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Die KÜNSTLERFAMILIE Eder

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Krippengruppe

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„Wir haben alle eine kreative Ader“, sagt Matthias Eder. Der 55-Jährige und seine vier Geschwister wuchsen in einem künstlerischen Elternhaus auf. Die drei Söhne Tobias, Matthias und Martin Eder absolvierten bei ihrem Vater, dem renommierten Bildhauer Leonhard Eder, eine Ausbildung in Steinbildhauerei. Nach der Lehre und dem Studium gingen sie dann eigene künstlerische Wege.

ner Werkstatt. Angefangen hatte Leonhard Eder in Rheinfelden mit Grabmalen, später

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»Es hat mich gefreut, dass das Talent da war. Dieses Talent muss stetig gefördert und aktiviert werden, so wie man eine Sprache lernt.« kamen immer mehr große Aufträge im öffentlichen Raum hinzu: Brunnenanlagen, Skulpturen, Stelen, auch Altäre und andere sakrale Kunstwerke für Kirchenräume. ne Keramiken. Ihre Gefäße zieren das Haus und werden gerne genutzt.

Leonhard und Maria Eder war es wichtig, dass ihre zwei Töchter und drei Söhne sich frei entfalten können. Als die Söhne in seine Fußstapfen treten und bei ihm in die Lehre gehen wollten, „konnte ich ihnen diesen Wunsch nicht abschlagen“, sagt Leonhard Eder. „Es hat mich gefreut, dass das Talent da war“. Dieses Talent müsse stetig gefördert und aktiviert werden, „so wie man eine Sprache lernt“, so Eder. Die fundierte Ausbildung, das Arbeiten am Stein, der Umgang mit Form und Material, das Modellieren stellte für die Eder-Brüder eine wichtige Basis für ihre weiteren künstlerischen Laufbahnen dar.

Der aus St. Johann in Westungarn stammende Leonhard Eder, der im Januar seinen 90. Geburtstag gefeiert hat, ließ sich nach der Meisterprüfung 1958 in Rheinfelden (Baden) nieder, um sich als Steinbildhauer selbstständig zu machen, und gründete hier einen eigenen Betrieb. 1963 bezog er mit Ehefrau Maria sein Haus mit eige-

Ehefrau Maria Eder, die im November 2021 verstorben ist, kam selbst aus einer traditionsreichen, alt eingesessenen Steinmetz-Familie. Ihr Vater Ignaz Bernhard hatte einen eigenen Betrieb, in dem Leonhard Eder als Geselle tätig war. Maria Eder hatte auch eine künstlerische Ader, besuchte VHS-Töpferkurse, modellierte wunderschö-

Der älteste Sohn Tobias Eder, geboren 1966, war von Kind auf fasziniert vom Stein. Von klein auf hat er mitgekriegt, wie in der Werkstatt des Vaters gearbeitet wurde. Das hat seine „Liebe zum Stein“ geweckt, ihm die Augen geöffnet für abstrakte und figürliche Objekte. Deshalb war es für Tobias Eder „nahe liegend und eine tolle Sache“, bei seinem Vater eine Bildhauerausbildung zu machen. Danach ging er an die Kunstakademie Karlsruhe, wechselte von dort an die Kunstakademie in München. Während seines Studiums hat Tobias Eder mit verschiedenen Materialien gearbeitet, mit Kunststoff, Metall, Fotografie, „ganz breit aufgefächert.“ Nach ersten Jahren als selbstständiger Bildhauer mit Kunst am

Bau und Werken für Kirchen entdeckte Tobias Eder 2009 die digitale Bildhauerei für sich und fing an, mit Software Räume und Skulpturen in Räumen zu simulieren. Er vertauschte den Meißel mit dem Computer und macht seit nunmehr 14 Jahren diese moderne Art der Bildhauerei mit neuen Medien. In seiner Werkstatt in Freiburg hat er das entsprechende Werkzeug wie einen leistungsstarken Computer und einen 3D-Drucker. Er entwirft seine Modelle digital am Computer, druckt sie am 3D-Drucker oder lässt sie drucken, in Bronze gießen oder aus Stein fräsen. Auch zeitgenössische Altäre entwirft er auf diese Art. „Die Bildhauerei hat sich in den letzten Jahren stark verändert“, sagt Tobias Eder, der es „total spannend“ findet, mit innovativen neuen Techniken bildhauerisch zu wirken. Er gestaltet visionäre Konzeptkunst, Animationsfilme, bewegte Bilder, 3D-Objekte. Während sein Vater für die klassische Bildhauerei steht, führte Tobias Eders Entwicklung in die Kunst mit digitalen Mitteln. Die Freie Gruppe Hochrhein, die sein Vater vor 50 Jahren mitbegründet hatte, setzt Tobias Eder mit weiteren Kunstschaffenden fort. Im Februar 2024 wird er in einer Einzelschau in der Rathausgalerie von Rheinfelden (Baden) neue Arbeiten und ein neues Buch vorstellen.

