Land in Sicht 2024

Page 1


Naturparkmagazin

Nuthe-Nieplitz

Land in Sicht

Inhalt

Vom Märkischen

Zweistromland zum Naturpark

Nuthe-Nieplitz 3

25 Jahre Naturpark Nuthe-Nieplitz

Ein Fest der Vernetzung 4

Drei Naturparkleiter:innen unter sich 6

Konversion – Wildnis oder Kulturlandschaft? 10

Neue Wege im Wiesenbrüterschutz in der Nuthe-Nieplitz-Niederung 12

Die Ranger im Naturpark 16

Mein Lieblingsort im Naturpark 17

Steinzeitgeschichte in den Glauer Feldern 18

Blühende Landschaften mit Grasnelken 22

Fledermäuse sind klasse 24

Eine Baumaßnahme als Entwicklungshilfe für die Nuthe 26

Orchideenreichtum dank 25 Jahren Vertragsnaturschutz 28

Kräuterwanderung im Wildnisgebiet 30

Neue Tiere im Wildnisgebiet Jüterbog 32

EMB-Spende für den Naturpark 34

Auf den Spuren von Herbert Bednarz 35

FÖRDERN HELFEN SCHÜTZEN

Stiftung für Steinkauz und Vogelschutz

Die Viola-Pfeifer-Stiftung unterstützt seit langem die Projekte des Landschafts-Fördervereins Nuthe-Nieplitz-Niederung –beispielsweise seit 2010 das erfolgreiche Projekt zur Wiederansiedlung der Steinkäuze im Naturpark Nuthe-Nieplitz.

Mit Ihrer Zustiftung erhöhen Sie das Stiftungskapital und damit die Erträge, mit denen wir wiederum den LandschaftsFörderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e. V. unterstützen. Ihre Spende hilft, die laufenden Vogelschutz-Projekte finanziell abzusichern.

Je mehr Menschen die Stiftung durch Spenden oder Zustiftungen unterstützen, umso langfristiger helfen Sie dabei, die wertvolle Projektarbeit des Vereins zu sichern.

Machen Sie mit! »Für Mensch und Natur« Wir freuen uns!

Gern informieren wir Sie und beantworten Ihre Fragen.

Unsere Ansprechpartner:

Peter Koch

Tel.: +49 33204 459814

E-Mail: p.koch@lfv-nnn.de

Roswitha Schmidt

Tel.: +49 33204 459811

E-Mail: r.schmidt@lfv-nnn.de

Spendenkonto: Viola-Pfeifer-Stiftung

IBAN: DE92 1009 0000 7297 8830 08

BLZ: 100 900 00 Berliner Volksbank

Vom Märkischen Zweistromland zum Naturpark Nuthe-Nieplitz

Liebe Naturparkfreunde,

der Naturpark feiert sein 25-jähriges Bestehen. Herzlichen Glückwunsch zum runden Jubiläum!

Für die kommenden 25 Jahre wünsche ich dem Naturpark weiterhin starke und tatkräftige Partner, Mitstreiter und Unterstützer sowie viele Ideen und spannende Projekte. Denn die Erhaltung und Entwicklung der Naturparkregion war und ist eine große Gemeinschaftsaufgabe.

Wie kam es eigentlich zur Gründung des Naturparkes? Die Region um den Blankensee war schon immer von vielfältigen Lebensräumen mit einer hohen Artenvielfalt geprägt. Tausende rastende Gänse, Hunderte durchziehende Kraniche sowie hohe Brutbestände von Enten und Watvögeln zogen schon damals Naturfreunde aus nah und fern an. Über Seen und Niederungen kreisten See- und Fischadler.

Nach der Wende gab es jedoch Planungen, die das Ende dieser charakteristischen Landschaft bedeutet hätten. Beispielgebend seien die Golfplatzplanungen rund um den Blankensee genannt. Naturschützer und Bewohner wehrten sich erfolgreich dagegen. Dieser Widerstand führte auch zur Gründung des »LandschaftsFörderverein Nuthe-NieplitzNiederung e. V.«.

Mit dem ersten Naturschutzgroßprojekt des Bundes konnte der Landschafts-Förderverein die Weichen beispielsweise für eine dauerhafte umweltschonende Landnutzung, für Maßnahmen zum Wasserrückhalt in der Region

und zum Waldumbau sowie für eine naturverträgliche Erholungsnutzung stellen.

Für die Erhaltung und Entwicklung eines so großen Landschaftsraumes wie der »NutheNieplitz-Niederung« mit ihren mehreren zehntausend Hektar war jedoch die Errichtung eines Naturparkes erforderlich. Nach zweijähriger Aufbauarbeit war es so weit. Am 1. August 1999 eröffnete der damalige Umweltminister Dr. Eberhard Henne unseren Naturpark Nuthe-Nieplitz.

Zur Entwicklung der Naturparkregion waren und sind Entscheidungen zu fällen, um Aufgaben zu meistern, Probleme zu lösen und neue Wege zu bestreiten. Das jedoch gelingt nur gemeinsam mit den Menschen. Sie müssen hinter diesen Entscheidungen stehen, sie müssen diese verstehen und akzeptieren, dazu müssen sie miteinander reden und zum gegenseitigen Vorteil zusammenarbeiten.

Ich finde, genau dies haben alle Akteure rund um den Naturpark gut hinbekommen. Die erreichten Ergebnisse, die eingeschlagene Entwicklung und die vielen Erfolge in der Naturparkarbeit beweisen es.

Ich kann Sie nur ermuntern: Machen Sie weiter so, bleiben Sie dem Naturpark treu. Es lohnt sich!

Ihr Hubertus Meckelmann ehemaliger Leiter des Naturparks Nuthe-Nieplitz

25 Jahre Naturpark Nuthe-Nieplitz Ein Fest der Vernetzung

Mal dick, dann wieder haarfein, mal grob-, dann wieder engmaschig –so verschiedenartig ein Netz geformt ist, kann auch der Zweck seines Knüpfens sein. In diesem Jahr feiert der Naturpark Nuthe-Nieplitz seinen 25. Geburtstag.

25 Jahre, in denen viele und unterschiedliche Fäden zwischen den Akteuren und Interessen vor Ort gespannt und geknotet wurden. Der Naturpark hat sich damit zu einem lebendigen und vielfältigen Netz entwickelt, das Landstriche mit Menschen, Tieren, Pflanzen, Lebensräumen und Schutzgebieten verbindet, diese stärkt und gemeinsam wachsen lässt. Es ist die ideale Grundlage für gute und schwierige Zeiten und neue Herausforderungen. Machen Sie sich selbst ein Bild davon, welche Akteure und Interessen in den vergangenen 25 Jahren im Naturpark miteinander verknüpft wurden. Dabei verweisen die Begriffe auf einige Beispielerfolge, auf die wir durch die Verknüpfungen zurückblicken. Nur eine starke Gemeinschaft kann neue Herausforderungen bestehen. Dafür knüpfen wir unser Netz weiter!

Drei Naturparkleiter:innen unter sich

Der Naturpark Nuthe-Nieplitz wurde 1999 als einer der jüngsten Naturparke in Brandenburg gegründet. In diesem Zeitraum haben zunächst Hubertus Meckelmann (HM) und im Anschluss Kordula Isermann (KI) als Naturparkleiter:innen die Entwicklung des Gebietes maßgeblich geprägt. Seit diesem Frühjahr hat Nicola Deipenbrock (ND) die entsprechenden Aufgaben übernommen. Land in Sicht (LiS) hat mit ihnen über den Naturpark, seine Besonderheiten und seine zukünftige Rolle gesprochen.

Frau Deipenbrock, seit dem Frühjahr sind Sie die Leiterin des Naturparks. Welche Ziele wollen Sie in den kommenden Jahren im Naturpark erreichen?

ND: Ich finde es schwierig, nach so kurzer Zeit schon Ziele genau festzulegen, also im Detail. Zumal ich noch nicht alle Akteure und Partner kennenlernen konnte. Daneben ist es für mich sehr wichtig, die Region mit all ihren Schutzgebieten

und Naturräumen erlebt zu haben. Das mache ich gerade. Aus dieser Zeit des Kennenlernens werden sich dann sicherlich konkretere Ziele entwickeln. Die auch an das anknüpfen, was meine beiden Vorgänger:innen geschaffen haben. Ich werde auf jeden Fall im Themenbereich Bildung für nachhaltige Entwicklung weiter tätig sein. Aber es stehen noch viele andere Themen wie beispielsweise der Umgang mit dem Klimawandel an.

Frau Isermann, Sie waren vor elf Jahren an der gleichen Stelle, übernahmen von Hubertus Meckelmann einen etablierten Naturpark und haben ihn erfolgreich weiterentwickelt.

KI: Ja, daran erinnere ich mich noch sehr genau. Als ich kam, war die Situation ziemlich herausfordernd. Wir waren mitten in der FFH-Managementplanung für die FFH-Gebiete. Ich möchte darauf

Das Interview hat den Naturparkleiter:innen Hubertus Meckelmann (l.), Nicola Deipenbrock (m.) und Kordula Isermann (r.) sichtlich Freude bereitet.
Foto: Lutz-Wolfram Reiter

hinweisen, dass in Brandenburg die Naturparke – wie alle Großschutzgebiete –verantwortlich sind für die NATURA-2000Gebiete. Das gibt es so in keinem anderen Bundesland. Neben unseren täglichen Aufgaben mussten wir für rund 20 Prozent der Naturparkfläche detaillierte Untersuchungen und sich daraus ableitende Maßnahmenplanungen begleiten. Ein externes Büro hat zwar die Planung durchgeführt, aber wir waren für die gesamte Kommunikation mit Partnern, Eigentümern und Nutzern verantwortlich. Das war eine schwierige Phase, die wir jedoch erfolgreich gemeistert haben. Dazu kamen noch ein nicht umsetzbares NaturschutzGroßschutzprojekt inklusive eines sehr nassen Jahres. Und der Wolf erweiterte seinen Lebensraum in unseren Naturpark und zwang die Schäfer und Mutterkuhhalter zu Anpassungen, ohne dass es die erforderlichen Beratungen und Förderinstrumente gab. Wir standen da manchmal im Fokus des berechtigten Zorns.

Ich kam damals als Leiterin aus dem Naturpark Westhavelland hierher und war mir der Schwierigkeiten bewusst. Meine Aufgabe war klar: Ich will alle Beteiligten wieder mitnehmen und gleichzeitig die NATURA-2000-Planung vorantreiben. Erschwerend kam auch hinzu, dass die Naturwacht zu der Zeit statt mit vier zeitweise nur mit einem Ranger besetzt war.

ND: Ich stelle fest, dass diese Pflichtaufgaben nach wie vor eine große Herausforderung darstellen. Und viel Zeit kosten. Das Management der FFH-Gebiete ist sehr fordernd, keine Frage. Aber ich spüre auch, dass wir im Team – gerade durch die personelle Verstärkung – einen neuen Schwung haben, der uns voranbringt.

Herr Meckelmann, Sie waren von Anfang an dabei. Sie haben die Leitung damals übernommen. Hätten Sie auch etwas anderes machen können? Oder war das für Sie einfach selbstverständlich?

HM: Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn mehr als 40 Jahre hauptamtlich

im Naturschutz gearbeitet. Ich war an unterschiedlichen Einrichtungen und in verschiedenen Funktionen tätig, von 1990 bis 1997 im Brandenburgischen Umweltministerium. Anfang Oktober 1997 habe ich hier im Naturpark als Aufbauleiter angefangen.

Axel Vogel, Karl Decruppe und Manfred Kroop haben mich damals überzeugt, mich auf diese Stelle zu bewerben. Ich bin gerne in den Naturpark gewechselt. Im Naturschutz ist Kontinuität das A und O. Es ist als Naturparkleiter von Vorteil, eine so komplexe Aufgabe, wie die der Entwicklung einer Naturparkregion, langfristig begleiten zu dürfen. Schon 1997 wurden viele Voraussetzungen für die Bekanntgabe der Region als Naturpark geschaffen, wie beispielsweise Einstellung von Personal für die Aufbauleitung und für die Naturwacht sowie der Abschluss der Schutzgebietsausweisungen.

KI: Aber das war auch ein totaler Glücksfall, weil Du so vernetzt warst und die richtigen Leute kennst. Du kanntest jeden.

HM: Die drei haben das verdammt schlau eingefädelt [grinst; Anm. d. Red.]. Ich habe dadurch die Entwicklung hier maßgeblich voranbringen können. Und das hat dem Naturpark bald sehr genutzt.

