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Die sauberen Rauchfangkehrer

Moderne Schornsteinfeger entfernen mehr als nur Asche

Von Steffi Pretz

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Früher als Glücksbringer und „schwarzer Mann“ bekannt, hat sich der Beruf des Schornsteinfegers in der heutigen Zeit verändert. Davon erzählt Andreas Hampe, bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger in Nachterstedt. „Die Aufgabengebiete haben sich gewandelt, da die Art der Energiegewinnung und die verwendeten Ressourcen sich geändert haben“. Waren die „schwarzen Männer“ früher hauptsächlich damit beschäftigt, Schornsteine von Kohlefeuerstätten vom Ruß zu reinigen, entfällt diese Aufgabe immer mehr, da viele Gebäude mit Gasoder Ölheizungen ausgestattet sind, die weniger Ablagerungen verursachen. Darüber hinaus werden immer mehr erneuerbare Energien wie Wärmepumpen und Solarenergie genutzt, so dass die Dienstleistungen des Schornsteinfegers im herkömmlichen Bereich weniger benötigt werden. Deshalb wird sich das Berufsbild zukünftig ändern. Um diesen Beruf ausüben zu können, braucht es zunächst einmal eine fundierte Ausbildung. Alle sieben Jahre bewirbt sich ein Schornsteinfeger auf die staatliche Ausschreibung für einen Kehrbezirk, als bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger ist er dann für die Kunden dort als erste Instanz für diese Dienstleistung nicht verhandelbar. Darüber hinaus kann er in freier Tä- tigkeit seine Dienstleistungen als Schornsteinfegerbetrieb anbieten. Diese wären zum Beispiel das Reinigen von Schornsteinen und Feststofffeuerstätten, die Überprüfung und Reinigung von Lüftungsanlagen, die Wartung von Rauchwarnmeldern und die Erstellung von Energieausweisen, um nur einige zu nennen. Sehr wichtig für die Endverbraucher ist aber auch die neutrale Beratung im Heizungs- und Energiesektor, die das Schornsteinfegerhandwerk flächendeckend anbieten kann. Wie oft ein Schornstein gekehrt werden muss, hängt davon ab, wie viel die Feuerstätte betrieben wird. Wenn Schornsteine nicht gekehrt werden würden, können die Ablagerungen so massiv sein, dass die Funktionalität des Schornsteins eingeschränkt ist. Dann kann das Rauchgas nicht einwandfrei abgeführt werden und es kann zu Kohlenmonoxidvergiftungen führen. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass sich der Ruß entzündet und es können Brände entstehen. Die genaue Kehrhäufigkeit ist in der bundeseinheitlichen Kehr- und Überprüfungsverordnung geregelt. Das bedeutet, dass ein bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger im Normalfall die Kehrintervalle nicht eigenmächtig regeln kann. Die sauberen Schornsteinfeger sind weiterhin für die Überprüfung von Heizungsund Abgasanlagen verantwortlich, insbesondere von festsbrennstoffbetriebenen Anlagen wie Kohle, Pel- lets- oder Holzfeuerungen. Andreas Hampe und seine Kollegen überprüfen auch, ob die Abgase den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Schornsteinfegern in der heutigen Zeit haben im Hinblick auf die veränderte Energiegewinnung und Ressourcennutzung ihr Angebot erweitert und bieten Dienstleistungen wie Energieberatung und Wartung von erneuerbaren Energiesystemen an. Der Beruf bleibt auch in der heutigen Zeit wichtig, weil der Brandschutz, die Sicherheit in Gebäuden und der Klimaschutz nicht verhandelbar sind, egal welche Art der Energiegewinnung und Ressourcennutzung vorhanden ist. Noch immer werden vom Schornsteinfeger in Nachterstedt jährlich um die 700 Schornsteine gekehrt.

Wohnen mit Wärme hat sich auf Grund der Energiekrise und des Klimawandels geändert. Die Zeiten, in denen es auf jedem Quadratmeter eines großen Hauses kuschlig warm war, sind vorbei. Der Spagat zwischen umweltbewusstem Heizen und Wohnqualität, zu der in jedem Fall auch Wärme gehört, kann nach Meinung von Andreas Hampe nur über ein verändertes Bewusstsein fürs Heizen gelingen. Örtlich fokussierte Wärme in einem Haus oder einer Wohnung mache Sinn, Sparen um jeden Preis und Ausharren in den eigenen vier Wänden im mehrlagigen Thermolook bei Temperaturen, welche unsere physische und auch psychische Gesundheit angreifen, dagegen nicht. Das visionäre Ziel, 2025/26 ohne Gas- und Ölheizungen auszukommen, sei unrealistisch. Nicht zuletzt auf Grund der hohen Investitionskosten, die an eine Umstellung der Heizanlagen gekoppelt sind. Bei einem Einfamilienhaus reden wir hier schnell mal über 25.000 bis 50.000 Euro. Bei der Nutzung der eigens erzeugten Energie erhöhen sich die Kosten dementsprechend erheblich. Solche Summen sind mit der derzeitigen Inflationsrate bei den allermeisten Bürgern nicht aufbringbar. Es sei Aufgabe des Staates hier regulierend einzugreifen, die Menschen zu sehen und mit realistischen Maßnahmen zu helfen. Anderenfalls seien Probleme vorprogrammiert, ähnlich von explosionsartigen Entzündungen bei vernachlässigten Schornsteinen.

Von Steffi Pretz

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