Eule Koffeinbier Thesis Theorie

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Theorie


Diplomarbeit Eule Koffeinbier 2011/2012 Verfasser Marie Pierer, Joris Narath Abendkolleg fìČŽr Berufst채tige fìČŽr Grafik- und Kommunikationsdesign HTBLVA Ortweinschule Graz Betreuerinnen Prof. Maga. Barbara Seidel DI. (FH) Chiara Pucher


Eine Diplomarbeit zum Thema Koffeinbier, oder: Die Entfaltung einer Euleñ€ƚ


Gleichheitsgrundsatz Aus Grç«Żnden der Lesbarkeit wurde in dieser Arbeit darauf verzichtet, geschlechtsspezifische Formulierungen zu verwenden. Wir mæ—Šchten jedoch ausdrç«Żcklich festhalten, dass die bei Personen verwendete maskuline Form fç«Żr beide Geschlechter zu verstehen ist.


EIDESSTAT TLICHE ERKL ÄRUNG Wir erklĂ€ren hiermit eidesstattlich, dass wir die vorliegende Diplomarbeit selbststĂ€ndig und ohne fremde Hilfe verfasst haben. Es wurden von uns keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt, die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder Ă€hnlicher Form keiner anderen PrĂŒfungskommission vorgelegt und auch nicht veröffentlicht. Graz, am 04.06.2012

Marie Pierer

Joris Narath



A b stract Eule beer is the topic of this thesis. Eule beer is a caffeinated beer.

KURZFASSUNG Eule Bier ist der Inhalt dieser Diplomarbeit. Eule Bier ist ein koffeinhaltiges Bier.

The following introduction tells the prehistory and the product development of a caffeinated beer named Eule. At first there was no intention to develop the entire product – still it was successful.

Die Einleitung beschreibt die Vorgeschichte und die Entwicklung von der Idee eines koffeinhaltigen Biers bis zum Produkt. Es war gar nicht beabsichtigt, das Produkt selbst bis zur PrÀsentation zu entwickeln. Und doch ist es gelungen.

Chapter two shows the theoretical principles: The history of the beer, the key points of marketing, the market research process, target groups and communication strategies. Product policy and advertising are mentioned in regard to social media marketing. Chapter three describes the actual marketing development for Eule beer from the very first idea to the efforts made with regard to primary market research, competition analysis, copy-strategy, product development and finally the product lauch. Eule beer was successfully presented for the first time at the „Lendwirbel“ in Graz on the 12th of May 2012.

Abschnitt Zwei legt die theoretischen Grundlagen dar: Die Geschichte des Biers und die Kernpunkte des Marketings, den Marktforschungsprozess, Zielgruppenbestimmung und Kommunikationsstrategien. Produktpolitik und Werbung werden mit einer besonderen BerĂŒcksichtigung des Social Media Marketings angesprochen. Abschnitt Drei beschreibt die eigentliche Marketingentwicklung fĂŒr „Eule-Bier“: Von der Idee zum koffeinhaltigen „Eule-Bier“ ĂŒber die unternommenen Anstrengungen der vor allem primĂ€ren Marktforschung, die Konkurrenzanalyse, die Copy-Strategie, die Produktentwicklung und schließlich die Umsetzung der EinfĂŒhrung. Eule Bier wurde schließlich am 12. Mai 2012 am Lendwirbel in Graz prĂ€sentiert.


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T he o rie

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Inhaltsverzeichnis Vorgeschichte & Ăœberblick________________________________13 Die Geschichte des Biers__________________________________17

Theoretische grundlagen Marketing Grundlagen___________________________________ 19 Marktforschung_______________________________________ 22 Zielgruppenbestimmung__________________________________ 24 Der Kommuniktionsprozess________________________________ 26 Produktpolitik________________________________________ 29 Werbestrategie________________________________________ 32 Social Media Marketing__________________________________ 33

Eule-Bier Produktpolitik________________________________________ 40 Konkurrenzanalyse_____________________________________ 43 Kommunikationspolitik___________________________________ 44 Das Ergebnis_________________________________________ 46

ANHANG Fragebogen__________________________________________ 51 Infografiken__________________________________________ 53 ExpertengesprÀch_______________________________________ 55 Quellen____________________________________________ 60


Woher die Idee? Wie kam es zu diesem Projekt? Hier die Vorgeschichte um einen Überblick zu schaffen.

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Vorgeschichte & Überblick Zur Entwicklung des Themas „Koffeinbier“ kam es aufgrund mehrerer EinflĂŒsse. Zum einen war es unser Ziel, eine Diplomarbeit zu verfassen, die nicht nur am Papier steht. Wir wollten etwas mit dieser Arbeit erreichen und auf die Beine stellen: Etwas, was uns auch fĂŒr unser weiteres Leben nutzen kann. Zudem sind wir beide praxisorientiert und können uns so deutlich besser motivieren, als bei einer rein theoretischen Arbeit. Der zweite Einflussbereich war unser Privatleben mit Freunden und unser beider Hang zur elektronischen Musik. Seit Jahren schon geistert die Idee eine Biers mit aufweckender Wirkung in den Köpfen unseres Freundeskreises herum und so war es bald naheliegend sich auf dieses durchaus spannende Thema zu konzentrieren. Zu Beginn galt es herauszufinden, was es in dieser Richtung schon auf dem Markt gibt. Erstaunlicherweise fand sich am mitteleuropĂ€ischen Markt kaum ein vergleichbares GetrĂ€nk wie das, was wir im Sinn hatten. Nach langer Recherche und der Sorge, dass es möglicherweise nicht legal sei, alkoholische GetrĂ€nke fertig gemischt zu verkaufen, kam die Entwarnung durch die AGES (Österreichischen Agentur fĂŒr Gesundheit und ErnĂ€hrungssicherheit) in Wien. Dennoch wunderten wir uns, dass ein GetrĂ€nk, wie wir es uns vorstellten, nicht schon lĂ€ngst am Markt existiert. Bier ist eines der Ă€ltesten und beliebtesten GetrĂ€nke der Welt. Seit der Entdeckung des Koffeins, das es ja auch nicht erst seit kurzem gibt, gibt es die

Möglichkeit lĂ€nger wach zu bleiben um zu arbeiten oder aber auch um zu feiern. Dass es kaum eine Kombination dieser beiden so beliebten Substanzen gibt, war fĂŒr uns nur noch mehr Ansporn ein solches GetrĂ€nk so schnell wie möglich in den Umlauf zu bekommen. Auch wenn fĂŒr uns das ganze so unglaublich plausibel klang, mussten wir doch herausfinden, ob ein Markt fĂŒr unser GetrĂ€nk ĂŒberhaupt vorhanden ist. Zu diesem Zweck entwickelten wir einen Fragebogen und gingen mit diesem unter die Leute. Da wir uns grundsĂ€tzlich vorstellen konnten, dass unser GetrĂ€nk in der elektronischen Musikszene Anklang finden wĂŒrde, begannen wir unsere Umfrage beim Elevate Festival 2012 in Graz. Wir versuchten auch in anderen Kreisen verschiedene Meinungen einzuholen. Das Ergebnis war durchwegs positiv und so konnten wir uns schließlich auf unser Bier konzentrieren. Unser eigentlicher Plan war ein Konzept mit allen grafischen Aspekten zu entwickeln, es einer Brauerei vorzustellen und mit dieser eine Kooperation einzugehen. Der Plan wurde verworfen als wir einen, in Ausbildung befindlichen, Braumeister aus MĂŒnchen kennenlernten, der von der Idee eines koffeinhaltigen Biers sichtlich begeistert war. Damit wurde unsere bislang noch ziemlich theoretische Arbeit zu unserer Diplomarbeit.

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Ein Konzept zu entwickeln auf Basis einer guten Idee ist eine Sache, ein Produkt herzustellen eine völlig andere. Die wichtigste Aufgabe fĂŒr uns war, ein Bier zu produzieren, das schmeckt: Niemand trinkt ein GetrĂ€nk, auch wenn es noch so gut wirkt, wenn es nicht schmeckt. Und so wurde Anfang JĂ€nner 2012 das erste Mal gebraut, in einer kleinen Brauerei in Markt Hartmannsdorf (Steiermark). Auf Grund der dortigen Infrastruktur und der Tatsache, dass Bierbrauen ein aufwĂ€ndiger und zeitintensiver Prozess ist, umfasste unser erster Braugang eine Menge von 110 Litern.

entsprechend nicht in Frage. Wir mussten versuchen dem GetrĂ€nk ein gewisses Image zu verpassen, das nicht zu pompös wirkt. Unser Ziel war es, das Bier so zu vermitteln, wie wir selbst sind. Mit kleinen aber gezielten Aktionen wĂŒrden wir auf unser Bier aufmerksam machen. Social Media Marketing sowie eine eigene Website sollte uns helfen bei unserem Zielpublikum ins GesprĂ€ch zu kommen.

Große Sorge machte uns die Tatsache, dass Koffein eine sehr bittere Substanz ist und auch Taurin einen gewissen Eigengeschmack hat. Wir mussten harte zwei Wochen warten, bis wir eine annĂ€hernde Ahnung hatten, wie sich diese Substanzen auf das Bier auswirken wĂŒrden. Umso erleichtert waren wir, als wir merkten, dass man das Koffein nicht heraus schmeckte. Nach weiteren zwei Wochen war unser selbstgebrautes Koffeinbier fertig. Und es war gut trinkbar.

Der Zeitpunkt des ersten Erscheinens unseres Biers hat nur sekundĂ€r etwas mit unserer Arbeit zu tun. PrimĂ€r ist der FrĂŒhling die ideale Zeit um ein neues KaltgetrĂ€nk bzw. ein Bier zu prĂ€sentieren. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits alle Erneuerungen der großen Brauereien schon auf dem Markt und am liebsten trinkt man sein Bier doch, wenn das Wetter warm ist und die Sonne scheint.

Die weitere Überlegung war, wann und wie wir unser Produkt im Anschluss vermarkten wĂŒrden.

Uns war klar, dass dieses Produkt natĂŒrlich noch nicht das fertige Bier war, und doch war ein Meilenstein vollbracht. Der nĂ€chste Schritt war, eine Strategie zu entwickeln, wie wir unser Bier vermarkten könnten bzw. bewerben wĂŒrden. Auf Grund unserer nicht besonders großartigen finanziellen Lage war schnell klar, dass wir nicht mit konventionellen Werbemitteln arbeiten konnten. Alle Maßnahmen, die viel Geld kosten, kamen dem-

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Theoretische grundlagen Nachfolgend zu lesen: Alle Informationen zur Theorie des nachtaktiven Bieres.

