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Masterstudiengang Architektur Essaysammlung Vertiefungsarbeit

Sonderfall Biel

Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten


Masterstudiengang Architektur Departement Technik und Architektur Vertiefungsarbeit Herbssemester 2020 Modulverantwortung: Prof. Dr. Oliver Dufner Dozierende: Prof. Dr. Oliver Dufner, Dr. Christoph Wieser, Dr. Marcel Bächtiger Assistentin: Alice Busani

Duck Gegendruck GmbH, Neustadtstrasse 26, 6003 Luzen Januar 2021 Bild Max Schlup; Kongresshaus Biel, Zentralstrasse 69, Biel; 1960 - 1966 Nadine Maier, 2019, HSLU


Vorwort

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Inszenierung von Bauten. Ein Vergleich zwischen den Bauten von Max Schlup und Ludwig Mies van der Rohe. Nicola Antonini

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Small Spaces — Prodigious Production. A study of early watchmaking workshops and the industries direct influence on Biel's urban development. Roisin Purkis

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Gegensätzliche Ansprüche. Ein Balanceakt zwischen Erhalt des Baudenkmals und sich wandelnden Nutzungsansprüchen. Thomas Herger

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Genossenschaftswohnungen für den Arbeiter anfangs Moderne. Vergleich zwischen der 1. Etappe und der 2. Etappe der Arbeitersiedlung Hofmattenquartier in Nidau Simone Tschuppert

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Themenübersicht der weiteren Arbeiten

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Bautensteckbriefe

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Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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Vorwort

In der Geschichte gilt die Erfindung der Stadt unabhängig vom Kulturkreis und der Zeit immer als Sinnbild für einen Meilenstein gesellschaftlicher Entwicklung. Erst durch die Konzentration von Bauten innerhalb eines politisch und ökonomisch determinierten Rahmens sind Formen des Zusammenlebens entstanden, die eine gewisse soziale und räumliche Komplexität aufweisen. Jede Form einer städtischen Siedlung ist dabei gekennzeichnet durch die ökonomischen und politischen Vorstellungen der Erbauer. Unabhängig davon, ob es sich um eine mittelalterliche Handwerkerstadt, eine Residenzstadt oder eine Stadtgründung der Moderne handelt, die jeweiligen Wertvorstellungen manifestieren sich in der Art und Weise der räumlichen Anordnung, der funktionalen Gliederung und der architektonischen Ausformulierung. Die Disziplin Städtebau ist daher vielfach geprägt durch idealtypische Konzeptionen, die sinnbildlich für eine Vorstellung des menschlichen Zusammenlebens stehen. Im Lauf der Jahrhunderte entsteht durch Überschreibungen, Ergänzungen und Rückbau schrittweise eine städtische Realität, in der unterschiedliche Epochen und Wertvorstellungen unvermittelt kollidieren – man denke beispielsweise an moderne Eingriffe in mittelalterliche Städte – oder sich einzelne Ensembles zu einem komplexen Ganzen formen. Diese hier genannten Aspekte finden sich in vielen europäischen Städten und tragen damit auch zu deren Vielfalt und Qualität bei. Um an einem konkreten und vielschichtigen Beispiel städtebauliche Entwicklungsschritte vertieft untersuchen zu können, werden wir in diesem Semester den Fokus auf die Schweizer Stadt Biel legen. Anhand dieses Beispiels möchten wir einige der relevanten historischen städtebaulichen Konzeptionen erfassen und deren Prägung und Relevanz für den Stadtkörper untersuchen. Wir erhoffen uns dabei, dass wir ausgehend vom konkreten Fall auch allgemeingültige Prinzipien städtischer Planungen besser im jeweiligen historischen Kontext verorten können und deren Bedeutung für die Entwicklungen im Städtebau besser verstehen. Biel bietet sich dabei aus einerseits aufgrund der städtebaulich-architektonischen Vielfalt als spannendes Untersuchungsfeld an. Andererseits stellt die Lage an der Sprachgrenze von Deutschschweiz und Romandie bis heute eine fruchtbaren Boden für sozio-politische und kulturelle Entwicklungen dar. Als Hypothese kann Biel als Laboratorium verstanden werden, wo die besonderen Bedingungen zu exemplarischen Ausprägungen führten, welche über die letzten 100 Jahre immer wieder die schweizerische Debatte bereicherten. So war Biel war bereits im späten 19. Jahrhundert geprägt von der Entwicklung der Uhrenindustrie, einem Einfluss, den die Stadt bis in die Gegenwart nie mehr ablegen konnte und welche durch die damit verbundenen Krisen und Aufschwünge sich in den Stadtkörper und ins Bewusstsein der Bevölkerung eingeschrieben haben. Ein erster Fokus liegt dabei auf den Entwicklungen der Zwischenkriegszeit. Ab

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1921 wurde Biel, wie viel andere, industriell geprägte Städte von der Sozialdemokratischen Partei regiert und bildete dabei einen Gegenpol zum nahegelegenen freisinnig dominierten Solothurn. Die bauliche Entwicklung in Biel bestimmten dabei eine Reihe initiativer Persönlichkeiten, welche den Städtebau vor allem auch als soziale Aufgabe betrachteten. Unter der Führung von Stadtpräsident Guido Müller und Stadtbaumeister Otto Schaub entwickelte beispielsweise der Architekt Eduard Lanz (1886-1972) zwischen 1926 und 1945 eine Anzahl von genossenschaftlichen Wohnsiedlungen (Rennweg, Falbringen, Möösli, Champagne und Linde), welche nicht nur erschwinglichen Wohnraum für die Angestellten der Industrie boten, sondern auch das Stadtbild in den Aussenquartieren bis heute kennzeichnen. Die Siedlungen von Lanz lassen sich dabei durchaus als schweizerische Adaption der von Ernst May in Frankfurt und Bruno Taut in Berlin zeitgleich gebauten moderne Wohnsiedlungen verstehen. Das 1932 fertig gestellte Volkshaus im Bieler Stadtzentrum ist eine architektonische Ikone und vereint die architektonischen Interessen von Lanz mit seinen sozialen Idealen. Einen zweiten Schwerpunkt legen wir auf die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Der Wirtschaftaufschwung brachte für die Industriestadt Biel nicht nur eine neue Dynamik, es entstanden auch eine Anzahl von bedeutenden Bauten der Architekten Fritz Haller, Franz Füeg, Max Schlup, Alfons Barth und Hans Zaugg, deren lose Gruppierung später von Jürgen Joedicke als `Solothurner Schule` bezeichnet wurden. Die Werke der Architekten waren gleichermassen von den städtebaulichen Idealen Le Corbusiers wie von der Architektursprache Mies van der Rohes geprägt. Das Interesse der Architekten an Standardisierung und Technik, aber auch an den Gestaltungsmöglichkeiten der modernen Materialien Beton bzw. Stahl und Glas zeigt sich beispielsweise in Bauten von Max Schlup, wie dem Kongresszentrum in Biel (1966) , den Sportbauten in Magglingen (1970/1976) und dem Gymnasium Strandboden (1980). Nachdem Biel bis zur Rettung der Uhrenindustrie durch Nicolas Hayek Anfang der 1990er Jahre eine wirtschaftliche Baisse erlebte, ergab sich mit der Vergabe der Expo 02 in die Dreiseenregion eine neue ökonomische und kulturelle Entwicklung. Wiederum war es mit Hans Stöckli ein Stadtpräsident, der die Chance erkannte, das sich durch die Landesaustellung die Chance bot städtebauliche Entwicklungen zu initiieren bzw. die vorhandene Baukultur weiter zu pflegen. 2004 erhielt die Stadt den Wakkerpreis, die bedeutendste Ehrung des Heimatschutzes. Biel stellt bis heute ein Sonderfall in der Schweiz dar und übt auf viele Kunstschaffende eine Anziehungskraft aus. Sinnbild dafür ist die Robert Walser Sculpture von Thomas Hirschhorn (2019), wo der Künstler unmittelbar vor dem Bahnhof eine begehbare temporäre Skulptur schuf, die nicht nur das Werk des Schriftstellers Walsers reflektierte sondern auch zu einem Ort der Begegnung wurde. Wir versuchen in unserem Seminar die gewählten Beispiele nicht nur als histori-

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sche Phänomene zu verstehen und sie in der jeweiligen städtebaulichen Debatte zu verorten. Vielmehr sind wir daran interessiert, die unterschiedlichen Positionen miteinander zu vergleichen und so räumliche und soziale Qualitäten besser benennen zu können. Unter der Prämisse, dass Städtebau immer auch ein Abbild gesellschaftlicher Modelle ist, liefert die Analyse auch ein Abbild der Entwicklung Biel von der frühmodernen Arbeiterstadt zur heutigen `Post-Expo` Stadt. Der Konzeption des Moduls ist getragen von der Überzeugung, dass entwerfende Architekten und Architektinnen in der Beschäftigung mit der beruflichen Praxis und Theorie von grundlegenden Phänomenen der Architektur wie auch von den konkreten Bedingungen und Themen beeinflusst werden, die innerhalb des Fachdiskurses geführt werden. Deshalb bietet die Auseinandersetzung mit der Architekturgeschichte und ihren Planungen, Bauten und Protagonisten ein relevantes Feld, um die eigene entwerferische Tätigkeit zu reflektieren, und innerhalb des historischen Kontextes zu verorten. Das Semester wird in drei Abschnitte gegliedert: Zunächst erarbeiten wir uns mittels Lektüre und gemeinsamer Diskussion von Texten verschiedener Autoren, Exkursionen nach Winterthur und Inputreferaten einen Überblick sowie ein Vokabular, um das Thema zu verstehen, einzugrenzen, und für unsere eigene Argumentation nutzbar zu machen. Im Anschluss daran dient dieses Wissen als Grundlage für die eigenständige schriftliche Auseinandersetzung mit einem selbst gewählten Aspekt zum Thema, das in Form eines Vortrages präsentiert wird. In der dritten Phase werden die formulierten Thesen weiter verfeinert und als umfangreiche Textarbeit in eine verbindliche Form gebracht. Prof. Dr. Oliver Dufner, Dr. Christoph Wieser, Dr. Marcel Bächtiger Januar 2021

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Studierende Alzamil Aljawharah Mansour, Amstad Ana Bela, Antonini Nicola, Arnold Raphael, Ashkinadze Ivan, Astudillo Nazal Valentina Alejandra, Bakir Zouhir, Beer Vanessa, Birrer Nicole, Braun Xenia, Bucher Stefan Simon, Büttiker Lena Maria, Culcay Cantos Maria Belen, De Almeida Sara Marisa, De Smet Jan-Karl, Elizarova Vlada, Flütsch Nico, Furrer Juliana, Ghodki Aboli, Gugger Florian, Herger Thomas, Hosseinian Golnar, Huber Fabian, Hug Stefanie, Jacome Johanna , Karl Oliver, Kessler Remo, Müller Dario, Oppliger Nils, Pinelli Manuele, Pochkaenko Irina, Purkis Roisin Elizabeth Ruggeri Jacopo, Steiner Olivia, Tschuppert Simone Monique, Weibel Werner, Wenner Liliane, Yanenko Oleksandr, Zappa Elisa. Vorträge Dr. Jürg Graser, dipl. Architekt ETH Renovation der Tour de la Champagne in Biel im Kontext der Solothurner Schule Dr. Benedikt Loderer, dipl. Architekt ETH Biel für Architekten Sylvain Malfroy, Kunst- und Architekturhistoriker und Dozent Mélanges zu Städtebau und Siedlungsbau in Biel mit besonderer Berücksichtigung des Werkes von Eduard Lanz (1886-1972) Gäste Schlusskritik Christoph Schläppi, Architekturhistoriker Dr. Bernadette Fülscher, dipl. Architektin ETH

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Texte Lektüreseminar

Seminar 1 Ritter, N. «Denken, Verbinden, Netze spannen, Das «Rote Biel», Hand in Hand», in Eduard Lanz 1886–1972, Rot Und Schwarz, Lokale Architektenkarriere Und Internationales Selbstverständnis, Inauguraldissertation der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern, 2011 von Moos, S. «Stichworte zur Schweizer Architektur der Dreissiger Jahre», in Dreissiger Jahre Schweiz, ein Jahrzehnt im Widerspruch, Kunsthaus Zürich, 1981 Reinsberg, C. «Technokratie und Tradition. Das neue Frankfurt als archetypische Expertenkultur», in Neuer Mensch, neue Wohnung – Die Bauten des Neuen Frankfur 1925 – 1933, DOM publischers, 2019 Sigfried, G. «Befreites Wohnen», in Befreites Wohnen, Orell Füssli Zürich 1929 Hilberseimer, L. «GrossStadt Architektur», in GrossStadt Architektur, Julius Hoffmann Verlag, Stuttgart, 1978 Reinsberg, C. «Technocracy and tradition. The new Frankfurt as an archetypical culture of expertes», in New Human, New Housing – Archtecture of the New Frankfurt 1925 – 1933, DOM publischers, 2019 Hilberseimer, L.; Anderson, R.,; Aureli, P.V. «Metropolisarchitecture», in Metropolisarchitecture and selected essays, 2012 Giedion G.; Geiser, R. «Befreites Wohnen», in Befreites Wohnen – 85 Bilder erläutert von S. Giedion, 2019

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Seminar 2 Füeg, F.; «Industrielle Produktion Und Der Anspruch Des Humanen», in Wohltaten der Zeit, Verlag Arthur Niggli AG, 1982 Jehle-Schulte Strathaus, U.; «Die Solothurner Schule», in Werk, Bauen + Wohnen 68, 1981 Mies van der Rohe, «Technik und Architektur», in Kahlfeldt, P.; Caja, M.; Gärtner, A.; Neumeyer, F: Ludwig Mies van der Rohe, Be.Bra wissenschaft, 2007 Mies van der Rohe, «Wohin gehen wir nun?», in Kahlfeldt, P.; Caja, M.; Gärtner, A.; Neumeyer, F: Ludwig Mies van der Rohe, Be.Bra wissenschaft, 2007 Bachmann, J.; von Moos, S.; (transl. Casparis, C.) «New directions in Swiss architecture» in New directions in Swiss architecture, New York, Braziller, 1969 Johnson, P. C.; «150: Address to Illinois Institute of tecnology», in Mies van der Rohe, The Museum of Modern art, New York, 1960

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Inszenierung von Bauten

Ein Vergleich zwischen den Bauten von Max Schlup und Ludwig Mies van der Rohe

Herbstsemester 2020 Von Nicola Antonini

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls «Vertiefungsarbeit» unter dem Überthema «Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten» mit der Inszenierung von Bauten. Als Basis dieser Arbeit steht das Schaffen von Max Schlup, der wie kein anderer Architekt das Bild der Stadt Biel geprägt hat. Trotz der Ausstrahlung seiner Bauten, welche an die des deutsch-amerikanischen Architeken Ludwig Mies van der Rohe erinnern, ist sein Schaffen wenig bekannt. Die Ähnlichkeit zwischen den Bauten ist nicht ganz zufällig, denn Schlup war von seiner Architektur begeistert. Diese Verbindung zu Mies van der Rohe steht dabei im Zentrum dieser Untersuchung. Hierfür werden ausgewählte Bauten von Max Schlup analysiert und mit verschiedenen Projekten von Mies van der Rohe verglichen. Es zeigt sich, dass Schlup Methoden und Strategien von Mies van der Rohe aufgegriffen hat, diese jedoch zu einer eigenständigen an den Ort gebundenen Architektursprache entwickelt hat.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Inzenierung von Bauten

Dozenten

Ein Vergleich zwischen den Bauten von Max Schlup und Ludwig Mies van der Rohe

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Nicola Antonini Wächselacher 34 6370 Stans

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05. 01. 2021

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Inszenierung vonHerbstsemester Bauten Semester Reader 2020


Inhalt

1 1.1 1.2 2 2.1 2.2 2.3 3 4 5 6

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Einleitung Vorgehen und Methode Thema und Fragestellung Künstliche Inszenierung Öffentliche Plattform Unscheinbares Volumen Durchlässige Komposition Erkenntnisse Literaturliste Abbildungsverzeichnis Redlichkeitserklärung

Ein Vergleich Bauten vonzur Max Schlup Ludwig Mies van der Rohe Sonderfall Bielzwischen – Von derden Arbeiterstadt Stadt der und Möglichkeiten

7 7 8 11 11 16 20 27 29 30 31

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Abb. 1.

Max Schlup (links) mit einem Modell des Farellhauses

Abb. 2.

Mies van der Rohe mit dem Modell der Crown Hall

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Einleitung

Das umfangreiche Werkverzeichnis von Max Schlup zeigt, wie erfolgreich seine Berufslaufbahn war. Rückblickend verlief seine Karriere kontinuierlich aufwärts, von kleinen privaten zu grossen öffentlichen Bauten.1 Die meisten wichtigen Werke von ihm befinden sich in Biel und Umgebung. Immer wieder fällt die Bauaufgabe auf ein Stück Land, welches sich nicht auf einer flachen Ebene befindet. Schlup setzt sich sehr genau mit der Topographie der jeweiligen Bauaufgabe auseinander. Er versucht mit unterschiedlichen Mitteln, die Bauten in der Landschaft zu inszenieren. Das Resultat ist nicht selten ungewöhnlich und erinnert an Projekte von dem deutsch-amerikanischen Architekten Ludwig Mies van der Rohe. Zu Lebzeiten hatte Mies van der Rohe Einfluss auf die Architektur wie kein anderer Architekt. Diese Ähnlichkeit ist nicht ganz zufällig, denn Schlup war von der Architektur von Mies van der Rohe begeistert. Dies nicht zuletzt dank der Bekanntschaft mit den Architekten der Schule von Solothurn, welche sich häufig untereinander ausgetauscht haben.2 Das Interesse an der Architektur von Max Schlup und deren Verbindung zu Mies van der Rohe bildet die Ausgangslage dieser Arbeit.

1.1 Vorgehen und Methode Als Basis der Untersuchung wird Max Schlups Laufbahn als Architekt dargelegt. Es wird aufgezeigt, inwiefern sich sein Werk während seiner Schaffensperiode verändert und welche Faktoren dafür bestimmend waren. Daraufhin wird die Beziehung zum Architekten Ludwig Mies van der Rohe und dessen Einflüsse auf seine Architektur untersucht. In einem zweiten Teil der Arbeit wird auf das Thema der Inszenierung von Bauten eingegangen. Dafür werden drei Bauten von Max Schlup beschrieben, analysiert und mit Projekten von Mies van der Rohe verglichen. Ziel ist es, die Strategien und Methoden von den beiden Architekten zu vergleichen, um Gemeinsamkeiten oder Unterschiede im Bezug auf die Inszenierung zu erfassen. Die aus der Untersuchung und der Analyse geschlossenen Erkenntnisse werden im letzten Kapitel zusammengefasst.

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Graser 2008, S. 172 Füeg 2013, S. 19

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1.2 Thema und Fragestellung Max Schlup wurde 1917 als Sohn eines Karosserieschlossers in Biel geboren. Nach seiner Grundschule lernte er Hochbauzeichner und studierte anschliessend Architektur am Technikum in Biel. Schon als junger Architekt begeisterte er sich für das zukunftsorientierte «Neue Bauen». Noch vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs reiste er trotz der angespannten Lage nach Deutschland und arbeitete dort in verschiedenen Architekturbüros. Die ersten Jahre nach dem zweiten Weltkrieg waren geprägt von Arbeitslosigkeit und Armut. Doch dank des rasanten Wirtschaftswachstums in den darauffolgenden Jahren, änderte sich das Anfang der Fünfzigerjahre schlagartig. Der Fortschrittsglaube kannte zu dieser Zeit keine Grenzen. Für Max Schlup bedeutete das deshalb nicht nur eine Aussicht auf eine erfolgreiche Karriere, sondern auch für eine aktive Mitgestaltung des anbrechenden Zeitalters. Mit 31 Jahren eröffnete er 1948 das eigene Büro in Biel. Die ersten entstandenen Bauten von Schlup zeigten sich noch in einer sehr konservativen Landi Architektursprache. Mitte der Fünfzigerjahre konnte sich Max Schlup endgültig vom Heimatstil befreien. Die Gründe dafür waren vielfältig. Einerseits änderte sich die Arbeitssituation in seinem Büro, anderseits pflegte er neue nationale und international Freundschaften. Während dieser Zeit lernte Max Schlup die Architekten Fritz Haller sowie auch später Franz Füeg, Alfons Barth und Hans Zaugg im Bund Schweizer Architekten kennen.3 Während des Aufenthaltes in den USA konnte Barth ein Treffen mit Mies van der Rohe vereinbaren und betonte in einem Interview: «Wissen Sie, dieses Gespräch mit Mies van der Rohe war wahnsinnig wichtig.» 4 Damals propagierte Barth nach seiner USA Reise 1954 die Erneuerung der Architektur, worauf Schlup mehrfach verweist. Dieser Austausch mit den Kollegen, welche von Jürgen Joedicke 1957 als Schule von Solothurn vorgestellt wurde, brachte Schlup einerseits Anerkennung sowie auch neue Ideen. Diese tauschten sich regelmässig untereinander aus, ohne dabei sich in die Arbeit der anderen einzumischen. Max Schlup arbeitete stets aus der Peripherie in Biel. Dies ermöglichte ihm am Rande der grossen Architekturdebatte, sich vertieft seinen eigenen Themen und Lösungen zu widmen. Doch für die Entfaltung der eigenen Architektursprache war der Blick über die Landesgrenzen hinaus entscheidend. Schlup wollte stets mit den neusten technischen Mitteln der Zeit arbeiten. Durch die Bekanntschaft mit Fritz Haller, welcher die Theorie von Wachsmann Konsequenz umsetzte, erlangte er das Interesse am Stahlbau. Genauso stark beeinflusst wurde Max Schlup von den amerikanischen Bauten von Ludwig Mies van der Rohe.5 Gemeinsam mit Alfons Barth reiste Max Schlup in den 60er Jahren nach Chicago, um mehrere Bauten von Mies van der Rohe anzuschauen. Schlup besuchte daraufhin die USA noch zwei weitere Male, insbesondere die Westküste und meinte dazu: «Wachsmann war sehr wichtig, da er ein typischer Stahlbauer war. Vielleicht auch Mies van der Rohe.»6

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Füeg 2013, S. 18-19 Interview mit Alfons Barth 1998, S. 8 Füeg 2013, S. 19-20 Interview mit Max Schlup 1999, S. 5

Inszenierung vonHerbstsemester Bauten Semester Reader 2020


Das persönliche Gespräch von Ludwig Mies van der Rohe und Alfons Barth blieb jedoch eine Ausnahme. Allenfalls konnten wichtige Informationen über Projekte von Mies van der Rohe aus Publikationen von Fachzeitschriften stammen. Diese wurden unter anderem von Franz Füeg publiziert, einem Mitglied der Solothurner Schule, der zwischen 1958 und 1961 für die Zeitschrift Bauen+Wohnen schrieb. Es ist unbestritten, dass Mies van der Rohe eine der bestimmenden Grössen für die Arbeiten der Schule von Solothurn im internationalen Kontext war. Ohne die Kenntnisse der Mies’schen Tektonik wären viele Bauten von Schlup undenkbar gewesen.7 Mies van der Rohe hatte zu Lebzeiten einen Einfluss auf die Architektur wie kein anderer Architekt. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit ausgewählten Bauten von Max Schlup und vergleicht diese mit verschiedenen Projekten von Mies van der Rohe. Der Fokus der Arbeit liegt vor allem in der Inszenierung von Bauten und nicht wie man annehmen könnte in der Tektonik. Die Arbeit geht der Frage nach, inwiefern die Methoden und Strategien von Mies van der Rohe für die Arbeit von Max Schlup prägend war und wie sie sich im Vergleich in seinen eigenen Projekten äussern.

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Graser 2008, S. 57

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Inszenierung von Bauten

In diesem Kapitel werden drei Fallstudien erstellt. Als erstes werden die Bauten von Max Schlup beschrieben und analysiert. In einem zweiten Schritt werden diese mit unterschiedlichen Projekten von dem Architekten Mies van der Rohe verglichen. Ziel ist es, Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede im Bezug auf die Inszenierung der Bauten zu erfassen. 2.1 Öffentliche Plattform Die Eidgenössische Turn- und Sportschule in Magglingen wurde 1970 fertiggestellt. Sie ist das einzige Schweizerische Sportzentrum, in dem das ganze Jahr über Sportlehrer und Trainer ausgebildet werden. Ausserdem können sich Sportler vor wichtigen internationalen Wettkämpfen in den Räumlichkeiten der Turn- und Sportschule vorbereiten.8 Das Gebäude liegt in einem stark fallenden und platzmässig beschränkten Terrain. Ein komplexes Raumprogramm, welches von einem eigenen Bauausschuss aufgestellt wurde, musste nun auf dieser kleinen und steilen Parzelle untergebracht werden. Daraus entstand ein Gebäude mit sieben Geschossen. Dieses wurde in zwei Teilbauten aufgelöst. Einen grossen massiven Unterbau, der in das Terrain eingebettet wird und einen kleinen deutlich vom Unterbau abgesetzten Oberbau, welcher auf einer grossen öffentlichen Dachterrasse steht. Im Oberbau befindet sich ein Empfangsfoyer, eine Aula sowie eine Bibliothek und Räume für den Publikationsdienst. Im Unterbau sind sämtliche Schulungs- und Sporträume, unter anderem ein Hallenbad, untergebracht.9

Abb. 3.

Die Turn- und Sportschule in Magglingen

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[s.n.] 1971, S. 437 [s.n.] 1971, S. 437

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Mies van der Rohe wurde 1962 beauftragt, ein Museum am Kulturforum in Berlin zu entwerfen. Ein Jahr später, 1963 präsentierte er den ersten Entwurf für die Neue Nationalgalerie. Nach mehr als drei Jahren Bauzeit wurde das Gebäude 1968 fertiggestellt und ist mittlerweile eines seiner bekanntesten Werke.10 Im Vergleich zu der Eidgenössischen Turn- und Sportschule von Max Schlup und der Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe lassen sich einige Parallelen erkennen. Beide Projekte liegen zeitlich nah beieinander (Projektstart Turn- und Sportschule 1967), daher könnte vermutet werden, dass die Neue Nationalgalerie in Berlin Schlup inspiriert hat. Die Eidgenössische Turn- und Sportschule ist ein Musterbeispiel dafür, wie Max Schlup mit der Topographie interagiert. Aufgrund des umfangreichen Bauprogramms auf ein beschränktes Grundstück und des topographisch stark fallenden Baugeländes ergaben sich für den Architekten einige Probleme.11 Das Gebäudevolumen wurde durch die Einbettung in den Hang sowie mit der Teilung in einen Unter- und einen Oberbau raffiniert aufgelöst. Somit wird das Gebäude von keinem Standpunkt als solch hohes Gebäude wahrgenommen. Der vierstöckige Sockelbau, der eigentliche Hauptbaukörper, wird diskret in den Hang eingetieft.12 Die dabei entstandene Dachfläche des Sockelbaus ist zugleich eine riesige öffentliche Plattform, welche einer künstlich erweiterten Geländeschicht gleicht. Eine ähnliche Strategie hatte auch Mies van der Rohe für den Entwurf der Neuen Nationalgalerie in Berlin. Der entscheidene Beschluss bei Mies van der Rohe war, ein grosser Teil des Raumprogramms im Untergeschoss unterzubringen. Die daraus entstandene Dachfläche dient, wie auch beim Projekt von Schlup, als öffentlich zugängliche Plattform. Daraufhin konnte ein freistehendes Gebäude, das nach allen Seiten offen ist, entstehen.

Abb. 4.

Grundriss Erdgeschoss (Plattform)

Abb. 5.

Längsschnitt Querschnitt 10 11 12

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Jäger 2011, S. 11 Schlup 1971, S. 43 Füeg 2013, S. 210

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Von den Standpunkten der Plattformen, ist bei beiden Bauten der untere Gebäudeteil nicht sichtbar. Das Projekt von Mies van der Rohe weist jedoch eine starke formale Nähe zu antiken Bauten auf. Symmetrisch angeordnete Säulen, klare Ordnung und Proportionen, wie auch die erhobene räumliche Positionierung des 13 Baus auf einem Sockel erinnert an antike Tempelanlagen. Bei dem Projekt von Schlup steht das Gebäude nicht auf einem Sockel aus Granit, sondern auf einem mit den gleichen Materialen ausgeführten Unterbau. Der Oberbau hat eine deutlich kleinere Grundfläche und steht zurückversetzt zu den Gebäudefluchten des Unterbaus. Der Abstand zu der Gebäudekante in Richtung der Standseilbahn, dort wo die Besucher sich dem Gebäude nähern, ist deutlich kleiner und lässt das Gebäude von weitem als einzelner Baukörper erscheinen. Je mehr sich der Besucher dem Gebäude nähert, desto stärker löst sich dieser Eindruck auf. Das Schulgebäude präsentiert sich immer stärker als zwei geschossiger Pavillon. Die Besucher werden jedoch nicht an dieser Seite ins Gebäude geführt, sondern werden oberhalb am Gebäude vorbei, direkt auf die weite Dachterrasse geleitet. Von dort lässt sich ein ungestörter Blick über den Bielersee geniessen. Es entsteht der Eindruck von einem inszenierten und losgelösten Pavillon auf einer künstlich angelegten Aussichtsplattform. Die Ähnlichkeit der beiden Projekte ist offensichtlich. Doch die Strategien der Inszenierung sind jedoch unvergleichbar. Beide Projekte verfügen zwar über einen Baukörper auf einem Unterbau, dieser lässt sich jedoch bei der Neuen Nationalgalerie nicht schon von weitem erkennen. Die verborgenen Galerieräume im Untergeschoss lassen sich von aussen, ausser vom Garten, nicht wahrnehmen. Bei dem Projekt von Schlup lässt sich der Unterbau jedoch von allen begehbaren Seiten erkennen. Im Vergleich zur Neuen Nationalgalerie in Berlin, erscheint das Gebäude von Schlup als Einheit, obwohl ein Haus auf einem Haus steht. Denn das Bild von einem alleinstehenden pavillonartigen Baukörper auf einer Plattform zeigt sich erst beim Betreten dieser. Aufgrund der künstlich verlängerten Wegführung über die Dachterrasse und der Inszenierung des Oberbaus, kann vermutet werden, dass Schlup ein bestimmtes Bild von einem Gebäude verfolgte. Eine solche Analogie war jedoch aufgrund der Topografie nicht möglich. Doch trotz all den schwierigen Gegebenheiten schaffte er es, dem Gebäude seine eigene besondere Dramaturgie und Handschrift zu verleihen.

Abb. 6.

Von weitem zeigt sich das Gebäude als einzelner Baukörper

Abb. 7.

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Jäger 2011, S. 51

Inszenierung vonHerbstsemester Bauten Semester Reader 2020

Näher am Gebäude erkennt man die Teilung in einen Unter- und Oberbau


Abb. 8.

Neue Nationalgalerie von Mies van der Rohe

Abb. 9.

Luftbild der Turn- und Sport schule in Magglingen

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2.2 Unscheinbares Volumen Gemeinsam mit dem Ingenieur Dr. Mathys gewann Max Schlup 1970 den Wettbewerb für die Gross-Sporthalle End der Welt in Magglingen.14 Wie auch die Turnund Sportschule in Magglingen, welche ebenfalls von Schlup gebaut wurde, gehört die Gross-Sporthalle dem Bundesamt für Sport. Beide Gebäude befinden sich auf dem 1945 entstandenen Masterplan, der eine weitläufige Verteilung der geplanten Neubauten auf den Juraterrassen von Magglingen vorsah.15 Die Gross-Sporthalle befindet sich oberhalb von Magglingen inmitten einer Waldlichtung an einer natürlichen Senke. Aus einer Publikation zur Einweihung des Gebäudes wurde darauf hingewiesen, dass Max Schlup die Ruhe des Ortes mit einer Grossform wahren wollte.16 Das Ergebnis ist ein Gebäude, das in zwei Teile gegliedert ist. Einerseits ein Sockelbau, der hinter einer künstlichen Böschung mehrheitlich verborgen bleibt, anderseits ein Hauptbau, der auf einer flachen Ebene als lang gezogener Solitär erscheint. Im vorgelagerten Sockelbau befinden sich sämtliche Nebenräume, unter anderem eine grosszügige Eingangshalle und ein Kraftraum. Die eigentliche Sporthalle befindet sich hinter dem Sockelbau und ist ins bestehende Terrain eingetieft.

Abb. 10. Grundriss Untergeschoss

Abb. 11. Querschnitt

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Füeg 2013, S. 246 Gabler 2012 Füeg 2013, S. 268

Inszenierung vonHerbstsemester Bauten Semester Reader 2020


Abb. 12. Gesamtansicht GrossSporthalle End der Welt

Der Entwurf für die Gross-Sporthalle von Max Schlup ist im Vergleich zu seinen anderen Projekten sehr aussergewöhnlich. Die Gründe hierfür sind sicherlich unterschiedlich. Eines ist jedoch deutlich, er versucht die Grösse der Sporthalle optisch zu verkleinern. Anstatt die Sporthalle geneigt im Terrain zu versenken, verlängert er dieses künstlich und schafft somit ein riesiges Plateau. Auf diesem Plateau, welche dreiseitig von Wäldern umgeben ist, setzt er ein kubischer transparenter Glaskörper, der sich deutlich von der Umgebung abhebt. Sämtliche Nebenräume sind im vorgelagerten und versunkenen Sockelbau, welcher sich unterhalb des künstlich angelegten Plateaus befindet. Der im Terrain verborgene Sockelbau tritt dem Betrachter jedoch nicht in Form eines Gebäudes in Erscheinung, sondern verbirgt sich hinter einer mit Rasen bepflanzten Böschung. Dadurch, dass sich die eigentliche Turnhalle auf der Ebene des Sportplatzes bzw. der Zugänge befindet, schrumpft das sichtbare Volumen des Gebäudes deutlich. Ohne diese Massnahme wäre die sichtbare Gebäudehöhe mindestens drei Meter höher. Vergleicht man zum Beispiel die Crown Hall mit dem Bau von Schlup, lassen sich auf den ersten Blick gewisse Ähnlichkeiten erkennen. Beide Bauten haben dieselbe Gebäudetypologie, eine allseitig verglaste grosse Halle aus Stahl. Doch beim Vergleich fällt auch auf, dass beide Bauten unterschiedliche Topografien haben. Die Crown Hall von Mies van der Rohe befindet sich im Gegenteil zu Schlups Gebäude auf flachem Terrain. Vergleicht man jedoch die Strategien der beiden Bauten, erkennt man, dass auch Mies van der Rohe versucht, das Gebäudevolumen optisch zu verkleinern. Bei der Crown Hall befindet sich im Erdgeschoss eine stützenfreie Halle, welche als Arbeits-, Ausstellungs- und Versammlungsraum dient. Um die Gebäudehöhe zu verkleinern, verlagert er alle anderen Funktionen in einem halbwegs im Boden versunkenen Untergeschoss.17 17

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Sonderegger 1995, S. 55

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Beim Betrachten der Fassade der Crown Hall erkennt man auch, dass Mies van der Rohe versucht, das Untergeschoss in der Struktur der Fassade zu verbergen. Auf den ersten Blick glaubt man eine einstöckige anstatt eine zweistöckige Halle zu erkennen. Vergleicht man diese Strategie mit jener der Gross-Sporthalle von Schlup, erkennt man, dass Schlup sich die bestehende Topografie zunutze macht und das Untergeschoss in einem künstlich weitergeführten Terrain und hinter einer Böschung versteckt. Insofern könnte man behaupten, dass das Ziel dieser Strategien zur Inszenierung einer klaren Gebäudeform bzw. Proportionierung des Baukörpers führt. Mies van der Rohe ist bekannt für die Inszenierung seiner Gebäude, vor allem der Auftakt ist häufig an antike Bauten angelehnt. Die Crown Hall wird zentrisch über eine offene und grosszügige Treppenanlage betreten. Somit erhält das Gebäude eine klare Ausrichtung und Adressierung. Diese Inszenierung ist zwar nicht so heroisch wie bei der Neuen Nationalgalerie, jedoch unterscheidet sie sich deutlich von der Gross-Sporthalle in Magglingen. Dort wird der Besucher über eine unscheinbare Rampe, welche auf das künstlich angelegte Plateau führt, seitlich ans Gebäude geleitet. Von diesem Standpunkt lässt sich kein Eingang erkennen. Die Fassade des Gebäudes zeigt keine Ausnahmen oder Unregelmässigkeiten auf, einzig eine kleine Türe, welche vielmehr einer Notfalltüre gleicht. Um ins Innere der Halle zu gelangen, begibt sich der Besucher über eine aussenliegende Wendeltreppe auf die Ebene des Sportplatzes in eine der beiden ausgeschnittenen Böschungsteile. Von da aus gelangt er über ein Foyer, welches im Vergleich zur Halle mit wenig natürlichem Licht durchflutet ist, ins Innere der transparenten Halle. Im Innern fühlt man sich, durch die Versenkung im Terrain und die allseitige Öffnungen im Erdgeschoss, wie in einem überdeckten Stadion. Folglich wird der Zyklus der Jahreszeiten direkt ins Innere der Halle getragen.18 Zudem kann man auch im Innern rundherum über angebrachte Zuschauerbalkone, auf der gleichen Ebene wie das Plateau, die Ereignisse in der Halle verfolgen. Aufgrund der transparenten Hülle kann das Geschehen in der Halle auch von aussen beobachtet werden. Bei einem Vergleich von dieser räumlichen Abfolge mit derer der Crown Hall und der Neuen Nationalgalerie, ist bei Schlup eine deutlich andere Absicht zu erkennen. Bei Schlup gibt es keine klare Adressierung oder Hauptfassade, sondern der Weg ins Innere der lichtdurchfluteten Halle folgt einer klar bestimmten Dramaturgie.

18

3018

Füeg 2013, S. 268

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Abb. 13. Die Crown Hall von Mies van der Rohe

Abb. 14. Foto von der Zugangsrampe auf die Gross-Sporthalle

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2.3 Durchlässige Komposition 1967 gewann Max Schlup den Wettbewerb für das Gymnasium Strandboden in Biel. Aufgrund der intensiven Weiterbearbeitung des Projektes und eines längeren politischen Entscheidungsprozesses wurde das Gebäude erst 1981 fertiggestellt. Insgesamt befinden sich auf der Schulanlage drei Schulbauten und ein grosser Turnhallentrakt.19 Max Schlup gewann 1963 mit seinem Projekt «Juno» den siebten Preis des ersten Projektwettbewerbs. 1967 wurde er und sechs weitere Architekten für die Weiterbearbeitung der jeweiligen Projekte beauftragt. Schlup löste die Aufgabe im zweiten Wettbewerb mit sieben Bauvolumen. Sein Vorschlag war flächenmässig das zweitgrösste Projekt der eingereichten Beiträge und wurde schliesslich auch im Jurybericht kritisiert. Trotz der erwähnten Kritik wurde das Projekt von Schlup ausgewählt. Gemäss Jurybericht wurde das Bauvolumen harmonisch in die bestehende Parklandschaft eingefügt und die Durchlässigkeit zum Seeufer blieb vorhanden. In der Weiterbearbeitungsphase folgten weitere Projektstudien. Ein wichtiges Thema war dabei immer wieder die Grösse der Anlage. Daraufhin wurde eine Straffung des Projekts von sieben auf vier oberirdische Volumen bei der gleichzeitigen Aktivierung des Untergeschosses beschlossen.20

Abb. 15. Übersichtsplan Erdgeschoss

19 Furrer 2017, S. 87-88 20 Graser 2008, S. 196-197

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Diese wurden in äusserst disziplinierter orthogonaler Anordnung beidseits der Schüss platziert. Die eigentlichen Schulbauten befinden sich auf der Nordseite und der Turnhallentrakt auf der Südseite des Flusses. Die beiden südlich gelegenen Schulbauten bilden eine gerade Flucht und begleiten den Fluss. Der dazwischen liegende Platz, der die unterirdischen Bauteile nachzeichnet, verbindet sie mit dem zurückversetzten dritten Schulgebäude.21 Das ganze Areal wurde mit einem Planungsraster belegt, der die Geometrie der Gebäude und auch der Aussenräume ordnet. Das Raster schafft eine geistige Ordnung, dem sich das einzelne Gebäude unterordnet, ähnlich wie beim Entwurf für den ITT Campus von Mies van der Rohe.22 Mies van der Rohe ordnet die einzelnen Bauten in einem von ihm bestimmten Raster, sodass die Leere zwischen den Gebäuden die Proportionen der Volumen zueinander definiert. Dadurch formen die Gebäude durch die freie Anordnung eine Serie von ineinandergreifenden Aussenräumen. Diese sollen den Campus zu einer räumlichen Einheit verbinden und mit den Wohnblocks ausserhalb des Baufeldes verbinden. Bei solch grossen Anlagen sind es vor allem die erzeugten Zwischenräume der Gebäude, welche für den Raumeindruck entscheidend sind.23

Abb. 16. Komposition der drei Schulbauten 21 Furrer 2017, S. 88 22 Graser 2008, S. 198 23 Graser 2008, S. 49

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Inszenierung vonHerbstsemester Bauten Semester Reader 2020


Abb. 17. Situationsplan Strandboden Biel

Abb. 18. Städtebauentwurf für den ITT Campus in Chicago von Mies van der Rohe

Schlup verstand unter der Aktivierung des Untergeschosses einen Komplettausbau inkl. Unterrichtsräume. Aufgrund der Nähe zum See und dem hohen Grundwasserspiegel war dies eine sehr aufwändige und kostenintensive Strategie. Dies erlaubte jedoch eine markante Verkleinerung der oberirdischen Volumen, sowie auch die Reduktion der Anzahl der Obergeschosse von drei auf zwei. Daraufhin wirkte das Ensemble von aussen viel ruhiger als im Wettbewerbsvorschlag. Dank dem zentralen Innenhof und der Ausgrabung des Untergeschosses auf der Nordseite, konnten weitere Klassenräume mit genügend Tageslicht versorgt werden. Die unterirdische Gebäudeteile, welche vom Platz nachgezeichnet werden können, verbindet die einzelnen Schulgebäude miteinander. Die nutzbare Untergeschossfläche entspricht ziemlich genau der oberirdischen Flächen in den Klassenzimmern.24 Auch bei dem Gymnasium Strandboden verwendet Schlup eine Strategie, das Bauvolumen optisch zu verkleinern, welche sich auch bei verschiedenen Projekten von Mies van der Rohe erkennen lässt. Bei der Neuen Nationalgalerie ist das Untergeschoss mit dem Skulpturengarten von der grossen transparenten Halle abgeschirmt, welche durch eine hohe abschliessende Mauer eingefasst ist. Dieser Aussenraum ist die Umkehrung des oberen Pavillonraums, denn nicht die Weite und Offenheit prägen diesen Ort,

24 Graser 2008, S. 198-199

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sondern die Umgrenzung und die Exklusivität.25 Dasselbe gilt für den zentralen Innenhof von dem Gymnasium Strandboden. Dieser ist jedoch im Gegensatz zu dem Skulpturengarten mit einer aussenliegenden Stahltreppe zugänglich. Aufgrund all dieser Massnahmen wird die Anordnung der Anlage lockerer und berücksichtigt die spezielle landschaftliche Situation. Ohne bedeutende Höhenverschiebung integriert sich die Anlage optimal in den flachen Strandboden. Infolgedessen wirkt die Schulanlage aus verschiedenen Perspektiven nicht als Sichthindernis, sondern erlaubt gezielte Durchblicke.26 Eine umlaufende Arkade im Erdgeschoss trennt die zwei darüberliegenden Unterrichtsgeschosse voneinander. Es scheint, als würden die Obergeschosse über der Erdoberfläche schweben. Sogar die inneren Raumtrennungen sind mit transparenten Glaswänden ausgeführt, sodass keine opake Fläche den Blick auf die Uferlandschaft behindert.27 Diese Vorgehensweise lässt sich bei unzähligen Projekten von Mies van der Rohe erkennen. Zum Beispiel beim Bacardi-Verwaltungsgebäude in Mexico City ist die Verwandtschaft vor allem auch im Bezug auf die Proportionen offensichtlich. Das Gebäude besteht aus einer eingeschossigen Halle, die drei Meter über dem Erdboden angehoben ist. Es entsteht der Eindruck einer schwebenden Halle.28 Bei dem Projekt von Schlup führten all diese Massnahmen zu einer starken Verbindung und Inszenierung der Bauten auf einer flachen Uferlandschaft im wichtigsten Erholungsraum der Stadt.

