Liebigstraße aktuell - Das Gesundheitsmagazin des Universitätsklinikums Leipzig | Ausgabe 24/2014

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Ti te lf ot o: In es Chr ist Übung für den Ernstfall Behandlung vieler Verletzter wurde in Notaufnahme geprobt seite 3 Herzensangelegenheit UKL-Blutspender können „Paulis Momente hilft“ unterstützen seite 5 ATLS-Kurs am UKL Vier Buchstaben, die Traumapatienten das Leben retten seite 7 DasGesunDheitsmaGazin Des universitätsklinikums leipziG 24/2014 | 27.11.2014 Klein
Neonatologie besteht seit 60 Jahren am UKL
trifft Groß

Der Augenblick n Lichtermeer im Klinikpark

Am 11. November,dem Martinstag, luden die beiden betriebsnahen Kindertagesstätten des Uniklinikums – UniKidsLeipzig und miniUniversum – zum Laternenumzug in den Park hinter der Kinderklinik ein. Etwa 350 Knirpse und Eltern waren gekommen. Bevor

sich das Meer aus Kerzenlicht und Kinderstimmen in Bewegung setzte, lauschten alle gemeinsam noch der Geschichte vom Heiligen Martin, der den Armen zu essen gab. Brot gab es dann auch für die Kinder – es schmeckte mit den Freunden geteilt besonders gut.

Mehr Farbe im Patientenzimmer

neue Bettwäsche bringt mit Blau- und Gelbtönen Sommerfarben auf die Stationen

liebigstraße aktuell

Das gesundheitsmagazin des universitätsklinikums leipzig

Herausgeber

Universitätsklinikum Leipzig AöR

Der Vorstand

Liebigstraße 18 04103 Leipzig

Telefon: (0341) 97 109

Telefax: (0341) 97 15 909

E-Mail: redaktion@uniklinik-leipzig.de

Redaktion:

Helena Reinhardt (v.i.S.d.P.), Ines Christ, Frank Schmiedel (Projektleiter LVZ, Jenseits der Liebigstraße).

Universitätsklinikum, Leipzig AöR.

9. Jahrgang

In Kooperation mit der Redaktion der LEIPZIGER VoLKSZEITUnG

Druck Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft mbH & Co KG

Peterssteinweg 19, 04107 Leipzig

Schwesternschülerin Theresa Sturm bezieht ein Bett auf der Station der Augenklinik mit der neuen Bettwäsche (links). Alt und neu im Vergleich: Farbtöne des Sommers ersetzen die bisherigen einfarbigen Bezüge. Fotos: Ines Christ

seit september bringen die Farbtö- n ne des sommers – gelb und blau – mehr Wärme in die patientenzimmer am uniklinikum leipzig.

Denn die einfarbig weiße Bettwäsche wur-

de ausgetauscht und durch eine farbenfrohe mit dem Namen „Dynamics“ ersetzt.

Dafür entschieden haben sich die UKLPflegeleiter,um das Wohlbefinden der Patienten zu fördern. Es werden mehrere unterschiedliche Bezugsvarianten verwen-

det, die aber trotzdem alle zueinander passen: gelbe und blaue, breite und schmale Streifen unterschiedlich kombiniert machen es möglich. So freundlich umhüllt ist das Gesundwerden etwas leichter

Sandra Hasse

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Fo to :A ntje Gr ohmann
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impressum

Frühchentag mit Geschichte

Klein und Groß treffen sich zum Austausch und feiern60JahreFrühchenhaus am UKL

Colin, der im Dezember zwei Jahre alt wird,kam mit Mama Anja zum Frühchentag (siehe Titelseite).

Quietschvergnügte Kinder krabbeln n über den großen grünen Lurch im Atrium der Frauen- und Kindermedizin. Nebenan wird in Erinnerungen geschwelgt, tauschen sich ehemalige Mitarbeiterinnen der Frühgeborenenstation am UKL über die Arbeit in den vergangenen 60 Jahren aus. Am 17. November, dem Internationalen Tag des Frühgeborenen, hatte die Abteilung für Neonatologie zum Frühchentag eingeladen, der in diesem Jahr mit einem kleinen Jubiläum verbunden war und so mehrere Generationen zusammenbrachte: Das erste Frühchenhaus an der Leipziger Uniklinik wurde vor 60 Jahren eröffnet.

Die Veranstaltung informierte denn auch nicht nur über den gegenwärtigen medizinischen Leistungsstand, Fördermöglichkeiten oder das Nachsorgeprogramm „Alle dabei Leipzig“,sondern blickte auch zurück

auf die schwierigen Anfänge der Frühgeborenenbehandlung und die rasante Entwicklung in der mechanischen Beatmung sowie der Ernährungs- und Kreislaufbehandlung Mit dabei waren an diesem Tag auch ehemalige UKL-Professoren, die die Entwicklung der Neonatologie zu ihrer heutigen Leistungsfähigkeit mitgestaltet haben Mit 60 000 Kindern pro Jahr stellen Frühgeborene in Deutschland mittlerweile die größte Gruppe der Kinderpatienten.Die Überlebenschancen sind seit rund einem Jahrzehnt ab 23 vollendeten Schwangerschaftswochen gegeben und ab 24 vollen-

deten Schwangerschaftswochen gut, sagt Professor Ulrich Thome, Leiter der Abteilung für Neonatologie an der Leipziger Uniklinik. Aber nicht nur das Überleben muss gesichert werden.Prof. Thome: „Es geht darum, den Kindern eine normale Entwicklung zu ermöglichen. Darin sind wir in den vergangen Jahren stetig besser geworden.“

Dafür bietet die Abteilung Neonatologie der Uniklinik Leipzig eine umfassende medizinische Betreuung der Frühgeborenen vom ersten Atemzug bis zur Begleitung durch die ersten Jahre der Kindheit. Ines Christ

Uniklinik Leipzig übt den Katastrophenfall

Behandlung vonvielen Verletzten wurde in der Notaufnahme geprobt

Das Universitätsklinikum Leipzig n hat gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät den Ernstfall geprobt: Am 18. November fand ab 9 Uhr morgens in der Liebigstraße eine großangelegte Katastrophenschutzübung statt

Gemeinsam mit externen Partnern wie dem Arbeiter-Samariter-Bund wurde die Räumung und Evakuierung des Zentralen Forschungsgebäudes geübt sowie anschließend die Versorgung einer Vielzahl von Verletzten in der Zentralen Notfallaufnahme. 38 Schüler der Medizinischen Berufsfachschule und MedizinStudenten waren als freiwillige Helfer im Einsatz, um als Verletzten-Darsteller eine möglichst realistische Übungssituation zu schaffen Das Universitätsklinikum ist auf verschiedene Katastrophen-Szenarien durch detaillierte Einsatzpläne gut vorbereitet.Um diese im Ernstfall schnell umsetzen zu können, wird am UKL einmal jährlich eine Katastrophenschutzübung durchgeführt.

In diesem Jahr war diese mit der Beteiligung der Fakultät sowie weiterer Partner und Patientendarsteller besonders groß angelegt.

„Unser Ziel ist, die internen Abläufe und Prozesse im Katastrophenfall unter möglichst realistischen Bedingungen zu erproben und

zu prüfen,ob es etwas gibt,was wir noch weiter verbessern können“,erklärt Prof.Christoph Josten,Klinikdirektor und Katastrophenschutzbeauftragter am UKL. Gerade auch die Zusammenarbeit an den Schnittstellen zu Organisationen wie Feuerwehr,Polizei und Rettungsdiensten erfordert eine gute und enge Abstimmung für reibungslose Abläufe. Die mehrstündige Übung umfasste mehrere Teile: Während in der Notaufnahme der Umgang mit einem sogenannten Massenanfall von Verletzten und die Einteilung nach Dringlichkeit, die sogenannte Triage, geübt wurden,probten weitere UKL-Mitarbeiter die Koordination aller Abläufe im Katastrophenfall innerhalb einer speziellen Krankenhauseinsatzleitung.„Wir haben hervorragend vorbereitete Ablaufpläne, aber die Schwierigkeiten in realen Situationen lassen sich schlecht planen – daher sind solch aufwendige Übungen wie diese extrem sinnvoll und wichtig für uns als Klinikum“, so Josten Helena Reinhardt

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Die Versorgung einer Vielzahl von Verletzten wurde in der Zentralen Notaufnahme mit vielen Freiwilligen geprobt. Foto: Stefan Straube Das UKL bietet eine umfassende medizinische Betreuung für Frühgeborene – auch Helene Thiemann, hier mit Mama Karolin und Oberarzt Dr.Matthias Knüpfer,erblickte im August mit einem Geburtsgewicht von nur 610 Gramm das Licht der Welt. Heute bringt sie 2830 Gramm auf die Waage.
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In Vorträgen wurde die Entwicklung von Geburtsmedizin und Neonatologie beleuchtet.

und unterfinanziert

Universitätsmedizinische Notfallversorgung: Hochfrequentiert

UKL informiertwährend Aktionswoche über die Sonderrolle der Universitätsmedizin

Notaufnahmen an Universitätsklini- n ka erleben einen prekären Boom: Während die Patientenzahlen überproportional steigen, wird die auf hohem universitätsmedizinischen Niveau erbrachte Versorgung nur minimal mit einer Pauschale vergütet. Darüber und über die Sonderrolle der Hochschulmedizin im Gesundheitssystem informierten sich Mitte November am UKL Abgeordnete des Bundestages und des Landtages innerhalb der bundesweiten Aktionswoche „Wir leisten mehr: die Deutsche Hochschulmedizin“.

Das Universitätsklinikum Leipzig hält für die Rund-um-die-Uhr-Versorgung von Notfällen an sieben Tagen in der Woche jederzeit Ressourcen der universitären Maximalversorgung bereit: Diagnostik mit modernster Medizintechnik ebenso wie interdisziplinäre Teams aus Fachärzten aller Gebiete der Medizin und spezialisierten Pflegekräften.Durchgehend stehen Labor,Transfusionsmedizin, OP-Säle und Intensivstation zur Verfügung, um schwerste Notfälle umfassend und schnell zu behandeln. Hier werden sämtliche Notfälle versorgt, mit seit Jahren steigender Tendenz.

Auch wenn dieser Trend alle Notfallaufnahmen betrifft – an Unikliniken ist er überproportional hoch.Am Universitätsklinikum Leipzig stiegen die Patientenzahlen in der 2011 eingerichteten Zentralen Notfallaufnahme zuletzt jährlich um circa 3,8 Prozent. 2013 kamen 34 000 Patienten in die ZNA, für 2014 ist wieder ein Anstieg zu verzeichnen.

