lie:zeit Ausgabe 33

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sport:zeit

«Der Freistoss-Spray ist eine grosse Hilfe» Er stammt aus Altenrhein, wohnt aber seit längerem in Gams, arbeitet bei einem Liechtensteiner Unternehmen, und er ist der bekannteste aktuelle Fussball-Schiedsrichter in der Region: Die Rede ist von Nikolaj Hänni. Die lie:zeit hat sich mit dem 38-Jährigen unterhalten. Interview: Chrisi Kindle lie:zeit Herr Hänni, was war eigentlich ursprünglich Ihre Motivation, Fussball-Schiedsrichter zu werden? Nikolaj Hänni: Ich hab‘ früher mal bei den Junioren A des FC Staad gespielt und musste dort oft die Bank drücken. Dazu kam im 1994 ein relativ schwerer Autounfall, dabei zog ich mir schwere Beinverletzungen zu. Da war Fussball spielen für mich nicht mehr möglich, laufen hingegen schon. Die Sportart Fussball liebte ich nach wir vor, also habe ich mich dazu entschlossen, auf die Karte Schiedsrichter zu setzen. Seit 2011 sind Sie FIFA-Referee, haben schon über 100 Super League- und einige Europa League-Spiele geleitet, wäre der nächste Schritt Champions League und Länderspiele? Ich werde bald 39-jährig, da ist der internationale Zug für mich eigentlich schon so gut wie abgefahren. Heute setzt die UEFA auf junge Schiedsrichter. In der Schweiz haben wir mit Sandro Schärer ein aktuelles Beispiel, er ist jetzt mit 26 Jahren vor kurzem FIFA-Ref geworden. Für mich wird Super League das höchste der Gefühle bleiben, dazu vielleicht den einen oder andern Einsatz im Ausland. Seit der Rückrunde wird auch in der Super League der berühmte Freistoss-Spray eingesetzt, eine gute Sache? Er ist für uns eine sehr grosse Hilfe! Früher mussten wir uns darauf konzentrieren, wie sich die Mauer beim Freistoss verhält, das fällt jetzt weg. Wir haben nun mehr Zeit, auf andere

dass man schon ein wenig abgeschottet und nach dem Spiel geschützt ist. Meiner Meinung nach ist es heutzutage schwieriger, Spiele bei den Junioren C oder B zu leiten. Und wenn der «Blick» beispielsweise am Montag schreibt, «Schiedsrichter Hänni hatte Tomaten auf den Augen», so ist das für Sie bestimmt nicht witzig, wie gehen Sie damit um? Wenn ich weiss, dass ich am Wochenende kein gutes Match gemacht habe, dann sollte ich montags vielleicht gewisse Zeitungen nicht lesen. Wichtig für mich ist, was hat der Coach (Inspizient) sagt, von ihm erhalte ich konstruktive Kritik, aus welcher ich lernen kann.

Hat schon über 100 Super League-Spiele geleitet: Nikolayj Hänni.

Dinge zu achten, z.B. was passiert rund um die Mauer. Der Spray hat aber auch den einen oder anderen Nachteil. Es ist gewöhnungsbedürftig, sich mit diesem Spray zu bewegen. Und wenn ich einen Freistoss gepfiffen habe, dann muss ich mich mit dem Spray befassen, hab‘ eine Pfeife in der Hand, und womöglich noch eine gelbe Karte. Das ist aber reine Uebungssache. In der Halbzeit muss übrigens die Spraydose gewechselt werden. Überall wird auch die Torlinien-Technik diskutiert, in einigen Ländern ist sie schon eigeführt, wie sieht‘s diesbe-

züglich in der Schweiz aus? Das ist sicher eine Kostenfrage, das Gerät ist recht teuer. Solange die Finanzierung vom Verband nicht geklärt ist, dürfte das für uns noch nicht zum Thema werden. Aber als Schiedsrichter wäre ich selbstverständlich für die Torlinien-Technik. Schiedsrichter sind spezielle Typen, sich Woche für Woche böse Worte anhören zu müssen, ist nicht jedermanns Sache? Ich pfeife nun seit 1993 und hatte am Anfang meiner Karriere schon meine Probleme damit. Aber man gewöhnt sich daran. In der Super League ist es so,

Sie sind erst 38-jährig, wie lange wollen Sie das Amt des Unparteiischen noch ausüben? Den Schiedsrichter-Job darf ich auf internationaler Ebene bis zum Alter mit 45 Jahren ausüben. So lange mein Körper mitspielt und ich Freude daran haben, möchte ich das noch gerne weiterführen. Schön wäre es, wenn ich in den nächsten Jahren noch einen Schweizer Cupfinal bekommen könnte. Meisterschafts-Spiele des FC Vaduz dürfen Sie als Gamser nicht leiten, höchstens Cupoder Testpartien. Wird Vaduz den Klassenerhalt schaffen? Ich denke, dass der Abstiegskampf in dieser Saison offen wie schon lange nicht mehr ist. Ich werde mich aber hüten, eine Prognose abzugeben, wen es treffen wird.


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