Liechtenstein Gruppe Jahresbericht 2022

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Jahresbericht

2022

Jahresbericht 2022

Vorwort 6 Die Liechtenstein Gruppe 8 Unsere Investmentstrategie 12 Interview mit dem CEO 14 Worin wir investieren … 16 Schwerpunkt Agrarwirtschaft & Nahrungsmittel 18 Unser Portfolio 20 Neuinvestition: N-Drip 22 Neuinvestition: Agritask 23 Leitartikel: Die Landwirtschaft im digitalen Wandel 24 RiceTec 32 Parelmo 36 Green Universe Agrogroup 38 Gutsbetrieb Wilfersdorf 40 Wir werden Bio! Zwei Liechtenstein Betriebe stellen um 42 Hofkellerei des Fürsten von Liechtenstein 46 Forstwirtschaft 50 Unser Portfolio 52 LIECO Gruppe 54 Forst Kalwang 58 Naturpark Sparbach 60 Forstbetrieb Wilfersdorf 62 Erneuerbare Energien 64 Unser Portfolio 66 Neuinvestition: L-Recycling 68 Neuinvestition: L-Renewables Finland 70 PV-Invest 71 TESVOLT 74 Immobilien 76 Unser Portfolio 78 Immobilien-Investments 2022 80 Hunter Real Estate 81 Immobilien Wien 82 Nachhaltigkeitsstrategie 84 Personalia 88 Veranstaltungen 2023 94 Impressum 98

Unsere Vision

Wir streben nach einer ressourcenschonenden Produktion von hochwertigen Nahrungsmitteln, aktiv bewirtschafteten, klimafitten und artenreichen Wäldern, der Produktion von sauberer Energie und nachhaltigem Immobilienmanagement.

Unsere Werte

Wir arbeiten mit Begeisterung.

Wir sind neugierig und beschreiten neue Wege.

Wir handeln transparent und respektvoll.

Unsere Tätigkeiten sind langfristig ausgerichtet.

Unsere Branchen

Unsere Prinzipien

INNOVATION

Stete Innovation ist notwendig, um die Herausforderungen in unseren Branchen zu meistern.

NACHHALTIGKEIT

Wirtschaftlicher Erfolg muss immer im Einklang mit ökologischen und sozialen Zielen stehen.

AGRARWIRTSCHAFT & NAHRUNGSMITTEL
ERNEUERBARE ENERGIEN
FORSTWIRTSCHAFT
IMMOBILIEN

Nebenden spürbaren Auswirkungen des Klimawandels haben uns der Krieg in der Ukraine, Inflation, hohe Energiepreise, die Sorge um Lieferkettenengpässe und die Ausläufer der Coronakrise 2022 weiter in Atem gehalten.

Dennoch können wir für die Liechtenstein Gruppe auf ein erfolgreiches und produktives Jahr zurückblicken und das ist auf den unermüdlichen Einsatz unserer engagierten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zurückzuführen. Dafür bedanken wir uns an dieser Stelle herzlich!

2022 konnten wir sehen, wie die Liechtenstein Gruppe stärker zusammenwächst und sich spannende und zukunftsweisende Synergien zwischen den Portfoliounternehmen ergeben. Es gibt Pläne zur Umsetzung von PV-Anlagen auf unseren Flächen in Wilfersdorf und Kalwang. Ebenso sollen zusammen mit den PV-Anlagen TESVOLT-Batteriespeicher eingesetzt werden, um die Solarenergie auch nützen zu können, wenn die Sonne nicht scheint. Wir freuen uns auch darauf, die Bewässerungslösungen des israelischen Unternehmens N-Drip (eines unserer neuesten Investments) auf unseren bestehenden landwirtschaftlichen Flächen und bei RiceTec anzuwenden.

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VORWORT
Johannes Meran (l.) und Constantin Liechtenstein (r.)
LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
Zusammen wachsen und Verantwortung übernehmen

Mit den Neuinvestitionen, die wir Ende 2022 abgeschlossen haben und anderen, die sich im Moment in der Pipeline befinden, schaffen wir noch mehr Synergiemöglichkeiten, schärfen weiter das Profil unserer Unternehmensgruppe, stärken unser Netzwerk und bauen unsere Expertise in den vier Kernsektoren aus.

Dies geschieht auch durch die Erweiterung unseres Teams an großartigen, innovativen und erfahrenen Köpfen. So konnten wir beispielsweise für RiceTec zwei Experten im Saatgutbereich gewinnen: Karsten Neuffer als Global CEO und Nachfolger von Mike Gumina und Lisa Safarian von Pivot Bio als neues Aufsichtsratsmitglied. Beide stellen wir Ihnen im Jahresbericht vor.

Für 2023 und 2024 haben wir uns zum Ziel gesetzt, unsere Bemühungen um die Nachhaltigkeit gruppenweit strategisch zu verankern. Wir nehmen damit unsere unternehmerische Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft wahr. Dieses Projekt kann natürlich nur mit der Unterstützung und dem Engagement unserer Mitarbeitenden gelingen. Dass dies auch einen Mehraufwand bedeutet, ist uns bewusst und daher bedanken wir uns bereits jetzt bei allen Beteiligten, die uns helfen, die Liechtenstein Gruppe zu einem nachhaltigen Zukunftsunternehmen weiterzuentwickeln!

Wir freuen uns auf viele spannende Projekte in 2023 und wünschen Ihnen allen viel Gesundheit und Erfolg für das kommende Jahr!

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
CONSTANTIN LIECHTENSTEIN JOHANNES MERAN Aufsichtsratsvorsitzender CEO Liechtenstein Gruppe Liechtenstein Gruppe

Österreichisches Erbe, Präsenz in der Welt

Die Liechtenstein Gruppe ist eine Unternehmensgruppe im Besitz der Stiftung Fürst Liechtenstein mit Unternehmenssitz in Wien. Wir sind international in den Geschäftsfeldern Agrarwirtschaft & Nahrungsmittel, Forstwirtschaft, Erneuerbare Energien und Immobilien tätig.

→ HUNTER REAL ESTATE

→ ELV ASSOCIATES BOSTON, USA

→ RICETEC

→ US SENIOR LIVING HOUSTON, USA

→ RICETEC BRASILIEN

→ PARELMO URUGUAY

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

→ L-RENEWABLES FINNLAND

→ LÜRSSEN (LIECO)

→ TESVOLT DEUTSCHLAND

→ RHONE IMMOBILIEN SCHWEIZ

→ GREEN UNIVERSE AGROGROUP SPANIEN

→ AGRITASK

→ N-DRIP ISRAEL

→ RICETEC INDIEN

→ HOFKELLEREI VADUZ, LIECHTENSTEIN

→ FMM (LIECO) SALZBURG

→ PV-INVEST KLAGENFURT, KÄRNTEN

→ GUTS- & FORSTBETRIEB

→ BIO-GUTSBETRIEB

→ ERNEUERBARE ENERGIEN

WINDKRAFT

→ HOFKELLEREI WILFERSDORF, NIEDERÖSTERREICH

→ FORST KALWANG

→ LIECHTENSTEIN GRUPPE

→ IMMOBILIEN WIEN

→ L-RECYCLING WIEN

→ ERNEUERBARE ENERGIEN

WASSERKRAFT

→ LIECO

KALWANG, STEIERMARK

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

Unser Portfolio

an Unternehmen und Beteiligungen

Ziel unserer Unternehmen ist es, die Energiewende voranzutreiben, nachhaltige Land- und Forstwirtschaft zu betreiben, hochwertige Nahrungsmittel nachhaltig zu produzieren oder auch Immobilien nachhaltig zu nutzen und wertvolles Kulturgut zu bewahren.

IMMOBILIEN

ERNEUERBARE ENERGIEN

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AGRARWIRTSCHAFT & NAHRUNGSMITTEL FORSTWIRTSCHAFT
LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

WINDKRAFT

WASSERKRAFT

US SENIOR LIVING 11
LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
Neu im Portfolio: FMM bietet digitales Forstmanagement

Unsere Investmentstrategie

W ir verfolgen eine langfristige und international ausgerichtete Investmentstrategie, fokussiert auf die Kernbranchen, die wir kennen und verstehen.

Wir betrachten uns als Kapitalgeber und langfristiger Partner mit operativer Erfahrung und strategischer Kompetenz in unseren Branchen.

INTERVIEW MIT DEM CEO JOHANNES MERAN

Investitionen schaffen auch Mehrwert für bestehende Unternehmen

Die strategische Weiterentwicklung der vier Geschäftsfelder sowie der eingeschlagene Wachstumskurs waren zwei der Gründe für die Reorganisation der Liechtenstein Gruppe vor zwei Jahren. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung bisher?

JOHANNES MERAN: Die Gruppe hat sich in der kurzen Zeit sehr positiv entwickelt. Mittlerweile gibt es gute Beispiele dafür, wie unsere Unternehmen ihre strategischen Optionen – Akquisition, neue Produkte und Technologien – verstärkt nutzen und weiterentwickeln. Ein Beispiel dafür ist die LIECO Gruppe, die 2022 ihren Dienstleistungsbereich mit der Akquise von FMM in Richtung digitales Forstmanagement ausgebaut hat.

Unsere Neuinvestitionen und die strategische Weiterentwicklung unserer Unternehmen gehen oft Hand in Hand und es lassen sich Synergien schaffen. Ein Beispiel dafür ist unser Reissaatgutunternehmen RiceTec. Durch die Investition in N-Drip (Bewässerungslösungen) oder auch Green Universe Agrogroup (Biologicals) ergeben sich Verschränkungen zwischen diesen Unternehmen und damit neue Möglichkeiten für den Reisanbau. Wir versuchen also um das Kernprodukt Reissaatgut ein „System“ zu schaffen, das das Kernprodukt stärkt. Gleichzeitig können wir durch unseren Zugang zu unseren RiceTec-Kunden den neuen Unternehmen Wachstumsmöglichkeiten erschließen. Dieses „systemische Investieren“ schafft einen Mehrwert für unsere neuen und bestehenden Unternehmen.

Inwieweit hat sich die Investmentstrategie der Liechtenstein Gruppe in diesen zwei Jahren weiterentwickelt?

JOHANNES MERAN: Mit jedem Investment, das wir tätigen, oder auch entscheiden, nicht zu tätigen, schärft sich unsere Investmentstrategie. Bei jedem Investment stellen wir uns die Frage, wo können wir als Investoren für die Unternehmen einen Mehrwert leisten, der über das zur Verfügung gestellte Kapital hinausgeht? Wir konzentrieren uns daher auf jene Bereiche, in denen wir die größte Expertise haben.

Das ist z. B. in der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette jener rund um Anbautechnologien, Inputs, Anbaudienstleistung etc.

Worauf wollen Sie sich bei künftigen Investments konzentrieren und warum?

JOHANNES MERAN: Uns ist wichtig, Synergien zwischen den Unternehmen zu schaffen und zu nützen. Daher werden wir uns in allen unseren Sektoren weiterhin auf immobile Vermögenswerte, wie zum Beispiel landwirtschaftliche Flächen und Immobilien, sowie dazu passende Technologien und Dienstleistungen konzentrieren.

In der nächsten Phase wollen wir wieder etwas mehr im Immobilienbereich investieren, weil wir davon ausgehen, dass der Markt insbesondere in Europa dafür jetzt wieder besser wird. Wir bauen daher auch „Plattformen“ aus. Das heißt, wir starten Partnerschaften, durch die wir mit erfahrenen Managementteams nach einem Anfangsinvestment hoffentlich weitere Folgeinvestments unternehmen können. Starke Partnerschaften helfen uns, Investitionen einfacher zu skalieren. Und Skalierbarkeit ist ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit, wenn wir unser Portfolio effektiv managen wollen. Wenn wir die Unternehmen, in die wir investieren, auch aktiv weiterentwickeln möchten, dann ist das entsprechend arbeitsintensiv. Jede Investition muss eine entsprechende Größe erreichen und kleinteilige Investments sind hier nicht der richtige Weg für uns.

Wir wollen in ausgewählte Sektoren und Subsektoren investieren, dort starke Unternehmen aufbauen, die wir entweder halten oder zur gegebenen Zeit auch wieder verkaufen – aber es sollten Einheiten von substanzieller Größe werden. Ich denke, hier hat sich unser Investmentfokus über die Zeit etwas verändert.

Wir entwickeln für jedes unserer Portfoliounternehmen eine Investmentstrategie: Wie viel haben wir investiert? Macht es Sinn, in das Unternehmen weiter zu investieren? Wie lange wollen wir das Investment

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UNSERE INVESTMENTSTRATEGIE

halten? Macht das Investment langfristig strategisch Sinn für uns? Als Investoren müssen wir das richtig einschätzen, um die richtigen Entscheidungen für unser Beteiligungsportfolio treffen zu können.

Welche Herausforderungen sehen Sie in der Ausrichtung der Investmentstrategie für die Liechtenstein Gruppe?

JOHANNES MERAN: Eine Herausforderung ist, wie zuvor erwähnt, fast immer die Skalierbarkeit. Wir investieren im Normalfall in Unternehmen, die bereits ein gutes Produkt, eine gute Dienstleistung haben. Danach gilt es, diese weiterzuentwickeln, auf den Kunden zu fokussieren, neue Distributionskanäle zu finden etc. Das ist nicht immer einfach, insbesondere in der Landwirtschaft. Dort sind die Vertriebskanäle teilweise sehr starr. Neue Kunden zu generieren ist oft sehr schwierig.

Eine weitere Herausforderung ist sicher die Klimakrise. Durch die extrem erratischen Wetterereignisse ist die Unberechenbarkeit dramatisch gestiegen. Das bringt zum einen Chancen für neue Technologien, zum anderen aber wirft es auch ganz grundlegende Fragen auf. Es werden viele althergebrachte Normen „über Bord“ gehen und nicht oder nur schwer mit neuen Normen ersetzt werden können. Zum Beispiel: Wie gehen wir mit dieser Volatilität in einer extrem langfristigen Industrie wie der Forstwirtschaft um, in der wir erst in Jahrzehnten wissen, ob unsere heute getroffene Entscheidung die richtige war? Die größte Herausforderung in unseren Branchen wird es sein, in einer Zeit des beispiellosen Wandels fundierte, zukunftsorientierte Entscheidungen zu treffen.

Wie nachhaltig ist Ihre Investmentstrategie?

JOHANNES MERAN: Ich glaube, dass die Liechtenstein Gruppe – auch aus der Historie der fürstlichen Familie Liechtenstein – für verantwortungsvolles Investieren und verantwortungsvolles Management steht. Nachhaltigkeit in allem, was wir tun, ist ein Gebot, das auf der langfristigen Ausrichtung unserer Investmentstrategie beruht und somit in gewisser Weise in unserer DNA verankert ist. Unser Eigentümer denkt über Generationen hinweg und hält auch uns dazu an.

Daher konzentrieren wir uns in unserer Arbeit auf die verschiedenen Aspekte der Nachhaltigkeit, die unserer Meinung nach Hand in Hand gehen müssen. Nachhaltigkeit heißt für mich zum Einen „wirtschaftlich stabil“. Das ist gerade bei jungen Unternehmen oft schwer einzuschätzen. Aus großartigen Ideen entstehen nicht automatisch gute Geschäftsmodelle. In manche unserer Portfoliounternehmen werden wir langfristig viel Arbeit investieren, um sie zu erfolgreichen Unternehmen zu machen.

Darüber hinaus bedeutet Nachhaltigkeit für mich auch „zukunftsorientiert“. Generell werden wir bei unseren Investitionen immer einen starken Fokus auf ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit legen. Hier, denke ich, sind wir bereits sehr gut aufgestellt. Wir investieren ausschließlich in ökologisch nachhaltig agierende Unternehmen und tragen damit dazu bei, die jeweilige Branche noch „zukunftsfähiger“ zu machen. ¶

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Worin wir investieren ...

UNSER FOKUS: Nachhaltige Produkte und Dienstleistungen entlang der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette

• Landwirtschaftliche Assets mit Schwerpunkt auf nachhaltigen Anbaumethoden von hochwertigen Kulturen (z. B. Getreide, Ölsaaten etc.), biologischen Weinbau und Rindfleischproduktion mit Grasfütterung

• Premium-Lebensmittelverarbeiter und -vertreiber (idealerweise mit integriertem Landwirtschaftsbetrieb)

• Biologische Inputs (z. B. Biostimulanzien)

• Saatgut der nächsten Generation (z. B. Hochleistungs-Hybridsaatgut)

• Intelligente Lösungen für das Wassermanagement

• AgTec- & FoodTec-Nachhaltigkeitstechnologien (z. B. Rückverfolgbarkeit, Zertifizierung)

• Lösungen zur Kohlenstoffsequestrierung

UNSER FOKUS: Aufforstungs- und forstwirtschaftliche Dienstleistungsunternehmen sowie Forsttechnologieunternehmen

• Baumschulen mit einer Größe von > 2 Mio. EUR Jahresumsatz; geografischer Schwerpunkt: Westeuropa

• Forstdienstleistungsunternehmen in den Bereichen Pflanzung, Umzäunung und Pflege; geografischer Schwerpunkt: Westeuropa

• (Digitale) Lösungen für Baumschulen, Forstdienstleistungsunternehmen und Waldbesitzer/ -bewirtschafter (z. B. Datenmanagement, Waldbrandprävention etc.)

• Lösungen für die Messung und Monetarisierung der Kohlenstoffsequestrierung

16 LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022 UNSERE INVESTMENTSTRATEGIE
FORSTWIRTSCHAFT
AGRARWIRTSCHAFT & NAHRUNGSMITTEL

UNSER FOKUS: Infrastrukturinvestitionen und Energietechnologieunternehmen

INFRASTRUKTURINVESTITIONEN

• Fokus auf Photovoltaik und Onshore-Windkraft in Europa

• Entwicklungs- und Bauprojekte sowie operative Anlagen

• Entwicklung von umfangreichen Projektpipelines mit lokalen Partnern

ENERGIETECHNOLOGIEUNTERNEHMEN

• Energiespeichertechnologie-Unternehmen im Zusammenhang mit Anwendungen für erneuerbare Energien

• Batterie-Recycling / Second-Life-Technologien

• (Digitale) Dienstleistungen und Produkte für Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie

• Digitale Netz- und Plattformlösungen für eine effizientere Übertragung von Strom

• Waste-to-Energy-Techniken zur Umwandlung von organischen und anorganischen Abfällen in nutzbare Energie

• Abfallrecycling-Technologien zur Rückgewinnung knapper Ressourcen

UNSER FOKUS: Brick & Mortar Immobilien und Gebäudetechnologie

• Immobilien in verschiedenen Entwicklungsstadien und Anlageklassen (Bestandsimmobilien, Entwicklungsprojekte, Spezialobjekte wie Lager oder Altersversorgung)

• Gebäudetechnologieunternehmen vorzugsweise mit Lösungen zur Optimierung der Umweltauswirkungen von Gebäuden

• Effektiver Betrieb: z. B. IoT/ Sensorik, Analyseplattformen, Energiequellen und -speicher, Robotik etc.

• Modernes Konstruktionsmaterial: z. B. (Modulare) Holzkonstruktion, „Smart Glass“, selbstheilender Zement etc.

• Intelligente Konstruktion: z. B. serielle Gebäudesanierung, 3D-/ 4D-Druck, Projektmanagmentsoftware etc.

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
ERNEUERBARE ENERGIEN IMMOBILIEN

SCHWERPUNKT

AGRARWIRTSCHAFT & NAHRUNGSMITTEL

23.000

TONNEN GEERNTETE FELDFRÜCHTE

18.000

HEKTAR LANDWIRTSCHAFT

AGRARWIRTSCHAFT & NAHRUNGSMITTEL

150.000

PRODUZIERTE FLASCHEN WEIN

Ab 2023 zertifiziert: Bio-Gutsbetrieb Liechtenstein

Agrarwirtschaft & Nahrungsmittel

Bis 2050 wird die Weltbevölkerung von 7,8 Milliarden auf knapp 10 Milliarden ansteigen. Es gilt zwei Milliarden mehr Menschen zu ernähren. Und das möglichst ressourcenschonend. Wassermanagement, regenerative Landwirtschaft, ein reduzierter Einsatz von Pestiziden bzw. verstärkter Einsatz von biologischen Mitteln sowie die Förderung der Biodiversität sind uns in diesem Zusammenhang besonders wichtig.

Im Bereich Agrarwirtschaft und Nahrungsmittel setzen wir in unseren weltweiten Aktivitäten auf die Produktion hochwertiger Nahrungsmittel und auf Produktions- und Anbaumethoden, die ressourcenschonend und zukunftsträchtig sind.

Wir investieren entlang der Nahrungsmittelwertschöpfungskette, insbesondere in Produktionsbetriebe und Technologieunternehmen.

AGRARWIRTSCHAFT & NAHRUNGSMITTEL

RiceTec ist ein weltweit führendes Agrartechnologieunternehmen für Reissaatgut.

Standorte: Houston, USA (Unternehmenssitz) Uruguay, Brasilien, Indien

Unternehmensleitung: Karsten Neuffer

Mitarbeitende: 450 festangestellt, 280 temporär

Flächen: 1,5 Mio. ha verkaufte Saatgutfläche

Märkte: USA, Mercosur, Indien; Exporte u. a. nach Belize, Kolumbien, Italien, Spanien, Bangladesch, Vietnam

www.ricetec.com

Der Bio-Gutsbetrieb Liechtenstein befindet sich derzeit in der Umstellungsphase und produziert ab 2023 hochwertige biologische Lebensmittel.

Standorte: Katzelsdorf und Niederabsdorf-Ringelsdorf, Österreich

Unternehmensleitung: Markus Fassler

Mitarbeitende: 1-3 je nach Saison

Fläche: 460 ha

Märkte: Österreich, Deutschland

Der Gutsbetrieb Wilfersdorf ist der größte eigenbewirtschaftete Ackerbaubetrieb in Österreich.

