HOPE_2025-1_Appenzellerland

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APPENZELLERLAND

SEITEN 30–31 KAMPF & KAPITULATION

Zerbruch, Krankheit und esoterische Praktiken dominierten einst das Leben von Miriam Zehr.

SEITEN 6–7

WEICHE SOHLEN, HARTER JOB

Hat sich im taffen Schuhbusiness erfolgreich durchgebissen: Claudio Minder.

SEITEN 8–9 TATKRÄFTIG & TALENTIERT

Sozialdiakonin Ursula Fröhlich hat immer ein Lied auf den Lippen.

BESTÄNDIG, BESCHEIDEN –UND UNENTBEHRLICH

LIEBE LESERINNEN UND LESER

In der heutigen Zeit wird Autonomie und Eigenständigkeit und damit auch starken Persönlichkeiten, welche die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ein hoher Stellenwert beigemessen. Gleichzeitig wird uns heute aber auch eine alte Weisheit vor Augen geführt: Erst durch die Beziehungen zu unseren Mitmenschen entwickeln wir uns wirklich. Dies stellt einen der grossen Widersprüche unserer Zeit dar. Nie zuvor wurde das Individuum derart in den Vordergrund gerückt – und nie zuvor war das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Verbundenheit und Anerkennung so gross.

In diesem Zusammenhang ist es gut, an jene zu denken, die sich – oftmals fernab des Rampenlichts – für unsere Gesellschaft einsetzen. Allzu oft wird die Aufmerksamkeit jenen zuteil, die sich am stärksten behaupten und sich besonders lautstark äussern. Es sind jedoch andere, diskretere Kräfte, die unsere Gesellschaft zusammenhalten. Frauen und Männer, die etwas geben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und die nicht das Rampenlicht suchen. Sie tragen Sorge für

ihre Angehörigen. Sie reichen ihrer Nachbarin oder ihrem Nachbarn die Hand. Sie engagieren sich, um einen Verein aufrechtzuerhalten oder ihr Quartier zu beleben. Sie knüpfen Tag für Tag die Bande unseres Zusammenlebens. Es ist wichtig, ihre diskrete, beständige und bescheidene Rolle im Dienste einer solidarischeren Gesellschaft anzuerkennen.

Das Engagement dieser Frauen und Männer ist nicht unbedingt aufsehenerregend, aber es ist von zentraler Bedeutung. Denn gerade in diesen unauffälligen Gesten liegt die wahre Stärke einer Gesellschaft. Dankbar denke ich an all diese Personen, die Hoffnung durch ihr Handeln greifbar machen: Menschen, die nichts einfordern, aber alles verdienen.

HERAUSGEBER

Impulse, die Leben verändern

REDAKTION

LAYOUT

AUSGABE 2025/1 IMPRESSUM

Diese Zeitung wurde durch die Medienorganisation Livenet (Bern) gemeinsam mit der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA (Zürich) sowie verschiedenen Partnern realisiert. Mehr zum Projekt finden Sie unter: www.hope-schweiz.ch.

Daniela Baumann (db.)

Florian Wüthrich (fw.)

Mirjam Fisch (mf.)

Manuela Herzog (mhe.)

Jaël Schultze (js.)

Markus Hänni (mhä.)

Nora Baumgartner (nb )

Daniel Gerber (dg.)

Andrina Mosimann

AUFLAGE 15'000

Christian
Beutler

KRIEG UND FLIEGEN

«Mit einem lokalen Pastor landeten wir einmal inmitten von Konfliktparteien», erinnert sich Simon Tanner, CEO der Helimission, die in Trogen beheimatet ist. Nachfolgend berichtet der Familienvater von Gottes Wirken durch die Organisation – und seine Frau Brikena von der Nacht, als sie ihre 18-jährige Tochter verloren …

Wo die Strassen enden, fliegt die Helimission Baumaterial, Medikamente und medizinische Einrichtungen in die entlegensten Gebiete dieser Erde. Dadurch erhalten Menschen Hilfe, die sonst keinen Zugang zu medizinischer Versorgung hätten. In besonders schwerwiegenden Fällen, zum Beispiel bei lebensgefährlichen Verletzungen, werden Betroffene auch in Kliniken ausgeflogen. Dieser Transport dauert meist nur eine halbe Stunde – im Gegensatz zu einem mühsamen Fussmarsch auf einer Bahre durchs Dickicht, der ein bis zwei Tage beanspruchen würde.

Stammeskonflikte beigelegt

Obschon der Hauptsitz nicht in Genf, New York, London oder Paris liegt, sondern hier im Appenzell, in Trogen, betreibt die Helimission Weltpolitik: Ihre Einsätze führten bereits mehrfach dazu, dass blutige Stammeskonflikte beigelegt werden konnten. «Wie viele Konflikte durch unsere Arbeit ein Ende fanden, kann ich nicht sagen», erklärt Simon Tanner, CEO der Helimission. «Mit einem lokalen Pastor landeten wir einmal inmitten von Konfliktparteien», erinnert er sich. «Die Situation war sehr angespannt, ein Beziehungskonflikt, der in Morden gipfelte und diese Krise ausgelöst hatte. Gott schenkte Gnade und dem Pastor Weisheit, mit den Clan-Führern zu verhan-

Name: Simon Tanner

Alter: 60 Jahre

Familie: Verheiratet, 3 Kinder

Wohnort: Trogen

ZUR PERSON

Was bringt Sie zum Lachen?

Appenzeller-Witze, z. B.:

Warum lachen Appenzeller beim Fussballspielen? Weil sie das Gras unter den Armen kitzelt.

Worüber denken Sie oft nach? Über unsere Kinder – alle drei …

Was würde uns an Ihnen überraschen?

Dass ich den Sound alter Amis mit V8 Motoren liebe.

Was möchten Sie gern erleben?

Dass heute noch Kranke geheilt werden wie zu Zeiten Jesu.

Wann geraten Sie in einen Flow?

Wenn ich über Gottes Wirken in der Arbeit der Helimission berichte.

deln und schlussendlich Frieden zu bringen.» Das Erlebnis ist im Dokumentarfilm der Helimission «Friedensstifter» festgehalten. Ein Einsatz, der den Friedensnobelpreis verdienen würde.

«Wir machen die Hilfslieferungen nicht davon abhängig, ob wir auch die gute Nachricht verkünden können – wo Not herrscht, hilft man einfach!»

Bereits früh mit an Bord Simon war als junger Mann Basisleiter der Helimission in Albanien. Er fuhr Lastwagen, holte Bewilligungen ein, um in Zusammenarbeit mit Regierungsvertretern Hilfsgüter zu Bedürftigen zu bringen. Sein Vater Ernst gründete die Helimission 1971 und predigte jeweils vor Einheimischen. «Wir machen die Hilfslieferungen nicht davon abhängig, ob wir auch die gute Nachricht verkünden können – wo Not herrscht, hilft man einfach!», erklärt Simon. «Fragt man uns nach unserer Motivation, sprechen wir gern von Gottes Liebe, die wir praktisch umsetzen möchten.»

Durchs Übersetzen überzeugt

Brikena, eine junge Albanerin, übersetzte Ernst Tanner bei den Einsätzen. «Ich bin atheistisch aufgewachsen», erzählt sie im Rückblick. «Gewisse Ausdrücke kannte ich gar nicht, fragte mich etwa: Was heisst ‹Praise the Lord› oder ‹Halleluja› auf Albanisch?» Der Inhalt der Predigten und der engagierte Einsatz für Menschen in Not überzeugten Brikena. Heute ist sie Simons Ehefrau und überzeugte Christin. Die beiden haben zwei Töchter und einen Sohn.

Das Unfassbare

«Im Frühling 2021 wollten wir für drei Tage nach Davos, um auszuspannen, und verabschiedeten uns von unseren Kindern. Nie hätten wir gedacht, dass wir Deborah nicht mehr lebend sehen würden …», erinnert sich Brikena. Ihre 18-jährige Tochter hatte ein paar Kolleginnen aus der Schule eingeladen. Als sich eine Freundin spätabends verabschiedete, lud sie Deborah ein, eine kurze Spritzfahrt mit ihrem sportlichen Wagen zu unternehmen. Doch die Fahrerin war ortsunkundig, verfehlte die Kurve und die beiden jungen Frauen stürzten mit dem Auto in eine Schlucht. Deborahs Bruder war als erster vor Ort, 700 Meter von zuhause entfernt. Seine Schwester überlebte den Unfall nicht, die Kollegin kam mit einer kleinen Schramme am Knie davon.

Hiobsbotschaft in der Nacht

«Als zwei Polizisten um halb vier Uhr morgens vor unserer Tür standen, wussten wir: Es ist etwas Schlimmes geschehen», hält Brikena fest. Das Ehepaar erfuhr vom Unfalltod der Tochter und kehrte nach Hause zurück. Brikena fährt fort: «Am Anfang funktioniert man einfach und organisiert die Beerdigung.» Es war CoronaZeit, sie mussten eine Trauerkarte verfassen,

durften nur 50 Personen in die Kirche einladen … Simon funktionierte und organisierte – Brikena ist ihm heute noch dankbar, dass er das konnte, auch Deborahs Schwester war allen eine grosse Hilfe.

«Als zwei Polizisten um halb vier Uhr morgens vor unserer Tür standen, wussten wir: Es ist etwas Schlimmes geschehen.»

Vogelhäuschen zum Gedenken Tröstend gemeinte Worte wie: «Sie ist ja jetzt im Himmel, da geht es ihr gut!» prallten an den Trauernden ab. Brikena erklärt: «Es ist ein täglicher Lernprozess, wie man damit leben, damit umgehen kann. Man trägt das mit bis zum Lebensende». Ihr Therapeut riet, die Trauer zuzulassen. An einer solchen Tragödie nicht zu zerbrechen, sei auch eine Entscheidung, betont Brikena. «Er sagte uns, es gebe keine Abkürzung durch die Trauer – wir müssten den Weg gehen, bis wir spüren: Jetzt wird es leichter.»

zVg.
zVg.
Simon beim Dorfchef von Fierenana und seiner Frau.
Mehrere Konflikte konnten durch die Arbeit der Helimission beendet werden.

Später errichtete Simon eine Gedenkstätte an der Unfallstelle. Die Leute aus dem Dorf und ihre Freunde sollen sich dort an Deborah erinnern können. Nun steht ein Vogelhäuschen da, mit Bildern der Verstorbenen. Der Vater geht fast jeden Abend hin, zündet eine Kerze an. Auch andere schätzen diesen Ort.

«Jesus Christus hat in Fierenana ganze Arbeit geleistet – und es auf dem kleinen Fleckchen Erde am Ende der Welt Weihnachten werden lassen.»

Weihnachten in Fierenana

Trotz dieses Schicksalsschlages und mit Gottes Hilfe engagieren sich Tanners nach wie vor in ihrer Organisation. Abschliessend erzählt Simon von einer schönen Begebenheit: «Früher war der Dorfchef von Fierenana in Madagaskar ein gefährlicher Viehdieb, ein ‹dahalo›. Aus Angst vor ihm und seiner mordenden Bande machten

Menschen einen grossen Bogen um dieses Dorf. Als ich ihn wieder einmal besuchte, stellte ich fest, dass man sich heute nicht mehr vor ihm fürchten muss, Respekt gebührt ihm aber immer noch.» Was war geschehen?

Die Helimission hatte vor einiger Zeit Pastor Luciano in die Region eingeflogen. Simon fährt fort: «Mutig und zuversichtlich, dass Gott mit ihm ist, ging Luciano

in dieses Dorf und erzählte den Menschen die Hoffnungsbotschaft der Bibel.» Diese erweichte das Herz des Dorfchefs. Er fand zu Gott – und etliche Dorfbewohner folgten seinem Beispiel. Heute steht in Fierenana eine Kirche, die jeden Sonntag voll ist. Der Retter und Friedensstifter Jesus Christus hat in Fierenana ganze Arbeit geleistet – und es auf dem kleinen Fleckchen Erde am Ende der Welt Weihnachten werden lassen.» (dg./mf.)

HIER GEHT'S ZUM INTERVIEW MIT TANNERS IN VOLLER LÄNGE:

Ein starkes Team: Simon und Brikena Tanner.
Die Basis der Helimission in Trogen.

ÜBER NACHT 100

MITARBEITENDE MEHR

Schuhe sind zum Laufen da –und beim Unternehmen für Gesundheitsschuhe kybun Joya läuft’s wie geschmiert. Co-Geschäftsführer Claudio Minder kennt auch steinige, stürmische Zeiten. Nachfolgend und im Buch «The Joya Way» erzählt er, wie er damit umgeht.

