LFI Magazin 3/2020 D

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3 . 2 0 2 0    A P R I L

D 8,90 € A 9,90 € L 10,10 € I 10,20 € CHF 15,60

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L E I C A F O T O G R A F I E I N T E R N AT I O N A L

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Michel Vanden Eeckhoudt Scott Brennan Gaël Turine

Stephen Shore



LFI 3. 2020

P O RT F O L I O L E I C A A KA D E M I E

F / S TO P

9 2 | I N S P I R AT I O N

76 | M 1 0 M O N O C H R O M

Es begann mit der ersten Leica Schule vor rund 80 Jahren, seit 1988 heißt sie Leica Akademie und ist heute weltweit in 16 Ländern vertreten. Eine Hommage an die Schule der Inspiration von Heidi und Robert Mertens

Im Praxistest musste die neue Leica M10 Monochrom unter Beweis stellen, wie sich ihr hochauflösender 41-MegapixelSensor unter Available-LightBedingungen bewährt

P H OTO

84 | LEICA S3 Drei Vollformatkameras aus dem Leica-Sortiment waren in puncto Sensorauflösung bereits an der S vorbeigezogen – jetzt hat sich die Mittelformatkamera ihre Krone zurückerobert

1 0 4 | AU S ST E L LU N G E N Scott Brennan: Kirche im mexikanischen Dorf La Ticla

106 | LEICA GALERIEN

88 | SONDERMODELLE Neue Objektive in der Edition „Safari“, zwei Sondermodelle der Leica M10-P und der erste Ableger der M10 Monochrom – in Wetzlar hat man sich in letzter Zeit viel einfallen lassen

Stephen Shore 6 | T R A N S PA R E N C I E S

Auf der Suche nach der Ästhetik des Alltags schärfte Shore seinen Sinn für das oftmals Übersehene. Eine Reise in die USA der 1970er-Jahre

Michel Vanden Eeckhoudt 2 2 | VO N T I E R E N U N D M E N S C H E N

Bemerkenswerte Bilder über die Beziehung zwischen Mensch und Tier, bei denen sich Humor und Melancholie die Hand reichen Die Leica S3: Mittelformatfotografie mit dem Handling einer Kleinbild-DSLR

Josef Koudelka, Wetzlar; Guy Bourdin, Halle; Lee Miller, Zürich; Alec Soth, Wien

Gaël Turine

Das Programm der Leica Galerien weltweit. Unter anderem dabei: Shinya Fujiwara in Kyoto, Lisette Model in Mailand und Milon Novotny in Prag 108 | BÜCHER Neue Publikationen von Göran Gnaudschun, Sarah M. Lee, Arno Rafael Minkkinen, Peter Dammann und René Burri 1 1 0 | I N T E RV I E W Margot Klingsporn, Gründerin der Foto- und Presseagentur Focus, spricht über den Wandel des Qualitätsbewusstseins und wie sich Fotografen heute noch behaupten können

32 | R OA D TO R E S I L I E N C E

Eine Reise durch den Iran, 40 Jahre nach der Revolution: der Alltag in einem Land, in dem der öffentliche Raum streng reglementiert ist

Scott Brennan

114 | MEIN BILD Bei der Vernissage einer Thomas-Hoepker-Ausstellung in der Leica Galerie Istanbul gelang Mehmet Esen ein entzückendes Porträt

4 8 | I N D I G E N E R W I D E R S TA N D

Brennan dokumentiert den bitteren Kampf indigener Gemeinschaften in Mexiko, deren traditionelle Kultur auf dem Spiel steht

114 | IMPRESSUM

Letizia Le Fur 6 2 | T H E W E A LT H O F C O N T I N E N T S

Die Französin erzählt in fantasievollen Farben die Geschichte vom Existenzkampf des Individuums in einer feindlich gesinnten Welt

COVER: Stephen Shore aus Transparencies. Small Camera Works 1971–1979

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EDITORIAL

IM GRÜNEN BEREICH LFI AB SOFORT KLIMANEUTRAL

Druckmaschine von optimal media in Mecklenburg-Vorpommern

Gute Neuigkeiten hinter den Kulissen der LFI-Produktion: Beginnend mit dieser Ausgabe wird das Magazin klimaneutral gedruckt. Das bedeutet, dass wir in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen ClimatePartner alle nicht zu vermeidenden Anteile des CO2-Verbrauchs während der Produktion ausgleichen, indem wir ein lokales Klimaschutzprojekt unterstützen. Da die LFI im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern gedruckt wird, ist es am nahe liegendsten, ein Vorhaben dort zu unterstützen: Wir haben uns für das Bergwaldprojekt e. V. entschieden, das die Natur in Rostock und Umgebung mit Hilfe von Fachkräften und Freiwilligen pflegt, um den Erhalt seltener Arten zu sichern. Mit der klimaneutral produzierten LFI fördern wir somit nicht nur regionales Engagement, sondern leisten zudem einen kleinen Beitrag zum großen Thema Klimaschutz. Weitere Informationen zu den Projekten finden Sie unter www.climatepartner.de

CONTRIBUTOR

Shore zählt heute zu den wichtigsten Vertretern der New Color Photography. In den 1970er-Jahren sorgten seine Aufnahmen noch für Befremden, Kritik und sogar Spott, denn Farbe war noch kein Kriterium für ernsthafte Fotografie. Im Laufe der Zeit haben seine Bilder aber umso mehr an Präsenz und Bedeutung gewonnen. Eine überraschende Ergänzung zu den vornehmlich im Großformat erarbeiteten Aufnahmen sind die Leica-Fotografien, denen Shore nun einen eigenen Bildband gewidmet hat. 4 |

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LETIZIA LE FUR Auch wenn sie ihre ersten Schritte in der professionellen Welt der Fotografie als Praktikantin bei der Agentur Magnum Photos gemacht hat, fühlte sich die Französin nie zur Dokumentarfotografie berufen: „Vielleicht gerade weil ich an Hässlichkeit und Armut gewöhnt war …“ Jahrelang habe sie dennoch versucht, Hässlichkeit in Schönheit zu verwandeln. Heutzutage sei es eher so, dass sie an besonders schönen Orten nicht anders könne, als stets das Störende oder Bizarre zu suchen.

S C OT T B R E N N A N

Fotografie ist Verständigung – das trifft ganz besonders auf die Arbeit von Scott Brennan zu, der in seinem Portfolio berichtet, wie indigene Menschen für den Erhalt ihrer Existenz und Traditionen kämpfen. Damit geht seine Arbeit über die bloße bildliche Darstellung heraus – sie vermittelt, deckt Missstände auf und setzt sich für die Betroffenen ein. Nicht ohne Grund nennt er deshalb auch seinen Freund, den Menschenrechtsaktivisten und Fotografen Heriberto Paredes als Vorbild.

Fotos: © Stephen Shore, © Richard Pak, © Cesar Ortiz

STEPHEN SHORE


Mehrfacher Gewinner des TIPA-Awards – 2013/2017

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T R A N S PA R E N C I E S LEICA M

Stephen Shore

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Er zählt zu den renommiertesten zeitgenössischen Fotografen aus den USA. Als wichtigster Vertreter der New Color Photography, die ab den 1970er-Jahren den Alltag und Landschaften in großformatigen Farbaufnahmen entdeckte, wurde er stilprägend. Sein jüngster Bildband widmet sich ausschließlich seinen Leica-Aufnahmen. Eine Entdeckung.

Ein Cowboystiefel, rot-braun mit entsprechenden Ziernähten. Herausgehoben durch helles Licht steht er im Mittelpunkt einer Aufnahme von Stephen Shore. Die Kamera hat er leicht gekippt und die Aufnahme lenkt den Blick auf zwei Chromstühle eines leicht verschlissen wirkenden Diners, zwischen denen ein Gast seinen stiefelbewehrten Fuß abgestellt hat. Die Farbpalette changiert zwischen lichtgrau, braun und beige, nur das Chrom der Stühle setzt Akzente. Eigentlich ein ganz gewöhnliches Motiv, fotografisch eher uninteressant, wären da nicht die Licht- und Schattenflächen, die das Bild strukturieren und die Gesamtkomposition zu einem Hingucker werden lassen. So lakonisch das Bild auf den ersten Blick erscheint, so ikonisch zeitlos wird es bei längerer Betrachtung. Einzig die Schlaghose verweist modisch auf den Zeitkontext der 1970er-Jahre. Ein Cowboystiefel kann aber auch als Ausdruck einer Lebenshaltung verstanden werden, gar als Synonym ur-amerikanischer Lebensweise. Aber was mögen die Gründe des Fotografen gewesen sein, mit seiner Leica diese Szene festzuhalten? Erst in der Zusammenschau mit weiteren Bildern ergibt sich eine Erklärung und Verdeutlichung der Interessen des Fotografen. Objekt, Szene und Detail erhalten dabei immer erst durch den subjektiven Kamerablick und die genaue Komposition des Bildes ihre ganz besondere Aufmerksamkeit. Straßenecken, Parkplätze, Werbeschilder, Schaufenster: Shore entdeckte in den 1970er-Jahren ein bisher übersehenes Amerika aus Highways, Kleinstädten und Landschaften, die insbesondere die Lebenswelten der amerikanischen Mittelschicht abbildeten. Damals war es für die Öffentlichkeit und insbesondere für Kuratoren noch irritierend, so Banales, Alltägliches in Bildern festzuhalten. Und auch für den Fotografen war es nicht selbstverständlich. Bis zu seinem 23. Lebensjahr hatte Shore nur einige Quadratkilometer Manhattans wahrgenommen. Seine Reise mit dem Auto durch Amerika war ein Schock, wie er in einem frühen Interview

bekannte. Dieses Erwachen traf ihn schwer, doch sein Blick wurde nun auf alltägliche Dinge gelenkt, als ob er sie zum ersten Mal sehen würde. Shores jetzt erstmals umfassend publizierte Leica-Aufnahmen liefern allerdings nicht einfach eine Variation der hinlänglich bekannten 8x10Bilder, denn Kleinbilddias und Großbildnegative unterscheiden sich nicht nur im Format, sondern verändern auch die Sehgewohnheiten und Wahrnehmung der Bilder. In ihrem Essay zum Bildband vergleicht Britt Salvesen, Kuratorin am Los Angeles County Museum of Art (LACMA), die beiden Formate mit den Unterschieden von gesprochener und geschriebener Sprache. Und auch Shore hat sein Interesse an der Herstellung von Fotografien erklärt, die der Art und Weise entsprechen, wie Menschen sprechen. Alltagssprache, die im Gegensatz zur Formalität des Schreibens steht. Das enthält verschiedene Ebenen: das Abbilden von Themen, die vorher nicht als seriös genug für die künstlerische Fotografie galten, sowie der bewusste Einsatz einer vermeintlichen Schnappschussfotografie. Doch diese scheinbare Gewöhnlichkeit wird durch Fototechnik, Präsentation, Druckqualität und vor allem persönliche Vision aufgewertet. Genau diese Oberflächenqualität (wie sie schon im Titel der legendären Serie American Surfaces angelegt ist) ist für Shore die beste Form, um über die Welt zu sprechen, wie sie ist, ohne jedoch die Konventionen der Amateurfotografie zu imitieren. Was einfach und lakonisch aussieht, hat einen langen Prozess des Nachdenkens über das Bild hinter sich. Shore war längst fotografischer Perfektionist,k bevor er sich auf diese Art des Sehens einließ. Schließlich hatte er schon im Alter von neun Jahren seine erste Kamera geschenkt bekommen, hatte die typische Lernkurve eines Amateurs durchlaufen. In der Phase, in der Shore 8x10 und Kleinbild parallel verwendete, →

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Bei allen Motiven, die auf den Roadtrips durch den Westen der USA entstanden, verzichtet Stephen Shore auf eine Bildunterschrift, um das Allgemeingültige seines fotografischen Interesses zu betonen. Selbst in New York aufgewachsen, waren die typischen Kleinstädte damals eine Entdeckung für den Fotografen

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Mit seiner Leica blieb Shore deutlich unauffälliger als mit seiner 8x10-Kamera, so konnte er auch Straßenszenen und Menschengruppen aus nächster Nähe ins Bild rücken, ohne bemerkt zu werden. Dabei blieb sein Blick aber weiterhin auf Muster, Flächen und Formen ausgerichtet

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Ob Interieur oder Straßenszene: Ganz gewöhnliche, alltägliche Orte werden in der Wahrnehmung und in ihrer bewussten Betonung durch die Aufnahmen Shores zu einem klassischen Kompendium US-amerikanischer Lebenswelten der 1970er-Jahre und zählen längst zu den visuellen Klassikern des Landes

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Zeittypische Insignien versuchte der Fotograf so gut wie mรถglich zu vermeiden, doch Automobilmodelle, Werbetafeln oder die Mode und Accessoires der Passanten verweisen nicht zuletzt in ihrer besonderen Farbigkeit auf die 1970er-Jahre

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Farbe, Fläche, Raum: Bei seinem Roadtrips durch den Westen der USA interessierte sich Shore insbesondere für das Alltägliche. Seine Kamera richtete er bevorzugt auf das sonst Übersehene. Jeder Moment hatte die Wertigkeit, um daraus eine Aufnahme werden zu lassen

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Shore fand Schönheit in den alltäglichen Dingen. Scheinbare Banalität und die unbestreitbare Brillanz der Fotografien führen zu einer faszinierenden Ambivalenz der Motive. Was damals befremdlich, sogar schockierend wirkte, ist heute längst als große Kunst anerkannt

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LFI: Wie haben Sie Ihre Leica-Aufnahmen wiederentdeckt? Stephen Shore: Es handelt sich um Kodachrome-Bilder. Die einzige akzeptable Methode, Dias zu drucken, war damals der Dye-Transfer. Aber ich bevorzugte die Feinheit der Typ-CDrucke. Also habe ich sie einfach nie gedruckt. Dann gingen Quentin Bajac und ich durch meine gesamte Arbeit, um die MoMA-Retrospektive 2017 vorzubereiten, und beschlossen, einige davon aufzunehmen. Ich machte Tintenstrahldrucke von den Scans. Und nun dieses neue Buch. Wie ist der Erhaltungszustand der Dias? Sie sind in ausgezeichnetem Zustand. Kodachrome ist das stabilste Produkt, das Kodak je hergestellt hat. Es hat keine Farbveränderungen gegeben. In welchem Verhältnis stand die Leica zu der 8x10-Kamera, mit der Sie damals bevorzugt gearbeitet haben? In manchen Jahren nahm ich meine Leica auf Reisen einfach mit. In den meisten Jahren war die 8x10-Kamera meine primäre Kamera. Die Verwendung dieses Formats stand im Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit. In dem Buch gibt es ein paar Gruppen von

Bildern, bei denen die Leica die einzige Kamera war, die ich benutzte: Eine Reise nach Europa und ein Projekt, bei dem ich in Fairfield County, Connecticut, für Geo fotografierte, diese Serie ist aber nie erschienen. Wie unterscheidet sich die Kleinbild- von der Großfotografie? Anstatt über verschiedene Motive zu sprechen, ist es interessant, ein Bild zu betrachten, von dem ich vielleicht eine 8x10-Aufnahme gemacht haben könnte. Nehmen wir das Bild eines verrosteten alten Briefkastens. Ich hätte es mit einer 8x10 machen können. Es geht nicht um den Blickwinkel, der eine Handkamera erfordert hätte. Der Briefkasten ist offensichtlich unbeweglich. Aber das Bild würde sich anders anfühlen als eine 8x10Aufnahme. Der emotionale Schlüssel des Bildes würde sich ändern.

