LUTRA 1/2019

NÂş 16

01 | 2019

www.lutra-kl.de

Kulturmagazin Kaiserslautern

Transformation | Rienzi Golden Girls | K a i s e r p f a l z M o b i l i t ä t | Lange Nacht

präsentiert

KAIS

A L S ER

N R E UT

R E D T H C A GE N

R U T L KU

© Oliver Betke

LAN

Mit Künstlern wie Katharina Franck & dem Club der toten Dichter, Shaian*, dem Chor „Wir waren Weinkehlchen“, Kirsti Alho & Band, IC Strings, Diamond Girls, DJs und Bands aus der Region u. v. a. m.

dt a t er S l t e s n n i ü E K 0 0 5 r e Mehr als 30 Spielorte b Ü

SAMSTAG, 29. JUNI 2019 Vorverkauf ab 16. Mai * präsentiert von

www.kaiserslautern.de

MINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT, WEITERBILDUNG UND KULTUR

Nº 16

01 | 2019 THEMA

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"Kultur für alle": im Gespräch mit der neuen Bürgermeisterin und

03 Thalbach, Zukerman und Gerstein in der Fruchthalle ��������������������� 07 In Memoriam Ulrich Leyendecker______________________________________ 11 Samson: der klassische Chor der TUK präsentiert ������������������������ 12 Mitmachen: spannende Projekte an der Musikakademie ����������������� 13 Lange Nacht der Kultur ��������������������������������������������� 14 Kunsthandwerk zum Klingen bringen: Handwerkskammer der Pfalz ������� 16 Theater als analoge Kunst ������������������������������������������� 20 "Rienzi": Frühe Wagner-Oper am Pfalztheater �������������������������� 24 Musical am Pfalztheater �������������������������������������������� 27 Preisträgerausstellung: Pfalzpreis für Malerei 2018 ���������������������� 28 Labyrinth der Farben: interaktive Ausstellung im mpk ������������������� 30 "Golden Girls": Elisabeth Treskow ������������������������������������� 32 Stadtmuseum: Johann Willi Lehmann ��������������������������������� 34 Synagoge-3D: neues Exponat im Stadtmuseum ������������������������� 35 Pfälzische Geschichtsforschung auf dem Weg in die digitale Zukunft_______ 36 Vor 100 Jahren: wissenschaftlich-literarischer Verein �������������������� 38 Urbane Transformation: die Kaiserpfalz ������������������������������� 40 Dynamik der Stadt: Stadtsoziologin Annette Spellerberg ���������������� 46 Die Steinstraße: vom Sündenpfuhl zurück in die Mitte der Gesellschaft_____ 49 The eagle has landed: Mondlandung 1969 ����������������������������� 52 IESE: Reallabor Pfaff – Das Quatier der Zukunft ������������������������� 56 Fahrzeugforscher Michael Günthner im Gespräch ���������������������� 60 KoMeT am Albert-Schweitzer-Gymnasium ����������������������������� 63 Open MINT Labs – Virtuelle Labore für Lernerfolg an der Hochschule_______ 64 ITWM: Kunststoffverarbeitung ��������������������������������������� 68 Kulturdezernentin Beate Kimmel �������������������������������������

MUSIK UND T H E AT E R

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KUNST UND L I T E R AT U R

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T R A N SF O R M AT I O N U N D STA DT­ G ES CH I CH T E

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BILDUNG UND FORSCHUNG © Oliver Betke

Katharina Franck und der „Club der toten Dichter“

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LUTRA 16 Transformation und Wandel – so komplex und wenig greifbar uns diese Begriffe im ersten Moment erscheinen mögen, so allgegenwärtig sind sie. Veränderungsprozesse finden stetig und überall statt. In dieser LUTRA-Ausgabe wollen wir eine facettenreiche Bandbreite an Themen beleuchten und aufzeigen, was Kaiserslautern geprägt hat und aktuell beschäftigt.

Beate Kimmel, neue Bürgermeisterin und Kulturdezernentin der Stadt Kaiserslautern, wird sich unseren Fragen stellen und uns einen Einblick in ihre Vorstellung von Kulturpolitik gewähren. In weiteren Artikeln nehmen wir städtebauliche Entwicklungen unter die Lupe. Unsere Redakteure erzählen vom Wandel der Steinstraße und Fragen nach den Planungen im Umfeld der ehemaligen Kaiserpfalz in Kaiserslauterns Neuer Mitte. Auch die Technische Universität, die Hochschule sowie die Forschungsinstitute ITWM und IESE haben in Sachen Veränderungsprozesse viel zu bieten: Stadtsoziologie, Mobilität, digitale Labore oder virtuelle Lernprozesse. Lassen Sie sich auf den folgenden Seiten überraschen und inspirieren.

Inspiration finden Sie sicherlich auch auf unseren Seiten über aktuelle Konzerte in der Fruchthalle, die Ausstellungen des Museums Pfalzgalerie und des Stadtmuseums (Theodor-Zink-Museum | Wadgasserhof) sowie die neuen Programme des Pfalztheaters und der Kammgarn. Und nicht zuletzt verraten wir schon erste Details zur diesjährigen Langen Nacht der Kultur.

Auch die pfälzische Geschichtsforschung begibt sich auf den Weg in die digitale Zukunft; das beispielsweise zeigt uns die Arbeit am Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde. Von historischen Begebenheiten zeugt dagegen die Auflösung des wissenschaftlich-literarischen Vereins Kaiserslautern vor exakt einhundert Jahren.

Und so schlagen wir wieder den Bogen zu unserer Thematik – Veränderungen sind allgegenwärtig.

Sie beginnen im Kopf und lassen Visionen manchmal Realität werden. Oder wer hätte vor 50 Jahren gedacht, dass die Menschheit nicht nur bildlich nach den Sternen greift, sondern tatsächlich den Mond erreicht. "The eagle has landed" – auch dieses Jubiläum steht für Fortschritt und Veränderung.

Und auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, sind mitten drin im gesellschaftlichen Wandel mit seinen vielfältigen Ideen und Ansätzen. Nutzen Sie diese Chance.

Wir wünschen Ihnen viel Freude mit dieser LUTRA-Ausgabe. Ihr Redaktionsteam.

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Am 12. November 2018 wird Beate Kimmel offiziell in der Sitzung des Stadtrates durch Oberbürgermeister Dr. Klaus Weichel vereidigt. © Stadt Kaiserslautern

„ K U LT U R F Ü R A L L E “ Ein Interview mit Beate Kimmel, neue Bürgermeisterin und Kulturdezernentin der Stadt Kaiserslautern

LUTRA: Frau Bürgermeisterin Kimmel, diese LUTRAAusgabe beschäftigt sich unter anderem mit Veränderungsprozessen. Sie haben ja in den vergangenen Monaten eine größere berufliche Veränderung erlebt, nachdem Sie am 12. November als neue Bürgermeisterin vereidigt wurden. Wie war der Einstieg in das neue Amt für Sie? Kimmel: Die neue Aufgabe bereitet mir große Freude.

In den ersten Monaten hatte ich schon Gelegenheit, viele Ausstellungen, Konzerte, Kabarett- und Theateraufführungen sowie Fastnachtsveranstaltungen zu besuchen. Überall wurde ich ausgesprochen freundlich empfangen. Diese Begegnungen waren bereichernd und wohltuend. Es hat mich aber auch wieder begeistert zu sehen, wie vielfältig und hoch-

wertig das kulturelle Angebot in der Stadt Kaiserslautern ist.

LUTRA: Sie sind nun auch für die Kultur in der Stadt zuständig. Was bedeutet Kultur für Sie persönlich und welche Bedeutung hat Kultur für unsere Stadt?

Kimmel: Ich halte es da mit dem großen, im vergangenen Jahr verstorbenen Visionär der Kulturpolitik Hilmar Hoffmann und seinem Postulat der „Kultur für alle“. Das hat seinerzeit ein großes Umdenken, ja sogar etliche Veränderungsprozesse ausgelöst. Es wurden Wege zur Öffnung und Erweiterung des kulturellen Lebens aufgezeigt und beschritten. Das hat bis heute Gültigkeit. Kultur ist wichtig für unsere demokratische Gesellschaft und soll für alle zugänglich sein.

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Hinzu kommt, dass wir uns im Wettbewerb um die kreativsten Köpfe befinden und ein Klima der Innovationsfreudigkeit schaffen. Auch dazu ist Kultur unverzichtbar und muss weiter öffentlich gefördert werden.

Das gilt für die großen Einrichtungen wie Pfalztheater, Fruchthalle, Kammgarn, die Museen bis hin zu unserer vielfältigen und sehr aktiven freien Szene.

LUTRA: Auch im Kulturbereich gibt es immer wieder Veränderungsprozesse, wie die Weiterentwicklungen von Kunstformen, Stilrichtungen, Organisationsformen oder die Erneuerung des Publikums. Wo sehen Sie da Gestaltungsmöglichkeiten?

Kimmel: Ich möchte da vor allem die kulturelle Bildung in den Blick nehmen. Das erreichen wir bereits in der Jugendkulturmeile oder auch durch verstärkte Akquise von Drittmitteln aus Förderprogrammen.

Die Profile unserer Einrichtungen sind klar erkennbar und geschärft. Die Fruchthalle bietet vor allem klassische Konzerte auf großstädtischem Niveau an, die Kammgarn ist eine Topadresse für Rock, Jazz, Pop und angrenzendes, unser Stadtmuseum (Theodor-Zink-Museum | Wadgasserhof) hat seinen regional­geschichtlichen Schwerpunkt, mit vielseitigen, farbigen Wechselausstellungen. Ich stelle mir eine Weiterentwicklung der guten Vernetzung durch

Kulturdezernentin Beate Kimmel bei der Eröffnung einer Ausstellung zum Ende des ersten Weltkrieges in der Scheune des Stadtmuseums. Links neben ihr der Regisseur und Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff.

Foto: Ray Albuquerque

Kooperationen zwischen städtischen Einrichtungen und der freien Szene vor, wie aktuell angestoßen zum Beispiel zwischen Stadtmuseum und Kunstverein, Referat Kultur und Union-Kino, Friedenskapelle und der regionalen Musikszene. Unsere Bücherei feiert gerade ihr Jubiläum als älteste öffentlich finanzierte Stadtbibliothek Deutschlands und punktet mit neuen digitalen Angeboten. In der Zukunft werden digitale Präsentationsformen eine noch größere Rolle spielen, zum Beispiel im Museum durch „virtual reality“ beim Erlebnis Lautrer Vergangenheit wie der Kaiserpfalz, der Synagoge oder auch dem Lina-Pfaff-Bad. Dabei werden wir immer die Prämisse im Auge behalten, dass „das Digitale das Analoge unterstützen“ soll, das war schon der Erfolgsfaktor bei der Bewerbung zur digitalen Stadt. Ich sehe weiterhin eine große Sehnsucht der Menschen nach analogen, gemeinschaftlichen Kunsterlebnissen, sei es im Konzert, im Theater oder bei Ausstellungen und Stadtfesten.

LUTRA: Rheinland-Pfalz ist seit Jahren Schlusslicht in der Kulturförderung pro Kopf sowohl auf Landesals auch auf kommunaler Ebene, auch im Land liegt

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Kaiserslautern noch hinter den anderen großen kreisfreien Städten. Gibt es hier realistische Veränderungsmöglichkeiten?

Kimmel: Es gibt die schöne Idee eines „atmenden Deckels“ bei den sogenannten freiwilligen Leistungen. Deren Umsetzung strebe ich an. Bei uns in Lautern ist die Beteiligung des Bezirksverbandes ein Glücksfall auch für die Kulturfinanzierung. Das Herauslösen einzelner Aufgaben aus dem freiwilligen Leistungsbereich kann den Gestaltungsspielraum der kommunalen Selbstbestimmung erweitern.

LUTRA: Sie sind für acht Jahre gewählt. Wo sehen Sie die Kultur in Kaiserslautern in acht Jahren?

Kimmel: Für mich ist oberstes Gebot der Erhalt unserer Einrichtungen mit der Qualität und dem Umfang der Angebote. Ich möchte die kulturelle Bildung in allen Kultureinrichtungen weiter stärken. Ich sehe auch eine gute Chance für ein stabiles und verjüngtes Publikum, zum Beispiel durch die gute Zusammenarbeit mit der TU und der Hochschule auch im Kulturbereich. Die Akademie-Angebote der Musikschule sollen ausgebaut werden, Stichwort „lebenslanges Lernen“. Ich hoffe auf eine weitere Unterstützung der freien Kulturszene durch regelmäßige Kooperationen mit dem Referat Kultur. Es können auch Organisationsformen in der Kulturverwaltung weiter entwickelt werden hin zu mehr Selbständigkeit, Eigenverantwortung und weiterer Vernetzung, zum Beispiel zwischen Kultur und Tourismus, im Veranstaltungsmanagement, in der Vermietung von Räumen. Ich möchte eine gute digitale Ausstattung aller Einrichtungen mit WLAN. LUTRA: Bitte schildern Sie unseren Lesern kurz, welche Aufgabengebiete noch zu Ihrem Dezernat gehören.

Kimmel: Neben der Kultur bin ich zuständig für Stadtbildpflege, Recht und Ordnung mit Kriminalpräventivem Rat sowie für über 20 Mandate für Einrichtungen mit städtischer Beteiligung. Das geht vom Vorsitz des

Nach ihrer Eröffnungsansprache schlendert die neue Bürgermeisterin noch über den Kulturmarkt in der Fruchthalle. © Stadt Kaiserslautern

Aufsichtsrats von Kammgarn und Demando über ähnliche Funktionen bei der ZAK und der Stadtsparkasse bis hin zu Zweckverbänden für Klärschlamm und Tierkörperbeseitigung. Ein vielfältiges Aufgabengebiet, das große Bedeutung für die Menschen in Kaiserslautern hat. So ergeben sich viele Gesprächsthemen und das garantiert viele Kontakte. Da ich ein großes Interesse an Menschen und der Stadt habe, macht mir das Freude.

LUTRA: Auf welche aktuellen, städtischen Kulturereignisse freuen Sie sich besonders?

Kimmel: Da wäre viel zu nennen. Ich habe vor dem Sommer mehrere Termine in Fruchthalle und Kammgarn im Auge. Im Laufe des Jahres sind natürlich Ereignisse wie die Lange Nacht der Kultur sowie Jazz- und Bluesfestival besondere Highlights. Aber gerne lasse ich auch kleinere Formate auf mich wirken. Als be-

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geisterte Leserin und Nutzerin unserer Stadtbibliothek habe ich mich besonders über das in diesem Jahr erstmals durchgeführte Literaturfestival mit

vielfältigen, interessanten Veranstaltungen gefreut. (red)

BIOGRAFIE Beate Kimmel, geboren am 04. Mai 1968 in Kaiserslautern, beendete ihre Schulausbildung mit dem Abitur am Burggymnasium Kaiserslautern.

Seit 1988 in der öffentlichen Verwaltung durchlief die Diplom-Verwaltungswirtin mehrere Stationen bei der Bezirksregierung RheinhessenPfalz, der Stadtverwaltung Kaiserslautern und der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd.

Führungserfahrung sammelte sie von 2003 bis 2007 als Leiterin des Referates Öffentlichkeitsarbeit der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd und seit Mai 2010 als Direktorin des Referats

Personal bei der Stadtverwaltung Kaiserslautern.

Berufsbegleitend qualifizierte sie sich für den höheren Dienst weiter.

Am 12. November 2018 wurde Beate Kimmel zur Bürgermeisterin ihrer Heimatstadt ernannt.

Privat engagiert sie sich als Präsidentin der TSG 1861 Kaiserslautern e. V. ehrenamtlich. Sie ist Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschland.

Ihre Freizeit verbringt die Politikerin am liebsten mit Familie und Freunden. Entspannung findet sie im Pfälzer Wald oder beim Schwimmen und Lesen.

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Weltklasse-Geiger Pinchas Zukerman spielt am 26. April in der Fruchthalle. © Cheryl Mazak

KO NZ E R T- H Ö H E PU N K T E I N DER FRUCHTHALLE Pinchas Zukerman, Kirill Gerstein sowie Katharina und Anna Thalbach zu Gast

Einige Höhepunkte stehen in der laufenden Saison der Konzerte der Stadt Kaiserslautern noch bevor.

Erstmals wird sich am 26. April der designierte neue Chefdirigent Michael Francis am Pult der Deutschen Staatsphilharmonie in der Fruchthalle präsentieren.

Als Engländer bringt er ein „very british“ Programm, mit Edward Elgars berühmten Violinkonzert und

dem Weltklasse-Geiger Pinchas Zukerman als Solisten und Ralph Vaughan Williams großer „London Symphony“ von 1914, ein Werk von Mahlerschen Ausmaßen, eine Liebeserklärung an die britische Hauptstadt bis hin zum majstätischen Klang der Glocken von Westminster. Pinchas Zukerman ist einer der gefragtesten und vielseitigsten Musiker von

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MUSI K U N D TH E ATE R

Am 17. Mai in der Fruchthalle: Pianist Kirill Gerstein. © Marco Borggreve

heute – Violin- und Viola-Solist, Dirigent und Kammermusiker. Er ist bekannt als Virtuose, bewundert für die ausdrucksstarke Lyrik seines Spiels, die einzigartige Klangschönheit und die tadellose Musikalität, die auf den Konzertpodien und auch in seiner über 100 Alben umfassenden Diskografie zu hören ist.

Der in Tel Aviv geborene Pinchas Zukerman kam später in die USA, wo er an der Juilliard School bei Ivan Galamian als Stipendiat der American-Israel Cultural Foundation studierte.

Die „goldenen Zwanziger“ lässt dann die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern am 17. Mai aufleben, mit Werken von Schulhoff, Busoni und Ravel, dessen berühmtes Konzert für die linke Hand der international gefeierte Pianist Kirill Gerstein spielen wird. Der äußerst vielseitige, russisch-stämmige amerikanische Pianist Kirill Gerstein ist schnell in die höchsten Ränge klassischer Musik aufgestiegen.

Mit einer meisterhaften Technik, anspruchsvoller Intelligenz und einer musikalischen Neugier, die ihn dazu bringt, das Repertoire von Jahrhunderten und vieler Stile zu erforschen, hat er sich als einer der faszinierendsten und vielseitigsten Musiker von heute erwiesen. Seine frühe Ausbildung und Erfahrung im Jazz haben zu einem wichtigen Element seines Interpretationsstils beigetragen und eine energetische und ausdrucksstarke musikalische Persönlichkeit aus ihm gemacht. Danach erklingt im Rahmen des Mozart-Schwerpunktes dessen berühmte „Prager“ Sinfonie. Man könnte meinen, Mozart habe in dieser großen sinfonischen Vision schon seinen „Don Giovanni“ vorweggenommen, den er nach dieser Reise nach Prag für eben diese Stadt komponierte.

Opernmäßige Dramatik verbindet sich mit Eleganz und Unbändigkeit.

Etwas ganz besonderes bietet das Kammerkonzert am 19. Mai. Die große Schauspielerin Katharina Thalbach spielt in der Fruchthalle Strawinskis „Geschichte vom Soldaten“ über den Pakt zwischen einem geigenden Soldaten und dem Teufel, Stoff aus einer altrussischen Moritat, an der Seite ihrer Tochter Anna Thalbach. Drei herausragende Musiker werden sie dabei

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© Markus Nass

© Thalbach / frei

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Anna und Katharina Thalbach sind am 19. Mai in der "Geschichte vom Soldaten" in der Kaiserslauterer Fruchthalle zu sehen.

begleiten, die Pianistin Michal Friedlander, der Geiger Kolja Blacher und der Klarinettist Karl-Heinz Steffens, langjähriger, gefeierter Generalmusikdirektor der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Katharina Thalbach stammt aus einer der bekanntesten Theater­familien Deutschlands. Ihr Vater, der Schauspieler und Regisseur Benno Besson, war 1949 auf Einladung Bertolt Brechts aus der Schweiz nach OstBerlin gekommen. Er arbeitete zunächst am Berliner Ensemble, wo er die Schauspielerin Sabine Thalbach kennenlernte. Ihre gemeinsame Tochter Katharina, geboren 1954, gilt heute als eine der größten deutschen Schauspielerinnen. Die Liste der Preise, die sie für ihre Auftritte auf Bühnen und vor der Kamera gewonnen hat, ist lang. Brechts Berliner Ensemble mit dem Vater als Regisseur und der Mutter als Schauspielerin war Thalbachs Kinderzimmer. Als Sabine Thalbach 1966 mit nur 34 Jahren plötzlich an einer Thrombose starb, wuchs Katharina bei Pflegeeltern auf, um ihre schauspielerische Ausbildung kümmerte sich Bertolt Brechts Witwe Helene Weigel. Bei einer Feier zu Weigels 70. Geburtstag lernte Thalbach den Schriftsteller Thomas Brasch kennen. Im Zuge der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann „wegen grober Verletzung der staatsbürgerlichen Pflichten“ aus der DDR protestierten viele seiner Künstlerkollegen und nahmen damit selbst Repressalien durch die Regierung in Kauf. Auch Brasch und Thalbach verließen danach die DDR. „Wir sind nicht gerne gegangen, aber wir hatten keine Wahl.“ Sie

flohen zu Thalbachs Großmutter, die sie vorher nicht besuchen konnten, in den Westen. Katharinas Tochter Anna war damals drei Jahre alt. Mit sechs stand sie bereits auf der Bühne. Brasch war für sie wohl eine Vaterfigur. Er starb 2001, sechzehn Jahre später, im Januar 2017, las die Tochter in der Kaiserslauterer Fruchthalle aus seinen Gedichten.