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Die Geschichte des Bieres Um Bier kurz im engeren Sinne zu beschreiben – es ist ein alkohol- und kohlensĂ€urehaltiges GetrĂ€nk, das durch GĂ€rung aus den Grundzutaten Wasser, Malz und Hopfen gewonnen wird. FĂŒr ein kontrolliertes Auslösen des GĂ€rvorganges wird meistens Hefe zugesetzt, selten auch MilchsĂ€urebakterien. Weitere Zutaten sind FrĂŒchte, KrĂ€uter oder GewĂŒrze oder in unserem Fall Koffein und Taurin. Der Alkoholgehalt von normalen Biersorten liegt in Deutschland und Österreich in der Regel zwischen 4,5 % und 6 %. Die frĂŒhesten Nachweise fĂŒr Bier gibt es aus dem mesopotamischen Raum. Bei den Römern hieß das Bier „Cervisia“, nach der Göttin der FeldfrĂŒchte, Ceres. Klosterbrauereien fĂŒhrten im Mittelalter zu einem geregelten Braubetrieb. Im Mittelalter galt Bier auch als geeignetes GetrĂ€nk fĂŒr Kinder, da es damals einen geringeren Alkoholgehalt als heute hatte und das Bier durch das Kochen des Hopfens weitgehend keimfrei war – im Gegensatz zum damaligen Trinkwasser. Es war ebenfalls wegen seines hohen Kaloriengehalts eine wichtige ErgĂ€nzung der oft knappen Nahrung. Aller Wahrscheinlichkeit nach verdankt die Menschheit – wie so oft – die Erfindung des Biers einem fĂŒr sie zufĂ€lligen Ereignis: Aus Getreide und Wasser angerĂŒhrter Brei, der direktem Sonnenlicht ausgesetzt wird, beginnt, wenn wilde Hefesporen sich zu ihm gesellen, zu gĂ€ren. Dies dĂŒrfte nicht nur einmal der Fall gewesen sein, sondern des Öfteren; vor allem wenn man bedenkt, dass es keine Ausnahmeerscheinung ist,

dass sich Hefesporen in der Luft befinden, sondern, je nach regionaler Verbreitung, der Normalzustand. Inwiefern das Bier durch diesen Zufallsprozess auch in anderen Kulturen zeitlich parallel zu den Sumerern bekannt war, ist nicht ĂŒberliefert. Der Alkoholgehalt eines derart entstandenen Biers kommt jedoch nicht an den der heutigen Biere heran. Außerdem war der Geschmack im Vergleich zu heutigem Bier sehr unterschiedlich, da im damaligen Bier kein Hopfen enthalten war, welcher den heutzutage bekannten, typischen Biergeschmack sehr stark prĂ€gt. DafĂŒr wurde es bei den Sumerern mit Honig und GewĂŒrzen versetzt. Bier war damals auch keine reine FlĂŒssigkeit, sondern enthielt aufgrund des Herstellungsprozesses viel breiiges Getreide. Um dieses im Tonkrug zu belassen, wurde Bier durch Rohre (im Prinzip nichts anderes als heutige Strohhalme) aus Metall, Pflanzenteilen oder Knochen, die unten ein Sieb enthielten, getrunken. Die Bezeichnung „flĂŒssiges Brot“ fĂŒr Bier war nie zutreffender, als wĂ€hrend der Entstehungszeit des Biers. Bier war im Mittelalter in Europa schon allgegenwĂ€rtig. Es war bei allen StĂ€nden beliebt, auch wenn Wein als vornehmer galt, da das mittelalterliche Bier weniger Alkohol als das heutige Bier enthielt, und darĂŒber hinaus Wasser aufgrund der Lagerung der damaligen Zeit oft mit Keimen versetzt war. Generell gab es drei verschiedene Arten von Brauereien im Mittelalter.

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HEIMBRAUEREIEN Wie der Name schon vermuten lĂ€sst, bezeichnet „Heimbrauerei“ nichts anderes als das private Brauen von Bier fĂŒr den Eigenbedarf in den eigenen vier WĂ€nden. Der Verkauf von Bier war jedoch nur legal, wenn man eine Genehmigung des zustĂ€ndigen Landesherren besaß. Bis ins spĂ€te Mittelalter hinein gehörte das Bierbrauen wie auch das Brotbacken zu den alltĂ€glichen Aufgaben einer Hausfrau. KLOSTERBRAUEREIEN Ab dem neunten Jahrhundert spielten die Klöster eine große Rolle fĂŒr das Brauwesen, was u.a. an ihrem Förderer, Karl dem Großen, lag. Vor allem die Benediktinerklöster St. Gallen und Weihenstephan taten sich besonders hervor. Da die Klöster aufgrund der ihnen zugehörigen LĂ€ndereien, fehlender Personalkosten und SteuerbegĂŒnstigungen im Vergleich zu stĂ€dtischen Handelsbrauereien unerhört billig Bier von hoher QualitĂ€t produzieren konnten, kam es im SpĂ€tmittelalter zu immer grĂ¶ĂŸeren Protesten von Seiten der bĂŒrgerlichen Brauer. Viele Landesherren gaben diesen nach und schrĂ€nkten den Verkauf von Bier und das Betreiben von GaststĂ€tten durch Klöster drastisch ein. Die Landesherren taten dies jedoch nicht bloß aus Liebe zu ihren Untertanen, sondern vor allem aus Liebe zu ihren Geldbeuteln: Klöster zahlten keine Steuern, folglich zahlten sie im Gegensatz zu den ĂŒblichen Brauereien auch keine Abgaben fĂŒr das verkaufte Bier.

HANDELSBRAUEREIEN Aus den ĂŒblichen Heimbrauereien entstanden nach und nach Brauereien, die aus gewerblichen Motiven Bier brauten. Um Bier verkaufen zu dĂŒrfen, benötigte man das so genannte „Grutrecht“, das durch den jeweiligen Landesherren erteilt wurde. Nachdem den Klöstern im SpĂ€tmittelalter der Verkauf ihres Biers drastisch erschwert worden war, entwickelten sich immer mehr bĂŒrgerliche Brauereien. Bremen exportierte bereits gegen Ende des 13. Jahrhunderts Bier nach England, Flandern, Holland und Skandinavien. DarĂŒber hinaus wurde das Bierbrauen zu einem anerkannten und beliebten Beruf, der bald seine eigene Zunft bildete. Die Braumeister achteten mit Argusaugen auf ihren neuen Stand und erschwerten sukzessive die Beitrittsbedingungen.

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Marketing Grundlagen D er Begriff „ M arketing “ Im Allgemeinen versteht man unter dem Begriff Marketing folgendes: „Die Ausrichtung eines Unternehmens auf die BedĂŒrfnisse, Neigungen und WĂŒnsche der Kunden am Markt, indem sie Produkte, die diese BedĂŒrfnisse wecken bzw. befriedigen, herstellen“. Das Hauptziel besteht darin, den Kunden und seine WĂŒnsche in den Unternehmensmittelpunkt zu stellen und die Produkte daraufhin auszurichten. Unternehmer sind auf MarketingaktivitĂ€ten angewiesen, um eine lang anhaltende Kundenzufriedenheit und Kundenbindung zu erreichen. Marketing wird deshalb hauptsĂ€chlich als Werben und Kaufen wahrgenommen, da MarketingaktivitĂ€ten meist in Form von Werbung zur Kenntnis genommen wird. Diese Auffassung von Marketing ist allerdings zu einfach, denn Unternehmen wollen mit MarketingaktivitĂ€ten in erster Linie die WĂŒnsche und BedĂŒrfnisse der Kunden besser verstehen und vor allem erfĂŒllen. D efiniti o n : Bed ĂŒ rfnisse Unter dem Kernbegriff BedĂŒrfnis versteht man im Marketing den „Ausdruck des Mangels an Zufriedenstellung“. Menschen haben GrundbedĂŒrfnisse wie z.B. der Bedarf nach Nahrung. Im Marketingbereich wird allerdings eher auf BedĂŒrfnisse wie Anerkennung und Selbstverwirklichung, aber auch nach Erholung oder Bildung gesetzt. Diese sind im Menschen je nach Lebensstil und sozialem Umfeld vorhanden und

durch Marketing nicht kĂŒnstlich erzeugbar. Mittels Marketing wird lediglich versucht die BedĂŒrfnisse der Menschen zu befriedigen. WĂŒnsche der Nachfrage werden den BedĂŒrfnissen nach abgegrenzt, da diese viel konkreter sind. Haben wir Durst, so kann unser Wunsch nach einem Bier verlangen. Die WĂŒnsche werden aber nicht nur durch das Marketing von Unternehmen, sondern vor allem auch durch die Gesellschaft und die Gruppen, in denen sich der Mensch bewegt, geprĂ€gt. D efiniti o n : P r o dukte Ein Produkt hat grundsĂ€tzlich den Sinn, WĂŒnsche und BedĂŒrfnisse von Menschen zufrieden zu stellen. Dabei ist es nicht unbedingt notwendig, dass dieses ein materielles Produkt ist. Auch Dienstleistungen wie Rauchfangkehrer oder Steuerberater zĂ€hlen zu dieser Gruppe. Dazu kommen noch viele Produkte, die sowohl materiell als auch eine immaterielle Komponente aufweisen. Kauft sich beispielsweise eine Agentur einen neuen Drucker, dann sind im Preis auch die Serviceleistungen, die bei diesem GerĂ€t anfallen, inkludiert. Auch das Image einer Marke trĂ€gt zur Befriedigung der BedĂŒrfnisse und WĂŒnsche bei.

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D efiniti o n : A n g e b o t u n d Na c h f r a g e Das Angebot ist die Gesamtheit all der Produkte, die von Unternehmen auf den MĂ€rkten angeboten werden. Ziel der Unternehmen ist es, ihre Produkte gewinnbringend abzusetzen. Die Nachfrage kommt immer vom möglichen Kunden. Der Kunde hat bestimmte BedĂŒrfnisse und WĂŒnsche, die er erfĂŒllt haben möchte und sucht sich dementsprechend das Produkt aus. Doch ist nicht nur das Produkt an sich wĂŒnschenswert, sondern der Kunde muss auch bereit sein dafĂŒr die Summe, die von Unternehmen erzielt werden soll, zu bezahlen. Der Kunde braucht gewisse finanzielle Möglichkeiten, um sich bestimmte GĂŒter kaufen zu können. Dementsprechend gehören die WĂŒnsche nicht zur Nachfrage. Dadurch ist es die Aufgabe des Unternehmens, die Nachfrage eines be-stimmten Produkts einzuschĂ€tzen und dann auf diese zu reagieren, um das passende Produkt auf den Markt zu bringen.

ĂŒber die Produkte im Einzelhandel oder im Internet informiert und dort kauft. Die MĂ€rkte in Mitteleuropa sind von Produkten ĂŒberflutet und es wird fĂŒr Unternehmen immer schwieriger, sich in diesem sogenannten gesĂ€ttigten Markt zu positionieren. Es muss versucht werden, sich von der Konkurrenz abzuheben, dem zunehmenden Wettbewerbsdruck standzuhalten und genau auf die BedĂŒrfnisse und WĂŒnsche seiner Zielgruppe einzugehen. Dementsprechend muss das Produkt nach diesen Kriterien ausgerichtet werden.