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geboren am 8. Oktober 1947 in New York. Frühe Erfolge: 1971 erste Einzelausstellung eines lebenden Fotografen im Metropolitan Museum of Art, 1975 Guggenheim-Stipendium und Teilnehmer der New Topographics, Rochester. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern der New Color Photography, der mit den Serien Uncommon Places und American Surfaces die Farbfotografie als Medium der Kunst etablierte. Er veröffentlichte über 30 Bildbände, wurde vielfach ausgestellt und ausgezeichnet. STE PH E N S H ORE .N E T

Welches Equipment haben Sie für die Bilder im Buch verwendet? Meistens eine M2 mit 35er-Summicron, aber ich habe auch eine M3 mit 50er-Summicron. Ich habe meine M2 vor etwa 58 Jahren bekommen! Wie sehen Sie die Aufnahmen heute? Manche Leute finden meine Bilder aus den 1970er-Jahren nostalgisch. Aber das ist einfach der Lauf der Zeit. Wenn ein Fotograf im Moment arbeitet, aufmerksam anwesend ist, können die entstandenen Bilder ein Gefühl von Gegenwärtigkeit vermitteln. STEPHEN SHORE

Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Reisen in jener Zeit? Für die Serie American Surfaces habe ich fast jede Mahlzeit, die ich aß, jede Person, die ich traf, jeden Kellner oder jede Kellnerin, die mich bediente, jedes Bett, in dem ich schlief, jede Toilette, die ich benutzte, fotografiert. Und natürlich die Straßen, durch die ich fuhr, und die Gebäude, die ich sah. Ich bin meistens allein gereist, aber nicht immer. Die größte Veränderung beim Reisen ist heute, dass sich die Qualität der Lebensmittel im ganzen Land deutlich verbessert hat. TEXT UND INTERVIEW: ULRICH RÜTER

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STEPHEN SHORE

TRANSPARENCIES

SMALL CAMERA WORKS 1971–1979

STE PH E N S H ORE : TRAN S PARE NCIE S. S MALL C AME RA WORKS 1971–1979

192 Seiten, 136 Farbabb., 30 × 31 cm, englisch, MACK; mit einem Text von Britt Salvesen; www.mackbooks.co.uk

© alle Abbildungen: Stephen Shore. Transparencies: Small Camera Works 1971–1979 (MACK, 2020); courtesy 303 Gallery, New York

entstand eine ganz eigene Mischung aus Formalismus und Alltagsmotiven. Im Vergleich der beiden Formate lässt sich die unterschiedliche Wahrnehmung feststellen, die nicht allein durch die Handlichkeit der Leica gegeben ist. Das 35-mm-Bild ist betont horizontal und flach, während das 8x10-Bild eine größere Tiefe schaffen kann. Nicht zu vergessen sind die deutlich höheren Produktionskosten einer Großbildaufnahme – jede einzelne Einstellung sollte daher in der Vorstellung des Fotografen bereits durchgespielt sein, bevor er auf den Auslöser drückte. Genaues Nachdenken blieb zweifellos auch nicht folgenlos für Shores Kleinbildfotografie.


LEICA M10-P “ASC 100 EDITION” Leica setzt dem Kino ein Denkmal: die Sonderedition M10-P „ASC 100 Edition“. Das Set besteht aus der Leica M10-P Kamera, dem Leica Summicron-M 1:2/35 ASPH. Objektiv, dem Visoflex Aufstecksucher und einem Leica M PL-Mount. Ein exklusives, professionelles Tool für Cineasten und Filmschaffende auf der Suche nach dem Außergewöhnlichen. Mehr Inspiration unter www.leica-camera.com


LEICA KLASSIKER

Michel Vanden Eeckhoudt VO N T I E R E N U N D M E N S C H E N

Der Fotograf (1947 – 2015) verstand es stets aufs Neue, Poesie mit Alltag, Humor mit Melancholie zu verbinden: Seine Bilder sind ruhig, aber bewegend, immer klar komponiert und unverwechselbar im Ton.



Skurrile Momente: in einem CafĂŠ in Deutschland, 1981 (oben) und im winterlichen New York, 1982 (unten). Der Schwerpunkt der Serie Doux-amer liegt auf tierischen Begegnungen: Nackthund mit Frauchen, Belgien 1993 (rechts) sowie drei Fische in Tokio (1996) und ein Hund im Beutel, Mauritius 1991 (vorherige Seiten)



Immer wieder des Menschen liebster Freund: der Pudel Daisy, Frankreich 1996


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Dackel mit Herrchen im Bistro, Frankreich 1994 (oben), ein Pferd auf den Straßen Kairos, Ägypten 1996 (unten). Eine Begegnung im Zoo, aus der Serie Duo, Schweiz 1991 (linke Seite) und eine Schaukel in Brüssel, Belgien 2001 aus der Serie Doux-amer (nächste Seite)


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Fotos: © Michel Vanden Eeckhoudt/VU’


M I C H E L VA N D E N EECKHOUDT wurde am 3. August 1947 in dem Brüsseler Vorort Uccle (Ukkel) als Sohn eines promovierten Naturwissenschaftlers und einer Sozialarbeiterin geboren. Von 1980 bis 1984 unterrichtete er Fotografie an der École régionale des beaux-arts in Lille. Er arbeitete u. a. für die Zeitung Libération und war 1986 Gründungsmitglied der Agentur VU’. Aus der Reportagetradition mit gesellschaftspolitischen Themen kommend, begann er früh, eigene Themen zu entwickeln. Seine Leica und seine Leidenschaft für Schwarzweißfilm blieben bestimmend, auch wenn er sich mit allen digitalen Veränderungen bestens auskannte. Er veröffentlichte zwölf Bücher, sein Werk wurde vielfach ausgestellt. Am 28. März 2015 erlag der Fotograf in Brüssel einem Krebsleiden.

AG E NC EVU.CO M BÜ C HE R : (Auswahl) BITTERSWEET

(Kehrer, Heidelberg/Berlin 2013); DOUXAMER (Delpire, Paris 2013); MICHEL VANDEN EECKHOUDT (Actes Sud, Arles 2007); DUO (Delpire, Paris 2004); CHIENS (Éditions Marval, Paris 1996)

Die Beziehung des Menschen zur Kreatur ist bekanntlich widersprüchlich: Wir lieben und verhätscheln Tiere, wir akzeptieren zumeist auch ihre Gefangenschaft im Zoo, um dort das Exotische, Fremde oder Gefährliche zu beobachten, und wir töten und verspeisen sie auch ganz selbstverständlich. Welches Tier warum geliebt, gehalten, gequält oder gegessen wird, erscheint bisweilen zufällig. Das Abbilden von Tieren gehört seit jeher zum fotografischen Repertoire. Der Blick auf ein Tier kann klischeebeladen sein, künstlich, aber ebenso auch Realität und Alltagshärte abbilden. Es ist vor allem der Glaube des Menschen, Tiere verstehen oder mit ihnen kommunizieren zu können, der sie zu den vielbeobachteten Objekten oder heißgeliebten Partnern werden lässt. All diese Überlegungen spielen für das Werk des belgischen Fotografen Michel Vanden Eeckhoudt eine entscheidende Rolle. Immer wieder hat er unser Verhältnis zum Tier ermittelt und hinterfragt. Sein bekanntestes Buch trug nicht ohne Grund den Titel Doux-amer (bittersüß), beschreibt diese Wortkombination doch treffend das ambivalente Verhältnis zwischen Mensch und Tier. Obwohl das Repertoire des Fotografen weit vielschichtiger ausfiel, so war das Aufeinanderprallen ebenso wie das vertraute Zusammenleben von Mensch und Tier doch von zentraler Bedeutung für Vanden Eeckhoudt. Er war ein genauer Beobachter und oft sehen die Tiere auf seinen Fotografien schrecklich menschlich aus – er traf perfekt die Balance zwischen Erschrecken und Humor, meist gepaart mit einer kräftigen Spur Melancholie. „Humor ist eine unverzichtbare Zutat in den meisten Aufnahmen. Ich spreche dabei von Qualitätshumor, also von einem Humor, in dem es Tragödien gibt. Das ist bittersüß“, erklärte er. Auch in seinen Auftragsarbeiten und politischen Serien findet sich der typische Blick des Fotografen: distanziert in der Sache, aber gleichzeitig seinen Objekten oder den von ihm porträtierten Menschen zugewandt. Doch zu Höchstform lief der Fotograf

beim Betrachten von Tieren auf. Seit seinen ersten Zoobesuchen als Jugendlicher haben ihn die gefangenen Tiere bewegt. Sie blieben ein zentrales Thema seiner freien fotografischen Arbeit. Er begann intensiv mit dem Fotografieren von Tieren, als er mit seinen Kindern ab den 1970er-Jahren Zoos besuchte: „Da ich eine junge Familie hatte, wurde mir klar, dass ich nicht ins Ausland gehen konnte, um große Reportagen zu machen“, bekannte der Fotograf in einem Interview: „Ich ging mit meinen Kindern samstags in den Zoo, es war meine Pause nach einer Woche Arbeit für die Presse. Ich hatte damals eine engagierte Agentur gegründet, die sich mit Arbeitskämpfen und Einwanderung beschäftigte … ziemlich harte Themen! Der Verleger Robert Delpire brachte mich auf die Spur der Tiere. Auch heute noch gehe ich zuerst in den Zoo, wenn ich in einer Stadt ankomme.“ Ein verdrießlich schauender Hund im Flechtbeutel, ein freudig hüpfender Pudel auf weiter Landstraße oder aber die seltsame Ähnlichkeit von Nackthund und dessen Besitzerin: Es findet sich kaum ein Motiv im Werk des Fotografen so häufig wie der Blick auf die vierbeinigen Vertrauten des Menschen. Sein Blick mit der Leica auf Hunde und deren Besitzer zeigt dabei stets mehr als nur den humorvollen Aspekt. Es sind viel eher feine Studien existenzieller Art. Große Ernsthaftigkeit kommt auf seinen Bildern durchaus leichtfüßig daher – unberührt ist der Betrachter kaum von diesen schwarzweißen Bildfindungen, die oft unerklärt und rätselhaft bleiben. „Ich mag Bilder, die Fragen stellen, um die Leute zum Nachdenken zu bringen. Deshalb beschränke ich die Bildunterschriften auf ein Minimum. Ich mag ein gewisses Maß an Unklarheit. Humor und Schmerz, Leichtigkeit und Angst: Diese beiden Facetten sind in meiner Arbeit immer präsent. So ist das Leben.“ ULRICH RÜTER

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LEICA Q

Gaël Turine R OA D TO R E S I L I E N C E

40 Jahre nach der Islamischen Revolution reiste Turine drei Wochen lang im Auftrag des TV-Senders Arte durch den Iran. Nur mit einem Touristenvisum ausgestattet führte ihn der Roadtrip auf den Spuren einer gespaltenen Gesellschaft von Kurdistan im Norden bis an den Persischen Golf im Süden.

Auf dem Golzar-e-Shohada-Friedhof meditiert eine junge Frau am Grab des Märtyrers Mohammad Memarian

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In einem Zelt in der heiligen Stadt Qom erklärt ein religiöser Mann mithilfe von Fragebögen und Spielen die Vorteile der vom religiösen Regime auferlegten Regeln. Darüber: Ein Ballonverkäufer in den Straßen von Sanadaj, der Hauptstadt der Provinz Kurdistan. Seit der Wiederaufnahme der US-Sanktionen ist die Arbeitslosigkeit im Iran rasant gestiegen. Viele Menschen verdingen sich als Straßenhändler. Rechts: In der Region Yazd bietet ein Händler, der sich die Miete für ein Geschäft nicht leisten kann, seine Ware am Rande einer vierspurigen Autobahn feil

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DER ST RAS S E N HA N D E L FLOR IE RT, N ACH D E M D IE WIRTSCHAFTSSANKTIONEN GEGEN DEN IRAN WIEDER IN KRA FT G E T RE T E N SIN D.

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Pilgerinnen und Pilger treffen sich im Hof des Mausoleums von Fatemeh al-Ma'sumeh in Qom, der zweitheiligsten Stadt im Iran


Anlässlich des persischen Neujahrsfests, Nouroz, stellen Hotels und Restaurants in der Stadt Kermanshah Tische mit Blumen, Schokoladeneiern und Plastikfrüchten vor der historischen Stätte Taq Bostan auf. Darüber: Im heutigen Iran werden Märtyrer aus der fernen Vergangenheit und der Neuzeit verehrt. Ihre Porträts sind im öffentlichen Raum allgegenwärtig, wie hier an einer Häuserwand in Schiraz. Rechts: Auf der touristisch erschlossenen Insel Kish werden die geltenden islamischen Vorschriften etwas lockerer gehandhabt

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DER GEGENSATZ ZWISCHEN TIEFER RELIGIOSITÄT U N D D E R Ö F F N U N G D E S LA N D E S Z E I GT S I C H GA N Z B E SO N D E RS A N TO U R ISTIS CH E N ORTE N .

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Vor einem Café im luxuriösen Badeort Kish spielen sowohl Frauen als auch Männer an den Tischkickern auf einer Terrasse


In Bandar Abbas arbeiten Fischer aus Bangladesch, die aus wirtschaftlichen Gründen migriert sind, in einer Werkstatt zur Herstellung von Fischernetzen. Viele unter ihnen hoffen auf eine Weiterreise in den Oman oder die Vereinigten Arabischen Emirate. Darüber: An einem Versammlungsort der Derwische im Dorf Dulab wird eine Gläubige nach einem langen Gebet im Frauenzimmer von ihren Emotionen überwältigt. Rechts: Zwei traditionell gekleidete Männer in der Provinz Kurdistan nehmen sich in der Berglandschaft Zeit für eine Foto-Session

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GA Ë L T U R I N E S B I L D E R Z E I G E N E I N E GESELLSCHAFT AM SCHEIDEPUNKT ZWISCHEN T RA DI T I O N U N D M O DE R N E .


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Hunderte kurdische Frauen und Männer führen in der Region Sanandaj zum Neujahrsfest Nouroz traditionelle Tänze auf


Ein junger Mann schleudert in den Straßen von Sanadaj zum traditionellen Neujahrsfest eine Metallkiste voller Glut, um den vorbeifahrenden Autos Glück zu wünschen und böse Geister zu vertreiben

Turine ist freischaffender Dokumentarfotograf. Seine Arbeiten werden in Galerien, Museen und auf Festivals weltweit ausgestellt, seine Essays in der internationalen Presse veröffentlicht. Der Belgier ist Gründungsmitglied der Agentur MAPS, deren Vorsitz er seit ihrer Gründung innehat. Er lehrt Fotojournalismus an der Université Libre de Bruxelles und leitet Workshops für Dokumentarfotografie in vielen Ländern.