Standort: Wilfersdorf, Österreich

Unternehmensleitung: Hans Jörg Damm

Mitarbeitende: 14-22 je nach Saison

Fläche: 2.500 ha

Märkte: Österreich, Italien, Deutschland www.liechtenstein-wilfersdorf.at

Die Hofkellerei umfasst Weingüter in Österreich und Liechtenstein, sowie das Restaurant Torkel, die seit mehr als 500 Jahren im Besitz der Fürstlichen Familie sind.

Standorte: Wien und Wilfersdorf, Österreich Vaduz, Liechtenstein

Unternehmensleitung: Stefan Tscheppe

Mitarbeitende: 30-45 je nach Saison

Fläche: 44 ha

Märkte: Europa, Asien

www.hofkellerei.com

20 LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
UNSER PORTFOLIO

Parelmo ist ein Agrarbetrieb, spezialisiert auf die Produktion von hochwertigem Weiderindfleisch, Mais, Sojabohnen und Merinowolle.

Standorte: Santa Maria Farm in Flores, Uruguay

La Esperanza Farm in Durazno, Uruguay

Paso del Horno Farm in Salto, Uruguay

Unternehmensleitung: Ronald Beare

Mitarbeitende: 22

Flächen: 15.000 ha

Märkte: u. a. China, Europa, Israel, USA

Agritask ist eine digitale Plattform für das Management von landwirtschaftlichen Lieferketten vom Feld bis zum Konsumenten.

Standorte: Tel Aviv, Israel (Unternehmenssitz), Brasilien und Bulgarien

Unternehmensleitung: Ofir Ardon und Maor Harush

Mitarbeitende: 90

Märkte: global

www.agritask.com

N-Drip ist der Entwickler eines allein durch Schwerkraft betriebenen Mikro-Tröpfchenbewässerungssystems.

Standort: Kfar Saba, Israel

Unternehmensleitung: Eran Pollak

Mitarbeitende: 75

Märkte: Australien, USA, Indien und südliches Afrika

www.ndrip.com

Die Green Universe Agrogroup ist eine Plattform für Forschung und Entwicklung, Produktion und Vertrieb modernster biologisch-organischer Lösungen zur Steigerung von Produktion, Qualität und Wachstum aller Arten von Kulturpflanzen.

Standorte: Madrid, Spanien (Unternehmenssitz), Chile, Mexiko, Kolumbien, Peru

Unternehmensleitung: Ignacio Horche

Mitarbeitende: 73

Märkte: Spanien, Marokko, Ägypten, Kolumbien, Peru, Chile, Mexiko, Italien, Vereinigtes Königreich, Portugal

www.greenuniverse.es

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Revolutionäre Feldbewässerung aus Israel

Warum wir in N-Drip investieren

Die Liechtenstein Gruppe hat sich Ende 2022 an dem israelischen Unternehmen

N-Drip beteiligt. N-Drip hat ein revolutionäres Tröpfchenbewässerungssystem entwickelt, das enorme Einsparungen bei Wasser, Dünger und Emissionen bringt.

N-Drip wurde von Professor Uri Shani, einem der weltweit bekanntesten Experten für Wassermanagement, mit dem Ziel gegründet, den globalen Markt für Feldbewässerung durch Überflutung zu revolutionieren.

Das Unternehmen hat ein Mikrobewässerungssystem entwickelt, bei dem patentierte Tropfer verwendet werden, die verstopfungsresistent sind. Dadurch muss das Wasser nicht unter Druck durch die Leitungen gepumpt werden, sondern kann allein durch Schwerkraft betrieben werden. Daher benötigt die Lösung von N-Drip keine Pumpstationen, Filter oder externe Energie, was einen erheblichen Kostenvorteil (um bis zu 80 Prozent billiger) im Vergleich zu bisher üblichen Tropflösungen bedeutet. Diese technischen Vorteile sowie die Kosteneinsparungen geben N-Drip die einzigartige Möglichkeit, den Markt für Feldbewässerung durch Überflutung – der weltweit ca. 630 Millionen Hektar umfasst – zu revolutionieren. Wasserknappheit und globale Sorgen um die Ernährungssicherheit zwingen Regierungen und Landwirte dazu, nach effizienten und dringend benötigten Alternativen zur Bewässerung von Feldern zu suchen. Die Investitionsrunde wird es dem Unternehmen ermöglichen, seine Aktivitäten in Australien, den USA und Indien erheblich auszuweiten.

Die Leistung des N-Drip-Systems überzeugt bei allen Pflanzenkulturen: Wassereinsparungen von bis zu 60 Prozent und reduzierter Düngemitteleinsatz um bis zu 50 Prozent werden erzielt, während die Erträge um bis zu 30 Prozent höher sind als bei vergleichbaren überfluteten Feldern. Da auch die Ergebnisse beim Reisanbau mit denen anderer Kulturen übereinstimmen, testen wir derzeit gemeinsam mit unserem Unternehmen RiceTec die großflächige Anwendbarkeit des N-Drip-Bewässerungssystems für Reis auf unseren Produktionsfeldern.

Wir sind von dem Potenzial von N-Drip begeistert und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen in den kommenden Jahren. ¶

Sparsame Feldbewässerung

Laut UN ist die Landwirtschaft (einschließlich Bewässerung, Viehzucht und Aquakultur) bei weitem der größte Wasserverbraucher und macht 69 Prozent der jährlichen Wasserentnahme weltweit aus.

22 SCHWERPUNKT AGRARWIRTSCHAFT & NAHRUNGSMITTEL
LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

Analyse landwirtschaftlicher Daten im

21. Jahrhundert

Warum wir in Agritask investieren

Anfang 2022 hat die Liechtenstein Gruppe in das Unternehmen Agritask investiert. Agritask betreibt eine digitale Plattform für das Datenmanagement von landwirtschaftlichen Lieferketten und adressiert damit wesentliche Themen der modernen Landwirtschaft.

Agritask wurde 2010 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Tel Aviv, Israel. Das Unternehmen setzt auf die Integration von Daten aus unterschiedlichen Quellen (z. B. Landmaschinen, Satelliten, Bodenproben etc.), die mittels künstlicher Intelligenz aggregiert und ausgewertet werden. Zu den Kunden von Agritask zählen Landwirte auf allen Kontinenten, global tätige Getränke- und Nahrungsmittelkonzerne, sowie einige der weltweit größten Versicherungen.

Mittlerweile betreibt das Unternehmen mit rund 90 Mitarbeitenden zwei weitere Standorte in Brasilien und Bulgarien.

LÖSUNGEN FÜR NACHHALTIGE LANDWIRTSCHAFT

Die von Agritask angebotenen Lösungen adressieren wesentliche Probleme der modernen Landwirtschaft, wie zum Beispiel den Einsatz von Düngemitteln, Schädlingsbekämpfung oder Rückverfolgbarkeit von Erzeugnissen. Sie ermöglichen Landwirten, ihre Erträge durch den optimierten Einsatz von Ressourcen zu erhöhen. Agritask setzt sich dabei insbesondere zum Ziel, den Einsatz nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken global zu fördern.

Darüber hinaus kann das Unternehmen hervorragend mit unseren existierenden landwirtschaftlichen Unternehmungen verknüpft werden. Wir gehen also davon aus, dass neben den positiven gesellschaftlichen und ökologischen Effekten aus diesem Investment auch der finanzielle Ertrag zufriedenstellend sein wird.

Die Liechtenstein Gruppe wird das Management dabei unterstützen, den Wachstumskurs weiter zu beschleunigen und neue Kunden und Märkte zu erschließen. Darüber hinaus wird Agritask substanziell in den Ausbau des Bereichs Forschung und Entwicklung investieren, um weiterhin Technologieführer zu bleiben. ¶

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
ALEXANDER WINKLER Investment Manager Liechtenstein Invest GmbH

Die Landwirtschaft im digitalen Wandel

SCHWERPUNKT AGRARWIRTSCHAFT & NAHRUNGSMITTEL
LEITARTIKEL

Wenn die Weltbevölkerung bis 2050 9,6 Milliarden Menschen erreicht, werden nach Angaben der UNO dreimal so viele Ressourcen benötigt, wie auf der Erde vorhanden sind, um den derzeitigen Lebensmittelkonsum zu decken. Zugleich ist die Wertschöpfungskette der Agrar- und Nahrungsmittelwirtschaft für ein Drittel aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Der Druck auf die Branche ist groß, bietet aber auch zahlreiche Chancen.

Wichtige Transformationsfaktoren sind die Digitalisierung und der Einsatz innovativer Technologien, durch welche die Produktion von Nahrungsmitteln effizienter, nachhaltiger und umweltfreundlicher werden könnte. Robotik, Künstliche Intelligenz (KI) und Big Data sind längst auch in der Landwirtschaft angekommen. Mähdrescher sind heute mit hochgenauen Steuerungsmechanismen ausgestattet. Schädlingsund Krankheitsbefall kann mit digitalen Instrumenten und Drohnen genau beobachtet, Dünger, Pflanzenschutzprodukte und Wasser können gezielt und in geringstmöglicher Dosierung eingesetzt werden. Die gesamte Lieferkette kann lückenlos dokumentiert und jederzeit nachvollzogen werden.

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Chancen und Herausforderungen auf dem Weg zur Landwirtschaft 4.0

Denn neben der Produktion schlummern laut einer aktuellen Studie von PwC vor allem dort enorme Hebel für Effizienzsprünge. Ein Drittel aller produzierten Lebensmittel (entspricht ca. 1,3 Milliarden Tonnen) muss aufgrund von Verzögerungen und Ineffizienzen während der Ernte und der Lagerung, in der Logistik und im Einzelhandel entsorgt werden. Mit dieser Menge könnte der Bedarf an Nahrungsmitteln für den erwarteten Anstieg der Weltbevölkerung bis 2050 gedeckt werden. Durch die Nachverfolgbarkeit der Lebensmittel in den Lieferketten könnte ein Großteil dieser Verluste vermieden werden. Außerdem könnten Transportmöglichkeiten besser koordiniert werden. Diese Nachverfolgbarkeit wird heute von Konsument*innen gefordert und auch von Seiten der Gesetzgebung steigt der Druck auf die Branche hin zu einer nachhaltigeren, transparenten Wertschöpfungskette.

BEREICHE VERMEIDBARER VERLUSTE NACH PRODUKTIONSSTUFE :

Potenzielle Produktion Ertragslücke Ernteverlust

Produktion Nach-ErnteVerluste Verlust bei Verarbeitung Abfall aus Vertrieb Verbraucherabfälle

WIE LANDWIRTE VON DER DIGITALISIERUNG PROFITIEREN

„Im Gutsbetrieb Wilfersdorf setzen wir bereits seit zwölf Jahren auf „Precision Farming“. Es ermöglicht uns eine sehr zielgenaue und digital messbare Bewirtschaftung unserer Flächen. Mittels regelmäßiger Bodenscans und -proben messen wir z. B. das Nährstoffspeichervermögen des Bodens, den Gehalt an wichtigen Pflanzennährstoffen wie Stickstoff, Phosphor, Kalium, Magnesium sowie den pH-Wert. Zusammen mit modernsten GPS-gesteuerten Maschinen werden dadurch Dünger und Pflanzenschutzmittel nur dort eingesetzt, wo sie für die Produktion hochwertiger Lebensmittel tatsächlich notwendig sind. Der Boden wird geschont, Mitarbeitende entlastet und sogar Energie gespart, da z. B. weniger Traktorfahrten nötig sind“, erläutert Hans Jörg Damm, Direktor des Guts- und Forstbetriebs Wilfersdorf die Vorteile der digi-

Quelle: PwC Strategy& Konsumiert

26 3 50-70% 100% 5-30% 1-5% 1-5% 10-30% 110-140% 10-40% 2-10%
DAS POTENZIAL DER LIEFERKETTEN
LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022 SCHWERPUNKT AGRARWIRTSCHAFT & NAHRUNGSMITTEL

talen Unterstützung. „Mit der zunehmenden Digitalisierung gilt es, die Daten effizient zu bündeln und zielorientiert auszuwerten. Die Einsetzbarkeit von KI und Robotik wird signifikant zunehmen und damit wird es gelingen, die Erzeugung hochwertiger Lebensmittel, Biodiversität sowie Arten- und Klimaschutz unter einen Hut zu bringen.“

Der verstärkte Einsatz von Sensoren, Satellitendaten und digitalen Wetterprognosen kann landwirtschaftlichen Betrieben helfen, Aussaatzeitpunkte an das Wetter und an den Klimawandel anzupassen, sowie Bewässerungssysteme effizienter einzusetzen. Automatische Lenksysteme von Traktoren steigern durch die Vermeidung von unnötigen Befahrungen die Effizienz des Betriebs erheblich.

Digital gesteuert kann auch die Ausbringung von Dünger und Pflanzenschutzmitteln wesentlich umweltfreundlicher und an die Bedürfnisse von Boden und Pflanzen angepasst erfolgen. Sogar Drohnen könnte man dafür einsetzen. Was jedoch bei Verwehungen durch Wind auf benachbarte (womöglich ökologisch bewirtschaftete) Felder passiert, ist eine Haftungsfrage. Es gilt in jedem Fall bei allen Vorteilen auch die Risiken zu berücksichtigen.

Großes Potenzial für innovative Technologien liegt in der biologischen Landwirtschaft. Mikrorobotik kann mit mechanischer Unkrautbekämpfung Herbizide ersetzen. Um Ernteausfälle zu reduzieren, wird es sich auch speziell für diese Betriebe aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus langfristig lohnen, in neue Technologien zu investieren. Hier bietet die überbetriebliche Nutzung von Geräten, z. B. über einen Maschinenring, für kleinere Betriebe die Chance, Kosten zu reduzieren.

PRÄZISE, SMART UND DIGITAL

Beim Precision Farming wird durch die Verwendung von Sensoren und präziser GPS-gesteuerter Aufbringung das Wachstumspotenzial optimiert.

Smart Farming ist die Weiterentwicklung und trägt hauptsächlich zur Entscheidungsunterstützung bei, da die Informationsverarbeitung immer komplexer geworden und nur noch teiloder vollautomatisiert zu bewältigen ist.

Digital Farming oder auch Farming 4.0 ergänzt die bestehenden Verfahren des Precision Farmings und Smart Farmings um Bereiche wie KI, Robotik und Cloud-Computing.

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

FORSCHUNG, ENTWICKLUNG UND VERTRIEB

Nicht nur Landwirte selbst können vom Einsatz neuer Technologien und Digitalisierung profitieren, auch in anderen Bereichen der Landwirtschaft spielen Daten eine enorme Rolle. Beispiele finden sich bei RiceTec, einem weltweit führenden Agrartechnologieunternehmen für Reissaatgut: „In der Forschung und Entwicklung ermöglicht uns der Einsatz von Big Data, statistischen Modellen und künstlicher Intelligenz eine bessere Zuchtwahl und Kreuzungen mit höherer Vorhersagekraft, um gewünschte Eigenschaften wie z. B. eine bessere Stickstoffausnutzung in den Pflanzen zu erhalten“, erklärt Karsten Neuffer, Global CEO von RiceTec und zählt weitere Beispiele auf: „Im Finanz- und Versicherungsbereich bieten FinTech-Lösungen zur Kreditvergabe an Landwirte und digital gestützte parametrische Ernteversicherungen neue Möglichkeiten. Im Vertrieb werden Online-Marktplätze immer relevanter und neue Geschäftsmodelle, wie z. B. die Schaffung von CO2-Zertifikaten in der Landwirtschaft beruhen ebenfalls auf komplexen Datenmodellen.“

Die Nutzung der Daten aus den verschiedenen Produktionsbereichen bietet großes Potenzial für Einsparungen, Erleichterungen bei der Dokumentation und Verbesserungen in der Entscheidungsfindung.

Vielfältige Messdaten können heute in digitale Datenplattformen übertragen und ausgewertet werden

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SCHWERPUNKT AGRARWIRTSCHAFT & NAHRUNGSMITTEL
LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

DIE SACHE MIT DER DATENMENGE

Doch diese Menge an Daten zusammenzuführen und zu speichern, scheitert oft an fehlenden einheitlichen, herstellerübergreifenden Schnittstellen und Datenstandards.

Digitale Lösungen dafür existieren bereits, doch sind sie für viele Landwirte, vor allem Kleinbauern, die sie am meisten benötigen, nicht allgemein zugänglich. Hier könnten Unternehmen aus der Nahrungsmittel- und Getränkebranche, die über entsprechende Ressourcen verfügen, die Technologien zur Verfügung zu stellen und die Landwirte unterstützen.

Das israelische Unternehmen Agritask, seit Anfang 2022 im Unternehmensportfolio der Liechtenstein Gruppe, betreibt eine digitale Plattform zum Management, Monitoring und zur Dokumentation von landwirtschaftlichen Lieferketten. Dabei setzt Agritask auf die Integration von Daten aus verschiedenen Quellen, die mittels KI und eingebetteten Best Practices und Protokollen aggregiert und ausgewertet werden.

KLEINE ROBOTER FÜR MEHR BIODIVERSITÄT

Es zeichnet sich bereits ab, dass autonome Roboter meist klein und elektrisch angetrieben sind, was reduzierte Investitionskosten zur Folge hat. Die Geräte sind leicht und deshalb bodenschonend. Die Skalierung auf größere Flächen wird nicht durch größere und schnellere Maschinen erreicht, sondern über miteinander kooperierende, gleichartige und kleine Roboter. Damit kann auch auf kleinräumige Besonderheiten besser Rücksicht genommen und eine Steigerung der Biodiversität unserer Agrarlandschaften erreicht werden.

Messdaten von Sensoren für Feuchtigkeit, Temperatur, Düngereinsatz etc., Bodenproben, Luftbilder, GPS und automatisierte Fotos der Pflanzenentwicklung werden über W-LAN, Mobil- oder sogar Satellitentechnologie an einen cloudbasierten Datenspeicher übertragen und für eine umfassende Analyse in eine agronomische Datenplattform integriert.

„Idealerweise sind die Daten für Landwirte so einfach wie möglich zu erfassen und liefern sofort umsetzbare Erkenntnisse, welche die eigenen Erträge und die Rentabilität verbessern. Zusätzlich stellen sie eine stabile, ertragreiche und wirtschaftliche Lieferkette sicher, indem sie die Kommunikation zwischen den Landwirten und globalen Lebensmittelherstellern unterstützen“, berichtet Ofir Ardon, CEO von Agritask.

„Unser System unterstützt Dutzende von Integrationen – von Hardware und Sensoren bis hin zu Informationssystemen – und nutzt die GPS-Funktionen von Smartphones, um genaue Vor-Ort-Informationen zu liefern, wenn eine solche Integration nicht möglich ist.“

29 3 LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

Die Kontrolle und Transparenz über die gesamte Lieferkette wird zunehmend zu einer Frage des Risikos und der Einhaltung von Vorschriften, ebenso wie zu einem betrieblichen Thema. „Mit den neuen gesetzlichen Anforderungen, wie der Corporate Sustainability Reporting Directive (siehe auch Seite 85), die bereits 2024 in Kraft treten werden, sind die Unternehmen gezwungen, ihre Nachhaltigkeits-KPIs über ihre gesamte Wertschöpfungskette hinweg festzulegen und darüber zu berichten“, fügt Ardon hinzu. „Akkurate Informationen über einen so wichtigen – sozial und ökologisch – Bereich wie die landwirtschaftliche Produktion berichten zu können, ist von entscheidender Bedeutung und kann nur durch die Einbeziehung der Landwirte und fortschrittliche agronomische Analysesysteme erreicht werden.“

DIE GROSSE SORGE UM MANGELNDE DATENSICHERHEIT

Dass die Landwirtschaft den Nutzen der Digitalisierung zwar erkannt hat, aber dennoch viele Risiken und Herausforderungen sieht, ist an zahlreichen Positionspapieren diverser Interessensvertretungen ersichtlich. Groß ist die Sorge um Datensicherheit, „gläserne Betriebe“ sowie Abhängigkeit von Netzen und Infrastruktur.

30 3 LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022 SCHWERPUNKT AGRARWIRTSCHAFT & NAHRUNGSMITTEL
Durch gezielten Einsatz innovativer Technologien zu effizienterer Landwirtschaft

Die Landwirtschaft als kritische Infrastruktur muss in jedem Fall funktionieren. Egal was passiert. „Die Digitalisierung in der Landwirtschaft bietet viele Chancen, aufgrund der umfassenden Vernetzung und Systembildungen sind aber auch Risiken mit ihr verbunden. Daher muss sie umsichtig erfolgen, damit die landwirtschaftliche Erzeugung als essenzielle Basis der gesetzlich verankerten „Kritischen Infrastruktur Ernährung“ (Ernährungsvorsorgegesetz) auch dann gesichert ist, wenn digitale Systeme zeitweise oder längerfristig – zum Beispiel durch Sabotage – ausfallen sollten“, warnt beispielsweise die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG).

Die Digitalisierung in der Landwirtschaft bleibt somit ein zweischneidiges Schwert: Denn Interesse an den wertvollen Daten haben viele, nicht nur die Landwirte: Politik, Wirtschaft, Versicherungen, Behörden, Landmaschinenhersteller, Lohnunternehmer etc. Wem gehören am Ende die Daten, die Landwirte (nicht immer freiwillig) liefern? Inwiefern muss der Landwirt für die Nutzung seiner eigenen Daten bezahlen? Und wer hat am Ende die Kontrolle?

Auf dem Weg zu einer nachhaltigen, flächendeckenden Landwirtschaft 4.0 liegen noch zahlreiche Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Eine enge Zusammenarbeit von landwirtschaftlichen Betrieben, Forschungseinrichtungen und Anbietern digitaler Lösungen kann dazu beitragen, diese zu bewältigen und das große Potenzial der Digitalisierung bestmöglich auszuschöpfen.

Die Liechtenstein Gruppe hat es sich zum Ziel gesetzt, an den Schnittstellen, die nahe an unseren Kernbereichen liegen, zu investieren und durch gezielten Einsatz von innovativen Technologien unsere landwirtschaftlichen Unternehmen zu optimieren und somit eine Vorbildrolle einzunehmen. ¶

ZUSAMMENFASSUNG

• Digitalisierung und neue Technologien können die Produktion von Nahrungsmitteln effizienter und umweltfreundlicher machen.