„Wir versorgen jeden Notfall an jedem Tag und zu jeder Uhrzeit“,so Ekkehard Zimmer, Kaufmännischer Vorstand des UKL. „Ganze Behandlungsketten werden hier beginnend in der Notaufnahme in Gang gesetzt, die alle unsere spezialisierten Leistungen umfassen.“

Diese maximale Bereitstellung modernster Krankenhausleistungen werde aber nicht ausreichend vergütet.Gerade für ambulante Notfälle steht hier nur eine Pauschale von 36 oder 54 Euro zur Verfügung – die Kosten der Kliniken, auch des UKL, liegen aber bei deutlich über 100 Euro „Da im Moment eine Verschiebung der ambulanten Notfallversorgung in die Krankenhäuser stattfindet,ist das ein flächendeckendes Problem“,sagt Prof.Wolfgang E. Fleig, Medizinischer Vorstand des UKL. „Die Notaufnahmen der Krankenhäuser werden zu einem Lückenfüller im System,mit gravierenden Folgen für die Wirtschaftlichkeit der Kliniken.“ Aus diesem Grund fordert die Deutsche Hochschulmedizin, dass künftig die Vergütung der Notfallversorgung nach dem Umfang der Notfallvorhaltungen erfolgen soll. „Damit würde den Aufwendungen der Unikliniken Rechnung getragen und die Versorgung der Patienten sichergestellt“, so Fleig Insgesamt kann nur mit einer gesonderten, den speziellen Aufgaben der Universitätsmedizin angepassten Vergütung der Sonderrolle der Uniklinika langfristig Rechnung getragen werden,ohne deren Existenz zu gefährden

Die Sonderrolle ergibt sich aus der Verbindung zwischen Krankenversorgung,Forschung und Lehre, die an universitätsmedizinischen Einrichtungen gelebt wird

Daraus resultieren Aufgaben wie beispielsweise in der ambulanten Versorgung.Die Zahlen der hier versorgten Patienten steigen

seit Jahren,am UKL waren es im vergangenen Jahr 326 969. Diese ambulante Versorgung erfolgt an Uniklinika in den Hochschulambulanzen,die Patienten mit schwerwiegenden und chronischen Erkrankungen betreuen.

Vergütet wird diese Leistung durch Ambulanzpauschalen, die auf die ursprüngliche Aufgabe der Hochschulambulanzen,den Einsatz für Forschung und Lehre, ausgerichtet sind und die heute real entstehenden Kosten nicht decken

Ein weiterer Punkt sind sogenannte Extremkostenfälle – besonders teure und aufwendige Behandlungen bei komplizierten Erkrankungen. Gerade diese Patienten werden fast ausschließlich an Uniklinika als „letzter Instanz“ der höchsten medizinischen Versorgungsstufe behandelt. Die dafür benötigten Diagnoseund Therapieverfahren erfordern eine teure Infrastruktur und den Einsatz spezieller und innovativer Methoden.So entstehende Zusatzkosten werden oftmals nicht durch die Fallpauschalen gedeckt, sodass die Unikliniken ihre Leistungen nicht gegenfinanzieren können.

Dies gilt in gleichem Maße für die Behandlung seltener Erkrankungen,die aufgrund der geringen Häufigkeit gar nicht im Pauschalensystem erfasst sind. Dabei ist insbesondere die Betreuung dieser Patienten zeitintensiv und erfordert den Einsatz des gesamten Spektrums der Universitätsmedizin. Begleitende Maßnahmen wie psychosoziale Betreuung können derzeit überhaupt nur durch die finanzielle Unterstützung von Geldgebern wie Stiftungen ermöglicht werden.Hier ist inzwischen mit dem Nationalen Aktionsplan für Menschen mit seltenen Erkrankungen (NAMSE) eine Initiative auf den Weg gebracht worden,die künftig Abhilfe schaffen könnte. Vor wenigen Wochen wurde dazu am UKL ein Zentrum für seltene Erkrankungen gegründet.

Nicht geklärt ist die Frage der Refinanzierung der Kosten für den frühen Einsatz medizinischer Innovationen, den Universitätskliniken als Pioniere der Krankenversorgung umsetzen. Hier werden neue Therapie- und Diagnoseverfahren entwickelt, erprobt und zuerst angewendet. Die Eingliederung der in dieser

frühen Phase sehr teuren Maßnahmen in das Entgeltsystem erfolgt aber nur zeitverzögert. In der oft langen Zwischenzeit verbleiben die Kosten für die eingesetzten Methoden damit bei den Unikliniken Auch die Bündelung der Kompetenzen in Interdisziplinären Behandlungszentren beispielsweise für Krebserkrankungen,in denen fachübergreifend und aufmodernstem Stand gearbeitet wird,ist gerade an Universitätsklinika unterfinanziert.Der hier durch den Einsatz vieler Spezialisten entstehende erhöhte Aufwand wird nicht oder nur teilweise erstattet Letztlich ergeben sich aus dem Verbund von Forschung,Lehre und Krankenversorgung in der Universitätsmedizin auch im Bereich der Aus- und Weiterbildung von Ärzten hohe finanzielle Belastungen.Ausbildung verlangt einen erhöhten Personaleinsatz, denn den künftigen Ärztinnen und Ärzten müssen erfahrene Fachärzte an die Seite gestellt werden Gleichzeitig verzögern sich im Vergleich zu anderen Krankenhäusern dadurch oft Abläufe.Der dem zugrunde liegende Aufgabenverbund erfordert insgesamt andere Strukturen und ist weniger effizient umsetzbar,als dies an Kliniken der reinen Krankenversorgung der Fall ist. Eine entsprechende Berücksichtigung in der Vergütung der Leistungen der Universitätskliniken erfolgt aber nicht – mit gravierenden Folgen für deren wirtschaftliche Situation

Die Regierungskoalition im Bund hat die Bedeutung der Universitätsklinika für die Versorgung der Patienten in Deutschland wahrgenommen und Lösungen der Finanzierungsprobleme in ihr Koalitionsprogramm aufgenommen. Es bleibt zu hoffen,dass es nicht auch in der laufenden Legislaturperiode bei Ankündigungen bleibt, sondern sofort spürbare Verbesserungen beschlossen werden.Denn immer mehr Universitätsklinika haben in den vergangenen Jahren mit Defiziten zu kämpfen – für 2014 erwarten nur noch fünf der 33 Häuser ein positives Jahresergebnis. Helena Reinhardt

Fo to :S te fan Straube
Am Universitätsklinikum Leipzig werden jedes Jahr mehr Patienten in der Zentralen Notaufnahme versorgt – 2013 waren es rund 34 000, die wegen eines Notfalls behandelt wurden.
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UKL-Vorstand Prof.Wolfgang E. Fleig (2.v.r.), Oberarzt Dr.Sven Laudi (3.v.r.) und Prof.André Gries, Leiter der Notaufnahme am UKL (4.v.r.), erläutern Abgeordneten und Medienvertretern die Abläufe in der Notaufnahme der Uniklinik. Foto: Ines Christ

Herzensangelegenheit für UKL-Blutspender

Charity-Aktion der Blutbank zugunsten des Vereins„Paulis Momente ...hilft!“ und des Mut-Perlen-Projektes

Mit der Charity-Aktion„Herzensange- n legenheit für UKL-Blutspender“ unterstützt die UKL-Blutbank im Dezember gemeinsam mit ihren Blutspendern den gemeinnützigen Leipziger Verein „Paulis Momente ...hilft!“. Spender am UKL, die zwischen dem 1. und 30. Dezember ihre Blutspende leisten, können mit ihrem „freiwilligen Aderlass“ auf diese Weise gleich doppelt helfen. Denn sie können die Aufwandsentschädigung, die ihnen nach dem Transfusionsgesetz (Paragraf 10) für ihre geleistete Spende zusteht, für einen guten Zweck spenden. Das Geld kommt dem Verein und seinen Projekten zugute.

Die Mitarbeiter der UKL-Blutbank freuen sich im Dezember über alle Blutspender,die eine lebensrettende Blutspende leisten,dem Verein „Paulis Momente hilft e.V.Leipzig“ zur Seite stehen und damit auch das „MutPerlen-Projekt“ unterstützen möchten.„Diese Hilfsaktion ist für uns als Institut eine Premiere,wir sind sehr gespannt, wie gut diese angenommen wird.Den Verein ,Paulis Momente ...hilft!‘ haben wir gewählt, da vor einigen Monaten die Mitarbeiter der Allianz Deutschland AG während eines Blutspendetermins zugleich Geld für diesen guten Zweck sammelten.Dieses Engagement hat

uns sehr berührt, sodass wir unsere Hilfsaktion jetzt auch diesem Projekt widmen möchten“, erzählt Oberärztin Dr.Elvira Edel, kommissarische Leiterin des Instituts für Transfusionsmedizin am UKL – hoffend, dass das Vorhaben tatsächlich den Zuspruch „ihrer“ Spender findet

Der Verein „Paulis Momente hilft e.V.Leipzig“ engagiert sich unter anderem für den Aufbau einer spezialisierten ambulanten pädiatrischen Palliativversorgung (SAPPV) für die Region Leipzig,bei der es Familien mit unheilbar erkrankten Kindern und Jugendlichen ermöglicht werden soll, dass diese die letzte Zeit ihres viel zu kurzen Lebens im familiären und vertrauten Umfeld mit optimaler medizinischer und psychologischer Versorgung verbringen können.

Sven Graser, Vorsitzender des Vereins, erläutert,wie es zu dessen Gründung kam: „Unser Sohn Paul hat im Alter von zwei Jahren,seit März 2010,selbst gegen seine Krebserkrankung gekämpft und diesen Kampfim Dezember 2012 verloren.Als die Ärzte uns zwei Monate vor seinem Tod die Enddiagnose stellten,wussten wir, dass er die Zeit, die er noch hatte, auf keinen Fall im Krankenhaus oder in einem Hospiz verleben möchte. Er wollte einfach nur zu Hause bei seiner Familie sein, inmitten seiner vertrauten Umgebung.“ Familie Graser schildert die schwere

Zeit, in der es kein verfügbares mobiles und ambulantes Palliativteam für Kinder und Jugendliche gab, um die medizinische Versorgung und psychologische Betreuung abzudecken.„Zum Glück hat sich eine Ärztin der Uniklinik Leipzig in Zusammenarbeit mit unserer Kinderärztin bereit erklärt, uns begleitend zu unterstützen.“ Die durch den Verein gesammelten Spendenerlöse finden Verwendung für den Aufbau eines SAPPVTeams. Der Aufbau muss zunächst aus pri-

Blutspenden am UKL

Informationen zur Blutspende am UKL und zur Aktion„Herzensangelegenheit für Blutspender“ gibt es telefonisch unter (0341) 97 253 93 sowie unter www.blutbank-leipzig.de Die UKLBlutspendeeinrichtung in der Johannisallee 32 (Haus 8) hat montags und freitags von 7 bis 19 Uhr, dienstags bis donnerstags von 8 bis 20 Uhr geöffnet

Mehr über den Verein „Paulis Momente ...hilft!“: @ www.facebook.com/ Paulis.Momente.hilft

vaten finanziellen Mitteln erfolgen und kann nach Anlauf über einen abgeschlossenen Versorgungsvertrag mit den Krankenkassen dauerhaft finanziert werden „Paulis Momente ...hilft!“ hat darüber hinaus seit Oktober 2014 die Patenschaft für das „Mut-Perlen-Projekt“ auf der Kinderkrebsstation im UKL übernommen. Es beinhaltet das bereits international verbreitete Konzept der „Bravery Beads“ (Mut-Perlen) in Kooperation mit der Deutschen Kinderkrebsstiftung (DKS) zugunsten krebskranker Kinder und Jugendlicher. Diese erhalten im Laufe ihrer Therapie für jede Behandlung eine spezielle, von Hand gefertigte Perle und können auf diese Weise ihre einzigartige Mut-Perlenkette erweitern. Die Mut-Perlen bezieht der Verein „Paulis Momente ...hilft!“ von der Deutschen Kinderkrebsstiftung Zwei Krankenschwestern betreuen das Projekt innerhalb des UKL. „Um die Therapie bei einer schweren Erkrankung zu überstehen, braucht man Kraft und Ausdauer. Die Mut-Perlenkette kann den Kindern helfen, diese Kraft aufzubringen“, ist Sven Graser von der hilfreichen Wirkung der Mut-Perlen überzeugt. Sind die Kinder von einem „Sammelfieber“ gepackt, freuen sie sich auf neue Perlen – womit der jeweilige bevorstehende Eingriff für die kleinen Patienten etwas an Schrecken verliert Anja Grießer

Unterstützung für tschechische Kollegen

HNO-Klinik des UKL hilft bei der Etablierung einer neuen rekonstruktiven OP-Methode

Mediziner der HNO-Klinik am Uniklini- n kum Leipzig haben tschechische Kollegen bei der Etablierung einer neuen rekonstruktiven Operationsmethode unterstützt Erstmals konnte so an der Fakultäts-HNO-Klinik der Karlsuniversität in Hradec Kralové (FNHK) eine sogenannte Radialislappen-Rekonstruktion nach der chirurgischen Entfernung eines Tumors im Rachenraum vorgenommen werden.