„Ich habe bei meinem Vater sehr viel gelernt“, sagt Matthias Eder, Jahrgang 1968. Von der fundierten Ausbildung profitiere er noch heute. Schon als Kind und Jugendlicher sei er zwischen Wohnhaus und Werkstatt „hin und her gesprungen“, dann entschied sich Matthias Eder, an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart zu studieren. In Leonberg, wo er seine Atelier- und Ausstellungsräume in einem denkmalgeschützten ehemaligen Gefängnis eingerichtet hat, baute er sich eine Existenz als freischaffender Künstler auf. Er stellt regelmäßig auf der Art Karlsruhe aus. Wie sein Vater setzt studiert, dann vier Jahre in Berlin gearbeitet. Seit 1999 ist er in Lörrach in einem Architekturbüro tätig. Er hebt auch die zentrale Rolle seiner Mutter Maria im künstlerischen Umfeld der Familie hervor. habe dem Vater über die Schulter geschaut und sei fasziniert gewesen von der Arbeit am Stein, die sein Vater so meisterlich beherrscht. Allein durch das Sehen habe er viele Grundbegriffe des Gestaltens mitbekommen: „Das war für mich sehr prägend“, erzählt Matthias Eder. Daher lag es auch für ihn nahe, bei seinem Vater eine Ausbildung als Steinmetz zu machen. Eine Zeitlang hat er als Geselle in der väterlichen Werkstatt gearbeitet und war in der Schweiz in der Restauration tätig. Doch er sich mit dem Thema Mensch, mit der menschlichen Figur, dem Akt, auseinander, aber auf stilistisch andere Art, abstrahiert, reduziert, als Ausschnitt, Detail, Torso, Fragment mit spannungsvoller Innen-AußenSicht. Er arbeitet in verschiedenen Materialien, bevorzugt Bronze, Beton, ab und zu auch Stein. Wenn er etwas in Stein fertigt, nutzt Matthias Eder noch die väterliche Werkstatt, die nach wie vor professionell mit allem Werkzeug ausgestattet ist.

„Es war für uns selbstverständlich, mit Kunst aufzuwachsen“, sagt seine Schwester Maria Eder, die als Modedesignerin gearbeitet hat, sich dann beruflich umorientierte und heute als Klinikseelsorgerin in München tätig ist. „Unsere Eltern haben uns in allem Kreativen immer unterstützt“, sagt Maria Eder, die auch eine kunsttherapeutische Ausbildung gemacht hat und in ihrer Freizeit zeichnet und malt. „Das ist ein Medium, in dem ich mich ausdrücken kann.“ Ihre ältere Schwester Bernadette Stec schlug einen anderen Berufsweg ein. Sie hat Humanbiologie studiert und arbeitet heute in der psychiatrischen Praxis ihres Ehemannes in der Schweiz.

In einem Elternhaus voller Kunst, Skulpturen und Bilder aufzuwachsen, war für seinen Zwillingsbruder Martin Eder „etwas ganz Normales“. Es war für ihn früh klar, dass er in die Architektur gehen wollte, doch zunächst absolvierte er eine Steinbildhauerausbildung bei seinem Vater. Er hat ihm auch oft beim Zeichnen von Entwürfen zugeschaut. „Das plastische Gestalten, das Gespür für das Räumliche, die Beschäftigung mit Körpervolumen“ sind Dinge aus dieser Ausbildung, die er heute noch in seinen Bauentwürfen gut anwenden kann. Martin Eder hat an der Fachhochschule in Buxtehude Architektur

Leonhard Eder hat sich nach über 70 Jahren intensiver und erfolgreicher Arbeit vom Werkstatt- und Ausstellungsbetrieb zurückgezogen. Das Haus ist immer noch voller Skulpturen und Zeichnungen und Eders Werke sind im öffentlichen Raum sehr präsent. 2008 stellte er unter dem Titel „Eder hoch drei“ gemeinsam mit seinen Söhnen Tobias und Matthias im Haus Salmegg aus – zwei Generationen der Bildhauerfamilie unter einem Dach.

Wer durch Rheinfelden (Baden) spaziert, entdeckt nicht nur imposante Auftragswerke von Altmeister Leonhard Eder wie die Stadtsäule, den Narrenbrunnen, die Stelengruppe Evolution und weitere Skulpturen im Park am Haus Salmegg, sondern auch einige seines Sohnes Tobias wie die „Lichtsäule“ an der Ortsausfahrt, die Sitzkreise im Tutti-Kiesi-Park oder das Wandobjekt „Stühle und Tisch“ an der Fassade des Pfarreizentrums St. Josef. Von Matthias Eder sieht man bei der Christuskirche die rostfarbenen Stahlgussfiguren „Begegnung“: Überall finden sich Spuren der bedeutenden Künstlerfamilie Eder. Sie wirken prägend in der Stadt und im Stadtbild.

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