LOFFICE Coworking Wien @ Fokus

Page 1

Immobilien

Text Peter Matzanetz Fotos LOFFICE

Co-working: Graues Großraumbüro war gestern – heute ist alles bunter und freier.

Eintritt in die neue Arbeitswelt

„Office to Go“ So könnte man in Anlehnung an den modernen mobilen Kaffeegenuss das Arbeitsgefühl in den neuen Loft-Offices bezeichnen. Ein Lokalaugenschein im neuen LOFFICE in der Schottenfeldgasse in Wien-Neubau bringt Einblicke in einen neuen Working-Lifestyle.

Ambiente. Kein Design von der Stange – mit „young urban Art“ zum Wohlfühlambiente ...

Individualisten. Platz ist noch genug in den Gemeinschaftsräumen, die von Individualisten auch individuell gebucht werden.

Loft-Office. Eine ganze Batterie Schreibtische, Pinnwände, ein paar Topfpflanzen und ein Kopiereck, Neonlicht und Fenster irgendwo im Hintergrund – so kennt man das allseits gefürchtete Großraumbüro. Ein Büroloft in der Wiener Schottenfeldgasse präsentiert sich quasi als Gegenmodell in der „Büroneuzeit“. Beim Loffice – der Name steht als Kurzform für „Loft-Office“ – handelt es sich um einen großen offenen Arbeits­ bereich für Individualisten, die sich an einem Ort zur Bürogemeinschaft zusammenfinden. „Das Loffice ist für junge Leute, die ein schönes Arbeitsumfeld schätzen“, meint Kata Klementz, eine der Initiatorinnen des neuartigen Loft22

Fokus

Office, das mitten im 7. Wiener Gemeindebezirk temporäre Arbeitsplätze anbietet. Den Stil des ungebundenen Arbeitens haben die Google-Programmierer in San Francisco erstmals nach der Jahrtausendwende in die breite Öffentlichkeit getragen. Die hatten nämlich erkannt, dass in Kombination mit offenen Desks und Wohlfühlambiente die grauen Zellen manchmal auf Gedanken kommen, die im traditionellen Arbeitsumfeld auf der Strecke bleiben. WORKING SPIRIT. Urban, international und trendig – so präsentiert sich jene Art zu arbeiten im neuen Wiener Loffice, das eigentlich ein Ableger eines Budapest Februar/märz 2012

Februar/märz 2012

Fokus

23


„Man soll hier Kreativität ausleben, ganz frisch und frei.“ Kata Klementz, Büroinhaberin

bereits erfolgreich etablierten Konzeptes ist. Kata Klementz wünscht sich für alle ihre Büros Leute, die mit der Idee etwas anfangen können: „Wir freuen uns, wenn man sich mit dem Arbeitsplatz identifiziert.“ Dem Working Spirit soll durch die Gestaltung des Arbeitsumfelds auf die Sprünge geholfen werden. Dieses ist ambitioniert und kunstvoll. Beispielsweise gibt es nicht einfach Tische, sondern Designertische von unterschiedlichem Gepräge. Als beschreibbare Tafel, Schullandkarte oder in graviertem Blattgold sind sie variantenreich gestaltet. Abwechslungsreich sind nicht nur die ­Arbeitsplattformen, sondern praktisch sämtliche Einrichtungsgegenstände. Warum das so ist? „Man soll hier Kreativität ausleben können, ganz frisch und frei“, meint Klementz. Die solcherart ästhetisch renovierten Loft-Räume befinden

sich im Gebäude einer ehemaligen Schuhfabrik und stehen mit der Art der Immobilie ganz im Element der Wiener Coworking-Pioniere der „Schraubenfabrik“. Die heimische Co-working-Variante, in einem frühen Presseartikel auch als „Arbeitsinsel der Seeligen“ gepriesen, gibt es seit 2002. Gemeinsam statt einsam Arbeiten hat man sich also bereits früh zur Maxime gemacht, und die Networking-Plattform hat sich mittlerweile als Anlaufstelle für ambitionierte Ich-AGs etabliert. SOCIALIZING. Bei den Gemeinschafts­ büros der neuen Generation handelt es sich also um Einrichtungen, wo es einfach um mehr geht als um Arbeitsleistung pro Zeit. Sie erschließen dem individuellen Dienstleister quasi eine Plattform, die zum Kreuz- und Querdenken animiert. Weil es keine ablesbaren Hierarchien, kaum räumliche Trennelemente und schon gar keine grauen Funktionsmöbel mit Schiebefronten gibt, passen sie nicht ins typische Vorstellungsbild zum Thema Büro. Stattdessen gibt es jede Menge So­ zialräume. Viele gruppenweise gestalteten Sitzgelegenheiten und Meetingräume machen auch im Loffice deutlich, dass es sich definitiv um einen Co-workingBereich handelt. Das abwechslungsreiche Ambiente lässt darauf schließen, dass man hier einen reichhaltigen Büroalltag haben kann. Kunstvolle Lampenschirme, Bilder und Einrichtungsgegenstände junger aufstrebender Designer und Künstler schmücken die Wände. Hier wurde offensichtlich Sorge dafür getragen, dass den Mietern nicht die Inspiration ausgeht. DIGITAL BOHeME. Anders als bei anderen Co-working-Stationen der Stadt war beim Loffice bewusst eine Lage in ­einem lebendigen Umfeld gewählt worden. Ein eigener Kundenstock soll angesprochen werden. Die Charakterzüge der Zielgruppe könnte man als international, weltoffen und innovativ bezeichnen. Die Leute jener Gruppe sind mobil, wollen gut vernetzt sein und genießen es, ihren eigenen Spielraum zu haben. Sie sind jung und aufstrebend – die komplizierte Art des Aufbaus von Infrastruktur und Netzwerken ist ihre Sache nicht. In den Loft-Offices lässt sich das offensichtlich ganz gut vermeiden. In Anleh-