Abb. 19. Skulpturengarten in der Neuen Nationalgalerie in Berlin

25 26 27 28

3624

Jäger 2011, S. 25 Furrer 2017, S. 87-88 Graser 2008, S. 202 Blaser 1991, S. 150

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Abb. 20. Bacardi Verwaltungsgebäude in Mexico-City

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Erkenntnisse

Die gewählten Bauten von Max Schlup lassen sich auf den ersten Blick mit denen von Mies van der Rohe vergleichen. Doch beim genaueren Betrachten lassen sich auch deutliche Unterschiede erkennen. Bauten von Mies van der Rohe sind in der Regel sehr repräsentative Gebäude und verweisen auf antike Bauten. Bei der Neuen Nationalgalerie geht es sogar soweit, dass das Gebäude sich selber mehr inszeniert als die Kunstwerke in seinem Inneren. Dies führte wiederum zu Kritik vieler Architekten. Die Strategie von Max Schlup ist in dieser Hinsicht verschieden. Seine Bauten sind zwar repräsentativ, jedoch längst nicht wie bei Mies van der Rohe. Die Bauten in Magglingen folgen einer bestimmten Dramaturgie. Die Inszenierung der Bauten liegt dabei in der räumlichen Abfolge wie man das Gebäude betritt. Dies kann man insbesondere am Beispiel der Grosssporthalle End der Welt erkennen. Der Besucher begibt sich nicht, wie man zuerst vermuten würde, über die erhöhte Ebene ins Gebäudeinnere, sondern führt der Zugang über eine aussenliegende Wendeltreppe ins Untergeschoss. Von einem eher gering belichtetem Foyer gelangt der Besucher anschliessend in die ins Terrain eingelassene lichtdurchflutete Halle. Diese Raumabfolge generiert eine gewisse Dramaturgie, welche bei den Projekten von Mies van der Rohe nicht erkennbar ist. Eine ähnliche Strategie lässt sich bei der Turn- und Sportschule beobachten. Der Besucher wird zuerst oberhalb am Gebäude vorbeigeführt und gelangt dann über eine künstlich angelegte Plattform ins Gebäudeinnere. Erst beim Betreten der Plattform lässt sich ein freistehendes pavillonartiges Gebäude erkennen. Um überhaupt diese Raumabfolge generieren zu können, bedient sich Schlup an einer Strategie von Mies van der Rohe. Bei mehreren gezeigten Beispielen von Mies van der Rohe wird ein grosser Teil des Raumprogramms in das Untergeschoss verlagert und versucht dieses zu verbergen. Diese Strategie lässt sich bei allen vorgestellten Bauten von Schlup beobachten. Es entstehen künstlich angelegte Plattformen oder Ebenen, welche die Dramaturgie dieser räumlichen Abfolgen überhaupt ermöglichen. Diese sind immer sehr stark mit dem jeweiligen Ort und der Topographie verbunden. Das Gymnasium Strandboden ist dabei ein Ausnahmebeispiel, denn die Topographie ist in diesem Fall gänzlich verschieden. Die flache Uferlandschaft, der wichtigste Erholungsraum der Stadt Biel, durfte nicht geschwächt werden. Der Entwurf von Schlup löst die Aufgabe mit einem Ensemble aus vier Baukörpern, welche einen klaren öffentlichen Raum schaffen. Zudem entsteht eine starke Verbindung von See und Stadt, indem er die Zugänge zu den Gebäuden zugleich als Allee zum Ufer schafft. Diese Raumkomposition ist derart natürlich in die bestehende Landschaft integriert, sodass sie nicht wirklich wahrgenommen wird. Aufgrund der lockeren Anordnung und dank gezielten Durchblicken ist die Anlage für die Uferlandschaft kein Sichthindernis. Die Stärke des Projektes liegt nicht in einer inszenierten räumliche Abfolge, wie bei den Bauten in Magglingen, sondern vereint die Anlage und die Natur in eine ausgewogene Einheit. Die Tatsache, dass sich Schlup bei den Bauten von Mies van der Rohe inspirieren lassen hat, ist offensichtlich. Dies geschah jedoch immer verknüpft mit der eigenen Bauaufgabe. Auf die Faszination von Schlup an der Mies’schen Tektonik ist in dieser Arbeit nicht eingegangen worden. Bei einer solchen Untersuchung wären mit grosser Sicherheit noch weitere Gemeinsamkeiten gefunden worden. Doch im Bezug auf die Inszenierung könnte man abschliessend behaupten, dass Schlup Methoden und Strategien von Mies van der Rohe aufgegriffen hat, diese jedoch eigenständig weiterentwickelt hat. Bei verschiedenen Projekten von Schlup zeigt sich eine bestimmte dramaturgische Abfolge, wie die Gebäude inszeniert werden. Schlup orientiert sich dabei, nicht wie Mies van der Rohe an antiken Vorbildern, sondern versucht an den Ort gebundene Lösungen zu finden.

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Literaturliste

Blaser, Werner: Mies van der Rohe. Zürich 1991 Furrer, Bernhard: Das Bild ist nicht das Denkmal, Zur Zerstörung des Baudenkmals Gymnasium Strandboden in Biel. In: ICOMOS Hefte des Deutschen Nationalkomitess, 1/2017 Füeg, Franz/Graser, Jürg/Prenzel, Christian/ Schläppli, Christoph,/Tschanz, Martin: Max Schlup Architekt, Sulgen 2013 Gabler, Christiane: Bundesamt für der Sport, Sockel mit Solitär. Aus Bauwelt, 2012 https://www.bauwelt.de/themen/bauten/Bundesamt-fuer-der-Sport-2159255.html Interview mit Alfons Barth in Schönenwerd, 19. März 1998 Interview mit Max Schlup in Biel, 26. März 1999 Jäger, Joachim. Neue Nationalgalerie Berlin, Mies van der Rohe, Ostfildern 2011 Jürg, Graser: Die Schule von Solothurn, der Beitrag von Alfons Barth, Hans Zaugg, Max Schlup, Franz Füeg und Fritz Haller zur Schweizer Architektur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 2008 Schlup, Max / Mühlestein, Erwin: “...scheinen wir in der Schweiz noch wenige Erfahrung mit der Anpassung und dem Anschluss an das Terrain zu haben“. In: Bauen + Wohnen, 25/1971 Sonderegger, Andreas: Kunst im Pragmatischen. In: Werk, Bauen + Wohnen 7/1995 [s.n.]: Neubau Schulgebäude der Eidg. Turn- und Sportschule in Magglingen. In: Bauen + Wohnen, 25/1971

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Inszenierung vonHerbstsemester Bauten Semester Reader 2020


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Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Max Schlup (links) mit einem Modell des Farellhauses. Aus: Graser 2013, S.72. Abb.2: Mies van der Rohe mit dem Modell der Crown Hall. Aus: (https://www.tagseoblog.de/crown-hall-doodlefur-ludwig-mies-van-der-rohe). Abb.3.: Die Turn- und Sportschule in Magglingen. Aus: [s.n.] 1971, S.438. Abb.4: Grundriss Erdgeschoss (Plattform) Aus: [s.n.] 1971, S.439. Abb.5: Längsschnitt, Querschnitt. Aus: [s.n.] 1971, S.439 Abb.6: Von weitem zeigt sich das Gebäude als einzelner Baukörper. Aus: [s.n.] 1971, S.437. Abb.7: Näher am Gebäude erkennt man die Teilung in einen Unter- und Oberbau. Aus: [s.n.] 1971, S.438 Abb.8: Neue Nationalgalerie von Mies van der Rohe. Aus: (https://www.tagesspiegel.de/kultur/neue-nationalgalerie-1200-tonnen-leichtigkeit/9019774.html). Abb.9: Luftbild der Turn- und Sportschule in Magglingen. Aus: Füeg/Graser/Prenzel/Schläppli/Tschanz 2013, S.214. Abb.10: Grundriss Untergeschoss. Aus: Füeg/Graser/ Prenzel/Schläppli/Tschanz 2013, S.255. Abb.11: Querschnitt. Aus: Füeg/Graser/Prenzel/ Schläppli/Tschanz 2013, S.254. Abb.12: Gesamtansicht Gross-Sporthalle End der Welt. Aus: Graser 2013, S.73. Abb.13: Die Crown Hall von Mies van der Rohe. Aus: (http://architectuul.com/architecture/crown-hall) Abb.14: Foto von der Zugangsrampe auf die Gross-Sporthalle. Aus: Füeg/Graser/Prenzel/Schläppli/ Tschanz 2013, S.250. Abb.15: Übersichtsplan Erdgeschoss. Aus: Füeg/Graser/ Prenzel/Schläppli/Tschanz 2013, S.292. Abb.16: Komposition der drei Schulbauten. Aus: Füeg/ Graser/Prenzel/Schläppli/Tschanz 2013, S.286. Abb.17: Situationsplan Strandboden Biel. Aus: Füeg/ Graser/Prenzel/Schläppli/Tschanz 2013, S.282. Abb.18.: Städtebauentwurf für den ITT Campus in Chicago von Mies van der Rohe. Aus: (https://www. moma.org/collection/works/87314) Abb.19: Skulpturengarten in der Neuen Nationalgalerie in Berlin. Aus: (https://blog.smb.museum/ein-haus-im-gruenen-die-freianlagen-der-neuen-nationalgalerie/) Abb.20: Bacardi Verwaltungsgebäude in Mexico-City. Aus: Blaser 1991, S.159.

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Redlichkeitserklärung

Hiermit versichere ich, dass die vorliegende Arbeit mit dem Titel: Inszenierung von Bauten Ein Vergleich zwischen den Bauten von Max Schlup und Ludwig Mies van der Rohe selbstständig durch mich verfasst worden ist, dass keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt worden sind und dass die Stellen der Arbeit, die anderen Werken - auch elektronischen Medien - dem Wortlaut oder Sinn nach entnommen wurden, unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht worden sind. Nicola Antonini Luzern, 06.01.2020

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Small Spaces — Prodigious Production

A study of early watchmaking workshops and the industries direct influence on Biel's urban development. Fall semester 2020 By Roisin Purkis

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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Abstract

Biel/Bienne is well known for global watch brands such as Omega, Swatch, or Rolex and has a deep-rooted history in the watchmaking industry, dating back to approximately 1840. The story of watchmaking is ingrained in Biel’s architecture and urban development; it lives in the residence’s physique and collective knowledge. However, very little about the origin of Biel as a watchmaking city is documented cohesively. This paper investigates the beginnings of watchmaking in Biel, the system of production and how this industry’s specifics directly impacted the cities growth. At a domestic and urban scale, it will examine a unique combination or blending of industrial and residential architecture and will explore a selection of original workshop spaces in the city. Collaborating with the archives, museum, and residents of Biel this investigative writing piece aims to identify how city life, and industrial production worked concurrently. It then ponders whether this typology of work/life architecture is again applicable in Europe’s ‘service era’ and questions how the remaining workshop spaces are being used today. The study arises from a collection of interviews, comparisons, observations, and surveys that I, as the author, undertook, along with academic research and a certain degree of noted speculation.

In-depth Study fall semester 2020 Small Spaces - Prodigious Production

Lecturers

A study of early watchmaking workshops and the industries direct influence on Biel's urban development.

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Róisín Purkis Titlistrasse 7 6020 Emmenbrücke

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Fall semester 2020 Datum: 05. 01. 2021

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Content

1 2 2.1 2.2 3 3.1 3.2 3.3 4 4.1 4.2 5 6 7 8

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Introduction Swiss Watches and the Établissage System Watchmaking in Geneva Shifting to the Jura The Watchmaking Industry of Biel/Bienne Urban Expansion Workshops in the Medieval Quarter Factories & The introduction of Electricity Logengasse Case Study No. 7 and 7A No. 5A Conclusion List of Sources List of Figures Declaration of originality

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7 8

10 12 14 15 16 16 20 22 23 24

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1

Introduction

Before our first class trip to Biel in October, we were given a few short insights by our module professors and guest speakers. Along with many other topics, the importance of Biel’s watchmaking industry was outlined. During one such discussion, it was mentioned that though the majority of physical watchmaking no longer happened in Biel, traces of watch production and workshops could still be seen on many of the inner-city streets. The referred to ‘traces’ were not explicitly described, and I was instantly curious about what they could be. Upon arriving in Biel, I expected to walk through the old town and immediately identify buildings that once produced watches; however, I was disappointed at my inability. As a new international student, I wondered if I wasn’t noticing what was obvious to those who had grown up in a country know for horology. Nonetheless, disappointment soon turned to eagerness as I realised that watchmaking, though highly lucrative, required perhaps the smallest of industrial spaces. The impact of a successful industry was evident in the cities principal buildings. Examples such as the grand Hotel Elite, which housed the bourgeoise on business trips, the proud modernist Volkshaus for socialist workers, and the mighty neo-classical temple front train station all spoke a language of prosperity and accomplishment. Still, the industrial force behind the cities central stage architecture was, at first glance, almost invisible. Watchmaking in Biel was a sort of hidden industry woven into the existing and developing urban fabric. Production of pieces happened in meagre attic spaces, in studios tucked behind residential buildings, or tacked onto individual houses. The idea that a city could advance from the profits of inconspicuous infrastructure and industrial process completely fascinated me and lead me on a path of investigation that could continue far beyond this short essay. This study draws from experiences and observations that I had over multiple trips to Biel. It is backed wherever possible with literature, drawings, maps, and comparisons to other watchmaking cities such as Geneva or La Chaux-de-Fonds. I would like to acknowledge the assistance of Karin Zaugg from the Department of Monument Preservation in Biel/Bienne, Dr. Florian Eitel, curator of the history department at NMB, Sabrina who lives and works at no.7 Logengasse, Corine & Giuliana who live and work at no. 5a Logengasse and Mr Peter Rawyler, who grew up in no. 5 Logengasse and has clear memories of his grandfather’s workshop (no. 5a). Choosing a topic of interest which has no prior in-depth research means that I relied on their collective knowledge, experience, and thoughts while piecing together this investigative dissertation. I thank everyone for their time and generosity.

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Swiss Watches and the Établissage System

Germany, France, and England had been producing watches since around 1500, however, by 1601 despite Switzerland’s belated entry into the industry, the firstever watchmaking guild was formed in Geneva. From the late Middle Ages, Geneva had established itself as the epicentre and hub for jewellers and goldsmiths in Switzerland. Therefore in 1541 when theorist, reformer, and pastor Jean Calvin issued a mandate opposing luxury, pleasure, and extravagance the renowned craftsmen of Geneva turned their hand to watchmaking, something that was deemed practical rather than decorative.1 Promptly Swiss watches were recognised as outstanding, high quality, elegant pieces that were desired worldwide

Fig. 1. John Calvin speaking at the Council of Geneva, 1549

2.1 Watchmaking in Geneva

Fig. 2.

17th C. Geneva

Fig. 3. Early watch making studio in Geneva

Under the flourishing industry, Geneva was teeming with watchmakers and apprentices. In 1700 it was recorded that over 500 watchmakers resided in the city and production was soaring.2 Much of the success in Geneva is accredited to the unique production process and regimented division of labour that was established. In her book, The watch from its origins to the XIXth Century (1989) Cardinal lists an array of individual trades that together created a system of watch production. Certain small workshops supplied individual components such as springs or dials while others performed applications such as engraving.3 This compartmentalised system was known as Établissage and it allowed individuals to become categorical experts at their trade concluding in the system that produced watches of the highest calibre. Though production was soaring, the city of Geneva was becoming congested, and obtaining a master watchmaker licence was becoming increasingly difficult and laboursome: “To become a master watchmaker, the craftsman had to be a Genevan citizen, had to go through a five-year apprenticeship, and then spend three more years doing practical work. Finally, he had to pass a very difficult master’s examination” 4 (Bumbacher, U. 1995 pg.128) 2.2 Shifting to the Jura Watchmakers began to leave the city towards the end of the 17th century and set up small workshops throughout the Jura region. They clustered in mountain

Fig. 4.

18th Century Geneva

1 2

3 4

528

Jovanović, M.N. (2009) Evolutionary Economic Geography, Location of production and the European Union Oxford: Routledge Lamoreaux, N. (Ed.) Raff, d. (Ed.). (1995) Coordination and Information, Historical Perspectives on the Organization of Enterprise. Chicago & London: The University of Chicago Press C, Cardinal The watch from its origins to the XIXth Century (1989) New York: Wellfleet Press Bumbacher, U. (1995) 'The Swiss Watch Industry' in Enright & Wedder Studies in Swiss Competative Advantage. Bern: Peter Lang. pg.128

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villages and towns such as Biel/Bienne at the foot of the Jura. Daniel Jean Richard, a goldsmith turned watchmaker and machine inventor is said to have introduced the établissage system to the countryside where regulations were far less stringent than Geneva. Watchmaking provided employment to farmworkers who built small workshops in barns and turned-out thousands of pieces through the winter months. These pieces were fed into the system of watchmaking in Biel / Bienne as well as Neuchâtel and Solothurn where more established workshops assembled pieces and marketed the watches in Europe. The local industry grew expeditiously, in 1790 it was reported that fifty thousand units were produced in the Jura region, and in 1817 it had doubled to one hundred thousand.5 By this point, the gravity placed on Geneva as the centre of watchmaking no longer existed however there was a clear separation between watches made in Geneva and those in Biel for example. Watches from Geneva were made from pieces that were made in Geneva under tight governance and standard. Watches from Biel which were made from pieces within a larger établissage system that was not as tightly regulated. The difference was reflected in the price of the watch and the rate at which they were being produced.

Fig. 5. Hans Erni 1958 fresco illustrates the emergence and development of watchmaking in Geneva and in the arc of the Jura Mountains

5

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Lamoreaux, N. (Ed.) Raff, d. (Ed.). (1995) Coordination and Information,5Historical Perspectives on the Organization of Enterprise. Chicago & London: The University of Chicago Press

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3

The Watchmaking Industry of Biel/ Bienne

Biel/Bienne sits at the foot of the Jura mountain range on the Northern tip of Lake Biel and is Switzerland's only officially bilingual city. Approximately 150km NorthEast of Geneva, the city has Celtic origins and was later inhabited by the Romans who worshiped the god 'Benelus' and gave Biel its name.6 With a backdrop of vineyards and forestry Biel was little more than a medieval core of approximately 2000 inhabitants in the mid 18th century. Described by English traveler Edward Gibbon as "ugly" and "wretched" in 1755,7 the city had only one predeceasing industry to watchmaking, and that was textile manufacturing. In fig.6, we can see a painting from circa 1830 wherein, contrary to Gibbon's words, the red roofed city of Biel looks quite picturesque nestled in the surrounding countryside. Half cut off on the left side of the frame is a spinning mill situated in Gurzelen on the river, which later became the Omega watch factory.8

Fig. 6. View of Biel from the North East circa 1830

3.1 Urban Expansion Biel grew dramatically in terms of size and population as a direct result of its watchmaking industry which began around 1840. Between 1846 and 1900 the population quintupled as craftsmen and their families flocked to the city.9 (fig 7.)

Fig. 7.

Population Growth Table

For the city to physically expand, the Schüss Canal was dug at the end of the 1820’s, allowing Biel's previously flooded pastoral surroundings to become available for development. Thirty years later the train station was built parallel to the canal giving Biel new further opportunities to become an industrial city and connected to other major hubs such as Geneva. Local engineer, Schädeli devised Biels' first systematic expansion plan in 1852, where he proposed to build Westward towards the treelined 'Pasquart'.10 As is seen in the 1857 map, (fig.8) Schädeli outlines a sort of checkerboard urban grid of blocks parallel and perpendicular to the new canal. Between 1856 and 1866, the blocks were filled up with a mixture of residential, industrial, retail, and service buildings interspersed with green, planted areas. The new neighbourhood was pleasant to live or work in and was appropriately named Neuquartier 'New Quarter'.11 (fig 9. & 10.) 6 7 8 9 10 11

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Wallenfeldt, J. (2008) ' Biel Switzerland' Encyclopaedia Britannica. Available at: https://www.britannica.com/place/Biel [Accessed 20th December 2020] Rohrbach, S (2007) Bieler Jahrbuch Annales biennoises Biel: W. Gassmann AG Neues Museum Biel (Geschichte, Kunst, Archäologie) - taken from the permanent exhibition: Biel/Bienne clock and industrial city Neues Museum Biel (Geschichte, Kunst, Archäologie) - taken from the permanent exhibition: Biel/Bienne clock and industrial city INSA (1982) Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850–1920, Volume 3. Zürich: Orell Füssli Verlag pg.29 Bernoullis, H. and Martin, C. (1929) L'Urbanisme en Suisse. Édition delachaux & Niestlé S.A with La Federation Des Architectes Suisses. Neuchatel

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Simultaneously in 1866 there were plans to grow the city Eastward in a similar manner. (fig. 12) As a counterpart to Nuequartier the district Nuemarktquartier was headed by master builder Gottlieb Huber.12 Both urban developments happened rapidly but with a notable consideration for living standards, density, and inclusion. By 1888 the city had filled out substantially in both directions and further plans were drawn to continue development. (fig.13) Fig. 8. Development plan drawn in 1857

Fig. 9.

Neuen Quartier 1858

Fig. 10. Neuen Quartier 1866

Fig. 11. Biel Development Plans Drawn in 1866 and Sanctioned in 1868

Fig. 12. Plan of developments in Biel between 1870 and 1888

12

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INSA (1982) Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850–1920, Volume 3. Zürich, Orell Füssli Verlag pg. 42

A study of early workshopszur andStadt the industries direct influence on Biel's urban development. Sonderfall Biel –watchmaking Von der Arbeiterstadt der Möglichkeiten

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3.2 Workshops in The Medieval Quarter While visiting Biel as a tourist, the city's watchmaking history is evident. The large Rolex sign overlooks the centre from its vantage point on top of the old factory building, the museum's curated exhibition and the Swatch group / Omega buildings are unmissable. However, for those who understand how the watchmaking industry once functioned in Biel, there are more subtle hints in the urban fabric. With a keen eye, or in my privileged case, a tour with Frau Karin Zaugg from the monument preservation department, you can see how the établissage workshops and small factories were woven into the medieval quarter and also part of the developments at Neuquartier and Neumarktquartier. Unlike many manufacturing industries that create unpleasant emissions, watchmaking deals with tiny pieces, uses very little material, generates no noise and does not disturb city life. The machines and tools used to develop, ornate, or assemble parts were relatively small or handheld and individuals worked at desks. (fig.13) Many workshops were so small that they had little to no impact on the streetscape. The watchmaking industry, therefore, moulded itself into the existing infrastructure of Biel's medieval city. Initially, the medieval quarter's attic spaces were adapted to create workshops and later, individual workshops were built alongside housing districts as part of urban growth. We could speculate where watchmaking workshops once existed by paying close attention to windows and positioning. You must look to the top floors in the medieval quarter and particularly scrutinise corner buildings. An extra elevation allowed for more windows and, therefore, more daylight, integral to working with small parts. For example, large symmetrical windows on the gable end of no. 10 Industriegasse were an immediate clue. The street name hints at industrial activity, but the street itself does not look stereotypically industrial. However, the large, out of character windows between the building eaves speak an architectural language of adaption unique to watchmaking. (fig 14 & 15.) Another example are the windows on the top floor of 46 Nidaugasse. Sitting on a corner/end plot between Neuengasse and Nidaugasse this building has two facades. (fig 18) The top tier of windows are at complete odds with the other four floors, and while standing on the street I thought it looked as if a new, highly glazed ‘hat’ has been placed on top of the building. Later while consulting with the archives, I discovered a story was added to the building in 1878. Simultaneously shop windows were installed on the front of the building, which was originally a house.13 (fig. 19) With a considerable degree of speculation, I can imagine that Ernst Kuhn,14 owner of the building, opened a shop below his home to sell the pieces made in his workshop above. Fig. 13. Watchmaker in Vallée de Joux at his work desk by the window

13 14

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Eitel, F. and Zaugg, K (2019) Biel-Bienne: Die Uhrenstadt Biel: Stadt Biel pg.18 Name of Property owner can be seen on the building application a story addition and atelier in 1976 – made available by the Preservation of Historical Monuments Office in the City of Biel.

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Fig. 14. no.10 Industriegasse - historical photograph - unknown date Fig. 15. no.10 Industriegasse today (Dec 2020)

Fig. 16. Plan of the proposed top floor workshop at no.46 Nidaugasse. Taken from an 1876 planning application for an additional floor and new shop windows Fig. 17. Proposed elevation as part of the 1876 planning package (new shop windows highlighted in red)

Fig. 18. photograph of no.46 Nidaugasse today (Dec 2020) Fig. 19. drawing of no.46 Nidaugasse from 1905 when a planning application was made to build a timber roof terrace for workers of the atelier

13

A study of early workshopszur andStadt the industries direct influence on Biel's urban development. Sonderfall Biel –watchmaking Von der Arbeiterstadt der Möglichkeiten

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3.3 Factories & The introduction of Electricity

Fig. 20. Omega's factory in Biel (1902)

Fig. 21. 1897 Recta Advertisment celebrating 50 years in trade.

By the end of the 19th Century, a handful of brands decided to move to Biel and set up small factories. Perhaps this was due to the number of établissage workshops in the city and the skilled labour force that could supply factories with watch pieces and workers. One of which brands was Omega, then known as Louis Brandt & Fils, who moved in 1879 from La Chaux-de Fonds and conveniently rented and later bought the old textile spinning mill in Gurzelen.15 (fig. 20) By this time, the old factory mill was no longer solitude in the countryside as seen in fig.6 from 1830, but instead partially engulfed by the ever-expanding city. Smaller, individual factories were also assembled within the existing urban fabric. Dr. Carl Neuhaus -Verdan moved his watch brand to Biel in 1893 and built a factory along with workers' houses in Neu Quartier, at Schüsspromenade.16 This development was the Recta factory; it was constructed parallel to the canal with a water wheel on the weir. (fig. 22) Still existing today, its rectangular plan continues over two floors and is topped with a hipped, slate roof. The long facades face North, South, and the building depth is minimal. four sets of large, symmetrical windows on the two prominent faces allowed ample light onto each factory floor. (fig. 23)The factory availed of electricity generated by the water turbine and presumably burnt coal to heat the working spaces. Unassuming in both stature and environmental polluters, the Recta factory existed harmoniously in its neighbourhood, surrounded by greenery, houses, and other small businesses such as bakeries or corner shops. Today the factory externally appears as it did in 1893; however, it was internally renovated in 2005 and is now a beautiful, naturally lit restaurant.

Fig. 22. The Recta Factory Weir Today (2020) Fig. 23. North Elevation of the Recta Factory building today (2020)

Fig. 24. wire production plant in Boujean in 1879

With precise watchmaking machines becoming motorised, both the Omega and Recta factories relied on flowing water to generate crucial electricity. As tool technology advanced, there could have been an abandonment of small workshops in favour of factories that could generate power autonomously. However, in 1894 a wire-production plant in Boujean on Biel's outskirts developed a hydroelectric station (fig. 24) and, for the first time, transmitted electricity to all buildings in the municipality.17 Electricity granted home workshops the opportunity to thrive symbiotically alongside the larger factories as industrial technologies continued advancing. 15 16 17

5814

Eitel, F. and Zaugg, K (2019) Biel-Bienne: Die Uhrenstadt Biel: Stadt Biel pg.37 Eitel, F. and Zaugg, K (2019) Biel-Bienne: Die Uhrenstadt Biel : Stadt Biel pg.11 Scandola, P. and Maillard, E (2012) écrassée laminée, 360 ans d'histoire de l'industrie de tréfilage à Bienne.

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Logengasse Case Study

Fig. 25. Rear of no.9 Logengasse An example of a mansard roof and attic space used as a watchmakers workshop19

Fig. 26. A view down the back lane of Logengasse showing workshop 5A and 7A

As mentioned previously, Mr. Huber Gottlieb directed Neumarktquartier's development in the second half of the 19th century. Continuing with the cities mixed-use composition, he interspersed two and three-story residential buildings with schools, businesses, gardens, and workshops. While creating upscale French classist single homes along Neumarktstrasse, Logengasse, and Ernst Schüler-Strasse, Gottlieb decided to use one basic plan universally and paid particular attention to the atmosphere and character of the locality. Taking inspiration from the Garden City movement, trees lined the pavements, and ornamental front gardens set the buildings back off the street. He also consciously designed-in 'empty' space so that the families who lived in these homes could physically expand and develop their businesses if needed.18 Front rooms on the ground floor of each house could be used as enterprise spaces as they were well lit due to the extra meters gained by having a garden. A rear kitchen garden gave each plot space for a workshop, and a heavily glazed mansard roof made the attic appropriate for watchmaking. (fig. 25) The buildings described in Inventar der Neueren Schweizer Architektur 1850–1920, Volume 3 (INSA) are no longer visible on Neumarktstrasse or Ernst Schüler-Strasse as demolition took place in around 1975.20 Modern 20th-century buildings with a lack of street front flora now replace the original family homes. However, I noticed that the mixed-use character of the Neumarktquartier remains, particularly on Neumarktstrasse, where apartments, hairdressers, solicitors, and grocery stores are all within a few steps of each other. From reading the INSA's short entry about Neumarktquartier, I believed that all of the buildings from Gottlieb's era had been replaced. But to my delight, I discovered one remaining strip of original houses, number five to seventeen on Logengasse. I reveled in seeing that the preserved row of houses were exactly as described in the book, and more significantly, two workshop buildings still existed to the rear of Logengasse's number five and seven. (fig. 26) Logengasse's row of ornate, 19th century, three-story townhouses face the one-way street opposite Neumarkt primary school. Their front gardens, of which many are overgrown or in slight disarray, are delineated with original metal railings and elegant gates. (fig. 27) Each façade, though slightly different in colour and design, run together in a cohesive and attractive way. Albeit many require simple touch-ups, the conserved row is a refreshing token of past Biel and past ideologies. Excluding no. 15, who's façade looks to have been changed in the late 20th century, each house has a wide, wooden front door with two glass panels and several steps leading up to the entrance. (fig. 28-31) The houses were originally designed to home a single-family; in comparison, today's situation sees most of these dwellings split into three apartments; this is a reminder of the cities' past prosperity. The houses were originally designed to home a single-family; in comparison, today's situation sees most of these dwellings split into three apartments; this is a reminder of the cities' past prosperity.

Fig. 27. front garden of no.11 Logengasse

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INSA (1982) Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850–1920, Volume 3. Zürich, Orell Füssli Verlag pg. 42 19 Andres,D. (1901) Adress-Buch der Stadt Biel und der Gemeinden. Biel, L. Heer Bétrix. pg. 67 - resident Grosjean Louis Marcelin is recorded to be a watchmaker at this address. 20 INSA (1982) Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850–1920, Volume 3. Zürich, Orell Füssli Verlag pg. 42

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Fig. 28. Front garden of no.7 Logengasse Fig. 29. Front garden and facades of no.11 & 9 Logengasse Fig. 30. Front garden of no.13 Logengasse

4.1 No.7 and 7A

Fig. 31. Gottlieb'suniversal house plan for Neumarkquartier - 1887

Fig. 32. Logengasse no. 7, home office facing front garden

Fig. 33. Logengasse no. 7, kitchen facing rear workshop

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With the good fortune of being invited to view inside the ground floor apartment of no. 7, I was astonished to find how similar the layout was to Gottlieb's floor plan scheme for the whole of Neumarktquartier. (fig. 31) There was an entrance hall, a wide set of original timber stairs, and to the right, a living space with two rooms facing the front garden and two facing the back workshop. The building interior was remarkably unaltered with high ceilings, solid doors, and original tiled or herringboned timber floors. Many charming details remained intact, which perhaps reflected the craftsman who resided there. One such example was a mechanical doorbell, which satisfyingly wound in increments with a key similar to an antique clock. I also noticed the beautifully crafted timber door hinges and handrail showing an attention to detail and a love of artistic design. Unfortunately, I did not have the opportunity to see inside the back garden workshop of number seven, addressed as 7A. However, I studied the exterior and gained valuable insight while searching for original drawings in the archives. I found a building application made for Mr Emil Indermühle, resident of no.721, seeking permission to build a fabrication workshop in 1897 and a second application to extend it in 1901. (fig.34-37) Presumably, Mr Indermühle's small établissage workshop quickly developed into a sizable fabrication enterprise, consisting of a basement, ground, and first-floor workshop. Though it isn't noted, I hypothesise that by the beginning of the 20th century, people from outside the home were hired or rented space in the newly expanded workshop. This suggestion comes from an observation that there are two distinct entrances to the building and a definitive hierarchical structure. Those coming from the house commuted to work via an elevated external walkway, bridging between the house's first floor to the workshop's first floor. Below, employees or deliveries would gain access via the rear lane, where a passage would bring them to a courtyard and ground floor entrance. Residents informed me that the house and workshop owner is an elderly gentleman artist who leases the three apartments and still uses the workshop occasionally as his private art and photography studio.

21 Andres,D. (1901) Adress-Buch der Stadt Biel und der Gemeinden. Biel, L. Heer Bétrix. pg. 67 22 Andres,D. (1901) Adress-Buch der Stadt Biel und der Gemeinden. Biel, L. Heer Bétrix. pg. 67

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Fig. 34. 7A north facade (1897 building application). Fig. 35. 7A ground floor plan (1897 building application). Fig. 36. 7A site plan (1897 building application).

Fig. 37. 7A ground floor plan (1901 building extension application). Fig. 38. 7A north facade today

4.2 No.5A Next door to workshop 7A is workshop 5A, a spring-making business built around 1912 by resident and owner of No. 5 at the time Mr Alcide Linder.22 Similarly to no. 7A, 5A has a basement, ground floor and first floor connected to the main houseby an external bridge. It also has a ground floor entrance facing the house and large windows that run the North and West Elevation length. A second bridge connects the house at its attic to a flat roof terrace above the workshop; this was a later addition that gave the homeowners a space to dry laundry.23 After discovering that the workshop is currently lived in, and meeting the residents Corinne and Guiliana, I was offered the opportunity to talk to Mr Peter Rawyler, the current owner and great-grandson of Alcide Linder. Mr Rawyler was born in 1941 and grew up in the middle apartment of No. 5. He never met his great-grandfather Alcide but has fond memories and stories of his grandfather, Ernest Linder, who lived with him and continued the spring trade on the workshop's top floor until his death in 1961. Ernest was one of seventeen children to Alcide Lindor, along with his siblings, he fashioned springs of all sizes in the workshop attached to their family home. During the time of établissage, it was not uncommon for all family members to work together. Generally, private établissage workshops earned money by the piece rather than by the hour and did not have contracts or any job security. Therefore, while parts were in demand, everyone in the household worked overtime no matter their age. This outsourcing system suited the large watch brands who held no liability to large staff numbers while the industry experienced economic peaks and troughs.24 The interior layout of the workshop is as shown in its planning application made in 1901, (fig's. 41) however, the staircase and first-floor bathroom/cloakroom are 23 Mr. Peter Rawyler - Interview which took place 31/12/2020 24 Dr. Florian Eitel, curator of the history department at NMB - Interview which took place 15/12/2020

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mirrored. I would also speculate that the workshop office was located on the first floor rather than where it is noted to be on the ground floor. This is purely a guess based on the unspoiled floor and a service hatch in the first room's door at the top of the stairs. The entrance spaces are all tiled; there is a sense of heavy-duty and a cloakroom to leave outdoor wear. In contrast, the working areas have a softeratmosphere. Timber herringbone floors almost give the rooms a homely feel, but punctures to exposed concrete are reminders that industrial tools were once anchored to the ground here. According to Mr Rawyler, his grandfather described how work desks were positioned around the rooms' perimeter and against the windows for superior visibility. In combination with high ceilings, the large windows' significance is only really understood from being inside the workshop. I visited 5A on two occasions in December, once in the morning and once in the afternoon. Both times I was astonished at how bright the interior spaces were without the need for artificial lighting. Initially, the workshop was heated by coal stored in the basement. A central chimney-stack ran through the building and radiated heat into each workspace while expelling smoke from a chimney top in the centre of the roof terrace. Mr Rwyler decided to install a new oil heating system as part of 5A's restoration in around 2004 but remembers fetching coal for his mother and even the smell of smoke on his newly cleaned bed sheets as a boy. Fig. 39. 1901 Site plan showing proposed workshop in red. Fig. 40. 5A Logengasse today

Fig. 41. 1901 planning application drawings

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Fig. 42. Ariel Photograph from 1925 with Neumarktquartier in the foreground. Neumarktstrasse in the center and tree line Logengasse to the right just behind the large school building. With particular attention, sheets can be seen drying on the roof of no.5A

Fig. 43. Logengasse 5 & 5A Connection bridge

Since its original use of a spring-making établissage workshop, 5A progressed through a few transitions as a mechanics workshop, an electronic engineers lab, and a studio for making grandfather clocks. It was then vacant for a while as traditional workshops were less in demand. Mr Rawyler was unwilling to completely overhaul the building into a residential flat and lose its unique character and tradition. Today however, 5A has found new energy as a home and workspace for two ladies who respect and value its original features. Corinne and Giuliana were kind enough to invite me into their home and explain how they have been using the building for almost sixteen years. As artists and theatre producers, they work from inside the home and sometimes invite audiences to their tiny upstairs theatre space. They have managed to adapt 5A into an optimal working and living situation for their personal needs. The basement is now their kitchen; their furniture is mostly stand-alone and movable as there is not much window-free wall space. The ladies have hung colourful transparent fabric drapes to defuse the intense natural light and provide a little privacy in what feels like a glass fishing bowl at times.25 Though it is difficult to separate the work mind from the home mind when the physical space remains the same Corinne and Giuliana seem content with living in a workshop. They think mindfully before making a new addition to the space and enjoy the style of minimal intervention that Mr Rawyler decided on while renovating. 25 Corinne & Giuliana - Interview which took place 15/12/2020

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Conclusion

Slowly the Swiss state intervened with the watchmaking industry, rescuing and supporting it economically at various stages in the 20th century. Slowly they dissolved the établissage system due to international trade procedures and social issues.26 Cottage industry home workshops diminished across all sectors in Switzerland in favour of regulated factory production. I want to conclude this paper by questioning what workspaces look like today. Though most people in Biel do not work as watch manufacturers, I had a pleasant discussion about working from home with Sabrina who lives in the ground floor apartment of no. 7 Logengasse. She explained that as a writer, she loves working in her bright, private office (fig. 33) and enjoys the flexibility of working from home. During the day, Logengasse is quiet, and the old house and front garden creatively inspire her. Mr Rawyler, on the other hand, said that his grandfather would leave their apartment and cross the three-meter bridge religiously every morning to go and work in his spring studio. As a dedicated craftsman, he enjoyed working so close to home but regarded the three-meter commute as an essential separation even if his feet never touched the earth. (fig. 43) Today working from home has once again become applicable in Europe. The idea that small spaces can generate large outputs, in my opinion, is even more relevant in modern-day 21st century. While many of us work from computers, I ponder whether a ‘productive workspace’ can now fit under our arm in the form of a laptop? Alternatively, a home office or converted attic space may be more comfortable? Can we become disciplined enough to mentally separate work and home while the two domains physically share the same space? Perhaps Alcide’s theory of connecting home with work while retaining a slight separation aids a mental switch. Over the past year, working from home became a reality as companies closed their premises due to the Coronavirus pandemic. I found myself questioning the need for offices, with modern technologies, we now only require an internet connection to pool resources and collaborate with a much broader international team. The problem is that workspaces have also become our social spaces, and as humans, we crave physical connections and relationships. Is it possible to flip the situation by combining home and work domains to alleviate and dedicate time to social interactions? I believe that the risk is similar to that of the établissage system. Our capitalist drive for ‘achievement’ could easily override any chance of removing ourselves from the talons of a never-ending work environment.