• Digitale Nachverfolgbarkeit und Effizienz der Lieferketten verhindert Lebensmittelverschwendung.

• GPS, künstliche Intelligenz und Robotik fördern präzisen und sparsamen Einsatz von Düngern und Pflanzenschutzmitteln und unterstützen Arten- und Klimaschutz.

• Digitale Daten spielen in der Forschung, Entwicklung, im Vertrieb, Finanz- und Versicherungsbereich, aber auch für künftig verpflichtende Nachhaltigkeitsberichte eine wichtige Rolle.

• Effiziente Datenverarbeitung bietet enormes Einsparungspotenzial für Landwirtschaftsbetriebe.

• Die Sorge um Datensicherheit hemmt den Digitalisierungsprozess in der Landwirtschaft.

• Lösungen für die Zusammenführung und sichere Verarbeitung der großen Datenmengen müssen für Landwirte einfach zugänglich sein.

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JULIA HOLTER Corporate Communications Liechtenstein Gruppe

Wie RiceTec von den modernen Trends in der Biotechnologie profitiert

Selbst im günstigsten Fall wird erwartet, dass die Erde künftig durch die globale Erwärmung für jene Pflanzen, die den Großteil unserer Kalorien liefern, weniger geeignet sein wird. Während die Uhr tickt, treiben Unternehmen wie RiceTec die Entwicklung neuer klima- und krankheitsresistenter bzw. anpassungsfähiger Sorten mit Hilfe moderner Technologien – wie zum Beispiel „Gene Editing“ – voran.

Die Pflanzenzüchtung macht sich die starke Kraft der Evolution zunutze, um jene Nahrungsmittel zu schaffen, die wir kennen und lieben: große Wassermelonen, klebriger Reis und saftige Tomaten.

Jedes Jahr erzeugt RiceTec, dasselbe biologische Verfahren nützend, Tausende von neuen Reislinien. Mit Hilfe der Technologie der sogenannten „Genomischen Vorhersage“ werden die potenziell leistungsstärksten Linien bereits im Frühstadium identifiziert, ohne dass man Jahre warten muss, um sie auf den Feldern zu testen. Damit wird der Evolutionsprozess beschleunigt, und biologische Ergebnisse können besser kontrolliert werden.

KLIMAWANDEL BRINGT HERAUSFORDERUNGEN FÜR REISSAATGUT

Durch die Klimakrise ändern sich auch die Anforderungen an Saatgut. Pflanzen müssen beispielsweise toleranter gegenüber Hitze, Dürren, Krankheiten und Insekten sein. RiceTec erforscht den Einsatz von Gene Editing, um die Anpassung zu beschleunigen. Ziel ist es, den ökologischen Fußabdruck von Reis zu reduzieren und klimaangepasste Nutzpflanzen zu entwickeln, ohne der Einführung fremder DNA und somit dem Stigma älterer GVO-Technologien.

GENTECHNIK IST NICHT GLEICH GENTECHNIK

Genom-editierte Pflanzen, deren Erbgutveränderungen auch natürlich entstehen können, also kein fremdes Erbmaterial in sich tragen, sind mittlerweile in vielen Ländern herkömmlich gezüchteten Pflanzen gleichgesetzt und gelten dort nicht als gentechnisch veränderte Organismen (GVO). In der EU wurde jedoch 2018 entschieden, dass die neuen Gene Editing-Verfahren als Gentechnik einzustufen sind und den gleichen Zulassungs- und Kennzeichnungsvorschriften unterliegen wie GVO. Aktuell diskutiert die EU-Kommission Vorschläge für Ausnahmen bei der Anwendung sogenannter „Neuer Genomischer Techniken“ wie CRISPR/Cas. Mitte 2023 soll über die Zukunft der „Grünen Gentechnik“ in der EU entschieden werden. ¶

32 SCHWERPUNKT AGRARWIRTSCHAFT & NAHRUNGSMITTEL LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
SAATGUTINNOVATION IM 21. JAHRHUNDERT
Ein Beitrag von José Ré, Caleb Knepper und Joshua Cobb

„GENSCHERE“ CRISPR/CAS:

TRADITIONELLE ZÜCHTUNG:

Pflanzen werden mit Radioaktivität oder Chemikalien behandelt, um Mutationen im Erbgut zu erzeugen (ungezielt). Gewünschte Genveränderungen müssen durch Kreuzungen über mehrere Generationen gefunden werden (langwierig).

ZÜCHTUNG MIT GENSCHERE (CRISPR/CAS):

Mutationen können gezielt durch einen Schnitt an der gewünschten Stelle der DNA erreicht werden. Dadurch verkürzt sich die Zeit für die Züchtung massiv.

CRISPR/CAS – NOBELPREIS FÜR PRÄZISES NEUES VERFAHREN

„Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats“ steht für ein neues Verfahren, um DNA-Bausteine im Erbgut einfach und präzise zu verändern. Diese sogenannte „Genschere“ verspricht neue Möglichkeiten bei der Züchtung von Pflanzen. Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna, zwei Molekularbiologinnen, erhielten dafür 2020 den Chemie-Nobelpreis.

Der grundlegende Mechanismus – ein Schnitt in der DNA durch Enzyme und anschließende Reparatur der DNA, wodurch eine veränderte DNA-Sequenz entsteht – ist derselbe wie bei jeder zufälligen natürlichen Mutation. Auch die klassische Mutationszüchtung nutzt solche Vorgänge, nur werden dabei durch Bestrahlung oder Chemikalien Brüche in der DNA unkontrolliert und in großer Zahl ausgelöst. Der entscheidende Unterschied: Beim Gene Editing mit der Genschere geschieht es präzise und kontrolliert nur an einer einzigen vorbestimmten Stelle im Genom – genau an der, die für die zu verändernde Eigenschaft verantwortlich ist. Anders als gentechnisch veränderte Pflanzen sind die neuen Pflanzen überprüfbar „transgen-frei“.

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
Pflanzenzüchtung – herkömmlich und mit der neuen Genschere-Methode

Technologie bringt höhere Erträge & Einkommen

Seit über 20 Jahren sorgt RiceTec auf dem US-amerikanischen Reismarkt durch ertragreichere Hybridpflanzen und technologische Fortschritte für höhere landwirtschaftliche Einkommen.

RiceTec ist das erste Unternehmen, das den Hybridisierungsprozess bei Reis umfangreich mechanisiert und seitdem stetig weiterentwickelt hat. Hybridreis ist das Resultat einer Reiskreuzung zwischen zwei genetisch unterschiedlichen Eltern, das bessere Fähigkeiten aufweist (z. B. höherer Kornertrag, Stresstoleranz etc.)

Seit der ersten Hybridkreuzung im Jahr 1988 und dem ersten kommerziellen Produkt, das im Jahr 2000 verkauft wurde, bietet RiceTec mittlerweile 18 kommerzielle Hybriden und Varianten an. 2022 wurden über 68 Prozent des in den USA angebauten Langkornreises aus RiceTec-Saatgut entwickelt und verkauft.

Die Vorteile der RiceTec-Hybriden wie Ertragssteigerung, Krankheitstoleranz, Stresstoleranz etc., ermöglichen es den Landwirten, nicht nur mehr Einnahmen zu erzielen, sondern auch nachhaltige Systeme wie Furchenbewässerung einzuführen. Dies führt beispielsweise zu Wassereinsparungen und verringerten Treibhausgasemissionen. ¶

Männliche (männlich-fertile)

Pflanze liefert Pollen

Weibliche (männlich-sterile)

Pflanze produziert Hybridsamen

Pollen aus den Staubbeuteln der männlichen Pflanze fallen auf die Narbe der weiblichen Pflanze, wo Hybridsamen entstehen Hybridsamen werden geerntet

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HYBRIDREIS

INDIENS REISANBAU IM WANDEL:

Wasserknappheit & Arbeitermangel setzt Landwirten zu

RiceTecs indische Niederlassung, Savannah, setzt sich für eine nachhaltigere Reisproduktion ein. Durch klimaschonendere maschinelle Reisaussaat (DSR - Direct Seeding of Rice) könnten Probleme wie Wasserknappheit und Arbeitskräftemangel gelöst werden.

Reis ist eine der wichtigsten Nahrungspflanzen in Indien und wird auf 45 Millionen Hektar angebaut. Doch die Reisproduktion wird für Landwirte immer schwieriger. Die Gründe sind vielfältig: unvorhersehbare Monsunregenfälle, sinkende Grundwasserpegel, ein Mangel an Arbeitskräften für das Umpflanzen, steigende Kraftstoffpreise, die zu höheren Anbaukosten führen, und die Verringerung der Einkommen der Landwirte.

Da Reis normalerweise unter überfluteten Bedingungen angebaut wird, entsteht in der daraus resultierenden anaeroben Umgebung außerdem ein erhöhter Ausstoß schädlicher Treibhausgase wie Methan, CO2 und Distickstoffoxid. Die maschinelle Aussaat von Reis könnte diese Probleme lösen und gleichzeitig das Einkommen der Landwirte steigern, indem sie die manuelle Umpflanzarbeit durch eine mechanisierte Reihensaat ersetzt, Wasser und Kraftstoffkosten spart und Treibhausgasemissionen reduziert.

Um die DSR-Praxis zu fördern, haben die indischen Bundesstaaten Punjab und Haryana Anreize in Höhe von bis zu $ 125 pro Hektar angekündigt. Savannah unterstützt dieses Anliegen durch Schulungen der Reisbauern im Rahmen von Feldvorführungen. Zum Einsatz kommt das Saatgut der FullPage®-Technologie, das dafür speziell geeignet ist und bis zu 30 Prozent Wassereinsparung bringen soll. Das entspricht einer Einsparung von fast einer Million Litern Süßwasser pro Hektar. Bei Savannah ist man überzeugt: Die Umstellung auf maschinelle Reisaussaat hat das Potenzial, die Reisproduktion in Indien nachhaltig zu verändern. ¶

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
Gut fürs Klima: Reihensaat statt Überflutung AJAI RANA Savannah (RiceTec Indien)

Parelmo baut Business mit Rindern und Merinoschafen aus

Warum wir in eine weitere Farm in Uruguay investieren

Mit dem Erwerb von Paso del Horno, unserer dritten Farm in Uruguay, setzt die Liechtenstein Gruppe die Expansion ihrer Aktivitäten in diesem Land fort.

BRASILIEN ARGENTINIEN

Paso del Horno ist ein gut entwickelter, 7.400 Hektar großer Betrieb im Norden des Landes. Zusammen mit der Farm wurden etwa 3.700 Rinder und eine große Herde Merinoschafe erworben, womit das Geschäft mit weidegefütterten Rindern erheblich ausgebaut und mit Merinowolle diversifiziert werden konnte.

Paso del Horno verfügt über eine komplette Aberdeen Angus-Herde mit hochqualitativer Genetik, die in den letzten 20 Jahren immer weiter verbessert wurde. Der Betrieb ist in hohem Maße synergetisch mit den bestehenden Parelmo-Farmen La Esperanza und Santa María. Die Akquise der neuen Farm ermöglicht uns eine Rückwärtsintegration unserer Aktivitäten in Uruguay, indem wir eine Rinderzuchtfarm einbeziehen, die die Widerstandsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe erhöht. Die Farm verfügt über ein starkes Team, das unsere internen Kapazitäten in Parelmo ergänzt und verstärkt.

Darüber hinaus eröffnet die Diversifizierung in das Geschäft mit Merinowolle dem Unternehmen neue Wachstumschancen, ohne den Fokus auf die Rinderzucht zu beeinträchtigen.

Dank dieser Übernahme ist Parelmo ein stärker diversifiziertes, nachhaltiges und robustes Unternehmen. Wir freuen uns, Paso del Horno in unser Portfolio aufnehmen zu können! ¶

36 URUGUAY PASA DEL HORNO LA ESPERANZA SANTA MAR Í A LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
SCHWERPUNKT AGRARWIRTSCHAFT & NAHRUNGSMITTEL

Feine Wolle

7.600 Merinoschafe ziehen auf Parelmo-Farmen ein

In der Vergangenheit war die Farm La Esperanza in Uruguay dafür bekannt, eine der besten Merinoschafherden des Landes zu haben. Leider setzte der weltweite Zusammenbruch des Wollmarktes diesem Geschäft ein Ende. Nun soll diese Schafrasse durch die erworbene Herde an 7.600 Schafen sowohl auf Paso del Horno als auch auf La Esperanza wieder gezüchtet werden. ¶

„Unsere Erwartungen an diesen neuen Geschäftszweig sind hoch. Diese spezielle Merinorasse zeichnet sich durch eine besonders feine Wolle aus, die weniger als 20 Mikrometer dünn ist. Diese Wolle wird in der Modebranche vor allem für die Produktion von hochwertigster Kleidung, z. B. von Gucci, verwendet.“

Feiner Umgang

Parelmo erhält Tierschutzzertifikat

Immer mehr Konsument*innen sorgen sich um die Herkunft ihrer Lebensmittel. Vor diesem Hintergrund sind die internationalen Märkte anspruchsvoller geworden, was die Eigenschaften und Bedingungen des Produktionsprozesses verkaufter Produkte betrifft. In Uruguay hat das Nationale Institut für Rindfleisch (INAC) im ständigen Bestreben, die Wertschöpfungskette rund um das Produkt Fleisch in Uruguay als hochqualitativ zu positionieren, Fleischzertifizierungsprogramme entwickelt.

Parelmo hat nun erstmals die Zertifizierung für das Wohlbefinden der Rinder auf den eigenen Farmen erhalten.

Das Zertifikat bescheinigt das Engagement und das Interesse des Unternehmens an allen Aspekten des Tierschutzes, die detailliert analysiert werden:

• Fähigkeit und Ausbildung des Personals

• Einrichtungen

• Umweltaspekte

• Umgang mit Tieren

• Keine Verabreichung von Wachstumsförderern (Hormone) und Antibiotika

• Keine Verabreichung von Futtermitteln, die Bestandteile tierischen Ursprungs enthalten

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
RONALD BEARE Managing Director Parelmo Besonders fein: Merinowolle

Biostimulanzien

eine entscheidende Lösung für nachhaltige Landwirtschaft

Durch den Klimawandel und zunehmenden Druck durch die Politik gewinnen Biostimulanzien in der konventionellen Landwirtschaft als Alternative oder Ergänzung zu chemischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln immer mehr an Bedeutung.

Genau wie der menschliche Körper hängt auch das harmonische Gleichgewicht unseres Planeten von vielfältigen Organismen ab, die im Wasser, im Boden und in der Luft leben. Heute stört der Mensch das Gleichgewicht. Durch den Klimawandel und den Einsatz von Chemie in der konventionellen Landwirtschaft ist die Menge an Mikroorganismen in unseren Böden und alle Vorteile, die sie auf natürliche Weise bieten, dramatisch gesunken.

Ein Kubikzentimeter Erde enthält normalerweise Milliarden von Bakterien, Pilzen und Einzellern.

BIOSTIMULANZIEN HELFEN BÖDEN & PFLANZEN AUF DIE SPRÜNGE

Die spanische Green Universe Agrogroup, seit 2021 Teil der Liechtenstein Gruppe, befasst sich mit der Forschung und Entwicklung, Zulassung, Produktion und dem Vertrieb von modernsten biologisch-organischen Lösungen zur Steigerung von Produktion, Qualität und Wachstum von Kulturpflanzen. Die Mission ist klar: Die Gesundheit unseres Planeten und der Umwelt durch biologische Produkte zu schützen und zu bewahren.

Das Produktportfolio ist auf Bionährstoffe spezialisiert und umfasst eine breite Palette an Nährstoffen, Bodenverbesserungsmitteln bis hin zu mikrobiellen Hightech-Biostimulanzien, Saatgutbehandlung, Pheromonen und anderen Biokontrolllösungen.

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Vor Ort wird die Qualität des Bodens geprüft

Derzeit meldet das Unternehmen gerade ein Patent an, das den Wasserverbrauch von Pflanzen um 25 Prozent senken soll. Darüber hinaus können mikrobielle Biostimulanzien auch den Verbrauch von Stickstoff, Phosphor und Kalium um 25 Prozent reduzieren und so zur Einsparung synthetischer Düngemittel beitragen.

SAATGUTBEHANDLUNG

Legume Technology bietet selbst entwickelte Saatgutbehandlungen an, die den Ertrag und die Erntequalität speziell bei Leguminosen verbessern und gleichzeitig den Einsatz von Düngemitteln reduzieren. Die Bildung von Wurzelknöllchen und damit die Stickstoffversorgung wird unterstützt und beispielsweise stärkere und breitere Wurzelsysteme für einen besseren Zugang zu Wasser und Nährstoffen gefördert.

Alle Produkte der Green Universe Agrogroup sind nicht nur für die konventionelle, sondern auch für die ökologische Landwirtschaft geeignet und von den wichtigsten Organisationen für ökologische Produkte, wie beispielsweise dem United States Department of Agriculture (USDA) und dem European Biostimulants Industry Council (EBIC) zertifiziert. ¶

ZUR GREEN UNIVERSE AGROGROUP GEHÖREN

• Green Universe Agriculture

• Biobab

• Legume Technology

Green Universe Agriculture

MIKROBIELLE BIOSTIMULANZIEN

Mikrobielle Biostimulanzien sind Produkte, die lebende oder inaktive Zellen von wirksamen Bakterien, Pilzen oder Algen enthalten. Sie fördern das Wachstum der Pflanzen, indem sie die Aufnahme von Primärnährstoffen verbessern und können auf Böden, Saatgut und Pflanzenoberflächen ausgebracht werden.

WIRKUNG VON BIOSTIMULANZIEN

umweltfreundlich, ertragssteigernd, wachstumsfördernd

WASSER

Stimulation natürlicher Prozesse im Boden und in der Pflanze: Nährstoffaufnahme und -verwertung, vergrößerte Wurzelfläche, verbesserte Qualität der Pflanze, Bodenverbesserung

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IGNACIO HORCHE CEO
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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
höhere Toleranz gegenüber: Trockenstress, Hitze, Frost, Wassermangel + + +
PHOSPHOR STICKSTOFF

Historisch gepflegtes Kulturgut & Bewahrung überlebenswichtiger Bestäuber

Bio-Imker betreibt 1.000 Bienenstöcke in Wilfersdorf

Anlässlich des Weltbienentags am 20. Mai und des Internationalen Tags der Biodiversität am 22. Mai haben wir einen langjährigen und wichtigen Kooperationspartner des Guts- und Forstbetriebs vor den Vorhang geholt.

Bio-Imker Stefan Mandl kümmert sich bereits seit 2018 um die Bienenstöcke auf den Flächen des Guts- und Forstbetriebs Wilfersdorf. Schon vor hunderten Jahren pflegten Grundherren und Imker (historisch „Zeidler“) solche Kooperationen. Früher wurden die Bienenvölker allerdings in Bäumen gehalten. Stefan Mandl hat heute bis zu 1.000 Bienenstöcke an verschiedenen Standorten des Guts- und Forstbetriebs stehen.

Bienen sind für die Ernährungssicherheit der Menschheit fundamental wichtig. 75 Prozent der weltweit angebauten Nahrungsmittel sind von der Bestäubung, insbesondere durch Bienen, abhängig. Der Gutsund Forstbetrieb Wilfersdorf setzt daher auf nachhaltige Landwirtschaft, Biodiversitätsflächen und -projekte, reduzierte Düngermengen und den möglichst geringen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Langfristig kann der Schutz der Bienen und der Imkerei dazu beitragen, Armut und Hunger zu verringern sowie eine gesunde Umwelt und die Artenvielfalt zu erhalten. ¶

Hier gehts zum Video:

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Bienenstöcke in Wilfersdorf
SCHWERPUNKT AGRARWIRTSCHAFT & NAHRUNGSMITTEL LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

Positive CO 2 -Bilanz für den Gutsbetrieb Wilfersdorf

Erstmals hat der Gutsbetrieb

Wilfersdorf eine CO 2 -Bilanz für den landwirtschaftlichen Betrieb erstellen lassen. Insgesamt wurde eine Kohlenstoffbindung und -speicherung von rund 6.500 kg/ ha bzw. rund 17.400 Tonnen für das Jahr 2022 errechnet.

Durch den Einsatz von Technik, Saatgut, Düngung und Pflanzenschutz sind auf den gut 2.500 Hektar Ackerflächen inkl. Brachflächen ca. 2.800 Tonnen CO2-Emissionen entstanden. Gleichzeitig wurde jedoch durch eine schonende Bewirtschaftung (z. B. minimale Bodenbearbeitung, Einsatz von Zwischenbegrünung etc.) Humus im Boden aufgebaut und dadurch sogar mehr CO2 gebunden als freigesetzt. Und auch im Erntegut wird CO2 kurzfristig gebunden. Daraus hat sich für das Jahr 2022 ein positiver Saldo von 17.400 Tonnen CO2 im Gesamtbetrieb ergeben. ¶

In diesen Produkten ist Wilfersdorf drin

INNVIERTLER TEIGWAREN GMBH/ FAM. AIGNER

Die Innviertler Teigwaren GmbH verwendet jährlich 50 bis 100 Tonnen des Wilfersdorfer Durumweizens zur Produktion von hochwertigen Nudelprodukten mit garantierter Herkunft aus Österreich. Der Durumweizen aus dem Weinviertel ist bekannt für seine hohe und verlässliche Qualität (Stichwort Glasigkeit).

WEIZLI

Weizli ist ein oberösterreichisches Unternehmen. Die Kooperation besteht bereits seit vielen Jahren. Jährlich werden 200 bis 300 Tonnen Durumweizen für die Produktion von Weizli („Weizen-Reis“, die österreichische Variante der französischen Ebly-Produkte) verwendet.

RAPSO

Die Kooperation mit dem österreichischen Unternehmen Rapso besteht seit 2021. Im vergangenen Jahr wurden aus der Rapsernte in Wilfersdorf rund 937.000 kg an Rapso verkauft. Daraus werden knapp 400.000 Liter hochwertiges Rapsöl hergestellt. Nebenbei werden auf jeder „Rapso-Fläche“ attraktive Blühstreifen angebaut, die der Biodiversität zugutekommen.

