Das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Schaffhauser Archäologie 4

Page 1

Kurt Bänteli Rudolf Gamper Peter Lehmann

Das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen

Das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen

Schaffhauser Archäologie 4


Das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen Zum 950. Jahr seiner Gründung am 22. November 1049


Die Grabungen im Münster stiessen an einer öffentlichen Führung im September 1955 auf grosses Interesse.


Kurt Bänteli, Rudolf Gamper, Peter Lehmann

Das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen Zum 950. Jahr seiner Gründung am 22. November 1049 mit Beiträgen von Christoph Brombacher Lorenzo Fedel Hans Lieb André Rehazek Matthias Untermann Alfons Zettler Kurt Zubler


Schaffhauser Archäologie 4 Monographien der Kantonsarchäologie Schaffhausen Schaffhausen 1999

Die Publikation haben durch Beiträge ermöglicht: Kanton Schaffhausen Stadt Schaffhausen Lotteriefonds IWC Schaffhausen Ersparniskasse Schaffhausen Evang.-Reformierte Kirchgemeinde Münster Konzept und Redaktion: Kurt Bänteli und Markus Höneisen Lektorat: Ruth Harder und Daniel Gerbothé Gestaltung: Katharina Bürgin Lebensbilder: Ruth Baur Computerrekonstruktionen: Valentin Homberger Fundtafeln: Hanna Hromadka, Eva Kläui, Patrick Lamprecht Abbildungsnachweis S. 271. Lithos, Satz und Druck: Meier Schaffhausen, Graphisches Unternehmen Einband: Buchbinderei Eibert AG, 8733 Eschenbach ©1999 Baudepartement des Kantons Schaffhausen, Kantonsarchäologie ISBN 3-9521868-0-5


Inhaltsverzeichnis

Geleitwort des Regierungspräsidenten (Ernst Neukomm) 8 Geleitwort des Stadtpräsidenten (Marcel Wenger) 9 Vorwort und Dank (Markus Höneisen) 10

Fundamente des geplanten, fünfschiffigen Münsters Zwei Bauetappen am heutigen Münster und ihre Dendrodatierung Ursprünglicher Innenraum des heutigen Münsters Münstervorhalle Datierung und Herkunft des fünfschiffigen und Realisierung des dreischiffigen Münsters

Gebaut für Mönche und Adelige – Eine neue Baugeschichte des Klosters Allerheiligen

Neubau des Konventes (Allerheiligen IV)

(Kurt Bänteli)

Einleitung Zur archäologischen Erforschung Neuauswertung Grundlagen zum Vergleich von Architektur und Raumfunktionen

Erstes Kloster, eine Gründung von Ita und Eberhard (Allerheiligen I) Erstes Münster Atrium, Frontalkapellen und Toranlage Klausurbauten und Kreuzgang Datierung von Münster und Eigenkloster Raumfunktionen im Eigenkloster Eine alte Gewerbelandschaft Exkurs I: Zur Bauvermessung des ersten Klosters Exkurs II: Zu den Grundmassen des ersten Klosters

Ausbau zur Grablege der Gründerfamilie (Allerheiligen II) Neubau von Chor und Querschiff Klausurostflügel Übrige Bauten von Allerheiligen II Bauten der Nellenburgischen Memorialanlage Datierung von Allerheiligen II Raumfunktionen von Allerheiligen II Funktion der Nellenburgischen Memorialanlage Überreste des Bauplatzes Exkurs III: Verhältnis von Klosterkirche und Stadtkirche Exkurs IV: Zur Nellenburger Pfalz und der Burg des Vogtes Exkurs V: Älteste Stadtbefestigung und ihre Datierung Exkurs VI: St. Agnes als Doppelkloster für die Nonnen

Vom geplanten fünfschiffigen zum realisierten dreischiffigen Münster 52 (Allerheiligen III und IV)

16

Neuer Klausurostflügel Marienkapelle Östliche Umfassungsmauer, Latrinen und Friedhof Neuer Klausursüdflügel Neuer Kreuzgang Alte Abtei Raumfunktionen der neuen Klausur

19 20 21 23 25 25 28 29 32

Gebäudewinkel südöstlich der Klausur Bauten um den Pfalzhof, dem Bereich von Laienbrüdern und Gästen Bauten um den Münstervorhof Münsterturm Raumfunktionen von Allerheiligen V Sodbrunnen als klösterliche Wasserversorgung Glockenguss im Pfalzhof Flachziegel aus dem 12. Jahrhundert

13 13 13

Ausbau des neuen Klosters (Allerheiligen V)

33 33 34 36 37 42 43 45 49 49 50 50 51

Spätgotische Bauten der letzten Äbte (Allerheiligen VI) und neuzeitliche Veränderungen Veränderungen im Innenraum des Münsters Bauten um den Münstervorhof Bauten um den Pfalzhof Um- und Neubau des Klausursüdflügels und Kreuzgangrenovationen Neubau für die Konventualen und Umbauten der Pfarrhäuser Marienkapelle und ihr Umbau zur Annakapelle Spätgotische «Oswaldkapelle» und Bauten an der Ostmauer Münsterturm, Badstuben und Bauten an der Nordmauer Ökonomiegebäude

52 53 57 59 62 65 66 67 67 68 68 69 71 74 75 77 79 81 82 87 87 90

92 93 95 98 100 103 104 105 106 106

5


Cluny am Hochrhein? Die Anfänge des heutigen Münsters

Nellenburg–Kloster Reichenau– Allerheiligen in Schaffhausen

(Matthias Untermann)

(Alfons Zettler)

Der fünfschiffige Kirchenbau (Allerheiligen III)

Probleme um die Vorfahren der Nellenburger Eberhard wird Chef des Hauses Nellenburg Nellenburg – namengebende Burg Eberhards und seiner Familie Die Nellenburger Kirche und Grablege in Reichenau – Vorstufe der Klostergründung Eberhards in Schaffhausen?

Zur Rekonstruktion des Bauprojekts Fünfschiffiges Langhaus Ostbau Schaffhausen – zwischen Niederrhein und Aquitanien Vom Grundriss zum Bauwerk: eine Sackgasse

Rechteckig statt rund: Umbau des Sanktuariums Sanktuarium: Apsis und Altarraum Apsis und gerader Abschluss im südwestdeutschen Raum Umbauten Fazit

109 109 110 113 114 116

117 117 120 122 123

Die Rechts- und Herrschaftsverhältnisse des Allerheiligenklosters im 11. und 12. Jahrhundert

6

149

150

Die frühen Inschriften des Klosters Allerheiligen (Hans Lieb)

155

Entsorgter Hausrat – Das Fundmaterial aus den Abtsund Gästelatrinen

(Rudolf Gamper) Die schriftlichen Quellen und ihre Erforschung Der Stifter des Klosters: Graf Eberhard und die «villa» Schaffhausen Gründung des Allerheiligenklosters Rechts- und Herrschaftsverhältnisse bei der Klostergründung Entwicklung des Eigenklosters Reform von 1080 Konflikte nach der Reform Entwicklung im 12. Jahrhundert

146 148

(Peter Lehmann) 125

Einleitung, Lage und Befund

159

128 129

Fundvorlage: Beschreibung und Datierung Geschirrkeramik Ofenkeramik Baukeramik Glas Kleinfunde

162 162 184 186 188 194

Ergebnisse der Auswertung und Bedeutung

194

130 131 133 137 143


Aus dem Dreck gezogen – Ausgewählte Funde aus den Grabungen im Klosterareal

Zusammenfassung Résumé Summary

231 234 237

(Kurt Zubler)

Die Untersuchungen vor 1990

196

Die Ausgrabungen der 1990er Jahre

201 201 203 209

Stadtbibliothek 1993 Pfalzhof 1994/95 Ostflügel (Pfarrhäuser) 1997

Anhang Anmerkungen Abbildungsnachweis Abkürzungen und Quellen Literatur

241 271 272 276

Katalog

Spiegel der «weiten Welt» – Die Fundmünzen (Lorenzo Fedel)

210

Umwelt und Ernährung – Untersuchung der Tierund Pflanzenreste

1. Katalog der Urkunden 2. Fundkatalog Abts-/Gästelatrinen 1921 Untersuchungen vor 1990 Ausgrabungen der 1990er Jahre 3. Katalog der Fundmünzen

288 296 296 303 304 307

Fundtafeln

315

Im Umschlag hinten: Planbeilagen 1–12

Die Tierknochenfunde (André Rehazek)

213

Die Pflanzenfunde aus den Latrinen (Christoph Brombacher)

221

Besonderheiten der Klosterlatrinen aus archäobiologischer Sicht (Christoph Brombacher und André Rehazek)

229

7


Neues Leben in alten Mauern Geleitwort von Regierungspräsident Ernst Neukomm

Das Kloster Allerheiligen ist als heute noch in grossen Teilen erhaltenes Baudenkmal weit über unseren Kanton hinaus bekannt. Wie Munot und Rheinfall gehört es zu den Wahrzeichen der Region. Die Entstehung des Klosters, die Bauhektik des ausgehenden 11. Jahrhunderts sowie die Bedeutung für die politische und wirtschaftliche Entwicklung der ganzen Region sind dagegen nur einer Minderheit bekannt und bewusst geworden. Die vorliegende Publikation macht diese Zusammenhänge klar. Im Rahmen von zahlreichen Bauvorhaben haben Archäologie und Bauforschung über Jahre hinweg Kulturzeugen vor der Zerstörung bewahrt, gerettet oder zumindest dokumentiert. Damit sind für die Nachwelt wertvolle Geschichtsquellen erhalten geblieben. Ihre Auswertung ermöglicht es, Zusammenhänge zu erkennen und in ihrer Bedeutung richtig zu erfassen. Als Baudirektor und Verantwortlicher für Archäologie und Denkmalpflege kommt mir die Aufgabe zu, auch den Schutz vergangener Zeitzeugen zu gewährleisten. Nur ein politisches Verständnis, das die Bewahrung kultureller Errungenschaften als wichtigen gesellschaftlichen Auftrag anerkennt, ermöglicht der Denkmalpflege und Archäologie die Erfüllung ihrer Aufgaben. Die beiden Abteilungen des Baudepartementes sind keineswegs Bauverzögerer oder gar Bauverhinderer. Vielmehr gehört es zu ihren Aufgaben, auf gefährdete Baudenkmäler und verborgene Kulturzeugen aufmerksam zu machen und den staatlichen Schutz zu veranlassen. Baudenkmäler können nach ihrer Dokumentation oft mit verhältnismässig wenig Aufwand erhalten werden. Bei archäologischen Bodendenkmälern ist

8

dies nur selten der Fall; eine Rettungsgrabung ist daher häufig die einzige Möglichkeit, die Zeitzeugen vor ihrer Zerstörung zu untersuchen und dokumentarisch festzuhalten. Ausgraben alleine aber macht die Kulturzeugen noch nicht zugänglich. Erst die wissenschaftliche Auswertung und Aufbereitung erschliesst uns den Reichtum der kulturellen Leistungen unserer Vorfahren. Dies wiederum legt letztlich auch die Grundlage für ihre touristische Nutzung. In diesem Sinne verstehen wir die vorliegende Publikation als Dienst an der Öffentlichkeit. Was uns Archäologie und Bauforschung bewahrt oder ergründet haben, bereichert nicht nur unseren Kanton, sondern macht auch einen Teil unserer Identität aus. Die Erhaltung und Pflege unseres kulturgeschichtlichen Erbes stellt uns moderne, dauernd im Wandel begriffene Menschen in einen geschichtlichen Zusammenhang und gibt uns Halt und Wurzeln. Das Kloster Allerheiligen, das in diesem Jahr 950 Jahre alt wird, ist ein gutes Beispiel dafür. Es gibt uns Ruhe in der Hektik der modernen Welt, ist aber auch Ausgangspunkt für neue kulturelle Impulse: Museum, Münster, Hallen für Neue Kunst, Kulturzentrum Kammgarn, Sommertheater, Konzerte usw. Modernes verbindet sich mit Altem und schafft eine neue Einheit. Die heutige «Schaffhauser Kulturinsel» nimmt baulich fast wieder den alten klösterlichen Raum ein und überdauert dynamisch vielleicht gar ein weiteres Jahrtausend. Das vorliegende Buch ist das Ergebnis fruchtbarer Zusammenarbeit von Archäologen und Historikern. Wir danken daher allen Beteiligten, dass sie uns an einen Teil unserer geschichtlichen Anfänge erinnern.


Neue Geschichte als Wegweiser für das dritte Jahrtausend Geleitwort von Stadtpräsident Marcel Wenger

Jede Zeit hat ihre Sicht der Vergangenheit. Sie ist – und deshalb ist die Auseinandersetzung mit unserer Geschichte immer auch eine mit der Gegenwart – uns in den Grundfragen des gesellschaftlichen Lebens und der kulturellen Entwicklung oft viel näher, als es uns die dazwischen liegenden Jahrhunderte glauben machen wollen. Die Entscheidungen, im Bereich des Pfalzhofes und bei der Stadtbibliothek in den Kulturgüterschutz zu investieren, fielen weder mir noch dem damaligen Stadtpräsidenten Max Hess leicht: Wir waren uns bewusst, damit gleichsam in die durch eine dünne Humus oder Pflasterschicht vor unseren Augen verborgene Kloster- und Stadtgeschichte einzudringen. Zu welchem Zweck, mit welcher Berechtigung? Vorab ging es um die Verpflichtung, die aus unserer Sicht wichtigsten Stücke der Sammlungen des Museums und der Stadtbibliothek vor den Gefahren der Gegenwart möglichst gut zu schützen. Dass wir damit den auslösenden Schritt zu einer umfassenden Neubeurteilung nicht nur der klösterlichen Gründungszeit, sondern auch der weiteren Kloster- und Stadtgeschichte taten, konnten wir damals noch nicht ahnen. Auch die neue Baugeschichte des Klosters Allerheiligen widerspiegelt jedenfalls eine bis in unsere Zeit gültige Erfahrung: Die für die damalige Zeit gewaltigen Investitionen Eberhards und Burkhards von Nellenburg, die geschickte Verknüpfung von Geld mit dem Geist und der Kirchenkultur des 11. und 12.

Jahrhunderts haben Werte geschaffen, die mittlerweile bald ein Jahrtausend überdauert haben. Auf diesem Boden wuchs Schaffhausen ins 20. Jahrhundert, und wir werden das Privileg haben, den Beginn des dritten Jahrtausends der christlichen Geschichtsschreibung zu erleben. Aus den Quellen erschliessen sich uns aber auch Zeiten, in welchen es vor allem um den Verbrauch des in der Vergangenheit geschaffenen Vermögens ging, wo Erträge dem Kloster abgepresst und damit Investitionen verhindert wurden. Doch fällt auf, wie rasch die Geschichte diese Episoden zu Staub werden lässt. All dies ist uns auch heute nicht fremd. Die Dendrochronologie, die holographische Computersimulation wie auch die Analyse der klösterlichen Entsorgungsreste ermöglichen uns den Nachvollzug der Geschichte mit nie zuvor dagewesener Genauigkeit. Indessen: Werden wir in der Lage sein, die richtigen Schlüsse für uns aus der manchmal bis ins Unerträgliche gesteigerten Wahrnehmungsfülle zu ziehen? Wir dürfen den Autorinnen und Autoren des vorliegenden Werkes dankbar sein, dass sie uns diesen Blick in die Geschichte unserer Stadt ermöglichen, besonders auch, indem sie Zusammenhänge herstellen und sich nicht scheuen, Wertungen vorzunehmen. Nur so wird Geschichte lebendig und nur so erfüllt sie ihren Sinn für uns an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend.

9


Vorwort und Dank

Die Bedeutung des Klosters Allerheiligen im Mittelalter für Stadt und Landschaft Schaffhausen kann nicht gross genug eingeschätzt werden. «Was im 11. Jahrhundert für die Westschweiz Romainmôtier und Payerne bedeuteten, das ist für die deutsche Schweiz Schaffhausen», schrieb der bekannte Kunsthistoriker Adolf Reinle. Die Investitionen Eberhards von Nellenburg mit Münze, Kloster und Stadtbefestigung gaben Schaffhausen einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung, «geistige Nahrung» und Macht. Wirtschafts- und Kulturförderung sind gerade heute wieder ein Thema. Andere Sponsoren sind an die Stelle von Eberhard von Nellenburg getreten. Ohne sie lässt sich (auch) heute fast nichts bewegen – auch nicht die Restaurierung alter Klostergebäude oder die Durchführung, Auswertung und Publikation archäologischer Grabungen. Die Bedeutung des ehemaligen Klosters Allerheiligen darf aber auch für die heutige Zeit nicht unterschätzt werden. Das Bijou mit Kirche, Alter Abtei, Kreuzgang und Kräutergarten stellt für Einheimische wie für Touristen einen wohltuenden Gegenpol zum geschäftigen Treiben der Stadt dar. «Geistige Nahrung» finden wir heute im Museum zu Allerheiligen, in der Münsterkirche, der Stadtbibliothek, der Musikschule und in den Räumlichkeiten der Kammgarn, die alle in Teilen des ehemaligen Klosters untergebracht sind. Archäologie und Quellenforschung haben viel zum Verständnis der Klosteranlage beigetragen. Durch sie ist die rege Baugeschichte von Allerheiligen verhältnismässig gut erforscht. Bereits zur 900-Jahr-Feier widmete der Historische Verein 1949 seine Jahresschrift dem Kloster. Die Grabungen der 1950er Jahre und erneut 1963 – 65 führten zu weiteren Publikationen. Eine fächerübergreifende, zusammenhängende Darstellung fehlte aber bis heute. Die vorliegende Publikation will dem abhelfen und stellt erstmals eine flächendeckende Auswertung dar. Sie will aufzeigen, was Schaffhausen mit dem Kloster Allerheiligen eigentlich besitzt. Dem interessierten Laien soll die Anlage detailliert nähergebracht und in seiner Entstehung erläutert werden. Für den Fachwissenschafter sei die Publikation auch Grundlage und Anregung für zukünftige weitere Forschungen. Archäologie und Denkmalpflege haben nicht zuletzt die Aufgabe, den Stellenwert eines Kulturdenkmals deutlich zu machen. Es ist dies ein wichtiger Beitrag zum Schutz des Denkmals, eine Grundlage für Politiker und Planer für den Umgang mit der historisch gewachsenen Bausubstanz. Denn was mit dem Bau des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen von Politikern, Bauleuten und Mönchen vor 900–950 Jahren geleistet wurde ist erstaunlich. Was in wenig mehr als 50 Jahren 10

geplant, gebaut, abgeändert, umgeplant, abgerissen und wieder neu aufgebaut wurde, verdient nicht nur Beachtung, sondern auch unsere Achtung. Mit der Erforschung des Klosters Allerheiligen begann für Schaffhausen eine neue Ära der Archäologie: die Bauforschung und Stadtarchäologie. Nicht nur in Schaffhausen beschränkte man sich bei der archäologischen Erforschung der Städte anfänglich auf Kirchen und Klöster. Erst in den 1970er Jahren wurde klar, dass der Alltag des mittelalterlichen Menschen vor allem durch die Untersuchung der Hausparzellen, Hinterhöfe, Strassen und Plätze zu erhellen ist. Durch punktuelle Untersuchungen seit den frühen 80er Jahren im Rahmen von Bauvorhaben gelangte man in Schaffhausen allmählich zu einem neuen Bild der Stadtentwicklung. Zur frühen Stadt entlang der Strassenachse Unterstadt–Vordergasse–Oberstadt gehörte im Zentrum die Stadtkirche St. Johann. Früher glaubte man, dass sie erst nach der Gründung des Klosters Allerheiligen gebaut worden ist. Die Archäologie konnte aufzeigen, dass genau das Gegenteil der Fall ist, zuerst die Stadtkirche gebaut wurde und später erst das Kloster Allerheiligen hinzugekommen ist. Überraschend war die Aufdeckung einer frühen Befestigungsanlage mit Wall und Graben, welche die Stadt bereits im späten 11. Jahrhundert umschloss. Immer mehr beginnt man die Bebauung und Entwicklung der städtischen Hausparzellen ab dem 13. Jahrhundert zu verstehen, wobei deren Anfänge noch unklar sind. Stein um Stein fügen sich puzzleartig die Erkenntnisse der Stadtarchäologie zusammen. Die hier vorgelegte Gesamtbearbeitung der verschiedenen Grabungen im Areal des Klosters Allerheiligen bildet gewissermassen den Kern dieses Puzzles. Es ist die Grundlage für ein neues Verständnis der Schaffhauser Stadtgeschichte – eine Geschichte, die anders verlief, als sie noch im Standardwerk zur Schaffhauser Stadtgeschichte von Karl Schib angenommen wurde. Das neue Geschichtsbild unserer Stadt ist das Resultat der Arbeit zahlreicher Personen. Dazu beigetragen haben an vorderster Front alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den Ausgrabungen. In viel Handarbeit haben sie das aufschlussreiche Bodenarchiv Schicht um Schicht erschlossen, das Quellenmaterial sichergestellt und die Befunde dokumentiert. Wissenschafter haben in der Folge einzelne Grabungen analysiert und auch veröffentlicht: Karl Sulzberger, Walter Drack, Walter Ulrich Guyan. Auf ihrer Grundlagenarbeit basiert letztlich die vorliegende neue Gesamtdarstellung. Sie wurde ausgelöst durch neue Bauvorhaben im Klosterareal, bei der Stadtbibliothek und im Pfalzhof, die wiederum archäologische Ausgrabungen notwendig machten. Diese haben zu überraschenden neuen Erkenntnissen geführt und dabei klar die


Notwendigkeit einer modernen Gesamtauswertung aufgezeigt. Ausgrabungstechniker Kurt Bänteli nahm als Projektleiter diese Neubearbeitung an die Hand. Er scheute dabei keinen Aufwand, um alle Unterlagen der vorangegangenen Untersuchungen mühsam zusammenzutragen, zu sichten und auszuwerten. Für seine Initiative und immense Arbeit möchte ich ihm an dieser Stelle herzlich danken. Seine Resultate zeigen, dass moderne Ausgrabungen ohne anschliessende Auswertung nicht mehr verantwortbar sind. Als Grundlage für die Auswertung diente ein von Katharina Bürgin neu erstellter Gesamtplan. Die minutiöse Auswertung der dokumentierten Befunde führte zu einer detaillierten Bauabfolge, die auf verschiedenen Phasenplänen dargestellt wird. Valentin Homberger setzte diese als Computerrekonstruktionen um, die ein dreidimensionales Bild von Grösse, Aussehen und Wandel der Anlage vermitteln. Neue Möglichkeiten zur Datierung bot die Dendrochronologie, die Felix Walder vom Büro für Archäologie der Stadt Zürich durchführte. Wichtige Etappen in der Baugeschichte von Allerheiligen werden auch in Lebensbildern von Ruth Baur eingefangen. Sie basieren alle auf zahlreichen wissenschaftlichen Detailstudien. Die Kantonsarchäologie hofft, mit den Bildern auch für den Sachunterricht in der Schule einen Beitrag zu leisten. Verdankenswerterweise haben es verschiedene Wissenschafter unternommen, Allerheiligen in ergänzenden kulturhistorischen Aspekten darzustellen. Hierfür sei Matthias Untermann, Rudolf Gamper und Alfons Zettler herzlich gedankt. Detailstudien über das Fundmaterial verfassten Hans Lieb, Peter Lehmann, Kurt Zubler, Lorenzo Fedel, André Rehazek und Christoph Brombacher. Die Fundinventarisation und Erstellung des Kataloges besorgte Daniel Gerbothé, der auch alle EDV-Arbeiten betreute. Um die zeichnerische

Darstellung der Funde waren Hanna Hromadka, Eva Kläui und Patrick Lamprecht besorgt. Die fotografische Dokumentation der Funde verdanken wir Rolf Wessendorf und Res Eichenberger. Ruth E. Harder sei für das sorgfältige und engagierte Lektorat herzlich gedankt. Einzelne Personen haben uns bei den Auswertungsarbeiten zudem mit Anregungen, Kritik, Rat und Tat besonders unterstützt: Hans Rudolf Sennhauser, Peter Eggenberger, Roland E. Hofer, Thomas Bitterli-Waldvogel und Hans-Ulrich Geiger. Eine grosse Hilfe war uns auch die vielfältige Unterstützung durch folgende Institutionen: Städtisches Hochbauamt, Museum zu Allerheiligen, Staatsarchiv, Stadtarchiv und Stadtbibliothek. Für die gute Zusammenarbeit danken wir zudem dem Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Basel (Abteilungen Archäozoologie und Archäobotanik). Ernst Sulzberger stellte uns schliesslich Grabungsaufnahmen der 1920er Jahre aus Familienbesitz zur Vefügung. Für Hilfeleistungen schulden wir zudem zahlreichen weiteren Personen Dank, die leider nicht alle namentlich aufgeführt werden können. Besonderer Dank gebührt schliesslich allen Personen und Institutionen, welche die vorliegende Publikation mit finanziellen Beiträgen überhaupt erst möglich machten. Für die grosszügige Unterstützung danke ich dem Regierungsrat des Kantons Schaffhausen, dem Stadtrat der Stadt Schaffhausen, der IWC Schaffhausen, der Ersparniskasse Schaffhausen sowie der Evangelisch-Reformierten Kirchgemeinde Münster. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Druckerei Meier Schaffhausen danke ich für die sorgfältige Drucklegung. Markus Höneisen Kantonsarchäologe

11



Gebaut für Mönche und Adelige – Eine neue Baugeschichte des Klosters Allerheiligen Kurt Bänteli «Was im 11. Jahrhundert für die Westschweiz Romainmôtier und Payerne bedeuten, das ist für die deutsche Schweiz Schaffhausen». Zum Münster: «Der … Bau ist vor dem Zürcher Grossmünster und dem Basler Münster die bedeutendste romanische Kirche der deutschen Schweiz». Zum Kreuzgang: «Besitzt die grösste als Ganzes in wesentlichen Teilen erhaltene Anlage der Schweiz» Adolf Reinle.1

Einleitung Zur archäologischen Erforschung Die ersten Untersuchungen im Kreuzgang durch J. Rudolf Rahn gehen ins erste Jahrzehnt dieses Jahrhunderts zurück, gefolgt von den Freilegungen der Zwanzigerjahre, im Zusammenhang mit dem Umbau zu einem Museum. Sein erster Konservator Karl Sulzberger entdeckte im Münstervorhof das von zwei Kapellen flankierte Klostertor mit dem Atrium. Darauf veranlasste der Museums-Bauleiter Samuel Meyer Grabungen im Kreuzgarten, welche die zugehörige erste Klosterkirche zu Tage förderten. Nicht einverstanden mit den Grabungen waren die alteingesessenen Familien, die um ihre Vorfahren fürchteten, welche hier von 1577–1874 im sogenannten Junkernfriedhof bestattet worden waren.2 Bei der Münsterrenovation in den 1950er Jahren fand der spätere Zürcher Kantonsarchäologe Walter Drack die Fundamente einer fünfschiffigen Kirche und den Kreuzhof. Die Renovation des Kreuzgangs führte schliesslich 1963 – 65 zu weiteren Grabungen durch den damaligen Museumsdirektor Walter Ulrich Guyan, die u. a. zur Freilegung der Krypta führten.

Interpretation einerseits offene Fragen aufzeigen und andererseits als Grundlage für zukünftige Restaurierungen und Forschungen dienen soll. Einem interessierten Laien gibt sie Einblick in das Leben und Wirken der Gründerfamilie von Allerheiligen, der Mönche, die das Kloster fast 500 Jahre lang bewohnten, und sie orientiert im Überblick auch über das nachreformatorische Schicksal der Klostergebäude. Konnte die frühe schriftliche Überlieferung im Rahmen dieser Publikation durch Rudolf Gamper weitgehend überprüft werden, war dies für die nicht edierten, neuzeitlichen Quellen nur möglich, soweit eine konkrete Fragestellung vorlag.3 Vor allem die nachreformatorische Baugeschichte bleibt hier ein Desiderat. Als zuverlässige Quelle für die Geschichte von Allerheiligen galt bis vor kurzem das Schaffhauser Stifterbuch,4 obwohl es erst aus dem späten 14. Jahrhundert stammt.5 Jüngste Untersuchungen von Gamper zeigen aber, dass es für die Gründungszeit des Klosters nicht zuverlässig ist.6 Eine erste Baugeschichte der Klostergebäude verfasste Johann Jakob Rüeger, dessen Chronik 1606 fertiggestellt war.7 1548 als Sohn des Münsterpfarrers geboren, war er auch aufgrund seiner späteren Karriere in der Schaffhauser Geistlichkeit ausgezeichnet mit der Örtlichkeit vertraut. Steingerechter Gesamtplan als Grundlage

Neuauswertung Allerheiligen ist ein Kulturdenkmal von nationalem Rang. Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, die seit fast 100 Jahren durchgeführten Grabungen und Bauuntersuchungen neu zu bearbeiten, um sie auf den Stand der Untersuchungen des übrigen Altstadtbereichs zu bringen. Weiter soll eine chronologische Abfolge für die Baugeschichte entworfen werden, deren

Dass die vorhandenen Plangrundlagen im westlichen Klosterbereich unvollständig sind, zeigten bereits Abklärungen zu Beginn der Achtzigerjahre, im Zusammenhang mit einem Zufahrtsstollen zum projektierten Parkhaus Herrenacker. Neue Grabungen bei der Stadtbibliothek 1993 und im Pfalzhof 1994/95 stellten uns vor die Frage, ob der von Walter Ulrich Guyan nach den Kreuzganggrabungen 1963/65 angefertigte, steingerechte Gesamtplan8 ergänzt werden kann.

Abb. 1: Das Kloster Allerheiligen von Westen (Luftaufnahme P. Nagy).

13


Abb. 2: Archäologische und baugeschichtliche Untersuchungen im Areal von Allerheiligen. 1902–1908 J. Rudolf Rahn 1921–1938 Karl Sulzberger, Samuel Meyer 1942–1946 Reinhard Frauenfelder, Paul Ulmer 1951–1957 Walter Drack, Wolfgang Müller 1962–1965 Walter Ulrich Guyan 1970–1984 Hans Rudolf Sennhauser 1987 Gérard Seiterle, Berti, Kohler & Wyss 1980–1998

14


Die archäologischen Untersuchungen und ihre Dokumentation (Abb. 2)9 1902/03 Untersuchung und Restaurierung des Kreuzgang-Nord-, Ost- und Südflügels durch J. R. Rahn. Entdeckung der Arkadengalerie des Kapitelsaals. 1907/08 Untersuchung und Restaurierung des Kreuzgangostflügels durch J. R. Rahn.10 1916 –1920 Fotografische Dokumentation der Klostergebäude durch C. Koch, veranlasst durch den Architekten O. Vogel und E. Wüscher-Becchi.11 1921 Anlässlich von Bodenreparaturen entdeckte K. Sulzberger im Münster die Grabplatten der Nellenburger.12 1921–1923 Umbau des Klosters zu einem Museum. Dabei führte K. Sulzberger Grabungen und Untersuchungen am aufgehenden Mauerwerk in der alten Abtei durch und entdeckte das westliche Atrium zum ersten Münster. Grabungen im Kreuzgang und Kreuzgarten durch den bauleitenden Architekten S. Meyer legten die Fundamente des ersten Münsters und Teile der Krypta frei.13 1925/26 Bei der Absenkung des Bodens im Südflügel kamen die Säulenstümpfe des Refektoriums zum Vorschein. In der südlichen Gartenmauer im Kräutergarten entdeckte K. Sulzberger Teile eines Kreuzganges, der anschliessend restauriert wurde. Im Johannes von Müller-Haus zeigte sich eine ältere Südfassade.14 1927 Bei der Absenkung des Chorbodens der Münsterkapelle um 0,5 m auf das alte Niveau entdeckte S. Meyer die Dreiapsidenanlage. Südlich davon fanden sich beim Erstellen eines Heizungskellers und bei Terrainabsenkungen im anschliessenden Garten verschiedene Mauern und ein Sodbrunnen.15 1932 Anlässlich der Restaurierung der Münstersüdfassade zeigten sich im Mauerwerk einige Spolien der Vorgängerbauten mit Schuppenfries.16 1935 –1938 Museumsneubau um den Pfalzhof, wobei die umfangreichen Abbruch- und Aushubarbeiten praktisch ohne archäologische Begleitung erfolgten. Einzig ein Sodbrunnen im heutigen Treppenhausbereich wurde untersucht. Die Umgebungsgestaltung östlich des Kreuzgangs brachte Teile von Dormitorium und Kreuzhof mit Tetrakonche zum Vorschein und führte zu einer erneuten Freilegung eines Teils der Dreiapsidenkapelle südlich der Münsterkapelle; im Westen beim Klosterbogen wurden Umfassungsmauern und Gräber ausgegraben.17 1942 Aussenrenovation der Helferei, der heutigen Musikschule, mit der Aufdeckung der heute sichtbaren romanischen Fensternischen auf der Nordseite.18 1946 Innenrenovation der Musikschule mit Aufschlüssen zur Münstervorhalle.19 1951–1954 Renovation und Untersuchung von Chor und Querschiff des Münsters durch W. Drack und W. Müller. Entdeckung und Interpretation des Kreuzhofes durch L. Birchler und des zweiten fünfschiffigen Münsters. Münsterplatzabsenkung.20 1955 –1957 Renovation und Untersuchung von Schiff und Vorhalle des Münsters durch W. Drack und W. Müller. Entdeckung der Memorialplatte der Nellenburger.21 1963 –1965 Im Zuge der Kreuzgangrenovation erneute, teilweise flächige Freilegung des ersten Münsters mit Kreuzgang, Teilen der Konventgebäude und der Krypta sowie Sondagen im Hof hinter dem Münsterchor und in der Stadtbibliothek durch W. U. Guyan.22 1970 –1981 Restaurierung des Münsterturmes durch Scherrer und Hartung, Gesamtuntersuchung durch H. R. Sennhauser, Zurzach.23 1980 Lifteinbau im ehemaligen Refektorium.24 1984 Nachgrabung im Kreuzgarten durch H. R. Sennhauser. Widerlegung der These der Urständekapelle von W. U. Guyan.25 1987 Untersuchung der Kreuzgangsüdmauer im Erd- und Obergeschoss durch G. Seiterle und das Atelier Berti, Kohler & Wyss, Zürich.26 1990 Aufhebung der Goldsteinstrasse und Neugestaltung des Mosergartens ermöglicht Beobachtungen verschiedener Mauern und eines Sodbrunnens durch die Kantonsarchäologie.27 1993 Umbau und Renovation der Stadtbibliothek mit Einbau eines unterirdischen Kulturgüterschutzraumes. Neu entdeckter Anbau an die Dreiapsidenkapelle, Hofmauern mit Latrinen und Sodbrunnen, Gräber sowie Aufschlüsse über die gotische Klosteranlage mit der «Oswaldkapelle».28 1994/95 Einbau eines unterirdischen Kulturgüterschutzraumes im Pfalzhof. Ausgrabung von Gewerbeanlagen, die teilweise älter sind als das Kloster, und wenigen Mauern des Konventes.29 1997 Restaurierung des Ostflügels (Pfarrhäuser) mit Einbau einer Abwartswohnung. Hinweise zur Bauabfolge mit romanischen Bodenniveaus und einem Ofen.30 1997 Sakristeieinbau in die alten Garagen im Hof hinter dem Münsterchor. Erneute Freilegung der Chorschulter des fünfschiffigen Münsters. Sondage beim Anschluss der Münsterkapelle an die Dreiapsidenkapelle. 1998 Im Zusammenhang mit der Neubepflanzung des Kräutergartens und zur Klärung der Bauabfolge des ersten Klosters werden, im Rahmen eines kleinen Arbeitslosenbeschäftigungsprogramms, verteilt über das ganze Klostergelände, 11 Sondagelöcher angelegt. Innenrenovation des Johannes von Müller-Hauses.31

15


An diesem Plan zeigten sich verschiedene Mängel: Der für den steingerechten Gesamtplan als Grundlage benutzte Kunstdenkmälerplan32 weist gegenüber dem jetzt verwendeten amtlichen Katasterplan33 Messfehler von bis zu 0,7 m auf. Höhenkoten sind nicht vergleichbar, weil bei den verschiedenen Grabungen drei unterschiedliche Nullpunkte verwendet wurden.34 Böden sind nicht eingetragen oder lassen sich mangels Schraffur nicht von Mauerwerk unterscheiden35 und abgebrochene Mauerpartien wurden nicht ergänzt, was die Lesbarkeit des alten Plans sehr erschwert. Nur ein neuer steingerechter Gesamtplan konnte deshalb die Basis für die Neubearbeitung der Baubefunde bilden (Beil. 8).36 Beschäftigten sich die Archäologen bisher fast ausschliesslich mit den Kirchenbauten, wurden im Rahmen dieser Arbeit erstmals auch die Klausur und die übrigen Klostergebäude in die Untersuchungen miteinbezogen.37 Dies führte zu vielen neuen Resultaten in der Deutung der gesamten Klosteranlage, aber auch der frühen Stadtgeschichte von Schaffhausen, die damit aufs engste verknüpft ist. Die neuen Ergebnisse wurden an einem Kolloquium in Schaffhausen am 13. Dezember 1997 erstmals vorgestellt. Durch dort angeregte Sondagen konnte im März und April 1998 im Rahmen eines kleinen Beschäftigungsprogramms für Arbeitslose die Bauabfolge des 11. Jahrhunderts überprüft, bestätigt und ergänzt werden. Einige Unklarheiten der Altgrabungen im Bereich des Kräutergartens liessen sich dadurch ebenfalls beseitigen. In einem weiteren Treffen am 4. Juli 1998 wurden im kleinen Kreis nochmals die einzelnen Bauphasen und zum Teil die Raumfunktionen diskutiert.38

Grundlagen zum Vergleich von Architektur und Raumfunktionen Weil Klosterräume nur selten eindeutige Fakten zu ihrer früheren Funktion liefern, benötigen wir für die Interpretation der stummen Mauern weiterführende Befunde aus anderen Klöstern oder zeitgenössische Pläne und Beschreibungen, die in Archiven erhalten geblieben sind. Dabei kommt uns zu Gute, dass ein hochmittelalterliches Kloster nach gewissen Grundschemen eingerichtet ist, die sich aber durch verschiedene Reformen verändern. St. Galler Klosterplan, Reichenau und frühe Nellenburger Die bisherige Forschung hat immer wieder einzelne Gebäude und Räume anhand des St. Galler Klosterplans (Abb. 3) interpretiert,39 der als 16

Grundrisszeichnung eines mustergültigen Klosters verstanden wurde.40 Er ist für den St. Galler Abt Gozbert in den 820er Jahren auf der Reichenau gezeichnet worden. Die Planzeichnung zeigt deshalb vielfältige Bezüge zu den Bauten des Inselklosters Reichenau,41 des wichtigsten Klosters im südwestdeutschen Raum. Später erlangte es grosse Bedeutung als Vorbild für Schaffhausen, nicht nur durch seine Nähe, sondern vor allem durch seine Verflechtung mit der Gründerfamilie: «Die frühen Nellenburger und ihre Ahnen standen in solch enger Verbindung mit dem Inselkloster wie sonst nur wenige andere hochadelige Familien Schwabens».42 Nicht nur stand dort, südöstlich des Marienmünsters (Abb. 156) im Mönchsfriedhof, die zwischen 1034–1046 geweihte Laurentiuskapelle, in der Eberhard die Gebeine seiner Vorfahren «versammelte»;43 Eberhards Bruder Manegold war 1024– 1030 Vogt, sein Sohn Ekkehard 1071–1088 Abt auf der Klosterinsel.44 Letzterer trat auch als Bauherr in Erscheinung: «St. Peter und Paul in Niederzell wurde um 1080 von Abt Ekkehard von Nellenburg vollständig niedergerissen, um auf den vorgegebenen alten Fundamenten unter Beibehaltung von Abmessungen, Proportionen und Aufteilung einen neuen Kirchenbau aufzuführen» (Abb. 157).45 Weil dies keine Neukonzeption ist, lässt sich der Grundriss kaum mit unserer Klosterkirche vergleichen. Die manchmal verblüffenden Übereinstimmungen des St. Galler Klosterplans mit den Klausurbauten von Allerheiligen machen deutlich, dass bis ins fortgeschrittene 11. Jahrhundert die Disposition einer benediktinischen Klosteranlage in vielen Teilen unverändert geblieben ist. «Reformen fanden gegen Ende des 10. Jahrhunderts ohnehin nur zögernd Eingang in die alten Bodenseeklöster». Darin drückt sich auch «die traditionell konservative Grundhaltung der alten alemannischen Abteien» aus.46 Dem entsprechen auch die Feststellungen von Adolf Reinle zu Allerheiligen: «In seinen beiden dicht aufeinander folgenden Kirchenbauten tritt alles auf, was die oberrheinisch-süddeutsche Architektur von den Kaiserund Bischofskirchen sowie den karolingischen Klosterkirchen, insbesondere der Reichenau und St. Gallen ererbt hat».47 Grössere Veränderungen sind aber für Schaffhausen II schon vor den hirsauischen Eingriffen ab 1080 auszumachen, wie der vollständige Umbau der Ostpartie des ersten Münsters deutlich macht. Der Beginn des Klosterneubaus, vorerst mit der geplanten fünfschiffigen Kirche III, die Umplanung und Realisierung des heutigen Münsters IV durch Abt Siegfried, seine Fertigstellung und der weitgehende Neubau der Klausur durch Abt Adalbert ab 1099 bis ins frühe 12. Jahrhundert belegen eine äusserst intensive Bau-


Kirche, Abt, Mönche 1 Kirche 2 Abtshaus 3 Schreibstube im Erdgeschoss, Bibliothek im Obergeschoss 4 Sakristei im Erdgeschoss, Kammer für die liturgischen Gewänder im Obergeschoss 5 Zubereitungsraum Hostien und Öl 6 Schlafsaal der Mönche im Obergeschoss, Wärmeraum im Erdgeschoss 7 Abtritt der Mönche 8 Bade- und Waschraum der Mönche 9 Kreuzgarten 10 Lesegang 11 Refektorium der Mönche im Erdgeschoss, Kleiderraum im Obergeschoss 12 Küche der Mönche 13 Cellarium, Wein- und Bierkeller der Mönche im Erdgeschoss, Vorratskammer im Obergeschoss 14 Sprechraum der Mönche. Den ankommenden Gästen werden hier die Füsse gewaschen 15 Wohnung des Verwalters des Pilger- und Armenhauses 16 Wohnung des Pförtners 17 Wohnung des Vorstehers der Äusseren Schule 18 Wohnung für durchreisende Ordensbrüder Novizen/Oblaten, Spital, Klosterfriedhof 19 Aderlasshaus 20 Ärztehaus 21 Garten für Heilkräuter 22 Kloster der Kranken 23 Kapelle für die Novizen 24 Kapelle für die Kranken 25 Kloster der Novizen 26 Krankenküche 27 Krankenbad 28 Novizenbad 29 Novizenküche 30 Friedhof und Obstgarten

Abb. 3: St. Galler Klosterplan um 830 (nach H. R. Sennhauser).

Schule, Gäste, Pilger, Arme 31 Äussere Schule 32 Haus für vornehme Gäste 33 Küche, Bäckerei und Brauerei für vornehme Gäste 34 Torhäuser 35 Westparadies 36 Türme 37 Pilger- und Armenhaus 38 Küche, Bäckerei und Brauerei für die Pilger

Ökonomie, Werkstätten 39 Gemüsegarten 40 Gärtnerwohnung 41 Gänsehaus 42 Haus der Hühner- und Gänsewärter 43 Hühnerhaus 44 Kornscheune 45 Werkstätten 46 Bäckerei der Mönche 47 Brauerei der Mönche 48 Mühle 49 Stampfe 50 Darre 51 Küferei, Drechslerei und Getreidehaus für die Brauer Haus für Gefolge(?) und Gesinde, Stallungen 52 Haus für Pferde und Ochsen und ihre Wärter 53 Haus für des Kaisers Gefolgschaft (Identifizierung nicht gesichert) 54 Haus für die Schafe und Schafhirten 55 Haus für die Ziegen und Ziegenhirten 56 Haus für die Kühe und Kuhhirten 57 Gesindehaus 58 Haus für die Schweine und Schweinehirten 59 Haus für die trächtigen Stuten und Füllen und ihre Wärter

17


tätigkeit. Deshalb bietet sich Allerheiligen als einzigartiges Studienobjekt für den baulichen Niederschlag der Kirchenreformen in der zweiten Hälfte des 11. und im frühen 12. Jahrhundert an, einer Zeitspanne, die als das «monastische Jahrhundert» bezeichnet wird. «So nahe am Drehpunkte des Rads der Geschichte wie zwischen 1050 und 1150 erlebte sich das Mönchstum nie vorher und nie nachher».48 Liber tramitis und Cluny, Hirsau und Einsiedeln

Abb. 4: Cluny II um 1040 (nach W. Braunfels, umgezeichnet nach K. J. Conant. Galilaea ergänzt nach Ch. Sapin). M. 1:1000. 1 Klosterkirche 1a Galilaea 2 Kapitelsaal 3 Sprechraum 4 Mönchsaal 5 darüber Dormitorium 6 Latrinen 7 Bäder 8 Wärmeraum 9 Refektorium 10 Anrichte 11 Brunnenhaus 12 Küche der Mönche 13 Küche der Laien 14 Vorratshaus 15 Raum des Armenpflegers 16 Bücherei 17 Arbeitsplätze der Schreiber 18 Marienkapelle 19 Friedhof 20 – 23 Krankenstuben 24 Waschraum (?) 25 Ärzteraum 26 – 30 Noviziat 31 Werkstätten 32 Bäckerei 33 Sakristei 34 Werkstatt für Schneider und Schuster 35 Latrinen für Frauen (?) 36 Gästehaus für Frauen 37 Gästehaus für Männer 38 Latrinen für Männer 39 Armenherberge 40 – 41 Stallgebäude und Haus der Konversen 42 Latrinen der Konversen

18

Hinweise zu den Klosterbauten und zum Klosterleben geben uns auch die consuetudines, die Ordensvorschriften, welche das monastische Leben regeln, und deren Ausführungsbestimmungen. Cluny II wird in den consuetudines des mittelitalienischen Klosters Farfa, dem Liber tramitis49 aus dem zweiten Viertel des 11. Jahrhunderts beschrieben und ist darauf gestützt rekonstruiert worden, wobei nur wenige aussagekräftige Grabungen diese Rekonstruktion ergänzten (Abb. 4). Der Hirsauer Abt Wilhelm, hervorgegangen aus dem Kloster St. Emmeram in Regensburg, der 1080 Schaffhausen reformierte50, übernahm die consuetudines von Udalrich von Cluny und gestaltete sie weiter aus. Die

Niederschrift dieser sogenannten Hirsauer Constitutionen51 wird in die zweite Hälfte der 1080er Jahre datiert.52 Auch im Kloster Allerheiligen befand sich davon eine Abschrift aus dem ersten Viertel des 12. Jahrhunderts53 und stellt eine Dreiecksverbindung zu Cluny und Hirsau her.54 Im Architekturvergleich wurden neu die bisher andeutungsweise festgestellten Zusammenhänge mit diesen beiden Klöstern deutlich.55 Man war bisher davon ausgegangen, dass die von Cluny ausgehenden Reformen des alten benediktinischen Mönchstums in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts zum Entstehen eines grossen cluniazensischen Klosterverbandes führte, «der auch die Gebiete der westlichen, burgundischen Schweiz erfasste, aber kaum über die Aare-Linie nach Osten ausgriff».56 Bestanden auch mit Hirsau schon vor der Reform von 1080 Beziehungen, wie die auffallende Ähnlichkeit des umgebauten Münsters II mit der Kirche des dortigen Aureliusklosters zeigt?57 Dessen Neugründung geht ebenfalls auf Papst Leo IX. zurück, der mit den Saliern und weiteren Familien des Hochadels, darunter auch die Nellenburger, verwandt war. Ausserdem war der Papst der Onkel des dortigen Grafen Adalbert von Calw.58 Vielleicht bestehen auch nicht mehr nachvollziehbare Zusammenhänge über den ersten Münster-


architekten und Eberhards treuen Priester Liutbald, der nach dem Weihebericht von 1064 «in der Baukunst sehr erfahren war».59 Hirsau wurde, wie auch Muri, von Einsiedeln besiedelt, was auch für Schaffhausen angenommen wird, aber nicht gesichert ist.60 Der Abt von Einsiedeln, Hermann von Winterthur, ein Onkel des Grafen Eberhard, wohnte jedenfalls der Einweihung von Allerheiligen bei und wird bei den Gästen an erster Stelle genannt.61 Eberhards Urgrossvater Manegold amtete in Einsiedeln seit 973 als Vogt. Dass sein Vater Eppo ebenfalls diese Funktion innehatte und 1029 das Kloster niederbrannte, scheint nicht beweiskräftig.62 Architekturvergleiche, die weitere Hinweise ergeben könnten, sind beim heutigen, rudimentären Kenntnisstand der frühen Einsiedler Klosteranlage nicht möglich.63 Die Kapitel über die einzelnen Bauphasen der Klosteranlage sind meistens dreigeteilt: In einem ersten Teil wird der Befund vorgestellt, der dann anschliessend chronologisch eingeordnet wird. Im letzten Teil folgt eine Interpretation der Raumfunktionen. Hinten finden sich als Beilagen die von Katharina Bürgin gezeichneten Bauphasenpläne (Beil. 1– 6), zusammen mit dem Übersichtsplan aller Bauphasen (Beil. 7) und den stein-

gerechten Plänen (Beil. 8–12). Sie hat sämtliche neuen Pläne in der Publikation gezeichnet und durch ihre Arbeit viel zu diesem Werk beigetragen. Genauso auch Ruth Baur und Valentin Homberger, deren dreidimensionale Darstellungen nicht nur der Illustration dienen, sondern auch sehr viele zusätzliche Fragen aufwarfen, die geklärt werden konnten und mussten.

Erstes Kloster, eine Gründung von Ita und Eberhard (Allerheiligen I) Die Gründung von Allerheiligen fällt mit einem Papstbesuch zusammen. Nach der Synode von Mainz und einer Reise durch seine elsässische Heimat machte Papst Leo IX. am 22. November 1049 auch in Schaffhausen Halt, weihte den Altar zur Ehre der Auferstehung Christi und den Baugrund, auf dem das neue Kloster errichtet werden sollte.64 Dieses Grundstück in der Stadt war ideal gelegen, zwischen aufstrebender Siedlung und der Furt durch das ursprünglich viel breitere Rheinbett. Ein Fluss war eine wichtige Grundlage für das Klosterleben, er konnte zur Bewässerung

Die Baugeschichte ist in sechs Phasen gegliedert: Allerheiligen I

1049 –1064

Eigenkloster von Ita und Eberhard: Kirche, Atrium, Frontalkapellen mit Toranlage und zweiflügelige Klausur mit Kreuzgang.

Allerheiligen II

1064 – vor 1090

Ausbau des Klosters zur repräsentativen Grablege der Gründerfamilie: Um- und Neubau der Münsterostseite, Klausurostflügel, Anbauten an den westlichen Kreuzgang und Gäste-/Konversenhaus, Nellenburgische Memorialanlage bestehend aus Kreuzhof mit zentralem Westwerkturm, Aussenkrypta, zwei Zentralbauten und Dreiapsidenkapelle mit Annexen.

Allerheiligen III

um 1090

Fundamente des geplanten fünfschiffigen Münsters.

Allerheiligen IV

nach 1090–frühes 12. Jh.

Klosterneubau mit Kirche und Konvent, heutiges Münster mit Vorhalle, dreiflügelige Klausur mit Marienkapelle, Abtspfalz und

Allerheiligen V

2. Hälfte 12. und 1. Hälfte 13. Jh.

Ausbau des neuen Klosters mit Infirmerie und Noviziat, Münsterturm, Beginenhaus, Erhards- und Michaelskapelle, Gäste-/Konversenhaus, Klostertor sowie Um- und Ausbau bestehender Bauten.

Allerheiligen VI

15. Jh. bis 1524, der Umwandlung des Klosters in eine Propstei

Spätgotische Bauten der letzten Äbte: 1431 Aufstockung der alten Abtei, 1465 Bindhaus (Küferei) mit Weinkeller, 1484 Neue Abtei, 1496 Um- und Neubau Klausurflügel 1521 Neues Mönchshaus, 1522 Um- und Neubau der Marienkapelle zur Annakapelle.

Kreuzgang, Ummauerung.

19


der Kulturen und zum Antrieb einer Mühle65 genutzt werden und sicherte die Versorgung mit Flussfischen, speziell auch als Fastenspeise.66 Das Grundwasservorkommen in nur 2–3 m Tiefe lieferte sauberes Trinkwasser.67 Am Westrand des Grundstückes trat der anstehende Kalkfels zu Tage, der Kalk als Bindemittel für den Mauermörtel lieferte und Steine für den Klosterbau. Bollensteine, Sand und Kies für den Mauermörtel konnten oberhalb der Felsbank am Rheinufer entnommen werden.

Erstes Münster Wie es das Stifterbuch überliefert, lag das 1922 entdeckte Münster68 nicht wie vielfach üblich unter einer bestehenden Kirche, sondern da wo sich Abb. 5: Fundamente und Böden des Münsters I/II im Kreuzgangnordflügel. Der Nordflügel des «romanischen Kreuzganges» wurde in jüngerer Zeit vom Fundament her erneuert. Blick nach Westen.

Abb. 6: Chorfundamente des Münsters I/II im Kreuzgarten. Blick nach Norden.

20

nun der Kreuzgang befindet (Beil. 1.1 und 2).69 Es war eine dreischiffige Basilika von 17,5x29 m mit fünf Jochen, einem ausgreifenden, durchgehenden Querschiff, Dreiapsidenchor und einer ebenfalls ausgreifenden Doppelturmfassade mit Vorhalle im Westen. Geweiht war es Salvator und Allen Heiligen; letztere erscheinen in den Urkunden erst vom Beginn des 14. Jahrhunderts an allein.70 Sind im Kreuzgangbereich noch bis zu 30 cm hohe Reste des aufgehenden Handquadermauerwerks aus Kalkbruchsteinen vorhanden, blieb im Kreuzgarten nur das 1,1 m starke Bollensteinfundament erhalten (Abb. 5 und 6). Alle drei Apsiden sind rechteckig ummantelt,71 im Gegensatz zu den üblicheren, beidseitig runden Fundamenten, wie wir sie auch an Dreiapsidenkapelle und nördlichem Zentralbau des Kreuzhofes II finden.72 Die Vorhalle im Westen ist flankiert von zwei quadratischen Plattenfundamenten (Abb. 7). Sie besitzen im Aufgehenden eine Seitenlänge von 4,9 m und können als Reste der ehemaligen Türme gedeutet werden,73 für die sich nach den unten aufgeführten Vergleichsbefunden Wendeltreppen rekonstruieren lassen. Innenraum Vom Schiffboden blieben nur im Kreuzgangbereich Reste erhalten: Ein Mörtelguss auf Kieselbollen mit oberflächlicher Ziegelschrotrötung.74 Darin zeigten sich über der Spannmauer leicht eingetiefte Negative von gut 1 m Länge, die von den Grundplatten der ehemaligen Basen der Arkadenpfeiler oder -säulen stammen.75 Daraus lassen sich fünf Arkaden mit einem Achsabstand um 2,7 m rekonstruieren. Die gleiche Anzahl Arkaden mit identischem Achsmass findet sich wieder in der Wagenhausener Kirche.76 Weil deren Gesamtlänge dem Münster I entspricht, sind die Längenmasse auch westlich und östlich der Arkadenreihe deckungsgleich mit jenen von Allerheiligen.77 Waren wie in Wagenhausen die Seitenschiffe flachgedeckt oder waren sie eingewölbt, worauf die unten besprochene Situation in Vorhalle und Atrium hindeutet, zusammen mit dem Befund in Hirsau?78 Die Fundamentstärken sprechen jedenfalls nicht dagegen.79 Überreste zweier Steinkisten auf der Kirchenachse in einer Tiefe von 0,6–0,75 m sind wohl als Überreste von Gräbern zu interpretieren.80 Die zwischen den Türmen gelegene Vorhalle ist auf der Nordseite am besten erhalten. Ihr Innenraum zeigt, wie St. Johann II und Hirsau-Aurelius, ein 30 cm breites, umlaufendes Bankett, das sich mindestens 10 cm über den Mörtelgussboden erhebt.81 Reste von rotem Sandstein in der Nordwestecke deuten auf eine Eckvorlage hin, welche die Schildbogen der Überwölbung getragen hat, so wie sie im Aufgehenden in der Aureliuskirche


in Hirsau erhalten sind (Abb. 8). Werkstücke aus rotem Sandstein Die Verwendung von rotem Schilfsandstein aus den Steinbrüchen im Klettgau oder Schleitheim82 ist im ersten Münster mit dieser Eckvorlage gesichert.83 In der gegenüberliegenden Kirchenwestfassade fand Sulzberger eine Basis aus dem gleichen Material.84 Hinzu kommen viele Spolien, die in den oberen Bereichen des heutigen Münsters verbaut sind. Sie gehören zum Kloster I oder II und zeigen zum Teil Schuppenfries (Abb. 9).85 Feinteiliger roter Sandsteinsplitt findet sich im ganzen Areal, wie sich in den Grabungen von 1993 und 1997/98 feststellen liess.86 Dieses erste Bauniveau ist durch das Zurichten der Steine entstanden und liegt auf dem anstehenden Humus (Beil. 9 und 10).

3 2

3

1 2

Atrium, Frontalkapellen und Toranlage An die Doppelturmfassade der Kirche schloss sich ein auffallend grosser Kirchenvorhof an, dessen Masse dem Kirchenraum inklusive Querschiff entsprechen (Beil. 1.3). Weitgehend erhalten blieb davon die Südwand; vom übrigen Mauerwerk sind es noch ein bis zwei Steinlagen über den 0,9 m starken Fundamenten.87 Das Atrium besitzt einen vierseitig umlaufenden Gang88 und schliesst mit einer Baufuge, also vom Bauablauf her sekundär, an die Kirche an (Abb. 10 und 94).89 Wahrscheinlich war dieser Gang überwölbt: Eine 8 cm hohe, halbrunde Basis aus rotem Sandstein90 mit vierfachem Wulst91 fand sich 1922 in situ an der Südwestecke des Nordturms: Der letzte Rest einer etwa 20 cm breiten Wandsäule für die Schildbogen,92 wie wir sie bereits in der Vorhalle der Kirche festgestellt haben.

Abb. 7: Westwerk des ersten Münsters im Kreuzgarten, beim Westflügel. Blick nach Norden.

Abb. 8: Nordwestecke der Münstervorhalle I mit Mörtelboden (1), Bankett (2) und Eckvorlage (3). Blick nach Westen. Unten: Die gleiche Situation in der noch erhaltenen Vorhalle der Hirsauer Aureliuskirche, die auf ihre ehemalige Einwölbung schliessen lässt (nach M. Putze).

21


Abb. 9: Sandsteinspolien mit Schuppenfries von Allerheiligen I/II, wiederverwendet in einem südseitigen Fenster der heutigen Münsterkirche.

Vielleicht kann dazu ein umlaufender Sockel rekonstruiert werden, nach dem Befund an der Aussenseite der Ostwand der Johanneskapelle.93

Johanneskapelle (Beil. 1.4) Mit Chor und Südwand des Schiffs blieb die Kapelle zur Hälfte erhalten und ist damit das älteste noch aufrecht stehende Bauwerk der Stadt Schaffhausen (Abb. 11). Dazu gehören in der Südwand drei im Mauerwerk ausgebildete Rundbogenfenster,94 die eine ursprüngliche Raumhöhe von 4,3 m belegen und heute in der Loggia sichtbar sind. Die Kapellenwände waren innen flächig verputzt, Reste von Dekorationsmalereien blieben an der Apside in der Ostwand erhalten.95 Unter dem Verputz zeigte sich auch Fugenstrich, offenbar beides zum Urbestand gehörend.96 Der Altarklotz ist von Sulzberger wieder auf die ursprüngliche Höhe von 1,08 m rekonstruiert worden, der darüberliegende Lichtschlitz in der Apsis gehört dazu.97 Dieser Altar steht auf einem massiven, tief hinuntergehenden Mauerriegel,98 ein Befund der ohne Nachgrabung unklar bleiben muss (Abb. 12).99

Toranlage und nördliche Frontalkapelle Abb. 10: Mit einer Baufuge schliesst die Südmauer des Atriums ans Westwerk des ersten Münsters an. Kreuzgangwestflügel, Blick nach Norden.

22

Der heute von Moos und Efeu überwucherte nordwestliche Ruinenbereich wurde von Sulzberger einheitlich auf Meterhöhe rekonstruiert, zum «Entzücken der Kenner, verursachte aber unter der Bürgerschaft der löblichen Stadt Schaffhausen vergebliches Kopfschütteln».100 Von der nördlichen Kapelle (Beil. 1.5) waren noch bis zu sechs Steinlagen des aufgehenden Mauerwerks unter 2,5 m mächtigen Auffüllschichten erhalten (Abb. 13 und 112). Ihre Funktion ist durch Apsis und Altar gesichert.101 Die Kapelle steht im Verband mit der 1998 neu festgestellten, durchlaufenden Atriumswestwand. Auf deren Bollensteinfundament blieb ein sauber zugerichteter Kalkstein des aufgehenden Mauerwerks erhalten, als letzter Rest des einstigen Tores ins Atrium. Dieser Stein liegt in einer Flucht mit dem nördlichen Wandpfeiler des Eingangstores.102 Der Gang zwischen den Toren (Beil. 1.6) war, nach Spuren in der Wand zu schliessen, vielleicht von einem Gewölbe überdeckt,103 wie wir dies auch für das Atrium vermuten. Seitliche, einander gegenüberliegende Türen führten von diesem Gang in die Kapellen (Abb. 14 und 91),104 deren Mörtelgussböden105 mit dem Niveau des Münsters korrespondieren106 und damit zeigen, dass auch der nicht mehr vorhandene Boden im Atrium auf gleicher Höhe lag.


Klausurbauten und Kreuzgang Noch nicht untersucht ist die relativchronologische Abfolge von Klausur und Atrium. Auch die Klausur dürfte wie das Atrium vom Bauablauf her nachträglich an die Kirche anschliessen, wenn wir davon ausgehen, dass die Mönche zuerst in einem Holzprovisorium wohnten.107 Einerseits war das unten erwähnte Grundmass von 17,5 m bestimmend für die Lage der Klausur, wie der Viertelkreis auf dem Plan mit Ansatz an der Westseite des Kirchenschiffes deutlich macht (Abb. 23). Andererseits war der östliche Kreuzgangflügel so angeordnet, dass die Anlage der Mönchspforte, des Zugangs vom Kreuzgang in die Kirche, möglich war.108 Klausurwestflügel Vom Westflügel blieben Teile der Ostwand und die nördliche Giebelwand erhalten. Ihre Dachlinien zeigten sich im Ostflügel des Kreuzsaales «in der Breite des Höfchens mit schönem Mauerwerk mit Fugenstrich»109 zusammen mit jüngeren Aufstockungen. Die Hälfte dieses Flügels ist 1867 bei der Erbauung der Turnhalle110 abgebrochen worden. 1935/36 musste auch diese und ein drittes Viertel des romanischen Baukörpers der Neuanlage der Museumsbauten um den Pfalzhof weichen. Anschliessend ans Atrium lag im Erdgeschoss der langrechteckige Pfortenraum (Beil. 1.7). Die ehe-

malige Verbindungstüre zum Kirchenvorhof gibt sich heute im Höfli durch einen 1,4x2 m grossen Mauerflicken zu erkennen; östlich davon blieben zwei quadratische, im Mauerwerk ausgebildete Fenster erhalten.111 Ein weiteres, rechteckiges Fenster lag in der Mitte der Westwand.112 Daneben, an der ursprünglichen Stelle des gotischen Gewändes, dürfte die Zugangstüre zu rekonstruieren sein.113 Diese Fenster mit trichterartig vertieften Leibungen erinnern an jene der heutigen Engadinerhäuser und waren, wie wir sehen werden, neben den rundbogigen Fenstern in Allerheiligen im späteren 11. und 12. Jahrhundert in Gebrauch.114 In der Ostwand liegt die im Mauerwerk ausgebildete, rechteckige Klausurpforte, die heute im Kreuzgangverputz ausgespart ist (Abb. 15).115 Südlich davon zeigte sich eine Öffnung von 52 cm Breite und 40 cm Höhe.116 Sie ist vom Pfeiler der jüngeren Kreuzgangkapelle IV117 verdeckt worden und ist später durch das immer noch

Abb. 11: Die um 1060 entstandene Johanneskapelle ist das älteste noch aufrecht stehende Gebäude der Stadt Schaffhausen. Zugehörig sind Mörtelgussboden (unter den Brettern), Ostwand mit Apsis und Altarfundament. Erst um 1200 in Allerheiligen V eingebaut ist das Chorgewölbe, während die Balkendecke zum 1431 entstandenen Festsaal im zweiten Obergeschoss gehört.

Abb. 12: Der Altar der Johanneskapelle I steht auf einem mächtigen Fundament unbekannter Funktion. Blick nach Süden.

23


Wandnische erhalten und lag direkt unter der ehemaligen Decke (Beil. 10). Auf gleicher Höhe sind im Plan in der Westwand zwei querrechteckige Fenster eingetragen.123 Vor der Ecke des anschliessenden Südflügels lag eine weitere Türe in der Ostwand, in Resten erhalten unter dem Turnhallenmauerwerk des 19. Jahrhunderts.124 Klausursüdflügel (Beil. 1.11)

Abb. 13: Fundamente der nördlichen Frontalkapelle I. Der Mauerklotz diente als Fundament einer Treppe zum Obergeschoss, wo sich möglicherweise die nellenburgische Pfalz befand. Blick nach Osten.

Abb. 14: Blick von der nördlichen Frontalkapelle zur Johanneskapelle mit den Überresten der ehemaligen Zugangstüren in der Bildmitte.

sichtbare Lochfenster aus rotem Sandstein ersetzt worden (Abb. 16). 1936 hat man es im Zuge des Museumsumbaus 1,3 m nach Norden an seine heutige Stelle neben der Klausurpforte gerückt.118 Zu den übrigen Räumen geben uns nur noch alte Pläne Auskunft.119 Die Lage der Zwischenwände korrespondiert mit der ost-westlichen Unterteilung des ersten Münsters, ein Hinweis, dass es sich um die ursprüngliche Einteilung handeln dürfte. Auch die Geschosshöhen120 entsprechen denjenigen des 1987 dokumentierten Südflügels I. Der südlich an den Pfortenraum anschliessende Raum war nach diesen Aufnahmeplänen 0,7 m eingetieft und gibt sich dadurch als Keller zu erkennen (Beil. 1.8 und 10). Ob die Abtiefung von Anfang an bestand, wissen wir nicht, Rüeger war jedenfalls dieser «keller, der zuo der alten aptei gehört» bekannt.121 Drei Oculi, sogenannte Ochsenaugen, sind gegen den Kreuzgang hin in der Ostwand eingezeichnet.122 Nur das nördlichste blieb als

Die Südwand des ersten Klosters blieb in der heutigen Kreuzgangsüdmauer weitgehend erhalten und ist jetzt sichtbar (Abb. 28 und Beil. 12).125 Das Mauerwerk aus lagerhaften Kalkbruchsteinen war nach den Sondagen von Guyan vollflächig verputzt126 und wies darunter Fugenstrich auf, der sich auch im Obergeschoss belegen liess. Ein Mörtelgussboden ohne Ziegelschrot und Steinbett auf einer Kiesplanie liegend, gehört dazu. Er liegt etwa 0,5 m unter dem Kirchenboden und widerspiegelt das gegen den Rhein hin abfallende Gelände.127 Eine Binnenwand die nur wenig aus der Mitte verschoben ist könnte den Südflügel unterteilen.128 Balkenlöcher im Abstand von etwa 1,5 m ergeben eine Erdgeschosshöhe von 2,9 m; für das Obergeschoss ist aus der Maueroberkante eine Raumhöhe von 3,6 m abzulesen. Dort sind drei im Mauerwerk ausgeformte Rundbogenfenster sichtbar (Abb. 17); zwei weitere wären an Stelle neuzeitlicher Wandausbrüche möglich. Sie besitzen eine lichte Weite von 0,25x0,7 m und ihre Fensterbrüstungen liegen auf 2 m Höhe. Das östliche Fenster hat noch den originalen Holzrahmen, das mittlere Reste davon.129 Leider lassen sie sich bis heute nicht dendrochronologisch datieren.130 Kreuzgang (Beil. 1.12 und 13) Er umschliesst einen quadratischen Garten von 17 m Seitenlänge, was einem Viertel der heutigen Fläche entspricht. Die Fundamente fallen leicht gegen Süden, gegen den Rhein hin ab, weil das Terrain ursprünglich ein Gefälle von etwa 2% aufwies.131 Mit 2,4 m entspricht die Gangbreite den Seitenschiffen des ersten Münsters. Wie dies schon für das Kirchenmauerwerk im nördlichen Kreuzgang IV festgestellt wurde, blieb auch in seinem Westarm bis zu 70 cm des aufgehenden Mauerwerks erhalten. Nur hier ist deshalb ein knapp meterbreiter Durchgang mit einer Kalksteinschwelle in der Mitte der Westwand zu belegen (Abb. 18).132 Die Mauerstärke ist mit 0,52 m sehr gering, entsprechend der eingeschossigen Bauweise, im Gegensatz zu den 0,8 m der zweigeschossigen Klausurbauten. Der Nordflügel ist durch die Nische im Kirchengrundriss auf 3,5 m Breite geweitet. Die Überbreite und tiefere Fundierung des nur in einem

24


Abb. 15: Klausurpforte I in der Kreuzgangwestwand mit dem jüngeren Lochfenster.

Sondierloch festgestellten mittleren Kreuzgangabschnittes kann für eine Bank und die Überwölbung dieses Bereiches sprechen.133 Beobachtungen zu hölzernen Provisorien Für einen ältesten Ostflügel (Beil. 14) gibt es folgende Hinweise: Ältere Horizonte, die sich unter dem Mörtelgussboden des Ostflügels II, nördlich der Latrine abzeichnen (Abb. 29).134 Fehlender Mauern wegen deuten diese Schichten auf Holzbauten hin. Das gleiche gilt für weitere Baureste (Beil. 1.15), die unter dem Klausursüdflügel IV des frühen 12. Jahrhunderts und auf seiner Südseite liegen: Nur wenig fundierte, schmale Mauerreste, zum Teil ziegelschrotgerötete Mörtelböden und weitere Boden- und Planieschichten, oft mit Brandrötung,135 haben sich hier erhalten. Lagen auf der Ostseite die ersten Unterkünfte, die auf dem Klosterbauplatz errichtet wurden, und übernahmen diese bis zur Errichtung des Ostflügels II die Funktion des Mönchshauses?136 Gehören die rheinseitigen Bauspuren zur Bauhütte oder zu frühen Wirtschaftsbauten?

Abb. 16: Ausschnitt aus einem Aufnahmebuch Karl Sulzbergers von 1922, mit dem jüngeren Lochfenster des Pfortenraumes I.

Datierung von Münster und Eigenkloster Nach einer Bauzeit von 15 Jahren137 wurde 1064 das erste Münster vom Konstanzer Bischof Rumold geweiht138 (Beil. 1.1 und 2), sodass wir unter Einbeziehung der Untersuchungsergebnisse der späteren Bauphase139 annehmen können, das gesamte Eigenkloster sei damals vollendet gewesen (Abb. 19). Im Weihebericht sind nur die Altäre des ersten Münsters genannt: Der Salvator gewidmete Hochaltar, der Kreuzaltar und je einer auf der rechten und linken Seite ohne Patroziniumsangabe aber mit den darin enthaltenen Reliquien. Die beiden Altäre in den Frontalkapellen blieben unerwähnt. Dreiapsidenschluss und durchgeschobenes Querschiff stellen eine seit karolingischer Zeit häufig gebrauchte Lösung dar. Beides findet sich auch an der Stiftskirche Beromünster II aus dem frühen 11. Jahrhundert,140 selten ist der im Aussenbau gestaffelte, rechteckig ummantelte Abschluss.141 Auf einer Flucht ummantelt sind die Apsiden von St. Peter und Paul in Reichenau-Niederzell, der im späten 11. Jahrhundert von Eberhards Sohn Abt Ekkehard von Nellenburg errichtet wurde,142 während am jetzigen Schaffhauser Münster IV wie auch in Cluny II nur die Seitenapsiden rechteckig ummantelt sind. Die vor allem am Rhein verbreitete Zweiturmfassade tritt häufiger ab dem frühen 11. Jahrhundert auf und wird als Statussymbol grosser

Bischofs- und Klosterkirchen gesehen.143 Sie ist schon im St. Galler Klosterplan vorgesehen, ist spätestens im ersten Drittel des 10. Jahrhunderts für das Reichenauer Marienmünster belegt, ebenfalls in Cluny II, in der Aureliuskirche in Hirsau sowie in Muri (wie Schaffhausen 1064 geweiht) und wird auch für Einsiedeln vermutet.144

Raumfunktionen im Eigenkloster Atrium Wie wir festgestellt haben sind Innen- und Aussenfundamente des Atriums mit 0,9 m gleich stark, im Gegensatz zum Kreuzgang, wo bei glei25


Abb. 17: Rundbogenfenster mit Fensterrahmen aus dem späteren 11. Jahrhundert im Obergeschoss des Südflügels I, vermutlich ältestes Refektorium.

Abb. 18: Kreuzgangwestwand I mit Durchgang zum ehemaligen Kreuzgarten und sekundär anschliessender Brunnenhausmauer II. Blick nach Norden.

26

cher Gangbreite die innere Mauerstärke nur 0,6 m beträgt. Dies deutet weniger auf einen zweigeschossigen Baukörper hin,145 eher auf ein Atrium mit monumentalen Säulen (Beil. 1.3), wie es für Cluny II im frühen 11. Jahrhundert vermutet wird. Eine neue Rekonstruktion für dessen Galilaea findet in Abmessung und Überwölbung gute Vergleichsbeispiele in weiteren burgundischen Klöstern.146 Die im Liber tramitis überlieferte Länge von 65 Fuss deckt sich mit unseren 19 m, eine massliche Übereinstimmung, der wir immer wieder begegnen werden. Ob unser Atrium trotz der geäusserten Vorbehalte ein Obergeschoss mit einem Arkadengang besass, der vom Torobergeschoss erschlossen worden wäre, und im Osten eine ins Schiff, beziehungsweise ins Obergeschoss der Vorhalle eingreifende Altarnische besessen hat, wie dies Christian Sapin nach dem erhaltenen Beispiel von Tournus auch für Cluny zur Diskussion stellt, kann nicht mehr entschieden werden. Diente das Atrium als Friedhof für Laienbestattungen? Zahlreiche Konzilsbeschlüsse beschränkten oder verboten wiederholt vor allem das Begräbnis von Laien in der Kirche selbst, oder versuchten zumindest, es in die Vor- und Nebenräume zu verlegen. Nur im Atrium eines Gotteshauses durfte ohne Einschränkungen begraben werden.147 Dazu liegen auch viele Befunde vor, wie die Münstervorhalle IV zeigt.148 Auch im Atrium I sind Gräber belegt, die sich aber mangels stratigrafischer Beobachtungen zeitlich nicht einordnen lassen.149 Toranlage mit Nellenburgischer Pfalz? Die massiven, 2,5x3,5 m messenden Eckklötze der Klosterwestfassade wurden bisher als die Reste von kleinen Türmen interpretiert, welche die Toranlage flankiert hätten.150 Viel wahrscheinlicher ist aber, dass hier Treppen eingebaut waren, die zu einem Obergeschoss führten151 (Beil. 1.6). Mauerverdickungen zum Einbau von Treppen sind sowohl im mittelalterlichen Sakral- als auch im Burgenbau immer wieder anzutreffen.152 Die Rekonstruktion der Treppen macht wahrscheinlich, dass der obere Treppenteil, der sich im gemauerten Bereich befand, in Stein gefertigt war.153 Der Treppenanfang hingegen, der in dem kleinen Raum lag, dürfte aus Holz bestanden haben, war damit demontierbar und deutet auf verschliessbare Hocheingänge hin.154 Vom Obergeschoss können im Südosten die unteren 1,2 m erhalten sein.155 Lagen hier repräsentative Räume, war es die nellenburgische Pfalz und wurden hier auch vornehme Gäste156 beherbergt? Diente das Obergeschoss nach der Reform von 1080, spätestens nach der Aufgabe der Vogtei durch Burkhard 1096, als Abtshaus?157 Ob der nur rudimentär un-


tersuchte Brunnen bzw. die Latrine auf der Südseite dazugehört oder neuzeitlich ist, wie die Einfüllung nahelegt, müsste untersucht werden.158 Klausurwestflügel (Beil. 1.7– 9) An der Klausurpforte, zwischen Keller und Kirche, zeigt der St. Galler Klosterplan einen schmalen, mit Bänken entlang der Wände ausgestatteten Raum, das Sprechzimmer für Besucher. In Cluny und Hirsau diente der Pfortenraum als eleemosynarium, als Almosenzelle, der Verteilung von Almosen durch den Armenpfleger.159 Weil die Bank der oben erwähnten, annähernd quadratischen Öffnung in der Ostwand von Raum 7 nur 1,1 m über dem Boden liegt, kann sie vielleicht als Durchreiche für die Speisen interpretiert werden. Sich der Armen anzunehmen, gehörte zum abendländischen Mönchstum. Die Speisung der Armen, in Verbindung mit der Totenmemoria, geschah aus der Vorstellung heraus, dass Lebende, die ihren Toten helfen wollen, gut daran tun, gegenüber Armen mildtätig und barmherzig zu sein.160 Im St. Galler Klosterplan liegt südlich des Pfortenraumes das cellarium, der Wein- und Bier-

keller, mit dem Vorratshaus darüber. Der Keller liegt auch in Cluny II an dieser Stelle; die kellerartige Eintiefung von Raum 8 und die marginale Befensterung des anschliessenden Raumes unterstützt die gleiche Deutung auch für Schaffhausen. Die im Liber tramitis überlieferte Flügelbreite von 60 Fuss entspricht aber nicht unserer Breite des Westflügels. Diese beträgt 9,8 m, was genau den 34 Fuss entspricht, welche für das Dormitorium überliefert sind.161 Ein Hinweis, dass das erste Mönchsdormitorium hier im Obergeschoss des Westflügels lag.

Abb. 19: Das Eigenkloster von Ita und Eberhard von Nellenburg nach der Weihe von 1064 (Allerheiligen I). (Computerrekonstruktion V. Homberger).

Klausursüdflügel (Beil. 1.10 und 11) Die Türe beim Anschluss des Südflügels führte offenbar vom Kreuzgang her in die Mönchsküche, die traditionell an dieser Stelle im Klausurwinkel gelegen ist. Im St. Galler Klosterplan ist sie als eigenständiges Gebäude eingezeichnet und im Liber tramitis zwischen Keller und Refektorium beschrieben.162 Nach den gleichen Quellen wäre der anschliessende Erdgeschossraum als Refektorium, als Speisesaal, zu interpretieren.163 Die mögliche, aber sehr spärliche Befensterung164 lässt allerdings Zweifel aufkommen. Sind schon im Liber tramitis an beiden Längsseiten acht 27


nen Kirchentüre. Zusammen mit der Breite des Südflügels ergibt sich nach dem Liber tramitis eine Klausurlänge von 100 Fuss, ein Mass, das, wie unten dargelegt, auch in Schaffhausen wie vielerorts grundrissbestimmend war.170 Kreuzgangnordflügel (Beil. 1.13) Der geweitete kirchenseitige Kreuzgangflügel diente in Reichenau-Mittelzell als Raum für die Kapitelversammlung. Dort sind an den Längsmauern Bänke für die zur Beratung zusammenkommenden Mönche nachgewiesen, so wie dies auch der als Lesegang bezeichnete Nordflügel des St. Galler Klosterplans zeigt.171 Gegen die Deutung unseres Nordflügels als Kapitelsaal172 spricht, dass Umbauten im Inselkloster bereits Ende des 10. Jahrhunderts zum Verschwinden des überbreiten Kreuzgangflügels und der Schaffung eines eigenständigen Kapitelraumes führten, wie er auch im Liber tramitis beschrieben ist.173 Im Kloster Rheinau fand im kirchenseitigen Kreuzgangflügel am Gründonnerstag der liturgische Akt des Mandatum pauperum statt. Nach der Überlieferung aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts wurden die Armen, nachdem man ihnen zuerst die Füsse ausserhalb der Klausur im Gästehaus gewaschen hatte, in den Kreuzgang geführt, und sie setzten sich beim Eingang auf die rechte Seite gegen die Kirche gewandt.174 Dies lässt ebenfalls auf eine Bank entlang der hofseitigen Kreuzgangmauer schliessen, wie sie sich im Befund andeutet. Abb. 20: In Stufen abgearbeiteter Kalkfels des ältesten Steinbruches in der Südwestecke des Pfalzhofes. Die Bollensteine gehören zu den Resten eines Kalkbrennofens aus dem 10. Jahrhundert.

28

Fenster überliefert,165 zeigt auch der am gleichen Ort nachfolgende Speisesaal des Südflügels IV eine Gruppe von mindestens acht Fenstern in der Südwand.166 Auch das ebenfalls im Erdgeschoss gelegene Mönchsrefektorium in Regensburg-St. Emmeram aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts wird von zwei Gruppen von acht, beziehungsweise fünf Rundbogenfenstern belichtet.167 Diese Fenster, im Achsabstand von 1,7 m, entsprechen aber in Form und Grösse recht gut unserem Befund im Obergeschoss. Es stellt sich deshalb die Frage, ob in Schaffhausen das erste Mönchsrefektorium im Obergeschoss lag und das Erdgeschoss eine untergeordnete Funktion hatte. Im Liber tramitis wird zwischen Dormitorium/ Latrine und Refektorium das Calefactorium, der Wärmeraum der Mönche erwähnt. Die dort genannten Masse für den Südflügel von 25 x145 Fuss und einer Höhe von 23 Fuss,168 entsprechen recht gut unserer Breite von 7,8 m und Höhe von 6,5 m, während die Länge mit 41,3 m169 nur etwa 1,5 m zu kurz ausgefallen ist. Deckungsgleich ist auch der überlieferte Abstand von 75 Fuss von der Kirchentüre im östlichen Kreuzgang bis zum Kalefaktoriumsausgang mit unserem Abstand von 21,9 m vom Südflügel bis zur angenomme-

Eine alte Gewerbelandschaft Erste Hinweise zu einer vorklösterlichen Nutzung des Geländes175 lieferten die Grabungen von 1994/95. Weil die klosterzeitlichen Schichten 1921/22 bei der Absenkung um 0,6 m auf das alte Hofniveau entfernt worden sind, blieben nur die ältesten Schichten erhalten. Frühmittelalterliche Eisenverhüttung (Beil. 1.A und 11) Eine Holzkohleschicht von bis zu 10 cm Dicke liegt auf dem brandgeröteten, anstehenden Humus und umreisst das Areal eines Kohlemeilers. Sie war überdeckt von einer Eisenschlackenhalde von bis zu 16 cm Stärke und einem Durchmesser von mehr als 11 m, aus der gut 124 kg Verhüttungsschlacke aufgesammelt wurden. Die Schlackenhalde ist auf der West- und Südseite durch die Museumsneubauten von 1935/38 zerstört worden. Die Schichten weisen die grösste Dicke an der Ecke dieser Störung auf; hier fand sich eine Mulde von gut 0,7 m Durchmesser, bei


einer Tiefe von 20 cm, gefüllt mit Asche, Schlacke, verbrannten Steinen und Lehm. Gegen Westen ist der anstehende Humus punktuell bis zu 10 cm tief brandgerötet, was auf eine starke Hitzeeinwirkung hindeutet. Wahrscheinlich handelt es sich um die Überreste des Rennofens, beziehungsweise um die davorliegende Arbeits- und Schlackenabflussmulde.176 Zwei 14C-Daten ermöglichen die Datierung der Eisenverhüttungstätigkeit ins Frühmittelalter177 und deuten auf einen möglichen Zusammenhang hin mit einem zu vermutenden alamannischen Gehöft bei der Schwertstrasse, nach zwei 1869 dort entdeckten Gräbern des 7. Jahrhunderts.178 Kalköfen belegen frühe Bautätigkeit Beim heutigen Museumseingang fand sich die beckenförmige Grube G 2 (Beil. 1.B und 11), mit einem Durchmesser von 4,4 m und einer erhaltenen Tiefe von 1,1 m. Wegen der erwähnten Störungen war sie nur zur Hälfte erhalten (Abb. 90). Brandrötungen der unteren Wandhälfte und Sohle, letztere überdeckt von Kalkresten, sind Belege der einstigen Nutzung als Kalkbrenngrube.179 Davon stammen auch Kalksteine und verbrannte Lehmbrocken in der Füllung. Ein Holzkohlestück aus der Grubenwand ergab eine 14C-Datierung ins 8./9. Jahrhundert.180 Brandrötungen und Kalkreste einer weiteren Kalkbrenngrube zeigten sich auch 1995 südöstlich davon in einem Wasserleitungsgraben, 1,8 m unter der Baumgartenstrasse.181 Ein weiterer Kalkbrennofen lag in der Auffüllung des unten vorgestellten Steinbruches (Beil. 1.C und D). Wegen seiner Überlagerung durch die modernen Museumsgebäude liess er sich nur fragmentarisch untersuchen. Seine trichterförmige Brennkammer ist mit vermörtelten Kieselsteinen gemauert (Abb. 20), die zum Teil von Kalk und Holzkohle bedeckt sind. Die Wände sind horizontal bis zu einer Tiefe von 60 cm brandgerötet. Holzkohle ergab hier eine 14C-Datierung ins 10. Jahrhundert.182 Die Befunde sind deckungsgleich mit denjenigen der Öfen aus dem 11. Jahrhundert im Münster, abgesehen vom verwendeten Steinmaterial.183 Zum ältesten Schaffhauser Steinbruch in der Grueb Ist der jüngere Kalkbrennofen allenfalls noch mit den Anfängen des Klosters in Verbindung zu bringen,184 deutet die ältere Kalkbrenngrube auf einen Zusammenhang mit der Stadtkirche St. Johann hin, die in die Jahrtausendwende datiert, möglicherweise aber noch ins 10. Jahrhundert zurückreichen kann.185 Weil auch diese älteste Schaffhauser Kirche zum Teil aus Kalksteinen er-

baut ist,186 kann die Eröffnung des Steinbruchs mit diesem Bauwerk in Verbindung gebracht werden (Abb. 21). Er wurde, wie erwähnt, in der Südwestecke des Pfalzhofes unter dem Kalkbrennofen angeschnitten. Der anstehende Fels war an dieser Stelle in Stufen von 16–20 cm Höhe abgearbeitet, was der Höhe der Steinlagen der mittelalterlichen Klostermauern entspricht (Abb. 20, Beil. 11). Grosse Mengen von Kalksteinsplitt als Steinbruchabfall fanden sich auch in der Klosterstrasse bei der Südwestecke des Museums.187 Es handelt sich offensichtlich um jenes Gelände, aus dem auch 1050 Steine und Sand für den Klosterbau gewonnen wurden. Es gehörte der Bamberger Kirche und wurde, nachdem deren Vogt Herzog Bertold Einspruch erhoben hatte, von Eberhard gegen ein anderes Grundstück abgetauscht.188 Seine Lage am Rheinufer macht verständlich, weshalb es in vado, an der Furt, genannt wird.189 Weitere Bodenaufschlüsse machen deutlich, dass sich die 1315 erstmals erwähnte «Grueb» am Südabhang des Herrenackers im 14. Jahrhundert schliesslich bis über das Rinkengässchen hinaus, etwa 350 m in westöstlicher Richtung erstreckte.190 Sie wurde nach und nach aufgefüllt und rekultiviert, wie dies Humusschichten über den Auffüllungen zeigten und 1335 am Beispiel eines Gartens an der Neustadt auch erwähnt wird: «us der staingruo b wider ainen garten machen».191 Spätestens 1379 wurde die Grueb abgelöst durch den Steinbruch in den Mühlenen.192 Er lag ausserhalb der Stadtmauern und diente auch dem Bau der neuen Strasse hinter den Mühlenen welche die neue, viel flachere Verbindung schaffte für den Warentransport von Schaffhausen an den Rheinfall.

Exkurs I: Zur Bauvermessung des ersten Klosters Die Übertragung der Grundrisse von Allerheiligen I und St. Johann I in den amtlichen Katasterplan ermöglicht Rückschlüsse zur Bauvermessung des 11. Jahrhunderts (Abb. 22). Die Mittelachse durch Klostertor, Atrium und Münster misst 58,3 m oder fast 200 Fuss.193 Legen wir vom Schnittpunkt dieser Achse mit dem Haupt des Münsterchores rechtwinklig eine Gerade nach Norden, treffen wir nach 145,5 m oder knapp 500 Fuss auf das Zentrum194 eines quadratisch gemauerten Schachtes,195 welcher dort nachträglich in den Boden der ersten Stadtkirche eingelassen ist. Er ist von einer Sandsteinplatte mit einem zentralen, quadratischen Loch abgedeckt; die Seitenlänge beträgt 0,65 m und die Tiefe 1,1 m.196 Der Schacht kann als Reliquienbehälter gedeutet werden, über dem sich ein Altar erhob, der am üblichen Platz des Kreuzaltars liegt. War es jener

Abb. 21 (folgende Doppelseite): Der Bauplatz des ersten Klosters im späten Frühjahr 1050. Archäologisch nachgewiesen sind die Stadtkirche St. Johann, die vermutlich von dort her abgesteckten Grundmodule mit den Bauten von Allerheiligen I, sowie der Steinbruch mit dem Kalkbrennofen. Vermutet werden das provisorische Mönchshaus auf der Südseite des ersten Münsters und die frühstädtischen Häuser entlang der Vordergasse; Holzbauten, die sich rekonstruieren lassen nach den Befunden von Schaffhausen-Berslingen und Untersuchungen von zum Teil erhaltenen Holzbauten aus dieser Zeit in Mittel- und Westeuropa. Das mechanische Mörtelmischwerk ist unter anderem verschiedentlich im Zürcher Raum nachgewiesen. Darstellungen von Bekleidung, Handwerk und Werkzeugen stützen sich auf historische Bildquellen des 11. und 12. Jahrhunderts. Im Hintergrund ist blau hineinprojiziert die heutige Dachlandschaft der Vordergasse mit der Stadtkirche St. Johann und dem Munot (R. Baur, Farbstift, 41x 58,5 cm).

29




Abb. 22: Die Einmessung des Klosters Allerheiligen erfolgte vermutlich von der bereits bestehenden Stadtkirche St. Johann aus, ausgehend von einem dort im Boden eingelassenen Reliquienbehälter. M. 1:2000.

Altar, den Papst Leo IX. am 22. November 1049 weihte?197 War dies das Werk von Liutbald, Eberhards treuem Priester, der in der Baukunst sehr erfahren war, wie es im Weihebericht heisst?198 Eine solche Vermessung ist überliefert in der nach 1079 datierten Fundatio Hildensemensis, in der ein Traum des Hildesheimer Bischofs Altfried für das Jahr 852 beschrieben wird: «Es erschienen … gezeichnet und … wie mit Frühlingsreif niedergeschrieben, Grenzlinien zum Graben der Fundamente einer Kirche, kunstfertig im rechten Winkel gemessen, ausgerichtet von der uralten Kapelle St. Maria nach Westen, so breit und lang unter sich Abstand haltend wie die Mauerdicke, die Länge der Kirche und die Geräumigkeit es erforderten».199

Exkurs II: Zu den Grundmassen des ersten Klosters

Abb. 23: Vier Module von 17,5 x 29,5 m oder 60x100 Fuss bilden den Grundriss der ersten Klosteranlage. M. 1:1000.

32

Aus dem neuen, steingerechten Gesamtplan von Allerheiligen ist abzulesen, dass das erste Kloster ein modulus, wie es in der Weiheurkunde genannt ist,200 ein Grundmass von 17,5x29,5 m201 aufweist, das sich viermal findet (Abb. 23): Im Aussenmass von Kirche, von Atrium mit Klostertor und mit doppelter Breite im Umfang der Klausur. Die Masse oder Teile davon finden sich im Grundriss vielfach wieder,202 genauso auch in der Prioratskirche Wagenhausen, wo bei gleicher Länge die Breite mit 11,8 m zwei Drittel der Münsterbreite beträgt.203 Wenn wir mit dem römischen Fussmass von 29,6 cm rechnen, das Conant auch für Cluny III mit 29,5 cm feststellte,204 resultiert daraus ein Grundmass von 60 x100 Fuss. Dieses Fussmass lebte im Schaffhauser Werkschuh, der 29,78 cm betrug, bis ins 19. Jahrhundert weiter. Das Grundmass entspricht auffallenderweise genau jenen Hofstätten, die in den Schriftquellen des 12. und 13. Jahrhunderts für Städte in den Kantonen Bern und Fribourg genannt sind,205 was erneut nach Westen, in den burgundischen Raum weist. Haben wir damit auf archäologischem Weg die nicht überlieferten Masse der 112 areae, der Hofstätten gefunden, welche im Anfang des 12. Jahrhunderts entstandenen Güterbeschrieb von Allerheiligen genannt sind?206 Ein weiteres, wichtiges Indiz für diese Vermutung ist der Verkauf von Parzellen im klösterlichen Baumgarten zwischen Stadtkirche und Münster von 1392. Ihre Grösse entsprach 60x24 Fuss,207 was einem Viertel unserer «Urparzellen» entspricht. Dies deckt sich mit den verschiedenorts gemachten Beobachtungen, dass im Verlaufe des Mittelalters aus grossen Grundstücken durch Teilung Kleinparzellen entstehen.208


Ausbau zur Grablege der Gründerfamilie (Allerheiligen II) Die Feststellung von zwei deutlich getrennten Bauphasen im bisher als einphasig angesehenen ersten Kloster209 ist sicher eines der wichtigsten neuen Resultate. Es ermöglicht eine neue Deutung der schriftlichen Überlieferung des Klosters und gibt Hinweise zur frühstädtischen Entwicklung von Schaffhausen im späteren 11. Jahrhundert, die damit aufs engste verknüpft ist. Erstmals konnte Guyan durch seine Flächengrabung im Chor einen Umbau des ersten Münsters nachweisen.210 Im Rahmen unserer Bearbeitung erkannt worden sind der Neubau des Querschiffes mit Vierung, der Neubau des Klausurostflügels, Anbauten an den westlichen Kreuzgang und das Gäste-/Konversenhaus westlich der Klausur. Ebenfalls zu diesem zweiten Plan gehört die nellenburgische Memorialanlage, bestehend aus dem nachträglich eingebauten zentralem Westwerkturm und dem Kreuzhof mit den beiden Zentralbauten, der Dreiapsidenkirche und der Krypta, an die erst nachträglich die Zugänge angefügt wurden.

Abb. 24: Die Fundamente des Chores II schliessen sich an die Mittelapsis I an. Rechts die einige Jahre später entstandene Zugangsrampe zur Krypta Eberhards. Im Hintergrund die Fundamente des östlichen Kreuzgangflügels IV. Blick nach Osten.

Neubau von Chor und Querschiff Die Mittelapsis I ist auf Schiffniveau abgebrochen und durch das Chorjoch mit angehängtem Apsisfundament aus Kieselbollen, zum Teil in opus spicatum, ersetzt worden211 (Beil. 2.16, Beil. 10, Abb. 24). Die massive Mauerstärke von 1,4 m, 30 cm tiefer fundiert als der Vorgängerbau, deutet auf die Überwölbung des Altarhauses hin. Auch das Querhaus ist neu erbaut worden, wie mehrere Beobachtungen nahelegen: Die überbreite Südmauer212 des Querschiffes ist zweiphasig; ursprünglich war sie 1,1 m breit wie die übrigen Fundamentmauern des Münsters und korrespondierte mit der Südflucht von Westbau und Atrium. Das 0,8 m breite Fundament des neuen Klausurostflügels ist nachträglich dagegen gemauert, gleich tief fundiert und durch ein vertikales Humusband getrennt, wie eine Sondage 1998 zeigte (Abb. 25).213 Im Mittelabschnitt überlagert das jüngere Mauerwerk die Kirchenmauer um 20 cm, dies aber nur in der obersten Lage, die im Bereich des Fundamentabsatzes liegt. Die neue Mauer verengte den Umlauf in der Nordostecke des Kreuzgangs, weshalb dort ebenfalls Anpassungen zu erwarten sind. Für eine Zweiphasigkeit sprechen auch das nördliche Pendant, heute unter der Südwand des Münsters gelegen, mit der gleichen Überbreite von 1,8 m214 und die

Abb. 25: Südmauer des Münsterquerschiffes I mit der nachträglich dagegen gemauerten Nordmauer des Ostflügels II und der Profilzeichnung darüber. Im Vordergrund hochkant gestellte Kalksteine eines ehemaligen Abts(?)grabes. Blick nach Osten.

33


Abb. 26: Blick auf die Nordapsis des Münsters I, die wahrscheinlich in Allerheiligen II umgebaut wurde. Dahinter schliesst sich das südseitige Fundament des fünfschiffigen Münsters an, welches den stadtseitigen Zugang zu Eberhards Krypta zerstört. Blick nach Osten.

Heiligkeit verstorbenen Konventualen vorbehalten.219 Die Zeitstellung unseres Grabes deutet möglicherweise auf den zweiten Abt Liutolfus hin, der wohl bis 1080 amtierte und unter dem das Münster I geweiht wurde.220 Vierung

Abb. 27: An die östliche Abschlussmauer des Münsterschiffes I wurde später der nordwestliche Vierungspfeiler II (rechts) angebaut. Blick nach Norden.

Westseiten des Querschiffes, die nicht wie üblich 1,1 m, sondern 1,6 m stark sind. Mörtelunterschiede scheinen auch auf der besser erhaltenen nördlichen Seitenapsis vorhanden zu sein, wo das nur einlagig vorhandene Aufgehende auf die mögliche Aussenrundung der Apsis hindeutet; innen war vermutlich eine vorgelagerte, wenig tief fundierte Steinbank vorhanden (Abb. 26).215 Durch die Verschiebung der Seitenmauern nach aussen ergaben sich beidseitig der Vierung quadratische, wohl ebenfalls gewölbte Querarme216 und gleichzeitig wurde dadurch der beidseitige(?) Einbau von Türen in die Schultern des Querschiffes möglich, als Zugänge zur Krypta und zum Kreuzhof. Anschliessend an die Fundamentvorlage des nordöstlichen Vierungspfeilers zeigten sich 1964 unter der Kreuzgangmauer IV zwei Mörtelbodenreste. Der eine auf dem Niveau des Schiffbodens ist überlagert von einem zweiten Boden, der 16 cm höher liegt und wohl mit diesem Umbau entstanden ist (Beil. 10).217 Hochkant gestellte Kalksteinplatten im nördlichen Kreuzgang gehören zu einem ausgeräumten, Nord-Süd ausgerichteten Grab,218 das die neue Querschiffschulter berücksichtigt (Abb. 25). An dieser Stelle, an der sich wie erwähnt die Mönchspforte zur Kirche rekonstruieren lässt, findet sich manchmal eine Altarstelle, mit oder ohne zugehörige Grabstelle. Letztere ist nicht selten dem Gründerabt oder einem im Rufe der 34

Korrespondierend mit den Baufluchten der Chorverlängerung, ist nachträglich im Querschiff eine Vierung eingebaut worden (Beil. 2.16). Die Sondage von 1998 beim nordwestlichen Pfeiler zeigte, dass dieser Fundamentklotz sekundär vor die Querschiffmauer der ersten Kirche gesetzt wurde und 30 cm weniger tief fundiert ist (Abb. 27 und Beil. 10). Zudem weist er gegenüber den älteren Münstermauern einen deutlich helleren Mörtel auf. Dieselben Merkmale zeigt auch sein östliches Gegenstück.221 Hinzu kommt eine Fundamentverstärkung in der Südostecke des nördlichen Seitenschiffes, die erst im Zusammenhang mit der Vierung einen Sinn ergibt. Die südlichen Pendants fehlen, weil chorseitig das Mauerwerk zu wenig hoch erhalten geblieben ist, schiffseitig der Befund aus der nur rudimentär durchgeführten Grabung von 1922 stammt.222 Die Vierung spricht auch für die Rekonstruktion eines Vierungsturmes mit Glocken, die in der monastischen Liturgie sehr oft geläutet wurden.223 Das erste Münster dürfte deshalb an dieser Stelle einen Dachreiter getragen haben.

Klausurostflügel Der noch weitgehend unerforschte Ostflügel liegt grösstenteils im heutigen Kreuzgarten (Beil. 2.17). Während die Maueranschlüsse ans neue Münsterquerschiff zerstört sind und rekonstruiert werden müssen, ist die Nordostecke und die Ostwand im Fundament nachgewiesen. In der Gebäudemitte ist das aufgehende Mauerwerk bis zu einer Höhe von 30 cm erhalten.224 Die Südwand schliesslich blieb als Teil der Kreuzgangmauer noch zweigeschossig erhalten (Abb. 28 und Beil. 12); sie ist nach der Untersuchung von 1987 später an den Westabschnitt angebaut und unterstützt die jüngere Zeitstellung des Ostflügels.225 Das lagerhafte Mauerwerk zeigt wiederum Fugenstrich.226 Ein vorgelagerter Stein auf Höhe des Ansatzes der Kreuzhofmauer könnte Unterlage einer Fachwerktrennwand gewesen sein (Abb. 43), vielleicht füllte er aber nur den Ausbruch einer im Fundamentgraben angeschnittenen Grabgrube. Flächig untersucht ist nur das südliche, im Kreuzgang gelegene Ende des Ostflügels (Abb. 29). Hier fand sich auf den bereits erwähnten, älteren Horizonten ein Mörtelgussboden auf einer Bol-


1

Abb. 28: In drei Etappen entstand die Rückwand des Kreuzgangsüdflügels: links das Mauerwerk von Allerheiligen IV, in der Mitte zwischen vertikalen Baufugen die Mönchslatrine des Ostflügels II, rechts Allerheiligen I. Faulgase der Latrine führten zum «Zurückschmelzen» der Latrinenmauer (1). Blick nach Westen.

Abb. 29: Ostflügel II mit der freigelegten Mönchslatrine links. Der Mörtelgussboden rechts liegt auf älteren Schichten, die vermutlich zu einem Provisorium für die Mönche gehören. Die hufeisenförmig angeordneten Bollensteine stammen von einem Ofen, der vermutlich den Aufenthalts- und Arbeitsraum der Mönche beheizte. Unter den spätgotischen Öffnungen zeigen sich die Fundamente des romanischen Kreuzgangsüdflügels IV. Blick nach Westen.

35


lensteinrollierung sowie ein mit brandgeröteten Bollensteinen gefütterter Unterbau eines Ofens. Er wurde von Osten, von ausserhalb der Mauer her befeuert und besitzt einen 0,3 m unter dem Bodenniveau liegenden Feuerraum von 0,6x1,5 m. Später ist dieses Ofenloch zugemauert und der Ofen offenbar aufgegeben worden.227 Mönchslatrine (Beil. 2.18 und 12) Am Ende des Ostflügels liegt eine mächtige Latrinengrube mit etwa 33 m3 Inhalt.228 Faulgase haben offensichtlich dazu geführt, dass ein Teil der Südmauer im Deckenbereich des westlichen Abschnittes bis zu 10 cm «zurückgeschmolzen» ist (Abb. 28). Vielleicht ermöglichte eine Türe vom Garten her die Entleerung der Latrine, wie ein roter Sandstein an der Südostecke andeutet, möglicherweise der letzte Rest eines Türgewändes. Leibungsreste auf verschiedener Höhe stammen von Fenstern zur Entlüftung und Belichtung. Im Obergeschoss ist eine quadratische Fensternische vorhanden, die sich zu einem Lichtschlitz von 0,1x 0,4 m verjüngt. Die Latrine ist von Guyan zu einem guten Viertel ausgegraben worden (Abb. 29), erbrachte aber an Fundmaterial nur wenige Tierknochen.229 Glücklicherweise sind aus der etwa 40 cm dicken Fäkalienschicht auf der Sohle damals Proben entnommen worden, deren Auswertung jetzt äusserst wertvolle Hinweise ergaben.230 Sie zeigen, dass in Schaffhausen Moos als Toilettenpapier verwendet worden ist und nicht, wie in den Hirsauer Constitutionen beschrieben, Heu oder Hölzchen.231 Die Latrine ist nach ihrer Ausserbetriebsetzung mit dem Neubau der Klausur IV mit Schutt gefüllt und zur Geruchseindämmung mit einer Lehmschicht abgedeckt worden.232 Nach den alten Aufnahmeplänen verlief im Erdgeschoss des Südflügels die Ostmauer II weiter nach Süden.233 War es eine Hofmauer zu II oder wurde der Südflügel von Bau IV in einer ersten Etappe nur bis hierhin geführt?

Abb. 30: Ein hufeisenförmiger Ofen nördlich des Brunnenhauses II gehörte zu einem Holzgebäude und wurde vom Kalksteinfundament der Kreuzgangapsis IV überlagert. Blick nach Westen.

36

Übrige Bauten von Allerheiligen II Ein zentraler Annex am Westflügel des Kreuzgangs EinnachdenSondagen von 1998 annähernd quadratischer Annex von 5 m Seitenlänge234 schliesst mit Baufugen an die westliche Kreuzgangarkade an (Abb. 18 und Beil. 2.19).235 Er bezieht deren zentrale Türe mit ein. Die Mauerstärke der Bollensteinfundamente beträgt mit 0,9 m gegenüber der Kreuzgangmauer das Anderthalbfache und deutet zusammen mit der etwa 35 cm tiefer gelegenen Fundamentsohle auf einen zweigeschossigen, möglicherweise eingewölbten Baukörper hin. Ein 1998 angelegter, zentraler Schnitt im Rauminnern zeigte weder Bodenreste noch tiefergreifendeEinbauten,welchezurFunktiondes Erdgeschosses hätten Auskunft geben können.236 Öfen beidseits des Kreuzgangannexes als Überreste von Holzgebäuden Beidseits des quadratischen Baukörpers liegen im Kreuzgarten zwei Öfen, letzte Zeugen weiterer Räume. Mauern sind nicht vorhanden, deshalb muss es sich um Holzbauten gehandelt haben.237 Ihre Ostbegrenzung, die mit der Mauerflucht des Annexes zusammenfällt, lässt sich über den nördlichen, von aussen befeuerten Ofen (Beil. 2.20, Abb. 30) rekonstruieren. Der Feuerraum lag nach den umliegenden Bodenresten etwa 80 cm tiefer, ist hufeisenförmig und aus stark brandgeröteten, in Lehm verlegten Bollensteinen gefügt. Eine Ascheschicht auf dem anstehenden brandgeröteten Malmschutt belegt die einstige Nutzung. Die Abbruchhöhe ist identisch mit der Fundamentunterkante der Apsis IV, welche den Ofen leicht überlagert und ihn damit einer älteren Bauetappe zuweist. Der zweite Ofen (Beil. 2.21) liegt zwischen den Kreuzgangmauern I und IV. Er wird überlagert von der jetzigen Kreuzgangmauer und stört offenbar das Fundament des ersten Kreuzgangs.238 Sein Feuerraum liegt etwa 90 cm unter den nachgewiesenen Bodenresten, weist einen Durchmesser von 60 cm auf und besteht ebenfalls aus stark brandgeröteten Kieselbollen.239 Ein Haus bei der Toranlage (Beil. 2.22 und 2.23) Der untere Teil der heutigen Westwand der Johanneskapelle besteht aus Handquadermauerwerk mit Fugenstrich auf einem Kieselsteinfundament, das zu den Bauten des 11. Jahrhunderts passt (Abb. 31). Zugehörig ist ein kleines querrechteckiges Fenster,240 wie sie uns im ältesten Westflügel bereits begegnet sind. Es wurde durch die spätere Westverlängerung der Johanneskapelle


verstellt. Der Fundamentabsatz liegt zwar im Schwellenbereich des ersten Klostertores, das Gebäude passt sich aber nicht in den ursprünglichen Grundplan ein und wird deshalb seiner Ausbauphase zugerechnet. Sulzberger konnte 1922 beim Aushub für die Trafostation weitere Teile dieses Gebäudes freilegen. Die Nordwand ist ebenfalls «sehr schön regelmässig gemauert mit Fugenstrich»,241 dort anschliessend an die Johanneskapelle zeigten sich die Reste eines profilierten Türpfostens mit Schwelle aus Sandstein. Dahinter lag in sekundärer Lage der Mittelpfosten eines Doppelfensters mit Ornamentbändern.242 Reste einer zweiten Türe fanden sich in der parallelen Binnenwand, die offenbar einen Flur mit Mörtelboden abtrennt. Dieser Gang wird durch eine spätgotische Latrine VI gestört,243 findet sich westlich davon wieder und weist dort eine dritte Türe auf. Die Westmauer liess sich 1937 in der Klosterstrasse beobachten.244 Ein nicht weiter untersuchter Brunnen245 an der Gebäudenordwand gehört wohl dazu. Möglicherweise ist das Obergeschoss eine jüngere Aufstockung des 12. Jahrhunderts, worauf niedrigere Kalksteinlagen hindeuten; einzelne davon sind schräggestellt. Dazu passt die Rundbogentüre mit Kantenrundstab,246 deren Lage auf eine Aussentreppe mit Laube schliessen lässt (Abb. 32 und 82). Heute dient sie als Verbindung vom Museumswestflügel zur Loggia.

Abb. 31: Das Mauerwerk mit Fugenstrich in der Westwand der Johanneskapelle gehört zum ursprünglich freistehenden Gäste-/Konversenhaus II. Darüber liegt die vermauerte Türe des Pfaffenganges zur neuen Abtei von 1484. In der wohl spätgotischen Wandbank links steckt eine wieder verwendete Sandsteinspolie aus der 1431 abgebrochenen Kapelle über der Johanneskapelle. Blick nach Westen.

Abb. 32: Heute noch benutzte Rundbogentüre auf der Westseite der Loggia V. Sie gehörte zum ursprünglich freistehenden Gäste-/Konversenhaus II, das möglicherweise im 12. Jahrhundert aufgestockt wurde.

Bauten der Nellenburgischen Memorialanlage Zentraler Westwerkturm (Beil. 2.24) Baufugen und der sich von den übrigen Bollensteinfundamenten deutlich abhebende Mauercharakter zeigen in aller Deutlichkeit,247 dass der bisher als Westempore oder Turm interpretierte Bauteil248 später ins Schiff eingebaut ist (Abb. 33). Im Mauerwerk fallen viele Kalksteine auf, die zum Teil brandgerötetet sind,249 was sie als Spolien ausweist, während Bollensteine, wie sie ausschliesslich in den Fundamenten von Allerheiligen I und II vorhanden sind, vielleicht noch hälftig Anteil haben. Die Baufugen lassen sich so interpretieren, dass zuerst im zweiten Joch ein Querriegel eingezogen wurde, der in die Seitenschiffe ausgreift, was den Abbruch der Spannmauern im zweiten Joch voraussetzte. Anschliessend wurden im Bereich des ersten Joches die Mauerscheiben ausgewechselt und etwas tiefer fundiert erneuert.250 Zum Oberbau gibt es einen einzigen Hinweis: Eine Aussparung im Mörtelgussboden der nur im Kreuzgang erhalten blieb, deutet auf die Ausbildung eines vollflächigen Pfeilers zwischen dem ersten und dritten Arkadenbogen hin.251 Der Neubau der Fundamente nach so kurzer Zeit läs37


1,8 m entspricht das Lichtmass der Bogenstellung jenem des ersten Münsters. Die Pfeiler sind noch maximal 1,3 m hoch erhalten, aus Kalkquadern gemauert und ungegliedert. Eine Kalkplatte bildet die Basis, die sich wenige Zentimeter über den ziegelschrotgeröteten Mörtelgussboden erhebt, der 1,3 m unter dem Boden des Kirchenschiffs lag. Der Zugang befand sich auf der Nordseite und war etwa 2 m breit, entsprechend der weggelassenen Wandscheibe zwischen Chorschulter und erstem Wandpfeiler. Dieser zieht um die Ecke und verblendet den stumpfen Ansatz der Kryptamauer (Abb. 36 und Beil.10), deren Fundament noch 65 cm gegen Westen läuft und dort ebenfalls endet.254 Ein einzelner, etwas vorstehender Bollenstein am Pfeilerfuss markiert die Lage der ersten Stufe der Aussentreppe. Abb. 33: Das Mauergeviert im Westen des Münsterschiffes I weist verschiedene Baufugen auf und besteht aus wiederverwendetem Steinmaterial. Es sind die Fundamente des zentralen Westwerkturmes II der nellenburgischen Memorialanlage. Blick nach Norden. Abb. 34: Anschluss der Kryptapfeiler an den Chor II mit dazwischenliegender Steinbank. Blick nach Norden. Abb. 35: Heute noch begehbare Osthälfte der Krypta im Kreuzgangostflügel mit später eingesetztem Altar und Grabkiste Eberhards von Nellenburg. Rechts die bis auf den Kryptaboden hinuntergezogenen Fundamente des Kreuzganges IV. Blick nach Süden.

38

st sich nur mit dem Einbau eines Turmes erklären. Aussenkrypta als Grablege der Klosterstifter (Beil. 2.25) Der quadratische, dreischiffige Raum252 wurde 1964 freigelegt und ist vom Bauablauf her nachträglich an den gestelzten Chor II angefügt, gehört aber dem gleichen Ausbauplan an (Abb. 34). Dafür sprechen die in der Sondage von 1998 festgestellten gleichen Mörtel und der mit der Chorunterkante übereinstimmende Fundamentabsatz. Die nur 1 m ins anstehende Terrain eingetieften Aussenwände sind einhäuptig, bestehen aus 0,6 m starkem Bollensteinmauerwerk, einzelne Lagen sind in opus spicatum, im Ährenverband gemauert, vollflächig verputzt und weiss gekalkt. Wie weit sie sich über das Terrain erhoben haben, wissen wir nicht; die Belichtung des Raumes durch mindestens ein Fenster über dem Altar ist anzunehmen. Der noch teilweise erhaltene Raum ist heute durch eine Bodenluke im Kreuzgangostflügel zugänglich. Er war wahrscheinlich überwölbt und wurde von vier Freipfeilern und zwölf Halbpfeilern in neun Quadrate eingeteilt (Abb. 35).253 Mit

Einrichtung der Krypta Erst in einer zweiten Bauetappe sind die überdachten Zugänge, Grab, Altar und Bank hinzugefügt worden (Beil. 10). Im Gegensatz zum flächig verputzten Bollensteinmauerwerk der Krypta sind die Sichtseiten der Zugänge mit regelmässigen, sorgfältig zugerichteten Kalkquadern verblendet, die Fugenstrich aufweisen.255 Die 1964 vollständig freigelegte südliche Zugangsrampe (Beil. 2.26 und Abb. 24), zieht mit 1,6 m Breite um die Choranlage herum. Abarbeitungen am ersten Wandpfeiler, ein vertiefter Bollenstein und Baufugen beim Kryptaanschluss deuten darauf hin, dass zuerst die Rampe an die bestehende Krypta angefügt, dann der Eingang herausgebrochen oder vergrössert wurde und schliesslich die Mauerwunden mit Kalkquadermauerwerk verblendet worden sind (Abb. 37).256 Die Rampe steigt etwa 4 cm/m gegen die Kirche hin; an ihrem Ende muss eine Treppe auf den etwa 1 m höher gelegenen Kirchenschiffboden geführt haben. Die Anschlüsse an Kirche und Ostflügel sind zerstört. Ein Mauerwinkel am äusseren Halbrund liegt genau in der Verlängerung der südlichen Apsisschulter und ist wohl als Stützenfundament für das an den Chor angelehnte Ram-


pendach zu interpretieren. Der Nordast hingegen war gerade257 (Beil. 2.27 und Abb. 36 und 38), wie ein bisher unbeachtetes Mauerstück beweist, das unter dem ältesten Mörtelboden des heutigen Münsters lag.258 Auf dem gut 0,8 m breiten Bollensteinfundament sind nochzweiLagen 0,6 m breites, aufgehendes Kalkquadermauerwerk vorhanden, welches der Rampenanlage auf der Südseite entspricht. Seine rekonstruierbare Verlängerung nach Süden führt uns mit einem leichten Knick am Ende zur westlichen Wange des Kryptaausganges. Dort ist die schräge Mauer noch 1,25 m hoch erhalten und setzt auf einem nur einlagigen Fundament an, das aber rechtwinklig zur Krypta ausgeführt ist.259 Der Anschluss an die Kreuzhofmauer ist durch das spätere Grab 22 zerstört. Die erhaltene Höhe der Hofmauer zeigt,260 dass die hier zu postulierende Türschwelle mindestens 1,5 m über dem Boden der Krypta lag. Diese Türe diente auch als Hofzugang. Das Fehlen einer östlichen Parallelmauer spricht hier für die Rekonstruktion eines halboffenen Laubenganges. Die Grabkiste besteht aus hochkant gestellten Kalksteinplatten mit einer ebensolchen Platte als Boden, ist nur 35 cm tief, bei einer Breite von 53 cm und einer beachtlichen Länge von 2,15 m (Abb. 35). Sie ist nachträglich in den Mörtelboden eingelassen und dieser ist mit einem helleren Mörtel sorgfältig geflickt worden.261 Das Grab des Stifters war bei der Aufdeckung von 1964 leer, weil Eberhard später ins neue Münster umgebettet wurde.262 Es liegt nicht in der Mitte sondern schmiegt sich an den südlichen Pfeiler an, sodass daneben Platz blieb für ein weiteres Grab, vermutlich das seiner Frau Ita, der Mitbegründerin des Klosters. Auch der Altar ist nachträglich auf den Mörtelgussboden vor die bereits gekalkte Ostwand gestellt worden. Der noch 88 cm hoch erhaltene Mauerklotz ist zwar ebenfalls flächig verputzt aber nicht gekalkt; die Mensa, die Altarplatte, fehlt. Ein davor auf dem Mörtelgussboden liegender Mörtelfleck mit einem Holznegativ stammt von einem hölzernen Podest. Auch die Bank wurde später am Chorhaupt zwischen die beiden Gewölbepfeiler gesetzt. Sie ist 30 cm hoch, oben ist eine Lage Kalksteine vorhanden, unten eine rote Sandsteinplatte von ca. 1,3 m Länge und ein einzelner Kalkstein.263

sich, dass der Bau auf einem polygonalen Plattenfundament steht.266 Im Gegensatz dazu besitzt der nördliche Vierkonchenbau (Beil. 2.29 und Beil. 9) Streifenfundamente.267 Sie sind aus Bollensteinen gemauert und mit 0,92 m gleich stark wie das Aufgehende des südlichen Pendants, das aus zweischaligem Kalkquadermauerwerk mit einer Bollensteinfüllung besteht. An beiden Orten ist ein Mörtelgussboden auf Bollensteinen nachgewiesen, dessen Niveau nordseitig 10 cm über dem ersten Münsterboden liegt, südseitig 60 cm tiefer, entsprechend dem gegen den Rhein hin abfallenden Gelände. Die hofinnenseitige Konche diente wohl jeweils als Eingang,268 auf der Ostseite ist ein Altar zu vermuten; letzteres wäre auch in den anderen beiden Konchen möglich, vielleicht waren sie auch als Grabstellen vorgesehen. Nachweise dazu wären durch die flächige Freilegung der südlichen Baute möglich; im nördlichen Pendant, das stark durch das Münster III gestört ist, sind dazu keine Beobachtungen gemacht worden (Abb. 40). Die Gesamtkonzeption und die Stärke

Abb. 36: Nördlicher Kryptazugang für die Einwohner der Stadt mit der jüngeren Wange des halboffenen Laubenganges links.

Abb. 37: Jüngerer Anschluss der südlichen Zugangsrampe für Priester und Mönche an die Krypta. Rechts oben die Steinkiste eines Mönchsgrabes unter dem heutigen Kreuzgangfundament IV liegend.

Zwei Zentralbauten Die südliche, besser erhaltene Tetrakonche oder Vierkonchenanlage (Beil. 2.28) ist auf einem Quadrat aufgebaut mit einer äusseren Seitenlänge von 6,86 m und je einer Apsis von 1,3 m Innenmass.264 1998 konnte ihre Südwestecke freigelegt werden (Beil. 11 und Abb. 39).265 Dabei zeigte es 39


Fundamente aus Kieselbollen.272 Für die Gleichzeitigkeit von Dreiapsidenkapelle, Zentralbauten und Hofmauern sprechen die gleichartigen Bollensteinfundamente, die Mauerstärken von 90 cm sowie die gleichmässige Höhe des Fundamentkörpers von 60 cm.273 Hinzu kommt die Ausrichtung der Kapelle, die auf der Achse von Chor und Krypta II liegt, welche von der Mittelachse durch das erste Kloster nach Südosten abweicht und damit besser geostet ist (Abb. 48).274 Die Kapellenwestwand275 lokalisierte Guyan 1964 dort, wo der spätgotische Chor ans romanische Schiff anschliesst.276 Hier blieben wenige Kalksteine des aufgehenden Mauerwerks mit Verputzresten erhalten,277 welche die Lage von Kapellenboden und Hofniveau etwa 20 cm unter dem Boden des

2 3

1

Abb. 38: An der Stelle der Aussentüre zum Kreuzhof, im südlichen Seitenschiff des heutigen Münsters, liegt die auffallend mächtige Grabkiste 22 (1). Sie zerstört die Kreuzhofmauer (2) und die Rückmauer des halboffenen Laubenganges (3) zur Krypta. Blick nach Osten.

des aufgehenden Mauerwerks lassen auf eine Vierkonchenanlage mit Wölbung schliessen, möglicherweise mit einem aufgesetzten Oktogon, in der Art der oberitalienischen Baptisterien; eine Bauform, die oft auch als Memorial- und Grabbau oder als herrschaftliche Kapelle auftritt269 und in unserer Gegend am Regensburger Domkreuzgang als Grabkapelle des Bischofs Hartwich II (1155 – 64) erhalten geblieben ist.270 Dreiapsidenkapelle (Beil. 2.30)

Abb. 39: Südwestecke der südlichen Tetrakonche II, gestört durch die Ostwand des Ostflügels IV rechts. Blick nach Norden.

Sie liegt unter dem 1522 erbauten Chor der Münsterkapelle271 und kam 1927 bei der Absenkung des Chorbodens um 0,5 m auf das ursprüngliche Niveau zum Vorschein (Abb. 41 und 74). Erhalten geblieben sind die etwa 0,95 m breiten

4 3

5 2

3 1

Abb. 40: Beim Chorbogen im Münster liegen die Fundamente der nördlichen Tetrakonche II (1) mit dem Anschluss der Kreuzhofmauer II (2), die heute mit Einritzungen im Münsterboden markiert sind. Die Fundamente des fünfschiffigen Münsters III (3) haben den Zentralbau (1) stark zerstört. Später ins Münster eingebaut wurden die Längsschrankenmauer (4) und das Chorstufenfundament (5). Blick nach Nordosten.

40

ersten Münsters markieren.278 Einen quadratischen Anbau an der Nordseite von 3,8 m Seitenlänge erbrachten die Grabungen von 1993 in der Stadtbibliothek (Beil. 2.31 und Beil. 10). Auch hier blieben nur die Bollensteinfundamente erhalten, stark gestört durch die Gräber des späteren Mönchsfriedhofes. Mauercharakter und Mauerunterkante korrespondieren mit der Kapelle und sprechen für ihre Zusammengehörigkeit. Die Mauerstärke von 0,58 m stimmt mit dem ersten Kreuzgang überein und deutet auf einen eingeschossigen Anbau hin. Sein Inneres haben wir durch einen Sondierschnitt erschlossen, ohne zugehörige Gräber zu finden oder andere Hinweise zur Funktion zu erhalten.279 Ein weiterer Annex mit einer Raumtiefe von 3,5 m schliesst sich im Westen nachträglich an die Dreiapsidenkapelle an (Beil. 2.32, Beil. 10 und Abb. 42). Das nördliche Fundament ist 30 cm weniger tief fundiert als die Kapelle und besteht aus zwei Lagen kleiner Kiesel, die mit Kalksteinen abgedeckt sind, wie eine Sondage von 1997 zeigte. Ein roter Sandsteinblock bildet die 1998 festgestellte Nordwestecke, die zusammenfällt mit einem bisher unbeachteten, 40 cm breiten Mäuerchen, das im Aufnahmeplan von 1927 eingezeichnet ist und beidseitig von mindestens fünf gemauerten Gräbern flankiert wird. Die geringe Stärke der Annexmauern lässt an einen Sockel denken, auf dem ein hölzernen Vorbau, eine klei-


ist.287 Wahrscheinlich lag der Mönchsfriedhof im 11. Jahrhundert südöstlich des Münsters, wie die im Kreuzhof gelegene Steinkiste mit dem Skelett eines 45–50 jährigen Mannes andeutet (Abb. 37).288 Guyan erwähnt zudem «fünf bei der Anlage des Ostflügels [IV] und von den nachreformatorischen Bestattungen stark beschädigte Gräber des Mönchsfriedhofes»,289 deren Verhältnis zum Kreuzhof aber ebenfalls ungeklärt ist. Hinzu kommt ein Grab, das 1998 auf der Südseite der Münsterkapelle angeschnitten wurde und möglicherweise ebenfalls noch ins 11. Jahrhundert gehört (Abb. 85).290 Ein weiterer Ofen im Kreuzhof (Beil. 2.34)

ne Vorhalle als Bestattungsraum stand.280 Umfassungsmauern und Innenraum des Kreuzhofes (Beil. 2.33) Als letzte Bauetappe des Kreuzhofes entstanden seine Umfassungsmauern. Zwei Mauern gehen von Kirche und Klausurostflügel aus und führen zu den Zentralbauten hin; zwei weitere ziehen von dort bis zur Dreiapsidenkapelle. Baufugen belegen die jüngere Zeitstellung des Hofes.281 Die eine befindet sich beim Anschluss an den Klausurostflügel II (Abb. 43),282 die andere, beim nordseitigen Anschluss ans Münster II, dessen Fundamentunterkante 30 cm tiefer liegt als jene der Hofmauer. Mit weiteren Baufugen schliessen die Hofmauern an die Zentralbauten und an die Dreiapsidenkapelle an. Sie sind also vom Bauablauf her zuletzt eingefügt,283 entsprechen aber diesen Kapellenfundamenten in Fundamentunterkante, Dimensionen und Baumaterial: Die Bollensteinfundamente sind vereinzelt mit Ährenverband durchsetzt,284 im Nordwesten etwa 90 cm, sonst gut 60 cm hoch. Das lagenhafte Aufgehende besteht aus Kalkbruchsteinen, verjüngt sich auf 75 cm und ist noch bis zu 60 cm hoch erhalten.285 Man ist bisher davon ausgegangen, dass der Kreuzhof nicht bebaut war, oder man vermutete in seinem Zentrum höchstens ein Kreuz oder einen Brunnen.286 Aufschlüsse dazu könnten nur weitere Grabungen erbringen. Bekannt ist bisher nur ein 1962 bei einer Leitungsreparatur gefundenes, 0,9 m breites Mauerstück aus grossen Steinen, dessen Zeitstellung und Funktion unklar

Sekundär in die südwestliche Kreuzhofmauer eingesetzt ist ein Ofen, der unter dem Kreuzgang IV liegt (Abb. 44). Auch hier sind keine Mauern vorhanden, sodass er wohl ebenfalls zu einem Holzgebäude gehört. Ob zu diesem Zeitpunkt die Memorialanlage noch in Funktion stand oder bereits der Bau der fünfschiffigen Kirche III291 in Angriff genommen wurde, kann nicht entschieden werden. Mit einer erhaltenen Höhe von 1 m und einem Durchmesser von 1,2 m hebt sich der Ofen durch Grösse und Erhaltungszustand von den bisher genannten Vergleichsbeispielen ab. Seine Sohle liegt 0,8 m unter dem Fundamentabsatz der Kreuzhofmauer, der ungefähr das Bodenniveau markiert. Die beiden Zungenmauern des Heizkellers zeigen Reste von Fugenstrich.292 Sie bilden einen quadratischen Arbeitsraum von 0,9 m Seitenlänge, an den sich gegen Osten eine Treppe angeschlossen haben muss (Abb. 45). Das Ofenloch ist aus einer Randengrobkalkplatte herausgearbeitet und misst ca. 32x29 cm mit umlaufendem 4–5 cm breitem Falz für das Ofentürchen. Darüber ist auf der Innenseite ein horizontaler Falz vorhanden als Hinweis auf Platten als Rauchzüge, wie sie noch heute bei gemauerten Öfen üblich sind. Feuerraum und Feuerloch sind stark brandgerötet,293 das Mauerwerk besteht aus Kalk- und Bollensteinen; auf der Sohle liegt ein Kranz aus Kieselbollen, der als zusätzliche Speichermasse diente.

Abb. 41: Unter dem Chor der Annakapelle liegen die Fundamente der Dreiapsidenkapelle II des Kreuzhofes, überlagert von Chorstufen und Altarfundamenten, die zum bestehenden Bau von 1522 gehören.

Abb. 42: Unter der Nordwand der Annakapelle zeigten sich Reste der Westwand der Dreiapsidenkapelle II (links), an die sich ein kleiner Annex anschliesst, der als Bestattungsraum diente. Blick nach Süden.

Abb. 43: Baufuge zwischen Klausurostflügel II und südlicher Kreuzhofmauer (rechts). Der seitlich vorgelagerte Stein (links unten) kann auf eine Zwischenwand hindeuten. Blick nach Nordosten.

41


Abb. 44: Unter dem Boden des Kreuzgangostflügels liegt die südliche Kreuzhofmauer (Bildmitte), davor der später eingebaute Ofen. Blick nach Süden.

Abb. 45: Arbeitsraum vor dem Ofen im Kreuzhof mit Ofenloch, aus einer Randengrobkalkplatte herausgesägt. Die grosse Kalksteinschwelle im Hintergrund gehört zum ehemaligen Zugang vom östlichen Kreuzgang IV zum Kreuzgarten.

Datierung von Allerheiligen II Ursprünglich hatten die Nellenburger ihre Grablege auf der Reichenau. Drei nahe Verwandte von Eberhard, sein Vater Eppo, die Brüder Burkhard und der Vogt des Inselklosters Manegold, gefallen 1030 in der Schlacht gegen den aufrührerischen Schwabenherzog Ernst, fanden dort ihre letzte Ruhe.294 Eberhard baute auf dem Mönchsfriedhof eine basilica, die vom Konstanzer Bischof Eberhard (1034 –1046) geweiht wurde, um darin die Gebeine seiner Vorfahren zu sammeln (Abb. 156). «So erlangten die frühen Nellenburger eine derart exklusive Grablege, wie sie im vorangehenden Jahrhundert offensichtlich vor allem den schwäbischen Herzögen gewährt worden war: In einer eigenen Kirche am Mönchsfriedhof 42

«Mit über 30 m Länge muss dieser Bau eines der bedeutendsten Oratorien östlich des [Reichenauer] Münsters gewesen sein.» Wenn Alfons Zettlers Vermutung stimmt, war diese basilica sogar leicht grösser als das erste Schaffhauser Münster!295 Die neue Ostpartie des Münsters II mit der zugehörigen Krypta muss vor Eberhards Tod und demnach vor 1078/79296 errichtet worden sein. Gut dazu passt auch der Vergleich mit gleichen, gestaffelten Dreiapsidenchören, «ein Chortyp, der für die liturgischen Bedürfnisse der Hirsauer Reformmönche ideal gewesen sein muss» (Abb. 46).297 Die Aureliuskirche in Hirsau war 1059 begonnen und 1071 geweiht worden, ihre Prioratskirche Klosterreichenbach wurde 1082 begonnen.298 Der Grundriss der 1083 gegründeten Wagenhausener Kirche, Prioratskirche von Allerheiligen, stimmt, wie wir festgestellt haben, mit dem umgebauten Münster II überein.299 Das eingeschobene Chorjoch finden wir schliesslich auch an Bau II der Stadtkirche St. Johann, welche aber mangels schriftlicher Quellen keine eigenen Datierungshinweise liefert.300 Im Weihebericht von 1064 wird von den capellas quoque in modum crucis per gyrum berichtet, die Linus Birchler mit den Zentralbauten des Kreuzhofes in Verbindung brachte, eine Überlegung die allgemein Unterstützung fand.301 Der nun neu als Einheit aufzufassende Kreuzhof (Abb. 47–49) und seine Entstehung nach 1064 entspricht wörtlich der Formulierung des Weiheberichtes: «Nachdem Eberhard alle klösterlichen Verpflichtungen … erledigt hatte, stattete er auch die Kapellen, die kreuzförmig nach seinem Plan in einem Kreise angelegt, und die auch nach gesetzlicher Vorschrift geweiht waren, mit dem gebührenden Schmuck aus».302 Der Bericht über die Weihe von 1064 erwähnt die vier Altäre des Münsters und berichtet von der späteren Konsekration des Michaelsaltars, der auf der Empore unter dem Westwerkturm zu vermuten ist.303 Diese Altarweihe durch den Sohn des Klosterstifters, Udo von Trier, ist frühestens 1066 möglich, dem Jahr, in dem Udo den erzbischöflichen Stuhl bestieg, spätestens 1078, bevor er im Heere Heinrichs IV. bei der Belagerung der Burg Tübingen starb.304 In der Memorialanlage sind fünf weitere Altäre zu vermuten, deren Weihe nicht überliefert ist: Je einer in den beiden Zentralbauten und drei in den Apsiden der Scheitelkapelle. Diese Datierungshinweise deuten auf Eberhard und Ita305 als Auftraggeber für die Memorialanlage hin. Steht sie vielleicht in Verbindung mit dem Tod ihrer beiden Söhne Eberhard und Heinrich, die 1075 gegen die Sachsen in der Schlacht bei Homburg an der Unstrut fielen?306 Trat Eberhard in dieser Zeit ins Kloster ein,307 und führte dies zur Erbauung des neuen


Mönchshauses? War die ganze Memorialanlage bei seinem Tod 1078/79 fertiggestellt, oder vollendete Burkhard die von Eberhard und Ita geplante und begonnene Anlage, worauf beispielsweise die unterschiedlichen Fundationen der beiden Zentralbauten hindeuten könnten? Beeinträchtigte ein Brand diese Bauarbeiten oder war ein solcher Auslöser für Neubauten?308 Graf Burkhard von Nellenburg, der Sohn und Erbe Eberhards, suchte im Jahre 1079 Wilhelm, den Abt des Hirsauer Reformklosters auf und bat ihn, in seinem Kloster die Leitung zu übernehmen.309 In der Folge übergab Burkhard dem Kloster die villa Schaffhausen und verzichtete auf alle Eigenkirchen- und Herrschaftsrechte sowie auf die Vogtei. «Dabei war keine Einschränkung gemacht, aber es herrschte wohl stillschweigendes Einverständnis der beiden Partner, dass Graf Burkhard erneut mit der Vogtei durch das Kloster Allerheiligen betraut werde, wie es dann auch geschah».310 Im Privileg Gregors VII. erhielt das Kloster die Selbstbestimmung nach dem Vorbild der grossen, freien Abteien von Cluny und Marseille. Zusammen mit St. Blasien und Hirsau wurde Schaffhausen in Süddeutschland zu einem der Zentren der Benediktinerreform, deren Ziel ein neues, vorbildliches und von weltlichen Einflüssen befreites Mönchstum war. Zum Jahr 1083 überliefert der Chronist Bernold von Konstanz, dass während des Investiturstreits in kurzer Zeit eine Menge adeliger Männer in diese Klöster floh «in so grosser Zahl, dass sie notgedrungen die Gebäude selbst der Klöster erweiterten, weil sie sonst in ihnen keinen Platz zum Bleiben fanden».311 Mit diesen Vorgängen können die verschiedenen Erweiterungsbauten in der Klausur II in Verbindung stehen; der bisher damit in Verbindung gebrachte Neubau des fünfschiffigen Münsters III312 fällt hingegen erst in die ausgehenden Achtzigerjahre bzw. um 1090, wie wir sehen werden.313

1

2

3

4

Raumfunktionen von Allerheiligen II Ostflügel (Beil. 2.17 und 2.18) Der St. Galler Klosterplan sieht im Ostflügel nur das Pisale, den geheizten Mehrzweckraum vor, im Gegensatz zu Cluny wo er dreigeteilt ist.314 Nach dem Liber tramitis folgen auf den Kapitelsaal am kirchenseitigen Ende das Auditorium, ein vielfältig genutzter, beheizter Aufenthalts- und Arbeitsraum der Mönche, in dem das Notwendige gesprochen werden durfte und schliesslich die Camera, nach den Hirsauer Constitutionen die Kleiderkammer.315 Unser Ofenbefund spricht für die Deutung dieses Raumes als Auditorium, mit der Einschränkung allerdings, dass weitere

5

Abb. 46: Kirchengrundrisse aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Alle zeigen die gleichen Chorlösungen; die mittleren drei weitere Übereinstimmungen in Schiff und Westwerk. 1. Schaffhausen-St. Johann II; 2. Schaffhausen-Allerheiligen II; 3. Wagenhausen, Prioratskirche von Allerheiligen (nach A. Knöpfli); 4. Hirsau-St. Aurelius (nach M. Putze); 5. Klosterreichenbach, Prioratskirche von St. Aurelius (nach H. Wischermann). M. 1:500.

43


Raumunterteilungen nicht auszuschliessen sind.316 Dieser Arbeitsraum hatte sicher auch einen Latrinenzugang, und so gelangten vielleicht die beiden Artefakte aus Knochen des Rothirsches in die Mönchslatrine.317 Wie in der Klosterarchitektur üblich und schon im St. Galler Klosterplan eingezeichnet, fand sich die Mönchslatrine318 am Kopfende des Ostflügels, dessen Obergeschoss demzufolge als Dormitorium, als gemeinsamer Schlafraum der Mönche, gedeutet werden kann. Im Liber tramitis wird die Latrine mit 70x 23 Fuss, 45 Sitzen und 17 Fenstern überliefert.319 Entspricht diese Breite wiederum sehr gut unserem 7 m breiten Ostflügel, beträgt die Raumtiefe unserer Latrine mit 1,5 m 14 mal weniger. Gehen wir davon aus, dass die erwähnten 45 Sitze entlang der Längswände angebracht waren, wären in der zweigeschossigen Schaffhauser Latrine trotz den geringeren Dimensionen mindestens je 8 Sitze möglich. Das stille Örtchen war also ein Gemeinschaftsraum, das Austreten war reglementiert, wie dies die Hirsauer Constitutionen darlegen.320 Brunnenhaus und weitere Anbauten an der Kreuzgangwestseite (Beil. 2.19– 21)

Abb. 48 (gegenüberliegende Seite): In der schriftlichen Überlieferung, im Bericht zur Weihe von 1064 wird der auf archäologischem Weg wiederentdeckte Kreuzhof erwähnt: «… Kapellen, … kreuzförmig nach seinem Plan in einem Kreise angelegt …». Die Ausrichtung des Kreuzhofes weicht von der Mittelachse des ersten Klosters nach Südosten ab. M. 1:1000.

44

Der quadratische Baukörper dürfte seiner Lage und jener des späteren Nachfolgers wegen321 als Brunnenhaus zu interpretieren sein. Brunnenhäuser sind verschiedentlich in dieser Lage am westlichen Klausurtrakt, also nicht auf der Südseite beim Speisesaal festzustellen.322 Mit entsprechender Form und praktisch gleichen Abmessungen ist eines im Benediktinerkloster Königslutter an gleicher Stelle aus dem 12. Jahrhundert erhalten, ein weiteres ist am Kreuzgang der Infirmerie von Hirsau St. Peter und Paul ergraben.323 Die über Öfen indirekt belegten Holzbauten beidseits des Brunnenhauses sind ohne Flächengrabung und mangels Vergleichsbefunden vorderhand nicht näher zu interpretieren. Waren es nur Bauprovisorien oder sind sie für eine feste Funktion erbaut worden? Würde letzteres zutreffen, kämen Deutungen als Schreibstube und Bibliothek für den nördlichen Raum in Frage,324 als Waschhaus usw. für sein südliches Pendant.325 Auch für den grössten Ofen von Allerheiligen, der nachträglich in die Kreuzhofmauer eingebaut wurde, bleibt die Funktion im dunkeln (Beil. 2.34). Heizte er ein Bauprovisorium, z. B. einen Ersatzbau für die nach dem Liber tramitis auf der Chornordseite anzunehmende Sakristei,326 die des Kirchenneubaus III wegen auf die Südseite verlegt werden musste? Lag hier eine heizbare Bauhütte oder war es gar keine Heizung sondern ein Produktionsofen für einen unbekannten Zweck?327

Bemerkungen zu Klosterheizungen Für das letzte Viertel des 11. Jahrhunderts sind durch die Öfen in Kreuzgarten, Ostflügel und Kreuzhof vermutlich vier heizbare Räume belegt. Ein fünfter, fand sich 1997 im Ostflügel der Infirmerie des späten 12. Jahrhunderts.328 Gemeinsam ist allen Öfen, dass sie von ausserhalb des Raumes befeuert wurden, aus Hitze speichernden Bollensteinen bestehen, teilweise zusätzlich mit solchen ausgelegt sind und einen um 0,8 m unter den umliegenden Böden liegenden Feuerraum aufweisen. Nur jener im Klausurostflügel II liegt in nur 0,3 m Tiefe. Gleichartige Kleinheizungen sind ebenfalls von der Reichenau bekannt.329 Das Feuer erhitzte den als Speichermasse dienenden Ofen und der Rauch entwich entweder direkt durch den Ofenmund, eine darüberliegende Öffnung oder, falls vorhanden, durch einen Kamin. Nach dem Niederbrennen des Holzes wurde der Rauchabzug verschlossen, und die Luftkanäle, die im Ofenaufbau angebracht sind, wurden geöffnet. Zugeführte Frischluft strömte durch die Speichermasse und gelangte als Heissluft in den Raum.330 Im St. Galler Klosterplan sind neben drei Grossheizungen in den Gemeinschaftsräumen von Klausur, Infirmerie und Noviziat in den übrigen Räumen des Plans mehrere Dutzend Öfen und Herde dargestellt.331 Die Consuetudines erwähnen meistens nur das Calefactorium, den Raum in dem sich die Mönche bei grosser Kälte wärmten, nicht aber die Heizung des mässiger gewärmten Auditoriums, dem vielfältig genutzten Aufenthalts- und Arbeitsraum der Mönche, der dem gesamten Konvent Platz bot.332 Daneben gab es weitere klaustrale Räume mit Sonderfunktionen, welche ebenfalls heizbar waren, wie dies auch die Befunde in Allerheiligen deutlich machen.

Gästehaus oder Haus der Konversen und Stallung bei der Toranlage Die Lage des Gebäudes bei der Toranlage und die nach dem Liber tramitis vermutete Situation in Cluny lässt diesen Bau als Gästehaus «für jene die ohne Reiter daherkommen» oder als Haus der Konversen und Stallung deuten.333 Dass hier «gewöhnliche» Gäste beherbergt wurden, macht auch die Erwähnung von Gästehaus und Betreuer in einer Erzählung im Zusammenhang mit der Reliquientranslation von 1122/24 deutlich. Senex etiam quidam in hospitali domo morabatur, vir simplex, peregrinorum minister et pauperum, ein gewisser Greis, ein einfacher Mann, wohnte im Gästehaus, als Betreuer der Pilger und Armen.334 War der breite, östliche Abschnitt der Wohnteil für die Gäste (Beil. 2.22), während der


schmalere Westteil (Beil. 2.23) als Pferdestall diente, mit abgeteilten Boxen wie sie im Liber tramitis überliefert sind? Nach dieser Quelle lagen die Räume für die Konversen im Obergeschoss. Das Laienbrüderwesen als ständige Einrichtung erwähnt Bernold von Konstanz zum Jahr 1083 auch für Schaffhausen,335 nur wenige sind mit Namen überliefert.336 In der Regel verrichteten sie körperliche Dienstleistungen im Stall und in der Werkstatt, auf Acker, Flur und Wiesen. Damit entlasteten sie die Mönche von anstrengender Arbeit.337 Eine zweite Möglichkeit für die Lokalisierung der Räume der Laienbrüder bietet sich im Obergeschoss des Klausurwestflügels338 an, dessen Masse weniger dem Keller des Liber tramitis entsprechen, sondern vielmehr dem Dormitorium, wie wir gesehen haben.339

dieser Punkt auf dem Hauptaltar der Dreiapsidenkapelle, in den Tetrakonchen mehr oder weniger genau vor der östlichen Konche, wo jeweils ein weiterer Altar zu vermuten ist. Im Westen schneidet sich die Verlängerung der beiden Maueräste in der Türe, die von der Vorhalle in die Kirche führt.342 Darüber auf der Empore ist der Michaelsaltar zu vermuten.

Abb. 47: Das Eigenkloster nach seinem Ausbau zur Grablege der Nellenburger um 1080 (Allerheiligen II). (Computerrekonstruktion V. Homberger).

Funktion der Nellenburgischen Memorialanlage Es ist eine Anlage «die im europäischen Denkmälerbestand sicher einzig ist».340 Ihrer aussergewöhnlichen Bauform liegt das lateinische Kreuz zugrunde (Abb. 48).341 Die Hofmauern sind so angeordnet, dass die Schnittpunkte ihrer Aussenfluchten den Kreuzenden entsprechen; dort befand sich jeweils ein Altar: Im Osten liegt 45




Zentraler Westwerkturm als Anfangspunkt des Kreuzhofes Der Neubau der Fundamente im westlichen Kirchenschiff deutet, wie erwähnt, auf den Einbau eines Turmes hin. Türme waren Statussymbol ersten Ranges, sie vermochten als aufragende Baukörper ein weithin sichtbares Zeichen zu setzten.343 Der Mittelturm erhob sich über einer Westempore, vielleicht mit Loge für Besucher aus dem Hochadel344 und wohl Standort des urkundlich überlieferten Michaelsaltares.345 Es ist der übliche Ort für den Tor-, Turm- und Friedhofspatron, den Erzengel, der die von Westen anstürmenden Dämonen zu bekämpfen hatte.346 Gut möglich, dass die Empore an besonderen Festtagen auch der Ausstellung von Reliquien gegen das Atrium hin diente, wie dies bei der Fensterempore im 1048 geweihten Westchor von Reichenau-Mittelzell der Fall war, über dem sich ein ebensolcher, markanter Westturm erhebt.347 Auch für Wagenhausen, dessen Grundriss dem Münster II entspricht, und Stein am Rhein-St. Georgen sind solche Emporen belegt.348 Die von Reinhardt349 festgestellte Verwandtschaft des Westwerks mit jenem des Mauersmünsters in Marmoutier (Elsass), ist tatsächlich auffällig, wenn es auch erst in die Mitte des 12. Jahrhunderts datiert wird.350 Abb. 49 (vorangehende Doppelseite): Die nellenburgische Memorialanlage. Die Darstellung zeigt modellhaft die Rekonstruktion des Kreuzhofes. Eine Mönchsprozession führt zur Aussenkrypta, der Grablege des 1078 oder 79 verstorbenen Eberhard. Die Dreiapsidenkapelle diente als Grabkirche, in deren Vorhalle wohl nahe Angehörige der Stifterfamilie bestattet sind. Ob in den Apsiden der beiden Zentralbauten, den sogenannten Tetrakonchen, nur Altäre oder auch Grabstellen vorgesehen waren, ist nicht bekannt. Im Zentrum des noch wenig erforschten Hofes kann ein Kreuz vermutet werden. Im Hintergrund ist blau hineinprojiziert das heutige Münster, dessen Südfassade genau über die Nordflucht der ersten Klosterkirche zu stehen kam. Diese konnte deshalb so lange weiterbenutzt werden, bis der Neubau weitgehend vollendet war (R. Baur, Farbstift, 41 x 58,5 cm).

48

Aussenkrypta als Grablege und Ort der Reliquienverehrung Diente die stufenfreie, südliche Zugangsrampe Priester und Mönchen als Zugang von der Kirche her,351 um Totenmessen zu lesen und für das Seelenheil des Verstorbenen zu beten, ermöglichte es der nördliche Zugang den Bewohnern der Stadt, ohne Störung des klösterlichen Tagesablaufs Eberhards Grablege zu besuchen (Abb. 49). Eine Verbindungstüre zum Münsterquerschiff wäre möglich, sie hätte kreuzungsfreie Prozessionen um den Chor durch das Mausoleum ermöglicht. Im 1065 geweihten Muri, ebenfalls 1082 durch Wilhelm von Hirsau reformiert,352 waren solche rundbogige Türen von Anfang an in der Ostwand des Querhauses vorhanden.353 Ob die mit den Kryptazugängen entstandenen Chornebenräume genutzt worden sind, beispielsweise für Bestattungen354 oder als Sakristei wie auf der Nordseite von Cluny und möglicherweise auch in der Aureliuskirche in Hirsau,355 ist unklar. Während es für den südlichen Raum Hinweise für seine Überdeckung gibt, zeigt die entsprechende Rekonstruktion für die Nordseite, dass ein solches Dach über die Nordapsis hinzieht und direkt an Kirche und Querschiff anschliesst. Die Bank am Chorhaupt diente wahrscheinlich

als Stufe zu einer Fenestella, einer Kontaktöffnung zum Mönchschor.356 Sie hätte als Verbindung zu den unter dem Hochaltar des Erlösers aufbewahrten Reliquien gedient, welche auf diese Weise auch vom Volk hätten verehrt werden können.357 Unter dem Altar waren nach dem Weihebericht etwa 42 Reliquien aufgeführt, darunter solch bedeutende wie die vom Holz des heiligen Kreuzes, von den Tüchern mit denen der Herr bekleidet war, als er gekreuzigt wurde, vom Grab des Herrn, vom Platz der Auferstehung, vom Manna, vom Kleide der Maria usw.358 Kreuzhof mit Dreiapsidenkapelle und Tetrakonchen Die Dreiapsidenkirche wurde bisher nach der Überlieferung im Stifterbuch als «Urständskapelle» interpretiert, als ältester Teil des Klosters, identisch mit jenem Ort, wo Papst Leo IX. am 22. November 1049 den Auferstehungsaltar zusammen mit dem Bauplatz des Klosters weihte.359 Sie ist, wie Birchler vermutete, eine nellenburgische Eigenkirche, entstand aber wie wir gesehen haben erst mit Allerheiligen II und diente offenbar als Grabkirche, in deren Vorhalle wohl Personen aus dem Umkreis der nellenburgischen Stifterfamilie bestattet sind. Sie übernimmt damit die Funktion, welche die Laurentiuskapelle auf der Reichenau für die frühen Nellenburger innehatte360 und bildet das Gegenstück zur Krypta, welche den Klostergründern Ita und Eberhard als privilegierter Bestattungsraum diente. Zur funktionalen und liturgischen Deutung des Kreuzhofes Der von Linus Birchler nach den Grabungen von 1952 im Ostteil des Münsters erkannte Kreuzhof wird in der Literatur gedeutet als «heiliger Bezirk», als «Gedächtnisanlage», als «Kulthof», «Prozessionshof von Kapelle zu Kapelle, vergleichbar mit der karolingischen Hofanlage des nordfranzösischen St. Riquier/Centula» oder als «privilegierte Begräbnisstätte deren vornehmster Platz gewiss die Aussenkrypta war».361 «In diesem Annex haben wir ein klassisches Beispiel jenes Kryptentypus, der nicht aus dem Kult eines Heiligengrabes hervorgegangen ist, sondern mit jenen Mausoleen zusammen zu sehen ist, die sich Herrscher und Stifter mit Vorliebe hinter dem Scheitel einer Kirche zu errichten pflegten».362 Dies sind Interpretationen für diese einzigartige Anlage, welche durch die Zugehörigkeit Eberhards zum Hochadel, durch seine Verwandtschaft mit dem salischen Königshaus verständlich werden.


Seit den Entdeckungen der fünfziger Jahre ist die ganze Anlage (Allerheiligen I und II) als ein Gesamtkonzept verstanden worden, dem ein liturgischer Plan zu Grunde liegt. Sie wurde wiederholt mit der Grabeskirche in Jerusalem verglichen, sodass Dreiapsidenkapelle, Hof, Münster und Atrium jener Abfolge von Anastasis, Hof, Martyrion und Atrium entsprächen.363 Schwineköper sah Allerheiligen symbolisch als Bild Christi. Er deutete das Münster als seinen Leib, von dem aus die ausgestreckten und festgenagelten Arme durch die beiden Zentralbauten festgehalten werden, während die Scheitelkapelle die Kreuzinschrift des Pilatus symbolisiert.364 Diese Deutungen müssten nach der neuen Bauabfolge überprüft werden, was nicht im Rahmen der Aufgabenstellung dieser Arbeit geschehen kann. Die Anlage des Kreuzhofes mit den Kapellen in Kreuzform dürfte aus dieser Kreuztradition heraus entstanden sein; Schaffhausen war Verehrungsstätte des heiligen Kreuzes und besass solche Reliquien.365 Eine Kreuzpartikel «könnte von dem durchreisenden Papst hergekommen» sein.366

Überreste des Bauplatzes Zwei weitere Kalkbrennöfen sind 1955 im Münster freigelegt worden (Beil. 2.E und 2.F, Beil. 10 und Abb. 50). Ihre Lage auf der Nordseite der Kirche I/II deutet darauf, dass sie zum ersten Kloster gehören könnten; der Zugang zur Memorialanlage liegt zwischen den beiden Gruben, sodass sie eher Allerheiligen II zuzuordnen sind. Der westlich davon gelegene Sodbrunnen dürfte gleichsam als Wasseranschluss für die Baustelle dazugehören, besonders für das in grossen Mengen benötigte Wasser für das Anmachen des Mauermörtels. Die beiden Öfen entsprechen dem bereits erwähnten Befund in der Südwestecke des Pfalzhofes, im aufgelassenen Steinbruch,367 sind hier aber aus Kalksteinen gemauert.368 Die trichterförmige Feuerkammer ist etwa 2 m ins Terrain eingelassen. Auf dieser Höhe wurde ein Lehrgerüst eingezogen und darauf der sogenannte Himmel errichtet, ein trocken gemauertes Gewölbe. Nach der Füllung der darüberliegenden Kalkkammer, die etwa 2 – 3 m hoch zu rekonstruieren ist, war der Himmel durch den Druck selbsttragend, das Lehrgerüst konnte vor dem Brand durch die sogenannte Schnauze, die Befeuerungsöffnung herausgezogen werden. Nach dem Befund kann diese nicht wie üblich auf der Sohle des Feuerraumes gelegen haben sondern oben. Damit stehen unsere Anlagen in der Tradition römischer Kalköfen, die im Rheinland untersucht wurden. Dort konnte mittels Versuchen nachgewiesen werden, dass sie im Unterdruckverfahren funktionierten.369

Abb. 50: Östlicher Kalkbrennofen II im Münster. Unmittelbar dahinter liegt das chorus minor Podest mit einer Sandsteinstufe am Anfang (Abb. 65).

Exkurs III: Verhältnis von Klosterkirche und Stadtkirche Die vielleicht noch ins 10. Jahrhundert zurückreichende Stadtkirche370 hatte kaum einen Nellenburger als Kirchherrn, sondern älterer Grundherrschaftsverhältnisse wegen einen anderen Besitzer.371 Damit könnte das schon für die Anfänge angenommene, aber erst 1248/54 bezeugte Filialverhältnis zu Büsingen zusammenhängen,372 seine Ursprünglichkeit muss aber nach den Untersuchungen von Wanner für die Zürcher Landschaft angezweifelt werden.373 Nach den Grabungen in der Stadtkirche liess sich ein ähnlicher Verlauf in der Bauentwicklung beider Kirchen feststellen (Abb. 51). So kann man davon ausgehen, dass in der Stadtkirche nachvollzogen wurde, was die Klosterkirche vorgab. Das Mauerwerk von St. Johann II entspricht dem Mauercharakter der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts in Allerheiligen; das Chorjoch und die Gesamtlänge von 32,8 m entspricht dem Münster II, dessen Länge 33,5 m beträgt.374 Plattenfundamente im Chor finden sich in St. Johann II, im südlichen Zentralbau II und beim fünfschiffigen Münster III. Der gerade Chorschluss findet sich im 12. Jahrhundert wieder gleich in beiden Kirchen, genauso wie die an beiden Orten an der gleichen Stelle gelegenen und gleich dimensionierten Türme!375 Die Arkadenwand von St. Johann III stellt eine verkleinerte Kopie derjenigen des jetzigen Münsters IV dar.376 Sie ist mit sechs Säulen ausgestattet und entspricht damit dem Laienschiff des Münsters, was offenbar zu dieser gedrungenen Lösung geführt hat. Die Säulenzahl ist mit den zwölf Aposteln in Verbindung gebracht worden.377 Die Zwölfzahl der Mönche tritt auch in den Quellen über Reformeingriffe häufig auf.378

49


Abb. 51: In der Stadtkirche St. Johann verlief die baugeschichtliche Entwicklung sowohl in romanischer, als auch in spätgotischer Zeit parallel zum Kloster Allerheiligen. M. 1:500. BAU I um 1000 BAU II 2. Hälfte 11. Jh. BAU II a/b um 1100 BAU III 1. Hälfte 12. Jh. BAU IIIa 12. Jh. BAU IV Ende 14. Jh. BAU V 1466–1472 BAU VI 1515–1517

Exkurs IV: Zur Nellenburger Pfalz und der Burg des Vogtes Während der Auswertungsarbeiten stellte sich die Frage, ob sich eine Niederlassung des Stadtgründers ursprünglich im Kloster befunden haben könnte. Eine solche «landesherrliche Pfalz», wie sie in Analogie mit den Königspfalzen in Erwägung zu ziehen ist, oder ein «Herrensitz», wie er für Unterregenbach postuliert wird,379 wäre wie erwähnt über der Toranlage denkbar. Dies in Ergänzung zur Stammburg auf dem Nenzinger Berg bei Stockach, die auf dem Landweg etwa 35 km von Schaffhausen entfernt ist und 1056 als Eberhardts castellum meum Nellenburg erstmals erwähnt wird (Abb. 155).380 Die Stammburg stellt wie das Eigenkloster einen ganz wesentlichen Bestandteil der Herrschaftsbildung dar und diente der Festigung und dem Ansehen des adeligen Geschlechts.381 Sie war auch Burkhards Wohnsitz, der sich als erster Angehöriger der Familie nach der Burg nennt: comes Burchardus de castello Nellenburk.382

Nach 1096, dem Todesjahr Abt Siegfrieds, geht auch die Vogtei von Burkhard von Nellenburg an seinen engen Verwandten Adalbert von Morisberg über.383 Die Erneuerung oder Erweiterung seiner Feste, munitionem quandam ibi prope firmavit, ist in der Schilderung des Chronisten Bernold von Konstanz zum Jahr 1098 bezeugt.384 Sie kann am höchsten Punkt der Stadtanlage, im Bereich des Obertors vermutet werden.385 Zur Lage und den Ziegelfunden, die auf ein bedeutendes Bauwerk schliessen lassen, kommt im Hinterhof des Hauses zum Buchsbaum noch ein mächtiger, trichterförmiger Kalkbrennofen hinzu (Abb. 52), der mit jenen des 11. Jahrhunderts von Allerheiligen vergleichbar ist.386 Die Verhältnisse änderten sich erst durch einen Schiedsspruch von 1122: Darin wird dem Vogt ausdrücklich verboten, auf dem Eigentum des Klosters Burgen zu bauen und seine Anwesenheit in der Stadt wird massiv eingeschränkt.387

Exkurs V: Älteste Stadtbefestigung und ihre Datierung Abb. 52: Mächtiger Kalkbrennofen im Hinterhof des Hauses zum Buchsbaum, in Zweitverwendung als Latrine benutzt. Ein Indiz für die in der Nähe, beim Obertor zu vermutende Stadtburg, welche 1098 erwähnt wird. Gleiche Öfen kamen auch in Allerheiligen I/II zum Vorschein.

50

Die älteste Erdbefestigung, ein Erdwall mit Graben, ist 1993 erstmals erkannt und seither auf der Nordseite der Stadt verschiedentlich nachgewiesen worden.388 Neu hinzugekommen ist der rheinseitige Abschnitt, eine Stein-Erde Mauer von 1,7 m Dicke, welche 1996/98 im Strickmaschinenareal zum Vorschein kam, direkt auf dem Rheinschotter aufliegt und sicher zum Wall gehört (Abb. 53).389 Diese Mauer wurde ersetzt


durch die ebenfalls neu entdeckte, parallel dazu verlaufende Stadtmauer des späteren 13. oder 14. Jahrhunderts, welche aus vermörtelten Kalkbruchsteinen besteht und im Aufgehenden 90 cm breit ist. Sie ist in dem Gebäude mit der Gerberlaube auf einer Höhe von 6 m erhalten. Beide Mauern verlaufen parallel zum Rhein und biegen dann gegen Norden, gegen die Unterstadt hin ab. Dies lässt einerseits darauf schliessen, dass sich das Klosterareal nach Osten über den Gerberbach hinaus erstreckte, entgegen der von Rüger tradierten Ansicht, der Bach habe dessen Ostbegrenzung gebildet.390 Anderseits führen diese neuen Stadtmauern zur Vermutung, die Schifflände habe auf der Höhe des Fischergässchens gelegen und auch die älteste, 1259 erstmals erwähnte Rheinbrücke391 habe sich hier, gegen 100 m weiter rheinabwärts als heute befunden. Geht diese älteste Befestigung noch auf den Stadtgründer Eberhard zurück oder auf Burkhard und Siegfried, die Bauherren des gescheiterten, ehrgeizigen, fünfschiffigen Kirchenbaus III? Tatkräftig unterstützt von den Zähringern, unternahm Eberhards Sohn Ekkehard, von 1071–1088 Abt auf der Reichenau, zwischen 1077 und 1084 nicht weniger als sechs Kriegszüge gegen St. Gallen, dessen Abt Ulrich der mächtigste Bundesgenosse Kaiser Heinrichs IV. in diesem Raum war.392 Auf der Reise zur Fastensynode in Rom war Ekkehard 1079 vom Bischof von Parma gefangengenommen worden. Die längere Abwesenheit nutzte Heinrich IV. dazu, Ekkehards Abtei St. Gallen zu übertragen. Nach seiner Rückkehr aus der längeren Gefangenschaft brachte Ekkehard sein Kloster wieder an sich und unternahm Anfang 1080 einen Rachefeldzug gegen St. Gallen,393 Ereignisse, die hauptsächlich in die Zeit nach Eberhards Tod fallen. Burkhard war sicher öfter an den Auseinandersetzungen beteiligt, wird aber nur 1084 namentlich erwähnt. 1085 hatte Ulrich den Hohentwiel bei Singen Berthold von Zähringen entrissen, 1086 wird Allerheiligen neben Hirsau und St. Blasien als massgeblicher Gegner des kaisertreuen Klosters St. Gallen genannt.394 Schaffhausen musste in dieser unsicheren Zeit mit Vergeltungsschlägen der kaiserlichen Partei rechnen,395 was wohl eher zum Bau, weniger zur Verbesserung eines älteren Befestigungswerkes geführt hat. Auch die immer wieder aufflackernden Konflikte mit den Zähringern, die in den Überfall von 1120 mündeten,396 lassen die Befestigung der Stadt verständlich werden. Ein wichtiges Ziel des Stadtherrn war zudem auch der Schutz des Schaffhauser Marktes, für den Wilfried Kerntke interessante Überlegungen vorgelegt hat.397 Die Anlage der Stadtbefestigung in den Anfängen des Investiturstreits, in den Jahren um 1075398 scheint deshalb eine hohe Wahrscheinlichkeit zu besitzen. Einen weiteren, relativen

Hinweis zum Alter der ersten Stadtbefestigung liefert die Kirche des Agnesenklosters aus dem früheren 12. Jahrhundert,399 welche bereits 25 m ausserhalb der Erdbefestigung aus dem späten 11. Jahrhundert liegt.400 Auch die Burkhardsche Stadtmauer in Basel wird ins letzte Viertel des 11. Jahrhunderts datiert.401 Ob auch Stein am Rhein befestigt war, wie eine Ortsbezeichnung von 1094 extra munitionem zeigt, ist unsicher.402

Abb. 53: Stein-Erde Mauer im Strickmaschinen-Areal, als rheinseitiger Abschnitt der Erdwallbefestigung des späten 11. Jahrhunderts. Dahinter, noch 6 m hoch erhalten, die ebenfalls neu entdeckte Stadtmauer des späteren 13. oder 14. Jahrhunderts. Blick nach Nordosten.

Exkurs VI: St. Agnes als Doppelkloster für die Nonnen Zum Kloster Allerheiligen gehörte auch ein Nonnenkonvent, dessen Gründung in die letzte Zeit des Eigenklosters vor 1080 fällt, die cellula St. Agnetis wird erstmals 1092 genannt.403 Der Ursprungsbau ist wahrscheinlich unter dem Kirchhofplatzschulhaus lokalisiert.404 Vor dieser Entdeckung von 1989 war nur die gotisch datierte Klosterkirche im Altersheim-Hauptgebäude bekannt.405 Auch dieser Bau gab sich im Herbst 1997 unter den dicken, modernen Verputzschichten als romanisch zu erkennen. Die neu eingerichtete Cafeteria entspricht weitgehend dem damaligen Kirchenschiff: Die gesamte Nordwand ist noch zu Zweidritteln, d. h. 4,5 von ehemals etwa 7 m Höhe erhalten; zwei Fenster belichteten den Innenraum. Die gegen den Garten gerichtete Südwand ist hingegen mit der Befensterung von 1822 weitgehend neu gebaut worden. Darunter, in einem kleinen Keller, präsentiert sich aber ebenfalls romanisches Mauerwerk: das Fundament im Ähren- oder Fischgratverband, das Aufgehende aus schönen Kalkstein-Handquadern, mit Resten von Schwelle und Türleibung (Abb. 54). Dies war der ehemalige Zugang vom Kreuzgang in die Kirche. Gleiche Mauermerkmale fin51


baute Stadtkirche St. Johann IV.409 Diese gotische Bautätigkeit führte zur Vergrösserung des Klostergrundstückes und zur Verlegung der Stadtmauer näher an den Gerberbach hin, entsprechend der heutigen Bauflucht entlang der Bachstrasse. Im Gegensatz dazu verlief die Stadtmauer im späteren 12. Jahrhundert in der Mitte der Schwesterngasse.410

Abb. 54: Kirchensüdmauer des Agnesenklosters um 1100. Fundament in Fischgrattechnik, Aufgehendes mit Handquadern und Resten einer Türe, dem Zugang der Nonnen zur Kirche vom Kreuzgangwestflügel.

Kreuzgang und Konventbauten den wir in Allerheiligen am Klosterneubau IV des ausgehenden 11. und früheren 12. Jahrhunderts, welche die Datierung unserer Kirche ermöglichen; es kann sich um den 1094 genannten Bau handeln. Ihre Breite betrug 10,6 m, die Länge etwa 30 m, wenig kürzer als das Münster II und St. Johann II,406 die beide in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts datieren. Den Innenraum begrenzte im Osten eine dünne Mauer als halbhohe Schranke. Exzentrisch davor waren zwei Altarfundamente angeordnet, die auf dem originalen Mörtelgussboden stehen, welcher 1,2 m unter dem heutigen Boden erhalten blieb. Die Wände wiesen Architekturmalerei auf, wie Reste einer weissen Quaderimitation auf grauem Untergrund zeigten. Das Kirchenschiff diente als Nonnenchor. Der Raum des Hochaltars, der eigentliche Chor, welcher östlich davon die Saalkirche abschliesst, war dagegen nur für die Mönche von Allerheiligen zugänglich, welche auch in St. Agnes die Messe lasen. Vielleicht lag das Chorgestühl der Nonnen aber, wie in deutschen Frauenklöstern üblich, auf einer Empore; das Kirchenschiff hätte in diesem Falle den Laien gedient.407 Spätere Umbauten und Erweiterungen Noch in romanischer Zeit wurde die Kirche 5 m nach Westen verlängert und ein neuer Boden gegossen, dessen Oberfläche durch Ziegelschrot gerötet war. In einer dritten und letzten Bauphase erreichte die Kirche, durch ihre Erhöhung und Erweiterung nach Osten um je die Hälfte der romanischen Abmessungen das Volumen des heutigen Baukörpers. Dazu gehört auch ein kleiner Turm an der Nordwestecke sowie eine neue Befensterung, von der sich vorderhand nur Reste des mächtigen, fassadenhohen Westfensters dokumentieren liessen. Ein hier verwendeter Sturzbalken ist dendrochronologisch kurz vor 1300 datiert.408 Datiert er diese dritte Bauphase oder wurde er wiederverwendet und stehen die Bauarbeiten im Zusammenhang mit den Bränden im 14. Jahrhundert? Die bemerkenswerte Gesamtlänge der gotischen Kirche ist mit 52 m noch 3 m länger, als die Ende des 14. Jahrhunderts neu ge52

Von den zugehörigen Konvent- und Wirtschaftsgebäuden wissen wir sehr wenig. Einige 1998 im Garten angelegte Sondagelöcher zeigten die ausserordentliche Ausdehnung des Kreuzganggeviertes: 33 m, zusammen mit Katasterplänen aus dem 19. Jahrhundert ermittelt, was dem jetzigen, im frühen 12. Jahrhundert entstandenen Kreuzgang von Allerheiligen entspricht. Die Zahl der Mönche und Nonnen muss sich in beiden Klöstern in etwa entsprochen haben und wurde am Anfang des 14. Jahrhunderts in St. Agnes auf 60 beschränkt, in Allerheiligen jene der Mönche sogar auf 40.411

Vom geplanten fünfschiffigen zum realisierten dreischiffigen Münster (Allerheiligen III und IV) Fundamente des geplanten, fünfschiffigen Münsters Als grosse Überraschung erbrachten die Münstergrabungen 1951 den Grundriss einer weiteren Kirche, die aber nie ausgeführt, sondern in den Fundamenten steckengeblieben ist (Beil. 3.35). Genauso wie in Cluny hatte man dieses neue Werk so nach Norden verlegt, dass das Klosterleben ungestört und abgeschirmt durch die alte Kirche während der ganzen Bauzeit weitergeführt werden konnte.412 Deshalb ist die Aussage des Stifterbuches falsch, dass «Abt Siegfried das Münster … gänzlich niederbrach und mit dem Bau desjenigen begann, das man heute noch sieht».413 Dieses Bauvorhaben bedingte mindestens die Teilaufgabe der nellenburgischen Memorialanlage auf der Nordseite, der dortigen Kreuzhofmauern mit dem einen Zentralbau. Zudem zerstörte das Fundament der Kirchensüdwand auch den nördlichen Zugang zu Eberhards Mausoleum (Abb. 26). Die Mauerzüge414 sind durchschnittlich 2–2,1 m breit und etwa 1 m hoch mit Mauerkronen auf einheitlicher Höhe (Abb. 40).415 Sie bestehen vollständig aus Kalkbruchsteinen, im Gegensatz zu


den bisher beschriebenen Fundamenten.416 Im Querschiff waren zum Teil nur noch Mauergruben erhalten; ob Fundamente für ein auskragendes Querschiff angelegt wurden, ist mangels Grabungen ausserhalb des heutigen Münsters unbekannt. Im Schiff enden die Fundamente genau auf der Höhe der Schranke IV, die den Mönchschor vom Laienschiff trennt, die Aussenmauern des Schiffes laufen aber weiter: Auf der Südseite bis ans alte Münster, während die Nordseite offenbar auf der ganzen Länge vorhanden ist. Die Nordwestecke wurde bereits 1955 an der Ostwand der Musikschule freigelegt, ohne aber Eingang in die Publikationen zu finden (Abb. 55).417 Die Kirchenwestwand bildet das Fundament der heutigen Münstervorhalle, woraus eine Gesamtlänge der fünfschiffigen Kirche von gut 80 m resultiert. Eine Planänderung im Chor Die merkwürdigen Apsisfundamente, die noch heute unter dem Chor zu besichtigen sind, entstanden durch eine Planänderung (Abb. 56 und Beil. 9). Dies legte schon die Dokumentation von 1951/52 nahe und es konnte 1997 durch den erstmals vollständig freigelegten Befund im Hof hinter dem Münster bestätigt werden. Der äusserste Apsisbogen steht mit der Schiffostwand im Verband.418 Der Abstand zwischen innerer und äusserer Apsis entspricht mit 2,5 m dem Fundamentabstand der inneren Seitenschiffe. Die innere Apsis ist wie die südliche Tetrakonche und das Altarhaus von St. Johann II als Platte ausgebildet, wie wir bereits festgestellt haben. Ob für die äussere Apsis Radialkapellen geplant waren, wie sie die französischen Vorbilder aufweisen, wissen wir nicht.419 Erst als Planänderung entstand der mittlere Bogen, der sekundär an die Ostwand anschliesst und das Fundament der Kreuzhofmauer integriert, die sonst überall für die Anlage des fünfschiffigen Münsters abgebrochen wurde.420 Die Wandstärke des Altarhauses erhöhte sich dadurch auf 3 m und entspricht damit der Ostwand, wo sie mit der vorgesehenen Aufnahme von Apsiden erklärt werden kann, wie sie schliesslich gerade hintermauert auch am jetzigen Münster zur Ausführung gekommen sind. Plante man eine Apsis mit Nischenkranz, wie sie in dieser Zeit in Speyer II entstand?421 Waren die radial angeordneten Mauerstücke als Vorlagen zu diesen Konchen gedacht oder sind es Fundamentverstrebungen zur tatsächlich hochgezogenen Apsis IV?

Zwei Bauetappen am heutigen Münster und ihre Dendrodatierung Das bestehende Bauwerk übernimmt weitgehend

3

2 1 1

Abb. 55: Nordwestecke des fünfschiffigen Münsters (1), überlagert vom Mauerwerk der Musikschule V (2), das seinerseits nachträglich an die Münstervorhalle IV (3) anschliesst. Blick nach Westen.

die Fundamente der geplanten fünfschiffigen Kirche. Punktuelle Fundamentverbreiterungen entstanden durch die exzentrische Lage von Längsmauern und Vierungspfeilern.422 Am aufgehenden Mauerwerk der Kirche lassen sich bei näherer Betrachtung zwei Maurerhandschriften ausmachen, die auf zwei Bauetappen hindeuten. Ältere Bauetappe Dazu gehören der Schrägsockel und die grossformatigen Eckquader (Abb. 58 und 73), wie sie

1 2 3 1

Abb. 56: Unter dem Chor des Münsters liegen heute noch zugänglich die Fundamente zweier Chorlösungen (1 und 2) für das geplante, aber nicht ausgeführte fünfschiffige Münster III sowie aufgehende Reste der Apsis (3), welche für kurze Zeit dem Münster IV als Altarhaus diente. Kreuzhofmauer (4); älteres Chorstufenfundament (5); jüngeres Chorstufenfundament (6).

5

6 4

Abb. 57: Auf den Fundamenten der fünfschiffigen Kirche liegt die Chorapsis IV, die kurze Zeit später ersetzt wurde durch den bestehenden Rechteckchor mit dem charakteristischen Ährenverbandmauerwerk. Blick nach Süden.