Die 220 Seiten des Buches «The Joya Way» sind eine Achterbahnfahrt durch das packende Geschäftsleben von Claudio Minder und Karl Müller. 2008 nahm das Schuhabenteuer in Roggwil TG seinen Anfang. «Das Buch ist anders herausgekommen als geplant», verrät Claudio Minder und schmunzelt: «Wir hatten anfänglich ein Management-Büchlein von 20 Seiten für interne Zwecke im Kopf. Entstanden ist ein umfangreiches Werk, das andere Jungunternehmerinnen und -unternehmer motivieren soll. Viele sehen uns als Firma, bei der alles glänzt. Unsere Geschichte zeigt klar, dass es nicht immer nur bergauf geht. «The Joya Way» richtet sich an alle Menschen und ermutigt zum Dranbleiben, im Business und in Beziehungsfragen.»

«Ich bin sicher, dass ich nie allein unterwegs bin, es gibt eine höhere Instanz, die das Ganze mitsteuert: Gott hat bis heute seine Hände im Spiel!»

Viele Stürme erlebt Ausdrucksstark und eindringlich schildert der Autor Jyoti Guptara ein breites Spektrum von Ereignissen. Dazu sagt Minder: «Ich bin selbst überrascht, wie viele Stürme wir erlebt haben, in wie viele Katastrophen

Name: Claudio Minder

Alter: 45 Jahre

Familie: Verheiratet, drei Kinder

Wohnort: Im Appenzellerland

wir involviert waren und wie wir da jeweils herausgekommen sind …» Er denkt an untreue Geschäftspartner, einen dreisten Millionendiebstahl, geklaute Ideen und Billigkopien sowie drohenden Konkurs. «Es gab viel mehr Gründe aufzuhören, als weiterzumachen und an unseren Auftrag zu glauben. Wir hätten so oft aufgeben und alles einstampfen können», sinniert der Unternehmer. Am meisten beeindruckt den Mister Schweiz 2000 die Tatsache, dass es trotz aller Niederlagen immer wieder weiterging: Es waren auch die Momente, als sich Kunden dankbar zu Wort meldeten, die ihn und sein Team anspornten und zeigten, dass sich jede Mühe lohnt. Minder fügt hinzu: «Wir sind reich beschenkt und gesegnet. Niemand kann sich erklären, wie wir das alles hinbekommen haben; nicht einmal wir selbst. Ich bin sicher, dass ich nie allein unterwegs bin, es gibt eine höhere Instanz, die das Ganze mitsteuert: Gott hat bis heute seine Hände im Spiel!»

«Ich habe gelernt, abzuschalten und Zeit mit meiner Familie zu verbringen.»

Kybun küsst Joya Bis 2022 lag der Fokus von Claudio Minder und Karl Müller IV stark auf der Marke Joya. In einem längeren Prozess erfolgte die Zusammenlegung mit kybun, da sich Karl Müller III, Vater von Karl IV und Gründer von kybun, altersbedingt aus dem Familienbetrieb zurückziehen wollte. «Am nächsten Morgen hatten wir 100 Mitarbeitende mehr. Die Arbeit hat sich verdoppelt, gleichzeitig spüre ich einen enormen Frieden und erkenne Gottes Wirken in dieser Expansion», erklärt der dreifache Familienvater; seine Kinder sind 13, 11 und 9 Jahre alt. Diese aufwachsen zu sehen, ist Minder sehr wichtig: «Ich habe gelernt, abzuschalten und Zeit mit meiner Familie zu verbringen.» Auf die Wirren der Coronakrise angesprochen, antwortet er: «Auch unser Unternehmen geriet unter Druck, zugleich empfand ich diese Zeit als Segen, ich bin in den letzten vier Jahren ruhiger und besonnener geworden.»

In 40 Ländern vertreten Inzwischen ist das Unternehmen kybun Joya in 40 Ländern tätig und setzt jährlich 400'000 Paar Gesundheitsschuhe ab. «Ohne meinen Glauben würde ich das nicht schaffen. Unser Erfolg ist kein eigener Verdienst, wie gesagt, Gott mischt da kräftig mit. Bin ich ein guter Geschäftsmann? Ich

weiss, dass Gott es ist und er mir immer wieder gute Gedanken und Ideen schenkt. Natürlich gebe ich mein Bestes und bin bereit, die Extrameile zu gehen. Dabei bin ich sicher, dass Gott zu mir steht, auch wenn ich mal scheitere. Die Verantwortung spüre ich nur bedingt, weil ich weiss, dass Gott mitträgt und mich auch in schwierigen Situationen nicht im Stich lässt.»

«Die Verantwortung spüre ich nur bedingt, weil ich weiss, dass Gott mitträgt und mich auch in schwierigen Situationen nicht im Stich lässt.»

«Second Life» für Schuhe Im Wissen um ihren grossen Segen wollen die beiden Geschäftsführer der Gesellschaft etwas zurückgeben, insbesondere benachteiligten Menschen. «Als Unternehmer haben wir eine soziale Verantwortung», sagt Claudio Minder. Mit dem Projekt «Second Life» nehmen sie diese wahr. Alte Schuhe können von Kunden zurückgegeben werden und erhalten ein zweites Leben. Minder erklärt: «Wir reinigen beziehungsweise reparieren die Schuhe. Über Hilfsorganisationen wie ‹Licht im Osten › gelangen sie dann nach Moldawien, Rumänen oder in die Ukraine zu bedürftigen Menschen.»

«Als Unternehmer haben wir eine soziale Verantwortung.»

Für einen guten Zweck erklomm das Unternehmerduo 2022 den Kilimandscharo. «Wir halfen zusammen mit ‹Compassion › in Kinderdörfern, verteilten Essen und spielten mit den Kindern im Camp. Sie hatten riesige Freude – und wir erst!» Minder und Müller engagieren sich auch vor der Haustüre. «Karl verteilt an der St. Galler Gassenweihnacht am 25. Dezember jeweils Schuhe an obdachlose und randständige Menschen», sagt Claudio und bekräftigt: «Was Gott uns anvertraut, ist auch zum Weitergeben.» (dg.)

Auf dem Kilimandscharo.

URSULA FRÖHLICH

«HILFE ANZUNEHMEN, IST KEINE SCHANDE»

Ursula Fröhlich singt und musiziert gern. Damit hat sie immer wieder herausfordernde Zeiten überstanden. Im Moment erholt sie sich von einer Rückenoperation, die durch einen Bandscheibenvorfall nötig wurde. Kraft zum Durchhalten holt sie sich bei Gott.

«Als ich einen Liegestuhl zusammenlegte, knackste es leicht in meinem Rücken», erzählt Ursula Fröhlich aus Herisau. Es geschah während der Sommerferien im Tessin – Ursula musste in gebückter Stellung ausharren. Im Laufe der Nacht entwickelten sich unerträgliche Schmerzen, so dass ihre Freundin sie am folgenden Tag in die Notaufnahme des Spitals in Lugano brachte. Dort wurde Ursula mit starken Medikamenten behandelt, damit sie in der Lage war, die Heimreise anzutreten. Wieder zu Hause schluckte die 62-Jährige weiterhin die verschriebenen Schmerztabletten. Obwohl sie immer müde war, konnte sie höchstens drei Stunden am Stück schlafen, dann weckten Schmerzen sie wieder auf. Ihr reicher Schatz an geistlichen Liedtexten half Ursula in diesen langen Wachzeiten. Kirchenlieder wie «In dir ist Freude, in allem Leide, du mein lieber Jesus Christ» bekamen eine neue Bedeutung. Oder sie stand auf, sagte innerlich beim Einatmen «Jesus …» und beim Ausatmen «… erbarme dich!». So fand sie immer wieder zur Ruhe – und für einige weitere Stunden Schlaf.

Freunde sind da «Meine Familie und meine Freunde standen mir zur Seite – sie waren mein Netz, das mich trug», hält Ursula fest. Nun zeigte sich die Kraft der Freundschaft. «Ich weiss nicht, wie ich diese Zeit ohne sie und Gottes Hilfe durchgestanden hätte.» Viele beteten für Ursula, brachten mit ihr zusammen die Not vor Gott. Ursula erinnerte sich an eine Geschichte, die Jesus seinen Nachfolgern erzählte (nachzulesen im Markus-Evange-

Name: Ursula Fröhlich

Alter: 62 Jahre

Wohnort: Herisau

lium, Kapitel 2, Verse 4–5). Sie wollten ihren gelähmten Freund zu Jesus bringen. Weil das Haus, in dem er zu den Menschen sprach, rappelvoll war, stiegen sie mit ihm aufs flache Dach. Sie schlugen ein Loch in die Decke und seilten ihren Freund samt seiner Matte ab – direkt vor die Füsse von Jesus. Dieser heilte ihn umgehend. «Mir kam es vor, als ob meine Freunde mich als Gelähmte in ihren Gebeten vor Gott brachten», erinnert sich Ursula. Nach wie vor fand sie Zuversicht und Kraft in alten und neuen geistlichen Liedern sowie Psalmen. Als sich im Bein Lähmungserscheinungen zeigten, wurde eine Operation empfohlen. Diese liegt nun drei Monate zurück, die rasenden Schmerzen ist Ursula los, es sind keine Schmerzmittel mehr nötig. Sie weiss, dass es lang dauern kann, bis sich der betroffene Nerv erholt hat und keine Symptome mehr zu spüren sind. Aber sie ist sehr dankbar für die geglückte Operation und hat nun gute Chancen auf vollständige Genesung.

Zwei statt eins «Ich bin ein Überraschungskind», verrät die fröhliche Frau und lacht. Bei ihrer Geburt im Spital Winterthur hatte der Arzt gerufen: «Oh, da kommt noch eines …» Niemand hatte in den 60-er-Jahren bemerkt, dass ihre Mutter Zwillinge erwartete. Der Bruder wog 2500, sie 1900 Gramm. Das Mädchen wurde sofort nach Zürich auf die Säuglingsabteilung der Privatklinik Bethanien gebracht. «Dort wurde ich in eine Isolette gelegt und von Diakonissen liebevoll aufgepäppelt.» Ursulas Mutter war stark herausgefordert mit der Pflege und Versorgung einer Dreijährigen und einem Zwillingspärchen. «Mein Vater half, wo er konnte, aber es war eine sehr anstrengende Zeit für meine Eltern», weiss Ursula.

«Es ist Jesus, der das bewirkt.»

Ausstrahlung und Einladung

Die beiden Kleinen entwickelten sich gut, sie gingen bis zur Matura in die gleiche Klasse. «Mein Bruder passte auf mich auf, ich war manchmal ziemlich eigensinnig …», erinnert sich die Zwillingsschwester und schmunzelt. Beide engagierten sich in der Jungschar. In einem Ausbildungskurs lernte sie Gitti kennen. Deren besondere Ausstrahlung weckte Ursulas Neugierde. «Es ist Jesus, der das bewirkt», erklärte Gitti schlicht. «Das möchte ich auch!», fand Ursula und fragte, was sie dafür tun müsse. «Du kannst zu Jesus beten und ihn in dein Leben einladen – dann bist du ein Kind Gottes», erklärte Gitti. Noch am gleichen Tag setzte Ursula dies um.

Seither ist sie begeisterte Jesus-Nachfolgerin, pflegt eine tiefe Freundschaft mit ihm und erfährt so immer wieder Freude und Kraft.

Beruf des Herzens

Die Frage in einer Zeitschrift «Was würdest du tun, wenn du nur noch ein Jahr zu leben hättest?» wühlte die damals 17-Jährige auf. Anstatt Lehrerin zu werden, wollte sie ihr Leben dafür einsetzen, anderen Menschen von der guten Nachricht zu erzählen, die ihr Leben so reich machte. Als Sozialdiakonin bekam sie die Möglichkeit, Religionsunterricht zu erteilen und später auch Gottesdienste zu halten. Bereits als junge Erwachsene lernte sie Roman kennen und lieben. Nach der Hochzeit 1988 gründeten sie eine Familie, Ursula wurde Hausfrau und Mutter. Sie lebten in Chur, wo sie sich in der Alkohol- und Suchtberatungsstelle Blaues Kreuz Graubünden engagierten.

