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DIE MAGIE DER TRANSFORMATION

Wie sollen Unternehmen auf die Herausforderungen der Digitalen Welt reagieren? ■ Innovationsranking: Westfalens Beste Wer sind die innovativsten Unternehmen?

■ Digitalisierung am Bau Warum mit BIM das Bauen wieder Spaß macht © Andriy Popov / ymgerman / 123rf.com


Die markt & wirtschaft Premium-PartnerSchaft Werden Sie Premium-Partner und profitieren Sie von exklusiven Leistungen und Präsentationsmöglichkeiten. Diese Kunden haben sich bereits von den Vorzügen einer markt & wirtschaft Premium-Partnerschaft überzeugt:

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Ausblick Unternehmen mit digitalen Angeboten zählen zu den Marktführern von morgen. Die Weiterentwicklung ihres Kerngeschäfts und die Suche nach digitalen Möglichkeiten zählen zu den wichtigen Treibern für Innovationen. Hierzu zählt auch die zukunftsweisende Technologie Augmented Reality. Von Chefredakteurin Christiane Peters Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass der Einsatz neuer Technologien und der Umgang mit großen Datenmengen für eine Vielzahl von Unternehmen über Fortschritt oder Stagnation entscheiden. Zu den technischen Innovationen zählt auch Augmented Reality (AR), eine computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Diese neue Form der Mensch-Computer-Interaktion schlägt die Brücke zwischen der realen und der virtuellen Welt und kann so auf Informationen zu Orten, Personen, Produkten, etc. in einer völlig neuen Art zugreifen. Auch markt & wirtschaft beschäftigt sich mit diesen neuen Kommunikationsmöglichkeiten. In Kooperation mit der Internetagentur Neuland Medien möchten wir Ihnen den Nutzen und Mehrwert von Augmented Reality in markt & wirtschaft vorstellen. Davon werden z.B. Anzeigen und redaktionelle

Beiträge profitieren, die durch die so geschaffene Interaktivität wertvolle Zusatzinformationen und weitere detailliertere Einblicke ermöglichen. All diejenigen, die sich schon vorab über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von AR und die damit verbundenen Kommunikationsvorteile informieren möchten, können sich bereits auf dieser Seite einen ersten Eindruck verschaffen. Mit der Raumtänzer App ist es ganz weinfach. Anzeigen oder Beiträge, die mit der AR-Technologie ausgestattet sind, erkennen Sie an diesem Zeichen:

Wie Sie dabei vorgehen müssen, lesen Sie weiter unten. Eine detaillierte Anleitung finden Sie außerdem unter: www.mawi-westfalen.de/service/download/

Auf zu neuen Dimensionen! Gemeinsam mit Neuland-Medien bieten wir zukünftig die Möglichkeit, Anzeigen und redaktionelle Inhalte mithilfe der AUGMENTED REALITY (AR) um virtuelle Informationen zu erweitern und zu erleben. Überall, wo Sie im Heft dieses Icon finden, sind für Sie zusätzliche, digitale Informationen hinterlegt, die Sie interaktiv erfahren können. Gehen Sie dafür wie folgt vor: 1 Laden Sie sich die kostenlose App Raumtänzer im App-Store oder Google-Play-Store herunter. Das einmalige Laden der Grunddaten kann etwas Zeit in Anspruch nehmen. Bitte haben Sie beim ersten Gebrauch etwas Geduld. Über den untenstehenden QR-Code gelangen Sie direkt zur App.

2 Öffnen Sie dann die Raumtänzer-App und scannen Sie die Anzeige bzw. die komplette Magazin-Seite mit Ihrem Smartphone oder Tablet. Die zusätzlichen Informationen werden Ihnen automatisch angezeigt.

QR-Code scannen und direkt zur App gelangen! markt & wirtschaft 3 / 2017

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INHALT 3 Ausblick 4 Inhalt ■

6 Wissenswert 6 Universität Paderborn: Erforschung additiver Fertigungsverfahren 7 Forschungs- und Kompetenzzentrum: Hilfe auf dem Weg in die Digitalisierung 8 Kolumne: Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts ... wenn man sie richtig nutzt 9 Fachkräftepotenzial Frauen: Besser kommunizieren

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Digitale Transformation Aufholbedarf Deutschlands Unternehmen investieren immer mehr in Forschung und Entwicklung. Doch beim digitalen Wandel lahmt der Innovationsgeist. Bedroht der Rückstand langfristig erarbeitete deutsche Wettbewerbs- und Spezialisierungsvorteile?

mawi-Innovationsranking

WESTFALENS BESTE 2016 Sie gehören zu den innovativsten Unternehmen, Kreisen und Städten in Westfalen. Das exklusive mawi­ Innovationsranking 2016 zeigt, wer sich diesmal zu „Westfalens Besten“ zählen darf.

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Zukunftsorientierte Unternehmensgestaltung

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Die Magie der Transformation – Wie sollen Unternehmen auf die Herausforderungen der digitalen Welt reagieren ? Innovation und Digitalisierung – Woraus besteht der Nährboden für das Neue? Interview – „Die Unternehmen müssen die Prinzipien der Digitalisierung verstehen“ Interview: „Neue Services müssen exakt auf die Bedarfe des Kunden ausgerichtet sein“ Kostenlose Innovationsmanagementberatung: Effizienz und Klarheit durch Mut zur Veränderung Patente und Schutzrechte: Vorsprung durch Sicherung mawi-Innovationsranking: Westfalens Beste 2016 Platz 1: Miele & Cie. KG: „Ausgetretene Pfade verlassen und den Kompass im Blick behalten“ Platz zwei: Phoenix Contact GmbH & Co. KG: „Bereitschaft zur ständigen Erneuerung“

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Industriebau „Mit BIM macht Bauen wieder Spaß“ Die Digitalisierung am Bau lässt sich nicht aufhalten. Welche Chancen bietet das digitale Planen und Bauen, wo liegen die aktuellen Herausforderungen und wie werden wir in fünf Jahren bauen?

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Forschung und Digitalisierung

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IT und Digitalisierung Cloud-Dienste: Voll im Trend BREKOM: Cloud-Lösungen für den Mittelstand 2. Online Marketing Konferenz Bielefeld: Kompaktes Wissen Augmented Reality: Neue Einblicke

Industrie- und Gewerbebau Interview zum digitalen Bauen – „Mit BIM macht Bauen wieder Spaß“ Design & Build – Mehr Partnerschaft Gewerbebau – Natürlich mit Holz ecopark an der Hansalinie A1 – Ideales Umfeld für gute Arbeit Interview – „Die Beschaffung von Vermarktungsobjekten wird immer schwieriger“ Raumbegrünung – Grün motiviert Gebäudesicherheit: Die Prävention kommt immer noch zu kurz Innenausbau – Feel good


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Personal und Arbeit

Personalrekrutierung

Personalmanagement: Wie digitale Tools die Arbeit erleichtern Personalrekrutierung: Auf der Suche nach dem „Best Match“ Stiftung Studienfonds OWL: Junge Talente kennenlernen Kolumne: Wo und wie rekrutieren eigentlich Medienunternehmen ihr Personal?

Vielfalt statt Einfalt Die Rekrutierung von Mitarbeitern ist zeitaufwendig und nicht selten kostenintensiv. Wie sichern regionale Unternehmen ihren Bedarf an Fachkräften und welche Wege beschreiten sie dabei?

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Kapitalanlage und Vermögensaufbau Kapitalanlage: Investieren mit Kopf Intelligent investieren – Risiko minimieren: Das persönliche Risikoprofil bestimmen Kapitalanalge: Intuition ist kein guter Berater Interview: „Geldanlage lohnt sich auch in der Niedrigzinsphase“

Unternehmen und Märkte Partner-Treffen WIRTSCHAFT LIVE: Austauschen und voneinander profitieren NETGO Unternehmensgruppe : Wachstum in allen Bereichen Neuer Kooperationspartner: Westfalium – Starke Regionalkompetenz Impressum / Vorschau / Bildnachweise

Audioproduktionen von ams

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Kapitalanlage und Vermögensaufbau Investieren mit Kopf Obwohl die Entwicklung auf den Aktienmärkten in den vergangenen Jahren sehr gut verlaufen ist, haben viele Deutsche weiterhin negative Einstellungen zur Aktienanlage. Welche Bedeutung spielen Aktien und Co. für den Vermögensaufbau? Warum hilft der Verstand meist mehr als das Bauchgefühl?

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■ Forschung und Digitalisierung

Wissenswert Transfermaßnahmen der Universität Paderborn Die Universität Paderborn ist eine von insgesamt zehn Hochschulen, die an dem gemeinsamen Transfer-Audit von Stifterverband und Wissenschaftsministerium NRW teilnimmt. Ziel ist es, Hochschulen dabei zu unterstützen, Kooperationen mit Partnern aus Wirtschaft und Gesellschaft noch effizienter zu nutzen und weiter zu stärken. „Die gute Vernetzung mit der Wirtschaft in der Region und bundesweit ist entscheidend für das Profil der Universität Paderborn. Hier arbeiten Unternehmen und zukunftsweisende Spitzenforschung schon jetzt Hand in Hand. Diese erfolgreiche Kombination von Wirtschaft und Wissenschaft prägt den Standort nachhaltig“, so Prof. Dr. Rüdiger Kabst, Vizepräsident für Technologietransfer und Marketing. Erforschung der Digitalisierung Das jetzt an den Start gegangene „Center for Advanced Internet Studies" (CAIS), wissenschaftliches Zentrum zur Erforschung der Digitalisierung, wird von einem Konsortium aus den Universitäten Münster, Bochum, Düsseldorf und Bonn sowie dem Grimme-Institut Marl geführt. Es bietet eine einzigartige Plattform, auf der sich Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Bürger zum Thema Internet austauschen können. Auf der Forschungsagenda des Zentrums steht die Frage, wie sich die Digitalisierung auf verschiedene Bereiche auswirkt: Politik und Zivilgesellschaft, Staat und Verwaltung, Wirtschaft und Arbeit sowie Bildung und Sicherheit. Übergreifende Fragestellungen beschäftigen sich damit, wie man eine digitale Werteordnung entwickeln, die digitale Souveränität sichern und digitale Kompetenzen vermitteln kann. Mit additiver Fertigung Kosten sparen Neue additive Fertigungsverfahren mit etablierten Technologien in der Herstellung kombinieren, darauf zielt das nun gestartete Forschungsprojekt KitkAdd an der Universität Paderborn ab. Dabei forschen die Paderborner Wissenschaftler gemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Siemens AG sowie mit fünf Unternehmen. Die additive Fertigung, auch als 3D-Druck bekannt, ermöglicht die Herstellung komplexer Bauteile, die bislang technisch nicht umsetzbar waren: wie beispielsweise bionische Gitterstrukturen in Zahnrädern, die diese leichter und leiser machen. Aufgrund der noch hohen Kosten und der mangelnden Prozessfähigkeit werden diese Fertigungsverfahren aktuell nur selten in der Serienproduktion angewandt. Mit KitkAdd wollen die Paderborner Forscher das nun ändern: Die Kombination des 3D-Drucks mit etablierten Fertigungsverfahren, wie zum Beispiel der Zerspanung oder dem Spritzgießen, soll künftig die Herstellungskosten senken. „Dabei werden wir zunächst Bauteile von beteiligten Unternehmen analysieren, wie ein Zahnrad, eine Turbinenschaufel für Gasturbinen oder ein Hydraulikblock für Arbeitsmaschinen“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Detmar Zimmer, Lehrstuhl für Konstruktions- und Antriebstechnik. Die Erkenntnisse werden anschließend in Fabrikkonzepte für die additive Fertigung in Großserie einfließen. Produkte können damit künftig so gestaltet werden, dass ein deutlich höherer Produktnutzen bei günstigeren Kosten erzielt wird. n

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Universität Paderborn

Erforschung additiver Fertigungsverfahren

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it „OptiAMix“ ist jetzt an der Universität Paderborn ein neues Forschungs- und Entwicklungsprojekt zur additiven Fertigung an den Start gegangen. Ziel ist es, Anwender beim Design und der additiven Fertigung von Produkten zu unterstützen. Derartige Verfahren kommen u.a. in der Automobilbranche, beim Maschinen- und Anlagenbau sowie in der Lebensmitteltechnik zum Einsatz. „Bei OptiAMix arbeiten verschiedene Industrieunternehmen und Universität Hand in Hand“, erklärt Projektkoordinator Prof. Dr.-Ing. Rainer Koch vom C.I.K. (Computeranwendung und Integration in Konstruktion und Planung) der Universität Paderborn. Krause DiMaTec, Dienstleister im Bereich der additiven Fertigung, leitet das Vorhaben, weitere beteiligte Partner sind EDAG Engineering, Hirschvogel Umformtechnik, Intes und WP Kemper. Von der Universität beteiligte Lehrstühle sind neben dem C.I.K vor allem Konstruktions- und Antriebstechnik (KAt), Leichtbau im Automobil (LiA) und das Heinz Nixdorf Institut mit dem Fachgebiet Produktentstehung (HNI-PE). Die Lehrstühle wirken gemeinsam über das DMRC (Direct Manufacturing Research Center) der Universität Paderborn am Projekt mit.

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Neues Projekt: Prof. Dr.-Ing. Rainer Koch, Prof. Dr. Birgit Riegraf, Stefan Scherr und Rinje Brandis, beide Krause DiMaTec Foto: Universität Paderborn

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„Bei dem Vorhaben geht es darum, Lösungen zur mehrzieloptimierten und durchgängig automatisierten Bauteilentwicklung für die additive Fertigung zu entwickeln“, erklärt Koch. „So können geringe Kosten und Konstruktionszeiten für Produkte erzielt werden, die die Vorteile der additiven Fertigung optimal ausnutzen und ein hohes Maß an Datensicherheit gewährleisten“, so der Wissenschaftler weiter. Daher werde ein neues Softwarewerkzeug zur fertigungs-, nachbearbeitungs- und kostengerechten Gestaltung von Bauteilen entwickelt. OptiAMix wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und läuft zunächst bis Dezember 2019. n


■ Forschung und Digitalisierung

Forschungs- und Kompetenzzentrum

Hilfe auf dem Weg in die Digitalisierung

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as Projekt der Fachhochschule Bielefeld„Aufbau einer Forschungsinfrastruktur – das Center for Applied Data Science Gütersloh (CfADS)“ hat gute Chancen auf eine finanzielle Förderung durch die Förderinitiative „Forschungsinfrastruktur NRW“ mit einem Fördervolumen von 60 Millionen Euro. Vorausgegangen war ein Antrag des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und Mathematik (IuM) der FH Bielefeld. Die 18 besten Bewerbungen wurden jetzt zur Förderung empfohlen.

» Dr. Nicole Giard, Prof. Dr. Lothar Budde, Prof. Dr. Pascal

Reusch, Prof. Dr. Wolfram Schenk und Prof. Dr. Martin Kohlhase, Fachbereich IuM. (v. l.) Foto: Fachbereich IuM « Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, Präsidentin der FH Bielefeld, zeigt sich erfreut: „Wir sind nun aufgefordert, den formellen Antrag zu stellen. Unser Konzept ist stimmig. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir die Forschungsgelder in Höhe von rund einer Million Euro bekommen werden.“ Das CfADS ist eine geplante Forschungseinrichtung der FH Bielefeld innerhalb des Fachbereichs IuM, die ihren Schwerpunkt am Studienort Gütersloh haben wird und den dortigen Ausbau der Lehre durch einen dazu passenden Ausbau der Forschungsaktivitäten ergänzt. Im Mittelpunkt sollen innovative Forschungs- und Entwicklungsprojekte in der Datenerfassung, Datenaufbereitung und Datenanalyse stehen. Ziel: die Digitalisierung und Optimierung von Arbeits- und Geschäftsprozessen. Das CfADS soll, so sieht es IuM-Dekan Prof. Dr. Lothar Budde, „als Forschungs-, Kompetenz- und Dienstleistungszentrum in Gütersloh eine der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands beim Weg in die Digitalisierung unterstützen, speziell was die Einführung und Nutzung von neuen Technologien aus den Gebieten Data Science, Data Analytics und Cloudbasierte Optimierung betrifft“. Ziel ist es, maßgeschneiderte datengetriebene Dienstleistungen und Geschäftsmodelle zu entwickeln, die auf der Anwendung von Internettechnologien zur Kommunikation zwischen Menschen, Maschinen und Produkten beruhen. Durch die aktive Unterstützung des CfADS soll für kleine und mittelständische Unternehmen die Eintrittsschwelle zu den digitalen Herausforderungen industrieller Fertigung reduziert und die dauerhafte Wettbewerbsfähigkeit sichergestellt werden. n

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■ Forschung und Digitalisierung

Kolumne

Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts ... wenn man sie richtig nutzt

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ie Digitalisierung ist in aller Munde und mit ihr auch der Umgang mit Daten und Informationen sowie den daraus resultierenden Möglichkeiten. Insbesondere Dienstleistungen bestehen ja heute häufig in erster Linie aus der Zurverfügungstellung passender Informationen. Unser Startup IT-Talents vermarktet beispielsweise auf » Jan Philipp Platenius « den ersten Blick IT-Arbeitgeber bei Studierenden, ähnlich wie Messen, Anzeigen oder Plakate – aber eigentlich besteht der große Vorteil der Plattform für unsere Kunden darin, dass sie informiert werden, wenn in drei, sechs oder zwölf Monaten passende IT-Talente auf den Arbeitsmarkt kommen und sie diese entsprechend vor Wettbewerbern ansprechen können. Dennoch ist es gefühlt für viele Menschen unabhängig von ihrer Berufserfahrung noch ungewohnt, alle relevanten Daten sinnvoll zu

nutzen, in Zusammenhänge zu setzen oder sie überhaupt erst zu erheben. Weniger datengetriebene Argumentationen erkennt man häufig an Formulierungen wie „ich finde“, „ich glaube“ und „natürlich“. Wir hatten in unserem Unternehmen in der Vergangenheit in einzelnen Bereichen viel Aufwand, der sich zu 75 Prozent als unnötig erwies, weil einige Dinge für „natürlich“ gehalten wurden, sich nach einer Datenerhebung aber als ganz anders darstellten. Mittlerweile präsentiert bei uns jedes Team regelmäßig den Kolleginnen und Kollegen seine Daten und daraus resultierende Überlegungen. Im Anschluss entstehen häufig Diskussionen, auf welche Daten sich das Team fokussieren sollte, wie die Daten zu interpretieren sind oder was ggf. noch gemessen werden sollte. Und tatsächlich, durch die regelmäßige Beschäftigung aller Beteiligten mit den Daten sowie die Rückfragen und das Feedback der Kollegen konnten wir schon einige Mythen ausräumen. Und das Wort „natürlich“ aus dem Wortschatz verbannen. Autor Jan Philipp Platenius ist Geschäftsführer von Talents´ Friends. n n Weitere Informationen: www.talentsfriends.de

Wissenschafts- und Industrieforum

Intelligente technische Systeme

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ntelligente Maschinen, vernetzte Produktionsanlagen, Assistenzsysteme und Smart Services: Der 2. Fachkongress „Industrie 4.0 in der Praxis“ am 11. und 12. Mai in Paderborn gibt einen Überblick über Ergebnisse aus Forschungsinitiativen in Deutschland. Unter dem Motto „Von guten Beispielen lernen“ präsentieren Experten aus der Industrie Lösungen für die Produktion von morgen. Veranstalter ist der Spitzencluster it's OWL gemeinsam mit weiteren Partnern. „Der Weg zur digital vernetzten Produktion ist noch mit vielen Herausforderungen verbunden. In den Programmen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) wurden bzw. werden über 100 Projekte umgesetzt, in denen Unternehmen gemeinsam mit Forschungseinrichtungen Lösungen für die Produktion von morgen erarbeiten. In unserem Kongress werden die beteiligten Unternehmen Ergebnisse präsentieren – aus der Praxis, für die Praxis. Dadurch bieten wir ein einzigartiges Forum in Deutschland“, sagt Prof. Dr.-Ing. Roman Dumitrescu, Geschäftsführer it's OWL Clustermanagement GmbH und Direktor Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik IEM.

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Themenbereiche sind beispielsweise intelliAls Keynote-Speaker präsentieren Thomas gente Maschinen und vernetzte Anlagen, Böck, Geschäftsführer Claas, und Thomas Hemodulare Antriebstechnik und energieeffigenborg, CEO Fastems Group, Schweden, ziente Produktionslogistik, der Einsatz von Strategien und Anwendungsbeispiele, wie Augmented Reality und Datenbrillen in der ihre Unternehmen die Potenziale der DigitaliProduktion sowie neue Geschäftsmodelle. sierung für Produktion, Produkte und ServiBeispielhafte Anwendungen präsentieren ces nutzen. Prof. Dr.-Ing. Thomas Bauernhansl u.a. Atos, Beckhoff, DMG Mori, GEA, Lenze, vom Fraunhofer IPA und Prof. Dr. Dennis KunKEB, Siemens und Wago. disch, Universität Paderborn, geben einen n Überblick über neue Ansätze aus der Forschung und Empfehlungen für die Zusamn Weitere Informationen: menarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft. www.wissenschaft-und-industrieforum.de Einen Einblick in die Praxis vermitteln die beteiligten Unternehmen aus den Projekten der Forschungsinitiativen Industrie 4.0 - Forschung auf den betrieblichen Hallenboden (BMBF), Smart Service Welt und Autonomik für Industrie 4.0 (BMWi) sowie Spitzencluster it's OWL – Intelli» Das Themenspektrum des parallelen Wissenschaftsforums reicht von Technologien über Entwicklungsmethoden, Industrial Data Science und gente Technische Mensch-Maschine-Interaktion bis hin zu Einführungsstrategien und Systeme OstWestfaGeschäftsmodellen. Foto: Fraunhofer IEM « lenLippe.


■ Forschung und Digitalisierung

Fachkräftepotenzial Frauen

Besser kommunizieren

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elche Wünsche haben Frauen an Unternehmen und Arbeitgeber? Welche Bedürfnisse haben sie an einen Wohnort und Lebensmittelpunkt? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt einer Studie der Fachhochschule Südwestfalen am Standort Meschede, die im Auftrag von Südwestfalen Agentur GmbH, Sauerland Initiativ e.V. und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hochsauerlandkreis mbH knapp 4000 Frauen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren befragt hat. „Südwestfalen bietet nicht nur viel Grün, sondern auch eine starke Wirtschaft“, erklärt Prof. Dr. Anne Jacobi von der FH Südwestfalen die Ausgangslage. Dabei gehe es nicht nur darum, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen für die Region zu begeistern, sondern auch Frauen als potenzielle Fachkräfte für die Besetzung von Stellen in den heimischen Unternehmen im Blick zu haben. „Es ist daher von großer Bedeutung zu ermitteln, welche Ansprüche und Bedürfnisse sie an einen Arbeitgeber, aber auch an eine Region stellen, in der sie leben und arbeiten wollen“, sagt die Wissenschaftlerin. Aber was macht eine Region attraktiv? Was sorgt für hohe Lebensqualität? Was veranlasst Frauen, in eine Region (zurück) zu ziehen? Die ausreichende medizinische Versorgung steht bei den Qualitätskriterien an erster Stelle – aber nur gut 83 Prozent zeigten sich mit der aktuellen Situation sehr zufrieden und zufrieden. Welche Bedeutung die Ergebnisse der Studie mit Blick auf die Personalpolitik der Unternehmen haben, macht Karin Schulze, Vorstandsmitglied des Sauerland Initiativ e.V., deutlich: „Die Zahlen für Südwestfalen, Sauerland sowie den Hochsauerlandkreis und den Kreis Soest unterscheiden sich nicht signifikant. Sie machen aber sehr deutlich, wie wichtig für Unternehmen sein kann, passgenaue Angebote und attraktive, individuelle Modelle für die Mitarbeiterinnen zu entwickeln.“ Zwar zeigten sich knapp 78 Prozent der Befragten mit ihrer Erwerbssituation zufrieden. 12,4 Prozent würden allerdings gerne mehr und 9,8 Prozent weniger arbeiten. Hubertus Winterberg, Geschäftsführer der Südwestfalen Agentur GmbH, sieht die Ergebnisse als Ansporn für weitere Aktivitäten: „Wir müssen die besonderen Bedürfnisse und Anforderungen von Frauen als potenzielle Fachkräfte nicht nur berücksichtigen, sondern auch verinnerlichen und entsprechende Strukturen entwickeln.“ Auch mit Blick auf das südwestfälische Regionalmarketing seien die Resultate der Studie die Bestätigung, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen: „Wir haben attraktive Arbeitgeber, gute Karrierechancen und hervorragende Lebensbedingungen – wir müssen sie aber auch deutlich und über die Region hinaus kommunizieren“, so Winterberg. n

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© Andriy Popov / ymgerman / 123rf.com

■ Zukunftsorientierte Unternehmensgestaltung

DIE MAGIE DER TRANSFORMATION Wie sollen Unternehmen auf die Herausforderungen der Digitalen Welt reagieren?

Deutschlands Unternehmen investieren immer mehr in Forschung und Entwicklung. Die Ausgaben seien auf ein Rekordniveau geklettert, stellte erst kürzlich die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) in ihrem Jahresgutachten fest. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Denn auf den digitalen Wandel habe sich Deutschland bislang nur unzureichend vorbereitet. Hier lahme der Innovationsgeist. Die digitale Transformation bedrohe „langfristig erarbeitete deutsche Wettbewerbs- und Spezialisierungsvorteile".

