Liebigstraße aktuell - Das Gesundheitsmagazin des Universitätsklinikums Leipzig | Ausgabe 06/2015

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Blutspender gesucht

Konserven mit der Blutgruppe

A Rhesus positiv benötigt seite 2

Umzug ins neue Domizil

Station der Strahlentherapie befindet sich jetzt im sanierten Altbau in der Stephanstraße 11

Vernetzte Struktur Zentrum für seltene Erkrankungen am UKL etabliert seite 5

Gefährliche Infektion

Schutzimpfungen können vielen Krankheiten wirksam vorbeugen seite 6

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DasGesunDheitsmaGazin Des universitätsklinikums leipziG 06/2015 | 19.03.2015

Der Augenblick n

Kinderlieder-Klang im Atrium

Von Musik erfüllt war das Atrium der Frauen- und Kindermedizin Anfang März: Der Spatzenchor der Schola Cantorum, des Kinder- und Jugendchors der Stadt Leipzig, war an einem Nachmittag zu Gast am Uniklinikum. Die kleinen Sänger

und Sängerinnen zwischen sechs und acht Jahren stimmten bekannte Volks- und Kinderlieder an, und auch im Publikum war der eine oder andere „Mit“-Sänger zu hören

Mangel an A-Rhesus-positiv-Blutpräparaten

Blutbank des Uniklinikums Leipzig sucht dringend Spender der häufigsten Blutgruppe

impressum n

liebigstraße aktuell

Das gesundheitsmagazin des universitätsklinikums leipzig

Herausgeber

Universitätsklinikum Leipzig AöR

Der Vorstand Liebigstraße 18 04103 Leipzig

Telefon: (0341) 97 109

Telefax: (0341) 97 15 909

E-Mail: redaktion@uniklinik-leipzig.de

Redaktion:

Helena Reinhardt (v.i.S.d.P.),

Ines Christ Frank Schmiedel (Projektleiter LVZ, Jenseits der Liebigstraße).

Universitätsklinikum, Leipzig AöR. 10. Jahrgang

In Kooperation mit der Redaktion der LEIPZIGER VoLKSZEITUnG

Druck Leipziger Verlags -und

Druckereigesellschaft mbH& Co KG, Peterssteinweg 19, 04107 Leipzig

Auch das gibt es: in der ukl-blutbank n mangelt es zurzeit besonders an blutkonserven der blutgruppe A rhesus positiv, der mit 42 prozent in der deutschen bevölkerung eigentlich am häufigsten vertretenen blutgruppe.

„Dauerhaft erhöhte Abforderungen im Klinikbereich haben zu dieser speziellen Mangelsituation geführt“,sagt Elke Gille, Depotleiterin am Institut für Transfusionsmedizin am Uniklinikum Leipzig und erklärt: „Normalerweise entspricht das Spendeaufkommen am Institut in etwa der Blutgruppenverteilung,das heißt, wir können Spender dieser Blutgruppe auch am häufigsten bei uns begrüßen.“ Mangelsituationen kommen somit bei A Rhesus positiv so gut wie nie vor, aber wie bei allem gebe es auch hier Ausnahmen: „Bis auf die Universalblutgruppe 0 Rhesus negativ, die aufgrund ihrer speziellen Eigenschaften als einzige blutgruppenunabhängig transfundiert werden kann und deshalb vor allem in der Notfallaufnahme ständig sehr gefragt ist, lässt sich der Bedarfan Blutprodukten einzelner Blutgruppen tatsächlich kaum voraussagen“, so Gille. Dieser Bedarf sei am Ende eben immer abhängig von der jeweiligen Patientensituation in den Kliniken. Wer bereits Blutspender am Institut ist, die Blutgruppe A Rhesus positiv hat und in den nächsten Tagen Zeit hat, wird daher jetzt

In der UKL-Blutbank mangelt es derzeit vor allem an Blutkonserven der Blutgruppe A Rhesus positiv Spender werden dringend gesucht.

herzlich gebeten,für eine Blutspende vorbeizukommen. Aber auch sonst kann sich selbstverständlich jeder,der zwischen 18 und 68 Jahren alt ist und mindestens 50 Kilogramm wiegt, in der Johannisallee 32 (Haus 8) für einen „freiwilligen Aderlass“ melden,schließlich werden auch Blutspenden aller anderen Blutgruppen weiterhin benötigt.

Die Einrichtung der UKL-Blutbank auf dem Medizincampus hat Montag und Freitag von 7 bis 19 Uhr sowie Dienstag bis Donnerstag von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Bitte den Personalausweis nicht vergessen und vor der Spende viel trinken (am besten Wasser, Saft oder Tee) und gut stärken.

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Station der Strahlentherapie ist umgezogen

Farbige Gestaltung und große Fenster sollen zum Wohlbefinden der Patientenbeitragen

Am 9. März war es endlich so weit: n Die Station für Strahlentherapie des Universitätsklinikums Leipzig zog binnen eines Tages vom Containergebäude in der Stephanstraße 9a in den frisch sanierten Altbau in der Stephanstraße 11 (Haus 5.1) um. Der normale Betrieb lief währenddessen uneingeschränkt weiter.

Bezogen wurden zwei neue, schöne und großzügig gestaltete Stationen im Erdgeschoss beziehungsweise der ersten Etage des frisch sanierten Backsteingebäudes in der Stephanstraße 11. „Das Pflege- und Ärzteteam der Klinik hat den Einzug in die neuen Räumlichkeiten mit viel Engagement geplant und vorbereitet,sodass der Umzug für die Patienten möglichst reibungsfrei erfolgen konnte“,erklärt Regina Kossowsky,Pflegerische Leiterin des De-

partments für Bildgebung und Strahlenmedizin. „Die Patienten, die sich gerade auf Station befanden,wurden von den Schwestern und Pflegern, mit der Unterstützung durch die Krankenträger,in die neuen Räumlichkeiten begleitet.“

Auch Prof.Rolf-Dieter Kortmann, Leiter der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie des UKL, freut sich für seine Patienten: „Die farbige Gestaltung,die großen Fenster und die schönen Räumlichkeiten werden maßgeblich zum Wohlbefinden unter der Strahlentherapie beitragen. Es gibt auch zwei große Aufenthaltsräume für gemeinsames Essen und Fernsehen sowie einen Zugang zum begrünten Innenhof mit Terrasse.“

Damit ergänzen die beiden neuen Stationen den medizinischen Therapiebereich der Stephanstraße 9a, der weiterhin im angestammten Gebäude verbleibt, denn

auch dort wurde viel Wert auf das Ambiente gelegt: In der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie des UKL erhalten die onkologischen Patienten eine professionelle Behandlung mittels modernster therapeutischer Verfahren – und können dabei schon seit einiger Zeit in einen schönen blauen Himmel schauen.

Möglich wird dies durch eine Art virtuelles Deckenfenster,das durch ein hinterleuchtetes Deckenbild entsteht. Der Blick in den Himmel und die aufeinander abgestimmten Farben und Lichter haben einen positiven mentalen Effekt auf die Patienten. Der Ausblick wirkt beruhigend und hilft, die Angst zu nehmen. Durch die Lichtinstallation wirkt der hoch technisierte und aus Strahlenschutzgründen fensterlose Behandlungsraum zudem viel heller und größer.

Fotografin und Medienkünstlerin Sabine Prietzel hat mit ihren Bildern die beiden Aufenthaltsräume gestaltet Das größte Werk

hier zu sehen

heißt „Herbst 3“.Foto: Ines Christ

6. Neonatologietag am UKL widmet sich der Langzeitentwicklung von Frühgeborenen

Tagung setzt sich unteranderem mit der langfristigen Entwicklung des Seh- und Hörsystems auseinander

Bereits zum sechsten Mal findet am n Uniklinikum Leipzig der Leipziger Neonatologietag statt – eine Fachveranstaltung für Ärztinnen und Ärzte, die sich mit der Wissensvermittlung zur optimalen Versorgung von Frühgeborenen beschäftigt.

Thema in diesem Jahr:„Erfolgreiche Neonatologie – aber was kommt danach?“

„Die großen Erfolge bei der stationären Versorgung von Frühgeborenen haben in den vergangenen Jahren zu einer sehr guten Prognose für das Überleben und die Entwicklung der Kinder geführt. Es ist das Ergebnis intensiver Forschung und enger Zusammenarbeit zwischen Geburtsmedizin, Neonatologie, Kindermedizin und Kinderchirurgie“,sagt Prof Ulrich Thome, Leiter der Neonatologie am UKL. „Dabei erkennen wir auch, dass neben der medizinischen Versorgung die Betreuung der gesamten Familie auch nach dem stationären Aufenthalt von großer Bedeutung ist. Was dabei erreicht werden kann und was dafür notwendig ist, wollen wir auf dem 6. Neo-

natologietag mit den ärztlichen Kollegen anderer deutscher Kliniken und Praxen diskutieren.“ Themen sind Ende März die psychosoziale und medizinische Nachbetreuung der Familien im häuslichen Umfeld und die langfristige Entwicklung des Seh- und Hörsystems, der Lunge und der Psyche sowie deren Überwachung.Darüber hinaus wird es einen Überblick zur aktuellen medizinischen Situation von Frühgeborenen in Deutschland geben und einen historischen Teil zur Entwicklung der Neonatologie in den vergangenen 50 Jahren

Die Neonatologie am UKL ist Teil des Perinatalzentrums am Universitätsklinikum Leipzig Es gehört zu den Zentren der höchsten Versorgungsstufe und bietet Schwangeren und jungen Eltern alle Experten auch für schwierige Schwangerschaften,extreme Frühgeborene und kranke Neugeborene unter einem Dach Jährlich werden hier circa 430 Frühgeborene versorgt. Mit insgesamt 2549 neugeborenen Kindern im Jahr 2014 ist das UKL die gebur-

Sandra Hasse / Kathrin Winkler
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tenstärkste Klinik in Sachsen. Sandra Hasse
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Prof Ulrich Thome leitet am UKL die Neonatologie. Foto: Stefan Straube Ein virtuelles Deckenfenster bietet den Patienten während der Strahlenbehandlung einen beruhigenden Ausblick. Fotos: Stefan Straube (2) Durch das denkmalgeschützte Treppenhaus gelangt man in die Patientenzimmer.

Ganzheitliches

Konzept für kleine Patienten

Neue spezialsprechstunde für Neugeborene und kleinkinder mit schädeldeformitäten am uniklinikum Leipzig

Am Universitätsklinikum Leipzig gibt n es seit Kurzem eine interdisziplinäre Spezialsprechstunde für Neugeborene und Kleinkinder mit Schädeldeformitäten. Hier werden Kinder mit Verformungen des Kopfes behandelt und kleine Patienten, bei denen es zu einem frühzeitigen Verschluss der Schädelnähte (medizinisch: Kraniosynostose) gekommen ist. Dabei arbeiten am UKL die Experten der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, der Neurochirurgie und der Kinder- und Jugendmedizin eng zusammen.

