Lutra 12 2017

NÂş 12

01 | 2017

www.lutra-kl.de

Kulturmagazin Kaiserslautern

Zum KĂźnstler werden |

Der Ruf

Music Power | Lange Nacht der Kultur Heimaten | P o l l o c k s B r u d e r

KAIS

A L S ER

N R E UT

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D T H C A N E G

TU L U K ER

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Dota Kehr Tim Boltz Lucy van Kuhl T AD ER T L S T S Albert Koch E N E Ü EIN T K R 0 O 0 L 5 E I Blue Beethoven* R P E S B 0 Ü 3 S L A Nuit de la Chanson Spéciale R H E M und viele andere mehr!

SAMSTAG, 24. JUNI 2017

Vorverkauf läuft!

Alle Infos unter: www.kaiserslautern.de und FACEBOOK/LangeNachtDerKultur * präsentiert von

An den Außenspielorten, die nicht zum Kulturreferat gehören, fungieren die jeweiligen Einrichtungen und Institutionen selbst als Veranstalter. Das Kulturreferat übernimmt dort keine Verantwortung und hat lediglich koordinierende Funktion.

MINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT, WEITERBILDUNG UND KULTUR

© 2017 Referat Kultur

Nº 12

01 | 2017 I N H A LT THEMA

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Jeder Mensch ist ein Künstler: Amateure zwischen Hobby und Berufung ___

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KUNST

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10 Der unbekannte Bruder: Malerei von Charles Pollock in der Pfalzgalerie ____ 11 Lust auf Kunst: Museumspädagogische Angebote im mpk _______________ 12 Irritierende Abwesenheit von Zeit: Der Holzbildhauer Walter Moroder _____

T H E AT E R

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16 Schauspiel zum Mitmachen: „Die Schutzflehenden“ am Pfalztheater ______ 19 Für aktiven Zugang sorgen: Theaterpädagogin Katja Bach im Interview ____ 23 Wanderer zwischen den Welten: Nader Mashayekhi und seine Oper „Neda“

M U S I K & L A N G E N AC H T D E R K U LT U R

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25 Anspruchsvoll und angenehm: Über Raritäten der Bläser-Kammermusik ___ 28 Hip-Hop made in Iran: Wie der junge Musiker Sam Rezai zum Flüchtling wurde __ 30 Mit Boltz und Dota: Kulturnacht-Höhepunkte in der Fruchthalle __________ 34 Finale in der Langen Nacht: Der Band-Wettbewerb „Music Power“ ________ 36 Schumann-Reminiszenzen: Sinfoniekonzert der Staatsphilharmonie _______

GESCHICHTE

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38 Mein Kaiserslautern: Sehr persönliche Perspektiven auf Stadt und Dinge ___ 42 Altes verschwindet: Kaiserslautern vor 50 Jahren _______________________ 45 Neue Formate, neue Medien: Bernd Klesmanns Ideen für das Stadtmuseum __

© Helmut Vogel

Titel: Band „Shaian“

BILDUNG & FORSCHUNG

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50 Kultur auf dem Campus: Wodurch die TU den Kulturkalender bereichert ___ 54 Software-Architekt und Krimi-Autor: Torsten Lenhart über sein Buch „Todesleere“ _ 60 Bessere Filter: Eine ITWM-Software simuliert Filtervorgänge _____________ 62

Open-Portal und digitale Medien: Stadtbibliothek im Digitalzeitalter ______

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INTRO

LUTRA 12 Ein Heft für alle, die selbst künstlerisch aktiv werden wollen, und über jene, die es bereits sind: In LUTRA 12 stellen wir „Amateure“ vor, die ihre kreative Berufung gefunden haben.

Vom leidenschaftlichen Poetry Slammer über die klassische Chorkarriere bis hin zum Krimi schreibenden Software-Spezialisten reicht das Spektrum der entsprechenden Biografien.

Außerdem verrät LUTRA, wo derzeit kreative Laien gefragt sind. Beispielsweise bei den „Begegnungen!“ des Pfalztheaters, die in ihrer fünften Auflage Flucht und Asyl reflektieren,

und zwar unter Rückbesinnung auf den antiken Tragödiendichter Aischylos. Dessen Drama „Die Schutzflehenden“ wird mit Elfriede Jelineks moderner Fortschreibung „Die Schutzbefoh-

lenen“ kombiniert und unter Mitwirkung von mehr als 30 Kaiserslauterer Bürgerinnen und Bürgern auf die Bühne gebracht.

Apropos Flucht: Dass auch unter denen, die in den vergangenen Jahren aus Syrien oder dem

Iran fliehen mussten und nun bei uns leben, Künstler und kreative Geister sind, belegt LUTRAAutorin Sabine Michels in zwei lesenswerten Porträts. An den Beispielen des syrischen Malers Youssef Hag Ebrahim und des jungen iranischen Rappers Sam Rezai, der der Band „Shaian“

angehört, wird gleichzeitig deutlich, vor welchen Herausforderungen die Geflüchteten stehen, welcher inneren Zerrissenheit sie standhalten müssen. Diese Problematik greift auch eine von

Thomas Brenner kuratierte Schau des Stadtmuseums auf: Gespeist durch Handyfotos der

Geflüchteten, zeigt die Ausstellung „Alte Heimat – Neue Heimat“ Flucht und Neubeginn konsequent aus der Perspektive junger Menschen.

Ein „Wanderer zwischen den Welten“ ist ebenfalls der iranische Komponist Nader Mashayekhi, der lange in Wien lebte und wirkte, mittlerweile aber wieder nach Teheran zurückgekehrt

ist. Mashayekhi gilt als Brückenbauer zwischen westlicher Avantgarde und persischer Musik;

seine Oper „Neda – Der Ruf“, die ab 23. April am Pfalztheater Kaiserslautern gespielt wird, beschäftigt sich nicht zuletzt mit dem Rollenbild der Frau in der islamischen Gesellschaft.

Interessante Entdeckungen sind während der kommenden Monate auch im Museum Pfalz-

galerie zu machen. Hier zeigt man zunächst die seltsam „stillen“, wie entrückt wirkenden Skulpturen des Südtiroler Holzbildhauers Walter Moroder, dann abstrakte Farbfeldmalerei

von Jackson Pollocks älterem Bruder Charles. Wer zu diesen Werken aktiven Zugang sucht,

kann sich der Museumspädagogik an der Pfalzgalerie anvertrauen. Wer indes das dringende

Bedürfnis verspürt, „nur noch kurz die Welt retten“ zu wollen, sollte das gleichnamige Sommersemesterprogramm der „Campus-Kultur“ an der Technischen Universität in Erwä-

gung ziehen. Denn die für alle offene Vortrags- und Workshopreihe erörtert dieses Mal existenzielle Fragen unserer Zeit.

In diesem Sinne will LUTRA Lust machen: auf kreative Selbstentfaltung und einfühlsame Weltbetrachtung – Ihr Redaktionsteam.

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TheMA

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„Kunst umfasst alles und jeden“: Die Künstlerin Marie Gouil pflegt ein erweitertes Kunstverständnis und lehrt Zeichnen an der Volkshochschule. © Andreas Erb

JEDER MENSCH IST EIN KÜNSTLER Egal, ob Malkurs, Musikverein oder Poetry Slam: Jeder kann kreativ werden. Doch was bringt den Menschen zur Kunst? Was treibt den kunstsinnigen Amateur an und um? Vier Porträts aus dem Grenzgebiet zwischen Hobby, Passion und wahrer Berufung. „Es ist ein Irrglaube, dass Kunst sich nur manchen eröffne, für andere aber verschlossen bleibe“, meint Marie Gouil. „Kunst umfasst alles und jeden“, sagt

sie. „Jeder Mensch ist kreativ. Und davon ausgehend ist jeder in der Lage, künstlerisch aktiv zu werden.

Wir alle tragen diese Fähigkeit in uns. Und dementsprechend kann auch jeder einen Zugang zur Kunst finden.“ Marie Gouils Kunstverständnis ist also alles andere als elitär, es ist eher allumfassend. Gouil selbst ist Künstlerin, unter anderem gibt sie an der Volkshochschule Kaiserslautern Zeichenkurse und hat gerade mit ihrer Kollegin Katja Bellenbaum ein „Atelier für experimentelle Kunst“ eröffnet.

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TheMA

Durch das Kino zur Oboe: Heiner Görrissen spielt im Sinfonieorchester des Landkreises Kaiserslautern. © privat

Gouil versteht die künstlerische Arbeit als einen Prozess, als andauernde Erfahrung. „Schon mit der Absicht beginnt Kunst“, sagt sie. „Ein Objekt, eine Skulptur oder ein Musikstück sind dabei nur Zwischenergebnisse und nie das Ende. Kunst ist wie eine Reise, auf die sich der Künstler begibt.“ Und die ist niemals abgeschlossen. Selbst die Zeichnung, die rasch skizziert und unfertig erscheint, kann eine poetische Wirkung entfalten. Freie Kunst kennt keine Grenzen und Dogmen. „Es gibt kein Können und Nicht-Können – nur ein Tun oder Nicht-Tun.“ Der Künstler ist dabei stets auch auf der Suche nach Essenz. „Kunst ist von der Lüge befreit, Wahrheit sein zu wollen. Es geht vielmehr um den Versuch, sich ihr anzunähern“, betont die junge Künstlerin. Es gehe um eine Auseinandersetzung mit der Welt, ein Einlassen auf die Dinge, ihr Wesen und ihre Schönheit. Allein daraus ergebe sich ein Erkenntnisgewinn, eine Sinnhaftigkeit. Und es spiele überhaupt keine Rolle, ob man sich als Profi oder Laie versteht, unter-

streicht Gouil. Diese Begriffe seien völlig unerheblich. Marie Gouil zitiert Joseph Beuys: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“ In diesem Geist hat sich das Kulturmagazin LUTRA auf die Suche gemacht: nach Menschen, die in der Region künstlerisch wirken, und nach dem, was sie antreibt. Vier Beispiele.

AUF DEM WEG ZUM ZIEL Alles begann im Kino. Er war 22 – „eigentlich recht alt, um mit einem Instrument neu zu beginnen.“ Welcher Film da lief, daran kann sich Heiner Görrissen nicht mehr so genau erinnern. Seine weibliche Begleitung hatte das Programm ausgewählt: „Es war eine romantische Schnulze.“ Was aber hängen blieb, war die Oboe, die der Hauptdarsteller im Film zu spielen vermochte. Das hinterließ bleibenden Eindruck bei Görrissen. Er kaufte sich eine Oboe und nahm Unterricht. So begann er, das Instrument und

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seine Klangfarben zu entdecken, es entwickelte sich eine Liebe zur Oboe: „Sie ist ein wichtiger Teil meines Lebens.“ Heute spielt Görrissen im Sinfonieorchester des Landkreises Kaiserslautern. Das Ensemble gilt als eines der renommiertesten Laienorchester der Republik. Zudem ist es Partnerorchester im städtischen Konzertprogramm, am 11. Juni zum Beispiel spielt es in der Reihe „Sonntags um 5“ in der Fruchthalle.

Görrissen lebt in Ludwigshafen, zu den wöchentlichen Proben reist er stets eigens nach Kaiserslautern. Am Orchester schätzt er dessen hohes musikalisches Niveau und die „familiäre Atmosphäre“ unter den Musikern. Seit 2007 spielt er im Ensemble, zudem kümmert er sich im Orchesterbeirat um Organisatorisches. Die Faszination für sein Instrument ist dabei seine Motivation. Musik diene nie dem Selbstzweck, sagt er, sie verfolge stets ein Ziel, die Erarbeitung eines Stücks oder die Vorbereitung

Findet durch Symmetrie und klare Strukturen zu innerer Ruhe: Volker Tinti. © Andreas Erb

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auf ein Konzert. Bisweilen könne das Muszieren eine anstrengende „geistige, mentale Arbeit“ sein. „Doch die Mühe lohnt sich umso mehr, wenn man dann das Ergebnis hört.“

D I E W E LT D E R S YM M E T R I E N „Alles beruht auf Quadraten und Rastern“, erklärt Volker Tinti. Seine Arbeiten zählen zur Konkreten Kunst. Das heißt, sie stehen für sich. Tinti zeigt keine Landschaften oder Porträts, sondern beschäftigt sich mit geometrischen Strukturen und Symmetrien. „Der Rastergedanke ist grundlegend für jede meiner Arbeiten“, sagt der Künstler. Die klare Formensprache hängt mit seinem Beruf zusammen: Tinti ist Architekt und Planer. Seitdem er 2006 in Ruhestand ging, intensiviert er seine künstlerische Tätigkeit. Einen öffentlichen Aufschlag hatte er – eher zufällig zustande gekommen – in der Gruppenausstellung „Kunst und Technik“ in der Fruchthalle. Es folgten Teilnahmen an Wettbewerben und weiteren Ausstellungsprojekten.

Seit 2011 ist Tinti Mitglied der Lauterer Künstlerwerkgemeinschaft.

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Seine Werke zeigen einen Entwicklungsprozess, von ursprünglich reduzierten Schwarz-Weiß-Arbeiten zu nun facettenreicheren Formen und Motiven, auch die Grundfarben bezieht er in seine streng logisch aufgebauten Rasterstrukturen ein. Tinti verharrt nicht auf der Fläche, sondern drängt in den Raum: Reliefartig setzt er quaderförmige Klötzchen nebeneinander und bringt so den Rastergedanken in die dritte Dimension. Je nach Position des Betrachters, Lichteinfall und Schattenwurf verändert sich die Wahrnehmung der Klötzchen-Motive. Diese perfekt geometrisch geplante Dynamik herauszuarbeiten, das ist es, was Tinti fasziniert. „Die Arbeit im Atelier gibt mir innere Ruhe“, sagt er. Es ist ein Eintauchen in die Welt der Symmetrien und klaren Strukturen.

EIN KOSMOS IN FÜNF MINUTEN „Wenn ich von ‚Dichterwettstreit’ spreche, merke ich oft, wie bei meinem Gegenüber die Motivation weicht. Denn ,Dichterwettstreit’ klingt nach trockenem Deutschunterricht, nach Germanistikstudium oder dem Rotstift des Deutschlehrers“, sagt Markus Becherer. Doch sein Verständnis von „Dichterwett-

Begeisterter Poetry Slammer: Markus Becherer. © privat

streit“ oder neudeutsch „Poetry Slam“ ist ein ganz anderes. Beim „Poetry Slam“ präsentieren Poeten in kurzen Zeitfenstern von circa fünf Minuten ihre Texte – gereimt, erzählt, als Lesung oder Stand-upNummer. Es ist eine moderne Kunstform, die die Text- und Vortragskunst neu entdeckt, meist in intimer Kneipenatmosphäre, mittlerweile gibt es jedoch auch Slams, zu denen Hunderte kommen. Der Wettstreitcharakter entsteht dadurch, dass eine Jury oder das Publikum den Sieger-Poeten des Abends wählen.

In Kaiserslautern veranstaltet das Kultur.Kollektiv e. V. regelmäßig solche Slams, alle drei Monate, immer am ersten Dienstag im Lokal Benderhof.

Becherer ist nicht nur Aktivist im Kulturverein, sondern auch Dichter. 2014 konnte er die RheinlandPfalz-Meisterschaft im „Poetry Slam“ erringen, 2015 und 2016 wurde er Vizemeister. Es ist der Facettenreichtum, den er schätzt: Pointiert fesseln die Dichter mit ihren Texten das Publikum. „Man weiß vorher nie, wohin die Reise geht – weder stilistisch, noch inhaltlich.“ Überraschende Wendungen, Witziges, Ernsthaftes, Nachdenkliches – in wenigen Minuten führen die Poeten das Publikum in ihren Kosmos ein. Den künstlerischen Reiz sieht Becherer

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Findet im Chor zu sich selbst: Rita Neurohr ist Altistin im Musikverein Kaiserslautern 1840 e. V. © Andreas Erb

in Freiheit und Authentizität der Texte: „Man hört, wenn etwas nicht echt ist.“ Bevor er sich zum ersten Mal auf die „Poetry Slam“-Bühne wagte, probierte er sich vor privatem Publikum aus. „Ich hatte diesen Text hauptsächlich für mich geschrieben – auf der Bühne spürte ich dann, dass etwas zurückkam.“ So wird die Begegnung mit dem Publikum zum Antrieb und Teil des Werks.