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eutsche Unternehmen haben an Innovationskraft verloren und sind im Wettbewerb um die besten Ideen hinter die USA und Asien zurückgefallen, das belegt die aktuelle Studie „The Most Innovative Companies 2016“. Spitzenreiter in der Liste der 50 innovativsten Unternehmen sind – wie schon im Ranking des Vorjahres – der Technologiekonzern Apple (Platz 1), Suchmaschinenbetreiber Google (Platz 2) und Autohersteller Tesla Motors (Platz 3). Deutsche Unternehmen sind in den Top Ten nicht mehr vertreten. „Das Ergebnis sollte ein Weckruf für deutsche Unternehmen sein", sagt Carsten Kratz, Deutschlandchef

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der Boston Consulting Group (BCG). „Viele von ihnen sind zwar nach wie vor innovativ, werden im globalen Wettbewerb aber nicht unbedingt als innovativ wahrgenommen. Das ist gefährlich, frühes Gegensteuern wichtig." Innovation sei mehr als Produktweiterentwicklungen durch klassisches Ingenieurwissen, für das deutsche Unternehmen bekannt seien. Innovation müsse facettenreich sein und Dienstleistungen, Kundenschnittstellen und Kooperationen mit einbeziehen. „Facettenreiche Innovation entscheidet darüber, wer im globalen Wettbewerb als fortschrittlich angesehen wird", unterstreicht Kratz. Zugleich zählen in den

meisten Branchen inzwischen Unternehmen mit digitalen Angeboten zu den Innovationsführern: Airbnb, Netflix, Uber oder Facebook. Produzierende Unternehmen sind wiederum dann besonders innovativ, wenn sie ihr Profil entsprechend erweitern: „Etablierte Industriefirmen, die langfristig auf dem Markt mitspielen wollen, denken über die Weiterentwicklung ihres Kerngeschäfts hinaus und suchen nach digitalen Angeboten", erläutert Carsten Kratz. Auf nachhaltigen Erfolg durch Digitalisierung setzt die Region seit langem mit verschiedenen Projekten. Allen voran das Tech-


■ Zukunftsorientierte Unternehmensgestaltung

nologie-Netzwerk Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe (it's OWL). Hier haben sich 180 Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen zusammengeschlossen, um gemeinsam den Innovationssprung von der Mechatronik zu intelligenten technischen Systemen zu gestalten und zum globalen Technologieführer für Intelligente Technische Systeme zu werden. „Wir unterstützen genau dort, wo wir bereits gut sind, um noch besser zu werden. Wenn viele Unternehmen kooperieren, dann wird am Ende jeder besser und innovativer sein“, beschreibt Günter Korder, Geschäftsführer der it’s OWL Clustermanagement GmbH, in seinem Vortrag über „Nachhaltigen Erfolg für die Region durch Digitalisierung“ bei einer Veranstaltung der Wirtschaftsjunioren Paderborn + Höxter. Projekte zu realisieren, die bereits in kurzer Zeit Erfolg bringen, seien dabei von besonderer Bedeutung für den Mittelstand. Darum fördere das Cluster auch Themen, die relativ kurzfristig am Markt relevant sein können, wie zum Beispiel Fragen rund um die Energieeffizienz, die Vernetzung von Maschinen im Kontext Industrie 4.0. „Wir brauchen die Ideen der jungen Wilden“ Die Ziele für die nächsten Jahre sind hoch gesteckt: „Wir brauchen die Ideen der jungen Wilden. Darum ist eines unserer Ziele, weitere 50 Unternehmensgründungen zu ermöglichen, in denen 1000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Dabei geht es in-

haltlich um den Ausbau der Technologieführerschaft, zum Beispiel im Bereich der autonomen Systeme, der dynamisch vernetzten Systeme, aber auch um sozio-technische Systeme, die sich flexibel an die Bedürfnisse des Anwenders anpassen“, so Günter Korder.

» Frauen können die Sicht auf

die Digitalisierung durch eine zusätzliche, weibliche Perspektive ergänzen.

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Zwei aktuelle Forschungsprojekte an der Bielefelder Fachhochschule nutzen die guten Rahmenbedingungen, wie die Vernetzung der Unternehmen, um auf dem Weg in die Digitalisierung Unterstützung zu bieten. Neben den sogenannten „Digital Starters“ sollen auch die „Digital Champions“ vom Know-how der Wissenschaft profitieren. „Unser Ziel ist es, den Unternehmen fundierte Handlungsempfehlungen zur Qualifizierung der Beschäftigten sowie für die notwendigen institutionellen Voraussetzungen zu geben“, beschreibt FH-Professorin Dr. Swetlana Franken die Motivation für ihr Projekt „Fit für die Industrie 4.0“. Speziell an die Zielgruppe Frauen in technischen Berufen richtet sich ein zweites Forschungsprojekt der FH unter dem Namen „Women Ressource 4.0“. „Frauen können die Sicht auf die Digitalisierung durch eine zu-

sätzliche, weibliche Perspektive ergänzen. Außerdem spitzt sich der Fachkräftemangel weiter zu. Da sind Frauen und besonders Migrantinnen mit technischen Abschlüssen ein wertvolles Potenzial für den Arbeitsmarkt“, so die FH-Professorin. Stand der Digitalisierung im Mittelstand zu gering Dass Anstrengungen auf diesem Gebiet dringend notwendig sind, zeigt der gerade von der Fachhochschule des Mittelstands vorgestellte Digitalisierungsindex für KMU in Nordrhein-Westfalen. Hier wird der Stand der Digitalisierung im Mittelstand insgesamt als zu gering beschrieben. Insbesondere im Unternehmensbereich „Wertschöpfung“, aber auch im Management, Innovation und Human Resources seien Unternehmen bis 250 Mitarbeiter deutlich weniger digitalisiert als größere Unternehmen. „Neue Technologien, wie beispielsweise Barcodes, RFID-Chips oder Sensoren, um Warenflüsse autonom zu steuern, werden vom Gros der Unternehmen nicht eingesetzt. Vollständige Vernetzungen von Prozessketten zwischen Lieferanten, Unternehmen und Kunden finden in mittelständischen Industrieunternehmen gar nicht statt“, so die Erkenntnisse der Untersuchung. Eine autonome, sich selbst steuernde Produktion im Sinne von Industrie 4.0 spiele in den befragten Unternehmen keine Rolle. n

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■ Zukunftsorientierte Unternehmensgestaltung

Innovation und Digitalisierung

Woraus besteht der Nährboden für das Neue? Prof. Dr. Markus G. Schwering, Fachhochschule Münster, Institut für Technische Betriebswirtschaft, über den Vormarsch digitaler Geschäftsmodelle und was das für das Innovationsmanagement bedeutet.

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in erfolgreiches Unternehmen, meint man, lebt und wächst durch das Wirken von einfallsreichen, kreativen, unkonventionellen Typen, die mit ihren Ideen und ihrer Verschrobenheit in der Lage sind, ganze Industriezweige zu revolutionieren. Als Wirtschaftsikonen des letzten Jahrhunderts gelten u.a. Werner von Siemens, Alfred Krupp und Max Grundig, zeitgenössische Ebenbilder heißen Elon Musk (Tesla), Jeff Bezos (Amazon) oder Mark Zuckerberg (Facebook). Sicherlich ist die Bedeutung dieser Persönlichkeiten für die Prosperität ihrer Unternehmen nicht zu leugnen, aber im digitalen Zeitalter sind es kaum mehr einzelne kreative Genies, die Innovationen hervorbringen. Ein oder zwei einfallsreiche Ingenieure oder eine Handvoll kreativer „Tüftler“, die sich in einer maroden Garage austoben dürfen, machen noch kein innovatives Unternehmen. Doch wie ist heute ein Unternehmen gestaltet, in dem kreative Ideen auf fruchtbaren Boden fallen? Woraus besteht der Nährboden für das Neue? Wie sieht es in Unternehmen aus, in denen unterschiedlichen Fähig» Prof. Dr. Marcus Schwering: „Wer die Spielregeln in ei- die keiten von diversen Spezianer Branche komplett neu definieren will, muss immer wieder querdenken, neue Wege einschlagen, experimen- listen zusammenfügt wertieren, Versuch und Irrtum zulassen.“ den und Ideen erfolgreich Foto: Wilfried Gerharz « gedeihen können? Risiken und Nebenwirkungen der Digitalisierung Unternehmen, die heute die digitale Welt prägen, sind in der Lage, plötzlich ganze Branchen umzukrempeln, ohne vorher auch nur mit einem Produkt darin vertreten zu sein.

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Das iPhone stammt von einem Anbieter, der weder in der Telekommunikation seine Wurzeln noch bis dato Mobiltelefone im Portfolio hatte. Trotzdem wurde in wenigen Jahren der lange unangefochtene Marktführer Nokia zu einem Nischenplayer degradiert. Rund um seine Produkte hat Apple eine Landschaft aus digitalen Zusatzangeboten (AppStore, AppleMusic, etc.) geschaffen, die skalierbar sind, Systembindungseffekte erzeugen, individualisierbare Konfigurationen ermöglichen und so viel, viel Umsatz generieren. Tesla, der amerikanische Hersteller von Premium-Elektrolimousinen, ist kein Ableger eines etablierten Autokonzerns, sondern wurde von Leuten gegründet, die schon früh eine Ahnung von der digitalen Transformation im Bereich der Mobilität hatten. Hersteller, die hierzulande bemüht sind, ihre E-Fahrzeuge in nennenswerten Größenordnungen unters Volk zu bringen, reiben sich verwundert die Augen, wenn sie sehen, wie Tesla von Erfolg zu Erfolg eilt. Der Herstellungsstart für das neue Modell 3 ist für 2017 vorgesehen. Innerhalb von nur drei Tagen konnte Tesla annähernd 300.000 Bestellungen verzeichnen. Mit einer Auslieferung kann voraussichtlich erst ab Mitte 2018 gerechnet werden. Organisatorisches Dilemma überwinden Innovationen sind als einmalige, auf jeden Fall erstmalige Ereignisse in einer prozessoptimierten Organisation schwierig zu bewältigen. Wer die Spielregeln in einer Branche komplett neu definieren will, muss immer wieder querdenken, neue Wege einschlagen, experimentieren, Versuch und Irrtum zulassen. Einfallsreichtum lebt von Freiraum, Diversität und kreativem Chaos ... und eben nicht von Ordnung, Zuverlässigkeit und eingeschliffenen Routinen. Unternehmen, die in Zeiten der digitalen Transformation erfolgreich agieren, verbinden beides. Sie verfügen über reibungslos funktionierende Abläufe und eine lebendige Innovationskultur. Apple und Tesla beispielsweise können derzeit wohl eine solche Zuschreibung ihr Eigen nennen, aber auch von Google und Amazon heißt es schon seit vielen Jahren, dass sie ständig an ihrer operativen Exzellenz arbeiten, aber auch ein erstklassiges Innovationsmanagement betreiben und eine einzigartige Innovationskultur konservieren konnten.


■ Zukunftsorientierte ■ mawi-Innovationsranking Unternehmensgestaltung

Diese Unternehmen reservieren die nötige Zeit und ermöglichen freie Kapazitäten, damit in der Umwelt nach neuen und innovativen Ideen gesucht oder eine bestehende Lösung frühzeitig hinterfragt werden kann. Die Handlungsfähigkeit der kreativen Köpfe, die aus der ganzen Welt stammen, wird nicht vollständig im Tagesgeschäft aufgezehrt, sondern kann einigermaßen frei und ungezwungen eingesetzt werden. Dosiert vorgehen – Balance von Innovation und Routine Wer genauer hinsieht, stellt fest, dass die Pioniere des Digitalzeitalters ihr Innovationsengagement dosieren. Sie achten parallel zu allen Anstrengungen im Innovationsbereich sehr genau darauf, dass das Routinegeschäft rund läuft und hier die nötigen Mittel einspielt werden. Eric Schmidt, der Aufsichtsratschef und ehemalige Vorstandsvorsitzende von Google, hat einmal verraten, wie man Innovation und Routine zusammenfügt. Der Internetgigant verfährt nach der sog. 70/20/10-Regel: 70 Prozent der Energie wird für die Pflege von „Kernprodukten“ verwandt, 20 für „sich entwickelnde Produkte“ und die verbleibenden 10 Prozent für„Moonshots“, die wilden Träume.

Innovationswillige Unternehmen, die an der Schwelle zur vierten industriellen Revolution stehen, sind also gut beraten, nicht unbedacht in eine riskante Veränderungseuphorie zu verfallen. Wer Innovationen fördern will, muss dafür jeweils spezifische organisatorische Voraussetzungen schaffen. Die für die Unternehmensentwicklung entscheidende Balance von Innovation und Routine erfordert, mithin eine Art „Parallelorganisation“, die beide Kernaktivitäten gezielt unterstützt. n

KONTEXT Prof. Dr. Markus G. Schwering lehrt an der Fachhochschule Münster und vertritt in der Ausbildung von Wirtschaftsingenieuren u.a. die Fächer Technologieund Innovationsmanagement, Projektmanagement und Marktforschung. Nach seinem Studium an den Universitäten Münster und UC Los Angeles (USA), war er lange Jahre in leitender Position am Institut für angewandte Innovationsforschung, wo er nach wie vor als Forschungsprofessor tätig ist.

Fortschritt ist einfach. Weil unsere Experten Ihr Unternehmen mit der richtigen Finanzierung voranbringen.

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■ Zukunftsorientierte Unternehmensgestaltung

Interview

„Die Unternehmen müssen die Prinzipien der Digitalisierung verstehen“ Professor Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier, Heinz Nixdorf Institut, Fachgruppe Strategische Produktplanung und Systems Engineering, über die Innovationsstärke deutscher Unternehmen, die Wettbewerbsvorteile von Industrie 4.0 sowie den wirkungsvollen Einsatz von IT-Lösungen.

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err Professor Gausemeier, Humankapital, Forschung und Entwicklung, wissensintensive Tätigkeiten – mit diesen Zutaten erwirtschaften hochentwickelte Länder wie Deutschland ihren Wohlstand und Unternehmen ihre Wettbewerbsstärke. Laut aktueller BCGRangliste haben jedoch die deutschen Unternehmen an Innovationskraft verloren und sind im Wettbewerb um die besten Ideen hinter die USA und Asien zurückgefallen. Welche Bedeutung hat vor diesem Hintergrund die Entwicklung neuer Technologien und digitaler Angebote? Jürgen Gausemeier: Deutschland hat nicht an Innovationskraft verloren, sondern steht blendend da. Das unterstreicht beispielsweise der Innovationsindikator, der von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und dem BDI herausgegeben wird. Hier steht Deutschland mit aufsteigender Tendenz auf Platz fünf und auf Platz eins der größeren Volkswirtschaften. Besonders überzeugend ist die Position Deutschlands im Global Youth Development Index 2016, der die Chancen der Jugend in 180 Ländern ausdrückt. Deutschland steht hier auf Platz eins! Weit dahinter USA (Platz 23) und China (Platz 118). Ich will noch konkreter werden: Deutschland führt unangefochten die 4. Industrielle Revolution an; aber auch auf Technologiefeldern, die ein sehr hohes Nutzenpotential aufweisen, haben wir eine exzellente Ausgangsposition. Das sind z.B. Autonome Systeme, Robotik, Maschinelles Lernen und Umwelttechnik. Unser Spitzencluster „Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe (it´s OWL)“ gilt inzwischen als Vorbild zur Stärkung der Innovationskraft einer Region. Wir zeigen, wie Forschung auf neuen Technologiefeldern zu Innovationen – also Erfolg im Markt – führt und Innovationen zu Beschäftigung und Wohlstand führen. Diesen Erfolgskurs müssen wir beibehalten, Stillstand ist Rück-

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schritt. Ich sehe eigentlich nur eine Gefahr, nämlich, dass wir zu technikzentriert agieren. Mehr denn je muss es uns gelingen, eine technologische Führerschaft in kommerziellen Erfolg umzusetzen. Dazu brauchen wir vor allem Dienstleistungs- und Geschäftsmodellinnovationen, Kooperationsplattformen, die Mobilisierung kleiner und mittlerer Unternehmen, viel mehr Unternehmensgründungen und last but not least die Partizipation der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Zuge der Digitalisierung.

» Unternehmen müssen Phantasie entwickeln, wie Kundennutzen erzeugt werden kann « Die Industrie 4.0 ist längst keine Vision mehr ist – wer sie bereits umsetzt, genießt schon heute konkrete Vorteile. Eine aktuelle Untersuchung des Marktforschungsunternehmens IDC prophezeit: „Wer jetzt nicht die Weichen in Richtung Industrie 4.0 stellt, wird von seinen Wettbewerbern abgehängt“. Wo liegen die besonderen Wettbewerbsvorteile? Jürgen Gausemeier: Diese ergeben sich vorderhand aus den Daten: Die Produkte und Systeme von morgen liefern via Internet unzählige Daten und können auch via Internet beeinflusst werden und ggf. ihr Verhalten ändern. Diejenigen sind im Vorteil, die aus Daten Dienstleistungsangebote erstellen und so ihre Sachleistungen um Dienstleistungen ergänzen. So kann beispielsweise ein Lieferant von Pumpen eine präventive Wartung anbieten, der genau zum richtigen Zeitpunkt kommt – nicht zu früh und auch nicht zu spät. Das spart auf beiden Seiten Zeit und Geld. Die Daten werden von vielen schon als Gold des 21. Jahrhunderts gesehen. Ein weiterer Wettbewerbsvorteil ergibt sich aus der Fähigkeit, dem Trend der Indivi-

»

Professor Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier: „Obwohl jedes Unternehmen am Ende seinen individuellen Weg finden muss, wird es mehr denn je auf Kooperationen ankommen. Industrie 4.0 ist das Zeitalter der Allianzen.“ Foto: HNI

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dualisierung gerecht zu werden. Mit Industrie 4.0 wird es aller Voraussicht möglich sein, ein kundenindividuelles Erzeugnis in kurzer Zeit zu den Kosten eines Großserienproduktes herzustellen. Die Reihe ließe sich nahezu beliebig fortsetzen. Entscheidend ist, dass die Unternehmen die Prinzipien der Digitalisierung und Industrie 4.0 verstehen und Phantasie entwickeln, wie Kundennutzen erzeugt werden kann, der am Ende zu einem attraktiven Return on Investment führt. Obwohl jedes Unternehmen am Ende seinen individuellen Weg finden muss, wird es mehr denn je auf Kooperationen ankommen – Kooperationen mit Hochschulen, vorwettbewerbliche Kooperationen und Kooperationen in Wertschöpfungsketten. Industrie 4.0 ist das Zeitalter der Allianzen. Der Spitzencluster unterstreicht das schon heute.


■ Zukunftsorientierte Unternehmensgestaltung ■ Unternehmenserfolg

Größtmögliche Flexibilität bei der Beschaffung von IT-Ressourcen und eine schnelle Bereitstellung für IT- und geschäftliche Anwendungen zählen nach wie vor zu den wichtigsten Anforderungen deutscher Unternehmen. Cloud Services versprechen mehr Flexibilität beim Bezug und in der Bereitstellung von IT-Ressourcen. Wie wichtig ist das Thema für Unternehmen, die ihre digitalen Geschäftsprozesse voranbringen möchten? Wird dieses Potential hinreichend genutzt? Jürgen Gausemeier: Cloud Computing in seinen drei Ausprägungen Software-as-aService, Platform-as-a-Service und Infrastructure-as-a-Service zählt zweifelsohne zu den wesentlichen Bausteinen vieler Industrie 4.0-Lösungen. Allein schon die Vielschichtigkeit der Anforderungen an IT-Ressourcen macht es nahezu unmöglich, alle Lösungen im Rahmen klassischer Lizenzmo-

delle einzukaufen. Da wundert es mich nicht, dass Unternehmen heute die flexible Bereitstellung von IT-Ressourcen fordern. Ich glaube, dass das Potential von Cloud Computing den Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus wohl bekannt ist. Im Gegenteil: Manchmal muss ich Unternehmen in ihrer Euphorie für dieses Thema eher bremsen. Wir dürfen nicht übersehen, dass die geballte Einführung und Nutzung von ITRessourcen am Ende einer gut überlegten Handlungskette steht und nicht am Anfang; das Pferd darf nicht von hinten aufgezäumt werden. Das heißt konkret: Wirkungsvolle ITLösungen benötigen wohlstrukturierte Geschäftsprozesse; diese müssen wiederum einer Geschäftsstrategie und einem Erfolg versprechenden Geschäftsmodell folgen; Geschäftsstrategie und Geschäftsmodell müssen darauf abzielen, Erfolgspotentiale der Zukunft auszuschöpfen. n

KONTEXT Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier ist Seniorprofessor am Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Strategische Produktplanung und Systems Engineering. Er war Sprecher des Sonderforschungsbereiches 614 „Selbstoptimierende Systeme des Maschinenbaus“ und von 2009 bis 2015 Mitglied des Wissenschaftsrats. Seit 2003 ist er Mitglied von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und seit 2012 Vizepräsident. Ferner ist Jürgen Gausemeier Vorsitzender des Clusterboards des BMBF-Spitzenclusters Intelligente Technische Systeme Ostwestfalen-Lippe (it´s OWL).

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■ Zukunftsorientierte Unternehmensgestaltung

Interview

„Neue Services müssen exakt auf die Bedarfe des Kunden ausgerichtet sein“ Der Industriekonzern GEA setzt auf die Digitalisierung seiner Prozesse, um seine Innovationsfähigkeit zu stärken. Dr. Beate Maassen-Francke, Product Manager GEA AG, Holger Siegwarth, Vice President, GEA AG, Dr.-Ing. Daniel Steffen, Partner bei UNITY und Dr. Dominik Fischer, Manager UNITY AG, über den Digitalisierungsprozess und die damit einhergehende Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.

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as gehört zum Kerngeschäft von GEA? Dr. Beate Maassen-Francke: GEA entwickelt insbesondere innovative Lösungen für die intelligente Lebensmittelverarbeitung. Wir sind weltweit einer der größten Systemanbieter für die nahrungsmittelverarbeitende Industrie, aber auch für ein breites Spektrum von Prozessindustrien. Wir konzentrieren uns auf Prozesstechnik und Komponenten für anspruchsvolle Produktionsprozesse in unterschiedlichen Endmärkten wie Milchproduktion und -verarbeitung, Nahrungsmittel, Getränke, Pharma sowie Chemie. Dabei generiert GEA mehr als 70 Prozent des Umsatzes aus der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, zu der auch der Bereich Milch gezählt wird. So läuft ungefähr ein Viertel der weltweit verarbeiteten Milch durch GEA-Anlagen, jedes dritte Hähnchennugget wird mit unseren Anlagen verarbei-

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tet und jeder zweite Liter Bier wird mit GEA-Anlagen gebraut. Kerngeschäft im Bereich der Landwirtschaft ist dabei die Melk-, Tier- und Stalltechnik. Hier erwirtschaftet der Konzern allein über 500 Mio. Euro. Wie hat sich Ihr Kerngeschäft vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung der Arbeits- und Produktionsprozesse verändert? Holger Siegwarth: Digitalisierung, Big Data und Digitale Transformation stehen auch in der Landwirtschaft ganz oben auf der Agenda der Herausforderungen. Während unser Geschäft früher im Wesentlichen in der Herstellung von Anlagen bestand, geht es heute darum, Komplettlösungen – quasi „from farm to fork“ anzubieten. Das Datenmanagement für die Landwirte spielt dabei eine zentrale Rolle. Deshalb arbeiten wir ständig daran, unsere Digitalisierungskompetenz weiter auszubauen. Als verlässlicher und erfahrener Partner der Landwirte sehen wir hier in Zukunft große Geschäftschancen. Damit dies gelingt, haben wir uns frühzeitig einen Partner mit ausgeprägter Digitalisierungsexpertise und Innovationskompetenz gesucht: Mit der Managementberatung UNITY führen wir derzeit ein Projekt zur Schaffung eines ganzheitlichen Innovationsmanagements durch. Dr.-Ing. Daniel Steffen: GEA verfügt über eine hohe technologische Kompetenz und ist in einigen Geschäftsbereichen mit engem Bezug zur Digitalisierung bereits heute Innovationsführer. Wir unterstützen GEA nun dabei, diesen Schwung aufzunehmen und neues Geschäft zu entwickeln. Dafür heben wir das Innovationsmanagement gemeinsam auf eine neue Stufe, prozessual und organisatorisch. Das Ziel ist gerade vor dem Hintergrund der genannten Umbrüche bei Technologien und Marktstrukturen, das vorhandene Know-how und die Umsetzungskraft unternehmensweit schneller und wirksamer auszunutzen – und damit einen zusätzlichen Beitrag zum Unternehmenswachstum zu leisten. Wie sehen solche neuen Geschäftsmodelle aus? Dr. Dominik Fischer: Heute vernetzen Farmmanagementsysteme die Informationen der einzelnen Betriebsprozesse. Viele Daten und komplexe Softwareangebote machen das Leben für den einzelnen Landwirt jedoch nicht automatisch einfacher oder wirtschaftlicher. Bei der Entwicklung dieser neuen Geschäftsmodelle müssen wir immer vom Kunden ausgehen und uns fragen, was GEA dazu beitragen kann, seine Arbeit effektiver und effizienter zu machen. GEA hat verschiedene digitale Initiativen gestartet, wie z.B. die Entwicklung von DairyNet als universelle Farmmanagementsoftware.


