1 minute read

Ein TAUFKLEID für Generationen

Familientraditionen gibt es viele. Eine davon ist die Weitergabe eines besonderen Taufkleids von Generation zu Generation. Seit circa 1800 tragen Täuflinge überlange weisse Kleider und dazu ein Häubchen. Die Farbe Weiss symbolisiert die Zugehörigkeit zu Jesus Christus (Offb 3,4-5) und steht zugleich für Jesus selbst: «Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus als Gewand angelegt», heisst es im Brief des Paulus an die Galater (Gal 3, 27). Schon im vierten Jahrhundert zogen sich die in der Osternacht getauften Erwachsenen – damals taufte man noch keine Kleinkinder – ein weisses Kleid über, nachdem sie dem Taufbecken entstiegen waren. Mit den weissen Taufkleidern für Kinder bezog man sich auf diese antike Tradition.

Im Fricktaler Museum findet sich ein solches Taufkleid mit einer langen Familientradition: Das Taufkleid (FM B.803-1) stammt aus dem Besitz der Zigarrenfabrikanten-Familie Liewen. Die ältere Schwester von Mathilde Liewen-Lecointe, welche als «Soeur Marie» in einem französischen Kloster lebte, nähte das Kleid um die Mitte des 19. Jahrhunderts von Hand.

Advertisement

Das Taufkleid ist aus weissem Baumwollstoff gefertigt, hat kurze Puffärmel und ist reich bestickt und mit Spitze verziert. Das dazugehörige Häubchen (FM B.803-2) besteht aus einem Baumwollstoff mit Lochmuster. Die andersartige Spitze und Stickerei lassen vermuten, dass es nicht original zum Taufkleid gehörte, sondern später dazugekommen ist.

Mathilde Liewen-Lecointe (1829-1878) stammte aus Laon, dem Hauptort des Départements Aisne in Nordfrankreich. Sie war das jüngste von drei Kindern eines Uhrmachers. 1853 verehelichte sie sich mit Louis Joseph Dillemann (1821-1871), dem Inhaber der Zigarrenfabrik Dillemann an der Rindergasse in Rheinfelden. Nach seinem frühen Tod 1871 ging die Firma an Dillemanns Kinder und seine Witwe über. Diese heiratete 1874 Mathias Liewen (18431900), den langjährigen Prokuristen der Zigarrenfabrik. Das Taufkleid wurde in der Familie ihrer Tochter Mathilde Irma (1876-1944) weitervererbt und bis in die 1970er Jahre getragen.

This article is from: