20 Jahre KV Brandenburg

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Körperschaft des öffentlichen Rechts

1990 – 2010 Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg Landesgeschäftsstelle Gregor-Mendel-Str. 10/11 14469 Potsdam www.kvbb.de

20 Jahre KVBB – eine Erfolgsgeschichte



Inhaltsverzeichnis

20 Jahre KV Brandenburg

Vorwort 02 Dr. med. Hans-Joachim Helming Grußworte 04 Matthias Platzeck 05 Dr. med. Andreas Köhler 06 Frank Michalak 07 Dipl. - Med. Thomas Schmidt 08

Standpunkt Dr. med. Torsten Braunsdorf

12 Im Gespräch Dr. med. Hans-Joachim Helming: 20 Jahre – eine Erfolgsgeschichte mit Zukunft 16

sichergestellt

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verhandelt

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abgerechnet

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engagiert

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mitgeteilt

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20 Jahre im Rückblick

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Chronik

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Impressum

Inhalt

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Vorwort

Kontinuität und Veränderung

„Sind Sie auch überrascht, wie schnell die zurückliegenden 20 Jahre vergangen sind ? Dabei waren sie geradezu vollgestopft mit Neuem, mit Veränderungen, mit Aufgaben und Herausforderungen, die jedem von uns Ärzten und Psychotherapeuten sowie der KV Brandenburg als Organisationsstruktur viel abverlangten.“

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er Blick zurück ist wichtig, denn nur dann werden wir die Zukunft meistern. Und die hat es in sich. Über Jahrzehnte bewährte Strukturen stehen auf dem Prüfstand. Das Kollektivvertragssystem als eine der tragenden Säulen unseres Gesundheitssystems sieht sich einem Streben nach Selektion gegenüber; Verträge mit einzelnen Ärzten und Arztgruppen sollen mehr Wettbewerb ermöglichen, der wiederum dem Gesamtsystem zu größerer Effizienz verhelfen soll. Doch ist das so? Lassen sich die Marktmechanismen aus der Wirtschaft eins zu eins auf ein solidarisches Gesundheitswesen übertragen? Welche Rolle übernimmt dann der Arzt? Mutiert er zu einem Leistungserbringer und der Patient wird Kunde? Ich bin überzeugt, dass Kontinuität und Veränderung in einem ausgewogenen Verhältnis stehen sollten. Bewährtes gilt es zu bewahren, alte Zöpfe hingegen gehören abgeschnitten. Die zurückliegenden 20 Jahre KV Brandenburg sind dafür übrigens beispielhaft.

Dr. med. Hans-Joachim Helming Vorsitzender des Vorstandes der KV Brandenburg

Wir haben uns verändert. Aus ehemals drei Verwaltungsstellen mit parallelen Strukturen entstand eine Einheit. Die Kernprozesse der Körperschaft KV wurden vereinheitlicht, damit effizienter und gerechter. Die KV Brandenburg entwickelte sich kontinuierlich zum Dienstleister und baute ihren Servicebereich für die mittlerweile rund 3 700 Ärzte und Psychotherapeuten aus. Abrechnungsberatung, Niederlassungsberatung, betriebswirtschaftliche Beratung, Info-Dienst, IT-Beratung, Online-Abrechnung, Internet-Information, pharmakologische Beratung oder eine Neuordnung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes sind nur einige Beispiele dafür. Wir denken kaum noch darüber nach, so vertraut sind uns diese Leistungen geworden, so selbstverständlich. Es wäre ein Frevel, dies aufs Spiel zu setzen und damit eine 20-jährige Erfolgsgeschichte – und das ist sie zweifellos – jäh zu beenden. Deshalb plädiere ich dafür, den bisherigen Weg konsequent

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weiter zu beschreiten, mit Partnern, die wie wir die hohe Qualität unserer ambulanten medizinischen Versorgung, ungeachtet aller Probleme, auch in Zukunft gewährleisten wollen. Dies schließt Veränderungen, Weiterentwicklungen nicht aus, sondern ein! Es geht um unser ärztliches Tun, es geht um die Bedingungen, unter denen wir arbeiten, um die Vergütung unserer Tätigkeit, und es geht vor allem darum, für die Menschen da zu sein, die unserer Hilfe und Fürsorge bedürfen. Die KV Brandenburg hat alle Voraussetzungen, diese Aufgabe mit Optimismus, Tatkraft, Engagement und vielen Ideen erfolgreich zu erfüllen. Wir haben uns immer als konstruktiver, kritischer Partner von Kassen und Politik verstanden, als Organ der ärztlichen Selbstverwaltung, das die Interessen aller in Brandenburg tätigen Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten wahrnimmt. Sektionierung, wie sie von einigen Protagonisten gefordert wird, eine Aufsplittung der Ärzteschaft, ein einseitiger Kassen-Wettbewerb, bei dem die Ärzteschaft zum Spielball degradiert wird – nein, das ist der falsche Weg. Dieses Jubiläumsjahr für die KV Brandenburg ist politisch auch ein Jahr der Zäsur. Schwarz-Gelb hat Schwarz-Rot abgelöst. Zum ersten Mal ist das Amt des Bundesgesundheitsministers von einem Arzt besetzt. Damit werden nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen, aber mehr Verständnis für eine freiheitliche, freiberufliche, entbürokratisierte und auf den Patienten fokussierte ambulante ärztliche Tätigkeit erwarten wir schon. Ein solches Jubiläum gibt vor allem auch die Möglichkeit, Dank zu sagen: Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Verwaltung der KV Brandenburg, den Kolleginnen und Kollegen in den zahlreichen Gremien der Selbstverwaltung, den Partnern, den Medien, vor allem aber allen brandenburgischen Vertragsärzten und Vertragspsychotherapeuten, die mit ihrem täglichen Einsatz den größten Anteil an dieser Erfolgsgeschichte haben. ■

Vorwort

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Grußwort

Ministerpräsident des Landes Brandenburg

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ie Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg ist ein wichtiger Partner in der Gesundheitspolitik für unser Land. Ich sage dies auch mit Blick auf die bereits 1996 durch die von Brandenburg aus initiierte Arbeitsgemeinschaft der Vereinigungen für die neuen Bundesländer, deren Sprecher Sie, Herr Dr. Helming, sind. Hier geht es darum, den spezifischen Anforderungen bei der ambulanten medizinischen Versorgung im Osten, die sich nach wie vor von jenen in den Altbundesländern unterscheiden, mehr Gewicht zu geben und Gehör zu verleihen. Heute können wir gemeinsam auf einen kontinuierlichen und in der Sache bewährten Austausch zwischen der Landesregierung und der KV Brandenburg zurücksehen. Die größte Herausforderung nach der Wiedervereinigung bestand darin, eine unbekannte Struktur der Selbstverwaltung aufzubauen, ohne dass die ambulante medizinische Versorgung zusammenbrach. Die KV Brandenburg hat von Anbeginn nach Lösungen gesucht, spezielle Versorgungsstrukturen zu entwickeln. Dies oft gemeinsam mit den Krankenkassen. So entstand beispielsweise 1993 der bundesweit erste Diabetes-Strukturvertrag. Früh hat die KV Brandenburg erkannt, dass die auf große Planungsbezirke bezogene Bedarfsplanung nur unzureichend die regionalen Unterschiede berücksichtigt. Kleinräumigere und differenziertere Betrachtungen sind nötig, um eine nachhaltige gesundheitliche Versorgung im ländlichen Raum zu ermöglichen. Das gilt insbesondere für die hausärztliche Versorgung, inzwischen aber auch für weitere Facharztgruppen. Seit dem vergangenen Jahr finden auf Initiative der KV Brandenburg Gespräche zur vertragsärztlichen Bedarfsplanung vor dem Hintergrund der aktuellen brandenburgischen Regionalplanungsprinzipien statt. Das ist ein zukunftsweisender Schritt.

Matthias Platzeck Ministerpräsident des Landes Brandenburg

Allen Bemühungen zum Trotz – Brandenburg hat eine niedrige Arztdichte, und die Folgen der demographischen Entwicklung sind spürbar. Mit Blick auf den zunehmenden Kostendruck stehen die Partner im Gesundheitssystem vor besonderen Aufgaben. In diesem Zusammenhang möchte ich die Gründung der bundesweit ersten Arbeitsgemeinschaft „Innovative Gesundheitsversorgung in Brandenburg“ zwischen der KV Brandenburg und der AOK hier im Lande im vergangenen Jahr hervorheben. Ich danke Ihnen für die geleistete Arbeit und bin zuversichtlich, dass Sie an die erzielten Erfolge anknüpfen und diese zum Wohle aller Brandenburgerinnen und Brandenburger weiter ausbauen können. n

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Vorsitzender des Vorstandes der KBV

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hange Management ist ein Begriff, mit dem alle im Sys­ tem der Kassenärztlichen Vereinigungen mittlerweile umzugehen gelernt haben. Denn im Gesundheitswesen ändert sich ständig etwas, oft sogar Grundlegendes. Die Antwort auf die sich daraus immer wieder ergebenden Herausforderungen kann für das KV-System und dessen Mitglieder, die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten, doch nur lauten: aktiv daran und dafür arbeiten, dass die flächendeckende, qualitativ hochwertige rund-um-die-Uhr-Versorgung aller gesetzlich Krankenversicherten nicht darunter leidet, sondern im Gegenteil, besser wird. Die KV Brandenburg ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie solcher Wandel kompetent gemanagt wird. Das hat die KV bereits in ihrer Anfangszeit unter Beweis gestellt, als sie 1990 den Übergang aus dem planwirtschaftlichen in ein selbstverwaltetes System mit selbständig niedergelassenen Vertragsärzten mit Bravour gemeistert hat. Seitdem ist die KV Brandenburg anerkanntes und geschätztes Mitglied im Kreis der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen in Deutschland. Dass sie über Innovationskraft und Ideenreichtum verfügt, zeigt sich in vielen Bereichen. So ist es die KV Brandenburg, die als erste KV überhaupt mit der AOK Brandenburg eine Arbeitsgemeinschaft mit dem Ziel gegründet hat, die medizinische Versorgung angesichts des demographischen Wandels und des Ärztemangels auch in ländlichen Gebieten zu sichern. Und es war die KV Brandenburg, die hartnäckig, engagiert und am Ende erfolgreich eine echte Serviceleistung für Patienten erkämpft hat: die Einführung einer bundes-, ja sogar europaeinheitlichen Bereitschaftsdienstnummer für die ambulante ärztliche Versorgung. Diese Nummer, die 116 117, wird mit der KV Brandenburg und ihrem Vorsitzenden immer verknüpft bleiben.

Dr. med. Andreas Köhler Vorsitzender des Vorstandes der Kassenärztlichen Bundesvereinigung

Ich gratuliere der KV, ihrem Vorstand, ihrer Vertreterversammlung, den Mitarbeitern und natürlich den Vertragsärzten und Vertragspsychotherapeuten sehr herzlich zum 20-jährigen Jubiläum. Eine Verschnaufpause zum Feiern kann ich Ihnen allen nicht versprechen, denn die Herausforderungen der nächsten Jahre, die vor uns liegen, sind enorm. Aber ich bin sehr zuversichtlich: Die KV Brandenburg, alle anderen KVen und die KBV werden sie gemeinsam meistern. Ich jedenfalls freue mich darauf, unser gemeinsames Ziel einer guten ambulanten ärztlichen Versorgung Seite an Seite weiter stringent zu verfolgen. ■

Grußwort

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Grußwort

Vorstandsvorsitzender der AOK Berlin-Brandenburg

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m April 1990 gegründet, blickt die KV Brandenburg auf eine nunmehr zwanzigjährige Geschichte zurück. Als einen ihrer wichtigsten Partner kann sie sich dabei fast seit Anbeginn auf die märkische AOK verlassen. Mit der zum Januar dieses Jahres vereinigten AOK Berlin-Brandenburg als größte Versorgerkasse im märkischen Land soll das auch weiterhin so bleiben. In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben wir eine Partnerschaft zwischen Krankenkassen und KV erlebt, die nicht immer konfliktfrei sein konnte. Auf der einen Seite stand die KV als Interessenvertreterin der niedergelassenen Ärzte, auf der anderen Seite die Krankenkassen wie die AOK als Vertreterin der gesetzlich Versicherten. Aber auch wenn im Detail mitunter heftig gestritten wurde, das übergeordnete Ziel haben beide Partner über die Jahre fest im Blick behalten: eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung. Die Anfang der 1990er-Jahre abgeschlossene Diabetesvereinbarung ist dafür ein gutes Beispiel. Die Rahmenbedingungen für die beiden Partner haben sich seitdem drastisch verändert. Standen nach dem Ende der DDR die neuen gesetzlichen Regelungen im Vordergrund, rücken heute die demographischen Entwicklungen ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Herausforderungen einer stetig alternden Gesellschaft, verbunden mit den strukturellen Problemen eines Flächenlandes wie Brandenburg, stellen sowohl die KV mit dem gesetzlichen Versorgungsauftrag als auch die AOK als Marktführer unter den gesetzlichen Krankenkassen vor besondere Aufgaben und zwingen zu neuen Denkansätzen.

Frank Michalak Vorstandsvorsitzender der AOK Berlin-Brandenburg

Das traditionelle Rollenverständnis zwischen den Krankenkassen und der KV bleibt davon nicht unberührt. „Nicht konfliktiv, sondern konstruktiv“ – so bezeichnete der KVBB-Vorsitzende, Dr. med. Hans-Joachim Helming, das neue Verhältnis kürzlich treffend. Mit der im vergangenen September gegründeten Arbeitsgemeinschaft „Innovative Gesundheitsversorgung in Brandenburg“ (IGiB) gehen wir als Gesundheitskasse zusammen mit der KV neue Wege zur Sicherung der medizinischen Versorgung und übernehmen gemeinsam Verantwortung. Das bundesweit einmalige Vorhaben wird zurecht mit großem Interesse verfolgt. Es gilt, die vorhandenen Möglichkeiten im Gesundheitswesen optimal zu nutzen. Das gelingt nur, wenn auf Landesebene Kassen, Ärzte und weitere Leistungserbringer an einem Strang ziehen. Lassen Sie uns die vor uns liegenden Herausforderungen in Brandenburg gemeinsam anpacken! ■

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Präsident des Landesverbandes der Freien Berufe

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eit 20 Jahren gibt es in Brandenburg eine Kassenärztliche Vereinigung. Es ist kaum zu glauben, dass schon so viel Zeit vergangen ist, seitdem in unserem Bundesland erstmals Vertragsärzte ihre freie Standesvertretung wählten. In den 20 Jahren wurde eine hervorragende Aufbauarbeit geleistet und die Erfolgsgeschichte der Freiberuflichkeit geschrieben. Mit Stolz schaue ich zurück auf unsere Tatkraft, unseren Enthusiasmus, unseren Mut und, mit einem kleinen Schmunzeln, auch auf die Naivität, die wir am Anfang oft an den Tag legten. Freiberuflichkeit, Körperschaften und Selbstverwaltung gehören zusammen. Wer in der DDR seinen Arztberuf ausübte und den staatlichen Dirigismus erlebte, kann es heutzutage besonders würdigen, als Arzt in einem freien Beruf seinen Patienten die bestmögliche Therapie zukommen zu lassen. Die KV hat sich mit ihren Aufgaben entwickelt. Die meisten Ausschüsse, die vor 20 Jahren gegründet wurden, sind noch heute tätig. Die Strukturen wurden modernisiert, aber das Anliegen der KV ist geblieben: Sie ist weiterhin die standespolitische Vertretung und Servicegesellschaft für alle niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten unseres Landes. Als Präsident des Landesverbandes der Freien Berufe Brandenburg liegt mir insbesondere die Freiberuflichkeit am Herzen. Ich danke Ihnen für Ihr Engagement, die Ärzte unseres Bundeslandes in der Ausübung ihrer Freiberuflichkeit zu stärken und zu unterstützen.

Dipl. Med. Thomas Schmidt Präsident des Landesverbandes der Freien Berufe Land Brandenburg e.V.

Ebenso danke ich für die fortwährend gute Arbeit im Landesverband der Freien Berufe, in dem die KV von Anbeginn zu den zuverlässigsten Stützen gehörte. Ein Verband findet nur dann Gehör, wenn sich seine Mitglieder geschlossen in der Gesellschaft positionieren. Die KV Brandenburg, die ein hohes Ansehen genießt, war hierbei immer ein zuverlässiger Partner. Zu Ihrem Jubiläum gratuliere ich Ihnen auch im Namen der anderen Mitgliedsverbände und wünsche Mitgliedern sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel Kraft bei der weiteren Gestaltung der freiberuflichen Zukunft. ■

Grußwort

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Standpunkt

Stolz auf Erreichtes

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as Jahr 2010 – die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg, kurz und wohlwollend eigentlich nur KVBB genannt, startet in ihr drittes Jahrzehnt. Was am 6. April 1990 in Werder seinen Anfang nahm, ist heute eine feste Größe, wenn es um ambulante medizinische Versorgung in Brandenburg geht. Knapp 3 700 Ärzte und Psychotherapeuten versorgen in eigener Niederlassung, in kooperativen Strukturen wie Ärztehäusern, Praxisgemeinschaften oder Medizinischen Versorgungszentren 2,5 Millionen Brandenburger; rund um die Uhr, in hoher Qualität, wohnortnah und flächendeckend. Und dies auf einer Gesamtfläche von knapp 30 000 Quadratkilometern, die damit fast die Dimension von Baden-Württemberg erreicht. Als wir vor 20 Jahren als junge Ärzte begannen, uns mit dieser für uns vollkommen neuen Struktur detailliert zu befassen, ahnte wohl kaum jemand, was da noch einmal auf uns zukommt. Es war eine völlig neue Welt, die uns mit immer neuen Gegebenheiten, Formalien, Strukturen und Aufgaben konfrontierte; in der eigenen täglichen Arbeit ebenso wie in den zahlreichen Gremien der ärztlichen Selbstverwaltung, die es aufzubauen galt. Erinnern Sie sich noch an die Abgabe Ihrer ersten Abrechnung? Mit Kisten und Körben haben wir in den damals noch allzu provisorischen Annahmestellen in Potsdam, Frankfurt und Cottbus angestanden, nicht wissend, ob das, was wir so unterm Arm trugen, richtig und notwendig war. Und heute? Aber es war eine unglaubliche, für mich in den Folgejahren so nie wieder erreichte Aufbruchstimmung. Neuland schreckte uns nicht, es reizte, und die überwiegende Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen war hungrig auf die eigene Praxis. Es lohnt, nach 20 Jahren diesen Blick zurück zu werfen, zu den Anfängen, und sich bewusst zu machen, was wir seitdem geschaffen haben. Während in vielen Betrieben und Einrichtungen der Industrie und Landwirtschaft buchstäblich die Lichter ausgingen und in kürzester Zeit zehntausende Menschen ihren Arbeitsplatz verloren, erfolgte die medizinische Versorgung ohne jegliche Einbrüche. Und dies, obwohl sich das gesamte System praktisch über Nacht änderte.