Können Sie das Beispiel genauer erläutern? Dr. Beate Maassen-Francke: Unser Herdenmanagementsystem GEA DairyNet sorgt für eine sichere, einfache und verständliche Datenauswertung, damit der Landwirt sich auf das Betriebsmanagement konzentrieren kann. Mit der Software hat er jederzeit von überall die Kontrolle über seine Herde. Mit intuitiver Programmsteuerung kann er dann Regie führen. Das Zusammenspiel der Bausteine Pflanzenbau und Rinderhaltung mit den Kernfunktionalitäten Melken, Füttern, Gesundheit, Reproduktion und Sortieren stellt ein ganzheitliches Softwarekonzept dar, das alle Prozesse in einer Oberfläche intelligent miteinander vernetzt und zudem neue Anwendungen für das Herdenmanagement eröffnet. Mit GEA DairyNet sind alle wesentlichen Betriebs- und Tierdaten über Computer, Tablet oder Smartphone per App in Echtzeit abrufbar. So kann der Landwirt ohne komplizierte Administration die wichtigen Tieraktionen abrufen und damit gezielt und effizient arbeiten. Er sieht alle Aktionen pro Tier grafisch aufbereitet auf einen Blick und kann die anstehenden Arbeiten einfach steuern. Welche Bedeutung haben zukunftsorientierte und intelligent vernetzte Technologien und Produkte Ihres Unternehmens für Ihre eigene Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit? Holger Siegwarth: Intelligent vernetzte Technologien haben eine enorme Bedeutung für unsere Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit. Mit ihnen können wir uns vom Wettbewerb differenzieren. Technologien dürfen dabei nicht um ihrer selbst willen entwickelt werden. Neue Services müssen exakt auf die Bedarfe der Kunden ausgerichtet sein, um mit ihnen eine tatsächliche Differenzierung zu erzielen. Nur so wird ein Mehrwert für den Kunden geschaffen. n

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1. Dr. Beate Maassen-Francke, Product Manager GEA AG, PGM Conventional Milking & Dairy Farming 2. Dr. Dominik Fischer, Manager bei der UNITY AG 3. Dr.-Ing. Daniel Steffen, Partner bei der UNITY AG 4. Holger Siegwarth, Vice President, Head of Product Development GEA AG, – Dairy Farming

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■ Zukunftsorientierte Unternehmensgestaltung

Kostenlose Innovationsmanagementberatung

Effizienz und Klarheit durch Mut zur Veränderung Manchmal braucht es einen Impuls von außen, um sinnvolle Änderungsbedarfe zu erkennen, zu formulieren und anschließend auch umzusetzen. InnoMan.NRW bietet hierfür den geeigneten Rahmen.

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lles im Leben hat seine Zeit. Dennoch gehören zum richtigen Zeitpunkt auch die Bereitschaft und der Wille dazu, Änderungen aktiv anzunehmen und zu gestalten. Märkte, also Kunden, Produkte, Technologien oder Vertriebswege, ändern sich ständig, während Organisationsstrukturen dazu neigen, sich selbst zu erhalten. Das, was gestern noch richtig und sinnvoll war, kann bereits morgen schon nicht mehr funktionieren. Aufgabe von Unternehmen ist es, hier die richtige Balance aus Tradition und Innovation zu finden. Nur so bleiben sie wettbewerbsfähig und lebendig. Wie die ROMEX® Firmengruppe, die auf Forschung, Entwicklung und Produktion sowie der Verarbeitung von Kunstharzen zu Bodenbeschichtungen und Pflaster fugenmörteln spezialisiert ist. Das Familienunternehmen mit Sitz in Meckenheim ist weltweit erfolgreich tätig und passt sich seit mittlerweile 25 Jahren immer wieder den sich verändernden Märkten an. Auch 2016 gab es einen solchen Wendepunkt. Rolf Meurer, Vorstand der Romex AG, ist stolz auf seine Firmengruppe. Er setzte » Bernd Meyer, Projektleiter frühseitig auf internaInnoMan.NRW « tionale Märkte und konnte um die Jahrtausendwende vor allem in Osteuropa zahlreiche Projekte mit dem innovativen Baustoff Epoxidharz umsetzen. Entsprechende Organisationsstrukturen wurden geschaffen, um einerseits unterschiedliche Anwendungen wie Pflasterfugenmörtel oder Bodenbeschichtungen und andererseits unterschiedliche geografische Märkte zu bedienen. Gleichzeitig galt es, die Übertragung der Firmengruppe an die nächste Generation mit-

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zudenken. Dazu dienten verschiedene Töchterfirmen, die jeweils für sich wie Profitcenter funktionierten und auf eine gemeinsame Produktionsfirma zurückgreifen konnten. Dies war ein sehr profitables Organisationsprinzip, weil die regionalen Gesellschaften jeweils eigene Vertriebswege und Marketinginstrumente entwickeln und nutzen konnten. Um das Jahr 2012 herum veränderte sich das Marktumfeld. Dazu zählen globale politische Entwicklungen in Osteuropa, aber noch viel mehr die Digitalisierung und Vernetzung von Prozessen und Märkten. Neue Wettbewerber und Geschäftsmodelle tauchten auf. Als Ergebnis zeigten sich diese Prozesse auch in einer veränderten Ertragslage von ROMEX. Durch einen Newsletter der IHK Aachen erfuhr Rolf Meurer im Juli 2015 von den Innovationsberatungen, die die ZENIT GmbH im Rahmen des Enterprise Europe Network in NRW kostenfrei für KMU anbietet. Nach einem Innovationsaudit und zwei moderierten Workshops mit Führungskräften entstanden ein Umsetzungsplan und eine Strategie dazu, welche Anpassungen aus Sicht von ROMEX notwendig und sinnvoll sind. Gemeinsame Vertriebswege und -methoden der Töchterfirmen wurden identifiziert und analysiert, um Effizienzpotenziale zu heben. Bereits im Jahr 2016 zeigten sich die ersten Erfolge durch eine höhere Profitabilität und einen höheren Umsatz. Zum 1. Januar 2017 erfolgte eine organisationsrechtliche Verschmelzung der Töchterfirmen. Rolf Meurer bringt das Angebot InnoMan. NRW auf den Punkt: „Durch die Unterstützung und Moderation von ZENIT konnten wir wichtige, für unser Unternehmen zukunftsweisende Entscheidungen treffen und Maßnahmen gemeinsam entwickeln. Dies trägt zur Sicherung der Arbeits-

» ROMEX® Beschichtungssystem in der Tiefgarage Foto: ROMEX® «

plätze bei. Die eingeleiteten organisatorischen Veränderungen haben bereits nach kurzer Zeit zu einer Effizienzsteigerung und zu einer Umsatzerhöhung geführt. Ich kann anderen KMU aus NRW nur die Empfehlung geben, dieses kostenfreie Angebot der Innovationsberatung zu nutzen. Das Schöne an diesem Angebot ist, dass tatsächlich die Bedarfe und individuelle Situation der Unternehmen im Mittelpunkt stehen." n n Weitere Informationen: www.nrweuropa.de, www.romex-ag.de

KONTEXT InnoMan.NRW ist ein Teilprojekt von NRW.Europa, der NRW-Anlaufstelle des Enterprise Europe Network. Es wird durch die Europäische Kommission und das Land NRW finanziert und bietet so kostenfreie Dienstleistungen für KMU aus NRW. Über die ZENIT GmbH aus Mülheim an der Ruhr werden verschiedene Dienstleistungen zur Verbesserung der Innovationsleistung und -fähigkeit von KMU angeboten. Je nach Ausgangslage und Bedarf recherchieren, vernetzen, fokussieren, diskutieren, unterstützen, begleiten, bewerten, priorisieren, strukturieren, visualisieren und moderieren die Innovationsexperten.


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Vorausschau – Zukünftige Erfolgspotenziale vorausdenken Strategieentwicklung im Zeitalter der Digitalisierung An Kunden und Geschäftsmodellen orientierte Prozesse gestalten Wirkungsvolle IT-Systeme einführen

Über die Autoren: Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier

Christoph Plass

ist Vorsitzender des Clusterboards des BMBFSpitzenclusters „Intelligente Technische Systeme Ostwestfalen-Lippe (it’s OWL) und Vizepräsident von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften.

ist Vorstand der Managementberatung UNITY AG und berät Unternehmen in Digitalisierung und Industrie 4.0. UNITY steht für Innovation und Transformation – und steigert die Innovationskraft und die operative Exzellenz seiner Kunden.

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■ Zukunftsorientierte Unternehmensgestaltung

Patente und Schutzrechte

Vorsprung durch Sicherung Thilo Wieske, Vorstandsmitglied im Bundesverband Deutscher Patentanwälte (BDPA), über die Wichtigkeit, neue Produkte durch ein Patent zu schützen und welchen Einfluss die Digitalisierung auf das Urheberrecht hat.

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eutschlands Unternehmen haben laut einer Erhebung des Stifterverbands im vergangenen Jahr rund 62,4 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung ausgegeben, soviel wie nie zuvor. Spitzenreiter bei den Investitionen ist die Automobil- und Chemieindustrie. Inwiefern fördern Patente auch die Innovationsbereitschaft? Thilo Wieske: In den genannten Branchen der Automobil- und Chemieindustrie sind die meisten Unternehmen aktiv, die regelmäßig die größte Zahl an neuen Patentanmeldungen einreichen. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung müssen refinanziert werden. Das geht nur, wenn die Unternehmen, die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung betreiben, auch eine Alleinstellung für die wirtschaftliche Verwertung des Ergebnisses dieser Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten bekommen. Um diese Alleinstellung am Markt zu sichern, sind Patente der entscheidende Faktor. Ergänzend können auch andere Schutzrechte wie beispielsweise Designschutzrechte relevant sein. Ohne Schutzrechte könnten Dritte eigene Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sparen, indem sie warten, bis die Wettbewerber die Produktentwicklungen abgeschlossen haben. Diese Produkte dürften ohne bestehende Schutzrechte frei kopiert werden. Auch der Mittelstand sucht nach Innovationen, obwohl hier vergleichsweise weniger Geld in F&E investiert wird. Warum sollten auch kleine und mittlere Unternehmen ihre Innovationen patentieren lassen? Thilo Wieske: Mittelständische Unternehmen sind in ihren Entwicklungstätigkeiten deutlich näher dran an Produktentwicklungen, die direkt zu Produkten führen und die am Markt umgesetzt werden. In diesem Kontext geht es weniger um Forschungsaufwendungen, bei denen noch relativ unsicher ist, ob diese zu einem marktfähigen Produkt führen. Oft suchen Unternehmen

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auf konkrete Anfrage Dritter nach technischen Lösungen für bestimmte Probleme. Nach Abschluss von Entwicklungsarbeiten und der Durchführung von Versuchen, geht es dann um die konkrete Auftragsvergabe für die Umsetzung der gefundenen Lösung. Gerade in diesem Zusammenhang ist es für Mittelständler wichtig, eine Absicherung durch Schutzrechte zu haben. Hierbei geht es durchweg um Patentanmeldungen.

» Thilo Wieske: „Mittelständische Unternehmen sind

in ihren Entwicklungstätigkeiten deutlich näher dran an Produktentwicklungen, die direkt zu Produkten führen und die am Markt umgesetzt werden. Eine rechtzeitige Absicherung durch Schutzrechte ist enorm wichtig.“ Foto: BDPA

«

Andernfalls würden sie ihr Know-how bekannt geben und sich dann bei der Auftragsvergabe in der Situation sehen, dass die anfragende Firma das Know-how an einen Wettbewerber weitergibt, um für einen konkreten Auftrag wenigstens zwei Angebote von konkurrierenden Unternehmen zu haben. Wie oben für die größeren Unternehmen der Automobil- und Chemieindustrie bereits erläutert, wäre das entwickelnde Unternehmen auch hier in der Situation, dass es in einem Angebot eine Refinanzierung der

Entwicklungsleistungen einkalkulieren müsste, während die Wettbewerber, die das Knowhow durch eine einfache Mitteilung erhalten haben, ein deutlich günstigeres Angebot abgeben könnten, weil sie keine Entwicklungskosten refinanzieren müssten. Wie lange ist eine Erfindung geschützt? Thilo Wieske: Patente haben eine maximale Laufzeit von 20 Jahren ab dem Anmeldetag. Für die Aufrechterhaltung des Patents müssen Jahresgebühren entrichtet werden. Werden diese nicht bezahlt, endet die Laufzeit eines Patents bereits vor dem Ablauf der maximalen Schutzdauer. Ein Gebrauchsmuster ist ebenfalls ein technisches Schutzrecht, das bis zu einem gewissen Grad dem Schutz durch ein Patent vergleichbar ist. Das Gebrauchsmuster hat allerdings eine maximale Schutzdauer von nur zehn Jahren ab dem Anmeldetag. Die maximale Schutzdauer eines Designschutzrechtes beträgt 25 Jahre ab dem Anmeldetag. Patente unterliegen, wie alle anderen gewerblichen Schutzrechte auch, dem Territorialitätsprinzip und gelten nur in dem Land, für das sie erteilt wurden. Rechte aus einem vom DPMA erteilten Patent können Unternehmen deshalb nur innerhalb Deutschlands geltend machen. Welche Möglichkeiten gibt es, damit der Patentschutz auch im Ausland gilt? Thilo Wieske: Die Aussage zum Territorialitätsprinzip ist inhaltlich richtig. Dennoch reicht der wirtschaftliche Wert eines Patentschutzes in einem Land u.U. weiter als nur auf die Landesgrenzen bezogen. Hierbei ist besonders zu berücksichtigen, dass es in Deutschland spezialisierte Kammern bei den Gerichten gibt, die sich ausschließlich mit Fragen der Verletzung von Patenten befassen. Durch diese Spezialisierung gibt es ein entsprechend ausgeprägtes Know-how und Verständnis bei der rechtlichen Bewertung von Patentverletzungen. Es ist nicht unüblich, dass ein patentrechtlicher Streit zwischen zwei Parteien exemplarisch vor der deutschen Gerichtsbarkeit


■ Zukunftsorientierte Unternehmensgestaltung

ausgetragen und dabei gleichzeitig vereinbart wird, dass die getroffene Entscheidung dann auch außerhalb Deutschlands gelten soll. Dies gilt nicht nur, wenn die sich gegenüberstehenden Parteien ihren Sitz in Deutschland haben, sondern durchaus auch für ausländische Unternehmen. Für Patentanmeldungen im Ausland existieren verschiedene Vorgehensweisen. Zum einen können Nachanmeldungen im Ausland als nationale Patentanmeldungen bei den jeweiligen Patentämtern eingereicht werden. In den wenigsten Ländern im Ausland gibt es ein Prüfungsverfahren vor einer Patenterteilung. Deswegen führt die Einreichung einer Übersetzung in die jeweilige Landessprache dazu, dass im europäischen Ausland auf diesem „nationalen" Weg ein Patent eingetragen wird.

» Patente sind der entscheidende Faktor, damit Unternehmen ihre Alleinstellung am Markt sichern können. « Eine andere Möglichkeit der Einreichung von Nachanmeldungen besteht darin, eine Europäische Patentanmeldung beim Europäischen Patentamt einzureichen. In dem Fall führt das Europäische Patentamt ein gemeinsames und einheitliches Prüfungsverfahren für alle beteiligten Staaten durch. Derzeit muss ein erteiltes Europäisches Patent noch in den Ländern validiert werden, in denen der Patentschutz eintreten soll. Dies ist mit weiteren Kosten verbunden, beispielsweise durch Einreichung von Übersetzungen. Hier wird durch das System des sogenannten „Einheitspatents" eine Erleichterung eintreten. Es handelt sich dabei um ein Europäisches Patent, das einheitlich im gesamten Gebiet der Europäischen Union Gültigkeit hat. Die Einreichung von Übersetzungen bereits bei der Patenterteilung entfällt hierbei.

sierung und das Internet führen allgemein dazu, dass Wissen und Informationen deutlich schneller und umfangreicher verbreitet werden können. Daraus können Probleme für geschützte Ideen im Hinblick auf die Rechtsdurchsetzung aus den gewerblichen Schutzrechten (Patente, Designschutzrechte, Marken) entstehen. Diese Probleme haben mit dem Urheberrecht selbst nichts zu tun. „Technische" Berührungspunkte mit der Digitalisierung und dem Internet hat das Urheberrecht lediglich insofern, als Software durch das Urheberrecht geschützt wird. Die Digitalisierung und das Internet stellen eine neue Plattform dar, auf der eine wirtschaftliche Betätigung möglich ist. Diese sprengt geradezu die bisher bestehenden Rahmen, was die Verbreitung von Kopien, allgemeinen Informationen und Wissen betrifft. Besondere Anforderungen an das Urheberrecht sehen wir vor allen Dingen darin, dass das Urheberrecht Vergütungsansprüche und Vergütungssysteme vorsieht für die Urheber. Die veränderten und erweiterten technischen Möglichkeiten zum Kopieren und Verbreiten von urheberrechtlich geschützten Werken werden dazu führen, dass das Urheberrecht dem durch eine Anpassung der Regelungen zur wirtschaftlichen Beteiligung der Urheber Rechnung tragen muss. n

mawi DIGITAL online -magazin

Das vollständige Interview lesen Sie auf: www.mawi-westfalen.de

Die Digitalisierung ist ein wesentlicher Treiber für Innovationen und das Entstehen neuer Geschäftsmodelle. Internetbasierte Wertschöpfungsprozesse verändern zunehmend die Rahmenbedingungen kreativen Schaffens.Inwiefern wird hierdurch auch das Urheberrecht als eines der rechtlichen Instrumente zur Förderung von Innovation und Kreativität vor neue Herausforderungen gestellt? Thilo Wieske: Im Zusammenhang mit der Digitalisierung besteht nicht für alles, was neu entsteht, auch die Möglichkeit, einen Schutz zu erlangen. Geschäftsmodelle sind beispielsweise ausdrücklich vom Patentschutz ausgenommen. Soweit es um den Schutz des Ergebnisses des kreativen Schaffens geht, kommt es für den urheberrechtlichen Schutz darauf an, ob das kreative Schaffen und damit auch das daraus entstehende Werk selbst in eine der Kategorien fällt, die nach dem Urheberrecht geschützt sind. Dass das Werk selbst durch die Digitalisierung in irgendeiner Form internetbasiert ist, nutzt in diesem Zusammenhang nicht, schadet aber auch nicht. Die Digitalimarkt & wirtschaft 3 / 2017

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■ Zukunftsorientierte Unternehmensgestaltung

mawi-Innovationsranking

WESTFALENS BESTE 2016 Das mawi-Innovationsranking zeigt die innovativsten Unternehmen und Standorte in Westfalen in 2016*. Es spiegelt die konsequente Förderung und Umsetzung von Innovationen von der Idee bis zur Patent- oder Gebrauchsmusteranmeldung wider und dokumentiert zugleich das regionale Potential und die ökonomische Leistungsfähigkeit. Die Top-20-Unternehmen*

Die innovativsten Kreise-Städte

Miele & Cie, Gütersloh

364

Phoenix Contact, Lippe

166

Hella KGaA Hueck & Co., Soest

165

Gütersloh 304 291 321

Soest

Benteler Gruppe, Paderborn Harting Technologiegruppe, Minden

81

Claas Gruppe, Gütersloh

51

WAGO Verwaltungsgesellschaft, Minden

48

Hettich Gruppe, Herford

38

Windmöller & Hölscher, Steinfurt

37

SCHÜCO International, Bielefeld

31

Hörmann KG, Gütersloh

30

Westfalia-Automotive, Gütersloh

21

Beckhoff Automation, Gütersloh

20

dSPACE, Paderborn

19

Weidmüller Interface, Lippe

18

DewertOrkin, Herford

17

Trilux Gruppe, Hochsauerland

17

Schulte Duschkabinen, Hochsauerland

16

Aug. Winkhaus, Warendorf

16

Maschinenfabrik Kemper, Borken

16

277

Lippe

108

MindenLübbecke

252 248 228

Paderborn

249 233 260

172 153 203

Bielefeld

50

100

150

200

250

300

350

400

Herford

169 140 153

Hochsauerlandkreis

160 150 159

Borken

140 139 166 113 120

Münster

72 88 94

Coesfeld

41 50 47

Hamm

37 33 34

Höxter

27 27 31 0

2016 2015 2014

169

100

200

n * Anmeldungen technischer Schutzrechte Veröffentlichte deutsche Patent- und Gebrauchsmusteranmeldungen des deutschen Patent- und Markenamts (DPMA) vom 1. Januar bis 31. Dezember 2016 Datenerhebung: Alle Städte / Kreise in Westfalen Mit freundlicher Unterstützung vom Patent-­und Innovations­-Centrum Bielefeld UG. Die Recherche wurde nach bestem Wissen sowie mit größter Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit durchgeführt. Überregional tätige Unternehmen sind nur mit ihren westfälischen Standorten aufgenommen. Eine Haftung oder Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann nicht übernommen werden. Das Ranking beurteilt nicht die Qualität der Patent- / Gebrauchsmusteranmeldungen.

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378 375

208 194 214

Steinfurt

Warendorf

0

667

532 535

300

400

500

600

700

800


■ Zukunftsorientierte Unternehmensgestaltung

mawi-Innovationsranking

WESTFALENS BESTE 2016 Sie gehören zu den drei innovativsten Unternehmen in Westfalen und belegen im mawi-Innovationsranking 2016 die ersten drei Plätze. Grundlage für die Bewertung waren die in 2016 veröffentlichten Patent-­und Gebrauchsmusteranmeldungen beim Deutschen Patentamt in München. Das Besondere: Die drei bestplatzierten Unternehmen aus 2014 und 2015 haben auch im vergangenen Jahr ihre Positionen behalten, so dass Miele & Cie. KG, Gütersloh, zum dritten Mal auf Platz eins und das Blomberger Unternehmen Phoenix Contact GmbH & Co. KG auf Platz zwei stehen. HELLA KGaA Hueck & Co. mit Sitz in Lippstadt nimmt weiterhin den dritten Platz ein. In unserem Kreisranking gab es ebenfalls keine Veränderung gegenüber dem Vorjahr: Der Kreis Gütersloh verteidigte erneut seinen ersten Platz.

Weitere Platzierungen finden Sie in unserem Ranking auf der linken Seite. Alle Zahlen aus dem Unternehmensranking stehen unter www.mawi-westfalen.de. Für die Entwicklung neuer Produkte und den Erhalt der eigenen Innovationsstärke und Wettbewerbsfähigkeit gewinnt die Digitalisierung eine zunehmend wichtige Bedeutung. Lesen Sie, wie die Unternehmen auf die neuen Technologien und die Schaffung digitaler Angebote reagieren wollen.