Christoph Dammann INFO Karten: 0631 365-2316 Fruchthalle Kaiserslautern Fruchthallstr. 10

www.fruchthalle.de

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MUSI K U N D TH E ATE R

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MUSIK MIT SINNLICHKEIT In Memoriam Ulrich Leyendecker

Ulrich Leyendecker mit Tochter Johanna bei der Arbeit an seinem Violakonzert. Das Foto entstand 2008 in Pietrafitt am Lago di Trasimeno. © privat

Er war der Pfalz sehr verbunden, der am 29. November 2018 im Alter von 72 Jahren verstorbene Komponist Ulrich Leyendecker. Nach seiner aktiven Zeit als Hochschulprofessor, zuletzt an der Musikhochschule in Mannheim, wohnte er seit 1997 in Gaugrehweiler, von wo aus er sich oft auf den Weg machte, um Konzerte in den umliegenden Städten zu besuchen. Ein sehr gern gesehener Gast war er in der Fruchthalle Kaiserslautern, wo er kaum ein Sinfoniekonzert ausließ und etliche Male mit eigenen Werken auf dem Programm stand. So wurde 2011 dort sein Konzert für Gitarre und Orchester aufgeführt und 2014 erlebte seine fünfte Sinfonie ihre Uraufführung, es erklangen auch seine Debussy-Variationen für Orchester und sein Streichquartett Nr. 2.

2017 stellte Leyendecker etliche Solowerke im Rahmen der Langen Nacht der Kultur vor. In einem LUTRA-Interview sprach er über seine Musik. Dabei bekannte er sich, durchaus unorthodox und unakademisch, zur sinnlichen Wirkung von Gesanglichkeit, tänzerischen Rhythmen, zum Beispiel aus dem Tango oder Jazz, und zu Harmonien mit Terzschichtungen oder übermäßigen Dreiklängen. Er beherrschte sein Metier meisterhaft vom intimen Solostück bis hin zur ganz großen, sinfonischen Anlage und Besetzung. Als Komponist bewege ihn vor allem die Idee der „Entstehung“ und des „Vergehens“, auch mit ganz einfachen Melodien und

einer „Sinnlichkeit der Strukturen“. Er wolle, dass nach dem Konzert bei seinen Hörern etwas haften bleibe und Komponisten noch mehr dazu kommen müssten, die Tradition fortzusetzen, ohne „sie zu kopieren oder in Klassizismus zu verfallen“.

Ulrich Leyendecker wurde am 29. Januar 1946 in Wuppertal geboren, studierte Klavier und Komposition in Köln und lehrte dann ab 1981 auch als Professor für Komposition und Musiktheorie in Hamburg und ab 1994 in Mannheim. Sein Werkkatalog umfasst sowohl Orchesterwerke als auch Kammer- und Klaviermusik sowie Vokalmusikkompositionen in unterschiedlichsten Ensembleformationen. Er war Stipendiat der „Villa Massimo” in Rom, sowie der „Cité Internationale des Arts“ in Paris und wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet. Sein kompositorisches Werk umfasst praktisch alle Gattungen, außer der Oper, es entstanden etwa 60 Werke, dabei fünf Sinfonien sowie mehrere Solokonzerte für Klavier, Violine, Bratsche, Cello oder Gitarre und Orchester. Das Referat Kultur der Stadtverwaltung Kaiserslautern wird Prof. Ulrich Leyendecker ein ehrendes Andenken bewahren.

Christoph Dammann

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MUSI K U N D TH E ATE R

CampusKultur – Der Klassische Chor der TU Kaiserslautern präsentiert:

SAMSON

Solo für den Klassischen Chor der Technischen Universität Kaiserslautern: Lydia Eller, Fabian Kelly, Sandra Stahlheber und Jan-Ole Lingsch. © Künstler

Samson, der vermeintlich unverwundbare Anführer des Volkes Israel, wird von der Philisterin Dalila verführt und verrät ihr das Geheimnis seiner Kraft. Liebe, Intrige und Verrat bringen ihn schließlich zu Fall und er wird, geblendet und gebrochen, zu Sklavenarbeit verurteilt. Doch mit Gottvertrauen findet der Held seine Stärke wieder und bringt den Tempel der Feinde zum Einsturz. Samson stirbt in den Trümmern.

Auf dem Höhepunkt seines Oratorienschaffens komponiert Georg Friedrich Händel 1741 unmittelbar nach dem Messias das Oratorium Samson auf der Basis eines Textes von John Milton. Die Begeisterung vieler Zeitgenossen Händels für das Werk lebte auch im 19. Jahrhundert fort als Samson in ganz Europa zu den bedeutendsten Werken der großen Chorfeste zählte. Die beeindruckenden Chöre der Israeliten und Philister machen das Oratorium zu einem seiner größten Meisterwerke. Mit Samson präsentieren der Klassische Chor der TU Kaiserslautern und die Churpfälzische Hofcapelle auf historischen Instrumenten eine Aufführung voller Klangpracht.

Der Klassische Chor der TU Kaiserslautern hat sich in den letzten Jahren einen beachtlichen Ruf als Konzertund Oratorienchor erworben. Wiederholt war er auch in Karlsruhe, Landau, Neustadt/Weinstraße und bei den Otterberger Abteikirchen-Konzerten zu Gast. Die

Churpfälzische Hofcapelle pflegt die historische Aufführungspraxis auf Barockinstrumenten und auch die Solisten sind ausgewiesene Experten für Barockgesang.

Ulrike Annecke INFO Klassischer Chor der TU Kaiserslautern Churpfälzische Hofcapelle (auf historischen Instrumenten) Leitung: Berthold Kliewer Die Solisten: Lydia Eller (Karlsruhe), Sopran Sandra Stahlheber (Karlsruhe), Alt Fabian Kelly (Mainz), Tenor Jan-Ole Lingsch (Mühlhausen), Bass Termin: So, 23.6.2019, 17 Uhr, Abteikirche Otterberg Karten: Tourist-Information (Otterberg und Kaiserslautern), Thalia, Pop-Shop, Uni-Buch-Michels und www.reservix.de Das Konzert wird am Sonntag, 30.6.2019, 18 Uhr in der Christuskirche in Karlsruhe wiederholt. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter www.campuskultur-kl.de.

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MITM ACH E N: SPA N N E N DE P R O J E K TA R B E I T A N D E R M U S I K A K A D E M I E D E R S TA D T K AISERSL AUTERN

Projektarbeit der Musikakademie im Steinbruch Picard. © Picard

Eine Musical-AG? Aus Alltagsgegenständen Instrumente bauen? Mit Tablets eine Band gründen? Zu Musik malen oder an einer musikpädagogische Freizeit teilnehmen? All das findet gerade an der Musikakademie der Stadt Kaiserslautern statt.

Schon längst haben zahlreiche anerkannte Studien die positiven Effekte des Musizierens sowohl für die persönliche als auch die gesellschaftliche Entwicklung belegt. Insbesondere Kindern und Jugendlichen bietet das kreative gemeinsame Erleben und Erlernen echte Perspektiven. Ein wichtiges Anliegen der Musikakademie: hier sollen möglichst alle partizipieren können. Daher ist die Teilnahme an den zahlreichen Projekten in der kulturellen Bildung auch grundsätzlich kostenlos. Der Weg ist das Ziel! Die Erfahrungen aus dem letzten Jahr haben ganz deutlich gezeigt, welche Motivation und positive Energie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Projektarbeit erfahren – weit über die erlernten musikalischen Kompetenzen hinaus.

Weitere Fördergelder ermöglichen es nun der Musikakademie, diese Projekte nicht nur fortzuführen, sondern zahlreiche neue Angebote zu starten. Das ist nicht nur für die Kinder und Jugendlichen eine tolle

Chance, sondern auch ein weiterer Aufschwung für die hiesige Kulturszene und den Standort Kaiserslautern. Denn sowohl professionelle Musikerinnen und Musiker als auch Kreative aus anderen Sparten, Studierende und Ehrenamtler haben die Möglichkeit, sich in die Projekte einzubringen – leitend oder einfach nur unterstützend, je nach Kompetenz und persönlicher Affinität. Das Zusammentreffen dieser Teams und neue Kooperationen birgt Potenzial weit über die eigentliche Projektarbeit hinaus.

Die Musikakademie ist die sinnvolle Ergänzung zu dem Angebot der Musikschule und festigt auch deren Stellenwert als Schnittstelle zur Universität und Hochschule. Ihr Netzwerk bündelt kreative Impulse aus der Region und führt zu Synergieeffekten über den kulturellen Sektor hinaus.

Max Punstein

INFO Weitere Infos und Kontaktmöglichkeiten unter www.kaiserslautern.de/musikakademie

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MUSI K U N D TH E ATE R

Katharina Franck und der „Club der toten Dichter“ © Oliver Betke

1 8 . L A N G E N A C H T D E R K U LT U R Experimentierfreudiges Format mit Festival-Charakter verbindet Kulturszene in ganz Kaiserslautern Am 29. Juni 2019 findet nun schon zum achtzehnten Mal die Lange Nacht der Kultur statt. Dieses große Festival mit über 30 Spielorten in der Innenstadt, über 130 Programmpunkten und hunderten von Mitwirkenden hat sich längst überregional etabliert und zieht viele tausende von Besuchern an. Es beteiligen sich alle großen Kultureinrichtungen, vom Pfalztheater über die Kammgarn, die Fruchthalle, das Museum Pfalzgalerie, das Studio des SWR, der Japanische Garten bis hin zu vielen weiteren Einrichtungen und Akteuren, vor allem auch der Freien Kulturszene. Besonderes Merkmal ist dabei eine große und experimentierfreudige Vielfalt des Angebotes sowie das Miteinander von gestandenen Profis und engagierten Amateuren auf Augenhöhe. Alle Kunstsparten sind vertreten, Performance, Musik, Tanz, bildende Kunst, Film, Fotografie, Literatur bis hin zu Projekten, die sich mit neuen Technologien und Medien beschäftigen.

Bühne den Schillerplatz. Das Sinfonieorchester des Landkreises beeindruckte mit „Maschinenmusik“. Aus Berlin kam die Band „atelierTheremin“ mit allerlei analogen Klangmaschinen. Und Kerstin Bachtler amüsierte mit Pfälzer Helden der Arbeit.

In 2018 gab es viele Höhepunkte. Die bekannte Schauspielerin und Sängerin Meret Becker begeisterte mit ihrer Band das Publikum. Gefeiert wurde auch die experimentelle Performance zweier großartiger Tänzer des Pfalztheaters mit zwei Robotern der Technischen Universität. Stephan Flesch rockte auf der Open-Air-

Lassen Sie sich wieder überraschen, auch von einer großartigen und sehr prominenten Künstlerin, die am späten Abend in der Fruchthalle auftreten wird: Als besonderer Gast wird die bekannte Sängerin Katharina Franck mit Band neue Lieder interpretieren. Katharina Franck ist sicher eine der markantesten deutschen

In 2019 wird es ähnlich vielfältig zugehen, und es wird wiederum das inspirierende Motto des rheinlandpfälzischen Kultursommers „Heimat(en)“ in verschiedenen Programmen beleuchtet. Vielleicht werden Sie europäischen Wandermusikanten oder pfälzischen Weinkehlchen oder Theodor Fontane begegnen oder in den „Club der toten Dichter“ aufgenommen oder in der Nacht auch einmal „Heimat los!“ werden.

K AT H A R I N A F R A N C K M I T B A N D I N DER FRUCHTHALLE

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MUSI K U N D TH E ATE R

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Fotograf Peter Bialobrzeski beschreibt in seinen Arbeiten „die soziale Oberfläche des Landes, das ihm Heimat bietet.“ © Bialobrzeski

Die illuminierte Fruchthalle bei der Langen Nacht der Kultur 2018. © Heieck.

Lichtinstallation Ingo Bracke © VG Bildkunst Bonn 2019

Popstimmen der letzten dreißig Jahre. Sie war Frontfrau und Gründerin der Band „Rainbirds“, deren Single „Blueprint“ zum internationalen Hit wurde. Seitdem erschienen viele Alben, auch solo und mit Partnern wie FM Einheit oder auch Ulrike Haage. 2018 erschien ihr neues Soloalbum „Musik! Musik!“. Für die Lange Nacht der Kultur bereitet sie allerdings ein neues Projekt vor, das auch starken Bezug zu ihrer jetzigen brandenburgischen Heimat hat.

AUSSTELLUNG DES FOTOGR AFEN PETER BIALOBRZESKI Ein besonderes Projekt wird in Kooperation mit dem Kunstverein Kaiserslautern bereits am Vorabend eröffnet, „Die zweite Heimat“, eine Ausstellung des international renommierten Fotografen Peter Bialobrzeski. Dieser studierte Politik und Soziologie, bevor er in seiner Heimatstadt Wolfsburg Fotograf für eine Lokalzeitung wurde. Er reiste ausgiebig durch Asien, bevor er an der Folkwangschule in Essen und am London College of Printing Fotografie studierte. Nachdem er fast 15 Jahre als Fotograf gearbeitet hatte und weltweit publiziert wurde, konzentrierte er sich mehr auf persönliche Projekte. In den letzten acht Jahren hat er acht Bücher veröffentlicht. Seine Arbeiten wurden in Europa, den USA, Asien, Afrika und Australien ausgestellt. Er gewann mehrere Preise, darunter den renommierten World Press Photo Award 2003 und 2010. Seit 2002 ist Peter Bialobrzeski Professor für Fotografie an der Hochschule der Künste in Bremen.

Außerdem führt er weltweit Workshops durch. Er wird von der Laurence Miller Gallery in New York, der LA Galerie in Frankfurt / Deutschland vertreten und zeigt

in seiner Heimatstadt Hamburg in der Robert Morat Gallery sowie in der m97 Gallery in Shanghai seine Arbeiten. 2012 wurde er mit dem Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Fotografen (DGPh) ausgezeichnet. „Die zweite Heimat“ wurde 2011–2016 in ganz Deutschland fotografiert. Die Ausstellung war 2018 in den DEICHTORHALLEN Hamburg und auf der FORUM FÜR FOTOGRAFIE in Köln zu sehen, im Januar 2019 hat das HAUS AM KLEISTPARK das Werk in Berlin präsentiert. Der Fotograf reiste dazu von 2011 bis 2016 durch Deutschland. Er versuchte, die „soziale Oberfläche des Landes zu beschreiben, das mir seit 50 Jahren eine Heimat bietet.“ Bialobrzeski ist daran interessiert, „fotografisch zu formulieren, wie die Gegenwart als Vergangenheit aussehen könnte.“ Das komplette Programm der 18. Langen Nacht der Kultur erscheint am 16. Mai, dann beginnt auch der Vorverkauf. (red) INFO Lange Nacht der Kultur 29.6.2019 Fruchthalle Kaiserslautern www.fruchthalle.de Vorverkauf ab dem 16. Mai u. a. Tourist Information der Stadt Kaiserslautern Alle Infos unter www.kaiserslautern.de und facebook.com/LangeNachtDerKultur

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MUSI K U N D TH E ATE R

KUNSTHANDWERK ZUM KLINGEN BRINGEN Handwerkskammer der Pfalz erstmals bei der Langen Nacht der Kultur

Ensemble Hikari.

Bildquelle: Handwerkskammer der Pfalz

Bei der Langen Nacht der Kultur erwartet Kunst- und Kulturinteressierte sowie Musikfans ein breit gefächertes Programm an Veranstaltungen in der Innenstadt von Kaiserslautern. Am 29. Juni sorgen Künstler aus allen Bereichen für Unterhaltung auf höchstem Niveau. 2019 werden erstmals auch die Handwerkskammer der Pfalz und das Handwerk dabei sein.

Das Handwerk leistet einen unverzichtbaren Beitrag für Wirtschaftsentwicklung, Beschäftigung und Ausbildung. Im Bereich der Handwerkskammer der Pfalz erwirtschaften rund 18.000 Betriebe einen Umsatz von ca. 8,8 Milliarden Euro und beschäftigen rund 87.000 Mitarbeiter, davon fast 6.000 Auszubildende.

Mit seiner mittelständischen Prägung stellt das pfälzische Handwerk damit eine wichtige Basis für die Marktwirtschaft und einen funktionierenden Wettbewerb dar. Die Handwerksbetriebe erbringen individu-

elle und qualitativ hochwertige Produkte und Dienstleistungen für die Wirtschaft und die Endverbraucher.

Das Handwerk in der Pfalz ist innovativ und vielseitig.

Von A wie Augenoptiker bis Z wie Zimmerer findet man über 130 Ausbildungsberufe. Darunter auch Gewerke, die auf den ersten Blick nicht so bekannt sind.

Wer weiß schon, was ein Zupfinstrumentenmacher macht, welche Instrumente genau damit gemeint sind oder was der Unterschied ist zwischen Holzblasinstrumenten oder Metallblasinstrumenten? Auch dass heutzutage noch Cembalos gebaut werden, dürfte nicht jedem bekannt sein.

Um diese Berufe einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, beteiligt sich die Handwerkskammer der Pfalz mit einer Ausstellung von und mit Instrumentenmachern aus der Pfalz. Dabei werden nicht

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nur Instrumente, sondern auch Handwerk gezeigt, einige der Handwerker stehen für persönliche Gespräche und Informationen bereit. Musikalische Einlagen und Auftritte werden die Brücke schlagen zwischen Instrumenten, von hochwertigen Handwerkern gebaut, und hochwertigen Künstlern, die ohne diese Instrumente, also ohne Handwerk, ihrer Berufung gar nicht nachgehen könnten. Für den Hörgenuss sorgen regional bekannte Musiker wie Günter Werno, Martin Haberer und das Ensemble Hikari, die Kunsthandwerk zum Klingen bringen. Aber auch der Geschmackssinn soll nicht zu kurz kommen.

Unter anderem können beim Bierprojekt Landau diverse Biersorten aus handwerklicher Herstellung verkostet werden.

Andrea Schmitt

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PROGRAMM ab 18 Uhr Ausstellung Instrumentenmacher und „Action“ und Gespräche an den „Ständen“ 19 Uhr „Hikari“ – Ensemble mit Mandolinen, Mandola, Gitarre, Schlagzeug und Gesang 20.30 Uhr „Pick’n bow“ – Martin Haberer und Pablo Anticona Cabalero (Gitarre und Geige) 22 Uhr Günter Werno am Flügel und Sägerinnen Diana und Daniela Pfalzsaal der Handwerkskammer der Pfalz Am Altenhof 15 Eintritt frei

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KAMMGARN

I N T E R N AT I O N A L J A Z Z F E S T I VA L ( 2 4 ) 11 .0 4. bis 1 3 .04 .

APRIL 1 1 t h ro u gh A P R IL 1 3 4 WHEEL DRIVE

LANDGREN • WOLLNY • HAFFNER • DANIELSSON

MOKA EFTI ORCHESTRA

DAS ORCHESTER AUS "BABYLON BERLIN" LIVE

ALPCOLOGNE VINCENT PEIRANI QUINTET SHALOSH EMIL BRANDQVIST TRIO

T I C K E T S ?

W W W. K A M M G A R N . D E Kammgarn wird gefördert durch das:

DONNERSTAG 11. APRIL

4 WHEEL DRIVE

LANDGREN / WOLLNY / HAFFNER / DANIELSSON

FREITAG, 12. APRIL

ALPCOLOGNE

FREITAG, 12. APRIL

VINCENT PEIRANI QUINTET

SAMSTAG, 13. APRIL

MOKA EFTI ORCHESTRA

DAS ORCHESTER AUS "BABYLON BERLIN" LIVE

FREITAG, 12. APRIL

SHALOSH

SAMSTAG, 13. APRIL

EMIL BRANDQVIST TRIO

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MUSI K U N D TH E ATE R

T H E AT E R A L S A N A L O G E K U N S T Die Live-Kamera verändert den Blickwinkel: Szenenfoto aus „Die Glasmenagerie“ mit Nicolas Handwerker, Hannelore Bähr und Sophia Hahn.