53


sich auch in Hirsau St. Peter und Paul wiederfinden.423 Die äusseren Mauerabsätze in der Querhausostwand über den Apsiden waren ursprünglich von einem Sandsteingesims abgedeckt424 und setzen sich innen auf den Schmalseiten fort.425 Im Osten ist demnach die untere Hälfte von Querschiff und Chor älter, einzig die Apsis scheint die volle Höhe erreicht zu haben, wie datierte Holzschindeln nahelegen.426 Sie ist nicht, wie Drack annahm, als bereits aufrecht stehender Teil aus der fünfschiffigen Kirche übernommen worden,427 sondern war das erste Element des dreischiffigen Münsters IV: Die Apsis übernimmt zwar das innere Plattenfundament des geplanten Umgangschores III (Abb. 56 und 57), der aber wie erwähnt durch eine Planänderung vermutlich zugunsten einer Apsis mit Nischenkranz aufgegeben worden ist.428 Der zugehörige Triumphbogen wurde mit der Anlage des noch bestehenden Rechteckchores429 ausgeweitet und hat erst dadurch seine heutige Form erhalten.430 Der Schrägsockel fehlt an diesem jüngeren Chor wie auch an den Längsmauern des Schiffes. Er ist aber zusammen mit den grossformatigen Eckquadern an der Westwand wieder vorhanden, die sich dadurch zusammen mit den beiden in Kalkstein ausgeführten Wandpfeilern auf der Innenseite431 ebenfalls der älteren Bauetappe zuweisen lässt.432 Hinzu kommen deutliche Unterschiede im Mauercharakter an den unteren Mauerflächen der Querschiffschmalseiten. Nur hier zeigen sich sorgfältig zugehauene, rechteckige Kalksteine mit glatt gearbeiteter Sichtfläche und wie innen an den Pfeilern gibt es Lagen hochkant gestellter Steine.433

Abb. 58: An der Südostecke des Münsterquerschiffes zeigen sich deutlich zwei Mauerhandschriften, die mit dem vermuteten Bauunterbruch um 1098 in Verbindung zu bringen sind. Unten grosse Eckquader mit sorgfältig behauenen Steinen (Abb. 73); oben die verjüngte Mauer aus unsorgfältigerem, kleinteiligerem Steinmaterial, teilweise wiederverwendet und schräggestellt. Der eingekerbte Bogen stammt vom spätgotischen Sakristeigewölbe VI.

Abb. 59: Stufensockel an der Münsternordwand, der zur jüngeren Maurerhandschrift gehört.

Jüngere Bauetappe Der Stufensockel findet sich nur an den Mauern des Langhauses und am Rechteckchor (Abb. 59); kleinformatige Eckquader haben sich nur über dem Mauerabsatz auf halber Höhe in der Ostpartie434 sowie auf der ganzen Höhe am Rechteckchor erhalten. Gegenüber den sorgfältig bearbeiteten Handquadern der älteren Bauetappe ist das Steinmaterial im oberen Bereich des Querschiffes, am Rechteckchor und Langhaus grober behauen, wodurch die Mauerfläche unruhiger wirkt. Hinzu kommen hier einzelne schräggestellte Lagen, vereinzelt auch Ährenverband, der in Allerheiligen um 1100 aufkommt und vermutlich die Aufnahme der Ziegelproduktion.435 Gehört der graue Sandstein zur jüngeren Bauetappe? Ob diese Beobachtungen auch für die Verwendung der Sandsteine zutrifft, ist noch unklar. Fand im Mönchschor, in der Vierung und über den äus-

54


seren Konchen, abgesehen von den sicher zur älteren Bauetappe gehörenden Kalksteinpfeilern,436 fast ausschliesslich roter Schilfsandstein Verwendung, findet sich dieser im Schichtwechsel mit graugrünen Sandsteinen in den Bögen seitlich des Mönchschores und jenen im Laienschiff (Abb. 60). Dort bestehen die Säulen aus dem härteren, graugrünen granitischem Sandstein, der von St. Margrethen her stammen kann437 und somit per Schiff über den Bodensee und Rhein nach Schaffhausen gelangt ist und nicht aus Schilfsandstein, der in Schleitheim-Klettgau vorkommt.438 Der gleiche Schichtwechsel findet sich auch am Triumphbogen, wobei offen ist, ob dessen Steinmaterial möglicherweise zum Teil vom kleineren Vorgängerbogen zur Apsis übernommen wurde.439 Dendrodatierungen Nach den bisherigen Überlegungen der Historiker weihte der Konstanzer Bischof Gebhard III. (1084–1110) das heutige Münster 1103/04.440 Dendrodaten ermöglichen nun erstmals eine sichere zeitliche Einordnung des Bauwerkes. Acht in die Münstersüdwand versetzte, eichene Auflagehölzer für die Pfette des Kreuzgangdaches konnten gemessen werden (Abb. 61). Während zwei davon undatiert blieben und eine auf die spätgotischen Renovationen zurückgeht, blieben fünf original erhalten und liefern Enddaten von 1088–1093.441 Weil jeweils nur Splintanfang vorhanden ist, sind für das Ermitteln der Waldkante nur rechnerische Modelle möglich, welche mögliche Fälljahre zwischen 1099 –1106 ergeben. Eine zweite Datenserie lieferte die Messung von sieben Eichenschindeln des ehemaligen, 36° geneigten Apsisdaches.442 Sie sind mit dem Hochziehen der Giebelwand bis in eine Mauertiefe von 20–25 cm eingemauert worden, um einen dichten Dachanschluss zu gewährleisten (Abb. 62, 104 und 106). Ihre Länge beträgt etwa 70 cm, die Breite 9 bzw. 12–15 cm, die Dicke 2,5–3,5 cm, sie sind jeweils mit einem Holznagel an die Dachlatten angehängt. Vier Schindeln konnten ins 11. Jahrhundert datiert werden.443 Zwei davon besitzen keinen Splint, die dritte datiert mit vier Splintjahren ins Jahr 1086, während die vierte neben 13 Splintjahren auch Waldkante aufweist, wodurch sich das Fälljahr 1095 ermitteln liess (Abb. 62 und 63). Wenn auch über diese Datierungen Baubeginn und Fertigstellung nicht aufs Jahr genau ermittelt werden können, ergänzen und bestätigen sich die Werte ausgezeichnet, weil die Schindeln des Chordaches aus dem vom Bauablauf her ältesten Teil stammen, die Auflagehölzer in der Schiffsüdmauer aber vom jüngsten Bauteil der Kirche, welcher frühestens nach einem Teilabbruch des alten

Abb. 60: Die heutigen Arkaden des Münsterschiffes aus dem frühen 12. Jahrhundert.

Abb. 61: Die Auflagehölzer für die Pfette des Kreuzgangdaches sind zum Teil mit dem Bau der Münstersüdwand IV in der letzten Münsterbauetappe eingesetzt und dendrochronologisch in die ersten Jahre des 12. Jahrhunderts datiert. Der «romanische Kreuzgang» ist geprägt von spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Renovationen.

55


Abb. 62: Ansicht der Chorgiebelwand über dem Triumphbogen IV (Abb. 106) mit den Schindeln aus dem Ende des 11. Jahrhunderts, die später von Flachziegeln abgelöst werden. M. 1:100.

Abb. 63: Ergebnisse der dendrochronologischen Datierung von romanischen und frühgotischen Bauhölzern (Dendrolabor BfA, Zürich).

56


Münsters hochgezogen werden konnte.

Ursprünglicher Innenraum des heutigen Münsters Der originale Münsterboden war ein weitgehend erhaltener, mehrfach erneuerter Mörtelgussboden444 auf einer Kieselbollenunterlage (Abb. 64).445 Er lag im Schiff 0,4 – 0,5 m höher als jener des ersten Münsters. Nur in Chor und Vierung war davon nichts erhalten. Vielleicht war das Chorgestühl mit einem Holzboden ausgestattet, was die Mönche während dem anstrengenden Chordienst vor der Kälte geschützt hätte. Deshalb forderte schon Wilhelm von Hirsau, der Schaffhauser Klosterreformer,446 «die Mönche sollten sich in der ungeheizten Klosterkirche nicht in der Art der heiligen Wiborada die Gicht holen, sondern zusätzliche Kleidungsstücke anfordern und jährlich die Pelzkleider wechseln. Sie sollten nicht ein vermindertes, sondern ein gesteigertes Leben führen».447 Mönchschor (Beil. 4.36) Der gegenüber dem Schiff um eine Stufe erhöhte Boden des chorus minor-Podestes (Abb. 65 und Beil. 9) läuft eben ins Querschiff, um 1 m vor dem Altarhaus erneut um zwei bis vier Stufen anzusteigen (Abb. 40 und 56);448 eine Situation, der eine ältere Treppenanlage auf Höhe des Triumphbogens voranging.449 2 m vor diesem Triumphbogen450 enden die Längsschranken, die wahrscheinlich frühestens mit dem Rechteckchor entstanden und später teilweise verändert wurden.451 Sie begrenzen den chorus maior und bildeten die Rückwände für das Chorgestühl. In der Südostecke des Querschiffes liegt eine Doppelpiscina, ein Ausguss für das in der Liturgie verwendete Wasser.452 Sie weist formal ins spätere 12. Jahrhundert, in die Bauzeit des Turmes. Die bereits im Stifterbuch erwähnte Verbindungstüre zum Kreuzgang453 in der Südwestecke des Querschiffes ist ursprünglich, sie wurde aber später mehrfach verändert.454 In der Nordwand ist schliesslich eine Totenpforte in den Friedhof zu vermuten, auf gleicher Höhe wie jene von Allerheiligen V.455 Der später realisierte Glockenturm456 macht einen Vierungsturm weniger wahrscheinlich; eher ist mit einem Dachreiter zu rechnen, wie er in Hirsau St. Peter und Paul realisiert worden ist.457

des Podest anschliesst (Abb. 50 und Beil. 9).459 Gehört je ein 2,8 m über der Stufe gelegenes Balkenloch in den Pfeilern dazu oder handelt es sich um einen nachträglichen Einbau?460 Dreiseitig ist das Podest von Schrankenmauern begrenzt,461 welche die Mönchskirche vom Laienschiff abtrennen (Abb. 65). Sie winkeln auf Höhe der Langhauspfeiler ab, laufen bis an die Seitenschiffwände und bilden hier die Rückwände für zwei Altäre, an deren Fundamente der Mörtelboden anschliesst.462 Erstmals ist der in den Hirsauer Constitutionen erwähnte chorus minor nachgewiesen.463 «Hier durften sich ausser den Laienbrüdern auch bis zum 3. Tag die zur Ader Gelassenen aufhalten, ausserdem die Brüder die zu schwach sind, um zu stehen oder zu singen und die vom Gottesdienst Erschöpften».464 In den bereits vorgestellten Kalkbrenngruben liegen zwei Fundamentblöcke (Beil. 9). Der westliche ist sicher als Kreuzaltar zu deuten,465 daran schliesst der Mörtelboden an. Die Funktion des

Abb. 64: Nördliches Münsterseitenschiff mit dem um 1100 entstandenen Mörtelgussboden. An der Stelle des Loches fand man 1955 die nellenburgische Memorialplatte (Abb. 158).

Abb. 65: Mörtelboden des chorus minor Podestes (Abb. 50) mit den Schrankenmauern zwischen den Pfeilern, die nach Norden und Süden abwinkeln und die Laienkirche von der Mönchskirche trennten. Darunter liegen die Fundamente des fünfschiffigen Münsters. Blick nach Norden.

Chorus minor und Laienkirche (Beil 4.37 und 4.38) Zwischen den als Pfeiler gebildeten, östlichsten Stützen des Langhauses, welche den chorus minor markieren458 liegt eine 20 cm hohe Sandsteinstufe, an die sich ein bis an die Vierung reichen57


Abb. 66: Die Grabplatten von Eberhard und Burkhard von Nellenburg (hinten), anlässlich ihrer Wiederentdeckung von 1921 im Münster.

vor dem nellenburgischen Grabdenkmal und ist vom Mörtelgussboden überdeckt. War dieser repariert, könnte der Block Vorgänger des Kreuzaltars gewesen sein. Seine Lage genau im Zentrum des Bauwerks könnte aber auch auf eine vermessungstechnische Funktion hindeuten; allenfalls kann auch ein Baukran466 oder das Stifterdenkmal in Betracht gezogen werden. Neue Grablege der Nellenburger

Abb. 67: Die Vorhalle IV war ursprünglich fast doppelt so gross wie heute und zweischiffig, mit einer Stützenreihe auf Kalksteinbasen (rechts). Von den vermauerten Türen im Hintergrund führte die obere vom Obergeschoss zur Michaelskapelle; die untere ist jünger und gehört bereits zur spätgotischen, aufs heutige Mass verkürzten Vorhalle VI.

58

Hier vor dem chorus minor hatten die Nellenburger nach Aufgabe der Krypta467 ihre neue Grablege.468 Dem Chronisten Rüeger war sie noch bekannt: Eberhard «… ward erstlich in der kruft begraben, ward aber alda bald widerum ussgraben und in das nüw gross münster für des crützes Altar gelegt, da dann sin grabstein vor dem toufstein noch zuo sehen».469 Die 1921 wiederentdecktenGrabplattenvonEberhard,Ita und dem 1101/02 verstorbenen Burkhard470 lagen tatsächlich vor dem Kreuzaltar (Abb. 66 und 93).471 In diesem Grab waren fünf Personen bestattet.472 Im südlichen Seitenschiff lag das leere Grab 22, eine mit 2,3x0,9m auffällig gross dimensionierteund sorgfältig gemauerte Grabkiste (Abb. 38).473 Sie stört die Mauern von Kreuzhof und nördlichem Kryptazugang, ist aber ebenfalls vom wohl reparierten Mörtelgussboden des Münsters IV überdeckt.474 Ebenfalls vor der Schranke fand sich 1955 im nördlichen Seitenschiff die sogenannte Memorialplatte aus rotem Schilfsandstein (Abb. 158). Sie kann als Gedächtnisstein der Stifterfamilie angesehen werden.475 Dieser war im neuen Münster


in Erinnerung an die Stifterfamilie angebracht worden oder war Teil eines Stifterdenkmals, vielleicht auf dem erwähnten Fundament östlich der Grablege. Unter dieser Platte lagen die nach der anthropologischen Untersuchung auffälligen, atypischen Überreste von sieben Individuen. Sie lagen über den spätmittelalterlichen Gräbern 13 – 15 und waren möglicherweise die umgebetteten Überreste der Nellenburger Sippe.476

Münstervorhalle Die Vorhalle, die sekundär an die grossen Eckquader des bestehenden Münsters anschliesst, war fast doppelt so gross wie ihre späteren Nachfolger477 (Beil. 4.39). Die Nordwand blieb bis annähernd zur Traufhöhe der Seitenschiffe erhalten. Im Dachraum über der Vorhalle zeigt sie grossflächig Fischgratmauerwerk, im Gegensatz zum lagerhaften Mauercharakter der Aussenseite. Die Pfeiler aus rotem und grünem Sandstein an der Nordwestecke der Erhardskapelle und an der Südseite der Musikschule bildeten ursprünglich die freistehenden Ecken der Westseite. Sie sind erst durch die späteren Anbauten eingemauert worden. Der Pfeiler an der Musikschule ist nach den Beobachtungen von 1946 im Innern noch 2 m höher erhalten und erreicht mit 5,8 m die Gesamthöhe der Münstersäulen. Zwischen diesen

Pfeilern lag eine fünffache Bogenstellung; eine stark verwitterte Basis einer runden Sandsteinsäule fand sich 1921 noch in situ.478 Diese Säulen fanden gemeinsam mit jenen im Münster Eingang ins Stifterbuch, im Zusammenhang mit dem sogenannten Säulenwunder.479 Die Vorhalle war zweischiffig; Kalksteinbasen von 34x37 cm480 haben die Säulen eines Unterzuges zur Flachdecke getragen (Abb. 67 und Beil. 9). Identische Basen sind heute noch sichtbar im ehemaligen Refektorium IV.481 Diese Elemente führen zur Rekonstruktion eines Satteldaches,482 im Gegensatz zur heutigen, abgewalmten Form. Das Obergeschoss wird von Hans Rudolf Sennhauser als Andachtsraum der Laienbrüder gedeutet.483 Es hat sich wohl ins Langhaus geöffnet, wie Hecht vermutete, und die erhaltenen Bauten von Alpirsbach und Paulinzella nahelegen?484 Nachweise sind wegen dem 1750 erneuerten Mittelteil der Fassade kaum mehr möglich.485 Eine nachträglich herausgebrochene Türe im Obergeschoss der Südwand diente als Verbindung zur Michaelskapelle (Abb. 67);486 die Lage ihrer Schwelle ergibt für das Erdgeschoss der Vorhalle eine Höhe von knapp 4 m. Der Boden war dort mit Kalksteinplatten belegt, die wohl nicht aus der Bauzeit stammen, weil ihr Niveau mit dem jüngeren Sandsteinplattenboden im Münster korrespondiert. Darunter zeigten sich metertief Friedhoferde und viele Gräber.487

Abb. 68: Das Kloster Allerheiligen um 1090 mit den Fundamenten des fünfschiffigen Münsters. Seine geplanten Dimensionen sind als transparenter Baukörper dargestellt (Allerheiligen III). (Computerrekonstruktion V. Homberger).

59


weltliche

Orte

Zeit

Personen

Schaffhausen

kirchliche

}

Eberhard (Eppo) + Hedwig

um 1009

Reichenau

Übrige

= vor 1030

Graf im Zürichgau ?

= vor 1030 Vogt, = 1030 Schlacht

Bau der Nellenburg

Laurentiuskirche als Grablege

Graf im Zürichgau Graf im Neckargau ? Klostergründung Pfaffenschwabenheim

------------------------------------------------

Burkhard -----------------------------------------------1024Manegold um 1035

Eberhard der Seelige + Ita

----------------------

}

Hedwig

um 1045

Münzrecht, Ersterwähnung Schaffhausens

Papst Leo

1049

1. Abt

1050

Weihe des Klosterbaugrundes Materialausbeutung, Grundstückstreit mit Bamberg Weihe Münster I mit 4 Altären

Bischof Rumold 1064 Architekt Luitpald 2. Abt Liutolf -----------------------------------------------1075 Eberhard + Heinrich ------------------------------------------------

= Schlacht an der Unstrut

Erzbischof 1066-78 Weihe Udo v. Trier Michaelsaltar ---------------------Ekkehard 1071-88 ----------------------

Klostereintritt = 1078/79 -----------------Ita vor 1080 Anfänge des Doppelklosters St. Agnes 1080 Hirsauer Reform Wilhelm v. Burkhard wird Hirsau Abt Siegfried 1083 Flucht vieler Adeliger ins Kloster führt zu um 1090 Eberhard

Burkhard von Nellenburg

= 1078 Belagerung von Tübingen Abt, Neubau St. Peter u. Paul in Niederzell

1077-84 sechs Kriegszüge gegen St. Gallen

um 1075

1093

Projektierte Verlegung des

--------------

Klostergründung Wagenhausen

nach St. Léonard de Noblat

1095 1096 Vogt Adalbert von Morisberg

Abt Gerhard

1096/97

Abtstuhl verwaist

1098

Abt Adalbert von Messingen

1099

= Siegfried Nimmt am 1. Kreuzzug teil Bittzug der Mönche bei der Burg des

1101/02 = Burkhard ----------------------Anfang Bischof Weihe Münster IV 12. Jh. Gebhard ---------------------Angriff Herzog 1120 Konrads v. 1125 nach 1131 = Abt Adalbert

60

= Vogt Adalbert

--------------


Archäologische Allerheiligen

St. Johann

Stadt Kalkbrennöfen und Steinbruch im Pfalzhof von

------------------------------------------------------

Befestigung mit Wall und Graben: Rüden/Buchsbaum, Safrangasse,

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Vorläufer St. Agnes unter Schulhaus am Kirchhofplatz

--------------------------------------------------------------------------------------------------------

Dendrodaten Schindeln Apsis IV

Neubau St. Agnes mit Kirche, Kreuzgang im Altersheim Pfrundhausgasse

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Hinweise zur Burg des Vogtes beim Obertor: Kalkbrennofen, Ziegel

Dendrodaten Hölzer „Krypta“ der Spitalkapelle unter der Schwertstrasse

Abb. 70: Die in den Schriftquellen überlieferten Personen, Orte und Ereignisse mit den zugehörigen archäologischen Befunden in der Stadt Schaffhausen im 11. und frühen 12. Jahrhundert.

61


Datierung und Herkunft des fünfschiffigen und Realisierung des dreischiffigen Münsters Datierung des fünfschiffigen Renommierbaus Wir haben festgestellt, dass das Fundament des Münsters III den nördlichen Zugang zu Eberhards Mausoleum und den nördlichen Teil des Kreuzhofes zerstört. War Letzterer nach dem Tod des Stifters 1078/79488 wenigstens einige Jahre in Betrieb, fällt der Baubeginn des neuen Gotteshauses frühestens in die späteren 1080er Jahre,489 spätestens vor den Baubeginn des heutigen Münsters, der nach den neuen Dendrodaten in die frühen 1090er Jahre fällt. Entspriesst der Plan dazu der Konstanzer Synode von 1086, an der Siegfried und Burkhard teilnahmen?490 Fällt die Grundsteinlegung ins Jahr 1087? «In diesem Jahr veranstaltete die päpstliche Partei Süddeutschlands in Schaffhausen eine eigentliche Heerschau ihrer führenden Anhänger»;491 eine illustre Zeugenschaft bestätigte Burkhards Schenkungen und die Freiheit des Klosters.492 Ein weiterer französischer Bauplan493

Abb. 69: Begräbnis von Abt Siegfried am 28. Oktober 1096. Der dritte Abt wurde nach dem Stifterbuch vor dem Stefansaltar im noch unvollendeten Münster begraben. Die baugeschichtlichen Untersuchungen am Münster haben zwei Bauetappen sichtbar gemacht; Dendrodaten von Holzschindeln über dem Chor zeigen, dass dieser 1095 vollendet war. Die dargestellte Dachstuhlkonstruktion ist in der Stiftskirche St. Martin in Sindelfingen bei Stuttgart aus dem Jahre 1132 erhalten. Darstellungen von Bekleidung, Bestattungsszenen, Inneneinrichtung und Bauhandwerk stützen sich auf historische Bildquellen und Skulpturen des 11. und 12. Jahrhunderts. Im Hintergrund erscheint im Nachthimmel der erst später errichtete, heutige Münsterturm (R. Baur, Farbstift, 41x 29 cm).

62

Verschiedentlich ist bereits die Verwandtschaft des geplanten, fünfschiffigen Baus mit der Klosterkirche Cluny III im Burgund festgestellt worden,494 deren Hauptaltar bereits 1095 geweiht wurde (Abb. 134). Eine Feststellung, die nicht mehr isoliert dasteht, nach unseren Ergebnissen für Allerheiligen I und II und ihre Parallelen zur Beschreibung von Cluny II im Liber tramitis. Bisher keine Beachtung gefunden hat die Verwandtschaft mit der Pilgerkirche Saint-Sernin in Toulouse (Abb. 135), die an der südlichsten der vier grossen Pilgerstrassen gelegen ist, die über Einsiedeln und Genf durch das Rhonetal nach Santiago de Compostela führt. Eine Fünfschiffigkeit wird auch für das ebenfalls am Pilgerweg nach Santiago gelegene La Charité-sur-Loire erwogen. Der projektierte Chor entspricht aber nicht diesen Grundrissen, sondern ist verkürzt. Auch die mit zwei Metern ausnehmend breiten Fundamente, die auf eine geplante Einwölbung495 der ganzen Kirche schliessen lassen, sind eine deutliche Parallele zu den französischen Vorbildern und entsprechen auch den postulierten Einwölbungen des umgebauten ersten Münsters, von denen sich der heutige Bau mit seinen Flachdecken abgewendet hat. Ohne das zu vermutende Querschiff entspricht das Münster III mit Aussenmassen von 30 x 80 m annähernd denen von Toulouse (ohne Langchor und Westwerk). Dessen Mittelschiff weist eine Höhe von 21,1 m auf,496 was die geplanten Schaffhauser Dimensionen gegenüber den tatsächlich realisierten 17,5 m erahnen lässt. Aller-

heiligen hätte zwei Drittel der Breite, beziehungsweise drei Fünftel der Länge von Cluny III (ohne Vorhalle) erreicht. Die geplante Kirche wäre etwa fünf mal grösser geworden als das erste Münster (Abb. 68), mit seinen fünf Schiffen eine «wahrhaft königliche Anlage»497 und «für das Reichsgebiet damals einzigartig».498 Dem entsprechen die Superlative der Kunsthistoriker für ihre Vorbilder: «Saint-Sernin hat die grösste Bauhütte beschäftigt, welche die Christenheit Galliens vor dem Bau von Cluny III gekannt hat, und stellte alles bis dahin Gesehene bei weitem in den Schatten»,499 und für Cluny III, das die bisher bekannten Dimensionen sprengte und als «gewaltigste Kirche der Christenheit gilt».500 Planwechsel von Cluny zu Hirsau Die Ablösung vom weltlichen zum kirchlichen Besitz und die Hirsauische Reform von Schaffhausen waren offensichtlich ein längerer Prozess, der sich erst gegen die Mitte der 1090er Jahre festigte, wie die Konflikte nach der Reform deutlich machen.501 Dafür gibt es weitere Hinweise. So bemerkte Hils «die merkwürdige Form des Schaffhauser Privileges von 1080, das keine Urkunde ist, sondern ein Brief des Papstes an Abt Wilhelm gerichtet, nicht an Graf Burkhard und nicht an das Allerheiligenkloster in Schaffhausen, das doch der Rechtsinhalt betrifft».502 Und weiter: «Bemerkenswert ist schliesslich auch, dass Gregor VII. Allerheiligen auf die gleiche Stufe stellte wie Cluny und Marseille, und nicht wie Hirsau, das doch Schaffhausen reformierte; offenbar war für Gregor VII. Hirsau kein so leuchtendes Vorbild wie Cluny».503 Deutlich macht dies auch Jakobs: «Indem Gregor VII. Schaffhausen mit den bedeutenden cluniazensischen Zentralen auf eine Stufe stellte [Urban II. liess 1090 diese Selbstinterpretation Gregors fallen], … unternahm er wie sein Schüler Wilhelm den Versuch, das Klostersystem Clunys in seinem Sinne, im Sinne der Canones, im Sinne der Gesamtkirche und ihrer internen hierarchischen, zentralistischen Umgestaltung zu überwinden. Als der Stern Hirsaus auf sehr kurzer Bahn aufstieg, sank – wenn auch in ungebrochener Leuchtkraft – langsam und im weiten Bogen der Stern Clunys, das Licht Hirsaus immer noch überstrahlend und überdauernd».504 Auch Gamper macht in den Handschriften die gleiche Feststellung: «Es scheint, dass Schaffhausen in einer ersten Phase an Cluny orientiert war und erst in einer zweiten Phase die Form annahm, die als Hirsauische bekannt ist».505 Abt Wilhelm übernahm in Hirsau die Lebensgewohnheiten Clunys, die er den Bedürfnissen der von ihm geleiteten Mönchsgemeinschaft anpasste. Die Niederschrift seiner Hirsauer Constitutionen


63


wird etwa 1085 –1090 angesetzt, entgegen der früheren Meinung, die sie um 1080 datierte, weil dann Schaffhausen reformiert wurde.506 Dies alles kann nicht anders interpretiert werden, als dass der Schaffhauser Abt Siegfried, einer der Anführer der gregorianischen Partei im süddeutschen Raum, von seinen Zeitgenossen als Reformer mit Bischof Altmann von Passau, Prior Ulrich von Cluny und Abt Wilhelm von Hirsau in eine Reihe gestellt,507 bis in die frühen 1090er Jahre gegenüber Hirsau eine eigenständige und unabhängige Politik verfolgte. Die daraus resultierenden Konflikte führten offenbar dazu, dass das Schaffhauser Kloster schliesslich in seiner Existenz so gefährdet war, dass Siegfried 1093 erwog, den Konvent 600 km südwestlich von Schaffhausen in das vom Marseiller Abt erhaltene Kloster von Saint-Léonard-de Noblat, am Pilgerweg von Vézelay nach Santiago de Compostela zu verlegen.508 Mit diesem Vorgang brachte bereits Karl Schib die Planänderung vom fünfschiffigen zum dreischiffigen, um zwei Joche verkürzten Münster in Verbindung,509 eine Überlegung, die nach wie vor als die wahrscheinlichste angesehen werden muss. Erst jetzt also, 13 Jahre nach der Reform, wird diese Neuorientierung im Baubestand von Allerheiligen fassbar. Das geplante fünfschiffige Münster III ist mit Dimensionen von 30 x 80 m ein Renommierbau. Er entspricht «der überbordenden Liturgie mit vielen Prozessionen, prachtvollenKirchenbauten und der Anhäufung von Macht und Reichtum im länderübergreifenden Ordensverband von Cluny», welche zur Gründung neuer Orden führte, die eine Abkehr vom glanzvollen Mönchstum, eine Rückkehr zum schlichten Mönchstum propagierten.510 Das Münster III entspricht in keiner Weise der einfachen, dreischiffigen Reformkirche St. Peter und Paul in Hirsau, westlich von Stuttgart, deren Masse ohne Vorkirche nur 25 x 61 m betragen (Abb. 138). Im Gegensatz zum «burgundisch beeinflussten» fünfschiffigen Bau bleibt die realisierte Kirche «eher in der süddeutschen Tradition».511 Schon um 1600 bezeichnete der bekannte Schaffhauser Chronist Johann Jacob Rüeger «dieses Münster als schöner und kostlicher kunstricher buw, … dann es ist gebuwen in form und gestalt eines crützes, nit unglich dem münster im closter hirsow». Wie die neuen Dendrodaten und die neue Baugeschichte zeigen, ist das Schaffhauser Münster IV tatsächlich der älteste Nachfolgebau der 1082 begonnenen St. Peter und Paulskirche, wie es auf Grund der Ähnlichkeiten in der Forschung zumeist unbestritten blieb.512 Ob das dortige Gotteshaus bei der Weihe von 1091 vollendet war ist unsicher,513 was zusammen mit unserer neuen Entwicklung in Schaffhausen gut verständlich wäre. 64

Genauso wie Schaffhausen direkt von Hirsau beeinflusst ist, sind in der Folge die Baupläne der Klosterkirchen Alpirsbach im Schwarzwald (Abb. 139) und Paulinzella in Thüringen aus dem ersten Viertel des 12. Jahrhunderts von beiden beeinflusst. Sie alle sind «eindrucksvolle Formulierungen der geistigen Auffassung des Hirsauer Reformordens», «zeigen höchstmögliche Klarheit und Einfachheit» im Gegensatz «zum kaiserlichen Repräsentationsanspruch bis in kleinste Detail- und Schmuckformen» in Speyer, als Spiegel der Auseinandersetzung zwischen Papsttum und Kaisertum.514 Geschichtliche Hintergründe zu den Dendrodaten und den beiden Bauetappen Die Schindeldaten von 1095 belegen in Schaffhausen die fertiggebaute Chorapsis bei Abt Siegfrieds Tod.515 Er starb am 28. Oktober 1096 und wurde nach dem Stifterbuch vor dem Stefansaltar im noch nicht vollendeten Münster begraben (Abb. 69).516 Das Rüeger offenbar noch bekannte Grab konnte in der Münstergrabung nicht lokalisiert werden.517 Das glücklose, wenig mehr als ein Jahr dauernde Regiment von Siegfrieds Nachfolger Gerhard, der sich innerhalb des Konvents nicht durchsetzen konnte, den Papst um Ablösung bat und sich resigniert dem ersten Kreuzzug anschloss, führte zur Verwaisung des Abtstuhls während mehr als eines Jahres. In dieser Zeit verliessen viele Mönche das Kloster, was wohl auch zu einem Bauunterbruch führte. Der Adel nutzte diese Situation und eignete sich Teile der klösterlichen Güter an. Die Mönche versuchten ihre Gegner umzustimmen und zogen 1098 zur Feste des Vogtes Adalbert und flehten um Rettung aus ihrer Bedrängnis. Seine Krieger griffen sie ohne Erbarmen an, töteten einige, die übrigen mussten übel zugerichtet zurückkehren und ihre verwundeten Mitbrüder nach Hause tragen.518 Erst Abt Adalbert, ein Adliger, dessen Verwandtschaft zu den Mächtigen im südwestdeutschen Raum zählte, hat tatsächlich, wie im Stifterbuch erwähnt,519 das heutige Münster fertiggestellt. Dank seiner Familienbeziehungen konnte er die nellenburgische Klosterausstattung verdoppeln.520 Der Wechsel in der Maurerhandschrift deutet auf einen Bauunterbruch hin, verbunden mit einem Wechsel der Bauhandwerker. Die beiden Bauetappen, die wir herausgearbeitet haben, widerspiegeln die geschichtlichen Ereignisse am Bauwerk und können mit den Äbten Siegfried/Gerhard und Adalbert in Verbindung gebracht werden (Abb. 58 und 70). Eine Änderung, die genauso auch im Formenschatz der Klosterhandschriften auftritt.521 Die Suche nach der endgültigen Form zeigt sich


auch im Münster, wo an der liturgisch empfindlichsten Stelle in vielleicht nur 20 Jahren vier Chorschlüsse zur Debatte standen, von denen zwei auch ausgeführt worden sind. Auch in Hirsau ist am Bau von St. Peter und Paul festzustellen, dass keineswegs der gesamte Baukomplex einheitlich geplant wurde.522 Ist der jüngere Rechteckchor als letztes Element von Adalberts Bauetappe zu interpretieren, weil er nun ebenfalls St. Peter und Paul in Hirsau entspricht? Stand er bereits bei der Weihe des Münsters IV am Anfang des 12. Jahrhunderts an der Stelle von Siegfrieds Apsis? Dafür sprechen die Holzschindeln des Apsisdaches von 1095, dem offenbar einzigen Bauteil der ersten Bauetappe, der die volle Höhe erreichte und deshalb eingedeckt war. Die Schindeln wurden von Flachzziegeln abgelöst, wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Bau des Rechteckchores, dessen Dachansatz an der gleichen Stelle liegt (Abb. 62f.). Diese Ziegel523 deuten ebenfalls auf einen neuen Einfluss im Baubetrieb hin, auf neue Handwerker, wiewirsieinderjüngerenMaurerhandschrift festgestellt haben.

Neubau des Konventes (Allerheiligen IV) Die innere Klausur übernimmt das streng geometrische Grundrissschema ihrer Vorgängerin. Die Situierung von neuem Ost- und Südflügel ermöglichte während der Bauzeit die Weiterbenutzung der alten Strukturen genauso, wie wir dies schon beim Münsterneubau feststellen konnten. An den grossformatigen Eckquadern der Münsterkirche lässt sich noch heute deutlich ablesen, dass der Klausurostflügel und die Vorhalle sekundär ans Langhaus angefügt worden sind.524 Ein Vorgang, der mit dem Bauablauf zusammenhängt, aber nicht gegen den gleichen Bauplan spricht, wie wir bereits beim ersten Kloster feststellen konnten. Ist die gesamte Klausur erst nach der Vollendung des Münsters IV erneuert worden, oder sind Teile davon bereits früher, mit den Fundamenten des Münsters III begonnen worden? So beispielsweise der Südflügel, der eine Binnenwand besass, die auf der Höhe der Klausurostwand II lag? Auch die um 3 m längere Ausdehnung des neuen Kreuzgangs525 in Nord-Südrichtung könnte ein Indiz dafür sein, dass das Abweichen vom quadrati-

Abb. 71: Arkadengalerie des Kapitelsaales, kreuzgangseitig stark gestört durch eingemauerte Epitaphien (Grabinschriften) zum Junkernfriedhof im Kreuzgarten (1577–1874). Oben zeigen sich im Mauerwerk Ausgleichsschichten im Ährenverband, wie sie typisch sind für Allerheiligen IV.

65


Münsterquerschiffes anschliesst.528 Sie diente damals wie heute als Rückwand des östlichen Kreuzgangflügels. Einzelne Lagen zeigen ebenfalls den eingangs erwähnten charakteristischen Ährenverband, wie er auch in den Überresten der Ostwand vorliegt. Kapitelsaal (Beil. 4.40)

Abb. 72: Südseite der Marienkapelle IV mit zugemauerten romanischen Fenstern mit Eichenholzrahmen. Die Masswerkfenster entstanden 1522 mit dem Neubau des Chores VI und dem Wechsel des Patroziniums von Maria zu Anna.

Abb. 73: Mörtelgussboden der romanischen Sakristei zwischen Münster- und Marienkapelle mit beidseitigen Banketten über den Fundamenten des fünfschiffigen Münsters. Das sehr sorgfältige Handquadermauerwerk (Abb. 58) mit dem Schrägsockel und den grossformatigen Eckquadern gehört zur ersten Bauetappe des heutigen Münsters. Blick nach Westen.

66

schen Schema die Folge der Reduktion auf drei Schiffe ist. Dies könnte aber auch mit den fehlenden Zugängen zum Kreuzgarten auf den schmaleren Seiten zusammenhängen. Diese Fragen lassen sich vielleicht bei späteren Untersuchungen beantworten. Mauerwerk im Ährenverband Ab dem ausgehenden 11. Jahrhundert sind die Fundamente weitgehend in Kalkstein ausgeführt. Als weiteres Charakteristikum treten im aufgehenden Mauerwerk Ausgleichsschichten aus schmalen Kalksteinen in opus spicatum, im Ährenverband auf (Abb. 57, 71, 79).526 Wir finden diese wie bereits erwähnt an der zweiten Bauetappe des Münsters, am Rechteckchor und an der Vorhalle. Hinzu kommen von der Klausur der Ost- und Südflügel, das Atrium in der alten Abtei und eine Hofmauer im Pfalzhof.527

Neuer Klausurostflügel Im Aufgehenden erhalten blieb nur seine Westwand, die sekundär an den Eckquaderverband des

Er lag im Osten, dort, wo sich heute die 1486 von Abt Dettikofer gestiftete Schillerglocke529 befindet. Das «kapitul hus» wird erstmals um 1480 erwähnt, erneut 1501 im Zusammenhang mit der Abtswahl von Michael Eggensdorfer und dort als einziger Klosterraum im Schriftgut lokalisiert, neben der Marienkapelle gelegen: capellam beate Marie virginis contiguam domui capitulari nostro.530 Der Raum ist zum Kreuzgang hin geöffnet mit der 1902 entdeckten Arkadengalerie mit alternierenden Doppelsäulchen (Abb. 71).531 Sie war durch eingemauerte Epitaphien532 stark beschädigt und wurde deshalb stark ergänzt. Zentral dazwischen liegt ein nicht verschliessbares Rundbogenportal. Reste eines Mörtelgussbodens zeigten sich 1923 bei Kanalisationsarbeiten.533 Der Saal war wohl zweischiffig und flachgedeckt, wie viele benediktinische Beispiele zeigen,534 vermutlich mit einer Säulenreihe wie sie Vorhalle und Refektorium IV aufweisen. Die übrigen Räume (Beil. 4.41–43) Ein sandsteinernes Doppelportal, ebenfalls ohne Anschlag und folglich nicht verschliessbar, liegt neben der Arkadengalerie des Kapitelsaals. Es führt in einen von zwei Binnenmauern gebildeten Korridor. Daran schliessen drei weitere Räume an, vielleicht waren es ursprünglich zwei, die nur wenig kleiner sind als der Kapitelsaal.535 Der südliche Raum weist noch bis ins erste Obergeschoss romanisches Mauerwerk auf, allerdings stark gestört durch jüngere Umbauten.536 Südlich des Doppelportals fand sich im Kreuzgang das Fundament der steinernen Treppe, die zum Schlafraum der Mönche im Obergeschoss führte. Auf diese Treppe zurückzuführen ist die heute noch höhere Lage des südlichsten, um 1420 angebrachten Ankerbalkens.537 Die Dormitoriumstüre ist mit 1,8 m Breite im Verputz der Kreuzgangwand markiert,538 die Höhenlage der Schwelle ergibt eine Erdgeschosshöhe von etwa 3 m (Abb. 76). Eine zweite Türe in der Südfassade des Münsterquerschiffes liegt auf gleicher Höhe und ist aussen im Mauerwerk, innen im Verputz markiert (Beil. 10).539 Sie war Rüeger noch bekannt540 und führte vom Schlafraum über die sogenannte Nachttreppe in die Kirche.


Marienkapelle Das merkwürdig nach Südwesten abgedrehte Kirchenschiff der heutigen St. Anna oder Münsterkapelle (Beil. 4.44), steht ganz im Gegensatz zu der streng rechtwinkligen Bauweise des frühen 12. Jahrhunderts. Diese Lage bestimmte im Osten die übernommene Dreiapsidenkapelle II,541 im Westen die von Anfang an vorgesehene wichtige Verbindung von Kapitelsaal und dem Raum zwischen Münster und Marienkapelle. Das sowohl in den Fundamenten als auch im Aufgehenden lagerhafte Kalkbruchsteinmauerwerk, soweit feststellbar ohne Ausgleichsschichten im Ährenverband,542 entspricht jenem des Münsters IV (Abb. 72). Drei aus Kalksteinplatten gebildete Rundbogenfenster sind als Nischen sichtbar gemacht;543 die beiden auf der Südseite besitzen noch die originalen Holzrahmen.544 Der Raum zwischen Münster und Marienkapelle (Beil. 4.45) Funktion und Zeitstellung eines Mauerastes, der auf der Nordseite entlang dem Vorfundament der Münsterkapelle verläuft, sind unklar.545 Er ist 0,6 m breit, besteht aus Kalkbruchsteinen und ist in die Grube gemauert. Das Mauerstück wird überdeckt von einem brandgeröteten Mörtelgussboden und einem zugehörigen, an die Münsterkapelle anstossenden Bankett (Abb. 73). Der Boden zieht nach Norden über die Fundamente der fünfschiffigen Kirche III hin und schliesst an einen weiteren Mauerrest an, der seinerseits jünger ist als das heutige Münster IV.546 Das Bodenniveau liegt 0,5 m tiefer als jener des Münsters, was bei der immer noch benutzten Verbindungstüre ursprünglich eine Treppe voraussetzt.547 Eine weitere Türe muss nach Westen in den Kapitelsaal geführt haben.548 Darüber im Obergeschoss war eine weitere Verbindung zum Dormitorium möglich. Die Höhe des Erdgeschosses hat etwa 4 m betragen, wie aus dem äusseren Mauerabsatz von 13 cm Breite in der Münstersüdwand abzulesen ist.549 Er ist auch Beleg dafür, dass dieser Anbau bereits in der ersten Bauetappe des Münsters IV von Abt Siegfried vorgesehen war.

1 2 3

ligen IV und V kaum fundiert. Sekundärer Anschluss und das vollständig aus Kalkbruchsteinen bestehende Fundament machen deutlich, dass sie nicht vor dem ausgehenden 11. Jahrhundert entstanden sein kann.550 Beidseitig des nördlichen Mauerabschnittes fanden sich drei Gruben (Beil. 4.47). Die Innere setzt die Umfassungsmauer voraus,551 während das Verhältnis der äusseren beiden zur Mauer nicht geklärt werden konnte. Dort war die grössere (G2) mit einer Holzkonstruktion ausgeschachtet552 und enthielt etwas Keramik des späten 11. und des 12. Jahrhunderts.553 Die kleinere war trocken gemauert und fundleer; möglicherweise gehört sie zum spätgotischen Hospital.554 Fäkalien auf den Sohlen555 identifizieren alle drei als Latrinengruben, wie sie im Stadtareal bisher gegen hundertmal untersucht werden konnten.556 Zugehörige Baustrukturen waren innen wie aussen nicht fassbar, was nicht allein auf Friedhofstörungen zurückgeführt werden kann, denn punktuell sind einige Benutzungsniveaus erhalten geblieben. Es muss auch mit Holzbauten gerechnet werden, wie wir schon bei der Besprechung der Öfen II festgestellt haben. Rund um den Münsterchor und weiter unter der heutigen Stadtbibliothek bis hin an die Umfassungsmauer erstreckt sich ein Friedhof. Die Begrenzung gegen Westen bildet wohl ein Mauerstück, dessen Verlängerung auf die ehemalige Münsterchorschulter IV trifft.557 Grosse Mengen

Abb. 74: Auf der Südseite der Annakapelle liegt die aus Bollensteinen gemauerte Südostecke der Dreiapsidenkirche II (1). Später schliesst daran die aus Kalkbruchsteinen gemauerte und wenig tief fundierte Umfassungsmauer IV an (2). Im Vordergrund eine Doppelgrabkammer, ebenfalls aus Bollensteinen gemauert (3). Blick nach Nordwesten.

Abb. 75: Bei der Neuanlage des Treppenhauses der Stadtbibliothek fanden sich Gräber des Mönchfriedhofes, anschliessend an die Fundamente der Umfassungsmauer IV. Die Mauer im Hintergrund gehört zur spätgotischen «Oswaldkapelle» VI.

Östliche Umfassungsmauer, Latrinen und Friedhof Die Umfassungsmauer schliesst sekundär an das südseitige Bollensteinfundament der Dreiapsidenkirche II an (Abb. 74). Die Nordseite lag 1993 frei, ein direkter Anschluss fehlte dort; vermutlich winkelte die Mauer ab. Ihre Fortsetzung liegt an der östlichen Innenflucht der Stadtbibliothek (Abb. 75) und ist wie alle Hofmauern Allerhei67


4

3

2

1

Abb. 76: Dem originalen, romanischen Bestand des Kreuzganges IV entspricht nur die vierbogige Arkadenstellung (1) im östlichen Kreuzgangflügel. Die im Verputz markierte Türe zum Mönchsdormitorium (2) war ehemals über eine Treppe erreichbar, auf die der höher gelegte Ankerbalken (3) zurückzuführen ist. Der Bogen (4) entstand 1496 mit dem teilweisen Neubau des Südflügels VI. Abb. 77: Das aus Kalksteinen gemauerte Apsisfundament IV überlagert den Ofen II (Abb. 30) und berücksichtigt die älteren Bollensteinfundamente von Kreuzgang und Südturm des ersten Münsters. Hier lag das Brunnenhaus, vermutlich mit einer Abtskapelle im Obergeschoss. Blick nach Westen.

an Skelettmaterial sind schon 1974 in einem Leitungsgraben entlang der Ostfassade von Turm und Chor gehoben worden.558 Mindestens drei Lagen übereinander liegender Skelette konnten 1993 während des Aushubs im Bereich des neuen Treppenhauses unter der Stadtbibliothek beobachtet werden, darunter waren zwei Knochen von Kindern.559 Diese Gräber respektierten die östliche Umfassungsmauer, wurden ursprünglich etwa 90 cm tief angelegt und durch die jahrhundertelange Bestattungstätigkeit bis zu 1,8 m überdeckt (Abb. 75 und Beil. 9).

Neuer Klausursüdflügel Vom romanischen Bestand erhalten sind das Erdgeschoss und Fragmente des Obergeschosses560 (Beil. 4.48 – 52). Im westlichen Abschnitt, dort wo heute die Industrieabteilung des Museums untergebracht ist, fanden sich 1925 auf Kalksteinunterlagen sieben attische Säulenbasen aus grauem Sandstein mit Resten der Schäfte, unter 1 m Schutt.561 Drei Basen blieben sichtbar, die

Säulen dazu sind 1938 im Oberbau modern rekonstruiert worden. Eine Achte steckt noch in der Auffüllung, genauso wie die Basis der östlichen Wandsäule. Deren Pendant im Westen liess sich 1980 dokumentieren und besteht ebenfalls aus grauem Sandstein. Die Südfassade steckt strassenseitig gegen 1,5 m im Auffüllmaterial. Sie besass mindestens acht rechteckige Fensterschlitze von 0,64x0,97 m Lichtmass, in regelmässigen Abständen von 1,06 m angebracht (Abb. 118).562 Erhalten sind nur zwei, die übrigen sind im Zuge des Museumsumbaus neu gestaltet worden. Die Verbindungstüre zum Kreuzgang muss an der Stelle der heutigen, neuzeitlichen Verbindung gelegen haben. Eine quadratische Flickstelle in der Mitte der Nordmauer, der ehemaligen Südmauer I, mit 2,5 m Seitenlänge und bis unter die Deckenbalken reichend, ist wohl als Bauöffnung zu diesem Neubau IV zu interpretieren (Beil. 12). Sie ist teilweise mit Ährenverbandmauerwerk geschlossen worden, wie es die Neubauten des frühen 12. Jahrhunderts zeigen. Auf einem Punktfundament im Südwesten des Raumes lag eine achteckige Säulenbasis aus rotem Sandstein.563 Der 1987 untersuchte Ostabschnitt schliesst mit einer stichbogenüberwölbten, 2 m breiten und 3,5 m hohen Öffnung an die Latrine des Ostflügels II an. Diese Öffnung ist sorgfältig und mit gleichen Lagen wie die übrige Mauer geschlossen. Handelt es sich um eine Türe, die in den anschliessenden Gang und von dort in den Klostergarten führte oder nur um eine Bauöffnung für die Materialzufuhr, die nach Vollendung von Allerheiligen IV mit ihren neuen Verkehrswegen wieder geschlossen wurde? Die übrigen Maueröffnungen in dieser Wand sind spätgotisch, beziehungsweise neuzeitlich, können aber zum Teil an der Stelle älterer Vorgänger liegen.

Neuer Kreuzgang Der Kreuzgang von Allerheiligen wird in der Literatur als der grösste «romanische» Kreuzgang der Schweiz bezeichnet564 (Beil 4.53). Er ist viermal grösser als sein Vorgänger I; das Fundament ist auf der West-, Süd- und Ostseite relativ einheitlich und stammt vom Charakter her deutlich aus romanischer Zeit (Abb. 24, 29, 35, 45 und 77).565 Dagegen ist die über den Resten des ersten Münsters gelegene Nordseite später vom Fundament her erneuert worden;566 deshalb wissen wir nicht, ob auch hier eine Bank vorhanden war, wie sie für den älteren Kreuzgang zu vermuten ist (Abb. 5). Teile des Aufgehenden blieben nur im Ostflügel erhalten, zusammen mit einer einzigen, ihrer späteren Vermauerung wegen noch hälftig erhaltenen Säule im Nordteil. Die originale Arka-

68


deneinteilung am Südende erlaubte es Rahn, den ursprünglichen Zustand zu rekonstruieren.567 Die vier Arkaden (gegenüber heute fünf) auf drei Rundsäulen zwischen Pfeilern (Abb. 76) decken sich auch mit dem 1925 im Kräutergarten festgestellten Befund von Allerheiligen V (Abb. 84).568 Der vermauerte Durchgang zum Kreuzgarten fand sich in der Mitte der Ostseite, mit einer Leibung aus abwechselnd roten und grauen Sandsteinquadern auf einer Kalksteinschwelle (Abb. 45).569 Ein weiterer Durchgang kann für die gegenüberliegende Seite postuliert werden. Apsisannex am westlichen Kreuzgangflügel (Beil. 4.55) Das Fundament der Apsis am westlichen Kreuzgangflügel berücksichtigt die Fundamente von Kreuzgang und Südturm des ersten Münsters (Abb. 77).570 Ihre südliche Schulter steht im Verband mit der Kreuzgangwestwand IV; für die Nordseite gibt es gleiche Indizien.571 Die zugehörigen Fundamente der südlichen Bogenstellung liegen im Kreuzgang;572 das nördliche Pendant ist unklar, weil an dessen Stelle ein neuzeitlicher Kalksteinbogen eingezogen ist. Das Apsisfundament ist als Platte ausgebildet, aber nur die Steine des äusseren Meters sind vermörtelt. Der Südansatz ist hingegen auf eine Breite von 1,8 m vermörtelt, zusammenhängend mit einer «Korrektur» des aufgehenden südlichen Apsisastes, der nur in einer Lage erhalten blieb. Das massive Fundament deutet auf die Wölbung der Apsis hin. Viel Abbruchmaterial fand Verwendung, auch eine behauene, leider nicht näher zu definierende Spolie aus rotem Sandstein. Für den gleichen Bauplan von Kreuzgang und Apsis spricht auch ihr ausgezeichnetes Einpassen in die von der Ostseite des Kreuzganges übernommene Arkadenrekonstruktion, trotz der dezentralen Lage. Hinzu kommt schliesslich ein Abbruchund Bauniveau mit viel grünem Sandsteinabschlag, welches das abgebrochene Brunnenhaus II bedeckt und an den Fundamentabsatz der Kreuzgangwestwand IV anschliesst (Beil. 10).573 Baufugen zeigen, wie beim Abbruch der Apsis574 zuerst die Lücke ausgemauert und dann die Mauerwunden geflickt worden sind.575

Atrium Der grosszügige Kirchenvorhof der ersten Anlage wurde abgebrochen und teilweise unter Verwendung der alten Fundamente wieder aufgebaut578 (Beil. 4.56–57). Zugehörig ist die bestehende Südwand des Höfli mit Rundbogenportal und Trifore, dem Drillingsfenster, dessen Doppelsäulchen jenen des Kapitelsaales im Ostflügel IV entsprechen (Abb. 71, 78 und 79). Das gekuppelte Rundbogenfenster in der Südmauer gehört zu einem späteren Umbau.579 Zwei Wandpfeilerfundamente aus Kalkstein580 können mit der notwendig gewordenen Verlängerung des Eingangskorridors in Verbindung stehen. Ein Pendant zur nördlichen Pfeilerstellung fand sich nicht,581 die unklare Situation müsste nochmals neu untersucht werden können. An der Stelle der jetzigen Treppe führte eine Vorgängeranlage zu einer Loggia ins Obergeschoss (Abb. 79), welche die dortigen, zum Teil noch aus der ersten Klosteranlage übernommenen und offenbar erweiterten Räume erschloss.582 Der erhaltene Sodbrunnen im Höfli wurde wegen seiner zentralen Lage im Atrium I dem ersten Kloster zugerechnet; die Niveauverhältnisse,583 die vielen Sandsteine, zum Teil Spo-

Abb. 78: Südfassade des Atriums IV im heutigen Höfli im Jahre 1849 (H. W. Harder; Bleistift, Feder, laviert, 14,6 x 23,3 cm. MA B 5247).

Abb. 79: Gleiche Situation wie oben mit dem 1921 freigelegten Treppenfundament zum Obergeschoss und Atriumswestwand IV mit charakteristischen, schräggestellten Steinlagen.

Alte Abtei Nirgendwo sonst im Kloster gibt es so viele Umbauten und Renovationen über vier Jahrhunderte hinweg wie im Wohnbereich von Abt und besseren Gästen.576 Sie machen die ganze Baugeschichte so komplex, dass die einzelnen Bauphasen nicht immer eindeutig herauszuschälen sind.577 69


lien sprechen gegen seine frühe Datierung.584 Er ist der zweitgrösste, der im Allerheiligenareal aufgedeckten zwölf Brunnen.585 Räume am Kopf der Frontalkapellen (Beil. 4.58 – 60) Im Erdgeschoss entstand je ein quadratischer Raum. Während für den nördlichen Raum Untersuchungen fehlen, gibt es zum südlichen einige Hinweise. Von diesem Raum her ist gegen die Johanneskapelle ein Fenster und eine Verbindungstüre herausgebrochen worden.586 Hinzu kommt die wohl als Piscina anzusprechende Ausgussnische neben dem jüngeren Kamin,587 sichtbar angelegt in der Nordwand der Latrine. Letztere steht im Verband mit der neuen Westwand des Atriums, wie oben eine durchgehende Lage Ährenverband deutlich macht.588

Abb. 80: Übersicht der Grabung im Pfalzhof. Die Zeichnerin Katharina Bürgin dokumentiert den Mauerwinkel des Anbaus IV für die besseren Gäste an das Abthaus (R 61), daneben wird die Glockengussgrube des 12. Jahrhunderts freigelegt.

Abb. 81: Die Fortsetzung des Gästeanbaus IV (Abb. 80) blieb im Gebäudeinnern, im jetzigen Alamannenraum, mit der ehemaligen Aussentüre erhalten. Zugehörig sind der Mörtelgussboden und das halbrunde Fundament des ehemaligen Treppenpodestes mit anschliessenden Steinbänken. Blick nach Nordwesten.

70

Annex im Winkel zwischen alter Abtei und Westflügel (Beil. 4.61) Der 1995 im Pfalzhof ausgegrabene Mauerwinkel (Abb. 80)589 schliesst nachträglich an die Johanneskapelle I an, ist aber älter als die Loggia V des späteren 12. Jahrhunderts. Das Fundament besteht aus Kalkbruchsteinen, so, wie sie in dieser Verwendung erstmals beim fünfschiffigen Münster III auftreten. Diese Hinweise sprechen für eine Datierung ins ausgehende 11. und frühere 12. Jahrhundert. Im Gebäudeinnern blieb die Westwand teilweise zweigeschossig erhalten.590 Sie ist aus schönen Handquadern gemauert; die ehemalige Aussentüre, die heute zum Römerraum führt, gehört dazu (Abb. 81).591 Daneben zeigte sich eine jetzt vermauerte, 35 cm tiefe Doppelnische von je 36x48 cm, deren Bank 1,6 m über Bodenhöhe liegt.592 Im Pfalzhof liessen sich Reste des Mörtelgussbodens und dazugehörend 0,8 m breite Steinbänke entlang der Wände nachweisen, deren Fortsetzung Sulzberger im Rauminnern 1922 freigelegt hatte. Sie schliessen dort an ein Kreissegment593 an, welches als Treppenpodest verständlich wird, weil in diesem Anbau der Boden gut 0,5 m tiefer liegt, als die Böden von Atrium und Frontalkapellen. Wohl zugehörig ist auch die Türe mit Giebelsturzgewände aus rotem Sandstein (Abb. 81),594 welche auf der Nordseite in den Raum 59 am Kopf der Johanneskapelle führte. Sie dient heute als Verbindung vom Alamannenraum durch die jüngere Latrine zum Kaminraum. Über der älteren Latrine liegt im Obergeschoss das heute noch benutzte Rundbogenportal mit doppeltem Kantenstab aus rotem Sandstein (Abb. 92).595 Bei der Erneuerung der heutigen, zurückversetzten Südwand596 fanden sich 1922 eine Menge Architekturstücke aus Sandstein, darunter ein Kapitell mit Blattornament597 und ein Bogenstück eines Rundbogenfensters aus grauem Sandstein mit Taustab.598 Zugehörig zu diesem Annex ist auch eine Hofmauer, die vom Bauablauf her nachträglich an seine Südwestecke angefügt ist. Sie ist kaum fundiert, nur Reste der untersten Steinlage sind erhalten, deren Verlängerung gegen Süden genau auf die Südwestecke der Klausur IV trifft. Unter der Loggiamauer liegen zwei kleine, aus Bollensteinen gemauerte Sodbrunnen (G 5 und G 10, Beil. 10). Sie scheinen in Verbindung zu stehen mit weiteren Mauerzügen, die Sulzberger 1921 im heutigen Römerraum freilegte599 (Beil. 4.62).


Raumfunktionen der neuen Klausur IV Der Ostflügel Der bereits erwähnte Kapitelsaal wurde schon von Rahn lokalisiert.600 In der Beschreibung im Liber tramitis ist er 45 Fuss lang und 34 Fuss breit, hatte im Osten vier und im Norden drei Fenster und gegen Westen zwölf Arkaden mit Doppelsäulen.601 Unsere Breite von 10,7 m entspricht in etwa dem Fussmass, während die Länge mit 16,8 m etwa 3,5 m mehr beträgt; eine Zahlendifferenz ergibt sich bei den Arkaden, von denen in Allerheiligen acht vorhanden sind. Fenster auf der Ostseite waren im Anschluss an die Marienkapelle möglich, auf der Nordseite hingegen nicht, weil sie auf der ganzen Länge ans Münsterquerschiff anschliesst (Abb. 82). Wäre im Ostflügel II der Kapitelsaal an der gleichen Stelle gelegen, hätte die dortige, gegenüber der Kirche nach Osten verschobene Lage nordseitige Fenster ermöglicht. Wie in Cluny war der Kapitelsaal mit der Marienkapelle, der heutigen Münsterkapelle verbunden. Er war nach der Kirche der wichtigste Raum im Kloster und gegen den Kreuzgang hin offen.602 Hier versammelte sich der Konvent zum täglichen Kapitel, um unter dem Vorsitz des Abtes alle wichtigen Entscheidungen in innermonastischen

aber auch weltlichen Angelegenheiten zu treffen; nach den Hirsauer Constitutionen wurden hier auch hohe Gäste empfangen.603 Oft wurden an diesem Ort Äbte zur letzten Ruhe gebettet;604 so erstaunt die Aufdeckung einer gemauerten Steinkiste im Jahre 1927 nicht. Die Arme des Skelettes waren angewinkelt und deuten auf seine spätmittelalterliche Zeitstellung hin.605 Diente der an den Kapitelsaal anschliessende Korridor als Zugang zum Garten606 oder besassen die späteren Bauten für Infirmerie und Noviziat607 hölzerne Vorgänger? Der mittlere Raum diente im dreiräumigen Ostflügel des Liber tramitis als auditorium, ein Mönchssaal, in dem gearbeitet wurde und der deshalb oft mit einer Unterboden-Warmluftheizung versehen war.608 Nur hier durfte das Notwendige gesprochen werden, in Kreuzgang, Kapitelsaal, Wärmeraum und Refektorium herrschte regelgemässes Schweigen. In Gebärdensprache verständigten sich die Mönche über den grösseren Teil des Tages.609 Auf das auditorium folgt nach dem Liber tramitis die Camera, die Kleiderkammer, in der nach den Hirsauer Constitutionen Bekleidung, Schuhe, Reisekleidung und Bettzeug der Mönche, vermutlich auch Metallgeräte aufbewahrt wurden.610 Mit 51 m entspricht die Länge des Ostflügels wiederum recht gut dem Dormitorium des Liber tra-

Abb. 82: Das neu erbaute Allerheiligenkloster im frühen 12. Jahrhundert (Allerheiligen IV). (Computerrekonstruktion V. Homberger).

71


mitis, für das 160 Fuss und nicht weniger als 97 Glasfenster überliefert sind,611 woraus auch für unseren Raum auf der Ostseite eine dichte Fensterfolge vermutet werden kann. Der Schlafraum der Schaffhauser Mönche findet ohne weitere Lokalisierung erstmals Erwähnung als dormitori in der Übereinkunft von 1326 zwischen Abt und Konvent, in welcher der Abt verpflichtet wird, für wohnliche Unterkunft zu sorgen.612 Wie zum älteren Dormitorium gehört auch hierzu eine Latrine, die ebenfalls am Südende des Schlafraumes zu suchen ist und noch ihrer Entdeckung harrt. Jeder Mönch hatte sein eigenes, mit Heu gefülltes Kastenbett, in dem auch der Mittagsschlaf gehalten wurde. Zudem erwähnen die Hirsauer Constitutionen Decken aus Lamm-, Katzen-, Iltisoder Hasenfell und regeln ausführlich, wie sich die Mönche beim Schlafengehen und beim Aufstehen verhalten sollen.613 Im Kreuzgang liegende Dormitoriumstreppen sind bereits für Cluny II/III rekonstruiert worden und mittlerweile auch auf der Petersinsel bei Biel und in Alpirsbach nachgewiesen.614 Die Dormitoriumstreppe wird auch in den Hirsauer Constitutionen erwähnt, im Zusammenhang mit dem Verbot darauf auszuspucken, damit man nicht ausrutsche.615 Marienkapelle (Beil. 4.44) Die Lage der Marienkapelle entspricht der Kapelle für die Kranken und Novizen auf dem St. Galler Klosterplan. An der gleichen Stelle ist die Marienkapelle in Cluny angeordnet, wo sie auch als Friedhofskapelle diente. In den Hirsauer Constitutionen werden neben den Kranken noch drei weitere Gruppen erwähnt, die an den Gottesdiensten in der Marienkapelle teilnehmen dürfen.616 Auch in Allerheiligen lag sie an dieser Stelle neben dem Kapitelsaal, wie wir bereits der oben erwähnten Beschreibung der Abtswahl von 1501 entnommen haben. Die Ersterwähnung von 1116 dürfte sich auf diesen Bau beziehen. Wernher von Kirchheim wurde hier begraben, beim Schaffhauser Kloster in der ecclesia sancte Dei genitricis Marie gloriose sepultus requiescit, in der Kirche der glorreichen Maria, der heiligen Mutter Gottes.617 Sakristei (Beil. 4.45) Der St. Galler Klosterplan zeigt an der Chorsüdseite die Sakristei mit einer Kammer für die liturgischen Gewänder im Obergeschoss. Ein entsprechender südseitiger Anbau liess sich auch an der Klosterkirche von Stein am Rhein-St. Georgen nachweisen. Dort deutet eine Piscina auf die Nutzung des Obergeschosses als Sakristei hin.618 Reinhard Frauenfelder deutete diesen Zwischenbau als Sakristei mit vermutlich darüber liegen72

der Bibliothek.619 Als feuer- und diebessicherer Raum kann das Obergeschoss auch als Archiv oder Tresor gedient haben, wie zisterziensische Beispiele des 12. und 13. Jahrhunderts zeigen.620 Die Einbauten entlang der Wände im Erdgeschoss könnten als Bänke gedeutet werden; eine Überbreite in der Mitte der Südwand könnte eine gemauerte Ofenstellung markieren. Wo lag das Scriptorium? Der St. Galler Klosterplan zeigt auf der Chornordseite ein Pendant zur Sakristei, die Schreibstube mit Bibliothek im Obergeschoss.621 In Cluny II liegt die Sakristei aber hier an der klausurabgewandten Seite.622 Auf der Reichenau wird einem ebenfalls geheizten Raum auf der Nordseite des Chores, der sich an die Klausur anschliesst, die gleiche Funktion zugeschrieben.623 Aus den Hirsauer Constitutionen erfahren wir, dass der Circator nach Marienkapelle, Friedhof und der fabrica noch ad scriptores und schliesslich die Sakristei zu kontrollieren hatte.624 Gab es auch in Allerheiligen auf der Kirchennordseite einen solchen Raum, welcher bereits im späteren 12. Jahrhundert zugunsten der heute noch bestehenden Situation aufgegeben worden wäre?625 Kann man in einem dieser beiden Räume das Scriptorium vermuten, dem die unter Abt Adalbert angefertigten Handschriften entstammen?626 Nach dem Tod Adalberts war wohl ein solcher Raum überflüssig, da die Bibliothek jene Werke enthielt, die das Kloster brauchte und deshalb nicht mehr wesentlich erweitert wurde.627 Eine Heizung müsste zur Schreibstube gehören; sie erleichterte nicht nur dem Schreibenden die Arbeit, sondern war auch notwendig, um die Tinte flüssig zu halten und diente der Präparierung von Wachstafeln und Pergamenten.628 Infirmerie oder Bauhütte (Beil. 4.47) An der östlichen Umfassungsmauer zeigt auch der St. Galler Klosterplan Latrinen, die zur Infirmerie, zum Schlafraum der Kranken gehören. Lag deshalb hier in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts die vorerst als Holzbau entstandene Infirmerie, bevor sie im späteren 12. Jahrhundert als gemauertes Gebäude an der Südseite der Marienkapelle entstand?629 Das Mönchsspital wird erstmals 1122/24 als domus infirmorum erwähnt, im Zusammenhang mit der Überführung der in Trier aufgefundenen Reliquien der Heiligen Constans, Alexander und Leguntius.630 In der Erzählung ist von einem kranken Mönch die Rede, der in jener Nacht unablässig von Schmerzen geplagt im Krankenhaus schlaflos auf dem Bett lag. Eine zweite Möglichkeit wäre die eben erwähnte fabrica, vermutlich die Bauhütte,631 die wir nach den Hirsauer Constitutionen in dieser Gegend vermuten können.632


Friedhöfe von Mönchen und Laien Der Friedhof im Osten des Münsters lässt sich als Mönchsfriedhof deuten. Unmittelbar östlich des Sanctuariums fand er sich auch in der Stadtkirche Stein am Rhein, der Kirche des ehemaligen Klosters St. Georgen und auf der Reichenau: «In allernächster Nähe des Ortes, wo sie einst mit ihren noch lebenden oder bereits verstorbenen Brüdern gebetet und sich zum Capitulum und den anderen klösterlichen Verrichtungen versammelt hatten, erwarteten die verstorbenen Konventualen auf dem Cimenterium gleichsam mit der lebenden Mönchsgemeinschaft das jüngste Gericht».633 Die erwähnten beiden Kinderknochen lassen sich mit der Oblation in Verbindung bringen. Die Übergabe unmündiger Kinder an klösterliche Gemeinschaften wurde von Adligen als Möglichkeit der Versorgung von überzähligen, oftmals auch körperlich missgestalteten Kindern genutzt.634 Ein weiterer Friedhof lag in der Münstervorhalle, anschliessend an die Laienkirche, wie wir dies ebenfalls in den beiden Kirchen von Stein am Rhein nachgewiesen haben.635 Hier wurden die Laien auf einem eigenen Friedhof bestattet, wie er auch im Liber tramitis überliefert ist.636

entspricht dem aus den Hirsauer Constitutionen über die Wasserleitung zu erschliessenden Anschluss für die Küche.644 Raum 52 weist die gleiche Grösse auf wie die Mönchsküche I und entspricht mit 7,5x8,5 m recht gut den 25x30 Fuss wie sie für die coquina regularis im Liber tramitis überliefert sind.645 Die gleichen Masse besass dort auch die coquina laicorum, die Küche für die Laienbrüder. Diente nun in Allerheiligen die Mönchsküche I (R. 10) diesem Zweck? Möglicherweise lagen hier im Obergeschoss des Westflügels der Schlaf- und Essraum der Laienbrüder.646 Im Ostabschnitt sind die Raumfunktionen unklar.647 Der St. Galler Klosterplan zeigt hier das Bade- und Waschhaus. Im Liber tramitis ist hier der Wärmeraum überliefert und ausserhalb des Mönchsrefektoriums, 60 Fuss von der Latrine entfernt die Bäder.648 Nach den Hirsauer Constitutionen wurde nur an Weihnachten und Ostern gebadet, sodass in Allerheiligen kaum mit einem Bad zu rechnen ist. Ausnahmen gab es für die Kranken, deren Waschraum in der Infirmerie lag.649 Die Funktion des Südflügel-Obergeschosses ist unbekannt. Funktionen eines Kreuzganges

Südflügel mit Refektorium Liess sich das Refektorium für das erste Kloster nicht zweifelsfrei lokalisieren, übernahm hier der mit einer Säulenreihe gegliederte Raum diese Funktion. Er entspricht mit einer Innenlänge von 25,5 m recht genau den im Liber tramitis überlieferten90Fuss;dortwerden auch je(?) acht Glasfenster beschrieben, was sich südseitig mit unserem Befund deckt.637 Stand auf der exzentrisch gelegenen achteckigen Säulenbasis das Lesepult, an dem während dem Essen vorgelesen wurde? Der Raum ist in der bereits erwähnten Übereinkunft von 1326 als «Reventer» erwähnt, ohne Lokalisierung.638 Grundsätzlich assen die Mönche an gewöhnlichen Tagen zweimal, an Fastentagen einmal. Hinzu kam noch ein gemeinsamer Umtrunk am Abend.639 Die Mönche sassen an Tischen, die an besonderen Tagen mit Tüchern abgedeckt wurden, der Abt sass gesondert. Den Gewohnheiten des Adels entgegenkommend ass man mit Löffeln aus Schüsseln, trank aus Bechern und benutzte Servietten, wie wir aus den Hirsauer Constitutionen erfahren.640 Diese geben auch zu den verzehrten Speisen Auskunft und finden Ergänzung durch unsere archäozoologischen und archäobotanischen Untersuchungen.641 Die Mönchsküche liegt an der traditionellen Stelle zwischen Refektorium und Cellarium.642 Der 1936 unter dem jetzigen Treppenhaus entdeckte Sodbrunnen dürfte dazugehören643 und

Der Kreuzgang war ein multifunktionaler Bezirk im Alltagsleben, diente feierlichen Prozessionen und war überdachter Verbindungsweg zwischen den Klausurgebäuden. Hier sassen die Mönche betend und meditierend und beschäftigten sich mit dem Studium heiliger Schriften. Er war aber auch Ort für profane Tätigkeiten wie Körperpflege und Haushalt. Viele Hinweise dazu gibt die Auswertung der Consuetudines, der Klostergewohnheiten und der Libri Ordinarii, der Vorschriften zum Gottesdienst von Regine Abegg.650 Ungefähr alle drei Wochen versammelten sich die cluniazensischen Mönche zum gemeinsamen Rasieren und Haarewaschen und setzten sich dazu auf die hofseitige Brüstungsmauer. Deshalb hingen im Kreuzgang auch Handtücher. Die nach den cluniazensischen Consuetudines in einer Truhe beim Dormitoriumsaufgang verwahrten Rasiermesser wurden deshalb auch hier in der Nähe der Türe zum cellarium geschliffen. In einem Trog wurde Wäsche gewaschen und zum Trocknen über ein Seil gehängt, es sollte aber nichts Schmutziges und Trockenes so gelegt werden, dass es die Brüder sahen, wenn sie aus dem Refektorium kamen. Dorthin musste nach den Hirsauer Constitutionen das im Kreuzgang abgewaschene Trinkgeschirr zum Trocknen zurückgetragen werden. Schliesslich sind hier auch die Schuhe abgewaschen und auf dem Gras im Kreuzganghof zum Trocknen hingelegt worden. Im Schaffhauser Kreuzgang wurden auch Urkun73


den gefertigt, wie ein Beleg von 1379 zeigt.651 Brunnenhaus mit Abtskapelle im Obergeschoss? Lage und Dimension des Apsisannexes am westlichen Kreuzgangflügel deuten darauf hin, dass es sich um den Nachfolger des Brunnenhauses II handelt. Vielleicht besteht ein Zusammenhang mit dem 3 m nordöstlich der Apsis gelegenen Sodbrunnen, der 1964 aufgedeckt wurde und das Fundament des ersten Münsters stört.652 Nach den Hirsauer Constitutionen beobachtete der Circator von der Türe zum Refektorium aus, ob am Lavatorium vor dem Essen die Hände gewaschen wurden,653 was nach unserem Befund gut möglich ist. Händewaschen wird nach dem Austreten und nach der samstäglichen Fusswaschung an der gleichen Stelle erledigt; Priester und Schreiber, die im Missale etwas nachsehen müssen, sollten dies auch vor der Messe tun. Es werden zwei Waschbecken unterschieden, das eine für den kirchlichen Gebrauch, das andere für die Hände; beide waren am Samstag durch die Küchendiener zu reinigen.Wurden dazu in Schaffhausen keramische Becken benutzt, wie sie in den Grabungen von Kreuzgang und -garten zum Vorschein gekommen sind?654 Ist im Obergeschoss eine Kapelle zu vermuten? Lag dort die 1261 erwähnte capella domini abbatis, welche Sulzberger oberhalb der Johanneskapelle vermutete, noch in Unkenntnis dieses Befundes?655 An gleicher Lage sind aus dem späten 11. und frühen 12. Jahrhundert Doppelkapellen bekannt: in Müstair, wo sie als Teil der Norpertschen Bischofsresidenz interpretiert werden, und in Einsiedeln.656 In Cluny III ist die auf der Nordseite des Kreuzgangs angeordnete Abtskapelle 1118 belegt.657 «Handelt es sich bei solchen Obergeschosskapellen um das Privatoratorium des Konventvorstehers, in Anschluss an dessen Wohnräume, ist eine Einflussnahme auf die Lage des überbauten Lavatoriums wahrscheinlich». So dürfte es zu erklären sein, warum «die kapellenüberhöhten Brunnenstuben vom Refektorium fort an den westlichen Klausurtrakt gerückt worden sind, wo man gerne die Abtwohnung unterbrachte».658

Abtspfalz mit Annex für die vornehmen Gäste Der zweigeschossige Bau am Kopf der Frontalkapellen, angebaut an die Toranlage mit dem wohl repräsentativen Obergeschoss, war das Abtshaus. Die sogenannte alte Abtei, die Abtspfalz, welche dem anschliessenden Hof ihren heutigen Namen gegeben hat, lag wie vielfach üblich beim Klostertor, an der Grenze zur Aussenwelt. Der Klostervorsteher konnte sich hier gebührend um seine Gäste kümmern, ohne dass diese den Konvent 74

störten.659 Der Raum am Kopf der Johanneskapelle war, wie wir gesehen haben, mit einer Latrine ausgestattet. Aussen an ihrer Südseite liegt der Annexbau. An dieser Stelle vor dem Pfortenraum zeigt der St. Galler Klosterplan die Wohnung des Verwalters des Pilger- und Armenhauses. Im Liber tramitis wird bei der Galilaea das Palatium, das Haus für die vornehmen Gäste beschrieben. Erwähnt werden die Betten, offenbar unseren überbreiten Steinbänken entsprechend, dazu Stoffkissen und im Zentrum Tische, an denen die Gäste speisen.660 Wie schon die alten Reichsklöster, trugen auch die Hirsauer adeliger Lebensführung Rechnung. Sie unterschieden zwischen Gästen, die in der Regel zu Pferd kamen und sich dadurch als sozial höhergestellte Personen auswiesen, und Fussgängern oder Leuten, die mit Eseln an der Klosterpforte erschienen, und daher in den Zuständigkeitsbereich des Armenspitals fielen.661 Weil berittene Gäste im Klosterbereich einen Fremdkörper darstellten, war es nach den Hirsauer Constitutionen verboten im engeren Klosterbereich Sporen zu tragen.662 In diesem Zusammenhang ist ein Reitersporn aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erwähnenswert, der in der Latrine G 6 im Pfalzhof, also im Gästebereich zum Vorschein gekommen ist.663 Die beiden unter der Loggiamauer liegenden Sodbrunnen und Mauerzüge deuten auf ein weiteres Brunnenhaus an dieser Stelle hin (Abb. 103). Sie dienten wohl dem Klosterpförtner, um Gästen und Armen Tranksame anzubieten und an ihnen die Fusswaschung vorzunehmen, eine aus der Antike tradierte Begrüssungs- und Demutsgeste. Dienten die oben erwähnten Wandnischen neben der Eingangstüre der Aufbewahrung von Wasserkrügen und Handtüchern?

Ausbau des neuen Klosters (Allerheiligen V) Neue Untersuchungen im Zusammenhang mit den Restaurierungen von 1997/98 im Südosten haben deutlich gemacht, dass jener Bereich weitgehend einer Ausbauphase angehört, zu der auch Münsterturm mit Nordkapelle zu rechnen sind. Ein neues Klostertor muss an der Stelle der neuen Abtei von 1484 vermutet werden. Auf der Nord- und Westseite des Klosters gehören weitere Um- und Neubauten dazu. Sie sind zum Teil 1935 beim Museumsneubau um den Pfalzhof abgebrochen worden, meist schlecht untersucht und deshalb nur fragmentarisch zu beurteilen. Keine Untersuchungen gibt es zu den Wirtschaftsbauten auf der Südseite, die 1866 der Industrialisierung


zum Opfer fielen.664

Abb. 83: Rechteckfenster mit originalem Eichenholzrahmen aus dem späten 12. Jahrhundert in der ehemaligen Infirmerie V, heute Pfarrhäuser.

Gebäudewinkel südöstlich der Klausur Ostflügel Zum nördlichen, romanischen Abschnitt, welcher an der Stelle des Neubaus von 1521 lag,665 gibt es noch wenig Untersuchungen. Einige Kanalisationsgräben von 1997 lagen grösstenteils im Schuttbereich des an Ort und Stelle einplanierten Vorgängers. Nur an einer Stelle zeigten sich die letzten Reste der bereits 1927 festgestellten Ostmauer. Mit einer Baufuge schliesst eine gegen Osten verlaufende Mauer daran an und bildet wohl in der Ecke zur Marienkapelle einen quadratischen Anbau (Beil. 5.66).666 Der südliche Abschnitt weist in zwei Geschossen noch originale, romanische Bausubstanz auf. Schon länger bekannt ist die romanische Bifore im Obergeschoss der Westfassade, das Doppelfenster, das eine Entsprechung im Höfli auf der Westseite der Klausur findet. Ganz in der Nähe kam nach der Entfernung des Verputzes ein weiteres Rechteckfenster zum Vorschein, mit stark geschrägten Tuffsteinleibungen, Resten von Fugenstrich und Teilen des Fensterrahmens (Abb. 83),667 das jetzt ebenfalls als Nische sichtbar ist. Die Höhenlage der Fenster entspricht jener der Marienkapelle, die Traufhöhe betrug hier wie dort etwa 6 m. Unter der Bifore fand sich im Erdgeschoss ein rundbogiger Durchgang, als Zugang in den südlichen Raum (Beil. 5.63). Er ist im Kalkbruchsteinmauerwerk ausgebildet, ohne Anschlag und nicht verschliessbar, heute im Verputz ausgespart. Im Rauminnern liess sich im Kanalisationsgraben für die neue Toilettenanlage ein Kalksteinplattenboden feststellen, der auf älteren Horizonten liegt und bereits einer Umbauphase angehört (Beil. 11). Eine Aussparung von etwa 1,5 m Seitenlänge in der Südostecke deutet auf einen Einbau unbekannter Funktion hin, vielleicht ein weiterer Ofen. Im nördlich anschliessenden Raum (Beil. 5.64) liegen unter jüngeren Gehniveaus drei romanische Mörtelgussböden übereinander und belegen damit seine intensive Nutzung (Beil. 11). In der Nordwestecke, nachgewiesen 1997 im ausserhalb abgetieften Liftschacht, liegt der bereits erwähnte fünfte Ofen, dessen Feuerraum 1 m unter dem ältesten Bodenhorizont liegt. Seine Lage zeigt, dass an der Stelle der jetzigen Mauer von 1521 eine vollständig verschwundene Binnenmauer gelegen hat. Zwei offenbar ursprüngliche Deckenbalken in diesem Raum sind ins Ende der 1170er Jahre datiert.668 Zusammen mit der Bifore im Obergeschoss datieren sie den Ostflügel in die Bauphase V. Zu einem ersten Umbau um 1300 gehören die sichtbaren Reste einer lanzettförmigen Bifore aus Randengrobkalk beim neu gefundenen romanischen Fenster im Obergeschoss,669 zu der Dendrodaten

dreier weiterer Balken im Raum 63 passen.670 Südflügel Sein Mauerwerk entspricht nach Sulzberger jenem im Höfli.671 In einem Hohlraum in der tiefergelegten Decke über dem jetzigen Weinkeller im Südflügel (Beil. 5.68) zeigt sich deutlich, dass dieser sekundär an den älteren Klausurostflügel IV anschliesst. Vier alte Deckenbalken reichen nicht bis zur heutigen Südfassade, sondern enden auf einem Unterzug. Dieser liegt auf der gleichen Flucht, auf der Sulzberger 1925 einen innen verputzten Mauerzug aufdeckte.672 Der mutmasslich älteste Balken auf der Ostseite ist undatiert;673 Staketenlöcher belegen eine ehemalige Zwischenwand aus lehmverstrichenem Flechtwerk an dieser Stelle. Der danebenliegende Balken datiert mit Waldkante 1267/68,674 während die anderen beiden jünger sind.675 Portikus und Verbindungsgang Begleitet wird dieser Gebäudewinkel von einem Gang (Beil. 5.69) zur Erschliessung der einzelnen Räume und als Verbindung mit Kreuzgang und Marienkapelle. In deren Südfassade gehört die wohl erst jetzt eingebaute, heute als Nische ausgebildete Türe mit rechteckigem Sandsteingewände dazu. Mit einer kleinen Sondage liessen sich 1998 die Ostmauer des Ganges676 und die Reste des ehemaligen Mörtelgussbodens feststellen. Der anschliessende, südliche Ast ist 1925 in 75


Abb. 84: In einer Gartenmauer blieb die Arkadenmauer vor dem ehemaligen Noviziat V erhalten, so dass sie 1926 rekonstruiert werden konnte. Sie begleitete ursprünglich auch die Infirmerie auf der Ostseite und diente zur Raumerschliessung und als Verbindungsgang von der Marienkapelle zum Kreuzgang.

einer Gartenmauer entdeckt677 und unter Teilverwendung der aufgefundenen Basen, Säulen und Kapitelle rekonstruiert worden (Abb. 84).678 Formal entsprechen die Arkaden jenen des Kreuzgangs IV der inneren Klausur. Durch eine, möglicherweise zwei nachträglich eingezogene Binnenwände679 entstand schliesslich im Klausurostflügel IV der Verbindungskorridor (Beil. 5.70 und Beil. 11) zum Kreuzgang. Anbau an die Marienkapelle

Abb. 85: Auf der Südseite der Annakapelle, nur wenig unter der Pflästerung, liegen die Reste eines romanischen Anbaus (R.71/72) über einem älteren Grab. Blick nach Westen.

76

Vor ihrer Südmauer sind 1927 bei der Absenkung des Hofes auf das ursprüngliche Niveau Fundamente aufgedeckt worden. Es handelt sich um zwei Räume, deren Zwischenwand nachträglich an die Münsterkapelle anschliesst und zudem auf einem älteren Grab steht. Zwei Nischen im Mauerwerk sind auf Türen zurückzuführen. Der westliche Raum (Beil. 5.71) ist nach dem Aufnahmeplan mit einem ziegelmehlgeröteten Mörtelgussboden ausgestattet. Er liegt nur 30 cm un-


ter der heutigen Pflästerung und ersetzte einen älteren, nicht geröteten Boden, der über das Vorfundament der Kapelle hinzieht (Abb. 85). Darin ist eine grosse Kalkplatte eingelassen, die nach demPlan von1927ein westseitigesGegenstück besitzt. Dort beobachtete Sulzberger einen Ofen mit Becherkacheln aus dem späten 12./13. Jahrhundert, wie dem Inventarbuch zu entnehmen ist.680

Bauten um den Pfalzhof, dem Bereich von Laienbrüdern und Gästen Umbauten im westlichen Klausurflügel Das Erdgeschoss des Westflügels I scheint weitgehend unverändert geblieben zu sein, abgesehen von einer Binnenmauer, die in der Küche I liegt und einen Korridor zum Kreuzgang schafft (Beil. 5.74). Er ist wohl analog zu Raum 70 im Ostflügel IV nachträglich in dieser Ausbauphase entstanden. Das Obergeschoss war vom Hof her erreichbar über eine Aussentreppe, deren Fundament wir 1994/95 im Pfalzhof freilegten (Beil. 5.75). Darstellungen des 19. Jahrhunderts zeigen darüber ein doppelbogiges Eingangsportal, das mindestens auf eine Zweiteilung des Obergeschosses schliessen lässt (Abb. 86). Nördlich dieses Portals sind zwei Doppelfenster abgebildet, von denen ein Sturz mit Taustab und einem verschlungenen Drachenpaar als steinernes Abbild der Initialienmalereien der Schaffhauser Handschriften aufbewahrt worden ist.681 Diese Gewände datieren den Umbau des Obergeschosses ins spätere 12. oder frühere 13. Jahrhundert.682 Diente es im Nordabschnitt als Laiendormitorium und im Südabschnitt als Laienrefektorium?683 Hatte es diese Funktion schon früher oder lagen diese Räume wie bereits angedeutet im Gästehaus II?

in einer Zeichnung angedeutet ist (Abb. 86). Im Obergeschoss dieses Anbaus wurde die Loggia angelegt, mit ihren reich ornamentierten Zwergarkaden (Abb. 32, 80, 86, 89).689 Sie diente als neue Raumerschliessung. In der Ostwand zeigten sich 1922 im neueren Türgewände Reste eines älteren mit Kantenrundstab.690 Die gegenüberliegende Türe in der Westwand im Gäste-/ Konversenhaus II wurde bereits erwähnt.691 Eine dritte Türe schliesslich führte in eine über der Johanneskapelle neu angelegte Kapelle, im Torobergeschoss I. Sein Boden lag 1,3 m höher als jener der Loggia, weshalb eine Verbindungstreppe

Abb. 86: Der Pfalzhof vor der Aufstockung des Knechtehauses (links) von 1845 (J. J. Beck; Federzeichnung, 28,7x 40 cm. MA B 5006).

Umbau der Johanneskapelle, mit einer weiteren Kapelle und Loggia im Obergeschoss Ein Umbau der Johanneskapelle führte zum Einbau des Chorgewölbes (Abb. 11; Beil. 5.76), zur Erweiterung nach Westen bis zum älteren Gäste-/Konversenhaus II,684 zur Höherlegung des Bodenniveaus um etwa 30 cm und zur Vermauerung der Apsis.685 Sie entsprach nun formal der neuen Erhardskapelle. Am neuen Eingangsportal auf der Nordseite sind die Titularpatrone, der Evangelist Johannes und Johannes der Täufer, angebracht.686 Urkundlich ist die Kapelle erst 1412 fassbar: «Sant Johans Capell … neben dem Gotzhus gelegen».687 Das heutige Türgewände in der Südwand stammt von 1922, die Öffnung ist aber ursprünglich.688 Sie führte in den Anbau an der Südseite (Beil. 5.77), dort führte eine Verbindungstüre zum Hof, deren rundbogiges Gewände

Abb. 87: Zwei Fenstergewände, sogenannte Biforen, aus dem um 1200 umgebauten Obergeschoss des Klausurwestflügels (Abb. 86). Nur der Sturz mit dem verschlungenen Drachenpaar wurde aufbewahrt und ist in der Erhardskapelle ausgestellt (J. J. Beck; Bleistift, Feder, laviert, 42,5 x 23,7 cm. MA B 5008).

77


Abb. 88: Die Johanneskapelle, gezeichnet von Hans-Wilhelm Harder 1849 mit den Resten der Kapelle im Obergeschoss (Abb. 11) und ihrer Rekonstruktion (Bleistift, 25,5 x18,7 cm. MA B 5153).

welche um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstand. Erweiterung des Gäste-/Konversenhauses II Genau in der Fortsetzung der Treppe vom heutigen Polizeihof an den Weinkellern vorbei zur Klosterstrasse lag ein tonnenüberwölbter Gang (Beil. 5.78). Er verband das ältere Gäste-/Konversenhaus II mit dem südlich anschliessenden, tiefer fundierten Baukörper.700 Er wurde 1935 abgebrochen; in zwei Grundrissplänen hat Sulzberger die Nord- und Westfassade bis auf eine Höhe von 4,5 m als romanisch bezeichnet.701 Hinzu kommt ein Raum in der Nordwestecke mit einem Rundbogenportal, das in den nach Sulzberger im 16. Jahrhundert eingewölbten Raum 79 führte.702 Im Pfalzhof, in der Verlängerung des überwölbten Ganges fand sich 1995 die Latrinengrube G 6 (Beil. 5.G, Beil. 10). Sie war im Grundriss hausförmig, ehemals mit Holzbohlen ausgeschachtet und stammt nach dem Fundmaterial noch aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts,703 bestand wohl gleichzeitig mit der Glockengussgrube.704

Abb. 89: Die beiden Ansichten der Verbindungstüre von der Kapelle im Obergeschoss der Johanneskapelle zur Loggia (Abb. 88). (J. J. Beck; Bleistift, Feder, laviert 25,5 x 32,6 cm. MA B 5007).

Abb. 90: Südliche Hofmauer des Pfalzhofes von Allerheiligen V mit später eingebautem Brunnen, der im 16. Jahrhundert verfüllt wurde. Darunterliegend und zur Hälfte ausgegraben eine Kalkbrenngrube des 8./9. Jahrhunderts, während die Betonfundamente von Reckstangen zur 1867 erbauten Turnhalle stammen.

78

Hofmauer, Brunnen und Spuren von Ökonomiebauten

notwendig war. Dieses Türgewände ist 1849 entfernt worden, aber in Zeichnungen überliefert (Abb. 88 und 89).692 Es war aussen flach, mit Blattfries versehen und innen rundbogig mit Kantenrundstab. Darüber lagen vier langschmale Rundbogenfenster,693 wie sie an der Westfassade von Erhards- und Michaelskapelle vorhanden sind. Die beiden mittleren Fenster sind als Nischen im Kreuzsaal ablesbar; die Lage ihrer Fensterbänke ermöglicht die Rekonstruktion eines Pultdaches über der Loggia. Die Südwestecke war im unteren Bereich aus Kalkstein-, darüber aus roten Sandsteinquadern gemauert.694 Unter dem Kreuzsaal blieb ein Teil der Chorostwand I mit den wohl nachträglich eingesetzten Ecksäulen noch 1,5 m hoch erhalten.695 Ihre Basen sind attisch profiliert696 und entsprechen einer Basis und einem Kämpfer,697 die in einer jüngeren Steinbank im Erdgeschoss verbaut waren (Abb. 31).698 Ähnliche Profile treten auch am Portal der Turmkapelle V im Münster auf,699

Eine Mauer begrenzte den Pfalzhof gegen Süden; sie ist wie die Umfassungsmauer IV kaum fundiert und lässt sich auf Grund von schräggestellten Kalksteinen noch ins 12. Jahrhundert datieren. Sie dürfte jünger sein als die schräg dazu verlaufende Mauer auf der Ostseite des Hofes und gehört wohl zum Klosterausbau V in südwestlicher Richtung (Abb. 90). Später wurde in diese Mauer ein Brunnen aus Bollensteinen eingebaut,705 der von beiden Seiten her benutzt werden konnte.706 Südöstlich der Hofmauer fand sich 1995 in einem Wasserleitungsgraben in der Baumgartenstrasse eine 15 cm dicke, massiv brandgerötete Lehmschicht auf 7,8 m Länge. Sie korrespondiert mit dem Niveau der hochmittelalterlichen Klosterbauten und weist an den Rändern Flachziegel auf, die frühestens ins 12. Jahrhundert zu datieren sind.707 9 m östlich davon wurde auf der Grabensohle eine 5,3 m breite Grube angeschnitten, deren Einfüllung neben Brandschutt ebenfalls die-


se Ziegel aufwies. Dieser Befund endet auf der östlichen Bauflucht des Klosters I.

Bauten um den Münstervorhof

Abb. 91: Münstervorhalle, Erhardskapelle und Alte Abtei von Nordwesten während der Ausgrabungen und Bauuntersuchungen im Winter 1921/22.

Umbau der Abtspfalz Der Abbruch der nördlichen Frontalkapelle mit dem Neubau der Erhardskapelle führte auch zum Umbau des Abtshauses. Dazu gehört die später an die Erhardskapelle angefügte Nordwestecke708 und Teile der Ostwand, mit einer noch als Aussparung festgestellten Türe709 zum Höfli sowie die Kaminnische, von der die beiden Pilaster für den Rauchabzug erhalten blieben (Beil. 5.81).710 Hinzu kommen zwei unter der Decke angeordnete Fenster, ein querrechteckiges in der Nordwand und ein kleineres, quadratisches in der Westwand.711 Das Obergeschoss besitzt ein rechteckiges Eingangsportal aus rotem Sandstein zur Loggia, das wohl in die spätromanische Zeit gehört;712 in der Nordwand lag eine Schranknische,713 während die von aussen in der Westwand sichtbare Bifore mit Oculus714 einen weiteren Umbau um 1300 belegt (Abb. 91). Von diesem Raum aus zugänglich ist auch die jüngere Latrine.715 Die ältere Latrine IV wurde später zweigeteilt und erweitert und unterbrach die direkte Verbindung zwischen Abtspfalz und Anbau für die reichen Gäste. Sie hatten Zugang zur älteren Latrine,716 der Abt vom Kaminraum aus Zugang zur jüngeren Latrine (Abb. 92).717 Sind auch die Gewände teilweise jünger, so müssen doch die Latrinentüren ursprünglich sein; ihre Schwellen liegen jeweils etwa 50 cm über den Bodenniveaus der anschliessenden Räume. Ein hochliegendes, vielleicht später eingefügtes Fensterchen in der Zwischenwand ermöglichte Konversationen. In beiden Latrinen ist eine südseitige Vormauerung vorhanden, welche der Unterfangung der alten Südmauer I diente und ein Hinweis dafür sein

Abb. 92: Profil F–F’ durch die Abt- und Gästelatrine, M. 1:100.

79


Abb. 93: Die im späten 12. Jahrhundert entstandene Erhardskapelle mit den darin ausgestellten Grabplatten der nellenburgischen Stifterfamilie (Abb. 66), Lünetten (Abb. 99) und weiteren romanischen Steindenkmälern aus dem Klosterareal.

kann, dass die ältere Latrine jetzt tiefer ausgehoben wurde. Die etwa 8,5 m hoch erhaltenen Latrinenschächte waren mit Bauschutt gefüllt; die meisten Funde fanden sich in den Fäkalienschichten von unbekannter Mächtigkeit, die in beiden Gruben gleich hoch erhalten waren. Ihre Grösse von 11 bzw. 13 m3, entspricht je einem Drittel der Mönchslatrine im Osttrakt II. Im Gegensatz zu den üblichen Gepflogenheiten in der Stadt718 sind sie nur teilweise geleert worden, wie das vom 12. bis ins 17. Jahrhundert reichende Fundmaterial zeigt (Abb. 160ff.).719 Gefässe aus Holz und Keramik, Gläser, der auf der Sohle gelegene Münzstempel sowie Tierknochen können, sofern sie vorreformatorischer Zeitstellung sind, mit dem Abt und seinen Gästen in Verbindung gebracht werden.720 Erhardskapelle mit Michaelskapelle im Obergeschoss (Beil. 5.83)

Abb. 94: Westteil der Erhardskapelle. Unter dem mittleren Fenster liegt die Kalksteinschwelle des ehemaligen Westzuganges, im Graben davor die Mauer des früheren Atriums I.

80

Sie muss als Ersatz der Nordkapelle I betrachtet werden, die zusammen mit der Toranlage niedergelegt wurde. Ihre Anlage721 im späten 12. Jahrhundert verkleinerte das Atrium IV auf das heutige Höfli. Die Kapellensüdmauer zieht über die teilweise abgebrochene Atriumswestwand hin.722 Zugehörig sind die Choreinwölbung, die Türe und die beiden Rundbogenfenster in der


Schiffsüdwand sowie die Reste eines dritten, in der Chorsüdwand (Abb. 93).723 Zur Vorhalle wurde eine Verbindungstüre angelegt.724 Eine zentrale 2 m breite Öffnung in der Westwand diente wohl als Eingangsportal, wie die mächtige Kalksteinschwelle nahelegt (Abb. 94).725 Erhard- oder Eberhardskapelle ist offenbar eine volkstümliche Bezeichnung des Spätmittelalters; nach dem 1299 erstmals bezeugten Altarpatrozinium war sie eine Auffahrtskapelle.726 Im Obergeschoss lag die Michaelskapelle,727 die einer späteren Aufstockung zu entstammen scheint.728 Sie war zugänglich durch ein Portal in der Südseite,729 erschlossen über eine Treppe von der Loggia, die ihrerseits über eine Treppe vom Höfli zugänglich war, wie wir im Befund von Allerheiligen IV gesehen haben. Die drei Rundbogenfenster in der Westwand gehören wohl dazu, genauso wie ihre darunterliegenden Pendants, welche an die Stelle des ursprünglichen Westzugangs zur Erhardskapelle getreten waren (Abb. 91). Die Schiffsüdwand der Michaelskapelle besitzt drei Rundbogenfenster, in der Chorwand fand sich auf Bodenhöhe eine Piscina.730 Die erwähnte Türe ins Obergeschoss der Vorhalle IV ist wohl ebenfalls erst mit der Anlage der Michaelskapelle entstanden. Musikschule (Beil. 5.84) Sie schliesst mit Baufugen an die Vorhalle an (Abb. 55) und gehört nach den Untersuchungen von 1942/46 in die romanische Zeit, wie heute noch je zwei Rundbogenfenster im Obergeschoss der Längsfassaden belegen. Das Fragment eines weiteren Bogenfensters zeigte sich auf der Ostseite, dessen Gewände einen Taustab aufwies.731 Im nordöstlichen Teil liess sich wie in der Vorhalle IV und im Ostflügel V ein Kalksteinplattenboden nachweisen. An der Südwand auf weissem Grund, über dem später eingefügten Kellergewölbe, zeigte sich ein rot gemalter Fries. Klostertor und westliche Umfassungsmauer In der Verlängerung der südseitigen Pfalzhofabschlussmauer findet sich im Westen, im Mauerwerk des ehemaligen Bindhauses (Küferei) und Klosterkellers732 eine 2,6 m breite Toröffnung. Sie gehört offenbar zur westlichen Umfassungsmauer, die heute etwa 2,5 m tief in den jüngeren Auffüllschichten steckt. Ihre Fortsetzung ist 1937 nördlich der neuen Abtei dokumentiert worden. Sie winkelt dort nach Nordwesten ab und entspricht jener jüngsten Umfassungsmauer, welche auch der Peyerplan von 1820 noch zeigt. Parallel dazu verlaufend, hangwärts verschoben, fand sich eine zweite Umfassungsmauer, welche Sulzber-

ger der romanischen Periode zurechnete.733 Sie berücksichtigt das gotische Klostertor der neuen Abtei, sodass anzunehmen ist, der spätromanische Vorgänger liege an gleicher Stelle. Reste dieser Anlage (Beil. 5.85) dürften im nordwestlich vorgelagerten Gemäuer stecken.734 Hinweise zu ihrem möglichen Aussehen gibt uns das Torhaus desBenediktinerklostersSchwäbischHall-Grosskomburg, das aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammt und die gleiche hirsauische Prägung zeigt, wie sie uns an Kreuzgang und Münsterturm entgegentritt.735

Abb. 95: Der Münsterturm aus der Mitte des 12. Jahrhunderts ist das markanteste Zeichen der ehemaligen Klosteranlage von Allerheiligen, Blick von Osten (Luftaufnahme P. Nagy).

Münsterturm Abgesehen von den obersten zwei Metern mit der höhergelegten ost- und westseitigen Arkade, die wohl zusammen mit dem spätgotischen, hohen Helm entstanden,736 zeigt der Turm seit der Restaurierung von 1970–1981 wieder seine ursprüngliche, romanische Gestalt (Beil. 5.86 und Abb. 95f.). Datiert wird er nach einer Kollekte für den angefangenen Bau von zwei Türmen hoc opus est inceptum, unter Abt Ulrich, um 1150.737 Nur dieser eine Nordturm ist tatsächlich realisiert worden.738 Vom Bauablauf her ist er nach dem Rechteckchor IV entstanden.739 Noch nicht lokalisiert ist der Wendelstein, der ursprüngliche Aufgang in den Turm, der 1393 im Zusammenhang mit dem Dreikönigsaltar genannt wird.740 Letzterer stand 81


auf dem ostseitigen Podest, davor zeigten sich Reste des Mörtelgussbodens auf einer Kalksteinunterlage.741 Durch diesen Turm entstand eine Nische zum Querschiff IV, die nordfrontbündig geschlossen wurde (Beil. 5.87). Hier in dieser Seitenkapelle wird der 1409 erwähnte Altar der Maria Magdalena vermutet.742 Eine vermauerte Türe beim Anschluss zum Querschiff743 diente als Totenpforte zum Friedhof. Unmittelbar davor fand sich 1954 bei der Absenkung des Münsterplatzes eine romanische Terrakottaplatte etwa 70 cm tief unter dem ehemaligen Niveau. Ihr Durchmesser beträgt 25 cm; vier Flachreliefs zeigen Szenen aus dem Neuen Testament, ein randliches Schriftband ist unleserlich (Abb. 159).744 Frauenfelder datiert sie in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts, was sich mit der Entstehungszeit des Turmes deckt.745

Raumfunktionen von Allerheiligen V Infirmerie und Noviziat im Gebäudewinkel südöstlich der Klausur

Abb. 96: Ostseite des Münsterturmes in der steingerechten Aufnahme von 1970, vor seiner Restaurierung.

82

Im St. Galler Klosterplan sind im Osten beidseits einer Doppelkirche zwei Kleinklöster eingezeichnet, das nördliche für die Kranken, das südliche für die Novizen. Auf der Reichenau wird ein Gebäudekomplex nordöstlich der Marienkapelle als Infirmerie gedeutet.746 In Cluny II liegt das Krankenhaus östlich der Klausur; überliefert sind im Liber tramitis ein Portikus mit vier Krankenzimmern von je 27x 23 Fuss und acht Betten. 27 Fuss entsprechen auch hier sehr gut unserer Flügelbreite von 8,6 m, genauso auch die überlieferte Kreuzgangbreite von 12 Fuss mit unseren 3,3 m. Hinzu kommt ein weiterer, unterteilter Raum, der als Waschraum für die Kranken und als Ambulatorium dient. Eine ähnliche Disposition geht auch aus den Hirsauer Constitutionen hervor.747 Sie ist in Teilen im dortigen St. Peter und Paulskloster ergraben,748 mit Dimensionen, die recht gut Schaffhausen entsprechen (Abb. 138). Dienten die in der Trennmauer749 unseres Südabschnittes (Beil. 5.63/64 und Beil. 11) sichtbaren Wandnischen als Wandschränke neben den Betten der Krankenzimmer? Beidseitig sind je drei Nischen von 37x 52 cm und einer Tiefe von 40 cm zueinander versetzt angeordnet. Der bis ins 20. Jahrhundert benutzte Ziehbrunnen beim Verwaltungseingang des Museums (bei R.63) liegt dort, wo in Cluny II der Waschraum für die Kranken vermutet wird. Ein zweiter Sodbrunnen auf der Ostseite könnte die in den Hirsauer Constitutionen erwähnte Küche für die Kranken markieren.750 Gehört die 1997 festgestellte, gegen Osten verlaufenden Mauer dazu? Der Infirmar

verfügte über einen Keller zur Aufbewahrung von übriggebliebenen Speisen und Getränken, von Obst und Gewürzen zur Zubereitung von Würzwein für die Kranken, sowie von Kerzen, Tischtüchern und ähnlichem.751 Die mit Schaffhausen vergleichbare Disposition und Dimension des Ganges vor der Infirmerie von St. Peter und Paul in Hirsau, welche zusätzlich ein Brunnenhaus aufweist (Abb. 138), lässt auch für Allerheiligen an der gleichen Stelle einen solchen Befund erwarten (Beil. 5.73).752 Dieser Waschraum im Kreuzgang der Kranken ist ebenfalls in den Hirsauer Constitutionen erwähnt.753 Der heutige Heilund Gewürzkräutergarten ist 1938 im Innenhof angelegt worden754 und steht in der Tradition der Gärten bei den klösterlichen Spitälern (Abb. 98). Im Liber tramitis wird das Noviziat in der Nähe von Refektorium und Waschraum überliefert. Es war viergeteilt, mit Räumen zum Meditieren, Erfrischen, Schlafen und einer Latrine im vierten Raum.755 Auch in den Hirsauer Constitutionen wird das Noviziat verschiedentlich erwähnt.756 Diese Dispositionen deuten darauf hin, dass der Südflügel als Noviziat interpretiert werden kann. Die zur Klausur leicht abgewinkelte Lage und die Masse des schmalen Gebäudes entsprechen auffällig dem 1247 datierten Novizenhaus des Zisterzienserklosters Wettingen.757 Der südseitige Anbau an die Marienkapelle (Beil. 5.71/72) findet eine Parallele in einem ähnlich gelegenen und etwa gleich grossen Raum an der Südseite der Klosterkirche von Müstair. Er weist einen Ausguss auf, der aussen in einen Sickerschacht mündet, und wird von Sennhauser nach den consuetudines von Cluny in Verbindung mit dem Totenzeremoniell gebracht.758 Der verstorbene Mönch wurde demnach im 11. Jahrhundert ins atriolum getragen, dort auf einem Tisch, der nur diesem Zweck dient, entkleidet, gewaschen, neu eingekleidet und danach unter dem Läuten aller Glocken in die Kirche getragen und auf die Chorbank gelegt. Die Lage unseres Anbaus auf der Südseite der Marienkapelle, der Friedhofskirche, kann auf eine entsprechende Verwendung hindeuten. Auf den beiden Kalkplatten, die im Abstand von 2 m im Mörtelgussboden eingelassen sind, könnte in diesem Falle ein steinerner Tisch für die Totenwäsche gestanden haben. Nicht auszuschliessen sind aber auch Raumfunktionen in Verbindung mit dem Krankenhaus; Grabungen könnten hier weitere Klarheit erbringen. Räume und Kapellen in der Abtspfalz und Lünettenfunde Der Kaminraum im Erdgeschoss wurde bisher als Parlatorium gedeutet.759 Er gehört zum Abtshaus und man könnte sich hier den Aufenthalts- und


Arbeitsraum des Abtes bzw. die Kanzlei vorstellen; darüber lag wohl sein Schlafraum. Beide Geschosse waren, wie wir gesehen haben, mit der jüngeren Latrine verbunden, genauso wie der gegenüberliegende Anbau für die höhergestellten Gäste Verbindungen zur älteren Latrine besass. Die neue Kapelle im Obergeschoss der Johanneskapelle wurde von Sulzberger auf Grund der Erwähnung von 1261 als capella domini abbatis, als Abtskapelle gedeutet.760 Nach unserem neuen Lokalisierungsvorschlag für diese Kapelle an der Westseite des Kreuzgangs könnte die 1301 erwähnte und bisher nicht lokalisierte Nikolauskapelle in Betracht gezogen werden.761 Unstimmigkeiten gibt es aber auch mit der Lokalisierung der Oswaldkapelle.762 Schon Sulzberger vermutete, dass an dieser Kapelle, wohl als Trauffries, die sogenannten Lünetten, halbmondförmige Bogensteine aus rotem und grauem Sandstein, angebracht waren. 15 Reliefs mit zugehörigen Inschriftbögen und skulptierten Kragsteinen fanden sich als Spolien763 in den Mauern des 1431 an dieser Stelle errichteten Festsaales (Abb. 99).764 Ein schon früher gefundenes Exemplar war in die Aussenfassade einge-

mauert (Abb. 91).765 Die Datierung dieser Spolien in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts bis um 1200 passt gut in die Bauzeit dieser Kapelle.766 Abgesehen vom Münsterwestportal mit seinen das jüngste Gericht darstellenden Figuren und Gruppen, das 1750 abgebrochen wurde und sowohl aus romanischer als auch aus gotischer Zeit stammen kann,767 findet sich romanische Bauplastik nur im Bereich von Abtswohnung, Gästehaus, Laientrakt und Turm, also dem repräsentativen Bereich des Klosters. Der Anbringungsort auf Traufhöhe, etwa 9 m über Bodenhöhe, korrespondierte mit den in Darstellung und Schrift auf Fernsicht konzipierten Spolien, die entweder von der Strasse, die von der Stadt zum Kloster hinführt, oder vom Hof der Gäste und Laienbrüder aus sichtbar gewesen sind.

Abb. 97: Das ausgebaute Allerheiligenkloster im 13. Jahrhundert (Allerheiligen V). (Computerrekonstruktion V. Homberger).

Musikschule als ehemaliges Fronhaus der Beginen Welches war die Funktion dieses Gebäudes?768 Aus einer Urkunde von 1310769 erfahren wir von einem consortium seu conventus mulierum deo devotarum commorantium in conventu fronhus 83


84


85


Abb. 98 (vorangehende Doppelseite): Der Kräutergarten um 1200. Teile von der Marienkapelle, Infirmerie und Noviziat und Arkadengang sind erhalten geblieben. Die Münsterkapelle diente Kranken und Novizen, wurde aber auch als Friedhofkapelle benützt; vermutlich in Verbindung mit letzterer Funktion steht der südseitige Anbau. Das Brunnenhaus am Erschliessungs- und Verbindungsgang ist mit olivgrün glasierten Ziegeln ausgezeichnet und kann nach entsprechenden Befunden im Allerheiligenkreuzgang und am Gang der Infirmerie des Hirsauer St. Peter und Paulskloster vermutet werden. Die Dächer sind mit den frühen Flachziegeln gedeckt, wie sie noch heute auf der Nordseite der Münsterkirche teilweise vorhanden sind. Der klösterliche Kräutergarten ist an dieser Stelle zu vermuten und wurde deshalb 1938 hier neu angelegt. Dargestellt sind Pflanzen, die durch die botanischen Untersuchungen nachgewiesen und/oder in den Hirsauer Constitutionen erwähnt sind. Die Darstellung der Mönche und ihrer Bekleidung stützt sich auf bildliche Quellen des 12. Jahrhunderts. Im Hintergrund blau eingeblendet die heutige Hofsituation (R. Baur, Farbstift, 41x58,5 cm).

Abb. 99: Diese Lünetten waren wohl als Trauffries an der Kapelle über der Johanneskapelle angebracht (Abb. 97), welche 1431 dem Festsaal, dem heutigen Kreuzsaalwestflügel weichen musste. Einen Eindruck dieses Frieses gibt die willkürlich gewählte Abfolge (von links): Herodes-Salome, Enthauptung Johannes des Täufers, Tod des Gerechten, anektotische Darstellungen von Fuchs und Storch sowie Hunde einer Jagdszene.

infra nostri monasterii septa sito (Gemeinschaft gottgeweihter Frauen, die im Konventhaus «Fronhaus» lebten, das innerhalb770 unseres Klosters gelegen ist). Abt und Konvent beschlossen, keine neuen Frauen mehr aufzunehmen; diejenigen, die noch da waren, durften aber bleiben. Gleichzeitig wurde in Anbetracht der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse des Klosters die Zahl der Konventualen auf 40 beschränkt. Die Entstehung der Beginengemeinschaft setzt Andreas Wilts kurz vor 1230 an, ihr Aussterben Mitte des 14. Jahrhunderts, gestützt auf die Urkunde von 1310 und die Neugründung einer Schwesterngemeinschaft an der Repfergasse.771 Die Beginen waren nach dem Muster einer Konversengemeinschaft organisiert, sie wurden von der Abtei seelsorgerisch betreut und wirtOrt Verwaltungseingang bei R.63 Höfli R.56

Untersucht – 1921

Material Kalk-/ Bollensteine Kalk-/ Sandsteine

Dm. m

Sohlentiefe Erhalten Datierung

0,70

>388,59

Ja

?

1,25

389,22

Ja

12. Jh.

Gäste-/Konversenhaus, R.23/24

1922

Tb. 58

Nein

11. Jh.?

Infirmerie, R.66

1927

Keramik 6912

Nein

bis 1521

Mönchsküche, R.52

1936

Nein

12. Jh.

Münster

1955

Kalksteine

0,80

Ja

11. Jh.

Kreuzgarten, R.54

1964

Kalksteine

~ = 0,80 >390,20

Nein

12. Jh.?

Infirmerie

1990

Kalksteine

1,00

Ja

?

Stadtbibliothek, G3

1993

Kalksteine

1,40

>388,30

Nein

bis 15. Jh.

Pfalzhof, G1

1994

Bollensteine

0,70

389,53

Nein

bis 1600

Pfalzhof, G10

1995

Bollensteine

0,70

389,57

Ja

12. Jh.

Pfalzhof, G5

1995

Bollensteine

0,80

389,38

Ja

12. Jh.

1,20

Abb. 100: Übersicht der Sodbrunnen im Kloster Allerheiligen.

86

schaftlich unterhalten. Als Gegenleistung verrichteten sie Dienste für die Abtei: Wahrscheinlich bestanden diese im Anfertigen, Instandhalten und Waschen der Kleidung und Paramente, der kirchlichen Gewänder, vor allem aber in der Übernahme der karitativen Verpflichtungen des Klosters. So die Pflege und Betreuung von Kranken und Armen und die Übernahme von Gebetsverpflichtungen. Die Datierung (1230– Ende 14. Jahrhundert) und die Aufgaben der Beginengemeinschaft weist am ehesten auf die heutige Musikschule als ihr Haus, welches die Vorhalle IV auf der Nordseite flankiert und so angeordnet ist, dass in beiden Geschossen Verbindungstüren zur Vorhalle möglich waren. Vom Obergeschoss der Vorhalle, das wie festgestellt den Laienbrüdern als Andachtsraum diente,

>388,49


führte eine Türe zur Michaelskapelle (Abb. 67). Wahrscheinlich hängt die Entstehung dieser Doppelkapelle mit dieser Beginengemeinschaft zusammen, wie auch ihre Datierung ins spätere 12. bis in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts nahelegt.

Sodbrunnen als klösterliche Wasserversorgung Ein Grundwasservorkommen, nach den Brunnensohlen nur 2 – 3 m unter den Laufhorizonten liegend,772 ermöglichte in Allerheiligen die Anlage von putei, von Schachtbrunnen, dort wo das Wasser gerade benötigt wurde. Bisher sind im Klosterareal zwölf solche Brunnen aufgedeckt worden. Jene im Münster und bei der Stadtbibliothek (Abb. 101) reichten noch bis ins Grundwasser und sind deshalb nicht bis zur Sohle untersucht worden. Die weniger tief gründenden Brunnen im Westen hingegen lagen trocken, weil bei der heutigen Bodenversiegelung am Osthang des Herrenackers kaum mehr Sickerwasser in den Boden gelangt. Im Gegensatz dazu legte man in Hirsau einen aquaeductus, eine Wasserleitung für die Laufbrunnen des Klosters an, die in den Constitutionen erwähnt und archäologisch nachgewiesen ist.773

Abb. 101: Der Sodbrunnen an der Südostecke der Stadtbibliothek reichte auch 1993 noch bis ins Grundwasser. In der Brunnenverfüllung, dicht unter dem jüngeren Fundament, fand sich das Skelett einer etwa 50-jährigen Frau.

Abb. 102: Freilegung der Glockengussgrube im Pfalzhof aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, mit Abdruck der Gussform über dem Feuerkanal.

Glockenguss im Pfalzhof Eine längsovale Grube G 4 von 5,5 x 2,8 m, die man zur Herstellung einer Glocke angelegt hatte, kam in der Grabung von 1995 zum Vorschein (Beil. 5.H). Über je eine Erdtreppe von der Südund Nordseite gelangte man in den etwa 1,6 m tiefen Arbeitsraum. Von dort wurde gegen Osten ein etwa 3,3 m langer und 60 cm breiter Feuerkanal angelegt, der zuerst 30 cm tiefer ausgehoben und vor dem Brennen wieder verfüllt wurde. Durch diesen Mehraushub wurde eine offenbar früher Hangwasser führende Lehmschicht durch-

Abb. 103 (folgende Doppelseite): Der Glockenguss im Pfalzhof in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Der Anbau für die besseren Gäste an die Abtspfalz besass vermutlich einen gedeckten Eingang, worauf zwei Brunnen und Mauerreste hindeuten. Die Darstellung des Glockengusses zum jetzigen Münster oder zum Münsterturm stützt sich auf den Grabungsbefund und die bald nach 1123 entstandene, detaillierte Beschreibung des Theophilius Presbyter; Bekleidung und Handwerk auf Bildquellen und Skulpturen des 12. Jahrhunderts. Blau eingeblendet sind die etwas jüngere Loggia der alten Abtei, das rundbogige Eingangstor mit Fensterfront von 1937 und eine Plastik im Hof als Symbol für die Ausstellungsaktivitäten des Museums (R. Baur, Farbstift, 41x 58,5 cm).

87




Abb. 104: Oberflächen früher Flachziegel (von oben nach unten): Rechteckschnitt, roh und Sichtfläche glasiert. Spitzschnitt, Sichtfläche engobiert. Sichtfläche mit Textilabdruck.

1

schlagen und die darunterliegenden Sandschichten liessen eindringendes Wasser versickern. Über dem Kanal erhob sich die Glockengussform, die auf vier als Rechteck angeordneten, in Mörtel versetzten Steinen ruhte (Abb. 102f., und Beil. 10). Grosse Teile ihrer Kernform aus wenig gebranntem Lehm in einer Stärke von 19 cm liessen sich in der Auffüllung bergen. Darauf war die Glocke aus Wachs oder Talg modelliert und mit einer weiteren noch 4,5 cm dicken Lehmschicht abgedeckt worden. Beim Brennen der Form schmolz sie aus und bildete den Hohlraum für den Glockenguss. Danach wurde der Feuerkanal bis aufs Niveau des Grubenbodens aufgefüllt und der Fuss der Glockenform mit Lehm unterlegt, der seitlich etwa 15 cm hoch gezogen wurde. Die Form war nun so stabilisiert, dass die Glocke gegossen werden konnte. Vielleicht stammt eine etwa 40 cm tiefe Mulde auf der Südseite vom Schmelzofen, unklar ist dort die Funktion eines bis auf den Boden der Glockengussgrube reichenden Pfostenloches von 8 cm Durchmesser. Aus den Formresten lässt sich eine bienenkorbförmige Theophiliusglocke rekonstruieren,774 entsprechend jenen beiden Glocken aus der Zeit von 1070 – 75, welche noch heute im Nordturm des Augsburger Doms hängen.775 Sie ist mit einem Durchmesser von 1,38 m bei gleicher Höhe für diese Zeit auffallend gross ausgefallen, was aber bei dem geringen Bestand von vielleicht 20 erhaltenen Glocken relativiert werden muss.776 In der bereits erwähnten, südwestlich davon gelegenen Latrine G 6 fand sich ein Schlackenstück, das solchem Material aus der Glockengussgrube entspricht und auf ihr gleichzeitiges Bestehen hindeutet.777 Die Glockengussgrube wird überlagert von der um 1200 datierten Loggia.778 Hinzu kommen zwei 14C-Datierungen von Holzkohle aus der Grube: Die eine Probe ergab einen Zeitraum von vor der Mitte des 11. bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts;779 die andere einen Zeitraum vom Ende des 11. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts.780 Die gleiche Datierung liegt aus der Latrinengrube 3 der Grabung RüdenBuchsbaum vor, welche ebenfalls Flachziegel enthielt, in den Befestigungswall abgetieft wurde und unter der ältesten Stadtmauer des späteren 12. Jahrhunderts liegt.781 Die Datierungen überlappen sich im ausgehenden 11. und in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts und zeigen, dass wir den Herstellungsort einer Glocke zum Münster IV oder zum Münsterturm V gefunden haben.782 Damit sind auch die Flachziegel aus der Grubenfüllung datiert. Sie haben wohl beim Bau des um die Glocke errichteten Ofenmantels Verwendung gefunden.

Flachziegel aus dem 12. Jahrhundert 90

Die ältesten Ziegel decken noch heute eine Fläche von 150 m2 des Dachs des nördlichen Münsterseitenschiffes. Sie sind bisher in verschiedenen Grabungen im ältesten Stadtbereich zum Vorschein gekommen und finden sich oft in den frühstädtischen Horizonten.783 Weil die Ziegel entweder roh oder engobiert sind, vereinzelt sogar glasiert, dürften die Dächer eine kunstvolle Musterung aufgewiesen haben (Abb. 104). Für den Dachfirst sind giebelförmige Dachziegel belegt, aber auch Fragmente von relativ flachen Hohlziegeln, welche dem gleichen Zweck dienten. Gleichzeitig treten Rechteck- und Spitzschnitt auf, von beiden gibt es halbe Ziegel für die seitlichen Dachabschlüsse (Abb. 105, 107). Letztere weisen anstelle der Nase Löcher auf, damit sie an den Dachlatten befestigt werden konnten. Deren Abstand hat etwa 22 cm betragen, wie sich heute noch am Dachanschluss über dem Triumphbogen zum Münsterchor ablesen lässt. Die Reste des ehemaligen Chordaches finden sich dort an der Giebelmauer der ersten Bauetappe IV. Es bedeckte die Apsis mit den erwähnten, auf 1095 datierten Eichenschindeln, welche zusammen mit


2

3

6

4

5

Abb. 105: 1 (links) Eichenschindel aus dem späten 11. Jahrhundert. 2 – 5 frühe Flachziegel: 2 Spitzschnitt, Sichtbereich glasiert; 3 Rechteckschnitt, Sichtseite zur Hälfte glasiert; 4 Spitzschnitt, Halbformat; 5 Rechteckschnitt, Halbformat. 6 Giebelförmiger Firstziegel, Sichtseite glasiert. M. 1: 4.

91


Abb. 106: In der Giebelwand über dem Triumphbogen des Münsters sind Eichenschindeln eingemauert, die dendrochronologisch ins Jahr 1095 datiert sind und zum ehemaligen Dach der Chorapsis IV gehören (Abb. 56 und 57). Sie sind nach kurzer Zeit durch Flachziegel abgelöst worden, zusammen mit dem Bau des Rechteckchores (Abb. 62).

Abb. 107: Vorkommen, Formen und Oberflächen der frühen Schaffhauser Flachziegel. Die Fundorte unterhalb der fetten Linie liegen ausserhalb des Klosters Allerheiligen.

dem Hochziehen der Abschlussmauer zum Querschiff eingelegt worden sind, um so einen dichten Dachanschluss zu gewährleisten (Abb. 62, 106). Sie sind von diesen frühen Flachziegeln abgelöst worden, deren zugehöriger Mörtel in Negative der teilweise entfernten Schindeln hineinzieht. Um einen wasserdichten Maueranschluss zu erreichen, fand an der Anschlussstelle auf der Oberfläche Ziegelschrotmörtel Verwendung. Das Satteldach des Rechteckchores übernahm ursprünglich den Dachansatz der Apsis, der 36° geneigt ist,784 und kann deshalb in Verbindung mit diesen Ziegeln gebracht werden. Wie oben dargelegt, dürfte der Rechteckchor als letztes Element von Adalberts zweiter Bauetappe entstanden sein, wohl kurz nach 1100. An dieser Bauetappe haben wir in der Maurerhandschrift den Einfluss neuer Bauhandwerker festgestellt. Zusammen mit dem Neubau der Klosteranlage IV, welche eine weitsichtige Planung, eine grosse Bauhütte und vor allem auch viele neue Dächer brachte, wäre die Einführung von Dachziegeln an Stelle der bisherigen Schindeln sehr verständlich.785 Das Auftreten der Flachziegel ist durch die Funde in der Glockengussgrube in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts eingegrenzt. Die übrigen Ziegelfunde in der Stadt sind nach einer ersten Durchsicht ins 12. und 13. Jahrhundert datiert.786

Spätgotische Bauten der letzten Äbte (Allerheiligen VI) und neuzeitliche Veränderungen Allerheiligen war gegen Ende des 13. Jahrhunderts tief verschuldet, ein Zustand, der lange fortdauerte, während die Stadt auf Kosten des Klosters an Einfluss und Selbständigkeit gewann.787 Deshalb erstaunt es nicht, dass für das entwickelte 13. bis zum frühen 15. Jahrhundert baugeschichtlich nur wenige Hinweise von kleineren Umbauten vorliegen. Erst die letzten fünf Äbte versuchten die Finanzen zu ordnen und die ursprünglichen Verhältnisse wieder herzustellen, was sich auch in ihren Bauten niederschlägt, welche bis heute das Bild von Allerheiligen mitprägen: 1431 die Aufstockung der alten Abtei mit Festsaal. 1465 das sogenannte Bindhaus, die ehemalige Küferei über dem Keller längs der Klosterstrasse, die heute der Polizei als Magazin dient. Nördlich anschliessend 1484 die neue Abtei mit dem Klostertor als neuem Wohn- und Verwal-

92


tungssitz des Abtes und heute Standort des Polizeipostens. 1496 wurde der Südflügel der Klausur weitgehend neu gebaut und erhöht; bemerkenswert ist der gotische Kreuzgangflügel, das Winterrefektorium und der original erhaltene Dachstuhl der heutigen naturkundlichen Abteilung des Museums. Schliesslich 1521/22 der Chor der Annakapelle, der heutigen Münsterkapelle, mit dem 1997/98 renovierten Ostflügel der sogenannten Pfarrhäuser, der heute der Verwaltung und dem Museumsabwart als Wohnung dient. Der Trakt trat an die Stelle der Infirmerie welche einen neuen Platz erhielt, den nach der Reformation die heutige Stadtbibliothek einnahm. Die monastische Bautätigkeit endete 1524 mit der Umwandlung der Abtei in eine Propstei (Abb. 108), welche ihrerseits 1529 aufgehoben wurde, nach der Einführung der Reformation.788 Zur gleichen Zeit, in der in Allerheiligen die letzte grosse Bautätigkeit einsetzt, werden auch in der Stadtkirche St. Johann 1466 – 72 die heutigen inneren drei Schiffe und 1515 –17 die äusseren beiden Seitenschiffe realisiert (Abb. 51). Auch das

Kloster St. Georgen in Stein am Rhein ist heute weitgehend geprägt von Bauten, die in dieser Epoche entstanden sind.789 Sie widerspiegeln eine Zeit neuer Prosperität, wie auch weitere öffentliche Bauwerke zeigen, die über Dendrodaten datiert sind.790

Abb. 108: Das Allerheiligenkloster vor der Umwandlung von 1524 in eine Propstei (Allerheiligen VI). (Computerrekonstruktion V. Homberger).

Veränderungen im Innenraum des Münsters Der jüngere Münsterboden bestand im Laienschiff aus mauerparallel verlegten Sandsteinplatten und wurde später mit Tonplatten geflickt (Abb. 109). Sandsteinplatten fehlten östlich der Schranke, dort waren fleckenweise Tonplatten unterschiedlicher Grösse vorhanden, vereinzelt Backsteine und Dachziegel.791 Nur an einer Stelle, nördlich des nordwestlichen Vierungspfeilers, blieb eine Fläche von ca. 12 m2 erhalten, in der die Platten diagonal verlegt sind792 und zum Teil ein Muster mit einem gehenden Löwen zeigen.793 Dieses Bodenstück respektiert einerseits die Fundamente des Chorgestühls,794 zieht aber im nördlichen Seitenschiff über die abgebrochenen 93


Abb. 109: Auf dem Mörtelgussboden des Münsterschiffes (1) lag ein jüngerer Sandsteinplattenboden (2), geflickt mit einem Tonplattenboden (3), der hier im nördlichen Seitenschiff zum Teil diagonal verlegt ist (4) und über die 1531 abgebrochenen Schrankenmauern hinzieht.

Abb. 110: Das Kloster Allerheiligen um 1600 (Aquarell von H. C. Lang, in der Chronik J. J. Rüeger A2, Bd. 2 im Staatsarchiv, 21,6 x 26,6 cm).

4 3

1

2 Chorschranken und Altarfundamente. Aus der Dokumentation wird nicht klar, ob Flickstellen vorhanden sind. Deshalb bleibt offen, ob das Bodenstück in vorreformatorischer Zeit entstand oder erst 1531, als die Schrankenmauern in den Seitenschiffen entfernt wurden. Damals entstand je ein grosses Portal in der Nordseite des Querschiffes und südwestlich der Vierung zum Kreuzgang hin, dessen Gewände dort sichtbar ist, «damit, ob ein geläuf wurd, man dester bass könd usshin kommen».795

Je drei Balkenlöcher an den Innenseiten der westlichen Vierungspfeiler796 dürften später entstanden sein und stehen im Zusammenhang mit dem hier aufgehängten «Grossen Gott» von Schaffhausen, einem kolossalen Kruzifix. Er zog viele Pilger an und wurde 1447 durch ein noch grösseres Exemplar von 22 Schuh ersetzt, nach Rüeger «in dem Bogen zu Anfang des chors ghanget, da ietzunder die canzel stat».797 Die Verbindungsmauer ist vielleicht in diesem Zusammenhang zwischen den Längsschranken 3,3 m nach Osten verschoben worden. Die kürzlich wieder neu aufgestellte Münsterkanzel von 1594798 stand auf einem Mauerklotz, der die ältere Schranke IV durchschlägt (Beil. 9). In diesem Fundament799 fanden sich Spolien, die aus dem Brunnenhaus von 1496800 und vielleicht auch dem spätgotischen Sakristeigewölbe801 stammen müssen. Erst mit der Aufstellung dieser Kanzel erfolgte auch der Abbruch von Mönchschor und Chorgestühl in Bereich von Vierung und Vorchor.802 Über der fünften Säule von Westen befand sich schliesslich eine nachträglich eingebaute Schwalbennest-


orgel, die 1529 unbrauchbar gemacht, aber erst 1597 ganz entfernt wurde.803 Die rundbogige Zugangstüre ist im Dachraum über dem Seitenschiff sichtbar, während die schiffseitige Situation der 1 m breiten und 3,5 m hohen Orgelnische 1956 dokumentiert worden ist.804 Neue Vorhalle Die neue ostwärts verschobene Verbindungstüre805 zur Erhardskapelle, die heute als Nische ausgebildet ist, deutet bereits auf eine Verkürzung der Vorhalle hin (Abb. 67).806 Hohlkehle mit Kantenrundstab und Base mit gekerbtem Waffelmuster wie sie der Nordeingang der Annakapelle aufwies (Abb. 127), datieren sie ins erste Viertel des 16. Jahrhunderts.807 Ihre Schwelle liegt 1,3 m über dem spätmittelalterlichen Münsterboden und zeigt, dass in jener Zeit einige Stufen ins tieferliegende Kircheninnere geführt haben. Daraus wird auch deutlich, dass das Abbruchmaterial des Vorgängers an Ort und Stelle belassen worden ist (Abb. 111).808 Die Vorkirche ist auch auf der um 1600 entstandenen Darstellung von Lang in dieser verkürzten Form abgebildet (Abb. 110). Die Gleichstellung der Laienbrüder mit den Mönchen in der Bulle von 1437809 machte die riesige Vorhalle überflüssig. Sie diente nicht nur wie erwähnt als Begräbnisstätte mit Andachtsraum im Obergeschoss, hier «vor dem Münster» sammelten auch die Insassen des Sondersiechenhauses auf der Steig Almosen, wie einer Verordnung «von unser feldsiechen wegen uff der Staig» von 1391 zu entnehmen ist.810 1531 über dem Torbogen da-

tiert ist die heutige, nachreformatorische Verbindung von Vorhalle und Kreuzgang und entstand damit gleichzeitig wie die Portale im Münsterquerschiff. Über dem modernen Durchgang zum Münsterplatz war bis zur letzten Renovation die Jahreszahl 1753 angebracht.811 Der heutige Baukörper entstand 1857812 und übernahm das spätgotische Fundament.

Bauten um den Münstervorhof Stadt- und Klosterstrasse zum Rhein Die von Kloster und Stadtbürgern gemeinsam genutzte Strasse in die oben vorgestellte Grueb, führte im Spätmittelalter zu Konflikten. Um das Kloster abschliessen zu können, legte Abt Berchtold Wiechser 1349 parallel dazu am Abhang des Herrenackers die Müligass an, die wegen ihrer Steilheit zu Protesten der Bürger führte. Dem Rat der Stadt gelang es, den Abt zu veranlassen, den freien Durchgang wieder herzustellen.813 Der Grabstein dieses Abtes liegt noch am ursprünglichen Ort im Münster beim Nordeingang.814 Spätgotische Umbauten in der alten Abtei Das mehrfach profilierte, gotische Sandsteinportal zwischen Gästeannex und altem Pfortenraum, dem heutigen Alamannenraum, lag ursprünglich in der Mitte der Wand. Es wurde verstellt durch die heutige, neuzeitliche Süd-

Abb. 111: Das Kloster Allerheiligen im Jahre 1916 von Nordwesten. Das Terrain war im Spätmittelalter mit Aushubmaterial und Bauschutt aufgefüllt worden und ist heute zum Teil wieder auf das romanische Niveau abgesenkt.

95


mauer und ist 1922815 an seinen heutigen Standort verschoben worden.816 Im Chor der Johanneskapelle liess 1425 Abt Berchtold von Sissach sein Grabmal einrichten.817 Die Wandbänke entlang der Kapellenwände stammen entweder ebenfalls aus spätgotischer Zeit oder sie sind älter und wurden nach den darin verbauten Spolien nach dem Abbruch der oberen Kapelle 1431 umgebaut (Abb. 31).818 Die Erhardskapelle erhielt den erwähnten, neuen ostwärts verschobenen Zugang und ein viereckiges spätgotisches Fenster in der Chorsüdwand.819 Die Herkunft eines spätgotischen Schlusssteins mit dem Klosterwappen ist unbekannt; er diente in Zweitverwendung als Pfostenunterlage eines Holzschuppens vor der Loggia im Pfalzhof.820 Abb. 112: Blick vom Münstervorplatz im Jahre 1916 auf den Kreuzsaalwestflügel von 1431. Darunterliegend in der Johanneskapelle war die Kantonale Eichstätte untergebracht. Der Verbindungsbau zur neuen Abtei von 1484, der sogenannte Pfaffengang, war schon 1845/47 abgerissen worden.

96

Zweites Obergeschoss der alten Abtei mit Festsaal (Beil. 6.88) Spätgotisch sind vom Kreuzsaal821 der Nord- und Südflügel,822 die als neue Wohnräume für den Abt,823 beidseits des verlängerten Latrinenschachtes angelegt wurden. Am besten erhalten blieb der Westflügel, der als Festsaal diente und in den Überresten der ehemaligen Kapelle über der Johanneskapelle errichtet wurde (Abb. 112).

Darüber blieben vom originalen, stehenden Dachstuhl fünf Binder und einzelnen Sparren auf der Nordseite erhalten. Davon sind sechs Eichenhölzer mit Waldkanten datiert, zwei 1424/25 und vier 1430/31.824 Das zweite Obergeschoss entstand damit 1431 unter Abt Johannes Peyer im Hof (Abb. 113 und 119). Hinzu kommen zwei Münzen aus dem 4. Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts, welche sich in der Sitzbank an der Nordseite fanden.825 Erstmals wird damit die traditionelle Überlieferung bestätigt, dass er vom Konstanzer Bischof Otto III. (1411–1434) für wiederholt gewährte Gastfreundschaft errichtet worden ist.826 Bischof und Domkapitel verbrachten die Zeit um 1429/30 in Schaffhausen, zusammen mit dem von den Handwerkern aus Konstanz vertriebenen Adel «50 man, on wip, kint, knecht und mägt».827 In die jüngste Phase der alten Abtei gehört schliesslich das spätgotische Abtsstübchen, das nach Sulzberger erst später an diese Stelle versetzt wurde.828 Der Kreuzsaal erhielt 1639 für die Nutzung als Bürgerbibliothek829 seine heutige Form. Dazu wurde das zweite Obergeschoss vollständig ausgeräumt und der Ostflügel hinzugefügt,830 wie dies auch die zugehörige Kassettendecke deutlich macht (Abb. 114). Der


Zugang erfolgte über ein neues Treppenhaus, das in der Erhards-/Michaelskapelle eingerichtet worden war.831 Die beiden nicht mehr benötigten Latrinenschächte dienten der Entsorgung von Bauschutt,832 das Fundmaterial endet ebenfalls in dieser Zeit.833 Sulzberger entdeckte in den Überresten der ehemaligen Kapelle unter dem Festsaal eine Heizanlage, die von der Loggia aus zu befeuern war. Über ein Holzgitter im Riemenboden, der später durch einen Tonplattenboden überdeckt wurde, gelangte die warme Luft in den Saal (Abb.

114).834 Die Anlage war Rüeger noch bekannt: «… sal, den man den winter mit einem ofen könden wermen …».835 Eine entsprechende Heizanlage konnte 1996 im Kloster St. Georgen in Stein am Rhein nachgewiesen werden, im 1522 als Gästehaus erbauten Haus zum Kleeblatt.836 Neue Abtei und Pfaffengang (Beil. 6.89–92)

Abb. 113: Ergebnisse dendrochronologischer Datierungen spätgotischer Bauhölzer (Dendrolabor BfA Zürich).

Das spätgotische von Abt Konrad VI. Dettikofer errichtete Gebäude blieb bis und mit dem liegenden Dachstuhl und markanten Treppengiebeln erhalten.837 Ab 1883 beherbergte das Gebäude die

Abb. 114: Der Festsaal im Westflügel des Kreuzsaales 1922 links mit Tonplattenboden und Kassettendecke von 1639. Rechts freigelegt auf den ursprünglichen Zustand von 1431 mit Bälkchendecke und Holzriemenboden. Darin eingelassen ist das Gitter für die Luftzirkulation aus der darunter liegenden Warmluftheizung.

97


um das Gebäude der Musikschule handeln, welches nach der Aufgabe als Beginenhaus im späteren 14. Jahrhundert eine neue Funktion als Hospital erhalten hat (Abb. 110f.). Es diente wohl als Armenspital,847 dessen nach Rüeger «vil gedacht würt in alten, des closters schriften».848 Wahrscheinlich gehören die Gräber eines Friedhofes dazu, die sich 1937 zwischen den Umfassungsmauern vor dem Klostertor an der neuen Abtei fanden.849 Die beiden Mauern bestanden nicht gleichzeitig, sodass unklar bleibt, ob der Friedhof innerhalb oder ausserhalb der Klostermauern angelegt wurde.850 Nachdem seit 1524 die Münsterkirche als Pfarrkirche diente, ist 1526 die heutige Musikschule etwa 5 m nach Westen verlängert, zweigeteilt und das zweite Obergeschoss mit Treppengiebeln und original erhaltenem, liegendem Dachstuhl hinzugefügt worden und diente dem Münsterpfarrer und dem Klosterschreiber als Wohnhaus.851

Abb. 115: Klosterstrasse mit Bindhaus von 1465, neuer Abtei von 1484 und dem 1845/47 abgerissenen Pfaffengang zur alten Abtei (H. W. Harder; Bleistift, 18,6x22,8 cm. MA B 5139).

Gegenüberliegende Seite: Abb. 116: Der Pfalzhof im Jahre 1916 von der Baumgartenstrasse gesehen mit dem 1935 abgebrochenen Konvikt (links).

Abb. 117: Ecke Klosterstrasse/Baumgartenstrasse mit Konvikt und Turnhalle vor den Abbrucharbeiten von 1935. Abb. 118: Baumgartenstrasse vor den Abbrucharbeiten der 1860er Jahre für Industriebauten. Erhalten blieb der 1496 erneuerte Klausursüdflügel (hinter der Brunnensäule) mit den schmalen Fensterschlitzen des Mönchsrefektoriums im Erdgeschoss aus dem frühen 12. Jahrhundert (H. W. Harder; Bleistift, 18 x 24,2 cm. MA B 5142).

98

Kantonalbank, später die kantonale Finanzverwaltung und seit wenigen Jahren den Polizeiposten.838 Mit diesem Neubau der Abtsresidenz wurde zur alten Abtei ein zweigeschossiger Verbindungsgang angelegt, der sogenannte Pfaffengang (Beil. 6.93, Abb. 91, 110, und 115),839 dessen Stelle die heutige Verbindung von 1938 einnimmt. Auf der Nordseite war eine Latrine angebaut (Beil. 6.94),840 ausserhalb davon fanden sich in den Auffüllschichten grosse Mengen von Tierknochen, als Überreste von Speiseabfällen.841 Eine heute vermauerte und im Verputz der Westwand zusammen mit einem Fensterfragment ausgesparte Türleibung842 diente als Zugang von der Johanneskapelle (Abb. 31). Die Schwellenhöhe zeigt an, dass man 1431 mit der Anlage des Kreuzsaales die Bodenniveaus im westlichen Teil des Obergeschosses der Johanneskapelle um etwa 1,5 m abgesenkt hat, auf das Niveau der Loggia. Dies führte zur Absenkung des inneren, romanischen Gewändes der Verbindungstüre zur Loggia (Abb. 89), neben der sich 1922 im Mauerwerk ein Aquamanile fand.843 Musikschule als Hospital (Beil. 6.84) Das in der Literatur erscheinende obere Spital beim Thiergarten,844 wird abgeleitet aus dem Verkauf von Hofstätten an der Münstergasse (1386), am Fischmarkt (1421) und der Schnyder Trinkstuben (1449), letztere zwei an der Vordergasse gelegen.845 In diesen Urkunden wird das hinten angrenzende Gebiet als «Hospendal» oder «Hospital» bezeichnet. Das Spital selbst lag wohl wie jenes beim Goldstein846 innerhalb der Klostermauer, war aber namengebend für den gesamten Bereich nördlich von Allerheiligen. Es dürfte sich

Bauten um den Pfalzhof Erweiterung des Gästehauses V (Beil. 6.95) Von Rüeger wird dieses Gebäude als Knechtstube bezeichnet,852 zweifellos seine nachreformatorische Funktion. Ob sie in der Tradition als Haus der Laienbrüder oder Konversen steht ist unklar. Harder schrieb das Haus Abt Dettikhofer (1466– 1488) zu,853 eine Datierung, die gut zusammenpasst mit den neuen Dendrodaten für das Bindhaus854 und zeigt, dass die Neukonzeption von Pfalzhof und Klostertor auf die Äbte Wiechser und Dettikhofer zurückgeht. Der erwähnte, nach Sulzberger im 16. Jahrhundert eingewölbte Raum 79 diente vielleicht als Marstall, als Pferdestallung für den Abt und seine Gäste,855 worauf seine Lage bei der neuen Abtei an der Klosterstrasse hindeutet. Die Zeitstellung der übrigen Erdgeschosseinteilung ist unbekannt. Aufstockungen um je ein Geschoss werden 1646 und 1845 datiert (Abb. 86 und 116f.).856 Hier bestehen einerseits Verbindungen mit einem Gebäudeeinsturz, «bey der alten Abtey ein altes Geheüss, darinnen der Mägdten Kamer gewesen, ganz eingefallen»,857 andererseits mit Abbrucharbeiten eines Gebäudeteils zusammen mit dem Pfaffengang, zwecks Anlegen der Klosterstrasse zur Umgehung des engen Klosterbogens. Von 1861–1905 diente das Haus als Konvikt für auswärtige Schüler der Kantonsschule.858 Neue Mönchsküche und Südtor (Beil. 6.96–98) Westlich der Küche IV lag ein Gebäude, von dem nur die in den alten Plänen eingetragenen Umrisse, Zeichnungen und eine Grabungsskizze von


1922 überliefert sind (Abb. 89 und 118).859 Es begrenzte den Pfalzhof gegen Süden und wies gegen die Mönchsküche IV einen Gang auf. Es musste 1867 der Turnhalle weichen, die Fundamente wurden 1935 zerstört, bei der Anlage des Heizungskellers für den Museumsneubau. Von Rüeger erfahren wir zur Funktion: «die Küche ist gewesen ietz des tütschen provisors huss oder herberg; dann das gross kemi, so darin gestanden, vor wenigen iaren abgebrochen worden».860 Er nimmt damit Bezug auf die Erwähnung von 1544 «… Closterküche zu besechen, ob man moge mit geringen Costen ob der Kuche ain stuble buwen …».861 Daraus ist zu schliessen, dass im Spätmittelalter hier die Klosterküche lag, wahrscheinlich entstanden im Zuge des spätgotischen Ausbaus. Nachdem die Laienbrüder in der Bulle von Papst Eugen IV. 1437 den Mönchen gleichgestellt worden waren, fiel die Trennung der Küchen dahin.862 Auch das Obergeschoss des Westflügels dürfte nach diesem Zeitpunkt neu genutzt worden sein. Ein Tor mit einem darüberliegenden Verbindungsgang schloss den Pfalzhof ab; Rüeger hatte es zwischen «Knechtstube und des tütschen provisors huss» noch gesehen.863 Diese Situation ist auch auf Langs Darstellung um 1600 abgebildet (Abb. 110). Auf der Mentzingerschen Stadtansicht von 1644 ist der Hof bereits offen. Brotspende und Pfallenzgericht Südöstlich der erwähnten, hausförmigen Latrine aus dem 12. Jahrhundert zeigte sich ein kleiner Ofen (G9, Beil. 6.I). Auf Grund von Hohlziegeln lässt er sich ins Spätmittelalter datieren. Die im Osten gelegene Beschickungsgrube war leider 1938 durch den Pfalzhofbrunnen zerstört worden. Wurde hier das Brot gebacken, das man wöchentlich «in unserm hof git armen Luten»? Nach dieser Urkunde von 1335 stiftete dazu Abt Jakob von Henkart (1333 –1346) sieben Mutt Kernen.864 Der Hof war auch Gerichtsort, wie Urkunden des 15. Jahrhunderts zeigen: «… zu Schauffhusen in dem Gotzhusz [Kloster Allerheiligen] und daselbs uff der Pfallatz offentlich zu Gericht gesässen bin …».865 Wahrscheinlich diente dazu die Loggia und die Bevölkerung konnte das Schauspiel vom Hof aus verfolgen. Beurteilt vom Gericht des Abtes wurde hier «Frevel im Gotteshaus und dessen Freiheit, begangen von Dienern, Leib-

99


Abb. 119: Der Übergang vom stehenden zum liegenden Kehlbalkendachstuhl wird in Schaffhausen durch dendrochronologische Datierungen fassbar: 1. KreuzsaalWestflügel 1431; 2. Bindhaus 1465; 3. Stadtkirche St. Johann 1472; 4. Klausursüdflügel 1496.

2

3

dingern und Pfründern und anderen fremden Leuten».866 Der ursprünglich in der älteren Hofmauer gelegene Brunnen G 1 auf der Südseite des Hofes (Abb. 90) wurde bis ins 16. Jahrhundert benutzt, wie das darin gefundene Fundmaterial zeigt.867

1

Um- und Neubau des Klausursüdflügels und Kreuzgangrenovationen Unter Abt Heinrich Wittenhan (1489–1501)868 wurde der romanische Südflügel teilweise abgebrochen und Teile des Obergeschosses erneuert mit erhaltener spätgotischer Befensterung und heizbarem Winterrefektorium. Letzteres wurde 1923 unter jüngeren Einbauten wiederentdeckt, ist entsprechend der damals in der Nordschweiz und Süddeutschland herrschenden Vorliebe als Bohlenstube errichtet worden und an einer Säule 1496 datiert.869 Hinzu kam der sehr schöne, liegende Dachstuhl, dessen Eichenbalken ebenfalls 1495/96 geschlagen wurden.870 Er beherbergt heute die naturkundliche Abteilung des Museums (Abb. 113 und 119). Im Spätmittelalter fand im «refental», im romanischen Refektorium im Erdgeschoss an den drei Kartagen das mandatum, die Fusswaschung statt.871 Nach der Reformation wurde in diesem Südflügel in der Tradition der bereits 1326 erwähnten872 aber noch nicht lokalisierten Klosterschule, 1543 die deutsche Schule eingerichtet: «… der Buwmaister den tüschen Schulmaister sin Behusung … machen.».873 Sie verblieb hier bis 1848 und wurde dann in einen Neubau am Kirchhofplatz verlegt.874 Der anschliessende Gebäudeteil im Südostwinkel der Klausur IV (Beil. 4.43) diente nach der Reformation dem Prior als Wohnung. Es war der als Klosterverwalter eingesetzte letzte Abt Michael Eggensdorfer, ab 1536 der Armbruster oder Bogner.875 Die neue Befensterung stammt von 1894 im Zusammenhang mit der Nutzung durch die Kammgarnspinnerei.876 Kreuzgangsüdflügel und neues Brunnenhaus

4 100

Der neu zweigeschossige Kreuzgangsüdflügel877 übernimmt die romanischen Fundamente IV878 und gehört zum Klausursüdflügel von 1496 (Abb. 29).879 In seiner Mitte lag das in den Kreuzgarten ragende Brunnenhaus (Beil. 6.99), das seinen romanischen Vorgänger IV an der Westseite ablöste. Die dort vermutete Abtskapelle im Obergeschoss hatte ihre Funktion spätestens 1484 verloren, nach dem Bau der neuen Abtei. Die Seitenmauern des gotischen Brunnenhauses kamen 1902 zum Vorschein und sind nur 0,6 m stark (Abb.120f.).880 Sie entsprechen damit den Mauern der spätgotischen «Oswaldkapelle»881 und deuten auf ein eingeschossiges Bauwerk hin. In der Arka-


Kreises, verbaut im Fundament der Münsterkanzel von 1594,883 stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit von seinem Gewölbe. Zusammen mit Teilen der mitgefundenen Gurtstücke lässt sich daraus ein polygonaler Bau rekonstruieren, wie er oft bei Zisterzienserklöstern auftritt.884 Das Motiv auf dem Schlussstein mit den «Arma Christi», den Leidenswerkzeugen (Kreuz mit drei Nagellöchern, Dornenkrone, zwei mehrendige Peitschen mit Spitzen, zwei Ruten flankiert von Speer und Ysopstab mit Schwamm),885 passt auch von der Thematik her sehr gut zum Brunnenhaus: Es übernimmt die frühere Funktion des Paradieses als symbolischer Ort der Kreuzigung Christi.886

Abb. 120: Rudimentär freigelegtes Brunnenhaus zum Kreuzgangsüdflügel von 1496. Es ist wahrscheinlich 1594 abgebrochen worden.

Abb. 121: Der vermutlich 1594 geschlossene Triumphbogen zum Brunnenhaus im Kreuzgangsüdflügel von 1496.

Anschluss an die Wasserleitung

denmauer zeigten sich die Reste des ehemaligen Triumphbogens zum Brunnenhaus (Abb. 121). Man hat ihn nach dem vermutlichen Abbruch von 1594882 mit einem einfacher gehaltenen Masswerk geschlossen. Ein spätgotischer Schlussstein mit neun Rippenansätzen auf neun Zwölftel des

Das Wasser zum Brunnenhaus lieferte nicht mehr ein Sodbrunnen, das Kloster war mittlerweile an die städtische Wasserleitung angeschlossen. Sie lässt sich aus zwei nachträglich herausgebrochenen Aussparungen erschliessen, die sich in den beiden Kreuzgangfundamenten I und IV auf der Westseite finden, deren Verlängerung gegen das Brunnenhaus VI hin zeigt (Beil. 6.K).887 Zusätzlich unterstützt diese Interpretation eine hier gefundene, eiserne Teuchelmuffe.888 Aus den Stadtrechnungen von 1409 geht hervor, dass Hans Lib drei Schillig erhält «von tüchel ze füren us dem mülital in Herr Bertoltz Bomgarten».889 Die Brunnenstube im Mühlental, welche diese Lei-

Abb. 122: Das vermeintlich romanische Fenster lag über der Türe zum Höfli im Kreuzgangwestflügel. Ein spätgotisches Steinmetzzeichen zeigt aber, dass es sich um wiederverwendetes Baumaterial handelt. Die Gewändesteine sind in der Erhardskapelle ausgestellt.

Abb. 123: Kreuzgangwestflügel vor der Restaurierung von 1907.

101


tung spies, wird bereits 1315 erwähnt und bedient heute noch die öffentlichen Brunnen in der Stadt.890 Der Brunnen war Rüeger noch bekannt: «Darin [im Kreuzgang] ist ein schöner garten, in dem vor ziten ein springender brunnen gestanden, ist aber abgangen».891 Spätgotische und neuzeitliche Kreuzgangrenovationen, als «Beispiele früher Denkmalpflege»

Abb. 124: Blick ums Jahr 1916 gegen den Kreuzgangsüdflügel, der 1496 seine heutige, zweigeschossige Gestalt erhielt. Von 1577–1874 diente der Kreuzgarten als Friedhof für die städtische Oberschicht.

102

Das Fundament der Nordseite besteht aus sehr unregelmässigem Mauerwerk, aus Steinen von eher quadratischem Querschnitt, wie sie auch auf der West-und Ostseite über der durchlaufenden Sandsteinbank vorhanden sind. Demnach ist der Nordflügel892 vom Fundament her (Abb. 5 und 61), West-893 und Teile des Ostflügels ab Bankhöhe «eilfertig und sorglos»894 erneuert worden (Abb. 123f.). Geschah diese Erneuerung im romanischen Stil noch klosterzeitlich oder erst danach? Auf der Ostseite datieren drei Ankerbalken mit unsicherer Waldkante 1420 und auf der Nordseite ein Auflageholz für das Kreuzgangdach mit Waldkante 1434/35. Sie sind Hinweise auf spätgotische Bauarbeiten,895 hinzu kommen spätgotische oder frühneuzeitliche Steinmetzzeichen auf romanischen Werkstücken (Abb. 122).896 Welche Folgen das Erdbeben von 1572 hatte, ist unbekannt.897 Es ist inschriftlich bezeugt am Schlussstein der neuzeitlichen Stichbogentüre zum

Höfli.898 Der bestehende gefaste Flachbogen aus Kalksteinen899 beim ehemaligen Brunnenhaus IV gehört zur nachreformatorischen Erneuerung und Aufstockung des westlichen Kreuzgangflügels (Abb. 123).900 Von 1577–1874 diente der Kreuzgarten als Friedhof für die städtische Oberschicht. Aus dieser Zeit stammen die an den Wänden angebrachten Epitaphien (Abb. 61, 71, 76, 124).901 Alle Säulen der Kreuzgangarkaden waren bis zur Restaurierung von 1902/07 durch Nachbildungen in Holz ersetzt worden.902 Geschah dies im Zuge der Münsterrenovation 1750/53, als der «Crüzgang mit grossen Unkösten repariert» wurde?903 Guyan legte 1964 im Kreuzgang ein Grab frei, das er auf Grund seiner Lage und der Überlieferung im Stifterbuch als Doppelgrab der Mönche Adalbert und des Chronisten Bernold von Konstanz904 identifizierte, «das liegt im Kreuzgang, da wo man aus dem Münster geht, bei der Tür zur linken Hand».905 Das sogenannte «Skelett von Adalbert» war gut erhalten, jenes von Bernold «nicht», beziehungsweise «stark beschädigt».906 Weil das Grab die Fundamente des fünfschiffigen, um 1090 entstandenen Münsters berücksichtigt, kann es vom Todestag her, dem 3. Dezember 1079 nicht als Grab von Adalbert interpretiert werden.907 Als jenes von Bernold, der erst am 16. Dezember 1100 verschied, wäre es möglich; die angewinkelten, zum Gebet verschränkten Unterarme und Sargreste machen aber einen spät-


mittelalterlichen Eindruck.908 Nicht auszuschliessen ist allerdings, dass die Toten zur Zeit der Abfassung des Stifterbuches im späten 14. Jahrhundert hier lagen und später umgebettet worden sind, beziehungsweise die Grabgrube spätmittelalterlich wieder belegt worden ist.

Neubau für die Konventualen und Umbauten der Pfarrhäuser Der dreigeschossige Baukörper (Beil. 6.100 – 102) zeigt bis zum originalen, liegenden Dachstuhl eine sehr einheitliche Handschrift, wie die Baubeobachtungen während der Renovation von 1997 ergaben. Die verzahnten Südecken zeigen, dass der Weiterbau vorgesehen war, den die Säkularisierung des Klosters verhinderte. Die beiden Obergeschosse der Westfassade haben regelmässig angeordnet noch sieben von ursprünglich acht Zellenfenstern (Abb. 125). Die gleiche Befensterung mit allerdings doppelt so breiten Öffnungen909 wäre auch an der Ostfassade möglich, die nicht vom Verputz befreit worden ist. Die Reste der Inneneinteilung lassen sich gut vergleichen mit dem Dormitorium des Klosters St. Georgen in Stein am Rhein, das auf 1460 – 90 datiert ist:910 Ein Mittelgang ist hier zu postulieren, der wohl von der Nordseite her über eine Treppe,

für die der 80 cm breite Zwischenraum zur Annakapelle diente, erschlossen wurde. Die Datierung 1521 über der östlichen Eingangstüre ist zusätzlich gesichert durch Dendrodaten von vier Eichenbalken der Erdgeschossdecke.911 Wie erwähnt ist der Bau zusammen mit dem Chor der heutigen Münsterkapelle von Abt Michael Eggensdorfer neu erbaut worden und ersetzte das Dormitorium IV, das wohl nach der Vollendung des Neubaus abgerissen wurde und dementsprechend fehlt in dem um 1600 entstandenen Aquarell von Hans Caspar Lang (Abb. 110).912 Im

Abb. 125: Osthof, heute Kräutergarten im Jahre 1916, mit dem 1521 erbauten Mönchshaus, heute Teil der Pfarrhäuser und der 1522 um- und neugebauten Annakapelle. Abb. 126: Ecke Baumgartenstrasse/Goldsteinstrasse im Jahre 1916. Das Eckgebäude und der turmartige Aufbau in der Mitte des Ostflügels wurden später abgebrochen.

103


Gegensatz zum gemeinsamen Schlafsaal der Benediktsregel erlaubte die Bulle von 1439 von Papst Eugen IV. Einzelzellen als Raum für private Meditation und ungestörtes Studium.913 Vielleicht hatte dies bereits zum Einbau von Zellen ins romanische Dormitorium IV geführt. Umbauten von romanischer Infirmerie und Noviziat Auch der bereits besprochene romanische Teil des Ostflügels zeigt jüngere Veränderungen. Im Erdgeschoss unterteilt ein später hineingesetzter Mauerwinkel (Beil. 6.103) den südlichen Raum und verstellt den romanischen rundbogigen Durchgang V. Ein zugehöriger Balken ist in die 1420er Jahre datiert.914 Datiert er diesen Umbau oder ist er wiederverwendet und dieser Mauerwinkel erst nachreformatorisch entstanden? Nach der Reformation behielten die Konventualen hier ihren Wohnsitz, aus dem Klosterbezirk wurde eine Pfarrei gebildet, die von den zwölf Kapitelherren versehen wurde.915 Deshalb werden diese Gebäude heute Pfarrhäuser genannt. Die beiden Staffelfenster auf der Ostseite im Haus von 1521 dürften aus dieser Zeit stammen. Das zweite Geschoss entstand wohl 1818 zusammen mit der Aufstockung des Südflügels (Abb. 126). Die zugehörige Wendeltreppe führte zur Verschiebung eines von Eggensdorfer im ersten Obergeschoss eingebauten Fensters, dessen ursprünglicher Standort innen noch als Nische ablesbar ist. Im Südflügel, dem Johannes von Müller-Haus, gehören die beiden westlichen Deckenbalken in R. 68 zur romanischen Südflucht V und sind mit Waldkante 1571 datiert.916 Sie belegen die weitere Bautätigkeit nach der Säkularisierung. Erst in

Abb. 127: Nordeingang zur Annakapelle mit dem Wappen des Bauherrn, des letzten Abtes Michael Eggensdorfer (J. J. Beck; Bleistift, Weisshöhung, 23,2 x19,5 cm. MA B 5012).

104

die jüngste Zeit gehört die heutige Südfassade, die Verbreiterung dieses Flügels um 2 m. Sie fällt wahrscheinlich mit der Einrichtung eines «Institutes für arme Töchter» im Jahr 1818917 und mit der wohl gleichzeitigen Aufstockung des romanischen Ostflügels zusammen.

Marienkapelle und ihr Umbau zur Annakapelle Umbauten der ehemaligen Marienkapelle in spätgotischer Zeit prägten erst das heutige Gesicht der Münsterkapelle.918 Der Einbau von gotischen Fenstern wird von Hecht ohne Angabe von Belegen 1418 datiert.919 Ihre tiefliegenden Fensterbrüstungen setzen den Abbruch des südseitigen Anbaus V voraus. Mit dem Neubau des Chores (Beil. 6.104)920 1522 durch den letzten Abt Michael Eggensdorfer wurde auch das Schiff um knapp 2 m erhöht, was zur nochmaligen Veränderung der gotischen Fenster führte (Abb. 72 und 125). Im Zusammenhang mit dem erwähnten Abbruch des Klausurostflügels wurde die Westfassade neu gebaut.921 Ob dies noch in den wenigen Jahren vor der Reformation geschah oder erst kurz danach, ist nicht zu entscheiden. Auch das auf der romanischen Mittelapsis II stehende Fundament des Hochaltars und die ebenfalls aus Kalkbruchsteinen erstellte, etwas stärkere «Spannmauer» der romanischen Hauptapsis sind gotisch (Abb. 41).922 Letztere lässt sich als Treppenfundament zu einem Hochaltarpodest deuten, das von zwei Seitenaltären flankiert ist.923 Mit diesen jüngsten Bauarbeiten erfolgte auch der Wechsel des Patroziniums von Maria zu Anna;924 letzteres findet sich im Spätmittelalter oft in Grabkapellen hochgestellter Persönlichkeiten oder Friedhofkapellen.925 So berichtet auch Rüeger von Eggensdorfers Grabmal in der Annakapelle: «In dieser capell hat im apt Michel … sin grab lassen zuo rüsten, namlich in schönen roten marmel [Marmor], daruf sin nam mit guldinen buo chstaben gehowen, in die mur grad vor dem ingang über ingemuret, darob das iüngste gericht gar kunstrich in graw sandstein ingehowen, und zuo einem gwelb gformiert ist gwesen».926 Das Wappen von Abt Eggensdorfer ist über dem Nordeingang angebracht (Abb. 127). Er starb 1552 und wurde auf dem «gemeinen Gottesacker» bestattet, der im Pestsommer 1541 im Klosterbaumgarten, dem heutigen Mosergarten, angelegt worden war (Abb. 128).927 Gewölbeeinbau über der Sakristei (Beil. 4.45, Beil. 10 und Abb. 58) Im Sakristeibereich der Münstersüd- und Ostfassade zeichnen sich nachträglich ausgeschlagene Bogenaussparungen eines Gewölbesystems ab.928 Ihr Ansatz liegt einerseits etwa auf der


Traufhöhe der romanischen Marienkapelle, andrerseits nur etwa 1,3 m über dem Absatz in der Münstersüdwand, der die erwähnte romanische Decke markiert.929 Deshalb kann das Gewölbe erst mit der 1522 erfolgten Aufstockung der Münsterkapelle entstanden sein, und der Zwischenbau war nun noch eingeschossig. Spätgotische Gurtstücke aus dem oben erwähnten Fundament der Münsterkanzel von 1594 könnten davon stammen, was auf den damaligen Gewölbeabbruch hindeuten würde,930 1847 wurde das Bauwerk endgültig abgebrochen.931 Der Einzug eines solchen Gewölbes muss als Brandschutzmassnahme verstanden werden.932 Hier lag wie erwähnt die Sakristei,933 um 1480 «dristkammer» also Rüstkammer genannt, wo u. a. Priestergewänder und Abtsstab aufbewahrt waren.934

Spätgotische «Oswaldkapelle» und Bauten an der Ostmauer In spätgotischer Zeit wird der Mönchsfriedhof entlang der östlichen Umfassungsmauer wieder überbaut. Die Untersuchung von 1993 hat ergeben, dass die Ostmauer der «Oswaldkapelle» (Beil. 6.105) auf der punktuell abgebrochenen Umfassungsmauer IV steht, während die übrigen Mauern auf älteren Gräbern des Mönchsfriedhofes stehen (Abb. 75 und Beil. 9). Trotz der Einwölbung ist ihr Mauerwerk nur 66 cm stark und besteht aus wiederverwendeten Bollen-, Kalk-

und Sandsteinen. Der geschrägte südliche Chorbogenpfeiler entspricht jenem der Annakapelle von 1522. Diese kleine Kapelle935 ist spätgotisch und kann nicht der 1300 erwähnte Bau sein … ad lumen Capelle Sancti Oswaldi.936 Das Patrozinium könnte aber zu einer Spitalkapelle passen,937 genauso auch das Anfang des 16. Jahrhunderts entstandene Fresko mit der weltlichen Sterbeszene auf der Südwand.938 Am nördlichen Chorbogenpfeiler der «Oswaldkapelle» springen abgearbeitete Sandsteine auf einer Höhe von 1–2 m bis zu 40 cm ins Licht des Chorbogens (Beil. 10). Es stellt sich deshalb die Frage, ob hier ebenfalls ein Grabmal angebracht war, ähnlich der oben erwähnten Tumba, des Grabüberbaus mit Grabplatte von Abt Berchtold von Sissach in der Johanneskapelle. Tatsächlich befand sich in diesem Raum der um 1414 datierte Grabstein des Klosterkustos Johannes Hallauer.939 Vor der Südostecke der Stadtbibliothek lag an der Umfassungsmauer ein Sodbrunnen (Abb. 101 und Beil. 10). Nur 15 cm unter dem um 1550 erstellten Fundament der heutigen Stadtbibliothek

Abb. 128: Annakapelle von 1522, gefolgt vom 1554 erbauten Korn- und Kabishaus, der heutigen Stadtbibliothek. Der Friedhof im heutigen Mosergarten bestand 1541– 1864, dahinterliegend die Hintergasse, heute Münsterplatz (1830, H. W. Harder; Bleistift, Feder, laviert, 10,7x17,7 cm. MA B 5216).

105


fand sich darin das Skelett einer etwa 50-jährigen Frau, mit fehlenden Füssen und Unterschenkelteilen.940 Es ist auf unbekannte Weise in diesen Brunnen gelangt. Keramikscherben aus der Füllung zeigen, dass er im mittleren 15. Jahrhundert aufgefüllt wurde.941 Hospital (Beil. 6.106)

Abb. 129: Die Betzeitglocke (oben) gehörte zum neuen, dendrochronologisch datierten Glockenstuhl im Münsterturm von 1383. Sie wurde zusammen mit der 1516 von Abt Eggensdorfer gestifteten und mit seinem Wappen versehenen Hochzeitsglocke 1898 für das neue Geläute eingeschmolzen.

Das Mauerwerk der «Oswaldkapelle» steht im Verband mit einem 90 cm breiten Mauerzug, der in der Längsachse der Stadtbibliothek verläuft, über ältere Gräber des Mönchsfriedhofes hinzieht und die Aussenwand eines bisher unbekannten Gebäudekomplexes bildet.942 Weil dieses Fundament 0,5 m weniger tief fundiert ist als jenes der Kapelle, ist an ein eingeschossiges Gebäude zu denken, an eine Fachwerkkonstruktion auf einem Steinsockel. Hat sich die «Oswaldkapelle» mit ihrem Triumphbogen in diesen Bau hinein geöffnet?943 Gelangte man von diesem Bau durch die Michaelspforte in die Annakapelle? Ist der Gebäudekomplex als neues Hospital zur Armen- und Krankenpflege anzusprechen, weil auch das nächstgelegene Haus zum Goldstein, nach dem Hausbrief von 1509 «im Ospital gelegen»,944 auf diese Nutzung hindeutet? Rüeger verstand unter dem Hospital «den blatz zwüschend dem closter Allerheiligen und den hüseren am Markt» (Vordergasse).945 Wahrscheinlich gehört die aussen an der Umfassungsmauer gelegene, aus Kalkbruchsteinen gemauerte Latrine G1 dazu.946 Hinzu kommen innen Reste eines Trockenmäuerchens, an dessen Ende ein Kanal durch die Umfassungsmauer führte, der älter ist als die Kapelle, sowie westlich davon eine 55 cm breite Mauer aus teilweise trocken verlegten und teilweise vermörtelten Kalksteinen, deren Unterkante mit jener des Trockenmäuerchens korrespondiert. Das Kornund Kabishaus trat spätestens 1554947 an die Stelle dieses Gebäudes, unter Einbezug der «Oswaldkapelle» (Abb. 128).

Münsterturm, Badstuben und Bauten an der Nordmauer Der innen massiv brandgerötete Turmschaft weist keine romanischen Balken mehr auf; hingegen sind die Konstruktionshölzer des Glockenstuhls 1379/80 bzw. 1382/83 geschlagen worden,948 ein Beleg, dass auch hier der Stadtbrand von 1372 seine Spuren hinterliess, wie sich dies bereits für die Stadtkirche und den Diebsturm dendrochronologisch nachweisen liess.949 Ein neues Turmdach darf deshalb rekonstruiert werden, offenbar schon in der Form des heutigen, hohen Helms mit Wimpergen.950 Diese Dachform erscheint nicht nur auf der um 1600 entstandenen Darstellung von Lang, sondern auch auf der Stadtdarstellung 106

von etwa 1520, welche den Hintergrund der Kreuzigungsgruppe bildet, die sich als Nischenfresko an der Südwand der Stadtkirche St. Johann befindet.951 Die Datierung des Glockenstuhls deckt sich auch mit der von Glockengiesser Rüetschi ins Ende des 14. Jahrhunderts datierten Betzeitglocke, die er 1898 für das neue Geläut einschmolz, zusammen mit der 1516 vom letzten Abt Michael Eggensdorfer gestifteten Hochzeitsglocke (Abb. 129).952 Ein Münsterbrand, dem die Glocken zum Opfer fielen, wird in der erst aus dem 15. Jahrhundert stammenden Chronik Johannes Hallauer demnach falsch für den 1. Dezember 1353 überliefert.953 Weitere, zugehörige(?) Brandrötungen zeigten sich 1952 auf dem Mörtelboden der Sakristei954 und sind heute noch an der Nordwestecke des Münsters zu beobachten. Diejenigen auf der Nordseite des Chorobergadens stammen vom 16. April 1635, als «abends um vier Uhren ein Fewr auff zu nechst an dem Thurn nebend der Porten gegen des Messmers Hauss über und verbran das Schindeldach mit dem Tachstuel biss an den Thurn und die Schidmur an der Kirchen, war zwar ein geringer Schad».955 Noch nicht lokalisiert sind die Klosterbäder. Erwähnt wird 1304 eine «nidere Batstuben an der Rinchmuren», 1486 das «grosz Bad», an das der Abt «ain zimlich Sprächhusz [Abort] vor der Badstuben uff den Bach machen lassen sol».956 Mit der Ringmauer ist die Stadtmauer wohl entlang des Rheins gemeint, mit dem Bach der Gerberbach. Innerhalb der nördlichen Umfassungsmauer lagen die Fundamente des 1524 erbauten Mesmerhauses und des möglicherweise älteren sogenannten Bückiträgerhauses (Abb. 110).957 Sie sind 1856 für die Anlage des Münsterplatzes abgerissen und 1954 bei der Münsterplatzabsenkung angeschnitten worden.958 Das Gelände auf dem sich die Häuserzeile ausserhalb der Umfassungsmauer am Münsterplatz befindet, war bis 1392 ein Bestandteil des klösterlichen Baumgartens. Erst dann wurde das Gelände in Parzellen aufgeteilt und an einzelne Bürger verkauft, um darauf Häuser zu bauen. «Die Hüser am Markt uf des Huss zu Gloggen Siten durchnider den Blatz und Underscheid zwüschend dem Dorf und dem Closter; dann semlicher Blatz durchnider ein luterer Boumgarten gwesen, welchen die Äpt nach und nach den Burgeren zu Hofstatten ussgeben hand».959

Ökonomiegebäude Das Kloster war allseitig von Baumgärten umgeben. Sein Gesamtareal erstreckte sich im Spätmittelalter zirka 350 m in Westostrichtung, bis zu 250 m in Nordsüdrichtung über eine Flä-


che von mehr als 5 ha, was etwa einem Fünftel der ummauerten Stadtfläche entsprach. Die Klosterstrasse war bis zum Rhein hin beidseitig von Wirtschaftsgebäuden flankiert, wie die um 1600 entstandene Darstellung von Lang anschaulich zeigt (Abb. 110). Sie sind grösstenteils den Industriebauten zum Opfer gefallen, die nach Anlage der Baumgartenstrasse ab 1866 errichtet wurden (Abb. 130f.).960 Aus den Quellen lassen sich die am Rhein liegenden Wasserwerke erschliessen, so eine Schleife, eine Walke und die sicher seit den Anfängen des Klosters bestehende Mühle. Mahlzwang war grundherrliches Recht, weswegen es darüber immer wieder zu Streitigkeiten mit den nach Unabhängigkeit strebenden

Abb. 130: Klosterstrasse mit den in den 1860er Jahren abgebrochenen Gebäuden, an deren Stelle Industriebauten traten, in denen sich heute die Hallen für Neue Kunst befinden. Angeschnitten links der Konvikt, rechts das noch bestehende Bindhaus mit dem Klosterkeller von 1465 (1849, H. W. Harder; Bleistift, Weisshöhung, 17,8 x 24 cm. MA B 5144). Abb. 131: Projektplan vor 1866, für die Industrialisierung des Klosterbaumgartens am Rheinufer mit den damaligen Funktionen der ehemaligen Klostergebäude.