Platz 1: Miele & Cie. KG

„Ausgetretene Pfade verlassen und den Kompass im Blick behalten“

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ür Miele als Hersteller hochwertiger Hausgeräte spielt die Vernetzung von Geräten im „smarten“ Zuhause eine immer wichtigere Rolle, etwa durch Kombination klassischer Funktionen mit virtuellen Kochassistenten oder neuen Servicekonzepten. Außerdem setzen wir auf die intelligente Automatisierung in der Fertigung und Montage, für schnellere und flexiblere Auftragsabwicklung, mehr Präzision und bessere Ergonomie. „Industrie 4.0“ lautet das Stichwort. Hier wie dort gilt Miele als Vorreiter seiner Branche und darüber hinaus. Erreichen – und ausbauen – lässt sich dies nur, wenn man ausgetretene Pfade verlässt, dabei aber den Kompass im Blick behält. Hierbei helfen uns kreative und neugierige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch ein strategischer Fokus mit klaren Prioritäten. Wir profitieren von der Einbindung in eine hochinnovative Region mit dem Technologie-Netzwerk „it’s owl“, zu dessen Initiatoren auch Miele zählt. Derzeit bieten wir als einziger Hersteller ein vernetztes Dosiersystem für Flüssigwaschmittel mit automatischer Benachrichtigung und Bestelloption, wenn eine Kartusche bald leer ist. Außerdem wurde unsere App für die mobile Gerätesteuerung gerade um 1000 exklusive Miele-Rezepte und tolle Zubereitungsvideos erweitert – hierfür kooperiert Deutschlands traditionsreichste Hausgerätemarke mit Kitchen Stories, einem jungen Berliner Unternehmen, von zwei Uniabsolventinnen gegründet und Shooting Star unter den Foodportalen. Spannende Inspiration für weitere digitale Anwendungen von hohem Kundennutzen ergab eine Projektstudie zur Kombination eines Miele Backofens mit dem IBM-Supercomputer und TV-Quiz-Champion „Watson“. Um

weitere Projekte dieser Art zu forcieren, baut Miele gerade einen eigenen Geschäftsbereich „Smart Home“ auf – und hat darüber hinaus ein Tochterunternehmen gegründet für die Beteiligung an vielversprechenden jungen Technologieunternehmen. Zum Thema „Industrie 4.0“ gibt es schon jetzt etwa 30 Projekte, wobei unser „Flaggschiff“ in der Dampfgarer-Montage bei Miele in Bünde zu besichtigen ist. Hier bringen eine Art „Hallen-Navi“ und lernende Assistenz-Apps den Beschäftigten eine wirklich wegweisende Erleichterung bei der Montage von mehr als 300 verschiedenen Produktvarianten: Jedes Gerät wird komplett von nur einem Werker montiert – und die Anlage weiß jederzeit alles über jedes Gerät wie auch über typische Fehlerquellen bei der Montage. Bei den Führungen durch unser Stammwerk Gütersloh sind derzeit unsere fahrerlosen Transportsysteme ein Besuchermagnet. Und hier wie auch in Bielefeld sind bereits so genannte kollaborative Roboter im Einsatz: Mensch und Maschine arbeiten hier sozusagen Hand in Hand – anstatt durch Gitter oder Lichtschranken getrennt zu sein. n

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Dr. Markus Miele, Geschäftsführender Gesellschafter

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■ Zukunftsorientierte Unternehmensgestaltung

Platz zwei: Phoenix Contact GmbH & Co. KG

„Bereitschaft zur ständigen Erneuerung“

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ie Digitalisierung in der Industrie ist unaufhaltsam. Sie verändert bestehende Strukturen, verdrängt traditionelle Technologien und entwickelt dabei eine Dynamik, die noch nie dagewesen ist und auch kein absehbares Ende hat. Die ständige Bereitschaft zur Veränderung, hohe Schnelligkeit und eine flexible Anpassungsfähigkeit sind elementar, um die Herausforderungen der Digitalisierung wirklich als Chance anzunehmen. Nur so können Zukunftsfähigkeit und Wachstum eines Unternehmens gesichert werden. Nicht alles wird sich überall und vollständig ändern. Hier gilt es, zwischen Kerngeschäft und Neugeschäft zu unterscheiden. Aber auch im Kerngeschäft setzt die Digitalisierung große Veränderungsimpulse, wodurch Geschäftsprozesse aktiv umgestaltet werden müssen. Neben dem Kerngeschäft gilt es, das Feld neuer Geschäftsideen zu bestellen und zu Wachstum zu bringen, um auch bei höherer Veränderungsdynamik den Innovationsgrad unverändert hoch zu halten.

Ideen zur Serienreife gelangen, haben sie hier den Raum, als Spin-off-Jungunternehmen unter völlig anderen Rahmenbedingungen neues Geschäft zu generieren. Das Aufspüren von Innovationspotential am freien Markt sowie an Hochschulen und Universitäten bereichert die eigenen Entwicklungen gerade um disruptive Ansätze. Mit Venture Capital ausgestattet, können innovative Produkte oder Geschäftsmodelle von Start-Up-Unternehmen unterstützt werden, ohne das Kerngeschäft zu belasten. Beispielsweise war bisher reines Online-Geschäft im Hochtechnologiebereich eher ungewöhnlich. Erfolgreiche Unternehmen zeigen jedoch, dass es funktioniert und neue Ansätze die Globalisierung von Kundenkontakten sowie weltweite Service- und Support-Konzepte möglich machen. Innovationskraft, Marktführerschaft und profitables Wachstum stellen die Zukunft eines Unternehmens sicher. Der Bereitschaft zur ständigen Neuerung ist dabei noch nie so viel Bedeutung zugekommen wie heute. n

Im Feld neuer Geschäftsideen wird eine Innovationskultur geboten, die gezielt Freiraum für disruptive Ideen und neue Geschäftsmodelle bietet. Dieser Freiraum soll ermöglichen, das Neue und Disruptive aufzugreifen und aktiv umzusetzen. Das Kreativitäts-Potential im eigenen Haus kann nur in einer echten Innovationskultur gedeihen, die Raum zur Entfaltung ungewöhnlicher Ideen sowie deren Um- » Angela Josephs, Pressesprecherin und Leiterin der Presse­und Öffentlichkeitsarbeit, setzung bietet und auch das Scheitern als Teil Phoenix Contact GmbH & Co. KG, Blomberg « dessen zulässt. Wenn im Unternehmen selbst

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■ IT und Digitalisierung

Cloud-Dienste

Im Zeitalter der fortschreitenden Digitalisierung ist Cloud Computing eines der Kernelemente in dem ganzheitlichen Veränderungsprozess. Dabei geht es um Flexibilisierung und Agilität sowie die markt- und kundenorientierte Bereitstellung von Leistungen aller Art. Andreas Weiss, Direktor EuroCloud Deutschland_eco e. V., über die aktuelle Entwicklung.

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ar Cloud Computing vor einigen Jahren lediglich ein Modewort und die damit verbundenen Angebote noch relativ abstrakt, kennt heutzutage zumindest in der Geschäftswelt jeder diesen Begriff. Und noch wichtiger: Die meisten Unternehmen binden mittlerweile konstruktiv Cloud Services für ihre Infrastruktur, Plattformen und Anwendungen ein. Das ist geschäftskritisch für den künftigen Erfolg, denn im Zeitalter der fortschreitenden Digitalisierung ist Cloud Computing eines der Kernelemente in dem ganzheitlichen Veränderungsprozess. Dabei geht es um Flexibilisierung und Agilität, den Entwurf neuer Arbeitsmodelle und Wertschöpfungsprozesse sowie die markt- und kundenorientierte Bereitstellung von Leistungen aller Art. Und alles, was hierbei unterstützt, liegt voll im Trend – von Desktop as a Service über Anwendungen für den Vertrieb und Außendienst (CRM, Marketing und Social Media Services) bis hin zu Teamlösungen für verteiltes Arbeiten (Business Communciation, zum Beispiel WebSharing). Weitere Digitalisierung nur mit CloudDiensten möglich Deutschland nimmt Fahrt auf bei der Digitalisierung und wird hierfür zwangsläufig Cloud-

Dienste einsetzen, denn ohne geht es nicht. Dabei werden immer mehr Prozesse und Anwendungen aus dem eigenen Betrieb verlagert, also von der IT im vollständigen Eigenbetrieb in Richtung Zusammenarbeit mit externen Anbietern und Diensten. Das nennt sich dann Hybride Cloud, wobei es allerdings eine ganze Bandbreite von Szenarien gibt. Für Anwendungen mit großem Kapazitätsbedarf und weniger geschäftskritischer Datenverarbeitung bietet sich vorrangig die Auslagerung in die Public Cloud an. Bestehen besondere Anforderungen an Sicherheit und Latenzzeiten, kann der Betrieb in einer Private Cloud sinnvoller sein, ist dann aber auch teurer. Um herauszufinden, welches Szenario für welche Anwendungen am besten geeignet ist, gibt es mittlerweile wichtige Leitfäden, verlässliches Know-how und konkrete Unterstützung, beispielsweise bei der Initiative Trusted Cloud und dem Fachverband EuroCloud Deutschland_eco e. V. Datenschutz und Datensicherheit haben höchste Priorität Bei der Umsetzung stehen Datenschutz und Datensicherheit weiterhin ganz oben auf der Agenda. Hier differenzieren sich auch die professionellen Cloud-Anbieter, denn diese The-

men sind essenziell für das Kerngeschäft und genießen somit oberste Priorität. CloudDienstleister und -Nutzer gleichermaßen sehen sich jedoch mit einigen datenschutzrechtlichen Hürden konfrontiert, etwa bei der Frage, wie gesetzliche Bestimmungen in einer multinationalen und vernetzten IT-Verarbeitung mit unterschiedlichen rechtlichen Partnern eingehalten werden können. Diverse Initiativen und Projekte unterstützen bei datenschutzkonformen Cloud-Lösungen, wie beispielsweise der Cloud Privacy Check, der die gesamte Datenschutzthematik der Nutzung von Cloud Services auf vier Fragestellungen reduziert und 32 Ländergesetze direkt vergleichbar macht. Alle Unternehmen haben darauf zu achten, die ab Mai 2018 gültigen Vorschriften der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) einzuhalten. Generell lässt sich sagen, Anbieter aus Europa sind unmittelbar in die Datenschutzvorgaben nach geltendem Recht eingebunden und kennen den Bedarf der Kunden recht genau. n n Weitere Informationen: www.trusted-cloud.de und www.eurocloud.de. https://cloudprivacycheck.eu

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© Igor Stevanovic / 123rf.com

Voll im Trend


■ IT und Digitalisierung

BREKOM

Cloud-Lösungen für den Mittelstand Der regionale IT- und TK-Dienstleister BREKOM ist der Initiative „Cloud Services Made in Germany“ beigetreten.

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loud Computing gewinnt zunehmend an Akzeptanz. Nicht nur Großkonzerne, sondern auch immer mehr Mittelständler nutzen Cloud-Services für ihr Unternehmen und sparen sich so weitere Investitionen in eine eigene IT-Infrastruktur. Die Initiative „Cloud Services Made in Germany“ für sichere Rechenzentren und eine Datenhaltung in Deutschland hat sicherlich ihren Teil dazu beigetragen, dass auch mittelständische Unternehmen in der „IT aus der Wolke“ mittlerweile eine ideale Erweiterung der Vor-Ort-Lösung sehen oder sogar eine Alternative zum klassischen Eigenbetrieb. Der regionale IT- und TK-Dienstleister BREKOM ist nun der Initiative „Cloud Services Made in Germany“ beigetreten. Die Initiative hat das Ziel, Rechenzentrumslösungen in Deutschland für Kunden transparenter zu gestalten. Gerade vor dem Hintergrund der letzten datenschutzrechtlichen Ereignisse rund um internationale Datenspionage ist es umso wichtiger, sich darauf verlassen zu können, dass alle relevanten Aspekte deutschem Recht entsprechen. Daher verpflichten sich alle Beteiligten dieser Initiative, in Deutschland gegründet worden zu sein und dort ihren Hauptsitz und das Rechenzentrum zu haben. BREKOM schließt mit ihren Cloud-Kunden Verträge mit Service Level Agreements (SLA) nach deutschem Recht. Der Gerichtsstand für alle vertraglichen und juristischen Angelegenheiten liegt in Deutschland. Die Mitgliedsunternehmen der Initiative stellen für alle Kundenanfragen einen lokal ansässigen, deutschsprachigen Service und Support zur Verfügung. Die Stärke des regionalen Dienstleisters BREKOM liegt im ganzheitlichen Betrieb komplexer, technischer Infrastrukturen. „Bei unseren Managed Services liegen der komplette Betrieb, die Instandhaltung, der Support und die Wartung in unserer Verantwortung“, erklärt Markus Krieg, Leiter der BREKOM-Niederlassung in OstwestfalenLippe.„Unsere Konzepte kombinieren dabei Cloud-Elemente mit der bestehenden Infra-

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struktur am Unternehmensstandort. So entstehen hochwertige Lösungen, die den jeweiligen Bedarf technisch und wirtschaftlich optimal umsetzen und sich auch langfristig als leistungsstark erweisen. In individuellen Verträgen werden die Leistungen und SLAs detailliert festgelegt.“

In mehreren Bereichen bietet BREKOM individuelle, maßgeschneiderte Cloud-Lösungen sowohl Endanwendern als auch Wiederverkäufern und Entwicklern an, zum Beispiel Plattform as a Service (PaaS) auf Basis VMware-Technologie und Managed Security Services, u. a. in den Bereichen Firewall, VPN, AntiVirus, AntiSpam sowie Security Operation Center (SOC). n n Weitere Informationen: www.brekom.de

KONTEXT

» Markus Krieg, Leiter der BREKOM-Niederlassung

in Ostwestfalen-Lippe: „Cloud-Lösungen für den Mittelstand aus dem eigenen, hochsicheren Rechenzentrum.“

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BREKOM legt besonderen Wert auf Qualität und Kundenzufriedenheit und trägt das Qualitätssiegel DIN EN ISO 9001 der Deutschen Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen. Das eigene hochsichere Rechenzentrum ist durch die TÜV Informationstechnik GmbH (TÜViT) mit dem Standard „Trusted Site Infrastructure“ (TSI) zertifiziert. Kunden steht eine 24 x 7 mit Fachpersonal besetzte Leitstelle für die Störungsannahme sowie ein 24x7 Bereitschaftsdienst mit IT-Spezialisten vor Ort für eine schnelle Hilfe zur Verfügung. Die Prozesse werden nach ITIL-Standards betrieben.

Mit der Erfahrung aus mehr als 80 Jahren Firmengeschichte und dem Knowhow von über 140 Mitarbeitern bietet BREKOM Fachkompetenz für alle Anforderungen im Spektrum zwischen Telekommunikation, IT und Sicherheitstechnik. Mit dem Stammsitz in Bremen, der Niederlassung in Paderborn und den Servicestützpunkten in Bielefeld, Bremerhaven und Osnabrück stehen den Kunden in regionaler Nähe Fachleute zur Seite, die die Unternehmen individuell bei allen Anforderungen in den Bereichen Telekommunikation, IT und Sicherheitstechnik unterstützen. Als Tochterunternehmen der EWE TEL GmbH verbindet sich bei BREKOM die persönliche Nähe eines mittelständischen Unternehmens mit der Leistungsfähigkeit eines Konzerns. BREKOM konzipiert und realisiert als Partner für Kommunikation und Sicherheit für Geschäftskunden, aber auch Behörden und Institutionen übergreifende Lösungen in den Bereichen Telefonanlagen, Unified Communication & Collaboration, Contact Center, Gebäudesicherheit, Leitstellen, IT-Sicherheit sowie Infrastruktur.


■ IT und Digitalisierung

2. Online Marketing Konferenz Bielefeld

Kompaktes Wissen Die 2. OMKB am 31. März in Bielefeld will neue Impulse setzen: Gut 30 Referenten informieren über aktuelle Themen und Trends aus der Online-Marketing-Branche.

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ocial Media, Mobility, Cloud Computing, Vernetzung und Internet of Things (IoT): Diese neuen digitalen Technologien gehören mittlerweile zum Alltag. Während die einen von den Chancen und Möglichkeiten begeistert sind, zeigen sich andere zurückhaltend und abwartend, da das Wissen um die Einsatzfelder und den konkreten Nutzen fehlt. Der Informationsbedarf ist groß – das weiß auch Thorsten Piening, Geschäftsführer von qualitytraffic und Ausrichter der 2. Online Marketing-Konferenz Bielefeld (OMKB). Nach der gelungenen Premiere im vergangenen Jahr knüpft der Internetspezialist an das Erfolgsrezept seines Veranstaltungsformats an und schafft erneut eine interessante Plattform, um neue Technologien vorzustellen. Das Themenspektrum der Vorträge und Workshops ist breit und reicht von DisplayAdvertising, Suchmaschinenmarketing, Content-Marketing, E-Mail-Marketing, über Social Media, Conversion-Optimierung bis hin zu Web-Analytics und Controlling. Namhafte Experten mit langjähriger Erfahrung in der Branche kommen hier wieder zu Wort und stellen wertvolle Informationen und Erfahrungen aus der Praxis vor.

Zu erwähnen ist zum Beispiel eine Größe wie Felix Beilharz. Der Spezialist für Online- und Social Media Marketing und Hochschuldozent wird über die neuesten Trends in seinem Fachgebiet berichten. Mit Nico Zorn kommt ein Spezialist für Online-Marketing und ECommerce nach Bielefeld, der sich schwerpunktmäßig mit den Themen E-Mail-Marketing und Conversion Rate Optimierung beschäftigt und hier sein Wissen weiter gibt. Mit rechtlichen Themen beschäftigen sich zum Beispiel Rechtsanwalt Christian Solmecke, der aktuelle Urteile und Rechtsfragen im Bereich des Online-Marketings erläutert, und CEO-Berater Kaspar Szymanski, der über „Google Abstrafungen und wie man mit ihnen umgeht“ berichtet. Dem Datenschutz widmet sich der IT-Berater und Dozent Thomas Werning. Sein Vortragsthema: „Datenschutz - Chance oder Übel im Online Marketing? Ein Update.“ „Wir freuen uns, dass es uns erneut gelungen ist, ein interessantes und umfangreiches Themenspektrum präsentieren zu können. Unternehmen haben hier die einmalige Chance, sich effektiv an einem Tag über alle aktuellen Themen und Trends im OnlineMarketing zu informieren und fundiertes

Wissen für die Praxis mit nach Hause zu nehmen“, beschreibt Thorsten Piening, den Nutzen der Veranstaltung. n n Weitere Informationen: www.omkb.de

KONTEXT Die 2. Online Marketing Konferenz (OMKB) findet am 31. März von 8 bis 19 Uhr in der Stadthalle Bielefeld statt. Das Ticket kostet 349 Euro (zzgl. MwSt.). Im Preis inbegriffen sind: Ganztagesticket, Zugang zu allen Vorträgen und Workshops, umfangreiches Informationsmaterial, WLAN-Zugang, Rundum-Verpflegung.

ONLINE MARKETING KONFERENZ BIELEFELD

aktuelle Trends

im Online Marketing

hochkarätige Speaker

spannende Vorträge und Workshops

» Gelungene Premiere im vergangenen Jahr: Zur 2. Online Marketing Konferenz Bielefeld werden wieder namhafte Experten erwartet. Foto: OMKB«

31. März 2017 Stadthalle Bielefeld www.omkb.de PR / markt & wirtschaft 3 / 2017

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■ IT und Digitalisierung

Augmented Reality

Neue Einblicke Kristina Schulz, Projektmanagerin Augmented Reality bei der Internet-Agentur NeulandMedien, konzipiert und realisiert spannende und überzeugende Projekte im Bereich erweiterte Realität. Im Gespräch erklärt sie die neue Technologie und ihre Einsatzmöglichkeiten in der Industrie.

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rau Schulz, was versteht man genau unter der zukunftsweisenden Technologie Augmented Reality? Kristina Schulz: Augmented Reality, kurz AR genannt, heißt übersetzt erweiterte Realität. Es handelt sich hierbei um eine neue Form der Mensch-Computer-Interaktion. Virtuelle Objekte werden lagegerecht und in Echtzeit in die reale Umgebung des Betrachters eingebunden. Das geschieht beispielsweise per Smartphone, Tablet oder Datenbrille. So ist es möglich, die Umwelt des Betrachters mit zusätzlichen Informationen zu erweitern. Das können wiederum 3D-Objekte, Videos, Bilder oder auch Texte sein. Zudem ist jede Art der Verlinkung, wie Webseite, PDF, Geodaten, etc., möglich. Wo liegt der Unterschied zu Virtual Reality? Kristina Schulz: Mit Virtual Reality, kurz VR genannt, bezeichnet man die Darstellung einer virtuellen Welt, die vollständig computergeneriert ist. Da die virtuelle Welt unsere Wirklichkeit detailgetreu wiedergeben kann, ist diese kaum mehr von der Realität zu unterscheiden. Wenn man beispielsweise eine VR-Brille verwendet, erkennt diese

die eigenen Kopfbewegungen und ermöglicht es sogar, innerhalb des virtuellen Raumes zu interagieren. Der maßgebliche Unterschied zwischen VR und AR besteht darin, dass bei Virtual Reality keine realen und virtuellen Elemente kombiniert werden, sondern der Nutzer zum Teil von der realen Welt abgeschottet wird. Dies wird erreicht, indem Sinneseindrücke – wie sehen, hören oder berühren – simuliert werden.

xe Szenarien, die spezifisches Wissen benötigen oder eine hohe Fehlerhäufigkeit aufweisen. Nehmen wir das Beispiel Maschinenbau. Für Unternehmen im produzierenden Gewerbe sind kurze Maschinen-

Welche Einsatzmöglichkeiten gibt es in der Praxis? Kristina Schulz: Augmented Reality hat nahezu unbegrenzte Einsatzmöglichkeiten. Zum Beispiel im Tourismus – hier haben wir die digitale Stadtführung ins Leben gerufen. Im Marketing lassen sich durch AR diverse Produkte und ihre Funktionsweisen gegebenenfalls mit transparenten 3D-Animationen präsentieren. Aber auch in der Industrie lässt sich AR einsetzen. Können Sie ein konkretes Beispiel für Augmented Reality-Lösungen in der Industrie nennen? Kristina Schulz: In der Industrie eignet sich die Technologie insbesondere für komple-

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» Augmented Reality-Spezialistin Kristina Schulz «

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■ IT und Digitalisierung

Ein wichtiger Vorteil von AR bezieht sich auch auf die Mehrsprachigkeit. Während damals oftmals geschultes Personal notwendig war, um neue Mitarbeiter verschiedenster Nationalitäten einzuweisen, kann man heutzutage mittels AR eine Möglichkeit bieten, den Einstieg deutlich zu erleichtern. So könnte man eine AR-App verwenden, die die einzelnen Arbeitsschritte an der » AR-Einsatz in der Industrie: Insbesondere für Unternehmen im produzierenden Gewerbe sind kur- realen Maschine grafisch vize Maschinenstillstände durch schnelle Wartung und Reparaturen von enormer Bedeutung. Dank sualisiert und Hinweise in Augmented Reality lässt sich die Ursache für den Defekt schnell finden und beheben. der jeweiligen Sprache dazu (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=EKKfrNCEUfE) « einblenden. Ein Dolmetscher wäre dann nicht mehr nötig, das spart wiederum Ressourcen und Zeit. stillstände durch schnelle Wartung und Reparaturen von enormer Bedeutung. Die immer komplexer werWie Sie sehen, schafft Augmented denden Maschinen und Anlagen verlangen zunehReality unbegrenzte Möglichkeiten. mend hochqualifizierte Mitarbeiter und sofort verfügAn dieser Stelle möchte ich noch auf bare Daten. Kann der eigene Techniker die Wartung unsere neue Landingpage hinweioder Instandhaltung nicht selbst vornehmen, muss er sen, die noch einmal alle Vorteile auf teure externe Ressourcen zurückgreifen. Dadurch und Möglichkeiten von Augmented wird die Reparatur unnötig in die Länge gezogen, was Reality zusammenfasst. Hier zeigen zugleich Folgen für den laufenden Produktionsprozess wir auch verschiedene Einsatzmöghat und weitere Kosten verursacht. lichkeiten und Videos zu diversen AR-Lösungen: Im Marketing lassen sich durch AR n www.augmented-reality.rocks

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diverse Produkte und ihre Funktionsweisen gegebenenfalls mit transparenten 3D-Animationen präsentieren.

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Dank Augmented Reality kann der eigene Servicetechniker die Ursache für den Defekt schnell finden und beheben. Auf dem Display eines Tablets kann der Techniker die defekte Komponente direkt vor Ort ausfindig machen und erhält zeitgleich alle wichtigen Informationen für die schnelle Behebung des Fehlers. Mussten die Servicetechniker früher in endlosen Handbüchern blättern, so können sie jetzt schnell am betroffenen Bauteil ihre Arbeitsschritte und zugehörige Informationen angezeigt bekommen und benötigte Ersatzteile direkt nachbestellen. Aber nicht nur der Kunde, bei dem die Maschine vor Ort steht, profitiert von der erweiterten Realität, sondern auch der Lieferant, der einen Servicetechniker stellt. In Zeiten des Fachkräftemangels kann dieser seinen Service schnell und zuverlässig garantieren und seinen Kunden künftig noch schneller helfen. Zudem halten sich die Personalkosten durch die „virtuelle“ Unterstützung in Grenzen, da Überstunden und Wochenend-Arbeiten reduziert werden können. markt & wirtschaft 3 / 2017

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■ Industrie- und Gewerbebau

Interview zum digitalen Bauen

„Mit BIM macht Bauen wieder Spaß“

© Watchara Rojjanasain / 123rf.com

Die Digitalisierung am Bau lässt sich nicht aufhalten Dipl.-Ing. Helmut Bramann, Geschäftsführer Technik, Technikpolitik, Spartenpolitik des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie e.V., über die Chancen digitalen Planen und Bauens, die aktuellen Herausforderungen und wie die Zukunft aussieht.

