Allgäu Live In (05.2011)

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Ich lebe meine Musik

1 Jahr Musikhaus Rimmel in Kempten

zustellen und traf damit einen Nerv. Das Sortiment wurde immer mehr erweitert, bis schließlich das erste Musikhaus Rimmel entstand. Karl Rimmel war aber nicht nur Musikfreund, sondern auch leidenschaftlicher Tüftler. Zusammen mit dem Instrumentenbauer Max Deibel begann er unter dem Firmennamen DERI (nach Deibels Tod nur noch RIMMEL) eigene Schlagzeuge und Schlagzeugteile zu produzieren. Auf das Konto der Beiden gehen Patente für feuerfeste Trommeln, eine mit Federstahl ausgestattete Fußmaschine sowie Kunststofffelle. Ende der 50er Jahre wurden in den Produktionsstätten in Leubas unter anderem Bongos, Pauken, Landsknechttrommeln und Fanfaren hergestellt. Anfang der 60er Jahre wurden fast alle Schlagzeughersteller in Deutschland von der Firma Rimmel beliefert.

Was Mitte der 1930er Jahre mit ein paar Ziehharmonikas im Schaufenster einer Zigarrenhandlung am Residenzplatz begann, ist heute eines der größten Musikhäuser der Region. Nach mehreren Standortwechseln residiert das Musikhaus Rimmel unter der Leitung von Manfred und Klaus Ambrosch nun seit genau einem Jahr in der Poststraße 7-9. Auf 500 sonnendurchfluteten Quadratmetern findet sich hier (fast) alles, was Musiker von jung bis alt und quer durch alle Musikrichtungen glücklich macht. Vor einem Jahr begann für das Musikhaus Rimmel eine neue Ära: Nach 16 Jahren in dem vergleichsweise beengten und verwinkelten Lädchen am Rathausplatz siedelten Vater und Sohn Ambrosch ihr Geschäft zum 02. Mai 2010 in die neuen, luftig-hellen Räumlichkeiten in der Nähe des Hildegardisplatzes um.

boards, digitale Pianos und E-Bässe. Ein schalldichter Raum lädt zum ungestörten Amp-Test ein. Man findet Geigen, Hackbretter, Mandolinen, Ukulelen, Flöten, ein breites Spektrum an teils ungewöhnlichen Instrumenten wie Cajons (sogar einen Bausatz zum Selberbasteln gibt´s ab 40 Euro), Caisas oder Klangaugen, ein wenig Band-Merchandise und nicht zu vergessen eine extrem umfangreiche Notensammlung. „Ohne zu dick auftragen zu wollen, ist der nächste Laden, welcher vom Umfang und der Beratungskompetenz mit uns mithalten kann, in München“, erklärt Juniorchef Klaus Ambrosch sichtlich stolz. Zum Angebot gehören neben der fundierten Beratung auch eine Fachwerkstatt, eine Lehrervermittlung, Bestellservice sowie die Möglichkeit, Instrumente zu mieten, was sich gerade für Anfänger auf der Suche nach „ihrem“ Instrument auszahlt.

Wer mag, kann es sich hier mit einem Cappuccino oder einer Afri-Cola an der Kaffeetheke gemütlich machen, das „Saitenwechsel + Kaffeetrinken“-Angebot für 17,90 Euro annehmen und sich dann frisch gestärkt dem riesigen, dabei aber sehr übersichtlich aufgebauten Sortiment widmen, das allein 300 akustische und E-Gitarren (von 150-3000, - Euro), nebst Zubehör vom Plektron bis zur kleinen PA umfasst. Aktuell sind ein Dutzend Drumsets aufgebaut, zudem einige Key-

Nicht nur der wachsende Kundenstamm ist hoch zufrieden, auch Manfred, Klaus und Rosemarie Ambrosch und ihre vier Mitarbeiter stehen ganz offensichtlich mit ganzem Herzen in ihrem neuen Laden. Dessen Wurzeln liegen nur ein paar Meter entfernt: 1935 begann Firmengründer Karl Rimmel im Schaufenster einer Zigarrenhandlung im sogenannten „Landhaus“ am Residenzplatz 33 (heute Teil des Commerzbank-Komplexes) einige Ziehharmonikas aus-

Mike Trunbull

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Melanie Jörg

Margrit Bullmer

In Erinnerung an diese glorreichen Zeiten - die Schlagzeugproduktion wurde mittlerweile komplett eingestellt - steht noch heute ein orangefarbenes Original Rimmel-Drumset aus dem Jahr 1952 im Laden. Als der kinderlose Karl Rimmel 1980 im Alter von 75 Jahren einen Nachfolger suchte, übernahm sein langjähriger Mitarbeiter, der Vollblutmusiker und Instrumentenmacher Franz Ambrosch das Ladengeschäft, das 1989 an seinen Sohn Manfred Ambrosch - ebenfalls Blechblasinstrumenten- und Schlagzeugbauer - überging. „Ich wollte eigentlich gar nicht hier einsteigen“, gibt Manfred Ambrosch zu. „Nach ein paar Gitarrenstunden hatte ich mir mit 13 Jahren sogar geschworen, nie wieder eine Gitarre anzufassen“, lacht er. Heute ist der derart Eidbrüchige selbst begeisterter Musiker - zusammen mit Sohn Klaus spielt er in dem Bandprojekt Solid Rock, wo er den Viersaiter zupft und könnte sich „ein Leben ohne den Laden gar nicht mehr vorstellen.“

Rosmarie Ambrosch

Manfred Ambrosch

05.2011

seit 25 Jahren t informier bestens


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