107


Stadtbürgern kam, erstmals 1239,961 als Eberhard Brümsi verboten wird, zum Schaden des Klosters eine Mühle zu bauen. Weitere Einblicke in die aufgehobenen, klosterzeitlichen Verhältnisse gibt der Vertrag von 1524 zum funktionalen Weiterbestehen der Ökonomie nach der Reformation.962 Weinkeller und Bindhaus (Küferei)

Abb. 132: Die Klosterkeller an der Klosterstrasse um 1912. Im sogenannten Bindhaus, unter dessen Dach sich eine vorzüglich erhaltene Holzkonstruktion von 1465 verbirgt, lag die Küferei. Das wohl 1541 entstandene Vordach im Zwischenraum zur neuen Abtei zog sich bis an ein Ökonomiegebäude hin, dessen Stelle das 1912/14 erbaute Untersuchungsgefängnis einnimmt.

108

Bei der neuen Abtei auf der Westseite der Klosterstrasse liegen die Keller, deren heutige überdeckte Zugangssituation weitgehend durch die Umbauten von 1541 geprägt ist (Abb. 132).963 Damals wurde das Terrain aufgeschüttet und hangwärts die Verbindungstreppe zum heutigen Polizeihof angelegt. Der eine Keller liegt rechtwinklig zur Klosterstrasse (Beil. 6.107), heute unter dem 1912/14 erbauten Untersuchungsgefängnis,964 welches den Grundriss eines damals abgebrochenen, Ökonomiebaus übernahm.965 Er ist doppelstöckig und besteht aus je zwei nebeneinander liegenden, tonnenüberwölbten Räumen von 17,5 m Länge und 4,5 –5 m Breite. Der untere, sicher ältere Keller ist durch eine vierbogige Arkadenreihe aus grünem Sandstein zweigeteilt, die Wände bildet zum Teil der anstehende Kalkfels. Ein gefastes Portal aus rotem Sandstein dient als Kellertor; zwei Sturzbalken konnten dendrochronologisch datiert werden.966 Der kellerinnenseitige Balken gibt einen ersten Hinweis für die Bauzeit des Kellers im späten 14. Jahrhundert, der andere stammt von einem Umbau im späten 17. Jahrhundert. Ein Kellerhals mit einer

breiten Treppe führte auf die Klosterstrasse zu dem der grosse, gefaste Bogen aus rotem Sandstein gehört, der heute vermauert und durch ein kleineres Tor ersetzt ist. Der andere Keller an der romanischen Klostermauer unter dem spätgotischen Bindhaus ist tonnenüberwölbt (Beil. 6.108).967 An der Westseite, die in Folge der Hanglage ein Geschoss höherliegt, blieb das backsteinausgefachte Fachwerk original erhalten, was auch für den stehenden Dachstuhl gilt. Davon sind sechs Eichenhölzer mit Waldkante 1464/65 datiert (Abb. 113, 115 und 119).968 Das Gebäude ist demnach unter Abt Berchtold Wiechser errichtet worden,969 es übernimmt die Baufluchten und die Länge des Konviktes (Beil. 6.95), während die Breite noch zwei Drittel davon beträgt. Diese Indizien deuten auf eine gleichzeitige Entstehung der beiden Gebäude hin. Auch das Kloster hatte «nach altem Herkommen das Recht gehabt, seinen eigenen Wein auszuschenken und zu feilem Kauf ausrufen zu lassen».970 Einer Urkunde von 1325 ist zu entnehmen,971 dass jeder Bruder täglich zwei Mass Landwein erhielt, eine zum Frühstück und eine zur Hauptmahlzeit. Dieser Wein musste unter allen Umständen beschafft werden, war das Jahr auch noch so schlecht. An Jahrestagen, wo die Mönche aus Stiftungen Elsässer Wein erhielten, mussten die zwei Mass dennoch verabreicht werden. Die Einhaltung der Vorschrift, dass die für Anniversarien dem Kloster eingehenden Gaben an Getreide und Wein gleichmässig unter die


Cluny am Hochrhein? Die Anfänge des heutigen Münsters Matthias Untermann

Der fünfschiffige Kirchenbau (Allerheiligen III) Zur Rekonstruktion des Bauprojekts Der im späten 11. Jahrhundert vom Kloster Allerheiligen begonnene Neubau hätte seine Abteikirche zu einem der grössten und aufwendigsten Kirchenbauten im deutschen Reich gemacht. Die Baugestalt dieser Planung ist jedoch nicht eindeutig zu rekonstruieren und ebenso vielfältig bleiben deshalb die Möglichkeiten der architekturgeschichtlichen Einordnung und der historischen Interpretation. Die Deutung der ergrabenen Fundamente (Beil. 3) muss von dem etwa quadratischen Vierungsjoch ausgehen, an das sich im Norden und Süden je zwei Seitenschiffe anschliessen, im Osten mit zwei Jochen, im Westen mit einem. Die Fünfschiffigkeit des gesamten Langhauses wird durch die bereits begonnenen Aussenmauern gesichert; insgesamt sollte es zehn Joche lang sein. Die Planung von Gewölben lässt sich für alle ergrabenen Joche aus dem auffallend engen Fundamentraster und aus den Fundamentvorlagen zum Mittelschiff hin erschliessen. Zwei wesentliche Bereiche lassen jedoch unterschiedliche Interpretationen zu. Es lässt sich vorerst nicht entscheiden, ob das Querschiff einschiffig war oder ob es mit den angrenzenden Jochen als dreischiffiger Raum zu rekonstruieren ist – man wird beide Möglichkeiten darstellen müssen (Abb. 136).972 Ob und wie weit die Querarme seitlich auskragten, ist derzeit unbekannt. Noch weniger eindeutig ist die Rekonstruktion des Ostabschlusses. Das zweijochige, fünfschiffige Sanktuarium endet an einer auffallend dicken Ostmauer, an die (im ersten Bauzustand) zwei konzentrische, halbrunde Mauern anschliessen. Das innere Apsisfundament erreicht nicht die Breite des Mittelschiffs, das äussere wiederum ist enger als die Breite von Mittelschiff und inneren Seitenschiffen. Die Raumstruktur von Langhaus und Sanktuarium hat sich also nicht fortgesetzt. Als Abschluss der äusseren Seitenschiffe erscheinen Apsiden denkbar, die auf dem dicken Ostmauer-Fundament Platz gefunden hätten und dessen Dimensionen erklären würden.973 Zusammen mit Altarstellen in den Querarmen (die in Nebenapsiden gestanden haben mögen) würde

sich damit eine Art «Staffelchor» ergeben (Abb. 136.3–4). Die beiden grossen, konzentrischen Apsisfundamente sind sicherlich als «Apsis mit Umgang» zu deuten. Aus dem Befund heraus muss allerdings offen bleiben, ob ein innen geführter Umgang (mit enger Säulenstellung) geplant war (Abb. 136), oder ein äusserer Umgang in der Art einer Aussenkrypta. Bei einem inneren Umgang, wie er im 11.–12. Jahrhundert an zahlreichen französischen und einigen deutschen Klosterkirchen erscheint, können sich die Mittelschiff-Pfeiler jedenfalls nicht in den Säulenstellungen der Apsis fortsetzen – dies wäre ungewöhnlich: Der Triumphbogen müsste in Höhe und Breite deutlich enger gewesen sein als das Ostjoch des Sanktuariums. Auch zum Umgang hätten sich Bögen geöffnet, die kleiner waren als der Querschnitt der Seitenschiffe. Radialkapellen, wie sie in Frankreich fest zu diesem Bautyp gehören, gab es hier nicht, jedenfalls waren sie im Fundament noch nicht vorbereitet. Solche Eigenheiten lassen es geboten erscheinen, andere Möglichkeiten der Rekonstruktion nicht von vornherein zu verwerfen. Ein äusserer, zur Apsis allenfalls geringfügig geöffneter Umgang ist vom Befund her möglich (Abb. 133.1);974 auch hier müsste man mit weiteren, anschliessenden Räumen rechnen, deren Fundamente nicht mehr zur Ausführung kamen. Das Konzept einer ringförmigen «Aussenkrypta» oder eines «Ringatriums» ist spätestens mit dem folgenden Umbau aufgegeben worden. Schon während der Fundamentierungsarbeiten wurde das äussere Apsisfundament an seiner Innenseite auf die doppelte Dicke verstärkt und mit zwei Spannmauern mit der inneren Apsis verbunden. Auch hier sind mehrere Interpretationen denkbar: Die Fundamentverstärkung muss keinen Planwechsel bedeuten, sie könnte lediglich als bessere statische Absicherung der bereits angesprochenen «Apsis mit innerem Umgang» erforderlich geworden sein, zumal wenn keine aussen anstossenden Apsiden geplant waren. Denkbar wäre zweitens, dass die äussere Mauer z. B. tiefe Wandnischen erhalten sollte (Abb. 133.2) oder äussere Strebevorlagen – vielleicht sogar unter Verzicht auf einen Umgang. Zum Dritten wäre es möglich, dass nun eine «konventionelle», weitgeöffnete und leicht gestelzte Umgangsapsis gebaut werden sollte, für deren inneren Stützenkranz passende Auflager geschaffen 109


werden mussten (Abb. 136.5). Jedoch sind die neuen Fundamentabschnitte nicht für eine solche Planung optimiert, ausserdem fehlt jeder Hinweis auf die dann notwendigen Fundamente der äusseren Mauer. Da das Projekt in einem frühen Stadium aufgegeben wurde, darf man den erreichten Bauzustand bei der Rekonstruktion der Planidee nicht überbewerten.975 Schon lange scheint festzustehen, dass dieses Schaffhauser Projekt im deutschsprachigen Raum keinerlei Parallelen oder Vorbilder findet, sondern auf Bauten im heutigen Frankreich Bezug nahm. Die Situation ist jedoch ungewöhnlich komplex: da der ergrabene Befund nicht eindeutig ist, lassen sich ganz unterschiedliche Kirchen darauf rekonstruieren, die dann im Kontext unterschiedlicher Bautengruppen einzuordnen und zu interpretieren sind.

1

2

Abb. 133: Schaffhausen, Fünfschiffige Kirche (Allerheiligen III). Rekonstruktionsmöglichkeiten: 1 mit «Aussenkrypta», 2 mit Wandnischen in der Apsis (Entwurf M. Untermann).

110

Fünfschiffiges Langhaus Die Vergrösserung der üblichen dreischiffigen Basilika zur Fünfschiffigkeit hat in der Kirchenbaukunst eine alte und zugleich hochrangige Tradition. Als «Urbild» fünfschiffiger Kirchenbauten werden regelmässig die frühchristlichen Basiliken in Rom genannt:976 S. Pietro in Vaticano, S. Giovanni in Laterano sowie S. Paolo fuori le mure; noch in der Spätantike folgen die Domkirchen in Vercelli, Ravenna und Mailand. Erst im 11. Jahrhundert wurde die Fünfschiffigkeit für grosse bischöfliche oder klösterliche Kirchenbauten wieder aufgegriffen – aber nur an wenigen Orten und offenbar unabhängig voneinander. Die oft genannte Bautengruppe in Mittelfrankreich umfasst keine sicher rekonstruierten Bauten: die Kathedrale Ste-Croix (1020, ergraben), die ältere Abteikirche St-Martin in Tours (vor 1014) sowie die Abteikirche St-Aignan in Orléans (vor 1029, Krypta erhalten).977 In anderen Regionen sind an fünfschiffigen, flachgedeckten Kirchen zu nennen: die Domkirchen von Köln (10./11. Jahrhundert, ergraben) und Pisa (1063 begonnen) sowie die Abteikirchen Ripoll (1032 geweiht, nach Brand von 1835 rekonstruiert) und S. Abbondio in Como (1095 geweiht durch Papst Urban II.).978 Die vier Säulenreihen im Langhaus aller dieser Kirchen laufen unverbunden nebeneinander her, gelegentlich sogar mit unterschiedlichem Stützenrhythmus. Viele andere Rekonstruktionen fünfschiffiger Kirchen haben sich als falsch erwiesen oder beruhen auf fragwürdigen Befunden.979 Vier ganz neuartige, fünfschiffige, nun aber vollständig gewölbte Kirchen wurden in den Jahren 1070–80 begonnen: in Cluny und La Charité sowie in Toulouse und Tours. Die Probleme der Chronologie und damit der Priorität sind an den Kirchen dieser zwei Gruppen, aber auch an nahe zugehörigen Bauten bis heute höchst umstritten und letztlich nicht geklärt; in ihrer Raumstruktur unterscheiden sie sich überdies grundlegend. In Cluny (Abb. 134) sind Baugestalt und Grundriss bekanntlich durch das erhaltene Südquerschiff, durch zahlreiche Pläne des 17.–18. Jahrhunderts sowie durch Fundamentfreilegungen weitgehend gesichert.980 Auf das elfjochige, fünfschiffige Langhaus folgt zunächst ein erstes, schmales, aber weit ausladendes Querschiff, an dieses schliessen zwei weitere, fünfschiffige Langhausjoche an, dann das zweite Querschiff. Der Altarraum ist nur noch dreischiffig; ihm folgt die deutlich niedrigere Apsis mit Umgang und fünf radial vorspringenden Umgangskapellen. Wie in Schaffhausen erhielt der Apsisumgang nicht ganz die Breite des inneren Seitenschiffs, auf das er sich öffnet. Während die quadratischen Seitenschiffjoche Kreuzgratgewölbe erhielten,


sind Mittelschiff und Querschiffe mit spitzbogig gebrochenen Tonnen überwölbt. Gurtbögen und Arkaden werden von kreuzförmigen Pfeilern getragen, denen im Ostbau regelmässig Halbsäulen, im Langhaus zum Schiff hin kräftige Pilaster vorgelegt sind. In der oberen Wandzone sind eine monumentale Blendgalerie und der durchfensterte Obergaden durch kannelierte Pilaster und reiche Bogenrahmungen eng aufeinander bezogen. Der fünfschiffige Grossbau der dritten Abteikirche von Cluny, oft als «damals grösster Kirchenbau der Christenheit» apostrophiert, scheint die ältere Tradition monastischer Architektur mit seinen Dimensionen, dem doppelten Querschiff sowie aufwendiger Wandgestaltung und Bauplastik planvoll und in ungewöhnlichem Mass zu übertreffen. Für diese Kirche sind eine ganze Reihe von Baudaten überliefert, deren Bezug auf konkrete Teile des erhaltenen Bauwerks allerdings umstritten ist.981 Nach vorbereitenden Arbeiten (spätestens ab 1086) fand der feierliche Baubeginn (fundatio huius ecclesiae) am 30. September 1088 statt, ein halbes Jahr, nachdem der ehemalige Prior von Cluny, Odo von Châtillon, Papst geworden war (Urban II.).982 Am 25. Oktober 1095 weihte dieser selbst, auf dem Weg zum Kreuzzugskonzil von Clermont, den Hochaltar, den «zweiten» Altar für die Frühmesse sowie drei weitere Altäre in den «drei ersten Kapellen» (wohl: des Umgangs).983 Vor 1104 wurde bereits die Engelskapelle im Obergeschoss des Südquerarms geweiht. Abt Hugo fand 1109 sein Grab im Kirchenbau, «den er selbst errichtet hatte». Seine Vita des späten 12. Jahrhunderts gibt als Bauzeit des Kirchenbaus «25 Jahre» an, daraus würde sich ein Abschluss 1113 ergeben; schon vor 1120 musste jedenfalls der Vorgängerbau (Cluny II) partiell abgebrochen werden.984 Der von Ordericus Vitalis (um 1135) überlieferte Einsturz im Jahr 1125, der «das kürzlich erbaute Schiff der Kirche» betraf, steht als Wunderbericht im Kontext einer Klosterrevolte und ist baugeschichtlich kaum auswertbar.985 Als Schlussweihe der grossen Abteikirche von Cluny wird die feierliche Weihe durch Papst Innozenz II. angesehen, die am 25. Oktober 1130 stattfand. Lange Zeit hat man bezweifelt, dass 1095 schon grössere Teile der Kirche fertiggestellt waren und dass z. B. die bedeutenden figürlichen Kapitelle der Hauptapsis so alt sein können. Im Kontext der vondendrochronologischen Daten angestossenen und inzwischen weithin akzeptierten «Früherdatierung» hoch- und spätromanischer986 wie gotischer987 Bauten im 12. Jahrhundert scheinen die frühe Datierung und der rasche Baufortschritt in Cluny nicht mehr so sehr zur Debatte zu stehen – bei der Papstweihe 1095 könnten schon erhebliche Teile des Ostbaus aufrecht gestanden haben. Eine unmittelbare Nachfolge fand dieser Bau in

Abb. 134: Cluny, St. Peter und Paul, Bau III. Grundrissrekonstruktion M. 1:1000 und rekonstruierte Innenansicht (nach K. J. Conant).

111


der fast zeitgleichen Kirche des bedeutenden Cluniazenserpriorats La Charité-sur-Loire (11./12. Jahrhundert),988 deren fünfschiffiges Langhaus allerdings nur in Resten erhalten blieb. Die Ostteile sind mit einer Weihenachricht von 1107 zu verbinden, das Langhaus, dessen Disposition schon in der Querhaus-Westwand festgelegt wurde, ist jünger. Zu einer anderen Bautengruppe gehört der fünfschiffige Grossbau der Stiftskirche St-Sernin in Toulouse (Languedoc).989 Sein Grundriss (Abb. 135.1) unterscheidet sich deutlich von Cluny: er besteht aus einem zwölfjochigen Langhaus, das von einem dreischiffigen Querschiff so durchschnitten wird, dass die Joche neben der Vierung jeweils zu beiden Raumteilen gehören; es folgt ein nur dreischiffiges Sanktuarium von zwei Jochen, die Apsis und der Umgang. Umgang und Seitenschiffe haben hier gleiche Breite. Auch die Raumstruktur ist in vielem anders: die Seitenschiffe sind nur gering in der Höhe gestaffelt; über den inneren erheben sich Emporen, die bis zum Gewölbe des Mittelschiffs aufragen, über den äusseren befinden sich niedrige Dachräume mit verdeckten Strebebögen. Durch Fenster belichtet waren nur die äusseren Seitenschiffe und die Emporenzonen über den inneren Seitenschiffen, das Mittelschiff blieb fensterlos. Die Emporen zogen sich auch um die dreischiffigen Querarme und das Sanktuarium herum. Die Wölbung mit der charakteristischen Kombination von Tonnen- und Gratgewölben sowie die kräftigen Halbsäulenvorlagen gleichen Cluny. In den Bauformen zeigt sich deutlich eine längere Unterbrechung des Kirchenbaus nach Fertigstellung der ersten zwei östlichen Langhausjoche, als im Westteil vorerst nur die unteren Mauerteile und Pfeilerstümpfe standen. Nachrichten über den Neubau der Toulouser Kirche sind spärlich: Die spätmittelalterliche Vita des Raymond Gayrard berichtet, dass er operarius von St-Sernin war; unter seiner Leitung sei, nach Fertigstellung des Ostbaus (capitis membrum) das Kirchenschiff (corpus) begonnen und bis zu seinem Tod (nach dem Nekrolog der Kirche: 1118) bis zu den Obergadenfenstern aufgeführt worden. Papst Urban II. weihte am 24. Mai 1096, auf seiner Rückreise vom KreuzzugsKonzil von Clermont 1095, zusammen mit 24 Erzbischöfen und Bischöfen acht Altäre und die Kirche.990 Der historische Kontext erlaubt keine klaren Aussagen: Am Grab des Märtyrers Saturninus (Sernin), des legendären ersten Bischofs von Toulouse, war im späten 4. Jahrhundert ein Kultzentrum entstanden, dessen Kanonikergemeinschaft erstmals 844 urkundlich fassbar ist. Die Chorherren wurden 1082 im Zuge der Kirchenreform, die u. a. von Konzilien in 112

Toulouse selbst ausging (1056 und 1060–61), von Bischof Isarn vertrieben (um 1072) und durch Mönche des Cluniazenserpriorats Moissac ersetzt, sie konnten aber auf Befehl Papst Gregors VII. schon 1083 wieder zurückkehren – allerdings unter Annahme strengerer Lebensformen; in der Folge wurde das Regularkanonikerstift 1117 zur Abtei erhoben. Aus der Überlegung, dass bei der Weihe 1096 Ostteile und Querarme fertig gewesen sein müssen, und aus der Frühdatierung des SüdquerarmPortals um 1080 folgt ein Baubeginn in den 1070er Jahren, also deutlich vor dem Baubeginn von Cluny. Aus dem grossangelegten Neubau hat man rückschliessend eine auf die Konzilien folgende, erste Reform des Stifts erschlossen – und damit zugleich konstatieren müssen, dass diese Reform in Quellen nicht fassbar ist und dass die Unruhen von 1082/83 keine erkennbaren Auswirkungen auf das Baugeschehen hatten. Die Datierung von St-Sernin findet Anschluss bei den architektonisch eng verwandten, allerdings nur dreischiffigen Bauten von St-Martial in Limoges und Santiago di Compostela: Der 1792 abgebrochene und nur durch alte Pläne und Ansichten überlieferte Bau von St-Martial991 wurde nach einem Brand 1053 errichtet (oder erneuert); Abt Adémar (1064–1114) konnte in seiner langen Amtszeit den westlichen Teil der Kirche einwölben und sie ausstatten. Eine grosse (Schluss-)Weihe zelebrierte auch hier Papst Urban II. am 30. Dezember 1095.992 Die neue Kathedrale von Santiago993 scheint seit ca. 1075 mit Grunderwerb und Fundamentierungsarbeiten vorbereitet worden zu sein, als Baubeginn ist das Jahr 1078 überliefert; nach einer vielleicht nur kurzen Bauunterbrechung während der Sedisvakanz von 1088–1100 konnten drei Umgangskapellen 1102 Reliquien aufnehmen; die acht Altäre der Umgangskapellen und des Querschiffs wurden jedoch erst 1105 geweiht – zusammen mit dem Altar am Grab des hl. Jacobus im Sanktuarium. St-Martial wäre damit etwas älter, Santiago geringfügig jünger als St-Sernin in Toulouse und überdies ungewöhnlich langsam gebaut worden. Sehr ähnlich wie Toulouse wird der im späten 11. Jahrhundert begonnene Neubau von St-Martin in Tours rekonstruiert.994 Auch hier sind die Baudaten umstritten: dass sich die ausführlich überlieferte Weihe von 1014 auf einen älteren Bau beziehen muss, ist geklärt; ob aber der Neubau um 1060/80 begonnen wurde oder erst nach dem überlieferten Brand von 1096, ist von Schriftquellen her nicht zu entscheiden. Die überaus enge architektonische Verwandschaft mit St-Sernin spricht für das frühere Datum. Die Bautengruppen Cluny–Tours/Toulouse– Limoges/Santiago sind vornehmlich wegen des


Umgangs am Sanktuarium bzw. wegen des dreischiffigen Querschiffs in den Blick der Forschung geraten;995 der hergebrachten Deutung als Umgang für Pilger (auf dem Weg von Frankreich nach Santiago) sind in jüngerer Zeit liturgische Erklärungen gegenübergestellt worden.996 Die Fünfschiffigkeit des Langhauses blieb in diesen Diskussionen ebenso ausser Betracht wie der seit langem ergrabene und publizierte Grundriss von Schaffhausen.

Ostbau Nicht nur die Fünfschiffigkeit, sondern auch die Apsis mit ihrem Umgang findet im deutschsprachigen Raum auf lange Zeit keine Parallelen. Eine einfache Ableitung von Klosterkirchen im französischen Raum scheitert, obwohl dort entsprechende Apsiden seit dem frühen 11. Jahrhundert recht verbreitet sind.997 Ein frühes, im Aufgehenden erhaltenes Beispiel ist die flachgedeckte Prioratskirche von Vignory (Marne) aus dem 2. Viertel des 11. Jahrhunderts.998 Die Apsis wird dort im Wechsel von eng stehenden, schlanken Pfeilern und hoch aufgesockelten Säulchen getragen; die Siebenzahl der Stützen bedingt, dass sich in der Mittelachse ein Pfeiler erhebt – dies zeigt, dass man mit «unkanonischen» Lösungen rechnen muss. Im deutschen Raum gibt es in der Mitte des 11. Jahrhunderts eine wichtige Gruppe von Klosterkirchen mit Apsisumgang, die (wie das Schaffhauser Fundament) keine Radialkapellen aufwiesen und sich über einer Krypta erhoben: Den Anfang scheint die (zerstörte) Abteikirche Stablo zu machen, deren Reformabt Poppo (1021– 48) einen Neubau begann (Hochaltar 1040 geweiht in Anwesenheit Kaiser Heinrichs III.; 1046 Kryptaund Querschiff-Weihe).999 Die Apsis wurde von elf Säulen getragen; die Langhaus-Seitenschiffe umziehen die Querarme (die dadurch dreischiffig werden) und die Apsis; im Detail bleibt die Disposition unbekannt. Diesem Vorbild folgt der fast zeitgleiche Neubau der Kölner Damenstiftskirche St. Maria im Kapitol (Kreuzaltar 1049 geweiht durch Papst Leo IX.; Schlussweihe 1065),1000 deren Umgang sogar um halbrunde Konchen am Ende der Querarme herumführt. Hauptapsis und Konchen sind gleich gross und werden von jeweils sechs Säulen getragen; das Querschiff ist mit seinem Umgang wiederum «dreischiffig», das Sanktuarium sogar fünfschiffig: in den östlichen Zwickeln sind zusätzliche kleine Altarräume eingefügt, denen jedoch keine äusseren Seitenschiffe am Langhaus entsprechen. Zur gleichen Gruppe gehört das Kloster Brauweiler (Abb. 135.2), das unter Mitwirkung von Abt Poppo von Stablo gegründet wurde. Die ursprüngliche Dis-

position ist nur aus Krypta sowie aus geringen Mauerresten erschliessbar: die weite, von einem Umgang umzogene Apsis der ersten, grossen Kirche (1048–61)1001 öffnete sich auf ein ebenfalls dreischiffiges Querschiff; der Umgang nahm vermutlich die Breite der Seitenschiffe auf. Als erster Bau mit Umgang und Kapellenkranz nach französischem Vorbild gilt die Benediktinerkirche St. Godehard in Hildesheim (1133 gegründet, 1172 geweiht). Das flachgedeckte Langhaus endet in einer Apsis, die von vier Säulen getragen wird, die Seitenschiffe setzen sich, am Sanktuarium entlangführend, im Umgang fort; die Apsidiolen des Umgangs sind auffallend flach. In der deutschen romanischen Architektur bleibt auch dieser Bau ein Einzelfall. Ungewöhnlich in Schaffhausen ist, dass die Apsis schmaler bleibt als das mittelschiffbreite Sanktuarium (Beil. 3). Damit steht sie gegenüber allen französischen und deutschen Bauten mit Apsisumgang isoliert da. Die Apsis ist bei den genannten Bautengruppen entweder leicht gestelzt, um die (in Frankreich fast immer) acht, in Stablo so-

Abb. 135: 1 Toulouse, St. Sernin. Grundriss M. 1:1000 (nach M. Durliat), 2 Brauweiler, St. Nikolaus. Bau I, M. 1:500. Grundrissrekonstruktion (nach H. E. Kubach und A. Verbeek).

1

2

113


Abb. 136: Schaffhausen. Kloster Allerheiligen. Rekonstruktionsvarianten: 1 «niederrheinisch», 2 «Toulouse», 3 «Cluny», 4 «eklektisch», 5 nach Planwechsel (Entwurf M. Untermann).

gar elf Säulen im Halbkreis unterbringen zu können; dort müssen, wie in auvergnatischen Kirchen,1002 schon die Arkaden des Sanktuariums auf Säulen geruht haben – eine deutlich «eingezogene» Apsis wie in Schaffhausen ist nirgends fassbar. Dass die inneren Seitenschiffe nicht in voller Breite in den Apsisumgang hineinlaufen, erscheint ebenfalls ungewöhnlich, dieses Motiv findet nur an frühen Aussenkrypten und an den ältesten zisterziensischen Kapellenkränzen (z. B. Clairvaux, Cîteaux, Schönau, Arnsburg) eine Parallele.1003

1

2

3 114

Schaffhausen – zwischen Niederrhein und Aquitanien Zurückblickend von den Vergleichsbauten gelangen vier Rekonstruktionsvorschläge in die engere Wahl (Abb. 136,1–4): a) Flachgedecktes, fünfschiffiges Langhaus; äusseres Seitenschiff um Querarme, Sanktuarium und Apsis geführt; zusätzliche Kapellenräume in den östlichen Zwickeln; Ostteile in den Hochräumen mit Tonnengewölben, im Umgang mit Kreuzgratgewölben. b) Fünfschiffiges Langhaus; äusseres Seitenschiff um Querarme, Sanktuarium und Apsis geführt; Apsiden an den Querarmen, an den äusseren Sanktuariums-Seitenschiffen und am Umgang; alle Hochräume mit Tonnen-, die übrigen mit Kreuzgratgewölben gedeckt. c) Langhaus und Sanktuarium fünfschiffig; einfaches Querschiff mit Apsiden; weitere Apsiden an den Ostenden der Seitenschiffe und am Umgang; alle Hochräume mit Tonnen-, die übrigen mit Kreuzgratgewölben gedeckt. d) Langhaus fünfschiffig; einfaches Querschiff mit «Staffelchor»; im Sanktuarium zusätzliche, innere Seitenschiffe als Weg zum Apsisumgang; Apsis eingezogen; alle Hochräume mit Tonnen-, die übrigen mit Kreuzgratgewölben gedeckt. Das Gewölbeschema ist in Schaffhausen aufgrund der kleinen, quadratischen Seitenschiffjoche, der Spannfundamente im Querschiff und der im Mittelschiff erkennbaren kräftigen Wandvorlagen recht sicher zu rekonstruieren: Mittelschiff und Querschiff dürften Tonnengewölbe mit Quergurten aufgewiesen haben, die niedrigen, quadratischen Joche Kreuzgratgewölbe. Diese Rekonstruktion liegt im Ostbau allen vier Varianten zugrunde. Regelmässig als problematisch erweist sich bei den ersten drei Einordnungsversuchen die gegenüber Mittelschiff und Sanktuarium um Mauerdicke einspringende Apsis. zu a) Die Schaffhauser Kirche würde sich weitgehend der lothringisch-rheinischen Bautengruppe anschliessen (Abb. 136.1). Unmittelbare Parallelen, im Fehlen von Radialkapellen und in der Existenz eines dreischiffigen Querhauses, findet der Ostbau an den lothringisch-niederrheinischen Abteikirchen aus dem Kontext der älteren, «lothringischen» Klosterreform (Abb. 135.2). Querschiff und Sanktuarium wiesen zumindest an St. Maria im Kapitol in Köln (1072 geweiht) Tonnen- und Kreuzgratgewölbe auf; hier ist auch ein «fünfschiffig» wirkendes Sanktuarium anzutreffen – zwar mit ungleich grossen Raumteilen, das Fundament könnte aber ein Schaffhausen vergleichbares, regelmässiges Raster zeigen. Die beachtlich dicken Aussenwände dieser Kirche (äus-


sere Streben fehlen) fügen sich zur in Schaffhausen ergrabenen Ostmauer und würden auch die nachträgliche Verstärkung der Apsis erklären. Das Sanktuarium erhebt sich in den lothringischniederrheinischen Kirchen allerdings über einer Krypta. Zur Wölbung im Langhaus erlaubt die Schaffhauser Grabung keine Aussagen; seine Fünfschiffigkeit findet wiederum an (partiell) flachgedeckten Bauten des 11. Jahrhunderts im Rheinland (Lüttich, Köln) ihre Parallelen, bedarf aber – als flachgedeckt – bei der ebenso sporadischen wie weiten Verbreitung dieses Motivs keiner Herleitung. Nicht deutbar ist bei dieser Einordnung die einspringende Apsis; auch hat der Umgang bei den genannten Bauten einheitlich die Breite der Seitenschiffe und verläuft exakt in deren Flucht. zu b) Mit vollständiger Einwölbung in Langhaus und Ostteilen, vor allem aber mit dem dreischiffigen Querhaus würde sich Schaffhausen (Abb. 136.2) recht genau an St-Sernin in Toulouse anschliessen (Abb. 135.1). Übereinstimmend sind auch die zwei Sanktuariumsjoche östlich der Vierung, ziemlich ähnlich erweisen sich die Grundrissmasse des Bauwerks. Apsiden an den Querarmen sind in Schaffhausen denkbar; die Fünfschiffigkeit des Sanktuariums wäre ungewöhnlich. Die Struktur des Langhauses von St-Sernin und den verwandten Bauten, mit gleich hohen Seitenschiffen und ausgedehnten Emporen, ohne direkte Belichtung des Mittelschiffs, ist sonst nur aus der Lombardei, dem Süden Frankreichs und aus Spanien bekannt. Das Fehlen der zum Bautyp gehörenden Radialkapellen am Umgang müsste mit einer abschnittsweisen und nicht vollendeten Fundamentierung erklärt werden – obwohl das Fundament schon eine Umbauphase erkennen lässt. Wiederum nicht einzuordnen ist die einspringende Apsis; auch der Umgang hat bei der westfranzösisch-spanischen Bautengruppe die Breite der Seitenschiffe und verläuft exakt in deren Flucht. zu c) Das Querschiff wird nicht von Seitenschiffen begleitet, sondern im Osten unmittelbar von Apsiden bzw. apsidial geschlossenen Kapellen (Abb. 136.3). Mit diesem Unterschied würde die Ableitung der Schaffhauser Planung von Clunyund den verwandten burgundischen Bauten im Grundriss und in der Wölbung genau der aquitanischen Gruppe entsprechen (Abb. 134). Kein wesentliches Gegenargument sind die erheblich grösseren Dimensionen von Cluny und die beiden Querschiffe: sie sind Ausdruck der Bedeutung dieser Abtei und haben auch im Burgund selbst sonst keine genaue Nachbildung gefunden. Eine an Cluny orientierte Planung, mit in der

4

5 Höhe gestaffelten Seitenschiffen, würde (nicht allzu entfernt von den ostburgundisch-schweizerischen Cluniazenserprioraten)1004 in Schaffhausen weniger überraschen als Emporen. Die einspringende Apsis und der gegenüber dem Seitenschiff versetzte Umgang findet auch bei der burgundischen Bautengruppe (und in allen Nachbarregionen) keinerlei Parallele. zu d) Ausgangspunkt einer Deutung als lokaler, eklektischer Entwurf (Abb. 136.4) ist die bislang unerklärt gebliebene, einspringende Apsis. Der Ostbau der Schaffhauser Abteikirche ist nicht von französischen oder rheinischen Bauleuten konzipiert: Gerade die Gestaltung des Umgangs, der mit seinen Säulen den Hochaltar auszeichnet, ist ein zentrales Element des Kirchenentwurfs. In Querarm oder Langhaus sind schräg gezogene Mauern häufig toleriert worden, im Apsisgrundriss aber nicht. Zwei Traditionen stossen in Schaffhausen aufeinander: Aus dem Westen übernommen wird die Idee der Gesamtwölbung mit Tonnen- und Gratgewölben sowie eines Umgangs um die Apsis. Ausgangspunkt der Planung ist aber eine traditionelle Grundrissstruktur der deutschen früh- und hochromanischen Architektur: die Hauptapsis wird gegenüber dem Sanktuarium um Mauerdicke eingezogen, die bis zur Hauptapsis reichenden Seitenschiffe des Sanktuariums nehmen Altäre auf (die vielleicht in kleinen Apsiden stehen), weitere Altarstellen finden sich in den Querarmen. Diese Grundform ist im späten 11. und 12. Jahrhundert gerade an Benediktiner115


kirchen weit verbreitet,1005 und auch der nachfolgende, zur Vollendung gelangte Neubau in Schaffhausen greift sie auf.1006 Diese Beobachtung mag von weitreichender Bedeutung sein. Man hat den Eindruck, dass dem Bauherrn kein Baumeister zur Hand ging, der an französischen Bauten geschult war, sondern dass der Wunsch nach einem Bau «im Stil von Cluny» lediglich von einer skizzenhaft notierten Grundrissidee begleitet wurde. Vielleicht muss man sie sich vorstellen in der Art der bekannten Skizze von Villard de Honnecourt (um 1235),1007 die sich – versehen mit einigen Massangaben – tatsächlich als Anleitung zum Abstecken des Grundrisses auf der Baustelle verwenden liess. Ähnliche Skizzen, die dann als Vorlagen für den Bau von Heilig-Grab-Kirchen dienten, haben bereits Reisende des 10.–11. Jahrhunderts von ihren Pilgerfahrten mitgebracht – auf diese Weise scheinen z. B. auch die Grundrissideen der Zisterzienser verbreitet worden zu sein.1008 Von vielen anderen Bauten ist bekannt, dass genaue Vermessung und Feinnivellement erst nach dem Legen der Fundamente erfolgte. Abgesteckt wurde also keine «original burgundische» Kirche, sondern ein Fundamentraster: eine Apsis – wie gewohnt, leicht eingezogen – mit Umgangsmauer, für das Sanktuarium mit je zwei Seitenschiffen, ein Querschiff und der notwendige Langhausansatz – ausserdem die Umfassungsmauer des Langhauses. Dass zu einem fünfschiffigen Langhaus kein fünfschiffiges Sanktuarium gehört, war offenbar nicht klar, vielleicht suchte man bewusst Platz für die im deutschen Raum üblich werdenden Nebenaltäre «zu Seiten» des Hochaltars, die ja einer cluniazensisch reformierten Liturgie dienten. Vor diesem Hintergrund erscheint allerdings die Planung eines dreischiffigen Querhauses (nach dem Vorbild von Toulouse) weniger wahrscheinlich als ein «einfaches», monastisches Querschiff, wie es zum deutschen «Staffelchor» gehörte und sich auch in Cluny fand. Da die «innere» Querarm-Apsis jeweils schon nach Osten vorgeschoben ist, sollten die Querarme vermutlich nur je eine weitere Apsis aufnehmen, zumindest aber eine Altarstelle vor ihrer Ostwand.

Vom Grundriss zum Bauwerk: eine Sackgasse Über die «dreidimensionale» Gestalt des Bauwerks bestanden vermutlich nur unscharfe Vorstellungen – ebenso über den Umfang der notwendigen Logistik. Ausgeführt wurde vom geplanten Bauwerk ja lediglich ein Teil des Fundaments, und bereits das Fundament musste im sensiblen Bereich der Apsis korrigiert und nach116

gebessert werden. Weiteres Nachdenken dürfte nämlich rasch gezeigt haben, dass sich auf dem ersten Apsis-Grundriss kein vernüftiges Bauwerk errichten liess: am Apsisansatz hätte ein kompliziert aufgebauter, nach Osten ganz unzureichend abgestrebter Pfeiler zwischen Langhaus und Umgang vermitteln müssen – der sich deshalb auch einer begründbaren Rekonstruktion entzieht. Die hypothetische Rekonstruktion der zweiten Planung als «burgundischer» Ostbau mit weit geöffneter Apsis und acht Säulen (Abb. 136.5) mag also etwas Richtiges treffen: Nur in dieser Gestalt war die ursprüngliche Planidee architektonisch realisierbar. Die Säulen hätten in der Tat über den neuen Fundamenten Platz gefunden; am Ostabschluss der Seitenschiffe entstehen nun aber neue Probleme. Letztlich bleibt unerklärt, warum an der Apsis die Mittelschiffbreite nicht aufgegriffen wurde – auch nicht mit der nachträglichen Fundamentverstärkung. Diese umschliesst nicht (wie es naheliegend erscheinen würde) die innere Rundung, sondern ist dem äusseren Rund angefügt. Eine dickwandige Apsis mit innerem Nischenkranz hätte zweifellos Platz gefunden, wie z. B. am Speyerer Dom (Bau II).1009 Vergleichbar wäre in der Tat, dass auch dort der Triumphbogen stark einspringt, da der Altarraum innen um Mauerstärke breiter ist als das Mittelschiff, das erst im dritten Bauabschnitt (von Bau I) abgesteckt worden war. Wirklich vergleichbar ist die Schaffhauser Umplanung also nicht: Falls man tatsächlich auf Umgangsstützen in der Apsis verzichten wollte, hätte man den Innendurchmesser genau dem Mittelschiff angleichen können – die ausgeführten Fundamente zeigen, dass Bauherr und Bauleute andere Pläne verfolgten. Die archäologischen Befunde zeigen es deutlich: In Schaffhausen war am Ende des 11. Jahrhunderts die Zeit nicht reif, ein solches Bauwerk über den Planungs- und Fundamentierungsstand hinaus zu bringen. Dass überdimensionierte Projekte, mit denen sich die Bauherren rasch übernahmen und für die sie offenbar keine technisch wirklich kompetenten Baumeister finden konnten, nicht vereinzelt sind, zeigen nicht nur schriftliche Quellen, sondern auch archäologische Befunde, wie die während des Baus eingestürzte, erste Cluniazenser-Prioratskirche auf der Petersinsel im Bielersee.1010 Mehr vielleicht noch als ausgeführte Kirchenbauten, die den Gesetzen der Statik ebenso unterworfen sind wie den Zwängen des Baumaterials und der Finanzierung, mögen solche seltenen, unvollendeten Bauten Einblick geben in «Wunschvorstellungen» mittelalterlicher Bauherren und Baumeister – zu einer Zeit, als Architekturentwürfe noch im Kopf und auf dem Bauplatz entstanden.


Rechteckig statt rund: Umbau des Sanktuariums An der Kirche von Allerheiligen IV wurde innerhalb weniger Jahre, um die Wende zum 12. Jahrhundert, die Hauptapsis durch einen neuen, etwas nach Osten ausgreifenden Altarraum mit gerader Ostwand ersetzt (Beil. 4). Diese Beobachtung scheint nach einer Deutung zu verlangen. Es gehört nämlich zu den Kernthesen moderner Architekturgeschichte, dass diese beiden typischen Grundrissformen für den Altarraum1011 mittelalterlicher Kirchen nicht von liturgischen Voraussetzungen zu erklären und funktional gleichwertig sind.1012 Die Wahl von «halbrunder Apsis» oder «gerader Ostwand» gilt als vornehmlich künstlerische Entscheidung, die allenfalls von regionalen Traditionen geprägt oder von Tendenzen des architektonischen «Zeitstils» gefördert ist. In der mittelalterlichen Baukunst mancher Regionen scheint jedoch der Gegensatz zwischen «platter», gerader Ostfassade und plastisch ausschwingender Apsis bewusst gewählt worden zu sein – so z. B. in Südwestdeutschland. Als «bedeutungslos», «rein künstlerisch», lässt sich der vom Bauvolumen geringfügige, aber im Gesamteindruck wichtig mitsprechende Umbau in Schaffhausen nicht abtun – zumal nicht im Kontext einer Kirchenbaustelle, die über Jahrzehnte hinweg immer wieder mit Umplanungen und Neubauten auf veränderte Situationen und Ansprüche reagiert hat. An der Kirche eines «Reformklosters» könnte dieser Umgestaltung programmatische Funktion zukommen. Allerdings gelten Apsis und gerader Schluss schon lange nicht mehr als Unterscheidungsmerkmale von sog. «Hirsauer» Bauten.1013 Im folgenden sollen deshalb verschiedene Ansätze angerissen werden. Zu skizzieren sind 1. die Frage nach der liturgischen Nutzung und Einrichtung von Apsis und rechteckigem Altarraum, 2. die regionale Tradition dieser Bauformen, sowie 3. vergleichbare Baugeschichten, in denen Apsiden durch gerade Ostwände ersetzt werden (oder umgekehrt). Erst vor diesem Hintergrund lassen sich die Entwicklungen in Schaffhausen neu beleuchten.

Sanktuarium: Apsis und Altarraum Die Apsis: Ort des Klerus Der Innenraum der Apsis ist in spätantiken Kirchen nicht Ort des Altars. Die Apsis rahmt den Altar lediglich, sie selbst dient dem repräsentativen Aufenthalt des Bischofs und der Kleriker – in dieser Auszeichnung des Thronsitzes dem Pro-

fanbau folgend. In den frühen Kirchen nimmt ein steinerner Bischofsstuhl («Kathedra») den Scheitel der Apsis ein,1014 eine Disposition, die an italienischen Bischofskirchen bis ins 13. Jahrhundert hinein üblich geblieben und vielerorts bis heute bewahrt ist.1015 Das Apsisrund kann zu Seiten dieses Thrones von einer freistehenden oder vor die Wand gemauerten Sitzbank eingenommen werden («Synthronos»).1016 Im alpinen und nordalpinen Raum ist diese Disposition allerdings nur an Bischofskirchen des 5.–6. Jahrhunderts fassbar (Genf, Hemmaberg, Säben, Teurnia).1017 Es ist noch nicht klar erkennbar, wann und warum die Kleriker in unserem Raum von ihrem angestammten Ort hinter dem Altar an die Längswände des Sanktuariums umzogen, also vor den Hochaltar.1018 Diese Entwicklung ist im deutschen Reich zunächst nur durch den «Negativbefund» zu fassen, dass Sitzbänke in der Apsis seit dem späten 6. Jahrhundert fehlen.1019 Ungeklärt ist die Funktion einer schmalen Bank an der Ostwand des rechteckigen Sanktuariums der ersten Klosterkirche von Reichenau-Mittelzell (zweite Hälfte 8. Jahrhundert).1020 Erst viel später, nach der Mitte des 12. Jahrhunderts, erscheinen in den Längsmauern des Sanktuariums funktionsverwandelte Sitznischen für das Zelebrantengestühl («sedilia»; z. B. in Eberbach und Lehnin); seit dem späten 13. Jahrhundert sind dann auch gemauerte «Dreisitze» nachzuweisen (Kappel).1021 Vom Chorgestühl unabhängige Bischofsstühle des späteren Mittelalters sind im deutschen Raum nicht bekannt. Steinerne Bischofsstühle sind hier nur in den Domkirchen von Augsburg (westliche Hauptapsis, erste Hälfte 12. Jahrhundert) und Metz (9. Jahrhundert) erhalten.1022 Da am Altar der Augsburger Westapsis (wie üblich) mit Blick nach Osten zelebriert wurde, steht der Bischofsthron dort vor dem Altar; nur die Westausrichtung der Kirche hat diese architektonische Disposition im 12. Jahrhundert noch möglich gemacht. In Metz ist der ursprüngliche Ort des Throns unbekannt. Der Standort des Hochaltars Der Hochaltar einer Kirche (altare maius) steht in grossen Kirchenbauten des frühen und hohen Mittelalters zumeist nicht im Zentrum der Apsis.1023 In spätantiken und frühmittelalterlichen Grosskirchen findet er sich unter dem Eingangsbogen der Apsis oder sogar im Querschiff davor. Diese Disposition bleibt bis zum 8.–9. Jahrhundert aktuell. Sofern die Kirche ein Heiligengrab barg, lag dieses unter dem Hochaltar oder östlich von ihm im Boden. Die Einführung eines «Altarraums»1024 zwischen Querschiff und Apsis gehört zu den Errungen117


schaften der karolingischen Architektur.1025 Dieser Raumteil ist erstmals auf dem St. Galler Klosterplan klar zu fassen (um 830; Abb. 3); die Vierung wird hier vollständig vom Gestühl der Mönche eingenommen. In der monumentalen Baukunst sind Belege für einen Altarraum bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts selten (Kornelimünster, vielleicht Vreden).1026 Er wird in der früh- und hochromanischen Architektur zu einem festen Bestandteil des Bauprogramms. An querschifflosen Kirchen findet man in der Regel das Ostjoch des Mittelschiffs als Altarraum ausgegrenzt. Unmittelbar an die Vierung anschliessende Apsiden blieben aber noch lange üblich, im deutschen Raum allerdings viel seltener als z. B. in Italien. Zu nennen sind die Strassburger Kathedrale des frühen 11. Jahrhunderts sowie deren Nachfolge in Reichenau-Mittelzell (Westapsis, 1048 geweiht) und Bergholzzell (nach 1006),1027 die Stiftskirchen St. Stephan in Würzburg (1032 geweiht) und Beromünster (nach 1036),1028 im Erzbistum Mainz die Propsteikirchen Johannisberg (nach 1090) und St. Justinus in Höchst (nach 1090), die darin der karolingischen Kirche ihres Mutterklosters St. Alban in Mainz folgen, sowie die Stiftskirche Petersberg (bei Gau-Odernheim, 12. Jahrh.).1029 Auch die Domkirchen von Lüttich (1015 geweiht) und Augsburg (1065 geweiht) tradieren diesen frühen Bautyp. Der Hochaltar stand hier entweder im Querschiff oder aber in der Apsis selbst. Primärer Zweck des Altarraums scheint gewesen zu sein, die Aktionsfläche für den Klerus am Hochaltar zu vergrössern, die im Westen vom Chorgestühl eingeengt wurde, und zugleich eine repräsentative Gestaltung des Heiligengrabs zu ermöglichen:1030 die Apsis wurde deshalb vom Querschiff abgerückt. Von Seiten der Liturgiegeschichte gilt, seltsamerweise, der Altarraum zwischen Querschiff und Apsis als «rein architektonisches» Element, eingefügt lediglich, um im Grundriss die Kreuzgestalt des Kirchenbaus zu erreichen.1031 Bemerkenswert ist, dass man in Allerheiligen I/II schon einmal die architektonische Konzeption so geändert hatte, dass die anfangs unmittelbar ans Querschiff grenzende Apsis durch einen Neubau mit zwischengeschobenem Altarraum ersetzt wurde (Beil. 1 und 2). Für die Aufstellung des Hochaltars hatte es also bis zum Ende des Mittelalters wenig Bedeutung, ob der Altarraum mehrschiffig war, ob er mit einer Apsis endete oder mit einer geraden Ostwand. In der Regel war die Apsis nur architektonische Rahmung, selten aber Standort des Hochaltars. Diesem halbrund umschlossenen Raumteil kommt offenbar keine primäre liturgische Bedeutung zu; er ist, so scheint es, eine architektonischen «Zutat», die fakultativ zum Sanktuarium 118

hinzugefügt werden kann – andernfalls endet der Altarraum eben mit einer geraden Wand. In sehr kleinen Kirchenbauten steht der Altar häufig innerhalb der Apsis selbst. Dabei hat man ihn im frühen und hohen Mittelalter auch unter beengten Platzverhältnissen bewusst nicht unmittelbar gegen eine Wand gemauert – weder in Kirchen mit Apsis, noch in solchen mit rechteckigem Sanktuarium. Allerdings blieb zwischen Altar und Wand oft nicht ausreichend Platz, um den Altar umschreiten zu können. Die Aufstellung des Hauptaltars unmittelbar an der Wandfläche (wie es für Nebenaltäre allgemein üblich war) scheint vor dem 13. Jahrhundert selten zu sein. In Schaffhausen steht der überkommene Hochaltar nicht im dreischiffigen Westjoch des Sanktuariums, sondern in seinem Ostteil. Dies kann nicht die ursprüngliche Planung sein: im ersten Bauzustand muss er westlich der Apsis gestanden haben – wo offenbar kein Fundament gefunden wurde. Der Hochaltar könnte also – in ungewöhnlicher Weise – in ein neues Sanktuarium weiter östlich versetzt worden sein. Es bleibt jedoch zu klären, ob dies schon für die Bauzeit des rechteckigen Ostjochs gilt oder doch erst ein Eingriff der Reformationszeit ist. Für die Interpretation des Umbaus ist diese Frage von grosser Bedeutung. Der ursprüngliche Altarraum war «dreischiffig» und entspricht damit zahllosen benediktinischen Kirchen des 11.–12. Jahrhunderts.1032 Man erklärt diese Disposition – wohl zu recht – mit einer an Cluny angelehnten Liturgie, bei der mehrere Nebenaltäre ins Hochamt einbezogen sind.1033 Der mittlere Raum mit dem Hochaltar öffnet sich deshalb durch zwei oder drei Arkaden, zumindest aber mit Durchgängen, zu den Seitenschiffen, in denen weitere Altäre stehen. In Schaffhausen waren diese Pfeilerarkaden von Anfang an bis auf einen schmalen Durchgang mit Schranken geschlossen. Dies könnte zur Vermutung Anlass geben, dass sich das Chorgestühl von der Vierung bis in dieses Joch hinein erstreckt hat. Für den ersten Bauzustand mit Apsis ist dies, wie dargelegt, auszuschliessen: die Stufen zum Sanktuarium müssen im Bereich der östlichen Vierungspfeiler gelegen haben. An den meisten anderen Benediktinerkirchen dieses Typs ist die genaue Anordnung der Schranken unbekannt. Mit durchlaufenden Schrankenmauern zusammengeschlossen sind z. B. auch Chor und Altarraum in Bursfelde (nach 1130).1034 In diesem Bereich ist also die Feinstratigraphie von Schranken und Böden von entscheidender Bedeutung für die Interpretation des Umbaus.


Die Nebenaltäre im Sanktuarium Zu jedem bedeutenderen Kirchenbau gehören seit frühkarolingischer Zeit mehrere Altarstellungen.1035 Häufig werden sie in abgetrennten Räumen aufgestellt, die den Ostbau umfassen («Aussenkrypta»; «Chorumgang mit Kapellenkranz»), das Ostende des Langhauses betonen («Querschiff», «Zellenquerbau»: Murrhardt; St.-Galler Plan) oder den Westabschluss der Kirche bilden («Westwerk»).1036 In kleinen Saalkirchen des 8. – 9. Jahrhunderts können Nebenaltäre auch vor den Zungenmauern des Triumphbogens aufgestellt sein, also unmittelbar zu Seiten des Eingangs zum Sanktuarium (Reichenau-Mittelzell I).1037 Diese Nebenaltäre stehen normalerweise unmittelbar an einer Wand. Ein wichtiger Standort für einen Nebenaltar ist schliesslich die Ostseite des Altarraums selbst. Er steht also hinter dem Hochaltar, und zwar in einer Position, die heute häufig von den an die Ostwand gerückten, barocken Altären überlagert ist. Auf dem St. Galler Plan ist hinter Hochaltar (altare s. Mariae et s. Galli) und Heiligengrab, ein solcher (freistehender) Nebenaltar innerhalb der Ostapsis eingetragen (altare s. Pauli; Abb. 3), dem formal und im Patrozinium ein Altar innerhalb der Westapsis entspricht (altare s. Petri). In der Klosterkirche Reichenau-Mittelzell standen 816 sogar zwei Altäre im Osten des Hochaltars, für die in der Sanktuariums-Ostmauer zwei Apsiden nebeneinander angeordnet waren – vermutlich wiederum den Apostelfürsten Petrus und Paulus geweiht.1038 Der Altar «hinter dem Hochaltar» ist in der Folgezeit z. B. in Weihenachrichten vielfach zu fassen. Ob er eine festgelegte Funktion hatte, z. B. für die Frühmesse, bedarf noch der Untersuchung. Eine neue Qualität erreichte die Ausgestaltung des Sanktuariums im 10.–11. Jahrhundert. Nun werden zunehmend die zuvor in Anbauten aufgestellten Altäre in den Kirchenraum hineingenommen und zu Seiten bzw. hinter dem Hochaltar angeordnet. Im zweiten, 981 geweihten Kirchenbau von Cluny1039 stehen hinter dem Hochaltar, im Scheitel der Apsis, drei Altäre nebeneinander, in rechteckigen, vielleicht nachträglich eingebauten Nischen (Abb. 137): geweiht waren sie dem hl. Paulus, Maria und Johannes Evangelist sowie Jakobus. Nach dem von Bernhard aufgezeichneten Ordo wurde an diesen Altären die Frühmesse gelesen.1040 Diese Disposition wird durch die liturgischen Texte auch in Südwestdeutschland bekannt. In der zweiten Klosterkirche von Hirsau (1080 – 91) standen in gleicher Weise drei Altäre in rechteckigen Nischen der geraden SanktuariumsOstwand; sie waren den hl. Emmeram und Benedikt sowie den römischen Päpsten geweiht (Abb. 138).1041 In Alpirsbach (nach 1095 begon-

Abb. 137: Cluny, Bau II (Abb. 4), hypothetische Grundrissrekonstruktion nach Ch. Sapin (Entwurf M. Untermann). M. 1:1000.

Abb. 138: Hirsau, St. Peter und Paul. Grundrissrekonstruktion (nach O. Teschauer). M. 1:1000.

Abb. 139: Alpirsbach, Hl. Dreifaltigkeit, Hl. Kreuz und St. Benedikt. Grundriss (nach Dehio BadenWürttemberg). M 1:1000.

119


nen) wurden, ähnlich wie in Cluny, in die Hauptapsis drei apsidial geschlossene, tiefe Nischen hineingebaut (Abb. 139): Das Sanktuarium endet dadurch in Fussbodenhöhe mit einer geraden Wand, während auf dem die Nischen abdeckenden Podest ein vierter Altar zu stehen kam.1042 Noch an der Zisterzienserkirche Stams (1273– 84) dürfte die Anordnung von drei kleinen Apsiden in der Sanktuariums-Ostwand formal auf solche Dispositionen zurückgehen;1043 die Altäre sind dort allerdings dem typisch zisterziensischen, rechteckig geführten Sanktuariumsumgang zugeordnet. In Hirsau wird, vor diesem Hintergrund, die Wahl einer geraden Ostmauer verständlich: sowohl in Cluny wie später in Alpirsbach führte der Ersatz des üblichen Altars «hinter dem Hochaltar» durch drei Altarstellen zu architektonisch recht unbefriedigenden Lösungen. An französischen Benediktinerkirchen hat man deshalb, wie es zeitweise auch in Schaffhausen erwogen wurde, diese Altarstellen in Kapellenräume an einem Apsisumgang verlegt – der Verzicht auf das Motiv der Hauptapsis stand hier offenbar nicht zur Debatte. Im Neubau von Cluny (III) gab es ausser dem Hochaltar nur noch den Frühmessaltar im Sanktuarium.1044 Es bleibt deshalb zu klären, ob vor einer geraden Ostwand immer mehrere Altäre stehen sollten – in der vom Hirsauer Abt Wilhelm konzipierten Abteikirche Zwiefalten (erste Weihen 1103 und 1109) gab es hinter dem Hochaltar ebenfalls nur eine einzelne Altarstelle, allerdings ist die gerade Ostwand hier nicht wirklich gesichert.1045 Der Abbruch der Hauptapsis könnte also in Schaffhausen damit erklärt werden, dass man die für eine buchstabentreue, «cluniazensische» Liturgie erforderlichen Altäre «hinter dem Hochaltar» aufstellen wollte, ohne eine architektonisch unbefriedigende Lösung wie in Alpirsbach zu schaffen. Das östliche Sanktuariumsjoch hätte dafür allerdings viel kürzer sein können – und letztlich hätte sogar die Schliessung des Apsisbogens dengleichen Effekt erreichen können. Das Fehlen aussagekräftiger, liturgischer Quellen und ergrabener Altarfundamente (sowohl in der Apsis wie im neuen Bauteil) macht eine Überprüfung dieser These praktisch unmöglich: sie gründet letztlich auf Analogien zu Hirsau und Alpirsbach.

Apsis und gerader Abschluss im südwestdeutschen Raum Abb. 140: St. Blasien, 1 Altes Münster, 2 Neues Münster. Grundrissskizzen von Ignaz Gumpp (1736/56).

120

Alle älteren Schaffhauser Kirchenbauten hatten eine grosse Apsis am Altarraum. Der Ersatz der Apsis durch einen Altarraum mit gerader Ostwand bedeutete, vom Innenraum her gesehen, einen Bruch mit der lokalen Tradition.

Die frühmittelalterliche Tradition Im südwestdeutsch-nordschweizerischen Kleinkirchenbau an Adelssitzen, in Dörfern und auf Friedhöfen, hatte sich, nach frühen Apsidensälen,1046 im 7.–8. Jahrhundert zunächst die einfache Form der Saalkirche mit gerader Ostwand oder gerade abschliessendem Altarraum durchgesetzt.1047 Im späteren 8. Jahrhundert und in der Folgezeit sind in dieser Region jedoch Kirchen mit Apsiden wieder deutlich häufiger; die Kirchenlandschaft wird nun von einem Nebeneinander von Bauten mit und ohne Apsis geprägt. Für den Verzicht auf die Apsis kann man bei den kleinen Kirchen auf Holzbau-Traditionen verweisen: Aus Balken lassen sich Apsiden nur mit erheblich grösserem Aufwand bauen;1048 normalerweise verband man deshalb die Eckpfosten mit geraden Wänden. Für grosse Kloster-, Stifts- und Domkirchen gilt dieses Argument nicht. Dennoch gibt es im fränkischen Reich des 9.–10. Jahrhunderts eine ganze Anzahl solcher Grossbauten, die zeitweise auf eine Hauptapsis spätantiker Prägung verzichten und den Hauptaltar in einen «kastenförmigen» Altarraum stellen:1049 Corvey (822–844), vermutlich Lorsch (wohl 1. Hälfte 9. Jahrhundert), Reichenau-Mittelzell (816 geweiht, mit zwei kleinen Apsiden), Schuttern (wohl 9. Jahrh.). Vielleicht wurde im Detail der geraden Ostwand jeweils die Baugestalt der ersten, klösterlichen Kleinkirche tradiert. Kloster-, Stifts- und Domkirchen im 11. Jahrhundert Das 11. Jahrhundert wird dann im südwestdeutschnordschweizerischen Raum von einer Vielzahl von Ostbau-Typen bestimmt. Beide Schaffhauser Lösungen, Querschiff, dreischiffiges Sanktuarium mit Hauptapsis und Nebenapsiden an den Querarmen (I) sowie das rechteckige, zweiräumige Sanktuarium (II) finden hier Parallelen.

1

2


Die einzelne, grosse Hauptapsis zwischen geraden Mauern kann damals zu verschiedenen Raumdispositionen gehören: Sie kann unmittelbar an das Querschiff anschliessen (Eschau), an ein querschiffloses Langhaus (Frauenklosterkirche Säckingen, frühes 11. Jahrhundert) oder an einen Altarraum (Benediktinerkirche Einsiedeln, 1031– 38).1050 Häufiger ist freilich an querschifflosen Bauten der dreiapsidale Abschluss: er prägt nicht nur zahlreiche Stiftskirchen der Region, sondern auch die nahen Benediktinerabteikirchen St. Blasien (1036 geweiht, Abb. 140.1) und Rheinau (1114 geweiht).1051 Im Verzicht auf Nebenapsiden an den Seitenschiffen des Sanktuariums und in der Ummantelung der Querarmapsiden unterscheidet sich das Allerheiligenkloster vom hochmittelalterlichen «Normaltyp» der Benediktinerkirche (Alpirsbach, nach 1095 begonnen, Abb. 139; Gengenbach, Mitte 12. Jahrhundert; Schwarzach um 1200). Gerade abschliessende Sanktuarien, dem zweiten Bauzustand entsprechend, werden in dieser Region seit dem späteren 11. Jahrhundert bemerkenswert häufig. Im Bistum Konstanz, zu welchem Schaffhausen gehört, ist der Verzicht auf Apsiden von der Bischofskirche selbst vorgeprägt, die 1054 – 89 mit drei parallelen, jeweils gerade abschliessenden Altarräumen neuerrichtet wurde und dabei (wie die Krypta zeigt) eine frühmittelalterliche Disposition übernahm.1052 Ihr folgen die Klosterkirchen Petershausen bei Konstanz (983 begonnen) und Muri (1064 geweiht).1053 Ein Sanktuarium ohne Apsis zeichnete auch die 1030 – 42 erbaute Kirche des Benediktinerklosters Limburg/Hardt aus, eine Gründung Kaiser Konrads II., die in der 1049 geweihten Damenstiftskirche Andlau eine Nachfolge findet.1054 Erneut vorbildhaft wird dann die zweite, 1088– 91 erbaute Klosterkirche von Hirsau, St. Peter und Paul (Abb. 138): hier haben der Altarraum und seine Seitenschiffe gerade Ostmauern, um drei bzw. zwei Altarstellen aufnehmen zu können, die beiden Querarm-Altäre stehen auf traditionelle Weise in Apsiden.1055 Ein dreischiffiges Sanktuarium ähnlicher Art haben auch Benediktinerabteien Schuttern, St. Blasien (II), Mehrerau, Murbach, Weingarten und Petershausen (II).1056 Insgesamt kann aber nach 1100 an Hoch- und Oberrhein die gerade Ostwand des Hauptaltarraums als regionaltypische, «allgemeine Baugewohnheit» gelten – freilich neben anderen. Zu den genannten Klöstern treten Propsteien (Seebach; Wiesenbach, Abb. 142),1057 Chorherren- und Chorfrauenstifte (Lobenfeld; Solothurn, St. Ursen; Zürich, Grossmünster [Abb. 141], St. Nikolaus),1058 der Dom von Chur sowie zahlreiche weitere Bauten im engeren Umkreis vieler genannter Kirchen.

Abb. 141: Zürich, Grossmünster St. Felix und Regula. Schaubild der Münsterbaustelle während der dritten Bauetappe ums Jahr 1135 (nach D. Gutscher).

Abb. 142: Wiesenbach, Propsteikirche. Grundrissrekonstruktion (nach K. Laier-Beifuss).

Die «verborgene» Apsis Der Frage nach der Bedeutung der Apsis – im Gegensatz zum geraden Abschluss des Sanktuariums – wird nicht nur durch Umbauten (wie in Schaffhausen), sondern auch durch die Existenz von «Zwitterformen» aufgeworfen. Die Rundung der Apsis wird nämlich im Aussenbau nicht immer vorgezeigt, sondern gelegentlich rechteckig ummantelt. Aussen erscheint eine solche Kirche dann mit geradem Ostabschluss, im Innenraum als Kirche mit Apsis. Dafür gibt es nur selten äussere Gründe, z. B. die Einbindung in grössere Gebäudekomplexe. In der Regel wird mit der Ummantelung eine bewusste und architektonisch aufwendige Planung fassbar, mit welcher offenbar die Aussenwirkung der Apsis vermieden werden sollte. Erstaunlich häufig findet sich diese Kombination von Apsis und gerader Aussenwand an frühmittelalterlichen Kirchen des schweizerischen Alpenraums, aber auch am Oberrhein.1059 Einer der bedeutendsten Bauten dieser Disposition scheint dann die 1015 geweihte Kathedrale von Strassburg gewesen zu sein, deren rechteckig ummantelte Apsis beim bestehenden Neubau nach dem Brand von 1176 wieder aufgeführt wurde.1060 Die Ummantelung der Hauptapsis zeichnete auch die benachbarten Domkirchen von Speyer (vor 1039)1061 und Worms aus; in Worms wiederholt der um 1120 begonnene, neue Ostbau wohl den Grundriss des frühen 11. Jahrhunderts.1062 In der Nachfolge steht dann die Westapsis der Benediktinerkirche Reichenau-Mittelzell (1048 geweiht), und noch im frühen 13. Jahrhundert nimmt die Stadtkirche von Esslingen den Strassburger Plan vereinfacht auf.1063 121


An kleineren Kirchenbauten wollte man diese Ummantelung mit (zumindest geplanten) Turmbauten erklären, wie sie in Reichenau-Mittelzell und (im 12. Jahrhundert) über den Seitenapsiden von Reichenau-Niederzell1064 tatsächlich ausgeführt wurden. Turmlos blieben aber die gerade ummauerten Apsiden der ersten Klosterkirche in Schaffhausen selbst sowie der 1113 geweihten Nonnenklosterkirche Kleinkomburg, und auch für die frühen nordschweizerischen Kleinkirchen fehlen alle entsprechenden Indizien. «Chortürme» über rechteckig ummantelten Apsiden sind erst im 12. Jahrhundert häufiger. Zusammengesehen mit den oberrheinischen Grosskirchen ohne Apsis drängt sich der Schluss auf, dass gerade in dieser Region die Aussenwirkung einer Hauptapsis an den Domkirchen des 11. Jahrhunderts fast völlig fehlt (die Ausnahme ist zunächst Basel, dann auch Speyer), während Apsiden an Kloster- und Stiftskirchen vor ca. 1080 deutlich häufiger waren. In Schaffhausen selbst sind nur die Apsiden der Kapellen im Klosterbezirk als Rundungen sichtbar gewesen, ausserdem die zweite Hauptapsis der ersten Klosterkirche. Aussen gerade Ostabschlüsse waren hier also eine feste Gewohnheit – die durch den Abbruch der Apsis der neuen Kirche wiederhergestellt wurde. Zur Frage der «Reformarchitektur» Der Gegensatz des vollständig gewölbten, reich dekorierten Speyerer Doms zur kastenförmigen, schmucklosen Hirsauer Peter- und Paulskirche war 1940 für Edgar Lehmann eines der Beispiele, um «kaiserliche Repräsentation» einer «monastischen Reformarchitektur» gegenüberzustellen. Diese Interpretation ist auf grosses Interesse gestossen1065 und ist in der Lehre von «Bedeutungen» einzelner Bauelemente (im Sinne einer «Architekturikonographie») eingegangen.1066 Für den andernorts am Oberrhein noch lange üblichen Verzichtauf Gewölbe z. B. hat Hans Erich Kubach später den Begriff «konservative Architektur» zu prägen versucht.1067 Heute versteht man diesen Gegensatz eher im Sinne verschiedener «Stilebenen», vergleichbar mit der Moduswahl der antiken (und mittelalterlichen) Rhetorik. Gilt jedoch diese Einschätzung auch für die Bauform «Apsis» – und nicht nur für ihre Dekoration?1068 Die ältere Forschung hat dies so gesehen und z. B. auch den Verzicht auf Apsiden in der wenig jüngeren Baukunst der Zisterzienser als «asketische Reduktion» gedeutet. Der Abbruch der Apsis in Schaffhausen wäre dann als Eingeständnis von Kloster und Bauherr zu werten, zuvor irrtümlich eine Bauform gewählt zu haben, die der Strenge der Lebensform unangemessen ist und sie nicht wirksam zum Ausdruck bringt. 122

Diese Deutung dürfte jedoch zu weit gehen. Die Apsis hatte ihre Konnotation als «Ort des Thrones» schon längst eingebüsst: Sie fehlt einerseits an allen bekannten Pfalzbauten der salischen Kaiser und hatte andererseits ihre Aktualität im Kirchenbau keineswegs verloren, als sie nicht mehr Platz des Bischofsthrones war. Längst war ihre Halbrundgestalt zur Formel geworden, zum Zeichen für «Sakralarchitektur», freilich nicht als unverzichtbares Merkmal. Der zisterziensische Verzicht auf Apsiden als Zeichen der «Richtigkeit/Geradlinigkeit (rectitudo)» ihrer Regelbefolgung beginnt erst nach 1120 und wurde gerade im deutschen Raum bis 1160/1200 nicht wirklich rezipiert.1069 Die traditionelle kunsthistorische Typengliederung gibt mithin keinen Hinweis auf den Grund für den Abbruch der Apsis und den Neubau eines zweiten, rechteckigen Sanktuariumjochs.

Umbauten Insgesamt ist der Abbruch einer bestehenden Apsis und der Neubau eines rechteckigen Sanktuariums – ohne weitere Umbauten an der Kirche – ein seltener Vorgang.1070 Erst im 13.–14. Jahrhundert wird vielerorts, auch an Klosterkirchen, allein das Sanktuarium durch einen modernen Neubau (meist einen «Polygonchor») ersetzt.1071 Im 11./12. Jahrhundert sind nur wenige grosse Bauten zu nennen, die einen mit Schaffhausen wirklich vergleichbaren Eingriff erkennen lassen: In Erfurt wurden an der Benediktinerabteikirche St. Peter in Erfurt die drei Apsiden des Sanktuariums durch wenig nach Osten ausgreifende, gerade Ostmauern ersetzt (1143 geweiht).1072 Im 1120 gegründeten Prämonstratenserstift Ilbenstadt fiel die Hauptapsis des Sanktuariums noch vor endgültiger Fertigstellung der Kirche dem Neubau eines rechteckigen Ostabschlusses zum Opfer (1159 geweiht).1073 Ob im Benediktinerkloster Stein am Rhein der nachträgliche An- oder Umbau des quadratischen Sanktuariums auf die Existenz einer älteren Apsis verweisen kann, wird wohl unklar bleiben.1074 Häufiger ist der Verzicht auf eine früher vorhandene Apsis beim vollständigen Neubau einer Kirche. Von den genau untersuchten Grossbauten sei hier nur der Paderborner Dom genannt: dort erhielt erstmals der Neubau III (1009–1015) ein im Aussenbau kastenförmiges Sanktuarium; damals, spätestens aber beim Wiederaufbau nach dem Brand von 1058 (Bau IVa), wird auch im Innenraum der ältere apsidiale Ostabschluss aufgegeben.1075 Eine liturgische Erklärung für diesen Wechsel ist nicht in Sicht. Erst im 13. Jahrhundert wird ein solcher Formenwechsel zur verbreiteten Erscheinung. An vielen Orten wurde jedoch die


einmal eingeführte Bauform des Ostabschlusses über Jahrhunderte hinweg tradiert. Ein bewusster Formenwechsel wird auch an den Klöstern fassbar, die neue, apsidenlose Kirchen neben den alten, mit Apsiden ausgezeichneten Bauten errichtet haben: Hirsau und St. Blasien. In Hirsau war nach der Neugründung des Klosters 1065 anstelle der alten, karolingischen Klosterkirche zunächst St. Aurelius errichtet worden (1071 geweiht; Abb. 46):1076 Eine kleine Säulenbasilika mit doppeltürmigem Westbau, Querschiff, Sanktuarium und drei Apsiden – bekanntlich dem letzten Bauzustand der ersten Schaffhauser Kirche sehr ähnlich. Nach dem Amtsantritt des «Reformabts» Wilhelm (1069) und der Einführung cluniazensischer Consuetudines (1077/79) erhielt dieser Bau Sanktuariumsseitenschiffe ohne Apsiden. Die kurz darauf (1080) begonnene, zweite, grosse Klosterkirche St. Peter und Paul (Abb. 138),1077 die 1091 geweiht werden konnte, weist dann am Querschiff zwei kleine Apsiden auf, ausserdem am Sanktuarium und dessen Seitenschiffen sieben Altarplätze in rechteckigen Nischen der geraden Ostmauer.1078 In St. Blasien war (nach Überlieferung des im 14. Jahrhundert aufgezeichneten Liber fundationis) 1013–36 die erste, dreischiffige Klosterkirche erbaut worden, deren Grundriss und Aussengestalt durch alte Ansichten und Pläne überliefert ist (Abb. 140.1).1079 Im Jahr 1095 wurde auf dem anderen Ufer der Alb ein vergrösserter Neubau begonnen (1108 geweiht), eine flachgedeckte Pfeilerbasilika mit doppeltürmigem Westbau, Querschiff und dreischiffigem Sanktuarium, die keine Apsiden erhielt. Auch dieser Bau ist nur bildlich überliefert (Abb. 140.2);1080 archäologisch lediglich in einem kleinen Ausschnitt erfasst.1081 Ob an seiner Sanktuariums-Ostwand drei Altarstellen angeordnet waren, ist nicht sicher.1082 Es sei jedoch nicht übersehen, dass auch die umgekehrte Bauabfolge nachzuweisen ist: Wichtigstes Beispiel ist sicher der Dom zu Speyer, dessen bereits genannte, aussen rechteckig ummantelte Apsis nach 1080 durch eine neue, im Aussenbau wirksame, reich verzierte Apsis ersetzt wurde.1083 Auch an der Stadtkirche von Rosheim1084 hat man bald nach dem Baubeginn (um 1130) das rechteckige Sanktuarium zur Querarmkapelle degradiert und daneben eine neue, repräsentative Hauptapsis gebaut. Durch den Umbau entstand in Schaffhausen IV die seltsame Bauform des «zweijochigen» Sanktuariums. Sie findet nur schwer Parallelen: Auf den ersten Blick vergleichbar erscheinen die Stiftskirche St. Felix und Regula in Zürich (1107 und 1114 geweiht; Abb. 141), die Benediktinerpropsteikirche Wiesenbach (um 1150; Abb. 142) sowie die Kathedrale von Chur (1178 geweiht).1085 Das Sanktuarium ist zusammen mit ei-

nem westlich davor gelegenen Raumteil über einer Krypta erhöht. Es handelt sich jedoch um querschifflose Kirchen: das Westjoch nimmt lediglich, der fehlenden Vierung entsprechend, das Chorgestühl auf.1086 Ohne Höhenstufung war ein solchen zweijochiger Chor-Sanktuarium-Ostbau auch in Stein am Rhein (Umbauzustand, wohl 12. Jahrhundert) vorhanden. Wie schon erwähnt, ist die (sich wandelnde?) Aufstellung des Chorgestühls in Schaffhausen noch nicht mit der wünschenswerten Genauigkeit bekannt:1087 wenn das Gestühl sich – wie üblich – auf die Vierung beschränkte, gibt es keine Verbindungen zur eben genannten Bautengruppe.

Fazit Die kunsthistorische und liturgiegeschichtliche Einordnung des Schaffhauser Umbaus von der Apsis zum rechteckigen Sanktuarium lässt ganz unterschiedliche Interpretationen zu: a) Der Hauptaltar verbleibt an seiner Stelle, ein evtl. vorhandener rückwärtiger Altar wird nach Osten versetzt. Das neue Sanktuariumsjoch soll die Bauform der Kirche äusserlich an den (erst nach Baubeginn) ins Blickfeld gerückten «Vorbildbau» Hirsau angleichen. Dagegen könnte sprechen, dass in Hirsau primär funktionale Aspekte der Anlass für die Wahl gerader Ostmauern gewesen sein dürften. b) Der Hauptaltar verbleibt an seiner Stelle. Das neue Sanktuariumsjoch soll Raum für zusätzliche Nebenaltäre hinter dem Hauptaltar schaffen, die in der Apsis keinen rechten Platz gefunden hätten. Die Liturgie kann dadurch dem Vorbild Cluny bzw. Hirsau angeglichen werden. c) Der Hauptaltar wird in das Ostjoch versetzt. Anlass für den Umbau ist der Wunsch, eine Kirche mit gerader Ostwand zu haben, vgl. a). Das Westjoch wird anschliessend dem Chorraum der Mönche zugeschlagen, das Chorgestühl fast auf das Doppelte vergrössert (oder teilweise aus der Vierung herausgenommen). Die liturgische Disposition ändert sich dadurch nicht, eine Neuweihe wird notwendig. d) Der Hauptaltar wird in das Ostjoch versetzt. Anlass für den Umbau ist ein ungewöhnlich starkes Anwachsen des Konvents, zusammen mit dem Wunsch, das Chorgestühl nicht ins Mittelschiff hinein, sondern nach Osten zu verlängern. Die liturgische Disposition ändert sich dadurch nicht, eine Neuweihe wird notwendig. Architektonische, liturgische und funktionale Deutungsmöglichkeiten sollten so lange nebeneinander stehen bleiben, zumal sich nicht alle gegenseitig ausschliessen, bis zumindest der archäologische Befund in wesentlich mehr Details geklärt sein wird. 123


124


Die Rechts- und Herrschaftsverhältnisse des Allerheiligenklosters im 11. und 12. Jahrhundert Rudolf Gamper Die schriftlichen Quellen und ihre Erforschung Die Geschichte von Allerheiligen im 11. und frühen 12. Jahrhundert ist gut dokumentiert; aus keinem Kloster der deutschen Schweiz sind aus dieser Zeit so viele Urkunden und andere historische Aufzeichnungen überliefert. Sie verteilen sich allerdings nicht gleichmässig über diesen Zeitraum. Von der Gründungszeit des Klosters in der Mitte des 11. Jahrhunderts bis zur grundlegenden Reform im Jahr 1080 sind nur die zwei königlichen Privilegien von 1045 und 1067 im Original erhalten, beide für Graf Eberhard von Nellenburg, den Herrn des Klosters bestimmt, nicht aber für das Kloster selber. Sie wurden in Köln und in Pforzheim ausgestellt; bis 1080 ist weder ein Originaldokument noch ein Buch für den klösterlichen Gebrauch bekannt, das in Schaffhausen geschrieben wurde. Was man über die Rechts- und Herrschaftsverhältnisse der ersten Jahrzehnte von Allerheiligen weiss, wurde später aufgezeichnet oder abgeschrieben, häufig ungenau überliefert oder den durch die Reform von 1080 veränderten Verhältnissen angepasst und entsprechend umgedeutet. Die Grafik auf S. 126 veranschaulicht diesen Sachverhalt für die Urkunden und Traditionsnotizen.1090 Die Grafik verzeichnet die erhaltenen und bezeugten Dokumente. Es ist schwer abzuschätzen, wie gross die Lücken in der Überlieferung sind. Die Papstbullen nach 1080 sind fast vollständig erhalten.1091 Von den kaiserlichen Privilegien wurde mindestens ein Original für eine Fälschung zerstört.1092 Bei den einfachen Papstbriefen und bei den Privaturkunden ist mit grösseren Verlusten zu rechnen.1093 Für die historische Interpretation schwerwiegender ist die Tatsache, dass nur die Geschichte des Klosters schriftlich bezeugt ist. Die Bulle von Papst Urban II. von 1095 hält aber fest, dass nur ein Teil von Schaffhausen dem Kloster gehörte; vom anderen Teil oder den anderen Teilen gibt es keine Dokumente. Für das Verständnis der Geschichte von Allerheiligen müssen alle Hinweise auf diesen anderen, bisher ganz unbekannten Teil mit besonderer Aufmerksamkeit untersucht werden. Eine weitere Schwierigkeit für die Interpretation der Schriftquellen ist die enge Anlehnung an Vorbilder, die teilweise wörtlich abgeschrieben wurden. Dies gilt für die Traditionsurkunden, die

nach 1093 mit Hilfe einer St. Galler Formelsammlung aus karolingischer Zeit aufgesetzt wurden.1094 Hier könnte erst ein genauer Vergleich mit der jeweiligen Vorlage zeigen, welche Teile der Urkunde der Schreiber übernahm und welche er neu formulierte. Für die übernommenen Sätze und Satzteile stellt sich die Frage, wie weit sie als Formeln ohne direkten Bezug zur Vergabung zu interpretieren sind und wie weit sie eingesetzt wurden, weil sie den vorliegenden Sachverhalt in prägnanter Weise gültig ausdrückten. Ähnliches gilt für erzählende Abschnitte, die sich an der biblischen Sprache orientieren. Die Erforschung der Schaffhauser Dokumente unter diesen Gesichtspunkten steht erst am Anfang. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Geschichte von Allerheiligen in der Form erzählt, die ihr Johannes Stumpf in seiner grossen Chronik von 1548 und Johann Jakob Rüeger in seiner 1600 bis 1606 geschriebenen, nur handschriftlich verbreiteten Chronik der Stadt und Landschaft Schaffhausen gaben. Beide basierten auf dem spätmittelalterlichen «Stifterbuch von Allerheiligen», zu dem Stumpf bzw. sein Gewährsmann1095 erzählende Quellen beizog, v. a. Bernold von Konstanz. Rüeger kannte die Quellen durch seine grundlegenden Arbeiten am Katalog der Schaffhauser Bibliotheca Publica, der Vorgängerin der heutigen Ministerialbibliothek (1589)1096 und der Registratur des Klosterarchivs (1596–1599).1097 Er wertete erstmals Urkunden und Traditionsnotizen aus und fügte einige im Wortlaut und teilweise mit Übersetzung in seine Chronik ein.1098 Am Ende des 18. Jahrhunderts wurden die benediktinischen Historiker auf die mittelalterlichen Handschriften aus dem Allerheiligenkloster aufmerksam und fanden dort die auf leere Blätter kopierten Urkunden.1099 Trudbert Neugart publizierte im Codex Diplomaticus Alemanniae von 1795 eine Reihe von Urkunden, die zwar zahlreiche Lese- und Druckfehler aufwiesen, durch die Allerheiligenurkunden aber erstmals zugänglich wurden. Joseph von Lassberg druckte 1837 aus Rüegers Chronik die in den Text eingerückten Dokumente ab.1100 Die Originalurkunden im Staatsarchiv wurden der Forschung erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts zugänglich gemacht. Melchior Kirchhofer, Pfarrer in Stein am Rhein,

Abb. 143: Gründung des Klosters Allerheiligen in der Chronik Bernolds von Konstanz. Bernold von Konstanz vermachte das Autograph seiner Chronik dem Kloster Allerheiligen. Nach seinem Tod im Jahr 1100 fügte ein Schaffhauser Mönch auf der Seite mit den Einträgen über die Jahre 1049–1053 eine Notiz über die Gründung des Klosters ein. Die Notiz füllt die Zeile am Ende des Jahreseintrags zu 1052 und den rechten Seitenrand. Der Text ist unten, S. 129, abgedruckt (München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 432, 51r).

125


Die Überlieferung der Urkunden und verwandten Aufzeichnungen von Schaffhausen bis 1122

126


Zur Grafik gegenüber: Auf der linken Seite stehen die Jahre, in denen die Ereignisse bzw. die Rechtshandlungen stattfanden, auf der rechten Seite die Zeit der ältesten Aufzeichnungen darüber. Bei den (gleichzeitig aufgezeichneten) Originalen1088 ist die Verbindungslinie waagrecht; Kaiser- und Papsturkunden sind durch fette Linien und die zugehörigen Jahreszahlen am rechten Rand hervorgehoben. Bei den Kopien (punktierte Linien) muss die Datierung meistens nach der Schrift erfolgen, es darf daher keine genaue zeitliche Einordnung erwartet werden: Die Linien enden auf der rechten Seite in der Mitte des Vierteljahrhunderts, in dem die Aufzeichnungen erfolgt sein dürften. Die Fälschungen sind ausgeschlossen, ebenso Dokumente, deren Wortlaut nicht mehr erhalten ist.1089 Die Liste der Dokumente, die für die Grafik ausgewertet wurden, ist im Katalog, S. 288 – 295, abgedruckt. Die Grafik zeigt, dass sich die aufgezeichneten Ereignisse und Rechtshandlungen auf wenige Jahre konzentrierten: auf die Jahre 1090 –1096, auf 1100 –1107, 1120 –1122 (linke Seite). Zusätzlich fallen Aufzeichnungen älterer Ereignisse und Rechtshandlungen in die gleichen drei kurzen Perioden (rechte Seite). Eine Häufung der Niederschriften lässt sich in den Jahren 1092 –1095 feststellen, eine weitere nach 1100 und 1120 –1122. Es gibt einige Gründe, die dafür sprechen, dass hier kein Zufall der Überlieferung vorliegt, sondern dass diese Jahre tatsächlich die eigentlichen Konfliktperioden der frühen Klostergeschichte waren. Die Papsturkunden und -briefe, die für ein dem römischen Stuhl direkt unterstelltes Kloster von erstrangiger Bedeutung waren, fallen fast alle in diese Zeit. Die Berichte über eine Bedrohung oder einen Angriff auf das Kloster gehören mit einer Ausnahme ebenfalls in diese Jahre. Bei der ersten und stärksten Häufung der Traditionsurkunden 1093 –1094 kann unten, S. 138, gezeigt werden, dass die Aufzeichnung der Besitzübertragung in dieser Form eine Neuerung darstellte, die als Reaktion auf Konflikte zu deuten ist.

edierte 1851 die Privaturkunden und stellte auswärtigen Editoren Abschriften zur Verfügung.1101 Wenige Jahre später untersuchte Karl Alois Fickler die Kaiser- und Papsturkunden und druckte diejenigen ab, die aus den älteren Sammlungen noch nicht bekannt waren. Im Schweizerischen Urkundenregister von 1863/ 1873 verzeichnete BasilHidber den gesamten Bestand;er konnte die Illnau betreffenden Urkunden aus dem Zürcher Staatsarchiv als Neufunde beisteuern. Im Auftrag der Allgemeinen Geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz besorgte Franz Joseph Baumann eine kritische Edition des gesamten Urkundenbestandes des Klosters Allerheiligen in den Quellen zur Schweizer Geschichte 1878/ 1881.1102 Er ging von Grundsätzen der Diplomatik aus, die von der kritischen Schule bald verworfen wurden.1103 Nach seiner Edition werden die Urkunden bis heute häufig zitiert; die Irrtümer Baumanns in der Urkundenkritik erschweren die Auswertung der Urkundentexte und führen den Benutzer, der sich auf Baumanns Kommentare verlässt, in die Irre. Unentbehrlich bleibt das Register, das den gesamten Urkundenbestand von Allerheiligen erfasst. Für mehr als die Hälfte des Bestandes existieren heute kritische Editionen und Regestenwerke, die derjenigen Baumanns vorzuziehen sind (Urkundenbuch des Kantons Zürich, Thurgauisches Urkundenbuch, MGH Diplomata, Germania Pontificia, Rechtsquellen des Kantons Schaffhausen u. a.); die bekannten Fälschungen lassen sich in diesen Editionen und Regestenwerken erkennen. Die neuste und zuverlässigste Edition zu jedem Dokument ist unten, S. 288 – 295, aufgeführt. Im nahen Ausland war das Interesse an den Schaffhauser Urkunden gross, die frühen Urkundeneditionen wurden mehrheitlich von süddeutschen Historikern bearbeitet.1104 Die Schaffhauser Quellen dienten als Grundlage für die Erforschung der fürstlichen Genealogien und der politischen Geschichte des südwestdeutschen Raumes, wurden aber auch für die engere Schaffhauser Geschichte ausgewertet.1105 Ein Meilenstein in der kritischen Bearbeitung der Schaffhauser Papst- und Kaiserurkunden ist die Untersuchung von Hans Hirsch über die Privilegien süddeutscher Klöster im 11. und 12. Jahrhundert von 1907, die eine ganze Reihe von Fälschungen aufdeckte.1106 Eine neue Ausrichtung nahm die Forschung seit 1922, als durch archäologische Grabungen immer wieder neue, bis dahin unbekannte Befunde ans Licht kamen (oben, S. 13–15). Die Bauten rückten ins Zentrum des Interesses, die Konservierung und Restaurierung der Funde und die museale Nutzung der Gebäude sorgten für eine andauernde Aufmerksamkeit des Publikums. Die Archäologen stützten sich für die Interpretation 127


der Funde auf die Urkunden, aber auch auf die erzählenden Quellen. Das «Stifterbuch von Allerheiligen», bis ins 18. Jahrhundert Grundlage für die Geschichte von Allerheiligen, im 19. Jahrhundert aber von den kritischen Historikern wenig beachtet, wurde wieder vermehrt zur Deutung beigezogen.1107 Vieles blieb trotz ausführlicher Debatten ungelöst und kontrovers. In den letzten Jahren nahm das Interesse an den hochmittelalterlichen Schaffhauser Dokumenten wieder zu. Die Privaturkunden werden nicht mehr als kümmerliche Überreste einer einst viel reichhaltigeren schriftlichen Beurkundung der getätigten Rechtsgeschäfte aufgefasst. Es zeigte sich, dass viele Rechtshandlungen ohne schriftlichen Niederschlag blieben. Schriftliche Aufzeichnungen entstanden nur, wenn besondere Umstände es erforderten. Ob die Dokumente der materiellen Absicherung des Empfängers dienten oder für andere Zwecke eingesetzt wurden, z. B. als Instrumente der Konfliktschlichtung oder der Formulierung von Herrschaftsansprüchen, steht nicht von vornherein fest. Die Interpretation der Dokumente erfordert mehr Vorarbeiten: die Umstände, die zur Herstellung der Dokumente für die Verwaltung und die Herrschaftslegitimation führten, müssen ebenso berücksichtigt werden wie ihre Aufbewahrung und ihre spätere Verwendung.1108 In der folgenden Darstellung haben die Kaiserund Papsturkunden ein besonderes Gewicht. Sie sind fast vollständig erhalten und markieren die Wendepunkte in der wechselhaften Geschichte von Allerheiligen und Schaffhausen vom 11. bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts, indem sie diese Veränderungen einleiten oder sie sanktionieren. Die Traditionsnotizen, Privaturkunden und die chronikalischen Aufzeichnungen erhellen die Begleitumstände und geben ein konkretes Bild der Entwicklungen zwischen den Wendepunkten. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Zeitabschnitte mit zahlreichen schriftlichen Aufzeichnungen. Die Zunahme der Schriftlichkeit kann hier als Zeichen von Krisen interpretiert werden, wenn auch nicht damit gerechnet werden darf, dass die Aufzeichnungen ein umfassendes Bild der Krisenerscheinungen geben. Man muss sich im Gegenteil darauf einstellen, dass fast alle Aufzeichnungen aus Allerheiligen stammen und kaum andere Standpunkte erhalten sind. Man kennt damit fast nur die Sichtweise des Klosters. Diese ist naturgemäss in allen Streitfragen ein Parteistandpunkt. Es gibt auch Hinweise darauf, dass in diplomatischer Manier nur ein Ausschnitt aus den hängigen Problemen in die schriftlichen Vereinbarungen einging. Es ist deshalb wichtig, die Indizien zu untersuchen, die auf ungenannte Probleme hindeuten. 128

Der Stifter der Klosters: Graf Eberhard und die «villa» Schaffhausen Viereinhalb Jahre vor der Gründung des Salvatoroder Allerheiligenklosters, am 10. Juli 1045, erhielt Graf Eberhard ein kaiserliches Privileg, das ihm das Recht gab, «eigene Münze in dem Ort, der Schaffhausen genannt wird und in der Grafschaft des Grafen Ulrich und im Klettgau gelegen ist, zu führen» (propriam monetam in villa u Scâfhusun dicta et in comitatu Odalrici comitis atque in pago Chletgouvi dicto sita habendi).1109 Dieses erste, für die Entwicklung von Schaffhausen wichtige Privileg fällt noch in die Zeit, in der auch hochgestellte Personen nur einen Namen, den Taufnamen, trugen. Graf Eberhard wurde in den schriftlichen Quellen bis zu seinem Tode (1078 oder 1079) nur Eberhardus comes genannt. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts setzten sich im Zuge der Geschlechterverfestigung, d. h. im Prozess, in dem sich das Geschlechterbewusstsein zunehmend auf einen Stammsitz und männliche Stammfolge festlegte, der Zunahme «von Nellenburg» durch.1110 Die Chronisten und Urkundenschreiber verwendeten diese zweigliedrigen Namen auch retrospektiv, so dass Graf Eberhard in den chronikalischen Aufzeichnungen und den einleitenden Abschnitten der Urkunden, den Arengen, nach seinem Tode regelmässig als Eberhardus comes de Nellinburg erscheint. Ähnlich ist die Benennung Eberhards als Graf im Zürichgau (comes Turegiec provinciec, 1050 und 1064) zu beurteilen; auch dies sind spätere Zusätze.1111 In der Forschung ist er als Eberhard III. bekannt, Hans Kläui nannte ihn Eberhard VI.,1112 nach der von hagiographischen Elementen durchsetzten Schilderung im Stifterbuch wird er auch Eberhard der Selige genannt. Das Geschlecht gehörte zu den mächtigsten in Alemannien. Nicht ganz klare Verwandtschaftsbeziehungen bestanden zu den Hunfridingern, den Grafen von Kyburg, den Herzögen von Zähringen und dem salischen Kaiserhaus.1113 Nach den spärlichen Quellen waren die Vorfahren Eberhards hauptsächlich im Zürichgau begütert, während Eberhards Besitz im und um den Klettgau lag. Eng verbunden war das Geschlecht mit dem Reichskloster Reichenau, in dem sich die Grablege des Geschlechts in der Laurentiuskapelle befand.1114 Weit entfernter Grundbesitz und fiskalische Rechte im Nahegau, im Elsass und in Chiavenna gingen wohl auf weibliches Erbgut und kaiserliche Verleihung zurück. Einen Niederschlag in den Schaffhauser Quellen fand nur die Verbindung zum Mittelrhein. Zwei Nachkommen Eberhards waren Erzbischöfe von Trier, sein Sohn Udo († 1078) und sein Urenkel Bruno († 1124). Der erste weihte den Michaelaltar im ersten Münster, der zweite sorgte 1122 für die Schlich-


tung des Konflikts mit den Zähringern und beschenkte Allerheiligen mit den Reliquien der Trierer Heiligen Alexander, Constantius und Leguntius. Die Siedlung Schaffhausen wird in den schriftlichen Quellen im Jahr 1045 zum ersten Mal genannt, ist aber viel älter. Der älteste archäologisch fassbare Steinbau, die Kirche St. Johann, geht vielleicht ins 10. Jahrhundert zurück. Ein alemannisches Grab deutet auf eine nahe frühmittelalterliche Siedlung,1115 Schlackenfunde auf Eisenverarbeitung im Frühmittelalter.1116 Die erste bekannte Deutung des Namens «Schaffhausen» notierte Bernold von Konstanz um 1083 in seiner Chronik: «Schaffhausen, das heisst Haus des Schiffes» (Scefhusin, id est navium domus).1117 Die Deutung ist linguistisch falsch, zeigt aber – wie häufig in der mittelalterlichen Etymologie – ein typisches Kennzeichen des Ortes: die vom Bodensee her kommenden Schiffe legten in Schaffhausen an; hier brachte man die Waren aufs Land. Für den Weg an den unterhalb von Schaffhausen einsetzenden Stromschnellen und dem Rheinfall vorbei benützte man Wagen, unterhalb des Rheinfalls konnte die Ware wieder aufs Schiff geladen werden – und umgekehrt. Im 11. Jahrhundert sind nur wenige Münzprivilegien für weltliche Herren bekannt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Archive von weltlichen Fürsten nicht so gut erhalten blieben wie diejenigen von geistlichen Amtsträgern und Gemeinschaften; dennoch zeigt sich deutlich, dass der Kreis der Empfänger von Münzprivilegien auf bedeutende geistliche und weltliche Herren beschränkt ist. Bis vor kurzem schien es, das Recht zur Münzprägung sei in Schaffhausen im 11. Jahrhundert nicht wahrgenommen worden. Hans Ulrich Geiger stellte jedoch kürzlich mehrere Münzen vor, die mit grösster Wahrscheinlichkeit Schaffhauser Prägungen des 11. Jahrhunderts sind.1118 Diese Schaffhauser Pfennige aus der Zeit Eberhards zeigen den Münzherrn von einer Seite, die lange von seiner Darstellung in den Wundergeschichten des Stifterbuches überdeckt war: als innovativen, geschäftstüchtigen und zielstrebigen Herrscher, der die ökonomischen Möglichkeiten des Ortes erkannte und sie für seine fiskalischen Zwecke nutzte.1119 Ungeklärt ist, wie gross der Besitz Graf Eberhards in Schaffhausen war. Das Münzprivileg musste nicht notwendig für den zentralen Herrschaftssitz ausgestellt werden; der Abt von St. Gallen erhielt es für den Marktort Rorschach, nicht für die Abtei.1120 Für Graf Eberhard ist die ca. 35 km von Schaffhausen entfernte Nellenburg, die er 1056 castellum meum nannte, als Herrschaftssitz bezeugt, eine Nellenburger Residenz in Schaffhausen ist anzunehmen, bisher aber nicht nachgewiesen.

Gründung des Allerheiligenklosters Das Salvator- oder Allerheiligenkloster in Schaffhausen wurde am 22. November 1049 gegründet. Dieses Datum findet sich nicht in der mittelalterlichen Überlieferung, es ist das Ergebnis der historischen Forschung des 19. Jahrhunderts. In der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Überlieferung galt der 22. November 1052 als Gründungsdatum. Die älteste erhaltene Aufzeichnung (Abb. 143) lautet: Hoc anno beatus Eberhardus comes de Nellinburc Scaphusensem locum construere cepit, in quo sanctus papa Leo VIIII. X. Kal. Decembris [22. Nov.] altare in honore dominice resurrectionis consecravit, et locum suis benedicitionibus initiavit et confirmavit.1121 Diese kurze Notiz ist mehr als 50 Jahre jünger als das Ereignis. Sie steht in der Chronik des Bernold von Konstanz, des berühmten Kanonisten, der seine letzten Lebensjahre mindestens zeitweise in Schaffhausen verbrachte und hier begraben wurde.1122 Die Handschrift mit seiner Chronik vermachte er dem Kloster des heiligen Erlösers (monasterii sancti Salvatoris), was von einer Hand des frühen 12. Jahrhunderts in einer roten Majuskelschrift, die sich an die Formen der Rustica anlehnt, auf der ersten Seite festgehalten wurde.1123 Die Notiz über die Klostergründung wurde kurz darauf im Anschluss an den Bericht über das Jahr 1052 notiert. Ob der Altar, von dem die Rede ist, zur Zeit der Aufzeichnung noch existierte, ist fraglich. Von der gleichen Schreiberhand stammt eine zweite Notiz zum Jahr 1064, in der die Weihe der ersten Kirche festgehalten ist. Diese Kirche war bereits abgebrochen, als das Weihedatum in die Chronik Bernolds eingetragen wurde. Es scheint, dass die beiden Notizen bewusst die Erinnerung an die Vorgängerkirche wachhielten. Das Gründungsjahr 1052 steht auch in den Annales sancti Blasii aus der Mitte des 12. Jahrhunderts: Leo papa viiii dedicavit altare Scafhuse.1124 Mit dem Kloster St. Blasien stritt sich das Kloster Allerheiligen gegen die Mitte des 12. Jahrhunderts, als diese Annalen entstanden, um den Besitz des Stauferbergs an der Grenze des Einflussbereichs der beiden Klöster. Allerheiligen untermauerte seinen Anspruch mit historischen Besitztiteln. Man darf annehmen, dass in diesem Zusammenhang auch die Gründung von Allerheiligen zur Sprache kam und das Gründungsjahr in den St. Blasianer Annalen auf Angaben der Schaffhauser Mönche zurückging. Im Jahr 1406 las der Konventuale Johannes Hallower die Chronik Bernolds, die inzwischen in den Besitz des Abtes von Pfäfers gelangt war, und notierte später auf ein leeres Blatt der Handschrift Min. 68: Anno domini Molii Eberhardus comes de Nellenburg Schâfhusen locum construere cepit…1125 129


Im 16. Jahrhundert erschien dieses Gründungsjahr in der grossen Chronik von Johannes Stumpf; seitdem war es auch ausserhalb von Schaffhausen allgemein bekannt. Die kritische Forschung korrigierte dieses Datum auf 1049. Karl Alois Fickler stellte 1859 fest, dass der Reiseweg von Papst Leo IX. am 22. November dieses Jahres über Schaffhausen geführt haben muss. Mitte November hielt sich der Papst im oberen Elsass auf und zog rheinaufwärts. Auf den 21. November ist eine päpstliche Urkunde für den Bischof von Basel datiert.1126 Ein Ausstellungsort ist darin nicht genannt; die Urkunde kann am Sitz des Bischofs in Basel oder auch an einem Ort weiter rheinaufwärts ausgestellt worden sein.1127 Am 23. November feierte der Papst nach dem Bericht des Chronisten Hermann von Reichenau das Fest des hl. Clemens im Inselkloster Reichenau.1128 Die Wegstrecke zwischen Basel und Reichenau erscheint für zwei, drei, vielleicht auch vier Tagereisen ungewöhnlich lang, sie ist aber nicht unmöglich.1129 Es ist anzunehmen, dass der Papst die Segnung des Baugeländes nach dem Ritus vornahm, der im römisch-deutschen Pontifikale festgelegt war: Vor der Segnung muss der Stifter die künftige Kirche mit den nötigen Gütern für den Unterhalt der Kirchendiener ausstatten. «Der Ortsbischof» – oder in diesem Falle der Papst – «errichtet auf der Baustelle, und zwar dort, wo der Altar zu stehen kommt, öffentlich ein Kreuz. Danach besprengt er das Baugelände mit Weihwasser, wobei die Antiphon Signum saltuis pone mit dem Psalm 83 Quam dilecta tabernacula tua Domine Deus virtutum gesungen wird. Darauf folgt pro consecratione loci ein Gebet um die Reinigung des Ortes, um glückliche Vollendung des Baues und um Segen für alle, die später einmal dort beten werden».1130 Der Ritus war «sehr kurz, übersichtlich und eindrucksvoll»;1131 er lässt sich mit dem Itinerar von Papst Leo vereinbaren.1132 Folgte der geistliche Oberhirte diesem vorgeschriebenen Ritus, muss die Segnung des Baugeländes, wenn man von der ersten urkundlichen Erwähnung der Bautätigkeit Anfang März 1050 ausgeht, im Spätherbst 1049 stattgefunden haben: Die Zeremonie fand auf dem unbebauten Grundstück, also vor dem Baubeginn statt. Die Bauarbeiten wurden kurz darauf aufgenommen, worauf ein Streit um die Nutzung einer Baugrube entstand, der nach einer Schaffhauser Urkunde bereits Anfang März 1050 geschlichtet wurde.1133 Ein Irrtum in der Überlieferung des Jahres ist angesichts des zeitlichen Abstandes von mehr als einem halben Jahrhundert zwischen der Segnung des Baugeländes und der Aufzeichnung nicht überraschend.1134 Nach den Aufzeichnungen galt als entscheidende Tatsache, dass das Kloster mit dem Segen des Papstes seinen Anfang genommen 130

hatte; dies wurde ohne Erwähnung des Jahres auch in der Einleitung zum Güterverzeichnis um 1120 und im Brief von Abt Adalbert an Papst Calixt II. vom gleichen Jahr wiederholt.1135 Die Klostergründung Graf Eberhards war eine zukunftsorientierte Investition: Der Mönchkonvent konnte zusammen mit dem Marktort als Basis für den Landesausbau im südöstlichen Schwarzwald dienen. So lag das Schwergewicht «zunächst nicht im religiösen, sondern im politischen Bereich».1136 Die wirtschaftliche und politische Zielsetzung der Klostergründung würde wohl noch deutlicher, wenn man die möglichen Konkurrenten Graf Eberhards in Schaffhausen genauer als bisher untersuchte.

Rechts- und Herrschaftsverhältnisse bei der Klostergründung In wessen Besitz die «villa Scâfhusun» war, geht aus dem Münzprivileg von 1045 nicht hervor. Der Ort lag in der Grafschaft des Grafen Ulrich und im Klettgau – mehr sagt die Urkunde nicht aus. Ausser der Tauschurkunde von 1050 und der Schenkung an das Kloster Reichenau von 1056 sind keine Dokumente bekannt, die Graf Eberhard ausstellte. Es ist anzunehmen, dass er weitgehend ohne schriftliche Verwaltung auskam. Einige Einblicke geben die Dokumente des späteren 11. und des frühen 12. Jahrhunderts. Diese wurden zur Bekräftigung von damals aktuellen Besitzansprüchen aufgesetzt, sie lassen aber auch Schlüsse auf die Besitzverhältnisse in der Mitte des 11. Jahrhunderts zu, als das Kloster gegründet wurde. Fest steht, dass Graf Burkhard von Nellenburg, der Sohn und Erbe Graf Eberhards, 1079/1080 seinen Besitz in Schaffhausen dem Kloster Allerheiligen übergab. Die um 1092 aufgezeichnete Relatio Burchardi gibt an, Burkhard habe den Ort Schaffhausen mit der Münzstätte, dem Marktrecht und allem, was dazugehört (villam Scaphusam cum publica moneta, mercato et omnibus pertinentiis) dem Kloster übertragen. Scheinbar widersprüchlich dazu bestätigte Papst Urban II. im Privileg von 1095 nur einen Teil des Orts Schaffhausen (partem villec Scaphusin) als Besitz des Klosters. Präzisere Angaben enthalten zwei am Anfang des 12. Jahrhunderts aufgezeichnete Dokumente. Im Bericht über die Klosterweihe von 1064 heisst es, Eberhard habe das Grundstück von Königen durch angemessene Dienstleistungen und von freien Alamannen in ehrlichem Handel erworben (Eberhardus … templum … de predio, quod a regibus digno servitio et a liberis Alamannis iusto commercio adquisivit, traditione legitima secundum legem nobilium Alamannorum dotavit).1137 Ähnlich lautet die Formulierung im Güterbeschrieb von ca.


1120: Eberhard, Ita und Burkhard übertrugen dem Kloster im Ort Schaffhausen, was sie durch Erbrecht besassen oder durch rechtmässigen Tausch erwerben konnten (locum qui dicitur Scafhusan cum omnibus, quec in eo hereditario iure possiderunt vel per legitimum concambium acquirere potuerunt).1138 Neben den Nellenburgern lassen sich in Schaffhausen bis 1080 nur drei Grundbesitzer nachweisen: das Kloster Reichenau, Graf Adalbert von Haigerloch und das Stift Bamberg. Nur von diesen dreien haben wir dank Aufzeichnungen über Schenkungen oder Tauschgeschäfte Kenntnis. Weitere Grundbesitzer sind erst spät fassbar; man weiss nicht, wann und wie sie ihre Hofstätten erwarben.1139 1056 übergab Graf Eberhard dem Kloster Reichenau in Scafhusa curtem cum homine cum agris ad illam pertinentibus.1140 Von einem Rückkauf dieser Hofstätte ist nichts bekannt. Graf Adalbert von Haigerloch besass in Schaffhausen ein Grundstück oder Rechte von unbekanntem Umfang (quedam pars eiusdem loci).1141 In einem Dreieckgeschäft tauschte er seinen Besitz gegen ein Grundstück in Herdern bei Freiburg im Breisgau, welches St. Blasien gehört hatte; St. Blasien erhielt dafür Grundstücke aus dem Besitz von Allerheiligen.1142 Die Eigentumsrechte des Stiftes Bamberg sind aus einem Gütertausch von 1050 bekannt. Für den Bau des neuen Schaffhauser Klosters wurden Steine und anderes Baumaterial aus einem an der Furt gelegenen Grundstück gewonnen, das dem Stift Bamberg gehörte. Das 1007 gegründete Bistum Bamberg hatte das Kloster St. Georgen in Stein am Rhein mit seinem Besitz als Ausstattungsgut von Kaiser Heinrich II. erhalten;1143 es ist anzunehmen, dass das Grundstück in Schaffhausen als Teil dieser Schenkung Bamberger Besitz wurde. Auf die Klage des Vogtes als Rechtsvertreter von Bamberg kam ein Tausch von Gütern zustande, die Grube konnte danach für den Bau des Klosters Allerheiligen genutzt werden.1144 Die Urkunde sagt ausdrücklich, Graf Eberhard, der Stifter des Klosters und Bauherr, habe nicht gewusst, dass das Grundstück der Kirche Bamberg gehört habe. Diese Aussage ist glaubwürdig. Das umstrittene Grundstück diente als Steinbruch und Sandgrube. Wenn die Eigentumsverhältnisse bis 1050 in Vergessenheit geraten waren, wurden keine regelmässigen Abgaben für dieses Grundstück entrichtet, sonst wären die Eigentümer zu jeder Zeit bekannt gewesen. Bei der Stein-, Kiesund Sandgrube wurden die Eigentumsverhältnisse nur dann bedeutsam, wenn Steine herausgebrochen wurden, und dies war in grösserem Umfang nur bei Steinbauten notwendig: für Steine und Sand sowie für Kalk, der gebrannt und als Bindemittel eingesetzt wurde. Der letzte Steinbau vor dem Bau der Klosteranlage von

Allerheiligenwar – soweit wir wissen – die Kirche St. Johann. Sie ist nach dem archäologischen Befund auf die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts, vielleicht noch ins 10. Jahrhundert zu datieren.1145 Nach dem Bau von St. Johann wurde die Stein-, Kies- und Sandgrube vermutlich nur gelegentlich in kleinem Umfang genutzt,1146 ohne dass sich jemand um die Eigentumsverhältnisse gekümmert hätte, so dass Eberhard mit gutem Grund behaupten konnte, er habe nesciens in der Grube Baumaterial holen lassen. Vielleicht lässt sich daraus sogar schliessen, dass die Stadtkirche St. Johann nicht Graf Eberhard gehörte. Sicher ist nach dem Privileg Urbans II. von 1095, dass die Nellenburger nur einen Teil von Schaffhausen besassen. Einiges spricht dafür, dass die Stadtkirche St. Johann nicht zum Nellenburger Besitz, sondern zum übrigen Teil von Schaffhausen gehörte. In der Aufzählung der Nellenburger Rechte in der Relatio Burchardi und im Güterbeschrieb fehlt diese Kirche. Sie ist erstmals im Privileg von Konrad III. von 1145 erwähnt, danach in der auf Heinrich V. lautenden Fälschung aus der Mitte des 12. Jahrhunderts.1147 Es ist möglich, dass sie im 11. Jahrhundert wie die Baugrube vor dem Gütertausch von 1050 dem Kloster St. Georgen bzw. der Kirche Bamberg gehörte. Dies würde erklären, weshalb die Zähringer als Vögte dieser Kirche bis ins 12. Jahrhundert erscheinen und letztmals 1120 hier Ansprüche erhoben, bis die Kirche dann vor 1145 an Allerheiligen kam.1148

Entwicklung des Eigenklosters Über die ersten Jahre des Klosters Allerheiligen ist ausser der Tatsache, dass 1050 gebaut wurde, nichts bekannt. Man weiss nicht, wann das Kloster eingerichtet wurde, woher die ersten Mönche kamen, wie gross die Gemeinschaft war, wer das Kloster leitete und wie gross sein Besitz war. Das gemeinschaftliche Leben setzte einige fertiggestellte Gebäude voraus, u.a. das Dormitorium, das Refektorium und einen Raum für das Chorgebet und die Messfeier.1149 Der Ritus für die Segnung des Baugeländes beinhaltete keine Altarweihe. Diese feierliche Weihe mit Waschung und Salbung des Altars sowie der ersten Messfeier muss nach dem 22. November 1049 stattgefunden haben, vielleicht im Jahr 1052, so dass in der Notiz in der Chronik Bernolds zwei Ereignisse miteinander verbunden worden sind. 1064 amtete der zweite Abt.1150 Demnach bestand die Klostergemeinschaft bereits seit einiger Zeit, ohne dass eine genauere Dauer bestimmt werden kann. Als Indiz für die Herkunft der Mönche aus Einsiedeln wies R. Henggler darauf hin, dass bei der Kirchweihe am 3. November 1064 Abt Hermann 131


Weihe der Kirche Allerheiligen I am 3. November 1064. Die Weihe der ersten Klosterkirche ist in zwei Aufzeichnungen aus dem 12. Jahrhundert festgehalten: Abb. 144: Eine kurze Notiz über die Weihe wurde nach 1100 in der Chronik Bernolds von Konstanz eingetragen (München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 432, 52v, Ausschnitt).

132

von Einsiedeln vor den übrigen Äbten genannt ist.1151 Daraus lässt sich aber nicht zwingend schliessen, dass die ersten Mönche aus Einsiedeln kamen. Bei den engen Beziehungen Graf Eberhards und der Nellenburger zum Kloster Reichenau wäre auch eine Besiedlung des Klosters von dort her möglich. Andere Quellen, die über die Herkunft der Schaffhauser Mönche Auskunft geben könnten, fehlen für Allerheiligen. So sind weder Verzeichnisse mit den Namen der Mönche (Professbuch, Listen in Verbrüderungsbüchern) noch liturgische Handschriften aus der Frühzeit erhalten. Die Abhängigkeit des Schaffhauser Klosters von der Einsiedler Abtei bleibt eine ansprechende Vermutung, die sich aber nicht belegen lässt.1152 Am 3. November 1064 wurde die neue Kirche (Allerheiligen I) im Beisein der Äbte von Einsiedeln, Pfäfers, Weingarten, Petershausen, Rheinau und St. Blasien vom Konstanzer Bischof Rumold feierlich geweiht.1153 Damit war die Aufbauphase des Klosters beendet (Abb. 144– 145).

Im 12. Jahrhundert wurde eine Beschreibung des ersten Münsters verfasst.1154 Sie erzählt von der Weihe des Münsters, von seiner Ausstattung durch Eberhard von Nellenburg und schliesst mit einer langen Aufzählung der einzelnen Reliquien in den Altären der Kirche. In der Beschreibung sind Teile verschiedener Herkunft und unterschiedlichen Alters zusammengefügt. Der Bericht über die Weihe bildet den Anfang. Es ist möglich, dass das Weihedatum und die Namen von Bischof Rumold und der anwesenden Äbte auf einem Gedenkstein in der Kirche festgehalten waren, eine derartige Inschrift ist für die Altarweihen Bischof Rumolds im Konstanzer Münster von 1065 bezeugt.1155 Mit Nachdruck wird darauf die Rechtmässigkeit der Übertragung des Grundstücks, mit dem er das Kloster ausstattete, betont. Eberhard habe es durch angemessene Dienstleistungen von Königen und von freien Alemannen in ehrlichem Handel erworben und in rechtmässiger Weise nach dem Gewohnheitsrecht der Alemannen übertragen.1156 In der Forschung fand die folgende Beschreibung der Klosterkirche und eines daran anschliessenden Baus starke Beachtung. Danach waren die «Kapellen kreuzförmig nach seinem [des Architekten Liutpald] Plan rundherum angelegt» (capellas quoque in modum crucis per gyrum constructas secundum suum modulum). Diese Stelle wurde auf die 1064 geweihte Kirche bezogen. Beachtet man aber den Kontext, scheint die Interpretation angemessener, wonach die Bauten, die juristische Absicherung des Klosters und die Ausstattung mit Gewändern, Büchern, anderen Gerätschaften für den Gottesdienst und mit Reliquien bei der Kirchweihe nicht abgeschlossen waren, sondern in den folgenden Jahren weitergingen. Diese Interpretation stimmt mit dem archäologischen Befund überein, nach dem der Kreuzhof Allerheiligen II zugeordnet werden muss.1157 Den Abschluss der Beschreibung bildet die Liste der Reliquien in den fünf Altären, von denen der fünfte, der Michaelaltar, von Erzbischof Udo von Trier († 1078) mehrere Jahre nach den anderen geweiht wurde.1158 Die verschiedenen Teile geben zusammen eine kurze Geschichte und Beschreibung der ersten Klosterkirche mit Um- und Anbauten (Allerheiligen II), wie sie vor dem Abbruch am Ende des 11. oder zu Beginn des 12. Jahrhunderts bestanden hatte. Man könnte das Dokument in dieser Zusammensetzung auch als Erinnerungsschrift an diese Kirche, die dem heute noch bestehenden Münster (Allerheiligen IV) weichen musste, interpretieren. Kurz nach der Weihe entschloss sich Graf Eberhard, die Möglichkeiten zur Festigung seiner Herrschaft in Schaffhausen vollständig zu nutzen und sein Kloster grosszügig zur Grabanlage auszubauen. Im Jahr 1067 erwirkte Graf Eberhard


von Papst Alexander II. ein Privileg, das die Stiftung dem Schutz des Papstes unterstellte, dem Grafen aber umfassende Rechte über das Kloster garantierte. Er hatte das Recht, den Abt einzusetzen, er war Klostervogt und ihm unterstand auch die Verwaltung, so dass er die vollständige Kontrolle über seine Stiftung ausübte.1159 Im gleichen Jahr erhielt Graf Eberhard von König Heinrich IV. das Wildbannprivileg für das Jagdrecht im Hemmental, auf dem Lauferberg und dem Reinhardwald sowie das Fischereirecht im Rhein. Es ist wahrscheinlich, dass der Graf sich nun häufiger als früher in Schaffhausen aufhielt. Möglicherweise befand sich sein Wohnsitz, die nellenburgische Pfalz, in Allerheiligen selbst.1160 Die Aufwertung von Allerheiligen zum dynastischen Hauskloster führte zu einer baulichen Erweiterung. Die Kirche wurde durch einen neuen Mönchschor erweitert, die Krypta für die Grablege gebaut, zu der auch der neu errichtete Kreuzhof gehörte, ein weiterer Turm wurde errichtet. Die einzigartige Konzeption der Grabanlage und die Grösse des Bauwerks zeigen, dass Eberhard von Nellenburg seinem Eigenkloster Ansehen verschaffen wollte. Die Ausstattung bestätigt diesen Eindruck. Ungewöhnlich lang ist die Liste der Reliquien. Eberhard sorgte auch für die gebührende Ausstattung mit den nötigen Geräten, Gewändern und liturgischen Handschriften für den Gottesdienst.1161 Davon ist nur wenig erhalten; ausser einem Evangeliar und Fragmenten eines Graduale1162 lassen sich vorläufig keine Gegenstände als Reste aus dem Eigenkloster Graf Eberhards identifizieren. Am Ende seines Lebens, nach 1075, vielleicht erst kurz vor seinem Tod, zog sich Eberhardals Mönch

in sein Kloster zurück.1163 Der Klostereintritt fällt in die Zeit, als sich die gregorianische Partei um Berthold von Zähringen und die kaiserliche Partei um den St. Galler Abt Ulrich heftige Kämpfe lieferten. Aus den spärlichen Quellen geht nicht hervor, ob sich Eberhard daran beteiligte.1164 Er starb am 25. oder 26. März 1079 (oder 1078) und wurde in der Krypta bestattet.1165

Reform von 1080 1080 berief Graf Burkhard von Nellenburg, Sohn und Erbe Eberhards, Wilhelm, den Abt des Reformklosters Hirsau, nach Schaffhausen. Später begründete er seinen Schritt damit, dass das monastische Leben kraftlos geworden sei (vitam monachicam pene ex toto ibi defecisse cernerem).1166 Die Klage über den Niedergang ist nicht wörtlich zu nehmen; sie gehört zur Rhetorik der Reformbewegung und wurde in den Klöstern, die sich der cluniazenischen und hirsauischen Reform anschlossen, immer wieder vorgebracht. 1167 Burkhard übergab dem Kloster die Siedlung Schaffhausen (villa Scaphusa) mit dem Münzund Marktrecht und verzichtete auf die Vogtei und alle sonstigen Privilegien. Dies bedeutete eine Absage an das adlige Eigenkloster. Herr des Klosters wurde der päpstliche Stuhl in Rom; das Kloster erhielt die libertas Romanae sedis.1168 Wilhelms erstes Ziel war die rechtliche Verselbständigung des Klosters, an Wilhelm richtete sich der Brief Papst Gregors VII. vom 3. Mai 1080 mit der Bestätigung der neuen Rechtslage.1169 Das regelgemässe Leben sollte sich nach dem Vorbild von Cluny und St. Viktor in Marseille richten. Der

Abb. 145: Ausführlicher ist der Bericht in der Beschreibung des ersten Münsters (Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 18, Ausschnitt).

133


Gozbert vergabt seine Besitzungen in Bibern an Allerheiligen (27. Dezember 1093). Die Besitzübertragung ist in zwei gleichlautenden Aufzeichnungen bezeugt: Abb. 146: Die jüngere Aufzeichnung befindet sich in einer Zusammenstellung von elf Urkunden auf einem Blatt von 55 x 48 cm aus dem späten 11. oder dem frühen 12. Jahrhundert.

Papst gab Wilhelm von Hirsau den Auftrag, «die dortigen Brüder in der Zucht der Regel zu unterrichten, indem Du ihre Gewohnheiten und ihr Leben geziemend ordnest, für das, was zum Heil ihrer Seelen gereicht, aufmerksam zu sorgen und von allem Vorkehrungen zu treffen, dass dort ein Abt – nächst Gott – eingesetzt wird.» (… ut fratres ibi disciplinis regularibus instruere mores eorum vitamque competenter instituendo ea, quec ad animarum salutem pertinent, vigilanter providere ac maxime, ut inibi abbas secundum deum ordinetur, procures).1170 Die Forderung nach einer Wahl secundum deum erscheint bei Papst Gregor VII. mehrfach, zuletzt wenige Monate vor dem Brief an Wilhelm von Hirsau in der Fastensynode 1080 für die Bischofswahlen.1171 Er meinte dort die Wahl durch die Diözesanen unter Beteiligung des zuständigen Metropoliten. Auf die Schaffhauser Verhältnisse übertragen, bedeutet dies die Wahl durch den Konvent unter der Leitung Wilhelms. Die erste Abtwahl nach der Reform dürfte noch 1080 erfolgt sein:1172 der neue Leiter des Klosters, Abt Siegfried, war ein Mönch aus Hirsau.1173 Er ist chronikalisch erst 1082 als Abt von Allerheiligen bezeugt. In diesem Jahr wurde er zusammen mit Wilhelm von Hirsau und Giselbert von St. Blasien zur Reform des Klosters Muri im Aargau beigezogen.1174 Das Schaffhauser Kloster erlebte in diesen Jahren seine Blütezeit. Der Chronist Bernold von Konstanz, ein glühender Anhänger der Reformbewegung, zählte es 1083 zusammen mit Hirsau und St. Blasien zu den Zentren der Erneuerung: «Zu diesen Klöstern floh während dieses Sturmes [Kampf zwischen Papst 134

und Kaiser] in kurzem eine grosse Menge edler und kluger Männer und machten es sich nach Ablegung der Waffen zur Aufgabe, evangelische Vollkommenheit unter geregelter Zucht zu erreichen, ich sage, in so grosser Anzahl, dass sie notgedrungen die Gebäude der Klöster erweiterten, weil sie sonst in ihnen keinen Platz zum Bleiben fanden.» (Ad quae monasteria [St. Blasien, Hirsau und Schaffhausen] mirabilis multitudo nobilium et prudentium virorum hac tempestate in brevi confugit, et depositis armis evangelicam perfectionem sub regulari disciplina exequi proposuit, tanta inquam numero, ut ipsa monasteriorum aedificia necessario ampliarent, eo quod non aliter in eis locum commanendi haberent).1175 Von den Mönchen und Laien im Allerheiligenkloster und in seinem engen Umkreis sind nur wenige dem Namen und der Herkunft nach bekannt. Der erste nach Abt Siegfried ist Tou to von Wagenhausen, ein adliger Mann (vir nobilis), der hier ein frommes Leben führte (in sancto proposito deguit), später dem Kloster aber grosse Schwierigkeiten bereitete.1176 Aus einer Schenkungsurkunde kennt man einen Gozbert, der sich selber, seine Gattin, seine Söhne Rudolf und Heinrich und seine Tochter Berta am 27. Dezember 1093 dem Kloster übergab, um mit ihnen als Konversen im Kloster zu leben oder in enger Verbindung mit der Gemeinschaft Anteil an deren Verdiensten zu erlangen. Die Familie brachte ihren Grundbesitz in Bibern ins Klostervermögen ein (Abb. 146-147). Ein engerer Kreis von Wohltätern ist in den Zeugenlisten der Traditionsurkunden fassbar.1177 Einige dieser Männer waren unter-


einander verwandt, fast alle vergabten Güter an das Kloster, von einigen traten Geschwister und Kinder ins Kloster ein. Das Kloster Allerheiligen bestand aus einem Mönchs- und einem Nonnenkonvent. Nach der frühestens im Juli 1091 aufgezeichneten Relatio Buchardi ging die Gründung des Nonnenkonvents auf die letzte Zeit des Eigenklosters vor 1080 zurück.1178 Es ist nicht unmöglich, dass die Nonnen am Anfang in Gebäuden des bestehenden Klosters oder in dessen unmittelbarer Nähe untergebracht waren; sicher erhielten sie bald neue Gebäude, die rund 250 Meter von Allerheiligen entfernt auf der anderen Seite der Stadtkirche St. Johann lagen.1179 Diese cellula sanctec Agnetis, quec in Scaphusa sita est, ist in der Bulle Urbans II. von 26. Januar 1092 genannt, die Kirche St. Agnes wird am 2. April 1094 erstmals in einer Urkunde erwähnt.1180 Abt Siegfried regelte die Beziehungen zum Männerkloster: Der Frauenkonvent gehörte zum Eigentum des Klosters (proprietas monasterii); eine Entfremdung vom Kloster wurde ausdrücklich verboten.1181 Die cellula St. Agnes unterstand der Leitung des Abtes von Allerheiligen; er nahm auch eine Schenkung entgegen,die dem Kloster vor der Kirche St. Agnes (ante ecclesiam sancte Agnetis) übergeben wurden.1182 Wie gross die innere Selbständigkeit des Frauenkonvents im Hochmittelalter war, ist nicht bekannt.1183 Nach 1083 kam die neu errichtete cellula in Wagenhausen unweit des alten Klosters St. Georgen in Stein am Rhein dazu, nach 1095 eine weitere in Grafenhausen, einer Siedlungsinsel im Schwarzwald südöstlich des Schluchsees.1184 Wagenhausen ging dem Kloster um die Wende zum 12. Jahrhundert wieder verloren. Die Mönche und Nonnen, die Konversen und die Schenker im Umkreis Burkhards von Nellenburg bildeten den enger zum Kloster gehörenden Personenkreis. Durch die Schenkungen kam ein Güterkomplex zusammen, dessen Zentrum in Schaffhausen, im Klettgau und im Hegau lag, dessen Streubesitz sich vom Aargau bis an die Donau, vom Breisgau bis in die Bündner Herrschaft erstreckte (Abb. 148). Über die Grösse des Konvents, dem Abt Siegfried vorstand, lassen sich nur Vermutungen anstellen. Nach dem Stifterbuch von Allerheiligen, einem Werk des 14. Jahrhunderts, hatten sich unter Abt Siegfried baidü guo t und ere als vasste gemêret, das er alle tag wol drühundert personen spîste, baidu gaischlich und weltlich, die gotte da dienten.1185 Diese Zahl von 300 Mönchen, Nonnen und Konversen ist zweifellos zu hoch; damit hätte Schaffhausen die Grösse von Cluny, des grössten Klosters der damaligen Welt, erreicht, in dem um 1100 etwa 300 Mönche lebten.1186 Auch wenn man mit einer viel kleineren Klostergemeinschaft rechnen muss, war sie doch viel grösser als zur

Zeit Eberhards; sie brauchte mehr und grössere Räumlichkeiten. Bevor die Kirche neu gebaut wurde, mussten die Schlaf- und Aufenthaltsräume erweitert werden. In den späteren 1080er Jahren nahm Abt Siegfried einen Kirchenbau in Angriff, der Schaffhausen zum grössten Gotteshaus im weiten Umkreis verholfen hätte (Allerheiligen III).1187 Der Bau kam aber nicht über die Fundamente hinaus und wurde nicht vollendet. In den Jahren nach 1090 und um 1100 entstand in zwei weiteren Bauetappen auf den gleichen Grundmauern eine kleinere Anlage. Über die Hintergründe der ersten Planänderung besteht keine Klarheit, sie hängt möglicherweise mit der Entwicklung zusammen, welche die Hirsauer Reform nahm. Die beiden Bauetappen sind dank den Dendrodaten recht gut datierbar; sie lassen sich mit der politischen Entwicklung in den Jahren vor der Jahrhundertwende erklären (unten,

Abb. 147: Die ältere Aufzeichnung steht auf einem kleinen Pergamentblatt von 13 x 12 cm (Staatsarchiv Schaffhausen, Urk. 19, Einzelüberlieferung und Ausschnitt aus der chartularartigen Sammlung).

Abb. 148: Siegfried und Otgoz von Honstetten vergaben Güter in Honstetten an Allerheiligen (29. Dezember 1100). Die Besitzübertragung ist in knapper Form in gewöhnlicher Buchschrift auf einem kleinen Pergamentstück festgehalten (Karlsruhe, Generallandesarchiv, C/6).

135


S. 138–142). Für klösterliche Gemeinschaften wurden am Ende des 11. oder in den ersten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts weitere Kirchen errichtet: die Agnesenkirche für den Frauenkonvent in Schaffhausen, die Marienkirche in Wagenhausen und die Kirche für die «curtis» in Hemmental. Die Zeit nach der Reform kann nach der Bautätigkeit als die dynamischste in der gesamten Klostergeschichte bezeichnet werden. In diesem aufstrebenden Kloster kopierte eine kleine Gruppe von Mönchen während drei Jahrzehnten Handschriften zur Äufnung der Bibliothek.1188 Dank dem Bücherverzeichnis aus der Zeit um 1100 sind Entstehung und Gehalt der Bibliothek gut bekannt. Die meisten Handschriften wurden in Schaffhausen geschrieben, nur wenige kamen durch Kauf oder als Geschenk ins Allerheiligenkloster. Die Vorlagen lieh man im Kloster Reichenau aus, neben den Bibeln fast ausschliesslich Kirchenvätertexte, allen voran die Werke des Augustinus. Für den Gottesdienst, das Zentrum des monastischen Lebens, wurden zuerst die liturgischen Handschriften aus der Zeit Eberhards weiterhin benützt und im Laufe der Jahre ersetzt. Im Buchschmuck lassen sich während der drei Jahrzehnte, in denen das Skriptorium tätig war, verschiedene Phasen unterscheiden, die jeweils nur wenige Jahre dauerten.1189 Für die ersten in

Abb. 149: Durchführung und Sicherung der Klosterreform von 1080 (Relatio Burchardi). In der «Relatio Burchardi» erzählt Graf Burkhard von Nellenburg in der IchForm die wichtigsten Etappen der Klosterreform. Diese Aufzeichnungen stehen auf einem Pergamentblatt, das für ein Buch mit Schreiblinien vorbereitet, wegen der fehlenden Ecke links unten dafür nicht brauchbar war, deshalb ausgeschieden und für die «Relatio Burchardi» verwendet wurde (Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 9).

136

Schaffhausen hergestellten Handschriften wurde ein Buchmaler zugezogen, bei den später geschriebenen verzichtete man auch in den Initialen bald auf figürliche Darstellungen – sicherlich Zeugnis der sich weiterentwickelnden Reform. In den 1080er und frühen 1090er Jahren bestanden Verbindungen mit Cluny und St. Viktor in Marseille, die im Privileg Gregors VII. als Vorbild für die Einrichtung des Klosters genannt waren. Abt Richard von Marseille übergab dem Schaffhauser Abt 1093 das Kloster Nobiliacum als mögliches Ausweichquartier.1190 Clunys Bibliothekskatalog ist im Aufbau demjenigen von Schaffhausen so ähnlich, dass eine Abhängigkeit wahrscheinlich ist. Ein Kyrialfragment französischer Provenienz und der Bauplan des begonnenen fünfschiffigen Münsters zeigen Verbindungen zu französischen Klöstern, die wohl auf persönliche Kontakte zurückgingen. Die Hirsauer Consuetudines wurden in Schaffhausen kopiert, die Handschrift datiert aber aus dem ersten Viertel des 12. Jahrhunderts, so dass in den Handschriften keine frühen Verbindungen greifbar sind.1191 In den 1090er Jahren dagegen ist der Einfluss von Hirsau im Kirchenbau spürbar. Das Münster zeigt so deutliche Ähnlichkeit mit anderen Kirchen von Reformklöstern der Hirsauer Bewegung, dass enge Beziehungen vorauszusetzen sind.


Konflikte nach der Reform Die Übernahme der Vogtei durch Graf Burkhard von Nellenburg nach der Reform von 1080 garantierte eine gewisse Kontinuität der etablierten Loyalitätsverhältnisse; aus den ersten sieben Jahren nach der Reform ist kein Bericht über Aktivitäten von Gegnern der Neuerungen im engeren Kreis bekannt. Dies änderte im Jahr 1087. Nun versuchte Burkhard von Nellenburg das Reformwerk abzusichern, indem er die neuen Eigentums- und Rechtsverhältnisse an verschiedenen Versammlungen der regionalen Machthaber im Lande vorstellte und sich ihrer Zustimmung versicherte. Er liess das Privileg Gregors VII. «auf der Konstanzer Synode und an vielen Orten, wo sich eine grosse Zahl von Geistlichen und Weltlichen zusammenfanden, vorlesen, und versprach alles, was in den Bestimmungen stehe, zu bewahren, nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen» (Quod privilegium a me debita reverentia susceptum in sinodo Constantiensi et in multis locis, ubi frequentia cleri et populi convererat, recitari faciens, omnia, que in eo statuta vel precepta sunt, pro posse et nosse meum adimpleturum et conservaturum).1192 Die neuen Rechtsverhältnisse fanden offensichtlich nicht überall Zustimmung; das Werben um Akzeptanz deutet auf Widerstand hin. 1087 wurde die Rechtmässigkeit der Schenkungen an das Kloster von den Erben bestritten. Bei den Erben wird es sich um die beiden Enkel Graf Eberhards, die Söhne eines der beiden 1075 in Sachsen gefallenen Söhne Eberhard oder Adalbert, gehandelt haben.1193 Sie dürften um 1087 die Volljährigkeit erreicht haben, weshalb Burkhard auf die Einrede der Erben oder ihrer Vertreter eingehen musste. In der Relatio Burchardi (Abb. 149) schrieb er: «Da nun Rechtskundige sagten, meine Eltern hätten sich gegenseitig die Grundstücke mit der Bedingung übergeben, dass sie diese, solange sie lebten, besässen und dass nach dem Tod von beiden Elternteilen die Söhne, die Laien seien, ihnen als Erben folgen müssten, und dass deshalb mein Vater nach dieser Vergabung keine andere feste und rechtmässige Besitzübertragung habe vollziehen können, so übertrug ich, da ich nach dem Tod meines Vaters und nachdem meine Mutter Nonne geworden war, ihnen als rechtmässiger Erbe folgte, alles, was von meinem Vater oder von mir selber dem genannten Kloster übergeben worden war, durch erneute Schenkung und bekräftigte diese». (Sed quia iuris periti dicebant, parentes meos sibi invicem predia sua ea conditione tradidisse, ut ipsi ea in vita sua possiderent, et post obitum amborum filii eorum, qui essent laici, eis in hereditate succedere deberent, et idcirco patrem meum post illam traditionem nullam

aliam firmam et legalem facere potuisse, ego, ubi, patre dudum defuncto et matre monacha iam facta, legitimus heres successi, omnia, que a patre meo vel a me ipso sepedicto monasterio tradita fuerant, iterata traditione renovavi et confirmavi).1194 Graf Burkhards Versuche, Erbansprüche dauerhaft abzuwehren und dem Kloster eine ruhige Entwicklung zu ermöglichen, hatten keinen Erfolg. Um 1090 erhob sich von verschiedener Seite Widerstand gegen die Reform und ihre Folgen. In den Jahren nach 1100 und um 1120 flammten die Konflikte wieder auf. Es waren drei Streitpunkte, die sich in den Quellen niederschlugen: der erste betraf den Streit um die Kontrolle der klösterlichen Niederlassung in Wagenhausen, im zweiten Streit ging es um die Befugnisse des Klostervogtes und im dritten um zähringische Rechte in Schaffhausen. Die Konflikte wurden jeweils zur gleichen Zeit ausgetragen. Im folgenden werden sie nacheinander besprochen; dabei lassen sich Wiederholungen nicht ganz vermeiden. Die Streitpunkte zeigten die Kehrseite der Reform: Das Kloster hatte zwar die völlige Abhängigkeit vom mächtigen weltlichen Herrn abgeschüttelt, damit aber auch den Schutz verloren, den dessen Machtfülle gewährt hatte. Der Abt wandte sich nun an den neuen Oberherrn, den Papst in Rom (Abb. 150), dessen schriftliche Anweisungen manchmal befolgt,

Abb. 150: Papst Urban II. bestätigt die Freiheiten von Allerheiligen, den Besitz von St. Agnes und der Propstei Wagenhausen (26. Januar 1092). Die Urkunde ist im Original erhalten. Die erste Zeile ist in verlängerter Schrift geschrieben, die langen Schäfte schliessen häufig mit Schleifen ab, unter dem Text stehen die sog. Rota (Doppelkreis links) und das Monogramm Urbans (rechts) und am unteren, eingefalteten Rand hängt das Bleisiegel (Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 15).

137


häufig aber missachtet wurden. Der Papst beauftragte mehrmals den Bischof von Konstanz, den Abt von Allerheiligen zu unterstützen. Die verschiedenen Konflikte führten dazu, dass man Verträge und Absprachen vermehrt in schriftlicher Form festhielt, päpstliche Briefe im Kloster abschrieb und die Chronisten die wichtigsten Ereignisse aufzeichneten. Die Kontrahenten des ersten und gut dokumentierten Konfliktes waren Abt Siegfried, später Abt Adalbert von Allerheiligen, und Tou to von Wagenhausen, ein Adeliger mit engen verwandtschaftlichen Beziehungen zu hochrangigen Standesgenossen.1195 Tou to stellte 1083 nach einem Gütertausch die Grundlagen für eine klösterliche Niederlassung in Wagenhausen zur Verfügung (ut in loco Wagenhusen aliqui pauperes Christi alerentur).1196 Bald darauf wurde er Mönch in Allerheiligen. Er mag zu jenen Adeligen gehört haben, die es sich nach der Chronik Bernolds von Konstanz in diesen Jahren «nach Ablegung der Waffen zur Aufgabe» machten, «evangelische Vollkommenheit unter geregelter Zucht zu erreichen».1197 Abt Siegfried von Allerheiligen liess innerhalb weniger Jahre ein «liebliches Kloster» (venuste monasterium) in Wagenhausen erbauen, dessen Kirche heute noch steht. Er rüstete es mit allem aus, was zum monastischen Leben notwendig war und weihte auch Mönche für die Niederlassung. Nach sieben Jahren, als alles vollendet war, verweigerte Tou to dem Schaffhauser Abt den Gehorsam.1198 Welche Stellung Tou to im Wagenhausener Kloster einnahm, geht aus den Quellen nicht klar hervor. Nach den Anklagen von Abt Siegfried von 1090 und 1092 war Tou to ungehorsam und entfremdete dem Kloster gehörige Güter bzw. das ganze Kloster Wagenhausen (1090: apostatando se suaque; 1092: nunquam se tradidisse fatetur et … non solum predium auferre, sed ipsum monasterium minatur evertere).1199 Eine Entgegnung von Tou to ist nicht bekannt. Möglicherweise war er mit der Entwicklung, die das Kloster unter der Leitung Siegfrieds gegen 1090 genommen hatte, nicht einverstanden; sicher aber erstrebte er für das kleine Kloster Selbständigkeit und Unabhängigkeit. In einem ersten Brief befahl Papst Urban II. am 13. April 1090 Bischof Gebhard von Konstanz, Tou to zum Gehorsam zurückzuführen und ihn, wenn nötig – nach dreimaliger, vergeblicher Ermahnung – zu exkommunizieren. Bischof Gebhard befolgte diesen Befehl nicht. Tou to hatte offensichtlich so starken Rückhalt, dass der Bischof auf eine Exkommunikation verzichtete, obwohl sich Tou to nicht fügte. In einem zweiten Brief von 28. Januar 1092 forderte Papst Urban II. neben Bischof Gebhard auch die weltliche Gewalt, die Herzöge Welf von Bayern und Berthold von Schwaben sowie Burkhard von Nellenburg, zur Durchsetzung 138

der Forderungen von Allerheiligen auf. Die beiden Herzöge und Graf Burkhard waren am 26. Februar 1092 an einer Versammlung in Stein, kaum 1 km von Wagenhausen entfernt, zugegen, und man wird annehmen dürfen, dass sie sich auch mit dem Abfall Tou to von Allerheiligen befassten. Dieser lenkte aber weiterhin nicht ein. Erst in der Karwoche (2.–8. April) 1094 gab er dem Druck nach und fügte sich. Die Synode in Konstanz unter der Leitung von Bischof Gebhard urteilte, «dass Tou to ohne jeden Widerspruch zum Gehorsam seinem Abt gegenüber zurückkehren müsse, ihm mit seinen Gütern kraft ewigen Rechts demütig unterworfen sein solle und den vergangenen Ungehorsam nach den Anweisungen des Abtes durch eine angemesse Bussleistung sühnen solle».1200 Dieser Bericht in der Chronik Bernolds von Konstanz schliesst mit der Feststellung, das Urteil sei vollzogen worden (Sique factum est, ut sinodus faciendum esse iudicavit); in der Bestätigung der Freiheiten und Besitzungen von Allerheiligen durch Papst Urban II. vom 8. Oktober 1095 wird auch die «cella» Wagenhausen genannt und im Anschluss daran speziell betont, dass niemand Güter entfremden dürfe und alles in der Ordnung verbleiben solle, wie es Abt Siegfried eingerichtet habe.1201 Nach dem Wortlaut der Quellen ging es hauptsächlich um den Gehorsam; offensichtlich war auch die Sicherung der Güter von Bedeutung. In den Jahren 1093 und 1094 wurden die Besitzübertragungen verschiedener Donatoren an das Kloster Allerheiligen schriftlich aufgezeichnet, was vorher nicht üblich gewesen war. Als Muster für die Formulierung der Traditionsurkunden zogen die Schaffhauser Mönche eine St. Galler Formelsammlung aus der Karolingerzeit bei.1202 Die Zunahme der Schriftlichkeit in diesen Jahren kann als Reaktion auf die Unsicherheit der Zeit Tou tos gedeutet werden. Tou to war nicht der einzige, der sich mit der monastischen Pflicht des Gehorsams gegenüber dem Abt schwertat. Ob der Schaffhauser Mönch Eppo, der sich 1095/1096 im Kanonikerstift Rottenbuch in Oberbayern, einem Zentrum der kirchlichen Reformbewegung, aufhielt, freiwillig dort lebte, oder – wie Abt Siegfried behauptete – mit List entführt worden war, lässt sich nicht überprüfen.1203 Auch in diesem Fall suchte Abt Siegfried die Unterstützung des Papstes, der in mehreren Briefen die Rückführung Eppos nach Schaffhausen verlangte. Ob er damit Erfolg hatte, lässt sich nicht sagen. Unter Abt Gerhard (1096–1097), dem Nachfolger Siegfrieds, wuchs der Widerstand stark an. Gerhard ersuchte den Papst um die Entlassung aus seinem Amt in Allerheiligen, was dieser bewilligte. Es bleibt vorläufig unklar, wie weitdieVerhältnisse im Konvent, in Schaffhausen und die Auseinandersetzungen in der Ostschweiz und um Zürich Ursache für das Scheitern Abt


Gerhards waren.1204 Die Chronisten Bernold von Konstanz und Berthold von Zwiefalten lassen keinen Zweifel daran, dass er aus dem Allerheiligenkloster vertrieben wurde.1205 Er nahm am ersten Kreuzzug teil und erreichte in Jerusalem eine angesehene Stellung.1206 Der Konvent konnte sich nicht auf einen Nachfolger einigen, Zwistigkeiten verhinderten über ein Jahr lang die Wahl des Nachfolgers; Mönche verliessen in dieser Zeit das Kloster, Weltliche entrissen ihm Güter. Eine Änderung im Kloster lässt sich an der Buchproduktion nach dem Tod Siegfrieds feststellen. Die Handschriften wurden mit farbigen Initialzierseiten, Gold- und Silberbuchstaben und figürlichen Elementen verziert. Die neuen Formen heben sich klar ab von der kargen Ausstattung in der späteren Zeit Siegfrieds und treten abrupt ohne erkennbare Entwicklungsstufen auf. Auch Tou to löste sich und sein kleines Kloster Wagenhausen erneut von Allerheiligen und verlangte die vergabten Güter zurück. Nach der Petershauser Chronik wurde er dem Schaffhauser Kloster so lästig, dass Abt Adalbert (1099–1131) in eine einvernehmliche Lösung einwilligte. Auf einer Konstanzer Synode, wahrscheinlich in derjenigen vom Oktober 1105, verzichtete der Schaffhauser Abt Adalbert auf die «Cella» und einen Teil der gestifeten Güter. Tou to übergab das Klösterchen Bischof Gebhard von Konstanz, der es Abt Theoderich von Petershausen unterstellte.1207 Nach dem Tod Tou tos am 26. April 1119 versuchten dessen Erben wie auch Abt Adalbert von Allerheiligen, das Kloster Wagenhausen an sich zu ziehen. Der Schaffhauser Abt suchte ein weiteres Mal die Unterstüztung des Papstes für seinen Anspruch (Abb. 151); der Erzbischof von Mainz bot seine Vermittlung im Streit mit dem Bischof von Konstanz an.1208 Die Bemühungen waren vergeblich und Wagenhausen blieb mit Petershausen und Konstanz verbunden.1209 Parallel zum Konflikt mit Tou to verlief der zweite Konflikt um die Vogtei.1210 Diese beinhaltete die Verpflichtung für den Vogt, das Klosters zu schützen und dreimal jährlich einen Gerichtstag abzuhalten. Als Gegenleistung verpflegte das Kloster den Vogt mitsamt seinem Gefolge während der Gerichtstermine und die Bussen gingen teilweise an den Vogt. Zu den zentralen Forderungen der Reformbewegung zählte die Wahl der Vögte durch die Klöster. Burkhard von Nellenburg verzichtete am 3. Mai 1080 auf die Vogtei, was Papst Gregor VII. ausdrücklich bestätigte.1211 Trotz des Rechts auf freie Vogtwahl blieb die Vogtei – anders als z. B. in Muri1212 – in der Hand der bisherigen Eigenkirchenherren und folgte dem Erbgang. Burkhard, der erste Vogt nach der Reform, war in den Jahren nach 1080 einer der Führer der päpstlichen Partei im Bodenseeraum

und führte deren Parteigänger 1084 im Feldzug gegen den Abt von St. Gallen, den wichtigsten Repräsentanten der kaiserlichen Partei, an; 1087 versammelten sich die wichtigsten Anhänger des Papstes im Südwesten Deutschlands in Schaffhausen.1213 Am 7. Juni 1091 gab Burkhard die Vogtei zurück. Vielleicht war es nur ein zeitliches Zusammentreffen mit Tou tos Gehorsamsverweigerung, vielleicht bestand ein sachlicher Zusammenhang mit ihr, sicher aber war Graf Burkhard, der das Kloster in jeder Hinsicht förderte, in diesem Falle nicht imstande oder nicht willens, als Vogt den Anspruch des Klosters in Wagenhausen durchzusetzen. Er trete, sagte er, von der Vogtei zurück, damit seine Erben keinen Anspruch aus angeblichem Erbrecht stellen könnten (ut nulli de heredibus meis liceat aliquam potestatem quasi hereditario iure in eodem monasterio sibi vendicare).1214 Bei diesen Erben handelt es sich um die oben genannten Neffen Adalbert, der sich später «von Morisberch» nannte, und Dietrich «von Bürgeln», später «von Nellenburg». Burkhard liess sich nach seinem Rücktritt wiederum zum Vogt wählen. Der eine der Enkel, Dietrich, lenkte ein; er ist seit 1092 in den Zeugenreihen von Allerheiligenurkunden zu finden. Der andere, Adalbert, erschien nicht auf den Gerichtstagen, solange Burkhard die Vogtei innehatte. Es gelang ihm, den Onkel zu verdrängen und seine Nachfolge zu übernehmen. Der Zeitpunkt der Übernahme ist nicht bezeugt. Burkhard erscheint am 1. Juni 1096 letztmals in einer Allerheiligenurkunde als Vogt. Danach sind bis zum Tod Abt Siegfrieds († 28. Oktober 1096) und aus der Regierungszeit Abt Gerhards (2. November 1096– 1097) keine Allerheiligenurkunden erhalten. Wahrscheinlich hängt der Wechsel mit dem erzwungenen Rücktritt Abt Gerhards zusammen, der «mehr einer Vertreibung als einer Entlassung glich».1215 Adalbert von Morisberg wurde Vogt gegen den Willen des Konvents. Er errichtete eine Befestigung und eignete sich nach dem einseitigen Bericht Bernolds Güter des Klosters an. Die Mönche versuchten darauf, ihn 1098 durch eine Prozession umzustimmen. Der Vogt liess sich nicht erweichen, und seine Krieger griffen

Abb. 151: Papst Calixt II. schreibt an Abt Adalbert von Schaffhausen und meldet die vollzogene Bestätigung der Freiheiten und den Inhalt des Briefs an Bischof Ulrich von Konstanz wegen des Streits um Wagenhausen (14. Januar 1120). Die Briefkopie steht am Ende einer Allerheiligenhandschrift mit den «Moralia in Job» von Papst Gregor dem Grossen, zusammen mit weiteren Kopien, die den Streit um Wagenhausen betreffen (Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 55, 184r, Ausschnitt).

139


Abb. 152: Erbzischof Bruno von Trier schlichtet den Streit um die Vogtei zwischen Allerheiligen und Vogt Adalbert (30. Mai 1122). Am rechten Rand stehen halbierte Buchstaben. Die andere Hälfte stand auf dem zweiten Exemplar der gleichen Urkunde (sog. Chirograph). Die Echtheit liess sich beweisen, indem die beiden Ausfertigungen der Urkunde aneinander gelegt wurden. Ergaben die entzwei geschnittenen Buchstaben zusammen ein Wort, waren die Urkunden echt (Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 63).

die Mönche tätlich an, verprügelten sie und schlugen sie in die Flucht.1216 Nach der Wahl des neuen Abtes Adalbert von Messingen am 24. Juni 1099 versöhnten sich die Kontrahenten.1217 Adalbert von Morisberg amtete fortan als Vogt. Er war bei der Übergabe des Klosters Wagenhausen an Bischof Gebhard von Konstanz (1105?) zugegen1218 und nahm 1111 im Beisein von Abt Adalbert Vergabungen entgegen (Adalbertus comes de Morisberk, advocatus predicti monasterii, hanc donationem suscepit).1219 Die Formulierung aus der Feder eines Mönches von Aller- heiligen drückt eine starke Stellung des Vogtes aus, die vom Kloster akzeptiert wurde. In einem Privileg vom 4. September 1111 bestätigt König Heinrich V. als erster Inhaber der 140

weltlichen Gewalt dem Abt und dem Konvent das Recht auf die freie Wahl des Vogtes und auf die Absetzung eines untauglichen Vogtes, genauso, wie es alle Päpste seit der Reform von 1079/80 getan hatten. Neu fügte Heinrich V. die Bestimmung ein, dass vor einer Absetzung das Königsgericht urteilen müsse (Abbas autem cum fratribus advocatum, quem voluerit, instituat. Qui si postmodum monasterio inutilis fuerit, abbas cum fratribus, apud regalem iusticiam querimonia super eo habita, eius adiutorio et auctoritate illum removeat et alium, quem sibi utilem perspexerit, preficiat).1220 Die neue Bestimmung stärkte den Vogt, indem sie eine mögliche Absetzung erschwerte und verzögerte, zeigt aber auch, dass Heinrich V. bestrebt war, seinen Einfluss im lange Zeit ganz auf den Papst ausgerichteten Kloster geltend zu machen. Um 1120 brach ein neuer Zwist zwischen dem Kloster und seinem Vogt aus. Adalbert von Morisberg habe, lautete der Vorwurf, das Kloster geschädigt. Erzbischof Bruno von Trier vermittelte am 30. Mai 1122 eine Einigung, in der die Rechte und Pflichten des Vogtes festgelegt wurden (Abb. 152).1221 Aufenthaltszeit und Gerichtsorte wurden genau umschrieben: Nur einmal pro Jahr konnte Adalbert die Gastfreundschaft des Klosters für vierzehn Tage in Anspruch nehmen, weitere Aufenthalte waren auf eine Übernachtung zu beschränken. Dem Vogt stand nur eine einmalige, jährliche Abgabe zu, deren Höhe er nicht selber festlegen konnte. Als Gerichtsorte wurden Schaffhausen, Büsingen, Hemmental und Hallau bestimmt; dem Vogt sollten dieselben Einkünfte zustehen, die der Vogt in Neunkirch bezog. Adalbert von Morisberg akzeptierte diese Begrenzung seiner Kompetenzen; das Kloster konnte seine materiellen Leistungen beschränken. Die Niederlage des Vogtes in der Auseinandersetzung geht auch daraus hervor, dass er zur «Sühnung seiner vielen Sünden und Schädigungen» (pro innumeris peccatis suis et incommodis) seinen Besitz in Illnau mitsamt der Kirche an das Kloster vergabte. Während die lokalen Konflikte zwischen Allerheiligen und Tou to von Wagenhausen einerseits und dem Abt und Vogt Adalbert von Morisberg anderseits von den Anfängen um 1090 bis zu ihrem Ende um 1120 gut dokumentiert sind, fehlt eine ähnliche Reihe von Urkunden und Chronikberichten über den dritten Konflikt, einer Auseinandersetzung mit den Herzögen von Zähringen. Diese traten in allen drei Konfliktphasen in Schaffhausen auf, 1120 mit der militärischen Eroberung der Stadt Schaffhausen und des Klosters Allerheiligen. Da bei ihnen lokale und überregionale Interessen und Einflüsse zusammentrafen, sind die Entwicklungen weniger klar zu erkennen.1222 Der einzige konkrete Streitpunkt


war das «kleine Grundstück» (parvum predium), das Herzog Berthold als Vogt der Bamberger Kirche 1050 mit Graf Eberhard gegen andere Grundstücke getauscht hatte.1223 Dieses kleine Grundstück scheint als Grund für das mehrfache Eingreifen eine zu schmale Basis, es dürften weitere Interessen auf dem Spiel gestanden haben. Ob sie sich auf Grundbesitz in Schaffhausen, vielleicht auf die Stadtkirche St. Johann oder auf Ansprüche aus der Vogtei über das Kloster St. Georgen in Stein am Rhein stützten, kann nur vermutet werden. Von den Zähringern ist keine einzige Schenkung an Allerheiligen bekannt. Sie standen dem Kloster Allerheiligen nicht so nahe wie die Gruppe von Kleinadeligen, die sich im Umkreis Burkhards von Nellenburg bewegten, die in den Zeugenlisten der Traditionsurkunden fassbar sind und sich durch Schenkungen an das Kloster an dessen Auf- und Ausbau beteiligten. Von einer indirekten Beteiligung an einer Schenkung berichtet die Relatio Burchardi:1224 Am 14. April 1090 vergabte der kinderlose Burkhard von Nellenburg seine Höfe (curtes) Büsingen und Hemmental auf sein Ableben hin an das Kloster Allerheiligen. Herzog Berthold von Zähringen und Graf Hermann wurden beauftragt, die Übergabe der beiden Höfe nach Burkhards Tod sicherzustellen, falls Burkhard nichts anderes verlangen würde. Die beiden übernahmen die Funktion von Salmännern, die als Mittler bei Grundstücksübertragungen eingesetzt wurden, insbesondere zur Durchführung von letztwilligen Verfügungen.1225 Unmittelbar darauf änderte Burkhard seinen Plan und liess Herzog Berthold und Graf Hermann die Übertragung sofort vollziehen. Diese Schenkung wurde in der Forschung als «Indiz für ein gutes Einvernehmen und auch für politische Zusammenarbeit der Nellenburger mit den Zähringern» gedeutet.1226 Beachtet man den Kontext der Überlieferung, ist diese Interpretation nicht zwingend. In der Relatio Burchardi stellte Burkhard von Nellenburg die Grundlagen der Ausstattung des Klosters nach der Reform dar und verteidigte sie gegen Erbansprüche. Dies gilt für die «villa» Schaffhausen, für die Schenkungen seiner Eltern und für die Vogtei. Es liegt nahe, für die Übertragung der Höfe Büsingen und Hemmental eine ähnliche Absicht zu vermuten.1227 Knapp zwei Jahre später, am 26. Februar 1092, erweiterte Graf Burkhard, wieder in Anwesenheit von Herzog Berthold, seine Schenkung auf die ganze «villa» Hemmental und den dazugehörigen Forst.1228 Am 28. Februar 1100 schenkte er erneut das «predium» Hemmental und den Randenforst. Auch diesmal war Herzog Berthold von Zähringen als Zeuge anwesend.1229 Unklar bleibt, wessen Rechtsansprüche abgewehrt wurden und ob eigene Interessen der Zähringer im Spiel waren. Auf-

fällig ist, dass die villa Hemmendal cum adiacente foresto, quod vocatur Rande neben Schaffhausen als einziger Besitz im Privileg von König Heinrich V. vom 4. September 1111 namentlich aufgeführt ist,1230 was auf das Bedürfnis hindeutet, diesen Besitz rechtlich abzusichern. Aus der Stellung als Garanten für den Vollzug der ersten Besitzübertragung vom 14. April 1090 ist die unangefochtene Machtstellung von Herzog Berthold abzulesen. Knapp zwei Jahre später, auf der grossen Versammlung in Stein vom 26. Februar 1092, wurde trotz der Mahnung von Papst Urban II. Toto nicht zur Unterwerfung gezwungen; Bischof Gebhard, der Bruder Bertholds, setzte auch das Druckmittel der Exkommunikation Totos nicht ein. Es ist möglich, dass die Ansprüche von Abt Siegfried nicht unbestritten waren und von den Zähringern nicht voll unterstützt wurden. Vielleicht ist die laue Unterstützung auf eine Verschiebung der Machtver- hältnisse zugunsten der Anhänger Kaiser Heinrichs IV. zurückzuführen, so dass die Zähringer sich nicht durchsetzen konnten. Nach der Chronik Bernolds nahm bis 1093 die Anhängerschaft des kaiserlichen Gegenpapstes Clemens III. (vom Chronisten immer nur Guibertus genannt) in Alemannien derart zu, dass die Anhänger Urbans II. nicht daran glaubten, hier verbleiben zu können. Abt Siegfried erwirkte in dieser Situation vom Marseiller Abt Richard die Überlassung des Klosters Nobiliacum (SaintLéonard-de-Noblat) in der Nähe von Limoges und liess es so vorbereiten, dass er mit seinem Konvent notfalls dorthin hätte flüchten können.1231 Dies war nicht nötig; der Konvent blieb in Schaffhausen. Abt Siegfried pflegte die Beziehungen zu den Zähringern. 1084 unterstützte er die Wahl seines Hirsauer Mitbruders, Gebhards von Zähringen, zum Bischof von Konstanz.1232 Bei der Gründung der Abtei St. Peter im Schwarzwald durch Herzog Berthold im Sommer 1093 war auch Siegfried dabei und stiftete neben anderen Reliquien eine des Petrus.1233 Als sich die Stellung der päpstlichen Partei im Bodenseeraum wieder festigte, wurde Tou to von der Synode in Konstanz 1094 zur Unterwerfung gezwungen.1234 In den folgenden Jahren gewann die kaiserliche Partei im Bodenseeraum erneut an Einfluss. Es ist wohl diesem Umschwung zuzuschreiben, dass Abt Gerhard, der Nachfolger Siegfrieds, nach kurzer Zeit den Papst um Entlassung aus dem Amt bitten musste. Herzog Berthold von Zähringen fand einen Ausgleich mit Kaiser Heinrich IV. Er trat die Herzogsgewalt in Schwaben dem Staufer Herzog Friedrich ab und übernahm die Reichsvogtei Zürich. Der papsttreue Chronist Bernold schwieg sich über diese seinen Vorstellungen zuwiderlaufenden Entwicklungen aus, er berichtet 141


auch nicht über die Wechsel in der Vogtei in Schaffhausen. Wie Burkhard von seinem Amt verdrängt wurde und von wem Adalbert von Morisberg als Nachfolger eingesetzt wurde, ist unbekannt. Adalbert von Messingen, der nach einer einjährigen Sedisvakanz am 24. Juni 1099 zum Abt von Allerheiligen1235 gewählt wurde, musste sich zuerst in einem kirchenrechtlichen Verfahren von der Anschuldigung befreien, er habe den Vorgänger vertrieben. Graf Burkhard starb am 21. Januar des Jahres 1101, vielleicht 1102.1236 Kurz vorher vermachte er dem Kloster sein Gut Hemmental mit dem Walde Randen und seine Weinberge in Maienfeld und Malans. Bei der ersten Schenkung waren auch Berthold von Zähringen und sein Sohn Hermann als Zeugen zugegen. Kurz darauf muss er Anspruch auf das Gut erhoben haben, das sein Vater 1050 mit Graf Eberhard von Nellenburg gegen andere eingetauscht hatte.1237 Sein Bruder, Bischof Gebhard, brachte ihn dazu, am 14. März 1102 Verzicht zu leisten.1238 In den folgenden Jahren brachen wieder Konflikte mit einer Adelsgruppe auf, und es ist anzunehmen, dass die durch Burkhards Schenkungen an das Kloster um ihre Erbschaft geprellte Verwandtschaft ihre Ansprüche geltend machte. Die Machtverhältnisse im Bodenseeraum veränderten sich zu Ungunsten der päpstlichen Parteigänger. Der Konstanzer Bischof Gebhard musste die Bischofstadt verlassen und das Feld dem kaiserlichen Gegenbischof Arnold überlassen.1239 Das Schaffhauser Kloster wurde in den Strudel hineingerissen. Der Papst mahnte anfangs 1104 seine Getreuen in Schwaben und Bayern, das Kloster Allerheiligen gegen seine Bedränger zu beschützen.1240 Nach 1105 erlebte Allerheiligen eineinhalb ruhige Jahrzehnte, aus denen nur Zeugnisse des kontinuierlichen Ausbaus überliefert sind. Die neue Kirche (Allerheiligen IV), das heutige Münster, wurde durch Bischof Gebhard von Konstanz geweiht, davon berichtet nur eine späte und unzuverlässige Quelle ohne genaue Datierung.1241 Die bisherigenVersuche, das Jahr nach verschiedenen Indizien zu bestimmen, sind nicht überzeugend ausgefallen.1242 In der Klausur entstanden weitere neue Gebäude. Die Handschriftenproduktion bereicherte die eigene Bibliothek; weitere Handschriften wurden für benachbarte Klöster kopiert.1243 1106 sandte Abt Adalbert einige Mönche nach Benediktbeuren in Bayern zur Wiederherstellung der Disziplin im dortigen Kloster.1244 Die nächste Nachricht über die Zähringer in Schaffhausen ist in einem undatierten Schreiben von Abt Adalbert an Papst Calixt II. enthalten, das vermutlich zwischen dem 23. Februar und dem 18. April 1120, spätestens im Frühjahr 1122 geschrieben wurde.1245 Es berichtet von einem Überfall des Sohnes von Berthold, Konrad von 142

Zähringen, auf das Kloster Allerheiligen. Über die Ursache für diesen bewaffneten Konflikt schweigt sich die Quelle aus. Der junge Konrad (puer adolescens) griff das Kloster (locum Sancti Salvatoris) am 23. oder 24. Februar1246 an. Die Bewohner der befestigten Siedlung (oppidani) kämpften heftig mit seinen Kriegern vom Mittag bis in die tiefe Nacht. Konrad konnte nicht eindringen, vernichtete aber das Kloster, vielleicht den ganzen Ort (locus) zum grössten Teil durch Feuer. Ob locus – wie häufig in den Dokumenten jener Jahre – das Kloster oder die ganze von einem Wall umgebene Siedlung meinte, bleibt unklar. Konrad zog sich, da viele seiner Leute verwundet waren, zurück. Am nächsten Tag kam er wieder, um das ganze Kloster (oder den ganzen Ort?) mitsamt Bewohnern (cum hominibus) gänzlich zu vernichten. Abt Adalbert fährt weiter: «Als ich das erfuhr und auch sah, dass die Unbewaffneten und Unkriegerischen gegen die Bewaffneten und Kriegsgewohnten nicht lange widerstehen konnten, und nachdem ich mich mit unseren Vertrauten beraten hatte, ging ich, geführt von seinen Kriegern, zum vorgenannten Fürsten hinüber und gab mich selber mitsamt dem Kloster und den Bewohnern ohne jede Bedingung in seine Gewalt, damit er an uns vollende, was Gott ihm gegeben habe. Ich konnte aber seine Unbändigkeit nicht besänftigen, da er, was um die Stätte herum war, zuschanden machte und vernichtete, nach seinem Willen Gefangene abführte und ausserdem dem Kloster eine grosse Geldsumme auferlegte, die ihm bis Ostern abzuliefern sei». Der Bericht lehnt sich an die Kapitel aus dem biblischen Buch Judith an, das jeweils im September im Gottesdienst gelesen wurden.1247 Das Verhalten Konrads von Zähringen wird mit den gleichen Ausdrücken geschildert wie das von Holofernes, der auf seinem Zug so grosse Angst verbreitete, dass die Regenten ihm ihre Städte übergaben. Man kann annehmen, dass die Auseinandersetzungen wie 20 Jahre zuvor mit dem Gütertausch im Jahr 1050, vielleicht auch mit anderen Rechten der Zähringer in Schaffhausen zusammenhingen.1248 Die Besitzverhältnisse in Schaffhausen sind keineswegs so klar, wie man bisher annahm. In der Zeit um 1120 entstand der bekannte Güterbeschrieb, nach dem das Kloster Allerheiligen 112 Hofstätten besass, woraus man schloss, dass Schaffhausen nur aus diesen 112 Hofstätten bestanden habe. Es wäre auch zu untersuchen, ob die Rechte, wie nundinae (Jahrmarkt) und naulum (Fährgeld), die im Privileg Konrads III. von 1145 erstmals genannt sind und in die Allerheiligenfälschungen der Jahrhundertmitte aufgenommen wurden, neue Begriffe für schon früher ausgeübte Rechte waren oder ob sie zwischen 1120 und 1145 vom Kloster neu erworben wurden.1249


Im Jahr 1122 kam eine Einigung zustande. Am 22. November dieses Jahres bestätigte der Bamberger Bischof Otto den Gütertausch von 1050, ohne auf vorangegangene Konflikte einzugehen. 1122 war auch die Einigung zwischen dem Kloster und seinem Vogt Adalbert von Morisberg zustande gekommen. Die Einigung zwischen Papst und Kaiser im Wormser Konkordat mag dazu beigetragen haben, dass im gleichen Jahr die seit 30 Jahren andauernden Konflikte gelöst wurden; in Allerheiligen wurde der Text des päpstlichen und des kaiserlichen Privilegiums kopiert.1250

Entwicklung im 12. Jahrhundert Für das zweite und das dritte Viertel des 12. Jahrhunderts ist die Dichte der schriftlichen Überlieferung weit geringer als für die vorangehende Zeit, sowohl für die Dokumente wie auch für die chronikalischen Berichte. Dank den Beziehungen zu Erzbischof Bruno von Trier erhielt das Kloster Allerheiligen 1122/24 die Reliquien der Heiligen Constans, Alexander und Leguntius, die kurze Zeit zuvor in Trier aufgefunden worden waren. Zusammen mit ihnen gelangte auch der Text der sog. Trierer Bleiinschrift, einer Fälschung, die angeblich in der Krypta mit den um 1100 aufgefundenen Reliquien der Heiligen zum Vorschein

gekommen war, nach Schaffhausen und wurde im grossen Passionale kopiert.1251 Die Translation ist in einem ausführlichen Bericht festgehalten.1252 Das Allerheiligenkloster erhielt auch eine Handschrift mit der Chronik Reginos von Prüm, die im 10. Jahrhundert in Trier geschrieben und benutzt worden war.1253 Ausser diesen Trierer Einflüssen sind aus den Handschriften keine Beziehungen zu anderen Klöstern festzustellen. Die Zeit der regelmässigen Buchproduktion war vorbei; nur noch vereinzelt wurden weitere Handschriften kopiert. Erst am Ende des Jahrhunderts sind Verbindungen zu Engelberg und St. Johann im Thurtal greifbar.1254 In der Privilegien 1145 und 1154 liess sich das Kloster seine Rechte und seinen Besitz von den Kaisern Konrad III. und Friedrich I. bestätigen.1255 Bis 1179 ist ausser einer Bestätigung der Schenkung von Illnau durch Adalbert von Morisberg von ca. 1125/30 keine (echte) Papsturkunde erhalten.1256 Diese Schenkung wurde auch von den Erben bekräftigt.1257 Daneben sind nur eine Vogteinsetzung (Abb. 153) und zwei Schenkungen schriftlich dokumentiert.1258 Ohne Zweifel gingen im Spätmittelalter viele schriftliche Quellen verloren;1259 es gibt aber Hinweise dafür, dass in den ruhigeren Zeiten auch weniger schriftlich festgehalten wurde.1260 Der einzige Konflikt, der in den Dokumenten greifbar ist, ist die Auseinandersetzung zwischen den Klöstern Allerheiligen und St. Blasien um den Stauferberg zwischen Abb. 153: Heinrich von Witlisberg empfängt die Untervogtei Dietlikon (1124). In der sorgfältig geschriebenen Urkunde werden die gestreckten Ober- und Unterlängen aus der Schrift der Herrscherurkunden übernommen. Auf der Rückseite finden sich kopfstehend Archivvermerke (Zürich, Staatsarchiv, Pfrundurkunden, Illnau C IV 5.3.2., Vorder- und Rückseite).

143


Abb. 154: Fälschung: Papst Eugen III. bestätigt die Freiheiten und Besitzungen des Klosters Allerheiligen. Die angeblich am 28. Januar 1149 in Rom ausgestellte, tatsächlich nach der Jahrhundertmitte in Schaffhausen gefälschte Papsturkunde diente der Bekräftigung von Rechtsansprüchen auf umstrittene Gebiete gegenüber dem Kloster St. Blasien im Schwarzwald (Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 73).

St. Blasien und der zu Allerheiligen gehörigen klösterlichen Niederlassung in Grafenhausen.1261 Zur Rechtfertigung ihrer Ansprüche stellten die Schaffhauser Mönche eine Reihe von gefälschten Papst- und Kaiserurkunden (Abb. 154) her, was aber nicht genügte, um dem Rechtsstandpunkt von Allerheiligen vollumfänglich zum Durchbruch zu verhelfen.1262 Über die innere Entwicklung des Klosters ist aus den wenigen Aufzeichnungen fast nichts bekannt. Die Abfolge und die Regierungszeiten der Äbte sind nicht mit Sicherheit zu ermitteln, bei den meisten weiss man nichts von ihrem Wirken.1263 Abt Adalbert ist als einziger in den Nekrologen von Wagenhausen und Hermetswil zum 23. April eingetragen,1264 im letzteren durch Majuskeln hervorgehoben. Es handelt sich um den Schaffhauser Abt, der 1145 im Privileg Kaiser Konrads III. genannt ist.1265 Ein Reliquienverzeichnis aus dem Kloster Muri(-Hermetschwil) aus dem späteren 12. oder frühen 13. Jahrhundert verzeichnet unter den Reliquia sanctorum martyrum: … Constantis et Alexandri Trevirorum senatorum martyrum.1266 Es ist zu vermuten, dass Abt Adelbert die Aufnahme ins Hermetswiler Nekrologium der Schenkung von Stücken der Trierer Reliquien verdankte. Abt Ulrich hinterliess einen undatierten Aufruf zum Bau von zwei Münstertürmen.1267 Dieser Abt ist sonst nur aus der ge-

fälschten und auf das Jahr 1149 datierten Bulle von Papst Eugen bekannt.1268 Der Fälscher dürfte die Glaubwürdigkeit seiner Urkunde nicht durch einen unrichtigen Namen vermindert haben; man darf annehmen, dass Abt Ulrich 1149 dem Kloster vorstand. Der Aufruf wurde demnach um die Mitte des 12. Jahrhunderts geschrieben.1269 Die finanziellen Mittel, die gespendet wurden, reichten aber nur für einen Münsterturm. Für die Wissenschaft ist die lückenhafte Quellenüberlieferung bedauerlich; es fehlt die Basis für eine ausführliche Darstellung der Entwicklung der Rechts- und Eigentumsverhältnisse im 12. Jahrhundert. Die Zeit der Expansion des Allerheiligenklosters war aber offensichtlich vorüber. Dennoch hatte die Reformbewegung der 1080er Jahre vieles erreicht; die kleine Zahl von Aufzeichnungen ist nicht als Zeichen des Misserfolgs zu werten. Das ungestörte Wirken der Klostergemeinschaft im Gebet, der geistigen und körperlichen Arbeit, «das betende Einstehen für alle Christen der Welt»,1270 hinterliess keine Dokumente und Chroniken. Die neuen geistigen Entwicklungen fanden auch im Allerheiligenkloster Eingang,1271 und die schönsten bildhauerischen Werke, die Fensterlünetten in der Abtskapelle, wurden um 1200 geschaffen. Sie zeigen, dass bei Bedarf die Kräfte auch für künstlerische Werke von grosser Ausdruckskraft mobilisiert werden konnten.