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inter dem inzwischen allgegenwärtigen Kürzel BIM steht die Idee eines digitalen Modells. Welche digitalen Planungs- und Fertigungsprozesse umfasst die BIM-Methode? Helmut Bramann: Es geht nicht nur um das digitale Modell, sondern um die dahinterliegende Arbeitsweise: Building Information Modeling (BIM) erfordert gemeinschaftliches, durch digitale Technologien unterstütztes Arbeiten. Das wird zu Recht als Weichensteller für einen fundamentalen Kulturwandel im Planen, Bauen und Betreiben angesehen. Das gemeinschaftliche Arbeiten 23462901_000315.$Archiv.23462901_000315.2.archiv.pdf;_HQ

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an einem digitalen Modell führt zu effektivem Management von Informationen über den gesamten Lebenszyklus des Bauwerks hinweg – von den ganz frühen Konzeptphasen bis hin zum Betrieb. Anwendungsschwerpunkte der BIM-Methode sowie Tiefe und Breite der Anwendung können hierbei projektbezogen natürlich variieren, die Arbeitsmethode und die bessere, vertrauensvolle Zusammenarbeit von Menschen stehen jedoch immer im Mittelpunkt. Die im Lifecyle-Management gewonnenen Erkenntnisse über das tatsächliche Verhalten unserer Bauwerke können dann wieder in die Planung der nächsten Generation von Bauwerken einfließen. Die Verknüpfung mit Digitalisierungsprozessen in der industriellen Produktfertigung und Lieferantenketten bietet weiteres Optimierungspotential, dadurch können wir noch größere Hebelwirkung im Markt erreichen. In den skandinavischen Ländern, Großbritannien und den USA sind digitale Planungs- und Bauprozesse schon relativ weit verbreitet. Die deutsche Bauindustrie muss dagegen noch weiter aufholen, um im immer internationaler werdenden Wettbewerb nicht zurückzufallen. Wo genau liegen die Wettbewerbsvorteile der digitalisierten Planungs-, Bau- und Betreiber-Kette gegenüber dem traditionellen Planen und Bauen? Helmut Bramann: Sie haben recht: Es ist höchste Zeit, dass alle Baubeteiligten die Effizienzpotenziale dieser Innovation nutzen und die Prozesse in der Wertschöpfungskette Bau darauf ausrichten. In wenigen Jahren wird die Erstellung und Nutzung digitaler Bauwerksmodelle den Bau- und Immobilienalltag bestimmen, denn die Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechniken bedeutet für alle Beteiligten einen riesigen Mehrwert: Die durchgängige Digitalisie-


■ Industrie- und Gewerbebau

rung aller planungs- und realisierungsrelevanten Bauwerksdaten, deren durchgängige Kombination und Vernetzung als virtuelles Bauwerksdatenmodell birgt gerade in der Wertschöpfungskette Bau mit ihren komplexen Planungs- und Prozessabläufen erhebliche Innovationspotenziale. Die gleichzeitige Verfügbarkeit aller aktuellen und relevanten Daten ermöglicht für alle Baubeteiligten eine enorme Prozesstransparenz. Änderungen in einem Bereich des Projektes können in den anderen Bereichen nicht übersehen werden. Die Information steht fach- und disziplinübergreifend zur Verfügung. BIM hat somit das Potential, zur Kosten- und Terminsicherheit beizutragen, bessere Planungs- und Ausführungsqualität sowie Fehlerreduzierung zu erreichen und umfassende Lebenszyklusbetrachtungen zu ermöglichen. Insbesondere Planer und Bauausführende erhalten bei ihrer Tätigkeit deutlich mehr Möglichkeiten, Abläufe optimal zu steuern und Kapazitäten dort einzusetzen, wo sie gerade gebraucht werden. Bauherrn profitieren am meisten: Nicht nur von Termin- und Kostensicherheit in der Realisierungsphase, sondern vor allem auch von optimierten Betriebsmöglichkeiten. Die Anfänge sind gemacht, doch bis zur vollständigen Digitalisierung der Baubranche ist noch ein weiter Weg zu gehen. Wo liegen derzeit noch die besonderen Herausforderungen bzw. Risiken? Helmut Bramann: Nun da gibt es natürlich noch viele „Baustellen“. Es fehlt an Standards als Grundlage abgestimmten gemeinschaftlichen Arbeitens und Datenaustauschens. Es fehlt auch an qualifiziertem Fachpersonal und am allerwichtigsten, Offenheit für Marktveränderungen, die Innovationen nun mal mit sich bringen. Klassische Rollenverteilungen, Geschäftsmodelle und Aufgabenprofile können sich verändern, neue Jobprofile und

Qualifikationen sich entwickeln. Auf Planer kommt mehr Aufwand in frühen Leistungsphasen und in der Projektvorbereitung zu, der auch bezahlt sein will. Mancher Bauausführende beklagt gegebenenfalls Überforderung bezüglich Auftraggeberinformationsanforderungen, reduzierten Nachtragsmöglichkeiten. Angemessene Änderungen in der HOAI, die Entwicklung neuer fairer Vertragsmodelle ist deshalb umso wichtiger. Nicht zaudern ist jetzt angezeigt, sondern einfach starten und sich mit dem Thema Digitalisierung offen auseinander setzen.

» Helmut Bramann: „Es ist höchste Zeit, dass alle Baube-

Durch den Einsatz von BIM teiligten die Effizienzpotenziale dieser Innovation nutzen und die Prozesse in der Wertschöpfungskette Bau darauf verändert sich auch die ausrichten.“ Foto: Deutsche Bauindustrie « gewohnte Art der Zusammenarbeit zwischen Architekten, Bauunternehmen, Handwerkern etc. Wer organisiert das digitale Planen, Bauen und Betreiben und fügt alles zu einer Einheit zusammen? Helmut Bramann: Das hängt sicher von der jeweiligen Projektkonstellation und vertraglichen Rollenzuweisungen ab. In BIM-Projekten arbeiten alle Projektbeteiligte und Fachdisziplinen an einem gemeinsamen Datenbestand. Die Koordination dieser Zusammenarbeit kann eine sehr komplexe Aufgabe werden, die zentral „gemanagt“ werden muss und nicht einfach so neben-

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■ Industrie- und Gewerbebau

her erledigt werden kann. Zu den Aufgaben eines solchen „BIM-Managers“ gehören die projektbezogene Konzeption, Einführung, Koordination und laufende Unterstützung der modellbasierten Datenkommunikation über die gesamte Projektlaufzeit. Dazu gehört auch die Erstellung und Fortschreibung eines BIM-Ausführungsplans (BIM Execution Plan) sowie die zugehörigen Schnittstellendefinitionen, Modellierungsvorgaben und Vertragsbedingungen für Planer, Auftragnehmer und Nachunternehmer. Dafür braucht es einen „Baugeneralisten", Architekten oder Bauingenieur mit Berufserfahrung in der Abwicklung von Bauprojekten und Kenntnis der Konzepte zur 3D-Modellerstellung, praktische Erfahrung in der Verwendung relevanter IT‐Systeme und Softwarepakete sind auch von Nöten. Geeignetes Personal ist da derzeit Mangelware. Welche digital geplanten Pilotprojekte gibt es bei uns und welche Erkenntnisse hat man bisher gewonnen? Helmut Bramann: Es gibt in Deutschland inzwischen einige Projekte, die mit BIM realisiert wurden, im privatwirtschaftlichen Bereich insbesondere im Hochbau. Die Öffentliche Hand zieht inzwischen nach: Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Re-

aktorsicherheit (BMUB) und das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fördern mehrere Pilotprojekte zu BIM. Die Auswertungen laufen noch. Im Oktober 2016 wurden allein für den Bahnbereich 13 weitere Pilotvorhaben unterzeichnet, bei denen das digitale Planen und Bauen angewendet und erprobt werden soll. Der Austausch zwischen einzelnen Softwarewerkzeugen ist sicher noch verbesserungsfähig und bei umfangreichen, komplexen Modellen lässt sich Performance und Handhabung verbessern. Für den Infrastrukturbereich stehen zudem bislang nur wenige Objektbibliotheken zur Verfügung. Dennoch, die vorliegenden Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung zeigen ganz deutlich, dass wichtige BIM-Anwendungsfälle schon sehr gut umgesetzt werden können und vor allem die Projektbeteiligten berichten von positiven Erfahrungen. Einhelliges Fazit aus dem Abschlussbericht zum Förderprojekt BIMiD war beispielsweise: „Mit BIM macht Bauen wieder Spaß!". Positiver geht’s doch eigentlich nicht, oder?

» In fünf Jahren wird vieles für uns selbstverständlich sein, was wir heute noch für eine Vision halten. « Ein Blick in die Zukunft: Wann wird das digitale Planen und Bauen bei uns zum Regelfall? Helmut Bramann: Die Digitalisierung am Bau lässt sich nicht aufhalten. Es stellt sich allein die Frage, wie schnell wir vorankommen. Building Information Modeling (BIM) ließe sich schon heute grundsätzlich bei allen Baumaßnahmen im Hoch- oder Tiefbau bzw. bei Brücken einsetzen. Die Dynamik im Baubereich ist enorm hoch: Ich denke, in fünf Jahren wird vieles für uns selbstverständlich sein, was wir heute noch für eine Vision halten. Für Bundesinfrastrukturbau ist das Ziel bereits klar: 2020 wird BIM der Regelfall. n n Weitere Informationen: www.bauindustrie.de

KONTEXT Dipl.-Ing. Helmut Bramann ist Mitglied der Geschäftsführung des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie e.V. in Berlin. Als Interim Geschäftsführer hat er die "planen-bauen 4.0 Gesellschaft zur Digitalisierung des Planens, Bauens und Betreibens mbH" (planen-bauen 4.0 GmbH) bis Ende 2015 aufgebaut, begleitet die Gesellschaft weiterhin beratend, ist gleichzeitig Geschäftsführer der Initiative www.innovationausbau.de, die als BIM-Cluster derzeit konkrete Digitalisierungsprojekte mit Partnern der Wertschöpfungskette vorantreibt.

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■ Industrie- und Gewerbebau

Design & Build

Mehr Partnerschaft Zu langsam und zu teuer: Diese Klagen sind oft zu hören, wenn es um Bauprojekte in Deutschland geht. Angesichts des aktuellen Booms auf dem Immobilienmarkt ist jedoch der Druck groß, der Nachfrage gerecht zu werden und die Projekte kosten-, termin- und qualitätsgerecht zu realisieren.

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ie Ursache für Verzögerungen und Kostenexplosionen ist schnell ausgemacht: In der Regel sind die Planung und Ausführung traditionell voneinander getrennt. Dass es auch anders geht, zeigt die Methode „Design and Build“, die sich seit den 1990er Jahren in den USA etabliert hat. Das angloamerikanische Modell ist eine geeignete Ergänzung zu den etablierten Verfahren im deutschen Bauwesen und kann dauerhaft zu niedrigeren Kosten, schnelleren Bauzeiten, verbesserten Qualitäten und mehr Einigkeit bei Bauprojekten führen. Die damit verbundene Zusammenführung von Planungs- und Ausführungsleistungen eröffnet Chancen für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Projektparteien im Sinne des partnerschaftlichen Bauens. Dies sind die zentralen Ergebnisse der „1.Design&Build Konferenz in Berlin“. „Die Klagen über ausuferndes Nachtragsmanagement mit der Folge von Mehrkosten und Bauverzögerungen könnten durch den berühmten Blick über den Tellerrand deutlich reduziert werden. In den USA werden bereits 40 Prozent aller Bauprojekte nach ‚Design &

Build‘ realisiert. Mit der erstmaligen Auflage unserer ‚Design & Build Konferenz Deutschland‘ haben wir gezeigt, dass sich dieser Trend auch im Bundesgebiet etablieren kann“, sagt Thomas Rücker, Geschäftsführender Gesellschafter von RUECKERCONSULT und Veranstalter der Design & Build Konferenz. Die Teilnehmer bestätigten diese Auffassung im Rahmen einer Live-Umfrage: Demnach bescheinigten 82 Prozent dem Modell „Design & Build“ eine wichtige und zunehmend wachsende Bedeutung für die Immobilienwirtschaft in Deutschland. Bislang dominiert das traditionelle Verfahren der Trennung von Planung und Ausführung samt Einzelausschreibungen für die jeweiligen Gewerke oder der Vergabe an einen Generalunternehmer. Die daraus resultierenden Komplikationen können durch partnerschaftliches Bauen, bei dem Ausführer und Investor von Anfang an gemeinsam am Tisch sitzen, erheblich reduziert werden. Dieser Ansatz erzielte im angelsächsischen Raum bereits in den 1990er Jahren seinen Durchbruch und sieht für die gesamte Projektphase Bauteams vor. Die aus-

führende Baufirma kennt somit von Anfang die Planung, die Architekten wissen von Beginn an, was technisch umsetzbar ist, und der Investor weiß genau, welche Qualitäten er bestellt und nach Abschluss der Bauvorhabens auch erhält. „Leider gibt es in Deutschland noch keine Tradition des partnerschaftlichen Bauens. So vergibt eine ganze Branche Chancen auf eine erfolgreichere Abwicklung ihrer Projekte. Auch die Öffentliche Hand sollte Anreize zu einer Modellvielfalt im Bauwesen schaffen, indem sie von der Fokussierung auf die oft nur scheinbar wirtschaftlich günstigsten Angebote und der Präferenz für ein bestimmtes Vergabemodell abrückt", erklärt Thomas Richter, Equity Partner von Arnecke Sibeth Rechtsanwälte. „Um dem erheblichen Bedarf an neuen Bauten, insbesondere Wohnungen, gerecht zu werden, benötigen wir eine Abkehr vom Preiswettbewerb hin zum Kompetenzwettbewerb. Dies gibt gerade auch mittleren und kleineren Unternehmen der Branche die Chance, sich erfolgreich im Markt zu positionieren“, ergänzt Marcus Becker, Geschäftsführer von Kondor Wessels Bouw Berlin. n

Das ideale Umfeld. Unternehmer im ecopark wissen: Wo Mitarbeiter sich wohlfühlen, da leisten sie gute Arbeit. Investieren auch Sie in ein gutes Umfeld – für Ihre Mitarbeiter und für Ihr Unternehmen. Im ecopark an der Hansalinie A1. ecopark – der Qualitätsstandort.

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■ Industrie- und Gewerbebau

Gewerbebau

ecopark an der Hansalinie A1

Natürlich mit Holz

Ideales Umfeld für gute Arbeit

Die Vorschriften für das Bauen sind hoch. Mit Blick auf das Klima und die langfristige Nutzung, eine durchaus sinnvolle Regelung. Der Ruf nach mehr Effizienz und Schnelligkeit wird zudem lauter: Kriterien, die für die Holzbauweise sprechen.

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ei der Holztafelbauweise werden die Wand -, Decken- und Dachelemente auf hochmodernen und CNC-gesteuerten Fertigungsanlagen in beheizten Hallen vorgefertigt. Die Montage von Fenstern und Türen in die Wandelemente erfolgt dabei unter idealen Montagebedingungen bereits im Werk. Auf diese Weise sind Qualitäten möglich, die auf der Baustelle bei unterschiedlichen Montage- und Witterungsbedingungen nicht garantiert werden können. Die so vorgefertigten Elemente werden trocken auf die Baustelle transportiert und innerhalb kürzester Zeit montiert. Dies reduziert die Bauzeit auf wenige Wochen und senkt das Witterungsrisiko auf ein Minimum. Die moderne Technik, gepaart mit der Effizienz der Holzbauweise, garantiert höchste Qualitäten. Daneben kommt der Nachhaltigkeit dieser Bauweise eine ebenso große Bedeutung zu, denn kein anderer Baustoff steht für den Aspekt der Nachhaltigkeit wie das Holz. „Diese und weitere Vorteile sorgen seit Jahren für einen konstant steigenden Marktanteil der Holzbauweise“, sagt Dipl.-Ing. Peter Brendel von Meisterstück-HAUS. Das in Hameln ansässige Unternehmen beschäftigt sich seit vielen Jahrzehnten mit der Holzbauweise im Gewerbe- und Wohnungsbau und berät mit einem ganzheitlichen Ansatz. „Diese ganzheitliche Betrachtung des jeweiligen Bauvorhabens ist eine Voraussetzung für nachhaltiges Bauen zu überschaubaren Kosten. Immer mehr Investoren setzen auf die Holzbauweise, um die Vorteile zu nutzen und langfristig davon zu profitieren“, beschreibt Peter Brendel. n

Der Name ist Programm: Der ecopark heißt nicht nur Park, er ist auch einer. Dank aufwendiger Gestaltung und Pflege bietet der innovative Gewerbe- und lndustriestandort an der Hansalinie A1 im Landkreis Cloppenburg (Oldenburger Münsterland) ein ideales Umfeld für gute Arbeit.

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enn beim Wettbewerb der Betriebe im Nordwesten um motivierte Arbeitnehmer reicht ein faires Gehalt allein schon lange nicht mehr aus. Mittlerweite geht es um Employer Branding, entwickeln sich engagierte Arbeitgeber selbstbewusst zur Marke mit klaren Leistungsversprechen. Da kommt auch dem Standort eine immer größere Bedeutung zu. Die Struktur der Firmen im ecopark ist heterogen. Ob Produktion (Fahrzeugbau und Lebensmittel) oder Dienstleistung (Medien und Labore), ob Handwerk oder Logistik, ob drei Mitarbeiter oder mehr als 150 - der ecopark bietet den bislang 30 Unternehmen mit ungefähr 900 Beschäftigten wertvolle Vorteile.

n Weitere Informationen: www.meisterstueck.de

» ecopark-Geschäftsführer Uwe Haring: „Bei der Ansiedlung neuer Betriebe gibt es kaum Einschränkungen hinsichtlich Größe und Branche.“ «

» Natürlicher Baustoff: Holz ist in mehrfacher Hinsicht ein Niedrigenergie-Bau-

stoff. Erstens benötigt es nur relativ wenig Energie für seine Bearbeitung, zweitens verbessern seine bauphysikalischen Eigenschaften die Wärmedämmung von Häusern und sparen Heizenergie, und drittens speichern Baustoffe aus Holz dauerhaft CO2. Foto: Meisterstück-Haus

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„Allein im vergangenen Jahr haben sich hier vier Betriebe neu angesiedelt. So hat Deutschlands umsatzstärkster Fahrradhersteller Derby Cycle hier auf einer Fünf-HektarFläche sein 25.000 Quadratmeter großes Logistikzentrum für mehr als 100.000 Fahrräder bezogen und der überregional tätige Bildungsträger Fachwerk Bildung seine neue Bürozentrale“, zieht ecopark-Geschäftsführer Uwe Haring eine zufriedene Bilanz.


■ Industrie- und Gewerbebau

» Viel Natur: Der ecopark liegt im Grünen und schafft so ein ideales Umfeld für die hier angesiedelten Unternehmen. Fotos: ecopark « Auch die Verkehrsanbindung ist nahezu perfekt Unmittelbar am ecopark fließen die Verkehre aus den Niederlanden und aus dem Emsland via Europastraße 233 (Ost/West) in die Hansalinie A1 (Nord/Süd). Und der neue Tiefwasserhafen Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven ist ebenso knapp 100 Kilometer entfernt wie der Flughafen Münster/Osnabrück. Für Automobilzulieferer liegt der ecopark ideal mitten im Dreieck der bedeutenden Pkw-Hersteller Mercedes (Bremen) und Volkswagen (Osnabrück und Emden). Attraktiv neben verkehrlicher Anbindung und Gestaltung sind auch die Angebote im Bereich Mitarbeiterorientierung. So hat der ecopark den Ausbau der Kindertagesstatte im benachbarten Ortsteil Bühren finanziell unterstützt und dadurch Krippenplätze reserviert für unter dreijährige Kinder von Beschäftigten aus dem ecopark, die nicht in der Gemeinde Emstek leben. Ein wichtiger Service zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie in einer der geburtenstärksten und damit jüngsten Regionen Deutschlands. Der landschaftsplanerisch sehr aufwendig gestaltete ecopark umfasst gut 300 Hektar. Der Osten ist eher kleinteilig strukturiert, der 2012 erschlossene Westen bietet auch GIFlächen für Industriebetriebe. Ein Großteil der bislang noch nicht besiedelten Flächen wird zunächst weiter landwirtschaftlich genutzt. Größen zwischen 3000 Quadratmetern und 20 Hektar pro Grundstück können individuell zugeschnitten werden. Bei der Ansiedlung neuer Betriebe gibt es kaum Einschränkungen, was Branche oder Größe betrifft. Nur großflächiger Einzelhandel (Großraumdiscos oder Bowlingcenter) und Betriebsleiterwohnungen sind im ecopark nicht vorgesehen. Neue Unternehmen haben die Möglichkeit, sich bereits bei ihrer Ansiedlung eine Nachbarfläche reservieren zu lassen. Etwa die Hälfte der Betriebe hat das Angebot genutzt und ist im ecopark räumlich wie auch personell gewachsen. Jüngstes Beispiel ist die Whiskybrennerei Malt Destill. Zwei Jahre nach erfolgreichem Start der Produktion im ecopark hat Inhaber Jens Lübbehusen das angrenzende Grundstück gekauft und ein Lager für 2000 Whiskeyfässer errichtet. n

KONTEXT Der ecopark im Landkreis Cloppenburg (Oldenburger Münsterland) ist 300 Hektar groß. Die sofort verfügbaren Gewerbeflächen sind sowohl in der Größe als auch beim Zuschnitt flexibel und individuell gestaltbar. Viele der bereits angesiedelten Betriebe sind in Zukunftsbranchen tätig. Neben der guten verkehrstechnischen Anbindung punktet der Gewerbepark auch mit besonderen Angeboten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

n Weitere Informationen: www.ecopark.de markt & wirtschaft 3 / 2017

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■ Industrie- und Gewerbebau

Interview

„Die Beschaffung von Vermarktungsobjekten wird immer schwieriger“ Reinhard Diekmannshenke, Geschäftsführer der Diekmannshenke ImmoProjekt GmbH, Gütersloh, über aktuelle Entwicklungen und zukünftige Herausforderungen in der Immobilienbranche.

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eil der Markt für Wohneigentum boomt, flackern in Deutschland immer wieder Ängste vor einer Immobilienblase auf. Gibt es auf den Immobilien-Investmentmärkten Anzeichen dafür? Wie sehen Sie diese Entwicklung? Reinhard Diekmannshenke: Die Furcht vor einer Immobilienblase ist derzeit völlig unbegründet. Die Wohneigentumsquote in Deutschland liegt bei lediglich 45 Prozent und stagniert seit Jahren. Weitere Eingriffe des Gesetzgebers in die Immobilienmärkte durch Kreditverknappung etc. sind völlig unnötig.

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Langfristig können auch Megatrends zu veränderten Rahmenbedingungen führen, die die Immobilienwirtschaft vor große Zukunftsaufgaben stellen kann. Dazu gehören u.a. die Anforderungen an Immobilien, immer nachhaltiger zu werden. Wo genau liegen hier die Herausforderungen für die Immobilienwirtschaft? Reinhard Diekmannshenke: Zukunftsforscher weltweit sind sich darüber einig, dass die sogenannten Megatrends die Gesellschaft in den nächsten Jahren nachhaltig verändern werden. Diese Entwicklungen erfordern auch in der Immobilienwirtschaft ein grundlegendes Umdenken. Der demografische Wandel, die zunehmende Urbanisierung, die Entwicklung digitaler Welten oder die Volatilität der Kapitalmärkte – diese und andere Megatrends bieten zahlreiche Chancen, erfordern aber auch neue Geschäftsstrategien. Deshalb ist es entscheidend, rechtzeitig neue Ansätze zu finden und sich intelligent vorzubereiten. Die Herausforderungen liegen im Wesentlichen darin, die Trends zu erkennen und die Chancen und Risiken abzuwägen. Wie sieht es hier bei uns in der Region aus, welche Bedeutung hat das Trendbündel Nachhaltigkeit für den Kauf oder Verkauf von Gewerbeimmobilien? Reinhard Diekmannshenke: Unternehmen sind bereit, mehr für ein Gebäude auszugeben, das nach ökologischen Maßstäben errichtet worden ist. Das Thema Nachhaltigkeit bleibt also im Fokus. EnEV, EnEG und EEWärmeG werden in ein Gesetz gefasst, das Energieeinspargesetz (GEG). Der Gesetzgeber darf dabei nicht „das Kind mit dem Bade ausschütten“ und muss wirtschaftliches Bauen möglich machen. Und wie sieht es um die Zurverfügungstellung von Gewerbeflächen für bauwillige Unternehmer aus? Reinhard Diekmannshenke: Der Landesentwicklungsplan für NRW sieht eine Einschränkung der Flächenausweisung vor. Demzufol-

ge soll der gewerbliche Flächenverbrauch langfristig auf ein „Netto-Null“ gefahren werden. Bevorzugt sollten Industriebrachen und Konversionsflächen reaktiviert werden. Die Aufgaben für die Politik in den Kommunen werden sicherlich nicht leichter. Ein Blick nach vorn: Für die Immobilien-

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Reinhard Diekmannshenke: „Der demografische Wandel, die zunehmende Urbanisierung, die Entwicklung digitaler Welten – diese und andere Megatrends bieten Chancen, erfordern aber auch neue Geschäftsstrategien.“

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branche war 2016 ein hervorragendes Jahr: Die Unternehmen konnten die guten Rahmenbedingungen – eine stabile wirtschaftliche Entwicklung, das Bevölkerungswachstum in den Großstädten und ein weiterhin niedriges Zinsniveau – für ihre Geschäfte nutzen. Werden die Preise auch für Gewerbeimmobilien in diesem Jahr weiter anziehen? Reinhard Diekmannshenke: 2016 war ein rasantes Immobilienjahr. Allerdings gibt es durchaus „eine Träne im Knopfloch“, da der Markt leegefegt ist und die Beschaffung von Vermarktungsobjekten immer schwieriger wird. Nach den Preissteigerungen von ca. sechs Prozent im letzten Jahr werden die Preise auch in 2017 voraussichtlich weiter in gleicher Höhe steigen. n


■ Industrie- und Gewerbebau

Raumbegrünung

Grün motiviert Grünpflanzen in Unternehmensgebäuden und am Arbeitsplatz sind nicht nur ein schöner Blickfang. Sie erzeugen eine wohltuende Atmosphäre, in der man gerne arbeitet, und vermitteln ein Gefühl von lebendiger Natur.