Man muss die erste Generation von Naturparkleitern in der Zeit damals sehen. Es war quasi nach der Wende. Es gab damals das Nationalpark-Programm. Brandenburg hat dann das NaturparkProgramm mit den elf Naturparken weiterentwickelt – und zwar mit großem Ehrgeiz. Und hat die entsprechenden Qualitätsmerkmale gesetzt. Diese wurden mit dem Brandenburgischen Naturschutzgesetz von 1992 als Standards für die Ausweisung eines Naturparks festgelegt, zum Beispiel: mindestens 50 Prozent der Fläche müssen als Schutzgebiet ausgewiesen sein, es muss eine Naturparkverwaltung, eine Naturwacht, ein Kuratorium, ein Besucherzentrum sowie einen Pflegeund Entwicklungsplan geben.

Die Naturparkleitungen wurden damals überwiegend von ehemaligen Ehrenamtlern übernommen. Das waren diejenigen, die die Idee hatten, den Naturpark überhaupt zu errichten. Viele Mitarbeiter, die ehrenamtlich mitgemacht haben, sind dann hauptberufliche Mitarbeiter geworden. Viele hatten zwar keine Verwaltungserfahrungen, sie waren aber hoch motiviert, zudem entscheidungsfreudig, kompromissbereit, risikobereit und kommunizierten hervorragend miteinander. Das war eine andere Zeit und damals ging meist alles viel schneller.

KI: Du hattest die Naturparke erwähnt, wie sie sich entwickelt haben. Im Nationalparkprogramm von 1990 wollte man keine klassischen Naturparks wie im Westen. Die waren dort eher eine touristische Kulisse. Die ersten Naturparks in Ostdeutschland sollten sich mehr dem Naturschutz widmen und eine neue Schutzkategorie bilden. Das hat nicht geklappt. Aber mit den ostdeutschen Naturparken ist ein großer Qualitätssprung erfolgt, an dem sich inzwischen auch die westlichen Naturparke orientieren. Aber das war für die ostdeutschen Naturparks ein unglaublicher Qualitätssprung. Die westlichen Naturparke haben sich dann allmählich daran angenähert. Inzwischen gibt es Ranger in vielen Naturparken. Aber Brandenburg setzte damals mit den Rangern als Naturwächter ein Novum um.

HM: Alfred Töpfer, der Begründer der Naturpark-Idee, hatte ihre touristische Orientierung betont, als er 1954 die 25 Naturparke an der Universität in Bonn vorstellte.

Der Verband der deutschen Naturparke, der die über Hundert Naturparke in Deutschland unter einem Dach vereint, hat die ostdeutschen Standards aufgegriffen, um sie auch für die Naturparke in den alten Bundesländern anzuwenden.

KI: Die Naturparke in Deutschland sind nach wie vor sehr heterogen. Die Verwaltung ist zum Teil in Verbänden, also

nicht überall staatlich, sondern in Vereinsund Länderhand. In vielen Naturparken gibt es noch keine Ranger. Das Beispiel Hessen zeigt, wie Naturparkkulissen auch beliebig werden können, dort ist ungefähr die Hälfte des Landes – quasi der gesamte ländliche Raum – Naturpark, weil damit auch Fördergelder verknüpft sind. Das ist nicht der Weg Brandenburgs.

ND: Ja, die naturräumlichen Gegebenheiten und die Bevölkerungsdichten sind ja auch ganz unterschiedlich. Zum Beispiel in meiner Heimat Nordrhein-Westfalen. Dementsprechend ist dort auch der Nutzungsdruck, die Siedlungsdichte und die Größe der Schutzgebietsflächen anders.

Zwei Förster als ehemalige Naturparkleiter. Frau Deipenbrock, Sie übernehmen nun mit viel Verwaltungserfahrung die Leitungsposition. Sehen Sie dies als Vorteil, um unter den geänderten Rahmenbedingungen mit dem Naturpark wieder einen Qualitätssprung zu machen?

ND: Ich bin Landschaftsökologin und Bodenkundlerin. Zudem habe ich einen landwirtschaftlichen Hintergrund. Nach dem Studium habe ich in verschiedenen Behörden gearbeitet, beispielsweise Landwirtschaftskammer und Landesumweltamt NRW sowie Verband für Flurneuordnung in Potsdam. Dadurch habe ich viel Erfahrung gesammelt, die ich gewinnbringend einsetzen werde. Ich bin überzeugt, dass wir beides brauchen: Fach- und Verwaltungswissen! Ich bringe den nötigen Verwaltungshintergrund und das Verständnis für den Aufbau der Behörden und der EU mit. Und das Verständnis für ökologische Zusammenhänge. Ich bin überzeugt, dass dies wichtig ist, da wir im Landesamt für Umwelt angesiedelt sind. Das ist eine gute Grundlage, um den Naturpark voranzubringen.

Es ist aufgrund veränderter politischer Verhältnisse denkbar, dass bestimmte Bereiche im Naturschutz als nicht mehr so wichtig angesehen werden. Dies

kann auch Folgen für bestehende Förderprogramme oder finanzielle Förderungen haben.

KI: Die Bauernproteste haben die Politik bereits verändert. Ganz wichtige Maßnahmen, die auf der Fläche wirksam waren, wurden zurückgenommen. Wir können noch so viele Förderrichtlinien im Vertragsnaturschutz stricken – das alles nützt nichts, wenn wir nicht auf der Fläche wirksam sind. Was da gerade passiert, geht in die falsche Richtung.

ND: Das bedeutet: Umso wichtiger ist es, pfiffig zu sein und Lösungen in diesem großen Verwaltungsförderungskasten zu finden. Und auch Geduld. Wir haben eine riesige Bürokratisierung, die wir überwinden müssen. Wir müssen akzeptieren, dass manche Abstimmungen einfach sehr lange dauern. Und vieles davon wird zudem politisch entschieden.

Was müsste sich denn Ihrer Meinung nach dahin gehend ändern?

KI: Was ich mir wünsche, ist folgendes: Wir müssen uns weiter zuhören. Dies ist die zentrale Technik. Was braucht ihr? Was wollt ihr?

ND: Und ich bin der Meinung, dass Kompromissbereitschaft von entscheidender Bedeutung ist. Ich habe in der kurzen Zeit meines Amtsantritts schon erfahren, dass es nicht hilfreich ist, wenn man nur in seinem eigenen Fachgebiet verbohrt ist und nur dieses durchsetzen will. Naturschutz ist auch immer Kompromiss, nicht nur zwischen den Nutzungen, sondern auch innerhalb des Naturschutzes.

HM: Ich fand das immer einen Wahnsinnsjob. Als Naturparkleiter ist man Moderator und Impulsgeber. Man kann nicht alles selbst machen. Als Naturparkleiter muss ich wissen, was die Menschen bewegt. Ich muss wissen, was sie bedrückt und wo genau die Probleme liegen. So kann ich die Menschen abholen und mit einbeziehen.

ND: Ja! Ich will erst mal wissen, wovon die Region lebt. Ich will wissen, welche Ideen in der Region existieren. Vor allem von den Leuten, die hier leben und arbeiten. Dann weiß ich, was ich daraus machen kann. Ich komme nicht hierher, um alles auf den Kopf zu stellen, nur weil ich das so will. Ich bin offen und warte erst einmal ab, was sich ergibt. Ich möchte dafür sorgen, dass sich die Menschen in der Region wohlfühlen. Ich finde es schön, wenn wieder mehr junge Leute in die Region kommen, in die Dörfer ziehen und aus der Stadt zurückkommen. Und natürlich ist es toll, wenn sich die jungen Leute gerne engagieren.

Die unglaublich zahlreichen Möglichkeiten, sich über Sachverhalte zu informieren, machen es schwieriger, Kompromisse zu schließen.

ND: Ich habe das Gefühl, dass plötzlich viele Menschen meinen, sie seien Experten, die andere Meinungen anzweifeln und damit auch deren Standing untergraben. Überall kann man sich über alles informieren. Das führt dazu, dass jeder meint, im Recht zu sein.

KI: Aber eines ist sicher: Wir müssen weiter miteinander reden. Ja, Meinungen, Ahnungen und manchmal auch Unfug, die als Fakten angesehen werden, machen die Verständigung schwieriger. Trotzdem müssen wir weiter miteinander im Gespräch bleiben.

ND: Das kann ich nur, wenn ich selbstbewusst bin, mit meiner Meinung gut bin und eine gewisse Lässigkeit habe und sage, ich stehe zu meiner Aussage.

KI: Ich bin überzeugt, dass uns das als Naturschützer auch nicht so leicht fällt. Wir sehen diese planetare Bedrohung, den Klimawandel und deren Ursachen.

ND: Wenn man es so sieht, haben wir eigentlich keine Zeit mehr für Kompromisse.

Mit viel Empathie füreinander diskutierten die Interviewten über die vergangenen 25 Jahre und über zukünftige Aufgaben.

Foto: Lutz-Wolfram Reiter

KI: Richtig. Und trotzdem müssen wir Kompromisse eingehen, sonst fliegt uns unsere Gesellschaft auseinander.

Die Naturparks müssen sich einer neuen Generation von Nutzern stellen, die ein anderes Bewusstsein für Naturschutz und Naturparke haben. Die Sachverhalte, Fakten und Dinge ganz anders kommuniziert und konsumiert? Dazu braucht es möglicherweise ein anders geschultes Personal.

KI: Das ist gerade bei uns im Ministerium das große Thema. Wir erkennen die Veränderung und nehmen sie sehr ernst. Wir brauchen Menschen mit den entsprechenden Fähigkeiten. Der Wert der Nationalen Naturlandschaften und die Arbeit, die dort erfolgt, muss sichtbarer werden, insbesondere in den neuen Medien.

ND: Als ich mich für diese Stelle beworben habe, habe ich als Erstes geschaut, ob der Naturpark eine eigene App hat. Oder auf Instagram vertreten ist. So viele Jugendliche nutzen dieses Kommunikationsmittel.

Heißt das, wir sehen Sie in zwei Jahren auf TikTok?

ND: Das bleibt eine Überraschung! [lacht; Anm. d. Red.] Soziale Medien bergen jedoch auch Risiken. Ich kann die Skepsis seitens der Behörde durchaus nachvollziehen.

KI: Es ist klar, dass sich da etwas ändern muss, aber das braucht (leider) noch etwas Zeit. Im Naturpark Nuthe-Nieplitz ist die Dramatik dieses Mangels nicht ganz so sichtbar. Hier agiert zum Glück der Landschafts-Förderverein modern und im Sinne der Natur. Ich kann nicht häufig genug betonen, was für ein Schatz der LVF NNN für den Naturpark ist –Mutter, Motor und auch Modernisierer ... Wir müssen der Region ein Gesicht geben. Wir müssen zeigen, was wir machen. Das ist ein wichtiger Teil unserer Aufgabe. So gewinnen wir Befürworter und Menschen, die den Weg mitgehen. Unsere zukünftigen Unterstützer.

ND: Als Person aus einem der bevölkerungsreichsten Bundesländer ist für mich dieser Naturpark fast ein Paradies. Es ist ein Glücksfall, diese Partner zu

haben. Der Landschafts-Förderverein wurde damals von einem Naturschützer, einem Förster und einem Landnutzer gegründet und wird nun auch von den Kommunen mitgetragen. Es ist ein Glücksfall der Geschichte, dass sich diese Akteure gefunden hatten und sich sagten: Wir wollen gemeinsam diese Region entwickeln. Und diese Idee lebt weiter. Ohne sie wären wir heute nicht hier.

Was sind Ihre Ziele für die kommenden Jahre?

ND: Ich möchte im Netzwerk ankommen. Und ein Teil davon werden.

HM: Ich wünsche dem Naturpark viele erfolgreiche Jahre und allen Akteuren viel Freude.

KI: Mein Wunsch ist, dass die Naturparks und die Nationalen Naturlandschaften insgesamt freier agieren können, sichtbarer und wirksamer werden.

Vielen Dank für das Gespräch!

Lutz-Wolfram Reiter Ö GRAFIK

Foto: Archiv Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e. V.

Konversion – Wildnis oder Kulturlandschaft?

Diese Frage stand vor 25 Jahren für viele bis dahin militärisch genutzten Flächen in Brandenburg. Im Glauer Tal wurde diese Frage mit dem Konzept für das Wildgehege Glauer Tal entschieden. Kein einfacher Weg, wie der Zeitzeuge Peter Koch zu berichten weiß.

