Aussenwände – Konstruktion und Bekleidungen, BSV 2003

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Aussenwände – Konstruktion und Bekleidungen

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Gebäude mit Holzaussenwandbekleidung vor der Durchführung der Naturbrandversuche 134-6

Gebäude nach der Durchführung der Naturbrandversuche

Als Bewertungskriterien wurden vereinbart: • Die Limitierung der mehrgeschossigen Brandausbreitung innerhalb der Schutzzieldefinition gilt als erfüllt, wenn die Holzaussenwandbekleidung oberhalb der Geschossdecke des 3. Geschosses – Höhe über Brandraumboden 7,2 m –, d. h. im dritten Geschoss oberhalb der Brandausbruchsstelle, nicht selbständig brennt. Verrussungen und Verfärbungen bleiben ausser Betracht. • Nach einer Zeit von 15 Minuten erfolgt das Löschen der Brandlast und brennender Bekleidungsteile mit Wasser (Löschstrahl). Als Basis für diese Zeitfestlegung dient die Einsatzzeit der Feuerwehr gemäss Dokument ‹Feuerwehr 2000› [21]. • Grössere Teile der Bekleidung, die zu einer Gefährdung von Personen führen könnten, dürfen nicht abfallen. Ein typischer Versuchsaufbau und Brandverlauf ist am Beispiel von Versuch 4 in den Abbildungen 134-3 und 134-4 dargestellt. In allen Brandversuchen kam es unabhängig von der gewählten Konstruktion bzw. Materialisierung nach einer Zeit von ca. 2 Minuten im Bereich der direkten Flammenbeaufschlagung zu einer Entflammung der Holzoberfläche. Die Holzbekleidung brannte jedoch meist nur kurzzeitig über eine Dauer von weniger als 2 Minuten (‹Oberflächenflash›) und erlosch dann selbständig. Die Verkohlung der sichtbaren Oberfläche überschritt den Einflussbereich der Flammen des Prüffeuers dabei nur unwesentlich. Die entstandene Holzkohlenschicht von 2 – 3 mm Dicke vermochte eine erneute Entflammung relativ lange (7 –10 Minuten) zu verzögern. Erst mit der Öffnung der Bekleidungsfläche durch ein rückseitiges Brennen im Hinterlüftungsspalt oder an Verbindungsstellen kam es zu einem erneuten Aufbrand. Dieser Brand breitete sich dann im wesentlichen in Abhängigkeit von der ausgeführten Fassadenkonstruktion und den angewendeten

Brandschutzmassnahmen aus bzw. kam in einigen Fällen auch selbständig zum Erliegen. Die ersten drei Originalbrandversuche wurden nach 15 Minuten, die übrigen Versuche jedoch erst nach 20 oder mehr Minuten mit Wasser gelöscht. 1.3.4.4 Naturbrandversuche Die Versuche hatten zum Ziel, die Ergebnisse der originalmassstäblichen Brandversuche in der Prüfhalle der MFPA Leipzig an einem realen Gebäude mit realitätsnahen Brandlasten zu validieren. Mit diesen Naturbrandversuchen konnten sowohl die praxisgerechten Montagebedingungen der HolzAussenwandbekleidung als auch die natürlichen Witterungsbedingungen mit teilweiser Windsimulation in einem weit fortgeschrittenen Brandstadium untersucht werden. Das Versuchsprogramm umfasste die Beurteilung des Brandverhaltens mehrgeschossiger, vollflächiger Holz-Aussenwandbekleidungen bei einer Brandbeanspruchung von aussen (Fassadensockel und Balkon) und einer Brandbeanspruchung von innen (Abb. 134-7) durch zwei zeitgleiche Vollbrände in benachbarten, an die Fassade grenzenden Räumen mit geöffneten Fenstern. Insbesondere das letzte Szenario repräsentiert damit eine äusserst kritische Brandsituation, bei welcher ein Brand sich bereits innerhalb des Gebäudes von einem Raumbrand zu einem Wohnungsbrand ausgedehnt hat. Die Grösse der thermisch beanspruchten Fläche der Aussenwandbekleidung verdoppelte sich (Abb. 134-8). Gleichzeitig wurde in die Brandräume teilweise kontinuierlich, teilweise aber auch schockartig (‹Böen›) durch Ventilatoren rückseitig ein zusätzlicher Luftstrom eingeblasen, um eine etwaige ‹Querlüftung› zu simulieren. Insgesamt wurde eine Fassadenfläche von ca. 700 m2 bekleidet (Abb. 134-5 und 134-6). Diese war in vier Bereiche mit verschiedenen Konstruktionsaufbauten gegliedert. Gesamthaft wurden 6 Naturbrandversuche durchgeführt.


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