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er seinen Mitarbeitern einen kreativen und motivierenden Arbeitsplatz zur Verfügung stellen möchte, der kommt an Grünpflanzen nicht vorbei. Sie erhöhen die Produktivität, tragen zum Wohlbefinden bei und können also viel mehr als nur schön und dekorativ auszusehen“, sagt Christian Engelke, Geschäftsführer von Engel und Engelke Raumbegrünung GmbH. Das belegt auch die Studie „Arbeitsmotivation 2014“ der ManPowerGroup Deutschland, die festgestellt hat, dass die Motivation, die von Pflanzen am Arbeitsplatz ausgeht, höher ist als der Konsum von Koffein. Pflanzen verbessern das Klima Als Wandelemente bepflanzt, dienen Grünpflanzen als Raumteiler oder Wandverblendungen. Zurzeit besonders im Trend sind vertikale Begrünungen. Sie sorgen mit den vielen Pflanzen bereits auf kleinstem Raum für ein angenehmeres Behagen in Büroräumen und schaffen ein gänzlich anderes Bild. Pflanzen-Oasen am Arbeitsplatz sind tagsüber eine schöne Alternative zur freien Natur und bringen natürliche Lebendigkeit in die Gebäude. Mit den passend zu den Firmenfarben gewählten Gefäßen lassen sich zusätzliche, geschmackvolle Akzente setzen. Allein die Farbe Grün beruhigt. Zudem er-

höht eine Raumbegrünung die Luftfeuchte. Die Heiztemperatur im Winter kann leicht gesenkt werden, das Wohlbefinden wird verbessert. In Großraumbüros schlucken die Pflanzen auch den Schall, so dass an den einzelnen Arbeitsplätzen eine bessere Geräuschkulisse herrscht. Die Raumbegrüner erarbeiten für Unternehmen, die eine Neubegrünung planen, ein individuelles Konzept. „Wir führen eine gemeinsame Begehung durch und ermitteln die spezifischen Pflanzenparameter“, so Christian Engelke. Er und sein Team kennen die individuellen Ansprüche der Pflanzen, zum Beispiel in Bezug auf das Licht. Für eine langlebige Bürobegrünung sind die Lichtverhältnisse ebenso entscheidend, wie auch die Raumtemperaturen. Da die meisten Grünpflanzen, die in der Innenraumbegrünung zum Einsatz gelangen, tropischen und subtropischen Ursprungs sind, gilt es dieses zu berücksichtigen. Eingangsbereiche oder Treppenhäuser, die im Winter geheizt sind und wo Zugluft weht, eigenen sich meist nicht für eine Raumbegrünung. Damit die grüne Pracht auch lange Freude bereitet, ist die fachmännische Pflege wichtig, die die Experten von Engel und Engelke Raumbegrünung von den Standorten Bielefeld, Osnabrück und Bückeburg anbieten und somit flächendeckend in OWL und Osna-

brück vertreten sind. Die Intervalle können individuell gestaltet werden, in der Regel wird in dreiwöchentlichen Turnen (Vollpflege) gearbeitet. Die Pflanzen werden hier mit Wasser, Nährstoffen und speziellen Pflegemitteln versorgt. Weitere Maßnahmen sind Pflanzenschutzkontrollen und ein fachmännischer Rückschnitt, um eine lang anhaltende Qualität zu sichern und die Folgekosten zu reduzieren. n n Weitere Informationen: www.raumbegruenung-owl.de

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Gesundes Klima am Arbeitsplatz mit grünen Pflanzen: Zertifizierte Raumbegrüner übernehmen die Pflege und sichern die Qualität. Foto: Engel und Engelke Raumbegrünung GmbH

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■ Industrie- und Gewerbebau

Gebäudesicherheit

Die Prävention kommt immer noch zu kurz Moderne Sicherheitstechnik dient nicht nur zum Schutz des Gebäudes, sondern hilft Opfer von Wirtschaftskriminalität zu werden. Durchdacht ausgewählt und eingesetzt, können Risiken wie beispielsweise Brände verringert oder auch Einbrüche und Diebstähle verhindert werden.

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ut 36 Prozent der Unternehmen in Deutschland waren in den letzten beiden Jahren Opfer von Wirtschaftskriminalität. Noch schlimmer hat es die großen Unternehmen erwischt: 45 Prozent, also beinahe jedes zweite Unternehmen, war von Wirtschaftskriminalität betroffen. Gleichzeitig schätzen Großunternehmen das Risiko einer Attacke deutlich zu niedrig ein, denn nur 23 Prozent befürchten einen Angriff; die überwiegende Mehrheit hingegen wähnt sich in trügerischer Sicherheit. Das sind Ergebnisse der repräsentativen Umfrage „Wirtschaftskriminalität in Deutschland 2016“, die TNS Emnid im Auftrag von KPMG im vergangenen Jahr unter 500 Unternehmen durchgeführt hat. Die häufigsten Deliktarten in den letzten zwei Jahren waren Betrug und Untreue, dicht gefolgt von Diebstahl und Unterschlagung. Jedes vierte aller betroffenen Unternehmen (24 Prozent) hatte mit Fällen von Datendiebstahl und Datenmissbrauch zu tun. Auffällig ist, dass die Angst vor Cyberdelikten sehr viel größer ist, als die tat-

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sächliche Betroffenheit. Denn vier von fünf Befragten (82 Prozent) sehen auf diesem Feld ein hohes oder sogar sehr hohes Risiko. Wenig überraschend für Alexander Geschonneck, Partner bei KPMG und Leiter des Bereichs Forensic: „Um Daten auf einen USB-Stick zu ziehen, muss man kein Astrophysiker sein. Darum ist die Sorge der Unternehmen durchaus verständlich. Hinzu kommt, dass das Risiko für den Cyber-Kriminellen leider überschaubar ist. Er muss ja nicht eine Bank überfallen, sondern kann von jedem Ort der Welt ins Internet einbrechen.“ Wirtschaftskriminalität gilt deshalb als ein Fluch für die Volkswirtschaft. Experten schätzen den jährlichen Schaden, der durch wirtschaftskriminelle Handlungen insgesamt entsteht, auf rund 100 Milliarden Euro. „Reputationsverlust ist ein schleichendes Gift“ Nicht zu unterschätzen ist zudem das Reputationsrisiko. 13 Prozent aller im Zuge der Studie befragten Unternehmen gaben an, schon einmal einen Reputationsschaden durch Wirtschaftskriminalität oder Compliance-Verstöße erlitten zu haben. Insgesamt berichten 77 Prozent der von Reputationsschäden Betroffenen von spürbaren Folgen nach Veröffentlichung der Straftaten. Vor allem im Unternehmen selbst: 42 Prozent nennen negative Auswirkungen auf die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen. Geschonneck: „Reputationsverlust ist ein schleichendes Gift.“ Denn, bei einem Fünftel der Betroffenen ging der Umsatz zurück. In 38 Prozent der Fälle haben externe Partner die Fortsetzung der Geschäftsbeziehungen an Bedingungen geknüpft. Dazu zählen vor allem die unabhängige Aufklärung des Falles und die Einführung eines wirksamen Compliance Management Systems. Und auch das hat die Studie belegt: Noch immer kommt die Prävention zu kurz. Laut KPMG-Umfrage investieren 44 Prozent der Unternehmen lediglich bis zu 10.000 Euro in die Vorbeugung. „Das ist sträflicher Leichtsinn“, sagt Geschonneck. „Mit gezielten Maßnahmen an den richtigen Stellen, könnten Schäden verhindert werden, die um ein Vielfaches höher liegen.“ Mehr Prävention: Moderne Sicherheitstechnik minimiert das Risiko Der Markt für Sicherheitstechnik ist nicht nur breit aufgestellt, die Hersteller können auch mit immer ausgereifteren Produkten aufwarten. Die mechanische Absicherung

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■ Industrie- und Gewerbebau

» Im Blick: Moderne Videoüberwachungsanlagen liefern eine Vielzahl konkreter Informationen. Foro: © alicephoto / 123rf.com « des Gebäudes ist eine wichtige Basis für jedes Sicherheitskonzept. Um eine Immobilie vor ungebetenen Gästen zu schützen, bieten sich neben der klassischen Schließtechnik auf mechanischer oder elektronischer Ebene, weitere Möglichkeiten durch die Einbruchmeldeund Videotechnik an. Einbruchmelde- oder Alarmanlagen sind durchaus zu empfehlen, machen aber erst dann wirklich Sinn, wenn das Gebäude über eine ausreichende mechanische Sicherung verfügt. Da diese nicht präventiv, sondern erst dann aktiv werden, wenn bereits ein Einbruch geschehen ist. Moderne Systeme sind nicht nur in der Lage, den Einbruch oder Einbruchsversuch durch eine Außensirene zu melden, sondern rufen bei Abwesenheit eine verantwortliche Person auf dem Handy an oder senden eine SMS. Gerade in Unternehmensgebäuden kommen immer häufiger serverbasierte Video-Überwachungsanlagen zum Einsatz. Videobilder liefern eine Vielzahl konkreter Informationen und versetzen den Anwender in die Lage, bei Bedarf ziel- und aufwandsgerecht zu reagieren.

Selbst präventive, vorausschauende und vermeidende Handlungen sind möglich. Dabei können Videosysteme längst global sein. Eine moderne Videosystemlösung ist heute im Aufbau und in den Einzelkomponenten mit einer IT-Systemlösung vergleichbar. Sie besteht aus Hardware, Software, PCs und Betriebssystem, Servern und Datenbanken, Infrastruktur und Netzwerk. Durch die IPVernetzung entstehen aber nicht nur zusätzliche Funktionalitäten und Vorteile, sondern auch Risiken. Da auch in IP-vernetzten Videosystemen alle Daten wie Videobilder, Audiodaten und Steuerbefehle über überwiegend standardisierte Datenpakete übertragen werden, nimmt bei Sicherheitsbetrachtungen die Datensicherheit eine zentrale Stellung ein. Strenge gesetzliche Auflagen gilt es hinsichtlich der Flucht- und Rettungswegtechnik zu beachten. Unternehmen sind gefordert, Mittel und Wege zu finden, damit das Objekt im Gefahrenfall zuverlässig und sicher evakuiert werden kann. n

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■ Industrie- und Gewerbebau

Innenausbau

Feel good

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ann gehen wir gerne ins Büro? Wann sind wir besonders produktiv? Wenn die Arbeit Spaß macht und wenn die Umgebung stimmt: Akustik, Ausstattung und Beleuchtung. Wenn wir gut hören, gut fühlen und gut sehen, bleiben wir leistungsfähig und motiviert. Diese Fakten sind nicht neu, sie gewinnen aktuell jedoch eine neue Dimension: Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. hat eine neue Variante ihres Zertifizierungssystems für nachhaltig ausgebaute und eingerichtete Innenräume entwickelt. Es fokussiert auf das Wohlbefinden der Gebäudenutzer, belohnt Angebote für die Mitarbeiter und betrachtet die neu einge-

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brachten Baustoffe sowie die Möblierung der Räume. Das System soll in erster Linie als Planungswerkzeug genutzt werden und richtet sich an Innenarchitekten, Nutzer von Büro- und Handelsflächen sowie Bauherren von Gebäuden mit einem hohen Ausstattungsgrad. Es kann ergänzend zu den DGNB Zertifizierungssystemen für Neubauten und Bestandsgebäude eingesetzt werden, wobei auch eine Anwendung bei Innenräumen in nicht-zertifizierten Gebäuden möglich ist. Die bauliche und architektonische Qualität der Innenräume spielt eine bedeutende Rolle, wenn es um unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit geht. Die neu entwickelte Variante des DGNB Zertifizierungssystems für Innenräume setzt hier an, indem es verschiedene auf den Menschen bezogene Kriterien wie die Innenraumluftqualität in den Fokus setzt. Betrachtet wird hierbei zum Beispiel die Lüftungsrate oder die relative Luftfeuchte. Auch Maßnahmen zur Steigerung des visuellen Komforts, etwa zur Blendfreiheit bei Tageslicht sowie eine hohe Kunstlichtqualität, werden angesprochen. Belohnt werden zudem eine bewegungsfördernde Arbeitsplatzgestaltung und eine zukunftsorientierte Gestaltung des Innenraumes, die die Bedürfnisse der Nutzer berücksichtigt. Das Zertifizierungssystem, das zunächst für Flächen in Büro- und Verwaltungsgebäuden sowie für Shopping Center und andere Handelsflächen verfügbar ist, kann nicht nur als Wegweiser zu gesundheitsbewussteren Innenausbauten verstanden werden. Im Sinne einer ganzheitlichen Nachhaltigkeit setzt es auch Impulse für umweltfreundlichere und wirtschaftlichere Innenräume. So wird beispielsweise im Kriterium „Energieeffizienz und Klimaschutz” die Verwendung von Ökostrom sowie die Klimaneutralität des Ausbaus positiv bewertet.

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© Cathy Yeulet / 123rf.com

Gebäude haben einen erheblichen Einfluss auf unser Wohlbefinden, schließlich verbringen wir bis zu 90 Prozent unserer Zeit in ihnen. Die bauliche und architektonische Qualität der Innenräume beeinflusst unsere Gesundheit.

Das neue System für Innenräume fußt auf einer lebenszyklusorientierten Betrachtung, indem es die über die Planungs- und Bauzeit hinaus anfallenden Kosten vorausschauend mitbetrachtet und konsequent die Wiederverwendung von Produkten belohnt. Damit setzt die DGNB ein klares Zeichen für einen bewussten Umgang mit den eingesetzten Ressourcen. Erstmals adressiert im Rahmen einer DGNB Zertifizierung wird die gezielte Auswahl der Möbel unter Nachhaltigkeitsaspekten. So wirken sich ergonomische, nachweislich schadstoffarme Möbel mit geringen Umweltwirkungen und einer langen Nutzungsdauer positiv auf das Zertifizierungsergebnis aus. Im DGNB Zertifizierungssystem für Innenräume werden nur die beeinflussbaren Aspekte der Nachhaltigkeit adressiert. Mit 16 Kriterien bei Büro- und Verwaltungsgebäuden ist der Umfang der Zertifizierung entsprechend gering. Auch die Nachweisführung ist reduziert und praxisnah gehalten. Darüber hinaus gibt es auch hier die Möglichkeit einer Mehrfachzertifizierung von nahezu baugleichen Innenausbauten an verschiedenen Standorten. „Uns geht es darum, den nachhaltigen Umgang mit unserer gebauten Umwelt zu fördern, indem wir gezielt positive Anreize setzen”, sagt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. n


■ Personal und Arbeit

Personalmanagement

Wie digitale Tools die Arbeit erleichtern Die Rekrutierung von Mitarbeitern ist zeitaufwendig und nicht selten kostenintensiv. Wie das Personalwesen gerade auch im Mittelstand von der Digitalisierung profitiert.

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widerstehen“, sagt die HR-Managerin. etra Müller, Personalerin in eiMit digitalen Tools eröffnen sich zudem nem großen Maschinenbauunneue Wege, mehr über den Bewerber ternehmen, muss eine neue und seine Fähigkeiten in Erfahrung zu Stelle besetzen: Der Text der Anzeige bringen. „Spielerisch mit dem Kandidasteht, ein Online-Tool in ihrem Computen ins Gespräch zu kommen, ist ein ter hat hier noch einmal optimiert, daweiterer Trend. Stichwort Gamification: mit sie mehr Resonanz bekommt und das Unternehmen kann sich auf diese auch den Diversity-Kriterien entspricht. Weise als besonders sympathisch darEin Knopfdruck und die Stellenanzeige stellen und außerdem erfahren, wie wird an ausgewählte Jobbörsen ver„spielfreudig“ der künftige Mitarbeiter teilt. Das ist heute bereits Praxis in einiist und ob er sich als Tüftler einbringt. gen Personalabteilungen von GroßunDie Förderung vorhandener Talente im ternehmen, in kleineren und mittleren Unternehmen lässt sich mit Hilfe digiUnternehmen bleiben die Chancen dataler Prozesse effektiv steuern. „Enttengestützter Rekrutierung jedoch wicklungen lassen sich so besser vorweitgehend noch ungenutzt. So könnten Big Data und Algorithmen gerade » HR-Prozesse digital abbilden: Mit verschiedenen Tools lassen sich hersagen, individuelle Planungen die Tätigkeiten in der Personalabteilung effizienter gestalten. einzelner Mitarbeiter sowie eventuelle hier wertvolle Unterstützung liefern. Foto: © rawpixel 123rf « Wechselabsichten sind frühzeitig beDabei analysiert zum Beispiel ein Algokannt und bieten so die Möglichkeit, rithmus intelligent, welches Onlinegezielt zu reagieren. Möchte man die Person unbedingt zum VerProfil zu welcher ausgeschriebenen Stelle passt und gibt automatische bleib im Unternehmen bewegen, so kann man durch Gespräche und Einstellungsempfehlungen oder ermittelt passende PersonalentwickAufzeigen neuer Karrieremöglichkeiten hier noch gegensteuern“, lungsmaßnahmen. beschreibt Lucia Falkenberg. Auf diese Weise könnten Fluktuations- und Abwesenheitskosten ver„Die Verantwortlichen können in der Arbeitswelt 4.0 HR-Prozesse stärringert und die Produktivität und Motivation von Teams gesteigert ker digital abbilden, analysieren und messbar machen“, sagt Lucia Falwerden. „HR-Analytics stärkt mit wertvollen Informationen die Positikenberg, HR-Managerin und Leiterin der Kompetenzgruppe New onierung des Personalbereichs als Partner des Managements“, ist Work im eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. Ein Beispiel: Ein Unsich Lucia Falkenberg sicher. ternehmen, das eine Stellenanzeige auf einem Online-Portal oder in n einer Stellenbörse schaltet, bekommt zahlreiche Informationen darüber, wie erfolgreich eine solche Aktion letztendlich ist. „Wer hat sich die Stellenanzeige angeschaut? Wer besucht anschließend die unternehmenseigene Webseite? Welches digitale Medium bringt die beste Resonanz und den höchsten Nutzen? Die Bearbeitung eingehender Bewerbungen, das Versenden von Eingangsbestätigungen und Absagen – neudeutsch unter dem Begriff „Data Driven Recruiting“ bekannt – lassen sich zudem zeitnah und schnell digital durchführen – das schafft Zeit für andere Aufgaben. In der aktuellen Diversity-Diskussion um den Vorteil gemischter Teams ist zum Beispiel eine differenzierte Ansprache in Stellenanzeigen ein entscheidender Pluspunkt. „Wenn Unternehmen zum Beispiel in der IT-Branche auch Frauen für eine Bewerbung motivieren möchten, sind andere Schlagworte in der Ausschreibung zu empfehlen. Je technokratischer eine Stelle vorgestellt wird, desto weniger Frauen fühlen sich angesprochen. Personaler können zum Beispiel auf digitale Tools zurückgreifen, die für die spezielle Stellenausschreibung eine bestimmte Ausdrucksweise empfehlen. Aktuell ist ein Antibias-Check in der Entwicklung, dessen Ziel es ist, durch entsprechende Wortwahl Diversität zu respektieren und Diskriminierung zu markt & wirtschaft 3 / 2017

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■ Personal und Arbeit

Personalrekrutierung

Auf der Suche nach dem „Best Match“ Eine Fehlentscheidung in der Personalauswahl kann teuer werden:. Da kann schon mal ein ganzes Jahresgehalt an zusätzlichen Kosten anfallen. Grund genug, sich einmal intensiver mit dem Thema Personaldiagnostik zu beschäftigen.

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wissend, dass er in München wohnt, und finde es erst heraus, wenn ich schon viel Herzblut investiert habe. Irgendwann habe ich ihn dann: Den Lebenslauf, der genau das Anforderungsprofil erfüllt. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich den richtigen Mitarbeiter gefunden habe. Jetzt heißt es: Den Bewerber einem Komplett-Check unterziehen und Diagnose stellen. Für die Auswahl hat das klassische Vorstellungsgespräch lange nicht ausgedient und ist in den meisten Fällen immer noch Grundbestandteil der Rekrutierung. Es wird aber immer häufiger ergänzt um weitere Methoden. Das Angebot ist vielfältig und kann beliebig kombiniert werden: Da gibt es z.B. das Assessment Center, eine sehr umfangreiche Methode mit einem Mix aus Übungen für mehrere Bewerber gleichzeitig. Etwas neuer sind die eher schlanken E-Assessments, bei denen mithilfe eines Online-Tests eine erste Auswahl getroffen wird. Daneben gibt es kreative Ansätze wie z.B. „Job -Speed-Datings“, wo es in erster Linie um den persönlichen Eindruck geht. Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile und legt den Schwerpunkt auf etwas andere Ziele. Hier muss abgewogen werden, wo die eigenen Prioritäten liegen und wie viel man im Einzelfall investieren will. Bei allem gilt jedoch immer: Den Bewerber mit Respekt behandeln! Er gibt viel von sich preis, wenn er sich bei einem Arbeitgeber bewirbt. Er liefert sich unserer Beurteilung aus. Dafür sollten wir ihn – auch und » Das COBUS Personalmanagement Stephanie Claes, gerade im Falle einer Andrea Sprenger, Annika Kranz (v.l.) « negativen Antwort –

at man die erste Hürde „Wo kriege ich gute Bewerber her?“ geschafft, wartet schon die zweite: „Welcher davon ist der beste Kandidat für diesen Job?“ Die Betonung dabei liegt auf für diesen Job, nicht auf der beste Kandidat! Es ist wie mit dem Topf und dem Deckel: Der Deckel kann qualitativ noch so hochwertig sein – wenn er nicht passt, passt er nicht. Wir brauchen einen „Match“ – eine möglichst genaue Übereinstimmung zwischen dem Profil des Bewerbers und dem Profil der Stelle. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass das Stellenprofil und die Anforderungen genau definiert sind. Es ist das gleiche Prinzip wie bei einer Dating-Plattform: Wenn ich nicht angebe, dass ich einen Partner zwischen 30 und 40 Jahren in der Nähe von Dortmund suche, werde ich eine lange Liste mit Vorschlägen angezeigt bekommen, unter denen ich die Passenden mühsam suchen muss. Oder, noch schlimmer: Ich entscheide mich für jemanden, nicht

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» Modern und zukunftsweisend: Stammsitz des Unternehmens in Rheda-Wiedenbrück Foto: COBUS « freundlich und wertschätzend behandeln. Nicht zuletzt auch deshalb, weil er Multiplikator ist und seine Eindrücke teilen wird. Ein gutes Praxisbeispiel für ein bewerberfreundliches und gleichzeitig effektives Rekrutierungsverfahren zeigt das IT-Systemhaus COBUS ConCept mit Sitz in Rheda-Wiedenbrück. Im Auswahlprozess ist für jeden Schritt festgelegt, wann er zu erfolgen hat: Spätestens zwei Tage nach Eingang der Bewerbung bekommt der Bewerber eine erste Antwort, und auch im weiteren Verlauf soll er nicht länger als zwei Wochen auf eine nächste Mitteilung warten – selbst wenn nach dieser Zeit noch keine Entscheidung gefallen ist. Insbesondere nach einem Vorstellungsgespräch ist es eine Sache der Höflichkeit, dass der Bewerber innerhalb einer bestimmten Zeitspanne eine Rückmeldung erhält – nicht zu spät, aber auch nicht zu früh! Denn wer schon am gleichen Tag nach dem Gespräch eine Absage bekommt, hat nicht das Gefühl, dass man besonders viele Gedanken an ihn verschwendet hat. Zum Standardprozess gehört es


■ Personal und Arbeit

bei COBUS außerdem, dass möglichst jedem Bewerber, der eine Absage erhält, auch die Begründung dazu geliefert wird. Auch wenn das naturgemäß nicht immer einfach ist. Im Vorstellungsgespräch wird dem Bewerber bewusst zunächst ein bisschen Zeit zum „Ankommen“ gegeben. Einer kurzen Vorstellungsrunde folgt eine Unternehmensvorstellung, in der die Vertreter von COBUS den aktiven Part übernehmen. Danach entwickelt sich ein gemeinsames Gespräch auf Augenhöhe, welches möglichst weit entfernt sein sollte von einer gefühlten Prüfungssituation mit Frage-Antwort-Spielen. Für einige Positionen erfolgt zusätzlich ein Einstellungstest, um bereits die Bewerber herauszufiltern, die gewisse Mindestanforderungen nicht erfüllen. Bei erfolgreich „bestandenem“ Erstgespräch wird ein vier- bis sechsstündiger Kennenlerntag angesetzt. Als vorbereitete Aufgabe stellt der Kandidat dabei sich selbst und einige seiner Projekte aus der Vergangenheit vor, anschließend absolviert er konkrete Aufgaben aus seinem Fachbereich. So wird der Bewerber in vielerlei Hinsicht auf Herz und Nieren geprüft. Wenn schließlich der „Best Match“ ausgemacht und auch im Arbeitsalltag für gut befunden wurde, heißt es: ihn behalten! Hier beginnt das Thema Onboarding und Mitarbeiterbindung – eine weitere Herausforderung im

Personalmanagement, mit der es sich zu beschäftigen lohnt, will man als Arbeitgeber am Ball bleiben. Autorin: Andrea Sprenger ist Assistentin im Personalmanagement bei COBUS ConCept. n n Weitere Informationen: www.cobus-concept.de

KONTEXT Das IT-Systemhaus COBUS ConCept mit Stammsitz in Rheda-Wiedenbrück und weiteren Standorten in Münster und Dortmund, ist seit 25 Jahren verlässlicher Partner mittelständischer Unternehmen und bietet branchenübergreifend professionelle Systeme und Lösungen aus einer Hand. Die IT-Spezialisten konzipieren und optimieren datenbasierte Geschäftsabläufe und integrieren maßgeschneiderte Hard- und Softwarelösungen für die Bereiche ERP, CRM, Finance, Personal und Controlling sowie DMS und CAD/CAM Automatisierungstechnik. COBUS ConCept beschäftigt 108 Mitarbeiter, davon acht Auszubildende, und erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 10,8 Millionen Euro.