26 United States Tariff Commission (1966) Watches Watch Movements and Watch Parts Investigation No 337 19 Under the Provisions of Section 337 of the Tariff Act of 1930 as Amended. Washington DC, TC Publication. Pg. 19

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I would like to thank to my dissertation advisor Dr. Marcel Bächtiger, and module coordinator / assistant Alice Busani for their support throughout this process and semester

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Sources

Literature: Andres,D. (1901) Adress-Buch der Stadt Biel und der Gemeinden. Biel, L. Heer Bétrix. Bernoullis, H. and Martin, C. (1929) L'Urbanisme en Suisse. Édition delachaux & Niestlé S.A with La Federation Des Architectes Suisses. Neuchatel Bumbacher, U. (1995) ‘The Swiss Watch Industry’, Studies in Swiss Competitive Advantage, pp.113 -151 Cardinal, C. (1989) The watch from its origins to the XIXth Century. New York: Wellfleet Press Eitel, F. and Zaugg, K (2019) Biel-Bienne: Die Uhrenstadt Biel: Stadt Biel INSA (1982) Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850–1920, Volume 3. Zürich, Orell Füssli Verlag Jovanović, M.N. (2009) Evolutionary Economic Geography, Location of production and the European Union. Oxford: Routledge Lamoreaux, N. (Ed.) Raff, d. (Ed.). (1995) Coordination and Information, Historical Perspectives on the Organization of Enterprise. Chicago & London: The University of Chicago Press Rohrbach, S (2007) Bieler Jahrbuch Annales Biennoises. Biel: W. Gassmann AG Scandola, P. and Maillard, E (2012) écrassée laminée, 360 ans d'histoire de l'industrie de tréfilage à Bienne. Biel: NMB Wallenfeldt, J. (2008) 'Biel Switzerland'. Encyclopaedia Britannica. Available at: https://www. britannica.com/place/Biel [Accessed 20th December 2020] United States Tariff Commission (1966) Watches Watch Movements and Watch Parts. Investigation

No 337 19 Under the Provisions of Section 337 of the Tariff Act of 1930 as Amended. Washington DC, TC Publication

Interviews: Karin Zaugg - Department of Monument Preservation Biel Dr. Florian Eitel - Curator of the historical department at NMB Sabrina - resident of no.7 Logengasse Corinne & Guilianna - residents at no. 5A Logengasse Mr. Peter Rawyler - owner of Logengasse 5 & 5A - Great Grandson of original developer Mr. Alceed Linden Other: Neues Museum Biel (Geschichte, Kunst, Archäologie) - information taken from placards at the permanent exhibition: Biel/Bienne clock and industrial city

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List of Figures

Fig. 1: John Calvin speaking at the Council of Geneva, 1549, in : World Magazine Culture/Books https://world. wng.org

Fig. 2: 17th C. Geneva,in: www.agefotostock.com Fig. 3: Early watch making studio in Geneva - book

cover of L'invention du Lux by Pierre-Yves Donzé (2017)

Fig. 4: 18th Century Geneva, in: www.agefotostock.com/ Fig. 5: Hans Erni (1958) 290 x 350cm fresco illustrates

the emergence and development of watchmaking in Geneva and in the arc of the Jura Mountains for the Swiss Pavilion at the Brussels World's Fair,

Fig. 6: View of Biel from the North East circa 1830 by

unknown artist - taken from a plaquard at the Neues Museum, Biel permanent exhibition: Biel/Bienne clock and industrial city

Fig. 7: Population Growth Table - taken from a

plaquard at the Neues Museum, Biel permanent exhibition: Biel/Bienne clock and industrial city

Fig. 8: Biel Development plan drawn in 1857 - drawing made available by: Preservation of Historical Monuments Office for the City of Biel

Fig. 9: Neuen Quartier 1858 -drawing made available

by: Preservation of Historical Monuments Office for the City of Biel

Fig. 10: Neuen Quartier 1866 - drawing made available by: Preservation of Historical Monuments Office for the City of Biel

Fig. 22: The Recta Factory Weir Today (2020) - photo taken by R.Purkis December 2020 Fig. 23: North Elevation of the Recta Factory building today (2020) - photo taken by R.Purkis December 2020 Fig. 24: Wire production plant in Boujean (1879), photograph taken from écrassée laminée, 360 ans d'histoire de l'industrie de tréfilage à Bienne. Scandola, P. and Maillard, E (2012) pg8 Fig. 25: Rear of no.9 Logengasse - photo taken by R. Purkis December 2020

Fig. 26: A view down the back lane of Logengasse photo taken by R.Purkis December 2020 Fig. 27: Front garden of no.11 Logengasse - photo taken by R.Purkis December 2020 Fig. 28: Front garden of no.7 Logengasse - photo taken by R.Purkis December 2020

Fig. 29: Front garden and facades of no.11 & 9 Logengasse- photo taken by R.Purkis December 2020 Fig. 30: Front garden of no.13 Logengasse- photo taken by R.Purkis December 2020 Fig. 31: Gottlieb'suniversal house plan for Neumarkquartier - 1887 / drawing from INSA (1982) Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850–1920, Volume 3. Zürich, Orell Füssli Verlag pg. 42

Fig. 11: Biel Development Plans Drawn in 1866 and Sanctioned in 1868 - drawing made available by: Preservation of Historical Monuments Office for the City of Biel

Fig. 32: Logengasse no. 7, home office facing front garden - photo taken by R.Purkis December 2020

Fig. 12: Plan of developments in Biel between 1870

Fig. 33: Logengasse no. 7, kitchen facing rear workshop

and 1888 - drawing made available by: Preservation of Historical Monuments Office for the City of Biell

Fig. 13: Watchmaker in Vallée de Joux at his work desk by the window – Photograph from Musée de l’Elysée, Lausanne

Fig. 14: no.10 Industriegasse - historical photograph -

unknown date - photograph made available by: Preservation of Historical Monuments Office for the City of Biel

Fig. 15: no.10 Industriegasse today - photo taken by

R.Purkis December 2020

Fig. 16: Plan of the proposed top floor workshop at no.46 Nidaugasse. Taken from an 1876 planning application for an additional floor and new shop windows - drawing made available by: Preservation of Historical Monuments Office for the City of Biel

- photo taken by R.Purkis December 2020

Fig. 34: 7A north facade (1897 building application).-

drawing made available by: Preservation of Historical Monuments Office for the City of Biel

Fig. 35: 7A ground floor plan (1897 building application).- drawing made available by: Preservation of Historical Monuments Office for the City of Biel Fig. 36: 7A site plan (1897 building application). -

drawing made available by: Preservation of Historical Monuments Office for the City of Biel

Fig. 37:7A ground floor plan (1901 building extension application). - drawing made available by: Preservation of Historical Monuments Office for the City of Biel Fig. 38: 7A north facade today - photo taken by R. Purkis December 2020

Fig. 17: Proposed elevation as part of the 1876 planning

Fig. 39: 1901 Site plan showing proposed workshop in red. - drawing made available by: Preservation of Historical Monuments Office for the City of Biel

Fig. 18: Photograph of no.46 Nidaugasse today -

Fig. 40: 5A Logengasse today- photo taken by R.Purkis December 2020

package - drawing made available by: Preservation of Historical Monuments Office for the City of Biel

google maps (Dec 2020)

Fig. 19: Drawing of no.46 Nidaugasse – taken from a

planning application for a cedar roof terrace and mezzanine deck made by E. Winkler in 1905 - drawing made available by: Preservation of Historical Monuments Office for the City of Biel

Fig. 20: Omega's factory in Biel (1902), in: www. arquitecturaydiseno.es

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Fig. 21: 1897 Recta Advertisment celebrating 50 years in trade, in: www.old-pocketwatches.com

Fig. 41: 1901 planning application - drawings made available by: Preservation of Historical Monuments Office for the City of Biel

Fig. 42: Ariel Photograph from 1925 - made available

by: Preservation of Historical Monuments Office for the City of Biel

Fig. 43: Logengasse 5 & 5A Connection bridge - photo taken by R.Purkis December 2020

A study of early workshopszur andStadt the industries direct influence on Biel's urban development. Sonderfall Biel –watchmaking Von der Arbeiterstadt der Möglichkeiten

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Declaration of originality

I hereby confirm that I am the sole author of the written work: Small Spaces - Prodigious Production A study of early watchmaking workshops and the industries direct influence on Biel's urban development. and that no help was provided from other sources as those allowed. All sections of the paper that use quotes or describe an argument or concept developed by another author have been referenced, including all secondary literature used, to show that this material has been adopted to support my thesis.

Róisín Purkis Luzern, 05.01.2020

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Small Spaces —Herbstsemester 2020 Semester Reader



Gegensätzliche Ansprüche

Ein Balanceakt zwischen Erhalt des Baudenkmals und sich wandelnden Nutzungsansprüchen Herbstsemester 2020 Von Thomas Herger

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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Semester Reader Herbstsemester 2020


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit unter dem Überthema Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten mit der Sanierung des Gymnasiums Strandboden. Der Wettbewerb, der 2012 vom Kanton Bern ausgeschrieben wurde, sorgte für kontroverse Diskussionen. In der Arbeit wurde dieser Prozess analysiert und die technischen Daten vor und nach der Sanierung miteinander verglichen. Informationen, die über Interviews und Gespräche mit Beteiligten eingeholt wurden, führten zu weiteren Erkenntnissen bezüglich des Sanierungsprozesses und der Tauglichkeit des Schulhauses im Alltag. Die Untersuchung zeigte auf, dass die jährlichen Energiekosten von über 1 Million Franken durch die Sanierung auf 200000 Franken gesenkt werden konnten. Trotz der neuen Fassade funktioniert die natürliche Lüftung der Klassenzimmer jedoch nicht optimal. Die Arbeit weist auf, dass die mangelnde Absprache im Vorfeld des Wettbewerbs zu einem Resultat führte, welches heute Nachteile für alle Beteiligten hat.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Gegensätzliche Ansprüche

Dozenten

Ein Balanceakt zwischen Erhalt des Baudenkmals und sich wandelnden Nutzungsansprüchen

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Verfasser Thomas Herger Haldenstrasse 2 6340 Baar

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05. 01. 2021

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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Inhalt

1 2 3 3.1 3.2 4 4.1 4.2 4.3 5 5.1 5.2 6 7 8 9

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Einleitung Baugeschichte des Gymnasiums Strandboden Diskussionen zur Sanierung Problematik Unterschiedliche Auffassungen eines Baudenkmals Retrospektive Betrachtung Energiekosten und Amortisationsdauer der Fassade Tauglichkeit des Fassadensystems Veränderung des Erscheinungsbildes Der Balanceakt Abmessen der Prioritäten Erkenntnisse für die Zukunft / Fazit Literaturliste Interviews / Telefongespräche Abbildungsverzeichnis Redlichkeitserklärung

7 9 11 11 12 15 15 16 18 21 21 22 23 23 24 25

Ein Balanceakt Erhalt des Baudenkmals und sich wandelnden Nutzungsansprüchen Sonderfall Biel –zwischen Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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Einleitung Der Arbeitsbereich von Architekten hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Der immer knapper werdende Platz in den Städten wie auch ökologische Ansprüche, die einen kompletten Abriss von bestehenden Strukturen anzweifeln lassen, führen dazu, dass man sich heute verstärkt mit Sanierungen und Umnutzungen auseinandersetzten muss. Die Frage, wie mit solchen Bauten umgegangen werden soll, ist nicht leicht zu beantworten und führt besonders bei Objekten, die einen hohen kulturellen Wert mit sich tragen, zu grossen Diskussionen. Als junger Architekt ist es schwierig, sich aus den gegensätzlichen Ansichten eine klare Meinung zu bilden. Argumente und Ansprüche von unterschiedlichen Interessensgemeinschaften sind zwar aus der jeweiligen Sicht verständlich, erzeugen jedoch bei der Zusammenführung deutliche Dissonanzen. Da ich nach meinem Bachelorabschluss ein halbes Jahr in der Bauforschung gearbeitet habe, kann ich den kulturellen Anspruch auf der Seite der Denkmalpflege und des Heimatschutzes sehr gut nachvollziehen. Trotzdem bin ich mir bewusst, dass diese Sichtweise nicht abschliessend sein kann. Der Architekt soll in erster Linie für den Menschen bauen. Wenn sich ein Gebäude im Laufe der Zeit von einem dienenden Objekt immer stärker in ein Symbol der Geschichte verwandelt und dadurch seinen eigentlichen Zweck verliert, muss der kulturelle Wert schon sehr hoch sein, um einen vollumfänglichen Erhalt begründen zu können. Ein Gebäude muss daher meiner Meinung nach – bis auf wenige Ausnahmen (vgl. Kirchen) – als dynamisches System gesehen werden und nicht als statisches Objekt. So ist auch in den Leitsätzen zur Denkmalpflege in der Schweiz unter Punkt 2 Der Umgang mit dem Denkmal zu lesen, dass die Präsenz und die Nutzung der Denkmäler das heutige Leben beeinflussen und es mitgestalten ("[...] Ihre Konservierung und Restaurierung, gegebenenfalls das Weiterbauen an ihnen, sind Teil heutiger Kultur. Die Denkmäler werden dadurch auch zu zeitgenössischen Leistungen, zu Zeugnissen heutiger gesellschaftlicher Verhältnisse und Veränderungen.").1 Dieser Ausschnitt besagt, dass es zwar in erster Linie darum geht, die Denkmäler bestmöglich zu erhalten, es aber nicht per se verboten ist, an diesen schützenswerten Objekten weiterzubauen, um sie dadurch an die sich ändernden Bedürfnisse anpassen zu können. Schlussendlich bleibt es jedoch immer eine Ermessensfrage, wie gross ein Eingriff sein soll oder muss.

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Leitsätze zur Denkmalpflege in der Schweiz, 2007. S.16

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Die vorliegende Vertiefungsarbeit soll mir weiterhelfen, genau solchen Ermessensfragen nachzugehen. Der in den Jahren 2006/2007 ausgeschriebene Wettbewerb zur Sanierung der Fassade des Gymnasiums Strandboden in Biel sorgte für grosse Diskussionen und kann als exemplarische Beispiel gelesen werden. Der hohe denkmalpflegerische Wert der von Max Schlup entworfenen Schulanlage war von allen Seiten unbestritten.2 Die Meinungen, wie mit der historischen Substanz umgegangen werden soll, gingen jedoch diametral auseinander. Aus der kontroversen Diskussion entstanden im Fall des Gymnasiums zwei sich immer stärker widersprechende Parteien. Die Sanierung, die 2012 abgeschlossen wurde, schlug Wellen über die Architekturszene hinaus und führte in der Folge zu einem allgemeinen Umdenken, wie mit schützenswerten Bauten umgegangen werden soll. Mit der Arbeit soll die Sanierung des Gymnasiums Strandboden retrospektiv untersucht werden. Die zeitliche Distanz soll ermöglichen, das Projekt objektiver, anhand von technischen Daten und Erfahrungswerten bewerten und vergleichen zu können. Um die unterschiedlichen Haltungen der Parteien zu verstehen, werden die Hintergründe zu Beginn der Arbeit noch einmal aufgerollt. Basierend auf diesen Grundlagen sollen in einem ersten Schritt die Verbesserungen anhand der technischen Werte aufgezeigt und den Investitionskosten gegenübergestellt werden. In einem zweiten Schritt wird die Tauglichkeit der Sanierung über Erfahrungswerte geprüft. Viele der Vergleichswerte können im Nachhinein nicht mehr genau ermittelt oder schlichtweg nicht mit Zahlen dargestellt werden. Hierbei sollen Interviews mit Personen Aufschluss geben, die im Sanierungsprozess involviert waren oder das Gebäude täglich nutzen.

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Furrer, 2017. S.89

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Baugeschichte des Gymnasiums Strandboden

Das Bevölkerungswachstum von Biel verlangte Ende der 1960er Jahre nach einem neuen Gymnasium im Gebiet des Strandbodens. Dem von Max Schlup im Jahre 1967 eingereichten Wettbewerbsbeitrag für die neue Schulanlage liegt die Idee zugrunde, das wertvolle Gebiet des Strandbodens und seinen Baumbestand als öffentliche Promenade zu erhalten. Nach intensiver Weiterbearbeitung und einem langgezogenen politischen Entscheidungsprozess konnte das Projekt in den Jahren 1975 bis 1981 realisiert werden.3 Um das gesamte Bauvolumen zu brechen, wurde es in vier überirdische Baukörper aufgelöst. Die drei nördlich der Schüss angeordneten Schulbauten sind über einen grosszügigen, unterirdischen Gemeinschaftsbereich mit Aula und Musikzimmern verbunden, der über einen zentralen Atriumhof natürlich belichtet wird. Der anhand der drei Pavillons geschaffene Schulhof wird auf der gegenüberliegenden Seite der Schüss durch die zum Ensemble gehörende Mehrfachturnhalle komplettiert. Um den Effekt des kontinuierlichen Grünraums4 bestmöglich zu erhalten, sind die Erdgeschosse zurückversetzt und umlaufend verglast. Dadurch verschwindet das sehr niedrig gehaltene Eingangsgeschoss beinahe und lässt die Volumina in der Wahrnehmung als bloss zweigeschossig erscheinen.

Abb. 1. Situationsplan EG Gymnasium Strandboden Biel

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Furrer, 2017. S.88 ebd.

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Speziell für diese in den späten 1980er Jahren entstandene Schulanlage ist die typologische Innovation, bei der ein Grossteil der Nutzungen im Untergeschoss unterbracht wurde. Dies ermöglichte eine sehr subtile Setzung der Baukörper in die Landschaft. Mit der Stahlkonstruktion, die auf gepfählten Punktfundamenten abgestützt ist, wählte Max Schlup zudem eine Konstruktion, die für den Ort im Seevorland sehr plausibel erschien.5

Abb. 2. Fassadenansicht der 1981 eröffneten Schulanlage

Wie bei den meisten seiner Bauten verzichtet er auf die Zurschaustellung der industriell geprägten Konstruktion zugunsten eines einfachen, sich wiederholenden Gewandes, bestehend aus Stahlprofilen, eingesetzten Brüstungsblechen und getönten Gläsern. Dieses feingliedrige Fassadenrelief, welches sich selbst über die abgestufte Ecklösung weiterführt, war eminent wichtig für die zurückhaltende Erscheinung des Ensembles.6 Die drei nördlich der Schüss liegenden Schulbauten teilen sich auf in einen französisch unterrichteten und einen deutschsprechenden Gymnasiumstrakt. Das mittlere Volumen beherbergt die gemeinschaftliche Nutzung der Mensa und einer Schulbibliothek. Alle Volumina sind über eine Treppenanlage erschlossen, die sich den zentralen Kernen angliedern. Auf den Geschossen der Klassenzimmer geht die Erschliessungszone fliessend in den Garderobenbereich über. Dieser Bereich wurde ursprünglich über offene Arbeitsnischen, die Anschluss an die Fassade hatten, natürlich belichtet. Die Schul- und Gruppenräume gliedern sich auf allen vier Seiten an die Fassaden an und öffnen den Blick in den Grünraum des Strandbodens.

Abb. 3. Schnitt oben Blickrichtung Norden unten Blickrichtung Westen Schultrakte werden über Untergeschoss untereinander verbunden

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Architekturforum Biel, 2013. S.280 Furrer, 2017. S.88

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Diskussionen zur Sanierung

3.1 Problematik

Die technische Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat zu grossen Fortschritten im Bauwesen geführt. Der verkürzte und viel dynamischere Lebenszyklus von Bauwerken, der aus dieser rasanten Entwicklung entstanden ist, hat zur Folge, dass viele Bauten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts heute saniert werden, ohne dabei über den kulturellen Wert nachzudenken. Die Auseinandersetzung, wie mit dieser vergleichsweise neuen Bausubstanz umgegangen werden soll, hat in den letzten Jahren verstärkt zu Diskussionen geführt. Auf der einen Seite haben sich die energetischen Ansprüche an die Gebäude in den häufig öffentlichen Bauten stark verändert, auf der anderen Seite sollen diese Zeitzeugen aber auch für die zukünftigen Generationen möglichst authentisch und originalgetreu erlebbar bleiben. Im Fall des Gymnasiums wurde die Problematik des schnellen Wandels deutlich erkennbar. Der Gebäudekomplex am Strandboden wurde nach bernischer Baugesetzgebung und Denkmalpflegegesetz nicht unter Schutz gestellt, da er zu der Zeit, als das Bieler Bauinventar erstellt wurde, weniger als 30 Jahre alt war und 7 somit zu jung für eine Inventarisierung. Da sich die Denkmalpflege des Kantons in den Folgejahren nicht rechtzeitig und hinreichend eingebracht hatte und die mittlerweile über 30-jährige Schulanlage nicht vom Anhang in das Inventar der schützenswerten Objekte aufnehmen konnte, blieb die Situation rechtlich ungeregelt. In den Jahren 2006/2007 schrieb der Kanton Bern einen Wettbewerb für den Ersatz der Vorhangfassade aus, da die Bauten 35 Jahre nach ihrem Planungsbeginn aus energetischen und raumklimatischen Gründen nicht mehr dem Stand der Dinge entsprachen. Diese Sanierungsarbeiten zogen im weiteren Verlauf des 8 Projektes eine komplette Überarbeitung des Innenraumes nach sich. Im April 2014 wurde die gesamte Fassade und der Innenausbau auf den Rohbauzustand zurückgebaut und neu hergerichtet.9 Der durch die Sanierung erzeugte Verlust der historischen Bausubstanz ist dabei höchst fraglich.

Abb. 4. Trakt F zurückgeführt in den Rohbauzustand, April 2014

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Medienmitteilung Heimatschutz Bern, 2012 S.1 Furrer, 2017. S.89 ebd.

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3.2 Unterschiedliche Auffassungen eines Baudenkmals

Wie bereits erwähnt, gingen die Meinungen bezüglich der Sanierung deutlich auseinander. Der Kanton war primär daran interessiert, die ausser Kontrolle geratenen Energiekosten zu senken und das Raumklima zu verbessern. Dementsprechend wurde der Wettbewerb vom Verfasser so ausgeschrieben, dass der Erhalt der Fassade praktisch verunmöglicht wurde.10 Der Missmut, der von den Architekturverbänden zu Beginn des Wettbewerbs dem Kanton Bern schriftlich mitgeteilt wurde, konnte jedoch keinen Einfluss auf die Wettbewerbsanforderungen mehr nehmen.11 Aufgrund der fraglichen Vorgaben nahm folglich nur ein Architekturbüro aus dem BSA am Wettbewerb teil und rund ein Viertel der Sanierungsprojekte stammten von Architekturbüros aus Deutschland. Von den gesamthaft 22 eingereichten Projekten12 arbeiteten – entgegen den Vorstellungen des Kantons – einige Büros trotzdem mit der bestehenden Fassade. Nach dem Motto: «Auf eine falsche Frage gibt es keine richtige Antwort», konnten diese Projekte die Anforderungen, die der Kanton Bern gestellt hat, jedoch nicht erfüllen und schieden im Laufe des Auswahlverfahrens aus. Den Wettbewerb konnte schlussendlich das Architekturbüro Maier Hess aus Zürich für sich gewinnen. In den Augen von Alexander Maier, der für die vorliegende Arbeit zum Entwurfsprozess befragt wurde, lag der Erhalt des Denkmals auf der einen Seite darin, die volumetrische Setzung der Anlage nicht zu zerstören und auf der anderen Seite sollten die ursprünglichen Gedanken des Systembaus weiterverfolgt werden. Aufgrund der neuen Anforderungen lag bei der Entwicklung der Fassade stets die Frage zugrunde, wie Max Schlup mit der Aufgabe der öffenbaren Fenster in diesem strengen Raster umgegangen wäre. Die daraus entwickelte Lösung sollte dabei möglichst gering vom Bestand abweichen, um das Erscheinungsbild bestmöglich zu bewahren. Das Konzept, sich den Systemgedanken zunutze zu machen, indem veraltete und defekte Elemente durch zeitgemässe ersetzt werden, konnte die Jury letztendlich überzeugen.13 Im Zuge der Überarbeitung änderte sich die Konstruktion der Fassadenelemente nochmals deutlich. Die ursprünglichen 12 cm breiten opaken Lüftungsflügel, die sich zwischen den Festverglasungen befanden, wurden durch Kastenfenster ersetzt, die heute über die gesamte Breite eines Rasters laufen, wie es vor der Sanierung der Fall war. Mit dieser Entwicklung konnte das Ziel, möglichst nahe am Bestand zu bleiben, nochmals präzisiert werden, wobei sich jedoch die natürliche Lüftungssituation, die bereits bei der Variante mit den Lüftungsflügeln von der Jury bemängelt wurde, verschlechterte.14

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Interview Thalmann, 09.12.2020. 00'15'' Interview Thalmann, 09.12.2020. 17'25'' Bericht des Preisgerichts, 2005. S.7 Interview Maier, 08.12.2020. 02'37'' Bericht des Preisgerichts, 2005. S.23

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Im Gegensatz zum Entwurfsprojekt von Maier Hess setzte sich die Opposition stark dafür ein, den gesamten materiellen Wert zu erhalten, um das Denkmal in seiner vollen Authentizität bewahren zu können. Das Komitee und die Architektenverbände stützten sich dabei auf die Leitsätze zur Denkmalpflege in der Schweiz. Diese definieren nach Punkt 4.1, dass der überlieferte Bestand eines Baudenkmals möglichst weitgehend zu erhalten ist.15 Beim Erhalt von historischen Bauten geht es dementsprechend nicht darum, lediglich das Bild eines Objektes zu bewahren, sondern den gesamten Umfang in seiner Substanz und Imperfektion. Ebenfalls sollen Denkmäler durch scheinbare Verbesserungen und vermeidliche Verschönerung nicht verfälscht werden, sondern die Spuren der Zeit aufzeigen.16

Abb. 5. links Fassadenschnitt überarbeitete Variante Maier Hess Architekten Abb. 6. rechts Fassadenschnitt Variante Komitee Rettet den Gymer Strandbode!

15 Leitsätze zur Denkmalpflege in der Schweiz, 2007. S.22 16 ebd.

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Aufgrund der unterschiedlichen Auffassungen entstand im Dezember 2010 das Komitee Rettet den Gymer Strandbode! Das Ziel des Komitees war es, eine Lösung aufzuzeigen, welche die vom Wettbewerb geforderten Werte über eine sanfte Sanierung ermöglicht hätten und dadurch den denkmalpflegerischen Ansprüchen gerecht geworden wäre. Mit diesem Beweis wollte das Komitee ein erneutes Gutachten erzwingen, welches aufzeigen sollte, dass der Wettbewerbsvorschlag nicht optimal funktioniert. Da der damalige Haustechnikplaner, welcher diese erneute Prüfung durchführen sollte, jedoch unter sehr hohem politischem Druck stand, wurde ein solches Gutachten nie erstellt.17 Das Alternativkonzept hätte unterschiedlichste Vorteile mit sich gebracht. Durch den minimierten Eingriff wären die Baukosten deutlich niedriger ausgefallen (rund 15 Millionen Franken geringer als beim Sanierungsprojekt der Baudirektion).18 Auch die vor der Sanierung horrenden Energiekosten hätte man– laut Angaben des Komitees – auf vergleichbare Werte senken können.19 Ein weiterer Vorteil wäre die verkürzte Bauzeit gewesen. Über die geringere Vorlaufzeit, welche bei dieser Variante nicht in die Produktion von Neubauteilen hätte gesteckt werden müssen, hätte der Bauprozess deutlich verkürzt werden können. Die Schule hätte 20 ihren Betrieb schneller wiederaufnehmen können. Das Komitee konnte sich jedoch vor dem Bernischen Verwaltungsgericht mit dem Einwand, die Schulanlage sei geschützt, nicht durchsetzen. Das Gymnasium Strandboden war zwar zum Zeitpunkt der Diskussion im Anhang vermerkt, jedoch nicht im offiziellen Inventar der schützenswerten Objekte eingetragen. Wegen der undefinierten rechtlichen Lage verzichtete das Komitee Rettet den Gymer Strandbode! darauf, das Urteil des Verwaltungsgerichts vom 28. März 2012 ans Bundesgericht weiterzuziehen (vgl. Medienmitteilung, Gymnasium Strandboden, Biel – kein Weiterzug ans Bundesgericht, Berner Heimatschutz).21 Mit diesem Entscheid konnte 2013, nach langem politischem und juristischem Hin und Her, mit der Sanierung begonnen werden. Nach drei Jahren Bauzeit wurde das Gymnasium Strandboden 2016 wieder bezogen.

17 18 19 20 21

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Interview Thalmann, 09.12.2020. 02'35'' Medienmitteilung Heimatschutz Bern, 2012 S.2 Interview Thalmann, 09.12.2020. 19'35'' Komitee Rettet den Gymer Strandbode!, 2011. S.5 Medienmitteilung Heimatschutz Bern, 2012 S.1

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Retrospektive Betrachtung

4.1 Energiekosten und Amortisationsdauer der Fassade

Die immensen Energiekosten, die durch die in die Jahre gekommene Haustechnikanlage und die nicht mehr zeitgemässe Gebäudehülle verursacht wurden, führten den Kanton in erster Linie zum Ausschrieb des Wettbewerbs zur Sanierung der Schulanlage Gymnasium Strandboden. Die Fassade mit innenliegendem Sonnenschutz, die nach dem damaligen Wissenstand konstruiert und isoliert wurde, erforderte vor der Sanierung einen enormen Energiebedarf, der vor allem im Sommer für die Kühlung der Klassenzimmer aufgewendet werden musste.22 Diese jährlichen Kosten, die auf über 1 Million Franken angestiegen waren, mussten durch die Sanierung massiv reduziert werden.23 Durch die Gesamterneuerung sollte die Schulanlage in einen neuen Lebenszyklus überführt werden, indem die Fassadenkonstruktion so saniert wird, dass sie einerseits den wertvollen Baubestand berücksichtigt, andererseits aber auch die energietechnischen Anforderungen des MINERGIE-Labels erreicht. Zudem musste die neue Fassadenkonstruktion ein Öffnen der Fenster während des Schulbetriebs zulassen. Die Schwierigkeit war dem Kanton von Anfang an bewusst, aus seiner Sicht jedoch unumgänglich.24 Durch die Sanierung des Gymnasiums Strandboden wird heute eine Heizwärmebedarf (nach SIA 380/1) von 128 MJ/(m2a) oder 35.5 kWh/(m2a) erreicht.25 Dieser vorliegende Wert liegt faktisch knapp über dem Grenzwert von 32,7 kWh/(m2a), der 2009 für das MINERGIE-Label nötig war. Die Schulanlage konnte das Label 2017 aber trotzdem erreichen. Die Grenzwerte wurden jedoch im Folgejahr von MINERGIE Schweiz wesentlich überarbeitet, sodass der definierte Grenzwert für Schulhausumbauten heute bei 21 kWh/(m2a) liegt.26 Der erreichte Heizwärmebedarf überschreitet den heutigen MINERGIE-Grenzwert zwar deutlich um circa 70%, kann im Grossen und Ganzen aber als vertretbarer Wert angesehen werden. Durch die neue Fassade könnte der U-Wert auf 0.45 W/(m²·K) im Bereich der Brüstungen und auf 0.5 W/(m²·K) im Bereich der Fenster reduziert werden.27 Der effektive U-Wert vor der Sanierung ist relativ schwierig zu ermitteln. Da einzelne Glasstege der Isolierverglasungen gebrochen waren und somit undicht, würde ein rechnerischer Wert grosse Abweichungen aufweisen. Das Gleiche gilt für die Fassadenelemente. Die Dämmung zwischen den Stahlplatten ist im Laufe der Jahre in sich zusammengefallen und bildete praktisch keine homogene, thermische Grenze mehr. Viel aussagekräftiger als die exakten U-Werte sind jedoch die reduzierten Energiekosten, welche durch die Sanierung erreicht wurden. Die jährlichen Kosten in Höhe von rund 1 Million Franken konnten auf 200000 Franken gesenkt werden.28

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Bericht des Preisgerichts, 2005. S.2 Telefongespräch Wagner, 02.12.2020 Bericht des Preisgerichts, 2005. S.2 Baukennwerte Strandboden, 2016 Minergie Schweiz, 2019. S.29 Architekten Schwaar & Partner AG, 2013. S.27 Telefongespräch Wagner, 02.12.2020

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Um die reine Amortisationsdauer der Fassade zu berechnen, wurden in der Arbeit die Gesamtkosten der Position 215 Fassadenbaus aus den Preisblättern des Totalunternehmers29 mit den Kosten des Rohbaus 2 addiert. Daraus ergibt sich ein ungefährer Kostenwert für die Fassade von 12 Millionen Franken. Bei Einsparungen von jährlich 800'000 Franken Energiekosten wäre die Fassade innerhalb von 15 Jahren amortisiert. Werden die Kosten für die neue HLK-Infrastruktur, welche durch die erhöhte Effizienz massgeblich zu den niedrigeren Kosten beigesteuert hat, ebenfalls in den Gesamtbetrag eingerechnet, erhält man Investitionskosten von 19 Millionen Franken und eine Amortisationsdauer von 24 Jahren. In Anbetracht der Tatsache, dass die neue Fassade höchstwahrscheinlich mehr als 25 Jahre erhalten bleibt, scheint die Amortisationsdauer legitim. Zudem konnte der personale Aufwand für die technische Infrastruktur optimiert werden. Die Heiz- und Kühlzentrale der gesamten Schulanlage wird heute von der BKW betrieben, die diese auf eigene Kosten geplant und realisiert hat. Somit konnte das Risiko für den Eigentümer wesentlich minimiert werden. Der Kanton Bern bezahlt der BKW als externer Contractor lediglich die effektiv bezogene Wärme und Kälte zu den angebotenen Einheitspreisen.30

4.2 Tauglichkeit des Fassadensystems

Für die Sanierung des Gymnasiums Strandboden zog der Kanton Bern zu Beginn des Wettbewerbs einen Fachcontroller bei. Dessen Einschätzung, die Schultrakte über die Nachauskühlung passiv zu kühlen, führte unter anderem dazu, dass eine der Vorgaben des Wettbewerbs öffenbare Fenster waren.31 Dieser Entscheid hat die Komplexität der im Wettbewerb geforderten Fassadenkonstruktion stark beeinflusst und verunmöglichte einen Erhalt der bestehenden Fassade in weiten Teilen. Bereits im Ausschreibungsprozess wurde die Nachtauskühlung vonseiten Projektcontrolling Stokar + Partner hinterfragt, da die benötigte Masse, die in Max Schlups Leichtbaukonstruktion als thermischer Speicher dienen könnte, sehr gering ausfällt. Durch unterschiedliche Simulationen wurde diese Methode vom Fachcontroller – aufgrund der Kritik – jedoch theoretisch belegt.32

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Stokar Partner Preisblätter TU, 30.05.2013 Stokar Partner Flyer, 2017. S.2 Telefongespräch Stokar, 07.12.2020 Telefongespräch Stokar, 07.12.2020

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In der Praxis wird nun klar, dass sich die Zweifel des Projektcontrollers jedoch bewahrheiten. Die Schulzimmer überhitzten im Sommer immer noch relativ stark. Die Situation hat sich mit der Sanierung zwar deutlich verbessert, Temperaturen über 30 °C sind im Sommer aber keine Seltenheit.33 Das Problem liegt vorwiegend darin, dass die Zirkulation der Luft zwischen den Prallscheiben und den inneren Fenstern zu gering ist. Dadurch kann die Luft, welche sich bei direkter Sonneneinstrahlung immer stärker aufheizt, nicht entweichen. Die Prallscheiben verhindern zudem ein effizientes, rauminternes Lüften. Damit der Luftaustausch in den Klassenzimmern trotzdem funktioniert, muss der Luftzug über den Erschliessungsbereich erzeugt werden. Da diese Zirkulation aus brandschutztechnischen und finanziellen Gründen nicht über Lüftungsklappen konstruiert werden konnte, wird heute nach Angaben des Rektors, speziell in den Sommermonaten, häufig mit offenen Türen unterrichtet.34 Das eigentliche Kühlsystem der Nachtauskühlung funktioniert in der Realität nur bedingt. Zwar könnte der Luftaustausch zwischen den Betondecken und den darunterliegenden Räumen durch die offene Streckmetalldecke – anstelle der alten Heraklithdecken – wesentlich verbessert und das Raumvolumen damit 35 vergrössert werden, die Masse, die für eine konstante Raumtemperatur nötig wäre, ist in diesem Bauwerk jedoch zu gering. Der Betonanteil der Trapezblech-Verbunddecke macht gerechnet auf das Raumvolumen eines Klassenzimmers, lediglich 3% aus. Geld, dass in die Automatisierung gesteckt wurde, die nötig für die Nachtauskühlung gewesen wäre, fehlte am Ende für ein aktives Kühlsystem in den Klassenzimmern. Schlussendlich wurden lediglich einzelne Räume, die auf konstante Raumtemperaturen angewiesen sind, an das aktive Lüftungssystem angeschlossen.36

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Interview Cadetg, 10.12.2020. 07'45'' Interview Cadetg, 10.12.2020. 4'15'' Interview Cadetg, 10.12.2020. 07'25'' Telefongespräch Stokar, 07.12.2020

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4.3 Veränderung des Erscheinungsbildes

Technisch konnten die Gebäudehülle und damit das Raumklima zwar stark verbessert werden, die Sanierung hat den architektonischen Ausdruck aber trotz grosser Bemühungen, möglichst nahe am Bestand zu bleiben, beeinflusst. Betrachtet man das Gebäude von aussen, fällt einem auf den ersten Blick nichts Aussergewöhnliches auf. In der direkten Gegenüberstellung der Abbildungen wird aber klar, dass der voluminösere Fassadenaufbau nicht nur an den Ecken, sondern auch bei den restlichen Fassadenelementen, durch die erzeugten Leibungstiefen deutlich sichtbar wird. Diese neue Tiefenwirkung im Bereich der Fenster war vor der Sanierung durch die lediglich wenige Zentimeter dicke Haut nicht vorhanden und hatte daher tektonisch einen viel flacheren und ruhigeren Ausdruck.37

Abb. 7. links Fassadenbild des Gymnasiums Strandboden 1981 nach der Fertigstellung Abb. 8. rechts Tiefenwirkung der Fassade durch die neuen Kastenfenster

Abb. 9. Fassadenbild 2016 nach der Sanierung. Kippfenster erzeugen durch den Schatten eine starke Änderung im Fassadenbild

37 Interview Thalmann, 09.12.2020. 10'15''

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Diese zusätzliche Schicht ist nicht nur von aussen spürbar, sondern verstärkt auch die Grenze zwischen dem Innen- und Aussenraum. Das Gefühl des Draussenseins, welches durch die öffenbaren Fenster erreicht werden sollte, wird bei geschlossenem Zustand durch die zusätzliche Fensterschicht eher verschlechtert. Auch wenn sich die Lichtsituation in den Klassenzimmern durch die beiden Scheiben nicht wesentlich verändert hat,38 erzeugen der niedrige Lichttransmissionswert und die zusätzliche Tiefe eine relativ starke Grenze zum Aussenraum.

Abb. 10. links Klassenzimmer zurückgebaut zu Beginn der Sanierung. Fassadenschicht wirkt von Innen hauchdünn, Heraklithdecke erzeugt ein gedrungenes Raumgefühl Abb. 11. rechts Klassenzimmer 2016 nach der Sanierung. zusätzliche Fensterschich schaft eine stärkere Grenze zum Aussenraum, Streckmetalldecke erzeugt ein grosszügigeres Raumgefühl

Ganz nach dem Prinzip der Gesamtanlage, war auch der Innenausbau des Gymnasiums Strandboden stark auf Funktionalität ausgerichtet. Die Konstruktion und die Materialien waren von hoher Qualität und überzeugten durch ihre Konse39 quenz. Die industrielle Prägung der Materialien und deren Farbe hatten aber einen starken Einfluss auf die Atmosphäre der Innenräume und verliehen ihnen eine gewisse Tristesse. Mit der Sanierung wurde ein Grossteil dieser Bestandteile entfernt und durch neue Materialien ersetzt. Diese wurden so gewählt, dass der Systemgedanke immer noch ablesbar bleibt und der Materialcharakter in einer ähnlichen Form übersetzt wird.40 Durch die neuen Materialien wurden einige Schwachstellen des Gebäudes positiv verändert. So konnte beispielsweise durch die neue Streckmetalldecke das Volumen der Klassenzimmer um fast einen Meter Raumhöhe vergrössert werden, was einen positiven Effekt auf die Luftqualität hat. Zudem bekommt man heute durch die Halbtransparenz der Decke einen Eindruck vom Tragwerk, welches vor der Sanierung komplett verborgen blieb.

38 Interview Cadetg, 10.12.2020. 09'12'' 39 Furrer, 2017. S.89 40 Interview Maier, 08.12.2020. 09'28''

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Neben energetischen Problemen war auch die akustische Trennung der Schulzimmer nicht befriedigend. Das modulare System hatte zur Folge, dass die Trennwände nur bis unter die abgehängte Decke liefen, der 80 cm hohe Raum der Deckenkonstruktion über das gesamte Geschoss offen blieb und sich der Luftschall praktisch ohne Hindernis fortbewegen konnte. Aus diesem Grund wurden die Trennwände bei der Sanierung durch Trockenbauwände ersetzt. Diese erreichen heute zwar die geforderten akustischen Werte, fügen sich aber am wenigsten gut ins Gesamtbild ein. Durch den dickeren Wandaufbau schliessen die Wände nicht mehr mit derselben Leichtigkeit und Logik an das Gesamtsystem an, wie es beim alten Trennwandsystem der Fall war. Die Anschlussdetails machen einen improvisierten Eindruck und wirken sich negativ auf den sonst gelungenen Innenraum aus.

Abb. 12. /13. Anschlussdetail der neuen Klassenzimmertrennwand Lösung scheint durch Aufputzkabelkanäle improvisiert und antwortet schlecht auf Systemgedanke Abb. 14. Anschlussdetail der alten Klassenzimmertrennwände, Wände schliessen mit Leichtigkeit und Logik an die Stützen und Fenster an

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Der Balanceakt

5.1 Abmessen der Prioritäten

Gemessen an den Fakten und den erhaltenen Erfahrungswerten kann zusammenfassend gesagt werden, dass die Sanierung einen grossen Mehrwert mit sich gebracht hat. Auch aus der Sicht des Kantons Bern als Eigentümer der Anlage wird sich die finanzielle Investition höchstwahrscheinlich in absehbarer Zeit auszahlen. Die Amortisationsrechnung der Fassade hat ergeben, dass ein Drittel der gesamten Investitionskosten von rund 60 Millionen Franken innerhalb von 25 Jahren lediglich durch das Einsparen von Energiekosten beglichen werden kann. Die Frage bleibt aber, ob auch die Rechnung mit der grauen Energie in einem vergleichbaren Zeitraum aufgehen wird. Für die Herstellung der neuen Aluminiumfassade ist enorm viel Energie aufgewendet worden, die sich wohl kaum rechnen lässt. Dazu kommt, dass die Fassade und das damit verbundene Kühlsystem der Nachtauskühlung nur bedingt funktionieren. Die Prallscheiben verhindern das effiziente Lüften der Klassenräume im überhitzten Zustand. Ist die Hitze im Sommer im Raum, bringt man sie kaum mehr raus , was auch vom Rektor der Schule bestätigt wurde.41 Das Argument der natürlichen Durchlüftung kann somit weitgehend gestrichen werden. Auch der psychologische Aspekt, dass der Mensch generell eine physische Lösung der Raumlüftung bevorzugt, ist durch die nun vorgesetzte Prallschiebe fraglich und im besten Fall mit der Situation eines Kippfensters vergleichbar. Im Nachhinein wäre die Lösung, alle Räume über ein Kühlsystem aktiv zu klimatisieren, eventuell besser gewesen. Die Wassertemperatur der Schüss, welche 42 selbst im Sommer kaum über 16 °C steigt, hätte dafür genügend Kapazität geboten. Stattdessen wurden viel Geld und Energie in ein komplexes System investiert, welches die geforderten Werte nicht zu erreichen vermag. Aufgrund dessen müssen der Aufwand der Gesamtsanierung und die Auswirkung, die der Eingriff auf die historische Substanz hatte, erneut hinterfragt werden. Wäre die Alternativvariante ohne den Faktor der offenbaren Fenster schlussendlich doch eine gute und legitime Alternative gewesen? Theoretisch wurde der Ansatz vom Komitee zwar belegt, wie die Umsetzung in der Realität ausgesehen hätte, bleibt jedoch unbeantwortet.

41 Interview Cadetg, 10.12.2020. 08'42'' 42 Stokar Partner Flyer, 2017. S.2

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5.2 Erkenntnisse für die Zukunft / Fazit

Speziell in Fällen, in denen unterschiedlichste Interessengemeinschaften aufeinandertreffen, ist es wichtig, dass die Sichtweisen bereits im Vorfeld des Wettbewerbs diskutiert werden können. Im Fall des Gymnasiums Strandboden wurde ersichtlich, dass aus gegensätzlichen Ansichten zwei verhärtete Fronten entstanden sind, bei denen das eigentliche Projekt teilweise gar nicht mehr im Fokus stand, sondern nur noch, wer sich durchsetzen konnte und schlussendlich Recht bekam.43 Dies wurde durch die Interviews und Gespräche, welche für die Vertiefungsarbeit geführt wurden, von allen Seiten der Beteiligten bestätigt. Die Diskussion um das Sanierungsprojekt wurde teilweise mehr als politische Bühne genutzt, auf der sich gewisse Beteiligte profilieren wollten. Tritt eine solche Situation ein, wird es extrem schwierig eine überzeugende Lösung zu erreichen, da alle Parteien auf ihrem Standpunkt beharren. Heute sind die Nutzer zwar vorwiegend zufrieden mit dem sanierten Schulhaus, trotzdem gibt es, wie die Arbeit gezeigt hat, auch von der Nutzerseite her Punkte, die nicht optimal funktionieren. Solche Probleme hätten durch eine bessere Absprache möglicherweise verhindert werden können und hätten schlussendlich zu einer Lösung geführt, die für alle Beteiligten zufriedenstellend gewesen wäre.

43 Interview Thalmann, 09.12.2020. 13'10''

9222

Gegensätzliche Semester Reader Ansprüche Herbstsemester 2020


6

Literaturliste

Amt für Grundstücke und Gebäude, Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion des Kantons Bern, (Hg.): Gesamtsanierung Schulanlage Gymnasium Strandboden, Biel, Eckdaten, Baukennwerte. Bern 2016. Amt für Grundstücke und Gebäude, Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion des Kantons Bern, (Hg.): Biel, Ländtestrasse 8-14, Deutsches und Französisches Gymnasium Projektwettbewerb Fassade. Bericht des Preisgerichts. Bern 2005. Architekten Schwaar & Partner AG (Hg.): Tag der Berufsgruppe Architektur. Jurasüdfuss Architektur - Konzept für nachhaltige Sanierungen. Bern 2013. Architekturforum Biel (Hg.): Max Schlup architecte. Sulgen 2012. Berner Heimatschutz (Hg.): Medienmitteilung. Gymnasium Strandboden, Biel kein Weiterzug ans Bundesgericht. Biel 2012. Eidg. Komission für Denkmalpflege (Hg.): Leitsätze zur Denkmalpflege in der Schweiz. Zürich 2007 Furrer, Bernhard: Das Bild ist nicht das Denkmal. Zur Zerstörung des Baudenkmals Gymnasium Strandboden in Biel. In: Brandt, Siegrid/Haspel, Jörg (Hg.): Denkmal-Bau-Kultur. Konservatoren und Architekten im Dialog. Berlin 2017, S. 87-95. Komitee Rettet den Gymer Strandbode! (Hg.): Gymnasium Strandboden in Biel. Konzept für eine nachhaltige Sanierung. Gebäudehülle - Innenausbau - Haustechnik. Biel 2011. Minergie Schweiz (Hg.): Anwendungshilfe zu den Gebäudestandards MINERGIE®/MINERGIE-P®/ MINERGIE-A®. Basel 2019. Stokar+Partner AG (Hg.): Newsletter 31. Basel 2017.

7

Interviews / Telefongespräche

Cadetg, Leonhard. Rektor Gymnasium Strandboden. Fragen an die Nutzerseite. Interview via Teams: Biel-Menziken 10.12.2020. (Audiodatei) Maier, Alexander. Maier Hess Architekten. Fragen zum Entwurfsprozess. Interview via Meet : Zürich-Menziken 08.12.2020. (Audiodatei) Stokar, Markus. Projektcontrolling Stokar + Partner AG. Fragen zu den Baukosten Telefongespräch: Basel-Menziken 07.12.2020. Thalmann, Ivo. Komitee Rettet den Gymer Strandboden. Fragen zum Alternativvorschlag. Interview: Biel 09.12.2020. (Audiodatei) Wagner, Eugen. Baumanager Amt für Grundstücke und Gebäude des Kantons Bern. Fragen zu den Betriebskosten. Telefongespräche: Bern-Menziken 02.12.2020.

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Ein Balanceakt Erhalt des Baudenkmals und sich wandelnden Nutzungsansprüchen Sonderfall Biel –zwischen Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Grundriss Erdgeschoss der Schulanalge mit Sporthalle, Archiv Max Schlup, aus: Schlup, M. architecte (2012). S.292. Abb.2: Das Ensemble am Strandboden verzahnt den öffentlichen und den privaten Raum und schliesst die plane Fläche vor dem See in die Komposition mit ein. Ein Quer- und eine Längsachse ordnen die vier oberirdischen Gebäudekörper, Beno A. Dermond, aus: Schlup, M. architecte (2012). S.287. Abb.3: Längsschnitt durch die Schulgebäude mit Sporthalle. Querschnitt durch die Sporthalle, Aula, Lichthof und Schulgebäude. Archiv Max Schlup, aus: Schlup, M. architecte (2012). S.293. Abb.4: Der Bau zurückgeführt in den Rohbauzustand, April 2014. Bernhard Furrer, aus: Brandt, Siegrid/Haspel, Jörg (Hg.): Denkmal-Bau-Kultur. Konservatoren und Architekten im Dialog (2017) S.90. Abb.5: Fassadenschnitt Ersatzfassade. Architekten Schwaar & Partner AG, aus: Tag der Berufsgruppe Architektur. Jurasüdfuss Architektur - Konzept für nachhaltige Sanierungen. (2013) S.30. Abb.6: Vertikalschnitt (ohne Mst) © Komitee Rettet den Gymer Strandbode!, aus: Gymnasium Strandboden in Biel. Konzept für eine nachhaltige Sanierung. Gebäudehülle - Innenausbau - Haustechnik. (2011) S.13. Abb.7: Fassadenbild 1981 Max Schlup, aus aus: Schlup, M. architecte (2012). S.296-297. Abb.8: Fassadenbild 2016 nach der Sanierung. Fotografie Alexander Maier. Abb.9: Die neue Fassade, Mai 2016. Bernhard Furrer, aus: Brandt, Siegrid/Haspel, Jörg (Hg.): Denkmal-Bau-Kultur. Konservatoren und Architekten im Dialog (2017) S.91. Abb.10: Klassenzimmer vor Sanierung. Fotografie Alexander Maier. Abb.11: Klassenzimmer 2016 nach der Sanierung. Fotografie Alexander Maier. Abb.12/13: Anschlussdetail der neuen Klassenzimmertrennwand Lösung scheint durch Aufputzkabelkanäle improvisiert und antwortet schlecht auf Systemgedanke. Fotografie Fabian Huber. Abb.14: Anschlussdetail der alten Klassenzimmertrennwände, Wände schliessen mit Leichtigkeit und Logik an die Stützen und Fenster an. Fotografie Alexander Maier

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Gegensätzliche Semester Reader Ansprüche Herbstsemester 2020


9

Redlichkeitserklärung

Hiermit versichere ich, dass die vorliegende Arbeit mit dem Titel: Gegensätzliche Ansprüche Ein Balanceakt zwischen Erhalt des Baudenkmals und sich wandelnden Nutzungsansprüchen selbstständig durch mich verfasst worden ist, dass keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt worden sind und dass die Stellen der Arbeit, die anderen Werken - auch elektronischen Medien - dem Wortlaut oder Sinn nach entnommen wurden, unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht worden sind. Thomas Herger Baar, 23.12.2020

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Ein Balanceakt Erhalt des Baudenkmals und sich wandelnden Nutzungsansprüchen Sonderfall Biel –zwischen Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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Genossenschaftswohnungen für den Arbeiter anfangs Moderne Vergleich zwischen der 1. Etappe und der 2. Etappe der Arbeitersiedlung Hofmattenquartier in Nidau Von Simone Tschuppert Herbstsemester 2020

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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Semester Reader Herbstsemester 2020


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls «Vertiefungsarbeit» unter dem Überthema «Sonderfall Biel - Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten» mit der These, dass sich die Lebensqualität beim Hofmattenquartier von der 1. Etappe zu der 2. Etappe deutlich verbessert wurde. Im Zentrum der Arbeit steht die Analyse und den Vergleich vom Hofmattenquartier und deren zwei zeitlich unterschiedlichen gebauten Bauetappen. Den geschichtlichen Hintergrund der Arbeit bilden die Anfänge der Arbeitergenossenschaften in der Schweiz sowie Berlin, welcher als internationaler Vergleich dient. Als Ergänzung und Einbettung wird zudem auf das «Rote Biel» eingegangen. Durch die Analyse und den Vergleich des Hofmattenquartiers wird versucht, in verschiedenen Themen wie Wohnungstypen, Gebäudeausrichtung, etc. diese These zu belegen. Diese Arbeit zeigt auf, dass die Lebensqualität von der 1. Etappe zu der 2. Etappe gesteigert wurde.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Genossenschaftswohnungen für den Arbeiter anfangs Moderne Vergleich zwischen 1. Etappe und 2. Etappe der Arbeitersiedlung Hofmattenquartier in Nidau Simone Tschuppert Bodenhostatt 7 6373 Ennetbürgen

Dozenten Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2021

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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4 102

Genossenschaftswohnungen für den Arbeiter anfangs Moderne Semester Reader Herbstsemester 2020


Inhaltsverzeichnis

5

1 1.1 1.1

Einleitung Thema und Fragestellung Vorgehen und Methode

2 2.1 2.1.1. 2.1.2. 2.2 2.3

Anfänge des Arbeiterwohnungsbaus Arbeitergenossenschaften Schweiz Anfänge der Arbeitergenossenschaften Existenzminimum Wohnen Wohnzustände in Berlin Gartenstadt Falkenberg (1913-1916)

9 9 9 9 10 11

3 3.1 3.1.1. 3.1.2. 3.1.3. 3.1.4.

Biel im Umbruch Die drei Hauptinitianten Eduard Lanz (Architekt) Guido Müller (Stadtpräsident) Otto Schaub (Stadtbaumeister) Rotes Biel

12 12 12 12 13 14

4 4.1 4.2 4.2.1. 4.2.2. 4.2.3. 4.2.3.1. 4.2.3.2. 4.2.3.3. 4.2.3.4. 4.2.4. 4.3

Eisenbahnerbaugenossenschaft Nidau 15 Geschichte der Eisenbahner-Baugenossenschaft Nidau 15 Analyse und Vergleich Hofmattenquartier 1. Etappe und 2. Etappe 16 Ausrichtung der Gebäude 16 Wohnungstypen 17 Grundrisse 19 Nutzen von Keller- und Dachgeschoss 20 Schlafzimmeranzahl und Raumgrösse 22 Küche, Essbereich und Stube 23 Nasszellen 26 Garten 27 Erkenntnisse Vergleich 29

5

Erkenntnisse

31

6

Literaturliste

32

7

Abbildungsverzeichnis

33

8

Redlichkeits erklärung

35

Sonderfallzwischen Biel – Von Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten Vergleich 1. der Etappe und 2. Etappe der Arbeitersiedlung Hofmattenquartier in Nidau

6 6 7

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1

Einleitung

1.1

Thema und Fragestellung

Für Genossenschaftsbauten hiess es schon immer «Kosten sparen». Möglichst 1 viel Wohnungsqualität auf meist sehr kleiner Raumfläche. Das ist für jeden Architekt eine Herausforderung. Doch ich finde, dass zeigt erst die Begabung eines Architekten oder eben nicht. Es muss alles genaustens durchdacht, funktional, und praktisch sein, zudem soll es ein behagliches Empfinden auslösen. Denn die Bewohner einer Genossenschaft sollen nicht das Gefühl haben, in einer abgeschobenen Wohnsiedlung zu leben. Dies hat mich dazu veranlasst die Vertiefungsarbeit über Arbeitersiedlungen von Genossenschaften zu schreiben. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den ersten Arbeitergenossenschaften und deren Wohnungsbauten anfangs Moderne. Im Fokus ist die 1. und 2. Etappe vom Hofmattenquartier in Nidau. Diese war für die Eisenbahner-Baugenossenschaft Nidau die erste Wohnsiedlung mit mehr als 100 Wohneinheiten.2 Als Einbettung und Klärung sind geschichtliche Hintergründe der damaligen Zeit notwenig. Denn als die 1. Etappe (1912-1918) des Hofmattenquartiers gebaut wurde, gab es in vielen Städten Europas eine extreme Wohnungsnot. Dies war vorallem durch den rasanten Wachstum der Bevölkerung aufgrund der Industrialisierung zurückzuführen.3 Folglich des katastrophalen Ausmasses, setzten sich viele soziale Initianten für menschenwürdige und bezahlbare Wohnungen ein.4 Daraus resultierten viele Arbeitergenossenschaften.5 20 Jahre nach der 1. Etappe des Hofmattenquartiers entstand ab 1929 die 2. Etappe. Die beiden Etappen werden in verschiedenen Themenbereichen verglichen und analysiert. Dabei geht die Arbeit folgender These nach: Die Lebensqualität vom Hofmattenquartier von der 1. Etappe zu der 2. Etappe hat sich deutlich verbessert. Nach Vollendung der Vertiefungsarbeit wird im Kapitel «4.3 Erkenntnisse Vergleich» erläutert, inwiefern diese These bestätigt oder widerlegt werden kann. Abb. 1. Archivfoto von 1. Etappe Abb. 2. Archivfoto von 2. Etappe

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1

Dagmar, A., Conrad Daeniker, H., & Hartmann, S. (2000). Wegweisend wohnen. Zürich und Frankfurt: Verlag Scheidegger & Spiess AG. S.15

2

Architekturgmbh: Dossier Hofmattenquartier Nidau Siedlungskonzept Eisenbahner Baugenossenschaft Nidau. Nidau: 2017. S.4-5

3

Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG. (o.D.). WER WIR SIND. Aufgerufen von https://1892.de/wer-wir-sind/ (04.01.2021).

4

Ritter, N. (2011) «Denken, Verbinden, Netze spannen, Das «Rote Biel», Hand in Hand» In Eduard Lanz 1886–1972, Rot Und Schwarz, Lokale Architektenkarriere Und InternationalesSelbstverständnis, (S.14-43) Inauguraldissertation der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern. S.14-43

5

Dagmar, A., Conrad Daeniker, H., & Hartmann, S. (2000). Wegweisend wohnen. Zürich und Frankfurt: Verlag Scheidegger & Spiess AG. S.9-12

Genossenschaftswohnungen für den Arbeiter anfangs Moderne Semester Reader Herbstsemester 2020


1.1

Vorgehen und Methode

Als Basis der Arbeit werden zuerst die geschichtlichen Hintergründe der damaligen Zeit erläutert. Dabei wird auf die Anfänge der Arbeitergenosschaften in der Schweiz sowie in Berlin eingegangen. Vorallem werden die Auslöser für die Gründung der Arbeitergenossenschaften untersucht. Auch sollen die Grundgedanken für ein Entwerfen eines Grundrisses ermittelt werden. Als internationalen Vergleich wird die Genossenschaftssiedlung «Gartenstadt Falkenberg» untersucht. Sie soll in einem späteren Zeitpunkt einen internationalen Zusammenhang ermöglichen. Als Ergänzung und Einbettung der Vertiefungsarbeit wird anschliessend auf das «Rote Biel» eingegangen. Dabei soll eine Kurzbiographie der drei Hauptinitianten und dessen Beweggründe erläutert werden. Im Haupteil der Arbeit, wird die Analyse und den Vergleich von der 1. und 2. Etappe vom Hofmattenquartier der Eisenbahner-Baugenossenschaft Nidau angeschaut. Dabei werden verschieden Themen genauer untersucht. Von der Ausrichtung der Gebäude, Vergleiche der Grundrisse in verschiedenen Themenbereichen bis zur detaillierten Untersuchung der Küche werden viele Aspekte für die Vertiefungsarbeit beachtet. Die Vergleiche werden vom Grossen ganzen bis ins Detail bewusst gewählt, damit möglichst viele Aspekte zur Untersuchung der These berücksichtigt werden. Zum Schluss wird versucht die These zu bestätigen oder zu widerlegen. Auch wird versucht aus den vorliegenden Untersuchungen allgemeine Schlüsse zu ziehen. Ergänzend mit dem Untersuch von Berlin wird probiert, wie bereits oben erwähnt, einen internationalen Zusammenhang zu erstellen.

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Sonderfallzwischen Biel – Von Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten Vergleich 1. der Etappe und 2. Etappe der Arbeitersiedlung Hofmattenquartier in Nidau

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Genossenschaftswohnungen für den Arbeiter anfangs Moderne Semester Reader Herbstsemester 2020


2

Anfänge des Arbeiterwohnungsbaus

2.1

Arbeitergenossenschaften Schweiz

2.1.1. Anfänge der Arbeitergenossenschaften Arbeiter und Arbeiterinnen in der Schweiz schlossen sich erst kurz vor dem Ersten Weltkrieg zu Genossenschaften zusammen. Dazumal hat sich eine extreme Wohnungsnot ausgebreitet, die um 1918 katastrophale Ausmasse annahm. Um obdachlose Familien eine Wohnung zu bieten, wurden damals leere Büros und Lagerräume vom Staat requiriert. Zudem legte die kriegswirtschaftliche Knappheit an Material und extrem hohe Preise die gesamte Baubranche lahm. Die einzigen Bauherren, die zu dieser Zeit noch Wohnungen erstellten, waren vor allem Gemeinden und einzelne Genossenschaften. Aufgrund der ernsten Lage bewilligte das eidgenössische Parlament 1919 erstmals Subventionen, um die Wohnungsproduktion anzukurbeln. Das grundlegende Ziel war neben dem Wohnungsbau, den sozialen Unruhen und Umsturztendenzen entgegenzuwirken. Durch die Fördermassnahmen entstand ein regelrechter Baumboom in der Schweiz. Durch diverse Baugenossenschaften wurden nun 6 jedes Jahr über tausend Wohnungen neu gebaut. 2.1.2. Existenzminimum Wohnen Zu allen Zeiten hiess es für die Genossenschaftsbauten Kosten sparen. Möglichst viel Wohnungsqualität auf meist sehr kleiner Raumfläche. Nachkriegswohnungen waren besonders stark geprägt von Kosteneinsparung. Pro Wohnung gab es zu dieser Zeit oft nur einen Wasserhahn und einen Heizofen. Bäder, wenn vorhanden, befanden sich höchstens in den Kellergeschossen. Dies forderte die damaligen Architekten sehr heraus, eine ideale Arbeiterwohnung für das Existenzminimum zu konzipieren. Die ideale Arbeiterwohnung musste zwei Anforderungen erfüllen: Einerseits sollte die Wohnung so klein sein, dass das Untervermieten von Zimmern nicht möglich und notwendig war. Denn die Behörden und Vorstände sahen das als eine Gefahr für das Familienleben. Bei Untervermietung würde die Privatsphäre gestört und man traute den Untermietern alle Arten von Unmoral zu. Anderseits musste die Wohnung doch so gross sein, dass die Kinder Geschlechter getrennte Zimmer hatten. Daraus resultierte sich, dass eine durchschnittliche Arbeiterwohnung minimum und maximum drei 7 Zimmern hatte.

6 7

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Dagmar, A., Conrad Daeniker, H., & Hartmann, S. (2000). Wegweisend wohnen. Zürich und Frankfurt: Verlag Scheidegger & Spiess AG. S.9-12 Dagmar, A., Conrad Daeniker, H., & Hartmann, S. (2000). Wegweisend wohnen. Zürich und Frankfurt: Verlag Scheidegger & Spiess AG. S.15-16

Sonderfallzwischen Biel – Von Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten Vergleich 1. der Etappe und 2. Etappe der Arbeitersiedlung Hofmattenquartier in Nidau

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2.2

Wohnzustände in Berlin

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Berlin 251`550 Einzimmerwohnungen mit 768`837 Bewohnern. Noch weiter wurde diese hohe Wohndichte durch Untervermietung an Schlafgänger erhöht. Denn rund 15 Prozent aller Haushalte in 8 Berlin um 1880 hatte ein oder mehrere Schlafgänger in der Wohnung. Aufgrund der hohen Nachfrage stiegen folglich die Mieten zwischen 1880 und 1892 um fast 75 Prozent. Zu jener Zeit strömten Tausende von Arbeitssuchenden aus den ländlichen Gebieten in die Industrie- und Handelsmetropole Berlin. Eine vom 9 Staat organisierte Wohnungspolitik gab es dazumal noch nicht. Doch aufgrund der dramatischen Entwicklungen stellte der Staat Ende des 19. Jahrhunderts den Ernst der Lage fest. Sie erkannten, dass die Nachfrage nach Wohnungen nicht ausschliesslich über den freien Markt geregelt werden konnte. Der Staat musste unterstützend eingreifen, um den ärmeren Bevölkerungssichten Wohnungen zu verschaffen. Denn der Staat sah die Unterstützung des Bauens als eine der zentrale Fragen in der Sozialpolitik und entscheidend für den gesellschaftlichen 10 Frieden an. Abb. 3. Wohnungselend in Berlin

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9 10

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Rose, P. (03. September 2012). WOHNUNGSELEND IN BERLIN WÄHREND DER URBANISIERUNG [Blog]. Aufgerufen von https://sauseschritt. net/?p=590 (04.01.2021). Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG. (o.D.). WER WIR SIND. Aufgerufen von https://1892.de/wer-wir-sind/ (04.01.2021). Görlich, M. (2018). Die Entwicklung des Sozialen Wohnungsbaus in der frühen BRD und die Sonderrolle West-Berlins. Hausarbeit, 21 Seiten. Aufgerufen von https://www.grin.com/document/464630 (04.01.2021).

Genossenschaftswohnungen für den Arbeiter anfangs Moderne Semester Reader Herbstsemester 2020


2.3

Gartenstadt Falkenberg (1913-1916)

Im Auftrag des Berliner Spar- und Bauvereins (heute Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG) entwarf der Architekt Bruno Taut die Gartenstadtsiedlung Falkenberg. Dabei sollten bezahlbare Wohnungen in BerlinKöpenick entstehen. Zu dieser Zeit wie im Kapitel «2.2 Wohnzustände in Berlin» geschrieben, war in Berlin eine extreme Wohnungsnot. Daher war das Ziel der Siedlung menschenwürdige Wohnungen zu bieten, welche viel Grünraum für Selbstversorgung zur Verfügung stellt. Das Vorbild dafür war «Garden City», welche urbanes und ländliches Leben miteinander verbindet. Zudem wollte Taut als Kontrast zur damaligen üblichen grau-verputzen Mietskasernen einen farbigen Akzent setzten, daher fielen die Fassaden sehr farbig aus. Der ursprüngliche Plan war es eine Gartenstadt für 7`500 Bewohner mit 1`500 11 Wohnungen zu schaffen. Jedoch konnten Aufgrund des Krieges bis 1916 lediglich zwei kleinere Bauabschnitte realisiert werden. Namentlich der Akazi12 enhof und Gartenstadtweg. Dort entstanden nur 127 Wohnungen. In weiteren Etappen nach dem Krieg wurden schlussendlich bis heute 129 Wohneinheiten, 13 davon 48 Geschosswohnungen und 81 Einfamilienhäuser realisiert. Abb. 4. EG und 1. OG Grundriss, Reihenhaustyp Akazienhof Abb. 5. Fassadenfoto von Akazienhof 2-3

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Brenne, W. (2008). Master of colourful architecture in Berlin Bruno Taut Meister des farbigen Bauens in Berlin. Verlagshaus Braun.S. 56-59 Brenne Architekten. (o.D.). Gartenstadt Falkenberg. Aufgerufen von https:// www.brenne-architekten.de/gartenstadt-falkenberg/ (28.12.2020). Brenne, W. (2008). Master of colourful architecture in Berlin Bruno Taut Meister des farbigen Bauens in Berlin. Verlagshaus Braun.S. 56-59

Sonderfallzwischen Biel – Von Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten Vergleich 1. der Etappe und 2. Etappe der Arbeitersiedlung Hofmattenquartier in Nidau

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3

Biel im Umbruch

3.1

Die drei Hauptinitianten

3.1.1. Eduard Lanz (Architekt) Eduard Lanz wurde 1886 in Biel in eine gutbürgerliche Familie geboren, welche fest in der Stadt verwurzelt war und über ausreichend finanzielle Mitteln verfügte. Seit Kindheit wurden Eduard Lanz folgende Werte mitgegeben: Das Wirken in den Dienst anderer zu stellen, Verantwortung zu übernehmen und aktiv einzugreifen. Nicht wie sein Grossvater, Vater und Bruder wurde er Arzt, sondern entschied sich für ein Architekturstudium in Zürich an der ETH. Durch diverse Professorenpersönlichkeiten wie Lujo Brentano, Fritz Burger und Karl Voll wurde Eduard Lanz schon in seinem Architekturstudium sozialpolitisch beeinflusst. Beispielsweise sensibilisierte Lujo Brentano die Studenten auf die Wohnungsnöte in München und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. 1904 kritisierte Brentano bereits die Missstände der mangelnden Reformen im Wohnungsbau der Stadt München aufs Schärfste. Er beanstandete, dass die kleinen und engen Wohlverhältnisse einen «Familien- und Sittlichkeitszerfall, Krankheiten sowie die Begrenzung der benötigten Atemluft zur Folge» haben können. Das wirkliche Problem, die Raumknappheit, fasste aber Brentano folgendermassen zusammen: «In 62 Fällen wurde festgestellt, dass 275 Personen auf 145 Betten angewiesen waren.» Nach dem Architekturstudium in der Schweiz ging Eduard Lanz zwei Jahre (1916-1918) nach Berlin. Zu dieser Zeit wurde sein sozialpolitisches Interesse immer grösser. Er hoffte, dass der Kapitalismus ausgerottet und durch Sozialismus ersetzt wird. Er sah sein sozialpolitisches Anliegen und die Architektur als eine gesamteinheitliche Aufgabe an. Seine Vorstellung würde Gerechtigkeit für alle Menschen bringen, Veränderung für Arbeiter und Neuerungen im Wohnungsbau. Durch die damalige heikle, unsichere und gefährliche politische Lage in Berlin aufgrund des Ersten Weltkrieges, kehrte Eduard Lanz auf Druck der Familie Ende Januar 1919 wieder zurück nach Biel. Nach der Rückkehr war Eduard Lanz bei den Schweizerischen Bundesbahnen tätig. Er war für die Projektierung sowohl für die Ausführung der neuen Lokomotivremise in Biel verantwortlich. 1921 bezog Lanz eine Dienstwohnung in der Eisenbahnsiedlung Hofmatte in Nidau. Dabei wurde er Nachbar und Parteikollege von Guido Müller (Stadtpräsident Biel). Auf unerwartete Weise eröffnete für Eduard Lanz die Stadt Biel Möglichkeiten, seine sozialpolitische Anschauung nutzbringend mit seinem Wissen und Können als Architekt zu verbinden, für die Bevölkerung einzusetzen und neue Wege zu gehen. Wovon Lanz noch in Berlin geträumt hatte 14 - das «ganzeinheitliche» Arbeiten - war plötzlich greifbar Nahe geworden. 3.1.2. Guido Müller (Stadtpräsident) Guido Müller wurde in Biel 1875 geboren. Er stammt aus einfachen und bescheidenen Verhältnissen und war der älteste Sohn von drei Kindern. Seine alleinerziehende Mutter ermöglichte ihm den Besuch der Eisenbahnschule am Technikum in Biel. Durch seinen Ehrgeiz stieg Müller schnell auf und wurde nachdem er in Tessin tätig war als Lehrer an die Bieler Eisenbahnschule gewählt. Neben seinem Beruf bildete er sich fortlaufend weiter und absolvierte ein Studium der

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Ritter, N. (2011) «Denken, Verbinden, Netze spannen, Das «Rote Biel», Hand in Hand» In Eduard Lanz 1886–1972, Rot Und Schwarz, Lokale Architektenkarriere Und InternationalesSelbstverständnis, (S.14-43) Inauguraldissertation der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern.

Genossenschaftswohnungen für den Arbeiter anfangs Moderne Semester Reader Herbstsemester 2020


Nationalökonomie. Von 1907 bis 1920 war er am Technikum in Biel Lehrer. 1917 wurde Guido Müller in seiner Wohngemeinde Nidau Gemeindepräsident, wo er die Eisenbahner-Genossenschaftssiedlung Hofmatte gründete. Von 1921 bis 1947 war Guido Müller Stadtpräsident von Biel, was eine aussergewöhnlich 15 lange Zeit ist. 3.1.3. Otto Schaub (Stadtbaumeister) Otto Schaub führte das Amt des Stadtbaumeisters von 1925-1947 aus und spielte dabei eine zentrale Rolle. Er gilt bis heute als massgeblicher Förderer und konsequentester Unterstützer der Moderne. In der Gestaltung der öffentlichen Bauten hatte Schaub überwiegend freie Hand. Er wagte sich was zu tun, ausgehend von der Idee der seriellen, kostengünstigen Produktion und entwickelte ein Musterhaus in Leichtbauweise (Holzbeton). Das Beispiel wurde in der Architekturzeitschrift «werk» diskutiert und errang grosse 16 Beachtung.

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Ritter, N. (2011) «Denken, Verbinden, Netze spannen, Das «Rote Biel», Hand in Hand» In Eduard Lanz 1886–1972, Rot Und Schwarz, Lokale Architektenkarriere Und InternationalesSelbstverständnis, (S.14-43) Inauguraldissertation der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern. Ritter, N. (2011) «Denken, Verbinden, Netze spannen, Das «Rote Biel», Hand in Hand» In Eduard Lanz 1886–1972, Rot Und Schwarz, Lokale Architektenkarriere Und InternationalesSelbstverständnis, (S.14-43) Inauguraldissertation der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern.

Sonderfallzwischen Biel – Von Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten Vergleich 1. der Etappe und 2. Etappe der Arbeitersiedlung Hofmattenquartier in Nidau

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3.1.4. Rotes Biel Anfang der 1920er Jahre stand Biel vor einer entscheidenen Änderung. Die Uhrenindustrie, mit der Biel schicksalhaft verbunden ist, erlebte einen starken Aufschwung. Innerhalb von fünfzig Jahren war die Bevölkerung um das Sechsfache gewachsen und umfasste dazumal rund 30`000 Einwohner. Zu dieser Zeit gehörte Biel zu den Städten in der Schweiz mit der grössten Zunahme an zugezogenen Arbeitern. Die Probleme die sich draus resultierten zeigte sich in diversen europäischen Städten mit ähnlichen Entwicklungssprüngen. Die Stadtentwicklung wurde über mehrere Jahrzehnte lang sich selbst überlassen. Zur Folge hatte das Nachhinken der städtebaulichen Bedürfnisse und der Wohnungsnot eine sozialräumliche Gliederung der Gesellschaft. Zu dieser Zeit bestand überall Handlungsbedarf. Der Sieg der Sozialdemokraten 1921 brachte Bewegung. Mit der neu gewählten Regierung begann einen Zeitabschnitt des «Gemeindesozialismus». Dieser Begriff umfasste die Verbesserung von Erziehung und Hygiene, den Ausbau der Betreuung und den sozialen Wohnungsbau. Als einer der wichtigsten und grössten Aufgaben für die Stadtführung erwies sich erschwinglichen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Ohne fest entschlossene Lenker und Vordenker wäre die Veränderung und die grosse bauliche Leitungen in diesem Ausmass in Biel nicht möglich gewesen. Aber die wohlmöglich einflussreichsten Herren waren das Dreiergespann Guido Müller (Stadtpräsident), Otto Schaub (Stadtbaumeister) und Eduard Lanz (Architekt). Sie setzen sich am tatkräftigsten für die den Vorantrieb und Modernisierung der Stadt Biel 17 ein.

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Ritter, N. (2011) «Denken, Verbinden, Netze spannen, Das «Rote Biel», Hand in Hand» In Eduard Lanz 1886–1972, Rot Und Schwarz, Lokale Architektenkarriere Und InternationalesSelbstverständnis, (S.14-43) Inauguraldissertation der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern.

Genossenschaftswohnungen für den Arbeiter anfangs Moderne Semester Reader Herbstsemester 2020


4

Eisenbahnerbaugenossenschaft Nidau

4.1

Geschichte der Eisenbahner-Baugenossenschaft Nidau

Im 19. Jahrhundert begann die Eisenbahn die Schweiz zu erobern. Im ganzen Land entstanden Bahnhöfe und Depots. Für die neu geschaffenen Arbeitsplätze fehlte jedoch an vielen Orten der nötig gebrauchte Wohnraum für die Angestellten. Zudem war der private Wohnungsmarkt zu teuer für die Arbeiterklasse. Die Bahnen selbst wollten sich nicht für den Wohnungsbau der Arbeiter beteiligen, daher ergriffen die Eisenbahner Selbstinitiative und gründeten Genossenschaften. Anfangs mussten die Initianten mit grossen Hindernissen zurecht kommen. Beispielsweise mussten sie für Bankkredite, Bauland oder Hypotheken vielmehr kämpfen als andere um diese zu Erhalten. Neben ihrer kargen Freizeit und dank der grossen Eigenleistung der Initianten wurde neben anderen Genossenschaften am 29. April 1910 die damalige Eisenbahner-Baugenossenschaft Biel (heute: Eisenbahner-Baugenossenschaft Nidau) gegründet. Eines der 18 Gründungsmitglieder war der spätere Stadtpräsident Müller Guido. Aufgrund des hohen Bodenpreises in Biel entschloss die damalige EisenbahnerBaugenossenschaft Biel ihre erste Wohnsiedlung Hofmattenquartier in der Nachbargemeinde Nidau zu errichten. In den Jahren von 1911 bis 1929 entstanden knapp 80 Gebäude. Die Gesamtfläche der Überbauung entspricht ungefähr derjenigen der damaligen Nidauer Altstadt. Die Architekten für die 1. Etappe von 1911 bis 1914 waren d Moser & Schürch aus Biel sowie Lindt & Peter und Suter & 19 Lindt aus Nidau. Die letzte Etappe führte der Architekt Eduard Lanz 1929 aus. Neben dem Hofmattenquartier mit mehr als 100 Wohnungen realisierte die Genossenschaft in darauffolgenden Jahren beim Rennweg 32 Wohnungen (Baujahr 1925), beim Orpundstrasse 24 Wohnungen (Baujahr 1947) und beim Gotthelf 40 Wohnungen (Baujahr 1965).

Abb. 6. Archivfoto von Hofmattenstrasse (1. Etappe)

Geschäftsstelle EBG Nidau. (o.D.). Geschichte der EBG Nidau. Aufgerufen von https://www.ebg-nidau.ch/genossenschaft/ geschichte/ (05.01.2021). 19 Architekturgmbh: Dossier Hofmattenquartier Nidau Siedlungskonzept Eisenbahner Baugenossenschaft Nidau. Nidau: 2017. S. 1 20 Geschäftsstelle EBG Nidau. (o.D.). Unsere Quartiere. Aufgerufen von https://www.ebg-nidau.ch/quartiere/ (05.01.2021). 18

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Sonderfallzwischen Biel – Von Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten Vergleich 1. der Etappe und 2. Etappe der Arbeitersiedlung Hofmattenquartier in Nidau

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4.2

Analyse und Vergleich Hofmattenquartier 1. Etappe und 2. Etappe

4.2.1. Ausrichtung der Gebäude Die Gebäude der 1. Etappe sehen auf den ersten Blick sehr willkürlich ausgerichtet aus. Bei der 2. Etappe hingegen sind die Gebäude alle in dieselbe Richtung ausgerichtet. Ein Grund für die verstreute Häuserlandschaft der ersten Bebauung kann sein, dass sie von drei unterschiedlichen Architekturbüros entworfen wurden. Folglich entstanden ganz unterschiedliche Wohnungstypen und Gebäudeausrichtungen. Die zweite Etappe hingegen wurde nur von einem Architekten entworfen. Dabei entwarf dieser wesentlich weniger unterschiedliche Wohnungstypen und richtete alle in die gleiche Richtung aus. Nahe liegt, dass sich Eduard Lanz mit dem Stand der Sonne auseinandergesetzt und folglich diese Entscheidung getroffen hat. Denn alle Häuser der 2. Etappe sind nach Südosten ausgerichtet, wodurch viel mehr Sonnenlicht in die 21 Wohneinheiten kommt. Abb. 7. Übersichtsplan vom Hofmattenquartier, Grün = 1. Etappe und Rot = 2. Etappe

21 Architekturgmbh: Dossier Hofmattenquartier Nidau Siedlungskon-

zept Eisenbahner Baugenossenschaft Nidau. Nidau: 2017. S. 2-5

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4.2.2. Wohnungstypen

Abb. 10. Legende zu Gebäudetypologien 1. Etappe Abb. 8. Gebäudetypologien 1. Etappe

Abb. 9. Legende zu Gebäudetypologien 2. Etappe Abb. 11. Gebäudetypologien 2. Etappe

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4.2.2. Wohnungstypen Die 1.Etappe beinhaltete 47 Geschosswohnungen und 25 Reiheneinfamilienhäuser. Ganz grob gibt es fünf Einfamilienhaustypen, welche unterschiedliche oft wiederholt wurden. Der Typ B kam am meisten vor. Zum grössten Teil wurde der Typ A bei den Geschosswohnungen in unterschiedlichen Varianten realisiert, bei anderen Typen gibt es von denen nur zwei Abweichungen. Die Präsidentenvilla (Reckweg 5) ist das einzige freistehende Einfamilienhaus der gesamten Überbauung. Die 2. Etappe hat 3 Geschosswohnungen und 28 Reiheneinfamilienhäuser, als auch ein Genossenschaftsgeäude mit Saal und Büro. Die Einfamilienhäuser teilen sich in zwei Typen auf, wobei der grössere Typus I5 mehr als zweimal so viel wie der kleinere I4 vorkommt. Die einzige zwei Geschosswohnungen befinden sich im Genosschenschaftsgebäude. Folglich ist die Grundrissvielfalt insgesamt von der 1. zu der 2. Etappe viel grösser. Dies könnte wie bei der Ausrichtung damit zu tun haben, dass bei der 1. Etappe drei verschiedene Architekturbüros entwarfen und bei der 22 2. Etappe nur Eduard Lanz.

22 Architekturgmbh: Dossier Hofmattenquartier Nidau Siedlungskon-

zept Eisenbahner Baugenossenschaft Nidau. Nidau: 2017. S. 4-5

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4.2.3.Grundrisse Für den nachfolgende Teil «Analyse und Vergleich der 1. und 2. Etappe» wurde zwei ähnliche Grundrisstypen ausgewählt. Beide Beispiele sind Ausschnitte eines Reiheneinfamilienhauses.