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Präsident der Vertreterversammlung der KVBB

Der Grund für diesen Übergang war in allererster Linie die große Bereitschaft der Kolleginnen und Kollegen, sich der finanziellen Herausforderung in beispielloser Konsequenz zu stellen. Jeder brandenburgische Vertragsarzt ging in diesen Zeiten finanzielle Verbindlichkeiten von durchschnittlich 250 000 DM ein. Ohne diese finanzielle Vorleistung wäre die medizinische Versorgung der Menschen nicht so reibungslos möglich gewesen. Wir möchten Ihnen mit dieser Jubiläumsbroschüre etwas in die Hand geben, das sich lohnt, durchgeblättert zu werden, an ganz bestimmten Passagen zu verweilen und nachzudenken und zugleich Mut, Stolz und Freude zu vermitteln über das Erreichte und jenes, das es noch zu bewältigen gilt. Zahlen, Daten, Fakten, Erlebtes, Erfahrungen und Visionen – lesbar und unterhaltsam aufbereitet, dies erwartet Sie auf den kommenden Seiten. Menschen kommen zu Wort, die in der Öffentlichkeit oder im Hintergrund dazu beigetragen haben, dass die KVBB heute das ist, was sie ist. Entwicklungen werden aufgezeigt, Veränderungen, Herausforderungen und Lösungsansätze für die Zukunft. Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre Freude und das eine oder andere Aha-Erlebnis. Und ich bedanke mich an dieser Stelle bei den „Machern“ dieser Jubiläumsbroschüre, deren größte Herausforderung neben der Zeit die Fülle an Stoff war. n

Standpunkt

Dr. med. Torsten Braunsdorf Präsident der Vertreterversammlung der KV Brandenburg

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Bewegende Jahre im Land – Eine Erfolgsgeschichte

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Im Gespräch

Vertrauen ist Grundlage für Weiterentwicklung

Im Gespräch über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der KV Brandenburg mit Dr. med. Hans-Joachim Helming, Vorsitzender des Vorstandes der KVBB. 20 Jahre KV Brandenburg – welche Gedanken gehen Ihnen angesichts dieses Jubiläums durch den Kopf? Zunächst die Freude darüber, was wir gemeinsam in diesen 20 Jahren aufgebaut haben! Aus einem maroden Gesundheitswesen unter der Ägide eines Bezirks- und Kreisarztes haben wir in kürzester Zeit ein hochleistungsfähiges ambulantes Versorgungssystem in Eigenregie, der Selbstverwaltung, aufgebaut. Das hat uns in dieser Qualität niemand nachgemacht. Haben Sie damals daran geglaubt? Immer! Dass es aber in dieser Stetigkeit und Schnelligkeit bergauf ging, war auch für mich nicht unbedingt zu erwarten. Im Übrigen: Wenn heute der Eine oder Andere schnell mal mit Kritik bei der Sache ist: Ein Blick zurück, dorthin, wo wir vor gar nicht allzu langer Zeit gestartet sind – das stärkt schon den Realitätssinn! Welche Gründe sehen Sie für die positive Entwicklung? Wir hatten eine Kontinuität in unserer Entwicklung, die nicht durch häufige personelle Wechsel in der Führung gestört wurde. Gemessen an den Ausgangsbedingungen – wer nicht dabei war, schüttelt heute ungläubig den Kopf! – ist das, was wir alle – Ärzte und Mitarbeiter der KV – mit enormem Enthusiasmus aufgebaut haben, ein Grund, stolz zu sein. Wir haben auf der Titelseite dieser Broschüre den Slogan: „KVBB – eine Erfolgsgeschichte“… Und das ist absolut richtig! Trotz ungünstiger Start- und politischer Rahmenbedingungen, denken Sie nur an die unselige Seehofersche Budgetierung, haben die Ärzte in Brandenburg ein enorm stabiles und hochleistungsfähiges Diagnostik- und Therapiesystem entwickelt. Und zu keinem Zeitpunkt gab es eine ernsthafte Gefahr für die medizinische Versorgung der Menschen. Dieser Fakt ist nicht hoch genug einzuschätzen!

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Was war dafür letztlich ausschlaggebend? Möglicherweise war es auch unsere Sozialisation, die uns hinsichtlich unserer Erwartungen und Ansprüche „bodenständig“ bleiben und trotz massiver Honorarbenachteiligung eine qualitativ auf höchstem europäischen Niveau befindliche Medizin leisten ließ. Sie stehen seit Dezember 1994 an der Spitze der KVBB und sind damit dienstältester KV-Vorsitzender in Deutschland. Ist das mehr ein Pfund oder eher Last? Wie immer hat alles seine zwei Seiten. Natürlich sind 20 Jahre, 15 davon als Frontmann, kein Spaziergang, sondern eher stressig. Und das meiste war auch nicht vergnügungssteuerpflichtig! Schließlich wurde man ja für sein Tun auch nicht immer nur gelobt! Da schwingt ein Aber mit… … ja: Aber die Möglichkeit zu gestalten, Dinge voranzubringen und Strukturen kreativ weiterzuentwickeln, das sind schon Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Letztlich haben alle, die sich in der Selbstverwaltung engagierten, sehr viel gelernt. Da geht es mir nicht anders. Lassen Sie uns bitte konkret zurückblicken. Sie waren am 6. April 1990 unter jenen Ärzten, die sich zur Gründung einer KV in Werder/Havel trafen. Es gibt Schlüsselerlebnisse im Leben. Diese Gründungsveranstaltung war ein solches. Denn schließlich bin ich damals wie die „Jungfrau zum Kinde“ zu einer Aufgabe gekommen, die mir am Morgen des Tages aber auch nicht im Entferntesten irgendwie in den Sinn gekommen wäre. Das klingt spannend. Wir trafen uns – die schon Niedergelassenen und die Niederlassungswilligen – in Werder bei Potsdam, um den Auftrag des letzten DDRGesundheitsministers Kleditzsch umzusetzen, in Vorbereitung auf die Wiedervereinigung auch in Ostdeutschland ärztliche Selbstverwaltungs-

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strukturen aufzubauen. Also lud die „Abrechnungsstelle der Sozialversicherung der DDR“ in Potsdam zu einer solchen Gründungsveranstaltung ein. Was wussten Sie zum damaligen Zeitpunkt von solchen Strukturen? Nicht viel. Deshalb erhielten wir Hilfestellung von Berliner Kollegen. Ein solcher „Geburtshelfer“ war der Berliner Internist Dr. Hecht, mit dem ich in einer Pause ins Gespräch kam. Der Anfang einer berufspolitischen Karriere … Ja, denn danach war Vorstandswahl angesagt und die ca. 100 anwesenden Ärzte schauten so was von stringent auf den Boden, dass die Berliner Kollegen im Präsidium schon verzweifelten. Als nach Minuten des Schweigens irgendetwas wie ein schlechtes Gewissen dazu führte, in Richtung des Präsidiums zu schauen, und ich die bittenden, fast flehenden Blicke vom Kollegen Hecht sah, war es passiert. Sie würden dies rückblickend aber nicht als Fehler einstufen. Nein, heute bewerte ich dies als Glück, eine Chance genutzt zu haben. Soviel bewegen, wie in dieser Aufgabe, das kann man wahrscheinlich nur einmal. Aller Anfang ist schwer, heißt es. Wie schwer war er denn? Es galt, absolutes Neuland zu beackern, sich in Verwaltungsjuristerei, Gesundheitsökonomie und Sozialrecht schnell einzuarbeiten – alles Themen, von denen ich bis dahin nichts gehört, geschweige denn, gewusst hatte – das war schon kein Spaziergang. Vor allem: Das Ganze war „learning by doing“, unterstützt durch die Mitarbeiter und ärztlichen Kollegen der PartnerKV Westfalen-Lippe. Ja, ihnen haben wir in dieser Anfangszeit unendlich viel zu verdanken. Wer bei Null anfängt hat den Vorteil, alles, zumindest vieles zu kennen. Dieses, „von der Picke auf“ zu lernen, hat sich bis heute als unschätzbarer Wert erwiesen.

Zu wissen, wie das Einmaleins der Selbstverwaltung definiert ist, erhöht die Einsicht in die Notwendigkeit dieser Struktur für die Interessenvertretung der Ärzte. Wir haben in Vorbereitung dieses Jubiläums viel in den Archiven gewühlt. Die ersten Jahre waren ja noch durch ganz andere Dinge geprägt. Abgesehen von diesen geschilderten intellektuellen Aspekten: Der ganz normale Wahnsinn war ja im Alltag der Arbeit angesiedelt! Es gab keine Telefonverbindung in den Westen! Mit stundenja tagelangen Anmeldungen bei der Telefonzentrale der Deutschen Post war kein ordentliches Arbeiten möglich. Erst nachdem die Dortmunder Kollegen ein (den halben Kofferraum eines BMW ausfüllendes) Funktelefon mitbrachten, war das Kommunizieren mit dem Rest der Bundesrepublik möglich. Auch Schreibmaschinen und sonstiges Arbeitsmaterial kamen aus Dortmund und Münster. Und der erste PC war geradezu eine Sensation! Sie erwähnten Mitstreiter der ersten Stunde… Ja, und die waren neben allem technischen Equipment das Entscheidende. Was diese Leute an Energie und Engagement eingebracht haben, das kann man nur mit der Euphorie dieser Monate erklären. Viele Freundschaften aus dieser Zeit haben sich bis heute gehalten. Stellvertretend für viele, viele andere Mitarbeiter, die oft wochenlang in Potsdam gearbeitet hatten und dann am Freitag mit dem Bus nach Dortmund über die A 2 zu ihren Familien nach Hause fuhren, will ich Dr. Kriedel erwähnen. Damals noch junger Verwaltungsmitarbeiter, ist er heute Vorstandsmitglied der KVWL. Ärzteschaft und Krankenkassen, beide sitzen im gleichen Boot und trotzdem ist es nicht immer eine Crew. Dieser Unterschied ist ja zunächst nichts Schlechtes. Die Frage ist vielmehr, wie geht man mit diesen Differenzen um?

Im Gespräch

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Die Geschichte der KVBB ist eine Erfolgsgeschichte

Wie passiert dies in Brandenburg? In den ersten Jahren der gemeinsamen Selbstverwaltung hatten wir in der täglichen Routinearbeit eine sehr entspannte Zusammenarbeit. Nächtelang saßen wir mit der Führungsmannschaft der Kassen in den Räumen der ehemaligen Stasi-Zentrale in der Potsdamer Hegelallee und haben zugelassen und ermächtigt, Abrechnungsgenehmigungen erteilt und Abrechnungen geprüft. Erst Jahre später wurde das Verhältnis politisiert. Darunter litt dann enorm das Pragmatische. Doch gerade dies ist für unkompliziertes Zusammenarbeiten unerlässlich. Trotzdem: Was überwog, wenn man es über all die Jahre hinweg betrachtet? Eindeutig das konstruktive Miteinander. Auch, obwohl es Zeiten gab, in denen Konfrontation das Bestimmende zu sein schien. Ich empfinde es allerdings als ausgesprochen wohltuend, dass in den vergangenen Jahren wieder ein normales, partnerschaftliches Arbeitsklima entwickelt werden konnte. Unser Joint Venture mit der AOK ist der Beweis par excellence. Was waren und was sind im Miteinander die entscheidenden Knackpunkte? Im Kern geht es um zweierlei: einmal die Finanzierung der ambulanten medizinischen Versorgung. Zum Anderen wurde über die Jahre auch immer mehr der Anspruch der Kassen deutlich, nicht nur Payer, sondern auch Player sein zu wollen. Das sind aber die zentralen Fragen, welche das System fast an den Rand gebracht hätten. Glücklicherweise haben es die Akteure bis heute immer noch verstanden, wieder das gemeinsame Ziel, nämlich die medizinische Versorgung der Menschen, in den Mittelpunkt des Denkens und Handels zu stellen. Sie verwiesen auf die Vergütung. Ungeachtet aller Kritik, hat sich das Vergütungsniveau in den zurückliegenden Jahren positiv entwickelt. Welche Erwartungen haben Sie für die kommenden Jahre? Ich erwarte natürlich an erster Stelle, dass die massive Unterfinanzierung unserer Arbeit aufhört! Dabei ist mir bewusst, dass mit Blick auf die gegenwärtige Wirtschaftskrise nicht einfach mehr Geld gefordert werden kann. Aber wir sind

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kooperativ und wir sind kreativ und damit haben wir den Schlüssel für eine sinnvolle Ressourcennutzung in der Hand. Was dann an nicht falsch verwendetem Geld gespart wird, kann sinnvoll in die ambulante Versorgung eingespeist werden. Wie das gelingt, entscheiden aber nicht nur die niedergelassenen Ärzte und die gemeinsame Selbstverwaltung. Ich bin zuversichtlich, dass es uns noch in der Zeit dieser Regierungskoalition gelingen wird, neue Rahmenbedingungen mitzugestalten, die uns in die Lage versetzen, die vorhandenen, auch finanziellen, Ressourcen zielgerichteter einzusetzen und damit mehr Finanzmittel für die Honorierung ärztlicher Tätigkeit zur Verfügung zu haben. Und schließlich gibt es ein Marktprinzip von Nachfrage und Angebot. In dem Maße, in dem die für die Versorgung verfügbaren Ärzte immer weniger werden, gleichzeitig aber Demographie und Morbidität mehr ärztliche Fürsorge erfordern, erhöht sich der Wert ärztlichen Könnens. Wir haben also allen Grund, optimistisch zu sein! In Gesprächen mit Ärzten wird immer wieder betont, dass sie wirtschaftliche Sicherheit und Planungssicherheit benötigen. Nicht umsonst gilt die Weisheit, dass nur ein zufriedener Arzt ein guter Arzt ist. Und das ist nicht nur eine Weisheit des Abendlandes! Leider haben die vielen Jahre ideologischer Neiddiskussion in Deutschland dazu geführt, dass viele junge Ärzte ins Ausland gegangen sind – dorthin, wo ihre Arbeit wertgeschätzt wird und sie auch attraktive materielle Rahmenbedingungen geboten bekommen. Wenn endlich in Deutschland die Erkenntnis greift, dass man den jungen Ärzten angemessene soziale und finanzielle Rahmenbedingungen schaffen muss, dann werden wir auch wieder unseren Medizinernachwuchs im Lande behalten! Wenn man diese 20 Jahre KVBB Revue passieren lässt, wird sichtbar, dass stets die Interessen aller in und von der KV vertretenen Ärzte und Psychotherapeuten Messlatte des Handelns waren. Wie fällt diesbezüglich Ihre Prognose für die kommenden Jahre aus? So richtig diese Feststellung ist, so oft wird sie bei aktuellen Bewertungen und Entscheidungen

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vergessen! Wir müssen die Ärzteschaft wieder als ein interdisziplinäres, hochqualifiziertes Gesamtkonstrukt begreifen, welches in seiner Geschlossenheit alles an medizinischem Know how und Können vorhält, was im individuellen Bedarfsfall eines Patienten kollegial bereitgestellt werden kann. Erst wenn uns das wieder gelingt, sind wir weit von Lagerdenken und Separatistenpolitik entfernt. Für zunehmend mehr Ihrer Kollegen scheint die „Gegenrichtung“ im Moment lukrativer. Warum sollte es besser sein, in grüppchenstarker Kleinstaaterei ärztliche Interessen vertreten zu wollen? Wegen besserer Honorierung. Kurzfristig mag dies in Einzelfällen sogar zutreffen, langfristig führt es in die Sackgasse! Wir haben in Brandenburg stets – und das gilt bis zum heutigen Tage! – alles daran gesetzt, einen legitimen Interessenausgleich zwischen allen Ärzten herzustellen. Trotz aller Widrigkeiten ist uns dies auch immer wieder gelungen. Sie sprechen die Honorarverteilungssysteme an. Ja, sie sind doch der Beweis, dass man mit einer einheitlichen Interessenvertretung viel mehr erreichen kann. Selbst unter den schwierigen politischen Rahmenbedingungen der letzten Jahre. Wo sehen Sie die Schwerpunkte für die nächsten fünf Jahre? Wir haben bereits vor Jahren begonnen, der KV Bismarcks ein neues Gesicht zu geben. Solidarität und Einbindung in die sozialen Sicherungssysteme stehen dabei nicht zur Disposition. Die Kunst dabei ist, nicht alle Werte, die bislang für die Ärzte wesentlich waren, über Bord zu werfen, sondern sie als tragende Elemente in die neuen Strukturen zu integrieren. Das heißt? Diese Modernisierung muss von neuen Partnerschaften leben, muss Allianzen schmieden, flexibel und vor allem auch marktfähig sein. Nachdem der Wettbewerb in das Solidarsystem wie ein Virus eingeschleust wurde, müssen wir uns wie das Immunsystem darauf einstellen. Unsere Tochter, die KV COMM, wird genau diese Brücke sein, die wir in Zukunft brauchen, um als Ärzteschaft im Markt bestehen zu können.