Foto: Thomas Brenner

Wie selbstverständlich buchen wir heute unsere Theaterkarten im Internet, suchen uns einen schönen Platz im Saalplan aus, zahlen per Kreditkarte und drucken das Ticket am heimischen Drucker aus.

Vielleicht erhielten wir über Facebook einen Hinweis auf die anstehende Premiere der nächsten Oper oder auf kurzfristig verfügbare Restkarten für den sonst immer ausverkauften Tanzabend. Nach der Aufführung kann ich direkt die Community in den sozialen Medien wissen lassen, wie es mir gefallen hat.

– Keine Frage, das Theater, diese Jahrtausende alte Kunstform, ist im digitalen Zeitalter angekommen.

Auch ästhetisch. Kaum eine Aufführung kommt ohne moderne, computergesteuerte Lichttechnik aus. Projektionen von stehenden oder bewegten Bildern, zumeist von digitalen Datenträgern, werden zu selbstverständlichen Elementen der Ausstattung.

Der Einsatz von Live-Kameras ermöglicht einen zweiten Blickwinkel auf die Szene und so eine Ver-

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MUSI K U N D TH E ATE R

dopplung und gleichzeitig eine Hinterfragung von Realitäten. Besonders faszinierend ist natürlich der Effekt, wenn das technisch projizierte Bild nicht einfach statischer Bestandteil der Dekoration ist, sondern in einer (zumindest scheinbaren) Interaktion auf das Spiel des Darstellers reagiert oder wenn der Darsteller das Bild auslöst.

Aber auch der Arbeitsbereich Tontechnik ist heute digitalisiert: In der zeitgenössischen Musik können elektronisch erzeugte Klänge und Geräusche eingespielt und mit dem Live-Orchesterklang gemischt werden. Oder im Loopverfahren wird die live gespielte Musik aufgezeichnet und endlos wiederholt, wobei es durch die weiterhin live gespielte Musik zu komplexen Aufschichtungen und Vervielfachungen der musikalischen Strukturen kommen kann.

Auch im modernen Musical werden am digitalen Mischpult die per Mikroport eingefangenen Gesangsstimmen mit Orchester und Rockband wie im

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Studio abgemischt. Durch Hall und andere Effekte können rein durch die Tontechnik unterschiedliche Räume und Atmosphären suggeriert werden. – Die technischen Möglichkeiten des modernen Theaters im digitalen Zeitalter sind faszinierend und scheinen kaum Grenzen zu haben.

Und doch bleibt das Theater im Kern eine zutiefst analoge Kunstform. Eine Grunddefinition von Theater lautet: A spielt und B schaut zu. Das heißt: Ein Theater ist ohne Publikum nicht denkbar – und in der Regel setzt dieses Grundfaktum die gleichzeitige Präsenz im selben Raum voraus. Und Theater ist einmalig und flüchtig, es existiert nur im Moment der Aufführung, eben im Moment, in dem sich Spieler und Zuschauer begegnen. Schon die nächste Aufführung desselben Stückes vor einem anderen Publikum kann unter Umständen einen ganz anderen Charakter haben, eine ganz andere Stimmung transportieren, und sei die Inszenierungsarbeit noch so

Moderne Lichttechnik: Digitales Stellwerk am Pfalztheater.

Foto: Hans-Jürgen Brehm-Seufert

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präzise fixiert. An diesen Grundparametern hat sich eigentlich seit der antiken griechischen Tragödie, aus deren Wurzeln sich die europäische Theatertradition ableitet, nichts geändert – auch durch alle technischen Neuerungen und Möglichkeiten nicht. In unserer medialen Welt stellt das Theater eine einzigartige, besondere Kunstform dar – und das ist gut so!

Im digitalen Zeitalter werden wir überflutet mit Nachrichten, Informationen und Daten aller Art. Die Kommunikation hat sich durch Internet, E-Mail und soziale Medien derart beschleunigt, dass wir zunehmend Mühe haben, die Fülle der Informationen zu verarbeiten, zu reflektieren und einzuordnen, zumal sich die digitale Nachricht argumentativ nicht selten auf schnell erfassbare Schlagworte reduziert. Auch wenn es uns vielleicht nicht immer bewusst ist, Facebook, Twitter oder Instagram versetzen uns in einen beständig reaktiven Modus: Auf die eingehende Nachricht muss unmittelbar reagiert werden, sonst ist man aus der laufenden Kommunikationskette raus. „Fake news“ sind keineswegs ein neues Phänomen – Lügen und bewusste Falschinformationen sind in allen Zeiten als politisches Mittel eingesetzt worden. Neu ist jedoch, die Geschwindigkeit und die Größendimension, in der sich Nachrichten in unserer heutigen digitalen Welt verbreiten können, ohne dass eine Urheberschaft oder der Wahrheitsgehalt nachvollzogen oder überprüft werden kann.

Die Künste ganz allgemein, aber eben auch das Theater, stehen in dieser Kommunikationssituation vor neuen Herausforderungen und Möglichkeiten. Einerseits erweitert das Theater mit den technischen Errungenschaften seine ästhetischen Ausdrucksmöglichkeiten und es macht sich in seiner Außenkommunikation zu einem Teil der digitalen Medienwelt. Anderseits muss es gerade in der digitalen Medienwelt sich seines ureigenen Wesens bewusst bleiben und als kommunikative Alternative begreifen – nicht um „alternative Fakten“ zu bieten, sondern um eine „alternative Wahrnehmung“ zu ermöglichen. In unserer Zeit der schnellen Klicks und unverbindlichen „likes“ ist es geradezu notwendig, dass Theater als ausgespro-

chen analoge Kunstform anders funktioniert – eine Kunstform, die durch eine Verabredung von Spielenden und Schauenden zustande kommt und ein aktives Hören und Sehen verlangt. Es ist eine Kunstform, die allein schon durch die zeitliche Ausdehnung einer Aufführung eine intensive Auseinandersetzung mit dem Gesehenen ermöglicht und eigentlich erzwingt – und ganz sicher manchmal auch eine Hinterfragung oder auch Ablehnung provoziert. Und Theater ist per Definition immer eine gesellschaftliche Kunst, das heißt: Ein Theater ist ein öffentlicher Raum. Die Menschen, die sich hier versammeln, erleben etwas gemeinsam und können darüber unmittelbar – bereits in der Pause oder im Anschluss an die Vorstellung – miteinander in Austausch treten.

Die analoge Kunstform Theater, rund 3000 Jahre alt, ist insbesondere im digitalen Zeitalter gerade durch ihre relative Langsamkeit der Erzählung wie auch der dialektischen Reflexion eine absolute Notwendigkeit! Mehr denn je – Abend für Abend.

Andreas Bronkalla

INFO Pfalztheater Kaiserslautern Willy-Brandt-Platz 4-5 Karten: Telefon 0631 3675-209

www.pfalztheater.de

hcp-werbeagentur.de

2017 2019 Vorschau

06.04.

Frühlingsmarkt auf“ 13.05.- 07.04. Kinderfest „Fun„Lautern & Actionblüht in der City“ 07.04.

Verkaufsoffener Sonntag 19.05. - 29.05. Lautrer Kerwe 18.05.

Kinderfest „Fun &Sonntag Action in der City“ 28.05.

Verkaufsoffener 23.05.

B2Run Kaiserslautern – Firmenlauf 16.06. - 17.06. 11. Kaiserslautern Classics / 24.05. - 03.06. 6.Lautrer Kerwe ADAC Rallye Trifels Historic nserat lutra.qxp_Layout 1 14.02.19 13:28 Seite 1 26.05.

Verkaufsoffener Sonntag

21.06. - 22.06. Lange 13. Kaiserslautern Classics / 24.06.

Nacht der Kultur 8.

ADAC Rallye Trifels Historic 30.06. - 02.07. Altstadtfest 29.06. - 16.07. „ALLES Lange Nacht Kultur – 14.07.

MUSSder RAUS!“ 05.07. - 07.07. Theater-/Musikfest Altstadtfest 19.07. --21.07. „ALLES MUSS RAUS!“ 31.08.

02.09. Barbarossa-Fest „Swinging Lautern“

Infos unter: www.kaiserslautern.de Infos unter: www.kaiserslautern.de

13. Kaiserslautern Classics

uns findet, fi1ndet uns gut! nseratWer lutra.qxp_Layout 14.02.19 13:28 Seite 1

22. Juni 2019

Old- & Youngtimer 13. Kaiserslautern Classics

13. Kaiserslautern

Chromjuwelen · Motorräder 22.· Juni 2019 Traktoren Rettungsfahrzeuge Ausstellung im Herzen der Innenstadt

Faszination Oldtimer

Old- & Youngtimer

13. Kaiserslautern

Faszination LS HISTORIC TRIFEOldtimer 8. ADAC RALLYE 21. + 22. Juni IC TRIFELS HISTOR 8. ADAC RALLYE 21. + 22. Juni

22.

Juni 2019 22. Juni 2019 ab 10:00 Uhr ab 10:00 Uhr

Live-Musik

Chromjuwelen · Motorräder Traktoren · Rettungsfahrzeuge Ausstellung Herzen Innenstadt 50er,im60er, 70erder Jahre HISTORIC

2019

HISTORIC

2019

Rock `n` Roll

Live-Musik

60er, 70er Jahre 8. ADAC 50er, Rallye Trifels Historic Rock `n` Roll inRallye der Westpfalz 8. ADAC Trifels Historic

- 22.Westpfalz Juni 2019 in21.der Kaiserslautern Innenstadt 21. - 22. Juni 2019

Kaiserslautern Innenstadt

City-Präsentation City-Präsentation

Infos: www.kaiserslautern.de • www.kaiserslautern-classics.de • www.rallye-trifels.de www.kaiserslautern.de • www.kaiserslautern-classics.de • www.rallye-trifels.de Infos:

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MUSI K U N D TH E ATE R

Szenenfoto aus der „Rienzi“-Aufführung am Tiroler Landestheater Innsbruck.

Foto: Dörfler

„ R I E NZ I “: FRÜ H E WAG N E R- O PE R A M P FA L Z T H E AT E R Bühnenbildner Thomas Dörfler im Gespräch mit LUTRA „Rienzi“ gehört mit „Die Feen“ und „Das Liebesverbot“ zu den drei Frühwerken Richard Wagners, die später nicht in den Bayreuther Kanon von „Der fliegende Holländer“ bis „Parsifal“ aufgenommen wurden.

Dabei war „Rienzi“ der erste durchschlagende Erfolg Wagners und zu seinen Lebzeiten sein meistgespieltes Werk. 1837 lernte Richard Wagner den Historienroman „Rienzi, der letzte Tribun“ des englischen Schriftstellers Edward Bulwer-Lytton kennen und entschloss sich, diesen Stoff für eine Oper aufzugreifen, mit der er idealerweise die Pariser Oper erobern wollte. Eine Realisierung in Paris erwies sich zu Wagners tiefer Enttäuschung als unmöglich, doch die Uraufführung an der Dresdener Hofoper am 20. Oktober 1842 wurde zu einem ungeheuren Publikumserfolg und zu einem ersten Triumph des Dichterkomponisten.

sem chaotischen Machtvakuum versucht Cola Rienzi, eine historisch verbürgte Person, die alte römische Republik neu zu beleben. Er bringt das der Machtkämpfe müde Volk dazu, ihn als Volkstribun zu installieren.

Scheinbar beugen sich auch die verschiedenen Adels­ cliquen dem charismatischen Politiker, doch nur um ein Mordkomplott gegen ihn zu schmieden …

Die Handlung führt in das mittelalterliche Rom: Der Papst ist im Exil in Avignon – und in der Ewigen Stadt befehden sich die einflussreichen Patrizierfamilien bis aufs Blut um die politische Vormachtstellung. In die-

LUTRA: Zusammen mit Johannes Reitmeier als Regisseur haben Sie bereits Richard Wagners erste Oper überhaupt, „Die Feen“, und sein letztes Bühnenwerk, „Parsifal“, auf die Bühne des Pfalztheaters gebracht.

„Rienzi“ kommt am Pfalztheater am 4. Mai 2019 in einer Koproduktion mit dem Tiroler Landestheater Innsbruck zur Premiere. Die Inszenierung von Johannes Reitmeier im monumentalen Bühnenbild von Thomas Dörfler wurde am Inn bereits im letzten Jahr mit großem Erfolg gezeigt. Im Vorfeld der Proben am Pfalztheater stellte sich der Bühnenbildner Thomas Dörfler den Fragen von LUTRA.

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Nun also „Rienzi“, eine weitere frühe Wagner-Oper.

Was macht für Sie das Besondere an dieser Oper aus? Was hat Sie inhaltlich am meisten interessiert?

Dörfler: Das Besondere an „Rienzi“ für mich ist, dass man – vielleicht noch nicht im ersten Akt, aber danach auf jeden Fall – viel von dem späteren Wagner vorausahnen kann. Ich finde, dass wir da in einer ganz glücklichen Lage sind, da wir sein Spätwerk auch kennen und uns das hochrechnen können. Es ist sehr spannend, diese Anfänge, wie alles entstanden ist, nachvollziehen zu können.

Inhaltlich finde ich interessant, dass dieses alte Rom im frühen Mittelalter einmal eine ganz, ganz dunkle Zeit hinter sich gebracht hat. Damals war es eben nicht mehr die glanzvolle Metropole der Antike, und es bedurfte größerer, auch kriegerischer Anstrengungen, um den alten Glanz wieder herzustellen.

LUTRA: Was war in der Umsetzung die größte Herausforderung?

Dörfler: Die Auseinandersetzung mit solch einem Werk ist wahnsinnig vielschichtig. Es leitet einen da ganz sicher nicht nur ein Thema oder ein Aspekt, sondern hier spielt sehr vieles eine Rolle – letztendlich auch die Aufführungsgeschichte dieses Werks, die, wie wir alle wissen, ja auch ihre Schattenseiten etwa durch die politische Instrumentalisierung in der Zeit des Nationalsozialismus durchlebt hat. All das kennt und weiß man und blendet es auch nicht ganz aus, wenn man daran arbeitet. Aber auch ganz praktische Fragen ergeben sich für den Bühnenbildner: „Rienzi“ ist eine sehr große Chor-Oper. Auf den nicht ganz so riesigen Bühnen des Tiroler Landestheaters und des Pfalztheaters stellt sich dann die Aufgabe, auch rein pragmatisch zu überlegen, wie man die Masse an Sängern auf der Bühne sinnvoll anordnen kann. Man kann sie einfach auf die Bühne stellen – oder aber schauen, dass das Ganze eine szenische Dynamik und Bildkraft entwickelt. Aber selbstverständlich muss die Bühnenkonstellation auch musikalisch und akustisch funktionieren.

Bühnenbildner Thomas Dörfler. © Marco Piecuch

LUTRA: Auf welche Epoche bezieht sich Ihr Bühnenbild? Auf das mittelalterliche, heruntergekommene Rom? Auf die Nazi-Zeit, während der das Stück Hochkonjunktur hatte? Auf unsere heutige Gesellschaft?

Dörfler: Keine dieser drei genannten historischen Epochen könnte ich besonders herausstellen – alles spielt hinein und alles ist zu finden. Auch vor der Nazi-Zeit gab es schon faschistoide Architektur und Diktatoren. Davon ist ganz viel drin, was dann später vielleicht auch vereinnahmt wurde. Ich benutze Zitate faschistoider Architektur in diesem Bühnenbild, aber auch solche des antiken Stadions. Die drei zentralen Türme des Bühnenbildes haben mehrere Seiten, und insofern habe ich versucht, mehrere Spielebenen oder Epochen abzubilden, auch über die Materialität: Die eigentliche Schauseite dieser Türme ist aus einem Kupfermaterial, was ich sehr stark mit der Antike verbinde. Dann gibt es aus der Antike das Zitat des Stadions, also die Tribünenanordnung, es gibt faschistoide Merkmale und darüber hinaus ganz heutige Formsprachen mit klaren Linien und auch lichtunterstützten Konturen, die in unserer heutigen Zeit beheimatet sind.

LUTRA: Was war das Vorbild für die genannten Türme?

Dörfler: Ein konkretes Vorbild gab es dazu nicht, aber während der Vorbereitung ergab es sich, dass es vielleicht spannend sein könnte, wenn man mit dem

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Neuproduktion des Pfalztheaters herausbringen. Die Besetzung wird überwiegend nicht identisch sein, auch spielt hier natürlich unser Orchester, singen unsere Chöre und so weiter und so fort. In der Neubegegnung ist natürlich auch eine gedankliche Vertiefung möglich, „Rienzi“ ist keine reine Übernahme, auch wenn das Bühnenbild besteht.

Szenenfoto aus der „Rienzi“-Aufführung am Tiroler Landestheater Innsbruck.

Foto: Dörfler

arbeitet, was es ja in manchen alten italienischen, gut erhaltenen Städten noch zu sehen gibt: die sogenannten Geschlechtertürme. Wir haben es ja auch in „Rienzi“ letztendlich mit einem Familienzwist zu tun. Es ist also ein schönes Zitat, diese mittelalterlichen Geschlechtertürme Italiens zu benutzen, die ja die Macht der einzelnen Familien in einer Stadt unterstreichen sollten.

LUTRA: „Rienzi“ entstand als Koproduktion mit dem Tiroler Landestheater Innsbruck. Was ist der Vorteil solcher Kooperationen? Kann man dann als Ausstatter „größer“ denken?

Dörfler: Naja, als Bühnenbildner würde man das vielleicht gerne. Die Theater denken aber natürlich vordergründig an andere Vorteile, weil zum Beispiel die Dekoration nur einmal gebaut werden muss und nicht zweimal. Idealerweise würde man sich da in der Mitte treffen und dürfte etwas größer denken, ohne dass es teurer wird, als es sonst gewesen wäre. In der heutigen Zeit, in der man die finanziellen Mittel besonders sorgsam einsetzen muss, ist eine Koproduktion aber auch eine Chance, eine so große Produktion wie „Rienzi“ überhaupt auf die Bühne zu bekommen – zumal als nicht ganz so großes Opernhaus in einer kleineren Stadt. Man hat vielleicht dann zusammen doch mehr Möglichkeiten, so eine Herausforderung zu stemmen. Dabei möchte ich aber doch betonen, dass wir hier in Kaiserslautern „Rienzi“ durchaus als

Andererseits ist es natürlich für alle Beteiligten auch ein wesentlicher und schöner Aspekt, dass wir die einmal fertiggestellte Produktion so auch öfter zeigen können und ein breiteres Publikum erreichen, indem diese Inszenierung in mehreren Städten zur Aufführung kommt. Wir gehen damit ja auch noch als Gastspiel in den Pfalzbau nach Ludwigshafen.

Letztlich haben wir dann drei Städte abgedeckt und konnten die Oper natürlich öfter spielen, als es in einer einzigen der Fall gewesen wäre.

INFO Rienzi Große tragische Oper von Richard Wagner Text vom Komponisten Musikalische Leitung: Uwe Sandner Inszenierung: Johannes Reitmeier Bühne: Thomas Dörfler Kostüme: Antje Adamson Chöre: Gerhard Polifka Mit: Ricardo Tamura (Rienzi), Sonja Gornik (Irene), Wieland Satter (Steffano Colonna), Jennifer Maines (Adriano) sowie Daniel Böhm, Peter Floch, Karel Martin Ludvik/Kihoon Han, Bartolomeo Stasch | Chor, Extrachor und Kinderchor des Pfalztheaters | Orchester des Pfalztheaters Premiere: Sa 4.5.2019, 18 Uhr (!), Großes Haus Weitere Termine: 11.5., 19.5., 2.6., 16.6.2019 Pfalztheater Kaiserslautern Willy-Brandt-Platz 4-5 Karten: Telefon 0631 3675-209 www.pfalztheater.de

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MUSI K U N D TH E ATE R

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Musicalsängerin Adrienn Čunka in „Tell me on a Sunday“.

Foto: Hans-Jürgen Brehm-Seufert

M U S I C A L A M P FA L Z T H E AT E R

T E L L M E O N A S U N D AY C A B A R E T ( B L E I B N O C H B I S Z U M S O N N TAG) Ein-Frau-Musical von Andrew Lloyd Webber Eine junge Frau bricht mit falschen Illusionen aus der europäischen Provinz in die Weltstadt New York auf.

Mit Adrienn Čunka Musikalische Leitung: Anton Legkii/Frank Kersting | Inszenierung: Astrid Vosberg | Bühne und Kostüme: Thomas Dörfler Termine: Di 16.4., Sa 20.4., Sa 4.5., So 5.5. (18.30 Uhr), Fr 17.5., Sa 18.5., Fr 24.5., Di 28.5., Sa 22.6.