Abb. 12. Archivfoto 1. Etappe Kellergeschoss Abb. 13. Archivfoto 1. Etappe Erdgeschoss

Abb. 14. Archivfoto 1. Etappe Obergeschoss Abb. 15. Archivfoto 1. Etappe Dachgeschoss

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Abb. 16. Archivfoto 2. Etappe Kellergeschoss Abb. 17. Archivfoto 2. Etappe Erdgeschoss

Abb. 18. Archivfoto 2. Etappe Obergeschoss Abb. 19. Archivfoto 2. Etappe Dachgeschoss

4.2.3.1. Nutzen von Keller- und Dachgeschoss In der 1. Etappe wurde das Kellergeschoss vor allem als Lagerraum (ein Raum für die Kohle und zwei Räume für den Keller) sowie als Waschraum genutzt. Das Dachgeschoss wurde laut den Plänen nicht für einen bestimmten Nutzen gedacht. Gut möglich aber, dass dieses Geschoss aufgrund des steilen Satteldachs und den wenigen Lichtöffnungen als einen weiteren Lagerraum genutzt wurde. Auch im ersten Obergeschoss in der 1. Etappe ist im Grundriss eine Laube zu sehen, die früher als kalter Lagerraum diente, welche vom Schlafzimmer erschlossen wurde. Das Untergeschoss in der 2. Etappe wurde als Keller und Waschküche aber auch als Werkstatt genutzt mit direktem Zugang in den oberhalb gelegenen Aussenbereich. Das Dachgeschoss wurde wie in der 1. Etappe nicht für einen bestimmten Nutzen auf den Plänen gekennzeichnet. Hingegen zur früheren Etappe wurde im Dachgeschoss eine Lukarne geplant, welche deutlich mehr Licht und Raumhöhe in den Raum brach. Deshalb ist es gut möglich, dass sich in diesem Geschoss ein weiteres Zimmer befand.

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Der Vergleich zeigt, dass in der 1. Etappe deutlich mehr Lagerräume geplant wurden als in der 2. Etappe. Dies könnte damit zu tun haben, dass man Anfang des 20. Jahrhundert das Essen «einmachen» und lagern wollte und froh war um möglichst viel Lagerfläche. Denn als die Industrialisierung begann und durch diese die Bevölkerungszahl zunahm, kam die Lebensmittelproduktion nicht mehr nach. Viele Menschen mussten Hunger leiden. Durch diese grosse Nachfrage 23 waren die Lebensmittel sehr teuer. Die Gesamtausgaben vom Lohn eines Arbeiters zu Beginn des 20. Jahrhunderts für Lebensmittel betrug rund 40 24 Prozent. Durch eine neue technologische Entwicklung wurde die Lagerung und Herstellung von Lebensmittel verändert. Neu war es möglich, Lebensmittel luftdicht zu verpacken, sie zu kühlen und zu gefrieren. Damit wurde die Haltbarkeit der Lebensmittel deutlichverlängrt. Dies führte dazu, dass mehr Lagerfläche 25 gebraucht wurde. Abb. 20. Archivfoto vom Bau der 1. Etappe

23 Real GmbH. (o.D.). Geschichte der Ernährung - Essen früher und heute. Aufgerufen von https://www.real-markt.de/besser-leben/ernaehrung-gesundheit/gesunde-ernaehrung/geschichte-der-ernaehrung-essen-frueherund-heute/ (01.01.2021). 24 Tanner, J. (01.03.2017). Ernährung. Aufgerufen von https://hls-dhs-dss.ch/ de/articles/016224/2017-03-01/ (01.01.2021). 25 Real GmbH. (o.D.). Geschichte der Ernährung - Essen früher und heute. Aufgerufen von https://www.real-markt.de/besser-leben/ernaehrung-gesundheit/gesunde-ernaehrung/geschichte-der-ernaehrung-essen-frueherund-heute/ (01.01.2021).

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Sonderfall – Von 1. derEtappe Arbeiterstadt zur Stadt Möglichkeiten Hofmattenquartier in Nidau Vergleich Biel zwischen und 2. Etappe derder Arbeitersiedlung

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4.2.3.2. Schlafzimmeranzahl und Raumgrösse Wie bereits im Kapitel «2.1.2 Existenzminimum Wohnen» erwähnt, war der Grundgedanke dass der Architekt genau drei Schlafzimmer pro Wohneinheit entwerfen sollte - ein Zimmer für die Eltern, ein Zimmer für die Knaben und ein 26 Zimmer für die Mädchen. Bei der 1. Etappe wurde dies so umgesetzt. Es wurden drei Schlafzimmer im Obergeschoss geplant. Die Schlafzimmer schwanken zwischen 8m² - 10m², was für heutige Verhältnisse sehr klein ist. Diese kleinen Raumgrössen machte aber ein Untervermieten der Zimmer fast unmöglich. Bei der 2. Etappe wurden drei Schlafzimmer im Obergeschoss entworfen und ein mögliches Schlafzimmer im Dachgeschoss. Die Schlafzimmer schwanken von 7m² - 14.5m². Der Vergleich zeigt, dass sich die Schlafzimmeranzahl und -grössen von der 1. zu der 2. Etappe zunahm, obwohl die Hausgrösse fast identisch ist (Hausaussenmass 1.Etappe: 6.70 m x 7.70 m / Hausaussenmass 2. Etappe: 6.70 m x 7.80 m). Dies hat einerseits damit zu tun, dass Eduard Lanz für die 2. Etappe deutlich dünnere Innenwände geplant hat - neu 5 cm anstatt 12 cm. Zudem hat er nur eine Treppentyp für das ganze Haus entworfen und nicht wie in der vorherigen Bauetappe eine bis und mit Obergeschoss und eine andere, separate Treppe nur für das Dachgeschoss. Diese Entscheidung hat auch wieder viel Platz im Obergeschoss gesparrt. Zusätzlich wurde wie im vorherigen Kapitel «4.2.3.1 Nutzen von Keller- und Dachgeschoss» erwähnt, wurde in der 1. Etappe noch viel mehr Lagerfläche geplant als in der 2. Etappe. Die Laube im Obergeschoss, sowie auch das ganze fast unbelichtete und steile Dachgeschoss nahm in der 1. Etappe viel Raumfläche weg.

26 Dagmar, A., Conrad Daeniker, H., & Hartmann, S. (2000). Wegwei-

send wohnen. Zürich und Frankfurt: Verlag Scheidegger & Spiess AG. S.15-16

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4.2.3.3. Küche, Essbereich und Stube

Abb. 21. Archivfoto Küche Schnittübersicht Abb. 22. Archivfoto Küche Grundrissschnitt A-B

Abb. 23. Archivfoto Küche Grundrissschnitt C-D Abb. 24. Archivfoto Küche Grundrissschnitt E-F

Abb. 25. Links «herkömmliche Küche», Rechts «Frankfurter Küche»

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4.2.3.3 Küche, Essbereich und Stube Genauere Küchenpläne zu der 1. Etappe sind im Archiv nicht vorhanden. Nahe liegt, dass die Küche nicht so eine wichtige Rolle gespielt hat. Denn Nebenflächen, welche zu dieser Zeit als «unnütze Räume» galten (wie Korridor, Küche und Badezimmer), mussten auf die absolute notwendigste Grösse entworfen werden. Die ersten Genossenschaftswohnungen hatten eine eher kleine Küche, bei der meist der Platz fehlte für eine richtigen Ess- Arbeitstisch aufzustellen. Trotz dieser Enge haben Generationen von Genossenschaftsfamilien ihre täglichen drei Mahlzeiten in dieser kleinen Küche eingenommen. Einerseits könnte dies damit zu tun haben, da viele Arbeiter vom Land kamen und gewohnt waren in der Küche zu Essen. Andererseits wollte man die gute Stube schonen und die 27 Wege zum Anrichten möglichst kurz halten. Ob dies auch auf die 1. Etappe zutrifft kann nur vermutet werden. Auf den originalen Plänen ist ersichtlich, dass im Erdgeschoss zwei Stuben geplant wurden. Wie zu dieser Zeit nicht unüblich gab es eine «normale Stube» und eine «schöne Stube». Die «schöne Stube» war sehr hochwertig eingerichtet eine sogenannte 28 «Prunkstube». Meist war die Grundausstattung neben dem Esstisch ein gepolstertes Sofa, edle Vorhänge und immer häufiger hingen auch Bilder an den 29 Wänden. Dieser Raum galt auch oft als Sonntagsstube und wurde ausschliesslich am Ruhetag genutzt. Sie wurde auch vor allem für Familienfeste oder wich30 tigen Besuche als reiner Repräsentatiosraum genutzt. Die Küche der 2. Etappe wurde hingegen genaustens durchgeplant. Im Archiv waren 1:20 Detailpläne von Eduard Lanz datiert auf den 09. Januar 1929. Die Einteilung der Küche gleicht sehr, der von der «Frankfurter Küche». Diese wurde Anfang der 1920er Jahre von Margarete Schütte-Lihotzky entworfen. Die Grundlage war dafür das Taylor-Prinzip aus der amerikanischen Industrie, wobei einzelne Arbeitsschritte und -wege mit der Stoppuhr gemessen wurden, um damit die Abläufe zeitlich und räumlich zu optimieren. Schütte-Lihotzky entwarf auf gerade mal 6.5 Quadratmeter Fläche (3,44 m x 1,87 m) eine effiziente Küche. Durch ein sehr ausgeklügeltes System konnten alle für die Hausarbeit wichtigen Gerätschaften in diesem kleinen Raum integriert werden. Arbeitsflächen konnten ausgezogen werden, ein Tisch und ein Bügelbrett sind ausklappbar an der Wand befestigt. Die Materialen der Küche mussten alle abwaschbar und widerstandsfähig sein. Die «Frankfurter Küche» war nicht für die obere Mittelschicht gedacht, 31 sondern für die Arbeiterklasse und untere Mittelschicht.

27 Dagmar, A., Conrad Daeniker, H., & Hartmann, S. (2000). Wegweisend wohnen. Zürich und Frankfurt: Verlag Scheidegger & Spiess AG. S.14-18 28 Gruber, A. (1991). Wohnkultur… Wohnkultur??. Das Wohnen, 6, S. 12-13 29 Kurz, D. (03.02.2015). 3.2 Wohnleitbilder. Aufgerufen von https://hls-dhs-dss. ch/de/articles/016229/2015-02-03/#_hls_references (28.12.2020). 30 Gruber, A. (1991). Wohnkultur… Wohnkultur??. Das Wohnen, 6, S. 12-13 31 Aufmkolk, T. (26.09.2018). Frankfurter Küche. Aufgerufen von https://www. planet-wissen.de/kultur/architektur/bauhaus/pwie-frankfurter-kueche-100. html (29.12.2020).

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Viele Details sprechen dafür, dass die «Frankfurter Küche» als Vorlage für Eduard Lanzs Küchenpläne gedient hat. Im Grundriss sind viele Ähnlichkeiten zu sehen wie der ausklappbare Arbeitstisch am Fenster, der effiziente und ausgeklügelte Arbeitsablauf sowohl die sehr schmalen Raumverhältnisse. Die Pläne aus dem Archiv zeigen zudem höchste Hingabe an Details. Er hat drei Grundrissschnitte auf verschiedensten Höhen (Kopfhöhe = Grundrissschnitt A-B / Bauchhöhe = Grundrissschnitt C-D / Kniehöhe = Grundrissschnitt E-F ) gezeichnet. Auf diesen ist zu erkennen, dass er viel Stauraum auf Kopf- und Kniehöhe geplant hat und auf Bauchhöhe hat er viel Fläche für den Arbeitsbereich wie Kochen, Abwaschen, Rüsten,.. etc. einberechnet. Zudem scheint es so als hätte er auch weniger genutzte Kochutensilien wie zum Beispiel Vorräte auch auf Kopf- oder Kniehöhe einberechnet, hingegen häufig verwendete wie Besteck auf Bauchhöhe. Auch ist auf dem Grundriss der 2. Etappe eine Essnische neben der Küche ersichtlich. Diese ist mit einer «Durchreiche», welche sich im Schank zwischen den beiden Räumen befindet, verbunden. Dieser wurde von Eduard Lanz so entworfen, dass er auf beiden Seiten bedient werden kann. Das Geschirr, Teller und Gläser wurden bewusst dort geplant, damit auch das Tischdecken möglichst effizient und zeitsparend ist. Auf den Grundrissplänen der 2. Etappe sind die Räume im Erdgeschoss mit «Zimmer» gekennzeichnet. Nahe liegt auch hier dass diese Zimmer wie bereits in der 1. Etappe als eine «normale Stube» und eine «schöne Stube» genutzt wurden. Der Unterschied der Küche und des Essbereichs von der 1. zu der 2. Etappe ist gross. Die bäuerliche Gewohnheit in der warme Küche die Speise einzunehmen war für die Erstbewohner der 1. Etappe höchstwahrscheinlich naheliegend. Hingegen begann ab der 2. Etappe ein Umdenken - das Essen bekam ein Essbereich und die Küche war ausschliesslich Kochbereich. Hingegen ist anzunehmen dass der Unterschied der Stube zwischen beiden Etappen nicht gross war.

Abb. 26. Archivfoto Küche mit «Durchreiche»

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4.2.3.4. Nasszellen In der 1. Etappe befindet sich im Erdgeschoss ein WC ohne Waschtisch und vermutlich im Kellergeschoss bei der Waschküche aufgrund der Wannenform den Baderaum. Diese sanitäre Einrichtung war zu dieser Zeit eher untypisch und sehr grosszügig von der Baugenossenschaft. Vielfach hatte ein Badezimmer gar keinen Platz in der Wohnung. Denn alle gebaute Genossenschaftswohnungen 32 bis 1917 in der Schweiz, hatte nur 16 Prozent ein eigenes Bad. In der 2. Etappe gab es im Erdgeschoss kein separates WC. Das grosse Bad mit Toilette, Waschtisch und Badewanne wurde im Obergeschoss bei den Privaträumen geplant. Im Kellergeschoss ist schwer zu erkennen, ob es als Nasszelle diente oder einfach als Waschraum genutzt wurde. Aber aufgrund der rechteckigen Form im Grundriss kann davon ausgegangen werden, dass es sich um ein grosses Waschbecken handelt. Diese sanitäre Einrichtung war typisch für diese Zeit. Denn in den zwanziger Jahren änderte sich die wirtschaftliche Lage schnell. 1926 wiesen bereits 92% der Genossenschaftswohnungen in der Schweiz ein Badezimmer 33 auf. Der Vergleich zeigt, dass die 2. zu der 1. Etappe einen deutliche Mehrwert hervorbringt. Einerseits wurde der Weg in der späteren Etappe, durch die Verlegung des Bades in das Obergeschoss deutlich reduziert. Zudem wurde das Bad als einen Raum entworfen und nicht wie in dem vorherigen Bau als Waschküche und Bad. Diese Entscheidung brach mehr Privatsphäre für die Familienmitglieder mit sich.

32 Dagmar, A., Conrad Daeniker, H., & Hartmann, S. (2000). Wegweisend wohnen. Zürich und Frankfurt: Verlag Scheidegger & Spiess AG. S.15-16 33 Dagmar, A., Conrad Daeniker, H., & Hartmann, S. (2000). Wegweisend wohnen. Zürich und Frankfurt: Verlag Scheidegger & Spiess AG. S.15-16

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4.2.4. Garten

Abb. 27. Legende zu Situationsplanausschnitt mit Hauseingängen und Gartenausgängen Abb. 28. Situationsplanausschnitt mit Hauseingängen und Gartenausgängen

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Bei der 1. Etappe haben viele Häuser keine direkten Gartenzugang aus den Wohngeschossen. In der 2. Etappe wurde dies geändert. Alle Wohnungen haben direkten Zugang vom Wohngeschoss in den Garten. Eduard Lanzs Entwurf liegt nahe, dass er wie schon Bruno Taut bei der Gartenstadt Falkenberg mit der «Garden City» auseinandersetzt hat. Dieses Modell entwarf Ebenezer Howard 1898 als Reaktion auf die schlechten Lebens- und Wohnverhältnisse sowie die steigernde Grundstückpreise in den stark wachsenden Grossstädten. Er wollte die Vorteile des Land- sowie des Stadtlebens miteinander verbinden. Dabei entstand die Idee eine Kleinstadt umgeben von landwirtschaftlichen Nutzfläche, die zur Selbstversorgung diente. Zudem waren die Wohnungen für Menschen mit 34 geringen Einkommen bestimmt. Die Parallelen zu Eduard Lanzs Entwurf sind zu erkennen. Einerseits mit dem direkten Ausgang vom Wohngeschoss in den Garten, der zur Selbstversorgung diente, aber auch dass die Überbauung für den Arbeiter geplant wurde. Abb. 29. Foto von 1. Etappe: kein direkter Gartenzugang

Abb. 30. Fotos von 2. Etappe: direkter Gartenzugang

34 Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung [BBSR]. (o. D.) Gartenstadt 21 (Band 1: Die Entwicklung der Gartenstadt und ihre heutige Relevanz). Aufgerufen von https://cdn.iz.de/media/report/reading-rehearsal/50064-gartenstadt-21-band-1-dl.pdf (01.01.2021).

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4.3

Erkenntnisse Vergleich

Man kann durch die Arbeit einen deutliche Steigerung der Lebensqualität von der 1. Etappe zu der 2. Etappe erkennen. Die These hat sich aufgrund der Anlyse und des Vergleichs der beiden Etappen als richtig bewahrheitet. Auch hat sich von den Wohnverhältnissen Anfang des 20. Jahrhunderts zu der 1. Etappe bereits vieles verbessert. Um 1912 war es Luxus ein eigens WC, Küche und Waschraum zu besitzen. Auch das neu nur noch die Familie zusammen gewohnt haben und nicht noch die Wohnung mit einem Untermieter, Knecht oder Hilfsarbeiter teilen mussten. Die Kinder hatten zudem neu Geschlechter getrennte Schlafzimmer und die Eltern sogar ihr eigens. Privatsphäre was es vorher nicht gab, wurde immer mehr zu einem Thema. Die fast 20 Jahre spätere Bebauung von Eduard Lanz wurde stark optimiert. Er hat jedes Detail in dem Reiheneinfamilienhaus durchgeplant, möglichst effizient und funktional gelöst. Was im Vergleich zu der vorherigen Etappe fast wie ein Zufall erscheint, wirken in der späteren Bebauung viele architektonische Entscheidungen viel klarer und logischer - die Ausrichtung der Häuser, die funktionale Küche sowie der eigene autarke/selbstversorgende Garten. Auch wurde die Privatsphäre noch mehr im Entwurf berücksichtigt. Neu wurde ein Bad ausschliesslich für die Körperhygiene geplant. Auch wurde die Küche nur fürs Kochen und die Hausarbeit, für welche die Frau verantwortlich war, entworfen. Für den Mann wurde im Untergeschoss eine Werkstatt vorgesehen. Die in dieser Zeit entstandene Rollenzuteilung in der 2. Etappe deutlich zu erkennen. Dank dem Anstieg der Löhne von 1914 bis 1930 um fast ein Drittel konnten immer mehr Arbeiterfamilien dieser Vorstellung gerecht werden. Es wurde von vielen Männer zum Ehrgeiz, dass ihre Frauen zu Hause bleiben konnten und es «nicht mehr nötig haben» durch Lohnarbeit zum Familieneinkommen beizutragen. Die Hausfrau wurde immer mehr zu einem Statussymbol.35 Eduard Lanz ist es gelungen neben den Grundbedürfnissen Wohnen auch auf neu entstandene Werte und Rollenbilder der Familien einzugehen. Abb. 31. Archivfoto von Bauarbeiter der 1. Etappe

35 Dagmar, A., Conrad Daeniker, H., & Hartmann, S. (2000). Wegweisend wohnen. Zürich und Frankfurt: Verlag Scheidegger & Spiess AG. S.16

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Erkenntnisse

Aufgrund des rasanten Wachstums durch die Industrialisierung wuchs in vielen europäischen Städten wie Biel oder Berlin die Bevölkerung rasend schnell. Daraus resultierte sich eine extreme Wohnungsnot. Die Folgen nahmen katastrophale Ausmasse an. Dank vielen sozialen Initianten entstanden diverse Arbeitergenossenschaften. Die Grundidee dabei war bezahlbare und menschenwürdige Wohnungen für den Arbeiter zur Verfügung zu stellen. Eine der ersten Genossenschaftssiedlung in Berlin war die «Gartenstadt Falkenberg» (1913 - 1916). Im Auftrag des damaligen «Berliner Spar- und Bauvereins», welche 1892 gegründet wurde, entwarf Bruno Taut 1`500 Wohneinheiten. Dabei war das Vorbild der Überbauung «Garden City» von Ebenezer Howard. Er wollte die Vorteile des Land- sowie des Stadtlebens miteinander verbinden und viel Grünraum zur Selbstversorgung für die Bewohner schaffen. Fast zur gleichen Zeit entstand in Nidau neben Biel von der damaligen «Eisenbahner Baugenossenschaft Biel» beim Hofmattenquartier die 1. Etappe (1912 - 1918) der Genossenschaftssiedlung. Drei unterschiedliche Architekten entwarfen rund 82 Wohneinheiten mit 18 verschieden Wohnungstypen. Die auf den ersten Blick willkürlich verstreute Siedlung stellte eine deutlichen Verbesserung der damaligen Wohnungsverhältnisse dar. Anfang der 1920er Jahre zog der spätere Architekt der 2. Etappe Eduard Lanz in die Siedlung und lernte dort eines der Gründungsmitglieder der Genossenschaft sowie der spätere Stadtpräsidenten von Biel Guido Müller als Nachbar kennen. Sie merkten schnell, dass sie eine ähnliche sozialpolitische Anischt vertraten. 1921 gewannen die Sozialdemokraten in Biel die Wahlen. Mit der neu gewählten Regierung begann einen Zeitabschnitt des sozialen Bauens. Die treibenden Lenker zu dieser Zeit waren vorallem die beiden Nachbaren Eduard Lanz als Architekt, Guido Müller als Stadtpräsident als auch Otto Schaub als Stadtbaumeister. Ohne sie wäre die grosse bauliche Leistungen in diesem Ausmass in Biel nicht möglich gewesen. 20 Jahre nach der 1. Etappe des Hofmattenquartiers entstand ab 1929 die 2. Etappe mit 5 verschiedenen Wohnungstypen und 31 Wohneinheiten. Diese wurde vom Architekten Eduard Lanz entworfen und wurde höchst effizient und funktional geplant und umgesetzt. Nahe liegt auch, dass Bruno Tauts Werke als Vorbild für Eduard Lanz dienten. Denn Eduard lebte für ein paar Jahre in Berlin und zwischen dem Entwurf von der «Gartenstadt Falkenberg» zu dem Hofmattenquartier der 2. Etappe gibt es viele Parallelen - einerseits mit der Idee des selbstversorgenden Gartens sowohl des Reiheneinfamilienhaustypes als auch des sozialen Wohnungsbaues. Da aber keine Beweise vorliegen ist diese Aussage eine reine Vermutung. Durch die Analyse und den Vergleich der Arbeit von der 1. Etappe (1912 - 1918) zu der 2. Etappe (1929) hat sich eine deutliche Steigerung der Lebensqualität gezeigt. Die These hat sich aufgrund der Analyse und des Vergleichs der beiden Etappen als richtig bewahrheitet. Auch hat sich von den Wohnverhältnissen Anfang des 20. Jahrhunderts zu der 1. Etappe bereits vieles verbessert. Privatsphäre - Was es für viele Arbeiter Ende des 19. Jahrhunderts nicht gab, wurde immer mehr Beachtung im Entwurf geschenkt. Durch die architektonischen Entscheidungen wurde einen grossen Mehrwert für das ganze Familienleben generiert.

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Literaturliste

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 1. Archivfoto von 1. Etappe. Aus: Archiv der Geschäftsstelle EBG Nidau (Geschäftsstelle EBG Nidau, Genossenschaftsstrasse 18, 2560 Nidau). Abb. 2. Archivfoto von 2. Etappe. Aus: Archiv der Geschäftsstelle EBG Nidau (Geschäftsstelle EBG Nidau, Genossenschaftsstrasse 18, 2560 Nidau). Abb. 3. Wohnungselend in Berlin. Aus: Rose, P. (03. September 2012). WOHNUNGSELEND IN BERLIN WÄHREND DER URBANISIERUNG [Blog]. Aufgerufen von https://sauseschritt.net/?p=590 (04.01.2021). Abb. 4. EG und 1. OG Grundriss, Reihenhaustyp Akazienhof. Aus: Brenne Architekten. (o.D.). Gartenstadt Falkenberg. Aufgerufen von https:// www.brenne-architekten.de/gartenstadt-falkenberg/ (28.12.2020). Abb. 5. Fassadenfoto von Akazienhof 2-3. Aus: Brenne Architekten. (o.D.). Gartenstadt Falkenberg. Aufgerufen von https://www.brenne-architekten.de/gartenstadt-falkenberg/ (28.12.2020). Abb. 6. Archivfoto von Hofmattenstrasse (1. Etappe). Aus: Archiv der Geschäftsstelle EBG Nidau (Geschäftsstelle EBG Nidau, Genossenschaftsstrasse 18, 2560 Nidau). Abb. 7. Übersichtsplan vom Hofmattenquartier, Grün = 1. Etappe und Rot = 2. Etappe. Aus: Architekturgmbh: Dossier Hofmattenquartier Nidau Siedlungskonzept Eisenbahner Baugenossenschaft Nidau. Nidau: 2017. S.2. Abb. 10. Legende zu Gebäudetypologien 1. Etappe. Aus: Architekturgmbh: Dossier Hofmattenquartier Nidau Siedlungskonzept Eisenbahner Baugenossenschaft Nidau. Nidau: 2017. S.4. Abb. 8. Gebäudetypologien 1. Etappe. Aus: Architekturgmbh: Dossier Hofmattenquartier Nidau Siedlungskonzept Eisenbahner Baugenossenschaft Nidau. Nidau: 2017. S.4. Abb. 9. Legende zu Gebäudetypologien 2. Etappe. Aus: Architekturgmbh: Dossier Hofmattenquartier Nidau Siedlungskonzept Eisenbahner Baugenossenschaft Nidau. Nidau: 2017. S.5. Abb. 11. Gebäudetypologien 2. Etappe. Aus: Architekturgmbh: Dossier Hofmattenquartier Nidau Siedlungskonzept Eisenbahner Baugenossenschaft Nidau. Nidau: 2017. S.5. Abb. 12. Archivfoto 1. Etappe Kellergeschoss. Aus: Archiv der Geschäftsstelle EBG Nidau (Geschäftsstelle EBG Nidau, Genossenschaftsstrasse 18, 2560 Nidau). Abb. 13. Archivfoto 1. Etappe Erdgeschoss. Aus: Archiv der Geschäftsstelle EBG Nidau (Geschäftsstelle EBG Nidau, Genossenschaftsstrasse 18, 2560 Nidau). Abb. 14. Archivfoto 1. Etappe Obergeschoss. Aus: Archiv der Geschäftsstelle EBG Nidau (Geschäftsstelle EBG Nidau, Genossenschaftsstrasse 18, 2560 Nidau). Abb. 15. Archivfoto 1. Etappe Dachgeschoss. Aus: Archiv der Geschäftsstelle EBG Nidau (Geschäftsstelle EBG Nidau, Genossenschaftsstrasse 18, 2560 Nidau).

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Abb. 16. Archivfoto 2. Etappe Kellergeschoss. Aus: Archiv der Geschäftsstelle EBG Nidau (Geschäftsstelle EBG Nidau, Genossenschaftsstrasse 18, 2560 Nidau). Abb. 17. Archivfoto 2. Etappe Erdgeschoss. Aus: Archiv der Geschäftsstelle EBG Nidau (Geschäftsstelle EBG Nidau, Genossenschaftsstrasse 18, 2560 Nidau). Abb. 18. Archivfoto 2. Etappe Obergeschoss. Aus: Archiv der Geschäftsstelle EBG Nidau (Geschäftsstelle EBG Nidau, Genossenschaftsstrasse 18, 2560 Nidau). Abb. 19. Archivfoto 2. Etappe Dachgeschoss. Aus: Archiv der Geschäftsstelle EBG Nidau (Geschäftsstelle EBG Nidau, Genossenschaftsstrasse 18, 2560 Nidau). Abb. 20. Archivfoto vom Bau der 1. Etappe. Aus: Archiv der Geschäftsstelle EBG Nidau (Geschäftsstelle EBG Nidau, Genossenschaftsstrasse 18, 2560 Nidau). Abb. 21. Archivfoto Küche Schnittübersicht. Aus: Archiv der Geschäftsstelle EBG Nidau (Geschäftsstelle EBG Nidau, Genossenschaftsstrasse 18, 2560 Nidau). Abb. 22. Archivfoto Küche Grundrissschnitt A-B. Aus: Archiv der Geschäftsstelle EBG Nidau (Geschäftsstelle EBG Nidau, Genossenschaftsstrasse 18, 2560 Nidau). Abb. 23. Archivfoto Küche Grundrissschnitt C-D. Aus: Archiv der Geschäftsstelle EBG Nidau (Geschäftsstelle EBG Nidau, Genossenschaftsstrasse 18, 2560 Nidau). Abb. 24. Archivfoto Küche Grundrissschnitt E-F. Aus: Archiv der Geschäftsstelle EBG Nidau (Geschäftsstelle EBG Nidau, Genossenschaftsstrasse 18, 2560 Nidau). Abb. 25. Links «herkömmliche Küche», Rechts «Frankfurter Küche». Aus: Ullrich, W. (07.11.2017). Die Wiederkehr der Schönheit Über einige unangenehme Begegnungen [Blog]. Aufgerufen von https://blogs.uni-siegen.de/pop-zeitschrift/ page/15/ (05.01.2020). Abb. 26. Archivfoto Küche mit «Durchreiche». Aus: Archiv der Geschäftsstelle EBG Nidau (Geschäftsstelle EBG Nidau, Genossenschaftsstrasse 18, 2560 Nidau). Abb. 27. Legende zu Situationsplanausschnitt mit Hauseingängen und Gartenausgängen. Aus: Architekturgmbh: Dossier Hofmattenquartier Nidau Siedlungskonzept Eisenbahner Baugenossenschaft Nidau. Nidau: 2017. S.9. Abb. 28.Situationsplanausschnitt mit Hauseingängen und Gartenausgängen. Aus: Architekturgmbh: Dossier Hofmattenquartier Nidau Siedlungskonzept Eisenbahner Baugenossenschaft Nidau. Nidau: 2017. S.9. Abb. 29. Foto von 1. Etappe: kein direkter Gartenzugang. Aus: Architekturgmbh: Dossier Hofmattenquartier Nidau Siedlungskonzept Eisenbahner Baugenossenschaft Nidau. Nidau: 2017. S.8.

Sonderfallzwischen Biel – Von Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten Vergleich 1. der Etappe und 2. Etappe der Arbeitersiedlung Hofmattenquartier in Nidau

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Abb. 30. Fotos von 2. Etappe: direkter Gartenzugang. Aus: Architekturgmbh: Dossier Hofmattenquartier Nidau Siedlungskonzept Eisenbahner Baugenossenschaft Nidau. Nidau: 2017. S.8 Abb. 31. Archivfoto von Bauarbeiter der 1. Etappe. Aus: Archiv der Geschäftsstelle EBG Nidau (Geschäftsstelle EBG Nidau, Genossenschaftsstrasse 18, 2560 Nidau).

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Genossenschaftswohnungen für den Arbeiter anfangs Moderne Semester Reader Herbstsemester 2020


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Redlichkeitserklärung

Hiermit versichere ich, dass die vorliegende Arbeit mit dem Titel: - Genossenschaftswohnungen für den Arbeiter anfangs Moderne selbstständig durch mich verfasst worden ist, dass keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt worden sind und dass die Stellen der Arbeit, die anderen Werken - auch elektronischen Medien - dem Wortlaut oder Sinn nach entnommen wurden, unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht worden sind. Simone Tschuppert

Ennetbürgen, 05.01.2021

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Sonderfallzwischen Biel – Von Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten Vergleich 1. der Etappe und 2. Etappe der Arbeitersiedlung Hofmattenquartier in Nidau

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Semester Reader Herbstsemester 2020



Themenübersicht der weiteren Arbeiten

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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Abstract

The aim of the paper is to investigate the representation and perception of the Swatch Group Headquarters within the parameters of Brand and Local Identity. Firstly, the paper will generally discuss how branding in architecture works for a better understanding of the design decisions made in producing the Architecture. The philosophy of both Swatch and Omega will also be discussed to correspond with the following chapters on how the architecture mirrors the brands. With a concrete background, the core of the paper that will discuss the Swatch building and the Omega factory will be contextualized in accordance with branding in architecture, and the brands’ philosophy. Lastly, the paper will target the topic subjectively where the perception of the buildings will come in question.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Architecture and Identity

Dozenten

A Representation and Perception of the Swatch Group Headquarters within the Parameters of Brand and Local Identity

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Al Jawharah Al Zamil

Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Gemeindehausplatz 24 6048 Horw

HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

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Semester Reader Herbstsemester 2020


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich, im Rahmen des Moduls «Vertiefungsarbeit» unter dem Oberthema «Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten», mit dem Material Aluminium und dessen Stellenwert in der Nachkriegsarchitektur. Betrachtet werden dabei die Möglichkeiten der industriellen Fertigung, welche das Material in neuen Verwendungsbereichen einsetzbar machte. Zwei Bauten werden anhand des Einsatzes des Materials Aluminium verglichen, der Fokus wird dabei auf die Fassaden gelegt. Das Farelhaus von Max Schlup dient als Beispiel aus Biel und das Verwaltungsgebäude der Alusuisse von Hans Hofmann als Zürcher Beispiel. Beide Gebäude wurden Ende der Fünfzigerjahre erbaut, könnten jedoch in ihrer Nutzung nicht unterschiedlicher sein. Mithilfe von Fotos und Artikeln wird die Verwendung von Aluminium am Gebäude und den Fassaden erfasst und dokumentiert. Es stellt sich die Frage, wie das Material nach dem Krieg vermehrt seinen Weg in die Baubranche fand. Durch welche technischen Fortschritte wurde es so vielseitig einsetzbar und welche Rolle hatte die Schweizer Aluminiumindustrie dabei? Dieser Entwicklung gilt es auf den Grund zu gehen.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Der Wunderbaustoff der Nachkriegszeit: Aluminium Am Beispiel der Fassaden des Farelhauses in Biel und des Verwaltungsgebäudes der Alusuisse in Zürich Raphael Arnold Rösslimattstrasse 4 6005 Luzern

Dozenten Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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Abstract

This writing is intended to show Max Schlup's ability to design curtain wall facades with every detail in mind, at a time in Switzerland when this technique was not yet widely explored. After the Second World War, technological advances and experiences in the technical arsenal allowed a new exploration of ways of building and generated a change in the field of construction, leading to the development of new technologies by architects and specialists. In this context, five architects, who had in common the decade of birth and the being of Solothurn, developed ways of designing, thinking about new technologies and using new materials available, and thus avoiding only implement the trends of the moment in a textual way. Within this Solothurn School is Max Schlup, who built the first curtain wall in the canton of Bern. To take a closer look at Max Schlup's façade design, three case studies designed with a curtain wall façade are presented, analyzed and compared, all three with different scale and program: a church community center in Biel, the Federal School of Gymnastics and Sports building in Magglingen and a mother and child residence in Biel. In these three cases, with changes in proportions, materials and colors, Schlup manages to integrate the buildings into their context, giving them a modern appearance through the development of new technologies, becoming a pioneer of curtain walls in Bern and helping to shape the city of Biel in the post-war years.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 The frontage of Max Schlup

Dozenten

Study of the principles of construction and way to compose the facades of three case studies

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Valentina Astudillo Schlossstrasse 92 3008 Bern

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

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Semester Reader Herbstsemester 2020


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit Master mit dem Thema des lichtdurchlässigen Natursteines in der Architektur. Als Ausgangslage für die Arbeit dient die 1966 vom Architekten Franz Füeg fertig gestellte Kirche St.Pius in Meggen. Es wird untersucht, welches mögliche Einflüsse für die Verwendung des durchscheinenden Marmors waren. Dazu wurden verschiedene Bauwerke von der Antike, der Zwischen- und Nachkriegszeit untersucht, um die Absichten für die Verwendung dieses Materials festzustellen. Es stellt sich die Frage, inwiefern diese Projekte beim Bau der Kirche St. Pius als Vorbilder genutzt wurden und inwiefern die Kirche St.Pius noch heute als Vorbild für künftige Bauten mit lichtdurchlässigem Stein dient. Es stellt sich heraus, dass die Verwendung von transluzentem Naturstein verschiedene Gründe in der Bautradition hatte. In der Antike wurden kleine lichtdurchlässige Alabasterscheiben aufgrund des Mangels an Glas für Sakralbauten verwendet. In der Villa Tugendhat wurde eine Onyx-Wand im offenen, sehr reduzierten Wohnbereich als raumgliederndes Ornament eingesetzt. In der Beinecke Rare Book and Manuscript Library wurde mit dem durchscheinenden Stein gearbeitet, um die wertvollen Bücher und Manuskripte vor dem schädlichen Sonnenlicht zu schützen. Bei der Kirche St.Pius handelt es sich demnach bezüglich der Verwendung von lichtdurchlässigem Marmor um keine Neuerfindung. Die Absichten für der Wahl des transluzenten Gesteines in diesem Sakralbau waren aber vorwiegend der Erzeugung einer atmosphärischen Stimmung geschuldet. Vorbilder sind seit der Antike vorhanden und finden sich nicht nur in der Sakralarchitektur sondern auch in Profanbauten. Trotzdem kann die Kirche St.Pius als Ikone der Schweizer Nachkriegsarchitektur betrachtet werden, da Franz Füeg die Verwendung des diaphanen Marmors gekonnt ausgereizt hat und somit ein einzigartiges Gesamtkunstwerk geschaffen hat. Aktuelle Projekte zeigen zudem, dass die Tradition des transluzenten Natursteines auch in künftigen Bauten weitergeführt wird.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Das transluzente Ornament

Dozenten

Die Inspiration des lichtdurchlässigen Natursteines beim Bau der Kirche St.Pius

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Nicole Birrer Bahnhofstrasse 3 6130 Willisau

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit mit dem Überthema "Sonderfall Biel - Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten". Sie untersucht den Wandel im Genossenschaftswohnbau in Biel am Beispiel des sanierten und mit einem Neubau ergänzten Wohnareal Wasenstrasse. Den geschichtlichen Hintergrund dieser Arbeit liefert die Entwicklung der Stadt Biel. Durch das Analysieren, der verschiedenen auf dem Areal vorzufindenden Elemente, sollen die Unterschiede und die Entwicklung dieser Wohntypologie in den letzten hundert Jahren gezeigt werden.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Wandel im genossenschaftlichen Wohnbau

Dozenten

Hundert Jahre Siedlung Wasenstrasse, Bie

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Zouhir Bakir Sagenmattstrasse 34 6003 Luzern

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

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Semester Reader Herbstsemester 2020


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit unter dem Überthema Sonderfall Biel – Von der Arbeitsstadt zur Stadt der Möglichkeiten mit dem pädagogischen Schulbau der 60er Jahre. Es werden die Anlagen Battenberg in Biel-Mett und die Schule Riedenhalden in Zürich-Affoltern genauer auf die kindgerechte Massstäblichkeit untersucht. Über den gröberen Kontext der Umgebung wird die Orientierung innerhalb der Anlagen bis zur Gestaltung der einzelnen Klasseneinheiten analysiert. Indem das Kind stets als Protagonist in den Mittelpunkt des Geschehens gestellt wird, lassen sich die unscheinbaren, jedoch besonderen Aspekte der beiden Schulen herausfiltern. Besonders auffallend und ausschlaggebend für die Umsetzung dieser Arbeit waren die Unterteilung der Anlagen und die damit verbundene Führung der Schüler verschiedener Altersklassen. Trotz grundlegender Unterschiede, die bereits im äusseren Ausdruck der Gebäude beginnen, schaffen der feinfühlige Umgang mit Terrain, Übergängen von Innen nach Aussen, Licht und Akustik immer wieder ähnliche, vergleichbare Situationen.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Der kindgerechte Massstab im Schulbau

Dozenten

Zusammenhänge zwischen Architektur und Pädagogik anhand von zwei Schulbauten der 50/60er Jahre in der Schweiz

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Xenia Braun

Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Tunnelweg 16 9630 Wattwil

HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit mit dem Überthema „Sonderfall Biel –Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten“. Sie untersucht die verborgenen Sinnzusammenhänge zwischen Le Corbusiers Konzept der promenade architecturale im Wohnhaus Schlup in Biel. Den Hintergrund dieser Arbeit liefert die theoretische Grundlage des architekturgeschichtlichen Kontextes der Schweiz und die geschichtliche Entwicklung des verkörperten Sehens. Durch die vertiefte Analyse des Untersuchungsobjektes anhand von perspektivischen Skizzen und Fotos werden die Qualitäten der dynamischen Architektur herausgeschält. Das Ziel dieser Arbeit ist es die Verbindung zwischen Le Corbusier und Max Schlup zu überprüfen und die Qualitäten dieser dynamischen Architektur aufzuzeigen.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Verborgene Sinnzusammenhänge

Dozenten

Eine Spurensuche der dynamischen Architekturim Wohnhaus Schlup in Biel

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Stefan Bucher Friedberghalde 7 6004 Luzern

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

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Semester Reader Herbstsemester 2020


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit unter dem Überthema "Sonderfall Biel - Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten" mit der Frage der Massstäblichkeit und der Grössenwirkung von Gebäuden. Es handelt sich hierbei um eine Analyse des Kongresshauses in Biel und der Gross-Sporthalle in Magglingen von Max Schlup. Er war der Bieler Architekt von 1960-1990 und hat viele öffentliche Bauten in Biel und Magglingen realisiert. Die beiden ausgewählten Gebäude sind zwei der berühmteren Bauten von ihm. Diese beiden Bauten werden analysiert und verglichen, um herauszufinden, welche Aspekte und baulichen Elemente einen Einfluss auf die Wahrnehmung der Grösse und des Massstabes haben. Für diese Analyse werden unterschiedliche Punkte untersucht und mit Fotos, Plänen und Skizzen dargestellt. Im Anschluss werden die beiden Bauten mit den wesentlichen, baulichen Elementen verglichen, welche einen Einfluss auf die Wahrnehmung haben.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Massstäblichkeit und Grössenwirkung

Dozenten

Eine Analyse des Kongresshauses in Biel und der Gross-Sporthalle in Magglingen von Max Schlup

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Lena Büttiker Obere Bündten 21 4625 Oberbuchsiten

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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Abstract

The city of Biel possesses an interesting history of urban, political and social development. After the Second World War, the economic boom allowed a rapid urban development and with it the appearance of important architectural pieces. During this research two of Max Schlup's most emblematic buildings: "Gymansium Strandboden" and "Farelhaus", and Walter Schwaar's "Tour de la Champagne" will be studied, based on their renovation approach. The starting point of this research explores the different approaches to deal with built heritage starting from the historical perspective defined by the Athens and Venice Charter, follow by the current international approach imparted by ICOMOS to finally focus on the Swiss context by studying the Schweizer Heimatschutz and the Swiss Federal Commission for Monument Preservation statements. Dealing with monuments is a delicate matter and even more when it comes to post-war buildings. The goal of reaching current energy-efficiency standards without compromising their substance and monumental value becomes a challenging task. For these reasons the mentioned buildings serve as subjects to reevaluate the importance of renovation strategies towards monuments of the post-war modernism. While doing this research I confront questions such as: What is worth preserving? Does it make sense to conserve the appearance even if there is no substance? Is it viable to create a standardized set of rules? How open to interpretation would the rules be? The study further reveals that the most problematic task when dealing with post-war buildings is to identify what the “historical substance” is.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 To Restore or to Ruin

Dozenten

A qualitative study of renovation approaches in post-war architectural monuments in Biel

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Maria Belen Culcay Cantos Pfrundweg 5 6023 Rothenburg

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

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Semester Reader Herbstsemester 2020


Abstract

Die vorliegende Masterarbeit befasst sich im Rahmen des Moduls "Vertiefungsarbeit" unter dem Überthema: "Gleich und doch ganz anders", mit zwei realisierten Schulbauten der „Solothurner Schule“ Architekten Max Schlup und Fritz Haller. Dazu wurden mit einer Gegenüberstellung der Schulbauten "La Champagne" in Biel von Max Schlup und die Schule "Wildbach" in Solothurn von Fritz Haller, die Gemeinsamkeiten und die Differenzen herausgearbeitet. Vertieft befasst sich die Arbeit mit den Differenzen auf der Ebene der Konstruktion, des Materialeinsatzes und der Formensprache. Die Erkenntnisse bestätigen, dass beide Schulbauten, welche in den 60er Jahren gebaut wurden, auf den ersten Blick sehr ähnlich aussehen jedoch grundverschieden sind. Wildbach erscheint seriell und filigran, während La Champagne grober ist und als ein ganzes Gebäude gelesen wird. Die Beziehung zum Aussenraum sowie die Lichtführung ist im Wildbach qualitativ besser gelöst. Durch die Tektonik und des Materialeinsatzes, werden die Interessen und Qualitäten der Architekten in diesen Werken aufgezeigt.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Gleich und doch ganz anders

Dozenten

Eine Gegenüberstellung der Schulhäuser "La Champagne" in Biel und "Wildbach" in Solothurn bezüglich der Materialität.