Lesen, schreiben, rechnen – beten Von einem südafrikanischen Freund hörte das Paar von einer Schule, in der mit einem christlichen Ansatz unterrichtet wird. Das faszinierte die beiden und sie suchten nach Möglichkeiten, ihre Kinder hierzulande so zu schulen. Es würde ihr Leben gewaltig umkrempeln … doch das war es ihnen wert. Sie wollten ihre Kinder so prägen, dass sie Jesus Christus kennenlernen und ihn im Alltag erleben können. Auch die Schule sollte dazu beitragen. In dieser Zeit lag einmal ein Couvert mit 5000 Franken im Briefkasten – anonym – einfach so. «Das war für uns eine der Bestätigungen von Gott, auf diesem Weg weiterzugehen», betont Ursula. Ihr Mann kündigte, die Familie zog nach Herisau, wo das Elternpaar bald mithalf, die christliche Schule Kaleb (heute Visionja) zu unterstützen. Roman fand eine Stelle im Bankwesen, konnte nun die Familie finanzieren und dazu ins Herzensprojekt für seine Kinder investieren. «Wir erlebten als Schule dabei immer wieder grosse Unterstützung, bekamen ausrangierte PCs geschenkt, von anderer Seite Wandtafeln.» Während zehn Jahren engagierte sich das Paar hier, dann schloss es diese intensive Phase ab. Die Schule besteht weiterhin. Ursulas und Romans Kinder fanden gut den Anschluss an weiterführenden Schulen und ins Berufsleben.

Lieder sind ein Schatz

Ursula wurde von den reformierten Kirchen Herisau und danach Appenzell angestellt. Sie erteilte 13 Jahre lang Religionsunterricht und durfte als Prädikantin auch predigen. «Ich habe viel mit den Kindern gesungen – ich erlebe ja selbst, was für ein Schatz geistliche Lieder sind. Sie begleiten einen durchs ganze Leben – auch im Sterben.» Sie schrieb für die Kinder immer wieder Mutmach-Lieder, die zu Hits wurden.

Keine Angst vor dem Alter

Heute engagiert sich die vielfältig engagierte Frau mit einem Teilzeitpensum in der Seniorenarbeit 60+. «Ich bin selbst nicht mehr ganz jung, der Wechsel zu älteren Menschen passte», findet Ursula. Sie pflegt sehr gern Freundschaften, singt, spielt Klavier, komponiert und textet, malt und fotografiert. Im Lauf des Lebens hatte sie etliche Krankheiten und Knochenbrüche durchzustehen. «Ich musste Schmerzen ertragen und habe manche Träne vergossen. Ich lernte, ein Ja zu meiner Lebensgeschichte zu finden», erklärt sie offen und fügt an: «Hilfe anzunehmen ist keine Schande.» Ursula ist eine Frau mit positiver Einstellung, sie weiss: «Womit ich mich beschäftige, das prägt mich.» Sie zitiert ihr Lieblingsweihnachtslied: «Oh du fröhliche, oh du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit. Welt ging verloren, Christ ist geboren – freue dich, freue dich, oh Christenheit.» Bereits in ihrem Namen trägt Familie Fröhlich die Überzeugung: «Gott hat die Welt nicht aufgegeben!» (mf.)

«Ich lernte, ein Ja zu meiner Lebensgeschichte zu finden.»

ZUR PERSON

Einer meiner Lieblingsplätze in Herisau: Aussichtspunkt Lutzenland mit der traumhaften Aussicht bis Bodensee, Säntis – und weit weg die «Rote Wand».

Was würde uns an Ihnen überraschen?

Ich liebe es, zu Hause Fussball zu schauen, vor allem Spiele des FC St. Gallen und der CH-Nati.

Was möchten Sie gern erleben?

Mitsingen im Oratorium «Messias» von Georg Friedrich Händel

Heimlich altern oder riesige Geburtstagsparty?

Ich werde fast immer gern älter, möchte nicht mehr zurück (sonst hätte ich keine so herrlichen Enkelinnen). Und: Mit meiner Haarfarbe ist heimliches Altern gar nicht möglich.

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NATURHEILPRAXIS –

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NATURHEILMITTEL UND MEHR

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Wirstellen

uns vor:

Unser Grundsatz: «Natürlich besser…» Wir behandeln mit den Massnahmen und Mitteln die uns die Natur zur Verfügung stellt und stimmen die Dosierung, die Art und Weise der Anwendung stets an Hand der Konstitution des Individuums selbst ab.

Unser Grundsatz: «Natürlich besser…» Wir behandeln mit den Massnahmen und Mitteln die uns die Natur zur Verfügung stellt und stimmen die Dosierung, die Art und Weise der Anwendung stets an Hand der Konstitution des Individuums selbst ab.

Wir behandeln mehr als nur Diagnosen, Krankheitsbilder, Symptome und Laborwerte, weil es uns wichtig ist, stets den ganzen Menschen im Blick zu haben! Deshalb integrieren wir die komplexen Zusammenhänge zwischen Körper, Geist, Seele und nehmen dabei regulativ Einfluss auf diese wichtigen Bereiche. Wir respektieren die Schöpfungsordnung und orientieren uns stets daran.

Wir bieten Ihnen alles aus erster Hand:

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• Naturheilkundliche/ganzheitliche Diagnostik und Therapie

Wir behandeln mehr als nur Diagnosen, Krankheitsbilder, Symptome und Laborwerte, weil es uns wichtig ist, stets den ganzen Menschen im Blick zu haben! Deshalb integrieren wir die komplexen Zusammenhänge zwischen Körper, Geist, Seele und nehmen dabei regulativ Einfluss auf diese wichtigen Bereiche. Wir respektieren die Schöpfungsordnung und orientieren uns stets daran.

Unser Ziel ist es, die auslösenden Faktoren und die jeweiligen Ursachen zu erkennen und im Sinne der Ganzheitlichkeit anzugehen. Erfahrungsgemäss lässt sich dadurch ein Behandlungserfolg auch mittelbis längerfristig halten.

• Naturheilkundliche/ganzheitliche Diagnostik und Therapie

• Massgeschneidertes Therapiekonzept, individualisiert und ganzheitlich

• Massgeschneidertes Therapiekonzept, individualisiert und ganzheitlich

• Umfassende und ganzheitliche Beratung.

•Hochwertige Naturheilmittel

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• Beratungstermine vor Ort in Heiden oder auch bequem von zu Hause aus, als telefonische Beratung mit Produkteversand

Unser Ziel ist es, die auslösenden Faktoren und die jeweiligen Ursachen zu erkennen und im Sinne der Ganzheitlichkeit anzugehen. Erfahrungsgemäss lässt sich dadurch ein Behandlungserfolg auch mittelbis längerfristig halten.

Unsere therapeutischen Denk- und Handlungsprozesse gründen auf biblischen Prinzipien und bauen auf dem Konzept der Traditionellen Europäischen Naturheilkunde (TEN) auf. Unsere Dienstleistungen sind bei den Zusatzversicherungen anerkannt. Bitte erkundigen Sie sich bei Ihrer jeweiligen Krankenkasse.

Unsere therapeutischen Denk- und Handlungsprozesse grün den auf biblischen Prinzipien und bauen auf dem Konzept der Traditionellen Europäischen Naturheilkunde (TEN) auf. Unsere Dienstleistungen sind bei den Zusatzversicherungen anerkannt. Bitte erkundigen Sie sich bei Ihrer jeweiligen Krankenkasse.

SIESIND

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EINZIGARTIG! IHRE GESUNDHEIT IST ES AUCH! TRAGENSIESORGEDAZU!

Peter Hämmerle und Ihr Gesundes Wissen­Team

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SieVereinbaren jetzt Ihren Termin und starten Sie in eine gesün- dere Zukunft: 071 891 18 10

Regina Brauchli
Peter Hämmerle
Regina Brauchli
Peter Hämmerle

Name: Sascha Feuz

Alter: 43 Jahre

Familie: Verheiratet, 3 Kinder

Wohnort: Wiler bei Seedorf

«HALLO, HIER IST DAS WUNDER!»

Plötzlich steht Sascha Feuz vor dem Kampf seines Lebens: Krebs im Endstadium! Der Tumor an der hinteren Schädelbasis wächst bereits durch die Hirnwand. Drei Monate geben ihm die Ärzte. Heute, drei Jahre später, strotzt er vor Energie und Lebensmut.

Wer mit der Diagnose Krebs konfrontiert wird, steht zunächst unter Schock. Nichts ist mehr wie zuvor. «In solchen Momenten schiesst einem Vieles durch den Kopf», hält Sascha Feuz fest. «Umgehend gilt es, rechtliche und familiäre Dinge zu klären und wichtige Entscheidungen zu treffen.» In jenem Mai 2022 empfehlen ihm die Ärzte, sofort mit einer Chemotherapie zu beginnen. Sascha erinnert sich: «Es fielen Sätze wie: ‹Von 100 schafft es vielleicht einer …› und ‹Die einzige Chance, die Sie haben,

ist, unser nächstes Wunder zu werden …›»

Den Familienvater beschäftigt die Frage: «Womit fülle ich diese drei Monate aus?»

Sascha war sieben Jahre alt, als er seine Mutter verlor und in der Folge in einem Heim aufwuchs. Es liegt ihm sehr am Herzen, seinen Kindern – damals ein, drei und fünf Jahre – dasselbe Schicksal zu ersparen. Dieser Wunsch und Wille spornen ihn an, zu kämpfen. Er sagt sich: «Einer von 100 schafft es – und dieser eine will ich sein!»

«Einer von 100 schafft es – und dieser eine will ich sein!»

Aufgewühltes Meer

Es waren die ersten fix geplanten Ferien seit fünf Jahren – und es sollten auch Saschas letzte als selbstständiger Werbeartikel- und Textilhändler sein. Südfrankreich hat er sich mit seiner Familie als Reisedestination ausgesucht. Die Schwiegereltern kommen mit, sind in dieser schweren Zeit für alle eine

grosse Stütze. «Wird es meine letzte Reise ins Ausland sein?», sinniert Sascha, als sie die Grenze passieren. Das Mittelmeer vor den Füssen, durchlebt die Familie ein Wechselbad der Gefühle. Immer wieder schlägt sie auf dem harten Boden der Realität auf. Inmitten der unbändigen Emotionen begleitet sie der Humor – manchmal in Form skurriler Gedanken, etwa einer Garantieverlängerung für das Leben … Neben dieser Mischung aus Ernsthaftigkeit und spielerischer Leichtigkeit ist es Saschas Glaube, der ihm hilft, das Unfassbare zu ertragen.

«Wird es meine letzte Reise ins Ausland sein?»

Hoffnungsvoll und gehalten

An folgendem Versprechen in der Bibel hält er sich fest: «Ich werde nicht sterben, sondern leben und die Werke des Herrn verkünden» (Psalm 118, Vers 17). Die Worte schenken ihm Frieden und eine tiefe innere Gewissheit, die weit über die Prognosen der Ärzte hinausreicht. Unerschütterliches Gottvertrauen, mentale Stärke und Familienzusammenhalt verschmelzen zu einer Kraft, die in diesem Kampf trägt. Wie im Sport, wo die innere Einstellung oft

über Sieg oder Niederlage entscheidet, lässt Saschas Haltung ihn hoffen und durchhalten. Er fügt an: «Ich habe bewusst nicht gegoogelt. Statistiken und düstere Prognosen hätten mir nichts genutzt. Ich wollte leben – nicht in Angst erstarren!»

«Ich habe bewusst nicht gegoogelt. Statistiken und düstere Prognosen hätten mir nichts genutzt.»

Unverzichtbare Säule

Angst und Sorgen um ihren Liebsten muss auch Saschas Frau Tabea überwinden: «Niemand kann sich vorstellen, was ich durchgemacht habe. Genauso wenig kann

ich nachempfinden, was Tabea durchlebt hat. Während ich um mein Leben kämpfte, musste sie funktionieren und eine kaum zu tragende Last stemmen. Meine Frau hielt alle und alles zusammen und übernahm Verantwortung, wo ich es nicht konnte. Tabea war während dieser Zeit quasi alleinerziehend, kümmerte sich um unser sterbendes Geschäft – und bereitete sich gedanklich auf meine Beerdigung vor ...»

Auf Heilung ausgerichtet

Trotz der düsteren Prognosen geschieht etwas Unerwartetes. Obwohl Saschas Tumor als unheilbar gilt, ändern sich die Dinge überraschend. Nach der sechsten Chemotherapie kommt die Wende. Die Therapie schlägt so gut an, dass selbst die behandelnden Ärzte sprachlos sind. Die ursprünglich palliative Behandlung kann nun auf Heilung ausgerichtet werden. Mit erhobener Hand und einem Insiderzeichen aus dem Film «A Long Way Down», springt Sascha ins Besprechungszimmer seines Arztes und ruft: «Hier ist das Wunder!»

«Rückblickend habe ich alles verloren – und doch ein neues Leben gewonnen.»