Bei der Radialislappen-Rekonstruktion wird am Unterarm ein Stück Haut mitsamt der darunterliegenden Blutgefäße entnommen und anschließend im Hals eingesetzt, um so den durch die Tumorentfernung entstandenen Defekt zu beheben. Damit die Blutversorgung des Transplantats richtig funktio-

niert,werden die Gefäße – darunter die Arteria radialis, die dem Radialislappen ihren Namen gab – unter dem Mikroskop zusammengenäht.

Die Erfahrungen der Leipziger Experten mit diesem Verfahren gab der Leipziger Oberarzt Dr.Miloš Fischer bei seinem Besuch und der gemeinsamen Operation an Klinikdirektor Prof.MUDr.Viktor Chrobok und dessen Kollegen weiter,die nun künftig weitere Eingriffe dieser Art vornehmen werden

„Die Rekonstruktion des Rachenraums nach einer chirurgischen Tumorentfernung dient der Wiederherstellung des sogenannten Weichgaumens. Dadurch kann der Patient im Anschluss an den Eingriff und die Einheilung des Hauttransplantates besser schlucken“,erklärt Dr.Fischer. Bislang mussten die Patien-

ten eine deutliche Einschränkung ihrer Lebensqualität hinnehmen. Dem tschechischen Patienten geht es nach seiner Operation gut, er konnte bereits wieder mit dem Essen beginnen.

Die HNO-Klinik des Uniklinikums Leipzig und die Fakultäts-HNO-Klinik der Karlsuniversität in Hradec Kralové in der Tschechischen Republik verbindet eine mehrjährige freundschaftliche Beziehung.Klinikdirektor Prof.Viktor Chrobok war im März 2014 zu Gast in Leipzig beim 1. Update Skills Head & Neck Oncology Kurs unter Leitung des Leipziger Klinikdirektors Prof.Dr. Andreas Dietz. Neben aktuellen Aspekten multimodaler Therapien in der HNO-Onkologie standen auch chirurgische Therapie- und Rekonstruktionsverfahren im Fokus. Ines Christ

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Paul
(rechts) wollte die Zeit, die ihm noch blieb, mit seiner Familie in vertrauter Umgebung verbringen.Seine Eltern machen sich nun mit dem Verein „Paulis Momente ...hilft!“ für eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung in Leipzig und der Region stark und unterstützen das Mut-Perlen-Projekt
auf der Kinderkrebsstation des UKL. Fotos: Ines Christ. privat Von links nach rechts: Dr.Miloš Fischer (HNO-Klinik, UKL), OP-Schwester (FNHK), Prof MUDr. Viktor Chrobok (FNHK).
Fo to :p ri vat

Kinder vor heißen Gefahren schützen: Bei Verbrühungen drohen schwere Verletzungen

In der Vorweihnachtszeit sorgen n Kerzen und heiße Getränke für eine gemütliche Atmosphäre. Doch für kleine Kinder können Lichter, Glühwein und Tee schnell gefährlich werden, wenn sie unbedacht danach greifen. Nicht selten kommt es so im heimischen Wohnzimmer zu Verbrennungen oder Verbrühungen. Darauf will der Verein „Paulinchen – Initiative für brandverletzte Kinder“ mit seinem bundesweiten Aktionstag aufmerksam machen. Er findet bereits zum fünften Mal statt und steht in diesem Jahr unter dem Motto „Aufgepasst mit heißen Flüssigkeiten“.

Denn die größte Gefahr für Kinder geht von leicht erreichbaren,heißen Flüssigkeiten aus, sagt Dr.Margit Weißer, Oberärztin in der Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig.„Wenn ein Kind die Tasse mit Tee oder Kaffee vom Tisch zieht und sie dabei umkippt,saugt sich die Kleidung schnell mit der heißen Flüssigkeit voll und sie verteilt sich überall auf dem Körper.“ Auch beim Inhalieren reicht ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit: Eine falsche Bewegung,und der Inhalt der Schüssel landet auf dem Schoß.

Die Folge sind thermische Verletzungen: schmerzhafte Verbrühungen oder Verbrennungen,deren Behandlung je nach Schweregrad sehr langwierig sein kann. Bei Säuglingen und Kleinkindern entstehen bereits bei Temperaturen von 45 Grad Celsius Verletzungen,die von Hautrötungen bis hin zu Verbrennungen zweiten Grades reichen. „Häufig betroffen sind der Oberkörper, die Arme und Schultern. Kippt die Schüssel beim Inha-

lieren um, verbrühen sich Kinder die Oberschenkel und die Genitalien“,so Dr Weißer, die am Uniklinikum die KinderSpezialsprechstunde für Plastisch-Rekonstruktive Chirurgie leitet Am Universitätsklinikum Leipzig werden jedes Jahr etwa 150 Fälle von thermischen Verletzungen behandelt. 25 bis 30 Kinder davon sind so schwer verletzt, dass sie stationär behandelt werden müssen. Am häufigsten sind dabei Verbrühungen zweiten Grades, die beispielsweise durch heiße Flüssigkeiten verursacht wurden, seltener Grill-Unfälle, die Verbrennungen zweiten bis dritten Grades zur Folge haben. Dem Verein Paulinchen zufolge werden deutschlandweit jedes Jahr mehr als 30 000 Kinder und Jugendliche mit ther-

mischen Verletzungen ärztlich versorgt. Davon sind über 70 Prozent zum Zeitpunkt des Unfalls jünger als fünf Jahre. Sind zwischen zehn und 20 Prozent der Körperoberfläche oder sogar noch mehr betroffen,das Gesicht oder die Hände verbrannt, ist ein Krankenhausaufenthalt meist unumgänglich. Deshalb sei vorausschauendes Handeln bei Erwachsenen so wichtig, damit es gar nicht erst zu schweren Unfällen dieser Art kommt:

„Die Kinder müssen manchmal monatelang im Krankenhaus bleiben und im Anschluss jahrelange Behandlungen und kosmetisch-plastische KorrekturEingriffe über sich ergehen lassen. Das muss einfach nicht sein“,so Dr.Margit Weißer.

Leipziger Depressionsstation beeinflusst erfolgreich Schlaf-Wach-Rhythmus

Die Leipziger Depressionsstation n konnte sich jüngst Vertretern vergleichbarer Einrichtungen aus Deutschland und der Schweiz vorstellen. Denn in der Messestadt fand jetzt die Jahrestagung des Arbeitskreises Depressionsstationen statt „Unsere Erfahrungen mit der Einflussnahme auf den Schlaf-Wach-Rhythmus, mit der depressive Patienten sehr erfolgreich behandelt werden können, fanden großes Interesse“, sagt Prof. Dr. Hubertus Himmerich von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig

„Schon Johann Christian August Heinroth – in Leipzig geboren und 1811 in Leipzig zum weltweit ersten Universitätsprofessor für Psychiatrie berufen – hatte mit Schlafentzug als Therapie gearbeitet“, erzählt Prof.Himmerich.„In dieser

Unabhängig von der Schwere gilt für alle thermischen Verletzungen:Zuerst wenige Minuten kühlen, anschließend mit körperwarmer Spülung (35 bis 37 Grad) isotherm halten – das heißt, die Temperatur soll unverändert bleiben. Aufgar keinen Fall sollten die Brandblasen geöffnet oder die verbrannten Flächen mit fettiger Creme oder anderen „Hausmittelchen“ bedeckt werden,da dies Infektionen begünstigen kann. „Die Wunde sollte steril abgedeckt werden.Wer keine entsprechende Auflage zu Hause hat, kann ein frisch gebügeltes Taschentuch verwenden“, erklärt Dr.Weißer.Bei schlimmeren Verletzungen sorgt ein Anrufbeim Notdienst für schnelle Hilfe. „Bei nässenden oder blasenbildenden sowie bei großflächigen Verbrennungen sollte immer ein Arzt aufgesucht werden“, so die Kindermedizinerin.

Die meisten thermischen Verletzungen lassen sich vermeiden, weil sie fast immer vorhersehbar sind,sagt die Oberärztin. Da besonders Säuglinge und Kleinkinder gefährdet sind, sollte stets darauf geachtet werden,dass sie an Flammen oder heiße Flüssigkeiten nicht heranreichen können. „Beispielsweise ist auch das Stromkabel eines Wasserkochers eine Gefahrenquelle, da das Gerät daran heruntergerissen werden kann. Vorsicht ist auch beim Kochen angebracht: Heißes Nudelwasser oder ähnliches kann ebenfalls schwere Verbrühungen verursachen,wenn Kinder nach dem Topf greifen“,macht Dr.Weißer auf weitere Gefahrenquellen aufmerksam. Ines Christ Sprechstunde für Plastisch-Rekonstruktive Chirurgie Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie

Telefon: (0341) 97 26 905

Sprechzeiten: montags 11 bis 15.30 Uhr

Leipziger Traditionslinie gehören Schlafentzug in der Nacht plus Lichttherapie am Morgen neben der Psychotherapie und der Psychopharmakotherapie zu den Behandlungsmethoden unserer Depressionsstation. Zum Schlafentzug werden die Patienten zweimal wöchentlich schon nachts um 1 Uhr geweckt und bleiben dann den gesamten nächsten Tag über bis zum Abend wach.Das Ergebnis, die stimmungsaufhellende Wirkung,ist immer wieder beeindruckend.“ Hintergrund der Behandlung ist, dass bei Depressiven die Wachheitsregulation gestört ist. Sie finden nicht richtig in den Schlaf und wachen häufig in der Nacht auf. Wissenschaftliche Untersuchungen der Arbeitsgruppe um Prof Dr.Ulrich Hegerl, Direktor der Leipziger Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, fanden mehrfach anhand von Hirnstrommessungen eine übermäßig rigide Wach-

heitsregulation bei depressiven Patienten, die es ihnen nicht erlaubt, müde zu werden und erholsam zu schlafen.„Mit dem Schlafentzug brechen wir diese rigide Wachheitsregulation auf“, so Prof Himmerich Aufder Jahrestagung konnten Vertreter der Leipziger Klinik zudem erläutern,wie in der Depressionsstation ebenso mit Bewegungstherapie, therapeutischem Malen und Gesprächspsychotherapie gearbeitet wird.„Die 22 Betten der Station – darunter auch eine spezielle Mutter-Kind-Einheit – sind stets belegt; es gibt sogar eine Warteliste. „Der Erfolg gibt dem aufwendigen Konzept einer Depressionsstation aber mehr als Recht: Über 90 Prozent der Patienten unserer Depressionsstation können wir so helfen,dass sie wieder Aufgaben in der Gesellschaft und in der Familie erfüllen können und wieder Freude am Leben finden“, betont Prof Himmerich Uwe Niemann