Wenn nicht anders angegeben: Vorstellungsbeginn um 20 Uhr, Werkstattbühne INFO Pfalztheater Kaiserslautern Willy-Brandt-Platz 4-5 Karten: Telefon 0631 3675-209 www.pfalztheater.de

Musical von John Kander und Fred Ebb „Life is a Cabaret!“: Broadway-Hit mit raffinierten Songs im Stil der 20er Jahre führt in das vor Leben strotzende Berlin – bis der aufkommende Nationalsozialismus seine Schatten vorauswirft.

Mit Astrid Vosberg (Conferencier), Adrienn Čunka (Sally Bowles), Julian Culemann (Clifford), Stefanie Smits (Frl. Schneider), Alexis Wagner (Herr Schultz), Günther Fingerle (Ernst Ludwig) u. v. a.

Musikalische Leitung: Jochen Kilian/Olivier Pols | Inszenierung: Frank Matthus | Choreographie: Kerstin Ried | Bühne und Kostüme: Anne Weiler Termine: Sa 6.4. (Premiere), Sa 13.4., So 21.4. (18 Uhr), So 28.4. (15 Uhr), Fr 3.5., Do 9.5., Fr. 31.5., So 9.6. (18 Uhr), Sa 15.6., Di 18.6., Sa 29.6., Mi 3.7.2019, Großes Haus.

Wenn nicht anders angegeben: Vorstellungsbeginn um 19.30 Uhr, Großes Haus.

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KU N ST U N D LITE R ATU R

PFALZPREIS FÜR M ALEREI 2018 PREISTR ÄGER AUSSTELLUNG Heike Negenborn, Net-Scape 2 – Landschaft im Wandel, 2015/18, Acryl und Mischtechnik auf Leinwand.

Foto und © Künstlerin

Maria Trezinski, Feuerwanze, 2017, Öl- und Sprühfarbe auf Leinwand.

Foto und © Künstlerin

Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) zeigt vom 13. April bis zum 2. Juni 2019 die Preisträgerausstellung zum Pfalzpreis für Bildende Kunst, den der Bezirksverband Pfalz 2018 in der Sparte Malerei ausgeschrieben und in Form eines Hauptpreises und eines Nachwuchs­preises vergeben hat. Mit dem Preis verbunden ist eine Einzelausstellung der Preisträger im mpk.

HAUPTPREIS: HEIKE NEGENBORN Pfalzpreisträgerin ist die 1964 in Bad Neuenahr-Ahrweiler geborene Malerin Heike Negenborn, die heute in Windesheim lebt. Der Bezirksverband Pfalz würdigt mit der Vergabe des Pfalzpreises die zeitgenössische Landschaftsmalerei Heike Negenborns. Ihre SüdpfalzLandschaften handeln über das Verhältnis zwischen Natur, ihrem Abbild und seinen medialen fotomechanischen Transfermöglichkeiten. Damit nimmt sie Stel-

lung zu der zunehmenden Vereinnahmung der analogen Wirklichkeit durch das digitale Bild. Die Tatsache, dass sowohl die Landschaft als auch die Malerei Erlebnisse sind, die nicht virtuell vermittelbar sind, sondern der direkten Begegnung bedürfen, befähigt die Landschaftsmalerei zu derartigen Fragestellungen in besonderer Weise. In Heike Negenborns Bildern wird die Landschaft zur Staffage und als Konstrukt dargestellt. Es ist nicht die ursprüngliche naturbelassene Landschaft, sondern eine Kulturlandschaft, die ihre Gestalt nicht den Naturgewalten, sondern der rationalen menschlichen Planung verdankt.

NACHWUCHSPREIS: MARIA TREZINSKI Nachwuchspreisträgerin ist Maria Trezinski, geboren 1994 in Braunschweig, die nach einem Kunststudi-

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KU N ST U N D LITE R ATU R

um an der dortigen Hochschule heute in Speyer lebt.

Inspiriert durch biologische Forschungen in Tschernobyl zeigt Maria Trezinski in ihrer großformatigen Arbeit „Die Feuerwanze“ am Beispiel des gigantisch vergrößerten feuerroten Tiers Auswirkungen radioaktiver Strahlung auf Natur und Tierreich. Ihre dynamische, gestisch zupackende Malerei verstärkt diese Konfrontation höchst eindringlich. Das feuerrote Tier bewegt sich, gigantisch vergrößert, diagonal durch den Bildraum und zeigt seine Mutationen in Form verschwommener Muster und asymmetrischer Auswüchse am Körper. Diese gleichzeitig erschreckend und faszinierend wirkenden Abnomalien entwickeln eine eigene phänomenologische Ästhetik. Trezinski bricht mit den Mitteln der Malerei die gewohnte Perspektive auf das Gartentier Feuerwanze auf und konfrontiert den Betrachter direkt und unausweichlich.

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AUSSTELLUNG Pfalzpreis für Malerei 2018 Preisträgerausstellung 13.4. bis 2.6.2019 Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) Museumsplatz 1 Öffnungszeiten: Di 11 – 20 Uhr, Mi – So 10 – 17 Uhr Telefon 0631 3647-201 www.mpk.de

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KU N ST U N D LITE R ATU R

Hans Nagel, ER 4, Eisenrohr, 1965

geschweißt und lackiert, 120 x 125 x 95 cm, Foto: mpk, © VG Bild-Kunst, Bonn 2019

L ABYRINTH DER FARBEN Interaktive Ausstellung

In eine Welle hineinrollen, ins Erdinnere rutschen oder durch eine Buchstabenwiese schlendern? Das „Labyrinth der Farben“ ist eine interaktive Ausstellung für Kinder ab dem Vorschulalter, an der sicher auch Jugendliche und Erwachsene Spaß haben. Farben umgeben uns jederzeit, sie sind Resonanzkräfte, die den Menschen zum Mitschwingen veranlassen.

Dabei entfalten Farben ihre Wirkung auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene. Besucherinnen und Besucher erfahren durch Sinneseindrücke – visuelle, taktile oder auditive Wahrnehmung – Farbe auf ganz besondere Art und Weise.

Neun Farbstationen – die Primär- und Sekundärfarben: Gelb, Rot, Blau und Grün, Orange, Violett werden von

der Tertiärfarbe Braun, den unbunten Farben Schwarz und Weiß sowie dem Thema Bunt ergänzt – gilt es in der Ausstellung zu erforschen. Gemälde, Skulpturen und Objekte zeigen den Umgang von Künstlern mit diesen Farben und das enorm breite Spektrum, wie Künstler sie einsetzen. Rot zum Beispiel steht für Kraft und Lebensfreude, wird mit Liebe, Hass und Feuer verbunden und hat ausgesprochenen Signalcharakter. Hans Nagel verwendet Rot für seine Eisenröhrenskulptur „ER 4“. Bewegung und Dynamik werden hier durch die Farbe verstärkt – die statische Skulptur verwandelt sich in eine lebendige Form. An der Station Rot empfinden Besucherinnen und Besucher die spannungs- und energiegeladene Skulptur auf unterschiedlichen Ebenen nach. Die rote verschlungene

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KU N ST U N D LITE R ATU R

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Das Auf und Ab von blauen Wellen körperlich nachspüren, Entwurfszeichnung für die Station Blau © Andrea Löschnig

Röhre des Kunstwerks wird zuerst „abgewickelt“, um sie in ihrer Gesamtlänge erfassen zu können. All ihre Biegungen und Windungen werden in der Zweidimensionalität abgegangen, so spüren die Besucherinnen und Besucher die Räumlichkeit von „ER 4“. Ein Kriechtunnel lädt anschließend dazu ein, die Enge einer Röhre nachzuempfinden. Die rote Skulptur nimmt eine gewichtige Hauptposition im Ausstellungsraum ein, während ein gelbes kleines Objekt von Paul Jakob an der Wand bescheiden für gute Stimmung sorgt. Der kulturhistorische Hintergrund der einzelnen Farben ergänzt jede Station und weckt das Interesse, wie Farben früher gewonnen wurden und wer welche Farben wofür nutzte.

Mit grundlegenden Fragen zur Farbtheorie beschäftigt sich die Station im Eingangsbereich. Wie hängen bestimmte Farben und Licht zusammen? Wie können wir sie selbst mischen und wer hat die Farben geordnet? Mit den Theorien von Philipp Otto Runge bis Johannes Itten werden unterschiedliche Herangehensweisen an die Ordnung der Farben vorgestellt.

Dann können die Besucherinnen und Besucher in einer nahegelegenen Farbmischstation additiv, mit Licht, oder subtraktiv, mit Malfarben, selbst mischen und einen eigenen Farbkreis anlegen.

Insgesamt beherbergt die Ausstellung zehn Stationen und 16 Kunstwerke.

Nicole Heinzel, #2/131, 2011

Öl a. L., 240 x 190 cm, Foto: mpk, © Privatsammlung Berlin

Für Erwachsene bietet das Vermittlungskonzept einen Katalog mit einer ausführlichen Analyse der einzelnen Farben und einer Vorstellung der Kunstwerke sowie Erklärungen zu den Aktionen. Schülergruppen, Kinder und Familien erforschen die Ausstellung mit einer Führung und einem ergänzenden Aufgaben-Leporello.

Mit dieser großen Kinderausstellung folgt das mpk dem 2012 mit „SPUNST“ begonnenen Weg der interaktiven Ausstellungen.

Andrea Löschnig AUSSTELLUNG Labyrinth der Farben Interaktive Ausstellung 9.3. bis 28.7.2019 Eröffnung: Freitag, 8.3.2019, 17 Uhr Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) Museumsplatz 1 Öffnungszeiten: Di 11 – 20 Uhr, Mi – So 10 – 17 Uhr Telefon 0631 3647-201 www.mpk.de

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KU N ST U N D LITE R ATU R

ELISABETH TRESKOW GOLDEN GIRLS – NO. 1 Muschelförmige Brosche mit Granulation und Steinen Entwurf: Elisabeth Treskow Ausführung: Gertrud Weber-Vogel, 1967 Gold, Granulit, Saphiercabochon, Feuercabochon, Köln, Museum für Angewandte Kunst Köln, Inv.-Nr. Ov 020 Foto: © Rheinisches Bildarchiv, Marion Mennicken

Ring mit Edelsteinen und Perlen, Elisabeth Treskow, 1929

Sie gilt als die Grande Dame der Goldschmiedekunst des vergangenen Jahrhunderts: Elisabeth Treskow.

Ihre Colliers, Armreifen, Broschen und Ringe bestechen durch ein raffiniertes Arrangement der Materialien. In virtuoser Perfektion verbindet sie die Strahlkraft von Edelsteinen mit dem Glanz polierten Goldes, elegant unterbrochen durch ein von Goldkügelchen (Granalien) hervorgerufenes Spiel von Licht und Schatten. Die ausdrucksstarken Schmuckwerke überzeugten zahlreiche Prominente aus Wirtschaft und Kultur. So reichte ihr Auftraggeberkreis von den Vorständen der Firmen Krupp und RWE über den Leiter des Folkwang-Museum bis hin zu Schauspielerinnen wie Magda und Romy Schneider.

Gold, Platin Saphir, Mondstein, Sternsaphir, Perle, granuliert, Köln, Museum für Angewandte Kunst Köln, Inv.-Nr. G1085, Foto: © Rheinisches Bildarchiv, Marion Mennicken

Nicht allein ihre Schmuckstücke in Gold begeistern, auch als Silberschmiedin ist sie überaus erfolgreich.

Einen ihrer Entwürfe kennt in Deutschland nahezu jeder: die Meisterschale des Deutschen Fußballbundes. Treskow entwarf die Trophäe 1949, zu einer Zeit, in der der Fußball offiziell wenig weibliche Fans und schon gar nicht Spielerinnen kannte. Vor allem hatten Frauen zu diesem Zeitpunkt gerade erst seit 30 Jahren das Recht auf Erwerbstätigkeit inne.

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Der Auftrag für den Pokal ist damit in doppelter Hinsicht eine der öffentlich wirksamsten Auszeichnungen ihrer Arbeit und prominenter Beleg einer herausragenden Karriere.

Treskow wurde 1898 in Bochum geboren. Sie begann, nachdem sie die Hagener Silberschmiede und die Kunstgewerbeschule Essen besucht hatte, 1916 in Schwäbisch Gmünd eine Gold- und Silberschmiedelehre, die sie 1918 in München mit der Gesellenprüfung abschloss. Ein Jahr später machte sie sich in Bochum selbstständig. 1923 zog sie mit ihrer Werkstatt nach Essen auf die Margarethenhöhe. Der sicher wichtigste Schritt Treskows zu einer steilen Laufbahn, die ihr bis ins hohe Alter Auszeichnungen einbrachte, denn Margarete Krupp hatte dort eine Gartenstadt gestiftet, die sich für Künstler zu einer avantgardistischen Kolonie entwickeln sollte. Die Gold- und Silberschmiedemeisterin starb 1992 in Brühl.

Treskow zählt also in vielfacher Hinsicht zu den „Golden Girls“. Der Titel der neuen Ausstellungsreihe des mpk zitiert, mit einem Augenzwinkern, das Mantra einer amerikanischen Sitcom der 1980er-Jahre: Ältere Damen diskutieren über sämtliche Themen der Ge-

Deutscher Fußballmeister 1998 – 1. FC Kaiserslautern, Meisterschale des Deutschen Fußballbundes Entwurf: Elisabeth Treskow Ausführung: Studierende der Gold-und Silber­ schmiedeklasse der Kölner Werkschulen, 1948-49 Foto und © 1. FC Kaiserslautern

sellschaft. Im mpk widmet sich „Golden Girls“ dem Schaffen von Kunsthandwerkerinnen, die Außergewöhnliches geleistet haben. Dabei werden auch Schwierigkeiten beleuchtet, die insbesondere Frauen auf dem Weg ihrer Karrieren begleiteten.

Svenja Kriebel AUSSTELLUNG Elisabeth Treskow Golden Girls – No. 1 26.6 bis 8.9.2019 Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) Museumsplatz 1 Öffnungszeiten: Di 11 – 20 Uhr, Mi – So 10 – 17 Uhr

Elisabeth Treskow als junge Meisterin, Essen, um 1924/25 Foto: Gertrud Hesse, © Rheinisches Bildarchiv

Telefon 0631 3647-201 www.mpk.de

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JOHANN WILLI LEHMANN 1915–1985. Zeichnung, Malerei, Plastik.

Ausstellung im Stadtmuseum

Foto aus: Falko Lehmann, Johann Willi Lehmann 1915-1985. Zeichnung, Malerei, Plastik. Mit einem Beitrag von Reinhard Bentmann, [Wiesbaden] 2018, ISBN: 978-3-00-060083-8. © Lehmann

(„Spielmann“, „Pfarrer“, „Conférencier“, „Holzhacker“, „Freifrau“, „Gespenst“, „Teufelin“ unter anderen) auch eine breite Auswahl an Zeichnungen, Aquarellen, Ölgemälden und Skulpturen. Die Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit Dr. Falko Lehmann, dem Sohn des Künstlers, entstanden.

Stadtmuseum Kaiserslautern Wer kennt heute noch Puppenbühnen? Im Zeitalter der Tablets, Game Stations und Streaming-Portale scheint das Hantieren mit selbst gebastelten „Darstellern“ aus Pappmaché eine archaische Geduldsübung zu sein, die schon längst überholt und verschwunden ist. Und doch ist es kaum zwei Generationen her, dass ein fahrendes „Kindertheater“ zum Renner in Stadt und Land avancieren konnte. Das Stadtmuseum Kaiserslautern würdigt den früheren Betreiber einer solchen Puppenbühne, Johann Willi Lehmann, mit einer eigenen Sonderausstellung. Der 1985 verstorbene Künstler, ein an der Berliner Akademie ausgebildeter Maler und Bildhauer, war in den 1950er und 60er Jahren mit seinen selbst geschaffenen Charakterköpfen in der ganzen Pfalz unterwegs. Ein Radiointerview von 1956 (Südwestfunk) macht den universal und unermüdlich tätigen Modellierer, Bühnenbauer, Autor, Regisseur und auch seine damaligen Ein-Mann-Aufführungen hör- und erlebbar.

Die Retrospektive des Stadtmuseums präsentiert im Wadgasserhof neben den Stars der Puppenbühne

AUSSTELLUNG Lehmann-Retrospektive 23.2.2019 bis 2.6.2019 Eröffnung: 23.2.2019, 11 Uhr, Wadgasserhof Stadtmuseum Kaiserslautern Theodor-Zink-Museum | Wadgasserhof Steinstraße 48 Telefon 0631 365-2327 E-Mail: museum@kaiserslautern.de Öffnungszeiten: Mi–Fr.: 10–17 Uhr Sa., So., Feiertage: 11–18 Uhr Ein Katalog zu Leben und Werk des Künstlers ist im Stadtmuseum erhältlich.

Zur Ausstellung gibt es ein passendes Begleitprogramm. Nähere Informationen unter www.stadtmuseum-kl.de

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3D-Schichtmodell der Kaiserslauterer Synagoge. © Stadtmuseum Kaiserslautern

N E U E S E X P O N AT I M S TA D TM U S E U M 3D-Schnittmodell erinnert an Synagoge von Kaiserslautern

Eine Sonderausstellung des Stadtmuseums (TheodorZink-Museum | Wadgasserhof) erinnerte im vergangenen Herbst an die Zerstörung der Synagoge von Kaiserslautern (wir berichteten in LUTRA 2/2018). In Zusammenarbeit mit der TU Darmstadt ist es dem Digitallabor der TU Kaiserslautern inzwischen gelungen, ein 3D-Schnittmodell dieses einzigartigen Bauwerks herzustellen, das seit Januar 2019 in der permanenten Ausstellung des Stadtmuseums zu sehen ist. Zugrunde liegen die im Stadtarchiv Kaiserslautern erhaltenen Baupläne der Synagoge nach den Entwürfen des Landauer Architekten Ludwig Levy (1854–1907).

Bereits 2003 war an der TU Darmstadt eine virtuelle Rekonstruktion des Gebäudes entstanden, deren Datensätze in den Prototyp des neuen Modells überführt werden konnten. Das filigrane Objekt wurde Schicht um Schicht in weißem Gips geplottet und zeigt die westliche und südliche Fassade sowie einen Blick

in den Innenraum. Auf gerade einmal 17 x 20 x 15 cm illustriert das neue Modell das faszinierende Ineinandergreifen neoromanischer und orientalisierendneobyzantinischer Stilkomponenten, die Levys Werk unverwechselbar machten.

Stadtmuseum Kaiserslautern INFO Stadtmuseum Kaiserslautern Theodor-Zink-Museum | Wadgasserhof Steinstr. 48 Öffnungszeiten: Mi – Fr 10 – 17 Uhr, Sa und So 11 – 18 Uhr Telefon 0631 365-2327 www.stadtmuseum-kl.de

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Blick auf die aktuellen „Historischen Schlaglichter“ auf der Webseite des IOGV

PFÄ L ZISCHE GESCHI CHT SFO R SCHUNG A U F D E M W E G I N D I E D I G I TA L E Z U K U N F T Über die Arbeit am Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde

Kaiserslautern ist seit vielen Jahrzehnten ein Zentrum der pfälzischen Regionalgeschichtsforschung.

Am Institut für pfälzische Geschichte und Volksunde (IPGV) im Benzinoring wurden und werden zahlreiche Publikationen wie das „Pfälzische Klosterlexikon“ erarbeitet, Daten zu Auswanderern gesammelt oder die frühe Industriegeschichte der Pfalz erforscht. Unser Bildungsangebot umfasst Kurse, Tagungen, Lesungen und Vorträge. Gemeinsam mit der Pfalzbibliothek in der Bismarckstraße bieten wir umfangreiche Service­ angebote rund um alle kulturhistorisch relevanten Fragen an, von der Ahnenforschung über die Migrationsgeschichte, die Geschichte der Juden in der Pfalz oder die pfälzischen Kulturlandschaften. Was unsere Forschungs- und Bildungsthemen angeht, richtet sich unser Blick in die Vergangenheit. Was unsere Arbeitstechniken und Methoden betrifft, mit denen wir unsere Ergebnisse präsentieren, bedienen wir uns Technologien, die in der Zukunft einen immer höheren Stellenwert einnehmen werden: Historiker sind längst im digitalen Zeitalter angekommen. Statt verschiedene Wörterbücher zu wälzen, um einen alten

Text zu entschlüsseln, genügt ein Blick in das „Wörterbuchnetz“. Die Literaturrecherche erfolgt über Portale wie die „Rheinland-Pfälzische Bibliographie“ online, die „DigiBib“, an die auch die Kaiserslauterer Pfalzbibliothek angeschlossen ist, oder über Rezensionsangebote wie „sehepunkte“ oder „recensio“. Bei der Erarbeitung von Projekten wie dem kurz vor dem Abschluss stehenden „Pfälzischen Klosterlexikon“ greifen wir Forscher vom Kaiserslauterer Schreibtisch aus auf Portale wie „monasterium.net“ zurück, Europas virtuelles Urkundenarchiv, über das etwa die Urkunden des Speyerer Stadtarchivs online nutzbar sind.