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Fotos: Gaël Turine / MAPS

GAËL TURINE


Nach vielen Gesprächen mit einem Reportageteam des TV-Senders Arte kam ich zu dem Schluss, dass ein Roadtrip durch das Land am besten geeignet wäre, um verschiedene Aspekte der heutigen iranischen Gesellschaft zu beleuchten und so etwas wie einen Querschnitt abzubilden. Natürlich war meine Freiheit als ausländischer Fotograf eingeschränkt, was wir bereits bei der Festlegung der Route berücksichtigt haben. Um mich frei bewegen und arbeiten zu können, war es wichtig, nicht als Fotojournalist erkannt zu werden. Niemand wusste, dass ich ein bestimmtes Thema verfolge. Ich habe am Ende sehr frei arbeiten können, da ich ein Touristenvisum hatte und mich auch wie einer benommen habe. In einem Land, das mehr denn je zwischen Pro- und Anti-Religiösen gespalten ist, unternahm ich diese Reise von den Bergen der Provinz Kurdistan bis zur Insel Kish im Persischen Golf. Drei Wochen lang reiste ich durch dieses riesige Land mit seiner atemberaubenden Landschaft und großzügigen Gastfreundschaft. Auf meinem Weg in den Süden hatte ich ein Wort als roten Faden im Kopf: Resilienz. Diese Fähigkeit zur Belastbarkeit, zur Anpassung an Situationen und zu deren Überwindung mit Überzeugung und Hoffnung kennzeichnen meiner Meinung nach den iranischen Staat und seine Bevölkerung. Viele der fotografierten Szenen zeigen diese Resilienz, denn im Alltag, unter Berücksichtigung des politischen, religiösen und wirtschaftlichen Kontexts, gibt es viele Momente, in denen die Iraner der Unterdrückung durch das Regime entkommen und zu einer Form der Leichtigkeit zurückfinden. Natürlich gibt es einen großen Teil im Alltag der Iraner, dem ich mich während eines dreiwöchigen Aufenthalts und mit den vielen Einschränkungen, die einem Fotografen auferlegt sind, nicht annähern konnte.

Meine Absicht war nicht, ein erschöpfendes Porträt der Situation des Landes abzuliefern und die vielen wichtigen Fragen anzusprechen, die in der iranischen Gesellschaft auf dem Spiel stehen. Dazu wäre es notwendig, dort viel länger und mit offizieller Genehmigung arbeiten zu können. Das ist momentan fast unmöglich. Dennoch erlaubt mir die Art und Weise, wie ich gereist bin und gearbeitet habe, bestimmte entscheidende Aspekte der gegenwärtigen iranischen Gesellschaft hervorzuheben, um deren oft komplexe Funktionsweise und -mechanismen zu entschlüsseln. Die Idee hinter dieser Reise war, so nah wie möglich an das tägliche Leben der Menschen auf dem Land und in den Städten, bei jung und alt, heranzukommen, weit weg von den Schwierigkeiten, die das Regime dem Volk auferlegt. Die Dialektik der persischen Sprache spielt dabei eine große Rolle. Im Iran gibt es stets auch die „andere Seite der Geschichte“, besonders bei sensiblen Themen achten die Iraner sehr auf ihre Sprache, um nicht der Verleumdung beschuldigt zu werden. Diese Dialektik ist sehr kostbar und erlaubt denen, die sie beherrschen, eine gewisse Handlungs-, Gedankenund Ausdrucksfreiheit, die es ihnen ermöglicht, sich in dieser Gesellschaft, in der der soziale und öffentliche Raum überwacht werden, zu behaupten. Andeuten statt sagen, berühren statt ansprechen – der persische Wortschatz ist reich und die Nuancen der Sprache sind subtil, sodass diese feine Dialektik möglich wird. Durch das enorme Wissen meiner Fremdenführerin, die mich während des gesamten Aufenthalts begleitete, konnte ich die sozio-kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Abläufe im Iran besser verstehen. Die Iraner leiden unter den Zwängen und der Unterdrückung eines Regimes, das jeglichem Wandel feindlich gegenübersteht. Dennoch leisten sie Widerstand und bringen ihre Wut darüber zum Ausdruck, dass sie in einem Land leben, in dem Verbote den öffentlichen Raum in einen Bereich ver-

wandeln, in dem jeder eine Rolle spielt. Der private Raum wird dann zu dem Ort, an dem sie ihre Ausgelassenheit und Freiheit wiederfinden. Die Komplexität der iranischen Gesellschaft lässt sich natürlich nicht in drei Wochen dokumentieren, aber die Summe der gelebten Momente und fotografierten Szenen sind eine Stichprobe aus dem heutigen Iran und zeigen, mit welcher Vitalität die Bevölkerung ihre Verzweiflung bekämpft. Eine politische Instrumentalisierung meiner Bilder im Iran befürchte ich derzeit nicht. Eine Instrumentalisierung erfolgt ja erst, wenn sich ein Vertrauensbruch zwischen dem Auftraggeber, dem Vertrieb und dem Autor der Fotos ereignet. Die ersten beiden Rollen übernimmt in diesem Fall das Arte-Reportageteam, das ich gut kenne und mit dem ich seit Jahren zusammenarbeite. Eine andere Sache wäre die Nutzung der Fotos durch pro- oder antiiranische Regimes. Das könnte vor allem wegen der Verbreitung im Internet geschehen, aber die gesetzlichen Bestimmungen erlauben es mir, wenn nötig zu reagieren. Diese Furcht vor Instrumentalisierung tritt immer auf, sobald ein Fotograf mit einem journalistischen, persönlichen und manchmal auch kritischen Ansatz an gesellschaftliche Themen herangeht. Das betrifft viele meiner Arbeiten, egal ob Auftragsoder Langzeitreportagen. AUFGEZEICHNET VON DENISE KLINK

GAE LTU RIN E .COM, MAPS IMAGE S.COM ARTE .TV: A uf der Webseite Arte.tv sind bis

Juli 2022 kurze Clips abrufbar, in denen Turine einzelne Aufnahmen selbst erklärt. Dort geht der Maps-Fotograf detailliert auf die Situationen ein, die zu den Bildern geführt haben. Turine zufolge komplettieren diese Beschreibungen und Kommentare die Bilder und sind in diesem Fall für ein tieferes Verständnis besonders wichtig – auch wenn seine Kommentare ebenso sachlich wie persönlich seien. LF I-ON LIN E .DE /B LOG: ONE PHOTO — ONE STORY EQUIPMENT: Leica Q, Summilux 1:1.7/28 Asph

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Es ist wie David gegen Goliath in einem endlos scheinenden Kampf: Der Fotograf Scott Brennan, der in Mexiko lebt, dokumentiert, wie die indigenen Communitys dort für ihr angestammtes Land, den Fortbestand ihrer kollektiven Identität und letztlich auch gegen das Aussterben ihrer jahrhundertealten Kultur kämpfen.

Die indigenen Gruppierungen leben in weit verstreuten Dörfern und haben sich zusammengeschlossen, um ihre Territorien zu verteidigen. Interessenten für ihr Land gibt es viele: Es ist nicht nur reich an Mineralien und Holz, sondern wegen seiner Unberührtheit auch attraktiv für Touristen und Drogenbanden

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Oben: Bewohner von Santa María Ostula protestieren an einer Küstenstraße, die durch ihr Territorium führt und zwei große Städte verbindet – ein strategisch wichtiger Ort, um Gehör zu erlangen. Daneben: Besuch am Familiengrab am Tag der Toten – ein Feiertag, den die mexikanische Regierung massiv kommerzialisiert

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Verschwundene kulturelle Aktivitäten der Indigenen lebten erst in den Jahren der Unabhängigkeitsbewegungen wieder auf. Vorherige Seite: Nach den ersten Invasionen errichteten autonome Sicherheitskräfte Barrikaden, um zu kontrollieren, wer das Areal betritt

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Zweimal jährlich zelebrieren die Einwohner von Santa María Ostula ein jahrhundertealtes, an Theater erinnerndes Ritual mit vermummten Charakteren, die Chaos und Unstetigkeit repräsentieren sollen. Es trägt einen wichtigen Teil zur Rekonstruktion der kollektiven Identität bei

SCOTT BRENNAN Brennans Hauptinteresse gilt der Dokumentation indigener Gruppen in Lateinamerika und ihrem Kampf zur Verteidigung ihrer Gebiete. Das Studium am London College of Communications schloss er 2005 mit einem Master in Fotojournalismus und Dokumentarfotografie ab. Er war bisher für Publikationen wie New York Times, Time oder Organisationen wie Amnesty International tätig und lebt seit 2010 in Mexiko.

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Im Südwesten von Mexiko scheint die Weite endlos. Von den einsamen, paradiesischen Stränden der Pazifikküste bis in die mineralreichen Berge des Hinterlands erstrecken sich kaum erschlossene Landschaften voller Wälder, Täler und Hügel. Kein Wunder also, dass diese Gebiete sowohl der Tourismusbranche als auch international agierenden Drogenhändlern, transnationalen Bergbaufirmen und privaten Kleingrundbesitzern höchst attraktiv erscheinen. In den Dörfern der Region hat sich deshalb seit geraumer Zeit Widerstand formiert. Die dort lebenden indigenen Volksgruppen blicken auf eine geschichtsträchtige Vergangenheit zurück und wissen um den Wert jenes Territoriums, mit dem sie seit Hunderten von Jahren in enger Verbundenheit leben. Nachdem die Unsicherheit und Gewalt stetig zunahm, sahen sie sich dazu gezwungen, autonome Sicherheitskräfte aufzustellen und Barrikaden zu errichten, um jede Person zu kontrollieren, die ihr Gebiet betritt. Seit 2009 existiert ein Verbund, dessen Mitglieder zwar historisch unterschiedlich gewachsen sind, aber dennoch durch ein Ziel miteinander verbunden sind: der Verteidigung ihres Lebensraums. Der US-amerikanische Fotograf Scott Brennan ist mittlerweile vertraut mit der Gegend, ihren Bewohnern und deren Bedürfnissen. Darauf gestoßen ist Brennan eher zufällig: Während er durch die Hochwälder des mexikanischen Bundesstaats Michoacán reiste, hielten ihn maskierte und bewaffnete Männer an einer Straßenblockade an. „Sie versteckten sich hinter Sandsäcken, ausgebrannten LkwKarosserien und umgekippten Autos“, erinnert sich der Fotograf. „Ich war zunächst total verängstigt. Sie waren aber sehr entspannt und ließen mich passieren.“ Ein Tankwart erzählte ihm schließlich, dass es sich um Indigene handelte, die ihre eigene autonome Miliz aufgebaut hatten, um ihre angestammten Gebiete zu beschützen

und den illegalen Abbau von Holz in ihren Wäldern zu verhindern. Sofort erkannte der Fotograf das Besondere an diesen Gruppierungen, und ihren unabdingbaren Willen zu retten, was ihre Kultur seit so langer Zeit auszeichnet. Nachdem er mit den Bewohnern Kontakt über eine Radiostation aufgebaut hatte, begann er ihren Kampf und ihr Alltagsleben im Jahr 2012 zu dokumentieren – zunächst im Dorf Cherán K’eri, und wenige Jahre später auch in den verbündeten Ortschaften Santa María Ostula und San Lorenzo de Azqueltan. Die drei Orte liegen zwar geografisch weit voneinander entfernt, aber sind politisch und philosophisch eng miteinander verbunden. „Mexiko hat riesige Areale, die indigene Territorien sind“, erklärt Brennan. „Hinsichtlich der Vielzahl der verschiedenen Ethnien ist das Land kulturell extrem divers, mit über 60 gesprochenen Sprachen und einzigartigen kulturellen Mustern.“ Die Gemeinden, mit denen der Fotograf bisher gearbeitet hat, teilen ein für ihn bislang noch nicht erlebtes Gefühl von Zusammengehörigkeit. Den Kampf um ihre Existenz, den sich die Indigenen zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben, bringt Brennan in emotionalen Schwarzweißbildern zum Ausdruck. Er gibt zentralen Motiven von Leid bis Stolz genug Raum, sie für sich sprechen zu lassen und parallel zu existieren – und lässt immer wieder den entscheidenden Funken an Hoffnung und Zuversicht durchscheinen. Es war nicht einfach in Ostula und den allierten Dörfern fotografieren zu dürfen – in solch sensibilisierten Communitys kann nicht jeder einfach mit einer Kamera aufkreuzen. Bevor Brennan dort fotografieren durfte, musste er auf einer Versammlung vor rund 1000 Bewohnern seine Arbeit im Zuge einer Präsentation erklären. Nachdem sie zugestimmt hatte, begleitete er das Leben in den Dörfern anschließend fotografisch über Monate. Sehr schnell bekam er mit, wie stolz die Indigenen auf ihre Geschichte sind – und dass die Fotografie ein exzellentes Medium ist, um diese angemessen und würdevoll zu erzählen.

Der subtilen Gefahr in diesen Gegenden war er sich während seiner Arbeit durchaus bewusst, schließlich ziehen sich diejenigen, die sich für das wertvolle Land der Indigenen interessieren, durch alle Gesellschafts- und Sozialschichten, von Kleinbauern bis zur organisierten Kriminalität. Zahlreiche Zwischenfälle und Ausschreitungen sorgten für immer neue Rückschläge. Allein in Santa María Ostula, einer Gemeinde mit rund 1000 Einwohnern, sind im Laufe von fünf Jahren über 40 Landrechtsaktivisten verschwunden oder wurden ermordet. „Während ich dort fotografierte, war es relativ sicher. Aber um diesen Zustand zu erlangen, mussten die Bewohner durch die Hölle gehen“, berichtet Brennan. Es scheint wie ein Kampf von David gegen Goliath zu sein – ein Kampf, bei dem nicht weniger als die eigene kulturelle Identität auf dem Spiel steht. Nur selten wird das Schicksal der Völker außerhalb von Mexiko diskutiert. Wie im Jahr 2015 etwa, als der Hashtag #Ostula weltweit trendete, weil ein zehnjähriger Junge bei friedlichen Demonstrationen vom mexikanischen Militär versehentlich getötet wurde. Noch im selben Jahr feierte die Community ihren bislang größten Erfolg: den Rückzug des organisierten Verbrechens und die Beilegung aller bewaffneten Konflikte. Die Gier nach den Ländereien ist indes ungebrochen. Wie lange dieser ewig anmutende Kampf um Selbstbestimmung und Freiheit noch anhalten wird, vermag Brennan nur schwer einzuschätzen. Fest steht jedoch, dass diese Geschichte nicht in Vergessenheit geraten wird, solange seine Bilder weiter um die Welt gehen. DANILO RÖSSGER

S COTTB RE N N AN PH OTO.COM LF I-ON LIN E .DE /B LOG: SLIDESHOW MIT WEITEREN BILDERN VON SCOTT BRENNAN EQUIPMENT: Leica M2, Leica M6 und Leica M9 mit Summicron-M 1:2/35 Asph und Summarit-M 1:2.4/50

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LEICA SL

Letizia Le Fur T H E W E A LT H O F C O N T I N E N T S

Landschaften wie aus einem Traum und malerische Kompositionen: eine Serie voll eindringlicher Poesie. Letizia Le Fur hat in der Fotografie ihr Medium gefunden, sich ästhetisch auszudrßcken.