Wenn Sie 20 Jahre aus persönlicher Sicht betrachten; zu welchem Fazit kommen Sie? Wenn es nicht als selbstgefällig missverstanden werden könnte, würde ich sagen, dass ich zufrieden und stolz bin! Die Geschichte der KV Brandenburg ist eine Erfolgsgeschichte! Und die KV Brandenburg hat die Chance für eine glänzende Zukunft! Was überzeugt Sie davon? Wir haben gerade mit unserem neuen Führungsteam die Herausforderungen der Zukunft analysiert und sind zu der Erkenntnis gekommen, dass wir unter der Leitidee der Unverzichtbarkeit der KV als Interessenvertretungsstruktur und hochkompetenter Dienstleister des Sozialsystems jeden Konkurrenten auf dem Markt Paroli bieten können. Unser Anspruch, Premiumanbieter sein zu wollen, versetzt uns in die Lage, die besten Angebote machen zu können. Dazu ist es notwendig, neue Geschäftsfelder zu besetzen. Medizinische Versorgung aus einer Hand – diesen Anspruch dürfen wir nicht anderen überlassen! Apropos Anspruch. Bei unseren Recherchen zur noch jungen Geschichte der KVBB haben wir festgestellt, dass nicht ein einziges Mal die Abrechnung unpünktlich erfolgte. Ja, und davon wird kaum Notiz genommen. Aber so ist das bei Selbstverständlichkeiten. Dieses über Jahre gewachsene Vertrauen der Ärzte in unsere Struktur müssen wir weiter vertiefen und bestätigen. Dieses Vertrauen ist die Grundlage, auf der die KV Brandenburg auch in Zukunft eine sehr positive Entwicklung nehmen wird! Vor wenigen Monaten hat die KVBB ihr öffentliches Erscheinungsbild erneuert. Warum? Wir haben uns verändert, positiv entwickelt, haben den Service-Gedanken verstärkt, die Strukturen modernisiert und effizienter gestaltet. Und da war es zwingend notwendig, dass das Outfit mithält, es dem veränderten Selbstverständnis auch entspricht. Und so haben wir nicht nur ein neues Logo, in dem übrigens die altbekannten Elemente enthalten sind, sondern das gesamte Erscheinungsbild frischer, moderner, freundlicher, klarer gestaltet. Inhalt und Form sollten zusammenpassen. Und das ist uns hervorragend gelungen. ■

Im Gespräch

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sichergestellt

Qualität

■ Qualität bestimmt ärztliches Tun Eine hohe Qualität in der ambulanten Medizin – diesem Credo fühlen sich alle brandenburgischen Vertragsärzte verpflichtet. Der Facharztabschluss ist die notwendige Eingangsqualifikation, die im weiteren Berufsleben stetig und ständig weiter vervollkommnet werden muss.

Zertifiziert: Das Potsdamer MVZ für Blut- und Krebserkrankungen erhielt 2009 als erstes seiner Art bundesweit das QEP-Zertifikat. QEP, das QualitätsmanagementVerfahren der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, steht für Qualität und Entwicklung in Praxen. Kernstück ist ein Qualitätsziel-Katalog, der in erster Linie der Einführung und Umsetzung von Qualitätsmanagement in der Praxis sowie der Analyse des IstStandes dient. Drei Jahre haben sich die Doktores Annette Sauer, Georg Günther, Anke Gerhard und Berit Böttcher sowie ihr Team auf die Zertifizierung vorbereitet, haben Praxisabläufe standardisiert, Verantwortlichkeiten zugeteilt, Zeit- und Effizienzreserven erschlossen. Mit dem Ergebnis sind alle zufrieden, der Praxisbetrieb sei wesentlich strukturierter, die Sicherheit größer als vorher, und so bleibe mehr Zeit für die entscheidenden Handlungen. n

Jeder Vertragsarzt hat die gesetzliche Pflicht, sich fort- und weiterzubilden. Dies ist nachzuweisen. 98 Prozent der brandenburgischen Vertragsärzte haben dieser Pflicht entsprochen. Über 40 ambulante ärztliche Leistungsbereiche – beispielsweise Sonographie, Radiologie, Koloskopie, Ambulantes Operieren, Labor – erfordern eine Genehmigung durch die KV Brandenburg, die teilweise jährlich rezertifiziert werden muss. In den letzten 20 Jahren erteilte die KVBB insgesamt 16207 dieser Genehmigungen. Das bedeutet, dass im Durchschnitt jeder Arzt bzw. Psychotherapeut 4,5 Genehmigungen zur Erbringung spezieller Leistungen erhalten hat. Die Prüfung der dafür notwendigen Voraussetzungen erfolgt in der Regel in einer der insgesamt 27 Qualitätssicherungskommissionen, in denen 89 Ärzte ehrenamtlich tätig sind. Sie führen Prüfungen und Kolloquien durch, sprechen Empfehlungen aus, leiten bei Bedarf auch restriktive Qualitätssicherungsmaßnahmen ein. 2004 erstellte die KV Brandenburg erstmalig einen umfassenden Qualitätsbericht. Er ist, wie alle weiteren, über die Website der KVBB einsehbar. Entscheidend für die hohe Qualität ist vor allem auch die unmittelbare interdisziplinäre Zusammenarbeit. Organisiert wird sie insbesondere in den über 170 regionalen Qualitätszirkeln, in denen knapp 2.000 Ärzte und Psychotherapeuten aktiv mitarbeiten. Geleitet werden diese Qualitätszirkel von speziell durch die KVBB geschulten ärztlichen Moderatoren. Gegenwärtig sind in diesen Qualitätszirkeln über 200 dieser Moderatoren tätig. n

Von 1990 bis Dezember 2009 tagten die Zulassungsausschüsse insgesamt

21171

949 Mal und fassten dabei

Beschlüsse. 91 Tagungen im Jahr 1994 war die größte Anzahl, 27 Tagungen in 2008 die

geringste. Die meisten Beschlüsse wurden im Jahr 1991 gefasst:

3305. Die wenigsten 1997 mit insge-

samt 613. Am 31.12.1990 zählte die KV Brandenburg 666 zugelassene Ärzte und insgesamt

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1284

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■ Aber wohin mit dem Geld? Die Eintragung ins Arztregister kostete damals 50 DM. Die heutige Unternehmensbereichsleiterin Petra Bangemann erinnert sich: „Zwei Räume in der Potsdamer Hegelallee, im dritten Stockwerk, waren praktisch die erste Heimstatt der heutigen KVBB. Die Ärzte standen oft stundenlang im Treppenhaus an, um sich ins Arztregister eintragen zu lassen, um ihre Zulassung zu erhalten. Am Ende eines Tages, manchmal war es schon nach Mitternacht, hatten wir dann einige Tausend DM und wussten nicht, wohin mit dem Geld.“ Also kauften sie eine Kassette. Wohin aber mit all den Unterlagen? Es fehlten Schränke, Umschläge, Papier, Technik. Vor allem aber:

Wie macht man das alles? „Wir hatten gehört, dass wir laut Zulassungsverordnung ein Arztregister anlegen müssten. Also fuhr ich am 9. August 1990 in die KV Berlin und war vollkommen überrascht, wie groß dort alles war und was offensichtlich alles zu einer KV gehört…“ Recht schnell bekam dann auch Brandenburg eine Paten-KV, die KV Westfalen-Lippe. Der damalige KV-Chef Dr. Oesingmann wollte sich in Potsdam selbst ein Bild machen. Doch wo war die KV in Potsdam? „Wir hatten damals nur die zwei Zimmer in der Hegelallee. Die wollten das gar nicht glauben.“ Oft stapelten sich die Aktenberge über Schreibtischhöhe. Sitzungen des Zulassungsausschusses gingen bis weit nach Mitternacht. Doch: „Die Ärzte waren zufrieden, wir waren zufrieden. Erschöpft und glücklich.“

Es war eine irre Zeit!

Die Aktenberge stapelten sich über Schreibtischhöhe – von Anfang an koordiniert Petra Bangemann alle jene Aufgaben, die nach und nach dem etwas später gegründeten Bereich Sicherstellung zugeordnet wurden. Heute ist sie Leiterin des Unternehmensbereiches Sicherstellung/ Qualitätssicherung und Mitglied des Management-Boards der KVBB.

Wichtig waren damals für die Unterlagen nur drei Dinge: die Approbation, die Facharzt-Anerkennung, die Niederlassungserlaubnis. Petra Bangemann erinnert sich noch genau an die ersten Kontakte mit Vertretern der Kassen. „Da kamen Kollegen aus den alten Bundesländern und fragten nach den notariell beglaubigten Kopien. Es war völlig illusorisch, in kurzer Zeit Kopien zu erstellen. Also hatten wir keine. Und Notare gab es damals auch kaum welche ...“ n

in Einrichtungen nach § 311 SGB V. Ermächtigte Ärzte gab es noch nicht. Ein Jahr später, zum 31.12.1991, ergab sich ein vollkommen anderes Bild: Zugelassen waren

2 213

Ärzte, in Einrichtungen nach

§ 311 SGB V 396 und 536 Ärzte besaßen eine Ermächtigung. Zum 31.12.1999 waren 3011 zugelassene

151

Ärzte und

Ärzte in Einrichtungen nach § 311 SGB V registriert sowie

sichergestellt

379 Ärzte ermächtigt.

17

n


sichergestellt

Ärzte-Generationen

■ Christa Meier – die Älteste Ihre Augen blitzen, das Laufen aber fällt ihr schwer. Gerade jetzt, in diesen schneereichen Wintertagen. Wir treffen Dr. Christa Meier in Hohen Neuendorf, am nördlichen Stadtrand von Berlin gelegen, in ihrem Haus. Im Juli 2010 wird sie 81 Jahre und ist damit die älteste noch praktizierende Ärztin in Brandenburg. 1946 kam sie aus dem Sudetenland nach Deutschland, 1949 ABF, danach Studium der Medizin in Berlin bei Humboldts, während des Studiums arbeitete sie bereits praktisch in Hohen Neuendorf bei einem Arzt, assistierte ihm bei Operationen. Sie lächelt. Undenkbar, nach heutigen Maßstäben. Die Leute aus der Nachbarschaft sprachen sie schon als Frau Doktor an, da war sie noch gar keine. Eigentlich wollte sie Gynäkologin werden. Aber dann kam sie auf die Kinderstation eines Berliner Krankenhauses. Sie sattelte um, denn die Kinderheilkunde hatte es ihr angetan. Assistenzärztin, Oberärztin, Chefärztin, mit 60 Jahren in Ruhestand. Eine schwere Krankheit, kaum Überlebenschancen, doch sie meisterte auch das. Mit fast 62 Jahren zu Hause – nein, ihr fiel die Decke auf den Kopf. Und so wagte sie das Unterfangen Niederlassung; im eigenen Haus, mit wenig finanziellem Aufwand, als praktische Ärztin. Das war 1991. Bereut habe sie diesen Schritt nie. Im Gegenteil. Ärztliches Tun, so Frau Dr. Meier, sollte sich nicht allein aufs Heilen beschränken. Zuwendung, Dasein – das sind für sie ebensolche wichtigen Vokabeln. Heute kommen nur noch wenige Patienten, Hausbesuche kann sie nicht mehr wahrnehmen. Aber bei jeder Äußerung spürt man, mit wie viel Freude und auch Genugtuung sie noch an ihrer Arbeit hängt. n

Dr. med. Christa Meier, geboren am 14. Juli 1929, erhielt die Anerkennung als Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin am 1. Dezember 1965. Im Mai 1991 bekam Dr. Meier die Zulassung als Kinderärztin, wechselte im Juli 1991 die Zulassung in den Status „Praktischer Arzt“.

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■ Franka Hellenberg – die Jüngste An einem Dienstag, kurz nach halb eins. Gerade verlassen ein kleiner Junge und sein Vater die Kinderarztpraxis von Franka Hellenberg am Stadtrand von Rathenow. Geboren im Februar 1975, ist sie die jüngste niedergelassene Ärztin in Brandenburg. Gemeinsam mit ihrer Mutter, ebenfalls Kinderärztin, betreibt sie seit dem 1. Mai 2008 die Praxis im Jobsharing.

Franka Hellenberg, geboren am 14. Februar 1975, erhielt im April 2007 die Anerkennung als Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin. Ein Jahr später, im Mai 2008, ließ sie sich als Kinderärztin in Rathenow nieder.

Dass sie einmal in die Fußstapfen ihrer Mutter tritt, war für die gebürtige Rathenowerin frühzeitig klar. Nach dem Studium in Magdeburg und dem anschließenden Facharztabschluss habe sie sich „ins gemachte Nest gesetzt …“, erzählt sie lächelnd. Natürlich habe es auch Momente gegeben, in denen sie überlegte, eine Tätigkeit im Krankenhaus aufzunehmen. Aber eine eigene Praxis, selbst bestimmen zu können, wie was erledigt, organisiert wird, war für sie letztlich das Entscheidende und Reizvollste. Die Zusammenarbeit mit der Mutter in einer gemeinsamen Praxis kommt ihr zurzeit sehr gelegen, kann sie sich doch intensiver um die beiden eigenen Kinder kümmern. Aber nicht nur das sieht sie positiv, es ist vor allem auch der kollegiale Austausch zu fachlichen Dingen, den sie schätzt. Im Rahmen ihrer Facharztweiterbildung war sie ein Jahr in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Für sie „eine ganz wichtige Erfahrung“, die ihr jetzt im Praxisalltag, bei dem immer wieder Erziehungsprobleme eine Rolle spielen, zugute kommt. Mehr als zwei Dutzend kleine Patienten hat sie an diesem Vormittag behandelt. Für den Nachmittag sind weitere bestellt. Das Gros kommt jedoch mit akuten Erkrankungen, aus Rathenow und Umgebung. Das verlängere manchmal die Wartezeiten für die „Bestellten“, meint Franka Hellenberg nachdenklich. Andererseits ist es ihr wichtig, sich für ihre Patienten Zeit zu nehmen. Das klingt bestimmt. n

sichergestellt

19


sichergestellt

Zahlen, Daten, Fakten

■ Herausforderungen gemeistert Wohnortnah, flächendeckend, rund um die Uhr und in hoher Qualität – diese ambulante medizinische Versorgung garantiert die KV Brandenburg und die in ihr organisierten Vertragsärzte und -psychotherapeuten. Große Fläche, relativ niedrige Bevölkerungszahl, weite Wege für Ärzte und Patienten und von Anbeginn im Jahr 1990 bundesweit die geringste Arztdichte charakterisieren das Bundesland Brandenburg. Aus diesen „Nöten“ Tugenden zu machen, ist eine der großen Herausforderungen, denen sich die KVBB stellen musste und letztlich auch erfolgreich gestellt hat. Einer der Gründe: Eine zielgerichtete, kontinuierliche Beratung junger Ärzte, innovative Anreize, enge Kooperation mit kommunalpolitischen Verantwortungsträgern und den Partnern der gemeinsamen Selbstverwaltung. So beschloss die KVBB im Herbst 2003 als erste KV bundesweit ein Sicherstellungsstatut, das finanzielle und strukturelle Fördermöglichkeiten beinhaltete, die es sonst nirgends bis dahin gab. Mittlerweile übernehmen auch andere solche oder ähnliche Strukturen nach dem Vorbild der KVBB. Beispielgebend auch die Förderung von kooperativen Strukturen in der ambulanten Medizin, neue Ansätze für eine regionale Verzahnung stationärer und ambulanter Versorgung, innovative Ver-

Entwicklung der Vertragsärzte n insgesamt n männlich n weiblich

3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 n n n

20

1995 3112 1405 1707

1998 3154 1418 1736

2001 3173 1440 1733

2004 3121 1407 1714

2007 3131 1420 1711

2009 3355 1508 1847

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UM PR OPR OHV

tragskonzepte für die Behandlung chronisch Kranker, wie die im Jahre 1993 ebenfalls bundesweit erste Diabetesvereinbarung mit der AOK und später mit allen anderen Verbänden der Krankenkassen. Sie ermöglichte eine umfassende Behandlung und Betreuung von Diabetikern durch besonders qualifizierte Schwerpunktpraxen, von denen heute noch 48 im Land Brandenburg bestehen. n

BAR

HVL

MOL

P

BRB

FF LOS

PM TF

LDS

CB EE

SPN OSL

Vertragsarztdichte in Brandenburg n n n n n n n n

Cottbus (Stadt) 426 Potsdam (Stadt) 435 Frankfurt (O.)/Oder-Spree 670 Ostprignitz-Ruppin 680 Prignitz 733 Uckermark 795 Brandenburg (St.)/PM 800 Märkisch-Oderland 824

7% 7% 132 129

n n n n n n n n

Barnim 838 Dahme-Spreewald 841 Oberhavel 843 Elbe-Elster 856 Oberspreewald-Lausitz 888 Teltow-Fläming 931 Havelland 946 Spree-Neiße 1071

15%

86% 1559

228

Durchschnittlich kommen 752 Einwohner auf einen Vertrags­arzt im Land Brandenburg.

77% 1180

8% 127

Altersstruktur der Vertragsärzte Land Brandenburg Entwicklung der Vertragsärzte n jünger als 60 Jahre n 60 bis 65 Jahre n älter als 65 Jahre

Gebietsärzte Gesamtanzahl : 1 820 davon 60 Jahre und älter: 261 davon 65 Jahre und älter: 132

Hausärzte Gesamtanzahl: 1535 davon 60 Jahre und älter: 355 davon 65 Jahre und älter: 228

sichergestellt

21


sichergestellt

Bereitschaftsdienst

■ Vier Jahre Dauertelefonat Die Galle piept ausgerechnet am Wochenende, die Grippe schlägt erbarmungslos Weihnachten zu – Hilfe kommt vom kassenärztlichen Bereitschaftsdienst der KVBB. Weil sich Krankheiten nicht an Sprechstunden halten, ist der ambulante Bereitschaftsdienst unverzichtbarer Teil der medizinischen Versorgung. Außerhalb der Praxis-Zeiten, an Wochenenden und Feiertagen, stellt er die ambulante Versorgung nicht lebensbedrohlicher Erkrankungen sicher. War Brandenburg in den Anfangsjahren noch in 156 Bereitschaftsdienstbereiche aufgeteilt, reduziert sich die Zahl 2004 auf 72. Als erste KV stellt die KVBB nun die Vergütung der Bereitschaftsdienste auf die Zahlung von Dienstpauschalen im allgemeinärztlichen und kinderärztlichen Bereitschaftsdienst sowie auf Fallpauschalen für die fachspezifischen Bereitschaftsdienste um. Am 1. April 2005 wird im Land Brandenburg die einheitliche Rufnummer 01805 / 582 223-xxx eingeführt. Lediglich die letzten drei Ziffern variieren nach den einzelnen allgemeinärztlichen Bereitschaftsdienstbereichen. Die tagesaktuelle Pflege des landesweiten Bereitschaftsdienstplans übernehmen die Mitarbeiter des KVBBSachgebietes Bereitschaftsdienstmanagement. Ab 1. Juli 2006 sind auch die fachspezifischen Bereitschaftsdienste über die landesweit einheitliche Rufnummer erreichbar. Dass die Qualität des KVBB-Bereitschaftsdienstmanagements überzeugt, zeigt sich 2007, als der erste externe Partner – Spremberger Zahnärzte – diese Leistungen über die KV COMM in Anspruch nahm. Seit Juli 2009 werden 21 fachärztliche Bereitschaftsdienste organisiert. n

Patiententelefonate n Anzahl Patientenanrufe

n Dauer Patientenanrufe (in Minuten)

300000

500000

250000

400000

200000

300000

150000 2005

2006

2007

ab 1.4.