Achtsamer durch den Alltag

Heute ist der Tumor zwar verschwunden, die Angelegenheit aber noch nicht abgeschlossen. «Ich bin noch nicht geheilt», erklärt der tapfere Mann. «In der Medizin spricht man erst nach fünf Jahren ohne Rückfall davon.» Doch Sascha ist lebendig und entschlossen. Samt seinen Narben

Zusammengeschweisst: Familie

kämpft er weiter, macht anderen Mut, ihre Erfahrungen zu teilen.

Er hat gelernt, achtsamer durch den Alltag zu gehen und verbringt bewusst viel Zeit mit seiner Familie. Zuvor ein unbelehrbarer Workaholic, arbeitet er heute 90 Prozent im Angestelltenverhältnis. Dafür ist er unglaublich dankbar. Ebenso für seinen Geschmackssinn, den er gemäss Prognosen der Ärzte hätte verlieren sollen. Apropos Verlust resümiert Sascha: «Rückblickend habe ich alles verloren – und doch ein neues Leben gewonnen. Ein gebrochener Arm hätte mich nicht gestoppt. Aber diese Krankheit hat mich verändert.»

«Gib niemals auf! Das Leben ist wertvoll und jeder Moment zählt!»

«Das Leben ist wertvoll!»

Die neue Gelassenheit und Lebensfreude strahlt er aus: An einem Vorstellungsgespräch fiel die Frage, wo sich Sascha in zehn Jahren sähe. Seine Antwort: «Das Einzige, was mich interessiert, ist, so alt werden zu dürfen, dass sich meine jüngste Tochter an mich erinnert.» Die Botschaft ist unmissverständlich: «Gib niemals auf! Das Leben ist wertvoll und jeder Moment zählt!» Saschas Geschichte zeigt einmal mehr, dass die innere Einstellung, Medizin und der Glaube scheinbar ausweglose Situationen wenden können. Wir tun gut daran, unser Auge zu schärfen für die grossen und kleinen Wunder im Leben. Es gibt sie – und es lohnt sich, Ausschau nach ihnen zu halten. (mhä.)

HIER GEHT'S ZUM TALK MIT SASCHA FEUZ IN VOLLER LÄNGE:

SASCHA FEUZ IN DER HOPE-KOCHSHOW

Sascha Feuz beim digitalen Röntgen.
Feuz.

SO SCHMECKT

HOFFNUNG

Zweite Staffel online

Die zweite Staffel der im Frühjahr gestarteten Talk- und Kochshow «Was das Leben auftischt» von Hope Schweiz ist nahrhaft. Während die Gerichte vorzüglich munden, sind die Geschichten der Gäste eher schwere Kost. Ein Aroma dominiert in allen drei Gängen: die Hoffnung!

Gedreht, gespiesen und getalkt wird jeweils in den Ausstellungsräumen der Baumann + Eggimann AG in Lyssach (direkt an der A1). Initiant und Hope-Chefredaktor Florian Wüthrich formuliert das Ziel: «Wir wollen bei einem feinen Essen in entspannter Atmosphäre grosse Fragen des Lebens diskutieren.» Pro Jahr werden vier Staffeln mit jeweils vier Folgen produziert, bestehend aus einer Einführung und drei Menü-Gängen. Nach Gourmet-Profi André Heiniger präsentiert der junge KalchofenChefkoch Luca Käser kunstvolle Kreationen. Zuvor erzählt er, wie er von den Drogen freikam. Folge zwei widmet sich dem pensionierten Drogisten und Heilpraktiker Hanspeter Horsch, der von seiner heftigen Herz-OP berichtet. Die Mutter und Kommunikationsfachfrau Tabea Germann hatte den Unfalltod ihres Freunds und eine Magersucht zu bewältigen. Ein Wunder auf zwei Beinen ist der letzte Gast: Sascha Feuz. Was der Beachsoccer-Pionier und Papa von seiner Krebserkrankung berichtet, geht unter die Haut. Aber sehen Sie selbst – und seien Sie gespannt, welche Lebensgeschichten wir Ihnen demnächst «auftischen». (mhe.)

HIER GEHT'S ZUR KOCHSHOW

LEUCHTTURM FÜR DIE REGION

ÜBER RUEDI SALUZ

Einer meiner Lieblingsplätze in Grabs: Ein Bänkli mit Aussicht auf dem Studnerberg

Meine liebste Jahreszeit: Frühling

Das bringt mich zum Lachen: Laurel und Hardy

Das möchte ich gern erleben: einen Wüsten-Trip

Meer oder Berge: Berge

Heimlich altern oder riesige Geburtstagsparty: heimlich altern

2023 wurde die ehemalige Druckerei Papierhof in Buchs SG sorgfältig umgebaut und mit einem stilvollen Bistro ausgestattet. Die Diakonie Werdenberg betreibt dort verschiedene Unterstützungsangebote, darunter Treffen für Asylsuchende und eine Trauergruppe für Kinder und Jugendliche.

«Wir sind sehr glücklich, dass sich nun alle unsere Angebote unter einem Dach befinden», führt Rolf Schuiver, Theologe und Leiter Diakonie im Diakonieverein Werdenberg, aus. Seit gut 30 Jahren hatte der Wunsch bestanden, im Zentrum von Buchs einen Ort zu schaffen, wo Menschen sich begegnen, zu Hause fühlen und bei Bedarf Hilfe erhalten können. Kirchen, Stiftungen, Organisationen und private Spender sind Gönner und Träger des Papierhofs. Schuiver ergänzt: «Ohne unsere Freiwilligen wäre vieles nicht möglich, wir schätzen diese Personen und ihr Engagement sehr.»

«Begegnen, Begleiten, Befähigen» Heute trifft er Ruedi Saluz, den Leiter Betriebe, für Kaffee und Austausch. Dieser erzählt: «Ich war früher selbst Drucker, absolvierte verschiedene Weiterbildungen und arbeite heute als Allrounder und Jobcoach im Haus.» Der fünffache

ÜBER ROLF SCHUIVER:

Lieblingsserie oder -buch: «Morden im Norden» und «The Chosen»

Meine liebste Jahreszeit: Herbst

Das bringt mich zum Lachen: unsere 6-jährige Tochter und guter, trockener Humor

Das würde euch an mir überraschen: das wüsste ich auch gern …

Das möchte ich gern erleben: die Wiederkunft von Jesus

Heimlich altern oder riesige Geburtstagsparty: ganz klar: Party

Vater engagierte sich in der Arbeitsintegration und leitete eine soziale Institution. «Jetzt lerne ich wieder Neues», schmunzelt der 55-Jährige. «In Notsituationen praktisch zu reagieren, entspricht mir sehr – und es deckt sich mit dem PapierhofMotto: ‹Begegnen, Begleiten, Befähigen.›» Die Familie von Saluz trägt das

Projekt mit. «Mein Sohn hat als gelernter Koch die Küche eingerichtet und meine Tochter hilft ab und zu im Service.»

Mittel- und Treffpunkt

Das Bistro im Erdgeschoss dient als zentraler Treffpunkt. Beim Eintreten riecht es verführerisch nach frischem Kaffee und jeden Mittag stehen zwei Menüs zur Auswahl. Christliche Nächstenliebe prägt die Atmosphäre im hellen und freundlichen Raum. Wer möchte, kann für minderbemittelte Personen ein Getränk bezahlen. So erhalten jene Menschen einen sogenannten «Gold-Kaffee» zum halben Preis. Das Bistro bietet Spielmöglichkeiten für Kinder, es finden Konzerte, Lesungen, Spiel- und Singabende statt: «Unser Publikum ist jeweils bunt gemischt, das freut uns, so soll es sein», findet Rolf Schuiver. Wöchentlich treffen sich Asylsuchende oder Menschen mit spezifischen Anliegen. Dies kann Hilfe beim Ausfüllen von Formularen, dem Bedienen des PCs oder die Begleitung zum Arzt sein. Viele geniessen auch einfach das Zusammensein. Einmal im Jahr steigt ein richtiges Fest, wenn die Teilnehmenden des Angebots «bring & share» Gerichte aus ihren Herkunftsländern mitbringen und sie miteinander teilen.

«Ein Bauer kommt jede Woche vorbei und bringt uns Kartoffeln und Zwiebeln.»

Literatur und Lebensmittel

Im Papierhof gibt es das Chacao-Lädeli, eine christliche Buchhandlung, die auch schöne Geschenkartikel und Secondhand-Bücher verkauft. Neben den Angestellten sorgen insgesamt mehr als 70 Freiwillige dafür, dass der Betrieb im Papierhof läuft, zum Beispiel im Service oder bei der Verteilung von gespendeten Lebensmitteln der Organisationen «Schweizer Tafel» und «Tischlein deck dich» an 120 Bezüger. «Einige Geflüchtete aus der Ukraine helfen aus Dankbarkeit bei uns mit. Der Kontakt mit der Bevölkerung verbessert gleichzeitig ihre Deutschkenntnisse», freut sich der diakonische Leiter. Niemand muss die LEBA (Lebensmittelabgabe) mit leeren Taschen verlassen: Die beiden Landes- und verschiedene Freikirchen sammeln permanent haltbare Lebensmittel oder Hygieneprodukte, die dann abgegeben werden, wenn das Angebot an Frischwaren eher klein ist. Und: «Ein Bauer kommt jede Woche vorbei und bringt uns Kartoffeln und Zwiebeln», erzählt Rolf Schuiver. Solche Gesten berühren das Team.

Jesus als Vorbild

Die Mitarbeitenden im Papierhof orientieren sich an christlichen Werten. Für sie gilt, wozu Jesus seine Nachfolger ermutigt hat: «Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan» (nachzulesen im Matthäus-Evangelium, Kapitel 25, Vers 40). Rolf Schuiver war einige Jahre als Heilsarmee-Offizier tätig und hat sich deren Motto verinnerlicht: «Wir wollen den Menschen in ihrer Not begegnen – ohne Ansehen der Person.» Das Team sei sich einig: «Wir begleiten Menschen aus verschiedenen Glaubensrichtungen und Hintergründen und drängen unseren Glauben niemandem auf.» Das gilt auch bei der Begleitung schwerkranker und sterbender Menschen sowie deren Angehörigen (WABE – wachen und begleiten). Freiwillige, die dafür ausgebildet sind, wachen bei ihnen und begleiten sie liebevoll, sei es im Spital, im Heim oder zu Hause.

«Diakonie heisst: das Herz im Himmel, die Hände beim Nächsten, die Füsse im Staub.»

Trauer teilen

Waltraud Eggenberger arbeitete 13 Jahre beim Diakonieverein, baute ihn mit auf und prägte ihn. Nun wurde sie pensioniert. In ihren Gesprächen begegnete sie oft dem Thema Trauer. Nicht nur Todesfälle lösen sie aus – auch eine Kündigung oder Scheidung. Das veranlasste sie, einen offenen Trauertreff zu gründen und ihn gezielt für Kinder und Jugendliche zu öffnen. Jeden Monat trifft

sich eine Handvoll oder mehr von ihnen, um über das Erlebte und offene Fragen auszutauschen. Die jungen Menschen werden professionell begleitet, wo nötig auch in Einzelgesprächen. «Es herrscht ein sehr kreativer Umgang mit dem Thema», weiss Schuiver. Er zeigt Bilder der Kinder und Jugendlichen, die diese gestaltet haben, um ihr Befinden auszudrücken und Schmerz abzulegen. Das Angebot sei einzigartig in der Region und soll unbedingt weitergeführt werden. Deshalb wird Rolf Schuiver die Ausbildung zum Trauerbegleiter absolvieren und Waltraud Eggenberger ablösen. Diese hatte ihr Engagement treffend mit einem Zitat der Theologin und Diakonin Hanna Hümmer (1910–1977) beschrieben: «Diakonie heisst: das Herz im Himmel, die Hände beim Nächsten, die Füsse im Staub.» (mf.)

Salome und Jessica, zwei der Mitarbeiterinnen im Bistro.
Fabienne Andenmatten leitet die Administration und das Chacao-Lädeli.
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«GESUNDHEIT IST IM MENSCHEN ANGELEGT»

Hanspeter Horsch aus Oberegg AI war als Drogist und Naturheilpraktiker tätig. Die Ursachen von Beschwerden zu entdecken und sie mit natürlichen Stoffen zu behandeln, lag ihm stets am Herzen.