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Schroff und karg, meist menschenleer: Letizia Le Fur hat ihre Serie im Herbst 2019 auf der Vulkaninsel Lanzarote und auf Korsika aufgenommen

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Zum ersten Mal taucht in einer Serie von Le Fur ein Mann auf: eine mythologische Figur, die sich ihren Weg durch eine post-apokalyptisch anmutende Welt bahnt

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In der Nachbearbeitung versucht die Fotografin die Farben zu rekonstruieren, die sie sich bei der Aufnahme der Bilder vorgestellt hatte

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Schon als kleines Mädchen träumte sich Letizia Le Fur aus einer Realität, die ihr zu schroff und zu farblos war, mithilfe der Kunst in andere Welten. Sie wuchs in Saint-Denis auf, einer tristen Ansammlung von Hochhäusern in der Banlieue von Paris. In ihrer Jugend flüchtete sich Le Fur in die Arbeiten von Malern wie Rembrandt, Vermeer, Hammershøi und Richter. Es war ihre Art, sich mit Schönheit zu umgeben – bis hin zu einem Studium der Schönen Künste in Tours. Doch bald bemerkte sie, dass Malen und Zeichnen nicht ihre Berufung waren: „Mir wurde schnell klar, dass ich nicht viel zur Geschichte der Malerei beitragen könnte“, und die Begegnung mit der Fotokünstlerin Valérie Belin bestärkte sie schließlich in der Entscheidung, sich ganz der Fotografie zu widmen. „Sie gab mir eine Aufgabe zum Thema ‚Der Rahmen im Bild‘ und ich nahm eine Reihe von Bildern durch mein Fenster auf. Diese Übung war sehr prägend, da ich durch sie endlich den Inbegriff von Freude wiedergefunden hatte.“ Seit nunmehr fast 20 Jahren arbeitet Le Fur als Fotografin, zunächst als Assistentin von Beat Streuli, später dann an eigenen Projekten. Ihre persönlichen, aber auch ihre kommerziellen Arbeiten zeichnen sich durch eine ganz eigene Farbwelt aus. Sie habe die Farben bereits sehr genau vor Augen, wenn sie ein Bild mache, sagt Le Fur: „Manchmal sind sie nah an der Realität, manchmal aber auch weit davon entfernt. In der Nachbearbeitung rekonstruiere ich dann bloß diese vorgestellten Farben, ohne jedoch in einen surrealen oder fantastischen Ton zu verfallen.“ Jede Serie lege den Schwerpunkt auf eine bestimmte chromatische Harmonie. Derzeit bestehe ihre Farbpalette überwiegend aus Rosa-, Ocker- und zarten Grüntönen. Beim Titel der Serie La Richesse des Continents et la Providence des Hommes en Fuite (Der Reichtum der Kontinente und die Zukunft der

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Flüchtlinge) handelt es sich um ein Zitat aus dem Roman Der Matrose von Gibraltar von Marguerite Duras. Die Autorin hat für Le Fur eine besondere Bedeutung: „Sie schreibt so, wie ich sehe. Niemand kann Empfindungen, Emotionen, Sinnlichkeit und Verdrängung besser beschreiben als sie. Es lag also nahe, auf ihre Schriften zurückzugreifen, als ich nach einem Titel für diese Serie suchte.“ Umso mehr als Duras in ihrem Roman das Weglaufen und die Suche nach dem Fremden durch das Reisen thematisiert. Le Furs Serie zeigt eine männliche Figur in ständiger Bewegung. Der Betrachter weiß nicht, ob sie wegläuft oder etwas verfolgt. Weit weg von zu Hause, in eher feindlichem Gebiet, jegliche menschliche Präsenz entbehrend, erinnert der Protagonist an Odysseus, der unter allen Umständen nach Hause zurückkehren will. Oder an einen Überlebenden, der alles verloren hat, inmitten einer allmächtigen und beunruhigenden Natur. Als Botschafterin für Leica Frankreich hatte Le Fur die Möglichkeit, die Leica SL2 zu testen und ihr Projekt mit der Kamera zu fotografieren. Die SL2 wurde dabei schnell zu ihrer Verbündeten, sagt sie: „Die Bilder sind von einer unglaublichen Finesse und bieten eine großartige Grundlage für die Arbeit an den Farben.“ Seither habe sie mit keiner anderen Kamera mehr gearbeitet. Momentan gestaltet Le Fur mit den Bildern der Serie ein Buch, das im kommenden Herbst erscheinen soll. Gleichzeitig sucht die begeisterte Kinogängerin nach einer Galerie, mit der sie zusammenarbeiten und ihre Arbeit ausstellen kann. Sie möchte weiterhin ihre Zeit zwischen Aufträgen und persönlichen Projekten aufteilen: „Mir gefällt dieses Gleichgewicht und ich würde auch gerne mehr Künstleraufenthalte und langfristige Projekte machen.“ Flucht sei ihre Arbeit heute nicht mehr: Sie habe nun das Glück, ihre eigene Realität und Umgebung wählen zu können. Die Fotografie bleibt für sie sowohl eine Quelle der Fantasie als auch eine Möglichkeit, ihre Träume auszudrücken. DENISE KLINK

LETIZIA LE FUR 1973 in Saint-Denis geboren, studierte Le Fur von 1993 bis 1998 an der École Beaux Arts. Anschließend arbeitete sie erst als Assistentin und fotografierte bald selbst für internationale Kunden. Ihre Arbeiten werden regelmäßig in Zeitschriften wie Voyageurs du Monde, Psychologies Magazine, Le Parisien und Les Echos veröffentlicht. Im Jahr 2018 gewann sie den von Alpine und Leica ausgerichteten Fotowettbewerb Hit the Road.

LE TIZIALE F U R.COM LF I-ON LIN E .DE /B LOG: SLIDESHOW MIT WEITEREN BILDERN VON LETITIZIA LE FUR EQUIPMENT: Leica SL2 mit Apo-Summicron-SL 1:2/35 Asph und 75 Asph


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– L E I C A M 1 0 M O N O C H R O M – L E I C A S 3 – L E I C A-S O N D E R M O D E L L E –

7 1 P ROZ E N T M E H R AU FLÖ S U N G : D I E L E I C A S 3 M I T 6 4 - M E G A P I X E L-S E N S O R U N D V E R B E S S E RT E N F I L M F E RT I G K E I T E N

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FA R B LO S B E S S E R LEICA M10 MONOCHROM

Nach dem ersten Ausprobieren für die letzte Ausgabe musste die neue M10 Monochrom jetzt auch im Praxistest unter Beweis stellen, wie sich der extrem hochauflösende Bildsensor bewährt.

Wie die M10-P trägt die Leica M10 Monochrom keinen roten Punkt auf der Vorderseite. Die Kamera ist die erste M, die über einen 41-Megapixel-Sensor verfügt

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Wer eine Kamera sucht, mit der man gegen den Mainstream schwimmt und die sich nicht nur sichtbar, sondern auch haptisch und von den Ergebnissen her von „normalen“ Kameras unterscheidet, liegt bei einer Leica M schon ganz richtig. Wenn man die Geschichte aber zu Ende denkt, landet man unweigerlich bei der M10 Monochrom oder einer ihrer Vorgängerinnen. Denn wenn eine Kamera aus dem Rahmen fällt und für das Besondere steht, ist es die Monochrom, deren Sensor nur Licht und Schatten sieht und damit zu den Wurzeln der Fotografie zurückkehrt. Kein anderer Hersteller traut sich, eine monochrome Kamera anzubieten – Leica stellt dagegen mit der M10 Monochrom bereits die dritte Schwarzweißversion der M vor – und die erste, die einen anderen Sensor als das Muttermodell besitzt. Während die Vorgängerinnen auf den M9- und M240Sensor setzten – nur eben ohne Farbfilter – spendierte Leica der M10 Monochrom einen Sensor mit deutlich höherer Auflösung von 41 MP. Trotz der höheren Auflösung verspricht Leica einen höheren Dynamikumfang von 15 Blendenstufen und ein geringeres Bildrauschen als bei der Vorgängerin. Nachdem wir die Kamera bereits fürs letzte Heft kurz erproben konnten, hatten wir jetzt die Zeit für einen echten Feldtest. LFIRedakteur David Rojkowski, der einiges an Berufserfahrung als Fotograf mitbringt, zog mit der M10 Monochrom und – wenn schon, denn schon – dem ApoSummicron-M 1:2/50 Asph durch die Leipziger Nacht.

BE I L I C H T BE T RAC HT E T.

Kollege Rojkowski hatte Available-Light-Fotografie als Thema gewählt – ein Thema, zu dem man sich mit einer Kamera, deren maximale Empfindlichkeit unglaubliche ISO 100 000 beträgt und die für ihre Qualitäten bei wenig Licht bekannt ist, nahezu zwangsläufig hingezogen fühlt. Zudem empfindet man Schwarzweiß als die natürliche Sichtweise bei schlechtem Licht, in dem man auch als Mensch kaum noch Farben wahrnimmt. Denn während nachts bekanntlich alle Katzen grau sind, kommt tagsüber schon eher mal das Verlangen nach Farbe auf. Das bedeutet nicht, dass Rojkowski die M10 Monochrom nicht auch tagsüber ausprobiert hätte. Die Kamera selbst ist dafür besser gerüstet als ihre Vorgängerinnen, denn während bei der letzten M Monochrom die geringste Empfindlichkeit noch bei ISO 320 lag, konnte sie bei der M10 Monochrom um eine Blendenstufe auf ISO 160 gesenkt werden. Damit und mit der kürzesten Belichtungszeit von 1/4000 Sekunden lässt sich durchaus auch bei viel Licht fotografieren. Allerdings wird man je nach Beleuchtung die Blende des Objektivs einige Stufen schließen müssen, um korrekt belichten zu können. Dem steht natürlich die Qualität der M-Objektive entgegen, die schon bei offener Blende ihre volle Leistungsfähigkeit entfalten und damit vor allem auch deutlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten bieten – schließlich will man sich gerade von den langweiligen Bildern, auf denen alles →


Fotos: Leica Camera (3), David Rojkowski (5), Leica Akademie (1)

Ein Riesenrad in der Dunkelheit. Die Aufnahme entstand bei 1/370 s mit Blende 4.8 und ISO 6400

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Selbst bei einer Empfindlichkeit von IS0 100 000 wirkt das Bildrauschen nicht unangenehm, sondern sieht eher nach recht dezentem Filmkorn aus. Das Bild wurde mit einer 1/180 s bei Blende 2.8 aufgenommen

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Alle Aufnahmen auf dieser Doppelseite und der vorherigen entstanden mit dem Apo-Summicron 1:2/50 Asph. Von links im Uhrzeigersinn: 1/500 s, Blende 2.8, ISO 6400; 1/750 s, Blende 9.5, ISO 800 und 1/750 s, Blende 9.5, ISO 800

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M10 Monochrom mit Summilux-M 1:1.4/35 Asph mit 1/180 s, Blende 9.5, ISO 1250

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scharf erscheint, emanzipieren. So werden wohl auch weiterhin ND-Filter, die einige Blendenstufen Licht schlucken, zum Rüstzeug des Monochrom-Fotografen gehören, wenngleich sie für die M10 Monochrom eine Stufe schwächer ausfallen können als zuvor. Bei Tageslicht schlägt auch die Stunde der Farbfilter, mit denen sich die Art, in der aus Farben Graustufen werden, gezielt beeinflussen lässt. Diese Technik, in digitalen Zeiten fast vergessen, lebte dank der Monochrom wieder auf, denn bei einer digitalen Farbkamera lässt sich die Gewichtung der drei Farbkanäle bei der Graustufenwandlung beliebig fein steuern. D IE NACHT BEGRÜS S EN .

Doch Rojkowski zog es ja ohnehin in die winterliche Nacht in Leipzig. „Als ich diese Kamera in die Hände bekam, war mein erster Impuls einfach der, aus vorhandenem Licht etwas zu machen“, meint er dazu. Diesen Gedanken legt die M10 Monochrom schon deshalb nahe, weil sie einen weitaus größeren Empfindlichkeitsbereich abdeckt als die Vorgängerin. Leica verspricht, dass der neue Sensor trotz seiner höheren Auflösung weniger rauscht als der der Vorgängerin. Dahinter steckt die Weiterentwicklung der Sensor-Technologie, die immer erfolgreicher der bisherigen Faustregel, dass kleinere Pixel für mehr Rauschen stehen, trotzt. Schon in der letzten Ausgabe befanden wir, dass das Rauschen bei Einstellungen bis ISO 12 500 sehr dezent bleibt und sich zudem problemlos in der Nachbearbei-

tung beseitigen lässt. Diese Aussage basierte auf „Pixel peeping“, bei dem man immer weiter in ein digitales Bild hinein zoomt – um dabei den Blick fürs Ganze eben doch zu verlieren. Denn das Ganze ist eben ein extrem hochauflösendes Bild, dessen einzelne Pixel derart in den Hintergrund treten, dass Bildrauschen nur dann auffällt, wenn man lediglich einen kleinen Ausschnitt davon betrachtet.

„D I E M1 0 MO N OC H RO M ARB EIT ET B E I JE D E M O B J EKT I V D I E STÄ R K EN U N D SC H WÄC HEN KLAR H E RAUS. DAS B E TRI F FT S OWO H L MO DER N E W I E AU C H Ä LT ER E MO D E LLE . “

Bei der M10 Monochrom ist die Auflösung so hoch, dass man sich bei der Bildbeurteilung stets angewöhnen sollte, zwischendurch zur Übersicht zurückzukehren. Bei der Monochrom kommen weitere Faktoren hinzu, die das Bildrauschen gegenüber farbigen Digitalkameras verringern. Zum einen schlucken deren Farbfilter Licht im Gegenwert von rund einer Blendenstufe, was ja auch zu der erhöhten Basisempfindlichkeit führt. Zum anderen entfällt bei einer reinen GraustufenKamera das besonders

störende Farbrauschen – konstruktionsbedingt weisen die Bilder nur Helligkeitsrauschen auf, das weit weniger aggressiv wirkt. Rojkowski war bei seinen Aufnahmen nicht zimperlich mit der Empfindlichkeitseinstellung, nachdem er zuvor einige Versuchsreihen gemacht und die Rauschneigung der Kamera ausprobiert hatte. Dabei zeigte sich schnell, dass wir mit der Einschätzung, dass man bedenkenlos bis ISO 12 500 gehen kann, richtig lagen. Tatsächlich nutzte er für den Großteil der Aufnahmen mit ISO 6400 eine schon sehr hohe Empfindlichkeit. Die höhere Auflösung der M10 Monochrom ist aber nicht nur eine Art natürlicher Rauschunterdrückung, sie führt auch zu einer ganz anderen Anmutung des Rauschens. Das Bild auf Seite 78 entstand mit ISO 100 000, was man sonst nie täte: Bei praktisch jeder Digitalkamera bleibt man mindestens eine, besser zwei Belichtungsstufen unterhalb der Maximaleinstellung, weil das Bildrauschen sonst einfach zu stark würde.