„Über 90 Prozent der Patienten finden wieder Freude am Leben“
„Tag des brandverletzten Kindes“ am 7. Dezember steht unter dem Motto„Aufgepasst mit heißen Flüssigkeiten“
Prof Dr Hubertus Himmerich Foto: Stefan Straube Dr.Margit Weißer leitet am Uniklinikum die Kinder-Spezialsprechstunde für Plastisch-Rekonstruktive Chirurgie.
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Foto: Stefan Straube

Krebsforscher Prof. Niederwieser wiedergewählt

ukL-Mediziner steht erneut OsHO vor

Die Ostdeutsche Studiengruppe n Hämatologie und Onkologie (OSHO) hat auf ihrer Jahrestagung in Arnstadt die neue Leitung berufen. Professor Dietger Niederwieser wurde dabei erneut zum Präsidenten der wissenschaftlichen Gesellschaft gewählt. Der Mediziner leitet die Abteilung Hämatologie und Internistische Onkologie an der Uniklinik Leipzig.

Die Studiengruppe, die vor 38 Jahren gegründet wurde,ist heute weltweit anerkannt im Bereich der Onkologie. Sie bildet ein Netzwerk aus Ärzten und Wissenschaftlern in Deutschland, Österreich, Holland und der Schweiz Tausende Daten von Patienten wurden in Studien der OSHO eingegeben und die Behandlungs- und Forschungergeb-

nisse in den renommiertesten wissenschaftlichen Zeitschriften und auf Kongressen bekannt gemacht. Demnächst werden die neuesten Erkenntnisse auf dem „American Society of Hematology Symposium“ in San Francisco vor mehr als 20 000 Ärzten aus aller Welt vorgestellt. Niederwieser: „Standardisierungen der Labormethoden gehören zur erfolgreichen Behandlung eines Patienten wie neue Medikamente. Zudem ist die molekulare Diagnostik Bestandteil der individualisierten Medizin und Therapie. Eine gute Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Ärzten,kleinen und großen Krankenhäusern und den Universitätskliniken ist für uns ebenso von Bedeutung. Auch dafür hat die OSHO nachhaltige Beiträge geleistet.“ tom

Medizin A – z n

W wie Wirbelkanalstenose

Mit Wirbelkanal- oder auch Spinalkanalstenose wird eine Verengung des Nervenkanals in der Wirbelsäule bezeichnet. Ursachen dieser Verengung können degenerierte Bandscheiben und Knochenanbauten an den Wirbeln sein. Beide drücken auf das Rückenmark – Schmerzen,die in die Beine ausstrahlen, Taubheitsgefühle in den Beinen und Füßen, am Ende gar eine Querschnittslähmung sind die Folge. Für die Stenose und die mit ihr einhergehenden Schmerzen reicht die Behandlungspalette von der Physiotherapie über Medikamente bis zur Operation, bei der der Wirbelkanal erweitert wird, sodass der Druck auf das Rückenmark nachlässt. UN

ATLS – vier Buchstaben, die Leben retten

Das ukL ist etablierter kursort für das schockraum-Management nach atLs

Am UKL finden regelmäßig ATLS-Kurse statt, in denen ein standardisiertes Verfahren zur Versorgung von Traumapatienten vermittelt wird.Die Teilnehmer durchlaufen auch sogenannte „Skill-Stations“ –praktische Übungen in Notfalltechniken.Fotos: Angela Steller

Hinter der Abkürzung ATLS (Advanced n Trauma Life Support) verbirgt sich ein mittlerweile weltweit angewandtes, standardisiertes Konzept für die optimale Behandlung von Traumapatienten. Das Universitätsklinikum Leipzig ist der einzige feste Kursort des ATLS-Ausbildungsprogramms in den neuen Bundesländern, dies unterstreicht die hohe notfallmedizinische Kompetenz des UKL.

Die Versorgung von Schwerverletzten erfordert schnelles und systematisches Vorgehen. Der klinische Zustand des Patienten und die Verletzungsfolgen müssen unmittelbar erfasst werden.Die parallel eingeleiteten SofortMaßnahmen bis zur definitiven Versorgung sind dabei koordiniert und kompetent durchzuführen.Mandy Grätz, Koordinatorin des

ATLS-Kurses am UKL Ende November,veranschaulicht das anhand eines Beispiels: „Es bringt nichts, sich sofort um das offensichtlich schwer verletzte Bein zu kümmern,wenn übersehen wird,dass der Patient nicht atmet.“

ATLS dient dem Notfallteam als einheitlicher Kompass durch Diagnose und Therapie. Es wird weltweit als standardisiertes, prioritätenorientiertes Schockraum-Management gelehrt. Durch klare und einheitliche Regeln arbeiten die stets interdisziplinären Behandlungsteams ohne Zeitverlust zusammen.

In dem zweitägigen Kurs lernen Ärzte aus unterschiedlichen Fachrichtungen, die an der klinischen Versorgung polytraumatisierter Patienten beteiligt sind,aktuelle Konzepte und Techniken der initialen Versorgung

Die Teilnehmer durchlaufen Vorlesungen, sogenannte Skill Stations – das sind praktische Übungen in Notfalltechniken – und reale Fallszenarien sowie eine theoretische Prüfung.Durchgeführt wird der Kurs von mehreren ausgebildeten ATLS-Instruktoren Kursdirektor in Leipzig ist Professor Udo X. Kaisers,Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie am UKL. In seinem Verantwortungsbereich liegt es, die gleichbleibende Qualität der Kurse zu garantieren. Prof.Kaisers,seit 2006 Klinikdirektor in Leipzig,hat gemeinsam mit Prof Christoph Josten,Geschäftsführender Direktor der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, den Leipziger ATLSKursort etabliert „Am ATLS-Kurs an der Uniklinik nehmen regelmäßig Ärzte des UKL teil“,sagt Koordi-

natorin Grätz. Damit wird die entsprechende Versorgungsqualität am UKL sichergestellt. Innerhalb des von Prof.Josten vertretenen Traumanetzwerkes Westsachsen ist die Teilnahme an ATLS-Kursen für die Schockraumteams ebenfalls gefordert. Angelehnt an das ATLS-System werden am UKL auch ATCNKurse (Advanced Trauma Care for Nurses) für das im Schockraum arbeitende Pflegepersonal durchgeführt. Historisch geht das ATLS-Konzept auf den amerikanischen Chirurgen Dr.James Styner zurück, der 1976 nach einem schweren Verkehrsunfall eine unzureichende Erstversorgung erfuhr.Seit dem Start des deutschen ATLS-Programms 2002 wurden rund 7100 Ärzte in 480 ATLS-Kursen ausgebildet. Seit sieben Jahren ist das UKL fester Kursort des Programms. Dimo Rieß

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Prof Dr Dietger Niederwieser.Foto: Stefan Straube

Besondere Ehrung für Leipziger Urologen

Prof.Jens-uwe stolzenburg ist ehrenmitglied des royal College of Physicians and surgeons of glasgow

Eine besondere Ehrung ist dem n Leipziger Urologen Prof. Dr JensUwe Stolzenburg zuteil geworden: Am 12. November 2014 wurde er zum Ehrenmitglied des Royal College of Physicians and Surgeons of Glasgow ernannt, was an deutschen Universitäten einer Ehrendoktorwürde gleichkommt. Das mehr als 400 Jahre alte College in Glasgow ist in seiner Art einzigartig, da es sowohl Chirurgen als auch alle anderen medizinischen Fachdiszi-plinen unter einem Dach vereint.

Der Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie des Universitätsklinikums Leipzig erhielt die Ehrenmitgliedschaft

für seine Verdienste um die Aus- und Weiterbildung von Ärzten und Studenten in der minimal-invasiven Chirurgie

sowohl in Leipzig als auch in Schottland. Zudem wurden sein breites wissenschaftliches Engagement sowie die Leistungen des 49-Jährigen bei der Etablierung der urologischen Laparoskopie und Roboter-assistierten Chirurgie im Vereinigten Königreich gewürdigt. In Leipzig hat Stolzenburg mit der von ihm entwickelten Endoskopischen Extraperitonealen Radikalen Prostatektomie in der operativen Therapie des lokal begrenzten Prostatakarzinoms neue Akzente gesetzt. Heute bildet er in einem von ihm geleiteten internationalen

Trainingszentrum für urologische Laparoskopie und Roboter-assistierte Chirurgie Urologen aus aller Welt in verschiedenen operativen Techniken aus. Mit der Auszeichnung ist Prof.Stolzenburg der einzige Arzt, der „Honorary Member“ an allen drei existierenden Royal Colleges Großbritanniens geworden. 2010 wurde ihm bereits die Ehrenmitgliedschaft des Royal College of Surgeons of England verliehen. 2007 hat Prof.Stolzenburg als erster deutscher Urologe die Ehrenmitgliedschaft des Royal College of Surgeons of Edinburgh, dessen Wurzeln bis 1540 in die Zeit Heinrichs VIII. zurückreichen, erhalten ukl

Viel Unterstützung für pflegende Angehörige von Palliativpatienten notwendig

Für eine Leipziger studie wurden krebspatienten und ihre Familien mehrfach zu Hause befragt

Ein von der Deutschen Krebshilfe ge- n fördertes Projekt zur psychosozialen Belastung und Lebensqualität von häuslich versorgten Palliativpatienten und ihren pflegenden Angehörigen wurde an der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie abgeschlossen. Bei der über drei Jahre dauernden Längsschnittstudie unter der Leitung von Dr. Heide Götze und Prof. Dr. Elmar Brähler wurden Krebspatienten und ihre Angehörigen mehrfach zu Hause befragt.

Dabei stellte sich heraus, dass zu Beginn der häuslichen Versorgung jeder zweite Palliativpatient klinisch relevante Depressivitätswerte angab,etwa jeder fünfte zeigte klinisch relevante Ängstlichkeit. Im Pflegeverlauf stieg die Depressivität weiter an, die in allen Bereichen ohnehin schon geringe Lebensqualität nahm weiter ab.Die Belastung insbesondere durch Erschöpfung,Appetitlosigkeit und Kurzatmigkeit war sehr ausgeprägt.