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■ Personal und Arbeit

Stiftung Studienfonds OWL

Junge Talente kennenlernen Die Stiftung Studienfonds OWL fördert Studierende nachhaltig. Damit engagiert sie sich seit zehn Jahren für Nachwuchskräfte und die Region.

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as erste Praktikum während ihres Studiums der Wirtschaftswissenschaften machte Mona Schönberger in der Bilanzbuchhaltung der Gauselmann Gruppe – genau dort, wo die 25-Jährige jetzt, knapp vier Jahre später, ihren ersten Job ausübt. Möglich wurde dies auch durch die Stiftung Studienfonds OWL, von der Mona Schönberger ein Stipendium erhielt, und so auch Praktika bei Unternehmen in der Region absolvierte. Die familiengeführte, ostwestfälische Gauselmann Gruppe unterstützt die Stiftung Studienfonds OWL bereits seit 2007, und hat die Anzahl der durch sie finanzierten Stipendien nun von einem auf drei erhöht. Die Stiftung ist deutschlandweit einmalig, denn es handelt sich um ein Kooperationsprojekt von fünf Hochschulen, die auch die Stifterinnen sind: den Universitäten Bielefeld und Paderborn, der Fachhochschule Bielefeld, der Hochschule OstwestfalenLippe und der Hochschule für Musik Detmold. Aktuell werden 390 Stipendiaten aller Fachrichtungen gefördert, seit Gründung der Stiftung Studienfonds OWL im Jahr 2006 sind es rund 1700 Stipendiaten. Mona Schönberger bekam für ihre guten Leistungen, die sie während ihres Studiums der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bielefeld erbrachte, ein so genanntes Deutschlandstipendium. „Dabei handelt es sich um ein Private-Public-Matching, bei dem die Hälfte vom Bund gezahlt wird, wenn Privatpersonen oder Unternehmen für die andere Hälfte aufkommen. Deswegen ist es für die Stiftung sehr wichtig, dass sich möglichst viele Privatpersonen und Unternehmen engagieren“, erklärt Julia Kralemann, stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung Studienfonds OWL.

„Auf Initiative der Unternehmerfamilie Gauselmann fördert die Gauselmann Gruppe zahlreiche Projekte im Bereich der Bildung, seit zehn Jahren auch die Stiftung Studienfonds OWL. Damit wird jungen Menschen ermöglicht, im Unternehmen beispielsweise Praktika zu absolvieren oder ihre Bachelorarbeit zu schreiben, und so Kontakte zu knüpfen und Einblicke in verschiedene Tätigkeitsbereiche zu erhalten“, erklärt Wolfgang Regenbrecht, Personalleiter der Gauselmann AG. Für das Unternehmen biete dies wiederum die Möglichkeit, potentielle neue Mitarbeiter kennenzulernen. „Anfangs haben wir die Stiftung generell gefördert, mittlerweile legen wir den Fokus mehr auf den engen, persönlichen Austausch mit den Stipendiaten“, so Regenbrecht. Die Gauselmann Gruppe will zukünftig junge Talente aus den Fachbereichen Betriebswirtschaft, IT und Architektur beziehungsweise Bauingenieurwesen unterstützen.

„Durch die Stiftung Studienfonds OWL werden junge Fachkräfte an die Region gebunden, und bieten den ansässigen Unternehmen damit einen großen Mehrwert“, lobt Claus Buschmann, Wirtschaftsförderer der Stadt Lübbecke, die die Stiftung Studienfonds OWL über Lübbecke Marketing fördert. In diesem Jahr will die Stiftung Studienfonds OWL ihr zehnjähriges Bestehen mit einer Kampagne feiern, in der zehn Mal zehn neue Stipendien gewonnen werden sollen. „Mit der Zusage der Gauselmann Gruppe, zwei weitere Stipendiaten zu fördern, sind wir bereits bei 72 angelangt. Wir freuen uns natürlich, wenn andere Unternehmen diesem Beispiel folgen“, so Julia Kralemann. Aktuell gibt es über 360 Deutschlandstipendien, mit mehr privater Förderung sind bis zu 900 möglich. „Die Unterstützung der Stiftung Studienfonds OWL ist eine sehr gute Wahl, denn die Investition in Bildung zahlt sich immer aus – sowohl für die Studierenden, als auch für die Unternehmen“, so Wolfgang Regenbrecht. n

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Warben auf dem Schulungszentrum der Gauselmann Gruppe, dem Schloss Benkhausen, für die Stiftung Studienfonds OWL: Claus Buschmann, Wirtschaftsförderer der Stadt Lübbecke, Julia Kralemann, stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung Studienfonds OWL, Mona Schönberger, ehemalige Stipendiatin und heutige Mitarbeiterin der Gauselmann Gruppe sowie Wolfgang Regenbrecht, Personalleiter der Gauselmann AG. (v.l.) Foto: Gauselmann

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■ Personal und Arbeit

Melanie Schwarz ist Verkaufsleiterin im Medienunternehmen ams – Radio und MediaSolutions und verantwortet die Vermarktung von Lokalradios in den Kreisen Gütersloh, Warendorf und Paderborn/Höxter sowie die Kundenberatung und -betreuung für den Bereich MediaSolutions mit den Geschäftsfeldern Audio, Video und Event.

Kolumne

Wo und wie rekrutieren eigentlich Medienunternehmen ihr Personal?

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n meiner Kolumne beschäftige ich mich dieses Mal mit einem der Kernthemen der aktuellen Ausgabe von markt & wirtschaft: der Personal-Rekrutierung. Vielleicht erinnern Sie sich, dass ich im letzten Jahr mit meiner Kolumne „Wie finde ich gute Mitarbeiter“ das Thema bereits aufgegriffen habe. Vor diesem Hintergrund möchte ich Ihnen heute aufzeigen, wie wir als Medienunternehmen damit umgehen, wenn wir Personal suchen und auswählen. Im vergangenen Jahr haben wir gleich vier neue Mitarbeiter für den Außendienst gesucht. Ich war sehr skeptisch, dass wir ausreichend viele Bewerbungen erhalten, um dann eine Auswahl zu treffen. Denn als wir vor ca. fünf Jahren das letzte Mal einen neuen Vertriebskollegen suchten, stellte sich dies als wirklich schwierig heraus im Hinblick auf die Qualität und Anzahl der Bewerbungen. In 2016 haben wir mit einem zeitlichen Vorlauf von fast elf Monaten für zwei der zu besetzenden Stellen intensive Funkwerbung

gestartet. Zwei Wochen lang liefen zwei Spotvarianten mit zwei verschiedenen Botschaften und den Verweis auf unsere Homepage, wo alle Details nachzulesen waren. Denn alle Informationen kann man selbst als Profi nicht in 20 oder 30 Sekunden unterbringen. Deshalb sollte der Spot „nur“ Aufmerksamkeit und Interesse für die Stellenbeschreibung „Vertriebsprofi für Radiovermarktung“ wecken. Unsere Idee ging auf: Wir erhielten zum einen viele Bewerbungen. Und zum anderen waren die Bewerbungen zu 90 Prozent formell, vollständig und aussagekräftig. Bei der Auswahl zum persönlichen Kennenlernen spielte die Vertriebserfahrung die größte Rolle. Außerdem wurde im Gespräch „abgeklopft“, ob der Bewerber ins Team und zu den Kunden passt. Eine kleinere Auswahl wurde zum zweiten Gespräch gebeten, bei dem dann auch erst über die Vergütung, etc. gesprochen wurde. Wir konnten alle vier Stellen besetzen und haben einige weitere Aspiranten vorgemerkt, falls es darüber hinaus noch Bedarf geben

sollte. Der Bedarf wurde quasi übererfüllt. Aber warum hat es gerade so gut mit der Radiowerbung funktioniert? Meine Meinung dazu steht fest: Radiowerbung hört jeder, wenn das Radio läuft. Selbst wenn er nicht aktiv auf der Suche nach einem neuen Job ist, wird durch einen interessanten Arbeitgeber oder eine interessante Tätigkeit eine Begehrlichkeit geweckt. Das heißt, es bewerben sich Personen, die ggfs. gestern noch gar nicht wussten, dass sie einen neuen Job antreten wollen. In unserem Fall war es so, dass sich nahezu alle Bewerber in einer festen Anstellung befanden. Die Aufgaben klangen jedoch so interessant, dass sie sich dennoch beworben haben und zu einem Wechsel bereit waren. Mein Fazit: Wenn ein Arbeitgeber bekannt, sympathisch und/ oder interessant ist, wird er bei der Stellensuche mehr Erfolg haben, die vakante Position zu besetzen. n

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© Pavel Ignatov / 123rf.com

■ Kapitalanlage und Vermögensaufbau

Kapitalanlage

Investieren mit Kopf Obwohl die Entwicklung der Aktienmärkte in den vergangenen Jahren sehr gut verlaufen ist, haben viele Deutsche weiterhin negative Einstellungen zur Aktienanlage. Fehleinschätzungen sind weit verbreitet, dabei war gerade 2016 ein gutes Jahr für die Aktienanlage im DAX mit einer Gesamtrendite von fast sieben Prozent. Christine Bortenlänger, Geschäftsführender Vorstand Deutsches Aktieninstitut, über die Vorteile von Aktien für den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge.

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ie steht es derzeit mit dem Vertrauen in die Aktie oder in Aktienfonds, d.h. welche Bedeutung haben Investitionen in diese Form der Kapitalanlage in der deutschen Bevölkerung? Dr. Christine Bortenlänger: Leider fehlt den allermeisten Deutschen die Erfahrung im Umgang mit Aktien. Sie wissen einfach zu wenig über die Chancen, die Aktien bei der Geldanlage bieten. Auch schätzen die Allermeisten das Risiko, das mit Aktien verbunden sein kann, falsch ein. Deswegen legen die Menschen ihr Geld sehr konservativ, also in der Regel auf Tagesgeldkonten und Sparbüchern, an. Aktuell gibt es nur rund neun Millionen Aktionäre und Besitzer von Aktien-

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fonds. Damit ist nur circa jeder siebte Bundesbürger, der älter als 14 Jahre ist, am Produktivkapital von Unternehmen beteiligt. Nur gut acht Prozent des Geldvermögens der Deutschen ist in Aktien oder Aktienfonds investiert. Das ist eindeutig zu wenig, denn Aktien haben in der Vergangenheit im langfristigen Mittel eine Rendite von sechs bis neun Prozent erwirtschaftet. Wer sein Geld mehren möchte und auch für das Alter angemessen vorsorgen will, kommt an Aktien nicht vorbei. Nicht wenige Anleger werfen „das Handtuch" und ziehen sich aus Aktien und Fonds zurück. Sei es aus Angst vor Verlusten, genereller Skepsis, schlechten Erfahrungen und fehlendem Wissen. Was raten Sie Anlegern, bzw. welche Grundsätze sollten Anleger bei der Kapitalanlage in Aktien beherzigen? Dr. Christine Bortenlänger: Zunächst einmal eine gute Nachricht: Seit Erreichen der Tiefststände bei den Aktionärszahlen nach der Finanzkrise haben wir rund 700.000 neue Aktionäre und Aktienfondsbesitzer hinzugewonnen. Der Rückzug aus der Aktie ist also gestoppt, allerdings auf einem viel zu niedrigen Niveau. Wenn Anleger langfristig agieren, kontinuierlich sparen und breit streuen, dann machen sie im Prinzip alles richtig. Die verbreitete Vorstellung, dass das Ziel einer Aktienanlage ist, schnell viel Geld zu machen, ist grundfalsch. Für kurzfristige Sparziele ist der Aktienmarkt nicht der richtige Platz. Die Vorteile der Aktienanlage kommen zum Tragen, wenn man in verschiedenen Branchen und Regionen investiert und Geduld mitbringt. Dabei muss der Anleger auch keine übermäßigen Risiken eingehen, denn nach 13 Jahren ist das Verlustrisiko gleich null, wie man an unserem Rendite-Dreieck ablesen kann. Darüber hinaus ist es sinnvoll, auch andere Anlageformen, wie beispielsweise Anleihen, dem Depot beizumischen, nach dem Grundsatz: nie alle Eier in einen Korb legen! Wer diese Grundprinzipien beachtet, der wird an seiner Geldanlage viel Freude haben.


■ Kapitalanlage und Vermögensaufbau

Aktien oder Aktienfonds sollten aus Sicht des Deutschen Aktieninstituts - natürlich in Abhängigkeit von der persönlichen Lebenssituation - ein fester Bestandteil der Vermögensbildung und Altersvorsorgestrategie sein. Welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang das Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts? Dr. Christine Bortenlänger: Unser Rendite-Dreieck weist die durchschnittliche jährliche Rendite aus, die man bei Aktienanlagen in den DAX zwischen einem und fünfzig Jahren erreicht hätte. Es beweist, dass bei einem Anlagehorizont von 20 bis 30 Jahren die jährliche Rendite in der Vergangenheit zwischen sechs und neun Prozent lag. Darüber hinaus kann man sehen, dass kurz- und mittelfristige Kursschwankungen bei Aktien in diesen Zeiträumen kompensiert werden. Negative Renditen werden im RenditeDreieck rot angezeigt, positive grün. Das Rendite-Dreieck ist überwiegend grün, das heißt, die erzielten Renditen waren in den meisten Jahren positiv. Unser Rendite-Dreieck ist also der Beleg dafür, dass Aktien für den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge prädestiniert sind,

denn wie bei Aktien muss man einen langen Atem haben, um mit dem Vermögensaufbau und der Altersvorsorge erfolgreich zu sein. Die Diskussion um die Zukunft der deutschen Altersvorsorge und die damit verbundene Sicherung des Lebensstandards im Alter ist aktueller denn je. Kann eine Kapitalanlage in Aktien die Rentenlücke schließen? Dr. Christine Bortenlänger: Kommende Rentnergenerationen müssen aufgrund der demographischen Entwicklung, die zu weniger Beitragszahlern und niedrigerem Renteneinkommen führt, mehr Geld zurücklegen, um die drohende Rentenlücke zu schließen. In unserer Studie „Lebensstandard im Alter sichern - Rentenlücke mit Aktien schließen" zeigen wir, dass dies nur funktionieren wird, wenn man im Rahmen der privaten und betrieblichen Altersvorsorge (mehr) auf Aktien setzt. Dies liegt daran, dass die Aktienanlage im Vergleich zu anderen Anlageformen eine deutlich höhere Rendite abwirft. Je höher meine Rendite ist, desto weniger muss ich als Arbeitnehmer an zusätzlichem Geld für das Alter zurücklegen. Dies ist besonders für Menschen mit geringerem Einkommen wichtig, die die Rentenlücke nicht durch immer höhere Sparbeträge ausgleichen können. n

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Dr. Christine Bortenlänger: „Die Vorteile der Aktienanlage kommen zum Tragen, wenn man in verschiedenen Branchen und Regionen investiert und Geduld mitbringt. Dabei muss der Anleger auch keine übermäßigen Risiken eingehen, denn nach 13 Jahren ist das Verlustrisiko gleich null.“ Foto: Deutsches Aktieninstitut

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Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt. Wir machen den Weg frei.

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■ Kapitalanlage und Vermögensaufbau

Intelligent investieren – Risiko minimieren

Das persönliche Risikoprofil bestimmen Jürgen Grüneklee, geschäftsführender Gesellschafter Grüneklee Wealth Management GmbH & Co. KG und Honorar-Finanzanlagenberater, über die richtige Wahl der Anlagestrategie und wie sich Risiken reduzieren lassen.

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er Begriff „Risiko“ wird ebenso wie der Begriff „Geld“ von jedem Menschen anders interpretiert. Aus finanzpsychologischer Sicht ist die finanzielle Risikobereitschaft aber ein relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal und ändert sich eher nicht, daher ist eine professionelle Risikoprofilierung unabdingbar. Dafür reichen die gesetzlich vorgeschriebenen Fragebögen, zum Beispiel der Banken, nicht aus. Vielmehr sollten Investoren auf wissenschaftlich fundierte psychometrische Fragebögen zurückgreifen. Diese existieren am Markt und idealerweise fließen die Ergebnisse in einen individuellen und objektiven Finanzplan ein. Daraus ergeben sich dann der persönliche Risikobedarf, die eigene Risikotragfähigkeit und die finanzielle Risikobereitschaft als Basis für nachhaltige Anlageentscheidungen. Investieren statt spekulieren Aktiv gemanagte Investmentfonds versuchen oftmals, den Marktdurchschnitt zu schlagen, indem sie nur eine selektive Auswahl an Wertpapieren bevorzugen. Es gibt jedoch zahlreiche Belege dafür, dass es aktiven Fondsmanagern im Durchschnitt nicht gelingt, ihren Referenzindex dauerhaft zu übertreffen (besonders nach Kosten). Es ist schlicht nicht möglich, die Entwicklung an den Kapitalmärkten vorherzusagen und bei der heutigen Informationsdichte kann man davon ausgehen, dass alle bekannten Informationen in den Kursen der Wertpapiere enthalten sind. Ein weiterer Fehler ist es, aus der Vergangenheit Rückschlüsse auf die Zukunft zu ziehen. Die Gruppe der Fondsmanager, die es eventuell schafft, ihren Referenzindex zu übertreffen, wechselt ständig und ist im Vorfeld nicht identifizierbar. Es erscheint daher nicht sinnvoll, seine Anlagestrategie auf solchen aktiven Strategien aufzubauen. Es existieren inzwischen viele Produkte, wie zum Beispiel Indexfonds oder börsengehandelte ETF (Exchange Traded Funds), mit denen Anleger eine Vielzahl von Indizes und Anlageklassen deutlich kostengünstiger abdecken können. Diese Produkte

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lassen sich wie ein Baukastensystem in eine individuelle Anlagestrategie einbinden. Auch der Einsatz von Misch-/Dachfonds oder Multi-Asset-Strategien, die in einem Investmentfonds vereint werden, ist, neben den hohen Kosten, wenig geeignet das persönliche Chance-/Risikoprofil abzubilden. Bei der Vielzahl der Investoren in dem Fonds kann das Fondsmanagement gar keine Rücksicht auf den Einzelnen nehmen. Kosten kontrollieren Die Frage ist nicht, ob Anleger Kosten tragen müssen, sondern, ob bestimmte Kosten sinnvoll und gerechtfertigt sind, beispielsweise durch die mögliche Wertschöpfung der „akti-

ven“ Entscheidungen eines Fondsmanagers. Einige Kosten wie etwa Ausgabeaufschläge, Verwaltungsgebühren oder Plattformkosten sind offensichtlich, andere wie beispielsweise Handelskosten sind schon deutlich schwieriger zu identifizieren. Niedrige Kosten führen automatisch zu höheren Renditen. Diversifikation ist wichtig Hierunter versteht man die Streuung des Investmentrisikos. Eine breit diversifizierte Anlagestrategie hilft Anlegern dabei, Unsicherheiten zu reduzieren, Risiken zu streuen und die Verlässlichkeit des Investmentergebnisses zu erhöhen. Je größer die Anzahl der Anlageinstrumente, Industriesektoren sowie die Anzahl der Länder, in denen man investiert, desto besser. Anleger neigen hierzulande eher dazu, in deutsche oder europäische Unternehmen zu investieren, weil sie meinen, diese zu kennen. Allerdings gibt es auf der ganzen Welt gute und solide Unternehmen und diese sogenannte „Home Bias“ führt eher dazu, Risiken zu erhöhen und Chancen nicht wahrzunehmen. Die weltweiten Kapitalmärkte entwickeln sich unterschiedlich. Anleger, die eine strukturierte und diversifizierte Strategie verfolgen, erhöhen daher die Wahrscheinlichkeit, Renditen zu erfassen, wo immer diese von Jahr zu Jahr auftreten und verringern das Risiko, Anlagen zu sehr in Ländern zu konzentrieren, welche in bestimmten Jahren besonders schlecht abschneiden. n n Weitere Informationen: www.g-wm.de

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Jürgen Grüneklee, geschäftsführender Gesellschafter Grüneklee Wealth Management GmbH & Co. KG und Honorar-Finanzanlagenberater: „Anleger, die eine strukturierte und diversifizierte Strategie verfolgen, erhöhen die Wahrscheinlichkeit, Renditen zu erfassen, wo immer diese von Jahr zu Jahr auftreten.“

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Die Grüneklee Wealth Management GmbH & Co. KG ist eine unabhängige Anlageberatung mit Sitz in Paderborn mit über 25-jähriger Berufserfahrung, einem bundesweiten Expertennetzwerk sowie den neuesten Erkenntnissen der Finanzwissenschaft.


■ Kapitalanlage und Vermögensaufbau

Kapitalanalge

Intuition ist kein guter Berater Bei der Geldanlage verlassen sich viele Anleger auf ihr Bauchgefühl – und machen deshalb immer dieselben Fehler.

N

achdem sich viele Bundesbürger Anfang der 2000er Jahre an der Telekom-Aktie die Finger verbrannt haben, investieren sie spürbar zurückhaltender in Unternehmensanteile. Hatte zum Höhepunkt des New-Economy-Booms 2001 noch jeder fünfte über 14-Jährige in Deutschland Aktien und Fonds im Depot, ist es, so das Institut der deutschen Wirtschaft, heute nur noch jeder siebte. Schon damals konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass so manch eine Aktienpleite auch mit Denkfehlern der Anleger zu tun gehabt hat. „Mit diesem Problem stehen die Bundesbürger allerdings nicht allein da, denn: Der Homo oeconomicus, also der rational handelnde Mensch, ist zwar für Ökonomen der modellhafte Idealtypus des Menschen, er existiert jedoch nicht. Fakt ist vielmehr, dass sich Menschen bei ihren Entscheidungen oft von ihrer Intuition leiten lassen“, sagt Dr. Mara Grunewald, Institut der deutschen Wirtschaft, die in ihrer Studie „Sieben typische Fehler bei der Geldanlage - Lösungsansätze der Behavioral Finance“ eine Auswahl an zentralen Denkfehlern bei der Geldanlage darstellt, die aufgrund von begrenzt rationalem Verhalten getroffen werden. Auf Basis aktueller Studien aus der Verhaltensökonomik wird erklärt, wieso sich Anleger häufig falsch verhalten und was sie dagegen tun können.

mentalen und neuronalen Einflüssen nur begrenzt rational handeln. Beispielsweise werden aktuelle Informationen nicht vollständig bei der Bewertung von Aktien berücksichtigt, stattdessen werden mittels der Charttechnik historische Verläufe für Prognosen verwendet oder Anker wie der Einstandspreis beeinflussen die Entscheidung über Kauf und Verkauf. „Für die Bewertung einer Anlage sollte nicht der vergangene Wert, sondern die erwartete zukünftige Wertentwicklung maßgeblich sein. Institutionelle Anleger, Vermögensverwalter und private Anleger könnten diese Erkenntnisse zur Portfoliosteuerung nutzen“, so Dr. Grunewald. n n Weitere Informationen zur Studie: www.iwkoeln.de

Sieben typische Fehler bei der Geldanlage Die Forschung von Psychologen, Soziologen und Neurowissenschaftlern hat in den vergangenen Jahrzehnten die Volkswirtschaftslehre zunehmend beeinflusst, mit dem Ergebnis, dass die Verhaltensökonomik (Behavioral Economics) entstand. Ein spezielles Themengebiet ist die verhaltensbasierte Finanztheorie (Behavioral Finance). Hier wird systematisches Fehlverhalten von Anlegern thematisiert und die psychologischen Ursachen der Denkfehler werden analysiert. Seit der Finanzkrise 2007 finden die Verhaltensökonomie und insbesondere die Behavioral Finance großen Zuspruch. „In zahlreichen Studien werden Marktanomalien aufgedeckt und begrenzt rationales Verhalten identifiziert. Die finanzökonomischen Modelle wie die Effizienzmarkthypothese von Eugene Fama oder das Capital-Asset-Pricing-Modell von William Sharpe sind Beispiele für Modelle, die die Behavioral Finance hinterfragen, da die Modelle häufig nicht dem tatsächlichen Verhalten der Akteure oder ihrem Agieren auf Finanzmärkten entsprechen“, sagt Dr. Mara Grunewald. Des Weiteren versuche die Behavioral Finance einen Beitrag bei der Lösung des Equity-Premium-Puzzles zu leisten. Es gehe dabei um die Frage, warum Anleger tendenziell zu wenig in Aktien investierten und zu viel in Anleihen. So hätten Aktien zwar ein höheres Risiko, dieses werde aber durch den Renditeaufschlag im Vergleich zu Aktien mehr als gerechtfertigt. Der Forschungsansatz Behavioral Finance beschäftigt sich verkürzt ausgedrückt mit der Psychologie der Anleger. Hier wird festgestellt, dass Marktteilnehmer und Experten aufgrund von psychologischen, markt & wirtschaft 3 / 2017

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■ Kapitalanlage und Vermögensaufbau

Interview

„Geldanlage lohnt sich auch in der Niedrigzinsphase“ Für Anleger wird es in Zeiten dauerhaft niedriger Zinsen zunehmend schwerer, Vermögen zu sichern und zu vermehren. In den vergangenen Jahren konnten sie ihr angelegtes Geld innerhalb von 18 Jahren durch Zins und Zinseszins verdoppeln. Heute würden sie dafür rund 100 Jahre benötigen. Verschärft wird die Situation durch die Inflation, sprich Teuerungsrate und Kaufkraftverluste. Sie führen zum realen Abschmelzen des Vermögens. Das bewegt viele Sparer zum Umdenken, auch andere Anlageformen statt Tages- und Festgelder in Betracht zu ziehen. Werner Schönfeld, Leiter Vermögensmanagement und Privatkunden der Volksbank Bielefeld-Gütersloh, erklärt, was Anleger aktuell beherzigen sollten.