IM EINKLANG SEIN Am Anfang ist das Notenblatt. Die erste Probe, die erste Annäherung an das Werk. Es ist noch ein weiter Weg, bis das Stück endlich in seiner vollen Pracht erklingt. „Es ist spannend, diese Entwicklung zu gestalten, wie ab der ersten Probe ein großartiges Konzert entsteht, wie sich das Gefüge nach und nach aufbaut“, sagt Rita Neurohr. Die Altistin singt beim Musikverein Kaiserslautern 1840 e. V., einem der ältesten Vereine der Stadt und dem wohl traditionsreichsten Chor in Kaiserslautern. Neben eigenen Projekten bringen sich die Sänger auch in die

Chorarbeit am Pfalztheater ein. Ihre nächste große Veranstaltung, für welche die Proben derzeit laufen, ist die Aufführung der „Petite Messe solennelle“ von Gioacchino Rossini im Emmerich-Smola-Saal des SWR-Studios am 1. Oktober.

Was Neurohr im Chor sucht, ist das Erleben der Musik, das Hineinwachsen in ein Stück, die Herausforderung, es für sich zu erschließen, sich mit der Melodie vertraut zu machen und es anzunehmen. Dann auch das Zusammenspiel mit den anderen Stimmen, die sich miteinander verweben und einen einzigen Klangkörper ergeben. In jeder Probe feilt die Altistin weiter an ihrer eigenen Technik, entdeckt neue Möglichkeiten, und in jeder Probe fügt sich der kollektive Klang mehr und mehr zusammen. Es ist die Erschaffung eines Ganzen, die Neurohr an der Chorarbeit fasziniert: Im Einklang sein mit sich selbst und mit anderen. „Man ist glücklich und zufrieden, wenn man sich so richtig ausgesungen hat. Man ist bei sich selbst.“ Andreas Erb

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Schnittbild: Durch die Schnitte in die Leinwand schuf Lucio Fontana eine neue Einheit von Bild und Raum; hier „Concetto spaziale attese“ aus der Sammlung des mpk (1966/67, Öl auf Leinwand, 60 x 81 cm).

Foto: Gunther Balzer, Kaiserslautern, © VG BildKunst, Bonn 2017

SCHNITTE, DIE VERBINDUNGEN SCHAFFEN Die vierte „Bestandsprobe“ des Museums Pfalzgalerie ist „Schnittstellen“ gewidmet Eine Schnittstelle, englisch Interface, bezeichnet die Übergangs- bzw. Verbindungsstelle zwischen Funktionseinheiten, zum Beispiel zwischen Bauteilen, Programmen oder Rechnern, über die Daten, respektive Signale fließen können. Sie dient der Kommunikation innerhalb eines Systems. Die vierte Präsentation der Ausstellungsreihe „Bestandsprobe” zeigt herausragende Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern des 20. und 21. Jahrhunderts aus der Sammlung des mpk, die bewusst „Schnittstellen” in den Fokus ihres Schaffens rücken. Dadurch entstanden und entstehen vielfach neue und interessante Kunstformen, die sich einer wie auch immer definierten Zuordnung entziehen. Und dies macht sie besonders reizvoll.

Nicht eindeutig festgelegt auf eine Kunstgattung, ein bestimmtes Material, eine einmal gefundene Arbeitsweise oder eine klar definierte Stilrichtung, arbeiten die Künstlerinnen und Künstler oft grenzüberschreitend. Sie experimentieren, loten aus, schaffen Verbindungen, zeigen Kontraste auf und animieren dadurch zum Hinschauen und Weiterdenken.

Im wörtlichen Sinn öffnet der Schnitt als künstlerische Arbeitsweise zum Beispiel Leinwand oder Papier und schafft so eine unmittelbare Verbindung zwischen Fläche und Raum. Lucio Fontanas berühmte Schnittbilder – die Ausstellung zeigt Fontanas „Concetto spaziale attese“ aus den Jahren 1966/67 – wiesen innerhalb der Nachkriegskunst eine neue Richtung und

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Papierschnitt von Gabriele Basch: „Bühne V (Detail)“, 2012, Lack auf Papierschnitt.

Foto: mpk, © VG Bild-Kunst, Bonn 2017

Überschneidungen in der Malerei: Bettina Blohms „One for J.C.“, 2013, Öl auf Leinwand.

Papierschnittobjekt von Christiane Haase: „Dea“, 2013, Aquarell, Tusche auf Papier.

Foto: mpk

© Christiane Haase

Foto: Gunther Balzer, Kaiserslautern

© Bettina Blohm

nahmen weitreichenden Einfluss auf kommende Generationen. Im übertragenen Sinn wirft die Ausstellung einen Blick auf vielseitige komplexe Methoden, die in unterschiedlichen Ausprägungen fließende Übergänge der Kunstgattungen aufzeigen. Konkret-konstruktivistische Arbeiten wiederum stellen mit ihren variantenreichen „Schnittstellen“ formale und kompositorische Fragen in den Mittelpunkt ihrer Aussage. Infolgedessen umfasst die Sammlungspräsentation neben Fontanas Schnittbild oder den Papierschnittarbeiten von Gabriele Basch und Christiane Haase beispielsweise auch Werke von Leo Breuer, Werner Haypeter, Camill Leberer und François Morellet.

Annette Reich

AUssTeLLUNG Schnittstellen – Bestandsprobe IV Bis 6.8.2017 Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) Museumsplatz 1 Öffnungszeiten: Di 11 – 20 Uhr, Mi – So 10 – 17 Uhr Telefon 0631 3647201 www.mpk.de

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KUNsT

Walter Moroder, Drap (Detail), 2012, Linde, Acrylfarben, Mooreiche.

Foto: mpk, © Walter Moroder

IRRITIERENDE ABWESENHEIT VON ZEIT Das mpk widmet sich dem Holzbildhauer Walter Moroder Walter Moroder steht mit seinen Holzskulpturen in der Tradition der Schnitzkunst seiner Heimat, dem Grödnertal. Tradition und Innovation spiegeln sich in einem rätselhaft anmutigen Körperausdruck der meist weiblichen Wesen sowie in der Raum-Zeit-Beziehung. Entrückte Figuren und sensible Zeichnungen verkörpern Stille und eine irritierende „Abwesenheit“ von Zeit. Der Werküberblick stellt in nuancenreichen Facetten die Auseinandersetzung des Künstlers mit der menschlichen Figur an sich vor und stellt die Frage nach Existenz und Dasein. Damit wird unter anderem die Selbstwahrnehmung in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt.

1963 in St. Ulrich in Südtirol geboren, studierte Moroder, nach seiner Lehre in der väterlichen Werkstatt, Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München. Auslandsaufenthalte führten ihn unter anderem in die USA, nach Mexiko, Guatemala und Indonesien. Seit 2001 arbeitet Moroder freischaffend.

Die lebensgroße, aus Lindenholz geschaffene Figur einer kahlköpfigen jungen Frau, bekleidet mit einem schulterfreien, langen, Falten aufwerfenden Gewand ist von einem rätselhaften Zauber umgeben. Sie trägt

den ladinischen Titel „Drap”, ist 2012 entstanden und gehört der Sammlung des mpk an. Zusammen mit anderen geheimnisvollen Skulpturen und Zeichnungen des Künstlers thematisiert sie eine gewisse Unbestimmtheit, in der Ruhe und Unruhe, Anwesenheit und Abwesenheit gleichermaßen spürbar werden. „Eine Skulptur empfinde ich als beendet, wenn ich den Zustand erreiche, der mich beunruhigt“, so Moroder.

Annette Reich AUssTeLLUNG „nzaul d‘auter“ (irgendwo anders) Skulpturen und Zeichnungen von Walter Moroder 20.5. bis 13.8.2017 Eröffnung: Freitag, 19.5.2017, 19 Uhr Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) Museumsplatz 1 Öffnungszeiten: Di 11 – 20 Uhr, Mi – So 10 – 17 Uhr Telefon 0631 3647201 www.mpk.de

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DER UNBEKANNTE POLLOCK Auch Jackson Pollocks Bruder Charles war Künstler. Ab August ist der ältere Pollock in Kaiserslautern zu entdecken.

Charles Pollock, Untitled (Post-Rome) blue green black, 1964, Öl auf Leinwand, 152,5 x 152,5 cm.

Foto und © Charles Pollock Archives

Das vielschichtige Werk des amerikanischen abstrakten Malers und Graphikers Charles Pollock ist noch weitgehend unbekannt. Dabei spiegelt es eindrücklich die Entwicklung der amerikanischen Kunst im 20. Jahrhundert wider. Der um zehn Jahre ältere Bruder von Jackson Pollock, der als der bedeutendste Vertreter des amerikanischen „Action Painting“ gilt, fand während der 1940er- bis 1960er-Jahre in facettenreichen Werkgruppen zu einer eigenen überzeugenden Handschrift. Er gelangte vom „Sozialen Realismus“ der Vorkriegszeit und der seit den 1950er Jahren in den USA entstandenen abstrakten Malerei zum „Color Field Painting“ (Farbfeldmalerei), zu dessen herausragenden Repräsentanten er gehört.

Charles Pollock wurde 1902 in Denver, Colorado, als Ältester von fünf Söhnen geboren. Sehr früh schon interessierte er sich vor allem für die mexikanische Kunst. 1926 ließ er sich in New York nieder, 1937 in Detroit und kehrte schließlich mit Frau und Tochter wieder nach New York zurück. 1971 zog er mit seiner Familie nach Paris. Dort starb er 1988.

Europäische Einflüsse, besonders Henri Matisse und Hans Hofmann, haben Charles Pollocks Schaffen ge-

prägt. Charakteristisch für seine abstrakte Malerei ist eine schrittweise Loslösung von der Form bei gleichzeitiger Erforschung der Farbeigenschaften. 1965 fasste Charles Pollock seine Intention mit den Worten zusammen: „Die Farbe – der Klang der Farbe, die Dissonanzen und die Strömungen dieses Klangs – und ihre Leuchtkraft, dies sind die Mittel, mit denen ein Dialog zwischen dem Künstler und seiner Welt möglich ist.”

Annette Reich AUssTeLLUNG Pollock der Ältere. Meister der Farbe 23.8. bis 29.10.2017 Eröffnung: Freitag, 22.8.2017, 19 Uhr Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) Museumsplatz 1 Öffnungszeiten: Di 11 – 20 Uhr, Mi – So 10 – 17 Uhr Telefon 0631 3647201 www.mpk.de

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LUST AUF KUNST?!

Bildungsangebote im mpk

Genaue Betrachtung: Bei Führungen werden Stücke der vielfältigen mpk-Sammlung erläutert. © mpk

Selbst kreativ zu werden, macht Spaß: beim Kinderkunstkurs im Museum Pfalzgalerie. © mpk

In jedem Alter ist es eine besondere Erfahrung, eigene Fähigkeiten und Talente zu entdecken. Das mpk bietet deshalb Workshops für alle Altersgruppen an, vom Vorschulkind bis zum Erwachsenen. Dabei ist es auch ganz ohne Vorkenntnisse möglich, mit Hilfe von Material und Technik eigene Zeichnungen, Bilder und Skulpturen entstehen zu lassen. Selbst kreativ zu werden, erleichtert zudem oft den Umgang mit der Kunst der „Profis“: Manches versteht man erst, wenn man es selbst ausprobiert hat. Anregungen liefert die Kunst vor Ort, in den Sonderausstellungen und der hauseigenen Sammlung mit herausragenden Werken vom Barock bis zur Gegenwart.

Während einer Familienführung entdecken Kleine und Große ihren eigenen Zugang zur Kunst. Und danach geht es ab ins Atelier, um selbst tätig zu werden. Jeden ersten Dienstag im Monat kann man um

19 Uhr seinen Feierabend mit einer unterhaltsamen Führung zu markanten Werken der Kunstgeschichte beginnen: Bei „Art after Work“ wird anschließend bei einem Glas Sekt oder Saft weiter diskutiert. Die Kunstexperten stehen dann in geselliger Runde für Fragen zur Verfügung.

Gäste aus allen Bereichen der Kunstszene – von jungen Nachwuchskünstlern bis zu renommierten Malern, von Galeristen bis hin zu Sammlern – kann man beim Künstlerstammtisch kennenlernen. Die Themen sind hier so vielfältig wie das Spektrum der Gäste. Zu Kunst und Kulinarischem lädt das mpk darüber hinaus von Januar bis November an jedem letzten Sonntag im Monat: Das Kunst(früh)stück verbindet das moderierte Kunsterlebnis mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffet.

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Dazu kommen die klassischen Gespräche, während derer Kunstexperten regelmäßig Werke aus der Dauerausstellung und den Sonderausstellungen des Museums erläutern. Und bei der Führung Bild des Monats steht an jedem ersten Samstag im Monat ab 15 Uhr ein Werk aus der mpk-Sammlung im Fokus.

Nach dieser intensiven Bildbetrachtung gibt es beim anschließenden „Treffen mit Freunden“, je nach Saison und Thema, Kaffee und Kuchen, Glühwein oder Cocktails. (red)

Das Veranstaltungsformat Art and Taste stellt Tradition, Qualität und Geschmack der Handwerkskunst von gestern und heute auf den Prüfstand. Da ging es in der Vergangenheit etwa bereits um das Baumkuchenbacken, die österliche Schokoladengießerei oder um das Handwerk im Digitalzeitalter.

INFO Mehr über die museumspädagogischen Angebote des Museums Pfalzgalerie Kaiserslautern erfährt man auf der Homepage www.mpk.de unter der Rubrik „Sehen & Erleben“.

11. Kaiserslautern Classics 17. Juni 2017

Historische Fahrzeuge

11. Kaiserslautern

Old- & Youngtimer · Motorräder Traktoren · Rettungsfahrzeuge

Faszination Oldtimer C TRIFELS HISTORI YE LL RA C A D A 6. : 16. + 17. Juni in der Westpfalz

17. Juni 2017 ab 10:00 Uhr

Live-Musik

50er, 60er, 70er Jahre Rock `n` Roll in der City HISTORIC

2017

6. ADAC Rallye Trifels Historic in der Westpfalz 16. - 17. Juni 2017 Kaiserslautern Innenstadt

Traktorenausstellung TÜV Rheinland-Gelände

Infos: www.kaiserslautern.de • www.kaiserslautern-classics.de • www.rallye-trifels.de

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Noch nicht so richtig in Deutschland angekommen: der Maler Youssef Hag Ebrahim an seiner Staffelei. © privat

„ E S I S T D O C H M E I N E H E I M AT ! “ Geflüchtete Künstler I: Youssef Hag Ebrahim, ein Maler aus Syrien

Wenn Hager Andoura von ihrem früheren Leben in Syrien erzählt, ist das eine fröhliche Geschichte: Sie, ihr Mann Youssef und ihre Söhne Mohammad und Ahmad lebten in einem Haus mitten in Damaskus. Es war ein schönes Haus und es war ein schönes Leben. Hager arbeitete als Schulpsychologin an einer Mädchenschule, Youssef hatte ein Büro für Medien- und Werbedesign und war darüber hinaus als Künstler eine bekannte Größe in seinem Land. Die Bilder von Youssef Hag Ebrahim, Jahrgang 1963, Mitglied der „Arts Association Syria“, waren seit den 1990er Jahren auf vielen Ausstellungen zu sehen, und das nicht nur in Syrien, sondern auch in den Arabischen Emiraten. Seine Motive fand der Maler in den Straßenszenen von Damaskus, „seiner“ Stadt, und in den Landschaften Syriens. Auch Porträts und die Facetten der orientalischen Kultur waren sein Thema. Seine Schaffenskraft offenbarte sich jedem Besucher, der das Haus der Ebrahims betrat, denn es hing voll mit Youssefs Bildern. „Wenn es mir gut geht, male ich – ich kann nur malen, wenn es mir gut geht“, meint er leise lächelnd.

2014 entschied die Familie, dem Krieg in Syrien zu entfliehen. Erste Station der Flucht war Ägypten.

Youssef fand in der Werbebranche Arbeit als Freiberufler, Hager arbeitete bei der Kinderrechtsorganisation „Save the Children“. Doch die Familie wollte nicht in Ägypten bleiben, es sollte weitergehen. Weil das Geld nicht reichte, um die Schlepper für alle vier zu zahlen, zog Hager mit Mohammad und Ahmad zunächst allein los, setzte sich mit ihren Kindern auf eines der Boote, die Flüchtende über das Mittelmeer nach Italien und somit nach Europa bringen, und schlug sich weiter durch bis nach Deutschland. „Im Herbst 2014 kamen wir in Kaiserslautern an, und im Vergleich zu heute war da bei weitem nicht so viel an Hilfsangeboten“, schildert Hager die Situation.

Hager kämpfte sich nahezu allein durch den Dschungel der deutschen Verwaltung und Sprache. „Mein bester Freund war damals mein Handy", erzählt sie.