In den 1990er-Jahren hatte der Begriff Konversion eine besondere Bedeutung. Denn nach dem Abzug der Sowjetarmee aus Ostdeutschland waren plötzlich riesige, bis dahin militärisch beanspruchte Gebiete ohne Nutzung. Einerseits bot sich damit ein gigantisches Potenzial für Prozessschutz und Wildnisgebiete. Andererseits hatte sich in diesen Arealen aufgrund der militärischen Nutzung über Jahrzehnte eine besondere Form von »Kulturlandschaft« entwickelt. Durch den militärischen Übungsbetrieb waren auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen (TÜP) regelmäßig großflächige vegetationsfreie oder vegetationsarme Biotopstrukturen vorherrschend. Und auf diesen hatten sich Pflanzen- und Tierarten

etabliert, die in unserer landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft kaum Nischen zum Überleben fanden.

Im damaligen »Naturpark Nuthe-NieplitzAuen i. A.« stand für die beiden TÜP Jüterbog West und Glau die Frage: Wie weiter? Wildnis oder Kulturlandschaft? Mit Karl Decruppe an der Spitze entwickelte der Landschafts-Förderverein Nuthe-NieplitzNiederung damals federführend die Konzepte für den TÜP Jüterbog West, das spätere NSG Forst Zinna-Jüterbog-Keilberg und für eine Wildnisstiftung.

Der Landkreis Teltow-Fläming ließ für das einstweilig gesicherte Naturschutzgebiet Glauer Tal einen Pflege- und Entwicklungs-

plan (PEP) erarbeiten. Es gab aber keinen Plan dafür, den Plan in die Tat umzusetzen. Der PEP sah vor, die durch die militärische Nutzung entstandenen Biotope der Offenlandschaft als Teil der Kulturlandschaft zu erhalten. Aber wie man das auf einem Gelände mit unbekanntem Gefährdungspotenzial realisiert, war für alle Beteiligten ein großes Fragezeichen. Mit fortschreitender Gehölzsukzession verringerte sich allerdings der Anteil dieser wertgebenden Biotope sukzessive. Diesen Prozess aufzuhalten, das war die Intention des Konzepts »Landschaftspflege und Erholungsvorsorge im Glauer Tal«. Beim Verkauf des TÜP Glau im Jahr 1997 erhielt der Landschafts-Förderverein für dieses Konversionskonzept zur friedlichen

Der ehemalige Truppenübungsplatz nach Abzug des Militärs

für die geplante Wildtierhaltung

Nachnutzung den Zuschlag vom Land Brandenburg. Im Kaufvertrag stand die Verpflichtung, die Ziele des PEP im Glauer Tal umzusetzen. Die Bewirtschaftung und Pflege im Wildgehege waren dieser Verpflichtung untergeordnet. Deshalb wurde das Unterschutzstellungsverfahren eingestellt.

Für das Vorhaben des Landschafts-Fördervereins war das aber längst noch kein Freifahrtschein und die Entwicklung des Wildgeheges kein Selbstläufer. Unsere Pläne lösten damals in der Region keine Begeisterungsstürme aus. Und bis die wilden Tiere als Ersatz für die Panzer ihre Arbeit aufnehmen konnten, waren noch einige Widerstände zu überwinden und Bedenken gegen das Projekt in der Region aufzulösen. Es bedurfte entsprechender Genehmigungen seitens der Naturschutzund Forstbehörde, wobei einige Kommunal- und Behördenvertreter nicht von Beginn an unsere Pläne befürworteten.

Fast zeitgleich mit dem Erwerb der Flächen im Glauer Tal hatte sich der LandschaftsFörderverein rund 830 Hektar auf dem TÜP Jüterbog West – ebenfalls durch Grunderwerb – für die spätere Wildnis-

stiftung gesichert. Ausgleichend zum Landschaftspflegeprojekt im Glauer Tal wurde dort aber Prozessschutz und Wildnis als Ziel formuliert. Ein Jahr später wurden dann die über mehrere Jahre ungenutzten Flächen im Glauer Tal ersteinrichtend mit 40 Islandpferden beweidet. Zäune wurden erneuert und die künftigen Wanderwege nach Kampfmitteln abgesucht.

Vor 25 Jahren war es dann so weit. Die ersten 60 wilden Tiere wurden 1999 als Landschaftspfleger eingestellt. Das war allerdings nur rund ein Drittel des für das Pflegeziel notwendigen und geplanten Bestandes an wilden Tieren, so wie diese heute im Gelände unterwegs sind. Deshalb musste der Landschafts-Förderverein in den ersten Jahren noch mit Personal und Technik unterstützen, um die gestellten Pflegeziele zu erreichen und die fortschreitende Sukzession aufzuhalten.

Die nicht sonderlich attraktiven militärischen Gebäudereste im Wildgehege sollten natürlich auch beseitigt werden. Dies gelang aber erst 2007. Zudem wurde der bis dahin sehr spartanische Eingang ins Wildgehege durch das Besucherzentrum

ersetzt. Damit bekam das Wildgehege eine ganz neue Qualität – es wurde zum Alleinstellungsmerkmal für das Besucherinformationszentrum (BIZ) des Naturparks Nuthe-Nieplitz. Heute ist das Gebäude als »NaturParkZentrum am Wildgehege Glauer Tal« regional sehr gut bekannt. Im Jahr 2012 wurde dann endlich der stark verfallene ehemalige Kommandoturm zur Umweltbildungsstation hergerichtet.

Die Erhaltung und Entwicklung artenreicher Lebensräume, als besonderer Teil unserer Kulturlandschaft, steht für alle Beteiligten des Landschafts-Fördervereins im Fokus unserer künftigen Arbeit. Und das Wissen darum soll in den kommenden Jahren von unseren Umweltpädagogen weitervermittelt werden. Die einzigartige Landschaftspflege mit Wildtieren an diesem Standort hat dabei eine besondere Bedeutung. Wir wollen die bisherige Erfolgsgeschichte auch in Zukunft weiterschreiben, im NaturParkZentrum samt Wildgehege und im Naturpark selbst.

Peter Koch

Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e. V.

Zahlreiche militärische Hinterlassenschaften mussten sukzessive beräumt werden.
Foto: Peter Koch
Zaunbau
Foto: Peter Koch

Neue Wege im Wiesenbrüterschutz in der Nuthe-Nieplitz-Niederung

Wie eine aktuelle Bestandserhebung der Arbeitsgruppe Ornithologie im Landschafts-Förderverein Nuthe-NieplitzNiederung zeigt, profitieren viele typische Brutvögel des Grünlandes von der extensiven Grünlandnutzung im Naturschutzgebiet Nuthe-Nieplitz-Niederung. So konnten mit 137 Paaren des landesweit stark gefährdeten Braunkehlchens und mit rund 200 Paaren des gefährdeten Neuntöters zwei anspruchsvolle Arten mit sehr hohen Siedlungsdichten erfasst werden. Sogar der seltenere Raubwürger kommt regelmäßig mit drei bis vier Revieren in störungsarmen Gebietsteilen des Naturparks vor.

Die genannten Brutvögel weisen seit vielen Jahren stabile Bestände im Schutzgebiet auf. Dies ist besonders bemerkenswert, da landes- und bundesweit trotz vieler Schutzbemühungen die Brutpaarzahlen kontinuierlich abnehmen. Auch im Umfeld der Nuthe-Nieplitz-Niederung ist eine immer intensiver werdende Nutzung der Landwirtschaftsflächen offensichtlich, mit der Folge, dass diese Arten hier kaum noch zu finden sind. Selbst früher sehr häufige Brutvogelarten, wie die Feldlerche, kommen mit der Intensiv-Landwirtschaft inzwischen nicht mehr zurecht und verschwinden mehr und mehr aus unserer »Normallandschaft«.

Nicht nur für Vogelkundler ist daher die Möglichkeit, regelmäßig seltene Arten –wie Braunkehlchen, Neuntöter oder Raubwürger – von Wanderwegen und Beobachtungstürmen aus entdecken zu können, eine besondere Qualität unseres Schutzgebiets.

Vielen Besuchern dürfte allerdings nicht bewusst sein, dass sie hier nur noch eine verarmte Wiesenbrüterfauna vorfinden. In früheren Zeiten kündigten im April in den Feuchtwiesengebieten verschiedene Watvogelarten, auch Limikolen genannt, mit beeindruckenden Balzflügen und melodischen Gesängen den Frühling an.

Moderne Drohnentechnik ist ein ausgezeichnetes Hilfsmittel für die störungsarme Erfassung von Brutplätzen. Fotos: Heinrich Hartong (Foto Drohne: elements.envato.com – Stock87)

Schon seit vielen Jahrzehnten ist dieses Schauspiel bei uns kaum noch zu erleben. Nach großräumigen Niedermoorentwässerungen in den 1970er- und 1980erJahren sind Brachvogel und Uferschnepfe vollständig als Brutvögel verschwunden und die übrigen Arten weisen nur noch sehr kleine Restbestände auf, so dass ein Aussterben in den kommenden Jahren leider zu befürchten ist.

Nur der Kiebitz war bislang noch mit einer etwas größeren Zahl von rund 30 bis 40 Brutrevieren in den nassesten Bereichen vor allem der Ungeheuerwiesen und der Körziner Wiesen vertreten. Aber auch für diesen früheren »Allerweltsvogel« ist eine dramatische Abnahme der Brutpaarzahlen in den vergangenen Jahren gut dokumentiert.

Was sind nun aber die Gründe für den immer weiter fortschreitenden Rückgang unserer noch verbliebenen Wiesenlimikolen in Schutzgebieten wie der Nuthe-Nieplitz-Niederung? Da der dramatische Rückgang der Wiesenlimikolen deutschlandweit zu beobachten ist, wurden in vergleichbaren Gebieten gezielte Untersuchungen durchgeführt, die zu eindeutigen Ergebnissen führten: Es ist vor allem der fast vollständig fehlende Bruterfolg, da die Gelege und die nicht flüggen Jungvögel von Prädatoren, insbesondere vom Fuchs, erbeutet werden. Dass es ein gewisses Maß an Brutverlusten gibt, ist grundsätzlich ein natürlicher Prozess, der sich aber in den vergangenen Jahrzehnten durch eine starke Bestandszunahme der Raubsäuger insgesamt sowie durch das Einwandern nicht heimischer Arten –wie Waschbär und Marderhund – deutlich verschärft hat. Oft wird das Problem zusätzlich durch stark sinkende Wasserstände in den Brutgebieten während längerer Trockenheitsphasen noch begünstigt, wodurch die Raubsäuger dann auch noch »trockenen Fußes« zu den Gelegen gelangen können.

Aus diesem Grund wird aktuell als Schutzoption das großflächige Einzäunen von Brutgebieten verstärkt angewandt. Entweder durch einen fest installierten Zaun oder durch einen stromführenden mobilen Knotengitterzaun werden Raubsäuger effektiv von den Gelegen der Wiesenlimikolen ferngehalten. Durch diese Methode konnten in anderen Schutzgebieten bereits beeindruckend hohen Zahlen flügge gewordener Jungvögel sowie wieder steigende Brutpaare erzielt werden.

Im Herbst 2023 wurde der LandschaftsFörderverein durch das brandenburgische Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz im Rahmen einer »Wiesenbrüterstrategie für das Land Brandenburg« beauftragt, ab 2024 ein Pilotprojekt zum Wiesenbrüterschutz durchzuführen. Hauptziel dieses Projektes ist die Sicherung von erfolgreich reproduzierenden Populationen anspruchsvoller

und stark bestandsbedrohter Brutvögel der Feucht- und Nasswiesen, insbesondere des Kiebitz. Dafür ist eine rund 25 ha große Projektfläche im Süden der Ungeheuerwiesen ab Mitte März mit einem stromführenden mobilen Zaun versehen worden, um Raubsäuger fernzuhalten. Begleitend zur Umsetzung dieser Maßnahmen durch den Förderverein werden Bestandskontrollen durchgeführt, um einen Erfolg des Pilotprojektes zu dokumentieren und die Maßnahmen gegebenenfalls gezielt zu optimieren. Seit März werden wöchentlich die Ansiedlung und Revierbesetzung der Kiebitze sowie die einzelnen Brutplätze und Gelege erfasst, um den Brutfortschritt, gegebenenfalls Gelegeverluste und den Bruterfolg zu dokumentieren.

Zu Beginn der Brutzeit Anfang April wurden zunächst keine Brutreviere des Kiebitz innerhalb des Schutzzauns festgestellt und die Sorge war groß, dass das Projekt für

Die Bodennester des Kiebitz sind ideal getarnt.

den Kiebitz schon zu spät kommt. Erst nach und nach besuchten einzelne Kiebitzpaare die Fläche und Mitte April konnten dann die ersten Nester gefunden werden. Dazu wurde eine Drohne mit Infrarotkamera erfolgreich eingesetzt, um ein häufiges Betreten des Brutgebiets mit entsprechenden Störungen zu vermeiden.