Der Body der M10 Monochrom ist fast vollständig in Schwarz und Weiß gehalten – lediglich die Gravuren des Objektivs bringen ein wenig Farbe ins Spiel

Bei der M10 Monochrom sieht man das Bildrauschen bei der höchsten Einstellung natürlich, aber sobald man das Bild als ganzes betrachtet, wirkt es überhaupt nicht unangenehm, sondern sieht eher nach recht dezentem Filmkorn aus. „Ich finde das Rauschen überhaupt nicht schlimm“, meint Rojkowski dazu, „und in diesem Fall ging es einfach darum, das Bild entweder mit maximaler Empfindlichkeit oder überhaupt nicht zu machen. Wenn ich das Rauschen mit den Schwarzweißfilmen vergleiche, die ich früher benutzt habe und die weit weniger empfindlich waren, nehme ich das gern in Kauf, um überall fotografieren zu können.“ Wo ISO 100 000 in Verbindung mit einem halbwegs lichtstarken Objektiv nicht ausreichen, kann man mit bloßen Augen auch schon nicht mehr viel sehen, geschweige denn vernünftig scharf stellen. → LFI

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mit diversen anderen Objektiven ausprobiert: „Diese Kamera hat bei wirklich allen Objektiven die Stärken genauso wie die Schwächen klar herausgearbeitet. Und das galt nicht nur für die modernen, sondern auch für die älteren, deren Look deutlich betont wurde.“ Auch der Dynamikumfang der M10 Monochrom ist erheblich höher als bei der Farbversion. Gerade nachts sind die Kontrastverhältnisse zum Teil extrem hoch. Mit 15 Blendenstufen Dynamikumfang kann die M10 Monochrom die Unterschiede zwischen Hell und Dunkel viel deutlicher differenzieren als vermutlich alle anderen Kleinbildkameras und genau diese Reserven lassen sich bei kritischen

KEIN E GR E NZ E FÜR DETAI LS. Für unsere Experi-

mente haben wir mit dem Apo-Summicron-M 1:2/50 Asph das vielleicht beste Kleinbildobjektiv überhaupt verwendet, doch uns ging es ja gerade darum, die Grenzen der Kamera auszuloten. Die Detailzeichnung sämtlicher Aufnahmen spricht für sich und hätte noch weit größere Druckformate zugelassen, trotz der relativ hohen Empfindlichkeitseinstellungen. Die Testaufnahmen zeigen deutlich, dass die M10 Monochrom derzeit definitiv die beste Detailzeichnung in der MFamilie bietet. Natürlich hat die Bildqualität auch mit dem Apo-Summicron zu tun, allerdings hat Rojkowski die Monochrom auch

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nur zwei Dinge ein: „Jetzt, wo ich weiß, dass auch die höchsten Empfindlichkeitsstufen nutzbar sind, finde ich es schade, dass man sie nicht direkt am Einstellrad findet, sondern dafür ins Menü muss. Dafür hätte ich auf das Display verzichten können, eine M10-D Monochrom hätte mir fast noch besser gefallen.“ Eine Monochrom ohne Display hätte, so reizvoll der Gedanke vielleicht sein mag, die Bereitschaft vieler Anwender, sich auf diese Kamera einzulassen, vielleicht doch überreizt. Aber auch mit Display macht die M10 Monochrom der farbfähigen M10 die Krone in vielen Punkten streitig: So leicht fiel es noch nie, auf Farbe zu verzichten.

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Lichtverhältnissen hervorragend einsetzen. Die Testaufnahmen sind demzufolge auch nur sehr wenig bearbeitet worden. Rojkowski hat in Lightroom zwar an den Reglern für Lichter und Schatten gedreht, war dabei aber absichtlich sehr zurückhaltend. Stärkere Korrekturen wären aber auch gar nicht nötig gewesen, der Nachbearbeitungsbedarf war insgesamt sehr gering. Auch die höhere und natürlichere Schärfe der Aufnahmen war deutlich spürbar.

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Ein Kapitel mit Übungen zur Stilfindung in verschiedenen Genres wie Landschafts- oder Streetfotografie lässt Sie das Gelernte weiter anwenden und vertiefen.

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Wie finde ich meinen fotografischen Stil?

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Mit Inspiration und Methode zum eigenen Ausdruck

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Fotograae zwİschendurch Carsten Schröder

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Die Ausrede »Ich finde keine Zeit zum Fotografieren« wird in diesem Buch relativiert. Ihnen wird gezeigt, wie man auch mit »kleinem Zeitbudget« ausdrucksstark fotogra­ fieren kann. Lassen Sie sich Wege aufzeigen, wie auch im zumeist vollgepackten und oftmals stressvollen Alltag qualitativ hochwertige Bilder entstehen können – sei es auf dem Weg zur Arbeit, dem Nachhauseweg, in Pausen oder in Wartesituationen.

Thema • Fotografie Leser • Fotografen

Fotografie zwischendurch

20 Minuten Alltag mit Kreativität füllen

20 Minuten Alltag mit Kreativität füllen 2019, 266 Seiten, € 32,90 (D) ISBN 978-3-86490-683-1

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Keine langen Vorbereitungen und große Planungen! Die Augen öffnen und dabei neue Motive entdecken! 20 Minuten gehen immer!

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Carsten Schröder präsentiert geschickt alltägliche Motiv­ bereiche, die bisher nicht in unserem Aufmerksamkeitsbe­ reich lagen und die mit jeder Art von Kamera fotografiert werden können – sogar mit dem Handy. Gleichzeitig schärft er Ihren Blick für gute Bildkompositionen mithilfe von Linien, Formen und Strukturen.

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Das Objektiv wird wie ein Gewehr bedient. Das Objektiv ist mit einer Schulterstütze versehen, die sich, den anatomischen Gegebenheiten entsprechend, in ihrer Länge verstellen lässt. Die rechte Hand liegt am Auslöser und am Schnellaufzug der Kamera. Die linke Hand greift von unten an das Objektiv und unterstützt es im vorderen Drittel seiner Länge. Dadurch ist die Gewichtsverteilung ideal gelöst. Bei dieser Handhabung ruht das Objektiv mit einer Stützleiste auf dem Handballen der linken Hand. L F I 2 / 1 970: Modefotografie – aber nicht tierisch ernst, Kleinbildreproduktion mit Farbscannern u. v. m. für 1,09 Euro in der LFI-App für Android und iOS

Themen, Projekte und Inspiration – ein Begleiter durch 12 Monate mit mehr Fotografie 2020, 296 Seiten, € 24,90 (D) ISBN 978-3-86490-716-6

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S IST ANGERICHTET LEICA S3

Mit einem neuen 64-Megapixel-Bildsensor, der mit 71 Prozent höher auflöst und deutlich verbesserte Filmfertigkeiten mitbringt, holt sich die Leica S3 die Krone des Topmodells in der Familie der Leica-Kameras zurück.

Wunder dauern ja bekanntlich etwas länger. Dass es seit der Ankündigung etwas länger gedauert hat, bis die neue Leica S3 wirklich ausgeliefert wird, hat auch damit zu tun, dass es im Bereich des Mittelformats nun einmal um absolute Perfektion geht. Gleichzeitig bestand natürlich langsam Handlungsbedarf, denn die bisherige Leica S (Typ 007) ist zwar erst fünf Jahre alt, was im Mittelformat noch geradezu jung ist, aber längst waren der S die anderen Leica-Systeme in Sachen Detailauflösung enteilt. Der Sensor des bisherigen Modells löst rund 37,5 Millionen Pixel auf, das übertrifft die S3 nun mit 64 Megapixeln bei weitem. Doch der Sensor kann noch weit mehr: Er bietet eine geringere Rauschneigung, höhere Empfindlichkeits84 |

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einstellungen und stark verbesserte Filmfähigkeiten. Anders als das Innere haben sich das Gehäuse und die Bedienung der S3 gegenüber der Vorgängerin nicht verändert. Richtete sich das S-System an Amateure, würde man der S3 sicher ankreiden, zu wenig fortschrittlich zu sein und der Hersteller hätte sich bemüht, die Revolution auch nach außen zu tragen. Doch für Profis geht es vor allem um Kontinuität und gleichzeitig das bestmögliche Bildergebnis. N EU ER S EN S OR. Schon

die Leica S (Typ 007) setzte auf einen CMOS-Sensor, der auch bewegte Bilder aufnehmen kann. Die Auflösung von 37,5 MP, die schon die erste S2 beherrschte, war (und ist) aller Ehren wert. Doch gerade in letzter Zeit explodierten die Detailauf-

lösungen geradezu. Das gilt ja auch für Leica selbst, die Leica SL2 besitzt einen 47-, die M10 Monochrom einen 41-MP-Sensor – beide übertrafen damit das Flaggschiff des Hauses, die Leica S. Das allein wäre noch nicht unbedingt ein Grund zum Handeln, zumal der reale Abstand noch relativ gering ist. Doch der 64-MPlSensor der S3 ist eben auch eine deutlich modernere Entwicklung, die trotz der um 71 Prozent erhöhten Auflösung weniger zum gefürchteten Bildrauschen neigt. Deutlich sichtbar wird das daran, dass die maximale ISO-Einstellung nun bei 50 000 und damit um zwei Stufen höher liegt. Und Leica verspricht zudem einen Dynamikbereich von satten 15 Blendenstufen, was für einen sehr großen Belichtungsspielraum spricht.

Die höhere Empfindlichkeit des Sensors bedeutet, dass der Fotograf besser als zuvor auch ohne ein Stativ aus freier Hand arbeiten kann, weil er kürzere Verschlusszeiten nutzen respektive die Blende auch mal aus gestalterischen Gründen weiter schließen kann, ohne gleich in den Bereich zu geraten, in dem die Gefahr von Verwacklung droht. Damit betont Leica eine der großen Stärken des S-Systems, das die Bildqualität des Mittelformats mit der Handhabung einer Kleinbildkamera kombiniert. →

Die neue Leica S3 hat durch einen neuen, sehr viel leistungsfähigeren Bildsensor eine deutlich höhere Bildqualität, präsentiert sich aber äußerlich praktisch unverändert. Kontinuität ist beim S-System ein wichtiges Gut


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VI D EO-QUAL ITÄT E N .

Ein wichtiger Vorteil des S3Sensors liegt aber auch in seiner Fähigkeit, Filme aufzuzeichnen. Die Leica S (Typ 007) war die erste Mittelformatkamera überhaupt, die mit ihrem CMOSSensor auch bewegte Bilder erfassen konnte: HD-Filme mit dem kompletten Sensor, aber die heute viel wichtigeren 4K-Filme nur mit einem Teilbereich. Die S3 kann nun Filme im Cine-4K-Format, die mit den gestalterischen Mitteln des Mittelformats arbeiten, über das volle Sensorformat aufzeichnen. Und das ist durchaus sehr gefragt: Leicas Schwesterfirma Ernst Leitz Wetzlar (früher CW Sonderoptik), bietet unter dem Namen Thalia im Prinzip die Ob-

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jektive des Leica S-Systems, nur eben mit den bei professionellen Filmkameras üblichen Anschlüssen wie dem PL-Mount an und sorgte damit für einiges Aufsehen unter Kameraleuten. Die S3 ersetzt zwar keine HighEnd-Filmkamera – primär bleibt sie ein Werkzeug für Fotografen –, aber bei sorgfältig kontrollierten äußeren Bedingungen zeichnet sie Filme mit ihrem ganz eigenen Look auf, die absolut kinotauglich sind. LIVE VIEW. Natürlich be-

herrscht die Kamera mit ihrem CMOS-Sensor auch Live View. Im Falle der S3 sind – bei ausreichendem Licht – bis zu 60 Bilder pro Sekunde auf dem Display möglich. Mit Live View

ist natürlich eine perfekte Bildbeurteilung möglich, zumal die Kamera auch Tethered Shooting mithilfe eines Plug-ins für Adobe Lightroom für den Einsatz im Studio möglich macht, was für viele Nutzer des S-Systems enorm wichtig ist. Es hat aber auch etwas für sich, den optischen Spiegelreflexsucher zu benutzen, der heute ja fast schon anachronistisch wirkt. Die meisten Hersteller versuchen von den aufwendigen und platzraubenden Klappspiegeln wegzukommen und setzen auf MirrorlessSysteme – Leica selbst ist mit der SL im Kleinbildformat das beste Beispiel dafür. Doch was im Kleinbildbereich und darunter noch hervorragend funktioniert,

ist im Bereich darüber zum Teil etwas problematisch. Denn ein elektronischer Sucher erfordert einen ständig laufenden Sensor, der dafür nicht nur Energie benötigt, sondern sich auch erwärmt. Das macht sich im Mittelformat deutlicher bemerkbar als bei kleineren Sensoren. Wärme sorgt dafür, dass sich das Bildrauschen vergrößert und die Dynamik verringert – und das verschlechtert die Bildqualität. Wer das letzte Quäntchen an Qualität herauskitzeln möchte, verzichtet also auf Live View und nutzt den optischen Sucher. Und für den spricht noch mehr: Die Dunkelpausen zwischen zwei Aufnahmen sind minimal und die Kamera ist sofort wieder schuss-


bereit, was bei vielen Mittelformat-Kameras ohne optischen Sucher nicht der Fall ist. Speziell diese Trägheit behindert Fotografen oft sehr, während die S3 sich hier extrem flexibel und schnell präsentiert – ganz so, wie man es von Kleinbildsystemen gewohnt ist, die beinahe beliebig schnelles Fotografieren zulassen. FAZIT. Nicht alle hätten

darauf gewettet, dass Leica das S-System mit der S3 weiter ausbaut, sondern haben vielleicht erwartet, dass die etwas kleinere, schnellere und handlichere Leica SL das Mittelformat obsolet macht. Doch das S-System hat treue Anwender und trug erheblich zum Leica-Umsatz bei. Die Zielgruppe für

dieses System sind Profis, die langfristiger investieren und sich eher darüber freuen, dass sich die Kamera und ihre Bedienung praktisch nicht verändert hat. Das Konzept des rein digital ausgelegten S-Systems mit seinem Sensorformat von 30 mal 45 mm, dem von Kleinbild-SLRs übernommenen Handling und seiner mittlerweile kompletten, superben Objektivpalette besticht nach wie vor. Das größere Format sorgt für flexiblere Gestaltungsmöglichkeiten, ohne dafür gleich enorm viel Licht zu erfordern, wie man es von noch größeren Aufnahmeformaten kennt. Und nicht zu vergessen ist auch der für die meisten Objektive erhältliche Zentralver-

Mit seiner höheren Auflösung von 64 Megapixeln bürgt der neue Bildsensor für mehr Empfindlichkeit und deutlich höhere Qualität

schluss. Er vereinfacht das Blitzen deutlich, während der Schlitzverschluss für unkompliziertes Fotografieren bei natürlichem Licht sorgt. Die Leica S3 ist eine willkommene Aktualisierung des Systems. Der neue Sensor macht alles besser und nichts schlechter als der Vorgänger. Technisch gesehen spricht nichts dafür, der bisherigen Leica S den Vorzug zu geben, wirtschaftlich gesehen ist die Investition in die neuere Kamera hingegen ein großer Schritt. Doch man sollte ihn gehen, wenn man keine Kompromisse eingehen und die bestmögliche Bildqualität erreichen will. Die S3 ist jedenfalls ab sofort und unangefochten das Topmodell unter den Leicas. HOLGER SPARR

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DISTINKTIONSGEWINNE L E I C A-S O N D E R E D I T I O N E N

Neue Objektive in der Edition „Safari“, Sondermodelle der M10-P in Grau und Weiß und der erste Ableger der neuen M10 Monochrom – in Wetzlar hat man sich in den letzten Monaten eine Menge einfallen lassen.

Ernst Leitz I (1843–1920) hat im Jahr 1869 hat das Unternehmen ins Leben gerufen, aus dem schließlich die heutige Leica Camera AG hervorgegangen ist. Leitz war 1864 in das Nachfolgeunternehmen des von Carl Kellner 1849 gegründeten Optischen Instituts eingetreten, das er dann 1869 ganz übernahm. Während im Optischen Institut zunächst Fernrohre konstruiert wurden, war die Produktion beim Eintritt von Leitz bereits vorwiegend auf den Bau von Mikroskopen umgestellt worden, mit denen die kleine Werkstatt in Wetzlar in den folgenden drei Jahrzehnten weltbekannt werden sollte. Aus Anlass des 150-jährigen Firmenjubiläums hatte Leica im November 2019 die M Monochrom (Typ 246) „Leitz Wetzlar“ vorgestellt. 88 |

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Die Kamera unterscheidet sich vom Serienmodell durch die traditionelle, in Weiß ausgelegte „Leitz Wetzlar“Gravur auf der Deckkappe. Ab April ist die neue M10 Monochrom mit 41-Megapixel-Sensor (siehe Seite 76) ebenfalls in einer auf 650 Exemplare begrenzten Auflage als „Leitz Wetzlar“Edition erhältlich. Daneben bietet Leica auch das Summilux-M 1:1.4/35 Asph als Sonderedition „Leitz Wetzlar“ an. Seine Besonderheit liegt in der Farbgebung der Objektiv-Beschriftungen, die in Grau und Weiß ausgelegt sind. Zusätzlich ist der Schriftring am Objektiv mit der Bezeichnung „Leitz Wetzlar“ graviert, wie es bis Anfang der 1990er-Jahre üblich war (die in der kanadischen Produktionsstätte in Midland, Ontario, gefertigten Objektive waren

stattdessen mit „Leitz Canada“ oder „Leitz Lens Made In Canada“ graviert). Die Auflage des Summilux-M 1:1.4/35 Asph „Leitz Wetzlar“ ist auf 500 Exemplare limitiert. Bei einem weiteren kürzlich vorgestellten Objektiv handelt es sich nicht um eine Sonderedition, sondern um eine Variante des Serienmodells: War das Apo-Summicron-M 1:2/75 Asph, das zu den leistungsfähigsten Objektiven für die Leica M zählt, bisher nur in Schwarz im Programm, ist es nun auch in Silber eloxiertem Finish erhältlich. Im Unterschied zur schwarzen Version sind die Feet-Angaben der Entfernungsskala und die Brennweitengravur mit roter Farbe, alle anderen Gravuren dagegen mit schwarzer Farbe ausgelegt.