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Sara De Almeida

Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Altmoosweg 4 8157 Dielsdorf

HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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Abstract

Between 1900 and 1945, the city of Biel knew big and fast changes. On the one hand, extra housing was necessary to accommodate new inhabitants. On the other hand, society was reacting to the poor conditions for the workers’ class by voting left. Globally speaking, new ways of dealing with the city started to appear. Urbanist Ebenezer Howard came up with the garden city, Hilberseimer and the CIAM came with a new metropolis and a new way of organizing those metropolises. Aside these new principles and theories, people grabbed back to already known principles who had proven their value before, resulting in the rebirth of the classical street and square. The changes in society, the need or possibility for expansion and the new theories all came at the same moment, what led to an exceptional and unique combination in the Bahnhofsquartier in Biel. Even today, this neighborhood is showing the consequences of this timeframe in its daily functioning and those characteristics are still to be found. Now, more than a hundred years later, we can look back and value the choices made.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Biel: an example of megalomania?

Dozenten

Metropolis architecture in a small setting.

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

De Smet Jan-Karl Obermattweg 9 6052 Hergiswil

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

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Semester Reader Herbstsemester 2020


Abstract

The writing explores the architecture of Biel/Bienne's city, located in the canton of Bern in Switzerland. Biel has a long and rich history, which tightly connected with the watch industry. Since the 19th-century many watchmaking establishments were attracted to the city, growing, and prospering through times. Famous companies such as Rolex and Swatch Group allocated their headquarters and factories here. The industry created a strong bond with the city through the economy, multiple events, and architecture. Significant landmarks, which contain the history of watchmaking development, mark the urban tissue of Biel. The industry had changed the architecture of the town in a strong and direct way, leaving pioneering watch factories, famous worldwide. However, in my research, I would be interested in studying more indirect, hidden connections that watch industry formed with the city's architecture. I believe, that by finding the traces of watch industry in landmarks, that at first sight will not be seen connected to it will allow seeing the character of Biel in a new perspective.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Beyond Factories

Dozenten

How the watchmaking industry influenced the architecture of Biel

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Vlada Elizarova Hauptstrasse 61 4411 Seltisberg

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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Abstract

This paper aims to compare the Western architectural approach of the 1960s-70s era to the ancient Indian science of building called "Vastu Shastra". Introduction to both the approaches makes it easy for us to later do the comparison. We shall also discover what are the important factors and styles of each approach. The evaluation will lead us to understand how the architectural concepts are implemented. This research also talks about the way of integrating topography in the construction and discuss about how harmony and balance can be achieved on the site with simple techniques. It is also important to know about the ambient energy on the site and how to retain or enhance it. The case study and the analysis demonstrate many similarities and differences between the two approaches and offer the reader deeper knowledge of why, how and where these concepts are applied.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Comparing Western architecture of 1960s-70s with Vastu shastra Case study of Sports school building by Max Schlup in Magglingen, Biel Aboli Ghodki Landstrasse 150 5430 Wettingen

Dozenten Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

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Semester Reader Herbstsemester 2020


Abstract

Timber is considered one of the oldest building materials, dating back thousands of years (Mayo, 2015, p. 3). It has many uses, from structural frames, interior and exterior work, and furniture. This is a material where its use has evolved through the times and has gone from almost extinct in some parts of the world to being used almost exclusively in other parts. In order to fully understand its versatility, the paper goes in depth into its history as a material and discusses how much has changed by focusing on timber construction in Switzerland in the past 20 years by looking at two distinct building: Swiss School of Engineering for the Wood Industry and the Swatch Headquarters.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Timber construction in Switzerland

Dozenten

From traditional to digital based construction

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Golnar Hosseinian Wasgenring 45 4055 Basel

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls «Vertiefungsarbeit» unter dem Überthema «Sonderfall Biel – von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten» mit der Frage der Beziehungen von Zwischennutzungen und Besetzungen. Im Zentrum der Arbeit steht die Zwischennutzung in der Stadionbrache in Biel, welche durch den Verein Terrain Gurzelen organisiert ist. Die Zwischennutzung gilt als eine äusserst gelungene Lösung. Durch die Analyse der Stadionbrache in Biel und als Gegenpol das Koch-Areal in Zürich-Albisrieden wird versucht, Zusammenhänge und Differenzen zwischen Zwischennutzungen und Besetzungen aufzuzeigen. Hierfür werden vier Aspekte untersucht. Es sind dies: die Entstehung, die Vision der Betreiber, die Organisation der Liegenschaft und die Projekte. Unterschiedliche Herangehensweisen zeigen sich als eine Strategie der Zweckentfremdung.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Ein Experimentierfeld für Stadt und Quartier

Dozenten

Das Potenzial einer unvorhergesehenen Entwicklung am Beispiel der Zwischennutzung Terrain Gurzelen, Biel, und der Besetzung Koch-Areal, Zürich

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Stefanie Hug Eichwaldstrasse 10 6005 Luzern

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

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Semester Reader Herbstsemester 2020


Abstract

One of the most dramatic effects in the sacred architecture setting is the light as a visual experience. Light in the design of sacral spaces is charged with symbolism and spirituality. This paper focuses on the topic of the filtered light effect inside Kirche St. Maria in Biel and Piuskirche in Meggen. The first one although less known is one of the first and only churches where the expressionism style has been applied in Switzerland. The church in Meggen is reconized not only domesticaly but also internationally as one of the greatest examples of modern church architecture thanks to its powerful and impressive interior light experience. Both churches will be analyzed and a comparison will be brought to show that these projects might have more in common than they appear to.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Similar Differences

Dozenten

The experience of filtered light inside Kirche St. Maria in Biel and Piuskirche in Meggen

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Johanna Jácome Mühlehofstrasse 5 6210 Sursee

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

153


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Vertiefungsmoduls «Sonderfall Biel – von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten» mit den Wohnbauten des Architekten Max Schlup. Im Zentrum der Arbeit steht das Werk dieser Persönlichkeit, welche das Bild des modernen Biel mit geprägt hat. Die Arbeit geht der Entwicklung von Schlup nach, von einem moderat modernen zu einem radikal modernen Architekten. Als Grundlage der Untersuchung dient der 1954 erstellte Bau Wohnhaus Lüthi und seinem fünf Jahre später erbauten Eigenheim Wohnhaus Schlup. Die Analyse von ausgewählten architektonischen Aspekten bildet das Grundgerüst für den Vergleich dieser beiden Bauten. Durch die Gegenüberstellung werden einerseits Verbidungen und Unterschiede festgestellt, um so Schlups Wandel auf den Grund zu gehen. Die methodische Analyse von Max Schlups Architektur bildet die Ausgangslage für diese Arbeit.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Architekturevolution des Wohnhauses

Dozenten

Max Schlups Entwicklung von einem moderat modernen zu einem radikal modernen Architekten.

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Müller Dario

Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Obertannberg 5 6214 Schenkon

HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

154

Semester Reader Herbstsemester 2020


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit unter dem Überthema Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten mit dem Bieler Kongresshaus von Max Schlup und seiner Reise nach Brasilien, wo er mit Oscar Niemeyer eine Führung über die Baustelle von Brasilia machen konnte. Dieses Treffen bildet die Ausgangslage für die vorliegende Arbeit. Immer wieder wird Brasilia, im Zusammenhang mit dem Kongresshaus, in Publikationen erwähnt, doch nie genauer untersucht. Deshalb geht die Arbeit der Frage nach, inwiefern das Treffen mit Oscar Niemeyer den Entwurf von Max Schlup für das Kongresshaus in Biel beeinflusst hat und wo der Geist von Brasilia im Gebäude zu finden ist. Hierfür wird der langwierige Prozess des Kongresshauses chronologisch aufgearbeitet. Die Persönlichkeit von Oscar Niemeyer und seiner Haltung zur Zeit des Baus von Brasilia wird anhand von seinen eigenen Texten veranschaulicht. Durch die Gegenüberstellung dieser beiden Teile zeigt sich, dass viele Aspekte von Oscar Niemeyers Haltung und seinen Bauten für Brasilia im Kongresshaus zu finden sind.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Der Geist von Brasilia im Kongresshaus Biel

Dozenten

Oscar Niemeyers Einfluss auf den Entwurf von Max Schlup

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Nils Oppliger Kupfergasse 11 3653 Oberhofen am Thunersee

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

155


Abstract

This paper investigates a climate analysis and its impact on architecture. Key historical, climatical and political factors and tools of sustainable architecture were highlighted. Four buildings were taken as samples for the study. On this basis, it proved the need for adequate research in sustainability, development of new building approaches and follow scientific and practical recommendations, particularly in the context of modern cities, which themselves become a factor of climate evolution. The boundaries of research are delineated by the territory of Biel. The main sustainable technologies currently leading in the city are environmentally friendly materials, high-quality and well-thought-out building systems, energy sources and space arrangement.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Sustainable Biel

Dozenten

Architectural Strategies

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Irina Pochkaenko Obermattweg 9 6052 Hergiswil

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

156

Semester Reader Herbstsemester 2020


Abstract

About 300 meters over the city of Biel, lies Magglingen set like a gem on the Jura ridge and blessed with striking views and a mild climate. Here the city shifts to the landscape in the time of a cable car ride and subordination of architecture to nature in a community of action is key to unparalleled beauty and spiritual and physical well-being. This paper investigates the picturesque dimension of Magglingen, providing a brief historical overview before jumping hands-on on the case of Magglingen, first exploring the premises of its initial conception and their results, then zooming into three architectural objects scattered across its grounds. Each object differs from the other in architectural expression and offers a variation on the picturesque theme. Yet, all share the same vital bond with the surrounding landscape and its spirit. The findings arise from a theoretical and phenomenological methodology based on direct observation supported by the selected literature.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Biel and the Picturesque

Dozenten

On the shifting of the city to the landscape

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Jacopo Ruggeri Bruchstrasse 4 6003 Lucerne

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

157


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Max Schlup und dessen Wirken als Architekt, mit dem Fokus auf sein Bauwerk Gymnasium Strandboden in Biel. Die Arbeit zeigt auf, wie er zur Architektur kam, vom Heimatstil zur Moderne hinwanderte und was für ihn als Architekt wichtig war. Max Schlup war eine bedeutende Persönlichkeit der Schweizer Architektur und Teil der Solothurner Schule. Wie er gearbeitet hat, wurde vor allem von seinen Reisen gekennzeichnet, sowie durch die Werke des Architekten Ludwig Mies van der Rohe und dem von ihm geplanten IIT-Campus in Chicago, welcher ebenso Bestandteil dieser Arbeit ist. Dessen Bezug zu den Materialien Stahl und Glas und sein ständiges Erforschen neuer Techniken, hat die Architektur global beeinflusst, unter anderem auch die Schweizer Architekten. Mies van der Rohe und seine unglaublich ausdrucksreiche Sprache der absoluten Rationalität mit dem Grundelement der Stütze1 – der tragenden Struktur – hat höchstwahrscheinlich auch Max Schlup beeindruckt. Das von Mies angewandte Kartesische Raster ist in Max Schlups Entwürfen ersichtlich, wie man anhand des Beispiels Gymnasium Strandboden erkennt. Hinter dieser, möchte man so sagen, gerasterten Architektur steckt aber weitaus mehr und dies soll ebenfalls in der Arbeit behandelt werden.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Die Tragstruktur als Ordnungsstruktur

Dozenten

Mies van der Rohe, Max Schlup und das Gymnasium Strandboden

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Olivia Steiner Etzelwerkstrasse 17 8852 Altendorf

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

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Semester Reader Herbstsemester 2020


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit mit dem Überthema "Sonderfall Biel - Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten" mit der Sanierung des 1959 von Max Schlup erbauten Kirchgemeindehauses Farel in Biel. Dabei wird die als besonders gelungen erachtete Sanierung hinsichtlich ihrer Ausgangslage und ihren Faktoren untersucht. Die Herauskristallisierung der verschiedenen Faktoren wird unter Einbezug eines massgebend an der Sanierung beteiligten Architekten sowie Mitinhabers der Farelhaus AG getätigt. Die festgelegten Faktoren werden anschliessend einer vertieften Betrachtung unterzogen, welche wiederum zur Bestimmung verschiedener, für die Sanierung relevanter Grundsätze führt: • Vertiefte Auseinandersetzung mit Bestand • Vorhaben breit abstützen • Kenntnis der gesetzlichen Grundlagen • Konventionen hinterfragen • Sanierung als Prozess • Philosophie des „Flickens“ Es zeigt sich, dass aufgrund der stets unterschiedlichen Ausgangslagen und Faktoren kein allgemein gültiges Rezept, welches zu einer gelungenen Sanierung führt, verfasst werden kann. Die bestimmten Grundsätze können jedoch beigezogen werden, um vor oder während einer zukünftigen Sanierung das Feld möglicher Betrachtungsweisen und Lösungen zu erweitern.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Modell Farelhaus

Dozenten

Grundsätze einer erfolgreichen Sanierung

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Werner Weibel Industriestrasse 16 6102 Malters

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Vertiefungsmoduls mit dem Semesterthema Sonderfall Biel - von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten - mit der Rolle der Stütze anhand zwei Gebäude von Max Schlup. Max Schlup war einer der prägendsten Architekten der Nachkriegsmoderne in Biel. Mit seiner beruflichen Karriere ist Schlup als Pionier seiner Zeit vorausgegangen und hat interessante Raster im Entwurf angewendet. Die Verbindung zur Stütze und deren Beziehung zum Raum gilt zu untersuchen und ist in meiner Arbeit zentral. Die Arbeit geht der Frage nach, inwiefern sich das Stützenraster auf den Grundriss auswirkt. Hierfür werden anhand zweier Gebäude verschiedene Aspekte genäuer auf die Stütze reduziert und analysiert. Es zeigt sich, dass Schlup die Idee des Rasters und der Stütze im Raum jeweils individuell an das Gebäude angepasst und abgestimmt hat. Obwohl die Grundrissraster der beiden Gebäude verblüffend ähnlich sind, ist das Farelhaus und das Haus „Mutter und Kind“ doch fundamental anders ausgestaltet.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Stütze und Raum

Dozenten

Die Rolle der Stütze anhand zweier Gebäude von Max Schlup

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Liliane Wenner Imfangstrasse 31 6005 Luzern

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

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Semester Reader Herbstsemester 2020


Abstract

The personality of Eduard Lanz provokes numerous debates about the originality of his architectural practice. The most discussed of his works are the cooperative housing settlements that were built between 1927 – 1931, almost simultaneously with german analogs. It is well known that E. Lanz, before and during the designing of social housing projects for Biel, visited many German cities and particularly Berlin and Frankfurt, where at the same time the active phase of construction of social housing took place. Some of these construction sites E. Lanz visited and was very inspired. How far are the projects by E. Lanz similar to his German counterparts? This paper aims to draw a comparison between analog projects according to three different scales: apartment layout, the architecture of housing units, and the urban scale of the settlements. For the comparative analysis were chosen two avangardists of modern architecture, Ernst May and Bruno Taut. Precisely with these two persons, E. Lanz is compared the most. All three of them made a precious contribution to improving the quality of life in cities by solving the housing problems and developing the typology of social housing, however in the case of E. Lanz, only on a provincial level. Based on the fact that E. Lanz is a representative of Swiss architecture, particularly of the interwar period, clarification of the expression "swiss adaptation in architecture" will be given.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Origin of cooperative housing architecture by Eduard Lanz in Biel Comparative analysis of the row cooperative housing estates designed by E. Lanz Oleksandr Yanenko Grafenauweg 11 6300 Zug

Dozenten Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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Abstract

Die folgende Vertiefungsarbeit befasst sich mit dem Thema des Arbeitsablaufs, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Fabriken eingeführt wurde und eng mit dem kollektiven Wohlbefinden des Arbeiters verbunden ist. Dank der Einführung wissenschaftlicher Kriterien, die von Taylor und Ford untersucht wurden, entwickelte sich innerhalb der Fabrik ein einheitliches System, das die Effizienz der Produktion begünstigte. In der Vertiefungsarbeit sollen daher erstens der Taylorismus und der Fordismus analysiert werden, um dann zu untersuchen, inwieweit sie das neue Fabriklayout beeinflusst haben. Danach wird das zwischen 1935 und 1936 von dem Architekten R. Steiger erbaute General Motors in Biel untersucht. Um dieses Beispiel zu analysieren, werden drei andere internationale Beispiele von Fabriken, die als "moderne Architektur" definiert werden, vorgestellt; dies sind das Fagus-Werk von W. Gropius, das zwischen 1911 und 1925 in Deutschland gebaut wurde, das Lingotto von M. Trucco, das zwischen 1916 und 1926 in Italien gebaut wurde, und die Van Nelle Fabrik von Brinkman & Van der Vlugt in Holland, die zwischen 1925 und 1931 gebaut wurde. Durch diese Analyse will die Arbeit zeigen, wie der Einzug der Modernität und die Einführung neuer Technologien die Architektur der Fabriken und damit auch den Arbeitsablauf mit den dazugehörenden Räumen verändert hat, um die Produktion zu steigern. Der Text zeigt auch, wie die neuen Produktionssysteme und die wissenschaftlichen Kriterien, die von Ford und Taylor untersucht wurden, die Rolle des Arbeiters innerhalb eines komplexeren Systems verändert haben. Das Ergebnis ist eine Art Maschine, in der alle Teile in ständiger Bewegung sind und die Arbeiter das Getriebe darstellen, das das ganze System funktioniert lässt. Die Architektur hat sich sicher verändert und positive Konnotationen wie Kathedralfabrik oder moderne Kathedrale erhalten. Die Fabrik ist als Funktionsgebäude konzipiert, in dem das Glas eine grosse Bedeutung hat, die eine neue Form der Darstellung schafft. Das Gebäude wird zu einer Art Werbestrategie, die die neuen Produktionstechniken hervorhebt und eine helle, saubere und dynamische Fabrik zeigt. Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Der Arbeitsablauf als architektonische Aufgabe Die Autofabrik von General Motors in Biel und einige internationale Beispiele Verfasser Elisa Zappa Voltastrasse 16 6003 Luzern

Dozenten Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

162

Semester Reader Herbstsemester 2020


FR EI E AR B

Abstract

EI T

In this research I will examine the notion of inclusive architecture. I have decided to introduce the term ‘inclusive architecture’ to give a general name to a set of unorthodox approaches utilised in the architectural practice. I will examine various aspects of inclusive architecture such as metamorphosis of meaning in architecture and point out how the loose definition of spaces as well as rich multi-layered presence of architecture allows for a change of its meaning and purpose in time as well as makes it last through a longer time period. An exciting aspect of inclusivity which I wanted to investigate is ambiguity of form and meaning in architecture. This could also be understood as a quality of a subtle cognitive tension when the architecture presents a discrepancy between its formal presence and the emotional effect which it produces on the spectator similarly as art piece which conveys a particular mood in the observers through a simple arrangements of shapes and colours on the canvas. I will also reflect on the ability of architecture through the utilisation of the principles of inclusivity to develop its own character or personality. This aspect seems very significant to be because it raises a question of the nature of the work of an architect, namely what an architect is able to transmit into architecture and how he or she is able to personify the owner as well as him- or herself in the architecture. Finally I will discuss the bodily perception of space in architecture in relation to the idea of comfort. This is an exciting topic because it present architecture not in a physical sense but rather in the sense of its relationship with the inhabitant’s mental, emotional and spiritual needs which render architecture according to inhabitant’s own requirements for intimacy, privacy, cultural and habitual expression. All of the aforementioned aspects and qualities in my perspective constitute and characterise inclusive architecture from various angles and provide a deeper understanding of the way architecture may be practiced because it questions the nature and primary aims of the practice.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Inclusive Architecture

Dozenten

Value of an unorthodox practice in architecture

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Ivan Ashkinadze Brunnmattstrasse 10 6048 Horw

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

163


T EI B AR FR

EI

E

Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Vertiefungsmoduls mit dem Architekten Jakob Zweifel. Er gehört zu den bedeutenden Schweizer Architekten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und sein Centre de Recherches Agricole (1969) in St-Aubin steht exemplarisch für seine humane Moderne. Die Schweizer Nachkriegsmoderne bildet die Ausgangslage der nachfolgenden Arbeit. Im Zentrum steht die Entwurfshaltung von Jakob Zweifel und seine Auseinandersetzung zwischen Tradition und Moderne. Die Arbeit geht der Frage nach, wie sich die humane Moderne am Centre de Recherches Agricole äussert. Hierfür werden wegweisende soziale und architektonische Hintergründe erläutert, welche gleichzeitig die Grundlage der Analyse bilden. Es zeigt sich, dass sich die Entwurfshaltung von Jakob Zweifel an vier Punkten zusammenfassen lässt: Rationalität, Flexibilität, Modularität und Wachstum sowie natürliche Architektur. Die Essenz bildet jedoch die Rücksicht auf den Einzelnen.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Spannung zwischen Tradition und Moderne

Dozenten

Über das Centre de Recherches Agricoles in St-Aubin von Jakob Zweifel

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Nico Flütsch Hirschmattstrasse 26 6003 Luzern

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

164

Semester Reader Herbstsemester 2020


FR EI E AR B

Abstract

EI T

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls «Vertiefungsarbeit» mit dem Glarnerland - Eine Verdichtung grossartiger Phänomene. Sie zielt auf das urmenschliche Gefühl, Raum wahrzunehmen. Es gibt viele unterschiedliche Dinge die auf uns wirken, sie werden absorbiert und verrenken sich zu einem Geflecht das man als Genius Loci beschreiben könnte. Den Geist eines Ortes. Das Glarnerland ist so ein Ort, wo sich grossartige Phänomene vermischen und etwas Vertrautes entfalten. In der vorliegenden Arbeit wird versucht, diesen Dingen etwas näher zu kommen. Grundlagen dazu bilden die literarischen Werke von Christian Norberg-Schulz und Tomas Valena, die beide den wichtigen Beitrag geleistet haben, aus den Beobachtungen Begrifflichkeiten abzuleiten und helfen sollen; die phänomenologischen Tatbestände zu beschreiben und zu strukturieren. Es wird aber kein Geheimrezept sein, das etwas Unbekanntes aufzudecken vermag, sondern vielmehr eine schriftliche Reflexion mit dem Anspruch, den normalen Dingen, der alltäglichen Lebenswelt ihren Wert zurückzugeben. Und dadurch Phänomene zu entdecken, die uns eigentlich unscheinbar; ermöglichen sich mit dem Ort zu Identifizieren und zugehörig zu fühlen.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Glarnerland

Dozenten

Eine Verdichtung grossartiger Phänomene

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Fabian Lukas Huber Mariazellhöhe 5 6210 Sursee

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

165


T EI B AR FR

EI

E

Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit mit dem Vokabular der Erdgeschosszone in der Kernstadt Basels. Die Stadt soll laut der Ausstellung des Schweizerischen Architekturmuseums „Wie sieht Basel in 2050 aus“, eine Zunahme von rund 45´000 Einwohnern bis 2035 erfahren. Das Erdgeschoss bietet dabei eine mögliche Antwort, diesem enormen Zuwachs gerecht zu werden. Im Zentrum dieser Arbeit stehen vier Fallbeispiele aus dem innerstädtischen Raum. Durch die methodische Analyse vierer unterschiedlicher Typolgien wurden Schwellen und Grenzen zwischen privaten und öffentlichen Räume herausgearbeitet und erläutert. Aus den Erkenntnissen der Analyse wurde ein Vokabular formuliert, welches Methoden aufzeigt, wie qualitatives Wohnen im Erdgeschoss ermöglicht werden kann. Die Arbeit zeigte ausserdem, dass die Erdgeschosszone grosses Portential bietet um dem Wohnungsdruck entgegenzuwirken.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Vokabular der Erdgeschosszone

Dozenten

Schwellen und Grenzen im urbanen Stadtgefüge

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Oliver Karl Kannenfeldstrasse 55 4056 Basel

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

166

Semester Reader Herbstsemester 2020


FR EI E AR B

Abstract

EI T

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit mit dem Thema der Siedlungsentwicklung in der Stadt Basel. Die Thematik der Siedlungsentwicklung ist ein permantentes Thema in der Stadtplanung. Auch künftig wird der stete Bevölkerungszuwachs Anlass dazu geben, grössere Gebiete zu bebauen. Anhand dreier Referenzobjekte, welche in ihrer Entstehung über rund ein Jahrhundert verteilt sind, soll untersucht werden, wie mit solch grösseren Wohnbauprojekten umgegangen wurde resp. wird. Dabei soll aufgezeigt werden, welche Strategien sich bewährt oder verändert haben. Was festgestellt werden kann ist, dass der Entwicklungs- und Planungsprozess stetig zugenommen hat. So wurde beispielsweise die Programmierung immer kleinteiliger und spezifischer. Dieses Vorgehen hat eine Planungssicherheit zum Ziel, welche jedoch viel Zeit beansprucht. Zeit in welcher sich viele Parameter verändern können und dadurch eine Unmittelbarkeit nur noch bedingt möglich ist. Zeit, welche vielleicht auch zur kontinuierlichen Entwicklung hätte beitragen können.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Von der Arbeitersiedlung zum Stadtquartier

Dozenten

Eine Untersuchung der Siedlungsentwicklung in Basel

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Remo Kessler St. Galler-Ring 51 4055 Basel

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

167


T EI B AR FR

EI

E

Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich, im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit HS20, mit der Verbindung zwischen Haus und Strasse, als Schlüssel zur Urbanität am Fallbeispiel vom Quartier Molino Nuovo in Lugano. Anstoss bildet eine intuitive Analyse des Ortes mit der Erkenntnis, dass es sich um einen zersiedelten Stadtraum handelt, der sich trotz unmittelbarer Nähe zum Stadtraum komplett vom öffentlichen, urbanen Leben abkoppelt. Kern der Arbeit bildet das visualisieren und beschreiben verschiedener Beispiele urbaner Räume und Phänomäne, mit dem Ziel entscheidende Elemente herauszukristalisieren die den urbanen Raum ausmachen und einen Anstoss für einen Veränderungsprozess beim Quartier Molino Nuovo geben zu könnten. Es hat sich herausgestellt, dass das Bedürfnis an der Teilnahme am öffentlichen, kulturellen, also urbanen, Raum eine Reflexion des Verhalten der Menschen im Wohnraumes ist. Nur das dieser Raum den Himmel als Decke hat und mit anderen geteilt wird. Deshalb ist die Verbindung zwischen Haus und Strasse einer der wichtigsten Faktoren zur Bildung des urbanen Raumes auch wenn diese Verbindung nicht zwingend räumlich zu verstehen ist.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2020 Salotto della Città

Dozenten

vom System der Objekte zum System der Räume am Fallbeispiel Molino Nuovo in Lugano

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Manuele Pinelli Hirschmattstrasse 35 6003 Luzern

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2020 Datum: 05.01.2020

168

Semester Reader Herbstsemester 2020



Bautensteckbriefe

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

171


Bautensteckbriefe

Obiekt Architekt

172

Siedlung Möösli Johann-Heinrich-Pestalozzi-Allee 7-37, 2503 Biel

Lanz, Eduard

1927 – 1931

Jura-Garage Adam-Göuffi-Strasse 18, 2502 Biel

Schmid, Eduard

1928 – 1929

Bahnhofsquartier Verresiusstrasse; Murtenstrasse St. Biel

Schlup, Max

1929 – 1945

Strandbad Uferweg 40, 2503 Nidau

Stadtbauamt Biel / Otto Schaub

1929 – 1932

Volkshaus Aarbergstrasse 112, 2502 Biel

Lanz, Eduard

1930 – 1932

Doppelturnhalle Logengasse 2, 2502 Biel

Stadtbauamt Biel / Otto Schaub

1931 – 1932

Stadtbibliothek und Post General-Dufour-Strasse 26, 2502 Biel

Stadtbauamt Biel / Otto Schaub

1932 – 1934

Fabrik und Verwaltungsgebäude General Motors Salzhausstrasse 21-27, 2503 Biel

Steiger, Rudolf. Gebr. Bernasconi

Kirchgemeindehaus Farel Oberer Quai 12 2503 Biel

Schlup, Max

1956 – 1959

Wohnhaus Lüthi Neuenburgstrasse 114 2505 Biel

Schlup, Max

1952 – 1954

Umbau Konfektionsgeschäft Naty, Biel Bahnhofstrasse 26, 2502 Biel

Schlup, Max

1954 – 1955

Wohn- und Geschäftshaus Jura Reitschulstrasse 1, 2502 Biel

Rohn, Roland. Rüegsegger, Fritz. Bornoz, Werner.

1958 – 1960

Wohnhaus Schlup Tessenbergstrasse 8, 2505 Biel

Schlup, Max

1957 – 1959

Hochhaus "Am Stadtpark" General-Dufour-Strasse 68, 2502 Biel

Reinhard H. und G.; Gräppi W.

1957 – 1958

Überbauung Weidteile (Gesamt Konzept) Lyss-Strasse 21-1 2560 Biel

Schindler, Werner

1958 – 1969

Wohn- und Geschäftshaus TANNER Nidaugasse 14, 2502 Biel

Gaudy, Gianpeter. Gfeller, Alfred. 1959 – 1960

Schulanlage Battenberg Chemin de la Pierre-aux-Sarrasins 21, 2504 Biel

Suri, Otto

1959 – 1963

Kongresshaus und Hallenbad Zentralstrasse 60, 2501 Biel

Schlup, Max

1956 – 1966

Primarschule Champagne Champagneallee 1, 2502 Biel

Schlup, Max

1960 – 1962

La Champagne Champagneallee 1, 2502 Biel

Schindler, Werner

1960 – 1969

Pfarrkirche Christ-König Geyisriedweg 31, 2504 Biel

Moser, Walter

1962 – 1968

Geschäftshaus SCHINDLER Neuengasse 48, 2502 Biel

Schindler, Werner

Semester Reader Herbstsemester 2020

1935

1963


Obiekt Architekt Zwinglikirche Rochette 8, 2504 Biel

Frey Egger, Peterhans

1963 – 1966

Schulgebäude Eidgenössische Turn- und Sportschule Schlup, Max Hauptstrasse 247, 2532 Magglingen

1967 – 1970

Wohnhaus Mutter und Kinder Seevorstadt 46, 2502 Biel

Schlup, Max

1968 – 1970

Wohnhaus Fässler Kirschbaumweg 16, 2572 Mörigen

Haller, Fritz

1971

Staatliches Seminar/Schulanlage Linde Scheibenweg 45, 2503 Biel

Tschumi, Alain-G.

1973 – 1975

Gross-Sporthalle End der Welt Hauptstrasse 247, 2532 Magglingen

Schlup, Max

1971 – 1976

Katholisches Pfarreizentrum Emil-Schiblistrasse 3, 2543 Lengnau

Füeg, Franz

1975

Gymnasium Strandboden Ländtestrasse 12, 2503 Biel

Schlup, Max

1963 – 1981

Holzfachschule (Hochschule für die Holzwirtschaft) Solothurnstrasse 10, 22504 Biel

Meili & Peter

1990 – 1999

Kunsthaus Pasquart Seevorstadt 71, 2502 Biel

Diener Diener Architekten

1994 – 2000

Kaufmännische Berufsschule Biel BFB Robert-Walser-Platz 9, 2501 Biel

mlzd:

2005 – 2003

Tissot Arena Boulevard des Sports 18, 2504 Biel

GLS Architekten AG

2013 – 2015

Swatch and Omega Campus Nicolas G. Hayek Str. 2, 2502 Biel

Shigeru Ban Architects

Esplanade Nord – Teil Ost Gartenstrasse 33, 2503 Biel

Graber Pulver

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

2019 2013 – 2018

173


SIEDLUNG MÖÖSLI von Sara De Almeida

Abb. 01 Übersichtsplan Siedlung Möösli

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Siedlung Möösli Johann-Heinrich-Pestalozzi-Allee 7-37, 2503 Biel Eduard Lanz 1926 1931

Kurzbeschrieb

Literatur: [1] Lanz, Eduard: Wohnungen für kinderreiche Familien in Biel. Schweizerische Zeitschrift, Heft 1. Band 2/1927, S. 2-4. [2] biwog Genossenschaft: Seit 1925 engagiert für günstigen Wohnraum. URL: https:// www.biwog.ch/de/genossenschaft/geschichte/ (Stand:05.10.2020)

Die Wohnsiedlung Möösli wurde zwischen 1926 und 1931 unter der Leitung des Architekten Eduard Lanz gebaut. Ausserhalb der Stadt und in Waldnähe, erstrecken sich auf dem Möösliacker sämtliche Zeilenbauten mit je 6 Einfamilienhäuser. In weiteren Bauetappen wurde das Areal mit Einfamilienhäusern ergänzt. Aus der Kiesgrube entstand ein durchgrünter Spielplatz der als Gemeinschaftsort genutzt wird. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden trotz der massiven Bevölkerungszunahme, bedingt durch die Industrialisierung der Uhrenbranche, kaum neue Wohnungen gebaut. Somit lebte ein grosser Teil der Bevölkerung unter sehr prekären Zuständen in Altbauwohnungen. Um den Wohnungsnot entgegenzuwirken und neue Wohnformen für Familien realisieren zu können, setzten die Behörden des „Roten Biel“ auf genossenschaftlichen Wohnungsbau und stellten ab 1924 günstig Gemeindeland im Baurecht zur Verfügung.1 Eduard Lanz liess sich von den Idealen der Berliner Gartenstadtbewegung inspirieren und nahm dies auch als Ansatz für seine zukünftigen, gemeinnützigen Wohnprojekte, die er bis 1945 realisierte.

[3] Ritter, Nathalie: Eduard Lanz, Rot und Schwarz. Lokale Architektenkarriere und internationales Selbstverständnis. Bern 2011, S. 88. [4] ig wohngenossenschaft: ig Flyer 1930 und morgen. Bern 2012. Bild: Abb.1, 2, 4: Gastreferat von Sylvain Malfroy. Mélanges zu Städtebau und Siedlungsbau in Biel. (22.09.2020) Abb.3, 5: Sara De Almeida

174

Abb. 02 Siedlung nach Fertigstellung Semester Reader Herbstsemester 2020


GRAND GARAGE DU JURA by Jacopo Ruggeri

Fig. 1 West elevation on Göuffi-Strasse

Object Address Architect Start of planning

Grand Garage du Jura A.-Göuffi-Strasse 18, Biel/Bienne CH Eduard Schmid 1928

Realization

1929

Brief description

The Grand Garage du Jura is an urban garage designed by Liestal architect Eduard Schmid for the Ford importer Conrad Peter between 1928 and 1929. The three-storey building occupied the entire lot area which was delimited by the curving street on one side, the canalised Schüss river on the south side and by the existing buildings on the east side. The outline of the parcel, thus determined, led to the distinctive floor plan in the form of a compressed quarter circle (Fig.2). ¹ The rounded north-west façade on Göuffi-Strasse (Fig.1) and the straight southern façade (Fig.3) alongside the Schüss are connected by a semicircular bay window rising one storey above them. The range of the building functions is easily legible in the façade window scheme; with the exhibition area and the workshop located on the ground floor, while the offices and the apartments are respectively on the first and second floor, additionally the basement accommodates the parking space. Although not a radical example of modernism, the garage retains many unequivocal features of this style, such as the abstract design, the legibility of functions and the emphasis on horizontality. ² Literature: [1] Architekturforum Biel, 2005, Architekturfuhrer Biel, Hochparterre, Zürich [2,4] Merkli, M., Rulk, A., 1998, Grand Garage du Jura, Biel, Diploma thesis, Zürich [3] Schröter, A.C., 2020, Schweizer Parkhäuser, k+a / Kunst+Architektur in der Schweiz, Bern Image: Fig.1 image by Dirk Weiss, Fig.5 image by Jean Claude-Borel Plans: Merkli, M., Rulk, A.,1998, Grand Garage du Jura, Biel, Diploma thesis, Zurich Fig. 2 Ground floor

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

175


BAHNHOFSQUARTIER by Ivan Ashkinadze

Bahnhofplatz, Biel

Object Address Architect Start of planning Realization

Bahnhofsquartier Bahnhofstrasse; Verresiusstrasse; Murtenstrasse Karl von Büren, Ernst Berger 1929 1945

Brief description

Literature Boger, N. Wie das Bauhaus nach Biel kam. (2019) https://parcours-bielbienne.ch/bieler-tagblatt Retrieved on 12 Oct 2020

Weibel, J. Biel ist vielseitig, agil und lebendig. (2008) https://www.derbund.ch/bern/stadt/ biel-ist-vielseitig-agil-und-lebendig/ story/14600046 Retrieved on 12 Oct 2020

Bauhaus. 100 Jahre. https://parcours-bielbienne.ch/hr-jam8.9.2018 Retrieved on 12 Oct 2020

Bahnhofsquartier is an area in front and around the Biel railway station which was established between 1929 and 1945 after the relocation of the old train train station from Guisanplatz to its current place in 1923. The urban development of Bahnhofsquartier is one of the most vivid examples of the architectural movement of “Neues Bauen” which was predominant in Switzerland and Germany between 1910s and 1930s, and which is closely tied to the establishment of Bauhaus in Weimer in 1919, the pioneering school of though in architecture, design and art at the time. Bahnhofsquartier is a unique urban district for Switzerland because it is known as the largest coherent architectural ensemble realised in the “Neues Bauen” style. The project was initiated by the social democratic city president Guido Müller who in cooperation with architects Karl von Büren and Ernst Berger has managed to convince the Biel’s public to accept such a radical project for that time. Under his governance, the relocation of the old train station has freed 90.000 m2 of space where the modern Bahnhofsquartier was constructed.