2008

2009

200000 2005

2006

2007

2008

2009

ab 1.4.

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Statistisch gesehen ruft jeder zehnte Brandenburger einmal im Jahr den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst. Alle Anrufe auf den landesweit einheitlichen

Rufnummern des ärztlichen Bereitschaftsdienstes seit Beginn ihrer Einführung ergäben ein Dauertelefonat von knapp vier Jahren.

■ 116 117 – unser Zukunftsprojekt In den einzelnen Ländern der Europäischen Union gibt es eine Vielzahl an Bereitschaftsdienst-Nummern für ärztliche Hilfe bei nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen außerhalb der normalen Sprechstunden, am Wochenende und an Feiertagen. Um den Zugang zu diesen verschiedenen Diensten für die Menschen einfacher zu machen, möchten die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg und die Kassenärztliche Bundesvereinigung europaweit die einheitliche Bereitschaftsdienst-Nummer 116 117 einführen. n Die Vorteile n E ine kurze, prägnante Rufnummer, einfach zu merken n K ostenlos und ohne vorherige Registrierung sofort nutzbar n K eine umständliche Recherche in Zeitungen oder bei der Auskunft n V ereinfacht Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe bei Reisen und Arbeiten in den europäischen Nachbarländern erheblich n I nformationen und Hilfe in verschiedenen Sprachen n E rhöht die Akzeptanz des Services und entlastet Notfallnummer 112 n S part dadurch erhebliche Kosten für Gesundheitssysteme der Mitgliedsstaaten

sichergestellt

23


verhandelt

17-Stunden-Marathon mit der AOK

■ Ob zum Honorar, zur Honorarverteilung, zu Arzneimitteln oder Sprechstundenbedarf – Vertragsverhandlungen mit den Krankenkassen gehören zum Kerngeschäft der KV Brandenburg. In den vergangenen 20 Jahren können wir auf erfolgreiche Vertragsverhandlungen zurückblicken. Insgesamt 459 Verträge einschließlich diverser Nachträge wurden abgeschlossen. Und trotz dieser Fülle sind manche der derzeit gültigen 48 landesspezifischen Verträge bzw. ihr Entstehungsprozess dabei in besonderer Erinnerung…

459

Die bisher längste Verhandlung führte die KVBB 1998 über 17 Stunden mit der AOK Brandenburg. Als Ergebnis wurden 8 Verträge zu Papier gebracht.

Verträge

Immerhin 16 Stunden und 45 Minuten dauerte die Sitzung vor dem Landesschiedsamt zur morbiditätsbedingten Gesamtvergütung und zu arzt- und praxisbezogenen Regelleistungsvolumina für das Jahr 2009. Sie begann am 14. November 2008 um 11 Uhr und endete am folgenden Morgen um 3.45 Uhr. Die dabei gefällten Entscheidungen waren letztlich wohl nicht nur für die Brandenburger Vertragsärzte wichtig. Das Landesschiedsamt hat sich in dieser Sitzung den Interpretationen der KVBB zur Auslegung der Beschlüsse des Erweiterten Bewertungsausschusses im Wesentlichen angeschlossen und u. a. die Zahlung von Zusatzpunktwerten für ausgewählte Leistungen bestätigt. Und eine sehr ähnliche Regelung beschloss der Bewertungsausschuss ca. drei Monate später für die gesamte Bundesrepublik.

17

Stunden 90

Seiten

24

Seit dem Jahr 2000 wurden von den für die Ärzteschaft wohl wichtigsten vertraglichen Regelungen, den Vergütungs- bzw. Honorarvereinbarungen, insgesamt 55 Verträge samt Nachträgen abgeschlossen. Größer ist nur die Zahl der Verträge zu den DiseaseManagement-Programmen (DMP). Seit Einführung dieser Behandlungsprogramme in 2003 wurden insgesamt 87 diesbezügliche Vereinbarungen geschlossen – 12 DMP-Verträge, 1 Änderungsvereinbarung, 63 Nachträge und 11 Ergänzungsvereinbarungen. Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass die DMP und die zugehörigen Vereinbarungen zu den umfangreichsten Vertragswerken der KVBB zählen – als Beispiel seien die beiden DMP-Verträge Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 genannt, die mit jeweils 90 Seiten zu den „Schwergewichten“ zählen.

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Vereinbarungen

Dass Vertragskündigungen nicht unbedingt mit dem Ende der Verträge gleichzusetzen sind, hat sich bei der Einführung der neuen Vergütungswelt in 2009 bestätigt. Trotz 27 zum Jahresende 2008 ausgesprochener Kündigungen der Krankenkassen konnten Dank der fortwährenden Intervention der KVBB 22 Vereinbarungen – in der einen oder anderen Form – weitergeführt werden. Zum Arznei- und Heilmittelausgabenvolumen stehen jährliche Verhandlungen an. Die höchste Steigerung konnte mit insgesamt 29,1 Prozent im Heilmittelbereich für das Jahr 2007 unter Moderation des Landesschiedsamtes erreicht werden. Ebenfalls in 2007 konnte eine Bonusregelung in die Arzneimittelvereinbarung integriert werden, die infolge der Einhaltung der vereinbarten Ziele durch die Vertragsärzte zu einer Bonuszahlung von 4,85 Mio. Euro führte.

4,85

Mio. Euro 29,1%

Auch in Bezug auf Verträge mit Sonstigen Kostenträgern erzielte die KVBB Verhandlungserfolge. So gelang es 2006 mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark einen Vertrag für die Behandlung von Asylbewerbern abzuschließen, der als Vergütungsgrundlage den Kalkulationspunktwert des EBM in Höhe von 5,11 ct festschreibt. All diese Vertragswerke wurden zusammen mit Satzungen / Ordnungen und Richtlinien der KVBB seit Erscheinen des Vertragsordners am 1. April 1995 durch 74 Ergänzungslieferungen auf insgesamt 7 190 Seiten veröffentlicht. Die unendliche Geschichte in Sachen Vertragsverhandlung ist die Vergütung diabetologischer Leistungen – insbesondere die der Schwerpunktpraxen. Die im Jahr 1993 zuerst mit der AOK (und innerhalb kurzer Zeit mit allen weiteren Verbänden der Krankenkassen) abgeschlossene Diabetesvereinbarung war der erste Vertrag dieser Art bundesweit. Die Einführung der Vereinbarung und die Anerkennung erster Schwerpunktpraxen erfolgten anlässlich einer feierlichen Veranstaltung unter dem Beisein der damaligen Sozialministerin Regine Hildebrandt. n

verhandelt

Ärzte aus diabetologischen Schwerpunktpraxen und ihr Praxispersonal ärgerten sich Anfang April 2009 über die schleppenden Verhandlungen zur Fortführung des Diabetes-Strukturvertrags. Die Kassen, die den Vertrag zum Jahresende 2008 gekündigt hatten, waren nicht bereit, ihn zu den gleichen Honorar-Bedingungen weiterzuführen. Auf einen Kompromiss verständigten sich KV Brandenburg und die märkischen Krankenkassen schließlich Ende April 2009.

25


abgerechnet

Zahlen, Daten, Fakten

■ 20 Jahre pünktliche Abrechnung In der KV Brandenburg werden jedes Quartal ca. 4 Millionen Behandlungsfälle zur Vergütung eingereicht. Geht man davon aus, dass durchschnittlich fünf Gebührennummern je Behandlungsfall zur Vergütung anerkannt werden, ergibt sich daraus, dass für ca. 20 Mio. Gebührennummern ein Wert zu ermitteln bzw. zuzuordnen ist. Im Anschluss sind „Rechnungen“ für ca. 3 500 Praxen, 150 Krankenkassen bzw. ca. 360 Kostenträger zu erstellen und zu versenden. Pro Praxis werden zwischen 50 und 80 Blatt Papier für den Honorarbescheid gedruckt. In der Summe sind das in jedem Quartal rund 170 000 Seiten Papier allein für die arztseitigen Abrechnungsunterlagen. Der Aufwand dafür ist beträchtlich. Doch obwohl die gesetzlichen Regelungen immer detailreicher

wurden und immer höhere Ansprüche an den Verwaltungsapparat stellten, verringerte sich im Zeitraum vom Jahr 2000 bis heute der Personalaufwand, auch durch den Einsatz moderner Technik, um etwa zehn Prozent. Die Abrechnung wird heute in einem eigenen Unternehmensbereich organisiert. Dazu gehören neben der Erstellung der Quartalsabrechnung auch die Bearbeitung der Anträge zum Regelleistungsvolumen sowie der Widersprüche, die Begleitung der Wirtschaftlichkeitsprüfung und neuerdings auch die Erstellung der Zuweisungsinformationen. Sie ist mit 147 Mitarbeitern der personalstärkste Bereich in der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg. n

360 Kostenträger

147

4

Mitarbeiter

Millionen

Behandlungsfälle

■ Abrechnungsscheine, Abrechnungsdisketten,

Online-Abrechnung …

20

2 355 niedergelassene Ärzte waren 1992 im Versorgungsbereich der KV Brandenburg tätig, als die EDV-technische Bearbeitung der Abrechnungen mit Unterstützung der KV Westfalen-Lippe in Dortmund realisiert wurde.

Millionen

Seitdem entwickelte sich die Abrechnung kontinuierlich weiter. Bereits für das I. Quartal 1992 konnten erstmals Abrechnungen mittels Praxis-EDV auf einer Diskette erstellt und bei der KV Brandenburg zur Vergütung eingereicht werden. Nur drei Jahre später – im I. Quartal 1995 – wurde die erste KVBB-„eigene“ Abrechnung des IV. Quartals 1994 realisiert. Vorangegangen war die

Gebührennummern 26

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Anschaffung der entsprechenden EDV-Infrastruktur. Und bereits im Jahr 1998 wurden die technischen Voraussetzungen geschaffen, um die Quartalsabrechnung auch online an die KV Brandenburg zu schicken. Abrechnungsscheinen wurden Abrechnungsdisketten, diese „verwandelten“ sich in silbrige CD-Scheiben, die wiederum durch den pfeilschnellen Versand der Bits und Bytes sicher über den „DatenNerv“ abgelöst wurden.

600 000 Belege erreichen die Höhe von 72 m des BBI-Infotowers, Flughafen Berlin-Brandenburg.

Das Jahr 2000 war das Jahr der großen Strukturreform. Neben der Zentralisierung der Verwaltungsabläufe am Standort Potsdam wurde z.B. die Datenerfassung der manuell abgerechneten Behandlungsscheine durch die sogenannte Beleglesung ersetzt. Diese verarbeitete in ihren besten Zeiten je Quartal 600 000 Belege, die übereinander gelegt einem Stapel von rund 72 Metern Höhe entsprechen. Gleichzeitig wurde die EDV modernisiert und ein neues Abrechnungssystem eingeführt. Was so technisch klingt, beschränkt sich jedoch bei weitem nicht darauf. Der Mitarbeiter in der Abrechnung, der vor knapp 20 Jahren mittels Gebührenordnung und Bleistift das Honorar der Praxis berechnete, ist heute der Lotse, der den Praxen den nötigen Durchblick im Vertragsdick­ icht verschafft. Augenfälliges Beispiel dafür sind die Abrechnungsmanager oder Praxisberater sowie die Mitarbeiter in der Plausibilitätsprüfung. Ob an der Hotline oder bei der Betreuung direkt vor Ort in den Praxen – sie informieren über neue Abrechnungsmodalitäten ebenso wie über EBM-Änderungen und neue Regelungen im Prüfgeschäft. So leisten sie eine Tätigkeit, die für viele Ärzte und Psychotherapeuten hilfreich, ja unentbehrlich ist. Im Jahr 2001 wurden beispielsweise die telefonischen Rückfragen in der Abrechnungsbearbeitung überwiegend durch Fax-Anfragen ersetzt. So konnten unter anderem Störungen im laufenden Praxisbetrieb eingeschränkt werden. Übrigens: Pro Quartal verschicken die dort tätigen Mitarbeiter ca. 3 500 Faxe an Ärzte und Psychotherapeuten. Das Jahr 2005 dominierten der EBM 2000plus und die Umsetzung der gesetzlich vorgegebenen Neuerungen bei der Plausibilitätsprüfung, die in der KVBB als einziger KV bundesweit quartalsgleich, d. h. im Rahmen der Abrechnungsbearbeitung des laufenden Quartals, durchgeführt wurde und heute noch wird. Fazit: Die KV Brandenburg war in ihrer 20-jährigen Geschichte vielen Veränderungen unterworfen. Um den Herausforderungen der Zukunft gerecht werden zu können, wird sie sich weiter verändern. n

abgerechnet

27


abgerechnet

Neubeginn

■ Guten Tag, ich möchte mich niederlassen! Diesen Tag wird sie nicht vergessen. Unmittelbar nach dem Fall der Mauer klingelte es an der Tür, ein Mann stand davor und sagte: „Ich möchte mich niederlassen.“ Regina Tillips muss heute noch schmunzeln, wenn sie davon spricht. Sie fiel buchstäblich aus allen Wolken, denn wie man sich niederlässt, was dazu alles notwendig war an Unterlagen – niemand wusste es so genau. Sie arbeitete Ende 1989 in der Abrechnungsstelle für Ärzte und Zahnärzte der Gewerkschaft Gesundheitswesen in der Potsdamer Hermann-Elflein-Straße. Untergebracht war die Abrechnungsstelle in einer Wohnung; vier Zimmer, Küche, früh mussten die Öfen geheizt werden. Knapp 70 Ärzte betreute sie damals, Ärzte aus den Bezirken Rostock, Neubrandenburg, Schwerin, Frankfurt, Cottbus und Potsdam, die schon zu DDR-Zeiten eine private Praxis hatten. „Wir rechneten nach der Reichsversicherungsordnung ab. Die Anzahl der Gebührenordnungsnummern war relativ überschaubar, dahinter standen die Preise in MDN – Mark der Deutschen Notenbank“, erinnert sich Regina Tillips. Und dann ging alles rasend schnell. Sie war eine von ganz wenigen Personen, die sich mit dieser Materie auskannten. In den ersten Monaten des Jahres 1990 rechnete sie ab, beriet, machte sich mit den neuen Gegebenheiten vertraut, packte Kisten, fuhr mit dem Handwagen durch Potsdam, beladen mit den abgegebenen Abrechnungsscheinen in Wäschekörben, zugedeckt nur mit einem Handtuch. Regina Tillips ist vom ersten Tag des Bestehens in der KVBB. Die Abrechnung hat sie nie losgelassen. Heute ist sie Sachgebietsleiterin.

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„Es war eine wundervolle Zeit. Wir konnten auf einmal mitgestalten, trugen Verantwortung, es herrschte eine unglaubliche Aufbruchstimmung.“ Mitarbeiter wurden gesucht. Büro-Materialien mussten ebenso dringend besorgt werden wie Formulare und Schreibtechnik. Regina Tillips erinnert sich: „Die ersten Abrechnungen schrieben wir auf Rheinmetall-Schreibmaschinen, solchen mit einem breiten Wagen, damit wir die Buchungsunterlagen einspannen konnten.“ n


KVBB-Abrechnungsberatung: Birgit Krüger-Liefold, Diana Wagner, Heike Schwind, Marlis Walther und Daniela Mühl (v. l. n. r.).