Mitte Mai brüteten bereits mehr als zehn Kiebitzpaare innerhalb des Schutzzauns. Offensichtlich erkennen die Tiere den geschützten Bereich und wählen diesen gezielt als Brutgebiet aus. Damit scheint sich in der Nuthe-Nieplitz-Niederung diese Art des Wiesenbrüterschutzes zu bewähren und durch wieder steigende

Die Drohnenbefliegung für das Monitoring wurde in der Regel vor Sonnenaufgang durchgeführt.

Nachwuchszahlen kann hoffentlich das drohende Aussterben zumindest für den Kiebitz noch abgewendet werden.

Paula Menzel und Heinrich Hartong Arbeitsgruppe Ornithologie

Wiesenbrüter-Strategie für das Land Brandenburg

Im Auftrag des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg erarbeitet der Deutsche Verband für Landschaftspflege e. V. Brandenburg eine Strategie zum Wiesenbrüterschutz. Ziel des Projekts ist es, den Wiesenbrüterschutz in Brandenburg effektiv zu stärken und langfristig zu etablieren.

Im Rahmen des Projektes erfolgt eine ökologische Potenzialeinschätzung in den bestehenden Wiesenbrüterschutzgebieten sowie die Erarbeitung von Empfehlungen zur Finanzierung von Projekten, der gezielten Umsetzung von Schutzmaßnahmen inklusive Prädationsmanagement und der Einbeziehung von Flächeneigentümern und Nutzern.

Weitere Schwerpunkte sind die Ermittlung und Darstellung ökologischer Grundlagen mit artspezifischen Steckbriefen zu Wiesenbrütern, konkrete Managementmaßnahmen, Informationen zum Prädationsmanagement und eine Potenzialabschätzung zur Wiederbesiedlung.

Des Weiteren werden Best-Practice-Beispiele zum Wiesenbrüterschutz analysiert und auf ihre Anwendbarkeit in Brandenburg geprüft.

Für die Finanzierung des Wiesenbrüterschutzes ist die Analyse und Bewertung bestehender Förderinstrumente zur Umsetzung von geeigneten Maßnahmen wesentlich. Weiterhin sollen Pilotprojekte vorbereitet sowie umsetzungsreife Projektskizzen erstellt werden.

Foto: Heinrich Hartong

Der Kiebitz – Vogel des Jahres 2024

• schwarz-weiß gefärbter, etwa taubengroßer Wiesenvogel

• einprägsamer Ruf »kie-wit«, »wit-wit-wit-wit« sowie »chiu-witt«

• Der Ruf wird auch verglichen mit Metalldetektoren oder der Melodie von Computerspielen aus den 90er-Jahren

• im Sonnenlicht metallisch grün/violett glänzendes Gefieder mit einem aufrichtbaren Federschopf – Federholle genannt – auf dem Hinterkopf

• breite gerundete Flügel, auffällige Flugmanöver zur Balzzeit und zur Abwehr von Feinden wie Greifvögeln und Säugetieren

• Brut auf offenem, flachem und feuchtem Dauergrünland, Bodenmulde als Nest mit kurzer Vegetation ringsherum

• Rund einen Monat Brutzeit, Nestflüchter, nach etwa 4 Wochen flügge

• Nahrung besteht aus Würmern, Insekten und Insektenlarven

• Gefährdung durch Entwässerung, intensive Nutzung und Feinde wie beispielsweise Waschbären

• bereits 1996 Vogel des Jahres, seitdem sind die Bestände um 90 Prozenteingebrochen, in der Roten Liste Deutschlands und Brandenburgs als stark gefährdet eingestuft

Foto: Peter Koch

Die Ranger im Naturpark

Einen festen Bestandteil des Naturparks bildet die Naturwacht. Corinna Zick leitet das fünfköpfige Team, das in Dobbrikow und Bardenitz stationiert ist. Aus Anlass des Naturpark-Jubiläums sprach »Land in Sicht« mit der seit neun Jahren aktiven Naturwächterin.

Der Naturpark bietet vielfältige Betätigungsmöglichkeiten. Was hat dich konkret bewogen, zur Naturwacht zu gehen?

Die Arbeit bei der Naturwacht ist sehr vielfältig und abwechslungsreich. Als Dorfkind habe ich mich schon früh für die Natur interessiert, Tiere und Pflanzen genau beobachtet und versucht, ihre Namen herauszufinden. Pflegetiere wie junge oder verletzte Vögel wurden aufgezogen oder verarztet und wieder ausgewildert. Außerdem habe ich schon immer gerne mit Werkzeugen gearbeitet. All das kann ich bei meiner Arbeit bei der Naturwacht anwenden. Die Mischung stimmt einfach – auch wenn ich inzwischen leider mehr Zeit im Büro verbringe als draußen.

Was begeistert Dich am Naturpark Nuthe-Nieplitz?

Hier begeistern mich vor allem die Gegensätze in der Landschaft und die damit verbundene Artenvielfalt. Bei uns gibt es Trockenrasen und Salzwiesen; Flachgewässer und Feuchtwiesen, in und auf denen sich im Herbst tausende durchziehende Gänse, Enten und Kraniche tummeln, aber auch ein Elch zuhause

ist; flechtenreiche Kiefernwälder und sonnentaubestandene Moore; eine offene Wanderdüne und einen dichten »Teufelswald«.

Du bist jetzt schon seit 2017 die Leiterin der Naturwacht. Was sind für dich die größten Naturwacht-Erfolge in dieser Zeit oder gibt es etwas, was dich besonders mit Stolz erfüllt?

Als »Mittler zwischen Mensch und Natur« geben wir unser Wissen bei Führungen jährlich an ungefähr 500 Kinder und über 100 Erwachsene weiter. Ungefähr 70 Freiwillige unterstützen uns ehrenamtlich, unter anderem bei der Mahd von Orchideenwiesen. Worauf wir auch stolz sind, ist unser Monitoring. Beispielsweise dokumentiert die Naturwacht schon seit Ende der 1990er-Jahre die Wasserstände im Naturpark Nuthe-Nieplitz für das Land Brandenburg.

Welchen Herausforderungen wollt ihr euch in den nächsten Jahren im Naturpark stellen?

Wir alle erleben die Folgen des Klimawandels hautnah. Auf der einen Seite führten fehlende Niederschläge in den letzten

Jahren zu ausgetrockneten Gewässern, unzähligen Bränden und einem Rückgang vieler Arten. Auf der anderen Seite gibt es niederschlagsreiche Perioden, von denen wir noch zu wenig profitieren können, weil das Wasser viel zu schnell abgeleitet wird. Es müssen mehr Arbeit, Zeit und Geld in Projekte, die den Wasserrückhalt fördern, gesteckt werden, um unseren Naturpark für die kommenden Jahre zu stärken.

Bitte erzähle uns eine Anekdote oder Geschichte aus eurem Arbeitsalltag im Naturpark.

»Einhörnchen«, »Rotkerlchen« und »Feuerwehrwanzen« – wenn Kinder die Natur entdecken und dabei neue Arten entstehen, bringt mich das immer wieder zum Schmunzeln.

Vielen Dank für die Einblicke.

Anja Emrich Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e. V.

Das Team der Naturwacht: Ingo Höhne, Corinna Zick, Anna Futterer, Helma Kipsch und Karsten Voigt (v. l. n. r.)
Foto: Kerstin Bosse

Mein Lieblingsort im Naturpark

Große alte

Eichen, wassergefüllte Torfstiche und offene Wiesen im Zarth

Mein Name ist Pia. Mittlerweile mache ich schon seit neun Monaten meinen Bundesfreiwilligendienst bei der Naturwacht im Naturpark Nuthe-Nieplitz. In diesen neun Monaten habe ich bei verschiedensten Aufgaben unterstützt und viele Facetten und Orte des Naturparks gesehen. Es gibt so viele verschiedene Gebiete, die sich sehr stark unterscheiden –vom Kiefern Knack über Moorgebiete bis hin zur Heidelandschaft. Wie soll man bei dieser Vielfalt auf 62.300 Hektar Fläche in nur neun Monaten auf einen Ort begrenzen, der sein Lieblingsort ist?

Ein Ort beziehungsweise ein Gebiet, das ich besonders ins Herz geschlossen habe, ist der Zarth. Das erste Mal war ich am vierten Tag meines Bundesfreiwilligendienstes im September mit einer Kollegin Wasserstände messen. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts über das Gebiet. Ich war sehr beeindruckt von dem Erlenbruch, den man sonst nur aus irgendwelchen Naturdokus kennt, den alten, mit Wasser vollgelaufenen Torfstichen und den offenen Wiesen.

Der Weg führt einen mitten durch die unberührte Natur über kleine Bachläufe durch verschiedene Habitate. Von dort aus kann man sehr gut verschiedenste Tiere beobachten und einfach nur die Natur genießen. Besonders ins Auge stechen einem auch die großen alten Eichen in der Naturwaldzelle im Mischwald, die schon mehrere Hundert Jahre alt sind und einen zum Nachdenken bringen, was sie schon alles überstanden haben.

Ein besonders schönes Erlebnis war ein Tag im Januar, an dem ich ebenfalls mit derselben Kollegin Pegel messen war. Es hatte Minusgrade und die Wiesen, die durch den nassen Winter mit Wasser geflutet waren, sowie der Erlenbruch und die Torfteiche waren gefroren. Dazu war alles mit einer dünnen Schneeschicht überzogen. Alles wirkte so ruhig und magisch. Man konnte durch die Spuren im Schnee erkennen, dass beispielsweise Fuchs und Biber hier im Laufe des Tages vorbeigekommen waren.

Für mich ist der Zarth ein sehr schönes Gebiet. Egal zu welcher Jahreszeit oder bei welchem Wetter, ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Pia Kolesnyk Bundesfreiwilligendienst bei der Naturwacht im Naturpark Nuthe-Nieplitz

Winteraufnahme im Naturschutzgebiet Zarth

Foto: Lars Sittig

Steinzeitgeschichte in den Glauer Feldern

Die NaturParkSchule in Blankensee ist seit vielen Jahren fester Partner des NaturParkZentrums im Bereich Umweltbildung. Davon profitieren alle Beteiligten: das Team des NaturParkZentrums, das Lehrerkollegium und vor allem die Schüler der nahe gelegenen Grundschule.

»Ich heiße Felix und weiß, dass die Menschen in der Steinzeit schon Höhlenmalerei gemacht haben.« »Ich bin Maja. In der Jungsteinzeit wurden die Menschen sesshaft und zogen nicht mehr umher.« »Mein Name ist Viola und ich weiß, dass die damals lebenden Menschen Jäger und Sammler genannt werden.«

Ronja Grothe, im Landschafts-Förderverein für die Umweltbildungsangebote verantwortlich, ist sichtlich zufrieden mit den Aussagen der Kinder. Am heutigen Vormittag ist die fünfte Klasse der Grundschule Blankensee zu Gast. Das Thema »Glaziale Zeiten – Steinzeit« ist gesetzt, denn es ergänzt thematisch den landesweiten Lehrplan. Startpunkt und Rück-

zugsort für alle Kinder ist die Grillhütte in den Glauer Feldern, eine gezielte Nachbildung ausgewählter Landschaftsformen und Biotoptypen des Naturparks Nuthe-Nieplitz.

Um den Kindern diesen Naturpark und seine Entstehung näherzubringen, bietet es sich an, den über Jahrtausende dauernden Prozess der Landschaftsgestaltung in einem Experiment nachzustellen. Schon bewegt sich die Gruppe im Gänsemarsch und einer nach dem anderen den steilen Hang auf eine Sanddüne hinauf. Oben angekommen, erhält Ronja Unterstützung von ihrer Kollegin Lisa Hunger. Mithilfe einer gut gefüllten Gießkanne und eines zuvor präparierten Geländemodells simuliert sie, wie sich vor

langer Zeit das Glauer Tal, die Glauer Berge und das Urstromtal des heutigen Naturparks bildeten. Die Kinder sind sichtlich beeindruckt; das praktische Aufzeigen mit Wasser und Sand macht das zuvor betrachtete Modell wesentlich anschaulicher.

Etliche Kinder stellen Nachfragen zum gerade Gesehenen: »Aber muss die Endmoräne eigentlich nicht durchbrochen sein?«, fragt Tommi die beiden Umweltbildnerinnen. »Gute Frage! Nicht unbedingt, denn das hängt ein wenig von dem vorhandenen Größenunterschied der Landschaft ab«, erklärt Ronja den Kindern und erklärt die eine oder andere Feinheit dieser glazialen Landschaftsentstehung. »Im Naturpark gibt es sogar eine echte Düne«, ergänzt Lisa. »Weiß jemand von euch, wo sich diese befindet?«, fragt sie in die Menge. Die Kinder schütteln mehrheitlich den Kopf, keiner hat dazu eine passende Antwort. »Zwischen Luckenwalde und Jüterbog«, löst Lisa die Situation auf. »Das gehört auch noch zum Naturpark?«, stellt Viola sichtlich überrascht fest. Lisa erinnert die Kinder beim Heruntergehen daran, auf dem Trampelpfad zu bleiben, um nicht die in der Sandfläche gebauten Nester der Sandbiene zu zerstören.