„Schon seit vielen Jahren betreuen die Kliniken für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Kinderchirurgie, Neurochirurgie und Kinderheilkunde gemeinsam Kinder und später auch Erwachsene mit angeborenen Schädelverformungen.Die Kraniosynostosen und der sogenannte Plagiozephalus, der Schiefkopf, haben in den letzten Jahren an Häufigkeit zugenommen, sodass diese Sprechstunde dem vermehrten Beratungs- und Behandlungsbedarf Rechnung tragen soll“,sagt Prof.Dr. Dr.Alexander Hemprich,Direktor der Mund-, Kiefer- und Plastischen Gesichtschirurgie. Gemeinsam mit Professor Jürgen Meixensberger, Direktor der Klinik für Neurochirurgie, sowie Oberarzt und Kinder-Neurochirurg Dr.Matthias Preuß behandelt er die kleinen Patienten und berät deren Eltern. Die neuropädiatrische Abteilung um Prof.Dr. Andreas Merkenschlager wird im Rahmen des ganzheitlichen Konzeptes mit einbezogen

Die Ursachen für Verformungen des Kopfes sind vielfältig.Bei einer vorzeitigen Verknöcherung einzelner Schädelnähte können sich die Schädelplatten nicht mehr richtig weiterentwickeln – das Gehirn, welches sich ebenfalls im Wachstum befindet,dehnt sich trotzdem weiter aus. Eine anormale Kopfform ist die Folge. Aber auch eine falsche Lagerung eines Babys, das beispielsweise nur auf dem Rücken liegt, kann die Form des Kopfes ungünstig beeinflussen. Nicht immer ist zur Korrektur ein Eingriff

notwendig.„Dazu beraten wir die Eltern ausführlich und geben Empfehlungen,wie eine Behandlung aussehen könnte“,erklärt Prof.Hemprich. „Ist der Schädel beispielsweise durch Lagerungsprobleme verformt, kann das Kind einen Helm bekommen, den es für einen gewissen Zeitraum bis zu 24 Stunden täglich tragen muss.“ Neben dieser Helmtherapie steht die operative Korrektur der Kraniosynostosen im Mittelpunkt. Dabei stehen die Mediziner der beteiligten Fachbereiche gemeinsam am OP-Tisch, um optima-

le Behandlungsergebnisse für die kleinen Patienten zu erzielen. „Neben einem Eingriff am Hirnschädel sind oft auch gleichzeitig oder kurz nacheinander Eingriffe am Gesichtsschädel notwendig,weil es beispielsweise aufgrund der Schädeldeformität zu Atemproblemen kommen kann“,verdeutlicht der Mediziner die komplizierten Operationen.Je nach weiteren Beeinträchtigungen werden auch Hals-Nasen-Ohren-Ärzte und Augenmediziner in die Therapie mit einbezogen

Diese interdisziplinären Operationen können am Uniklinikum auch bei hochkomplexen und sehr seltenen Schädelmissbildungen wie zum Beispiel einem Kleeblattschädel oder einer krankhaften Vergrößerung des Kopfumfanges, dem Makrozephalus, durchgeführt werden.„Die behandelnden Ärzte können auf diesem Gebiet eine langjährige Erfahrung und wissenschaftliche Expertise vorweisen“, so Prof Hemprich Dazu trägt auch bei, dass die meisten Kinder nicht nur in ihren ersten Lebensjahren am UKL betreut werden,sondern bis zum Ende des körperlichen Wachstums. Ihre Entwicklung wird dabei jährlich von den Experten kontrolliert Ines Christ

Eine Terminvereinbarung für die Sprechstunde ist telefonisch über das Sekretariat von Prof.Dr. Dr.Alexander Hemprich (Ilona Hörig) unter (0341) 97 211 00 sowie über die Ambulanz der Kinderklinik unter (0341) 97 262 42 möglich.

Wissenschaftliches Symposium zum Start des Hyperbarmedizinischen Zentrums am UKL

Leitender branddirektor der Feuerwehr Leipzig informiertsich über Druckkammer

Seit Anfang des Jahres arbeitet das n Leipziger Hyperbarmedizinische Zentrum für Notfall- und Intensivmedizin – Anfang März startete es auch wissenschaftlich durch: Das Eröffnungssymposium widmete sich dem breiten Spektrum an intensivmedizinisch relevanten Erkrankungen und Notfällen, bei denen eine Sauerstoff-Überdruckbehandlung zum Einsatz kommen kann.„Dazu konnten wir renommierte Referenten gewinnen, die den Stellenwert der Hyperbarmedizin bei der Behandlung komplexer Notfälle dargestellt haben“, so Dr. Karsten Kluba, Ärztlicher Leiter des Zentrums und Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie.

Bei der hyperbaren Sauerstofftherapie atmet der Patient in einer speziellen Druckkammer medizinisch reinen Sauerstoff ein. Durch den Überdruck in der Kammer kann eine bis zu 20-fache Erhöhung des Sauerstoffgehaltes im Blut erreicht werden.Damit stehen nicht nur Opfern von Tauchunfällen oder Kohlenmonoxid- und Rauchgasvergiftungen,sondern auch Patienten mit Gasbrand, mit diabetischem Fußsyndrom oder mit Folgekomplikationen einer Strahlentherapie neue Therapieoptionen zur Verfügung

Der große Vorteil des Leipziger Hyperbar-

medizinischen Zentrums ist: Es ist im Gegensatz zu anderen Hyperbarmedizinischen Zentren in Deutschland direkt in den Komplex des Universitätsklinikums integriert.

„Die Druckkammer, das Herzstück unseres Zentrums, steht nicht irgendwo am Rande des Stadt, sondern befindet sich am MedizinCampus“,betont Dr.Kluba. „Ob Hubschrauberlandeplatz, Zentrale Notfallaufnahme

und Radiologie oder Intensivstation und Operationssäle – wir haben überall kurze Wege,wovon gerade die Notfall- und Intensivpatienten profitieren.“

Von diesen Vorteilen überzeugte sich Anfang März der Leiter der Branddirektion Leipzig, Karl-Heinz Schneider.Bei seinem Besuch in der Druckkammer informierte er sich darüber, welche Chancen die Hyperbarmedizin

bei Kohlenmonoxid- und Rauchgasvergiftungen bietet.Denn die Sauerstoff-Überdruckbehandlung ist die schnellste Möglichkeit, tödliches Kohlenmonoxid aus dem Körper zu waschen und damit auch die gefährlichen Spätfolgen zu verhindern. Das zweitägige Symposium hat deutlich gemacht, dass das Leipziger Hyperbarmedizinische Zentrum für Notfall- und Intensivmedizin auf eine langjährige, fundierte wissenschaftliche Basis verweisen kann. Seit über 15 Jahren wird am Universitätsklinikum unter Leitung des Neurologen und Intensivmediziners Prof Dr.Dietmar Schneider geforscht, ob und wie die Sauerstoff-Überdruckbehandlung bei akuter fokaler zerebraler Ischämie (einem Schlaganfall, hervorgerufen durch die Verstopfung eines Blutgefäßes im Gehirn) wirkt.

Acht Dissertationen, eine Habilitation und eine lange Reihe wissenschaftlicher Publikationen zeugen von der wissenschaftlichen Expertise der Ärzte und Wissenschaftler, die sich seit 1998 am Universitätsklinikum Leipzig mit der Hyperbarmedizin beschäftigen.Auf Initiative der Leipziger Fachmediziner hin wurde 2011 zudem die neue wissenschaftliche Sektion Hyperbarmedizin der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) gegründet Uwe Niemann

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Prof.Alexander Hemprich und Dr Matthias Preuß (r.) bei der Behandlung eines Kindes. Foto: Stefan Straube Leipzigs Oberbranddirektor Schneider (r.) informierte sich über die Behandlungsmöglichkeiten in der neuen HBO-Kammer des UKL, deren Leistung während des Symposiums vorgestellt wurde. Foto: Ines Christ

Ausgelebter Zusammenarbeit wird vernetzte Struktur

Neues Zentrum für seltene erkrankungen am UKL etabliert

Am Universitätsklinikum Leipzig n steht den Patienten jetzt ein spezielles Zentrum für seltene Erkrankungen zur Verfügung Hier wird das vorhandene Spezialistenwissen für besondere Krankheiten gebündelt und die Kompetenz zur Diagnostik und Behandlung seltener Krankheiten vereint. Die Führung der Patienten durch das Labyrinth der verschiedenen Disziplinen übernehmen dabei sogenannte Lotsen.

Das Universitätsklinikum Leipzig ist seit Jahren in vielen Bereichen Anlaufstelle für Menschen mit seltenen Erkrankungen Jetzt steht diesen Patienten das neu etablierte Universitäre Zentrum für Seltene Erkrankungen (UZSE) als zentraler Anlaufpunkt zur Verfügung.Hier wird das Fachwissen von 22 in die Behandlung seltener Krankheiten eingebundenen Fachbereichen zusammengefasst: von der Kindermedizin und der Humangenetik über die Rheumatologie und Endokrinologie bis zur Virologie.

„Wir haben seit Jahren große Erfahrung mit sehr seltenen Krankheiten wie beispielsweise dem Prader-Willi-Syndrom, der Mukoviszidose oder der tuberösen Sklerose, um nur drei Beispiele aus der Kindermedizin zu nennen“,sagt Prof.Wieland Kiess, einer der Sprecher des Zentrums sowie Direktor der UKL-Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. „Mit der Einrichtung des Zentrums wollen wir unseren Patienten eine weiter verbesserte Versorgung anbieten und vor allem auch die Erforschung und Entwicklung von Therapien vorantreiben.“

Allein in der UKL-Kinderklinik wurden

im vergangenen Jahr Patienten mit 2000 unterschiedlichen Diagnosen aus dem Bereich der seltenen Erkrankungen behandelt. Insgesamt geht man für Deutschland von 6000 Krankheiten aus, die als selten bezeichnet werden.Das bedeutet, dass nur fünf von 10 000 Menschen daran erkranken. „Für uns als behandelnde Ärzte kann das heißen, dass wir nur einen einzelnen Patienten mit einer bestimmten Erkrankungsform sehen, oder aber Gruppen von Patienten, die 17 oder 24 Betroffene umfassen können“,erklärt Prof Kiess.

