Lion 6 dezember 2014

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Frauen und Lionismus DER LC ZÜRICH-CENTRAL WAR DER ERSTE DEUTSCHSPRACHIGE FRAUENCLUB

Sie wurden auf Herz und Nieren geprüft Mit Charter Night am 30. Juni 1990 war der LC Zürich-Central nicht der erste Club der Schweiz mit weiblichen Mitgliedern. Das waren die Frauenclubs Lausanne-Riviera und Genève-Lac, beide mit Gründungsjahr 1988. Doch die Zürcherinnen gründeten den ersten deutschsprachigen Frauenclub und legten mit ihrer ersten Activity einen fulminanten Start hin. Helga Erni, die 2. Präsidentin des Clubs, erzählt über die Anfänge.

Berufsleben stehen, verheiratet sind und Kinder haben, haben nicht ohne Weiteres auch noch Zeit für einen Lions Club.

«Ich hatte am Anfang Zweifel, ob ich LionsMitglied werden wollte.» Sie fragen sich auch viel häufiger, ob sie geeignet sind. Ich selbst hatte am Anfang Zweifel, ob ich Lions-Mitglied werden wollte. Ich wechselte damals gerade die Stelle und fragte mich, ob ich dann für den Beruf noch genügend Zeit hätte. Einige Frauen sprangen im Laufe der Gründungsphase ab, zum Teil, weil ih­ nen das Ganze zu lange dauerte. War ein gemischter Club kein Thema? Darüber sprach damals noch niemand. Auch für die Lions, die uns unterstützten bei der Clubgründung, war klar, dass ein Frauenclub entstehen sollte.

«Man merkte, dass sie nicht so recht wussten, was sie mit diesen Frauen anfangen sollten.»

Helga Erni in ­ihrem Zuhause (Fotos: Heidi Mühlemann)

Ihr hattet bei der Gründung eures Clubs keinerlei Vorbilder. Wie habt ihr euch gefunden? Helga Erni: Die Idee entstand an einem PR-Anlass im Jahr 1988. Fünf Frauen, die teilweise bereits geschäftlich mitein­ ander zu tun hatten, kamen ins Ge­ spräch. Eine von ihnen war Susanne Geel, die später unsere Gründungsprä­ sidentin wurde. Sie kannte die Organi­ 4

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sation von ihrem Vater, der Lions-Mit­ glied in Bad Ragaz war, und wusste, dass die Lions nun auch Frauen aufnahmen. Da beschlossen wir, es zu wagen. Warum ging es dann noch zwei Jahre, bis der Club gegründet war? Wir suchten im Freundes- und Bekann­ tenkreis Frauen, die mitmachen könnten. Das war nicht so einfach. Frauen, die im

Wie gross war die Unterstützung der Männer? Peter Schnetzler vom LC Zollikon, der damals Zonenchairman war, unterstützte uns sehr. Aber es gab natürlich viele Män­ ner, die dem Geschehen skeptisch gegen­ überstanden. Der LC Zürich wurde unser Patenclub und verknurrte zwei seiner Mitglieder dazu, uns zu begleiten. Man merkte, dass sie nicht so recht wussten, was sie mit diesen Frauen anfangen soll­ ten. Aber sie nahmen ihre Aufgabe sehr ernst. Sie prüften jede der Kandidatinnen auf Herz und Nieren, inklusive politischer Gesinnung und Religionszugehörigkeit!


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