BARILLA

Die Kooperation mit der italienischen Firma Barilla besteht seit 2019. Von der Winterweizenernte 2022 gehen 1.500 Tonnen nach Italien zum bekannten Pasta- und Kekse-Hersteller. Der Weizen wird insbesondere zur Produktion der „Mulino Bianco“-Bäckereien verwendet.

TRADING GmbH Mühlbachstraße 151, A-4063 Hörsching Austria (EU) Tel.: +43 7221 73452, Fax: +43 7221 73475 ZartweiZen tender wheat le blé tendre ZartweiZen tender wheat le blé tendre 41
HANS JÖRG DAMM
LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
Direktor Guts- und Forstbetrieb Wilfersdorf

Wir werden Bio!

SCHWERPUNKT AGRARWIRTSCHAFT & NAHRUNGSMITTEL

Zwei Liechtenstein Betriebe stellen um

Gerade stellt man im Gutsbetrieb Wilfersdorf 460 ha der insgesamt 3.000 ha auf biologische Landwirtschaft um. Ab 2023 werden im neuen Bio-Gutsbetrieb Liechtenstein biologisch zertifizierte Produkte hergestellt und vermarktet. Und auch die Hofkellerei des Fürsten von Liechtenstein befindet sich derzeit auf dem Weg zum Biobetrieb. Das Bio-Siegel dürfen die Weine dann mit dem Jahrgang 2024 führen.

An den beiden Standorten der Hofkellerei des Fürsten von Liechtenstein in Österreich und in Liechtenstein wird schon jetzt zu 100 Prozent biologisch bewirtschaftet und ausgebaut. Dabei geht man teilweise sogar über die in der Bio-Zertifizierung geforderten Richtlinien hinaus. Es werden keine chemischen Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Pflanzenschutz erfolgt mit Recyclingspritzen, die den Einsatz der Mittel um bis zu 35 Prozent reduzieren. Die aufgrund der erzielten hohen Qualitäten der Trauben im Schnitt um bis zu 30 Prozent geringeren Erträge der Rieden erfordern keinen synthetischen Düngereintrag. Die besonderen Böden werden auf Basis exakter Analysen der Boden- und Pflanzengesundheit, sowie der Biodiversität langfristig aktiviert und gestärkt.

Im Gutsbetrieb Wilfersdorf war die Gewährleistung einer eindeutigen Trennung zwischen dem neuen Biobetrieb und dem bestehenden konventionellen Betrieb im Rahmen der Umstellung wesentlich: Nicht nur durch klar getrennte Flächen, eine eigene Hofstelle und getrennte Lager – für den Bio-Gutsbetrieb Liechtenstein wurde auch eine eigenständige GmbH gegründet. Der neue Betriebsleiter Markus Fassler ist auf biologische Landwirtschaft spezialisiert. Neben Getreide und Sojabohnen setzt man im Bio-Gutsbetrieb auf Spezialkulturen wie Kürbis und Kartoffeln.

Wir haben uns mit den beiden Betriebsleitern Markus Fassler und Stefan Tscheppe über die Herausforderungen und Chancen durch die Umstellung auf Bio unterhalten.

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Für die Arbeit im Bioweingarten braucht es speziell geschultes Personal

Was waren die Gründe für und Erwartungen an die Umstellung Ihres Betriebes auf Bio?

MARKUS FASSLER: Die Nachfrage nach biologisch produzierten Lebenmitteln hat in den letzten Jahren ständig zugenommen und wird weiter steigen. Mit unserem Bio-Gutsbetrieb wollen wir diesem Trend Rechnung tragen und ein anerkannter Anbieter von biologisch produzierten Produkten werden. Die konventionelle und die Biolandwirtschaft können von einander lernen und profitieren: bei der Strategie der Bodenbearbeitung, Aussaat und Unkrautmanagement, aber auch in Hinblick auf Kosteneinsparung und Erlössteigerung sowie Maschinen, die betriebsübergreifend eingesetzt werden können.

Lohnt sich der Bioanbau?

STEFAN TSCHEPPE: Aus unserer Sicht auf jeden Fall, da langfristig im Weinbau, der für die landwirtschaftliche Produktion oft beispielgebend ist, kein Weg daran vorbeiführt. Die biologische Zertifizierung ist in Weinkategorien der Premium- und Ultra-Premium-Linien schon fast Voraussetzung.

MARKUS FASSLER: Die Umstellung auf Bio ist nicht nur monetär zu bewerten, vielmehr ist es eine grundsätzliche Einstellung zu Landwirtschaft und deren Produktionsausrichtung, die aber natürlich wirtschaftlich attraktiv sein soll. Die biologische Produktion ist eine Nische und mit einigen Spezialkulturen durchaus lukrativ. Der Bioanbau lohnt sich jedenfalls aus verschiedenen Blickwinkeln.

In Kürze: wie sieht so ein Umstellungsprozess aus?

MARKUS FASSLER: Von der konventionellen Landwirtschaft zur Bio-Landwirtschaft gibt es eine zweijährige Umstellungszeit. In der Zeit werden Umstellerprodukte produziert, die großteils als Futtermittel verwendet werden. Danach und unter Einhaltung aller Richtlinien und fehlerfreien Kontrollen wird der Status der biologisch zertifizierten Produktion verliehen.

STEFAN TSCHEPPE: Es erfordert eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema, Schulungen der Mitarbeitenden, Austausch mit Berater*innen und Kolleg*innen und die Anschaffung von Spezialgeräten. Und es braucht innovative Lösungen zur Bodenaktivierung und für den Wasserhaushalt in den Böden. Vor welchen Herausforderungen steht man bei der Umstellung auf Bio?

Markus Fassler ist überzeugt: „Bioanbau lohnt sich in vielerlei Hinsicht.“

STEFAN TSCHEPPE: Im Weinbau ist die biologische Produktion kein Qualitätskriterium, das wird sie erst bei qualitätsorientierter Umsetzung. Wenn diese Umsetzung mit vollem Einsatz und unter Berücksichtigung der durch die Herkunft der Trauben geprägten Stilistik erfolgt, kann die biologische und weiters die regenerative Bewirtschaftung zu einer Stärkung der Reben und Vitalisierung des Bodens führen.

MARKUS FASSLER: Das Unkrautmangement ist sicher eine der wesentlichen Herausforderungen. Wir müssen die Böden stärker bearbeiten, um das Unkraut im Griff zu haben. Es ist wichtig, die Pflanzenentwicklung laufend zu beobachten, zum richtigen Zeitpunkt schnell zu reagieren und die richtigen Maßnahmen flexibel zu setzen. Die Aktivierung des Bodenlebens durch den Anbau von vielfältigen Zwischenbegrünungen ist uns ebenfalls sehr wichtig.

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Der Einsatz von Bio-Dünger, der nur eingeschränkt verfübar und teuer ist, wird sehr gut überlegt. Zur Absicherung der Qualität und des Ertrages der Produkte ist eine BioDüngung auf Teilflächen sinnvoll.

STEFAN TSCHEPPE: Auch beim Wein setzt die erfolgreiche biologische Bewirtschaftung und Produktion erhöhten manuellen Arbeitseinsatz und exaktes Timing voraus. Werden Maßnahmen wie Ausdünnungen, Laubarbeiten oder auch Spritzungen von stärkenden Präparaten zum falschen Zeitpunkt gesetzt und kommt es dadurch zu Infektionen, ist deren Bekämpfung im biologischen Weinbau wesentlich schwieriger, da keine systemischen Mittel, sondern nur oberflächliche, eingesetzt werden dürfen.

Biologischer Anbau setzt also auf Prävention im Rebberg und physikalische Intervention in der Weinbereitung. Dafür braucht es qualifizierte Mitarbeitende. Diesen Mitarbeiterstamm aufzubauen ist für konsequent biologisch oder biodynamisch arbeitende Betriebe wohl die größte Herausforderung.

Welche Chancen ergeben sich für den Betrieb aus der Umstellung?

MARKUS FASSLER: Während der Umstellungszeit konnten wir gute Einblicke in die ganze Produktion und Vermarktung gewinnen und können jetzt von Beginn an auf die richtigen Kulturen setzen. Wir möchten zukünftig Spezialprodukte mit hoher Wertschöpfung (Feldgemüse, Kräuter, Saatgutvermehrungen etc.) anbieten. Für die Vermarktung bin ich sehr optimistisch, weil wir starke Partner gefunden haben.

STEFAN TSCHEPPE: Ich denke, dass wir durch die Umstellung sehr viel lernen und ein spannenderes Arbeitsumfeld bieten können.

In unseren Rebgärten, sowie in der Produktion in beiden Kellereien erwarten wir uns durch die Umstellung ausdrucksstärkere und vitalere Weine, größere Balance und physiologische Ausreifungen auch in schwierigen Jahrgängen. Und natürlich erwarten wir uns einen noch besseren Marktauftritt und Zugang zu neuen Vertriebspartnern. ¶

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„Mit der Umstellung auf Bio ergeben sich neue Möglichkeiten am Markt“, meint Stefan Tscheppe.

Generationenwechsel und Zukunftsstrategie

Weine der fürstlichen Hofkellerei werden nachhaltiger und internationaler

Im Jahr 2018 hat Stefan Tscheppe die Leitung der beiden Hofkellereien des Fürsten von Liechtenstein in Österreich und in Liechtenstein übernommen und die Weichen für einen Generationenwechsel gestellt.

„Mir ist besonders die Schärfung des Profils der Weine aus den außergewöhnlichen Lagen im nordöstlichen Niederösterreich (Weinviertel) und im Rheintal (Vaduz) wichtig. Wir wollen Weine internationaler Relevanz und mit hohen Bewertungen herstellen und konzentrieren uns auf Ausdruck der Herkunft, Eleganz, Frische und Lagerpotenzial und damit auf deren Unverwechselbarkeit“, erklärt er seine Strategie für die Zukunft.

Bei der Rebbergbewirtschaftung wurden wesentliche Elemente verändert: Beide Weingüter sind in der Umstellungsphase auf zertifiziert biologische Bewirtschaftung und es werden regenerative Ansätze in der Bodenbewirtschaftung und im Pflanzenschutz angewendet. „Dies hat bereits in den ersten vier Jahrgängen ab 2019 zu deutlich mehr Struktur, Textur und Ausdruck der Weine geführt, sowie zu vitaleren Weingärten, die auch mit wechselnden klimatischen Extremen gut zurechtkommen“, erklärt Josef Stumvoll, Produktionsleiter der Hofkellerei in Österreich.

JÜNGERE ZIELGRUPPE MIT WEINEN, „DIE SPASS MACHEN“

Wichtig für den künftigen Erfolg der Hofkellereien sind auch jüngere Zielgruppen. Die werden mit attraktiven Standorten, wie der Hofkellerei im Gartenpalais in Wien, mit Weinverkostungen, kulturellen Veranstaltungen und der Möglichkeit private Events auszurichten, angesprochen. Auch in Vaduz wurde modernisiert, der Verkaufs-

„Besonders gefällt mir der Grüne Veltliner. Weich und ausdrucksstark trinkt er sich gut zu gereiftem, weißen Fisch mit Ponzu Soße und Wasabe. Den Zweigelt serviere ich gerne zu mit etwas rauchigeren Gewürzen und Sojasoße mariniertem Wagyu Beef oder Schweinebauch.“

TARO TAKAYAMA, einer der aufstrebenden Top Köche in Singapur

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Private Events in der Hofkellerei im Gartenpalais
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bereich mit einer Lounge- und Bistrobestuhlung in der Vinothek attraktiver gemacht. Kommentierte Verkostungen und Führungen durch den Rebberg und den Weinkeller ergänzen das Angebot. „Und dann sind da noch die „hippen“ Weinevents, auf denen wir mit der Hofkellerei laufend unsere Weine präsentieren – wie bei den Gault Millau-Verkostungen in Wien oder den Chef Days in Berlin“ erzählt Christina Fritz, verantwortlich für Marketing und Sales.

Neue, zeitgemäße Weine wie der Rosé, der Liesecco und der „Herrnbaumgarten“, in dessen Produktion auch Elemente der „Natural Wines“, wie spontane Vergärung, einfließen, bieten einen spannenden und frischen Einstieg in die Weine der Hofkellerei – Weine, die Spaß machen und gleichzeitig von gewohnt hoher Qualität sind.

Mit der internationalen Diversifizierung und modernen Positionierung der Weine in attraktiven Märkten wie Japan, Hongkong, Singapur und den USA konnten auch dort passionierte, und engagierte Botschafter für die Weine der Hofkellereien gewonnen werden. ¶

„Der gute Ruf vieler biologisch produzierter Weine hat sich im letzten Jahrzehnt etabliert. Durch mehr Verständnis in Rebbau und Vinifikation und der Bereitschaft, höheren manuellen Einsatz in der biologischen Produktion zu erbringen, erreichen führende Weingüter heute ein Mehr an Herkunftscharakter und Geschmack in ihren Weinen.“

Die neue Architektur: Blick in den Weinberg und modernes Interieur

VADUZER STERNELOKAL „TORKEL“ WIEDERERÖFFNET

Eine erstklassige Auswahl an Weinen der fürstlichen Hofkellerei gibt es auch im Restaurant des Fürsten von Liechtenstein, dem „Torkel“ in Vaduz. Mit der Renovierung und Neugestaltung der Gasträume und des wunderbaren Wintergartens inmitten des Rebbergs mit Blick auf die dramatische Bergkulisse reflektiert nun auch das gemütlich-entspannte Ambiente die mit einem Michelin-Stern und zwei Gault Millau-Hauben gekrönte Küche von Ivo Berger und die familiäre Betreuung durch das Torkel-Team. Der Torkel ist ein Fixpunkt in Liechtenstein und Ivo Berger und sein Team verwöhnen mit regional inspirierter Fusionsküche, begleitet von einem der im Gebiet attraktivsten Weinkeller von Sommelier Tobias Oswald.

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

Frische und Herkunft in jedem Glas

In Vaduz werden am Rebberg „Herawingert“ auf rund vier Hektar Schiefer- und Kalkböden zu 90 Prozent Pinot Noir und 10 Prozent Chardonnay aus rund 45 Jahre alten Rebstöcken angebaut. Ab Ende 2018 wurde hier Kellermeister Sebastian Gunsch in der Pflege des Rebbergs und Vinifikation von Hannah Fiegenschuh aus dem Team von Stéphane Derenoncourt, einem der renommiertesten Weinkonsulenten weltweit, feinfühlig begleitet.

Die österreichische Hofkellerei hat sich in den letzten Jahren einen Platz unter den innovativsten und bestbewerteten Weingütern im Weinviertel erarbeitet. Das engagierte Team rund um Produktionsleiter Josef Stumvoll setzt hier Maßstäbe in von außergewöhnlichen Löss- und Kalkböden geprägter Stilistik und schafft neue Weine wie die Ortsweincuvée „Herrnbaumgarten“ und den „Karlsberg“, die erstmalig die Sorten Riesling und Grüner Veltliner in einem Weißwein kombinieren.

Mit den Lagen am Leithaberg in St. Margarethen und Purbach wird das Premiumsegment um einen ausdrucksstarken Chardonnay und Blaufränkisch erweitert. ¶

RIED HERAWINGERT

Vaduz, Fürstentum Liechtenstein

Bepflanzte Fläche: 4 ha

Ausrichtung: Südwest

Ertrag: 20.000 Flaschen

Rebsorten: Pinot Noir, Chardonnay

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
SCHWERPUNKT AGRARWIRTSCHAFT & NAHRUNGSMITTEL

RIED KARLSBERG

Herrnbaumgarten, Niederösterreich

Bepflanzte Fläche: 25 ha

Ausrichtung: Südwest

Ertrag: 100.000 Flaschen

Rebsorten: Riesling, Grüner Veltliner, Zweigelt, Merlot, Sauvignon Blanc

RIED JOHANNESB ERGEN

Herrnbaumgarten, Niederösterreich

Bepflanzte Fläche: 3 ha

Ausrichtung: Südost

Ertrag: 10.000 Flaschen

Rebsorten: Riesling, Grüner Veltliner

LEITHABERG DAC

St. Margarethen / Purbach, Burgenland

Bepflanzte Fläche: 4 ha

Ausrichtung: Südost

Ertrag: 20.000 Flaschen

Rebsorten: Chardonnay, Blaufränkisch

49 LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

30 MIO. VERKAUFTE FORSTPFLANZEN

64.200 FESTMETER HOLZERNTE

FORSTWIRTSCHAFT

17.000 HEKTAR FORST

Forstbetrieb Wilfersdorf

Forstwirtschaft

Der Klimawandel hat substanzielle ökologische, wirtschaftliche und soziale Auswirkungen. Bei nachhaltiger Bewirtschaftung ist der Wald CO 2 -Speicher, Erhalter unserer Artenvielfalt und Produzent eines nachwachsenden Rohstoffes.

Wir stehen für eine aktive und nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes sowie für eine Walderneuerung mit an den Standort und unter Berücksichtigung des Klimawandels angepassten Baumarten und Herkünften. Dies ermöglicht dem Wald, seine Klimafunktionen zu erfüllen.

Als Waldbesitzer und Eigentümer eines führenden Anbieters von Forstpflanzen und Forstdienstleistungen verfügen wir über eine tiefgreifende Expertise in der Forstwirtschaft. Die vielfältige Verwendbarkeit des Produktes Holz und die ökologischen Vorteile des Bau- und Werkstoffes Holz sind unbestritten.

Wir investieren in Unternehmen im Bereich Forstpflanzenproduktion, Forsttechnologie und Forstdienstleistungen.

UNSER PORTFOLIO FORSTWIRTSCHAFT

Die LIECO Gruppe ist führender Produzent von hochwertigen Forstpflanzen und bietet forstliche Dienstleistungen rund um Aufforstung, Pflege der Kulturen und digitales Forstmanagement in Deutschland und Österreich.

Standorte:

LIECO: Kalwang, St. Martin im Innkreis, Österreich

LÜRSSEN: Beverstedt, Großthiemig, Tempelberg, Westerwald, Deutschland

FMM: Salzburg, Österreich

Unternehmensleitung: Oliver Hilpold

Mitarbeitende: 180-340 je nach Saison

Fläche: 335 ha Produktionsfläche

Märkte: Deutschland, Österreich, Italien, Slowenien, Rumänien, Schweiz www.liecogruppe.com

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Der Forst Kalwang ist ein Forstbetrieb in der Steiermark für die Produktion und Vermarktung von hochwertigem Nadelrundholz.

Standort: Kalwang, Österreich

Unternehmensleitung: Helmut Rinnhofer

Mitarbeitende: 17–23 je nach Saison

Fläche: Gesamtbesitz 13.364 ha, davon 3.300 ha Schutzwald

Markt: Österreich

www.forstkalwang.at

Der Forstbetrieb Wilfersdorf ist ein Forstbetrieb in Niederösterreich mit einer Waldausstattung von 90 % Laubholz und 10 % Nadelholz (> 30 verschiedene Baumarten) und Betreiber des ältesten Naturparks Österreichs. Weitere Nebenbetriebe: Jagd, Fischerei, Vermietungen, Naturschutz.

Standort: Wilfersdorf, Österreich

Unternehmensleitung: Hans Jörg Damm

Mitarbeitende: 15-25 je nach Saison

Fläche: 3.560 ha, davon 250 ha Vertragsnaturschutzflächen

www.liechtenstein-wilfersdorf.at

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

Digitalisierung als Chance

Ein Plädoyer

So groß die Herausforderungen für die Forst- und Waldwirtschaft gerade sind, so vielfältig sind auch die Lösungsansätze. Die Klima- bzw. Waldkrise wird zum Innovationsmotor einer traditionellen Branche. Menschen, die bisher keinen beruflichen Forstbezug hatten, gründen Start-ups und Initiativen, um einen Beitrag zum Erhalt des Waldes zu leisten. Es überrascht im Jahr 2022 nicht, dass einige dieser Lösungen digitaler Natur sind, und darin liegt eine große Chance.

Einzelne Unternehmen haben bereits Insellösungen für ihre individuellen Anforderungen entwickelt, sie arbeiten teilweise cloudbasiert und nutzen künstliche Intelligenz zur Auswertung ihrer Daten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen zur Dokumentation und für das Management nur noch ein mobiles Gerät. Im „virtuellen Wald” treffen verschiedene Technologien aufeinander. Die Kombination aus klassischen Geoinformationssystemen und Dendrometrie mit Remote Sensing ermöglicht völlig neue Formen zur Analyse und Abbildung der Waldbestände. Waldbesitzer*innen und -bewirtschafter*innen werden zukünftig digitale Unterstützung bekommen, um Prozesse und Abläufe im Wald besser darstellen und steuern zu können.

Die Forstwirtschaft kann sich rascher weiter entwickeln, in dem man die Digitalisierung der vielfach vorhandenen, terrestrischen Daten vorantreibt. Es gibt eine Masse an nicht digitalisierten und daher nicht miteinander kommunizierenden Daten, die aber in ihrer Gesamtheit einen wichtigen Input darstellen und durch die neue Zusammenhänge erschlossen werden könnten. Gleichzeitig gibt es Vorbehalte gegenüber Datensicherheit und Weiterverwendung von Daten. Durch Fortbildung und Qualifizierung von Mitarbeitenden sollte das notwendige technische Know-how und somit auch Vertrauen in neue Wege erworben werden. Um den Wald der Zukunft erfolgreich zu gestalten, braucht es ein innovatives Waldmanagement, optimierte Prozesse und ein vertrauensvolles Miteinander im „virtuellen Wald”.

FOREST MAPPING MANAGEMENT (FMM) –EINE INVESTITION IN KÜNSTLICHE INTELLIGENZ UND DIGITALISIERUNG

Durch die Produkte des Salzburger Unternehmens FMM, das mit März 2022 in die Unternehmensgruppe integriert wurde, bietet LIECO bereits eine Vielzahl an Tools an und entwickelte diese aktiv weiter.

„Für LIECO ist diese Akquisition ein weiterer wichtiger Baustein zur erfolgreichen Umsetzung der Unternehmensstrategie. Die Digitalisierung im Wald- und Forstwirtschaftsbereich schreitet weiter voran und wir freuen uns, diesen Prozess durch den Erwerb von FMM maßgeblich mitzugestalten.”