Dort waren die Bilder ihrer Freunde und Verwandten gespeichert, dort fand sie Infos über alles, was

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sie wissen musste über Deutschland, und es war ihr dünner Faden zu ihrem Ehemann, der weiterhin in Ägypten ausharrte. Hager fand eine Anstellung in der Flüchtlingsarbeit des Arbeits- und Sozialpädagogischen Zentrums Kaiserslautern (ASZ) und betreut nun unbegleitete minderjährige Geflüchtete in der Unterkunft Galappmühle. Auch ist sie mittlerweile raus aus der Wohneinheit, wo sie zu Beginn wohnte, und hat eine eigene Wohnung gefunden, was sie glücklich macht. Hager und ihre Jungs haben sich gut in das Leben in Deutschland eingefunden, die Probleme von Mohammad und Ahmad sind die ganz normaler Jugendlicher: Schule, Hausaufgaben, das Leben mit den Kumpels. Was sie werden wollen? „Informatiker“, strahlt der eine, „Tierarzt“, verrät der andere seinen Herzenswunsch.

Hagers Antrag auf Asyl wurde anerkannt, und so konnte Youssef im Zuge des Familiennachzugs im Juni 2015 endlich ebenfalls nach Deutschland kommen. Die Familie ist nun wieder zusammen. Doch tut sich Youssef, anders als seine Jungs, schwer mit dem neuen Land und der Sprache. Ihm fehlt „sein“ Land, „seine“ Stadt. Ein Bild steht auf der Staffelei in der Wohnung, das Bildnis einer Frau, zurückhaltend die Linienführung. Zu gern möchte man das Porträt

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in Vollendung sehen, doch kommt Youssef nicht so recht weiter. Einen Job bräuchte er, eine regelmäßige Struktur, damit es ihm besser ginge. Oder die Aussicht auf eine Ausstellung. Das wäre gut.

Doch ein paar Bilder sind bereits seit seiner Ankunft in Deutschland entstanden, sie waren im Dezember in den Räumlichkeiten des ASZ sowie in der Kaiserslauterer Kirche St. Martin ausgestellt. Es sind Reminiszenzen an sein Leben in Syrien. Einige Gemälde zeigen Szenen aus der Altstadt von Damaskus, andere geben Landschaften wieder. Die Farben lassen die Wärme und die Sonne Syriens spüren.

Was geschah mit Youssefs Bildern in Syrien? „Sie wurden zerstört oder schlichtweg geklaut“, empört sich Hager. Auch die Erfahrung, wie zynisch in ihrem Heimatland mit Kunst umgegangen wird, ist schlimm für die beiden. Würde Youssef Hag Ebrahim trotzdem wieder nach Syrien zurückkehren wollen, wenn es je die Möglichkeit dazu gäbe? „Ja“, kommt die Antwort spontan und aus tiefstem Herzen, „es ist doch meine Heimat!“ Sabine Michels

Erinnerungen an die syrische Heimat: Youssef Hag Ebrahims Gemälde zeigen oft „Die Straßen von Damaskus“, 2016. © Y. H. Ebrahim

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WANDERER ZWISCHEN D E N W E LT E N Zum Komponisten Nader Mashayekhi und seiner Oper „Neda – Der Ruf“, die ab 23. April am Pfalztheater zu sehen ist

Bühnenbildentwurf von Thomas Dörfler. © Pfalztheater

Er ist ein Wanderer zwischen den Welten und ein musikalischer Brückenbauer zwischen den kulturellen Traditionen Persiens und Europas. Mit nicht wenig Selbstbewusstsein sagte er einmal über sich: „Es gibt zumindest einen Punkt, an dem westliche Avantgarde und persische Musik zusammenkommen, und das bin ich.“ Der iranische Komponist Nader Mashayekhi wurde am 26. November 1958 in Teheran geboren. Er entstammt einer Schauspielerfamilie und entwickelte früh Interesse für Kunst in all ihren Ausdrucksformen, egal ob Malerei, Film, Literatur oder eben Musik.

Auch im Iran vor der islamischen Revolution von 1979 war es sicher ungewöhnlich, dass ein Jugendlicher mit Beckett und Sartre aufwuchs. Mashayekhi begann am Konservatorium in Teheran ein Klavier- und Tonsatzstudium, das er ab 1978 in Wien an der Uni-

versität für Musik und darstellende Kunst fortsetzte. Seine Lehrer in Wien waren unter anderem Roman Haubenstock-Ramati für Komposition, Richard Österreicher für Dirigieren und Dieter Kaufmann für elektroakustische Komposition.

1989 gründete Nader Mashayekhi das „Ensemble Wien 2001“ (heute: Ensemble Wien 21. Jahrhundert), dessen Programme mit der Konfrontation von historischen, traditionellen und avanciert zeitgenössischen musikalischen Werken er maßgeblich mitgestaltete.

Stets suchte er den Austausch und die Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern, vor allem auch mit Video-Künstlern, etwa in seiner Komposition „Exposé“ für Ensemble und Videoprojektionen (1993) und in seiner Multimediaoper „Malakut“ nach einer Novelle von Bahrem Sadeghi, die 1997 im Rahmen des Festivals „Wien modern“ uraufgeführt wurde. In

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späteren Werken griff Mashayekhi verstärkt seine persischen Wurzeln auf, etwa in seinen Liedern nach Texten der persischen Dichterin Farugh Farrochsad oder in seinem Streichquartett „1+eine Nacht“, bei dem er stilisierte persische Schriftzeichen in seine Notation einbezog.

Umgekehrt versuchte Nader Mashayekhi aber auch immer wieder europäische Musiktraditionen in das iranische Musikleben zu tragen. Im März 2006 wurde Mashayekhi zum Chefdirigenten des Teheraner

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Mashayekhi über die Jahre hinweg zeitgenössische Komponisten wie John Cage, Arvo Pärt, Morton Feldman und Frank Zappa erstmalig im Iran zur Aufführung bringen, aber auch Werke von Gustav Mahler oder Johann Sebastian Bach vorstellen. Nachdem Wien für viele Jahre sein Lebensmittelpunkt war, lebt Nader Mashayekhi aktuell wieder in Teheran und ist dort neben seiner Kompositionsarbeit als Lehrer an verschiedenen Hochschulen tätig.

Von Wien zurück nach Teheran: der Komponist und Dirigent Nader Mashayekhi. © privat

Symphony Orchestra ernannt, in dessen Konzertprogrammen sogar Mozart, Beethoven und Tschaikowski Ausnahmeerscheinungen des Repertoires waren.

Bereits im Juli 2007 wurde Mashayekhi vom iranischen Ministerium für Kultur und islamische Führung wieder von seiner Aufgabe entbunden. Gleichwohl folgte der Komponist und Dirigent weiter der Vision eines kulturellen Brückenbauers und gründete das Junge Philharmonische Orchester Teheran, ein Jugendorchester, das sich der modernen Musik verpflichtete. Dank seiner Beharrlichkeit konnte

Mit Mashayekhis „Neda – Der Ruf“ kommt erstmalig eine Oper eines iranischen Komponisten am Pfalztheater zur Aufführung. Auch in diesem Werk verbinden sich persische Musiktraditionen – insbesondere in den Instrumental- und Chorpassagen – mit der europäischen Kunstform Oper. Der Stoff führt in die Welt des mittelalterlichen persischen Dichters Nizami, des Autors berühmter Liebesepen und Märchen, die auch in deutscher Übersetzung eindrucksvolle Zeugnisse großer Literatur darstellen.

Die Opernhandlung nach einem Libretto von Nadja

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lenbild der Frau in der islamischen Gesellschaft. Der Titel der Oper erinnert an die Studentin Neda AghaSoltan, die im Juni 2009 vermutlich von Milizen des iranischen Staatspräsidenten Ahmadinedschad bei einer Demonstration in Teheran erschossen wurde.

Dieses Ereignis bildet die gedankliche Folie der Handlung, ohne konkret auf der Bühne erzählt zu werden.

Der Name „Neda“ bedeutet im Persischen „Ruf“ oder „Stimme“. Den Frauen in der iranischen Gesellschaft wird also durch diese Oper eine Stimme verliehen.

Historischer Held: Der persische Dichter Nizami (oder Nezami), der im 12. Jahrhundert lebte, reflektiert in „Neda“ die Rolle der Frau in der islamischen Gesellschaft. © David Chamberlain

Kayali und Angelika Messner erzählt, wie der Dichter Nizami als Belohnung für eine gelungene Geschichte von seinem Fürsten die Sklavin Apak als Geschenk bekommt. Nizami ist beeindruckt von ihrer Klugheit und ihrem Selbstbewusstsein, er verliebt sich in sie, nimmt aber nicht mit Gewalt von ihr Besitz, sondern respektiert sie als Frau. Der patriarchalen Männerwelt ist Apak jedoch ein Dorn im Auge. Sie wird schließlich von den dogmatisch verblendeten Wahrern der Macht vergiftet. In seinen Dichtungen versucht Nizami nun zu einer neuen fortschrittlichen Sicht auf die Rolle der Frau zu kommen und erfindet Frauengestalten wie Turandot, Nuschabe und Fitna.

Nader Mashayekhis 2010 in Osnabrück unter großem Interesse von Publikum und Medien uraufgeführte Oper beschäftigt sich durch den literarischen Rückgriff äußerst differenziert und sensibel mit dem Rol-

Am Pfalztheater wird Holger Müller-Brandes die Oper in Szene setzen. Bewusst sucht er die Perspektive, mit der wir aus Deutschland auf ein für uns zumeist fremdes Land schauen, und erspürt Anknüpfungspunkte aus der neueren Geschichte, die diesen Blick lenken. Seine Inszenierung wird in einer Bühneninstallation von Thomas Dörfler spielen, bei der auch die Blickperspektiven umgedreht werden und das Orchester auf der Bühne sitzt. Auf diese Weise wird Nader Mashayekhis durchaus klangsinnliche und vielfarbige Musik zu einem greifbaren Ereignis.

Andreas Bronkalla

INFO Neda – Der Ruf Oper von Nader Mashayekhi (Text von Nadja Kayali und Angelika Messner) Musikalische Leitung: Rodrigo Tomillo Inszenierung: Holger Müller-Brandes Bühne: Thomas Dörfler Kostüme: Astrid Noventa Chor: Johannes Köhler Pfalztheater Kaiserslautern Premiere: Sonntag, 23.4.2017, um 19.30 Uhr Weitere Vorstellungen: 26.4., 3.5., 20.5., 10.6., 13.6. und 29.6. jeweils um 19.30 Uhr Karten: Telefon 0631 3675209 www.pfalztheater.de

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„Die Spieler sollen lernen, dem Publikum nichts vorzuspielen“: Für das Theaterprojekt zu Aischylos „Schutzflehenden“ arbeitet Regisseurin Yvonne Kespohl auch mit jugendlichen und erwachsenen Laiendarstellern. © Pfalztheater

SCHUTZFLEHENDE, SCHUTZBEFOHLENE „Begegnungen!“ in Zeiten der Flüchtlingsdebatte – Ein Schauspielprojekt mit Bürgerinnen und Bürgern

Am 13. Mai feiert ein spannendes Projekt des Pfalztheaters Kaiserslautern Premiere. Bereits in den letzten vier Jahren standen Laien und professionelle Künstler des Theaters bei den „Begegnungen!“ in jeder Spielzeit einmal gemeinsam auf der Bühne. Nach einem Tanzprojekt, einem Side-by-Side-Konzert, einem großen Chorwerk und einer Kinderoper werden in diesem Jahr rund 35 Bürgerinnen und Bürger der Stadt und der Region erstmals zusammen mit den Schauspielern des Pfalztheater-Ensembles und dem „Jungen Theater“ ein Stück erarbeiten. Die antike Tragödie „Die Schutzflehenden“ von Aischylos wird dafür mit dem 2013 veröffentlichten Text „Die Schutzbefohlenen“ von Elfriede Jelinek in Verbindung gesetzt.

Die thematische Klammer ist evident: In seinem Drama „Die Schutzflehenden“ (um 470 v. Chr.) beschreibt Aischylos die Ankunft der 50 geflohenen Danaidentöchter in Argos, wo sie um Asyl bitten.

Der dortige König Pelasgos gerät in einen Konflikt, denn auf der einen Seite muss er Schutzsuchenden aus heiligem Recht Asyl gewähren, auf der anderen Seite riskiert er Unruhen im eigenen Volk und einen möglichen Krieg mit dem Herkunftsland der Frauen. In den „Schutzflehenden“ formuliert ein antiker Schriftsteller also zum ersten Mal in klaren Worten den gesellschaftlichen Umgang mit Geflüchteten, was Elfriede Jelinek als Ausgangspunkt für ihr eigenes Stück „Die Schutzbefohlenen“ nahm. In ihrem

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vielstimmigen Sprachkunstwerk schreibt sie Aischylos in der Jetztzeit fort und thematisiert unseren heutigen Umgang mit den Themen Flucht und Vertreibung.

Regie bei dieser fünften Ausgabe der „Begegnungen!“ führt Yvonne Kespohl, die seit der Spielzeit 2013/14 das „Junge Theater“ des Pfalztheaters leitet und dadurch Erfahrung in der Arbeit mit Theateramateuren hat. Mit LUTRA sprach die Regisseurin über das neue Schauspielprojekt: LUTRA: Frau Kespohl, bei „Begegnungen!_ 5“ arbeiten sie unter anderem mit Bürgerinnen und Bürgern aus Kaiserslautern. Welche besonderen Anforderungen stellt die Arbeit mit Laien an Sie als Regisseurin?

Yvonne Kespohl: Besonders wichtig ist es, dass die Laien einen Blick entwickeln. Nicht nur für das Theater im Allgemeinen, sondern auch einen Blick auf die

etentes und komp s e utern. s ö ri e Ihr s Kaisersla in r te n e C n Immobilie

Mitspieler und sich selbst auf der Bühne. Zuerst versuche ich deshalb immer eine Art Bewusstsein für den eigenen Körper und die Stimme auf der Bühne zu schaffen. Dann geht es natürlich viel um das Miteinander-Sein: miteinander zu spielen, aufeinander zu achten und einander anzuschauen. Zur Übung gehört für mich auch immer das Theaterschauen – viel anschauen und darüber reden. Außerdem ist es mir wichtig, dass alle Spieler auf der Bühne eine gewisse Ehrlichkeit entwickeln. Das heißt ganz simpel, dass man im Spiel immer versuchen muss, im Moment zu sein. Es funktioniert nicht, eine Emotion oder eine Reaktion künstlich zu produzieren. Die Spieler sollen lernen, dem Publikum nichts vorzuspielen, sondern ganz natürlich auf der Bühne zu agieren.

LUTRA: Und wie gehen Sie das an?

Kespohl: Bevor ich mit der eigentlichen Arbeit am

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LUTRA: Wo liegt Ihrer Meinung nach das Potenzial einer professionell geführten Theaterarbeit mit Laien?

Antiker Flüchtlingsdramatiker: Schon der griechische Tragödiendichter Aischylos machte das Asylrecht zum Thema eines Theaterstücks. © frei

Stück beginne, absolvieren alle Spieler Workshops, die genau diese Fähigkeiten fördern. Dabei kann ich auf die Stärken und Schwächen der einzelnen Spieler eingehen. Da geht es um Körpertraining, Beweglichkeit und Ausdruck, um Stimme und Lautstärke, ganz generell um Präsenz in einem Raum.

Kespohl: Neben dem Spaß ist es mit Sicherheit die gute Erfahrung, bei einem solchen Projekt dabei gewesen zu sein und es bis zur Premiere durchgezogen zu haben. Es ist zum Beispiel oft so, dass sich tatsächlich sehr schüchterne oder zurückhaltende Jugendliche beim „Jungen Theater“ anmelden, was mich manchmal erst einmal stutzig macht. Irgendetwas treibt sie aber anscheinend dazu, auf der Bühne stehen zu wollen. Vor so vielen Leuten zu stehen und zu sprechen, schon das allein erfordert einen gewissen Mut. Das Training im „Jungen Theater“ führt im besten Falle dazu, dass das Sprechen vor Menschen nicht einschüchtert, sondern im Gegenteil sogar Spaß macht. Und egal, wofür sich die Jugendlichen später entscheiden – manche fassen den Plan, Schauspieler werden zu wollen, andere werden Juristen, Lehrer oder sonstiges: sie profitieren von der Erfahrung, sich präsentieren zu können, keine Scheu zu haben, vor einer Gruppe von Fremden zu sprechen und auch einen Standpunkt zu vertreten.

