Holzbulletin 125/2017

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Pavillon ‹Théâtre de Vidy›, Lausanne Ist es wirklich möglich, ein Volumen von 5000 m3 mit Spannweiten bis zu 20 m allein unter Verwendung einfacher Massivholzplatten der Stärke 45 mm zu bauen ? Der Pavillon des Vidy-Theaters in Lausanne führt den Beweis. Am Ufer des Genfersees unterhalb des Stadtkerns von Lausanne liegt das Quartier Vidy. 1964 war es Standort der schweizerischen Landesausstellung Expo 64. Übriggeblieben ist von diesem Grossanlass ein Theaterkomplex nach den Plänen von Architekt und Künstler Max Bill. Das Vidy-Theater gehört seither zu den stark beachteten Bühnen der Avantgarde. Das Vidy-Theater benötigte einen Ersatz für ein nebenan aufgestelltes Zelt, das infolge von Platznöten als zusätzlicher Aufführungsort diente. Es bot nur rudimentären Komfort, war abgenutzt und Zugluft ebenso wie dem Verkehrslärm ausgesetzt. Der Ersatz sollte einen zeitgenössischen Ausdruck mit der Möglichkeit einer flexiblen Erweiterung verbinden und zugleich mit dem baulichen Erbe Max Bills mithalten können. Der neue Pavillon nimmt die Position des Zeltes ein, weist ungefähr den gleichen Fussabdruck auf und kann rund 250 Zuschauer aufnehmen. Der Raum eignet sich dank einziehbaren Unterteilungen für unterschiedliche Konfigurationen. Seine Form, ausgesteift vom gefalteten Tragwerk aus Massivholzplatten von 45 mm Stärke, erfordert keine Zugabe von Material zur Überbrückung von Spannweiten bis 20 m. Die ge-

falteten Wände zeigen im Grundriss eine Krümmung, genau wie das Dach, dies in der Länge ebenso wie in der Breite. Die Verbindungen der einzelnen Platten sind allesamt als Holz-Holz-Zapfenverbindungen ähnlich einer Verkämmung ausgeführt. Für die Fertigung wurde das Volumen in elf Einheiten unterteilt, sozusagen elf Rahmen mit jeweils vier Flächen für die beiden Wandteile und zwanzig Flächen für das Dach dazwischen. Die Zapfen zur Verbindung der Flächen sind einfach oder abgestuft, letzteres als Abstandshalter zwischen zwei Platten. Dieser Hohlraum enthält Installationen und eine Zellulosedämmung. Alle Hohlräume sind zudem mit Sensoren zur Erkennung von eindringendem Wasser ausgerüstet.


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