In die Versorgung solcher Patienten ist faktisch das gesamte Universitätsklinikum mit fast allen Bereichen eingebunden.„Das ist eine typische Aufgabe der Universitätsmedizin, die ein breites Fächer-Spektrum und neuesten Kenntnisstand in einem Haus vereint“,so Kiess. Die Patienten brauchen oftmals viele Fachrichtungen für Diagnostik und Therapie. Für die bereits gelebte übergreifende Zusammenarbeit bietet das Zentrum nun eine vernetzte Struktur und für Betroffene einen zentralen Anlaufpunkt. Hier stehen den Patienten jetzt drei Lotsen

als erste Ansprechpartner zur Verfügung Die Experten sollen insbesondere neuen Patienten dabei helfen,gezielt die jeweils individuell notwendigen Ansprechpartner zu finden und, einen schnellen Zugang vermitteln. „Wir wollen auf diese Weise den Patienten die lange Zeit der Suche nach dem richtigen Arzt ersparen“, erklärt Prof Johannes Lemke, kommissarischer Leiter des Instituts für Humangenetik und gemeinsam mit Prof.Kiess Sprecher des UZSE.

Neben der Krankenversorgung ist auch die Forschung auf dem Gebiet der seltenen Erkrankungen eine zentrale Aufgabe des neugegründeten Zentrums. „Wir wissen oftmals noch viel zu wenig über die Mechanismen der Entstehung und damit auch über unsere Möglichkeiten einer Vorsorge und Behandlung“,erklärt der Humangenetiker Lemke, der seit Jahren auf diesem Gebiet zu angeborenen Erkrankungen forscht. Die Wissenschaftler hier noch besser zu verbinden,bestehende Projekte zu unterstützen und neue anzustoßen, ist eines der Ziele des UZSE. „Wir stehen vor der großen Aufgabe,Menschen mit großen gesundheitlichen Problemen,deren Bedürfnisse lange vernachlässigt wurden,wirksam zu helfen und künftig eine bessere Versorgung auch in solchen Randgebieten der Medizin sicherzustellen“,so Kiess. „Mit dem UZSE haben wir am Universitätsklinikum Leipzig jetzt dafür auch die notwendigen institutionellen Bedingungen geschaffen.“

@ Mehr zum UZSE und Kontaktinformationen für Patienten im Internet unter: www.uzse.uniklinikum-leipzig.de

Aufein Neues: Leipzig hat (wieder) Sport im Blut!

Seit 1. März läuft die Sonderblutspende-Aktion des SC DHfK Handball in Zusammenarbeit mit dem UKL

Gemeinsam mit der UKL-Blutbank n organisieren die Handballer des SC

DHfK Leipzig erneut die Aktion„Leipzig hat Sport im Blut!“: In erster Linie sind die Handball-Fans und deren Familien aufgerufen, vom 1. März bis 31. Mai für die UKL-Blutbank und damit für die Patienten in Leipzig und der Region zu sammeln. Alle Spender können an einer Verlosung teilnehmen und zahlreiche

Preise wie VIP-Tickets oder eine Teilnahme am Mannschaftstraining gewinnen.

„Die Begeisterung für den Handballsport und gesellschaftliches Engagement lassen sich mit dieser Aktion für uns hervorragend verbinden“, sagt Karsten Günther, Geschäftsführer der Handballer des SC DHfK, und ergänzt: „Wir freuen uns, dass wir in den nächsten Monaten erneut einen Beitrag zu einer bedarfsgerechten Blutkonservenversorgung am Universitätsklinikum Leipzig leisten können.“

Ob Fans, Teammitglieder des SC DHfK, Sponsoren oder einfach engagierte Blutspendewillige: Jeder im Alter zwischen 18 und 68 Jahren,der mindestens 50 Kilo-

gramm wiegt, kann sich beteiligen. Karsten Günther betont, dass bei „Leipzig hat Sport im Blut!“ der gute Zweck der Aktion wieder im Vordergrund steht. So könne man nicht nur einem Patienten in Leipzig auf einfache

Weise helfen,sondern zusätzlich die für die Blutspende erhaltene Aufwandsentschädigung dem Handballnachwuchs des SC DHfK als Spende überlassen. „Mit einem einzigen freiwilligen Aderlass leisten Blutspender also

gleich zweimal etwas Gutes“,ergänzt Günther, der schon seit 2008 Blutspender am UKL ist.

Als Dank für die uneigennützige Geste der Teilnehmer gibt es eine Freikarte für ein Bundesligaspiel des SC DHfK und es winkt eine Verlosung,bei der unter anderem zwei VIP-Karten für das Saisonfinale am 7. Juni, zwei Jahreskarten für die kommende Saison, ein Gruppentraining mit dem Team und weitere attraktive Preise zu gewinnen sind

Die Teilnahme an der Aktion „Leipzig hat Sport im Blut!“ ist einfach: Im Zeitraum vom 1. März bis 31. Mai in der Blutbank des Universitätsklinikums Blut spenden und Teilnahme-Coupon für das Gewinnspiel ausfüllen! Die UKL-Blutbank in der Johannisallee 32 (Haus 8) hat montags und freitags von 7 bis 19 Uhr, dienstags bis donnerstags von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Bitte den Personalausweis zur Spende mitbringen Weitere Informationen zur Aktion „Leipzig hat Sport im Blut!“ gibt es telefonisch unter (0341) 97 25 393 sowie unter www.blutbankleipzig.de oder www.scdhfk-handball.de.

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Dr.Skadi Beblo ist eine der Lotsinnen am Universitären Zentrum für Seltene Erkrankungen (UZSE) am UKL.
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Das Blutbank-Maskottchen und Handball-Profi Lucas Krzikalla vom SC DHfK Leipzig freuen sich auf viele Spendewillige.

Keuchhusten: Erwachsene stecken Kinder an

auch keuchhusten trifft nicht nur kinder an Pertussis erkranken auch erwachsene, wenn sie keine schutzimpfung haben. „bei dieser krankheit sind erwachsene oft das Hauptproblem. Denn am anfang steht ein erkältungsartiger Husten, der von erwachsenen nicht ernst genommen wird. in dieser Zeit stecken sie die kinder an, die nicht selten mit einer weitaus schwerwiegenderen ausprägung der erkrankung zu kämpfen haben“, so Prof schuster Deshalb sei es für erwachsene, die ihre Verantwortung für die gesundheit ihrer kinder und enkel wahrnehmen, ratsam, alle zehn Jahre die entsprechende schutzimpfung (Dreifach-Vorsorge gegen Wundstarrkrampf, Diphterie und keuchhusten) zu wiederholen.

Windpocken: Am ansteckendsten vor den Bläschen

Die Windpocken sind so lange ansteckend, bis alle bläschen wirklich abgeheilt sind „Das Heimtückische ist aber, dass die krankheit am ansteckendsten ist, wenn man sie noch gar nicht sieht“, so Prof schuster „ein bis zwei tage vor der ausbildung der bläschen ist die ansteckungsgefahr am höchsten. Man kann das risiko also nur rückblickend einschätzen.“ Das heißt: Wenn der schulkamerad des eigenen kindes an Windpocken erkrankt ist, muss man zurückrechnen: gab es ein oder zwei tage vor den ersten bläschen einen kontakt? Wenn ja, dann hat man sein kind hoffentlich schon mit einer impfung geschützt

Masern: Impfen

noch nach der Ansteckung

möglich

Haben die eltern eines kindes den Verdacht, dass es sich bei einem spielgefährten mit Masern angesteckt hat, könnte die schutzimpfung noch helfen.

„Der impfstoff ist schneller als der Wildtyp der Masern“, erklärt Prof schuster „Das heißt, der körper reagiert rasant auf den impfstoff und bildet antikörper Damit wird die infektion mit den Wildmasern abgefangen; sie verläuft deutlich milder.“ Die Zeit für die nachträgliche schutzimpfung ist knapp: es bleiben nur drei tage nach der infektion. innerhalb dieser Zeit können die Wildmasern vom impfstoff „überholt“ werden. Das macht man sich auch bei einer sogenannten riegelungsimpfung zunutze. Ziel ist hier, die weitere Verbreitung des erregers zu unterbinden, indem bei kontaktpersonen eine schnellere antikörper-Produktion hervorgerufen wird.

sind keine Kinderkrankheit“

schutzimpfungen sind wichtigste und wirksamste Vorbeugemaßnahmen für kinder und erwachsene

Masern, Mumps und Röteln sind n nicht harmlos „Masern sind keine Kinderkrankheit und erst recht kein Kinderkram“, sagt Prof. Dr Volker Schuster, Leiter der Kinderpoliklinik des Universitätsklinikums Leipzig. „Auch ungeimpfte Erwachsene können daran erkranken und dann andere anstecken. Deshalb ist es leichtfertig, den Impfschutz abzulehnen. Zumal Impfungen heute zu den wichtigsten und wirksamsten Schutzmaßnahmen gehören, die in der Medizin zur Verfügung stehen.“ Allerdings sinkt in Deutschland die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, von Jahr zu Jahr. Die Folge: Das Risiko wächst, dass längst besiegt geglaubte Infektionskrankheiten wie die Masern wiederkehren.

„Jeder gesunde Mensch sollte gegen alle Kr ankhe it en geschützt sein, gegen die eine Impfung empfohlen wird“, fordertProf. Schuster.Deshalb verweist er auf die beiden Impfkalender,die die Säc hsisc he Impfkommission für dieses Jahr veröffentlicht hat. Dort ist aufgelistet,wann welcher Impfschutz erfolgen sollte. „Nur Menschen, deren Immunsystem – wegen eines angeborenen Immundefekts oder weil sie sich gerade einer Chemotherapie unterziehen – beeinträchtigt ist, sollten erst nach Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt die Impfungen vornehmen lassen.“

Wie der Leipziger Kinderarzt sagt, sind in armen Ländern die Menschen unendlich dankbar für jede Impfung,die sie schützt.