■ Persönliche Abrechnungsmanager Seit 2008 sind die fünf Mitarbeiterinnen im Rahmen eines KVBBProjekts als Abrechnungsmanager für brandenburgische Arztpraxen im Einsatz. Die Idee des bundesweit einmaligen Vorhabens: Jeder teilnehmende Arzt bekommt einen Abrechnungsmanager zur Seite gestellt. Dieser analysiert das Abrechnungsverhalten „seines“ Arztes und berät ihn. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der sachlich-rechnerischen Richtigstellung, der Plausibilität und der Diagnosecodierung. Die Abrechnungsmanager haben die Abrechnungs- und Honorarunterlagen ihrer Ärzte stets im Blick und setzen sich bei Auffälligkeiten sofort mit dem jeweiligen Arzt in Verbindung. Die Beratungen erfolgen telefonisch und – bei Bedarf – einmal pro Quartal in der Praxis. 24 Ärzte aus Neuruppin, 12 Praxen aus Cottbus und 15 Praxen aus anderen Regionen sind in der derzeitigen Testphase dabei. n

■ 20 Jahre Prüfgeschäft – Rückblick, Ausblick Wohl jeder hat sich schon gefragt: Warum gibt es eigentlich Wirtschaftlichkeitsprüfungen? So banal es klingen mag: Weil es im Gesetz steht! Schlägt man das SGB V auf, so ereilt einen schnell der § 12, der von „ausreichend“, „zweckmäßig“ und „wirtschaftlich“ spricht. Erst sehr viel später stößt man dann auf die eigentlichen Vorgaben des § 106, die vormals die Kassenärztlichen Vereinigungen, jetzt die unabhängigen Prüfungsstellen, zu Prüfungen berechtigen und verpflichten. Aber vielleicht sind wir an dieser Stelle schon etwas zu schnell. Machen wir einen Schritt zurück. Einen großen Schritt! Angefangen hat alles 1991, als einige wenige KV-Mitarbeiter in den damals drei Prüfabteilungen in Potsdam, Cottbus und Frankfurt/Oder ihre Tätigkeit als „Prüfer“ aufnahmen. Bis 2000 wurden die Brandenburger Ärzte also an diesen drei verschiedenen Standorten geprüft. Mit der Strukturreform der KVBB im Jahr 2000 gibt es nur noch eine Prüfabteilung in Potsdam. Die Prüfsitzungen fanden damals allerdings wei-

terhin in den jeweiligen Servicestellen statt. Seit dem 1. Januar 2004 wird – dem Gesundheitsmodernisierungsgesetz sei Dank – die Wirtschaftlichkeit der Ärzte nicht mehr durch die KVBB, sondern durch unabhängige und vollkommen selbständige Prüfgremien überwacht. In erster Instanz ist heute die Prüfungsstelle (damals Prüfungsausschuss) zuständig, die organisatorisch auch für die Widerspruchsinstanz, den Beschwerdeausschuss tätig ist. Dort fallen die Entscheidungen über sonstige Schäden, Richtgrößenüberschreitungen, unwirtschaftliche Behandlungsweise und seit 2008 auch über Verordnungen im Rahmen des Sprechstundenbedarfs. Innerhalb der KVBB gibt es dennoch ein Gegenüber für das unabhängige Prüfgremium, das vor allem durch unsere beratenden Pharmazeuten ein „Gesicht“ bekommt. Aber noch weitere Mitarbeiter in der KVBB stehen als Ansprechpartner zur Verfügung, um das Recht der Mitglieder zu schützen, selbst zu entscheiden, welche Leistungen zu erbringen und welche Mittel zu verordnen sind. n

abgerechnet

29


engagiert

Strukturen

13 Hausärzte

■ Das Ärzteparlament 3 Augenärzte

2 Kinderärzte

2 HNO-Ärzte

2 Gynäkologen

2 Radiologen

2 Orthopäden

In den zurückliegenden 20 Jahren wählten die Brandenburger Ärzte und Psychotherapeuten bereits fünf Mal ihr Ärzteparlament: die Vertreterversammlung der KV Brandenburg. Im Jubiläumsjahr 2010 sind erneut alle aufgefordert, ihre Stimme in unmittelbarer und geheimer Wahl für das höchste Gremium der brandenburgischen Vertragsärzte abzugeben. Die aktuelle 5. Vertreterversammlung zählt 30 gewählte Mitglieder. Sie setzt sich zusammen aus 13 Hausärzten, 3 Augenärzten, je zwei Gynäkologen, Kinderärzten, Radiologen, HNO-Ärzten und Orthopäden sowie je einem Chirurgen, Nervenarzt, Hautarzt und Psychologischem Psychotherapeuten. Die Vertreterversammlung bestimmt die berufspolitische Grundausrichtung, beschließt alle relevanten Verträge, den Haushalt und arbeitet vertrauensvoll mit dem dreiköpfigen hauptamtlichen Vorstand zusammen, der die Geschäfte führt und den sie kontrolliert. n

1 Chirurg

1 Nervenarzt

1 Hautarzt

1 Psychologischer Psychotherapeut

■ Gut strukturiert – die Verwaltung Nah an den Mitgliedern, effizient, flexibel, wirtschaftlich – die KV Brandenburg ist in den vergangenen Jahren konsequent den Weg vom „Verwalter“ hin zum Dienstleister der märki­ schen Vertragsärzte und -psychotherapeuten gegangen. Jüngstes Beispiel: die Umstrukturierung der KVBB-Verwaltung und deren Spitze zum 1. Januar 2009.

Jeder Bereich hat einen Leiter. Diese bilden zusammen das sogenannte Management Board, das eng mit dem Vorstand zusammenarbeitet.

Seitdem gibt es fünf Unternehmensbereiche analog der Kernprozesse der KVBB: Abrechnung / ­ Wirtschaftlichkeitsprüfung; IT; Verträge / Forschung und Entwicklung; Qualitätssicherung / Sicherstellung; Zentralfunktionen.

n n n n n

30

Das Ergebnis: Eine flache Struktur, Schnittstellenprobleme werden abgebaut, die fünf Unternehmensbereichsleiter lösen anstehende Probleme gemeinsam. n Abrechnung / Wirtschaftlichkeitsprüfung IT Verträge / Forschung und Entwicklung Qualitätssicherung / Sicherstellung Zentralfunktionen

Fe s t s ch rift Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg 1990 – 2010


■ Herzstück der Verwaltung – die Mitarbeiter

Qualifikationsniveau der Beschäftigten der KVBB

295 Mitarbeiter hat die KV Brandenburg derzeit. Sie sitzen verteilt auf die drei Standorte in Potsdam: der Landesgeschäftsstelle in der Gregor-Mendel-Straße, dem Potsdam Center am Bahnhof – dort arbeiten die meisten – und der Zeppelinstraße. Zudem managen vier Mitarbeiter in der Cottbuser Verwaltungsstelle den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst.

2 %

70 %

Mit 143 Mitarbeitern startet die junge KV Brandenburg 1991 als Körperschaft des öffentlichen Rechts. Ein Jahr später schon hatte sich diese Zahl mehr als verdoppelt, auf 301. Die meisten Mitarbeiter seit ihrer Gründung – 322 – beschäftigte die KV Brandenburg 1996. Übrigens: 46 Prozent der KVBB-Beschäftigten haben einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss und 52 Prozent eine abgeschlossene Berufsausbildung. Lediglich zwei Prozent verfügen über keinen fachlichen Abschluss. n

Marion Kape Stellvertretende Leiterin des UB Zentralfunktionen

■ Bewerbung im Sprechzimmer Was ist eine Kassenärztliche Vereinigung? Ich wusste es nicht. Als mein Betrieb 1990 aufgelöst wurde, erhielt ich zum Jahresende die Kündigung. Im November erfuhr ich bei einem Arztbesuch, dass einige Ärzte des ehemaligen Bezirks Frankfurt(O.) sich niederlassen und besagte Kassenärztliche Vereinigung bilden wollten. Das klang interessant, und ich fragte, ob man sich wohl bewerben könnte. Und dann ging alles ganz schnell. Ich reichte meine Bewerbungsunterlagen bei diesem Arzt

2 %

52 %

26 % 17 % 11 % n n n n

20 %

ohne Abschluss / Nachweis abgeschl. Berufsausbildung Fachhochschule Hochschule / Uni

ein und erhielt auch eine Einladung zum Bewerbungsgespräch. Zum genannten Termin erschien ich in dieser Praxis. Im Wartezimmer hielten sich etwa 20 bis 30 Personen auf. Alle wollten zum Bewerbungsgespräch. Einzeln wurden wir in das Sprechzimmer gebeten. Da saßen Herr Dr. Huth und ein Herr Bartels von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe hinter einer Behandlungsliege, die mit einem weißen Laken bedeckt war. Vor der Liege stand ein Stuhl, auf dem ich Platz nahm. Das war schon eine eigenartige Situation. Nach den üblichen Fragen zum Werdegang kam auch die Frage nach dem Führerschein und ob ich mir zutrauen würde, ab und zu mal mit dem Auto Dienstreisen zu unternehmen. Ich erklärte mich auch bereit, drei Monate in Dortmund oder Münster eingearbeitet zu werden. Ich war im I. Quartal 1991 in Münster zur Einarbeitung, wohnte dort mit mehreren Kolleginnen und Kollegen, die wie ich neu angefangen hatten, sehr asketisch in einem Kloster und war seit dieser Zeit sicher tausende Kilometer mit dem PKW für die KVBB auf Dienstreisen. n

engagiert

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engagiert

Strukturen

Schloss Cecilienhof

Potsdam Schloss Sanssouci

1 Schloss Babelsberg

Neues Palais Schloss Charlottenhof

2

3

Babelsberg

Standorte der KVBB in Potsdam 1

2

Landesgeschäftsstelle Gregor-Mendel-Straße 10 / 11 14469 Potsdam –V orstand – Kommunikation – Allgemeine Verwaltung –P ersonalabteilung – Inneren Verwaltung – Finanzbuchhaltung – Info Dienst /KOSA/ Patiententelefon

L andesgeschäftsstelle Friedrich-Engels-Straße 103 14473 Potsdam – Unternehmensbereich Abrechnung / Wirtschaftlichkeitsprüfung – Abrechnungsprüfung – Abrechnungskoordination – Widerspruch Honorar – Unternehmensbereich IT – Unternehmensbereich Verträge / Forschung und Entwicklung – Statistik / Honorar – Verträge – Unternehmensbereich Qualitätssicherung / Sicherstellung – Unternehmensbereich Zentralfunktionen – Rechtsabteilung – Marketing / Service – I nnere Verwaltung

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3

AS Potsdam Babelsberg

L andesgeschäftsstelle Zeppelinstraße 48 b 14471 Potsdam – Verordnungs- und Wirtschaftlichkeitsberatung / Beschwerde – Besondere Versorgungsformen / Projektmanagement – KV COMM

V-Servicestelle Cottbus K Leipziger Straße 45b 03048 Cottbus – S achgebiet Bereitschaftsdienst­ management

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■ Dienstleister KV COMM In den letzten 20 Jahren gab es diverse Gesundheitsreformen – angefangen mit Horst Seehofer und dem „Gesundheitsstrukturgesetz“ 1993, über das „Beitragssatzsicherungsgesetz“ unter Ulla Schmidt 2002, bis hin zum GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz 2007. Insgesamt waren es 11 Reformgesetze.

Jedoch erst mit dem Vertragsarztrechtsänderungsgesetz (VÄndG) 2007, initiiert durch den 107. Deutschen Ärztetag in Bremen, wurde den Ärzten und Psychotherapeuten eine Vielzahl neuer Möglichkeiten zur Gestaltung ihrer vertragsärztlichen Tätigkeit eröffnet.

können, wurde die KV Consult und Managementgesellschaft mbH (kurz: KV COMM) als 100%iges Tochterunternehmen der KVBB im Dezember 2006 gegründet. Als Dienstleistungsunternehmen bietet sie Lösungen und Konzepte für neue Versorgungsstrukturen an.

Um für die Mitglieder der KVBB ein umfassendes Beratungsportfolio anbieten zu können, wurde der Fachbereich Besondere Versorgungsformen gegründet. Seine Kernaufgaben sind die Beratung und Information über Chancen und Risiken der neuen Vertrags-, Versorgungs- und Kooperationsformen. Darüber hinaus geben die dort tätigen Mitarbeiter Hilfestellungen zur Gestaltung von Kooperations-, Netz- und Integrationsverträgen sowie bei der konkreten Entwicklung innovativer Versorgungskonzepte und deren Umsetzung.

Sie unterstützt Ärzte und Ärztenetze bei der Entwicklung, Verhandlung und Durchführung von Sonderverträgen, beim Aufbau und der Etablierung netzinterner Strukturen und tritt als Vertragspartner im Selektivvertragssystem auf. Die KV COMM ist erste Ansprechpartnerin für Beratungs- und Managementdienstleistungen zur Ausgestaltung sektorenübergreifender Kooperationen sowie der elektronischen Vernetzung, beispielsweise der Programmierung von Individuallösungen für Ärztenetze und der Bereitstellung von IT-Ressourcen.

Genau an dieser Schnittstelle, zwischen Kollektivund Selektivvertrag, zieht der Gesetzgeber einen Trennstrich: Kassenärztliche Vereinigungen sind durch das SGB V als Vertragspartner bei den Integrationsverträgen gegenwärtig nicht vorgesehen. Um jedoch auch hier attraktive, innovative und qualitätsgesicherte Angebote machen zu

Im Fachbereich Besondere Versorgungsformen ist ebenfalls die betriebswirtschaftliche Beratung integriert. Hier können sich Vertragsärzte individuell zur Existenzgründung, zur Kooperation und Sanierung ihrer Praxis, zur betriebswirtschaftlichen Prozessoptimierung, aber auch zur Praxisabgabe umfassend beraten lassen. n

engagiert

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engagiert

Interessenvertretung

■ Vereint agieren 1996, nach anfänglichen Erfolgen, herrscht in der Honorarpolitik Stillstand. Die Schere zwischen Ost und West schließt sich nicht, sie wird im Gegenteil größer. Nach wie vor gibt es eine Spezifik Ost: Geringere Arztdichte, geringere Honorare, aber mehr chronisch kranke, multimorbide, ältere Menschen, die ärztlich versorgt werden. Um dieser Spezifik Ost größeres Gewicht zu geben, gründet sich in Potsdam auf Anregung des Vorsitzenden der KVBB, Dr. Helming, die Arbeitsgemeinschaft der Kassenärztlichen Vereinigungen der neuen Bundesländer. Schon nach wenigen Wochen wird aus dem verbalen Sprachungetüm das „Tabakskollegium“; in Anlehnung an traditionelle Gesprächsrunden zu Zeiten des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I.. Regelmäßig ein Mal im Monat treffen sich ab sofort die Vorsitzenden der Ost-KVen in Brandenburgs Landeshauptstadt im sogenannten Gartenhaus der KV Brandenburg. Aus der reinen Männerrunde nach klassisch preußischem Vorbild wurde nach der Wahl einer Frau an die Spitze der KV Thüringens eine gemischte. Vieles wurde in diesen 14 Jahren bewegt, angeschoben, initiiert und letztlich erfolgreich umgesetzt. Dass die Belange der ostdeutschen Vertragsärzte und -psychotherapeuten deutlicher wahrgenommen und auch zu einem Teil gelöst wurden, ist eines der großen Verdienste dieser Arbeitsgemeinschaft. Politische Gespräche mit den Gesundheitsministern Seehofer 1997 und 1998, Fischer 1999 und Schmidt 2005, 1999 dem Ostbeauftragten Schwanitz und der jetzigen Bundeskanzlerin Merkel, mit Abgeordneten des Deutschen Bundestages von CDU / CSU, SPD und FDP, gemeinsame Sitzungen mit den Mitgliedern des Gesundheitsausschusses des Bundestages und des brandenburgischen Landtags, mit IT-Anbietern zum Aufbau einer einheitlichen IT-Struktur oder die Ostdeutschen Kassenärztetage – all dies prägte die Tätigkeit in den zurückliegenden Jahren. n 1996 gründen die Ost-KVen die Arbeitsgemeinschaft der Kassenärztlichen Vereinigungen der neuen Bundesländer – das sogenannte

„Tabakskollegium“ 34

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■ Engagiert für ärztliche Interessen Ob 1996, 1999, 2003 oder in der jüngsten Vergangenheit – brandenburgische Vertragsärzte engagierten sich, um die politischen Rahmenbedingungen für ihre Tätigkeit, für die ambulante medizinische Versorgung der Bevölkerung zu verbessern. Die Landeshauptstadt Potsdam erlebte gleich mehrere große Protestkundgebungen, an denen insgesamt Tausende Ärzte und Schwestern, Psychotherapeuten, Patientenvertreter und nicht zuletzt KV-Mitarbeiter teilnahmen. Die wichtigsten Ziele dieser Proteste waren die Abschaffung der Arzneimittelbudgets, die Angleichung der Honorierung Ost an West, das Engagement gegen eine Zwei-Klassen-Medizin sowie verbesserte Rahmenbedingungen, die junge Ärzte wieder für eine Medizin am Patienten begeistern, Bürokratie abbauen und Planungssicherheit schaffen. Einer der Höhepunkte neben den Ostdeutschen Kassenärztetagen in Leipzig und Rostock war die große Protestaktion gegen die Arzneimittelbudgets im Herbst 1996. Hier versammelten sich über 3 500 Teilnehmer in Potsdam. n

engagiert

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mitgeteilt Der Draht zu den Mitgliedern

20 Jahre KV Brandenburg – 18 Jahre KV-Intern. Auf 217 Ausgaben und 9.068 Seiten insgesamt bringt es KV-Intern zwischen 1/1992 und 1/2010. Die Durchschnitts-Ausgabe ist damit rund 42 Seiten dick. Die ersten Ausgaben erscheinen in einer Auflage von 3.000 Stück, mittlerweile werden jeden Monat 4.500 Broschüren gedruckt. Längs hintereinander gelegt, ergeben die 217 KV-Intern eine Gesamtlänge von rund 45 Metern – so breit ist das Langhaus des Kölner Doms von innen. Legt man alle 217 Hefte nebeneinander, kommt man auf 32 Meter – so breit wie das Luxuskreuzfahrtschiff „Queen Victoria“. Gestapelt kommen die Hefte auf eine Höhe von 43 Zentimetern.

■ Stilfragen Erste Ausgabe

In den Ausgaben der ersten Jahre erinnern die Beiträge optisch und stilistisch an Telegramme – ein Stichwort plus kurzer, prägnanter Erläuterung, säuberlich durchnummeriert. Einzig das Editorial ist länger und hat zudem noch ein Foto des Verfassers. Auf den restlichen Seiten herrscht bilderlose „Bleiwüste“.

Die 1. bezahlte Anzeige

In der Juni-Ausgabe 1993 wird zum ersten Mal eine bezahlte Anzeige geschaltet.

Neues Erscheinungsbild

1994 gibt es die erste Rundum-Erneuerung. Die April-Ausgabe präsentiert sich in neuer grüner Titelseite mit gelb-rotem Logo und den wichtigsten Themen des Heftes im Überblick. Im Innenteil sorgen Rubriken wie „Berufspolitik“, „Praxis aktuell“, „Arzneimittel“ oder „Fortbildung“ für eine bessere Orientierung. Der TelegrammStil ist weg, die Texte sind ausführlicher, die Genres vielfältiger. Interviews und Reportagen, Kommentare und Glossen machen das Lesen abwechslungsreicher.

Erste Fotos

Im Juni 1994 wird die „Bleiwüste“ erstmals durch Fotos aufgelockert. Weitere Premiere: Eine Karikatur von Achim Purwin sorgt dafür, dass es bei der Lektüre von „KV-Intern“ auch was zu Lachen gibt. Der Karikaturist nimmt seitdem für fast jede Ausgabe ein gesundheitspolitisches Thema auf die spitze Feder.

Der „Specht“ hämmert

Spitz gibt sich 1994 noch jemand zum ersten Mal in „KV-Intern“, und Federn hat er auch. Der „Specht“ nimmt im November das Positionspapier der gesetzlichen Krankenkassen „Solidarische Wettbewerbsordnung als Grundlage für eine zukunftsorientierte gesetzliche Krankenversicherung“ unter seine Fittiche und bohrt mit spitzem Schnabel in der „Horrorstrategie der Krankenkassen“. Seitdem pickt das kleine Federvieh regelmäßig die Rosinen der regionalen und überregionalen Gesundheitspolitik auseinander. Im Dezember 2001 gibt es sogar seine Anonymität preis und zeigt sich seitdem mit einem Bildchen. 2006 wird’s bunt. Fotos erscheinen ab April nicht mehr im schwarz-weiß-Einerlei, sondern in Farbe. Ein Inhaltsverzeichnis gibt 2007 zudem einen schnellen Überblick der Highlights im Heft.

