Archiv der Landeshauptstadt Bregenz Mag. Thomas Klagian Bergmannstraße 6
MAGAZIN 4
A-6900 Bregenz
Ing. Carl Solhardt Die NSDAP wurde in Österreich am 19. Juni 1933 verboten. Die nunmehr illegalen Nationalsozialisten überzogen Österreich mit einer beispiellosen Terrorwelle (Böller- und Sprengstoffattentate). Vorarlberger Zentren des Terrors waren Dornbirn und Lustenau. Carl Solhardt war ein Nationalsozialist der ersten Stunde. Bereits 1933 (und wohl schon früher) fungierte er als Bregenzer Ortsgruppenleiter. Er war als Illegaler stadtbekannt. Am 10. November 1933 ereignete sich in Lochau ein schwerwiegender Vorfall. Nach einem Bölleranschlag auf das Haus des ehemaligen Landtagsabgeordneten und Gemeindevorstehers von Lochau Josef Rupp stießen die Heimdienst-Männer Wilhelm Klagian und Edwin King beim Bäumle auf einige Verdächtige. Nationalsozialisten, wie sich herausstellen sollte, die allerdings mit dem Anschlag nichts zu tun hatten, sondern einen vermeintlichen Denunzianten nach Deutschland zu entführen planten. Nach Wortwechsel und Handgemenge zog einer der Verdächtigen eine Pistole und schoß. Klagian wurde leicht, King tödlich verletzt. Ortsgruppenleiter Solhardt wurde wegen Mitschuld am Verbrechen des versuchten Menschraubes zu einem Jahr schweren Kerker verurteilt. (Mir ist nicht bekannt, ob Solhardt seine Strafe verbüßen mußte). Am 11. März 1938, am Tag des Einmarsches der deutschen Truppen, wurde Solhardt zum Bürgermeister der Landeshauptstadt Bregenz ernannt. Paul Pirker: Im Lande ist nur Herr Solhardt als Bürgermeister von Bregenz bekannt. Wir hatten aber zwei Bürgermeister, und das kam so: Im Frühjahr 1944 ging Solhardt zur militärischen Schulung in eine Ordensburg Norddeutschlands. Von dort zurückgekehrt hatte er wohl nach Ansicht seiner Vorgesetzten das Zeug in sich, zur passiven Verteidigung Deutschlands eingesetzt zu werden, und im August 1944 übernahm er die Verteidigungsanlagen Vorarlbergs und übergab Herrn von Schwerzenbach die Geschäfte der Stadt. Über Solhardts Wirken als Bürgermeister: Er kehrte auch ganz gut als neuer Besen. Über seinen Charakter: Bald wußte Solhardt alles besser, duldete keinen Widerspruch, wurde von allen Beamten des Rathauses darob belacht; seine Freunde nannten ihn den „Gewaltigen“, seine Feinde den „Narren“. Als er das Rathaus verließ, war man allgemein zufrieden. Daß er sich aber für die Verteidigung einsetzte, stets schwer bewaffnet in der Stadt umherflizte [sic!] und mit seiner Tätigkeit die Stadt einer offenkundigen und nutzlosen Gefahr aussetzte, das erregte viel Unwillen. Seine geistige Einstellung zur Verteidigung der Stadt ist umstritten: Zuerst ist er bereit, den Willen der Ratsversammlung dem Gauleiter mitzuteilen [Die Ratsherrenversammlung hatte unter dem Vorsitz Bürgermeisters von Schwerzenbach einstimmig beschlossen, daß Bregenz zur offenen Stadt erklärt werden solle. Solhardt wurde zu dieser Sitzung nicht eingeladen, da man fürchtete, er werde sich für die Verteidigung aussprechen], dann will er nicht die Schande erleben, daß „seine Stadt“ die weißen Fahnen hisse, endlich will er „auf den Trümmern der Stadt für Deutschland kämpfen“.