„In unserer Gesellschaft aber ist vieles ich-bezogen.Ich glaube, damit schleicht sich auch die gesellschaftliche Verantwortung davon“,kritisiert Prof.Schuster.Natürlich habe der Mensch grundsätzlich das Recht, selbst zu entscheiden,was er tue und was er lasse. Wenn dies aber zum Nachteil anderer sei, kehre sich die Freiheit des Einzelnen um – sie werde zur Unfreiheit der anderen.„Die ganzen falschen Informationen der Impfgegner,das ist alles wissenschaftlich widerlegt. Betrachten wir zum Beispiel diese Studie über den angeblichen Zusammenhang von Impfungen und Autismus. Sie war eine glatte Fälschung.Und der britische Arzt hat seinen Betrug damit bezahlt, dass er seine Zulassung verlor.Dennoch berufen sich Impfgegner immer noch auf diese Studie, die aus Profitgründen gefälscht wurde.“

In der Kinderpoliklinik der UniversitätsKinderklinik wurden jüngst drei Fälle von Masern behandelt, eines der Kinder musste auf die Intensivstation. Alle Kin-

Schon mit einem kleinen Pieks sind Kinder und Erwachsene vor vielen Krankheiten geschützt.

der waren nicht geimpft. Doch die Masern sind nicht das einzige Problem. Auch eine Reihe von jungen Grippepatienten und eine gefährliche Meningokokken-Infektion zeigen,dass andere empfohlene Schutzimpfungen nicht vorgenommen wurden.„Bei dem Kind mit den Menin-

Fotos: Stefan Straube

gokokken stand es auf des Messers Schneide. Es gelang den Mitarbeitern der Kinder-Intensivstation, sein Leben zu retten. Immerhin liegt bei dieser Erkrankung die Sterblichkeitsrate bei zehn bis 15 Prozent. Dabei würde die Impfung wirkungsvoll schützen.“ Uwe Niemann

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„Masern
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Prof. Volker Schuster Fo

BLuMEnStRAuSS DER WochE n Ein Dankeschön für Heidi Hantusch

Statt eines Reinigungs-Notfalls wartete auf Heidi Hantusch (r.) am 12. März ein Blumenstrauß der Woche in der Zentralambulanz Innere Medizin. Schwester Rosemarie Lohse bedankte sich damit für die tolle Arbeit, die Heidi Hantusch seit 2009 in der Ambulanz leistet

„Sie ist immer da, wenn wir sie brauchen, auch wenn es schnell gehen muss oder es schon der dritte Anrufin Folge ist“,so Schwester Rosemarie. „Und sie ist immer freundlich und extrem sorgfältig“,lobt die Schwester.In ihrem Bereich sei es immer sehr ordentlich und „sehr,sehr sauber“

Das Freundlichsein falle ihr nicht schwer,sagt Heidi Hantusch, die seit 16 Jahren im Auftrag der Reinigungsfirma am UKL arbeitet und seit 2009 den Bereich der Zentralambulanz reinigt und dazu mehrmals täglich durch die öffentlichen Räume geht. „Es kommt darauf an, schnell zu sein“,so Hantusch. Aber das mache sie gern, denn sie arbeite sehr gern hier. „Die Schwestern sind sehr nett und wir kommen alle gut miteinander klar.“

Mit dem „Blumenstrauß der Woche“ möchten wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universitätsmedizin „Danke“ sagen für ihre Arbeit und ihr Engagement. Wenn Sie jemanden kennen, der schon lange einen Blumenstrauß verdient hat – sagen Sie es uns. Wir warten auf Ihre Vorschläge, bitte per Mail an redaktion@uniklinik-leipzig.de oder per Telefon (0341) 97 15 905. Das Team der „Liebigstraße aktuell“

Reaktionen auf Nahrungs- und Suchtreize im Gehirn können sich ähneln

Forscher des IFB AdipositasErkrankungen setzen sich mit typischen Verhaltensmustern bei stark Übergewichtigen auseinander

Im Gehirn von Menschen mit Adipo- n sitas und mit Suchterkrankungen ist eine verstärkte Aktivität in bestimmten Gehirnarealen als Reaktion auf Essensbeziehungsweise Suchtreize zu beobachten. Dabei steigt der Blut- und Sauerstoffspiegel in der Amygdala, einem Gehirnbereich, der für die Wahrnehmung von Emotionen wie Angst, Erregung, Lust und Belohnung wichtig ist

Die als beglückend-positiv empfundene Reaktion auf Essen kann langfristig zu einem gewohnheitsmäßigen Überessen führen Forscher des IFB AdipositasErkrankungen an der Universität Leipzig stellten außerdem fest, dass die Motivation, an bestimmte Nahrungsmittel zu kommen, speziell bei adipösen Männern auch nach dem Essen unverändert hoch war Deutsche und spanische Forscher fanden Ähnlichkeiten in der Verarbeitung von Belohnungsreizen bei Adipösen und Drogenabhängigen. Dazu werteten sie zahlreiche Studien mit Teilnehmern aus, die entweder an Adipositas, einer Suchtmittel- oder einer Verhaltensabhängigkeit wie Spielsucht litten.In diesen Studien wurde mit Hilfe der Magnetresonanztomografie die Verarbeitung von Belohnungsreizen im Gehirn

sichtbar gemacht. Die festgestellten Reaktionsähnlichkeiten auf Nahrungs- beziehungsweise Suchtreize können helfen,die Mechanismen der Erkrankungen besser zu verstehen und effektivere Therapien zu entwickeln. Erschienen sind die Ergebnisse der Analyse im Fachmagazin „Obesity Reviews“ Es ist verständlich, dass Menschen ange-

nehme Empfindungen wiederholen möchten und dann immer stärker gewohnheitsmäßig handeln, um sie zu erreichen. Wer etwa regelmäßig Süßigkeiten isst, um nach einem stressigen Arbeitstag abzuschalten,läuft Gefahr,dass daraus eine Gewohnheit wird.Die Hypothese, dass es bei der Tendenz zu gewohnheitsmäßigem Verhalten einen Unterschied

Ein gemeinsam zubereitetes und verzehrtes Abendessen kann viel zu einer gesunden Ernährung aller Familienmitglieder beitragen.

Foto: IFB Adipositas

zwischen normal- und übergewichtigen Menschen gibt,überprüften kürzlich Wissenschaftler des IFB am Max-PlanckInstitut für Kognitions- und Neurowissenschaften.Mit Hilfe eines Computertests wurde an 30 normal- und übergewichtigen Männern im Alter zwischen 19 und 30 Jahren untersucht, wie stark sie sich anstrengen,um ein bestimmtes Nahrungsmittel zu erhalten.Adipöse Teilnehmer waren auch nach dem Genuss des Nahrungsmittels noch motiviert, sich weitere Snacks zu erarbeiten Interessanterweise notierten sie aber in der begleitenden schriftlichen Befragung,an diesem Nahrungsmittel eigentlich nicht mehr interessiert zu sein. Aus dem Widerspruch zwischen Verhalten und Denken bei adipösen Männern folgern die Wissenschaftler, dass das unbewusste, gewohnheitsmäßige Essverhalten eine Rolle spielt bei der Entwicklung und Erhaltung von Übergewicht. Die Schlussfolgerung lautet vor allem, dass in Adipositas-Therapien nicht nur auf die bewusste, kognitive Esskontrolle eingegangen werden muss, sondernverstärkt auch auf eingeschliffene Essgewohnheiten.Ähnlich wie im Achtsamkeitstraining muss das Essen neu wahrgenommen und ein neues Bewusstsein erlernt werden Doris Gabel

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Ein neues Denkmal für Bach und studentischer Unterricht in 3D

Die Leipziger Universitätsmedizin blickt 2015 auf eine 600-jährige Geschichte zurück Waren es zunächst Lehre und später auch Forschung, die sie prägten, so bildet die Krankenversorgung seit dem Ende des 18. Jahrhunderts den dritten wichtigen Baustein der universitären Medizin. Mit der Einführung des Unterrichts am Krankenbett werden 1799 in Leipzig die ersten Weichen für eine Universitätsklinik gestellt – damals noch außerhalb des Stadtzentrums im Rosental.

Seit 1871 ist die heutige Liebigstraße wichtigster Schauplatz der weiteren Entwicklungen: Mit der Eröffnung des Krankenhauses St. Jakob und dem anschließenden Bau zahlreicher Kliniken und Institute entwickelt sich das Medizinische Viertel. Ein Ort, der auch heute im Wandel begriffen ist, um Krankenversorgung, Lehre und Forschung auf höchstem Niveau zu ermöglichen Ein Ort mit Geschichte und Zukunft.

Ist es Bach?

Der Anatom Wilhelm His identifiziert 1894 die Gebeine des Thomaskantors

Das Bachdenkmal an der Tho- n maskirche gehört zu den Sehenswürdigkeiten in Leipzig schlechthin. Es zeigt den langjährigen Thomaskantor Johann Sebastian Bach vor einer Orgel stehend, die rechte Hand zum Dirigieren erhoben. Das Besondere daran: So, wie ihn die Bronzestatue zeigt, hat der Komponist mit großer Wahrscheinlichkeit tatsächlich ausgesehen.

Ende des 19. Jahrhunderts wird die Johanniskirche, an deren Stelle heute das Grassi-Museum steht, durch den Architekten Hugo Licht grundlegend umgestaltet.Bei den Bauarbeiten wird 1894 das Grab Bachs wiederentdeckt, der 1750 im Alter von 65 Jahren gestorben war.Der an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig tätige, international anerkannte Anatom Wilhelm His wird hinzugerufen.Er begutachtet die sterblichen Überreste, vergleicht den gut erhaltenen Schädel mit einem zeitgenössischen Porträt des Komponisten und kommt zu dem Schluss, dass es sich höchstwahrscheinlich um Bach handelt.

Zu diesem Zeitpunkt wird schon seit mehreren Jahren über ein neues Denkmal für den Musiker in Leipzig diskutiert, durch die Identifizierung seines Schädels werden die Pläne konkreter Wilhelm His führt bei einer Gruppe von Männern,die im gleichen Alter wie Bach zu seinem Todeszeitpunkt sind, Dickenmessungen der Gesichtshaut durch. So kann der Bildhauer Carl Seffner das Gesicht des Thomaskantors anhand des Schädels und der Messungen von His rekonstruieren und schließlich die 2,45 Meter hohe Statue entwerfen, die anschließend in Bronze gegossen wird

Enthüllt wird das Denkmal vor dem Südportal der Thomaskirche im Mai 1908, die Gesamtkosten hatten sich auf 50 000 Goldmark belaufen Bachs Gebeine werden zunächst mit denen des Dichters Christian Fürchtegott Gellert in einer gemeinsamen Gruft in der Johanniskirche beigesetzt. Diese wird im Zweiten Weltkrieg zerstört, die sterblichen Überreste Bachs werden in die Thomaskirche überführt. Unter einer bronzenen Grabplatte ruhen sie bis heute. Ines Christ

Neuroblasten und Nervenkränzchen

Ein vielseitig interessierter Forscher und Mediziner ist der gebürtige Schweizer und lange Jahre in Leipzig wirkende Anatom Wilhelm His (1831 - 1904). 1872 tritt er sein Amt als ordentlicher Professor für Anatomie und Direktor des Anatomischen Instituts an der Universität Leipzig an.

Mit Nachdruck engagiert er sich für einen Neubau, denn die alten Unterrichtsräume am Augustusplatz sind trotz mehrerer Umgestaltungen inzwischen baufällig Universität und Stadt Leipzig stellen Geld bereit

1875 wird das neue Anatomische Institut eröffnet, das für ganz Europa Modellcharakter besitzt. Es befindet sich an der Ecke Nürnberger Straße im gerade entstehenden Medizinischen Viertel Leipzigs

Zum Weiterlesen

His‘ Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Histologie (Gewebelehre) und Embryologie Bei seinen Untersuchungen zur embryonalen Entwicklung des Nervensystems gelingt ihm die fundamentale Entdeckung des Neuroblasten – aus diesem Zelltyp entwickelt sich jede Nervenzelle des menschlichen Körpers Damit beeinflusst er die zu dieser Zeit weltweit intensiv geführten Diskussionen zur Verknüpfung von Nervenzellen.