Aufgrund der Tatsache, dass unser Bier ja nicht nur Bier ist, sondern einen zusÀtzlichen Nutzen erzielt und der Preis sich jedoch nach einem gewöhnlichen Bier richtet, können wir mit gutem Gewissen behaupten, dass der finanzielle Aspekt in dem Zusammenhang keine tragende Rolle spielt. Unter dem modernen Markt versteht man die Gesamtheit der potenziellen bzw. tatsÀchlichen Nachfrage einer Leistung. In der heutigen Zeit findet kein Zusammentreffen zwischen KÀufer und VerkÀufer mehr statt, da sich der Kunde

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G rundaufga b e des MarketingS Die Aufgabe des Marketings ist, sich mit der Nachfrage der Kunden nach den derzeitigen und zukĂŒnftigen Produkten des Unternehmens auseinander zu setzen. Indem man auf die KundenwĂŒnsche und Trends eingeht, wird versucht mit Hilfe des Marketinginstrumentariums, die Nachfrage der Kunden aktiv zu beeinflussen. In den letzten Jahren wurden folgende Trends festgestellt: –– Trend zur Bequemlichkeit –– Trend zur selektiven Sparsamkeit –– Trend zum Luxus und zum Besonderen –– Trend zu einer gesunden und naturnahen Lebensweise –– Trend zur Sinnsuche

G rundlage N des K Ă€u fe rv e r h a lte ns Der Konsument entscheidet ĂŒber Erfolg und Misserfolg eines Unternehmens. Er entscheidet zuletzt, ob das Produkt gekauft wird oder nicht. Um den KĂ€ufer dazu zu bringen ein bestimmtes Produkt im Handel zu kaufen, ist es zuerst notwendig auf den KĂ€ufer einzugehen, ihn kennen- und verstehen zu lernen. Zu allererst ist es wichtig, zu wissen mit welchem Typ von Transaktions- oder Kaufvorgang man es zu tun hat. Das Kaufverhalten von Menschen kann völlig unterschiedlich sein. Es ist sogar möglich, dass ein und dieselbe Person in der Konsumentenrolle ganz anders agiert als in der Rolle eines EinkĂ€ufers fĂŒr z.B. ein Unternehmen. GrundsĂ€tzlich wird zwischen Endverbraucher und Konsument unterschieden. Der Endverbraucher, der fĂŒr private Zwecke einkauft und der KĂ€ufer, der fĂŒr ein Unternehmen Kaufentscheidungen treffen muss.

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Marktforschung BEGRIFFSERKLÄRUNG „ M A R K T - / M A R K ETING FORSCHUNG “ Die Basis fĂŒr Marketingentscheidungen sind Marktforschung und Marketingforschung. Man braucht bestimmte Informationen, um ein Produkt neu auf dem Markt einzufĂŒhren. Beispielweise welcher Preis der angemessenste ist, oder welches Design des Etikettes oder der Flasche den Verbraucher zum Kauf des Produkts animiert. „Marktforschung ist die systematische Sammlung, Aufbereitung und Analyse von Daten, die sich auf die Probleme von GĂŒtern und Dienstleistungen beziehen. Marktforschung beinhaltet also die gezielte Untersuchung von gesammelten Informationen unter Heranziehung wissenschaftlich anerkannter Methoden.“ (American Marketing Association)

AUFGABEN DER M A R K TFORSCHUNG Die Aufgabe der Marktforschung besteht darin, die Kauf und Verkaufsmöglichkeiten und deren EinflĂŒsse eines Unternehmens gezielt zu untersuchen. Als Entstehungsgrundlage sollten immer marktbezogene Informationen vorhanden sein, da diese lebenswichtig fĂŒr Entscheidungen eines Unternehmens sein können. Die Aufgaben der Marktforschung bestehen aus fĂŒnf Phasen, die man in die Kategorien Anregungs- und Problemerkennungsphase, Suchphase, Optimierungsphase, Realisierungsphase und Kontrollphase unterteilen kann.

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DER MARKTFORSCHUNGSP RO Z ESS Der Marktforschungsprozess kann in sechs Phasen gegliedert werden: Phase 1 – Problemdefinition: Problemdefinition: Festlegung der Fragestellung, die in der Marktforschungsstudie beantwortet werden soll. Phase 2 – Konzepterstellung: Dauer der Untersuchung, Methode, Kosten, Ziel Phase 3 – Datenerhebung: SekundĂ€rforschung oder PrimĂ€rforschung; wenn PrimĂ€rforschung, dann DurchfĂŒhrung von Befragungen, Beobachtungen, Experimenten oder Panel-Untersuchungen Phase 4 – Vorbereitung der Datenauswertung: Kodierung der Daten, digitale Übertragung der Daten Phase 5 – Datenauswertung und Interpretation: Datenauswertung und Interpretation: Heranziehung eines EDV gestĂŒtzten Standardprogramms (z.B. SPSS oder SAS, Excel), deskriptive Darstellung der Ergebnisse, Analyse der Ergebnisse in Bezug auf die Fragestellung Phase 6 – Erstellung eines Marktforschungsberichts Untersuchungen laufen in der Regel nach diesem Schema ab. Im Folgenden wird nĂ€her darauf eingegangen, wie Daten erhoben werden können.

PRIMÄRFORSCHUNG Die PrimĂ€rforschung stĂŒtzt sich auf Informationen und Daten die selbst, vom Unternehmen erhoben werden. Dieses ist die Sammlung, Analyse und Interpretation von neuen, noch nicht vorhandenen Daten. FĂŒr diesen Fall der Datenerhebung dienen verschiedene Mittel: –– Befragungen, –– Beobachtungen, –– Experimenten oder Paneluntersuchungen. Wichtig bei dieser Form der Marktforschung ist, dass von vorne herein klar ist, was man erheben will und dass man objektiv an die Sache heran tritt. Dazu muss berĂŒcksichtigt werden, dass mehrere Personen unabhĂ€ngig voneinander befragt werden. Eine Erhebungsmethode ist dann valide, wenn sie tatsĂ€chlich das erhebt, was „gemessen“ werden soll, d.h. es muss ein Zusammenhang zwischen der Fragestellung und den erhobenen Daten bestehen. SEKUNDÄRFORSCHUNG Unter SekundĂ€rvorschung versteht man den Zugriff auf bereits existierende nicht eigens erhobene Daten, wie Sammlungen oder Analysen, z.B. von Marktforschungsunternehmen, statistischen Ämtern oder Fachliteratur.

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Wer trinkt das Bier?

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Zielgruppenbestimmung Um ein Produkt am Markt erfolgreich zu positionieren ist es unbedingt notwendig, eine genaue Zielgruppenanalyse zu erstellen, um die weitere Marketingstrategie darauf abzustimmen: Was ist die Zielgruppe, welche WĂŒnsche und BedĂŒrfnisse hat diese?

–– Einstellungen –– Interessen –– Vorlieben –– Freundeskreis –– Freizeitgestaltung etc.

Zielgruppen kann man anhand unterschiedlicher Merkmale beschreiben. HierfĂŒr gibt es zwei Möglichkeiten:

Durch diese Kriterien wird es leichter gemacht den Konsumenten und sein Kaufverhalten ganzheitlich zu betrachten um so auf seine WĂŒnsche und BedĂŒrfnisse einzugehen. Die Rolle des KĂ€ufers ist nur ein Teilbereich des tĂ€glichen Lebens. Jedoch ist es notwendig ein ganzheitliches Bild des Menschen zu sehen und dies wird am besten anhand der beiden folgenden Modelle erfasst. –– Euro-Socio-Styles-Modell –– Sinus-Milieus-Modell

–– Zielgruppenbestimmung nach soziodemografischen Kriterien –– Zielgruppenbestimmung nach psychografischen Kriterien Bei der Zielgruppenbestimmung nach soziodemografischen Kriterien werden die einzelnen Zielgruppen nur anhand von folgenden Kriterien definiert: –– Alter –– Geschlecht –– Einkommen –– Wohnort –– Bildung –– Familienstand –– Kinder

Beide Modelle befassen sich mit den Wertorientierungen, Einstellungen und Erwartungen der Verbraucher.

Das heißt, man versucht allein anhand dieser Kriterien herauszulesen, wie jemand ist und was jemand kauft. Diese Methode ist allerdings veraltert, da sie nur einen kleinen Teil des Konsumverhaltens offenlegt. Aus diesem Grund wird meist noch eine zweite Methode herangezogen, welche die die psychografischer Kriterien heraushebt:

Unter dem Begriff Kommunikationspolitik versteht man die Übermittlung von Information an, fĂŒr ein Unternehmen relevante Zielgruppe mit dem Zweck, Einstellungen, Meinungen und Verhaltensweisen der Zielgruppe zu beeinflussen. Um unser Produkt richtig vermarkten zu können, mĂŒssen uns die KommunikationskanĂ€le bekannt sein. Diese bestehen aus den einseitigen und den zweiseitigen KommunikationskanĂ€len. Die Einseitigen KanĂ€le wĂ€ren z.B. Fernsehen, Radio, Plakate oder Zeitungen. Da man auf diese nicht direkt antworten oder reagieren kann. Zu den zweiseitigen zĂ€hlen hingegen ein GesprĂ€ch, ein Telefonat, ein Brief oder auch das Internet. Auf diese kann direkt reagiert werden.

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E ur o - S o ci o - S t y les - M o dell

BEDÜRFNIS: HABEN

wandel / Metamorphosis

Die Schutzsuchenden 11% Die bodenstÀndigen 19%

Die behaglichen 9% Die Kritischen 15% 11%

Die Anspruchsvollen 14% RealitĂ€t / Reality BEDÜRFNIS: SEIN

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BEDÜRFNIS: FRIEDEN UND SICHERHEIT

Die Abenteurer 13%

Die TrÀumer 8% bestÀndigkeit / Permanence

BEDÜRFNIS:LEIDENSCHAFTLICH LEBEN

Schein / Mirage


Der Kommuniktionsprozess FĂŒr den Ablauf eines Kommunikationsprozesses benötigt man als Voraussetzung einen Sender und einen EmpfĂ€nger. Des weiteren braucht man eine Botschaft, die mit Sachinformation und emotionaler Information versehen und codiert werden sollte. Dies bedeutet, die Idee in Sprache und Bild umzuwandeln. Wie diese Botschaft gestaltet wird, hĂ€ngt von der Zielgruppe ab. Danach wird sie ĂŒber die KommunikationskanĂ€le transportiert und vom Kunden – dem EmpfĂ€nger – ĂŒber die Sinnesorgane empfangen. Zu beachten ist, dass diese Botschaft decodierbar sein sollte.

D ie K o mmunikati o ns strategien Eine Kommunikationsstrategie ist die Copy-Strategie, welche zuerst angewandt werden sollte. Darin werden die Inhalte einer Werbekampagne vor der Umsetzung schriftlich festgehalten. Sie besteht aus fĂŒnf Elementen: 1. Zielgruppe 2. Kommunikationsziel 3. Consumer Benefit – Nutzenversprechen – USP (Unique Selling Proposition) 4. Reason Why – BegrĂŒndung des Nutzensversprechens 5. Tonality – Grundton der Botschaft Weitere Kommunikationsstrategien sind Werbemittelund WerbetrĂ€ger-Strategie. Bei der Werbemittel-Strategie ist die Auswahl der Werbemittel abhĂ€ngig von: –– Botschaftsinhalt –– Zielgruppe –– Aktuelle Trends Bei der WerbetrĂ€ger-Strategie hingegen ist die Auswahl der Medien wichtig. Diese ist abhĂ€ngig von: –– Quantitative Erreichbarkeit der Zielgruppe –– Qualitative Erreichbarkeit der Zielgruppe

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E ur o - S o ci o - S t y les - M o dell Hier werden die Zielgruppen in einem zweidimensionalen Raum (Fadenkreuz) anhand folgender vier Wertewelten eingeteilt: –– Schein/Mirage: Konsum- und genussorientierte Menschen, die nach materiellen Werten streben und eher preisorientiert sind. –– RealitĂ€t/Reality: Geistig orientierte Menschen, die nach immateriellen Werten streben, nach dem „tiefen Sinn“ suchen und generell qualitĂ€tsorientiert sind. –– BestĂ€ndigkeit/Permanence: Konservative, etablierte Menschen mit einem ausgeprĂ€gtem Wunsch nach Sicherheit und Tradition. Sind sehr rational und praktisch veranlagt in ihrem Kaufverhalten. –– Wandel/Metamorphosis: Moderne, abenteuerlustige Lust- und Genussmenschen die aufgeschlossen gegenĂŒber alles Neuem sind. Gehen gerne einkaufen und sind sehr offen fĂŒr Lifestyle-Produkte und Produktneuheiten.