Das Allerheiligenkloster im 11. und 12. Jahrhundert – ein Überblick 1045 Juli 10 Erste Nennung von Schaffhausen: Graf Eberhard erhält ein Münzprivileg für die «villa Schâfhusun». Er gehört zum Geschlecht der Nellenburger und ist Graf im Zürichgau. 1049 Nov. 22 Graf Eberhard gründet in Schaffhausen ein Kloster zu Ehren des Erlösers (Salvatorkloster) und stattet es mit Gütern aus; seit 1090 wird es vereinzelt, seit dem 14. Jahrhundert regelmässig Allerheiligenkloster genannt. Die Gründung wird durch Papst Leo IX. vollzogen. 1050 März Das Kloster ist im Bau. Besitzrechte der Kirche Bamberg in Schaffhausen werden durch einen Gütertausch abgelöst. Die übrigen Schaffhauser Grundbesitzer und Inhaber von Rechten bleiben weitgehend unbekannt. 1050er Jahre Beginn des monastischen Lebens; Zeitpunkt und Herkunft der Mönche sind quellenmässig nicht belegt. 1064 Nov. 3 Bischof Rumolt von Konstanz weiht das erste Münster (Allerheiligen I). Liutolf steht dem Kloster als zweiter Abt vor. 1067 Juni Graf Eberhard festigt seine Herrschaft in Schaffhausen. König Heinrich IV. verleiht ihm den Wildbann auf dem Lauferberg und im Reinhardwald; Papst Alexander II. bestätigt dem Grafen umfassende Herrschaftsrechte über das Kloster. In den folgenden Jahren werden im Kloster weitere Gebäude errichtet, die Kirche ausgebaut und die Aussenkrypta als Grablege der Klosterstifter erbaut (Allerheiligen II). Ende der 1070er Jahre Graf Eberhard tritt als Mönch, seine Gattin Ita als Nonne ins Kloster ein, das zum Doppelkloster wird. 1078 oder 1079 März 25/26 Graf Eberhard stirbt. Sein Sohn Burkhard von Nellenburg, tritt das Erbe an; die Enkel, Söhne eines 1075 gefallenen Sohnes, sind noch minderjährig. 1080 März Abt Wilhelm von Hirsau übernimmt die Reform des Klosters, das den Grundbesitz, die freie Abt- und Vogtwahl, das Markt- und Münzrecht erhält und dem Papst direkt unterstellt wird. 1080 Mai 3 Papst Gregor VII. bestätigt die neue Rechtslage. 1080 nach Mai 3 Siegfried, ein ehemaliger Hirsauer Mönch, wird zum Abt gewählt. Er ist eine Stütze der Reformbewegung im Bodenseeraum. Graf Burkhard bleibt Vogt des Klosters. u 1083 To to von Wagenhausen übergibt seine Güter dem Kloster, das in Wagenhausen eine «cella» einrichtet. 1080er Jahre Der Nonnenkonvent erhält ca. 250 m vom Mönchskonvent entfernt eigene Gebäude. Die Klostergemeinschaft und ihr Besitz wachsen; die Gebäulichkeiten werden erweitert, das Kloster erlebt den grössten Aufschwung in seiner Geschichte. Eine grossartige fünfschiffige Kirche wird in Angriff genommen; das Bauvorhaben wird aber bald aufgegeben (Allerheiligen III). u 1090–1094 Toto von Wagenhausen verweigert den Gehorsam. In einem langwierigen Verfahren wird er zur Unterwerfung gezwungen. 1092 Jan. 26 Erste Erwähnung des Nonnenkonvents St. Agnes. 1093 Abt Siegfried erwirbt ein Kloster in Frankreich (Limousin) für ein eventuelles Exil der Klostergemeinschaft; Näheres ist nicht bekannt. Anzeichen von Krisen wechseln mit Anzeichen der Prosperität. Der Kirchenneubau wird in bescheidenerem Rahmen wieder aufgenommen (Allerheiligen IV); die Chorapsis ist beim Tod von Abt Siegfried fertiggestellt. 1096 Okt. 28 Abt Siegfried stirbt. Am 2. Nov. wird Gerhard zum Abt gewählt. Zwischen 1096 Juni 1 und 1098 Graf Burkhard von Nellenburg tritt die Vogtei an seinen Neffen Adalbert von Morisberg ab. 1097 Sommer Abt Gerhard kann sich nicht durchsetzen und muss sein Amt aufgeben; er nimmt am 1. Kreuzzug teil. Der Abtstuhl bleibt unbesetzt. 1098 Konflikt zwischen den Mönchen und dem Vogt; die Mönche werden auf einer Prozession von den Kriegern des Vogtes übel zugerichtet. 1099 Juni 6 Der Prior Adalbert von Messingen wird zum Abt gewählt. Der Kirchenbau von Allerheiligen IV wird fortgesetzt. 1100 Feb. 28–März Graf Burkhard von Nellenburg übergibt dem Kloster seine Güter in Hemmental (mit dem Randenforst), in Maienfeld und Fläsch. 1100/1102 Graf Adalbert von Morisberg, der Vogt, und Graf Burkhard von Nellenburg einigen sich mit Abt Adalbert im Konflikt um Leibeigene. 1101 oder 1102 Jan. 21 Graf Burkhard von Nellenburg stirbt. 1102 März 6 Graf Berthold von Zähringen leistet Verzicht auf die von seinem Vater als Vogt der Kirche Bamberg im Tausch von 1050 abgetretenen Güter. 1104 Das Kloster wird von der kaiserlichen Partei, die im Bodenseeraum dominiert, bedrängt. 1105 Das Kloster verliert die «cella» Wagenhausen. Neue Niederlassungen entstehen in Grafenhausen und in Langenau (nördl. Lindau). nach 1105 Konsolidierung der Herrschaft, neue Schenkungen. Der Bau von Allerheiligen IV. wird vollendet; die Kirche, das heutige Münster, wird durch Bischof Gebhard von Konstanz geweiht. 1111 Sept. 4 Kaiser Heinrich V. bestätigt die Nellenburger Schenkungen. 1119–1122 Der Versuch von Abt Adalbert, das Klösterchen Wagenhausen nach dem Tod Tøtos wieder dem Schaffhauser Kloster anzugliedern, scheitert. 1120 Jan. 3 Papst Calixt II. bestätigt Besitz und Rechte des Klosters. 1120 Feb.–April Überfall Konrads von Zähringen auf das Kloster. Der Grund ist nicht bekannt. 1122 Mai 30 Erzbischof Bruno von Trier schlichtet den Konflikt zwischen dem Vogt, Adalbert von Morisberg, und dem Kloster über der Rechte des Vogtes. 1122 Nov. 11 Bischof Otto von Bamberg bestätigt den Gütertausch in Schaffhausen von 1050; Kaiser Heinrich V. bestätigt Besitz und Rechte des Klosters. Das Kloster wird durch weitere Bauten vergrössert. 1134–1164 Langwierige Auseinandersetzung um den Berg Staufen im Schwarzwald mit dem Kloster St. Blasien enden mit einer Teilung des umstrittenen Gebiets. 145


Nellenburg – Kloster Reichenau – Allerheiligen in Schaffhausen Stationen in der Geschichte der älteren Nellenburger Alfons Zettler

Probleme um die Vorfahren der Nellenburger

Abb. 155: Die Nellenburg auf dem Nenzinger Berg bei Stockach (Bildmitte), etwa 35 km von Schaffhausen entfernt (Luftaufnahme O. Braasch).

Was wissen wir über den Grafen Eberhard, seine Herkunft und seine Familie? Wie bei den meisten Adelsgeschlechtern, die sich im Verlauf des späten 10. und 11. Jahrhunderts in Schwaben herausbildeten oder «formierten», wie man zu sagen pflegt, bildet die Zeit der ottonischen Herrscher und insbesondere die Zeit um die Jahrtausendwende eine nahezu unüberwindliche genealogisch-personengeschichtliche Barriere. Denn vor der «Verortung» und Zubenennung der Dynasten, meist nach ihren im Verlauf des 11. Jahrhunderts errichteten «Stammburgen», herrschte in diesen Kreisen bis in den höchsten Adel die Einnamigkeit vor, und nicht selten wurden Grossvater, Vater und Sohn beim selben Namen gerufen. Das gilt offenbar auch für die Nellenburger. In aller Regel sind die Vorfahren der Dynasten des 11. Jahrhunderts allenfalls anhand ihrer Ämter, vor allem der Grafschaften und Vogteien, einigermassen zurückzuverfolgen, aber auch diese Möglichkeit fällt bei Graf Eberhard dem Seligen im grossen und ganzen aus. Nicht einmal bei Eberhard selbst ist es nämlich klar, über welches Amt oder welche Ämter er in seinen jüngeren Jahren verfügte, geschweige denn, zu welchem Zeitpunkt er gegebenenfalls solche Würden trug, bevor er mit einiger Wahrscheinlichkeit in den Jahren 1036/37 als Graf im Zürichgau entgegentritt.1272 Die Misere setzt sich nach oben hin weiter fort, denn wir können weder den Vater Eberhards als Person und Amtsträger eindeutig von diesem trennen noch anhand der spärlichen Überlieferung die Frage beantworten, ob denn Eberhard Amt und Würde, wie das seinerzeit üblich wurde, vom Vater ererbt und übernommen habe. Und zu allem

Überfluss gestalten sich diese Fragen noch dadurch zu einem rechten Labyrinth, dass Manegold, ein Bruder Graf Eberhards, bereits in den letzten Jahren der Regierung Kaiser Heinrichs II. oder in den ersten Jahren König Konrads II. die Vogtei über das im Herzen Schwabens gelegene Reichskloster Reichenau erlangte. Und dieser Manegold, der wenige Jahre später, 1030, im Kampf gegen den aufrührerischen Schwabenherzog Ernst II. ums Leben kam, wird in sämtlichen, auch schon den zeitgenössischen Zeugnissen als Graf bezeichnet. Wir wissen aber nicht, ob er neben der Klostervogtei tatsächlich eine Grafschaft innehatte, in der er ja dann die Nachfolge des Vaters angetreten haben könnte, oder ob die Chronisten ihm bloss den Titel verliehen haben, weil das im Verlauf des 11. Jahrhunderts so üblich wurde und sich allgemein durchsetzte. Eberhard/Eppo und Hedwig, die Eltern Graf Eberhards Die Schwierigkeit, den Grafen Eberhard als Person zu fassen, beginnt gleich damit, dass Eberhards Vater offenbar den gleichen Namen trug wie der Sohn und dass deshalb die beiden Eberharde in der ersten Jahrhunderthälfte nicht ohne weiteres auseinandergehalten werden können. Neben dem vollen Namen begegnet in den Quellen ausserdem die Neben- oder Koseform Eppo. So konnte sich lange Zeit die Ansicht halten, der ältere Eberhard oder Eppo, der Vater Graf Eberhards, habe noch in den dreissiger Jahren gelebt und Taten vollbracht, die in Wahrheit bereits dem Konto von Eberhard dem Seligen, des Sohnes, gutzuschreiben wären.1273 Die Eltern des Grafen Eberhard hiessen laut einer sehr viel späteren Quelle, dem Buch der Stifter des Allerheiligen-Klosters zu Schaffhausen, Eppo und Hedwig. Beide werden dort auch näher charakterisiert, Eppo als «ain hoher grave im Swaben lant» und Hedwig als «des hohen kaiser Hainrichs (II.) swester tochter».1274 Dieser Ehebund ist gut verbürgt, denn ihn meldet nicht nur das spätmittelalterliche Schaffhauser Stifterbuch, sondern auch die sogenannten Schaffhauser Annalen aus dem 12. Jahrhundert, die in Wirklichkeit Marginalien zur Chronik des im 11. Jahrhundert schreibenden Bernold sind.1275 Demnach führte Eppo die aus Sachsen stammende Hedwig im Jahre 1009 in die Ehe. Ebenso wie die gleich noch


ausführlicher zu erwähnende Seelgerät-Urkunde von 1056 bezeichnen alle genannten Zeugnisse den älteren Eberhard oder Eppo als «Grafen», doch muss offenbleiben, ob er tatsächlich ein Grafenamt innehatte, denn zeitgenössische Belege fehlen. Erst der Sohn erscheint eindeutig als Graf, und zwar im Zürichgau sowie vielleicht auch im Neckargau. Eppos Söhne Manegold und Burkhard Zuverlässigen Aufschluss über die Nachkommen des älteren Eberhard oder Eppo scheint eine Urkunde zu geben, die Graf Eberhard der Selige im Jahre 1056 in Schaffhausen in zweifacher Ausfertigung, eine für jede betroffene Partei oder Instanz, niederschreiben liess.1276 In diesem Dokument geht es in erster Linie um die Einrichtung eines Seelgeräts, d. h. einer Gedenkstiftung für Eberhards Vater, für die bereits verstorbenen Brüder Burkhard und Manegold sowie – und dies nicht zuletzt – für den Nellenburger selbst. In das Ganze verwoben ist ferner eine entsprechende Stiftung von einem herausragenden nahen Verwandten Eberhards zugunsten des Seelenheils eines gemeinsamen Ahnen, nämlich des avus – Grossvaters – Herzog Bertolds I. von Kärnten, der laut den Worten der Urkunde gleichzeitig patruus – Grossonkel – des Grafen Eberhard gewesen war. Leider ist diese Person nicht beim Namen genannt, sodass bei der Quellenlage und angesichts des weitgefassten Bedeutungsspektrums von Verwandtschaftsbezeichnungen wie avus und patruus es bislang nicht gelungen ist, das hier aufscheinende Verwandtschaftsverhältnis und die Identität des nellenburgischen und zähringischen Vorfahren zu klären. Die Urkunde vom Jahre 1056 stellt ein Dokument dar, das eine ganze Reihe von Rechtshandlungen schriftlich fixiert und zusammenfasst. Und es ist eben dieser ausführliche und detailreiche Bericht über zeitlich z. T. weit zurückliegende Rechtsakte, der in unserem Zusammenhang höchstes Interesse beanspruchen kann. Der etwas langatmigen Arenga, in der sich Graf Eberhard unter anderem beklagt, dass einige der dem Kloster Reichenau anvertrauten Güter, die eigentlich dem Seelenheil seiner Angehörigen zugute kommen sollten, mittlerweile vom Reichenauer Abt als Benefizien, als Lehen an die klösterlichen Ritter, ausgegeben worden seien, folgen Angaben über die Einrichtung einer gemeinsamen Grabstätte für den Vater und die Brüder Eberhards. Auch Graf Eberhard selbst strebte offenbar zunächst die Bestattung in diesem Familiengrab an. Auf die Gruft der frühen Nellenburger wird nochmals zurückzukommen sein, an dieser Stelle sei der Bericht Eberhards des Seligen in der Urkunde nur kurz gestreift. Er besagt, Eberhard habe auf dem

Friedhof des Reichenauer Klosters mit Erlaubnis des Abtes Berno eine Kirche erbaut, in der er die sterblichen Überreste seines Vaters Eberhard und seiner Brüder Burkard und Manegold auf gemeinsamen Ratschluss der Klosteroberen und der Mönche zusammentragen und zur letzten Ruhe betten liess. Dieser Akt zumindest ist auf die Zeitspanne 1034 bis 1046 einzugrenzen, da der Konstanzer Bischof Eberhard, dessen Sedenzzeit diese Daten bezeichnen, die Grabkirche weihte. Mehrfach sind nun die drei erwähnten Personen, der ältere Graf Eberhard mit den Söhnen Burkhard und Manegold, in eben dieser Reihenfolge im Kontext der Charta als Verstorbene genannt. Daraus und aus dem Sachverhalt, dass der Tod Manegolds in der Schlacht gegen den abtrünnigen Schwabenherzog Ernst am 17. August 1030 offenbar den Anlass für die Einrichtung der Reichenauer Grabkirche gab – wie ich an anderer Stelle näher dargelegt habe – schliesse ich auf eine Reihenfolge nach Massgabe des Versterbens dieser Personen.1277 Zuerst wäre also der Vater Eberhard dahingegangen, jedenfalls vor 1030, dann Burkhard, ebenfalls vor 1030, und schliesslich Manegold in eben diesem Jahr. Bau und Weihe der Kirche dürften daher nicht allzulange nach Manegolds Tod erfolgt sein, also Mitte bis Ende der dreissiger Jahre. Die Weihe durch den Konstanzer Bischof würde dann, so ist auch die Berichtsfolge in der Urkunde, den krönenden Abschluss des Unternehmens markieren. Eberhard der Selige im Kreis seiner Brüder Eberhard der Selige hatte nach allem, was wir wissen, lediglich zwei Brüder, denen die ältere Forschung zum Teil einen weiteren, den Grafen Thiemo (im Zürichgau?), zugesellen wollte.1278 Auf der Grundlage der zweifellos besonders ernst zu nehmenden Aussagen Eberhards SeelgerätUrkunde erscheinen nun einige Überlegungen zu den Altersverhältnissen und zur Nachfolge der Söhne im Amt oder den Ämtern des Vaters angebracht. Bereits Hans Kläui fügte diese Generation so in seinen Gesamt-Stammbaum der Nellenburger ein, dass Eberhard der Selige dort als jüngster Sohn Eppos firmiert, was meines Erachtens einige Wahrscheinlichkeit für sich hat. Den von Hils in seiner Arbeit über die Grafen von Nellenburg in die Diskussion gebrachten, angeblich weiteren Sohn Eppos, Thiemo, lässt Kläui indessen – wie ich meine, ebenfalls zu Recht – fort.1279 Über die Brüder Eberhard, Manegold und Burkhard lassen sich zumindest einige elementare personengeschichtliche Aussagen treffen. Vorhin war die Rede vom Schaffhauser Stifterbuch aus dem späten Mittelalter gewesen, das eine sehr schlechte Presse hat. Doch berichtet der Autor immerhin von der Vermählung des alten Eppo, der 147


ein hoher Graf im Schwabenland gewesen sei, mit Hedwig, einer Verwandten Kaiser Heinrichs II., im Jahre 1009. Er nimmt damit eine Notiz der älteren und wohl auch zuverlässigen Schaffhauser Annalen zum besagten Jahr 1009 auf, wo es heisst: Temporibus his Ebbo comes de Nellenburc consobrinam Heinrici regis, Hedewigam nomine, de curia regis duxit uxorem, also: «Um diese Zeit führte Graf Ebbo von Nellenburg eine Verwandte des Königs Heinrich (1002–1024) namens Hedwig vom Königshof in die Ehe».1280 Auch wenn der unbestimmten Zeitangabe halber nun nicht unbedingt genau vom Jahre 1009 als Termin der angeführten Heirat auszugehen ist, ergeben sich aus dieser Notiz doch Eckdaten für die Geburt und das ungefähre Alter der Söhne Hedwigs und Eppos. Der im Jahre 1030 gefallene Manegold beispielsweise könnte selbst dann, wenn er tatsächlich der älteste Sohn des Paares gewesen sein sollte, bei seinem Tod höchstens um die 20 Jahre gezählt haben. Alle drei Söhne dürften im zweiten Jahrzehnt des 11. Jahrhunderts geboren worden sein, wenn man die Möglichkeit ausser Betracht lässt, dass die Brüder teilweise aus einer voraufgehenden Ehe Eppos stammen könnten. Den anderen Bruder Eberhards des Seligen namens Burkhard lässt Kläui in seinem Stammbaum erst 1053 dahingehen, indem er eine Notiz im Weissenburger Nekrolog auf den Nellenburger bezieht, derzufolge ein Burkhard in der Schlacht bei Civate gefallen ist. Was Hans Kläui zu dieser Annahme veranlasste, bleibt offen, denn er gibt im Kommentar zu seiner nellenburgischen Stammtafel keine nähere Begründung.1281 Andere Forscher haben eine Nachricht über den Tod eines Burkhard in der Schlacht gegen Bretislav von Böhmen im Jahre 1040 mit dem Nellenburger Burkhard in Verbindung gebracht. Solche Annahmen sind natürlich möglich, doch kollidieren sie in meinen Augen mit den Angaben der erwähnten Seelgerät-Urkunde des Grafen Eberhard von 1056. Auch Burkhard, neben Manegold der andere Bruder Eberhards des Seligen, verstarb also in den zwanziger oder dreissiger Jahren, wenn ich die Angaben in der Seelgerät-Urkunde richtig interpretiere, und ebenfalls in noch sehr jugendlichem Alter. Vom Vater, dem älteren Eberhard oder Eppo, hören wir zum letzten Mal im Jahre 1029. Zu diesem Datum, das allerdings erst Ägidius Tschudi in seinem Chronicon Helveticum nennt, wird gewöhnlich eine Notiz der «recitatio donationum» von Kloster Einsiedeln gestellt, die besagt: Eppo deo odibilis, qui monasterium nostrum Heremi loci incendit et combussit sub Embricone abbate; pro quo reatu postea data est huoba in supradicta villa Stetten, also: «der bei Gott verhasste Eppo zündete unser Kloster Einsiedeln an und verbrannte es. Das geschah zur Zeit des Abtes 148

Ambricho …».1282 Es ist freilich – und das muss gleich an dieser Stelle hinzugefügt werden – in der Forschung höchst umstritten, ob der Einsiedler Übeltäter mit dem Nellenburger Eppo gleichzusetzen sei. Dass an der Nachricht von dem Einsiedler Klosterbrand jedenfalls etwas dran ist, ergibt sich aus den Einsiedler Annalen, die zu 1031, also kurze Zeit später einen Neubau des Klosters melden. Die Amtsperiode des Abtes Ambrichos währte von 1026 bis 1051, darunter fällt das angegebene Jahr, und wahrscheinlich darf man die Attacke jenes Eppo gegen das Kloster Einsiedeln ebenso wie den Tod des Manegold 1030 in den grösseren Rahmen der Absetzung und des Aufstandes von Herzog Ernst II. von Schwaben stellen.1283 So wie Manegold die Vogtei des Klosters Reichenau in diesem Zusammenhang erhielt, ging die Vogtei von Einsiedeln dem besagten Eppo entweder verloren oder dieser versuchte, das Kloster gegen den Widerstand des Herzogs Ernst und seiner Anhänger in Besitz zu nehmen. Das braucht an dieser Stelle nun nicht weiter ausgeführt zu werden; für unsere Zwecke genügt es, wenn wir registrieren, dass offenbar die ganze Nellenburger Familie im Kampf um das Herzogtum Schwaben 1027 bis 1030 auf der Seite Kaiser Konrads stand und in die Kämpfe jener Jahre stark verwickelt war. Besonders Graf Manegold konnte sich durchaus Hoffnung auf die Nachfolge im Herzogtum Schwaben machen, doch zerschlugen sich solche Hoffnungen durch den Tod des Nellenburgers in der Schlacht auf dem Schwarzwald.

Eberhard wird Chef des Hauses Nellenburg Eppo verstarb ebenfalls in den Jahren vor 1030, vielleicht sogar in jenem besagten Jahr 1029 oder 1030, ein genauer Zeitpunkt ist nicht überliefert; allein Hedwig, die Mutter Eberhards des Seligen, und dieser selbst überlebten. Von Hedwig wird neben ihrer Vermählung mit Eppo weiter berichtet, sie habe gemeinsam mit dem Sohn Eberhard in Pfaffenschwabenheim im Nahegau, heute Kreis Bingen, ein Kloster gestiftet, in das sie sich auch zurückzog. Der genaue Zeitpunkt der Gründung bleibt zwar unbekannt, aber diese dürfte in den Rahmen einer «Hausordnung» bei den Nellenburgern nach dem Tod Eppos, Manegolds und Burkhards gehören, wobei die mittlerweile in den Witwenstand gekommene Gattin Eppos sich wieder in ihre Heimat und auf ihre eigenen Güter begab, die sie in die Ehe gebracht hatte. Auch die Klostergründung von Pfaffenschwabenheim und der Rückzug Hedwigs in den Nahegau fällt somit in die dreissiger oder frühen vierziger Jahre.1284 Wenn wir uns das bisher Gesagte noch einmal im


Überblick vergegenwärtigen, dann wird klar, in welch prekäre Situation die Familie Eppos in den Jahren um 1030 geriet. Der Vater wurde ebenso wie einer der Söhne in die Auseinandersetzungen um das Herzogtum Schwaben verwickelt und verstarb im besten Alter. Von den drei noch jugendlichen Söhnen schieden binnen weniger Jahre zwei dahin, – der eine, Manegold, in der Schlacht gegen den rebellischen Herzog Ernst, den er «anstelle des Kaisers», wie es in der Überlieferung betont wird, schlug. Nur Eberhard, wahrscheinlich der jüngste der Brüder (+1078–80), überlebte mit der Mutter. Aber auch diese verliess, nachdem sie in den Witwenstand gekommen war, alsbald Schwaben. Der Fortbestand der Dynastie war aufs Äusserste gefährdet. Die Ereignisse, die dazu führten, dass Eberhard nun in sehr jungen Jahren Chef des Hauses Nellenburg wurde, haben sich ihm tief eingeprägt und sein Leben, insbesondere sein Verhalten als Dynast und sein politisches Wirken im Dienst von König und Reich, wesentlich beeinflusst. Dazu kommt, was nochmals hervorgehoben sei, dass der Nellenburger die Leitung seines Hauses, die Rolle des pater familiae, nicht nur in sehr jungen Jahren übernehmen musste, sondern wohl auch ohne schon im sicheren und unangefochtenen Besitz einer Grafschaft oder Reichsvogtei zu sein. Unter diesen Vorzeichen sind nun anschliessend die Gründungen und Einrichtungen zu betrachten, die mit der Formierung des Adelsgeschlechts der Nellenburger einhergingen und sozusagen wichtige Stationen dieses Prozesses, dieser Entwicklung anzeigen und spiegeln: die Errichtung der Nellenburg auf dem Nenzingerberg bei Stockach, die dem Adelshaus den Namen gab, die EinrichtungeinerFamiliengrablegeauf dem Mönchsfriedhof der Abtei Reichenau und die Gründung des Hausklosters Allerheiligen zu Schaffhausen.

Nellenburg – namengebende Burg Eberhards und seiner Familie Einigermassen gute Kunde aus schriftlichen Aufzeichnungen haben wir nur von zweien dieser drei Einrichtungen, die eng mit der Herausbildung des Adelsgeschlechts der Nellenburger verbunden sind, nämlich zum einen von der Gründung des Allerheiligen-Klosters in Schaffhausen um 1050 und dann von der Stiftung der Grablege – oder: man könnte etwas überspitzt mit dem neuzeitlichen Begriff von einer Erbgruft sprechen – im innersten Bezirk der Reichsabtei Reichenau: auf dem dortigen Mönchsfriedhof nämlich und wohl noch in den dreissiger Jahren des 11. Jahrhunderts. Von dem dritten zentralen Ort, der Nellenburg auf dem Nenzingerberg bei Stockach, nach der sich ja

die «Grafen von Nellenburg» dann zubenannten, haben wir hingegen nur ganz undeutliche Kunde. Das betrifft schon die erste Erwähnung des Platzes in der Seelgerät-Urkunde des Grafen Eberhard von 1056. Im Text ist zwar die Rede von Eberhards villa, quae posita est in Nancingareberge iuxta castellum meum Nellenburg, aber mehr als eine nähere Lagebezeichnung für die mittlerweile fast völlig zerfallene Nellenburg scheint das Dokument auf den ersten Blick nicht zu enthalten. Und dass die Burg zu dem Zeitpunkt, als die Urkunde ausgestellt wurde, im Jahre 1056, bereits bestand, ist ohnehin klar. Über die Anfänge der Nellenburg hingegen können wir mangels Nachrichten kaum Aussagen machen.1285 So wird letztendlich offen bleiben müssen, ob die Burg bereits zu Zeiten des alten Eppo, zur Zeit der Reichenauer Vogtei des Manegold, also in den Jahren vor 1030, oder erst in der Frühphase der Herrschaft Eberhards des Seligen in den dreissiger Jahren entstand. Ein Seitenblick beispielsweise auf die Habsburg, deren Ursprünge aufgrund von schriftlichen Nachrichten und den Ergebnissen archäologischer Untersuchungen, also aufgrund einer sehr viel besseren Quellenlage als bei der Nellenburg, ebenfalls in den zwanziger oder dreissiger Jahren des 11. Jahrhunderts gesucht werden, aber nicht definitiv bestimmbar sind, macht die Problematik nochmals ganz deutlich.1286 Die Erwähnung der Nellenburg in der SeelgerätUrkunde von 1056 steht in sachlichem Zusammenhang mit einem komplizierten Tauschgeschäft zwischen dem Abt des Klosters Reichenau und dem Grafen Eberhard. Nahe der Nellenburg befand sich demzufolge ein Hof (villa), über dessen Zehnten der Reichenauer Abt verfügen konnte, denn er tauschte diesen gegen Erträge von Gütern ab, die er als Lehen an Dienstmannen des Klosters ausgegeben hatte. Das Landgut (villa) auf dem Nenzingerberg, das wie die benachbarte Burg den Namen «Nellenburg» getragen haben dürfte, befand sich also nicht ausschliesslich in der Hand der Nellenburger, sondern an ihm bestanden Rechte der Abtei Reichenau. Eine solche Situation rührt zweifellos aus der Zeit her, da die Nellenburger noch die Reichenauer Vogtei und damit auch Güter des Klosters in der Hand hatten – ein Hinweis darauf, dass schon Eppo oder Manegold vor 1030 die Burg auf dem Nenzingerberg errichtet haben könnten. Das wäre dann möglicherweise auf dem Boden von Klostergütern geschehen, welche die Nellenburger nach dem Verlust der Reichenauer Vogtei schlecht wieder aus der Hand geben konnten, und vielleicht liegt es unter anderem auch hierin begründet, wenn die Nellenburg schon bald an Bedeutung gegenüber villa und Kloster Schaffhausen, erbaut auf Eigengut der Nellenburger, verlor. Manches spricht also dafür, dass die Nellenburg 149


vor 1030 zum Sitz und zur Burg der Nellenburger ausgestaltet wurde und dass nicht erst Eberhard der Selige diese namengebende «Stammburg» seines Hauses errichten liess, wie meist angenommen wird – so zum Beispiel auch die Tatsache, dass diese «Zentrale» nellenburgischer Herrschaft nicht in der provincia Turicensis, im Zürichgau, oder im Neckargau angesiedelt war, wo Eberhard zeitweilig das Grafenamt verwaltete bzw. über zahlreiche Güter verfügte, sondern am westlichen Ende des Bodensees, in einer Landschaft, wo zu Anfang des 10. Jahrhunderts in blutigen Kämpfen zwischen den führenden schwäbisch-rätischen Adelsfamilien das Herzogtum Schwaben entstand.1287 An solche herzoglichen Traditionen und Ansprüche, wie sie typisch für den schwäbischen Hochadel jener Zeit sind, knüpften ja die Nellenburger, wie ich meine, nicht nur mit ihrer zentralen Burg, sondern auch mit ihrer Grablege auf der Reichenau an, wo im Verlauf des 10. Jahrhunderts mehrere schwäbische Herzöge die letzte Ruhe gefunden hatten.1288 Zu ihnen führt eine Spur über die komplizierten Bestimmungen und Rechtsverhältnisse, wie sie in den letzten Sätzen der Urkunde aufscheinen. Graf Eberhard liess sich dort die Vogtei der Laurentiuskirche auf dem Reichenauer Klosterfriedhof nicht nur für seine Person, sondern auch für denjenigen seiner Söhne zusichern, der Lehensmann des Abtes sei, und schliesslich sogar für alle Nachfahren, die «jenes Lehen» hätten. Bei diesem Lehen kann es sich nicht um die Vogtei der Laurentiuskirche handeln, vielmehr steht zu vermuten, dass die Nellenburg mit der erwähnten, in der Nähe gelegenen «villa», deren Zehnten vertauscht wurden, gemeint ist. Das würde definitiv bedeuten, dass die namengebende Stammburg des Adelshauses auf klösterlichem Boden angesiedelt war – auf einem Gut, das von der Abtei zu Lehen ging und allem Anschein nach von den Nellenburgern quasi als Erblehen der Familie beansprucht wurde. Bei einem solchen Praedium liegt dann aber auch die Vermutung nahe, es gehöre zu den Gütern, die Eberhard einleitend in der Urkunde erwähnt und die von seinen hochgestellten Vorfahren an die Abtei gelangt waren.

Die Nellenburger Kirche und Grablege in Reichenau – Vorstufe der Klostergründung Eberhards in Schaffhausen? Die Errichtung der nellenburgischen Grabkirche in Reichenau und die Gründung des Klosters Allerheiligen zu Schaffhausen wurden von der älteren Forschung als zwei Vorgänge angesehen, die zeitlich in etwa zusammengetroffen wären und sich so150

zusagen überkreuzt hätten. Ja, manche nahmen sogar an, bei dem Grafen Eberhard, der 1056 die Seelgerätstiftung beurkundete, habe es sich noch um den Vater Eberhards des Seligen gehandelt, um Eberhard/Eppo, der in diesem Fall dann aber auch in letzter Konsequenz als Stifter des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen angesehen werden müsste.1289 Bei der Durchmusterung der Personen, die in der Charta von 1056 genannt sind, war jedoch deutlich geworden, dass die referierten Rechtsakte und Ereignisse bei der Beurkundung ganz überwiegend zwei Jahrzehnte oder sogar noch länger zurücklagen. Deshalb ist davon auszugehen, dass die Reichenauer Grabkirche eine ältere Stufe oder Station in der dynastischen Politik und im adeligen Handeln und Bewusstsein Eberhards repräsentiert als die Gründung von Kloster Allerheiligen zu Schaffhausen. Beide Einrichtungen können offenbar nur in der Zusammenschau und überdies im Kontext mit der noch etwas früher entstandenen Nellenburg in ihrer Abfolge verstanden werden. Setzt man sie in Bezug zur Geschichte der Nellenburger und insbesondere zu dem Lebensweg Eberhards des Seligen, der sie ins Leben rief, dann werden auch die Bezüge dieser Stationen in der Geschichte der älteren Grafen von Nellenburg untereinander klar. Die Grabkirche auf dem Mönchsfriedhof der Reichenau liess Eberhard zweifellos unter dem noch frischen Eindruck des fast völligen Untergangs seiner Familie in den Jahren bald nach 1030 erbauen. Das ergibt sich aus der Dedikation auf die Gottesmutter und vor allem auf den hl. Laurentius. Eberhards Bruder Manegold war, wie schon angedeutet, als Vogt der vornehmen schwäbischen Reichsabtei, die als Hauptpatronin die Gottesmutter verehrte, und als Truppenführer des Kaisers in der Schlacht auf dem Schwarzwald gegen den aufrührerischen Herzog Ernst von Schwaben gefallen, und zwar, wie die grösseren St. Galler Annalen festhalten, an der Oktav des Laurentiusfests, am 17. August. Zunächst wird dort berichtet, der einstige Herzog Ernst habe sich in einer Burg namens Falkenstein festgesetzt und von dort aus die umliegende Gegend verwüstet. Dann heisst es weiter: Sed comes quidam, Manegolt dictus, hoc vice imperatoris dolens, cum eo praelium commisit. In quo uterque illorum cecidit, aliique quamplurimi utrimque sunt interfecti in octava sancti Laurentii, also: «ein gewisser Graf Manegold lieferte ihm, dem Herzog Ernst, anstelle des Kaisers eine Schlacht. Dabei kamen beide um, und auch viele andere aus beiden Lagern wurden an der Oktav des hl. Laurentius getötet».1290 Laurentius ist der Heilige mit dem Rost, auf dem er das Martyrium erlitten haben soll. Seit ottonischer Zeit galt er als so etwas wie ein «Reichsheiliger». Man hielt ihm besondere Fähigkeiten als Sieghelfer zugute und


vertraute auf seinen Beistand bei militärischen Unternehmungen, bei Feldzügen und Schlachten. Und dieser Laurentius fungierte, wie die spätere Geschichte der Nellenburger Kirche in Reichenau lehrt, als deren erster oder hauptsächlicher Patron; das Gotteshaus wird später stets als Kirche des hl. Laurentius bezeichnet. Den Anstoss zum Bau der Laurentiuskirche in Reichenau gab offenbar der Tod des Nellenburger Grafen Manegold in der Schlacht auf dem Schwarzwald. Die Kirche dürfte daher nicht allzu lange nach August 1030 errichtet worden sein. Das geht auch, um dies nochmals zu unterstreichen, aus dem einleitenden Bericht der Urkunde hervor. Graf Eberhard sagt hier zunächst, er habe auf dem Klosterfriedhof in Reichenau mit Erlaubnis des Abtes Berno eine Kirche errichtet, in der er auf den Rat der Mönche hin die sterblichen Überreste seines Vaters und seiner Brüder sammeln liess. Dann habe er Bischof Eberhard von Konstanz gebeten, die Kirche zu Ehren der Gottesmutter und des hl. Laurentius zu weihen, und wiederum danach habe er die Kirche aus seinem Besitz dotiert. Es folgt schliesslich eine Aufzählung der einzelnen Güter und komplizierter Tauschgeschäfte, die notwendig wurden, um diese Memorienstiftung am Leben zu halten (siehe Anhang). Zum einen ist damit ein unmittelbarer Bezug der Kirche zu der Katastrophe gegeben, die in Eberhards Familie um 1030 eintrat, und zum anderen begründet Graf Eberhard seine Reichenauer Unternehmungen und Stiftungen mit dem Vorbild, das seine Verwandten und Vorfahren in dieser Hinsicht gegeben hätten – Vorfahren, die ausserdem ihrerseits auf der Insel, wie es heisst, ihre letzte Ruhe gefunden hätten. Eberhard stellt also sein eigenes Zutun, seine Grabkirche und das Seelgerät für seine nächsten Angehörigen, Vater und Brüder, in den weiteren Rahmen seines adeligen Herkunfts- und Standesbewusstseins, das bis ins vorhergehende Jahrhundert, in die Ottonenzeit, zurückführt. Die Namen der Vorfahren werden zwar nicht konkret und im einzelnen genannt, aber wir wissen aus anderen Quellen, dass in Reichenau die schwäbischen Herzöge Hermann I. († 949) und Burkhard III. bestattet lagen. Ausserdem ruhte dort mit dem im späteren 10. Jahrhundert verstorbenen «letzten Alaholfinger» Bertold ein weiterer, ähnlich herausragender schwäbischer Magnat des 10. Jahrhunderts. Durch Eberhards Reichenauer Stiftung entstand ferner eine sehr bemerkenswerte rechtliche Konstruktion. Der Graf behielt sich und seinen Nachkommen (omnes posteri mei) die Vogtei (defensio) der Laurentiuskirche vor. Dies bedeutete, dass der Abt über die Kirche und ihre Pertinenzen mitten in seinem Kloster nicht verfügen konnte, und demgemäss wird in der Urkunde weiter fest-

gehalten: nec liceat abbati, illam alicui fratrum sine nostro consensu commendare, also «auch sei es dem Abt nicht erlaubt, die Kirche ohne unsere Zustimmung einem Reichenauer Mönch zu übertragen». Ein guter Teil der Verfügungsgewalt über diese nellenburgische Kirche im engsten Bezirk des Klosters lag also nicht beim Abt und den Mönchen, sondern bei der Adelsfamilie ausserhalb des Klosters, die dadurch grossen Einfluss auf die Abtei im Untersee erlangte. In Klammern sei hinzugefügt, dass es offenbar unter diesen Vorzeichen zu verstehen ist, wenn Ekkehard von Nellenburg, ein Sohn des Grafen Eberhard, 1071 in noch recht jugendlichem Alter zum Abt der Reichenau aufstieg und damit sogar eine Phase quasi nellenburgischer Herrschaft über das eigentlich allein dem höheren Schutz des Königs unterstellte Reichskloster einleitete.1291 Wenn man die Urkunde von 1056 liest (siehe den Anhang), wird unmittelbar klar, dass es sich hier um eine ähnlich bedeutende Einrichtung der Nellenburger handelt wie bei dem später emporwachsenden Allerheiligenkloster in Schaffhausen – jedenfalls in dessen erster Existenzphase. Die zahlreichen Güter, die der Stiftung überwiesen wurden, machten einen nicht geringen Anteil des nellenburgischen Familienbesitzes aus. Dürfen wir also die Reichenauer Laurentiuskirche als ein nellenburgisches Stift im Innern des Reichsklosters Reichenau betrachten, als einen (allerdings bald fehlgeschlagenen) Versuch einer Klostergründung, wie sie dann in einem zweiten Anlauf in Schaffhausen erfolgreich war.

Abb. 156: Das ehemalige Kloster in ReichenauMittelzell von Nordwesten. Die mittelalterlichen Klostergebäude schlossen nördlich (unten) an das Münster an. 1604– 1610 wurden sie zugunsten von Neubauten an der Südseite des Münsters abgebrochen. Wenig östlich des Münsters (links) lag die Laurentius-Kirche, die Eberhard der Selige zwischen 1030 und 1040 errichten liess und wo er die Gräber seines Vaters und seiner Brüder zusammenführte (Luftaufnahme Th. Keller 1956).

Der Anlass für die Ausfertigung der SeelgerätUrkunde im Jahre 1056 Die Chronologie der Ereignisse und die klare Abfolge Nellenburg – Reichenau – Schaffhausen legt einen solchen Deutungsansatz nahe. Nach151


dem die Nellenburg vor der ersten grossen Krise der Familie, vor 1030, ins Leben getreten war, musste Eberhard der Selige in Anlehnung an seines Bruders Manegolds hohe Stellung als Reichsvogt der Abtei Reichenau zunächst dort versuchen, der Existenz und der Herrschaft seiner Familie einen geistigen Mittelpunkt und längere Dauer zu verleihen. Dies geschah mit der Errichtung der Laurentiuskirche und der Nellenburger Grablege mitten in der Immunität der Abtei Reichenau während den dreissiger Jahren. Zu Anfang des folgenden Jahrzehnts wird aber schon deutlich, dass Eberhard sich neu orientierte und nun auf eine Ausgestaltung von Schaffhausen in dem besagten Sinne hinsteuerte. Darauf verweist zunächst, dass die Reichenauer Einrichtungen sich nicht so entwickelten, wie Eberhard es sich erhoffte, und so bald schon keinen zukunftsweisenden Ansatzpunkt für den Nellenburger mehr boten. Die Seelgerät-Urkunde von 1056 ist voll der Klagen über die Zweckentfremdung von Gütern, die eigentlich den Vorfahren und Verwandten Eberhards zum Seelenheil hätten gereichen sollen, und dies macht ganz deutlich, dass der Graf mit der Beurkundung lediglich noch die Grablege und die liturgische Memoria seiner nächsten Familienangehörigen und Vorfahren in Reichenau zu retten versuchte – das also rettete, was bei dem Reichskloster auf der Insel im Untersee noch zu retten war, während er auf der anderen Seite längst schon in Schaffhausen investierte.1292 Warum nun aber der späte Zeitpunkt der Urkundenausfertigung im Jahre 1056? Zwei Ereignisse dürften dafür ausschlaggebend gewesen sein. Einmal verstarb in jenem Jahr der bereits seit längerem kränkelnde Kaiser Heinrich III., was eine Periode der politischen Unsicherheit nach sich zog, denn der Herrscher hinterliess keinen zur unmittelbaren Nachfolge geeigneten Sohn. Heinrich IV. war noch ein Kleinkind, für ihn musste eine vormundschaftliche Regierung bestellt werden.1293 Von dieser allgemeinen Unsicherheit wurden insbesondere die Reichsklöster ergriffen, die ja unter dem Schutz und Schirm des Königs standen. Zum anderen scheint Eberhard gerade zu diesem Zeitpunkt seinen zweiten Sohn Ekkehard, der in den vierziger Jahren geboren wurde, ins Kloster Reichenau gegeben zu haben. Ekkehard erlangte 1071 die Abtswürde. Dies bedeutete ebenso wie die Ausstellung der Urkunde eine weitere Absicherung der Nellenburger Gräber und Memoria in Reichenau. Ausserdem war es bei einem solchen Akt, der Oblation eines Knaben im Kloster, üblich, dessen Erbteil dem entsprechenden Kloster zu übertragen. Vielleicht deshalb gab Eberhard der Selige bei dieser Gelegenheit nochmals Güter an Reichenau, obwohl er damals schon längst den Ausbau Schaffhausens betrieb. 152

Wegen eines in der Urkunde erwähnten Gelübdes konnte er wohl auch gar nicht anders als zweigleisig zu fahren, und wenn die oben geäusserte Vermutung stimmt, dass sich die Nellenburg auf einem Lehen des Klosters Reichenau erhob, wäre dies noch weiter zu unterstreichen. Wann fasste Graf Eberhard der Selige den Entschluss, das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen zu gründen? Der Tod des Kaisers, in dessen Diensten Eberhard gross geworden war, machte schliesslich auch jede Hoffnung der Nellenburger auf das Herzogtum Schwaben zunichte. Tatsächlich vergab Heinrichs Witwe, die Kaiserin Agnes, nach dem Tod des landfremden Herzogs Otto von Schweinfurt dieses Amt 1057 an den Burgunder Rudolf von Rheinfelden, wobei sich nicht nur der Nellenburger, sondern vor allem auch der mit ihm verwandte Zähringer Bertold I. übergangen fühlen musste.1294 So dürfen wir annehmen, dass spätestens in den Jahren um 1056 die endgültige Entscheidung für die Etablierung eines eigenen Klosters, eines «Hausklosters» der Nellenburger in Schaffhausen fiel, das frei von den hergebrachten Bindungen der Familie an die Abtei Reichenau sein würde, nachdem Eberhard schon geraume Zeit früher mit der Aufwertung dieses für ihn wichtigen Übergangs zwischen seinen schweizerischen und neckarschwäbischen Herrschaftsbereichenbegonnen hatte. Bereits im Sommer 1045 erlangte er nämlich von Kaiser Heinrich III. das Münzrecht für seine villa Scâfhusun und konnte sich damit für den Ort einen Aufschwung erhoffen. Ob er die Einrichtung eines Klosters auf eigenem Grund in Schaffhausen bereits zu dieser Zeit ins Auge gefasst hat, muss durchaus offenbleiben, aber sein Reichenauer Engagement und die nellenburgische Grablege im Inselkloster sprechen jedenfalls nicht dagegen. Und eine ganze Reihe von Indizien und Gesichtspunkten, die sich im Vergleich mit anderen adligen Klostergründungen der Zeit gewinnen lassen, stützen die Annahme, dass diese Pläne bereits in die frühen vierziger Jahre zurückreichen könnten. Die Gründung eines Klosters seitens eines adligen Herrn war im früheren Mittelalter ein schwieriger und langwieriger, stets von Fehlschlägen bedrohter Vorgang, der sich nicht selten über eine oder sogar mehrere Generationen hinzog. Das beginnt schon mit dem gewählten Ort, der zumindest überwiegend in der Hand des Gründers sein musste, wenn das Kloster Bestand haben sollte. Wie bei Schaffhausen, wo ausser Eberhard nicht wenige andere Herren begütert waren, verhielt sich das auch bei dem Kloster Muri, das die älteren Habsburger im Verlauf des mittleren


11. Jahrhunderts ins Leben riefen. In der Gründungsgeschichte von Muri wird ausführlich berichtet, wie der Ort, wo dann später Graf Ratpot das Kloster gründen würde, zunächst ganz in den Besitz der Habsburger gelangte. Ratpots Vorfahr, Graf Kanzelin, der vor der Jahrtausendwende lebte, habe dort nur einige Höfe besessen, bis er immer mehr Land erwarb und die bisherigen Bewohner von Muri durch sein eigenes zahlreiches Gesinde zu verdrängen vermochte. Erst nach diesen Vorgängen, die mehrere Jahrzehnte andauerten, scheint die Gründung eines Klosters an diesem Ort möglich geworden zu sein. Bis aber das Kloster Muri endgültig etabliert und lebensfähig war, gingen nochmals Jahrzehnte ins Land. Die eigentliche Gründungsperiode erstreckte sich von den zwanziger oder dreissiger Jahren bis in die achtziger Jahre des 11. Jahrhunderts, als Muri zur Abtei erhoben und unter päpstlichen Schutz gestellt wurde. Von zwei anderen Klöstern, von Einsiedeln und St. Blasien, war Muri während dieser Zeit abhängig gewesen. Ähnlich verhält es sich mit dem Kloster Hirsau, das später wie Allerheiligen zu Schaffhausen zu einem einflussreichen monastischen Reformzentrum im südwestdeutschen Sprachgebiet heranwachsen sollte. Hier sind vor allem die Parallelen zu der Frühgeschichte von Allerheiligen spannend, denn auch bei Hirsau soll nach dem Gründungsbericht im Codex Hirsaugiensis Papst Leo IX. auf seiner Deutschlandreise 1049 den entscheidenden Anstoss zur Gründung oder Wiedereinrichtung gegeben haben. Graf Adalbert von Calw, ein Neffe des aus dem elsässischen Adelsgeschlecht der Eguisheimer Grafen stammenden Papstes, wurde von diesem aufgefordert, die längst verfallene und entvölkerte Zelle des hl. Aurelius aus dem 9. Jahrhundert, auf deren Grund die Calwer Grafen mittlerweile ihre Burg errichtet hatten, wiederherzustellen. Die Restauration des Klosters begann mit der erfolgreichen Suche nach dem ursprünglichen Reliquiengrab des hl. Aurelius, die von venezianischen Spezialisten, vermittelt durch den Papst, vorgenommen wurde. Auch in Hirsau liegen also die ersten erkennbaren Anfänge des neuen Klosters um das Jahr 1049, und eine Stabilisierung der Abtei trat erst unter Abt Wilhelm (1069–1091) ein. Sowohl bei Hirsau wie bei Muri wird zweierlei deutlich, was für Schaffhausen von Belang ist, einmal der langgestreckte Verlauf der Realisierung und zum andern, dass auch bei diesen Allerheiligen vergleichbaren Klöstern nicht genau festgestellt werden kann, zu welchem Zeitpunkt die Gründung zuerst ins Auge gefasst wurde. Angesichts des hohen Stellenwerts jedoch, den die Einrichtung eines Klosters für den Adel jener Zeit hatte – das Amt des Klostervogts konnte in der Adelsfamilie von Generation zu Generation

weitergegeben werden und bewirkte so in der Regel eine Stabilisierung des entsprechenden Adelshauses und seiner Herrschaft – darf man wohl davon ausgehen, dass dies gewöhnlich bereits vor den ersten in der Überlieferung erkennbaren Hinweisen geschehen ist. Bei Hirsau und Schaffhausen gab den Quellen zufolge den entscheidenden Anstoss zur Gründung eines Klosters Papst Leo IX. als höchste kirchliche Autorität und Instanz anlässlich der Reise durch seine Heimat im Jahre 1049. Doch hatten die Calwer und die Nellenburger gewiss schon geraume Zeit zuvor den Plan gefasst, ein Kloster zu gründen. Wie die Seelgerät-Urkunde Graf Eberhards besagt, hatte der Graf ursprünglich ein Gelübde getan, mit dem er offenbar die Einrichtung der Laurentiuskirche und einer Grablege für Eltern und Brüder im Kloster Reichenau gelobte, auch wenn wir den genauen Inhalt des Versprechens nicht kennen. Das Gelübde scheint der entscheidende Grund dafür zu sein, dass Eberhard noch 1056 Verfügungen zugunsten der Reichenauer Stätten traf, obwohl er bereits damals energisch den Bau des Klosters in Schaffhausen vorantrieb. Auch im Falle von Kloster Allerheiligen zu Schaffhausen ist es sehr wahrscheinlich, dass der Plan zur Gründung im Zusammenhang mit der verstärkten Hinwendung Graf Eberhards zu Schaffhausen in den frühen vierziger Jahren des 11. Jahrhunderts gefasst worden ist.

Abb. 157: ReichenauNiederzell von Südwesten. Die ehemalige Stiftskirche St. Peter und Paul blieb weitgehend in der Gestalt erhalten, in der sie seit 1080 als Neubau Abt Ekkehards von Nellenburg emporwuchs (Luftaufnahme O. Braasch).

153


Die Reichenauer Seelgerät-Urkunde Graf Eberhards von 1056 (Abschrift 12. Jahrhundert) Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreieinigkeit. Ich, Graf Eberhard, Sohn des älteren Grafen Eberhard, bin mir bewusst, dass einige meiner Vorfahren dem Kloster Sintlazau (= Reichenau) im Hinblick auf das Heil ihrer Seele einen beträchtlichen Teil ihrer Güter vermacht haben und dort auch den Tag des Jüngsten Gerichts erwarten wollten. Auch ich möchte diesen an Frömmigkeit nicht nachstehen und habe um der Gnade Gottes willen für mich und für die Ruhe meiner Vorfahren und Brüder diesem Kloster einige meiner Güter gegeben. Weil aber einige der besagten Güter offenbar nicht zugunsten der dortigen Mönche verwendet, sondern als Lehen an Laien ausgegeben wurden, will ich über meine neuerlichen Zuwendungen um so vorsichtiger und genauer verfügen. Vor geraumer Zeit liess ich auf dem Friedhof des besagten Klosters mit Erlaubnis des ehrwürdigen Abtes Bern eine Kirche erbauen, wo ich die sterblichen Überreste meines Vaters Eberhard und meiner Brüder Burkhard und Manegold auf den einmütigen Rat des Abtes und der Brüder zusammengetragen habe. Im Anschluss an die Sammlung der Gräber konnte ich durch meine Bitten den Bischof Eberhard von Konstanz dazu bewegen, diese Kirche zu Ehren der Gottesmutter Maria und des hl. Laurentius und anderer Heiligen, deren Reliquien dort verwahrt werden, zu weihen. Ausserdem habe ich die Kirche aus meinem eigenen Vermögen ausgestattet. Folgendes habe ich gegeben: eine Hufe in Weiterdingen mit zwei Hörigen, in Schaffhausen einen Hof mit einem Mann und den Äckern, die zu dem Hof gehören. Die Güter aber, die ich schon zuvor für die Seelen meiner Brüder Burkhard und Manegold den Mönchen überlassen hatte, fügte ich unter Zustimmung derselben Mönche jenen früheren hinzu mit folgender Massgabe: dass nämlich jener Mönch, der auf Geheiss des Abtes die Messe und den sonstigen Gottesdienst in der (Laurentius-)Kirche zelebriert, auch alles Zubehör der Kirche, sei es drinnen oder draussen, verwalte und an meiner Brüder Jahrtagen allen Mönchen ein volles Liebesmahl darreiche. Um welche Güter es sich handelt, darauf ist jetzt mit einigen Worten aufmerksam zu machen. Es sind dies der Weiler Sentenhart im Gau Ratolfsbuch mit allem Zubehör, bebaut und unbebaut, Wälder und Weiden, ausgenommen zwei Wiesen, dann die Kirche, die ich in diesem Weiler besass. Und den Teil der Kirche in Rast, der mir gehörte, wandte ich mit hingebungsvoller Absicht für die letzte Ruhe meines Bruders Burkhard auf. Vier Hufen, die ich in Ramsen besass, habe ich mit ähnlicher Hingebung für den Totendienst Manegolds gegeben. Was aber für die Seele meines Vaters in Frittlingen gegeben wurde, nämlich dreieinhalb Hufen, ist vom Abt, da es gleichsam als überflüssig erschien, als Lehen ausgetan worden und wurde so dem Gebrauch der Mönche entzogen. Als der ehrwürdige (Abt) Bern sah, dass ich mich darüber erregte, fügte er alsbald, am Weihetag der (Laurentius-)Kirche, als der Bischof hier weilte, für deren Altar einen Weinberg auf der Insel Reichenau hinzu. Ausserdem erwarb ich mit Zustimmung des Abtes zwei Weinberge in Allensbach für Geld, mit denen ich auf den Jahrtag meines Vaters ein volles Liebesmahl für die Mönche eingerichtet habe. Dazu gab Graf Bertold für meinen Grossvater bzw. seinen Oheim eine Hufe im Weiler Wiechs im Klettgau, und ein gewisser Günther, Ritter des Abtes, fügte eine weitere Hufe in Dürmentingen für sein Totengedenken hinzu. Die zuletzt angeführten Güter tauschte der Abt gegen den Zehnten in jenem Weiler, der auf dem Nenzingerberg bei meiner Burg Nellenburg liegt, denn er hat sie, wie es die Umstände erforderten, anderweitig verliehen. All dem fügte ich noch die Mühle, die ich in Ramsen habe, hinzu. Auch wenn wir bislang weder bezüglich dieser Mühle noch bezüglich des oben genannten Zehnten entscheiden konnten, wie diese den Mönchen zugute kommen sollen, so lasse ich doch, mit Gottes Willen, solange nicht davon ab, darüber entscheiden und verfügen zu wollen, bis ich mein Gelübde erfüllt habe. Ich beabsichtige nämlich, diese Verfügungen in Zukunft noch weiter auszugestalten, sodass die Mönche dieses Klosters aus dem Ertrag ein volles Liebesmahl zu meinem Gedenken bekommen können, solange ich lebe und auch nach meinem Tod. Nachdem nun dies alles aus Liebe zu Gott beschlossen war, erbat ich noch Folgendes von demselben Abt mit einhelliger Zustimmung aller Brüder: dass ich, solange ich lebe, die Vogtei über die besagte Kirche habe, und dann derjenige meiner Söhne, der Dienstmann des Abtes ist, schliesslich alle meine Nachfahren, die jenes Lehen erhalten. Und es ist dem Abt nicht erlaubt, die Kirche einem Mönch ohne unsere Zustimmung zu übertragen. Damit all dies eingehalten wird, habe ich die Urkunde ausfertigen lassen. Und wenn es jemand wagt, die Bestimmungen zu verletzen, wird er beim Jüngsten Gericht der Verdammung nicht entgehen. Diese Urkunde wurde niedergeschrieben im Jahre 1056 nach Christi Geburt unter der Regierung des Frankenkönigs Heinrichs III., im elften Jahr seiner Würde als zweiter Kaiser dieses Namens bei den Römern, unter den Augen der nachfolgend genannten Zeugen, nämlich des Abtes Ulrich, des Propstes Eberhard und des Priesters Anno aus diesem Kloster, des Vogtes Hermann, Landolds … Volmars, des Otgoz und des Folchelo. Dieses Dokument haben wir auf zwei Pergamente schreiben lassen, von denen eines beim Kloster verbleiben und das andere als Zeugnis für meine Nachkommen aufbewahrt werden soll.

154


Die frühen Inschriften des Klosters Allerheiligen Hans Lieb Der zusammenfassenden Würdigung und Deutung der älteren und jüngeren Grabungsbefunde und der neuesten Darstellung der schriftlichen Überlieferung zu den frühen Jahren des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen ist ein kurzer Blick auf drei Inschriftenfunde anzuschliessen. Die 1922 und 1937 in zweiter Verwendung in den Mauern des Kreuzsaales vermauert gefundenen Inschriftenbruchstücke aus rotem und grauem Sandstein, die im Halbkreis über die Bilder der Bogenfüllungen liefen, habe ich 1967 vorgelegt und soweit möglich gedeutet.1295 Neue Erkenntnisse sind nicht dazugekommen,1296 es sei denn, dass Dacianus als Name des Christenverfolgers in Heiligenleben mehrfach vorkommt.1297 Die kunstgeschichtliche Erörterung der Bilder1298 und ihrer Stellung am Bau1299 ist selbstverständlich weitergegangen, doch tragen die Inschriften dazu nichts bei.

Der 1954 beim Absenken des nördlichen Münstervorplatzes gefundene merkwürdige Gegenstand (Abb. 158), eine kreisrunde Tonscheibe mit vor dem Brand aus einem Holzmodel aufgedrückten Bildern aus der Geschichte Jesu (Geburt bis Taufe) und einer am Rande umlaufenden, indes unsauber verprägten Inschrift, lässt sich nur noch stellen- und buchstabenweise lesen und gibt keinen erkennbaren Sinn mehr her.1300 Da Vergleichsstücke fehlen, bleibt auch die Bestimmung der Scheibe ungewiss. Die Deutungen als Abdruck eines Gebäckmodels (unbekannten Zweckes)1301 oder als Bauschmuck überzeugen nicht recht, doch habe ich nichts Besseres anzubieten. Mit der Inschrift sind wir über Reinhard Frauenfelder1302 kaum hinaus gekommen. Jedenfalls ist sie lateinisch.1303

Abb. 158: Tonscheibe (unbekannter Verwendung) mit aufgeprägtem Bildstreifen und umlaufender Inschrift (MA 20345).

155


Der dritte Fund ist die 1955 in zweiter Verwendung in einem frühneuzeitlichen Fussboden des linken Seitenschiffs im Münster ausgegrabene gespaltene, angespitzte und stark zertretene Platte aus rotem Schilfsandstein (Abb. 159–160). Die Inschriften und Bilder habe ich 1955 mit Beat Rudolf Jenny gelesen und gedeutet und 1957 zusammen mit einer kunstgeschichtlichen Würdigung von Dietrich Schwarz1304 veröffentlicht.1305 Das Denkmal1306 hat selbstverständlich seinen Weg durch die neuere Kunstwissenschaft gemacht.1307 Unsere Lesungen und Deutungen der acht Gestalten als Eberhard mit dem Erlöser, Ita mit der heiligen Agnes1308 und die sechs Söhne der Klostergründer blieben zwar unangefochten, doch hat sich auch niemand mehr um die Inschriften gekümmert1309 und die Nellenburgerforschung hat sie überhaupt nicht wahrgenommen.1310 Rudolf Gamper und ich haben die Inschriften 1998 mit sehr viel stärkeren Geräten als sie mir 1955 zur Hand waren und in ganz flachem Streiflicht nochmals überprüft. Der Ertrag war enttäuschend: zu den 1955 lesbaren und deutbaren Stellen nichts Neues, zu den hoffnungslos zerstörten Flächen ein paar zögernd festgehaltene Abweichungen, die allemal unsicher bleiben, zum Verständnis nicht weiter helfen und eine Veröffentlichung kaum lohnen.1311 Nur zwei Beobachtungen sind nennenswert. Die Bedenken gegen Gebeh(ardus) und M . CVI auf dem umlaufenden Spruchband unten links1312 waren richtig, die Lesung ist nicht gesichert. Allenfalls stand hier ger. en. .t cui, voraus geht [---]a. Auf dem zweiten Bogen der unteren Reihe sehe ich links [.]II K. A . [---] nach der Anordnung der Bogeninschriften der oberen Reihe offenbar der Todestag des Dargestellten, also [.]II ka[l(endas)], was auf den Eintrag Burkhards in den Totenbüchern zum 21. Januar1313 stimmt, indes Adalbert, der zu uns unbekannter Zeit gestorben ist,1314 nicht ausschliesst. Trifft die Zuweisung an Burkhard richtig, wäre etwa [X]IIk. a. [l(endas) Feb(ruarii) Burchardus com(es)] zu lesen. Dass sit tibi fast zwingend ein Versanfang ist,1315 haben die neueren Erschliessungswerke vielfach bestätigt.1316 Die vier Schmalseiten des Steines sind glatt und offenbar nicht als Schauflächen gearbeitet, zeigen aber auch keine Mörtelspuren. Wo und wie er ursprünglich gestanden oder gelegen hat, wie er in eine Wand oder eine wie auch immer gestaltete grössere memoria vermauert oder in einen Boden eingelassen war, ist aus seiner Beschaffenheit nicht mehr abzulesen.1317 Die Bilder und die grossen Inschriften sind von unten zu betrachten, wie es für stehende und auch für liegende Darstel156


lungen selbstverständlich ist. Dass die Inschrift auf dem aussen umlaufenden Band indes von innen zu lesen ist1318 und nicht oben links noch oben in der Mitte beginnt, sondern offensichtlich mit dem grossen Trennkreuz nahe der Mitte der linken Längsseite, weist eher auf eine waagrechte Setzung des Steines ohne aber eine aufrechte Stellung schlüssig zu widerlegen. Die Zerstörung der grossen Stifterinschriften lässt weitere Fragen über Auftraggeber, Anlass und Bestimmung des Denkmals nicht mehr zu.1319 Nur dass es die Stifter der beiden Schaffhauser Klöster Salvator und Agnes und ihre sechs Söhne darstellt, ist trotz all der schweren Schäden offenkundig geblieben. Und wenn wir die Bilder so richtig verstehen, ist die Entstehung des Werkes frühestens in den achtziger Jahren des elften Jahrhunderts möglich, also diesseits des spätesten durch die Inschrift sicher überlieferten Todestages: des 11. November (1078) für Erzbischof

Udo von Trier.1320 Die Anordnung der Bogeninschriften, die den Todestag dem Namen des Verstorbenen je voranstellt, gehört zweifellos zum Entwurf des Gedenksteins, was aber die Frage nicht ausschliesst, ob allenfalls bei der Errichtung noch lebende Söhne der Stifter mit dargestellt waren und auf den Bogen über ihrem Bildnis Raum für den späteren Eintrag ihres Todestages freigelassen wurde, ob also der Tod Abt Ekkehards von der Reichenau am 24. November 10881321 und Graf Burkhards am 21. Januar 11011322 einen terminus post bilden oder nicht. Die Vernunft wird zu einer memoria für die Stifter und Söhne nach ihrer aller Tod1323 neigen. Sicher ist das freilich nicht. Wie die Kunstgeschichte das arg beschädigte Werk auf ihre Weise einordnet1324 und wie lange die Schicksale des Klosters im zwölften Jahrhundert der Errichtung eines Stifterdenkmals günstig waren, führt indes über meine quaestiones epigraphicae hinaus.

Abb. 159 (links): Stifterdenkmal aus dem Schaffhauser Münster (0,75 x 2,0 m, MA 20344).

Abb. 160: Ausschnitte aus dem Stifterdenkmal. Oben: Abt Ekkehard von der Reichenau († 24. November 1088) und Erzbischof Udo von Trier († 11. November 1078). Unten: vermutlich Graf Burkhard von Nellenburg († 21. Januar 1101).

157



Entsorgter Hausrat – Das Fundmaterial aus den Abts- und Gästelatrinen Peter Lehmann

Einleitung, Lage und Befund der Abts- und Gästelatrinen In den Monaten November und Dezember des Jahres 1921 wurde auf dem Areal des ehemaligen Klosters Allerheiligen in Schaffhausen ein zweiteiliger Latrinenschacht ausgegraben. Das reichhaltige Fundmaterial umfasste Geschirr- und Ofenkeramik, Hohl- und Fensterglas, Baukeramik, Architekturteile, diverse Kleinfunde, sowie heute nicht mehr erhaltene Holzgefässe und Tierknochen.1325 Das zeitliche Spektrum der Funde reicht vom späten 12./frühen 13. Jahrhundert bis ins frühe 17. Jahrhundert.1326 W. U. Guyan legte in seiner «Schaffhauser Frühgeschichte» von 1971 einige der attraktivsten Fundstücke einer breiten Leserschaft vor,1327 und A. Ress widmete in den 60er Jahren den Nuppenbechern eine eigene Arbeit.1328 Für diese leicht blaugrün gefärbten, mittelalterlichen Glasbecher, die lange Zeit als selten galten, bürgerte sich gar die Bezeichnung Nuppenbecher vom «Schaffhauser Typ» ein. Das 950-Jahrjubiläum anlässlich der Klostergründung von 1049 bietet nun erstmals Gelegenheit einen grösseren Teil dieses Fundmaterials vorzustellen. Das Schwergewicht liegt dabei auf der Vorlage der Keramik. Die Glasfunde werden nur summarisch behandelt, weil zum einen mit der Arbeit von A. Ress ein Teil davon bereits vorgelegt ist. Zum andern war es nicht möglich, den hohen Anteil an noch nicht inventarisierten Glasfragmenten in der zur Verfügung stehenden Zeit restauratorisch und wissenschaftlich aufzuarbeiten. Da die Latrine über einen langen Zeitraum benützt wurde und keine stratigraphische Gliederung des Fundmaterials möglich ist, muss die Datierung über einen typologischen Vergleich mit Fundmaterialien von anderen archäologischen Fundstellen erfolgen. Die vorgeschlagenen Datierungen sind daher mit den notwendigen methodischen und forschungsgeschichtlich bedingten Vorbehalten zu betrachten. Diese Einschränkung ist insofern zu relativieren, als für die Auflassung der Abortanlage ein terminus ante quem von 1639 vorliegt. Wie aus Bauabrechungen und einer Deckeninschrift bekannt ist, wurde im Jahr 1639 im zweiten Obergeschoss der alten Abtei der Kreuzsaal eingerichtet.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt konnten die Latrinen nicht mehr benützt werden. Damit erhalten wir für die neuzeitliche Keramik des 16./17. Jahrhunderts einen wertvollen Anhaltspunkt für die Datierung. Die Abts- und Gästelatrine liegt in der alten Abtei, westlich der Mönchsklausur des Klosters Allerheiligen.1329 Bis zum Bau der neuen Abtei von 1484 befanden sich in diesem Klosterteil die Wohnräume des Abtes sowie seiner weltlichen und geistlichen Gäste (Abtspfalz).1330 Man kann deshalb davon ausgehen, dass diese Abortanlage vorwiegend von Personen benutzt wurde, die einer sozial höhergestellten Schicht angehörten. Die genaue Funktion der an die Abortanlage angrenzenden Räumlichkeiten ist im einzelnen aber nicht mehr erschliessbar. Zur besseren Unterscheidung von anderen Klosterlatrinen wird diese Abortanlage nachfolgend als «Abts- und Gästelatrine» bezeichnet.1331 GemässdenbauanalytischenUntersuchungen wurde die Abortanlage im ausgehenden 11./frühen 12. Jahrhundert errichtet.1332 Ihr Bau fällt damit in eine Zeit, in der die Klosteranlage neu konzipiert wurde (Allerheiligen IV). Von diesem ersten Latrinenbau sind noch drei Mauerseiten erhalten. Dazugehörende Funde sind nicht überliefert. Im späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert erfolgte der Umbau zu einer zweiteiligen Anlage. Darauf weisen sowohl bauanalytische Beobachtungen hin als auch der Umstand, dass die ältesten nachgewiesenen Gefässe ebenfalls aus der Zeit um 1200 stammen.1333 Dieser Umbau bedingte eine vollständige Entleerung der Latrine. Dann wurde eine Zwischenwand eingebaut. Die beiden neu entstandenen Latrinenschächte haben einen annähernd rechteckigen Grundriss und weisen Innenmasse von etwa 1,9 x 2,2 m und 1,9 x 2,7 m auf (Beil. 4.60). Von der ursprünglichen Wandhöhe erhielten sich noch ca. 8,5 m. Die Latrinenschächte reichen ca. 2 m in den Boden, und die Wände sind bis in den anstehenden Kies aus Bruchsteinen gemauert. Durch die anstehenden Kiesschichten konnten die flüssigen Fäkalienanteile fortlaufend in den Untergrund durchsickern. Zurück blieb eine eher kompakte Masse, die wegen der Nähe zum Grundwasser vermutlich immer einen gewissen Feuchtigkeitsgrad aufwies. Als 1431 ein zweites Obergeschoss errichtet wurde, wurden vermutlich auch die Latrinenschächte

Linke Seite: Abb. 161: Das Fundmaterial aus der Abts-/ Gästelatrine nach der Ausgrabung 1922.

159


hochgezogen. Dabei werden der Nord- und Südflügel dieses Geschosses als weitere, neue Wohnräume des Abtes angesehen, während der Westflügel als Festsaal diente.1334 1639 erfolgte in Zusammenhang mit der Umgestaltung dieser Räumlichkeiten zur Bürgerbibliothek der Anbau eines Ostflügels, wodurch der Kreuzsaal entstand. Der Abschluss der Arbeiten ist u. a. über eine auf das Jahr 1639 datierte Inschrift in der Kassettendecke belegt.1335 Die ursprünglich über den ganzen Kreuzsaal durchlaufende Decke zeigt, dass spätestens zu diesem Zeitpunkt die Latrinenschächte nicht mehr benutzbar waren. Damit verfügen wir über ein klares Enddatum, einen terminus ante quem, für die Benützung der Abortanlage. Diese oberste Zeitgrenze für die Zugänglichkeit der Latrine deckt sich, wie sich weiter unten noch zeigen wird, gut mit der typologischen Datierung der jüngsten Fundstücke ins ausgehende 16./frühe 17. Jahrhundert. Im Grabungstagebuch von Sulzberger von 1921/22 finden wir nur spärliche Angaben zur Beschaffenheit der Latrinenverfüllung.1336 Eine zeichnerische Dokumentation ist nicht vorhanden. Wie es damals oft vorkam, stand vor allem die Fundbergung im Vordergrund. Nur in Einzelfällen ist es möglich zu eruieren, aus welchem der beiden Latrinenschächte ein Fundstück stammt. Von den Holzgefässen und den Tierknochenresten,1337 die in den Grabungstagebüchern erwähnt werden, fehlt heute jede Spur. Es ist nicht bekannt, ob sie schon während der Grabung oder erst bei einer späteren Durchsicht von Depotbeständen weggeworfen wurden oder anderweitig verlustig gingen.1338 In beiden Schächten lag über einer Fäkalienschicht, die jeweils gleich hoch hinaufreichte, eine abschliessende Verfüllung mit Bauschutt. Soweit aus den Unterlagen ersichtlich ist, bestand bei Latrine I (Beil. 5.82) die oberste Verfüllung zuerst aus «… viel Holzkohle und dann Bauschutt. … In diesem Bauschutt kam ein Randstück von einem Buckelglas, ein Tellerstück mit vertieftem Ornament1339 und zwei Fensterstücke bis jetzt zum Vorschein».1340 Und etwas weiter unten bemerkt Sulzberger: «Nach dem Bauschutt zeigte sich in der Tiefe eine eigentliche Abtrittschicht, die eine grössere Anzahl von gotischen Glasfragmenten und ein gotisches Ofenkachelstück ergab».1341 In der Fäkalienschicht fanden sich weiter Bruchstücke eines grün glasierten Tongefässes, zwei Wandverputzstücke mit Buchstaben, Bodenbelagsmörtel, ein kleiner gotischer Spielwürfel. Spezielle Erwähnung fanden auch «5 Töpfe»1342 und «zwei Töpfe des 11. Jahrhunderts».1343 Kurz vor Erreichen der Sohle wurde nochmals eine grössere Anzahl von Scherben geborgen. Die unterste, etwa ca. 10 cm dicke 160

Fäkalienschicht war von einer Kalkschicht abgedeckt. In Bodennähe wurden schliesslich noch einige römische Scherben gefunden.1344 Im zweiten Latrinenschacht (Beil. 4.60) reichte der Bauschutt bis fast zur Decke und war durch eine Wand mit gestellten Backsteinen korridorartig unterteilt. Im Schutt lagen zahlreiche Bruchstücke von Renaissancegefässen, Ofenkacheln und Knochenstücke. Etwas tiefer lagen Stücke eines Säulenschafts aus Sandstein und Stücke einer gewundenen Säulenbasis aus Sandstein. Wohl schon in der Fäkalienschicht lagen dann verschiedene «gotische Gefässe und Glasscherben»,1345 «Holzgefässe und ein Siegelstock des 13. Jahrhunderts».1346 In Bodennähe wird eine Abnahme der Funddichte vermerkt und auf der kiesigen Sohle ein Markgewicht1347 gefunden. Wie die Tagebucheintragungen zeigen, enthielten beide Latrinenschächte eine Verfüllung mit einer mehr oder weniger gleichartigen Fundzusammensetzung aus Keramik, Glas, Holz und Tierknochen. In der Fäkalienschicht traten offenbar ab und zu Fundkonzentrationen auf, die dann besonders vermerkt wurden. Dies könnte auf eine phasenartige Einbringung von festen Abfällen, auf Teilentleerungen und/oder Materialumlagerungen hinweisen. Da während der Ausgrabung ab einer gewissen Tiefe Wasser aus den Latrinenschächten abgepumpt werden musste, reichten die Schächte wohl auch in mittelalterlicher Zeit bis in den Grundwasserspiegel hinunter. Dies erklärt die Erhaltung der Holzgefässe und bedeutet, dass die untersten Fäkalienschichten feucht bzw. halbflüssig blieben. Die Mehrzahl der jüngeren, frühneuzeitlichen Funde stammt wahrscheinlich aus der obersten Schlussverfüllung mit Bauschutt. Die älteren Funde dagegen konnten zufällig während der Benützung der Abortanlage in den Schacht gelangen oder wurden als beschädigte bzw. nicht mehr benötigte Einzelstücke weggeworfen, wie dies z. B. für ein Markgewicht aus der Zeit um 1200 angenommen wird.1348 Wieso auch noch gebrauchsfähig erscheinende, ganze Gefässe weggeworfen wurden, werden wir wohl nie erfahren. Vielleicht kamen sie aus der Mode oder waren überzählig. Das Fundspektrum, das vom späten 12./frühen 13. Jahrhundert bis zum frühen 17. Jahrhundert reicht und damit einen Zeitraum von rund 400 Jahren abdeckt, zeigt, dass die Abortanlage nie vollständig entleert wurde.1349 Wie dies auch an anderen Orten für grössere Latrinengruben angenommen wird, ist aber mit einer gelegentlichen Teilentleerung zu rechnen.1350 Es ist natürlich schwierig, genau abzuschätzen, wie häufig und intensiv die Abts- und Gästelatrine des Klosters Allerheiligen frequentiert wurde und


wie lange es dauerte, bis sie voll war und sehr wahrscheinlich teilentleert werden musste. Man kann davon ausgehen, dass eine Person jährlich eine kompaktierte Fäkalienmenge von 0,09 m3 produziert.1351 Die Benützung von Stroh als Wischmaterial und der mikrobakterielle Abbau sinddabeimitberücksichtigt.Diebeiden Latrinenschächte verfügen über ein Volumen von schätzungsweise 11 m3 bzw. 13 m3.1352 Gemäss obiger Modellrechnung ergibt dies eine Verfüllzeit von rund 13 Jahren, wenn täglich 10 Personen den Abort benützen.1353 Wenn täglich nur eine Person die Latrine benützt, verlängert sich dementsprechend die Verfülldauer auf 130 Jahre. Mit ihrem Fassungsvermögen von insgesamt 24 m3 war die Abts- und Gästelatrine des Klosters Allerheiligen von Anfang an für einen begrenzten Personenkreis konzipiert. Eine Mönchslatrine des 11. Jahrhunderts aus dem Kloster Allerheiligen ist mit einem geschätzten Volumen von etwa 33 m3 um einiges grösser.1354 Auch die Mönchslatrine des Augustinereremiten-Klosters in Freiburg i. Br. war nur schon mit ihren Grundmassen von ca. 5 x 5–7 m für eine grosse Personenzahl konzipiert. Die dortigen städtischen Sinkgruben weisen ein Fassungsvermögen von ca. 20–50 m3 auf.1355 In Anbetracht der langen Benützungsdauer sowie der Beobachtungen an anderen Latrinen ist also sehr wahrscheinlich damit zu rechnen, dass die Abts- und Gästelatrine des Klosters Allerheiligen – auch bei einer nur sehr geringen Besucherfrequenz – gelegentlich eine Teilentleerung erfuhr.1356 Dabei ist zu bedenken, dass die Nutzung dieser Schächte als Latrine nicht zwingend über den ganzen erfassten Zeitraum in der gleichen Intensität erfolgt sein musste. Grundlegende Veränderungen in der Nutzung sind insbesondere für die nachreformatorische Periode nicht auszuschliessen.1357

Von methodischer Seite her bedeutet dies, dass wir grundsätzlich mit dem Verlust von Fundmaterial rechnen müssen. Ohne umfassende Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Schaffhauser Fundkomplexen sind Rückschlüsse auf klösterliche «Haushaltsinventare» und Überlegungen zum sozialen Status der Benützer daher nur beschränkt möglich. Wie die Überlegungen von M. Untermann zeigen, sind Latrinenfunde nicht aus sich selbst heraus erklärbar. So legen z. B. Vergleiche zwischen Latrineninhalten aus Freiburg i. Br., Ulm und Konstanz unterschiedliche Vorgehensweisen bei der Abfallentsorgung nahe.1358 Wie verschiedene Türöffnungen in den Schachtwänden zeigen, war die Abts- und Gästelatrine im Kloster Allerheiligen von allen Stockwerken aus zugänglich. Latrine Beil. 5.60 konnte vom Gästeteil, Latrine Beil. 5.82 von den Räumen des Abtes aus benützt werden. Die Zugangstüren und die Latrinenzwischenböden lagen etwa 50 cm über den Raumböden.1359 Da entsprechende Baubefunde fehlen, ist es heute nicht mehr möglich zu sagen, wie das Schachtinnere ausgestaltet war. Denkbar sind einfache Öffnungen zum Ausschütten der Nachtgeschirre und/oder Sitzgelegenheiten über den nachgewiesenen, hölzernen Zwischenböden. Vielleicht liessen sich die Sitzöffnungen mit einem Deckel verschliessen, denn hölzerne Klodeckel sind ab dem Spätmittelalter (14./15. Jahrhundert) archäologisch nachgewiesen.1360 Einen Eindruck, wie damalige Abortanlagen aussahen, vermitteln zum Beispiel der Holzschnitt von Thomas Murner aus der Reformationszeit (16. Jahrhundert) oder die bekannte Darstellung aus der «Wickiana», der Chronik des Zürcher Pfarrers Johannes Wick, einer Sammlung mit Unglücksfällen und Verbrechen (Abb. 162).1361

Abb. 162: Der ehemalige Mönch des Klosters Rüti, Baschi Hegner, stürzt auf dem Weg zum Abtritt zu Tode. Das Klo befand sich im Hinterhof. Über den Sitzen hängt ein Körbchen mit Stroh. «Wickiana», um 1564 (Zentralbibliothek Zürich).

161


Fundvorlage: Beschreibung und Datierung Geschirrkeramik Töpfe1362

Abb. 163: Hoch- und spätmittelalterliche Kochtopfformen (spätes 12. – frühes 15. Jahrhundert).

162

Die ältesten Topfformen erfassen wir mit den Töpfen Kat. 2 – 4, die durch einen wulstartig verdickten Rand gekennzeichnet sind (Abb. 163, hintere Reihe, 2. und 3. Topf von links). In den jüngsten typologischen Horizonten von Berslingen SH finden sich dazu Vergleichsbeispiele, die dort ins späte 12. Jahrhundert datiert werden.1363 Vergleichbare Gefässe liegen auch aus der Stadtkirche St. Johann vor, wo sie von D. Rippmann ins späte 12./frühe 13. Jahrhundert datiert werden.1364

Da davon auszugehen ist, dass solche zum Gebrauchsgeschirr zählenden Keramikgefässe, nachdem sie nicht mehr gebraucht wurden, bald in die Latrine gelangten, erhalten wir aus dieser Datierung einen Anhaltspunkt für das Alter der Abortanlage. Aufgrund dieser Funde muss der jüngere, zweiteilige Latrinenbau spätestens um 1200 in Betrieb gewesen sein.1365 Diese Überlegungen bestätigen die von baugeschichtlicher Seite geäusserte Vermutung, dass der Umbau von der älteren, einteiligen Latrine zur jüngeren zwei-


teiligen Anlage im späten 12. Jahrhundert erfolgt sei.1366 Da der Umbau eine vollständige Entleerung der bestehenden Latrine notwendig machte, fehlen uns Funde dieser ersten Verfüllung. Eine typologisch bereits leicht weiterentwickelte Randform zeigt der Topf Kat. 6. Mit der schwach ausgeprägten Kehlung auf der Randoberseite sowie dem riefenbetonten Wandaufbau weist dieses Gefäss Merkmale auf, wie sie um die Mitte des 13. Jahrhunderts erscheinen und bei Kat 5, 7, 9 und 10 besonders deutlich vorliegen (Abb. 163, vordere Reihe, 1. und 3. Topf; Kat. 9 und 7). Kennzeichnend für diese Gruppe von Töpfen sind flache bis horizontal umgelegte Ränder, die häufig mit einer schwachen Kehlung versehen sind. Der Hals kann mehr oder weniger deutlich ausgebildet sein. Ob sich in den unterschiedlich gestalteten Hals- und Schulterpartien schon eine chronologische Entwicklung widerspiegelt oder ob diese Unterschiede innerhalb der handwerklichen Variationsbreite liegen, sei offen gelassen. Neben einem breitzeiligen Rädchendekor tritt als weiteres Verzierungselement eine Musterkombination aus geraden und gewellten Linien auf (Kat. 5; Abb. 163, vordere Reihe, 3. Topf von links). Weitere Vergleichsbeispiele zu allen Töpfen mit gekehltem Rand finden sich im Fundmaterial des Bogen- und Kronsbergareals (Schaffhausen), wo sie von D. Gutscher ins mittlere 13. Jahrhundert datiert werden.1367 Ein ähnliches Randprofil weist auch der Münztopf vom Holderplatz in Winterthur auf, der kurz nach der Mitte des 13. Jahrhunderts vergraben wurde.1368 Kat. 8, 11 (Abb. 163, vordere Reihe mittlerer Topf) und 12–13 zeigen bereits Leistenränder, und – bei Kat. 8 – eine mit einem engzeiligen Rädchendekor aus eher hochrechteckigen bis rautenförmigen Elementen verzierte Gefässschulter. Formal vergleichbare Töpfe sind wiederum aus dem Bogen- und Kronsbergareal (Schaffhausen) bekannt.1369 Die Datierung derartiger Ränder wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Während D. Gutscher für die Schaffhauser Funde eine Datierung ins späte 13. Jahrhundert vorschlägt und die Entwicklung zum «klassischen schmalen Karniesrand» (Leistenrand) in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts setzt,1370 ist aufgrund von Vergleichsfunden aus Basel – vor allem für die gedrungeneren Gefässe – auch eine Datierung in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts in Betracht zu ziehen.1371 B. Scholkmann datiert für Sindelfingen (Baden-Württemberg) den Leistenrand sogar ins 12. Jahrhundert zurück.1372 Im Vergleich mit dem Fundmaterial vom Üetliberg ZH1373 und aus Berslingen SH ist für unsere Region eine derart frühe Datierung in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts jedoch auszuschliessen. Weder

ist es derzeit möglich, zu dieser Problematik abschliessend Stellung zu nehmen, noch ist beabsichtigt anhand des vorliegenden, unstratifzierten Fundmaterials aus der Abts- und Gästelatrine hierzu Stellung zu beziehen.1374 Die bauchigen Töpfe des 13. Jahrhunderts, wie sie oben besprochen wurden, werden im Laufe des 14. Jahrhunderts von schlanken Gefässen mit s-förmig geschwungenen Profilen und breiten Leistenrändern abgelöst. Die Schulter dieser Töpfe kann mit einem kantig ausgeprägten Rillenband, der Bauch mit einer feinen Leiste verziert sein. Erst ansatzweise ausgebildet sind diese Form- und Zierelemente bei den Töpfen Kat. 14–15.1375 Noch fehlt das schwungvolle Profil und der profilierte, deutlich gekehlte Leistenrand (Karniesrand), wie er dann bei Kat. 17 und 16 (Abb. 163, hintere Reihe 1. Topf) zu beobachten ist und in dieser Form um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert auftritt.1376 Noch jüngere Töpfe fehlen im Fundmaterial. Einfache Töpfe dieser Art wurden vielfältig verwendet: Die geschwärzten und vom Feuer angegriffenen Oberflächen zeigen, dass die meisten der bauchigen Töpfe des späteren 12. und des 13. Jahrhunderts als Kochgefässe dienten. Ebenso denkbar ist eine Verwendung als Vorratsgefäss oder zum Transportieren von Flüssigkeiten o. ä. Zwei Kleingefässe entziehen sich den typologischen Kriterien, wie sie für die gängigen Topfformen gelten (Kat. 18– 19). Mit ihren Randformen und Gefässproportionen lehnen sie sich zwar an hochmittelalterlichen Topfformen an. Daneben zeigen sich aber Merkmale, wie sie erst bei zeitlich jüngeren Gefässen zu beobachten sind. So deuten bei Kat. 18 die Schlingenspuren auf der Bodenunterseite auf eine spätmittelalterliche Zeitstellung. Andernfalls würde es sich hierbei um einen besonders frühen Beleg für scheibengedrehte Ware handeln. Beim anderen Gefäss (Kat. 19) ist es nicht möglich, diesbezügliche Überlegungen zur Herstellungstechnik anzustellen, da der Boden bei der Herstellung neu angesetzt wurde. Doch auch bei diesem Gefäss entsteht aufgrund der Oberflächenbeschaffenheit und der einheitlichen Brennfarbe der Eindruck, es handle sich hierbei um ein spätmittelalterliches Gefäss des 14./15. Jahrhunderts.

163


Henkelkanne Die kleine, rötlichbraune Henkelkanne mit Tüllenausguss und Strichverzierung auf der Schulter ist aufgrund der Randform dem mittleren 13. Jahrhundert zuzuweisen (Kat. 20).1377

Henkeltöpfe Henkeltöpfe liegen in zahlreichen Exemplaren vor. Mit Ausnahme eines zweihenkligen Gefässes, handelt es sich durchwegs um einhenklige Töpfe. Bei den unglasierten Gefässen fallen drei bauchige Henkeltöpfe auf (Kat. 21–23; Abb. 164a Mitte: Kat. 22). Die Gefässe sind mehr oder weniger vollständig mit breiten, aneinandergereihten Riefen versehen. Zwei Gefässe tragen Reste einer roten Bemalung. Vergleichbare Henkeltöpfe, wie auch rot bemalte Gefässe im allgemeinen, sind aus Konstanz bekannt und werden dort in die zweite Hälfte 13./Anfang 14. Jahrhundert datiert.1378 Der ebenfalls unglasierte Henkeltopf Kat. 24 stellt mit seiner beinahe zylindrischen Wandung und dem horizontal abstehenden Rand keine der gängigen Gefässformen dar. Im Unterschied zu den anderen Henkeltöpfen ist er grau gebrannt. Obwohl er unglasiert ist, weist seine Machart auf eine jüngere, spätmittelalterlich bis frühneuzeitliche Zeitstellung hin. Die zylindrische Form erinnert an metallene Mörser. Man könnte sich da-

Abb. 164a: Hoch- und spätmittelalterliche bauchige Henkeltöpfe (13.– 15. Jahrhundert).

164

her eine Verwendung bei einem technischen Arbeitsvorgang, vielleicht in einer Apotheke, vorstellen.1379 Mengenmässig am stärksten vertreten sind die glasierten Henkeltöpfe. Sie erscheinen in verschiedensten Formen. Bei einer Gruppe von hohen, schlanken Töpfen entsteht der Eindruck, man habe ein Geschirrset mit verschieden grossen Töpfen vor sich (Kat. 25–27 und 30). Die Gefässschultern liegen sehr hoch, das Profil ist s-förmig geschwungen und die Ränder sind lippenartig und leicht verdickt ausladend. Ein kleines Töpfchen ohne Henkel (Kat. 30) sowie ein grosser zweihenkliger Topf (Kat. 25) werden wegen der formalen Nähe ebenfalls an dieser Stelle vorgelegt. Die Gefässe sind innen meist über einer weissen Engobe grün glasiert. Aufgrund der schlanken Gesamtform sind sie zeitlich frühestens nach der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts anzusetzen. Andere Henkeltöpfe sind bauchiger geformt, wie beispielsweise ein Henkeltopf mit bauchigem Unterteil und langgezogenem konischen Hals (Kat. 31; Abb. 164a vorne links). Zwei andere Töpfe zeigen eine gleichmässige Bauchung und Leisten- bzw. Karniesränder (Kat. 35–36; Abb. 164a hinten rechts). Bei anderen Gefässen wiederum liegt die Bauchung sehr tief (Kat. 32–33; Abb. 164a vorne rechts). Als Verzierungselemente treten häufig mehrzeilige enge Rillenbänder, vereinzeltauchbreite Riefen auf (Kat. 37; Abb. 164a hinten links). Die Gefässe sind innen meist grün glasiert. Vereinzelt ist die Glasur von


bräunlicher Farbe. Nur bei Kat. 32 liegt die Glasur über einer weissen Engobe. Randbildung, Verzierung und Glasurfarbe weisen auf eine Datierung ins 14./15. Jahrhundert.1380 Wie weit sich in der Verlagerung der Bauchung nach unten ein chronologisches Merkmal fassen lässt, das auf eine eher jüngere Datierung hinweist, sei angesichts dieses unstratifizierten Fundmaterials dahingestellt. Diese Henkeltöpfe eignen sich wegen ihrer mehr oder weniger stark ausgeprägten bauchigen Form bestens als Behälter zum Aufbewahren oder Transportieren von Flüssigkeiten. Daneben liegen mehrere Gefässe vor, bei denen die Bauchung nur noch ansatzweise ausgebildet ist (Kat. 39–41; Abb. 164b). Die Profile sind sehr flach, zeigen aber eine klare Gliederung in einen Unter- und einen Oberteil mit einem auffallend langen, steilwandigen Halsabschnitt. Die Ränder biegen deutlich nach aussen um. Die Innenseiten sind meist über einer weissen Engobe grün glasiert. Eine Ausnahme stellt diesbezüglich Kat. 44 (Abb. 164b rechts) dar. Hier wurde die Engobe nicht flächig sondern sternförmig aufgetragen, sodass über der Engobe die Glasur gelb erscheint. Die nicht engobierten Stellen erscheinen bei dieser Verzierungstechnik braun.1381 Ähnliche Gefässproportionen zeigen zwei beidseitig grün glasierte Henkeltöpfe (Kat. 49 und 50; Abb. 164b links). Ihre Henkel sind tordiert und bei der unteren Ansatzstelle mit Druckmulden versehen. Die Gefässbauchung ist mit einem Wellen-

band verziert.1382 Noch reichhaltiger verziert ist der Henkeltopf Kat. 51 (Abb. 164b vorne Mitte). Er ist auf der ganzen Aussenfläche mit einem reichhaltigen Rankendekor in Ritztechnik bedeckt.1383 Die Wandung ist leicht s-fömig geschwungen, wobei der Oberteil durch die ausladende Gefässmündung betont wird. Diese flachbauchigen bzw. weitmundigen Gefässe stellen mit ihren formalen Merkmalen die stilistische Weiterentwicklung spätmittelalterlicher Topfformen dar und lassen sich dem fortgeschrittenen 15. und v.a. dem 16. Jahrhundert zuweisen. Dabei stehen insbesondere das Gefäss mit dem sternförmigen Engobendekor, die beiden beidseitig grün glasierten Henkeltöpfe mit tordiertem Henkel sowie das ritzdekorverzierte Gefäss am Endpunkt der hier fassbaren Entwicklung, die zeitlich etwa im ausgehenden 16. Jahrhundert liegen dürfte. Das Fehlen von gut datierten Fundkomplexen für das 16. Jahrhundert, anhand derer sich die Formentwicklung der Henkeltöpfe lückenlos dokumentieren liesse, erlaubt zur Zeit keine genaueren Ansprachen. Es darf aber angenommen werden, dass die meisten dieser flachbauchigen bzw. weitmundigen Henkeltöpfe in nachreformatorischer Zeit (16. Jahrhundert) entstanden sind. Da diese flachbauchigen bzw. weitmundigen Henkeltöpfe aus einer Latrinenverfüllung stammen, drängt sich die Frage auf, ob es sich dabei um Nachttöpfe handeln könnte. Für eine An-

Abb. 164b: Neuzeitliche, weitmundige Henkeltöpfe (16.–17. Jahrhundert).

165


Abb. 165: Darstellungen in Michael Heros «Schachtaffeln der gesundheit», gedruckt 1533 in Strassburg, zeigen konische Henkelschüsseln als Nachtgeschirr (nach H. Zotter 1988).

166

sprache dieser Gefässe als Nachttöpfe spricht einerseits die weite Gefässmündung mit dem abstehenden Horizontalrand, der sich als Schutzrand bei der Handhabung interpretieren liesse. Und die geraden oder nur wenig gebauchten Wandungen würden – gegenüber einem bauchigen Gefäss – das Ausschütten des Inhalts erleichtern. Dagegen spricht andererseits der Umstand, dass diese Gefässe vom formalen Gesichtspunkt gesehen eine Weiterentwicklung der spätmittelalterlichen Topf- bzw. Henkeltopfformen darstellen, was eine entsprechende Verwendung als Küchenund Tischgeschirr nahelegt. Einige dieser weitmundigen Henkeltöpfe (z. B. Kat. 51) weisen zudem ein derart kleines Fassungsvermögen auf, dass ernsthafte Zweifel an einem Gebrauch als Nachtgeschirr angebracht sind.1384 Betrachtet man den ausladenden Rand oder die weite Mündung als typisches Kennzeichen eines Nachttopfs,1385 würde dies bedeuteten, dass die beiden beidseitig grün glasierten Henkeltöpfe mit den tordierten Henkeln (Kat. 49 und 50) sowie der mit einem Ritzdekor verzierte Henkeltopf (Kat. 51) als noble Nachttöpfe anzusprechen wären (Abb. 164b, ganz links und vorne). Dies wäre durchaus denkbar, denn es wird berichtet, dass anlässlich der Anwesenheit des Kaisers in Nürnberg im Jahre 1471 angeordnet wurde «in alle kamer prunczscherben aufzustellen, in des keisers gemech [Schlafzimmer] weise verzinte pecklein [kleine Becken] in der herren kammer verglast, sust [sonst] weiss scherben zu jedem pet [Bett]».1386 Dieses Beispiel zeigt, dass nicht einmal bei diesem banalen Alltagsgeschäft alle Menschen gleich sind. Von archäologischer Seite lassen sich ab dem 16./17. Jahrhundert Gefässe bzw. Nachttöpfe fassen, die einen breiten Rand aufweisen, der mit Zwickeln unterlegt ist und daher als Sitzrand interpretiert wird. Neben solchen deutlich bauchigen Formen, die zum Teil mit die Identifikation erleichternden Sprüchen versehen sind, erscheinen aber auch geradwandige Töpfe mit breiten, horizontal abstehenden Rändern, die ebenfalls als Nachttöpfe angesprochen werden.1387 Aufschlussreich ist die Betrachtung von mittelalterlichen Bildquellen, die Einblicke in Schlafgemächer bieten. Fast immer steht neben oder unter dem Bett ein Nachtgeschirr. Bei der Durchsicht einiger ausgewählter Beispiele konnte festgestellt werden, dass es sich vorwiegend um tönerne oder hölzerne Schüsseln handelt.1388 In der vom Luzerner Chronisten Diebold Schilling gezeichneten Schlafkammer steht unter der Bettstatt des Bauern Hans Spiess von Ettiswil – der in dieser Szene gerade seine im Bett liegende Gattin erwürgt – eine Daubenschüssel mit Holzgriff. Hingegen steht in der Darstellung des Chronisten

Werner Schodoler vom sterbenden Grafen von Toggenburg (Anfang 16. Jahrhundert) ein hoher Krug mit Henkel unter dem Bett, der vielleicht standesgemässer als der bäuerliche Holzzuber war, wie M. Illi vermutet.1389 Im Spätmittelalter gab es auch die «Scheisskisten», tragbare Truhen mit zwei oder mehr Sitzöffnungen, die in Wohnräumen aufgestellt wurden und von Zeit zu Zeit vom Gesinde geleert und gereinigt werden mussten.1390 Wer es sich leisten konnte, besorgte sich einen Nachtstuhl, wie er in Michael Heros «Schachtaffeln der gesundheit» von 1533 zu sehen ist.1391 Es handelt sich dabei um eine stuhlartige Einrichtung mit einer Öffnung in der Sitzfläche, unter die ein Gefäss gestellt wurde (Abb. 165). Unter einen Nachtstuhl konnte jedes einigermassen geeignete Gefäss gestellt werden. Die Anschaffung dieses teuren, schon neuzeitlichen Mobiliarstücks blieb aber nur einem beschränkten Personenkreis vorbehalten. Die meisten Menschen verrichteten im Mittelalter ihre Notdurft so wie es der Mann im Bild daneben demonstriert: in Kauerstellung. Die Vorstellung, man sitze auf ein Nachtgeschirr drauf, wie die oftmals in der Literatur gebrauchte Bezeichnung «Sitzrand» nahelegt, ist aus praktischen Erwägungen (Stabilität, Bequemlichkeit, Gefahr der Verletzung beim Gefässbruch) als unsinnig abzulehnen. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass ein Nachtgeschirr – sei es in Schüssel- oder Topfform, aus Zinn, Blech, Holz oder Ton – im Mittelalter zur standardmässigen Bettausrüstung gehörte. Die «Brunzkachel» oder der «seychscherb», wie sie in zeitgenössischen Quellen genannt werden, ersparten vor allem in der Nacht den beschwerlichen Weg zum Abort. Aus der Betrachtung von Abbildungen ist ferner zu vermuten, dass schüsselartige Formen bevorzugt wurden.1392 Grundsätzlich eignet sich aber jedes ausgediente Gefäss für diesen Zweck. Es ist zwar nicht ganz von der Hand zu weisen, dass es sich bei den vorliegenden flachbauchigen bzw. weitmundigen Henkeltöpfen mit schmalem


Horizontalrand um Nachtgeschirre handeln könnte. Da diese Henkeltöpfe jedoch vom formalen Gesichtspunkt eine konsequente Weiterentwicklung älterer Topfformen darstellen, ist meines Erachtens eine diesbezügliche Ansprache nicht zutreffend. Ferner ist im vorliegenden Fall zu beachten, dass die in Frage kommenden Henkeltöpfe von ihrer Zeitstellung her möglicherweise aus dem Bauschutt der Schlussverfüllung stammen. Ihr Auffinden an diesem Ort darf daher nicht zwingend mit der Benützung dieser Schächte als Latrine in Verbindung gebracht werden. Um Klarheit bei der Ansprache von bestimmten frühneuzeitlichen Gefässformen als typisches Nachtgeschirr zu gewinnen, wäre es wünschenswert, zeitgleiche Fundensembles unterschiedlicher Herkunft miteinander zu vergleichen, um untersuchen zu können, wie man sich die Entwicklung bzw. Ableitung einer typischen Nachttopfform mit eindeutig funktionell bedingten Merkmalen vom «gewöhnlichen» Topf während des 15./16. Jahrhunderts vorzustellen hätte.

Dreibeingefässe Dreibeingefässe dienten zum Erwärmen von Speisen. In ihrer Grundform, wie sie ab dem 13. Jahrhundert auftritt, haben sie einen bauchigen Körper, einen trichterförmigen Hals, der auf der Innenseite mit einer Kehlung für einen konischen Deckel versehen ist, sowie einen oder – bei den älteren Formen – zwei randständige Henkel (Abb. 166). Das vorliegende Dreibeingefäss ist grauschwarz gebrannt und innen glasiert (Kat. 52). Die Innenglasur verhindert zum einen das Ankleben von Speisen und erleichtert zum andern die Reinigung nach dem Gebrauch. Dreibeingefässe dieser Art treten ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und im 15. Jahrhundert auf.1393 In kleinen Dreibeingefässchen, wie sie hier mit zweiExemplarenvertretensind (Kat.53–54), konnten Beilagen wie Saucen, Nüsse, Gewürze u. ä. bereitgestellt werden.1394 Mit ihren über weissen Engoben liegenden grünen Innen- bzw. Aussenglasuren stellen sie gegenüber dem oben besprochenen grossen Dreibeingefäss eine tendenziell leicht jüngere Ausführung dar (15./16.(?) Jahrhundert).

Abb. 166: Spätmittelalterliche Dreibeingefässe (14./15. Jahrhundert).

167


Es fällt auf, dass die im Spätmittelalter weit verbreiteten grossen Dreibeingefässe nur mit einem Exemplar belegt sind.1395 Dieser Umstand könnte darauf zurückzuführen sein, dass während der Ausgrabung eine Selektion des Fundmaterials stattfand und nur die «interessanten» Stücke behalten wurden. Vielleicht erklärt sich das Fehlen von grossen Dreibeingefässen auch aus der Tatsache, dass in der Nähe der Abts- und Gästelatrine keine Küche lag. Die Klosterküchen befanden sich traditionellerweise im Winkel zwischen Klausur-West- und Südflügel.1396 Diese Argumentation ist durchaus klar; es ist aber zu bedenken, dass mit den bauchigen Töpfen des 13. Jahrhunderts durchaus Gefässe vorliegen, die wegen ihrer Verrussungen zweifellos als Kochtöpfe anzusprechen sind.1397 Vielleicht gelangten sie zusammen mit den gekochten Speisen in diesen Klosterteil. Ebenso wäre zu überlegen, ob sich hier nicht doch auch die eine oder andere Gelegenheit zum Zubereiten von Speisen bot. Deckel Der Deckel als keramische Form ist für lange Zeiten des Mittelalters keineswegs so geläufig, wie sich das der moderne Geschirrbenutzer vorstellt. Erst gegen Ende des Hochmittelalters treten Deckel wieder regelmässig auf.1398 In Basel beispielsweise sind Deckel erst seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts belegt.1399 Aus der Abts- und Gästelatrine liegen vier Deckel vor. Sie lassen sich drei verschiedenen Deckeltypen zuordnen und über ihre Grundform zeitlich grob einordnen. Der Flachdeckel Kat. 55 mit einem in der Mitte liegenden Ösengriff stellt den ältesten Typus dar. Nach U. Gross treten Flachdeckel ab dem 13.Jahrhundert auf und gehören im 14./15. Jahrhundert zum üblichen Geschirrinventar.1400 Der vorliegende Deckel wirkt sehr massiv und hat einen Durchmesser von rund 20 cm. Mit diesem auffallend grossen Durchmesser passt er am ehesten auf eine Schüssel, eine Dreibeinpfanne oder auf einen weitmundigen Krug oder Henkeltopf, wie sie allerdings erst in der Frühen Neuzeit regelmässig auftreten. Demgegenüber weisen der grosse Ösengriff, die breite umlaufende Kannellur auf dem Rand und die beträchtliche Deckeldicke innerhalb des oben umrissenen Zeitraums auf eine eher frühe Datierung hin. Kat. 57 und 58 gehören zum Typ des konischen Deckels. Konische Deckel sind im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit eine weit verbreitete Form. Für Basel stellen P. Kamber und Ch. Keller fest: «… gibt es seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts für sämtliche Gefässe nur noch eine einzige keramische Deckelform: den unverzierten konischen Deckel, der bis ins 17. Jahrhundert unverändert beibehalten wurde.»1401 168

Die dritte Deckelform ist schüsselartig vertieft (Kat. 56). Der Knauf ist aber ein eindeutiges Erkennungsmerkmal. Umgekehrt werden zwei vergleichbare Objekte wegen des fehlenden Knaufs den Schüsseln zugewiesen.1402 Es ist denkbar, dass es sich dabei ebenfalls um zwei Deckel handeln könnte. Dabei fällt auf, dass diese Stücke, wie dies oft bei Deckeln der Fall ist, unglasiert sind. Ähnliche Deckelformen lieferte die archäologische Untersuchung Brückengasse 5/7 in Konstanz. Die dort erfassten Werkstattabfälle aus der Töpferei Vogler lassen sich in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts datieren. Deckel lagen in nahezu hundert vollständigen Exemplaren und zahllosen Bruchstücken vor. Im wesentlichen liessen sich drei Typen unterscheiden: erstens und als häufigste Form konische, unglasierte Deckel mit rundem Griffknopf. Zweitens und etwas seltener tellerartige Deckel mit horizontal abstehendem Rand und vertieft liegendem Knauf. Und drittens wenige Stücke von glasierten konischen Deckeln.1403 Dieses Beispiel aus Konstanz verdeutlicht, dass Deckelformen unter Umständen sehr langlebig sein können und daher eine genauere zeitliche Einordnung nur beschränkt möglich ist. Wie bei den Dreibeingefässen erstaunt, dass aus der Abts- und Gästelatrine nur wenige Deckel vorliegen. Dies könnte wiederum entweder darauf zurückzuführen sein, dass bei der Fundbergung eine Materialselektion stattfand, oder damit zusammenhängen, dass die Abortanlage nicht in der Nähe der Klosterküchen lag, wo man sich den Einsatz von Deckeln beim Zudecken, Warmhalten oder Kochen von Speisen am ehesten vorstellen kann.1404 Krug Der Gefässtyp des Kruges ist nur mit einem Exemplar belegt (Kat. 59). Das typische Kennzeichen eines Kruges ist – im Unterschied zum Topf – der Ausguss. Mit der beidseitig aufgetragenen grünen Glasur, dem schnurartigen Stempelmuster auf der Rand-, der Bauch- und der Fusszone sowie dem tordierten Henkel passt dieser Krug zu gleichartigen beidseitig grün glasierten Schüsseln, Becken und Henkeltöpfen.1405 Wie diese ist erin die zweite Hälfte16./Anfang17. Jahrhundert zu datieren.


Flasche Der Gefässtyp Flasche ist ebenfalls nur mit einem einzigen Exemplar belegt, das sich ins 15./16. Jahrhundert datieren lässt (Kat. 60).1406 Ausser der Fusszone ist diese bauchig wirkende Flasche über einer weissen Engobenunterlage grün glasiert. Schulter- und Bauchpartie sind mit einem engen, mehrzeiligen Rillenband verziert. Die Flasche ist mit zwei Öffnungen versehen: Oben schliesst sie mit dem für Flaschen typisch engen Hals ab, und auf der Gefässschulter ist ein kleiner Tüllenausguss plaziert. Das Anbringen von zwei Öffnungen erleichterte das Ausgiessen des Inhalts, weil so gleichmässig Luft zufliessen konnte. Welche der beiden Öffnungen beim Ausgiessen bevorzugt wurde, muss offen bleiben. Schüsseln Während im 13. Jahrhundert Schüsseln aus Keramik nur selten im archäologischen Fundmaterial auftreten, erscheinen sie ab dem 14. und 15. Jahrhundert immer zahlreicher und in immer vielfältigeren Formen. Mit den gleichzeitig immer häufiger angewandten farbigen Glasuren wirken die Schüsseln zum einen optisch sehr ansprechend, und zum anderen dichten Glasuren den porösen Scherben ab, wodurch die Reinigung erleichtert wird. Im Zuge dieser Entwicklung treten im Spätmittelalter und dann vor allem in der Frühen

Neuzeit noch weitere Flachformen wie Schalen und Teller auf.1407 Die Gefässgruppe der Schüsseln ist mit zahlreichen Beispielen vertreten, die mehrheitlich aus dem Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit stammen. Einige der Schüsseln sind unglasiert, doch die meisten sind einseitig oder beidseitig glasiert. Einzelne tragen einen Dekor oder sind mit figürlichen Reliefauflagen verziert. Wir stellen zuerst die kleinen Schüsselchen vor, danach folgen die grösseren Formen. Kleine Schüsselchen treten in drei verschiedenen Typen auf (Abb. 167, vordere Reihe). Als ersten fassen wir mit Kat. 61–63 kleine unglasierte Gefässe mit einer konischen Wandung, die leicht nach aussen biegt. Weiter liegen zwei steilwandige konische Schüsselchen vor (Kat. 64 und 65). Beide sind rot gebrannt. Eines ist olivgrün glasiert, das andere trägt – soweit dies unter einem grauen Belag erkennbar ist – eine schwärzliche Glasur. Der dritte Typ tritt mit zwei Beispielen grün glasierter Schälchen auf, die im Rand- und Bodenbereich mit markant hervortretenden umlaufenden Leisten verziert sind (Kat. 66 und 67) und an geböttcherte Kleingefässe aus Holz erinnern. Bei dieser Technik wurden die einzelnen Dauben in eine Bodenscheibe aus Holz gesteckt und aussen mit einem Ring aus Weidenruten oder anderen Zweigen zusammengehalten. Kleine Schüsselchen gehörten wohl zum Tisch-

Abb. 167: Hoch- und spätmittelalterliche Schüsseln (13.–15.

169


geschirr und dienten zum Auftragen von Beilagen, die nur in kleinen Mengen gereicht wurden, wie z. B. Gewürze, Sämereien, Nüsse. Die glasierten Ausführungen eignen sich auch zum Auftragen von Saucen o.ä.1408 Wegen der einfachen Rand- und Gesamtformen, die keine Vergleiche mit der besser bekannten Formentwicklung bei den Töpfen erlaubt, ist nur eine grobe Datierung in den Zeitraum des 14.–16. Jahrhunderts möglich. Für die Schüsselchen mit einer konischen Wandung erhalten wir einen Anhaltspunkt für die Entstehungszeit aus den spiralförmigen Spuren auf den Bodenunterseiten, die vom Abschneiden der Gefässe von der Drehscheibe mittels eines draht- oder schnurartigen Instruments herrühren. Solche Schlingenspuren finden sich regelmässig bei spätmittelalterlichen Gefässen des 14. und 15. Jahrhunderts.1409 Die unglasierten kleinen Schüsseln (Kat. 71– 73) haben eine Form, die an Steckdeckel (wie Kat. 56) erinnert.1410 Wegen des fehlenden Deckelknaufs werden sie hier aber zu den Schüsseln gezählt. Bei den grösseren Schüsselformen besprechen wir zuerst die unglasierten Beispiele. Als erstes sei auf die konische Schüssel Kat. 74 hingewiesen.1411 Sie ist grau gebrannt und auf der Innenseite geglättet. Als auffallendes Merkmal ist der breite Ausguss zu vermerken, der darauf deutet, dass solche Gefässe einem bestimmten Zweck dienten, der sich derzeit aber noch nicht näher beschreiben lässt. Vielleicht eignete sich der breite Ausguss besonders gut zum Abgiessen bzw. Trennen von Produkten die bei der Milchverarbeitung anfielen. Schüsseln dieser Art sind jedenfalls in der Region Schaffhausen häufig anzutreffen und lassen sich ins 15. Jahrhundert und den Beginn des 16. Jahrhunderts datieren. Mehrere Exemplare liegen z. B. von der Fundstelle Mogeren vor, einem nahegelegenen Adelssitz, der nach 1528 nicht mehr bewohnt war.1412 Die meisten Schüsseln sind glasiert. Innen glasierte, konische Schüsseln können verschiedene Randformen aufweisen. Schüssel Kat. 75 (Abb. 167, grosse Schüssel hinten) hat einen leicht unterschnittenen Leistenrand, ist über einer weissen Engobenunterlage hellgrün glasiert und mit einem Bandhenkel versehen. Diese Randform, die in ähnlicher Form auch bei den unglasierten Töpfen (Kat. 16–17) auftritt, sowie der über einer Engobe liegende Glasurauftrag lassen auf eine Herstellungszeit ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bzw. wohl eher schon im 15. Jahrhundert schliessen.1413 Typologisch schon weiterentwickelt, und daher wohl etwas jünger, ist der lippenartig ausladende Leistenrand von Schüssel Kat. 76.1414 Noch jünger sind konische Schüsseln mit kragenartig abstehenden oder verdickten Leistenrändern 170

(Kat. 83; Abb. 168, hinten links oder Kat. 81 und 84). Zudem verläuft die Wandung nicht mehr gerade, sondern ist in Bodennähe leicht abgesetzt. Vergleichbare Schüsseln mit kragenartig abstehenden Rändern (Kat. 83 und 84) sind beispielsweise von der Fundstelle Münsterplatz 16 (Reischacherhof)1415 in Basel bekannt, die Material aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts lieferte, oder von der Grabung Brückengasse 5/7 in Konstanz, wo Werkstattabfälle einer Töpferei aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts geborgen wurden.1416 Regelmässig treten solche Schüsselformen in gut datierten Winterthurer Fundkomplexen des 17. Jahrhunderts auf.1417 Allerdings sind solche Schüsseln im 17. Jahrhundert fast durchwegs mit einem einfachen Spiraldekor in Malhorntechnik verziert. Wieweit die Anfänge dieser Randform noch ins 16. Jahrhundert hinunterreichen, sei hier offengelassen, da die genaue Entwicklung der Schüsselränder, die am Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit immer variantenreicher werden, erst in den Grundzügen bekannt ist. Jedenfalls sind solche Randformen im Fundmaterial von Mogeren SH (vor 1528) noch nicht vertreten.1418 Die Schüssel Kat. 82, die ebenfalls einen verdickten Leistenrand aufweist, trägt auf der Innenseite einen Dekor in Form einer achtblättrigen Blüte. Das Muster entsteht durch den Auftrag einer weissen Engobe (Tonschlicker): über der Engobe wirkt die transparente, eingefärbte Bleiglasur heller als über dem tongrundigen Scherben. Schüsseln mit einem Blüten- oder Sternenmuster in Engobentechnik sind aus dem Werkstattabfall der oben schon erwähnten Töpferei Vogler in Konstanz (Brückengasse 5/7)1419 sowie aus Diessenhofen1420 bekannt. Es sei an dieser Stelle daran erinnert, dass mit Kat. 44 ein in derselben Art und Weise verzierter Henkeltopf vorliegt.1421 Wir gehen vorderhand davon aus, dass ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten solch flächig aufgetragener Engobenverzierungen und demjenigen des linear aufgetragenen Malhorndekors besteht, der ab dem ausgehenden 16. Jahrhundert fassbar wird und im 17. Jahrhundert sehr verbreitet ist.1422 Eine andere Gruppe von einseitig oder beidseitig grün glasierten Schüsseln zeigt Ränder, die verkröpft sind, d.h. der Rand biegt in einem Winkel nach oben um. Bei einzelnen Schüsseln ist der schräg oder horizontal nach aussen gerichtete Randabschnitt schon breiter ausgebildet, sodass Ansätze zu einer Fahnenbildung zu erkennen sind (Abb. 168, vorne links, Mitte, hinten rechts). Solche breit abstehenden Randzonen entwickeln sich dann bei den Tellern zu einem typischen Merkmal.1423


Die drei mittelgrossen Henkelschüsseln Kat. 77– 79 sind sich sehr ähnlich. Sie haben verkröpfte Ränder, sind innen grün glasiert und aussen mit einem zwei- bis dreizeiligen Rillenband verziert. Die unteren Ansatzstellen der randständigen Bandhenkel sind jeweils mit einer Druckmulde («Fingereindruck») versehen. Der Boden von Kat. 79 weist zudem ein konzentrisches Rillenband auf. Demgegenüber ist der Rand von Schüssel Kat. 80 eher leistenartig verdickt und auf der Oberseite gekehlt. Bei den grossen Schüsseln (Kat. 91, 93 und 94) ist die Tendenz zu einem verbreiterten, horizontal abstehenden Rand schon deutlich zu sehen. Als Verzierungselemente treten wiederum konzentrische Rillenbänder auf der Bodeninnenseite auf. Weil sich darin die Glasurmasse ansammelt, heben sich die Rillen dunkel ab. Die erwähnten Schüsseln sind beidseitig grün glasiert. Bei Kat. 91 verläuft unterhalb des Randes zudem eine Zierleiste, und die Fusszone ist mit einer Zeile von feinen, rundlichen Eindrücken abgeschlossen. Neben henkellosen oder einhenkligen Schüsseln können Ausführungen mit zwei sich gegenüberliegenden Henkeln auftreten (Abb. 168; Kat. 85, 86 und 89). Die Henkel sind dann meist tordiert. Auch sonst sind diese Schüsseln reichhaltiger verziert. Bei Kat. 85 (Abb. 168, Mitte links) beispielsweise – einer sehr grossen beidseitig grün glasierten, steilwandigen Schüssel mit zwei tordierten Henkeln – ist die Rand- und Fusszone sowie die Wandungsmitte mit umlaufenden Bändern aus eckigen oder z. T. rundlichen,

schnurartigen Eindrücken verziert. Bei der grossen flachen Schüssel (Abb. 168, hinten rechts; Kat. 90) fällt die asymmetrische Anordnung der beiden Henkel und die abgeflachte Rückseite auf. Derartige Gefässe dienten als Handwaschbecken und standen in oder auf speziell dafür vorgesehenen Möbelstücken.1424 Dazu muss man sich noch ein tönernes oder metallenes Giessgefäss vorstellen. Wegen der asymmetrischen Form handelt es sich möglicherweise um eine Spezialanfertigung, die an einer bestimmten Stelle im Raum plaziert wurde. Solche einseitig oder beidseitig grün glasierten Schüsseln mit Rillen- und stempelartigen Verzierungen, mit zum Teil tordierten Henkeln und verkröpften bis leicht fahnenartigen Rändern lassen sich in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts oder – wohl eher – ins spätere 16. Jahrhundert datieren, da davon auszugehen ist, dass beidseitig glasierte Gefässe erst ab dem ausgehenden 16. Jahrhundert regelmässig auftreten.1425 Vergleichbare Schüsseln sind aus der Verfüllung der Latrine vom Münsterplatz 16 (Reischacherhof) in Basel bekannt. Das Fundmaterial lässt sich dort ins ausgehende 16. Jahrhundert und die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts datieren.1426 Da aber für das 16. Jahrhundert erst wenige gut datierte Fundkomplexe bekannt sind, lässt sich vorderhand noch zu wenig genau abschätzen, inwieweit sich in den einzelnen Form- und Zierelementen feinchronologische Unterschiede widerspiegeln.

Abb. 168: Nachreformatorische, neuzeitliche Schüsseln und Teller (16. Jahrhundert).

171


Abb. 169: Grosse Schüssel mit Malhorndekor, in der Mitte mit einem Fischwirbel (spätes 16./17. Jahrhundert).

172

Zu den jüngsten Fundstücken zählt eine grosse Schüssel mit Malhorndekor (Abb. 169; Kat. 95). Bei dieser Verzierungstechnik wird mit einem Malhörnchen,das mit einem dickflüssigen, weisslichen Tonschlicker (Engobe) gefüllt ist, ein Muster auf den noch unglasierten Scherben gezeichnet. Danach wird das Ganze mit einer eingefärbten, transparenten Bleiglasur überdeckt. Nach dem Brand wirkt die Glasur über dem Engobenmuster heller und über dem tongrundigen (rötlichen) Scherben dunkler. Je nach dem gewählten Farbton der Glasur entstehen unterschiedliche Farbkombinationen. Im vorliegenden Fall wurde eine gelbliche Glasur verwendet. Daher wirkt das Muster gelb und der Untergrund bräunlich.1427 Zur Verstärkung des Farbkontrastes wurde der Untergrund zusätzlich mit einer rotbraunen Engobe überzogen.1428 Reste dieser rotbraunen Grundengobierung sind noch im Randbereich und als Flecken auf der unglasierten Aussenseite zu erkennen. Mit einer Höhe von 12 cm und einem Mündungsdurchmesser von 30 cm ist Schüssel Kat. 95 recht gross. Der schmale Schüsselrand ist mit aneinandergereihten S-Motiven verziert, auf der Innenseite ist ein feingliedriges, schwungvolles Rankenwerk mit aus Punkten gebildeten Blüten zu sehen, den Boden ziert ein Fischwirbel. Der Fischwirbel – ein Motiv aus drei ineinander verschränkten Fischen – erscheint verschiedentlich auf Schüsseln und Tellern.1429 Der Fisch (griechisch Ichthys) gehört zu den ältesten christlichen Symbolen. Da sich die Anfangsbuchstaben eines biblischen Verses, der sich auf Jesus als Sohn Gottes und Retter bezieht, zum griechischen Wort «Ichthys» zusammenfügen lassen, wurde der Fisch zu einem Symbol für Christus.1430 Bei einem Fundstück, das aus einem sakralen Kontext stammt, ist es daher naheliegend, an einen direkten Bezug zwischen der Fischdarstellung und dem christlichen Glaubensbekenntnis zu denken. Wie intensiv und wie bewusst diese symbolische An-

spielung auf Christus und das christliche Glaubensbekenntnis von den Benützern dieser Schüssel wahrgenommen wurde, sei dahingestellt und kann aus einem Einzelfund und ohne umfassende Berücksichtigung des damaligen gesellschaftlichen und religiösen Umfeldes nicht abschliessend beurteilt werden. Es ist möglich, dass in einer solchen Schüssel vorzugsweise Fische serviert wurden, die bekanntlich eine beliebte Fastenspeise darstellten. Und es sei daran erinnert, dass Schaffhausen am Rhein liegt. Damit sind auch sinnhafte Bezüge zum örtlichen Fischereigewerbe nicht ganz von der Hand zu weisen. Wie oben schon angedeutet wurde, gehört diese Schüssel zu den jüngsten Fundstücken aus der Latrinenverfüllung. Sie stammt mit Sicherheit aus nachreformatorischer Zeit. Gefässe mit Malhorndekor treten im schweizerisch-süddeutschen Raum allgemein ab dem späten 16. Jahrhundert auf und sind im 17. Jahrhundert weit verbreitet.1431 Zu den frühesten sicher datierbaren Gefässen gehören zwei kleine Deckeldosen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.1432 Die eine dieser Dosen ist grün glasiert und trägt die Jahreszahl «1586». Sie ist mit einem Dekor aus Ritzlinien (Sgrafitto-Technik) sowie einem Schwan in Malhorntechnik verziert und wird einer Winterthurer Hafnerwerkstatt zugewiesen. Die andere Dose ist gelb glasiert, zeigt einen Raubvogel und ist mit der Jahreszahl «1568» versehen. Sie wird heute in einem Strassburger Museum aufbewahrt. Da beide Dosen aufgrund ihrer vergleichbaren Machart aus derselben Werkstatt stammen könnten, wird vermutet, dass ein Schreibfehler vorliegt und bei einer der Dosen die Ziffern 6 und 8 irrtümlich vertauscht wurden. Folglich könnte nur eine der beiden Dosen als Fixpunkt für die Einführung der Malhorntechnik gelten. Wie dem auch sei, diese beiden Dosen belegen, dass im fortgeschrittenen 16. Jahrhundert die Malhorntechnik bekannt war. Neben grün glasierten Gefässen enthält auch die Latrinenverfüllung vom Münsterplatz 16 (Reischacherhof) in Basel schon einzelne malhornverzierte Schüsseln (Ende 16. /erste Hälfte 17. Jahrhundert).1433 Auf diese Fundstelle, die bezüglich der Fundvergesellschaftung und der Zeitstellung einige interessante Parallelen zu den nachreformatorischen Funden aus der Abts- und Gästelatrine in Schaffhausen zeigt, wurde schon verschiedentlich hingewiesen. Zeitlich später anzusetzen sind die zahlreichen malhornverzierten Gefässe aus Latrine 102 der Grabung «Salmen» in Winterthur, die datierte Gefässe aus dem Zeitraum zwischen 1636 und 1671 enthielt.1434 Als Letztes sei auf zwei Schüsseln aufmerksam gemacht, die mit ihrem Dekor in der Region Schaffhausen bislang ohne Vergleichsbeispiele


dastehen.1435 Schüssel Kat. 97 (Abb. 170) ist dreifarbig verziert: Auf einem breiten, dunkelbraunen Band liegen abwechselnd grosse, weisse Punkte und H-förmige, hellbraune Zierelemente. Rand- und Fusszone sind mit weissen horizontal umlaufenden Streifen auf hellbraunem Grund verziert. Gefässe dieser Art sind im mitteleuropäischen Raum an und für sich weit verbreitet und eine typisch renaissancezeitliche Erscheinung.1436 Demgegenüber ist Schüssel Kat. 96 (Abb. 171) einheitlich dunkelbraun glasiert und abwechselnd mit Reliefauflagen verziert. Solche von Rollwerk

umgebenen Gesichtsmasken sind – gemalt oder als Relief – hinlänglich von Ofenkacheln des 16./17. Jahrhunderts bekannt. Auf Geschirrkeramik sind derartige Motive allerdings unüblich.1437 Die Praxis, ein Gefäss mit einem Relief zu verzieren, ist im 16./17. Jahrhundert aber allgemeinen geläufig. Hingewiesen sei z. B. auf die Imitation eines rheinländischen Bartmannkruges sowie den bemalten Humpen (Kat. 126 und 127; Abb. 175–176).1438 Obwohl es bislang noch nicht gelungen ist, für die beiden Schüsseln Kat. 96 und Kat. 97 im nordschweizerisch-süddeutschen Raum direkte Vergleichsbeispiele zu finden,1439 fügen sie sich mit ihrem Dekor durchaus ins allgemeine Erscheinungsbild der mitteleuropäischen Keramik des 16./17. Jahrhunderts ein. Eine Herstellung in einer lokalen Werkstatt ist daher durchaus erwägenswert. Die handwerklichen Voraussetzungen waren grundsätzlich gegeben: Entsprechende Reliefmodels wurden serienmässig bei der Kachelherstellung verwendet, die Herstellung braunfärbender Glasuren war bekannt, und die Schüsselformen weisen gängige Elemente auf. Bis zu einem gewissen Grad ist das derzeitige Fehlen von Vergleichsbeispielen in der weiteren Region um Schaffhausen sicher auch auf den im allgemeinen noch recht lückenhaften Kenntnisstand bei der archäologischen Erforschung der Keramik der Neuzeit zurückzuführen. Abschliessend sei noch eine allgemeine Be-

Abb. 170: Dreifarbig bemalte Schüssel (16./17. Jahrhundert).

Abb. 171: Dunkelbraun glasierte Schüssel mit Maskenauflagen (16./17. Jahrhundert).

173


Abb. 173: Ausschnitt eines Tellers mit Ritzdekor. Frauenkopf mit Halskrause und Haarnetz, über der Stirn eine Rose, grün glasiert.

Abb. 172: Tellerunterseiten mit unterschiedlichen Abdrehspuren: Zahlreiche feine Rillen, die bänderartig hervortreten; wenige sauber eingedrehte Rillen, darin Glasurreste; breite Abdrehspuren; ohne erkennbare Abdrehspuren.

174

merkung zur Verwendung der Schüsseln angefügt: Schüsseln konnten vielseitig gebraucht werden. Die meisten der hier vorliegenden kleineren und grösseren Schüsseln dienten als Küchen- und Tischgeschirr zum Bereitstellen und Auftragen von Speisen. Neben Schüsseln aus Keramik gehörten aber bis ins 17. Jahrhundert Schüsseln und Schalen aus Holz weiterhin zum gebräuchlichen Tischgeschirr. Das Zinngeschirr, das ab dem 15. Jahrhundert aufkommt, ist archäologisch allerdings schwer zu fassen, da die wertvolleren Metallgegenstände nicht so ohne weiteres weggeworfen wurden.1440 Sie wurden vielmehr als Wertgegenstand aufbewahrt und weitergereicht. Bei einer Beschädigung konnten sie repariert oder eingeschmolzen werden. Von methodischer Seite bedeutet dies, dass sich aus dem Auftreten von keramischen Gefässen allein bzw. dem Fehlen von metallenen Gefässen nicht ohne weiteres Rückschlüsse auf den sozialen Status der Besitzer und Benützer ableiten lassen. Einen kleinen Einblick in den Geschirrbestand eines gut gestellten kirchlichen Haushalts erhalten wir mit der Küchenordnung, die Abt Ulrich VIII. Rösch von St. Gallen für seinen Hof in Wil SG um 1480 verfasste. «Item soll er [der Verwalter] dafür sorgen, dass die Küche mit allem, was dort ist und vorhanden sein muss, wohl versorgt sei, gemäss allen Bedürfnissen; und mit der Magd dafür sorgen, dass Schüsseln, grosse und kleine Teller, zinnene und hölzerne, die Häfen und anderes sauber und wohl gewaschen werden.»1441

Und wie oben im Kapitel über die Henkeltöpfe ausgeführt wurde und auf zeitgenössischen Darstellungen von Schlafräumen regelmässig zu sehen ist, wurden konische Henkelschüsseln (wie z. B. Kat. 76 und 75; Abb. 167, Mitte hinten) gerne als Nachtgeschirr gebraucht. Gerade bei einem Fundmaterial, das aus einer Latrine stammt, ist diese auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich scheinende Möglichkeit nicht ausser Acht zu lassen.

Teller Seit dem Spätmittelalter (14./15. Jahrhundert) erscheinen im keramischen Fundmaterial nicht nur vermehrt Schüsseln, sondern auch weitere Flachformen wie Schalen, Platten und Teller.1442 Dabei sind die Übergänge zwischen den verschiedenen Gefässtypen oft fliessend.1443 Unter einem Teller verstehen wir eine ausgesprochen flache Form mit einem vertieften Muldenteil und einer breiten, abstehenden Randzone, die auch Fahne genannt wird. Ein typisches Beispiel ist Kat. 100. Andere Gefässe sind zwar sehr flach, es fehlt ihnen aber der ausladende Rand. So treten bei den Gefässen Kat. 98, 99 sowie 101 und 102 Ränder auf, wie wir sie von den Schüsseln kennen. Die Böden dieser Teller bzw. tellerartigen Gefässe sind auf der Unterseite abgedreht, d. h. die Oberflächen wurden nachträglich mit einem meisselartigen Instrument überarbeitet. Dabei wurden kleine Standringe herausgearbeitet, die diesen


breitbodigen Gefässen einen besseren Stand geben. Die durch das Abdrehen entstandenen feinen konzentrischen Rillen (Abb. 172) wirken teilweise sehr dekorativ und eine gewisse Ähnlichkeit mit den Zierrillen, wie sie manchmal bei grün glasierten Flachformen auf den Bodeninnenseiten auftreten, ist ihnen nicht abzusprechen. Doch diese Ähnlichkeit ist wohl nur zufälliger Art. Während Kat. 98 nur innen grün glasiert ist und sonst keine weiteren Verzierungen aufweist, sind Kat. 99 und 101 beidseitig glasiert und zeigen entweder einen Dekor aus einfachen, eingeritzten konzentrischen Rillenbändern oder einen aufwendigen figürlich-floralen Dekor. Beim Teller Kat. 100 ist die Mulde mit einem Frauenkopf (Abb. 173) und der Rand mit Eichenlaub verziert. Das Eichenlaub breitet sich als endlos erscheinendes Rankenwerk aus (Abb. 168, Mitte rechts). Dabei zeigt sich eine stilistische Ähnlichkeit zum Rankenwerk der ungefähr zeitgleichen Fayenceteller, die weiter unten besprochen werden.1444 Bei Kat. 101 ist ein variantenreiches Blütenmotiv eingeritzt. Von einem in der Mitte plazierten Blütenkelch zweigen nach links und rechts Ranken mit verschieden geformten Blättern und Blüten ab. Wie die beiden Löcher im Tellerrand zeigen, war der Teller eigentlich zum Aufhängen gedacht. Allerdings sind die beiden Löcher vollständig mit Glasur verstopft. Zudem liegen sie seitlich, sodass das Motiv schief hängen würde. Vielleicht handelt es sich dabei um einen Zufall. Es könnte auch bedeuten, dass der Dekor von einer anderen Person eingeritzt wurde, welche vergass, die Löcher zu beachten. In diesem Fall würde ein Hinweis auf eine arbeitsteilige Produktion vorliegen. Bei Kat. 102 wachsen drei Fischkörper aus einem konzentrischen Rillenband heraus. Wie schon bei der malhornverzierten Schüssel ausgeführt wurde, handelt es sich beim Fischwirbel um ein religiös konnotiertes Motiv, wobei offenbleiben muss, wie intensiv der symbolische Gehalt von den damaligen Benützern wahrgenommen wurde.1445 Die Form dieser Teller bzw. tellerartigen Gefässe sowie die Verzierungstechnik (Ritzdekor) weisen auf eine Datierung ab ungefähr der Mitte des 16. Jahrhunderts hin.1446 Mit ihren verkröpften bis leicht fahnenartig abstehenden Rändern und den deutlich profilierten Wandungsübergängen passen diese Gefässe formal zu den oben besprochenen grün glasierten Schüsseln und Becken.1447

Abb. 174: Lämpchen. Sie gehörten ab dem 13. Jahrhundert zur Beleuchtungseinrichtung.

Lämpchen Es liegen Fragmente von neun Lämpchen vor. Solche Lämpchen gehörten ab dem 13. Jahrhundert zu den weit verbreiteten Beleuchtungseinrichtungen (Abb. 174).1448 Die vorliegenden Lämpchen sind rot oder grau gebrannt, eines ist auf der Innenseite grün glasiert. Kat. 103 stellt mit der einfachen konisch-flachen Form einen älteren Typus dar, der im fortgeschrittenen 13. Jahrhundert fassbar wird.1449 Die anderen Lämpchen, die einen gerundet einziehenden Rand und – soweit dies erkennbar ist – eine Schnauze und einen Griffdorn aufweisen, sind zeitlich später anzusetzen und entstammen dem 14.–16. Jahrhundert.1450 Der vorne schnauzenartig ausbiegende Rand erleichterte das Auflegen des Dochts. Der hinten angesetzte Griffdorn, dessen Ende umgelegt sein kann, ist meist durchbohrt. Wozu dieses Loch diente, ist noch unklar. Vielleicht wurde dort der Docht durchgezogen oder eine Schnur zum Aufhängen angebracht. Sparhafen Auch im Kloster wurde gespart. Belegt sind zwei zwiebelförmige Sparhäfen (Kat. 113 und 114). Der kleinere ist grau, der Grössere rot gebrannt. Beide Sparhäfen sind unglasiert.1451 Über den Inhalt können nur Mutmassungen angestellt werden, da beide Sparhäfen leer und zerbrochen waren. Damals waren Öffnungen zum Entleeren noch unbekannt. Wie man dennoch an den Inhalt kommen konnte, verrät der Strassburger Prediger Johannes Geiler von Kaisersberg: «Ain sparhafen hatt nur ain loch, da tuot man die pfennig hinein, und mag man sy nit mer daselbst herauszubringen, ob man schon den hafen umbkert. Doch findt man ain solch subtilheit, das man etwas heraus brint mit aim leymruotlin.»1452 Erste Spardosen treten im 13. Jahrhundert im städtischen Umfeld auf.1453 Die meisten archäologischen Funde sind aber deutlich jünger und 175


werden ins 15./16. Jahrhundert datiert. Nach U. Gross, der die Keramik im Gebiet südlich des Mains (Baden-Württemberg) untersuchte, erscheinen dort Spardosen erst ab dem 15. Jahrhundert. Natürlich wurde schon früher Geld gesammelt und als Geldreserve in Keramikgefässen vergraben. Dazu dienten die gebräuchlichen Gefässtypen,vorallem Töpfe, aber auch Flaschen, Krüge und Becher.1454 Manchmal werden bei archäologischen Untersuchungen solche Münzschatzdepots, die von ihren Besitzern nicht mehr geborgen werden konnten, aufgefunden. Demgegenüber verkörpert die Sparbüchse eine andere Idee: Mit der Sparbüchse werden über einen längeren Zeitraum viele kleine Beträge gesammelt. Die abgeschlossene Form verhindert den unmittelbaren Zugriff auf das Geld und erleichtert so das Sparen. Das Auftreten von Spardosen fällt wohl nicht zufällig in eine Zeit, in der die Bedeutung der städtisch geprägten Geldwirtschaft zunimmt und die auf einer personalen Treuebindung beruhende Gesellschaftsstruktur des hochmittelalterlichen Adels zunehmend an Bedeutung verliert. Dies erklärt, dass erste Spardosen in Städten und nicht auf Burgen auftreten. Damit wird die Spardose zum Zeichen einer veränderten mentalen Einstellung gegenüber dem Geld, welches eine viel unpersönlichere Form des Tauschhandels erlaubt. Für die beiden Sparhäfen aus der Abts- und Gästelatrine kommt aufgrund von Vergleichsfunden eine Datierung in den Zeitraum vom 14.– 16. Jahrhundert in Frage.1455 Eine nähere zeitliche Eingrenzung ist wenig sinnvoll, da Sparhäfen zwar regelmässig, aber nur in kleiner Zahl auftreten und die Grundlagen für eine genauere chronologische Entwicklung dieses Gefässtyps noch fehlen.1456 Schröpfköpfe

Rechte Seite: Abb. 175: Imitation eines rheinischen Bartmannkruges (16./17. Jahrhundert). Schenk- und Trinkgefäss.

176

Schröpfen war im Mittelalter eine beliebte und weit verbreitete Therapieform zur Entschlackung des Körpers. Der Schröpfkopf wird über einer Flamme erhitzt und auf die unverletzte oder die leicht geritzte Haut gepresst. Daher wird zwischen einem trockenen Schröpfen und einem nassen bzw. blutigen Schröpfen unterschieden. Durch den Unterdruck, der beim Abkühlen entsteht, saugt sich der Schröpfkopf auf der Haut fest, wodurch die Blutzirkulation angeregt wird. Das Schröpfen erfolgt sinnvollerweise im Anschluss an ein reinigendes Schwitz- oder Wannenbad, da durch die Wärme die Hautgefässe erweitert werden.1457 Im Sinne der mittelalterlichen Säftelehre, deren Ursprünge in die Antike zurückreichen, wurde durch das Ablassen von Blut das innere Gleich-

gewicht wieder hergestellt. Nach den Vorstellungen der Säftelehre wurde der menschliche Organismus von vier Säften beeinflusst: Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle.1458 Aus der Abts- und Gästelatrine liegen drei Schröpfköpfe vor (Kat. 118–120).1459 Sie haben die für Schröpfköpfe typische napfartige Form. Die Oberflächen und Ränder sind sauber verarbeitet. Bei Kat. 118 ist der Bodenteil sogar geglättet, d. h. der Ton wurde im lederharten Zustand mit einem flachen Hölzchen oder einem glattenSteinzusätzlich überarbeitet. Oberflächen, die so behandelt werden, fühlen sich sehr fein an. Wegen der funktional bedingten napfartigen Form ist eine feinchronologische Einordung, wie sie bei anderen Gefässtypen gerne über Randformen vorgenommen wird, bei den Schröpfköpfen nicht möglich. Die Schröpfköpfe gleichen aber bisher bekannten archäologischen Fundstücken aus dem schweizerisch-süddeutschen Raum, die mehrheitlich aus dem Umfeld städtischer Badestuben stammen, die nachweislich vom 15.–17. Jahrhundert in Betrieb waren.1460 Folglich ist es von archäologischer Seite nicht möglich zu sagen, ob die Schröpfköpfe noch aus klosterzeitlicher oder erst aus nachreformatorischer Zeit stammen. Es ist aber davon auszugehen, dass während der Klosterzeit das Schröpfen als Teil der damaligen Gesundheitsvorsorge praktiziertwurde.FürdasSpätmittelalter (14./15. Jahrhundert) sind zumindest Badstuben erwähnt. Sie konnten aber noch nicht lokalisiert werden.1461 Daneben ist insbesondere bei klösterlichen Gemeinschaften ein Gebrauch von Schröpfköpfen in Zusammenhang mit Infirmerien (Krankenstationen) denkbar. Dosen Es liegen zwei Dosen vor. Die eine (Kat. 125) ist niedrig und hat eine leicht geschwungen einziehende Wandung; der Deckel ist nicht mehr erhalten. Die andere (Kat. 124) ist von hoher zylindrischer Form und hat auf der Seite einen Henkel, der mit seinen abgeschrägten Kanten und seiner eckigen Form Elemente zeigt, wie sie von Metallgefässen bekannt sind.1462 Der kantig verdickte Rand weist ebenfalls in diese Richtung. Von dieser Dose kennen wir den dazugehörenden Deckel. Beide, Deckel und Gefäss, wurden mit der Ziffer «8» markiert. Offenbar fertigte der Hafner mehrere gleichartige Dosen an und wollte mit der Markierung sicherstellen, dass er nach dem Brand ohne grosse Mühe die passenden Gefässteile einander wieder zuordnen konnte. Da die Markierung auch auf dem Deckel vorhanden ist, ist eineVolumenangabe o. ä. wohl auszuschliessen. Dosen treten im archäologischen Fundmaterial


177


nur selten auf und erscheinen als keramische Gefässform erst ab dem 16. Jahrhundert. Hingewiesen sei auf zwei kleine mit Ritz- und Malhorndekor verzierte Dosen, welche die Jahreszahlen «1568» bzw. «1586» tragen,1463 sowie auf eine kleine, in Fayencetechnik blau bemalte Dose mit einer Vogeldarstellung, die ebenfalls in die zweiteHälfte des 16. Jahrhunderts datiert wird.1464 Daher wird auch für die beiden vorliegenden Dosen eine Datierung in den Zeitraum 16./17. Jahrhundert bzw. in nachreformatorische Zeit vorgeschlagen. Mitdem mehr oder weniger zylindrischen Gefässkörper und dem abschliessenden Deckel eignet sich die Dosenform besonders gut zum Aufbewahren von salbenartigen, pulverigen oder festen Substanzen. Flüssigkeiten hingegen lassen sich besser in bauchigen Gefässen aufbewahren. Die Dosenform findet sich daher häufig bei Apothekengefässen.1465 Als vor einigen Jahren bei archäologischen Untersuchungen in Heidelberg eine Apotheke angeschnitten wurde, kamen zahlreiche hohe, annähernd zylindrische Gefässformen zum Vorschein, deren Wandungen in der Mitte leicht einziehen und die wegen ihres verkröpften Randes wohl mit einem Deckel verschlossen waren; die Gefässe stammen aus der zweiten Hälfte des 16. und dem Beginn des 17. Jahrhunderts.1466 Während der klassische Albarello,1467 wie er uns in den kunstgeschichtlich orientierten Sammlungen entgegentritt, aus Fayence gefertigt war, konnten in Heidelberg auch zahlreiche Apothekengefässe aus gewöhnlicher Irdenware geborgen werden. In Anlehnung an die Apothekengefässe aus Heidelberg bietet sich insbesondere für die hohe zylindrische Henkeldose Kat. 124 ebenfalls eine Verwendung im Bereich der Gesundheitsvorsorge an, z. B. zur Aufbewahrung von Arzneien, Gewürzen oder ähnlichen Substanzen. Kleine Dosen wie Kat. 125 hingegen eignen sich ganz allgemein zur Aufbewahrung verschiedenster Utensilien, seien es Dinge persönlicher Art, wie Ringe oder Rosenkränze, oder seien es Dinge, die im kirchlichen Alltag benötigt wurden. Bartmannkrug Eine Besonderheit stellt die Imitation eines rheinischen Bartmannkruges in Irdenware dar (Kat. 127; Abb. 175).1468 Bartmannkrüge sind ein charakteristisches Keramikerzeugnis aus dem Grossraum Köln (Köln/Frechen/Raeren), wo sie im 16. und 17. Jahrhundert in grosser Zahl hergestellt wurden. Wie der Name sagt, tragen diese bauchigen Gefässe eine Gesichtsmaske, die einen bärtigen Mann zeigt. Während die rheinischen Bartmannkrüge aus Steinzeug gefertigt sind und eine 178

Salzglasur tragen, wurde der vorliegende Krug aus einem rotbrennenden Irdenwarenton gefertigt und mit einer Bleiglasur überzogen.1469 Der Bartmannkrug ist mit zwei schräg über die Gefässschulter verlaufenden Spruchbändern und drei runden Reliefauflagen verziert. Das rechte Spruchband ist zwar noch weitgehend erhalten, der Sinngehalt lässt sich wegen der schlechten Lesbarkeit der Buchstaben aber nicht mehr erschliessen. Lesbar sind nur die beiden letzten Worte «… lassn solln», die wohl zu einem Trinkspruch gehören. Die Motive der drei runden Reliefauflagen auf der Gefässbauchung sind wegen der schlechten Abdruckqualität nur ansatzweise zu erschliessen. Sie zeigen jeweils ein bekröntes Wappen und daneben zwei aufrecht stehende Figuren (Bär/ Mensch?). Die schlechte Qualität erklärt sich aus dem Umstand, dass es sich um kopierte Auflagen handelt. Vergleichbare Bartmannkrüge mit u. a. schräg verlaufenden Spruchbändern wurden in Frechen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hergestellt.1470 Frechen ist eine Ortschaft nahe bei Köln, wo sich nach der Mitte des 16. Jahrhunderts wegen der Feuergefährlichkeit ihres Handwerks aus Köln vertriebene Töpfer niederliessen. Die Gründe, die dazu führten, dass in der zweiten Hälfte oder zu Beginn des 17. Jahrhunderts in einer regionalen oder lokalen Hafnerwerkstatt ein Frechener Bartmannkrug kopiert wurde, bleiben wohl für immer im Dunkeln. Dessen Herstellung war sicher mit einem beträchtlichen Aufwand verbunden. Imitationen von rheinischen Bartmannkrügen in Irdenware sind aber nicht unbekannt. Beispiele von Imitationen von Frechener Krügen sind aus England (u. a. Region London) aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bekannt.1471 Da England ein wichtiges Exportland für Bartmannkrüge war, in der Schweiz solche Gefässe aber nur vereinzelt belegt sind,1472 ist die Ausgangssituation aber nicht vergleichbar. Humpen Der Humpen Kat. 126 (Abb. 176) ist abwechselnd mit blauen, gelben und grünen Streifen sowie Flächen mit manganvioletten Tupfen auf weissem Untergrund bemalt. Auf den tupfenverzierten Flächen sind Reliefauflagen angebracht, die drei verschiedene Motiven zeigen: ein Gesicht, das von herzförmigen Voluten umrahmt wird, der Kopf eines Puttos sowie ein Blütenmotiv. Die Reliefauflagen sind in den gleichen Farben wie der Streifendekor bemalt. Das ganze Gefäss ist von einer Transparentglasur überzogen. Der Rand ist stark bestossen und der Henkel abgebrochen. Wie an besser erhaltenen Exemplaren zu erkennen ist, waren solche Humpen mit einem Zinn-


Pokal Der Pokal Kat. 128 (Abb. 177) steht als prunkvolles Schaustück bislang ohne Vergleichsbeispiel da. Zwei s-förmig geschwungene Henkel enden in sich am Gefässrand festbeissenden Schlangenköpfen. Der Dekor besteht aus Ranken und verschiedenen geometrischen Kreis-, Girlanden- und Streifenelementen in den Farben manganviolett, blau, grün und gelb. Der Pokal ist beige engobiert und mit einer Transparentglasur überzogen. Trotz der farblichen Ähnlichkeiten handelt es sich demzufolge nicht um eine Fayence, bei der die Farben direkt auf eine weisslich-opake Glasur aufgetragen werden,1480 sondern um sogenannte bemalte Irdenware. Der Pokal ist aber wie die figürlich verzierten Fayenceteller oder die Salbtöpfchen in den Zeitraum zweite Hälfte 16./Anfang 17. Jahrhundert zu datieren.1481

deckel versehen, der mittels Scharnier am Henkel befestigt war.1473 Der Dekor lässt auf eine Herkunft aus einer Winterthurer Werkstatt schliessen.1474 Die Hafner in Winterthur produzierten nicht nur die im 17. Jahrhundert weit herum begehrten Kachelöfen, verziertes Fayencegeschirr und einfache grün glasierte Ware, sondern auch Gefässe, die mit einem farbigen Streifen- und Tupfendekor bemalt waren, der vorwiegend auf Humpen und Krügen, seltener auf Tellern und Tintengefässen auftritt.1475 Eines dieser Tintengefässe ist auf das Jahr 1627 datiert und lässt sich über eine Inschrift eindeutig einer Winterthurer Werkstatt zuordnen: «Ich hab an Dich gedacht, hab Dir ein Krahm von Winterthur bracht.»1476 Inschriften dieser Art finden sich regelmässig auf Gefässen verschiedenster Art und zeigen, dass solche Keramiken als Mitbringsel von einer Reise, als Geschenk oder zur Erinnerung an ein bestimmtes Ereignis gekauft wurden.1477 Der Humpen aus der Abts- und Gästelatrine trägt zwar weder Jahreszahl noch Inschrift, doch zum alltäglichen Geschirr zählten derart bemalte Trinkgefässe wohl kaum.1478 Die bei R. Schnyder publizierten Beispiele bemalter Irdenware aus Winterthur entstammen alle dem 17. Jahrhundert.1479 Unser Humpen entstand daher sehr wahrscheinlich erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts, auf jeden Fall vor 1639, dem terminus ante quem der Latrinenaufgabe.

Abb. 176: Humpen (17. Jahrhundert). Henkel ergänzt, ursprünglich wahrscheinlich mit Zinndeckel.

Teller und Schalen aus Fayence Fayence ist eine glasierte Irdenware, deren Glasur miteinem 10–20 prozentigen Anteil von Zinnoxid versetzt ist.1482 Für Fayencen werden die Rohstoffe meist sorgfältiger aufbereitet. Die zinnoxidhaltige Glasur erfordert zur besseren Haftung oft einen erhöhten Kalkanteil im Scherben. Die opake, zinnoxidhaltige Glasur deckt mit ihrer Trübung den darunterliegenden Scherben vollständig ab und eignet sich deshalb besonders gut als Malgrund. Bei der Verwendung von Scharffeuerfarben, welche bei Temperaturen von rund 1000 °C eingebrannt werden, ist die Farbpalette auf Kobaltblau, Manganviolett, Kupfergrün, Antimongelb und Eisenbraun beschränkt.1483 Die Herstellung von Fayencen erlebte im 9. Jahrhundert einen Höhepunkt in Vorderasien und war massgeblich durch das chinesische Porzellan beeinflusst. Mit der Ausbreitung des islamischen Herrschaftsbereichs erreichte die Technik der Fayenceherstellung auch den westlichen Mittelmeerraum. Produktionszentren lagen in den Küstenregionen Spaniens und Nordafrikas. Da Mallorca für die in Spanien gefertigten Gefässe ein wichtiger Umschlagplatz war, bürgerte sich für diese Keramikart auch die Bezeichnung Majolika ein. Ab dem 14. Jahrhundert entwickelten sich auf dem italienischen Festland eigene Produktionsstätten, wobei die Stadt Faenza eine führende Rolle übernahm. Vom Namen dieser Stadt leitet sich auch die Bezeichnung Fayence ab. Im 16. Jahrhundert entstanden weitere Manufakturen in Frankreich und Holland.1484 Im Laufe des 16. Jahrhunderts drang die Fayence von Italien her auch in die Schweiz und den süddeutschen Raum ein.1485 Über die allgemeine Ent179


180


wicklung und die Ausbildung lokaler Produktionsstätten ist bislang noch wenig bekannt. Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts lässt sich ein verstärktes Auftreten von Fayencen beobachten und spätestens ab den 1570er/80er Jahren ist mit einer lokalen Produktion zu rechnen,1486 einer Produktion, die wohl an verschiedensten Orten stattfand und vielfältiger war, als der bisherige Kenntnisstand nahelegt. Es würde deshalb auch den Rahmen dieser Arbeit sprengen, wollte man versuchen, die betreffenden Gefässe eingehend in ihrem kunst- und handwerksgeschichtlichen Kontext zu würdigen. Insgesamt liegen sechs Schalen und Teller aus Fayence vor (Kat. 129–134).1487 Von besonderer Bedeutung ist die kleine Schale Kat. 129 (Abb. 178): Sie stammt aus Italien und ist in der dafür typischen, reichhaltigen Art und Weise bemalt. Sie ist in der Schalenmitte mit einem Hasen mit zurückgewandtem Kopf und im Randbereich mit persisch beeinflussten Blütenmotiven und umlaufenden Wellenbändern verziert. Die Aussenseite ist mit mehreren blauen und braunen horizontal umlaufenden Streifen bemalt. Die Schale wird einer Werkstatt in Faenza oder Deruta zugewiesen und wurde in den Jahrzehnten um 1480–1510 hergestellt.1488 Beide Orte liegen in Oberitalien und sind für ihre Fayenceproduktion bekannt. Die Schale wurde entweder auf einer Reise durch Italien erworben oder gelangte als Handelsgut oder Geschenk nach Schaffhausen. Sie kam sehr wahrscheinlich noch vor den reformatorischen Umwälzungen von 1524/1529 ins Kloster Allerheiligen und ist damit eines der wenigen Objekte, das wir dazu verwenden können, um von archäologischer Seite zu belegen, dass sich in diesem Klosterteil sozial besser gestellte Personen aufhielten.1489 Als exquisites Schaustück gebührte dieser Schale sicher ein besonderer Platz. Die beiden Fayenceteller Kat.132 und 133 (Abb. 179–180) bestechen durch ihre handwerkliche und künstlerische Qualität. Bei Kat. 132, dem kleineren der beiden Teller, ist die Fahne mit einem Rankenwerk aus Blüten und Blättern verziert. Die Ranke beginnt auf der rechten Tellerseite und windet sich in regelmässigen, s-förmigen Bögen über den Rand. Von der ursprünglichen Darstellung in der Tellermulde blieben noch die Inschrift «MEMENTO MORI» (Denke daran, dass du sterben wirst) und – am unteren Rand – die Zehen eines menschlichen Fusses erhalten. Der grössere Teller (Kat. 133) ist mit einer Darstellung des Sündenfalls bemalt, die noch zu etwa zwei Dritteln erhalten ist. In der Bildmitte steht ein Baum, um dessen Stamm sich die unheilbringende Schlange windet. Auf der rechten Bildseite ist Eva zu sehen. Sie ist gerade im Begriff, die von der Schlange angebotene Frucht zu ergreifen.

Abb. 178: Italienische Fayence-Schale mit Darstellung eines Hasen mit zurückgewandtem Kopf (um 1500).

Abb. 179: Fayence-Teller mit Inschrift «MEMENTO MORI» (zweite Hälfte 16./17. Jahrhundert).

Abb. 180: Fayence-Teller mit Darstellung des Sündenfalls (zweite Hälfte 16./17. Jahrhundert).

Linke Seite: Abb. 177: Prunkvoller Pokal (zweite Hälfte 16./17. Jahrhundert).

181


Abb. 182: Blattkachel mit Inschrift «Bartholomäus». Die abgebildete Figur zeigt ein identisches Messer, wie die Figur auf nebenstehendem FayenceTeller.

Abb. 181: Fayence-Teller mit BartholomäusDarstellung (16./17. Jahrhundert).

Links sitzt Adam, bereits einen der verbotenen Äpfel in der Hand haltend. Die Darstellung besticht durch die gekonnte Linienführung und differenzierte Schattengebung. Der Tellerrand ist mit Eichenlaub verziert, welches sich, mit kleinenVariationen in der Blatt- und Fruchtanordnung, als fortlaufendes Band dahinzieht. Nur bei genauem Hinsehen ist auf der linken Tellerseite der Ausgangspunkt der Ranke auszumachen. Die beiden Teller sind sich – abgesehen vom Grössenunterschied – formal sehr ähnlich. Auch der gemeinsame religiöse Gehalt der Motive ist augenfällig: Das Memento-Mori-Motiv weist unmittelbar auf die Vergänglichkeit des Lebens hin. Eine Vergänglichkeit, die für alle Stände und Gesellschaftsgruppen gilt, für Fürsten wie Bauern, Arm und Reich, Junge und Alte, Männer, Frauen und Kinder. Es mahnt zu Bescheidenheit und Demut. Indirekt ist dieser Aspekt auch im Motiv vom Sündenfall, der Anspielung auf die Versuchung und Sündhaftigkeit des Menschen, enthalten, denn bekanntlich begann die Mühsal des irdischen Daseins mit der Vertreibung aus dem Para182

dies. Es ist daher gut möglich, dass beide Teller zu einer grösseren Geschirrserie mit biblischen oder religiösen Motiven gehörten. Beim kleinen Teller Kat. 131 (Abb. 225) ist nur noch der Körper eines springenden Tieres (hundeartiges Tier, ev. Pferd?) zu erkennen. Der Kopf des Tieres fehlt leider. Der Tellerrand ist mit einem floralen Muster verziert, dessen Linienführung sich stellenweise aus kleinen, aneinandergereihten Strichen zusammensetzt, sodass – gewollt oder ungewollt – der Eindruck einer zittrigen Pinselführung entsteht. Abgesehen von einem braunen (manganvioletten?) horizontal umlaufenden Streifen beim Umbruch Fahne/Mulde sowie kleinen braunen Schrägstrichen auf dem leicht aufgestellten Randabschluss, ist der ganze Teller in Blau gehalten. Die opake Zinnglasur wird stellenweise von orangefarbenen Anlagerungen überdeckt. Einige der Bruchstücke zeigen erhaltungsbedingte Farbabweichungen. Kat. 130 (Abb. 224) ist mit einer idealisierten Landschaft bemalt, über der ein mit Pfeil und Bogen bewaffneter Putto schwebt. Die Kleider des Puttos werden vom Wind aufgebauscht. Die Landschaft wirkt südländisch. Im Vordergrund


breitet sich ein See aus, auf dem ein kleines Segelschiff dahingleitet. Am Ufer liegt linker Hand, mit wenigen Strichen angedeutet, eine Stadt mit Häusern, Wehrmauer und einem Rundturm. Rechts erheben sich leichte Hügel. Die Zeichnung ist vorwiegend in Blautönen gehalten. Mit Gelb werden Akzente gesetzt, wie z.B. bei den Haaren des Puttos oder den Pfeilspitzen. Die Baumkrone ist türkisfarben. Die schmale Fahne und der Randumbruch sind mit horizontal umlaufenden Streifen in den Farben gelb, manganviolett und blau verziert. Der Tellerrand ist mit einer doppelten Durchbohrung versehen. Der Teller eignet sich aber nicht zum Aufhängen, da das Motiv schräg hängen würde.1490 Die Schale Kat. 134 (Abb. 181) ist ganz in Blautönen gehalten. Sie zeigt einen Ordensmann, der ein Messer mit nach vorne verbreiterter Klinge in der Hand hält.1491 Die Figur läuft über eine leicht hügelige Landschaft, die mit einzelnen Grasbüscheln durchsetzt ist. Landschaft und Wolken sind mit grosszügigem Pinselstrich aufgetragen. Da aus Schaffhausen eine Blattkachel bekannt ist, welche die Inschrift «Bartholomäus» trägt und eine Figur mit einem identischen Messer zeigt (Abb. 182), handelt es sich hier ebenfalls um eine Bartholomäusdarstellung. Besagte Kachel gehört zu einer im 16./17. Jahrhundert weit verbreiteten Serie mit alttestamentarischen Darstellungen.1492 Abgesehen von der italienischen Schale (Kat. 129) lassen sich die Fayencen in den Zeitraum zweite Hälfte 16./Anfang 17. Jahrhundert datieren. Die Eckpunkte für diese Datierung sind durch den terminus ante quem für die Latrinenverfüllung von spätestens 1639 auf der einen Seite, und die Einführung der Fayencetechnik im Laufe des 16. Jahrhunderts auf der anderen Seite gegeben. Dabei ist spätestens ab dem dritten Viertel des 16. Jahrhunderts auch nördlich der Alpen mit einer grösseren lokalen Herstellung von Fayencen zu rechnen.1493 Die sich aufdrängende Frage nach der Herkunft dieser Fayencen kann beim derzeitigen Kenntnisstand nicht abschliessend beantwortet werden. Am nächstliegenden scheint eine Herkunft aus dem nordostschweizerischen oder dem süddeutschen Raum zu sein. Vielleicht stammen die Fayencen gar aus einer Schaffhauser Werkstatt. Doch um diese Hypothese schlüssig beantworten zu können, fehlen derzeit die notwendigen Grundlagen.1494

Abb. 183: Salbtöpfchen (zweite Hälfte 16./17. Jahrhundert).

Salbtöpfchen In die kleinen blau-weiss verzierten Töpfchen (Kat. 136–140) wurden Salben und andere Arzneien abgefüllt (Abb. 183). Verschlossen wurden sie mit einem Stück Leder oder Stoff, das mit einer Schnur umwickelt wurde. Über den Inhalt ist leider nichts bekannt.1495 Die kleinen Salbtöpfchen haben eine ähnliche Form wie die grossen Apothekenstandgefässe, die sogenannten Albarelli. Der Albarello ist ein in Apotheken gebräuchlicher hoher Vorratstopf für feste Inhalte. Er stammt ursprünglich aus dem Vorderen Orient und stellte für Italien im 15. Jahrhundert eine neue Gefässform dar. Die schönsten Exemplare sind mit reichem Fayencedekor verziert und tragen unter Umständen sogar eine datierende Jahreszahl. Die ersten Gefässe dieser Art erreichten das Gebiet nördlich der Alpen um die Mitte des 16. Jahrhunderts.1496 Die vorliegenden Salbtöpfchen werden in Anlehnung an das Auftreten der Fayencetechnik im nordschweizerisch-süddeutschen Raum und in Anbetracht des terminus ante der Latrinenverfüllung von spätestens 1639 in den Zeitraum zweite Hälfte 16./Beginn 17. Jahrhundert datiert.1497 Bei der näheren Betrachtung zeigt sich, dass die Salbtöpfchen unterschiedliche Glasuren tragen. Zwei Töpfchen haben eine opake Zinnglasur, wie sie für Fayencen kennzeichnend ist (Kat. 136– 137; Abb. 183, hinten links und ganz rechts).1498 Die anderen drei Exemplare (Kat. 138–140) wurden mit einer weissen Engobe und einer darüberliegenden transparenten Bleiglasur überzogen. Stellenweise lassen sich aber kleinere, leicht opak wirkende Glasurpartien erkennen.1499 Im Unterschied zu den figürlich verzierten Fayencetellern, bei denen sich zum Teil ebenfalls Unregelmässigkeiten im Glasurauftrag beobachten liessen, handelt es sich bei solchen Töpfchen um Verbrauchs183


Abb. 184: Verschiedene Formen von spätmittelalterlichen Napfkacheln und Kachel mit quadratischer Mündung (13.–15. Jahrhundert).

material. Früher oder später wurden sie weggeworfen, entweder aus Angst vor einer Ansteckung oder weil eine andere Arznei benötigt wurde. Es ist daher verständlich, wenn man für deren Herstellung nur einen beschränkten Aufwand trieb. Dennoch weisen sie als Fayencen bzw. bemalte Irdenware auf die gehobene gesellschaftliche Position der Bezüger hin. Wie Apothekenordnungen aus einigen Städten des 16. Jahrhunderts vorschreiben, sollten sozial höher gestellte Personen ihre Arzneien in Gefässen aus Fayence erhalten. Allgemeine Patienten erhielten ihre Arzneien in gewöhnlicher, grün oder gelb glasierter Irdenware.1500

Ofenkeramik Technische Gefässe Aufgrund seiner speziellen Form ist für das Gefäss Kat. 155, ein zylindrisches Gefäss mit Leistenhals, eine Funktion ausserhalb des Kochund Essbereichs anzunehmen. Wie diese Funktion aussah, muss derzeit noch offen bleiben. Die breite umlaufende Leiste unterhalb des Randes bietet sich sowohl zum Greifen von unten als auch zum Aufstülpen eines Aufsatzes an, wie dies beispielsweise bei Destilliereinrichtungen der Fall ist. Tonbeschaffenheit und fehlende Gebrauchsspuren (Schwärzungen) sprechen hier aber gegen eine Verwendung in einem gewerblichen Verarbeitungsprozess, bei dem mit grosser Hitze gearbeitet wurde. Im Fundmaterial befindet sich eine einzelne Schüssel von ähnlicher Machart (Abb. 167, ganz rechts; Kat. 156), bei der schwarze Anlagerungen am Gefässrand ebenfalls auf eine Verwendung bei einem technischen Verarbeitungsprozess schliessen lassen. Es drängt sich daher die Frage auf, ob eine Verbindung zwischen diesen beiden Gefässen bestehen könnte. Vorderhand kann diese Frage aber noch nicht schlüssig beantwortet werden.1501 Beide Gefässe stammen aufgrund ihrer Verarbeitung sowie der Tonbeschaffenheit vermutlich aus dem 13. Jahrhundert. Eine Datierung vor 1200 ist auszuschliessen, da die aus Berslingen SH bekannten Schüsseln und/oder Pfannen (Tüllengriffe) von anderer Materialbeschaffenheit sind. Es wird vermutet, dass es sich bei diesen kleinen Gefässen aus Berslingen sowie bei vergleichbaren Funden auf Stadtgebiet ebenfalls um frühe Belege für keramische Gefässe handelt, die für eine derzeit noch nicht näher zu beschreibende technische Verwendung eingesetzt wurden.1502

184

Das Fundspektrum an Ofenkeramik reicht von der einfachen Napf-, Schüssel- und Tellerkachel bis zur ornamental oder figürlich verzierten gotischen und renaissancezeitlichen Blattkachel. Eine warme Stube ist im Mittelalter keine Selbstverständlichkeit, sondern Ausdruck von Wohlstand. Als grosse Bereicherung des Wohnkomforts kam zunächst auf Burgen und später auch in städtischen Adelshäusern der Kachelofen auf. Der Kachelofen erlaubt die Wärmespeicherung und die rauchfreie Beheizung des Wohnraums. Die Entwicklung beginnt im 11. Jahrhundert mit kleinen topfförmigen Kacheln, die mit der offenen Seite nach aussen in einen Lehmkörper eingesetzt wurden, und führt zu vollständig aus Kacheln aufgebauten Öfen mit glasierten und verzierten Schauseiten.1503 Eine erste grössere Kachelgruppe im Fundmaterial stellen die Napfkacheln dar (Abb. 184). Napfkacheln wurden in der Regel mit der Öffnung nach aussen in den Ofenkörper eingebaut. Der Übergang zwischen den älteren, schlanken Becherkacheln und den jüngeren, breiteren Napfkacheln ist fliessend. Ist der Mündungsdurchmesser grösser als die Höhe, spricht man von einer Napfkachel. Die drei Napfkacheln Kat. 141–143 haben einen leicht verdickten Rand, der nach innen abgeschrägt ist, und eine Wandung mit markanten, kantigen Riefen. Bei den anderen Napfkacheln ist die Riefelung wellenförmig. Soweit dies erkennbar ist, weisen alle Napfkacheln auf den Bodenunterseiten Schlingenspuren auf. Diese entstehen beim Abtrennen der Gefässe von der noch leicht rotierenden Drehscheibe und beweisen die Herstellung auf einer schnellaufenden Drehscheibe. Napfkacheln treten ab dem späten 13./frühen 14. Jahrhundert auf. Die Napfkacheln von der Burg Madeln BL, die ins späte 13. Jahrhundert datiert werden, zählen zu den frühesten ihrer Art und weisen ebenfalls derartige Schlingenspuren auf.1504


Napfkacheln mit einem ausladenden Rand und einer Innenleiste wie bei Kat. 147 – 150 treten im 15. Jahrhundert auf.1505 Einige Exemplare sind mit einem Mündungsdurchmesser von rund 20 cm und einer Höhe von rund 10 cm ausgesprochen breit und flach. Diese Napfkachelformen treten sowohl in unglasierter wie auch glasierter Ausführung auf. Neben diesen runden Napfkacheln liegt eine Kachel mit quadratischer Mündung vor (Kat. 154; Abb. 184, ganz links). Solche Kacheln sind vom 13.–15.Jahrhundertnachgewiesen.In der Schweiz gehören sie nicht zu den gängigen Kacheltypen.1506 Im frühen 14. Jahrhundert setzen sich neue Kachelformen mit glasierten und verzierten Sichtseiten durch. Dazu gehören die Teller- und Blattkacheln. Tellerkacheln bestehen aus einem scheibengedrehten Tubus und einem davorgesetzten, runden Blatt, welches als Bildträger dienen kann. Die einzige vorliegende Tellerkachel ist braun glasiert und mit einer Rosette aus fünf herzförmigen Blättern verziert (Kat. 157; Abb. 185a). Der Tubus ist nicht mehr erhalten. Solche Rosettenkacheln waren weit verbreitet und treten gemäss J. Tauber vor allem im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts auf. Tellerkacheln sind eine typische Form des 14. Jahrhunderts, treten aber noch im 15. Jahrhundert auf.1507 Noch dem 14. Jahrhundert zuzuordnen ist ein grün glasiertes Blattkachelfragment mit kannelierten Säulen und gotischem Masswerk (Kat. 158; Abb. 185b). Während je zwei Blattkacheln mit einer Adler- (Kat. 159–160; Abb. 185c), einer Löwen- (Kat. 163–164; Abb. 185d) und einer Einhorndarstellung (Kat. 161–162: Abb. 185e) ins 15. Jahrhundert zu datieren sind. Kacheln mit solchen Tiermotiven waren sehr beliebt. Als Beispiel sei auf einen rekonstruierten Kachelofen im Historischen Museum Basel hingewiesen, der aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt und unter anderem aus Blattkacheln mit Löwen-, Adler- und Hirschdarstellungen aufgebaut ist.1508 Diese Kacheln sind alle quadratisch und haben ein einheitliches Seitenmass von 20 cm. Sie sind grün oder olivgrün (Adlerkachel) glasiert. Die Motive füllen die Schauflächen weitgehend aus und sind von einer gekehlten Randleiste umrahmt. Löwe und Einhorn haben beide einen ähnlichen Körper von schlanker Gestalt. Besonders bei den Haaren bzw. den Haarbüscheln fallen die profilierten Konturen auf. Bei der Löwenkachel werden die Haarbüschel zu einem sich rhythmisch wiederholenden Element, welches in leicht abgewandelter Form bei den Pflanzenblättern wieder aufgegriffen wird. Das Fragment mit Baum und Löwenkopf (Kat. 165; Abb. 185f) stammt von einer Kranzkachel. Kranzkacheln krönen den oberen Abschluss eines

Ofens. Das vorliegende Fragment ist über weisser Engobe grün glasiert. Es handelt sich dabei um einen Ausschnitt aus einem Motiv, das im 15. Jahrhundert verbreitet war, und das in der Fachliteratur als «baumbewachender Löwe» bezeichnet wird. Der Löwe liegt – wie bei vollständig erhaltenen Exemplaren zu erkennen ist – unter einer Eiche. Mit seinen Vorderpranken umfasst er den Baum. Es ist unklar, wie diese Szene zu deuten ist. Nach J. Tamási handelt es sich möglicherweise um den Lebensbaum, der dem Löwen Nahrung spendet. Da aber auch Varianten bekannt sind, bei denen Eichhörnchen oder Eulen im Baum sitzen, ist mit einer mehrschichtigen Deutung zu rechnen. Weitere Belege von solchen Kacheln sind u.a. aus Schaffhausen (Vordersteig 10) und aus dem nahegelegenen Stein am Rhein (St. Georgen) bekannt.1509 Die Deutung von Tiermotiven ist nicht immer einfach. Da Tierdarstellungen im Mittelalter sehr beliebt waren und die Motive in verschiedensten Zusammenhängen, Abwandlungen und Weiterentwicklungen auftreten können, kann der symbolische Gehalt ausgesprochen vielschichtig sein.1510 Wir beschränken uns daher auf einige wenige Bemerkungen, die kaum mehr als eine kleine interpretatorische Anregung darstellen können und gleichzeitig als Hinweis auf die Komplexität des Themas zu verstehen sind.1511 Erschwerend kommt hinzu, dass wir nicht wissen, in welches übergeordnete Bildprogramm die vorliegenden Einzelstücke ursprünglich eingebunden waren. Eine der gängigsten Interpretationen ist diejenige nach dem Physiologus. Der Physiologus (= der Naturkundige) ist ein zoologisches Lehrbuch, welches erstmals in einer griechischen Handschrift des späten zweiten Jahrhunderts n. Chr. fassbar wird. Der Physiologus gehörte im Mittelalter zu den bekanntesten Schriften. Auf die Beschreibung der Tiere folgt – dies macht seine Besonderheit aus – ein Kommentar wie dieses Verhalten im christlichen Sinn zu interpretieren sei.1512 Über das Einhorn, das hier auf zwei Kacheln belegt ist, heisst es im Physiologus: «Es ist aber ein Tier, ähnlich einem Böcklein, das ist ganz sanft und hat ein Horn auf dem Kopf. Wenn es aber im Dreischritt daherrennt, wird es auf diese Weise gefangen: Man legt ihm eine ganz keusche Jungfrau in den Weg und, sobald es die Jungfrau erblickt, kommt es sogleich ganz zahm und lagert sich in ihrem Schoss. Und wenn es sich da erwärmt hat, bringt sie es eilends an den Hof des Königs, denn kein Jäger vermag es zu fangen.» Und es folgt die christologische Interpretation: «So ist auch unser Heiland, von dem der Prophet sagt: Er hat unter uns aufgerichtet ein Horn des Heils in dem Hause Davids.»1513 Diese Szene übte einen grossen Einfluss auf die bildende Kunst aus. Durch die Gleichsetzung des 185


Rechte Seite: Abb. 185: Glasierte und reliefverzierte Ofenkacheln: a Tellerkachel (14. Jh.) b Blattkachel mit kannelierten Säulen und gotischem Masswerk (14. Jh.) c Blattkachel mit Adlerdarstellung (15. Jh.) d Blattkachel mit Löwendarstellung (15. Jh.) e Blattkachel mit Einhorndarstellung (15. Jh.) f Kranzkachelfragment mit Baum und Löwenkopf (15. Jh.) g Kachel mit Waffelmuster (16./17. Jh.) h–i Kacheln mit Tapetenmuster (16./17. Jh.)

186

Einhorns mit Christus sowie der Jungfrau mit Maria wurde das Einhorn zum Sinnbild für die Inkarnation Christi (Fleischwerdung). Da das Einhorn durch die Jungfräulichkeit angezogen wird, kann es direkt zum Sinnbild für die Keuschheit werden. In diesem Zusammenhang sei auf ein Fresko im Kreuzsaal des Klosters Allerheiligen aus der Zeit um 1500 hingewiesen, dem die besagte Stelle im Physiologus zugrunde liegt: In einer von Rankenwerk bedeckten Fläche sitzt Maria, die mit der Hand das Horn des heranspringenden Einhorns ergreift. Darüber schwebt der Vogel Pelikan als Symbol für Christus.1514 Ähnliche Szenen finden sich häufig auf Bildteppichen des 15. Jahrhunderts, die dem höfischen Ideal verpflichtet sind und dort die Treue und Reinheit die Minne schlechthin darstellen, wobei durch die Identifizierung des Liebenden mit dem Einhorn die sexuelle Komponente verstärkt hervortreten kann. Dieses Beispiel zeigt, wie stark sich sakrale und profane Deutungsmuster überlagern können und wie auch das profane Leben von religiösen Elementen durchdrungen war; Religiosität war immer ein wichtiger Bestandteil des Alltags. Dem Einhorn, an dessen realer Existenz bis ins 17. Jahrhundert niemand ernsthaft zweifelte, wurden auch heilende und entgiftende Fähigkeiten zugeschrieben. Der Physiologus berichtet von der Schlange, die das Wasser vergiftet, von dem die Tiere trinken wollen. «Diese merken das Gift und warten auf das Einhorn. Es kommt, geht in den See und, mit dem Horn ein Kreuz schlagend, macht es das Gift unschädlich. Also auch Christus.»1515 Damit eröffnet sich ein Bezug zum Kloster als Ort der Heilkunde. Eine andere Bedeutungsebene könnte sich ergeben, wenn wir annehmen, dass die Einhorn-, die Löwen- und die Adlerkacheln im selben Kachelofen verbaut gewesen wären. Wegen der stilistischen Ähnlichkeiten ist diese Möglichkeit nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Die vier Tiere Einhorn, Pelikan (hier fehlend), Löwe und Adler stehen oft in dieser Kombination sinnhaft für die Menschwerdung, das Sterben, die Auferweckung und die Himmelfahrt Christi.1516 Betrachten wir den Löwen als König der Tiere, den Adler als Herrscher der Lüfte und das Einhorn als schwer bezwingbares Tier, tritt uns ein herrschaftlicher Anspruch entgegen. Doch genug der Deutungen, denn formelhafte und sich wiederholende Kompositionselemente treten im 15. Jahrhundert regelmässig auf und unterstreichen den dekorativen Aspekt solcher Motive.1517 Trotz all dieser Unwägbarkeiten kann man sich gut vorstellen, dass in den Wohnräumen des Abtes, die 1431 im Nord- und Südflügel des Kreuzsaales angelegt wurden und 1639 aufgelöst wurden,

Kachelöfen standen, die mit solchen Motiven verziert waren, die sowohl herrschaftlich-repräsentative wie auch sakrale Bedeutungsebenen in sich bergen können. Kacheln mit einem Tapeten- bzw. Waffelmuster gehören bereits ins 16./17. Jahrhundert und damit in nachreformatorische Zeit (Tapeten: Kat. 168– 171, Abb. 185h–i; Waffelmuster: Kat. 166–167, Abb. 185g).1518 Wenn Sulzberger in seinem Grabungstagebuch von Renaissancekacheln in der Schuttverfüllung der Latrinenschächte spricht, sind wahrscheinlich diese Stücke gemeint. Solche Kacheln lassen sich zu grossflächigen, fortlaufenden Mustern zusammenfügen. In Renaissancemanier wird damit die Wirkung des Kachelofens als geometrischer Raumkörper betont.

Baukeramik Von den drei Bodenplatten aus der Abts- und Gästelatrine sind zwei mit einem diagonal angeordneten Eichblatt (Kat. 261–263; Abb. 186a) und eine mit einem aufwärtsgehenden Löwen in einem Kreissegment verziert (Kat. 260; Abb. 186b). Bei Grabungen der fünfziger Jahre im Münster kamen Bodenplatten mit identischen Löwen- und Eichblattverzierungen zum Vorschein.1519 Fliesen mit identischer Löwendarstellung sind auch aus der Stadtkirche St. Johann bekannt.1520 Gemäss den Untersuchungen von E. Landgraf über Bodenfliesen handelt es sich beim Eichblattmotiv um den späten Nachschnitt einer Fliese des 13. Jahrhunderts aus dem Benediktinerkloster Weingarten.1521 Zur Darstellung des Löwen in einem Kreissegment ist ebenfalls eine ältere Vorläuferform aus dem Benediktinerkloster Weingarten bzw. aus Ravensburg (Rathaus) bekannt.1522 Bislang wurden die erwähnten Bodenplatten aus der Klosterkirche Allerheiligen aufgrund der Grabungsbefunde in den Zeitraum um 1500/1525 datiert. Die Neubearbeitung des Befundes zeigt aber, dass es nicht möglich ist, die Bodenplatten in einen Bezug zu sicher datierten Baubefunden zu setzen. Es bleibt daher offen, ob sie vorreformatorischer Zeitstellung sind oder erst 1531 nach der Niederlegung der Chorschranken verlegt wurden.1523 Damit entfällt auch ein wichtiger Anhaltspunkt für die Datierung der gleichartigen Fragmente aus der Abts- und Gästelatrine. Unter Berücksichtigung der älteren Vorlagen sowie der möglicherweise sogar erst nachreformatorischen Zeitstellung ist nur eine grobe Datierung in dem Zeitraum vom 14. bis zum 16. Jahrhundert angebracht. Bei der Deutung von verzierten Bodenplatten nimmt E. Landgraf grundsätzlich eine zurückhaltende Position ein und schreibt weiter:


b a

c

d

f

e

g

h

i

187


Abb. 186: Verzierte Bodenplatten: a mit diagonal angeordnetem Eichblatt b mit aufwärtsgehendem Löwen in Kreissegment

Glas

a

b

«Gerade bei Löwendarstellungen auf Fliesen muss die symbolische Deutung eingeschränkt werden.»1524 Als Stärke symbolisierendes Tier war der Löwe zwar ein beliebtes heraldisches Motiv, doch oftmals liegen nur einzelne Fliesen vor, und im Spätmittelalter (14./15. Jahrhundert) verliert die Tiersymbolik durch die Häufigkeit der Verwendung allgemein an Bedeutung. Generell unterstreichen verzierte Bodenfliesen aber den gehobenen Status eines Raumes. Es ist möglich, dass im Kreuzsaal, nachdem 1431 zuerst ein Holzboden eingezogen wurde, zu einem späteren Zeitpunkt solche Tonplatten verlegt wurden. Da im Kloster Allerheiligen Tonplattenböden in der Regel ab dem 16. Jahrhundert auftreten, scheint eine derart späte Datierung ins 15. oder 16. Jahrhundert durchaus noch im Bereich des Möglichen zu liegen. 188

Die Abts- und Gästelatrine lieferte auch zahlreiche Glasfragmente. Das Formenspektrum umfasst Becher-, Stangen- und Kelchgläser in verschiedenen Ausführungen sowie bauchige Flaschen. Während der Bearbeitung zeigte sich, dass neben den bereits inventarisierten Gläsern, die mehrheitlich im Museum zu Allerheiligen ausgestellt sind, noch eine grössere Menge an Glasscherben im Museumsdepot lagerte.1525 Eine vollständige Aufarbeitung all dieser Gläser hätte aber – ganz abgesehen von den notwendigen zeit- und kostenintensiven restauratorischen Vorarbeiten – umfangmässig den Rahmen dieser Arbeit gesprengt. Da eine angemessene Würdigung der Gläser nur auf dem Hintergrund der gesamten Fundmenge möglich ist, beschränken wir uns hier darauf, das vorderhand bekannte Formenspektrum kurz vorzustellen. Die bekannten Nuppenbecher vom «Schaffhauser Typ» wurden zudem schon in den 60er Jahren von A. Ress vorgelegt.1526 Nuppenbecher vom «Schaffhauser Typ» galten lange Zeit als selten (Abb. 187). In der Zwischenzeit ist ihre Zahl aber ins Unübersehbare gewachsen. Kennzeichnend für diesen Nuppenbechertyp sind der gekniffene Fussring, die meist schneckenhausförmig abgedrehten kleinen Nuppen sowie eine helle blaugrüne Glasmasse. Derartige Nuppenbecher lassen sich ins späte 13./14. Jahrhundert datieren und laufen spätestens im frühen 15. Jahrhundert aus.1527 In Schaffhausen beispielsweise treten sie zusammen mit grau gebrannten, bauchigen Töpfen mit Leistenrändern auf.1528 Von besonderer Bedeutung ist ein Nuppenbecher aus beinahe farblosem Glas (Kat. 177; Abb. 187, Mitte). Farblose Nuppenbecher gelten als Hinweis, dass auch nördlich der Alpen im 13. Jahrhundert farblose Gläser hergestellt wurden. Während die ältere Glasforschung farbloses Glas generell als Import aus dem östlichen Mittelmeerraum (Vorderer Orient/Balkan) oder Italien (Venedig) ansah und grünes Glas der einheimischen Produktion zuwies, geht die neuere Glasforschung davon aus, dass auch nördlich der Alpen zu dieser Zeit farbloses Glas hergestellt werden konnte.1529 Eine andere Gruppe von Gläsern ist mit einem Warzendekor verziert. Dieser Dekor tritt bei zylindrischen Becher-, hohen Stangen- und Kelchgläsern auf (Abb. 188). Das Warzenmuster entstand mit Hilfe einer Hohlform, in deren Innern die Warzen als Negativ eingearbeitet waren.1530 Demgegenüber stellen Nuppen einzelne Glastropfen dar, die in einem aufwendigen Verfahren aufgeschmolzen wurden. Verschiedentlich


Abb. 187: Nuppenbecher vom «Schaffhauser Typ» sind vielerorts zahlreich nachgewiesen. Sie sind typisch für das späte 13. Jahrhundert und kommen bis ins frühe 15. Jahrhundert vor. Die Nuppen wurden als Glastropfen in einem aufwendigen Verfahren aufgeschmolzen.

Abb. 188: Gläser mit Warzendekor. Das Warzendekor entstand mittels einer Hohlform (zweite Hälfte 16./17. Jahrhundert).

189


Abb. 189: Fuss eines Flügelglases «à la façon de venise», aus verschiedenen, verdrehten Glasstäben (16./17. Jahrhundert).

treten auch glattwandige Becher- und Kelchgläser auf. Bei den Kelchgläsern können die Stiele unterschiedlich ausgebildet sein. Besonders ansprechend wirken mit Löwenmasken verzierte Hohlbalusterschäfte (Abb. 191). Da zu diesen Stielen die Oberteile der Gläser meist fehlen, wissen wir nicht immer, ob die Kelche glattwandig oder verziert waren. Aufwendig gestaltet ist auch der Schaft eines Flügelglases «à la façon de venise», der sich aus verschiedenen, verdrehten Glasstäben zusammensetzt (Kat. 214; Abb. 189).1531 Mit solchen Kelchgläsern, warzenverzierten oder glattwandigenGläsern (Abb.190) erfassen wir Formen der zweiten Hälfte des 16. und des 17. Jahrhunderts.1532 Wie die in zahlreichen Exemplaren belegte ein- oder beidseitig grün glasierte Geschirrkeramik (Schüsseln, Becken, Teller, Henkelkrüge usw.) oder die Fayencen stammen diese Gläser aus nachreformatorischer Zeit. Möglicherweise gelangten viele davon erst kurz vor der endgültigen Auflassung zu Beginn des 17. Jahrhunderts in die Latrinenschächte. Neben den neuzeitlichen Gläsern des 16./17. Jahrhunderts sowie den mittelalterlichen Nuppenbechern des 13./14. Jahrhunderts ist auch mit Formen des 15./16. Jahrhunderts zu rechnen. Darauf weisen z. B. Glasfragmente mit grossen Nuppen, Fragmente von dunkelgrünem Glas («Waldglas») oder von Stangengläsern mit durchbrochenem Fuss. Wie häufig solche und auch andere Glas190

formen vertreten sind, kann aber erst nach einer Aufarbeitung sämtlicher Glasfunde gesagt werden. Zu den auffallendsten Schenk- und Trinkgefässen des Spätmittelalters (14./15. Jahrhundert) aber auch noch des 16. Jahrhunderts gehören die Kuttrolfe, die sich hier anhand einiger Halsfragmente nachweisen lassen (Kat. 222–225; Abb. 193). Als Kuttrolfe werden bauchige Flaschen bezeichnet, die einen Hals haben, der meist aus zwei, drei oder mehreren zueinander verdrehten Strängen besteht. Der Name lässt sich vom lateinischen Wort «gutta» für Tropfen ableiten, was darauf hinweist, dass die Flüssigkeit beim Ausgiessen gluckerte und/oder nur tropfenweise herausfloss. Es wird daher vermutet, dass Kuttrolfe bei mittelalterlichen Trinkspielen zum Einsatz kamen.1533 Wegen seiner günstigen Materialeigenschaften wurde Glas gerne im Hygienebereich verwendet. Belegt sind mehrere kleine Salbfläschchen für Essenzen und Öle (Kat. 215–219; Abb. 194), sowie – unter den unbearbeiteten Glasfunden – mindestens ein gläserner Schröpfkopf. Grünes Fensterglas liegt in zahlreichen Bruchstücken vor.1534 Hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auf kleine, zum Teil mit floralen Motiven bemalte Butzenscheiben, die auf entsprechend aufwendig gestaltete Fensterpartien schliessen lassen (Kat. 254–259; Abb. 192).


Abb. 190: Glattwandige Becher- und Kelchgläser (zweite Hälfte 16./17. Jahrhundert).

Abb. 191: Hohlbalusterschäfte von Kelchgläsern, mit Löwenmasken verziert (zweite Hälfte 16./17. Jahrhundert).

191


Abb. 192: Verschiedene Formen von Butzenscheiben. Die Blattförmigen sind bemalt. Sie lassen aufwendig gestaltete Fensterpartien erahnen.

Abb. 193: Leicht gebogene und tordierte Halsfragmente von bauchigen Schenk- und Trinkflaschen (Kuttrolfe).

Abb. 194: Kleine Salbfläschchen für Essenzen und Öle. Rechte Seite: Abb. 195: Vielfalt weiterer singulärer Gläser: a Fuss eines Kelchglases (?) in Form eines Frauenoberkörpers b Grosse bauchige Flasche c Boden und Oberteil einer Flasche d Becher mit Fadenauflage e Becher mit Rautenmuster

192


a

a

c

b

d

e

193


Kleinfunde

Abb. 196: Kleinfunde: a Zürcher (?) Markgewicht b Murmeln, Bernsteinperle einer Paternosterkette, Dolch/Schwertscheide, Wärmeapfel, Siegelstock und Kettenschluss

Wie zwei Tonkügelchen zeigen, frönte auch der Klerus der Spielleidenschaft (Kat. 264–265; Abb. 196). Dies ist kein Einzelfall: Auch in der Latrine des Augustinereremiten-Klosters in Freiburg i. Br. lagen Tonkügelchen.1535 Klosterinsassen spielten offenbar zum Zeitvertreib gerne ein Spiel, zu dem Murmeln gehörten. MurmelnausTonsindallgemein seit dem 13. Jahrhundert archäologischbelegt.1536 Für die Töpfereizentren Niedersachsens und Hessens ist beispielsweise bekannt, dass Murmeln in grossen Mengen als Nebenprodukt hergestellt wurden. Murmeln gab es in verschiedenen Grössen und Ausführungen: unglasiert, bemalt oder glasiert. Meist werden sie als Kinderspielzeug angesprochen, was sicher eine naheliegende Zuweisung ist. Doch wie in vielen anderen Fällen, lässt sich nicht immer eine klare Grenze zwischen Kinder- und Erwachsenenspiel ziehen. Erwachsene frönten der Spielleidenschaft genauso wie Kinder.1537 Aus dem Spätmittelalter sind zahlreiche Verordnungen der Obrigkeit zur Reglementierung und Eindämmung des Glücksspiels und des Spielens um Geld überliefert. Aus einem Spielverbot des Rates von Göttingen von 1354 erfahren wir, dass es Bürger gab, die einem leider nicht näher beschriebenen Spiel mit Murmeln («globi») ange-

tan waren, einem Spiel, das den einen oder anderen Bürger schon um sein Hab und Gut gebracht haben soll.1538 Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Spielverbote auf Friedhöfen, die beliebte Treffpunkte für Würfelspieler waren. Auch der Klerus selber huldigte dem Glücksspiel, hatte doch beispielsweise die Synode in Trier von 1310 den Geistlichen bereits das Würfelspiel gestattet. Allerdings unter der Voraussetzung, dass es der Erholung diene und nicht um des Gewinnes willen gespielt werde. Und freilich mit zweifelhaftem Erfolg versuchte der reformfreudige Kardinal Nikolaus von Cues auf der Brixener Synode von 1455 das Würfel- und Kartenspiel den Geistlichen zu untersagen.1539 An weiteren Kleinfunden (Abb. 196) sind zu erwähnen eine kleine, rote Bernsteinperle, die zu einer Paternosterkette gehörte (Kat. 274), zwei metallene Halbkugeln wohl eines Wärmeapfels (Kat. 267), ein Kettenschluss (Kat. 268), eine Dolch/Schwertscheide mit einer Gesichtsmaske (Kat. 269), ein Siegelstock (Kat. 272) sowie ein Markgewicht (Kat. 270), welches aus der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert stammt und in Bodennähe von Latrine II aufgefunden wurde.1540 Es wird angenommen, dass das Markgewicht wegen einer Beschädigung im Laufe des Hoch- oder Spätmittelalters in der Abortanlage beseitigt wurde, damit es nicht missbräuchlich weiterbenützt werden konnte.1541

Ergebnisse der Auswertung und Bedeutung 1921 wurde in der äusseren Klausur des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen eine aus zwei gemauerten Schächten bestehende Latrinenanlage ausgegraben (Abts- und Gästelatrine). Die Latrine wurde gemäss bauanalytischen Untersuchungen im späten 11./frühen 12. Jahrhundert errichtet und im späten 12. Jahrhundert zu einer zweiteiligen Anlage umgebaut, aus welcher das vorliegende Fundmaterial stammt. Die Auflassung und die Verfüllung beider Latrinenschächte mit Bauschutt erfolgte spätestens im Jahre 1639, als der Kreuzsaal eingerichtet wurde. Das Fundmaterial umfasst im wesentlichen Geschirr- und Ofenkeramik, Hohl- und Fensterglas, Bodenplatten, einige wenige, stark korrodierte Metallreste, unter anderem ein Markgewicht aus der Zeit um 1100 sowie heute nicht mehr erhaltene Holzgefässe und Tierknochen. Abgesehen von Eintragungen im Grabungstagebuch liegt keine Befunddokumentation vor. Die Latrinenschächte können heute noch im Museum zu Allerheiligen besichtigt werden. 194


Da sich bis zum Bau der Neuen Abtei 1484 in diesem Klosterteil die Wohnräume des Abtes und seiner Gäste befanden, ist davon auszugehen, dass die Latrine mehrheitlich von sozial bessergestellten Personen benützt wurde. Mit einem Fassungsvermögen von je ca. 12 m3 sind die Schächte kleiner konzipiert als eine Mönchslatrine aus dem 11. Jahrhundert mit ca. 33 m3. Wie häufig die Latrine benützt wurde, ist schwierig abzuschätzen. Obwohl das Fundmaterial einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten abdeckt, ist bei Latrinen grundsätzlich mit Teilentleerungen und Materialverlagerungen im halbflüssigen Substrat zu rechnen. Manchmal kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass durch die Ausgräber eine Materialselektion vorgenommen wurde, da bei bestimmten Gefässtypen (v. a. Deckel, Lämpchen) das Formenspektum nur mit wenigen Beispielen abgedeckt ist und insbesondere einige der reliefverzierten Blattkacheln auffallenderweise nur mit jeweils zwei Exemplaren belegt sind. Zudem fehlen Einzelscherben gänzlich. Bei der Geschirrkeramik lässt sich der allgemeine Trend der Keramikentwicklung vom Hochmittelalter zur Neuzeit ablesen. Während für das 13./14. Jahrhundert vor allem Töpfe belegt sind, treten im Laufe des Spätmittelalters (14./15. Jahrhundert) und dann zu Beginn der Neuzeit (16. Jahrhundert) vermehrt Flachformen wie Schüsseln, Becken und Teller auf. Mit einer farbig bemalten italienischen Fayence aus Faenza/Deruta, hergestellt in den Jahrzehnten um 1480–1510, verfügen wir für die klosterzeitliche Benützung der Abortanlage, die bis zur Reformation von 1524/29 dauerte, über einen Hinweis auf die von sozialtopographischer Seite besondere Lage dieses Klosterteils. Ansonsten lassen sich die Gefässe vorwiegend dem Küchen-, Ess- und Wohnbereich zuordnen. Einzelne Sonderformen wurden möglicherweise bei technischen Arbeitsprozessen eingesetzt. Eine Ansprache bestimmter Gefässe als Nachtgeschirr ist aufgrund bildlicher Vorlagen am ehesten für konische Henkelschüsseln denkbar, doch jedes ausgediente Gefäss konnte für diesen Zweck verwendet werden. Der mengenmässig grösste Anteil des keramischen Fundmaterials stammt aus der Zeit nach der Reformation, als das Kloster aufgehoben wurde und in den Besitz der Stadt Schaffhausen überging (16./frühes 17. Jahrhundert). Zum Formenspektrum gehören unter anderem innen oder beidseitig grün glasierte Gefässe wie Schüsseln, Handwaschbecken, Teller, Henkeltöpfe, Krüge und Dosen. Als Verzierungselemente treten Wellen- und Stempelmuster auf, die aus linear angeordneten eckig bis ovalen Elementen aufgebaut sind, einfache konzentrische Rillen bzw. Rillen-

bänder auf den Bodeninnenseiten sowie figürlicher und floraler Ritzdekor. Die Henkel können tordiert und an den Ansatzstellen mit Druckmulden verziert sein. Ferner tritt in den Scharffeuerfarben Kobaltblau, Manganviolett, Kupfergrün, Antimongelb und Eisenbraun bemalte Gefässkeramik auf, sei es in Fayencetechnik von zum Teil hervorragender Qualität oder als weiss grundierte und mit einer Bleiglasur überzogene Irdenware (Pokal, Humpen, z. T. blau-weiss bemalte Salbtöpfchen). Zweifarbiger Dekor tritt vereinzelt in Form einer malhornverzierten Schüssel und als flächig aufgetragener Sterndekor auf. Bislang einzigartig für die Region Schaffhausen sind eine dreifarbig bemalte Schüssel (polychrom bemalte Irdenware) sowie eine dunkelbraun glasierte Schüssel mit Reliefauflagen, wie sie von der Ofenkeramik her bekannt sind. Bemerkenswert ist ferner die Imitation eines rheinischen Bartmannkruges. Die grosse Anzahl verzierter und bemalter Gefässe lässt für die nachreformatorische Zeit auf eine gehobene Ausstattung der Räume mit Tafelgeschirr und Schaustücken schliessen. Verschiedenste Typen von Ofenkacheln belegen beheizte Räume. Dabei lassen u. a. figürlich verzierte spätmittelalterliche Blattkacheln auf Kachelöfen mit repräsentativem Charakter schliessen. Die Gläser können wegen des unerwartet grossen Anteils an nicht restaurierten Fundstücken nicht abschliessend vorgelegt werden. Das Spektrum reicht von den bekannten hochmittelalterlichen Nuppengläsern vom Schaffhauser Typ bis zu neuzeitlichen Gläsern, die durch verschiedene Formen gut vertreten sind. Der grosse Anteil an gut erhaltenen Gefässen könnte sich aus dem Umstand erklären, dass sich die Latrine im Inneren eines Gebäudekomplexes befand und die Gefässe direkt in die Schächte gelangten, wobei – wie oben erwähnt – eine Materialselektion durch die Ausgräber nicht auszuschliessen ist. Die Gegenstände fielen entweder zufällig beim Aufsuchen der Latrine hinein oder wurden hier ab und zu als nicht mehr benötigter oder beschädigter Hausrat entsorgt. Ein beschädigtes Markgewicht aus der Zeit um 1100 wurde wohl zum Schutz vor einem Missbrauch in der Latrine versenkt. Das neuzeitliche Fundmaterial gelangte zu einem grossen Teil vermutlich erst bei der Schlussverfüllung mit Bauschutt in die Latrinenschächte. Wie Befunde aus anderen Städten zeigen, ist im Hinblick auf weitergehende Fragen zur städtischen bzw. klösterlichen Strategie der Abfallentsorgung oder zum sozialgeschichtlichen Aussagewert von archäologischem Fundmaterial ein breiter Vergleich mit den Inhalten anderer städtischer Latrinen angebracht. 195


Aus dem Dreck gezogen – Ausgewählte Funde aus den Grabungen im Klosterareal Kurt Zubler Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die zahlreichen Renovations- und Umbauarbeiten im Bereich des Klosters Allerheiligen in unterschiedlichem Masse dokumentiert und wissenschaftlich begleitet.1542 Meist wurden dabei auch die zu Tage geförderten Fundobjekte aufgesammelt, dokumentiert und aufbewahrt, einiges in der Folge ausgestellt und teilweise vorgelegt. Besonders zu erwähnen ist dabei das herausragende Ensemble der hochstehenden, von P. Lehmann in diesem Band neu und erstmals umfassend vorgestellten Funde aus den Abts-/ Gästelatrinen, die bis in die 1980-er Jahre die Hauptquelle der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kulturgeschichte des gehobenen Schaffhauser Alltags bildeten.1543 Erst die jüngere archäologische Erforschung der Schaffhauser Altstadt und die Entwicklung der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit erlaubten es das Bild in den letzten Jahrzehnten massgeblich anzupassen und zu ergänzen. Obwohl es der Vollständigkeit halber wünschenswert wäre, nun auch alle übrigen Funde vom Kloster Allerheiligen vorzulegen, darf vor dem Hintergrund des neuen Forschungsstandes und muss aus Zeit- und Platzgründen darauf verzichtet werden. Zu zahlreich sind die im Verlaufe des Jahrhunderts zusammengetragenen Funde, zu unterschiedlich aber vor allem deren Fundumstände und die Aussagekraft der jeweiligen Dokumentation. Aus den verschiedenen älteren Untersuchungskampagnen werden deshalb im folgenden nur einige in Schaffhausen noch wenig bekannte Fundgruppen sowie vereinzelte Trouvaillen exemplarisch und ohne umfassende Diskussion zur Erweiterung des Blickfeldes und der Formenkenntnis vorgelegt. Die Funde der in den 90-er Jahren durch die Kantonsarchäologie ergrabenen und gut dokumentierten Gruben werden demgegenüber ausführlich vorgestellt.

Die Untersuchungen vor 1990 1544

Bezüglich der Funde waren unter den älteren Untersuchungen des 20. Jahrhunderts vor allem Sulzbergers Arbeiten der 20-er Jahre und Guyans Grabungen in den Jahren 1963–65 ergiebig. Obwohl einzelne Funde der in diesem Abschnitt 196

vorgelegten, ausgewählten Fundgruppen aus unterschiedlichen Befunden stammen, werden sie nachfolgend nicht nach Befund, sondern zusammengefasst nach Funktion oder Form vorgelegt. Dies drängt sich zumal deshalb auf, da sich einerseits Sulzbergers Untersuchungen über verschiedenste Bereiche verteilen und andererseits von Guyans Funden die Dokumentation verschollen ist bzw. fehlt. Technische Keramik Unter dem umfangreichen keramischen Fundmaterial, das 1963–65 zu Tage gefördert wurde, befindet sich neben zahlreichem spätmittelalterlichen bis frühneuzeitlichen und wenig älterem Standardgeschirr sowie einigen Sonderformen eine überraschend grosse Menge einer bisher noch unbekannten Spezialkeramik. Dabei handelt es sich um steilwandige, meist schlanke, hohe Gefässe von annähernd zylindrischer, konischer oder tonnenförmiger Gestalt (Kat. 280–301). Ein ganz erhaltenes Exemplar kam zudem in den Abts-/Gästelatrinen zum Vorschein (Kat. 155).1545 Die Mündung der Gefässe ist immer auffallend scharf und meist horizontal abgestrichen, selten leicht gekehlt ausgearbeitet. Oft ist der horizontale Rand über die Wanddicke hinaus in die Mündung hinein verlängert. Ein Grossteil der Gefässe besitzteine horizontal umlaufende Leiste, die, wie die wenigen rekonstruierbaren Exemplare zeigen, wohl im oberen Gefässdrittel, jedenfalls aber im Bereich des grössten Durchmessers zu lokalisieren ist. Die Gefässe wurden aus Tonstreifen oder -wülsten ruhig stehend aufgebaut und die Leisten nachträglich auf den Körper angedrückt. Die Scherbenfarbe schwankt zwischen orangen, beigen, braunen und im Bruch oft grauen Tönen. Bezüglich Grösse, Wandstärke, Mündung und Gefässverlauf weisen die Gefässe eine erstaunliche Variationsbreite auf. Über ihre Funktion muss mangels aussagekräftiger Befunde und mir bekannter guter Vergleichsfunde spekuliert werden. Ausgehend von Untersuchungen zu technischer Keramik bzw. Laborkeramik, scheint mir eine technische Funktion am plausibelsten.1546 Umfangreiche Abklärungen zur genauen Verwendung können an dieser Stelle nicht geführt werden, doch wären die meisten Gefässe wohl am ehesten als Destilier- oder Schmelzgefässe verwendbar.1547 Dem ist allerdings anzufügen, dass


eine genauere Vorstellung über die bewerkstelligten Prozesse noch fehlt und andere allenfalls notwendige Geräte bisher entweder nicht gefunden oder nicht erkannt worden sind. Als Anwärter für zusätzliche Funktionen seien deshalb einige Fragmente weiterer unbekannter Formen angefügt (Kat. 302–305). Unwahrscheinlich scheint mir dagegen eine Verwendung der Gefässe als Ofenkacheln. Im Gegensatz zur oben beschriebenen Sonderkeramik zeichnen sich Ofenkacheln eines bestimmten Typs bzw. Ofens meist durch eine gewisse Einheitlichkeit aus.1548 Selbst unter Berücksichtigung der Experimentierfreude früher Ofenbauer scheint weder die Vielfalt der Formate noch das Anbringen von Leisten an Kachelwänden heizungstechnisch bzw. bautechnisch nützlich zu sein. An keinem Stück sind Reste von Ofenlehm zu beobachten. Etwas besser als die Funktion ist die Datierung abzuschätzen: Im Areal Rüden-Buchsbaum fand sich ein leistenbesetztes Wandfragment eines solchen Spezialgefässes in einem Schichtpaket der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.1549 Bezüglich Machart und Material stimmen dieses Fragment sowie wenige Fragmente aus dem Klosterareal mit den Berslinger Schüsseln bzw. Pfannen der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts überein.1550 Die Mehrheit der Scherben von Allerheiligen unterscheidet sich dagegen aufgrund von härteren Oberflächen und Kalkbestandteilen in der Magerung von diesem Material und weist grössere Verwandtschaft zu den dickwandigen Schüsseln des 13. Jahrhunderts auf. Mit aller Vorsicht wird deshalb das erste Auftreten dieser Sonderkeramik vorläufig in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts und die Hauptmenge ins 13. Jahrhundert datiert. Als technische Keramik verdächtigte Gefässe unterschiedlicher Art konnten in den letzten Jahren im Fundmaterial mehrerer Schaffhauser Fundstellen beobachtet werden.1551 Es scheint sich hier ein weites Feld zu öffnen, zumal sich ein Teil der Fundstellen im erst spärlich bekannten Zeitraum des späten 12. und frühen 13. Jahrhunderts bewegt. Sicher als technische Keramik zu bezeichnen ist die Hälfte einer Gussform für Gewehrkugeln (Kat. 306), die jedoch als neuzeitlicher Fund kaum Bezüge zu den obigen Scherben aufweisen wird.1552 Dass im Kloster zu allen Zeiten neben kontemplativem Geistesleben rege werktätige Betriebsamkeit aller Art herrschte, belegen im weiteren auch die verschiedenen Spinnwirtel (Kat. 307–312) aus dem Klosterareal. Keramik des 11./12. Jahrhunderts Aus der Gründungszeit bzw. den ersten hundert Jahren des Klosters kamen bis heute nur sehr we-

nige Funde zum Vorschein. Die karge Sammlung der Scherben dieser Zeit stammt fast ausschliesslich aus den Grabungen, die 1963–65 im Kreuzgang und Kreuzgarten im Bereich der ältesten Wohnbauten der Mönche durchgeführt wurden.1553 Die Fragmente wurden bereits von Guyan aussortiert, wobei einige seiner «ältesten» Keramikscherben im Lichte des heutigen Forschungsstandes dem 13. bzw. 14. Jahrhundert zugewiesen werden müssen. Die tatsächlich frühen Scherben dieser Sammlung wurden bereits von R. Schnyder gesichtet, kurz diskutiert und teilweise vorgelegt.1554 In Umkehrung zu Schnyders Vorgehen, der die jüngere Keramik von Berslingen mit den ältesten Scherben aus dem Allerheiligenareal datierte, wird nachfolgend die Allerheiligen Keramik an der am Berslinger Material erarbeiteten Typenentwicklung gemessen.1555 Dabei finden die meist stark verdickten, massig wirkenden und eher eng umbrechenden Ränder (Kat. 313–317) gute Vergleiche in der frühen Phase 4 von Berslingen.1556 Der entsprechende Randtyp konnte in Berslingen als eigentliche Leitform des 11. Jahrhunderts (zweites Viertel–Ende) definiert werden. Da die Fundkontexte zu den Grabungen von 1963–65 bedauerlicherweise fehlen, ist über die genaue Herkunft dieser wichtigen Zeugen der Pionierphase nichts bekannt, und eine differenziertere Datierung anhand einer Gewichtung der Scherbenvergesellschaftung deshalb nicht möglich. Immerhin ist aber festzustellen, dass diejenigen Randtypen, die in Berslingen im Verlauf der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts neu dazu kommen, unter den Funden von 1963–65 fehlen. Es wäre demnach durchaus denkbar, dass wir mit Kat. 313–320 Keramik aus dem Beginn der Klosterzeit um die Mitte des 11. Jahrhunderts fassen. Die schlecht erhaltene unverdickte Randscherbe Kat. 318 könnte dabei ohne weiteres zum Ensemble gehören. Ähnliche Ränder sind in Berslingen ebenfalls bereits in den frühen Grubenstrukturen der Phase 4 vertreten.1557 Die zeitlich nächstfolgenden Scherben der Grabung 1963–65 sind schon wesentlich jünger einzustufen. Sie haben ihre Parallelen in Randscherben aus den jüngsten Befunden von Berslingen und dürften daher in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in den Boden gelangt sein.1558 Da Pfalzhof und Stadtbibliothek im Bereich der Ausbauphase des späten 12. und frühen 13. Jahrhunderts liegen, führten auch die Ausgrabungen der 90-er Jahre zu keinem grossen Zuwachs an ältesten Funden. Einzig die Latrinengruben G2Stadtbibliothek (Kat. 370–379) und G6-Pfalzhof (Kat. 416–419) sowie ein Flächenfund der Grabung Stadtbibliothek (Kat. 404) weisen wenige Fragmente des späten 11. Jahrhunderts bzw. der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts auf. 197


Keramische Giessgefässe und Becken Als Anregung aus dem islamischen und byzantinischen Raum kamen tiergestaltige Wasserspender, sogenannte Aquamanilien, im Verlauf des Hochmittelalters zur Verbreitung.1559 Dabei zeichnet sich in unserer Nachbarschaft vor allem Konstanz durch seine zahlreichen, meist rot engobierten Aquamanilienfunde aus.1560 In Schaffhausen zählen Aquamanilien dagegen wie andernorts zu den Räritäten, weshalb die beiden im Allerheiligenareal gefundenen Bruchstücke im Katalog vorgelegt werden (Kat. 330–331). Dabei erhalten wir für das eine (Kat. 330) über die Fundumstände einen Datierungshinweis. Das nur als Hinterteil überlieferte, dunkelgraue Aquamanile wurde 1431 im Zuge von Baumassnahmen eingemauert und dürfte demnach im späten 14. oder frühen 15. Jahrhundert benutzt worden sein.1561 Vermutlich standen grosse Auffangbecken in funktionalem Zusammenhang mit Giessgefässen. Nachdem die Hände übergossen worden waren, konnte das Wasser in das Becken abtropfen. Unter den zahlreichen Fragmenten grosser Schüsseln, die vor allem aus Guyans Grabungen von 1963–65 überliefert sind, könnten einige auch solchen Zwecken gedient haben. Da eine Vorlage der gesamten Keramik den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, seien nur zwei besondere Exemplare vorgestellt. Kat. 332 fällt durch seine aussergewöhnliche Grösse auf, die es deutlich vom üblichen Schüsselformat absetzt. Das dickwandige Becken besass ursprünglich vermutlich zwei Henkel und wurde nicht auf der Drehscheibe hochgezogen, sondern ruhig stehend geformt. Wie die frühen Schüsseln der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts von Berslingen und vom Areal Rüden-Buchsbaum in Schaffhausen weist das Becken orange Aussenseiten und einen grauen Bruch auf.1562 Dickwandige Schüsseln mit verdickten Rändern tauchen in der Stratigraphie des RüdenBuchsbaumareals jedoch erst im 13. Jahrhundert auf und sind in Schaffhausen zudem in verschiedenen Latrinengruben mit Material des 13. Jahrhunderts vergesellschaftet.1563 In den Stadtkirchen St. Johann in Schaffhausen und St. Laurentius in Winterthur kamen etwas kleinere, bezüglich Form und Qualität jedoch ähnliche Gefässe zum Vorschein.1564 Gut möglich, dass die in kirchlichem Kontext gefundenen Exemplare zusammen mit Giessgefässen in liturgischem Zusammenhang zur Verwendung kamen.1565 Eindeutiger zu bestimmen sind einige Fragmente einer grauen Schüssel mit seltsam geknicktem Randverlauf (Kat. 333). Sie dürften von einem Auffangbecken mit abgeflachter Rückseite stammen. Wie U. Gross überzeugend darlegen konn198

te, bildete sich in der Kultur des Händewaschens neben dem beweglichen Tischset aus Aquamanile und Waschbecken im Laufe der Zeit auch der fest installierte Waschplatz aus. Seit dem ausgehenden Spätmittelalter erschienen Auffangbecken, die sich in ihrer Form den neuen Bedürfnissen anpassten. Dank abgeflachter Rückseiten sparten sie Platz und ermöglichten somit geringere Auflagemasse der Möbel oder Abstellflächen.1566 Aus der näheren Umgebung sind mir keine Parallelen bekannt, doch entspricht das Auffangbecken Kat. 333 von der Machart der Keramik den grauen Schüsseln des 15./16. Jahrhunderts. Ein gutes, ebenso schlichtes Vergleichsstück aus Pforzheim wird von U. Gross ins 15. / frühe 16. Jahrhundert datiert.1567 Ein jüngeres Handwaschbecken mit abgeflachter Rückseite kam in den Abts-/Gästelatrinen zum Vorschein (Kat. 90).1568 Becher Die Unterteile von zwei feinen Bechern werden hier aufgeführt, weil sie in Schaffhausen bisher noch ohne Parallelen sind. Zwei stilisierte Vogelbeine zieren einen orangen, unglasierten Becherfuss aus feingeschlämmtem Ton und werfen die Frage nach der Fortsetzung am Becherkörper auf (Kat. 334). Das zweite Becherbruchstück ist grau und ebenfalls aus feingeschlämmtem Ton gefertigt. Aussen und innen trägt es einen dünnen, metallisch grau glänzenden Überzug. Im Bruch und an der überzugsfreien Bodenunterseite ist das Fragment von grau-beiger Farbe. Die erhaltene Verzierung besteht aus einem Wellenband sowie gestempelten Beerenknuppen(Kat.335).Vergleichbare Becher sind in Österreich gut bekannt und können dort ins späte 15. Jahrhundert datiert werden.1569 U. Gross weist ähnliche Exemplare aus BadenWürttemberg ebenfalls ins späte 15./16. Jahrhundert.1570 Becherkacheln Ein Gruppe von Becherkacheln (Abb. 197, Kat. 325–329) stammt aus verschiedenen Befunden, darunter auch aus einem Sodbrunnen und einer Latrine. Aufgrund von Vergleichen aus Winterthur und der Nordwestschweiz können diese Kacheln ins späte 12./13. Jahrhundert datiert werden.1571 Sowohl bezüglich Form als auch Machart ist die Gruppe nicht ganz einheitlich, was wohl auf unterschiedliche Entstehungszeiten innerhalb des 12./13. Jahrhunderts zurückzuführen ist. Besonders erwähnenswert ist eine Becherkachel, die im unteren Drittel an der Aussenseite eine mehrzeilige Rädchenverzierung aufweist (Kat. 325). Lehmreste, die auf den


Ziegel

Rädchenspuren festgestellt werden können, zeigen, dass es sich dabei eher um eine Spielerei als um eine gezielt angebrachte Verzierung handeln dürfte, da sie sich in einem Bereich befinden, der nach Einbau der Kachel in den Ofen nicht mehr sichtbar war. Die Kombination von Rädchenzier, die sich in Schaffhausen in den mittleren Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts grosser Beliebtheit erfreute, und Becherkachel unterstützen die oben anhand von Vergleichen vorgeschlagene Datierung der Kacheln ins späte 12./13. Jahrhundert.1572 Die Becherkacheln (Abb. 197) stellen bis heute die ältesten bekannten Ofenkacheln aus dem Klosterareal dar. Da sich jüngere Kacheln in grosser Zahl und in vielen Varianten finden, kann davon ausgegangen werden, dass die Heizung mit Kachelöfen im Kloster Allerheiligen spätestens ab dem 13. Jahrhundert zum Standard gehörte.1573 Von vier im Klosterareal festgestellten Öfen des späten 11. Jahrhunderts konnte K. Bänteli drei als Raumheizungen identifizieren.1574 Von diesen ist jedoch keine Ofenkeramik überliefert. Engel und andere Tonfigürchen Immer wieder kamen während den archäologischen Untersuchungen im Kloster Allerheiligen Tonfigürchen zum Vorschein. Besonders zahlreich fanden sie sich im Bereich des Kreuzgartens. Während Tonfigürchen aus Grabungen in Burgen und städtischen Siedlungen überwiegend als Spielzeug interpretiert werden können, sind Funde aus kirchlichem Kontext wohl mehrheitlich dem religiösen Brauchtum zuzurechnen. Tonfigürchen sind auch in verschiedenen Schaffhauser Fundstellen vereinzelt zu beobachten, die Engelschar aus dem Klosterareal ist bisher jedoch einzigartig.1575 Ohne im weiteren auf die Figürchen einzugehen, werden sie deshalb – und auch weil sie so hübsch sind – im Überblick vorgeführt (Abb. 198).

Flachziegel konnten im Klosterareal bei verschiedenen Gelegenheiten geborgen werden. So kamen sie sowohl bei nahezu allen Eingriffen in den Boden zum Vorschein als auch bei Renovationen im Aufgehenden und finden sich nicht zuletzt auch als Teil der Bedachung auf dem heutigen Münsterdach.1576 Die im Katalog aufgeführten Ziegel (Kat. 359–366) bilden zusammen mit Fragmenten aus der Glockengussgrube G4 die Grundlage der von K. Bänteli vorgelegten Typentafel (Abb. 105).1577 Als Auswahlkriterium diente dabei nicht die Herkunft der Ziegelfunde, sondern in erster Linie deren möglichst vollständiger Erhaltungsgrad und die Verwandtschaft von Form und Material zur in der Glockengussgrube gefundenen frühen Flachziegelgeneration.1578 Zur Vervollständigung des Spektrums und als Grundlage für spätere Untersuchungen werden dieser Referenzgruppe im Katalog noch einige aussergewöhnliche Exemplare beigefügt. Aufgrund der heterogenen Herkunft wird hier auf eine detaillierte Diskussion zu Form, Machart und Material der Ziegel jedoch verzichtet und stattdessen auf die entsprechende Stelle im Zusammenhang mit den Ziegelfunden aus der Glockengussgrube verwiesen.1579 Als vorerst noch unerklärtes Kuriosum sind im weiteren zwei römische Leistenziegelfragmente (Kat. 367–368) aus dem Bereich südlich des Chores der Münsterkapelle zu erwähnen.1580

Abb. 197: Becherkacheln aus verschiedenen Fundorten des Klosterareals. Hinten: Kachel mit Rädchenverzierung.

Eisen Metallfunde kamen im Verlauf der Untersuchungen vor allem in Form von unbestimmbaren eisernen Bruchstücken zum Vorschein. Häufig dürfte es sich dabei um Fragmente von Nägeln und anderen Beschlägen handeln. Die wenigen Objekte aus dem Bereich von Handwerk, Hausrat und Tracht stammen aus zeitlich unklaren Flächengrabungen und werden deshalb mit Ausnahme eines eisernen Hammerkopfes (Kat. 369, Abb. 227) nicht vorgelegt.1581 Das zurzeit leider verschollene Stück besitzt auf einer Seite vier Schmiedemarken und eine vierstellige Jahrzahl mit unsicherer Lesung 1611 bzw. 1617. Vergleichbare Schmiedemarken kommen spätestens im 15. Jahrhundert auf und sind auch im 17. Jahrhundert geläufig.1582 Wie bereits W.U. Guyan vermutete, könnte der Hammerkopf vom Arbeitsgerät eines Steinmetzen, einem sogenannten Zweispitz, stammen. Gemäss metallurgischer Untersuchungen, die 1976 im Laboratorium der Georg Fischer AG in Schaffhausen durchgeführt wurden, handelt es sich beim verwendeten Eisen aufgrund des geringen Kohlenstoffgehaltes um weiches Eisen, dessen Spitzen für ein funktionsfähiges Gerät wohl gehärtet, d. h. aufgekohlt waren.1583

Abb. 198 a–e (folgende Seite): Tonfigürchen. a: Engelschar, darunter einige Exemplare mit Drahtösen am Rücken. Vermutlich alle aus dem Kreuzgarten bzw. dem späteren Junkernfriedhof. b: Bruchstücke verschiedener Figürchen. Vorwiegend aus dem Kreuzgarten. c: Gewandete Frauenfigur mit Tasche. Kreuzgarten. d: Bärtiger Männerkopf. Münstervorhalle. e: Pferdeköpfe von ehemaligen Reiterfiguren. Im Hof vor der Annakapelle.

199


a

b

c

d

e


Die Ausgrabungen der 1990er Jahre Im Zuge der Ausgrabungen, die in den 1990er Jahren an verschiedenen Stellen des Klosterareals durchgeführt wurden, kam in Gruben unterschiedlicher Funktion sowie in verschiedenen Füll- und Schuttschichten etliches Fundmaterial zum Vorschein.1584 Da die meisten Grubenstrukturen innerhalb der Baugeschichte des Klosters eingeordnet werden können, werden deren Funde im folgenden befundweise besprochen und im Tafelteil teilweise abgebildet. Vom Material der übrigen Fundkomplexe werden dagegen nur einige erwähnenswerte Einzelstücke vorgestellt.

Stadtbibliothek 1993 Latrinengrube G1 Die wenigen Funde ergeben keine näheren Datierungshinweise. Neben einem eisernen Scheibenkopfnagel und einem amorphen Stück Eisen fand sich nur ein kleines Flachziegelfragment. Zwar konnte K. Bänteli nachweisen, dass Flachziegel in Schaffhausen bereits im 12. Jahrhundert hergestellt wurden, doch lassen diese für sich allein leider keine chronologischen Schlüsse zu. Aufgrund ihrer Langlebigkeit finden sie sich auch häufig in jüngeren Fundkomplexen und sind auf den Klosterdächern in kleiner Zahl sogar noch bis heute in Verwendung.1585 Latrinengrube G2 Die Latrinengrube G2 wurde in acht Abstichen ausgegraben. Aus den Abstichen 1 bis 4 sind mehrere Bruchstücke unterschiedlicher Mörtelarten erhalten. Nach Aussage des Grabungstagebuches fanden sich Mörtelreste allerdings bis in die Tiefe des 6. Abstiches. Aus den Abstichen 1 und 2 konnten zudem zwei Fragmente von Flachziegeln geborgen werden und im Abstich 3 zwei Ziegeloder Backsteinfragmente, deren Ansprache unklar ist. Möglicherweise handelt es sich bei letzteren um Produktionsabfälle oder Ausschuss. Im Vergleich mit den meisten der zahlreichen im Klosterareal geborgenen Flachziegeln, weisen die wenigen Bruchstücke der Gruben 1 und 2 eine grössere Menge feiner und mittlerer Magerungsbestandteile auf. Ob sich darin eine zeitliche bzw. technologische Entwicklung oder nur eine zufällige Spielart der Produktion spiegelt, muss vorläufig noch offen bleiben.1586 Fragmente von Gefässkeramik kamen ebenfalls in den obersten drei Abstichen am häufigsten zum Vorschein, vereinzelte Stücke fanden sich jedoch

bis in die Tiefe der Fäkalschicht im untersten Abstich. Insgesamt lässt sich das Formenspektrum der einfachen Töpfe gut mit Funden aus Berslingen-Grubenhaus 12 vergleichen, die der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts zugeordnet werden können. Dabei besitzt ein im Umbruch verdickter Rand (Kat. 370) seine Wurzeln noch im 11., ein eng geschwungener, rund endender Rand (Kat. 371) dagegen im frühen 12. Jahrhundert. Verzierungen mit einfachen Wellenlinien (Kat. 374–375) sind in den Jahrzehnten um 1100 ebenso üblich wie die Quellränder, die einige Böden aufweisen (Kat. 378–379).1587 Ein kurzer Augenblick der Herstellung wird an der Unterseite von Kat. 377 dokumentiert: Beim Abheben des ungebrannten Gefässes von der Unterlage konnten sich drei Zinken eines Hebegerätes einprägen. Neben den Töpfen kommen Gefässtypen vor, die aus dem Rahmen des in dieser Zeit üblichen Geschirrs fallen. Dazu gehört die Ausgusstülle Kat. 372, der Pfannengriff Kat. 373 und das steil ansteigende Bodenfragment Kat. 376. Flüssigkeitsbehälter mit Ausgusstüllen sind bereits im Frühmittelalter bekannt.1588 Im 11. und 12. Jahrhundert treten sie jedoch nur vereinzelt auf.1589 Ab dem 13. Jahrhundert werden sie vor allem in Form von henkellosen Kannen und Bügelkannen geläufig.1590 Die Tülle aus Grube 2 passt aufgrund ihrer Machart zu den beiden mit Wellenlinien verzierten Wandscherben Kat. 374–375. Die drei Fragmente, die vom gleichen Gefäss stammen könnten, weisen eine klar gegliederte Scherbenstruktur mit oranger Aussen- und Innenhaut und grauem Kern auf. Sie entsprechen damit einer in Berslingen als Magerungstyp D3 beschriebenen Keramik, die dort erstmals in den in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts aufgefüllten Grubenhäusern 12 und 27 auftaucht. Da grosszügig geschwungene Wellenlinien in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Zierform verschwinden, könnte die Ausgusstülle aus Grube 2 demnach zur kleinen Gruppe der älteren hochmittelalterlichen Ausgussgefässe gezählt werden.1591 Tüllengriffe von Pfannen gehören ebenfalls nicht zum Standardrepertoire des 12. Jahrhunderts. In Berslingen konnte allerdings anhand von zwei Bruchstücken nachgewiesen werden, dass spätestens ab Mitte des 12. Jahrhunderts mit solchen Sonderformen gerechnet werden muss.1592 Der Griff aus Grube 2 (Kat. 373) unterscheidet sich durch einen flacheren Querschnitt und eine andere Farbgebung. Im Gegensatz zu den beiden Berslinger Exemplaren, die zum selben Magerungstyp D3 wie die oben besprochenen Scherben um die Ausgusstülle (Kat. 372) gehören, weist er eine ungleichmässige Färbung aus verschiedenen Braunund Grautönen auf. Über die Funktion der frühen Gefässe mit Griff kann spekuliert werden. Mög201


licherweise handelt es sich um erste Vorboten – Testserien sozusagen – der neuen Kochgeräte, die im Verlauf des 13. Jahrhunderts in Form von Dreibeingefässen die Herde unserer Gegend erobern.1593 Nicht auszuschliessen sind allerdings auch speziellere Funktionen im technischen Bereich. Neben Berslingen weisen auch in der Stadt Schaffhausen mehrere Fundstellen des 12. Jahrhunderts neue Formen auf, die ausserhalb des üblichen Spektrums liegen und noch ihrer Deutung harren.1594 Hinweis auf technische Produktionsprozesse bietet auch das Bodenfragment Kat. 376. Das steilwandige Gefäss mit einem Bodendurchmesser von 7,5 cm zeigt im unteren Bereich der Aussenseite Spuren grosser Hitzeeinwirkung. Der steile Wandverlauf und enge Bodendurchmesser erinnern an die oben vorgestellte technische Keramik.1595 Nach der Form erscheint auch eine Verwendung als Tiegel möglich. Um den Rest einer Ofenkachel dürfte es sich dagegen aufgrund von Machart und Wandstärke kaum handeln. Im Vergleich zu einem altertümlichen Ofenkachelfragment aus der im 12. Jahrhundert verfüllten Grube 2 im Rüdenareal von Schaffhausen ist unser Stück deutlich dickwandiger und vor allem innen und aussen sorgfältig überarbeitet.1596 An der nur aussen überarbeiteten Kachel aus dem Rüdenareal lässt sich demgegenüber der für die Zeit typische spiralförmige Aufbau aus Tonstreifen erkennen.1597 Innerhalb des Fundmaterials aus Grube 2 sind abgesehen vom Bauschutt, der in den untersten Abstichen fehlt, in Form und Zeitstellung keine Unterschiede in Abhängigkeit der Ablagerungstiefe zu erkennen, vielmehr finden sich sowohl Topfscherben, wie sie in Berslingen-Grubenhaus 12 vorkommen, als auch Fragmente der Sonderkeramik in den oberen wie in den unteren Abstichen von Grube 2. Die Latrinengrube könnte demnach um die Mitte des 12. Jahrhunderts mit Bauschutt und Siedlungsabfällen verfüllt worden sein, zu einem Zeitpunkt, da sich auf ihrem Grunde eine Fäkalienlage von nur geringer Mächtigkeit befand. Sodbrunnen G3 Der ehemalige Sodbrunnen G3 wurde in zwei Hälften mit drei bzw. zwei Abstichen ausgegraben.1598 In der Verfüllung des Brunnens kamen von oben bis unten Ziegelfragmente, reichlich Geschirr- und Ofenkeramik, Kalksteine und zuunterst auch Mörtelreste zum Vorschein. Im oberen Abstich der Westhälfte fanden sich zudem sieben stark korrodierte Eisenfragmente von Nägeln und Objekten unbekannter Funktion. Bei den Kalksteinen dürfte es sich um Abbruchmaterial des trocken gemauerten Brunnens, beim Rest um Bauschutt und Siedlungsreste des näheren Um202

feldes handeln. Aus allen Abstichtiefen stammende anpassende Scherben des Bodenfragmentes Kat. 381 machen eine einmalige, rasche Verfüllung nach Aufgabe des Sodbrunnens wahrscheinlich. Interessantes zeigen die Ziegelfragmente aus dem Sodbrunnen. Wie bereits erwähnt tauchen Flachziegel ab ihrer ersten Herstellung im 12. Jahrhundert regelmässig mehr oder weniger zahlreich in den Fundstellen des Klosterareals auf. Unter den 59 Ziegelfragmenten stammen sieben von Flachziegeln der frühen Machart, darunter ein Bruchstück mit breiter Nase (>10 cm) und ein Halbziegelfragment.1599 Neben den frühen Flachziegeln, die sich durch eine schwache Magerung und sorgfältig gearbeitete glatte oder Textilabdrücke aufweisende Oberflächen auszeichnen, fanden sich aber auch zwei stärker gemagerte Fragmente von Flachziegeln mit teilweise gesandeten Oberflächen. Das zeitliche Verhältnis der beiden Flachziegeltypen ist im Prinzip noch unklar. Eine erste Fährte legen allerdings zwei gesandete Flachziegelfragmente aus stratigraphisch gestörtem Zusammenhang (Kat. 405–406). Die beiden Bruchstücke weisen quadratische bzw. rechteckige Nasen auf, die, sofern sie durch gerade Flächen und Kanten in Form gebracht wurden, nach J. Goll ab spätgotischer Zeit zu erwarten sind.1600 Drei weitere Ziegelfragmente repräsentieren die in Schaffhausen bisher noch nicht beschriebene Form der mittelalterlichen Leistenziegel (Kat. 403). Diese besitzen einen mehr oder weniger flachen Mittelteil und beidseitig Leistenränder, die nach grundetem Umbruch entlang der Längsseiten anschliessen. Die Breite der Ziegel beträgt ca. 14 cm, ihre ursprüngliche Länge ist nicht mehr eruierbar. An der Stirn weist das besterhaltene Bruchstück auf einer Länge von ca. 8 cm einen Einzug auf. Wie bei den Hohlziegeln ist die Innenseite stark gesandet, die Aussenseite dagegen glatt verstrichen. Zur Deckung des Daches waren die Leistenziegel mit Hohlziegeln als Oberdächler zu kombinieren.1601 Gute Vergleichsbeispiele fanden sich im Kloster Wettingen AG, vermauert in der Westwand der 1294 geweihten Annakappelle. Sie sind etwa eineinhalbmal so breit wie die Bruchstücke aus dem Sodbrunnen und können aufgrund ihrer Fundlage in die Zeit zwischen 1227 und 1294 datiert werden.1602 Bei den übrigen Ziegelfragmenten aus dem Sodbrunnen G3 handelt es sich wohl vorwiegend um Teile von innen stark gesandeten Hohlziegeln; vier davon besitzen an der Aussenseite einen beigen bis weissen glasurartigen Überzug. Aufgrund der Entdeckung der oben beschriebenen Leistenziegel ist die Ansprache von Hohlziegeln bei kleineren Fragmenten allerdings nicht mehr eindeutig, da sich die beiden Ziegeltypen im gebogenen Abschnitt sehr ähnlich sind. Der Leistenziegel unterschei-


det sich vom Hohlziegel vor allem durch seinen mittleren Flachteil. Mit Ausnahme einer Leistenrandscherbe, die in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts zu datieren ist (Kat. 380), bildet die Geschirrkeramik ein recht homogenes Ensemble des mittleren 15. Jahrhunderts. Der lange, schlanke Karniesrand eines grauen Topfes mit geriefter Schulter (Kat. 381) wirkt jünger als die gedrungeneren Topfränder aus dem um 1400 datierten Töpferofen von Winterthur, aber älter als die innen gekehlten und kantig abgestrichenen Ränder des vor 1501 in den Boden gelangten Fundkomplexes von Winterthur-Waaghaus.1603 Gute Vergleiche finden sich dagegen unter den Funden aus einem Keller der St.Alban-Vorstadt 28 in Basel, die Ch. Keller in die Zeit von der ersten Hälfte bis ins dritte Viertel des 15. Jahrhunderts datiert.1604 Auch die drei innen oliv glasierten Schüsselfragmente, das Bruchstück einer innen grün glasierten Dreibeinpfanne, das Henkelfragment einer grauen Flasche und der graue Deckel sind zwischen den beiden Winterthurer Fundstellen und im Vergleich mit der Kellerverfüllung von Basel problemlos einzuordnen (Kat. 382–394). Eher aussergewöhnlich wirkt einzig das Fragment einer aussen grün glasierten, kalottenförmigen Schüssel (Kat. 390). Die Ofenkeramik setzt sich vorwiegend aus unglasierten und glasierten Napf- sowie glasierten Tellerkacheln zusammen (Kat. 395–402), zwei Randscherben könnten vom Tubus einer Blattkachel stammen. Abgesehen von der Randscherbe einer altertümlich anmutenden unglasierten Napfkachel (Kat. 395) findet auch die Ofenkeramik problemlos Platz im Formenspektrum des 15. Jahrhunderts. Dabei zeigt der Vergleich der Napfkacheln aus dem Winterthurer Töpferofen und dem Sickerschacht von Winterthur-Waaghaus, dass deren formale Gestaltung innerhalb des 15. Jahrhunderts eine grosse Konstanz aufweist.1605 Bezüglich der Laufzeit der Tellerkacheln vermutete J. Tauber 1980, dass «die Tellerkachel das 14. Jahrhundert nicht allzu lange überlebt zu haben und im Laufe des 15. Jahrhunderts verschwunden zu sein scheint».1606 Die Tellerkachelfragmente aus unserem Sodbrunnen sowie aus dem Keller an der St.Alban-Vorstadt 28 in Basel und dem Sickerschacht von WinterthurWaaghaus belegen dagegen ein nicht nur ausnahmsweises Weiterleben der Tellerkachel bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts.1607 Immerhin unterstützen die Tellerkacheln zusammen mit den Geschirrformen die Annahme, dass der Sodbrunnen kaum später als im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts verfüllt wurde, zumal Teller, beidseitige Glasuren oder Malhorndekor – alles Neuerungen des 16. Jahrhunderts – im Fundspektrum noch fehlen.1608

Pfalzhof 1994/95 Sodbrunnen G11609 Im ehemaligen Sodbrunnen G1 fand sich neben 14 Hohlziegelfragmenten, zwei kleinen Flachziegelfragmenten, acht stark korrodierten Fragmenten eiserner Objekte sowie einem bronzenen Rechenpfennig nur wenig Geschirr- und Ofenkeramik (Kat. 407–411). Über den zwischen 1497 und 1515 geprägten Rechenpfennig erhalten wir einen frühest möglichen Zeitraum für die Verfüllung des Sodbrunnens.1610 Der wenig aussagekräftigen Keramik wird mit einer Datierung ins 16. Jahrhundert kein Zwang angetan. Selbst das eher jung wirkende Fragment einer glatten, braun glasierten Blattkachel (Kat. 410) ist in diesem zeitlichen Kontext denkbar.1611 Nach L. Frascoli fanden sich in einem spätestens 1533 aufgefüllten Graben der Winterthurer Stadtbefestigung einige Fragmente glatter, grün glasierter Blattkacheln.1612 Kalkbrenngrube G21613 Die Verfüllung der ehemaligen Kalkbrenngrube G2 wurde durch jüngere Eingriffe mehrfach gestört, weshalb das karge Fundmaterial heterogen zusammengesetzt vorliegt. In einer oberen Lage befanden sich unter anderem auch Fragmente moderner Backsteine. In den unteren Abstichen kamen vorwiegend grosse Mengen an gebrannten Lehmbrocken und Kalksteine mit Brandspuren zum Vorschein. Ausserdem konnten viele umgelagerte Schlackenstücke, drei Flachziegelfragmente und eine einzige Wandscherbe eines Gefässes geborgen werden. Die hart gebrannte, graue Scherbe mit metallisch wirkenden Oberflächen entspricht einer Keramik, die in Schaffhausen im Verlauf des 13. Jahrhunderts aufkam. Grube 3 Mit einem Durchmesser von mindestens 95 cm durchschlägt Grube 3 mehrere Schichten der frühmittelalterlichen Eisenverhüttung und liegt unter der um 1200 erbauten südlichen Hofmauer des Pfalzhofes.1614 Die Funktion der Grube ist unklar; in der Verfüllung fanden sich wenige Ziegelfragmente, eine Schlacke sowie die Randscherbe einer Schüssel (Kat. 412). Vom Material und von der Randgestaltung unterscheidet sich das Schüsselfragment von den in Berslingen und im Rüden-Buchsbaumareal in Schaffhausen nachzuweisenden Schüsseln der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, und ist wohl in die Jahre um 1200 zu datieren.1615

203


Glockengussgrube G41616 Die meisten Funde aus der Glockengussgrube besitzen einen funktionalen Bezug zum Guss der Glocke. Dabei stehen die Reste der Gussform, eine grössere Zahl an Holzkohlestücken und die Schlackenbrocken in direktem und primären Zusammenhang mit dem Glockenguss. In sekundärer Verwendung, jedoch ebenfalls in direktem Zusammenhang mit dem Guss sind die vielen Flachziegelfragmente zu sehen, die nach K. Bänteli wohl beim Bau des Ofenmantels eingesetzt wurden.1617 Daneben fanden sich wenige Reste eiserner Nägel, die im Zusammenhang mit allfälligen hölzernen Hilfskonstruktionen auch einen Bezug zum Guss haben könnten. Eine kleine Bodenscherbe mit sekundärer Brandeinwirkung kam als einziges Gefässfragment zum Vorschein. Der Inhalt der Grube dokumentiert damit eine kurze saisonale und materialintensive Nutzung, an welche die Verfüllung mit Überresten der dortselbst stattfindenden Produktion direkt anschliesst. Grube 4 unterscheidet sich demnach sowohl bezüglich Laufzeit als auch Verfüllgeschichte deutlich von anderen Grubentypen wie Latrinen, Brunnen oder Materialentnahmegruben. Erfreulicherweise konnten ein guter Teil der Kernform der Glocke sowie zahlreiche, zum Teil sehr grossformatige Schlackenstücke geborgen werden. An der Oberfläche der recht schweren Schlacken sind häufig grüne Bereiche zu beobachten, die auf Kupferkorrosionsprodukte hinweisen. Es ist deshalb anzunehmen, dass sich im Innern der Schlacken noch Legierungsreste des Glockengusses befinden. Eine umfassende Aufarbeitung des Glockengusses samt metallurgischer Analysen konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht durchgeführt werden.1618 Unter den geborgenen und nach Holzarten untersuchten Holzkohleproben fanden sich mehrheitlich Eichen- (26) und Buchen- (24) sowie einige Nadelholzfragmente (7).1619 An zwei Proben wurden 14C-Messungen vorgenommen. Ein grösseres Stück Rottannenkohle aus dem Gipspräparat der Glockenform konnte konventionell gemessen werden und ergab einen Wert von 850 ±55 BP.1620 Die zweite Probe, eine Eichenkohle mit 56 Jahrringen und Waldkante, lag an der Basis der Glockengussgrube. Von ihr wurden für die Messung mit dem Teilchenbeschleuniger nur die äussersten 1–5 Jahrringe verwendet und dabei ein Wert von 965 ±55 BP ermittelt.1621 Die Interpretation der beiden Daten bereitet gewisse Schwierigkeiten. Das jüngere der beiden weist nach der Kalibration eine sehr schwache Wahrscheinlichkeit für das 11. und frühe 12. Jahrhundert auf und besitzt dafür einen Datierungsschwerpunkt von über 96 % in der zweiten Hälfte des 12. und im 204

13. Jahrhundert (1160–1275).1622 Ein identischer 14 C-Wert aus Grube 3 im Rüdenareal von Schaffhausen ist dort auch unzweifelhaft mit Keramik der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts vergesellschaftet.1623 Demgegenüber liegt der kalibrierte Altersbereich der Eichenprobe im 11. und in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts (1020– 1158).1624 Bessere Überschneidungsbereiche in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts ergeben sich unter Berücksichtigung der kumulativen Wahrscheinlichkeit (1093–1244 und 1032–1150).1625 Die Vergesellschaftung eines vermutlich vom Glockenguss stammenden Schlackenbrockens mit Funden der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts in Grube 6 (vgl. unten) unterstützt eine Datierung in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts, was neben der eigentlichen Glockendatierung insofern von grossem Interesse ist, als der Glockenguss einen Terminus ante quem für die Herstellung der in der Grube gefundenen Flachziegel ergibt. Die Flachziegel der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts In den verschiedenen Schichten der Glockengussgrube fanden sich mehr als 200 Bruchstücke von Flachziegeln. Zudem kamen in der obersten Freilegung der Grube zwei Hohlziegelfragmente zum Vorschein, die wohl im Zuge jüngerer Ereignisse über der Grubenverfüllung abgelagert worden waren.1626 Unter den Flachziegeln ist Spitzschnitt deutlich häufiger nachzuweisen als Rechteckschnitt.1627 Obwohl die unterschiedliche Erkennbarkeit der beiden Formen zu gewissen Verzerrungen führen könnte – Spitzschnitt kann anhand der Seitenwinkel und der Spitzen auch bei kleineren Fragmenten einwandfrei identifiziert werden, Rechteckschnitt setzt dagegen einen höheren Erhaltungsgrad von ca. der Hälfte des Ziegelabschlusses voraus –, ist bei einem Verhältnis von ca. 10:1 der erkennbaren Formen davon auszugehen, dass Spitzschnitt in der Glockengussgrube tatsächlich überwiegt. Nur an einem einzigen, fast vollständigen Flachziegel mit Spitzschnitt liess sich die Länge mit ca. 51 cm rekonstruieren. Die Breite konnte an drei Bruchstücken zwischen 22,8 und 23,5 cm bestimmt werden. Die Dicke der Ziegel schwankt zwischen 1,5 und 2,3 cm und liegt am häufigsten bei 1,9 cm, wobei am gleichen Ziegel Unterschiede bis zu 0,5 cm vorkommen können. Der Winkel der spitz geschnittenen Ziegel beträgt grösstenteils 58°, bei wenigen Exemplaren aber bis 62°. Die Ziegelnasen sind ausschliesslich als Leisten ausgebildet. Dabei weisen die Leisten sowohl rechtwinklig als auch schräg abgeschnittene Schmalseiten auf (Kat. 413–415). Überraschend variabel zeigen sich die Masse der Leistennasen: Ihre Breite schwankt bei rechtwinklig abge-


schnittenen Nasen zwischen 9,2 und 10,1 cm, bei schräg abgeschnittenen zwischen 5,9 und 7,9 cm an der Oberkante und zwischen 7,7 und 8,7 cm beim Ziegelansatz. Die Höhe der Nasen erreicht Werte von 2,5 bis 3,8 cm, die Dicke von 1,5 bis 2,3 cm. Die wenigen Halbformate korrespondieren im wesentlichen mit den obigen Massen: Dicke 1,7 bis 2,2 cm, Winkel der Spitzschnitte 29°, Breite 11,7 cm. Ein Fragment übertrifft mit 13 cm die Hälfte der Ganzformate um 1 bis 1,5 cm. Für die Herstellung der Ziegel wurde ein sehr feiner, praktisch kalkfreier Ton verwendet. Untersuchungen, die F. Hofmann und Th. Mummenthaler an Ziegelmaterial sowie an der Tonform des Glockengusses durchführten, ergaben, dass es sich beim Rohstoff um einen feingeschlämmten, oberflächlich entkalkten Seeton handelt, wobei die gefundenen seltenen Schwermineralien auf alpines Material deuten. Als mögliche Lagerstätten kommen laut F. Hofmann mehrere Gebiete um die Stadt Schaffhausen in Betracht.1628 Analysen an zwei Referenzproben von anstehendem Lehm aus dem Pfalzhof zeigen, dass dieser weder für die Glockengussform noch für Ziegelherstellung verwendet worden war. Die Brenntemperatur der Ziegel dürfte nach Th. Mummenthaler bei knapp 900 °C gelegen haben. Die Mehrheit der Ziegel enthält nur sehr wenige, vermutlich natürlich im Ton enthaltene Magerungsbestandteile, einige wenige weisen dagegen sehr viel kalkfreien Fein- und Mittelsand auf.1629 Die fast magerungsfreien Ziegel brechen geklüftet, teilweise fast muschelig, die anderen dagegen körnig. Aufgrund ihrer zahlreichen Magerungsbestandteile weisen letztere zudem rauhere Oberflächen auf. Grube 4 scheint demnach entweder Ziegelmaterial verschiedener Lagerstätten bzw. verschiedener Schichten der gleichen Lagerstätte oder unterschiedlicher Rohstoffaufbereitungen und damit möglicherweise mehrerer Produktionszyklen zu umfassen. Als besonders bedeutsam erweist sich die Oberflächenbearbeitung der Ziegeloberseiten. Im Gegensatz zur Ziegelunterseite, die bei allen Fragmentendenselben Bearbeitungszustand nach dem Einstreichen und Abziehen des Tons im Formrahmen aufweist, zeigt die Ziegeloberfläche unterschiedliche Bearbeitungsweisen auf. Knapp die Hälfte der Ziegelfragmente besitzt eine einfach geglättete Schauseite ohne besondere Kennzeichen, circa ein Drittel weist eine leuchtend orange bis rote Engobe auf, und an wenigen Stücken können Glasurreste nachgewiesen werden. Bei gut 40 Bruchstücken sind ebenfalls auf der Ziegeloberseite verschieden grosse Textilabdrücke erkennbar, wobei solche sowohl auf neutralen wie engobierten oder glasierten Fragmenten vorkommen können. Bei den Textilab-

drücken handelt es sich um unbeabsichtigte Herstellungsspuren. Die Abdrücke stammen vermutlich von einem Tuch, das unter dem Streichrahmen lag und so das Ankleben des feuchten Tons auf der Unterlage verhinderte. Nach dem Wenden des gefüllten Rahmens wurde das Tuch vom Ziegel abgezogen, worauf dieser mehr oder weniger sorgfältig geglättet wurde.1630 Meist sind die Textilabdrücke deshalb als kleine Inselchen und nur in seltenen Fällen grossflächig zu beobachten.1631 Textilabdrücke auf Flachziegeln konnten bereits andernorts, beispielsweise in Konstanz BRD, Winterthur ZH und St. Urban LU festgestellt werden.1632 Die Textilabdrücke von Konstanz und St. Urban werden von U. und J. Goll bzw. Ch. Maurer und R. Bucher allerdings eher als zufällige Ärmelabdrücke gedeutet. Da sich an unseren Ziegeln jedoch die Abfolge von Textilabdruck und anschliessendem darüber ziehendem Verstrichton der Glättung mehrfach eindeutig nachvollziehen lässt, sind die Textilabdrücke hier als regulärer Bestandteil des Produktionsprozesses zu interpretieren. Im Gegensatz zu den Textilabdrücken wurde die Engobe absichtlich zu Dekorzwecken aufgetragen. Da vollständige Ziegel mit Engobenauftrag bislang fehlen ist die Ausdehnung der Engobe auf dem Ziegel noch unklar. Mehrere Stücke mit Übergangszonen von engobiert zu neutral belegen jedoch, dass die Engobe ebenso wie die Glasur nur im nicht abgedeckten, von aussen im Dach sichtbaren Bereich aufgetragen wurde.1633 Unterstützung erhält diese Annahme, wenn man die engobierten Fragmente nach ihrer Herkunft im Ziegel befragt. Neben vielen nicht genau lokalisierbaren Bruchstücken des Mittelteils findet sich Engobe häufig im vorderen Teil spitz geschnittener Ziegel. Kein einziger Nachweis konnte dagegen im Stirnbereich gezählt werden. Die gleiche Betrachtungsweise wirft auch ein Licht auf die Häufigkeit des Engobenauftrages. Scheinen die neutralen Ziegel im Vergleich mit den engobierten aufgrund der ungewichteten Gesamtzahl klar häufiger vorzukommen, so finden sich unter den Ziegelspitzen der Ganzformate neben acht engobierten Exemplaren nur zwei neutrale. Bei den Halbformaten sind dagegen eine glasierte und zwei neutrale, jedoch keine engobierten Spitzen zu zählen. Bezüglich der Ziegelspitzen und damit der mindestens beteiligten Ziegelindividuen sind engobierte Ziegel in Grube 4 demnach doppelt so häufig wie neutrale. Auf insgesamt fünf Fragmenten kann Glasur festgestellt werden. Davon weisen drei eine rauhe, nicht vollständig ausgeschmolzene Glasur auf und müssen als misslungen bezeichnet werden. Der vierte Nachweis von Glasur befindet sich auf der Spitze eines engobierten Ziegels und muss im Verlauf des Brennprozesses unbeabsichtigterwei205


Abb. 199: Spitze eines engobierten Flachziegels mit Glasurfleck. Glockengussgrube G4.

206

se dorthin gelangt sein (Abb. 199). Aus heutiger Sicht ein Glücksfall, beweist dieser zufällige Zeuge eines Missgeschickes die gleichzeitige Herstellung von glasierten und engobierten Ziegeln. Nur ein glasiertes Bruchstück besitzt eine gut gelungene Fläche mit transparenter, olivgrüner Glasur, die jener der ganz erhaltenen Flachziegel vom Münsterdach entspricht.1634 Allerdings ist auch dieses Stück mangelhaft, da es auf einer Seite aufgrund übermässiger Hitzeeinwirkung stark verschlackt ist. Vermutlich handelt es sich hierbei um einen Fehlbrand. Allenfalls wäre auch an sekundäre Hitzeeinflüsse im Rahmen des Glockengusses zu denken, doch erscheinen derart hohe Temperaturen zwar beim Schmelzvorgang der Bronze plausibel, weniger jedoch beim eigentlichen Gussvorgang. Die fehlerhafte Machart der Bruchstücke mit Glasurresten kann als Hinweis genommen werden, dass im Zusammenhang mit dem Glockenguss nur Ausschuss und Bruchmaterial zur Verwendung kam. Zudem kann auf eine gewisse Nähe der

Ziegelproduktion geschlossen werden, da Fehlbrandmaterial wohl kaum über grössere Distanzen transportiert worden war. Ist ein Datierungsansatz in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts – K. Bänteli vermutet die erste Ziegelproduktion aufgrund baugeschichtlicher Überlegungen sogar bereits in den ersten Jahren nach 11001635 – für die Herstellung und Verwendung von Dachziegeln im deutschsprachigen Raum an sich schon bemerkenswert, so stellt die Vergesellschaftung von unverzierten, engobierten und glasierten Flachziegelfragmenten in der Glockengussgrube eine Überraschung dar. Nach J. Goll sind die ältesten im deutschsprachigen Gebiet bisher bekannten Flachziegel aus Hirsau und Sindelfingen ins späte 11. oder ins 12. Jahrhundert zu datieren.1636 Über die historischen Beziehungen zwischen Schaffhausen und Hirsau wurde in diesem Band ausführlich berichtet.1637 Die intensiven Kontakte zwischen den beiden Klöstern und deren damalige Bedeutung könnten auch dafür verantwortlich sein, dass eine derart frühe Ziegelproduktion in Schaffhausen überhaupt stattfinden konnte. Dabei ist in Anbetracht der noch etwas unsicheren Datierung der Hirsauer Ziegel auch ein Technologietransfer in umgekehrter Richtung nicht ganz ausgeschlossen. Die Sindelfinger Ziegel passen mit ihrer sorgfältigen Machart ebenfalls zum Schaffhauser Bestand.1638 Besonders interessant ist dabei ein nur schwach gebogener Hohlziegeltyp des 12. Jahrhunderts, der in Schaffhausen ebenfalls frühe Parallelen findet und möglicherweise als Gratziegel verwendet wurde.1639 Glasierte Flachziegel waren im Südwesten des deutschen Sprachraumes bislang erst in Kontexten des 13. Jahrhunderts belegt.1640 Der mit zahlreichen glasierten Flachziegeln durchsetzte Brandschutt aus der nahe gelegenen Winterthurer Stadtkirche musste nachträglich sogar von 1244 in die Jahre um 1300 datiert werden.1641 Der Beginn der Ziegelglasur stand damit im Einklang mit den Anfängen glasierter Gefäss- und Ofenkeramik, die in unserem Gebiet von der Forschung übereinstimmend in der Mitte des 13. Jahrhunderts vermutet werden.1642 Etwas früher als Gefäss- und Ofenkeramik wurden in seltenen Fällen wohl Bodenplatten glasiert, wie Funde der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts aus dem elsässischen Schlettstadt (F) nahelegen.1643 Die Technik des Engobierens wurde bei Ziegeln vor allem zusammen mit Glasuren zur Verstärkung der Farbeffekte angewandt.1644 Als unabhängiger Oberflächenauftrag fanden Engoben dagegen seltener Verwendung. Das mit rot engobierter Gefässkeramik reichlich versehene Konstanz weist unter den von U. und J. Goll untersuchten 291 Flachziegelfragmenten nur zwei engobierte aus spätmittelalterlichem bzw. moder-


nem Kontext auf.1645 Leuchtend rote Engobenaufträge waren auf der Konstanzer Geschirrkeramik des späten 13. und in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts sehr gebräuchlich und finden sich etwas weniger zahlreich auch in anderen zeitgenössischen Fundstellen der Gegend.1646 Eine grössere Zahl engobierter Hohlziegel wurde in Leipzig ausgegraben. Die in verschiedenen Farben engobierten Ziegel können dort vom 13. bis ins 15./16. Jahrhundert datiert werden.1647 Zusammenfassend können anhand der Ziegelfunde aus der Glockengussgrube folgende Erkenntnisse und Fragestellungen gewonnen werden. In Schaffhausen ist die Produktion von Flachziegeln in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts nachgewiesen. Als Rohstoff wurde hochwertiger Ton aus der näheren Umgebung genutzt. Im gleichen Zeitraum und zum Teil im selben Brand wurden Ziegel mit einfach geglätteten, orange bis rot engobierten und glasierten Schauseiten hergestellt. Vor allem die überraschend frühe Anwendung von Glasur und Engobe wirft die Frage nach Entwicklung und Ausbreitung dieser Techniken in unserer Gegend neu auf.1648 Wie kam neben dem Zieglerhandwerk gleichzeitig die Kenntnis über Engobe und Glasur nach Schaffhausen? Kam die komplette Technologie zusammen mit spezialisierten Handwerkern beispielsweise aus dem heutigen Frankreich nach Schaffhausen? Allenfalls vermittelt über Hirsau, wo jedoch bislang weder Glasuren noch Engoben überliefert sind?1649 Das unvermittelte und massive Auftreten des gesamten hochentwickelten Herstellungsprozesses kann jedenfalls nicht aus der lokalen Töpfertradition hergeleitet und kaum auf einen allmählichen, personenunabhängigen Wissenstransfer zurückgeführt werden. Handelt es sich hierbei um ein kurzes, einmaliges Phänomen, das ausschliesslich mit der intensiven Bautätigkeit im frühen 12. Jahrhundert in Verbindung steht und nach Abreise der spezialisierten Handwerker ebenso schnell verschwindet wie es überraschend aufgetaucht war? Oder bildet es – vorerst an das Handwerk der Ziegler gebunden – das Substrat für die spätere Verwendung von Engobe und Glasur durch Töpferei und Hafnerei? Wie lange Flachziegel der Qualität von Grube 4 hergestellt wurden, bleibt noch offen. Bedenkenswert scheint in diesem Zusammenhang die von U. und J. Goll in Konstanz festgestellte jahrhundertelange Kontinuität von Form und Material in der Produktion von Hohlziegeln.1650 Die bisher untersuchten ganzen Ziegel vom heutigen Münsterdach weisen entweder breitere oder schmälere Nasen auf. Ob sich darin allerdings Chronologisches oder doch eher Zufälliges verbirgt, bleibt in Anbetracht der grossen Nasenvariabilität in Grube 4 vorderhand unklar. Ein mit einer Inschrift versehenes, 1932 vom Münster-

dach geholtes Exemplar kann nach J. Goll vorsichtig um 1200 datiert werden.1651 Ein zweiter besonderer Ziegel vom Dach der Münsterkirche ist auf seiner gesamten Unterseite mit zwei verschieden ausgeprägten Stempeleindrücken bedeckt (Abb. 200). Möglicherweise wären über die Stempelmotive weitere Datierungshinweise zu gewinnen. Ein gut vergleichbares Motiv ist auf einer Münze des zweiten Viertels des 12. Jahrhunderts aus dem Steckborner Münzschatz zu beobachten. Da die Ziegeleindrücke jedoch zu grosse Durchmesser aufweisen, als dass sie von Münzstempeln stammen könnten, sind sie nicht direkt mit den Münzen zu vergleichen und deshalb wohl auch nicht mit der noch ungeklärten frühen Schaffhauser Münzprägung in Verbindung zu bringen.1652 Die Zusammensetzung des Fundensembles in Grube 4 lässt auf einen Überhang an engobierten Ziegeln schliessen, glasierte Fragmente sind dagegen selten. Die Bedeutung der Fundzusammensetzung darf allerdings nicht überbewertet werden, da kaum anzunehmen ist, dass der Grubeninhalt die tatsächlichen Verhältnisse der Herstellung bzw. der Bedachung widerspiegelt. Vielmehr ist davon auszugehen, dass einerseits spontane Ereignisse wie Massenbruch, etwa beim Einstürzen eines Stapels, oder Fehlbrände und andererseits systematische Einflüsse wie unterschiedliche Bedachungen an verschiedenen Gebäude- bereichen die Zusammensetzung des Fundensembles mehr oder weniger zufällig beeinflusst haben. Zuverlässigere Hinweise zur Herstellung und Verwendung der verschiedenen Ziegeltypen in Abhängigkeit von Raum und Zeit wären möglicherweise anhand einer umfassenden Untersuchung aller Ziegelfunde der Stadt Schaffhausen zu erarbeiten.1653

Abb. 200: Flachziegel mit Stempeleindrücken auf der Unterseite (Detail). Durchmesser der Eindrücke: 2,5 und 2,0 cm. 1932 vom Münsterdach geholt.

207


Latrinengrube G61654 Die ursprünglich mit Holzbrettern verkleidete Grube konnte aufgrund einer auf der Grubensohle erhaltenen Fäkalschicht als Latrinengrube identifiziert werden. In der Fäkalschicht fanden sich zwei Nägel, ein grosses, möglicherweise vom Glockenguss stammendes Schlackenstück und ein eisernes Sporenfragment (Kat. 419).1655 In den darüber liegenden Schichten, die nach Beendigung der Latrinennutzung als Versturz- und Füllmaterial in der Grube abgelagert wurden, kamen einige gebrannte Lehmbrocken, ein engobiertes Flachziegelfragment, ein Silexabschlag und wenige Scherben zum Vorschein; ein kleineres Schlackenfragment stammt wohl von der frühmittelalterlichen Eisenverhüttung, die im Pfalzhof festgestellt werden konnte.1656 Das grosse und schwere Schlackenstück vom Glockenguss lag in der Fäkalschicht und dürfte am ehesten mit der abschliessenden Verfüllung in die Latrinengrube gelangt sein. Die Verfüllung von Grube 6 kann infolgedessen nicht vor dem Glockenguss stattgefunden haben.1657 Befundbeobachtungen weisen darauf hin, dass Teile der Brettereinfassung des Latrinenschachtes vor oder während der Verfüllung einbrachen. Die Latrine scheint demnach bei ihrer Verfüllung bereits einige Zeit in Betrieb gewesen zu sein. Die einzige Randscherbe Kat. 416 findet gute Vergleichsstücke in den Grubenhäusern 12 und 27 von Berslingen und kann dort in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert werden.1658 Der fast ganzerhalteneStachelsporn, der Reste einer Zinnauflage trägt, ist ebenfalls ins 12. Jahrhundert zu datieren.1659 Die Feinentwicklung der Sporenformen ist mangels Funden aus zeitlich eng eingrenzbaren Komplexen zwar noch etwas vage, doch erscheint die von J. Tauber vor allem anhand von Burgenfunden vorgeschlagene Entwicklungslinie von den gestreckten über die leicht geschwungenen zu den stark geschwungenen Schenkeln mit überhöhtem Fersenteil nicht unplausibel.1660 Mit seinen leicht geschwungenen Schenkeln wäre der Sporn aus Grube 6 nach Tauber der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts zuzuweisen. Taubers Ansatz kann durch die Fundvergesellschaftung in Grube 6 bestätigt werden. Der zeitliche Zusammenhang von Latrine und Glockenguss kann im Detail nicht zweifelsfrei geklärt werden. Der nur eine Saison dauernde Glockenguss könnte irgendwann im Verlaufe oder vielleicht erst gegen Ende der Betriebszeit der Latrine stattgefunden haben. Weniger wahrscheinlich, aber nicht auszuschliessen, ist die Möglichkeit, dass die Latrine erst nach dem Glockenguss gebaut, und die zu diesem Zeitpunkt im Gelände anstehende Gussschlacke im Verlauf oder nach dem Ende des Latrinenbetriebs in 208

Grube 6 umgelagert wurde. In Anbetracht der übrigen Funde aus Grube 6 müsste der Glockenguss nach letzterem Szenario allerdings früh im 12. Jahrhundert stattgefunden haben. Ofen G9 Bei Grube 9 handelt es sich um einen Ofen, der aus einem ca. 70x90 cm grossen Feuerraum und einem kleinen Feuerkanal besteht. Der Ofen lag im Bereich der frühmittelalterlichen Schlackenhalde und war gut 50 cm in den Boden eingetieft.1661 Aufgrund der Schichtabfolge und den Funden aus der Ofenverfüllung muss die Ofenanlage einige Jahrhunderte nach der frühmittelalterlichen Eisenverhüttung angelegt worden sein.1662 In Grube 9 fanden sich zwei Schlackenstücke, die aus der angrenzenden frühmittelalterlichen Schlackenhalde in den Ofen gelangt sein dürften. Fünf kleinere amorphe Brocken deuten dagegen aufgrund ihrer grünen, auf Kupferkorrosionsprodukte zurückzuführenden Farbe auf die Verarbeitung von Kupfer bzw. Kupferlegierungen hin. Möglicherweise handelt es sich hierbei um Zeugen eines in unserem Ofen zu lokalisierenden Verarbeitungsprozesses, vielleicht aber auch nur um Überreste des früheren Glockengusses. Ansonsten war der ganze Ofen vorwiegend mit gebranntem Lehm und Tuffsteinen sowie wenigen Ziegelfragmenten gefüllt. Neben kleineren Flachund Hohlziegelfragmenten kamen in der Verfüllung ein ganzer und ein ca. zu Dreivierteln erhaltener Hohlziegel wechselseitig ineinander liegend zum Vorschein. Zur Ergänzung der Schaffhauser Ziegeltypen soll das vollständig erhaltene Exemplar (Kat. 420) nachfolgend etwas ausführlicher vorgelegt werden. Der Ziegel ist 43 cm lang, 12 cm breit, 6,3 cm hoch und besitzt einen Einzug von 8 cm Länge und 8,5 cm Breite. Die stark gesandete Innenseite weist beim Einzug einen schwach ausgeprägten Absatz auf. An der Ziegeloberseite sind in der Längsrichtung parallele Verstrichspuren zu erkennen. Mit zwei Fingern drückte der Ziegler den Ziegel am Übergang vom Einzug zum Körper zusammen und hinterliess so zwei Fingereindrücke. Die fehlende Nase weist unseren Ziegel als Oberdächler bzw. Mönch aus. Sowohl vom Format als auch von der Machart entspricht er den Hohlziegeln von Konstanz, die dort nach U. und J. Goll seit dem 13. Jahrhundert über mehrere Jahrhunderte unverändert hergestellt wurden.1663 In Schaffhauser Fundstellen sind Hohlziegel bisher ebenfalls frühestens ab dem 13. Jahrhundert fas-


sbar.1664

Ostflügel (Pfarrhäuser) 1997 Während der Renovationsarbeiten im Ostflügel konnte 1997 unter anderem der Feuerkanal eines Ofens dokumentiert werden.1665 Die Funde aus der Verfüllung des Kanals erwiesen sich als heterogen zusammengewürfeltes Material, das im Zuge jüngerer Arbeiten dorthin umgelagert wurde. Das Spektrum umfasst Bruchstücke von Geschirr- und Ofenkeramik vom 15. bis ins 19. Jahrhundert sowie verschiedene Hohl- und Flachziegeltypen. Auf eine umfassende Vorlage der Funde wird im folgenden verzichtet, da daraus weder zum Befund noch zum darin gefundenen Fundensemble Erhellendes zu erwarten ist. Als Ausnahme werden dagegen ein paar wenige bisher nicht oder kaum bekannte Funde kurz vorgestellt. Unter der Ofenkeramik befinden sich zwei Fragmente von glatten, unglasierten Blattkacheln, deren Scherben im Gegensatz zur üblicherweise orangen Ofenkeramik eine durchgehend dunkelgraue Farbe aufweisen. Die Blattoberseite wurde glatt poliert, was zu einer metallisch glänzenden Oberfläche führte. Metallischer Oberflächenglanz taucht an grauen Gefässen ab dem 13. Jahrhundert auf. Ist er in der Frühzeit vor allem an Dreibeintöpfen festzustellen, so wird er ab dem 15. Jahrhundert an grauen Schüsseln und Flaschen häufig.1666 Erst in dieser späteren Phase werden die Oberflächen aufwendig glattpoliert. Unter den Ziegeln fanden sich neben 14 Hohlziegel- und vier Flachziegelfragmenten auch zwei

weit gebogene Ziegelfragmente (Kat. 421), die vermutlich von ehemaligen Gratziegeln stammen. Von ihrer Machart entsprechen sie den frühen Flachziegeln aus der Glockengussgrube G4 im Pfalzhof.1667 Die Oberflächen sind weder engobiert noch glasiert, doch weisen sie im Unterschied zu den Flachziegeln sowohl an Ober- wie Unterseite Textilabdrücke auf. Über Form und Format der ganzen Ziegel sind mangels vollständiger oder rekonstruierbarer Exemplare allerdings keine zuverlässigen Aussagen möglich. Ähnliche Ziegel kamen im Rüden-Buchsbaumareal unter anderem in der Latrinengrube 3 zum Vorschein, deren Verfüllung in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert werden kann.1668 Im Unterschied zu den gebogenen Gratziegeln aus dem Ostflügel fanden sich im Klosterareal bisher ausschliesslich giebelförmige Formen mit glasierter Oberseite, wobei die zwei bis heute bekannten Fragmente ebenfalls kaum als repräsentativ für die Klosterbedachungen erachtet werden können.1669 Im Vergleich mit der Glockengussgrube G4 ist auch die Zusammensetzung der übrigen Flachziegel interessant: Drei glasierten Fragmenten steht ein einziges engobiertes gegenüber. Das Material des engobierten Stückes entspricht dabei dem in G4 häufigeren, nur mit wenigen Magerungsbestandteilen durchsetzten Ton, die glasierten dagegen dem selteneren, stark mit Fein- und Mittelsand gemagerten Rohstoff.1670 Trotz der geringen Zahl zeigen die gegensätzlichen Mengenverhältnisse, dass wir sowohl bezüglich Produktion als auch Bedachung noch im Dunkeln tappen.

209


Spiegel der «weiten Welt» – Die Fundmünzen Lorenzo Fedel Im Verlauf mehrerer Grabungen und Umbauarbeiten in unserem Jahrhundert sind auf dem Areal des Klosters Allerheiligen unter anderem etwas mehr als einhundert spätmittelalterliche undneuzeitliche Münzen sowie verwandte numismatische Objekte wie Rechenpfennige, Marken und eine Tuchplombe zum Vorschein gekommen (Kat. S. 307ff.).1671 Dabei handelt es sich zum

grössten Teil um Münzen, die im Laufe der Zeit als Einzelstücke zufällig verloren gingen und so in den Boden gelangten. Im Gegensatz dazu steht ein Klumpen aus zusammengebackenen Kleinmünzen des 16. Jahrhunderts (Kat. 11–11b), der 1921/22 entdeckt worden ist und vermutlich den Inhalt eines Geldbeutels darstellt. Eine ähnliche Fundsituation lässt sich wahrscheinlich bei einem

ÿ Abb. 201: In Allerheiligen vertretene Münzstätten.

210


grossen Teil der Handheller aus Schwäbisch-Hall annehmen, die ebenfalls 1921/22 zum Vorschein kamen, und wo neben zwei kleineren Konglomeraten zusammengebackener Handheller (Kat. 38 und 39) mehrere Einzelstücke noch Fragmentreste einst angebackener anderer Handheller aufweisen (Kat. 34–37).1672 Die Zeitspanne, aus der die Fundmünzen stammen, reicht vom letzten Viertel des 13. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts mit einem deutlichen Schwerpunkt im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, handelt es sich weitgehend um Kleinmünzen wie Heller, Pfennige, Angster, Rappen oder Vierer, die in den vergangenen Jahrhunderten den täglichen Geldverkehr unserer Vorfahren beherrschten und aufgrund ihrer geringen Grösse und ihres geringen Wertes eher verloren gingen als Grossilber- oder gar Goldmünzen, nach denen bei Verlust viel intensiver gesucht wurde, und die vor allem für den Grosshandel benutzt wurden. Der Grossteil der Münzen stammt dabei vorwiegend aus Münzstätten der Deutschschweiz, Schwabens sowie des Oberrheins (Abb. 201). Schaffhausen stellt dabei mit etwa 30 Münzen mengenmässig den grössten Anteil, gefolgt von Schwäbisch-Hall mit etwa einem Dutzend Handheller. Jeweils mit zwei Münzen sind die Münzstätten Luzern, Zürich, Stuttgart, Ulm und Mailand vertreten. Alle übrigen Münzstätten sind nur mit je einer Münze vertreten. Eine zeitgenössische Fälschung eines spanischen Reals? Unter den Münzen, die 1921/22 bei Umbauarbeiten im Kloster Allerheiligen bzw. bei der Grabung von Karl Sulzberger zum Vorschein kamen, findet sich eine schlecht erhaltene Imitation (Kat. 52) einer spanischen Silbermünze der Zeit um 1500. Dabei zeigt diese Imitation auf der Vorderseite das mehrfeldige Wappen des Königreichs Spanien in einem Gerstenkornkreis, während auf der Rückseite ein Pfeilbündel ebenfalls in einem Gerstenkornkreis zu erkennen ist. Die Legende ist sowohl auf der Vorderseite als auch auf der Rückseite aufgrund des schlechten Erhaltungszustands kaum mehr lesbar bzw. fehlt infolge des zum Teil abgebrochenen Randes. Das Gewicht beträgt 1,16 g. Die Imitation besteht aus einer Silber-Kupfer-Legierung.1673 Aufgrund des Münzbildes und der Grösse des Stücks lässt sich als Vorlage ein spanisches Realstück des Königspaares Isabella und Ferdinand von Spanien (1474–1504) annehmen.1674 Dabei handelt es sich um jenen Realtyp, der infolge der Münzordnung von Medina del Campo 1497 in Spanien eingeführt wurde.1675 Neben der genauen Festlegung des Wertes, Gewichtes, Feingehaltes

und Aussehens der einzelnen Münzsorten bestimmte die Münzordnung, dass neben dem Münzstättezeichen ebenfalls das persönliche Zeichen des verantwortlichen Münzprüfers auf den Münzen erscheinen sollte.1676 Bei einer genaueren Betrachtung des Fundstücks weisen verschiedene Punkte darauf hin, dass wir es vermutlich mit einer zeitgenössischen Fälschung zu tun haben. Das Gewicht des Stücks weist mit seinen 1,16 g ein beträchtliches Untergewicht gegenüber dem durch die Münzordnung von Medina del Campo gefordertem Sollgewicht (Rauhgewicht) von 3,42 g1677 für die spanischen Realstücke dieser Epoche auf. Auch wenn wir in Betracht ziehen, dass die Imitation aufgrund des teilweise abgebrochenen Randes nicht mehr vollständig ist, und geringe Gewichtsschwankungen in bezug auf das vorgeschriebene Sollgewicht für Münzen jener Zeit durchaus etwas Normales sind, so ist der Gewichtsunterschied von rund 66 % gegenüber dem durch die Münzordnung geforderten Sollgewicht doch beträchtlich. Vergleicht man die einzelnen Wappenfiguren auf der Vorderseite der Imitation (Abb. 202) mit jenen auf einer Abbildung eines zeitgleichen Realstücks (Abb. 203), so fallen einem die teilweise Abstrahierung solcher Figuren zu Ringeln oder Strichen auf. Gerade in der unteren Hälfte des mehrfeldigen Wappenschildes fällt die Abstrahierung der Löwen von León zu einem Strich oder die Umwandlung der Adler zu Ringeln im Wappen von Sizilien auf. Ebenfalls keinen Sinn ergibt der Punkt vor dem V der Vorderseitenlegende.

Abb. 202: Vorderseite der Imitation eines spanischen Reals o. J. aus der Zeit um 1500 (Münzkat. 52). 1,5fach vergrössert.

Abb. 203: Vorderseite eines spanischen Reals o. J. aus der Zeit um 1500 (nach Heiss 1865, Taf. 22.94).1,5fach vergrössert.

Rechenpfennige Zu den münzähnlichen Objekten, die bis heute auf dem Areal von Allerheiligen zum Vorschein gekommen sind, gehört eine Gruppe von sechs Rechenpfennigen (Kat. 53, 65, 66, 69–71), deren Entstehungszeit vom Ende des 15. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts reicht. Bis auf das früheste Stück (Kat. 66), das aus Frankreich stammt und sehr wahrscheinlich in Tournai (heute Belgien) entstanden ist, kommen alle übrigen Rechenpfennige aus Nürnberg. Rechenpfennige waren münzähnliche Marken, die zum «Rechnen auf Linien» benutzt wurden. Ein ähnliches Verfahren kennen wir heute noch mit dem Zählrahmen und seinen verschiebbaren Kugeln. Die ersten Rechenpfennige wurden im 13. Jahrhundert in Frankreich und Italien geprägt. Eine dominierende Stellung als Herstellungsort von Rechenpfennigen übernahm im westeuropäischen Raum seit dem ausgehenden Mittelalter die Reichsstadt Nürnberg, wo selbständige «Rechenpfennigmacher» nicht nur Rechenpfennige für den deutschsprachigen Raum herstellten, sondern ebenfalls für den Export in andere euro211


päische Länder, wobei die Sujets entsprechend angepasst wurden. Mit der fortschreitenden Verbreitung der arabischen Ziffern und damit zusammenhängend neuer schriftlicher Rechnungsmethoden verlor das «Rechnen auf Linien» und somit der Rechenpfennig als Rechenhilfsmittel seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung. Seine Funktion wandelte sich nun vom mathematischen Gebrauchsgegenstand zur beliebten Spielmarke. Nürnberg behielt noch bis ins 19. Jahrhundert hinein seine dominierende Stellung als Herstellungsort von Rechenpfennigen bzw. Spielmarken für den westeuropäischen Raum.1678 Tuchplombe Unter den münzähnlichen Objekten, die 1921/22 zum Vorschein kamen, befindet sich eine Tuchplombe aus Blei (Kat. 57).1679 Tuchplomben wurden seit dem Hoch- und Spätmittelalter1680 in den auf Export bedachten Tuchzentren Europas durch städtische oder zünftische Aufsichtsorgane an den Enden der Tücher angebracht und erfüllten in erster Linie die Funktion von Herkunftsund Qualitätsabzeichen. Daneben konnten sie ebenfalls als Träger wichtiger Angaben wie der Länge des Tuches, als Nachweis für bezahlte Gebühren oder als individuelle Eigentumsmarken von Tuchern oder Kaufleuten an den Tüchern befestigt werden. Dabei konnte es vorkommen, dass mehrere solcher Tuchplomben an

212

einem Tuch hingen. Nach dem Zerschneiden des Tuches am Bestimmungsort verloren die Tuchplomben ihre Bedeutung.1681 Sie wurden anschliessend entweder gesammelt und eingeschmolzen1682 oder achtlos weggeworfen. Bei der in Allerheiligen gefundenen Tuchplombe handelt es sich um eine typische Stift-LochPlombe, die in Europa spätestens seit dem 14. Jahrhundert in Gebrauch war und bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts benutzt wurde. Im ungebrauchten Zustand verbindet ein Steg zwei Plättchen, wobei das eine ein Loch aufweist, während das andere einen kegelartigen Stift besitzt. Bei der Plombierung des Tuches wird dann der kegelartige Stift durch ein Loch im Tuch geführt, während gleichzeitig der Verbindungssteg zwischen den beiden Plättchen so umgebogen wird, dass das Plättchen mit dem Loch genau über den Stift zu liegen kommt. Nun wird die Plombe mit einer Prägezange gefasst und mittels eines Hammerschlags fest miteinander vernietet; dabei hält nun der plattgeschlagene Stift die Plombe zusammen. Durch den Hammerschlag überträgt sich ebenfalls als Negativform das an den Zangenenden eingravierte Prägebild auf das weiche Blei der Tuchplombe.1683 Anstatt die Bleiplombe direkt ins Tuch einzukneifen, konnte sie auch durch einen Schlitz im Randbereich des Tuches durchgeführt werden, sodass der umgebogene Steg zur Öse wurde und die zusammengenietete Plombe am Tuch hing.1684


Umwelt und Ernährung – Untersuchung der Tier- und Pflanzenreste André Rehazek/Christoph Brombacher

Die Tierknochenfunde André Rehazek

Einleitung, Material und Methode Tierknochenfunde aus Brunnenverfüllungen und insbesondere aus Latrinen stellen für die archäozoologische Forschung aus vielfältigen Gründen einen Glücksfall dar. Zum einen weisen die organischen Reste oft eine sehr gute Erhaltung auf, welche auf ihre Lagerung unter Luftabschluss in einem dauernd feuchten Milieu zurückzuführen ist. Dieses wirkt sich positiv auf die Bestimmbarkeit auch kleinster Knochenbruchstücke aus. Zum anderen mussten gerade Latrinen regelmässig entleert werden. Daher ist es durch die Untersuchung der noch vorhandenen Fäkalienschichten möglich, die Zeitspanne kurz vor der Aufgabe bzw. der Verfüllung der Latrine mit Abfallmaterial zu erfassen. Sind Besitzer bzw. Nutzer der Latrine aus historischen Quellen bekannt, kann mit Hilfe der archäobiologischen Untersuchungen auf den «Speiseplan» der früheren Benutzer geschlossen werden.1685 Dieser Glücksfall liegt für den Befund der «Mönchslatrine» am Dormitorium des Klosters vor. Die Untersuchungen der Speisereste aus Latrinen liefern somit zusammen mit den Ergebnissen der benachbarten Disziplinen wertvolle Hinweise zur Ernährung und zur Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Das vorliegende Tierknochenmaterial umfasst 2032 Fragmente mit einem Gesamtgewicht von ca. 8 kg.1686 Die Tierreste aus den geschlämmten Fäkalschichten der Latrinen überwiegen dabei mit 1369 Funden gegenüber 663 handaufgelesenen Tierknochen der Abfall- und Auffüllschichten der Latrinen, Sodbrunnen und Gruben (Abb. 204).1687 Die Latrinen- und Grubenbefunde des Klosters Allerheiligen sind gut datierbar. Den ältesten Befund markiert die im Kreuzgang zum Vorschein gekommene Mönchslatrine des Dormitoriums im ehemaligen Ostflügel aus dem letzten Viertel des 11. Jahrhunderts. Die jüngsten Befunde stellen zwei Sodbrunnen aus der Mitte des 15. Jahrhunderts bzw. aus dem 16. Jahrhundert dar. Sie datieren damit von den Anfängen des Klosters bis nach dessen Aufhebung.

Das Volumen der Proben aus den Fäkalschichten der vier Latrinen betrug vor dem Schlämmen zwischen 2,3 Litern (Latrine 1/Stadtbibliothek) und 18 Litern (Mönchslatrine). Diese Proben wurden in einer Schlämmkolonne (Maschenweite 0,25–8 mm) im Botanischen Institut der Universität Basel geschlämmt und standen für die archäozoologische Bearbeitung nach Korngrössen getrennt in getrocknetem, z. T. auch in feuchtem Zustand zur Verfügung. Da gerade die Schlämmreste der drei Latrinen aus den Grabungen Stadtbibliothek und Pfalzhof sehr viel zoologisches Material aufwiesen, wurde nur ein Teil der Proben ausgelesen und bearbeitet. Die Proben der Mönchslatrine enthielten dagegen wesentlich weniger zoologische Reste. Aus dieser Latrine wurde daher ein umfangreicheres Probenmaterial untersucht, um eine in etwa gleichgrosse Datenmenge wie bei den anderen Latrinen zu erhalten. Sowohl die handaufgelesenen Tierknochen als auch die Schlämmreste wurden mit Hilfe der Vergleichssammlung der archäobiologischen Abteilung des Seminars für Ur- und Frühgeschichte in Basel bestimmt und ausgewertet.1688

Ergebnisse und Interpretation 1. Die handaufgelesenen Tierknochen Nahezu alle handaufgelesenen Tierknochenfragmente weisen eine mittlere bis gute Erhaltung und überwiegend scharfkantige Brüche auf. Die Fundstücke aus der Latrine 6 und des Sodbrunnens 1 des Pfalzhofs sind dabei besonders gut erhalten. Da sich regelmässig Zerlegungs-, Portionierungs- und Zubereitungsspuren an den Tierknochen finden, Hundebiss- und Nagetierspuren aber sehr selten sind, kann man davon ausgehen, dass die Tierknochen in ihrer Mehrheit als Speise- und Küchenabfall ohne vorherige Zwischenlagerung z. B. auf einem Abfallhaufen in die Gruben gelangt sind. Unter den handaufgelesenen Tierknochen (Abb. 205) dominieren, anders etwa als bei den Schlämmfunden aus den Fäkalschichten, die Säugetierreste gegenüber den anderen Tiergruppen. Vögel und Fische sind dagegen relativ selten. Eine Ausnahme bildet jedoch der Sodbrunnen 10 im Pfalzhof, der unter seinen wenigen Fundstücken (n=20) einen Grossteil Fischreste aufweist. 213


Abb. 204: Übersichtsdarstellung der Befunde, Datierungen und Tierknochenfunde.

Abb. 205: Handaufgelesene Funde aus den Verfüllschichten. Bestimmungsergebnisse (Tierarten und -gruppen).

214

Unter den bestimmbaren Säugetierresten sind bis auf wenige Ausnahmen nur Haustiere nachgewiesen. Es handelt sich bei ihnen mit Rind (Bos taurus), Schaf (Ovis aries), Ziege (Capra hircus) und Schwein (Sus domesticus) um die vier nahrungswirtschaftlich bedeutendsten Haustierarten des Mittelalters. Das Pferd (Equus caballus) ist nur durch ein Fundstück vertreten (ebenfalls Sodbrunnen 3/Stadtbibliothek) und war für die Ernährung wohl kaum von Bedeutung.1689 Ein Halswirbelfragment des Hundes (Canis familiaris) aus der Latrine 2/Stadtbibliothek könnte sowohl als Nahrungsabfall des Menschen als auch im Zuge einer Kadaverbeseitigung in die Latrine gelangt sein.

Als Überreste von Wildsäugetieren sind ein Dachsknochen aus dem Sodbrunnen 3/Stadtbibliothek1690 und eine Geweihsprosse bzw. ein Metatarsus eines Rothirsches aus der Mönchslatrine überliefert. Allerdings sei einschränkend darauf hingewiesen, dass es sich bei den letzten beiden Fundstücken um Artefakte handelt und nicht um Reste von Speise- oder Küchenabfällen.1691 Dennoch sind neben den Artefakten in der Mönchslatrine auch noch wenige andere Tierknochen vorhanden, die als reine Speiseabfälle gedeutet werden können. Sie zeigen an, dass vom generellen Fleischverbot für die Mönche auch Ausnahmen gemacht wurden (z. B. bei Krankheit).1692 An Geflügelarten sind das Huhn (Gallus domesticus) und, in geringer Anzahl, die Gans (Anser anser) belegt. Geflügelreste finden sich in allen Befunden ausser der Mönchslatrine, der Latrine 1/Stadtbibliothek und des Sodbrunnens 4/Pfalzhof. Unter den recht wenigen bestimmbaren Fischresten dominieren die Karpfenartigen (Cyprinidae). Unter ihnen sind in der Latrine 2/Stadtbibliothek und Latrine 6/Pfalzhof drei Knochenfragmente der Barbe (Barbus barbus) und im Sodbrunnen 10 aus dem Pfalzhof ein Fundstück des Brachsen (Abramis brama) nachgewiesen. Darüber hinaus sind Hecht (Esox lucius) in der


Latrine 6/Pfalzhof und Lachs (Salmo salar) in der Mönchslatrine sowie im Sodbrunnen 10/Pfalzhof vertreten (Abb. 205). In denjenigen Fundkomplexen, die eine genügend grosse Anzahl bestimmbarer Tierknochen aufweisen (min. 50), ist ein deutlicher Unterschied in der Tierartenzusammensetzung der Fundkomplexe des 12. Jahrhunderts und des Spätmittelalters bzw. der frühen Neuzeit festzustellen. Während im 12. Jahrhundert zahlenmässig und zum Teil auch nach dem Fragmentgewicht die Hausschweine überwiegen und die Schaf/Ziegenknochen einen recht hohen Anteil im Fundmaterial stellen, dominieren in den jüngeren Befunden wie z. B. Sodbrunnen 3/Stadtbibliothek und 1/Pfalzhof die Rinderknochen (Abb. 206– 207). Die Bedeutung des Hausschweins und in etwas geringerem Masse auch der kleinen Wiederkäuer für die Ernährung hat also gegenüber dem Rind in den jüngeren Phasen stark abgenommen. Dies könnte einerseits als eine Folge von Veränderungen im sozialen Status der Nahrungskonsumenten betrachtet werden. Ein Trend zu höheren Rinderanteilen im Verlaufe des Mittelalters kann aber auch in einigen anderen Fundstellen der Schweiz konstatiert werden.1693 Diese Entwicklung steht vielleicht in Zusammenhang mit grossräumigen Veränderungen der Landschaft, wie Rodungen, Ausweitungen der Ackerflächen und einer Intensivierung des Getreideanbaus ab dem 10./11. Jahrhundert. Dies hatte einerseits einen erhöhten Bedarf an Arbeits- und Zugtieren zur Folge (Kühe und Ochsen), andererseits verschlechterten sich aber auch die Haltungs- und Nahrungsgrundlagen für die Schweine durch Verringerung der Waldweideflächen. Da relativ wenige bestimmbare Fragmente pro Tierart und Grube vorliegen, ist eine detaillierte Analyse des Skeletteilspektrums der handaufgelesenen Funde nicht möglich. Es lassen sich jedoch bestimmte Tendenzen erkennen. So sind etwa unter den Schweinknochen die Rumpfpartien und vor allem die Rippen recht gut im Material vertreten, beispielsweise in der Latrine 6/Pfalzhof. Dieser Befund zeigt sich, allerdings weniger deutlich, auch bei den Schafen und Ziegen und beim Rind. Das relativ häufige Vorkommen von Rippen und von fleischtragenden Skeletteilen des oberen und mittleren Extremitätenskeletts kann als deutliches Indiz dafür gelten, dass sowohl in den Verfüllschichten der Latrinen, als auch in den Sodbrunnen vor allem Speise- und Küchenabfälle entsorgt wurden. Da nicht alle Befunde eine genügend grosse Anzahl altersbestimmbarer Knochen aufwiesen, wurden in Anlehnung der vorangegangenen Analysen nur Befunde mit mindestens 50 bestimmbaren Tierknochen detaillierter untersucht (Abb. 208).

Es zeigt sich, dass unter den Rindern erwachsene bis senile Tiere deutlich gegenüber den Jungtieren (< ca. 3 Jahre) überwiegen. Das verzehrte Fleisch stammte also mehrheitlich von Tieren, die vor ihrer Schlachtung wahrscheinlich als Arbeitstiere und/oder zur Zucht verwendet wurden. Hinweise auf den Nutzungsschwerpunkt der Rinder würde in diesem Falle die Untersuchung des Geschlechtsspektrums liefern. Leider weisen aber keine der erhaltengebliebenen Knochen entsprechende morphologische Merkmale für eine solche Analyse auf. Bei den Schafen und Ziegen ist das Verhältnis von Jung- zu Alttieren dagegen relativ ausgeglichen. In der Latrine 6 des Pfalzhofes sind sogar deutlich mehr Knochen von Jungtieren (< ca. 2 Jahre) nachgewiesen. Das Geschlecht konnte bei drei Individuen bestimmt werden. Es handelt sich bei ihnen um einen Schafsbock und zwei Ziegenböcke. Unter den Hausschweinen überwiegen in allen untersuchten Befunden deutlich die Knochen von jungen Tieren (< ca. 2 Jahre). Da Schweine als typische «Fleischlieferanten» nur zu Zuchtzwecken länger als zwei bis drei Jahre gehalten und häufig schon im ersten bis zweiten Lebensjahr geschlachtet werden, erstaunt der hohe Jungtieranteil im Material deshalb kaum.

Abb. 206: Handaufgelesene Funde aus den Verfüllschichten. Tierartenspektrum in den Befunden mit mindestens 50 bestimmbaren Tierknochen, basierend auf der Knochenzahl (n). Abb. 207: Handaufgelesene Funde aus den Verfüllschichten. Tierartenspektrum in den Befunden mit mindestens 50 bestimmbaren Tierknochen, basierend auf dem Knochengewicht in Gramm (Gew.).

215


Abb. 208: Handaufgelesene Funde aus den Verfüllschichten. Altersspektrum der Rinder, Schafe/Ziegen und Schweine.

Abb. 211: Schlämmfunde aus den Fäkalschichten der Latrinen. Zusammensetzung des Fundmaterials nach Tiergruppen.

216

Lediglich ein Unterkieferfragment konnte geschlechtsbestimmt werden. Es handelt sich um ein weibliches subadultes oder adultes Tier. Insgesamt deuten die Ergebnisse der Schlachtaltersauswertung auf Nahrungsreste von mittlerer bis guter Qualität, welche in den Latrinen und Sodbrunnen des Klosters Allerheiligen abgelagert wurden. Eine gewisse Sonderstellung kommt dabei dem archäozoologischen Befund der Latrine 6 des Pfalzhofes zu. Der besonders hohe Anteil an Jungtierknochen sowie der überdurchschnittlich hohe Schaf-/Ziegen- und Schweineknochenanteil im Material lassen den Schluss zu, dass es sich hierbei um Reste von Speisen gehobener Qualität handelt.1694 Die Lage der Latrine im Gästebereich des Klosters und ein darin gefundener Reitersporn unterstützen diese Interpretation.1695 Im Gegensatz dazu stammen die Rinderknochen aus dem Sodbrunnen 1/Pfalzhof (16. Jahrhundert) von überwiegend älteren Tieren. Die wenig qualitätvolle tierische Nahrung lässt sich im Südteil des Hofes mit den hier angesiedelten nachklösterlichen Handwerkern in Verbindung bringen.1696

2. Die Tierknochen aus den Fäkalschichten der Latrinen Im Gegensatz zu den als Speise- und Haushaltsabfälle in die Latrinen gelangten Tierknochen der Verfüllschichten (mit Ausnahme der beiden Artefakte aus der Mönchslatrine) sind die oft nur millimetergrossen Knochenbruchstücke aus den geschlämmtenSedimentproben als Fäkalienrückstände zu interpretieren (Abb. 210). Abgerundete Bruchkanten einiger Fundstücke sowie charakteristische Verformungen z. B. der Fischwirbel sind ein Indiz dafür, dass sie den menschlichen Verdauungstrakt passiert haben. Neben den Fischknochen weisen auch die Reste vom Haushuhn (Gallus domesticus) und von kleinen Säugetieren wie z. B. dem Hasen (Lepus europaeus) solche Veränderungen der Knochenoberfläche auf. Sie sind damit ebenfalls als Fäkalienreste zu deuten. An den Resten der Amphibien (Frosch und evtl. Kröte) fehlen diese typischen Spuren. Dennoch kann man davon ausgehen, dass sie ebenfalls als Speisereste in die Latrinen gelangt sind. Dieselbe Interpretation gilt wohl auch für die beiden Schnecken-Gehäusedeckel aus den Latrinen 1 und 2/Stadtbibliothek (Abb. 211).1697


Abb. 210: Schlämmfunde aus den Fäkalschichten der Latrinen. Bestimmungsergebnisse (Tierarten und -gruppen). Abb. 209: Mönchslatrine. Funde aus den Verfüllschichten. a Artefakt aus Hirschgeweih (L. ca. 20 cm), wahrscheinlich ein Sicheloder Messergriff, in dessen ausgehöhltem Ende eine Metallklinge eingesetzt war. b Articulare von einem Lachs (L. ca. 7 cm) mit mindestens 70 cm Körperlänge.

a b

217


Abb. 214: FischereiDarstellung aus dem Hausbuch der Cerruti (14. Jahrhundert). (Österreichische Nationalbibliothek, Cod. Ser. 2644, fol. 11v).

218


Die Fischknochen Wie schon erwähnt, sind die Fische die am häufigsten nachgewiesene Tiergruppe aus den Latrinenfäkalschichten (Abb. 212). Unter ihnen sind sowohl Vertreter der Familien der Lachsartigen (Salmonidae), der Karpfenartigen (Cyprinidae) und der Barschartigen (Percidae) belegt, als auch Fischarten wie Hecht (Esox lucius), Aal (Anguilla anguilla) und Groppe (Cottus gobio). Allen Fischarten gemeinsam ist ihr Vorkommen in einheimischen Gewässern, wo sie mit Hilfe von Reusen, Ruten und Netzen gefangen werden konnten. Meeresfische wie Hering oder Dorsch, welche aus weit entfernten Regionen hätten importiert werden müssen, sind im archäozoologischen Material des Klosters Allerheiligen nicht vorhanden (Abb. 213). Die Lachsartigen, zu denen die auch heute noch sehr geschätzten Arten wie Bachforelle (Salmo trutta f. fario), Lachs1698 (Salmo salar), Äsche (Thymallus thymallus) und Felchen/Renken (Coregonus spec.) gehören, sind in allen untersuchten Latrinen vertreten. In der Latrine 2/Stadtbibliothek erreichen sie mit einem Anteil von ca. 40 % (fast ausschliesslich Bachforelle) sogar eine dominierende Stellung unter den Fischresten. Die Biotopansprüche der Salmoniden umfassen saubere, klare und sauerstoffreiche Fliessgewässer oder Seen. Der mittelalterliche Rhein, der durch die Rheinfälle bei Schaffhausen für die stromaufwärts ziehenden laichbereiten Lachse eine natürliche Barriere aufweist, aber auch seine Zuflüsse sowie der Bodensee1699 boten den Salmoniden sicherlich ideale Lebensbedingungen. So zeugt der Fund eines Artikularknochens von einem mindestens 70 cm grossen Lachs in der Mönchslatrine davon, welch stattliche Exemplare vor den Toren der Stadt gefangen werden konnten (Abb. 209b). Die zahlreichen Streitigkeiten um die Fischfangrechte im Rhein und schliesslich der endgültige Verkauf der klösterlichen Lachsfangrechte am Rheinfall im Jahre 1507 durch den Abt Michael Eggenstorfer geben einen guten Eindruck von der grossen wirtschaftlichen Bedeutung, welche der Fischfang für das Kloster Allerheiligen und die Stadt Schaffhausen im Mittelalter hatte.1700 Die artenreiche Familie der Karpfenartigen ist durch Karpfen (Cyprinio carpio), Schleie (Tinca tinca), Brachsen (Abramis brama), Döbel/ Hasel (Leuciscus spec.), Ukelei (Alburnus alburnus), Rotauge (Rutilus rutilus), Barbe (Barbus barbus) und Blicke (Blicca bjoerkna) vertreten. Ausser dem Karpfen, der Schleie und dem Brachsen sind viele der karpfenartigen Fische heute als Speisefische wenig geschätzt und werden in der Anglersprache unter dem Begriff «Weissfische» zusammengefasst.

Abb. 212: Fischknochen von der Stadtbibliothek, Latrine 2.

Die Cypriniden sind in allen vier untersuchten Latrinen nur mit Anteilen von ca. 9% (Mönchslatrine) bis ca. 20 % (Latrine 2/Stadtbibliothek) nachgewiesen. Der Flussbarsch/Egli (Perca fluviatilis) ist ein häufig nachgewiesener, schmackhafter Speisefisch in den Latrinen des Klosters Allerheiligen. Er findet sich mit einem verhältnismässig hohen Anteil von über 20 % in der Mönchslatrine. In allen untersuchten Fundstellen ausser der Latrine 2/Stadtbibliothek ist ausserdem die Groppe/Mühlkoppe (Cottus gobio) vertreten. Sie hat eine Körperlänge von maximal 20 cm und ist durch ihre flache Körpergestalt ideal an die

Abb. 213: Schlämmfunde aus den Fäkalschichten der Latrinen. Fischartenspektrum, basierend auf der Knochenzahl (n).

219


Abb. 215: Schlämmfunde aus den Fäkalschichten der Latrinen. Fischgrössenklassen.

220

Lebensbedingungen am Grund sauerstoffreicher schnellfliessender Gewässer wie dem Hochrhein und seinen Zuflüssen angepasst. Mittlerweile ist diese Fischart in unserem Gebiet fast ausgestorben und nur noch in einigen Zuflüssen des Rheins vorhanden.1701 Da Groppen dämmerungsaktiv sind, werden sie am effektivsten mit Reusen oder Reisigbündeln gefangen, die über Nacht im Wasser bleiben. Wie die Funde aus Allerheiligen und zeitgleichen bzw. jüngeren Fundstellen in Basel zeigen,1702 war die Groppe in früheren Zeiten offenbar ein recht häufig verzehrter Fisch. Fischarten wie Aal (Anguilla anguilla) oder Hecht (Esox lucius) sind im archäozoologischen Material von Allerheiligen nur selten vertreten. Zwar sind in der Latrine 6/Pfalzhof auf den ersten Blick recht viele Hechtfunde nachgewiesen. Da es sich dabei jedoch fast ausnahmslos um Einzelzähne oder kleinste Oberkiefer-Fragmente handelt,1703 kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese von nur einem Individuum stammen. Der Hecht galt im Mittelalter aber zusammen mit dem Karpfen als eine typische Fastenspeise und wurde eventuell im Kloster häufiger verzehrt, als es die wenigen Knochenfunde in den Latrinen, vor allem aber in der Mönchslatrine, Glauben machen.1704 Vergleicht man die in den Ordensregeln des Wilhelm von Hirsau (Hirsauer Constitutionen) erwähnten Fischarten1705 mit den tatsächlich in der Mönchslatrine nachgewiesenen Arten, so fällt eine recht grosse Übereinstimmung vor allem in bezug auf die Süsswasserfische auf. Die häufigste Fischart des Fundmaterials, der Flussbarsch/Egli, wird in den schriftlichen Quellen jedoch nicht erwähnt. Nahezu alle Skeletteile des Fischkörpers sind mit mindestens einem Fundstück im Schlämmmaterial der Fäkalschichten vertreten. Leicht übervertreten scheinen dabei bei allen Arten die Wirbel zu sein. Dieser Eindruck wird jedoch angesichts der Tatsache, dass ein Fisch zwischen ca. 40 Stück (Cyprinidae, Percidae) und ca. 60 Stück (Salmonidae) von ihnen besitzt, wieder korrigiert.

Darüber hinaus weisen Wirbel im Gegensatz zu anderen Skelettteilen eine recht hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber mechanischen und chemischen Einflüssen auf und haben damit grössere Chancen, erhalten zu bleiben. Insgesamt fehlen im archäozoologischen Material der Klosterlatrinen sichere Hinweise darauf, dass nur Teile von Fischkörpern (Tranchen, Filets) konsumiert wurden. Vielmehr muss man, auch im Hinblick auf das Fehlen von Zerlegungsspuren an den Knochenfragmenten, davon ausgehen, dass ganze bzw. grosse Teile der Fische vollständig verspeist wurden.1706 Damit die Vorgesetzten («priores») nicht die besseren Stücke bekamen, ist in den Hirsauer Constitutionen festgelegt, dass der Fisch auf Schüsseln in einem Vorraum des Zellerars aufgestellt werden musste, um vom Abt oder Prior gerecht verteilt zu werden.1707 Über die Zubereitungsart lässt sich dagegen nur spekulieren. Aus der Wiler Küchenordnung des St. Galler Abtes Ulrich Rösch (ca. 1480) ist bekannt, dass zumindest im Spätmittelalter sowohl getrocknete wie auch gekochte, gebackene, gebratene oder eingelegte Fische auf den Essenstisch kamen.1708 Die Mehrzahl der grössenbestimmbaren Knochenfragmente von Fischen stammen von Tieren, die eine Körperlänge von maximal 30 cm aufweisen (Abb. 215). In der Mönchslatrine stammen sogar über 60 % der Knochen von unter 10 cm grossen Fischen, ein Grossteil davon von noch nicht bestimmbaren Jungfischen. Bei den etwas älteren und bestimmbaren Fischen handelt es sich vor allem um Bachforellen und Eglis. Interessanterweise werden denn auch in den zeitgenössischen Hirsauer Constitutionen explizit «pisces minuti» (kleine Fische) erwähnt.1709 Reste von über 40 cm grossen Exemplaren sind in nennenswertem Umfang lediglich in der Fäkalschicht der Latrine 2/Stadtbibliothek enthalten. In dieser Grube wie auch in der Latrine 6/Pfalzhof sind ausserdem noch einige Knochenreste von Cypriniden (v. a. von der Barbe) nachgewiesen, die von sehr grossen Individuen stammen (über 60 cm). Eine Erklärungsmöglichkeit für das häufige Vorkommen von kleinen Fischen im Fundmaterial ergibt sich aus der Tatsache, dass gerade diese im Mittelalter als besonders schmackhaft und nahrhaft galten. So sind beispielsweise im «Taquinum Sanitatis», einem illustrierten Gesundheitsbuch des 14. Jahrhunderts, welches auf einem arabischen Text des 10./11. Jahrhunderts beruht, Fischer beim Fischfang in einem Fluss dargestellt (Abb. 214). In der Textunterschrift findet sich der Hinweis, dass Fische «aus Wasser mit steinigem Grund, mit dünner Haut (d. h. lachsartige Fische) und klein» vorzuziehen seien, weil sie «den Leib fett» machen.1710 Aufgrund ihres hohen Nähr-


wertes wurden sie auch noch in jüngerer Zeit in einer Brühe gekocht, als stärkende Kost in der Rekonvaleszenz verabreicht1711 oder als Fastenspeise verzehrt.1712 Das Vorkommen von fast ausschliesslich sehr kleinen und jungen Fischen (max. einige Monate alt) im HinterhofdesHauses «Zum Bogen» (zweite Hälfte 13. Jahrhundert) zeigt darüber hinaus an, dass der Verzehr von Jungfischen auch in ärmeren Bevölkerungsschichten sehr verbreitet war.1713

Zusammenfassung In der vorliegenden Arbeit wurden insgesamt über 2000 Knochenfragmente mit einem Gewicht von ca. 8 kg aus mehreren Befunden des ehemaligen Benediktinerklosters Allerheiligen in Schaffhausen untersucht. Es handelt sich bei ihnen sowohl um die gut erhaltenen, handaufgelesenen Knochen aus den Verfüllschichten von vier Latrinen, drei Sodbrunnen und einer Glockengussgrube, als auch um Tierknochen aus den geschlämmten Fäkalschichten der Latrinen. Die Tierknochen aus den Verfüllschichten sind als Speise- und Küchenabfälle zu interpretieren, während die Funde aus den Fäkalschichten zum grössten Teil verdaute und wieder ausgeschiedene Nahrungsreste des Menschen darstellen. Die einzelnen Befunde sind vergleichsweise gut datierbar und decken insgesamt den Zeitraum vom 11. bis ins 16. Jahrhundert ab. An Haustieren sind Rind, Schaf, Ziege, Schwein, Pferd und Hund sowie die Geflügelarten Huhn und Gans nachgewiesen. Die wenigen Wildtierknochen stammen vom Dachs und vom Rothirsch. In den Fäkalschichten der Latrinen stellen Fische die weitaus häufigste Tiergruppe dar. Im untersuchten Zeitraum lässt sich eine Tendenz von abnehmenden Schweine- und Schaf-/Ziegenknochenanteilen bei gleichzeitigem Anstieg der Rinderknochenanteile feststellen. Dies könnte einerseits auf den unterschiedlichen sozialen Status der Nahrungskonsumenten zurückzuführen sein. Andererseits könnte die Entwicklung aber auch mit grossräumigen Veränderungen in der Landwirtschaft im Verlaufe des Mittelalters und der frühen Neuzeit zusammenhängen. Die archäozoologischen Reste aus der Verfüllschicht der Latrine 6/Pfalzhof (Laien-/Gästebereich) nehmen im Vergleich zu den übrigen Befunden eine gewisse Sonderstellung ein: Das überdurchschnittlich häufige Vorkommen von jungen Hausschweinen und Schafen/Ziegen deutet darauf hin, dass hier Reste von qualitätvoller Nahrung abgelagert wurden. Für diese Interpretation sprechen auch der recht hohe Anteil an Hausgeflügel und das Vorkommen von Fischarten wie Hecht und Barbe (Exemplare von über 60 cm Länge!) in dieser Latrine.

Unter den Fischresten aus den Fäkalschichten der Latrinen sind ausschliesslich Arten nachgewiesen, die in einheimischen Gewässern wie z. B. dem Rhein oder dem Bodensee vorkamen. Unter ihnen sind die Bachforelle, der Egli, verschiedene Karpfenartige, aber auch die Groppe sehr häufig vertreten. Überdurchschnittlich hohe Anteile der auch heute noch geschätzten Bachforelle kann im archäozoologischen Material der Latrine 2/Stadtbibliothek (Infirmerie) beobachtet werden. Eventuell deutet dieser Befund darauf hin, dass den Kranken und Schwachen eine besonders qualitätvolle, schmackhafte und stärkende Nahrung verabreicht wurde.1714 Auffallend ist ausserdem der hohe Anteil von sehr kleinen, nur wenige Wochen/Monate alten Fischen (<10 cm) im archäozoologischen Material der Mönchslatrine.

Die Pflanzenfunde aus den Latrinen

Abb. 216: Latrinenprobe mit Obstfunden, Textilien, Holz und Leder.

Christoph Brombacher Im Verlaufe der letzten Jahre sind im Rahmen einer verstärkten archäologischen Erforschung des Mittelalters vielerorts auch archäobotanische Untersuchungen durchgeführt worden. In Schaffhausen konnten in den letzten 17 Jahren eine grosse Zahl von Latrinen aus verschiedensten Stadtteilen, darunter auch dem Kloster Allerheiligen, ausgegraben und sowohl der archäobotanischen wie auch archäozoologischen Bearbeitung zugeführt werden.1715 Diese Latrinen waren wichtige Entsorgungseinrichtungen nicht nur für Fäkalien und Küchenabfälle, sondern oft auch für Abfälle jeglicher Art, wie uns Funde von Knochen, Keramik, Gläsern u. a. m. deutlich zeigen1716 (Abb. 216). 221


Die Untersuchung von Pflanzenresten1717 aus solchen Befunden gibt uns ein Bild über die Ernährung der mittelalterlichen Bevölkerung und die Nutzung weiterer Pflanzen. Gerade Latrinenverfüllungen sind oft reich an verschiedensten Pflanzenresten wie Getreidekörnern, Obstkernen sowie Samen und Früchten von Gemüsepflanzen und Gewürzen. Diese Funde sind eine wichtige Informationsquelle, da mit ihrer Hilfe die Angaben aus den schriftlichen und ikonographischen Quellen überprüft und ergänzt werden können. Die schon mehrfach erwähnten Hirsauer Constitutionen Wilhelm von Hirsaus,1718 dienen für unsere Untersuchungen als Vergleichsbasis. In diesen Ordensvorschriften wird der Ernährung der Mönche und insbesondere vielen Nutzpflanzen spezielle Beachtung geschenkt. Dass nicht alle Schriftquellen immer ein realistisches Bild der mittelalterlichen Ernährung widerspiegeln, muss in diesem Zusammenhang aber auch erwähnt werden.1719 Öfters tauchen exotische und kostbare Pflanzen in den Urkunden auf, die den Fernhandel bezeugen, aber keineswegs zu den Grundnahrungsmitteln gehörten. Auch wissen wir, dass vieles aus antiken Quellen abgeschrieben wurde, ohne dass die Autoren die jeweiligen Pflanzen kannten. Das gleiche gilt für Darstellungen von kultischen Pflanzen, wo sich oft nicht sicher ableiten lässt, woher sie stammen. Allerdings können uns auch die archäobotanischen Untersuchungen kein vollständiges Abbild der ehemals genutzten Pflanzen geben,1720 doch lassen sich viele Erkenntnisse durch die unterschiedlichen Quellengattungen gegenseitig bestätigen.

Material und Methoden Die Proben für die archäobotanischen Untersuchungen stammen durchwegs aus Latrinenfäkalschichten und können drei verschiedenen Berei-

Abb. 217: Archäobotanisch untersuchte Latrinen, Probenvolumen und ausgelesene Pflanzenfunde.

222

chen des Klosters Allerheiligen zugeordnet werden (Abb. 217). Der älteste Befund stammt aus der im Kreuzgang zum Vorschein gekommenen Mönchslatrine des Dormitoriums, die in das letzte Viertel des 11. Jahrhunderts zu datieren ist. Die Latrine aus dem Pfalzhof (Grube 6) datiert aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts und kann dem Laien-/Gästebereich des Klosters zugeordnet werden. Bei den beiden Befunden aus der Stadtbibliothek handelt es sich um Latrinen aus der Infirmerie, wobei Latrine 1 spätgotisch zu datieren ist, Latrine 2 aus dem 12. Jahrhundert stammt. Für die archäobotanische Bearbeitung wurden die Proben in Wasser eingeweicht und anschliessend durch eine Siebkolonne mit Maschenweiten von 8, 4, 2, 1, 0,5 und 0,25 mm geschlämmt. Die einzelnen Fraktionen wurden sodann in die organische und anorganische Fraktion aufgeteilt.1721 Die Analysen erfolgten unter einem Binokular bei 6– 30-facher Vergrösserung.1722 Für die Bestimmungen wurden Literaturangaben sowie die Vergleichssammlung des Botanischen Institutes Basel hinzugezogen.1723 Aus den vier untersuchten Latrinengruben konnten insgesamt acht Einzelproben untersucht werden (Abb. 217). Ihre Volumina lagen zwischen 2,5 Litern (Grube 1/Stadtbibliothek) und 11 Litern (Grube 2/Stadtbibliothek). Aus allen diesen Proben wurden auch die zoologischen Reste ausgelesen und bestimmt.1724 Die Funddichte der Pflanzenreste in den einzelnen Gruben schwankt beträchtlich. Die höchste Fundkonzentration weist die Grube 2/Stadtbibliothek auf mit über 2000 Funden pro Liter Sediment. Ebenfalls eine grosse Zahl von Funden zeigen die Proben aus der Mönchslatrine des Dormitoriums (230–540 Reste/Liter), während in Grube 6 vom Pfalzhof und vor allem in Latrine 1 aus der Stadtbibliothek nur Werte von maximal 24 bzw. 6 Funden pro Liter erreicht wurden. Bei der Bearbeitung von subfossilen Pflanzenfunden darf nicht vergessen werden, dass wir im-


mer nur einen Teil des ursprünglichen Artenspektrums vor uns haben.1725 Die Pflanzenreste erhalten sich nur, wenn sie vor dem Zugriff von abbauenden Mikroorganismen geschützt blieben. Dies ist beispielsweise der Fall im Bereich eines feuchten Milieus,1726 oder wenn Pflanzenreste dem Feuer ausgesetzt waren und verkohlten, aber dennoch in Form und Grösse erhalten blieben. In den Latrinen können wir ausserdem oft eine Mineralisation der Pflanzenreste beobachten, die auf eine oft durchgeführte Kalkung dieser Einrichtungen zurückzuführen ist.1727 Am besten überdauern in der Regel widerstandsfähige Samen und Früchte wie Obstkerne oder Nüsse, aber auch Gewürzarten, deren Früchte genutzt wurden. Schlechte Nachweischancen haben hingegen fragilere Pflanzenteile wie etwa Blüten, Stengel oder Blätter, von denen im besten Fall kaum identifizierbare Gewebefetzen übrig bleiben. Deshalb lassen sich Blatt- und Wurzelgemüse sowie Salatpflanzen nur dann nachweisen, falls auch fruchtende Pflanzen genutzt wurden bzw. ins Sediment gelangten, was aber selten der Fall ist.1728 Ebenfalls schlechte Fundchancen zeigen die Hülsenfrüchte, von denen nach dem Verzehr nicht mehr viel übrig bleibt; sie werden aber in den Quellen vielfach genannt. Getreide finden sich in Latrinen aus den gleichen Gründen selten, bei sehr guten Erhaltungsbedingungen können gelegentlich noch Überreste von feinen Häutchen der Getreidekörner nachgewiesen werden.1729 Woher die pflanzlichen Reste aus den Latrinen stammen, ist nicht immer eindeutig zu rekonstruieren. Von verschiedenen Autoren1730 wurden deshalb Funktionsgruppen zur Gliederung der Pflanzenlisten vorgeschlagen. Diese Einteilung beruht auf verschiedenen Zeigergruppen, die auf Küchenabfälle, Fäkalien, Hauskehricht, Asche des Herdfeuers, lokale natürliche Vegetation u.a.m. hinweisen können. Als Fäkalienzeiger werden beispielsweise Samen von essbaren Beerenfrüchten (Himbeeren, Brombeeren, Feigen) interpretiert, aber auch Perikarpreste von Getreidekörnern.1731 Verkohlte Getreide geben Hinweise auf Abfälle des Herdfeuers, während grossfrüchtige Steinkerne von Obst sowie Nussschalen eher auf Küchenabfälle hindeuten.

Mengenmässig (rund 90 %) am meisten machen dabei Funde von Nahrungspflanzen aus, die entweder Überreste der Ernährung darstellen oder als Abfälle interpretiert werden können (Abb. 218). Am häufigsten sind Nachweise von Obst, gefolgt von Funden der Gemüse- und Gewürzpflanzen. Nur in ganz geringer Zahl sind verkohlte Getreidefunde vorhanden, was aber nicht verwundert, da kaum Herdfeuerabfall in diese Gruben gelangte. Ganz wenige Reste stammen von Hülsenfrüchten, Öl- und Faserpflanzen. Nicht zu vergessen sind weitere Nutzpflanzen, wozu Heilund Giftpflanzen sowie Färbe- und Zierpflanzen zu zählen sind. Ausserdem fanden sich in der Mönchslatrine 19 verschiedene Moosarten, die zum Teil als intakte Polster erhalten waren.1733 Obst und Nüsse Die grosse Bedeutung des Obstes im Mittelalter widerspiegelt sich deutlich in der Menge der nachgewiesenen Obstreste. Die wichtigsten gefundenen Arten sind Weintraube (Vitis vinifera), Apfel (Malus), Kirsche (Prunus avium/cerasus), Pflaume/Zwetschge (Prunus domestica/insititia), Schlehe (Prunus spinosa) sowie Erdbeere (Fragaria vesca), Brombeere (Rubus fruticosus) und Himbeere (R. idaeus). Die letzteren vier sind zum Wildobst zu zählen, welches ebenfalls sehr geschätzt war.1734 Dass Obst und Nüsse für die Klosterbrüder eine wichtige Rolle spielten, belegen auch die Angaben in den Hirsauer Constitutionen, wo mit Ausnahme der Schlehe alle archäobotanisch nachgewiesenen Früchte erwähnt sind. Die – über alle Latrinen zusammengerechnet – mengenmässig am häufigsten belegte Art ist die Brombeere, von der hochge-

Abb. 218: Artenzahl der nachgewiesenen Nahrungs- und Nutzpflanzen.

Die Pflanzennachweise aus den Latrinen Aus den vier untersuchten Latrinengruben konnten über 30'000 Pflanzenreste bestimmt werden, die rund 80 verschiedenen Pflanzentaxa1732 zugeordnet werden konnten. Dabei können 35 zu den Nahrungs- und Nutzpflanzen sowie 46 zu den übrigen Wildpflanzen gestellt werden (Abb. 219). 223


224


225


rechnet über 24 000 Kerne gefunden wurden (Abb. 219). Der grösste Teil stammt aus der Latrine 2 von der Stadtbibliothek. Diese Früchte waren als Vitaminspender sehr beliebt und konnten sowohl frisch wie auch als Konserven genossen werden.1735 Im Vergleich zu den Brombeeren sind hingegen Himbeeren nur mit erstaunlich geringer Zahl (30 Reste) nachgewiesen. Die zweithäufigste Obstart ist die Weintraube mit etwas über 4000 Kernen. Es handelt sich um die Reste von Kulturreben. Trauben waren eine begehrte Frucht; anhand der vorliegenden Funde lässt sich jedoch nicht entscheiden, ob es sich um Überreste von frischen Früchten oder um getrocknete Rosinen handelt. An dritter Stelle der Nachweishäufigkeit stehen die Äpfel. Neben gut erhaltenen Samen fanden sich auch eine grössere Zahl von Resten, die in einer Fundgruppe Äpfel/Birnen zusammengefasst wurden. Leider ist infolge des nur mässigen Erhaltungszustandes eine Unterscheidung der beiden Arten nicht immer möglich. Wir wissen aus den Quellen,1736 dass beide Arten geschätzt wurden. An Steinobst sind Reste von Pflaumen, Kirschen und Schlehen belegt. Ob es sich bei den Kirschen um Süss- oder Sauerkirschen handelt, lässt sich infolge der mineralisierten Erhaltung nicht bestimmen. Nur wenige Funde liegen von den Pflaumen/ Zwetschgen vor (12 Fruchtsteine aus der Mönchslatrine). Von den Schlehen, die zum Wildobst zu zählen sind, gibt es etwas häufigere Nachweise (50 Fruchtsteine). Anhand unserer Funde kann nicht immer entschieden werden, ob es sich bei den Steinobstfunden um primitive Kulturformen oder um Wildformen handelt. Genauere Untersuchungen zur Sortenvielfalt liessen sich am vorliegenden Material wegen zu geringer Fundzahl nicht durchführen.1737 Eine weitere nachgewiesene Frucht ist die Feige (Ficus carica), von der total 32 Kerne aus der ehemaligen Infirmerie (Latrine 2, Stadtbibliothek) zum Vorschein kamen. Die Feige wurde im Mittelalter sehr geschätzt und liess sich als Dörrobst gut transportieren und lagern. Sie war auch als Heilmittel in vielfältigem Gebrauch.1738 Vermutlich handelt es sich um importierte Feigen, da der Kultur in unseren Breitengraden wegen den tiefen Wintertemperaturen enge Grenzen gesetzt sind. Bei vier Samen aus der Gattung Cucumis handelt es sich mit grosser Sicherheit um Gurke (Cucumis sativus), die in den Quellen häufig erwähnt wird (Abb. 220).1739 Archäobotanische Nachweise sind bisher vor allem aus Osteuropa bekannt geworden. Als weitere Art des regionalen Anbaus sind Funde der Mispel (Mespilus germanica) zu erwähnen, die in der Mönchslatrine gefunden wurden (Abb. 221). Die Mispel war im Mittelalter 226

recht verbreitet und wurde als Kulturobst angebaut. Ihre Früchte sind reich an Gerbstoffen1740 und sind erst nach den ersten Frösten auch roh geniessbar, wobei sie angenehm säuerlich schmecken. Dank ihres hohen Pektingehaltes gelatinisieren sie leicht und sind deshalb sehr geeignet für Marmelade; sie wurden aber auch für Obstwein verwendet. Die Mispel ist bisher archäobotanisch eher selten nachgewiesen.1741 Heute finden wir diese Bäume teilweise verwildert in Gebüschen und Hecken. An Wildobst waren neben den bereits erwähnten Brombeeren, Himbeeren und Schlehen vor allem die Erdbeeren beliebt. Funde von Nüssen sind demgegenüber selten. Nachgewiesen sind je ein Bruchstück eines Bucheckers und ein Überrest einer Haselnussschale und zwar beide aus der Mönchslatrine. Über die Bedeutung dieser Arten als Nahrungspflanzen lässt sich aufgrund der seltenen Funde kaum etwas aussagen. Gemüse und Gewürze Die grosse Bedeutung von Gemüse- und Salatpflanzen, wie sie in den Quellen zum Ausdruck kommt, widerspiegelt sich im archäobotanischen Fundgut sehr schlecht. Wesentlich besser sind hingegen die Gewürze belegt, die in der Küche der damaligen Zeit zur Verbesserung der Speisen und Getränke sehr beliebt waren. Das am häufigsten nachgewiesene Gemüse ist der Portulak (Portulaca oleracea) mit über 2000 Samenfunden. Diese Pflanze wurde früher gerne als Salat genossen und diente als willkommener Vitaminlieferant.1742 Ihre Fundchancen sind deshalb so gut, weil sie schon sehr früh fruchtet und so die Samen eine grosse Chance hatten mit dem Salat verzehrt zu werden. Das Gegenteil ist beim Kohl (Brassica) der Fall, von dem nur wenige Samen gefunden wurden, obwohl wir aus Quellen wissen, dass die verschiedenen Kohlarten schon früh grössere Bedeutung hatten. Im weiteren sind verschiedene Doldengewächse belegt (Abb. 219), die sich durch einen hohen Anteil von ätherischen Ölen auszeichnen und teilweise als Gemüse, öfter aber als Gewürze Verwendung fanden. Sie dienten auch als Heilpflanzen und waren infolge ihrer verdauungsfördernden Eigenschaften sehr begehrt. Es verwundert deshalb nicht, dass diese Arten sowohl in den Hirsauer Constitutionen wie auch im St. Galler Klosterplan erwähnt sind. Hierzu gehören Fenchel, Mohrrübe, Sellerie, Dill und Koriander.1743 Ob es sich bei letzterem um importierte Ware handelt, lässt sich anhand der Fruchtfunde nicht entscheiden. Der Koriander stammt ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet, kann aber nördlich der Alpen an geschützten Orten auch gezogen werden.1744 Die Frage, ob


eine Pflanze bei uns im Freien angepflanzt werden konnte, stellt sich nicht nur beim Koriander, sondern bei verschiedensten Pflanzenarten, die in Quellen erwähnt werden, vom Klima her aber kaum in unserem Gebiet gezogen werden konnten. Bei manchen südlichen Pflanzen, die für eine Kultur im Freien ungeeignet waren, kann bereits ab dem Hochmittelalter an eine Haltung als Topf- bzw. Kübelpflanzen gedacht werden.1745 Getreide und Hülsenfrüchte An Getreiden ist aus Allerheiligen nur die Rispenhirse nachgewiesen. Dies sagt aber nichts über die Bedeutung der Getreidenahrung aus, da wie schon angedeutet, die Getreidefunde in Latrinen oft stark unterrepräsentiert sind.1746 Aus den Quellen wissen wir, dass Brot in den Klöstern ein sehr wichtiges Nahrungsmittel war. Wenn wir die anderen untersuchten Latrinen aus der Stadt Schaffhausen hinzuziehen,1747 erweitert sich das Getreidespektrum mit Hafer, Gerste, Roggen, Dinkel und Einkorn erheblich. Dies entspricht weitgehend dem Spektrum, wie wir es aus anderen mittelalterlichen Fundstellen kennen. Das gleiche gilt für die Hülsenfrüchte, wo aus Allerheiligen bestimmbare Funde fehlen, aus den anderen Latrinen der Stadt jedoch Erbse, Linse, Ackerbohne und Saatwicke belegt sind. Öl- und Faserpflanzen Ebenfalls nur ganz wenige Funde sind von den Öl- und Faserpflanzen belegt. Von den beiden in unserem Gebiet wichtigen Arten, Lein (Linum usitatissimum) und Schlafmohn (Papaver somniferum) sind aus Allerheiligen nur unsicher bestimmte Samen nachgewiesen. Aufgrund von Quellenangaben lässt sich ein häufiger Anbau in Gärten bzw. Ländern belegen. Nach Jänichen finden sich seit dem 12. Jahrhundert zahlreiche Hinweise auf Mohnanbau in der Schweiz.1748 Noch bedeutender war der Lein, der sowohl als Faser- wie als Ölpflanze verwendet wurde, während Mohnsamen bevorzugt der Ölgewinnung dienten. Eine weitere nachgewiesene Ölpflanze ist der Leindotter (Camelina sativa) mit einem einzigen Samenfund.

kraut und verschiedene Wildnelken, die alle aus Allerheiligen nachgewiesen sind. Der Odermennig (Agrimonia eupatoria) wird beispielsweise bereits in den Inventaren, die zusammen mit dem Capitulare de villis von Karl dem Grossen überliefert sind,1749 erwähnt. Auch das Seifenkraut (Saponaria) gehört zu den alten Heilpflanzen, ebenso ist das Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) als alte Medizinalpflanze überliefert. Als mögliche Färbepflanzen kommen diverse Wildpflanzen, aber auch verschiedene Beerenfrüchte in Frage. Hierzu gehören zum Beispiel Weisser Gänsefuss, Kornblume und Akelei, die alle in mindestens einer Latrine von Allerheiligen nachgewiesen sind. Als weitere Lieferanten von Farbstoffen kommen auch Kirschen, Brombeeren und Holunder in Betracht.1750

Abb. 221: Mispel. Rezente Früchte; subfossile Samenfunde von Schaffhausen-Allerheiligen (unten).

Weitere Nutzpflanzenfunde Schwieriger zu interpretieren sind Pflanzenfunde, die zu den Heil-, Gift-, Färbe- oder Zierpflanzen gezählt werden können. Es gibt zahlreiche einheimische Wildpflanzen, bei denen eine Nutzung naheliegt, die aber auch zufällig von nahegelegenen Standorten in die Latrinen gelangt sein könnten. Hierzu gehören beispielsweise Akelei, Flockenblume, Odermennig, Seifenkraut, Bilsen-

Wildpflanzen Die übrigen Pflanzenarten lassen sich einteilen in Ackerunkräuter, Gartenunkräuter und Arten feuchter Standorte. Die Ackerunkräuter dürften zusammen mit den Ackerfrüchten (Getreide und Leguminosen) in das Klosterareal gelangt sein. Hierzu gehören etwa Windenknöterich (Fallopia convolvulus) und Kornrade (Agrostemma git-

Linke Seite: Abb. 220: Nachgewiesene Pflanzen aus der Mönchslatrine (von oben nach unten): Vier Holzschnitte aus dem Kräuterbuch von Joachim Camerarius (1586): Dill, Sellerie, Gurke, Portulak.

227


hago). Diese Pflanzenreste können als Beimischungen in der Getreidenahrung interpretiert werden, da bei den damaligen technologischen Verhältnissen noch keine vollständige Reinigung des Getreides von grossfrüchtigen Unkrautsamen möglich war.1751 Samen der Kornrade wurden wiederholt in Latrinen gefunden; der Genuss ihrer giftigen Samen dürfte zu manch diffusem Krankeitsbild beigetragen haben. Andere Taxa wie z. B. Hundspetersilie (Aethusa cynapium), Bastard-Gänsefuss (Chenopodium hybridum), Acker-Täschelkraut (Thlaspi arvense) und Vogelmiere (Stellaria media) lassen sich als Gartenunkräuter interpretieren und könnten direkt aus dem Klosterhof stammen. Da das Klosterareal früher direkt an den Rhein grenzte, erstaunen die Nachweise verschiedener Pflanzenarten von feuchten Standorten keineswegs. Hierzu gehören insbesondere Sumpfbinse (Eleocharis palustris), Zyperbinse (Cyperus) und Binse (Juncus). Diese Pflanzen finden sich vor allem in der Mönchslatrine, welche an der Aussenwand gegen den Rhein lag, recht häufig. Sie lassen den Schluss zu, dass Samen und Früchte aus der seichten Uferlandschaft in die Latrinengrube gelangt sind. Aus anderen untersuchten Latrinen der Stadt Schaffhausen sind weitere Pflanzen belegt, die im Klosterareal nicht gefunden wurden. Hierzu gehören der zu den Öl- und Faserpflanzen zählende Hanf (Cannabis sativa), sowie Früchte wie Maulbeere (Morus nigra) und Holunder (Sambucus).1752 Auch das Bohnenkraut (Satureja hortensis), eine in den Quellen häufig genannte Gewürzpflanze, fehlt in Allerheiligen, konnte aber aus dem «Haus zur Treu» nachgewiesen werden. Ebenfalls aus dem «Haus zur Treu» sind

Abb. 222: Moosfunde aus der Mönchslatrine. Nachgewiesen sind 19 verschiedene Arten, die alle aus der näheren Umgebung des Klosters stammen können. Die Moose wurden für die persönliche Hygiene verwendet.

228

Früchte des Korianders (Coriandrum sativum) belegt.

Zusammenfassung Aus vier verschiedenen Latrinenbefunden des ehemaligen Benediktinerklosters Allerheiligen wurden über 30 000 Pflanzenreste ausgelesen und bestimmt. Die einzelnen Befunde umfassen den Zeitraum vom späteren 11. bis ins 15./16. Jahrhundert. In drei der vier untersuchten Latrinen konnte ein reiches Spektrum verschiedenster Nahrungspflanzen und diverser Wildpflanzen nachgewiesen werden. Eine grosse Zahl von Obst- Gewürz- und Gemüsefunden zeugt von einer für die damalige Zeit abwechslungsreichen Ernährung. An Kulturobst sind Traube, Kirsche, Pflaume, Apfel, Mispel und Feige nachgewiesen, zu Wildobst lassen sich Brombeeren, Himbeeren, Schlehen und Haselnüsse stellen. Von den Gemüsen und Gewürzen fanden sich vor allem Portulak, Fenchel, Sellerie und Mohrrübe, seltener auch Dill und die Gurke. Das vielseitigste Pflanzenspektrum lieferte die Mönchslatrine, wo über 60 Taxa verschiedener Gefässpflanzen und 19 Moosarten bestimmt werden konnten. Ebenfalls reichlich Pflanzenfunde fanden sich in der Latrine 2 aus der Stadtbibliothek, wo allerdings fast ausschliesslich Obstfunde sowie Portulak gefunden wurden. In den beiden anderen Latrinen war die Funddichte wesentlich geringer. Aus der Latrine 6 vom Pfalzhof konnten vorwiegend Wildobstfunde sowie wenige Gewürzfunde notiert werden. Latrine 1 aus der Stadtbibliothek war hingegen fast fundleer und lieferte ausschliesslich mineralisierte Samen und Früchte, die – von einem Samen abgesehen – nicht näher bestimmt werden konnten. Importierte exotische Nahrungsmittel wie Pfeffer oder Granatäpfel, die beispielsweise aus Konstanz nachgewiesen sind,1753 fehlen im Fundgut von Schaffhausen. Sie treten fast ausschliesslich in grösseren mittelalterlichen Städten mit weit-


reichenden Handelsbeziehungen auf, wo sich eine reiche Oberschicht diesen Luxus leisten konnte.

Besonderheiten der Klosterlatrinen aus archäobiologischer Sicht Christoph Brombacher und André Rehazek

Aus den verschiedenen untersuchten Latrinen und Gruben des Klosterareals sind die Fäkalschichten von insgesamt vier Latrinen sowohl archäobotanisch wie auch archäozoologisch bearbeitet worden. Im Folgenden sollen die Ergebnisse dieser Auswertungen vergleichend und zusammenfassend dargestellt werden.

Mönchslatrine 1964/65 (letztes Viertel 11. Jahrhundert) (Abb. 28, 29, Beil. 2.18) Die Untersuchung dieser Latrine war von besonderem Interesse, da sie nur von den Mönchen benutzt wurde und uns deshalb direkte Rückschlüsse auf die monastische Ernährung erlaubt. Das Probenmaterial fiel bereits bei der Bergung durch einen hohen Anteil von Fruchtsteinen und Moospolstern, jedoch nur wenigen tierischen Resten auf. Die analysierten Proben bestätigen diesen Eindruck, konnten doch in dieser Latrine ein reichhaltiges Obstartenspektrum sowie viele Gewürzfunde festgestellt werden. Überhaupt zeichnet sich diese Grube durch eine hohe botanische Artenvielfalt aus mit 27 verschiedenen Nutzpflanzen, aber auch einer recht grossen Zahl verschiedenster Wildpflanzendiasporen. Die häufigsten Taxa sind – in absteigender Häufigkeit – Portulak, Apfel/Birne, Weintraube, Steinfrüchte (Kirsche, Pflaume, Schlehe) und die Mispel. Von den Gewürzen sind alle vier aus Allerheiligen nachgewiesenen Arten auch in dieser Latrine vorhanden,1754 am weitaus häufigsten sind Funde von Fenchelsamen (Foeniculum vulgare). Diese seit dem Altertum bekannte Gewürz-, Gemüse- und Heilpflanze war dank ihres gewürzhaften und süsslichen Geschmackes aller Pflanzenteile sehr beliebt. Sie fand bei Verdauungsbeschwerden jeglicher Art, bei Entzündungen, Heiserkeit und Husten, aber auch als Schlafmittel und Galaktagon Verwendung. Fast alle archäobotanisch nachgewiesenen Gemüse, Obstarten und Gewürze sind auch in den Ordensvorschriften (Hirsauer Constitutionen) von Wilhelm von Hirsau belegt,1755 die in den 1080er Jahren entstanden sind und von denen eine Abschrift auch im Kloster Allerheiligen vorhanden war. Die Pflanzenfunde aus der Mönchslatrine belegen uns, dass effektiv ein

grosser Teil der in den Hirsauer Constitutionen erwähnten Nahrungsmittel auch in Allerheiligen genossen wurden.1756 Sehr auffallend ist eine grosse Zahl von Moosfunden, die teilweise noch als ganze Moospolster erhalten waren (Abb. 222). Eine Bestimmung dieser Moose hat ergeben, dass es sich um 19 verschiedene Arten1757 handelt, die alle aus der näheren Umgebung stammen können. Dabei sind sowohl Waldbodenmoose von neutralen-sauren Standorten wie auch Kalkfels- und epiphytische Moose nachgewiesen.1758 Diese Moose wurden für die persönliche Hygiene verwendet, was auch in verschiedenen Quellen beschrieben wird. So konnten beispielsweise in Göttingen ganze Mooszöpfe gefunden werden.1759 Häufiger werden allerdings in den Quellen Stroh, Gras und zum Teil auch Blätter erwähnt.1760 Diese finden auch ihren Niederschlag in verschiedenen Darstellungen, wo ein mit Stroh oder Moos gefülltes Körbchen anstelle des heutigen Papierhalters zur Ausstattung eines Abtrittes zählte (Abb. 162). Im Gegensatz zu den Pflanzenresten ist unter den Tierresten kein überdurchschnittlicher Artenreichtum und nur eine relativ geringe Funddichte feststellbar. Abgesehen von einer Anzahl von Fischresten gibt es nur sehr wenige Hinweise auf den Verzehr von fleischlicher Nahrung. Dabei ist allerdings nicht klar, ob während der Ausgrabung 1964/65 ursprünglich mehr Tierknochen geborgen wurden als im Depot schliesslich auffindbar waren. Dennoch geben die wenigen handaufgelesenen Säugetierreste einen Hinweis darauf, dass dann und wann von den Mönchen auch Fleisch verspeist wurde, wie dies in den Hirsauer Constitutionen erwähnt wird.1761 Unter den Fischen, deren Verzehr den Mönchen ja ausdrücklich erlaubt war, dominieren die Eglis/Flussbarsche (Perca fluviatilis), deren Fleisch auch heute noch als ausgesprochen schmackhaft gilt. Als weitere Speisefische sind darüber hinaus die Bachforelle (Salmo trutta)1762 und die Äsche (Thymallus thymallus)1763 relativ häufig im Material vertreten. Mit Hecht, Lachs, Barbe und verschiedenen Weissfischen finden sich in der Mönchslatrine viele Fischarten, die auch in den Hirsauer Constitutionen erwähnt werden.1764 Auffallend ist die fast durchwegs geringe Grösse der Fische aus der Mönchslatrine. Etwa zwei Drittel der grössenbestimmbaren Reste stammen von Jungfischen, die deutlich weniger als 10 cm lang waren. Zwar sind in den anderen Latrinen ebenfalls recht häufig kleine Fische vertreten, doch nie in einer derartigen Dominanz. Aus schriftlichen und bildlichen Quellen sind wir darüber informiert, dass gerade die kleinen (= jungen) lachsartigen Fische als besonders schmack- und nahr229


haft galten.1765 In den Ordensregeln des Wilhelm von Hirsau werden diese kleinen Fische explizit als «pisces minuti» aufgeführt.1766 Pfalzhof, Latrine 6 (erste Hälfte 12. Jahrhundert) (Beil. 5.G) Im Vergleich zur Mönchslatrine weist diese Latrinengrube aus dem Laien- und Gästebereich des Klosters eine geringere Zahl von Pflanzenarten auf, während die tierischen Reste wesentlich häufiger sind. An Nutzpflanzen sind fast ausschliesslich Obstfunde, insbesondere Wildfrüchte (Brombeeren und Himbeeren) in nennenswerten Mengen vorhanden. In geringer Zahl sind auch Traubenkerne nachgewiesen, anderes Kulturobst fehlt dagegen fast vollständig. Das gleiche gilt auch für die verschiedenen Gewürzpflanzen, die in der Mönchslatrine eine grosse Rolle spielen, hier aber nur vereinzelt vorkommen. Hingegen konnten in dieser Grube zwei Körner der Rispenhirse (Panicum miliaceum) bestimmt werden. Dieses Getreide hatte in den mittelalterlichen Städten eine grössere Bedeutung, ist aber in den dörflichen Siedlungen selten zu beobachten.1767 Speziell zu erwähnen sind zwei Funde möglicher Zierpflanzen, nämlich der Akelei (Aquilegia vulgaris) und der Flockenblume (Centaurea), die nur hier gefunden wurden. Die Tierreste aus den Fäkalschichten dieser Latrine weisen neben einer grossen Artenzahl an Fischen den höchsten Anteil von Säugetier- und Geflügelresten auf. Unter ihnen sind die Tierarten Schaf/Ziege (Ovis aries/Capra hircus), Hausschwein (Sus domesticus) und Huhn (Gallus domesticus) vertreten. Aber auch die Amphibien (Frosch und evtl. Kröte) weisen in diesem Befund hohe Fundzahlen auf. Am häufigsten unter den Fischresten sind Hecht (Esox lucius),1768 Egli/ Flussbarsch sowie verschiedene Lachsartige (Lachs, Bachforelle, Äsche1769) nachgewiesen. Zusammen mit den archäozoologischen Befunden aus den Auffüllschichten dieser Latrine (Reste von jungen Schafen/Ziegen und Schweinen) kann man festhalten, dass hier Reste einer abwechslungsreichen und qualitätvollen tierischen Nahrung abgelagert wurden.

Abb. 223: Groppe/Mühlkoppe. Dieser ca. 10–20 cm lange bodenlebende Fisch der Forellenregion eines Flusses wurde besonders häufig in der Latrine 1/Stadtbibliothek nachgewiesen. Heute ist er stark gefährdet und nur noch in einigen naturnahen Abschnitten des Rheins und seiner Zuflüsse heimisch.

230

Stadtbibliothek, Latrinen 1 (Spätgotisch?) und 2 (12. Jahrhundert) (Beil. 4.47 und 6.106) Die geringste Funddichte aller untersuchten Latrinen zeigt Grube 1, wo nur wenige und ausschliesslich mineralisierte Pflanzenreste gefunden wurden. Dies hängt wohl damit zusammen, dass diese Grube ca. 0,5 m weniger vertieft war und deshalb nicht in den Grundwasserbereich reichte, sodass keine unverkohlten Pflanzenreste mehr erhalten blieben. Die mineralisierten Funde sind so schlecht erhalten, dass sie – mit einer Ausnahme – überhaupt nicht bestimmt werden konnten. Zwar

sieht die Erhaltung der archäozoologischen Reste besser aus, doch könnte die geringe Anzahl der handaufgelesenen Tierknochenfunde aus den Auffüllschichten dieser Latrine ebenfalls auf eine stärkere Zersetzung des organischen Materials im Boden zurückzuführen sein. Unter den Fischresten der Schlämmfunde fallen die relative Artenarmut sowie das häufige Vorkommen von karpfenartigen Fischen und der Groppe/Mühlkoppe (Cottus gobio) auf (Abb. 223). Demgegenüber weist Grube 2 ein charakteristisches Spektrum von besser erhaltenen Fäkalschichten auf mit einer grossen Zahl von Pflanzenresten (insbesondere Obst) und Knochenfunden. Der weitaus grösste Teil der Obstfunde stammt von Brombeeren und Trauben. Die Traubenkerne sind eigenartigerweise alle in zerbrochenem Zustand erhalten und von den meisten ist nur noch die obere Spitze erhalten. An weiteren Funden ist der Nachweis von Feigenkernen (Ficus carica) bemerkenswert (total 32 Stück), die nur in dieser Latrine gefunden wurden. Da wir uns hier im Bereich der ehemaligen Infirmerie des Klosters befinden, können die Feigennachweise als mögliche Krankenkost interpretiert werden. Gewürzfunde fehlen in dieser Grube, was etwas erstaunt, hingegen sind eine grössere Zahl von Portulaksamen vorhanden. Zu den Kulturpflanzen können wir auch die wenigen Reste nicht näher bestimmbarer Hülsenfrüchte zählen. Wildpflanzenfunde fehlen hingegen in dieser Latrine fast vollständig. Speziell zu erwähnen sind aus diesemBefund zwei kleine Gewebefragmente,1770 die von einem feinen Leinengewebe stammen.1771 Die Produktion solcher Stoffe war in der Nordostschweiz sehr wohl möglich. Aus archäozoologischer Sicht ist in erster Linie die hohe Artenvielfalt und die relativ grosse Funddichte der tierischen Reste auffallend. Unter den Säugetieren sind Schwein und mit mehreren Fundstücken auch der Feldhase nachgewiesen. Aber auch Vogelreste, z. B. vom Huhn, gelangten als Speisereste in diese Latrine. Unter den Fischresten dominieren die Lachsartigen (Salmonidae), darunter vor allem die Bachforellen (Salmo trutta). Damit wurden in der Latrine 2/Stadtbibliothek Reste von Speisen gehobener Qualität abgelagert. Die Lage der Latrine im Bereich der ehemaligen Infirmerie lässt den Schluss zu, dass wir mit den archäobiologischen Befunden die Überreste einer besonders nahrhaften und stärkenden Krankenkost fassen.