Schon mit zehn Jahren kannte Hanspeter Horsch viele Pflanzen seiner schönen Appenzeller Heimat. Er wurde Drogist und arbeitete ab 2000 als Naturheilpraktiker. «Gesundheit ist im Menschen angelegt», erklärt der 71-Jährige und präzisiert: «Als Geschöpfe Gottes sind wir dazu veranlagt.» Während der Beratung habe er mit seinen Patienten erforscht, wie sie Signale des Körpers deuten und entsprechend reagieren können. Er wollte sie befähigen, vorbeugend aktiv zu werden. «Wenn jemand nicht gesund wird, heisst das nicht, dass er nicht genug getan hat», hält der zweifache Vater und Grossvater fest. Viele Faktoren spielten hier zusammen. Oft brauche es Zeit und Geduld, bis die passende Kombination von Denk- und Verhaltensveränderung, Ernährung, Vitalstoffen, Hormonen und anderem gefunden sei. «Jeder Mensch ist einzigartig. Die gleiche Krankheit kann bei verschiedenen Patienten ein anderes Vorgehen benötigen», erklärt der Naturheilpraktiker. «Es geht nicht nur um Körper und Seele, sondern auch um eine gesunde Beziehung zum Schöpfer.» Heute würde Horsch einem kranken Menschen häufiger Gebet anbieten, meint er im Rückblick. Gute Therapeuten zu erkennen, sei nicht einfach. Die Homepage zeige ihre Methoden auf, bei einem ersten Kontakt lohne es sich, Fragen zu stellen und auf das eigene Bauchgefühl zu hören, rät der Fachmann. Und: Eine Therapie dürfe jederzeit beendet werden, wenn man sich nicht mehr wohlfühle.

Schuss vor den Bug 2016 rief Hanspeter seinen Hausarzt an und meldete: «Ich sehe Doppelbilder ...» Er hatte eine Streifung erlitten, die jedoch gut behandelt werden konnte. Der Schuss vor den Bug erzielte Wirkung – und Hanspeter reduzierte sein vielseitiges

Engagement. «So gesehen war der Durchblutungsstörung auch gut, ich konnte kürzertreten.» 2019 übergab er seine Drogerie einem Nachfolger, auch die Beratungspraxis führte er nicht mehr weiter, ging 2021 in Pension.

Herzensangelegenheiten Im Folgejahr spürte er immer mehr Beklemmung in der Brustgegend, die Symptome deuteten auf Angina pectoris hin. Eine Herzoperation wurde unumgänglich. Das war im ersten Moment ein Schock, aber Hanspeter vertraute darauf, dass Gott ihn durchtragen würde. «Meine Familie und viele Menschen aus unserer Kirche haben damals für mich gebetet, das war eine grosse Hilfe.» Auch seine Frau sei gut aufgehoben gewesen in diesem Kreis von Jesus-Nachfolgern. Seit bald zehn Jahren singen beide im Oberegger Seniorenchor. Hanspeter begleitet die Lieder jeweils mit der Gitarre, ein Kollege spielt Schwyzerörgeli. «Das bereitet uns Freude, vermittelt Kontakte und schafft Beziehungen im Dorf.» Abschliessend bekräftigt Hanspeter: «Ich habe viel Grund zur Dankbarkeit: für meine Familie, die Freiheit als Rentner, einen funktionierenden Körper – und dass ich den Geber all dieser Geschenke kennen darf.» (mf.)

GESUNDHEITSWEG RUND UM HEIDEN:

Name: Hanspeter Horsch Alter: 71 Jahre Wohnort: Oberegg

ZUR PERSON

Ihr Lieblingsplatz in Oberegg?

Eindeutig der Wald, da steckt am meisten Leben drin; Pflanzen, Tiere, Pilze, Geräusche oder manchmal einfach Stille. Und nicht zu vergessen die vielen Düfte

Was entspannt Sie nach einem anstrengenden Tag?

Geplauder mit meiner Frau oder etwas lesen – wenn’s dann noch drin liegt

Was sind Ihre Hobbies?

Zusammenhänge in der Natur erkennen, Pflanzen und Pilze sammeln und kennenlernen, Sprachen lernen und musizieren

Seit der Erschaffung der Welt sind seine Werke ein sichtbarer Hinweis auf ihn, den unsichtbaren Gott. Die Bibel, Römer 1,20a

«DAS HIER UND HEUTE IST GOLD WERT!»

Mitte September erschien das sechste Studioalbum «Lieblingslieder» von Ritschi. In einem persönlichen Interview sprach der Solokünstler und einstige Plüsch-Frontman über seine Gefühle, sozialen Engagements und was man von Kindern lernen kann.

«Ich glaube an Energie und an das, was mir ein Gewissen macht», sagt Ritschi, der mit vollem Namen Andreas Ritschard heisst.

Der Mundartsänger wuchs in einem christlichen Umfeld auf, besuchte die Jungschar und Sonntagsschule. Seine Eltern gehörten der Evangelisch-methodistischen Kirche EMK Interlaken an. Er hat den Eindruck, dass jene Zeit sein Verhalten bis heute prägt. «Es ist wichtig, sich den Mitmenschen gegenüber respektvoll zu verhalten. Auch bin ich überzeugt, dass Dinge geschehen, die wir nicht erklären können, und habe dies selbst schon erlebt.»

Der 46-jährige Sänger erinnert sich an seine Lehrabschlussreise ins Ausland: «Wir hatten gerade die Grenze überquert, als ich meine Freunde fragte: ‹Wenn wir jetzt nie mehr nach Hause kämen, was würdet ihr am meisten vermissen?›» Sofort folgten die Begriffe Wälder, Seen, Schokolade, Berge und Wein. Daraus entstand 2002 der Hit «Heimweh». Ritschi bekräftigt: «Das hat mein Leben komplett verändert.»

Getriggert durch soziale Medien Die Vergleiche mit Plüsch hat er nicht so gerne. «Wenn jemand behauptet, dass ich mit meiner Solokarriere weniger erfolgreich sei, gibt mir das einen Stich ins Herz», bekennt der Interlakner. Das zeigt seine Feinfühligkeit, dennoch ist ihm

Name: Andreas Ritschard

Alter: 46 Jahre

Familie: Verheiratet, 2 Kinder

Wohnort: Unterseen

bewusst, dass er nur sich selbst etwas beweisen muss: «Die Probleme am Montagmorgen machst du mit dir aus, da schenkt dir niemand ein ‹Gefällt mir›.»

«Die Probleme am Montagmorgen machst du mit dir aus, da schenkt dir niemand ein ‹Gefällt mir›.»

Mitte September hat Ritschi sein sechstes

Studioalbum «Lieblingslieder» herausgebracht. «Achterbahn» ist einer der neuen Songs. Inspiriert wurde dieser durch die sozialen Medien. «Sie triggern mich sehr. Dann passiert etwas in mir, das mir nicht gefällt: Ich werde neidisch und vergleiche mich», sagt der Sänger. In diesem Lied verarbeitet er solche Gedanken. Ein Tipp, den er gerne weitergibt: am Morgen die eigenen Fotos anschauen, statt durch das Leben von anderen zu scrollen. «So kannst du dich über deine Erfolge und Entwicklungen freuen.»

«Chill mal, Alte!»

Ein weiteres Lied auf dem Album: «Die letschte Mal». Es dreht sich wortwörtlich um die letzten Male, die man immer wieder verpasst. Ritschi geht es darum, mehr im Moment zu leben. «Ich habe viel zu wenig geschätzt, was ich in gewissen Momenten erleben durfte. Das Hier und Heute ist Gold wert», philosophiert der zweifache Familienvater. Im Umgang mit seinen Kindern sei er achtsamer.

Was man von Kindern lernen kann? «Chill mal, Alte!», kommt es wie aus der Pistole geschossen. Diese Aussage liess er sich auf ein T-Shirt drucken. Sie stammt von seinem 13-jährigen Sohn. An einem kalten Montagmorgen habe Ritschi ihn im Stress angewiesen, eine Jacke anzuziehen. «Als er dann gegangen war, habe ich mich gefragt: Ja, was ist eigentlich los mit mir?» Eine weitere solche Situation ereignete sich beim Mittagessen mit der Tochter, als er sie zurechtwies und darum bat, gerade zu sitzen. Die junge Dame kommentierte knapp: «Chum mal obe abe!» Erst im zweiten Moment konnte der Vater diese Aussage akzeptieren und dachte darüber nach, dass er besser die gemeinsame Mahlzeit mit ihr genossen hätte. «Die Kinder können einem manchmal schon den Wind aus den Segeln nehmen mit ‹Chill mal, Alte!›»

Engagiert in sozialen Projekten Apropos Kinder: Der Sänger engagiert sich für diverse Projekte – eines davon

ist «Hörschatz». Der Verein ermöglicht sterbenskranken Müttern und Vätern mit minderjährigen Kindern in der Schweiz professionelle Audiobiografien. Das können schöne und unschöne Erinnerungen sein. Eine Geschichte erzählt Ritschi gleich selbst. Er hat sie hautnah mit einer jungen Mutter erlebt, die an Brustkrebs erkrankt war. Sie sei ein grosser Plüsch-Fan gewesen. 2024 war Ritschi mit seiner ehemaligen Band auf Nostalgie-Tour gewesen – die letzten gemeinsamen Auftritte…

«Kolleginnen der Frau schrieben mir, ob ich ihr den Song ‹Häbs guet› widmen könne. Ich lehnte dies ab, da sie viel mehr verdiente als eine Widmung an einem Konzert.» Die Mutter besuchte schliesslich mit ihrer Familie eine Bandprobe, wo sie das Lied gemeinsam sangen. «An ein Konzert konnte sie leider nicht mehr kommen, da sie während der Tour starb», erzählt Ritschi nachdenklich. Derartiges stimme ihn demütig. Er hält fest: «Solche Engagements helfen mir auch, mich selbst weiterzuentwickeln.»

«Erfolg ist für mich dieser Moment, wenn ich an einem Konzert einen Song spiele, den niemand kennt – und den Leuten Tränen übers Gesicht laufen.»

Wenn Tränen übers Gesicht laufen

Dass Ritschi sehr bodenständig ist, davon zeugen auch folgende Worte: «Du brauchst nicht die Masse, um glücklich zu sein. Viel wichtiger ist die Erkenntnis, dass das, was du gerade machst, etwas Einmaliges ist.» Er habe auch schon vor 10’000 Leuten gespielt, aber für ihn bedeute Erfolg etwas anderes: «Erfolg ist für mich dieser Moment, wenn ich an einem Konzert einen Song spiele, den niemand kennt – und den Leuten Tränen übers Gesicht laufen.»

Viele sähen in ihm den locker-flockigen, fröhlichen Typen. Er selbst würde sich nicht so beschreiben, korrigiert Ritschi: «Ich bin selbstreflektiert, hypersensibel und harmoniebedürftig. Diese Eigenschaften habe ich als Stärke anerkannt.» Betrete beispielsweise jemand einen Raum, spüre er eine Energie – so auch bei den Bandproben für die laufende Tournee. Was noch auf seiner Bucketlist stehe, wollen wir zum Schluss wissen … «Glücklich und ein guter Vater sein und damit die Leute anstecken!» (fw./nb.)

RITSCHI LIVE ERLEBEN

31.01.2026

Ebnat-Kappel, Dömli

06.02.2026

Rubigen, Mühle Hunziken

07.02.2026

Hasliberg, Hotel Wetterhorn

WEBSITE VON RITSCHI: WWW.RITSCHI.CH

Tabea Hüberli
Tabea Hüberli

«IN RELIGION UND ESOTERIK FAND ICH KEINE FREIHEIT»

Sascha Laiss wächst in einer engen religiösen Gemeinschaft auf. Antworten auf Lebensfragen bleiben aus. Die Familienfrau wird

Komplementärtherapeutin, taucht ein in die Esoterik. Als Lichtarbeiterin glaubt sie, den Menschen Gutes zu tun – dabei geht es ihr selbst immer schlechter.

«Ich war überzeugt, als Lichtarbeiterin den Menschen zu dienen», steigt Sascha Laiss ins Gespräch ein. Nach einer kaufmännischen Laufbahn bildet sich die dreifache Mutter zur Komplementärtherapeutin aus, erfährt, dass man auch mit Energie arbeiten könne. «Es schien so einfach zu sein – das Gegenteil von dem, was ich durch die religiöse Prägung meiner Kirche erlebte», hält Sascha fest. Dort fühlte sie sich verpflichtet, den Gottesdienst zu besuchen, auch um Vergebung der Sünden zu erhalten. Alsbald öffnet sich der empathischen Frau das weite Feld der energetisch-spirituellen Therapie; 16 Jahre wird sie es bewirtschaften.

«Ich befand mich im Dauerstress, war gefangen im Sog der Esoterik.»