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Produktpolitik Wer ein neues Produkt auf den Markt bringt, muss sich im Klaren sein, was dieses können soll und wie dieses zu vermarkten ist. Man kann zwischen verschiedenen Arten von Produktneuheiten unterscheiden: –– Echtes Neuprodukt –– Scheinbares Neuprodukt –– Nachgeahmtes Produkt Echte Neuprodukte sind solche, die es vorher noch nicht gegeben hat (z.B. LP, Radio, Bier,
). Von einem scheinbaren Neuprodukt spricht man, wenn das Produkt an ein voriges anknĂŒpft (z.B.: MittelwelleRadio, Koffeinbier
). Nachgeahmte Produkte oder auch Me-too-Produkte sind Imitationen von Produkten, die es bereits am Markt gibt, welche aber unter einer anderen Marke veröffentlicht werden (MĂ€rzenbier: Gösser, Puntigamer, Ottakringer
).

D er P r o dukt ent w icklungspr o zess 1. Ideenfindung und IdeenprĂŒfung Ziel der Ideenfindung ist es, möglichst viele Ideen fĂŒr neue Produkte zu entwickeln (z.B. durch Brainstorming oder Brainwriting). Danach mĂŒssen die Ideen geprĂŒft werden. Hierzu verwendet man eine Checkliste mit folgenden Fragen: –– Ist das neue Produkt fĂŒr die Zielgruppe wirklich nĂŒtzlich? –– Passt das Produkt zum Unternehmen? –– VerfĂŒgen wir ĂŒber das notwendige Know-How und die notwendigen Mitarbeiter? –– Sind Werbung und MarkteinfĂŒhrung leicht durchzufĂŒhren? –– 
 2. Entwicklung eines Produkt- und Marketingkonzepts Aus der Produktidee muss nun ein Marketingkonzept erarbeitet werden. Dieses impliziert Zielgruppenanalyse, Marktanalyse und Marktstrategie. 3. Produktentwicklung und Markterprobung Die eigentliche Produktentwicklung beginnt mit einem Prototypen. Dabei sind folgende Punkte zu beachten: –– Gestaltung des Produkts unter BerĂŒcksichtigung der ermittelten Kundenanforderungen. –– BerĂŒcksichtigung möglicher Anforderungen beim Transport –– Einhaltung der vorgegebenen Produktionskosten

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Nachdem der erste Prototyp fertiggestellt wurde, muss sich dieser einem Produkttest unterziehen. Testen ausgewÀhlte Personen unter Laborbedingungen. Nach dem positiven Abschluss dieses ersten Testes wird das Produkt auf einem Testmarkt erprobt. Hierbei erkennt man die ersten Reaktionen von KÀufer und HÀndler.

PRODUKTPOLITISCHE ENTSCHEIDUNGEN Bei der EinfĂŒhrung eines neuen Produkts im Bereich Produktpolitik sind zu Beginn jede Menge Teilentscheidungen zu treffen, die im Folgenden aufgelistet werden:

Durch eine Erprobung auf einem Testmarkt lassen sich folgende Fragen beantworten:

–– ProduktqualitĂ€t und Produktdesign –– Verpackung und Markierung –– Kundendienst und Garantieleistungen –– Produktvariation und Produktdifferenzierung sowie –– EinfĂŒhrung, Produktdiversifikation und Elimination von Produkten

–– Wie viele ErstkĂ€ufer, WiederkĂ€ufer könne gewonnen werden? –– Welche Produktvariante und welche PackungsgrĂ¶ĂŸe verkaufen sich am besten? –– Wie wirkt sich die Fernsehwerbung auf den Kauf aus? –– Welche Platzierung im GeschĂ€ft ist optimal? Nach der Erprobung am Testmarkt wird das Produkt hoffentlich erfolgreich am Gesamtmarkt eingefĂŒhrt (siehe Produktlebenszyklus).

PRODUK TQUALITÄT UND PRODUKTDESIGN Zuerst sollte festgelegt werden in welcher technischfunktionalen Umsetzung und mit welchem Design das Produkt dem Kunden angeboten wird. Dabei wird voraus gesetzt dass, die WĂŒnsche und BedĂŒrfnisse des Kunden analysiert wurden und das Produkt dem entsprechend angeboten wird. Hierbei geht es also um die: –– Technisch-funktionale Produktgestaltung und die –– Formal-Ă€sthetische Produktgestaltung (Design).

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VERPACKUNG UND MARKIERUNG Auch die Verpackungsgestaltung ist Bestandteil der Produktpolitik – vorausgesetzt, das Produkt wird in einer Verpackung geliefert. Die Verpackung muss dabei im Wesentlichen zwei Funktionen erfĂŒllen: Zum einen muss das Produkt fĂŒr den Transport und eine eventuelle Lagerung geschĂŒtzt werden. Zum anderen sollte die Verpackung aber auch Informationen ĂŒber das Produkt enthalten. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn das Produkt ĂŒber GeschĂ€ftsformen mit Selbstbedienung verkauft wird und kein Außendienstmitarbeiter oder VerkĂ€ufer dem Kunden die notwendigen Informationen geben kann. Hier ĂŒbernimmt die Verpackung sogar „Verkaufsfunktionen“. Eventuell sollte die Verpackung auch besonders hochwertig gestaltet sein, wenn ein entsprechend exklusives Image fĂŒr das Produkt angestrebt wird. Schließlich sind auch ökologische Aspekte bei der Packungsgestaltung zu berĂŒcksichtigen. Dazu gehören UmweltvertrĂ€glichkeit, Recycelbarkeit, das Angebot von Mehrwegpackungen, beispielsweise bei GetrĂ€nken, oder von NachfĂŒllpackungen, z.B. bei Waschmitteln oder Kosmetika. Ein weiterer Entscheidungsbereich ist die Markierung von Produkten. Hier geht es um die Frage, ob das Produkt mit einem eigenen Markennamen versehen werden soll, und um die Herstellerangabe auf dem Produkt und der Verpackung.

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Werbestrategie Unter Werbung versteht man einen kommunikativen Beeinflussungsprozess, bei dem es um Änderungen von Einstellung und Verhaltensweisen der bestimmten Zielgruppe geht. Ziel ist es, den Konsumenten dazu zu bringen, das beworbene Produkt des Anbieters und nicht ein Konkurrenzangebot zu erwerben. Ebenso sind ökonomischen Themen Ziele der Werbung. Sie bestehen aus drei Hauptthemen: –– EinfĂŒhrungswerbung (Werbemaßnahmen, um ein neues Produkt zu bewerben und bekannt zu machen und die PrĂ€senz am Markt fĂŒr das Produkt durch unterschiedliche KommunikationskanĂ€le aufzubauen, auch nicht klassische, wie z.B. Guerilla Marketing.) –– Erhaltungswerbung (Vorhandenes Produkt im GedĂ€chtnis der Menschen zu halten, Erinnerungswerbung.) –– Expansionswerbung (Die Zielgruppe erweitern, um neue Kunden zu gewinnen.)

KOMMUNIK ATIVE ZIELE: Zu den Kommunikativen Zielen zĂ€hlen Information, Überzeugung und Veranlassung zum Produktkauf und Unterhaltung. Aufmerksamkeitserregung, die Pointe, der Überraschungseffekt, Humor, OriginalitĂ€t und Interaktion sind ebenfalls Merkmale guter Werbung. AIDA –– Attention (Aufmerksamkeit wecken) –– Interest (Interesse hervorrufen) –– Desire (Kaufwunsch erzeugen) –– Action (Kauf tĂ€tigen)

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Social Media Marketing Social Media Marketing ermöglicht Menschen in sozialen Netzwerken zu werben und somit eine breite Community anzusprechen. Über traditionelle WerbekanĂ€le wĂ€re diese bei weitem nicht zu erreichen. Durch Social Media wird nicht nur die Einzelperson, sondern vor allem das Kollektiv angesprochen. Unterschiedlichste Menschen kommunizieren im Internet ĂŒber existierende Communities. Die Aufgabe des Social Media besteht darin, diese richtig zu nutzen. So wird es möglich, mit ihren Teilnehmern ĂŒber Produkte- und Serviceangebote zu kommunizieren. Ebenso ist es wichtig, diesen Communities zuzuhören und im Namen einer bestimmten Firma Beziehungen zu ihnen aufzubauen. Dies ist jedoch nicht immer einfach. HauptsĂ€chlich geht es beim Social Media darum das Internet dafĂŒr zu nutzen den Bekanntheitsgrad eins bestimmten Produktes zu steigern. DarĂŒber hinaus ist es wichtig, das Web zu beobachten, nĂŒtzliche Content zu finden und der Community zuzuhören um darauf angemessen reagieren zu können. DEFINITION Der Begriff Social Media Optimization, den viele heute mit Social Media Marketing gleichsetzen, wurde 2006 von Rohit Bhargava geprĂ€gt. Laut Bhargava besteht das Konzept des Social Media Marketing darin, eine Website so zu optimieren, dass ihr Textinhalt Links einsammelt. Dabei geht es im Grunde darum, Vertrauen und UnterstĂŒtzung zu erwerben. Social Media Optimization hilft auch dabei, Marken bekannt,

und das beworbene Produkt oder den Service besser sichtbar zu machen. Social Media Marketing ist als neuere Komponente des Suchmaschinenmarketings eigentlich eine Klasse fĂŒr sich. Es hat nicht nur mit Suchen zu tun, sondern mit einer sehr weit reichenden Form der Mundpropaganda, die das Internet grundlegend verĂ€ndert. Social Media Marketing kann im Endeffekt eines oder mehrere der im Folgenden vorgestellten Ziele erreichen. Social Media Marketing ist in den letzten Jahren zu einem zentralen Punkt in der Marketingwelt geworden und ist mit Milliarden von Online-Interaktion weiterhin stark im Kommen. Es ist ein einfacher, guter und kostengĂŒnstiger Weg, Verbraucher mit Unternehmen und Marken in Kontakt zu bringen. Beim Social Media Marketing auf die interagierende Masse zu hören und auf diese mit hochwertigen Inhalten zu reagieren. Dadurch versucht man die automatische Interaktion zwischen den Kunden anzuregen. So ist es möglich, die Marke ins GesprĂ€ch zu bekommen ohne teure traditioneller Werbung. Mittlerweile sind viele alte Strategien alter Werbungen nicht mehr so wirkungsvoll und es daher ist es unbedingt notwendig, sich an der Zukunft zu orientieren. In vielen FĂ€llen findet diese allerdings nur noch im Web statt, wenngleich man traditionelle Werbemittel natĂŒrlich nicht außer Acht lassen darf.