Um 1880 wird Leipzig schließlich zu einer der Hauptstätten neurologischer Forschung

Der anerkannte Neurologe Wilhelm Erb nimmt einen Ruf nach Leipzig an, und neben der Zusammenarbeit auf offizieller Ebene kommt es auch privat zum Austausch mit den

Der in Leipzig tätige Anatom Wilhelm His.

Leipziger Kollegen: Beim Leipziger „Nervenkränzchen“ treffen sich Wilhelm Erb und Wilhelm His mit Julius Cohnheim (Pathologie), Karl Weigert (Neuropathologie), Paul Flechsig (Hirnforschung) und Adolf von Strümpell (Neurologie) zum wissenschaftlichen Diskurs in geselligem Rahmen. ic

Foto: Universitätsbibliothek Leipzig Fotoalbum 11

Leipziger Mediziner und ihre Werke. Von Thomas Arendt, Cornelia Becker, Katharina Spanel-Borowski und HeinzGerd Zimmer. Leipzig 2006.

575 Jahre Medizinische Fakultät der Universität Leipzig. Herausgegeben von Ingrid Kästner und Achim Thom Leipzig 1990.

Professorenkatalog der Uni Leipzig: www.uni-leipzig.de/unigeschichte/ professorenkatalog/

Leipzig-Lexikon: www.leipzig-lexikon.de

Webseite der Thomaskirche: www.thomaskirche.org

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Liebigstraße – ein Ort mit Geschichte und Zukunft
Das neue Bachdenkmal vor der Thomaskirche zeigt den Komponisten,wie er mit großer Wahrscheinlichkeit in höherem Alter aussah. Foto: Volkmar Heinz

Ein Meilenstein der anatomischen Ausbildung

His-Steger-Gipsmodelle vermitteln bis heute ein realistisches und detailgetreues Bild vom Körper-inneren

Historisch und aktuell zugleich, vor al- n lem aber faszinierend sind sie, die HisSteger-Gipsmodelle mit ihrer naturgetreuen Darstellung des menschlichen Körpers Heute sind sie Teil der Anatomischen Sammlung im Institut für Anatomie an der Medizinischen Fakultät der Uni Leipzig am Eingang zur Liebigstraße

Zu sehen gibt es beispielsweise Gips-Torsi weiblicher Körper, anhand derer die Medizinstudenten die oberflächliche Gesichts- und Halsmuskulatur,Blutgefäße oder die Lage der inneren Organe studieren konnten.Andere Präparate geben detailliert Auskunft über die Form des Magens oder die Lage der Geschlechtsorgane der Frau bis hin zur kompletten Muskulatur der Extremitäten und des Rumpfes.

Die Modelle gehen auf eine Idee des AnatomieProfessors Wilhelm His zurück: Als er 1872 nach Leipzig kam, unterrichtete er hier etwa 150 Studenten gleichzeitig.His war wahrscheinlich bestrebt,den Unterricht besonders anschaulich zu gestalten.Gemeinsam mit dem

Künstler und Gipsmodelleur Franz JosefSteger entwickelte er unter anderem dreidimensionale Gipsmodelle, die Eingang in den Unterricht fanden.Es war eine Ergänzung zu den Abbildungen in den Büchern und den auch damals schon stattfindenden Präparierübungen.

Auch wenn sie heute nicht mehr im studentischen Unterricht zum Einsatz kommen: Die Möglichkeit dafür gäbe es, denn die His-Steger-Gipsmodelle geben die menschliche Anatomie exakt wieder.„Auch die Kolorierung entspricht der natürlichen Farbe“,sagt Dr Christine Feja,Leiterin der Anatomischen Sammlung.Grundlage für Ersteres war vor allem die Modelliermethode,mit der His und Steger arbeiteten:Zunächst wurde der Körper mit Chromsäure fixiert.Auf diese Weise wurde das Gewebe gehärtet, denn anschließend erfolgte die Präparation, bevor der erste Gipsabguss genommen wurde.Danach wurde Schicht für Schicht präpariert und abgegossen. So sind Serien entstanden,die die Anatomie von der Körperoberfläche bis in die Tiefe der Körperhöhlen zeigen

Ein Großteil der historischen His-Steger-Gipsmodelle ist bei den schweren Bombenangriffen auf Leipzig im Dezember 1943 zerstört worden.Glücklicherweise hatte man zu diesem Zeitpunkt bereits einige Präparate ausgelagert, und auch die wertvollen Gipsformen blieben im Atelier Stegers erhalten.So konnten später Neu-Abgüsse anhand der Original-Formen entstehen, die zusammen mit einigen wenigen erhaltenen Modellen bis heute zu sehen sind. Eröffnet wurde die Anatomische Sammlung in ihrer jetzigen Form im Jahr 2001. Wenig später meldeten sich Nachfahren Stegers,die davon aus der Zeitung erfahren hatten,beim Institut für Anatomie. Sie stellten der Sammlung zwei besondere historische Kostbarkeiten zur Verfügung: eine Preisliste und einen Versandkatalog für die His-Steger-Gipsmodelle, beides etwa aus der Zeit um 1900. Käufer gab es für die detail- und naturgetreuen Präparate übrigens auf der ganzen Welt: „Überliefert sind Anfragen aus Europa, Neuseeland und Australien. In wie viele andere Länder genau die Modelle noch gingen,entzieht sich heute leider unserer Kenntnis“, sagt Dr Feja Ines Christ

Alle Fo to s: St efan Straube

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Eintauchen in die Welt des Sherlock Holmes

Neues Sachbuch über den Meisterermittler erschien kürzlich zur Buchmesse

Sherlock Holmes gilt als ein etwas n eigensinniges kriminalistisches Genie, das auf der Suche nach dem Täter gern mal seine Mitmenschen vor den Kopf stößt. Immer aber ist er der Polizei in seinen Ermittlungen mindestens einen Schritt voraus. Wer sich von Autor Arthur Conan Doyle in die Welt des Detektivs Sherlock Holmes und seines Assistenten John H. Watson entführen lässt, kann schon mal vergessen, dass beide rein fiktive Figuren sind

Obwohl die Kriminalgeschichten um das Ermittler-Duo um die 100 Jahre alt sind, haben sie nichts an Beliebtheit eingebüßt. Die Anglistin Dr.Maria Fleischhack von der Universität Leipzig hat sich intensiv mit diesem Phänomen auseinandergesetzt und ein Buch darüber geschrieben. Es ist zur Leipziger Buchmesse am 15. März erschienen "Die Welt des Sherlock Holmes" ist der Titel des Werks, das die englische Literaturwissenschaftlerin im Auftrag der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft verfasst hat und das im Lambert Schneider Verlag erscheint. "Es ist für Menschen gedacht, die sich für Sherlock Holmes interessieren, aber noch nicht so viel über ihn wissen", sagt die Autorin. Sie erzählt über die insgesamt 60 Fälle des genialen Detektivs, ohne zu viel zu verraten, gibt Einblick in die Persönlichkeiten der beiden Ermittler und versucht zu ergründen,worin das Erfolgsgeheimnis der Geschichten Doyles liegt.

"Man versucht immer, selbst der Detektiv zu sein, aber der Autor Doyle enthält seinen Lesern immer wichtige Informationen vor", berichtet Fleischhack,die selbst schon lange Sherlock-Holmes-Fan ist.

Als Kind schaute sie die Filme, im Studium gehörten die Seminare über die Kunstfiguren Doyles zu ihren LieblingsLehrveranstaltungen."Doyle hat eine unheimlich schöne Art, die Welt zu beschreiben", schwärmt Fleischhack,die am Institut für Anglistik lehrt. Neben allen wichtigen Fakten,die der Leser über Holmes und Watson sowie deren Schöpfer kennen sollte, erfährt er auch einige lustige Anekdoten am Rande.So über Holmes' Wohnung in der Baker Street 221b in London,einer da-

mals fiktiven Adresse, wo sich heute ein Sherlock-Holmes-Museum befindet.Besonders eifrige Fans des Meisterdetektivs schrieben Rat suchend Briefe an diese Adresse, andere bewarben sich als Haushälterin des Ermittlers "Sherlock Holmes ist auch heute nicht out. Ich habe gemerkt, dass das Thema gerade jetzt wieder sehr aktuell ist", ist Fleischhack überzeugt. Grund dafür seien unter anderem der Erfolg des Kinofilms "Sherlock Holmes" aus dem Jahr 2009 mit Robert Downey Jr.und Jude Law in

Professorin: "Kunst kann

den Hauptrollen sowie der BBC-Fernsehserie "Sherlock", die den Stoffkurzerhand ins 21. Jahrhundert gelegt und mit dieser moderneren Version auch ein jüngeres Publikum begeistert hat. Auch wenn die Geschichten Doyles in Deutschland sehr bekannt sind, so gibt es doch bisher eher wenige Sachbücher über das Thema. Diese Lücke hat Maria Fleischhack mit ihrem Werk geschlossen. "Das ist eine Arbeit, die ich aus Überzeugung getan habe", sagt die junge Wissenschaftlerin. Susann Huster

Gesellschaft und Mentalitäten prägen"

Professur für osteuropäische Kunstgeschichte ist neu besetzt

Prof. Dr. Tanja Zimmermann ist n neu an die Universität Leipzig berufene Professorin für Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Osteuropa. Die 48-Jährige ist fest davon überzeugt, dass Kunst nicht nur durch ihre ästhetischen Qualitäten interessiert, sondern Gesellschaft und Mentalitäten prägen kann – oftmals mehr als die Politik.

"Kunst formt die Erinnerungskultur der Menschen und hilft ihnen, ihre Verhältnisse zu überdenken", sagt die in Ljubljana im heutigen Slowenien aufgewachsene Wissenschaftlerin.

"Ich beschäftige mich nicht nur mit der klassischen Kunstgeschichte oder der elitären Hochkunst. Mich interessieren auch andere Themen,wie etwa die Wirkung von Bildern in den Medien bis in die moderne Zeit", erläutert Zimmermann. Ihr Forschungsrepertoire reicht von mittelalterlicher Kunst über DDR-

Fotografie bis hin zu Video- und Performance-Kunst in Osteuropa. Gerade

forscht die Wissenschaftlerin zu Kunst über Menschen am Rande der Gesell-

schaft, wie zum Beispiel Videos und Fotografien über behinderte und obdachlose Menschen. "Kunst kann provozieren und damit die Gesellschaft wachrütteln", so Zimmermann.