Außerdem glaube ich, dass alle, die mal Theaterluft geatmet haben, dem Theater an sich auf die eine oder andere Art treu bleiben.

Interview: Melanie Pollmann INFO Begegnungen!_5: Die Schutzflehenden | Die Schutzbefohlenen

LUTRA: Worin unterscheidet sich für Sie die Arbeit mit Profis von der mit Laien?

Texte von Aischylos und Elfriede Jelinek Inszenierung: Yvonne Kespohl Ausstattung: Mariam Haas und Lydia Huller

Kespohl: Wenn ich mit Laien arbeite, denke ich manchmal: „Das wäre jetzt so einfach mit ausgebildeten Schauspielern!“ Aber wenn ich dann wieder mit Profi-Schauspielern arbeite, vermisse ich oft die Unmittelbarkeit, das Pure und Reine, das etwa die jugendlichen Laienspieler des „Jungen Theaters“ mitbringen.

Pfalztheater Kaiserslautern Premiere: Samstag, 13.5.2017, um 19.30 Uhr Weitere Vorstellungen: 16.5. und 18.5. jeweils um 19.30 Uhr Karten: Telefon 0631 3675209 www.pfalztheater.de

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„AKTIVEN ZUGANG ZUM T H E AT E R E R M Ö G L I C H E N “ Was macht eigentlich eine Theaterpädagogin? – Vier Fragen an Katja Bach

Mittendrin, statt nur dabei: Theaterpädagogin Katja Bach in Aktion. © Pfalztheater

Einen stetig wachsenden Bereich am Pfalztheater Kaiserslautern stellt die Theaterpädagogik dar. Mit rund 5000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern pro Spielzeit in Workshops verschiedenster Art, in Spielgruppen, Ferienkursen oder Aktionstagen ist die Nachfrage offenkundig groß. Seit 2012 leitet Katja Bach die Theaterpädagogik am Pfalztheater. Worin genau ihr Job besteht, erläutert sie im LUTRA-Interview.

LUTRA: Frau Bach, wie würden Sie in wenigen Worten die Aufgabe theaterpädagogischer Arbeit umreißen?

Katja Bach: Die Theaterpädagogik ist eine Schnittstelle zwischen dem Theater und dem Publikum.

Ziel ist es, das Theater zu öffnen, die Arbeit hinter den Kulissen transparent werden zu lassen, Hemmschwellen abzubauen und einen aktiven Zugang zum Theater zu ermöglichen – durch verschiedenste Angebote. Das sind zum Beispiel Backstage-Führungen, Vor- und Nachbereitungen oder Spielgruppen. Dazu gehört die komplette Organisation mit Konzeption und Durchführung aller theaterpädagogischen Formate, Kontaktaufbau und -pflege zu Kooperationspartnern, die Redaktion von Printmaterialien und Newslettern, der Kontakt zu den Produktionsteams und den diversen Abteilungen des Theaters. Die theaterpädagogische Arbeit ist also sehr abwechslungsreich.

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LUTRA: Richtet sich die Theaterpädagogik nur an Kinder und Jugendliche?

Bach: Nein! Theaterpädagogen leiten Menschen jeglichen Alters an und richten sich mit ihren Angeboten an sämtliche Zielgruppen. Eine Kernaufgabe ist die Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen. Ich bereite zum Beispiel Kitagruppen und Klassen aller Schulformen auf ihren Theaterbesuch vor, unterstütze beziehungsweise leite Schultheatergruppen oder begleite Projektklassen. Zudem biete ich Fortbildungsreihen für Lehramtsanwärter, Seminare für Arbeitnehmer und Führungskräfte an oder führe Theaterprojekte mit Auszubildenden von Firmen durch. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Mitmachangebote, die sich an alle Menschen richten, die gerne in ihrer Freizeit Theater spielen wollen. Das sind Ferienangebote, Theaternachmittage oder Spielgruppen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Dazu zählen auch das Schultheatertreffen und das Tanzschulfest. Das Theater ist offen für alle!

LUTRA: Wie hat man sich einen vorbereitenden Workshop zu einem Schauspiel wie zum Beispiel „Die Physiker“ vorzustellen? Was machen Sie da anders als etwa ein Dramaturg in einem vorbereitenden Gespräch mit einer Schulklasse?

Bach: In einem vorbereitenden Workshop nähern sich die Schüler einem Stück ganz praktisch. Neben Informationen zu Bühnenbild, Kostümen und Besonderheiten der Inszenierung werden die Themen und Figuren spielerisch erarbeitet, erprobt und erlebbar gemacht. Anhand von Rollenkarten hauchen die Schüler den Charakteren Leben ein und erarbeiten über Handlungskarten kurze Szenen und Standbilder, welche anschließend auch präsentiert werden.

So bekommen die Schüler einen intensiven Bezug zum Stück und zur jeweiligen Inszenierung. Der Fokus dieser Workshops kann aber ganz unterschiedlich gestaltet sein.

LUTRA: Sie sind nun im fünften Jahr Theaterpädagogin am Pfalztheater. Was waren in dieser Zeit für Sie herausragende Momente in Ihrer Arbeit?

Bach: Es sind ganz viele kleine wunderbare Momente, an die ich mich gerne erinnere und an denen ich beruflich und persönlich gewachsen bin. Da ich in alle Projekte immer sehr viel Herzblut lege, mag ich sie auch alle. Ganz besonders präsent ist mir aber bis heute die erste Ausgabe unserer Reihe „Begegnungen!“. Das war meine erste große Aufgabe hier am Pfalztheater und hat mich nachhaltig beeindruckt.

Es kamen die unterschiedlichsten Menschen mit den verschiedensten Hintergründen zusammen.

Teilnehmer zwischen sechs und 68 Jahren, mit und ohne körperliche Beeinträchtigung, tanzten gemeinsam mit Profis zusammen zu Verdis „Requiem“, das live gespielt und gesungen wurde. Es herrschte eine unglaublich kreative und vorurteilslose Atmosphäre, was die Arbeit so intensiv und schön machte. Man war ganz nah an anderen Menschen dran und kam sich auch selbst ein Stück näher. Das war wirklich toll!

INFO Weitere Informationen zum theaterpädagogischen Angebot des Pfalztheaters gibt es auf der Homepage www.pfalztheater.de unter der Rubrik „Pädagogik“.

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Der junge Pianist Frank Dupree: Er ist der Solist in Edvard Griegs fulminantem Klavierkonzert, das hörbar Bezug nimmt auf das ebenfalls in a-moll notierte Klavierkonzert von Robert Schumann. © Sebastian Heck

SCHUMANN-REMINISZENZEN Krankenaktenmusik, Norweger-Hit und Jahrhundertwende-Sinfonik mit der Staatsphilharmonie

Im Sinfoniekonzert der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz am 21. April in der Fruchthalle erklingen Edvard Griegs Klavierkonzert op. 16, Aribert Reimanns „Schumann-Fragmente“ sowie die Sinfonie Nr. 1 von Ernest Chausson. Der 1936 in Berlin geborene Reimann ist einer der wichtigsten Komponisten der Gegenwart, allerdings kein Vertreter der seriellen Musik, sondern vielmehr vom Expressionismus beeinflusst. In seinen „Sieben Fragmenten für Orchester“ beschäftigt er sich mit Robert Schumanns letztem Werk, den sogenannten „Geistervariationen“ für Klavier. Diese schuf der von Wahnvorstellungen gequälte Komponist unmittelbar ehe er im März 1854 auf eigenen Wunsch in die Nervenheilanstalt in Endenich bei Bonn eingeliefert wurde. Schumanns behandelnder Arzt führte ein Heft über den Krankheitsverlauf seines Patienten, welches 1988 in die Hände Aribert Reimanns kam und ihn zu seinem Werk inspirierte. In den etwa 15

Minuten währenden Orchesterfragmenten bezieht sich Reimann auf den lyrischen Charakter von Schumanns Variationsthema.

Während seines Studiums hörte der norwegische Komponist Edvard Grieg (1843–1907) Clara Schumann das Klavierkonzert ihres Mannes spielen und war beeindruckt. In seinem eigenen, von Beginn an beim Publikum sehr beliebten Klavierkonzert in a-moll nimmt Grieg hörbar Bezug auf Schumann, und das nicht nur durch die gleiche Tonart.

Ernest Chausson (1855–1899) ist einer der bedeutendsten französischen Komponisten des späten 19.

Jahrhunderts. Er war wesentlich von seinem Landsmann César Franck und von Richard Wagner beeinflusst, gleichzeitig bereitete sein Schaffen den Weg für den französischen Impressionismus à la Claude Debussy. Chaussons einzige vollendete Sinfonie –

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sie entstand 1890 – wird heute als Meisterwerk des Komponisten angesehen, der bei einem Fahrradunfall ums Leben kam.

Solist im Grieg-Konzert ist der junge, 1991 in Rastatt geborene Pianist Frank Dupree, der 2014 den Deutschen Musikwettbewerb in Bonn gewann. Der aus Argentinien stammende Dirigent Alejo Pérez hat die musikalische Leitung.

Christoph Dammann INFO

Stammt aus Argentinien: Dirigent Alejo Pérez. © Ishika Michoka

Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Freitag, 21.4.2017, 20 Uhr Fruchthalle Kaiserslautern Karten: Telefon 0631 365 - 2316 www.fruchthalle.de

Wir machen das für Sie.

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Von Danzi bis Nielsen: das AcelgaQuintett spielt Bläserkammermusik. © Franziska Gilli

B E S E E LT E K L Ä N G E , T Ö N E N D E R AT E M Bläserkammermusik mit dem Acelga-Quintett Das letzte Kammerkonzert der laufenden Saison am 4. Mai in der Fruchthalle ist ein beschwingter sommerlicher Ausklang in klassischer BläserquintettBesetzung. „Acelga“ – das ist nicht nur die spanische Bezeichnung für das vitaminreiche Mangold-Gemüse, sondern auch der Name einer ebenso energiegeladenen Formation. Innerhalb kurzer Zeit hat sich das 2012 gegründete Acelga-Quintett als eines der führenden Bläserensembles seiner Generation etabliert. Seitdem es 2013 beim Deutschen Musikwettbewerb in Stuttgart mit einem Stipendium des Deutschen Musikrats bedacht wurde und sich im darauffolgenden Jahr beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD einen dritten Platz erspielte, gastiert das Quintett regelmäßig bei Konzertreihen und Festivals in ganz Deutschland sowie im Ausland. Zahlreiche Live-Mitschnitte und Rundfunkaufnahmen bei diversen Sendern dokumentieren darüber hinaus seinen exzellenten Ruf. Für die Fruchthalle kombinieren Hanna Mangold (Flöte), Sebastian Poyault (Oboe), Julius Kircher (Klarinette), Antonia Zimmermann (Fagott) und

Amanda Kleinbart (Horn) das 1922 komponierte, neoklassizistisch angehauchte Bläserquintett des Dänen Carl Nielsen sowie ein entsprechendes Opus des 1763 in Schwetzingen geborenen Mozart-Zeitgenossen Franz Danzi mit einer kammermusikalischen Fassung der „Zauberflöten“-Ouvertüre. Dazu kommen noch „Drei kurze Stücke“ von Jacques Ibert, Zemlinskys „Humoreske“ und, last but not least, die reizvoll zwischen sehnsüchtigen Kantilenen und kecker Rhythmik oszillierende „Summer Music“ des Amerikaners Samuel Barber.

Christoph Dammann

INFO Acelga-Quintett Donnerstag, 4.5.2017, 20 Uhr Fruchthalle Kaiserslautern Karten: Telefon 0631 365 - 2316 www.fruchthalle.de

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Hat ein Divertimento des Gluck-Zeitgenossen Florian Leopold Gassmann ausgegraben: Oboist Veit Stolzenberger. © Eiji Yamamoto

„ZUGLEICH ANSPRUCHSVOLL UND ANGENEHM“ Musiker der Deutschen Radio Philharmonie auf der Suche nach Raritäten der klassischen Bläser-Kammermusik

Für die kommenden Ensemblekonzerte der Deutschen Radio Philharmonie im SWR Studio Kaiserslautern haben sich der Oboist Veit Stolzenberger und der Klarinettist Stefan Zillmann auf die Suche nach nichtalltäglichem Repertoire begeben. Ob und wo sie fündig wurden, erzählen die Musiker im Interview, das SR2Redakteurin Nike Keisinger für LUTRA führte.

Nike Keisinger: Welche Ideen schwebten Euch bei der Zusammenstellung der Programme vor?

Stefan Zillmann: Das Programm „Lieblingstonart Es-Dur“ entstand rund um das Mozart-Quintett KV 452. Wir kombinieren es mit Werken, die ungefähr aus der gleichen Zeit sind – das Quartett von Carl Stamitz ist ein bisschen älter, das Quintett von Friedrich Witt ein bisschen jünger.

Veit Stolzenberger: Ich habe zum ersten Mal ein Programm für Kaiserslautern vorgeschlagen, und man hat mir gesagt, das Publikum sei an Stücken interessiert, die zugleich anspruchsvoll und angenehm zu hören sind. Deshalb hab‘ ich mich mal in der klas-

sischen und vorklassischen Musik umgeschaut. Das Divertimento von Gassmann stand schon lange auf meiner Wunschliste, obwohl es nicht im Druck vorliegt.

Im Staatsarchiv Wien bin ich dann fündig geworden.

Keisinger: Gassmanns Divertimento ist also eine echte Premiere, bisher weder gedruckt noch eingespielt.

Aber wer war Florian Leopold Gassmann eigentlich?

Stolzenberger: Gassmann ist eine spannende Figur.

Schon vor Mozart hat er in Wien eine ganz wichtige Rolle gespielt. Gluck hatte ihn zu seinem Nachfolger als kaiserlicher Hofkapellmeister ausgewählt.

Keisinger: In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erlebt die Bläserkammermusik ja eine spannende Zeit, da entwickeln sich neue Formen und Gattungen – auch mit hohem Anspruch …

Zillmann: Carl Stamitz ist ein Komponist, der viel für Bläser geschrieben hat – Konzerte und Kammermusik.

Mozart hat in Mannheim, wo Stamitz tätig war, die Klarinetten im Orchester gehört und schrieb darauf-

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hin sinngemäß an seinen Vater: „Ach, wenn wir nur Klarinetten hätten ...“. Diese gab‘s in der Salzburger Hofkapelle nicht, das war in Mannheim ein Novum.

Stamitz‘ Quartett op. 8 Nr. 2, welches das Konzert am 25. Juni eröffnet, ist ein sehr spielfreudiges Stück und mit Oboe, Klarinette, Horn und Fagott besetzt.

Aus solchen Besetzungen hat sich das klassische Holzbläserquintett entwickelt.

Keisinger: Die Oboe ist ja in der klassischen und romantischen Kammermusik nicht so häufig mit Streichern im Einsatz – wohl üblicher sind reine Bläserstücke mit anderen Holzbläsern in allen möglichen Kombinationen.

Stolzenberger: Nun, da gibt es schon einiges.

Allerdings war die Oboe kein so weit verbreitetes Dilettanteninstrument wie die Flöte. Sie war schwierig zu spielen, man musste viel üben und immer für Rohrholz sorgen. Die Oboisten haben in den Harmoniemusiken, in den Bläserkapellen, deutlich mehr verdient als ihre Streicherkollegen.

Keisinger: Kammermusik zu spielen, ist mit viel zusätzlichem Engagement verbunden. Was genau macht für Euch den Reiz der Ensemblekonzerte aus?

Stolzenberger: Eigentlich, dass jeder mit jedem aus dem Orchester zusammen spielen kann. In der Kam-

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mermusik sind alle Musiker, egal, was sie sonst für Rollen im Orchester haben, gleich viel wert, und das ist ein Gewinn für alle.

Zillmann: Bei selten aufgeführter Musik ist der Musiker als Interpret besonders gefordert, denn es gibt keine ausgetretenen Pfade. Bei einem Stück wie dem von Friedrich Witt können wir uns Zeit nehmen und zum Beispiel gemeinsam nach dem richtigen Tempo suchen.

Stolzenberger: Außerdem können wir eben außergewöhnliche Besetzungen und Stücke in ein Programm einfügen, unbekannte Stücke, die andere Veranstalter wahrscheinlich ablehnen würden, obwohl sie gut sind. So wie das Stück von Florian Leopold Gassmann.