KV Intern wird farbig

Zum Start des Jubiläumsjahres 2010 präsentiert sich „KV-Intern“ in einem völlig neuen Gewand: frischer, moderner, farbenfroher. Eine neue Schrift, ein lebendigeres Layout, mehr Bilder bringen frisches Leben und bessere Übersichtlichkeit ins Heft und auf die Titelseite. Geblieben sind das Grün auf dem Titelblatt und das handliche A5-Format – mit dem es nach wie vor aus der Reihe der zahllosen A4-Einheits-Publikationen tanzt. n

Neues Design

Zahlenspiele 36

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Highlights Beim Stöbern in den vergangenen „KV-Intern“ sind wir auf viele Zitate gestoßen, die damals so aktuell wie heute sind. Eine kleine Auswahl:

■ Titel, Thesen, Themen 1992 geht „KV-Intern“ als „zusätzlicher Draht zu… den Mitgliedern der KV Brandenburg“ an den Start, so schrieb der damalige KV-Chef Lothar Kropius in der Erstausgabe. Aktuell soll es sein, „schnell und kurz über Wichtiges, das uns alle angeht“ informieren. Eine „informelle Einbahnstraße“ werde es aber nicht sein. Vielmehr sollen „ … Sie alle die Möglichkeit haben, Beiträge und Leserbriefe, die für die Kassenärzte Brandenburgs interessant sein können, zu veröffentlichen“. Aktualität und Praxisbezug sind das Credo von „KV-Intern“. Es stehen die Informationen im Mittelpunkt, die Sie für Ihre tägliche Arbeit in der Praxis benötigen: Abrechnung, Arznei- und Heilmittelverordnungen, Honorar, Qualitätssicherung, Verträge, Sicherstellung, Fortbildung… Hinzu kommt eine aktuelle berufspolitische Berichterstattung, beispielsweise von den Vertreterversammlungen der KVBB und KBV, Ärztetagen, Protestaktionen oder Kongressen. Die Themenvielfalt wird über die Jahre kontinuierlich ausgebaut. Das zeigt sich schon am Umfang der „KV-Intern“ gestern und heute. So ist die erste Ausgabe vom Januar 1992 acht Seiten „dick“. Dagegen bringt es die Januar-Ausgabe 18 Jahre später auf 64 Seiten. Und nicht nur die Zahl der Seiten, sondern auch die der Beiträge hat richtig zugelegt. Gab es im „Premierenheft“ 22 Beiträge plus Editorial, sind es im Januar 2010 40 plus Editorial. Übrigens: „KV-Intern“ wird bis zur druckfertigen Vorlage von den Mitarbeitern des KVBB-Bereichs Kommunikation erstellt. Für Sie als Leser bedeutet das hoch-aktuelle Themen, denn zwischen der letzten Möglichkeit, einen Beitrag ins Heft zu bringen und dem Versand, liegen maximal acht Tage. n

Durchblick gewahrt „Als Glücksfall hat sich erwiesen, dass Vertreterversammlung und Vorstand sowohl altersmäßig als auch fachgruppenbezogen sehr heterogen zusammengesetzt sind. Dies hat bisher verhindert, dass die KV auf dem einen oder anderen Auge blind geworden ist.“ Lothar Kropius, KV-Vorsitzender (KV-Intern 4/1992)

Bitte recht freundlich – auch zu KVBB-Mitarbeitern „Eine dringende Bitte: Mitarbeiter unserer Verwaltung beklagen sich zunehmend über den Umgangston, den einige unserer Mitglieder ihnen gegenüber anschlagen. Bei allem Verständnis für Ihr Engagement in eigener Sache: Beschimpfungen unserer Mitarbeiter sind nicht in deren Gehalt enthalten. Wir alle haben Anspruch auf die Einhaltung mitteleuropäischer Umgangsformen – auch die KV-Angestellten.“ (KV-Intern 6/1992)

So ändern sich die Zeiten. Während die KVBB heute alles dafür tut, um die Ärzte in Brandenburg zu halten bzw. Nachwuchs für die ambulante Versorgung zu gewinnen, wurden in den Anfangsjahren sogar Praxis-Sitze aus anderen KVen in „KV-Intern“ angeboten. So stand in der Ausgabe 1/1993 eine Orthopädie-Praxis in Saarbrücken zum Verkauf und eine HNO-Praxis in Hamburg zur Übernahme. n

mitgeteilt

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Startseite

Praxis

3 Arztsuche 3 Praxisbörse

Suche

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mitgeteilt

Einsatz neuer Medien

■ KVBB im WWW Den Schritt ins Digitale Zeitalter unternahm die KV Brandenburg bereits 1998 mit der Einführung des Intranets DatenNerv. Sie war damit bundesweit die erste KV, die es ihren Mitgliedern ermöglichte, die Abrechnung auch elektronisch zu übertragen. Im Laufe der Jahre wurde das Intranet um die Funktionen Blitzabrechnung, eKosloskopie, eDialyse und eHKS erweitert. Dauerbrenner Neue Grippe Umfassende Informationen zur sogenannten Schweinegrippe hielt die KVBB-Homepage für Ärzte und Patienten bereit, unter anderem auch eine tagesaktuelle Übersicht der impfenden Ärzte in Brandenburg. Der Zuspruch der Nutzer war riesig. Allein im November 2009 verdreifachte sich ihre Zahl im Vergleich zum Vormonat. Zu Spitzenzeiten waren 12 000 Nutzer pro Tag auf der KVBB-Seite unterwegs. n

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Es folgte 1999 der Sprung ins World Wide Web mit der ersten Internetseite www.kvbb.de. Der Online-Auftritt der KVBB wird seitdem stetig ausgebaut und überarbeitet, um sowohl die Brandenburger Vertragsärzte als auch die allgemeine Öffentlichkeit möglichst schnell und umfassend zu informieren. Zahlreiche Service-Angebote fanden über die KVBB-Homepage ebenfalls den Weg ins weltweite Datennetz. Beispielsweise ging 2006 die Praxisbörse online. Die kann jeder brandenburgische Vertragsarzt oder -psychotherapeut kostenlos nutzen, um für seine Praxis einen Nachfolger zu suchen oder selbst ein Praxisgesuch aufzugeben. Analog der Praxisbörse gibt es seit 2007 auch eine Weiterbildungsbörse auf der Internetseite der KVBB. Auch optisch hat sich der Web-Auftritt der Zeit angepasst. In 2009 erhielt er eine Komplett-Verjüngungskur – und präsentiert sich seitdem übersichtlich, modern und nutzerfreundlich. n

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RSS Newsfeed

Patienten

Ăœber uns

Presse

Die KVBB-Website 2001 (links) und 2007 Traffic im Internet Downloads und Datenverkehr in Megabite

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Besucher im Internet

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mitgeteilt

Telefonisch und vor Ort

■ Draht zu Mitgliedern und Patienten Patiententelefon

4239 Anrufe/ 2008

Patiententelefon „Schweinegrippe“ November 2009

1600 Anrufe/ Monat

Wer ist Ansprechpartner bei der KVBB für welches Thema? Welche Ärzte bieten welche spezialisierten Leistungen an? Wie sind dort die Öffnungszeiten? Welche Leistungen bieten Krankenhäuser, und wo finde ich den ärztlichen Experten in Baden-Württemberg? Auf fast alle Fragen gibt es prompte Auskunft durch die Mitarbeiterinnen am Info-Telefon der KVBB. Im Februar 1995 ging er zum ersten Mal „an die Strippe“ – der Informationsdienst der KVBB. Dieser freiwillige Service war zunächst ein telefonischer Beratungsdienst für unsere Mitglieder. Im Laufe der Jahre wurde der „Info-Dienst“ kontinuierlich ausgebaut und für weitere Zielgruppen wie Patienten, Krankenkassen und Unternehmen im Gesundheitsbereich geöffnet. Gerade bei den Patienten wuchs die Zahl der Anfragen rasant. Waren es 1995 ganze 480 Anrufe, registrierte der „Info-Dienst“ im Jahr 2000 bereits 5 183 Telefonate. Diese Zahlen gaben Anlass zum schnellen Handeln: Noch im Jahr 2000 wurde ein eigenes Patiententelefon eingerichtet. Hier erhalten Patienten Antworten zur Praxisgebühr, Auskunft über den Verbleib ihrer Patientenakten, Unterstützung bei der Arzt- und Psychotherapeutensuche, erfahren, welche Sprachen der einzelne Arzt oder Psychotherapeut spricht und haben eine erste Anlaufstelle für Beschwerden. Oftmals mutiert das Patiententelefon sogar zum „Sorgentelefon“. Nicht immer sind alle Probleme zu lösen, aber oft kann zur Klärung von Sachverhalten und auch zur Schlichtung bei kontroversen Meinungen beigetragen werden. n

Der KVBB-Info-Dienst

Info-Dienst 11000

+13%

10000 9000 8000 6000 4000 2000 0 2007 9257

2008 10504

40

(v.l.n.r.): Yvonne Becker, Gabriele Hermersdörfer und Susanne Kalliske (vorn)

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■ Auf Achse Ob Präventionsaktionen, Messen für Medizinernachwuchs, Kongresse oder Diskussionsrunden – die KV Brandenburg vertritt die Interessen der brandenburgischen Ärzteschaft nicht nur „in den vier Wänden der Landesgeschäftsstelle in Potsdam“, sondern schwärmt auch immer wieder aus ins Land. Sehr beliebt bei der Bevölkerung waren beispielsweise die jährlichen KV Mobil-Touren. Der magentafarbene Präventionsbus der KVen machte zwischen 2003 und 2007 in verschiedenen Brandenburger Städten Station, u. a. in Templin, Spremberg und Potsdam. Dass Vorsorge bei den märkischen Ärzten hoch im Kurs steht, zeigt die sehr gute Beteiligung an den KVBB-Impfkampagnen in 2007 und 2009. Das begehbare Darm-Modell in Cottbus lockte im vergangenen Jahr mehrere hundert Besucher. Aktiv ist die KVBB seit einigen Jahren auch auf Messen für Medizinstudenten und junge Mediziner vertreten, um den Nachwuchs rechtzeitig für eine Weiterbildung und Niederlassung in Brandenburg zu begeistern. n

mitgeteilt

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Bewegende Jahre Headline mit Einzug imSubheadline Land – Eine Chronologie ■ Headline für Textbeginn: Candara regular

13/13 pt. blau (100-70-10-0); über zwei Zeilen

Fließtext: Candara regular 9,5 Punkt uaf 13 Punkt ZAB, 80 % schwarz.

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! ! ! Kolumnentitel ! ! !

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20 Jahre im Rückblick

1990 – 1997

6. April: Gründung der KV Brandenburg als e. V. 1. Juni: Erklärung zur Bildung Kassen­ ärztlicher Vereinigungen in der DDR 1. Juli: Übertragung der Aufgaben der Bezirksabrechnungsstellen auf die Verwaltungsstellen der KVen 29. August: Anordnung zur Errichtung von KVen als Körperschaften des öffentlichen Rechts (KdöR) 31. August/ 23. Oktober: Einigungsvertrag; damit sind die Grundlagen für die Angleichung des Systems der ambulan­ ten ärztlichen Versorgung geschaffen 11. September: KVBB erhält Sicherstellungsauftrag und Selbstverwaltungsauftrag 30. September: Auflösung des FDGB, bis dahin Abrechnungsinstanz der ambulanten Gesundheitsversorgung

1. Januar: Beginn der Abrechnung der ambulant tätigen Kassenärzte mit der KVBB 22. Juni: Satzung der KVBB als KdöR

gesetz (GSG) tritt in Kraft und legt umfassende Pauschalierungen der Gesamtvergütung fest; zum ersten Mal Arznei-, Verband- und Heilmittelbudgets 11. Juni: Entwurf zum Honorarverteilungsmaßstab (HVM) 14. August: „Tag der offenen Tür“ anlässlich Eröffnung der Verwaltungsstelle Potsdam

1990

1991

1993

13. Juni: In Berlin wird mit dem Abriss der 47 km langen Mauer begonnen 8. Juli: Deutschland gewinnt gegen Argentinien und wird zum dritten Mal Fußball-Weltmeister 2. August: Zweiter Golfkrieg: Irakische Truppen marschieren in Kuwait ein 3. Oktober: Deutschland wird wiedervereinigt

17. Januar: Helmut Kohl wird vom ersten gesamtdeutschen Bundestag als Bundeskanzler wiedergewählt 30. April: In Zwickau läuft nach fast 35 Jahren der letzte PKW Trabant vom Band. Insgesamt wurden 3 Millionen „Trabis“ gebaut 20. Juni: Der Bundestag beschließt den Umzug von Bonn nach Berlin

1. Januar: Innerhalb der Europäischen Gemeinschaft (EG) werden fast alle Grenzkontrollen abgeschafft 20. Januar: Bill Clinton wird US-amerikanischer Präsident 1. November: Aus der EG wird die Europäische Union (EU)

GSG 1. Januar: Das Gesundheitsstruktur­

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Fe s t s ch rift Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg 1990 – 2010


„ Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen ist,

sie zu gestalten.

Willy Brandt

11. Juni: Erster Kassenärztetag der KVBB in Potsdam Oktober: Kooperations- und Beratungsstelle für Selbsthilfegruppen und Ärzte – KOSA der KVBB wird gegründet 2. Dezember: Lothar Kropius tritt als Vorsitzender zurück

24. August: Zweiter Kassenärztetag der KVBB in Potsdam Gründung der AG Ost-KVen „Tabakskollegium“

April: Neuer HVM, der im Mai beschlossen wird; Besonderheit: nach Fachgruppen unterschiedene Honorarverteilung 1. Juli: Praxisbudgets werden zur Mengenbegrenzung der ärztlichen Leistungen eingeführt

1994

1996

1997

10. Mai: Nelson Mandela wird erster schwarzafrikanischer Präsident Südafrikas 16. Oktober: Bundestagswahl – Helmut Kohl bleibt Kanzler einer CDU/CSU-FDPKoalition 14. November: Der Eurotunnel zwischen Frankreich und England wird für den Personenverkehr freigegeben

5. Mai: Volksabstimmung verhindert die Fusion der Länder Berlin und Brandenburg 30. Juni: Deutschland wird im Wembley-Stadion zum dritten Mal Fußball-Europameister 5. Juli: Das Schaf Dolly, erstes geklontes Säugetier der Welt, wird geboren 19. Juli bis 4. August: XXVI. Olympische Sommerspiele in Atlanta/USA

1. Mai: Bei Wahlen zum britischen Unterhaus gewinnt die Labour Party unter Tony Blair und führt damit nach 18 Jahren einen Regierungswechsel herbei 1. Juli: Übernahme der Hoheit über Hongkong durch die Volksrepublik China Juli-August: Oderhochwasser in Deutschland, Polen und Tschechien 31. August: Lady Diana verunglückt bei einem Autounfall in Paris tödlich

20 Jahre im Rückblick

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20 Jahre im Rückblick

1998 – 2003

14. Februar: Dritter Kassenärztetag der KVBB in Potsdam 25. Februar: Aktionstag der brandenburgischen Vertragsärzte März: Das Projekt „DatenNerv“ zur online-Abrechnung startet 8. April: Landessozialgericht hat darüber entschieden, dass es kein gesetzlich festgelegtes Arznei- und Heilmittelbudget in Brandenburg gibt – die KVBB hat einen „richtungsweisenden Erfolg für die ambulante Versorgung der Versicherten“ errungen 18. April: Erster Ostdeutscher Kassen­ ärztetag in Leipzig: 3 000 Teilnehmer 9. Dezember: Protestkundgebung in Potsdam: 2 000 Teilnehmer 18. Dezember: Bundesweiter Aktionstag der Vertragsärzteschaft; die Praxen bleiben für einen Tag geschlossen

1. Januar: Psychotherapeuten werden Mitglieder der KVen 1. Mai: Zweiter Ostdeutscher Kassenärztetag in Leipzig Juli: Neue Verwaltungsstrukturen diskutiert: KVBB-Verwaltungsstellen sollen als Servicestellen ausgebaut und Verwaltung zentralisiert werden 13. November: Vierter Kassenärztetag der KVBB Dezember: Verwaltungsstruktur-Reform und Haushalt 2000 beschlossen

Juli: Strukturreform ist abgeschlossen; Standort Potsdam-Center eingeweiht 4. bis 6. Oktober: Tage der offenen Tür im Potsdam-Center

1998

1999

2000

2. Januar: Ausbruch der Vogelgrippe in Hongkong 3. Juni: ICE-Unglück von Eschede; 101 Menschen sterben 1. August: In den deutschsprachigen Ländern tritt die Rechtschreibreform in Kraft 27. September: Nach 16 Jahren „Ära Kohl“ wird Gerhard Schröder Bundeskanzler

11. März: Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine tritt von allen seinen Ämtern ab 16. Dezember: CDU-Spendenaffäre: Altbundeskanzler Kohl gibt Namen der Spender nicht preis

18. Januar: CDU-Spendenaffäre: Altbundeskanzler Kohl tritt als Ehrenvorsitzender der CDU zurück 1. Juni: Die Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover wird eröffnet 15. September bis 1. Oktober: Die XXVII. Olympischen Sommerspiele finden in Sydney, Australien, statt

„Dann müssen die Patienten mit weniger Leistung zufrieden sein, und wir müssen insgesamt überlegen,

ob diese Zählebigkeit anhalten kann, oder ob wir das

sozialverträgliche Frühableben fördern müssen.