In der Lehre möchte sie Tradition und Moderne verbinden.So bietet sie unter anderem Seminare zu Ikonen und ostkirchlichem Bildverständnis vom Frühmittelalter bis zum beginnenden 20. Jahrhundert an, aber auch zu modernen Formen des Comics. Gemeinsam mit Kolleginnen und Studierenden plant die Professorin dazu Ende dieses Jahres einen Workshop und eine Ausstellung im Rahmen der Leipziger-Buchmesse im darauffolgenden Frühjahr.Die Teilnehmer erfahren dabei, dass Comics nicht mehr nur ein Medium der Unterhaltung sind, sondern sich auch mit historischpolitischen Themen wie der Belagerung von Sarajevo oder der Ermordung der russischen Journalistin Anna Politkowskaja beschäftigen SH

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Prof.Dr. Tanja Zimmermann ist neu an die Universität Leipzig berufene Professorin für Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Osteuropa
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Forscht zu Sherlock Holmes, dem berühmten Privatdetektiv: Dr.Maria Fleischhack.

Leipzig will 465 Litfaßsäulen aufkaufen

Werbeflächen sollen neu ausgeschrieben werden

Leipzig will die Außenwer- n bung in der Stadt professioneller gestalten und plant deshalb, die Rechte europaweit neu auszuschreiben. Sollte es dabei zu einem Wechsel des Konzessionsinhabers kommen, würde die Kommune sämtliche Litfaßsäulen in der Stadt aufkaufen – und das sind immerhin 465 Stück

Derzeit werden sie wie die großen Werbeflächen entlang von Straßen, auf Plätzen und an Haltestellen auch von der DSM Deutsche Städte Medien GmbH bewirtschaftet.Sie ist noch im Besitz der Werbekonzession, für die die Kommune Millionen kassiert.Doch am 31. Dezember 2016 läuft der ExklusivLangzeitvertrag mit der Stadt regulär aus.

DSM gehört zur Ströer-Gruppe,einem der größten Anbieter von Stadtwerbung in Europa. Das Verkehrs- und Tiefbauamt fragte bereits bei DSM an, wie hoch die Ablösesumme für die Litfaßsäulen ausfallen würde.Am 25. März will sich der Stadtrat in nicht öffentlicher Sitzung mit dem neuen Werbekonzept für Leipzig beschäftigen, das vom Dezernat von Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau (parteilos) vorgelegt wurde

Welche Erwartung die Verwaltung

mit der Ausschreibung verfolgt, beschreibt sie in der vertraulichen Beschlussvorlage für den Stadtrat so:

„Mit der Neuvergabe der Außenwerberechte hat die Stadt die Möglichkeit, das Stadtbild zeitgemäßer und unter Beachtung der in großen Teilen prägenden gründerzeitlichen Architektur neu zu gestalten.Daher sollen die Werbeträgerarten aus dem Werbeträgerportfolio zu einer erkennbaren Designfamilie gehören und sich in ihrer Form und Gestaltung in die Umgebung einfügen.“

Auch die Liste der Werbeplätze soll überarbeitet werden

Wegen der langen Vertragsdauer plant die Stadt künftig auch, ein digitales Werberecht zu vergeben, weil dieses Medium an Bedeutung gewinnt. Der Stadt geht es einerseits um ein einheitliches Bild, andererseits um den höchsten Profit.

Nur wenn die Attraktivität der Werberechte steigt, neue Formen der Werbung möglich werden,könne es einen „maximalen Wettbewerb um die Werberechte“ geben. Aus den Erlösen ließen sich Zusatzleistungen wie WC,Papierkörbe und Spritzschutz an Haltestellen finanzieren, die nicht mehr Bestandteil der Konzession sein sollen. Ströer wollte sich nicht dazu äußern,solange es keine neue Ausschreibung gibt Klaus Staeubert

Sie sind auch für die städtischen Kulturbetriebe beliebte Werbeflächen: Leipzigs 465 Litfaßsäulen.

Foto: A. Kempner

Cospudener See: Parken am Nordstrand soll dieses Jahr kostenlos sein

Verheißungsvolle Post vom Leipziger Grünflächenamt / Frischzellenkur nach langen Querelen

Gute Nachricht für alle Badegäste n am Cospudener See: Das Parken am Nordstrand auf der riesigen Stellfläche an der Brückenstraße soll in diesem Jahr kostenlos bleiben. Das geht aus einem Schreiben von Inge Kunath, der jüngst ausgeschiedenen Leiterin des Leipziger Amtes für Grünflächen und Gewässer, an Seebetreiber Christian Conrad von Pier 1 hervor.

Wie von der Leipziger Volkszeitung,berichtet, hatte sich die Stadt über den Winter von dem bisherigen Parkplatzpächter, der Schweriner Parkplatzgesellschaft, im Streit getrennt. Kunath hatte danach erst im Januar noch eine Neuausschreibung der Fläche zur laufenden Saison angekündigt. Dann rückte sie wieder davon ab Seepächter Conrad sieht das Gratisangebot mit einem lachenden und einem weinenden Auge.Natürlich sei das kostenfreie Parken „tausendmal besser“ als die überhöhten Parkgebühren der Vorjahre. Eine Tagespauschale von zehn Euro,Kurzzeitparken nicht unter zwei Euro,Automaten ohne Wechselgeld – überliefert seien ihm auch Fälle, bei denen bei Gesellschaften doppelt abkassiert,auch schon mal Schläge angedroht oder Autoschlüssel weggeworfen wurden, erzählt Conrad Mit dem kostenlosen Parkplatz an der

Brückenstraße könnten der Nordstrand und die dortigen Servicestationen in diesem Jahr wieder toll besucht werden,hofft er.In den vergangenen Jahren habe der Besuch wegen der Ärgernisse beim Parkplatz spürbar nachgelassen, erinnert er sich.

Am liebsten wäre es ihm allerdings, wenn der Parkplatz an seine Seebetriebsfirma verpachtet werden könnte, sagt er.„Nein, wir wollen damit keinen Gewinn machen, sondern nur damit sicherstellen,dass wir

die Strandbesucher und Stationspächter zufriedenstellen“,erklärt er.Ihm schwebt eineTagespauschale vonetwa zwei Euro fürs Parken vor, dafür könne dann der Shuttle zum Strand – wie in den Ursprungsplänen für den Cospudener See immer vorgesehen – durchgeführt und der Parkplatz sauber und ordentlich gehalten werden,erläutert er.Er könne sich sogar vorstellen,auch das zuletzt ungenutzte Expo-Häuschen wieder zu sanieren, darin eine Ausstellung zur Entstehung des Neu-

seenlandes zu organisieren, im Erdgeschoss ein Lädchen zu öffnen, so Conrad Die Stadt Leipzig äußerte sich auf eine Anfrage zu den Plänen zum See und die Parksituation bislang nicht. Das kostenlose Parken wäre wie eine Frischzellenkur für den Nordstrand.

Aber auch das derzeit im Sommer überlaufene Zöbigker und seine angespannte Parksituation würden davon profitieren, wenn anderswo hunderte kostenfreie Parkplätze für die Seebesucher entstünden und genutzt würden, glaubt Conrad Zum 15. Geburtstag des Cospudener Sees –einerder BeiträgeLeipzigs zur Expo 2000 – planen er und die im Hafen ansässigen Betriebe eine große Festwoche. „Wir wollen die längste Tafel Markkleebergs auf dem Pier aufbauen“,schaut er voraus. Geplant seienauchein großerBootscorso mit den Seglern über den See,Abendfahrten mit der MS Cospuden,spezielle Veranstaltungen von der Segelschule bis zur Sauna.

Besonders freut sich Conrad,dass die Stadt Markkleeberg den Hafen unterstützt bei einem Hafenkonzert mit einer großen Kapelle. „Wir erarbeiten derzeit das Programm für alle Veranstaltungen.Es wird für jeden etwas dabei sein“,verspricht er Termin für die Geburtstagsfeier sei die Woche nach Pfingsten Jörg ter Vehn

Teuer in den Vorjahren,in diesem Jahr gratis: Hunderte Parkplätze stehen an der Brückenstraße für Besucher des Cospudener Sees bereit.
| LIEBIGSTRASSE AKTUELL SEITE 11 Jenseits der LIEBIGSTRASSE
Foto: André Kempner

Japanische Touristen bleiben weg

Für dieses Jahr sind alle Buchungen im Auerbachs Keller storniert – auch eine Folge der Legida-Demos

Die Auswirkungen der Legida-De- n monstrationen und der Ausschreitungen durch Linksautonome auf die Geschäfte von Leipziger Unternehmern werden immer deutlicher Jetzt ist auch der Tourismus betroffen. Im Auerbachs Keller haben die japanischen Reiseveranstalter für alle angemeldeten Reisegruppen ihre Buchungen storniert. Das erklärte Bernhard Rothenberger, Chef des traditionsreichen Restaurants, während eines Pressetermins des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) unlängst in Dresden.

Die Bilder aus Leipzig sind längst um die Welt gegangen.Während einer der vergangenen Legida-Demonstrationen war auch ein japanisches Fernsehteam vor Ort. Das zeigt offenbar Wirkung.Und auch die allgemeine Sicherheitslage in Deutschland wird in Japan sensibel eingeschätzt. Das japanische Außenministerium hat zwar keine formelle Reisewarnung ausgesprochen.Dennoch wird zu besonderer Vorsicht bei Reisen aufgerufen – allerdings nicht wegen Pegida/Legida, sondern wegen der Terrorgefahr.Gewarnt wird auf der Homepage des japanischen Außenministeriums vor großen Menschenansammlungen. Verwiesen wird auf den AntiterrorEinsatz in Bremen,Drohungen gegen den Karnevalsumzug in Braunschweig,PegidaDemonstrationen in Dresden und Deutschland als potenziellem Ziel islamistischer Terror-Organisationen. „Wir Deutschen sind härter im Nehmen“, sagt Bernhard Rothenberger.Auf einen Japaner würden Bilder von Gewalt und Zerstörung ganz anders wirken.Etwa 4000 bis 5000 Gäste aus dem ostasiatischen Land kommen normalerweise jedes Jahr in den Auerbachs Keller – bei rund 350 000 Gästen insgesamt. Kein ganz großer Einschnitt, trotzdem fehlen dem Unternehmer die treuen Kunden.„Der Imageschaden für Leipzig ist aber ein ganz anderer.“ Rothen-

berger geht dennoch davon aus, dass sich die Lage wieder beruhigt. Der Wirt hat aus seiner Buchhaltung Vergleichszahlen gezogen und alle Tage mit Legida-Demonstrationen den entsprechenden Tagen im Vorjahr gegenübergestellt. Unter dem Strich sind durch das Demo-Geschehen 30 Prozent weniger Gäste gekommen, der Umsatz ist um 39 Prozent gesunken. An manchen Demo-Tagen liegt der Umsatzverlust bei 65 Prozent im Vergleich zum gleichen Tag im Vorjahr Aufder internationalen Tourismusmesse ITB in Berlin sei Legida in Gesprächen mit der japanischen Niederlassung der Deutschen Zentrale für Tourismus kein Thema gewesen, beruhigt Volker Bremer,Geschäfts-

Blogger lernen

„Leben, um davon zu erzählen“, n heißt es bei Gabriel García Márquez. „Essen, um davon zu bloggen“, hieß es Mitte März für 15 Foodblogger, die sich einen ganzen Tag lang durch acht Leipziger Cafés und Restaurants gefuttert haben, um online live darüber zu berichten. Blogger-Events heißen solche Treffen, bei denen sich die gut vernetzten Online-Autoren in der realen Welt treffen.