Endloses Suchen

«Am Anfang war alles schön und fühlte sich gut an», erzählt Sascha. Immer wieder stösst sie jedoch an Grenzen. Mit weiteren Ausbildungen und esoterischen Praktiken will sie diese überwinden, sucht kontinuierlich nach neuen energetisch-spirituellen

Name: Sascha Laiss

Alter: 54 Jahre

Wohnort: Düdingen FR

Wegen. Wie viele Kolleginnen in der Szene ist sie zunehmend überzeugt, den wahren Durchblick zu besitzen. «Wir fühlten uns den Menschen, die unsere Form der Spiritualität nicht verstanden, immer stärker überlegen – viele liessen sich scheiden, weil der Ehemann diesen Weg nicht mitging», erklärt Sascha. Auch ihre eigene Ehe gerät eine Zeit lang in Schieflage. Gleichzeitig baut sich immer mehr Wut in ihr auf. «So kannte ich mich nicht – ich befand mich im Dauerstress, war gefangen im Sog der Esoterik», weiss sie heute. Einer von Saschas Söhnen beginnt, die Praktiken in der Glaubensgemeinschaft zu hinterfragen, sucht in der Bibel nach Antworten. Er kommt zum Schluss, Jesus Christus allein sei der Weg, die Wahrheit und das Leben, nicht eine religiöse Gemeinschaft. «Mein Sohn konfrontierte mich mit seiner Erkenntnis und sagte mir, dass ich auf dem Holzweg sei. Das wollte ich nicht hören», gibt Sascha zu. Ihr Junior habe damit zweierlei in Frage gestellt; die Abhängigkeit von ihrer Glaubensgemeinschaft und von ihren esoterischen Praktiken …

Corona als Chance

Während der Pandemie bleiben Sascha und ihr Mann der Kirche fern. Sie begründet dies mit der Gefahr einer Ansteckung und daraus resultierenden Ausfällen in ihrer Praxis. Die beiden verfolgen die Gottesdienste online –und werden zunehmend skeptisch. In Sascha beginnt ein innerer Kampf, es folgen zahlreiche Diskussionen mit ihrem Sohn und Gespräche mit ihrem Mann. Zwei Jahre später besucht das Paar den Gottesdienst einer Freikirche. «Die Musik und die Liedtexte gingen uns durch Mark und Bein», berichtet die 54-Jährige. Etwas später wird ihr in einem Augenblick klar: «Ich bin Esoterikerin, und das ist ein Irrglaube. Ich habe nicht für Gott gearbeitet, sondern gegen ihn!» Sascha bereut dies tief, bittet Jesus um Vergebung und lädt ihn in ihr Leben ein. Ihr Mann tut es ihr gleich.

«Ich bin Esoterikerin, und das ist ein Irrglaube. Ich habe nicht für Gott gearbeitet, sondern gegen ihn!»

Dass Belastungen von sechzehn Jahren in der Esoterik und fünf Jahrzehnten in einer einengenden Kirche in einem einzigen Augenblick von ihr abfielen, beschreibt Sascha in eigenen Worten: «Ich hatte es voll verbockt und bin nun vollständig frei. Meine Wut ist weg, ich habe Frieden gefunden – eine gewaltige Erfahrung, ein riesiges Wunder!»

Aufwind und offene Augen

Saschas Ehe blüht auf. Zusammen mit ihrem Mann besucht sie eine Freikirche, die diese Bezeichnung verdient. In Bezug auf ihre Arbeit stellt die Therapeutin ernüchtert fest, dass es kaum Kolleginnen und Kollegen gibt, die keine esoterischen Anwendungen anbieten. Auch in den Schulen beobachtet sie deren Einzug: «Man entfernt das Kreuz aus dem Klassenzimmer und praktiziert mit den Kindern völlig legitim Om-Meditation.» Die Annahme, aus dem Kosmos, dem Universum oder von Ahnen Hilfe zu erhalten, sei heute omnipräsent. Sascha ergänzt: «Dass die Schöpfung keine Hilfe anbieten kann, sondern nur der Schöpfer, diese Vorstellung liegt in der esoterischen Szene fern.» Die meisten in der Branche seien liebevolle, feinfühlige Menschen, stellt die Jesus-Nachfolgerin klar: «Sie sind auf der Suche nach Licht und Liebe und können nicht akzeptieren, dass es nur eine Wahrheit gibt.»

«Meine Wut ist weg, ich habe Frieden gefunden –eine gewaltige Erfahrung, ein riesiges Wunder!»

Therapie und Aufklärung

2023 stellt Sascha das Angebot ihrer Praxis um. Heute bietet sie Therapie und Beratung und ist Anlaufstelle für Menschen jeglicher Religion. Sie wollen über das Thema Esoterik aufgeklärt werden oder aus der Abhängigkeit solcher Praktiken herausfinden. Es melden sich auch Christen, die eine Therapie planen und sich über die medizinischen und ideologischen Hintergründe informieren möchten. Überdies begleitet Sascha Suchende mit Fragen in Bezug auf den christlichen Glauben. Abschliessend hält sie fröhlich fest: «Jesus Christus hat mich befreit. Seit ich ihn in meinem Leben habe, bin ich angekommen. Diese Erfahrung wünsche ich allen Menschen!» (mf.)

«Jesus Christus hat mich befreit. Seit ich ihn in meinem Leben habe, bin ich angekommen. Diese Erfahrung wünsche ich allen Menschen!»

HIER GEHT'S ZUM TALK MIT SASCHA LAISS IN VOLLER LÄNGE:

ZUR PERSON

Mein Lieblingsplatz: Im Garten sowie im und am Wasser

Meine Lieblingsbeschäftigung: Lesen, Gespräche, Wandern und Musizieren

Meine liebste Auszeit: Ein Spaziergang zum und am See

zVg.

PRAXIS VON SASCHA LAISS: WWW.EDENLAISS.CH

& GEWINNEN!

WETTBEWERB MITMACHEN

1. In welchem Monat wurde das sechste Studioalbum von Ritschi veröffentlicht?

2. Welches Tier ist ein Symbol des Friedens und der Hoffnung?

3. Zu welcher Zeit entwickelten viele Menschen psychische Probleme, da sie länger auf körperliche Betätigung oder soziale Kontakte verzichten mussten?

4. An welchem Tag feiern Christen die Auferstehung von Jesus?

5. Wer brachte Sascha Laiss darauf, dass sie auf dem Holzweg sei?

Die Antworten finden Sie teilweise in dieser Zeitung. Die Buchstaben aus den blau umrandeten Feldern ergeben das Lösungswort.

Online via Formular (www.hopeschweiz.ch/wettbewerb_hope) oder E-Mail mit Lösung, Name und Adresse an wettbewerb@hopeschweiz.ch

Teilnahmeschluss: 31.12.2025

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2. PREIS

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PSYCHISCHE GESUNDHEIT

DEPRESSIONEN, ÄNGSTE, STRESS –WAS NUN?

Die Menschheit befindet sich in der grössten «Mental-HealthKrise», die jemals gemessen wurde. Es gibt verschiedene Faktoren, die Angst und Stress auslösen und die psychische Gesundheit beeinträchtigen können. Susanna Aerne, ganzheitlich-systemische Beraterin, setzt sich täglich mit solchen Themen auseinander, um ihren Patienten zu neuen Perspektiven zu verhelfen.

Das Thema «Mental Health» ist überall präsent und doch spricht man selten darüber. Besonders auch junge Menschen haben oft mit Depressionen, Angstzuständen und emotionalem Stress zu kämpfen. Diese können lähmen oder handlungsunfähig machen. Im Interview erklärt Susanna Aerne, dass es immer mehr Menschen schwerfalle, ein gesundes und ausgewogenes Leben zu führen. Wie lässt sich dieses Problem angehen und wie sieht ein ausgewogenes Leben aus?

Wofür steht der Begriff «psychische Gesundheit»?

Die psychische Gesundheit umfasst den seelischen und geistigen Zustand einer Person. Sie betrifft das Innenleben eines Individuums, seine Emotionen, die in Wechselwirkung mit dem Verhalten und Handeln stehen. Eine gute psychische Gesundheit ermöglicht es einer Person, den Herausforderungen des Lebens sinnvoll zu begegnen, stressige und belastende Situationen zu bewältigen und stabile zwischenmenschliche Beziehungen zu führen.

Wie bleibt man psychisch gesund? Hilfreich ist hier das leicht verständliche

Anthropologische Kreismodell der sechs Lebensdimensionen, die das Institut für Körperzentrierte Psychotherapie IKP ermittelt hat (siehe Seite 27 oben). Es zeigt Ressourcen auf, die uns gesund erhalten und psychisch erkrankten Menschen helfen können, wieder zu genesen. Es umfasst die Dimensionen «Körper», «Psyche», «Raum», «Zeit», «Spiritualität» und «Kontakt». Sie alle hängen zusammen und befruchten sich gegenseitig. Der Mensch sollte möglichst oft zwischen den verschiedenen Dimensionen wechseln. Das Aktivieren und ausgewogene Umsetzen aller Dimensionen führt zu mehr Energie und unterstützt den Heilungsprozess hin zu einer gesunden «Psyche». Wenn aufgrund einer körperlichen Erkrankung oder einer familiären Überbelastung mehrere Dimensionen nicht mehr gelebt werden können, kann die Psyche erkranken. Ein Beispiel dafür ist die Coronazeit: Viele Menschen erkrankten, da sie über eine längere Zeit auf körperliche Betätigung oder soziale Kontakte verzichten mussten.

Weshalb ist die psychische Gesundheit heutzutage so viel mehr gefährdet?

Vielen fehlen heute die zeitlichen Ressourcen, um ein ausgewogenes Leben zu führen. Es gibt aber auch erbliche Komponenten, die zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen führen können. Mit dem Modell der sechs Lebensdimensionen lässt sich analysieren, was man dagegen unternehmen kann. Eine Störung ist immer auch eine Chance, auf die Vergangenheit zurückzublicken, sie zu analysieren und aufzuarbeiten, um entlastet die Zukunft anzugehen.

HIER GEHT’S ZUM VIDEO «SO STÄRKST DU DEINE PSYCHISCHE GESUNDHEIT» MIT SUSANNA AERNE:

Was kann man tun, um diese sechs Dimensionen ausgewogen zu leben?

Der Mensch ist dazu geschaffen, in Beziehung mit anderen Menschen und mit Gott zu leben. «Kontakt» ist eine sehr wichtige Dimension, denn Beziehungen geben uns Sicherheit und Geborgenheit. Freundschaften sind da, um einander im Leben zu stärken, sich Ermutigungen zuzusprechen und miteinander zu wachsen. Diese Dimension gibt uns sehr viel, das unserer Seele guttut. Auch der «Körper» kann einiges für die Gesundheit leisten. Dazu gehört das regelmässige Anspannen und Entspannen des Körpers. Einerseits sollten wir uns körperlich betätigen, um Stresshormone abzubauen. Andererseits ist es wichtig,

Kontakt

Spiritualität

Anthropologisches Kreismodell IKP (Maurer, 1999)

den Körper auch ruhen zu lassen. «Spiritualität» vermag die Psyche zu stärken und uns Halt zu verleihen. Der Glaube an Gott kann dem Leben Hoffnung und Sinnhaftigkeit geben – die Überzeugung, dass jemand da ist, der einen Plan für das eigene Leben hat und der einen nicht aufgibt. Eine Situation mag vielleicht hoffnungslos erscheinen, doch bei Gott gibt es keine hoffnungslosen Fälle. Auch die «Zeit» als Dimension sollte bewusst gestaltet werden. Wer im Leben weiterkommen will, muss Verletzungen aus der Vergangenheit aufarbeiten. Das Wechseln des «Raums» – an einen See fahren, die Weitsicht auf einem Berggipfel geniessen oder ein Museum besuchen – kann die Seele neu beleben, ihr Raum, Luft und Zeit verschaffen. Gerade depressiv veranlagte Menschen, die mangels Kraft oft nur zwischen ihrem Arbeitsplatz und Zuhause wechseln, sind hier angesprochen.

Apropos «Kontakt»: Wie fördern wir ihn, wie knüpfen wir Freundschaften? Ich rate Menschen, die damit Mühe haben, nach Personen mit ähnlichen Interessen Ausschau zu halten. Neue Freunde stehen nicht vor unserer Haustüre. Wir müssen uns effektiv aktiv auf die Suche nach ihnen begeben.

Wie kann unsere «Psyche» zur Ruhe kommen?