Das Bauhaus wirkte auch in Biel.(2019) https://www.bielertagblatt.ch/nachrichten/ fokus/das-bauhaus-wirkte-auch-biel Retrieved on 12 Oct 2020

Images https://www.e-pics.ethz.ch/index/ETHBIB. Bildarchiv/ETHBIB.Bildarchiv_ PK_007078_776180.html Retrieved on 12 Oct 2020

https://parcours-bielbienne.ch/hr-jam8.9.2018 Retrieved on 12 Oct 2020

https://parcours-bielbienne.ch/bieler-tagblatt Retrieved on 12 Oct 2020

Plan https://glsag.ch/wp-content/uploads/2019/11/ Speeches_2019_Stadtwanderung_Bauhaus_ Biel_Brechbuehl_Flyer_A5.pdf Retrieved on 12 Oct 2020

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Zentralplatz Semester Reader Herbstsemester 2020

Map of Bahnhofsquartier


STRANDBAD BIEL von Simone Tschuppert

Haupttrakt mit Restaurant und Garderobe 1

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Strandbad Biel Uferweg 40, 2560 Nidau Ernst Berger 1920er 1932

Kurzbeschrieb

Literatur: Tholen, Sabine: Strandbad Biel = La plage du Bienne. In: Anthos: Zeitschrift für Landschaftsarchitektur = Une revue pour le paysag, Heft-Nr. 3/2006, 26-29. Denkmalpflege des Kantons Bern: Ein typisches Volksbad der 1930er Jahre - das Strandbad Biel in Nidau. Aufgerufen von https:// www.fachwerk.erz.be.ch/bauten-und-themen/ strandbad-biel-in-nidau/ (03.10.2020). Beck, Ulrich: Strandbad Biel in Nidau - ein Glanzstück der “Bieler Moderne”. 02.12.2013. Aufgerufen von https://denkmalpflege-schweiz.ch/2013/12/02/strandbad-bielin-nidau-ein-glanzstueck-der-bieler-moderne/ (03.10.2020). Abbildung: https://denkmalpflege-schweiz.ch/2013/12/02/ strandbad-biel-in-nidau-ein-glanzstueck-derbieler-moderne/ 03.10.2020 https://www.fachwerk.erz.be.ch/bauten-und-themen/strandbad-biel-in-nidau/ 03.10.2020 https://www.google.com/maps/place/Strandbad+Biel/@47.1299427,7.2354685,15z/ data=!4m2!3m1!1s0x0:0xf8122d05f89ce61f?sa=X&ved=2ahUKEwispIyB3Z_sAhXSMewKHTBuB-IQ_BIwE3oECBEQBQ 06.10.2020

Die Stadt Biel setzte sich Ende der 1920er-Jahren mit der Neugestaltung des Seeufers auseinander. Neben dem Vorhaben, ein Kleinbootshafen, eine Schifflände und einer Uferpromenade zu realisieren, wurde auch ein öffentliches “Sonnen-, Luft-, See- und Flussbad” geplant. Dieses grosse Bauvorhaben, unter anderem das Freibad Biel, wurde dank der Zusammenarbeit zweier Personen erst möglich. Guido Müller von der Stadtverwaltung Biel und Vertreter des “Roten Biel” sowie von Otto Schaub, der ehemalige Stadtbaumeister. Guido Müller, der damalige Stadtpräsident, war aufgrund der einstigen wirtschaftlichen Lage sehr bestrebt, die hohe Arbeitslosigkeit in Biel möglichst zu minimieren. Aufgrund dessen war die Bedingung des neugestalteten Seeufers, dass es ausschliesslich von Arbeitslosen gebaut wird. Der Architekt Ernst Berger entwarf in den 1920er-Jahren den Bau. Der Entwurfsstil für das öffentliche Freibad ist im modernen klassisch Stil.

Nach Einweihung. Historische Aufnahme

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

Sprungturm. Histroische Aufnahme 177


DOPPELTURNHALLE von Lena Büttiker

Doppelturnhalle Ansicht Südost

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn

Doppelturnhalle Logengasse 2, 2502 Biel Stadtbauamt Biel, Otto Schaub 1931

Realisierung

1931-1932

Kurzbeschrieb

Die Doppelturnhalle an der Logengasse wurde zur Zeit des „Roten Biels“ erstellt. Als 1921 die Sozialdemokraten an die Macht kamen, wollten sie die Wohnungsnot in Biel in den Griff bekommen. Mit dem damaligen Stadtpräsidenten Guido Müller und dem Architekten Eduard Lanz setzte sich Otto Schaub, der Stadtbaumeister, stark für die Modernisierung der Stadt Biel ein.1

[1] Ritter, Nathalie (2011): Eduard Lanz 1886–1972, Rot und Schwarz, lokale Architektenkarriere und internationales Selbstverständnis. Inauguraldissertation der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern, Seiten 38-43. [2] Sala, Letizia, 2019 Hochschule Luzern - Technik & Architektur www.architekturbibliothek.ch/bauwerk/doppelturnhalle/(06.10.2020) [3] Architekturforum Biel: Architekturführer Biel, Zürich 2005. [4] Wirz, Heinz: spaceshop Architekten, Luzern 2018, Seite 22. Abb. 1, 3: Letizia Sala, 2019 Hochschule Luzern - Technik & Architektur www.architekturbibliothek.ch/bauwerk/doppelturnhalle/ (06.10.2020) Abb. 2, 4, 5, 6: Wirz, Heinz: spaceshop Architekten; Serie: De aedibus; 73, Luzern 2018, Seiten 22-25.

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Die Doppelturnhalle komplettiert die dreiteilige Schulanlage Neumarkt. Diese befindet sich südöstlich der Altstadt und grenzt an die Schüss. Das westlich der Turnhalle liegende Schulhaus wurde 1889 im Stil der Neorenaissance gebaut. Die Schulanlage wurde 1912 mit einem Massivbau auf der Nordostseite der Parzelle erweitert. Dieses Gebäude besitzt ein Satteldach. Die Doppelturnhalle mit ihrem Flachdach wurde zwischen die beiden bestehenden Gebäude gebaut. Mit dem fast quadratischen Grundriss und den grossen Fenstern unterscheidet sich dieser Bau stark von den anderen beiden. Der Ausdruck der Doppelturnhalle lässt schnell auf den Stil des Neuen Bauens schliessen. Heute ist das Gebäude von der Denkmalpflege als schützenswert eingestuft.2

Situationsplan

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Eingang


STADTBIBLIOTHEK UND POST von Olivia Steiner

Abb. 01: Westansicht

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Stadtbibliothek und Post General-Dufour-Strasse 26, 2502 Biel, BE Otto Stücker / Werkgruppe agw 1932 / 1991 1934 / 1992

Kurzbeschrieb

Die Postfiliale ist ein ideales Vorzeigebild der Bieler Moderne und liegt an der belebten Kreuzung der General-Dufour-Strasse und der Neumarktstrasse. Das vom Architekten Otto Stücker 1932 erbaute Postgebäude präsentiert sich als verkleideter Massivbau mit einer konsequent gestalteten Fassade. Der Abschluss des boxartigen Gebäudes macht die hervorstehende Traufkante und endet im schwach geneigten First des Walmdaches. Auf aufwendige Details wurde verzichtet. Der Komplex wurde im Jahre 1991 mit einem Anbau von der Werkgruppe agw mit der gleichen pragmatischen architektonischen Ausdrucksweise erweitert. Blickfang ist dabei der zweigeschossige Lichthof mit Sheddach, der gleichzeitig verbindendes Element und Öffnung zum gegenüberliegenden Schulareal ist. Zusammen bilden sie ein stimmiges Ensemble.

Literatur: 1 Architekturführer Biel, Verlag Hochparterre AG, Zürich, Christine Langhans, 2005, Objektnr. 49 https://www.werkgruppe.ch/projekte/stadtbibliothek-biel/, 05.10.2020 https://www.architekturbibliothek.ch/bauwerk/ stadtbibliothek-und-post/, 05.10.2020 Bild & Pläne: Olivia Steiner (Abb. 01, 02) https://www.werkgruppe.ch/projekte/stadtbibliothek-biel/, 05.10.2020 (Abb. 03, 04, 05, 06)

Abb. 02: Kreuzung General-Dufour-Strasse und Neumarktstrasse mit Nord-/Westansicht

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

Abb. 03: Lichthof mit Sheddach 179


FABRIK UND VERWALTUNGSGEBÄUDE GENERAL MOTORS von Raphael Arnold

Verwaltungsgebäude heute mit dem charakteristischen Treppenhaus

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Fabrik und Verwaltungsgebäude General Motors Salzhausstrasse 21-27, 2503 Biel Rudolf Steiger / Suter Suter AG 1935 1936 / 1955 - 1957

Kurzbeschrieb

1929 brachen aufgrund der Weltwirtschaftskrise in Biel die Umsätze der Uhrenindustrie drastisch ein. Eine hohe Arbeitslosenquote war das Resultat und zwangen den sozialdemokratischen Stadtpräsidenten Guido Müller zum Handeln. General Motors, der amerikanische Autohersteller, suchte in Europa nach einem neuen Montageplatz und fand in Biel eine Stadt und ein Angebot, welches sie nicht ablehnen konnten. Sämtliche Planungs- und Finanzierungskosten wurden von der Stadt Biel übernommen und somit konnten mit zwei Millionen Investitionskosten über 400 Arbeitsplätze geschaffen werden. 1936 nach nur 6 Monaten Bauzeit konnte die Fabrik fertiggestellt werden. 1947 kaufte General Motors das Werk der Stadt Biel ab und erweiterte es 1957 um eine zusätzliche Montagehalle und ein Ersatzteillager auf der gegenüberliegenden Strassenseite. 1969 feierte die Firma ihr produktivstes Jahr, über 18’000 Fahrzeuge rollten in Biel vom Band. 1976 folgte die Umnutzung in ein Einkaufszentrum mit Parkhaus. Heute befindet sich zudem die Schule für Gestaltung in den ikonischen Räumlichkeiten.

Literatur: Vortrag Bernadette Fülscher, Biel 29.09.2020. Bild:

180

1 Yasmine Zaugg, 2 Raphael Arnold, 3 https://www.opelpost. com/02/2016/echte-schweizer-wer tarbeit/, 4 Raphael Arnold, 5 https://www.autosprint.ch/auto shows/swiss-classic-world-mon tage-suisse/ Die ‘neue’ Montagehalle von 1957, links im Bild, schliesst an das Verwaltungsgebäude an, ohne einen grossen Übergang sichtbar zu machen.

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ng 1959

e Oberer Quai

Konzeption: Farelhaus AG Realisierung: 0815 architekten Biel

Bilder Eröffnung 1959

FARRELHAUS von Werner Weibel

Abb. 01 FassadeOberer zu Schüssquai Strassenfassade Quai

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Literatur: [1] Füeg, Franz & Tschanz, Martin & Graser, Jürg & Schläppi, Christoph & Penzel Christian: Max Schlup Architekt. Salenstein: Niggli, 2013. [2] 0815 architekten Biel: Projekt-Dokumentation Farelhaus. 2018. http://www.0815architekten.ch/wp-content/uploads/2018/02/ B208_Doku.pdf (06.10.2020) [3] Furrer Bernhard: Das Wunder von Biel. In: Tec21, 11/2017, S.12/13.

d Vision

ekt Max SchlupAbbildungen/Pläne: entwarf 1951 und baute 1957-59 das Kirchgemeindie Reformierte Kirchgemeinde Biel, Schweiz. Es zeichnet sich durch ssade, die erste im Kanton Bern, die Materialwahl und die interessante 01,Inventar 02, 03: on aus. ZurechtAbb. ist es im der Denkmalpflege als schützenswerAus: 0815 architekten Biel: Projekt-Dokumenasst, der höchsten Schutzstufe im Kanton Bern.

tation Farelhaus. 2018. http://www.0815ar-

ebäude verkörpern den Aufbruch Biels in die Zukunft; mit dem Konchitekten.ch/wp-content/uploads/2018/02/ -67, dem Bieler Wahrzeichen, erreicht er seinen Höhepunkt. Max B208_Doku.pdf (06.10.2020) Protagonist der sog. Solothurner Schule für die schweizer Nachkriegsmmen mit Alfons Barth, Fritz Haller u.a. gilt sein Interesse den Materialien Abb. 04: alles in streng geometrischem Raster. An diesem Bau hat er diese Ideen chitektonisch umgesetzt. Aus: Füeg, Franz & Tschanz, Martin & Graser,

Jürg & Schläppi, Christoph & Penzel Chris-

eschossigen Bau in der geschlossenen Hauszeile entlang dem Schüsstian: Max Schlup Architekt. Salenstein: Niggli, ückwärtige Gartenhof und der Saal. Diese Raumfolge wird von der S.74 ngeschobenen 2013. Erschliessungszone überlagert, welche am Gartenhof Linie in den Saal führt. Der atriumartige Gartenhof, mit dem Wasserlptur und der als Paravent Abb. 05: eingeschobenen Backsteinwand bilden das nsembles. Fotografie: Werner Weibel, 2019

Farel Bistro mit Blick in d

Geschichte und Vision

Kirchgemeindehaus Farel Der Bieler Architekt Max Schlup entwarf 1951 und baute 1957-59 das KirchgemeinOberer Quai 12, 2503 Biel dehaus Farel für die Reformierte Kirchgemeinde Biel, Schweiz. Es zeichnet sich durch Max Schlup seine Vorhangfassade, die erste im Kanton Bern, die Materialwahl und die interessante Raumorganisation aus. Zurecht ist es im Inventar der Denkmalpflege als schützenswer1951 tes K-Objekt erfasst, der höchsten Schutzstufe im Kanton Bern. 1959 Max Schlups Gebäude verkörpern den Aufbruch Biels in die Zukunft; mit dem Kongresshaus 1961-67, dem Bieler Wahrzeichen, erreicht er seinen Höhepunkt. Max Schlup steht als Protagonist der sog. Solothurner Schule für die schweizer Nachkriegsmoderne. Zusammen mit Alfons Barth, Fritz Haller u.a. gilt sein Interesse den Materialien Der Bieler Max Schlup entwarf baute 1957-59 das Stahl und Glas,Architekt alles in streng geometrischem Raster. An1951 diesemund Bau hat er diese Ideen das erste mal architektonischFarel umgesetzt. Kirchgemeindehaus im Auftrag der Reformierte Kirchgemeinde

Biel. fürBau das Gebäude sindHauszeile unter anderem damals Auf denBezeichnend sechsgeschossigen in der geschlossenen entlang demdie Schüssneuartige Vorhangfassade, die erste im Kanton Bern, sowie quai folgen der rückwärtige Gartenhof und der Saal. Diese Raumfolge wird von der die Materiasymmetrisch eingeschobenen Erschliessungszone überlagert, welche am Gartenhof tretendalwahl bestehend aus dem verschiedentlich an die Oberfläche vorbei in direkter Linie in den Saal führt. Der atriumartige Gartenhof, mit dem Wasseren Betonskelett in Kombination mit den in erdfarbenen Naturtönen becken, der Skulptur und der als Paravent eingeschobenen Backsteinwand bilden das erscheinenden Oberflächen. Diese wiederspiegelt exemplarisch den Herzstück des Ensembles. Schnitt Geist der Zeit sowie Max Schlups architektonische Auffassung, welche Die Absenz kirchlicher Motive, die unaufdringliche Modernität und die Anmut der arsicherlich durch seineprägten Reisen nach und Finnland geprägt war.1 chitektonischen Komposition fraglos das Brasilia Bild der Institution, die im Farelhaus Kirchgemeindesaal, Pfarrwohnungen und –büros, Wohnheim für junge Frauen und ein

alkoholfreies Restaurant betrieb. gilt der räumlichen Abfolge im Erdgeschoss, Ein weiteres Augenmerk welche den sechsgeschossigen Riegel der geschlossenen Hauszeile Das Gebäude atmet mit seinem verschiedentlich an diein Oberfläche tretenden Betonskelett, der äusserstüber schlichten undGartenhof der reichen Materialität, am Schüssquai denVorhangfassade rückwärtigen mit dembesteSaal hend aus Aluminium, Glas, Eternit, Backstein, Terrazzo und Holzfurnier, ebenso exempverbindet. Der Saal wird von der asymmetrisch angebrachten Einlarisch den Geist der Aufbruchszeit wie auch Max Schlups architektonische Vision. gangsnische über einen langen Flur entlang des Gartenhofes erschlosFarel Bistro mit Blick in den Innenhof Aufenthaltsraum Wohnheim Der innovative Gedanke, der der Konzeption bildet des Hauses zugrunde lag, konnte von der sen. Der atriumartige Gartenhof gewissermassen das Zentrum Kirchgemeinde über Projektes die Generationen weniger getragen werden. Hinzukamen des gesamten undimmer verleiht dem Ensemble eine spürbare Unterhaltsstau am Gebäude sowie fehlende finanzielle Mittel, welche die Besitzerschaft Leichtigkeit. zum Verkauf der Liegenschaft bewegten.Es formierte sich eine Gruppe aus 5 Architekten, zusammengeschlossen in der Farelhaus AG, welche ein Kaufangebot mit Betriebskonzept und Sanierungskonzept zusammenstellte und schliesslich den Zuschlag bekam. Am 1. April 2016 hat die neue Trägerschaft das Farelhaus übernommen.

Seit dem 1. November 2016 ist die Sanierung zu grossen Teilen fertig und das Haus wieder- eröffnet. Das Erdgeschoss mit Bistro und Saal soll zu einem pulsierenden öffentlichen Ort werden. Die Wohnungen sind bezogen und ein Teil der Büros eingerichtet. Durch eine umsichtige Sanierung und strategische Neupositionierung konnte das Frühwerk vom Bieler Architekten Max Schlup in einen neuen Lebenszyklus geführt werden.

Grundriss EG

Bilder Bestand 2015

Schnitt

Abb. 02 Schnitt durch Gartenhof

hlicher Motive, die unaufdringliche Modernität und die Anmut der arKomposition prägten fraglos das Bild der Institution, die im Farelhaus Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten aal, Pfarrwohnungen und –büros, Wohnheim für junge Frauen und ein staurant betrieb.

181


WOHNHAUS LÜTHI von Dario Müller

Strassenfassade

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn

Wohnhaus Lüthi Neuenburgerstrasse 114, 2505 Biel Max Schlup 1952

Realisierung

_________

1954

Kurzbeschrieb

Das «Wohnhaus Lüthi» wurde zwischen 1952 und 1954 von Max Schlup für einen Uhrenfabrikant entworfen und realisiert. Am nördlichen Ufer vom Bielersee, unterhalb von Magglingen gelegen, erstreckt sich dieser bürgerliche Wohnhausbau entlang der starkbefahrenen Neuenburgerstrasse. Die wahre Grösse des Baus lässt sich von der Strasse her nur erahnen. Seeseitig wird jedoch der sensible Umgang mit der ;VWVNYHÄL LYRLUUIHY +HZ ;LYYHPU ]LYSp\M[ a\LYZ[ U\Y SHUNZHT HUZ[LPgend vom Ufer über die Gartenebene bis zum Berührungspunkt mit dem Bau. Das Wohnhaus gleicht folglich das steile Terrain achtsam aus und bildet dann einzig mit dem obersten Eingangsgeschoss den Sichtbezug zur Strasse. Frühere Entwürfe des mehrmals überarbeiteten Projekts zeigen einen mediterran wirkenden Pavillon mit Lochfassaden. Der ausgeführte Entwurf zeigt mit seiner Plastizität eine Anlehnung an Le Crobusier und mit seinem Kamin knüpft es an Präriehäuser von Frank Lloyd Wright an. Weitere szenische Elemente wie Blumenfenster und Bullaugen sind der Landi-Architektur entlehnt.1

Literatur: Quellenangaben [1] Architekturforum Biel: Max Schlup Architekt. Niggli (07.2014), S.34 [2] Graser, Jürg: Max Schlup (1917-2013). werk, bauen+ wohnen (05.2013), S. 72-73 Abb. 1-6: Architekturfrorum Biel. Max Schlup Architekt. Niggli (07.2014), S.33-40

Grundriss des Erdgeschosses

182

Semester Reader Herbstsemester 2020

Hauptfassade mit Gartenblick


KONFTEKTIONSGESCHÄFT NATY von Liliane Wenner

01 Schaufenster des Konfektionsgeschäfts Naty

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Konfektionsgeschäft Naty, Biel Bahnhofstrasse 26, 2503 Biel Max Schlup 1954 1955

Kurzbeschrieb

Bauaufgabe war für Max Schlup der 1955 umgesetzte Teilersatz eines Hauses aus dem späten 19. Jahrhundert in einer Hauszeile an der Bieler Bahnhofstrasse. In der Fassade nahm Schlup das neue Motiv der Bahnhofstrasse, ein fliegendes Vordach, auf. Unter diesem befand sich eine volltransparente Glaswand, welche Einblick und Zutritt in das Geschäft bot. Die Zwischenebene des ersten Treppenpodests hinter der Glaswand war sichtbar und stand visuel in der Erscheinung in einem ausbalancierten Gleichgewicht. Teile der Hoffassade und der Geschossdecken wurden erhalten. Die Strassenfassade wurde mit einer vorgehängten Leichtmetallfassade ergänzt, das Dach als Attikawohnung ausgebaut und die Ladenfront geöffnet. Das Kleidergeschäft erstreckte sich über ein Vollund zwei Halbgeschosse. Auf einzigartige Weise zeigt das Projekt die Meisterschaft des Architekten: bis ins kleinste Detail zu arbeiten und den gezielten Umgang mit künstlichem und natürlichem Licht gekonnt zu kombinieren. Das heute bis fast zur Unkenntlichkeit veränderte Objekt ist im Werk des Architekten oft übersehen worden.(1) Schlups Projekt wurde mit einer grossen Sauberkeit geplant und ausgezeichnet vollendet. Literatur: (1) Architekturforum Biel, Biel: Max Schlup Architekt, 2013, Seite 50 (2) Architekturforum Biel, Biel: Max Schlup Architekt, 2013, Seite 50 (3) https://www.bsa-fas.ch/de/a/292-erbaut-1970/, 26.11.20 Bild: Abb. 01/03: https://www.bsa-fas.ch/de/a/292-erbaut-1970/, 26.11.20 Abb: 02/04/05/06: Architekturforum Biel, Biel: Max Schlup Architekt, 2013, Konfektionshaus Naty, S. 52

02 Strassenfassade

03 Innenraum Erdgeschoss

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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WOHN- UND GESCHÄFTS-HAUS JURA von Nico Flütsch

Ansicht Süd

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Wohn- und Geschäftshaus Jura Reitschulstrasse 1, 2502 Biel Roland Rohn, Fritz Rüegsegger, Werner Bornoz 1956 1960

_______

Kurzbeschrieb

Das Wohn- und Geschäftshaus Jura war ein Ersatzneubau für das ehemalige Restaurant Jura und wurde 1960 fertiggestellt. Das Gebäude wurde mehrmals leicht saniert, zuletzt im Jahr 2007. Der Baukörper liegt an der vielbefahrenen Kanalgasse, knapp ausserhalb der Altstadt, und bildet den westlichen Abschluss einer trapezförmigen Blockrandumbauung hin zum Bieler Neumarktplatz. Das vom Team um Roland Rohn geplante sechsgeschossige Gebäude ist klassisch modern. Im eingezogenen Erdgeschoss wie auch im ersten Obergeschoss befinden sich verschiedene Geschäfte, darüber folgen Wohnetagen. Abgeschlossen wird das Volumen von einem Attikageschoss mit einem rahmenden Dachgesims. Bemerkenswert am hell gestrichenen Betonbau ist die Fassade hin zum Neumarktplatz mit den geschossweise versetzten Loggien. Das strenge Raster der Fassade beruht auf der Schottenbauweise des Inneren.

Literatur: Walker, Robert 2007 Eine aussergewöhnliche Fassadengestaltung, Fribourg: bauforschungonline.ch (25.11.2020) Bild: Abb. 1, 3, ,4, 6 Michelle Thurnhofer Abb. 2 map.geo.admin.ch (25.11.2020) Abb. 5 Robert Walker

184

0

20

40

60m

Massstab 1: 2'500 Gedruckt am 25.11.2020 12:24 https://s.geo.admin.ch/8d2a806da3 www.geo.admin.ch ist ein Portal zur Einsicht von geolokalisierten Informationen, Daten und Diensten, die von öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden Haftung: Obwohl die Bundesbehörden mit aller Sorgfalt auf die Richtigkeit der veröffentlichten Informationen achten, kann hinsichtlich der inhaltlichen Richtigkeit, Genauigkeit, Aktualität, Zuverlässigkeit und Vollständigkeit dieser Informationen keine Gewährleistung übernommen werden.Copyright, Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft. http://www.disclaimer.admin.ch © CNES, Spot Image, swisstopo, NPOC

Vogelperspektive

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Kolonnadengang


WOHNHAUS SCHLUP von Antonini Nicola

Das Wohnhaus Schlup an der Tessenbergstrasse in Biel.

Objekt Adresse Architekt

Wohnhaus Schlup Tessenbergstrasse 8, 2505 Biel Max Schlup 1957

Planungsbeginn Realisierung

1959

Kurzbeschrieb

Literatur: [1] Graser, Jürg Martin, Die Schule von Solothurn der Beitrag von Alfons Barth, Hans Zaugg, Max Schlup, Franz Füeg und Fritz Haller zur Schweizer Architektur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, 2008, S.174-195. [2] Franz, Graser, Jürg: Wohnhaus Schlup, Biel https://www.graser.ch/files/130502_ schlup-tessenbergstrasse.pdf [3] Füge, Franz/Graser, Jürg: Max Schlup Architekt, 2. Aufl. Sulgen 2013, S.82.

Das Eigenheim von Max Schlup ist ein herausragendes Beispiel für das moderne Wohnen in den Nachkriegsjahren. Es bietet Platz für eine vierköpfige Familie. Das Raumprogramm beinhaltet eine offene Küche mit einem grossen Ess- und Wohnzimmer, Schlafzimmer mit Nasszellen sowie ein Schlafzimmer mit Waschgelegenheit für Gäste. Eine Garage als einfacher Betonkubus wurde 1972 nachträglich ergänzt. Schlupp platzierte das Haus an der tiefsten Stelle der viertausend Quadratmeter grossen Parzelle am Waldeinschnitt.1 Das Gebäude ist kein konventionelles Haus. Er versuchte die Umgebung und das Haus als Einheit zu verschmelzen, indem jedes Geschoss unterschiedlich mit dem Terrain reagiert. Einen starken Bezug zum Garten hat das Erdgeschoss, es wirkt wie ein eigenständiger Pavillon auf einer flachen Ebene. Das erste Untergeschoss sucht den direkten Bezug zum Bielersee und im zweiten Untergeschoss wird das Gebäude mit den bergseitig betonierten Mauern in den Hang verankert.2

Bild: Abb. 1: Aus: Max Schlup Architekt, S.86 Abb. 2: Aus: Max Schlup Architekt, S.99 Abb. 3: Aus: Max Schlup Architekt, S.85 Abb. 4: Aus: Max Schlup Architekt, S.91 Pläne: Plan 1: Aus: Max Schlup Architekt, S.103 Wohnzimmer Erdgeschoss

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

Ausblick Eingang

185


dass durch einen geschickten Vorschlag an die Bauherrschaft erreicht werden konnte, an dieser Stelle einen breiten

Zugang zum Stadtpark zu ermöglichen. Gleichzeitig konnte auch ein Zusammenhang zwischen der Grünfläche des Stadt-

HOCHHAUS AM STADTPARK, BIEL

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Lageplan 1:1200

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Situation Stadtpark 778

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

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Hochhaus am Stadtpark in Biel General-Dufour-Strasse 68, 2502 Biel/Bienne Hans und Gret Reinhard, Mitarbeit Walter Gräppi 1957 1958

Kurzbeschrieb

Das Wohnhochhaus am Stadtpark war das erste seiner Art in Biel und stellt einen typischen Bau der Nachkriegsmoderne in den 1950er-Jahren dar. Es befindet sich nordwestlich des Parks und grenzt an die stark frequentierte General-Dufour-Strasse und den Schleusenweg.

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Das Gebäude ist in drei Teile gegliedert: einen eingeschossigen Sockelbereich, 13 Regelstockwerke und ein Attikageschoss mit einer Sonnenterrasse. Im Grundriss zeichnet sich eine trapezförmige Grundform N ab. Sie entsteht aus zwei leicht zueinander verdrehten rechteckigen Bauvolumen. Der Zwischenraum, der durch dieses Abdrehen entsteht, dient der ganzen Erschliessung des Wohnhochhauses. Der Eingangsbereich mit langgezogenem, nach Südwesten verlaufendem Vordach befindet sich an der Nordwestfassade. TT^J«Œgg^!%

Blick von der Dachterrasse nach Westen

Hochhaus am Stadtpark in Biel

Hierzu Tafeln 4.7/50

Architekten Hans und Gret Reinhard, Bern

Der etwas willkürlich im Stadtgrundriss gelegene Stadtpark liess vor allem eine Erschliessung von der für Biel sehr wichtigen Dufourstrasse aus vermissen. Er war durch eine alte Wohnbebauung förmlich abgeriegelt. Diese sollte durch einejjneue gemäss geltender Bauordnung ersetzt werden. Auf der an einem Nebenarm der Schüss gelegenen Parzelle zwischen Dufourstrasse und Stadtpark wurde ein entsprechendes Baugesuch eingereicht. Der Weitsicht des Hochbauamtes ist es zu verdanken, dass durch einen geschickten Vorschlag an die Bauherrschaft erreicht werden konnte, an dieser Stelle einen breiten Zugang zum Stadtpark zu ermöglichen. Gleichzeitig konnte auch ein Zusammenhang zwischen der Grünfläche des Stadt-

Quellenangaben Literatur, Bilder und Pläne: Lang, J. & Reinhard H. G. (2013). Hans und Gret Reinhard: Bauten und Projekte, 19421986. Sulgen: Niggli Verlag. Reinhard H. & G. (1959). Hochhaus am 1 O Stadtpark in Biel: Architekten Hans und Gret Q O—0—©—V0 Oö Reinhard, Bern. Schweizerische Bauzeitung. Heft 47.

parks und der jenseits der Dufourstrasse gelegenen grossen Schulanlage längs dem SchüsjSpnal hergestellt werden. Die Markierung dieser Nahtstelle durch ein Hochhaus in der flachen, wenig gegliederten Bebauung ist städtebau-

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77. Jahrgang Heft 47 • 19. November 1959

Nordansicht Dufourstrasse

Nordansicht aus der Dufourstrasse

Semester Reader Herbstsemester 2020 Tafel 48

Schweiz. Bauzeitung

• 77.

Jahrgang Heft 47

19.

November 1959


ter. Einige Bauten sind in den letzten Jahren renoviert worden, andere sind sanierungsbedürftig. Einmal vom Verkehr und von den Immissionen entlastet, dürfte es für die Eigentümer interessant sein, bauliche Erneuerungsmassnahmen im grossen Stil durchzuführen.

ÜBERBAUUNG WEIDTEILE von Remo Kessler

Abb.1: Modellaufnahme des Bebauungsentwurfs Weidteile Abb. 2:

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Modellaufnahme des Bebauungsentwurfes Weidteile (Architekt W. Schindler)

Überbauung Weidteile_______ Lyss-Strasse 1-21, 2560 Biel Werner Schindler (Gesamtkonzept) 1958 1959-1975

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Kurzbeschrieb

Die Siedlung Weidteile besteht aus einem Mix von Hochhäusern mit Geschoss- und Maisonettewohnungen und den zu grossen Blöcken zusammengefassten niedrigeren Mehrfamilienhäuser mit vier bis fünf Geschossen. Die rechtwinklig zueinander im rhytmischen Wechsel angeordneten Bauten fassen über die diagonal verlaufende, verkehrsreiche Hauptstrasse hinweg grosszügige Grünräume welche auch als Schindlerhöfe bezeichnet werden. Durch die abgewinkelte Setzung der Gebäude öffnet und schliesst sich der Strassenraum mehrmals hintereinander. Auch die Infrastrukturbauten, wie die Primarschule mit Kindergarten, das an ein Hochhaus anschliessende Ladenzentrum sowie die Autogarage gehören zum Gesamtkonzept der Überbauung. Die stark befahrene Strasse welche momentan durch das Quartier verläuft, soll durch ein aufwendiges Strassenbauprojekt unterirdisch geführt werden. Anstatt eine trennende Verkehrsachse wird nach Vollendung ein verbindender zentraler Grünraum die Durchlässigkeit des Quartiers stärken. Das Weidteile-Quartier gehört im Kanton Bern zu den frühen Beispielen der für die Zeit innovative Siedlungsform und weist eine der höchsten Wohndichte in der Schweiz auf, rund 3000-4000 Einwohner leben dort. Literatur: Geoportal Stadt Bern, Stadtteilplanung KEST, https://www.biel-nidau-2050.ch Städtebauliche Begleitplanung A5 Westast

Abb.2: Situationsplan

Abb.3: Vision 2050

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

187


WOHN-UND GESCHAFTSHÄUS by Al Jawharah Al Zamil

South-West view of the Residential and Commercial Building in Biel.

Object Address Architect Start of planning Realization

Wohn - und Geschäftshaus Nidaugasse 14, 2502 Biel, BE Gaudy, Gianpeter. Gfeller, Alfred. 1959 1960

Brief description

Literature: [1] Margelist 2019 Bearbeitung, L. (2020, September 25). Wohn- und Geschäftshaus. Retrieved October 13, 2020, from https:// www.architekturbibliothek.ch/bauwerk/ wohn-und-geschaeftshaus-11/ [2] Erziehungsdirektion des Kantons Bern. Amt für Kultur. Denkmalpflege (Hg.). Bauinventar Gemeinde Biel/Bienne. Nidaugasse 14. Bern 2012. [3] Architekturforum Biel (Hg.) Architekturführer Biel/Guide d’ architecture Bienne. Zürich 2005, Nr. 36. [4] Külling, Urs. Gaudy, Gianpeter, in: Rucki, Isabelle; Huber, Dorothee (Hg.). Architektenlexikon der Schweiz. Basel 1998, S. 207. Image: Fig.1: Taken by Lara Margelist - https:// www.architekturbibliothek.ch/bauwerk/ wohn-und-geschaeftshaus-11/ Fig. 2: Taken by Al Jawharah Al Zamil Fig. 3: Diagram by Al Jawharah Al Zamil Fig. 4: Taken by Lara Margelist - https:// www.architekturbibliothek.ch/bauwerk/ wohn-und-geschaeftshaus-11/ Fig. 5: Schematic Drawing of Site Plan by Al Jawharah Al Zamil Fig. 6: Taken by Robert Walker in 1998 - http:// bauforschungonline.ch/aufsatz/eine-aussergewoehnliche-fassadengestaltu.html

188

The building referred to as “Wohn-und Geschäftshaus” is a commercial and residential building designed by the architects Gianpeter Gaudy and Alfred Gfeller in 1959. The building was fully constructed a year after the design phase in 1960. An immediate glance at the building sets an evident contrast in architectural style compared to the surrounding buildings. As it is located south from Biel’s old town, the surrounding context adapts a rather classical approach in style while the “Wohn-und Geschäftshaus” conforms to a modern approach. The building is a distinctive representation of post-war modernism and remains standing today with a timeless charactarestic of contemporary and modern architecture. The building consists of apartments (either rented or owned by the occupants), offices, and commercial spaces. The building is composed of 7 floors. The ground floor consists of commercial spaces and the first floor is occupied by offices. The ground floor differes from the rest of the floors because it is glazed and it is also cantilevered with an all-round canopy. The upper floors would be the apartments.

Building in context

Semester Reader Herbstsemester 2020

Diagram - Red: Commericial, Yelllow: Residential


SCHULANLAGE BATTENBERG von Xenia Braun

Pausenhof Oberstufe

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Schulanlage Battenberg Heidensteinweg 21-23, 2504 Biel BE Otto Suri 1959 1963

Kurzbeschrieb

Das Schulhaus Battenberg wurde in den Jahren 1962 bis 1963 nach einem Entwurf von Architekt Otto Suri errichtet und gilt als ein Musterbeispiel für die pädagogischen Ansätze der 1960-er Jahre. Der zuerst öffentliche und anschliessend beschränkte Wettbewerb fand im Jahr 1959 statt.1 Das Grundstück befindet sich in Biel-Mett, am nördlichen Ende des Battenbergs und wird im Westen von der Schollstrasse her über eine Querachse erschlossen. Im Osten ist ein weiterer Zugang über die Südstrasse vorhanden un im Nordwesten wird die Anlage durch den Heideweg zugänglich2 Die ganze Schulanlage ist L-förmig angeordnet und beinhaltet fünf Gebäude, die alle jeweils dreigeschossig sind und eine unabhängige, eigene Erschliessung beinhalten. Genutzt werden die einzelnen Trakte als Sporthalle, Oberstufen- und drei Unterstufenpavillons.3 Während sich die Schulhäuser horizontal auf der gleichen Ebene befinden, sitzt die Sporthalle nördlich des Oberstufentrakts eine Ebene tiefer und bildet so eine Abstaffelung. Die Turnanlage verfügt über Rasenspielfelder westlich der Turnhalle und einem Hartturnplatz auf der Ostseite, der gleichzeitig das Vordach für den Haupteingang im darunterliegenden Geschoss bildet.4 Literaturhinweis [1,2,4,9]Tschirkly, Dominique, 2019 Hochschule Luzern - Technik & Architektur https://www.architekturbibliothek.ch/bauwerk/ schulanlage-battenberg (24.09.2020). [3,6,7,8]Das Werk: Architektur und Kunst. Schulhaus Battenberg in Biel-Mett. Heft 9, Band 52/1965, S. 344-346. [5]Grassmann, Marc: Architekturführer Biel/ Guide d’ architecture Bienne. Zürich 2005, Nr. 198. Bilder & Pläne Abb. 01:Tschirky, Dominique, 2019 Hochschule Luzern - Technik & Architektur https://www.architekturbibliothek.ch/bauwerk/ schulanlage-battenberg (24.09.2020). Abb. 02, 03, 04: Das Werk: Architektur und Kunst. Schuelhaus Battenberg in Biel-Mett. Heft 9, Band 52/1965, S. 345-346, E. Ehrbar. Abb. 05: Braun, Xenia, 2020.

Gesamtansicht von Nordwesten vom Jurintra-Hochhaus aufgenommen 1965

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

189


KONGRESSHAUS UND HALLENBAD by Belen Culcay C.

Exterior view towards the west facade

Object Address Architect Start of planning Realization

Kongresshaus und Hallenbad Zentralstrasse 60, 2501 Biel Max Schlup 1956 1966

Brief description

The building is located on Zentralstrasse in Biel. Its large-scale, rough materials and peculiar roof, make it contrast with its surroundings and position it as the symbol of modernism in Biel. In 1956, Max Schulp won the competition by offering a solution that integrates all the parts of the required atypical program without compromising the architectural expression. The challenge was to combine a event-hall for congresses, concerts and theatre performances with a 25-meters indoor-pool, besides other complementary uses. Furthermore, a less public area with office space and economic school was added to the program. Within a precise geometric framework, the building presents a symmetrical cross-shape ground floor (Fig. 2). The low-rise building on the X axis, houses the secondary uses and leads to the office tower on the south side of the building. The Y axis consists of two floors. At one end facing the street the event-hall takes place on the upper floor. As its counterpart, the indoor-pool is located a few steps below the ground floor level and faces the backyard. These two areas are connected both on plan and section by a central foyer. They are covered by the enormous curved-roof of reinforced concrete, which is without a doubt the most striking feature of the building. 1

Literature: [1-4] Schlup, M., Füeg, F., Gasser, J., & Penzel, C. : Max Schlup Architekt, Krongresshaus und Hallenbad. Biel 2011, S.152-209 Images: www.eventbutler.ch Schlup, M., et al. : Max Schlup Architekt, Krongresshaus und Hallenbad. Biel 2011, S.152-209. Plans: Schlup, M., et al. : Max Schlup Architekt, Krongresshaus und Hallenbad. Biel 2011, S.152-209. 190

Ground floor’s main axis and basic geometry

Semester Reader Herbstsemester 2020

Entrance hall


PRIMARSCHULE CHAMPAGNE von Nils Oppliger

Die Primarschule Champagne mit dem Pausenplatz.

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Primarschule Champagne Champagneallee 1, 2502 Biel BE Max Schlup 1960 1962

Kurzbeschrieb

Das Quartierschulhaus Champagne ist Teil einer städtebaulichen Komposition, die auf einer, durch Max Schlup erreichten, Überarbeitung der vorhandenen Überbauungsordnung basiert. Dadurch wurde das vorgesehene Konzept einer Randbebauung durch ein Konzept mit freistehenden Volumina, die in der Horizontalen sowie in der Vertikalen gegenübergestellt werden, ersetzt. Max Schlup erhielt den Auftrag für den Bau des Klassentrakts sowie der Turnhalle. Die Thematik des Riegelbaus war durch das städtebauliche Konzept gegeben. Die Schule gliedert sich in drei unterschiedliche Geschosse. Das offene Erdgeschoss dient der Erschliessung und ist zudem ein überdeckter Pausenplatz. Im darüberliegenden Obergeschoss befinden sich die Klassenzimmer, die gegen Süden orientiert sind. Gegen Norden orientiert sich der Erschliessungskorridor mit den eingeschobenen Nebenräumen. Das Attikageschoss weicht von der Fassadenflucht zurück und erzeugt somit eine Dachterrasse, die für die Klassenzimmer direkt über die zwei Treppen zugänglich ist.

Literatur: Füeg, Franz; Gasser, Jürg; Penzel, Christian; Schläppi, Christoph; Tschanz, Martin. Max Schlup, Architekt/architecte. Sulgen 2013, S. 116-142. Bilder: Kämpf, Anna, 2019 (Hochschule Luzern – Technik und Architektur). Pläne: Max Schlup, Architekt/architecte, S. 130/131.

Die städtebauliche Komposition.