Die Idee zum Greenwalk haben die Master-Studentinnen und Wahl-Leipzigerinnen Liv Rothhaar,Julia Horti, Dinah Braun und Lucy Sonnet als Seminarprojekt an der Universität Halle entwickelt und umgesetzt.

Im Café Goodies in der Nikolaistraße bot sich an jenem Sonnabend Mitte März ein merkwürdiges Bild: Anstatt zu essen, hantieren die Gäste mit Kameras und Smartphones über

ihren Tellern. „Wie schmeckt das Dessert?“, fragt eine junge Frau und schaut durch ihre Kamera auf die kleinen Kostproben aus Cerealien, Joghurt und Früchten.„Keine Ahnung,ich muss erst mal posten“, lautet die Antwort der Tischnachbarin, die gerade konzentriert auf ihrem Telefon tippt. „Foodblogger“ nennen sich Autorinnen und Autoren, die meist auf eigenen Webseiten (Blogs) aber auch in sozialen Medien wie Facebook oder Instagram rund ums Essen (Food), Kochen und Genießen berichten. Im Trend liegen vegane und vegetarische Kreationen, aber

führer der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH (LTM), der aber ebenfalls hofft, dass sich das Thema bald erledigt hat. Denn: 2014 lag Japan mit 12 690 Übernachtungen (plus 8,7 Prozent) in den Top 10 der Leipziger Auslandsmärkte. Der Anteil der japanischen Übernachtungen liegt bei 0,45 Prozent an den Gesamtübernachtungen von 2,8 Millionen. Für den Wirtschaftsfaktor Tourismus sei von Bedeutung, ob Kongressentscheider sich aus Imagegründen für andere Kongress- und Tagungsstandorte außerhalb Sachsens entscheiden,so LTMChef Bremer.„Da Kongresse aber langfristig geplant werden und für die nächsten Jahre zum Teil bereits terminiert sind, sind hier Auswirkungen erst ab 2017 zu erwarten.“

Von der fernöstlichen Skepsis offenbar nicht betroffen ist das internationale Bachfest, das vom 12. bis 21. Juni in Leipzig stattfindet und traditionell viele Besucher aus Japan anlockt. Der Vorverkauf laufe sehr gut, sagte eine Sprecherin des Festivals. Viele ausländische Gäste hätten schon Ende 2014 gebucht, lange vor den Legida-Demos. Stornierungen aus Japan aufgrund der politischen Situation seien ihr nicht bekannt. Vergangenes Jahr waren 65 000 Besucher aus 32 Nationen zu den Konzerten des Bachfestes nach Leipzig gekommen. Am stärksten waren neben nationalen Besuchern Gäste aus den USA, Australien, der Schweiz,den Niederlanden, Großbritannien, Kanada und Japan vertreten. Björn Meine, Klaus Staeubert

Szene kennen

auch für Klassiker aus Omas Hausschatz begeistern sich Autoren und Leser. „Ich suche die goldene Mitte. Ich bin ganz scharfauf die alten Rezepte meiner Großmutter, interpretiere sie aber gerne neu“, erklärt Mara Hörner. Die 34-Jährige aus Karlsruhe betreibt schon

seit einigen Jahren ihren eigenen Foodblog als Hobby. „Dort kann ich mich ausleben und auch mal flapsig sein“,so die Rechtsanwältin, „es geht auch viel um persönliche Dinge, Erlebnisse und Erinnerungen,die man mit dem Essen hat.“

Dass ein Foodblog mehr als eine Rezeptesammlung im Internet ist, bestätigt auch die 25-jährige Liv Rothhaar:„Es ist eher wie ein öffentliches Tagebuch.“ Valeen Kölling vom Café Goodies fand die Idee sofort überzeugend:„Wir haben ja neu eröffnet und das ist eine gute Gelegenheit, uns vorzustellen“,so die 25-Jährige. „Ein Blogger-Event hatten wir selbst in Berlin noch nicht, wo wir mit dem Café angefangen haben.“

Ob es eine weitere Auflage des Greenwalks geben wird,ist ungewiss. „Die Blogger haben uns schon gelöchert,wann das nächste Treffen ist“,erzählt Julia Horti, „doch wir müssen erst einmal die Masterarbeit schreiben,bevor wir das nächste Projekt angehen“ Roman Kreusch

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15 Web-Autorenaus Leipzig und ganz Deutschland beim ersten Leipziger Greenwalk
Leipzigs lukullische
Japanische Reisegruppen gehören zum Bild der Stadt. Werden die Touristen aus Fernost jetzt weniger? Foto: Volkmar Heinz Die Blogger beim Leipziger Greenwalk. Foto: W. Zeyen

Herr Schillerhat Burnout

Jens-Uwe Jopp konfrontiertden Nationaldichterauf der Kabarett-Bühne mit unserer Zeit

Ein Blick auf Schiller lohnt sich im- n mer noch. Nicht nur in der Schule –auch auf der Kabarettbühne als kluges Korrektiv der Missstände unserer Zeit Das zeigt Jens-Uwe Jopp, Lehrer und Kabarettist, in seinem neuen Programm „Schiller in Burnout – wer braucht diesen Mann?“

Gab es Burnout damals schon, wenn n auch nicht den Begriff?

Natürlich ist dieser Begriff ein postmoderner, bewusst gewählt, um die Konfrontation Schillers mit der Gegenwart zu unterstreichen. Aber die persönliche Situation Ende 1784, Anfang 1785 trug bei Schiller schon Anzeichen einer körperlichen und geistigen Erschöpfung.Er hatte sich nach dem fulminanten „Räuber“­Start im Januar 1782 am Theater Mannheim als alles andere als ein Kassenmagnet bewährt. Und er war ja ein politischer Flüchtling, der Herzog von Württemberg hatte ihn verbannt. Eine verzweifelte Situation,bis er von Fans aus Leipzig eingeladen wurde, von Christian Gottfried Körner, Vater des späteren Befreiungskämpfers Theoder Körner.

Wie unterscheiden sich die Zeiten? n Schiller lebte zu Beginn der Moderne, wir stehen vor einem Ende oder zumindest an einem postmodernen Wendepunkt. Schiller sah eine Welt untergehen. Die Welt des Adels, der Konventionen,der Stände, der Etikette und der Leibeigenschaft. Und eine neue entstehen. Daher gewinnt seine Freiheitsidee auch die kulturphilosophische Kraft und Dynamik. Wir hingegen sehen heute diese damals entstandene angelsäch­

sische Demokratie in einer Legitimationskrise. Sie krankt sichtbar an Erscheinungen, welche Schiller voraussah: Egoismus, übergroße Nutzenorientierung,Effizienzdenken, Ökonomisierung

Aus welchen Schiller-Texten schöpfen n Sie?

Prinzipiell aus allen. Berge von SchillerWerken haben mich beim Schreiben eingerahmt. Dramen, kulturästhetische Schriften und seine philosophischen Abhandlungen Am meisten liegen mir seine „Briefe zur äs­

thetischen Erziehung des Menschen“ von 1793 am Herzen.Dort entwirft Schiller vor dem Hintergrund der jakobinischen Säuberungen das Bild eines Staates, welcher seine Bürger mündig erziehen soll und nicht zur „Verleugnung der Natur“ zwingen darf.Er ist – ähnlich dem politisch denkenden Kabarettisten – ein unerbittlicher Kritiker seiner Zeit. Ein Humanist. Und hier deutet sich der satirische Konflikt an: Die Konfrontation der Realität mit dem Ideal einer bürgerlich­humanistischen Gesellschaft und Demokratie, die zu zerbrechen droht.

Sie verwenden Original-Zitate. Verste- n hen wir die heute überhaupt noch?

„Die Freiheit des Ganges, welche Sie mir vorschreiben,ist kein Zwang,vielmehr ein Bedürfnis für mich.“ Das ist schon starker Tobak. Geschraubt, inversiv,metaphorisch. Selbst der Verehrer Hölderlin kritisiert ihn vorsichtig: „Sie schreiben aber angestrengt.“

Wie reagieren Ihre Schüler auf die n Sprache?

Die geraten nicht gerade in Ekstase, wenn sie diesem philosophischen Rasenschach ausgesetzt werden.Man muss Schiller übersetzen. Dann kommen seine Genialität, seine Zeitlosigkeit, sein Idealismus glänzend zum Vorschein

Und kontrastiert an seinen Texten und n Gedanken wagen Sie eine kritische Bestandsaufnahme der Gegenwart?

Die wird von den satirisch verzerrten Personen,denen Schiller auf seiner Jobsuche 2015 begegnet, getragen.Ich hoffe,

ihn richtig zu deuten – aber Schiller warnte schon zu seiner Zeit vor gegenläufigen Tendenzen der Epoche: „Die Freiheit findet ein unempfängliches Geschlecht.“ Unempfänglich für Toleranz, Einfühlung,Zeit,Muße. Werte, die transparent erscheinen,aber es oftmals nicht sind, die Existenz­ und Abstiegsängsten, Sozialneid und Aggressionen geopfert zu werden scheinen.

Haben Sie ein Beispiel dafür? n

Wenn wir heute über die Aufnahme von sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen debattieren, den Nebenmenschen als Konkurrenzobjekt beargwöhnen, dann würde Schiller das Fehlen inneren Freiheitsbewusstseins beklagen.Natürlich hat es auch immer etwas Belehrendes an sich, wenn Schiller polemisiert, philosophiert,poetisiert,dann ist seine „Trompete der Moral“,wie Nietzsche es nannte, ziemlich groß. Nur ist auch nicht zu übersehen, dass sich hier ein Mensch in den Dienst der Gemeinschaft stellt, sich als Nationaldichter begreifend für ein humanistisches Gemeinwesen denkt und schreibt, beinahe selbstzerstörerisch.

Ist das Stück letztlich eher Theater oder n Kabarett?

Es ist kabarettistisch, da die Personen, denen der späte Schiller begegnet, natürlich putzig und lachhaft sind. Gleichzeitig bleibt einem vielleicht das Lachen im Halse stecken, wenn man sieht, wie der Dichter, Humanist, Schöngeist an Engstirnigkeit, Unmündigkeit und Hinterherdenken bei vorauseilendem Gehorsam verzweifelt. Interview: Dimo Rieß

„Wenndas hiernichts wird,wodann“

Galerist Günter Bauer setzt auf den Zwenkauer See / Kunst und Kommerz reichen sich die Hand

Am Südufer des Zwenkauer Sees n wächst seit drei Jahren ein völlig neuer Stadtteil – das Seebad Zwenkau Und wie es sich für ein Seebad gehört, ist hier die Kunst zu Hause Günter Bauer betreibt in der Steifen Brise 11 seit 2013 die Leipziger Galerie, hat sich vor allem den Werken der Maler Bruno Griesel, Gaby Bürner und Horst Schulz-Merlies verschrieben.

