STALLHYGIENE NUTZTIERE
Reduzierte Infektionsgefahr beziffert KALKSTROHMATRATZE Was viele Milchproduzenten bereits in der Praxis erfahren haben, bestätigen nun auch Versuche an der Höheren Fachschule für Agro-Techniker. Mit einer Kalkstrohmatratze lässt sich die Hygiene im Liegebereich verbessern.
Christoph Herren
Walter Von Flüe
Euterentzündungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen der Milchkuh und verursachen, neben den Fruchtbarkeitsstörungen, die grössten wirtschaftlichen Schäden. Seit einiger Zeit werden Kalk-Stroh-Gemische vermehrt als Einstreu in Liegeboxen verwendet. In welchem Umfang sich Mastitiserreger in der Euterumwelt dadurch reduzieren lassen, hat eine Semesterarbeit an der Höheren Fachschule Inforama Rütti, Zollikofen, gezeigt.
Wert, der Anteil Trockensubstanz (TS) und die Belastung an Enterokokken sowie coliformen Keimen. Unter Letzteren versteht man Escherichia coli und andere laktosespaltende Enterobakterien (beispielsweise Klebsiella, Serratia marcescens). Coliforme Bakterien vermehren sich bei einem pH-Wert von 5.5 bis 6.5 am besten. Bei einem pH von über 9 beziehungsweise über 9.6 (Enterokokken) findet kein oder nur noch ein sehr geringes Wachstum statt.
Versuch Auf vier Betrieben mit Kalkstroh- und vier Betrieben mit Strohmistmatratze wurden Proben vom hinteren Boxenteil entnommen und im Labor untersucht. Ermittelt wurden der pH-
Bessere pH- und TS-Werte In den Auswertungen lag der Median beim pH-Wert in der Kalkstrohmatratze bei 8.75, während er in der herkömmlichen Strohmistmatratzen 7.9 betrug. Unter-
schiede gab es auch beim TS-Anteil, dessen Median bei der Kalkstrohmatratze mit rund 70 % um 20 % höher war als bei Strohmist. Es bestätigte sich, dass das Mikrobenwachstum und damit die Keimbelastung bei steigendem pH-Wert und erhöhtem TS-Anteil abnimmt. Eine Erklärung für die Schwankungen zwischen den gemessenen Werten liegt im unterschiedlichen Management der Matratze. Um den pH- und TS-Wert hochzuhalten, muss die Deckschicht regelmässig erneuert werden und der Kalkanteil soll den Empfehlungen entsprechen.
Kohlensaurer Kalk Für die Kalkstrohmatratze wird gehacktes Stroh und
Bernhard Kunz: «Kühe liegen vermehrt und länger» Betriebsspiegel Ort: Zauggenried (BE) Nutzfläche: 21 ha Kulturen: Mais, Gerste, Weizen, Kunst- und Naturwiesen Tiere: 55 Kühe (8500 kg Milch pro Laktation im Stallschnitt)
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UFA-Revue: Seit wann setzen Sie die KalkStroh-Mischung als Einstreu ein? Bernhard Kunz: Seit ich vor zwei Jahren vom Anbindestall- zum Freilaufstall-System gewechselt habe, liegen meine Kühe auf einer Kalkstrohmatratze. Der Wechsel ist gut gegangen, die Kühe haben die neue Unterlage sehr gut angenommen. Vor allem liegen die Kühe vermehrt und länger. Das ist ein gutes Zeichen. Kühe, die länger liegen, geben auch mehr Milch. Wo sehen Sie weitere Vorteile der KalkStroh-Mischung? Der Strohverbrauch ist massiv zurückgegangen und die Gülle ist weniger dick als früher. Wichtig ist, dass das eingesetzte Stroh möglichst fein gehäckselt ist. Ein weiterer Vorteil ist die reduzierte Keimbelastung. Wir haben von 30 auf 55 Kühe
aufgestockt, ohne dass es da Probleme gegeben hätte. Auf was gilt es besonders zu achten? Die Kalkstrohmatratze sollte regelmässig gepflegt werden, um von den Vorteilen, vor allem im Hygienebereich, zu profitieren. Ich gehe morgens und abends kurz über alle Boxen und nehme den Dreck raus. Dann mache ich im Sommer alle zwei, im Winter alle sechs Wochen eine neue Mischung zum Nachstreuen. Wichtig ist auch, dass man das ideale Mischverhältnis findet zwischen Kalk, Stroh und Wasser. Je nach Stallklima oder gewünschter Weichheit der Unterlage, muss das Mischverhältnis angepasst werden. Hier konnte ich von der Erfahrung des Landor-Beraters profitieren, der beim Einbau der Matratze anwesend war. 10 2011 · UFA-REVUE