Exzerpte werden nicht mehr von Hand angefertigt, die individuelle Wissensorganisation erfolgt über Programme wie „citavi“, „Endnote“ oder das kostenfreie „Litlink“. Solche Angebote und Tools ersetzen – zum Glück, möchte man sagen – nicht alle herkömmlichen Arbeitsmethoden wie die „analoge“ Recherche im Archiv, sie vereinfachen und beschleunigen aber viele Prozesse. Die Art und Weise, wie wir forschen und miteinander kommunizieren, unterliegt also einem grundlegenden Wandel.

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Fotos der Theodor-Zink-Fotosammlung der Pfalzbibliothek in der „Deutschen Fotothek“

Selbstverständlich sind die Bestände der Pfalzbibliothek seit langem online recherchierbar, und die Bücher des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde werden über einen Online-Shop angeboten. Auf der Webseite des Instituts informieren die vier Mal jährlich erscheinenden „Historischen Schlaglichter“ über kulturgeschichtlich relevante Themen. Derzeit arbeiten wir daran, unser digitales Wissens- und Bildungsangebot zu erweitern. Im Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde sowie in der Pfalzbibliothek in Kaiserslautern lagern viele kulturhistorische Schätze – unter anderem historische Fotographien, Stiche, Karten, Feldpostbriefe, seltene Bücher und Zeitungen – die zu unseren Öffnungszeiten jederzeit benutzt werden können. Unser langfristiges Ziel ist es, unsere Bestände zu digitalisieren und zumindest Teile davon auch online zugänglich zu machen. Da dieses Vorhaben sehr personal- und kostenintensiv ist, kann dies nur Schritt für Schritt erfolgen. Ein Teil unserer Foto- und Kartenbestände wurde – auch aus konservatorischen Gründen – inzwischen digitalisiert und kann im IPGV beziehungsweise in der Pfalzbibliothek eingesehen werden. Mehr als 200 Bilder der Theodor-Zink-Fotosammlung aus den 1920er Jahren sind inzwischen über die „Deutsche Fotothek“ online recherchierbar, weitere Fotos werden derzeit eingearbeitet. Die am IPGV aufbewahrte „Flurnamensammlung Ernst Christmann“, eine der größten ihrer Art mit rund 110.000 Karteikarten und über 700 erfassten Orten, wird seit mehreren Jahren in eine Datenbank überführt. Gemeinsam mit der Universität Mainz arbeiten wir daran, diese Sammlung online nutzbar zu machen. Der vielleicht größte Schatz des IPGV ist die seit Jahrzehnten gepflegte

„Auswandererkartei“. Sie dokumentiert auf mehr als 300.000 Karteikarten die Auswanderungsgeschichte der Pfälzer, deren Nachkommen in mehr als 50 Ländern dieser Erde anzutreffen sind. Mehr als zwei Drittel dieser Daten sind inzwischen intern über eine Datenbank recherchierbar. Spätestens 2020 sollen erste Datensätze online gehen und dann von jedem Ort der Erde, der über einen Internetanschluss verfügt, nutzbar sein.

Aber natürlich stehen wir Ihnen auch ganz analog zur Verfügung und würden uns freuen, sie als Nutzer in der Pfalzbibliothek in der Bismarckstraße oder im IPGV im Benzinoring begrüßen zu dürfen.

Sabine Klapp

Die Auswandererkartei des IPGV mit schätzungsweise 300.000 Karteikarten

© Klapp

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Stempel des wissenschaftlichliterarischen Vereins.

Foto: Huschens

S TA D TG E S C H I C H T L I C H E S Vor 100 Jahren löst sich der wissenschaftlich-literarische Verein Kaiserslautern auf

Anfang 1865 von dem aus Gerhardsbrunn stammenden Adam Müller ins Leben gerufen, hatte von 1870 bis 1896 der Arzt und spätere „Medicinalrat“ Dr. Carl Clemens Chandon, von 1896 bis 1909 der Direktor des Schullehrerseminars Dr. Carl Andreae das Amt des Vorstandes inne. Zweck des Vereins war neben der Pflege des wissenschaftlichen Sinnes unter den Mitgliedern durch regelmäßige periodische Versammlungen mit Vorträgen der Aufbau einer eigenen Bibliothek.

Es sind vier Bücher überliefert, in denen handschriftlich die Namen von 59 Personen aufgelistet sind, die diese Bücher zwischen 1871 und 1876 reihum zur Lektüre bekamen:

Andreae, Frau Appiano, Baum, Best, F. Böcking, L. Böcking, Dürr, Euler, Fitting, Foltz, Frenkel, Gerlach, Gros, Frau Günther, Hartmann, Hatry, Dr. Herz, Frau Heymann, Hilger, Hoffmann, Holl, Frau Hopfmüller, Huber, Ilgen, Dr. Jacob, A. Jacob, Assessor Jacob, Jänisch, Juncker, Krieger, Künkele, Laval, Leffler, Maczewsky, Maret, Medicus, Mog, Molique, Müller, A. Munzinger, Frau Munzinger, Neumayer, Dr. Orth, Pohlmey, J. Raab, Reichardt, Reichenhart, Rohe, Ruff, Scherrer, Schlichtegroll, Assessor Schmitt, Schoen, Frl. Schwarz, Spatz, Thomas, von Schaper, Vogt, Dr. Weller Aus den Adressbüchern der Stadt Kaiserlautern für 1870 und 1872 näher identifiziert, gehörten die Mit-

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Leserliste und Seite 1 des „Katalog der Bibliothek des wissenschaftlich-literarischen Vereins“ Foto: Huschens

glieder des Vereins überwiegend dem höheren und wohlhabenden Bürgertum der Stadt an.

1892 erschien bei Thieme in Kaiserslautern ein „Katalog der Bibliothek des wissenschaftlich-literarischen Vereins“. Das kleinformatige Verzeichnis enthält auf 23 Seiten recht knappe Beschreibungen der vorhandenen Bücher und Zeitschriften und listet diese in alphabetischer Reihenfolge der Titel bzw. der Verfasser unter Angabe der jeweiligen laufenden Nummer auf.

Um die Jahrhundertwende (1899/1900) wurde ein Nachtrag (nebst Anhang) zu dem Katalog gedruckt.

Dies fällt jedoch erst dann auf, wenn man den Umfang der beiden Exemplare aus dem Stadtarchiv – 23 Seiten – mit dem Umfang des Exemplars der Landesbibliothek Speyer vergleicht, das sechs weitere, römisch (VI) gezählte Seiten aufweist.

In diesem Nachtrag sind die laufenden Nummern bis zur Nummer 306 fortgesetzt und enthält weitere Bände bereits im Katalog verzeichneter Serien. Dar-

über hinaus gibt es noch einen Anhang mit 19 Werken, die von dem „Stationseinnehmer Haenchen“ dem Verein zum Geschenk gemacht worden waren.

Zu Beginn der Sitzung des Stadtrats am 28. Januar 1919 teilte Oberbürgermeister Baumann mit, dass sich der Verein aufgelöst und um die Übernahme seiner Bibliothek durch die Stadtbibliothek ersucht habe. Die Auflösung des Vereins zu diesem Zeitpunkt war im Vergleich zu anderen deutschen Lesegesellschaften eine der letzten.

Die Gründe hierfür lagen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts vor allem im allmählichen „Wegsterben“ der Mitglieder und dem nachlassenden Interesse an „wissenschaftlicher“ Literatur bei gestiegenem Bedarf an „Unterhaltungsliteratur“ (Romane, Novellen).

Die Bibliothek des Vereins, die 1919 rund 1.000 Bände umfasst haben dürfte, wurde nach einstimmigen Beschluss des Stadtrates von der Stadtbibliothek Kaiserslautern übernommen, 174 Bände davon sind heute noch erhalten.

Franz-Josef Huschens

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DAS HISTORISCHE ERBE ALS GRETCHENFR AGE Der Burgberg mit Kaiserpfalz und Casimirschloss direkt neben Pfalztheater und Fruchthalle ist ein kultureller Hotspot. Und er ist Beispiel für urbane Transformation über Jahrhunderte hinweg.

Zwischen Moderne und Historie: Am Burgberg in Kaiserslautern kristallisieren sich zwischen dem heutigen Rathausbau und Barbarossas Kaiserpfalz Jahrhunderte Lauterer Stadtgeschichte.

Quelle: Petra Rödler

Der Bauzaun verheißt Transformation. Er umgibt die Reste der einstig wuchtigen Sandsteinmauern, die an eine längst vergangene Zeit, an Kaiser Barbarossa und an die historischen Wurzeln der Stadt erinnern.

Das Areal rund um das Rathaus in Kaiserslautern mit Kaiserpfalz und Casimirsaal ist ein Beispiel dafür, dass Städte sich stetig verändern. Hier finden sich nicht nur die Hinterlassenschaften unterschiedlichster Epochen, sondern es wird auch deutlich, wie sich in der Gegenwart neue Spuren in das Gelände hineingraben, die zukünftigen Generationen wiederum Hinweise darauf geben, wie die Menschen heute le-

ben, wie sie denken und welchen Blick sie auf ihre Stadt haben.

Im 13. Stockwerk des Lauterer Rathauses, in den Büroräumen des Referats Stadtentwicklung, beschäftigt man sich schon seit Jahren mit dem Gelände und seiner Gestaltung. Im Stadtrat wurde vor einer Dekade ein Rahmenplan verabschiedet, nach dem das Areal entwickelt werden soll. Über allem steht eine Frage: „Wie können wir das wenig Vorhandene des historischen Erbes unserer Stadt so in unsere Zeit transformieren, dass erkennbar und erlebbar wird,

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was damals war – ohne dass wir die Historie verfälschen?“, sagt die Baudirektorin Elke Franzreb über den sogenannten Burgberg.

Die Stadtentwickler und Denkmalschützer stehen im ständigen Spannungsfeld. „Wie gehen wir mit der Historie um? Was können wir wie zeigen?“, fasst Franzreb die Gretchenfrage zusammen. Es ist ein stetiges Ringen um den richtigen Weg. Dies geschieht mit wissenschaftlicher Begleitung und unter Einschaltung der Generaldirektion Kulturelles Erbe des Landes Rheinland-Pfalz. Auch die Politik spricht mit: Die Abgeordneten des Stadtrats entscheiden über die Rahmenbedingungen für bauliche und gestalterische Maßnahmen. Der Architekt Klaus Meckler betreut als Projektleiter den Prozess im Auftrag der Stadt. „Es geht bei jedem Schritt darum, ihn bewusst

Bei der Präsentation des Rahmenplans für die Entwicklung des Burghügels samt Kaiserpfalz vor rund zehn Jahren: der Lauterer Oberbürgermeister Klaus Weichel.

Quelle: Andreas Erb

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zu gehen. Wir wägen jede Entscheidung sorgfältig ab“, sagt Meckler.

Die möglichen Argumentationspole, was den Umgang mit historischer Bausubstanz wie im Fall des Burgbergs betrifft, sind konträr: Auf der einen Seite steht die Meinung, man sollte die alten Steine am besten überhaupt nicht berühren und sie so belassen, wie sie sind. Manche Städte verfolgen diesen Weg und entscheiden sich bewusst dafür, historische Hinterlassenschaften nicht anzutasten. Schließlich bedeutet jede Grabung auch eine Verletzung oder mindestens eine Gefährdung der Substanz. Auf der anderen Seite steht der Appell, baulich einzugreifen, die Mauern zu restaurieren, vielleicht sogar nachzubauen oder die historischen Reste in einen modernen Bau zu integrieren und sie damit symbolisch mit

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der Moderne zu verknüpfen. Sich schlüssig zwischen diesen Polen zu bewegen, sei eine „Gradwanderung“, meint Franzreb.

Beispiele für eine urbane Transformation, bei der historische Bauwerke einer neuen Nutzung zugeführt und auch in ihrer Gestalt verändert wurden, gibt es zu Hauf. Wie das Areal der ehemaligen KammgarnSpinnerei. Das alte Industriegelände samt Westbahnhof wandelte sich in ein Ensemble aus Kulturzentrum, Gastronomie und Fachhochschule. Dass ein solcher Transformationsprozess nicht immer reibungslos vonstatten geht, zeigt der Streit um den Erhalt einer alten, stilprägenden Fassade, die ursprünglich für den Neubau der Fachhochschule abgerissen werden sollte, nach Bürgerprotesten nun aber mit nicht unerheblichem Aufwand erhalten bleibt.

Ein anderes Beispiel dafür, wie um den Umgang mit historischen Bauten gerungen werden kann, ist aktuell das alte Pfaff-Gelände.

Der Vergleich zwischen Kammgarn und Pfaff sowie dem Burgberg taugt allerdings nur bedingt. Denn der Burgberg ist historisch weitaus stärker aufgeladen als die Industriehallen aus dem 19. Jahrhundert.

Er gilt sozusagen als die Wiege der Stadt. In ihm kristallisiert sich ihre bewegte Geschichte. Wer schon einmal eine Stadtführung durch die unterirdischen Gänge mitgemacht hat, staunt ehrfurchtsvoll über die mystischen Impressionen, die sich im Innern des Berges offenbaren. „Jede Zeit hat hier ihre Spuren hinterlassen“, sagt Franzreb. Und die Auseinandersetzung damit birgt immer neue Überraschungen.

BEISPIEL: K AISERPFAL Z Als man im Zuge der Geländeentwicklung vor wenigen Jahren archäologische Grabungen veranlasste, ergaben sich daraus neue Erkenntnisse, die das bisherige Bild von der Vergangenheit über den Haufen warfen. Es traten nämlich Pfähle zutage, von denen sich ableiten lässt, dass das kaiserliche Domizil während seines Baus mehrfach einstürzte. Da die hölzer-

nen Stützpfähle datiert werden konnten, nämlich auf den Todeszeitpunkt von Kaiser Barbarossa, lässt sich daraus schließen, dass der Kaiser die Fertigstellung des prächtigen Bauwerks nicht mehr erlebte.

Auf dem Burgberg ist nicht nur die Kaiserpfalz markant für Lauterns Stadtgeschichte. Hier stand das im 18. Jahrhundert zerstörte Casimirschloss. Doch später wurden die alten Mauern regelrecht als Steinbruch genutzt: Teile der historischen Gebäude dienten dem Bau eines Gefängnisses, auch eine Kaserne und eine Brauerei entstanden auf dem Burgberg.

Erst im 20. Jahrhundert, in der Zeit des Nationalsozialismus, besann man sich auf die Geschichte und versuchte, aus den Steinresten ein verklärendes Denkmal zu entwickeln, das die Größe des Reiches dokumentieren sollte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wiederum stand der Burgberg ganz im Zeichen des Wiederaufbaus. In Abgrenzung zur jüngeren Vergangenheit widmete man sich dem Aufbruch zu Neuem. Der Bau des Rathauses, eines futuristischen, hoch in den Himmel ragenden Betonbauwerks, spiegelt den Zeitgeist der jungen Bundesrepublik und ist nach 50 Jahren heute selbst zum Dokument seiner Zeit geworden.

Eine solche Jahrhunderte dauernde Überbauung und die stetige Transformation des Geländes durch immer neue Nutzungen machten es heute besonders schwer, die Hinterlassenschaften einzelner Epochen zu identifizieren, sagt Meckler. Er wühlt sich durch das übrige Mauerwerk, hat sich bis ins Detail mit jeder einzelnen Facette des Geländes beschäftigt und die Steinreste säuberlich dokumentiert. „Ich kenne jeden Stein mit Vornamen“, meint er. Dennoch bleiben Fragen offen. „Wie die Kaiserpfalz im 13. Jahrhundert wirklich aussah, werden wir nie erfahren“, erklärt Franzreb. Umso sensibler sei mit den Mauerresten umzugehen. „Wir wollen nur das zeigen und herausarbeiten, von dem wir gesichert wissen“, betont Meckler. „Es verbietet sich, etwas vermeintlich historisch nachzubilden, über das wir nur spekulieren können.“

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Eine Transformation alter Gemäuer hin zu einer Präsentation, die die Vergangenheit erlebbar machen soll: Nach ersten Grabungen und Restaurierungen im Umfeld der Kaiserpfalz präsentierte Lauterns Oberbürgermeister Klaus Weichel vor rund fünf Jahren den damals aktuellen Stand des Projekts.

Quelle: Andreas Erb

Also versucht man den Spagat: Auf der einen Seite die Sicherung der baulichen Reste, auf der anderen Seite aber zugleich eine Rekonstruktion – soweit diese möglich und vertretbar ist. Damit soll der Burgberg an Aufenthaltsqualität gewinnen und das kulturelle Erbe der Stadt nicht zuletzt touristisch aufgewertet werden. „Erlebbarmachung“ der historischen Substanz heißt das. Die Maßnahmen dafür erhalten eine hohe Förderquote, denn das Gebiet ist in das Bund-Land-Förderprogramm „Aktives Stadtzentrum“ aufgenommen. Bei den Grabungen und der Freilegung alter Mauern wurden ein Brunnen und eine Schlupfpforte entdeckt und wiederhergestellt. Mit einem sogenannten Schutzkranz sind die historischen Steinreste nun übermauert, um sie möglichst authentisch darzustellen und gleichzeitig die Originalsubstanz für Archäologen der Zukunft zu

bewahren. So erhält das vielschichtige Gemäuer eine weitere Schicht: die Schutzschicht unserer Epoche.

Zudem deutet eine neu aufgestellte Stahlkonstruktion über den Mauerresten die einstmals dominante Dimension der Kaiserpfalz an. In Wirklichkeit war sie allerdings drei Mal so hoch, die Stahlkonstruktion spiegelt lediglich die Ausmaße des ersten Stockwerks wider. In Anlehnung an traditionelle Baumaterialien ist außerdem eine Stampfbetonwand errichtet, in die Gucklöcher eingelassen sind.

In diesen Löchern findet der Betrachter zukünftig in Form einer „Museographie“ Informationen über die Historie des Areals. Demnächst sollen die baulichen Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Weitere Bauabschnitte folgen – dies ist auch abhängig von finanziellen Bedingungen.

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Eine innerstädtische Transformation der Zukunft?: Der Förderkreis Kaiserpfalz engagiert sich für das Vorhaben, einen Wasserlauf zurück in die Stadt zu bringen. Hierzu eine Animation.

Quelle: Förderkreis Kaiserpfalz Kaiserslautern e.V.

Dabei ist in der öffentlichen Diskussion nicht zuletzt im Kontext der Maßnahmen am Burgberg derzeit ein Drängen darauf zu verspüren, in Erinnerung an die Lauter, den für Kaiserslautern einstmals so bedeutsamen Fluss, einen Wasserlauf nachzubilden.

Ein Treiber dieser Idee ist der Verein Förderkreis Kaiserpfalz, der sich ohnehin aktiv und teils kontrovers in die Pläne zur Gestaltung des Areals einbringt. Im Blick dafür hat die Vereinsvorsitzende Petra Rödler die Theaterwiese in unmittelbarer Nachbarschaft zum Casimirsaal.

Hier und auf dem an die Wiese angrenzenden Dach der Theatertiefgarage sieht sie enormes Potential, das derzeit nicht genutzt werde. Die Flächen ließen sich als Orte der Begegnung beleben und könnten als Scharnier zwischen Fruchthalle, Pfalztheater, Rat-

haus und Burgberg fungieren. In diesem Geist steht die Idee, in Anlehnung an die Lauter einen Wasserlauf zu modellieren. Der Verein sammelt dafür schon eifrig Spenden und wirbt für das Vorhaben.

Dazu hält sich Franzreb im Augenblick allerdings bedeckt. „Dass Wasser in der historischen Zeit eine Rolle spielte, ist unumstößlich“, sagt sie. Ob und wie es in der Platzgestaltung aber eine Berücksichtigung finden könne, sei letztlich eine Frage der Machbarkeit, zu der auch politische und finanzielle Aspekte gehörten. Fazit: Urbane Transformation ist nicht nur bestimmt durch Verwaltungshandeln, sondern auch durch bürgerschaftliches Engagement. Und sie ist mitunter eine Frage von Politik und Geld.

