58 | 14.3.2022 | FERIEN
Hausboot-Ferien im Land der 1000 Seen Auf der Mecklenburgischen Seenplatte im Nordosten von Deutschland darf jeder einmal Kapitän sein. Wobei eine Zwölf-Meter-Jacht zu steuern gar nicht so einfach ist. Acht Tipps für eine unbeschwerte Hausbootzeit von einem, der es versucht hat. Text: Kian Ramezani
1. Kann ich das? Ohne jegliche Vorkenntnisse eine zwölf Meter lange und elf Tonnen schwere Jacht zu lenken, mag verrückt klingen. Aber auf den Seen und Kanälen der Mecklenburgischen Seenplatte darf man das. Voraussetzung ist ein sogenannter Charterschein. Diesen Führerausweis auf Zeit erhält man vom Bootsverleih nach einer Einweisung sowie etwas begleiteter Fahrpraxis. «Schifffahren ist nicht wie Autofahren», lautet die erste Lektion. Man sollte sie unbedingt beherzigen (Stichwort Heck schwenkt aus …). Danach ist man auf sich selbst gestellt: Anlegen, ablegen, festmachen, ankern, schleusen, und das alles
vielleicht bei Wind. Wer sich auf das Abenteuer einlässt, darf sich auf eine steile Lernkurve freuen. In einer ruhigen Minute lässt sich vieles mit Lernvideos auf Youtube vorbereiten. 2. Komfort an Bord Gemessen in Quadratmetern vielleicht nicht die bequemsten Ferien aller Zeiten. Andererseits muss man sagen, es fehlt eigentlich an nichts: zwei Kabinen à zwei Betten, Dusche und WC getrennt, Küche (siehe nächster Punkt), Tisch mit Eckbank, Heizung, Waschmaschine, Fernseher, Playstation (die Kinder danken). Camping-Fans werden sich auf jeden Fall pudelwohl fühlen.
3. Essen an Bord All die frische Luft macht hungrig. Zum Glück ist die Kombüse nah und gut sortiert: Gasherd mit drei Kochfeldern, Vorratskammer, Kühlschrank, Toaster, Wasserkocher, Mikrowelle. Letztere sollte auf dem Wasser aber zurückhaltend verwendet werden, da der Stromfresser schnell die Batterie entlädt (Stromversorgung, siehe nächster Punkt). Lebensmittel lassen sich Montag bis Samstag in allen grösseren Orten einkaufen. Da man alles selber zurück aufs Boot schleppt, bieten sich Aldi und Edeka im Ort Röbel an – die liegen nämlich nur zwei Gehminuten vom Hafen entfernt.
4. Hausboot = Hausarbeit? Ein bisschen, ja. Dazu gehört neben dem üblichen Aufräumen und Abwaschen das Aufladen der Batterie, was in jedem Hafen möglich ist. Mit einem langen Kabel wird dafür «Landstrom» von einer Säule gezapft. Je nach Anzahl Passagiere muss alle paar Tage der Abwassertank geleert beziehungsweise das Frischwasser für Küche und WC/Dusche nachgetankt werden. Dies ist g egen eine Gebühr in den allermeisten Häfen möglich. Tipp: Genügend Ein-Euro-Stücke mitnehmen für die unbedienten Wasser- und Stromautomaten in kleineren Häfen wie Rechlin.