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Die große Schwierigkeit beim Social Media Marketing ist die Darstellung der Investitionsrendite, also Zahlen zu erhalten, die zeigen ob sich der Geldeinsatz auch gelohnt hat. Im Social Media ist es nicht in kĂŒrzester Zeit möglich einen Gewissen Nutzen mit Zahlen festzuhalten, da Interaktionen, die online stattfinden nicht quantifizierbar sind. Es muss klar sein, dass Social Media Marketing nach eigenen Regeln funktioniert: So ist es schon ein Erfolg, wenn die Community positive Feedbacks gibt und sich die potenziellen Kunden sich ĂŒber das Produkt austauschen. Es gibt im Web eine ganze Reihe Social Media Portale, in denen verschiedene Communities kommunizieren und bei denen wirkungsvoll Marketingbotschaften vermittelt werden können. Social Media ist nicht nur die GrĂŒndung einer Facebooksite, auf der sich verschiedene Personen austauschen können, sondern es muss auch mit diesen potenziellen Kunden kommuniziert werden. Nur so wird ein Produkt den gewĂŒnschten Anklang bekommen. Nur durch stĂ€ndige Betreuung der Community kann ein gutes Ergebnis erzielt werden.

S O C I A L N E T WO R K S Unter den Begriffen »Soziale Netzwerke« und »Social Networking-Sites« werden Websites zusammengefasst, die Nutzer mit Ă€hnlichem Hintergrund und Interessenhorizont verbinden. Soziale Netzwerke basieren auf Profilen und ermutigen Nutzer mit relativ Ă€hnlichem Hintergrund, sich zu treffen und Beziehungen miteinander zu knĂŒpfen. Soziale Netzwerke gehören zu den beliebtesten Sites im Internet. Die am meist genutzten Social Network Plattformen sind Facebook, MySpace und LinkedIn. Sie rĂŒhmen sich mit weltweit mehreren Millionen Nutzern, die sich durch Ă€hnliche Hobbys, Interessen oder einen Ă€hnlichen beruflichen Hintergrund ĂŒber ihre Profile miteinander verbinden können. Besonders Facebook hat in den letzten Jahren viele VerĂ€nderungen und Innovationen erlebt. FĂŒr Marketingzwecke zeigen sich die Facebook-Seiten oder Facebook-Anwendungen als besonders nĂŒtzlich. So kann beispielweise jedes Produkt oder Unternehmen von ihnen Gebrauch machen und eine eigene Seite besitzen. Diese kann dann von Facebook Nutzern „geliked“ werden. Facebook-Seiten sind Profile fĂŒr Unternehmen, Produkte, Services, Haustiere und sogar Personen des öffentlichen Lebens. Mit Facebook-Seiten, die genau wie persönliche Profile aussehen, erstellen Sie eine reale PrĂ€senz im sozialen Netzwerk. Es gibt unterschiedliche Kategorien fĂŒr Facebook-Seiten: von beruflicher Ausbildung bis hin zur Veranstaltungsplanung.

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Wenn Sie irgend etwas zu vermarkten haben, finden Sie auf Facebook bestimmt eine passende Kategorie und können dort eine Seite erstellen, um sie dann auf Facebook zu veröffentlichen. Myspace hingegen eignet sich eher fĂŒr die Vermarktung von Musik und hat fĂŒr andere Marketingnischen weniger zu bieten. Allerdings ist Myspace immer noch ein beliebtes soziales Netzwerk. Es ist fĂŒr die Möglichkeit bekannt, Profile individueller zu gestalten und ihrer Seite mehr Persönlichkeit zu verleihen. LinkedIn ist ein soziales Netzwerk fĂŒr Profis und wird eingesetzt, um mit Arbeitskollegen und mit Personen in derselben oder verwandten Branchen Beziehungen zu knĂŒpfen sowie um sich als Experte selbst zu vermarkten und empfehlenswerte Dienstleistungen zu finden.

BLOGGEN In den Anfangszeiten des Blogs war dieser eine eher dilettantische Art eines persönlichen online-Tagebuchs. In den letzten Jahren hat sich das bloggen zu einem durchaus wichtigen Teil des Social Media Marketings entwickelt. Der Blog bietet die Möglichkeit als Unternehmen die Ansichten und Meinungen einem breiten Zielpublikum kundzutun, oder aber auch mit anderen Bloggern in Kontakt treten, die ĂŒber das Produkt ihre Meinung abgeben. So gibt der Blog dem Unternehmen die Möglichkeit direkt mit dem Kunden in Kontakt zu treten und so auch direkt gestellte Fragen zu beantworten, was wiederum im Kunden ein enormes GefĂŒhl der Wichtigkeit auslöst. Blogs können sehr einflussreich sein, doch bei falscher Verwendung kann ein kleiner Fehler auch große Probleme auslösen. Blogs fungieren meist als einseitige NachrichtenĂŒbermittlung eines Unternehmens, doch kann dieser zugleich eine Plattform zum Erfahrungsaustausch der Kunden dienen. Ein wesentlicher Punkt bei Blogging- Plattformen ist die Leichtigkeit ihrer Benutzung. Ohne große Kenntnisse in Sachen Programmierung ist es möglich, eine große Anzahl von potenziellen Kunden zu erreichen. Blogs können mittels einfacher Software jedem zugĂ€nglich gemacht werden; egal ob zu Hause vor dem PC oder unterwegs mit dem Handy. So ist der Blogger heutzutage nicht mehr nur Autor in eigener Sache sondern fungiert als Journalist fĂŒr einen Gewissen Themenbereich fĂŒr eine bestimmte Community.

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Einer der bekanntesten Blogging-Plattformen ist WordPress: Sie ist umfassend, anpassungsfĂ€hig, und Tausende von Entwicklern kĂŒmmern sich um Plugins und Themen. Die nicht gehostete WordPress-Version kann man herunterladen und auf dem Webhost installieren und pflegen. Direkt nach der Installation ist sie vollstĂ€ndig modifizierbar. Viele Websites werden mithilfe der WordPress-Software gehostet und sehen noch nicht einmal aus wie Blogs.

abzuschrecken. Ein Blog wird anders Aufgebaut wie z.B. eine gewöhnliche Pressemitteilung. Einleitung, Hauptteil, Schluss ist beim Bloggen nicht immer das Richtige. Starke, aussagekrÀftige Headlines sind ein gern eingesetztes und funktionierendes Stilmittel. Beim Textblock sollte wieder themenspezifisch vorgegangen werden und dementsprechende Stilmittel wie Listen, Tabellen, Anleitungen etc. hinzugezogen werden.

Eine andere WordPress-Version (nicht zu verwechseln mit der oben beschriebenen) ist eine zentralisierte und gehostete Lösung auf der offiziellen Website von WordPress und richtet sich an Nutzer, die nicht ĂŒber eine eigene Domain oder Hosting-Möglichkeit verfĂŒgen. Interessenten können sich binnen Sekunden registrieren und ein Blog einrichten. Da diese Lösung auf den Servern von WordPress gehostet wird, bietet sie weit weniger FlexibilitĂ€t in Bezug auf Anpassung, Plugins und Themen-Support.

Damit ein Blog funktioniert muss dieser zuerst einmal einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben. Um diesen zu erhöhen kann man zum einen in anderen themenverwandten Blogs posten oder aber sich in gewissen Verzeichnissen registrieren lassen, um so eine eigene Community zu entwickeln.

Bevor ein Blog eingerichtet wird, sollte man sich noch bei verschiedenen Anbietern umschauen, da verschiedene Blogging-Platformen verschiedene Features anbieten. Zudem ist bloggen etwas bei dem nicht nur auf Design und Features wert gelegt werden muss. Da nicht wie bei einer gewöhnlichen Website die Texte statisch sind muss sehr auf Tonfall und Formulierung geachtet werden. Die muss genau auf die Zielgruppe abgestimmt sein um nicht Kunden durch falsche Formulierungen

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TWITTER Unter Twitter versteht man einen kostenlosen Microblogging-Dienst. Das bedeutet, dass Anwender kurze Nachrichten veröffentlichen können, die maximal eine LĂ€nge von 140 Zeichen umfassen. Wie in einem Blog werden diese chronologisch dargestellt. Twitter wird sowohl fĂŒr persönliche als auch fĂŒr professionelle KommunikationsbedĂŒrfnisse verwendet. Ebenso ist Twitter ein wichtiges Kommunikationsmittel fĂŒr Firmen um ein breites Publikum anzusprechen und den Nutzer mit ihnen in Verbindung zu bringen. Ebenso kann es zur StĂ€rkung und Bekanntmachung von Marken beitragen und kann helfen Interessenten als Kunden zu gewinnen. Durch die kurze, bĂŒndige Art und sofortiges Feedback erleichtert Twitter das Pflegen erfolgreicher GeschĂ€ftsbeziehungen und das Schaffen von Netzwerken zwischen Menschen. Da wir in unserem Fall ein Produkt auf den Markt bringen, bieten sich gewisse Social Media Plattformen wie Facebook und Twitter fĂŒr uns an. ZusĂ€tzlich planen wir eine Website mit integriertem Blog auf dem potenzielle Kunden Neuigkeiten und Informationen zu unserem Produkt erhalten können. Zudem haben sie die Möglichkeit eigene Kommentare zu den BlogeintrĂ€gen zu verfassen.

nicht zu sehr eingrenzen um so viele Interessenten wie möglich als Kunden zu gewinnen. FĂŒr Produktmarketing im Social Media Bereich ist in unserem Fall Facebook am geeignetsten. Da wir eine eigene Facebook-Seite anlegen werden, die somit von anderen Nutzen besichtigt und „geliked“ werden kann. Durch die neuen im letzten Jahr aufgekommen Features ist es uns möglich, diese Seite interaktiv zu gestalten. Beispielweise durch Videosequenzen oder auch Verlinkungen und Fotos. Ebenso wird es uns möglich sein, entsprechende Events anzukĂŒndigen und Gewinnspiele oder Umfragen zu veranstalten. Twitter gibt uns die Möglichkeit unsere Community kurzfristig und kostengĂŒnstig am Laufenden zu halten und die Bekanntmachung unseres Produkts zu beschleunigen. Aufgrund des Microblog-Systems können wir rasches Feedback erlangen und so die Grundstimmung unseres Produkts einschĂ€tzen. Durch das Follow-System von Twitter wird der Bekanntheitsgrad des Produkts einfach dargestellt und gesteigert. Mitnutzern ist es zudem möglich, unser Produkt oder Artikel zum Produkt weiter zu twittern.

Sowohl der Blog als auch die Website wird auf unser Zielpublikum abgestimmt. Allerdings wollen wir diese

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Eule-Bier

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Mehr zum Bier und der Idee. Was steckt dahinter?

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Produktpolitik DIE IDEE „Dem biertrinkenden Österreicher die Chance zu geben, der MĂŒdigkeit zu trotzen ohne von seinem LieblingsgetrĂ€nk abzulassen.“

MARKTFORSCHUNG Wie eingangs erwĂ€hnt ist unser Budget beschrĂ€nkt. Trotzdem haben wir uns bemĂŒht, gute Grundlagen zu erarbeiten.

