Limbus Vorschau Herbst 2015

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„Ich gehe nur durch Verwandlungen. Scheinbar sind sie gering, bleibe ich doch derselbe. Die Tatsache, dass meine Freunde mich wiedererkennen, ist noch kein Gegenbeweis.“ Ein Reisender beobachtet: Augenpaare in New York, Augenpaare auf einem Schiff, Augen am Flughafen. Er sieht Kinder in Berlin, Kinder in Paris, seine Erinnerung an sich als Kind. Reisende sind gezwungen, Stunden miteinander zu verbringen – und bemerken erstaunt und beglückt die Gemeinsamkeit und Vertrautheit, die entsteht. Städte atmen, Städte leuchten, Städte schweigen. Als Paris Berlin New York. Verwandlungen 1992 erstmals erschien, reagierte die Kritik begeistert. Hier hatte ein Autor den eigenwilligen Versuch einer philosophischen Reise- und Flaneursprosa vorgelegt – eine Prosa von der Verwandlung des Alltags. Wolfgang Hermann, der nach seinem Debüt Das schöne Leben (Förderpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung) bereits als Meister der Miniaturen festgelegt schien, verblüffte hier mit einem völlig neuen Blick auf die Welt. Es ist ein von jeder Zeitströmung unberührter Text, der bis heute nichts von seiner Frische verloren hat.

Wolfgang Hermann, geboren 1961 in Bregenz, studierte Philosophie und Germanistik in Wien. Lebte längere Zeit in Berlin, Paris und in der Provence sowie von 1996 bis 1998 als Universitätslektor in Tokio. Zahlreiche Preise, u. a. Anton Wildgans Preis 2006, Förderpreis zum Österreichischen Staatspreis 2007; zahlreiche Buchveröffentlichungen, bei Limbus: Paris Berlin New York (2008, als Limbus Preziose 2015), Konstruktion einer Stadt (2009) und Schatten auf dem Weg durch den Bernsteinwald (2013).

Limbus Vorschau Herbst 2015

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Entwurf: Johanna Rüdisser


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