LichtSeiten ~ für das Gute in uns

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Meine Engel

Meine Engel

Anke Ziegler

Engel begleiten uns und treten manchmal ganz unerwartet auf den Plan.

Es ist schon einige Jahre her, als ich an einem schwülwarmen Abend das Auto am Waldesrand parkte für eine nette kleine Runde, so wie sie zu der Zeit für unseren Welpen gut machbar war. Ich sog den erdigen Geruch des Waldbodens gierig in mir auf, verschmolz mit den Bäumen, ließ die Vögel singen und wandelte durch die unwirklich anmutende flirrende Hitze. Mit dem Schwanz wedelnd sprang er freudig umher, schnupperte begeistert an jedem Baumstumpf des neuen Reviers und hatte wohl mindestens so viel Freude wie ich im geliebten Wald. Immer wieder taten sich neue Weggabelungen auf, meinem Orientierungssinn folgend hielt ich mich rechts, um irgendwann, einen Kreis beschreibend, wieder am Auto herauszukommen. Die Runde wurde immer länger, die Wege immer interessanter, bis mir klar wurde, dass ich mich hoffnungslos verlaufen hatte. Ich hätte einfach umkehren können und vielleicht hätte ich den Weg zurück gefunden. Aber der Weg wäre viel zu weit gewesen und die Kräfte

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unserer Hündin ließen merklich nach. Zu allem Unglück hatte ich auch noch das Wasser für den Hund im Auto gelassen. Mir wurde schmerzlich bewusst, dass wir in einer sehr unangenehmen Lage waren. Während der letzten 1,5 Stunden waren wir keiner Menschenseele begegnet und es fing bereits an zu dämmern. Das Handy hatte ich im Auto gelassen, denn im Wald gab es keinen Empfang… Inständig betend hoffte ich hinter jeder Biegung des Weges auf die Straße mit dem Auto zu treffen. Aber was hinter der nächsten Biegung auftauchte ließ mich erschaudern: eine Weggabelung mit drei Abzweigen. Welchen davon sollte ich nehmen? Ich betete: „Lieber Gott hilf mir, lass mich den richtigen Weg nehmen.“ Plötzlich hörte ich Stimmen, fröhlich plappernde Frauenstimmen. Als die Frauen in mein Blickfeld traten, schienen sie genauso unwirklich wie die schwülwarm flirrende Luft zu sein: drei Frauen in langen, bunt gemusterten Abendkleidern mit Stöckelschuhen und riesigen Hüten auf dem Kopf. Was machten diese Frauen in dieser Aufmachung spät abends mitten im Wald? So würde ich mir die Damen beim Pferderennen in Ascot vorstellen, aber doch nicht im Waldhusener Forst! Ich begrüßte sie überschwänglich und fragte sie nach dem Weg zur Straße. Sie schienen sich nicht recht auszukennen, wollten wissen, was für eine Straße ich meine. „Na ja eben die mit meinen geparkten Auto“, antwortete ich. Genauer konnte ich es auch nicht sagen. Eine der Damen meinte dann, ich solle den ganz linken Abzweig nehmen, der könnte es sein. Ich wäre ganz sicher


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