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Fake News erkennen
Fakten oder Fake?
Welchen Nachrichten kann man in Zeiten von Social Media und Informationsfluten noch trauen? Der Journalist und Medien-Start-upGründer Hannes Grassegger weiss, wie man gefälschte News schneller entlarvt.
Text: Marlies Seifert
News und Unterhaltung unterscheiden Was wir auf Social Media zu sehen bekommen, wird ausgewählt von Algorithmen. «Deren Hauptziel ist es, dass wir so viel Zeit wie möglich auf der Plattform verbringen, denn damit verdienen sie ihr Geld», sagt Hannes Grassegger. Zu Unterhaltungszwecken sei dies wunderbar. «Eine verlässliche Informationsquelle sind soziale Medien nicht.» Zu schnell und unkontrolliert verbreiten sich hier manipulierte News, deren einzige Absicht es ist, Panik auszulösen.
Augen auf bei starken Emotionen Sind Schlagzeilen besonders sensationell oder spektakulär, lösen sie bei uns Gefühle aus. Dieser Trick wird gern benutzt, um Falschinformationen zu verbreiten. Denn sind wir von einem Inhalt stark betroffen, so sind wir eher geneigt, ihn mit anderen Menschen zu teilen. «Hohe Like und Kommentarzahlen sind für mich deshalb oft ein Grund, noch skeptischer zu sein», sagt Grassegger.
3 Absender überprüfen Von wem stammt die Information? Handelt es sich um eine vertraute Quelle? Kann ich die Information auf ein Medium oder eine Person beziehen? Kann ich eine Absicht hinter der Information erkennen? Auch hinter scheinbar seriösen Namen kann sich eine gezielte Falschinformation verbergen. «Bei Medien, die einem neu sind, lohnt sich ein Blick ins Impressum», rät Grassegger. Eine kurze Recherche zu dort aufgeführten Personen sei meist schon sehr aufschlussreich.
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Vergleichen, vergleichen, vergleichen Was sagen andere Medien zu demselben Thema? «Auf Google News lässt sich leicht nachschauen, ob es weitere Einträge zum fraglichen Ereignis gibt», so Grassegger. Entscheidend sei hierbei auch der Zeitraum. «Ich empfehle, diesen auf die letzten 24 Stunden einzustellen und zu schauen, welche Ergebnisse das System liefert.» Gibt es keine Suchergebnisse von etablierten Medien, hat man es vermutlich mit Fake News zu tun. Auch sollte man Suchergebnisse von Google mit denjenigen von anderen Suchmaschinen vergleichen, zum Beispiel DuckDuckGo oder Bing.
5 Fakten checken Manchmal geht die Desinformationsmaschinerie so weit, dass sogar digitale Nachschlagewerke bewusst manipuliert werden. «Auch was auf Wikipedia steht, ist nicht unbedingt wahr», mahnt Grassegger. Bei verdächtigen Inhalten rät er, den Diskussionsverlauf eines WikipediaEintrags zu überprüfen und einen Blick in die Versionsgeschichte zu werfen. So lässt sich herausfinden, wer eine bestimmte Änderung zu welcher Zeit vorgenommen hat.
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6 Bilder überprüfen Im Netz gibt es nicht nur manipulierte Bilder, sondern auch echte Fotos, die jedoch in einen falschen Kontext gestellt werden, um gezielt Unwahrheiten zu verbreiten. Hier hilft die Rückwärtssuche von Google. Ein verdächtiges Bild hochladen und dann nachsehen, wann und wo es bereits verwendet wurde. Dasselbe kann man auch mit Screenshots aus Videos machen. In der Videosuche von Google kann man zudem mithilfe von Hashtags ähnliche Videos finden. «Die russische Suchmaschine Yandex hat darüber hinaus eine super Gesichtserkennung», weiss Grassegger.
Eine App gegen Fake News
Hannes Grassegger ist Journalist und Dozent an der Uni Basel. Seit Jahren recherchiert er zu digitaler Desinformation und Fake News. Mit der NewsApp «POOL» möchte Grassegger nun ein Netzwerk für verlässliche News aus der eigenen Umgebung schaffen. Die App soll eine einfache und sichere Möglichkeit bieten, NachbarschaftsNews zu erhalten und zu teilen. Mitte 2023 soll eine erste Version von «POOL» getestet werden. Die App wird unterstützt vom MigrosPionierfonds und der Stiftung Mercator Schweiz.