Holzbulletin 120/2016

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Erneuerung und Erweiterung Rambert-Hütte, Leytron Der Schweizer Alpen-Club SAC hat die Rambert-Hütte in der Unterwalliser Gemeinde Leytron saniert und vergrössert. Die Hütte auf 2580 m ü.M. ist ein beliebter Halt für Berggänger auf der Muveran-Tour. Trotz dem Eingriff bleibt der Charakter eines bescheidenen Gebirgsrefugiums gewahrt. Die Hütte der SAC-Sektion Les Diablerets liegt auf einer sanften Terrasse am Südhang des symbolträchtigen, 3051 m hohen Grand Muveran und ist Ausgangspunkt zahlreicher Alpinisten und Klettersportler für die Besteigung anderer Gipfel der Region. Der Steinbau mit den roten und weissen Fensterläden wurde in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts erstellt und war jeweils von Juni bis September bewartet. Für Liebhaber von Skitouren war die Hütte auch im Winter geöffnet. Dieser Bau ersetzte eine frühere Holzhütte aus dem Jahr 1895, welche sich etwas weiter unten an einer windgeschützten Stelle und in der Nähe einer Wasserquelle befand. Angesichts ständig zunehmender Belegungszahlen hatte sich der Steinbau immer mehr als überholt und ungeeignet für einen zeitgemässen Hüttenbetrieb erwiesen. Insbesondere die als abgetrennte ‹Plumpsklos› konzipierten Toiletten und die nur von aussen zugänglichen Duschanlagen verlangten nach einer Modernisierung. Zudem galt es, die Hütte an die veränderten Ansprüche und Vorschriften bezüglich Umweltverträglichkeit, Hygiene, Brandschutz und rationelle Energienutzung anzupassen. Deshalb lud die zuständige Hüttenkommission im Jahr 2009 fünf Architekturbüros zu einem entsprechenden Wettbewerb ein. Schliesslich war es das Projekt des Architekturbüros Bonnard Woeffray aus Monthey,

welches die Jury überzeugte, weil es den bestehenden Steinbau geschickt in Szene setzte und gleichzeitig die bestehende Architektur und das neue Volumen miteinander in einen Dialog brachte. Unverändert geblieben ist die Terrasse, wo die Besucher die Bergsonne geniessen. Auf der Rückseite des Altbaus hingegen wurde, gleichsam als ebenso funktionaler wie kompakter Rucksack, ein neuer, dreigeschossiger Baukörper errichtet. Seine Form ist geprägt durch den Knick im Dach, der auf den Winkel des Altbaudachs verweist. Beide Dächer und alle anderen Aussenflächen des Neubaus bis hin zu den Türen und Fensterläden sind mit rostfreiem Profilblech bekleidet. Dieses Material wurde für die Verbindung zwischen dem alten und dem neuen Teil gewählt, weil es die Qualität des auf dem Dach gesammelten Regenwassers nicht beeinträchtigt. Mit dem Anbau entstand Platz für Nutzungen, welche im Innern der alten Hütte nicht möglich waren. Dazu gehören Vorratslager für Lebensmittel und Brennmaterial, Duschen und Toiletten sowie ein Privatraum für den Hütten­ wart. Die frühere Küche ist einem Büroraum gewichen; gekocht wird in den neu gegliederten Diensträumen. Die Schlafräume wurden neu gestaltet; die Neuanordnung der Betten entlang der Wände schafft etwas mehr In­ti­ mität für die Gäste. Da die Bauherrschaft keine Ausweitung der Übernachtungskapazität anstrebte, stehen nach wie vor 44 Schlaf­ plätze für die Gäste, die Hüttenwarte und die Hilfskräfte zur Verfügung. In einem derart speziellen Umfeld wie diesem galt es, auch den letzten Winkel des knappen Platzes auszunutzen und so praktisch wie möglich zu gestalten. Auf dem Dach sorgen

Sonnenkollektoren und eine Fotovoltaikanlage für vollständige energetische Autarkie. Auch die Wahl vorfabrizierter Holzrahmenelemente für die Tragkonstruktion erfolgte aus den gleichen Effizienzüberlegungen, welche auf dieser Höhe unumgänglich sind. Die erste Hütte von 1895 war in der Werkstatt der Firma Bugnion in Lausanne erbaut und von Riddes aus auf Maultierrücken zu ihrem Standort hinauftransportiert worden. 120 Jahre später erfolgte der Abbund für den neuen Anbau in der Werkstatt der Firma Amédée Berrut in Collombey, und anstelle von Maultieren führte der Helikopter die vorfabrizierten Elemente von Ovronnaz auf die Baustelle. Baubeginn war im Juni 2015, und nach einer Bauzeit von fünf Monaten war das Projekt praktisch abgeschlossen. So bedurfte es im Frühling 2016 lediglich noch einiger kleinerer Anpassungen, damit die neue Hütte im Sommer 2016 feierlich eingeweiht werden konnte. Ihr neues Erscheinungsbild wird der Rambert-Hütte zweifellos hohe Besucherzahlen bescheren.

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