Turnhalle, Primarschule und Hochhaus

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

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TOU DE LA CHAMPAGNE BAUTENSTECKBRIEF von Manuele Pinelli

Abb. 01, Tou de La Champagne im Kontext des Gurzelen Areals

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Tour de la Champagne Champagneallee 1, 2502 Biel Walter Schwaar / Graser Architekten (Sanierung) 1960-1962 / 2014 (Sanierung) 1968 - 1970 / 2016 - 2018 (Sanierung)

Kurzbeschrieb

Literatur: [1] Diethelm, Alois: Grüne Nachkriegsmoderne . In: Werk, bauen + Wohnen, Heft 5, 2019. [2] Petersen, Palle: Nostalgie ist ein Wohlstandshobby. In: Hochparterre, Heft 8, 2018, S. 12 - 17 [3] Graser Architekten: Tour de la Champagne, Biel. https://www.graser.ch/bauen/tour-de-lachampagne-biel/ (01.10.2020)

Am Gurzelen Areal, im östlichen Bereich von Biel, befindet sich das seit 1970 höchste Gebäude der Stadt, La Tour de la Champagne.1 Die ikonische Namensgebung entstammt aus einem Flurnamen des Umliegenden Quartiers, wo sich heute auch Shigeru Bans Swatch Gebäude befindet. 2 Das Hochhaus wurde nach den Plänen von Walter Schwaar, dem Architekten des Bahnhofs in Bern, errichtet und weist eine Höhe von 60 Meter auf. Auf einer überhohen Pilotis-Halle ruht eine 18-geschossige Schottenstruktur aus Ortbeton. Das Volumen schliesst mit einem Kleinformatfliesen SiebzigerjahreInmitten eines sympathischen Wildwuchses überragt der Turm die Stadt Biel und geniesst rundumin vierzurückgesetzten Attikageschoss ab. Trotz der eigentlich regiden farben bekleiden neue Küchen und Bäder. seit 1970 die Fernsicht auf den Jurasüdfuss im Osten und den See im Westen. Schottenstruktur, weissen die insgesamt 78 Wohnungen, heute nach einer Sanierung, eine hohe Flexibilität im Wohnungsspiegel auf: Von 1- bis 4-Zimmerwohnungen sowie zwei Maisonettes im 19. Geschoss steht ein breites Angebot zur Verfügung.1 Seit 1993 ist das Hochhaus im Besitz der Pensionskasse der Stadt Biel. Im Jahr 2014 gewann Graser Architekten einen Studienauftrag und sanierte das Hochhaus so, dass es zwar den neusten technischen Normen entspricht, aber nicht den architektonischen Wert verlor. 2

[4] sia Sektion Bern: Tour de la Champagne, Biel. https://www.be.sia.ch/sites/be.sia.ch/files/ Publikation%205à7%20def.pdf (12.12.2020) Bild: Abb. 01: https://www.graser.ch/img/lightbox/0_ aussen_180623_05_burri.jpg (01.10.2020) Abb. 02: https://www.graser.ch/files/070_hochparterre_9_18_12-17.pdf (01.10.2020) Abb. 03: https://www.graser.ch/img/lightbox/0_ aussen_180623_04_burri.jpg (01.10.2020) Abb. 04: https://www.graser.ch/files/070_hochparterre_9_18_12-17.pdf (01.10.2020) Abb. 05: https://www.graser.ch/files/070_hochparterre_9_18_12-17.pdf (01.10.2020) Abb. 06: https://www.wbw.ch/cms/cache/65d4bce771c333604b146248daede30b.jpg (01.10.2020)

Zwischen neuen Storenkästen und Fensterbänken stecken akribisch sanierte, filigrane Alurahmen-Fenster.

Abb. 02, Pilotis-Halle in grüner Umgebung

Abb. 03, “Scheibenhochaus”


PFARRKIRCHE CHRIST- KÖNIG by Johanna Jácome

South Facade on Geyisriedweg

Object Address Architect Start of planning Realization

Pfarrkirche Christ-König Geyisriedweg 29, 2504 Biel, BE Walter Moser 1962 1968

Brief description

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Literature: 2 Biel/Bienne Gemeinde. Denkmalpflege/ Bauinventar. Retrieved on October, 5th 2020 https://www.erz.be.ch/erz/de/index/kultur/ denkmalpflege/bauinventar/bauinventar_ online.html 1, 3 Rea Widmer, Selina. Pfarrkirche ChristKönig (2019) Retrieved on October, 5th 2020 https://www.architekturbibliothek.ch/bauwerk/ pfarrkirche-christ-koenig/ 4 https://www.kathbern.ch/pfarreien-seelsorge/pfarreien/biel-christ-koenig/ Retrieved on October, 5th 2020 Images: Exterior: Selina Rea Widmer (2019) Retrieved on October, 11th 2020 www. architekturbibliothek.ch Interior: Charly Benarsconi (2017) Retrieved on October, 12th 2020 www.de.wikipedia.org Plans: Situation plan - Johanna Jácome

The Christ-König church is a Roman Catholic parish church in the Mett district at the east of Biel. The building complex is located on a hillside and is set over a basement in which the parish center is located. The plot borders with Geyisriedweg in the south and Beaulieuweg in the east. There is the vicarage, which is separated from the public church area by a wall. The Sahligut school complex and its outdoor sports facilities are adjacent to the north and west. There is a courtyard between the church and the vicarage, accentuated by the church steeple in the southwest corner. The construction of the church was based on an architectural competition that the architect Walter Moser won in 1962. Construction began in February 1967 and the church was completed in 1968. The result is a modern and generous concrete complex that houses a church, a vicarage, the parish center and classrooms around a common courtyard. Moser specialized in sacred buildings architecture, realizing a total of 17 churches in Switzerland.

Situation in the Mett District

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WOHN & GESCHÄFTSHAUS SCHINDLER von Oliver Karl

Abb.1: Wohn- und Geschäftshaus, erb. 1963

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Wohn & Geschäftshaus Schindler Neuengasse 48, 2502 Biel Werner Schindler 1962 1963

Kurzbeschrieb

Das Wohn & Geschäftshaus wurde 1962 von Werner Schindler geplant und 1963 realisiert. Das 6-stöckige Gebäude ist städtebaulich und architektonisch von Bedeutung und zeigt ein gelungenes Beispiel für eine innerstädtische Bebauung am Übergang der frühen zur späten Nachkriegsmoderne. Bemerkenswert ist vorallem die Fassade, welche durch das Spiel der unterschiedlicher Leibungen einen eigenen Ausdruck gegenüber der damaligen Geschäftshäuser formuliert. 1964 wurde die Schaufensterfront bereits das erste Mal umgebaut. In den Jahren 2005/06 erfolgte eine Modernisierung der Attika und 2012 eine Teilsanierung durch das Bieler Architketurbüro spaceshop. Dabei wurde das Attikageschoss von sechs Wohnungen auf vier grosszügigere Einheiten reduziert. Die Fassaden sind weitgehend in ihrer ursprünglichen Gestalt erhalten. 3 Die Nutzung blieb im laufe der Jahre unverändert, so befinden sich noch heute im Erdgeschoss Einzelhändler, während in den oberen Geschossen Büroflächen vermietet werden. Literatur: http://www.spaceshop.ch/ 2 http://www.spaceshop.ch/ 3 http://www.architekturbibliothek.ch 4 http://www.be.ch/denkmalpflege 5 http:/www.architekturbibliothek.ch 1

Quellenangaben Bild: Oliver Karl Pläne: Abb.2; spaceshop.ch Abb.4: www.be.ch/denkmalpflege

Abb.2: Ostfassade 194

Semester Reader Herbstsemester 2020


BUILDING PROFILE ZWINGLIKIRCHE by Jan-Karl De Smet

Fig. 1 Zwinglikirche Biel, front view

Object Address Architect Start of planning Realization

Zwinglikirche Rochette 8, 2504 Biel Frey Egger Peterhans Architekten 1963 1966

Brief description Literature: - Architekturbibliothek, Frey Egger Peterhans, s.d., accessed on 16 September 2020 by https://www.architekturbibliothek.ch/architekturbuero/frey-egger-peterhans/. - ETH Bibliothek, Werk, 2020, accessed on 30 September 2020 by https:// www.e-periodica.ch/digbib/view?pid= wbw-002:1969:56::2069#3. - Hünerwadel Jürg en Walker Robert, Modernisierung moderner Bauten, Fachwerk, 5 Jun 2015, accesed on 30 September 2020 by https://issuu.com/denkmalpflegedeskantonsbern/docs/fachwerk_2014_web. - Juillard Architekten GmbH, Historie, s.d., accessed on 16 September 2020 by https:// www.juillard-architekten.ch/buero/historie. - Oxford Languages, Brutalism, 2020, accessed on 16 September 2020 by https:// oed.com/view/Entry/24004?redirectedFrom=brutalism#eid. - Siar Celikkol, Zwinglikirche, 2019, accessed on 16 September 2020 by https://www. architekturbibliothek.ch/bauwerk/zwinglikirche/. - Unknown, Brutalisme is…, s.d., accessed on 23 September 2020 by https://oostblog.info/ architectuur/brutalisme/. - Wikipedia, Brutalisme, 21 September 2020, accessed on 23 September 2020 by https:// nl.wikipedia.org/wiki/Brutalisme.

The Zwinglikirche in Biel is a reformed church which is designed by Frey Egger Peterhans. The church is located in the Bözingenberg neighborhood in the north-eastern part of the city. This building was realized between 1963 and 1966 in a typical language of the brutalist architectural style. Aside from the church, the complex includes a multi-purpose hall and community center as well. The church is characterized by it’s through-composed fair-faced exposed concrete construction on a square ground plan. The slanted shape of the roofs was chosen in this way to make the difference between the church and the community center physically present. The church hall itself is finished with few material contrasts. So, it consists of the exposed concrete contrasting to grey-black slate and lightcolored wood. As many other brutalist buildings, the church experienced degradation of the materials. For this reason, the whole complex had to undergo a complete renovation on which the latest was done by Meier Bachofner Hächler Architekten in 2009.

Fig. 1: Siar Celikkol Fig. 2: Albert Winkler Fig. 3: Daniel Andres Fig. 4: Siar Celikkol Fig. 5: Siar Celikkol Fig. 6: Siar Celikkol Plans: indication of source Fig. 2 Interior church Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

Fig. 3 Interior, Glassed facade 195


BAUTENSTECKBRIEF von Fabian Huber

Abb. 01 Fotografie Hauptgebäude BASPO

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Schulgebäude, Eidgenössische Turn- und Sportschule Hauptstrasse 247, 2532 Magglingen Max Schlup 1967 1970

Kurzbeschrieb

Bauwelt 19 | 2012

Literatur: Quellenangaben

|6| Bundesamt für Sport, Hauptgebäude BASPO, https://www.baspo.admin.ch/de/ sportzentren/nationales-sportzentrum-magglingen.html (aufgerufen am 12.10.2020). |5| Christoph Lauener (2019): Die Sportschule mit der alles Begann. In: Bieler Tagblatt, 08.03.2019. |3,7| Denkmalpflege des Kanton Bern, Hauptgebäude BASPO, www.be.ch/monuments-historiques (aufgerufen am 12.10.2020).

Das Bundesamt für Sport in Magglingen befindet sich 900 m.ü.M. auf den ersten Jurahöhen hoch über dem Bielersee. Die Gesamtplanung der Anlage mit mehreren Gebäuden und Plätzen ging im Jahr 1945 aus einem Wettbewerb hervor. Von 1946 bis 1954 entstanden die ersten Beherbergungsbauten und Aussenplätze.1 In einer zweiten Ausbauphase ab 1970 entwarf der Architekt Max Schlup in der architektonischen Sprache der «Solothurner Schule», das Hauptgebäude des BASPO und im Abstand von je 6 Jahren die Grosssporthalle «End der Welt» und die Jubiläumsturnhalle. Das Hauptgebäude ist mit seinen fast 10000m2 optisch in zwei übereinanderliegende Volumen unterteilt. Büros, Unterrichtsräume und ein Schwimmbad liegen im gegen den Hang gebauten unteren Volumen. Bauwelt 19 | 2012 In einem kleineren, aufgesetzten Gebäudekörper finden sich das Foyer, die Aula und die Bibliothek. Das Tragwerk bilden Stahlstützen und Stahlfachwerkträger die im Verbund mit den Ortbetondecken ihre Steifigkeit erhalten.2 Im Jahr 2012 wurde das als schützenswert eingestufte Bauwerk komplettsaniert. Die äussere Cortenstahl Fassade wurde restauriert und blieb erhalten, der Innenraum wurde besser belichtet und freier in der Organisation sowie energetisch- und brandschutztechnisch in die heutigen Anforderungen überführt.3

|1,2,4| Spaceshop Architekten GmbH (2011): Hauptgebäude BASPO. Biel. Spaceshop Architekten GmbH.

Pläne und Bilder: Abb. 1-6: Spaceshop Architekten GmbH (2011): Hauptgebäude BASPO. Biel. Spaceshop Architekten GmbH. Abb. 02 Situation mit Bellavista, Grand Hotel und dem Hauptgebäude 196

Semester Reader Herbstsemester 2020

Einpassung durch Gliede-

torische ehemalige Grand Ho-


WOHNHAUS MUTTER UND KINDER, BIEL by Aboli Ghodki

Wohnhaus Mutter und Kinder, Biel

Object Address Architect

Wohnhaus Mutter und Kinder, Biel Seevorstadt 46, 2502 Biel Max Schlup 1968

Start of planning Realization

1970

Brief description

The project “Wohnhaus Mutter und Kinder” was developed by two women, Margret Blösch and Dr. Marianne Stäuble, who were deter mined to help single mothers. They wanted to build a shelter for the women in need. This project was designed by architect Max Schlup in the year 1968 and the building was inaugurated in 1970. The site chosen for this project is located very near to the city centre of Biel. It is a corner site. Longsides are towards north and south while the shorter are towards east and west. The site has roads on North and West side, with an entrance to the site on the north-west corner. The project comprises of a single building with ground plus three floors. The ground floor is thoughtfully resseced which creates a virtual corridor. The ground floor has two rooms for administrative purposees and the other area is used for the kitchen and dining facilities of Kita. A part of the ground floor is left open and used as covered play area and also a place where “Kinderwagen” could be parked. On the first and second floor there are single and double bed rooms for single mothers. The top floor has two large terraces and also an activity room. Literature: 1. https://frauenundkinder.org/ 2. https://swb-nachkriegsmoderne. ch/2020/02/26/wohnheim-mutter-und-kindbiel/ 3. https://deu.archinform.net/arch/42448.htm Image: Fig 1, Fig 5: https://swb-nachkriegsmoderne.ch/2020/02/26/wohnheim-mutterund-kind-biel/ Fig 2, Fig 3, Fig 7: https://frauenundkinder.org/ Fig 4, Fig 6, Fig 8, Fig 9, Fig 10: Author Location Plans: https://swb-nachkriegsmoderne.ch/2020/02/26/wohnheim-mutter-undkind-biel/

Kita Dining Hall

Child friendly terrace area

Open area for recreation

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

197


GYMNASIUM STRANDBODEN von Thomas Herger

Gymasium Strandboden, Biel

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Gymnasium Strandboden Ländtestrasse 12, 2503 Biel Max Schlup 1969 1975-1981

Kurzbeschrieb

Literatur: [1] Architekturforum Biel (Hrsg.) Füeg, Fanz et al. (2013) Max Schlup Architekt architecte. Salenstein: Niggli Verlag [2] Furrer, Bernhard (2017): “Das Bild ist nicht das Denkmal. Zur Zerstörung des Baudenkmals Gymnasium Strandboden in Biel”, in: Brandt, Siegried/Haspel, Jörg (Hrsg.): Denkmal-Bau-Kultur: Konservatoren und Architekten im Dialog, Berlin: Hendrik Bässler Verlag, S. 87-94 Bild/Pläne: Seite Bautenstreckbrief, Architekturforum Biel (Hrsg.) Füeg, Fanz et al. (2013) Max Schlup Architekt architecte. Salenstein: Niggli Verlag Seite Gebäudeportrait, Furrer, Bernhard (2017): “Das Bild ist nicht das Denkmal. Zur Zerstörung des Baudenkmals Gymnasium Strandboden in Biel”, in: Brandt, Siegried/Haspel, Jörg (Hrsg.): Denkmal-Bau-Kultur: Konservatoren und Architekten im Dialog, Berlin: Hendrik Bässler Verlag, S. 87-94

Das Bevölkerungswachstum von Biel verlangte Ende der 1960er Jahre nach einem neuen Gymnasium im Gebiet des Strandbodens. Der von Max Schlup im Jahre 1967 eingereichte Wettbewerbsbeitrag für die neue Schulanlage, liegt die Idee zugrunde, das wertvolle Gebiet des Strandbodens und seinen Baumbestand als öffentliche Promenade zu erhalten. Nach intensiver Weiterbearbeitung und einem langgezogenen politischen Entscheidungsprozess konnte das Projekt in den Jahren 1975 bis 1981 realisiert werden.2 Um das gesamte Bauvolumen zu brechen, wurde es in vier überirdische Baukörper aufgelöst. Die drei nördlich der Schüss angeordneten Schulbauten sind über einen grosszügigen, unterirdischen Gemeinschaftsbereich mit Aula und Musikzimmern verbunden, der über einen zentralen Atriumhof natürlich belichtet wird. Der durch die drei Pavillons geschaffene Schulhof wird auf der gegenüberliegenden Seite der Schüss durch die zum Ensemble gehörenden Mehrfachturnhalle kompletiert. Um den Effekt des kontinuierlichen Grünraums3 bestmöglich zu erhalten, sind die Erdgeschosse zurückversetzt und umlaufend verglast. Dadurch verschwindet das sehr niedrig gehaltene Eingangsgeschoss beinahe und lässt die Volumen in der Wahrnehmung als bloss zweigeschossig erscheinen.

Situationsplan Gymnasium Strandboden 198

Semester Reader Herbstsemester 2020

Fassadenschnitt und Grundrissdetails Max Schlup


WOHNHAUS FÄSSLER von Stefanie Hug

Abb. 01 Ansicht von Südosten

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Wohnhaus Fässler Kirschbaumweg 16, 2572 Mörigen Fritz Haller in Zusammenarbeit mit Rudolf Steiner 1969 1971

Kurzbeschrieb

Literatur: [1] Beyeler, Therese/Medici, Roberto/Büro Haller.: fritz haller - bauen und forschen. Solothurn 1988.

Zusammen mit der Firma USM (Ulrich Schärer Münsingen) entwarf Fritz Haller 1963 das weltweit verkaufte Stahlrohr-Möbelsystem USM Haller. Der Hauptfokus des Designers und Architekten Fritz Haller liegt auf der ständigen Anpassbarkeit, Erweiterbarkeit und Veränderbarkeit seiner Systeme, die er grundsätzlich als Baukasten entwarf. Ebenso wie die hoch-flexibel erweiter- und umbaubaren Stahlrohrmöbel entwarf Fritz Haller auch drei Gebäude-Baukästen für drei Gebäudeklassen.1 Das Stahlbausystem MINI, welches beim Wohnhaus Fässler verwendet wurde, ist ein Baukasten-System zum Bau von ein- bis zweigeschossigen Gebäuden. Es besteht aus Tragwerk, Boden, Dachhaut und Aussenwand. Die Fundamente, das Kellergeschoss und der Innenausbau wurden objektspezifisch erstellt. Das Wohnhaus Fässler thront an Hanglage ostseitig des Bielersees. Das zweigeschossige Haus verfügt neben einer Garage, welche einen direkten Zugang zum Wohnhaus gewährt, über ein Schwimmbecken. Das obere Geschoss, das Eingangsgeschoss, beinhaltet Wohnen und Schlafen. Über eine Wendeltreppe erreicht man den Arbeitsbereich im Untergeschoss.

[2] Marchal, Katharina: Denken in Systemen: https://www.espazium.ch/de/aktuelles/denken-systemen (10.10.2020). [3] 2bm: Referenzen: http://www.2bm.ch/referenzen/gaestehaus-mini/ (10.10.2020). Bilder und Pläne: Abb. 01, 02, 03, 04, 05. Aus: fritz haller bauen und forschen. Solothurn 1988. Abb. 06.: https://earth.google.com/web/ search/Kirschbaumweg+16,+Mörigen/ (10.10.2020). Abb. 02 Grundriss - Erdgeschoss Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

199


STAATLICHES SEMINAR von Nicole Birrer

498

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Grundriss Niveau 6 n .LTTl

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Staatliches Seminar Scheibenweg 45, 2503 Biel Alain Gérard Tschumi 'i¦":" HöK! 1970 3.« 2 2Vs2=äJ l9_ 1973 – 1975 ¦a

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Kurzbeschrieb

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v -Ryly Biel wurde von 1973 bis 1975 vom Architekten Das staatliche Seminar Alain G. Tschumi realisiert. Es befindet sich in einer Waldlichtung, Grundriss Niveau 5 .',; i~u ist direkt neben der Primarschulanlage südöstlich der Altstadt Biels und yuo i beherbergt ein umfangreiches RaumLinde situiert. Die Gebäudeanlage a r.programm. Nutzungen mit viel Flächenbedarf wie z.B. die Dreifachturn20 halle, das Lehrerschwimmbecken, Aula, Mensa und weitere Nebenräume wurden im mehrgeschossigen Sockelgeschoss aus Stahlbeton JO -m VH.': f untergebracht. Auf dem darüber liegenden, terrassierten Plateau :,X.'-' ¦«t l-:c i: wurden drei filigrane Klassentrakte in Stahlbauweise erstellt. Das ¦¦ --1S 4 Plateau bietet genügend Freifläche für den Pausenplatz. _¦2,'y min - * Der Hauptzugang befindet sich im ersten Untergeschoss, südöstlich £J FH an erreich..üe des Areals. Durch diesen Zugang sind alle Trakte unterirdisch Jji 29 führt zusätzlich auf das Pausenplatzplateau und bar. Eine Freitreppe 2 ermöglicht den oberirdischen Zugang zu den drei-V^',..2,'"2^ bis viergeschossigen Il J«, -PM. 3L^ Anlage wurde durch eine strickte JH] gesamte H™ ßnT'; Klassentrakten. Die Rasterung gegliedert. Diese Gliederung ist sowohl in denIIIGebäudegrundrisEG3 in der Gestaltung des Aussenraumes ablesbar. sen, als auch ¦

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Literatur: Tschumi, Alain Gérard: Neubauten der Seminare Biel. In: Das Werk: Architektur und Kunst 63/1976, S. 496–502. Thurston, Patrick: Nachruf Alain G. Tschumi. https://www.bsa-fas.ch/fr/a/645-nachruf-alaing-tschumi/ (25.09.20) Schnyder-Berner, Cornelia: Staatliches Seminar. https://www.architekturbibliothek.ch/ bauwerk/staatliches-seminar/ (25.09.20) Bilder: Cornelia Schnyder-Berner, 2019 (Hochschule Luzern – Technik & Architektur) Pläne: Tschumi, Alain Gérard: Neubauten der Seminare Biel. In: Das Werk: Architektur und Kunst 63/1976, S. 498.

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Schnitte durch das Areal

Semester Reader Herbstsemester 2020

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GROSS-SPORTHALLE END DER WELT by Valentina Astudillo

Gross-Sporthalle End der Welt

Object Address Architect

Gross-Sporthalle End der Welt Hauptstrasse 247, 2532 Magglingen Max Schlup 1971

Start of planning Realization

1976

Brief description

This covered stadium is the winning project of an architectural competition whose objective was to design a sports complex at the foot of the Jura in Magglingen. In addition to the sports program, this building includes a large covered gallery, so it also serves as an indoor stadium. The construction is based on two rhythmic rows of columns held together with brackets arranged parallel to the longitudinal facades. An open spatial frame is placed on top of these and attached to the longitudinal facades with suspenders. This prestressed construction in steel is surrounded by four layers of large-format glass panels, which are designed as double glass panels and mounted to the frame of the facades using delicate steel frames. The support structure compensates up to 36 centimetres of elevation between the roof and the facades due to thermal expansion, snow and wind loads.1

1,2,4. Architekturforum Biel (Hrsg.), Max Schlup, Architekt, Biel, 2013. 3. Niggli. (2013). Obtained from Max Schlup Architekt: http://www.niggli.ch/de/maxschlup-architekt.html Images 01, 06. Wysseier, M. &. (2016). Mantegani & Wysseier - Ingenieure & Planer. Obtained from Grosssporthalle Magglingen Hochbau: https://www.m-w.ch/portfolio-item/ turnhalle-end-der-welt/ Images 02-05, 07. Architekturforum Biel (Hrsg.), Max Schlup, Architekt, Biel, 2013.

Four layers of large-format glass panel

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

Pre-stressed steel structure

201


KATHOLISCHES PFARREIZENTRUM by Golnar Hosseinian

Fig.1 Church center Lengnau, outside

Object Address Architect Start of planning Realization

Katholisches Pfarreizentrum Emil-Schiblistrasse 3, 2543 Lengnau Füeg, Franz 1975 1975

Brief description

To the west of the Lengnau cemetery, at Emil-Schiblistrasse 3, is the light, modern parish center, Lengnau. The Roman Catholic parish center in Lengnau (Fig.1) was built in 1975 by Franz Füeg. It is a square flat roof building. The interior hall is divided by two trusses running in north-south direction, each with a central support. It is furnished with black shell chairs that can be placed depending on the type of event. In the southern half of the room there is a wood-clad installation with rounded corners. (Fig.2). This originally housed the chapel, which could be opened or closed towards the hall so that non-religious events were possible (today it serves as the meditation room / confessional room). Assembly and civil protection rooms are located in the basement. Literature: Kieckhefer, R. (2008). Theology in stone: Church architecture from Byzantium to Berkeley. Oxford University Press. Aeberhard, R. (1980). Kirchen im Seeland: Gotteshäusaer der Stadt Biel, des bernischen Seelandes und seiner Randgebiete

The lighting takes place through a ribbon of windows running around the edge of the roof (Fig.3) and at the level of the inner truss of the flat roof. (Fig.4) The western plinth area was expanded for two classrooms in 2000 and the bell tower was moved to the terrace on top.

Reinhold, H. A. (1938). A Revolution in Church Architecture. Liturgical Arts, 6(124), 18. Trisno, R., & Lianto, F. (2018). The Meaning of Natural Lighting on Altar Case Study: Cathedral Church and Church of the Light. International Journal of Civil Engineering and Technology (IJCIET), 9(12), 209-213. Image: Fig. 1: Architekturatelier Marcel Krähenbühl Fig.2 , Fig.3, Fig.4, Fig.5: Wikimedia Commons Fig.2 Installation and ceiling construction

202

Semester Reader Herbstsemester 2020


DEUTSCHES UND FRANZÖSISCHES GYMANSIUM by Irina Pochkaenko

Fig. 1: Perspective view

Object Address Architect Start of planning Realization

Deutsches und Französisches Gymansium Ländtestrasse 12, 2503 Biel, BE Max Schlup 1976 1982

Brief description

Literature: Sanierung und Erweiterung - Fahrni Fassadensyst- eme AG. Gymnasium Strandboden, Biel. https:// -studylibde.com/doc/7916105/sanierung-und-erw -eiterung---fahrni-fassadensysteme-ag Architects Schwaar & Partner AG. (2013 – 2019). Renovation of high school with sports facilities, Biel. https://www.schwaar-ag.ch/ portfolioausgewaehlte-projekte/gymnasium-strandboden Gymnasium Biel-Seeland. https://de.wikipedia. - org/wiki/Gymnasium_Biel-Seeland

Max Schlup (1917–2013) developed over 50 years from a Heimatstil architect to a representative of modernism. With his consistently modern architecture he shaped the city of Biel and, as part of the Solothurn School, made an important contribution to Swiss post-war architecture. He attached great importance to a geometric order and had a preference for contemporary materials such as steel and glass. Among his projects was the Biel-Seeland grammar school, one of the largest grammar schools and an important example of contemporary architecture in the canton of Bern with approximately 1,200 students. It consists of the Alpenstrasse location and the See location. Since August 2014, the grammar school has been the only German-speaking grammar school in Biel, alongside the grammar school Français de Bienne. The Matura certificates entitle to enroll at all Swiss universities. The school complex, consisting of a total of five free-standing buildings, is a representative of Jura-Südfuss architecture. With the various buildings, their permeability and orientation, the facility as a whole forms the transition between the grown city and the expansive lake floor.

Images: Fig. 1: httpswww.fabromont.chfrreefeerences -formationgymnasium-strandboden Fig. 2: German and French high school Facade project competition Report of the jury https://studylibde.com/doc/7916105/ sanierung-und-erweiterung---fahrni-fassadensysteme-ag Fig. 7 – Fig. 8: https://www.schwaar-ag.ch/ portfolioausgewaehlte-projekte/gymnasium-strandbodee Fig. 2: Basement Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

203


SCHWEIZERISCHE HOCHSCHULE FÜR DIE HOLZWIRTSCHAFT BIEL von Zouhir Bakir

Ansicht Holzfachschule

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Holzfachschule Solothurnstrasse 102, 2500 Biel Meili, Peter Architekten & Conzett, Bronzini, Gartmann Ingenieure, Chur 1990 1999

Kurzbeschrieb

Literatur: [1] MEILI, Marcel; CONZETT, Jürg; CZECH, Hermann; HELFENSTEIN, Heinrich; PETER, Markus; KRISCHANITZ, Adolf; MATEO, José Luis: Marcel Meili, Markus Peter: 1987-2008. Zürich: Verlag Scheideger & Spiess AG, 2008. S. 94 [2] MEILI, Marcel; PETER, Markus; VOGEL, Zeno: Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft, Biel. Sulgen: Niggli, 2000. S. 21 [3] VALDA, Andreas, 1999. Ein Holzhaus der Sonderfälle. Zürich: Hochparterre : Zeitschrift für Architektur und Design. Band 12, Heft 10 S. 40-42 [4] TSCHAVGOVA, Karin. 2002: Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft. Herausgeber, nextroom – Verein zur Förderung der kulturellen Auseinandersetzung mit Architektur [Zugriff am: 11.10.2020]. Verfügbar unter: https://www.nextroom.at/building. php?id=1749 Bild und Pläne: Abb. 01, 02, 03, 04, 05: MEILI, Marcel; CONZETT, Jürg; CZECH, Hermann; HELFENSTEIN, Heinrich; PETER, Markus; KRISCHANITZ, Adolf; MATEO, José Luis: Marcel Meili, Markus Peter: 1987-2008. Zürich: Verlag Scheideger & Spiess AG, 2008. S. 103, 104, 105, 108 204

Das vierstöckige Lehrgebäude ist die Erweiterung der bestehenden Schulbauten, Lagerschuppen und Werkhallen der Schweizerischen Hochschule für die Holzwirtschaft in Biel. Das Areal liegt zwischen Wohnsiedlungen am Stadtrand und den sich am Jurasüdfuss ausdehnenden Industriegebieten.1 Der neue Trakt liegt entlang der bestehenden Hofanlage und bildet für den neu gefassten Raum die Hauptfassade. Im Norden dehnt sich der 94m lange und 17m hohe Bau bis zur Strasse und dem Jurahang hin aus und hebt sich deutlich von den tieferen umliegenden Gebäuden ab und überragt deren Giebeldächer bei weitem.1, 2 Die Kombination zwischen Holz und Ortbeton führen zu einer dualen Konstruktion und Fundation. Das Pfahl-Fundament und der Kern der Erschliessung in Beton, welche von aussen kaum bemerkbar sind, und das Gebälk der Wände und des Daches sowie die umschliessende Hülle in Holz.3 Das Gebäude ist so organisiert, dass der Gang und die Treppenhäuser in der Mitte des Grundrisses liegen und somit alle Räume, welche entlang beider Längsfassaden angeordnet sind, erschliesst.

Situation ohne Mst.

Semester Reader Herbstsemester 2020

Zwischenraum


COMMERCIAL COLLEGE BUILDING PROFILE BFB by Róisín Purkis

Fig. 1 External view of the Commercial Vocational School, Biel by :mlzd architects

Object Address Architect Start of planning Realization

Commercial College BFB Robert-Walser Platz 9, 2501 Biel / Bienne :mlzd 2003 2005

Brief description

Biel’s Commercial Vocational School (BFB) came to completion in 2007. A former hustling, industrial area, the school’s budding location is a three-minute walk from the train station. It, therefore, strikes a balance between the bustling city center and the serenity of Lake Biel. :mlzd architects won the BFB commission in 2003 and following the given masterplan, designed a square, almost cubic structure. With a total of 5 stories and a 38m squared footprint, the building stands 18.5ms tall on the edge of Robert- Walzer Platz (fig 5.). Occupants enter the school on the ground floor via a wide opening in the building envelope and an inner courtyard. The spacious courtyard offers a breakout space for students and most importantly is designed to bring light into the depth of the built volume. (fig 2.) The programme is organised so as all the circulation spaces face inwards towards the courtyard and education spaces wrap around the outside of the building. The façade is treated vertically. Floor to ceiling insulated glass panels are divided by deep, yet slender metal-clad frames and the floors are delineated similarly. The building is mechanically ventilated, has an automatic shading system and a groundwater pump heating solution. These technical aspects along with a high standard of construction granted the school a Minenergy label and the ATU Prix in 2009.

Literature: Federation of Swiss Architects. (2007) werk, bauen + wohnen Volume 94 Issue 12, pp.78 Bildung Formation Biel-Bienne, (2020) A Building For The Future Tridonic, (2010) BFB – Bildung Formation Biel-Bienne Dirk, S. (2006) Groundbreaking for vocational school in Biel Image: (Fig. 1 , 2 & 5) - Drawings - :mlzd (Fig. 3, 4 & 6) - Photographs - Purkis, R. (2020)

Fig. 2 Building Volume

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

205


Bienne

2015

TISSOT ARENA

Boulevard des Sports 20, 2504 Biel-Bienne

vonPrivate Elisa Partnership) Zappa PPP (Public Wettbewerb 2006/07 2007-2012 2013-2015 insgesamt ca. 88'000m2 GF

Eishalle: 6'500 Zuschauerplätzen, Curlinghalle: 6 Rinks, 3 Restaurants, Fussballstadion: '100 Zuschauerplätzen (UEFA Kat.2), 3 Aussentrainingsfelder 540 Garderobengebäude 40'000 m2 Fachmarkt, 750 Parkplätze in Einstellhalle,

Aussenbild

240 Mio Stadt Biel / Kumaro Delta AG, Wollerau HRS Real Estate AG, Gümligen Objekt

Tissot Arena Boulevard des Sports 18, 2504 Biel, BE GLS Architekten AG 2007 2015

Adresse GLS Architekten AG, Biel-Bienne Architekt GD Architectes SA, Neuenburg Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb 5

5

Literatur: Architectes.ch: https://www.architectes.ch/fr/reportages/ 4 5 3 industrie-artisanat/tissot-arena-f-63245 2 (Angesehen am 26.09.2020) 3 4 1-2/16, Hochparterre 5 3 / Eisstadion Mst. Die1:1'500 erstaunlichen Stadien von Biel. Bächtiger M. 4 Rapport de projet: Tissot Arena à Bienne: tadion Mst. 1:1'500 https://www.montana-ag.ch/referenzbilder/ schweiz/tissot-arena-biel/tissot-arena_fr.pdf (Angesehen am 27.09.2020) 7|8 Documentation Suiss de Batiment: https://www.batidoc.ch/m11/26/455226/8b377789604791fadc3d82cabc724f4d.pdf (Angesehen am 27.09.2020) 9 sb Internationale Fachzeitschrift für Sportstätten und Freizeitanlagen 2/2016. Fussball, Eislauf und Eisdiele - Die Tissot Arena in Biel. -A Voir – Architecture Romande, Petit Guide. Tissot Arena à Bienne 2015 / 2016. S. 18-19. -Des „Stades de Bienne“ à la Tissot Arena, Geschichte eines Projektes - Tissot Arena in Biel (Stades de Bienne), 2015. Fehr E. -Architektur: Bauen + Handwerk. Tissot Arena in Biel (Bienne), 2017/18. S.134-136.

w.glsag.ch

2 1 | 2 | 5 | 6 | 10

Bilder und Pläne: - GLS Architekten AG: https://glsag.ch/project/stades-de-biennebiel-bienne-2016/ (Angesehen am 01.10.2020) - GLS Architekten AG: https://glsag.ch/project/stades-de-biennebiel-bienne-2016/ (Angesehen am 01.10.2020)

206

Das neue multifunktionale Zentrum für Veranstaltungen, Kultur, Sport und Wirtschaft, das 2016 fertiggestellt wurde, liegt östlich von Biel, auf der Champs-de-Boujean, einem der Entwicklungszonen der Uhrenindustriestadt. Die Anlage, die ursprünglich “Stade de Bienne” hiess, 7 wurde 2015 durch den Investor offiziell in “Tissot Arena” umbenannt.1 6 Das Gebäude ist der erste multifunktionale Komplex in89 der Schweiz, 7 der unter seinem Dach eine Eishockeybahn, ein Fussballstadion und 6 eine Curlingbahn integriert. Auf dem Areal befinden8 sich ausserdem vier 9 Fussballfelder im Aussenbereich, Restaurants, Bars, eine Skylounge und das Einkaufszentrum “Galerie Arena” mit 21’000 m2 Verkaufs5 10 20 50m fläche.2 Das architektonische0 Konzept der Anlage stammt vom Team der GLS Architekten AG aus Biel, das 2007 den Architekturwettbewerb 5 10 20 50m für das Projekt gewonnen0 hat. Da die Arbeiten eine grosse Menge an Kapital erforderten, wurden die Planungsphasen über einen langen Zeitraum verteilt. Dabei wurde das Projekt erst 2013 gestartet.3 Die grösste Herausforderung bei diesem Projekt war die begrenzte Bauzeit. Dank der Leitung und Koordination der Arbeiten konnte der Komplex in nur zweieinhalb Jahren fertig gestellt werden.4 10

10

Situationsplan

Semester Reader Herbstsemester 2020

Innenansicht

1 2 3 4 5 6 7

1

Dach

2

Fussballst

3

Kino

4 Gastronom Dach 5 Place Pub Fussballstadion 6 Eisstadion Kino 7 Ausseneis Gastronomie 8 Curling Place Publique 9 Fachmärk Eisstadion 10 Parking Ausseneisfeld

8

Curling

9

Fachmärkte

10

Parking


SWATCH AND OMEGA CAMPUS by Oleksandr Yanenko

Aerial view of Switch & Omega Campus

Object Address Architect Start of planning Realization

Swatch and Omega Campus Nicolas G. Hayek Str. 2, 2502 Biel Shigeru Ban Architects 2011 2019

Brief description

Literature: 1. Ulf Meyer, (10.10.2019) Die Stadt der Zeit. Retrieved from: https://www.swiss-architects. com/de/architecture-news/hintergrund/null-8 2. Duy Mac, (15.11.2019) Holzfachwerk in Biel: Swatch and Omega Campus von Shigeru Ban Architects. Retrieved from: https://www.detail. de/blog-artikel/holzfachwerk-in-biel-swatchand-omega-campus-von-shigeru-ban-architects-34912/ 3. Swatch group, (3.10.2019) Swatch inaugurates its headquarters in Biel. Retrieved from: https://www.swatchgroup.com/en/services/ archive/2019/swatch-inaugurates-its-headquarters-biel 4. Daniel Kurz, (09.10.2020) 4600 Teile Swatch-Hauptsitz in Biel von Shigeru Ban. “werk, bauen + wohnen”, Holzbau, Edition 9/10-2020 Image: Pic.1: https://www.architecturalrecord. com/articles/14372-continuing-education-mass-timber-construction-swatch-headquarters-by-shigeru-ban Pic.4: https://www.vitra.com/en-us/office/projects/clients/details/swatch Pic.6: https://www.vitra.com/en-us/office/projects/clients/details/swatch Plans: Pic.2: https://www.architecturalrecord. com/articles/14372-continuing-education-mass-timber-construction-swatch-headquarters-by-shigeru-ban Pic. 3,5: https://continuingeducation.bnpmedia.com/courses/multi-aia/mass-timber-construction/2/

In 2011 Shigeru Ban Architects won a competition for a new Campus of Swatch Group/Omega in Biel. Pic.1. A hybrid timber framework of the Swatch headquarter and two other parts also constructed mainly out of wood: production and logistic center of the Omega factory and Omega museum “Cité du Temps.”¹∙²² Pic.2 The shape of the Swatch building repeats the L-shaped plot, but at the same time, the building almost does not interact with its surroundings and isolates by its form the garden in front and back of the building. The wood cover, Zollinger roof structure, which is produced out of Swiss spruce, is 240 m long and 35 m wide, the highest point of the facade measures 27 meters and has an 11´000 m2 vaulted roof. Interestingly, the wood bearing structure also contains engineering equipment such as wires and pipes of different systems, which adds more complexity to the design and realization. The whole wooden frame was made by CNC milling machines to reduce screws, nails in it. The amount of wood used for construction is under 1,997 m3 that equals 2 hours of growth of all forests in Switzerland.¹∙³

Headquarters Swatch Group / Omega, general plan

Sonderfall Biel – Von der Arbeiterstadt zur Stadt der Möglichkeiten

207


ESPLANADE NORD-EST by Vlada Elizarova

Fig. 1. Esplanade Nord – East part. Main east facade, facing Silbergasse.

Object Address Architect Start of planning Realization

Esplanade Nord – East part Gartenstrasse 33, 2503 Biel Graber Pulver Architekten 2013 2018

Brief description

‘Esplanade Nord’ is a large project of mixed uses, developed by Graber Pulver Architekten and finished in 2018. It locates in the city centre of Biel and comprises of two large parts called” East and West Teil” (Fig.5). The East site is a rectangular block divided to accommodate a residential complex and a park. The building encompasses 7-storey of 160 apartments and 2 underground floors accommodating 230 parking spaces 1 with gross floor area of 31,000m2. The overall mass of the building looks unanimous. The part of the ground floor facing the park is offset, allowing to form an arcade. There are multiple walk-through passages on the ground floor, which lead to two inner courtyards and to the rear street. Ground floor is fully for the commercial use. All apart-ments on the rest of the floors have similar layout through the floors and include balconies. The recessed volume on the upper floor creates distance to the rest of the building and allow space for a usable terrace. According to the resident, the apartments that facing the main park are for sale, whereas all the other apartments, facing the inner courtyards are for renting. 2-3

References: 1.Esplanade Nord – Teil Ost – Graber Pulver. Graberpulver.ch. Date of access: 11.10.20 (Fig. 4,5,6) 2.Esplanade Nord, Gaswerkareal, Biel. Duplex-architekten.swiss. 2013. Date of access: 11.10.20 3.Esplanade Nord Biel, Gaswerkareal Wettbewerbsprogramm . 2013. Date of access: 11.10.20 Fig. 1 Jacquemet, A., 2019. Esplanade Nord – Teil Ost – Graber Pulver. Graberpulver.ch. Date of access: 11.10.20 Fig. 2, 3 Photo by me. 29.09.20 Fig. 2. Inner courtyard 208

Semester Reader Herbstsemester 2020

Fig. 3. Arcade



Masterstudiengang Architektur Departement Technik und Architektur Vertiefungsarbeit Herbssemester 2020

MAX SCHLUP Kongresshaus Biel, 1966


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