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WALDMANAGEMENT DER ZUKUNFT

Die Erfassung von Wäldern durch hochauflösende Luftbildaufnahmen und deren Auswertung unterstützt durch künstliche Intelligenz, verknüpft mit digitalen Lösungen auf stationären und mobilen Endgeräten, machen den Erfolg von FMM aus. Das Unternehmen entwickelte sich seit seiner Gründung 1989 zu einem innovativen und erfolgreichen Anbieter von digitalen Dienstleistungen im Forstbereich. Allein in den Jahren 2020 und 2021 hat FMM 440.000 Hektar Wald vermessen.

Die genaue Erfassung und Überführung der Daten des Waldbestands in eine eigene Software ermöglicht es Waldbesitzer*innen, auf Knopfdruck forstwirtschaftliche Analysen und Planungen durchzuführen, sowie Abläufe und Prozesse zu optimieren.

Gemeinsam mit dem FMM-Management schlägt LIECO in Zukunft einen ambitionierten Wachstumskurs ein. ¶

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CHRISTOPH HARTLEITNER Geschäftsführer LIECO Österreich

LIECO engagiert sich für den Wald der Zukunft

Die Wertschöpfungskette Forst und Holz steht vor großen Herausforderungen. Der Klimawandel schreitet voran und seine Folgen sieht man dem Wald an. „Mondlandschaften“ sind kein Ausnahmefall mehr in manchen Regionen in Mitteleuropa.

Dürre und darauffolgender Käferbefall, Extremwetterereignisse und Waldbrände sind heute der bittere Alltag in der Forstwirtschaft. Der Wald ist Opfer des Klimawandels und hat gleichzeitig die Fähigkeit, ihn abzumildern. Die LIECO Gruppe steht am Ursprung der Wertschöpfungskette Forst und Holz und leistet ihren Beitrag, diese Herausforderungen zu bewältigen.

Im April lud LIECO daher zu einem Gespräch in Berlin. Zu dem Thema „Das Nadelöhr der Wiederaufforstungsdebatte – woher kommen die Pflanzen, um rund 500.000 ha Schadfläche wieder zu bewalden?“ debattierten forstpolitische Sprecher*innen der Bundestagsfraktionen, sowie Vertreter*innen von vier Bundesverbänden einen Nachmittag über die Probleme am Ursprung der Wertschöpfungskette.

Ein Kernproblem der Branche sei die ausreichende Verfügbarkeit und Beschaffung von Saatgut. Die Komplexität der Herkunftsempfehlungen erschwere die Verfügbarkeit, hier sei mehr Mut gefragt. Die Förderung gezielter Forschung mit höchstmöglichem Praxisbezug sei hier außerdem ein wichtiger Hebel.

In der politischen Diskussion sind verschiedene Lösungsansätze im Gespräch und in der Entwicklung und bei allen parteiübergreifenden Differenzen über die Finanzierung und Kriterien der Umsetzung, besteht doch Einigkeit in folgenden Punkten:

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BERLINER Waldzerstörung durch Borkenkäfer in Deutschland aufgrund hoher Hitze und Dürre
LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

• Wir brauchen den Wald und seine kostbaren Ökosystemleistungen mehr denn je,

• der Wald braucht zu lange, um sich allein durch Naturverjüngung zu regenerieren,

• der Wald muss klimafit mit trockenheitstoleranteren Baumarten und Herkünften umgebaut werden und, nicht zuletzt,

• die Zeit drängt.

Ein intensiver Austausch mit Waldeigentümer*innen fand wiederum im Rahmen des AGDW (Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände) Waldsymposiums „Wald, Gesellschaft, Recht – Forstwirtschaft im Spannungsfeld gesellschaftlicher Ansprüche” im September 2022 statt. Politik und Wissenschaft referierten zu aktuellen Herausforderungen und berichteten aus dem „Maschinenraum” des deutschen Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Die Novellierung des Bundeswaldgesetzes und die Honorierung von Ökosystemleistungen des Waldes waren Schwerpunktthemen der intensiven Gespräche. ¶

In Deutschland werden jährlich 100 bis 120 Millionen Pflanzen produziert.

Zur Wiederaufforstung von mittlerweile rund 500.000 ha werden rund eine Milliarde Pflanzen benötigt.

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Die Mitglieder des LIECO Beirats (v.l.n.r.): Bernd Igler, Kurt Ramskogler, Helmut Gmeiner, Oliver Hilpold, Alexander Winkler, Christian Lürssen, Johannes Meran, Constantin Liechtenstein, Alexander Zeihe, Stephan Langer, Christoph Hartleitner Reger Austausch unter Forstfachleuten in Berlin
LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
OLIVER HILPOLD CEO LIECO Gruppe

Nachhaltige Waldbewirtschaftung

& Biodiversität im Forst Kalwang

Erste Infobroschüre erscheint Anfang 2023

Wenn es um erfolgreichen Naturund Artenschutz im Forstbereich geht, steht eine Aufforstung mit an den Standort angepassten Mischkulturen, sowie der Erhalt möglichst natürlicher Lebensräume mit einem artenreichen, gesunden, dem Biotop angepassten und gut strukturierten Wildbestand an erster Stelle.

Mit verschiedenen Projekten – teils in Kooperation mit Menschen und Betrieben aus der Umgebung, aber auch mit wissenschaftlichen Einrichtungen wie dem Bundesforschungsinstitut Wald, der Universität Graz, der Veterinärmedizinischen Universität Wien und der Universität für Bodenkultur Wien – betreibt man im Forst Kalwang bereits seit vielen Jahren eine nachhaltige Waldbewirtschaftung. 2022 wurden diese Projekte erstmals für eine Infobroschüre zusammen gefasst, um die wertvollen Aktivitäten des Betriebs anschaulich darzustellen. Dabei kommen vor allem die Menschen im und um den Betrieb zu Wort, die sich in ihrer Arbeit für Nachhaltigkeit und Biodiversität einsetzen.

Die Aktivitäten des Forstbetriebs Kalwang, die in der neuen Broschüre vorgestellt werden, sind umfassend: im Wald geht es vor allem um den Erhalt genetischer Vielfalt und Forstpflanzen, die an die klimatischen Veränderungen angepasst sind. Aber auch auf die Erhaltung von Naturwaldflächen und Schutzgebieten in Abstimmung mit dem Forstbetrieb wird Wert gelegt. Dazu zählen auch die Pflege von Biotopen und die Dokumentation des Totholzanteils im Wald.

58 LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
Almen sind wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere

Almen werden als wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere erhalten und gepflegt, der Lebensraum für Wild aller Art geschützt und verbessert.

Da auf den Flächen des Forstes Kalwang auch Kleinwasserkraftwerke betrieben werden, setzt man sich auch für die naturverträgliche Gewinnung von Energie aus Wasserkraft ein und unterstützt die Erforschung des Blockgletschers Schöneben. Künftig ist ein weiterer Ausbau an erneuerbarer Energie z. B. durch Photovoltaik auf wirtschaftlich und ökologisch weniger anspruchsvollen Flächen geplant. ¶

„Wir stehen für eine verantwortungsvolle, aktive und nachhaltige Waldbewirtschaftung. Der Erhalt und die Förderung der Biodiversität in unseren Wäldern spielen dabei eine große Rolle. Wir freuen uns, unsere Aktivitäten mit der neuen Broschüre künftig noch besser nach außen kommunizieren zu können.“

59 LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
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Liegendes Totholz wird von Pilzen abgebaut

Seit 2018 trägt der Naturpark das Österreichische Umweltzeichen, welches im Oktober 2022 um weitere vier Jahre verlängert wurde. Die Kriterien zur Erlangung bzw. zur Weiterführung des Umweltzeichens beinhalten ein klares Statement zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Der Naturpark Sparbach ist somit nicht nur der erste Naturpark bundesweit mit dem Österreichischen Umweltzeichen, sondern nun auch der erste Naturpark, der rezertifiziert wurde.

60 Wissensvermittlung für Kinder
Burgruine Johannstein Jagdhornbläser beim Jubiläumsfest Constantin Liechtenstein mit Karl Wilfing, Landtagspräsident Niederösterreich (links) und Stephan Pernkopf, Landeshauptfrau-Stellvertreter Niederösterreich (rechts)

60 JAHRE NATURPARK SPARBACH

Ein Fest für die Biodiversität

Bei prachtvollem Frühlingswetter fand Ende April 2022 das Jubiläumsfest „60 Jahre Naturpark Sparbach – Ein Fest für die Biodiversität“ statt.

Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf würdigte vor Ort den Einsatz des Naturparks: „Niederösterreich ist vor allem eines – ein Naturland. Der Naturpark Sparbach mit seiner nunmehr 60-jährigen Erfolgsgeschichte ist ein Beweis dafür. Unsere insgesamt 20 niederösterreichischen Naturparke machen die Schönheit unserer Heimat erlebbar. Sie bringen Spannung und Erlebnis mit Ruhe und Erholung in Einklang und das wird auch beim Fest zum 60. Geburtstag im Naturpark geboten.“

DIE GESCHICHTE DES ÄLTESTEN NATURPARKS ÖSTERREICHS

Als Fürst Johann I. von Liechtenstein 1808 das Gut SparbachJohannstein erwarb, wusste er, dass sich die Gegend um Mödling mit ihren ausgeprägten Bergen, den Wiesen und Wäldern, den Bächen und Teichen, Wegen und Aussichtsplätzen vorzüglich für den Ausbau als Landschaftsgarten im Geschmacke der damaligen Biedermeierzeit eignete. Mit heute nicht mehr vorstellbaren Mühen wurden verkarstete Berghänge mit Schwarzkiefern aufgeforstet, Ruinen renoviert und Schmuckbauten neu errichtet, Brücken und Wege vorsichtig in die Landschaft eingefügt. Seit dieser Zeit wird diese Wienerwaldlandschaft wegen ihrer romantischen Schönheit gerühmt.

Nach den Zerstörungen durch die Weltkriege gelang es dem Fürstenhaus Liechtenstein gemeinsam mit dem Land Niederösterreich 1962 den ersten Naturpark Österreichs zu errichten und die ursprünglichen Intentionen der Landschaftsgestaltung wieder aufleben zu lassen. Über die Jahre wurde der Naturpark Sparbach immer wieder neugestaltet und weiterentwickelt. Mittlerweile ist der Naturpark ein Vorzeigebetrieb in Sachen nachhaltige Nutzung des Naturraums geworden. Umfassende Maßnahmen bewahren die in der Biedermeierzeit entstandene Kulturlandschaft für Besucherinnen und Besucher – immerhin 84.200 im Jahr 2022. Dem Naturschutzgebiet entsprechende Erholungsangebote haben dabei ebenso große Bedeutung wie Bildungs- und Regionalentwicklungsprojekte.

Die Widmung, die Fürst Johann I. von Liechtenstein 1814 am Eingangstor zum Gartenpalais Liechtenstein in der Wiener Rossau anbringen ließ, gilt auch für den Naturpark Sparbach und seine Besucherinnen und Besucher: „Der Natur und ihren Verehrern“. ¶

Anlässlich des Mottos des Festes ‚Ein Fest für die Biodiversität‘ wurde den Gästen der neue Kurzfilm des Naturparks Sparbach präsentiert.

WAS IST EIN NATURPARK?

Ein Naturpark ist ein geschützter Landschaftsraum, der aus dem Zusammenwirken von Mensch und Natur im Laufe der Zeit entstanden ist. Das gesetzliche Ziel eines Naturparks ist der Schutz seiner Landschaft in Verbindung mit deren Nutzung. Die Auszeichnung einer ländlichen Region mit dem Prädikat „Naturpark“ erfolgt durch die jeweilige Landesregierung.

61 ENTDECKEN SIE DEN NATURPARK SPARBACH!
LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
Auen sind wichtiger Lebensraum

GRUNDEIGENTÜMER

Erhalt & Verbesserung von wertvollen Auenlandschaften

Naturnahe, frei fließende Flüsse und deren Auen sind wichtig für den Erhalt der Biodiversität –ein Thema, für das sich die Liechtenstein Gruppe und ihre Unternehmen mit vielfältigen Projekten einsetzt. Durch Verbauung und Regulierung von Flüssen und Bächen, land- und forstwirtschaftliche Nutzung, Siedlungs- und Straßenbau werden intakte Auen in Österreich immer seltener. Seit vielen Jahren beschäftigt sich die Liechtenstein Gruppe gemeinsam mit Kooperationspartnern mit der Bewirtschaftung und Verbesserung der Auengebiete an den Flüssen March und Thaya im Dreiländereck Österreich, Tschechien und Slowakei.

Vor rund 30 Jahren hat der Guts- und Forstbetrieb Wilfersdorf gemeinsam mit dem Naturschutz erstmal eine Renaturierung der unteren Thaya angeregt. Verzögerungen gab es u. a. aufgrund der schwierigen geografischen Lage (Grenzgebiet) und der Frage der Zuständigkeiten. Schließlich wurden 2019 bis 2022 endlich Regulierungen aus den 1970er Jahren teilweise rückgängig gemacht und insgesamt acht Altarme wieder an den Fluss angebunden. Umgesetzt hat das Projekt die Firma via donau in Zusammenarbeit mit tschechischen Partnern. Die Liechtenstein Gruppe unterstützte maßgeblich beim Genehmigungsverfahren und der baulichen Umsetzung. Begleitet und evaluiert wird das Projekt seither durch die Universität für Bodenkultur Wien.

Altarme von Flüssen stellen einen wichtigen Lebensraum für Pflanzen und Tiere dar. Indem zum Beispiel Uferbereiche abgeflacht wurden, kann wieder mehr Wasser in das betroffene Auengebiet fließen und dort länger bleiben. Die dadurch entstandenen Altarminseln werden im Rahmen des Vertragsnaturschutzes forstlich nicht genutzt, so dass sowohl im Wasser als auch an Land ökologische Hotspots entstehen können. Zusätzlich gibt es Ruhezonen ohne Jagd und Fischerei.

In den letzten Jahren wurden außerdem zwei Horstschutzgebiete auf Flächen der Liechtenstein Gruppe an der March ausgewiesen. Sie wurden im Zuge einer langjährigen Kooperation mit dem WWF (EU-LIFE-Projekt, 2014–2034) und als Ausgleichsmaßnahme für einen Windpark etabliert. Knapp 30 Hektar ökologisch hochwertige Auwälder mit einer Vielzahl an verschiedenen Schwarzstorch- und Greifvogelhorsten werden auf Basis des Vertragsnaturschutzes aus der Nutzung genommen. Mittelfristig sollen in Summe 50 bis 60 Hektar Horstschutzflächen realisiert werden. Ornithologen begleiten dieses Projekt und führen regelmäßige Zählungen durch.

Diese Projekte zeigen, wie groß die Bedeutung der Leistungen von Grundeigentümern in diesem Bereich ist. Sie sind gefragt, wenn es um den Erhalt und die Verbesserung der Auen – und damit wertvoller Naturlebensräume – geht. Die Liechtenstein Gruppe wird sich daher auch weiterhin entsprechend engagieren. Das nächste geplante Projekt ist die Anbindung und Durchflutung eines großen Altarms auf der österreichischen Seite der oberen March im Rahmen eines EU-LIFE-Projekts im Jahr 2024. ¶

„In den March-Thaya-Auen konnten zahlreiche ökologische Projekte zur Verbesserung der Wasserdynamik und Biodiversität umgesetzt werden. Die Liechtenstein Gruppe war und ist dabei wichtiger Ideengeber und ein verlässlicher Partner für hoheitliche Institutionen und NGOs.“

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
WIE LIECHTENSTEIN GRUPPE GEFRAGT:
HANS JÖRG DAMM Direktor Guts- und Forstbetrieb Wilfersdorf
Solarthermieanlage in Friesach, Österreich 156 GWH STROMPRODUKTION
MWP LEISTUNG IN ENTWICKLUNG 107 MWP INSTALLIERTE LEISTUNG ERNEUERBARE ENERGIEN
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Erneuerbare Energien

B is 2034 wird ein Anstieg des weltweiten Energiebedarfs um 37 % erwartet, derzeit werden noch 85 % durch fossile Energieträger gedeckt. Energie muss heute und morgen umwelt- und klimafreundlich erzeugt werden.

Im Bereich „Erneuerbare Energien“ sind dies insbesondere Windkraft, Wasserkraft und Photovoltaik. Dort verfügen wir über eine langjährige Projektentwicklungs- und Investitionserfahrung.

ERNEUERBARE ENERGIEN

TESVOLT ist einer der weltweiten Technologieführer für Energiespeicherung und produziert stationäre Energiespeichersysteme für Gewerbe, Industrie, Ladesäuleninfrastruktur und den maritimen Bereich.

Standort: Lutherstadt Wittenberg, Deutschland

Unternehmensleitung: Daniel Hannemann, Simon Schandert, Philipp Koecke

Mitarbeitende: 220

Märkte: Europa, Afrika, Australien, Lateinamerika www.tesvolt.com

PV-Invest errichtet Photovoltaikkraftwerke in Europa.

Standort: Klagenfurt am Wörthersee, Österreich

Unternehmensleitung: Günter Grabner & Gerhard Rabensteiner

Mitarbeitende: 30

Märkte: Österreich, Deutschland, Italien, Slowenien, Bulgarien, Frankreich, Mazedonien, Ungarn, Bosnien und Herzegowina, Griechenland, Spanien, Serbien www.pv-invest.com

66 LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
UNSER PORTFOLIO

19 Windräder auf eigenen Flächen, davon 2 Windräder à 4,2 MW im Eigenbetrieb.

Standort: Wilfersdorf, Österreich

Unternehmensleitung: Hans Jörg Damm

Markt: Österreich

L-Recycling baut und betreibt KlärschlammRecyclinganlagen zur Rückgewinnung von Phosphor in Form von Biokohle.

Standort: Wien, Österreich

Unternehmensleitung: Jürgen Jelly Mitarbeitende: 7

Markt: Europa

www.l-recycling.com

7 Kleinwasserkraftwerke mit einer installierten Leistung von 4,3 MW auf eigenen Flächen.

Standort: Kalwang, Österreich

Unternehmensleitung: Helmut Rinnhofer

Markt: Österreich

Zwei Windparks in Entwicklung mit einer installierten Leistung von 76 MWp.

Standorte: Kausala und Suonenjoki

Markt: Finnland

67 LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
WINDKRAFT WASSERKRAFT

KLÄRSCHLAMM-RECYCLING:

Kohlenstoffbinder & Phosphorlieferant

Warum wir L-Recycling ins Leben gerufen haben

Zusammen mit einem Expertenteam mit einschlägiger Erfahrung in der Planung, Überwachung und dem Bau von Kläranlagen haben wir es uns zum Ziel gesetzt, Klärschlamm-Recyclinganlagen zu installieren, in denen mit Hilfe der Pyrolysetechnik Kohlenstoff gebunden und Phosphor rückgewonnen wird. Dafür wurde eigens das Unternehmen

L-Recycling gegründet, das diese Anlagen bauen und betreiben wird.

Durch den Einsatz von Phosphor als Düngemittel in der Landwirtschaft findet sich im Abwasser (und damit im Klärschlamm) eine hohe Konzentration des Stoffes. Phosphor ist ein lebenswichtiges Element für Pflanzen und Tiere, steht jedoch in der EU auf der Liste der kritischen Rohstoffe, da es nur wenig Phosphorvorkommen in Europa gibt.

KLÄRSCHLAMM KÖNNTE EINE LÖSUNG SEIN

Pro Jahr entstehen in Europa rund 50 Mio. Tonnen Klärschlamm, das sind 10 Mio. Tonnen Trockenmasse, aus der Phosphor zurückgewonnen werden könnte. Da Klärschlamm auch verschiedene Umweltgifte (z. B. Schwermetalle wie Kupfer und Zink), Arzneimittelrückstände, Mikroplastik usw. enthält, werden neue Richtlinien und Verordnungen auf EU- und nationaler Ebene die direkte landwirtschaftliche Nutzung von Klärschlamm künftig beschränken.

Die Alternative ist die Verbrennung, bei der jedoch auch der im Klärschlamm enthaltene Phosphor verbrannt wird. Mehrere neue Verordnungen zielen darauf ab, die „vollständige Verbrennung“ zu verbieten und fordern die Rückgewinnung des Phosphors. Betreiber von Kläranlagen sind daher gefordert, neue Wege für die Klärschlammentsorgung zu finden und dafür zu sorgen, dass der wertvolle Phosphor zurückgewonnen wird.

68 ERNEUERBARE ENERGIEN
LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

PROZESS DER PHOSPHORRÜCKGEWINNUNG

DURCH L-RECYCLING

Abwässer

Von Menschen produziert: WC, Dusche, Industrie, u. v. a. m

• Mikroplastik

• Pharmarückstände

• Schwermetalle

• CO2

• Phosphor

Thermische Trocknung

Übernahme des Klärschlamms durch L-Recycling

Kläranlage

Biologische Reinigung

Gereinigtes Wasser

Rücklauf in die Flüsse

Klärschlamm

Bio-Kohle

Enthält Phosphor und gebundenes CO2

• Mikroplastik

• Pharmarückstände

• Schwermetalle

• CO2

• Phosphor

Pyrolyse

Alle Gefahrenstoffe werden entfernt CO2 und Phosphor bleiben erhalten

Die Anlagen, die L-Recycling baut und betreibt, befinden sich direkt an den Kläranlagen, sind einfach zu installieren und verfügen über die Technologie, um die neuen Vorschriften zur Rückgewinnung von Phosphor zu erfüllen. Nachdem der nasse Klärschlamm getrocknet wurde, wird er in einem Pyrolyseprozess unter Ausschluss von Sauerstoff verbrannt. Das Endprodukt ist eine Biokohle, die den Phosphor enthält und für verschiedene Anwendungen geeignet ist.