Die Schüler ordnen ausgewählte Stationen der Menschheitsentwicklung an einem langen Seil zu. Fotos: Lutz-Wolfram Reiter

Nach einer Spielpause an den in Sichtweite gelegenen Kletterbereichen steht als nächste Einheit das Thema Ernährung an. Dazu teilt sich die Gruppe. Eine Hälfte bleibt in der Hütte und probiert unter anderem selbst aus, wie mit steinzeitlichen Werkzeugen Haferkörner zu Flocken verarbeitet werden. Der andere Teil der Gruppe geht mit Lisa auf die Jagd. Dazu erhalten die Kinder zunächst eine kurze Einführung, wie sie Fährten lesen können und welches Wild hier im Gebiet lebt. Lisa hat dazu geeignete Präparate mitgebracht, die die Kinder

teilweise staunend in der Gruppe weiterreichen. Dabei zeigt es sich, dass viele der Kinder erstaunlich viel zur Jagd und Verarbeitung von Tieren wissen. Selbst Fachbegriffe sind den elfjährigen Kindern durchaus vertraut. Nach der Theorieeinheit geht es dann weiter in die Glauer Felder, um Spuren der erhofften »Beute« zu finden. Und tatsächlich: Die durch das Team der Umweltbildung zuvor im Gelände präparierten Spuren werden von den Kindern alle aufgespürt und gemeinschaftlich besprochen. Die Gruppe hat sichtlich Spaß bei der gestellten Aufgabe.

So vergeht der Vormittag wie im Fluge, denn zwischen den Themenblöcken haben die Kinder genügend Zeit, sich auf den Spielmöglichkeiten der Glauer Felder auszutoben. Anschließend können sie wieder mit voller Aufmerksamkeit den beiden Umweltbildnerinnen zuhören und Wissenswertes zum Thema Glaziale Zeiten aufnehmen.

Die Glauer Felder sind aktiver Bestandteil der Umweltbildung.
Ronja Grothe und Lisa Hunger erklären die Landschaftsentstehung des Nuthe-Urstromtals am Modell und in der Praxis.

Gruppenarbeit in der Natur

Zum Abschluss des Besuchs fasst die Schulleiterin der NaturParkSchule, Franca Rechlin-Gruhl, den Vormittag zusammen: »Wir nutzen diese Angebote sehr gern, denn sie bieten uns Lehrkräften immer wieder neue Einblicke in natur- und umweltpädagogische Inhalte, die den Lehrplan ergänzen. Und die Kinder freuen sich immer schon auf den Besuch hier vor Ort, da ihre älteren Mitschüler davon erzählt haben.«

Ronja Grothe und Lisa Hunger sind mit dem Verlauf der Veranstaltung ebenfalls zufrieden. Beide sind von dem fachlichen Grundwissen der Kinder zum heutigen Thema positiv überrascht. Natürlich gibt es bei so vielen Kindern auch Dinge, die besser hätten laufen können. Dazu tauschen sich die beiden jungen Frauen in der Mittagspause aus und reflektieren das Erlebte, um das umfangreiche Angebot für interessierte Schulen stetig zu verbessern.

Nachmittags, als die Kinder schon längst zu Hause angekommen sind, treffen sich die Lehrkräfte der Grundschule zur Lehrerweiterbildung im NaturParkZentrum. Diesmal ist Anja Emrich, Mitarbeiterin Umweltbildung im Förderverein, die Referentin der Veranstaltung. »Essbare Pflanzen« stehen heute im Mittelpunkt, ein Wunsch der Grundschule. Und so sitzen die sieben Kolleg:innen im Veranstaltungsraum des NaturParkZentrums und hören der Referentin aufmerksam zu. Nach einem kurzen Warm-up geht es auch schon direkt ins Thema. Die Erwartungshaltungen sind groß – die Anwesenden wünschen sich Wissen zu noch unbekannten essbaren Pflanzen, einfache Rezepte und Heilwirkungen einzelner Pflanzen kennenzulernen. Und mit diesen Wünschen sind sie bei der erfahrenen Mitarbeiterin gut aufgehoben. Anja Emrich gibt die inhaltliche Ausgestaltung vor. Fragen wie »Wo informiere ich mich? Wo finde ich geeignete Pflanzen? Welche

Pflanzen nutze ich? Und muss es immer etwas Exotisches sein oder ist es nicht besser, die vorhandenen Pflanzen vor Ort zu nutzen?« leiten die Gespräche der Anwesenden. Und so werden die Lehrkräfte der Grundschule zu Schülern und Studierenden, nutzen zur Verfügung gestellte Bestimmungsbücher und Suchmaschinen, suchen und sammeln bestimmte Pflanzen im Außengelände, halten deren wesentliche Bestimmungsmerkmale skizzenhaft fest und werden dadurch immer vertrauter mit der jeweiligen Pflanze. Das Team ist begeistert bei der Sache. »Die Weiterbildungen hier sind ideal für unseren stressigen Berufsalltag. Der Zeitaufwand ist gering und der Wissenszuwachs bemerkenswert. Wir freuen uns immer auf diese Veranstaltungen. Zudem geht das Team voll und ganz auf unsere Wünsche ein und der direkte Kontakt ist ausgezeichnet«, sind sich alle Lehrkräfte samt Schulleiterin einig.

Zum Abschluss geht es in die Küche des NaturparkZentrums, schließlich soll das kulinarische Erlebnis nicht zu kurz kommen. In kürzester Zeit sind die unterschiedlichen Aufgaben verteilt, jeder findet sich in seiner Rolle. Es wird geschnippelt, gestampft, gerollt und geschlagen. Zwei Kollegen kümmern sich darum, dass die mit Brennnessel verfeinerten Frischkäserollen in schmale Scheiben geschnitten werden und in den Ofen kommen. Die nächste Gruppe bereitet einen Aufstrich vor, andere eine Kräuterbutter. Nebenbei teilen sie Geschichten und Erfahrungen rund um Kräuter, Essen und Küche und festigen unbewusst den Stoff der heutigen Weiterbildung. Die gute Stimmung zeigt, dass das Angebot der Lehrerfortbildung im NaturParkZentrum gut angenommen wird. Anja Emrich ist jedenfalls sehr zufrieden und freut sich über die gute Stimmung.

Lutz-Wolfram Reiter Ö GRAFIK

Fotos: Lutz-Wolfram Reiter
Spuren der Wildtiere lesen und zuordnen

NaturParkSchule Blankensee

NaturParkSchulen sind eine Idee des Verband Deutscher Naturparke e. V.

Die Grundschule Blankensee ist seit 2013 offizielle NaturParkSchule. Damals war sie die Erste in Brandenburg und die Zweite in Deutschland. Alle fünf Jahre wird diese Auszeichnung von externer Seite evaluiert und geprüft, ob die strengen Anforderungen auch weiterhin erfüllt werden. Das aktuell erfolgreiche Konzept stammt aus dem Herbst 2023. Darin wird detailliert beschrieben, welche Module für die sechs Klassenstufen vorgesehen sind und wie diese vor Ort in Partnerschaft mit dem LandschaftsFörderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e. V. umgesetzt werden.

Die Grund- und NaturParkSchule Blankensee ist die einzige Grundschule im Landkreis Teltow-Fläming, die sich inmitten des Naturpark Nuthe-Nieplitz befindet.

Das Thema »Jäger und Sammler in der Steinzeit« wird mithilfe ausgewählter Gegenstände anschaulich besprochen.

Die Grasnelke fühlt sich besonders auf nährstoffarmen Weideflächen im Naturpark Nuthe-Nieplitz wohl

Blühende Landschaften mit Grasnelken

Wertvolle Lebensräume mit der Blume des Jahres 2024 sind attraktive Blickfänge und das Ergebnis von mehr als drei Jahrzehnten naturverträglicher Landnutzung.

Und ein Jubiläum gibt es noch dazu: 20 Jahre sind vergangen, seit 2004 – nach zwölf Jahren Projektdurchführung – das Naturschutzgroßprojekt in der NutheNieplitz-Niederung erfolgreich abgeschlossen wurde. Mit 15 Mio. Euro Fördermitteln hatte der Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e. V. als Projektträger bis zu diesem Zeitpunkt rund 3.000 Hektar Flächen erworben. Für das 6.000 Hektar umfassende Kerngebiet wurde ein Pflege- und Entwicklungsplan (PEPL) erarbeitet. Dieser Plan war dann die Grundlage für rund 100 Einzelmaßnahmen für die zielgerichtete Entwicklung von Lebensräumen. Der Landschafts-

wasserhaushalt wurde optimiert und der unverbaute Charakter der Landschaft durch Rückbau von Gebäuden und Flächenentsiegelung wiederhergestellt. Naturnaher Wald, Streuobstwiesen, Feldhecken, Gehölzinseln oder Alleen bereichern jetzt wieder das Gebiet. Durch naturverträgliche Landnutzung soll eine strukturreiche Kulturlandschaft geschaffen und erhalten werden. Vielfältige Lebensräume, die eine hohe Artenvielfalt ermöglichen, sind das Ziel.

Ackerflächen wurden über viele Jahrzehnte sehr intensiv landwirtschaftlich bewirtschaftet, mit der Maßgabe, stand-

ortunabhängig höchste Erträge zu erzielen. Auch Moorstandorte wurden dafür »trockengelegt«. Die eigens dafür gebauten Pumpwerke haben wir zurückgebaut und natürliche Verhältnisse wiederhergestellt. Am eindrucksvollsten ist das vom Beobachtungsturm am Pfefferfließ bei Stangenhagen zu sehen. Kaum vorstellbar, aber die dort entstandenen, mehr als 200 Hektar Wasserflächen waren bis 1990 landwirtschaftlich intensiv genutztes Grünland und Acker.

Aber auch die umgekehrte Form war im Gebiet gängige Bewirtschaftungsform. Denn auch die für unsere Region typischen

Fotos: Peter Koch

trockenen, sehr sandigen Böden mussten landwirtschaftliche hohe Erträge liefern. Das ging natürlich nicht ohne Bewässerung und erheblichen Düngereinsatz. Weder ökonomisch noch ökologisch ist das sinnvoll. Diese ertragsschwachen Standorte sind wegen des geringen Aufwuchses naturverträglich nur mit sehr genügsamen Weidetieren nutzbar. In unserem PEPL ist deshalb für diese Flächen überwiegend standortangepasste Nutzung durch Schafbeweidung vorgesehen. Bis zum Ende der 1990er-Jahre konnte dies weitgehend so realisiert werden. Es gab mehrere Berufsschäfer im Gebiet für die Pflege dieser Flächen. Der Rückgang der Schafbestände konnte allerdings auch in der Nuthe-NieplitzNiederung nicht verhindert werden. Die Schäferei Ritter & Köhler GbR ist heute einziger Schafhalter im Gebiet.

Die Genügsamkeit, der Verbiss und der »goldene Tritt« sind Eigenschaften der Schafe, die mit anderen Weidetieren kaum vergleichbar zu ersetzen sind. So finden wir heute genau auf diesen Standorten großflächige Grasnelkenbestände, die ihresgleichen suchen.

Wie ist das zu erklären? Was ist das Besondere an der Blume des Jahres? Und warum hat man genau diese Art dafür ausgewählt? Der Bestand breitet sich aus und scheint nicht gefährdet? Das sind Fragen, die die beiden Botaniker

Prof. Dr. Rüdiger Prasse und Ralf Schwarz beantworten können.