Ein ähnliches Bild stellte sich bei den pflegen-

den Angehörigen dar:Bereits zu Beginn der häuslichen Versorgung zeigte jeder vierte hohe Depressivitätswerte,jeder dritte gab eine hohe Ängstlichkeit an. Ihre Lebensqualität war geringer als in der Allgemeinbevölkerung und die seelische Belastung stark ausgeprägt, beides blieb im Pflegeverlauf unverändert. Entstanden durch die Pflege jedoch zusätzlich finanzielle Belastungen,erhielten sie nur wenig Unterstützung vom Umfeld. Handelte es sich beim Pflegenden um den Partner des Patienten, nahmen Belastungs- und Erschöpfungsempfinden signifikant zu.

Dazu stellte Diplompsychologin und Projektleiterin Heide Götze fest: „Vor diesem Hintergrund ist es bedenklich, dass nur fünf Prozent der befragten Angehörigen professionelle psychologische Unterstützung erhielten.Gerade solche mit geringer sozialer Einbindung haben einen besonders hohen Unterstützungsbedarf. Es wäre wünschenswert, dass ein entsprechendes Angebot zu einem festen Bestandteil der ambulanten Palliativversorgung wird.“

Nicht nur die Palliativpatienten selbst benötigen viel Hilfe: Die Angehörigen leiden meist seelisch stark unter dem ungewissen Schicksal der Erkrankten

Zahl der Woche n

21 Kilometer Rohrpost

Insgesamt 21 Kilometer lang ist die Rohrpostanlage des Uniklinikums Leipzig,die die verschiedenen Einrichtungen auf dem Medizincampus in der Liebigstraße verbindet.Laborproben,Blutkonserven,Medikamente und Unterlagen können auf diese Weise schnell transportiert werden – getrieben von Über- und Unterdruck erreichen die Büchsen eine Geschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde.

Normalerweise liegen die Rohre hinter Wänden und unter Wegen versteckt, doch ein neues Verteilermodul, welches dieses Jahr am Uniklinikum aufgestellt wurde,ermöglicht einen Einblick in die Funktionsweise der Rohrpost.

Hunderte Büchsen erreichen so noch schneller ihr Ziel.Mit ihren 21 Kilometern Gesamtlänge, was in etwa der Distanz vom Leipziger Hauptbahnhofzum Flughafen Halle/Leipzig entspricht, ist die Rohrpostanlage des UKL eine der größten in Deutschland. ic

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Fo to :S te fan Straube Prof Dr Jens-Uwe Stolzenburg wurde in Schottland geehrt Fo to :S te fan Straube
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BLUmEnSTRaUSS DER WochE

Ein Dankeschön für Katrin Moritz

Ein bunter Herbststrauß wartete im November nach einer Mittagspause auf Katrin Moritz – eine gelungene Überraschung im Arbeitsalltag, über die sie sich sichtlich freute.Seit einigen Jahren vergibt Katrin Moritz die Termine für den Ultraschall in der Interdisziplinären Endoskopie und Sonografie, sieben Ärzte und ihre Patienten sind dabei zu koordinieren. Zwar kommen die meisten Terminanfragen auf elektronischem Weg, doch das Telefon klingelt trotzdem sehr häufig.

Am anderen Ende der Leitung ist dann des Öfteren auch Birgit Feindt, die am UKL das Zentrale Patientenmanagement leitet „Wir telefonieren bis zu sieben Mal täglich miteinander.Dabei lässt sich für ein dringendes Problem immer eine Lösung finden“, sagte sie und überreichte Katrin Moritz den Blumenstrauß der Woche als Dankeschön für die tolle Zusammenarbeit. „Sie ist immer freundlich und verliert nie die Geduld, deshalb hat sie die Blumen wirklich verdient.“

Mit dem „Blumenstrauß der Woche“ möchten wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universitätsmedizin „Danke“ sagen für ihre Arbeit und ihr Engagement. Wenn Sie jemanden kennen, der schon lange einen Blumenstrauß verdient hat – sagen Sie es uns. Wir warten auf Ihre Vorschläge, bitte per E-Mail an redaktion@ uniklinik-leipzig.de oder per Telefon (0341) 97 15 905. Das Team der „Liebigstraße aktuell“

Von Leukämie bis Kriegskinder

aktuelle Forschungsprojekteinder universitätsmedizin Leipzig

Die Universitätsmedizin Leipzig hat n mehrere Forschungsprojekte eingeworben. Die Themen sind breit gefächert von Blutkrebserkrankung über Risikofaktoren für Suizid bis hin zur Stigmatisierung von zu Kriegszeiten Geborenen. Darüber hinaus liegen die Ergebnisse einer Studie zu psychischen Belastungen von Palliativpatienten vor.

Mit 198 000 Euro unterstützt die José-Carreras-Leukämie-Stiftung ein Projekt an der Abteilung für Hämatologieund Internistische Onkologie, das die Biologie der Erkrankung weiter erforschen will.Wie Nachwuchswissenschaftler Dr.Sebastian Schwind sagt, ist die Prognose für viele Patienten, die an einer akuten Leukämie leiden,noch immer schlecht.

„Individuelle Therapiekonzepte sind notwendig,um sie gezielter behandeln zu können. Unsere Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit den Mechanismen, die Krebszellen aggressiver beziehungsweise resistent gegenüber Medikamenten machen.“ In dem auf zwei Jahre angelegten Projekt werden die Gründe untersucht, warum Patienten mit einer Überproduktion eines bestimmten Proteins, dem Transkriptionsfaktor ERG, eine besonders schlechte Prognose haben, und wie man dem entgegenwirken kann.

Ein Projekt aus der Medizinischen Psychologie und Medizinischen Soziologie, das sich eingehend mit der Dynamik von Suizidgedanken beschäftigt, wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit rund 167 000 Euro gefördert. Bislang ist es nicht gutgelungen,Suizidverhalten sichervorherzusagen.Deshalb werden sich die Nachwuchswissenschaftlerinnen Dr.Lena Spangenberg und PD Dr.Heide Glaesmer über einen Förderzeitraum von zwei Jahren mit

Ein Projekt der Hämatologie und Internistischen Onkologie will die Biologie der Leukämie weiter erforschen.Foto:

der zeitlichen Dynamik und den akuten Risikofaktoren von Suizidgedanken befassen. Dabei kommt die Erlebens-StichprobenMethode,eine Echtzeit-Analyse, zum Einsatz. Stationäre Patienten aus der Psychosomatik und Psychiatrie werden über mehrere Tage mehrmals täglich um eine kurze elektronische Einschätzung übers Smartphone gebeten.Das Ziel der Wissenschaftlerinnen ist zum einen, die bisherigen Modellannahmen zu prüfen,andererseits sollen die Ergebnisse helfen,Vorhersage und Prävention von Suizidverhalten zu verbessern

Die Leipziger Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie beteiligt sich außerdem am europäischen Verbundprojekt „Children born of War –Past, Present, Future“,das von der Europäischen Union mit insgesamt 3,75 Millionen Euro über drei Jahre gefördert wird.In dem Doktorandenprogramm werden insgesamt 15 Nachwuchswissenschaftler betreut,zwei davon in Leipzig unter der Leitung der psychologischen Psychotherapeutin PD Dr Heide Glaesmer. Knapp 500 000 Euro gehen somit an den ostdeutschen Standort.

Der Begriff „Children born of War“ meint Kinder,die von ausländischen, feindlichen Soldaten und einheimischen Müttern gezeugt wurden.Dazu zählen sowohl Kinder aus Kriegsvergewaltigungen als auch solche aus positiv gefärbten Beziehungen.Die Leipziger Gruppe wird sich speziell mit Stigmatisierungserfahrungen deutscher und österreichischer Besatzungskinder des Zweiten Weltkrieges befassen, mit der MutterKind-Beziehung und den Langzeitfolgen für das Bindungsverhalten

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Leipziger Kommunikationsforscher wird in New York ausgezeichnet

Prof.Dr. Ansgar Zerfaß erhält „Pathfinder Award“

Der Professor für Strategische Kom- n munikation an der Universität Leipzig, Ansgar Zerfaß, erhielt Mitte November den „Pathfinder Award“ des US-amerikanischen Instituts für Public Relations (IPR). Die international renommierteste Auszeichnung für Forscher im Bereich Unternehmenskommunikation und Public Relations wurde im Yale Club in New York City erstmals überhaupt an einen deutschsprachigen Wissenschaftler vergeben. „Der Preis unterstreicht sowohl die herausragenden Leistungen von Professor Zerfaß als auch die internationale Leistungsund Strahlkraft unseres Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft“, sagt die Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Beate Schücking.

Die Preisverleihung fand im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums des IPR statt. Das IPR ist eine unabhängige wissenschaftliche Stiftung,die sich auf Forschung konzentriert,die in der Kommunikationspraxis anwendbar ist.

Mit dem Preis wird Zerfaß insbesondere für seine Arbeit im Bereich Unternehmenskommunikationsforschung geehrt

Der 49-Jährige hat mehrere Standardwerke der Disziplin verfasst und unter anderem den European Communication Monitor gegründet,die größte Studie für strategische Kommunikation weltweit. Ein

Verbund aus elfeuropäischen Universitäten befragt jährlich unter Leitung des Leipziger Professors über 2500 Kommunikationsfachleute in 42 Ländern zu Strukturmerkmalen, Entwicklungstrends und Exzellenzfaktoren des Kommunikationsmanagements.

Zerfaß ist ebenfalls wissenschaftlicher Leiter der im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft verankerten Akademischen Gesellschaft für Unternehmensführung & Kommunikation, einer unternehmensund hochschulübergreifenden Initiative, die Wissenschaft und Wirtschaft im Bereich des Kommunikationsmanagements miteinander vernetzt und so die Zukunft der Unternehmenskommunikation in Deutschland aktiv mitgestaltet.Seit ihrer Gründung im Jahr 2010 verfolgt die Initiative – angelehnt an vergleichbare Plattformen in den Vereinigten Staaten – unter anderem das Ziel,Strukturdefizite im Verhältnis von unternehmerischer Praxis und Forschung zu überwinden.Dabei arbeiten verschiedene Hochschulen mit mehr als 30 global agierenden Unternehmen zusammen.

Der Wissenschaftler Zerfaß, der nach betriebswirtschaftlicher Promotion, Habilitation für Kommunikationswissenschaft und zehnjähriger Berufspraxis in Managementfunktionen seit 2006 Universitätsprofessor in Leipzig ist, bekleidet das Amt des Präsidenten der in Brüssel ansässigen Eu-

ropean Public Relations Education and Research Association (EUPRERA). Er ist unter anderem Herausgeber des International Journal of Strategic Communication und Vorsitzender der Jury des Internationalen Deutschen PR-Preises sowie Autor und Herausgeber von bislang 30 Büchern,zahlreichen empirischen Studien und mehr als 200 Fachbeiträgen zu den

Wie man Eiweißmolekülen in die Taschen schauen kann

Forschergruppe gelingt Blick in die Funktionsweise von„molekularen Maschinen“

Wissenschaftlern der Arbeitsgrup- n pe Medizinische Chemie um Jörg Rademann, Professor für Pharmazie der Freien Universität Berlin, sowie der Universität Leipzig ist ein neuer Einblick in sogenannte Taschen von Proteinen gelungen. Diese Vertiefungen und Gräben auf der Oberfläche von Eiweißmolekülen sind für deren korrektes Funktionieren verantwortlich. Arzneistoffe entfalten ihre Wirkung, indem sie sich an diese Unebenheiten binden und dadurch krankheitsrelevante Eiweißmoleküle ausschalten können. Die neuen Erkenntnisse helfen, die Wirkmechanismen von bereits etablierten Medikamenten besser zu verstehen, etwa bei der Prophylaxe von Herzinfarkten.