SCHLIESSUNG DES PHOSPHOR- UND DES KOHLENSTOFFKREISLAUFS

Wir freuen uns, mit einem erfahrenen Managementteam zusammenzuarbeiten, das eine nachhaltige Lösung für die Phosphorrückgewinnung anstrebt. Aber nicht nur der Phosphorkreislauf wird geschlossen, sondern das Ergebnis unseres Pyrolyseprozesses wird auch ein Karbonisat sein, in dem CO2 gebunden ist. Wir sind optimistisch, dass wir mit der Markteinführung unseres Systems beginnen können, sobald wir unser erstes Projekt erfolgreich durchgeführt haben. ¶

Phosphor steuert als Nährstoff den Energiehaushalt in den Zellen. In der Landwirtschaft wird Phosphor als Düngemittel eingesetzt, um hohe Ernteerträge zu erzielen. Phosphor wird aus Phosphatgestein gewonnen, das endlich ist und nur in wenigen Ländern abgebaut wird (hauptsächlich in Ländern in Afrika, China und Russland). 95 Prozent der Vorkommen befinden sich unter der Kontrolle von nur zehn Ländern.

69 3 LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

Die grüne Energiewende vorantreiben

Warum wir in zwei finnische Windprojekte investieren

Die Liechtenstein Gruppe verfolgt eine klare Strategie zum Aufbau eines Portfolios von Anlagen zur Erzeugung grüner Energie. Während wir in der Vergangenheit bereits erfolgreich in Wasser- und Windprojekte in der Steiermark und Niederösterreich investiert haben, machen wir mit den beiden finnischen Windprojekten mit einer Gesamtleistung von 77 MWp den ersten Schritt außerhalb Österreichs.

STATUS QUO IN SKANDINAVIEN

Heute wird der Energiemix der skandinavischen Länder von Wasser- und Kernkraft dominiert. Die Wasserkraft kann jedoch aufgrund von Umweltauflagen nicht wesentlich ausgebaut werden, und die installierte Kernkraftkapazität (insbesondere in Schweden) altert schnell (das Durchschnittsalter der in Betrieb befindlichen Anlagen beträgt 40 Jahre). Gleichzeitig wird für die skandinavischen Länder ein Anstieg der Stromnachfrage von 394 TWh im Jahr 2021 auf 496 TWh im Jahr 2040 prognostiziert (+1,22 Prozent durchschnittliche jährliche Wachstumsrate). Eine beträchtliche Steigerung der Verbundkapazitäten wird das EU-Ziel eines harmonisierten Strommarktes unterstützen und die nordischen Länder in die Lage versetzen, in benachbarte Regionen zu exportieren, die stärker von fossilen Brennstoffen abhängig sind.

Es wird erwartet, dass die Windkraftkapazität in Finnland in den nächsten Jahrzehnten alle anderen Technologien übertrifft und zur dominierenden Art der Stromerzeugung wird.

PROJEKT KAUSALA & SUONENJOKI

Wir freuen uns, einen Beitrag zu den Ausbauzielen leisten zu können, denn unsere neuen Projekte, die beiden Windparks Kausala und Suonenjoki werden jährlich rund 250.000 MWh grüne Windenergie erzeugen, was dem Bedarf von 50.000 Haushalten in Finnland entspricht. Die Parks werden aus jeweils sechs Windturbinen bestehen und in den nächsten 1,5 Jahren gebaut, um 2025 in Betrieb zu gehen.

Das Kausala-Projekt befindet sich in einem Waldgebiet in der Gemeinde Litti in Päijänne-Tavastia, etwa 150 km nördlich von Helsinki.

Das Projekt Suonenjoki (Saaristenmäki) befindet sich in einem Waldgebiet in den Gemeinden Suonenjoki und Leppävirta in Nordsavonien, etwa 330 km nördlich von Helsinki. ¶

SCHWEDEN

FINNLAND RUSSLAND

Die skandinavischen Länder haben es sich zum Ziel gesetzt, die CO 2 -Emissionen bis 2030 um mindestens 40 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken. Schweden beispielsweise strebt bis 2040 eine 100-prozentige Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und bis 2045 Netto-Null-Emissionen an, während Finnland bis 2030 einen Anteil von 51 Prozent erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch und bis 2035 Kohlenstoffneutralität anstrebt.

70 SUONENJOKI KAUSALA LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
ERNEUERBARE ENERGIEN

Ist Agri-PV die Lösung?

Wie Italien den Ausbau an erneuerbarer Energie beschleunigt

Mit einem neuen Gesetz ermöglicht das Land der Photovoltaikindustrie einen großen Sprung nach vorne: mit Einführung sogenannter „Sonnengürtel“, dürfen in bestimmten Zonen PV-Anlagen ab sofort ohne langwierige Genehmigungsverfahren errichtet werden.

In den letzten Jahren hat Italien bereits enorme Investitionen in Solartechnologie erlebt. 2020 lag der Anteil der Solarstromerzeugung am Strommix des Landes bei rund 26 Prozent. Mit dem Nationalen Energie- und Klimaplan (PNIEC) hat sich Italien im Jahr 2021 dazu verpflichtet, die Solarkapazität bis 2030 von 20 GW auf 64 GW zu erweitern. Die jährliche installierte Leistung liegt aber immer noch weit unter der notwendigen Menge, um dieses Ziel zu erreichen.

Durch ein neues Vereinfachungsdekret sollen nun Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. So auch für Freiland-Photovoltaik-Projekte, die als Agri-PV-Anlagen installiert werden. Grundsätzlich will der Gesetzgeber vermeiden, dass PV-Anlagen, auch in Kombination mit Landwirtschaft, vollkommen losgelöst von jeder Raumordnungsplanung erfolgen. Deshalb dürfen auch Agri-PVAnlagen nicht prinzipiell auf jeder landwirtschaftlichen Fläche mit vereinfachter Genehmigung errichtet werden.

Italien geht also einen wichtigen Schritt in Richtung einer nachhaltigen Kombination von Landwirtschaft und der Erzeugung von Erneuerbarer Energie. Viele Punkte bedürfen noch einer Klärung, und das Zusammenspiel der beiden Bereiche muss sich auch noch als praxistauglich erweisen. Allerdings scheint dieser Schritt aus heutiger Sicht allein schon deshalb bedeutend, weil er zeigt, dass Italien versucht, heute schon einen Widerspruch aufzulösen, den eine ernst gemeinte Energiewende unweigerlich erzeugt: den Wettbewerb zwischen Landwirtschaft und Energieerzeugung um Flächen. ¶

KRITERIEN FÜR AGRI-PV IN ITALIEN:

• Standort in einem Radius von bis zu 3 Kilometern links und rechts von Autobahnen, rund um Industriegebiete, Industrieanlagen und Flächen, die kommerziell oder industriell genutzt werden (z. B. Einkaufszentren, aufgelassene Steinbrüche etc.)

• Landwirtschaftliche Nutzung von mindestens 70 Prozent der Gesamtfläche

• Mindesthöhe der Module von 2,7 m bei Landwirtschaft und 1,3 m bei Viehzucht

• Durchgehende Bewirtschaftung der Fläche auch unter den Modulen

• Errichtung eines Monitoring Systems zur Überwachung der Auswirkungen auf die Steigerung der Bodenfruchtbarkeit, des Mikroklimas und der Resilienz gegenüber Klimaveränderung

• jährlicher Bericht eines unabhängigen Agronomen über die landwirtschaftliche Tätigkeit

• Schulungen für Landwirte und Viehzüchter, um Zugang zu elektrotechnischen Anlagen zu erhalten

71 LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
PV-Invest Italia
PHILIPP COLLESELLI Managing Partner
WETTBEWERB UM FLÄCHEN: Als Agri-PV Anlagen werden jene Anlagen bezeichnet, die eine landwirtschaftliche Tätigkeit oder Viehzucht mit dem Betrieb einer PV-Anlage kombinieren.

PV-Invest schließt Kooperation mit VERBUND

Im Dezember hat die PV-Invest erfolgreich eine umfassende Kooperationsvereinbarung mit VERBUND, Österreichs größtem Energieunternehmen, geschlossen.

In den nächsten zwei bis drei Jahren errichtet PV-Invest für VERBUND Photovoltaik-Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von bis zu 250 MWp. Das Projekt umfasst 50 Greenfield-PVKraftwerke, die sich auf einer Gesamtfläche von 350 Hektar im Süden Italiens befinden. Einige Projekte sind als Agri-PV-Anlagen geplant, die eine gleichzeitige Nutzung der Fläche für landwirtschaftliche Tätigkeiten und damit eine noch nachhaltigere Energieerzeugung ermöglichen. Mit den Kraftwerken kann eine jährliche Produktion von 375 Gigawattstunden erzielt werden, was in etwa dem Strombedarf von 100.000 Haushalten entspricht.

Mit dem Know-how in Entwicklung, Finanzierung und Betrieb von Photovoltaik-Kraftwerksprojekten und jenem der Firma KPV Solar im sogenannten EPC-Geschäft (Engineering, Procurement and Construction) errichtet PV-Invest für namhafte Energiekonzerne, aber auch für die eigene Unternehmensgruppe schlüsselfertige Photovoltaik-Kraftwerke. Diese Expertise kennt VERBUND und sie ist ein wesentlicher Grundstein für die Kooperation der beiden Unternehmen.

PV-Invest hat darüber hinaus weitere 100 MWp als Eigenbestandsanlagen in Vorbereitung, die von der starken Sonneneinstrahlung in der Region profitieren. Baubeginn ist noch im ersten Halbjahr 2023. ¶

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
GÜNTER GRABNER Geschäftsführer PV-Invest
ERNEUERBARE ENERGIEN
PV-Anlage in Feistritz

PV-Invest baut 2022 größte

Solarthermieanlage Österreichs

Seit Beginn des Jahres 2022 versorgt das Solarthermiekraftwerk in Kärnten die Fernwärmekund*innen der Stadt Friesach mit Wärme. Die von der KELAG Energie & Wärme betriebene Fernwärme Friesach ist ein Biomasse-Fernwärmesystem mit ca. 13.000 MWh Wärmeabsatz.

Der ganzjährige Betrieb der Wärmeversorgung sowie die hohe Sonneneinstrahlung in der Region bieten optimale Voraussetzungen für die Wärmerzeugung über die solare Großanlage. Während der Sommermonate deckt die Solarthermieanlage den Warmwasserbedarf der Fernwärmekund*innen in Friesach zu 100 Prozent ab, was eine enorme Einsparung von Brennstoff bedeutet. Neben mehrgeschossigen Wohnbauten und Einfamilienhäusern versorgt die Anlage auch das Krankenhaus des Deutschen Ordens sowie eine Maschinenfabrik mit umweltfreundlicher Fernwärme.

Neben der Größe der Anlage mit einem Kollektorfeld von 5.760 m² und einer thermischen Spitzenleistung von ca. 4,2 MW ist das besondere an dem Projekt die lange Transportleitung zwischen dem Kollektorfeld und dem Heizhaus. Über eine Strecke von 1 km wird die Wärme in einen 1.000 m³ großen Pufferspeicher geleitet, der diese in der Nähe des Heizwärmewerks zwischenspeichert und anschließend in das Fernwärmenetz der KELAG Energie & Wärme einspeist. Zusätzlich zu dem Solarthermiekraftwerk wurde eine Photovoltaikanlage zur Stromversorgung der notwendigen Pumpen am Kollektorfeld installiert.

Wie gewohnt konnten sich engagierte Bürgerinnen und Bürger im Rahmen des „Unser Kraftwerk“-Bürgerbeteiligungsmodells an dem Projekt beteiligen und sich dafür eine attraktive jährliche Vergütung sichern. ¶

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
GERHARD RABENSTEINER Geschäftsführer PV-Invest
Solarthermieanlage Friesach

Markt reagiert auf Energiekrise

Nachfrage nach TESVOLT Stromspeichern deutlich gestiegen

Anfang 2022 brachte gleich zwei Herausforderungen für TESVOLT mit sich: Im Zusammenhang mit den drastisch gestiegenen Öl- und Gaspreisen stiegen auch die Auftragseingänge für Energiespeicher sprunghaft an und lagen schon im März um rund 195 Prozent über dem Vorjahresniveau. Gleichzeitig brachte der Jahresbeginn neben der Energiekrise auch einen weltweiten Chipmangel mit sich – und auch Energiespeicher benötigen die wertvollen Halbleiter.

TÜV RHEINLAND ATTESTIERT

TESVOLT-STROMSPEICHERN HÖCHSTE SICHERHEIT

Der TÜV Rheinland hat Batteriespeicher von TESVOLT als sicher eingestuft, damit haben die Speicher die strengen Sicherheitsprüfungen des renommierten Instituts bestanden. TESVOLT ist somit einer der wenigen Hersteller auf dem Markt, der die Sicherheit seiner Stromspeicher für Gewerbe und Industrie mit der Zertifizierung des unabhängigen Prüfinstituts belegen kann. Das Zertifikat bestätigt die elektrische sowie funktionale Sicherheit der Produkte.

TESVOLT konnte rasch reagieren: Im Mai stellte das Unternehmen seine neue Energiespeicher-Serie für Gewerbe und Industrie auf der EES Europe Fachmesse in München vor. Die neuen Speicher sind besonders wirtschaftlich und außerdem so konzipiert, dass sie mit 80 Prozent weniger Chips auskommen. Dadurch können sie in höherer Stückzahl gefertigt und die deutlich gestiegene Nachfrage nach Gewerbespeichern kann bedient werden.

TESVOLT ZUM ZWEITEN MAL INNOVATOR DES JAHRES

Im Sommer 2022 wurde TESVOLT im TOP 100-Wettbewerb bereits zum zweiten Mal als „Innovator des Jahres“ ausgezeichnet. Das Unternehmen belegte im führenden Innovationswettbewerb des deutschen Mittelstands den ersten Platz in seiner Größenklasse von 51 bis 200 Mitarbeitenden. Die 24-köpfige Jury überzeugte das hohe Innovationsklima bei TESVOLT. Dies wird vor allem durch die agile Organisationsform und die effiziente Zukunftstechnologie der TESVOLT-Stromspeicher untermauert.

„Vor vier Jahren hat TESVOLT sich für eine agile Organisationsform entschieden. Seither verzichtet das Unternehmen auf klassische Hierarchien. Alle Mitarbeitenden erhalten umfassende Schulungen zu den Methoden der agilen Organisationsform. Entscheidungen werden bei uns im Team getroffen – nach einem agilen Prinzip, das schnell zu Ergebnissen führt. Das funktioniert ausgesprochen gut“, berichtet Tjorven Niels Graßnick, Corporate Agile Coach bei TESVOLT. „Alle Mitarbeitenden haben außerdem Firmenanteile erhalten, das fördert das Innovationsklima zusätzlich.“ ¶

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
TESVOLT Gründer Simon Schandert & Daniel Hannemann erhalten die Trophäe „Innovator des Jahres 2022“
ERNEUERBARE ENERGIEN

Off-Grid-Strom für Rinderzucht

im Languedoc

Die geographische Lage im Süden von Frankreich eignet sich optimal für die Nutzung von Solarstrom. Doch gerade in der Landwirtschaft wird Strom oft auch dann benötigt, wenn nicht ausreichend Sonnenenergie zur Verfügung steht.

Das zeigt auch ein Beispielprojekt in Frankreich: Im Languedoc, dem größtem Weinanbaugebiet Frankreichs, baut Landwirt Pierre Michaùd nicht nur Trauben an, sondern erweitert den Betrieb um eine Rinderhaltung. Um den neuen Betriebsteil mittels einer 300 Meter langen Anschlussleitung an das öffentliche Stromnetz anzuschließen, sollte Michaùd über 100.000 € aufwenden. Weitere Nachteile wären umfangreiche Abräumarbeiten, Schäden am historischen Boden und die Verschandelung der Landschaft gewesen. Der Betrieb eines Dieselgenerators kam aufgrund der Kosten und im Sinne der Nachhaltigkeit nicht in Frage.

Um den Strom tagsüber zu speichern und zur gewünschten Zeit zu nutzen, sind Batteriespeicher die ideale Ergänzung zu einer Photovoltaikanlage. Speziell die TESVOLT Lithium-Ionen-Batteriespeicher sind aufgrund ihrer jahrzehntelangen Haltbarkeit sehr gut für die Landwirtschaft geeignet. ¶

„Eine nachhaltige Zukunft kann nur mit einer weltweiten Energiewende gelingen. Die Zwischenspeicherung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen ist dabei sehr wichtig. Nur so können wir jederzeit CO2-freien Strom nutzen, auch wenn die Sonne nicht scheint oder kein Wind weht.“

PROJEKT LANGUEDOC

DIE ANFORDERUNGEN

• hohe technische Zuverlässigkeit und Ausfallsicherheit

• hohe Haltbarkeit mit hohen garantierten Zyklen für eine nachhaltige Anschaffung

• unkomplizierte Installation und Zusammenspiel mit der Photovoltaikanlage

DIE LÖSUNG

SAS Perma-Batteries aus Saint-Chamarand installierte gemeinsam mit einer 7 kWpPhotovoltaikanlage einen TESVOLT TS 48 V Batteriespeicher. Der eingesetzte TS 48 V hat einen Energieinhalt von 14,4 kWh und eine Be- und Entladeleistung von 7 kW.

DIE VORTEILE

• Vermeidung einer Anschlusserweiterung mit Kosten in Höhe von 100.000 €

• Vermeidung der Betriebs- und Wartungskosten eines Dieselaggregats (ca. 3.000 bis 4.000 € pro Jahr) inkl. der CO2-Emissionen sowie Lärm- und Geruchsbelästigung

75 LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
SIMON SCHANDERT TESVOLT-Gründer
Die PV-Anlage wird jetzt durch Batteriespeicher noch effizienter genutzt

14.500

M 2 IN ENTWICKLUNG

78.200

M 2 VERMIETETE FLÄCHEN*

IMMOBILIEN

8.000

M 2 EVENT- UND AUSSTELLUNGSFLÄCHEN

Das Palais Alserbach in Wien, 1873 erbaut von Heinrich von Ferstel, beherbergt heute Büros und Wohnungen.
* exkl. ELV und Eventflächen

Immobilien

Immobilien sind für ca. 40 % der weltweiten CO 2Emissionen verantwortlich. Gleichzeitig ist leistbarer Wohnraum knapp. Sowohl im gewerblichen als auch im privaten Immobilienbereich braucht es flexible und nachhaltige Bau- und Nutzungskonzepte.

Wir haben langjährige Erfahrung in der traditionellen Immobilienverwaltung sowie in der Bewirtschaftung historischer Palais und investieren weltweit in unterschiedliche Immobilienklassen und Bautechnologien.

Hunter Real Estate ist ein Wohnimmobilieninvestor und -manager in Boston.

Standort: Boston, USA

Unternehmensleitung: Ralph Jaeger

Mitarbeitende: 6

Flächen: 50.000 m2 vermietete Gesamtfläche

Markt: Boston, USA

ELV ist ein Immobilienentwickler für Wohn- und Gewerbeentwicklungsprojekte an der Ostküste der USA.

Standorte: Boston, USA (Unternehmenssitz)

Washington, DC

Atlanta, Georgia

Unternehmensleitung: Scott Jenkins

78 IMMOBILIEN UNSER PORTFOLIO LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

RHONE IMMOBILIEN AG

Rhone umfasst eine Liegenschaft (siebenstöckiges Gebäude mit Büroräumlichkeiten und Geschäftsflächen) an der Rue du Rhône 21 in Genf.

Standort: Genf, Schweiz

Flächen: 4.200 m2 vermietete Flächen

Liechtenstein Immobilien Wien vermietet und verwaltet Immobilienbesitz inklusive historischer Palais und Gewerbeimmobilien. Palais Liechtenstein vermarktet das Gartenpalais & Stadtpalais Liechtenstein für Events und Führungen.

Standort: Wien, Österreich

Unternehmensleitung: Erich Urban

Mitarbeitende: 25 festangestellt, 11 Kunstvermittler*innen und Eventaushilfen temporär

US SENIOR LIVING

Gemeinsam mit Partnerunternehmen investiert die Liechtenstein Gruppe in Wohneinrichtungen für Senioren in den USA.

Standort: Spring Cypress, Houston, Texas

Unternehmensleitung: Peer Bender (Acron Group)

Mitarbeitende: ca. 20

Flächen: 3.000 m2 vermietete Flächen; bis 2024 17.500 m2

Flächen: 7 Liegenschaften mit rund 29.000 m2 vermietbaren Flächen; Liechtensteinpark mit rund 52.000 m2

Märkte: vorwiegend DACH-Raum, Liechtenstein, USA, Australien, Großbritannien, des Weiteren China, Indien, Tschechische Republik, Frankreich www.liechtenstein-immobilien.at

www.palaisliechtenstein.com

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

Immobilien-Investments 2022

Warum wir in ein Senior Living-Projekt in den USA investieren

Das Thema Senior Living passt sehr gut in die Immobilien-Investmentstrategie der Liechtenstein Gruppe und soll auch in Zukunft weiter ausgebaut werden. Die demografische Dynamik zeigt, dass Seniorenwohnen eine der rezessionssichersten Immobilien-Assetklassen ist, die angesichts der in den Ruhestand tretenden Baby-Boomer eine starke Nachfrage verzeichnet. Darüber hinaus hat die Assetklasse einen starken positiven Impact auf das soziale UN-Nachhaltigkeitsziel „Gesundheit und Wohlbefinden“.

Die Liechtenstein Gruppe hat Ende 2022 ein Co-Investment in ein Senior Living-Projekt in den USA getätigt. Das Projekt befindet sich im wirtschaftlich und geografisch attraktiven Gebiet Spring Cypress, etwa 30 Meilen nordwestlich von Houston, Texas.

