GE:kult Nr. 5

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Bevor Jürgen Buhre Künstler wurde, machte er eine Malerlehre. Nein, nicht an der Kunstakademie, sondern in einem handwerklichen Malerbetrieb. Seine Eltern wollten gerne, dass er den Betrieb seines Onkels im Harz übernimmt. Zunächst lebte er sein kreatives Talent aus, indem er Werbebilder auf Hauswände malte, bevor er damit begann, sich künstlerisch zu betätigen. Und dann hatte er das Glück, einen international tätigen Galeristen und Kunstsammler kennen zu lernen, der ihm ermöglichte, seinen Lebensunterhalt im unmittelbaren Umfeld der Kunst zu verdienen. Als Galerieassistent lernte er eine Vielzahl von renommierten Künstlern und ebenso viele Kunstexperten und Kunstsammler kennen, kam in der Welt herum und hatte nebenbei noch Zeit, seine eigene Kunst weiter zu betreiben. „Als Quereinsteiger hat man es Anfangs doppelt schwer. Man muss Hürden nehmen, die man mit einer akademischen Ausbildung gar nicht in den Weg gelegt bekommt“, erklärt Buhre. Aber ich hatte viel Glück, großzügige Förderer und habe unermüdlich für meine Kunst gearbeitet.“

Jürgen Buhre - Mail: buhre@juergen-buhre.de - Tel. +49. 209. 3 26 07 www.juergen-buhre.de Atelier: Künstlerzeche „Unser Fritz 2/3” , Herne

Jürgen Buhres farbige Reliefs entstehen heute auf Leinwänden, die er immer wieder mit neuen Farbschichten überzieht. In der frühen Phase schuf er Dreidimensionalität durch die Aufeinanderschichtung von Pappe und Papier. Mit beiden Verfahren erzielt er intensive haptische Reize. In die Flächen ritzt er dann seine Figuren, die er anschließend mit dunklen Strichen betont. „Zu Beginn des Malprozesses kann ich nicht sagen, wie das fertige Bild aussehen wird. Meine Figuren sind manchmal schon in den Malgrund eingebettet oder sie reagieren aus den ent-

Seinen künstlerischen Stil hat Jürgen Buhre bereits ziemlich früh gefunden. Seine Malerei entwickelte sich bereits in den 80er Jahren in Richtung „Informel“. Das Thema seiner Bilder sind Farbflächen und Strichfigurationen. Diese nicht gegenständlichen, aber doch klar als Figuren erkennbaren Wesen wurden vom chinesischen Kunstprofessor Qi Yang sogar als „Buhre-Being“, als „Buhre-Menschen“ bezeichnet. Sie leben in einer von intensiven Farbflächen und Reliefstrukturen geprägten Umwelt, wobei die linearen Figuren häufig an die Grenzen unterschiedlicher Areale und in Spannung zu den unterschiedlichen Flächen stehen. – „... die Menschen in seinen Bildern haben einen Standpunkt. Er ist Ausdruck einer innerbildlichen und zugleich die Grenzen der Bildflächen sprengenden Kommunikation“, beschreibt der Kunsthistoriker Dr. Falko Herlemann die Spannung zwischen Figur und Grund in Jürgen Buhres Bildern. „Es ist eine expressive Welt aus Farbe mit ins Dramatische gesteigerten Strukturen. Die einfachen Figurationen schaffen Ruhe. Sie werden, auch wenn sie oft ganz an den Bildrand gerückt sind, zum zentralen Blickpunkt einer vielfach belebten farbigen Welt.”

Wichtige Unterstützer in Gelsenkirchen waren die 2003 verstorbene Kunsthistorikerin Anneliese Knorr, ehemals Leiterin der Kommunalen Galerie und Vorsitzende des Kunstvereins Gelsenkirchen und der Gelsenkirchener Kulturdezernent Peter Rose. In der Kommunalen Galerie Gelsenkirchen fand 1998 auch eine von Jürgen Buhres ersten größeren Ausstellungen statt. Es folgten Ausstellungen in der Volksbank Ruhr-Mitte, im Schloss Herten, im Halfmannshof und eine erste Beteiligung an der Künstler-Jahresschau des Kunstmuseums Gelsenkirchen. Bei einer Ausstellung bekam er auch den ersten Kontakt zur Künstlerzeche „Unser Fritz“ in Herne-Wanne, wo er inzwischen sein Atelier hat. Als dort auf einen Schlag vier bis fünf zusätzliche Räume verfügbar waren, bewarb er sich und gehörte mit zu den von der Jury Ausgewählten. Inzwischen ist er noch einmal intern umgezogen und arbeitet nun in einem schönen, hellen und großen Atelier im Obergeschoss des ehemaligen Zechengebäudes. Zusammen mit seiner Lebenspartnerin Margarete Gockel lebt Jürgen Buhre seit Jahren in Gelsenkirchen-Buer, arbeitet in Wanne-Eickel und ist weltweit in Sachen Kunst unterwegs. Vertreten wird er durch die Krefelder Galerie Peerlings und Galerien aus Düsseldorf, Zürich, Mallorca und Shanghai. Mittlerweile ist er zum zweiten Mal in der Großen Düsseldorfer Kunstausstellung vertreten.

stehenden Flächen heraus“, erklärt der Maler. „Alle meine Bilder haben Bezug zu erlebten Situationen. Es sind Bildgeschichten.“ Inzwischen ist Buhre auch dazu übergegangen, seinen Bildern Titel zu geben, die die Phantasie der Betrachter anregen, wie z.B. „Kassandra“, „Kleine Liebschaft“ oder „Gegenseitige Anerkennung“. – Seit Ende der 90er Jahre beschäftigt Jürgen Buhre sich zusätzlich mit dreidimensionalen Objekten. Die Figurationen treten aus den Farbräumen heraus in den realen Raum. Seine freistehenden Skulpturen bestehen aus vielfältig geformten Eisenstangen. Wie bei den Figurationen in seinen Bildern wird die Körperform auf eine Linie reduziert. Auch seinen Skulpturen gibt er inzwischen beziehungsreiche Namen wie „Die Liegende“ oder „Die Tänzerin“.


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