I M SA FA R I -LO O K. Ferner

hat Leica auch zwei neue Objektive für das Leica MSystem im olivgrünen Safari-Look vorgestellt: das Summicron-M 1:2/28 Asph und das Apo-Summicron-M 1:2/90 Asph. Diese Art von Sonderlackierung besitzt bei Leica eine lange Tradition. Ursprünglich waren die ersten Leica-Kameras mit dem hochwertigen Einbrennlack für militärische Zwecke entwickelt worden. Schon bald eilte ihnen aber der Ruf voraus, zuverlässige, robuste Werkzeuge →

Die M10 Monochrom „Leitz Wetzlar“ unterscheidet sich von dem Serienmodell lediglich durch den traditionellen Schriftzug. Die Beschriftungen des Summilux-M 1:1.4/35 Asph „Leitz Wetzlar“ sind grau und weiß ausgelegt


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Der Alterungsprozess einer VintageTaucheruhr stand beim Design der Leica M10-P „Ghost Edition“ for Hodinkee Pate

für extreme Gegebenheiten zu sein. Was im Jahre 1960 mit der Leica M1 „Olive“ für die deutsche Bundeswehr begann, entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einer Erfolgsgeschichte. Während die Leica M3 und M4 in olivgrün noch speziell für das Militär gefertigt wurden, kam 1977 aufgrund der steigenden Nachfrage mit der Leica R3 „Safari“ die erste Variante einer olivgrünen Kamera für jedermann auf den Markt. Im Jahr 2000 folgte die M6 TTL „Safari“, 2008 die M8.2 „Safari“, 2015 die M-P (Typ 240) „Safari“ und 2019 schließlich die M10-P Edition „Safari“. Für beide neuen Objektive der Edition „Safari“ gilt, dass die Feet-Angabe der Entfernungsskala und die Brennweitenangabe mit roter Farbe, die anderen mit weißer Farbe ausgelegt sind, wodurch sie sich optimal vom olivgrünen Objektivkorpus abheben. Das Summicron-M 1:2/28 Asph und das Apo-Summicron-M 1:2/90 Asph sind neben dem 2019 erschienenen Leica Summicron-M 1:2/50 die einzigen M-Objektive, die in olivgrünem Lack erhältlich sind und damit perfekt zur Leica M10-P Edition „Safari“ passen. Beide Objektive sind ab sofort erhältlich. Die Auflage des Summicron-M 1:2/28 Asph Edition „Safari“ ist auf 500 Exemplare limitiert, die des Apo-Summicron-M 1:2/90 Asph Edition „Safari“ auf 250. DI E M 1 0 -P „W H I T E “ . Ende

Eine Leica M-Kamera ganz in Weiß ist von bestechender Schönheit – wie die M10-P „White“ eindrucksvoll beweist

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2019 hat Leica auch noch zwei Sondereditionen der M10-P präsentiert, die in der LFI zu zeigen, wir bisher noch keine Gelegenheit hatten: die M10-P „White“

und die M10-P „Ghost“. Die Leica M10-P „White“ stellt das ikonische Design der Leica Messsucherkamera auf eine ganz neue Weise heraus. Dadurch, dass sie fast komplett in Weiß gehalten ist, setzt sie völlig neue Akzente: Fast glaubt man eine andere Kamera in Händen zu halten, obwohl sich, abgesehen von der Farbe, am Gehäuse fast nichts verändert hat. Das speziell gestaltete Leica Summilux-M 1:1.4/50 Asph und das Zubehör, die das Set komplettieren sind perfekt an die weiße Kamera angepasst. Die Sonderedition Leica M10-P „White“ trägt im Gegensatz zum Serienmodell den klassischen roten Leica-Punkt auf der Vorderseite. Deckkappe und Boden-

DIE L EIC A M 10 - P „W HIT E“, FAST VOLLSTÄNDIG IN WEIS S G EHA LT EN, S ETZ T VÖL L IG NEUE AKZENTE IM IKON IS C HEN DESIGN DER MESSSUC HER KA M ERA.

platte sind weiß lackiert, die Belederung besteht aus weißem Rindsleder. Einstellräder und Knöpfe sind silbern verchromt und mit weiß ausgelegt. Auch die Sucherrahmen sind in Weiß ausgeführt. Das SummiluxM 1:1.4/50 Asph hat ein silbern verchromtes Gehäuse und weiß ausgelegte Beschriftungen. Der zugehörige


Objektivköcher und der Trageriemen werden ebenfalls in Weiß geliefert. Die Leica M10-P „White“ ist auf 350 Sets limitiert. D IE M10-P „GHOST“. Lei-

cas Philosophie, technisch und funktional herausragende Produkte weitgehend in Handarbeit herzustellen, passt genau zu der Art, mit der sich die Experten des Print- und Online-Magazins Hodinkee mechanischen Uhren und anderen Luxusartikeln widmen (der Name leitet sich vom tschechischen und slowakischen Wort für Armbanduhr, hodinky, ab). Die speziell gestaltete Leica M10-P „Ghost Edition“ in Kombination mit dem Summilux-M 1:1.4/35 Asph besitzt ein einzig-

artiges Design. Die Deckkappe und der Bodendeckel sind in einem matten, warmen Grau lackiert. Darauf abgestimmt ist die Belederung in einem betongrau gehaltenen Rindsleder ausgeführt. Einstellräder und Knöpfe sind silbern verchromt und mit weißer Farbe ausgelegt. Das Objektiv ist passend zum Body mit einem matten, warmen Grau lackiert, die Gravuren sind ebenfalls weiß und die FeetSkala ist grau ausgelegt. Ein grauer Trageriemen komplettiert das Set, dessen Gestaltung an den Alterungsprozess der ersten VintageTaucheruhr erinnert, die Hodinkee-CEO Benjamin Clymer einst erworben hatte. Das im Originalzustand schwarze Ziffernblatt ist

Links das Apo-Summicron-M 1:2/75 Asph mit Silber-Finish, daneben das Apo-Summicron-M 1:2/90 Asph und das Summicron-M 1:2/28 Asph aus der Edition „Safari“, die nun drei Objektive zählt

ins Grau verblichen, die Uhr zum „Geist“ geworden. Das Set Leica M10-P „Ghost Edition“ for Hodinkee ist auf 250 Exemplare limitiert. Alle in diesem Artikel genannten Kameras und Objektive entsprechen technisch den Serienmodellen. BERND LUXA

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I N S P I RAT I O N L EICA A KAD E M I E ER F R I S CH E N D U ND ANRE GE ND I ST DAS NEUE BUCH VO N HEIDI U N D RO B E RT ME RTE NS — KU RZWEILIGE GEDANKEN, DIE UM ACHT THEMEN KREISEN, UMRAHMT VON WUNDERBAREN BILDERN NAMH A FT E R FOTOGRAFE N DE R LEICA AKADEMIEN.

Oben: Carlo Carletti (Leica Akademie Italien) oder Die Inszenierung der Stadt als Bühne, rechts: Panagiotis Katsos (Leica Akademie Griechenland) oder Was sucht der Hund im Bild?

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Nick Rains (Leica Akademie Australien) oder Ein Blick aus groร er Hรถhe


Linke Spalte, von oben: Mathias Heng (Leica Akademie Singapur), Norbert Rosing (Leica Akademie Deutschland), Heidi Mertens, Manuel ThomĂŠ (Leica Akademie Deutschland). Rechte Spalte, von oben: Rui Peres (Leica Akademie Portugal), Craig Semetko (Leica Akademie), Jesse Marlow (Leica Akademie Australien), Kirill Simakov (Leica Akademie Russland)

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Nicholas Pinto (Leica Akademie USA) oder Eine andere Realität

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Oben: Qin Sibo (Leica Akademie China) oder Kreative Kombinationen, links: Kirill Simakov (Leica Akademie Russland) oder Der Ăœbergang von Tag zu Nacht

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Von oben im Uhrzeigersinn: Kostas Koroneos (Leica Akademie Griechenland), Pavlos Kozalidis (Leica Akademie Griechenland), Franรงois Rousseau (Leica Akademie Frankreich), Maurizio Beucci (Leica Akademie Griechenland), Oliver Richter (Leica Akademie Deutschland), linke Seite: Darren Centofanti (Leica Akademie Australien) oder Quellen der Inspiration

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Unter dem Titel Inspiration Leica Akademie ist soeben ein neues Buch von Heidi und Robert Mertens erschienen, das in Zusammenarbeit mit den weltweiten Leica Akademien entstanden ist. Soll man es als Ratgeber oder ein Handbuch für Fotografen beschreiben? Ich folge einfach dem Titel und bezeichne es tatsächlich als eine Quelle der Inspiration. Ein großer Vorteil dieses Bandes liegt zum einen in seiner Herangehensweise an das Thema Fotografie. Die Autoren referieren nicht über die mannigfaltigen Facetten des Fotografierens, sondern versuchen die Leser mit ihrer Begeisterung für die Fotografie und die Kreativität anzustecken. Das Buch zeichnet sich durch eine vergleichsweise geringe Textmenge und eine hohe Themendichte aus: kurzweilig, anregend, breitgefächert und anschaulich zugleich. Inspiration Leica Akademie lädt zum Stöbern ein, lässt sich aber auch von A bis Z am Stück durchlesen. Man kann es aber auch zum Nachschauen oder eben als Inspiration zur Hand nehmen. Die Autoren sind Dozenten an der Leica Akademie und haben fast zwei Jahre an diesem Band gearbeitet. Sie haben über Jahre Erfahrungen in Fotografie, Grafikdesign, Text und Kreativität gesammelt. Dem Buch haben sie ein Zitat von Henri Cartier-Bresson vorangestellt: „Das eine Auge des Fotografen schaut weit geöffnet durch den Sucher, das andere, geschlossene, blickt in die eigene Seele.“ Dieser Leitgedanke zieht sich wie ein roter Faden durch den Band. Technische Beschreibungen und kompositorische Hinweise liegen den Autoren fern, stattdessen konzentrieren sie sich auf die Stimulation der individuellen, inneren Fähigkeiten – die kreative Nutzung der eigenen Wahrnehmung und bestimmte Dinge sehen zu lernen. „Im Grunde ist die Art, wie wir etwas wahrnehmen und sehen, ein ganz entscheidender Faktor für die Qualität der Aufnahmen“, stellen sie fest.

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Anhand von über 80 kleinen Essays, die in acht Kategorien unterteilt sind – Wahrnehmung, Persönlichkeit, Kreativität, Ideen, Komposition, Licht, Technik und Konzepte – führen sie die Leser in diese Themen ein. Die kurzen Abhandlungen sind als unaufdringliche Anleitungen aufgefasst, insbesondere, da sie von hervorragenden fotografischen Beispielen umrahmt und von persönlichen Anmerkungen der Fotografen begleitet werden. Den Autoren stand dabei im weltweiten Netzwerk der Leica Akademien und Kolleginnen und Kollegen auf allen Kontinenten ein immenser Fundus an großartigen Bildern zur Verfügung. Unter den über 70 Fotografen finden sich so bekannte Namen wie Fulvio Bugani, Akira Kasai, Jesse Marlow, Julien Mignot, Craig Semetko oder Vineet Vohra. Allesamt Trainer an einer der 16 Leica Akademien, die geschlossen an diesem Projekt teilgenommen haben. „Bei der Arbeit an diesem Projekt, mit den verschiedenen internationalen Akademien und den Fotografen, haben wir die Begeisterung, die gegenseitige Unterstützung ebenso wie die Qualität der Arbeiten gespürt. All das war fantastisch zu erleben“, so die Autoren. „So konnte gemeinsam das entstehen, was vor knapp zwei Jahren nur eine Idee war: ein Buch, das die Leser in Texten und Bildern begleitet auf einem Streifzug rund um den Globus zu vielen verschiedenen kreativen Impulsen, Genres und Spielarten der Fotografie.“ Die Autoren nutzten dieses globale Netzwerk, um ihre kreativen Gedanken zu realisieren. Dadurch haben sie ihre konzeptuellen Ideen mit den unterschiedlichen Herangehensweisen der Fotografen bereichern und den kreativen Impuls potenzieren können. Die Vielfalt und Qualität der ausgewählten Fotos ist eine große Stärke dieses Bands und dürfte alle Liebhaber guter Fotografie erfreuen. Inspiration Leica Akademie ist am 20. März 2020 erschienen; eine Begleitausstellung mit 36 ausgewählten Werken aus dem Band ist noch bis Ende April 2020 im Leitz-Park in Wetzlar zu sehen. DAVID ROJKOWSKI

IN S PIRATION LE IC A AKADE MIE

Von Heidi und Robert Mertens; großes Schaubuchformat 24 × 28 cm; zweisprachige Ausgabe auf Deutsch und Englisch. 343 Seiten, gebunden, in Farbe, Rheinwerk Fotografie, Bonn 2020.