Man kann einen fröhlichen Abend nach der Arbeit mit einem Bier beginnen, ohne danach der MĂŒdigkeit zu verfallen. Da dies der Grundgedanke unseres „Unternehmens“ ist, möchten wir die Nachfrage nach einem solchen Produkt decken.

SekundĂ€re Marktforschung Über das Internet lassen sich inzwischen eine Reihe von Anhaltspunkten ĂŒber den Biermarkt finden, ebenso ĂŒber den Markt bei Energydrinks. Gute Marktforschungsprodukte werden von großen internationalen Unternehmen erstellt und sind kostenpflichtig (z.B. bietet business-insight.com eine Studie „Next Generation Energy Food and Drinks“ um 4.795$ an).

Neben Produktdesign und Webautritt – beides im Rahmen des Projekts von uns selbst erarbeitet – wird das Eule-Bier gebraut und vermarktet. GlĂŒcklicherweise schlossen wir im Zuge der Recherche Bekanntschaft mit Florian Enzinger, einem angehenden Bierbrauer, der derzeit seine Ausbildung in MĂŒnchen absolviert. Durch diesen Kontakt bekamen wir die Möglichkeit unser Bier bei einer kleinen steirischen Brauerei namens Hermax erstmals zu brauen. Unsere Hauptwerbemittel sind Social Media und Mundpropaganda, wodurch wir anfĂ€ngliche finanzielle Kosten reduzieren können.

PrimĂ€re Marktforschung Wir haben uns daher auf Interviews mit Fachleuten und auf eine eigene Umfrage gestĂŒtzt. FĂŒr unsere Interviews standen uns ein anonymer Experte und Herr Mag.Hannes Luxbacher von der Firma Rubicon zur VerfĂŒgung. Mag.Luxbacher war Projektmanager in der erfolgreichen grafischen Entwicklung des „Preisel & Bier“ der Brauerei Murau. Eine Mitschrift des Interviews findet sich im Anhang. Mit den recherchierten Grundlagen und einer hypothetischen Zielgruppenbestimmung wurde ein

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Fragebogen ausgearbeitet und eine Befragung in Graz durchgefĂŒhrt. UnterstĂŒtzung bei der Ausarbeitung der Items erhielten wir von einer Soziologin (und Statistikerin). In einem kleinen Pre-Test wurde der Fragebogen im Freundeskreis getestet und verbessert. Beim Elevate Festival 2011, dessen Publikum unserer gedachten Zielgruppe entspricht, wurden 100 Interviews anhand des Fragebogens gefĂŒhrt. An zwei Tagen wurden die Besucher im Eingangsbereich befragt. Die Beteiligung war problemlos, es gab kaum Verweigerungen. Die Interviewten waren zwischen 18 und 41 Jahre alt, etwa zwei Drittel waren mĂ€nnlich, ein Drittel weiblich. Es zeigte sich, dass Biertrinker, mĂ€nnlich wie weiblich, grundsĂ€tzlich Interesse am neuen Produkt haben. Die Ergebnisse sind in der nachfolgenden Abbildung dargestellt, Details befinden sich im Anhang.

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PRODUKTENTWICKLUNG UND M A R K T E R P R OB U N G „ E U L E “ Der erste Testlauf des koffeinhaltigen Biers wurde bereits im JĂ€nner 2012 hergestellt und konnte nach zwei Wochen GĂ€rungszeit und zwei Wochen Nachreifungszeit in der Flasche einer Gruppe von Testpersonen zum Verkosten gegeben werden. FĂŒr uns ausschlaggebend waren in diesem Zusammenhang die Fragen: –– Geschmack des Biers –– Zusammenspiel von Koffein und Bier –– Nachwirkungen am nĂ€chsten Tag Die ersten Reaktionen waren durchaus positiv. Gerade geschmacklich konnte unser GetrĂ€nk ĂŒberzeugen, auch wenn sich viele der Testpersonen etwas anderes erwartet hatten. Ein großer Kritikpunkt, den wir fĂŒr die nĂ€chsten BraudurchgĂ€nge zu beachten hatten, war die geringe Menge an KohlensĂ€ure in den Flaschen, was das Bier schal schmecken ließ, sobald dieses nicht kalt serviert wurde. Die beiden wichtigsten Punkte fĂŒr uns waren, dass man die zugesetzten Substanzen nicht herausschmeckt und dass die Idee bei den Testpersonen sehr gut ankam. Zum damaligen Zeitpunkt der Produkttestung waren die Flaschen noch nicht gebrandet, da uns klar war, dass sich der Geschmack des Biers noch weiter verĂ€ndern wĂŒrde. Außerdem sollte die endgĂŒltige Version in einem gewissen Veranstaltungsrahmen in Graz „prĂ€sentiert“ werden.

Im zweiten Braudurchgang, der im MĂ€rz 2012 stattfand, wurde versucht, geschmackliche Nuancen anzupassen und den höchstmöglichen Koffeingehalt im GetrĂ€nk zu erreichen. Unter der Voraussetzung, dass der zweite Testlauf schon so gut an unser gewĂŒnschtes Produkt herankommt, war unser nĂ€chstes Ziel die MarkteinfĂŒhrung beim Lendwirbel 2012, der Ende Mai in Graz stattfinden wĂŒrde. PRODUKTQUALITÄT UND PRODUKTDESIGN Unser Produkt ist ein steirisches Bier und soll bestimmte QualitĂ€tsmerkmale aufweisen können. Außer Frage steht, dass es ein „Österreichisches QualitĂ€tsprodukt“ sein wird, was auch auf der Flasche ausgewiesen wird. Der Idealfall wĂ€re, wenn wir alle Inhaltsstoffe aus der Steiermark beziehen könnten. Allerdings verwenden wir in unserem Produkt Koffein, das aus Deutschland bezogen wird. Trotzdem ist die Aufschrift „Österreichisches QualitĂ€tsprodukt“ zulĂ€ssig, da nur 75 % der Inhaltsstoffe aus Österreich kommen mĂŒssen, was bei unserem Produkt eindeutig der Fall ist. Das GetrĂ€nk wird ausschließlich in 0,33 l Flaschen verkauft. Das hat verschiedene GrĂŒnde. Unser GetrĂ€nk soll das am Markt befindliche Bier nicht ablösen sondern nur ergĂ€nzen. Unser Produkt zielt darauf ab, dass Biertrinker bei ihrem LieblingsgetrĂ€nk bleiben und gleichzeitig die Wirkung eines Energydrinks genießen können.

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Konkurrenzanalyse In den nachfolgenden Beispielen werden kurz unsere Konkurrenten vorgestellt. Bei keinem der Produkte handelt es sich um ein österreichisches Erzeugnis. Unser Produkt sollte einen Alkoholgehalt von ca. 5 % beibehalten und seinen natĂŒrlichen Biergeschmack nicht verlieren.

V eltins  + Ein BiermischgetrĂ€nk aus Deutschland mit einem Alkoholgehalt von 2,3 %. Es handelt sich dabei um eine blau gefĂ€rbte FlĂŒssigkeit mit zitronig-sĂŒĂŸem Geschmack und zugefĂŒgtem Gurana.

Beck ‘ s L evel 7 Am Deutschen Markt zu erwerben ist Beck‘s Level 7 – ein koffeinhaltiges BiermischgetrĂ€nk. Beck‘s Level 7 hat einen Alkoholgehalt von 2,5% und somit weniger als das von uns geplante Energie Bier. Im Vergleich zu unsere Idee schmeckt Beck‘s Level 7 nach Zitrone und Ă€hnelt dem Geschmack von Red Bull. Das Design der Flasche und des Etikettes ist der Beck‘s Linie angepasst.

HITACHINO NEST BEER – M it E ule am E tikett Eine chinesische Biermarke, die mit einer Eule auf Etikett und Kronkorken wirbt. Der Name dieses Biers hat allerdings nichts mit einer Eule zu tun. In ihrer Produktlinie sind mehrere Geschmacksrichtungen vertreten, wie z.B. Kaffee-Schokolade oder Weizenbier mit Banane.

M o o nsh o t Beer Bei Recherchieren im Internet sind wir auf ein KoffeinBier aus Amerika gestoßen. Das GetrĂ€nk, welches seit 2004 in Bosten erzeugt wurde, wurde 2010 verboten. Das Design des Etikettes erinnert an eine Rakete F o ur L o k o Die Four Loko Bier Produktlinie aus Amerika produzierte ebenfalls ein koffeinhaltiges Bier, das aber seit kurzem seine Rezeptur geĂ€ndert hat und in Zukunft nicht mehr mit Koffein produziert wird.

K arls b erg M i x er y V o dka F lav o ur iced energ y Ein koffeinhaltiges BiermischgetrĂ€nk aus Deutschland, in dem auch Vodka enthalten ist. Der Alkoholgehalt lĂ€sst sich mit dem von unserem Bier vergleichen. In unserem Fall stehen wir zwischen dem „Scheinbaren Neuprodukt“ und dem „Nachgeahmten Produkt“. In Österreich wurde noch nie ein Koffeinbier mit Biergeschmack auf den Markt gebracht, allerdings, wie schon aus der Konkurrenzanalyse ablesbar, gab es in den USA verschiedene Versuche solch ein BiermischgetrĂ€nk zu vermarkten.

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Kommunikationspolitik CO P Y-S T R AT EG I E Zielgruppe Nach dem Euro-Social Style Modell zielen wir auf die modernen, abenteuerlustigen Genussmenschen, die aufgeschlossen gegenĂŒber Neuem sind. Es sind eher jugendliche bzw. sich jung fĂŒhlende Menschen, die auch „nachtaktiv“ sind. Kommunikationsziel Unser Produkt soll den modernen Genussmenschen animieren etwas Neues, Aufregendes auszuprobieren ohne auf Gewohntes und Vertrautes verzichten zu mĂŒssen. Es soll das GefĂŒhl vermittelt werden ein Lifestyle Produkt zu erwerben. Consumer Benefit Der Kunde soll sich durch den Kauf und den Genuss des Produkts besser fĂŒhlen. Durch den Geschmack von Bier und der Wirkung von Koffein erlebt der Konsument eine geschmacklich gute und angenehme Erfahrung. ZusĂ€tzlich wird durch den Koffeingehalt sein Geist stimuliert. Es ist ihm möglich sich konzentrierter und klarer seinen Intentionen zu widmen.

Tonality Da sich unser GetrĂ€nk an die fröhlichen, offenen und urbanen Menschen richtet, soll unser Bier auch so kommuniziert werden. Wir wollen nicht wie ein Großkonzern auftreten, sondern das Bier so prĂ€sentieren, wie wir selbst sind. Wir wollen den Leuten eine neue coole Idee zeigen und diese mit Witz ins GesprĂ€ch bringen. Um ein solches sympathisches Image erzeugen zu können, setzen wir, besonders im finanziellen Bereich, auf völlige Transparenz. Dadurch ist der Preis der einzelnen Flasche fĂŒr den Kunden nachvollziehbar und wird besser respektiert. Dem Kunden wird so ein Bild vermittelt, das sympathisch ist und hinter dem alles andere als ein wirtschaftlicher Hintergrund steckt.