24

Fokus

Februar/märz 2012

Socializing. Viel Kontakt mit Gleichgesinnten ist durchaus beabsichtigt in den Loft-Offices.

nung an intellektuelle Einzelgänger früherer Tage bezeichnet man jene „working class“ darum auch bereits als die „digital Boheme“. Vermutlich ist es kein Zufall, dass sich nicht unweit vom Wiener BüroNewcomer Loffice in der Lindengasse auch das „Vienna The Hub“ befindet, wo man sich einen „new way of doing business“ als exklusiven Working-Lifestyle auf die Fahne geheftet hat. Die 30 Standorte der Bürokette sind über die ganze Welt verstreut und fungieren so auch als weltweites mobiles Zweigbüro für Individua­ listen. Wer hier dabei ist, ist praktisch auch auf fünf Kontinenten vertreten. Treffen, Kontakte knüpfen und voneinander lernen ist im „The Hub“ – zu Deutsch Knoten – besonders angesagt. 4.000 Unternehmer werden als Nutzer der Bürodienstleistungen angegeben und das miteinander „Networken“ kann man auch als eine Art Entrepreneursclub verstehen. Das Bezahlungsmodell wird denn fast so wie ein Eintrittsgeld gehandhabt, nämlich auf Stundenbasis. Geboten werden dafür auch Vorträge und Gemeinschaftsaktionen. BESSER ALS STARBUCKS. Um den Kaffee muss man sich als Mieter in den Loft-Offices nicht extra kümmern, denn Februar/märz 2012

der wird bereitgestellt. Also warum mit dem Laptop zu Starbucks gehen, wenn man quasi um den Preis des Kaffees dort auch seinen heterogenen Arbeitsplatz haben kann – Kaffee inklusive. Überhaupt ist in den modernen Arbeitsbereichen eher alles da, auch die Küche nebst IkeaGeschirr und insbesondere auch, was es früher ja einmal gab und nun ein Comeback feiert, nämlich die Duschgelegenheiten. Brauchte man die Waschgelegenheit dereinst der körperlichen Arbeit wegen und um nach getaner Arbeit frisch zu werden, ist das heutzutage umgekehrt. Nun geht es eher darum, um nach der Anfahrt mit dem Rad Sauberkeit und Frische für den Job zu haben. Da hier Gleichgesinnte aus den verschiedensten Berufsfeldern unterschlüpfen, versprechen die neuen Arbeitswelten soziales Leben und darüber hinaus noch mehr. „Jeder kennt jeden im Haus“, erzählt Klementz von ihren Erfahrungen aus den Budapester Loffices und berichtet von gemeinsamen Feiern und gemeinsamen Kochaktionen. In Zeiten, wo Kollegialität unter Kollegen rar geworden ist, kann sich im Loft-Office wieder Berufliches und Privates vermischen. Wo dem nicht so ist, gibt es Einstiegshilfen. Vom IT-Coach einmal in der

Woche bis hin zur Vermittlung von Services etwa Übersetzungs- oder Beratungsdienste wird vom Büro aus bei Bedarf rasch vermittelt. Insbesondere die kleinen, international agierenden Start-ups wissen das zu schätzen. GO! Noch herrscht im Loft-Office in der

Schottenfeldgasse der Eindruck vor, als ob man vor dem ersten Schultag in einen frisch ausgemalten leeren Klassenraum geht. Alles ist bereit für das dynamische Gruppenerlebnis, und die ersten Mieter ziehen demnächst ein. Der heimische Markt für Gemeinschaftsbüros ist damit um eine Facette reicher geworden. n

Information www.loffice.at Schottenfeldgasse 85, 1070 Wien Tel. +43 (0)1 890 46 01 – office@loffice.at Lindengasse 56, Top 18–19, 1070 Wien Tel. +43 (0)1 522 71 43 www.vienna.thehub.net Siebenbrunnengasse 44, 1050 Wien Tel. +43 (0)1 890 29 8, www.sektor5.at

Fokus

25


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.