Zusammenfassung – Résumé – Summary

Zusammenfassung Das zum Teil unter dem Boden liegende Mauergewirr des Klosters Allerheiligen ist in wesentlichen Teilen 900, teilweise sogar 950 Jahre alt. Baugeschichtliche Untersuchungen begannen bereits 1902. Erste Ausgrabungen wurden durch den Umbau des ehemaligen Klosters zum Museum zu Allerheiligen in den 1920er Jahren notwendig, gefolgt von grossflächigen Untersuchungen im Zusammenhang mit den Renovationen von Münster in den 1950er Jahren und Kreuzgang 1963–65. Abklärungen für das geplante Parkhaus Herrenacker seit den frühen 1980er Jahren, die Freilegungsarbeiten der Kreuzgangsüdwand und die Auswertung neuer Ausgrabungen der 1990er Jahre im Bereich der Kulturgüterschutzräume von Stadtbibliothek und Museum zu Allerheiligen veranlassten die Kantonsarchäologie, die alten Dokumentationen wieder hervorzunehmen und neu auszuwerten. Interessierte man sich früher fast ausschliesslich für die Kirchenbauten, wurde erstmals auch die Klausur, d. h. der Bereich, in dem die Benediktinermönche gelebt und gearbeitet hatten, in die Untersuchungen mit einbezogen. Dies führte zu vielen neuen Resultaten in der Deutung der gesamten Klosteranlage, aber auch der frühen Stadtgeschichte von Schaffhausen, die damit aufs engste verknüpft ist. Die selten so dynamische Baugeschichte macht Allerheiligen in der zweiten Hälfte des 11. und im frühen 12. Jahrhundert auch zu einem einzigartigen Studienobjekt für den baulichen Niederschlag der Kirchenreformen im sogenannten monastischen Jahrhundert. So entstanden innerhalb von nur etwa 60 Jahren das Eigenkloster, sein Ausbau mit einzigartiger Memorialanlage, das in den Fundamenten steckengebliebene, fünfschiffige und schliesslich das realisierte dreischiffige Münster mit weitgehend neuer Klausur. Die Anfänge von Schaffhausen sind eng mit den Nellenburgern verknüpft, einem Adelsgeschlecht, das im früheren 11. Jahrhundert die Nellenburg auf dem Nenzingerberg bei Stockach erbaute und zwischen 1024–30 die Vogtei auf der Reichenau innehatte. Dort, auf dem Mönchsfriedhof der Reichenauer Abtei, errichtete um 1035 Graf Eberhard von Nellenburg die Laurentiuskirche als Familiengrablege. 1045 verlieh ihm der deutsche König Heinrich III. das Münzrecht für Schaffhausen, das

seine Bedeutung damals seiner Funktion als Umschlag- und Umladeplatz von Handelswaren auf dem Rhein verdankte. Die Förderung der wirtschaftlichen Kraft der Stadt brachte dem Grafen Eberhard von Nellenburg wohl vermehrte Erträge aus Abgaben und Steuern. Anlass für die Gründung des Klosters Allerheiligen war der Papstbesuch von 1049. Fünfzehn Jahre später war das Eigenkloster vollendet, bestehend aus Kirche, Atrium, Frontalkapellen mit Toranlage und zweiflügliger Klausur mit Kreuzgang. Es ist auf einem Grundmass von 60 x 100 Fuss aufgebaut, das sich viermal findet. Über der Toranlage lag vermutlich die Nellenburgische Pfalz als zeitweiliger Wohnsitz der Stifterfamilie. Als älteste noch stehende Bauteile der Stadt Schaffhausen blieben vom ersten Kloster die Johanneskapelle und ein Teil der jetzigen Südwand des Kreuzganges, früher rheinseitige Aussenwand der Klausur, erhalten. Glaubte man bisher, der Kreuzhof (früher Rautenhof) gehöre zur ersten Anlage, zeigen die neuen Untersuchungen, dass er erst später, in einer Ausbauphase des kleinen Klosters zur repräsentativen Grablege der Klostergründer entstand. Dazu gehören ein zentraler Westwerkturm, der Umund Neubau der Münsterostpartie mit der Aussenkrypta als Grablege der Stifterfamilie, zwei Zentralbauten und Dreiapsidenkapelle als Grabkirche für Personen aus dem Umkreis der Stifterfamilie (früher Urständekapelle). Kirche und Kapellen dieser einzigartigen Memorialanlage bilden die Eckpunkte eines Kreuzes und sind in den Schriftquellen als Kapellen, die kreuzförmig in einem Kreise angelegt sind, erwähnt. In einer zweiten Bauetappe wurde die Krypta eingerichtet, erhielt auf der Südseite eine Zugangsrampe zum Münster als Verbindung für die Mönche und auf der Nordseite einen gedeckten Laubengang als Zugang für die Einwohner der Stadt. Zu dieser nach 1064 entstandenen Ausbauphase gehören auch der Klausurostflügel mit dem Kapitelsaal, in dem die Mönche zu Beratungen zusammenkamen, einem geheizten Aufenthalts- und Arbeitsraum und im Obergeschoss den gemeinsamen Schlafraum. Am Ende dieses Flügels lag die Mönchslatrine. Proben der Fäkalschichten geben Hinweise zum Speisezettel der Mönche, die z. B. Bachforelle, Egli, Hecht und verschiedene Weissfische, Portulak als Salat sowie Trauben und Kirschen assen. Als «Toilettenpapier» wurde Moos benutzt. Hinzu kamen schliesslich ein Brunnenhaus und wei231


tere Einbauten in den westlichen Kreuzgarten sowie ein Haus bei der Toranlage. Dieses wurde entweder für die Gäste genutzt oder für die Laienbrüder welche den Mönchen die körperliche Arbeit abnahmen. 1067 festigt Graf Eberhard seine Herrschaft in Schaffhausen durch ein Wildbannprivileg König Heinrichs IV. und einem Privileg Papst Alexanders II. für das Kloster. Nach 1075 tritt er als Mönch in sein Kloster ein und stirbt 1078 oder 1079. Er hatte am Ende seines Lebens den Beginn des Investiturstreits erlebt, in dem sich die Kirche als eigenständige Macht gegenüber den weltlichen Herrschern durchzusetzen versuchte. Der Papst beanspruchte nun das Recht, Bischöfe, Äbte und andere kirchliche Amtsträger selber zu bestimmen. Der Sohn und Erbe Eberhards, Graf Burkhard von Nellenburg, ging ganz auf die päpstlichen Forderungen ein. Er verzichtete 1080 auf alle seine Rechte am Allerheiligenkloster und auf den beträchtlichen Grundbesitz, blieb aber weiterhin Vogt. Er übergab die Stiftung seines Vaters dem päpstlichen Stuhl und bewog den Hirsauer Abt Wilhelm, mit einigen Mönchen zur Reform des Klosters nach Schaffhausen zu kommen. Durch die Reform gewann das Schaffhauser Kloster unter Abt Siegfried an Ansehen und erlebte einen ungeheuren Aufschwung. Zahlreiche Bekehrte traten als Mönche oder Nonnen ins Kloster ein; neben dem Männerkloster wurde unter der gleichen Leitung 250 Meter entfernt das Frauenkloster St. Agnes errichtet, dessen Anfänge mit Eberhards Frau Ita zusammenhängen. Für seine Gebäude liegen neuerdings ebenfalls archäologische Nachweise aus dem späten 11. und frühen 12. Jahrhundert vor. Auch die Stadtkirche St. Johann wurde in dieser Zeit erneuert und erweitert und die Stadt mit einem Wall und Graben, beziehungsweise rheinseitig mit einer Stein/ Erde-Mauer befestigt. Um 1090 hatte die Nellenburgische Memorialanlage bereits wieder ausgedient. Ihre Nordseite wurde abgerissen, um Platz für eine neue Kirche zu schaffen, die so neben dem bestehenden Bau angelegt war, dass dieser während der Bauzeit weiterhin benutzt werden konnte. Das neue Münster sollte ein, in der damaligen Zeit im deutschen Raum einzigartiger, fünfschiffiger Renommierbau werden. Seine Wurzeln liegen im Cluniazensischen Raum genauso wie jene der vorangehenden Klosterbauten von Allerheiligen, für die vielfältige Bezüge zur Beschreibung im Liber tramitis nachgewiesen werden konnten, das die Klosteranlage von Cluny II im Burgund beschreibt. Das fünfschiffige Münster kam nicht über die Grundmauern hinaus, zusammenhängend offenbar mit verschiedenen Konflikten, ausgelöst in den Jahren um 1090 durch die neuen Eigentumsverhältnisse. Sie eskalierten so, dass 232

Abt Siegfried 1093 ein Kloster in Südwestfrankreich erwarb und erwog, den Konvent dorthin umzusiedeln. Auf den Fundamenten dieser unvollendeten Anlage steht das heutige, dreischiffige Münster. Es zeigt jene Schlichtheit, welche die Bauten der Hirsauer Reformbewegung kennzeichnet und ist der erste Nachfolgebau der 1082 begonnenen und 1091 geweihten Peter- und Paulskirche im westlich von Stuttgart gelegenen Hirsau. Damit wird im Baubestand von Allerheiligen die Reform von 1080, der Wechsel von Cluny zu Hirsau, erst etwa dreizehn Jahre später ablesbar. Das Münster ist durch zwei verschiedene Maurerhandschriften geprägt, die sehr schön am Bauwerk abgelesen werden können. Die ältere Bauetappe weist einen Schrägsockel sowie grossformatige Eckquader auf; sie umfasst die unteren Teile der Ostpartie mit einer ursprünglichen Apsis und die Westmauer des Schiffes. An der jüngeren Bauetappe sind die Sockel als Stufe und die Ecken aus kleinteiligen Kalkquadern gemauert; sie umfasst die Längswände des Schiffes und die oberen Teile der Ostpartie mit dem rechteckigen Chor. Erstmals finden sich im Kalksteinmauerwerk ähren- oder fischgratartig verlegte Schichten, wie man sie auch in den anschliessend errichteten Neubauten in der Klausur aus dem ausgehenden 11. Jahrhundert wiederfindet. Dendrochronologische Datierungen bestätigen die Beobachtungen am Bauwerk. Im Dachraum über dem Chorbogen sind in der Giebelwand Schindeln des Apsisdaches eingelassen, die zur älteren Bauetappe gehören. Vier sind ins 11. Jahrhundert datiert; eine davon mit Waldkante 1095. In diesem Teil des noch unvollendeten Münsters wurde Abt Siegfried, der den Bau begonnen hatte, nach seinem Tod im Herbst 1096 begraben, wie das Stifterbuch erzählt. Der Nachfolger, Abt Gerhard, führte ein glückloses Regiment und schloss sich nach etwas mehr als einem Jahr resigniert dem ersten Kreuzzug an. Der Abtstuhl blieb in der Folge über ein Jahr verwaist. Graf Burkhard von Nellenburg gab die Klostervogtei ab. Sein Nachfolger war ein Neffe Burkhards, Graf Adalbert von Morisberg. Dieser verfolgte seine eigenen Interessen, die darin bestanden, aus der Klostervogtei materielle Vorteile zu ziehen. Die Mönche versuchten ihn, der verpflichtet war, das Kloster zu schützen, durch eine Prozession günstig zu stimmen. Der Vogt liess sich nicht erweichen und seine Krieger griffen die Mönche tätlich an, verprügelten sie und schlugen sie in die Flucht. In dieser Überlieferung von 1098 wird die Burg des Vogtes erwähnt, für deren Lage es archäologische Hinweise beim Obertor, am höchsten Punkt der damaligen Stadtanlage gibt. 1099 wurde Adalbert von Messingen, ein süddeutscher Adeliger, zum Abt gewählt. Die Berichte der schriftlichen Quellen decken sich mit


den archäologischen Beobachtungen, aus denen auf einen Bauunterbruch und aus der Veränderung der «Maurerhandschrift» auf den Beizug neuer Bauhandwerker geschlossen werden kann. Auch die jüngere Bauetappe lässt sich dendrochronologisch datieren. In die Südwand des Münsters, die erst hochgezogen werden konnte nachdem das alte Münster abgerissen war, sind Auflagehölzer für das Kreuzgangdach eingelassen. Die möglichen Fälljahre der fünf datierten Hölzer liegen zwischen 1099 und 1106. Das Weihedatum des Münsters ist nicht überliefert, die Weihe dürfte aber in die ersten Jahre des 12. Jahrhunderts fallen. Mit Abt Adalbert, dessen Bauten noch heute das ehemalige Kloster Allerheiligen weitgehend prägen, setzte ein neuer Aufschwung ein. Unter ihm wurde nicht nur das Münster fertiggestellt und eine sehr grosse Vorhalle gebaut, deren Funktionen vor allem mit den Laienbrüdern in Verbindung gebracht werden, sondern auch die Klausur um den viermal grösseren Kreuzgang weitgehend neu gebaut. Ost- und Südflügel mit dem Refektorium im Erdgeschoss sind wiederum so angeordnet, dass ihre Vorgänger bis zur Vollendung der Neubauten weiterbenutzt werden konnten. An den Kapitelsaal bei der Schillerglocke schloss sich im Osten die Marienkapelle an, heute Teil der Annakapelle. Sie diente als Friedhofskapelle zum Mönchsfriedhof, dessen Gräber östlich vom Münster und unter der Stadtbibliothek liegen. Im Westen kam die alte Abtei als Wohnsitz des Abtes hinzu und das Kloster wurde ummauert. Graf Burkhard von Nellenburg starb 1101 oder 1102. Er war wie seine Mutter in die neue Nellenburgische Grablege ins Münster vor dem Kreuzaltar bestattet worden. Auch die sterblichen Überreste seines Vaters Eberhard hatte man, aus der aufgegebenen Krypta, dorthin umgebettet. Ihre Grabplatten liegen heute in der Erhardskapelle, während die einzigartige Memorialplatte, dem Andenken des Stifterehepaars und seiner sechs männlichen Nachkommen gewidmet, in der Johanneskapelle zu besichtigen ist. In den Jahren nach Burkhards Tod brachen wieder verschiedene, teilweise heftige Konflikte mit Gruppen von Adeligen aus, aus denen das Kloster nicht immer als Sieger hervorging. 1120 wurde die Stadt Schaffhausen vom jungen Konrad von Zähringen überfallen; der Abt musste sich den angreifenden Kriegern ergeben, um Stadt und Kloster vor der Zerstörung zu bewahren. Durch verschiedene Verfahren, in denen auch Erzbischof Bruno von Trier, ein Neffe Burkhards von Nellenburg, massgeblich mitwirkte, wurden die Streitfragen endgültig geklärt und geschlichtet. Abt Adalbert stirbt nach 1131; von seinen Nachfolgern ist wenig überliefert. Das neu gebaute Kloster wird in der zweiten Hälfte des 12. und ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts weiter ausgebaut. Erhalten blie-

ben davon Infirmerie und Noviziat in den heutigen Pfarrhäusern am Kräutergarten, Münsterturm, Erhards- und Michaelskapelle sowie die Loggia in der alten Abtei und schliesslich die Musikschule, vermutlich das Haus der kurz vor 1230 entstandenen Beginengemeinschaft. Diese Frauen waren nach dem Muster der Laienbrüder organisiert, übernahmen karitative Verpflichtungen des Klosters und wurden dafür von der Abtei wirtschaftlich unterhalten und seelsorgerisch betreut. Hinzu kommt schliesslich auch ein neues Klostertor, dessen Reste sich vermutlich im Mauerwerk bei der neuen Abtei verbergen. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts war Allerheiligen tief verschuldet, ein Zustand der lange fortdauerte, während die Stadt auf Kosten des Klosters an Einfluss und Selbständigkeit gewann. Erst die letzten Äbte versuchten wieder an die Anfänge anzuknüpfen. Neue Dendrodaten machen deutlich, dass eine Zeit neuer wirtschaftlicher Prosperität angebrochen war, die sich nicht nur in den kirchlichen Bauten von Allerheiligen, der Stadtkirche St. Johann und dem Kloster St. Georgen in Stein am Rhein niederschlägt, sondern auch an einer Reihe weiterer öffentlicher Bauwerke in unserer Gegend ablesbar ist. Die Bauten der letzten fünf Äbte sind weitgehend erhalten. 1431 erhielt die alte Abtei ein zweites Obergeschoss mit dem Festsaal im Westflügel, heute Kreuzsaal. 1465 entstand das Bindhaus (Küferei) mit Weinkeller an der Klosterstrasse, heute der Polizei als Magazin dienend. 1484 die neue Abtei mit dem Klostertor als neuem Wohn- und Verwaltungssitz des Abtes und heute Standort des Polizeipostens. 1496 wurde der Südflügel der Klausur weitgehend neu gebaut und erhöht. Bemerkenswert sind davon der gotische Kreuzgangsüdflügel, das als heizbare Bohlenstube ausgebildete Winterrefektorium im Obergeschoss und der Dachstuhl, in dem die naturkundliche Abteilung des Museums untergebracht ist. Schliesslich 1521/22 die Annakapelle und anschliessend das 1997/98 renovierte neue Mönchshaus mit Einzelzellen, das heute der Verwaltung und als Abwartswohnung dient. Zum Teil sind diese spätgotischen Bauten auf eine Bulle von Papst Eugen IV. von 1439 zurückzuführen, welche Einzelzellen an Stelle des gemeinschaftlichen Schlafraumes erlaubte und die Laienbrüder den Mönchen gleichstellte, was zu neuen Raumnutzungen führte. Die Umwandlung von der Abtei zur Propstei von 1524 beendet die monastische Bautätigkeit, und die Einführung der Reformation 1529 führte zur Aufhebung des Klosters. Gestreift werden in dieser Arbeit auch die spätere Nutzung der Gebäulichkeiten und ihre neuzeitlichen Veränderungen. Besonders deutlich wird dies in den Latrinen von Abt und bessergestellten Gästen in der alten Abtei. Sie sind 1921 ausgegraben worden und haben ein reichhaltiges Fundmaterial geliefert, das von 1200 233


bis ins frühe 17. Jahrhundert datiert und hier erstmals umfassend vorgelegt wird.

Résumé Les murs de l’abbaye de Tous-les-Saints composent un enchevêtrement architectural en partie souterrain vieux de 900 ans, par endroits même de 950 ans. La première étude du complexe remonte à 1902. Dans les années 1950, d’importantes interventions menées dans le cadre des travaux de rénovation du Münster, puis du cloître de 1963 à 1965, succèdent aux premières fouilles entreprises à l’occasion de la transformation de l’ancien couvent en un musée (Museum zu Allerheiligen) dans les années 1920. Dès le début des années 1980, on procède à une évaluation en vue de la construction du parking de Herrenacker, puis on assiste aux travaux de dégagement de la paroi sud du cloître, ainsi qu’à l’élaboration des fouilles récentes effectuées dans les années 1990 sur le périmètre des abris de protection des biens culturels de la bibliothèque municipale et du musée «zu Allerheiligen». Face à ses diverses investigations archéologiques, l’office cantonal a entrepris de reprendre les documents anciens pour les soumettre à une nouvelle étude. S’il était courant autrefois que seuls les bâtiments ecclésiastiquesretiennentl’intérêtdeschercheurs, la présente étude intègre la clôture, soit la zone dans laquelle les moines vivaient et travaillaient. Cette optique apporte de nombreux résultats nouveaux pour l’interprétation de l’ensemble du complexe conventuel, ainsi que pour les débuts de la ville de Schaffhouse qui lui sont très étroitement liés. Une dynamique architecturale extrêmement prononcée durant la seconde moitié du 11e et au début du 12e siècle fait de Tous-les-Saints un objet d’étude particulièrement approprié pour décrypter les conséquences architecturales des réformes ecclésiastiques, survenues au cours de ce qu’il est convenu d’appeler le siècle monastique. Ainsi, en l’espace de quelque 60 ans seulement, on assiste à la construction du couvent, propriété d’Eberhard, puis de l’exceptionnel complexe du mémorial, d’un Münster de cinq travées qui ne dépassera cependant jamais le stade des fondations, et finalement du Münster réalisé sur trois travées avec une clôture en grande partie nouvelle. Les débuts de la ville de Schaffhouse sont indissociables de la famille noble des Nellenburg, bâtisseurs du château au début du 11e siècle, sur le Nenzingerberg non loin de Stockach, et propriétaires du bailliage de la Reichenau de 1024 à 1030. C’est là-bas, dans le cimetière monacal de l’abbaye, que le comte Eberhard de Nellenburg fit, vers 1035, construire l’église St Laurent, fonctionnant comme tombeau familial. En 1045, le roi 234

allemand Henri III octroya à Eberhard le droit de battre monnaie pour Schaffhouse, ville qui devait son importance à son emplacement sur le cour du Rhin, où l’on était obligé de décharger et de transborder les marchandises. Les mesures prises pour développer l’économie rapportaient vraisemblablement des revenus importants au comte Eberhard de Nellenburg, issus des redevances et des impôts. Le couvent de Tous-les-Saints fut fondé à l’occasion de la visite papale de 1049. Quinze ans plus tard, le couvent d’Eberhard était achevé: une église, un atrium, deux chapelles adossées à la façade et entre lesquelles on pénétrait dans le complexe, ainsi qu’une clôture composée de deux ailes et d’un cloître. Le couvent est bâti selon une mesure de base de 60 x 100 pieds qui apparaît à quatre reprises. Domicile occasionnel de la famille fondatrice, le palais des Nellenburg se trouvait probablement au-dessus de la porte d’accès. La chapelle St Jean du premier couvent et une partie de la paroi sud actuelle du cloître, autrefois paroi extérieure de la clôture du côté du Rhin, sont les monuments les plus anciens de la ville de Schaffhouse encore conservés aujourd’hui. On a longtemps cru que le mur de la cour, bâti sur un plan reliant les extrémités d’une croix (que l’on considérait autrefois comme un losange) se rattachait au premier complexe. L’étude récente montre toutefois que la mise en place du prestigieux tombeau des fondateurs appartient à une phase ultérieure d’extension du petit couvent. Les éléments suivants s’y rattachent: la tour centrale de la fortification occidentale, les travaux de transformation et de construction de la partie est du Münster avec la crypte externe servant de tombeau à la famille fondatrice, deux bâtiments centraux et une chapelle à trois absides, église funéraire pour les membres de l’entourage de la famille fondatrice (connue autrefois sous le nom d’Urständekapelle). L’église et les chapelles de ce complexe mémorial unique en son genre se placent aux extrémités d’une croix; les sources écrites les mentionnent comme des chapelles disposées en croix et s’inscrivant à l’intérieur d’un cercle. La mise en place de la crypte coïncide avec une seconde étape de construction, présentant sur le côté sud une rampe d’accès au Münster utilisée par les moines et, sur la façade nord, une allée couverte réservée aux habitants de la cité. L’extension postérieure à 1064 touche également l’aile est de la clôture, avec la salle capitulaire dans laquelle les moines se réunissaient pour prendre d’importantes décisions, une salle de séjour et de travail munie d’un système de chauffage et, au premier étage, le dortoir commun. Les latrines des moines se trouvaient à l’extrémité de cette aile. Les échantillons prélevés dans les strates de matières fécales témoignent des aliments consommés par les moines: truites de rivière, perches,


brochets, diverses espèces de poissons blancs, pourpier (en salade), raisin et cerises. En guise de papier hygiénique, on utilisait de la mousse. On mentionnera encore un réservoir et divers aménagements dans le jardin du cloître, ainsi qu’une maison à proximité des bâtiments d’accès. On utilisait vraisemblablement ces derniers pour y loger les hôtes ou les frères convers, qui déchargeaient les moines des tâches manuelles. En 1067, le comte Eberhard consolidait sa domination sur Schaffhouse par un privilège accordé pour la chasse, concédé par le roi Henri IV, et par un privilège du pape Alexandre II sur le couvent. Après 1075, il entre dans son couvent en temps que moine, pour y décéder en 1078 ou 1079. A la fin de sa vie, il avait connu le début de la querelle des Investitures, où l’Eglise tentait de se poser en puissance indépendante face aux souverains séculiers. Le pape voulait s’arroger le droit de nommer lui-même les évêques, les abbés et d’autres dignitaires ecclésiastiques. Le fils et l’héritier d’Eberhard, le comte Burkhard de Nellenburg, se plia sans conditions à la volonté papale. En 1080, il renonça à ses droits sur le couvent de Tous-lesSaints et sur ses vastes terres, tout en conservant le titre de bailli. Il remit au Saint-Siège l’institution créée par son père et incita l’abbé Willhelm, originaire d’Hirsau, à venir à Schaffhouse avec quelques moines pour y réformer le couvent. Par la réforme, le couvent de Schaffhouse, sous l’abbé Siegfried, gagna en réputation et connu un essor formidable. De nombreux convertis entraient dans les ordres en tant que religieux: sous la même direction, distant du couvent d’hommes de 250 m, on édifia le couvent de femmes de St Agnès, dont les débuts peuvent être mis sur le compte d’Ita, la femme d’Eberhard. Ces bâtiments ont été récemment attestés, sur le plan archéologique également, de la fin du 11e et du début du 12e siècle. L’église municipale, dédiée à St Jean, a été rénovée et agrandie à la même époque, et la ville a été fortifiée d’un rempart et d’un fossé avec un mur de pierre et de terre du côté du Rhin. Vers 1090 déjà, le complexe du mémorial des Nellenburg n’était plus en fonction. La partie nord fut démolie pour faire place à une nouvelle église, que l’on construisit à côté du bâtiment déjà existant de manière à ce que ce dernier puisse être utilisé durant les travaux. Le nouveau Münster de cinq travées devait devenir dans les régions de langue allemande un bâtiment particulièrement renommé, puisant autant à l’influence clunisienne que dans les bâtiments conventuels de Tousles-Saints qui l’ont précédé. Ces derniers présentent de nombreux points communs avec les descriptions architecturales du Liber Tramitis qui, de l’avis commun, illustre le complexe conventuel de Cluny II en Bourgogne. Le Münster de cinq travées ne s’élèvera cependant jamais au-

delà de ses fondations, sans doute en raison de divers conflits qui ont débuté dans les années 1090 environ, provoqués par les nouveaux rapports de possession. Ils prirent une telle ampleur que l’abbé Siegfried acquit un couvent dans le sud-ouest de la France et envisagea d’aller s’y installer avec sa communauté. Le Münster actuel, de trois travées, se dresse sur ce complexe inachevé. Il présente la sobriété qui caractérise les constructions du mouvement de la réforme de Hirsau; il est en outre le premier à avoir été édifié à l’ouest de Stuttgart, après l’église St Pierre et Paul de Hirsau, dont la construction débuta en 1082 et qui fut consacrée en 1091. Dans le complexe architectural de Tous-les-Saints, on décèle la réforme de 1080 puis, environ treize ans plus tard, le passage de Cluny à Hirsau. Le Münster porte deux «signatures» différentes, particulièrement bien lisibles dans la facture architecturale. La phase ancienne présente un socle incliné ainsi que des pierres d’angle de grand format; elle comprend les zones inférieures de la partie est avec une abside primitive et le mur ouest de la nef. L’étape de construction récente se caractérise par des socles à degrés et des angles en petit appareil de moellons calcaires; elle compte les longs côtés de la nef et les zones supérieures de la partie est, avec le choeur de plan rectangulaire. Pour la première fois, on observe un mur en opus spicatum constitué de moellons de calcaire, identiques à ceux que l’on rencontre dans les édifices ultérieurs bâtis dans la clôture à la fin du 11e siècle. Des datations dendrochronologiques viennent corroborer les observations effectuées sur l’édifice. Dans les combles situés au-dessus de la voûte du choeur, des bardeaux du toit de l’abside sont insérés dans le pignon; ils se rattachent à la phase de construction antérieure. Quatre d’entre eux remontent au 11e siècle; pour l’un d’eux, le dernier cerne formé date de 1095. Comme le mentionne le livre relatant les faits liés à l’histoire de la fondation du couvent, l’abbé Siegfried, initiateur de la construction, avait été enterré après sa mort en automne 1096 dans cette partie du Münster non encore achevée. Son successeur, l’abbé Gerhard, ne parvint pas à s’imposer et, résigné, rejoignit la première croisade au bout d’une année. Son poste resta donc vacant durant une année. Burkhard de Nellenburg rendit son bailliage sur le couvent. Son successeur était un neveu de Burkhard, le comte Adalbert de Morisberg. Ce dernier poursuivit ses propres intérêts, consistant à tirer un profit matériel de son bailliage sur le couvent. Par une procession, les moines tentèrent d’influencer favorablement le comportement de celui qui aurait été chargé de protéger l’abbaye. Le comte ne se laissa pas ébranler: ses soldats attaquèrent les moines et les rouèrent de coups avant de les mettre en fuite. 235


Dans cette source écrite de 1098, on mentionne le château du bailli, pour lequel on trouve des indices archéologiques non loin de l’Obertor, au point le plus élevé de la ville. En 1099, Adalbert de Messingen, un noble d’Allemagne du sud, est élu au rang d’abbé. Les sources écrites se recoupent avec les observations archéologiques, avec une interruption d’activité architecturale et l’arrivée de nouveaux artisans, visible à une modification de la «signature» des maçons. L’étape de construction récente peut également être datée par la dendrochronologie. Dans la partie sud, qui n’a pu être érigée qu’après la destruction de l’ancien Münster, on a découvert des éléments d’échafaudages en bois utilisés pour la mise en place du toit du transept. Les années d’abattage plausibles se situent pour les cinq bois datés entre 1099 et 1106. La date de la consécration du Münster n’est pas connue mais devrait se situer dans les premières années du 12e siècle. Sous la direction de l’abbé Adalbert, Tous-lesSaintsconnaîtunnouvel essor; les bâtiments construits à cette époque déterminent encore aujourd’hui les grands traits de l’ancien couvent. Sous son égide, la construction du Münster est terminée, avec un immense vestibule attribué principalement aux frères convers, et la clôture est presque entièrement reconstruite autour du cloître, dont la surface se trouve multipliée par quatre. Les ailes est et sud, avec le réfectoire au rez-dechaussée, sont à nouveau disposées de sorte que leurs prédécesseurs puissent être utilisés jusqu’à la fin de la construction des nouveaux bâtiments. La chapelle St Marie, aujourd’hui intégrée à la chapelle St Anne, se situait à l’est de la salle du chapitre, non loin de la cloche de Schiller. Elle servait de chapelle funéraire pour le cimetière monacal, dont les tombes se trouvent à l’est du Münster et sous la bibliothèque municipale. A l’est, l’ancienne abbaye fut transformée en résidence de l’abbé, et le couvent pourvu d’un mur d’enceinte. La mort du comte Burkhard de Nellenburg survint en 1101 ou 1102. Tout comme sa mère, il fut enseveli dans le nouveau tombeau des Nellenburg, dans le Münster, au pied de l’autel situé devant la grille du choeur. La dépouille mortelle de son père Eberhard y avait été transportée après l’abandon de la crypte. Les stèles funéraires se trouvent aujourd’hui dans la chapelle St Erhard, alors que l’exceptionnelle dalle commémorative, dédiée à la mémoire du couple fondateur et de leurs six descendants de sexe masculin, est conservée dans la chapelle St Jean. Dans les années qui suivirent la mort de Burkhard, de nouveaux conflits, parfois violents, mirent aux prises divers groupuscules de la noblesse, dont le couvent ne sortit pas toujours vainqueur. En 1120, le jeune Konrad de Zähringen attaqua la ville de Schaff236

house; l’abbé dut se rendre aux assaillants pour préserver la ville et le couvent de la destruction. Par divers agissements, auxquels l’archevêque Bruno de Trèves (un neveu de Burkhard de Nellenburg) participa également de manière déterminante, le différend fut définitivement tiré au clair et arbitré. Le décès de l’abbé Adalbert est postérieur à 1131, et on ignore pratiquement tout de ses successeurs. Le couvent nouvellement érigé va faire l’objet de travaux d’agrandissement dans la seconde moitié du 12e et la première moitié du 13e siècle. L’infirmerie et le noviciat sont encore conservés; ils fonctionnent aujourd’hui comme presbytères, bordant le jardin des simples et des épices, la tour du Münster, les chapelles St Erhard et St Michel ainsi que la loggia dans l’ancienne abbaye, et finalement le conservatoire. Ce dernier correspond probablement à la maison de la communauté de béguines qui s’installe peu avant 1230. Ces femmes étaient organisées sur le modèle des frères convers, se chargeaient des obligations caritatives du couvent; en échange, l’abbaye leur assurait un soutien économique et pastoral. On mentionnera encore la construction d’un nouveau portail d’accès dont les restes se dissimulent probablement dans les murs proches de la nouvelle abbaye. Vers la fin du 13e siècle, Tous-les-Saints était grevé de dettes, situation qui devait se prolonger alors que la ville de Schaffhouse gagnait en influence et en indépendance, aux dépends du couvent. Les derniers abbés tentèrent bien de renouer avec la grandeur initiale: de nouvelles datations dendrochronologiques indiquent clairement que le début de la reprise économique ne se limite pas à Tousles-Saints, à l’église municipale dédiée à St Jean ou au couvent de St Georges à Stein am Rhein, puisqu’elle s’étend à toute une série d’autres bâtiments publics de la région dont il est question. Les bâtiments des cinq derniers abbés sont conservés dans une large mesure. En 1431, l’ancienne abbaye fut rehaussée d’un second étage comportant une salle de fête dans l’aile ouest. En 1465, on construisit la tonnellerie avec une cave à vin ouvrant sur la rue et qui sert aujourd’hui de dépôt à la police. En 1484, on acheva la nouvelle abbaye, dont le bâtiment d’accès était occupé par l’abbé et pour les tâches administratives, à l’emplacement actuel du poste de police. En 1496, l’aile sud de la clôture a été en grande partie reconstruite tout en étant rehaussée. On notera l’aile sud gothique du cloître, le réfectoire d’hiver conçu comme une pièce chauffée à parois de madriers à l’étage supérieur, et les combles qui abritent actuellement le département d’histoire naturelle du musée. Enfin, on mentionnera la construction, en 1521/22, de la chapelle St Anne, puis du dortoir, rénové en 1997/98, utilisé aujourd’hui par l’administration et où loge le con-


cierge. Ces bâtiments gothiques tardifs coïncident en partie avec une bulle du Pape Eugène IV de 1439 autorisant les cellules individuelles à la place des dortoirs communs et accordant aux frères convers le même statut que les moines, ce qui conduisit à une nouvelle utilisation de l’espace. La transformation en 1524 de l’abbaye en un prieuré puis, en 1529, l’arrivée de la Réforme, mettent fin à l’activité architecturale des moines. Le présent travail s’attache également à l’étude de l’utilisation ultérieure des bâtiments et aux transformations modernes, optique qu’illustrent particulièrement bien les latrines de l’abbé et des hôtes de la bonne société accueillis dans l’ancienne abbaye: elles ont été fouillées en 1921/22 et ont livré un riche matériel archéologique s’insérant dans une fourchette chronologique allant de 1200 au début du 17e siècle; il est présenté ici pour la première fois de manière exhaustive. (Traduction: Catherine Leuzinger-Piccand).

Summary The collection of walls and buildings, some of which are hidden, which make up the Monastery of Allerheiligen (All Saints) are in large part 900, and in some parts even 950 years old. Scientific examinations of the site began as early as 1902. The first excavations took place prior to the conversion of the former monastery into a museum in the 1920’s. These were followed by large scale studies brought on by renovation works to the cathedral in the 1950’s and to the cloister from 1963–65. Investigations underway since the early 1980’s in connection with plans for a multi-storey carpark at Herrenacker, work undertaken to uncover the south wall of the cloister and the evaluation of excavations carried out in the 1990’s around the storage facilities for cultural objects of both Library and the Museum All Saints led the canton’s archaeologists to review and re-consider the old documentation. Whereas previously interest had centred almost exclusively on church buildings, this time the enclosure i. e. the living quarters and working areas of the monks were included in the research. This led to many new results in the interpretation of the site as a whole, and also insights into the early civic history of Schaffhausen which is closely linked to that of the monastery. The pace and character of construction work and revisions carried out there makes All Saints in the latter half of the 11th and early years of the 12th centuries a unique object for study and a model of the effects of church reforms on building projects in the so-called «monastic century». Within a period of just 60 years, the monastery was completed, then extended and a unique memorial garden added, then a cathedral with a nave consisting of five aisles was started but abandoned at the level of the foundations, and ultimately a new cathedral with a nave of three aisles and largely new cloister were built. The early history of Schaffhausen is closely linked with the Nellenburgers, a noble family which built Castle Nellenburg on top of the Nenzingerberg near Stockach in the early part of the 11th century, and which held the office of governor of Reichenau from 1024–30. It was there, in the monks’cemetery of Reichenau Abbey, that Count Eberhard von Nellenburg built the Laurentius Church around 1035 as the burial place for his family. In 1045, the German king Heinrich III granted him the right to mint coins for Schaffhausen which owed its status to its role as a transport and trading centre for goods on the Rhine. The developing economic performance of the town benefited Count Eberhard in the form of income from taxes and tolls. The trigger for founding the All Saints Monastery was a visit by the Pope 237


in 1049. 15 years later work on the monastery – consisting of a church, atrium, gatehouse with chapels, accommodation arranged in two wings, and a cloister – was finished. The buildings are constructed on a section measuring 60 x 100 feet, which is repeated four times. Above the gatehouse there was probably the Nellenburgers’ residence, occasionally used by the founding family. The oldest remains of Schaffhausen which are still standing are the Chapel of St. Johann, part of the original monastery, and a section of the present south wall of the cloister, in earlier times the monastery’s outer wall facing the Rhine. Though it used to be thought that the cruciform area «Kreuzhof», which was previously called «Rautenhof» due to its diamond shape until more recent studies identified the cruciform design, had been part of the original layout, the new studies have shown that it was only added at a later date when the small monastery was extended to become the stately burial place of the monastery’s founder. Other elements of the extension were a west tower, the re-design and construction of the eastern section of the cathedral with the external crypt as burial place of the founding family, two central structures and a church with three apses as the funeral chapel for valued associates of the family(previously«Urständkapelle»).The church and chapels of this unique garden of remembrance form the corners of a cross and are referred to in documentary sources as chapels arranged in the form of a crucifix, contained within a circle. The crypt was established in a second phase of building work. On the south side, an access to the cathedral was installed for the monks, whilst on the north side a covered arcade was created as an access for the townspeople. A further element in the extensions undertaken after 1064 were the east wing of the cloister which included the chapter house, used by the monks for consultations and discussions, a heated room which served as a meeting place and for work, and the shared dormitory on the upper storey. At the end of this wing was the monks’ latrine. Samples of faeces have revealed that the monks’ diet included trout, perch, pike, as well as other fish, purslane as salad, and grapes and cherries. Moss was used as «toilet paper». Other additions to the complex included in due course a covered well, further buildings set into the west side of the cloister, and a dwelling near the gatehouse. This latter was used either to accommodate guests or for lay brothers who took over the physical work from the monks. In 1067 Count Eberhard strengthened his positionofauthorityafterthe granting of hunting rights by King Heinrich IV and a charter for the monastery granted by Pope Alexander II. After 1075 Eberhard became a monk, entered the monastery he had founded and died in 1078 or 1079. Towards 238

the end of his life he witnessed the start of the socalled «investiture struggle» in which the church attempted to assert itself as an independent power against the secular authorities. The Pope now claimed the sole right to appoint bishops, abbots, and other officers of the church. Count Burkhard von Nellenburg, Eberhard’s son and heir, acquiesced to the papal demands. In 1080 he gave up his entitlements to the monastery, and the considerable lands which belonged to it. He retained his secular office as governor, however. Having signed over his father’s creation to the Pope, he persuaded Abbott Wilhelm from Hirsau to come to Schaffhausen with a number of monks to reform the monastery. As a result of the reform, and under the leadership of Abbot Siegfried, the Schaffhausen monastery grew in stature and experienced a period of considerable growth. Many converts entered the monastery as monks or nuns. The Convent of St. Agnes was set up under the same supervision just 250m from the monks’site. Eberhard’s wife, Ita, was involved in the establishment of the convent. Traces of these buildings dating from the late 11th and early 12th centuries have also recently been discovered by archaeologists. It was also around this time that the town’s parish church, St. Johann, was renovated and extended. In addition, the town was secured by the construction of a wall and ditch around it, with a wall of earth and stone completing the defences towards the Rhine. By around 1090 the Nellenburgers’memorial garden had served its purpose. The north side was demolished to create space for a new church. This was designed in such a way that the original church could continue to be used whilst work on the new one was underway. The new cathedral was intended to be a construction unique in the German world of the time, and boasting a nave with five aisles. The source of the design is to be found in Cluny, as it was for the previous building projects at All Saints. Several reference points are traceable to descriptions in Liber Tramitis which, it is generally accepted, portrays the monastery Cluny II in Burgundy. The grand design was halted at the level of the foundations due to various disputes around 1090 resulting from the change in ownership of the site. These conflicts escalated so severely that Abbot Siegfried acquired a monastery in south west France and considered relocating there. The present cathedral with its nave consisting of three aisles stands on the foundations of the abandoned grand design. The present building displays a simplicity typical of the reforms emanating from Hirsau, and is the first project to follow completion of the Church of St. Peter and St. Paul, located in Hirsau to the west of Stuttgart, which was started in 1082 and


consecrated in 1091. Thus, the building at All Saints bears witness to the reforms of 1080 and the change from Cluny to Hirsau around just 13 years later. The cathedral bears the hallmarks of two different builders’styles which are clearly recognisable in the buildings themselves. The older construction work includes a chamfered plinth and large corner stones. This is found in the lower parts of the east section which has an original apse, and also in the west wall of the nave. The newer work displays plinths which are stepped and the corners are constructed from smaller limestone blocks. This is found in the long sides of the nave and the upper parts of the east section with the rectangular choir. The limestone sections also contain the first examples of layers arranged as ears of corn or in an herringbone pattern, which is also to be found in the new buildings of the cloister constructed towards the end of the 11th century. Dendrochronological dating has confirmed the impressions given by the stonework. In the roof space above the choir-arch, shingles from the roof of the apse are set into the gable. These belong to the older building works. Four have been dated back to the 11th century; one of them with a dull edge dates from 1095. Monastic records show that Abbot Siegfried, who had started the construction work, was buried in this part of the unfinished cathedral following his death in the autumn of 1096. Siegfried’s successor, Abbot Gerhard, enjoyed little success and after little more than a year he joined the first crusade. As a result, the Abbot’s chair remained unoccupied for more than a year. Count Burkhard von Nellenburg gave up his role as governor of the monastery and was succeeded by one of his nephews, Count Adalbert von Morisberg. He, however, pursued his own interests which included extracting material benefit from his office. The monks tried to win his favour and persuade him to accept his duty to defend the monastery by organising a procession. The governor was not persuaded and his men set about the monks, beat them, and drove them off. In this account of events dating from 1098, the governor’s residence is mentioned. Archaeological evidence suggests this was located at the Upper Gate (Obertor), the highest point within the city at the time. In 1099, Adalbert von Messingen, a nobleman from a southern German family, was elected to the post of Abbot. Both documentary reports and archaeological evidence point to a break in the construction works and, illustrated by the different styles visible in the buildings, to the use of different artisans. Dendrochronological tests can also be carried out on the newer phase of construction. The south wall of the cathedral, which could only be erected after the old cathedral had been demolished, supported joists for the cloister

roof. The dates of felling for the five timbers examined range from 1099 to 1106. The date on which the cathedral was consecrated is not known but is thought to have taken place in the early years of the 12th century. Under Abbot Adalbert, whose buildings still continue to characterise the current appearance of All Saints, the monastery flourished once again. Under his supervision, the cathedral was completed, and in addition a very large outer hall was built mainly for the purposes of the lay brothers. Moreover, most of the accommodation and buildings around the cloister, which itself had become four times bigger than previously, were reconstructed. The wings to the south, which houses the refectory on the ground floor, and to the east were also designed so that the buildings they were to replace could be used until the new quarters were finished. The Chapel of Mary, today part of the Chapel of St. Anna, was joined, to the east, to the chapter house where the Schiller bell is located. The Chapel of Mary was the burial church for the monks’ cemetery. The graves extend eastwards from the cathedral and lie under the present town library. On the west side of the site, the old abbey became the Abbot’s residence, and a wall was built enclosing the monastery. Count Burkhard von Nellenburg died in 1101 or 1102. Like his mother, he was laid to rest in the Nellenburgers’ tomb in front of the cathedral’s altar. The remains of his father, Eberhard, had also been transferred from the crypt, when it was closed, and re-interred in the tomb in the cathedral. Their tombstones are today to be found in the Chapel of Eberhard, whilst the unique plaque dedicated to the memory of the couple which founded the monastery, and their six male children, can be seen in the Chapel of St. Johann. In the years following Burkhard’s death, there was a series of conflicts, at times violent, with groups of noblemen. The monastery did not always emerge from these victorious. In 1120, Schaffhausen was attacked by the young Konrad von Zähringen and the Abbot was forced to surrender in order to save both town and monastery from destruction. Over time, and following a number of interventions, at some of which Archbishop Bruno of Trier, a nephew of Burckhard, brought his influence to bear, the issues were finally resolved. Abbot Adalbert died after 1131. Little is known about his successors. The newly completed complex was then further extended in the second half of the 12th and firsthalfofthe 13th centuries. Some of these buildings still remain: the infirmary and novices’ quarters, now part of the clergy dwellings at the Kräutergarten, the cathedral tower, the chapels of Erhard and Michael, the loggia in the old abbey and the music school, probably the house of the Beguine community established shortly before 239


1230. This community of women was organised along the lines of the lay brothers. They took on the charitable work of the monastery and received, in return, financial and spiritual support from the abbey. A final addition was a new gate, whose remains are probably concealed in the walls near the new abbey. Towards the end of the 13th century, All Saints was deep in debt. This continued to be the case for some time, whilst the town grew in stature and influence at the expense of the monastery. It was only the last Abbots who tried to re-connect with the past. New dendrochronological data show clearly that a new era of financial prosperity had arrived. This was manifest not only in the monastic buildings at All Saints, the town’s parish church – the Church of St. Johann – and the monastery of St. Georgen in Stein am Rhein, but also in a series of further public buildings in the region. The buildings supervised by the last five Abbots have, in large part, survived. In 1431, a second storey, containing a banqueting hall in the west wing, was added to the old abbey. In 1465, the cooperage, complete with wine-cellar, was erected in Klosterstrasse. Today this is used as a store by the police. In 1484 the new abbey was erected with the gatehouse to the monastery serving as living and office quarters for the Abbot. Today, it is a police station. In 1496, the south

240

range was largely re-built and raised in height. The gothic south wing of the cloister, the winter refectory developed as a heated panelled chamber located on the first floor, and the attic area, which houses the natural science department of the museum, are all worthy of note. Finally, there are also the Chapel of St. Anna, built in 1521/22 and adjoining it the new monks’ quarters with individual cells. These accommodate administrative offices and a concierge, and were renovated in 1997/98. These late-gothic buildings are in part the result of a papal bull issued by Pope Eugen IV in 1439. This permitted the use of individual cells instead of communal dormitories, and raised the status of the lay brothers to that of the monks. This also led to changes in the utilisation of the accommodation. Building works finally came to a close following the transformation of the abbey into a provostship in 1524, and the Reformation in 1529. The later uses of the facilities and more recent changes are touched on in this book. The latrines of the Abbot and more privileged guests in the old abbey tell a revealing story. The latrines were excavated in 1921/22 and have provided a rich source of finds dating from 1200 to the early part of the 17th century. This is the first time they have been presented in full detail. (Translation: Philip Lucas).


Anmerkungen

Bänteli 1 2

3 4 5 6 7 8 9

10

11 12 13

14 15

16 17

18 19 20

21

22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33

34

Reinle 1968, 333, 341, 189. Briefe von H. v. Waldkirch und K. Sulzberger an den Stadtrat, vom 23.– 29. März 1922 im Stadtarchiv Schaffhausen, C II 58.21. Roland Hofer und Hans Lieb sei hier für ihre Unterstützung gedankt. Gallmann 1994. Hecht 1928, 269; Schib 1972, 33ff.; Guyan 1979, 152ff. Gamper 1994b, 31–41. Edition Rüeger 1884, Baugeschichte dort 242–254. Guyan 1979, Taf. 1. Das Zusammentragen sämtlicher Grabungsunterlagen förderte sehr viel zum Teil unbeachtetes und unbearbeitetes Material zu Tage: Im Museum zu Allerheiligen, im städtischen Hochbauamt, im Stadt- und Staatsarchiv, im Eidgenössischen Archiv für Denkmalpflege in Bern, beim ehemaligen Museumdirektor Walter Ulrich Guyan, bei Rolf Wessendorf, Fotograf, bei Ernst Sulzberger in Merishausen, einem Verwandten des ehemaligen städtischen Konservators, beim Atelier Berti, Kohler & Wyss in Zürich, bei Markus Bolli, einem ehemaligen Studenten von Hans Rudolf Sennhauser. 1902/03 und 1907/08: Pläne und Photos im EAD; Rahn 1902/03 und ders. 1906/07 in: Gesellschaft für die Erhaltung historischer Kunstdenkmäler, Jahresbericht 1906/07, 31–33. Fotos und Fotoalbum im MA. Fotos; K. Sulzberger, Die Gräber der Stifter, SHBG 10, 1925, 114 –123. Fotos, teilweise im Archiv E. Sulzberger, Merishausen; Grundrissplan M. 1:50 und zum Teil steingerechte Skizzen des aufgehenden Mauerwerks in den Schnitten M. 1:100 im MA; Tagebuch und Aufnahmebücher von K. Sulzberger (= Ab.), blaues Skizzenbuch und Bericht von J. Zemp mit kolorierten Grundrissplänen vom 13. März 1924 im Stadtarchiv, C II 58.21. Aufnahmeplan M. 1:50/1:10 im MA. Kolorierter Grundrissplan M. 1:100; Fotos; Hecht 1928; Reinhardt 1928. Akten Kantonsarchäologie. Fotos, kolorierter Grundrissplan vom 14. März 1938 (Kräutergarten), Grundrisspläne M. 1:100 (Konvikt) im MA; Sulzberger 1938. Bericht R. Frauenfelder SN 11.5.1942. Fotos und Bericht P. Ulmer im Stadtarchiv C II 58.22.04. Steingerechte Pläne und Profile M. 1:20, Massaufnahmen und Fotos im Stadtarchiv C II 58.20.04, Akten Staatsarchiv; Drack 1953 (steingerechter Plan Abb. 1, südlich des Chores unvollständig, ohne Aufnahmeplan 52. Das Fehlen eines Vermessungsnetzes führte zu Messfehlern im Bereich der Vierung). Steingerechte Pläne M. 1:20, Massaufnahmen und Fotos im Stadtarchiv C II 58.20.4; Akten im Staatsarchiv; Drack 1957 (Steingerechter Plan Abb. 1 nördlich und westlich der Münstervorhalle unvollständig ohne Aufnahmepläne 70A und 90). Steingerechte Pläne M. 1:20, Fotos; Guyan 1979. Akten, Pläne M. 1:20 und M. 1:1 und Fotos im Stadtarchiv C II 58.20.04. Fotos, Bericht Kantonsarchäologie. Steingerechte Pläne M. 1:20, Fotos, Bericht M. Bolli. Steingerechte Ansicht M. 1:20, Fotos, Bericht. Plan M. 1:100, Tagebuch Kantonsarchäologie. Steingerechte Pläne M. 1:20, Fotos, Tagebuch Kantonsarchäologie. Steingerechte Pläne M. 1:20, Fotos, Tagebuch Kantonsarchäologie. Steingerechte Pläne M. 1:20, Fotos, Tagebuch Kantonsarchäologie. Steingerechte Pläne M. 1:20, Fotos, Tagebuch Kantonsarchäologie. Frauenfelder 1951, 77, Abb. 73. Grundbuchplan 124, M. 1:200, Meliorations und Vermessungsamt des Kantons Schaffhausen. Im neuen Plan sind alle Koten auf die Meereshöhe umgerechnet. Grabungen Sulzberger ± 0.00 = 391.47 (sichtbare Markierung im Höfli);

35

36

37

38

39

40

41

42 43 44

45 46

47 48 49

50 51 52 53

54

55 56 57 58 59 60 61 62

63 64 65 66

Münstergrabung ± 0.00 = 391.82 (Grundplatte südwestlicher Vierungspfeiler); Kreuzganggrabung ± 0.00 = 391.86 (Türschwelle Münsterquerschiff-Kreuzgang). Besonders im nördlichen Kreuzgangbereich: Guyan 1979, 166, Abb. 16 und Taf. 1. Aus Gründen der Lesbarkeit haben wir im neuen, steingerechten Plan darauf verzichtet, den vollflächig dokumentierten und publizierten Boden im Münsterschiff in den Gesamtplan zu übernehmen. Drack 1953, 3 Abb. 2, und ders. 1957, 16 Abb. 2. Die originalen, im M. 1:20 reingezeichneten Münsterpläne von Wolfgang Müller sind übernommen und wo nötig ergänzt worden; alle andern Aufnahmen wurden neu reingezeichnet. Dass Klosterarchäologie noch heute fast ausschliesslich Kirchenarchäologie ist, stellt auch Sennhauser 1996a, 7 in seinem Vorwort zum Forschungsstand fest. Teilnehmer Katharina Bürgin, Peter Eggenberger, Rudolf Gamper, Hans Rudolf Sennhauser, Matthias Untermann und Alfons Zettler. Sie alle haben viel zu dieser Arbeit beigetragen und ich bin ihnen zu Dank verpflichtet. U. a. Hecht 1928, Taf. 181; Sulzberger 1938; Guyan 1979, 156, 181 und dazu die Wertung Zettlers, 1988, 245, Anm. 276. Vgl. z. B. Binding/Untermann 1985, 49ff.; Jacobsen 1992; jeweils mit der älteren Literatur. A. Zettler, Der St. Galler Klosterplan. Überlegungen zu seiner Herkunft und Entstehung, in: P. Godman/R. Collins (Hrsg.) Charlemagne’s Heir, Oxford 1990, 654 – 687, bes. 673ff. Zettler 1988, 126. Ebd. 123. Zu den Nellenburgern auf der Reichenau Zettler 1988, 118 –128 und Hils 1967, 58, 106ff. Unten, Zettler S. 146ff. Erdmann 1993, 22. Zettler 1988, 249. Zu den Reformbenediktinern des 10. und 11. Jh.: Zimmermann 1973, 12ff.; vgl. auch Binding/Untermann 1985, 94ff. Reinle 1968, 333. Zimmermann 1973, 4. Dinter 1980 zur Herkunft XXXVIIIff., zu den Bauten XLVIIf. und Text 203 – 206; Braunfels 1969, 66–110 und Text 289–292 mit Übersetzung. Unten, Gamper S. 133ff. Migne 1880. Reimann 1991, 101f. und Anm. 15. Butz 1994, 66. Ein erster Vergleich mit den Hirsauer Constitutionen zeigte bezüglich der baulichen Gegebenheiten keine Anpassungen auf die Schaffhauser Verhältnisse. Die Textstellen, in der die Altäre genannt werden, sind deckungsgleich (Migne 1880, 1017f./Schaffhausen, 83f.), genauso auch die Textstellen mit der Wasserleitung, an deren Stelle in Schaffhausen Sodbrunnen vorhanden waren (Migne 1031D/Schaffhausen, 102; 1033B/103, 1116C/206). Zum übereinstimmenden Wortlaut bezüglich der Klausur in den consuetudines von Cluny und Hirsau auch Binding/Untermann 1985, 118f. Auf eine mögliche Beziehung von Allerheiligen zu Cluny hat Gamper 1994a, 24 hingewiesen; anders Kleiber 1996, 146, Anm. 42. S. 25ff., 42ff., 60ff. Tremp 1997, 11. S. 42f. und Abb. 46. Schwineköper 1981, 249. Schib/Schib 1965, 16, nach Baumann QSG 3, 140. Hils 1967, 68 und unten, Gamper S. 131f. Schib/Schib 1965, 8. H. Kläui 1980, 185 –188, anders Hils 1967, 19 und Sennhauser 1993, 91, Anm. 78. Unten, Zettler S. 148. Sennhauser 1993, 90–93. Unten, Gamper S. 129f. Unten, S. 107 und Zettler S. 154 zur nellenburger Mühle in Ramsen. Unten, Rehazek S. 219f.

241


67 68 69 70 71 72 73

74

75

76

77 78 79

80

81 82

83

84 85

Unten, S. 87. Tb. 49–52. Gallmann 1994, 25. Schudel 1986, 1490. Guyan 1979, 165, Abb. 14f. Unten, S. 39f. Reinhardt deutete sie als untergeordnete Treppentürme zu einem Zentralturm. Weil dieser eine spätere Zutat darstellt und zum Bau II gehört (S. 37f.) handelt es sich um eine Doppelturmfassade. H. Reinhardt, Das erste Münster zu Schaffhausen und die Frage der Doppelturmfassade am Oberrhein, ASA 37, 1935, 241–257, bes. 244. Dia 00/42/744–751. Gleicher Befund im 11. Jh. in der Stadtkirche St. Johann I und II: Bänteli 1990, 24 und 33. Ebenfalls auf der Reichenau, dort bereits seit dem späten 10. oder frühen 11. Jh. nicht mehr ausgeführt (Zettler 1988, 274) und in der Säckinger Krypta (F. Schmaedecke, Archäologische Untersuchungen am Säckinger Münster 21–51 bes. 47, in: Fridolinskult und Hammerschmiede, Archäologische Informationen aus Baden Württemberg 31, 1995. Neue Befunde in der 1997 untersuchten Kirche des Schafffhauser Agnesenklosters: Der Mörtelgussboden des 12. Jhs. ohne Ziegelschrot wird überlagert von einem mit Ziegelmehl geröteten Mörtelgussboden (unten, S. 52); gleicher Befund auch beim südlichen Annex an die Münsterkapelle (unten, S. 76f.). Nur rudimentär untersucht: Foto 37/20, 37/26–31 und Fotos Bührer (o. Nr.). Guyan (1979, 165 Abb. 16) rekonstruierte nach Hecht (1928, Taf. 190/1) vier Arkaden, deren Pfeiler irrtümlicherweise zur Hälfte über die Spannmauer hinaus, auf dem Mörtelgussboden stehend eingezeichnet sind. Knöpfli (1960, 69) rekonstruierte bereits richtig fünf Arkaden. Knöpfli, 1952, 199ff. und Abb. A und B. Die Arkaden sind dort mit Kalksteinen aus dem Schaffhauser Allerheiligenbruch gemauert. Dieses Juragestein kommt aber östlich von Schaffhausen nicht mehr vor. Weil sowohl der Steinbruch als auch die Wagenhausener Kirche direkt am Rheinufer liegen, liess sich das Steinmaterial mühelos auf dem Fluss transportieren. Knöpfli (1952, 215) vermutete die Herkunft der Steine aus dem sicher jüngeren Steinbruch im Mühlental. Unten, S. 32, 42 und Abb. 46. Knöpfli 1952, 218; Putze 1991, 38f., Abb. 24 und 484. Beim Münster I 1,1 m; Stadtkirche St. Johann II 1,2 m, das Aufgehende 0,85 m (Bänteli 1990, 31, Abb. 40 und 43); Hirsau-St. Aurelius 1, 2 m, das Aufgehende um 0,85 m (Hirsau 1991a, Beilage 1); in Wagenhausen beträgt das Aufgehende noch 0,72–0,78 m (Knöpfli 1952, 215). Die Lage lässt an Personen aus dem Umkreis der Stifterfamilie denken; fehlende Beobachtungen zur Stratigraphie verunmöglichen aber eine sichere Zuweisung zum ersten Münster, Guyan 1979, 166f. und Abb. 18. Er interpretiert die westliche Steinkiste nach dem St. Galler Klosterplan als Reliquienbehälter des Kreuzaltars. Bänteli 1990, 33; Putze 1991, 39ff., Abb. 19–24. Dazu F. De Quervain, Gesteinsarten an historischen Bau- und Bildwerken der Schweiz. Aufzeichnungen 1954–1982. Band 2, Basel/ Schaffhausen, 127–137. Zu überprüfen wäre deshalb die Feststellung von Knöpfli (1952, 230) für Wagenhausen, dass roter Sandstein dem Gründungsbau völlig fremd sei. Auf der Reichenau setzte sich der vorwiegend rote Buntsandstein aus Baar und dem Schwarzwald im 10. Jh. durch (Zettler 1988, 274). Unten, S. 21. Aus dem südlichen Obergaden des heutigen Münsters sind 1932 bei Entfernung des hölzernen Rundbogenfrieses von 1855 die MA 6977– 81 (Freivogel 1977, Abb. 3. 2. 37) geborgen worden; in einer Fensterleibung am gleichen Obergaden wurden 1955 drei Steine dokumentiert (Abb. 9). Ein weiteres Fragment war im Ostfenster von 1854 des Chores verbaut (AWM. 62 und 63a). Schliesslich fand sich MA 18303 beim Abbruch der Westfassade der alten Abtei 1936. Die Spolien sind zum Teil ausgestellt im MA/Erhardskapelle oder befinden sich im Steinmagazin des MA am Platz. Sie alle sind eng verwandt mit Beispielen aus Hirsau (Kummer 1991, 203 und im gleichen Band die Abbildungen auf den Seiten 228/9). Von roten Sandsteinspolien durchsetzt ist auch die östliche Abschlusswand im Dachraum über dem südlichen Münsterseitenschiff. Neben den Kämpfern von Romainmôtier (Meier 1996, Abb. 56f.) liegt auch hier im Reichsgebiet eine ältere Verwendung von Schachbrettmusterung vor, als Müller (1992, 244) postuliert, der Hirsau-St. Peter und Paul an den Anfang stellt. Für die Zugehörigkeit des Würfelkapitells zum ersten Münster und seinen Umbauten gibt es hingegen keine Beweise, wie dies bereits Strobel (1973, 34 – 36) richtig festgestellt hat; in der Aureliuskirche kommt es

242

86

87 88

89 90

91

92

93

94

95

96

97

98

99

100 101

bereits vor (Putze 1991, 38f., Abb. 17–20; zur aufgegebenen Umbauthese E. Schmidts: 44). MA 5030 (Freivogel 1997, Abb. 3. 2. 39) weist das Schaffhauser Würfelkapitell als Altfund aus, welches vor den Grabungen von 1921– 23 gefunden wurde und offenbar aus den Kreuzgangmauern stammt. Kleiber (1996, 140f. mit Anm. 14 und 152f.) ignoriert diese Feststellung und weist das Würfelkapitell erneut dem ersten Münster zu. Als Beleg führt er Sulzberger Tb. 23 an: «In der Ecke zwischen Johanneskapelle und Kaminraum wurde ein Säulenstück mit Schaft und Würfelkapitell gefunden (wohl von einem Portal)». Eine Zuordnung zu einer bestimmten Bauphase lässt sich daraus nicht ableiten. Auch in der Münstergrabung wurde roter, z. T. auch grauer Sandsteinsplitt in den Bauniveaus festgestellt. Sie liegen dort aber immer auf Planieschichten, bedingt durch die jüngere Zeitstellung (Drack 1953, 20; 1957, 26). Gp 204 und 205. Foto 39/33. Ein Umstand, den Guyan (1979, 175, Abb. 33) merkwürdigerweise negiert, möglicherweise beeinflusst vom Brunnen, der ohne kirchenseitigen Umgang zentral liegen würde, der aber nicht hierher gehört und später zu datieren ist (S. 69f.). Vielleicht auch aus der gängigen Meinung heraus, dass beim Atrium im Unterschied zum Kreuzgang der vierte Flügel vor der Kirchenfassade fehle; so auch Schütz/ Müller 1989, 50. Guyan 1979, 175 und Abb. 32. Foto 39/11–19. Tb. 53 erwähnt die Entfernung dieser Basis (MA 6946), jetzt im Steinkeller MA am Platz. Abgebildet bei Hecht 1928, Taf. 198.e, rechts. Eine einfachere Ausführung zeigt die Aureliuskirche (Putze 1991, 38, Abb. 17). Guyan (1979, 168): «Nach Sulzberger [gemeint ist Hecht] öffnete sich die Vorhalle in drei Arkaden gegen das Atrium, wobei von der Nordarkade in situ eine Basis mit Säulenstumpf erhalten war», basiert auf der hypothetischen Rekonstruktion von Hecht (1928, 283 und Taf. 192a). Tb. 18: «… fand sich an der Westwand des Kaminraums [Ostwand Johanneskapelle] ein Sockel …». Sulzberger 1926, 139. Tb. 25: «Man versuchte das östlichste romanische Fenster auf der Loggia zu durchbrechen, stiess aber auf das Mauerwerk des Kreuzgewölbes. Es muss dieses jünger sein als die romanischen Fensterchen …». Tb. 34: «In der Loggia an der Südwand der Johanneskapelle zeigen sich zwischen den kleinen Rundbogenfensterchen noch Spuren eines weiteren einstigen Rundbogenfensters». Der Achsabstand beträgt 2,35 m; das Lichtmass 0,61x1,06 m. Tb. 35: «Der Gewölbegurt verdeckt den Scheitel der Apsis. Hinter diesem Gewölbegurt sieht man Reste von Wandmalereien, die vielleicht rings um die Apsis gingen». Die Malereien sind abgelöst worden und heute an der Südwand dieser Kapelle als Präparat aufgehängt. Zu den Malereien in der Johanneskapelle: J. u. K. Hecht 1949, 55 –60 und dies. 1979, 237– 239. Tb. 34f.: «In der Johanneskapelle zeigte sich im Chor an der Altarstelle eine kleine in die Mauer gehende Apsis, die flach zugemauert war (S. 77). Das Ausfüllmaterial ist Kalkbruchstein, einzelne Sandsteinstücke und schlechter Mörtelverband. … Die Apside ist vollständig verputzt. Unter dem Verputz ist ein schöner Bruchsteinbogen und die Steine haben Fugenstrich». Erneut beobachtet bei einer kleinen Restaurierung 1997. Ab. I, 16–17; Fotos Sulzberger; Hecht 1928, Taf. 185. Eine rote Linie markiert die Grenze zwischen Original und Rekonstruktion. Hecht 1928, Taf. 187a. Tb. 35f.: «In der Johanneskapelle wurde der Podest auf dem der Altarsockel steht nach der Tiefe verfolgt. Bis zu diesem Sockel geht der alte Mörtelboden, wie er sich vor dem Chor gezeigt hat. Der Podest geht tief hinunter und besteht aus Mörtelguss mit Kiesel». Wäre das Fundament älter als die Johanneskapelle, kann es keine ältere Klosterabschlusswand sein, weil mindestens die nördliche Frontalkapelle mit dem Atrium im Verband steht, wie eine Sondage 1998 zeigte. Möglich wäre auch eine jüngere Zeitstellung, also eine nachträgliche Vormauerung von Kapellenfundament und Altar als Spannmauer zum nachträglich eingebauten Gewölbe des 12. Jhs. Dagegen spricht aber die Situation bei den westlichen Gewölbepfeilern, die 1922 untermauert werden mussten, «weil sie bis jetzt nur auf Schutt standen» (Tb. 60). Schaffhauser Tageblatt Nr. 279, vom 26. November 1924. Tb. 38: «Zwischen Johanneskapelle und dem parallelen Fundamenttrakt


102

103 104 105 106 107 108

109

110

111 112

113 114

115 116 117 118

119 120

121 122 123

124

125 126 127

128

129

130 131

wird die Erde ausgehoben, ebenso im Fundamenttrakt selber, wo die östliche Fundamentmauer mit Altarabsatz u. Apsis freigelegt wird und ebenfalls der Mörtelboden noch zum Vorschein kommt». Pestalozzi (1928, 267), der sich auf Angaben von Sulzberger stützen konnte (vgl. ebd. 275), schreibt: mit «erneuerter nischenförmiger Apsis» eine Angabe, ihre Richtigkeit vorausgesetzt, die für ihre länger fortdauernde Benutzung sprechen könnte. Tb. 59: «Zwischen den beiden Kapellen des ersten Münsters zeigen sich Spuren des einstigen Tores in Form von Fundamentresten, die deutliche Schlüsse auf Schwelle und Pfosten schliessen lassen». Reinhardt 1928, 37 als einzige Quelle dazu. Tb. 29f. Tb. 30, 36 und 38. Entgegen den Feststellungen von Hecht (1928, 284). Unten, S. 25. Beispiele von gering nach Osten verschobenen Klausurflügeln bei Untermann 1996, 243. Tb. 43, 45f. und 70; Gp. 170. Ein Rechteckfenster in diesem Giebelfeld ist aufgrund des Gewändes eine spätere Zutat, der Aufnahmeplan von Sulzberger fehlt leider. Davon stammt der Sockel im Kreuzgangwestflügel. Zur Bebauung des 19. Jhs. Hauser 1996, 366ff. Ab. II, 16. Ab. I, 53, i. L. 0,41x0,75m, Bankhöhe 392.91. Zerstört 1922 beim Verschieben der gotischen Türe an die heutige Stelle. Unten, S. 95. Gleiche Fensterformen finden sich in dieser Zeit auch in St. Emmeram: F. Ahrens, Das Kloster St. Emmeram in Regensburg. Seine Anlage und Baugeschichte im Mittelalter, in: Quellen und Forschungen zur Geschichte des ehemaligen Reichsstiftes St. Emmeram in Regensburg. Kallmütz 1961, 185–273 bes. 218ff. und Taf. 14 (= Thurn und Taxis Studien 1). Ab. II, 30 und 33. Ab. II, 34, Bankhöhe 392.10. Unten, S. 69. Henking 1889, Taf. 1. Aufnahmeplan M. 1:50 Keller & Leemann 1926, im MA. Ab. II, 28–29. Ganzer Flügel vor Bau der Turnhalle: Henking 1889, Taf. 1. Aufnahmeplan von O. Vogler 1915, Schnitt 3, M. 1:100 im MA: EG Boden Kote 390. 64, (die Schwelle der zugemauerten gotischen Türe auf 391,03 zeigt, dass der Boden erst neuzeitlich abgesenkt worden ist), bzw. 390.24 südl. Raum. Boden 1.OG 393.90 (untere Balkenlage), entsprechend Südflügel 393.85. 2. OG 397.59, entsprechend der im Südflügel auf 397.20 erhaltenen Maueroberkante. Zur Balkenlage im Obergeschoss Tb. 29: «… besteht die Decke aus unregelmässig gelegten Eichenbalken, die zum Teil gebrochen sind». Rüeger 1884, 245. Henking 1889, Taf. I. Darstellung Harder MA B 5136. In Form und Lage entsprechende Fenster sind auch im südlichen Chornebenraum der Stadtkirche Stein am Rhein belegt: Bänteli 1993b, 247. Henking 1889, Taf. I; Foto von C. Heller vom 16. April 1936 im Stadtarchiv. Freilegungsarbeiten von 1987. Foto Bührer ohne Nr. Die Zeitstellung des Verputzes ist unklar. Tb. 67: «Unterhalb des alten Kreuzgangniveaus zeigen sich Spuren von Brand (Lehmstücke und rote Kalksteine)». Niveau ca. 390.87, unklar ob der bei Anlage der Kanalisation erhobene Befund zum Südflügel oder zum Kreuzgang gehört. Foto 44/1– 3. Der Befund ist nicht bis zur Sohle ausgegraben und deshalb undeutlich. Weitere Beispiele von Fensterrahmen an romanischen Kirchenbauten finden sich in: Die Denkmalpflege, Berlin, 2, 1900, 56 und 79; Dslb. 15, 1913, 94 und 120; Dslb. 21, 1919, 1; Dslb. 34, 1932, 205. Auch F. V. Arens, Entdeckungen in der Kapelle des Arnsburger Hofes in Mainz, Mainzer Zeitschrift 33, 1938, 82. Negativabdrücke von Fensterrahmen auch in der Stadtkirche St. Johann II und III, (Bänteli 1990, 34, 44 und Abb. 4 und 40); im Ostflügel der Klausur von Hirsau St. Aurelius, Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1992, 281– 282 und Abb. 198. Dendrolabor BfA Zürich, Mittel 1960. Heute ist der Kreuzgarten durch die Überdeckung der klosterzeitlichen Schichten von bis zu 1,5 m ausgeebnet, wie die Sondagen von 1998 zeigten.

132

133

134

135

136

137

138 139 140 141

142 143 144

145

146

147 148 149

150

151

152

153

154

Im St. Galler Klosterplan sind, flankiert von Zwergarkaden, Durchgänge jeweils in der Mitte aller Seiten zu den axialen Wegen im Innenhof eingezeichnet. Für die Rekonstruktion habe ich mich nur für ein östliches Pendant entschieden; als Vorbild für die Rekonstruktion der Arkaden des Kreuzgangs diente der Kreuzgang von Wagenhausen (Knöpfli 1952, 230ff. und Taf. 65). Ob die Mauerverdickung allenfalls erst im Zusammenhang mit den späteren Umbauten entstanden ist, müsste untersucht werden. Sie sind leider nur nach Fotos als Planie-, Abbruch- und Bauhorizonte, evtl. auch Brandhorizont interpretierbar (Film 43, Dia 00/42/656 – 58, 662, 674 –75, 685). Im Gegensatz dazu liegt der Mörtelboden des älteren Klausursüdflügels I auf einer Kiesplanie, direkt auf dem anstehenden Boden (Foto 44/18, Dia 00/42/717). Beobachtungen von 1980 beim Lifteinbau im Südflügel sowie 1991 und 1995 bei Leitungsbauten in der Baumgartenstrasse. Zur schriftlichen Überlieferung von hölzernen Unterkünften und provisorischen Holzkirchen im Hirsauer Raum: Strobel 1973, 105. Zum Vergleich: Muri Baubeginn 1032 und Weihe 1064 (G. Germann, die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, 5, Der Bezirk Muri. Basel 1967, 223); Hirsau St. Aurelius, Gründung 1049, Baubeginn 1059 und Weihe 1071 (Putze 1991, 13). Unten, Zettler S. 152f. Unten, Gamper S. 132. Unten, S. 33ff. und 42f. Eggenberger 1986, 55ff. mit weiteren Beispielen. Bekannt sind mir nur die Klosterkirchen Sandau bei Landsberg a. Lech in Bayern, aus dem 8. Jh. und Bursfelde/Weser nach 1135, vgl. dazu W. Jacobsen/L. Schaefer/H.R. Sennhauser, Vorromanische Kirchenbauten. Nachtragsband, München 1991, 360f.; Binding/Untermann 1985, 126. Erdmann 1993, 21f. Schütz/Müller 1989, 122 und Toman 1996, 50. Erdmann 1993, 17; Braunfels 1969, 290; Putze 1991, 44; Reinle 1968, 335 und Binding/Untermann 1985, 97; die jeweils festgestellte Ähnlichkeit von Muri mit Allerheiligen beschränkt sich auf den Westteil. Sennhauser 1993, 91f. und 95. Hecht 1928, 286 sah das Atrium zweigeschossig, nach Effmanns Rekonstruktion von St. Riquier/Centula, weil er dort, noch ohne Wissen des erst später entdeckten «Rautenhofes», die schriftlich überlieferten Kapellen im Kreis unterbringen wollte (S. 42). Reinhardt (1949, 127) und Knöpfli (1961, 230) plädierten für eine eingeschossige Ausführung. Ch. Sapin, L’abbatiale de Cluny II sous Saint Hugues, in: Le Gouvernement d’Hugues de Semur a Cluny: Actes du colloque scientifique international, Cluny, septembre 1988. Cluny 1990, 435 – 460, bes. 441ff. und Abb. 8. Zur Problematik z. B. Illi 1992, 12ff., Zitat 13f. S. 59, 73. Vor dem Chor in der Erhardskapelle unter einer unbeschrifteten Grabplatte mind. vier Individuen (älter oder zugehörig? Tb. 22f.); ebenfalls in der Erhardskapelle Tb. 38: «Die tiefen, mörtelbodenförmigen Partien dürften … teils Überreste von gemauerten Grabstellen sein, die einst nach der Erstellung der Ehrhardskapelle und vor der Einwölbung des Chores sich hier befunden haben». Regelmässige Störungen im davorliegenden Fundament der westlichen Atriumsmauer (Tb. 24), lassen an plattenbedeckte Gräber denken. Zwei übereinanderliegende Skelette fanden sich vor dem westlichen Pfeilerfundament des Kaminraumes (Raum 81, östlich Johanneskapelle, Tb. 23 und 30f.), während vier beieinanderliegende Schädel bei der Treppe im Höfli wohl bei einem der vielen Umbauten zum Vorschein gekommen sind und an sekundäre Bestattung denken lassen (Tb. 11). Tb. 29: «Westlich ist die Mauer in der nördlichen Hälfte sehr breit. In der Westfassade ist ein Viereckraum ausgespart (Turm)». Reinhardt (1949, 130) vermutete im Erdgeschoss Sakristeien zu den Kapellen und sah die Obergeschosse als Campanile. Diese Rekonstruktion entstand gemeinsam am Treffen vom 4. Juli 1998 (Anm. 38) und wurde durch H. R. Sennhauser initiiert. Eine entsprechende Situation findet sich in Müstair: Treppenanlage zum Obergeschoss bei der Ulrichs-/Nikolauskapelle, J. Zemp/R. Durrer, Das Kloster St. Johann zu Müstair in Graubünden, Genf 1906 –1910, 43. Erdgeschosshöhe nach Johanneskapelle ca. 4,5 m, d. h. Kote 395.80; ergibt bei 18–20 cm Steigung 22 – 25 Stufen, davon etwa 2/3 im gemauerten Bereich möglich. Ähnliche Situation mit Holztreppen in den Seitenschiffen im 12. Jh. im Westbau der Stadtkirche Stein am Rhein, Bänteli 1993b, 248ff.

243


155

156 157 158

159

160 161 162 163

164

165 166 167 168

169 170

171 172 173 174

175

176 177

178

179

180

181 182 183 184

185 186 187

Nach der Erhaltungshöhe des Obergeschosses der Johanneskapelle etwa Kote 397.00. Ein mögliches Indiz zur ehemaligen Traufhöhe auf Kote 398.90 liefert eventuell der Materialwechsel von Kalk- zu Sandstein in der Südwestecke V (unten, S. 78 und Anm. 694/5). Unten, S. 74. Unten, S. 50. Tb. 20 und 22: «Unter der Loggia entpuppt sich das westlichste Loch als alte Cisterne, die später viereckig eingefasst wurde. Das östlichste Loch ist eine alte Kalkgrube … die in der ersten Hälfte des XIX. Jhs. aufgefüllt wurde. Die Cisterne ist ebenfalls mit Ausfüllmaterial des XIX. Jhs. eingedeckt». Braunfels 1969, 290. Binding/Untermann 1985, 63f. und 118, nach Migne 1880, 1067C. Zur Armenfürsorge Schreiner 1991, 77ff. Braunfels 1969, 289f. Braunfels 1969, 290. Guyan (1979, 178) legte in der Raummitte, im Kreuzgang ein Sondierloch an, dort zeigt der St. Galler Klosterplan das Lesepult: Die Stelle des Pultes, «… zeichnet sich auf dem Bodenestrich des Refektoriums eindeutig ab …». Seine publizierten Masse (2,6x1,2 m) sind jene des Sondierloches! Die drei im Kreuzgang sichtbaren, neuzeitlichen Rechteckfenster (Beil. 12) könnten an die Stelle älterer, direkt unter der Decke gelegener Öffnungen getreten sein, wie wir sie bereits im Westflügel angetroffen haben. Eine Befensterung gegen den Kreuzgang hin ist nicht auszuschliessen. Braunfels 1969, 290. Unten, S. 68. Piendl 1986, 156ff. und Abb. 4–6. Braunfels 1969, 289f. Die Länge setzt sich zusammen aus 25 Fuss für das Kalefaktorium, 90 Fuss für das Refektorium und 30 Fuss für die Küche; die überlieferte Refektoriumshöhe von 25 Fuss ist wohl nicht als Raumhöhe zu verstehen sondern meint die zweigeschossige Gebäudehöhe. Inklusive Ostflügel II. 100 Fuss werden in der Forschung, die Hildemars Regelkommentar aus dem 9. Jh. folgt, als Normgrösse eines Klosters in dieser Zeit betrachtet. Sie entsprechen aber auch dem ersten Kreuzganggeviert auf der Reichenau und verdeutlichen damit die Bescheidenheit von Allerheiligen I. Dazu Zettler 1988, 267f. 100 Fuss ist auch die Länge vieler Osttrakte zisterziensischer Kirchen, wie Hoegger (1998, 103ff.) nachweist. Zettler 1988, 252f. Zum Forschungsstand Stein-Kecks 1996 und Sennhauser 1996a, 292ff. Zettler 1988, 227 und 255; Braunfels 1969, 289. Abegg 1997, 18f. mit weiteren Überlegungen zur Funktion des Nordflügels. Römische Einzelfunde deuten vorderhand auf Verlagerung oder zeitgenössische Sammlertätigkeit hin. So zwei Leistenziegelfragmente, 1927 anlässlich der Untersuchungen bei der Annakapelle gefunden (MA 6905 und 6905a) und sieben Sigillatafragmente, 1921 im untersten Bereich der hochmittelalterlichen Latrinen in der alten Abtei gefunden (Tb. 26; MA 6234–6238). Unten, Zubler S. 199 und Anm. 1580. Senn in Bänteli/Höneisen/Zubler 1999. Die eine Probe (UZ-1706, vgl. Anm. 1620/22) aus der Holzkohleschicht ergab einen Wert von 1480 ± 55 y BP, d. h. kalibriert 529 – 629; Holzkohle aus dem Rennofen (UZ-3840/ETH–1441, vgl. Anm. 1621/ 22) einen Wert von 1290 ± 60 y BP, d. h. kalibriert 689–825. ASA 1870, 131. Neubearbeitung durch A. Burzler in Bänteli/Höneisen/ Zubler 1999. Für die Interpretation dieses Befundes bin ich T. Bitterli-Waldvogel in Basel zu Dank verpflichtet. 1215 ± 55 y BP, d. h. kalibriert 738–895 (UZ-3842/ETH–1443, vgl. Anm. 1621/22). Akten Kantonsarchäologie Schaffhausen. 1100 ± 55 y BP, d. h. kalibriert 892–992, (UZ-1743, vgl. Anm. 1620/22). Unten, S. 49. Ein grösserer Streubereich der 14C-Datierungen ist auf Grund des Spektrums bei der Kalibrierung und des Eigenalters der Holzkohle möglich. Bänteli 1990, 26; S. 49. Bänteli 1990, 23. Beobachtungen von 1991, in Leitungsgräben für den Wärmeverbund Herrenacker. Der Steinbruch ist deckungsgleich mit dem nordöstlichen

244

188

189

190

191 192 193 194

195

196 197

198 199

200

201

202

203

204

205

206

207

Rand des Kalkfelsens, der sich über den Rhein hin erstreckt und an dessen Südufer noch zu Tage tritt. Die geologische Situation zeigt die Baugrundkarte Schaffhausen M. 1:10 000, bearbeitet von C. Schindler 1982. Gamper 1994b, 9 –11, vgl. auch Hils 1967, 14 und 61, der davon ausgeht, dass das Grundstück nicht grösser als eine Hufe war. Schon Frauenfelder vermutete es hier, an der Furt zwischen Feuerthalen und Schaffhausen, R. Frauenfelder, Die Weihe des ersten Münsters vor 900 Jahren, SN 31. 10. 1964. Bänteli 1994, 89. Westbegrenzung 1994 in Baugrube am Rinkengässchen festgestellt. Rüeger 1884, 370 und Anm. 3. UR 1079. Unten, S. 32. Der Fehler beträgt auf dem Katasterplan im M. 1:200 nur 0,3 – 0,5 m, was für die Qualität dieser Beobachtung spricht! Er liegt nur 1,3 m höher als der Boden des ersten Münsters und belegt das damals in diesem Bereich sehr ebene Gelände. Bänteli 1990, 26 und Abb. 9 und 44. Eine Möglichkeit, die ich schon nach den Ausgrabungen in der Stadtkirche zur Diskussion gestellt habe, Bänteli 1990, 28f. Eine weitere Möglichkeit legt Gamper, unten S. 131 dar. Schib/Schib 1965, 16. G. Binding, «Geometricis et aritmeticis instrumentis», Zur mittelalterlichen Bauvermessung, Jahrbuch der Rheinischen Denkmalpflege 30/31, Köln 1985, 9 – 24, bes. 10, nach A. Bertram, Hildesheims Domgruft und die Fundatio Ecclesie Hildensemensis, Hildesheim 1897, 10 – 12. Schib/Schib 1965, 17. Binding 1993, 348 geht entgegen der älteren Übersetzung von modulus mit «Modell» (Birchler 1960, 162 und Knöpfli 1961, 228) vom Setzen des Grundmasses, des Moduls aus, und stellt 189 (mit Quellen) auch fest, dass die Verwendung von Modellen nördlich der Alpen weder im romanischen noch im gotischen Baubetrieb nachgewiesen sei. Geringe Massabweichungen sind auch damit zu erklären, dass das aufgehende Mauerwerk nur an wenigen Stellen zur Verfügung steht und wir deshalb meistens auf das ungenauer ausgeführte Fundamentmauerwerk zurückgreifen müssen. Beispielsweise das Breitenmass 17,5 m: von der Klosterwestfassade bis zur Ansatzstelle des Klausurwestflügels, von dort bis zum Ansatz des Kirchenschiffes; in der Länge von Atrium mit einseitigem Umgang; in der Ausdehnung des Kreuzgartens. Knöpfli 1952, 206 und Anm. 78 rechnete für Wagenhausen mit einem Fussmass von 34 cm und fragte sich, ob wegen Bauungenauigkeiten nur eine Gesamtlänge von 87 Fuss erreicht worden sei. Nach dem Vergleich mit Allerheiligen entspricht die dortige Gesamtlänge von 29,5 m 100 Fuss; die Breite von 11,8 m 40 Fuss. Conant, 1968, 140ff; Binding 1993, 345f. und 354; K. Hecht rechnet mit dem einheimischen Werkfuss von 32,7 cm, während zum Beispiel in Hirsau der römische Fuss angewandt worden sei (Knöpfli 1961, 442, Anm. 559). A. Reinle, Neue Gedanken zum St. Galler Klosterplan, ZAK 23, 1963/64, 91–109, bes. 94ff., mit einem solchen von 32,16 cm; Knöpfli 1961, 239 und Reinle 1968, 106 mit einem solchen von rund 34 cm, im Gegensatz zum römischen Fuss von 29,57 cm. Dieser häufig vorkommende Wert streut innerhalb eines Bereiches von 29,14 – 29,7 cm (Hoegger 1998, 425, Anm. 343). 60 x100 Fuss in Bern, Aarberg und Büren im Kanton Bern sowie in Fribourg und Arconciel-Illens im Kanton Fribourg. Dagegen 52 x100 Fuss in den nahegelegenen Städten Winterthur und Diessenhofen sowie 50x100 Fuss in Freiburg i. Br. Nach H. Steuer, Freiburg und das Bild der Städte um 1100 im Spiegel der Archäologie, in: Freiburg 1091– 1120. Neue Forschungen zu den Anfängen der Stadt, Sigmaringen 1995, 79 –123, bes. 98ff. Schudel 1936, 50 – 54. Den Beweis für diese These muss die Schaffhauser Stadtarchäologie noch erbringen; man geht aber davon aus, dass die Hofstätten eher eine Besteuerungseinheit bedeuten und weniger eine exakte Vermessung im Stadtareal. Die Unterbringung von 112 Hofstätten von etwa dieser Grösse wäre in der durch Wall und Graben definierten Stadt von 1100 möglich. Ein gutes Drittel der Grundstücke, mehr als wir in der bisherigen Rekonstruktion angenommen haben, läge aber bereits hinter der aus Oberstadt, Vordergasse und Unterstadt gebildeten Hauptstrasse, vgl. dazu Bänteli 1995. Rüeger 1884, 337: «… etliche Hofstatten zu Hüsern ussgeteilt, deren


208 209 210 211

212

213 214

215 216

217 218

219 220 221 222 223

224

225

226 227

228 229

Lengi und Breiti in einem Rodel verzeichnet würt, doch altershalber halb verschlissen und nit durchuss mer lässlich; doch hab ich so vil ersehen könden, dass ietweder Hofstat in semlichem der Herren Boumgarten Hofstat in der Lenge sechzig und in der Breiti vier und zwantzig Schuch geben ward». H. Steuer wie Anm. 205. Zuletzt Meier 1996, 315ff. Guyan 1979, 188 und kolorierter Bauphasenplan zwischen Seiten 171/2. Guyan (1979, 189) erwähnt, dass diese Apsis im Scheitel beidseitig verputzt war. Der äussere Putz ist aber erst nachträglich zusammen mit dem Ausbau der Krypta entstanden, innen war keiner vorhanden. Sein Belegfoto (Abb. 51) stammt von der Südseite des Kreuzgangs, beim an die Latrine angebauten Ofen des Ostflügels II. Sie ist schon den früheren Bearbeitern aufgefallen. Knöpfli (1961, 231) brachte sie in Zusammenhang mit «Widerlagern» für einen Vierungsturm und Guyan (1979, 165) mit der «Aufnahme von grösserem Schub», Reinhardt (1928, 40 und Abb. 5 und ders. 1949, 124, Abb. 3) mit Chorflankentürmen. Als Glockenträger in der Art der schwäbischen Osttürme stellen diese eine regionale Besonderheit im Bistum Konstanz dar, vgl. dazu S. Eck, Die ehemalige Kirche des Klosters Reichenbach an der Murg, in: Hirsau 1991a, 245–263, bes. 257ff. Auch die im späten 11. Jh. von Eberhards Sohn Ekkehard auf Reichenau-Niederzell errichtete Kirche besitzt diese Osttürme; dort tritt der Hauptchor nicht hervor sondern ist mit den Seitenapsiden in einer Flucht gerade geschlossen (Erdmann 1993, 20ff.). Foto 27/34, 34a/0–5 und 34. Foto 37/23 und deutlicher Dias 00/42/734–737 deuten an, wie der Mörtelgussboden im nördlichen Kreuzgang IV gegen Norden ansteigt und möglicherweise im Mittelabschnitt über das ältere Fundament des Querhauses ins Mauerwerk hineinzieht. Oder handelt es sich nur um die Reste des Mörtels vom dort gestörten Boden? Der Befund müsste im Detail nochmals genau abgeklärt werden. Dia 00/42/727–732. Die Befunde müssten am Objekt überprüft werden. Den Hinweis auf die Mitverantwortung der Masseinheit des Vierungsquadrates für diesen Umbau verdanke ich M. Untermann. Foto 28/29. Guyan (1979, 178) brachte diesen Befund mit dem Durchgang von der Kirche zum Kreuzgang in Verbindung, ohne die Niveauverhältnisse des 1,06 m unter dem Kirchenboden gelegenen Grabes zu beachten. Hoegger 1998, 106 mit Beispielen. Schudel 1986, 1511. Foto 29/29a, 34/1; Beil. 3. Aufnahmen in blauem Skizzenbuch, 15, 21 und 22 im Stadtarchiv SH. Er ist verschiedentlich vorgeschlagen und wegen dem bisher fehlenden Nachweis der Vierung wieder verworfen worden. Hecht 1928, 282, Taf. 192; Knöpfli 1961, 231, und Abb. 229; Reinle 1968, 336; Guyan 1979, 165 Abb. 15; Meier 1996, 315. Für die Rekonstruktion diente der Vierungsturm von Romainmôtier aus dem 11. Jh. als Vorbild: Meier 1996, Abb. 51. Ausser der Dokumentation der Ostmauer liegen aus diesem Sondiergraben von 1964 keine weiteren Befunde und Dokumentationen vor. Wurde er überhaupt auf der ganzen Länge bis in die Tiefe der Mauerunterkanten ausgeführt? Ob Teile der Ostwand des Klausursüdflügels I übernommen worden sind, oder ob die Neuanlage der 3 m tiefen Latrine an dieser Stelle zu ihrem vollständigen Verschwinden geführt hat, kann aus der Dokumentation nicht entschieden werden. Die Fotos der Sondage von Guyan (44/14) zeigen im Fundament sicher keinen Eckverband zwischen Ostund Südflügel; die Westwand des Ostflügels scheint, allerdings nur im sondierten Latrinenbereich feststellbar, nach Süden durchzulaufen, was auf ihren Neubau hindeutet (Foto 44/14 und Dia 00/42/715/6). Eine Überprüfung von 1996 am darüberliegenden sichtbaren Mauerwerk brachte keine weitere Klarheit; der Befund ist unsauber, weil nach dem Abbruch der Ostmauer im frühen 12. Jh. die entstandene Mauerwunde geschlossen wurde. Bessere Aufschlüsse wären auf der Südseite dieser Wand zu erhalten. Foto 43/18–28. Ein wahrscheinlich jüngerer Mauerverputz auf der Aussenseite der Latrinenwand scheint damit zusammenzuhängen (Dia 00/42/664), falsch beschriftet Guyan 1979, 189, Abb. 51. 1,6 x6,9 m bei 3 m Tiefe. Guyan 1979, 178; weiteres lässt sich leider nicht eruieren, da das Inventarbuch verschollen ist. Unten, Rehazek S. 216 und Abb. 209.

230 231 232 233 234 235 236

237

238 239

240

241

242 243 244

245 246

247

248 249 250

251 252

253

254 255

256

257

258

259 260

261 262 263 264 265

Unten, Brombacher S. 229. Zimmermann 1973, 121, 413 nach Migne 1880, 1116 BC. Nach Dia 00/42/680 – 690 brandgerötet (oder Ofenlehm?). Sie wurde 1936/37 abgebrochen. Gleiche Dimension wie sie die Türme des Westwerks I aufweisen. Foto 41/7– 9, 41/10 –12, 41/33. Der anstehende Boden auf 390.60 zeigt, dass das Bodenniveau wohl 10 – 20 cm höher lag. Unregelmässigkeiten im Fundamentmauerwerk des Kreuzgangs IV und vorstehende Steine könnten möglicherweise im Zusammenhang mit einem in der Grabung von 1964 nicht erkannten Sodbrunnen in der Südwestecke dieses Raumes stehen. Foto 40/8 und 9, 41/23. Der nördliche Ofen ist bereits 1964 angegraben, aber erst in der Nachgrabung von 1984 als solcher erkannt worden. In einer Sondage von 1998 ist er schliesslich bis zum Ostende freigelegt worden, wobei deutlich wurde, dass der Nachweis von Holzbauten nur in einer Flächengrabung möglich wäre. Foto 40/13, 40/19. Guyan 1979, 181, Abb. 42, interpretiert diesen Befund offensichtlich nach der Situation in Cluny als Wasserstelle, obwohl die Dias 00/42/778 – 81 mit Ofen angeschrieben sind und dort die Brandrötung deutlich sichtbar ist. Er erwähnt «einiges Geschirr, das sich als romanisch bezeichnen lässt». Es ist nicht identifizierbar, da zu den Funden der Grabungen 1963 – 65 kein Inventarbuch vorliegt. Tb. 56: «Es zeigte sich in der Fassade ein kleines Fensterchen, das gegen die Johanneskapelle und zwar gerade vor die südliche Abschlussmauer mündet». Ab. I, 7, Fensterbank Kote 392.72. Tb. 42; zu den Grabungen dort Tb 41, 42, 54–58 sowie blaues Skizzenbuch 32. MA 6941. Freivogel 1977, Abb. 3.2.36. Unten, S. 98. Tb. 73: «Die romanische Mauer des Baues unter dem Pfaffengang … geht gegen Westen weiter und wird beim Ecken der neuen Abtei wieder angetroffen, hier zweigt im Winkel gegen Süden eine Mauer ab, die sicherlich zusammenhängt mit der romanischen Westmauer des sogenannten Konviktes». Unten, S. 86. Gp. 202; Ab. I, 1– 3; Schwelle Kote 394.69. Der Kantenrundstab gehört nach Weyer 1995, 81 im deutschen Raum ab Mitte des 12. bis zum beginnenden 13. Jh. zu den gängigsten Schmuckformen. Diese Beobachtungen blieben von Guyan (1979, 166 und Abb. 13) unberücksichtigt: «Diese Fundamente gehören der ersten Kirche an». Seine Grabung korrigierte einen Messfehler der rudimentären Freilegung von 1922, welche bis dahin diesen Bauteil quadratisch erscheinen liess. Plan zuletzt publiziert in Meier 1996, 320. Knöpfli 1961, 230f.; Guyan 1979, 166. Dia 00/42/858–860; Foto 35/2 und 12 –14. Foto 35/1 und 3, 38/20, 39a/5. Die Fundamentunterkanten sind leider nicht genau nivelliert. Auch der Mörtel ist heller als jener des Münsters I: Dia 00/42/826 – 35. Foto 37/30 und 31; nicht im Detail untersucht. Bereits Hecht (1928, Taf. 190) und Reinhardt (1928, Abb. 6) konnten die 1922 angegrabene Krypta nach Vergleichsbefunden in groben Zügen rekonstruieren, vgl. auch Hertig 1958, besonders 67– 69 und 175 –177. Eine gute Übersicht zu Aussenkrypten findet sich bei Schütz/Müller 1989, 85ff. Nachuntersuchung von 1998. Foto 27/20. Entsprechender Befund auch am Nordast in der Sondage von 1998. Eine abschliessende Klärung dieser Details kann nur eine erneute Freilegung erbringen. Foto 24/4, 26/21, 27/17– 31, 28/31– 34. Im Gegensatz zur spiegelbildlichen Rekonstruktion von Guyan 1979, 191, Abb. 54. Fotos 355, 356, 366. Drack 1957, Taf. 5, Abb. 25/26 interpretierte es «als wahrscheinlich zum heutigen Münster gehörender Mauerstumpf». Nachgrabung von 1998. Kote 391.43. Nach Aussage von Foto 355 hat sich möglicherweise ein Bodenrest erhalten. Nachuntersuchung von 1996. Unten, S. 58. Dia 00/42/926. Entspricht annähernd den äusseren Apsiden der Scheitelkapelle. 1938 nur oberflächlich freigelegt.

245


266

267 268

269

270

271 272

273

274

275

276

277

278

279

280

281

282

283 284 285

286 287

288 289

290

Plattenfundamente zeigen auch die Chöre des fünfschiffigen Münsters III und St. Johann II (Bänteli 1990, 31, Abb. 40), die polygonal bis schön gerundet sind. Das in Resten erhaltene Aufgehende ist immer halbrund. Der Aufnahmeplan von 1938 liess fälschlicherweise auf einen älteren Mauerwinkel schliessen. Guyan 1979, 169 folgerte daraus: «Der Mauerrest steht auf einem Mörtelgussboden». Dementsprechend auch seine Umzeichnung Abb. 22. Foto 0–3 und 36–39. Der von Guyan 1979, 168 in Abb. 21 eingezeichnete Eingang in die nördliche Tetrakonche ist mangels aufgehendem Mauerwerk nicht nachgewiesen. Zu Zentralbauten Birchler 1952. Einen Überblick dazu geben auch Schütz/Müller 1989, 527ff. und 544f. sowie Toman 1996, 169. J. Traeger, Mittelalterliche Architekturfiktion: Die Allerheiligenkapelle am Regensburger Domkreuzgang, München/Zürich 1980. Sie diente als Vorbild für die Rekonstruktion. Unten, S. 104. Sie übernimmt den Grundriss der Ostpartie des ersten Münsters, aber ohne deren gerade Hintermauerung. Weil die Breite mit jener des Kirchenschiffes übereinstimmt, sind die Apsiden wie jene der Tetrakonchen etwas kleiner ausgefallen. Ausnahme die entsprechend dem Gelände tieferliegende Nordwestseite, dort um 90 cm. Entgegen der Meinung «exakt auf der Verlängerung der Mittelachse» von Allerheiligen I von Reinle 1968, 335. Sie wurde bis dahin auf der Westflucht des Ostflügels V rekonstruiert, immer noch Meier 1996, 320 den seit Guyans Publikation von 1979 veralteten Plan verwendend. Guyan 1979, 171, Abb. 24. Fotos Bührer – nach Entfernen des Schachtes – ohne Nr. Bei der von Guyan 1979, 170 erwähnten Quermauer in Sulzbergers Planaufnahmen handelt es sich um die Wand des gotischen Chorbogens VI, der auf der Kapellenwestwand steht; dementsprechend beim 4 m breiten «Portal» um die Weite dieses Bogens. Der Anschluss war damals durch eine Dachwasserleitung verdeckt. Deshalb ist diese Stelle 1997 nochmals geöffnet und untersucht worden. Kote 391.00, also nur 10 cm tiefer als der jetzige Boden der Münsterkapelle. Die Nordwand der Dreiapsidenkapelle fand sich nicht mehr, die punktuellen Reste des anstehenden Terrains, stark gestört durch den späteren Mönchsfriedhof, lassen mindestens den Schluss zu, dass der ehemalige Boden nicht tiefer als Kote 390.90 gelegen hat, was sich mit dem Ergebnis der Sondagen von 1997/8 aussen im Hof deckt. Eine weitere aus Kieseln gemauerte Doppelgrabkammer wurde 1937 bei der Südostecke aufgedeckt (Abb. 74); ob sie Skelette enthielt, wissen wir nicht. Ihrer Lage und Bauart wegen kann sie ebenfalls noch in die Anfänge dieser Kapelle zurückreichen. Sulzberger (1938, 12) deutete sie als Zisternengruben. Eine vorklösterliche Zeitstellung vermuteten Birchler 1952; und Knöpfli 1961, 231. Foto 36/23– 26. Hinweise darauf, dass sie ursprünglich an die Kirche I angeschlossen hätte (wie dies bis zur Grabung von 1964 vermutet worden war, vgl. dazu noch den veralteten Plan in Meier 1996, 320) und mit dem Bau des Ostflügels II an diesen angefügt worden wäre, liegen nicht vor. Ihre theoretische Verlängerung würde auch nicht auf die Schulter des Münsters I treffen sondern würde 2 m westlich davon liegen. Drack 1953, 4f.; Drack 1957, 18; Foto 340. Foto 60, 67, 337, 355; Foto Bührer o. Nr. Für die von Guyan 1979, 172, Abb. 28 postulierte Pfeilerbasis gibt es keine Hinweise. Knöpfli 1961, 229; Birchler 1952. Guyan 1979, 173 und Abb. 29; Zettler 1988, 73, Anm. 141 deutete es als Punktfundament und wollte es «falls dort der Mönchsfriedhof liegt, als Unterbau eines Friedhofkreuzes» deuten. Auszuschliessen ist Zettler 1988, 74, Anm. 147, dass «der sogenannte Rautenhof die Umgrenzung des Mönchsfriedhofs gewesen zu sein scheint». Guyan 1979, 198. Guyan 1979, 181; eine Dokumentation dazu ist nicht vorhanden. Die dort erwähnte eiserne Gürtelschnalle ist wohl identisch mit einem Gegenbeschläg, das nach dem Fundzettel im östlichen Kreuzgang, in der Nähe der Südostecke gefunden wurde. Unten, S. 76.

246

291 292 293

294

295

296 297

298

299

300 301 302 303 304 305

306

307 308

309 310

311 312

313 314 315 316

317 318

319 320 321 322 323

324

325

Unten, S. 52 und 60. Foto 29/26a. Dia 00/42/625 – 29. Stammt die aus den Dias 00/42/620 – 24 abzulesende beidseitige Brandrötung der Kreuzhofmauer ebenfalls von diesem Ofen? Hils 1967, 22f.; H. Kläui 1980, 187ff. Mit Korrekturen dazu Zettler 1988, 124, Anm. 367 und unten, Zettler S. 150f. Zur Urkunde von 1056 und den «frühen Nellenburgern» Zettler 1988, 118 –127 und TA 22.4. Unten, Gamper S. 133. Wischermann 1987, 29, mit weiteren Beispielen. Er geht davon aus, dass Hirsau diesen Dreiapsidenchor nach Heidelberg-St. Michael auf dem Heiligenberg aus der karolingischen Baukunst aufgegriffen hat. Putze 1991, 13, mit Beilagen 1 und 2; S. Eck, Die ehemalige Kirche des Klosters Reichenbach an der Murg, in: Hirsau 1991a, 245 – 263, bes. 254f. und Abb. 174. Knöpfli 1952, 219f.; ders. in: Propstei Wagenhausen. Schweizerische Kunstführer 407, Bern 1987, 6. Bänteli 1990, 29f. Birchler 1952; Reinle 1968, 340; Meier 1996, 316. Schib/Schib 1965, 15 –17; unten, Gamper S. 132. Unten, Gamper S. 132. Zu Udo: Hils 1967, 77–81; H. Kläui 1980, 191. Zur Rolle Itas an Klostergründung, Reform und Kloster St. Agnes: Küsters 1991, 203f. Eine Möglichkeit, die von Zettler am Kolloquium vom 13. Dezember 1997 geäussert worden ist. Zettler (unten, S. 150) geht auch bei der Laurentiuskirche davon aus, dass der fast völlige Untergang der Familie zu ihrer Gründung führte. Zu Eberhard und Heinrich: Lieb/Jenny 1957, 124. Unten, Gamper S. 133. Brandgerötete Spolien im Turmfundament und eine mögliche Brandschicht im Südteil des Ostflügels sind älter als II (S. 25, 37). Brandrötungen am Südwestast der Kreuzhofmauer gehören zu II (Anm. 293). Brandrötungen unter dem Kreuzgangboden (Tb. 67) und im Höfli (Tb. 17) sind zeitlich nicht einzuordnen. Unten, Gamper S. 133f. H. Büttner, Abt Wilhelm von Hirsau und die Entwicklung der Rechtsstellung der Reformklöster im 11. Jh., Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 25, 1966, 321– 338, bes. 332f. Unten, Gamper S. 134. Knöpfli 1961, 234; Gamper 1994a, 24; Kleiber 1992, 106ff. und 1996, 148. Unten, S. 60ff. Braunfels 1969, 75, 289. Untermann 1996, 251f. Guyan (1979, 178) interpretierte den Raum nach dem St. Galler Klosterplan als Bade- und Waschhaus. Zum Forschungsstand bezüglich des beheizten Auditoriums Untermann 1996, 252f. Unten, Rehazek S. 214, Abb. 205, Abb. 209a. Zur Bedeutung der Latrine in der Klosterarchitektur: Illi 1987, 184 – 188; Kosch 1991. Braunfels 1969, 289. Zimmermann 1973, 120f., 410ff. Unten, S. 69 und 74. Kosch 1991, 120 mit Beispielen. Binding/Untermann 1985, 156; Teschauer 1991, 122 und Beilage 5, für die Klausur fehlen am westlichen Kreuzgang Grabungsbefunde. Zur wenig überzeugenden Rekonstruktion von Conant in Cluny II: Braunfels 1969, 77 und Anm. 12. Die Verbindung mit dem Lesegang im Kreuzgangnordflügel könnte für die Deutung als armarium und scriptorium sprechen. So zeigt auch Conants Rekonstruktion von Cluny II für die Schreiber eine verwandte Anordnung im Nordflügel des offenen Kreuzgangs mit einem Schrank daneben für die Bücher, was Braunfels 1969, 78 überrascht und ihn die Frage aufwerfen lässt, ob «diese Kopisten wirklich im Offenen gearbeitet haben, den Blick auf den Säulenhof und die Bewegung der Mönche»? Die Handschriftenproduktion ist für Schaffhausen spätestens ab 1080 belegt (Gamper 1994a, 14f.). Befand sich hier ein weiter Trog mit Unterteilungen (im Kreuzgang von Hirsau ein grosser ausgehölter Baumstamm), damit Trinkgefässe, Hemden, Hosen aber auch die Schuhe getrennt gewaschen werden konnten, wie dies in den Hirsauer Constitutionen erwähnt ist, vgl. Abegg 1997,


326

327 328 329 330

331 332 333 334 335 336

337 338 339 340 341

342

343

344

345 346 347 348 349 350

351

352 353 354

355

356

357

358 359

18 nach Migne 1880, 1097A, 1098A? Warmes Wasser dazu wurde aus der Küche geholt; hier hätte der Ofen die Wassererwärmung direkt im Raum ermöglicht. Braunfels 1969, 290. Auch im St. Galler Klosterplan ist die Sakristei als heizbarer Raum eingezeichnet, südlich davon ist ein Raum eingetragen mit dem Ofen für die Zubereitung des heiligen Brotes und des Öles. Ob Funde in seiner Füllung vorhanden waren, ist unbekannt. Unten, S. 75. Zettler 1988, 183 und TA 38; 196ff. und Anm. 66. J. Tauber, Herd, Ofen und Kamin. Zur Lebensweise in der Stadt um 1200, Köln 1986, 106; D. Meyer, Warmluftheizungen des Mittelalters. Befunde aus Lübeck im Europäischen Vergleich in: Lübecker Schriften zur Archäologie und Kulturgeschichte 16, Bonn 1989, 209 –227. Untermann 1991, 83f. Zu Wärmeräumen und Heizungen: Zettler 1988, 196–249. Untermann 1996, 254f. Braunfels 1969, 291f. Baumann, QSG 3, 155. MGH SS 5, 439. Unten, Gamper S. 134f. Zur Rolle der Laienbrüder im Baubtrieb Strobel 1973, 106ff. Zu den Laienbrüdern Schreiner 1991, 74f. Unten, S. 77. Oben, S. 27. Birchler 1960, 161. Deshalb hier nach Vorschlag von H.R. Sennhauser Kreuzhof genannt, früher nach der Aussenform Rautenhof. Das so auf dem Papier entstandene Kreuz misst 51,2 zu 78,8 m; Die zeichnerische Länge der Hofäste im Westen 57,2 m, was knapp der Länge des ersten Klosters entspricht; im Osten beträgt die Länge der beiden Äste 37,7 m. Münsterchor, Tetrakonchen und Dreiapsidenkapelle bilden ein gleichseitiges, griechisches Kreuz mit äusseren Armlängen von 30,5 m; der so gebildete Innenraum entspricht wiederum einem Kreis von 42 m. Nur die Krypta und ihr funktionales Gegenstück, die Vorhalle an der Dreiapsidenkapelle, greifen in diesen Innenraum ein. Einen guten Überblick zu Türmen und Westwerken gibt Schütz/Müller 1989, 97–150. Reinhardt 1928, 39f.; Knöpfli 1961, 197f.; Reinle 1968, 371. Eine Überlegung, die auf die karolingischen Westwerke der Kaiser- oder Herrscherkirchen zurückgeht, deren «tieferer Sinn» darin liegt, «dass das Westwerk die Staatsgewalt und zugleich die Sakrosankte des Herrschers verkörperte; der Herrscher stets durch den Bau und den Thron (auf der Empore) präsent war» (Schütz/Müller 1989, 103ff.). Unten, Gamper S. 132. Hecht 1928, 285; Meier 1996, 162. Schütz/Müller 1989, 114. Knöpfli 1952, 226 und Bänteli 1993b, 249. Reinhardt 1949, 126f. R. Will, Romanisches Elsass, Würzburg, 1982, 139–149. Dessen Anlageschema in der Tradition karolingischer Westwerke lässt vermuten, dass es einem solchen Vorgänger nachgebaut ist. Die noch gut erhaltenen Nebenräume im Erdgeschoss sind mit Doppelarkaden vom Quadrum abgetrennt (Schütz/Müller 1989, 109f., Abb. 43). Eine direkte Verbindung zwischen Chor und Krypta hatte schon Hertig (1958, 69) vorgeschlagen. Guyan (1979, 190) rekonstruierte sie über Kreuzgang und Ostflügel. Hils 1967, 93. Mitteilung P. Frey, Kantonsarchäologie Aargau vom 2. 12. 97. Grab 20 kommt für eine solche Interpretation nicht in Frage. Es ist eine Münsterinnenbestattung: Drack 1957, 37. Teschauer 1991, 114f. Dieselbe Deutung für die Kirche St. Peter und Paul in Hirsau überzeugt Untermann 1996, 251, Anm. 66 nicht. Guyan 1979, 193 bezeichnete sie als «Priesterbank». Reinhardt 1928, 45 postulierte für diese Stelle einen weiteren Altarstipes, was die nun ergrabenen Dimensionen aber ausschliessen. Schon Hecht 1928, 292 vermutete hier eine Fenestella. Dazu das erhaltene Beispiel in der Stiftskirche Beromünster mit funktionalen Erläuterungen in: Eggenberger 1986, 52ff. und 67ff. Baumann, QSG 3, 140–142. Die Übersetzung verdanke ich R. Gamper. Hecht 1928, 277f. und 314; Pestalozzi 1928, 404; Birchler 1952 und ders. 1960, 160; Knöpfli 1961, 228 und 231; Hils 1967, 62f.; Gallmann 1994, 11; zuletzt Meier 1996, 316.

360 361

362 363 364 365 366 367 368

369

370 371 372

373

374

375 376

377 378

379

380 381 382 383 384 385 386

Oben, S. 42. Frauenfelder 1960, 316; Knöpfli 1961, 231; Reinle 1968, 340; Schütz/ Müller 1989, 51; Meier 1996, 316. Reinle 1968, 339. Knöpfli 1961, 231 und Anm. 513; Reinle 1968, 340. Schwineköper 1981, 262 – 265, 279. Baumann 1883, 140f. Schwineköper 1981, 263. Oben, S. 29. Fotos 335/6, 352/3. Drack (1957, 21) ordnete sie dem heutigen Münsterbau zu und interpretierte sie als Gruben zum Kalklöschen. Die von ihm festgestellte Brandrötung des anstehenden Schotters von 0,4– 0,5 m Tiefe, die sich auch in der entsprechenden Grube im Pfalzhof beobachten liess, ist aber durch diesen Prozess, der eine Hitze von bestenfalls 70° bewirkt, nicht möglich. Beim Kalkbrennen hingegen wird der Brennraum auf 1100 –1200° erhitzt, damit der Kalkstein völlig ausglüht. Zur Problematik T. Bitterli-Waldvogel, Zur Mörtelherstellung beim Burgenbau, Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins 64, 1991, 10 –15. In der nördlichen Grube sind die Spolien der Münstergrabung gelagert. Sie ist mit einer Betonplatte überdeckt, in der sich eine Aussparung befindet (AWM 116). Sie ist heute allerdings mit einer Bodenplatte überdeckt und deshalb unzugänglich. W. Sölter, Römische Kalkbrenner im Rheinland. Kunst und Altertum am Rhein. Führer des Rheinischen Landesmuseums in Bonn 31, Düsseldorf 1970. Diesen Hinweis verdanke ich T. Bitterli-Waldvogel. Bänteli 1990, 26. Unten, Gamper S. 131. UR 114. H. Lieb, Pfarreigeschichte, in: C. Stäheli/K. Bänteli/H. Lieb, Die Stadtkirche St. Johann in Schaffhausen. Schweizerische Kunstführer GSK, Bern 1994, 4 – 5. K. Wanner, Vom lokalen Heiligtum zur ländlichen Pfarrkirche am Beispiel des Kantons Zürich, in: A. Reinle (Hrsg.) u. a., Variorum Munera Florum. Latinität als prägende Kraft mittelalterlicher Kultur, Festschrift für H. F. Haefele, Sigmaringen 1985, 253 – 276. Kritisch zu Urpfarreien und Filialen äussert sich auch Illi 1992, 13. Bänteli 1990, 27 und 31; hier sind aber auch die Ecken in Kieselbollen ausgeführt; mit 0,85 m ist die Breite des aufgehenden Mauerwerks an beiden Orten gleich. Auch die Nordwestecke des heutigen Münsterschiffes zeigt eine ähnliche Bollensteinfundation mit Eckausführung in Kalkstein, Foto 179. Bänteli 1990, 38, 42, 46. Eine zweite, nochmals verkleinerte Kopie findet sich in der merkwürdigen «Krypta» der Spitalkapelle unter der heutigen Schwertstrasse. Frauenfelder 1951, 208f. Rüeger, 1884, 247. H. Hellerström, Zur Zwölfzahl der Mönche bei Reformeingriffen, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 88, 1977, 590 – 596. Dazu W. Jacobsen, Die Klosterresidenz im frühen und hohen Mittelalter in: Sennhauser 1996a, 67. H. Schäfer/G. Stachel, Unterregenbach, Archäologische Forschungen 1966 –1988. Archäologische Informationen aus Baden Württemberg 9, 1989, 83f. Unten, Zettler S. 149f. Hils 1967, 72; Tremp 1997, 11f. Hils 1967, 12f. Unten, Gamper S. 139. MGH SS 5, 466. Bänteli 1994, 85. Er besteht aus Trockenmauerwerk aus Kalkbruchsteinen in Lagen von 5– 12 cm Höhe. Der Durchmesser beträgt oben 3,5–4 m und verjüngt sich gegen unten um 5–10 cm/m. Die Grube ist mindestens 5 m tief erhalten, die Lage der obersten, erhaltenen Steine, 1 m unter der ehemaligen Oberfläche, deutet auf das ehemalige Gewölbe hin. Der enormen Tiefe wegen wurde auf das Ausgraben der Sohle verzichtet, deshalb sind keine Brandrötungen beobachtet worden; eine Entscheidung, die auch dadurch beeinflusst war, dass die Füllung aus völlig sterilem Geröll bestand. Dieses war bereits im Mittelalter eingefüllt worden, um Setzungen zu verhindern. Fäkalienschnäuze entlang der Wände führten auf der Grabung zur Deutung des Befundes als Latrine, als die die Grube offensichtlich erst in Zweitverwendung diente. Kalkschlieren entlang der Wände, die sich auch über die Fäkalienschichten hinziehen, dürften von eindringendem Sickerwasser stammen. Zur Grube gehört auch ein kurzes Stück einer Rinne aus V-förmig gestellten Kalksteinen. Sie gehört wohl kaum zur

247


387 388 389

390 391 392 393 394 395 396 397

398

399 400 401

402

403

404 405 406 407

408 409 410 411 412

413 414 415 416

417 418 419

420

Ursprungsfunktion, eher diente sie als Einlaufrinne, um Hofwasser versickern zu lassen. UR 63. Unten, Gamper S. 140. Bänteli 1994, 84f.; Bänteli 1996, 233ff. JbSGUF 80, 1997, 271; Bänteli 1999/b, 13; JbSGUF 82, 1999, 315f. Ein reiner Erdwall entlang des Rheines würde fortgespült. Rüeger 1884, 246. UR 143. Dazu Hils 1967, 105 und 108f. Hils 1967, 109. Baumann 1883, 161. Büttner 1959, 38. Unten, Gamper S. 142. Zum Folgenden Kerntke 1987, 72–86: Der Umschlagsmarkt entstand durch den Warentransport auf der Strasse bis unterhalb des Rheinfalls. Dies führte zu einem Umlade- und Verkaufszwang, der die Mehrzahl aller auswärtigen Kaufleute traf, weil im 11. Jh. üblicherweise Warenund Schiffsbesitzer eine Einheit bildeten. Im Regelfall war also der Kaufmann Eigner seines einzigen Schiffes. Nach dem klösterlichen Güterbeschrieb aus dem frühen 12. Jh. war jedes zehnte Haus in Schaffhausen ein Gasthaus, und ein Drittel der Einnahmen kam von den Wirten. Diese extrem hohen Abgaben deutet Kerntke mit der wahrscheinlichen Hauptfunktion der Tavernen als geschützte Zwischenlager und möglicherweise auch Verkaufsräume, deshalb wurde diese wichtige Wirtschaftsfunktion vom Stadtherrn mit einer entsprechend hohen Abgabe belegt. Dazu die Wertung von Gamper S. 142. Keramik und 14C-Daten (Bänteli 1994, 87; Bänteli 1996, 234) widersprechen dem nicht, ihre Datierung ist in dieser Zeit nur auf das Jh. genau möglich und hilft für solche präzise Fragen nicht weiter. Unten, S. 52. Bänteli 1994, 89 und Abb. 12 und 14. R. d’Aujourd’hui, Kanton Basel Stadt, in: Stadt und Landmauern 2, Stadtmauern in der Schweiz, Kataloge, Darstellungen, Zürich 1996, 41– 60, bes. 41f. UR 24; Baumann 1883, 21. Unsicher, weil damit auch die Ruine des spätrömischen Kastells auf Burg gemeint sein kann. Freundl. Hinweis H. Lieb. Unten, Gamper S. 135. Zur Geschichte: R. Frauenfelder, St. Agnes in Schaffhausen. Helvetia Sacra III.1 Frühe Klöster. Die Benediktiner und Benediktinerinnen in der Schweiz, Bern 1986, 1941–1951; auch Küsters 1991, 203f. Bänteli 1990, 76f. Beschreibung in Frauenfelder 1951, 157–168. Bänteli 1990, 27ff. Eine solche Situation findet sich beispielsweise in Lippoldsberg, 1095/ 1101 von Nonnen aus St. Agnes gegründet. Binding/Untermann 1985, 120 und Abb. 164 sowie zu Nonnenemporen, 273. Auch Hils 1967, 100f. Dendrolabor BfA Zürich, Nr. 37359 datiert 1295 mit 15 Splintjahren. Bänteli 1990, 63ff. Bänteli 1994, Abb. 14. UR 334. Reinle 1968, 335. Vgl. dazu auch die Bilder in Bänteli 1995, Abb. 22. Dass im Gegensatz dazu Kathedralen umgebaut und erweitert, Bauteil nach Bauteil ersetzt worden sind, hat m. E. mehr mit den räumlichen Möglichkeiten zu tun und weniger mit fehlender Grosszügigkeit, wie Braunfels 1969, 80 meint. Gallmann 1994, 25. Drack 1953, 5–8; Drack 1957, 19–24. Kote um 391.40. Reines Kalkbruchsteinmauerwerk im Fundament zeigt sich ebenfalls erst an Bau III der Stadtkirche St. Johann (Bänteli 1990, 41); in Bau I besteht das Fundament aus Kalk- und Bollensteinen, in Bau II aus Bollensteinen, abgesehen von den Ecken und der obersten Fundamentlage für die ebenfalls Kalkstein Verwendung fand (Bänteli 1990, 23 und 31). Aufnahmeplan 70 A. Drack 1953, 7; Foto 57 und Dokumentation von 1997. Knöpfli 1960, 77. In der Nachuntersuchung von 1997 gab es dazu keine weiteren Hinweise, weil aus Zeitgründen auf eine vollständige Freilegung bis zur Fundamentunterkante verzichtet werden musste. Aufnahmeplan 52, Foto 110. Eine Nachuntersuchung hatte schon 1996 ein feines Schmutzband über der äusseren Apsis gezeigt, über welches

248

421 422 423 424 425 426 427 428

429 430

431

432

433

434

435 436

437 438

439

440

441

442

443

444 445 446 447 448

der Mörtel der mittleren Apsis hinwegzieht. Unten, Untermann S. 109. Drack 1953, 8. Kummer 1991, 200, 203 und Abb. 63 und 93. Hecht 1928, 299 und Taf. 204b. Kote 400.44. Unten, S. 55. Drack 1953, 8 –11. Auch die Niveauverhältnisse bestätigen dies. Die Fundamentoberkante der Apsis entspricht mit 391.80 dem Mörtelgussboden im Querschiff, respektive der Unterkante des Schrägsockels, welcher sowohl die Ostpartie, als auch die Westmauer IV aussen umzieht. Foto 57, 58 und 96 – 98 (Südseite), 150, 151 (Nordseite). Unten, S. 65. Der nördlichen Chorbogenpfeiler (Foto 105 oben) besteht nicht aus grossen, lagerhaften Steinblöcken, sondern aus wenig tiefen Blendsteinen, hinter denen der Mauerkern eingefüllt ist. Deutlich wird dies auch am unterschiedlichen Mauercharakter beim Sockel (Foto 40 und 41). Ob die Risse über dem Chorbogen damit zusammenhängen, wird aus den Fotos 75 und 107 nicht klar. Aus den Fotos 17, 19, 30, 107, 112, 116 geht das Verhältnis von Ostwand zum Rechteckchor nicht deutlich hervor. Teilweise sind Anschlussfugen sichtbar, die aber immer wieder punktuell Binder aufweisen, wie dies bereits Drack (1953, 9) feststellte. Von einem «simultanen Bauprozess auf der Ost- und Westseite der Kirche» geht beispielsweise auch Hoegger 1998, 24ff. für Wettingen aus. Die Fundamentoberkante entspricht wie bereits festgestellt der Unterkante des Sockels und liegt für das ganze Münster IV (inkl. Rechteckchor) um 391.80. Foto 162/3, 166/7, 171–175 (Schiff); 150–152 und 164 (nördl. Querschiff); 168, 179 und 185 (Übergang Nordwestecke); 141 (südl. Konche); und 451, 455/6 (Westfassade). Dieses ältere Mauerwerk zeigt sich auch auf folgenden Aufnahmen: Foto 9, 20, 30, 41, 96, 98, 110, 116, 119, 451, 455. Die gesamte Westwand ist im Mittelabschnitt bei der Renovation von 1750 erneuert worden; das gleiche gilt für die Südwestecke des Querschiffes. Unten, S. 66. Der Freipfeiler zum nördlichen Vorchor gibt sich durch seinen anderen Steincharakter und das Fehlen des Sockels als neuzeitliche Renovation (1750?) zu erkennen. Freundl. Mitteilung F. Hofmann, Neuhausen. Auf der Reichenau ist der Schichtwechsel ab der Jahrtausendwende belegt: Zettler 1988, 274. Bei der Stadtkirche St. Johann tritt erst in Bau III im 12. Jh. Rorschacher Sandstein auf: Bänteli 1990, 20. Dieser Vorgang liess sich in der Stadtkirche feststellen, allerdings erst in spätgotischer Zeit: Bänteli 1990, 56. Gamper 1994b, 28f. Das vermeintlich auf der Memorialplatte ablesbare Jahr 1106 hat sich als falsch erwiesen. Sämtliche Datierungen vom Dendrolabor BfA Zürich verdanke ich Felix Walder. Mittel 1953 und Anhang dazu vom 18.11.1997. Weitere Dendrodaten könnten sich auch aus vermauerten, 1955 im Westabschnitt der Münsterarkaden aufgedeckten Holzbalken gewinnen lassen (Foto 209, 212). Wahrscheinlich stammen diese aber nicht aus der Bauzeit, eher sind es Ankerbalken, die 1750 im Zusammenhang mit Senkungen im Westteil und dem Ersatz des mittleren Teils der Westfassade eingefügt worden sind (Foto 206). Auch die Fase am südwestlichsten Arkadenbogen spricht für seine damalige Erneuerung. Entsprechende Fasen zeigen die Pfeiler der nördlichen Kreuzgangarkaden, die wohl 1754 entstanden sind, unten S. 102. Diese Dachneigung passt recht gut zu den Ergebnissen von G. Binding (Das Dachwerk von Kirchen im deutschen Sprachraum vom Mittelalter bis zum 18. Jh., München 1991, 11) von 30–34° für den Anfang des 12. Jh., bzw. 37° Hochelten, Ende des 10. Jh. Dendrolabor BfA Zürich, Mittel 2016. Am Fensterrahmen des dortigen Oculus konnten zwar ebenfalls 306 Jahrringe gemessen (Nr. 19606), der Gleichförmigkeit wegen aber nicht datiert werden. Drack 1953, 20 und 1957, 27f. Im möglicherweise reparierten Nordteil liegt er auf Kalksteinen. Oben, S. 43. Borst 1978, 142. Die Verbindung des Mörtelgussbodens mit den Stufenunterlagen vor dem Chor ist in den Plänen nicht nachzuvollziehen. Einzig auf der Südseite scheint ein dünner Anschluss vorhanden (Foto 15). Das Niveau


449 450 451

452

453 454 455 456 457 458 459 460 461

462

463

464 465

466

467

468

469 470 471

der ersten Stufenunterlage mit einer abgegangenen Sandsteinstufe von etwa 14 cm Dicke wie beim Podest ergäbe eine Stufenhöhe von 30 cm, die zweite Stufe ist modern. Der Sockelansatz des Triumphbogens liegt auf Kote 392.40, sodass eine Differenz von etwa 60 cm zum Querschiffboden resultiert. Drack 1953, 15 und Abb. 15, 18 und Taf. 1, Abb. 10. Foto 4 und 5. Der Mörtelgussboden schliesst an die südliche Schranke an (Foto 49), nur teilweise an die nördliche (Foto 8 und 53). Deshalb sind Kleibers Ausführungen zur Datierung der Längsschranken falsch (1996, 156): «die um 1500 zu datieren sind» und «in zeitlichen Zusammenhang mit einem in diesem Bereich vorgefundenen gotischen Tonplattenboden und einem mit Spolien des späten 15. Jhs. versetzten Altarfundament zwischen den westlichen Vierungspfeilern gebracht werden». Das «Altarfundament» ist das Kanzelfundament von 1594 (S. 94). NZZ 3. 12. 1932; Frauenfelder 1951, 102. Foto 104, 120 und 108 von aussen. Gallmann 1994, 24. Foto 119, 144. Unten, S. 82. Unten, S. 81. Binding/Untermann 1985, 117. Kleiber 1996, 153ff. Foto 280/1, 287, 293–6, 299, 301, 305, 354, 382. Foto 399. Drack 1957, 25 sah die östliche auf Grund eines sauberen Negatives als weitere Stufe. Dieser Abdruck ist nur ein Stück weit erhalten, anschliessend an den nördlichen Pfeiler, auf Unterkantniveau des Sockels (Foto 36). Er könnte auch durch Werkstücke entstanden sein, wie sie oft an Chorschranken angetroffen werden. Waren es die bisher nicht gedeuteten Spolien aus Kalkstein, die doppel-T-förmig sind und eine Breite von etwa 40 cm aufweisen? Vgl. dazu Drack 1953, 22, Abb. 36, 8 –13 und 22. Die Originale sind derzeit nicht zugänglich in der Kalkgrube im Münster; überdeckter Zugang eingezeichnet in: AWM 116. Drack 1957, 25ff. Zu den Altarpatrozinien im Münster: Rüeger 1884, 248 und Anm. 3 sowie 1100 zu S. 248 Anm. 3; Frauenfelder 1929, 55 und 68–71. Binding/Untermann 1985, 117: «Die Existenz des chorus minor kann, fehlender Schrankenfundamente wegen, nur aus den Schriftquellen erschlossen werden». Der Befund lässt sich nicht als Kreuzaltarpodest interpretieren. Ein entsprechender Altar wäre problemlos nachgewiesen worden, wenn er wie die drei umliegenden mindestens 60 cm unter den Mörtelboden fundiert gewesen wäre. Zimmermann, 1973, 175 und 511 nach Migne 1880, 969Dff. Kleiber 1996, 157; Drack 1957, 22 interpretierte sie als «Hilfskonstruktionen für den Bau des Dachstuhls». Freundl. Hinweis M. Untermann. Zu Aufzug und Kran im Mittelalter Binding 1993, 393–422; auch T. Hänseroth/K. Mauersberger, Spekulative Betrachtung über die Entwicklung des technischen Wissens im Mittelalter, mit besonderer Berücksichtigung von Heben und Versetzen von Lasten, in: U. Lindgren (Hrsg.), Europäische Technik im Mittelalter, Berlin 1996, 87–93. Für das Weiterbestehen der Grablege neben dem heutigen Münster fehlen Anhaltspunkte (Guyan 1979, 197; Guyan 1981, 18). Der Einzug einer Zwischenwand in die Krypta trifft nicht zu; es handelt sich dabei eindeutig um die tiefer hinuntergezogene Fundation für den bestehenden Kreuzgang IV, welche wegen dem schlechten Baugrund, durch die Kryptaauffüllung herbeigeführt, notwendig war (deutlich sichtbar Foto 28/36). Das gleiche gilt für den postulierten jüngeren Nordzugang, welcher auf der Rekonstruktion von H. Reinhardt, 1928, Abb. 6 basiert. Die Mauer ist zwar an dieser Stelle in unbekannter Zeit abgebrochen worden, blieb aber noch 18 cm über dem Kryptaboden erhalten ohne Hinweise auf eine Türe (Foto 31/14a). Gallmann 1994, 98:«… in dem Münster ausserhalb des Chors im Durchgang zwischen den zwei Altären …». Rüeger 1884, 245. Lieb 1973, 39. 1537 wurden die Gebeine tiefer in den Boden versenkt und das Gitter, das bisher die Gräber umschlossen hatte, entfernt (Henking 1890, 2). Die Grabplatten selbst blieben offenbar bis zur Renovation von 1750 – 53 vor dem Taufstein sichtbar (Rüeger 1884, 245 und Henking 1891, 7).

472 473 474 475 476 477 478

479 480

481 482

483 484 485

486

487

488 489

490 491 492

493

494

495 496

497 498 499 500 501 502 503 504 505

506 507

Lieb 1967b, 123. Foto 355 und 356. Foto 282 und 290. Unten, Lieb S. 156f. Foto 234–238, 271–278, 313. Drack 1957, 34 (Grab 12). Das Skelettmaterial ist verschollen. Grabungen von 1921 und 1957. Fotos 457–461. Tb. 15: «Vor der Halle zeigen sich bei der Nordwestecke der Ehrhardskapelle die ersten Mauerzüge des romanischen Vorhofes (Paradies). Sie sind mit einer Sandsteinplatte abgedeckt, die unter dem Eckpfeiler hindurchzieht. Etwas nordwestlich von diesem Mauerzug zeigt sich eine verwitterte Säulenbasis in situ» Tb. 19–20, Tb. 21: «Die Säulenbasis im Nordende des Paradieses ist nun vollständig abgedeckt, darin ist nun sichtbar der Umfang der einstigen Säulentrommel». Gp. 193. Gallmann 1994, 29. Drei davon sind erhalten geblieben, Foto 437 und 445, AWM 136. Ihre Lage und sekundäre Untermauerung deuten auf Renovationen hin, notwendig geworden nach Senkungen durch die Anlage vieler Gräber in diesem Bereich. Unten, S. 68. Die basilikale Rekonstruktion (Hecht 1928, Taf. 200) war beeinflusst von den dreischiffigen Vorkirchen von Hirsau und Paulinzella, die ursprünglich als Atrien geplant waren (Schütz/Müller 1989, 50; Teschauer 1991, 83–88). Feundliche Mitteilung vom 25. 5. 99. Hecht 1928, 306; Wischermann 1987, 238; Fotos bei Toman 1996, 56f. Henking 1890, 8 zur Renovation 1750/53, zum Portal AWM 59, Foto 465/6. Tb. 3: «An der Nordwand kamen keine Fenster zum Vorschein. Dagegen ist sichtbar eine zugemauerte Türleibung ohne Gewände, oben als Sturz ein alter Balken». Schwelle Kote ca. 395.70, entsprechend der Türe in der Südwand der Michaelskapelle V. Pestalozzi 1928, 282 vermutete einen Verbindungsgang zum Laiendormitorium. In diesem Zusammenhang ist die 1932 entdeckte Türe (Tb. 71) in der Südwestecke des Münsters zu erwähnen, unmittelbar über dem Ansatz des Kreuzgangdaches, deren Entstehungszeit und Funktion unklar ist. Tb. 15: «In der Mitte des Kirchhofes zeigen sich eine Menge von menschlichen Schädeln und Skelettteilen. Wohl hier vor der Schuttauffüllung vergraben, … die höchstens dem Jahre 1753 anzugehören scheint». Tb. 17: «Vor dem Kuglerschen Hause [Musikschule] wurde der Wand nach heruntersondiert. Es fanden sich an dieser Stelle im romanischen Niveau eine grosse, rote Sandsteinplatte 1,60 m L., 75 cm Br., 18 cm D. Darunter fanden sich bis 1,1 m unter Niveau zahlreiche menschliche Skelettteile». Drack 1957, 41. Unten, Gamper S. 133. Alle Überlegungen, welche die Kirche III Eberhard zuschreiben, sind damit hinfällig geworden: Reinle 1968, 340f.; Guyan 1979, 187; Kleiber 1996, 159 unter Rückgriff auf Knöpfli 1960, 78 und 1961, 234. MGH SS 15, II, 1011. Schib 1972, 30 Unten, Gamper S. 137. Schon Hecht 1928, 295, plädierte für das Jahr 1087, bezogen auf das jetzige Münster, noch in Unkenntnis der fünfschiffigen Kirche. Verschiedene Rekonstruktionsmöglichkeiten und Quellen unten, Untermann S. 109ff. Knöpfli 1960, 77; Knöpfli 1961, 233; Reinle 1968, 341; Binding/Untermann 1985, 123; Schütz/Müller 1989, 222. Knöpfli 1960, 77; Reinle 1968, 340. Oursel 1993, 10; Kleiber 1992, 21f. erwägt auf Grund der Proportionen eine dreischiffige Kirche und rechnet mit einer Mittelschiffhöhe von 15,4 m. Der Befund von Toulouse widerlegt deutlich seine rechnerischen Überlegungen. Knöpfli 1961, 233. Schütz/Müller 1989, 222. Oursel 1991, 261. Reinle 1968, 304. Unten, Gamper S. 137ff. Hils 1967, 85. Hils 1967, 86. Jakobs 1961, 227f. Gamper 1994a, 24, anders Kleiber 1996, 146, Anm. 42; auch unten, Gamper S. 136. Jakobs 1961, 27 Anm. 95 und 38; Reimann 1991, 102, Anm. 15. J. B. M. Watterich, Pontificum Romanorum vitae I, Leipzig 1862, 543.

249


508 509

510 511 512

513 514 515

516 517

518 519 520 521 522 523 524 525

526

527

528 529 530 531

532 533 534 535

536

Unten, Gamper S. 136, 141. Drack 1957, 45; Schib 1972, 38; anders Knöpfli 1960, 70 und Frauenfelder 1960, 322. Tremp 1997, 13. Meier 1996, 317. Rüeger 1884, 247; Knöpfli 1961, 64ff. mit der älteren Literatur dazu in Anm. 521; Binding/Untermann 123; Schütz/Müller 1989, 222. Eine frühere Planung oder einen früheren Baubeginn zur Diskussion stellten auf Grund theoretischer Überlegungen: Kleiber 1996, 139ff. und Berger 1995, 219ff. Bergers Arbeit berücksichtigt aber nicht Guyan 1979. So entstand beispielsweise folgende Aussage zu dem von Guyan 1964 ergrabenen und publizierten Befund: «Binding/Untermann, S. 98 nehmen zunächst eine flachummantelte Apsis an, die später durch ein Chorjoch mit halbrunder Apsis erweitert wurde» (S. 212, Anm. 199). Bergers mehrfacher Hinweis (nach Hecht 1928, 311 und Taf. 200), dass nicht ein Ostturm sondern nur einer von zwei Westtürmen zur Ausführung kam, ist – wie das Original zeigt – ebenfalls falsch ( 227, 245, Anm. 208, Abb. 70). Kummer 1991, 207. Toman 1996, 57. Davon ausgehend, dass Schindeln aus dem frischen Holz gespalten und ohne zu lagern im grünen Zustand verbaut worden sind. Gallmann 1994, 27. Zur Grabinschrift Rüeger 1884, 1100 zu S. 247, Zl. 30. Aus dieser Zeit oder aus dem 12. Jh. stammt die Grabplatte (Nr. 2) bei der nördlichen Apsis im Querschiff. Sie besteht aus Muschelkalk und zeigt ein Kreuz im Kreis, aber keine Inschrift (Drack 1953, 17, Abb. 31). Ein Grabstein mit dem gleichen Motiv fand sich in der Stadtkirche St. Johann, Bänteli 1990, 128 und Abb. 56. Unten, Gamper S. 139f. Gallmann 1994, 28. Jänichen 1958, 78. Unten, Gamper S. 136. Kummer 1991, 207f. Unten, S. 90. Foto 168, 179, 185, 454. Die gleiche Situation in Wettingen deutet Hoegger 1998, 127 als ungenaue Fundamentabsteckung, die er auf den gleichzeitigen Baubeginn von zwei verschiedenen Bauteilen zurückführt. Schräggestellte Steinlagen finden sich sonst nur vereinzelt in den meist aus Bollensteinen bestehenden Fundamenten des 11. Jhs. von Allerheiligen II. Münsterschiff obere Hälfte Ostpartie und nördlicher Obergaden sichtbar. Münsterchor Südwand: Fotos 19, 20, 30. Münstervorhalle Nordwand, im heutigen Dachraum, flächig sichtbar mit einem horizontalen Fugenstrich: Foto 429; und Südwand beziehungsweise Nordwand Erhardskapelle: Foto 445; Gp 218; Foto EAD. 16169. Klausurostflügel Westwand über der Fenstergalerie des Kapitelsaales: Abb. 71 und Ostwand Fotos von 1938; auch SHBG 19, 1942, Taf. IIc. Klausursüdflügel, 1966 freigelegt im Heinrich Moser Zimmer: Foto ohne Nr. und 1987 Ostabschnitt. Erhardskapelle Ostwand, in: SHBG 19, 1942, Taf. II d; und Südwand: Darstellung Harder MA B 5147. Im Höfli an der Südwand im Mauerwerk heute noch sichtbar. Pfalzhof, westöstliche Hofmauer, Befund von 1994. Hinzu kommt die 1996/98 freigelegte, älteste Stadtmauer im Strickmaschinenareal, entlang des Rheines, Bänteli 1999, 13 und oben, S. 51. Südostecke Foto 110, Südwestecke heute sichtbar im Kreuzgang. Zur Aufstellung Hauser 1996, 367. Frauenfelder 1946, 129. Archiv Photo Koch LR 3708 und 3709. Raumbeschreibung in: Frauenfelder 1951, 104 f. Unten, S. 102. Tb. 69. Hoegger 1998, 108 mit Beispielen in Anm. 361. Möglicherweise ist die Wand in der Verlängerung der Nordmauer des Südflügels erst mit Allerheiligen V eingesetzt worden, was untersucht werden müsste. Tb. 74: «Ursprünglich romanische Teilungsmauer des Ostflügels, 11.–12. Jh. Einzelne rom. Mauerpartien noch erhalten». Fotos der Südfassaden von C. Heller 1938. Tb. 75: «Die Abschlussmauern sind im Parterre bis zum 2. Stock romanisch. Es zeigen sich aber Mauern vom 2. Stock an, die dem 13. und 14. Jh. angehören werden. Überall machen sich Einbrüche und Ausmauerungen aus dem 16. bis 19. Jh. bemerkbar, sodass ein einheitliches Bild dieser Umfassungs-

250

537 538 539 540 541

542 543

544

545 546 547 548

549 550

551

552

553 554 555 556 557

558

559

560

561

562 563

564 565

566 567 568 569

570

571

mauern nicht mehr erhalten ist». Dementsprechend zeigt die Darstellung von Harder (MA B 5143) im Obergeschoss eine um 1400 zu datierende Bifore mit Oculus. Henking 1891, 13; Frauenfelder 1937, 49. Datierung des Fensters nach Vorbildern in der Stadtkirche St. Johann, Bau IV. Aus der Giebelmauer stammt ein gelochter Bollenstein (MA 6939). Sein Gewicht von 12,2 kg deutet ihn als Gegengewicht ev. für einen Aufzug? Unten, S. 102. Plan von 1902, Schwelle Kote 394.70. AWM 68 und 70. Kote der Schwelle innen 394.75; aussen 395.15 (?). Rüeger 1884, 252. Hecht 1928, 314 war vom Abbruch der Seitenapsiden ausgegangen, unter Beibehaltung der Hauptapsis. Fotos der Südfassade von 1927; Sondagen von 1998. Hecht 1928, Taf. 183, zeichnet auf der Nordseite zwei romanische Fenster ein, offenbar in Analogie zur Südseite. Keines von beiden entspricht der jetzt sichtbaren Fensternische auf der Nordseite. Lichtmasse 0,41x1,01 m, Dendrodatierung 1996/8 ergebnislos Dendrolabor BfA Zürich Nr.19610/11. Drack 1953, 13ff. Aufnahmeplan 49, Fotos 97/8. AWM 12; Aufnahmeplan 51. Schwelle Kote 391.79; Foto 69. AWM 12b, 15, 26 und 35. Foto 98. Die jetzige Türe entstammt den Renovationsarbeiten der Fünfzigerjahre. Sie trat an die Stelle einer romanisierenden Doppelarkade aus der Jahrhundertwende (Rahn 1907, 33). Hecht 1928, 319, Taf. 205a; AWM 12; Kote 395.32. Fotos von 1927 und 1937. Guyan 1979, 183 weist sie der ersten Klosteranlage zu. Spuren einer weiteren Latrine bei der Nordostecke der Sakristei zur Dreiapsidenkapelle II; Sohle auf Kote 389. 75. Eine Eichenschwelle blieb erhalten, konnte der ungenügenden Jahrringanzahl wegen nicht datiert werden, Dendrolabor BfA Zürich, Nr. 43998. Unten, Zubler S. 201f. Unten, S. 106. Unten, Rehazek und Brombacher S. 230. Bänteli 1995, 25. 1955 bei der Münsterplatzabsenkung zum Vorschein gekommen. Bollensteinfundament 0,9 m stark; AWM 77; Foto 191. Das wahllos in Säcken abgefüllte Material ist 1990 durch die Kantonsarchäologie im Waldfriedhof wiederbestattet worden, zusammen mit Grabungsfunden vom St. Johann. Nach den aufwendigen, anthropologischen Untersuchungen in der Stadtkirche St. Johann (Cueni/Etter in: Bänteli 1990, 141–234) wurde hier darauf verzichtet. Zwei aufgesammelte Oberschenkelknochen stammen von je einem 2–3 resp. 3–4 jährigen Kind. Bericht der Anthropologin E. Langenegger vom 5.3.1998. Fotos C. Heller im MA von den vom Verputz befreiten Fassaden an der Baumgartenstrasse von 1937 und Aufnahmeplan der Kreuzgangsüdwand von 1987. Tb. 70; MA 6943 (Freivogel 1977, Abb. 3.2.43), gleiche Kalksteinunterlagen in der Münstervorhalle. Planaufnahmen vom 23. 2. 1925 im MA. Planaufnahme vom 1. Dezember 1925 im MA. MA 6944 (Freivogel 1977, Abb. 3.2.44). Sie erinnert formal an gleichartige Basen in der Küche des St. Peter und Paulsklosters in Hirsau (Hirsau 1991a, Abb. 77 und 459, sowie Beilage 8). Henking 1891, 12; Reinle 1968, 189. Regelmässiges, lagerhaftes Mauerwerk aus flachen, länglichen Kalkquadern, zum Teil ist eine Lage schräggestellt. Westseite Foto 40/1–14; Südseite Foto 43/17–29; Ostseite Foto 30/7a–11a, 34/34–35, Foto 3442 EAD. Unten, S. 102. Rahn 1902/3, 287, Fig. 93; Foto 3434 und 3438 EAD. Unten, S. 76. Rahn 1902/3, 286, Fig. 94; Foto 3441–43 EAD. Nach deren Niveau liegt die heutige Bodenhöhe des Kreuzgangs etwa 0,2 m zu hoch. Bestätigt durch die Nachuntersuchung von 1984 durch H.R. Sennhauser. Schon die Fotos widerlegen Guyan 1979, 159f. und Plan 170: «Die Mauer des ältesten Kreuzganges durchschneidet die Apsis und stuft sie damit als älter ein», dazu auch die «Rekonstruktion» dieser «Urständekapelle» in Guyan 1982. Foto 39/16 und 17. Zwei Steine der aufgehenden Schulter teilweise gestört durch eine Dachwasserleitung, überlagert vom Mauerwerk des be-


572

573

574 575 576 577

578

579

580

581

582

583

584

585 586

587 588

589 590

stehenden, neuzeitlichen Bogens. Foto 40/4 und 41/13; 39/1 Südseite, das Fundament besteht ebenfalls aus Kalkbruchsteinen. Sondage 1998. Deshalb ist auszuschliessen, dass Turm I und Apsis IV miteinander existierten, wie dies nach der Nachgrabung von Sennhauser 1984 angenommen wurde. Bericht Markus Bolli 1984. Wahrscheinlich 1496. Unten, S. 100f. Foto 38/3 und 5. Unten, S. 74. Der kolorierte Grundrissplan von Sulzberger, ergänzt mit Fotos, Tagebuch und steingerechten Wandaufnahmen (letztere bis zu den Untersuchungen von 1987 in Allerheiligen nie mehr angefertigt), war für die damalige Zeit eine ausgezeichnete Dokumentation, kann aber für die heutigen Fragestellungen nicht immer genügen. Gp. 209/10, 223/4 und Aufnahmen Archiv Sulzberger. Bei der Absenkung des Höflibodens um gut 80 cm auf das alte Niveau beobachtete Sulzberger an der Südfassade der Erhartskapelle Tb. 17: «eine Lage von rotem Lehm, in welchem verschiedene Bruchstücke von Säulenschäften gefunden wurden». Auf der Westseite des Höflis lagen im Schutt zwei figürliche romanische Kämpfer, MA 6971 und 6972 (Freivogel 1977, Abb. 3.2.31/2), vergesellschaftet mit einem nach dem Steinmetzzeichen wohl im 16. Jh. erstellten, reich ornamentierten Würfelkapitell MA 6973 (Tb. 10). Gp. 224, jünger ist wohl auch das darüberliegende Sinnbild des Teufels, zusammen mit einem romanischen Kämpfer als Spolie verbaut (Tb. 63, Frauenfelder 1951, 134, Abb. 163.). Tb. 18, 31: «Innerhalb der Nordmauer im Kaminraum zeigt sich ein Sockel aus Kalksteinquadern, ähnlich wie an dessen Westseite». Diese Pfeiler sind in Sulzbergers Plan M. 1:50 der ältesten Bauphase zugeordnet, was Hecht 1928, 286, Taf. 190a, zusammen mit seiner Interpretation der schriftlichen Überlieferung zur Rekonstruktion von doppelgeschossigen Kapellen veranlasste. Tb. 52: «Im Kaminraum wird nachgesehen, ob sich zur nördlichen Pfeilerstellung ein Pendant gegen Süden zeigt, indem der Eingang in das kleine Paradies durch zwei Pfeiler flankiert gewesen wäre. Leider wurde im Kaminraum die erwartete Pfeilerstellung nicht gefunden». Sind die Grabstörungen (Tb. 30f.) dafür verantwortlich? Ein von Sulzberger einem Portal zugeordneten und in der Ecke zwischen Johanneskapelle und Kaminraum gefundenes Säulenstück mit Schaft und Kapitell (Tb. 23) könnte dazugehören. MA 5030? (Hecht 1928, Taf. 198e; Freivogel 1977, Abb. 3.2.39. Tb. 11: «Bei der Rundbogentüre zeigt sich ein in Verband stehendes Stück Sandstein, wohl ein Überrest eines Treppentrittes. Mittag untersuchte man die Fundamente in der Südwestecke innerhalb des Kreuzgängchens, zwischen Stiegenmündung und dem Rest der Kreuzgangmauer. Hier fand man in der Kreuzgangmauer ein Fundamentansatz, darunter wich dann das Fundament [des Atriums I] weiter zurück und zieht sich noch weiter in die Tiefe. Das Fundament der Stiege hörte in Niveau dieses Ansatzes an der Kreuzgangmauer auf. Offenbar zeigt diese Verdickung die ursprüngliche Niveauhöhe des Hofes an». Tb. 62: «… offenbar befand sich hier eine Loggia …». Guyan 1979, 175. Der Brunnenrand liegt 60–70 cm über dem Bodenniveau der ersten Anlage, ohne dass eine nachträgliche Erhöhung in diesem Ausmass sichtbar ist. Tb. 10, 11 und 30. Tb. 50: «In 2,4 m Tiefe geriet man auf Kies und auch die Steinausfütterung reichte nicht weiter hinunter. Es ist nun klar, dass dieser Cisterne nicht die Bedeutung zukommt wie man möchte und neueren Ursprungs ist». Sie diente bis zum Museumseinbau 1921 als Sickerloch fürs Dachwasser, damals ist der Boden im Höfli 0,85 m tiefer gelegt worden. Eine von Sulzberger östlich des Brunnens freigelegte Kieselpflästerung (Tb. 67) welche auf einer Schicht roter Sandsteinbrocken (Steinmetzabfall) lag, datiert vom Niveau her wohl in die Neuzeit. Unten, S. 86. Sie wurde bisher der ersten Bauphase zugerechnet: Hecht 1928, 288, Taf. 186; Guyan 1979, 175, Abb. 33. Unten, S. 79. Tb. 32: «Die Kieselmauer [des Atriums I] ist hier plötzlich ausgebrochen und hörte auf», was auf ihre Zerstörung durch die jüngere Latrine hindeutet. Von Sulzberger (Tb. 24) erstmals 1921 freigelegt. Deutet die Höhendifferenz der Grabungen von 1921 und 1995 von 25 cm auf einen Messfehler hin oder waren im Innern zwei Böden übereinander vorhanden?

591

592 593

594 595

596

597 598 599

600 601 602

603 604 605

606

607 608

609

610 611 612 613 614 615 616 617 618 619 620

621

622 623 624 625

626 627 628

629 630 631

Ab. I, 13 und 14; ihre Schwelle lag ursprünglich 31 cm höher auf Kote 391.37 und korrespondierte mit den Böden des ersten Klosters. Ab. I, 53. Tb. 18 und 19. Sulzberger fragte sich, ob es sich um eine spätkarolingische Apsis handle. Ab. I, 37 und 38. Ab. II, 4–6, Schwellenhöhe Kote 394.77. Die zugehörige Mauer ist ebenfalls erneuert worden, wie ihre um etwa 15 cm reduzierte Mauerstärke zeigt, gegenüber der Mauer I im Erdgeschoss und derem westlichen Abschnitt im Obergeschoss. Eingefügt 1646 nach dem Abbruch der in den Hof springenden Gebäudeecke: «wie auch bey der burgerlichen Bibliothec ein schadhaffte und dem Fahl trewende Maur». RP 165, 164, 13. Februar. Gut dazu passen die Scherben aus dem zugehörigen Gerüstloch G7, unten, Zubler S. 306. Tb. 61; nicht mehr identifizierbar. MA 6942; (Freivogel 1977, Abb. 3.2.36/2). Blaues Skizzenbuch 11; Tb. 16, 20: «Die südliche Mauer der Johanneskapelle steht auf einem Fundament aus Kieselsteinen. In Senkrechter dazu zieht in der östlichen Hälfte ein gleiches Mauerfundament aus Kieselsteinen». Rahn 1902/03, 293. Braunfels 1969, 78f. und 289. Zur Fensteranordnung gegen den Kreuzgang hin Stein-Kecks 1996, 229f., Anm. 77 und 87. Zum Forschungsstand Stein-Kecks 1996; Migne 1880, 1113Dff.. Sennhauser 1996a, 293 mit den Beispielen. Gp. 179, ob das Skelett gewestet oder geostet war ist unklar, zur Armhaltung Anm. 908. Die in Zisterzienserklöstern übliche Deutung dieses Ganges als Sprechraum (erneut für Wettingen Hoegger 1998, 111f.), lehnt Untermann 1996, 252 ab, weil die Funktionen des auditoriums «eine gewisse Raumgrösse voraussetzen». Diese wird auch in der Überlieferung dieses Raumes in Cluny II bestätigt, dessen Länge 30 Fuss, also zwei Drittel des Kapitelsaales betragen hat (Braunfels 1969, 289). Unten, S. 72, 82. Dazu mit weiterführender Literatur: Weyer 1995, 51 und 72ff.; Untermann 1996, 252f. Die von Wilhelm konstruierte Zeichensprache war aber umstritten, musste «schon den Zeitgenossen als grotesk erscheinen und hat dazu geführt, dass verschiedene Abschreiber (der Hirsauer Constitutionen) das Kapitel ganz weggelassen oder es an den Schluss gestellt haben» (Reimann 1991, 102). Zur Zeichensprache auch Möbius 1983, 14. Untermann 1996, 251ff. Braunfels 1969, 289. UR 461a. Zimmermann 447ff., 455f. mit den entsprechenden Zitaten. Untermann 1996, 248 mit den Beispielen. Zimmermann 1973, 130, 433 nach Migne 1880, 958B. Zimmermann 1973, 510, nach Migne 1880, 1117Cff. UR 17. Bänteli 1993b, 247. Frauenfelder 1951, 84. Hoegger 1998, 116f. mit den Beispielen. Der spätgotische Gewölbeeinbau unterstützt diese Vermutung (Unten, S. 104f.). Dazu und zu seiner Rekonstruktion B. v. Scarpatetti, Das St. Galler Scriptorium, in: P. Ochsenbein (Hrsg.) Das Kloster St. Gallen im Mittelalter, Darmstadt 1999, 31–67, bes. 38ff. Untermann 1996, 250 und Anm. 66. Zettler 1988, 211 und 260; TA 35–38. Migne 1880, 1067 C. Die Lage würde gut zu Heinzers Feststellung passen, «dass Bibliothek und Schreiberbereich beinahe exklavenartig aus dem klösterlichen Lebensraum herausgenommen werden und den Status eines quasi sakralen Sonderbezirkes erhalten» (F. Heinzer, Buchkultur und Bibliotheksgeschichte Hirsaus in: Hirsau 1991b, 259–296, bes. 262). Gamper 1994a, 29f. Gamper 1994a, 35. H. Roosen-Runge, Die Tinte des Theophilus, in: Festschrift Luitpold Dussler, München/Berlin 1972, 89. Auch Hoegger 1998, 119. Unten, S. 82. UR 66. Zum Begriff Binding 1993, 101.

251


632 633

634 635

636 637 638

639 640

641 642 643 644 645 646 647

648 649 650 651 652

653 654 655 656

657 658 659

660 661 662 663 664 665 666

667 668

669

670

671

672

673

Migne 1880, 1067C. Bänteli 1993b, 247. Allgemein zum Mönchsfriedhof Zettler 1988, 67– 75, Zitat ebd. 71. Zur Oblation Schreiner 1991, 73. Stein am Rhein, in der Vorhalle der Stadtkirche (13.–14. Jh.) und Vorhalle Kirche Burg (13.–15. Jh.); Bänteli 1993b, 249 und Bänteli 1993a, 185. Zettler 1988, 130–133 zu den Friedhöfen der Kloster- oder Gotteshausleute auf der Reichenau. Braunfels 1969, 291. Braunfels 1969, 289f. UR 461a. Zu den Auseinandersetzungen zwischen Abt und Konvent Schudel 1986, 1500 und 1524. Zimmermann 1973, 38ff., 251f. Zimmermann 1973, 323 nach Migne 1880, 1107Dff. und 486, nach Migne 1880, 1052AB. Unten, Rehazek und Brombacher S. 213. Dazu mit weiterführender Literatur: Weyer 1995, 197. Einzige Dokumentation Plan Sulzberger 1938, 17. Teschauer 1991, 119 nach Migne 1880, 1031D und 1033B. Braunfels 1969, 290. Unten, S. 77. Die im Südflügel zum Vorschein gekommenen Strukturen, welche der Übersichtsplan von Sulzberger 1938, 17 zeigt, sind mangels weiterer Dokumentation unklar. Braunfels 1969, 289 und 291f. Zimmermann 172f., 504 nach Migne 1880, 1101B. Abegg 1997, 15ff. mit ausführlichen Quellen. Rüeger 1884, 1161, zu 925. Weil er nach Aussage der alten Kanalisationspläne bis in die Zwanzigerjahre als Sickergrube für Dachwasser diente, wurde er von Guyan offenbar als modern eingestuft und nach der Anfertigung von Fotos (34/22–24) abgebrochen, ohne Eingang in seine Pläne zu finden. Die Tiefe ist deshalb unbekannt. Zimmermann 1973, 406ff. nach Migne 1880, 1067D. Zimmermann1973, 435 nach Migne 1880, 1031D. Unten, Zubler S.198. UR 147. Sulzberger 1926, 139. Sennhauser 1993, 104; Courvoisier/Sennhauser 1996, 35, 58. Weitere Beispiele bei C. Kosch, Wasserbaueinrichtungen in hochmittelalterlichen Konventanlagen. Eine Nachlese, in: Sennhauser 1996a, 69–84, bes. 72ff. Braunfels 1969, 106. Kosch 1991, 121. Zur Problematik W. Jacobsen, Die Klosterresidenz im frühen Mittelalter, in: Sennhauser 1996a, 59–68, bes. 59ff. Zur Funktion und Entwicklung der Reichenauer Pfalz: Zettler 1988, 152ff. Braunfels 1969, 290f. Zur Thematik Schreiner 1991, 79f. Schreiner 1991, 80, nach Migne 1880, 1114A. Unten, Zubler S. 208. Zum 19. und 20. Jh. Hauser 1996, 343ff. und 364ff. Unten, S. 103. Identisch mit jenem, den die um 1600 entstandene Langsche Darstellung (Abb. 110) südöstlich der Annakapelle zeigt? Datierung ergebnislos, Dendrolabor BfA Zürich Nr. 37357/58. Dendrolabor BfA Zürich, Mittel 2042, datiert 1167 mit sechs Splintjahren. Entsprechende Fenster sind im 1299 datierten Wohnturm im Haus zur Gerbe nachgewiesen, vgl. K. Bänteli, Die Entwicklung des Gerberhauses am Beispiel des Hauses zur Gerbe in Schaffhausen, in: Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch. Die Stadt um 1300, Zürich 1993, 420–424. Wie in Schaffhausen fand dieses sägbare Material auch auf der Reichenau Verwendung: Zettler 1988, 273. Dendrolabor BfA Zürich, Mittel 1891, datiert 1296 mit zehn Splintjahren. Tb. 70: «Die Mauern sind doppelhäuptig, teilweise mit Fischgrätmauerwerk wie im kleinen Höfchen der alten Abtei». Plan vom 1. April 1924, M. 1:100 im MA. Tb. 70: «Mitten durch den Parterreraum geht eine alte, 70 cm breite Mauer, in die Tiefe, deren Flucht nach Norden verputzt ist». Bei der Renovation von 1998 sind auch hier drei sicher hochmittelalterliche Deckenbalken gemessen worden, die sich leider nicht datieren liessen. Dendrolabor BfA Zürich, Mittel 2126. Dendrolabor BfA Zürich, Nr. 36459. Möglicherweise ist der Balken aber wiederverwendet, wie die Übereinstimmung der Jahrringkurve mit

252

674 675 676

677

678

679

680 681

682

683

684

685

686 687 688 689

690 691 692

693

694

695

der ebenfalls undatierten Schindel Nr.16609 aus dem Münsterdach zeigt. Dendrolabor BfA Zürich, Nr. 36456. Unten, S. 104. Ein Messfehler im Aufnahmeplan von 1927 führte dazu, dass dort diese Wand nicht parallel zum Ostflügel verlief. Tb. 70: «Vor dem alten Institut stand eine modern aussehende Mauer. Beim Abbruch kamen fast bündig mit der jetzigen Niveauhöhe des umliegenden Bodens eine regelmässige Reihe von romanischen Säulchen zum Vorschein». Planaufnahme Keller und Leemann vom 18. Februar 1926. Korrespondenz wegen Kostenüberschreitung vom Februar 1927 im Stadtarchiv. Deutet die Aussage von Pestalozzi 1928, 273: «im 14. Jh. aus romanischen Werkstücken erbaut», darauf hin, dass auch dieser Kreuzgang schon früher an Ort und Stelle erneuert worden ist? Die Ostecke ist erst in einer zweiten Restaurierung angefügt worden (Foto von 1937). Eine jüngere Zeitstellung liess sich für die nördliche Mauer in der Sondage von 1998 nachweisen. Unten, Zubler S. 198f. und Kat. 325 und 329. Henking 1890, 15 mit Anm. 1, Abb. III und VI. Sturz MA 5005; (Freivogel 1977, Abb. 3.2.35/4). Guyan (1979, 182, Abb. 43) weist dieses Doppelfenster, heute in der Erhardskapelle zusammen mit weiterer Bauplastik aus Allerheiligen aufgestellt, fälschlicherweise dem «Bauschutt nahe der Krypta» zu. Handschriftenbeispiele bei W. Augustin, Schaffhauser Handschriften als Vorlagen? SHBG 71, 1994, 43–67, Abb. 3–5. Ein weiteres Gewände über der Türe zum Kreuzgang stammt ebenfalls aus dieser Zeit, wurde aber in gotischer Zeit wiederverwendet, unten S. 102 und Abb. 122. Die in der Literatur erscheinende Deutung des Westflügels als «alter Dormenter» geht auf Rüeger 1884, 242f., zurück, der um den Pfalzhof das erste Kloster ansiedelte und darin folglich dessen Ostflügel sah, der üblicherweise Standort des Dormitoriums ist. Pestalozzi (1928, 271) sah hier das Laiendormitorium. Zum zisterziensischen Konversenhaus auch Hoegger 1998, 125 mit Beispielen. Tb. 31: «Unter der Loggia wurde längs der Mauer gegraben. Westlich der Cisterne geht das Fundament der südlichen Johannes Mauer noch ordentlich tief herab. Dann ist der westliche Teil der Johannes Mauer und der Westabschluss des Raumes nur noch wenig tief fundiert. Es machte den Anschein, wie wenn kurz vor der Cisterne der Trakt einmal aufgehört hätte und später angehängt worden wäre». Tb. 34.: «In der Johanneskapelle zeigt es sich, dass die beiden nach westwärts laufenden Mauern nicht so tief fundiert sind wie das Fassadenfundament [Raum 22, Gäste/Konversenhaus II], sie liegen direkt auf Humus». Tb. 34: «… eine kleine in die Mauer gehende Apsis, die flach zugemauert war. Das Ausfüllmaterial ist Kalkbruchstein, einzelne Sandsteinstücke und schlechter Mörtelverband. Der Gewölbegurt verdeckt den Scheitel der Apsis» um etwa 20 cm. «Hinter diesem Gewölbegurt sieht man Reste von (älteren) Malereien». Darstellungen Harder MA B 5149–5151; Ab. II, 54–59. UR 1532. Weitere Nennungen bei Rüeger 1884, 1100, zu Seite 243. Ab. III, 5 und 6. Darstellungen Beck MA B 5009–11. Gp. 214 zeigt Fugenstrich über den Arkaden. Raumbeschreibung in Frauenfelder 1951, 134. Die Loggia im 2. Obergeschoss ist spätgotisch oder neuzeitlich, die Zwergarkaden sind als Spolien aus dem 1. OG dorthin gelangt. Bericht Zemp 1924, 7 und 11. Ab. I, 33, Kote 394.19. Oben, S. 37 und Abb. 32. Sehr ähnlich auch die Mönchspforte vom Kreuzgang zur Kirche im Kloster St. Georgen in Stein am Rhein, Frauenfelder 1958, 62, Abb. 73 und 74. Lichtmass 45 x135 cm. Sulzberger 1926, 139; Hecht 1928, 289 und Taf. 186. Aufnahmeplan von 1922 der Westfassade M. 1:50 im Museum. Der Steinwechsel (Kalk bis 398.90, darüber Sandstein bis Kote 400.80), könnte damit zusammenhängen, dass die Verlängerung der Johanneskapelle nach Westen in einer ersten Etappe bis auf die Höhe des Obergeschosses I ausgeführt worden ist; erst in einer zweiten Etappe die Kapelle über der Johanneskapelle angelegt wurde und damit die bestehenden Bauten um 1,9 m auf die Traufhöhe des Münsters erhöht worden sind. Ab. II, 61 und Frauenfelder 1951, 123, Anm. 1 und Abb. 141–144. Die Ansatzhöhe der Pfeiler auf Kote 395. 51 entspricht der Deckenhöhe der


696

697 698 699 700

701 702 703 704 705 706 707 708

709

710

711 712 713 714

715 716

717

718 719 720

721 722

Johanneskapelle I. Zur Herkunft und Verbreitung des attischen Profils eine Übersicht bei Hoegger 1998, 59f. MA 6986 und 6987; Ab. III, 4. Unten, S. 96. Foto 106, AWM 1. Tb. 26: «Neben der Waschküche im Konvikt befindet sich ein gangartiger Raum, der teilweise mit einem Tonnengewölbe ausgestattet ist … der teilweise vollständig mit Schutt aufgefüllt ist. In der Tiefe ist dieser Raum durch eine Quermauer in zwei Hälften geteilt. Die Ausfüllung besteht etwa bis 80 cm tief aus Bauschutt und in der Hauptsache aus Hohlziegelfragmenten». Tb. 27: «… zeigte sich, dass die Mauer gegen die Waschküche [Gäste-/Konversenhaus II] nicht so tief hinunterreicht, wie die Giebelmauer des Konviktes. Die Ausfüllung zeigte keine Fäkalien, sondern zuletzt nur Mörtel und Erde. Als Einschluss kamen nur Knochen, die Einfüllung ruht auf Kies. Ob es sich um einen Durchgang zu den Ökonomiegebäuden handelt?». Pläne Keller/Leemann M. 1:100 mit Eintragungen Sulzbergers, im MA. Unten, S. 98. Unten, Zubler S. 208. Unten, S. 87. Unten, Rehazek S. 213. JbSGUF 78 1994, 236. Unten, S. 90. Tb. 61: «Beim Einfügen des Fensters im Raum oberhalb des Kaminraumes zeigte es sich deutlich, dass der Zwischenbau zwischen Ehrhardskapelle und Höfchen später ist, da die Südwestecke der Ehrhardskapelle glatt war». Tb. 70: «Durch Arbeiten hat es sich herausgestellt, dass der Kaminraum und das darübergelegene Gemach noch aus dem 13. Jh. entstammen». Tb. 9:«… und angefangen die vermauerte Öffnung gegen den Raum mit dem Kamin auszubrechen … Es steckt drinnen ein alter hölzerner Sturz und man sieht innen Spuren von 2 Gewänden, vielleicht war es zuletzt ein Fenster». Freivogel 1977, Abb. 3.1.8. Ähnlicher Befund im Westturm der Burgruine Hohenrätien, Sils i.D.; Säulchen mit Würfelkapitellen, Kamin leicht gerundet in die Wand eingelassen, um 1200 datiert. Tauber 1980, 357, Abb. 253. Aufnahmen Sulzberger, Schnitt C-C und J-J im MA. Schnitt E-E im MA; Ab. II, 1–3, Schwelle Kote 394.52. Ab. III/1, 42 x 86 cm, horizontal liegend. Ab. II, 40. Gleicher Befund, aber ohne Oculus aus Randengrobkalk, 1997 an der Westfassade der Pfarrhäuser aufgedeckt (S. 75). Türfragment Ab. I, 41 und 42, Schwelle Kote 494.92. Ab. I, 47 und 48; Tb. 14: «Da der jetzige Türeingang späterer Zeit angehört, wurde vielleicht das alte Türgestell früher durch das jetzige ersetzt oder es war früher überhaupt keine Türe vorhanden». Ab. I, 36; Tb. 13: «Die Eingangstüre deren Gewand aus Holz besteht, ist bedeutend später als die Mauer, vielleicht erst 16. Jh. Innen kann man ausser der kleinen Fensterlücke in den Nachbarraum nirgends Spuren von Fenster oder Türe begegnen». Bänteli 1995, 25. Unten, Lehmann S. 194f. Tb. 12–26. Pestalozzi 1928, 284, erwähnt in Anm. 73 Holzteller; Sulzberger Tb. 15, Holzgefässe, die wie auch die erwähnten Tierknochen nicht mehr vorhanden sind. Unten, Lehmann S. 160. Zum Baubestand Frauenfelder 1951, 116–121. Tb. 17: «Nachgrabung in der Nordwestecke des Höfchens ergab, dass die jetzige Ehrhardskapelle mit dem früheren Kreuzgangrest in keinem Verband steht also wohl späteren Ursprungs ist». Das westliche Fenster in der Kapellensüdwand liegt genau in der Westwandflucht des Höflis und unterstützt diese spätere Zeitstellung. Der Befund vor der Türe zur Erhardskapelle war verbaut durch eine neuzeitliche Latrine, «… deren Verwendung erst vor einigen Jahren aufhörte» (Tb. 7). Abb. 94 zeigt im Innern der Kapelle wohl die zugehörige Mauerfortsetzung der Höfliwestwand, vor dem Vorfundament der Erhardskapelle. Unklar sind die Befunde Tb. 33: «Es machte den Eindruck, wie wenn sich an diese Mauer gegen Norden unterhalb der Eingangstüre von der Vorhalle ein turmartiger Anbau ansetze», Tb. 33: «In der Ehrhardskapelle wird weiter die Kieselmauer freigelegt [Atrium I]. Vor dem Chor der Ehrhardskapelle kommt ein breiter, unregelmässiger Mauerklotz zum Vorschein» und Tb. 32: «Im Kreuzgang stiess man beim Suchen nach dem Kieselsteinfundament auf eine kleine Apside, die inwendig einen

723

724 725

726 727 728 729 730

731

732 733 734

735 736 737 738

739

740 741 742

743 744 745

746 747

748 749

750

Mörtelboden besitzt. Die Apside sitzt in der Westwand der Ehrhardskapelle». Guyan deckte hier tatsächlich einen durch die Kanalisation gestörten Mauerrest unklarer Funktion ab, der den Nordturm I stört und 0,8 m tiefer liegt als dessen Oberfläche, Foto 37/15. Ist es eine moderne Latrine? Türschwelle Kote 391,93; Ab. II, 17–19. Tb. 4: «Auf der Südseite der Kapelle öffnete ich das eine Rundbogenfensterchen. Der alte Holzrahmen für das Fensterchen ist noch ganz erhalten, ebenso einzelne Nägel zum festhalten des Fensters». Tb. 21: «Anhand von Malspuren muss die südliche Chorkappe der Eberhardskapelle schon in romanischer Zeit durch eine Fensternische unterbrochen gewesen sein. Später wurde dann hier ein gotisches Fenster eingesetzt». Tb. 59: «Die ungefähr um 1730 vor das Chor der Ehrhardskapelle gesetzte Mauer wird weggerissen, dabei kommt das spätgotische Viereckfenster und eine Leibung des spätromanischen Fensters zum Vorschein».Ab. III, 2 und 3. Gp. 218; Foto EAD. 16169. Tb. 22: «In der Westwand der Erhardskapelle eine Spur einer alten Vierecköffnung (Türe?)». Frauenfelder 1929, 56ff., und ders. 1951, 116 Anm.1 und 2. Rüeger 1884, 250. Hecht 1928, 308. Türschwelle Kote 395.67, Ab. II, 24–27. Tb. 3f. mit Beschreibungen zur Bemalung. Tb. 66, MA 6983: Rinnenstück aus rotem Sandstein im Steinkeller MA am Platz. Gleicher Befund im südlichen Chornebenraum bei der Kirche von St. Georgen in Stein am Rhein: Bänteli 1993b, 247. Ähnliche Stücke waren schon 1935 beim Abbruch des Konviktes zum Vorschein gekommen. Im Innern fanden sich Sandsteingewände mit Rosetten, Foto im Bericht von 1946; Original nicht mehr vorhanden. R. Frauenfelder, Renovation der Helferei, SN 11.5.1942; Tb. 75f. Unten, S. 108. Tb. 73. Frauenfelder 1937, 48: «Das kleine Häuschen rechts neben dem Eingang zum Klosterbogen wurde nach der Reformation als Archiv und Aufbewahrungsort für wertvolle Sachen benutzt». Wischermann 1987, 313, Abb. 105. Unten, S. 106. UR 75. 1824 wurde am Turm eine Skulptur entfernt, die einen «Arbeiter bei der Turmbaute verewigte, welcher auf jeder Hand einen Quaderstein frei emporhielt …, flankiert von zwei Löwen» (Harder 1869, 25); Darstellung Beck MA B 5015. Drack 1953, 13. Bericht H.R. Courvoisier vom 8.10.71 im Stadtarchiv C II 58.0/20. Frauenfelder 1929, 55 und 68f. AWM Nr. 65 und Fotos 103 und 143. Frauenfelder 1929, 55 und 69. Auch in der Stadtkirche St. Johann findet sich das spätgotische Bildnis von Maria Magdalena an vergleichbarer Stelle an der Chornordwand über dem Turmportal. Vgl. C. Stähli, in: Die Stadtkirche St. Johann in Schaffhausen, Schweizerische Kunstführer Nr. 548, Bern 1994, 17–34, bes. 27. Foto 32, 33, 37, 121, 139. Frauenfelder 1955. Unten, Lieb S. 155. Mit der Fundlage stellt sich die Frage, ob dieses Fundstück im Giebelfeld über der Türe angebracht war, so wie dies die Kreisumschrift um ein (Konsekrations?)Kreuz des Portals der Johanneskapelle zeigt (Darstellung Beck MA B 5003; Ab. II, 57, 59). Unterstützt wird diese Überlegung durch Landgraf, welche an eingelassene Tonscheiben in der Wand denkt «wie dies z. B. im Spätmittelalter mit Kreuzwegstationen aus Ton geschah. Anstelle der langwierigen und kostspieligen Wandmalereien entstünde so eine biblia pauperum, die sich, mit geringen Kosten und ohne grossen Arbeitsaufwand, beliebig vermehren liesse». Landgraf 1993, 61. Frauenfelder 1955, 238 dachte an eine Form für Klostergebäck, Pfister-Burkhalter (ebd. Anm. 3) an ein Modell für den Boden einer flachen bronzenen Taufschale. Zettler 1988, 48–60 und 209. Dazu und zum Forschungsstand: R. Seiler, Zur Entwicklung der Klosterinfirmarien, in: Sennhauser 1996a, 173–186; bes. 179ff. Teschauer 1991, 122f. und Beilage 5. Sie ist nach dem Befund von 1997 an die Stelle einer älteren Mauer getreten und gehört bereits zum zweiten der oben erwähnten drei Mörtelgussböden. Zimmermann 1973, 498, nach Migne 1880, 1122B.

