Die Bibel verstehen – 30 Einblicke in die Apostelgeschichte

°081 SIEH’S DOCH H MAL SO

Die bibeL VersteheN 30 Einblicke in die Apostelgeschichte

wie gott geschichte schreibt „In hundert Jahren wird es auf der Welt keine Bibel mehr geben. Die letzte Ausgabe wird dann in irgendeinem Trödlerladen herumliegen.“ So selbstbewusst dieser Ausspruch getroffen und so sehr die Bibel auch diskutiert und kritisiert wurde: Recht behalten hat Voltaire (1694–1778), der große französische Philosoph der Aufklärung, damit nicht.

Nachvollziehbar sind seine Zweifel am Fortbestand der Bibel jedoch irgendwie schon: Jedes anderes Buch hat über die Jahre hinweg an Aktualität und Bedeutung verloren – die Bibel jedoch nicht. Die Unterschiedlichkeit ihrer Autoren, die literarische Vielfalt und die Entstehungsdauer dieses Buches ist beispiellos. Und auch die Anzahl der verkauften Impressum Exemplare und die Vielzahl der Sprachen und Dialekte, in die die Bibel übersetzt NEUES LEBEN e. V. wurde, sind einzigartig.

Raiffeisenstraße 2 Doch warum ist die Bibel eigent57625 Wölmersen Tel. 02681 2395 lich so ein besonderes Buch? Ist sie www.neues-leben.de nicht wie jedes andere Werk von Menschen erdacht und geTexte: Doris Schulte, Elene Schulte, Frank Pacek, Markus Pfeil, Klaus Schmidt macht? Nur eine von vielen Arten, die Welt, das Leben und Die zitierten Bibelstellen sind folgende Übersetzung entnommen: Fragen über Gott zu beNeue Genfer Übersetzung trachten? Die Bibel selbst beantwortet diese Fragen Bildnachweis: S.1: Aleksandar Todorovic/shutterstock.com mit „nein“. Sie spricht von S.7: Pearl/lightstock.com sich selbst als dem lebendiS.8: Pearl/lightstock.com gen, machtvollen Wort S.9: Unsplash/cathryn lavery S.14, 22: NEUES LEBEN Gottes (zum Beispiel im S.25: Anton Watman/shutterstock.com Hebräerbrief, Kapitel 4 Vers S.33: Google Maps S.49: Pixel Creative/lightstock.com 12: „Das Wort Gottes ist leS.57: Unsplash/ben white bendig, es ist eine wirkende Macht.“). Sie erzählt die Ge© NEUES LEBEN e. V., 2017 schichte Gottes mit den Menschen, und viele andere Ge-

schichtsbücher, wie zum Beispiel die Berichte von Flavius Josephus oder Tacitus, lassen deutlich erkennen, dass die Geschehnisse der Bibel tatsächlich passiert sind.

Das vor Ihnen liegende Heft befasst sich mit den Texten der „Apostelgeschichte“, also der Geschichte der ersten Nachfolger von Jesus Christus. Sie bietet einen Blick in die Geburtsstunde der christlichen Gemeinde. Erst kurz zuvor hatte die Jesusbewegung einen herben Schlag erlitten: Jesus Christus, der von sich gesagt hatte, er sei Gottes Sohn, war gekreuzigt worden und gestorben – und mit ihm auch die Hoffnung auf Rettung, sowohl in politischer als auch in geistlicher Hinsicht. Doch dann war das Wunder geschehen: Jesus war von den Toten auferstanden und lebte! In den darauffolgenden 50 Tagen verbrachte er viel Zeit mit seinen Freunden und machte ihnen noch einmal Mut für alles, was kommen sollte: Er selbst würde zwar nicht sichtbar bei ihnen bleiben, sondern zu seinem Vater in den Himmel zurückkehren. Doch an seiner Stelle würde er seinen Heiligen Geist senden, der sie als seine Nachfolger dazu befähigen werde, seine Botschaft weiterzutragen, ihn als Sohn Gottes und Retter der Welt zu bezeugen und Menschen zum Glauben einzuladen. Das würde nicht immer einfach sein, doch Gottes uneingeschränkter Beistand sei ihnen sicher – nie würden sie allein sein!

Und nun hat die Bibel auch Sie erreicht. Offensichtlich ist Voltaires Behauptung längst Geschichte. Das Abenteuer Gottes mit den Menschen jedoch dauert immer noch an. Er schreibt die Geschichte seit Jahrhunderten weiter, mit immer neuen Menschen, überall auf der Welt an immer neuen Orten und doch mit einem einzigen roten Faden: nämlich jeden einzelnen Menschen mit seiner Liebe zu erreichen und ihn zu retten.

