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Arlberg Classic Car Rally
Benjamin Seifert und Higi Hartmut mit ihrem Mercedes-Benz SSL aus dem Jahr 1929, ein 7,2 Liter Reihensechszylinder mit 250 PS.
FREUDE AN OLDTIMERN
Zahlreiche Freundschaften sind im Lauf der Jahre unter den Teilnehmern entstanden.
LECH: Die Freude an Oldtimern verbindet. Das wurde auch bei der diesjährigen Veranstaltung der Arlberg Classic Car Rally spürbar. „Die Teilnehmer waren durchwegs begeistert, es herrschte eine ausgezeichnete Stimmung“, freute sich Jule Segebrecht von Lech Zürs Tourismus. Insbesondere beim Begrüßungsabend auf der Rudalpe, beim REMUS Willkommensaperitif sowie beim Champagner-Empfang im Hotel Krone fand sich Gelegenheit für einen regen Austausch über alle Aspekte des OldtimerFahrens.


Jule Segebrecht (Lech Zürs Tourismus) und der langjährige Moderator der Veranstaltung Michael Hagemann. Thomas und
Angelika
Rhomberg.

Dieter Raml und Doris Berger sowie Andreas von Lochow waren begeistert und werden auch nächstes Jahr wiederkommen. Daniel Schäfer und Horst Fritz (Arlberg Express) mit einem Renault 4CV, Baujahr 1959.


Christian Jauk (Präsident SK Sturm Graz) und Walter Polz (Domaine Kilger Genusswelten).

Christoph Tratter und Andrea Ruckendorfer (beide Lech Zürs Tourismus).

Michael Nenning und Jürgen Wuster aus Deutschland waren ebenfalls begeisterte Teilnehmer der Rally.
DER GROSSE VERWEIGERER DER LITERATURGESCHICHTE
Elke Heidenreich widmet sich in ihrer Eröffnungsrede beim Literaricum Lech, das vom 14. bis 16. Juli stattfindet, dem Protagonisten Bartleby, dem Schreiber.
LECH: Beim diesjährigen Literaricum Lech steht der Roman von Herman Melville „Bartleby, der Schreiber“ ganz zentral. Bartleby ist der erste Antiheld der modernen Literaturgeschichte – eine kafkaeske Gestalt, bevor Kafka selbst sie erfunden hatte. Mit dem tieftraurigen, sanftmütigen Bartleby schuf Herman Melville eine Figur, die weltberühmt wurde und trotzdem bis heute Rätsel aufgibt. Die Eröffnungsrede beim diesjährigen Literaricum wird von Elke Heidenreich, Schriftstellerin, Literaturkritikerin, Moderatorin, Journalistin, Opern-Librettistin und Literaturvermittlerin, zur Aktualität der Figur des Bartleby gehalten.
Frau Heidenreich, Bartleby ist einer der interessantesten Charaktere der Literaturszene des 19. Jahrhunderts. Woraus resultiert die anhaltende Faszination für diesen Protagonisten?
Elke Heidenreich: Man muss sich schon trauen, zu allen Anmutungen zu sagen: „Ich möchte lieber nicht!“ Er traut sich, Bartleby verweigert sich komplett, aber letztlich verweigert er sich damit ganz und gar dem Leben selbst, und da wird die Sache dann schon wieder kritisch. Ab und zu Nein zu sagen ist vielleicht ganz gesund, aber immer – das führt ins Nichts.

Bartleby wurde durch seine Arbeitsverweigerung zu einem Schutzheiligen der Non-Konformisten. Sehen Sie ihn als tragischen Anti-Helden oder eher als unbeugsamen Amerikaner?
Elke Heidenreich: In einer Zeit, in der uns Impfverweigerer so zu schaffen machen, ist ein konsequenter Nein-Sager heikel. Ich sehe Bartleby aber gar nicht als Nonkonformisten, sondern als einen zutiefst einsamen, verstörten Menschen, der jeden Sinn in Tun und Leben verloren hat. Eher tragisch als unbeugsam also.
Würde man die Figur des Bartleby nach heutigen Kriterien der Psychiatrie beurteilen, wäre er wohl dem Autismus-Spektrum zuzuordnen. Können Sie beurteilen, aus welchen Gründen seine Verweigerungshaltung entstand?
Elke Heidenreich: Wir wissen, dass er, ehe er in diese Anwaltskanzlei kam, in einem Dead Letter Office arbeitete, also einer Sammelstelle für nicht zustellbare Briefe. Das muss etwas tief Verstörendes gehabt haben, es hat ihn wohl mit Hoffnungslosigkeit und Antriebslosigkeit infiziert. Er wird uns aber auch als bleich, stumm, mechanisch geschildert – eine psychische Störung liegt meiner Meinung nach eher vor als die Idee, er könnte ein störendes Rädchen im funktionierenden Getriebe sein wollen. Er kann nicht anders.
Der Roman ist zu Beginn der Industrialisierung situiert. Die Leblosigkeit am Arbeitsplatz von Bartleby entspricht auch den realen und gesellschaftlichen Mauern in dieser Zeit – was durch die unterschiedlichen Protagonisten auch jeweils verdeutlicht wird. Welcher Bezug kann zur aktuellen Situation im Arbeitsleben hergestellt werden?
Elke Heidenreich: Eine Verweigerungshaltung ab und zu kann vielleicht ganz guttun, um dem Einerlei zu entkommen. Das heißt, man muss nicht alles mitmachen, was einem angedient wird. Das ist aber eine feine Balance, die es einzuhalten gilt zwischen den Pflichten, einem gewissen Funktionieren, und doch der Selbsterhaltung und des eigenen Willens. Nicht ganz leicht.
Inwieweit finden Sie für sich persönlich in dem Roman „Bartleby, der Schreiber“ Berührungspunkte?
Elke Heidenreich: Mich macht zunehmend wütend, dass wir immerzu glücklich sein sollen – Tee soll uns froh machen, Kosmetik, Klamotten, sogar unser Haarshampoo. Der ganze Konsum ist auf Selbstoptimierung ausgelegt. Da tut es gut, mal zu sagen: Ich möchte lieber nicht, ich will jetzt einfach nur à la Loriot hier sitzen und mich gerade mal nicht optimieren! Verweigerung im Kleinen.