golf #3

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Golfen à la

Chinoise

1996 holte Donghua Li in Atlanta für die Schweiz eine Goldmedaille im Pferdpauschen. Ob es irgendwann auch zu einer ebensolchen im Golfsport reichen wird, wollte der gebürtige Chinese im vergangenen Spätsommer auf dem Heidiland-Golfplatz in Bad Ragaz testen.

D

er Golfclub Heidiland ist genau der richtige Ort für Golfspielende, die den Sport lieben, aber sich noch zur Gilde der Anfänger zählen. So konnte es Donghua Li, der zwar schon lange ein Golfset besitzt, jedoch nur selten damit spielte, die 9-Loch-Runde so richtig geniessen. Zusammen mit seinem Freund und Berater Peter Blaser sowie Friedrich Hetzenecker, Direktor der Valartis Bank und ein Mitglied des RedaktionsTeams des Golf Magazins marschierte der Flight gut gelaunt und eifrig plaudernd über den Platz. Und auch wenn die Schläge nicht alle fernsehreif waren, die Gespräche waren es. Spitzensport oder Liebe

Was Donghua Li zu erzählen hat, ist

eine wirklich interessante Geschichte. Donghua Li wurde 1967 in Chengdu in der Volksrepublik China geboren. Im Alter von sieben Jahren beginnt er in einem Internat mit geregeltem Kunstturnen-Training. 1983 wird er in Peking in das Nationalkader aufgenommen. Trotz zwei lebensbedrohlichen Verletzungen holt er vier Jahre später den Chinesischen Meistertitel am Pauschenpferd. Ein Sturz vom Barren, bei dem er sich die Achillessehne riss, verhinderte dann jedoch seine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Seoul 1988. Doch das wäre wohl nicht das Ende seiner Karriere in China gewesen. Er begann am Pferdpauschen zu trainieren, der vor allem Einsatz in den Armen verlangt. Schlimmer für die chinesischen Sportfunktionäre wog die unstandesgemässe

Liebe des jungen Sportlers. In Peking hat er sich in eine Schweizerin verliebt und man gab ihm drei Tage Zeit zu entscheiden: Spitzensport oder Liebe! Weltmeister und Olympiasieger

Die Liebe siegte und kurz darauf heiratete Donghua Li die Schweizerin Esperanza Friedli und zog mit ihr in die Eidgenossenschaft. Fünf Jahre lang durfte er in der Schweiz zwar an Turnieren teilnehmen, das Verbandsreglement besagte jedoch, dass ein Sieger den Schweizer Pass benötigt, um anerkannt zu werden. Donghua Li trainierte unbeirrt weiter und arbeitete gleichzeitig tapfer als Hilfsarbeiter, um seine kleine Familie zu ernähren. 1994 wurde Donghua Li endlich eingebürgert und gewann noch im selben Jahr den Schweizer Meister-

Head Pro Mario Caligari vom Golfclub Bad Ragaz überreicht Donghua Li das Platzreife Diplom.

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