Trink eine Eule und du bist wach und gut gelaunt. Trink keine und geh schlafen... Reason Why Weil Eule Bier wie Bier schmeckt und trotzdem wirkt wie Red Bull.

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PRODUKTEINFÜHRUNG UND WERBUNG: Planung Die ProdukteinfĂŒhrung der Eule war in mehreren Phasen geplant. Phase 1 – StadtgesprĂ€ch werden In dieser Phase wird noch ohne das Produkt geworben. Durch Guerilla Aktionen wird versucht das EulenLogo an verschiedenen Orten in Graz erscheinen zu lassen, ohne dass ein Zusammenhang mit dem Produkt herstellt werden kann. Idealerweise kann man durch diese kleinen, kostengĂŒnstigen Aktionen auch die Presse erreichen. Phase 2 – Verbreitung im Netz Filme diverser Guerilla-Aktionen können ĂŒber Social Media verbreitet werden wodurch noch mehr Menschen erreicht werden können und der Wiedererkennungswert des Logos gesteigert wird. Phase 3 – ProduktprĂ€sentation Durch die vorherigen Aktionen sollte das Logo schon bekannt sein und kann jetzt endlich einem Produkt zugeordnet werden. Phase 4 – MarkteinfĂŒhrung Das Produkt wird in einigen Gastronomiebetrieben in Graz angeboten. Weitere Werbemaßnahmen werden fast ausschließlich im Internet durch Social Media Auftritte prĂ€sentiert.

Umsetzung Wir konnten unseren Plan weitgehend umsetzen. Genutzt wurden Social Media, Guerilla-Aktionen, offene Werbung und Pressearbeit. Guerilla-Aktion Ohne das eigentliche Produkt zu nennen, haben wir einige Maßnahmen gesetzt um auf die Eulen-BierPrĂ€sentation beim Lendwirbel im Mai 2012 hinzuweisen. Wir gestalteten Aufkleber in verschiedenen GrĂ¶ĂŸen, verteilten diese und waren ĂŒber die enorme Streuung sichtlich ĂŒberrascht. Des weiteren wurden Flyer gestaltet, gedruckt und verteilt. Stoffbuttons mit dem Eule-Bier-Logo wurden in Eigenproduktion hergestellt. InternetprĂ€senz Zum bestmöglichen Aufbau einer Community rund um das Eule-Bier wurde eine Facebookseite ins Leben gerufen. Des weiteren existiert eine Website unter „www.eule-bier.com“, die Inhalte und Informationen zum Produkt liefert. ZusĂ€tzlich wurde ein Twitter Account eingerichtet. Klassische Maßnahmen Nach RĂŒcksprache erklĂ€rten sich GeschĂ€ftsleute in Graz bereit, Plakate fĂŒr die geplante Eule-Bier-PrĂ€sentation am Lendwirbel 2012 zu prĂ€sentieren. „zerum“, ein Modelabel aus Graz, stellte eine Auslage zur VerfĂŒgung, die wir nach unseren Vorstellungen gestalteten. In der Sonntagsbeilage der Kleinen Zeitung konnte ein Bericht lanciert werden, ebenso – einige Tage spĂ€ter – in der „Grazer Woche“.

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Das ergebnis Was dann geschah und wie es war. EindrĂŒcke und Momenzaufnahmen.

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So wurde die Eule flĂŒgge!

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So wurde die Eule flĂŒgge!

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Sogar zwei Artikel in den Zeitungen G7 und der Woche wurden der Eule gewidmet.

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Anhang Dies und das: wichtige Daten.

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Fragebogen PHASEN DER FRAGEBOGENENTWICKLUNG 1. Phase: Bestimmung des Inhaltes 2. Phase: Formulierung der Fragen 3. Phase: Ordnen der Fragen in die richtige Reihenfolge 4. Phase: ÜberprĂŒfung/Pretest an ausgewĂ€hlten Personen und ggf. Überarbeitung ARTEN VON FRAGEN Die Fragen können auf verschiedene Art und Weise gestellt werden: –– Direkte Fragen: Der Befragte muss genau antworten. –– Indirekte Fragen: Der Befragte wird nicht direkt befragt, sondern ĂŒber Aussagen, die er ergĂ€nzen muss oder Meinungen, denen er zustimmen muss. –– Offene Fragen: Der Befragte bekommt nur eine Frage, ohne vorgegebene Antwortmöglichkeiten. –– Geschlossene Fragen: Der Befragte bekommt Fragen mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten.

STEUERUNGSFRAGEN, DIE DEN AUFBAU EINES FRAGEBOGENS WIDERSPIEGELN –– Kontakt und Eisbrecherfragen: Diese Fragen stehen am Anfang des Fragebogens und sollen dem Befragten den Einstieg erleichtern. –– Sachfragen: Diese Fragen sind die eigentlich wichtigen Fragen des Fragebogens zur Evaluierung von Daten. –– Kontroll- und PlausibilitĂ€tsfragen: Diese Fragen dienen zur ÜberprĂŒfung der Konsistenz der gegebenen Antworten. –– Fragen, die bereits gegebene Antworten aufgreifen und nochmals abfragen. –– Fragen zur Person: Diese Fragen stehen am Ende des –– Fragebogens und dienen der Erhebung von sozio demographischen und ökonomischen Daten des Befragten. Fragebögen dienen dazu, Daten zu erheben, die spĂ€ter statistisch ausgewertet werden sollen, um zu reprĂ€sentativen Ergebnissen zu kommen.

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So sah der Fragebogen aus!

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Infografiken Biertrinker

k o ffeinBiertrinker

W

84%

86%

M

14%

16%

82%

W

18%

86% 14%

90% M

18%

10%

Biertrinker M – MĂ€nnlich W – Weiblich

82%

Schwarze Flaschen – Trinken Bier Weiße Flaschen – Trinken kein Bier

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Wer geht zu w elchem event ?

Wer h ö rt w elche musik ?

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J – Jazz M – Minimal T –Techno H – House D – Drum and Base

F

E – Electro P – Pop R – Rock K – Klassik

A – Anderes V – Vernissage C – Clubbing

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K

K – Konzert F – Festival


ExpertengesprĂ€ch ExpertengesprĂ€ch mit Mag.Hannes Luxbacher (nachfolgend mit L abgekĂŒrzt) Kundenbetreuung, Agentur: Rubicon (Graz) Das Interview fĂŒhrten Marie Pierer und Joris Narath (nachfolgend mit I abgekĂŒrzt) Thema: Diplomarbeit Energy-Bier Kurzinfo: Hannes Luxbacher war Projektmanager in der grafischen Entwicklung des „Preisel & Bier“. L: Von vornherein muss ich klarstellen, dass ich was das Bier betrifft, nicht Produktentwickler war, sondern Projektmanager bei der Werbeagentur Rubicon bin, die die Brauerei Murauer partiell betreut. I: Wie kam es zum Auftrag fĂŒr das Preisel & Bier von der Brauerei Murau? L: Die Brauerei wurde auf uns aufgrund von Eigenwerbung aufmerksam. Wir veranstalteten den Bockbieranstich 2010 der modernen Art im Grazer Kunsthaus, der zu einem großen Erfolg wurde. Vor allem, da sie sich selbst zuerst nicht recht getraut haben die Veranstaltung so durchzusetzen, wie wir ihnen das vorgeschlagen hatten. Das ganze Brauereiwesen bedient ein tendenziell traditionelles Publikum: Gastronomen sind nicht die Mutigsten und wenn du mit Sujets kommst, die ausgefallen sind, was bei diesem Bockbier in Sachen Etiketten und Auftreten der Fall war, trauen sie sich oft nicht darĂŒber. Da die Veranstaltung so erfolgreich war, hat die Brauerei beschlossen etwas moderner zu agieren.

I: Wie kam es zu dem Produkt „Preisel & Bier“? L: Wichtig ist zu sagen, dass der ganze Bereich der BiermischgetrĂ€nke ziemlich undifferenziert ist. Dieser Bereich wird stark dominiert von der Brauunion und hierbei vor allen von der Brauerei Göss mit dem „Gösser Naturradler“. Viele andere BiermischgetrĂ€nke orientieren sich an dem klassischen Radler und haben den Ruf als SporterfrischungsgetrĂ€nk. Dementsprechend sind diese gestaltet. In der Kommunikation zielen sie alle auf das Gleiche ab. Die Brauerei Murau hat das als Chance gesehen. Murauer war damals in einer Schwellensituation. Man hatte eine relativ glorreiche Vergangenheit in den 80ern und frĂŒhen 90ern, in der sie in Graz als Kultbrauerei galten. Damals trank fast jeder Murauerbier. Danach hat die Bekanntheit wieder ein bisschen abgenommen, wuchs spĂ€ter aber wieder zu einem gewissen Level heran auf dem man auch ĂŒberregional ausstrahlt. Sie beliefern den steirischen Markt, KĂ€rnten, Salzburg, aber auch Oberitalien und Slowenien. Man hat zu diesem Zeitpunkt etwas Neues gebraucht, obwohl der große Absatzbringer natĂŒrlich das MĂ€rzenbier ist. Sie brauchten also einen Ankurbler und da das Segment der BiermischgetrĂ€nke so undifferenziert ist, war die Idee ein neues Produkt auf den Markt zu bringen. Auch aus der Gastronomie kam die Anfrage eines neuen BiermischgetrĂ€nkes, das sich eindeutig vom klassischen Radler-Dasein abheben sollte. Die Brauerei hat einen internen Kontakt, der eigentlich gar nicht im Brauwesen tĂ€tig ist, der sich aber unglaublich