Andreas Erb

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Weitere Infos unter rheinpfalz-abo.de oder 0631 3701-6640.

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DY N A M I K I N D E R S TA D T Die Wechselwirkung von urbanem Raum und sozialer Interaktion führt zu einer stetigen Transformation der Stadt. Damit beschäftigt sich die Kaiserslauterer Stadtsoziologien Annette Spellerberg.

Sozialräumliche Transformation: Mit der baulichen und konzeptionellen Entwicklung des Königsviertels in Kaiserslautern ist vor wenigen Jahren auch vor Ort eine neue Quartiers­identität entstanden. Das Projekt fand überregionale Beachtung. Die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Bau AG war dafür der entscheidende Impulsgeber.

Quelle: Bau AG

Es geht um Orte. Orte, an denen sich Menschen begegnen. Orte, die von Menschen gestaltet werden.

Und Orte, deren Atmosphäre wiederum die menschliche Interaktion beeinflusst. Städte sind alles andere als starre Gebilde. Städte sind ständig im Wandel – wie die Gesellschaft, die sich in ihnen bewegt. Wie eine Stadt gebaut ist, wirkt sich auf diese Bewegung aus, und gleichzeitig verändert diese Bewegung die Gestalt der Stadt.

Mit dieser urbanen Dynamik beschäftigt sich Annette Spellerberg. Die Wissenschaftlerin ist Professorin für Stadtsoziologie an der Technischen Universität Kaiserslautern. Spellerberg untersucht, wie Menschen leben, wie sie interagieren und wie sich Städte mit dem gesellschaftlichen Wandel verändern.

„Es geht um die Frage von sozialer, gesellschaftlicher oder technologischer Entwicklung und deren Wechsel­wirkung auf die räumlichen Verhältnisse.“ Dabei sei die Erkenntnis der Transformation und Prozess­ haftigkeit bereits grundlegend für das Verständnis von Stadt. Jede Stadt verfüge über eine eigene, lange Historie. Diese mache deutlich, wie sehr der urbane Raum einem ständigen Nutzungswandel unterlegen sei, erklärt Spellerberg. „In gleichen Strukturen finden sich unterschiedliche Lebensformen und immer neue Nutzungen“, sagt die Wissenschaftlerin. „Stadt bietet Offenheit für Neues.“ Dies sei ihr Wesensmerkmal. Die Qualität eines Stadtraums zeichne sich nicht nur durch gegenwärtig markante Plätze, Gebäude, Straßen, Grünzonen oder Quartiere aus,

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sondern auch dadurch, dass er zukünftigen Bewohnern genügend Transformationsmöglichkeiten und -freiheiten lasse.

Im Stadtraum manifestieren sich gesellschaftliche Entwicklungslinien, sogar globale Trends. Spellerberg untersucht, wie dies geschieht. Ein Beispiel dafür sind die Verwerfungen in internationalen Finanzmärkten, die Anleger dazu veranlasst haben, verstärkt in Immobilien zu investieren. Dies befeuert derzeit noch immer Finanzspekulationen in den Metropolen. Hinzu kommt ein verstärkter Zuzug in die Städte, die Bevölkerung drängt wieder in die Zentren, was dort den Wohnraum verknappt und Mieten zusätzlich ansteigen lässt. Die Trends schlagen sich auf das Leben in Städten nieder und haben Auswirkungen auf die soziale Lage der Menschen. Spellerberg untersucht nicht nur dieses Phänomen, sondern auch, welche Handlungsmöglichkeiten Kommunen haben, um derartige Prozesse zu steuern.

Die sozialen Folgen von Wohnungsknappheit und steigenden Mieten liegen auf der Hand: In den Metropolen findet derzeit eine rasante Verdichtung statt – mit städtebaulichen, aber auch sozialen, verkehrlichen oder ökologischen Konsequenzen.

Unter dem sozialen Blickwinkel zeigt sich, dass mit

„Entwicklungstrends jenseits des Hochglanzes“: Annette Spellerberg versteht sich auch als Hinweisgeberin auf sozialräumliche Aufgaben für die Stadtgestaltung. Beispiel für eine solche Gestaltungsaufgabe ist der Asternweg in Kaiserslautern, wo es der Stadt gelungen ist, in ein Brennpunktviertel ein Asylbewerberheim zu integrieren.

Quelle: Andreas Erb

In welcher Stadt wollen wir leben? Zu dieser Fragestellung forscht die Stadtsoziologin Annette Spellerberg.

Quelle: Andreas Erb

steigenden Mietpreisen es sogar Familien mit mittlerem Einkommen immer schwerer fällt, sich adäquaten Wohnraum in Citylagen zu leisten. Auf diese Weise steht das Bild der europäischen Stadt, das von Vielfalt und Diversität geprägt ist, in immer mehr Quartieren in Frage. Denn der Druck durch steigende Mieten führt in vielen Vierteln zu einer Verdrängung bestimmter Bevölkerungsgruppen, die sich die teuren Quadratmeterpreise eben nicht mehr leisten können. Selbst langjährige Bewohner müssen ihr angestammtes Wohnumfeld verlassen.

So gewinne die Betrachtung des Zusammenhangs von Armut und Wohnraum an Bedeutung, erklärt Spellerberg. Nach Schätzungen bringen Familien, die als arm gelten, über die Hälfte ihres ohnehin geringen Einkommens für Mietzahlungen auf. Das bedeutet, dass die teuren Preise für Wohnraum auf dieser Einkommensebene eine wesentliche Belastung sind und deren Steigerung auch einen nicht unerheblichen Beitrag für die geringen Teilhabechancen der davon betroffenen Kinder leistet. Schließlich litten die Kinder dieser Familien besonders unter der Situation, wenn etwa das Geld für Mobilität und Freizeitaktivitäten fehle oder aufgrund der räumlichen Enge nicht einmal ein angemessener Platz dafür da

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damit soziale Aspekte sicherten. Ähnliches gelte bei der Vergabe von Grundstücken. Dies wirke ungehemmten Immobilienspekulationen entgegen.

Ob Lebensraum, Verkehrsader, Wochenmarkt oder schlicht Parkplatz: Die Königstraße in Kaiserslautern dokumentiert die Vielfalt an Nutzungen, denen der öffentliche Raum unterliegt.

Quelle: Bau AG

sei, die Hausaufgaben in Ruhe erledigen zu können.

Aber: „Das Problem wird in seiner Tragweite nicht richtig wahrgenommen“, sagt Spellerberg über diese soziale Dimension.

In ihrer Rolle als Wissenschaftlerin versteht sich die Professorin als Hinweisgeberin auf Themen, die in der öffentlichen Debatte unterrepräsentiert sind. „Es geht auch um Aufklärung und um Sensibilisierung.“ Um im Fall der Wohnungsknappheit gegenzusteuern, appelliert sie etwa an Kommunen, sich stärker immobilienpolitisch einzumischen und eine sozial geprägte Boden- und Wohnraumpolitik zu betreiben.

Das könne bedeuten, Investoren auf deren Bauanträge hin Vorgaben zu machen, die zumindest in Teilen eine gemeinnützige Verwendung des Baugrunds und

Ein weiteres Handlungsinstrument sind kommunale Wohnungsbaugesellschaften zum sozialen Wohnungsbau. Hier ist eine Renaissance erkennbar. Beispielsweise gründete die Stadt Kiel, die ihren Wohnungsbestand vor Jahren aufgelöst hatte, gerade eine neue Wohnungsbaugesellschaft. So will sie Handlungsspielräume in der Stadtentwicklung zurückgewinnen und damit dem sich durch die wachsende Stadtbevölkerung zuspitzenden Kapazitätsengpass begegnen.

Spellerberg geht es um ein Bewusstsein darüber, „in welcher Stadt wir leben wollen“. Über diese Frage sei eine ständige Reflexion vonnöten. Eine ausgewogene Stadtführung habe sich dem Gemeinwohl verschrieben und sorge sich um alle Bevölkerungsgruppen – „auch um Entwicklungstrends jenseits des Hochglanzes“. Den Raum so auszugestalten, dass er allen eine adäquate Teilhabe ermögliche, müsse im Zentrum der Stadtpolitik stehen. Dies sei eine währende Aufgabe – schließlich sei Stadt einem ständigen Wandel, einer stetigen Transformation unterworfen.

Andreas Erb

Der Rundbau in Lautern ist auch die gestalterische Ausprägung einer Vorstellung von Stadt.

Quelle: Bau AG/Fair Fleet GmbH

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1954: Mit Schlagzeilen wie dieser befeuerten zahlreiche Boulevardblätter die Diskussion um die Situation in Kaiserslautern.

Bildquelle: Stadtarchiv Kaiserslautern

DIE STEINSTRASSE Von Kaiserslauterns Sündenpfuhl zurück in die Mitte der Gesellschaft

Schon zu Beginn der 1950er Jahre waren in den Zeitungen erste Artikel über den befürchteten sittlichen Zerfall der Westpfalz und insbesondere Kaiserslauterns zu lesen. Ein „Heer von Dirnen und Spekulanten“ habe die Stadt überschwemmt.

Nachdem im Zuge des Koreakrieges ab 1951 wieder US-amerikanisches Militär und somit tausende Soldaten in die Region eingezogen waren, hatte sich die Situation tatsächlich drastisch verändert.

Sowohl einheimischen, als auch zugezogenen Geschäftsleuten war eine schnelle Anpassung an die neue Situation gelungen und zahlreiche Kneipen, Bars und Bordelle schossen wie die sprichwörtlichen Pilze aus dem Boden. Im Gemenge aus Alkohol, Geld und Prostitution sah sich auch die Polizei mit einer steigenden Kriminalitätsrate konfrontiert.

In der Bevölkerung wurden Forderungen laut, der zügellosen Entwicklung Einhalt zu gebieten. Mit rei-

ßerischen Artikeln und Schlagzeilen wie „Paradies der leichten Mädchen“ oder „Alarm in der NahkampfDiele“ befeuerte die Boulevardpresse die öffentliche Auseinandersetzung zusätzlich.

Eine erste Maßnahme, die Situation unter Kontrolle zu bringen, war im September 1954 der Abriss zahlreicher zur „Kuppelei“ verwendeter Hütten und Baracken am damaligen Enkenbacher Weg. Etwa 3.000 „Veronikas“, wie die Prostituierten oftmals bezeichnet wurden, sollen zu dieser Zeit im Stadtgebiet aktiv gewesen sein.

Genaue Zahlen darüber gibt es nicht. In der Folgezeit führte die Polizei immer wieder Razzien in den einschlägigen Bars und Etablissements durch und entzog manche Konzession, nur um dann einige Zeit später an anderer Stelle wieder eingreifen zu müssen.

Bis 1957 hatte sich das Gebiet um die Steinstraße zu einem Schwerpunkt des Geschehens entwickelt, sodass im Sommer 1957 eine öffentliche Diskussion um die dortige Lage entbrannte, die in der Resolution einer

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1954: Bildreportagen über den „Wilden Westen“ waren bundesweit beliebt.

Bildquelle: Stadtarchiv Kaiserslautern

Bürgerversammlung zusammengefasst wurde: „Tätliche Angriffe auf Passanten, Anpöbelungen und Belästigungen von Frauen, Bedrohungen, Beleidigungen, Sachbeschädigungen, Hausfriedensbrüche und insbesondere das schamlose Verhalten der Dirnen zur Tagesund Nachtzeit sind fast alltägliche Erscheinungen. Die Steinstraße gilt daher weit über die Grenzen der Stadt hinaus als Inbegriff des Lasters.“ Mit der Feststellung, die gegenwärtig herrschenden Zustände seien „auf die Dauer untragbar, sittlich nicht mehr zu verantworten, in jugendgefährdender Hinsicht katastrophal, geschäftsschädigend und unwürdig für jeden anständigen Bürger der Stadt“, gründete sich eine „Notgemeinschaft Steinstraße“. Diese erhielt zunehmend Unterstützung von Seiten der Kirchen und der Politik.

Die Presse meldete, der amerikanische Befehlshaber der Stadt, Oberst J. Paul Breden, befürchte gar: „wenn die Frauen und Mütter der Soldaten in Amerika von diesen Zuständen erführen, würden sie den Abzug der Truppen aus dem ‚Sündenbabel Kaiserslautern‘ fordern.“ Ende August 1957 erbat die Stadtverwaltung dann um eine „Off Limits“ Erklärung, also ein Betretungsverbot der Steinstraße für Angehörige der amerikanischen Besatzungstruppen. Bereits am 7. September kam Oberst Breden dieser Bitte nach und das Gebiet um die Steinstraße wurde „bis auf weiteres gesperrt […] für alles Militär- und Zivilpersonal der bewaffneten Streitmacht der Vereinigten Staaten, deren Angehörige und alle unter Militärgesetzbarkeit stehende Personen.“

Diese Maßnahme machte sich umgehend bemerkbar, was dazu führte, dass postwendend eine weitere Notgemeinschaft ins Leben gerufen wurde. Diese „Interessengemeinschaft der Steinstraßen- und ‚OffLimits‘-Geschädigten“ war die erste von insgesamt fünf Initiativen gegen das Betretungsverbot des Steinstraßenviertels, unter dem neben den Barbesitzern auch alle anderen dort ansässigen Geschäftsleute massiv zu leiden hatten, da ihnen mit einem Schlag die Kundschaft weggebrochen war. Die Zeitungen sprachen vom „Katzenjammer“ nach dem „Sieg der Moral“ und es hagelte Klagen gegen die Stadtverwaltung. Das führte im November zu einer Einschränkung des „Off Limits“ auf die Nachtstunden. Ab diesem Zeitpunkt beruhigte sich die Diskussion rund um die Steinstraße zusehends. Die Probleme verlagerten sich sukzessive an andere Orte der Stadt und die Steinstraße verschwand aus den Negativschlagzeilen.

Mit Beginn der 1970er Jahre rückte ein ganz anderes Thema in den Vordergrund: Die Sanierung des Teils der Altstadt, deren Zentrum die Steinstraße bildet. Viele

1957: In der Pfälzischen Volkszeitung wurden die Grenzen des „Off Limits“ Gebietes rund um die Steinstraße veröffentlicht.

Bildquelle: Stadtarchiv Kaiserslautern

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gewissen Schlusspunkt der Sanierung. Zumindest für die Steinstraße, die ihr Gesicht innerhalb von 15 Jahren drastisch verändert hatte. Das offizielle Ende des Gesamtvorhabens wurde freilich erst 1999 verkündet.

1975/76: Abriss der ehemaligen Mälzerei Gelbert auf dem heutigen Stockhausplatz. Lange Jahre war das Straßenbild in der Steinstraße von solchen Baustellen geprägt.

Bildquelle: Stadtarchiv Kaiserslautern

der Gebäude und Gassen waren in einem schlechten Zustand, wodurch die Zustimmung zur Sanierungsbedürftigkeit in der Bevölkerung grundsätzlich relativ hoch war. Im Sommer 1972 beschloss daraufhin der Stadtrat die Abmessungen des 17,2 Hektar großen Sanierungsgebietes und machte damit den Weg für das städtebauliche Großprojekt frei. Über Art und Umfang der Instandsetzung des Altstadtquartiers entbrannte schon bald eine jahrelange hitzige Diskussion. Im Februar 1973 gründete sich eine Bürgerinitiative, die unter anderem eine stärkere Beteiligung der über 1.800 betroffenen Anwohner forderte.

Ein Mitte 1975 eingerichteter Sanierungsbeirat fungierte fortan als Interessenvertretung der betroffenen Bürger und führte in deren Namen Verhandlungen mit der Stadtverwaltung. Dabei waren in den Folgejahren nicht nur die einzelnen Bebauungspläne Gegenstand der Auseinandersetzung, sondern immer wieder auch Einzelprojekte wie beispielsweise die Instandsetzung und Nutzung des Wadgasserhofes und des TheodorZink-Museums, der Neubaukomplex der Bau AG am Stockhausplatz oder die Baumaßnahmen am Mainzer Tor. Einer der größten Streitpunkte war dabei immer wieder die Frage, was zum Abriss freigegeben und welche Objekte erhalten und saniert werden sollten.

Durch die Schließung der letzten Baulücke im Sommer 1987 markierte die Fertigstellung des Neubaukomplexes an der Ostflanke des Theodor-Zink-Museums einen

Die Steinstraße, seit jeher eine zentrale Achse der Entwicklung Kaiserslauterns, erlebte in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg einige turbulente Jahrzehnte. Sie entwickelte sich von einer der wichtigsten Geschäftsstraßen der Stadt zum bundesweit, ja sogar bis in die USA verrufenen Sündenpfuhl, bevor die Altstadt­sanierung den Charakter des Viertels erneut drastisch veränderte.

Heute präsentiert sich der Bereich zwischen dem Martins- und dem Kaiserbrunnen als eines der Zentren des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens der Stadt.

Nicht nur während des alljährlich stattfindenden Altstadtfestes ist die Steinstraße ein Treffpunkt für alle Altersklassen aus Kaiserslautern und der Region.

Zahlreiche Geschäfte und Gastronomiebetriebe teilen sich die Straße mit kulturellen Einrichtungen wie der Emmerich-Smola-Musikschule und Musikakademie, dem Jugend- und Programmzentrum oder dem Stadtmuseum (Theodor-Zink-Museum | Wadgasserhof).

Die bewegte Vergangenheit der Steinstraße bietet noch heute Anlass für mancherlei Kontroverse. Bleibt abzuwarten, was die Zukunft für das traditionsreiche Quartier bereithält.

Mario Aulenbacher

Blick auf den St.-Martins-Platz und in die Steinstraße um 1960.

Bild: Louis Meyer

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Die Apollo 11 Crew v.l.n.r.: Neil Armstrong, Michael Collins, Edwin „Buzz“ Aldrin.

Bildquelle: NASA

„T H E E AG L E H A S L A N D E D “ Vor 50 Jahren besuchten erstmals Menschen den Mond

In der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1969 sahen Schätzungen zufolge mehr als 500 Millionen Menschen weltweit die Übertragung des Höhepunktes der Apollo 11 Mission im Fernsehen. Auch in Kaiserslautern harrten tausende Menschen bis spät in die Nacht vor ihren Fernsehgeräten aus und verfolgten die Geschehnisse auf dem fernen Erdtrabanten.

Vier Tage zuvor hatte in Cape Canaveral mit dem Start der 111 Meter hohen Saturn-V-Rakete in den Himmel über Florida eines der waghalsigsten Unternehmen der Menschheitsgeschichte begonnen. Die drei amerikanischen Astronauten Neil Armstrong, Edwin „Buzz“ Aldrin und Michael Collins begaben sich auf den Flug zum Mond, um dort als erste Menschen einen fremden Himmelskörper zu betreten.

Jenem Ereignis war im Rahmen des Kalten Krieges ein jahrelanger Wettlauf zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion vorausgegangen, welcher uns heute als „Space Race“ bekannt ist.

Spätestens mit dem Start des sowjetischen Sputnik 1 Satelliten im Oktober 1957 war dieses Rennen eröffnet. Die Sowjetunion hatte damit den ersten künstlichen Erdsatteliten in die Umlaufbahn gebracht und es wurde offensichtlich, dass die Forschung auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs der USamerikanischen Raumfahrt bis dato überlegen war.

Auf amerikanischer Seite wurde daraufhin 1958 die NASA (National Aeronautics and Space Administration) ins Leben gerufen, um die von den USA beanspruchte technische Überlegenheit auch im Bereich der Raumfahrt zu erlangen.

Allerdings setzte zunächst einmal das sowjetische Raumfahrtprogramm noch einige weitere Meilensteine. Bereits einen Monat nach dem ersten Satelliten brachte die sowjetische Mission Sputnik 2 mit der Hündin Laika das erste Lebewesen in die Erdumlaufbahn. Mit Wostok 1 erreichte am 12. April 1961 der Russe Juri Gagarin als erster Mensch den Welt-

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raum und verwies damit das amerikanische Raumfahrtprogramm erneut auf den zweiten Platz. Deren Astronaut Alan Shepard gelangte im Rahmen der Mission Mercury-Redstone 3 erst etwa drei Wochen später, am 5. Mai, als zweiter Mensch ins All. Am 18.

März 1965 verließ dann bei der Mission Woschod 2 mit dem russischen Kosmonauten Alexei Leonow erstmals ein Mensch die schützende Hülle eines Raumschiffes. Mit diesem ersten „Weltraumspaziergang“ bewies die Sowjetunion erneut die höhere Leistungsfähigkeit ihres Raumfahrtprogrammes gegenüber dem der Amerikaner.