INFO Die nächsten Ensemblekonzerte der Deutschen Radio Philharmonie im SWR Studio Kaiserslautern: Sonntag, 7.5.2017, 17 Uhr – „Mozart und sein Umfeld“ mit dem Oboisten Veit Stolzenberger Sonntag, 25.6.2017, 17 Uhr – „Lieblingstonart Es-Dur“ mit dem Klarinettisten Stefan Zillmann Karten: Telefon 0631 3622839551 www.drp-orchester.de

Beleuchtet im Programm „Lieblingstonart Es-Dur“ den Siegeszug seines Instruments im späten 18. Jahrhundert: Klarinettist Stefan Zillmann. © Marco Borggreve

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HIP-HOP MADE IN IRAN Geflüchtete Künstler II: Sam Rezai, der in seinem Land nicht rappen durfte

Der mit der Kappe: Sam Rezai (Mitte) im Sommer 2016 mit Fürstin Gabriella Sayn von Wittgenstein und Bandkollegen. © Privat

Wenn man Sam Rezai da sitzen sieht – die Kappe obligatorisch falsch herum auf dem Kopf, an den Beinen zerschlissene Jeans, ein verschmitztes Lächeln im Gesicht – unterscheidet ihn nichts von anderen jungen Leuten hierzulande. Er liebt Rap und HipHop, macht selber Musik und bezeichnet sich als „Hip-Hop-Rapper“. Auch dies ist nicht allzu außergewöhnlich – doch in dem Land, aus dem Sam kommt, ist all das streng verboten und kann auf direktem Weg ins Gefängnis führen.

Hip-Hop, ist es seine Musik. Bald schon fing Rezai an, eigene Texte zu entwerfen, und näherte sich auch dem Rap. Er traf andere Rapper, und man machte gemeinsam Musik. Doch damit bewegte sich Sam schon auf illegalem Terrain, denn westliche Musik wie Rap oder Hip-Hop waren damals und sind noch immer im Iran streng verboten. Das hielt aber die jungen Musiker nicht ab. Man gründete sogar ein Studio und produzierte – stets im Untergrund – die eigene Musik unter dem Label „Divar Records“.

Sam Rezai wurde 1993 im Iran geboren, in Teheran.

Seine Familie, seine beiden Brüder und seine Eltern, leben noch heute dort. Von Beruf ist Rezai Automechaniker, doch seine Begeisterung gilt dem HipHop. Irgendwann, noch als Kind, hielt Rezai CDs mit amerikanischem Hip-Hop in den Händen, hörte die Musik und war fasziniert. Seither begleitet ihn der

„Divar“, erläutert Rezai im Gespräch, „bedeutet Mauer.

Es steht für all die Mauern um uns, für die Mauern im Iran.“ Doch mit diesen Mauern wussten die jungen Künstler virtuos umzugehen. Sie produzierten, mitten in Teheran, ganze Musiksendungen, sandten sie auf geheimen Wegen in die Niederlande, wo sie von einem Sender namens Radio Zamaneh in diverse

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Die Band Shaian: hier in der Fruchthalle Kaiserslautern. © Isabelle Girard de Soucanton

Länder ausgestrahlt wurden – bis die jungen Musiker aufflogen. Eine Razzia der Polizei setzte ihrem Tun ein jähes Ende. Alles im Studio wurde konfisziert, die Namen der Akteure festgehalten. Denn anders als die „offiziellen“ Lieder im Iran, Schnulzen eher, die „immer nur von Liebe erzählen“, so Rezai verächtlich, waren ihre Texte politisch, kritisch, brisant – und wurden so den jungen Musikern zum Verhängnis. Einige von Rezais Freunden wurden sofort inhaftiert, andere flohen aus Angst vor Repressionen. Sam blieb zunächst noch eine Weile im Iran, zusammen mit seiner Familie zog er in ein Dorf in der Nähe der Hauptstadt. Jeglichen Kontakt zu den Freunden hatte er abgebrochen.

Und dennoch fühlte er sich nicht mehr sicher und beschloss schließlich, den Iran zu verlassen.

Rezais Flucht führte ihn über die Türkei nach Deutschland, genauer gesagt nach Hornbach bei Zweibrücken, wohin er nach Durchlaufen der Erstaufnahme-Einrichtung zugewiesen wurde. Er war gerade zu Besuch bei einem Freund in der Kaiserslauterer Gemeinschaftsunterkunft „Post“, als es an der Wohnungstür klopfte.

Drei Leute standen da, die ihn fragten, ob er Lust hätte, Musik zu machen. Es waren die beiden Kaiserslauterer Musiker Dagmar Kern und Michael Halberstadt sowie der Künstler Baha Karim. Sie waren auf der Suche nach Musikern für ihr Bandprojekt.

Unversehens fand sich Sam Rezai als Mitglied von Shaian wieder, einer Band mit interkultureller Couleur, der Musiker aus mehr als sechs Ländern ange-

hören. Shaian ist mittlerweile weit über die Grenzen der Stadt bekannt, spielt in Berlin und bundesweit in anderen Großstädten. So pendelt Rezai nun für die Proben beständig zwischen Hornbach und Kaiserslautern hin und her. „Das da ist mein Hausstand“, meint Rezai und weist mit leichtem Grinsen auf seinen Rucksack. Mehr hat er nicht mehr, als das, was dort hinein passt. Längst ist Rezai mürbe von der Warterei auf den Termin für seine Anhörung, die noch immer aussteht, mürbe durch die zwanghaft auferlegte Passivität und die Ungewissheit, ob er hier bleiben kann. Er möchte gerne arbeiten, eine Ausbildung finden, möchte sein Leben angehen, aber „vieles ist so kompliziert hier in Deutschland“.

So bleibt ihm im Moment – wieder einmal – die Musik, die ihm ein wenig Stabilität verleiht.

Sabine Michels INFO Die nächsten Auftritte von Shaian in Kaiserslautern: Donnerstag, 11.5.2017, 16 Uhr, Uni-Campus Samstag, 13.5.2017, 19 Uhr, Stadtpark Samstag, 24.6.2017, ca. 21.55 Uhr, „Lange Nacht der Kultur“, Fruchthalle www.shaian.de

K A M M GARN

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K A I S E R S L A U T E R N

20:00 UHR • KAMMGARN KL

TICKETS?www.kammgarn.de

15.06.2017

GISELA JOÃO Portugal

16.06.2017

SHANTEL & BUCOVINA CLUB ORKESTAR Deutschland

17.06.2017

INNA MODJA Mali

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L A N G e N Ac h T D e R K U LT U R

Zentrale Anlaufstelle der Langen Nacht der Kultur: die Fruchthalle. © Stadt Kaiserslautern

M I T B O LT Z U N D D O TA „Lange Nacht der Kultur“-Höhepunkte in der Fruchthalle

Bereits zum 16. Mal findet am 24. Juni 2017 die „Lange Nacht der Kultur“ in Kaiserslautern statt. Das Besondere an diesem überregional relevanten Ereignis ist, dass sich viele Lauterer Künstler und Gruppen mit immer neuen Ideen und Programmen daran beteiligen und auf Augenhöhe neben bedeutenden nationalen Gastkünstlern mitwirken. Die kreative Bandbreite erstreckt sich von Nachwuchsbands, Ballett- und Tanzstudios, Eleven der Musikschule und freien Gruppen wie dem Kultur.Kollektiv e. V. oder der Künstlerwerkgemeinschaft über Instrumentalsolisten, Chöre und Ensembles mit Klassik, Jazz und Experimentellem, über Multimedia-Performances, Installationen und Ausstellungen bis hin zu Lesungen, Schauspiel, DJ-Sets sowie indischem, irischem und orientalischem Tanz – bis irgendwann am frühem Morgen ein „harter Kern“ den schon traditionellen „Chillout“ in der Fruchthalle genießt. Viele tausende Besucherinnen und Besucher sind die ganze Nacht auf den Beinen und an den über 30 Orten in Kaiserslautern unterwegs: im Pfalztheater, dem Theodor-Zink-

Museum, der Kammgarn, dem Museum Pfalzgalerie, dem Studio des SWR, in Kirchen, Buchhandlungen, freien Ateliers, im „Lange-Nacht-Bus“ und an anderen Spielorten, auch unter freiem Himmel.

Das vollständige Programm der „Langen Nacht der Kultur“, die vom Team des Kulturreferats der Stadt Kaiserslautern organisiert wird, erscheint im Mai; es soll auch einige Neuerungen und Überraschungen enthalten. Höhepunkte in der Fruchthalle werden 2017 unter anderem folgende Auftritte sein: Der international renommierte Blues- und Boogie-Pianist Gottfried Böttger stellt sein Projekt „Blue Beethoven“* vor. Böttger ist unter anderem bekannt geworden als Pianist der NDR-Talkshow „3 nach 9“ oder auch als Mitbegründer von Udo Lindenbergs Panik-Orchester.

Bei „Blue Beethoven“* agiert er mit der in Kaiserslautern lebenden klassischen Konzertpianistin Sachiko Furuhata-Kersting an zwei Flügeln, wobei letztere bekannte Werke Beethovens im Original spielt, während Böttger gleichzeitig dazu improvisieren wird.

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Ein Mann mit Biss: Literatur-Comedian Tim Boltz tritt ebenfalls in der Fruchthalle auf. © Agentur Reisinger

Früher war sie die Kleingeldprinzessin, jetzt kassiert sie für ihre Alben schon mal den Preis der Deutschen Schallplattenkritik: Die Berliner Singer-Songwriterin“ Dota Kehr spielt während der „Langen Nacht der Kultur“ mit ihrer Band in der Fruchthalle. © Sandra Ludewig

Außerdem tritt Literatur-Comedian Tim Boltz auf, der erstmals 2011 mit seinem Romandebüt „Weichei“ für Aufsehen sorgte: Schnell entwickelte sich das komödiantische Buch um den Antihelden Robert Süßemilch zu einem Bestseller. Auch die beiden Fortsetzungen „Nasenduscher“ und „Linksträger“ sowie sein Weihnachtsratgeber „Oh Pannenbaum“ (unter dem Pseudonym Chris Kind) hielten sich über mehrere Wochen in den deutschen Verkauf-Charts.

Ein weiterer Top-Act in der Fruchthalle wird die Berliner Liedermacherin Dota Kehr mit ihrer Band sein. Nach Anfängen als Straßenmusikerin tourte die studierte Medizinerin durch immer größer werdende Clubs und landete jetzt auch in den Album-Charts.

Ihre Scheibe „Keine Gefahr“ vereine auf wunderbare Weise Liedermachertum mit Elektro-Grooves, hieß es dazu in der FAZ. (red) INFO 16. Lange Nacht der Kultur Samstag, 24.6.2017 Fruchthalle Kaiserslautern www.fruchthalle.de Vorverkaufsstellen: Tourist-Information der Stadt Kaiserslautern u. a.

Alle Infos unter www.kaiserslautern.de und facebook.com/LangeNachtDerKultur präsentiert von FUCHS LUBRITECH GmbH

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„ D I E G A N Z E V I E L FA LT D E R BAND-ARBEIT“ Interview: Christine Dammann über das Finale des Band-Wettbewerbs „Music Power“ bei der „Langen Nacht der Kultur“

Band-Wettbewerb „Music Power“: 2015 gewann die Band Stagefire (Bild). 2017 wird das Finale des Wettbwerbs in Kaiserslautern während der „Langen Nacht der Kultur“ ausgetragen. © Frank Wilhelmi

Das große Finale des vom Landesverband der Musikschulen in Rheinland-Pfalz initiierten Band-Wettbewerbs „Music Power“ wird anlässlich der „Langen Nacht der Kultur“ in Kaiserslautern am 24. Juni mit Unterstützung des Vereins ZukunftsRegion Westpfalz e. V. über die Bühne gehen. LUTRA sprach mit Christine Dammann, der Geschäftsführerin des Landesverbandes, über die Ziele des Wettbewerbs und das zu erwartende Programm.

LUTRA: Band-Wettbewerb und „Lange Nacht der Kultur“ – wie passt das zusammen?

Christine Dammann: Wir haben am 24. Juni über 30 Veranstaltungsorte über die ganze Stadt verteilt. Ein zentraler Platz ist die schöne Bühne von ZukunftsRegionWestpfalz e. V. und RPR1. in der Fußgängerzone beim Stiftsplatz. Der Fokus beider Partner liegt dort bereits seit Jahren darauf, junge Bands zu fördern.

Der Landesverband hat in seinen Musikschulen sehr viele Bands und veranstaltet seit 2008 den „Music Power“-Bandwettbewerb. Wir sind sehr glücklich, dass wir den Wettbewerb 2017 auf dieser Bühne machen können. Wir profitieren von der größeren Sichtbarkeit, und die „Lange Nacht der Kultur“ gewinnt einen weiteren tollen Programmpunkt, der perfekt in das Veranstaltungskonzept passt.

LUTRA: Was hat man sich unter dem „Music Power“Wettbewerb vorzustellen?

Christine Dammann: Wir haben mehrere Vorentscheide im Land, die die ganze Vielfalt der BandArbeit an den Musikschulen zeigen. Bis zu acht Bands qualifizieren sich für das Finale. Wir haben beim Wettbewerb drei Altersklassen, weil die Musikschule ja nicht nur für junge Leute da ist. Es gibt zudem altersgemischte Bands und neue Formate.

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LUTRA: Was erwartet die Zuschauer denn nun am 24. Juni konkret?

Christine Dammann: Der Wettbewerb wird eingerahmt von zwei etablierten Bands, die von RPR1. und ZRW organisiert werden. Ab 13 Uhr soll die erste Band für ordentlichen Betrieb sorgen, gegen 15 Uhr startet dann die Finalrunde unseres Wettbewerbs.

Jede Band hat maximal 20 Minuten Zeit, um Jury und Publikum von sich zu überzeugen. Nachdem die Jury entschieden hat, werden die Sieger auf der Bühne feierlich gekürt. Danach können sie sich mit einer Zugabe von „ihrem“ Publikum verabschieden, bevor der Top-Act des Abends wie bereits in den vergangenen Jahren ab ca. 21 Uhr den Besuchern der „Langen Nacht der Kultur“ richtig einheizt.

Geschäftsführerin des Landesverbandes der Musikschulen in Rheinland-Pfalz: Christine Dammann. © Stefan Gloede

Mir ist es ganz wichtig, der ZukunftsRegion Westpfalz e. V. und RPR1. zu danken, die unseren Bands die „ganz große Bühne“ vor dem tollen Lautrer Publikum ermöglichen.

Interview: Fred Schütz INFO

Wir sind immer wieder sehr gespannt, was sich alles zeigt. Ich hoffe, dass beim Finale auch einige der tollen Bands aus der Westpfalz dabei sein werden.

www.lvdm-rlp.de

LUTRA: Müssen die Bands mit selbstgeschriebenem Material antreten oder dürfen sie auch nachgespielte Songs präsentieren?

Christine Dammann: Wir werden beides machen, allerdings wird es einen Sonderpreis für die beste Eigenkomposition geben. RPR1. hat bereits zugesagt, als Preise Auftrittsmöglichkeiten für die Bands zu vermitteln. Damit werden die Bands in ihrer Arbeit nachhaltig gefördert. Wir arbeiten auch mit der Landesarbeitsgemeinschaft Rock & Pop zusammen, deren Vorsitzender auch in der Jury sitzt. Die Landesarbeitsgemeinschaft wird Preise wie professionelles Bandcoaching und ähnliches zur Verfügung stellen.

www.zukunftsregion-westpfalz.de

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Der neue Mann an der Spitze des Stadtmuseums Kaiserslautern: der Historiker Dr. Bernd Klesmann. © Stadt Kaiserslautern

„ SPA SS A N DER V ER MIT TLUNG HISTORISCHER THEMEN“ Über neue Formate, neue Medien und thematische Schwerpunkte will Dr. Bernd Klesmann das Stadtmuseum neu positionieren Seit Oktober vergangenen Jahres hat Kaiserslauterns Stadtmuseum (mit den Standorten Theodor-ZinkMuseum und Wadgasserhof) einen neuen Leiter: Dr. Bernd Klesmann. Der 43-jährige Historiker, der in Bonn und Brest Geschichte, Romanistik und Germanistik studierte und an der Uni Zürich über „Formen und Funktionen europäischer Kriegserklärungen des 17. Jahrhunderts“ promovierte, übernimmt außerdem die Leitung des Stadtarchivs. LUTRA sprach mit Klesmann über seinen Start in Kaiserslautern.

LUTRA: Herr Klesmann, was war für Sie das Ungewöhnlichste oder Überraschendste bei Ihrem Dienstantritt als neuer Leiter des Stadtmuseums?

Bernd Klesmann: Es war tatsächlich überraschend zu sehen, wie groß die Sammlung des Museums ist und auch wie vielseitig. Unser Hausverwalter hat mir gleich am ersten Tag gezeigt, was sich so alles „hinter den Kulissen“ der Ausstellungen verbirgt. Ein einziger Tag hat hier allerdings nicht ausgereicht.