Die Verbreitung der Blume des Jahres ist das Ergebnis der Landnutzung durch den Menschen. »Wenn man so will, sind Grasnelkenfluren ein menschliches Kulturgut.« Davon ist Prof. Dr. Rüdiger Prasse überzeugt. »Wir finden Grasnelken in der Regel zusammen mit dem RauhblattSchwingel in der Heidenelken-Grasnelkenflur. Diese Pflanzengesellschaft gehört zu den Trockenrasen. Und mit der Bezeichnung ›Rasen‹ wird schon der Unterschied zur ›Wiese‹ deutlich. Nur bei häufiger Nutzung – mehrmals jährlich – entwickeln sich die typischen artenreichen Lebensräume mit der so charakteristischen niedrigwachsenden Vegetation. Werden die niedrigwüchsigen Pflanzen von höher wachsenden Gräsern überwachsen, fehlt ihnen das Licht und sie verschwinden allmählich.«

Die großflächige Nutzung ehemaliger Sandäcker mit Weidetieren in der NutheNieplitz-Niederung ist eine Besonderheit in Brandenburg und darüber hinaus. Im Naturpark Nuthe-Nieplitz sind damit Grasnelkenfluren entstanden, die in ihrer Ausdehnung zu den größten zusammenhängenden Vorkommen dieser Pflanzengesellschaft in Brandenburg zählen. Ralf Schwarz ist in Sachen Vegetation seit vielen Jahren in ganz Brandenburg tätig und weiß: »In Deutschland und Europa

ist die Grasnelke in ihrem Bestand gefährdet. Deshalb sind Grasnelkenfluren gesetzlich geschützte Biotope. Und weil Brandenburg weltweiter Verbreitungsschwerpunkt dieser Art ist, tragen wir besondere Verantwortung für die Erhaltung dieser Lebensräume. Deshalb wird in unserer Region Nuthe-Nieplitz eifrig dazu geforscht und es gibt beispielsweise Diplomarbeiten und Dissertationen zu diesem Thema.«

Zudem haben sich auf vielen regelmäßig gemähten Flächen, wie kommunalen Grünflächen oder Straßenrändern, geschützte Biotope entwickelt. Diese gilt es in ihrem Bestand zu erhalten. Für das gleichwertige Nebeneinander mit Wiesen oder Hochstaudenfluren braucht es das Wissen um die Besonderheiten und Zusammenhänge unserer heimischen Pflanzen- und Tierwelt und Augenmaß bei der Flächenpflege. Prof. Dr. Rüdiger Prasse und Ralf Schwarz beraten gern in diesem Sinn und für die Blume des Jahres.

Peter Koch Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e. V.

Distelfalter bevorzugen Habitate, in denen die Grasnelke wächst.
Ralf Schwarz (l.) und Prof. Rüdiger Prasse (r.) beim gemeinsamen Bestimmen von Pflanzenarten auf der Streuobstwiesen am Blankensee

Fledermäuse sind klasse

Das Junior-Ranger-Programm des Naturparks Nuthe-Nieplitz existiert seit 14 Jahren. Die Mitarbeiter der Naturwacht nutzen dieses Format, um interessierte Kinder im Alter von sechs bis 18 Jahren auf die Natur neugierig zu machen. Die lange Warteliste für die zwei achtköpfigen Gruppen zeigt, wie beliebt dieser Bestandteil der Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Naturpark-Region ist. Land in Sicht begleitete die Junior Ranger bei ihrem monatlichen Treffen.

Es gießt wie aus Kübeln. Schon seit Stunden. Ob das Treffen der Junior Ranger heute stattfindet, ist nicht sicher. Kommt überhaupt ein Kind an einem Regentag und dann noch am Samstagmorgen um 10 Uhr freiwillig, um sich für den Naturpark zu engagieren?

Aber die Sorge ist unbegründet. Kurz vor dem Beginn treffen die ersten Kinder ein. Sie tragen gelbe Friesennerze, Matsch-

Bei der Kontrolle der Fledermauskästen

hosen und Gummistiefel. Auch Anna Futterer vom Ranger-Team der Naturwacht ist schon da. Sie leitet die Junior-RangerGruppe.

Die Kinder sammeln sich im Besprechungsraum der Naturparkverwaltung in Dobbrikow. Immer mehr Kinder kommen mit ihren Eltern. Auch Helma Kipsch ist dabei. Als Mitglied des Ranger-Teams betreut sie die andere der zwei JuniorRanger-Gruppen im Naturpark. Sie ist heute als »Expertin« dabei. Denn es geht um Fledermäuse im Naturpark. Das haben sich die Kinder gewünscht. Schon vor wenigen Wochen haben sie dafür in Zweierteams Fledermauskästen aus Holz gebaut und individuell bemalt. Zum heutigen Treffen steht die Kontrolle der vorhandenen Kästen am nahegelegenen Dobbrikower Weinberg an.

Nach einer kurzen Begrüßung bekommen die Kinder von ihren Betreuerinnen ein kleines Faltblatt. Darauf sind alle 25 Fledermausarten, die in Deutschland vorkommen, als Bilder und mit kurzen Informationen abgebildet. Die achtjährige Thea blättert durch das Faltblatt und prüft, welche Fledermausarten sie schon kennt. Jedes Kind bekommt auch eine weitere Broschüre. Darin stehen Fragen, Fakten und Tipps zum Thema Fledermaus.

Dann geht es hinaus. Es regnet nicht mehr. Auf den Straßen und Wegen stehen große Pfützen. Die Kinder schlürfen mit ihren Gummistiefeln durch das teilweise knöcheltiefe Wasser. Statt dunkler Regenwolken am Himmel scheint nun die Sonne. Der Weg führt zum Sportplatz im Dorf. Dort angekommen, lernen die Junior Ranger etwas über die Ernährung von Fledermäusen. Helma hat dazu ein Spiel mitgebracht. Auf den Karten sind unterschiedliche Tiere abgebildet. Die Kinder suchen diejenigen Karten, auf denen Tiere abgebildet sind, die Fledermäusen als Nahrung dienen. Das funktioniert schon ganz gut. Die Gruppe wählt alle Karten aus und bespricht dann das Ergebnis. Zwei der Karten sind eine kleine Überraschung. Denn darauf sind Raupen und Käfer abgebildet, die keines der Kinder sofort als mögliche Nahrung von Fledermäusen nennen würde.

Als nächstes geht es zum Dobbrikower Weinberg. Auf dem Weg liegt ein Schullandheim. Helma erzählt den Kindern, dass es in dem Gebäude ein besonderes Zimmer gibt, in dem die Fledermäuse sehr deutlich zu hören sind. Denn die Fledermäuse nutzen den Dachboden neben dem Zimmer als Wochenstube. Die Fledermäuse sind vor allem nachts zu hören. Das Übernachten in diesem

Die Junior Ranger haben eigene Fledermauskästen gebaut.

Fledermaus-Zimmer ist eine Art Mutprobe für Kinder und Lehrer geworden.

Die Gruppe biegt in den Kiefernwald ein. Nun geht es steil den Hang hinauf. Aufgrund der Glätte ist dies nicht so ganz einfach, nicht auszurutschen. Aber die Kinder bewältigen diese Aufgabe ohne Probleme. Nach 20 Metern bleibt die Gruppe auf einer Lichtung stehen. In vier Metern Höhe hängen fünf Fledermauskästen an den Bäumen. Auf jedem Kasten steht eine Zahl. Zwei Kästen sind rund wie ein Zylinder, die anderen flach wie ein Schuhkarton. Linus und Theo, zwei der beiden Junior Ranger, erklären, warum die Kästen im Kreis angeordnet sind. »Wenn die Sonne auf einen der Kästen scheint, wird es drinnen sehr warm. Dann flüchten die Fledermäuse in einen anderen Kasten. So müssen die Tiere nicht so weit fliegen«, glänzen die beiden Jungs mit ihrem Fachwissen.

Helma holt eine Taschenlampe aus ihrer Tasche. Sie schaut von unten in den Einflugschlitz eines jeden Fledermauskastens. Das Licht der Taschenlampe hilft ihr zu sehen, ob der Kasten besetzt ist. Heute ist nur eine Fledermaus anzutreffen. Nur eine Zwergfledermaus hat sich in einen der Kästen zurückgezogen. Jetzt schauen auch die Kinder in den

Fledermauskasten. Angestrengt blicken sie nach oben, um das kaum Streichholzschachtel große Tier zu erkennen.

Helma ist ein wenig enttäuscht. Vor ein paar Tagen, bei der letzten Kontrolle, hatte sie viele Tiere gezählt. »So ist das leider. Die Tiere bestimmen, wo und wann sie sind.« Helma wird diesen Tag trotzdem in die Datenbank der Fledermausquartiere eintragen. Jeder Kasten hat eine Nummer. So kann man nachsehen, welche Fledermausarten hier im Kiefernwald am Dobbrikower Weinberg leben.

Die Kinder sind in der Zwischenzeit mit Essen beschäftigt, denn es geht langsam auf Mittag zu. So sitzt die kleine Gruppe auf dem etwas feuchten Waldboden und beobachtet dabei Tiere und Pflanzen. Dabei gibt es Rückfragen an die beiden Erwachsenen. »Warum hat das Braune Langohr denn so lange Ohren?«, »Wozu braucht denn die Fledermaus noch Augen?« oder »Wie fängt denn die Fledermaus ihre Beute?«. Die Kinder beantworten sich gegenseitig die Fragen. Die beiden Rangerinnen helfen dabei, so gut sie können. Die Kinder hören zu und sind mit den Antworten zufrieden.

Zum Abschluss gibt es noch ein kleines Spiel. Alle Kinder stellen sich in einem Kreis auf. In der Mitte stehen zwei Kinder. Ein Kind ist eine Fledermaus und jagt. Dabei versucht es, mit verbundenen Augen seine Beute zu finden, indem es in die Hände klatscht. Das andere Kind antwortet auf das Klatschen. Die beiden Kinder können sich im ganzen Kreis bewegen. Das Spiel ist zu Ende, wenn die Fledermaus ihre Beute nicht nur gehört, sondern auch berührt hat.

Nach einigen Spielrunden ist es dann Zeit, wieder zurück zur Naturparkverwaltung zu geben. Dort warten schon die Eltern, die sie abholen. Aber bevor die Kinder nach Hause fahren, zeigen sie stolz ihre selbst gebauten Fledermauskästen aus Holz. Diese werden bei einem der nächsten Treffen aufgehängt.

Die drei Stunden am Samstagvormittag sind schnell vorbei. Für die Junior Ranger ist es eine willkommene Abwechslung. Die beiden Betreuerinnen sind zufrieden. In wenigen Tagen beginnen die Schulferien in Brandenburg. Viele der Kinder fahren mit ihren Eltern in den Urlaub. Vielleicht treffen sie dabei auf Fledermäuse.

Lutz-Wolfram Reiter Ö GRAFIK

Fotos: Lutz-Wolfram Reiter

Eine Baumaßnahme als Entwicklungshilfe für die Nuthe

Die Nuthe ist arm an natürlichen Gewässerstrukturen.

Das Landesamt für Umwelt hat Fischunterstände, Strömungslenker und Kies zur Erhöhung der Strukturvielfalt eingebaut und Ufer naturnah bepflanzt.

Bei Niedrigwasser sind die Strömungslenker und der sie umgebende Kies gut sichtbar.

Foto: Antje Strelow, Landesamt für Umwelt Brandenburg

Der Schwarm kleiner Fische ist bei Sonnenschein vor dem hellen Untergrund aus Kies gut zu erkennen. Doch sobald der Schatten des Beobachters auf das Wasser fällt, huschen sie unter die Stämme und in die vielen Hohlräume zwischen den Ästen, die neben dem Kies in das Gewässer ragen. Die Jungfische finden hier und an insgesamt zweiunddreißig Stellen in der Nuthe neue Habitatstrukturen, die im Auftrag des Landesamtes für Umwelt im Frühjahr 2023 eingebaut wurden. Siebenundzwanzig davon befinden sich im Naturpark Nuthe-Nieplitz.

Durch die aus Holz und Kies bestehenden Einbauten soll die Qualität des Gewässers als Lebensraum für Fische und Kleinorganismen verbessert werden. Außerdem wurden 668 Gehölze am Ufer gepflanzt. Mit den Maßnahmen werden Pappelfällungen kompensiert und Beiträge zur Erreichung der Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie geleistet.

Die Arbeiten erfolgten auf landeseigenen Grundstücken in denjenigen NutheAbschnitten, auf denen im Winter 2020/21 an überalterten Pappeln Fäll- und Schnittarbeiten durchgeführt wurden. Diese waren erforderlich, um Gefahren durch umstürzende Bäume und herabfallende Äste abzuwenden. Für die Struktureinbauten wurde die vergleichsweise gute Baufreiheit genutzt, bevor die Neubepflanzung der Ufer mit standortgerechten Bäumen und Sträuchern im Herbst 2023 erfolgt ist.

Zwischen Jütchendorf und Kleinbeuthen wurden am Südufer der Nuthe auf 2.140 Metern Gewässerlänge elf Fischunterstände aus Stämmen, Ästen und

Reisig eingebaut. Zusätzlich wurden auf die Gewässersohle fünf Flügelbuhnen gelegt. Dies sind V-förmig angeordnete Stämme, zwischen die Kies gefüllt wurde. Anschließend erfolgte die Bepflanzung des Südufers.