Die 2018 errichtete Immobilie verfügt über 80 Einheiten, die betreutes Wohnen und Memory Care anbieten. Um den Wert der Immobilie zu steigern, soll der bestehende Gebäudekomplex auf 230 Einheiten erweitert werden – darunter 138 neue Einheiten für unabhängiges Wohnen. Außerdem soll zukünftig ein hochqualitatives Spektrum an Dienstleistungen und Annehmlichkeiten geboten werden. Sowohl der Projektentwickler als auch der Betreiber dieses Projekts können auf eine langjährige Erfahrung im Bereich der Gesundheitsversorgung und des Seniorenwohnens verweisen. ¶

Warum wir in die Investment-Funds

PropTech1 & Greensoil Proptech Ventures investieren

Um die Umsetzung unserer Investmentstrategie im Bereich Gebäudetechnologie zu unterstützen, hat die Liechtenstein Gruppe im Jahr 2022 in zwei in diesem Bereich spezialisierte Risikokapitalgeber investiert: Greensoil Proptech Ventures (GSPV) und PropTech1 (PT1). Beide investieren in einem sehr frühen Stadium in Technologieunternehmen und decken jeweils eine unserer Ziel-Geographien Europa (PT1) und Nordamerika (GSPV) ab.

Diese Investments stellen eine Ausnahme von der regulären Investment-Strategie unserer Gruppe – keine Investments in andere Investment-Funds – dar. Wir haben uns dennoch zu diesem Schritt entschlossen, da uns das Management sowohl von GSPV als auch von PT1 durch ihr hohes Level an Professionalität und Engagement, sowie ihr ausgezeichnetes Netzwerk im Bereich der Gebäudetechnologie überzeugt haben.

Somit sind wir sicher, neben dem erwarteten finanziellen Ertrag durch diese beiden Partnerschaften einen sehr attraktiven Zukunftsmarkt besser bearbeiten zu können. Das heißt insbesondere: besserer Zugang zu attraktiven Investitionsmöglichkeiten und die Möglichkeit, diese gleichzeitig effektiver bewerten zu können. ¶

80 IMMOBILIEN
IMMOBILIEN LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
Senior Living-Projekt in Houston, Texas STEPHAN LANGER Investment Director Liechtenstein Invest GmbH ALEXANDER WINKLER Investment Manager Liechtenstein Invest GmbH

In die Zukunft investiert:

Sanierung fördert energieeffizientes Wohnen

Mit derzeit über 100 Immobilien (über 500 Wohnungen) und einer vermieteten Gesamtfläche von über 50.000 m2 im Großraum Boston hat Hunter Real Estate sein Immobilienportfolio weiter ausgebaut.

Obwohl der Immobilienentwickler mit der Schaffung und Umwandlung von Wohnraum für über fünfzig wirtschaftlich benachteiligte Haushalte während der Pandemie große soziale Erfolge erzielt hat, betrifft das Engagement auch andere Bereiche, die das gesellschaftliche Wohlergehen verbessern.

Im vergangenen Jahr wurde ein Gebäude mit achtzehn Wohneinheiten erworben, das sich für die Installation von Solarzellen auf dem Flachdach eignete.

Nach der Erneuerung des Daches im Zuge der Renovierung des soll nun in den nächsten Monaten eine Solaranlage installiert werden.  Das neue System wird jährlich 32.000 kWh erzeugen.  Da der derzeitige Verbrauch des Gebäudes bei etwa 9.500 kWh pro Jahr liegt, kann die überschüssige Energie in das Stromnetz eingespeist werden. Das ermöglicht es, „Net-Metering“-Gutschriften zu erhalten. Diese Gutschriften werden zum Ausgleich der Energiekosten für andere Hunter-Gebäude verwendet.

Im Jahr 2023 wird Hunter alle Dächer, die sich für die Installation ähnlicher Solarpaneele eignen, einer Überprüfung unterziehen. Und auch andere Projekte, die ein energieeffizienteres und ressourcenschonenderes Wohnen ermöglichen, sind geplant: LED-Beleuchtung, Toiletten und Wasserhähne mit niedrigerem Durchfluss, verbesserte Isolierung, neue Dächer usw., wodurch der Energieverbrauch um über 90 Prozent und der Wasserverbrauch um 30 bis 75 Prozent gesenkt werden soll. Ziel ist es, den Komfort für die Mieter*innen weiter zu verbessern, Energiekosten auszugleichen, den CO2-Fußabdruck der Immobilien weiter zu verringern und den Wert der Gebäude zu steigern. ¶

Mit nur 2,6 Prozent ist der Anteil von kleineren PV-Anlagen (z. B. auf Bürodächern) an der gesamten Stromerzeugung in den USA noch sehr gering. Die Marktdurchdringung in Deutschland ist viermal so hoch. Das ist darauf zurückzuführen, dass in Europa viel früher als in den USA größere Anreize geschaffen wurden (z. B. höhere Einspeisetarife, attraktive Finanzierungsmöglichkeiten usw.) Ein weiterer Grund sind die Energiepreise, die rund ein Drittel niedriger sind als in Deutschland (0,23 US-Dollar Durchschnittspreis/ kWh in Boston im Jahr 2021).

Mit dem kürzlich in den USA verabschiedeten Gesetz zur Senkung der Inflation (Inflation Reduction Act) sollen Steuergutschriften für PV-Anlagen bis 2025 von 26 auf 30 Prozent erhöht werden – sowohl für Unternehmen als auch für Privatpersonen. Damit soll ein stärkerer Ausbau erneuerbarer Energien gefördert werden.

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

MÄRZ im PALAIS

Neue Sonderausstellungsreihe als Publikumserfolg

Vergangenes Jahr feierte die neue Ausstellungsreihe MÄRZ im PALAIS ihren Auftakt und wurde zum Publikumserfolg. Jährlich werden nun im Rahmen dieser Sonderausstellung von 1. bis 31. März Fürstenpersönlichkeiten, die Geschichte des Fürstlichen Sammelns, Neuerwerbungen, einzelne Sammlungsschwerpunkte und neue Zusammenhänge im Wiener Gartenpalais Liechtenstein ins Zentrum gestellt.

Die erste Ausstellung 2022 „TREUER FÜRST – Joseph Wenzel und seine Kunst“ widmete sich einer der bedeutendsten Persönlichkeiten seiner Zeit, die als Kunstsammler, Diplomat und Stratege die Geschichte Europas und des Fürstenhauses Liechtenstein nachhaltig geprägt hat. Erlesene Kunstwerke, Briefe und Dokumente aus den Fürstlichen Sammlungen – viele davon sonst in Verwendung in den Privaträumen der Fürstenfamilie – skizzierten zusammen mit hochkarätigen Leihgaben das Lebensbild eines Zeitgenossen, der auf vielen Ebenen im Zentrum der Habsburgermonarchie gestanden ist. Mit rund 24.000 Besucher*innen wurde diese erste Sonderausstellung zum Publikumserfolg.

GEGOSSEN FÜR DIE EWIGKEIT

DIE BRONZEN DER FÜRSTEN VON LIECHTENSTEIN

Für 2023 lautet der Titel der Sonderausstellung „GEGOSSEN FÜR DIE EWIGKEIT – Die Bronzen der Fürsten von Liechtenstein“. Die Fürstlichen Sammlungen beherbergen eine der weltweit kostbarsten Bronzesammlungen, die von 1. bis 31. März 2023 im Wiener Gartenpalais Liechtenstein zu sehen sind. Meisterhafte Beispiele wie die Büste Marc Aurels von Antico, die Büste des Grossherzogs Ferdinando I. de’ Medici von Pietro Tacca oder Massimiliano Soldani-Benzis Anima Dannata werden mit hochkarätigen internationalen Leihgaben ergänzt. Der Eintritt ist wie im vergangenen Jahr frei. ¶

GARTENPALAIS LIECHTENSTEIN Fürstengasse 1, 1090 Wien, 1.–31.3.2023, täglich 11–19 Uhr www.palaisliechtenstein.com

Neben der Sonderausstellung finden im Gartenpalais und Stadtpalais Liechtenstein das ganze Jahr über Kunstführungen und Events in den Prunkräumen statt: von Konzerten, über Galadinner, Hochzeiten bis hin zu Konferenzen. 2022 waren es 187 Veranstaltungstage und 711 Führungen.

82 1090 Wien, Fürstengasse 1090 Wien, Fürstengasse www.palaisliechtenstein.com MÄRZ im PALAIS 1. 3 31.03 /2023 GARTENPALAIS LIECHTENSTEIN Eintritt frei! 11:00-19:00 SONDERAUSSTELLUNG Die Bronzen der Fürsten von Liechtenstein GEGOSSEN FÜR DIE EWIGKEIT
LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022 IMMOBILIEN

Frischekur für römische Götter in luftiger Höhe

Eine spektakuläre Renovierung fand im Herbst 2022 auf dem Dach des Stadtpalais Liechtenstein in Wien statt. Dort thronen sechs römische Gottheiten: Minerva, Apollo, Jupiter, Juno, Merkur und Flora. Zehn Jahre liegt die Generalsanierung des Palais bereits wieder zurück. Es war daher an der Zeit, den sechs ca. 2,5 m hohen Figuren über der Attika der Hauptfassade eine kleine Frischekur zu gönnen.

Bei diesen Steinfiguren handelt es sich um originale Kunstwerke des Bildhauers Giovanni Giuliani (1697 errichtet), gemeißelt aus Zogelsdorfer Sandstein. Aufgrund der exponierten Lage auf dem Dach des Stadtpalais waren diese bereits stark abgewittert und auch die Standsicherheit musste geprüft werden.

Es wurde entschieden, die Figuren nicht abzuheben, sondern vor Ort in luftiger Höhe zu sanieren. Ein entsprechendes Gerüst über dem Dachgesims in 32 Metern Höhe musste dazu errichtet werden. Sämtliche lockere Steinteile wurden von Restaurator Mag. Karl Scherzer neu fixiert, eine Fungizidbehandlung durchgeführt und die Gottheiten abschließend mit Kalkanstrich geschlämmt.

Als Fassadenbekrönung des Mittelrisalites sind die wertvollen Steinfiguren ein wesentlicher Bestandteil der repräsentativen Hauptfassade des Stadtpalais und bedürfen einer regelmäßigen Kontrolle und periodischen Sanierung. Ein wesentlicher Teil der erwirtschafteten Erträge der Liechtenstein Immobilien Wien wird in die Erhaltung der Gebäude reinvestiert, um sie für die Zukunft zu bewahren. ¶

GREGOR CZABY Immobilienverwaltung, Liechtenstein Immobilien Wien
Attikafiguren
aus dem 17. Jahrhundert am Stadtpalais Liechtenstein

NACHHALTIGKEITSSTRATEGIE

Nachhaltigkeit als Lizenz für langfristigen Erfolg

Die Liechtenstein Gruppe startet mit 2023 eine Kooperation mit der Beratungsfirma „denkstatt“ zur Entwicklung einer gruppenweiten Nachhaltigkeitsstrategie und standardisierten Berichterstattung.

Es sind Stakeholder wie Investoren, Konsumenten, aber auch die Politik, die Unternehmen heute verstärkt in die Pflicht nehmen, nachhaltig zu wirtschaften.

93 Prozent der 250 größten Unternehmen der Welt berichten laut UN inzwischen über Nachhaltigkeit. Die Liechtenstein Gruppe hat es sich nun ebenfalls zum Ziel gesetzt, eine gruppenweite Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln. Wir nehmen damit unsere unternehmerische Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft wahr.

Die internationale denkstatt Gruppe ist ein führendes Beratungsunternehmen in der Nachhaltigkeits- und Umweltberatung. Die Vereinbarkeit von wirtschaftlicher, ökologischer sowie sozialer Performance steht dabei im Vordergrund. „Die Liechtenstein Gruppe ist ein exzellentes Beispiel dafür, Nachhaltigkeit nicht als Potpourri an einzelnen Maßnahmen zu betrachten, sondern ganzheitlich und damit strategisch anzugehen“, so Willibald Kaltenbrunner, Managing Partner bei denkstatt. „Dass wir uns auch gleich den Fragen zur Dekarbonisierung und Biodiversität widmen, bestätigt den progressiven Ansatz bei der Erarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie.“

Im ersten Schritt gilt es im Rahmen einer Wesentlichkeitsanalyse die relevanten Themen festzulegen. Hier wird darauf geachtet, welche Auswirkungen Umwelt und Gesellschaft auf die Liechtenstein Gruppe haben und – noch wichtiger – welche Auswirkungen die Geschäftstätigkeiten der Gruppe auf Umwelt und Gesellschaft haben.

Die Projektziele sind ambitioniert: Ende 2023 soll erstmals ein gemeinsamer CO2-Fußabdruck ermittelt und daraus eine Dekarbonisierungsstrategie abgeleitet werden. Mit 2025 soll dann erstmals ein Nachhaltigkeitsbericht im Rahmen des Geschäftsberichts über 2024 erstellt werden.

„Wir sind davon überzeugt, dass wir mit der Liechtenstein Gruppe einen wesentlichen Beitrag zum Schutz unserer Umwelt und der Menschen leisten können und müssen. Wir sind uns unserer Verantwortung und unserer Möglichkeiten bewusst, die wir als Unternehmen haben. Nur wer nachhaltig verantwortungsvoll wirtschaftet, kann langfristig wirtschaftlich erfolgreich sein“, so Johannes Meran, CEO der Liechtenstein Gruppe. ¶

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

Vorbei mit freiwillig – EU verschärft Regeln für Nachhaltigkeitsberichte

Mit Freiwilligkeit ist es in Sachen Nachhaltigkeit nicht mehr getan. Die EU ist dabei, die Richtlinien für eine verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen massiv auszuweiten. Ein EU-weiter einheitlicher Standard soll bessere Transparenz und Vergleichbarkeit schaffen und Greenwashing eindämmen.

Im April 2021 veröffentlichte die EUKommission ihren Vorschlag zur Überarbeitung der NFRD (Non-Financial Reporting Directive): die sogenannten Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), welche die Anforderungen an Nachhaltigkeitsberichte im EU-Raum präzisieren und zum Teil auch neu definieren soll.

Künftig müssen alle großen Unternehmen in der EU, unabhängig davon, ob sie börsennotiert sind oder nicht, die Auswirkungen ihrer Tätigkeiten auf Mensch und Planet, sowie alle Nachhaltigkeitsrisiken, denen sie ausgesetzt sind, offenlegen. Auch Nicht-EU-Unternehmen, die in der EU in erheblichem Umfang tätig sind (mit einem Umsatz von mehr als 150 Millionen Euro in der EU), müssen die Anforderungen erfüllen.

Diese neue Regelung wird rund 50.000 Unternehmen in der EU betreffen, gegenüber etwa 11.700 Unternehmen, die unter die derzeitigen Vorschriften fallen.

Um sicherzustellen, dass die Unternehmen zuverlässige Informationen liefern, werden sie einer unabhängigen Prüfung und Zertifizierung unterzogen. Finanz- und Nachhaltigkeitsberichterstattung werden gleichberechtigt sein, und ein digitaler Zugang zu Nachhaltigkeitsinformationen muss ebenfalls gewährleistet sein.

DIE REGELN TRETEN ZWISCHEN 2024 UND 2028 IN KRAFT:

• Ab 1. Januar 2024 für große Unternehmen von öffentlichem Interesse (mit mehr als 500 Beschäftigten), die bereits der Richtlinie über die nichtfinanzielle Berichterstattung (NFRD) unterliegen.

• Ab 1. Januar 2025 für große Unternehmen, die derzeit nicht der Richtlinie über die nichtfinanzielle Berichterstattung unterliegen (mit mehr als 250 Mitarbeitenden und/oder einem Umsatz von 40 Mio. Euro und/oder einer Bilanzsumme von 20 Mio. Euro).

• Ab 1. Januar 2026 für börsennotierte KMU und andere Unternehmen, deren Berichte 2027 fällig sind. KMU können sich bis 2028 von der Verpflichtung befreien lassen. ¶

WAS UNTERNEHMEN VON NACHHALTIGEM VERHALTEN HABEN *

• Wettbewerbsvorteile: Millennials und die Generation Z sind wesentlich stärker besorgt um Nachhaltigkeit als die Baby-Boomer-Generation.

• Effizienzsteigerung: Eine Nachhaltigkeitsstrategie kann die Kosten erheblich senken und den Betriebsgewinn erhöhen.

• Vorteile gegenüber Investor*innen: Eine wachsende Zahl von Investor*innen achtet auf die ESG-Performance.

• Geringere regulatorische Eingriffe: Ein sorgfältiger Umgang mit Umweltfragen kann den regulatorischen Druck auf Unternehmen verringern.

• Mitarbeitermotivation und Employer Branding: Mit einer positiver Umweltbilanz ist es heute leichter, gute Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten, sie durch die Vermittlung eines Sinns für das Wesentliche zu motivieren und die Produktivität zu steigern.

• Neue Möglichkeiten: Ein starkes Nachhaltigkeitsprogramm kann Unternehmen dabei helfen, neue Märkte zu erschließen und in bestehenden Märkten zu expandieren.

*Quelle: McKinsey

85 LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

Das große Potenzial: interne Nachhaltigkeitsmanager*innen

Peter Peleska, Leiter der Abteilung Infrastruktur der Liechtenstein Immobilien Wien, absolviert seit September 2022 die Ausbildung zum zertifizierten CSR- & Nachhaltigkeitsmanager TÜV®.

Vor welchen Herausforderungen stehen Unternehmen heute in Bezug auf Nachhaltigkeit?

Unternehmen sind heute mehr denn je gefordert, eine Vorreiterrolle in der Gesellschaft zu übernehmen. Sie werden von ihren Kund*innen und anderen Stakeholdern dahingehend beurteilt, wie sie mit Ressourcen, der Natur und ihrem Umfeld umgehen. Die größte Herausforderung für Unternehmen liegt meiner Ansicht nach bei den oft schwer nachvollziehbaren Lieferketten und nur gering beeinflussbaren äußeren Faktoren.

Was lernt man in so einem Kurs?

In der fünfmonatigen Ausbildung geht es um die wichtigsten Bereiche des Nachhaltigkeitsmanagements einer Organisation: Normen und Managementsysteme, ökonomische Verantwortung, ökologische Nachhaltigkeit und Ressourcenmanagement, soziale Verantwortung und Personalmanagement, den CO2-Fußabdruck, die Ökobilanz und die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Am Ende schließt man auch mit der Zertifizierung zum internen Auditor für Nachhaltigkeitsmanagementsysteme ab.

Wovon profitiert ein Unternehmen, wenn es Mitarbeitenden so eine Ausbildung ermöglicht?

Nachhaltigkeit wird, unter anderem auch wegen der künftigen Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, zu einem zentralen Leitthema für Unternehmen. Ich bin der Meinung, dass die Beschäftigung mit den Aspekten der Nachhaltigkeit sowie die Einführung von Umweltmanagementsystemen ein Unternehmen zukunftsfähig machen. Weiters werden die Mitarbeitenden mit dem Thema vertraut und so zu wichtigen Unterstützenden innerhalb des Betriebs. Ich hoffe, dass ich hier meinen Beitrag leisten und durch meine Ausbildung eine Grundlage dazu schaffen kann.

Gibt es schon konkrete Maßnahmen und Projekte, die Sie auf Basis der Ausbildung bei den Liechtenstein Immobilien Wien gerne umsetzen möchten?

Was war Ihre Motivation für die Ausbildung?

Als Vater zweier Töchter hat das Streben, der nächsten Generation eine intakte Welt zu übergeben, für mich an Wichtigkeit gewonnen. Und ich möchte dazu beitragen, die allgemeine Einstellung zum Thema Nachhaltigkeit zu verbessern.

Im ersten Schritt möchte ich ein Nachhaltigkeitskonzept sowie ein Nachhaltigkeitsmanagement aufbauen. Das wird auch das Thema meiner Abschlussarbeit sein. Weiters möchte ich speziell für unsere beiden Eventlocations, das Gartenpalais und das Stadtpalais Liechtenstein, die von Eventkund*innen immer öfter geforderten Gütesiegel, wie z. B. das Österreichische Umweltzeichen oder aber auch die Einführung eines zertifizierten Umweltmanagementsystems umsetzen. Aktuell bin ich dabei, eine Projektpartnerschaft mit Klimaaktiv aufzubauen. Das ist eine Initiative des Bundesministeriums für Klimaschutz und unterstützt Betriebe bei der Umsetzung ihrer Klimaschutzziele. ¶

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022 NACHHALTIGKEITSSTRATEGIE
Peter Peleska (links) mit Kolleg*innen im Rahmen der Aktion „Wien radelt“

Nachhaltigkeit als Teil der Unternehmenskultur

„Nachhaltigkeit ist bereits in unserer DNA verankert“, hat unser CEO Johannes Meran bereits so treffend in seinem Interview zur Investmentstrategie der Liechtenstein Gruppe (S. 14) gesagt. Daher werden wir uns auch im Personalmanagement noch stärker mit dem Thema auseinandersetzen. Im Wesentlichen geht es darum, im gesamten Employee Life Cycle, angefangen bei Recruiting und Employer Branding, nachhaltig durchdachte, sozial faire Prozesse sicherzustellen und Entscheidungen zu treffen.

Ziel ist es, Nachhaltigkeit noch stärker in unsere Unternehmenskultur zu integrieren. Mit unserem Verhaltenskodex haben wir im Bereich Ethik- und Verhaltensstandards bereits eine sehr gute Basis. Eine gute interne Kommunikation wird unser Vorhaben ebenfalls unterstützen. Zusatzausbildungen, wie jene von Peter Peleska (siehe Beitrag linke Seite), sind eine von vielen Möglichkeiten, sich als Mitarbeitende im Bereich Nachhaltigkeit einzubringen. Es ist schön, mit ihm als langjährigem Mitarbeiter nun auch einen weiteren Experten im Bereich Nachhaltigkeit zu gewinnen, der die Liechtenstein Gruppe bei der Umsetzung ihrer ESG-Ziele unterstützt.

Wir wollen unsere Mitarbeitenden in konkrete Maßnahmen und Initiativen rund um Themen wie Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, ressourcenschonendes Arbeiten, Mobilität, Ausund Weiterbildung sowie Gleichbehandlung und Diversity Management miteinbeziehen. Unsere Mitarbeitenden – ihr Einsatz, ihre Ideen und ihre Expertise – sind Dreh- und Angelpunkt für die erfolgreiche Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie in der Liechtenstein Gruppe.

