6 minute read

D ieser Mann war ich

*Excelsior è un progetto di educazione attraverso lo sport, curato dall’associazione “La Strada – der Weg ONLUS” di Bolzano. Oltre all’attività agonistica portata avanti da una squadra di calcio decisamente anticonvenzionale, periodicamente vengono organizzati convegni e tavole rotonde sui valori dello sport, dedicati agli studenti.

“...Dieser Mann war ich...”

Advertisement

G.S. Excelsior: Geschichte einer besonderen Mannschaft Neulich hatten wir die Gelegenheit, das Projekt Excelsior in einer dritten Grundschulklasse vorzustellen. Um bei den Kindern gut anzukommen, haben wir Ihnen eine Geschichte in Form eines Märchens erzählt. Wie jedes Märchen beginnt auch dieses mit “... es war einmal..” Liebe Schüler der Klasse 3 E, ich erzähle Euch eine Geschichte, in der es um Sport geht, und es ist eine wahre Geschichte. Das weiß ich, weil ich denjenigen gut kenne, der sie mir erzählt hat. Es waren einmal zwei Männer, die arbeiteten in einem kleinen Jugendzentrum in einer kleinen Stadt. Das Jugendzentrum war ein Ort, den Kinder und Jugendliche nach der Schule besuchen konnten, um ihre Hausaufgaben zu erledigen oder um mit anderen zu spielen. Es befand sich neben einem kleinen Fußballplatz, auf dem sich die Jugendlichen des Stadtviertels jeden Tag zu langen Fußballspielen trafen; endlos lange Fußballspiele, die nach dem Mittagessen begannen, bis in den Abend hinein dauerten und nur von den Müttern unterbrochen wurden, die ihren Kindern von den Fenstern der umliegenden Häuser aus zuriefen, dass es Zeit zum Abendessen sei. Die zwei Männer kannten diese Jugendlichen alle, weil auch sie öfters mit ihnen Fußball spielten. Nach und nach hatten die älteren Ju-

gendlichen es satt, immer auf dem selben Platz unter sich zu spielen und sie fi ngen an, sich die Spiele der richtigen Mannschaften anzuschauen, die an der Meisterschaft teilnahmen und jeden Sonntag gegen eine andere Mannschaft antraten. An einem Tag im Jahre 001 sagten die Jugendlichen zu den zwei Männern, dass sie sich wünschten, eine neue Fußballmannschaft zu gründen und an der Meisterschaft teilzunehmen. Alleine konnten sie es nicht schaffen, denn die Gründung einer Mannschaft kostete ziemlich viel Geld. Aber der Wunsch war stark und vor allem wollten sie eine Mannschaft, in der alle Jugendlichen aus der Clique mitspielen konnten. Und niemand sollte ausgeschlossen werden. Den beiden Männern gefi el diese Idee sehr und sie trafen sich einige Male mit den Jugendlichen, um darüber zu diskutieren. Schließlich beschlossen sie gemeinsam, eine neue Fußballmannschaft zu gründen, die anders sein sollte als alle anderen. Aber warum anders als die anderen? Weil sie andere Regeln hatte, die ich Euch jetzt erklären werde. Die Jugendlichen und die beiden Männer hatten beobachtet, dass viele Kinder und Jugendliche, die in anderen Mannschaften spielten, nach dem Training oder nach den Spielen nicht sehr glücklich waren, ja sogar traurig wirkten. Sie sagten, es mache ihnen keinen Spaß, da sie zu viel Angst hätten, Fehler zu machen. Tatsächlich wurden ihnen jedes Mal Vorwürfe gemacht, wenn sie etwas falsch machten und das gefi el ihnen nicht; außerdem wurden immer nur die besten Spieler aufs Feld geschickt und die weniger guten mußten auf der Reservebank sitzen oder durften höchtens wenige Minuten mitspielen. Die Jugendlichen und die beiden Männer beschlossen, dass ihre Mannschaft nur glückliche und keine traurigen Spieler haben sollte und deshalb sollte in ihrem Team auch Platz für NICHTSPIELER sein. Wisst ihr, wer die Nicht-Spieler sind? Das sind Kinder und Jugendliche, die sich von ganzem Herzen wünschen, Fußball zu spielen, die aber aussortiert werden, weil sie nicht gut genug sind. sich einige Male mit den Jugendlichen, Minuten mitspielen.

