Kufsteinerland Magazin Momente - Ausgabe Sommer 2021

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Kufstein

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auerwächter aus Leidenschaft

Festungswart Werner Vente

Werner Vente hat wohl den aussichtsreichsten Job weit und breit: Seit 10 Jahren ist er Festungswart des Kufsteiner Wahrzeichens. Wir haben den Hausmeister der besonderen Art getroffen und dabei die ein oder andere tierische Bekanntschaft gemacht.

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ls uns Werner Vente vor den Toren der Festung empfängt, taucht in meinem Kopf sogleich das Bild eines modernen Cowboys auf: Bekleidet mit einer dunklen Arbeitsmontur, festen Stiefeln und einem charakteristischen Hut ruft er diese Assoziationen mit dem Wilden Westen in mir hervor. Ganz so wild geht es auf dem Kufsteiner Kulturdenkmal dann aber doch nicht zur Sache, wie uns Werner schmunzelt eingesteht: „Im Grunde bin ich Mädchen für alles.“ Als Festungswart kümmert sich der 48-Jährige um jegliche Arbeiten, die im Außenbereich der geschichtsträchtigen Mauern anstehen. Er mäht den Rasen, sorgt für Sicherheit auf den Gehwegen, repariert Tore, wartet die Bahn, säubert das Areal und selbst den einen oder anderen maroden Dachziegel hat Werner schon per Hand ausgetauscht. „Bevor die Besucher am Morgen eintreffen, sorge ich dafür, dass alles picobello ist“, gibt der Wächter des kennzeichnenden Bauwerks einen Einblick.

Kaiserjob Festungswart Vor allem die Abwechslung schätzt der gebürtige Baumkirchner, welcher vor vielen Jahren der Liebe wegen nach Kufstein zog, an seinem täglichen

Schaffen: „Hier oben gestaltet sich kein Arbeitstag wie der andere.“ Flink hebt er ein zusammengeknülltes Bonbonpapier vom Boden auf und ergänzt: „Langeweile kenne ich nicht, denn zu tun gibt es eigentlich immer etwas.“ Als uns Werner durch „sein“ Territorium führt, wird schnell klar: Dem geschulten Auge des Festungswarts entgeht rein gar nichts. „Siehst du, hier müsste ich schon wieder Unkraut jäten“, stellt Werner fest und mit jedem weiteren Schritt, den wir ihm folgen, wächst der Eindruck, dass die Tätigkeit auf der Festung für den Wahlkufsteiner viel mehr als eine reine Anstellung ist.

Hoch hinaus Es war im Jahr 2010, als der gelernte Zimmerer seinen Arbeitsplatz von den Dachstühlen Kufsteins hoch über die Dächer der Festungsstadt verlegte. Aber wie wird man zum Hüter des beliebten Wahrzeichens? Bei Werner könnte man es wohl Liebe auf den ersten Blick nennen: „Ich habe die Stellenausschreibung gesehen und sofort gewusst, das möchte ich machen.“ Rund 50.000 Quadratmeter Grundstück gilt es zu hegen und zu pflegen. Da kann der Überblick schon einmal verloren gehen. Irrtum! Akribisch führt Werner ein Tagebuch, in dem er getane Arbeit und Wetterlage gewissenhaft notiert. „Früher als Zimmerer habe ich am Ende des Tages das fertige Werk betrachten können. Hier arbeite ich stetig an der Substanz und nach einer gewissen Zeit verschwinden die Fortschritte wieder“, spricht der Hausmeister der etwas anderen Art eine Herausforderung seines Jobs an.

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