LEICA CL “EDITION PAUL SMITH” Kreativität kennt keine Grenzen. Das Team des Modelabels Paul Smith hat die klassisch-schwarze Leica CL mit einem farbenfrohen Design versehen. Mit kräftigen Akzentfarben und einzigartigen Designelementen wird die auf 900 Stück limitierte Sonderserie so zu einem echten Blickfang für Liebhaber extravaganter Produkte. Mehr Inspiration unter cl.leica-camera.com

Video anschauen


Foto: Alec Soth, Charles, Vasa, Minnesota 2002, aus der Serie Sleeping by the Mississippi, © Alec Soth/Magnum Photos

P H OTO – B Ü C H E R – AU S S T E L L U N G E N – F E S T I VA L S – AWA R D S –


G UY B O U R D I N K U N S T H A L L E TA L S T R A S S E ,

Fotos: © Josef Koudelka/Magnum Photos; © The Guy Bourdin Estate, 2019, courtesy Art and Commerce; © Lee Miller Archives, England; © Alec Soth/Magnum Photos, aus der Serie Niagara; © Alec Soth/Magnum Photos, aus der Serie Looking for Love, courtesy Edios Foundation

HALLE

J O S E F KO U D E L K A E R N ST L E I TZ M U S E U M , W E TZ L A R

Flucht, Verlassen und Fremde, ein Leben im Transit. Seitdem der Tschechoslowake Josef Koudelka in der Zeit des Kalten Kriegs 1970 sein Heimatland verließ, prägte das Exil sein fotografisches Werk. 20 Jahre war er ohne festen Wohnsitz und ohne Besitz, außer einer Kamera. Er sagte: „Ich fand mich einfach außerhalb der Tschechoslowakei und ich beschloss zu tun, was ich bisher nicht tun konnte, als ich dort lebte: die Welt zu sehen.“ In den 20 Jahren, die er unterwegs war, schuf er Bilder von Orten, Menschen und dem Alltagsleben in Ländern wie Italien, Spanien, Portugal und Irland. Seine Motive spiegeln die Erfahrungen langjähriger Staatenlosigkeit wider, sie erzählen von dem Konflikt zwischen Dasein und Schicksal, Leben und Tod, Zeit und Zeitlosigkeit. Seine starken und kontrastvollen Schwarzweißfotografien lassen die Einsamkeit und die Verletzlichkeit des Menschen spüren. Vergangenheit, Traditionen und Riten: Koudelka, der Nomade, interessierte sich zumeist für die ethnischen und sozialen Gruppen, die von Vertreibung oder Aussterben bedroht sind. Sein Blick auf diese „Randgesellschaften“ war zugleich ein Blick auf sich selbst und sein eigenes Leben. Mit 68 Arbeiten reflektiert die Ausstellung Exiles and Panoramas nun Koudelkas Œuvre und stellt dabei die Serie Exiles neben seine Panorama-Aufnahmen, die ab Mitte der 1980er-Jahre entstanden sind. Darin entdeckte der Fotograf die Welt in raumgreifenden Landschaften noch einmal neu. Obwohl diese menschenleer erscheinen, zeugen sie auf verstörende, beeindruckende Weise von menschlicher Existenz. 5. März — 23. August 2020, Foto: Josef Koudelka, Parc de Sceaux, Frankreich 1987

Im Jahr 1955 gab er sein Debüt in der Vogue und seitdem waren seine Fotografien aus der Modewelt nicht mehr wegzudenken. Die Ausstellung Pariser Avantgarde der Nachkriegszeit in Halle widmet sich seinem Werk – vom frühen nicht-kommerziellen Schwarzweiß bis zu den berühmten Farbfotografien. 15. März — 28. Juni 2020, Foto: Guy Bourdin, Vogue Frankreich, Mai 1970

A L E C S OT H KU N ST H AU S , W I E N

Menschen am Rande der Gesellschaft und die breite Mittelschicht abseits der Metropolen stehen im Mittelpunkt seines Werks. Soth erzählt mit seinen poetischen Bildern von Außenseitern und Aussteigern, von gewöhnlichen und ungewöhnlichen Menschen, gleichsam über das Leben

LEE MILLER M U S E U M F Ü R G E S TA LT U N G , ZÜRICH

Sie war Muse, Fotomodell und eine starke, moderne Frau, die als Künstlerin, Fotografin und Kriegsreporterin ihren Weg ging. Zum ersten Mal in der Schweiz präsentiert die Ausstellung Fotografin zwischen Krieg und Glamour mit 250 Werken das Lebenswerk der Elizabeth „Lee“ Miller. 24. April — 19. Juli 2020, Foto: Lee Miller, Floating Head, Mary Taylor, New York, USA 1933

in der amerikanischen Gesellschaft als auch über große Gefühle. Die Schau Photography Is A Language vereint u. a. seine bekannten Serien über die Anwohner des Mississippi, die Niagara-Fälle und seine jüngste Porträtarbeit I Know How Furiously Your Heart Is Beating. 27. Februar — 16. August 2020, Fotos: Alec Soth, Misty, 2005; St. Thomas Academy Prom. Mendato Heights, Minnesota 1996

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P H I L H I L L : T H E R AC I N G P H OTO G R A P H E R

Zwei Herzen schlugen in seiner Brust: Phil Hill (1927–2008) war passionierter Fotograf und Rennfahrer. Er begann seine Karriere in der Szene als Mechaniker und schaffte dann erfolgreich den Sprung in den Rennwagen. 1961 wurde Hill mit einem Ferrari der erste Weltmeister aus den Vereinigten Staaten. In den kommenden Jahren gewann er dreimal das 24-StundenRennen von Le Mans. Neben schnellen Autos liebte Hill aber auch klassische Musik und eben die Fotografie. Seine Leica M3 begleitete ihn bei fast allen Rennen und mit ihr schuf er ein unvergleichliches Œuvre: nah dran am Renngeschehen, mit Kennerblick auf schnelle Autos, aber auch für intime Momente am Rande des Renngeschehens. 106 |

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Phil Hill: Bonneville Salt Flats, Utah 1957 (oben); Hill in Windsor Field, Bahamas 1956, Foto: George Tilp, Besitzer des Ferrari 857S

Die Fotografie war auch ein Mittel, um Abstand von der Anspannung und dem Stress auf der Rennstrecke zu gewinnen.Hills Aufnahmen – zum Großteil aus den 1950er-, einige aus den 1960erJahren – sind in Farbe, seinerzeit

noch eher ungewöhnlich. Er bevorzugte Diafilm, seine Farbwelt ist die wunderbar weiche Palette des legendären Kodachrome-Films. Die Ausstellung in Wien präsentiert 36 Aufnahmen. Liebhabern, die noch mehr sehen möchten, sei das Buch Inside Track: Phil Hill … Ferrari’s American World Champion. His Story, His Photography (phil-hill-book.com) ans Herz gelegt, ein in Rennkreisen hochgelobtes Werk mit zahlreichen unveröffentlichten Aufnahmen des Ferrari-Piloten. Zur Vernissage wird Phil Hills Sohn Derek anwesend sein und einen Vortrag über Leben und Werk seines legendären Vaters halten. 10. April — 26. Mai 2020, Leica Galerie Wien, Walfischgasse 1, 1010 Wien

Fotos: © Phil Hill with courtesy of Derek Hill; © George Tilp

LEICA GALERIE WIEN


LEICA GALERIEN SCHLOSS ARENBERG

Paolo Burlando: American Icons AUT  |  5020 Salzburg, Arenbergstr. 10 17. November 2019 — Ende April 2020 SINGAPUR

Jiro Kochi: Through the Salaryman’s Eye – A view from Tokyo of the 70s and 80s SIN  |  Singapur, Raffles Hotel Arcade, #01-20/21, 328 North Bridge Rd., 188719 19. März — 18. Mai 2020

Shinya Fujiwara: Magnificent Paris; Lisette Model: Reflections, New York, ca. 1939–1945

Norbert Rosing: Wilde Arktis – Rocks & Things GER  |  Calwer Straße 41, 70173 Stuttgart 7. Februar — 24. April 2020

BA N G KO K

MADRID

Bei Drucklegung nicht bekannt

Bei Drucklegung nicht bekannt

THA  |  10330 Bangkok, 2nd Floor, Gaysorn Village, 999 Ploenchit Road

ESP  |  28006 Madrid, Calle de José Ortega y Gasset 34

SUZHOU

BOSTON

MAILAND

CHN  |  Suzhou, Moonlight Dock, No.1 Guanfeng Street, Suzhou Industrial Park, Jiangsu

Jeniffer McClure: Still the Body USA  |  Boston, MA 02116, 74 Arlington St. 30. April — 28. Juni 2020 DÜSSELDORF

Anatol Kotte: Proyecto Habana GER  |  KÖ Galerie, Königsallee 60, 40212 Düsseldorf 12. März — 31. Mai 2020 FRANKFURT

René Groebli: Handwerker – Künstler – Visionär GER  |  60311 Frankfurt am Main, Großer Hirschgraben 15 14. Februar — 16. Mai 2020 KO N S TA N Z

Klaus Fengler: Expedition Photography

Lisette Model ITA  |  20121 Mailand, Via Mengoni 4 16. März — 2. Mai 2020 MELBOURNE

Bei Drucklegung nicht bekannt AUS  |  Melbourne, VIC 3000, Level 1 St Collins Lane, 260 Collins Street NÜRNBERG

Norbert Rosing: Verborgen – Naturschätze in der Fränkischen Schweiz GER  |  90403 Nürnberg, Obere Wörthstr. 8 25. April — 11. Juli 2020 PRAG

Milon Novotny: Known and Unknown

GER  |  78462 Konstanz, Gerichtsgasse 10 29. Februar — 20. Mai 2020

TCH  |  110 00 Prag 1, Školská 28 24. April — 14. Juni 2020

KYOTO

PORTO

Bei Drucklegung nicht bekannt

TA I P E H

Bei Drucklegung nicht bekannt TWN  |  Taiwan, No. 3, Ln. 6, Qingtian St., Da’an Dist., Taipei City 106 TOKIO

Shinya Fujiwara: Magnificent Paris JPN  |  Tokio, 6-4-1 Ginza, Chuo-ku 6. März — 31. Mai 2020 WA R S C H A U

Pawel Sadaj: Medusa Hotel POL  |  00–496 Warschau, Mysia 3 17. April — 13. Juni 2020 WETZLAR

Franziska Stünkel: Coexist GER  |  35578 Wetzlar, Am Leitz-Park 5 6. Februar — 26. April 2020

Intanta’19. Collective

WIEN

JPN  |  Kyoto, 570–120 Gionmachi Minamigawa, Higashiyama-ku 7. März — 4. Juni 2020

POR  |  4000-427 Porto, Rua d. Sá da Bandeira, 48/52 4. April — 25. April 2020

Phil Hill: The Racing Photographer AUT  |  1010 Wien, Walfischgasse 1 10. April — 26. Mai 2020

LONDON

SALZBURG

No Time To Die/The Making Of

Tina Trumpp: Verführungen

ZINGST

Shinya Fujiwara: Magnificent Paris

Fotos: © Shinya Fujiwara; © Lisette Model

STUTTGART

GBR  |  London, 64–66 Duke Street W1K 6JD 27. März — 27. April 2020

AUT  |  5020 Salzburg, Gaisbergstr. 12 20. März — 27. Juni 2020

LOS ANGELES

S ÃO PAU L O

Jon Ball: Electric Downtown; Dave Wittig USA  |  West Hollywood, CA 90048, 8783 Beverly Boulevard 16. April — 1. Juni 2020

Nanna Heitmann: Hiding from Baba Yaga GER  |  18374 Zingst, Am Bahnhof 1 31. Januar — 8. Mai 2020

Romina Ressia: The Age of Decadence BRA  |  01240–000 São Paulo, Rua Maranhão, 600 Higienópolis April — Juni 2020

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SA RA H M . L E E

P E T E R DA M M A N N DAS W E I S S E P F E R D

Dieser durch eine CrowdfundingKampagne ermöglichte Bildband ist eine wunderbare Retrospektive und Vermächtnis des vor fünf Jahren verstorbenen deutschen Fotografen (1950–2015) zugleich. Er war fast auf der ganzen Welt unterwegs, seine Reportagen zeichnen sich durch eine langsame, behutsame Aneignung der von ihm erforschten Situationen und Lebensumstände oft benachteiligter Menschen aus. Besondere kindliche Lebenswelten stellte Dammann immer wieder in den Mittelpunkt seiner Geschichten. Ob Straßenkindern, Amateurboxern, Matrosenschülern, Balletteleven oder Psychiatriepatienten – mit Geduld und empathischem Blick widmete er jedem Porträtierten seine volle Aufmerksamkeit. Seine engagierten, respektvollen, gleichwohl auch neugierigen Bilder bezeugen seine humanistische Überzeugung, mit der Kamera den Sorgen und Nöten der Menschen, aber auch ihrem Mut die nötige Aufmerksamkeit verschaffen zu können. „Wenn du Geschichten über Menschen fotografierst, dann ist das Wichtigste, dass du diese Menschen liebst“, so Dammanns Credo, der es immer wieder verstand, sich auf unterschiedliche Gruppen und Zeitgenossen einzulassen. Das war ihm wichtig, denn für ihn ist „jedes Foto von einem Menschen immer auch ein Selbstporträt des Fotografen“. Der schön gestaltete Bildband gibt beste Gelegenheit, Dammann, seine Zugewandtheit und seinen Blick auf die Welt kennenzulernen. 328 Seiten, 250 Farb- und Duplexabbildunge, 24 × 32 cm, deutsch/englisch, Dölling und Galitz Verlag

Hier strahlt die Sonne scheinbar immer und die Welt ist noch in Ordnung. Perfektes Licht gab es für die Leica-Fotografin (*1966) in Santa Monica ohnehin und die Weite des Pazifiks bildet die perfekte Kulisse für die Strandausflügler. Bei allem schrillen Frohsinn: Die Serie ist auch ein kritischer Blick auf den Zustand der US-Gesellschaft. 160 Seiten, 91 Farbabbildungen, 20,9 × 28,5 cm, englisch, Unbound

RENÉ BURRI EXPLOSION DE S SEHENS

Dieser Bildband gibt einen umfassenden Einblick in den vom Musée de l´Elysée aufgearbeiteten Nachlass des großen Magnum-Fotografen (1933–2014), zeigt viel Unbekanntes und belegt Burris Leidenschaft auf vielen Gebieten und seinen Humor, auch jenseits bekannter Bildikonen wie diesem Che-Porträt. 240 S., 148 Schwarzweiß-/106 Farbabb., 21 × 27 cm, deutsche und englische Ausg., Scheidegger & Spiess

G Ö RA N G N AU D S C H U N A R E YO U H A P PY

Die titelgebende Frage hat der deutsche Fotograf (*1971) nie gestellt – die einzige Anweisung für seine intensiven Porträts war: „Bitte nicht lächeln.“ Aus kurzen Begegnungen entstand ein vielschichtiges Kaleidoskop ganz unterschiedlicher Römer aus dem Osten der Stadt, das der Fotograf während seines Stipendiums in der Villa Massimo ab 2017 erarbeitete. Er nahm kein Postkarten-Rom in den Blick, sondern eine eher triste Gegend existenzieller Armut. Aber auch einen Ort der Hoffnung, denn diese

Viertel zählen zu Roms Transitgegenden. Dem Fotografen gelingt es mit seiner direkten Bildsprache, die Atmosphäre des Viertels, das Lebensgefühl und Selbstbewusstsein der Bewohner zu transportieren. 128 Sei­ten, 59 Farb- und 10 Schwarzweißabb., 21 × 28 cm, deutsch/englisch/italienisch, Distanz

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Fotos: © Gabriele Schärer, 2019 (für Peter Dammann); © Sarah Lee, 2019; © René Burri/Magnum Photos, Fondation René Burri, courtesy Musée de l’Elysée, Lausanne; © Goran Gnaudschun, 2019

WEST OF WEST


A R N O RA FA E L MINKKINEN MINKKINEN

Surreal und poetisch: Das zeichnet seine Arbeiten aus. Das Motiv links ist typisch für den finnisch-amerikanischen Fotografen (*1945), der meist allein arbeitet und auf jegliche Bildmanipulation verzichtet. Es war sicher nicht einfach, die Position unter Wasser so zu halten, dass die makellos spiegelnde Wasseroberfläche aus der Hand mit Stift eine Kreisform werden ließ. Fast immer ist Minkkinen selbst im Bild: seine Glieder, sein Kopf oder der ganze Körper, der sich perfekt ins jeweilige Umfeld einfügt. Ganz gleich in welcher Landschaft oder Umgebung er arbeitet, immer dokumentiert er das Gleichgewicht zwischen der puren nackten Form seines Körpers und der natürlichen oder seltener der urbanen Umgebung. Seine Schwarzweißfotografien sind oft rätselhaft, dabei spirituell und transformativ, aber manchmal auch mit Humor zu lesen. Fotografiert in mehr als 30 Ländern, ist der Band eine Art künstlerisches Tagebuch, thematisch unterteilt in zehn Kapitel mit einführenden Texten des Fotografen. Fünf Dekaden Minkkinen mit vielen bisher unbekannten Arbeiten in einem opulenten Bildband: ein Erlebnis! 330 Seiten, 287 Triplex- und eine Farbabb., 27 × 30,5 cm, englisch, Kehrer; Fotos: © Arno Rafael Minkkinen; von oben im Uhrzeigersinn: Fosters Pond, 2000; Coralie, Fort Foucault, Niort, Frankreich 2009; Maroon Bells Sunrise, Aspen, Colorado 2012; Halfway Up Mt. Mitchell, Burnsville, North Carolina 2013

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„ D I E P R I N T- K R I S E I S T E I N E K R I S E D E R V E R L AG E . “ I N T E RV I E W

Margot Klingsporn, Gründerin der Hamburger Foto- und Presseagentur Focus, spricht über die bewegten Zeiten der Branche, sich wandelndes Qualitätsbewusstsein und wie sich Fotografen heute behaupten können.