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Von der alten PfaffTrompete bis zum Glaspokal der Pfälzischen Gewerbe- und IndustrieAusstellung: Exponate aus den Sammlungen des Stadtmuseums. © Stadtmuseum Kaiserslautern

LUTRA: Wie sieht nun nach einigen Monaten Ihre Bestandsaufnahme aus?

Klesmann: Das Museum ist gut aufgestellt, mit einem kleinen, aber sehr feinen Team, das mit großer Leidenschaft am Werk ist. Toll ist auch die freundliche Resonanz aus ganz verschiedenen Kreisen und von ganz verschiedenen Personen in der Stadt. In den vergangenen Jahren hat es Ausstellungen gegeben, etwa zur Pfälzischen Revolution oder zu Pfaff, von denen noch heute begeistert berichtet wird und an die wir in der Zukunft anknüpfen wollen.

LUTRA: Wie wollen Sie das Stadtmuseum neu positionieren?

Klesmann: Da geht es einmal um die Setzung thematischer Schwerpunkte und Linien, die sich im Rahmen verschiedener Projekte fortführen und ergänzen lassen, zum Beispiel die Dokumentation städtebaulicher Entwürfe, Realitäten und Repräsentationen in unterschiedlichen Phasen der Geschichte, die Phänomene Migration und religiöse Koexistenz seit dem 16. Jahrhundert, die reiche Pressegeschichte der Stadt seit der napoleonischen Zeit und anderes mehr. Ich will versuchen, in Kooperation mit den wissenschaftlichen Forschungsinstituten der Stadt neue Formate der Visualisierung für die Exponate zu entwickeln, um scheinbare Kleinigkeiten wie zum Beispiel die Münzsammlung oder die Druckgraphik anders erfahrbar zu machen. Auch die Publikationen

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des Museums können im Austausch mit anderen Einrichtungen in Deutschland und auch mit den Universitäten stärker erweitert und etabliert werden, etwa im Rahmen von Vortragsreihen.

LUTRA: Welche Kooperationsmöglichkeiten sehen Sie für die Zukunft?

Klesmann: Wichtig ist zum einen eine intensivere Vernetzung mit anderen städtischen Museen in der Region und darüber hinaus. Hier können wir Anschluss an innovative Entwicklungen finden und im Dialog entwickeln. Ein Anfang ist hier bereits gemacht worden, zum Beispiel in Gestalt der Ausstellung zur Reformation in der Pfalz, die in Kooperation mit den Stadtmuseen in Zweibrücken und Ludwigshafen realisiert wird. Zum anderen sollten wir die bestehenden Kontakte etwa nach Frankreich nutzen und ausbauen, um das Themenspektrum auszuwei-

Eines der beiden Häuser des Stadtmuseums: das Theodor-Zink-Museum. © Stadt Kaiserslautern

ten und international zu bereichern – gerade angesichts der Geschichte der Stadt eine naheliegende und reizvolle Perspektive.

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V O R SCH A U In Kooperation mit den Stadtmuseen in Zweibrücken und Ludwigshafen wird die Ausstellung „Neuer Himmel, neue Erde: Die Reformation in der Pfalz“ vom 2.9.2017 bis 30.6.2018 im Wadgasserhof zu sehen sein. Neue Schwerpunkte werden auch besonders die Reformationsgeschichte der Stadt Kaiserslautern sowie die Kirchenunion von 1818 thematisieren (Kuratorin: Sara Brück). Ein Begleitprogramm mit Vorträgen und Konzerten im Theodor-Zink-Museum wird die Ausstellung erweitern und ergänzen. (red)

LUTRA: Welches Konzept haben Sie für die Vermittlungsarbeit, die Museumspädagogik?

Klesmann: Aus meiner Lehrtätigkeit an der Uni bringe ich Spaß an der Vermittlung historischer Themen mit. Wir werden besondere Formate für Führungen entwickeln, die gezielt auf bestimmte Gruppen zugeschnitten sind, dabei auch spielerisch operieren und hoffentlich neugierig machen. Im Bereich der Schulen ist geplant, auf die verschiedenen Fachkollegien zuzugehen, um zu Besuchen einzuladen und direkte Kooperation möglich zu machen. Hier sind schon jetzt gemeinsame Projekte mit anderen Kultureinrichtungen der Stadt in Planung.

LUTRA: Welche Ausstellungen sind für die nächsten Jahre geplant?

Klesmann: Da ist zunächst die schon erwähnte Ausstellung zur Reformation in der Pfalz, die aktuell in Zweibrücken gezeigt wird und die ab 2. September hier zu sehen sein wird, mit teilweise neuen Schwerpunkten, neuen Exponaten und besonderen Bezügen zur Stadt Kaiserslautern. 2018 werden wir die Dauerausstellung zur Stadtgeschichte in neuer und erweiterter Form präsentieren, außerdem gemeinsam mit dem Stadtarchiv einen Rückblick auf das Jahr 1918 und das Ende des Ersten Weltkriegs anbieten. Und für 2019 laufen schon die Vorbereitungen zu einer Ausstellung über die ersten 50 Jahre der hiesigen Universität.

LUTRA: Worin sehen Sie die größten Herausforderungen für die nähere Zukunft des Stadtmuseums?

Klesmann: Ein zentraler Bereich wird sicherlich die Erfassung und Ordnung der Sammlung sein, die in den letzten Jahrzehnten erfreulicherweise stetig angewachsen ist. Denn nur wenn wir Zugriff auf die kleineren und größeren Schätze in unserem Magazin haben, können wir sinnvoll Ausstellungen planen.

Besonders wichtig wird es auch sein, über neue Zugänge und Medien die heranwachsende Generation für das Museum und für die Vergangenheit und Entwicklung der Stadt zu interessieren.

LUTRA: Wenn Sie für Ihr Museum drei Wünsche frei hätten, welche wären das?

Klesmann: Ein kleines Museumscafé wäre nett. Günstige Möglichkeiten für Plakatwerbung in Stadt und Region könnten die Sichtbarkeit erhöhen. Und toll wäre ein Lift, damit wir Barrierefreiheit bieten könnten.

Interview: Christoph Dammann

INFO Stadtmuseum Kaiserslautern Theodor-Zink-Museum | Wadgasserhof Steinstraße 48 und 55 Telefon 0631 365 - 2327 Öffnungszeiten: Mi – Fr 10 – 17 Uhr, Sa, So 11 – 18 Uhr www.stadtmuseum-kl.de

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MEIN K AISERSL AUTERN Das Stadtmuseum sammelt ganz persönliche Perspektiven auf die Stadt, ihre Geschichte und ihre Bewohner. Zwei Beispiele.

© Stadtmuseum Kaiserslautern

MARIO AULENBACHER: „EINE MILLION MARK“ – NOTGELDSCHEIN DER BAUFIRMA „HERMANN GEHLEN“ IN K AISERSL AUTERN Für mich vereint dieser Notgeldschein in sich die Höhen und Tiefen der wechselvollen Geschichte unserer Stadt. Einerseits steht der Schein als solcher für eine der großen Krisen, unter denen auch Kaiserslautern zu leiden hatte: die Inflation der 1920er

Jahre. Andererseits repräsentiert der im Hintergrund abgebildete Bagger den technischen Fortschritt, der auch in Krisenzeiten spürbar war und damit für die Fähigkeit unserer Stadt steht, auch nach Rückschlägen wieder aufzustehen.

AUFRUF „Mein Kaiserslautern“ heißt eine Ausstellung des Stadtmuseums, die noch bis 28. Mai im Theodor-Zink-Museum gezeigt wird. Dabei sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses auf die Unterstützung aller Lauterer Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Wie alle Neubürger und Zurückgekehrte, Durchreisende und Pendler sind sie aufgerufen, sich mit ihrem ganz persönlichen Stück Kaiserslautern an der Ausstellung zu beteiligen. Der Aufruf richtet sich insbesondere auch an Kinder.

Gesucht wurden – und werden! – Gegenstände, Bilder, Texte, Gedanken oder Filmbeiträge, die einen persönlichen Bezug zu Kaiserslautern ausdrücken. Was bedeutet für den Einzelnen die Stadt, in der er lebt, lernt, arbeitet und feiert? Wie nimmt er seine Mitmenschen wahr, was schätzt und liebt er an den Lautrern? Weitere Infos unter www.stadtmuseum-kl.de. (red)

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ELISABETH WEINDEL: I C H , P O R T R ÄT I E R T VO N HILDE GRELLER Ich war gerade mal drei Jahre alt, mein Elternhaus stand in der Haspelstraße. Häufig kam, auf dem Weg in die Stadt, eine nette Frau vorbei. Sie erzählte gerne mit uns Kindern, damals spielten wir ja häufig auf der Straße. Eines Tages ergab sich ein Gespräch mit meiner Mutter, sie nannte ihren Namen, Hilde Greller, und fragte, ob sie uns Kinder malen dürfe. Schon bald hatte sie zwei Kohlezeichnungen von mir auf Transparentpapier skizziert und koloriert. Meine um zwei Jahre ältere Schwester wurde sogar auf einem Ölbild ZAK_Lutra:Layout 27.07.2016 16:00 Uhrwar,Seite festgehalten.1 Unsere Mutter, die Näherin fertig-1 te dann über viele Jahre die Malerkittel für Frau Greller, die sie so gerne bei der Arbeit trug. Zwischen unseren Familien 1entstand eine langjährige Freundschaft.

ZAK_Lutra:Layout 27.07.2016 16:00 Uhr Seite 1

UND MAN SIEHET DIE IM UND MAN SIEHET DIE IM

... DIE IM DUNKELN SIEHT MAN ...

DIENICHT. IM DUNKELN SIEHT MAN NICHT.

LICHTE ... © Stadtmuseum Kaiserslautern

LICHTE ...

(Bertolt Brecht, Dreigroschenoper) (Bertolt Brecht, Dreigroschenoper)

Eine farbenprächtige Lichtershow, legendäre Gitarrenriffs und Lautsprecherboxen, die den Klang der Stimme Eine farbenprächtige Lichtershow, legendäre Gitarrenfür erst erlebbardie machen: Ohne ist riffsden undZuhörer Lautsprecherboxen, den Klang derStrom Stimme ein Konzert in der KAMMGARN eigentlich nicht vorfür den Zuhörer erst erlebbar machen: Ohne Strom ist stellbar.

Dieser ist seit einigen Monaten “grün”, ein Konzert in Strom der KAMMGARN eigentlich nicht vorstellbar.wie Dieser Strom ist seit “grün”, ebenso die Fernwärme, dieeinigen auch inMonaten der KAMMGARN ebenso wie die Fernwärme, die auch in der KAMMGARN für Behaglichkeit und ein gutes KLima sorgt. für Behaglichkeit und ein gutes KLima sorgt.

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Geschichte

Auf dem Handy-Display: zwei verschiedene Zeiten, zwei verschiedene Welten. © Thomas Brenner

A LT E H E I M AT – N E U E H E I M AT Bilder von Flüchtlingen im Wadgasserhof

Wenn sie über ihre Familie oder ihre Heimat sprechen, zücken sie das Handy und zeigen uns ihre digitalen Erinnerungen. Viel mehr konnten sie auf ihrer Flucht aus den Kriegsgebieten Asiens und Afrikas nicht mitnehmen, die unbegleiteten jugendlichen Flüchtlinge in Kaiserslautern. Und genau diese privaten Bilder werden in der Ausstellung „Alte Heimat – Neue Heimat“ im Stadtmuseum Kaiserslautern präsentiert.

Große Weltkarten zeigen den Weg der Flucht, bebildert mit den visuellen Erinnerungen an das Heimatland und den Impressionen vom Weg nach Deutschland. Der Abschnitt „neue Heimat“ zeigt viele Selfies aus dem Raum Kaiserslautern, aber auch aus Mannheim, Frankfurt, Heidelberg – die ersten Erkundigungen im neuen Umfeld. Die Waschmühle fehlt dabei ebenso wenig wie Bilder von Weihnachten, von den Betreuern und von ersten Freundschaften in der Pfalz. Das ergibt eine spannende Installation, die anhand von Bildern Flucht und Neubeginn durch die Augen junger Menschen

zeigt und dem Betrachter so die Chance gibt, jugendliche Flüchtlinge besser zu verstehen.

Initiiert und begleitet wurde das Ausstellungsprojekt vom Kaiserslauterer Fotografen und Fotokünstler Thomas Brenner, der auch die Bilder für die Schau ausgewählt hat. (red) A U SS T E L L U N G Alte Heimat – Neue Heimat Bis 28.5.2017 Stadtmuseum Kaiserslautern Theodor-Zink-Museum | Wadgasserhof Wadgasserhof, Steinstraße 55 Telefon 0631 365 - 2327 Öffnungszeiten: Mi – Fr 10 – 17 Uhr, Sa, So 11 – 18 Uhr

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1958: Blick von Südwesten auf die Fruchthalle. Nördlich davon die alte Bebauung des Rittersberges und die Schlosskaserne. An der Ostseite die Baustelle des Europahauses.

Foto: Bildbestand Stadtarchiv Kaiserslautern

A LT E S V E R S C H W I N D E T Kaiserslautern vor 50 Jahren: Ein Rückblick auf städtebauliche Veränderungen

Der Zweite Weltkrieg hatte im Stadtbild Kaiserslauterns starke Verwüstungen und somit einige große Lücken in der alten Silhouette der Stadt hinterlassen.

Allerdings verschwand ein beträchtlicher Teil AltLauterns erst in den Jahrzehnten nach dem Krieg, um Platz für neue Straßen, Plätze und Gebäude zu schaffen. Während der 1960er und 1970er Jahre erfuhr Kaiserslautern einige städtebauliche Umwälzungen, die das Stadtbild bis heute prägen. So standen auch vor genau 50 Jahren, im Jahr 1967, die Abrissbagger nicht still.

Ein ganz besonders von diesem Umwandlungsprozess betroffener Bereich war das Areal zwischen der Burgund der Lauter- bzw. Ludwigstraße. Dort, wo sich heute Rathaus und Pfalztheater erheben, sah es Ende der 1950er Jahre noch völlig anders aus. Von den Zerstörungen der Luftangriffe in den Jahren 1944/45 weitestgehend verschont, hatten sich auf dem Gelände zahlreiche Gebäude des alten Kaiserslautern erhalten.

Nachdem die Umgestaltung des Bereichs östlich der Fruchthalle bereits zu Beginn des Jahrzehnts größtenteils abgeschlossen worden war, begann im März 1967 mit dem Abriss des ehemaligen Spritzenhauses nördlich der Fruchthalle der nächste Abschnitt der Neuordnung. In dem 1860 errichteten Gebäude hatte bis dato die Familie des Hausmeisters der Fruchthalle gelebt, die nun in das 1959 eingeweihte „Europahaus“ in der Martin-Luther-Straße umquartiert wurde.

Der Rittersberg war zu diesem Zeitpunkt auch westlich der Martin-Luther-Straße noch dicht bebaut und bildete eines der alten Zentren der Stadt. Im Laufe der Arbeiten, die erst mit der Fertigstellung des Pfalztheaters 1995 ihr vorläufiges Ende finden sollten, folgten nahezu alle Gebäude dem Schicksal des Spritzenhauses. Am ehemaligen Standort desselben befindet sich heute die Bushaltestelle in der Burgstraße, welche in diesem Abschnitt damals noch als ein Teil der Fruchthallstraße geführt wurde.

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Nordwestlich des Rittersberges fanden im Bereich des Burgberges zur selben Zeit die Niederlegungsarbeiten an der Schlosskaserne statt. Deren letztes Überbleibsel, das Verwaltungsgebäude, wurde im Februar 1968 dem Erdboden gleichgemacht, nachdem die anderen Gebäude des Komplexes bereits in den Jahren davor verschwunden waren. Es musste dem Seitentrakt des neuen Rathauses weichen, in dem das Bürgercenter und das Stadtarchiv untergebracht sind.

Gegenüber, auf der heutigen Theaterwiese, stand am Ende des Jahrzehnts unter anderem noch das ehemalige Bezirksgerichtsgefängnis. Als dort die Abrissarbeiten 1974 begannen, war in der Zeitung zu lesen: „Das dreistöckige düstere Haus, das alte Bezirksgerichtsgefängnis, schräg gegenüber dem Rathaus, wird nun auch abgerissen. Ein Stück Alt-Lauterns, auf das man aber gerne verzichtet.“ Ein Indiz dafür, dass man den Abrissarbeiten in der Öffentlichkeit

1967: Das zum Abriss bestimmte Spritzenhaus in der Fruchthallstraße ist bereits eingerüstet.