Prof. Karsten Vilmar

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18. Mai: Dritter Ostdeutscher Kassen­ ärztetag in Berlin Dezember: „HVM 2002 – eine neue Philosophie“, mit HVM 2002 erstmalig „Blitzabrechnung“ möglich; Ost-KVen mit neuem HVM

25. Mai: Vierter Ostdeutscher Kassenärztetag in Rostock

15. Juli: Ärzte-Union Brandenburg in Potsdam gegründet August: „KV-Mobil“ in Brandenburg – Imagekampagne für die KVen 12. September: KVBB-Vertreterversammlung beschließt Sicherstellungsstatut

2001

2002

2003

20. Januar: George W. Bush wird 43. Präsident der USA 11. September: Gleichzeitige Terroranschläge in New York, Washington und in der Nähe von Pittsburgh 23. Oktober: Apple bringt den ersten iPod auf den Markt

1. Januar: Der Euro wird als neue Währung in Umlauf gebracht August: Jahrhundertflut an der Elbe

24. März: US-Präsident George W. Bush kündigt Irak-Krieg an Juli/August: Jahrhundertsommer in Deutschland

20 Jahre im Rückblick

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20 Jahre im Rückblick

2004 – 2009

KVCOMM

16. April: Sonder-Vertreterversammlung beschließt neue Satzung und Wahlordnung, da Vorstände hauptberuflich tätig werden sollen

1. April: EBM2000plus tritt in Kraft; neue Bereitschaftsdienst-Nummern in Brandenburg 12. April: Erarbeitung eines Papiers „Maßnahmen und Vorschläge gegen drohenden Ärztemangel in den neuen Bundesländern“ durch AG Ost-KVen Mai: AG der Ost-KVen beschließt EDVKooperation

18. Januar: Protesttag in Berlin, 2 000 Teilnehmer aus Brandenburg 8. Februar: Ärzteprotest vor der AOK-Zentrale in Teltow 24. März: Protesttag in Berlin, über 30.000 Teilnehmer, über 2 000 aus Brandenburg 1. Mai: Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz (AVWG) tritt in Kraft Juni /Juli: KBV legt Vergütungsreform vor, Abschaffung des Punktesystems September: Tage der ambulanten Medizin in Brandenburg; Ärzte und Psychotherapeuten im Gespräch mit Patienten in fünf brandenburgischen Städten an fünf Tagen Dezember: Gründung der KV COMM

2004

2005

2006

1. Januar: Einführung Praxisgebühr 1. Mai: EU vergrößert sich um zehn Mitgliedsstaaten 26. Dezember: Durch einen Tsunami im Indischen Ozean sterben über 200 000 Menschen

19. April: Benedikt XVI. wird zum neuen Papst gewählt 30. Oktober: Weihegottesdienst in der Dresdner Frauenkirche 22. November: Angela Merkel wird erste Bundeskanzlerin in der Geschichte Deutschlands

10. April: Aus gesundheitlichen Gründen tritt Matthias Platzeck als SPD-Chef zurück 9. Juni: Fußball-WM 2006 in Deutschland beginnt 23. August: Acht Jahre nach ihrer Entführung kann sich die Österreicherin Natascha Kampusch selbst befreien

„Die schönste Nacht meines Lebens.“ Horst Seehofer nach Verhandlungsmarathon mit Ulla Schmidt zum GKV-Modernisierungsgesetz

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Tag der Niedergelassenen März: „DatenNerv“ als Alternative für „KV-SafeNet“ anerkannt

Juni: KVBB, Landesärztekammer und -krankenhausgesellschaft beschließen Initiative zur Etablierung von Weiterbildungsnetzwerken für junge Mediziner August: In „KV-Intern“ startet ein breite Diskussion unter dem Motto „Medizin light – wohin entwickelt sich das deutsche Gesundheitswesen?“

1. Januar: Investitionskostenzuschüsse in unterversorgten Gebieten bis 50 000 Euro gewährt 1. Oktober: Wegfall der Altersgrenze (von 68 Jahren) für die Ausübung der Niederlassung Dezember: KVBB führt ManagementBoard als neue Führungsstruktur ein

29. Mai: Erstmals „Tag der Niedergelassenen“ bei Hauptstadtkongress September: Neuer Internetauftritt der KV Brandenburg 4. September: IGiB (Innovative Gesundheitsversorgung in Brandenburg), Vertrag zwischen KVBB und AOK November: Brüssel genehmigt von KVBB initiierte einheitliche europäische Bereitschaftsdienstnummer 116117

2007

2008

2009

1. Januar: Der Südkoreaner Ban Ki-moon übernimmt das Amt des Generalsekretärs der Vereinten Nationen 6. Mai: Nicolas Sarkozy wird französischer Präsident 6. bis 8. Juni: G8-Gipfel in Heiligendamm 11. Juli: Dr. Köhler in Vorstand der KBV gewählt

8. bis 24. August: XXIX. Olympische Sommerspiele in Peking, Volks– republik China 15. September: Das Finanzinstitut Lehman Brothers meldet Insolvenz an 4. November: Barack Obama wird als erster Afroamerikaner 44. Präsident der USA

3. März: Das Historische Archiv in Köln stürzt wegen eines U-Bahn-Baus ein 11. Juni: Die Schweinegrippe wird zur Pandemie erklärt 27. September: Angela Merkel im Amt bestätigt, Philipp Rösler wird als erster promovierter Mediziner Bundesgesundheitsminister

20 Jahre im Rückblick

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Chronik

Ein Blick zurück nach vorn

■ HJahr Das eadline 1990

für Textbeginn: Candara regular 13/13 pt. blau (100-70-10-0); über zwei Zeilen

Im Mai 1990 formulierten Redner auf dem 93. Deutschen Ärztetag in Würzburg den Wunsch GesundFließtext: Candara regular 9,5nach Punkteinem uaf 13veränderten Punkt ZAB, 80 % heitswesen schwarz. für ganz Deutschland. Diskutiert wurde die historisch einmalige Gelegenheit, neue Wege beschreiten zu können. Was im Klartext bedeutete, positive Elemente aus beiden Gesundheitssystemen aufzunehmen. Bei aller Rückständigkeit im DDRGesundheitswesen gab es durchaus übertragbare Strukturen, z. B. die gut funktionierende Verzahnung zwischen stationärem und ambulantem Sektor, das Betriebsgesundheitssystem, die gute Versorgung von Diabetes- oder Rheumapatienten sowie das Tumorregister oder das Impfsystem. Ansätze dieser Diskussionen finden sich in einer Resolution wieder, die die ständige Konferenz der Länder-KVen der DDR (KLK) am 26. Mai 1990 in Berlin verabschiedete. Die niedergelassenen bzw. niederlassungswilligen Ärzte in der DDR wurden aufgerufen, aktiv an der Neugestaltung ihrer zukünftigen, freiberuflichen Tätigkeit mitzuwirken. Spezielle Forderungen waren der Erhalt der Aus- und Weiterbildungsordnung zum Facharzt für Allgemeinmedizin in der DDR sowie die Gewährleistung einer angemessenen, leistungsgerechten Honorierung der niedergelassenen Ärzte. Um die Neugestaltung zügig voranzutreiben, hatte sich die Ärzteschaft inzwischen schon in Kassenärztlichen Vereinigungen mit dem Ziel organisiert, eine effektive, patientennahe ambulante Versorgung aufzubauen. Deshalb forderte man u.a. Regelungen in der Vergütung bzw. eine definitive Gebührenordnung – GOÄ – für DDR-Ärzte und eine Qualitätskontrolle nach professionellen ärztlichen Standards. Entwickelt werden sollte eine ständige Konferenz der Länder-KVen (KLK) mit einer Geschäftsstelle in Berlin. Der Vorschlag spiegelt zu diesem frühen Zeitpunkt bereits das Bedürfnis wider, den Kassenärztlichen Vereinigungen in den neuen Bundesländern eine Interessenvertretung zu geben. Die KLK sollte als Gesprächspartner der Regierung und als Verhandlungspartner der Kassen fungieren.

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Vielfältige Ideen und Reformvorschläge wurden in den darauffolgenden Wochen und Monaten bei den Verhandlungen über den Einigungsvertrag diskutiert, so auch ein möglicher Bestandsschutz für die Polikliniken. Der am 31. August 1990 mit Inkrafttreten am 29. September 1990 ausgehandelte Vertrag zwischen der BRD und der DDR über die Herstellung der Einheit Deutschlands, kurz Einigungsvertrag, schrieb im § 311 schließlich fest, dass „die Niederlassung in freier Praxis mit dem Ziel zu fördern ist, dass der freiberuflich tätige Arzt maßgeblicher Träger der ambulanten Versorgung wird“. Weiterhin wird auf die Polikliniken und Ambulatorien, die mit dem Verweis auf „Absatz 2“ gemeint sind, wie folgt eingegangen: „Der Anteil der in Absatz 2 genannten Einrichtungen ist entsprechend zu verringern. Diesem Ziel dient auch die Umwandlung der genannten Einrichtungen in Gemeinschaftseinrichtungen der ambulanten ärztlichen Versorgung (Gemeinschaftspraxen, Praxisgemeinschaften u.a.).“ Einem Gesundheitssystem mit ambulanter Versorgung durch niedergelassene Ärzte in den neuen Bundesländern war von da an der Weg bereitet. Neuaufbau der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg Die KV Brandenburg hatte sich als eingetragener Verein schon am 6. April 1990 in Werder gegründet. Die auf der Jahreshauptversammlung der Abrechnungsstelle Potsdam des FDGB anwesenden Ärzte nutzten unter Mithilfe von Berliner Kollegen dazu das Zusammentreffen. Noch im Herbst 1990 begann eine Umstrukturierung: Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) besteht seitdem als Körperschaft des öffentlichen Rechts. Die Satzung vom 22. Juni 1991 regelte erstmals ihre Verfassung sowie ihre Aufgaben und Befugnisse. Zum ersten Vorsitzenden wurde Lothar Kropius gewählt. Fast fünf Jahre brachte er in dieser Funktion maßgeblich die Entwicklung der KV Brandenburg voran. Die eigentliche Geschichte der Kassenärztlichen Vereinigung reicht jedoch viel weiter: Sie geht auf das Jahr 1931 zurück. Vorläufer einer reichsweiten ärztlichen Standesvertretung etablieren sich schon nach der Reichsgründung 1870/71.

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100 Jahre ärztliche Interessenvertretung in Brandenburg

Die Anfänge Standes- und gesundheitspolitische Aktivitäten sind regional und zeitlich unterschiedlich schon vor der Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 feststellbar. Speziell die Jahre zwischen der Reichsgründung und dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges markieren einen Zeitraum tiefgreifender gesellschaftlicher Wandlungen und Umbrüche. Für die ärztliche Interessenvertretung schufen sie einen völlig neuen Bezugsrahmen. Erreicht werden sollte eine reichseinheitliche Reorganisation des Gesundheitswesens. Dies beförderte die Integrationstendenzen der Ärzteschaft.

Die Vorsitzenden der Ärztekammer für die Provinz Brandenburg und die Stadtgemeinde Berlin zwischen November 1887 und 1922

Schon am 17. September 1873 fand in Wiesbaden die offizielle Konstituierung des Deutschen Ärztevereinsbundes (DÄVB), der sich allein aus Vereinen zusammensetzte, und somit der erste deutsche Ärztetag statt. Für Preußen war durch Königliche Verordnung vom 25. Mai 1887 die Errichtung von Ärztekammern in jeder Provinz angeordnet worden. Die Provinz Brandenburg erhielt eine Sonderregelung, denn hier wurde eine Ärztekammer für die „Provinz Brandenburg und die Stadtgemeinde Berlin“ eingesetzt. Die Auseinandersetzungen zwischen Ärzten und Krankenkassen haben ihren Ursprung in der Einführung der Bismarckschen gesetzlichen Sozial- und Krankenversicherung 1883/84. Das neue Versicherungssystem hatte die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung und die Honorierung der Ärzte auf die neu geschaffenen Krankenkassen übertragen. Fortan galt für Ärzte eine Behandlungspflicht der Mitglieder der gesetzlichen Kassen. Ob ein Arzt für diese Leistungen auch bezahlt wurde, hing davon ab, ob er als „Kassenarzt“ anerkannt war. Über die Honorierung schlossen die Kassen Einzelverträge mit den Ärzten ab, einen Kollektivvertrag gab es nicht. Erst der 1900 gegründete „Leipziger Verband“ forderte einen solchen Vertrag zwischen Ärzten und Krankenkassen. Mit zahlreichen Streikaktionen verlieh der Verband seiner Forderung Nachdruck. Ein erster Lösungsversuch in diesem Konflikt war das „Berliner Abkommen“ vom 23. Dezember 1913. Jetzt konnte sich jeder Arzt in das Kassenarztregister eintragen, sofern er die geltenden Voraussetzungen erfüllte. Die Ärzte verzichteten auf weitere Kampfmaßnahmen, zukünftige Konflikte sollte ein Schiedsgericht lösen.

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Die Ärzteschaft in der Weimarer Republik Die bis dahin teilweise schon heftigen Auseinandersetzungen zwischen den ärztlichen Standesorganisationen und den Krankenkassen setzten sich in der Weimarer Republik fort. Dies zeigte sich insbesondere im Inflationsjahr 1923, als das „Berliner Abkommen“ von 1913 nach zehnjähriger Laufzeit zur Disposition stand.

Deckblatt der Satzungen und Standesordnung des Ärztevereins des Kreises Westhavelland

Nachdem die Verlängerungsverhandlungen zwischen dem „Leipziger Verband“ (seit 1923 Hartmannbund) und den Krankenkassen gescheitert waren, erließ die gerade an die Macht gekommene Regierung Stresemann im Oktober 1923 eine Verordnung zugunsten der Krankenkassen. Daraufhin rief der „Leipziger Verband“ zum 1. Dezember 1923 die niedergelassenen Kassenärzte zum Streik auf. Die Krankenkassen reagierten mit der Gründung von eigenen therapeutischen Einrichtungen, sogenannten Ambulatorien, und stellten Ärzte unterschiedlicher Fachrichtung an. Aus Sicht des Hartmannbundes bedeutete die von angestellten Ärzten ausgeübte Ambulanz die „Vernichtung der Selbstständigkeit des Arztes“. Mit der Notverordnung vom 8. Dezember 1931 erfolgte die Errichtung von Kassenärztlichen Vereinigungen mit dem Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts in allen Ländern des Reiches – ganz im Interesse der ärztlichen Standesvertretungen. Die Neuregelung des Kassenarztrechtes räumte der Ärzteschaft praktisch die Entscheidungsbefugnis in fast allen Kassenarztfragen ein. Mit der Errichtung der Kassenärztlichen Vereinigungen war eine grundsätzliche Weichenstellung in der Beziehung zwischen Krankenkassen und Ärzteschaft erfolgt, die bis heute das deutsche Gesundheitssystem prägt. Darüber hinaus beauftragte die Zulassungsverordnung vom 30. Dezember 1931 die ärztlichen Spitzenverbände, Hartmannbund und Deutscher Ärztevereinsbund, mit dem Aufbau eines Reichsarztregisters. Damit wurde 1932 begonnen. Zu Beginn des Jahres 1933 lagen bereits zentral erfasste Informationen über rund 35 000 Ärzte vor. Für die brandenburgische Ärzteschaft war in der Weimarer Republik vor allem die Gründung des Ärzteverbandes der Provinz Brandenburg 1920 prägend. Der Verband hatte seinen Sitz in Berlin und war im Vereinsregister beim Amtsgericht Berlin eingetragen. Wesentlicher Initiator des Ärzteverbandes der Provinz Brandenburg war der Potsdamer Arzt Dr. Georg Schneider (1875–1949), der bis 1930 auch das Amt des Vorsitzenden innehatte.

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Dr. Georg Schneider (1875–1949)

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In der Provinz Brandenburg waren es mehr als 50 Ärztevereine auf Stadt- und Kreisebene, die fast ausnahmslos auch dem Ärzteverband der Provinz Brandenburg angeschlossen waren. Zur Durchführung seiner Aufgaben unterhielt der Ärzteverband eine eigene Geschäftsstelle. Diese befand sich zunächst in Berlin W. 35, Lützowstr. 55 III, bevor sie am 2. Oktober 1928 gemeinsam mit der Geschäftsstelle der neugebildeten Ärztekammer für die Provinzen Brandenburg und Grenzmark Posen-Westpreußen in einen repräsentativen Neubau auf einem eigens hierfür erworbenen Grundstück in Berlin-Grunewald, Hubertusallee 22, verlegt wurde. Durch Erlass des Reichsarbeitsministers vom 29. Februar 1932 wurde für die Provinzen Brandenburg und Grenzmark PosenWestpreußen ein einheitliches Arztregister beschlossen, geführt beim Oberversicherungsamt Potsdam. Hier wurde auch das neue Schiedsamt gebildet, das zukünftig sämtliche Zulassungssachen bearbeitete.

Höhensonnenbehandlung von Kindern

Die Ärzteschaft unter dem NS-Regime Die auf örtlicher Ebene geschaffenen Kassenärztlichen Vereinigungen wurden mit der Verordnung des Reichsarbeitsministers am 2. August 1933 in der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands (KVD) zu einer zentralen Körperschaft des öffentlichen Rechts zusammengefasst, der Deutsche Ärztevereinsbund und der Hartmannbund aufgelöst. Rechtsnachfolger waren die neu gegründete Reichsärztekammer und die KVD. Letztere organisierte sich zentralistisch und baute sich nach dem Führerprinzip auf. Sie besaß das Monopol in der standespolitischen Vertretung der Kassenärzte im gesamten Deutschen Reich. 1938 wurden die Ärztekammer der Provinz Brandenburg und die Provinzialstelle Brandenburg der KVD umbenannt, sie erhielten die Bezeichnung Kurmark. Das Ärztehaus an der Hubertusallee hieß seitdem „Ärztehaus Kurmark“. Dieser Name währte allerdings nur kurz, denn bereits im darauffolgenden Jahr erhielten Ärztekammer und Landesstelle die Bezeichnung „Mark Brandenburg“. Noch vor Kriegsende zogen die Provinzialstelle und die Ärztekammer Brandenburg nach Potsdam in die Alte Zauche 67, wo auch die Brandenburgische Provinzialverwaltung unterkam.

