UFA-Revue 05/2013

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NUTZTIERE

Von Profi zu Profi FRESSER SIND GESUCHT, unter anderem weil die Grossviehmäster ihren Remontenbedarf nicht mehr über die öffentlichen Märkte decken können. Die Fresserproduktion ist wirtschaftlich interessant, wenn die betrieblichen Voraussetzungen und das Management stimmen.

Yvan Meuwly

Der Ablauf der Übergangsfrist der neuen Tierschutzverordnung sowie die Ausrichtung und Umsetzung der Agrarpolitik 2014/17 stehen kurz vor der Türe. Während sich die Grossviehmäster entschieden haben, die erforderlichen Anpassungen bei den Stallbauvorschriften umzusetzen oder die Produktion aufzugeben, sind sich viele mittlere und kleinere Milchviehhalter noch unschlüssig, welche Veränderung sie vornehmen sollen.

gauischen Auw. Ein mittlerer Milchviehbestand, bevorstehende Investitionen und eingeschränkte Möglichkeiten, den Tieren den nötigen Auslauf zu gewähren, zwangen Raphael und Bianca Brun, nach Alternativen zur Milchproduktion zu suchen. Ergänzend zur Munimast entschied man sich für die Fresserproduktion. Der alte Milchviehstall wurde zweckmässig und mit viel Eigenleistung kostengünstig umgebaut.

AA-Qualität Heute werden im AbUmbau alter Kuhställe Die Fresseraufzucht bietet eine echte Alternative. Alte Milchviehställe können in vielen Fällen ohne grosse Investitionen umgebaut und weiter genutzt werden, so dass die klassischen Familienbetriebe mit den Standbeinen Tierhaltung und Veredelung des Futterbaus aufrechterhalten bleiben. Betrieb Familie Brun Ein typisches Beispiel dafür ist die Betriebsausrichtung der jungen Familie Brun im aar-

Betriebsspiegel Raphael und Bianca Brun, 5644 Auw Nutzfläche: 28 ha, wovon 17 ha Acker und 11 ha Grünland Tränker: 40 Plätze Muni: 90 Plätze Mastkaninchen: 1680 Mastplätze Dörrbetrieb: Verarbeitung von jährlich 150 bis 200 t Obst zu Dörrfrüchten Arbeitskräfte: Raphael und Bianca Brun, Saisonnier (20 %, im Herbst 100 %, Mithilfe der Eltern von Raphael Brun (ebenfalls im Herbst während dem Dörrbetrieb)

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stand von gut zwei Monaten innerhalb einer Woche 40 männliche Tränker, vorwiegend AA-Qualität, eingestallt. Dank der positiven Entwicklung der Mastrassenbesamungen in den letzten Jahren auf den Milchviehbetrieben ist die Verfügbarkeit genetisch guter Tränker eher gewährleistet.

Erfolgsfaktoren Fresserproduktion Die Fresserproduktion stellt hohe Anforderungen an Stall und Management: • Stall mit gutem Klima und Luftaustausch, aber ohne Zugluft • Reinigung und eventuell Desinfektion nach jedem Umtrieb • Sauber eingestreuter Liegebereich • Hohe Tränkerqualität • Einstallprophylaxe in Absprache mit dem Tierarzt • Intensives Fütterungsregime mit Tränkeautomat in der Anfangsphase • Gewöhnung an eine hohe Festfutteraufnahme • Bildung homogener Gruppen für die Vermarktung

Boxen für tiefen Strohverbrauch

Drei Vermarktungskanäle Die

Nach betriebsspezifischer Einstallprophylaxe und Rindergrippeimpfung werden die Tränker während rund acht Wochen gemäss dem Fütterungsplan des UFA-Beratungsdienstes abgetränkt und an die Aufzuchtration gewöhnt. Nach dieser Periode erfolgt das Zügeln in den Maststall, der ebenfalls umgebaut wurde. Hier werden die Tiere nach den Richtlinien QM (Qualitätsmanagement Schweizer Fleisch) und BTS (besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme) in einem Boxenlaufstall gehalten. Das Boxensystem wurde gewählt, um den Strohverbrauch zu beschränken. Sobald die Tiere sich an die neue Futterration und Stallumgebung gewöhnt haben und die Tageszunahmen entsprechend angestiegen sind, selektioniert Raphael Brun die Tiere.

Aufzucht- und Mastleistungen des Betriebs Brun lassen sich sehen. Nur so ist es möglich, jährlich rund 220 Tiere zu verkaufen. Die Hälfte von Bruns Schlachttieren gelangt über die Anicom AG in das Markenfleischprogramm SQB (Swiss Quality Beef). Je nach Bedarf kommt der regionale Metzger ebenfalls in den Genuss, qualitativ schöne Schlachttiere der Familie Brun verarbeiten und verkaufen zu können. Die restlichen rund 110 Tiere werden als Fresser, im Gewichtsbereich von 180 bis 190 kg, an regionale Berufskollegen verkauft, die von den Tieren des Betriebs Brun begeistert sind.

Nachfrage ist gestiegen Noch vor wenigen Jahren haben sich die Grossviehmäster den Bedarf an Remon5 2013 · UFA-REVUE


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