Kommen Sie mit! Tauchen Sie ein in die Berichte der ersten Christen ,und lassen Sie sich mitnehmen in die Geschichte Gottes mit Ihnen! Es wird ganz sicher ein Abenteuer – nicht immer mühelos und angenehm, aber immer an der Hand des Höchsten, der genau weiß, was Sie brauchen.

Eine spannende und gesegnete Reise wünscht Ihnen Ihr 180°-Autorenteam

Die „sieh’s Doch MAL so!“ – gebrAUchsANLeitUNg Schritt für Schritt die Bibel entdecken

Lesen sie – was und wo eigentlich?

Für jeden Tag ist am Anfang der Auslegung ein Bibelvers abgedruckt.

Auf diesen bezieht sich die Auslegung ganz explizit. Allerdings ist dieser Bibelvers immer einem längeren Abschnitt entnommen. Dieser Abschnitt ist ebenfalls mit Stellenangabe (Kapitel und Verse) über dem Text angegeben. Es empfiehlt sich, den ganzen Abschnitt in der Bibel zu lesen, damit man die größeren Zusammenhänge versteht und sich das Leben der ersten Christen als ganze Geschichte entfaltet.

Lesen sie mit gott Bevor Sie mit dem Lesen des Bibeltextes beginnen, bitten Sie Gott, dass er durch sein Wort persönlich zu Ihnen spricht. Das kann ein ganz einfaches Gebet sein: „Gott, ich möchte gerne in der Bibel lesen, um zu wissen, was Du mir zu sagen hast. Bitte hilf mir, deine Worte zu verstehen.

Amen.“ Er wird Ihnen schwierige Stellen aufschließen, Aussagen wichtig machen und Ihnen zeigen, was das Gelesene mit Ihrem Leben zu tun hat.

Lesen sie mit Neugier Die Auslegungen zu jedem Textabschnitt sollen Ihnen eine Hilfe sein.

Dennoch ist es meistens von Vorteil, wenn man zuerst einmal selbst über die Bibelstelle nachdenkt, seine eigenen Fragen formuliert, Gedanken notiert und überlegt, ob man mit den Aussagen schon einmal persönliche Erfahrungen gemacht hat.

Lesen sie mit stift Vieles in der Bibel wird uns überraschen, trösten, mahnen, helfen, anleiten. Darum ist es eine große Hilfe, zum einen einen Textmarker zu nutzen, um wichtige Textpassagen zu markieren und zum anderen in einem Heft zu notieren, welchen Gedanken man heute ganz konkret mitnehmen möchte.

4

Lesen sie mit Perspektive Beim Bibellesen geht es nie darum, einen möglichst langen Text zu lesen, um schnell voran zu kommen. Viel wichtiger ist es, das Gelesene im eigenen Leben umzusetzen und zu erleben. Darum fragen Sie sich: müsste mein Leben anders aussehen, wenn ich nach dem Bibeltext handle? Was möchte Jesus heute in meinem Alltag verändern?

Lesen sie mit hoffnung Manche Bibelstellen kennen wir seit Jahren, deshalb wirken sie langweilig auf uns. Oder aber, die Sprache mancher alter Übersetzungen ist heutzutage schwer zu verstehen. Eine gute Möglichkeit ist, sich eine Bibel in einer anderen, moderneren Übersetzung zu besorgen. Durch die lebensnähere Formulierung werden Sie ganz neue Aspekte der Texte entdecken. Als eine gut zu lesende Übersetzung empfehlen wir die Neue Genfer Übersetzung NGÜ. Aus dieser sind auch die Verszitate dieses Heftes entnommen. Gerne können Sie ein Exemplar dieser Bibel zum Preis von 1,90€ über NEUES LEBEN bestellen.

Lesen sie mit selbstbewusstsein Nicht jeder schreibt gerne Tagebuch, nicht jeder benutzt gerne Textmarker. Stattdessen liest der eine gern draußen in der Natur oder der andere mit einem leckeren Kaffee in der Sonne. So, wie Sie gestrickt sind, dürfen Sie auch das Bibellesen gestalten. Hier muss keiner in eine Form passen, vielmehr dürfen Sie sich und Ihre Vorlieben voll mit hinein nehmen. So werden Sie Ihren ganz eigenen Zugang entwickeln, wie die Zeit mit der Bibel und mit Gott lebendig und intensiv wird.

