lie:zeit Ausgabe 96

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Üseri Worzla

06/2021

Für zwei Zigaretten ass er auch Maikäfer Theodor (Thedor) Marxer (1921 – 1968) war ein Maurer Unikum. In jungen Jahren wurde er von der Englischen Krankheit heimgesucht, an der er ein Leben lang zu leiden hatte. Thedor wurde nur 47 Jahre alt. Text: Herbert Oehri

Thedor war bis zu seinem 20. Lebensjahr ein strammer Jüngling. Doch wegen der furchtbaren Krankheit zerfiel sein Körper zusehends. Sein auffälligstes Merkund Wesensmerkmal: Er zitterte an Händen und Füssen und oft auch am ganzen Körper. Wir jungen Burschen wuchsen sozusagen mit und neben Thedor auf. Sein Vater, «Thedora-Gustav» Marxer, besass im Weiherring

das Haus Nr. 154 (heute Garage Wille) mit einer grossen Bündt. Wir waren Nachbarn. Da ereignete sich so manche Geschichte. Weil Thedor anders war als die anderen, wurde er von der Maurer Dorfjugend geneckt. Man sah ihn auch oft in der Nähe der Primarschule. Sein Elternhaus lag nur einen Steinwurf entfernt. Thedor war – einfach ausgedrückt – ein Maurer Dorforigi-

nal, einer, den jeder in Mauren kannte. Schon allein seine Sprache war «urkomisch». Er sprach langsam, zerhackt und stockend. Wir versprachen ihm dann und wann Zigaretten. Parisienne ohne Filter war seine Lieblingsmarke. Aber er rauchte auch anderes Zeug – Stumpen, Zigarren, Zigarillos. Einmal machte ich Thed-

or das Angebot, wenn er einen Maikäfer essen würde, bekäme er von mir zwei Parisiennes. Er schlug ein und zerkaute den Maikäfer.

Verfolgungsjagden Was er nicht gerne hörte, war der Ausspruch: «A Ringile und a Töpfle» oder «Geissafötla». Wir wissen gar nicht, wer ihm diese Schimpfnamen gegeben

Thedor Marxer (1921 – 1968) im Bild links neben dem VW-Käfer anlässlich des Liechtensteiner Feuerwehrtages am 5. August 1951 in der Gemeinde Mauren.


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