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err Schönfeld, wann steigen die Zinsen? Sollen wir noch weiter warten? Werner Schönfeld: Wann die Zinsen steigen, kann Ihnen mit Sicherheit niemand sagen, aber dass sich Warten auf steigende Zinsen nicht lohnt, haben die letzten Jahre deutlich gezeigt. Ich empfehle Kunden, einen angemessenen „Notgroschen“ als Liquidität zu parken. Darüber hinaus ist es sinnvoll, im Beratungsgespräch eine Vermögensstruktur zu entwickeln. Anleger sollten ihr Geld in verschiedene Anlagelösungen investieren. Eine ausgewogene Vermögensstruktur ist vergleichbar mit der Statik eines Hauses, die ja auch auf mehreren Säulen ruht.

Liquidität Barvermögen Kurzfr. Bankeinlagen Geldmarkt/ Geldmarktnahe Fonds

Gleichzeitig ist es wichtig, die Laufzeiten von verzinslichen Anlagen im Blick zu haben. Zum einen hebt man durch eine gute Laufzeitenstruktur die Gesamtverzinsung an und zum anderen erreicht man eine wachsende Unabhängigkeit von der Zinsentwicklung.

Was empfehlen Sie Kunden, die Geld anlegen wollen? Werner Schönfeld: So verschieden die Anleger und ihre Anforderungen sind, so individuell ist auch die Antwort auf die Frage nach der passenden Anlagelösung für ihr Vermögen. Es ist unmöglich, „den“ perfekten Rat zu geben, denn niemand kann in die Zukunft sehen. Vermögen muss den persönlichen Bedürfnissen entsprechend gut strukturiert angelegt werden. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist eine umfassende Analyse der indiviSubstanzwerte duellen Situation des KunAktien/Aktienfonds Aktienanleihen den. Erst wenn ich weiß, Geschäftsanteile was mein Kunde für Zertifikate* (aktienbasiert) Pläne hat, kann ich ihm helfen, diese zu verwirklichen.

Geldwerte Bankeinlagen Bausparen Renten/Rentenfonds Garantiefonds Zertifikate mit Kapitalschutz Zertifikate* (rentenbasiert) Versicherungen

Alternative Anlagen Zertifikate* (rohstoffbasiert) Rohstoffe/Rohstofffonds Alternative Anlagefonds

Sachwerte Offene Immobilienfonds Immobilien

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Wer klug ist, verteilt sein Vermögen also auf mehrere Bereiche? Werner Schönfeld: Ja, denn hierdurch wird das Risiko gestreut und so die Sicher-

» Vermögensstreuung in die fünf Anlageklassen «

» Werner Schönfeld, Leiter Vermögensmanagement und Privatkunden der Volksbank Bielefeld-Gütersloh Foto: Volksbank Bielefeld-Gütersloh

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heit der Vermögenswerte in Gänze erhöht. Gleichzeitig steigert man durch die Nutzung verschiedener Anlageklassen (siehe Grafik) seine Renditechancen. Wie viel in der jeweiligen Anlageklasse angelegt werden sollte, ergibt sich aus dem Risikoprofil des Kunden. Um dieses zu ermitteln, klären wir im Beratungsgespräch sehr genau, welche Prioritäten der Kunde bei seinen Geldanlagen setzt. Wer heute jedoch nur Sicherheit wünscht, nimmt letztlich die Abschmelzung seines Vermögens in Kauf. Was gehört aus Ihrer Sicht in diese Anlagekombinationen? Werner Schönfeld: Neben einer Liquiditätsreserve ergänzen Substanz- und Sachwerte eine gute Vermögensstruktur. Als konkretes


■ Kapitalanlage und Vermögensaufbau

Beispiel möchte ich hier unseren Volksbank Bielefeld-Gütersloh NachhaltigkeitsInvest hervorheben. Unser Mischfonds wurde 2015 von ECOreporter.de als bester nachhaltiger Mischfonds ausgezeichnet und auch 2016 hat er mit einer guten Performance überzeugt. Darauf sind wir wirklich stolz! Im Gespräch mit unseren Kunden merken wir, dass sich der Trend, auch nachhaltige Aspekte bei der eigenen Geldanlage zu berücksichtigen, verstärkt: Die Anleger möchten Ertragschancen von Renten- und Aktienwerten nutzen, gleichzeitig aber auch wissen, wie die Mittel verwendet werden.

Der Durchschnittskosteneffekt im täglichen Leben Frau Weiss tankt immer dieselbe Menge Benzin Tag 2

Tag 3

Tag 4

20 €

11 €

14 €

35 €

2,00 €

1,10 €

1,40 €

3,50 €

10 Liter Preis pro Liter

80 € 40 l = 2,00 €/l Gesamt

Frau Liebig hingegen tankt immer zum selben Betrag Tag 1

Tag 2

Tag 3

Tag 4

10 l

18,18 l

14,28 l

5,71 l

2,00 €

1,10 €

1,40 €

3,50 €

20 Euro Preis pro Liter

Aktienwerte sind ja nicht jedermanns Sache; Stichwort „Kursschwankungen“. Wieso lohnt es sich trotzdem? Werner Schönfeld: Sparer können Kursschwankungen zu ihren Gunsten nutzen. Wenn zum Beispiel monatlich ein fester Betrag in Aktien- oder Mischfonds angespart wird, nutzen sie den sogenannten Durchschnittspreiseffekt (siehe Grafik).

Tag 1

Gesamt

Quelle: BVR

Bei unterschiedlichen Einstiegszeitpunkten und gleichbleibenden Sparraten kaufen sie bei niedrigen Kursen mehr, bei höheren Kursen weniger Fondsanteile. Dies kann sich langfristig für die Anleger auszahlen. n

80 € 48,17 l = 1,66 €/l

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Frau Liebig hat bei gleichem Geldeinsatz mehr Benzin im Tank. Genauso profitieren Anleger beim Fondssparen von diesem Durchschnittsprinzip.

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Was macht Oltrogge? Drucklufttechnik

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■ Unternehmen und Märkte

Partner-Treffen WIRTSCHAFT LIVE

Austauschen und voneinander profitieren Zum mittlerweile sechsten Partner-Treffen WIRTSCHAFT LIVE trafen sich jetzt gut 90 Partner des Portals „Das kommt aus Bielefeld“ (DKAB). Gastgeber war das Bielefelder Unternehmen Metallit, das seit Oktober letzten Jahres im Gewerbegebiet Niedermeyers Hof in Oldentrup angesiedelt ist.

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ontakte knüpfen, sich in lockerer Atmosphäre austauschen und Ideen entwickeln – das Motto des Veranstaltungsformats kommt bei den Partnern, die sich im Netzwerk „Das kommt aus Bielefeld“ engagieren, gut an. „Die Community der aktiven Unternehmen nutzt die Möglichkeit zum Kennenlernen und Netzwerken sehr gerne“, sagte WEGE-Prokuristin und Projektleiterin Brigitte Meier zum Auftakt im Hause Metallit. In seiner kurzen Eröffnungsrede bekannte sich Metallit-Geschäftsführer Andreas Schwerdt, der das Unternehmen gemeinsam mit seinen beiden Kindern führt, zum Standort. Das im Oktober 2016 bezogene moderne Unternehmensgebäude ist ein deutlicher Beleg dafür. Gleichzeitig betonte der Familienunternehmer die ständige Herausforderung, auf veränderte Märkte mit innovativen Konzepten zu reagieren. Ein Beispiel dafür sei das neue Geschäftsfeld LED-Beleuchtung für gewerbliche Nutzungen, welches noch weiteres Wachstumspotenzial schaffe. Die Bielefelder handeln seit 50 Jahren mit Produkten für gewerbliche Kunden wie Werkstätten und Instandsetzungsbetriebe, wie zum Beispiel Schmier- und Reinigungsmittel, Korrosionsschutzsprays, Arbeitsschutzkleidung und Werkzeuge. Oberbürgermeister Pit Clausen lobte in seiner Rede das Engagement des Familienunternehmens und seine besondere Unternehmenskultur. „Ich bin auch ein wenig stolz, das Sie ein Unternehmen repräsentieren, dass dem Standort Bielefeld treu geblieben ist“, so der Oberbürgermeister. Der sich auch sehr positiv über die Standortkampagne äußerte: „Ich freue mich, das sich das Portal etabliert hat und sich innerhalb der lokalen Wirtschaft einer großen Beliebtheit erfreut. Dank der Unterstützung der mehr als 70 Partnerunternehmen zeigt „www.das kommt aus Bielefeld“, wie stark unsere Wirtschaft in Bielefeld ist“, so Pit Clausen. Der Wirtschaftsstandort

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Bielefeld mit gut 336.000 Einwohnern habe sich sehr ordentlich entwickelt. Die Zuzüge seien positiv. Menschen aus sehr unterschiedlichen Motivlagen und verschiedenen Milieus hätten sich in den letzten Jahren für die Stadt entschieden. Mit 190.000 Beschäftigungsverhältnissen könne die Stadt auf eine bisher noch nie erreichte Zahl verweisen. Gleiches gelte für das Gewerbesteueraufkommen. Gleichzeigt appellierte das Stadtoberhaupt für mehr Akzeptanz, wenn es darum gehe, neue Flächen für Wohnraum und Gewerbe zu schaffen. „Hier geht es um Wachstum und um die Schaffung weiterer Arbeitsplätze. Dieses Wachstum ist eine Chance, um den Wohlstand zu sichern und zu mehren. Wachstum ist ein Zeichen dafür, dass es gut läuft und damit ein Grund zur Freude. Besetzen Sie dieses Thema positiv,“ so Pit Clausen.

Fester Bestandteil von WIRTSCHAFT LIVE ist eine moderierte Gesprächsrunde, in der DKAB-Partner kurz zu Wort kommen. Katharina Schwerdt, Geschäftsleitung Metallit GmbH, repräsentierte nicht nur das Familienunternehmen, sondern auch die 2015 gegründete kaëll GmbH, die hochwertige und umweltfreundliche Haushalts- und Textilpflegeprodukte entwickelt. „Uns ist es wichtig, Produkte anzubieten, die alles, was uns lieb und teuer ist, möglichst schonend reinigen. Unser langjähriges Know-how im Bereich Reinigungsmittel war hier sehr hilfreich und unserer neuen Geschäftsidee besonders förderlich“, so die Jungunternehmerin. Mit Hans-Dieter Sonntag, Geschäftsführer der Hanfwolf GmbH & Co. KG, begrüßte Brigitte Meier ein Traditionsunternehmen. Das Bielefelder Handels- und Serviceunternehmen für Seile, Hebetechnik, Folien und Ver-

» Zeit für neue und alte Kontakte: Gut 90 Unternehmensvertreter trafen sich im modernen Unternehmensgebäude von Metallit. Foto: WEGE/ Susanne Freitag «


■ Unternehmen und Märkte

packungen hat hier vor kurzem einen Erweiterungsbau eröffnet. Der Unternehmer hegt jedoch weitere Expansionspläne: „Aktuell planen wir einen zweiten und dritten Bauabschnitt“, so Hans-Dieter Sonntag. Start-up Stephan Fischer, der gemeinsam mit Nikolai Soentgerath und Christian Klarhorst im letzten Jahr die Khador GbR gegründet hat, erläuterte die Herausforderungen eines Gründers. Bei der Beschaffung geeigneter Firmenräume konnten die Jungunternehmer auf die Hilfe der WEGE setzen, so dass die Produktion von individuellen High-End-Lautsprechern mit hoher Klangqualität bereits begonnen hat. Das Besondere ihrer beim OWLBusinessplan-Wettbewerb ausgezeichneten Geschäftsidee: Die Gründer haben Erfahrungen aus der Tontechnik, der Produktionstechnik und IT zu einem innovativen Produkt zusammengeführt. „Wir passen Größe, Design und Ausstattung der Lautsprecher an die Wünsche der Kunden an und werden so der steigenden Nachfrage nach individualisierten Produkten gerecht“, beschreibt Stephan Fischer das Alleinstellungsmerkmal.

» „Unser Ziel ist es, für die mitwirkenden Unternehmen verschiedene Mehrwerte zu schaffen“ « Brigitte Meier nutzte die Veranstaltung auch, um über neue Ideen und weiteres Engagement zu informieren. „Unser Ziel ist es, dass sich durch verschiedene Aktivitäten die mitwirkenden Unternehmen unserer „Das kommt aus Bielefeld-Community“ noch besser kennen lernen und daraus Vorteile erzielen. Sie sollen voneinander profitieren“, so die Projektleiterin. Deshalb setzen die Macher neben Live-Erlebnissen auch auf verschiedene Angebote auf dem Portal „Das-kommt-aus-Bielefeld“. So können sich nicht nur alle Partner mit ihren Produkten und Dienstleistungen präsentieren, seit Neuestem gibt es auch eine Möglichkeit, das Netzwerken online zu verbessern. Die Partnerunternehmen, die sich finanziell am Projekt beteiligen, können hier alle ihre Aktivitäten und Veranstaltungstermine kommunizieren und sich so untereinander noch gezielter informieren. Mehr Gewicht wird auch der Bielefelder Start-up- und Gründerszene zuteil. Jungen Unternehmen steht auf dem Portal eine entsprechende Plattform zur Präsentation zur Verfügung, um so weitere Bekanntheit zu generieren. Weiteres Engagement, um Fachkräfte in der Umgebung auf Bielefeld aufmerksam zu machen, ist zudem geplant. So zeigt die Standortkampagne in diesem Jahr erneut auf verschiedenen Jobmessen Präsenz. n n Weitere Informationen: www.das-kommt-aus-bielefeld.de

NETGO Unternehmensgruppe

Wachstum in allen Bereichen Die NETGO Unternehmensgruppe ist auf Expansionskurs. Neben der Übernahme des hessischen Systemhauses CompuTech, sind die Borkener nun auch in den Niederlanden aktiv, künftig zeigen sie auch in Gütersloh Präsenz.

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as Jahr 2016 war ein sehr spannend für uns“, so Geschäftsführer Patrick Kruse. Rückwirkend zum 1. Oktober 2016 wurde Ende vergangenen Jahres der Kaufvertrag für das hessische Systemhaus CompuTech Hard- und Software GmbH unterzeichnet. „Die Geschäftsführer der CompuTech werden in den nächsten Jahren ihren Ruhestand antreten – mit der Übernahme wurde das Unternehmen frühzeitig in neue Hände gegeben, so wollen wir gemeinsam eine sinnvolle Weiterentwicklung gewährleisten“, erklärt Geschäftsführer Benedikt Kisner. Das Produktportfolio, das Know-how und auch der Standort würden hervorragend in die „NETGO-Strategie“ passen, so Benedikt Kisner weiter. Die bisherigen Geschäftsführer der CompuTech sind bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand in ihrer Position aktiv. Das Unternehmen bleibt innerhalb der NETGO Unternehmensgruppe eigenständig.

» Auf Wachstumskurs: Benedikt Kisner (NETGO), Manfred Ulmer, Barbara Bach, Thomas Bach (CompuTech) und Patrick Kruse (NETGO) (v.l.) Foto: NETGO « Auch werden alle 45 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz behalten. Neben der CompuTech-Übernahme hat NETGO auch die Fühler in die Niederlande ausgestreckt: Anfang 2016 wurde in Aalten die NETGO b.v. gegründet – Geschäftsführer Kruse bezeichnet diesen Schritt als eine große Herausforderung: „Der niederländische Markt funktioniert ganz anders. Wir fangen hier sozusagen noch einmal ganz von vorn an“, erklärt der Unternehmer. Auch in Deutschland wird das Wachstum weiter vorangetrieben. Die Ende 2015 eröffnete Niederlassung in Münster hat sehr gut Fahrt aufgenommen, auch in Hannover wurde ein neuer Standort bezogen. Zusammen mit der NETGO b.v. in Aalten, der CompuTech Hard- und Software GmbH in Linden und Marburg unterhält die NETGO Unternehmensgrupmarkt & wirtschaft 3 / 2017

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■ Unternehmen und Märkte

pe in Ahaus, Bocholt, Borken, Bottrop, Coesfeld und Gießen inzwischen elf Standorte. Demnächst steht die Eröffnung einer Vertretung in Gütersloh auf der Agenda.  „Gütersloh ist für uns ein sehr attraktiver Standort, da wir so unser Niederlassungsnetz im Münsterland, Ruhrgebiet, in Niedersachen, Hessen und den Niederlanden nun auch in Ostwestfalen ausbauen können. Die geografische Nähe zu unseren Kunden ist sehr wichtig, gerade in diesen Zeiten reicht es nicht, sich nur breit aufzustellen und ein vielfältiges Produkt- und Serviceportfolio in petto zu haben“, beschreibt Kruse den Grund für das außergewöhnlich dichte Niederlassungsnetz, das weiter ausgebaut werden soll.

» Geplanter Neubau in Borken «

Am Stammsitz in Borken ist die Unternehmensgruppe mittlerweile an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Ein Wachstum ist hier nicht mehr möglich. Deshalb plant der ITSpezialist im Westen der Stadt einen Neubau. „Der Spatenstich ist noch für dieses Jahr, der Umzug für Ende 2018 geplant. Zukünftig wollen wir bereits mit dem ersten Bauabschnitt am neuen Standort bis zu 180 Mitarbeitern einen außergewöhnlichen und hochwertigen Arbeitsplatz bieten“, erläutert Kisner die Pläne. Um auch in Zukunft ein attraktiver Arbeitgeber für vorhandene und neue Fachkräfte zu sein, wird an der Sonderausstattung des Neubaus nicht gespart. So stehen derzeit ein eigenes Fitness-Center, Gastronomie und sogar eine eigene Kindertagespflege auf dem Bauplan. Der Umzug des Hauptsitzes passt in den allgemeinen Erweiterungskurs – im vergangenen Sommer gründeten Kisner und Kruse die NETGO Consulting. „Es wächst ja nicht nur der Kundenstamm, auch die IT-Anforderungen wachsen mit“, so Patrick Kruse. „Darum ist der neue Geschäftsbereich Consulting eine sinnvolle und logische Ergänzung unserer Servicepalette.“ Das ConsultingTeam bietet IT-Beratung auf höchstem Ni-

veau und unterstützt insbesondere Unternehmen, mit extrem umfangreicher und komplexer IT-Infrastruktur. n n Weitere Informationen: www.netgo.de

KONTEXT Zur NETGO Unternehmensgruppe gehören neben der NETGO GmbH mit den Geschäftsbereichen Systemhaus, Reseller-Solutions und Consulting auch die Data Westfalia GmbH und die SILA Consulting GmbH. Mit ihrem Angebot in den sieben Unternehmensbereichen ist NETGO auf dem Sektor IT-Servicedienstleistungen, Hard- und Softwarelösungen, Beratungsdienstleistungen, Cloud-Services, Informationssicherheit und Großhandel flexibel aufgestellt. Im vergangenen Jahr erzielte die Gruppe einen Rekordumsatz von 28,5 Mio. Euro (Plus 54 %). Die Zahl der Mitarbeiter stieg auf über 120 Angestellte. In 2017 kann NETGO auf seine zehnjährige Marktpräsenz zurückblicken.

Neuer Kooperationspartner: Westfalium

Starke Regionalkompetenz

n Weitere Informationen: Tel.: 0521/299 7390 oder per Mail: peters@mawi-westfalen.de

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ei Lebensart-Themen werden wir künftig die redaktionelle Kompetenz von Westfalium nutzen können“, erläutert markt & wirtschaft-Herausgeberin Christiane Peters die Kooperationspläne. „Umgekehrt kann Westfalium bei Wirtschaftsthemen in Zukunft auf das Know-how von markt & wirtschaft zugreifen.“ Auch bei der Anzeigenakquise werden die beiden Zeitschriften künftig verstärkt zusammenarbeiten. „So bietet Westfalium seinen Anzeigenkunden aus Gastronomie und Tourismus künftig Werbeschaltungen für Tagungen und Firmenfeiern in markt & wirtschaft an“, erklärt Westfalium-Herausgeber Dr. Wienand Geuking. markt & wirtschaft kann seinen Anzeigenkunden ab sofort auch Anzeigenschaltungen in Westfalium anbieten. Geuking: „Vor allem beim Thema Recruiting ergeben sich dadurch interessante Möglichkeiten, da Westfalium gezielt besser qualifizierte Privatpersonen in Ostwestfalen-Lippe, im Sauerland, Münsterland und Ruhrgebiet anspricht.“ n

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markt & wirtschaft westfalen intensiviert seine Zusammenarbeit mit dem regionalen Lifestyle-Magazin Westfalium.

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Vorschau

Die nächste Ausgabe erscheint am 15. April, Anzeigen- und Redaktionsschluss ist am 24. März. Beratung und Finanzierung

Start-ups – Fehlstart vermeiden

IMPRESSUM

Agil, jung und innovativ – Startups stehen für eine wachstumsstarke Wirtschaft. Offizielle Statistiken belegen allerdings, dass nur jeder zehnte Gründer langfristig erfolgreich ist. Viele von ihnen begehen Fehler, haben eine unzureichende Finanzierung, verfügen über zu wenige Branchenkenntnisse oder haben keine qualifizierte Beratung in Anspruch genommen.

Herausgeber PBL MEDIA Verlag, Meisenstraße 96, 33607 Bielefeld Tel. 05 21 / 2 99 73 90, Fax: 05 21 / 2 99 73 91 e-mail: info@mawi-westfalen.de

Redaktion Christiane Peters (Chefredakteurin) Tel.: 05 21 / 2 99 73 90, Mobil: 01 71 / 1 74 22 59 e-mail: peters@mawi-westfalen.de

Anzeigen Jörg Gieselmann e-mail: anzeigen@mawi-westfalen.de Tel.: 05 21 / 2 99 73 90 Das Abonnement läuft über ein Jahr und verlängert sich nur dann um ein weiteres Jahr, wenn es nicht spätestens drei Monate vor dem Ablauf des Abonnements gekündigt wird. 8 Hefte kosten im Abonnement 20 Euro.

Erscheinungsweise 8 x im Jahr, Preis des Einzelheftes: 4,00 Euro.

Layout und Konzeption Antje Huck, e-mail: huck@mawi-westfalen.de

Druck Hans Gieselmann Druck- und Medienhaus GmbH & Co. KG, Bielefeld Gekennzeichnete Beiträge decken sich nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion. Verantwortlich für den Inhalt: Christiane Peters 19. Jahrgang

Eventmarketing / Live-Kommunikation

Wenn Markenbotschaft und Reize kombiniert werden Als Kommunikationsinstrument steht Eventmarketing ganz im Dienste der Vermittlung von Marketingbotschaften und setzt dabei vornehmlich auf Emotionalisierung und Erlebnisorientierung. Wie lassen sich diese im Marketingmix effizient einbauen und umsetzen?

Auflage: 25.000 Exemplare sowie 7.500 digitale Exemplare

Umgezogen? Neue Adresse? Liebe Leserin, lieber Leser! Damit wir auch zukünftig markt & wirtschaft an die richtige Adresse senden, möchten wir Sie bitten, uns im Falle einer Adressänderung bzw. Abbestellung dieses mitzuteilen: Telefon: 0521-299 739-0 Fax: 0521-299 739-1 oder E-Mail: service@mawi-westfalen.de

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

www.mawi-westfalen.de

Sonderheft: personal & wirtschaft

Personalmangel: rechtzeitig gegensteuern Nach Berechnungen der Unternehmensberatung The Boston Consulting Group könnten in Deutschland bis zum Jahr 2030 zwischen 5,8 und 7,7 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Befeuert durch die Themen Digitalisierung und Globalisierung, wird es insbesondere bei digitalen Jobs zu einer großen Personalknappheit kommen. Wie können Unternehmen rechtzeitig gegensteuern?

Fotonachweise: Inhalt: „Titelthema" © Andriy Popov / ymgerman / 123rf.com; „Industriebau" © Watchara Rojjanasain / 123rf.com; „Personalrekrutierung" © rawpixel 123rf; „Kapitalanlage und Vermögensaufbau" © Pavel Ignatov / 123rf.com; Vorschau: „Beratung und Finanzierung" © pixabay.com; „Eventmarketing / Live-Kommunikation" © pixabay.com; „Sonderheft: personal & wirtschaft" © rawpixel / 123rf.com markt & wirtschaft 3 / 2017

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