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Traumjob mit Aussicht
Ganz links: Die Blüemlisalphütte liegt auf 2840 Metern über Meer. Mitte: Vom Oeschinensee führt ein spektakulärer Weg zur Hütte hoch. Links: Für hungrige Wanderer gibts Hostettlers BlüemlisalpPlättli.
letzte sein. Und wohl auch die anstrengendste. «So einen Ansturm in den ersten Wochen haben wir noch in keiner Saison erlebt», sagt Hans Hostettler mit Blick ins Tal. «Wir sind bereits jetzt jeden Samstag ausgebucht.» Diese Woche sei auch an Werktagen keins der 115 Betten mehr frei. Hinzu kämen viele Tagesgäste, die zum Zmittag in der Hütte einkehren. «Es scheint fast so, als ob uns alle Welt zum Abschied noch besuchen will.»
Meistbesuchte SAC-Hütte 2008 startete das Ehepaar in seine erste Saison auf der Blüemlisalphütte, die zum Schweizer AlpenClub (SAC) gehört. Sie hätten damals nicht gedacht, dass sie den Job bekommen würden. Über 60 Bewerbungen seien eingegangen. «Wir wussten, dass diese Hütte viele fasziniert. Sie ist bekannt und beliebt, bei Wanderern und Bergsteigerinnen gleichermassen», sagt Hans Hostettler. Die Tour zum Passübergang Hohtürli, die einen einzigartigen Blick auf die Gletscherwelt der Blüemlisalp verspricht, gehöre zu den populärsten Passwanderungen der Schweiz. Und die Überschreitung Morgenhorn–Weisse Frau–Blüemlisalphorn sei eine der schönsten Firnrouten der Alpen.
Entsprechend überrascht waren sie, als sie den Zuschlag erhielten. «Wir haben später
«Es ist ein Privileg, inmitten dieser schönen Bergwelt arbeiten zu dürfen.»
Hans Hostettler Hüttenwart Blüemlisalp
erfahren, dass es wohl die Kombination aus uns beiden war, die den Ausschlag gab», sagt Hildi Hostettler, in eine Daunenjacke gepackt. Sie ist gelernte Köchin und die Küchenchefin auf der Hütte. Hans Hostettler ist Maurer, Bergführer und Schneesportlehrer. Zudem arbeitet er als Rettungsspezialist Helikopter. Er ist auf der Hütte für den Unterhalt zuständig, gibt den Seilschaften Tipps, sichert die Wanderwege und rückt regelmässig für Rettungen aus.
Dass viel Arbeit auf sie zukommen werde, hätten sie ja gewusst. Schliesslich ist die Blüemlisalphütte die meistbesuchte Hütte des SAC. Aber mittlerweile sei alles schon sehr viel geworden, sagt Hildi Hostettler, die täglich 14 Stunden in der Küche steht. «Die Gästezahl hat stark zugenommen und damit auch die Spezialwünsche.» Heutzutage gebe es jeweils ein Menü mit Fleisch und eins für Vegetarier. Zudem würden sie versuchen, auf alle möglichen Allergien einzugehen. «Aber auf fast 3000 Metern über Meer können wir schlicht nicht alle Sonderwünsche berücksichtigen.»
Wasser ist Mangelware Auch Hans Hostettler hat lange Arbeitstage. Meist ist er 18 Stunden auf den Beinen. Es gebe immer etwas zu tun. Sein Sorgenkind ist vor allem die Wasserbeschaffung. Eine Pumpe befördert das Wasser vom Gletscher zum Reservoir bei der Hütte. Aber dabei komme es immer mal wieder zu Problemen. «Wasser ist in den Bergen keine Selbstverständlichkeit.» Das sage er auch den Gästen, die mit dem Frottiertuch über den Schultern vor dem WCHäuschen stehen und erst da realisieren, dass es auf der Hütte keine Duschen für sie gibt.
Viele schöne, aber auch traurige Momente haben sich bei beiden eingebrannt. Hans Hostettler denkt noch heute an eine
Migros und SportXX sind SAC-Partner
Der Schweizer AlpenClub (SAC) fördert den Bergsport mit Ausbildung, Aufklärung und Infos zur Sicherheit. Er betreibt 153 Hütten in den Schweizer Alpen. Die Migros und SportXX unterstützen den SAC als Partner. Dreierseilschaft, die 2009 im Aufstieg zum Morgenhorn abgestürzt ist. Die drei Personen hatten in der «Blüemlisalp» übernachtet. Als sie am Abend nicht zurückkehrten, alarmierte der Hüttenwart die Rega. «Leider konnten wir sie nur noch tot bergen.» So etwas gehe einem natürlich nahe. Noch heute suche er den Gedenkstein auf, um einen Moment der Verstorbenen zu gedenken. Es haben sich aber auch viele schöne Begegnungen ergeben, sagt Hildi Hostettler. Es seien Freundschaften entstanden mit den Bergsteigern, den Stammgästen oder auch den Gleitschirmpiloten, die die Hütte regelmässig ansteuern. Eine Frau aus Basel komme jede Saison fünf oder sechsmal zur Hütte hoch. «Sie bestellt stets ein Stück Kuchen. Und wir reden noch ein wenig miteinander.»
Trotz der langen Arbeitstage: Die beiden werden das Leben auf der Blüemlisalphütte vermissen. «Es ist ein Privileg, in so einer Hütte inmitten dieser schönen Bergwelt arbeiten zu dürfen. Die Sonnenuntergänge hier oben sind immer wieder magisch», so Hans Hostettler. Er wird wohl kommenden Sommer ab und zu hier oben sein – als Bergführer. Hildi Hostettler hat noch keine konkreten Pläne. Sie freut sich aber auf einen Sommer im Tal. «Ich werde sicher so viel wie möglich schwimmen gehen. Das fehlt mir hier oben.»
Aber zuerst wollen sie in der letzten Saison gemeinsam mit ihrem Team, das aus sechs Mitarbeitenden und einigen Aushilfen besteht, noch einmal alles geben. «Wir haben hohe Ansprüche an uns als Gastgeber, denen wir bis zum letzten Tag gerecht werden wollen.» Eine Abschiedsfeier haben sie nicht geplant, wollen nach Saisonschluss jedoch noch einige Tage allein hier oben verbringen, um sich in Ruhe von der Hütte zu verabschieden. Dann, wenn die farbige Schnur aus Berggängern längst im Tal unten ist. MM