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engagiert neue Rezepturen auszutesten. Dieser ging in den Handel und kaufte alles, von dem er dachte, es mit Bier mischen zu können und begann auszuprobieren was am besten schmeckt. Das Preisel & Bier hat sich bei internen Testungen als das trinkbarste BiermischgetrĂ€nk herausgestellt. I: Wie Lange dauerte der Prozess der Bierentwicklung? L: Nach meinem VerstĂ€ndnis war das ein sehr kurzer Prozess, der im Mai 2009 mit den Versuchen angefangen hat. Im November 2009 wurden die ersten TestabfĂŒllungen gemacht. Damals hatte es aber noch einen etwas anderen Geschmack als jetzt. Die finale Abstimmung gab es Ende Februar und wurde dann im MĂ€rz auf der „Gast“ in Klagenfurt vorgestellt. Dementsprechend war es eigentlich ein Entwicklungsprozess, der innerhalb eines Jahres abgeschlossen war. Dazu kommt, dass jedes GetrĂ€nk nach dem Lebensmittelgesetz geprĂŒft werden muss, das vor allem beim Bier sehr streng ist. I: Wie kam es zu der Namensgebung Preisel & Bier? L: UrsprĂŒnglich hĂ€tte es Preiselbier heißen sollen, man hat dann allerdings einen RĂŒckzieher gemacht, da von den zustĂ€ndigen Behörden der Hinweis kam, dass es ein Problem geben könnte: Wenn eine andere Brauerei Einspruch erhebt und meint, es widerspreche dem „Reinheitsgebot“ und die Recht bekommen hĂ€tten, dann hat man ein finanzielles Problem. Da man ja Etiketten und TrĂ€ger in riesigen StĂŒckzahlen produzieren

lĂ€sst und alles einstampfen mĂŒsste. ZusĂ€tzlich wĂŒrde man auch noch einen Image Schaden davon tragen und so entschied man sich dem zu entgehen und nannte das Bier eben Preisel & Bier. In der Annahme, dass so oder so jeder Mensch Preiselbier sagt und auch grafisch das UND so zurĂŒckgenommen wurde, dass es kaum auffĂ€llt. Man Findet im Handel auch eigentlich kein BiermischgetrĂ€nk, das auch wirklich Bier heißt. I: Dementsprechend kann man ein „UND“ dazwischen setzten und es wĂ€re dann möglich einen Radler Bier zu nennen? L: Ja, dann ist es kein Problem, nur dass dieses UND jetzt schon eher unmissverstĂ€ndlich mit der Brauerei Murau in Zusammenhang steht. Jede Brauerei, die jetzt also dieses UND einsetzt ist nun mal ein Klon und fĂŒr die MarktprĂ€sentation schwierig. FĂŒr den Kunden stellt sich dann immer die Frage: Warum geht man dann nicht gleich zum Original? Machen kann man es – es gibt in der Wirtschaft immer wieder Beispiele, wo Dinge wieder verwendet werden, da sie funktionieren. Aber erst nach einer gewissen Zeit. Dann ist es auch Urheberrechtlich kein Problem mehr und ist auch nur noch sehr schwer auf einen Anbieter zurĂŒckzufĂŒhren. I: Wie kam es denn dann zum Design des Preiselbiers? L: Der Gösser Naturradler ist, wie gesagt, der „Platzhirsch“ am Radlermarkt und der Großteil der Konkurrenzprodukte richtet sich nach ihm. Murauer hat gesagt, wenn dann schon ein neuer Radler mit einem auch vielleicht unerwarteten Geschmack. Man hatte das GlĂŒck mit der Preiselbeere eine Frucht

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zu haben, die ja auch in der Steiermark ansĂ€ssig ist und dadurch auch jeder kennt, was natĂŒrlich ein positiver Effekt ist. Wir wollten dadurch weg vom klassischen Radler-Dasein und vom klassischen ErfrischungsgetrĂ€nke-Dasein und ein bisschen in den Lifestyle hinein. Dementsprechend war auch die Anforderung hoch, das Etikett so zu gestalten, dass es sich klar von anderen BiermischgetrĂ€nke-Etiketten unterscheidet. Ich muss dazu sagen, dass wir in Summe vier bis fĂŒnf Varianten ausgearbeitet haben. Dort waren auch klassische Etiketten dabei mit Bergketten und Gebirgsseen etc. um auch den Sportgedanken ein wenig aufzugreifen. Das war notwendig, da es viele EntscheidungstrĂ€ger gibt und nicht nur eine Person entscheidet. Wir hatten auch ein Konzept fĂŒr ein Etikett, das ganz in eine andere Richtung gegangen ist, in dem ein Huhn eine Rolle spielte. Das allerdings hĂ€tte wahrscheinlich mit einem relativ großen finanziellen Aufwand inszeniert werden mĂŒssen. Und dann aber die komplett reduzierte Variante, bei der wir gemeint haben, das Facing der Flasche solle einfach fĂŒr sich stehen und da braucht man dann rund herum gar keine Inszenierung mehr. SpĂ€ter war klar, dass es kein Geld fĂŒr ein teures Testimonial geben wĂŒrde. Im Endeffekt musste auf starkes Bewerben im Sinne von einer Kampagnenaktion mit 24 Bogen Plakaten, Wahnsinnsinseraten in Tages- oder Wochenzeitschriften verzichtet werden. Jetzt war also die Testimonialschiene auch kein Thema mehr und wenn man dann doch Plakate macht, dann mĂŒssen die so reduziert sein, dass sie fĂŒr sich alleine stehen können.

Ich glaube, dass das mit diesem Etikett auch sehr gut gelungen ist. Es sind im Endeffekt einfach zwei Buchstaben. Und fertig. I: Wie kam es dann zu dem Slogan? L: Beim Slogan hatte ich die Auftragsstellung so verstanden, dass er so klingen sollte als wĂŒrde es ihn „eh schon ewig geben“. Und wie so oft bei Slogans war dieser auch ein bisschen ein Zufallsprodukt. Ich habe relativ lange ĂŒberlegt und hatte verschiedene Ideen. Plötzlich ist der Slogan „Lösch deinen Durst lieber Ungewöhnlich“ da gestanden. Es ist jetzt kein regelrechter Genieblitz oder so, aber er hat genau das erfĂŒllt was ich mir vorgenommen hatte. Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass jemand den Slogan schon vor mir verwendet hat. Ich habe dann recherchiert und habe eigentlich nichts in diese Richtung gefunden. Außer den Filmtitel „A Life Less Ordinary – Lebe lieber ungewöhnlich“ fand ich nichts, das in diese Richtung mit einem Produkt in Zusammenhang gebracht wird. Insofern hat er die Funktion erfĂŒllt und wurde auch sehr schnell vom Kunden abgenommen. I: Hat es Marktforschung zu dem Thema gegeben? L:Marktforschung im klassischen Sinn hat es nicht gegeben. Murauer hat allerdings eine sehr dichte Distributionskette zum Außenhandel mit den einzelnen Stationen. Es war die Gastronomie selbst, die den Wunsch des Kunden nach einem neuen MischgetrĂ€nk aussprach. Murauer hat den gewöhnlichen Radler in

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der Gastronomie, der allerdings mit Zuckerersatzstoffen versetzt war. Man hatte außerdem noch das Lemongras, das man zwar kontinuierlich verkauft, aber keine Impulse gesetzt hat. Da die Nachfrage der Gastronomie sehr groß war, hat man zusĂ€tzlich noch im Handel nachgefragt, ob diese noch einen Platz fĂŒr einen zusĂ€tzlichen Radler sehen wĂŒrden. Das Ergebnis war „ ja“, aber nur wenn dieser etwas Besonderes ist. Das war sozusagen die Markterhebung die man gemacht hat. Es hat auch keine Testungen gegeben. Die Testungen waren einfach mit den Partnern, die man selber hat, bzw. mit assoziierten Partnern: So wie wir als Agentur auch kosten durften und sagen durften wie es uns schmeckt. I: Wie hoch war das Absatzziel des Preisel & Biers angesetzt? Man hat das Ziel verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig niedrig angesetzt im ersten Jahr. Man wollte 1.000 hl abfĂŒllen was keine besonders große Menge ist. Um es vorweg zu nehmen man hat in diesem ersten Jahr statt den 1.000 hl 13. 000 hl abgefĂŒllt. Das Preisel & Bier hat auch einige Preise gewonnen. Staatspreis fĂŒr Marketing, Cash, etc. Der Absatz ist ĂŒber das Jahr ziemlich gleichbleibend und die Brauerei ist dadurch mit dem Produkt durchaus zufrieden. Im SĂŒden Österreichs hat Murauer eine Versiebenfachung des Anteils an BiermischgetrĂ€nken erreicht, was schon gewaltig ist. Es hat aber auch viel GlĂŒck mitgespielt, denn wenn dem Konsumenten das Bier nicht schmeckt, dann kann man es vergessen. An das will sich auch keiner gewöhnen, da es so ein großes Angebot gibt. Red Bull schmeckt auch

nicht gut, meiner Meinung nach, aber es hat damals, als Red Bull auf den Markt gekommen ist, einfach wenig in die Richtung gegeben und da es aber die Wirkung durch das Koffein hat funktioniert es auch. I: Wie viele Personen haben in der Agentur daran gearbeitet? In der Agentur arbeiteten wir zu dritt an dem Projekt, (wobei wir zweitweise von einer Kollegin unterstĂŒtzt wurden): Der GeschĂ€ftsfĂŒhrer, ein Artdirektor und ich als Projektmanager (wobei ich auch gleichzeitig fĂŒr Textierungen verantwortlich war). In der Brauerei waren auch noch fĂŒnf bis zehn Personen in das Projekt involviert. Wie hoch war das Honorar fĂŒr das komplette Projekt? Es glaubt jeder, wenn eine Agentur so etwas macht, bekommt diese unglaublich viel Geld dafĂŒr, was leider ĂŒberhaupt nicht stimmt. Wir wurden dafĂŒr beauftragt das Design der Etiketten zu entwerfen. Als Grafiker hat man bestimmte StundensĂ€tze und Pauschalen, die du aus Erfahrungswerten speist.Das wird kalkuliert und so viel kostet es dann. Damit ist es abgeschlossen und es kommen noch die einzelnen Werbemittel, die allerdings standardisierte Preise haben, hinzu. Wir als Agentur profitieren im Endeffekt davon, dass das Produkt sich so gut verkauft und wir nicht nur regional sondern auch national Preise gewonnen haben. Es gibt also keine Gewinnbeteiligung, nur wenn das Absatzziel um das 13 fache ĂŒberschritten wird. Aber durch solch einen Erfolg bindet man den Kunden natĂŒrlich auch an sich.

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I: Was muss auf einer Bierflasche stehen? L: Bieranteil, Zutaten, Mehrweg-Einweg, Ablaufdatum I: Gibt es fĂŒr die Etiketten Bestimmungen an GrĂ¶ĂŸe und Design? L: Nein. Man orientiert sich hier vor allem an den Brauereien, welche Maschinen zur Etikettierung verwenden, da das Umstellen sehr aufwendig ist. Dadurch tendiert man dazu so viele gleiche EtikettengrĂ¶ĂŸen wie möglich zu verwenden. Der Druck erfolgt ĂŒber eine deutsche Druckerei die sich auf Etiketten spezialisiert haben. Man bekommt als Agentur die Stanzen von der Brauerei geliefert und dementsprechend entwirft man ein Etikett. I: Herr Luxbacher, vielen Dank fĂŒr das GesprĂ€ch!

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Quellenverzeichnis Deg Robert. Basiswissen Public Relations 2. Auflage. VS Verlag fĂŒr Sozialwissenschaften Wiesbaden 2006 Foscht Thomas, Swoboda Bernhard. KĂ€uferverhalten. Grundlagen – Perspektiven – Anwendungen.3. Auflage. Gabler. Wiesbaden 2009 Grupe Stephanie. Public Relations. Ein Wegweiser fĂŒr die PR-Praxis. Springer Verlag 2011 Kotler Philip. Marketingmanagement: Analyse, Planung und Verwirklichung. 10.Auflage. Stuttgart 2001 Rimbach Gerald, Möhring Jennifer, Erbersdobler Helmut F. Lebensmittel-Warenkunde fĂŒr Einsteiger. Springer Verlag 2010 Weinberg, Tamar. Social Media Marketing. 2. Aufl., O’Reilly. Köln.2011 Wejwar Sepp. Das österreichische Bierbuch. Hubert Krenn VerlagsgesmbH.Wien 2009 Abbildungen: Seite 26: Abbildunge des Euro-Socio-Styles Modells. Seite 47 & 48: Fotos von Stefan Lozar, Gunhild Pierer & Marie Pierer. Seite 49: Artikel aus dem G7, Artikel aus der Woche Zeitung. Seite 53 & 54: Infografiken zur Ausarbeitung des Fragebogens.

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