Fotos: © Sebastião Salgado/Agentur Focus, © Heike Ollertz/Agentur Focus, © David Burnett/ContactPressImages

LFI: Sie haben die Agentur Focus

1979 gegründet, als die kommerzielle Verwertung von Fotografie boomte. Wie kam es aus Ihrer Sicht zum Aufstieg des Geschäftsfelds? MARGOT KLINGSPORN: Die Bedeutung von Fotografie wuchs seit den 1920erJahren des letzten Jahrhunderts stetig. Durch die Erfindung der Ermanox bekamen Fotografen eine Bewegungsfreiheit, die zuvor aufgrund der großen Kameras eingeschränkt war. Es war die Zeit, in der die Illustrierten entstanden, wobei Berlin eine internationale Vorrangstellung einnahm. Nach 1945 musste sich alles neu orientieren und in den 1950er-Jahren entstand wieder eine lebhafte Fotografenszene mit vielfältigen Möglichkeiten der Veröffentlichungen. Diese golde-

nen Jahre dauerten bis Anfang 2000. Fotografie begeisterte Art-Direktoren und sie benutzten das Medium auflagensteigernd, was die Verlage erfreute. Fotografische Themen bekamen eigene Formate, in Deutschland waren Rolf Gillhausen (Stern) und Willi Fleckhaus (Twen und FAZ Magazin) die treibenden Kräfte. LFI: Worin liegt für Sie die größte Negativentwicklung der Branche? KLINGSPORN: Dass ein Markt sich verändert, liegt in der Natur der Geschäftswelt. Es verlagern sich jetzt nur die früher rein redaktionellen Geschäftsfelder zu vom Verkauf unabhängigen Publikationen wie Geschäftsberichten, Kundenmagazinen und OnlineNutzungen. Der Kostendruck bei den Verlagen kann zu Qualitätsverlust führen. Sie denken, wenn sie die Kosten reduzieren, machen sie höhere Gewinne. Ein Trugschluss, die Qualität leidet. Am Ende merken das auch die Leser und Betrachter der Bilder. Meiner Meinung nach ist die PrintKrise eine Krise der Verlage.

Oben: David Burnett, Präsident George Bush und First Lady Barbara bei seiner Antrittsgala. Washington, Januar 1998; links: Heike Ollertz, Die Blaue Lagune, Islands berühmtestes Thermalfreibad, 2013; linke Seite: Sebastião Salgado, Im Lager Kamaz für vertriebene Afghanen, Mazar-e-Sharif, Afghanistan 1996

LFI: Woher rührt diese Krise?

KLINGSPORN: Ich denke, die Ursachen sind vielfältig. Vom Überangebot an Informationen über ein veränder- →

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Unten: Peter Menzel, aus seinem Projekt Hungry Planet, ein Teil der Lebensmittel, die die Familie Ottersland-Dahl gewöhlicherweise in einer Woche verzehrt, Gjettum bei Oslo, Norwegen, Mai 2013

Oben: Heiner Müller-Elsner, frühere WikingerAnlage in Jelling, 2014; darüber: Matt Black, in den USA geborene Töchter von Eltern ohne Aufenthaltspapiere spielen auf dem Hof ihres Hauses, Ocean Park, Washington 2018

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Oben: Herlinde Koelbl, die Autorin und Holocaust-Überlebende Eva Schloss, Stiefschwester von Anne Frank, 2019

Fotos: © Matt Black/Magnum Photos/Agentur Focus, © Heiner Müller-Elsner/Agentur Focus, © Peter Menzel/Agentur Focus, © Herlinde Koelbl/Agentur Focus

„ Z U D I E S E M B E R U F G E H Ö RT W E S E N T L I C H M E H R , A L S E I N ‚AU G E ‘ U N D E I N E KA M E RA Z U H A B E N . “


Fotos: © Susan Meiselas/Magnum Photos/Agentur Focus, © Sebastião Salgado/Agentur Focus

tes Leseverhalten bis zur Überschätzung des raschen Wachstums von Internet-Publikationen, die bis dato häufig kostenlos sind – daher ist die Bereitschaft, für Inhalte zu bezahlen geringer geworden. Aber selbstverständlich liegt es bei den großen Verlagshäusern auch an deren festgefahrenen Strukturen, die sich nur schwer verändern lassen; und hinzukommt, dass einige Verlage auch nicht mehr der Kreativität ihrer Redaktionen vertrauen, sondern das Management mehr und mehr Einfluss auf die Themen nimmt.

30 000 Besucher in vier Monaten, jubeln wir. Zu einem Fußballspiel gehen 70 000 Besucher ins Stadion! LFI: Ausstellungen sind dennoch

LFI: Was war aus Ihrer Sicht das einschneidende Ereignis? KLINGSPORN: Das Jahr 2001 brachte den Umbruch in der Branche; 9/11 war das erste Ereignis, das rein mit digitalen Mitteln publizistisch verarbeitet wurde. In den Jahren zuvor hatten alle analog fotografiert; nach Entwicklung der Filme wurden die Bilder mit Luftfracht verschickt, ein immenser Aufwand. Die Mehrzahl der Fotografen hat Mitte 2000 begonnen digital zu arbeiten, einige erst 2012. Es gibt aber auch heute noch Fotografen, die rein analog denken und fotografieren.

eine gute Möglichkeit, Menschen an die Fotografie heranzuführen. KLINGSPORN: Menschen, die in Ausstellungen gehen, schauen die Arbeiten bewusst an und beurteilen auch die Qualität. Ausstellungen können unterhalten, aber auch zum Nachdenken anregen, sozusagen ein Fenster öffnen und neue Aspekte aufzeigen. In diesem Jahr treten wir für zwei Ausstellungen von Fotografen, die wir unter Vertrag haben, als Vermittler auf: Im Juli 2020 wird in Hamburg eine große Ausstellung des MagnumFotografen Matt Black eröffnet. Es werden seine sehr eindrücklichen Arbeiten zum Thema Armut in den USA gezeigt. Der Termin ist bewusst gewählt, da ab August der Wahlkampf in den Vereinigten Staaten medial bedeutsam werden wird. Ebenfalls im Juli wird in München Sebastião Salgados Exodus zu sehen sein, das Thema der Migration, welches Salgado bereits in den 1990er-Jahren als sein wichtigstes angesehen hat.

LFI: Wie lässt sich das Qualitätsbe-

LFI: Wie können Fotografinnen und Fo-

wusstsein für Fotografie auch beim Betrachter wiederherstellen? Wir sind ja vom Fach, aber wie kann man auch beim breiten Publikum wieder mehr Sensibilität schaffen? KLINGSPORN: Den Menschen wieder mehr Qualität beibringen? Ich glaube, das funktioniert nicht. Ich weiß nicht, ob es ein Qualitätsbewusstsein bei einem großen Teil der Bevölkerung gab, das ist wohl eher unser Wunschdenken. Schauen Sie, zählt eine Ausstellung

tografen heute noch ihren Lebensunterhalt bestreiten, vor allem, wenn sie noch keinen großen Namen haben?

KLINGSPORN: Für Fotografen, wie übrigens für jeden freien Kreativen, ist es heute schwer, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Weder mit Büchern noch mit dem Verkauf von Prints wird genug verdient, es müssen viele Aufgaben übernommen werden, die ursprünglich nicht das Ziel waren, darunter Event-Fotografie. Aber keiner sollte die Freude an seiner Arbeit verlieren. Es gibt Aufträge, die Mitarbeiter einer Firma zu porträtieren, es gibt Stipendien, aber um diese Gelder zu erhalten, bedarf es großen persönlichen Einsatzes. Zum Glück gibt es noch Art-Direktoren und Grafiker, die Freude an guten, ausdrucksstarken Bildern haben und so auch einem Archiv wie dem von Magnum wohl gesonnen sind; ein Beispiel ist ein Buch, das sich die Grünen zum 40. Geburtstag ihrer Partei geleistet haben. LFI: Was ist Ihre Bilanz aus 40 Jahren Geschäftstätigkeit? KLINGSPORN: Eine große Dankbarkeit, dass es die Möglichkeit gab und auch immer noch gibt, dem Publikum durch Bilder eine andere, ihm unbekannte Welt zu zeigen. LFI: Was raten Sie jungen Leuten heute, wenn Sie sich für eine fotografische Laufbahn entscheiden wollen? KLINGSPORN: Zu diesem Beruf gehört wesentlich mehr, als ein „Auge“ und eine Kamera zu haben. Sie müssen wissen, was sie erzählen wollen, und bereit sein, viel Energie aufzubringen. Aber sie müssen auch mit Enttäuschungen fertig werden können. INTERVIEW: Carla Susanne Erdmann

MARGOT KLIN G S PORN Geboren 1945 in

Oben: Sebastião Salgado, Bau des RasunaKomplexes im Handels- und Finanzdistrikt von Kuningan, Jakarta, Indonesien 1996; links: Susan Meiselas, Bauern aus Nicaragua wollen in die antisandinistischen Contras-Verbände eintreten, Honduras, Yamales 1988

Heidelberg. Nach einigen Semestern Volkswirtschaft arbeitete sie als Assistentin im Auslandsressort des Stern. Anschließend war sie als Assistentin des Chefs vom Dienst beim Zeit Magazin tätig, bevor sie Assistentin der Verlagsleitung der Zeit wurde. AUS STE LLU N GE N : SEBASTIÃO SALGADO , Exodus, Kunstfoyer Versicherungskammer München; 23. Juli bis 25. Oktober 2020; www.versicherungskammer-kulturstiftung.de MATT BLACK , The Geography of Poverty, Deichtorhallen/Haus der Photographie Hamburg, 10. Juli bis 8. November 2020; www.deichtorhallen.de

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LEICA FOTOGRAFIE I N T E R N AT I O N A L

MEHMET ESEN MEIN BILD

Auf einer Vernissage in der Leica Galerie Istanbul traf der Amateurfotograf eine Leica-Legende. Ein humorvolles Porträt entstand, auf das Esen bis heute stolz ist.

72. Jahrgang | Ausgabe 3.2020

LFI PHOTOGR A PHIE GMBH Springeltwiete 4, 20095 Hamburg Telefon: 0 40/2 26 21 12 80 Telefax: 0 40/2 26 21 12 70 ISSN: 0937-3969 www.lfi-online.de, mail@lfi-online.de CHEFREDA KTION Inas Fayed A RT DIRECTION Brigitte Schaller REDA KTION Katrin Iwanczuk (ltd. Redakteurin), Denise Klink, Bernd Luxa, Danilo Rößger, David Rojkowski BILDREDA KTION Carol Körting L AYOUT Thorsten Kirchhoff MITA RBEITER DIESER AUSGA BE Carla Susanne Erdmann, Katja Hübner, Ulrich Rüter, Holger Sparr, Katrin Ullmann GESCH Ä FTSFÜHRUNG Steffen Keil A NZEIGENLEITUNG & M A RKETING Kirstin Ahrndt-Buchholz, Samira Holtorf Telefon: 0 40/2 26 21 12 72 Telefax: 0 40/2 26 21 12 70 E-Mail: buchholz@lfi-online.de holtorf@lfi-online.de Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 48 vom 1.1.2020

Thomas Hoepker, Istanbul 2017

Er hat Muhammad Ali und Andy Warhol fotografiert und die Ereignisse in New York am 11. September 2001 dokumentiert. Dieses Mal war ich es, der die Fotografen-Legende Thomas Hoepker fotografierte. Diese Aufnahme entstand völlig spontan. In der Leica Galerie Istanbul gab es eine ThomasHoepker-Ausstellung. Die Vernissage fand am 23. März 2017 statt. Ich ging ziemlich früh hin, um den Fotografen zu treffen. Als ich in der Galerie ankam, trank er gerade einen Kaffee. Ich fragte, ob ich ihn porträtieren dürfe. Es fiel mir leicht, ihn anzusprechen: Er sah meine Kamera, eine Leica M262 mit einem 35er-Summicron, und lächelte. Er war sehr freundlich. Als ich die Aufnahme machte, stellte er sich plötzlich die Kaffeetasse auf den Kopf. Es war ein unglaublicher Moment. Auf dieses Foto bin ich wirklich sehr stolz, später habe ich es Thomas Hoepker auch geschickt. Mehmet Esen, 1985 in Istanbul geboren, ist Schmuckdesigner. Seit 2011 widmet er sich in seiner Freizeit der Street Photography. Er verwendet eine Leica M10-P „Safari“ mit einem 35er-Summicron. Esen lebt in Istanbul, sein Instagram-Name ist Rangefinderx.

LFI 4/2020 ERSCHEINT AM 15. MAI 2020

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REPRODUKTION: Alphabeta, Hamburg DRUCK: Optimal Media GmbH, Röbel/Müritz PA PIER: Igepa Profimatt A BO-BEZUGSBEDINGUNGEN LFI erscheint achtmal jähr­lich in deutscher und englischer Sprache. Jahresabonnement (inkl. Ver­sandkosten): Deutschland: 69 € Belgien, Österreich, Luxemburg, Niederlande, Schweiz: 74 € weltweit: 80 €; digital: 49 € LFI gibt es auch als kostenlose App im iTunes Store und bei Google Play. LFI-A BOSERVICE Postfach 13 31, D-53335 Meckenheim Telefon: 0 22 25/70 85-3 70 Telefax: 0 22 25/70 85-3 99 E-Mail: lfi@aboteam.de Für unverlangt eingesandte Fotos und Texte übernimmt die Redak­tion keine Haftung. Die Zeitschrift und alle Abbildungen und Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb des Urheber­ rechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verla­gs unzulässig und strafbar. LFI druckt klimaneutral und unterstützt Klimaschutzprojekte in Norddeutschland. Mehr dazu unter climatepartner.com

Leica – eingetragenes Warenzeichen.


Leica S3 – The One.

Leica M10-P „Ghost“ Edition for HODINKEE weltweit limitiert auf 250 Stück

Klaus Fengler | ExpEditions-fotografiE ausstEllung 29. Februar bis 20. Mai 2020, der Eintritt ist frei ÖffnungszEitEn Mo bis fr 10:00 – 18:30 uhr, sa 09:30 – 14:00 uhr oder nach Vereinbarung

leica store Konstanz & leica galerie Konstanz 78462 Konstanz | gerichtsgasse 14 (gegenüber des Amtsgerichts) | tel.: +49 (0)7531 916 33 00 | www.leica-store-konstanz.de | www.leica-galerie-konstanz.de Öffnungszeiten: Mo - fr 10.00 bis 18.30 uhr, sa 09.30 bis 14.00 uhr



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