Vom „Saulus“ zum „paulus“

Vom Ver zum Nach

folger

Die Apostelgeschichte erzählt in weiten Teilen die Geschichte eines Mannes, der so stark wie kaum ein anderer die Anfänge des Christentums geprägt hat: die des Apostels Paulus. Als frommer Jude verfolgt er zunächst verbittert die christliche Gemeinde (Apostelgeschichte 8,3) – und ist dabei der festen Überzeugung, das Richtige zu tun. Doch die Begegnung mit Jesus (Apostelgeschichte 9,3ff) verändert sein Leben und damit auch den Lauf der Geschichte der christlichen Kirche: aus dem einstigen Gegner wird ein hingegebener Nachfolger Jesu. Fortan scheut Paulus keine Mühen, die Nachricht von Jesus nach Kleinasien (der heutigen Türkei) und nach Europa zu bringen. Nur der Tod scheint ihn noch aufhalten zu können – und selbst den nähme er in Kauf, denn die Botschaft, dass durch Jesus die Versöhnung mit Gott möglich geworden ist, ist ihm wichtiger als alles andere (Apostelgeschichte 20,24). Und so reist er durch das Römische Reich und gründet, betreut und ermutigt die Gemeinden, die seit Pfingsten überall dort entstehen, wo Christen zusammenkommen. Seine Liebe zur Gemeinde vor Ort zeigt sich u. a. in seinen dreizehn uns überlieferten Briefen, die er an die Gemeinden und deren Leiter schreibt. Paulus war nicht nur ein Pionier der Gemeindegründung, sondern auch theologischer Lehrer. Vom Kirchenvater Augustinus über Martin Luther bis hin zu Karl Barth – sie alle sind sich einig: Paulus’ Briefe haben die Kirchengeschichte entscheidend geprägt. Und auch heute noch sind es besonders die paulini-

schen Briefe, die mit ihren klaren und zugleich theologisch tiefen Aussagen großen Einfluss auf das Leben der Christen haben.

Paulus genoss die beste theologische Ausbildung, die ein Jude damals bekommen konnte. Sein Lehrer Gamaliel (Apostelgeschichte 22,3) wird in jüdischen Schriften als einer der bedeutendsten Rabbiner überhaupt geehrt. Neben Paulus’ theologischer Ausbildung zum Pharisäer, lernte er das Handwerk des Zeltmachers. Beides war ihm bei seinen Missionsreisen von großem Nutzen.

Außerdem halfen ihm seine doppelte, jüdisch-römische Staatsbürgerschaft und sein geschulter Intellekt bei der Erfüllung seines Auftrages: den nicht-jüdischen Völkern die Nachricht von Jesus zu bringen.

In einem Brief an die Gemeinde in Philippi schreibt Paulus über sein Leben: „Denn der Inhalt meines Lebens ist Christus, und deshalb ist Sterben für mich ein Gewinn. Andererseits kann ich, solange ich noch hier auf der Erde lebe, eine Arbeit tun, die Früchte trägt. Daher weiß ich nicht, was ich vorziehen soll. Ich bin hin- und hergerissen: Am liebsten würde ich das irdische Leben hinter mir lassen und bei Christus sein; das wäre bei weitem das Beste. Doch ihr braucht mich noch, und deshalb – davon bin ich überzeugt– ist es wichtiger, dass ich weiterhin hier auf der Erde bleibe.“ (Phil 1,21–24).

tAg 1

... und es geht weiter!

Bibeltext: Apostelgeschichte 1,1 – 4 „Jesus sprach mit ihnen darüber, wie Gott seine Herrschaft aufrichten und sein Werk vollenden werde.“ (Apg 1,3b) Haben Sie schon einmal einen Brief bekommen, in dem ein guter Freund Ihnen berichtet, was in der letzten Zeit so alles Aufregendes und Lebensveränderndes bei ihm passiert ist? So in etwa müssen Sie sich das Schriftstück vorstellen, in das wir in den nächsten 30 Tagen eintauchen wollen.

Der Autor Lukas (der auch das Lukasevangelium geschrieben hat, worauf er in Vers 1 Bezug nimmt) war als Arzt ein gebildeter Mann, und als solcher hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, die damaligen Geschehnisse ganz genau zu recherchieren. So wollte er sie für andere nachvollziehbar machen, damit sie erkennen, wer Jesus ist und an ihn glauben können.