Nordwestlich von Trebbin, zwischen dem Schöpfwerk Glau und der Einmündung des Großbeerener Grabens, sind ebenfalls am Südufer auf 1.040 Metern Gewässerlänge elf Buhnenstummel aus Ästen und Stämmen auf einem Reisigbett errichtet worden. An den Buhnenköpfen wurde Kies eingebracht. Auch hier ist das Südufer zur Beschattung des Wassers bepflanzt worden.

Die eingebauten Strukturelemente sind vom Land aus nur bei Trockenheit zu sehen, denn sie ragen nicht über den mittleren Niedrigwasserspiegel hinaus. Die sich kräuselnde Strömung wird dem aufmerksamen Betrachter jedoch auch bei mittleren Abflüssen verraten, wo sich kleinräumig die Fließgeschwindigkeiten infolge der Einbauten geändert haben. Die verschiedenen Strukturelemente dienen den Fischen nicht nur als Schutz vor Fressfeinden und als Ruheplatz, sondern verfügen aufgrund der verbauten unterschiedlich starken Hölzer über eine große, hohlraumreiche Oberfläche. Diese ist ökologisch wertvoll, da sie von einer Vielzahl winziger Lebewesen besiedelt werden kann. Die lagestabil eingebauten Elemente erzeugen kleinräumig eine erhöhte Strömungsdiversität bei Niedrig- und Mittelwasserabflüssen in der ansonsten gleichförmig strömenden Nuthe. Hierdurch sollen im Bereich der strukturarmen Gewässersohle leichte Kolkbildungen und eine unterschiedliche Fraktionierung des Sohlensubstrates entstehen, was durch die Zugabe von Kies unterstützt wurde. So entsteht ein kleinräumiges Mosaik. Dieses bietet Wasserorganismen mit verschiedenen Ansprüchen Lebensraum, dient als Laichmöglichkeit

Der vormontierte Fischunterstand wird in der ausgehobenen Böschung platziert. Die langen Stammenden werden anschließend mit Boden überdeckt, dessen Last das Aufschwimmen des Holzes verhindert. Das vordere Drittel ragt in das Gewässer und bildet den Fischunterstand.

Foto: Antje Strelow, Landesamt für Umwelt Brandenburg

und ist naturnäher als die bisher weitgehend gleichförmige Sohle.

Vor Baubeginn waren aufwendige Vorbereitungen erforderlich: Alle Einbauorte sowie die Pflanzflächen wurden vom Kampfmittelbeseitigungsdienst sondiert. Hierbei wurde neben einer vier Kilogramm schweren Stabbrandbombe vor allem Autoschrott gefunden, darunter einundzwanzig illegal entsorgte, noch mit Sprengstoff gefüllte Airbags und Kennzeichen

gestohlener Wagen. Die Bauarbeiten wurden begleitet durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum, da an der Nuthe Siedlungen der Ur- und Frühgeschichte sowie des slawischen Mittelalters und auch Rast- und Werkplätze der Steinzeit bekannt sind.

Antje Strelow Landesamt für Umwelt Brandenburg

Orchideenreichtum dank 25 Jahren Vertragsnaturschutz

Das rund 262 Hektar große Naturschutzgebiet Zarth liegt östlich des Stadtkerns von Treuenbrietzen. Der Name leitet sich aus dem Slawischen »tschert« ab, was so viel wie »Teufel« bedeutet. Im Volksmund ist das Gebiet daher als Teufelswald bekannt. Im Rahmen des Vertragsnaturschutzes kümmert sich der Landwirt Andreas Päpke seit dem Jahr 2000 um das Gebiet.

Ein Förderinstrument für die Nutzung ertragsschwacher Standorte ist der Vertragsnaturschutz. »Die wilde Seite der Natur ist im Quellmoorgebiet bei der Mahd der von Wäldern eingeschlossenen Wiesen immer noch deutlich zu spüren«, berichtet der Treuenbrietzener Landwirt. »Früher fuhren die Leute nur dann mit

Pferdefuhrwerken in den Zarth, wenn die Wiesen zugänglich waren. So entstand der Artenreichtum durch kleinteilige Nutzung.«

Die erhaltenen Fließe, die urigen Moorund Eichenwälder, die Feuchtwiesen und die dort vorkommenden seltenen Tiere und Pflanzen wie Teufelsabbiss,

Mopsfledermaus und zahlreiche Vogelarten machen den Zarth zu einem der wertvollsten europäischen Schutzgebiete im Naturpark Nuthe-Nieplitz.

Das Vogelschutzkomitee e. V. als Eigentümer hat vor Jahren mithilfe einer Projektförderung Moorschutzelemente,

Breitblättrigem Knabenkraut

Foto: Wolfgang Linder

Die Vielfalt des Zarth ist zu jeder Jahreszeit auf dem Wanderweg zu erleben.

Wegebrücken und Wendeflächen für die Wiesenmahd im Gebiet errichtet. Im Rahmen des Vertragsnaturschutzes können nun auch Naturschutzauflagen wie Moorbewirtschaftung, unterschiedliche Mahdtermine, Säume für Schmetterlinge, späte Mahd bei Kranichbruten oder frühe Mahd zur Schilfverdrängung honoriert werden.

Andreas Päpke kennt die Herausforderungen der Bewirtschaftung: Umstürzende Bäume, überflutete Wege, zu nasses Mahdgut oder Wildschweinschäden prägen die Arbeit auch in trockenen Jahren. Nicht immer gelingt es, alle Wiesen wie in der freien Landschaft zu räumen. Daher ist viel Kreativität im Sinne einer kostendeckenden Förderung bei Verwaltung und Nutzern gefragt.

Der Aufwand lohnt sich aber und zeigt die Wirksamkeit der arbeits- und kostenintensiven Wiesenpflege. Zählungen der Naturwacht und Botaniker beim Breitblättrigen Knabenkrautes ergaben beispielsweise einen Anstieg von anfänglich wenigen hundert auf rund 15.000 Exemplare. Deshalb wollen Naturparkverwaltung und der Landnutzer die Feuchtwiesen auch in Zukunft pflegen.

Naturpark Nuthe-Nieplitz

Traktormahd auf den feuchten Flächen
Foto: Katrin Greiser
Der Schlangenknöterich ist im Zarth ebenfalls anzutreffen.
Foto: Ursula Kupper
Die wilde und schöne Seite des Zarth sieht man in dessen alten Eichenwäldern.
Foto: Katrin Greiser

Wolfsmilchgewächse sind extrem trockenverträglich und oft im Wildnisgebiet anzutreffen.

Kräuterwanderung im Wildnisgebiet

Das Wildnisgebiet Jüterbog ist seit Beginn ein tragender Bestandteil des Naturparks Nuthe-Nieplitz. Über das Jahr hinweg bietet die Wildnisstiftung vor Ort geführte

Themen-Wanderungen an. Das LiS-Redaktionsteam nutzte im Frühjahr die Gelegenheit, das Gebiet besser kennenzulernen.

Felgentreu, 9:15 Uhr – ganz schön früh für einen Sonntag! Aber ich bin nicht der Einzige hier auf dem Wanderparkplatz Felgentreu unweit der Kreisstadt Luckenwalde. Mit mir warten acht Interessierte samt unserer heutigen Wanderführerin auf zwei Nachzügler aus Berlin, die mit Bahn und Fahrrad anreisen wollten. Nun nutzen sie für das letzte Stück ein Taxi, um pünktlich zu sein.

Nun gut, wir sind vollzählig – schon geht es zu Fuß los. Unser Ziel ist die Kräuterwelt entlang des Wegenetzes PechüleFrankenfelde im Wildnisgebiet Jüterbog, mit rund 7.200 Hektar das größte Wildnisgebiet der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg. Entstanden ist es nach dem Abzug des Militärs. Über 150 Jahre nutzten unterschiedliche Streitkräfte die südliche Spitze des heutigen Naturpark Nuthe-Nieplitz. Aufgrund der enormen Belastung mit Kampfmitteln wurde aus der einst intensiv genutzten Fläche

ein Schutzgebiet. Jegliche anderweitige Nutzung ist aufgrund der immensen Kosten für die vollständige Munitionsräumung unrealistisch. Im Laufe der Jahre hat sich das Gebiet zu einem wichtigen Bestandteil des ökologischen Korridors Brandenburg entwickelt. Wichtige, für die Artenvielfalt relevante Wildtiere und -pflanzen nutzen diesen Lebensraum auf ihrem Weg durch Europa.

Meine heutigen Wanderfreunde und ich hören aufmerksam zu, als Anja Emrich –unser Guide – über die Geschichte des Wildnisgebiets und dessen Nutzen für uns Menschen erzählt. Und darüber, dass die Stiftung auch ein wichtiger Akteur des gesamten Naturparks ist. Plötzlich unterbricht sie ihre Erzählung, bückt sich und zeigt mit ihrer Hand auf ein eher unscheinbares, langstängeliges Kraut am Wegesrand. »Wer weiß, was das ist?«, fragt sie in die Runde. Erste vorsichtige Vermutungen werden geflüstert, keiner

möchte gleich zum Anfang etwas Falsches sagen oder sich hervortun. »Na, das ist relativ einfach!«, löst Emrich die Spekulationen auf, nimmt ein Stück des Krautes und wirft es gegen ihre Hose. »Die Pflanze bleibt einfach kleben«, kommentiert sie das Geschehen. »Es ist das KlettenLabkraut, auch Klebkraut genannt. Die Pflanze hat ganz viele kleine Widerhaken, daher klebt diese an unserer Kleidung oder am Fell der Tiere.« Früher, so unsere Wanderleiterin, nutzten Menschen das Kraut zur Herstellung von Käse. Denn die darin enthaltenen Enzyme sorgten für die notwendige Gerinnung der Milch. Die Rezepturen gingen aber im Laufe der Jahrhunderte verloren.

Jetzt, wo wir unsere Blicke für Kräuter geschärft haben, zeigt uns Anja Emrich eine weitere Pflanze. Diesmal sind es große, gefiederte Blätter mit gelber Blüte. Diese Pflanze ist weitaus bekannter innerhalb der Gruppe, denn schon ist der Name

Fotos: Lutz-Wolfram Reiter
Gemeinsam bestimmt die Wandergruppe einzelne Wildkräuter am Wegesrand.

Wildnisgebiet Jüterbog

• 7.200 Hektar groß

• Vier Fünftel der Fläche ohne menschliche

Eingriffe

• FFH- und SPA-Gebiet

• 30 km Wanderwegenetz

• Geführte Wanderungen und Veranstaltungen

www.wildnisstiftung.de

»Schöllkraut« zu hören. »Richtig«, freut sich unsere Kräuterexpertin, »es ist übrigens ein sehr gutes Warzenmittel.« Und schon zupft sie sich ein Blatt ab, zeigt uns den austretenden gelben Saft und tupft sich diesen auf eine kleine Warze auf ihrem Handrücken. »Gut eintrocknen lassen, und am besten in der Früh die Pflanze nutzen, da ist der Wirkstoff am effektivsten«, erklärt sie den Umstehenden. Aber Schöllkraut verrät uns auch etwas über den Wasserhaushalt des Bodens. Denn die Pflanze ist ein ausgesprochener Feuchtigkeitsanzeiger.

In der Zwischenzeit sind wir schon ein ganzes Stück in das Wildnisgebiet vorgedrungen, immer schön auf den als Wanderweg markierten Pfaden und Wegen. Auf einer Lichtung machen wir kurz halt. Vor uns eine umzäunte Grünfläche, daneben ein Hinweisschild zur Schafhaltung. Schafe sind immer noch das Mittel der Wahl, wenn es darum geht, Flächen frei

von Gebüsch und dauerhaft offenzuhalten. Denn das Wildnisgebiet zeigt uns Menschen auf, wie schnell freie Flächen zuwachsen können. Im Prinzip ist das auch gut so, doch wir leben in einer jahrhundertealten Kulturlandschaft mit einer entsprechend darauf spezialisierten Artenwelt. Wollen wir diese Arten dauerhaft erhalten, müssen die dazu notwendigen offenen und bewirtschafteten Flächen vorhanden sein. Schafe sind zurzeit die besten »Rasenmäher« und sorgen mit ihrem dichten Pelz und ihrem Kot für die Verbreitung des Saatguts gefährdeter Pflanzen. Im Wildnisgebiet erfolgt die Schafbeweidung nur in den Randbereichen.