Dass unsere Seele ruhen kann, ist sehr wichtig. Die Flut an Angeboten und Möglichkeiten in den Bereichen Konsum und Freizeit überfordert viele Menschen.

DIE SECHS LEBENSDIMENSIONEN

KÖRPER: Körperliche Fitness, Schlaf oder Ernährung

PSYCHE: Seelisches Wohlbefinden

RAUM: Abwechslungsreiche Gestaltung und Nutzung der verschiedenen Lebensräume

ZEIT: Die Dimensionen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und unsere Zeiteinteilung. Wem oder was gebe ich Priorität und schenke ich meine Zeit?

SPIRITUALITÄT: Glaube und Einstellung dem Leben gegenüber

KONTAKT: Zwischenmenschliche Beziehungen

5 PRAKTISCHE TIPPS FÜR IHRE MENTALE GESUNDHEIT:

1. WECHSELN SIE AKTIV RÄUME, verbringen Sie Zeit in der Natur, etwa im Wald, an einem See oder auf einem Berggipfel. Besuchen Sie schöne Orte und lassen Sie sich von Farben und Formen inspirieren. Das verleiht Ihrer Seele Luft und Raum.

2. PFLEGEN SIE BEZIEHUNGEN, dadurch entlasten Sie Ihre Psyche. Suchen Sie das Gespräch und teilen Sie Ihre Gedanken und Gefühle mit.

3. GEBEN SIE IHREM LEBEN EINE PERSPEKTIVE und konzentrieren Sie sich gleichzeitig auf das Hier und Jetzt. Entscheiden Sie, was Ihnen wichtig ist und setzen Sie klare Prioritäten bezüglich Ihrer Zeit.

4. HALTEN SIE IHREN KÖRPER GESUND durch eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung. Achten Sie auf ausreichenden und qualitativ guten Schlaf.

5. FÜLLEN SIE IHREN GEIST MIT POSITIVEN INHALTEN, beispielsweise ermutigenden Predigten. Durch den Glauben an einen liebevollen und grossen Schöpfergott, der mit Ihnen durchs Leben geht und an Ihnen interessiert ist, können Sie Sinn und Halt in Ihrem Leben finden.

Es wird immer anspruchsvoller, weise mit Geld und Zeit umzugehen. Jugendliche trauen sich nicht mehr, nein zu sagen, aus Angst, die Zugehörigkeit zur Gruppe zu verlieren oder etwas zu verpassen. Doch ohne Ruhezeiten kann der Stress in einer Erschöpfungsdepression enden. Schliesslich ist es besser, in der Gegenwart etwas zu verpassen, statt die Zukunft dafür zu opfern. (js.)

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Die Bibel wird nicht umsonst «Buch der Bücher» genannt: eine einzigartige Sammlung verschiedener Bücher, legendär und zeitlos. Alle zusammen erzählen Gottes Liebesgeschichte für die Menschen. Die ersten vier Bücher des Neuen Testaments, die Evangelien, berichten über das Leben und Wirken von Jesus Christus, Gottes Sohn. Er begegnete den Menschen mit Liebe und Verständnis, half ihnen, heilte ihre Krankheiten und krempelte ganze Biografien um. Davon zeugen auch die Geschichten in unseren Hope-Zeitungen. Hoffnung hat einen Namen: Jesus Christus!

Zum 25-jährigen Livenet-Jubiläum hat Hope Schweiz zusammen mit der Jordi AG eines der vier Evangelien herausgepickt und modern gestaltet. Mit mattschwarzem Cover, Prägung, Goldschnitt und

Banderolen kommt das MarkusEvangelium hochwertig daher. Ohne Verszahlen und Fussnoten liest es sich leicht wie ein Roman, ist gespickt mit stimmungsvollen Fotografien und kurzen Zitaten. Ein Buch für dich und deine Freunde, für die Frau an der Kasse oder den Mann auf der Parkbank –

SAOS BERATUNG

Sozialpädagogische Intervention

Erziehungsberatung

Umgang mit Gewalt

Dienstleistungen in Sozialer Arbeit

Andi Schlumpf

Sozialpädagoge/-arbeiter FH

Supervisor, Coach

Matraufastr. 1, 7224 Putz/GR

Supervision und ADHS-Coaching andi@saosberatung.ch 079 378 72 04 www.saosberatung.ch

Mülibach 6, 8374 Dussnang/TG

«ENDLICH KANN ICH AUFATMEN!»

Miriam Zehr erlebte Beziehungsabbrüche, wurde von Krankheiten ausgebremst und suchte Hilfe in der Esoterik. Schon als Teenager trug sie viel Verantwortung und sie versuchte stets alles aus eigener Kraft zu schaffen.

Anhaltende Erleichterung fand sie bei Jesus.

«Als ich zwei Jahre alt war, liessen sich meine Eltern scheiden», erzählt Miriam Zehr. Sie hatten den Scientologen angehört, traten dort jedoch zeitgleich aus. Der Vater heiratete schon bald eine viel jüngere Frau und bekam mit ihr nochmals drei Kinder. Miriam durfte bei ihnen leben, die leibliche Mutter meldete sich sehr selten bei ihr. Als sie neunjährig war, zog die Familie nach Schönengrund. «Dort war ich als Zugezogene die Aussenseiterin …» Drei Jahre später verliess ihr Vater seine Familie.

«Gott sei Dank durfte ich bei meiner Stiefmutter bleiben!»

«Gott sei Dank durfte ich bei meiner Stiefmutter bleiben!», betont die heute 45-Jährige. Unbewusst wollte sie sich jedoch ihren Platz verdienen, indem sie sich sehr unauffällig verhielt, sich anpasste, mithalf und sich um die kleinen Geschwister kümmerte. Als ihre Stiefmutter zum Glauben an Jesus fand, besuchte die Familie eine Freikirche. «Richtig angekommen bin ich dort nicht», erinnert sich Miriam. Sie hörte zwar das Evangelium, verstand es aber nicht. Die Zwölfjährige war traumatisiert und depressiv, spürte durch ihre Hochsensibilität sehr schnell, wenn Worte und Taten nicht übereinstimmten, und zog sich dann zurück.

Doch einmal erlebte sie Gottes Eingreifen unmittelbar. Ihre Familie hatte an einem

Name: Miriam Zehr

Alter: 45 Jahre

Familie: Verheiratet, 2 Kinder Wohnort: Schwellbrunn

grossen christlichen Camp teilgenommen, als ein äusserst heftiger Sturm aufkam. Tausende Menschen befanden sich im riesigen Hauptzelt, als dessen Stangen vom Wind aus dem Boden gehoben wurden – und sich wieder senkten. Offensichtlich hatte Gott die Anwesenden bewahrt, niemand wurde ernsthaft verletzt.

«Du bist darin verloren und erkennst es nicht.»

Energetische Hilfe

2006 heiratete Miriam einen geschiedenen Mann mit zwei Kindern. Neben der Haus- und Familienarbeit studierte sie Sozialpädagogik. Doch die Beziehung war toxisch: «Ich wurde immer ängstlicher und hatte keine Kraft, mich zu wehren», gesteht Miriam. Immer wieder zogen sie Depressionen aus dem Verkehr. Sie suchte Hilfe in esoterischen Praktiken und geriet nun in ein Labyrinth, aus dem sie lang keinen Ausweg fand. «Du bist darin verloren und erkennst es nicht», erklärt sie heute. «Es geht immer nur bis zur nächsten Abzweigung, man kommt nicht mehr raus aus diesem Sog.» Sie suchte Hilfe bei einem Geistheiler, in Reiki und Kinesiologie, tauchte in die Energielehre ein, legte Karten, nutzte das Pendel und probierte vieles mehr aus. Das Glück fand sie nicht, im Gegenteil: Panikattacken und Schlafstörungen plagten Miriam. Selbst Psychotherapie bot keine Abhilfe.

Wiedersehen mit dem Schulschatz 2009 wollte ihr Mann nicht mehr mit ihr zusammenleben; er verlangte, dass sie auszieht. So zog sie zu einer Freundin – und nun gelang es ihr endlich, sich aus der ungesunden Beziehung zu lösen. An ihrem Arbeitsplatz, wo sie als Sozialpädagogin arbeitete, traf sie auf den Zivi Remo, einen ehemaligen Schulkameraden. Sie hatten sich schon als Kinder gerngehabt, jetzt spürte sie: «Er geht ganz anders mit mir um – so eine Wertschätzung habe ich bisher nie erlebt.» Die beiden verliebten sich, Miriam reichte die Scheidung ein und zog in Remos WG. Langsam gelang es der damals 34-Jährigen, sich zu entspannen. Und als sie während einer Äthiopienreise schwanger wurde, suchten sie sich eine eigene Wohnung und heirateten 2014. Im gleichen Jahr wurde ihre erste Tochter geboren und Miriam machte sich als energetische Begbegleiterin selbstständig. Die feinfühlige Frau hatte ihre mediale Begabung erkannt und baute eine eigene Beratungspraxis auf.

2018 gebar sie wieder ein kleines Mädchen. Doch immer mehr drückte sich lange ertragene Not durch psychosomatische Symptome aus und 2023 erreichte ihre Erschöpfungs-

depression ihren Höhepunkt. Borreliose, Pfeiffersches Drüsenfieber, Corona … eine Infektion nach der anderen schwächte sie. Zwei Drittel des Jahres verbrachte sie im Bett. «Ich bin immer davon ausgegangen, dass ich alles aus eigener Kraft schaffen muss», stellt Miriam klar. Doch nun war Remo an ihrer Seite und sorgte liebevoll für seine Familie. Seit fünf Jahren arbeitet er als Teamleiter in einem Heim für Menschen mit Beeinträchtigung.

The Chosen

Eine Freundin gab Miriam den Tipp, sich die Serie «The Chosen» anzusehen. Sie zeigt Jesus während seiner aktiven Jahre, seinen Umgang mit Menschen. Viele Erinnerungen an Erlebnisse in der Freikirche poppten auf und Tränen flossen, als sie sich die Sequenzen ansah. «Jesus, wenn du die Wahrheit bist, dann zeige dich mir», bat Miriam. Und sie erkannte sofort: «Ja, es stimmt! Wenn ich meine Schuld bekenne, vergibt er mir. Ich muss keine Last mehr tragen – dafür ist er gestorben.» Sie wusste, sie muss Verantwortung übernehmen für ihr Leben, aber nichts abverdienen. Sie war nicht schuldig an ihrem Schicksal, sondern von Eltern und Ehemann nicht gut versorgt oder behandelt worden. Der Heilungsweg war lang, aber die Seelsorgeform SoZo brachte einen Durchbruch. Miriam konnte ihren Eltern vergeben, behutsam wieder Kontakt aufnehmen. Heute ist sie mit beiden versöhnt.

«Ich suchte immer nach Wahrheit, nach Heilung und Freiheit – in Jesus habe ich das gefunden.»

Gemeinsam unterwegs

Eine grosse Freude erlebte sie, als auch ihr Mann sich für Jesus entschied. Er hatte in

der Rastafari-Bewegung Erfüllung gesucht, sie in der Esoterik. Nun liessen beide diese Bindungen los – Remo schnitt seine Dreadlocks ab, Miriam gab ihre Praxis auf und warf alle Gegenstände weg, die mit energetischen Heilmethoden zu tun hatten. Damit verlor sie zwar ihre Einkommensquelle, aber sie wusste: «Ich kann unmöglich zwei Herren dienen.»

Ihre Ehe steht heute auf festem Grund. Die Atmosphäre in der Familie hat sich verändert und sie sehen zuversichtlich nach vorn. «Ich suchte immer nach Wahrheit, nach Heilung und Freiheit – in Jesus habe ich das gefunden», bestätigt Miriam. (mf.)

ZUR PERSON

Was wäre der Titel Ihrer Autobiografie? Vom Überleben ins wahre Leben.

Was treibt Sie an im Leben? Die Sehnsucht, den himmlischen Vater noch tiefer kennenzulernen und seinen Willen zu tun.

Haben Sie Angst vor dem Sterben? Nein, das «Wie» beunruhigt mich mehr. Ich weiss, ich werde zum Vater gehen, und dafür bin ich sehr dankbar.

Wenn Sie nochmals anfangen könnten, was würden Sie anders machen? Ich würde mich von Anfang an für ein Leben mit Jesus entscheiden.

Was ist eine der eindrücklichsten Lektionen in Ihrem Leben? Dass Gott mich bedingungslos liebt, trotz aller Fehler, die ich gemacht habe, und dass ich seine geliebte Tochter sein darf.

Miriam und Remo

Name: Tobias Weber

Alter: 30 Jahre

Wohnort: Burgdorf BE

Beruf: Pastor

«DER HIMMEL

IST REALITÄT!»