Im Dezember 1968 konnte die NASA dann einen ersten Triumph verzeichnen, als die amerikanische Apollo 8 Mission als erster bemannter Flug den Mond erreichte und diesen 10 Mal umreiste. Zu dem Zeitpunkt waren die Sowjets den Amerikanern auch bei der Landung von unbemannten Sonden auf dem Mond bereits mehrfach zuvorgekommen.

Genau wie in den USA arbeitete man in der Sowjet­ union damals mit Hochdruck an der Vorbereitung zur Landung einer Besatzung auf der Oberfläche des Mondes. Hier zeigte sich nun aber, dass das amerikanische Raumfahrtprogramm mittlerweile den Rückstand aufgeholt hatte und dort in den zurückliegenden Jahren die besseren Voraussetzungen für eine erfolgreiche Mondmission geschaffen worden waren.

16.07.1969: Start der Saturn-V-Rakete in Cape Canaveral, Florida.

Bildquelle: NASA

Der Juli 1969 stand ganz unter dem Zeichen des bevorstehenden Fluges von Apollo 11 zum Mond. Der Start wurde für den 16. Juli terminiert. Schon im Vorfeld waren die Zeitungen voll von Sonderseiten und Berichten über das amerikanische Mondprogramm.

Auch die in Kaiserslautern erscheinenden Zeitungen berichteten Mitte Juli täglich über die Ereignisse rund um die drei US-Astronauten und ihre Mission.

In den Buchhandlungen der Stadt sorgten Karten der Mondoberfläche und Raumfahrt-Literatur für großen Absatz unter allen Altersgruppen.

K AISERSL AUTERN IM BANN DER MONDMISSION

1964 widmete die Sowjetunion Juri Gagarin eine eigene Briefmarke.

Bildquelle: Stadtarchiv Kaiserslautern

Als der Tag des Starts dann gekommen war, versammelten sich die Menschen weltweit vor den Fernseh- und Radiogeräten. So auch in Kaiserslautern. An öffentlichen Plätzen wurden Fernseher aufgestellt, um möglichst vielen Interessierten zu ermöglichen, das Geschehen mitzuerleben. Im Schaufenster des Kaufhauses Wertheim wurde beispielsweise ein Farbfernsehgerät aufgestellt, vor dem sich eine große Menschenansammlung einfand. Die Pfälzische Volkszeitung berichtete unter dem Titel „Alleweil

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geht’s los!“, dass die Straßen der Innenstadt am Nachmittag nahezu ausgestorben waren.

Nach dem geglückten Start folgten Tage des gespannten Wartens auf den bevorstehenden Höhepunkt der Mission: Die Landung der Mondfähre „Eagle“ und der erste Schritt eines Menschen in den Staub der Oberfläche.

Am Abend des 20. Juli war es dann soweit. Die Landekapsel löste sich von dem mittlerweile in der Mondumlaufbahn kreisenden Kommandomodul und senkte sich mit den Astronauten Armstrong und Aldrin an Bord auf die vorgesehene Landestelle zu.

Da diese jedoch von Felsbrocken übersät war, landete Armstrong das Schiff etwa 500 Meter entfernt vom ursprünglich geplanten Punkt. Um 21:17 Uhr MEZ ertönte aus zahllosen Empfängern der Welt die erlösende Nachricht: „The Eagle has landed“. Nun begannen die Vorbereitungen für den Ausstieg.

In Kaiserslautern war bereits der 21. Juli angebrochen, als am frühen Montagmorgen um 3:56 Uhr MEZ Neil Armstrong seinen Fuß auf die Mondoberfläche setzte und den historischen Funkspruch zur Erde schickte: „That's one small step for [a] man, one giant leap for mankind." Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit.

Wie schon beim Start der Rakete einige Tage zuvor, waren trotz der fortgeschrittenen Stunde zahllose Kaiserslauterer auf den Beinen, um den historischen Moment miterleben zu können. Im Foyer des neuen Rathauses war ein Fernsehgerät aufgebaut, vor dem sich, wie an zahlreichen anderen Orten der Stadt, die Menschen gebannt zusammendrängten. Vielleicht dachte dabei der eine oder die andere an jene Worte, die der Oberbürgermeister Dr. Sommer einige Monate zuvor anlässlich der feierlichen Einweihung des Verwaltungsgebäudes gesprochen hatte: „per aspera ad astra“. Durch Mühsal und harte Arbeit war man nun tatsächlich zu den Sternen gelangt.

Ganz unmittelbar in die Abläufe der Mondmission involviert waren in diesen Tagen zahlreiche hier lebende amerikanische Soldaten der Airbase in Ramstein, die für die gesamte Laufzeit des Unternehmens in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden war. Zu den Aufgaben des dort stationierten 40. Luftrettungs- und Bergungsgeschwaders gehörte es, Hilfeleistung bei der Bergung von amerikanischen Astronauten und deren Raumschiff (bzw. Teilen desselben) „unter vorausgeplanten oder nicht vorausgeplanten Umständen“ zu leisten. Bei einem ungeplanten Absturz von Apollo 11 zwischen dem Indischen Ozean und dem Atlantik wären somit von Ramstein aus die Bergungsmaßnahmen koordiniert worden.

16.07.1969: Vor dem Kaufhaus Wertheim drängen sich die Menschen vor einem Fernsehgerät, um den Start der Saturn V in Cape Canaveral zu sehen.

Bildquelle: Pfälzische Volkszeitung

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21.07.1969: Edwin „Buzz“ Aldrin auf dem Mond.

Bildquelle: NASA

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kommentierte die Ereignisse rund um die Mondlandung nachdenklich: „In meiner Jugend schwärmte ich für die damals erschienenen Bücher von Jules Verne, von der ‚Reise um die Welt‘, von den Unterseebootfahrten und natürlich der phantastischen ‚Reise zum Mond‘.“ Er glaube dennoch, dass die Menschen ihre ganze Kraft lieber „für die Überwindung der bestehenden Spannungen zwischen den einzelnen Staaten“ einsetzen sollten. Insgesamt überwog aber die Begeisterung für das Erreichte.So lockte die bevorstehende Rückkehr von Apollo 11 zur Erde ein weiteres Mal zahlreiche Lautrer vor die Bildschirme.

Am 24. Juli landeten die drei Astronauten schließlich unbeschadet südwestlich der Hawaii-Inseln im Pazifik. Ihnen stand nun noch eine 17-tägige Quarantäne bevor. Stadtarchivar Heinz Friedel notierte: „Heute Abend um 19 Uhr mitteleuropäischer Zeit sind die Astronauten glücklich von ihrer Mondfahrt

Dass die Übertragung der Mondlandung auch in anderer Hinsicht konkrete Auswirkungen in der Region hatte, zeigt eine Meldung der Pfalzwerke. Demnach lag die Netzbelastung im Bereich der Pfalz in der Nacht auf den 21. Juli mit 146.000 kW um etwa 20.000 kW über dem üblichen Wert.

Der Stadtarchivar Heinz Friedel schrieb am Folgetag begeistert in das von ihm geführte Stadttagebuch: „Auch der Chronist dieser Zeilen blieb am Fernseher und sah morgens mit seiner Familie, wie die ersten Menschen auf dem Mond herumwandelten. Eine neue Zeitepoche ist angebrochen. Seit der Entdeckung Amerikas 1492 begann die ‚Neuzeit‘. Vielleicht beginnt mit dem heutigen Tag für die späteren Generationen auch einmal eine neue Zeitepoche, deren Namen wir heutigen Zeitgenossen noch nicht wissen. Jedenfalls möchte der nun 50-jährige Chronist ausrufen: Es ist eine Lust zu leben!“ Der Kaiserslauterer Politiker Dr. Adolf Müller-Emmert glaubte angesichts des Fluges zum Mond gar, dass die Menschheit „auf dem Weg ist, alle physikalischen und technischen Rätsel zu lösen.“ Es gab allerdings auch kritischere Stimmen. Ehrenbürger Eugen Hertel

21.07.1969: Verteilung des Extrablattes zur Mondlandung am Fackelrondell.

Bild: Leppla

zurückgekehrt. Wieder saß alles am Fernsehschirm und wir alle waren froh, als wir die Männer aus dem Hubschrauber, der sie zum Flugzeugträger brachte, herauskommen sahen.“ Mario Aulenbacher

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DAS QUARTIER DER ZUKUNFT Das IESE-Projekt "Reallabor Pfaff"

Die Vision: das ehemalige Pfaff-Werksgelände wird zum nachhaltigen Wohn-, Gewerbe- und Technologiequartier. © ASTOC/MESS

Wie wird sich unser Leben und unser Arbeiten in naher Zukunft verändern? Neue Technologien erleichtern uns an vielen Stellen unseren Alltag. Was wir sinnvoll damit gestalten können, sodass wir einerseits komfortabel leben können, andererseits aber auch verantwortungsbewusst mit unserer Umwelt umgehen, demonstriert das Fraunhofer IESE in seinem neuen Projekt „Reallabor Pfaff“. Das ehemalige Werksgelände des Nähmaschinenherstellers wird komplett umgestaltet. Es entsteht ein nachhaltiges Wohn-, Gewerbe- und Technologiequartier.

In die Planungen für ein neues Stadtquartier münden auch die Ergebnisse und Erkenntnisse, die die Forscher von zwei Fraunhofer-Instituten und weitere sieben Projektpartner parallel zu den Bauvorhaben erarbeiten. Erklärtes Ziel ist es, auf einem ca. 3,5 Hektar großen Teilgebiet ein 100 Prozent

klimaneutrales Quartier mit hoher Lebensqualität aufzubauen. Hierzu fördern das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Vorhaben. Damit ist in Kaiserslautern bundesweit eines von sieben Leuchtturm-Projekten im Rahmen der ressortübergreifenden Förderinitiative des Bundes „Solares Bauen / Energieeffiziente Stadt“ angesiedelt. Die Stadt Kaiserslautern tritt als Konsortialführer des Projekts auf, das FraunhoferInstitut für Solare Energiesysteme ISE aus Freiburg übernimmt die wissenschaftliche Projektleitung und treibt die Energiekonzepte voran. Maßgeblich beteiligt am Projekt ist auch das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE, das die Konzeption und die Umsetzung im digitalen Kontext realisiert. Ein wesentliches Ziel der Forscher am Fraunhofer IESE ist der Aufbau einer Quartiers-

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plattform als Basis für unterschiedliche Dienste und Services, die die Bewohner, Nutzer und Besucher des neuen Stadtviertels leicht verwenden können.

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Mit Forschergeist an Innovationen arbeiten – das geht beim PFAFF HACK auch schon mal eine ganze Nacht hindurch. © Fraunhofer IESE

Die Quartiersplattform bildet das softwaretechnische Herzstück, auf der die unterschiedlichen Dienste zusammenlaufen. Aggregierte Daten können dabei beispielsweise Erkenntnisse zur Optimierung bei der Reduzierung von Energieverbräuchen liefern.

Dies alles geschieht unter genauer Berücksichtigung von Datenschutzaspekten: Mit dem vom Fraunhofer IESE entwickelten IND2UCE Framework wird eine äußerst flexibel und gut handhabbare Datennutzungskontrolle gewährleistet.

Neben den erklärten Klimazielen sollen auch verschiedene Kommunikations- und Serviceangebote im Kontext Smart Home, Energie, Mobilität und dem Miteinander verfügbar gemacht werden. Modular können auf der Plattform immer neue Applikationen angebunden und so innovative Ideen im Reallabor Pfaff erprobt und ausgetestet werden. Dabei ist den Forschern am Fraunhofer IESE auch die Teilhabe der Menschen sehr wichtig: „Von Anfang an ist es geplant, in Workshops und bei Veranstaltungen gemeinsam herauszufinden, welche Anforderungen die Menschen im neuen Pfaff-Areal haben, welche Visionen wir realisieren sollen, welche Herausforderungen und Aufgaben in ihren Augen gelöst sein müssen und wie das im Idealfall – quasi als Zukunftsvision – aussehen müsste. Die Auseinandersetzung mit den Vorstellungen und Wünschen der späteren Nutzer ist schon immer ein wichtiges Thema in der Softwareentwicklung. Je besser wir die Anforderun-

gen der Menschen kennen, desto gezielter können wir letztendlich Lösungen entwickeln, die ihnen helfen können, von ihnen akzeptiert und genutzt werden“, so Frank Elberzhager, Projektverantwortlicher des Kaiserslauterer Forschungsteams.

Den Anfang zu diesem gemeinschaftlichen Diskurs zwischen Bürgern und Forschung machte das Fraunhofer IESE im vergangenen Jahr zunächst bei der „Langen Nacht, die Wissen schafft“ im April und mit dem ersten PFAFF HACK, der im Juni stattfand. Hier brachten junge, technikaffine Interessierte, aber auch ältere Teilnehmer ihre Visionen auf den Punkt und erarbeiteten rund um die Uhr in knapp 24 Stunden erste Konzepte und Prototypen für mögliche Apps, die den Bürgern und Bewohnern des Pfaff-Quartiers als Alltagshelfer dienen könnten. Der Fokus lag dabei die Themen Mobilität, Mitmachlogistik und Kommunika-

Die Gelegenheit beim Schopfe gepackt: Bei der „Langen Nacht, die Wissen schafft“, nutzten die Forscher die Chance, mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen: Welche Mobilitätsangebote würden die Bürgerinnen und Bürger beispielsweise im neuen Pfaff-Quartier nutzen, wie könnte die Plattform-App aussehen, welche Funktionalitäten dürften da auf keinen Fall fehlen – viele Anregungen wurden gesammelt und sollen in die Ergebnisse einfließen. © Fraunhofer IESE

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T H E M E N F O K U S M O B I L I TÄT – DAS IST DIE VISION FÜR DAS PFAFF- QUARTIER

Schematische Darstellung der Idee der Quartiersplattform mit mobilen Apps aus verschiedenen Bereichen sowie unterschiedlichen Nutzergruppen. © Fraunhofer IESE

tion. Die Resonanz der Veranstaltung war sehr gut, sodass das Projektteam um Frank Elberzhager in diesem Jahr eine Fortführung des Events plant.

Unter dem Leitsatz: Mitmenschen – Mitwirken – Mitmachen stehen auch weiterhin die Bemühungen der Forscher: Zukünftige Nutzer sollen direkt bei der Entwicklung der Lösungen dabei sein. Das beginnt bereits bei den Konzepten, bei denen beispielsweise Anforderungen der Nutzer genau evaluiert werden, und geht bis zur Umsetzung, bei der das Feedback der Anwender direkt in Weiterentwicklungen und Verbesserungen mündet. Die Quartiersplattform soll integrativ wirken: Eine Vielzahl von unterschiedlichen Apps ist denkbar, die aus verschiedenen Domänen wie Energie, Mobilität oder dem Miteinander bereitgestellt werden und sich idealerweise ergänzen. Dabei soll die Plattform so offen gestaltet werden, dass auch andere Partner, Bürger und Unternehmen daran weiter mitentwickeln dürfen und sollen.

Das Ziel, ein verkehrsarmes, klimaneutrales und lebenswertes Quartier entstehen zu lassen, stellt eine spannende Herausforderung sowohl in wissenschaftlicher als auch in praktischer Hinsicht dar. Es ist in jedem Fall ein Gewinn für Kaiserslautern und ein Projekt, das weit über die Region hinaus mit seinem innovativen Charakter als Beispiel fungieren kann.

Mit dem Schwerpunktthema Mobilität versuchen die Forscher des IESE, die Menschen im Quartier dabei zu unterstützen, auf klimafreundliche Mobilitätskonzepte zugreifen zu können. Neben dem öffentlichen Nahverkehr und bekannten Car- und Bikesharing-Modellen könnten dies beispielsweise auch neuartige Sharingangebote z. B. von E-Lastenrädern sein. Das Projekt will auch Anreize für die Bürgerinnen und Bürger schaffen, diese neuen Formen der Mobilität auszuprobieren. Die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen sollen klimafreundlich erfüllt werden. Gleichzeitig soll der Flächenbedarf für Mobilität sehr gering gehalten werden, was konkret heißt: weniger Platz für konventionelle Konzepte wie Parkplätze und Fahrbahnen, die für den motorisierten Individualverkehr benötigt werden, dafür mehr Platz für die Menschen, kurze Wege und eine hohe Aufenthaltsqualität für die Nutzer des Quartiers. Die Antriebstechnologien sollen dabei möglichst lärmund emissionsarm sein: Elektromobilität wird Einzug ins Quartier halten. Um noch mehr Ressourcen zu schonen, gilt das Prinzip "teilen statt benutzen".

INFO Mehr Informationen zum Projekt Reallabor PFAFF unter https://blog.iese.fraunhofer.de, Stichwort „PFAFF“ Das Projektkonsortium: Stadt Kaiserslautern | Pfaff-Areal-Entwicklungsgesellschaft (PEG) | Stadtwerke Kaiserslautern Versorgungs-AG (SWK) | Palatina Wohnbau | Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE | Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE | Hochschule Trier / Umwelt-Campus Birkenfeld | Hochschule Kaiserslautern | Hochschule Fresenius

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„Die Technologie dafür wird weiter in die Fahrzeuge hineinwachsen“, sagt Michael Günthner zum autonomen Fahren. Der Professor untersucht Antriebe in der Fahrzeugtechnik.

Quelle: Andreas Erb

TEUFEL ODER BELZEBUB? Der Lauterer Fahrzeugforscher Michael Günthner über die Transformation der Antriebstechnologie für Autos und die Absurditäten in der öffentlichen Debatte darum.

Transformation? Die sei Merkmal seiner Disziplin. „Denn für Ingenieure ist der Wandel ständig Gegenstand ihrer Tätigkeit“, sagt Michael Günthner. Der Professor leitet den Lehrstuhl für Antriebe in der Fahrzeugtechnik im Fachbereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik an der Technischen Universität Kaiserslautern. In der Forschung gehe es darum, immer Neues zu entwickeln und Progression zu gestalten.

Diese führe nicht nur zu technologischer Innovation, sondern betreffe bisweilen gesellschaftliche Debatten. Dann könne sich durchaus auch die Rolle der Wissenschaftler ändern: Sie nähmen im öffentlichen Diskurs eine aufklärende Rolle ein.

Als Beispiel nennt Günthner die aktuelle Diskussion um Mobilität, Emissionen und Luftreinheit in Städten. In manchen Städten steht gar ein Verbot von Dieselfahrzeugen in Rede, denen ein besonders hoher Beitrag für die lokale Luftbelastung zugeschrie-

ben wird. „Als Forscher überraschen uns die Inhalte der Diskussion nicht allzu sehr, denn wir setzen uns schon lange mit der Bandbreite an Antriebstechnologien auseinander.“ Längst beschäftigen sich die Wissenschaftler mit Alternativen zum klassischen Verbrennungsmotor. Dabei spielen auch Elektrooder Hybridantriebe eine Rolle. Neu sind indes das starke öffentliche Interesse an den Themen und die Emotionalität, mit der um sie gerungen wird. „Der Unterschied ist: Als Entwickler und Forscher arbeitet man oft im Stillen. Plötzlich werden die Themen nun in der Öffentlichkeit diskutiert“ – teils kontrovers, teils politisch motiviert und teils undifferenziert ohne das fachliche Hintergrundwissen.

So sehe sich der Ingenieur in der neuen Rolle, „technische Inhalte zu vermitteln“. Diese Rolle stehe im Spannungsfeld verschiedener Interessen, die die fachliche Sicht durchaus überlagern könnten: Da

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sind die Standpunkte der Stadtpolitiker, die Fahrverbote verhindern wollen, die der Umweltschützer, die für Luftreinheit streiten, die der Fahrzeughersteller oder die der Juristen. In diesem Gemisch, bei dem um die Meinungshoheit gestritten werde, komme es aus technologischer Sicht schon mal zu Missverständnissen und falschen Einschätzungen.

Beispielhaft nennt Günthner die Vorstellung, der Fokus auf Elektrofahrzeuge sei uneingeschränkt eine ökologisch sinnvolle Lösung. Vielleicht möge das Elektrofahrzeug eine Lösung für die Städte sein, was deren Luftreinheit betreffe. Doch aus ökologischem Blickwinkel sei diese Formel zu einfach, meint der Wissenschaftler, und sie sei falsch. Denn in der öffentlichen Diskussion darüber würden verschiedene Aspekte vermengt und wichtige Faktoren ausgeblendet.

Selbstverständlich ließen sich mit einem Elektrofahrzeug lokal die gasförmigen Emissionen „aus dem Auspuff“ reduzieren, schließlich verursache es nicht solche Abgase wie ein Verbrennungsmotor.

Allerdings produziere es aufgrund seines höheren Drehmoments beim Anfahren eine höhere Verschmutzung der Luft durch die Partikel, die beim Reifenabrieb entstünden. Auch sei die CO2-Bilanz der Herstellung einer Elektrobatterie – was mit der örtlichen Luftverschmutzung und der Feinstaubdebatte zwar nichts zu tun habe – keineswegs dazu geeignet, den Elektroantrieb ohne weiteres gegenüber den CO2-Emissionen eines Dieselfahrzeug zu priorisieren. Das Gegenteil sei der Fall.