253


751 752 753 754

755 756 757 758 759

760 761

762 763

764 765 766

767 768

769

770 771

772 773

774

775

776

777 778 779

780

781 782

783

784

785

786 787 788 789 790

Zimmermann 1973, 529 nach Migne 1880, 1126A. Teschauer 1991, 122ff. und Beilage 5. Zimmermann 1973, 503 nach Migne 1880, 1125A. W. U. und L. Guyan, Das Kräutergärtlein zu Allerheiligen Schaffhausen. Schaffhauser Allerheiligen Bücherei 5, Schaffhausen 1965. Braunfels 1969, 292. Zimmermann 1973, 429, 532 nach Migne 1880, 1116C und 970B. Hoegger 1998, 129f. Sennhauser 1996a, 299f. Rahn 1889, 215. Zum Begriff auch Untermann 1996, 252 und Anm. 73 und 82. Sulzberger 1926, 139. UR 283. Rahn 1889, 188 siedelte die Nikolauskapelle im Münster neben dem Chor an. Frauenfelder 1929, 39 und 58 geht aber von einer Sonderkapelle aus. Unten, S. 105. Tb. 41, 62, 63, 66. 1922: MA 6951–6970; 1937: MA 18297–18301 und 18304. Beleffi Sotriffer 1994, mit der Literatur. Unten, S. 96. Gp. 159, 161, 211. Sulzberger 1926, 141. Nicht aber zur Vorhalle IV des frühen 12. Jhs., wo Beleffi Sotriffer (1994, 274) ihre Platzierung vorschlug. Hinzu kommt, dass diese Vorhalle schon 1431 hätte abgebrochen werden müssen, damit die Steine im damals neu angelegten Saal hätten Verwendung finden können (unten, S. 95). Henking 1890, 8. Nach Rüegers Vermutung wurde hier lange eine Marienkapelle postuliert, eine Doppelkapelle in Analogie zur Erhardskapelle; Rüeger 1884, 245 und 251, Anm. 2; Hecht 1928, 310; Frauenfelder 1929, 16. Nach dem Umbau von 1942/46 deutete es Frauenfelder 1951, 148 neu als Gästehaus, wohl nach dem St. Galler Klosterplan und der Situation in Cluny II. UR 334. Im Stifterbuch wurde dieses Fronhaus fälschlicherweise mit den Anfängen des Agnesenklosters in Verbindung gebracht, vgl. dazu Gamper 1994b, 37 und Gallmann 1994, 18, 24, 226*, wo der Begriff Fronhaus präzisiert wird, der eigentlich Herrenhaus heisst. «Infra» kann auch als «bei» oder «unterhalb» übersetzt werden. A. Wilts, Beginen im Bodenseeraum, Sigmaringen 1994, 38, 40, 92f., 145 und 436f. Zur Schaffhauser Wasserversorgung allg. Rüedi 1944, ders. 1945. Teschauer 1991, 118f. und ders. in: Wasserversorgung im Mittelalter. Geschichte der Wasserversorgung 4, Mainz 1991, 244–257. Zum Glockenguss die zeitgenössische, bald nach 1123 entstandene Beschreibung in: E. Brepohl, Theophilius Presbyter und die mittelalterliche Goldschmiedekunst, Leipzig 1987, 256–268. Ihr Dm. beträgt 0,92 m. S. Thurm, Deutscher Glockenatlas 2, Berlin 1967, 5 und 131. Das Reich der Salier 1024–1125, Katalog zur Ausstellung des Landes Rheinland-Pfalz, Sigmaringen 1992, 412. JbSGUF 78, 1995, 282. Frauenfelder 1951, 129. UZ-4120/ETH-18366, 965 ± 50 y BP, d. h. kalibriert 1032–1150; wie Anm. 1621/22 unten, Zubler S. 204ff. UZ-1741, 850 ± 55 y BP, d. h. kalibriert 1093–1244 wie Anm.1620/22. Von weiteren Holzkohlen sind Proben dendrochronologisch ohne Ergebnis gemessen worden. BfA Zürich, Nr. 36969–36973. Bänteli 1994, 85. UZ-3795/ETH-13582, 850±55 y BP, wie Anm.1621. Ihre anfängliche Zuweisung zum ersten Kloster, ausgehend von der Lage in der südlichen Verlängerung des Klostertores, ist demnach falsch: Bänteli 1995, 25. Bänteli 1994, 86. Unten, Zubler S. 199 und 204ff. Vielfältige Hinweise zu den Schaffhauser Ziegeln verdanken wir J. Goll. Heutige Dachneigung 48°; im Kreuzgang IV beträgt die «romanische» Dachneigung auf der Nordseite um 30°. Hinzu kommt, ebenfalls in dieser Zeit der Neubau des Agnesenklosters S. 51f. Von dort liegen noch keine Ziegelfunde vor. Ziegeltypenbeschreibung: Unten, Zubler S. 204ff. Schudel 1986, 1500ff. Zur Einführung der Reformation Schudel 1986, 1504ff., 1534f. Bänteli 1990, 63ff., 74; Frauenfelder 1958, 88ff. 1467 Schloss Beringen, Fachwerkbau an Wohnturm des 13. Jhs. (K. Bänteli, Die Baugeschichte von Schloss Beringen in: SHBG 65, 1988, 31–49, bes. 34ff.); 1470 das Siechenhaus (heutiges Altersheim) an der

254

791 792

793 794 795

796

797

798

799

800 801 802

803 804

805 806 807

808

809 810 811 812 813

814 815 816 817

818

819 820

Stokarbergstrasse (Akten Kantonale Denkmalpflege); 1477 Spittel im Bürgerasyl in Stein am Rhein (Akten Kantonsarchäologie), alle drei Gebäude mit stehendem Dachstuhl. Knöpfli bezeichnete diese Bautätigkeit als «Kirchenbaufieber, das am Vorabend der Reformation auch das Bodenseegebiet ergriff» (A. Knöpfli, Kunstgeschichte des Bodenseeraumes 2, Sigmaringen, 1969, 156). Jetzler spricht von einem «Spätgotischen Kirchenbauboom» (P. Jetzler, Der Spätgotische Kirchenbau in der Zürcher Landschaft, Wetzikon 1988, 14 und seine Analyse dazu für die Zürcher Landschaft 68f.). Drack 1953, 19f. mit Abb. 2 und 1957, 28ff. mit Abb. 2 und 42f. Foto 12 und 279. Ob die dortigen kirchenparallel verlegten Bänder zugehörig sind oder ob es sich ebenfalls um spätere Flickstellen handelt (das nordsüdliche Band korrespondiert mit der Flucht der jüngeren Schranke), ist unklar. Unten, Lehmann S. 186ff. und Abb. 186. Drack 1953, 19, Foto 53 und 288. Rüeger 1884, 247 und Anm. 11. Das heutige, nördliche Portal entstammt in seinem jetzigen Zustand der letzten Renovation und trat seinerseits an die Stelle eines 1855 entstandenen, neuromanischen Vorgängers (AWM 93 und 119; Foto 147 und 148, 153–155). Das südliche Portal (AWM 51) wurde 1859 zugemauert. Seine Schwellenhöhe von 390.02 liegt 34 cm über dem romanischen Kirchenboden und bezieht sich auf das jüngere Bodenniveau. Guyan (1981, 21) deutete dieses Portal als Zugang zur Krypta des 11. Jhs. Koten OK 396.38, 398.26 und 399.18; AWM. 71 und 90; Foto 91 und 418. Rüeger 1884, 248. R. Frauenfelder, Der grosse Gott von Schaffhausen, ZAK 22, 1962, 48-52. 1865 entfernt (Henking 1890, 6 mit Berichtigung ders., 1891, 6 und Anm. 1). Sie wurde rekonstruiert aus den Teilen, die in der alten Abtei als Einfassung der Treppe vom Höfli ins Obergeschoss dienten, zum Teil aber auch bereits in den Museumsbestand integriert waren (Tb. 10, 11). AWM 130/1; Foto 443. Beschreibung der Kanzel bei Frauenfelder 1951, 96 und Abb. 96. Foto 71. Drack 1953, 16, interpretierte es als Heiligkreuzaltar; ihm waren diese spätgotischen Bauten nicht bekannt. Unten, S. 100f. Unten, S. 104f. RP 52,152; 53,362 und 377–378; RP 54,52 und 186. Auch Rüeger 1884, 249. Rüeger 248, Anm. 7 und 1101 zu S. 248 Anm. 7. Frauenfelder 1951, 84 und 90 Abb. 84; Aufnahmepläne 80 und 81, Foto 396. Ab. II, 46 und 47. Ihr Fundament liegt unter der heutigen Mauer (Foto 442, 444, 452). Ähnlich auch Basen der Chordienste der Annakapelle von 1522 (Frauenfelder 1951, 116) und der Löwenkapelle von 1515–17 in der Stadtkirche St. Johann. Entsprechende Profilierung und gleich gemusterte Basen im Kloster St. Georgen in Stein am Rhein, 1506/10 datiert (Frauenfelder 1958, 96ff. mit Abb. 121/2 und 102). Dies zeigte sich im gesamten Klosterareal. Deshalb sind in den Zwanzigerjahren die Böden bzw. das Gelände in verschiedenen Bereichen auf die ursprünglichen Niveaus abgesenkt worden. Seeliger-Zeiss 1991, 291 mit Umnutzungsbeispielen. Schib 1967, 86f. AWM 60, Foto 184. Hauser 1996, 365. Rüeger 1884, 253 und 1101, zu S. 253 Anm. 8; Walter 1906, 29. Zum Abt Schudel 1986, 1526. Grab 1, Drack 1953, 16 und Abb. 30, Foto 14. Tb. 64. Gehört der hier gefundene Schlüssel (MA 6888) dazu? Beschreibung bei Frauenfelder 1951, 124f. und Abb. 147 und 152. Zum Abt Schudel 1986, 1528f. Tb. 50: «In der Johanneskapelle werden die provisorischen Mauerstücke an der Nordwand des Chores und an der Südwand des Schiffes entfernt. Es müssen offenbar Sitze gewesen sein für Totenfeiern in der Johanneskapelle, die für den Zeitpunkt der Benützung mit Holz oder Stoff verkleidet waren, ähnlich wie die Sitze im Kreuzsaal an der Fensterwand. Im Chor waren es Sedilia für die amtierenden Geistlichen, im Schiff für den Konvent». Tb. 59. MA 6940, ausgestellt im Kaminraum MA.


821 822

823

824

825

826

827

828

829 830

831 832

833 834

835 836 837

838 839

840

Raumbeschreibung in Frauenfelder 1951, 135–139 mit Abb. 164–169. Tb. 42: «Offenbar befand sich im Nord-, Süd- und Westflügel vor dieser jetzigen Decke [von 1639] eine Balkendecke». Tb. 43: «Der Südflügel scheint ebenfalls schon spätgotischen Ursprungs zu sein, denn an der Stelle der Osttüre des alten Abtsstübchens [Ab. I, 45 und 46, Foto Archiv Sulzberger] befand sich ein steinernes Türgewand. So ist also der Kreuzsaal grösstenteils gotischen Ursprungs …». Tb. 45: «Gegen Osten wurde dann der [romanische] Giebel in der Breite des Kreuzgangs [des Höflis] erweitert und gegen Westen grad aufgemauert». Tb. 70: «Durch Arbeiten hat es sich herausgestellt, … dass die Räume darüber [im zweiten Obergeschoss] dem 15. Jh. entstammen». Pestalozzi 1928, 269 und 282 vermutete die Abtzelle im Nordflügel. Das dortige Rankenwerk der Dekorationsmalereien (Hecht 1949, 88– 94, mit Abb. 34 und 35) finden wir ebenfalls in der jüngsten Phase der Stadtkirche St. Johann, die mit dem Anbau der äusseren Seitenschiffe 1515–17 entstanden sind (Bänteli 1990, 70f.). Dendrolabor BfA Zürich, Mittel 2124. Sehr gut zu dieser neuen Datierung des Kreuzsaalwestflügels passt auch der Wulst der beiden stark gekehlten Fenstersäulen auf der Nordseite, welchen wir im ausgehenden 14. Jh. auch an den Türen vom Chor zu Turm und Sakristei im Bau IV der Stadtkirche St. Johann finden (Bänteli 1990, 48). Der Bollenfries mit dunkelroter Begleitlinie im Westflügel (Tb. 41, 42 und Fotos Sulzberger) fand sich ebenfalls im Münsterchor (AWM 43 und Foto 85). Zum Abt Schudel 1986, 1530. Unten, Fedel S. 307 (Kat. 3 und 4). Vier weitere Münzen aus dem 15./16. Jh. stammen ebenfalls aus dem Kreuzsaal, unten Fedel S. 309ff. (Kat. 22, 29, 43, 49). Allerdings nicht 1418, wie Rüeger (1884, 243) meinte, als der Bischof der Pest wegen, «sterbender löufen halb von Constanz gwichen und gon o Schaffhusen in das closter zu apt Berchtolden von Sissach kommen was, o sich alda ein wil zu enthalten». Wüscher-Becchi (1917, 56ff.) zweifelte zu Recht an dieser Datierung und machte auf einen zweiten Aufenthalt von 1429/30 aufmerksam. Zur Problematik auch E. Joos, Die Unruhen der Stadt Konstanz 1300–1450, ZOR 116, 1968, 31–58. Ph. Ruppert, Die Chroniken der Stadt Konstanz. I, Konstanz 1891, 145f. und 154f. Tb. 63: «Ebenso wurde das Holzwerk des Abtsstübchens ausgebessert. Man bekam den Eindruck, dass das gotische Stübchen nicht hier ursprünglich eingebaut war, sondern vielleicht beim Bau der Bürgerbibliothek hieher transferiert wurde, bestenfalls geschah dies in der Renaissance». Pestalozzi (1928, 271) dachte dabei an eine alte Zelleneinrichtung. Raumbeschreibung bei Frauenfelder 1951, 142f. Unten, Lehmann S. 160. Seine Nordwand besteht aus modernem Fachwerk (Tb. 45, Ab. II, 14 und 15, und Gp. 170 und 219). Harder 1861, 21. Tb. 12: « Im ersten kleinen Raum [R. 82] kam zuerst viel Holzkohle dann Bauschutt. Im zweiten Raum [R. 60] geht der Bauschutt fast bis zur Decke». Unten, Lehmann S. 194f. Tb. 25: «Im anderen romanischen Fensterchen [der Johanneskapelle] befindet sich eine gotische Einfeuerung, die auf den ursprünglichen Boden der oberen Kapelle führte. Als Kapelle muss dieser Raum keinen Ofen besessen haben, sondern nur der spätere Prunksaal». Das Holzgitter (Gp.171, MA19870) ist ausgestellt in der kleinen Loggia im zweiten Obergeschoss. Sulzberger 1926, 139. Zu Warmluftheizungen allgemein: W. Drack, Überreste der Calefactorium Heizung im ehemaligen Zisterzienserkloster Kappel am Albis, ZAK 41, 1984, 10–21. Neuerdings entsprechende Anlagen in Süddeutschland im Dominikanerkloster Esslingen und im Zisterzienserkloster Bebenhausen, in: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1987, 196–203. Rüeger 1884, 243. JbSGUF 79, 1996, 272. Baubeschreibung in Frauenfelder 1951, 146. Wahrscheinlich sind die Kalksteinwangen im unteren Teil des Klostertores von 1484 mit der 1839 abgesenkten Strasse entstanden (Hauser 1996, 364). Rüeger 1884, 251 Anm. 4 und 1101, zu 251 Anm. 4; Hauser 1996, 345. Tb 54: «Die Fundamentmauer vom Pfaffengang wird abgerissen. Als diese gebaut wurde, muss das Terrain schon aufgefüllt gewesen sein, denn sie ist von innen an die abgegrabene Erdwand angemauert, innen glatt, aussen unregelmässig». Zum Abbruch des Pfaffengangs: Hauser 1996, 365. Tb. 36: «… traf auf einen gemauerten Viereckraum, der nach den Spuren eine Latrine ge-

841 842 843

844

845 846 847

848 849

850 851

852 853

854 855

856 857 858 859

860 861 862 863 864 865

866 867 868 869

870

871

872

873 874 875 876

877

wesen sein muss. Wahrscheinlich befand sich diese Latrine im früheren Pfaffengang». Tb. 41, 42, Knochen nicht mehr vorhanden. Ab. I, 8 und 9. Schwelle Kote 394. 04. MA 6884, unten Zubler S. 198. Tb. 28: «Neben der einstigen romanischen Türe … fand sich noch ein Streifen alten Verputzes. Aus diesem ragte ein Gefässfuss heraus und bald zeigten sich die Umrisse eines Topfes. Beim Herausnehmen zeigte es sich als defektes Aquamanile des 15. Jhs. Ebenso ist hier die Mauer mit Hohlziegeln und Ziegelbruchstückchen durchsetzt. Also muss diese romanische Türe im 15. Jh. hieher versetzt worden sein». Rüeger 1884, 322, in Anm. 2. wird Waldkirch zitiert, der «den oberen Spital an der Stelle des Hauses zum Thiergarten und den unteren beim Hause zum Goldstein» unterscheidet. UR 1181, 1684, 2209. Unten, S. 106. An ähnlicher Stelle beim Klostertor vermutet auch Hoegger (1998, 95) im Zisterzienserkloster Wettingen das Armenspital. Rüeger 1884, 322. Tb. 73: «Offenbar erstreckte sich bis hier zur romanischen Mauer ein Friedhof, dessen Reste in Skelettanhäufung und Einzelskeletten noch angetroffen wurde. Dieser Rest befindet sich zwischen der romanischen Umfassungsmauer und der späteren Abschlussmauer». Zu Armenfriedhöfen an der Strasse am Beispiel Zürich: Illi 1992, 56f. Rüeger 1884, 251 und Anm. 2. Zur Renovation der Helferei, Frauenfelder SN 11.5.1942. Rüeger 1884, 243. Harder 1869, 22 und 32: «Das Knechtehaus und mehrere Ökonomiegebäude, an welchen noch vor kurzem das Wappen der von Dettikhofen, einem Schwan in rotem Feld zu sehen war, wurde nach seiner Anleitung gebaut». Unten, S. 108. Dazu der Marstall des Abtes Erasmus Münzer (1493–1517) von Regensburg St. Emmeram in: Piendl, 1986, 274f. In der Darstellung von Lang (Abb. 110) liegt der Marstall um 1600 an der Südseite des Bindhauses. Pestalozzi 1928, 271. RP 165, 164 vom 13. Februar 1646. Hauser 1996, 365, 367. Tb. 41f.: «Im Pfalzhof wird das Fundament bei der Baumgartenstrasse weiter abgedeckt. In dem Gelass neben dem Brunnen, wo das Goldringlein gefunden wurde, scheint eine Abfallgrube gewesen zu sein mit Scherben des XV. und XVI. Jhs.». Durchschreibebuch 1, 40, im Stadtarchiv SH. Rüeger 1884, 243. RP 13,166r. Seeliger-Zeiss 1991, 291 mit Umnutzungsbeispielen. Rüeger 1884, 243. UR 571. Zitiert nach UR 3301 von 1487. Praktisch gleichlautend: UR 1617 von 1417; UR 1731 von 1425; UR 3024 von 1478. Walter 1906, 23. Unten, Fedel S. 313 (Kat. 66). Zubler S. 203 und Rehazek S. 216. Zum Abt Schudel 1986, 1533f. Tb. 70. Dieses Datum wird unterstützt durch die Dendrodatierung zweier Deckenbalken mit unsicherer Waldkante von 1493. Dendrolabor BfA Zürich, Mittel 556. Raumbeschreibung in: Frauenfelder 1951, 143–146 mit Abb. 180–183. Laboratoire Romand de Dendrochronologie, N.Ref.LRD91/R3096, sechs Eichenbalken mit Waldkante Herbst/Winter 1495/96. Frauenfelder 1950, 151. Zur weiteren Nutzung als Somerrefektorium ders. 1951, 144 Anm.1 UR 461a: «… einen Schulmeister enthalten, der die Mönche und o Juncherren lere …». Zur Entlöhnung von «… schulmeister von Phullendorf, der nu in dem gotzhus Aller Hailigen ze schafhusen ist …» Schib 1967, 161f. RP 13,36r. Hauser 1996, 364. RP 10,396. Umbauplan von 1894 im städtischen Hochbauamt, auch Pestalozzi 1928, 273. Baubeschreibung bei Frauenfelder 1951, 105f., mit Abb. 107–110. Umbauten in seinem Obergeschoss sind über unsichere Dendrodaten im zweiten Viertel des 17. Jhs. möglich, und wären bei Gelegenheit zu über-

255


878 879

880

881 882 883

884 885

886 887 888 889

890 891 892

893

894 895 896

897 898 899

900

901 902

903

prüfen, Dendrolabor BfA Zürich, Mittel 557. Foto 44/1–3; Baufuge auf der Ostseite: Foto 3436 und 3444 EAD. Ein Steinmetzzeichen auf den Masswerken findet sich ebenfalls in der 1466–72 datierten Phase V in der Stadtkirche St. Johann (Bänteli 1990, 73; die dortige Vermutung, dass es sich um den 1480 verstorbenen Bildhauer Franz Ahorn handelt steht im Widerspruch zur Datierung dieses Baukörpers. Zu den Steinmetzzeichen auch Frauenfelder 1943, 14, Anm. 6). Zwei weitere Steinmetzzeichen finden sich auch am Chor der Münsterkapelle von 1522 (Frauenfelder 1951, 467 und 469). Rahn 1907, 32f. Gp. 174 und 175; Archiv Foto Koch LR 3711 und 3712; Hecht 1928, Taf. 181. Tb. 69: «Die Kanalisation längs des Südflügels des Kreuzganges brachte 3 Mauern zum Vorschein, von denen zwei nach Norden verlaufend sicher noch der ersten Klosteranlage angehören, denn sie gehen gleich tief hinunter wie die Mauern des ersten Münsters und haben den gleichen harten Mörtel. Die östlichste war tief hinunter abgebrochen, während die andere die Ostmauer der Brunnenkapelle bildet». Hier liegt eine Verwechslung mit den Mauern des Klausurostflügels II vor, was bestätigt wird durch Sulzbergers Beobachtung: «Die dritte Mauer, die Westmauer der Brunnenkapelle war nicht so tief fundiert». Unten, S. 105. Im Zusammenhang mit den Umbauten im Münster? Drack 1953, 16 und 23, Abb. 34 und 36, 14–20. Die Gurtsteine könnten zum Teil auch vom nachträglich eingezogenen Gewölbe VI über der Münstersakristei stammen, S. 104. Binding/Untermann 1985, 212; Kosch 1991, 120. Frauenfelder 1960, 334 und Abb. 385/86 (MA 20007). Entsprechendes Motiv auf dem Schlussstein von Bruchsaal-Liebfrauenkirche, 1478– 1507 in: Hirsau 1991a, 311, Abb. 250. Zur Deutung und Funktion von Brunnenhäusern Kosch 1991, 119–125. Foto 40/12, 41/24 und 31. Fundzettel: «Kreuzgang West, m 28, Muffe von Teuchel in Teilstücken». Rüedi 1945, 227. Rüedi vermutete, Abt Berchtold von Sissach habe im Klosterbaumgarten am Rhein einen Brunnen eingerichtet. Zum Abt Schudel 1986, 1528f. Zur Brunnenstube im Mühlental Rüedi 1944, 107ff. Rüeger 1884, 250. Foto 37/17–31; Foto 3430–33 und 3437 EAD. Das Fehlen von Basen und die Fasen der Arkadenansätze auf der Nordseite deuten ebenfalls auf ihre nachromanische Erneuerung hin. In der Sondage von 1998 zeigte sich zudem ein Backstein im Bereich der Ausmauerung des nördlichen Kryptazugangs im dort tiefer hinunter gezogenen Fundament (Beil. 10 und Abb. 36). Tb. 66: «Das Mauerwerk enthält als Baumaterial viel romanische Kämpfer, Bogen- und Säulenstücke. Zur Gewinnung der Architekturstücke liess Architekt Vogler vier Pfeiler abbrechen. In einem Pfeiler fand man eingemauert an einem Backstein Reste der Wandbemalung um 1500. So dürfte der jetzige Zustand auch der Wende des XVI.–XVII. Jhs. entstammen». Rahn 1902/3, 285. Dendrolabor BfA Zürich, Mittel 1954 und Nr. 36466. Über der Stichbogentüre zum Höfli lag ein Fenstergewände mit Sternchen- (Hundezahn) und Blattfries, wie er sich am Pfeileransatz in der Loggia und an der abgegangenen Türe von der Loggia in die Kapelle über der Johanneskapelle wiederfindet. MA 6974–76 (Freivogel 1977, Abb. 3.2.35/1–3). Ein gotisches Steinmetzzeichen (Frauenfelder 1951, 468, Nr. 34), das jenem des Würfelkapitells (MA 6973) aus dem Höfli entspricht, deutet auf Zweitverwendung hin. Frauenfelder 1943, 15, Anm. 8. Ab. II, 40–45. Guyan (1982, 49 und Abb. 4–5) ordnete ihn seiner imaginären «UrständKapelle» zu. Die von Pestalozzi (1928, 269) erwähnte Beschädigung des westlichen Kreuzgangflügels vom 14. Feb. 1608 gehört ins Jahr 1609 und bezieht sich auf die Klosterscheune beim Karrenstall. Staatsarchiv Schaffhausen, Chroniken B 5, 76 und 109, wo 1618 von einem weiteren Brand am gleichen Ort berichtet wird. Frauenfelder 1943, 15–86. Zum 19. Jh. auch Hauser 1996, 367. Rahn 1907, 33. Einige davon sind aufbewahrt im MA, im Estrich über dem Verbindungsbau von Kreuzsaal zu neuer Abtei. Frauenfelder 1943, 11 nach RP vom 16. Januar 1754. Die Fasen an den Pfeilern der Nordseite entsprechen dem südwestlichsten Arkadenbogen im Münster, den man wohl ebenfalls zu dieser Zeit erneuert hat, Foto

256

904 905 906

907

908

909

910 911

912 913 914 915 916 917 918

919

920 921

922 923

924

925 926

927 928 929

930 931

932

933

206. Zu Bernold Gamper 1994b, 22f. Gallmann 1994, 24. K. Schib, Ein Doppelgrab des 11. Jhs. im Kreuzgang, SN 16.9.1964; ders. 1965, bes. 11 und Taf. 2. Guyan 1971, 160; Guyan 1979, 153. Eine obere Bestattung ist in der ausführlichen Fotodokumentation nicht vorhanden. Hätte man es später hierher umgebettet, wäre nur ein Knochenhaufen vorhanden gewesen. Ein Unterschied, der alleine schon bei der Betrachtung der beiden Abbildungen in Guyan 1971 ins Auge springt: «Adalbert» S. 161 und S. 140, Skelett in Steinplattenkiste, gestreckte Armhaltung, durch seine Lage unter dem Kreuzgang IV sicher aus der zweiten Hälfte des 11. Jhs. stammend (S. 41). Der spätmittelalterliche Eindruck wird durch die Ergebnisse der Friedhofgrabungen der 70er und 80er Jahre der Kantonsarchäologie in den Kirchen von Stein am Rhein-Stadtkirche, Schaffhausen-St. Johann und Hallau-Bergkirche bestätigt. Zum gleichen Schluss bezüglich Armhaltung und Datierung kommt Illi 1992, 18f. und Abb. 7. Hier fehlen die ausgeprägten Fensterbänke der Westseite. Deutet dies darauf hin, dass die Seitengewände ursprünglich sind, Sturz und Bank aber mit einer nachreformatorischen Fenstervergrösserung entstanden sind? Der Westseite entspricht auch die Bank an der doppelgeschossigen Nische von 1515–1517 in der Täuberkapelle der Stadtkirche St. Johann. Frauenfelder 1958, 88f. und 153ff. und Abb. 111. Dendrolabor BfA Zürich, Mittel 1892 datiert 1515, mit 12 Splintjahren ohne Waldkante. Frauenfelder 1946, 129f. Zum Umbau der Gemeinschaftsdormitorien Seeliger-Zeiss 1991, 286ff. Dendrolabor BfA Zürich, Nr. 19631. Schudel 1986, 1505. Dendrolabor BfA Zürich, Mittel 2052. Frauenfelder 1951, 130. Im Zusammenhang mit der Nutzung der Kapelle für die Katholiken hatte man 1839 eine Türe gegen den Münsterhof eingebaut und jene von Eggensdorfer vermauert, Frauenfelder 1951, 111f. und Plan der Nordfassade vom 28.12.1926 im städtischen Hochbauamt. Darstellung Harder MA B 5156. 1861 ist der ehemalige Kapitelsaal überdeckt, die Westwand bis zur Höhe der Empore durchbrochen und auf eiserne Säulen gestellt worden. 1904 wurde dieser Zustand wieder rückgängig gemacht (Plan EAD 3417 und 3423. Frauenfelder 1943, 13f.). Hecht 1928, 315f. und Taf. 183. 1418 weilte Papst Martin V. in Schaffhausen (Schudel 1986, 1529). Baubeschreibung in Frauenfelder 1951, 110–117 mit Abb. 117–133. Mauerflicken zeichnen sich an den Längsmauern ab und reichen jeweils etwa 3 m von den Ecken gegen Osten (Aufnahme 1927; Foto 98 und Aufnahmeplan 51). Die Höhe des nördlichen Flickens endet 3,1 m über dem Boden der Annakapelle (AWM 12). Hecht 1928, 275 und Taf. 183. Nach den Aufnahmen von 1927 scheinen sie zwar von den Chorfundamenten von 1522 durchschlagen, machen aber zum romanischen Chor keinen Sinn. Offenbar liegt eine jüngere Störung vor. Gleicher Vorgang in der Maria-/Annakapelle im Haus zum Luchs auf dem Herrenacker in Schaffhausen (Frauenfelder 1951, 210). Zum Anna-Patrozinium im Regensburger Raum Piendel 1986, 257f. Rüeger 1884, 250 und 1101, 250 zu Anm. 4. Lokalisation nach Harder 1869, 35, in der (wohl neuzeitlichen) Eingangsnische auf der Südseite der Annakapelle. Zum Abt Schudel 1986, 1534f. Lieb/Waldvogel 1990, 137. Drack 1953, 13ff. Foto 110. Die Befensterung und das unsorgfältige Mauerwerk in der Ostwand des Münstervorchores IV ist wohl nach dem Abbruch dieses Gewölbes 1594(?) entstanden. Drack 1953, 22, Abb. 36 Nr. 14–20. R. Frauenfelder, Die Kultstätten der Schaffhauser Katholiken, in: Festschrift zum hundertjährigen Bestehen der katholischen Genossenschaft Schaffhausen 1841–1941, Schaffhausen 1941, 3. Auch die an gleicher Stelle gelegene Sakristei von Alpirsbach weist ein nachträglich eingezogenes Gewölbe auf (Weyer 1995, 49). Gewölbe zur Feuersicherheit sind im früheren 16. Jh. auch im Regensburger Kloster St. Emmeram für die Pfisterei überliefert (Piendel 1986, 276). Lag die Bibliothek wie oben vermutet im abgegangenen Obergeschoss


934

935 936

937 938 939

940 941 942

943

944 945 946 947

948

949 950 951

952

953

954 955 956

957

958 959 960 961

962 963 964 965 966

967

968 969 970

971

und wurde sie nun in die Marienkapelle verlagert? An jener Stelle im Obergeschoss finden sich im 15. Jh. öfters Bibliotheksräume (Weyer 1995, 214f. mit weiterführender Literatur), was offenbar Pestalozzi (1928, 274) im Zusammenhang mit« Malereien in beträchtlicher Höhe an der Nordwand der Annakapelle» zur entsprechenden Deutung für Schaffhausen verleitete. Frauenfelder 1950, 150. Die Krümme eines Abtsstabes aus dieser Zeit ist erhalten (Frauenfelder 1951, 155f.). Baubeschreibung in Frauenfelder 1951, 126. UR 278. Lokalisation durch Harder 1869, 36. Ihm folgend C. A. Bächtold in Rüeger 1884, 250, Anm. 4 und 754, Anm. 5. Piendel 1986, 274. Hecht 1949, 76–82, mit Abb. 31. Harder 1869, 36; Rüeger 1884, 250 Anm. 4. Zum Grabstein Frauenfelder 1951, 128. Anthropologischer Bericht E. Langenegger vom 2. Mai 1997. Unten, Zubler S. 202; Rehazek S. 214f. Von Guyan (1979, 184, Abb. 45) als Hofmauer des ersten Klosters interpretiert. Das nordseitige Fenster der Annakapelle steht nicht im Widerspruch zu einem anschliessenden, nur eingeschossigen Gebäude. UR 3908. Rüeger 1884, 322 und Anm. 2. Zum Fundmaterial unten, Rehazek und Brombacher S. 230. E. Seeger, Vom Korn- zum Bücherspeicher, SN 28.11.1992. Bestätigung von Harders Datierung (1869, 37) durch zwei Eichenhölzer des liegenden Dachstuhles: Dendrolabor BfA Zürich, Mittel 1572 mit 23 Splintjahren und Waldkante 1550–52. Drei Fichtenhölzer der gleichen Konstruktion konnten nicht datiert werden (Mittel 1573). Dendrolabor BfA Zürich, Mittel 1890, fünf Proben Schlagphase 1379/80, eine Probe Schlagphase 1382/83. Bänteli 1990, 47f.; Bänteli 1994, 90. Die bestehende Konstruktion ist 1764 datiert. Gleiche Helmform am Nordturm der Stadtkirche Stein am Rhein, nach der Stumpfschen Darstellung von 1548 (Bänteli 1993b, 247 und Abb. 205). H. Bäschlin, Die alten Münsterglocken. In: Die Münsterglocken zu Schaffhausen. Zur Erinnerung an die Glockenweihe, Sonntag 27. November 1898, Schaffhausen 1899, 3–10, bes. 9, Anm. 2. Handschrift 68 Ministerialbibliothek 156v, Gamper 1994a, 170. Rahn 1902/03, 289 und Anm. 1. Drack 1953, 13. Staatsarchiv Schaffhausen, Chroniken B 6, II, 8. UR 301 und UR 3283. UR 2529 von 1461, nur «Badstuben». UR 4333 von 1527 «grosse Badstuben». Darstellungen: Plan von Lang um 1600 (Abb. 110) und Harder MA B 5191. Harder 1869, 37f. AWM 76 und 104; Fotos 161 und 192. Rüeger 1884, 337. Zur Hintergasse auch Walter 1906, 30. Hauser, 1996, 343f. UR 107. Zu den spätmittelalterlichen Streitigkeiten wegen der Mühlen auch Walter 1906, 32–34. UR 4279. Schudel 1986, 1505 mit der Literatur. Rüeger 1884, 251; kurze Beschreibung in Frauenfelder 1951, 148. Hauser 1996, 345; Darstellung Harder MA B 5138 in: Frauenfelder 1937, 48. Dendrolabor BfA Zürich, Nr.17722 datiert 1343 ohne Splint, Nr.17723 datiert 1647 ohne Splint. Darstellung Lang um 1600 (Abb. 110): «Q, das Bindhuss darunder ein Keller». Dendrolabor BfA Zürich, Mittel 2197. Zum Abt Schudel 1986, 1531f. Walter 1906, 53. Zum klösterlichen Weinausschank auch Schib 1967, 28. UR 453. Rüeger 1884, 251, Anm. 6.

Untermann 972

Der Abschluss der ersten Fundamentierungskampagne ein Joch westlich der Vierung ist kein zwingendes Indiz für Dreischiffigkeit: um die Vierungspfeiler und -bögen im ersten Bauabschnitt abzustreben, werden regelmässig ein bis zwei Langhausjoche ein Stück weit hochge-

führt. Vgl. z. B. Werling 1986, Taf. 39–40. Diese Apsiden können aussen rechteckig ummantelt oder sichtbar gewesen sein. 974 Vgl. z. B. St. Kastor in Koblenz: Jacobsen u.a. 1991, 210f. 975 Auf der St. Petersinsel wurde bei beiden romanischen Klosterkirchen der Nordquerarm, einschliesslich seiner östlichen Kapelle, erst nach dem übrigen Ostbau fundamentiert. Eine frühzeitig aufgegebene Bauausführung hätte auch hier ganz falsche Vorstellungen vom geplanten Bauwerk vermittelt: Gutscher u.a. 1998, Abb. 112 und 132. 976 Krautheimer 1980; Arbeiter 1988. 977 Lelong 1985; Chenesseau 1930, 21–26; Banchereau 1930. 978 Peroni 1995; Junyent 1975; Chierici 1978, 171–178; zu Köln zuletzt Beuckers 1995, 27–30. 979 St-Bénigne in Dijon (1001 begonnen, durch Neubau 1280–1393 ersetzt): Malone 1980. - Lüttich, Bau II (1016 geweiht): Kubach/Verbeek 1976, 696–701, bes. 700 mit Abb. 1158 und 1161; Kubach/Verbeek 1989, 69 mit Anm. 58. 980 Conant 1968; Salet 1963; Armi 1983; Zusammenfassung des Forschungsstands E. Lehmann 1976, zuletzt Walsh 1990. 981 Kritische Wertung: E. Lehmann 1976. 982 Zu diesem: Becker 1964–88, zu seiner Frankreichreise: II 435–457. 983 Marrier/DuChesne 1614, 518 («tria in tribus primis cancellis … altaria»); Becker 1964–88, II 435–437. 984 Marrier/DuChesne 1614, 560. 985 Ordericus Vitalis, Historia ecclesiae XII 30: Chibnall 1978, 314. 986 v.Winterfeld 1988. 987 Suckale/Kimpel 1985/95. 988 Serbat 1913. 989 Durliat 1973; Durliat 1986. 990 Becker 1964–88, II 450f. 991 Notin 1995; vgl. Duchein 1951; Salet 1951. 992 Becker 1964–88, II 442f. 993 Conant/Moralejo Alvarez 1983, zur Datierung bes. 224–230. 994 Lelong 1986; besser greifbar sind Lelong 1985 und Lelong 1973. 995 Werckmeister 1988. 996 Vgl. Beuckers 1993, 237–239. 997 Heitz 1980, 183–186; Heitz 1982, 40. 998 Ph. Dautrey in: Collin 1981, 299–348. 999 Kubach/Verbeek 1976, 1046–1049; Bosman 1987, auch zum Folgenden. 1000 Kubach/Verbeek 1976, 557–568; Beuckers 1993, 149–155. 1001 Kubach/Verbeek 1976, 141–150; Beuckers 1993, 69–72. 1002 Craplet 1978. 1003 Untermann i. Dr. 1004 Sennhauser 1970; zuletzt Gutscher u.a. 1998, 83–85, 114–153. 1005 Binding/Untermann 1985, Abb. 102–106, 118–121, 127–129, 154–166, 175f. 1006 Bei diesen Überlegungen muss man sich immer wieder vor Augen halten, dass der «Umgang» kein Befund ist, und dass letztlich nur die kräftigen Fundamente, die bald nachfolgende Fundament-Umplanung sowie vor allem das «burgundisch-aquitanische» Gewölbesystem gegen die Annahme einer halbrunden «Aussenkrypta» frühromanischer Tradition oder gar eines halbrunden Atriums (wie auf dem St. Galler Plan oder in Civate, S. Pietro) spricht, und damit für einen stützengetragenen Umgang. 1007 Hahnloser 1972, 65–67, 355–356, Taf. 28b. 1008 Untermann 1989, 65–67, vgl. 34–39; Binding 1993, 171–228; Untermann i. Dr. 1009 Kubach/Haas 1972. 1010 Gutscher u. a. 1998, 77–89. 1011 Im Folgenden wird zwischen «Altarraum» und «Chor» unterschieden. Die umgangssprachliche und auch in der Architekturgeschichte üblich gewordene Benennung des (mit gerader oder polygonaler Wand geschlossenen) Altarraums als «Chor» verdeckt den Unterschied zu jenem anderen Raumteil der Stifts- oder Klosterkirche, in dem sich der Konvent zum «Chorgebet» versammelt hat, in dem folglich das «Chorgestühl» stand. Zur (vergeblichen) Forderung nach terminologischer Klarheit vgl. bereits Gall 1954. Mit «Sanktuarium» wird ggf. der gesamte Komplex von Altarraum (-räumen) und Apsis bezeichnet. 1012 Binding 1995, 34–36. 1013 Dehio/von Bezold 1892, I 209–212; Baer 1897; Schürenberg 1939, bes. 267f.; Eimer 1937, 25–27; Hoffmann 1950, 33–45, bes. 41. - Die zu Recht abgeschlossene Diskussion um eine «Hirsauer Bauschule» ist von 973

257


Lufen (1981), Schütz (1989, 214–232) und Berger (1994 und 1995) ohne erkennbar neue Argumente wiederbelebt worden. 1014 Reinle 1988, 56; vgl. R. Berger, in LThK, 3. Aufl., Bad. 5 (1996) 1336– 1337 (s. v. Kathedra). 1015 Vgl. z. B. Grabar 1954. 1016 Späte Beispiele südlich der Alpen sind Porec und Torcello; Bank und Bischofsthron gibt es auch in der bischöflichen Stifts- und Klosterkirche S. Ambrogio in Mailand (erneuert nach Einsturz, Anfang 13. Jahrh.). 1017 Jacobsen u.a. 1991, 173–175, 355–356, 407–408; Glaser 1997. 1018 Die ältere Forschung (Nussbaum 1965; so noch J. Krüger, in LThK, 3. Aufl., Bd. 7 [1998] 1211 [s.v. Ostung II.]) verband dies mit einem angeblichen Wechsel der Zelebrationsrichtung während des Frühmittelalters («Versus populum»/«versus orientem»). S. de Blauuw hat neuerdings dargelegt, dass eine Zelebration Richtung Westen nirgends nachweisbar ist und dass sich die Aufstellung des Priesters hinter dem Altar («versus populum») in Rom auf gewestete und genordete Kirchen beschränkt hat – diese Position ist mithin nur Ausdruck der üblichen Zelebrationsrichtung nach Osten (Vortrag in Freiburg, 1998). 1019 Nussbaum hat – ohne die Problematik seiner Argumentation zu verschweigen – versucht, den Abstand des Altars von der Ostwand als Kriterium zu nutzen (zum deutschen Raum: 1965, 305–360). 1020 Zettler 1988, 170, Abb. 34. - Die Tatsache, dass diese Bank gegen den ersten Verputz stösst, ist für ihre Zeitstellung nicht unbedingt aussagekräftig: der Fussboden wurde in der Regel erst nach dem Verputzen der Wände eingebracht. 1021 Reinle 1988, 60f. 1022 Chevalley 1995, 253f. mit Abb. 392 (Westapsis geweiht 1065; Thron stilistisch wohl jünger); Heitz/Héber-Suffrin 1982, Abb. S. 8 c; die sedes episcopi retro altare ist überdies in Quellen genannt: Prost 1885, 32. 1023 Eine befundorientierte Gesamtdarstellung der früh- und hochmittelalterlichen Altarpositionen fehlt. Vgl. immer noch die (revisionsbedürftigen) Ausführungen von Braun 1924, 385–393 (zum Ort des Hochaltars) und 407f. (zur Art der Aufstellung); Untermann 1998, 13–20. 1024 In der architekturgeschichtlichen Literatur normalerweise, aber sprachlich wenig glücklich, bezeichnet als «Chorjoch» oder «Vorchorjoch». 1025 Vgl. zum folgenden: Jacobsen 1992, 107–112, 268f. 1026 Eine Sonderform scheint im östlichen Raumteil der 799 geweihten Klosterkirche Centula (St-Riquier) fassbar zu werden. Die «Vierung» war dort von einem achteckigen Turm eingenommen; östlich schliesst, nach den liturgischen Quellen, nicht unmittelbar ein Altarraum an, sondern zunächst der östliche Chorraum der Mönche («Richariuschor»): Möbius 1985, 20–31, Abb. 26–28; zum Chor bereits E. Lehmann 1965, 380. Die architektonischen Überlegungen von Jacobsen (1992, 108f.) bedürfen insofern einer Ergänzung. 1027 Zu Strassburg jetzt J.-P. Meyer 1998; vgl. bereits Schürenberg 1939, bes. 266. 1028 L. Schäfer in: Oswald u.a. 1971, 384f.; Eggenberger 1986, 34–59. 1029 Herchenröder 1965, 202–25; Jacobsen u.a. 1991, 186f.; Behn 1946–48. 1030 Neue Rekonstruktionen einer solchen Situation: Krier 1996; Fehring/ Scholkmann 1995, 46. 1031 Braun 1924, 387. 1032 Zusammenstellung bei Binding/Untermann 1985, 109–170. 1033 Mettler 1909–11, 279–283. 1034 Thümmler 1970, 259 mit Abb. 42–43. 1035 Bandmann 1962; E. Lehmann 1965; Häussling 1973. 1036 Überblick: Heitz 1980; Sapin 1986. 1037 Zettler 1988, 171, Abb. 34; die Altäre stehen erst auf dem jüngsten Fussbodenestrich der Kirche. 1038 Zettler 1988, 174f., Abb. 35. Für diese Patrozinien spricht, neben der Parallele des St. Galler Plans und der architektonischen Inszenierung, dass diese in Bau I vorhandenen Altäre im gotischen Sanktuariumsneubau nicht mehr vorhanden waren und ihre Patrozinien damals mit dem Hauptaltar verbunden sind: ebenda 94 Abb. 19. Zur Altar- und Apsidenanordnung vgl. die 1182 geweihte Kirche des Klosters Weingarten: K. Hecht 1953, 286. 1039 Die gängige Rekonstruktion von K. J. Conant stützt sich lediglich in geringem Umfang auf aussagekräftige Grabungsbefunde und ist weithin nur als Illustration von Schriftquellen zu werten: Conant 1968, 54– 60 mit Taf. 2; dazu Stratford 1993; zu den überlieferten Plänen Bernardi 1993. - Zur fortschreitenden Kritik an der aktuellen Rekonstruktion der Kirche vgl. Sapin 1986, 68–70; ders. 1990a, 85–89; ders. 1990b. 1040 Bernhard, Ordo Cluniacensis I 39, 45: Herrgott 1726, 229f., 235, 281f. 1041 Codex Hirsaugiensis (15. Jh.): Schneider 1887, 21–23; vgl. Mettler

258

1909–11, 279–283. Ob diese Disposition auf einen Umbau bzw. eine frühe Umplanung zurückgeht, ist bislang unbekannt. vgl. Weyer 1995, 38 mit Anm. 147. 1043 Untermann i. Dr.; vgl. vorerst Demetz/Seebach 1995 mit Abb. 16.4. 1044 Weihenachricht (1096) bei Marrier/DuChesne 1614, 518f.: altare secundum missae matutinalis. 1045 Halder 1989, 158–160 mit Abb. S. 153. 1046 Vgl. allgemein Jäggi 1996; genannt sei nur Burg bei Stein am Rhein (6. Jh., erneuert im späten 7. Jh.): Bänteli 1993a, 178 –179. Mit gerader Ostwand z. B. Solothurn, St. Peter I (Grabbau 5. Jh.) und II (Anbau Sanktuarium, 6. Jh.): Sennhauser in Jacobsen u.a. 1991, 394. Die folgenden Ausführungen können sich, der Schaffhauser Disposition entsprechend, im Wesentlichen auf Kirchen beschränken, die in üblicher Weise nach Osten ausgerichtet sind. 1047 Vgl. hierzu und zum Folgenden die Belege bei Oswald u.a. 1971 und Jacobsen u. a. 1991. 1048 Bänteli 1993a, 177. - Vgl. allgemein auch Ahrens 1981, Katalog 499ff. 1049 Vgl. zum Folgenden jeweils Oswald u. a. 1971, Jacobsen u.a. 1991 und Jacobsen 1992. - In Lorsch und Corvey wurden um 870 neue Sanktuarien mit Altarraum und Apsis angefügt. 1050 F. Schmaedecke 1999, 86–92; Sennhauser 1993, 90–93. 1051 Zu St. Blasien siehe unten, S. 123; zu Rheinau: Grunder 1997, 64; Rothenhäusler 1902, 17–25. 1052 Knöpfli 1989; Jacobsen u.a. 1991, 229–231. 1053 Sigg-Gilstad 1983, 41–47, bes. 43f.; Germann 1967, 223–230 mit Abb. 165. 1054 J.-P. Meyer 1986; zu Limburg vgl. immer noch Manchot 1912. 1055 Dazu unten, S. 123. 1056 List 1975; Müller 1992, 34, 97f.; K. Hecht 1953; Sigg-Gilstad 1983, 47–53; zu St. Blasien vgl. unten, Anm. 1079. - An der 1103 und 1109 geweihten Klosterkirche Zwiefalten ist die Existenz östlicher Apsiden ungeklärt: Halder 1989, 149–160. 1057 Laier-Beifuss/Lutz 1990, 11–13. 1058 Sennhauser 1990, 95–104; Gutscher 1983. 1059 Z. B. Chur, St. Regula; Ems, St. Peter; Fischingen; Glarus; Höngg; Rohrbach, Romanshorn; Ruschein: Sennhauser in Jacobsen u.a. 1991, 78f., 114f.; 121, 146f., 188, 349f., 353. 1060 J.-P. Meyer 1998, bes. 52f., 133–141. 1061 Zuletzt Kubach/Binding 1998, 9f., 24, 29, 61–62 mit Abb. 2, 9, 18, 20. 1062 Zuletzt Hotz/Binding 1998.2 1063 Anstett 1995, 42–46. 1064 J. Hecht 1928, 156–172; Erdmann 1974. 1065 Weisbach 1949; Schürenberg 1950; E. Lehmann 1951; noch Badstübner 1985; Berger 1995. Kritisch: Sauerländer 1973. 1066 Bandmann 1994, bes. 234–239. 1067 Kubach 1980. 1068 Die Überlegungen von G. Bandmann zur «Bedeutung» der Apsis als Heilig-Grab- Zitat führen hier nicht weiter (Bandmann 1953), nicht einschlägig sind auch die Ansätze von F. Möbius (1984) und R. Suckale (1990). 1069 Untermann i. Dr. 1070 Vgl. z. B. Burg III (Mitte 8. Jh.), Bänteli 1993a, 181; Maursmünster IIb (9.–10. Jh.?), Jacobsen u.a. 1991, 268. 1071 Untermann i. Vorber. 1072 Becker u.a. 1929, 606–608; Berger 1994, 70–80. 1073 Untermann 1984, 134f., 155–158, 193f. 1074 Frauenfelder 1958, 43–83; Bänteli 1993b, 245f. mit Abb. 204; zu den älteren Hypothesen vgl. J. Hecht 1928, 252–266, bes. 266. 1075 Lobbedey 1986, I 165–189. 1076 Putze 1991, zum Umbau 26f., 34f. 1077 Kummer 1991, 201f., 205, 207. 1078 Überliefert sind jedoch nur fünf Altartitel: Codex Hirsaugiensis (15. Jh.): Schneider 1887, 21–23. 1079 Wörner 1983, 88 mit Abb. 21 u. 23–25, vgl. 90 mit Abb.; E. Petrasch/H.J. Wörner in: St. Blasien 1983, bes. 67 Kat. Nr. 43 mit Abb.; Schmieder 1928, 12, 18–23. 1080 E. Petrasch/H. J. Wörner in: St. Blasien 1983, 67–70, Kat.-Nr. 44 mit Abb.; Schmieder 1928, 28, 31–50. 1081 Schmidt-Thomé 1983. 1082 So rekonstruiert von Schmieder 1928, 36f. mit Abb. 5. Die Quellen scheinen jedoch einer erneuten Sichtung zu bedürfen. 1083 Kubach/Haas 1971, 704–719; zuletzt Kubach/Binding 1998. 1084 Colsman 1991; zur Datierung Müller 1992, 202, 268. 1042


1085

1086 1087

Gutscher 1983, 58–65, 75–81; Laier-Beifuss/Lutz 1990, 11–13; Bänteli 1993b, 244–246. Haas 1982. Vgl. z. B. die Befundabfolge in Bordesley: Hirst u.a. 1983, 32–49, 245– 246, 251, 260.

Gamper Für Hilfe bei der Gestaltung des Textes danke ich Kurt Bänteli, Charlotte Bretscher, Gertraud Gamper, Roland Hofer, Hans Lieb und Marianne Rosatzin.

1105 1106

1088

Franz Ludwig Baumann bezeichnete in seiner Edition der Schaffhauser Urkunden in den QSG 3 – gestützt auf die kurz zuvor erschienenen «Beiträge zur Urkundenlehre» von Julius Ficker – auch spätere Aufzeichnungen als «Originale». K. S. Bader, Franz Ludwig Baumann und seine Edition der älteren Urkunden des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen. SHBG 45, 1968, 389 mit Anm. 20; Gamper 1994b, 7f. In Baumanns Edition sind die schon zu seiner Zeit umstrittenen und von Hirsch 1907 mit überzeugenden Argumenten als Fälschungen erwiesenen Papst- und Kaiserurkunden als Originale eingestuft. Bei den Privaturkunden fallen Handlung und Beurkundung oft räumlich und zeitlich auseinander. Um terminologische Unklarheiten zu vermeiden, wird hier «Original» verwendet wie in UB Zürich und UB Thurgau. 1089 Es sind MGH DD H IV, Nr. 300 (um 1077) und Germania Pontifica, Bd. 2,2, Schaffhausen, Nr. 2, 9, 12, 14 und 17. 1090 Zur Begrifflichkeit: St. Molitor, Das Traditionsbuch. Archiv für Diplomatik 36, 1990, 67f. 1091 Bei den päpstlichen Bullen werden in den nachfolgenden jeweils die Vorgänger erwähnt, so dass Verluste erkennbar wären. Einzig das Privileg von Paschalis II., das im Privileg König Heinrichs V. vom 4. Sept. 1111 erwähnt wird, ist nicht erhalten. 1092 MGH DD H IV, Nr. 300, s. unten, S. 289. 1093 Die Breven wurden auf leere Seiten in den Bibliothekshandschriften kopiert. Da nur noch die Hälfte der Kodizes aus dem späten 11. und frühen 12. Jh. vorhanden ist, muss man hier mit Verlusten rechnen; einige verschollene Urkunden sind aus den Abschriften von Johann Jakob Spleiss bekannt (Gamper 1994a, 53 mit Anm. 242). Von einem bisher unbekannten, um 1480 aus dem Archiv ausgeschiedenen und darauf als Spiegelblatt der Handschrift Stadtbibliothek Schaffhausen, Gen. 10 verwendeten Papstbrief von ca. 1127 wurde kürzlich der Leimabdruck auf dem Holzdeckel gefunden. Bei der Reorganisation des Archivs um 1480 dürften noch andere Dokumente ausgeschieden worden sein (Gamper 1998, 27 und 98). Bei den Privaturkunden sind nur wenige Originale erhalten. Hier ist es kaum möglich, die Verluste abzuschätzen. 1094 Gamper 1994b, 14–22. 1095 J. Stumpf, Chronik, Teil 2, Zürich 1548, fol. 76r–77v; sein Schaffhauser Gewährsmann dürfte Martin Peyer gewesen sein, Gamper 1994a, 52. 1096 R. Gamper, Die Schaffhauser «Liberey» im 16. Jahrhundert. SHBG 67, 1990, 241–254. 1097 Rüeger, Chronik, Einleitung, 83f. 1098 Urkunden des 11. und 12. Jh.: Rüeger, Chronik, Bd. 1, 258–262, 267, Bd. 2, 937f. 1099 Der 1781 erschienene Katalog der Ministerialbibliothek veranlasste den Rheinauer Historiker Moritz Hohenbaum van der Meer, die Schaffhauser Handschriften zu untersuchen und auszuwerten. Gamper 1994a, 55f. Auf seinen Abschriften dürften die Editionen Trudbert Neugarts beruhen. 1100 J. v. Lassberg. In: Franz Joseph Mones «Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit», 1837, 3–14. 1101 Archiv für Schweizerische Geschichte 7, 1851, 228–262; die Kopien Kirchhofers für fremde Editionen sind unten, S. 290–294 aufgeführt. 1102 Die Edition Baumanns wurde 1878 gedruckt und 1881 als erster Teil des dritten Bandes der Quellen zur Schweizer Geschichte ausgeliefert. S. Vorwort der Redaktion, S. I. Der zweite und der dritte Teil folgten 1883; auf dieses Jahr ist auch das Titelblatt des gesamten Bandes datiert. 1103 Zur Kritik an Baumanns Edition in den QSG 3: Mayer 1962, 3. 1104 Trudbert Neugart war Benediktiner in St. Blasien, Joseph von Lassberg Reichsfreiherr, wohnhaft im schweizerischen Eppishausen, Karl Alois Fickler hatte lange in Donaueschingen gewirkt, Franz Ludwig Baumann war Archivar in Donaueschingen. Auch an der Kollation von Texten für

1107 1108

1109 1110

1111 1112 1113

1114 1115 1116 1117 1118 1119 1120

1121 1122

die kritischen Editionen in den MGH waren süddeutsche Historiker beteiligt: der Karlsruher Archivar Karl Dümgé kollationierte in den 1820er Jahren die Schaffhauser Handschriften der Chronik des Regino von Prüm (Min. 109) für den Herausgeber des ersten Scriptoresbandes Georg Heinrich Pertz. H. Hoffmann, Die Edition in den Anfängen der Monumenta Germaniae Historica. In: Mittelalterliche Texte. Überlieferung, Befunde, Deutung, hrsg. v. R. Schieffer, Hannover 1996, 203 mit Anm. 34. Franz Josef Mone veröffentlichte 1848 als erster das Stifterbuch von Allerheiligen in seiner Quellensammlung der badischen Landesgeschichte aus den Handschriften in St. Gallen, Frauenfeld und Rheinau. Henking 1901, 131–159. Hirsch 1907. Wenige Jahre zuvor hatten sich A. Brackmann und P. Kehr mit Echtheitsfragen bei Schaffhauser Urkunden befasst: A. Brackmann, Papsturkunden in der Schweiz, Nachrichten von der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, phil.-hist. Kl. 1904, 422f., Exkurs I von P. Kehr, a. a. O., 463–468 und Exkurs II von A. Brackmann, a. a. O., 490–496. So in den zahlreichen Arbeiten von Walter U. Guyan u. a. Hildbrand 1996; allgemein: R. Sablonier, Schriftlichkeit, Adelsbesitz und adliges Handeln im 13. Jahrhundert. In: Nobilitas: Funktion und Repräsentation des Adels in Alteuropa, hrsg. v. O. G. Oexle und W. Paravicini, Göttingen 1997, 67–100. Freundlicher Hinweis von P. Niederhäuser, Winterthur. MGH DD H III, Nr. 138. Die ersten Belege für die Verwendung des Burgennamens «Nellenburg» als Bestandteile des Personennamens finden sich in der Chronik Lamberts von Hersfeld. Der Chronist benannte damit die Grafen Eberhard und Adalbert, die Söhne des Klosterstifters Eberhard (filius bzw. filii Eberhardi comitis de Ellenburc, Lambert von Hersfeld, Annales, MGH SS in us. schol., Hannover 1894, 160 und 219, vgl. Hils 1967, 75f.). In Schaffhausen fand die neue Namengebung in den Urkunden der 1090er Jahre Eingang. In der ersten Fassung der Urkunde Tou tos [von Wagenhausen] ist über dem Namen Graf Burkhards mit anderer Tinte de Nellenburk eingesetzt. UB Zürich, Nr. 240, Anm. b). Schon Gallus Öhem, Reichenauer Chronist um 1500, beobachtete, dass Zunamen seit dem späteren 11. Jh. aufgezeichnet wurden: Dieser Eggehardus [Sohn Graf Eberhards, 1073 zum Abt des Klosters Reichenau gewählt] ist gewesen ein grauff von Nellenburg und der erst abbt, der von der cronio ca Hermanni Contracti mit sinem zu namen, sines namen und stamen beschriben wirt. Wer die vorigen äbbte alle von stamen und namen gewesen syend, hab ich nit, weder durch gschrifft noch lüt, mugen erfaren. Gallus Öhem, Chronik, hrsg. v. K. Brandi, Heidelberg 1893, 96. Eine Beschränkung der Erbfolge auf die männliche Linie ist in der Relatio Burchardi (1090–1092) formuliert: … post obitum amborum [parentum] filii eorum, qui essent laici, eis in hereditate succedere deberent … (RQ Schaffhausen, Nr. 3c, 4, Z. 13f.). Zur Geschlechterverfestigung: K. Schmid, Zur Problematik von Familie, Sippe und Geschlecht, Haus und Dynastie beim mittelalterlichen Adel. ZOR 105, 1957, 1–62. Mayer 1962, 8f. Kläui 1980, 189–191. Rösener 1991, 278, zur Verwandtschaft mit den Burkhardingern 287; vgl. oben, Zettler S. 146f. Dazu oben, Zettler S. 150–153. Th. Hug, Gräberfund in Schaffhausen, ASA 1, 1869 –1871, 131. Siehe oben, Bänteli S. 29. Bernold von Konstanz, Chronik, MGH SS 5, 343. Konstanzer Arbeitskreis, Arbeitssitzung 1. Feb. 1997, Protokoll Nr. 355. Zur Marktgründung: Borst 1978, 124. H. U. Geiger, Moneta Sancti Galli. SVGB 106, 1988, S.131. Freundlicher Hinweis von B. Zäch, Winterthur. München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 432, fol. 51r. Man glaubte bisher, Bernold habe 1090/91 bis zu seinem Tod 1100 in Schaffhausen als Mönch gelebt, wie aus dem Stifterbuch von Allerheiligen hervorzugehen schien. Tatsächlich steht neben Legendarischem nur, dass er nach Schaffhausen kam, hier starb und begraben wurde (Stifterbuch 80*). In seiner eigenen Chronik zeigt Bernold eine genaue Kenntnis der Vorgänge in Schaffhausen, deutet aber nirgends an, dass er hier als Mönch lebte. In der Bibliothek von Allerheiligen ist seine markante Hand nicht nachzuweisen und die von fremder Hand eingetragene Schenkungsnotiz zeigt, dass er nicht zum Konvent gehörte. Seine übrigen Bücher kamen nicht in die Allerheiligenbibliothek. Über

259


1123 1124 1125

1126

1127

1128 1129

1130

1131 1132

1133 1134

1135 1136 1137 1138 1139 1140 1141

1142 1143 1144 1145 1146

1147 1148

1149

seine Stellung in Schaffhausen kann einstweilen nur spekuliert werden. Unten wird gezeigt, dass die zähringischen Rechte in Schaffhausen mehr umfassten, als man bisher annahm, möglicherweise auch Rechte an der Stadtkirche St. Johann. Wenn das richtig wäre, könnte man an eine Pfründe an dieser Kirche denken. Ian S. Robinson nahm an, Bernold habe beim Konstanzer Bischof Gebhard, dem Bruder des zähringischen Herzogs, als Berater gewirkt, was sich gut mit einer Pfründe in Schaffhausen verbinden liesse. Zur Biographie von Bernold: I. S. Robinson, Bernold von Konstanz und der gregorianische Reformkreis um Bischof Gebhard III. Freiburger Diözesanarchiv 109, 1989, 155–188, vgl. Gamper 1994b, 22–26. München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 432, fol. 1r. MGH SS 17, 276. Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 68, fol. 156v, abgedruckt in: Rüeger, Chronik, Bd. 2, 1152. Jaffé-Loewenfeld Nr. 4204; J. Trouillat, Monuments de l’histoire de l’ancien évêché de Bâle, Bd. 1, Porrentruy 1852, Nr. 119, die Datierung ins Jahr 1053 statt 1049 geht auf einen Lesefehler Trouillats im Codex diplomaticus ecclesiae Basiliensis zurück. Freundliche Mitteilung von R. Jurot, Delémont. Die in der gleichen Zeit für verschiedene Kirchen von Besançon und den dortigen Erzbischof ausgestellten päpstlichen Urkunden datieren vom 16.–26. November 1049 und wurden demnach an verschiedenen Stationen des Reisewegs von Papst Leo aufgezeichnet. Jaffé-Loewenfeld Nr. 4198–4205. Zur Problematik von Tagesdatum und Ausstellungsort für die Aufstellung von Itinerarien: Reinke 1987, 227 mit Anm. 12. Hermann von Reichenau, Chronik, MGH SS 5, 129. Reinke 1987, 236–240; D. Alvermann, Königsherrschaft und Reichsintegration, Berlin 1998, 386f. Freundlicher Hinweis von A. Zettler, Freiburg/Dortmund. K. J. Benz, Ecclesiae pura simplicitas. Zu Geschichte und Deutung des Ritus der Grundsteinlegung im Hohen Mittelalter. Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 32, 1980, 13. Ebd. 19. Papst Leo IX. hielt sich auch im Spätherbst 1052 in Südwestdeutschland auf, zuletzt in der Nähe von Worms am 6. November 1052. Er scheint aber den Bodenseeraum in diesem Jahr nicht besucht zu haben. Hermann von Reichenau meldete jeweils die Aufenthalte von Kaisern und Päpsten; von einem Besuch des Papstes in diesem Jahr findet sich nichts in seiner Chronik. MGH SS 5, 130f. Zu Leos Reisen durch Deutschland und ihrem Niederschlag in Hermanns Chronik: R. Bloch, Die Klosterpolitik Leos IX. in Deutschland, Burgund und Italien. Archiv für Urkundenforschung 11, 1930, 181 und 195–199. Baumann, QSG 3, Nr. 3. Vgl. G. P. Marchal, Das Meisterli von Emmenbrücke, oder: Vom Aussagewert mündlicher Überlieferung. SZG 34, 1984, 521–539, bes. 534f. Baumann, QSG 3, 125 und RQ Schaffhausen, Nr. 9. Borst 1978, 132. Baumann, QSG 3, 140; Übersetzung G. Schib, SHBG 42, 1965, 16. Baumann, QSG 3, 125f. Schudel 1936, 49–60. Baumann, QSG 3, Nr. 4. H. Jänichen, Zur Geschichte der ältesten Zollern. Hohenzollerische Jahreshefte 21, 1961, 14, nimmt ohne Begründung an, es handle sich um «gewisse Rechte auf dem engeren Bereich des Klosters». «Locus» meint häufig «Kloster», kann aber auch «Ort» heissen, so mehrmals im Güterbeschrieb. Zur Verwandtschaft zwischen den Nellenburgern und Adalbert von Haigerloch s. unten, Anm. 1193. Baumann, QSG 3, 126. MGH DD H II, Nr. 166. Baumann, QSG 3, Nr. 3; Mayer 1962, 3f. Bänteli 1990, 26. Im Pfalzhof ist bei den Ausgrabungen eine Kalkbrenngrube entdeckt worden, die älter ist als das Kloster Allerheiligen (oben, Bänteli S. 29). RQ Schaffhausen, Nr. 12, Baumann, QSG 3, Nr. 58. 1248 wurde sie dem Kloster inkorporiert. Zu dieser Zeit galt sie als Filialkirche von Büsingen. Zur Deutung der Filialverhältnisse: Zur Gründung von kirchlichen Filialen im benachbarten Kanton Zürich: K. Wanner, Vom lokalen Heiligtum zur ländlichen Pfarrkirche – am Beispiel des heutigen Kantons Zürich. Variorum munera florum. Festschrift Hans F. Haefele, Sigmaringen 1985, 253–272. In Muri, wo wenige Jahrzehnte zuvor ein neues Kloster errichtet wor-

260

1150

1151

1152

1153

1154

1155

1156

1157 1158

1159

1160 1161 1162

1163

1164

1165

den war, baute man zuerst das Dormitorium und einen heizbaren Raum. Acta Murensia, hrsg. v. M. Kiem, QSG 3, Basel 1883, 23. Die von Bänteli 1990, 29f. erwogene Identifizierung der Stadtkirche St. Johann mit der ersten Klosterkirche, der sog. Urständekapelle, ist beim heutigen Stand der Quellenkritik unwahrscheinlich. … dedicatum est templum domini in hoc loco, qui Scefhûsa dicitur … sub secundo istius monasterii abbate Liutolfo … Baumann, QSG 3, 139. R. Henggeler, Woher kamen die ersten Mönche von Schaffhausen? SHBG 17, 1940, 31–38; H. Keller, Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben, Freiburg 1964, 134, äussert sich unbestimmt: «Gewisse Anhaltspunkte lassen vermuten, dass Einsiedeln auch an der um 1050 begonnenen, um 1064 abgeschlossenen Gründung von Schaffhausen Anteil hatte». Zur Beteiligung der Einsiedler Konventualen an Klostergründungen im späten 10. und im 11. Jh.: Helvetia Sacra, Bd. 3,1,1, 522. Baumann, QSG 3, 139–142; H. Tüchle, Dedicationes Constantienses, Freiburg i. Br. 1949, 19f.; Übersetzung von G. Schib. Schib 1965, 15– 17. Zur Datierung: oben, S. 288. Baumann, QSG 3, 142 Anm. 1 hielt es nach einem Schriftvergleich für «nicht unwahrscheinlich», dass der Bericht über die Weihe von 1064 von der Hand Bernolds stammt. Georg Waitz verwarf die Identifizierung (MGH SS 13, 721). Bei genauer Überprüfung lässt sich keine Übereinstimmung zwischen der Schrift Bernolds und derjenigen des Weiheberichts feststellen. E. Hillenbrand, Die Überlieferung der Konstanzer Münsterweihe. Freiburger Diözesanarchiv 109, 1989, 87 und K. J. Benz, Überlegungen zur Konstanzer Münsterweihe. Freiburger Diözesanarchiv 109, 1989, 108. Die ausdrückliche Versicherung, Eberhard habe dem Kloster nur erworbene und keine ererbten Güter vermacht, dürfte mit dem Einspruch der Rechtskundigen gegen die Vergabungen an Allerheiligen im Jahr 1087 zusammenhängen (s. oben, S. 137). S. oben, Bänteli S. 37ff. und 45ff. Der Name des Treverorum archiepiscopus ist nicht genannt; es muss sich um den 1066 gewählten Nellenburger Udo handeln. Der Inhalt des Privilegs ist aus dem Brief Gregors VII. vom 3. Mai 1080 bekannt. In den von Alois Schütz entdeckten St. Galler Annalen ist es auf 1067 datiert. Im anschliessenden Abschnitt schreibt der St. Galler Annalist vom Reinigungseid des Erzbischofs Udo von Trier vor dem Papst in Rom und von der Übergabe des Palliums. So liegt es nahe, eine Verbindung zwischen der Romreise Udos und dem Privileg für Allerheiligen zu sehen: Udo, der Sohn Eberhards, erwirkte das Privileg für das väterliche Kloster. Seine Verbundenheit mit Allerheiligen drückt sich auch darin aus, dass er den Michaelaltar weihte. Auf diesen Abschnitt in den noch ungedruckten St. Galler Annalen machte mich H. Maurer, Konstanz, aufmerksam. Mit freundlicher Erlaubnis von A. Schütz, München. Vgl. oben, Bänteli S. 26. Nach dem Weihebericht, s. unten, S. 288. Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 8 und Fragment in Min. A; Gamper/Knoch/Stähli 1994, 87–89 und 265. Graf Eberhard erscheint zum letzten Mal in einer Reichenauer Urkunde von 1075 als Zeuge. Repertorium Karlsruhe, Nr. 75; nach Weiss 1997, 75–79 ist diese Urkunde eine Fälschung des 12. Jhs. Ungeklärt ist, wie weit der Wortlaut aus einer möglichen Vorlage entnommen ist; es gibt vorläufig keinen Grund, die Zuverlässigkeit der Zeugenliste mit Abbas Eggehardus et pater eius Eberhardus comes zu bezweifeln. Zu den fratres ad succurrendum, die erst kurz vor dem Tod Mönche wurden: E. Tremp, Laien im Kloster, Pfaffen und Laien – ein mittelalterlicher Antagonismus? Hrsg. v. E. C. Lutz und E. Tremp, Freiburg i. Ü. 1999, 47f. Graf Eberhard oder das Kloster Allerheiligen erhielt 1077 ein Privileg von Kaiser Heinrich IV., dessen Schrift fast vollständig ausradiert wurde, so dass über den Inhalt nichts mehr ausgesagt werden kann. Es dürfte sich um eine Schenkung oder Verleihung gehandelt haben; die geringen ursprünglichen Schriftreste und das Monogramm erlauben eine Datierung auf ca. 1077. Vgl. Hils 1967, 75–77. Der Todestag von Graf Eberhard ist im Nekrolog von St. Agnes zum 26. März eingetragen; im Anhang zum Nekrolog wird die Jahrzeit auf unser frowen tag in der vasten [25. März] angesetzt. Das Nekrologium des Benediktinerinnenklosters St. Agnes in Schaffhausen, hrsg. v. R. Henggeler, SHBG 21, 1944, 11 und 25; Lieb/Jenny 1957, 123 mit Anm. 11. Das Todesjahr ist nach der Relatio Burchardi (RQ Schaffhausen, Nr. 3) zu bestimmen. Burkhard berichtet darin, er habe nach dem Tod Graf Eberhards den Hirsauer Abt Wilhelm im Jahr 1079 ge-


1166 1167

1168 1169

1170

1171

1172

1173

1174

1175 1176

1177

1178

1179

1180

1181 1182

beten, die Leitung des Klosters zu übernehmen. Kurz darauf sei er nach Schaffhausen gekommen, und am 1. März 1080 habe die Übertragung aller Rechte an das Kloster stattgefunden. Nach der Schilderung folgten sich die Ereignisse rasch aufeinander, so dass zwischen dem Tod Eberhards und der Reform keine lange Zeit verstrichen sein dürfte. So ist das Todesjahr von Graf Eberhard wahrscheinlich auf 1079, vielleicht auf 1078 anzusetzen. Relatio Burchardi, RQ Schaffhausen, Nr. 3b. H. Jakobs, Der Adel in der Klosterreform von St. Blasien, Köln 1968, 275; I. Miscoll-Reckert, Kloster Petershausen als bischöflich-konstanzisches Eigenkloster, Sigmaringen 1973, 135; A. Kohnle, Abt Hugo von Cluny, Sigmaringen 1993, 137. RQ Schaffhausen, Nr. 4. RQ Schaffhausen, Nr. 4; H. Büttner, Abt Wilhelm von Hirsau. Zeitschrift für württemberg. Landesgeschichte 25, 1966, 332f. RQ Schaffhausen, Nr. 4, zur Übersetzung vgl. Quellen zum Investiturstreit, übersetzt von F.-J. Schmale, Darmstadt 1978, 341. Quellen zum Investiturstreit, übersetzt von F.-J. Schmale, Darmstadt 1978, 332f.; J. Laudage, Gregorianische Reform und Investiturstreit, Darmstadt 1993, 41. Zur Abtwahl und zum Brief Gregors vom 3. Mai 1080 (RQ Schaffhausen, Nr. 4): Jakobs 1961, 82ff., 117f. und 163f. Die ältere Literatur folgte dem Stifterbuch 72*–77*, und nahm an, Wilhelm von Hirsau sei von 1080–1082 auch Abt von Allerheiligen gewesen. Seit die Unzuverlässigkeit dieser Quelle bekannt ist, muss diese Aussage kritisch beurteilt werden. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Wilhelm von Hirsau sich selber wählen liess; nach dem gut erhaltenen und im Bücherverzeichnis von 1100 aufgelisteten Bestand der Handschriften hielt sich Wilhelm nur kurze Zeit in Schaffhausen auf. Gamper 1994a, 15. Historia Hirsaugensis monasterii, Appendix, MGH SS 14, 263, Z. 14f. In Gamper 1994a, 24 führte ich einige Indizien für das Bestehen direkter Verbindungen zwischen dem Schaffhauser Kloster und Cluny an und hielt es für wahrscheinlich, dass Abt Siegfried vor seiner Wahl einer der Mönche gewesen war, die Abt Wilhelm nach Cluny geschickt hatte, um die dortige Liturgie und Lebensform kennenzulernen. Kleiber 1996, 146, Anm. 42 lehnt diese Vermutung aus chronologischen Gründen ab. Unbestritten ist die Tatsache, dass die ersten Jahre der Reform in Schaffhausen vom «Prozess des Suchens der endgültigen Form der Hirsauer Konstitutionen» (Kleiber, a. a. O.) gekennzeichnet waren. Acta Murensia, hg. v. M. Kiem. Die ältesten Urkunden von Allerheiligen in Schaffhausen, Rheinau und Muri, QSG 3, Basel 1883, 32f.; Helvetia Sacra, Bd. 3,1,2, 898f. Bernold, Chronik, MGH SS 5, 439. u Zitat: Chronik Petershausen, 150f. Zu Toto: B. Meyer 1964, 72f., B. Meyer 1968, 107 und 131–139., vgl. oben, S. 138. Jänichen 1958, 76–83; K. H. May, Verwandtschaftliche Voraussetzungen der Schenkung Lipporns an das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen durch Tuto von Laurenburg um 1117. Nassauische Annalen 27, 1961, 5–15; F. Bohnstedt, Der «Burgstall» bei Seelfingen, Kreis Überlingen, eine unbekannte Burgstelle. SVGB 84, 1966, 69–78; B. Meyer 1968, 130–135. RQ Schaffhausen, Nr. 3a. Auch wenn die Relatio Burchardi keine genauen Zeitangaben enthält, darf man annehmen, dass der Frauenkonvent, in dem die ancillae dei modo omnipotenti deo sub regula sancti Benedicti leben, erst gegründet wurde, als Graf Eberhard als Mönch ins Kloster eintrat. Die späte Überlieferung im Stifterbuch, wonach Gräfin Ita nach bi den clou ster in ainem huse, da man da haisset vronhus gelebt habe, ist wenig glaubwürdig (Gamper, 1994b, 37). Zur Lokalisierung des Frauenkonvents: Oben, Bänteli S. 51f. Urban II.: cellula … sanctec Agnetis quec in Scaphusa sita est … precipimus et apostolica auctoritate interdicimus, ut ullus occasione qualibet a prefati monasterii proprietate alienare audeat. Pflugk-Hartung, Nr. 59. Bulle Urbans II. vom 26. Jan. 1092, Pflugk-Hartung, Nr. 59. Wie weit das Frauenkloster St. Agnes hinsichtlich seines Klosterbesitzes selbständig blieb (R. Frauenfelder, St. Agnes in Schaffhausen, Helvetia Sacra Bd. 3,1,3, 1941), ist nicht klar. In Hirsau zählten die Priorate zum Grundbesitz des Mutterklosters, die Einkünfte dienten aber dem Unterhalt der dort lebenden Mönche. Jakobs 1961, 118f. Nur wenige Schaffhauser Quellen beleuchten das besitzrechtliche Verhältnis von Allerheiligen und St. Agnes (Pflugk-Hartung, Nr. 59; Baumann, QSG 3, Nr. 19 und S. 131; Nr. 67). Diese Quellen legen es nahe, in Schaffhausen von einer analogen Abhängigkeit auszugehen, wie sie bei den

Prioraten von Hirsau bestand. Zu den Doppelklöstern: E. Gilomen-Schenkel, Frühes Mönchtum und benediktinische Klöster des Mittelalters in der Schweiz. Helvetia Sacra 3,1,1, 72–78. 1184 In der Bulle Urbans II. von 1095 (RQ Schaffhausen, Nr. 6b) ist Grafenhausen im Gegensatz zu St. Agnes und Wagenhausen nicht als «cella» bezeichnet, im ca. 1120 aufgezeichneten Güterverzeichnis dagegen wird bereits für die Zeit Eberhards eine «cella» genannt: Item Eberhardus comes tradidit cellam, que dicitur Gravenhusan, et omnia, quec ad eam pertinere videntur (Baumann, QSG 3, 127). Hier dürfte der Ort zum besseren Verständnis nach der erst später gegründeten Niederlassung als «cella» bezeichnet sein. Vgl. H. Maurer, Das Land zwischen Schwarzwald und Randen im frühen und hohen Mittelalter, Freiburg i. Br. 1965, 87–90. Zu den weiter entfernten Niederlassungen: Jakobs 1961, 57f. 1185 Stifterbuch 92*, Z. 2–5. 1186 A. Kohnle, Abt Hugo von Cluny, Sigmaringen 1993, 59. 1187 S. oben, Bänteli S. 52ff. und Untermann S. 109ff. 1188 Gamper 1994a, 16–34. 1189 Gamper 1994a, 21–25 und 35; dazu H. Spilling, Buchbesprechung. Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 43, 1996, 368–372 mit Einwänden zur Interpretation des Bücherverzeichnisses und zur Terminologie bei den Auszeichnungsschriften. 1190 S. oben, S. 141. 1191 Budapest, Universitätsbibliothek, Cod. lat. 110; Butz 1994, Nr. 64, 66. 1192 RQ Schaffhausen, Nr. 3c. 1193 Andere Deutungen der Verwandtschaft sind zusammengestellt bei C. Bumiller, Historiographische Probleme um die Grafen von Haigerloch und Wiesneck. ZOR 146, 1998, 26f. Die geläufige Deutung der Verwandtschaft (Adalbert von Morisberg und Dietrich von Bürgeln sind Neffen des Burkhard von Nellenburg) ist plausibel; die Auffassung Bumillers, Adalbert von Morisberg sei ein Sohn einer Schwester Burkhards, ist abzulehnen. Diese Auffassung verträgt sich schlecht mit der Aussage in der Relatio Burchardi, in der nur von der Erbschaft der Söhne die Rede ist: … post obitum amborum [parentum] filii eorum, qui essent laici, eis in hereditate succedere deberent … (RQ Schaffhausen, Nr. 3c). Angesichts der präzisen, auf die strittigen Erbschaftsprobleme bezogenen Aussagen scheidet die Verwandtschaft über eine Schwester Burkhards wohl aus. Auch die im Stifterbuch genannte Irmentrut, die als Nonne in St. Agnes verstarb, war aller Wahrscheinlichkeit nach die Tochter von Adalbert von Morisberg und nicht von Adalbert von Haigerloch (so Bumiller, 28). Die häufige Anwesenheit Adalberts von Morisberg in Schaffhausen als Vogt von Allerheiligen ist gut belegt – nicht zuletzt durch die immer wieder aufflammenden Konflikte. Dass seine Tochter als Nonne ins Kloster St. Agnes eintrat, sei es vor oder nach der grossen Einigung von 1122, ist angesichts seiner engen Verbundenheit mit dem Schaffhauser Kloster (bzw. den Schaffhauser Konventen) nicht überraschend. Für Adalbert von Haigerloch dagegen fehlt jeder Hinweis auf eine engere Beziehung zum Kloster; er ist im Verkehr mit Schaffhausen nur als Verkäufer von Gütern in Schaffhausen und Hallau und als Zeuge in einem Landkauf im Breisgau (Urkunde vom 1. Juni 1096) bekannt. Der im Stifterbuch – wahrscheinlich nach der Grabinschrift – überlieferte Verwandtschaftsgrad (… grave Albrecht und was des stifters vetter) ist angesichts der Tatsache, dass der Begriff der lateinischen Vorlage nicht bekannt ist, und der weiten Bedeutung von vetter (von Vatersbruder bis Brudersohn) für eine Beweisführung ungeeignet. Stifterbuch 87*; zu den Quellen des Stifterbuchs: Gamper 1994b, 35f. 1194 RQ Schaffhausen, Nr. 3c. u 1195 Diese Beziehungen zeigen sich in der Beteiligung Totos an der Schenkung des Predium Schluchsee. Hils 1967, 26–45; H. Naumann, Die Schenkung des Gutes Schluchsee an St. Blasien. Deutsches Archiv 23, 1967, 358–404, bes. 392f. 1196 UB Zürich, Nr. 240. Helvetia Sacra, Bd. 3,1,3, 1060f. 1197 Bernold von Konstanz, Chronik, MGH SS 5, 439, vgl. oben, S. 134. 1198 1092 Jan. 28, Papst Urban II. an Bischof Gebhard von Konstanz, Baumann, QSG 3, Nr. 14. 1199 1090 April 13 und 1092 Jan. 28, Papst Urban II. an Bischof Gebhard von Konstanz, Baumann, QSG 3, Nr. 10 und 14. 1200 Bernold von Konstanz, Chronik, MGH SS 5, 450. 1201 RQ Schaffhausen, Nr. 6b. 1202 Gamper 1994b, 14–22. 1203 Baumann, QSG 3, Nr. 28f., H. Fuhrmann, Papst Urban II. und der Stand 1183

261


1204

1205

1206

1207 1208 1209

1210 1211 1212 1213 1214 1215 1216 1217

1218 1219 1220 1221

1222

1223 1224 1225 1226 1227

1228 1229 1230 1231 1232

1233 1234 1235 1236

der Regularkanoniker, München 1984 (Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, phil. hist. Kl. 1984, H. 2). Zur politischen Konstellation gegen das Jahrhundertende: K. Schmid, Zürich und der staufisch-zähringische Ausgleich 1098. Zähringer 1990, 49–79. Bernold von Konstanz, Chronik, MGH SS 5, 465 und Helvetia Sacra Bd. 3,1,3, 1513f. Grundsätzlich lehnte Papst Urban II. die Teilnahme von Mönchen am Kreuzzug ab (Becker 1988, 391); bei Gerhard gab er offenbar seine Zustimmung. Berichte über sein Wirken in Palästina: Baumann, QSG 3, 165–167. Chronik Petershausen, 150–152; B. Meyer 1964, 65–72. UB Thurgau, Bd. 2, Nr. 17. U. R. Weiss, Die Konstanzer Bischöfe im 12. Jahrhundert, Sigmaringen 1975, 44–46. Schudel 1986, 1493f. RQ Schaffhausen, Nr. 3b und 4; zur Vogtei: Hils 1967, 87–91. Helvetia Sacra, Bd. 3,1,2, 898f. RQ Schaffhausen, Nr. 3c. RQ Schaffhausen, Nr. 3e. B. Meyer 1964, 65. Bernold, Chronik, MHG SS 5, 466. Baumann, QSG 3, Nr. 33 (zu datieren zwischen der Abtwahl vom 24. Juni 1099 und dem Tod Burkhards am 21. Januar 1101 oder 1102). Chronik Petershausen, 152. Baumann, QSG 3, Nr. 47. RQ Schaffhausen, Nr. 8; Hils 1967, 89. RQ Schaffhausen, Nr. 11, ausführlich referiert in Henking 1901, 157. Die Verbindung des Trierer Erzbischofs mit Schaffhausen kommt in der Gründung der Propstei Lipporn und der Unterstützung beim Versuch von Abt Adalbert, Wagenhausen 1120 wieder zu gewinnen, zum Ausdruck. Zur Stellung von Erzbischof Bruno von Laufen im Investiturstreit um 1120: F.-R. Erkens, Die Trierer Kirchenprovinz im Investiturstreit, Köln/Wien 1987, 166f. und 256–266. Auf die Verbindungen mit dem Allerheiligenkloster um 1120 könnten die Kopien des Wormser Konkordats von 1122 in der Allerheiligenhandschrift Min. 39, 126v zurückgehen. Die Gesta Treverorum betonen den Anteil Brunos an der Versöhnung zwischen Papst und Kaiser (Erkens, a. a. O., 263–266). Zu den weiteren Trierer Schriftstücken, die in diesen Jahren nach Schaffhausen gelangten, s. oben, S. 143. Zum Verhältnis zwischen Allerheiligen und den Zähringern: Büttner 1940, 7–30; K. Schmid, Baden-Baden und die Anfänge der Markgrafschaft von Baden. ZOR 140, 1992, 13–16. S. oben, S. 130f. RQ Schaffhausen, Nr. 3d. K. O. Scherner, Art. Salmann, LexMA 7, 1995, 1309f. Hils 1967, 104. Im Güterbeschrieb werden die Schenkungen anders dargestellt als in der Relatio Burchardi. Danach schenkte Burkhard Büsingen zusammen mit seiner Mutter Ita, Hemmental zusammen mit seiner Gattin Hadewîch (Baumann, QSG 3, 128). Es wäre zu untersuchen, ob es sich bei den geschenkten curtes um Morgengaben von Ita und Hadewîch handelte. RQ Schaffhausen, Nr. 3f. RQ Schaffhausen, Nr. 7. RQ Schaffhausen, Nr. 8. Bernold, Chronik, MHG SS 5, 455. […]Udalricus, communicato consilio cum viris religiosis et praecipue cum venerandis abbatibus Wilhelmo Hirsaugiensi et Sigefrido Scaffhugensi [sic] praeordinavit electionem Gebehardi, filii ducis Bertholdi, pridem Coloniensis canonici et Troiani praepositi, tunc vero Hirsaugiensis monachi, nostro iudicio cunctorum, quos unquam vidimus, humillimi. W. Stratmann, Gabriel Bucelin und die Vita des Ulrich von Zell, Diss. masch., Regensburg 1989, 162f., Übersetzung 233. Freundlicher Hinweis von H. Maurer, Konstanz. Zu Bischof Gebhard III. von Konstanz und den rechtlichen und gesellschaftlichen Grundlagen der Konstanzer Bischofskirche seiner Zeit: H. Maurer, Die Konstanzer Bischofskirche in salischer Zeit. In: Die Salier und das Reich, hrsg. v. St. Weinfurter, Bd. 2, Sigmaringen 1991, 173–186. Bernold von Konstanz, Chronik, MGH SS 5, 445. S. oben, S. 138. Bernold von Konstanz, Chronik, MGH SS 5, 466. Lieb 1973, 39.

262

1237

S. oben, S. 130f. B. Meyer 1968, 137 führt die Verzichtserklärung – gestützt auf seine Deutung der chartularähnlichen Zusammenstellung von 11 Urkunden – auf den Konflikt um Wagenhausen zurück. Ob dieser besonders gut dokumentierte Konflikt für Allerheiligen selbst so sehr im Zentrum stand, erscheint fraglich. Offensichtlich ist das gleichzeitige Aufflammen der verschiedenen Konflikte. 1239 K. Schmid, Zürich und der staufisch-zähringische Ausgleich 1098. Zähringer 1990, 61 mit Anm. 67 und 67f. 1240 Baumann, QSG 3, Nr. 41. 1241 Stifterbuch 100*–104*. Über das Problem des Fehlens zeitgenössischer Quellen über Altar- und Kirchweihen: Benz (wie Anm. 1130), 111–115. 1242 Die ältere Datierung der Weihe des heutigen Münsters auf 1103/1104 (Reg. Konstanz, Nr. 601) beruht auf einer Aussage des Stifterbuchs, die wenig glaubwürdig ist, die neuere, von Gamper 1994b, 29 vorgeschlagene Datierung auf 1106 hat sich in der Diskussion als nicht stichhaltig erwiesen (vgl. die Lesung der Inschrift durch Lieb, oben, S. 156). Nach den Dendrodaten wurde der Bau in den ersten Jahren des 12. Jhs. fertiggestellt. B. Meyer 1964, 72, Anm. 81 datiert den Münsterbau ohne Begründung ebenfalls auf nach 1105. So muss man sich vorläufig mit einer groben Datierung der Weihe begnügen. 1243 Gamper 1994a, 34. 1244 Chronicon Benedictoburanum, MGH SS 9, 235. 1245 RQ Schaffhausen, Nr. 9. 1246 Falls die Datierung auf das (Schalt-) Jahr 1120 richtig ist, fällt die vigilia sancti Mathie apostoli auf den 24. Februar, in den Jahre 1121 und 1122 auf den 23. Februar. 1247 Der Satz nec tamen facientes ista ferociam eius mitigare potui ist ein fast wörtliches Zitat aus Judith 3,11. Die kleinen Abweichungen vom Bibeltext, wie er auch in der Allerheiligenhandschrift Min. 3, fol. 142va– 145va überliefert ist, deutet auf ein Zitieren aus dem Gedächtnis. 1248 Büttner 1940, 16f., deutet den Angriff als Etappe im Bestreben der Zähringer, den Einfluss am Hochrhein zu verstärken und die Verbindung nach Zürich enger zu gestalten. B. Meyer 1968, 137, verbindet diesen Konflikt – gestützt auf die Koinzidenz – mit der Auseinandersetzung um Wagenhausen. 1249 RQ Schaffhausen, Nr. 12, Fälschungen: Baumann QSG 3, Nr. 49 und 58. Kerntke 1987 befasste sich eingehend mit diesen Rechten, begnügte sich aber mit der Edition Baumanns (Kerntke, 124, Anm. 3). Er merkte daher nicht, dass es sich bei den Diplomen Heinrichs V. um Fälschungen handelt, vgl. oben, Anm. 1088. 1250 Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 39, fol. 126v. 1251 MGH SS 8, 166f.; Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek Ms. Min. 89, fol. 1va. 1252 Baumann, QSG 3, 146–157. 1253 Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek Ms. Min. 109. M. M. Tischler, Die ottonische Klosterschule in Einsiedeln, Festschrift zum tausendsten Todestag des seligen Abtes Gregor, des dritten Abtes von Einsiedeln, 996–1996, hrsg. v. O. Lang, München 1996, 141f. korrigiert meine Darstellung in Gamper 1994b, 34. 1254 Gamper 1994a, 35. 1255 RQ Schaffhausen, Nr. 12 und 13. 1256 Gamper 1998, 98. 1257 UB Zürich, Nr. 277 und 278. 1258 UB Zürich, Nr. 266; Baumann, QSG 3, Nr. 67 und 72. 1259 Gamper 1998, 27. 1260 Staatsarchiv Schaffhausen, Urk. 80 vom Jahr 1167 verbrieft eine Schenkung von 1131. Ein Tagesdatum für diese Schenkung fehlt; es ist wahrscheinlich, dass die Urkunde von 1167 der erste schriftliche Niederschlag der Schenkung ist. 1261 Baumann, QSG 3, Nr. 66, MGH DD K III, Nr. 237, QW Abt. 1, Bd. 1, Nr. 152. 1262 Hirsch 1907, 504–513. 1263 Helvetia Sacra, Bd. 3,1,3, 1515. 1264 Das Nekrologium des Klosters Hermetswil. Die Urkunden des Klosterarchivs Hermetschwil, hrsg. v. P. Kläui (Aargauer Urkunden 11), Aarau 1946, 171 mit Anm. p und Anm. 23; B. Meyer 1968, 171 mit Anm. 8. 1265 Helvetia Sacra Bd. 3,1,3, 1516. 1266 Sarnen, Benediktinerkollegium, Cod. membr. 18, Spiegelblatt hinten [= fol. 140r] (unpubliziert). 1267 Baumann, QSG 3, 185. 1268 Baumann, QSG 3, Nr. 70. 1269 Möglicherweise gab der Besuch Bernhards von Clairvaux am 10. De1238


1270

1271

zember 1146 in Schaffhausen, wo er im Münster predigte und Heilungen vollbrachte (MGH SS 26, 124; Freiburger Diözesanarchiv 3, 1868, 298f.) den Anstoss, den Turmbau als frommes Werk in Angriff zu nehmen. H. Richter (Hrsg.), Cluny. Beiträge zu Gestalt und Wirkung der cluniazensischen Reform, Darmstadt 1975, Xf. Gamper 1994a, 35.

Zettler 1272 1273 1274 1275

1276 1277 1278 1279 1280 1281 1282 1283 1284 1285 1286 1287 1288 1289 1290 1291 1292 1293 1294

Hils 1967, 21 mit Anm. 73. Baumann 1883, 10–11 (Kommentar zur Urkunde Nr. 4). Schib 1933/34, 2. Annales Scafhusenses ad a. 1009, MGH SS 5, 388; vgl. Baumann 1883, 158; Hils 1967, 18. Baumann 1883, 8–11 Nr. 4. Zettler 1988, 118–127. Hils 1967, 20–21, 30. Kläui 1980, Stammtafel nach 204. Oben, Anm. 1275. Kläui 1980, 189. Keller 1964, 106,123; vgl. Kläui 1980, 87–88. Zu Ernst II. Maurer 1978, passim, und ders., Ernst II., LexMABd. 3, 2179. Hils 1967, 58–59. Vgl. Hils 1967, 15–18. Schmid 1973. Dazu Maurer 1978, 36–46. Zettler 1988, 122–123. Oben, Anm. 1273. Annales Sangallenses maiores ad a. 1030, ed. Henking, 311. Zu Abt Ekkehard (II. von Reichenau) vgl. Kläui 1980, 191–192. Vgl. Zettler 1988, 125–126. Boshof 1987, 161–175. Schmid/Schadek 1986, 411, 443–444.

Lieb 1295

Lieb 1967, 118–122 mit dem älteren Schrifttum und Abbildung der bisher unveröffentlichten Bruchstücke. Indes hätte ich die Steine nicht wie Sulzberger Fensterstürze nennen sollen. Ihre Stellung am Bau ist nicht gesichert. Die heute übliche Bezeichnung ist Lünetten. 1296 Beleffi 1994, 271.273.276,9 bringt nur eine Auswahl, meist ohne Deutung, Kettler/Kalbermatter 1997, 49 geben die Bruchstücke unvollständig, teils falsch und in sinnloser Aufreihung (in heutiger musealer Anordnung). 1297 Boninus Mombritius, Sanctuarium seu vitae sanctorum 2, Paris 1910, 779. De Gaiffier, Analecta Bollandiana 72, 1954, 378–396. 94, 1976, 18. Beleffi, Kettler und Kalbermatter haben offenbar meine Ergänzung nicht begriffen. 1298 Das neuere Schrifttum geben Beleffi 1994, 276,2 und Kettler/Kalbermatter 1997, 50. Zur Geschichte vom Fuchs und vom Storch: Dora Lämke, Mittelalterliche Tierfabeln und ihre Beziehungen zur bildenden Kunst in Deutschland, Greifswald 1937, 70–75, Gerd Dicke/Klaus Grubmüller, Die Fabeln des Mittelalters und der frühen Neuzeit, München 1987, 248–251. 1299 Beleffi 1994, 273–274. Oben, Bänteli S. 82f. Bei den Vergleichen vermisse ich einen Hinweis auf Neuenburg (Jean Courvoisier, Les monuments d’art et d’histoire du canton de Neuchâtel 1, Basel 1955, 144.145). 1300 Kettler/Kalbermatter 1997, 53 mit dem älteren Schrifttum, ferner Landgraf 1993, 61. Oben, Bänteli S. 82. 1301 allenfalls als Zwischenpositiv (Ornamenta ecclesiae 1, Köln 1985, 326). 1302 Frauenfelder 1954/1955, 236–238. 1303 gesichert durch [---]atur. 1304 Schwarz 1957, 128–133. 1305 Lieb/Jenny 1957, 121–127. Nachzutragen ist 123,13 (Bernold): Deutsches Archiv 40, 1984, 507 und 124,23 (Grabinschrift Udos): Bonner Jahrbücher 152, 1952, 199. 1306 Wir nannten es Stifterdenkmal (Lieb/Jenny 1957, 121) oder Gedächtnisstein für das Stiftergeschlecht (127), Schwarz Stifterdenkmal (1957, 128.131.133), Gedenkplatte (130) oder Gedächtnisplatte (132), Seeliger Memorialtafel (1972, 9–10.20–24.34–43.46–49), Schib Gedenkstein (1972, 40.41), Bauch Stiftungsrelief (1976, 308,64), Drack aber Memorialplatte (1957, 16.30.31.41), dem fast alle Späteren gefolgt sind. Epitaph (Guyan 1964, 17. Reinle 1968, 457. 1972, 190) oder

Kenotaph (Frauenfelder 1960, 328) sind widerraten. Der Stein ist kein Grabstein. 1307 aufgeführt Kettler/Kalbermatter 1997, 38, ferner Reinle 1972, 190–191 und Bauch 1976, 308,64. 1308 Den Sinn der Innenbilder hatte Reinhard Frauenfelder als Erster erkannt (Lieb/Jenny 1957, 125–126). 1309 Kettler/Kalbermatter 1997, 36–38 folgen – mit einigen Auslassungen und Missverständnissen – der Erstveröffentlichung und fügen nur ein paar Bemerkungen zur Schrift hinzu. 1310 Kläui 1960, 51,6 nennt sie zwar beiläufig, nutzt die auf der Inschrift genannten Todestage und die von uns beigebrachten Quellen aber nicht (auch Kläui 1980, 191–193 nicht), der sonst recht brauchbare Hils (1967) wusste noch zehn Jahre nach der Veröffentlichung nichts von dem Fund. 1311 Auf der ersten Zeile des oberen Innenfeldes in Zeilenmitte ein kleines Kreuz, kleiner als die Buchstaben der folgenden Zeilen, auf der zweiten (oder dritten) Zeile von unten, links [---]itavit, im unteren Innenfeld auf der viertletzten Zeile [---]i. b. uta oder [---]i.r. uta, auf der zweitletzten [---]r. ies uti. [---], auf der letzten pii + und anderes mehr. Klüger sind wir damit nicht geworden. 1312 Lieb/Jenny 1957, 126. 1313 Lieb/Jenny 1957, 124–125 mit den Nachweisen. Burkhards Todesjaahr ist offenbar 1101 (Lieb 1973, 39–47). 1314 Lieb/Jenny 1957, 124–125. 1315 Lieb/Jenny 1957, 126. Kettler/Kalbermatter 1997, 38. 1316 Hans Walther, Initia carminum ac versuum medii aevi posterioris Latinorum2, Göttingen 1969, 962. Dieter Schaller/Ewald Könsgen, Initia carminum Latinorum saeculo undecimo antiquiorum, Göttingen 1977, 683. Otto Schumann, Lateinisches Hexameterlexikon 5, München 1982, 195–198. 1317 Schwarz 1957, 130 die menschlichen Gestalten kann man sich so, wie sie sich in ihren Bewegungen geben, kaum als Liegefiguren denken --das Stifterdenkmal ist also keine Bodenplatte, sondern ein wohl an einer Mauer der Kirche aufgestelltes Monument. Frauenfelder 1960, 380. Reinle 1968, 457. 1972, 190 elle dut être placée, debout, à un endroit très visible, dans le narthex ou dans la nef. Guyans Vorschlag, der Stein hätte das Grab Eberhards in der Krypta des ersten Münsters gedeckt (1979, 194. 1981, 18), war abwegig. Oben, Bänteli S. 58f. 1318 Daraus schlossen auch Kettler/Kalbermatter 1997, 36 auf eine horizontale Lage der Platte. 1319 nicht überzeugend Seeliger 1972, 48–49, Schib 1972, 40 und Bauch 1976, 308,64. 1320 Lieb/Jenny 1957, 124,21–23. 1321 Lieb/Jenny 1957, 124,25–26. 1322 Lieb 1973, 39–47. 1323 Schwarz 1957, 132. Zu Ita: Lieb/Jenny 1957, 125,37. 1324 Das allgemeine Urteil weist auf die Wende des elften zum zwölften Jahrhundert (Schwarz 1957, 132–133. Seeliger 1972, 48. Bauch 1976, 308,64. Kettler/Kalbermatter 1997, 38), die genauere Eingrenzung zwischen 1078 und 1101, und zwar näher 1078 (Seeliger 1972, 48–49), beruht auf klostergeschichtlichen Überlegungen, die keineswegs zwingend und meines Erachtens falsch sind.

Lehmann 1325

Die Funde sind in den Jahrbüchern des Historischen Vereins inventarisiert, Aufbewahrungsort Museum zu Allerheiligen. Die Eintragungen umfassen eine Kurzbeschreibung und Massangaben. Einige Fundstücke konnten nicht mehr aufgefunden werden oder gingen im Laufe der Zeit verloren. Das Formenspektrum wird dadurch aber nicht beeinflusst. 1326 Zu sieben römischen Sigillata-Scherben (Kat. 275–279) aus der Latrine siehe J. Trumm (Dissertation Freiburg i. Br. 1999). 1327 Guyan 1971, 163–174. 1328 Ress 1968/69, 74–95. 1329 Oben, Bänteli S. 70, 79f. 1330 Oben, Bänteli S. 82f. 1331 Eine zeitgleiche Abortanlage für die Mönche ist bislang noch nicht belegt. Die einzige sicher als Möchslatrine anzusprechende Anlage wird ins späte 11. Jh. datiert, oben, Bänteli S. 36 und 72. 1332 Zum Baubefund oben, Bänteli S. 70 und 74. 1333 Oben, Bänteli S. 79f. und Kap. «Töpfe», S. 162f. 1334 Oben, Bänteli Abb. 92 und S. 96.

263


1335

Frauenfelder 1951, 135f. - Siehe auch die entsprechende Verfügung in den Ratsprotokollen vom 29. Mai 1639 (RP 98, 532). 1336 Grabungstagebuch Sulzberger (Tb.), 12 bis 15, 17, 25, 26. 1337 Tb. 14 (zu Latrine I, R.82): «… ausser zahlreichen Knochen wenig Funde». 1338 Zu den Aussagemöglichkeiten, welche moderne naturwissenschaftliche Untersuchungen heute erlauben, siehe unten, Brombacher S. 221 oder Rehazek S. 213. 1339 Gemeint ist wohl ein Teller mit Ritzdekor, wie z. B. Kat. 101 oder 102. 1340 Tb. 12. 1341 Tb. 13. 1342 Tb. 15. 1343 Tb. 17. Vgl. Kap. «Töpfe», S. 162f. Es dürfte sich dabei um Töpfe handeln, die heute dem 13. Jh. zugewiesen werden. Einige dieser Töpfe sind noch intakt. 1344 Tb. 26. Zu den römischen Scherben siehe Einleitung, Anm. 1326. 1345 Tb. 15. 1346 Tb. 15. Gemeint ist wohl Kat. 272 (Abb. 96b). 1347 Tb. 26. Siehe Kat. 270 (Abb. 96a). 1348 Siehe Kap. «Kleinfunde», S. 194. 1349 Auch an anderen Orten wurden aus Latrinen Funde geborgen, die einen Zeitraum von einigen hundert Jahren abdecken, z. B. Schütte 1986, Anm. 17. Da in Schaffhausen im Hochmittelalter meistens mit Holzwerk ausgeschachtete Erdgruben angelegt wurden, sind die normalerweise erfassten Zeiträume kleiner. 1350 Z. B. Untermann 1995, 344; Schütte 1986, bes. 249; Kamber 1995, 19f. 1351 Nach Kamber 1995, 20f. 1352 Oben, Bänteli S. 80. 1353 Schütte 1986, 241, rechnet mit anderen Parametern, kommt aber zu vergleichbaren Zeiträumen: Bei einer Familiengrösse von 4,5 bis 6,5 Personen dauert es zwei bis drei Jahre, bis sich 1 m3 verfestigte Masse ergeben (ohne Wischmaterial). 1354 Oben, Bänteli S. 36. 1355 Untermann 1995, 341 und 343. 1356 Grundsätzliche Überlegungen zur Entleerung und Verfüllung von Latrinen bei Schütte 1986, 237–255. Anschauliche Beispiele zum Entleeren von Latrinen am Beispiel der Stadt Basel bei Kamber 1995, 19f. 1357 Im Rahmen dieser Arbeit können solche Aspekte ohne genauere Kenntnisse zur frühneuzeitlichen Nutzung des Klosterareals nicht weiter erörtert werden. 1358 Untermann 1995, 347 und 353; Vor dem grossen Brand 1992, 62, mit Belegen für unterschiedliche Fundzusammensetzungen in benachbarten Latrinen trotz gleicher Erhaltungsbedingungen. 1359 Oben, Bänteli S. 79. 1360 Illi 1992, 195. 1361 Nach Illi 1992, Abb. Seite 195 (Murner) und Abb. Seite 30 (Wickiana). 1362 Die Ausführungen in den Kapiteln «Töpfe», «Henkelkanne» und «technische Gefässe» basieren auf Angaben von K. Zubler, der zudem wertvolle kritische Anregungen zum Manuskript einbrachte, wofür ihm herzlich gedankt sei. K. Bänteli danke ich für zahlreiche Hinweise sowie für Informationen zur Baugeschichte. Weiterführende Anregungen erhielt ich von H. Lanz und Ch. Keller vom SLM Zürich sowie von R. Röber vom Landesdenkmal Baden-Württemberg/Konstanz. Ein besonderer Dank gilt R. Schnyder, der sich die Zeit für einen Besuch in Schaffhausen nahm, um das Fundmaterial anzusehen. 1363 Zubler in Bänteli/Höneisen/Zubler 1999, vgl. die Ränder R 11/12. 1364 Rippmann 1990, Kat. 17–18. 1365 Mit der Datierung der ältesten Keramikgefässe ins späte 12./frühe 13. Jh. bzw. um 1300 lässt sich die bisherige Datierung nach W. U. Guyan ins 12. Jh. präzisieren, vgl. Guyan 1971, 163. 1366 Oben, Bänteli S. 79f. 1367 Gutscher 1984, für Abb. 31.1 und 31.2. Dabei ist zu beachten, dass gegenüber dem Original in der Zeichnung die obere Kehlung des Randes nicht sichtbar wird. Heute werden die Gruben nicht mehr als Gerbergruben sondern als Latrinengruben interpretiert, freundliche Mitteilung K. Bänteli. 1368 Schnyder 1981, Abb. 16. 1369 Gutscher 1984. In Grube 30 beispielsweise sind Töpfe dieser Art mit gläsernen Nuppenbechern vergesellschaftet, wie sie ebenfalls aus der Abts- und Gästelatrine vorliegen, siehe Kapitel «Glas», S. 188ff. 1370 Gutscher 1984, 164. 1371 Vgl. die Bearbeitung der Keramikfunde von der Stadtkirche St. Johann durch D. Rippmann, die die Datierungen von D. Gutscher in Frage stellt

264

(Rippmann 1990, 98). Weiter Rippmann u. a. 1987, Taf. 11.1–32; Meyer 1989, 61 (Typengruppe 22). 1372 Scholkmann 1978, 70. 1373 Windler 1991, 208ff. Zur Entwicklung des Leistenrandes siehe z. B. die jüngst erschienene Arbeit von Bader 1998, bes. 54, welche nicht dem Datierungsansatz von B. Scholkmann folgt. 1374 Unpublizierte Funde aus dem Haus «Zur Treu» in Schaffhausen zeigen beispielsweise, dass mit einer Vergesellschaftung von Töpfen mit wulstförmigen Randformen und solchen mit schmalen Leistenrändern zu rechnen ist. 1375 Ansätze zu dieser Entwicklung bei Gutscher 1984, Abb. 34.9 (Topf, spätes 13. Jh.); Frey 1989, Abb. 1 (datiert vor 1312). 1376 Lehmann 1992, 32f., 48; Faccani 1994, Kat. 75–77. 1377 Tüllenkännchen bzw. Tüllengefässe sind im 13. Jh. regelmässig belegt, siehe Windler 1991, 255; Kamber 1995, 67; Rippmann u.a. 1987, z. B. Taf. 48.15. 1378 Freundliche Mitteilung R. Röber, Landesdenkmalamt Baden-Württemberg/Konstanz. Siehe auch Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch 1992, 340. 1379 Singuläres Beispiel eines steilwandigen, innen glasierten Doppelhenkeltopfs des 15. Jh., bei Keller in: Helmig u.a. 1998, Kat. 101. 1380 Z. B. Lehmann 1992, bes. 47–57 oder neuerdings Keller in: Helmig u. a. 1998, 94–108. 1381 Zum Auftreten dieser Verzierungstechnik siehe unten, S. 172. 1382 Ein Henkelkrug mit ähnlichem Dekor, beidseitig glasiert (Ende 16./Anfang 17. Jh.) aus Sindelfingen, Haus «Stiftstrasse 2», in: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg, 1986, 274–276, Abb. 209.5. Vgl. unten, Kap. «Krug» und «Schüsseln» mit Bemerkungen zum Auftreten von tordierten Henkeln bei frühneuzeitlicher Keramik. 1383 Zum Auftreten des Ritzdekors siehe Kap. «Teller», S. 174f. 1384 Aufgrund des abstehenden Randes müsste man konsequenterweise auch das unglasierte zylindrische Gefäss Kat. 24 als Nachttopf ansprechen. Wegen seiner Kleinheit scheint dies aber eher unwahrscheinlich zu sein. 1385 Eine Henkeltopfform mit stark ausladendem Rand (Typ 4) fand sich häufig im Fundmaterial aus dem Brunnenschacht der Grabung «Glocke» in Winterthur. Frascoli 1997, 83 und Abb. 86 (Typ 4), ohne nähere Bemerkung zur Funktion dieses Gefässtyps. 1386 Zit. nach Illi 1992, 197. 1387 Illi 1992, 34; Baeriswyl/Junkes 1995, Abb. 225; Gross 1995, 143, Kamber/Keller 1996, 66f.; Vor dem grossen Brand 1992, 127. 1388 Belege mit konischen Schüsseln bei Kühnel 1986, Abb. 105 (innen glasierte konische Henkelschüssel), 164 (Henkelschüssel, Keramik?), 173 (konische Henkelschüssel), 181 (Holzschale), 186 (Holzzuber), 245 (konische Henkelschüssel, Holz?); Koegler 1947, Abb. 67, 69 (konische Henkelschüsseln). Es wäre aufschlussreich, eine grössere Anzahl von Bildquellen systematisch unter diesem Aspekt zu untersuchen. Dabei könnten Fragen zum Realitätscharakter der dargestellten Gegenstände (Holz/Ton/Metall, ikonographisches Bildprogamm/Bildtradition, unterschiedliche soziale Milieus/Auftraggeber, ev. geschlechtsspezifische Gefässformen?) in einem grösseren Rahmen mit der notwendigen methodischen Sorgfalt abgeklärt werden. Siehe dazu die grundsätzlichen Ausführungen bei Felgenhauer-Schmiedt 1993, 99– 102. 1389 Beide Beispiele aus Illi 1992, 197f. - M. Illi sei an dieser Stelle für ein klärendes Gespräch zu diesem Thema bestens gedankt. 1390 Meyer 1996, 28. 1391 Gross 1995, Abb. 16. 1392 Folglich könnte es sich auch bei der einen oder anderen konischen Schüssel aus dem vorliegenden Fundmaterial um ein Nachtgeschirr handeln. Dies bedeutet, dass die allgemein übliche und naheliegende Zuweisung von Schüsseln zum Tisch- und Küchengeschirr zu relativieren bzw. um diesen Aspekt zu erweitern ist. Vgl. unten, Kap. «Schüsseln». 1393 Keller in: Helmig u.a. 1998, 97. 1394 Lehmann 1992, 49–52; Kamber/Keller 1996, 53. 1395 Wobei anzufügen ist, dass die kleinen Dreibeingefässchen allgemein etwas seltener auftreten. 1396 Oben, Bänteli S. 27 und 73; Beil. 1.10 und Beil. 4.52. 1397 Vgl. Kap. «Töpfe», S. 162f. und Kap. «Deckel», S. 168. Das geringe Auftreten von Deckeln könnte sich ebenfalls aus dem Umstand erklären, dass die Küche in einem anderen Klosterteil lag. 1398 Gross 1991, 125f. 1399 Kamber/Keller 1996, 54f. 1400 Nach Gross 1991, 133, besteht eine Tendenz zu kleiner werdenden


1401

1402 1403 1404

1405 1406 1407 1408

1409

1410 1411

1412

1413

1414

1415

1416 1417

1418 1419 1420 1421 1422 1423 1424

1425

1426

1427

1428 1429

1430 1431 1432 1433

1434 1435 1436

1437

Griffösen. In der Schweiz waren Flachdeckel mit seitlich angeordnetem Griff beliebt. Mit einer Verbreitungskarte, bei welcher der Flachdeckel aus der Abts- und Gästelatrine bereits berücksichtigt wird. In Basel gehören die Flachdeckel zu den frühesten Deckelformen, Kamber/Keller 1996, 54f. Kamber/Keller 1996, 54f. Aus der Latrine Münsterplatz 16 (Reischacherhof) in Basel (Ende 16./1. Hälfte 17. Jh.) liegen beispielsweise nur unglasierte konische Deckel vor, Helmig 1979, 327. Siehe unten, Kap. «Schüsseln», S. 169ff., Kat. 71–72. Oexle 1985, 478 und Kat. 40–43. Vgl. Kap. «Dreibeingefässe», S. 167f. Aus der Latrine des Augstinereremiten-Klosters in Freiburg i. Br. liegen ebenfalls nur wenige Deckel vor, Kaltwasser 1995, 23. Vgl. Kap. «Schüsseln», S. 169ff. und Kap. «Henkeltöpfe», S. 164ff. Lehmann 1992, 54; Faccani 1994, Kat. 116. Kamber/Keller 1996, 55–59. Vgl. Kaltwasser 1995, Taf. 10.4–10, wo kleine Schälchen mit Innenglasuren gefunden wurden. Erste Beispiele für Gefässe mit Schlingenspuren treten aber schon im 13. Jh. auf, z. B. Rippmann u. a. 1987, 268. Vgl. oben, Kap. «Deckel», S. 168. Die unglasierte Schüssel Kat. 156 wird im Kap. «Technische Gefässe», S. 184 vorgelegt. Guyan/Schnyder 1976, 61 und Abb. 23.1. Aus dem Stadtgebiet liegen weitere noch unpublizierte Belege vor, mdl. Mitteilung K. Zubler. Z. B. Lehmann 1992, Kat. 116 und Abb. 64; Baeriswyl/Junkes 1995, z. B. Kat. 202–204. Vgl. mit den Funden vom 1528 wüstgelegten Adelssitz Mogeren SH, Guyan/Schnyder 1976, 23.7–14; Meyer 1974, Kat. B161–B163 (vor 1415). Helmig 1979, Kat. 21 und 22; Baeriswyl/Junkes 1995, 186 und Kat. 229–232. Oexle 1985, 475f. und Kat. 52. Frascoli 1997, Abb. 87 (Typ 22), z. B. Kat. 16–18, 20. In Kombination mit anderen Glasuren und Dekorarten treten derartige Randformen noch heute auf. Guyan/Schnyder 1976, Abb. 23. Oexle 1985, Kat. 52. Baeriswyl/Junkes 1995, Kat. 257, 258. Siehe oben, Kap. «Henkeltöpfe», S. 164ff. Zum Auftreten des Malhorndekors siehe unten, Anm. 1431. Siehe unten, Kap. «Teller», S. 174f. Auf einer Seite abgeflachte Waschbecken tauchen ab dem ausgehenden Spätmittelalter auf, Gross 1995, 139–142; Baeriswyl/Junkes 1995, Abb. 253 bzw. Kat. 252. Ade-Rademacher/Rademacher 1993, 111, mit den Hinweis auf die Untersuchungen von Scholkmann, die natürlich noch weiterer Bestätigungen bedürfen. Ein kurzer Hinweis auf Keramik gleicher Zeitstellung in: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1986, 276 (Haus «Stiftstrassse 2», Sindelfingen). Helmig 1979, Kat. 30 (mit zwei tordierten Henkeln aber einer anderen Schüsselform). Tordierte Henkel sind während des ganzen 17. Jhs. an verschiedenen Gefässformen geläufig, Frascoli 1997, 81 (Gefässtyp 6.1: Henkelkrug), z. B. Kat. 70 (Grabung «Salmen», Latrine 102). Neben der Farbkombination gelb-hellbraun waren besonders hellgrüne Muster auf dunkelgrünem Untergrund beliebt. Vgl. Baeriswyl/Junkes 1995, 187f. und Frascoli 1997, 93. Z. B. Frascoli 1997, Kat. 659 (2. Hälfte 17. Jh., Grabung «Glocke»). Stephan 1987, z. B. Abb. 101 und 106. Schmidt/Schmidt 1983, 55. Stephan 1987, 36–42; Vor dem grossen Brand 1992, 68. Die Renaissance im deutschen Südwesten 1986, Kat. S 13 a und b. Helmig 1979, 319, 321–323, Kat. 25 und 29. Die Latrine wurde zwischen 1587 und 1662 verfüllt. Frascoli 1997. Für Hinweise sei H.-G. Stephan (Göttingen) an dieser Stelle gedankt. Zur polychrom bemalten Irdenware siehe grundlegend Stephan 1987, bes. 25–35. Ein Tintengeschirr aus Fayence aus der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums ist mit einem identischen Relief verziert (SLM HA 4230). Das Tintengeschirr gehörte ursprünglich zur Sammlung Heinrich Angst und wird als aus der Ostschweiz stammend aufgeführt. Freundlicher Hinweis H. Lanz, Schweizerisches Landesmuseum Zürich.

1438

Siehe unten, Kap. «Bartmannkrug», S. 178 und «Humpen», S. 178f. Für Auskünfte danke ich W. Endres (Regensburg) und B. Scholkmann (Tübingen). 1440 In den Grabungsunterlagen gibt es zwar Hinweise auf Holzgefässe, nicht aber auf metallene Gefässe. 1441 Zit. nach Schwarz 1980, 272. 1442 Erste Teller treten im 15. Jh. auf, siehe Kamber/Keller 1996, 57–59. 1443 Zur Gefässterminologie siehe Bauer u.a. 1987, 29–31. 1444 Vgl. Kap. «Teller und Schalen aus Fayence», S. 179ff. 1445 Vgl. Kap. «Schüsseln», S. 169ff., Kat. 95 (Abb. 169). 1446 Zu den frühesten gut datierten Objekten mit Ritzdekor zählen eine grün glasierte Dose, dat. 1586 bzw. eine vergleichbare Dose, dat. 1568, siehe Kap. «Dosen», S. 176ff. - Eine grün glasierte Kachel mit dem Bildnis der Elisabeth von Breitenlandenberg (dat. 1560) zeigt stilistische Ähnlichkeiten mit dem Frauenkopf auf dem Teller Kat. 100 (Abb. 173), in: Die Renaissance im deutschen Südwesten 1986, 873; vgl. Schnyder 1989, Kat. 119, weiter Kat. 121 (grün glasierte Henkelkanne mit Ritzdekor, dat. 1596). Zum Auftreten von Ritzdekor im 17. Jh. siehe den Beleg bei Oexle 1985, Kat. 47, Abb. 752. 1447 Siehe Kap. «Schüsseln», S. 169ff. 1448 Die archäologische Untersuchung der Stadtkirche St. Johann (Schaffhausen) erbrachte eine grössere Anzahl Lämpchen, deren Auftreten dort in religiös-liturgischen Zusammenhängen zu sehen ist. Das Fundmaterial konnte leider noch nicht aufgearbeitet werden. 1449 Kamber 1995, 72f. 1450 Keller in: Helmig u. a. 1998, 101; Lehmann 1992, 57. Mit Beginn der Neuzeit werden die Lämpchen dann durch andere Beleuchtungsgeräte abgelöst, Kamber/Keller 1996, 63; vgl. die wenigen Nachweise bei Frascoli 1997, 89. 1451 Drei weitere Sparhäfen sind verschollen: Kat. 115 (unglasiert, mit Wellenband); 116 (unglasiert); 117 (grün glasiert). 1452 Boockmann 1987, 63. 1453 Felgenhauer-Schmiedt 1993, 200. 1454 Gross 1991, 136f., eine Zusammenstellung von Münzschatzgefässen 214f. 1455 Die Untersuchungen von Sulzberger in der Alten Abtei erbrachten auch eine beträchtliche Anzahl Münzen, von denen ein Teil aus der Abts- und Gästelatrine stammen dürfte. Eine genaue Zuordung ist aber nicht mehr möglich, siehe oben, Fedel S. 210ff. 1456 Helmig 1979, Kat. 31 (1 kleiner Sparhafen, Oberteil glasiert, aus einer Latrinenverfüllung Ende 16. bis Mitte 17. Jh.) - Kamber/Keller 1996, Abb. 35 (ein Sparhafen, Oberteil glasiert, aus der Latrine BaselSpalenberg, Ende 15./Anfang 16. Jh.); zwei Sparbüchsen, unglasiert (dat. 15./16. Jh.) aus Villingen, in: Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg 15, 36, Abb. 27; Lithberg 1932, Taf. 42, I und L (unglasiert); Kaltwasser 1995, 23, Taf. 5.2 (unglasierter Sparhafen); ein aufgebrochener Sparhafen des 14. Jhs. aus einer Fäkaliengrube am Rennweg 5 in Zürich, vgl. J.E.Schneider/J.Hanser, Das «Augustiner»Projekt in Zürich und die Archäologie, Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins 64, 1991, 26–32, bes.26 und 32. 1457 LexMA, Bd. 7, Spalte 1571f.; Martin 1906, 77–79. 1458 Tuchen 1994, 8. 1459 Unter den nichtinventarisierten Glasfunden befindet sich mindestens ein gläserner Schröpfkopf. - Gläserne Schröpfköpfe treten ab dem Spätmittelalter auf, sind aber erst im 18. und 19. Jh. verbreitet. Gegenüber den einfachen Schröpfköpfen aus Ton gelten sie als bessere Ausführung, Baumgartner/Krueger 1988, 433. - Kamber/Keller 1996, 65, mit dem Hinweis auf einen gläsernen Schröpfkopf aus Basel, Spalenberg 40 (Latrinenfund, Ende 15./erste Hälfte 16. Jh.). 1460 Glatz 1991, 14, mit dem Hinweis auf Dutzende von Schröpfköpfen aus einer Badstube in Biel (Burggasse 17), die 1490 erstmals erwähnt wird und bis 1671 in Betrieb war. - Muntwyler 1998, 265–269. - Tuchen 1994, 21, 24 und Abb. 18, mit Schröpfköpfen des 15. Jhs. und vor allem des 16. Jhs. aus einer Badstube in Wangen im Allgäu, die erstmals 1409 indirekt urkundlich erwähnt wird. - Obwohl gemäss den Schriftquellen das städtische Badewesen ab dem 12. Jh. einen Aufschwung erlebte, fehlen in unserer Region vorderhand archäologische Funde aus dieser Zeit. 1461 Oben, Bänteli S. 106. Die Kirche nahm gegenüber dem Baden grundsätzlich eine positive Einstellung ein. Das reinigende Bad war nicht nur wichtiger Bestandteil der Gesundheitsvorsorge, sondern galt auch als Vorbereitung für heilige Handlungen. Auf die nähere Unterscheidung zwischen dem Wannenbad und dem Schwitzbad muss hier verzichtet 1439

265


1462

1463

1464 1465

1466 1467

1468

1469

1470

1471 1472

1473 1474 1475 1476 1477

1478

1479 1480

1481

1482

1483 1484

1485 1486

1487

1488

werden. Siehe Sennhauser 1996b, 189ff., mit weiterführenden Literaturhinweisen. Die eckige Henkelform erinnert an Mörser aus Metall, siehe W. Hömberg, Spätmittelalterliche Bronzemörser aus Norddeutschland. In: Aus dem Alltag der mittelalterlichen Stadt. Ausstellungskatalog. Hefte des Focke Museums 62, Bremen 1982, 147–155. Die Renaissance im deutschen Südwesten 1986, Kat. S 13 a und b. Siehe oben, Kap. «Schüsseln», S. 169ff. Schnyder 1989, Kat. 6. Zum Auftreten von Apothekengefässen siehe Hein/Wittop Koning 1977, bes. S. 30. Vor dem grossen Brand 1992, Abb. 192. Der Albarello ist ein hohes, annähernd zylindrisches Apothekengefäss mit einer in der Mitte leicht einziehenden Wandung. Der Albarello wurde mit einem Tuch oder Pergament verschlossen und weist deshalb unterhalb des Randes eine Einschnürung auf, vgl. unten, Kap. «Salbtöpfchen», S. 183f. Für die Begutachtung des Bartmannkruges sei R. Röber vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg (Konstanz) ein herzlicher Dank ausgesprochen. Steinzeugtone ergeben einen dichten, gesinterten Scherben; Irdenware hat einen porösen Scherben, siehe Bauer u.a. 1987, 100f. - Unser Exemplar ist sehr weich gebrannt und lässt sich mit einer Messerklinge problemlos ritzen. Freundliche Mitteilung G. Reineking v. Bock (Köln). Zur Produktion in Frechen im allgemeinen siehe Hurst u.a. 1986, 214–221. Gaimster 1997, 97f.; ein weiteres Beispiel in Bauer u.a. 1987, 129. Das Schweizerische Landesmuseum Zürich ist beispielsweise im Besitz eines Bartmannkruges (IN 101.102), freundliche Mitteilung Ch. Keller. Schnyder 1989, Kat. 97 (mit Zinndeckel, um 1650/60). Freundliche Auskunft R. Schnyder (Zürich). Wyss 1973, 20. Zitiert nach Wyss 1973, 20. Ebenso ein Tintengeschirr mit einer persönlichen Widmung (datiert 1624); ein datierter Teller mit dem Sinnspruch «An Gottes Segen ist alles gelegen. Anno Domino 1639»; oder ein mit dem Wappen der Hohenlandenberg verzierter Krug von 1630/50; Schnyder 1989, Kat. 96, 98, 99. In den Fundkomplexen der archäologisch untersuchten Liegenschaften «Salmen» und «Glocke» in Winterthur fehlen derartig verzierte Humpen, Frascoli 1997, bes. 85. Schnyder 1989, 11; Wyss 1973, 20. Zur Definition von Fayence siehe Kap. «Teller und Schalen aus Fayence», S. 179ff. Siehe Kap. «Salbtöpfchen», S. 183f. und «Teller und Schalen aus Fayence», S. 179ff. Keramik wird aufgrund der Wasseraufnahmefähigkeit des gebrannten Tons in poröse und dichte bzw. gesinterte Waren unterteilt. Zur ersten Gruppe zählen die Irdenware und das Steingut, zur zweiten das Steinzeug und das Porzellan, siehe Bauer u.a. 1987, 100f. Bauer u. a. 1987, 100f.; Mämpel 1985, 99–107. Vor dem grossen Brand 1992, 72f.; zu den Apotheken-Fayencen aus Sammlungen siehe Hein/Wittop Koning 1977. Ein Überblick zur Verbreitung der Fayence im westlichen Mittelmeerraum bei Démians d’Archimbaud/Vallauri 1998, 44–53. Stephan 1987, 20–23. Die früheste Ofenkachel aus Winterthur ist auf 1575 datiert, ein Scherztrinkgefäss aus Fayence trägt die Jahreszahl 1584, Messerli Bolliger 1993, 77, 79. Aus Zug liegen datierte Fayencen des Hafners Hans Weckerli von 1588 vor, dazu sowie zur Situation in der Zentralschweiz siehe Schnyder 1993, bes. 144. Eine Kachelserie des Hafners Hans Kraut aus Villingen ist auf 1586/87 datiert und aus Bottighofen bei Konstanz liegt eine auf 1552 datierte Kachelserie vor, in: Die Renaissance im deutschen Südwesten 1986, 849, 868f., Kat. S24, mit einigen wenigen weiteren Beispielen von Fayencefunden. Für frühe Belege von Versuchen mit zinnhaltigen Glasuren bei der Ofenkeramik siehe Roth Kaufmann u.a. 1994, 26f. oder Tamási 1995, z. B. Abb. 52 (Baumbewachender Löwe, Schaffhausen, Vordersteig 10). Eine weitere mit einem Vogel bemalte Schale ist verschollen, abgebildet bei Guyan 1971, 168; unten, Kat. 135 (Abb. 226). Nach Ansicht von Mariaux 1995, 100 und Kat. 67, stammt die Schale aus «Deruta (Faenza?)». Leider fehlen gerade zu diesem Stück weitergehende Angaben über Herkunft und zum Dekor. Gemäss mündlicher

266

Mitteilung von R. Schnyder (Zürich) ist von einer Herkunft aus Faenza auszugehen. 1489 Die Bedeutung der Fayencen insgesamt als Indikator für die von sozialtopographischer Seite bevorzugte Lage dieser Abortanlage sowohl in vor- wie in nachreformatorischer Zeit ist auch daraus ersichtlich, dass sich im ausserordentlich reichhaltigen Fundmaterial der Latrine des Augustinereremiten-Klosters in Freiburg i. Br. nur 12 Scherben von Fayencen fanden. Davon gehören 10 Scherben wohl zu einem unbemalten Teller, Kaltwasser 1995, 30. 1490 Vgl. Kat. 101, ein grün glasierter Teller mit gleichem Befund sowie die Überlegungen dazu im Kap. «Teller», S. 174f. 1491 Für Auskünfte zur Ikonographie danke ich S. Siegenthaler (Gebenstorf) und P. Hoegger (Olsberg). 1492 MA 5478. Zur Ikonographie des Bartholomäus, die ansonsten noch andere Attribute umfasst (geschundene Haut, Buch) siehe z. B. Künstle 1926, 116ff.; zu solchen Kachelserien siehe Stelzle-Hüglin 1993, 155– 163. 1493 Für Belege von Fayencen aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs. siehe oben, Anm. 1486. Bei den Tellern des fortgeschrittenen 17. Jhs. zeigt sich dann eine Tendenz zur Vergrösserung der weissbleibenden Flächen und zur Reduktion und Akzentuierung des Randdekors, Schnyder 1989, Kat. 38–51. 1494 Von archäologischer Seite wäre diesbezüglich die vermehrte Aufarbeitung neuzeitlicher Fundkomplexe wünschenswert. Miteinzubeziehen wäre die Frage nach Bezügen zwischen dem örtlichen Hafnerhandwerk und Schaffhauser Glasmalern. Letztere verfügten zweifellos über die notwendigen künstlerischen Fähigkeiten, wie sie für die Erschaffung von figürlichen Darstellungen wie bei Kat. 130 oder Kat. 133 (Abb. 180) vorauszusetzen sind. 1495 Ein vergleichbares Salbtöpfchen aus der Latrine Münsterplatz 16 (Reischacherhof), Basel, enthielt Reste von Quecksilber. Verschiedene Umstände weisen darauf hin, dass einer der Bewohner an Syphilis erkrankt war und mit diesem damals üblichen Medikament behandelt worden war. Die Angst vor einer Ansteckung bewog vermutlich den neuen Besitzer zur Auflassung der Latrine, die mit dem Hausrat des Vorgängers verfüllt wurde, Helmig 1979, Kat. 36, 37. 1496 Eine Zusammenstellung datierter Apothekenstandgefässe aus Sammlungen bei Kranzfelder 1982, 188. 1497 Vor dem grossen Brand 1992, Abb. 192, bes. 134f., mehrere Salbtöpfchen aus Fayence aus der Heidelberger Stadtapotheke, über Fundzusammenhänge in die zweite Hälfte 16./Anfang 17. Jh. datiert. - Helmig 1979, Kat. 36, Kat. 37, sowie Fragmente eines dritten Salbtöpfchens (Ende 16./erste Hälfte 17. Jh.); Frascoli 1997, Kat. 70, zwei Salbtöpfchen aus Irdenware (blaue Streifen, mit transparenter Glasur) aus der Grabung «Salmen» (Latrine 102, Datierung: letzte Einfüllung zwischen 1636–1671). Ein Hinweis auf Apothekenfayencen und blaugestreifte Salbtöpfchen des späten 16. und frühen 17. Jh. aus Augsburg bei Bakker 1982, 160–162. 1498 Zur Definition der Fayence siehe oben, Kap. «Teller und Schalen aus Fayence», S. 179. 1499 Stephan 1987, 160 und 164, interessant bes. der Hinweis auf unregelmässigen, dünnen Glasurauftrag bei Salbtöpfchen. 1500 Vor dem grossen Brand 1992, 132. Aus dem 18. und 19. Jh. sind ebenfalls Anweisungen bekannt, die besagen, dass Salben und Säfte für vornehme Leute in Gefässe mit weisser Oberfläche oder hellem Scherben, wie Porzellan oder Fayencen, abgefüllt werden sollten, Kranzfelder 1982, 42f. 1501 Eine technische Verwendung wird auch für Kat. 24 in Erwägung gezogen, vgl. Kap. «Henkeltöpfe», S. 164ff. 1502 Zubler in Bänteli/Höneisen/Zubler 1999. 1503 Kamber/Keller 1996, 61f. 1504 Tauber 1980, 311–313; Marti/Windler 1988, 71–73. 1505 Siehe z. B. Mogeren, ein vor 1528 abgegangener Adelssitz bei Schaffhausen (Guyan/Schnyder 1976, 63); Faccani 1994, Kat. 136–144; Lehmann 1992, Kat. 129–132; Keller in: Helmig u. a. 1998, Kat. 144– 148; Ade-Rademacher/Rademacher 1993, 123. Im ländlichen Raum können einfache Kachelöfen bis in die Neuzeit mit solchen Napfkacheln ausgestattet sein. 1506 In Deutschland werden Kacheln mit quadratischer Mündung auch «Schüsselkacheln» genannt. Ade-Rademacher/Rademacher 1993, 123. Tauber 1980, 329 vermerkt das Fehlen von Kacheln mit quadratischer Mündung. - Eine breitangelegte Sichtung von Kachelbeständen würde wohl den einen oder anderen Nachweis erbringen.


1507

Tauber 1980, 325; Keller in: Helmig u. a. 1998, Kat. 150–152. Kamber 1995, 74f.; weitere Beispiele bei Keller in: Helmig u. a. 1998, Kat. 155–160; Roth Kaufmann u. a. 1994, z. B. 163–168; Schnyder 1992, Abb. 13. 1509 Ausführlich Tamási 1995, 30–32, 108–110, mit weiterführender Literatur. 1510 Roth Kaufmann u.a. 1994, 73–75. 1511 Zur Vielschichtigkeit des symbolischen Gehalts und die unterschiedlichen Wertungen in der kunstgeschichtlichen Forschung vgl. die Hinweise von Landgraf 1993, 215. 1512 Roth Kaufmann u.a. 1994, 73f. 1513 Aus dem Berner Physiologus Fol. 17 r, zit. nach Schmidt/Schmidt 1983, 49. 1514 Hecht 1949, 89ff. 1515 Zit. nach Schmidt/Schmidt 1983, 48. 1516 Schmidt/Schmidt 1983, 31. 1517 Roth Kaufmann u. a. 1994, 75. 1518 Franz 1981, 99f. Zum Auftreten von Blattkacheln mit ornamentalem Dekor im 15. Jh. siehe Roth Kaufmann u. a. 1994, 76. Das Waffelmuster, ein aus kleinen, eingetieften Dreiecken bestehendes Relief, gehört zu den gängigen und weitverbreiteten Kachelmustern der Neuzeit. Siehe Frei 1931, Abb. 30 mit datierten Kachelmodeln aus dem frühen 17. Jh.; Bellwald 1980, 229 (ein auf 1574 datierter Kachelofen); Helmig 1979, 321 und Kat. 34, ein Einzelstück, das zuoberst auf dem Schuttkegel in einer um die Mitte des 17. Jhs. aufgelassenen Latrine lag. 1519 Es handelt sich dabei um 10 Fragmente mit Eichblattdekor (MA 20601) und 15 Fragmente mit Löwendekor (MA 20603). Weitere Bodenplatten tragen ein ähnliches Eichblattmuster, aber ohne Perlband und Tropfen (MA20602); Frauenfelder 1951, 334, Abb. 389 und 390; Landgraf 1993, D 52 und H 185. Landgraf unterscheidet bei den Löwenfliesen aus dem Münster irrtümlich zwischen einer Ausführung als Fliese mit vertiefter Prägung (Variante a) und als Relieffliese (Variante b). Sie übersieht, dass in der Publikation von Drack 1957, Abb. 72, eine dieser Fliesen in ungeschickter Weise für eine Fotomontage verwendet wurde. Die Fotomontage zeigt, wie aus vier solcher Fliesen ein Kreismotiv entsteht, ebenso Frauenfelder 1951, Abb. 390. Eine Überprüfung zeigte, dass es sich in allen Fällen um identische Relieffliesen handelt, wobei das Relief je nach Abnutzungsgrad unterschiedlich stark hervortritt. - Zu den Grabungen siehe Drack 1957, 30 und 42f. sowie oben, Bänteli S. 93. 1520 Die Löwenfliesen stammen offenbar aus einem kleinen gemauerten Wasserbecken, das bei archäologischen Untersuchungen 1971 auf der Ostseite der Kirche St. Johann zum Vorschein kam. Das Becken ist jünger als die dortige Apsis bzw. das südliche Seitenschiff von 1515/17; mündliche Mitteilung K. Bänteli, unpubliziert (Kantonsarchäologie Schaffhausen). 1521 Landgraf 1993, 264, Kat. H 182 und H 185 (Katalogband). Weitere gleichartige Bodenfliesen liegen vor aus Eggartskirch, Gem. Taldorf (Pfarrkirche St. Isidor) und angeblich aus einem Patrizierhaus in Ravensburg. 1522 Landgraf 1993, 88, Kat. D 50 (Katalogband). Die Bodenfliese aus Weingarten wird um 1276(?) datiert, diejenige aus Ravenburg um 1318(?). 1523 Oben, Bänteli S. 93. 1524 Landgraf 1993, 218 (Textband). 1525 MA 6879–6883. Darunter befinden sich noch einzelne Knochenfragmente sowie wenige, meist stark korrodierte Metallreste. 1526 Ress 1968/69, 74–95. Grundlage seiner Arbeit bildeten die Nuppenbecher MA 6282–6287, 6793, 6802 (Kat. 172–179) und ein Fragment ohne Inventarnummer. Die im Depot des Museums zu Allerheiligen befindlichen Scherben wurden von A. Ress nicht gesichtet, vgl. 77 und Anm. 6 und den entsprechenden Vermerk in Baumgartner/Krueger 1988, 213, Kat. 192. 1527 Zusammenfassend Baumgartner/Krueger 1988, 210, mit weiterführender Literatur. 1528 Gutscher 1984, 169–173. Vgl. Kap. «Töpfe», S. 163 (Anm. 1369). - Ein neuer Fund von Nuppenbechern aus gut datierten Fundkomplexen (Latrinengruben) des 13. Jhs. aus Basel bei Kamber 1995, 80–82. 1529 Baumgartner/Krueger 1988, 192f.; vgl. z. B. M. Schmaedecke 1985, 89, wo aufgrund von Glasanalysen für Nuppenbecher aus Breisach und Freiburg i. Br. eine Herkunft des Rohstoffes aus dem Balkan erwogen wird. 1530 Glatz 1991, 25. 1531 Beispiele für Flügelgläser mit blauen Glasstäben in: Vor dem grossen Brand 1992, Abb. 114. 1508

1532

Vor dem grossen Brand 1992, 85, 93, Abb. 95 und 113; Kamber/Keller 1996, 61. Belege von Hohlbalusterschäften mit Löwenmasken sowie Warzenbechern aus gut datierten Winterthurer Fundkomplexen des 17. Jhs. bei Frascoli 1997, Abb. 114. Zum Auftreten von Kelchgläsern und Warzengläsern im Laufe des 16. Jhs. siehe Glatz 1991, 13, 25f., 43f. Die untersuchte Liegenschaft in Biel (Untergasse 21) diente dem Abt von Bellelay als Stadtresidenz. Die Gläser entstammen einer Latrine, die spätestens 1577 aufgelassen wurde. Da Warzenbecher und Kelchgläser mit Schäften noch fehlen, zieht R. Glatz die Möglichkeit in Betracht, dass die Latrine bereits 1528 im Zuge von reformatorischen Unruhen verfüllt wurde. 1533 Glatz 1991, 53f. 1534 Nicht im einzelnen inventarisierter Depotbestand. 1535 Kaltwasser 1995, Abb. 14. 1536 Felgenhauer-Schmiedt 1993, 223; Fehring 1996, 82; Baeriswyl/Junkes 1995, 243. 1537 Schütte 1982, 201 und 203. 1538 Schütte 1982, 203. 1539 Kühnel 1986, 38–40. 1540 Siehe S. 160 (Anm. 1347). 1541 Vorgelegt von Schwarz 1993, 102–107. Für freundliche Auskünfte zur numismatischen Bedeutung dieses Fundstücks danke ich K. Wyprächtiger (Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen).

Zubler 1542

Oben, Bänteli S. 13ff. Vgl. oben Lehmann, mit den entsprechenden Literaturverweisen. 1544 Oben, Bänteli S. 14f. und Angaben im Fundkatalog. 1545 Oben, Lehmann S. 184. 1546 Von Osten 1998; Kamber 1998. 1547 Von Osten 1998, 35ff. 1548 Tauber 1980, 294. 1549 Bänteli 1994, 87 (3. Wallschüttung). 1550 Zubler in Bänteli/Höneisen/Zubler 1999. 1551 Vgl. dazu unten S. 201f., G2-Stadtbibliothek. 1552 Frascoli 1997, 64, Kat. 519. 1553 Oben, Bänteli S. 14f. und Anm. 239. 1554 Schnyder 1991, 285ff. 1555 Zubler in Bänteli/Höneisen/Zubler 1999. 1556 Zubler in Bänteli/Höneisen/Zubler 1999. Dort als Randtyp R6 definiert, wobei auch Ähnlichkeiten zum teilweise gleichzeitigen R5 bestehen. 1557 Zubler in Bänteli/Höneisen/Zubler 1999, Randtyp R7. 1558 Zubler in Bänteli/Höneisen/Zubler 1999, Randtyp R10. 1559 Gross 1995, 137f. 1560 Junkes 1992, 342f. 1561 Oben, Bänteli S. 98. 1562 Zubler in Bänteli/Höneisen/Zubler 1999; Bänteli 1994, 87 (3./4. Wallschüttung). 1563 Bänteli 1994, 87 (Planie unten); Gutscher 1984, Abb. 37.24.25.32 sowie noch unpublizierte Latrinen aus dem Haus zur Treu. 1564 Rippmann 1990, 96, Abb. 47.26; Marti/Windler 1993, 79f., Kat.7. 1565 Zum Kirchengebrauch von Aquamanilien und Auffangbecken vgl. Gross 1995, 138 sowie Marti/Windler 1993, 82. Oben, Bänteli S. 74. 1566 Gross 1995, 139ff. 1567 Gross 1995, 141. 1568 Oben, Lehmann S. 171. 1569 Krenn 1991, 371, Abb. 14; Cech 1985, 256; Cech 1987, 189f. Freundliche Mitteilung Ulrike Mayr. 1570 Gross 1991, 98f, Abb. 36.8; Fundberichte aus Baden-Württemberg 22. 2. 1998, 253, Taf. 141. A6. 1571 Matter/Wild 1997, 79ff.; Matter 1996, 254ff.; Tauber 1980, 295ff.; Gutscher 1984, 212ff. 1572 Zur Datierung der Rädchenzier vgl. Zubler in: Bänteli/Höneisen/Zubler 1999 sowie oben, Lehmann S. 163. 1573 Vgl. z. B die Kacheln aus den Abts-/Gästelatrinen, oben S. 184ff. 1574 Oben, Bänteli S. 44. 1575 Z. B. Gutscher 1984, 216, Abb. 43. 1576 Vgl. unten S. 204ff. und oben, Bänteli S. 90. 1577 Oben, Bänteli S. 91. 1578 Unten S. 204ff. Dabei muss angefügt werden, dass mangels systematischer Untersuchungen noch keine hieb- und stichfeste Beweisführung 1543

267


für die vermutete Gleichzeitigkeit vorliegt. Unten S. 204ff. sowie mit weiteren Ziegeltypen G3-Stadtbibliothek S. 202, G9-Pfalzhof S. 208, Ostflügel (Pfarrhäuser) S. 209. 1580 Vgl. auch die sieben römischen Sigillata-Scherben (Kat. 275–279) aus den Abts-/Gästelatrinen. (J. Trumm, Dissertation Freiburg i. Br. 1999). 1581 Ohne Kommentar bereits abgebildet in Guyan 1971a, 141. 1582 Z. B. Schneider 1976, 20, 133, 136. Freundlicher Hinweis M. Senn. 1583 Analyseresultate und Kurztext von W.U. Guyan in den Akten der Kantonsarchäologie SH. 1584 Oben, Bänteli S. 14f. 1585 Oben, Bänteli S. 90. 1586 Vgl. die Ziegel aus der Glockengussgrube G4, unten S. 204ff. 1587 Zubler in Bänteli/Höneisen/Zubler 1999. 1588 Gross 1991, 99ff. 1589 Stebler-Cauzzo 1994, 176; Tauber 1988, 109ff.; Rippmann 1987, 264. 1590 Rippmann 1987, 266; Matter 1996, 250f.; Kamber 1995, 66ff. 1591 Zubler in Bänteli/Höneisen/Zubler 1999. 1592 Zubler in Bänteli/Höneisen/Zubler 1999. 1593 Gross 1991, 119ff. 1594 JbSGUF 79, 1996, 282, Funde noch nicht vorgelegt; Bänteli 1994, 87: Wandscherbe eines Leistengefässes sowie ein nicht abgebildetes Griffbruchstück. 1595 Oben S. 196f. 1596 Bänteli 1994, 84, die Funde aus Grube 2 sind nicht abgebildet. 1597 Tauber 1980, 294. 1598 Oben, Bänteli S. 105. 1599 Zu den Ziegeltypen vgl. Abb. 105, S. 91. 1600 Goll 1985, 54. 1601 Goll 1985, 35f. 1602 Goll 1985, 48f. 1603 Lehmann 1992, 48; Faccani 1994, Kat. 75–77. 1604 Keller 1998, z. B. Kat. 14. 1605 Lehmann 1992, 58ff.; Faccani 1994, 234. 1606 Tauber 1980, 335. 1607 Keller 1998; Faccani 1994. 1608 Keller 1998, 108. 1609 Zum Befund vgl. oben, Bänteli S. 78. 1610 Unten, Fedel (Münzkat. 66). 1611 Glatte, einfarbig glasierte Blattkacheln scheinen ab dem 17. Jh. häufig vorzukommen, allerdings bleiben sie aufgrund ihrer unspektakulären Erscheinung vermutlich oft unerwähnt. Nicht auszuschliessen ist allerdings, dass es sich bei Kat. 410 um die glatte Partie einer rahmenlosen Reliefkachel mit zentralem Motiv handelt. 1612 Freundliche Mitteilung von L. Frascoli. 1613 Zum Befund vgl. oben, Bänteli S. 29. 1614 Oben, Bänteli S. 78. 1615 Zubler in Bänteli/Höneisen/Zubler 1999. 1616 Zum Befund vgl. oben, Bänteli S. 87ff. 1617 Oben, Bänteli S. 90. 1618 Zum Glockenguss vgl. auch die jüngere Glockengussgrube in der Stadtkirche von Winterthur, Jäggi, C./Meier, H.-R. In: Jäggi/Meier/Windler/ Illi 1993, 44f. 1619 1 Rottannen- und 6 Weiss- oder Rottannenfragmente. Bestimmung durch K. Zubler. 1620 Die für die Altersbestimmung erforderliche Präparierung und Aufbereitung des Probenmaterials sowie die anschliessende Datierung erfolgte im Radiokarbonlabor des Geographischen Instituts der Universität Zürich. 1621 Präparierung und Aufbereitung des Probenmaterials im Radiokarbonlabor des Geographischen Instituts der Universität Zürich. Die anschliessende Datierung wurde mittels der AMS-Technik (accelerator mass spectrometry) auf dem Tandem-Beschleuniger des ITP (Institut für Teilchenphysik) der ETH-Hönggerberg durchgeführt. Vom gleichen Stück konnte mit einem weiteren Holzkohlefragment eine 60-jährige Mittelkurve (Nr. 2017 des Büros für Archäologie der Stadt Zürich) erstellt werden. Eine Datierung konnte bisher jedoch nicht gefunden werden. 1622 Probability density, 1-Sigma. UZ-1741, kalibriert mit CalibETH 1.5b (Program for Calibration of Radiocarbon Dates, AMS Facility, ETH Hönggerberg, Institute for Intermediate Energy Physics, ETH Zürich, 1991) unter Verwendung der dendrochronologischen Korrekturkurve von M. Stuiver/G. Pearson, High-Precision Bidecadel Calibration of 1579

268

Radiocarbon Time-Scale, AD 1950–6000 BC, Radiocarbon 35, 1993, 1– 34. 1623 Bänteli 1994, 86 und Zubler in Bänteli/Höneisen/Zubler 1999. 1624 UZ-4120/ETH-18366. 1625 Cumulative probability, 1-Sigma. Kalibration wie oben Anm. 1622. 1626 Beispielsweise wurde in den 20-er Jahren unseres Jahrhunderts der Pfalzhof auf romanisches Niveau abgesenkt. 1627 Zu den verschiedenen Formen der Flachziegel vgl. oben, Bänteli S. 90ff. sowie Goll 1985, 34. 1628 NW-Hang des Urwerfs, untere Hochstrasse am Tannerberg, Eschheimertal und ev. Merishausertal. F. Hofmann und Th. Mummenthaler sei für ihre Materialuntersuchungen an dieser Stelle herzlich gedankt. 1629 Korngrösse von Feinsand: bis 0.2 mm, von Mittelsand: bis 0.63 mm; «sehr viele» Magerungsbestandteile: mehr als 20 Körner pro cm2. Beschreibung der Magerung durch K. Zubler. 1630 Vgl. dazu Goll 1985, 39. 1631 Grossflächige Textilabdrücke können an giebelförmigen und gebogenen First- bzw. Gratziegeln aus anderen Fundstellen des Klosters Allerheiligen auch an der Ziegelunterseite beobachtet werden und sind auf zusätzliche Herstellungsschritte zurückzuführen. 1632 Goll/Goll 1988, 61, Abb.31; Marti, R./Windler, R. In: Jäggi/Meier/ Windler/Illi 1993, 80, Abb. 85; Maurer/Bucher 1994, 34, dort auf Backsteinen. 1633 Zur Ausdehnung des Glasurauftrages vgl. Abb. 105. 1634 Vgl. Abb. 104. 1635 Oben, Bänteli S. 65 und 90f. 1636 Goll 1985, 50; Scholkmann 1978, 92 datiert die frühesten Sindelfinger Ziegel ins 12. Jh. 1637 Oben, Bänteli S. 18f., 60f. 1638 Scholkmann 1978, 92. 1639 Scholkmann 1978, 93, Abb. 31/9; Bänteli 1994, 86 und oben, Bänteli S. 90 und Abb. 107; zwei Fragmente fanden sich beim Umbau der Pfarrhäuser auch im Bereich des Klosters Allerheiligen, unten S. 209. 1640 Marti, R./Windler, R. In: Jäggi/Meier/Windler/Illi 1993, 81; Goll 1985, 52; Goll 1992, 276. 1641 Marti, R./Windler, R. In: Jäggi/Meier/Windler/Illi 1993, 82; Jäggi, C./ Meier, H.-R. In: Jäggi/Meier/Windler/Illi 1993, 174. 1642 Tauber 1980, 315; Gutscher/Schneider 1982, 148; Ade-Rademacher, D. In: Ade-Rademacher/Rademacher 1993, 109f.; Kamber 1995, 70; Junkes, M. In: Baeriswyl/Junkes 1995, 175; Kaltwasser 1995, 30f.; bereits etwas früher bei Scholkmann 1978, 80f. 1643 Landgraf 1993, 19f. 1644 Goll 1985, 53. 1645 Goll/Goll 1988, 53. 1646 Junkes, M. In: Baeriswyl/Junkes 1995, 168f.; in Schaffhausen z. B. in den Ausgrabungen des Rüden–Buchsbaumareals, Bänteli 1994. 1647 Kluttig 1998, 61ff. 1648 Zur Diskussion von möglicher früher Schaffhauser Gefässkeramik mit Aussenglasur vgl. Zubler in Bänteli/Höneisen/Zubler 1999. 1649 Oben, Bänteli S. 90f. 1650 Goll/Goll 1988, 46ff. 1651 Goll 1985, 50f. 1652 Dannenberg 1894, v. a. Kat. 1693. Freundlicher Hinweis H. von Roten. H.-U. Geiger weist die Münze aus dem Steckborner Münzschatz der Reichenau zu. Ein ähnliches Motiv findet sich auf einer Münze des Basler Bischofs Beringer, die ins dritte Viertel des 11. Jahrhunderts datiert werden kann; Wielandt 1971, Nr. 36. Freundlicher Hinweis H.-U. Geiger. 1653 Vgl. dazu auch unten, S. 209, die gegensätzlichen Verhältnisse im Ostflügel. 1654 Zum Befund vgl. oben, Bänteli S. 78. 1655 Zum Glockenguss vgl. Grube 4 und oben, Bänteli S. 87ff. 1656 Oben, Bänteli S. 28f. und Senn in Bänteli/Höneisen/Zubler 1999. 1657 Zum Glockenguss vgl. oben, S. 87ff. 1658 Zubler in Bänteli/Höneisen/Zubler 1999, Randtyp R9. 1659 Eine Materialuntersuchung wurde nicht vorgenommen. Die silberglänzende Auflage wurde durch den Restaurator als «wahrscheinlich Zinn» beschrieben. Freundliche Mitteilung U. Hürten. 1660 Tauber 1991, 83ff. 1661 Oben, Bänteli S. 99 und Senn in Bänteli/Höneisen/Zubler 1999. 1662 Nach K. Bänteli, Tagebuch Kantonsarchäologie. 1663 Goll/Goll 1988, 46ff. 1664 Z. B. im Rüden-Buchsbaumareal (Bänteli 1994) oder in der Latrinengrube 4 im Haus zur Treu (noch unpubliziert). 1665 Oben, Bänteli S. 75.


1666

1667 1668 1669 1670

Oben, Lehmann S. 170, Kat. 74; Faccani 1994, 232f.; Guyan/Schnyder 1976, 61; sowie mehrere noch unpublizierte Fundstellen der Stadt Schaffhausen. Oben, S. 204ff. Bänteli 1994, 86; Zubler in Bänteli/Höneisen/Zubler 1999. Oben, Bänteli S. 90 und Abb. 107. Oben, S. 204ff.

Fedel 1671 1672

1673

1674 1675 1676 1677 1678 1679

1680

1681 1682 1683 1684

Für die Durchsicht des Manuskripts danke ich H.-U. Geiger (Zürich). Leider sind wir im allgemeinen in bezug auf die genauen Fundorte bzw. Fundumstände der einzelnen Münzen nur unzureichend informiert, da sowohl vom Umbau bzw. von der Grabung Sulzberger von 1921/22 als auch von den Kreuzganggrabungen von 1963–1965 nur sehr spärliche Informationen zu diesem Punkt vorhanden sind. Im Grabungstagebuch von Karl Sulzberger lassen sich vereinzelt Hinweise auf Fundmünzen finden, die teilweise jedoch nur summarische Angaben enthalten. Für die Abschrift der Fundnotizen zu den Fundmünzen aus dem Grabungstagebuch von Karl Sulzberger danke ich K. Bänteli. Freundliche Mitteilung von Herrn Rothacher, Schweizerisches Landesmuseum (Zürich). Castán/Cayón 1980, 335 als Typ 17 abgebildet. Grierson 1991, 190. Heiss 1865, 323–324. Grierson 1991, 190. Kroha 1997, 374–377 und Mitchiner 1988, 391. Für die freundliche zur Verfügungstellung verschiedener Unterlagen zur Thematik der Tuchplomben danke ich Prof. Dr. Kaiser (Zürich). Die ersten schriftlichen Belege für die Benutzung von Tuchplomben finden sich in den Verrechnungen und Zunftstatuten der flandrischen Tucherstädte aus dem 12. Jh. Anfangs des 14. Jhs. wurden in Ypern an die 12’000 Tuchplomben jährlich verbraucht; später stieg die Zahl auf über 60’000 Tuchplomben pro Jahr. Vgl. dazu Endrei 1979, 105. Endrei 1979, 105–108. Schütte 1993, 138. Kann 1985, 174. Vgl. Schütte 1993, 137 Abb. 3.

Rehazek 1685

Brombacher/Rehazek 1999. Die Tierknochen der Schlackenhalde (Fundnr. 1, 2, 4, 8, 31, 36, 71) wurden aufgrund ihrer ungenauen Datierung (6. bis Anfang 9. Jh.) nicht ausgewertet. Die beiden Knochen aus dem Ofen 9 des Pfalzhofs (spätgotisch, Rind/Rippe und Schaf od. Ziege/Femur) wurden ebenfalls nicht in die Auswertung mit einbezogen. 1687 Es ist unklar, ob bei der Ausgrabung der «Mönchslatrine» in den Jahren 1964/65 Tierknochen geborgen wurden, die nicht aus den Sedimentproben stammen (Guyan 1979, 178). Im Depot auffindbar war lediglich ein Plastikbeutel mit der Aufschrift «Münster 64/65, Kreuzgang Süd, Fdnr. 26230–26236». 1688 Ich danke H. Hüster Plogmann ganz herzlich für ihre Hilfe bei der Bestimmung der Fischknochen. Die hier nicht publizierten Auswertungsergebnisse (Skeletteilbestimmungen, osteologische Masse) können über Internet www.unibas.ch/arch abgerufen werden. 1689 Pferde wurden im Mittelalter und bis in die Neuzeit hinein in unseren Breiten vor allem als Arbeits- und Reittiere eingesetzt, während der Verzehr ihres Fleisches weitgehend tabuisiert war. Dies kommt auch in einem Brief des Papstes Gregor III an den Missionar Bonifatius aus dem Jahr 732 n.Chr. anschaulich zum Ausdruck: «Unter anderem hast Du auch erwähnt, einige ässen wilde Pferde und sogar noch mehr ässen zahme Pferde. Unter keinen Umständen, heiliger Bruder, darfst Du erlauben, dass dergleichen jemals geschieht. Erlege ihnen vielmehr um alles in der Welt eine angemessene Strafe auf, durch die Du mit Christi Hilfe imstande bist, es zu verhindern. Denn dieses Tun ist unrein und verabscheuungswürdig» (Harris 1988, 98). 1690 Ob der vorliegende Oberschenkelknochen anthropogen bedingt in den Brunnen gelangt ist oder ob es sich bei ihm um den Rest eines am Ort natürlich verendeten Tieres handelt, lässt sich nicht mit Sicherheit entscheiden. Letzteres ist jedoch unwahrscheinlich, da man bei einem verendeten Tier das gesamte Skelett erwarten würde. Aus mittelalterlichen Quellen geht hervor, dass Dachsfett, -gehirn und -blut in der Medizin 1686

zur Wundbehandlung und als fiebersenkende Mittel eingesetzt wurden (Lex MA 1986). 1691 Die Geweihsprosse ist als Griff bzw. Fassung vielleicht für ein Messer oder eine Sichel anzusprechen (Abb. 209a). Der Metatarsus weist auf der Schaftvorderseite feine Politurspuren auf und kann vorerst nicht mit einer bestimmten Tätigkeit in Verbindung gebracht werden. 1692 In den Consuetudines Hirsaugienses wird erwähnt, dass der Abt oder in seinem Auftrag der Prior den Kranken den Fleischgenuss genehmigen darf. Weiterhin wird erwähnt, dass es auch im Refektorium (und nicht nur in der Infirmerie ausserhalb des Refektoriums) Mönche gab, die Fleisch essen durften (Zimmermann 1973, 495, nach Migne 1880, 1059B; 1125A). 1693 Hüster-Plogmann/Rehazek 1999. 1694 Auch aus spätmittelalterlichen Preislisten der Städte Zürich und Konstanz geht hervor, dass Lamm-, Gitzi- oder Schweinefleisch zu einem wesentlich höheren Preis verkauft wurde als Rindfleisch (Gilomen 1995, 359; Planck 1994, 262). 1695 Den Gästen sollen gemäss der Benedictus-Regel (6. Jh.) bessere Speisen serviert werden als dem gewöhnlichen Mönch. Die vornehmen Laien werden in der Regel mit Fleisch verköstigt, den ärmeren Gästen werden «Bohnen und etwas anderes Bäuerliches» serviert (Schuler 1979, 113–117). 1696 Die archäozoologischen Untersuchungen der Fundstelle «Casino» in Zug (Metallhandwerker, 16./17. Jh.) liefern in Bezug auf das Tierartenspektrum und die Alterszusammensetzung ähnliche Ergebnisse (Rehazek 1998). 1697 Eine Illustration aus der Konstanzer Chronik (um 1420/30) zeigt einen Marktstand, auf dem neben frischen und eingesalzenen Fischen auch Schnecken und Frösche zum Verkauf angeboten werden (Planck 1994, 262). 1698 Rein morphologisch könnte es sich bei einigen wenigen Bruchstücken auch um Meer- oder Seeforelle handeln. 1699 Gangfische, eine Coregonen-Art, wurden bis in die Neuzeit als Zinsen von Arbon TG an das Benediktinerkloster Pfäfers SG geliefert (Vogler 1983, 19). 1700 Schudel 1986, 1534. 1701 Küry/Morel 1995. 1702 Latrine Bäumleingasse 14, 13. Jh. (Hüster-Plogmann/Veszeli i. Vorber.). Latrine Reischacherhof/Münsterplatz 16, 17. Jh. (Schibler/Hüster-Plogmann 1996). 1703 Der Hecht besitzt als typischer Raubfisch einige hundert Einzelzähne. 1704 In einem Kloster-Kochbuch des 16. Jhs. aus Leipzig werden fast ausnahmslos nur Fischgerichte mit Hechten erwähnt. Falls keine Hechte zur Verfügung stehen, empfiehlt der Autor als «Ersatz» Barben, Barsche und Karpfen (Otto 1856). Auch in dem Klosterkochbuch aus Mondsee/Österreich von 1453 werden viele Fischrezepte mit Hechten erwähnt (Nauwerk 1998). 1705 Neunauge, Lachs, Stör, Hecht, Karpfen, Barbe, Meeräsche, Hering, Brachsen, Weissfisch, Äsche. Ausserdem: Tintenfisch («sepiae») und Krebs («cancer») (Zimmermann 1973, 293f., nach Migne 1880, 941f.). 1706 Zur Körpergrösse, unten S. 220. 1707 Zimmermann 1973, 292, nach Migne 1880, 1103A. 1708 Vogler 1983. 1709 Zimmermann 1973, 294, nach Migne 1880, 941f. 1710 Hausbuch der Cerruti 1989, 161. 1711 Schibler/Hüster-Plogmann 1996. 1712 In Schwaben/D ist der sog. «Fastensulz» bekannt, welcher aus ausgekochten Fischresten besteht und, gut gewürzt, kalt verspeist wird (Wiesinger 1980, 48). 1713 Gutscher 1984, 108f. Die osteologische Bestimmung wurde durch W. Torke durchgeführt und umfasste die folgenden Arten: Groppe, Bachschmerle, Quappe, Ukelei, Egli und Äsche. 1714 In der Benedictus-Regel wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Kranken zur Rekonvaleszenz ein besseres Essen zusteht und dass ihnen der Genuss von Fleisch gestattet ist (Steidle 1975, Kap. 36; Kap. 39, 11). Siehe auch Anm. 1692.

Brombacher 1715

Brombacher und Rehazek 1999. Oben, Lehmann S. 159ff.; Zubler S. 201ff. 1717 Es handelt sich vor allem um Samen und Früchte, die sich oft bis auf 1716

269


die Art bestimmen lassen. Die meisten Reste sind mikroskopisch klein und werden erst nach einer Feinschlämmung sichtbar. 1718 Diese aus den 1080er Jahren stammenden Ordensvorschriften und ihre Ausführungsbestimmungen regelten das Leben der Mönche bis ins letzte Detail (vgl. Zimmermann 1973). 1719 So lassen sich beispielsweise aus Kochbüchern vor allem die Ernährungsgewohnheiten der gehobenen Schichten mit oft erstaunlich aufwendigen Gerichten ablesen. Über die Ernährungssituation des einfachen Volkes sagen sie aber nichts aus. 1720 Vgl. dazu Willerding 1991 und die nachfolgenden Ausführungen. 1721 Die meisten Pflanzenreste finden sich in der leichteren organischen Fraktion, während Knochenreste fast ausschliesslich im anorganischen Rest zu finden sind. 1722 Die grossen Fraktionen wurden vollständig analysiert, bei der 1 mm und 0,5 mm-Fraktion wurden hingegen nur Stichproben angeschaut; die 0,25 mm-Fraktion wurde nicht bearbeitet. 1723 Ich danke Cristina Kestenholz und Marlies Klee für ihre Mithilfe bei den Analysen und Bestimmungen der Samen und Früchte. 1724 Oben, Rehazek S. 216ff. 1725 Weil Pflanzenreste nicht alle die gleichen Fundchancen haben (z. B. unterschiedliche Erhaltungsfähigkeit), haben wir immer eine selektive Auswahl vor uns. U. Willerding prägt hierzu den Begriff der Repräsentanz (Willerding 1985, 570; Willerding 1991, 25ff.). 1726 Dies ist beispielsweise im Grundwasserbereich der Fall. 1727 Eine Mineralisation tritt dann ein, wenn Calciumphosphat in die bestehenden pflanzlichen Gewebestrukturen eingebaut wird, wobei das Phosphat in der Regel aus Fäkalien oder Knochen und das Calcium aus dem oft zugegebenen Kalk stammt. Durch diese Mineralisation werden die Bestimmungsmöglichkeiten der Samen und Früchte oft stark erschwert, da typische Merkmale vielfach nicht mehr erkennbar sind. Ausserdem wird durch die Kalkung der Abbau der organischen Substanz beschleunigt. 1728 Die Ernte vieler Gemüse erfolgt vor der Samenbildung. 1729 Getreide ist meistens nur in verkohltem Zustand nachweisbar und dies bevorzugt in Brandschichten. In Latrinen finden sich nur verkohlte Reste, falls auch Abfälle des Herdfeuers oder Brandschutt eingebracht wurden. Unverkohlte Häutchen der Getreidekörner (Perikarpüberreste) sind nur bei Feuchterhaltung nachzuweisen. 1730 Hellwig 1990, Knörzer 1984, Jacomet in Vorber. 1731 Vgl. Anm. 1728. 1732 Unter Taxon versteht man eine Pflanzenart, eine Gattung oder Familie unabhängig von ihrem taxonomischen Rang. 1733 Unten, Brombacher und Rehazek S. 229ff. 1734 In mittelalterlichen Kochbüchern wird die Verwendung von Wildfrüchten zur Herstellung von Essig und Obstwein erwähnt, insbesondere Schlehen und Holzäpfel (zit. in Willerding 1985, 579). 1735 Als Konservierungsmöglichkeit kam Dörren, Einlegen in Wein oder Einmachen (z. B. in Honig) in Frage. Der Saft oder das Mark vieler Früchte konnte durch Einkochen bis zur Schnittfestigkeit reduziert und als Konserve haltbar gemacht werden. 1736 In den Hirsauer Constitutionen werden Äpfel und Birnen erwähnt (Zimmermann 1973, 277, nach Migne 1880, 943f.), ebenso sind bereits im St. Galler Klosterplan Apfel- und Birnbäume aufgeführt (Vogellehner 1984, 77). Vgl. auch Rippmann 1996, 88ff. 1737 Aus deutschen Städten gibt es verschiedene Untersuchungen, wo Tausende von Pflaumenfruchtsteinen zum Vorschein kamen und Serienmessungen durchgeführt wurden, so z. B. in Braunschweig (Hellwig 1990) oder Lübeck (Kroll 1980). 1738 Leonhart Fuchs, New Kreuterbuch, Basel 1543, Kap. CCXC. 1739 Bereits im Capitulare de Villis Karls d. Gr. (um 800) werden «Cucumeres» erwähnt, bei Albertus Magnus (13. Jh.) finden sich als Gurken gedeutete «Cucumer». In den Hirsauer Constitutionen werden ebenfalls Gurken angeführt (Zimmermann 1973, 278, nach Migne 1880, 944f.). 1740 Mispeln dienten deshalb auch als Heilmittel. 1741 Irniger/Kühn 1999, 53. 1742 Es gibt auch Einmachrezepte, bei denen Portulak in Essig- oder Salzwasser eingelegt wurde (zit. in Willerding 1985, 576). 1743 Koriander ist aus Allerheiligen nicht nachgewiesen, er wurde aber in Schaffhausen im Haus zur Treu gefunden. 1744 Ob Koriander in St. Gallen – wo er im Klosterplan erwähnt ist – kultiviert wurde, ist äusserst fraglich. 1745 Vogellehner 1984, 75. 1746 S. Anm. 1728.

270

1747

V. a. Haus zur Treu, Rüden/Buchsbaum und Vorstadt 40/42 (Brombacher in Vorber.). 1748 Jänichen 1970, 102f. 1749 Vogellehner 1984, 75. 1750 In Kochbüchern des Spätmittelalters werden diese Beeren als Lieferanten von Lebensmittelfarbstoffen erwähnt (Willerding 1985, 593). 1751 Durch das Worfeln wurde zwar die Spreu und die kleinen leichten Unkrautsamen von den Getreiden getrennt, die grösseren und schwereren Wildpflanzensamen blieben dagegen mit den Getreidekörnen zu einem grossen Teil zusammen. 1752 Vgl. Anm. 1744. 1753 Vgl. Küster 1989, 202ff.

Brombacher/Rehazek 1754

Hierzu gehören: Dill, Sellerie, Mohrrübe und Fenchel. Vgl. Zimmermann 1973. 1756 Es werden in den Verzeichnissen allerdings auch Nahrungs- und Genussmittel ausländischer Herkunft erwähnt, deren Verwendung nicht erwiesen ist, da keine archäobotanischen Funde vorliegen. Hierzu gehören etwa Zitronen und Orangen (Zimmermann 1973, nach Migne 1880, 943f.). Auch Pfeffernachweise fehlen, obwohl dieses Gewürz in den Speiseplänen der Constitutionen öfters erwähnt wird. 1757 Wir danken Josef Bertram für die Moosbestimmungen. 1758 Das Kloster Allerheiligen grenzt an eine Malmkalkplatte, die sich beidseitig entlang des Rheins gegen Westen hin ausdehnt und als Standort für die Kalkfelsmoose in Frage kommt. Die eher säureliebenden Moose dürften von den Moränenböden stammen, die östlich der Stadt anstehen. 1759 Kloake in der Göttinger Johannisstrasse 21/25 (Meyer 1996, 30). 1760 Beispielsweise wird in den Hirsauer Constitutionen von Abt Wilhelm geregelt, dass sich «die Mönche auf der Latrine mit Heu abzuputzen haben, oder – falls dies nicht zur Hand sei – mit Reisern» (Hirsau 1991b, 63f.). 1761 Zimmermann 1973, 495, nach Migne 1880, 1125A. Generell herrschte für die Mönche jedoch ein Fleischverbot, welches nur bei Krankheit aufgehoben wurde. In Kapitel 39, 11 der Benedictus-Regel heisst es dazu: «Auf den Genuss des Fleisches von vierfüssigen Tieren aber sollen alle vollständig verzichten, mit Ausnahme der ganz schwachen Kranken» (Steidle 1975). 1762 Die meisten der unbestimmbaren Salmoniden dürften ebenfalls der Bachforelle zuzuordnen sein. 1763 Diese Art ist nur durch Schuppen im Material vertreten. Ihre tatsächliche Häufigkeit im Material ist daher schwer abzuschätzen. 1764 Zimmermann 1973, 293f., nach Migne 1880, 941f. 1765 Oben, Rehazek S. 219ff. 1766 Anm. 1764. 1767 Küster 1989, 207. 1768 Da in dieser Latrine viele Einzelzähne nachgewiesen wurden (ein Individuum besitzt einige hundert davon) ist die Quantifizierung dieser Art allerdings recht schwierig. 1769 Anm. 1761. 1770 A. Rast-Eicher hat die Gewebereste bestimmt und schreibt dazu folgendes: Zwei kleine Gewebefragmente, je ca. 2 x 2 mm, Faden gesponnen z/z, Fadendurchmesser 0,2 mm, Einstellung: Vier Fäden auf 1 mm (= ca. 40 Fäden pro cm), Leinwandbindung, Lein. 1771 Diese Qualität ist nach Rast-Eicher noch feiner als die feinste Qualität der Funde aus einem Webkeller von Winterthur (13./14.Jh.) (RastEicher in Vorber.). Diese feine Leinenqualität fand sowohl für Kleider wie auch für Haushalttextilien Verwendung. 1755

Anmerkungen zum Katalog, siehe S. 313f.


Abbildungsnachweis Zahl = Abbildungsnummer.

Archiv Foto Koch, Schaffhausen: 71, 121, 129. Basel, Botanisches Institut: 209 (Foto: R. Egloff), 216 (Foto: P. Portner), 221, 222. Berti, Kohler & Wyss, Zürich: 17. Büro für Archäologie der Stadt Zürich: 63, 113. Eidg. Archiv für Denkmalpflege, Bern: 76, 122. Kantonsarchäologie Schaffhausen: 1, 2, 5 – 8, 10, 13, 15, 18– 29, 33 – 37, 39, 41– 49, 51– 54, 58, 60 – 62, 66, 68– 70, 72, 74, 75, 80, 82, 83, 85, 90, 92, 95, 97, 98, 101–108, 119, 120, 123, 159 –161, 201. Kantonsarchäologie Schaffhausen (Aufnahmen R. Eichenberger): 104, 186, 196b – 200, 202, 212. Kantonsarchäologie Schaffhausen (Aufnahmen R. Wessendorf): 93, 160, 162 –164, 166– 185, 187–195, 196a. Karlsruhe, Generallandesarchiv: 148. Keller Th., Reichenau: 156.

Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Stuttgart: 155, 157. München, Bayerische Staatsbibliothek: 143, 144. Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen: 78, 84, 86–89, 99, 111, 112, 115–118, 124–128, 130, 132. Reinhard H.: 223. Schmid und Bossi, Schaffhausen: 96. Sennhauser H. R., Zurzach: 30, 77. Staatsarchiv, Schaffhausen: 110, 145–147, 149, 150, 152, 154. Stadtarchiv, Schaffhausen: 0, 9, 16, 38, 40, 50, 55–57, 59, 64, 65, 67, 73, 109, 131, 158. Stadtbibliothek Schaffhausen: 151. Sulzberger E., Merishausen: 11, 12, 14, 31, 32, 79, 81, 91, 94, 114. Wien, Österreichische Nationalbibliothek: 214. Zürich, Staatsarchiv: 153. Zürich, Zentralbibliothek: 162.

271


Abkürzungen und Quellen

Ab.

Aufnahmebuch Sulzberger Alte Abtei

AJB

Archäologisches Jahr in Bayern

AS

Archäologie der Schweiz

ASA

Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde

ASG

Anzeiger für schweizerische Geschichte, Neue Folge, Bd. 1–18 (1870–1920)

ASGA

Anzeiger für schweizerische Geschichte und Altertumskunde 1–14 (1855–1868)

AWM

Aufnahmen Wolfgang Müller im Stadtarchiv

Baumann, QSG 3

Baumann, F. L. (Hrsg.) Das Kloster Allerheiligen, in Schaffhausen. In: ders./Meyer von Knonau, G./Kiem, M. (Hrsg.) Die älteren Urkunden von Allerheiligen in Schaffhausen, Rheinau und Muri. Quellen zur Schweizer Geschichte 3. 1– 218, Basel 1883.

Beck

Beck, J. J. (1869) Beck-Mappe, hrsg. vom Historisch-Antiquarischen Verein Schaffhausen, Schaffhausen, im MA

Beil.

Beilage

Ber. ZD

Berichte der Zürcher Denkmalpflege

BfA

Büro für Archäologie der Stadt Zürich

Bruckner, Scriptoria 6

Bruckner, A. (1952) Scriptoria medii aevi Helvetica, Bd. 6: Schreibschulen der Diözese Konstanz. Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Genf.

Chartularium Sangallense

Chartularium Sangallense, bearb. v. O. P. Clavadetscher, Bd. 3ff. St. Gallen 1983ff.

Chronik Petershausen

Die Chronik des Klosters Petershausen, hrsg. und übersetzt v. O. Feger. Lindau/Konstanz 1956.