Dazu passend trägt die Gruppe die Frage nach dem Wolf an unsere Führerin heran. Wo manche Menschen unruhig werden, bleibt sie gelassen. »Ja, der Wolf ist auch hier im Naturpark ein Thema. Aktuell ist ein Rudel hier auf der Fläche ansässig. Sie halten sich meist in dem großen Schutzgebiet auf; gibt es doch mit Schwarz- und Rehwild ausreichend Nahrung für sie.« Und als wäre es geplant, stoßen wir auf unserem Wanderweg auf Wolfslosung. Lehrbuchhaft liegt diese auf der höchsten Stelle des Weges, ist allerdings schon einige Tage alt. Deutlich erkennbar sind die Knochenreste und Haare von Rehwild. Eine Woche zuvor gab es diese Losung nicht, wie mir eine ortsansässige Teilnehmerin glaubhaft versichert. Zumal wir auf der weiteren Wanderung wiederholt auf unterschiedlich frische Kotspuren des Wolfes treffen. Hier wurde also kräftig das eigene Revier markiert, denn die Tiere nutzen die vorhandenen Wege für sich.

Auf der weiteren Wanderung werden wir dank des Wissens und der damit verbundenen Geschichten von Anja Emrich mit weiteren Wildkräutern und Baumpilzen vertraut, erfahren, was es mit dem Begriff »Waldbaden« auf sich hat und

wissen über die Waldbrandgefahren im Gebiet. Denn diese kommen nicht von ungefähr. Ein achtlos weggeworfener Zigarettenstummel oder ähnliches reichen bei hohen Temperaturen und Trockenheit aus, diese Fläche in Brand zu setzen. Und als würde es wieder inszeniert sein, entdecken wir Teilnehmer dieser kurzweiligen Wanderung drei Kippen und allerhand Glasscherben im Sand zwischen den Pflanzen.

Am Ausgangspunkt der Wanderung zurückgekehrt, dürfen alle von den noch warmen Brennnessel-Hefeschnecken probieren, die Anja Emrich als kulinarischen Abschluss vor Wanderbeginn noch rasch gebacken hatte.

Lutz-Wolfram Reiter Ö GRAFIK

Ehemalige Waldbrandfläche

Selbstgebackene Kräuterschnecken zum Abschluss

Neue Tiere im Wildnisgebiet Jüterbog

Das Wildnisgebiet Jüterbog im Süden des Naturparks ist beliebt bei Mensch und Tier. Das zeigt sich unter anderem an den neuen tierischen Bewohnern des Gebiets, die sich dort seit dem vergangenen Jahr wohlfühlen. Diese für Deutschland und Brandenburg seltenen Tiere geben Hoffnung und zeigen, wie wichtig der Erhalt und die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume für das Überleben und die Anpassung von Tieren und Pflanzen an den Klimawandel sind. Wildnisgebiete als große unzerschnittene und ungestörte Lebensräume leisten hier einen entscheidenden Beitrag.

Nach über 200 Jahren ist auch die Wildkatze nach Brandenburg zurückgekehrt.
Foto: Dr. Tilo Geisel, Gehegeaufnahme

Auf leisen Pfoten

Wieso in die Ferne schweifen? Wilde Raubkatzen gibt es nicht nur in Afrika, sondern mit der Europäischen Wildkatze (Felis silvestris) seit dem vergangenen Jahr nun wieder in Brandenburg. Die wilden Verwandten unserer »Stubentiger« haben es geschafft, sich erneut dort anzusiedeln, wo sie zuvor 200 Jahre ausgestorben waren. Schon seit einigen Jahren galt der Fläming sowie das große Wildnisgebiet Jüterbog mit seinen abwechslungsreichen Wäldern, die sich über einen langen Zeitraum naturnah mit viel Totholzanteil entwickeln durften, als WildkatzenErwartungsgebiet. Nun gelang der Nachweis der Wiederbesiedlung durch die scheue Samtpfote mithilfe von Lockstäben aus Holz, die mit Baldrian präpariert und in der Nähe von Wildtierkameras aufgestellt wurden. Angezogen durch den Geruch des Baldrians rieben die Katzen sich an den Stöcken und hinterließen mit ihren Fellresten eindeutiges genetisches Material. So wurden gleich drei weibliche Tiere nachgewiesen. Da durch die Fotofallen zudem ein männlicher Kater im Gebiet gesichtet wurde, besteht die Hoffnung, dass sich die Wildkatzen dauerhaft im Wildnisgebiet ansiedeln und Familien gründen.

Mit zarten Schwingen

Still und leise hat ein weiteres seltenes Tier von faszinierender Schönheit den Naturpark erreicht. Im August 2023 konnten in den Wildnisgebieten Jüterbog und Heidehof erstmals Segelfalter (Iphiclides podalirius) beobachtet werden. Der seltene Schmetterling liebt sonnige und warme Lebensräume und hat sein Verbreitungsgebiet in Südeuropa und Asien. Früher war er im Süden Deutschlands häufiger anzutreffen, heute gilt er hierzulande vielerorts als vom Aussterben bedroht.

Der Segelfalter hat den Weg aus dem Süden bis in den Naturpark gefunden

Foto: Stiftung Naturlandschaften Brandenburg – Die Wildnisstiftung

Wie andere wärmeliebende Arten –beispielsweise die Gottesanbeterin (Mantis religiosa) – wurde der Falter in den vergangenen Jahren vermehrt in Brandenburg gesichtet.

Auf schmalem Fuß

Zwei besondere kleine Schneckenarten sind bei Forschungsarbeiten zum Moorschutz ebenfalls im Wildnisgebiet neu entdeckt worden. Zum einen handelt es sich um die Bauchige Windelschnecke (Vertigo moulinsiana), die stark gefährdet und in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet vom Aussterben bedroht ist. Da sie in kleinen isolierten Populationen vorkommt, wird vermutet, dass sie ein Relikt der letzten nacheiszeitlichen Warmzeit –rund 7200 bis 3800 vor Christus – sein könnte. Ebenfalls wurde ihre gefährdete Verwandte, die Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior), im Gebiet nachgewiesen.

Anika Niebrügge Stiftung Naturlandschaften Brandenburg – Die Wildnisstiftung

Wer den Lebensraum dieser faszinierenden Tiere kennenlernen möchte, ist herzlich eingeladen, das Wildnisgebiet Jüterbog bei geführten Exkursionen zu entdecken oder das 30 km lange Wanderwegenetz mit Rund- und Verbindungswegen ab Luckenwalde, Pechüle, Felgentreu oder Frankenförde auf eigene Faust zu erkunden. Alle Veranstaltungstipps und Wanderwege sind auf der Website der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg – Die Wildnisstiftung veröffentlicht:

www.wildnisstiftung.de/ besuchen-erleben/

EMB-Spende für den Naturpark

Frischen Wind für die Umweltbildung bringt eine Unternehmensspende in den Naturpark Nuthe-Nieplitz. Mit 14.500 Euro fördern die EMB Energie Brandenburg GmbH und ihre Kund:innen neue Ausstellungselemente für das NaturParkZentrum am Wildgehege Glauer Tal und Informationen für Wandernde im Wildnisgebiet Jüterbog.

Dieser Betrag, der über das Preisangebot »EMB Natur« gesammelt wird, unterstützt gemeinsam mit der Wildnisstiftung jährlich alternierend Projekte in den beiden Naturparken Nuthe-Nieplitz und Uckermärkische Seen.

Dank der aktuellen Spende können Umweltbildungsangebote im NaturParkZentrum am Wildgehege Glauer Tal sowie im Wildnisgebiet Jüterbog realisiert werden. Schulklassen der Region, Besucher:innen des NaturparkZentrums und des Wildnisgebietes profitieren von neuen Infotafeln, Ausstellungsangeboten und Publikationen wie beispielsweise einem neuen Wanderfaltblatt.

Im Rahmen der Spendenpartnerschaft konnten seit November 2001 bislang schon über 260.000 Euro für die beiden Naturparke zur Verfügung gestellt werden. Die Spenden ermöglichten vor allem

den Kauf ökologisch wertvoller Flächen sowie die Umsetzung von Umweltbildungsprojekten in den beiden Regionen.

Anika Niebrügge Stiftung Naturlandschaften Brandenburg – Die Wildnisstiftung

Jetzt mitmachen und Wildnis schützen:

www.wildnisstiftung.de

Spendenübergabe am NaturParkZentrum. V. l. n. r.: Jörg Götting, Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e. V.; Jochen-Christian Werner, EMB Energie Brandenburg GmbH; Anika Niebrügge, Stiftung Naturlandschaften Brandenburg – Die Wildnisstiftung und Kerstin Bosse, Naturpark Nuthe-Nieplitz.
Foto: Gabi Schüler

Auf den Spuren von Herbert Bednarz

(* 09.12.1938, † 19.09.2023)

Die letzten Arbeitsjahre vor seinem Ruhestand hat Herbert im Landschafts-Förderverein verbracht. Von 1991 bis 1999 hat er im Verein die Landschaftspflegearbeiten geplant und koordiniert. Dabei konnte er seine Passion für die Natur nach Herzenslust einbringen. Der Eintritt in den Ruhestand war für ihn aber kein Grund, sich zur Ruhe zu setzen. Er war ein besonderer Landschaftsgestalter. Wenn wir uns durch die Landschaft in der NutheNieplitz-Niederung bewegen, dann finden wir hier solche schönen Plätze, an denen wir uns besonders wohlfühlen. Genau dafür hat Herbert mit Leidenschaft gearbeitet. Vieles, was uns inzwischen so selbstverständlich scheint, trägt seine Handschrift.

Die Feldhecke am Ortolan-Rundwanderweg erscheint uns, als wäre sie schon immer da. 1993 wurde die Hecke nach Herberts Plan angelegt. So auch die

Der Obstbaumschnippler

Er schnippelt hier, er schnippelt dort, er schneidet alle jungen Triebe fort. Doch der Baum in seiner Qual, treibt neue in noch größerer Zahl. Und bildet kaum noch Früchte aus. Wir ziehen eine Lehre draus!

Schneid Fruchtholz erst nach jedem dritten Jahr, dann hast du weniger Arbeit, ist doch klar, und schönste Früchte.

Ist das nicht wunderbar?

(Herbert Bednarz)

Alleebäume am Wanderweg zwischen Stücken und Körzin, die jährlich im Herbst mit ihrer Farbenpracht beeindrucken und vieles mehr. Bei der Planung und Pflanzung der 1.100 Obstbäume der großen Streuobstwiese am Lankendamm, mit dem wundervollen Blick auf den Blankensee, hat er selbst Hand angelegt. Noch lange nach seinem aktiven Berufsleben war er regelmäßig beim Obstbaumschnitt dort anzutreffen. Besonders in den ersten Jahren nach Gründung des Vereins hat der studierte Landwirt und leidenschaftliche Naturschützer wichtige

Vermittlungsarbeit geleistet und das gegenseitige Verständnis zwischen den Interessen von Naturschutz und Landwirtschaft befördert. Seine Tätigkeit hat die Stellung des Landschafts-Fördervereins gestärkt. Bis zuletzt hat er diesem als Vollmitglied die Treue gehalten. Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet und behalten ihn als einen besonderen Menschen in Erinnerung.

Peter Koch Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e. V.

Streuobstwiese am Lankendamm
Foto: Peter Koch
Herbert Bednarz beim Pflanzen
Foto: Archiv Landschafts-Förderverein
Nuthe-Nieplitz-Niederung e. V.

Herzlich willkommen!

Besuchen Sie unser NaturParkZentrum am Wildgehege Glauer Tal! Glauer Tal 1

14959 Trebbin OT Blankensee Tel.: +49 33731 700462

E-Mail: mail@besucherzentrum-glau.de

Herausgeber:

Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e. V. Zauchwitzer Straße 51, 14552 Michendorf OT Stücken Tel.: +49 33204 42342, E-Mail: info@lfv-nnn.de www.lfv-nnn.de, www.foerderverein-nuthe-nieplitz.de

REDAKTION:

Ö GRAFIK agentur für marketing und design; Anja Emrich und Peter Koch, Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e. V.

Gestaltung und Satz:

Ö GRAFIK agentur für marketing und design

DRUCK: WIRmachenDRUCK GmbH

TITELFOTO: © Naturparkverwaltung

Bildrechte: Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz e. V., wenn nicht anders benannt.

AUFLAGE: 5.000 Exemplare

ISSN: 0946-6762

Die Publikation ist gefördert gemäß der Richtlinie des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg über die Gewährung von Zuwendungen für die Förderung des natürlichen Erbes und des Umweltbewusstseins Teil C. Förderung durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) zur Förderung der Entwicklung der ländlichen Räume in der Europäischen Union (EU). Mehr Informationen zu ELER finden Sie unter www.eler.brandenburg.de und auf der Website der Europäischen Kommission www.ec.europa.eu/agriculture

Der Naturpark Nuthe-Nieplitz ist Teil der Nationalen Naturlandschaften (NNL), dem Bündnis der deutschen Nationalparke, Naturparke, Biosphärenreservate und Wildnisgebiete. www.nationale-naturlandschaften.de

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Land in Sicht 2024 by lfv-nnn - Issuu