Es gelte außerdem zu fragen: Woher kommt die Energie, die das Elektrofahrzeug antreibt? Dass der Betrieb eines Elektrofahrzeugs klimaverträglich vonstatten geht, hängt in hohem Maße damit zusammen, ob der dafür benötigte Strom aus regenerativer Energieproduktion klimaneutral erzeugt werden kann. Führen aber alle Autos auf deutschen Straßen nun mit einem Elektromotor, entstünde ein immens hoher zusätzlicher Strombedarf. Derzeit sei kaum vorstellbar, so Günthner, dass die Kapazitäten rege-

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nerativer Stromproduktion dafür ausreichten.

Wenn nun also für den Betrieb von Elektrofahrzeugen beispielweise Kohlekraftwerke in Betrieb genommen werden müssten, führte dies zu einer schlechteren Klimabilanz in Sachen CO2-Ausstoß.

Dann führen die Autos in den Städten zwar emissionsarm, was der örtlichen Luftreinheit zugute käme.

Die Stromproduktion allerdings gehe mit einem erhöhten CO2-Ausstoß und zusätzlichen Umweltbe-

„Für Ingenieure ist der Wandel ständig Gegenstand ihrer Tätigkeit“, sagt Michael Günthner. Transformation gehöre zur Disziplin.

Quelle: Andreas Erb

lastungen einher. „Dann treiben wir den Teufel mit dem Belzebub aus“, meint Günthner plakativ.

Der Wissenschaftler resümiert unter diesem Blickwinkel: „Derzeit bietet ein Elektrofahrzeug noch keine überzeugende Alternative, um gegen den CO2-Ausstoß und die daraus resultierende Klimaer­ wärmung wirken zu können.“ Demgegenüber sei ausgerechnet der vielgescholtene Dieselmotor, was den CO2-Ausstoß angehe, eine nach wie vor sinnvolle Technologie. „Eine wirksame CO2-Reduktion kriegen wir in der Breite aktuell nur mit dem Dieselmotor hin.“

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Die Frage nach der Mobilität der Zukunft sei in der Forschung keine neue, betont Günthner. Dies zeigt auch die Arbeit an seinem Lehrstuhl. Dort forscht man sowohl zur Optimierung der klassischen Verbrennungstechnologie als auch zur Entwicklung neuer Antriebsformen. Dazu gehören etwa neue, synthetische Kraftstoffe, aber durchaus auch elek­ trifizierte Antriebe sowie hybride Kombinationen aus Verbrennungsmotor und Elektroantrieb.

Für die absehbare Zukunft sieht Günthner, selbst wenn dieser Eindruck im öffentlichen Diskurs bisweilen vermittelt werde, keine radikale Abkehr vom Verbrennungsmotor. Vielmehr sei eine Diversifizierung von Antriebsformen zu erwarten. Der Fahrer in der Stadt setzt beispielsweise auf den leisen, emissionsarmen Elektroantrieb, wohingegen der Pendler, der weite Strecken zurücklegt, eher den Verbren-

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31.01.2019

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nungsmotor oder gegebenenfalls eine Hybrid­lösung präferiert. Im Schwerlastverkehr könnten sich wiederum andere Aufgaben stellen, etwa die Suche nach synthetisch designten Kraftstoffen mit hoher Energiedichte.

Gleiches gelte für die Vision vom autonomen Fahren: „Die Technologie dafür wird weiter in die Fahrzeuge hineinwachsen.“ Doch die Infrastruktur, die nötige Datenübertragung und Sensorik im Straßenverkehr aufzubauen sowie die Regularien so zu definieren, dass Autos wirklich einmal über weite Strecken vollautomatisiert unterwegs sein können – „dies alles kann noch lange dauern“. Auch das ist eine Erkenntnis: Transformation braucht Zeit.

Andreas Erb

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UND MAN SIEHET DIE IM

LICHTE ...

... DIE IM DUNKELN SIEHT MAN NICHT.

(Bertolt Brecht, Dreigroschenoper)

Eine farbenprächtige Lichtershow, legendäre Gitarrenriffs und Lautsprecherboxen, die den Klang der Stimme für den Zuhörer erst erlebbar machen: Ohne Strom ist ein Konzert in der KAMMGARN eigentlich nicht vorstellbar. Dieser Strom ist seit einigen Monaten ,,grün”, ebenso wie die Fernwärme, die auch in der KAMMGARN für Behaglichkeit und ein gutes KLima sorgt.

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Schüler des ASG sammeln Erfahrungen beim Rhetorikseminar an der Europäischen Akademie in Otzenhausen. © Steinmann

GEKONNT KOMMUNIZIEREN KoMeT-Programm des Albert-Schweitzer-Gymnasiums wird erweitert

Seit dem Schuljahr 2000/2001 werden die Schülerinnen und Schüler des Kaiserslauterer Albert-Schweitzer-Gymnasiums ab der 5. Klasse systematisch im Bereich des Kommunikationsverhaltens, des Methodenlernens und der Teamarbeit (KoMeT) geschult. Damit sollen Schlüsselqualifikationen wie zum Beispiel selbstständiges Arbeiten, Präsentationstechniken, Teamfähigkeit und vieles mehr vermittelt werden.

Ein noch junger Baustein in diesem KoMeT-Programm ist das mehrtägige Rhetorikseminar an der Europäischen Akademie in Otzenhausen. Im Oktober 2018 fuhren dazu Schülerinnen und Schüler der 11.

Jahrgangsstufe nach Nonnweiler, um anhand des Themas "Über Populismus sprechen" gesellschaftspolitische Inhalte mit dem Konzept der Rhetorischen Kommunikation zu verbinden.

Zunächst wurde der Schwerpunkt darauf gelegt, vorhandenes Wissen rund um das Thema Populismus zu erweitern. Nach der Einführung in die rheto-

rischen Grundlagen (unter anderem Erstellen eines effizienten Stichwortzettels, Umsetzung von unterschiedlichen Sprechabsichten und -wirkungen) hielten die Teilnehmenden dann ihre ersten kleineren Informationsreden.

Eine abwechslungsreiche Methodik förderte das weitere Lernen: Gruppenarbeiten mit selbstgesteuerten Lernphasen und Ergebnispräsentation im Plenum sowie Redesituationen mit individueller Rückmeldung und Video-Feedback.

Das Seminar leistete zudem einen wertvollen Beitrag zur Demokratieerziehung an unserer Schule: Meinungsvielfalt, Kontroversität, Kompromiss und Dissens zu erfahren und kommunikative Fähigkeiten zu entwickeln, damit umzugehen, wie beispielsweise mögliche Lösungen argumentativ zu erarbeiten.

Burkhard Steinmann

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OPEN MINT LABS Virtuelle Labore für höheren Lernerfolg im Unterricht und Studium

Die Hochschule Kaiserslautern bietet attraktive Lernangebote für Studierende und Schüler in virtuellen Laboren. © Hochschule Kaiserslautern

Open MINT Labs (OML) ist ein durch das Bundes­ ministerium für Bildung und Forschung gefördertes Verbundprojekt der Hochschulen Kaiserslautern, Koblenz und Trier.

STUDIUM Hauptziel des Projekts ist die Konzeption und Erstellung von Blended-Learning-Lab-Szenarien in Form von virtuellen Laboren zur Förderung der Selbstlernkompetenzen und Steigerung des Lernerfolges in den laborintensiven Studiengängen des MINT-Bereiches.

Durch die Nutzung virtueller Labore wird Studierenden im Learning-Management-System OpenOLAT die Möglichkeit gegeben, sich eigenständig sowie

zeit- und ortsunabhängig anhand von interaktiven E-Learning-Kursen optimal auf ihre realen Laborversuche vorzubereiten. Dies reduziert die Fehlerquote und die Wartezeiten in den Laboren enorm und führt zu einem effektiven und ressourcenschonenden Umgang mit den Labormaterialien.

SCHULE Durch die Anbindung des Verbundprojekts an Schulen soll zum einen eine naturwissenschaftliche Denkweise der Schülerinnen und Schüler begünstigt und zum anderen ihr Interesse an MINT-Studienfächern gefördert werden. Entsprechend unterstützt das Projekt die curriculare Vernetzung des Lernens mit virtuellen Laboren in der Klasse 10 sowie der Sekundarstufe II.

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mobilen Endgeräten durchgeführt werden. „So werden die Lernorte für Schülerinnen und Schüler sowie Studierende flexibler und individueller“, sagen die Projektkoordinatoren Dr. Anja Wiesmeier und Manuel Stach der Hochschule Kaiserslautern. Die beiden sind sich sicher: „Sowohl der strukturierte Aufbau, das ansprechende Design als auch die Einbeziehung neuester technologischer Trends machen OML zu einem attraktiven Lernangebot für Studierende sowie Schülerinnen und Schüler."

Interaktive E-Learning-Kurse bereiten optimal auf reale Laborversuche vor.

INTERESSE?

© Hochschule Kaiserslautern

Die Bereitstellung lernförderlicher Rahmenbedingungen erfolgt mithilfe von unterschiedlichen Lernzugängen und Differenzierungsangeboten. Divergente Darstellungen des gleichen Sachverhaltes beispielsweise in auditiver und visualisierter Form führen zu einer Lernentlastung und können die Effektivität des Lernprozesses steigern. Komplexe, fächerübergreifende sowie -verbindende Fragestellungen dienen zur Förderung der Methoden- und Sozialkompetenzen und unterstützen das inter- und transdisziplinäre Denken.

Das multimediale Lernen wird dabei mithilfe von Simulationen, Abbildungen, Texten, Animationen, Videos sowie Lernspielen realisiert.

Gerne kommen Verantwortliche des Open MINT Labs Projekts an Schulen und zeigen die Handhabung und Möglichkeiten der virtuellen Labore direkt vor Ort. Hochschule Kaiserslautern

UNTERNEHMEN Der Transfer zwischen Theorie und Praxis gelingt mithilfe von Kooperationspartnern aus der Industrie.

Bereits über 40 Unternehmen sind in das Projekt eingebunden und ermöglichen Studierenden sowie Schülerinnen und Schülern Einblicke in die Anwendungsbereiche der Lerninhalte.

AT T R A K T I V E S L E R N A N G E B O T Die virtuellen Labore des Open MINT Labs Projekts können sehr vielseitig eingesetzt werden. Darüber hinaus können die digitalen Lerneinheiten auch auf

Studierende setzen das Gelernte im realen Labor der Hochschule Kaiserslautern um. © Hochschule Kaiserslautern

INFO Weitere Informationen zu Open MINT Labs finden Sie auf der Webseite des Projekts.

Link: www.openmintlabs.de E-Mail: kontakt@openmintlabs.de schulen@openmintlabs.de

K R Y P T O

CampusKultur

Foto: geralt; Gestaltung: Armin Eichenmüller

Unser Veranstaltungsprogramm im Sommersemester zum Thema „Krypto“ finden Sie ab April 2019 unter www.campuskultur-kl.de

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PU-SCHÄUME ZUVERL ÄSSIG SIMULIEREN Autositze, Matratzen und Dämmstoffe bestehen oftmals aus Polyurethan-Schäumen. Der Aufschäumprozess der flüssigen Polymer-Emulsionen ist komplex.

Fraunhofer-Forscherinnen und -Forscher können das Aufschäumverhalten nun simulieren und das Material verlässlich charakterisieren. Dies funktioniert auch mit Verbundwerkstoffen, bei denen die KunststoffSchäume mit Textilstrukturen kombiniert werden.

Polyurethan-Schäume oder kurz PU-Schäume spielen eine große Rolle in unserem Alltag – auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind. Doch wir sitzen und liegen täglich darauf: So bestehen Autositze und Matratzen beispielsweise aus weichen PUSchäumen. Harte PU-Schäume setzt man dagegen unter anderem für Dämmstoffe in Gebäuden ein.

Die Eigenschaften von Schäumen vorherzusagen und sie zu charakterisieren ist sehr komplex – experimentelle Untersuchungen führen vielfach zu falschen Parametern.

NEUE PRODUKTLINIEN BESSER PL ANEN Interessant ist vor allem die Frage: Wie setzt sich die anfängliche Flüssigkeit in Schaum um? Und wie ist es um die Eigenschaften des entstehenden Schaumes bestellt? Forscherinnen und Forscher vom FraunhoferInstitut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM in Kaiserslautern können diese Fragen nun zuverlässig beantworten und Herstellern von PUSchaum-Produkten eine gute Charakterisierung der verwendeten Polymere an die Hand geben – was die Planung neuer Produktlinien deutlich erleichtert.

Am besten lässt sich dies an einem Beispiel erläutern, etwa einem Autositz. In diesem sollen einige Zonen fester sein, andere wiederum weicher. Um dies zu erreichen, spritzen die Hersteller verschiedene Schäume mit unterschiedlichen Eigenschaften gegeneinander. Als Ausgangssubstanzen dienen ihnen dabei flüssige Polymergemische, die in eine ent-

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die Ergebnisse für den Anwendungsfall verlässlich.“ Ergo: Statt wie bisher jeden charakterisierenden Parameter einzeln in einem Experiment bestimmen zu müssen – und dann Werte zu erhalten, die ungenau sein können – erhalten die Forschenden in kurzer Zeit und mit wenig Aufwand verlässliche Daten für den Aufschäumprozess.

Das Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschafts­ mathematik in Kaiserslautern widmet sich komplexen Fragen der Forschung. © Fraunhofer ITWM

sprechende Form eingespritzt werden. Nun beginnt ein schneller, jedoch komplizierter chemischer Prozess: Innerhalb weniger Sekunden verwandeln sich die beiden flüssigen Emulsionen in einen komplexen Polymerschaum.

Doch wie schäumen die beiden verschiedenen Substanzen genau aus? Haben sie die gewünschten Eigenschaften, und verteilen sie sich wie vorgesehen in die Zonen? „Statt wie bisher bei der Chemie anzusetzen und alle Parameter wie Reaktionsraten und Viskosität experimentell in vielen unabhängigen Experimenten zu bestimmen, machen wir zwei, drei einfache Experimente – etwa das Aufschäumen im Becherglas“, erläutert Dr. Konrad Steiner, Abteilungsleiter am Fraunhofer ITWM. „Diese Experimente simulieren wir eins zu eins im Rechner. Diese bilden die Basis zur Ermittlung der notwendigen Modellparameter, die zum Berechnen des Aufschäumverhaltens nötig sind. Die darauf basierenden Simulationen mit dem Simulationstool FOAM sind robust und

„Die Hersteller nutzen üblicherweise drei oder vier unterschiedliche Schäume – bei neuen Produkten ändern sich meist nur die Kombination der Schäume und die End-Geometrien“, sagt Steiner. Haben die Fraunhofer-Forscher einen PU-Schaum über ihre Simulation einmal charakterisiert, ist eine gute Basis für neue Produkte gelegt: Die Hersteller können die erhaltenen Schaumdaten in das Simulationstool FOAM eingeben und auf diese Weise für jedes neue Produkt und jede neue Geometrie simulieren, wie die Massen und die Wärme beim Aufschäumen transportiert werden. Sie können also beispielsweise genau herausfinden, wie sie die beiden Schäume gegeneinander spritzen müssen, um die verschiedenen Zonen im Sitz an den gewünschten Stellen zu erhalten. Die Simulationsmethodik zur Parameteridentifikation und Schaumsimulation mit FOAM ist etabliert, es laufen bereits mehrere Projekte mit verschiedenen Kunden.

VERBUNDWERKSTOFFE MIT PU-SCHÄUMEN Auch bei Verbundwerkstoffen setzen Hersteller vielfach auf PU-Schäume – etwa für Trägerstrukturen im Auto, die zum einen stabil, zum anderen leicht sein sollen. Dazu integrieren sie Verstärkungsstrukturen wie Textilien in die Schäume. Das Ergebnis: Würde eine Hartschaumplatte etwa bei einer Verbiegung bereits brechen, hält die Platte mit integriertem Textil problemlos stand. Durch das Textil in der Form verändert sich allerdings das Strömungsverhalten der PolymerEmulsion, schließlich bildet die Textilstruktur einen Widerstand. Damit ändert sich auch die Dynamik der Schaumbildung und die Struktur des Schaums: Die Blasen werden kleiner, der Schaum dichter.

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PU-Expansions­ simulation mit FOAM zur Herstellung einer Kühlbox. © Fraunhofer ITWM

Das Forscherteam des Fraunhofer ITWM hat erstmalig eine Simulation für Verbundmaterialien entwickelt, gemeinsam mit den Kollegen am Lehrstuhl für Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung der TU Chemnitz. „Den Strömungswiderstand, den die entsprechende Textilstruktur hervorruft, können wir ausrechnen – das ist eine Expertise, die wir schon lange haben. Anschließend können wir das Aufschäumen in und um die Textilstruktur simulieren“, erklärt Steiner. Bisher mussten Hersteller mühsam ausprobieren, ob der erhaltene Schaumverbund die gewünschten Eigenschaften hat – was durchaus mehrere Wochen oder gar Monate dauern kann. Die Simulation dagegen wartet bereits nach ein bis zwei Tagen mit einem verlässlichen Ergebnis auf. Die Forscher haben sie bereits an Bauteilen validiert und überprüft. Die Ergebnisse stimmen sehr gut mit der Realität überein.

Fraunhofer ITWM

INFO Fraunhofer-Intitut für Techno-und Wirtschaftsmathematik ITWM Fraunhofer-Platz 1

www.itwm.fraunhofer.de

Anne, 20 Jahre Kursteilnehmerin Fachbereich Kunst | Kultur | Gestalten

KanalstraĂ&#x;e 3 67655 Kaiserslautern Telefon: 0631/36258-00 www.vhs-kaiserslautern.de

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IMPRESSUM LUTRA. Kulturmagazin Kaiserslautern Heft 16 / Ausgabe 01 / 2019 Herausgeber: Stadt Kaiserslautern Redaktion: Dr. Christoph Dammann und Claudia Mühlberger (Referat Kultur der Stadt Kaiserslautern) Layout und digitale Bildbearbeitung: ANTARES Werbeagentur GmbH, Kaiserslautern Produktion: Kerker Druck GmbH, Kaiserslautern Vertrieb: Kulturvertrieb Grandpair, Zweibrücken Auflage: 18.000 Exemplare Zur kostenlosen Auslage in zahlreichen Kultureinrichtungen in der Region Kaiserslautern

LUTRA Referat Kultur der Stadt Kaiserslautern Rathaus Nord, Gebäude A Lauterstr. 2, 67657 Kaiserslautern Tel.: 0631 365-1410 kultur@kaiserslautern.de www.lutra-kl.de ISSN 2192-970X © 2019 Stadt Kaiserslautern, Referat Kultur der Stadt Kaiserslautern, Autorinnen und Autoren, Fotografinnen und Fotografen, Künstlerinnen und Künstler.

LUTRA ist ein Kooperationsprojekt der Stadt Kaiserslautern mit dem Museum Pfalzgalerie, dem Pfalztheater, dem Kulturzentrum Kammgarn, der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, dem Fraunhofer IESE, dem Fraunhofer ITWM, der Hochschule Kaiserslautern, der Volkshochschule Kaiserslautern, der Technischen Universität Kaiserslautern, der Pfalz­bibliothek, dem Albert-Schweitzer-Gymnasium Kaiserslautern und der Handwerkskammer der Pfalz.

ANTENNE

DER

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„““ Endlich gute Musik im Radio

Konzerte

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der Stadt Kaiserslautern in der Fruchthalle

Fr., 17. Mai, 20 Uhr – Sinfoniekonzert Deutsche Radio Philharmonie Dirigent: Joshua Weilerstein Kirill Gerstein, Klavier Schulhoff – Busoni – Ravel – Mozart So., 19. Mai, 17 Uhr – Kammerkonzert Katharina und Anna Thalbach spielen Igor Strawinski: „Die Geschichte vom Soldaten“ Karl-Heinz Steffens, Klarinette Kolja Blacher, Violine Michal Friedlander, Klavier WWW. F R U C H T H A L L E . D E

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Wandeln Sie auf den Spuren der faszinierenden Geschichte unseres Wandeln Sie auf den Spuren der faszinierenden Geschichte unseres Landes. Atemberaubende Ausblicke, spektakuläre Baukunst und Landes. Atemberaubende Ausblicke, spektakuläre Baukunst und spannende Inszenierungen erwarten Sie. spannende Inszenierungen erwarten Sie. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz – Wir machen Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz – Wir machen Geschichte lebendig!

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