Die Wissenschaftler arbeiten zukünftig daran, bislang noch nicht untersuchte Proteintaschen mithilfe der neuen Methode zu erforschen und dadurch innovative Wirkstoffe zu entwickeln. Die Ergebnisse wurden in der November-Ausgabe des Fachjournals „Nature Communications“ veröffentlicht.

Eiweiße sind molekulare Maschinen, die

jede Funktion des Körpers sowie jeder einzelnen Zelle steuern und ausführen

Die Bindung von Wirkstoffen an die Taschen der Proteine ist daher von großer Bedeutung für die pharmazeutische Behandlung von Krankheiten:Je angepasster Eiweiß-bindende Moleküle an die Taschen sind, umso fester ist die Bindung

und umso effizienter die Arznei.

Die Eiweiß-bindenden Moleküle können dadurch identifiziert werden,dass sie eine chemische Reaktion auf der Oberfläche der Proteine auslösen. Dabei lenkt das Molekül in der Eiweißtasche einen Farbstoffzu der Proteinoberfläche, an der dann eine enzymatische Reaktion gestartet wird:Der Farbstoffwird gespalten, und ein Leuchtsignal wird freigesetzt.

„Wir schlagen dabei zwei Fliegen mit einer Klappe“, sagt Jörg Rademann. „Durch das Leuchtsignal können wir aus tausenden Testmolekülen diejenigen herausfiltern,die sich in einer bestimmten Proteintasche einlagern. Dabei erhalten wir wertvolle Informationen über die Reaktivität der Eiweißoberfläche, die ebenfalls für die Entwicklung von neuen Wirkstoffmolekülen genutzt werden können.“

Susann Huster, Foto: dpa

Forschungsfeldern Kommunikationsmanagement, Unternehmenskommunikation,Public Relations und Innovationskommunikation. Für seine Forschungsprojekte und Kommunikationskampagnen wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet. Im Ranking der deutschsprachigen PR-Professoren belegte er im Jahr 2010 den ersten Platz. Katrin Henneberg

Prof Dr.Ansgar Zerfaß.
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Foto: Franziska Clauß / Universität Leipzig

Im Bonobo-Gehege: Der Kleinste ist der größte Wildfang

Knirps Yaro störtdie Forscher und stänkertmit seinem Kumpel im Leipziger Zoo

Was für ein freches Kerlchen! Bo- n nobo Yaro, das Patentier der Leipziger Volkszeitung, ist jetzt ein Jahr und acht Monate alt Der Kleinste der Zwergschimpansen aus dem Leipziger Zoo hat sich zu einem Wildfang entwickelt. Keine Spur mehr von dem ängstlichen Muttersöhnchen, das er mal war.

„Er stört die Forscher“, verrät Tierpfleger Frank Maxis. Das geht so: Wenn BonoboMutter Lexi (15) vormittags von den Wissenschaftlern des Max-Planck-Institutes beschäftigt und beobachtet wird,hat sie ihren Sohn seit Anfang an immer dabei. Früher hat er stillgehalten,mittlerweile ist ihm offenbar langweilig.„Er will Aufmerksamkeit, aber der Forscher kümmert sich nicht um ihn. Darum zerbricht er zum Beispiel das Stöckchen, mit dem seine Mutter sich Futter angeln soll“,schildert der Pfleger

Yaro ist deutlich gewachsen und wiegt viereinhalb Kilo.Erkennen kann man ihn an der Stirnglatze, denn seine Mutter rupft ihm seit der Geburt die Haare aus. „Übertriebene Fellpflege“, lautet die Erklärung des Tierpflegers. Das hat Lexi offenbar in ihrem Herkunftszoo in den USA gelernt –sie kam selbst mit Glatze nach Leipzig Mittlerweile hat Yaro sogar an den Oberarmen kahle Ringe.

Für ungeübte Besucher nur schwer zu unterscheiden ist Yaro von seinem Halbbruder und Kumpel Kasai. Die beiden wirken hinter der Besucherscheibe ungefähr gleich groß. Kasai, Sohn von Yasa (17), ist allerdings schon drei Monate älter und feiert im Januar seinen zweiten Geburtstag.Beide stammen von Bonobo-Mann Kuno ab,der auch hin und wieder mit den Jungs spielt, Haschen zum Beispiel. Wenn-

gleich etwas halbherzig: „Kuno hat Angst, den Zorn der Mütter abzukriegen, wenn die Kleinen quieken“, berichtet der Tierpfleger.Zumal Lexi die Ranghöchste in der Bonobo-Gruppe ist und ihr Sohn sozusagen der Kronprinz, denn er hat die stärkste Mama an seiner Seite. Und wenn die Chefin verärgert ist, sieht es schlecht für Kuno aus: Männliche Tiere haben bei den Frauen-dominierten Zwergschimpansen nämlich nichts zu melden Wie andere Halbbrüder sind auch Yaro

und Kasai grundverschieden.„Kasai ist der Weichpitti und Yaro der Macher“, erzählt Frank Maxis. Yaro ärgert den etwas Älteren und ist rabiat zu ihm – mitunter gibt es auch was auf die Nase. Nur nicht, wenn Kasais Mutter in der Nähe ist –dann traut Yaro sich nicht. Die beiden Jungs machen trotzdem alles zusammen, ihre Mütter ruhen sich derweil aus. Ist die Lage im Revier ruhig,klettern oder schaukeln sie, rasen die Baumstämme hoch, spielen mit einem großen Ball oder mit

Stöcken und Decken.Nur wenn Unruhe in der Gruppe aufkommt, schnappen sich die Mütter ihre Söhne und halten sie am Bauch.

Den ganzen Sommer waren die Zwergschimpansen viel draußen auf der Freianlage. Inzwischen hat für die Menschenaffen des Leipziger Zoos wieder die Wintersaison begonnen, in der sie ausschließlich drin im Pongoland bleiben. Bis zum warmen Frühling Kerstin Decker

Neue HTWK-Rektorin will Mut zum Risiko

Gesine Grande wurde im Festsaal des AltenRathauses offiziell ins Amteingeführt

„Lassen Sie uns gemeinsam etwas n wagen“, erklärte Gesine Grande nach ihrer offiziellen Amtseinführung im Festsaal des Alten Rathauses. Die neue Rektorin der Hochschule für Technik, Wissenschaft und Kultur (HTWK) übernahm vor rund 250 Gästen die Amtskette von ihrem kommissarischen Vorgänger Markus Krabbes.

Man müsse Unwägbarkeiten,Widerstand und Gefahren in Kauf nehmen, sagte Gesine Grande (50). Sie wolle niemanden ängstigen,es brauche das richtige Maß zwischen Tradition und Mut zur Veränderung.Nötig zur Kursbestimmung seien aber Ziele, die Gewinne versprechen und nicht bloß das Risiko reduzieren. Ohne Tabubruch sei keine Innovation möglich; die Tradition wirke dabei als Korrektiv Grande bekannte sich zur Vielfalt der HTWK. Zwar sei die Ingenieurwissenschaft deren Alleinstellungsmerkmal. Man müsse aber auch das Potenzial der

weiteren Bereiche nutzen und sichtbar machen Gesine Grande ist an der HTWK keine Unbekannte. Bis Dezember 2013 war sie hier als Professorin für Psychologie tätig Anfang 2014 trat sie eine Professur für Prävention und Gesundheitsförderung an der Universität Bremen an, wurde aber bereits im Juli dieses Jahres vom erweiter-

ten Senat der HTWK zur Rektorin gewählt. Im Oktober übernahm sie die Amtsgeschäfte.

Grandes Wahl im ersten Durchgang sei ein Beweis für die Wertschätzung ihrer Arbeit und ihre Kompetenz, sagte EvaMaria Stange (SPD). „In Leipzig ist Frauenpower angesagt“,meinte Sachsens neue Wissenschaftsministerin mit Blick auf das ebenfalls weiblich besetzte Uni-Rektorat durch Beate Schücking,die Grandes Investitur ebenfalls beiwohnte. „Sie können einfach nicht von Leipzig lassen“,sagte Burkhard Jung (SPD), „und das ist wunderbar“.Leipzigs OBM kündigte eine verstärkte Kooperation zwischen HTWK und Stadt an. Er hoffe auf den Ausbau der gut gestarteten Zusammenarbeit mit der neuen Rektorin, erklärte Matthias Jahn von Studentenrat.

„Sie werden dem Wissenschaftsstandort Leipzig zu weiterer Geltung verhelfen“, sagte Markus Krabbes zu seiner Nachfolgerin, die bestens gerüstet sei, Erfahrung, Kompetenz und Leidenschaft mitbringe,

sich durch integrative Wirkung auszeichne. Grande würdigte Krabbes Arbeit der vergangenen Monate und seine sofortige Bereitschaft, Prorektor zu bleiben – obwohl auch er für den Rektorposten kandidiert hatte. Krabbes habe für seine Leitungsarbeit mit Prorektor Gerhard Hacker und Kanzlerin Swantje Heischkel Hochachtung und Dank verdient.

Bis zur Übernahme durch Gesine Grande hatte Markus Krabbes das HTWK-Rektorat kommissarisch geführt, nachdem die frühere Rektorin Renate Lieckfeld im September 2013 an den Folgen einer schweren Krebserkrankung gestorben war.Lieckfelds Verdienste wurden während der Veranstaltung von allen Rednern hervorgehoben.Markus Krabbes wurde seinerseits für eine weitere Amtszeit als Prorektor für Forschung verpflichtet Neuer Prorektor für Bildung wird Thomas Fischer; er löst Gerhard Hacker ab, der sich auf eigenen Wunsch wieder vollständig Lehre und Forschung widmen will Björn Meine

Seite 11 | LieBiGStRASSe AKtUeLL Jenseits der LieBiGStRASSe
Der Jungspund mit den großen Ohren: Bonobo-Junge Yaro weiß, wo die Bananen hängen.Foto: André Kempner Die neue HTWK-Rektorin Gesine Grande ist seit Mitte November im Amt. Foto: ake

Rangnick: Natürlich bleibe ich!

rb-Fußball-boss über angebote, den verrückten boyd, den speziellen rebic und regisseur Frahn

Armin Veh ist w wie weg. Und der VfB Stuttgart wird es wohl wieder versuchen. Sie werden bei Ralf Rangnick vorsprechen. Werden ihm den Job vor der Haustür schmackhaft machen. Werden mit XXL-Kompetenzen und einem Vertrag bis zum Sanktnimmerleinstag locken. Der VfB Stuttgart würde sich gewissermaßen nackig machen.

Die balzenden Stuttgarter können ihre Klamotten anbehalten,Rangnick bleibt Red-BullFußball-Boss. RR, 56, gegenüber der LVZ: „Natürlich bleibe ich! Es fängt doch gerade erst an, Spaß zu machen.“ Das 4:1 gegen St. Pauli hat Rangnick, seinen Cheftrainer Alexander Zorniger und viele der 38 660 Fans in der RB-Arena bespaßt. Mit 23 Punkten stehen die Rasenballer glänzend da, wollen den Dreier mit einem weiteren am Sonntag (30. November) in Sandhausen vergolden.Übrigens: Der Sieg gegen den FC St. Pauli war das 100. Heim-

spiel (Punkt- und Pokalspiele) von RB seit Gründung 2009.