Zudem beschlossen sie auch, dass es in ihrer neuen Mannschaft Pflicht für alle sein sollte, Spaß zu haben und sie sagten ihrem Trainer, dass im Training nicht nur gearbeitet sondern auch gelacht und gescherzt werden sollte. Sie sagten ihm auch, dass er alle gleich behandeln müsse, niemanden bevorzugen dürfe und deshalb müssten auch alle gleich oft und gleich lange aufs Spielfeld dürfen und es sollte keine Reserve-Spieler geben. Der Trainer war mit dieser Idee einverstanden und erarbeitete eine Liste aller Spieler, auf der er jeden Sonntag vermerkte, wieviele Minuten jeder Spieler im Einsatz war. Wer lange spielte, der kam am darauf folgenden Sonntag weniger zum Einsatz und umgekehrt. Und so begann das Abenteuer dieser eigenartigen Mannschaft, in der sehr gute Sportler mit ziemlich schwachen Fußballern zusammen spielten. Aber alle respektierten sich gegenseitig, weil es klare Regeln gab. Aber die Meisterschaft war keine so einfache Sache wie die Spiele auf dem kleinen Fußballplatz. Die Mannschaften waren alle sehr stark, weil sie alle nur aus guten Spielern bestanden. Und so gab es die ersten Probleme, weil die neue Mannschaft alle Spiele verlor und die Jugendlichen auch gerne gewonnen hätten; nicht immer aber zumindest zwischendurch, aber … es gab nur Niederlagen, eine nach der anderen. Doch komischerweise geschah nach und nach etwas Seltsames: Der Trainer schaffte es, den Jugendlichen beizubringen, dass der Sieg über die Gegner nicht so wichtig war wie Siege anderer Art, die man trotzdem erreichen konnte. Vor allem war es wichtig, vor dem Gegner zuerst sich selbst zu besiegen und dann gab es bei jedem Spiel mindestens 6 Möglichkeiten, zu “gewinnen”: Sieg Nummer 1: Bei jedem Training und bei jedem Spiel versuchen, das Beste zu geben, d. h. alles zu tun, was möglich ist. Sieg Nummer 2: Die Mannschaftskollegen, aber vor allem die Gegner und den Schiedsrichter respektieren. Sieg Nummer 3: Den Gegner nicht verletzen oder hintergehen nur um zu gewinnen. Sieg Nummer 4: Auf jeden Fall versuchen, Spaß zu haben. Sieg Nummer 5: Die Mannschaftskollegen ermutigen, die einen Fehler machen (“...los....du schaffst das...es geht schon”). Sieg Nummer 6: Auf jeden Fall alle gemeinsam weiter davon träumen, früher oder später zu gewinnen. Die Jugendlichen glaubten dem Trainer. So entstand eine Gruppe von echten Freunden, die jeden Sonntag aufs Spielfeld ging, um zu gewinnen, die

I n t e r n o s I n t e r n o s I n t e r n o s I n t e r n o s I n t e r n o s I n t e r n o s I n t e r n o s I n t e r n o s alles gab … aber...immer verlor... Was glaubt ihr, wie die Geschichte ausging? Ich werde es euch erzählen... Zehn Jahre lang verlor die Mannschaft weiterhin jedes Spiel...stellt euch vor: mehr als 200 verlorene Spiele ...aber nach zehn Jahren kam der erste und einzige Sieg und er wurde zu einem riesigen Fest! Habt ihr euch schon einmal gefreut, weil einer euer Wünsche in Erfüllung gegangen ist? Versucht einmal, euch vorzustellen, wie groß die Freude dieser Jugendlichen war, die zehn Jahre lang auf diesen einen Sieg gewartet hatten. Der Sport ist etwas sehr wichtiges, weil wir dabei viele positive Dinge lernen können wie Anstrengung, Einsatz, Respekt, aber auch Vergnügen, Freundschaft und vor allem, dass es sehr schön sein kann, gemeinsam an eine Idee zu glauben und zu hoffen, daß sie früher oder später Wirklichkeit wird, auch wenn man vielleicht zehn Jahre darauf warten muss. Also, liebe Kinder, wenn ihr Sport betreibt, denkt daran, dass es auch sehr anstrengend sein kann, wenn man immer pünktlich zum Training gehen und immer vollen Einsatz zeigen muss. Aber Sport ist vor allem auch ein Spiel und deshalb sollte er Vergnügen bereiten und euch glücklich machen. Wenn ihr also Sport betreibt und dabei bemerkt, dass es euch keinen Spaß macht und es euch damit nicht gut geht, besprecht

es mit euren Eltern oder LehrerInnen und versucht, gemeinsam mit ihnen zu verstehen, was schief läuft. Ach, beinahe hätte ich es vergessen. Diese besondere Mannschaft heißt Excelsior und elf Jahre nach ihrer Gründung gibt es sie noch immer. Und immer noch spielen wirklich tolle Jugendliche mit, die ich euch gerne eines Tages vorstellen würde. Und wißt ihr, wer einer der beiden Männer war, die die Mannschaft gründeten? Das war ich! Euch allen viel Spaß beim Sport!

Massimo Antonino Verantwortlicher für das Projekt Excelsior* (Sport und Erziehung) Verein “La Strada – Der Weg ONLUS”

*Excelsior ist ein Projekt im Rahmen der Erziehung durch Sport, getragen vom Verein “La Strada – der Weg ONLUS” aus Bozen. Außer der Wettkampftätigkeit durch eine deutlich antikonventionelle Fußballmannschaft werden regelmäßig Tagungen und Diskussionsrunden organisiert, bei denen es um die Werte beim Sport geht und die den Schülern und Studenten gewidmet sind.

Übersetzung ins Deutsche von Angelika Plank

This article is from: