42
meine:zeit
11/2018
/ Publi-Reportage
Nahm im Gespräch mit der lie:zeit kein Blatt vor den Mund: Der Vorarlberger Weltklasse-Chirurg Dr. Christian Schenk. Fotos: Annabell Stübe
«Dr. Passion» oder: Mit Hingabe zur Exzellenz Alles, was er macht, macht er mit Leidenschaft und Hingabe. Mit «Passion», wie er selbst sagt. In der minimal-invasiven Chirurgie brachte es Dr. Christian Schenk damit zu weltweitem Renommee. Zum anstehenden 30-Jahr-Jubiläum seines Sanatoriums im vorarlbergerischen Schruns traf sich die «lie:zeit» mit dem Vollblutchirurgen zum passionierten Gespräch. Nachträglich alles Gute zum 65. Geburtstag, Herr Dr. Schenk. Freuen Sie sich auf den Ruhestand? Dr. Schenk (lacht): Davon kann keine Rede sein. Ich erfreue mich guter Kraft und Gesundheit, und ich gehe voll motiviert in unsere 30. Wintersaison. Noch immer ist es das Schönste für mich, wenn ich Menschen mit unserer Dienstleistung neue Lebensqualität schenken kann. Aber es ist schon so, dass sich meine Generation jetzt mehr und mehr zurückzieht. Und dass nicht immer freiwillig. Da gehen uns teilweise Topärzte mit viel Wissen und Erfahrung verloren. Es ist doch eine Schande, wenn beispielsweise ein plastischer Topchirurg, der in der Klinik die schwierigsten Rekonstruktionen verantwortet hat, wegen seines Alters dort nicht mehr arbeiten kann und dann – ohne die erforderliche Infrastruktur – in seiner Praxis nur
Selbstbestimmung ist Ihnen wichtig ... Ja, das war es immer. Selbstbestimmt arbeiten zu können, war auch der Grund, mich 1989 mit einem eigenen Sanatorium selbstständig zu machen. Ich wollte meine Ideen und Vorstellungen umsetzen und das kompromisslos. Das kann man nur auf eigene Verantwortung machen.
von isolierter Spezialisierung, Haftungsangst und Bürokratie sowie von ökonomischem Druck der medizinischen Industrie. Pharma-, Implantat- und Prothesenindustrie wollen verkaufen, da geht´s um Stückzahlen. Und die Versicherungen geben Tarife vor, was welche Operation kosten darf und was angebracht ist. Das regt mich auf, da werde ich auch mit 65 Jahren noch emotional. Es geht um den jeweiligen Menschen in seiner ganz spezifischen, individuellen Lebenssituation, und da bin ich ein Verfechter von Nachhaltigkeit sprich Reparatur möglichst nah am Original.
Würden Sie es wieder gleich machen? Keine Frage. Nur so konnte ich mich und unser Niveau entwickeln. Innerhalb des Systems herrscht doch immer mehr eine Absicherungsmedizin, geprägt
Also keine Prothesenchirurgie im Sanatorium Schenk? Unter meiner Leitung nicht, nein. Auch wenn damit natürlich Geld zu verdienen wäre. Gelenksprothesen werden meines Erachtens viel zu oft und viel zu früh eingesetzt.
mehr Liftings macht. Meine auch strukturelle Selbstständigkeit ermöglicht es mir, selbstbestimmt den Zeitpunkt meines Rückzugs zu gestalten, das ist schon sehr wertvoll.
Produkt- und Gewinnorientierung beeinflussen da sogar Diagnosen und Behandlungspläne; da werden Patienten oftmals zu Unrecht stigmatisiert. Ausserdem sprechen offizielle Studien mit 5 % von einer sehr hohen Infektionsrate. Abstossung und Abnutzung sind weitere Risiken. Nein, unser Job hier ist die wiederherstellende, minimal-invasive Chirurgie des Bewegungsapparates nach einem Unfall oder im Kontext einer degenerativen Erkrankung. Und wir tun alles dafür, dass wir diesen Job exzellent erledigen. Dabei setzen Sie und Ihr Team auf Hightech und überlassen nichts dem Zufall. Ja, als Hubschrauberpilot bin ich von der Luftfahrt geprägt. Wir setzen auf modernstes technisches Equipment, präzise Vorbereitung und Risikobeurteilung sowie klare Handlungsabläufe