Foto: Heinz Fuchs

durchaus positiv gegenüberstand und das Geschehen als Aufbruch in eine moderne Zukunft empfand.

Einzig die 1892/93 erbaute Villa Munzinger, der Verwaltungssitz des Pfalztheaters, ist bis heute vom gesamten Ensemble auf dem westlichen Rittersberg erhalten geblieben.

1960: Blick von Süden auf die ersten Abrissarbeiten an der Schlosskaserne. Das Verwaltungsgebäude in der Bildmitte wurde im Februar 1968 abgerissen. Im Hintergrund links die Maxschule.

Foto: Bildbestand Stadtarchiv Kaiserslautern

Aber nicht nur Burgberg und Rittersberg waren von den Sanierungsplänen betroffen. Seit Mitte des Jahrzehnts diskutierte man bereits lebhaft das nächste einschneidende Projekt: die so genannte Altstadtsanierung. In den folgenden Jahren sollte diese insbesondere in der Steinstraße einige starke Umgestaltungen mit sich bringen.

Allerdings: Durch die Staubwolken der zahlreichen Abrissarbeiten waren stets auch Baukräne zu erkennen. Diese signalisierten, gerade auch vor dem Hintergrund des zukunftsorientierten Zeitgeists der 1960er Jahre, die stetige Wandlungs- und Erneuerungsfähigkeit der Stadt. So entstanden im Laufe des Jahrzehnts einige markante Gebäude, die aus dem heutigen Stadtbild kaum noch wegzudenken sind …

Mario Aulenbacher INFO Fortsetzung folgt: Der zweite Teil unseres Rückblicks auf die Stadtentwicklung vor 50 Jahren erscheint in der nächsten LUTRA-Ausgabe.

Neue ZukuNft für eiN historisches Juwel

in kooperation mit dem kulturreferat der stadt kaiserslautern, der Zukunftsregion westpfalz e.V. und dem Verein für Baukultur und stadtentwicklung richtet die Volkshochschule in der friedenskapelle eine soziokulturelle Begegnungsstätte ein. wichtig ist dabei der Blick auf die lage der friedenskapelle in unmittelbarer Nähe zum entwicklungsgebiet „soziale stadt ost“.

Berücksichtigt werden sollen kulturpolitische und soziale Aspekte wie Fragen der Integration, der Flüchtlingsarbeit, der Jugendkulturarbeit und der soziokulturellen Stadtteilarbeit. Integriert in das Konzept sind im besonderen Maße auch die Bedürfnisse der freien Szene nach einem Ort für Projekte wie kulturelle Workshops und Kurse, kleine Konzerte, Lesungen, Ausstellungen. Das Projekt möchte nachhaltige Entwicklungen in den Bereichen Familien, Seniorinnen und Senioren, Jugend, Kultur, Freizeit, Sicherheit, Umwelt sowie Arbeits- und Ausbildungsförderung unterstützen.

Zur umsetZuNg des ProJektes siNd wir auf ihre sPeNdeN aNgewieseN. (eine Spendenbescheinigung wird erstellt) Kontoinhaber VHS Kaiserslautern e.V. Stadtsparkasse Kaiserslautern IBAN DE85 5405 0110 0000 1543 36 BIC MALADE51KLS Stichwort „Friedenskapelle“

Bitte r Unte en z t stü ns! sie U www.vhs-kaiserslauter n.de

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HISTORISCHE ZUSAMMENARBEIT Kaiserslauterer Jahrbuch für pfälzische Geschichte und Volkskunde künftig unter gemeinsamer Herausgeberschaft

Das traditionsreiche, erstmals vor 56 Jahren (Bd. 1, 1961/62) von der Bezirksgruppe Kaiserslautern im Historischen Verein der Pfalz herausgegebene „Jahrbuch zur Geschichte von Stadt und Landkreis Kaiserslautern" erschien bereits zur Jahrtausendwende unter einem neuen Namen. Der geänderte Titel „Kaiserslauterer Jahrbuch für pfälzische Geschichte und Volkskunde“ sollte nicht nur die inhaltlichen und thematischen Komponenten der Publikation – insbesondere die noch stärkere Berücksichtigung gesamtpfälzischer Aspekte – unterstreichen, sondern auch verdeutlichen, dass hier der pfälzischen Volkskunde ein neues, bis dato vermisstes Forum geboten wird.

Ebenfalls ein Thema in Band 16 des Jahrbuchs: der Trifels. © Generaldirektion Kulturelles Erbe

Nunmehr ist es zu einer erneuten Zäsur gekommen.

Wie in der Titelgebung deutlich wird, bestand von Anfang an eine nicht zu übersehende inhaltliche Beziehung zum Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern. Dazu gesellte sich eine enge personelle Verbindung zwischen dem herausgebenden Verein und dem Institut. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit findet nun ihre Entsprechung in einer gemeinsamen, gleichberechtigten Herausgeberschaft.

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berücksichtigen sowohl historische und volkskundliche als auch archivtechnische und didaktische Themen. Innerhalb der zahlreichen Beiträge, die von mehr als 30 profilierten Wissenschaftlern und Autoren aus der Pfalz verfasst wurden, fanden daher auch Roland Pauls „Hauptbetätigungsfelder“ wie Migrationsgeschichte, Genealogie und Aufarbeitung der Geschichte pfälzischer Juden ihren Niederschlag. Die Aufsätze befassen sich mit Burgen (zum Beispiel Trifels) und Klöstern (zum Beispiel Weißenburg), mit Quelleneditionen wie dem Stiftungsbrief eines Klosters aus Neustadt, Anstellungsverträgen der Herrschaft Scharfeneck oder auch mit Auswanderung, beispielsweise zu den Pfälzer Kolonien in Brandenburg-Preußen oder Algerien. Andere Texte berichten über das Leben und Schicksal von Personen, beispielsweise des „Landrathsmitglieds“ Ludwig Gienanth oder der jüdischen Familie Wolf aus Bad Dürkheim. Weitere Beiträge bieten Informationen zur Geschichte und Bedeutung des Westrichs, andere über die Nachkriegszeit, etwa über den Wiederaufbau von Pirmasens oder das Kriegsgedenken am Volkstrauertag in Frankenthal. Ganz aktuelle Themen sind ebenfalls vertreten, die die Geschichtswissenschaft in die „Ära 2.0“ führen und moderne Forschungsmethoden untersuchen. © Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde

Im November letzten Jahres konnten die Bezirksgruppe Kaiserslautern im Historischen Verein der Pfalz und das Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern mit dem Band 16 erstmals gemeinsam eine neue Folge des „Kaiserslauterer Jahrbuchs für pfälzische Geschichte und Volkskunde“ der Öffentlichkeit vorstellen. Die Ausgabe ist Roland Paul, dem langjährigen Vorstandsmitglied und 1. Vorsitzenden der Bezirksgruppe Kaiserslautern im Historischen Verein der Pfalz und zugleich ehemaligen Direktor des Instituts, als Festschrift anlässlich seines 65. Geburtstags gewidmet.

Die Themen des Bandes 16 umspannen den Zeitraum vom Hochmittelalter bis zur Gegenwart und

Barbara Schuttpelz, Jürgen Keddigkeit

INFO Das Periodikum erscheint jährlich und kann über das Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde (Telefon 0631 3647304, info@institut.bv-pfalz.de) oder den Onlineshop des Bezirksverbands Pfalz (www.bv-pfalz.de/shop) bezogen werden. Ältere Ausgaben der Jahrbücher sind noch bei der Bezirksgruppe Kaiserslautern im Historischen Verein der Pfalz (www.hist-verein-kl.de) erhältlich.

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BILDUNG & FORschUNG

O P E N -P O R T A L U N D D I G I TA L E M E D I E N Stadtbibliothek Kaiserslautern mit neuem Angebot und verbessertem Service

Die Stadtbibliothek verfügt mit dem neuen OpenPortal über eine internetbasierte Datenbank. Über das Open-Portal können Nutzer im kompletten Medienbestand stöbern und die Suchergebnisse nach verschiedenen Möglichkeiten sortieren lassen.

So wird beispielsweise bei den gefundenen Titeln angezeigt, ob diese gerade verfügbar sind oder nicht und wann gegebenenfalls eine Leihfrist endet und mit der Rückgabe zu rechnen ist.

Eine weitere Attraktivitätssteigerung besteht darin, dass im Open-Portal sowohl die Cover der Bücher angezeigt als auch deren Inhalte kurz beschrieben werden. Damit erfahren die Leserinnen und Leser,

was sie erwartet und welche Geschichte – bei den Romanen – erzählt wird. Bei den Sachbüchern werden dafür die behandelten Themen oder behandelte Personen vorgestellt.

Hinter dem Link „Neuerwerbungen“ stehen sämtliche Neuzugänge der Stadtbibliothek aus den letzten 100 Tagen. Da sich hier die Treffermenge stets um rund 2000 Medien bewegt, wird deutlich, wie sehr der Stadtbibliothek an einem attraktiven und vielfältigen Angebot für ihre Nutzerinnen und Nutzer gelegen ist.

Ferner ermöglicht das Open-Portal, eigenständig von zu Hause aus Leihfristen zu verlängern oder

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BILDUNG & FORschUNG

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ihren Smartphones, Tablets oder Laptops innerhalb der Stadtbibliothek jeden Tag eine halbe Stunde lang kostenlos über das WLAN-Netz von KL-wireless im Internet surfen können. Daneben steht auch ein PC zur Verfügung, an dem sowohl das Internet genutzt als auch Texte bearbeitet und ausgedruckt werden können.

Mit dem neuen Angebot und dem verbesserten Service sollen noch mehr Bürgerinnen und Bürger, besonders aber auch Jugendliche, dazu ermuntert werden, den Spaß am Lesen zu entdecken und die Stadtbibliothek zu nutzen.

Franz-Josef Huschens und Sandra Zehnle

sich für gewünschte Medien vormerken zu lassen.

Dies ist eine bequeme Alternative zu der bisher üblichen Vorgehensweise, während der Öffnungszeiten der Stadtbibliothek anzurufen oder eine E-Mail zu schreiben.

Im Open-Portal werden ebenfalls die neu erworbenen digitalen Medien (e-Book und e-Audio) angezeigt. Diese Medien können auch gezielt über den Link „Onleihe-KL“ auf der Startseite aufgerufen werden. Seit Oktober 2016 ist die Stadtbibliothek vertraglich mit der Firma Divibib verbunden, aus deren Angebot bisher knapp 700 Lizenzen erworben wurden. Dieser Bestand wird im Laufe der nächsten Zeit noch weiter ausgebaut.

INFO

Das Angebot an digitalen Medien steht allen Leserinnen und Lesern der Stadtbibliothek Kaiserslautern mit einem gültigen Bibliotheksausweis zur Verfügung. Nach erfolgter Anmeldung im Open-Portal unter Angabe der Benutzernummer und des eigenen Geburtsdatums können die verfügbaren Medien heruntergeladen werden.

Stadtbibliothek Kaiserslautern

Neueste Technik in Form von Access-Points macht es möglich, dass Nutzerinnen und Nutzer jetzt mit

https://openportal.kaiserslautern.de

Klosterstraße 8 Öffnungszeiten: Mo, Fr 10 – 12 und 14 – 18 Uhr, Di, Do 10 – 18 Uhr, Mi 10 – 12 Uhr, Sa 9 – 12 Uhr Telefon 0631 365 - 2484

Unser Veranstaltungsprogramm im Sommersemester zum Thema „Nur noch kurz die Welt retten“ finden Sie ab April 2017 auf: www.campuskultur-kl.de

Mitmachen & Welt retten!

CampusKultur

NUR NOCH KURZ DIE WELT RETTEN

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© CampusKultur

K U LT U R AU F D E M C A M P U S Mit eigenen Ensembles und dem Veranstaltungsprogramm „CampusKultur“ bereichert die TU den regionalen Kulturkalender

Tüfteln an der neuesten Innovation, programmieren an bahnbrechender Software oder büffeln für die nächste Klausur: Wer an die Technische Universität Kaiserslautern denkt, hat zuallererst wohl eher Technik, Mathematik und Co. im Sinn, nicht aber Kultur.

Doch dieser Eindruck trügt. Denn auch auf kulturellem Feld positioniert sich die TU ausgesprochen schlagkräftig. Die Zahlen sind erstaunlich: eigene Veranstaltungen, gar ein eigener Chor, ein eigenes Orchester, eine Big Band – insgesamt sorgen über 220 Aktivisten für kulturelle Initiativen und Programmbeiträge im Umfeld der Hochschule. Damit

ist die Universität ein wesentlicher Kulturträger in der Region, dessen vielfältige Leistungskraft in der öffentlichen Wahrnehmung bisweilen vielleicht unterschätzt wird.

Zentraler Koordinator der Kulturarbeit an der Technischen Universität ist „CampusKultur“. Die Einrichtung ist erstens eine Plattform für das Engagement von zehn Gruppen. Zweitens plant „CampusKultur“ eigene Programme: Pro Semester findet eine Themenreihe statt. „Unsere Arbeit fußt auf diesen beiden Säulen“, erklärt Geschäftsführer Lars Kilian. Zu den Gruppen,

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die unter dem Dach von „CampusKultur“ agieren, zählen die Theatergruppe, die Foto- und Labor-AG, Campus TV und der Debattierclub. Dazu kommen das Klassische Orchester der TU, der Klassische Chor, der Moderne Chor „Haste Töne“ und die UniBig Band. Zudem nennt Kilian die Musik-Sessions „Jazzbrenner“ an der Uni. Ebenso steht die Reihe „Jazzbühne“ in Verbindung mit „CampusKultur“; dabei handelt es sich um eine renommierte Jazzkonzertreihe in der Fruchthalle mit wechselnden Gastmusikern und der Stammformation aus Michael Lakatos (Schlagwerk), Martin Preiser (Klavier) und Stefan Engelmann (Bass). Darüber hinaus sei man vernetzt mit anderen Akteuren an der Uni, etwa dem AStA-Kino oder dem Fachbereich Architektur.

Die Kulturarbeit an der Universität prägt den regionalen Kulturkalender jährlich mit dutzenden Terminen. Es handelt sich durchaus um eine Öffnung der Hochschule: Denn nicht nur die jeweiligen Veranstaltungen richten sich an das breite Publikum der Region, ebenso ist das Engagement einiger Gruppen offen für Externe. „Es geht auch darum, den Campus erlebbar zu machen“, sagt Kilian. Er spricht vom bereichernden Austausch und von „Networking-Effekten“ in die Stadtgesellschaft. So besteht etwa eine Kooperation mit dem Pfalztheater; zuletzt lief dessen Produktion „Eine Sommernacht“ im Kramladen auf dem Campus.

Wesentliches Anliegen von „CampusKultur“ ist, im Umfeld der Universität Impulse für einen kulturellen, künstlerischen und gesellschaftlichen Diskurs zu setzen, „um den Blick über den Tellerrand zu richten“. Schließlich zeichnet sich die TU Kaiserslautern durch ein naturwissenschaftlich geprägtes Profil aus. Die Aktivitäten der einzelnen Gruppen eröffnen Studierenden und Uni-Mitarbeitern die Möglichkeit, sich über Fachbereichsgrenzen hinweg zu begegnen und selbst kreativ zu entfalten. Dies sei Teil eines lebendigen Geschehens auf dem Campus. „Unser Engagement kann in Ergänzung zu fachwissenschaftlichen Inhalten verstanden werden“, erklärt Kilian.

Geschäftsführer der „CampusKultur“: Dr. Lars Kilian. © CampusKultur

Zudem beleuchtet das Veranstaltungsprogramm von „CampusKultur“ relevante zeitgenössische Fragestellungen aus verschiedenen Blickwinkeln und lädt zur Auseinandersetzung ein. Der rege Diskurs, INFO Weitere Informationen zu „CampusKultur“, den einzelnen Gruppen und dem Programm „Nur noch kurz die Welt retten“ im kommenden Sommersemester gibt es im Internet unter www.campuskultur-kl.de

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vermitteln wolle. „Für eine ganzheitliche Bildung ist es wichtig, gesellschaftliche Prozesse zu begreifen und sich moralisch zu verorten“, erläutert Kilian. Dafür wolle man Raum bieten. „Es geht darum, Themen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und mit Bedeutung zu füllen.“

„Haste Töne“ – so heißt der Moderne Chor der TU. © CampusKultur

die Fähigkeit zur kritischen Debatte und die Reflexion ethischer Grenzfragen seien Teil des Menschenbildes, für das die TU stehe und das die Universität

Im vergangenen Semester etwa widmete sich das Programm von „CampusKultur“ anhand von Vorträgen, Ausstellungen und Workshops dem Thema „Krieg und Frieden“. Geladen waren international anerkannte Referenten. Für das kommende Sommersemester werden unter dem Titel „Nur noch kurz die Welt retten“ existenzielle Fragen der Zeit erörtert. Im Wintersemester 2017/18 steht dann „Europa“ im Fokus des Programms.