Mit der Geschichte der Apostel nimmt Lukas uns in alles mit hinein, was seit Jesu Tod passiert ist, denn an diesem Punkt war seine Geschichte bei weitem nicht zu Ende! Apostel – dieses Wort bedeutet so viel wie „Gesandter“. Es bezeichnet die Menschen, die Jesus nachgefolgt sind und von ihm den Auftrag bekommen haben, seine Botschaft weiterzutragen und ihn vor den Menschen als Gottes Sohn zu bezeugen.

Man könnte sie auch als die Hauptdarsteller der Geschichte des frühen Christentums bezeichnen, die zwischen Zweifeln und Staunen, Hoffen und Bangen, Wundern und Beinahe-alles-Hinwerfen stets Gottes machtvolle Hilfe erlebt haben. Sie dürfen also gespannt sein!

Der Gott, von dem die Apostel berichten und der mit ihnen durch Höhen und Tiefen gegangen ist, ist heute noch derselbe, der auch uns in jeder Sekunde unseres Lebens zu Seite stehen will.

9

tAg 2

heimwärts Bibeltext: Apostelgeschichte 1,5 – 12 „,Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein...’ Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg.“ (Apg 1,8–9) Durch ein Wunder kam Jesus in diese Welt. Die Evangelien beschreiben ihn als „Sohn Gottes“ und „Sohn der Maria“, als wahren Gott und wahren Menschen. Über 30 Jahre lebte er in Israel, bis er ans Kreuz geschlagen und begraben wurde. Seine anschließende Auferstehung markierte den Wendepunkt der Geschichte. Dann kehrte er zu seinem himmlischen Vater zurück – und wie sein Kommen war auch sein Abschied aus dieser Welt „übernatürlich“. Vermutlich haben sich die Jünger bei der Himmelfahrt an seine früheren Worte erinnert: „Ich kehre zurück zu meinem himmlischen Vater.“ Schnell war ihnen klar, dass nun eine neue Epoche angebrochen war: Jetzt trugen sie Verantwortung dafür, dass die Geschichte von Jesus Christus, das Evangelium, in der ganzen Welt bekannt gemacht wurde.

Das begann zunächst klein und unscheinbar an dem Ort, wo die ersten Christen lebten: in Jerusalem. Doch bald schon zog der Glaube immer weitere Kreise – erst in Judäa, dann in Samaria und schon bald in der ganzen Welt. Und es geht weiter: Auch heute noch setzen sich Christen Tag für Tag dafür ein, dass Menschen überall auf der Welt von Jesus und seiner Botschaft hören und verändert werden.

Wer hat Ihnen von Jesus erzählt?

Was hat Sie an dieser Botschaft begeistert?

10

tAg 3

„sprachbegabt“ Bibeltext: Apostelgeschichte 2,1 – 36 „Alle wurden vom Geist Gottes erfüllt und begannen in anderen Sprachen zu reden, jeder und jede, wie es ihnen der Geist Gottes eingab.“ (Apg 2,4)

Nicht nur wortmächtige Prediger und Führungspersonen wie Petrus werden von Gottes Geist erfüllt und können von Gott und seinen großen Taten erzählen, sondern jeder Mensch, der sich Jesus Christus als Gottes Sohn anvertraut – Junge und Alte, Männer und Frauen. Jeder Christ kann seinen Kindern, Enkeln, Nachbarn, Freunden oder Kollegen erzählen, wie Gott ihm durch schwere Tage geholfen hat oder wie er seine Liebe für schwierige Menschen neu belebt hat. Und obwohl die Sprache seines Gegenübers oft ganz anders ist, findet er Wege und Worte, um sich verständlich zu machen und Gehör zu finden.

Gerade das ist so faszinierend am Pfingstwunder, von dem dieser Text berichtet: Der Heilige Geist erfüllte die Gläubigen in Jerusalem und sie begannen, in fremden Sprachen zu sprechen. Ihre Worte über Gott wurden von den Besuchern aus aller Welt verstanden. Das heißt: Es kommt nicht auf unsere Redekunst an, sondern auf die Sprachkunst des Heiligen Geistes, der unsere Bemühungen über unseren Glauben und unsere Erfahrungen mit Gott zu reden, gelingen lässt.

Weil es Gottes größter Wunsch ist, dass Menschen ihn kennenlernen, befähigt er auch heute noch die, die an ihn glauben, durch seinen Heiligen Geist sein Reden zu verstehen und es mit anderen zu teilen.

Jeder Christ wird vom Geist Gottes mit besonderen Gaben beschenkt. Wie können Sie dieses Potenzial ausschöpfen?

11