„Der Zwenkauer See hat unwahrscheinliches Potenzial. Wenn das hier nichts wird, wo dann“,sagt Bauer auf seiner Terrasse stehend mit 1a­Blick aufs Wasser. Vor seinem Haus weht die badische Fahne, am Eingang steht „Haus Baden“ – seine Art, die Verbundenheit mit seiner badischen Heimat zu zeigen.„Es passiert immer wieder,dass sich Spaziergänger wundern“, sagt er zufrieden 1990 kam der gebürtige Rastatter nach Leipzig,im Gepäck sein kaufmännisches Wissen als Spediteur, das er in seine Firma, die Leipziger Logistik und Lagerhaus GmbH, steckte.

Bauer ist aber eben nicht nur Kaufmann, er ist auch Kunstfreund. Mit der Leipziger Galerie, der Leipziger Art Consulting und

der Leipziger Logistik und Lagerhaus GmbH verbindet er beides. Letztere hat neben dem Hauptsitz in Knautnaundorf Niederlassungen in Hamburg,Frankfurt/ Main, Baden­Baden und Karlsruhe.

Und überall präsentiert und verkauft er die Bilder „seiner“ Künstler. Natürlich auch in seinem Privathaus in Zwenkau. Dort begrüßen Griesels eindrucksvolle Großformate den Besucher gleich im Foy­

er,begleiten ihn die Treppe hoch bis ins Wohnzimmer. „Viele Leute kaufen sich Bilder als Wertanlage. Sie wieder zu verkaufen,unterscheidet den Kunstsammler vom Galeristen“, sagt Bauer beim Espresso.Ein gutes Bild sei 80 Prozent Handwerk,20 Prozent Geist und Innovation, findet er Auch wenn er die Werke mag,daran zu hängen habe er sich abgewöhnt. „Wenn Sie mit Kunst Geld verdienen wollen,geht das nicht“,sagt der erfolgreiche Kaufmann, der am 24. April mit Schönheitschirurg Marwan Nuwayhid zur Vernissage „Drei Künstler und Dekaden“ in den Brühl 33 nach Leipzig lädt (Anmeldung: www.leipziger­galerie.de).

Dort soll übrigens eines der Bilder zugunsten des Kinderhospizes Bärenherz versteigert werden.„Die meisten meiner Kunden kommen derzeit noch aus den alten Bundesländern“,verrät Bauer. Denen kann er ab Mai ein Extra­Bonbon, eine private Bootstour über den Zwenkauer See,bieten. Drei schicke Motorboote habe er schon geordert.Sobald der See am 9./10. Mai freigegeben sei, werden die im Yachthafen liegen und nicht nur für Kunstsammler zu chartern sein.

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Jens-Uwe Jopp kommt mit Schiller-Büste auf die Bühne.
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Kunstliebhaber und Kaufmann: Günter Bauer vor einem Werk von Bruno Griesel in der Leipziger Galerie am Zwenkauer Hafen. Foto: André Kempner

Sonnenbrille und Bewegung nicht vergessen

UKL-Apotheker Dr. Roberto Frontini gibt Tipps für einen entspannten Urlaubsflug

Von allen Transportmit- n teln ist das Flugzeug heute das sicherste. So ist die Wahrscheinlichkeit, bei einem Flugzeugunfall umzukommen, derart gering, dass die Autofahrt zum Flughafen eigentlich der gefährlichste Teil der Reise ist. Nichtsdestoweniger sollte man bei Flügen besonders auf langen Strecken einige Punkte beachten, die die Gesundheit beeinträchtigen können. Schon mit einfachen Dingen lässt sich dem Thromboserisiko oder der gefährlichen UV-Strahlung vorbeugen.

Bekannt ist zum Beispiel, dass lange Flüge eine Bein- oder gar eine Lungenthrombose verursachen können. Die Meinung, dass das Fliegen in der Economy Class ein Risiko für eine Thrombose darstellt, ist dabei weit verbreitet.Studien haben aber gezeigt, dass das weniger mit dem Komfort an Bord als mit der Zeit selbst, die man im Flugzeug verbringt, zu tun hat. Als First-Class-Passagier kann man also genauso betroffen sein wie als „billig“ Fliegender Ursache des höheren Risikos einer Thrombose während eines Fluges ist das

Wann und wo?

lange Sitzen und vielleicht die etwas dünnere Luft in der Kabine. Dagegen hilft, mit den Beinen „Pumpübungen“ in regelmäßigen Abständen zu machen (Füße jeweils zur Fußspitze oder Ferse rollen, sodass die Waden eine „Pumpbewegung“ machen).

Eine weitere Maßnahme ist das Trinken alkoholfreier Getränke. Das hilft gegen Austrocknung und auch gegen Thrombosen. Alkohol ist dagegen nicht zu empfehlen, da dieser den Körper austrocknet. Nur bei Risikopatienten wie beispielsweise Patienten, die in der Vergangenheit eine Thrombose hatten,ist das Tragen von Stützstrümpfen oder gar eine medikamentöse Prophylaxe ratsam.

Nicht nur bei langen,sondern auch bei kurzen Flügen sollte man eine Sonnenbrille nicht vergessen. Dies gilt besonders, wenn man gerne am Fenster sitzt. Egal wie das Wetter am Boden ist, ein Flugzeug fliegt immer in der Sonne und zwar in einer Höhe, in der die UV-Strahlung schon recht aggressiv ist. Davor sollte man die Augen schützen

Um Kerosin zu sparen,mischen moderne Flugzeuge und preisbewusste Fluglinien nur 50 Prozent Frischluft in die Lüftung der Kabine. Das hat zwar für die Gesund-

heit die angenehme Folge, dass dadurch bei den meisten Fluglinien das Rauchen verboten ist, es wird aber behauptet, dass dies die Anzahl der Grippeerkrankungen nach langen Flügen erhöht. Da können Sie getrost sein: Eine Studie hat gezeigt,

dass dies nicht der Fall ist, sodass Sie, was das angeht, ihren nächsten Flug ohne Bedenken antreten können.

* Dankeschön für Blutspender: ein Einkaufsgutschein.

Für alle Blutspendewilligen, die mit einer guten Tat in ihr Wochenende starten möchten: Jeden letzten Sonnabend im Monat lädt die Blutspendeeinrichtung auf dem Klinikgelände ein. Blutspendeinstitut Sa., 28.03.2015

Johannisallee 32, 04103 Leipzig

Weitere Informationen rund ums

Blutspenden finden Sie im Internet unter: www.blutbank-leipzig.de

Spenden Sie bei der BlutBank leipzig und helfen Sie uns, leben zu retten! Institut

Malereiinder Galerie der Palliativstation

„Vor der Stadt“ heißt eine Ausstellung von Reinhard Dreßler, die seit Kurzem in der Galerie der Palliativstation (Semmelweisstraße 14, Haus 14) zu sehen ist Malereien und Zeichnungen laden zu einem Ausflug in die Natur ein, es geht in einen Wald mit Birken, entlang an einem Fluss und zu einer Klosterruine Der 1948 in Waldheim geborene Künstler arbeitete viele Jahre freiberuflich, vor allem in der Werbung, als Pressezeichner, im Illustrationsbereich und in der typografischen Gestaltung

Reinhard Dreßlers Bilder waren schon an zahlreichen Orten in ganz Deutschland und im Ausland zu sehen, die 50. Einzelausstellung fand vor gut einem Jahr in Leipzig statt Eine Reihe seiner Arbeiten befindet sich in öffentlichen und privaten Sammlungen im In- und Ausland ic

Vor der Stadt Malerei und Zeichnungen von Reinhard Dreßler Galerie der Palliativstation, Semmelweisstraße 14, Haus 14. Zu sehen bis 8. Mai.

Institut f. Transfusionsmedizin jeden Mo und Fr 7:00 bis 19:00 Uhr Johannisallee 32, Haus 8, 04103 Leipzig Di bis Do 8:00 bis 20:00 Uhr Außenstelle Nord Mo geschlossen Delitzscher Str. 135, 04129 Leipzig Mi 8:00 bis 14:00 Uhr Di., Do., Fr 13:00 bis 19:00 Uhr Gesundheitsamt Grünau jeden Mo und Do 13:30 bis 18:30 Uhr Miltitzer Allee 36, 04205 Leipzig Gustav-Hertz-Gymnasium jeden 2. und 4. Dienstag/Monat 14:00 bis 18:00 Uhr Dachsstr 5, 04329 Leipzig Volkssolidarität Borna Betreutes Wohnen* Pawlowstraße 56/58, 04552 Borna Fr., 20.03.15 14:00 bis 18:00 Uhr Arbeiterwohlfahrt Nordsachsen* Neuhofstraße 19 A 04849 Bad Düben Di., 24.03.15 13:30 bis 19:00 Uhr Gesamtschule „Gustav Adolf“ Sa., 28.03.15 10:00 bis 15:00 Uhr Pestalozzistr 4 A 06686
Lützen
9:00
Uhr
bis 13:00
für
Transfusionsmedizin
RATGeBeR n
Dr Roberto Frontini, Leiter der Krankenhausapotheke am UKL
Fo to :u kl Fo to :C hr istian Char isius /d pa LIEBIGSTRASSE AKTUELL | SEITE 14
Dr Roberto Frontini
Grafik :R einhar dD re ßler

Dasuni-klinikum aufeinen Blick

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ihre einwahl ins ukL: (0341) 97 -

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Liebigstraße 20, 04103 Leipzig - 17800 (Zufahrt über Paul-List-straße) Öffnungszeit 24 stunden täglich

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Öffnungszeit 24 stunden täglich schwangerenambulanz - 23494

infoabend für werdende eltern- 23611

eine anmeldung zur entbindung ist nicht erforderlich.

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Zentraler empfang

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Blutbank (blutspende)

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Zentrale ambulanz Chirurgie- 17004

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universitätszahnmedizin - 21104

HNO-ambulanz - 21721

augenambulanz - 21486

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Psychosomatik-ambulanz - 18858

tropenmedizinische ambulanz - 12222 ambulanz krebszentrum uCCL -17365

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Neurologische ambulanz -24302

Dermatologische ambulanz -18670

urologische ambulanz - 17685

universitäres brustzentrum - 23460

transplantationszentrum - 17271

universitäres Darmzentrum - 19967

Diabeteszentrum - 12222

Med. Versorgungszentrum - 12300

kliniksozialdienst - 26206

seelsorge - 15965 / - 15967 / - 26126

Psychosoz. beratungsstelle für tumorpatienten

Zentrales Patientenmanagement -16645

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