Andreas Erb

hcp-werbeagentur.de

2017 Vorschau 13.05.

19.05. - 29.05.

28.05.

16.06. - 17.06.

Kinderfest „Fun & Action in der City“ Lautrer Kerwe Verkaufsoffener Sonntag 11. Kaiserslautern Classics / 6. ADAC Rallye Trifels Historic

Infos unter: www.kaiserslautern.de

Wer uns findet, findet uns gut!

24.06.

Lange Nacht der Kultur 30.06. - 02.07. Altstadtfest 14.07. - 16.07. „ALLES MUSS RAUS!“ – Theater-/Musikfest 31.08. - 02.09. Barbarossa-Fest „Swinging Lautern“

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Modernes Ambiente: die neue Bibliothek der Hochschule Kaiserslautern © Kerstin Squarra

IN NEUEM GLANZ AN NEUER W I R K U N G SS TÄT T E Die Bibliothek der Hochschule Kaiserslautern Im Zuge der Zusammenlegung der beiden Lauterer Fachbereiche der Hochschule Kaiserslautern auf dem neu gebauten Campus auf dem Gelände der ehemaligen Kammgarn-Spinnerei sind Mitte vergangenen Jahres die beiden Standortbibliotheken Kaiserslautern I und II in die neuen Räumlichkeiten im früheren Wollmagazin (Gebäude E) umgezogen.

Ein Rückblick: Monatelange Planungen waren diesem Großprojekt vorausgegangen. Da ein Umzug immer auch ein Neuanfang ist, den man nicht mit altem, unnötigem Ballast beginnen will, fing 2015 das große Sichten und Ausmisten an, gefolgt vom großen Kistenpacken im Mai 2016. Außer dem Bücherund Zeitschriftenbestand, der von einer speziellen Umzugsfirma umgezogen wurde, musste alles in Umzugskartons verpackt werden: Büromaterial, Aktenordner, Unterlagen. Im Juni 2016 ging dann der Umzug des gesamten Bestandes von circa 38.000 Medien innerhalb von zwei Tagen über die Bühne: eine logistische Meisterleistung! Bereits am 20. Juni 2016 konnte die neue Bibliothek ihre Pforten öffnen.

Den Nutzer erwarten in den neuen Räumlichkeiten ein großzügiger und heller Arbeitsbereich sowie zwei Gruppenarbeitsräume für bis zu sechs Perso-

nen. Außerdem lädt eine schön gestaltete Ruhezone zum Entspannen und Lesen ein. Es stehen Tages- und Semesterschließfächer zur Verfügung, und in einem Schulungsraum bietet die Hochschulbibliothek Rechercheschulungen an. Auch externe Nutzer können vom Medienangebot der Hochschulbibliothek Gebrauch machen; Informationen dazu erhalten Interessierte während der Öffnungszeiten.

Kerstin Squarra INFO Hochschule Kaiserslautern Hochschulbibliothek Campus KL Gebäude E, 2. OG, Raum 2.000.03 Schoenstraße 11 Öffnungszeiten (in der Vorlesungszeit): Mo – Do 8.30 – 18 Uhr, Fr 8.30 – 15 Uhr, Sa 10 – 12 Uhr Telefon 0631 37242131 www.hs-kl.de/hochschule/servicestellen/bibliothek

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Vom massiven Tisch über Schmuck mit integriertem Datenspeicher bis hin zum flotten Snowboard-Design: Gesellenstücke der Meisterschule für Handwerker. © Meisterschule Kaiserslautern

TISCH & CO. Meisterschule für Handwerker präsentiert Gesellenstücke

Unter dem Motto „Handwerkliches Können sichert Zukunft“ zeigt die Meisterschule für Handwerker im Wadgasserhof des Stadtmuseums Kaiserslautern im Juni ausgewählte Gesellenstücke der diesjährigen Schulabschlussprüfungen. Schulleiter Eckhard Mielke eröffnet die Ausstellung am Dienstag, 6. Juni, um 17 Uhr. Es werden dabei über 30 Gesellenstücke zu sehen sein aus neun Fachrichtungen: Feinwerkmechaniker, Goldschmiede, Maler und Lackierer, Metallbauer (Fachrichtung Metallgestaltung), Steinmetze und Steinbildhauer sowie Tischler. Gezeigt werden beispielsweise Schmuck, Tische und Anrichten, Steinplastiken, geschmiedete Ausleger und gestaltete Konstruktionen aus Stahl sowie ein automatisiertes Handhabungsgerät der Systemelektroniker und eine Vereinzelungsanlage für Kugeln der Feinwerkmechaniker. (red)

INFO Gesellenstücke der Meisterschule für Handwerker 7.6. bis 25.6.2017 Eröffnung: Dienstag, 6.6.2017,17 Uhr Stadtmuseum Kaiserslautern Theodor-Zink-Museum | Wadgasserhof Wadgasserhof, Steinstraße 55 Telefon: 0631 365 - 2327 Öffnungszeiten: Mi – Fr 10 – 17 Uhr, Sa, So 11 – 18 Uhr www.meisterschule-kaiserslautern.de

MVKL Chor

1840 e. V.

Musikverein Kaiserslautern 1840 e. V.

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ZWISCHEN WISSENSCHAFT UND LEIDENSCHAFT Ein Interview mit Torsten Lenhart, der mit „Todesleere“ seinen ersten Krimi vollendete

© Fraunhofer IESE

Beruf: Software-Architekt. Hobby: Krimi-Autor. Zwischen Wissenschaft und Leidenschaft verlief fast zwölf Monate lang das Leben von Torsten Lenhart.

2015 verfasste der Mitarbeiter am FraunhoferInstitut für Experimentelles Software Engineering in Kaiserslautern seinen ersten vollständigen Krimi: „Todesleere“ stieß bei zahlreichen Kritikern auf positive Resonanz. Wissenschaft und schriftstellerische Passion – wie das zusammenpasst, wollte LUTRA von dem Autor wissen.

LUTRA: Herr Lenhart, was hat Sie als wissenschaftlich arbeitender Mensch dazu bewogen, einen Krimi zu schreiben?

Torsten Lenhart: Ich habe schon während der Schulzeit meine Affinität zum Schreiben entdeckt, habe auch schon damals mit der Arbeit an einigen Büchern angefangen, diese Projekte aber letztendlich alle wieder verworfen.

LUTRA: Wie ließ sich Ihr Job am Institut mit Ihrer Leidenschaft fürs Schreiben vereinbaren?

Lenhart: Tagsüber ging ich meinem Beruf wie üblich nach. Abends, wenn meine Kinder im Bett lagen, arbeitete ich an meinem Krimi. Natürlich war das mit einem hohen Kraftakt verbunden, aber eine gute Organisation ermöglichte es mir, meine Ziele zu erreichen.

LUTRA: Inwiefern unterscheidet sich die Herangehensweise beim Schreiben eines Krimis von der des wissenschaftlichen Arbeitens am Institut?

Lenhart: Sonderlich große Unterschiede gibt es hier eigentlich nicht. Wie beim wissenschaftlichen Arbeiten müssen auch beim Krimi-Schreiben die Prämissen der Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit erfüllt sein.

Dies ist mir insbesondere bei den Charakteren, die in meinem Krimi eine Rolle spielen, wichtig. Sie sollen

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möglichst realistisch sein. In meinem Buch spielt die Geschichte in zwei zeitlich getrennten Perspektiven.

Dies war ebenfalls eine Herausforderung, die präzises Arbeiten und gute Planung verlangt. Sowohl wissenschaftliches Arbeiten als auch das Schreiben eines Krimis setzen ein hohes Maß an Kreativität voraus.

Allerdings definiere ich als Krimiautor die Grenzen selbst, während man als Wissenschaftler an das Institut beziehungsweise an den wissenschaftlichen Rahmen gebunden ist.

LUTRA: Wovon handelt der Krimi „Todesleere“?

Lenhart: Er handelt von der 16-jährigen Lara Riemann, die eines Abends mit dem Bus in die Stadt fährt und nicht mehr heimkehrt. Kein Anruf, kein Abschiedsbrief, die Familie verliert nach einigen Jahren die Hoffnung auf eine Rückkehr, auch die Polizei steht vor einem Rätsel. Zehn Jahre später tritt Marco Ehning, ein Kriminalbeamter, in das Leben von Julia, Laras Schwester. Er hört von dem mysteriösen Verschwinden und nimmt die Ermittlungen wieder auf …

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DAs BUch Torsten Lenhart: Todesleere 372 Seiten www.todesleere.de

LUTRA: Wird es eine Fortsetzung des Krimis geben oder sind bereits neue Werke geplant?

Lenhart: Nein, eine Fortsetzung von „Todesleere“ wird es zum jetzigen Zeitpunkt nicht geben. Ziel hinter dem Ganzen ist es, eine komplette Geschichte zu erzählen, mit einem Anfang und einem Ende. Geschichten mit einem offenen Ende gefallen mir persönlich nicht. Aber neue Projekte stehen in Zukunft sicher mal wieder an.

Interview: Claudia Reis & Laura Lea Schwehm

sTIchWORT Das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE) in Kaiserslautern gehört zu den weltweit führenden Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Software- und Systementwicklungsmethoden. Die Produkte seiner Kooperationspartner werden wesentlich durch Software bestimmt. Die Spanne reicht von Automobil- und Transportsystemen über Automatisierung und Anlagenbau, Energiemanagement, Informationssysteme und Gesundheitswesen bis hin zu Softwaresystemen für den öffentlichen Sektor.

Unter der Leitung von Prof. Peter Liggesmeyer und Prof. Dieter Rombach trägt das Fraunhofer IESE seit nunmehr 20 Jahren maßgeblich zur Stärkung des aufstrebenden IT-Standorts Kaiserslautern bei. Im Fraunhofer-Verbund für Informations- und Kommunikationstechnik engagiert es sich gemeinsam mit weiteren Fraunhofer-Institu-

ten für richtungsweisende Schlüsseltechnologien von morgen.

Das Fraunhofer IESE ist eines von 68 Instituten und Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft.

Zusammen gestalten sie die angewandte Forschung in Europa wesentlich mit und tragen zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands bei. www.iese.fraunhofer.de

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Zylindrisches Gehäuse mit gefaltetem Filtermedium (Sternfilter), seitlichem Einlassbereich (rot) und zentralem Auslass (grün). © Fraunhofer ITWM

BESSERE REINIGUNGSLEISTUNG DANK SOF T WARE Eine am ITWM entwickelte Simulation hilft, Kraftstofffilter zu optimieren

Im Auto sind zahlreiche Filter verbaut: Innenraumfilter sorgen dafür, dass Schadstoffe und Pollen nicht in den Fahrgastraum gelangen, Kraftstofffilter halten für den Kraftstoffkreislauf schädliche Feststoffpartikel zurück, Öl- und Getriebeölfilter entfernen Schmutz aus dem Öl. Die Entwickler sehen sich zahlreichen Ansprüchen gegenüber: Ihre Produkte sind im Betrieb starken Temperaturschwankungen und Vibrationen ausgesetzt, dürfen einen vorgegebenen Bauraum nicht überschreiten und müssen den immer höheren Qualitätsansprüchen genügen – und all das in immer kürzeren Entwicklungszeiten.

Üblicherweise kaufen Filterhersteller das Filtervlies zu und optimieren ihr Produkt, indem sie Faltenlegung, Gehäuseform und die Positionierung von Ein- und Auslassöffnungen variieren. Von den verschiedenen Entwürfen fertigen sie Prototypen, die sie dann auf die gewünschten Eigenschaften hin untersuchen – ein teures und aufwändiges Unterfangen. Zwar werden bereits Computersimulationen eingesetzt, allerdings berechnen diese häufig lediglich die Strömung durch den Filter. Die Reinigungsleistung oder auch die Standzeiten – also die Dauer, bis ein Filter ausgetauscht werden muss – lassen sich so jedoch nur auf empirischer Basis grob schätzen.

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Forscher am Fraunhofer-Institut für Technound Wirtschaftsmathematik (ITWM) geben den Filterentwicklern nun eine effiziente Simulation an die Hand: die Filter Element Simulation Toolbox – FiltEST. „Mit unserer Simulation lassen sich auch die Filtervorgänge selbst simulieren“, sagt Dr. Ralf Kirsch, Wissenschaftler am ITWM. „Somit können die Entwickler realistische Aussagen zur Reinigungsleistung eines Entwurfs treffen und vorhersagen, wie viel Schmutz im Laufe der Zeit aufgenommen wird.“ Das Besondere dieser Simulation liegt zum einen in der Möglichkeit, Größen zu berechnen, die nicht mit Standardverfahren zu simulieren sind. Zum anderen kann sie analysieren, wie sich diese Eigenschaften im Laufe der Zeit ändern – etwa weil sich der Filter mit den zurückgehaltenen Partikeln zusetzt. Wie schnell verringert sich die Filtrationsleistung? Wie stark fällt der Druck dadurch ab?

Und wie wirkt sich das auf das Filtrat aus?

Wollte man dies Pore für Pore und Partikel für Partikel berechnen, wäre der Rechenaufwand nicht zu stemmen. Die Forscher haben daher zu einem Trick gegriffen: Sie simulieren nicht jede einzelne Pore im Filtermedium – ebenso wenig wie die einzelnen Partikel, die den Filter passieren oder dort hängen bleiben. „Stattdessen betrachten wir das Filtermedium als homogenes Kontinuum und arbeiten mit Partikel-Konzentrationen“, fasst Kirsch zusammen.

Denn für die Filterhersteller ist es unwichtig, welches der vielen Teilchen im Filter hängenbleibt. Sie interessiert lediglich, wie viele Teilchen der Filter insgesamt zurückhält. Und genau dies berechnen die Modelle: den Anteil der Partikel, die das Filtermedium passieren, sowie den Anteil, der dort verbleibt.

Zudem kann die Simulation bestimmen, wie viele Partikel im Laufe der Zeit aufgrund von Ausspüleffekten wieder aus dem Filter ausgewaschen werden.

Für die Anwender bedeutet dies eine große Arbeitserleichterung. Zudem sparen sie Zeit und Kosten, denn mit der Simulation können sie vorab testen, ob die Filter die ISO-Standards erfüllen – und das, ohne einen Prototypen bauen zu müssen.

Ilka Blauth

Numerisch berechnete Strömung durch das Filterelement: Stromliniendarstellung der Fluidgeschwindigkeit. © Fraunhofer ITWM

INFO www.itwm.fraunhofer.de

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IMPRessUM LUTRA. Kulturmagazin Kaiserslautern Heft 12 / Ausgabe 01 / 2017 Herausgeber: Stadt Kaiserslautern Redaktion: Dr. Christoph Dammann (Referat Kultur der Stadt Kaiserslautern) und Kai Scharffenberger (mssw PrintMedien Service Südwest GmbH, Kaiser-Wilhelm-Straße 34, 67059 Ludwigshafen, www.mssw-online.de) Layout und digitale Bildbearbeitung: ANTARES Werbeagentur GmbH Produktion: Kerker Druck GmbH, Kaiserslautern Auflage: 18.000 Exemplare Zur kostenlosen Auslage in zahlreichen Kultureinrichtungen in der Region Kaiserslautern

LUTRA Referat Kultur der Stadt Kaiserslautern Rathaus Nord, Gebäude A Lauterstr. 2, 67657 Kaiserslautern Tel.: 0631 365-1410 kultur@kaiserslautern.de www.lutra-kl.de ISSN 2192-970X © 2017 Stadt Kaiserslautern, Referat Kultur der Stadt Kaiserslautern, Autorinnen und Autoren, Fotografinnen und Fotografen, Künstlerinnen und Künstler.

LUTRA ist ein Kooperationsprojekt der Stadt Kaiserslautern mit dem Museum Pfalzgalerie, dem Pfalztheater, dem Kulturzentrum Kammgarn, der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, dem Fraunhofer IESE, dem Fraunhofer ITWM, der Hochschule Kaiserslautern, der Volkshochschule Kaiserslautern, der Technischen Universität Kaiserslautern, der Pfalzbibliothek und der ZukunftsRegion Westpfalz.

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