Rangnick über den höchsten Saisonsieg: „Das war über weite Strecken richtig gut, wir hätten sogar ein, zwei Tore mehr schießen können.“

Rangnick über den zweifachen Torschützen

Terrence Boyd:„Der Junge ist eine absolute Bereicherung.Wenn wir mit Salzburg gegen Rapid Wien gespielt haben,wollte niemand gegen ihn spielen. So einen hast du lieber im eigenen Team. Terrence tut weh, ist positiv verrückt. Und er ist nach seiner Knieverletzung noch nicht mal bei 100 Prozent. Alex (Zorniger) und sein Team haben ihn top aufgebaut. Terrence passt menschlich rein, will und forciert den Kontakt zu den Kollegen.“

Rangnick über Ante Rebic: „Ante ist ein anderer Typ als Terrence,für ihn war hier alles neu, auch die Sprache. Klar ist aber auch, dass er sich anpassen muss, dass er wie ein Profi trainieren und sich verhalten muss. Nur mit Talent kommst du nicht weit. Ante kann noch sehr

wichtig für uns werden.Wenn er so trainiert, wie er in den ersten 30 Minuten gegen Kasan gespielt hat, kriegt er seine Einsatzzeiten.Ich hatte in Hoffenheim Spieler wie Vedad Ibisevic und Sejad Salihovic. Das sind ähnlich spezielle Typen. Die haben eine kurze Leine gebraucht und ab und zu eine klare Ansage. Und dann haben sie sensationell Fußball gespielt.“

Über Daniel Frahn, 27, als Regisseur:„Seine Leistung hat mich für ihn gefreut.Er hat eine tolle Mentalität, hat zwei Tore vorbereitet.“

Über den Aufstieg:„Kein Aufstieg kommt zu früh. Wenn sich die Chance bietet,werden wir versuchen, sie mit aller Macht zu nutzen.Aufstiegsdruck haben wir in dieser Saison keinen.“

Über Wunschspieler Kevin Kampl, RB Salzburg: „Wir wollen ihn überzeugen,dass er in der Red-Bull-Familie bleibt und mit uns den weiteren Weg geht. Wenn er denn tatsächlich nach Leipzig kommen sollte, brauchen wir in Salzburg natürlich adäquaten Ersatz.“ G.S.

Stadträte wollen großen Wurf beim Naturkundemuseum

konzept der Verwaltung wäre ein„tod auf raten“

Wo der Riesenalk, die heimliche n Mona Lisa des Naturkundemuseums, die historischen Bestände mit Schmetterlingen oder Käfern ihr Domizil haben, ist klar. Nach jahrelangem und kräftezehrendem Hin und Her hat die Verwaltungsspitze entschieden: Das Naturkundemuseum bleibt in seinem Domizil am Goerdelerring und soll dort weiterentwickelt werden. Allerdings ohne teuren Anbau und nur Schritt für Schritt. Die„Stadtspitze ist‚fertsch‘ mit dem Museum“, kommentierte LinkenStadtrat Siegfried Schlegel treffend. Will das leidigeThema offenbar irgendwie vom Tisch haben. Und so empfinden es viele Stadträte.

Klassische Schaukästen im Naturkundemuseum: Zu altbacken,finden viele Besucher – auch der Leipziger Stadtrat kann sich nicht recht begeistern. Foto: André Kempner

Die Grünen preschten vor und verlangen Korrekturen am Konzept, das der Stadtrat bereits am 10. Dezember beschließen soll. „Das Naturkundemuseum ist das ungeliebte Kind der Stadt. Dafür ist der nun vorgelegte Masterplan die Bestätigung Denn es bekommt keine Entwicklungsmöglichkeiten“, sagt Grünen-Fraktionschefin Katharina Krefft: „Das können wir nicht akzeptieren.“ Die problematische Situation des maroden Hauses „mit veralteter Dauerschau und einer untragbaren Depot-Situation“ könne nur mit einer Neukonzeption und Flächenerweiterung durchbrochen werden.Expertengehen von einer Mindestnutzfläche von 3430 Quadratmetern aus, zumal zu einem modernen Museum ein Foyer, ein Café, ein Shop sowie Veranstaltungsräume gehören „Dazu ist ein Anbau erforderlich“,betont Krefft. Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Grünen haben ursprünglich den Ex-Bowlingtreff als Museumsstandort favorisiert, um einen „echten Neuanfang“ zu wagen, wie es hieß. „Es geht aber nicht vordergründig um den Standort, sondern die Entwicklungsmöglichkeiten“, so Krefft. Deshalb müssten im Etat 2017/18 Mittel

für den Erweiterungsbau bereitgestellt werden,für den ein Architekturwettbewerb notwendig ist. „Erst der Anbau, danach kann das Gebäude bis 2020 saniert werden“, ergänzt Dieter Deissler (Wählervereinigung Leipzig), der im Freundeskreis des Museums mitarbeitet.Angesichts der prekären Haushaltssituation sei ein anderer Zeitplan kaum realistisch. Dadurch bleibe die (durch Baueinschränkungen rudimentäre) Ausstellung offen,die Stadt erspare sich eine teure Interimslösung samt Umzügen.„Bleibt es beim völlig unzureichenden Konzept des Kulturdezernates, wäre das fürs Museum ein Tod auf Raten.“ Das Kulturamt will 2015/16 Experten mit Vorplanungen beauftragen – um beispielsweise zu klären,ob das Gebäude ganz oder nur teilweise entkernt werden muss. Dafür stehen 400 000 Euro bereit. Wie es dann weitergeht, ist offen.„Wir müssen überlegen, wie die Neuausrichtung des Museums beschleunigt werden kann“,sagt Skadi Jennicke (Linke) und bezweifelt, dass eine Sanierung bei laufendem Betrieb möglich ist

angesichts der wertvollen Sammlungen

„Für den Masterplan wurde viel Geld versenkt, das Ergebnis ist enttäuschend“, meint Sabine Heymann (CDU), deren Fraktion ebenfalls Korrekturen wünscht. „Leipzig hat das Potenzial für ein Museum mit mitteldeutscher Ausstrahlung – diesen großen Wurf fordern wir ein.“

In einem Punkt sind sich viele Stadträte einig: Mit einem „Direktörchen“, wie es intern auf Rathausfluren heißt, gehe das aber nicht. Denn das Kulturdezernat will den Direktorenposten intern ausschreiben, ohne Beteiligung des Stadtrates. Das ist nur bei einer außertariflichen Vergütung vorgeschrieben. Rechtlich ist das möglich. Ein Visionär,der ein Konzept entwickelt und umsetzt, sei da aber wohl kaum zu bekommen. Deissler: „Was Visionen sind, hat Junhold mit dem Zoo vorgemacht.“

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Ralf Rangnick, Fußballboss bei Red Bull Salzburg und RB Leipzig.

Nasur bringt Leipzigs Wahrzeichen in den Ural

Dokumentarfilmer baut Mini-Völkerschlachtdenkmal

Er hat sogar einen echten Stein im n (Über-)Gepäck: Nasur Yurushbaev (53) will in Leipzig ein Völkerschlachtdenkmal bauen. Das gibt es schon? Aber nicht im 722-Seelen-Ort Leipzig hinter den Ural-Bergen.

Am Togosak-Fluss möchte der Künstler und Dokumentarfilmer, der diese Woche dorthin gereist ist, ein immerhin 9,20 Meter großes Völkerschlachtdenkmal im Kleinformat errichten, das sogar begehbar sein wird.Das klingt zwar ein wenig verrückt, macht aber auch historisch Sinn. „Im Dorf Leipzig leben Nachfahren von Kosaken,die 1813 auf preußischer Seite gegen Napoleon kämpften“, erklärt Yurushbaev,der selbst von Gaina-Kosaken abstammt und sich sehr intensiv mit ihrer Geschichte beschäftigt hat. Seit 1992 lebt er mit seiner Familie und drei Kindern im sächsischen Leipzig.Und zieht auch regelmäßig die Kosaken-Uniform an, etwa bei den Gefechtsdarstellungen zum Gedenken an die Völkerschlacht. Allein drei baschkirische Regimenter haben mit den Russen unter Zar Alexander I. gegen Napoleon gekämpft. Sie waren mit Pfeil und Bogen ausgestattet,durften keine Gewehre tragen. Der Zar hatte Angst, dass sie sich gegen ihn erheben. „Wegen der geschwungenen Form ihrer Bögen nannten die Franzosen sie ,les armores‘“,erklärt Yurushbaev.Die Reiter waren aber außerordentlich wendig und ernstzunehmende Gegner.Vor der Russischen Kirche gibt es übrigens ein kleines Denkmal für baschkirische Kosaken,das er und Irek Baischev mit Hilfe der Stadt Leipzig geschaffen haben.

1843 wurde das Dorf Leipzig bei Tscheljabinsk erbaut, als kosakische Siedlung zur Verteidigung. 32 solcher Posten sind an einer 400 Kilometer langen Grenzen entstanden – Nr.29 wurde Leipzig benannt. Es

Der Traum vom Öko-Taxi

DerLeipziger Jens Nagel suchtper Crowdfunding Sponsoren für seine Firmenidee

Jens Nagel ist 47, gebürtiger Leipzi- n ger, aufgewachsen an der Ostseeküste. Um 1990 herum kam er zurück in die Messestadt. Hier will er nun einen neuen Anlauf nehmen. Nach vielerlei Ein- und Ausstiegen in die und aus der Berufswelt lockt die Selbstständigkeit. Nagel enthusiastisch: „Ich möchte meinen Wunsch verwirklichen, umweltschonende Personenbeförderung möglich zu machen. Ich möchte zeigen, dass, wenn man in diesem Business schon Autos täglich fast 24 Stunden nutzt, es auch mit weniger Umweltbelastung möglich ist.“

Der vierfache Vater setzt bei der Finanzierung seiner Geschäftsidee auf die sogenannte Crowd

jene Masse an Menschen im Internet,die schnell in Geberlaune verfallen soll. Möglich sei es, fünf oder 500 Euro für das „Öko Taxi Leipzig“ zu investieren. Seine Vorbilder sind Taxi-Unternehmen etwa in Berlin und Wien, die emissionsarm oder gänzlich abgasfrei unterwegs sind. Projekte zu fördern, liege derzeit im Trend, ist Nagel überzeugt. Knapp 20 000 Euro muss er zusammenbekommen. Fälligkeit: 4. Januar 2015. „Klappt es nicht, fahre ich auf

herkömmliche Weise weiterhin Taxi.“ Seit zehn Jahren kutschiert Jens Nagel seine Gäste von A nach B. Seit Langem,erzählt der Leipziger,störe ihn an seinem Job, dass er nur bedingt beziehungsweise sehr wenig Einfluss nehmen kann auf die Umweltbelastung.Mit einer eigenen Taxi-Lizenz will Nagel den CO2Ausstoß verringern. „Bisher arbeite ich als Angestellter im Taxibetrieb.Die von mir gewünschten Veränderungen sind aber nur mit einem eigenen Unternehmen möglich. Diese Gelegenheit bietet sich mir jetzt.“ Jetzt zahlen, später etwas bekommen, so funktioniert das Crowdfunding für kühne Ideen und Projekte, die die Internetnutzer mit ihren kleinen Beträgen unterstützen.„Das Geld benötige ich für die Taxikonzession und das erste Elektrotaxi einschließlich eines Fahrradträgers“, erklärt der Jungunternehmer. Zurückgeben wolle er das gute Gefühl, „einen Beitrag zum Klimaschutz geleistet zu haben“. Darüber hinaus bietet Nagel Taxigutscheine, einen Stadtrundgang oder kleine, ökologische Aufmerksamkeiten an. Etwa das Samenpapier, welches 100 Prozent recycelbar ist und Blumensamen enthält. Beim Pflanzen wird das Papier über Nacht eingeweicht, dann mit etwas

