LEBEN 102 |
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FAMILIE
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NR. 20, 12. MAI 2014 | MIGROS-MAGAZIN |
Schwerer Abschied von Elvis
Wenn der vierbeinige Freund stirbt, ist das fĂŒr Kinder sehr traurig. Immer öfter werden Haustiere wĂŒrdevoll bestattet und betrauert, das erleichtert den Kindern den Abschied.
Z «Unsere Tiere sind Teil der Familie. Sie sind jetzt im Himmel.»
weieinhalb Jahre alt war Elvis geworden, das herzige Meer schweinchen mit den kleinen Kul leraugen und der neugierigen Schnauze. Zweieinhalb Jahre lang war er ein Teil von Rea Zigerligs Leben gewesen, sie hatte ihn gefĂŒttert, gestreichelt, den Stall ausgemistet, die Trinkflasche auf gefĂŒllt und mit ihm gespielt. Jeden Tag war die elfjĂ€hrige Rea fĂŒr ihn da und er fĂŒr sie. Es war ganz plötzlich passiert. Er bekam Schnupfen, ass kaum mehr. Die Familie brachte ihn zur TierĂ€rztin. Die versuchte, ihn mit RĂŒeblibrei und fri schem Gras aufzupĂ€ppeln. Doch sein Gesundheitszustand besserte sich nicht, er schlief bald darauf ein. Die TrĂ€nen flossen reichlich, Rea hatte ihren kleinen tĂ€glichen Begleiter verloren, den sie so gern mochte, der zu ihrem Leben gehörte und an den sie oft und gern zurĂŒckdenkt â und den sie manchmal auch vermisst. «Ich hĂ€tte ihn gern im eigenen Garten beerdigt», sagt Rea. «Schade, haben wir ihn kremiert.» Einen Moment lang spielten sie mit dem Gedanken, ihn am Waldrand zu be graben. Doch sie fanden schnell heraus, dass man Tiere nicht auf öffentlichem Grund im Wald vergraben darf. Doch wohin mit ihrem Elvis? Ihn zur Tierkadaverstelle zu bringen, kam nicht
in Frage. Elvis war Teil der Familie. «Er hat es verdient, dass er wĂŒrdevoll be erdigt wird», sagt Reas Mutter Brigitte Zigerlig (51). Sie fanden den passenden Ort. In RĂŒti ZH, in unmittelbarer NĂ€he des Fotoateliers von Reas Vater Rino (54), befindet sich das Tierkrematorium Dicentra. Es war ein Mittwochnachmit tag, als Reas Vater Rino sein Töchterchen und ihre Schulkollegin Cristina mit dem verstorbenen Elvis hierherbrachte. «Wir haben ihn auf ein schönes Stroh bett gebettet», erinnert sich Rea. Sibylle Egloff (43), Mitarbeiterin bei Dicentra, empfing die beiden MĂ€dchen und fĂŒhrte sie in den Abschiedsraum, dort hatte sie Kerzen angezĂŒndet. Sie legten Elvis auf den Wagen, mit dem die Tiere jeweils vom Auto in den AbÂ
schiedsraum und weiter ins Kremato rium transportiert werden. Hier hat man Zeit, sich von seinem Haustier zu ver abschieden. Die beiden MĂ€dchen hatten frisch gepflĂŒckte Blumen mitgebracht, machten Zeichnungen und schrieben einen Abschiedsbrief. Diese Dinge gaben sie Elvis auf seine letzte Reise mit.
Die Kinder haben keine Scheu, im Krematorium Fragen zu stellen Sibylle Egloff schaute vorbei, brachte ein Glas Sirup. Rea hatte unzÀhlige Fragen. Sie wollte wissen, was mit Elvis passiert, wie eine Kremierung vor sich geht, wann sie die Asche erhÀlt. Kinder sind sehr offen und haben keine Scheu, alles zu fragen, was sie wissen wollen. Sie haben oft auch keine