Ärztehaus Kurmark, 1938 Abb. unten: Karte aus dem Reichsärzteregister

Ein trauriges Kapitel stellt die Verfolgung der jüdischen Ärzte unter dem NS-Regime dar. Wie viele der niedergelassenen Ärzte bereits 1933 aufgrund ihrer nichtarischen Abstammung oder sozialdemokratischen oder kommunistischen Betätigung ihre Kassenzulas-

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Abbildung links: Kapillarmikrophotographische Untersuchung am Fingerfalz eines Kindes

sung verloren, ist nicht bekannt, Schätzungen zufolge waren es jedoch mehr als 2 000. In der Folgezeit schränkten neue und immer schärfer gefasste Regelungen die Kassenzulassung für nichtarische Ärzte weiter ein. Schließlich bestimmte die Vierte Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. Juli 1938 das Erlöschen der Approbationen aller jüdischen Ärzte im Deutschen Reich mit dem 30. September 1938. Die Ärzteschaft in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR

Formular für die Honorarberechnung 1947

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs standen die Bekämpfung von Seuchen wie Typhus und Ruhr als drängendste gesundheitspolitische Aufgabe und die Verbesserung der katastrophalen Versorgungssituation im Vordergrund. Die Grundstruktur des ambulanten Gesundheitswesens und die Niederlassungsfreiheit der Ärzte blieben zunächst erhalten. Die Vorstellungen der sowjetischen Besatzungsmacht über die künftige Gesellschaftsstruktur in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) setzten der bisherigen ärztlichen Selbstverwaltung jedoch ein rasches Ende; die früheren Ärztekammern und Kassenärztlichen Vereinigungen wurden aufgelöst. Auch die Gründung neuer Standesorganisationen gestattete man nicht, vielmehr sollte sich die Ärzteschaft als Fachgruppe Ärzte im Rahmen des neugegründeten FDGB innerhalb der IG 15 – Öffentliche Betriebe und Verwaltungen – organisieren. Schon Ende 1948 war die überwiegende Mehrheit der Ärzte der Fachgruppe beigetreten. Ihr wurden auch die kassenärztlichen Verrechnungsstellen angegliedert, die jetzt die Abrechnungen mit den niedergelassenen Ärzten übernahmen. In Brandenburg herrschte bei Kriegsende ein besonders großer Ärztemangel. Waren 1935 noch insgesamt 1 985 Mediziner gezählt worden, so lag die Zahl im Oktober 1945 bei lediglich 978. Die erste Poliklinik in der SBZ war bereits Ende 1946 in Schwerin eröffnet worden. Das erste Landambulatorium wurde 1948 in der brandenburgischen Kleinstadt Golßen im Kreis Luckau im dortigen Schloss errichtet. Im darauffolgenden Jahr gab es bereits 80 öffent­liche ambulante Behandlungsstellen in Brandenburg, an denen haupt- und nebenberuflich insgesamt 352 Ärzte tätig waren. Die Niederlassung von Ärzten in eigener Praxis wurde beschränkt. Am 23. Februar 1949 erließ die Deutsche Wirtschaftskommission eine Anordnung über die Niederlassung der Ärzte, die nunmehr

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Das erste Landambulatorium in Golßen (heute Landkreis Dahme Spreewald)

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der Erlaubnis des Landesgesundheitsamtes bedurfte. Trotz der staatlichen Beschränkung hatten 1960 noch rund 27 Prozent aller Ärzte in der DDR eine eigene Praxis, allerdings waren davon mehr als die Hälfte über 65 Jahre alt. Eine neue Niederlassungsordnung vom 15. Februar 1961 erlaubte die Weiterführung der Praxis durch Nachkommen und die Behandlung auf Kosten des Kranken. Bis zum Bau der Mauer am 13. August 1961 hatten seit 1946 fast 5 300 Ärzte die SBZ bzw. die DDR verlassen.

Dr. Horst von Nordenskjöld praktizierte seit dem 1. April 1948 bis nach der politischen Wende in Zeuthen. Sein Sohn Volker von Nordenskjöld tritt 1984 mit in die väterliche Praxis ein und führt diese bis Dezember 2008 weiter.

Der weitere Umbau des ambulanten Gesundheitswesens durch den Ausbau der Polikliniken, Ambulatorien, staatlichen Arztpraxen und Gemeindeschwesterstationen verdrängte auch auf brandenburgischem Gebiet den niedergelassenen Arzt immer weiter, was sich insbesondere auf die individuelle Betreuung der Bürger auswirkte. So gab es Ende 1966 im Bezirk Cottbus noch 73, im Bezirk Frankfurt/Oder noch 44 und im Bezirk Potsdam noch 106 Ärzte in eigener Praxis. Ende 1988 – also mehr als 20 Jahre später – war die Zahl der eigenen Niederlassungen im Bezirk Cottbus auf 16, in Frankfurt/Oder auf 5 und in Potsdam auf 14 gesunken. Zum selben Zeitpunkt zählte man in Cottbus insgesamt 660, in Frankfurt/Oder 506 und in Potsdam 844 ambulante Einrichtungen. Die Zahl der ambulant tätigen Ärzte in der DDR stieg von rund 5 600 im Jahr 1961 auf fast 21 000 im Jahr 1989. Das von Anfang an verfolgte Ziel der Verstaatlichung der ambulanten Versorgung wurde in den 1970er und 1980er Jahren zu Lasten der freiberuflichen Existenz der Ärzte weiter vorangetrieben. KVBB – eine Geschichte mit Zukunft Der Arzt in eigener Praxis stellte im Revolutionsjahr 1989 nur noch eine Randerscheinung im ostdeutschen Gesundheitswesen dar: Am 31. Oktober 1989 gab es noch 396 niedergelassene Ärzte in der DDR, denen 1 635 Ärzte in staatlichen Praxen und 18 934 Ärzte in Polikliniken und Ambulatorien gegenüber standen. Mit der Öffnung der Mauer am 9. November 1989 kam es sehr schnell zu Kontakten zwischen Ärztevertretern und westdeutschen Kollegen und Ärztekammern. Kurze Zeit später gründeten sich Kassenärztliche Vereinigungen und Landesärztekammern. War die KVBB mit dem 6. April 1990 als eingetragener Verein registriert, so wurde die Ärztekammer Land Brandenburg e.V. seit dem 28. Juni 1990 im Vereinsregister geführt. Grundlage zum Aufbau der Kassenärztlichen Vereinigungen war zum einen der Analogieschluss, dass das Gesundheitssystem der Bundesrepublik bald

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auch auf dem Gebiet der damals noch existenten DDR Gültigkeit haben würde, zum anderen der damit verbundene Drang, endlich als selbstständiger Arzt in eigener Praxis arbeiten zu können. Bis zum Abschluss des Einigungsvertrages Ende August 1990 war die Organisation ärztlicher Niederlassung also ein Handeln aufgrund von Vermutungen und Hoffnungen. Die Niederlassungswelle Die Verhältnisse des Gesundheitssystems im Osten Deutschlands wurden von 1989 bis 1992 komplett umgekehrt. Nach der Freigabe der ambulanten Versorgung für die Niederlassung selbstständiger Kassenärzte begann noch vor der Gründung der Kassenärztlichen Vereinigungen eine Welle der Niederlassungsanträge. Die Zahl der niedergelassenen Ärzte hatte sich vom 31. Oktober 1989 (396) auf 666 am 31. Dezember 1990 um fast 70 Prozent erhöht. 1991 setzte infolge der Wiedervereinigung ein „Niederlassungsboom“ ein. Waren am 31. Dezember 1990 schon 34,2 Prozent der zugelassenen Kassenärzte in eigener Praxis niedergelassen, so steigerte sich die Zahl innerhalb nur eines Jahres bis zum 31. Dezember 1991 auf 84,8 Prozent. Nach diesem extremen Schub erreichte die Zahl der niedergelassenen Ärzte – wiederum ein Jahr später – zum 31. Dezember 1992 die 90 Prozent und befand sich am 31. Mai 1994 auf einer vorläufigen Spitze von 93,3 Prozent. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung bewegte sich die Kassenärztliche Vereinigung in einem eher provisorischen als bürokratischen Umfeld. Der „Goldgräberstimmung“ folgte jedoch bald mit einer Verfassung die Rechtsgrundlage. Mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe erhielt die KVBB einen Partner, der mit viel Engagement die junge brandenburgische Selbstverwaltungsstruktur unterstützte. Zur Hilfe bei der Bewältigung der Abrechnung kam bald weitere; sowohl materiell, mit Möbeln, Büromaterial und elektronischem Equipment, als auch in Form von umfänglicher Beratung und Schulung. Das erste Domizil der KVBB: Formularausgabe in der Hegelallee in Potsdam.

Kontinuierliche medizinische Versorgung Die Patientenversorgung konnte während der Umstrukturierung ohne bemerkenswerte Störungen aufrecht erhalten werden. Nur in der ambulanten Versorgung in ländlichen Gebieten fielen turnusmäßige Sprechstunden aus, was zu Beeinträchtigungen führte. Für die Ärzte waren die Veränderungen hingegen gravierend. Die meisten Ärzte begrüßten die neue wirtschaftliche und berufliche Freiheit sehr. Es gab jedoch ebenso Ärzte, die aufgrund ge-

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ringer finanzieller Mittel oder eines hohen Alters Schwierigkeiten hatten, sich in das neue System der Selbstständigkeit einzugliedern. Diese waren jedoch weit in der Unterzahl. Die meisten Ärzte, 39 Prozent, waren zum Zeitpunkt der Niederlassung zwischen 50 und 59 Jahre alt und sie entschieden sich trotz großer finanzieller Unsicherheiten den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen. Oft gab es jedoch auch schon zu diesem frühen Zeitpunkt beratende Unterstützung von der KVBB, die nach der Bewältigung ihres grundlegenden Verwaltungsauftrags ihr Dienstleistungsspektrum aufzubauen begann. Vom Verein mit Interessenvertretung zur Körperschaft mit Sicherstellungsauftrag

Abstimmung über die künftige Richtung – Schloss Lindstedt, 1991

Als eingetragener Verein war die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg noch nicht mit den öffentlichen Aufgaben der Sicherstellung und des zentralen Honorarabrechnung für die Ärzte betraut. Die KV Brandenburg war in ihrer Form vom 6. April 1990 eine reine Interessenvertretung mit der Zielvorgabe, dass das System der ambulanten Versorgung in Brandenburg zukünftig von einer niedergelassenen Ärzteschaft getragen werde. Am 11. September 1990 erhielt die KVBB e.V. vom damaligen Minister für Gesundheitswesen den Auftrag, die Aufgaben einer Körperschaft des öffentlichen Rechts wahrzunehmen und damit sowohl den Sicherstellungsauftrag für das Land Brandenburg als auch die Organisation der ärztlichen Selbstverwaltung zu übernehmen. Der Sicherstellungsauftrag beinhaltete dabei die Gewährleistung der ambulanten ärztlichen Versorgung sowohl durch niedergelassene Ärzte als auch durch Polikliniken und Ambulatorien. Die AG der Ost-KVen Schon im Jahr 1996 trafen sich die Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigungen in den Neuen Bundesländern erstmalig unter dem Titel Arbeitsgemeinschaft der Kassenärztlichen Vereinigungen der neuen Bundesländer, oder kurz AG Ost-KVen, in Potsdam. Deren Ziel ist es im offenen Gespräch gemeinsame Standpunkte bezüglich der Spezifik-Ost zu entwickeln und in der Öffentlichkeit koordiniert auf diese Besonderheit aufmerksam zu machen. Die Institution hinter der Arbeitsgemeinschaft Ost-KVen ist das sogenannte „Tabakskollegium“. Nach dem Konzept der formlosen monatlichen Aussprache in Potsdam treffen sich die KV-Vorsitzenden aus den Neuen Bundesländern seit 14 Jahren in den Räumlichkeiten der KVBB-Zentrale, um das Auftreten der AG Ost-KVen zu koordinieren.

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Innovativ – die Honorarverteilung der KVBB Zu den gesetzlichen Aufgaben einer Kassenärztlichen Vereinigung gehört die Abrechnung der ärztlichen Leistungen ihrer Mitglieder mit den Krankenkassen. Unter den besonderen Bedingungen eines fixen Honorarbudgets (Beginn der Budgetierung 1993) bedeutet dies, dass der Wert der einzelnen ärztlichen Leistung sinkt, wenn die Anzahl der Leistungen insgesamt steigt.

In Anlehnung an das historische Vorbild: Tabakskollegium Friedrich Wilhelms I. von Preußen.

Um trotzdem ein einigermaßen konstantes Honorar zu gewährleisten, beschloss jede KV einen Honorarverteilungsmaßstab (HVM). Die Gestaltung des HVM befand sich immer in einem Spannungsfeld zwischen Leistungsgerechtigkeit und Solidarität, was unter Einbeziehung unterschiedlicher regionaler Voraussetzungen und Tendenzen sehr verschiedene Honorarverteilungsmaßstäbe in den 17 Kassenärztlichen Vereinigungen Deutschlands hervorbrachte. Die KVBB tat sich dabei jedoch als sehr innovativ hervor. So sah der HVM 1997 eine Einordnung der Punktwerte in Fachgruppen vor, was die den unterschiedlichen Bedingungen in den Fachrichtungen der Kassenärzte Rechnung trug und eine doppelte Solidarität hervorbrachte. Zum einen konnte sich jeder Arzt innerhalb seiner Fachgruppe sicher sein, dass er entsprechend der Gesamtleistung in seinem Fach honoriert wird und zum anderen wurde zwischen den Fachtöpfen gerecht geteilt, sodass sich keine Fachgruppe benachteiligt fühlte. Die Innovation in diesem von der KVBB erstmalig eingesetzten System wird auch deutlich, wenn man das Arkanum der Honorarverteilung nicht verstanden hat, denn die Aufteilung in „Fachgruppentöpfe“ wurde nach dem Erfolg in Brandenburg bundesweit von den anderen Kassenärztlichen Vereinigungen übernommen. Ein Hauptproblem aber blieb. Da die Punktwerte erst im Nachhinein ermittelt werden konnten, wusste der einzelne Arzt nie genau, für wie viel Geld er gerade arbeitete. Dem konnte aus systemimmanenten Gründen nichts entgegengesetzt werden, doch ist es ab 2002 jedem Arzt möglich, bei der KVBB in nur kurzer Zeit

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nach Einreichen der Abrechnungsunterlagen sein Honorar zu erfahren. Der Grund: Ein spezieller Service der KV Brandenburg – die sogenannte „Blitzabrechnung“ durch die Nutzung der Online-Abrechnung über das KV-interne Online-Portal „DatenNerv“. Das Abrechnungssystem erfuhr im Juli 2004 eine grundlegende Änderung. Sie sah vor, dass die Honorarverteilung nicht wie bisher von der KV allein beschlossen wurde, sondern zwischen der KV und den Krankenkassen verhandelt wird. Damit erlangten die Kassen einen gewissen Einfluss auf vormals KV-interne Vorgänge. Am schwersten aber wog die Öffnung des Vertragssystems für separate Verträge zwischen Krankenkassen und Ärzten, vorbei an der KV-Struktur. Das GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) aus dem Jahr 2004 ermöglichte es erstmals, sogenannte Selektivverträge abzuschließen, die die Vertragshoheit der Kassenärztlichen Vereinigungen ein Stück weit einengen. Mit dem Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung im Jahr 2007 wurde ein Meilenstein in der Reformierung des Abrechnungssystems erreicht. Mit seinem Inkrafttreten am 1. Januar 2009 wurde das Punktsystem abgeschafft und eine direkte Zuordnung zwischen der Leistung und dem Geldwert in Euro hergestellt. Die KVBB hat seit ihrer Gründung für diesen Schritt geworben. Am Ende der Betrachtung blicken wir noch mal auf die zu Anfang erwähnte Resolution der ständigen Konferenz der Länder-KVen der DDR (KLK) vom 26. Mai 1990. Die Forderung, dass die Aus- und Weiterbildungsordnung zum Facharzt für Allgemeinmedizin erhalten bleiben muss, und dass eine angemessene und leistungsorientierte Honorierung der niedergelassen Ärzte zu gewährleisten sei, ist . 19 Jahre später zumindest in Teilen erfüllt. Am 28. November 2009 beschloss die Kammerversammlung der LÄK Brandenburg die Wiedereinführung des Facharztes für Allgemeinmedizin; seit dem 1. Januar 2009 erfolgt die Vergütung in Euro und Cent – auch Dank der intensiven Bemühungen der KVBB im Kampf gegen das, in Ärztekreisen verächtlich als „Muschelwährung“ bezeichneten, Punktesystem. n

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Impressum

Herausgeber Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg Gregor-Mendel-Straße 10-11 14469 Potsdam Redaktion Dr. med. Hans-Joachim Helming (V.i.S.d.P.) Ralf Herre, Dr. Annette Hinz-Wessels, Dr. Kristina Hübener, Ute Leschner, Daniel Seeger Satz und Layout 3 für Formgebung Hochsitzweg 59 14169 Berlin www.3formgebung.de

Druck Druckerei Stein Blomberger Weg 6a 13437 Berlin Auflage 5.500 Fotos und Abbildungen Archiv, Judith Dannhauer, Barbara Dietl, Kusus & Kusus Architekten (BBI-Info-Tower), Ute Leschner, Mauritius Images

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Quellen und Literatur

Archiv der KVBB Ärzteblatt der Provinzen Brandenburg, Grenzmark und Pommern, ab 1928. Eberhard, Wolff, Mehr als nur materielle Interessen: Die organisierte Ärzteschaft im Ersten Weltkrieg und in der Weimarer Republik 1914–1933, in: Jütte, Robert (Hg.), Geschichte der deutschen Ärzteschaft. Organisierte Berufs- und Gesundheitspolitik im 19. und 20. Jahrhundert, Köln 1997, S. 97–142. Huerkamp, Claudia, Der Aufstieg der Ärzte im 19. Jahrhundert. Vom gelehrten Stand zum professionellen Experten: Das Beispiel Preußen, Göttingen 1985. Krumbiegel, Heike, Polikliniken in der SBZ/DDR. Konzeption und Umsetzung öffentlicher, poliklinischer Einrichtungen unter der besonderen Berücksichtigung Brandenburgs, Frankfurt am Main 2007. Müller, Klaus-Dieter, Die Ärzteschaft im staatlichen Gesundheitswesen der SBZ und der DDR 1945–1989, in: Jütte, Robert (Hg.), Geschichte der deutschen Ärzteschaft, S. 243–273. Naser, Gerhard, Hausärzte in der DDR. Relikte des Kapitalismus oder Konkurrenz für die Polikliniken? Bergatreute 2000. Rüther, Martin, Ärztliches Standeswesen im Nationalsozialismus 1933–1945, in: Jütte, Robert (Hg.), Geschichte der deutschen Ärzteschaft, Köln 1997, S. 143–193. Seidel, Karl (Hg.), Im Dienst am Menschen. Erinnerungen an den Aufbau des neuen Gesundheitswesens, 2. Bde., Berlin 1985, 1989. Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands, kurz Einigungsvertrag, 31. August 1990 mit Inkrafttreten am 29. September 1990, § 311. Winter, Kurt, Das Gesundheitswesen in der Deutschen Demokratischen Republik. Bilanz nach 30 Jahren, 2.überarb. Aufl., Berlin 1980.

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Körperschaft des öffentlichen Rechts

1990 – 2010 Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg Landesgeschäftsstelle Gregor-Mendel-Str. 10/11 14469 Potsdam www.kvbb.de

20 Jahre KVBB – eine Erfolgsgeschichte


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