Im Rahmen der verpflichtenden Nachhaltigkeitsberichterstattung, die auf uns zukommt, werden auch Daten aus dem Personalmanagement eine wichtige Rolle spielen. Das bedeutet einiges an Anstrengung und Arbeitsaufwand, doch bringt enorm viel: Wir werden uns als Unternehmensgruppe besser kennenlernen, weiterentwickeln und durch gemeinsame Projekte noch stärker zusammenwachsen. ¶

Wir freuen uns immer über Bewerbungen von Menschen, die unsere Vision teilen und unsere Gruppe mit Motivation, innovativen Ideen und einem starken Nachhaltigkeitsgedanken verstärken möchten!

Kontaktieren Sie uns per Mail an careers@lgroup.com

87 LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
Zusammen wachsen: das LIECO-/ Lürssen-Team beim Besuch in Kalwang

Liechtenstein Gruppe baut „Brain Pool“ weiter aus

Als Investor geht unser Selbstverständnis über das eines reinen Kapitalgebers hinaus. Wir verstehen uns als strategische Partner unserer Portfoliounternehmen, denn wir bringen in den Bereichen, in denen wir investieren, unsere umfassende und langjährige Erfahrung und Expertise ein. Diese haben wir nicht zuletzt den vielen herausragenden Persönlichkeiten in unseren Managementteams, Netzwerken, Aufsichtsräten, Beiräten und in den einzelnen Fachbereichen unserer Unternehmen zu verdanken.

Wir sind stolz, dass wir im vergangenen Jahr wieder neue Partner gewinnen konnten, die unsere Vision teilen! Unser Pool an Know-how und Erfahrung wächst stetig. Die Liechtenstein Gruppe profitiert davon in vielerlei Hinsicht: Durch unser starkes Netzwerk bekommen wir noch besseren Zugang zu spannenden Investmentmöglichkeiten. Aber es entstehen auch neue Ideen innerhalb unseres bestehenden Portfolios durch den Input unserer Experten. Man sieht, dass alle mittlerweile wesentlich verschränkter und unternehmensübergreifender denken und Synergien schaffen. Dies ermöglicht es uns, mit zukunftsfähigen Lösungen zu einer nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft, zur Energiewende und zu einer nachhaltigeren Immobilienbranche maßgeblich beizutragen.

CONSTANTIN LIECHTENSTEIN Aufsichtsratsvorsitzender Liechtenstein Gruppe

Der Quadratsaal im Stadtpalais steht für Veranstaltungen zur Verfügung

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022 PERSONALIA

AGRITASK HOLT YAIR SAFRAI ALS AUFSICHTSRATSVORSITZENDEN

Mit Yair Safrai hat das israelische AgTec-Unternehmen Agritask einen erfahrenen Veteranen der israelischen Hightech- und Risikokapitalbranche in seinen Aufsichtsrat geholt. Yair ist aktiver Vorstandsvorsitzender, Vorstandsmitglied und Privatinvestor in mehreren Hightech-Unternehmen.

Mitte der 1990er Jahre war Yair Mitbegründer von Concord Ventures, einer 270 Millionen Dollar schweren Fondsgruppe. Während der Anfänge der israelischen Venture Capital-Industrie war Yair Partner beim Nitzanim Venture Fund, einem der ersten und erfolgreichsten Venture Capital-Fonds in Israel. Davor leitete er die Geschäftsentwicklung bei BVR Technologies und hatte wichtige Positionen in den Bereichen Consulting, Marketing und Geschäftsentwicklung bei Indigo Graphic Systems Inc. und P.O.C Consulting inne.

Yair hält einen B.Sc. in Wirtschaft und Management der Universität Tel Aviv, einen MA in International Studies des Lauder Instituts an der Universität von Pennsylvania und einen MBA der Wharton Business School.

Mit Lisa Safarian, Präsidentin und Chief Operating Officer von Pivot Bio, konnte Ende 2022 eine Expertin in Sachen nachhaltige technologische Lösungen für Landwirte für den RiceTec-Aufsichtsrat gewonnen werden.

„Wir freuen uns sehr, dass Lisa unseren Aufsichtsrat weiter verstärkt“, sagt Karsten Neuffer, CEO von RiceTec Global. „RiceTec wird von ihrer umfassenden Erfahrung in der Landwirtschaft und ihrem Verständnis für die Bedürfnisse der Landwirte in Bezug auf technologische Innovationen und nachhaltige Lösungen sehr profitieren, wenn wir unsere nachhaltigen Reissaatgut-Technologien für Landwirte auf der ganzen Welt weiter ausbauen.“

Lisa Safarian ist Präsidentin und Chief Operating Officer von Pivot Bio und leitet die Geschäfte des Unternehmens. Davor war sie unter anderem mehr als 30 Jahre lang bei Monsanto tätig und leitete dort zuletzt das Nordamerika-Geschäft. Sie ist eine Verfechterin der Landwirtschaft und widmet ihre Karriere der Förderung von Lösungen für Landwirte.

„Mit Lisa Safarian haben wir eine Expertin an Bord geholt, deren umfassendes Know-how es RiceTec ermöglichen wird, seine Mission zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der gesamten Reisanbauindustrie weltweit voranzutreiben. Wir freuen uns, dass Lisa diesen Weg mit uns gehen wird“, sagt Constantin Liechtenstein, RiceTec-Vorstandsvorsitzender.

„Ich freue mich sehr, dem Aufsichtsrat von RiceTec beizutreten“, so Lisa Safarian. „Der Fokus des Unternehmens auf Technologie für die Landwirte sowie sein Engagement für Nachhaltigkeit bieten eine enorme Chance, die Welternährung auf umweltfreundliche Weise zu unterstützen.“

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AUFSICHTSRATSMITGLIED
RICETEC ERNENNT LISA SAFARIAN ZUM

RICETEC: KARSTEN NEUFFER

IST NEUER GLOBAL CEO

Mit August 2022 hat Karsten Neuffer die Rolle als Global CEO von RiceTec übernommen. Er folgt damit Mike Gumina, der in den wohlverdienten Ruhestand getreten ist. Karsten Neuffer bringt umfassende Erfahrung in der Geschäftsentwicklung und operativen Führung im Landwirtschaftsbereich mit.

Nachdem er seine Karriere bei McKinsey mit der Beratung von Chemie- und Agrarunternehmen begonnen hatte, wechselte Karsten Neuffer 2006 zu Syngenta, wo er in verschiedenen strategischen, kommerziellen und leitenden Funktionen tätig war. In seiner letzten Position bei Syngenta leitete er die Region LATAM mit voller P&L-Verantwortung für einen Geschäftsbetrieb im Wert von 4 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2018 wurde er International COO bei Indigo AG, wo er für die Entwicklung und Umsetzung einer Strategie zum Ausbau der globalen Präsenz von Indigo verantwortlich war und anschließend als CCO die globale kaufmännische Leitung übernahm.

„Ich gratuliere Karsten Neuffer herzlich zur Ernennung als Global CEO und heiße ihn bei RiceTec und in der Liechtenstein Gruppe willkommen! Mike Gumina möchte ich für seinen herausragenden Beitrag und die Jahre seiner engagierten Arbeit danken. Mike wird uns sehr fehlen und ich wünsche ihm viel Glück für seinen Ruhestand und seine neuen Unternehmungen!“

CONSTANTIN LIECHTENSTEIN

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Mike Gumina, RiceTec CEO until 2022 Der Quadratsaal im Stadtpalais steht für Veranstaltungen zur Verfügung Global CEO Karsten Neuffer (Mitte) mit Ajai Rana, CEO Savanna (rechts)
LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
PERSONALIA

NEUE GESCHÄFTSFÜHRUNG BEI FOREST MAPPING MANAGEMENT

Die Forest Mapping Management GmbH ist seit März 2022 Teil der LIECO Gruppe. Seit August 2022 verstärkt Andreas Igel die Geschäftsführung der FMM und trägt die Verantwortung für die Transformation des Unternehmens. Andreas Igel bringt wertvolle Erfahrung als Stratege, Unternehmensgründer und Digitalisierungsexperte mit. So trug er in den Branchen Retail, Telekommunikation sowie Intralogistik die Gesamtverantwortung für die Bereiche Sales, Logistik und Innovationsmanagement. Zuletzt war er als CEO verschiedener Start-ups tätig, die sich mit der Planung und Steuerung von Digitalisierungsvorhaben, der Erarbeitung und Umsetzung neuer Geschäftsmodelle, der Entwicklung technischer Produkte, mit Big-Data-Analysen und vielem mehr beschäftigten.

Zukünftig wird sich FMM verstärkt mit dem Ausbau des Know-hows in der Digitalisierung und der Forstwirtschaft befassen, die technischen Voraussetzungen schaffen, um mit der Software zukunfts- und wettbewerbsfähig zu bleiben. Ziel ist es, den Kunden die digitalen Werkzeuge in die Hand zu geben, die es braucht, um die gesamten Geschäftsprozesse der Forstwirtschaft abzubilden, zu verarbeiten und Prognosen zu erstellen, um die digitale Waldbewirtschaftung vollumfänglich aber vor allem effizient zu ermöglichen. Nur wer seinen Wald auch digital erfasst, kann optimale Entscheidungen – basiert auf fundierten Datenauswertungen und Prognosen – treffen, um seinen Arbeitsalltag effizient zu gestalten und sich für die Zukunft und die damit verbundenen Herausforderungen wie z. B. die Klimaveränderungen zu rüsten.

Christoph Glanzer ist als Chief Financial Officer (CFO) seit November 2022 neu an Bord des Teams der PV-Invest. Zuvor war er im Forschungszentrum Silicon Austria Labs tätig.

Seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2018 war er maßgeblich am Aufbau der gesamten Organisation mit rund 300 Mitarbeitenden beteiligt. Zuletzt hatte er die Position des kaufmännischen Leiters inne und war für den Finanzbereich, den Einkauf, das Legal Department und Facility Management verantwortlich. Branchenerfahrungen in der Energiewirtschaft sammelte Christoph Glanzer davor bei KELAG, wo er im internationalen Projektmanagement für Windenergie, Wasserkraft, Photovoltaik und Trading tätig war.

91 LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
HOLT
GLANZER
NEUEN CFO
PV-INVEST
CHRISTOPH
ALS
Digitalisierungsexperte Andreas Igel

CONSTANTIN LIECHTENSTEIN ÜBERNIMMT

AUFSICHTSRATSVORSITZ DER

LIECHTENSTEIN GRUPPE

Mit Februar 2023 erfolgt eine Umstrukturierung des Managements der Liechtenstein Gruppe. Constantin Liechtenstein wird Aufsichtsratsvorsitzender der Liechtenstein Gruppe AG und Mitglied im Verwaltungsrat der Liechtenstein Gruppe Holding AG. Er legt somit seine Funktion als Vorstandsvorsitzender der Liechtenstein Gruppe AG zurück.

Die Rolle des Vorstandvorsitzenden der Liechtenstein Gruppe AG übernimmt Johannes Meran, bisher Vorstand und CIO. Johanna Baumgartinger, seit 2020 für die Bereiche Buchhaltung, Controlling und Steuern der Liechtenstein Gruppe verantwortlich, wird in den Vorstand der Liechtenstein Gruppe AG berufen und wird Geschäftsführerin der Liechtenstein Invest GmbH.

„Ich freue mich auf die neue Aufgabe im Aufsichtsrat und die Möglichkeit durch die neue Rolle die strategische Ausrichtung und die Aktivitäten der Liechtenstein Gruppe weiterhin eng zu begleiten und mitzubestimmen. Mit Johannes Meran und Johanna Baumgartinger haben wir ein starkes und versiertes Managementteam, das den Wachstumskurs der Liechtenstein Gruppe weiter vorantreiben werden“, so Constantin Liechtenstein.

„Prinz Constantin und ich haben gemeinsam die Reorganisation der Liechtenstein Gruppe erfolgreich abgeschlossen, ein starkes Team aufgebaut und die Gruppe in kurzer Zeit auf einen sehr erfolgreichen Weg gebracht. Mit ihm im Aufsichtsrat unserer Gruppe werden wir weiterhin von seiner Expertise und seiner langjährigen Erfahrung profitieren“, sagt Johannes Meran.

„Ich freue mich, ab sofort das Managementteam der Liechtenstein Gruppe zu verstärken, nachdem ich in den letzten zweieinhalb Jahren bereits einen sehr guten Einblick in viele Belange der Gruppe gewonnen habe“, so Johanna Baumgartinger.

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
Neue Vorstandsmitglieder Johannes Meran & Johanna Baumgartinger mit Constantin Liechtenstein (rechts)

TESVOLT hat im Zuge der Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft den neu zu bildenden Aufsichtsrat hochkarätig besetzt. Damit trägt die TESVOLT AG der hohen Wachstumsdynamik des Geschäfts und der weiteren Internationalisierung Rechnung. Die gewählten Aufsichtsratsmitglieder vereinen umfassende Expertise in den Bereichen Energiewirtschaft, Unternehmensorganisation sowie internationale Finanzierung und verfügen über umfangreiche Erfahrung sowie exzellente Netzwerke in den jeweiligen Bereichen. Die bisherige Geschäftsführung wurde mit der AG-Umwandlung zum Vorstand bestellt. Den Vorsitz übernehmen die TESVOLT-Gründer Daniel Hannemann als CEO und Simon Schandert als CTO.

Oliver Borrmann (Aufsichtsratsvorsitzender) ist einer der erfahrensten deutschen Venture Capital Investoren. Er ist Gründer und Managing Partner der bmp Ventures AG, die bereits Anfang 2017 mit dem von ihr verwalteten IBG Risikokapitalfonds III des Landes SachsenAnhalt in TESVOLT investiert ist. Mit Ralf Christian gewinnt TESVOLT den ehemaligen CEO der Siemens-Division Energy Management für den Aufsichtsrat. Er war zudem an der Gründung von Fluence Energy beteiligt, einem globalen Anbieter von Energiespeicherlösungen aus den USA. Johannes Meran als weiteres Aufsichtsratsmitglied ist Managing Partner und CEO der Liechtenstein Gruppe, die sich in der jüngsten Finanzierungsrunde im Herbst 2021 signifikant an TESVOLT beteiligt hat. Claudia Thonet (stellvertretende Vorsitzende) ist Gründerin und Geschäftsführerin von Claudia Thonet Agile Consulting und unterstützt TESVOLT als Expertin für Organisationsentwicklung bei der agilen Transformation.

Philipp Koecke verstärkt als Chief Financial Officer (CFO) seit Anfang Mai das Team von TESVOLT. Der 50-jährige Finanzexperte hat internationale Branchenerfahrung im Bereich der erneuerbaren Energien – beispielsweise leitete er zuvor 15 Jahre lang den Finanzbereich der Solarworld AG. In dieser Zeit erwirtschaftete das Unternehmen einen Jahresumsatz von bis zu 1,3 Mrd. Euro. Koecke war neben seinem Vorstandsamt auch Member im Board of Directors der USamerikanischen Tochtergesellschaften mit zusammen über 1.000 Mitarbeitenden. Er begleitete Solarworld bei seinem Wachstum auf mehr als 3.000 Mitarbeitende und trug damit wesentlich zur erfolgreichen Expansion des Unternehmens bei.

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TESVOLT Vorstand, (v.l.n.r.) Simon Schandert, Daniel Hannemann, Philipp Koecke FINANZEXPERTE PHILIPP KOECKE WIRD CFO
LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
TESVOLT WIRD ZUR AG UND BESETZT AUFSICHTSRAT HOCHKARÄTIG

Veranstaltungen 2023

LIECO FORUM 2023

Die digitale Forstwirtschaft - Innovation für die Praxis

Im Mai lädt die LIECO Gruppe in die Freiheitshalle in München zum 3. LIECO Forum. Die Forst- und Holzwirtschaft beschreitet in ihrem Transformationsprozess viele neue Wege. Die Lösungen und Innovationen, die helfen, diesen Weg erfolgreich zu gehen, sind häufig digitaler Natur. Auf der eintägigen Konferenz sollen den Teilnehmenden die Chancen der Digitalisierung anhand erfolgreicher Beispiele aus der Praxis nähergebracht werden.

LIECO hat sich mit dem Forum zum Ziel gesetzt, allen Marktteilnehmenden entlang der Wertschöpfungskette Holz eine Plattform zum Austausch zu bieten, den Dialog zu fördern und wissenschaftliche Expertise und Innovation in die Praxis zu bringen.

INFORMATIONEN & ANMELDUNG: WWW.LIECOGRUPPE.COM

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LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022
4. MAI 2023 FREIHEITSHALLE, MÜNCHEN LIECO Forum 2021 in Wien: (v.l.n.r.) Oliver Hilpold, CEO LIECO Gruppe, Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein, Elisabeth Köstinger, ehem. Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, Constantin Liechtenstein, Tom Crowther, Crowtherlab - ETH Zürich, Christoph Hartleitner, Geschäftsführer LIECO Österreich

SOMMER RHAPSODIE IM GARTEN

Mit literarischen Sternstunden, musikalischen Höhenflügen und komödiantischen Publikumslieblingen bietet die Sommer Rhapsodie auch 2023 wieder ein abwechslungsreiches Programm. Die erfolgreiche Reihe mit Kunst und Kulinarik im Park des Gartenpalais Liechtenstein findet bereits zum vierten Mal statt. Erwartet werden diesmal u. a. Adele Neuhauser und Christian Dolezal, Erwin Steinhauer, Cornelius Obonya, Elena Uhlig und Fritz Karl, Thomas Quasthoff, Wolfgang Muthspiel, Max Simonischek und Simone Kopmajer sowie Adi Hirschal und Wolfgang Böck.

Nach erfolgreichem Auftakt im letzten Jahr sorgt die Programmschiene „JUNGE Sommer Rhapsodie“ mit Kinderopern, Führungen und Workshops für Familien, Kinder, junge und junggebliebene Kulturinteressierte auch diesmal für ein abwechslungsreiches Programm während der Sommermonate.

Der Erfolg des Festivals, gestaltet von Mena Scheuba-Tempfer und Melanie Hirsch, spricht für sich, denn 2022 besuchten insgesamt 3.500 Gäste die Sommer Rhapsodie im Garten.

PROGRAMM & TICKETS:

WWW.SOMMERRHAPSODIE.AT

THE MUSIC OF BOND – MAYA HAKVOORT, MONIKA BALLHAUS, MISSY MAY & WW ALLSTARS BIG BAND ELENA UHLIG & FRITZ KARL EIN SOMMERNACHTSTRAUM – MARTINA EBM, JOSEPH LORENZ, DANIEL KEBERLE, KLAVIERDUO SILVER-GARBURG SIMONE KOPMAJER, MAX SIMONISCHEK, RAINER WINKLER ERWIN STEINHAUER, ANDREJ SERKOV ADI HIRSCHAL, WOLFGANG BÖCK DANIEL OTTENSAMER, STEPHAN KONCZ, CHRISTOPH TRAXLER FLORIAN SCHEUBA WOLFGANG MUTHSPIEL CHAMBER TRIO THOMAS QUASTHOFF TRIO ADELE NEUHAUSER, CHRISTIAN DOLEZAL JAMIROQUAI RELOADED BARTOLOMEYBITTMANN CORNELIUS OBONYA, MELANIE HIRSCH TOM MÜLLER BAND/FLIP PHILIPP & BERTL MAYER QUARTETT

10. JULI–9. AUGUST 2023

GASTGARTEN DER VINOTHEK

DER HOFKELLEREI BEIM

GARTENPALAIS LIECHTENSTEIN, WIEN

SOMMER SCHENKEN GUTSCHEINE JETZT ERHÄLTLICH! 2 0 2 3 PLUS:
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EIGENES KINDERPROGRAMM!
LIECHTENSTEIN GRUPPE I Jahresbericht 2022

Herausforderung für die Landwirtschaft der Zukunft: resourcenschonende Produktion von ausreichend hochwertigen Nahrungsmitteln

IMPRESSUM

HERAUSGEBER

LIECHTENSTEIN GRUPPE AG

PALAIS LIECHTENSTEIN

BANKGASSE 9

1010 WIEN

ÖSTERREICH WWW.LGROUP.COM

STAND: MÄRZ 2023

KONZEPTION & REDAKTION

JULIA HOLTER

GRAFIK

ZWO BÜRO FÜR GESTALTUNG

PRODUKTION

MAURIZIUS BÜRO FÜR PRODUKTIONSUND PROJEKTMANAGEMENT E.U

DRUCK

PRINT ALLIANCE HAV PRODUKTIONS GMBH, BAD VÖSLAU

BILDNACHWEISE

Fotomanufaktur Grünwald: Coverfoto; S. 16, 18-19, 27, 30, 40, 41, 44, 50-51, 62, 76-77, 83, 84, 96

Foto: Wilke: S. 6, 15, 88, 92

FMM Forest Mapping Management: S. 12-13, 55, 91

Severin Wurnig EVN: S. 17

Innviertler Teigwaren GmbH: S. 41

Weizli: S. 41

N-Drip: S. 22

Peter Kubelka: S. 22-23, 31, 36, 57, 69, 70, 80, 83, 87

rockandroyalty Heiko Roith: S. 57

Samuel Käppeli film-pla.net: S. 58-59

Fotoatelier Prendinger: S. 60

PV-Invest, KPV Solar, GREENoneTEC: S. 64-65, 72-73, 91

TESVOLT, compamedia, Michael Setzpfandt: S. 74-75, 93

RiceTec: S. 32, 34-35, 90

Parelmo: S. 36-37

Green Universe Agrogroup: S. 38-39

Hofkellerei des Fürsten von Liechtenstein: S. 43, 45-49

Verein Leithaberg: S. 49

LIECO: Christoph Weiermair, Wolfgang Pecka: S. 16, 55, 87, 94

ACRON GmbH (Rendering): S. 80

Hunter Real Estate: S. 81

Jonas Tiller: S. 86

Oreste Schaller: S. 82, 95

Stockfotos: S. 17, 23-25, 28-29, 56, 68, 71

Inhalte dieses Berichts dürfen nur mit schriftlicher Genehmigung der Liechtenstein Gruppe AG verwendet werden.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern oft die männliche Form. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung und Wertschätzung grundsätzlich für alle Personen.

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KONTAKT

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T: +43 1 997 17 70 0

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LIECHTENSTEIN GRUPPE JAHRESBERICHT 2022

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