Tobias Weber aus Burgdorf verlor als 13-Jähriger seinen älteren Bruder durch einen tragischen Unfall. Seither hat sich seine Perspektive zum Tod und dem Leben danach verändert. Die Trauer war ein langer Prozess, aber «sie führte zum Guten», sagt der Jugendpastor.

«Im Sommer 2008 machte mein älterer Bruder im Welschland einen Sommereinsatz als Dachdecker», blendet Tobias Weber zurück. Es sollte der letzte Tag im Leben des 15-Jährigen werden …

Schmerzvoller Verlust

An jenem heissen Sommertag war Tobias mit seiner Mutter zu Hause, der Vater an der Arbeit. Um 14 Uhr stand ein Polizist vor der Tür und erklärte: «Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Sohn während der Arbeit tödlich verunfallt ist.» Das war alles. Es folgten keine weiteren Informationen, es kam kein Care-Team. Lediglich

zur Identifikation ihres Sohnes wurden die Eltern aufgeboten.

«Als Teenie denkt man nicht an den Tod, da will man das Leben entdecken!»

Tobias war damals 13 Jahre alt und erinnert sich: «Mit mir gingen die Emotionen durch. Mein Bruder und ich hatten eine sehr enge Beziehung. Wir waren uns sehr ähnlich, spielten beide leidenschaftlich gern Unihockey. Nun war er tot, und ich hatte mich nicht von ihm verabschieden können.» Die Hilfe durch einen Kinderpsychologen war kontraproduktiv: «Wir haben diese Übung schnell abgebrochen, da ich vom Herz her nicht bereit dazu war», erzählt der 30-Jährige. «Als Teenie denkt man nicht an den Tod, da will man das Leben entdecken!» Der offene Austausch innerhalb der Familie habe ihm in dieser Zeit geholfen – im Gegensatz zu Begegnungen ausserhalb.

Hilflose Helfer

Einige Leute zeigten sich überfordert,

angemessen auf diesen Ausnahmezustand zu reagieren. Tobias kann das nachvollziehen. Manche hätten damals die Strassenseite gewechselt, um nichts sagen zu müssen. Andere mutmassten: «Vielleicht ist ihm ja viel erspart geblieben ...» Derartige Floskeln helfen nicht weiter. «Weniger ist oft mehr, eine Umarmung reicht», sagt der nun einzige Sohn der Familie. «Zu ignorieren, was passiert ist, war das Schlimmste», betont er. Man dürfe ruhig fragen, wie er mit der Situation umgehe. «Empathie zu spüren, das tut gut!»

Unehrliche Kollegen

Zwei Jahre lang blieben die Ursache und Umstände des tödlichen Unfalls im Dunkeln. Tobias präzisiert: «Der genaue Hergang wurde von den Arbeitern vertuscht. Es ist ein Fehler passiert und am Anfang stand der Verursacher nicht dazu.»

Tobias erzählt: «Mein Bruder hatte sich auf einem 40 Meter hohen Gebäude mit einem Flachdach befunden, so gross wie ein Fussballfeld. Die Arbeiter mussten an jenem Tag Brandschutzschächte montieren und dazu die Holzabdeckung der Schächte entfernen. Weil ein Arbeiter beim Wegtragen der 2 x 2 Meter grossen Elemente nicht weit genug zur Seite trat, übersah mein Bruder den Abgrund und

TOBIAS WEBER

HIER GEHT'S ZUM INTERVIEW MIT TOBIAS WEBER IN VOLLER LÄNGE:

ZUR PERSON

Mein Lieblingsplatz in Burgdorf: Flüeh

Meine Lieblingsbeschäftigung sonntags bei Regen: Live Sport

fiel hinein …» Der Teenager stürzte 40 Meter in die Tiefe und war sofort tot.

«Als das herauskam, stieg ein grosser Hass in mir auf, ich war tief verletzt», gibt Tobias zu. Zusammen mit seinen Eltern erkannte er jedoch bald: «Wir müssen ihm vergeben. Der Entscheid liegt bei uns, ob wir bitter oder barmherzig weiterleben wollen.» Der Jugendliche hatte alle Mühe, dem Mann zu vergeben, der seinen Bruder auf dem Gewissen hatte: «Ich habe es bestimmt 100 Mal versucht ...»

«Wir müssen ihm vergeben. Der Entscheid liegt bei uns, ob wir bitter oder barmherzig weiterleben wollen.»

Überirdische Begegnung

Während seiner Berufslehre stellte sich bei Tobias eine innere Unzufriedenheit ein, die der damals 17-Jährige nicht einordnen konnte. Er suchte sich einen Seelsorger und ging das Trauma mit diesem konsequent an. «Darüber reden ist sehr wichtig», betont der heutige Jugendpastor. Dass sein Bruder so abrupt aus seinem Leben gerissen wurde, setzte ihm noch immer zu. Er hatte in seiner Kindheit stets gehört: «Gott ist gut». Wie sollte er das mit dem Tod seines Bruders zusammenbringen? Anfangs sei er sehr wütend gewesen auf den Schöpfer allen Lebens, «aber dann kam er mir so nah wie nie zuvor. Er hat mein Herz berührt, ich spürte, dass Jesus lebt und sich eine Beziehung mit mir wünscht.»

Dieses Empfinden gründet auf einem aussergewöhnlichen Erlebnis. Tobias war damals 18 Jahre alt. Er berichtet: «In einem sehr realen Traum habe ich nochmals meinen Bruder getroffen. Es herrschte eine himmlische Atmosphäre und wir redeten miteinander. Er sagte, es gehe ihm gut und er geniesse es an diesem Ort. Ich solle mich entspannen, wir würden uns ja wiedersehen …» Diese überirdische Begegnung sieht Tobias noch heute als Geschenk von Gott an. Sie markiert für ihn das Ende seiner Trauer- und Verarbeitungsphase.

Langer Prozess

«Ich wusste nun zweifellos: Mein Bruder ist bei Jesus. Auch ich werde einmal bei ihm sein, wenn ich mit Jesus unterwegs bleibe.» Der Tod seines Bruders habe sein Leben fundamental verändert – «zum Guten!», findet Tobias. «Ich hatte mich schon als Teenager gefragt, wozu ich lebe, welchen Sinn es macht, auf der Erde zu sein …» In dieser Welt habe man nichts in der Hand, deshalb entschied er damals: «Gott ist meine Versicherung, mit ihm habe ich eine Perspektive, er hat etwas vor mit meinem Leben.»

Etwa zehn Jahre später schrieb Tobias einen Brief an den Unfallverursacher und sprach ihm seine Vergebung zu. «Dem ist ein langer Prozess vorausgegangen», sagt er. «Man muss der Trauer Zeit und Raum geben, anders funktioniert es nicht.» Er habe Gott sein Herz ausgeschüttet, immer wieder seine Nähe gesucht und ihn auf völlig neue Weise erlebt. Überdies empfiehlt Tobias, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. «Man

Mein Hobby: Unihockey

Dieses Buch liegt auf meinem Nachttisch: Atomic Habits von James Clear

Dafür bin ich dankbar: Eine lebendige Beziehung zu meinem Schöpfer zu haben

kann diese Emotionen nicht einfach ‹wegbeten›, man muss sie durcharbeiten!»

«Man kann diese Emotionen nicht einfach ‹wegbeten›, man muss sie durcharbeiten!»

Perspektive für die Ewigkeit

«Der Himmel ist Realität!», hält der Burgdorfer Jugendpastor fest. «Ich war im Traum an diesem Ort – das kann mir niemand absprechen. Und das hat meine Perspektive völlig verändert.» Tobias betont: «Wie wir auf der Erde leben – mit oder ohne Gott –, hat Konsequenzen.»

Er fordert dazu auf: «Sei dankbar für dein Leben. Du weisst nie, wie lange du noch hier bist! Und vergiss nicht: Es gibt einen Gott, der dich bedingungslos liebt, der dein Freund sein möchte.» (mf.)

Tobias Weber nahm sich die nötige Zeit, um den Verlust zu verarbeiten.

HOPE-KOLUMNE SILKE SIEBER

MANN AM KREUZ? WER IST DIESER

Ich bin in einem kleinen Bergdorf aufgewachsen. Mein Schulweg führte vorbei an vielen Bauernhöfen, in deren Giebel fast lebensgrosse Kruzifixe hingen – Kreuze mit einer Figur daran. Ich wusste kaum etwas über diesen Mann am Kreuz. Eine Frage aber beschäftigte mich: Was hat er getan, dass er 2000 Jahre nach seinem Tod weltweit bekannt ist?

Name: Silke Sieber

Alter: 38 Jahre

Familie: Verheiratet, drei Kinder

Beruf: Theologin, Referentin, Co-Geschäftsleiterin

Bibellesebund Schweiz

Um das Jahr 4 n. Chr. wurde dieser Mann vom Kreuz in Bethlehem geboren. Sein Name war Jesus. Je länger er lebte und wirkte, desto mehr Faszination ging von ihm aus. Neben seinen Wundern faszinierten seine Worte. Viele Menschen folgten ihm. Religiöse und politische Instanzen störten sich an seiner Anziehungskraft und dem Tumult, den er verursachte. Sie verurteilten ihn zum Tod am Kreuz – wie damals üblich. Er starb und wurde begraben – wie damals üblich. Doch dann, so wird berichtet, sei er nach drei Tagen von den Toten auferstanden –auch damals un-üblich.

Dass dieser Jesus lebte, ist heute nicht mehr umstritten, denn für seine Existenz gibt es viele ausserbiblische Belege. Ob dieser Jesus tatsächlich Gottes Sohn war, wie er beanspruchte, und ob er tatsächlich von den Toten auferstanden ist, kann man genauso wenig beweisen, wie man es widerlegen kann. Jedoch frage ich mich: Hätte dieser Mann erreicht, was er erreicht hat, wenn er nicht der gewesen wäre, der er behauptete zu sein?

Sterben – für eine Lüge?

Nach dem Tod von Jesus waren seine Nachfolgerinnen und Nachfolger zutiefst enttäuscht, irritiert und verängstigt. Was

am Kreuz passiert war, hatte alle Euphorie zerschlagen. Aus der weiteren Geschichte wissen wir jedoch, dass seine Nachfolger die Botschaft von Tod und Auferstehung dieses Mannes nach und nach in der ganzen Welt verkündigten. Die Überlieferung berichtet, dass elf der zwölf engsten Freunde von Jesus für diese Botschaft sogar ihr Leben liessen –sie alle starben als Märtyrer.

«Hätte

dieser Mann erreicht, was er erreicht hat, wenn er nicht der gewesen

wäre, der er behauptete zu sein?»

Die eigentliche Frage ist: Hätten diese Männer getan, was sie getan haben, wenn die Story mit dem Stein vorm Grab geendet hätte? Hätten sie ihr Leben gelassen für eine Lüge?

Viel wahrscheinlicher erscheint mir, dass sie tatsächlich dem auferstandenen Jesus begegnet sind und diese Begegnung alles überstieg, was sie bisher erlebt hatten. Die Bibel berichtet, dass Jesus 500 weiteren Männern

und Frauen begegnete, als er auferstanden war (Die Bibel, 1. Korintherbrief, Kapitel 15, Vers 6). Sie setzten eine Bewegung in Gang, die sich heute über den ganzen Globus erstreckt und aktuell ca. 2,5 Milliarden Nachfolger zählt: das Christentum.

Jesus und wir

Was nun ist das Hoffnungsvolle an dieser Geschichte? Die Bibel sagt, dass Gott mit der gleichen Kraft, mit der er Jesus von den Toten auferweckte, auch heute in unserem Leben wirken möchte (Die Bibel, Epheserbrief, Kapitel 1, Verse 19-21). Da gibt es einen Gott, dem nichts unmöglich ist, und er möchte dir und mir mit seiner Kraft zur Seite stehen – in diesem Leben und darüber hinaus. Mir gibt das Hoffnung!

Jesus ist die umstrittenste und zugleich einflussreichste Person der Menschheitsgeschichte. Deshalb lohnt es sich, zu überlegen, wie man zu ihm steht. Es lohnt sich, seine Biografie zu lesen, denn sie gehört zur Weltliteratur. Es lohnt sich, ihn zu bitten, seine Lebendigkeit zu zeigen, denn wie der irische Literaturwissenschaftler C. S. Lewis so richtig sagte: «Wenn das Christentum falsch ist, ist es bedeutungslos; wenn es stimmt, ist es von unendlicher Bedeutung. Was es nicht sein kann: ein bisschen wichtig.»

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