Erde bedeckt, angegossen, und nach einigen Tagen sind die ersten Keimlinge zu entdecken. Auch abseits der Straße führe Nagel ein ressourcenschonendes Leben. „Ich achte darauf, bewusst zu konsumieren.“ Dazu gehöre beispielsweise der wöchentliche Einkauf auf dem Biomarkt. Und eins noch:Nagel will sein Projekt zudem als soziales Unternehmen entwickeln. „Mir geht es nicht um Gewinnmaximierung,sondern um Verantwortung und Lösung

sind aber auch andere Namen wie Paris oder Berlin zu finden.Klein-Leipzig besteht aus bäuerlichen Wirtschaften.Die Kolchose gehört zwar der Vergangenheit an, Landwirtschaft wird aber nach wie vor betrieben. Es gibt sogar eine Schule, in der auch Deutsch unterrichtet wird.Dazu einen Kindergarten und ein Kulturhaus. In Paris, einem der Nachbardörfer,hat eine Telefon-Gesellschaft einen Funkmast in Form des Eiffelturms erbaut, sozusagen en miniature. Deshalb sind Elsa Timerchanowna, die Bürgermeisterin von Leipzig, sowie die anderen Einwohner begeistert von der Völkerschlachtdenkmalsidee

Von hinten soll das Monument eine Treppe haben,damit Besucher in die Weite der Steppe schauen können. Im Inneren gibt es einen Sarkophag und eine Ausstellung „Steine gibt es im Ural genug,sie liegen quasi vor der Haustür.Bauleute und ein Kran stehen bereit“,sagt Yurushbaev,der bis Ende Januar dort leben und den Härten des Winters trotzen will.Darüber will der freiberufliche Journalist auch einen Dokumentarfilm drehen.

Ganz ohne Hilfe funktioniert das ehrgeizige Projekt, das Yurushbaev „seine Mission“ nennt, freilich nicht. Es fallen Kosten von gut 100 000 Euro an, die über Spenden und Sponsoren aufgebracht werden müssen. Verschiedene Leipziger Vereine wie das Deutsch-Russische Zentrum, der Verein „Zu Hause“ oder der Verband „Jahrfeier Völkerschlacht bei Leipzig 1813“ sowie Privatpersonen wie Jens-Uwe Zäumer von der Firma Arobena unterstützen die Initiative. Für Yurushbaev wäre es eine Riesenfreude, wenn das Mini-Denkmal – das zumindestens einen Originalstein aus Leipzig haben wird – im Jahr der 1000-Jahrfeier 2015 steht. „Das Denkmal wird allen Soldaten aus der russischen Armee, die in der Völkerschlacht kämpften, gewidmet sein.“

gesellschaftlicher Probleme.“ So sollen seine künftigen Mitarbeiter eine überdurchschnittliche Bezahlung erhalten.Außerdem würden 50 Prozent der erwirtschafteten Gewinne ins Unternehmen reinvestiert.Weitere 50 Prozent sollen sozialen, kulturellen und ökologischen Zwecken zugute kommen. Juliane Lange Wer sich am Projekt beteiligen möchte, kann dies auf www.visionbakery.com

Seite 13 | LieBiGStRASSe AKtUeLL Jenseits der LieBiGStRASSe
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Jens Nagel sieht sich als Taxi-Unternehmer der grünen Art. Ist mit einem Stein vom Völkerschlachtdenkmal in den Ural geflogen: Nasur Yurushbaev. Im dortigen Leipzig will er ein Mini-Denkmal errichten.

pieks statt party

Impfungen schützen effektiv gegen Kinderkrankheiten

Masern, Windpocken, Kinderlähmung – Krankheiten gibt es viele. Ebenso auch Impfungen – und damit auch Impfgegner, die sogenannte Windpocken- und Masernpartys anstatt einer Schutzimpfung empfehlen. Prof. Volker Schuster, Leiter der Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Leipzig, klärt über Impfungen und neue Impfempfehlungen auf.

Der Impfpass gehört in den ersten Lebensjahren eines Kindes zu den wichtigsten Unterlagen von Mama und Papa. Hier sieht jeder Arzt sofort, welche Impfungen bereits gegeben wurden und welche noch ausstehen. Neben den seit Jahrzehnten bekannten Impfungen beispielsweise gegen Mumps, Diphtherie und Tetanus gibt es auch neue Impfstoffe.So wurde auf dem Sächsischen Impftag im März dieses Jahres die Meningokokken-Typ-B-Impfung vorgestellt.

Volker Schuster erklärt den Vorteil des neuen Impfstoffes: „Bisher gab es nur die Meningokokken-Typ-C-Impfung,die aber nur gegen 20 bis 25 Prozent der Erreger,die eine schwere Hirnhautentzündung auslösen, wirkt. Mit der neuen Impfung kann man dagegen 60 bis70 Prozent der Erreger in unseren Breiten bekämpfen.“ Außerdem empfiehlt er zwischen dem zwölften und 17. Lebensjahr die HPV-Impfung: „Diese Impfung

Mit Masern,Mumps oder Röteln muss sich heute niemand mehr anstecken. Seit Langem haben sich Impfungen im Kindes- und Jugendalter bewährt.

schützt vor Gebärmutterhalskrebs, aber auch Genitalwarzen.Bisher wurde sie nur Mädchen und bestimmten Risikogruppen empfohlen. Mittlerweile wird in

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Wann und wo?

Sachsen aber auch Jungen eine Impfung gegen diese Erkrankung angeraten.“ Mit Masern,Mumps, Röteln und vielen weiteren Erkrankungen muss sich heut-

zutage niemand mehr anstecken, denn seit Langem haben sich Impfungen im Kindes- und Jugendalter bewährt. Trotzdem sind viele Eltern verunsichert,ob eine Impfung nun Schutz bietet oder nicht. Für diese nimmt man sich an der Uniklinik Leipzig besonders viel Zeit: „Wir klären die Eltern ausführlich über die Impfrisiken auf, von denen es aber nur sehr wenige gibt.“ So versichert Volker Schuster:„Echte Impfschäden sind extrem selten.Da die meisten Impfungen im Kindesalter gegeben werden und in diesem Zeitraum Kinder auch oft krank werden,wird häufig behauptet, dass hier auftretende Krankheiten Impfschäden sind. Einen kausalen Zusammenhang gibt es allerdings nicht.“ Antje Schmidt

Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums

Leipzig

Liebigstraße 20a, Haus 6, Telefon: (0341) 97 262 42

Spezialsprechstunde Impfberatung: Montag 9 bis 17 Uhr, Dienstag (in 14-täglichem Rhythmus) 14 bis 17 Uhr

Die bereits erschienenen Teile der Ratgeber Ernährung und Bewegung sowie alle Apotheker-Tipps können Sie im OnlineArchiv der „Liebigstraße aktuell“ unter www.uniklinikum-leipzig.de nachlesen.

„Verbeugung vorJapan“ in der Kinderradiologie

In den vergangenen Jahren hat es Anja Tchepets nach Japan verschlagen – ohne dass sie je da war. Seit 2010 arbeitet die Künstlerin an einer Serie von Bilderbüchern, die thematisch und visuell eine direkte Verbindung zu dem fernöstlichen Land herstellen. Ein Teil ihrer Werke ist nun in den Räumen der Kinderradiologie am UKL zu sehen. Ihre von Hand gedruckten und kollagierten Bilder nennt Anja Tchepets eine „Verbeugung vor Japan“ Die wesentlichen Elemente des japanischen Farbholzschnittes, wozu eine klare Linienführung, stilisierte Formen, farbig gefüllte Flächen sowie das Fehlen von Perspektive gehören, finden sich auch in ihren am UKL gezeigten Bildern wieder Schon als Kind war die Künstlerin fasziniert von japanischen und chinesischen Drucken, viele Jahre später bekam sie durch einen befreundeten Londoner Galeristen die Möglichkeit, die traditionelle Kunst an zahlreichen Originalen zu studieren. Mit ihren eigenen Bildern schafft sie neue Kunstwerke aus den Personen und Landschaften, die ihr bei den alten Meistern begegnet sind ukl

„kimonokabukisushi“ Collagen und Drucke von Anja Tchepets Räume der Kinderradiologie, Liebigstraße 20a, Haus 6. Zu sehen bis 6. März

Für alle Blutspendewilligen, die mit einer guten Tat in ihr Wochenende starten möchten: Jeden letzten Sonnabend im Monat lädt die Blutspendeeinrichtung auf dem Klinikgelände ein.

Weitere Informationen rund ums

Blutspenden finden Sie im Internet unter: www.blutbank-leipzig.de

Blutspendeinstitut jeden Mo. und Fr. 7:00 bis 19:00 Uhr Johannisallee 32, Haus 8, 04103 Leipzig Di bis Do 8:00 bis 20:00 Uhr Institut f. Transfusionsmedizin, Nord Mo geschlossen Delitzscher Str. 135, 04129 Leipzig Mi 8:00 bis 14:00 Uhr Di., Do., Fr 13:00 bis 19:00 Uhr Gesundheitsamt Grünau jeden Mo und Do 13:30 bis 18:30 Uhr Miltitzer Allee 36, 04205 Leipzig Gustav-Hertz-Gymnasium jeden 2. und 4. Dienstag/Monat 14:00 bis 18:00 Uhr Dachsstr 5, 04329 Leipzig AWONordsachsen Neuhofstraße 19A, 04109 Bad Düben Di., 02.12.14 13:30 bis 19:00 Uhr Grundschule Belgern Do 04.12.14 14:30 bis 18:00 Uhr Schulstr 12 04874 Belgern Mehrzweckhalle Taucha Geschw.-Scholl-Str 6 Di., 09.12.14 14:00 bis 19:00 Uhr 04425 Taucha
Blutspendeinstitut Sa 27.12.2014 9:00 bis 13:00 Uhr Johannisallee 32, 04103 Leipzig
Institut für Transfusionsmedizin
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Dasuni-klinikum aufeinen Blick

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Liebigstraße 20a, 04103 Leipzig Öffnungszeit 24 stunden täglich schwangerenambulanz - 23494

infoabend für werdende eltern- 23611

eine anmeldung zur entbindung ist nicht erforderlich.

Mehr informationen unter www.geburtsmedizin-leipzig.de

Zentraler empfang

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Blutbank (blutspende)

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kliniksozialdienst - 26206

seelsorge - 15965 / - 15967 / - 26126

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