CNI V (1914)

Corpus Nummorum Italicorum. Primo tentativo di un catalogo generale delle monete medievali e moderne coniate in Italia o da italiani in altri paesi. Lombardia; Milano. Roma.

CNI X (1927)

Corpus Nummorum Italicorum. Primo tentativo di un catalogo generale delle monete medievali e moderne coniate in Italia o da italiani in altri paesi. Emilia (Parte seconda). Bologna e Ferrara – Ravenna e Rimini. Roma.

Codex Udalrici

Udalrici Babenbergensis Codex, hrsg. v. J. G. Eccard, Corpus Historicum medii aevi, Bd. 2. Leipzig 1723.

DA

Deutsches Archiv für die Erforschung (bis 1944: Geschichte) des Mittelalters

Das Hausbuch der Cerruti (1979) Nach der Handschrift in der Österreichischen Nationalbibliothek. Übertragung aus dem Lateinischen und Nachwort von Franz Lehner. Dortmund. 272


Dm.

Durchmesser

FBAM

Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg, Stuttgart

Foto 125

Foto Nr. der Münstergrabungen 1951–57 im Stadtarchiv Schaffhausen

Foto 33/27

Foto Nr. der Kreuzganggrabungen 1963–65, Kantonsarchäologie Schaffhausen

Foto EAD

Eidg. Archiv für Denkmalpflege, Bern

Germania Pontificia, Bd. 2,2

Germania pontificia sive Repertorium privilegiorum et litterarum a Romanis pontificibus ante annum 1198 Germaniae ecclesiis … concessorum, hrsg. v. A. Brackmann, Bd. 2 Teil 2: Helvetia pontifica. Berlin 1927.

Gp.

Fotoglasplatte Grabungen Sulzberger 1921–23

Harder

Harder, H.W. (1827–1868) 245 Blätter zum alten Schaffhausen, Mappen A–G, im MA

Helvetia Sacra

Hrsg. von A. Bruckner u. a., Bern 1972ff.

IFS

Inventar der Fundmünzen der Schweiz, Lausanne

Jaffé-Loewenfeld

Jaffé, Ph./Loewenfeld, S. u. a., Regesta Pontificum Romanorum Bd. 1. Leipzig 1885.2

JbAB

Jahresbericht der Archäologischen Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt

JbSGUF

Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte

LexMA

Lexikon des Mittelalters. München/Zürich.1977–1998.

LThK

Lexikon für Theologie und Kirche. Freiburg 19933ff.

M.

Massstab

MA

Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen

Mansi

Mansi, J.D., Sacrorum conciliorum nova … collectio, Bd. 20. Venedig 1775.

MAGZ

Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft Zürich

MGH DD F I

Monumenta Germaniae Historica, Die Urkunden Friedrichs I., Bd. 1., hrsg. v. H. Appelt. Hannover 1975.

MGH DD H II

Monumenta Germaniae Historica, Die Urkunden Heinrichs II. und Arduins, hrsg. v. H. Bloch und H. Bresslau. Hannover 1900–1903.

MGH DD H III

Monumenta Germaniae Historica, Die Urkunden Heinrichs III., hrsg. v. H. Bresslau. Hannover 1909.

MGH DD H IV

Monumenta Germaniae Historica, Die Urkunden Heinrichs IV., hrsg. v. D. v. Gladiss, Weimar 1941–1952, Register und Ergänzungen bearb. v. A. Gawlik. Hannover 1978.

MGH DD K III

Monumenta Germaniae Historica, Die Urkunden und Briefe Konrads III. und seines Sohnes Heinrich, hrsg. v. F. Hausmann. Wien/Köln/Graz 1969.

MGH SS

Monumenta Germaniae Historica, Scriptores

MIÖG

Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 273


n. l.

nach links

n. r.

nach rechts

Neugart, Cod. dipl.

Codex diplomaticus Alemanniae et Burgundiae transiuranae intra fines dioecesis Constantiensis, 2 Bde., hrsg. v. T. Neugart. St. Blasien 1791–1795.

Neugart, Episc. Bd. 2

Neugart, T. Episcopatus Constantiensis Alemannicus, hrsg. v. F. J. Mone, Bd. 2. Freiburg. i. Br. 1862.

NZZ

Neue Zürcher Zeitung

o. J.

ohne Jahr

PL

Patrologia Latina, hrsg. v. J. P. Migne. Paris 1878–1890.

Pl.

Plan

Pflugk-Hartung

Acta pontificum Romanorum inedita, hrsg. v. J. v. Pflugk-Hartung, Bd. 1. Tübingen 1881.

QW

Quellenwerk zur Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft, hrsg. v. d. Allgemeinen Geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz. Aarau 1932 –1975.

Reg. Baden

Regesta Badensia, hrsg. v. K.G. Dümgé. Karslruhe 1836.

Reg. Bamberg

Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Bamberg, bearb. v. Erich Frhr. von Guttenberg. Würzburg 1963.

Reg. Konstanz

Regesta episcoporum Constantiensium. Regesten zur Geschichte der Bischöfe von Constanz, Bd. 1 bearb. v. P. Ladewig und Th. Müller. Innsbruck 1895.

Reg. Mainz

Regesten zur Geschichte der Mainzer Erzbischöfe, hrsg. v. C. Will, Bd. 1. Innsbruck 1877.

Reg. Nellenburg

Nellenburgische Regesten, ZOR 1, 1850, 72–85.

Reg. Strassburg

Die Regesten der Bischöfe von Strassburg, Bd. 1, 2: Regesten der Bischöfe von Bearb. v. P. Wentzcke. Innsbruck 1908.

Repertorium Karlsruhe

Geiges-Heindl, F./Mommsen, K./Salzmann, M., Repertorium schweizergeschichtlicher Quellen im Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. I, Bd. 1. Zürich 1982.

RP

Ratsprotokolle Staatsarchiv Schaffhausen

RQ Schaffhausen

Die Rechtsquellen des Kantons Schaffhausen, Bd. 1, 1, hrsg. v. K. Mommsen. Aarau 1989.

Rs.

Rückseite

Rüeger, Chronik:

J. J. Rüeger, Chronik der Stadt und Landschaft Schaffhausen, hrsg. v. C. A. Bächtold, 2 Bde. Schaffhausen 1884–1892.

SBKAM

Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters

SHBG

Schaffhauser Beiträge zur Geschichte (Schaffhauser Beiträge zur vaterländischen Geschichte bis Band 49, 1972)

SN

Schaffhauser Nachrichten

SNR

Schweizerische Numismatische Rundschau

274


Stifterbuch

Das Stifterbuch des Klosters Allerheiligen zu Schaffhausen, hrsg. v. H. Gallmann. Berlin 1994.

SVGB

Schriften des Vereins für die Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung

SZG

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte

Tb.

Tagebuch Sulzberger 1921–1942

UB Fürstenberg

Fürstenbergisches Urkundenbuch. 7 Bde. Tübingen 1877–1891.

UB Thurgau

Thurgauisches Urkundenbuch, hrsg. v. J. Meyer, F. Schaltegger u. a., 8 Bde. Frauenfeld 1917–1967.

UB Ulm

Ulmisches Urkundenbuch, hrsg. v. F. Pressel u. a., 2 Bde. Stuttgart 1873–1900.

UB Württemberg

Würtembergisches Urkundenbuch, hrsg. v. S. Riezler u. a. 11 Bde. Stuttgart 1849–1913.

UB Zürich

Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich, hrsg. v. P. Schweizer u. a., 13 Bde. Zürich 1891–1957.

UR Schaffhausen

Urkundenregister für den Kanton Schaffhausen, hrsg. v. [G. Walter], 2 Bde. Schaffhausen 1906–1907.

Vs.

Vorderseite

ZAK

Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte

ZAM

Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters

Zähringer 1986, 1990

Die Zähringer, Bd. 1: Eine Tradtion und ihre Erforschung, hrsg. v. K. Schmid, Bd. 2: Anstoss und Wirkung, hrsg. v. H. Schadek und K. Schmid. Sigmaringen 1986, Bd. 3: Schweizer Vorträge und neue Forschungen. Sigmaringen 1990.

ZOR

Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins

ZRG Kan. Abt.

Zeitschrift der Savignystiftung für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung

275


Literatur Zusammenstellung der älteren Literatur zur Geschichte und Kunstgeschichte von Allerheiligen bis Ende 1948 in: SHBG 26, 1949, 288 – 305.

Abegg, R. (1997) Funktionen des Kreuzganges im Mittelalter – Liturgie und Alltag. Kunst und Architektur 48, 6–24. Ade-Rademacher, D./Rademacher, R. (1993) Der Veitsberg bei Ravensburg. Vorgeschichtliche Höhensiedlung und mittelalterlich-frühneuzeitliche Höhenburg. FBAM 16. Stuttgart. Ahrens, C. (Hrsg.) (1981) Frühe Holzkirchen im nördlichen Europa. Veröffentlichungen des Helms-Museums 39. Hamburg. Anstett, P. R. (1995) Die Stadtkirche St. Dionysius in Esslingen am Neckar II. Die Baugeschichte von der Spätromanik zur Neuzeit. FBAM 13.2. Stuttgart. Arbeiter, A. (1988) Alt-St. Peter in Geschichte und Wissenschaft. Abfolge der Monumente, Rekonstruktionen, Architekturprogramm. Berlin. Armi, C. E. (1983) Masons and sculptors in romanesque Burgundy. The new aesthetic of Cluny III. London. Arnold, P./Küthmann, H./Steinhilber, D. (19858) Deutsche Münzen. Katalog von 1800 bis 1985. München. Bader, Ch. (1998) Die Burgruine Wulp bei Küsnacht ZH. SBKAM 25. Basel. Badstübner, E. (1985) Klosterkirchen im Mittelalter. Die Baukunst der Reformorden. München. Bänteli, K. (1989) Zur Baugeschichte der Schaffhauser Stadtbefestigung. Ergebnisse baugeschichtlicher Untersuchungen 1982 –1989. SHBG 66, 93 –140. Bänteli, K. (1993a) Die Kirche Burg. In: Höneisen, M. (Hrsg.) Frühgeschichte der Region Stein am Rhein. Archäologische Forschungen am Ausfluss des Untersees. Antiqua 26/ Schaffhauser Archäologie 1, 173 –190. Basel. Bänteli, K. (1993b) Die Stadtkirche von Stein am Rhein. In: Höneisen, M. (Hrsg.) Frühgeschichte der Region Stein am Rhein, Archäologische Forschungen am Ausfluss des Untersees. Antiqua 26/Schaffhauser Archäologie 1, 242–251. Basel. Bänteli, K. (1994) Schaffhausen – seit dem 11. Jahrhundert befestigte Stadt. Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins 67, 82 – 92. Bänteli, K. (1995) Zwei neue Bilder der alten Stadt – Schlaglichter auf 13 Jahre Stadtkernforschung. Schaffhauser Magazin 2/1995, 20 –25. Bänteli, K. (1996) Kanton Schaffhausen. In: Stadt- und Landmauern 2. Veröffentlichungen des Institutes für Denkmalpflege an der ETH Zürich 15.2, 229 – 242. Zürich. Bänteli, K. (1999) Stadt und Landmauern, Nachträge zu Stadtund Landmauern 2. Veröffentlichungen des Institutes für Denkmalpflege an der ETH Zürich 15.2, 13. Zürich. Bänteli, K. u. a. (1990) Die Stadtkirche St. Johann in Schaffhausen. Ergebnisse der Ausgrabungen und Bauuntersuchungen 1983 –1989. SHBG 67, 7– 240.

276

Bänteli, K./Gamper, R. (1999) Das Kloster Allerheiligen. 950 Jahre seit seiner Gründung (1049–1999). Schaffhauser Mappe 67, 27–30. Bänteli, K./Höneisen, M./Zubler, K. (1999) Berslingen – ein verschwundenes Dorf bei Schaffhausen. Mittelalterliche Besiedlung und Eisenverhüttung im Durachtal. Schaffhauser Archäologie 3. Schaffhausen. Baer, C.H. (1897) Die Hirsauer Bauschule. Freiburg i. Br. Baeriswyl, A./Junkes, M. (1995) Der Unterhof in Diessenhofen. Von der Adelsburg zum Ausbildungszentrum. Archäologie im Thurgau 3. Frauenfeld. Bakker, L. (1982) Ein bedeutender frühneuzeitlicher Fundkomplex aus Augsburg, Schwaben. AJB 1982, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege und Gesellschaft für Archäologie in Bayern (Hrsg.), 160–162. Banchereau, J. (1930) Église Saint-Aignan. Congrès archéologique 93, 52–70. Bandmann, G. (1953) Zur Bedeutung der romanischen Apsis. Wallraf-Richartz-Jahrbuch 15, 28–46. Bandmann, G. (1962) Früh- und hochmittelalterliche Altaranordnung als Darstellung. In: Elbern, F.V. (Hrsg.) Das erste Jahrtausend 1, 371–411. Düsseldorf. Bandmann, G. (199410) Mittelalterliche Architektur als Bedeutungsträger. Berlin. Bauch, K. (1976) Das mittelalterliche Grabbild. Berlin. Bauer, I./Endres, W./Kerkhoff-Hader, B./Koch, R./Stephan, H.-G. (1987) Leitfaden zur Keramikbeschreibung (Mittelalter-Neuzeit). Terminologie – Typologie – Technologie. Kataloge der Prähistorischen Staatssammlung München, Beiheft 2. Kallmünz. Baumann, F. L. (1883) Das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. In: ders./Meyer von Knonau, G./Kiem, M. (Hrsg.) Die älteren Urkunden von Allerheiligen in Schaffhausen, Rheinau und Muri. Quellen zur Schweizer Geschichte 3, 1– 218. Basel. Baumgartner, E./Krueger, I. (1988) Phönix aus Sand und Asche. Glas des Mittelalters. Ausstellungskatalog. München. Becker, A. (1964–88) Papst Urban II., 1–2. MGH Schriften 19,1–2. Stuttgart. Becker, K. u. a. (1929) Die Stadt Erfurt 1. Die Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen 1. Burg. Behn, F. (1946–48) Der Petersberg bei Gau-Odernheim. Mainzer Zeitschrift 41–43, [1950], 52–59. Beleffi Sotriffer, U. (1994) Die Lünetten aus dem Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Kunst und Architektur in der Schweiz 45, 269–276. Bellwald, U. (1980) Winterthurer Kachelöfen. Von den Anfängen des Handwerks bis zum Niedergang im 18. Jahrhundert. Bern.


Berger, R. (1994) Die Peterskirche auf dem Petersberg zu Erfurt. Beiträge zur Kunstgeschichte 10. Witterschlick/ Bonn. Berger, R. (1995) Hirsauer Baukunst, ihre Grundlagen, Geschichte und Bedeutung 1. Beiträge zur Kunstgeschichte 12. Witterschlick/Bonn. Bernardi, Ph. (1993) Architecture médiévale et sources modernes: L’exemple de l’abbaye de Cluny. Bulletin monumental 151, 469 – 496. Beuckers, K. G. (1993) Die Ezzonen und ihre Stiftungen. Kunstgeschichte 42. Münster, Hamburg. Beuckers, K. G. (1995) Die Erweiterung des Alten Kölner Domes. In: ders./Brüll, H./Preiss, A. (Hrsg.) Kunstwissenschaftliche Studien. Hugo Borger zum 70. Geburtstag, 9– 68. Weimar. Binding, G. (1993) Baubetrieb im Mittelalter. Darmstadt. Binding, G. (19953) Architektonische Formenlehre. Darmstadt. Binding, G./Untermann, M. (1985) Kleine Kunstgeschichte der mittelalterlichen Ordensbaukunst in Deutschland. Darmstadt. Birchler, L. (1952) Neue Ausgrabungen in Schaffhausen. NZZ Nr. 694, 30. 3. 1952. Birchler, L. (1960) Die drei Münster zu Schaffhausen. Bodenseebuch 37, 160 –168. Blatter, F. (1928) Die Zeitfolge der Berner Pfennige. SNR 24, 359 – 375. Boockmann, H. (19872) Die Stadt im späten Mittelalter. Zürich. Borst, A. (1978) Mönche am Bodensee. Sigmaringen. Boshof, E. (1987) Die Salier. Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz. Bosman, L. (1987) Architektur und Klosterreform: Die Zusammenhänge zwischen Stablo, Brauweiler und St. Maria im Kapitol. Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 41, 3 –15. Brandi, K. (1890) Die Reichenauer Urkundenfälschungen. Heidelberg. Braun, J. (1924) Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung. München. Braunfels, W. (1969) Abendländische Klosterbaukunst. DuMont Dokumente. München. Bringolf, W. (1959) Aus der Geschichte der Restaurierung des Münsters. Schaffhauser Mappe 27, 9 –14. Brombacher, Ch./Jacomet, S./Kühn, M. (1997) Mittelalterliche Kulturpflanzen aus der Schweiz und Liechtenstein: eine Übersicht der archäobotanischen Nachweise. In: de Boe, G./Verhaeghe, F. (Hrsg.) Environment and Subsistence in Medieval Europe. Papers of the «Medieval Europe Brugge 1997» Conference. I. A. P. Rapporten 9, 95–111. Zellik. Brombacher, Ch./Rehazek, A. (1999) Ein Beitrag zum Speisezettel des Mittelalters: Archäobiologische Untersuchungen von Latrinen am Beispiel der Stadt Schaffhausen. AS 22.1, 44– 48. Bruckner, A. (1949) Aus der Geschichte der Klosterbibliothek. SHBG 26, 134 –170. Buchenau, H. (1916) Untersuchungen zu den spätmittelalterlichen Münzreihen von Pfalz, Mainz, Elsass, Hessen u. a. Gebieten. Blätter für Münzfreunde 51, 122 –134.

Büttner, H. (1940) Allerheiligen in Schaffhausen und die Erschliessung des Schwarzwaldes im 12. Jahrhundert. SHBG 17, 7–31. Büttner, H. (1959) Zur frühen Geschichte von Allerheiligen. SHBG 36, 30–39. Butz, A. (1994): Katalog der illuminierten Handschriften des 11. und 12. Jahrhunderts aus dem Benediktinerkloster Allerheiligen in Schaffhausen, bearb. v. A. Butz, hrsg. v. W. Augustyn. Stuttgart. Cahn, J. (1911) Münz- und Geldgeschichte von Konstanz und des Bodenseegebietes im Mittelalter bis zum Reichsmünzgesetz von 1559. Heidelberg. Castán, C./Cayón, J. R. (1980) Las monedas hispanomusulmanas y cristianas 711–1981. Madrid. Cech, B. (1985) Mittelalterliche Keramik aus dem Kamptal und dem Horner Becken. Archaeologia Austriaca 69, 251– 307. Cech, B. (1987) Die mittelalterliche Keramik aus dem Stadtmuseum in Wr. Neustadt. Archaeologia Austriaca 71, 173– 302. Chenesseau (1930) Cathédrale Sainte-Croix [Orléans]. Congrès archéologique 93, 11–51. Chevalley, D.A. (1995) Der Dom zu Augsburg. Die Kunstdenkmäler von Bayern, N. F. 1. München. Chibnall, M. (Hrsg. und Übers.) (1978) The Ecclesiastical History of Orderic Vitalis 6: Book XI, XII and XIII. Oxford. Chierici, S. (1978) Lombardie romane. La nuit des temps 48. La Pierre-qui-vire. Collin, H. u.a. (1981) Champagne romane. La nuit des temps 55. La Pierre-qui-vire. Colsman, E. (1991) St. Peter und Paul in Rosheim. 42. Veröffentlichung der Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln. Köln. Conant, K. J. (1968) Cluny, les églises et la maison du chef d’ordre. Mâcon. Conant, K.J. (1971) La chronologie de Cluny III, d’après les fouilles. In: Cahiers de civilisation médiévale 14, 1971, 341–347. Conant, K. J./Moralejo Alvarez, S. (1983) Arquitectura romanica da catedral de Santiago de Compostela (Übersetzung und Reprint der engl. Ausgabe [Cambrigde/Ma. 1926] mit einem Anhang von S. Moralejo). Santiago. Courvoisier, H.R./Sennhauser, H.R. (1996) Zur Klosteranlage. In: Müstair, Kloster St. Johann 1. Veröffentlichungen des Institutes für Denkmalpflege an der ETH Zürich 16.1, 15– 65. Zürich. Craplet, B. (19785) Auvergne romane. La Pierre-qui-vire. Crippa, C. (1986) Le monete di Milano dai Visconti agli Sforza dal 1329 al 1535. Milano. Crippa, C. (1990) Le monete di Milano durante la dominazione spagnola dal 1535 al 1706. Milano. Dannenberg, H. (Hrsg.) (1894) Die deutschen Münzen der sächsischen und fränkischen Kaiserzeit, Band II. Berlin. Degen, P. u. a. (1988) Die Grottenburg Riedfluh. Eptingen BL. Bericht über die Ausgrabungen 1981–1983. SBKAM 14. Olten/Freiburg i. Br. Dehio, G./Bezold, G. von (1892) Die kirchliche Baukunst des Abendlandes. Stuttgart.

277


Demetz, St./Seebach, G./Amman, G. (Hrsg.) (1995) Eines Fürsten Traum. Meinhard II. Das Werden Tirols. Ausst.Kat. Schloss Tirol/Stift Stams, 416 – 428, 449 – 452. Tirol/ Innsbruck. Démians d’Archimbaud, G./Vallauri, L. (1998) Le vert et le brun. Les faïences médiévales, de Kairouan à Marseille. Archéologie 345, 44 – 53. Dettwiler-Braun, D. (1988) Mittelalterliche und neuzeitliche Münzen aus der Stiftskirche St. Verena in Zurzach. SNR 67, 135 –156 (Tafel 13 –15). Die Renaissance im deutschen Südwesten (1986) Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Karlsruhe. Dinter, P. (Hrsg.) (1980) Liber tramitis aevi Odilonis abbatis. Corpus Consuetudinum Monasticarum 10. Siegburg. Divo, J.-P./Tobler, E. (1974) Die Münzen der Schweiz im 18. Jahrhundert. Zürich. Divo, J.-P./Tobler, E. (1987) Die Münzen der Schweiz im 17. Jahrhundert. Zürich. Doswald, S. (1988) Mittelalterliche und neuzeitliche Münzen aus der Pfarrkirche St. Martin in Schwyz. SNR 67, 163– 221 (Tafel 16 – 24). Doswald, S./Della Casa, P. (1994) Kanton Zug. IFS 2. Lausanne. Drack, W. (1953) Zur Baugeschichte des Münsters zu Schaffhausen. Die Entdeckungen von 1951/52 in Chor und Querschiff. ZAK 14, 1– 23. Drack, W. (1957) Zur Baugeschichte des Münsters zu Schaffhausen. Die Entdeckungen von 1955 im Langhaus und von 1957 in der Vorhalle. ZAK 17, 14 – 45. Drack, W. (1960) Überlegungen zur Baugeschichte des Münsters, die Bauetappen. In: Guyan, W.U. (Hrsg.) Im Dienste einer Stadt. Festschrift für Walter Bringolf, 55 – 66. Schaffhausen. Duchein, M. (1951) La basilique du Sauveur à l’abbaye SaintMartial de Limoges. Bulletin de la société archéologique et historique du Limousin 83, 284 – 311. Durliat, M. (1973) La construction de Saint-Sernin de Toulouse. Étude historique et archéologique. In: La construction au Moyen Age. Histoire et archéologie. Actes du Congrès de la Société des historiens médiévistes de l’enseignement public (Besançon 2 – 4 juin 1972). Annales littéraires de l’Université de Besançon, 202 – 218. Besançon. Durliat, M. (1986) Saint-Sernin de Toulouse. Toulouse. Eggenberger, P. (1986) Das Stift Beromünster. Ergebnisse der Bauforschung 1975 –1983. In: Luzerner Historische Veröffentlichungen 21, 13 –211. Luzern/Stuttgart. Ehrend, H. (1976) Speyerer Münzgeschichte. Münzen, Medaillen, Marken und Banknoten. Speyer. Eimer, M. (1937) Über die sogenannte Hirsauer Bauschule. Blätter für württembergische Kirchengeschichte 41, 1–56. Endrei, W. (1979) Das Siegeln von Tüchern. In: Internationales Handwerksgeschichtliches Symposium Veszeprém 20.– 24. 11. 1978, 105 –109. Budapest. Engel, A./Lehr, E. (1887) Numismatique de l’Alsace. Paris. Erdman, W. (199310) Die Reichenau im Bodensee, Geschichte und Kunst. Königstein im Taunus.

278

Erdmann, W. (1974) Die ehemalige Stiftskirche St. Peter und Paul in Niederzell. Zum Stand der Untersuchungen Ende 1973. In: Maurer, H. (Hrsg.) Die Abtei Reichenau. Bodensee-Bibliothek 20, 523–539. Sigmaringen. Eypeltauer, T. (1973) Corpus Nummorum Regni Mariae Theresiae 1740–1780. Die Münzprägung der Kaiserin Maria Theresia und ihrer Mitregenten Kaiser Franz I. und Joseph II. Basel. Faccani, G. (1994) Ein Fundkomplex mit terminus ante quem von 1501 aus dem Waaghaus (Marktgasse 25) in Winterthur. In: Archäologie im Kanton Zürich. Ber. ZD 12, Bericht 1987–1992, Teil 1, 228–250. Zürich/Egg. Fehring, G. (1996) Stadtarchäologie in Deutschland. Archäologie in Deutschland. Sonderheft. Stuttgart. Fehring, G./Scholkmann, B. (1995) Die Stadtkirche St. Dionysius in Esslingen. Archäologie und Baugeschichte. FBAM 13. 1. Stuttgart. Felgenhauer-Schmiedt, S. (1993) Die Sachkultur des Mittelalters im Lichte der archäologischen Funde. Europäische Hochschulschriften 42, Reihe 38 (Archäologie). Frankfurt a. M. Feuardent, F. (1915) Jetons et méreaux. Depuis Louis IX jusqu’à la fin du Consulat de Bonaparte 3. Paris. Fickler, C.B.A. (1959) Quellen und Forschungen zur Geschichte Schwabens und der Ostschweiz. Mannheim. Förschner, G. (1984) Deutsche Münzen. Mittelalter bis Neuzeit der münzprägenden Stände von Aachen bis Augsburg 1. Melsungen. Franz, R. (19812) Der Kachelofen. Entstehung und kunstgeschichtliche Entwicklung vom Mittelalter bis zum Ausgang des Klassizismus. Graz. Frascoli, L. (1997) Handwerker- und Kaufmannshaushalte im frühneuzeitlichen Winterthur. Untersuchungen zu vier Liegenschaften in der Altstadt. Monographien der Kantonsarchäologie Zürich 29. Zürich/Egg. Frauenfelder, R. (1929) Die Patrozinien im Gebiet des Kantons Schaffhausen. SHBG 11, 3–81. Frauenfelder, R. (1937) Siebzig Bilder aus dem alten Schaffhausen. Schaffhausen. Frauenfelder, R. (1943) Die Epitaphien im Kreuzgang von Allerheiligen. SHBG 20, 3–86. Frauenfelder, R. (1946) Bericht über die Wahl des letzten Abtes des Benediktinerklosters Allerheiligen zu Schaffhausen vom 4. September 1501. Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte 40, 127–132. Frauenfelder, R. (1950) Liturgische Gebräuche der drei Kartage im Benediktinerkloster Allerheiligen zu Schaffhausen um 1480. Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte 44, 149–154. Frauenfelder, R. (1951) Die Kunstdenkmäler des Kantons Schaffhausen I. Die Stadt Schaffhausen. Basel. Frauenfelder, R. (1954/55) Eine romanische Terrakottaplatte aus dem Kloster Allerheiligen. ZAK 15, 236–238. Frauenfelder, R. (1958) Die Kunstdenkmäler des Kantons Schaffhausen II. Die Stadt Stein am Rhein. Die Kunstdenkmäler der Schweiz 39. Basel. Frauenfelder, R. (1960) Die Kunstdenkmäler des Kantons Schaffhausen III. Der Kanton Schaffhausen. Die Kunstdenkmäler der Schweiz 39. Basel.


Frei, K. (1931) Zur Geschichte der aargauischen Keramik des 15.–16. Jahrhunderts. ASA N. F. 33, Zürich. Freivogel, M./Höneisen, M./Zandonella, V. (1977) Die Staufer. Katalog zur Ausstellung vom 23. Juli – 4. September 1977 im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen. Schaffhausen. Frey, P. (1989) Der Kernbau der «Alten Post» in Aarburg. AS 12, 78 – 85. Fuchs, L. (1543) New Kreuterbuch, Basel. Nachdr. Grünwald 1975. Gaimster, D. (1997) German Stoneware 1200 –1900. Archaelogy and Cultural History. London. Gall, E. (1954) Chor. In: Reallexikon der deutschen Kunst 3, 488 – 513. Stuttgart. Gallmann, H. (1994) Das Stifterbuch des Klosters Allerheiligen zu Schaffhausen. Kritische Neuedition und sprachliche Einordnung. Berlin/New York. Gamper, R. (1994a) Die Handschriften der Schaffhauser Klöster. Vom Allerheiligenskriptorium zur Ministerialbibliothek. In: Gamper/Knoch-Mund/Stähli, 13 – 72. Gamper, R. (1994b) Studien zu den schriftlichen Quellen des Klosters Allerheiligen von 1050 bis 1051. SHBG 71, 7–41. Gamper, R. (1998) Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Stadtbibliothek Schaffhausen. Dietikon. Gamper, R./Knoch, G./Stähli, M. (1994) Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Ministerialbibliothek Schaffhausen. Dietikon. Gerhard Hirsch Nachfolger (1989) Münzen und Medaillen. Antiken. Auktion 163. 27.– 30. September 1989. München. Germann, G. (1967) Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau 5. Die Kunstdenkmäler der Schweiz 55. Basel. Gilomen, H.-J. (1995) Innere Verhältnisse der Stadt Zürich. In: Flüeler, N./Flüeler-Grauwiler, M. (Hrsg.) Geschichte des Kantons Zürich I: Von der Frühzeit bis zum Hochmittelalter, 336 – 389. Zürich. Glaser, F. (1997) Frühes Christentum im Alpenraum. Regensburg. Glatz, R. (1991) Hohlglasfunde der Region Biel. Zur Glasproduktion im Jura. Bern. Goll, J. (1985) Kleine Ziegel-Geschichte. Stiftung ZiegeleiMuseum Meienberg Cham, 2. Jahresbericht 1984, 29–102. Goll, J. (1992) Baumaterial. In: Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch, 267– 280. Goll, U./Goll, J. (1988) Projekt Konstanz. Stiftung ZiegeleiMuseum Meienberg Cham, 5. Jahresbericht 1987, 37–65. Grabar, A. (1954) Trônes episcopaux des XIe et XIIe siècles en Italie meridionale. Wallraf-Richartz-Jahrbuch 16, 7–52. Green, F. J. (1979) Phosphatic mineralisation of seeds from archaeological sites. Journal of Archaeological Science 6, 279 – 284. Greig, J. (1996) Archaeobotanical and historical records compared – a new look at the taphonomie of edible and other useful plants from the 11th to the 18th centuries A. D. Circaea 12 (2), 211– 247. Grierson, P. (1991) The Coins of Medieval Europe. London. Gross, U. (1991) Mittelalterliche Keramik zwischen Neckarmündung und Schwäbischer Alb. Bemerkungen zur räumlichen Entwicklung und zeitlichen Gliederung. FBAM 12. Stuttgart.

Gross, U. (1995) Archäologische Beiträge zur Hygiene im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Denkmalpflege in Baden-Württemberg 3, 137–143. Grunder, K. (1997) Die Ausstattung der Klosterkirche Rheinau. In: Die Klosterkirche Rheinau 1. Monographien der Zürcher Denkmalpflege 2, 61–102. Zürich/Egg. Gutscher, D. (1983) Das Grossmünster in Zürich. Beiträge zur Kunstgeschichte der Schweiz 5. Bern. Gutscher, D. (1984) Schaffhauser Feingerberei im 13. Jh. Ergebnisse der Grabungen im Areal der Häuser «zum Bogen» und «zum Kronsberg» in der Vorstadt. SHBG 61, 149–223. Gutscher, D./Schneider, J. (1982) Die Funde und ihre Einordnung. In: Schneider/Gutscher/Etter/Hanser, 147–151. Gutscher, D./Ueltschi, A./Ulrich-Bochsler, S. (1998) Die St. Petersinsel im Bielersee, ehemaliges Cluniazenser-Priorat. Bern. Guyan, W. U. (1959) Zur Baugeschichte von Allerheiligen. Schaffhauser Mappe 27,17–20. Guyan, W. U. (1971a) Erforschte Vergangenheit II, Schaffhauser Frühgeschichte. Schaffhausen. Guyan, W. U. (1971b) Allerheiligen in archäologischer Sicht. In: ders. (1971a), 137–174. Guyan, W. U. (1979) Das Salvator-Kloster zu Schaffhausen. ZAK 36, 151–204. Guyan, W. U. (1981) Die Krypta des Klosterstifters. Schaffhauser Mappe 49, 17–21. Guyan, W. U. (1982) Ein Glanzpunkt in der Schaffhauser Geschichte. Schaffhauser Mappe 50, 47–49. Guyan, W. U. (1988) Die Abtkapelle von Allerheiligen. Schaffhauser Mappe 56, 51–52. Guyan, W. U./Schib, K. (1964) 900 Jahre Münster zu Schaffhausen. Schweizer Heimatbücher 117. Bern. Guyan, W. U./Schnyder, R. (1976) Mogeren, ein wüstgelegter Adelssitz bei Schaffhausen. ZAM 4, 49–67. Haas, W. (1982) Der Psallierchor in den mittelalterlichen Stifts- und Klosterkirchen. In: Quintavalle, A.C. (Hrsg.) Romanico padanao, romanico europeo, 159–168. Parma. Häberle, A. (1935) Ulmer Münz- und Geldgeschichte des Mittelalters. Ulm. Häussling, A.A. (1973) Mönchskonvent und Eucharistiefeier. Eine Studie über die Messe in der abendländischen Klosterliturgie des frühen Mittelalters und zur Geschichte der Messhäufigkeit. Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 58. Münster. Hahnloser, H.R. (19722) Villard de Honnecourt. Graz. Halder, R. (1989) Zur Bau- und Kunstgeschichte des alten Zwiefaltener Münsters und Klosters. In: Pretsch, H. J. (Hrsg.) 900 Jahre Benediktinerabtei Zwiefalten, 141–216. Ulm. Harder, H. W. (1869) Wanderung durch das alte Schaffhausen. Msc. 5. Vorträge 1858–1869. Staatsarchiv Schaffhausen. Harris, M. (1988) Wohlgeschmack und Widerwillen. Die Rätsel der Nahrungstabus. Stuttgart. Haupt, W. (1974) Sächsische Münzkunde.Text +Tafeln. Berlin. Hauser, A. (1996) INSA, Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850–1920, Schaffhausen, 266–423. Bern. Hecht, J. (1928) Der romanische Kirchenbau des Bodenseegebietes 1: Analyse der Bauten. Basel.

279


Hecht, J. u. K. (1949) Die im ehemaligen Allerheiligenkloster zu Schaffhausen freiliegenden Wandmalereien im Lichte einer wissenschaftlichen Untersuchung. SHBG 26, 7–98. Hecht, J. u. K. (1979) Die Wandmalereien im ehemaligen Allerheiligenkloster zu Schaffhausen. In: Die frühmittelalterliche Wandmalerei des Bodenseegebietes 2, 236 – 244. Sigmaringen. Hecht, K. (1953) Die mittelalterlichen Bauten des Klosters. In: Festschrift zur 900-Jahr-Feier des Klosters [Weingarten], 254 – 327. Weingarten. Hein, W.-H./Wittop Koning, D.A. (1977) Deutsche Apotheken-Fayencen. Monographien zur pharmazeutischen Kulturgeschichte 5. Frankfurt a. M. Heiss, A. (1865) Descripción general de las monedas hispanocristianas desde la invasión de los arabes I. Madrid. Heitz, C. (1980) L’architecture religieuse carolingienne. Paris. Heitz, C. (1982) Gallia praeromanica. Wien. Heitz, C./Héber-Suffrin, F. (1982) Églises de Metz dans le Haut Moyen Age. Centre de recherches sur l’Antiquité tardive et le Haut Moyen Age, Cahier 4. Paris. Hellwig, M. (1990) Paläoethnobotanische Untersuchungen an mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Pflanzenresten aus Braunschweig. Diss. Bot. 156, Stuttgart. Helmig, G. (1979) Neuzeitliche Funde aus dem Reischacherhof/Münsterplatz 16. Ein Beitrag zur Keramik des 17. Jahrhunderts. Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 79, 317– 333. Helmig, G./Jaggi, B./Keller, Ch./Schön, U. (1998) Lörtscher’s des Schindlers Hus. Untersuchungen an der St. Alban-Vorstadt 28, 1995/1. Jahresbericht der Archäologischen Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt 1995 [1998], 80–166. Henking, K. (1889–91) Das Kloster Allerheiligen zu Schaffhausen. Schaffhauser Neujahrsblätter I-III. Henking, K. (1901) Das Kloster Allerheiligen zu Schaffhausen. Geschichte des Kantons Schaffhausen von den ältesten Zeiten bis zum Jahr 1848. Festschrift des Kantons Schaffhausen zur Bundesfeier 1901. Schaffhausen. Henking, K. (Hrsg.) (1884): Die annalistischen Aufzeichnungen des Klosters St. Gallen. In: Mittheilungen zur vaterländischen Geschichte 19. 195 – 368. St. Gallen. Herchenröder, M. (1965) Der Rheingaukreis. Die Kunstdenkmäler des Landes Hessen. München/Berlin. Herrgott, M. (1726) Vetus disciplina monastica. Paris. Herrmann, B. (1987) Parasitologische Untersuchung mittelalterlicher Kloaken. In: ders. (Hrsg.) Mensch und Umwelt im Mittelalter, 160 –169. Stuttgart. Hertig, L. (1958) Entwicklungsgeschichte der Krypta in der Schweiz. Biel. Hidber, B. (1863) Schweizerisches Urkundenregister, Bd. 1. Bern 1863/65. Hidber, B. (1877) Schweizerisches Urkundenregister, Bd. 2. Bern. Hidber, B. (Hrsg.) (1873) Diplomata helvetica inedita. Bern. Hildbrand, Th. (1996) Herrschaft, Schrift und Gedächtnis. Zürich. Hils, K. (1967) Die Grafen von Nellenburg im 11. Jahrhundert. Ihre Stellung zum Adel, zum Reich und zur Kirche. Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 19. Freiburg i. Br. 280

Hirsau (1991a) Hirsau, St. Peter und Paul 1091–1991, 1: Zur Archäologie und Kunstgeschichte. FBAM 10.1. Stuttgart. Hirsau (1991b) Hirsau, St. Peter und Paul 1091–1991, 2: Geschichte, Lebens- und Verfassungsformen eines Reichsklosters. FBAM 10.2. Stuttgart. Hirsch, H. (1907) Studien über die Privilegien süddeutscher Klöster im 11. und 12. Jahrhundert. MIÖG, 7. Ergänzungsband, 471–612. Innsbruck. Hirst, S. M./Walsh, D. A./Wright, S. M. (1983) Bordesley Abbey. 2. British Archaeological Reports. British Series, 111. Oxford. Hoegger, P. (1998) Das ehemalige Zisterzienserkloster Maristella in Wettingen. Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau VIII. Der Bezirk Baden III. Die Kunstdenkmäler der Schweiz 98. Basel. Hoffmann, W. (1950) Hirsau und die «Hirsauer Bauschule». München. Höneisen, M. (Hrsg.) (1993) Frühgeschichte der Region Stein am Rhein. Archäologische Forschungen am Ausfluss des Untersees. Antiqua 26/Schaffhauser Archäologie 1. Basel. Hotz, W./Binding, G. (19982) Der Dom zu Worms. Darmstadt. Hürlimann, H. (1966) Zürcher Münzgeschichte. Zürich. Hüster-Plogmann, H./Rehazek, A. (1999) 1.000 years (6th to 16th cent.) of economic life in the heart of Europe. Common and distinct trends in cattle economy of the Baltic Sea Region and the Swiss Region of the Alpine Forelands. Archaeofauna 8, 123–133. Hüster-Plogmann, H./Veszeli, M. (i. Vorber.) Die Tierreste aus der Latrine Bäumligasse 14 in Basel (Arbeitstitel). Hurst, J. G./Neal, D. S./van Beuningen, H. J. E. (1986) Rotterdam Papers VI – A contribution to medieval archaeology. Pottery produced and traded in north-west Europe 1350– 1650. Rotterdam. Iklé-Steinlin, A. (1911) Die Münzen der Stadt St. Gallen. Genf. Illi, M. (1987/19922) Von der Schissgruob zur modernen Stadtentwässerung. Zürich. Illi, M. (1992) Wohin die Toten gingen. Begräbnis und Kirchhof in der vorindustriellen Stadt. Zürich. Irniger, M./Kühn, M. (1999) Obstvielfalt – von wilden und zahmen Früchten im Mittelalter und in früher Neuzeit. AS 22.1, 49–56. Jacobsen, W. (1992) Der Klosterplan von St. Gallen und die karolingische Architektur. Berlin. Jacobsen, W./Schaefer, L./Sennhauser, H. R. (1991) Vorromanische Kirchenbauten. Katalog der Denkmäler bis zum Ausgang der Ottonen. Nachtragsband. Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München III.2. München. Jacomet, S. (in Vorber.) Samen und Früchte aus vorrömischen, römerzeitlichen und mittelalterlichen Ablagerungen in der Altstadt von Solothurn, Areale «Vigier» und «Klosterplatz». Jacquat, C./Pawlik, B./Schoch. W. (1982) Die mittelalterlichen Pflanzenfunde. In: Schneider/Gutscher/Etter/Hanser, 267– 278. Jäggi, C. (1996) Vom römischen Pantheon zur christlichen Kirche. In: Furger, A. (Hrsg.) Die Schweiz zwischen Antike und Mittelalter, 61–126. Zürich.


Jäggi, C./Meier, H.-R./Windler, R./Illi, M. (1993) Die Stadtkirche St.Laurentius in Winterthur. Ber.ZD, Archäologische Monographien 14. Zürich/Egg. Jänichen, H. (1958) Die Schwäbische Verwandtschaft des Abtes Adalbert von Schaffhausen (1099–1124). SHBG 35, 5–83. Jänichen, H. (1970) Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte des schwäbischen Dorfes. Stuttgart. Jakobs, H. (1961) Die Hirsauer. Ihre Ausbreitung und ihre Rechtsstellung im Zeitalter des Investiturstreites. Kölner Historische Abhandlungen 4. Köln. Junyent, E. (1975) El monestir romànic de Santa Maria de Ripoll. Barcelona. Junkes, M. (1992) Keramikgeschirr aus Konstanz. In: Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch, 340 – 345. Kaltwasser, S. (1995) Die Keramikfunde In: Untermann, M. (Hrsg.) Die Latrine des Augustinereremiten-Klosters in Freiburg im Breisgau. Materialhefte zur Archäologie in Baden-Württemberg 31, 21– 48. Stuttgart. Kamber, P. (1995) Die Latrinen auf dem Areal des Augustinerklosters, Basel-Augustinergasse 2, Grabung 1968. Materialhefte zur Archäologie in Basel 10. Basel. Kamber, P. (1998) Ein «Alchemistenlabor» aus dem 13. Jahrhundert. Mittelalter 3, 69 – 78. Kamber, P./Keller, Ch. (1996) Das Fundmaterial im Spiegel der häuslichen Sachkultur. In: Fundgruben. Stille Örtchen ausgeschöpft. Ausstellungskatalog Historisches Museum Basel, 49 – 68. Basel. Kann, H.-J. (1985) Trierer Tuchplomben des 14.–17. Jahrhunderts. Kurtrierisches Jahrbuch 25, 165 –180. Kerntke, W. (1987) Taverne und Markt. Ein Beitrag zur Stadtgeschichtsforschung. Frankfurt a. M. Kettler, W./Kalbermatter, Ph. (1997) Corpus inscriptionum medii aevi Helvetiae 4. Freiburg. Keller, Ch. (1998) Hausrat- und Werkstattabfälle aus einem spätmittelalterlichen Keller. In: Helmig, G./Jaggi, B./Keller, Ch./Schön, U., Lörtscher’s des Schindlers Hus – Untersuchungen an der St. Alban-Vorstadt 18, 1995/1. JbAB 1995, 94 –166. Keller, H. (1964) Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben. Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 13. Freiburg i. Br. Kirchheimer, F. (1967) Die Bergbaugepräge aus Baden-Württemberg. Freiburg i. Br. Kirchhofer, M. (1851) Die ältesten Vergabungen an das Kloster Aller Heiligen in Schaffhausen. Archiv für schweizerische Geschichte 7, 228 – 262. Kläui, P. (1960) Hochmittelalterliche Adelsherrschaften im Zürichgau. MAGZ 40.2, Zürich. Kläui, H. (1980) Grafen von Nellenburg. In: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte 4, 179–204. Freiburg. Kleiber, Ch. (1992) Das Münster zu Allerheiligen in Schaffhausen. Magisterarbeit Bamberg. Kleiber, Ch. (1996) Neue Aspekte zur Baugeschichte des Schaffhauser Münsters. SHBG 73, 137 –160. Klein, U./Raff, A. (1992) Die Württembergischen Münzen von 1693–1797: Ein Typen-, Varianten- und Probenkatalog. Süddeutsche Münzkataloge 3. Stuttgart.

Klein, U./Raff, A. (1993) Die Württembergischen Münzen von 1374–1693: Ein Typen-, Varianten- und Probenkatalog. Süddeutsche Münzkataloge 4. Stuttgart. Kluttig, R. (1998) Engobierte mittelalterliche Hohlziegel. Stiftung Ziegelei-Museum Meienberg Cham, 15. Jahresbericht 1998, 61–65. Knöpfli, A. (1952) Die Probsteikirche Wagenhausen. ZAK 13, 193–236. Knöpfli, A. (1960) Überlegungen zur Baugeschichte des Münsters. Versuche zur Kunsthistorischen Auswertung. In: Guyan, W.U. (Hrsg.) Im Dienste einer Stadt. Festschrift für Walter Bringolf, 67–94. Schaffhausen. Knöpfli, A. (1961) Kunstgeschichte des Bodenseeraumes 1. Konstanz/Lindau. Knöpfli, A. (1989) Beiträge zur Baugeschichte des Konstanzer Münsters im 10. und 11. Jahrhundert. In: Maurer, H. (Hrsg.) Die Konstanzer Münsterweihe von 1089, 27–84. Freiburg i. Br. Knörzer, K.-H.(1984) Aussagemöglichkeiten von paläoethnobotanischen Latrinenuntersuchungen. In: van Zeist, W./ Casparie, W.A. (Hrsg.) Plants and ancient man, 331–338. Rotterdam/Boston. Koch, B. (1994) Corpus Nummorum Austriacorum. Mittelalter 1. Wien. Koegler, H. (1947) Hundert Tafeln aus dem Gesamtwerk des Urs Graf. Basel. Körber-Grohne, U. (1987) Kulturpflanzen in Deutschland. Stuttgart. Kosch, C. (1991) Wasserbaueinrichtungen in hochmittelalterlichen Konventanlagen Mitteleuropas. In: Wasserversorgung im Mittelalter. Geschichte der Wasserversorgung 4. 89–146. Mainz. Kranzfelder, U. (1982) Zur Geschichte der Apothekenabgabeund Standgefässe aus keramischen Materialien unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in Süddeutschland vom 18. bis zum beginnenden 20. Jahrhundert (Diss.). München. Krause, C. L./Mishler, C. (1996) Standard Catalogue of World Coins 1601–1700. Iola. Krautheimer, R. (1980) Corpus basilicarum christianarum Romae (sec. IV–IX) 5. Rom. Krenn, M. (1991) Vorbericht zu den Untersuchungen in der Burganlage von Sachsendorf, Niederösterreich. In: Böhme, H.W. (Hrsg.) Burgen der Salierzeit. Teil 2. In den südlichen Landschaften des Reiches, 351–376. Sigmaringen. Krier, J. (1996) Echternach und das Kloster des hl. Willibrord. In: Die Franken, Wegbereiter Europas. Ausstellungskatalog Mannheim 1996/97, 466–478. Mainz. Kroha, T. (1997) Grosses Lexikon der Numismatik. Gütersloh. Kroll, H. (1980) Mittelalterlich-frühneuzeitliches Steinobst aus Lübeck. Lübecker Schriften zur Archäologie und Kulturgeschichte 3, 167–173. Bonn. Kubach, H. E. (1980) Über konservative Architektur, Versuch einer Umwertung. In: Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz. Festschrift für Werner Bornheim genannt Schilling, 55–58. Mainz. Kubach, H. E./Binding, G. (19985) Der Dom zu Speyer. Darmstadt.

281


Kubach, H. E./Haas, W. (1972) Der Dom zu Speyer. Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz 5. München. Kubach, H. E./Verbeek, A. (1976–1989) Romanische Baukunst an Rhein und Maas 1– 4. Berlin. Kühnel, H. (Hrsg.) (19863) Alltag im Spätmittelalter. Graz. Künstle, K. (1926) Ikonographie der Heiligen. Freiburg i. Br. Küry, D./Morel, Ph. (1995) Die Fauna der Rundmäuler und Fische von Basel und Umgebung. Mitt. d. Naturforsch. Ges. beider Basel 1, 13 – 29. Küster, H.J. (1989) Mittelalterliche Pflanzenreste aus Konstanz am Bodensee. Diss. Bot. 133, 201–216. Berlin/Stuttgart. Küsters, U. (1991) Formen und Modelle religiöser Frauengemeinschaften im Umkreis der Hirsauer Reform des 11. und 12. Jahrhunderts. In: Hirsau 1991b, 195 – 220. Kummer, S. (1991) Die Gestalt der Peter- und Paulskirche in Hirsau – eine Bestandsaufnahme. In: Hirsau (1991a), 199– 208. Kunzmann, R. (1991) Katalog ausländischer Beischläge zu schweizerischen Münzen. Wallisellen. Laier-Beifuss, K./Lutz, D. (1990) Die ehemalige Propstei Wiesenbach des Klosters Ellwangen (Rhein-NeckarKreis), Grabungen 1977–1983. Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg 14. Stuttgart. Landgraf, E. (1993) Ornamentierte Bodenfliesen des Mittelalters in Süd- und Westdeutschland 1150 –1550. FBAM 14. Stuttgart. Lehmann, E. (1940) Über die Bedeutung des Investiturstreits für die deutsche hochromanische Baukunst. Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 7, 75 – 88. Lehmann, E. (1951) Die Bedeutung des antikischen Bauschmucks in Speyer. Zeitschrift für Kunstwissenschaft 5, 1–16. Lehmann, E. (1965) Die Anordnung der Altäre in der karolingischen Klosterkirche zu Centula. In: Karl der Grosse 3: Karolingische Kunst, 374 – 383. Düsseldorf. Lehmann, E. (1976) Zur Baugeschichte von Cluny III. Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 29, 7–19. Lehmann, P. (1992) Zwei Töpferöfen in der Winterthurer Altstadt. Ber. ZD, Archäologische Monographien 12. Zürich/ Egg. Lelong, Ch. (1973) La nef de Saint-Martin de Tours. Bulletin monumental 131, 87–100. Lelong, Ch. (1985) Remarques sur la basilique Saint-Martin de Tours au début du XIe siècle. Bulletin monumental 143, 143 –150. Lelong, Ch. (1986) La basilique Saint-Martin de Tours. Chambray-lès-Tours. Lieb, H. (1967a) Zu den Fensterstürzen in der alten Abtei. SHBG 44, 118 –122. Lieb, H. (1967b) Zu den Stiftergräbern. SHBG 44, 123–124. Lieb, H. (1973) Das Todesjahr Burkhards von Nellenburg und die Meraldusurkunden. SHBG 50, 39 – 47. Lieb, H./Jenny, B. R. (1957) Das Stifterdenkmal zum Münster zu Schaffhausen. ZAK 17, 121–127. Lieb, H./Waldvogel, O. (1990) Der Friedhof in der schriftlichen Überlieferung. In: Bänteli u.a. 1990, 135 –139. List, K. (1975) Die Reichsabtei Schuttern. Denkmalpflege in

282

Baden-Württemberg 4, 107–116. Lithberg, N. (1932) Schloss Hallwil. III, Die Fundgegenstände. Stockholm. Lobbedey, U. (1986) Die Ausgrabungen im Dom zu Paderborn. Denkmalpflege und Forschung in Westfalen 11. Bonn Lufen, P. F. (1981) Die Ordensreform der Hirsauer und ihre Auswirkungen auf die Klosterarchitektur. Die liturgischmonastischen, ethischen und ikonographischen Quellen und ihre Einflussnahme auf die Baukunst. Diss. Aachen. Lyman, Th. W. (1978) Raymond Gairard and romanesque building campaigns at Saint-Sernin in Toulouse. Journal of the Society of Architectural Historians 38, 71–91. Mämpel, U. (1985) Keramik. Von der Handform zum Industrieguss. Hamburg. Malone, C.M. (1980) Les fouilles de Saint-Bénigne de Dijon (1976–78) et les problèmes de l’église de l’an mil. Bulletin monumental 138, 253–284. Manchot, W. (1912) Kloster Limburg a. d. Hardt. Mannheim. Mariaux, P.-A. (1995) La Majolique. La faïence italienne et son décor dans les collections Suisses, XVe –XVIIIe siècles. Genève. Markert, D. (1989) Schaffhausen, Ecke Bachstrasse/Pfarrhofgasse, Haus Ehrbar. Unpubl. Manuskript. Marrier, M./DuChesne, A. (1614) Bibliotheca Cluniacensis. Paris. Marti, R./ Windler, R. (1988) Die Burg Madeln bei Pratteln/BL. Eine Neubearbeitung der Grabungen 1939/40. Archäologie und Museum 12. Liestal. Martin, A. (1906) Deutsches Badewesen in vergangenen Tagen. Jena. Matter, A. (1996) Keramik um 1300 aus der Brandschuttverfüllung eines Steinkellers in Winterthur-Marktgasse 54. In: Archäologie im Kanton Zürich 1993–1994, Ber. der Kantonsarchäologie Zürich 13, 243–277. Zürich/Egg. Matter, A./Wild, W. (1997) Neue Erkenntnisse zum Aussehen von Kachelöfen des 13. und frühen 14. Jahrhunderts – Befunde und Funde aus dem Kanton Zürich. Mittelalter 2, 77–95. Maurer, Ch./Bucher, R. (1994) Die Klosterziegelei St.Urban – Blütezeit und Nachleben. Herstellung der Bachsteinwerkstücke. Stiftung Ziegelei-Museum Meienberg Cham, 11. Jahresbericht 1994, 32–46. Maurer, H. (1978) Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit. Sigmaringen. Mayer, Th. (1962) Die älteren Urkunden des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen. ZOR 110, 1–15. Meier, H.R. (1996) Romanische Schweiz. Würzburg. Messerli Bolliger, B. E. (1993) Keramik in der Schweiz. Von den Anfängen bis heute. Zürich. Mettler, A. (1909–11) Die zweite Kirche in Cluni und die Kirchen in Hirsau nach den Gewohnheiten des 11. Jahrhunderts. Zeitschrift für Geschichte der Architektur 3, 1909–10, 273–286; 4, 1910–11, 1–16. Meyer, B. (1964) Touto und sein Kloster Wagenhausen. Thurgauische Beiträge zur Vaterländischen Geschichte 101, 50– 75. Meyer, B. (1968) Das Totenbuch von Wagenhausen. SVGB


86, 87–187. Meyer, J.-P. (1986) L’église abbatiale d’Andlau au XIe siècle. Cahiers alsaciens d’archéologie, d’art et d’histoire 29, 61– 74. Meyer, J.-P. (1998) La cathédrale de Strasbourg. La cathédrale romane 1015 – vers 1180. Supplément au No. 22 du Bulletin de la Cathédrale de Strasbourg. Strasbourg. Meyer, W. (1974) Die Burgruine Alt-Wartburg im Kanton Aargau. Bericht über die Forschungen 1966/67. SBKAM 1. Olten. Meyer, W. (1989) Die Frohburg. Ausgrabungen 1973–1977. Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 16. Olten. Meyer, W. (1996) Sprachhaus und Scheisskübel. Bemerkungen zu mittelalterlichen Abtritten. In: Fundgruben. Stille Örtchen ausgeschöpft. Ausstellungskatalog Historisches Museum Basel, 24 – 33. Basel. Migne, J.P. (1880) Sancti Wilhelmini Constitutiones Hirsaugienses seu Gengenbacenses. In: Patrologia Latina 150, 927–1146. Paris. Mitchiner, M. (1988) Jetons, Medalets & Tokens 1. The Medieval Period and Nuremberg. London. Mitchiner, M. (1991) Jetons, Medalets & Tokens 2. The Low Countries and France. London. Möbius, F. (1983) Die Chorpartie der westeuropäischen Klosterkirche zwischen 8. und 11. Jahrhundert. Kulturgeschichtliche Voraussetzungen, liturgischer Gebrauch, soziale Funktion. In: ders./Schubert, E. (Hrsg.) Architektur des Mittelalters, Funktion und Gestalt, 9 – 41. Weimar. Mommsen, K. (1976) Olradus de Ponte als Gutachter für das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte 93, 173 –193. Müller, J. (1992) Die Klosterkirche Murbach im Elsass. 44. Veröffentlichung der Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln. Köln. Münzen und Medaillen AG (1971) Sammlung Gottlieb Wüthrich. Münzen und Medaillen der Schweiz und ihrer Randgebiete. Auktion 45, 25.– 27. November 1971. Basel. Muntwyler, Ch. (1998) Ein städtischer Sodbrunnen aus der Zeit um 1500 in Winterthur. In: Archäologie im Kanton Zürich 1995–1996, Berichte der Kantonsarchäologie Zürich 14, 265 – 269. Zürich/Egg. Nau, E. (1964) Die Münzen und Medaillen der oberschwäbischen Städte. Freiburg i. Br. Nauwerk, A. (Hrsg.) (1998) Speisen wie die Äbte und essen wie die Mönche. Ein Mondseer Kochbuch aus dem 15. Jahrhundert und andere Zeugnisse der Küchenkultur des Klosters Mondsee in älteren Zeiten. Mondsee. Notin, V. (1995) Le décor monumental de St-Martial de Limoges. In: Barrière, B. /Cantié, G./Notin, V. (Hrsg.) Splendeurs de St-Martial de Limoges au temps d’Adémar de Chabannes. Ausstellungskatalog, 120 –133. Limoges. Nussbaum, O. (1965) Der Standort des Liturgen am christlichen Altar vor dem Jahre 1000. Theophania 18. Bonn. Oexle, J. (1985) Eine Konstanzer Töpferwerkstatt im 17. Jh. In: Der Keltenfürst von Hochdorf. Methoden und Ergeb-

nisse der Landesarchäologie, 473–483. Stuttgart. Oswald, F. u. a. (1971) Vorromanische Kirchenbauten. Katalog der Denkmäler bis zum Ausgang der Ottonen. Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München 3. München. Otto, B. (Hrsg.) (1997) Dreihundertjähriges deutsches KlosterKochbuch. Reprint der Originalausgabe von 1856. Leipzig. Oursel, R. (1991) Romanisches Frankreich I. 11. Jahrhundert. Würzburg. Oursel, R. (1993) Romanisches Frankreich II. 12. Jahrhundert. Würzburg. Peroni, A. (Hrsg.) (1995) Il duomo di Pisa. Mirabilia Italiae 3. Modena. Pestalozzi, T. (1928) Kulturgeschichte des Kantons Schaffhausen. Aarau/Leipzig. Piendel, M. (1986) St. Emmeram in Regensburg. Die Baugeschichte seiner Klostergebäude. In: Beiträge zur Baugeschichte des Reichsstiftes St. Emmeram und des fürstlichen Hauses in Regensburg. Thurn und Taxis-Studien 15, 133– 347. Kallmünz. Planck, D. (Hrsg.) (1994) Archäologie in Baden-Württemberg. Stuttgart. Platbärzdis, A. (1968) Die königlich schwedische Münze in Livland. Das Münzwesen 1621–1710. Stockholm. Poey D’Avant, F. (1862) Monnaies féodales de France 3. Paris. Prost, A. (1885) La cathédrale de Metz. Metz. Püntener,A. (1980) Urner Münz- und Geldgeschichte. Altdorf. Putze, M. (1991) Zu den Bauten des Aureliusklosters. In: Hirsau 1991a, 11–62. Raff, A. (1986) Die Münzen und Medaillen der Stadt Schwäbisch Hall. Die Münzen und Medaillen der niederschwäbischen Städte 1. Freiburg i. Br. Rahn, J.R. (1889) Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler XII. Der Canton Schaffhausen. Beilage zu ASA1889, Band 1 und 2, 184–188, 213–216. Rahn, J.R. (1902/3) Der Kreuzgang beim Allerheiligen-Münster in Schaffhausen. ASA NF 4, 283–293. Rahn, J.R. (1906/07) Schaffhausen. Münster-Kreuzgang. Gesellschaft für die Erhaltung historischer Kunstdenkmäler, Jahresbericht, 31–33. Rehazek, A. (1998) Archäozoologische Auswertung der Tierknochen von Zug-Casino. In: Senn-Luder, M. Schlacken und Schmelzgefässe als Spiegel des Metallgewerbes im alten Zug. Tugium 14, 140–145. Reimann, N. (1991) Die Konstitutionen des Abtes Wilhelm von Hirsau. In: Hirsau 1991b, 101–108. Reinhardt, H. (1928) Die Ausgrabungen der ersten Anlage des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen. Ein Beitrag zur Baugeschichte des 11. Jahrhunderts am Oberrhein. In: Gall, E. (Hrsg.) Jahrbuch für Kunstwissenschaft, 33–46. Reinhardt, H. (1949) Das erste Münster von Schaffhausen. SHBG 23, 114–133. Reinhardt, H. (1952) Der St. Galler Klosterplan. 92. Neujahrsblatt vom Historischen Verein des Kantons St. Gallen. Reinke, M. (1987) Die Reisegeschwindigkeit des deutschen Königshofes im 11. und 12. Jahrhundert. Blätter für deutsche Landesgeschichte 123, 225–251.

283


Reinle, A. (19682) Kunstgeschichte der Schweiz 1. Frauenfeld. Reinle, A. (1972) Les débuts de la culture romane dans la région du lac de Constance. Cahiers de civilisation médiévale 15, 179 –191. Reinle, A. (1988) Die Ausstattung deutscher Kirchen im Mittelalter. Darmstadt. Ress, A. (1968/69) Zu den «Schaffhauser Gläsern» aus dem Kloster Allerheiligen. Bayerisches Jahrbuch für Denkmalpflege 27, 74 – 95. Rippmann, D. (1990) Die mittelalterliche Keramik. Auswertung der wichtigsten Fundkomplexe. In: Die Stadtkirche St. Johann in Schaffhausen, SHBG 67, 91– 99. Rippmann, D. (1996) Gärten, Obstbäume und Obst im Mittelalter. In: Fundgruben. Stille Örtchen ausgeschöpft. Ausstellungskatalog Historisches Museum Basel, 87– 94. Basel. Rippmann, D./Kaufmann, B./Schibler, J./Stopp, B. (1987) Basel Barfüsserkirche. Grabungen 1975 –1977. SBKAM 13. Olten. Rösener, W. (1991) Grundherrschaft im Wandel. Untersuchungen zur Entwicklung geistlicher Grundherrschaften im Südwestdeutschen Raum vom 9. bis 14. Jahrhundert. Göttingen. Roten, H. von (1993) Münzen. In: Stadtkirche St. Laurentius in Winterthur. Ergebnisse der archäologischen und historischen Forschungen. Zürcher Denkmalpflege. Archäologische Monographien 14, 94 –110 (Katalog 263 – 273 / Tafeln 21– 25). Zürich/Egg. Roth Kaufmann, E./Buschor, R./Gutscher, D. (1994) Spätmittelalterliche Ofenkeramik in Bern. Herstellung und Motive. Bern. Rothenhäusler, E. (1902) Baugeschichte des Klosters Rheinau. Diss. phil. I Zürich. Freiburg i. Br. Rouyer, J. (1897) Le nom de Jésus employé comme type sur les monuments numismatiques du XVe siècle principalement en France et dans les pays voisins. Revue belge de la Numismatique 53, 318 – 363. Rüedi, E. (1944) Brunnen und Brunnenwesen im alten Schaffhausen. SHBG 21, 98 –135. Rüedi, E. (1945) Brunnen und Brunnenwesen im alten Schaffhausen II. SHBG 22, 196 – 239. Rüeger, J. J. (1884 –1910) Chronik der Stadt und Landschaft. Hrsg. v. C. A. Bächtold, 3 Bde. Schaffhausen. Salet, F. (1951) Nouvelle doctrine sur la chronologie de SaintMartial de Limoges. Bulletin monumental 109, 322–326. Salet, F. (1963) Chronologie de l’ancienne abbatiale de Cluny. Comptes-rendus de l’Académie des inscriptions et belleslettres 1963, 30 – 41. Sapin, Ch. (1986) La Bourgogne préromane. Paris. Sapin, Ch. (1990a) Cluny II et l’interpretation archéologique de son plan. In: Religion et culture autour de l’An Mil. Colloque Hugues Capet 987–1987, Auxerre/Metz 1987, 85– 89. Paris. Sapin, Ch. (1990b) L’abbatiale de Cluny II sous Saint Hugues. In: Le Gouvernement d’Hugues de Semur à Cluny. Actes du Colloque scientifique international, Cluny, septembre 1988, 435 – 460. Cluny. Sauerländer, W. (1973) Cluny und Speyer. In: Fleckenstein, J. (Hrsg.) Investiturstreit und Reichsverfassung. Vorträge und

284

Forschungen 17, 9–32. Sigmaringen. Saurma-Jeltsch, H. (1892) Die Saurmasche Münzsammlung deutscher, schweizerischer und polnischer Gepräge. Von etwa dem Beginn der Groschenzeit bis zur Kipperperiode. Berlin. Schärli, B. (1985) Der Münzfund aus der Fridolinskapelle in Breitenbach SO, 1979, vergraben 1664 oder 1665. Archäologie des Kantons Solothurn 4, 81–102. Solothurn. Schib, G. u. K. (1965) 900 Jahre Münster zu Allerheiligen. SHBG 42, 7–17. Schib, K. (1945) Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen. Schaffhausen. Schib, K. (1967) Die Rechtsquellen des Kantons Schaffhausen. Das Stadtrecht von Schaffhausen II. Das Stadtbuch von 1385. Aarau. Schib, K. (1972) Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen. Schaffhausen. Schib, K. (Hrsg.) (1933/34) Das Buch der Stifter des Klosters Schaffhausen. In: Beilage zum Jahresbericht der Kantonsschule Schaffhausen. Schib, K. (Hrsg.) (1944) Quellen zur mittelalterlichen Geschichte Schaffhausens. Beilage zum Jahresbericht der Kantonsschule Schaffhausen 1943/44. Schaffhausen. Schibler, J./Hüster-Plogmann, H. (1996) Tierknochenfunde aus mittelalterlichen Latrinen als Informationsquelle zur Wirtschafts-, Sozial-, Kultur- und Umweltgeschichte. In: Fundgruben. Stille Örtchen ausgeschöpft. Ausstellungskatalog Historisches Museum Basel, 77–86. Basel. Schmaedecke, F. (1999) Das Münster St. Fridolin in Säckingen. FBAM 24. Stuttgart. Schmaedecke, M. (1985) Nuppenbecher aus Breisach und Freiburg im Breisgau und weitere ausgewählte Glasfunde. ZAM 13, 77–108. Schmid, K. (1973) Adel und Reform in Schwaben. In: Fleckenstein, J. (Hrsg.) Investiturstreit und Reichsverfassung. Vorträge und Forschungen 17, 295–319. Sigmaringen. Wiederabgedr. in: Schmid, K. (1988) Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag, 337–359. Sigmaringen. Schmid, K./Schadek, H. (Hrsg.) (1986) Die Zähringer. Anstoß und Wirkung. Veröffentlichungen zur Zähringer-Ausstellung 2. Sigmaringen. Schmidt, H./Schmidt, M. (1983) Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst. Ein Führer zum Verständnis der Tier-, Engel- und Mariensymbolik. Zürich. Schmidt-Thomé, P. (1983) Grabungen im Dom von St. Blasien, Kreis Waldshut. Denkmalpflege in Baden-Württemberg 12, 128–132. Schmieder, L. (1928) Das Benediktinerkloster St. Blasien. Augsburg. Schneider, E. (1887) Codex Hirsaugiensis. In: Wüttembergische Geschichtsquellen 1. Stuttgart. Schneider, H. (1976) Schweizer Waffenschmiede vom 15. bis 20. Jahrhundert. Zürich. Schneider, J./Gutscher, D./Etter, H./Hanser, J. (1982) Der Münsterhof in Zürich. Teil I. SBKAM 9. Olten/Freiburg i. Br. Schnyder, R. (1981) Die Schalltöpfe von St. Arbogast in Ober-


winterthur. ZAK 38, 266–275. Schnyder, R. (1989) Winterthurer Keramik. Ausstellungskatalog Museum Lindengut, Winterthur. Winterthur. Schnyder, R. (1992) Ofenkeramik des 14./15. Jahrhunderts. Meisterwerke mittelalterlicher Kunst aus Zürich. Ausstellungs-Begleitheft 1992/1 zur Sonderausstellung des Schweizerischen Landesmuseums im Wohnmuseum Bärengasse, Zürich. Zürich. Schnyder, R. (1993) Kachelöfen und Fliesenböden. In: Das Winkelriedhaus. Geschichte, Restaurierung, Museum. Hrsg. Historischer Verein Nidwalden, 137–154. Stans. Schön, G. (1984) Deutscher Münzkatalog. 18. Jahrhundert. München. Scholkmann, B. (1978) Sindelfingen/Obere Vorstadt. Eine Siedlung des hohen und späten Mittelalters. FBAM 3. Stuttgart. Schreiner, K. (1991) Hirsau und die Hirsauer Reform. In: Hirsau 1991b, 59 – 84. Schrötter, F. (1927) Brandenburg-Fränkisches Münzwesen. Das Münzwesen der hohenzollerschen Burggrafen von Nürnberg und der Markgrafen von Brandenburg in Franken 1350 –1515. Teil 1. Halle a. d. Saale (Leipzig 1980). Schudel, E. (1936) Der Grundbesitz des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen, Diss. Zürich. Schleitheim. Schudel, E. (1986) Allerheiligen in Schaffhausen. In: Helvetia Sacra Abteilung III. Die Orden mit Benediktinerregel I, 1490 –1535. Bern. Schürenberg, L. (1939) Der Anteil der südwestdeutschen Baukunst an der Ausbildung des salischen Stils. Zeitschrift für Kunstgeschichte 9, 249 – 280. Schürenberg, L. (1950) Mittelalterlicher Kirchenbau als Ausdruck geistiger Strömungen. Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 14, 23 – 46. Schütte, S. (1982) Spielen und Spielzeug in der Stadt des späten Mittelalters. In: Aus dem Alltag der mittelalterlichen Stadt. Hefte des Focke Museums 62, 201– 210. Bremen. Schütte, S. (1986) Brunnen und Kloaken auf innerstädtischen Grundstücken im ausgehenden Hoch- und Spätmittelalter. ZAM, Beiheft 4, 237– 255. Schütte, S. (1993) Tuchplomben als städtische Zeichen. Das Fallbeispiel Göttingen. Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums und Berichte aus dem Forschungsinstitut für Realienkunde, 135 –141. Schütz, B./Müller, W. (1989) Deutsche Romanik. Freiburg i. Br. Schuler, T. (1979) Ungleiche Gastlichkeit. Dissertation Bielefeld. Schulten, W. (1974) Deutsche Münzen aus der Zeit Karls V. Typenkatalog der Gepräge zwischen dem Beginn der Talerprägung (1484) und der dritten Reichsmünzordnung (1559). Frankfurt a. M. Schwarz, D. (1957) Zur kunsthistorischen Einordnung des Stifterdenkmals aus dem Münster zu Schaffhausen. ZAK 17, 128 –133. Schwarz, D. W. H. (1980) Die Küchenordnung des Abtes Ulrich VIII. Rösch von St. Gallen für den Hof in Wil von etwa 1480. In: Klösterliche Sachkultur des Spätmittelalters. Veröffentlichungen des Instituts für mittelalterliche Re-

alienkunde Österreichs 3, 267–277. Wien. Schwarz, D. W. H. (1993) Ein mittelalterliches Gewichtsstück aus Schaffhausen. MAGZ 60, 102–107. Schweizer, H. (1969) Der Rappenmünzbund. Hilterfingen. Schwineköper, B. (1981) Christus-Reliquien-Verehrung und Politik. Blätter für deutsche Landesgeschichte 117, 183– 281. Seeliger, H. (1972) Die Grabplatten der Grafen von Nellenburg und die Nellenburger Memorialtafel. SHBG 49, 9–52. Seeliger-Zeiss, A. (1991) Studien zur Architektur der Spätgotik in Hirsau. In: Hirsau 1991a, 265–363. Sennhauser, H. R. (1970) Romainmôtier und Payerne. Basel. Sennhauser, H. R. (1990) St. Ursen, St. Stephan, St. Peter. Die Kirchen von Solothurn im Mittelalter. In: Solothurn. Beiträge zur Entwicklung der Stadt im Mittelalter. Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege an der ETH Zürich 9, 83–224. Zürich. Sennhauser, H. R. (1993) Die älteren Einsiedler Klosterbauten. Beobachtungen und Überlegungen aus heutiger Sicht. In: Einsidlensia. Gedenkschrift zum 100. Geburtstag von Linus Birchler 1893–1967. Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege an der ETH Zürich 13.2, 49–134. Zürich. Sennhauser, H. R. (1996b) Klosterbäder. In: ders. (Hrsg.) (1996a), 189–194. Sennhauser, H. R. (Hrsg.) (1996a) Wohn- und Wirtschaftsbauten frühmittelalterlicher Klöster, Acta. Veröffentlichungen des Institutes für Denkmalpflege an der ETH Zürich 17. Zürich. Serbat, L. (1913) La Charité. Congrès archéologique 80, 374– 400. Sigg-Gilstad, R. (1983) Beiträge zur Baugeschichte der ersten und zweiten Klosterkirche von Petershausen. In: 1000 Jahre Petershausen. Ausstellungskatalog, 41–69. Konstanz. Sistig, J. (1995) Die Architektur der Abteikirche St. Maximin zu Trier im Lichte ottonischer Klosterreform. Furore-Edition 867. Kassel. Sörrensen, W. (1962) Gärten und Pflanzen im Klosterplan. In: Duft, J. (Hrsg.) Studien zum St. Galler Klosterplan. Mitteilungen zur vaterländischen Geschichte 42, 193–278. St. Gallen. St. Blasien (1983) Das tausendjährige St. Blasien. Ausstellungskatalog, Bd. 1. Karlsruhe. Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch (1992) Die Stadt um 1300. Stuttgart. Stalzer, F. (1989) Rechenpfennige. Nürnberg. Signierte und zuweisbare Gepräge. Die Familien Schultes, Koch und Krauwinckel. Kataloge der Staatlichen Münzsammlung München 1. München. Stebler-Cauzzo, A. (1994) Hochmittelalterliche Siedlungsspuren an der Marktgasse 13 und 15 in der Winterthurer Altstadt. In: Archäologie im Kanton Zürich 1987–1992, 12. Ber. ZD, Teil 1, 154–206. Zürich/Egg. Steidle, B. (Hrsg.) (1975) Die Benediktus-Regel. Beuron. Stein-Kecks, H. (1996) Quellen zum capitulum. In: Senn-

285


hauser 1996a, 219– 231. Stelzle-Hüglin, S. (1993) Von Abraham bis Samson: Eine renaissancezeitliche Kachelserie mit alttestamentarischen Figuren. Bemerkungen zu Ikonographie und Verbreitungsbild. In: Nearchos 1 (Beiträge vom 25. Internationalen Hafnerei-Symposium in Lienz/Osttirol 1992), 155–163. Innsbruck. Stephan, H.-G. (1987) Die bemalte Irdenware der Renaissance in Mitteleuropa. Ausstrahlungen und Verbindungen der Produktionszentren im gesamteuropäischen Rahmen. Forschungshefte 12, Bayerischen Nationalmuseum (Hrsg.). München. Stratford, N. (1992) Les bâtiments de l’abbaye de Cluny à l’époque médiévale: État de questions. Bulletin monumental 150, 383 – 411. Strobel, R. (1973) Die Hirsauer Reform und das Würfelkapitell mit Ecknasen. Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 30, 1971 [1973], 21–116. Stumpf-Brentano, K.F. (1883) Die Reichskanzler vornehmlich des 10., 11., und 12. Jahrhunderts. Nebst einem Beitrage zu den Regesten …, Bd. 2: Verzeichnis der Kaiserurkunden. Innsbruck. Suchier, R. (1897) Die Münzen der Grafen von Hanau. Hanau. Suckale, R. (1990) Aspetti della simbologia architettonica del dodecimo secolo in Francia: il santuario. Arte cristiana 78, 111–122. Suckale, R./Kimpel, D. (1985/95) Die gotische Architektur in Frankreich 1130 –1270. München. Sulzberger, K. (1926) Romanische Skulpturen aus dem Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. In: Schaffhauser Jahrbuch 1, 139 –142. Thayngen. Sulzberger, K. (1938) Baugeschichte des Klosters Allerheiligen 1050 –1919. In: Museum zu Allerheiligen. Festschrift 1938, 11– 20. Schaffhausen. Tamási, J. (1995) Verwandte Typen im schweizerischen und ungarischen Kachelfundmaterial in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Vergleichsuntersuchungen zu den Werkstattbeziehungen zwischen dem oberrheinischen Raum und Ungarn. Ungarisches Landesdenkmalamt. Tauber, J. ( 1980) Herd und Ofen im Mittelalter. Untersuchungen zur Kulturgeschichte am archäologischen Material vornehmlich der Nordwestschweiz (9.–14. Jh.). SBKAM 7. Olten. Tauber, J. (1988) Die Funde. In: Degen u. a. 1988, 97–168. Teschauer, O. (1991) Die Ruinenstätte und ihre Erforschung. In: Hirsau 1991a, 73 –137. Thümmler, H. (1970) Weserbaukunst im Mittelalter. Hameln. Toman, R. (1996) Die Kunst der Romanik. Köln. Trachsel, C.F. (1866–1898) Die Münzen und Medaillen Graubündens. Berlin/Lausanne. Tremp, E. (1997) Mönche als Pioniere: Die Zisterzienser im Mittelalter. Meilen. Tuchen, B. (1994) «…wolher ins bad reich und arm…». Die «Obere Badstube» zu Wangen im Allgäu, Archäologie – Museum. Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg 26. Stuttgart. Untermann, M. (1984) Kirchenbauten der Prämonstratenser. 29. Veröffentlichung der Abteilung Architektur des Kunst-

286

historischen Instituts der Universität zu Köln. Köln. Untermann, M. (1989) Der Zentralbau im Mittelalter. Darmstadt. Untermann, M. (1991) Kloster Mariental in Steinheim an der Murr. Führer zu archäologischen Denkmälern in BadenWürttemberg 13, 82–91. Stuttgart. Untermann, M. (1995) Zur Bauform und Nutzung der Abortgrube des Augustinereremiten-Klosters. Klösterliche vs. bürgerliche Abfallentsorgung in Freiburg. In: Die Latrine des Augustinereremiten-Klosters in Freiburg im Breisgau. Materialhefte zur Archäologie in Baden-Württemberg 31, 341–354. Stuttgart. Untermann, M. (1996) Das Mönchshaus in der früh- und hochmittelalterlichen Klosteranlage. In: Sennhauser 1996a, 233–257. Untermann, M. (1998) Liturgische Ausstattung und Bestattungsorte im Kirchenraum, archäologische Befunde zum Wandel religiöser Vorstellungen. Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 14, 13–28. Untermann, M. (i. Dr.) Forma Ordinis. München. Untermann, M. (i. Vorber.) Die Ausgrabungen in der Klosterkirche St. Trudpert. In: Ders. (Hrsg.) Die Bergstadt Münster im Breisgau. FBAM. Stuttgart. Van Gelder, H.E./Hoc, M. (1960) Les monnaies des Pays-Bas bourguignons et espagnols 1434–1713. Amsterdam. Vogellehner, D. (1984) Garten und Pflanzen im Mittelalter. In: Franz, G. (Hrsg.) Geschichte des deutschen Gartenbaues. Deutsche Agrargeschichte VI, 69–98. Stuttgart. Vogler, W. (1983) Zur Geschichte der St. Galler Klosterküche. Mit besonderer Berücksichtigung der Wiler Küchenordnung von Abt Ulrich Rösch (ca. 1480). Gedruckter Vortrag. Wil. Von Osten, S. (1998) Das Alchemistenlaboratorium Oberstockstall. Ein Fundkomplex des 16. Jahrhunderts aus Niederösterreich. Monographien zur Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie 6. Innsbruck. Vor dem grossen Brand (1992). Archäologie zu Füssen des Heidelberger Schlosses. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg (Hrsg.). Stuttgart. Walsh, D. (1990) The Excavations of Cluny III. In: Le Gouvernement d’Hugues de Semur à Cluny. Actes du Colloque scientifique international, Cluny, septembre 1988, 317– 334. Cluny. Walter, G. (1906) Schaffhausen und Allerheiligen, Rechtshistorische Studie. SHBG 8, 1–80. Weisbach, W. (1949) Religiöse Reform und mittelalterliche Kunst. Einsiedeln/Zürich. Weiss, P. (1997) Frühe Siegelurkunden in Schwaben (10.–12. Jahrhundert). Marburg a. d. Lahn. Werckmeister, O. K. (1988) Cluny III and the pilgrimage to Santiago de Compostela. Gesta 27, 103–112. Werling, M. (1986) Die Baugeschichte der ehemaligen Abteikirche Otterberg unter besonderer Berücksichtigung ihrer Steinmetzzeichen. Beiträge zur pfälzischen Volkskunde 3. Kaiserslautern. Weyer, A. (1995) Die Klausurgebäude des Klosters Alpirsbach, Architektur und Reform. Diss. Freiburg i. Br. Wielandt, F. (1955) Badische Münz- und Geldgeschichte.


Karlsruhe. Wielandt, F. (1959) Schaffhauser Münz- und Geldgeschichte. Schaffhausen. Wielandt, F. (1969) Münz- und Geldgeschichte des Standes Luzern. Luzern. Wielandt, F. (1971) Die Basler Münzprägung von der Merowingerzeit bis zur Verpfändung der bischöflichen Münze an die Stadt im Jahre 1373. In: Schweizer Münzkataloge VI. Bern. Wiesinger, A. (1980) Narrenschmaus und Fastenspeise im schwäbisch-alemannischen Brauch. Konstanz. Wiethold, J. (1995) Reis, Pfeffer und Paradieskorn, Pflanzenreste des 16. und 17. Jahrhunderts aus der Kloake der Patrizierfamilie von Dassel aus Lüneburg. Arch. u. Bodenforsch. Lüneburg 1, 129 –166. Lüneburg. Willerding, U. (1984) Paläo-ethnobotanische Befunde und schriftliche sowie ikonographische Zeugnisse in Zentraleuropa. In: van Zeist, W./Caparie, W.A. (Hrsg.) Plants and ancient man. Rotterdam/Boston. Willerding, U. (1985) Ernährung, Gartenbau und Landwirtschaft im Bereich der Stadt. In: Meckseper, C. (Hrsg.) Stadt im Wandel. Ausstellungskatalog Bd. 3, 569 – 605. Stuttgart/Bad Cannstatt. Willerding, U. (1991) Präsenz, Erhaltung und Repräsentanz von Pflanzenresten in archäologischem Fundgut. In: van Zeist, W./Wasylikowa, K./Behre, K.-E. (Hrsg.) Progress in Old World Palaeoethnobotany, 25 –51. Rotterdam. Willerding, U. (1992) Gärten und Pflanzen des Mittelalters. In: Carroll-Spillecke, M. (Hrsg.) Der Garten von der Antike bis zum Mittelalter. Windler, R. (1991) Mittelalter und Neuzeit. In: Bauer, I. u. a. Üetliberg, Uto-Kulm. Ausgrabungen 1980 –1989. Ber. ZD, Archäologische Monographien 9. Zürich. Winter, J.M. von (1987) Kochen und Essen im Mittelalter. In: Herrmann, B. (Hrsg.) Mensch und Umwelt im Mittelalter,

88–100. Stuttgart. Winterfeld, D. von (1988) Worms, Speyer, Mainz und der Beginn der Spätromanik am Oberrhein. In: Much, F. J. (Hrsg.) Baukunst des Mittelalters in Europa. Hans Erich Kubach zum 75. Geburtstag, 213–250. Stuttgart. Wischermann, H. (1987) Romanik in Baden-Württemberg. Stuttgart. Wörner, H. J. (1983) Das Schicksal der Klostergebäude im Laufe der Jahrhunderte. In: Das tausendjährige St. Blasien. Ausstellungskatalog, Bd. 2, 87–132. Karlsruhe. Wüscher-Becchi, E. (1917) Die Abtei Allerheiligen zu Schaffhausen. Basel. Wyss, R. L. (1973) Winterthurer Keramik. Hafnerware aus dem 17. Jh. Schweizer Heimatbücher, 169–172. Bern. Zäch, B. (1988) Die Angster und Haller der Stadt Luzern. Versuch einer Typologie. SNR 67, 311–355 (Tafel 40–41). Zäch, B./Warburton-Ackermann, R. (1996) Die Münzfunde aus der Winterthurer Altstadt 1807–1994. Berichte der Kantonarchäologie 13, Archäologie im Kanton Zürich 1993–1994, 205–242. Zürich/Egg. Zettler, A. (1988) Die frühen Klosterbauten der Reichenau. Ausgrabungen – Schriftquellen – St. Galler Klosterplan. Archäologie und Geschichte 3. Sigmaringen. Zimmermann, G. (1973) Ordensleben und Lebensstandard. Die Cura Corporis in den Ordensvorschriften des abendländischen Hochmittelalters. Beiträge zur Geschichte des alten Mönchstums und des Benediktinerordens 32. Münster. Zotter, H. (1533) Das Buch vom gesunden Leben. Die Gesundheitstabellen des Ibn Butlan in der illustriereten deutschen Übertragung des Michael Herr (Ausgabe von H. Schott, Strassburg 1988).

287


Katalog

1. Katalog der Urkunden und verwandten Aufzeichnungen von Schaffhausen bis 1150 1045 Juli 10, Köln König Heinrich III. verleiht dem Grafen Eberhard das Münzrecht in dessen Villa Schaffhausen. Überlieferung: Schaffhausen, Stadtarchiv, A I 145, bis 1958 Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 4. An der Echtheit bestehen trotz eines Fehlers in den Ordinationsjahren keine Zweifel. Siehe Edition in den MGH DD H III. Editionen: MGH DD H III, Nr. 138; RQ Schaffhausen, Nr. 1. Ältere Editionen: FICKLER 1859, S. 12f.; BAUMANN, QSG 3, Nr. 2; G. W. HUGO, Die Mediatisierung der Reichsstädte, Karlsruhe 1838, S. 370f. (nach einer Abschrift von M. Kirchhofer); SCHIB, 1944, S. 5. Regesten: Reg. Nellenburg, S. 73; HIDBER 1863, Nr. 1332; STUMPF 1883, Nr. 2277; UR Schaffhausen, Nr. 4. Übersetzung: H. U. WIPF, 950 Jahr Stadt Schaffhausen. Schaffhauser Mappe 1995, S. 7. Abbildungen: K. SCHIB, 1045–1945. SHBG 22, 1945, Taf. 1; SCHIB, 1945, nach S. 12; SCHIB, 1972, Taf. 4; Farbabbildungen: WIPF, a. a.O. S. 7; H. U. WIPF, Das Schaffhauser Stadtjubiläum und seine geschichtlichen Hintergründe. Schaffhauser Magazin 2/1995, S. 7; SHBG 73, 1996, S. 9. Literatur: WIELANDT 1959, 9f.; WIPF, a.a.O. 7f.; K. WYPRÄCHTIGER, «Schaffhauser Münzen» vor 1045 und erste Schaffhauser Prägungen. SHBG 73, 1996, 11–25, bes. 19f. 1050 Anfang März, Hilzingen, Bamberg Gütertausch zwischen Eberhard, Graf des Zürichgaus und Herzog Bertold von Kärnten. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 5. Interpolierte Abschrift aus dem 12. Jh. (Mayer: mittleres Drittel); Interpolationen bei den Namen bereits in der Vorlage. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 3. Ältere Editionen: NEUGART, Episc. Bd. 2, S. 577f., Nr. 2; ASGA 1858, S. 4f.; FICKLER 1859, S. 13f. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1357; Reg. Bamberg Nr. 253 (Lit.); UR Schaffhausen, Nr. 5; UB Zürich, Bd. 12, Nr. 236a. Abbildungen: BRUCKNER, Scriptoria 6, Taf. 1, 3 und 53; MAYER 1962, S. 5; Zähringer 1986, Bd. 2, Abb. 99, S. 164. Literatur: MAYER 1962, 3–10; Zähringer 1986, Bd. 2, Kat. Nr. 127; GAMPER 1994b, 9–11. 1056 Graf Eberhard beurkundet seine frühere Schenkung an Reichenau. Überlieferung:Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 6. Abschrift aus der 1. Hälfte des 12. Jhs. Die Schrift steht derjenigen der von Marquard unterzeichneten Urkunden nahe, ist aber mit ihr nicht identisch. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 4. Ältere Editionen: FICKLER 1859, S. 16f.; ASGA 1857, S. 54–56; ASG 6, 1890, S. 26f. Regesten: UB Württemberg, Bd. 4, Nachtrag 34 (S. 339); HIDBER 1863, Nr. 1381; BRANDI 1890, S. 27 (irrtümlich zu 1059). Übersetzung: oben, S. 154. Abbildung: BRUCKNER, Scriptoria 6, Taf. 2. Literatur: M. WANNER, Über eine Urkunde aus dem Staatsarchiv zu Schaffhausen von 1056. ASG 6, 1890, 25–37: H.-J. WOLLASCH, Die Anfänge des Klosters St. Georgen im Schwarzwald, Freiburg i. Br. 1964, 22f.; ZETTLER 1988, 118. 1059 Nov. 22, Neuburg König Heinrich VI. verleiht dem Grafen Eberhard das Münzrecht in Kirchheim.

288

Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 7. Echtheit zweifelhaft; Argumente, die für und gegen eine Fälschung sprechen, in der Edition der MGH. Edition: MGH DD H IV, Nr. 60. Ältere Editionen: UB Württemberg Bd. 1, Nr. 232; FICKLER 1859, S. 19; BAUMANN, QSG 3, Nr. 5. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1384; STUMPF 1883, Nr. 2581; UR Schaffhausen, Nr. 7. Literatur: HILS 1967, 48–50. 1064–ca. 1100 Beschreibung des ersten Münsters (Weihe 1064, Ausstattung, Altäre und Reliquien). Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk 18. Abschrift, 1. Hälfte des 12. Jhs. Entgegen der Vermutung von BAUMANN, QSG 3, S. 142 Anm. 1 nicht von der Hand des Bernold von Konstanz. Editionen: BAUMANN, QSG 3, S. 139–142; MGH SS 13, S. 721–723. Ältere Edition: KIRCHHOFER 1851, S. 250–252. Regest: Reg. Konstanz Nr. 478; Abbildungen: SCHIB 1965, Abb. nach S. 16; Ausschnitt in BRUCKNER, Scriptoria 6, Taf. 40; oben, S. 133. Teilübersetzung: SCHIB 1965, 15–17. Kommentar: Es lassen sich drei Teile verschiedener Herkunft unterscheiden: (1.) Weihebericht: BAUMANN, QSG 3, S. 139–140, Z. 2. (2.) Ausstattung: BAUMANN, QSG 3, S. 140, Z. 2–2. Z. von unten. (3.) Altäre und Reliquien: BAUMANN, QSG 3, S. 140, 2. Z. von unten–S. 142. (1.) Die Nachricht von der Weihe wurde in dieser Form nicht direkt nach der Weihe der Kirche vom 3. Nov. 1064 aufgezeichnet. Die Formulierung –regnante [über der Zeile:] rege Henrico IIII. admodum adhuc puero – wie auch die Erwähnung des hl. Michael, dessen Altar erst später geweiht wurde, im dritten Teil des Berichts deuten auf eine spätere Aufzeichnung. (2.) Im Bericht über die Ausstattung von Allerheiligen wird in chronologischer Abfolge der Bau der Kirche, die Übertragung der rechtmässig erworbenen Güter, die Bestätigung der Anordnungen durch Papst Alexander, die Ausstattung mit Gewändern, Büchern, Lichtern und anderem Gerät, der Eintritt von Eberhard ins Kloster und die Einkleidung seiner Gattin als Nonne kurz geschildert. Für die Datierung wichtig ist der kurze Zusatz zu Ita dignec memoriec. Ita war nach der Relatio Burchardi (s. unten zu 1080– 1092) im Jahr 1091 noch am Leben; der Bericht wurde nach 1091 aufgezeichnet; nach dem Inhalt gehört er zu den Aufzeichnungen, die mit den Streit um Rechte der Nellenburger Erben über das Kloster in den letzten Jahren des 11. und am Anfang des 12. Jhs. gemacht wurden. Die ersten beiden Teile gehören enger zusammen als der dritte. Sie sind sprachlich durch «relativen Anschluss» (Quod templum …) miteinander verbunden und in einem Zuge kopiert. (3.) Der dritte Teil ist nachträglich angefügt. Literatur: G. WAITZ, Notae S. Salvatoris Scafhusensis, MGH SS 13, 721 (zum Schreiber); H. TÜCHLE, Dedicationes Constantienses. Kirchen und Altarweihen im Bistum Konstanz bis zum Jahr 1250, Freiburg i. Br. 1949, 19f.; GUYAN 1979, 183; SCHWINEKÖPER 1981, 263–265; GAMPER 1994b, 29f. 1065 Mai 20, Augsburg König Heinrich IV. restituiert die Grafschaft Chiavenna und die Brücke mit dem Zoll der bischöflichen Kirche Como und entschädigt Graf Eberhard mit Gütern im Nordgau. Edition: MGH DD H IV, Nr. 149, dort auch ältere Editionen und Regesten. Literatur: HILS 1967, 50. 1065 Mai 22, Günzburg König Heinrich IV. schenkt dem Grafen Eberhard Güter im Nordgau (bei Hagenau). Edition: MGH DD H IV, Nr. 152, dort auch ältere Editionen und Regesten. Literatur: HILS 1967, 50.


1065 Aug. 30, Goslar König Heinrich VI. schenkt der Kirche zu Speyer Kreuznach mit dem Lehen des Grafen Eberhard (Fälschung). Edition: MGH DD H IV, Nr. 167, dort auch ältere Editionen, Regesten und Lit. Literatur: H. BÜTTNER, Die Anfänge der Stadt Kreuznach und die Grafen von Sponheim. ZOR 100, 1952, 435f. 1067 [Mitte Juni], Pforzheim König Heinrich IV. verleiht dem Grafen Eberhard den Wilbann in dessen Besitzungen im Hegau und Klettgau. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 8. An der Echtheit bestehen keine Zweifel. Editionen: MGH DD H IV, Nr. 193; RQ Schaffhausen, Nr. 2. Ältere Editionen: FICKLER 1859, S. 20f.; [J. J. Schenkel], Zwei Urkunden aus dem Kantonsarchiv. [Schaffhauser] Beiträge zur vaterländischen Geschichte 1, 1863, S. 92f.; BAUMANN, QSG 3, Nr. 6; SCHIB 1944, S. 6. Regesten: Reg. Nellenburg, S. 73f.; HIDBER 1863, Nr. 1397; STUMPF 1883, Nr. 2706. Abbildung: Festschrift der Stadt Schaffhausen zur Bundesfeier, Schaffhausen 1901, nach S. 128. Literatur: Th. MAYER, Die Anfänge des Stadtstaates Schaffhausen. SHBG 31, 1954, 7–55. 1075 Mai 2 Abt Eggehard von Reichenau erneuert den Wochenmarkt Allensbach (Fälschung). Überlieferung: Karlsruhe, Generallandesarchiv, C/4. Galt nach BRANDI 1890 für echt, nach WEISS 1997, S. 75–79 Fälschung des 12. Jhs. Ungeklärt ist, wie weit der Wortlaut aus einer möglichen Vorlage entnommen ist. Editionen: Reg. Baden, Anhang Nr. 60; ROTH VON SCHRECKENSTEIN, Aus dem Select der älteren Urkunden. ZOR 32, 1880, S. 59–62; A. SCHULTE, Über Reichenauer Städtegründungen im 10. und 11. Jahrhundert. ZOR 44, 1890, S. 168f. Regest: Repertorium Karlsruhe, Nr. 75. Abbildungen: J. TREFFEISEN, Generallandesarchiv Karlsruhe. Unverrückbar für alle Zeiten. Tausendjährige Schriftzeugnisse in Baden-Württemberg, Karlsruhe 1992, Kat. Nr. 26; WEISS 1997, S. 161f. Literatur: WEISS 1997, 75–79 (mit älterer Lit.). um 1077 Heinrich IV. urkundet für Eberhard von Nellenburg oder das Kloster Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 57. Für die Herstellung der auf Heinrich V. lautenden und 1120 datierten Fälschung bis auf geringe Reste ausradiert. Datierung auf ca. 1077 nach dem aus DD H IV, Nr. 299 von 1077 bekannten Gelegenheitsschreiber und einer ähnlichen Unregelmässigkeit im Monogramm. Editionen: MGH DD H IV, Nr. 300. Abbildung: Kaiserurkunden in Abbildungen Lief. 4, Taf. 27. Literatur: s. MGH DD H IV, Nr. 300 (mit älterer Lit.).

1080–1092 Basel, Schaffhausen, Fridingen, Stein Relatio Burchardi (Chronikalisches und Traditionsnotizen). Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 9. Auf ein als Doppelseite eines Codex liniiertes Blatt geschrieben von zwei Händen, nicht vor Mitte 1091 redigiert und von der ersten Hand notiert, wenig später (nach 1092 Feb. 26) von der zweiten Hand ergänzt. Edition: RQ Schaffhausen, Nr. 3. Ältere Editionen: J. v. LASSBERG, in: F. J. Mones «Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit», 1837, Sp. 3–8; BAUMANN, QSG 3, Nr. 7 (im Druck irrtümlich 6); RÜEGER, Chronik, Bd. 1, S. 258–261. Auszug: SCHIB 1944, S. 7f. Regesten: Reg. Nellenburg, S. 74; HIDBER 1863, Nr. 1416, 1437, 1447, 1449, 1455 und 1456; Reg. Konstanz, Nr. 538; UR Schaffhausen, Nr. 9; QW Abt. 1, Bd. 1, Nr. 90. Abbildungen: BRUCKNER, Scriptoria 6, Taf. 3; oben, S. 136. Literatur: B. MEYER 1964, 59 mit Anm. 35; GAMPER 1994b, 14–16. 1083 Schaffhausen Tuto von Wagenhausen tauscht mit Allerheiligen ein Gut in Wagenhausen gegen ein Gut in Schluchsee und vergabt Güter in Dorf, Schlatt, Basadingen und Honstetten. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 11. In zwei Überlieferungen aus dem späten 11., vielleicht auch frühen 12. Jh. a) Urkunde auf Einzelblatt in Kurzfassung, b) Abschrift auf der chartularartigen Sammlung zusammen mit Urk. 19, 20, 22–28 und 38. Die Beziehungen zwischen den beiden Redaktionen werden von Meyer, Gamper und Hildbrand unterschiedlich gedeutet. Editionen: UB Zürich, Bd. 1, Nr. 240; UB Thurgau, Bd. 2, Nr. 6. Ältere Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 9. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1421; UR Schaffhausen, Nr. 11. Abbildungen: HILDBRAND 1996, S. 437f. und S. 451. Literatur: MAYER 1962, 10; B. MEYER 1964, 59f. mit Anm. 34 und 39; B. MEYER 1968, 132 mit Anm. 236; GAMPER 1994b, 16f.; HILDBRAND 1996, 122–139. 1083 /91 Verbrüderungsvertrag zwischen Hirsau und Allerheiligen. Überlieferung: Staatl. Bibliothek Bamberg, Msc. lit. 144, 59v. Abschrift 12. Jh. im Kapitelsoffiziumsbuch von St. Michael bei Bamberg. Edition: J. WOLLASCH, Muri und St. Blasien, DA 17, 1961, S. 445, Beilage 2. Literatur: F. LEITSCHUH, H. FISCHER, Katalog der Handschriften der königlichen Bibliothek zu Bamberg, Bd. 1,1, Bamberg 1895–1906, 297; WOLLASCH, a.a.O., 420–447. 1085 Ita von Birkendorf vergabt ein Gut an das Kloster (?) Grafenhausen. Überlieferung: Regest von der Hand Johann Jakob Rüegers (um 1600) im Staatsarchiv Schaffhausen, Allerheiligen, C 2, S. 688. Edition und Literatur: GAMPER 1994b, 12. 1087 Juli 4, siehe 1080–1092

1080 Mai 3, Rom (Lateran) Papst Gregor VII bestätigt die Freiheiten von Allerheiligen und kassiert ein älteres Privileg von Papst Alexander II. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 10 mit dem Datum 3. Mai (V. Non. Maii) und Register Gregors VII. (ed. MGH Epist. select.), mit Datum 8. Mai (VIII. Idus Maii). Urk. 10 gilt seit KEHR 1904 – nach früheren Zweifeln – als Original. Die beiden Überlieferungen zeigen keine inhaltlich relevanten Differenzen. Edition: RQ Schaffhausen, Nr. 4. Ältere Editionen: FICKLER 1859, S. 21f.; BAUMANN, QSG 3, Nr. 8; Ph. JAFFÉ, Monumenta Gregoriana, Berlin 1865, S. 417f.; MGH, Epist. select., Bd. 2, S. 502f.; L. SANTIFALLER, Quellen und Forschungen zum Urkunden- und Kanzleiwesen Papst Gregors VII. Studi e testi 190, 1957, Nr. 184; MOMMSEN 1976, S. 173f. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1414; JAFFÉ-LOEWENFELD Nr. 5167; Germania Pontificia, Bd. 2,2, Schaffhausen Nr. 3; UR Schaffhausen, Nr. 10; SCHIB 1944, S. 10. Übersetzung: Quellen zum Investiturstreit, 1. Teil: Ausgewählte Briefe Papst Gregors VII., hrsg. v. F.-J. Schmale, Darmstadt 1978, Nr. 108. Abbildung: SANTIFALLER, a.a.O., Taf. 19. Literatur: P. KEHR, Gregors VII. Breve für Kloster Allerheiligen zu Schaffhausen. Nachrichten von der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, phil.-hist. Kl. 1904, 463–468.

1090 März 6, Rom Papst Urban II. bestätigt die Freiheiten von Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 12. Original auf weissem Pergament, Bleibulle abgeschnitten. Edition: RQ Schaffhausen, Nr. 5. Ältere Editionen: [J. J. Schenkel], Zwei Urkunden aus dem Kantonsarchiv. [Schaffhauser] Beiträge zur vaterländischen Geschichte 1, 1863, 96–98; BAUMANN, QSG 3, Nr. 11. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1445; Germania Pontificia, Bd. 2,2, Schaffhausen Nr. 4. 1090 (evtl. 1089) April 13 Papst Urban II. beauftragt Bischof Gebhard von Konstanz, Tuto von seinem Allerheiligen zugefügten Unrecht abzubringen. Überlieferung: Abschriften in zwei Überlieferungen. a) Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 55, 183v. Abschrift des 11./12. Jahrhunderts auf einem leeren Blatt der Handschrift mit dem sechsten und letzten Band der «Moralia in Job» Gregors des Grossen, die zwischen 1080 und 1096 im Kloster Allerheiligen geschrieben wurde. Die Urkunde ist zusammen mit derjenigen von 1092 Jan. 8 von einer späteren Hand geschrieben. b) Codex Udalrici. Die beiden unabhängigen Überlieferungen zeigen keine inhaltlich relevanten Abweichungen. Edition: UB Thurgau, Bd. 2, Nr. 7. Ältere Editionen: Codex Udalrici S. 199,

289


Nr. 178; MANSI, Bd. 20, Sp. 707f.; NEUGART, Cod. dipl., Bd. 2, Nr. 828 (zum Jahr 1092); BAUMANN, QSG 3, Nr. 10. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1441; JAFFÉ-LOEWENFELD, Nr. 5434; Reg. Konstanz, Nr. 547; UR Schaffhausen, Nr. 13; Germania Pontificia, Bd. 2,1, Konstanz Nr. 25, Bd. 2,2, Schaffhausen Nr. 5. Literatur: GAMPER/KNOCH/STÄHLI 1994, 149. 1090 April 14, siehe 1080–1092 1091 Juni 7, siehe 1080–1092 1092 Verbrüderungsvertrag zwischen Hirsau und Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 67, 1r; Kopie auf dem ersten Blatt einer Handschrift mit dem dritten Teil der Conlationes des Cassian aus der zweiten Hälfte des 9. oder der ersten Hälfte des 10. Jhs. Die Urkunde ist von einer gleichzeitigen Hand geschrieben, die sich auch in den in die Zeit Abt Siegfrieds (1080–1096) datierbaren Handschriften (z. B. Min. 54, erste Hand) findet. Edition: D. GEUENICH, Verbrüderungsverträge als Zeugnis der monastischen Reform. ZOR 123, 1975, S. 118. Ältere Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 12. Regest: UR Schaffhausen, Nr. 14. Abbildung: GEUENICH, a. a.O. S. 31. Literatur: R. FRAUENFELDER, Mittelalterliche Schreiber- und Lesereinträge in den Codices der Bibliothek des Klosters Allerheiligen. SHBG 18, 1941, 115; GEUENICH, a.a.O., 17–22; GAMPER/KNOCH/STÄHLI 1994, 167f. 1092 Jan. 26 Papst Urban II. bestätigt die Freiheiten von Allerheiligen und den Besitz von St. Agnes und der Propstei Wagenhausen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 15, Original. Edition: MOMMSEN 1976, S. 175f. Teiledition: RQ SH Nr. 6a. Ältere Editionen: FICKLER 1859, S. 24f.; BAUMANN, QSG 3, Nr. 13; PFLUGKHARTUNG, Nr. 59. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1452; JAFFÉLOEWENFELD, Nr. 5457; UR Schaffhausen, Nr. 15; Germania Pontificia, Bd. 2,2, Schaffhausen Nr. 6; SCHIB 1944, S. 10. Abbildung: oben, S. 137. 1092 Jan. 28, Agnani Urban II. befielt dem Bischof Gebhard von Konstanz, den Herzögen Welf und Bertold und dem Grafen Burkhard, Allerheiligen gegen Tuto von Wagenhausen zu schützen. Abschriften in zwei Überlieferungen. a) Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 55, 183v. Abschrift des 11./12. Jahrhunderts auf einem leeren Blatt der Handschrift mit dem sechsten und letzten Band der «Moralia in Job» Gregors des Grossen, die zwischen 1080 und 1096 im Kloster Allerheiligen geschrieben wurde. Die Urkunde ist zusammen mit derjenigen von 1090 (evtl. 1089) April 13 von einer späteren Hand geschrieben. b) Codex Udalrici. Die beiden unabhängigen Überlieferungen zeigen keine inhaltlich relevanten Abweichungen. Edition: UB Thurgau Bd. 2, Nr. 8. Ältere Editionen: Codex Udalrici Sp. 200, Nr. 179; MANSI, Bd. 20, Sp. 708; NEUGART, Cod. dipl., Bd. 2, Nr. 827 (irrtümlich zum Jahr 1090); BAUMANN, QSG 3, Nr. 14. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1453; JAFFÉ-LOEWENFELD Nr. 5458; Reg. Konstanz, Nr. 553; UR Schaffhausen, Nr. 16; Germania Pontificia, Bd. 2,2, Schaffhausen Nr. 7. Literatur: B. MEYER 1964, 60 mit Anm. 37; Zähringer 1986, Bd. 2, Kat. Nr. 157; GAMPER/KNOCH/STÄHLI 1994, 149. 1092 Februar 26, siehe 1080–1092 1092 Mai 2 Ulm Werner von Kirchheim vergabt auf sein Ableben hin Güter in Pliezhausen, Bütensulz, Degerschlacht, Unterweiler und Fleischwangen mit Leibeigenen an Allerheiligen. Überlieferung: Stuttgart, Württembergisches Hauptstaatsarchiv, A 601, Urk. 1; bis 1883 Staatsarchiv Schaffhausen. Abschrift des 12. Jhs. auf dem gleichen Blatt wie 1116, von der gleichen Hand wie Schaffhausen, Staatsarchiv Urk. 32, 33, 39, 40, 44, 47, 50 und 51. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 15/1. Ältere Edition: UB Württemberg, Bd. 1, Nr. 241 (nach einer Abschrift von M. Kirchhofer); UB Ulm, Bd. 1, Nr. 7. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1456; UR Schaffhausen, Nr. 17.

290

Abbildung: Degerschlacht. Vom Bauerndorf zum Reutlinger Stadtbezirk. Reutlingen 1992, S. 15. Literatur: Degerschlacht, a.a.O., 11–14. 1093 Dez. 27, Schaffhausen, Salvatorkirche Gozbert vergabt seine Besitzungen in Bibern an Allerheiligen. Überlieferung: Staatsarchiv Schaffhausen Urk. 19. In zwei Überlieferungen aus dem späten 11., vielleicht auch frühen 12. Jh.: a) Original oder gleichzeitige Abschrift, wohl von der gleichen Hand wie Urk. 21 und Bücherverzeichnis, Min. 17, 306v, b) Abschrift auf der chartularartigen Sammlung zusammen mit Urk. 11, 20, 22–28 und 38, siehe unter 1083. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 16. Ältere Edition: NEUGART, Cod. dipl., Bd. 2, Nr. 825 (irrtümlich zum Jahr 1083); KIRCHHOFER 1851, S. 258f. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1459; UR Schaffhausen, Nr. 19. Abbildungen: BRUCKNER, Scriptoria 6 Taf. 3; oben, S. 134f. Literatur: GAMPER 1994b, 14–22. 1094 März 14 Schaffhausen, Salvatorkirche Rupert und die Söhne seines Bruder vergaben ihre Güter in Matzingen an Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 20. Abschrift auf der chartularartigen Sammlung zusammen mit Urk. 11, 19, 22–28 und 38, siehe unter 1083. Edition: UB Thurgau, Bd. 2, Nr. 9. Ältere Editionen: KIRCHHOFER 1851, S. 256–258; BAUMANN, QSG 3, Nr. 17. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1472; UR Schaffhausen, Nr. 20; Chartularium Sangallense, Bd. 3, Nr. 887. 1094 April 2, Schaffhausen, vor dem Salvatorkloster Theoderich vergabt, falls er kinderlos bleibt, seine Güter in verschiedenen Ortschaften im Breisgau an Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 21. Original oder gleichzeitige Abschrift, wohl von der gleichen Hand wie Urk. 19 und Bücherverzeichnis, Min. 17, 306v. Edition: 900 Jahre Gruob, Haigerloch 1994, S. 22. Ältere Edition: FICKLER 1859, S. 26f.; NEUGART, Episc. Bd. 2, S. 578, Nr. 3; BAUMANN, QSG 3, Nr. 18. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1473; UR Schaffhausen, Nr. 21. Abbildung: Th. BENZ, Windenreute, Emmendingen 1983, S. 24. Literatur: 900 Jahre Gruob, a. a. O., 22; GAMPER 1994b, 17–19. 1094 April 2 Schaffhausen, vor der Kirche St. Agnes Johanna vergabt ihre Besitzungen in Thunsel, Öhlinsweiler und Wendlingen an Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 22. Abschrift auf der chartularartigen Sammlung zusammen mit Urk. 11, 19, 20, 23–28 und 38, siehe unter 1083. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 19. Ältere Edition: KIRCHHOFER 1851, S. 254. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1474; UR Schaffhausen, Nr. 22. Literatur: GAMPER 1994b, 17–19; E. WEEGER, Pfaffenweiler, Freiburg i. Br. 1997, 33. 1094 April 4, Konstanz Johanna vergabt ihre Güter in Urnau an Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 23. Abschrift auf der chartularartigen Sammlung zusammen mit Urk. 11, 19, 20, 22, 24–28 und 38, siehe unter 1083. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 20. Ältere Edition: KIRCHHOFER 1851, S. 250f. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1475; UR Schaffhausen, Nr. 23. 1094 April 23, Schaffhausen, Salvatorkloster Gerhard von Eschiloch vergabt Besitz in Eschiloch, Nesselwangen und um Stein an Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 24. Abschrift auf der chartularartigen Sammlung zusammen mit Urk. 11, 19, 20, 22–23, 25–28 und 38, siehe unter 1083. Im Original steht die Jahrzahl 1084 (M.LXXXIIII). BAUMANN, QSG 3, Nr. 21 emendiert zu Recht in 1094; Indiktion und Epakten stimmen zu 1094 und nicht zu 1084. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 21. Ältere Edition: KIRCHHOFER 1851, S. 254f. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1476; UR Schaffhausen, Nr. 24. Literatur: 900 Jahre Nesselwangen, Überlingen 1994, 8. 1094 Dez. 27, Schaffhausen, Salvatorkloster Gerold vergabt Güter in Schneit an Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 25. Abschrift auf der char-


tularartigen Sammlung zusammen mit Urk. 11, 19, 20, 22–24, 26–28 und 38, siehe unter 1083. Edition: UB Zürich, Bd. 1, Nr. 241. Ältere Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 22. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1479; UR Schaffhausen, Nr. 25. 1094 Dez. 27, Schaffhausen, Salvatorkloster Meginfrid schenkt Güter in Orsingen an Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 26. Abschrift auf der chartularartigen Sammlung zusammen mit Urk. 11, 19, 20, 22–25, 27–28 und 38, siehe unter 1083. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 23. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1478; UB Württemberg, Bd. 4, Nachtrag 35 (S. 339); UR Schaffhausen, Nr. 26. 1094 Dez. 27, Schaffhausen, Salvatorkloster Heinrich und Gepa vergaben Güter in Wiesholz an Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 27. Abschrift auf der chartularartigen Sammlung zusammen mit Urk. 11, 19, 20, 22–26, 28 und 38, siehe unter 1083. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 24. Ältere Edition: KIRCHHOFER 1851, S. 259f. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1477; UR Schaffhausen, Nr. 27. 1094 Dez. 29 Schaffhausen, Salvatorkirche Adalbert vergabt Güter im Nibelgau an Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 28. Abschrift auf der chartularartigen Sammlung zusammen mit Urk. 11, 19, 20, 22–27 und 38, siehe unter 1083. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 25. Ältere Edition: KIRCHHOFER 1851, 260f. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1480; UR Schaffhausen, Nr. 28. 1095 Okt. 8, Lyon Papst Urban II. bestätigt die Freiheiten und Besitzungen von Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 29, Original (?). Edition: RQ Schaffhausen, Nr. 6b; Ältere Editionen: Codex Udalrici, Sp. 198, Nr. 177; MANSI, Bd. 20, Sp. 706f.; PL 151, Sp. 519; BAUMANN, QSG 3, Nr. 26; PFLUGK-HARTUNG, Nr. 63. Regesten: JAFFÉ-LOEWENFELD Nr. 5580; HIDBER 1863, Nr. 1484; UB Fürstenberg, Bd. 5, Nr. 73; UB Württemberg Bd. 4, Nachtrag 36 (S. 340); UR Schaffhausen, Nr. 29; Germania Pontificia, Bd. 2,2, Schaffhausen Nr. 8. 1096 Juni 1, Schaffhausen Abt Siegfried kauft Güter in Bahlingen von Hiltibold von Griesheim. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 30. Abschrift aus dem 1. Viertel des 12. Jhs. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 27. Regesten: KIRCHHOFER 1851, S. 262; HIDBER 1863, Nr. 1489; UR Schaffhausen, Nr. 30. Abbildung: BRUCKNER, Scriptoria 6, Taf. 4. 1096 Aug. 7, Forcalquier Papst Urban II. beauftragt Bischof Gebhard von Konstanz, den Streit zwischen den Klöstern Schaffhausen und Rottenbuch zu schlichten. Überlieferung: Abschrift im Anschluss an eine Kanonessammlung aus der Mitte des 12. Jhs. in: Admont, Stiftsbibliothek, Cod. 257, 67r und an eine Vitensammlung aus dem Ende des 12. Jhs. in: München, Bayerische Staatsbibliothek Clm 4631, 114r–v aus Benediktbeuren. Edition: FUHRMANN, S. 39f. Ältere Editionen: B. PEZ, Thesaurus anecdotorum novissimus 6,1, Sp. 297; PL 151, Sp. 482C; BAUMANN, QSG 3, Nr. 28; J. MOIS, Das Stift Rottenbuch in der Kirchenreform des XI.–XII. Jahrhunderts, München 1953, S. 71. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1491; JAFFÉ-LOEWENFELD Nr. 5665; Reg. Konstanz Nr. 581; Germania Pontificia, Bd. 1, Rottenbuch Nr. 5, Bd. 2,2, Schaffhausen Nr. 11. Literatur: H. FUHRMANN, Papst Urban II. und der Stand der Regularkanoniker, München 1984. 1096. Aug. 7 Papst Urban II. befielt dem Kloster Rottenbuch, den Schaffhauser Mönch seinem Kloster zurückzugeben. Überlieferung: Abschrift im Anschluss an eine Vitensammlung aus dem Ende des 12. Jhs. in: München, Bayerische Staatsbibliothek; Clm 4631, 114r–v aus Benediktbeuren.

Edition: FUHRMANN, S. 40f. Ältere Editionen: B. PEZ, Thesaurus anecdotorum novissimus 6,1, Sp. 298; PL 151, Sp. 482D; BAUMANN, QSG 3, Nr. 29; J. MOIS, Das Stift Rottenbuch in der Kirchenreform des XI.–XII. Jahrhunderts, München 1953, S. S. 72. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1492; JAFFÉ-LÖWENFELD Nr. 5666; Germania Pontificia Bd. 1, Rottenbuch Nr. 4, Bd. 2,2, Schaffhausen Nr. 10. Literatur: H. FUHRMANN, Papst Urban II. und der Stand der Regularkanoniker, München 1984. ca. 1100 Graf Bertold von Nimburg bestätigt die Vergabungen seines Vaters und seines Bruders in Fisibach an Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 32. Abschrift des 12. Jhs. auf dem gleichen Blatt wie Urk 33 und 40 von ca. 1100 bzw. 1116, von der gleichen Hand wie 1092, Mai 2 und Urk. 33, 39, 40, 44, 47, 50 und 51 von ca. 1100. Edition: UB Zürich, Bd. 1, Nr. 244. Ältere Editionen: KIRCHHOFER 1851, S. 261; BAUMANN, QSG 3, Nr. 30. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1481; UR Schaffhausen, Nr. 32. Abbildung: BRUCKNER, Scriptoria 6, Taf. 2. ca. 1100 Eberhard von Watt vergabt Güter in Griesbach an Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 33. Abschrift des 12. Jhs. auf dem gleichen Blatt wie Urk 32 und 40 von ca. 1100 bzw. 1116. Edition: UB Zürich, Bd. 1, Nr. 243. Ältere Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 31. Regesten: UR Schaffhausen, Nr. 33. Abbildung: BRUCKNER, Scriptoria 6, Taf. 2. 1100 Feb. 28, Riedöschingen Graf Burkhard von Nellenburg vergabt sein Gut Hemmental mit dem Randenforst an Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 34. Original oder zeitgenössische Kopie. Edition: RQ Schaffhausen, Nr. 7. Ältere Editionen: KIRCHHOFER 1851, S. 252f.; BAUMANN, QSG 3, Nr. 34; RÜEGER, Chronik, Bd. 1, S. 261; UB Fürstenberg, Bd. 5, Nr. 75. Regesten: Reg. Nellenburg, S. 75; Reg. Baden, 12; HIDBER 1863, Nr. 1510; UR Schaffhausen, Nr. 34. Abbildung: BRUCKNER, Scriptoria 6, Taf. 5. Literatur: Zähringer 1986, Bd. 2, Kat. Nr. 15. 1100 März, Maienfeld Burkhard von Nellenburg vergabt Güter und Leibeigene in Maienfeld und Malans. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 42. Original und Abschrift des frühen 12. Jhs. verloren, aus letzterem verschiedene, z.T. indirekte Abschriften, die älteste von 1471, s. LIEB, S. 42f. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 42. Ältere Editionen: J. v. LASSBERG, in: F. J. Mones «Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit», 1837, Sp. 8f.; Th. MOOR, Codex diplomaticus Bd. 1, Chur 1848–1852, Nr. 104 (nach einer Abschrift v. M. Kirchhofer); RÜEGER, Chronik, Bd. 1, S. 261f. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1522; UR Schaffhausen, Nr. 42; Bündner Urkundenbuch, Bd. 1, Chur 1955, Nr. 219; Urkundenbuch der südlichen Teile des Kantons St. Gallen, Bd. 1, Rorschach 1961, Nr. 142. Literatur: E. MEYER-MARTHALER, Die Gamertingerurkunden. Zeitschrift für schweizerische Geschichte 25, 1945, 516; LIEB 1973, 39–47; K. SCHMID, Baden-Baden und die Anfänge der Markgrafschaft von Baden. ZOR 140, 1992, 13 mit Anm. 75. 1100 März, Maienfeld Burkhard von Nellenburg vergabt Güter und Leibeigene in Maienfeld. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 43. Original und Abschrift des frühen 12. Jhs. verloren, aus letzterem verschiedene, z. T. indirekte Abschriften, die älteste von 1471, s. LIEB, S. 42f. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 43. Ältere Edition bzw. Vorlagen: J. v. LASSBERG, in: F. J. Mones «Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit», 1837, Sp. 9; Th. MOOR, Codex diplomaticus Bd. 1, Chur 1848–1852, Nr. 105 (nach einer Abschrift v. M. Kirchhofer); RÜEGER, Chronik, Bd. 1, S. 262. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1523; UR Schaffhausen, Nr. 43; Bündner Urkundenbuch, Bd. 1, Chur 1955, Nr. 220. Literatur: wie die vorangehende Urkunde.

291


1100 Dez. 29 Siegfried und Otgoz von Honstetten vergaben Güter in Honstetten an Allerheiligen. Überlieferung: Karlsruhe, Generallandesarchiv, C/6. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 35. Ältere Edition: Reg. Baden, Anhang Nr. 70. Regest: HIDBER 1863, Nr. 1513. Abbildung: oben, S. 135. Literatur: Repertorium Karlsruhe, Nr. 77. ca. 1100 / 1102 Reginbold trifft zur Erhaltung der von ihm und seinem Bruder Hermann an Allerheiligen vergabten Güter Bestimmungen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 35. Edition: UB Thurgau, Bd. 2, Nr. II. Ältere Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 32. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1604; UR Schaffhausen, Nr. 35. Abbildung: BRUCKNER, Scriptoria 6, Taf. 39. 1100–1102 Abt Adalbert und Graf Burkhard von Nellenburg vertragen sich mit dem Klostervogt Adalbert und dessen Bruder Dietrich im Konflikt wegen Leibeigenen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 36. Vidimus von 1471. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 33. Ältere Editionen: J. v. LASSBERG, in: F. J. Mones «Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit», 1837, Sp. 9; RÜEGER, Chronik, Bd. 1, S. 262; Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1626; UR Schaffhausen, Nr. 36. 1101 April 21, Schaffhausen, Salvatorkirche Otgoz vergabt Güter in Reute, Honstetten, Stauffen, Hugenshein, Willisau und Nunwil an Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 37. Zur Datierung: RÜCK. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 37. Ältere Editionen: Fickler 1859, S. 30; NEUGART, Episc. Bd. 2, S. 579, Nr. 4. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1517; UR Schaffhausen, Nr. 37. Abbildungen: BRUCKNER, Scriptoria 6, Taf. 5; A. BICKEL, Willisau, Bd. 1, Luzern 1982, S. 51. Literatur: P. RÜCK, Zur Verbreitung der Festdatierung im 13. Jahrhundert. Archiv für Diplomatik 38, 1992, 154, Anm. 45. 1101, April 21, Schaffhausen, Salvatorkirche Siegfried, Konrad, Eberhard und Otgoz vergaben Güter im Hegau, Aargau, Breisgau und Eritgau an Allerheiligen. Überlieferung: Karlsruhe, Generallandesarchiv, C/7. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 36. Ältere Editionen: Reg. Baden, Anhang Nr. 71; UB Württemberg Bd. 1, Nr. 261. Regest: HIDBER 1863, Nr. 1516; QW I,1, Nr. 97; Repertorium Karlsruhe, Nr. 78. 1102 März 6, Schaffhausen Herzog Berthold von Zähringen leistet Verzicht auf die von seinem Vater im Tausch in Schaffhausen abgetretenen Güter. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 38. Abschrift auf der chartularartigen Sammlung zusammen mit Urk. 11, 19, 20, 22–28, siehe unter 1083. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 39. Regesten: Reg. Nellenburg, S. 75; HIDBER 1863, Nr. 1518; UR Schaffhausen, Nr. 38; Chartularium Sangallense, Bd. 3, Nr. 889. Literatur: Zähringer 1986, Bd. 2, Kat. Nr. 128; GAMPER 1994b, 10f. 1102 April 6, Schaffhausen, vor der Salvatorkirche Eberhard von Metzingen schenkt an Allerheiligen Güter in Bleichstetten. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 39 Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 40. Ältere Edition: UB Württemberg, Bd. 1, Nr. 263. Regesten: Reg. Nellenburg, S. 75; HIDBER 1863, Nr. 1519; Reg. Konstanz, Nr. 597; UR Schaffhausen, Nr. 39. Literatur: Zähringer 1986, Bd. 2, Kat. Nr. 128. 1102–1116 Konrad von Reute verspricht, mit dem Gut in Reute ohne Einwilligung von Abt und Konvent von Allerheiligen nichts tun zu wollen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 40. Abschrift des 12. Jhs. auf dem gleichen Blatt wie UR Schaffhausen, Nr. 32 und 33 von ca. 1100. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 38. Regest: UR Schaffhausen, Nr. 40.

292

Abbildung: BRUCKNER, Scriptoria 6, Taf. 2. [1104] Feb. 2, Lateran Papst Paschalis II. bittet die weltlichen Herren in Schwaben und Bayern um Unterstützung der bedrängten Bischöfe von Konstanz und Passau und des Klosters Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 41. Original, beschrieben bei Pflugk-Hartung. Edition: PFLUGK-HARTUNG, Nr. 87. Ältere Edition: RÜEGER, Chronik, Bd. 1, S. 267; BAUMANN, QSG 3, Nr. 41. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1509; JAFFÉ-LOEWENFELD, Nr. 5970; Reg. Konstanz, Nr. 604; Germania Pontificia, Bd. 2,1, Schwaben Nr. 12, Konstanz Nr. 35, Bd. 2,2, Schaffhausen Nr. 13; SCHIB 1944, S. 10f. Literatur: LIEB/JENNY 1957, 126, Anm. 43. 1106 März 26, Schaffhausen, Salvatorkirche Bertold von Gmünd vergabt Güter in Amertsfeld an Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 44. Original, obere rechte Ecke durch Mäusefrass beschädigt. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 44. Ältere Edition: FICKLER 1859, S. 31f. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1527; UR Schaffhausen, Nr. 44; Chartularium Sangallense, Bd. 3, Nr. 890. Literatur: SVGB 84, 1968, 74. 1107, Lateran Papst Paschalis II. tadelt Bischof Gebhard von Konstanz, weil er nicht zum Konzil [von Troyes] gekommen sei. Überlieferung: Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 46, IIIv. Abschrift im zweiten Band der «Homiliae in Ezechielem» Gregors des Grossen, die zwischen 1080 und 1096 im Kloster Allerheiligen geschrieben wurde. Die Urkunde stammt von einer Hand des 12. Jhs. Edition: NEUGART, Cod. dipl., Nr. 832. Regesten: Reg. Konstanz, Nr. 645; JAFFÉ-LOEWENFELD, Nr. 6143; UR Schaffhausen, Nr. 45; Germania Pontificia Bd. 2,1, Nr. 44. Literatur: GAMPER/KNOCH/STÄHLI 1994, 139. 1107 Juni 2, Schaffhausen Berthold von Ittingen schenkt ein Gut in Alishart mit einem Leibeigenen an Allerheiligen. Überlieferung: Zürich, Staatsarchiv, Pfrundurkunden Illnau, C IV 5.3.1. Edition: UB Zürich, Bd. 1, Nr. 249. Ältere Editionen: HIDBER 1873, Nr. 30; BAUMANN, QSG 3, Nr. 45; UB Thurgau, Bd. 2, Nr 13. Regest: HIDBER 1863, Nr. 2859. 1108 Juni 6, Nenzingen Arnold von Goldbach schenkt Güter, Eisengruben und Leibeigene in Bühlingen an Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 46. Von der gleichen Hand wie Urk. 67 von 1127 Sept 21. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 46. Regesten: Reg. Nellenburg, S. 75; HIDBER 1863, Nr. 1539; UB Württemberg, Nachtrag 41 (S. 343); UR Schaffhausen, Nr. 46. Abbildung: BRUCKNER, Scriptoria 6, Taf. 39. 1111 Mai 6, Schaffhausen Trudewin von Griesbach vergabt den Mansus Aschach in Griesbach an Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 47. Ältere Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 47. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1562; UR Schaffhausen, Nr. 47. 1111 Sept. 4, Mainz Kaiser Heinrich V. bestätigt die Freiheiten und Besitzungen des Klosters Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 48. Original nach den Vorlagen Urk. 15 und 29. Edition: RQ Schaffhausen, Nr. 8. Ältere Editionen: FICKLER 1859, S. 33f.; BAUMANN, QSG 3, Nr. 48. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1563, STUMPF 1883, Nr. 3076; UR Schaffhausen, Nr. 48; Reg. Strassburg Nr. 387. Abbildungen: Kaiserurkunden in Abbildungen, hrsg. v. H. v. SYBEL und Th. v. SICKEL, Berlin 1881–1891, Lieferung IV, Taf. 23; SHBG 8, 1906, Beilage.


Literatur: Kaiserurkunden, a.a.O., Textband, Berlin 1891, 78f.; RQ Schaffhausen, Nr. 8. 1111 Sept. 4, Mainz Kaiser Heinrich V. bestätigt die Freiheiten und Besitzungen des Klosters Allerheiligen (Fälschung). Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 49. Fälschung, vom gleichen Schreiber wie UR Schaffhausen, Nr. 57, zeitlich nach UR Schaffhausen, Nr. 70 entstanden. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 49. Ältere Edition: FICKLER 1859, S. 99–101. Regesten: Reg. Baden Nr. 22; HIDBER 1863, Nr. 1564 und 1877, S. LVI; UB Württemberg, Bd. 4, Nachtrag 42 (S. 343f.); STUMPF 1883, Nr. 3077; UR Schaffhausen, Nr. 49. Abbildungen: HILDBRAND 1996, S. 439f. Literatur: HIRSCH 1907, 500–507; MGH DD K III, Kommentar zu Nr. 130; RQ Schaffhausen im Anschluss an Nr. 8; HILDBRAND, Th., «Und uff diese fryhait begert ain herr von Schaffhausen lúttrung». Das gefälschte Privileg von Heinrich V. und das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. SHBG 72, 1995, 7–22. 1112 April 22, Schaffhausen, Salvatorkloster Berthold von Gmünd vergabt Güter in Weilerhof; Liutprand von Rudenweiler vergabt Güter in Rudenweiler und Dentenweiler an Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 50. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 50. Ältere Edition: FICKLER 1859, S. 35; UB Fürstenberg, Bd. 5, Nr. 82. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1572 und 1573; UR Schaffhausen, Nr. 50. 1112 Juni 12, Schaffhausen Irmengart und Hadwig vergaben ein Grundstück und ihren Anteil an der Kirche in Hausen an Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 51. Edition: UB Zürich, Bd. 1 Nr. 258. Ältere Editionen: HIDBER 1873, Nr. 31; BAUMANN, QSG 3, Nr. 51. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1574; UR Schaffhausen, Nr. 51. 1116, Rotenacker Otto von Kirchberg übergibt die von Werner von Kirchheim vergabten Güter in Pliezhausen, Buttensulz u. a. an Allerheiligen. Überlieferung: Stuttgart, Württembergisches Hauptstaatsarchiv, A 601, Urk. 1; bis 1883 Staatsarchiv Schaffhausen. Auf dem gleichen Blatt wie 1092 Mai 2, von der gleichen Hand wie Schaffhausen, Staatsarchiv Urk. 32, 33, 39, 40, 44, 47, 50 und 51. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 15/2, (vgl. 1092 Mai 2). Ältere Editionen: UB Württemberg, Bd. 1, Nr. 270 (nach einer Abschrift von M. Kirchhofer). Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1592; UR Schaffhausen, Nr. 17. Abbildungen und Literatur wie 1092 Mai 2. 1117 (?) Tuto von Laurenburg übergibt sein Gut in Lipporn (am Mittelrhein südöstlich Koblenz) an Allerheiligen zur Gründung einer Niederlassung. Überlieferung: Nach WAGNER Staatsarchiv Wiesbaden, Kopie von 1487. Nach den verwendeten Formeln möglicherweise von einem Schaffhauser Schreiber verfasst, vielleicht von Markward. Edition: P. WAGNER, Untersuchungen zur älteren Geschichte Naussaus. Nassauische Annalen 46, 1920–25, 139f. Ältere Edition: s. WAGNER 140. Literatur: WAGNER 132–139. 1117 (?) Erzbischof Bruno von Trier überweist einen Zehnten an die Propstei Lipporn und bestimmt über die Vogtei und die Propstwahl. Überlieferung: Nach WAGNER Staatsarchiv Wiesbaden, Kopie von 1487. Nach den verwendeten Formeln möglicherweise von einem Schaffhauser Schreiber verfasst, vielleicht von Markward. Edition: P. WAGNER, Untersuchungen zur älteren Geschichte Naussaus. Nassauische Annalen 46, 1920–25, 140f. Ältere Edition: s. WAGNER 141. Literatur: WAGNER 132–139. 1120 Jan. 3, Cluny Papst Calixt II bestätigt die Freiheiten von Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 52 Original.

Edition: PFLUGK-HARTUNG, Nr. 135. Ältere Editionen: Codex Udalrici, Sp. 299, Nr. 301; BAUMANN, QSG 3, Nr. 52. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1598; JAFFÉ-LOEWENFELD, Nr. 6802; UR Schaffhausen, Nr. 52; Germania Pontificia, Bd. 2,2, Schaffhausen Nr. 15. Literatur: GAMPER/KNOCH/STÄHLI 1994, 149. 1120 Jan. 3, Cluny Papst Calixt II befielt dem Bischof Ulrich von Konstanz, das Gut Tutos [in Wagenhausen] an Allerheiligen zurückzugeben. Überlieferung: Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 55, 184r. Abschrift im sechsten und letzten Band der «Moralia in Job» Gregors des Grossen, die zwischen 1080 und 1096 im Kloster Allerheiligen geschrieben wurde. Die Urkunde ist von einer anderen Hand eingetragen. Edition: UB Thurgau, Bd. 2, Nr. 15. Ältere Editionen: Codex Udalrici, Sp. 299f., Nr. 300; NEUGART, Cod. dipl., Bd. 2, Nr. 836; BAUMANN, QSG 3, Nr. 53. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1599; JAFFÉ-LOEWENFELD, Nr. 6801; Reg. Konstanz, Nr. 707; UR Schaffhausen, Nr. 53, Germania Pontificia, Bd. 2,2, Schaffhausen Nr. 16. Literatur: GAMPER/KNOCH/STÄHLI 1994, 149. 1120 Jan. 14, Macon Papst Calixt II. meldet Allerheiligen die vollzogene Bestätigung der Freiheiten und referiert den Inhalt seines Briefes an Bischof Ulrich von Konstanz. Überlieferung: Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 55, 184r. Abschrift im sechsten und letzten Band der «Moralia in Job» Gregors des Grossen, die zwischen 1080 und 1096 im Kloster Allerheiligen geschrieben wurde. Der Brief ist von einer Hand des 12. Jahrhunderts geschrieben. Edition: UB Thurgau, Bd. 2, Nr. 16. Ältere Editionen: NEUGART, Cod. dipl., Bd. 2, Nr. 837; BAUMANN, QSG 3, Nr. 54. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1600, JAFFÉ-LOEWENFELD, Nr. 6808, UB Württemberg, Bd. 4, Nachtrag 44 (S. 345), UR Schaffhausen, Nr. 54, Germania Pontificia, Bd. 2,2, Schaffhausen Nr. 18. Abbildung: oben, S. 139. Literatur: GAMPER/KNOCH/STÄHLI 1994, S. 149. 1120 Anf. Erzbischof Adelbert von Mainz bietet seine Vermittlung im Streit zwischen Allerheiligen und dem Konstanzer Bischof wegen Wagenhausen an. Überlieferung: Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 55, 184v. Abschrift im sechsten und letzten Band der «Moralia in Job» Gregors des Grossen, die zwischen 1080 und 1096 im Kloster Allerheiligen geschrieben wurde. Der Brief ist von einer Hand des 12. Jahrhunderts geschrieben. Edition: UB Thurgau, Bd. 2, Nr. 17. Ältere Editionen: NEUGART, Cod. dipl., Bd. 2, Nr. 842 (zum Jahr 1122); BAUMANN, QSG 3, Nr. 55. Regesten: Reg. Mainz, Nr. XXV, 120; UR Schaffhausen, Nr. 55. 1120 Feb. 23 / April 18 Abt Adelbert von Allerheiligen meldet Papst Calixt II. den Überfall von Konrad von Zähringen auf Schaffhausen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 56. Mommsen in RQ Schaffhausen, Nr. 9 zweifelt nicht an der Echtheit. Nach der Schrift kann es auch eine gleichzeitige Kopie sein. Edition: RQ Schaffhausen, Nr. 9. Ältere Editionen: FICKLER 1859, S. 37f.; BAUMANN, QSG 3, Nr. 57. Regesten: UR Schaffhausen, Nr. 56; Germania Pontificia, Bd. 2,2, Schaffhausen Nr. 19. Abbildungen: BRUCKNER, Scriptoria 6, Taf. 4; Zähringer 1986, Bd. 2, Abb. 100, S. 165. Literatur: C. Erdmann, Untersuchungen zu den Briefen Heinrichs IV. Archiv für Urkundenforschung 16, 1939, 187, Anm. 3; Zähringer 1986, Bd. 2, Kat. Nr. 129. 1120 ca. Mai, Bamberg Kaiser Heinrich V. bestätigt die Freiheiten und Besitzungen von Allerheiligen (Fälschung). Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 57. Fälschung, zeitlich nach dem Diplom von 1145 Mai (UR Schaffhausen, Nr. 70) entstanden, vom gleichen Schreiber wie die Fälschung 1111 Sept. 4 (UR Schaffhausen, Nr. 49). Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 58. Ältere Edition: FICKLER 1859,

293


S. 39f. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1603; STUMPF 1883, NR. 3163; UR Schaffhausen, Nr. 57. Abbildung: Kaiserurkunden in Abbildungen, hrsg. v. H. v. SYBEL und Th. v. SICKEL, Berlin 1881–1891, Lieferung IV, Taf. 27. Literatur: Kaiserurkunden, a.a.O., Textband, Berlin 1891, 84–86; HIRSCH 1907, 517; MGH DD Konrad III, Kommentar zu Nr. 130; RQ Schaffhausen im Anschluss an Nr. 8. 1120/1124 Papst Calixt II. bestätigt die Freiheiten und Besitzungen von Allerheiligen (Fälschung). Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 60. Edition: PFLUGK-HARTUNG, Nr. 141. Ältere Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 56. Regesten: STUMPF 1883, Nr. 3167; JAFFÉ-LOEWENFELD, Nr. 7097; UR Schaffhausen, Nr. 60; Germania Pontificia, Bd. 2,2, Schaffhausen Nr. 20. Literatur: A. BRACKMANN, Papsturkunden in der Schweiz. Nachrichten von der königlichen Gesellschaft des Wissenschaften zu Göttingen, phil.hist. Kl. 1904, 494f.; HIRSCH 1907, 506–509; Germania Pontificia a. a.O.; MAYER 1962, 14. ca. 1120 Güterbeschrieb des Klosters Allerheiligen (Traditionsnotizen). Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 74. Aufzeichnung in Buchform, über den Zahlzeichen sind die lateinischen Wortendungen (zum Vorlesen?) in Rot eingetragen. Erhalten ist eine Lage von 5 Doppelblättern, der Schluss ist im Original verloren und nur in frühneuhochdeutscher Übersetzung erhalten. Urk. 74 ist eine um 1120 entstandene, möglicherweise bearbeitete Abschrift einer zwischen 1101/1102 und 1111 entstandenen Zusammenstellung der Güter von Allerheiligen mit einigen Korrekturen auf Rasur und interlinearen Ergänzungen. Begründung: Die Datierung nach inhaltlichen Kriterien führt in die Jahre nach dem Tod Burkhards (pie memoriec, † 1101 oder 1102) und vor 1111, weil das Privileg von König Heinrich V. und das darin erwähnte Privileg von Papst Paschalis II. in der Aufzählung der Privilegien in der Einleitung des Güterbeschriebes nicht genannt werden und keine der wenigen schriftlich festgehaltenen Schenkungen nach 1102 darin aufgeführt sind. Vgl. SCHUDEL 1936, 4. Paläographisch steht Urk. 74 dem Nachtrag in Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 30, 106v–107r sehr nahe, insbesondere in der Verwendung von gestreckter Rustica mit roter Strichelung in den Initien und Namen. Diese Abschrift ist eine Kopie der Ps.-Silvester-Urkunde für Trier und dürfte mit den um 1120 intensivierten Beziehungen mit Erzbischof Bruno zusammenhängen (Gründung der Propstei Lipporn 1117, Unterstützung im Streit im Wagenhausen 1120, Vermittlung im Streit um die Vogtei 1122, Translation der Märtyrer Constans und Alexander und des Bekenners Leguntius nach Schaffhausen vor 1131). Editionen: BAUMANN, QSG 3, S. 125–138; UB Thurgau, Bd. 2, Nr. 29. Teileditionen: UB Württemberg, Bd. 4, Nachtrag 59 (S. 356–368); QW 2,1 S. 1f.; RQ Schaffhausen, Nr. 10. Ältere Edition: KIRCHHOFER 1851, S. 234–249. Frühneuhochdeutsche Übersetzung: UB Thurgau, Nr. 29. Teilübersetzung: Quellenbuch zur Schweizergeschichte, hrsg. v. W. Oechsli, NF, Zürich 1893, Nr., 50. Abbildungen: BRUCKNER, Scriptoria 6, Taf. 40; BUTZ 1994, Abb. 176– 178; HILDBRAND 1996, S. 433 und 441. Literatur: SCHUDEL 1936; Urbare und Rödel, hrsg. v. W. Schnyder, Zürich 1963, 4, Nr. 10; MAYER 1962, 12–14; B. MEYER 1968, 139, Anm. 279; SVGB 86, 1968, 139; BUTZ 1994, 65f. 1122 Jan. 6 Arnold und Junzila stiften die «cella» Hiltensweiler. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 61. RÜCK bezweifelt die Echtheit. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 59. Ältere Edition: UB Württemberg Bd. 1, Nr. 275. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1612; UR Schaffhausen, Nr. 61. Abbildung: BRUCKNER, Scriptoria 6, Taf. 6. Literatur: P. RÜCK, Zur Verbreitung der Festdatierung im 13. Jahrhundert. Archiv für Diplomatik 38, 1992, 154, Anm. 45. 1122 Februar 19 Papst Calixt II an König Heinrich V. über eine Verständigung im Investiturstreit. Überlieferung: Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min.

294

55, 185v. Abschrift im sechsten und letzten Band der «Moralia in Job» Gregors des Grossen, die zwischen 1080 und 1096 im Kloster Allerheiligen geschrieben wurde. Der Brief ist von einer Hand des 12. Jahrhunderts eingetragen. Edition: PL 163, Sp. 1232. Ältere Edition: NEUGART, Cod. dipl., Bd. 2, Nr. 841. Regesten: JAFFÉ-LOEWENFELD, Nr. 6950; UR Schaffhausen, Nr. 62. Literatur: Zähringer 1986, 195f., Nr. 157. 1122 Mai 30 Erzbischof Bruno von Trier schlichtet den Streit zwischen Allerheiligen und dem Vogt Adalbert. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 63. Chirograph. Edition: RQ Schaffhausen, Nr. 11. Ältere Editionen: FICKLER 1859, Nr. 21; BAUMANN, QSG 3, Nr. 60. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1614; Reg. Konstanz, Nr. 717; UR Schaffhausen, Nr. 63. Abbildung: oben, S. 140. 1122 Nov. 11, Bamberg Bischof Otto von Bamberg bestätigt den Tausch von Gütern zwischen der Kirche Bamberg und Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 64. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 62. Ältere Edition: FICKLER 1859, S. 46f. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1616; STUMPF 1883, Nr. 3183; UR Schaffhausen, Nr. 64. Abbildung: BRUCKNER, Scriptoria 6, Taf. 3. Literatur: GAMPER 1994b, 9–11. 1122 ca. Nov. 11, Bamberg Kaiser Heinrich V. bestätigt die Freiheiten und Besitzungen von Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 65. Echt, nach dem Bamberger Formular, Vorbild STUMPF 1883, Nr. 2138 von 1039, nach RQ Schaffhausen, Anschluss an Nr. 8 auch Urk. 48. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 61. Ältere Edition: FICKLER 1859, S. 45f. Regesten: STUMPF 1883, Nr. 3184; HIDBER 1863, Nr. 1615; UB Württemberg, Bd. 4, Nachtrag 46 (S. 346); UR Schaffhausen, Nr. 65. Literatur: HIRSCH 1907, 515f.; RQ Schaffhausen im Anschluss an Nr. 8. 1124, Schaffhausen Heinrich von Witlisberg empfängt die Untervogtei Dietlikon, in deren Gebiet der Hof Illnau zinspflichtig ist. Überlieferung: Zürich, Staatsarchiv, Pfrundurkunden, Illnau C IV 5.3.2. Erscheinungsbild ähnlich wie 1127 Sept. 21, aber kaum von der gleichen Hand. Edition: UB Zürich, Bd. 1, Nr. 266. Ältere Editionen: F. von. Wyss, Beiträge zur schweizerischen Rechtsgeschichte II. Zeitschrift für schweizerisches Recht 18, 1873, S. 174, Anm.; BAUMANN, QSG 3, Nr. 63. Regesten: KIRCHHOFER 1851, S. 260; HIDBER 1863, Nr. 2864; UR Schaffhausen, Nr. 63. Abbildung: oben, S. 143. 1127 Sept. 21 Kreuznach Menighard von Spanheim gibt nachträglich seine Einwilligung zurVergabung von Besitz in Illnau durch Graf Adalbert von Morisberg. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 67. Von der gleichen Hand wie Urk. 47 von 1108 Juni 6. Zur Datierung: RÜCK. Edition: UB Zürich Bd. 1, Nr. 277. Ältere Editionen: FICKLER 1859, S. 48f.; BAUMANN, QSG 3, Nr. 64. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1658; UR Schaffhausen, Nr. 67. Abbildung: BRUCKNER, Scriptoria 6, Taf. 39. Literatur: P. RÜCK, Zur Verbreitung der Festdatierung im 13. Jahrhundert. Archiv für Diplomatik 38, 1992, 154, Anm. 45. ca. 1127, Kreuzach Menighard von Spanheim bittet Bischof Ulrich II. von Konstanz, Allerheiligen im Besitz von Illnau zu schützen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 68. Zur Datierung: RÜCK. Edition: UB Zürich, Bd. 1, Nr. 278. Ältere Edition: FICKLER 1859, Nr. 25; BAUMANN, QSG 3, Nr. 65. Regesten: Reg. Konstanz, Nr. 760; UR Schaffhausen, Nr. 68. Abbildung: BRUCKNER, Scriptoria 6, Taf. 40. Literatur: P. RÜCK, Zur Verbreitung der Festdatierung im 13. Jahrhundert. Archiv für Diplomatik 38, 1992, 154, Anm. 45.


ca. 1125/30 Papsturkunde, die Schenkung von Illnau an Allerheiligen durch Graf Adalbert von Morisberg betreffend. Überlieferung: Schaffhausen, Stadtbibliothek, Gen. 10, Leimabdruck auf einem in der Restaurierung von 1958 entfernten Deckel; Fragment. Unediert. Literatur: Gamper 1998, 98. [1331, siehe 1167] [1134–1136] Aug. 8, Pisa Papst Innozenz II. kündigt dem Kloster St. Blasien die Ankunft des Legaten an, der den Streit mit Allerheiligen beilegen soll. Überlieferung: Karlsruhe, Generallandesarchiv, B/14. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 66. Ältere Editionen: M. GERBERT, Codex diplomaticus Historiae Silvae Nigrae, Bd. 3, St. Blasien 1788, Nr. 44. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1684, JAFFÉ-LOEWENFELD Nr. 7749; Germania Pontificia 2,1, St. Blasien Nr. 15; Repertorium Karlsruhe, Nr. 58. 1135 B. de Rinhart übergibt ihre Güter in Rinhart, Aspa und Griesbach und tritt als Nonne ins Kloster ein. Überlieferung: Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 79, 76r. Abschrift in der «Expositio mysticorum sacramentorum» des Isidor von Sevilla, die im mittleren Drittel des 12. Jahrhunderts im Kloster Allerheiligen geschrieben wurde. Die Urkunde ist von einer anderen späteren Hand geschrieben. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 67. Ältere Editionen: NEUGART, Cod. dipl., Bd. 2, Nr. 851; J. v. LASSBERG, in: F. J. Mones «Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit», 1837, Sp. 9f.; RÜEGER, Chronik, Bd. 2, S. 937f. Regesten: Reg. Nellenburg, S. 75; HIDBER 1863, Nr. 1692; UR Schaffhausen, Nr. 69. Literatur: GAMPER/KNOCH/STÄHLI 1994, 187f. 1145 (Mai) König Konrad III. bestätigt die Freiheiten und Besitzungen des Klosters Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 70. Frühere Zweifel an der Echtheit durch die Edition in den MGH beseitigt. Editionen: MGH DD K III, Nr. 130; RQ Schaffhausen, Nr. 12. Ältere Editionen: FICKLER 1859, S. 50; BAUMANN, QSG 3, Nr. 68; UB Zürich, Bd. 1, Nr. 286. Regesten: HIDBER 1877, Nr. 1818; STUMPF 1883, Nr. 3493; UB Württemberg, Bd. 4, Nachtrag 55 (S. 354); UR Schaffhausen, Nr. 70. Literatur: HIRSCH 1907, 503/513. 1145, Worms König Konrad III. meldet dem Bischof Hermann von Konstanz die Bestätigung der Freiheiten und Besitzungen des Klosters Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 46, 1v. Abschrift im zweiten Band der «Homiliae in Ezechilem» von Gregor dem Grossen, die zur Zeit des Abts Siegfried (1080–1096) im Kloster Allerheiligen geschrieben wurde. Die Urkunden wurde im 12. Jh. eingetragen. Edition: MGH DD K III, Nr. 131. Ältere Editionen: NEUGART, Cod. dipl., Nr. 858; BAUMANN, QSG 3, Nr. 69; UB Zürich, Nr. 287. Regesten: HIDBER 1863, Nr. 1758; STUMPF 1883, Nr. 3493A; Reg. Konstanz, Nr. 819; UR Schaffhausen, Nr. 71; QW Abt. 1, Bd. 1, Nr. 133. Literatur: GAMPER/KNOCH/STÄHLI 1994, 139. 1149 Jan. 28 Papst Eugen III. bestätigt die Freiheiten und Besitzungen des Klosters Allerheiligen (Fälschung). Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 73. Fälschung, vom gleichen Schreiber wie BAUMANN 49 und 58, zeitlich nach UR Schaffhausen, Nr. 70 (1045) entstanden. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 70. Ältere Editionen: FICKLER 1859, S. 58; UB Zürich, Bd. 1, Nr. 291. Regesten: HIDBER 1877, Nr. 1884; UB Württemberg, Bd. 4, Nachtrag 58 (S. 356); JAFFÉ-LOEWENFELD, Nr. 9320; UR Schaffhausen, Nr. 73, Germania Pontificia, Bd. 2,2, Schaffhausen Nr. 22. Abbildung: oben, S. 144. Literatur: J. v. PFLUGK-HARTUNG, Scheinoriginale deutsche Papsturkunden. Forschungen zur deutschen Geschichte 24, 1884, 427f.,

A. BRACKMANN, Papsturkunden in der Schweiz. Nachrichten von der königlichen Gesellschaft des Wissenschaften zu Göttingen, phil.–hist. Kl. 1904, 490–495; HIRSCH 1907, 505f.; MAYER 1962, 14. um 1150 Abt Ulrich von Allerheiligen bittet um Unterstützung für den Bau der Münstertürme. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 75. Die zeitliche Einordnung beruht auf der Identifikation mit dem in der gefälschten und auf 1149 Jan. 18 datierten Privilegienbestätigung genannten Abt Ulrich. Editionen: BAUMANN, QSG 3, S. 185; RÜEGER, Chronik, Bd. 1, S. 249, Anm. 4; Regest: UR Schaffhausen, Nr. 75. Abbildung: BRUCKNER, Scriptoria 6, Taf. 47. 1167 [1131] Bischof Otto von Konstanz beurkundet die 1131 gemachte Vergabung von Gütern in Büsslingen und Wiechs an Allerheiligen. Überlieferung: Schaffhausen, Staatsarchiv, Urk. 80 mit gut erhaltenem Siegel. Edition: BAUMANN, QSG 3, Nr. 72. Regesten: HIDBER 1877, Nr. 2238; Reg. Konstanz, Nr. 1008; UR Schaffhausen, Nr. 80. Übersetzung: K. BASLER/R. NÄGELI, Thalheim an der Thur, Thalheim 1978, S. 181f.

Einige Korrekturen und Ergänzungen zum Katalog der Handschriften der Ministerialbibliothek Schaffhausen Zu den Einbänden: Der Einband des im Tourer Skriptorium geschriebenen Martinellus, Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 58, wurde in Gamper 1994a, 40 und Gamper/Knoch/Stähli 1994, 153 irrtümlich als romanischer Einband des 12. Jhs. bezeichnet. Es handelt sich nach freundlicher Mitteilung von Jean Vezin um den Originaleinband aus dem 9. Jh. Die Deckel der Schaffhauser Einbände aus dem 11./12. Jh. sind nicht aus Eiche, sondern aus Buchenholz hergestellt. Gamper 1994a, 39. Weitere Handschriften aus dem Schaffhauser Skriptorium des 11. und 12. Jahrhunderts (vgl. Butz 1994, Gamper/Knoch/Stähli 1994): Ein von Hans Lieb gefundenes Fragment gehört nach der Schrift zu einer Handschrift aus dem Allerheiligenskriptorium und enthält Stücke aus dem zweibändigen Ezechielkommentar von Papst Gregor d. Gr., 2,5–2,6 (Umschlag von: Schaffhausen, Staatsarchiv, Spital, Land-Pfenniggülten-Buch 1603). Im Schaffhauser Bücherverzeichnis um 1100 ist eine zweite Abschrift des ersten Teils dieses Werks genannt (1a pars dupliciter; Gamper 1994a, 17, Nr. 18); die Fragmente gehören aber zum zweiten Teil des Werks, von dem nach dem Bücherverzeichnis um 1100 nur ein Exemplar vorhanden war. Dieses eine Exemplar ist Schaffhausen, Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 46; die Initiale auf 2r gehört stilistisch zu den frühen Erzeugnissen des Schaffhauser Skriptoriums (Butz 1994, S. 33f, Nr. 7). Das neue Fragment ist demnach eine Abschrift aus dem frühen 12. Jh. Der Bibelteil, St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. 80, wurde nicht im 9. Jh., wie G. SCHERRER, Verzeichnis der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 32f. schrieb, sondern im frühen 12. Jahrhundert geschrieben. Die Rankeninitialen sind in Schaffhausen entstanden (Butz 1994, S. 63, Nr. 59), die Schreiberhände treten in anderen Schaffhauser Handschriften auf (z. B. Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 30). Im Schaffhauser Bücherverzeichnis um 1100 ist nach freundlicher Mitteilung von Herrad Spilling in den über den Zeilen eingeschobenen Titeln (Gamper 1994a, 17–21, Nr. 19, 26, 28 und 30) nicht item, sondern in zu lesen. Diese eingeschobenen Titel zeigen demnach die Zugehörigkeit zu einem Sammelband an; mit in Hieronymi super Ecclesiasten (Nr. 19 und 30) wird auf Nr. 32 verwiesen, mit in Augustini de utilitate credendi (Nr. 28) auf Nr. 60. Der Sammelband Stadtbibliothek, Ministerialbibliothek, Min. 40 ist im Verzeichnis nur unvollständig aufgeführt: Eiusdem [Ambrosii] de excessu fratris, in Augustini de quantitate anime; einige Bestandteile dieser Handschrift fehlen im Bücherverzeichnis.

295


2. Fundkatalog

21

Lesemuster zum Katalog Die im Katalog vorgestellten Objekte sind nach Formen- bzw. Befundgruppen gegliedert; in Klammern ist die jeweilige Tafelnummer angegeben. Der eigentliche Objektbeschrieb verläuft nach folgendem Schema: Katalognummer. Objektbestimmung. Material (wenn nicht Keramik oder Glas). Beschreibung (Form, Farbe, Details). Massangaben. Datierung. Aufbewahrungsort, Inventarnummer. Verweis auf Textabbildungen. Farbbezeichnungen: Farbe ohne nähere Angabe bezieht sich immer auf das Material (Ton, Glas etc.). Die Farbe des Überzuges bzw. der Oberfläche wird als solche ausgeführt. Verwendete Abkürzungen: RS = Randscherbe, WS = Wandscherbe, BS = Bodenscherbe, I = Innenseite, A = Aussenseite, L = Länge, B = Breite, H = Höhe, D = Dicke, Dm = Durchmesser, G = Gewicht, Mdm = Mündungsdurchmesser, Bdm = Bodendurchmesser, MA = Museum zu Allerheiligen, R = Raum.

22

23

24

25

26

Abts-/Gästelatrinen 1921 Töpfe (Taf. 1–3) 1 Topf. Lippenrand, Boden mit Quellrand. Graubraun. Erodiert. H. 17 cm. MA 6246. 2 Topf. Umgelegter Lippenrand. Farbe uneinheitlich, gefleckt. z.T. abgeplatzt. Glimmerhaltig. H. 21.5–22.5 cm. MA 6248 (Abb. 163, hinten rechts). 3 Topf. Knollenartig verdickter Rand, ev. Boden mit Quellrand. Farbe uneinheitlich, gefleckt. Bodenmarke. H. 17.5 cm. MA6247 (Abb. 163, hinten Mitte). 4 Topf. Knollenartig verdickter Rand, Boden mit Quellrand. Orange. Geschwärzt. MA 6249. 5 Topf. Umgelegter Rand mit Innenkehle, Boden mit Quellrand. Grau. Zwei Wellenbänder auf Schulter, Riefen. H. 18.5 cm. MA 6245 (Abb. 163, vorne rechts). 6 Topf. Knollenartig verdickter Rand. Farbe uneinheitlich, gefleckt. Riefen auf Schulter. H. 17.5 cm. MA 6244. 7 Topf. Knollenartig verdickter Rand. Grau. Vereinzelt Abplatzungen. Rädchendekor. Glimmerhaltig. H. 19.5 cm. MA 6252. 8 Topf. Leistenrand, leicht unterschnitten, Boden mit Quellrand. Grau. Kammstrich auf Bauch, Rädchendekor auf Schulter. Glimmerhaltig. H. 16 cm. MA 6254. 9 Topf. Umgelegter Rand mit Innenkehle. Grau. Oberfläche grösstenteils abgeblättert. Rädchendekor. Glimmerhaltig. H. 11.5 cm. MA 6242 (Abb. 163, vorne links). 10 Topf. Umgelegter Rand mit Innenkehle, kugelig. Braun. Rädchendekor. Glimmerhaltig. H. 12 cm. MA 6241. 11 Topf. Leistenrand, Boden mit Quellrand. Grau. Vereinzelt Abplatzungen. Glimmerhaltig. H. 12 cm. MA 6253 (Abb. 163, vorne Mitte). 12 Topf. Leistenrand. Grau. z.T. Abplatzungen. Rillenband auf Schulter. Glimmerhaltig. H. 17.5 cm. MA 6251. 13 Topf. Leistenrand, unterschnitten, Boden mit Quellrand. Farbe uneinheitlich, gefleckt. H. 18.5 cm. MA 6255. 14 Topf. Leistenrand, schlank, aber noch kein s-förmig geschwungenes Profil, Schlingenspuren, Boden eingewölbt. Farbe uneinheitlich, gefleckt. Umlaufende Rillenverzierung auf Schulter. H. 16 cm. MA6276. 15 Topf. Kurze Randleiste, schräg einziehend, Profil s-förmig. Rötlichbeige. H. 26 cm. MA 6268. 16 Topf. Karniesrand, Standboden flach, ohne Schlingenspuren. Orange. Rillenband auf Schulter. H. 16.5 cm. MA 6275 (Abb. 163, hinten links). 17 Topf. Karniesrand, Fusszone leicht einziehend, Standboden flach, Schlingenspuren. Grau. Rillenband auf Schulter, Leiste auf Bauch. H. 22 cm. MA 6274. 18 Topf. Leistenrand, Standboden. Graubraun. Boden mit spiralförmigen Schlingenspuren. H. 10 cm. MA 6259. 19 Topf. Trichterrand, Standboden. Rötlich-grau-braun. Glimmerhaltig. H. 10.8 cm. MA 6260. Henkelkanne und Henkeltöpfe (Taf. 4–7) 20 Henkelkanne. Leicht ansteigende Randlippe, Ausguss, randständiger Bandhenkel, Boden mit Quellrand. Rotbraun. Strichdekor auf Schulter, Rillen auf Bauch. H. 10 cm. MA 6243.

296

27

28

29

30

31

32

33

34

35

36

Henkeltopf. Bauchig, mit konischem Hals, kantiger Randabschluss. Ein randständiger Bandhenkel. Orange. A: Reste von roter Bemalung, z. T. erodiert, vollständig mit Riefen überzogen. H. 16 cm. MA 6256. Henkeltopf. Bauchig. Ein randständiger Bandhenkel. Hellbraun. Reste von roter Bemalung. Auf Schulter und Bauch je zwei Riefen. H. 17 cm. MA 6258 (Abb. 164a, Mitte). Henkeltopf (wie Kat. 4.22). Bauchig. Ein randständiger Bandhenkel. Braunbeige, dichte «sandige» Magerung. Rote Bemalung auf der Halsinnenseite erkennbar. Oberfläche aussen z.T. erodiert, mit grauem Belag. H. 16.5 cm. MA 6257 (ohne Abb.). Henkeltopf. Beinahe zylindrische Wandung, breiter horizontal abstehender Rand, ein randständiger Bandhenkel, mit Druckmulde beim Henkelansatz. Grau. Eine feine umlaufende Rille auf der Wandungsmitte. H. 11.5 cm. MA 6693. Topf, mit zwei Henkeln. Gerundeter Hals-Schulterübergang mit feiner Leiste, zwei schulterständige Bandhenkel. Orange. I: dunkelgrün glasiert über weisslicher Engobe. Zweizeiliges Rillenband auf Bauch. H. 21.5 cm. MA 6665. Henkeltopf. Verdickter Lippenrand mit Innenkehle, s-förmiges Profil, ein randständiger Bandhenkel, Standboden eingewölbt. Orange. A/I: grün glasiert über weisser Engobe, wobei die Fusszone glasurfrei ist, ungleichmässig deckender Glasurauftrag, je nach Scherben auch irisierend. Zweizeiliges Rillenband auf Schulter. H. 20.5 cm. MA 6669. Henkeltopf. Verdickter Lippenrand, s-förmiges Profil, schlank, ein randständiger Bandhenkel, Standboden eingewölbt, Schlingenspuren. Gelblich beige, fleckig. I: mittelgrün glasiert über weisser Engobe, mit grauem Belag. A: umlaufende Rille auf Bauch. Ein Glasurabriss. H. 14 cm. MA 6668. Henkeltopf. Verdickter Lippenrand (wie Kat. 4.27), s-förmiges Profil, schlank, ein randständiger Bandhenkel, leicht eingewölbter Standboden. Gelblichbeige. I: grün glasiert über weisser Engobe, Glasur matt und weitgehend mit grauem Belag bedeckt. A: eine umlaufende Rille auf den Gefässbauch, Hals-Schulter-Umbruch abgesetzt; ein grösserer, grüner Glasurflecken. H. 18 cm. MA 6666.01 (ohne Abb.). Henkeltopf. Verdickter Lippenrand (wie Kat. 4.27), s-förmiges Profil, schlank, ein randständiger Bandhenkel, Standboden eingewölbt, Schlingenspuren. Orange. I: mittelgrün glasiert über weisser Engobe. Glasurflecken, Glasuranflug, ein kleiner Glasurabriss. H. 11.5 cm. MA 6667 (ohne Abb.). Topf. Lippenrand, s-förmiges Profil, schlank, Standboden eingewölbt, Schlingenspuren. Rötlichbeige. I: mittelgrün glasiert über weisser Engobe. A: Glasurflecken und Glasurabriss. H. 11 cm. MA 6664. Henkeltopf. Horizontal abgestrichener Rand, kugeliger Bauch und langgestreckter konischer Hals, ein randständiger Bandhenkel mit rechteckigem Querschnitt, Randpartie ergänzt (ev. Ausguss?). Orange. I: olivgrün glasiert; A: stellenweise grauer Belag. Enges, vierzeiliges, kantiges Rillenband auf dem Gefässbauch, massige Leiste beim Schulter-Halsumbruch. H. 19 cm. MA 6267 (Abb. 164a, vorne links). Henkeltopf. Breiter, stark einziehender Leistenrand, annähernd doppelkonischer, tiefliegender Bauch. Orange. I: grün glasiert über weisser Engobe, z. T. kleine Bläschen. Von der Schräglage im Brennofen herrührende Glasurverdickung. A: Hals-Schulter-Umbruch mit feiner Leiste, Bauch mit mehrzeiliger Rillenverzierung. H. 16 cm. MA 6270. Henkeltopf. Schmaler Karniesrand, bauchige Form, ein randständiger Bandhenkel, Standboden flach. Orange. I: olivgrün bis hellbraun glasiert, von der Schräglage beim Brand herrührende Glasurverdickung. A: z. T. brauner Belag. Hals-Schulter-Umbruch leicht abgesetzt, dreizeilige Rillenverzierung auf Bauch. H. 12 cm. MA 6269 (Abb. 164a, vorne rechts). Henkeltopf (wie Kat. 5.33). Karniesrand, bauchige Form, Standboden flach. Orange. I: braun glasiert. Hals-Schulter-Umbruch leicht abgesetzt, dreizeilige Rillenverzierung auf Bauch. H. 14 cm. MA 6269.01 (ohne Abb.). Henkeltopf. Leistenrand, unterschnitten, bauchige Form, Standboden eingewölbt, Schlingenspuren. Orange. I: olivgrün glasiert, Glasur leicht blasig. Sechszeilige Rillenverzierung auf Bauch. H. 17 cm. MA 6272. Henkeltopf. Karniesrand, ein randständiger Bandhenkel. Orange. I: braun glasiert (Transparentglasur). A: stellenweise grauer Belag. Eine Zierleiste auf Bauch. H. 17.5 cm. MA 6273 (Abb. 164a, hinten rechts).


37

38

39

40

41

42

43

44

45

46

47

48 49

50

51

Henkeltopf. Gedrungener Leistenrand, ein randständiger Bandhenkel, tiefliegender Bauch, leicht geschwungen ausladender Hals, Schlingenspuren, Boden eingewölbt. Orange. I: olivgrün glasiert. Grat bei Schulter-Halsumbruch, breites fünfzeiliges Rillenband auf Bauch. H. 17 cm. MA 6271 (Abb. 164a, hinten links). Henkeltopf. Karniesrand, s-förmiges Profil, ein randständiger Bandhenkel, Standboden eingewölbt. Rötlichbeige. I: kräftig hellgrün glänzend glasiert, weisse Engobe. Dreizeilige Rillenverzierung auf Bauch und Hals, Hals-Schulter-Umbruch mit feinem Ziergrat. H. 15.5 cm. MA 6717. Henkeltopf. Leistenrand, Rand geschwungen ausladend leistenartig verdickt, ein randständiger Bandhenkel, leicht gekehlt. Beige. I: dunkelgrün glasiert, fleckig, weissliche Engobe; A: dreizeiliges Rillenband. Grössere Glasurstreifen, olivbraun, ein Glasurabriss. MA 6786. Henkeltopf. Beinahe horizontal abstehender Rand, steiler Hals, tiefliegende Schulter, ein randständiger Bandhenkel, Standboden eingewölbt, Schlingenspuren. Beige. I: mittelgrün glasiert. Dreizeilige Rillenverzierung auf Hals und Bauch, Hals-Schulter-Umbruch abgesetzt. Glasurabriss. H. 15.5 cm. MA 6727. Henkeltopf. Beinahe horizontal abstehender Rand, steiler Hals, tiefliegende Schulter, ein randständiger Bandhenkel, Fingerdruckmulde, Standboden. Beige. I: mittelgrün glasiert. Einzeilige Rillenverzierung auf Bauch. Drei Glasurabrisse. H. 14.5 cm. MA 6725 (Abb. 164b, hinten Mitte). Henkeltopf. Geschwungen ausladender Rand, s-förmiges Profil, Bauch tiefliegend, ein randständiger Bandhenkel. Beige. I: mittelgrün glasiert, Glasur frag. Zweizeilige Rillenverzierung auf Bauch. H. 13.5 cm. MA 6737. Henkeltopf. Geschwungen ausladender Leistenrand, Profil s-förmig, ein randständiger Bandhenkel, Standboden eingewölbt. Gelblichbeige. I: hellgrün glasiert auf weisser Engobe. Zweizeilige Rillenverzierung auf Bauch. Ein Glasurabriss. H. 15.5 cm. MA 6728 (Abb. 164b, ganz hinten). Henkeltopf. Ausladender Karniesrand, zylindrische Wandung, Standboden eingewölbt, ein randständiger Bandhenkel. Rötlichbeige. I: braun-gelb glasiert auf weisser Engobe, vierzipfliges Engobenmuster. Zweizeilige Rillenverzierung auf Bauch, «Hals-SchulterUmbruch» leicht abgesetzt. H. 16 cm. MA 6738 (Abb. 164b, rechts). Henkeltopf. Beinahe horizontal abstehender Rand, s-förmiges Profil, bauchig, ein randständiger Bandhenkel, Fingerdruckmulde, Standboden eingewölbt. Gelblichbeige. I: dunkelgrün glasiert. Einzeilige Rillenverzierung auf Bauch, Hals-Schulter-Umbruch mit feinem Ziergrat. H. 15 cm. MA 6726 (ohne Abb.). Henkeltopf. Beinahe horizontal abstehender Rand, steiler Hals, Bauch tiefliegend, flach, ein randständiger Bandhenkel, Standboden eingewölbt. Rötlichbeige. I: dunkelgrün glasiert, z.T. abgeplatzt. Dreizeilige Rillenverzierung auf Bauch. Ein Glasurabriss am Hals. H. 15 cm. MA 6735 (ohne Abb.). Henkeltopf. Stark einziehender, breiter Leistenrand, steiler Hals, leicht bauchig, ein randständiger Bandhenkel, leichte Fingerdruckmulde, Standboden. Gelblichbeige. I: hellgrün glasiert auf weisser Engobe. Zweizeilige Rillenverzierung auf Bauch. Ein Glasurabriss. H. 16.5 cm. MA 6734 (ohne Abb.). Henkeltopf. Rand etwas auswärts gewölbt. I: grün glasiert. H. 15.5 cm. Verschollen. MA 6736 (ohne Abb.). Henkeltopf. Karniesrand, schwach ausgebildete und tiefliegende Gefässbauchung, Standboden flach, ein tordierter Henkel mit drei Fingereindrücken am unteren Henkelansatz. Orange. A/I: grün glasiert über weisser Engobe, Glasur matt und z.T. irisierend. Leiste bei Hals-Schulter-Umbruch, oben und unten von Rillen begrenztes Wellenband. H. 15 cm. MA 6730 (Abb. 164b, links). Henkeltopf. Rand karniesartig, nicht unterschnitten, ein randständiger Henkel, tordiert, Druckmulde bei unterem Henkelansatz. Orange. A/I: dunkelgrün glasiert über weisser Engobe. Eine Zierleiste (Wandungsmitte), Schnureindrücke (Fusszone, unteres Gefässviertel). H. 15.5 cm. MA 6740 (ohne Abb.). Henkeltopf. Geschwungen ausladender Leistenrand, unterschnitten, ein randständiger Bandhenkel, gekehlt, Boden eingewölbt, Schlingenspuren. Orange. A/I: mittelgrün glasiert, A: floraler Ritzdekor. H. 13 cm. MA 6729 (Abb. 164b, ganz vorne).

Dreibeingefässe (Taf. 7) 52 Dreibeingefäss, mit Bandhenkel. Randständiger Bandhenkel, Füsse mit umgelegten Spitzen. Grau. Zwei feine Rillen. H. 19 cm. MA 6673 (Abb. 166, Mitte). 53 Kleines Dreibeingefäss. Ein randständiger Bandhenkel mit eingerolltem Ende, Füsschen mit umgelegten Spitzen, geschwärzt. Beige. Randinnenseite und Gefässoberteil aussen grün glasiert über Engobe. H. 5.5 cm. MA 6671 (Abb. 166, rechts). 54 Kleines Dreibeingefäss, mit Bandhenkel. Randständiger Bandhenkel, Füsse mit umgelegten Spitzen. Hellbraun. I: grün glasiert über Engobe. H. 8 cm. MA 6672 (Abb. 166, links). Deckel (Taf. 7) 55 Flachdeckel, mit zentraler Grifföse. Orange. Leichte Kannelur im Randbereich. H. 4 cm. Dm. 20 cm. MA 6250. 56 Steckdeckel. Beinahe horizontal abstehender Rand, Knauf. Rötlichbeige. H. 4.5 cm. MA 6692. 57 Deckel. Trichterförmig, mit Knauf. Gelblichbeige. H. 6 cm. MA 6666. 58 Deckel. Trichterförmig, mit Knauf. Orange. H. 5.5 cm. MA 6670 (ohne Abb.). Krug und Flasche (Taf. 8) 59 Krug, mit Henkel. Rand nach aussen verkröpft, ein randständiger Henkel, tordiert, Druckmulde bei unterem Henkelansatz, Ausguss. Orange. A/I: grün glasiert, fleckig über weisslicher Engobe, Stempelmuster bei Hals, Bauch, Fuss. H. 16.5 cm. MA 6739. 60 Flasche, mit Tüllenausguss. Einziehender Fuss. Orange. Dunkelgrün glasiert, fleckig über weisslicher Engobe, Fusszone unglasiert, feines zweizeiliges Rillenband auf Bauch. H. 25.5 cm. MA 6277. Schüsseln (Taf. 8–11) 61 Kleine Schüssel. Rand nach aussen schräg abgestrichen, konisch ausladende Wandung, Standboden, Schlingenspuren. Grau. H. 4.5 cm. MA 6279 (Abb. 167, links aussen). 62 Kleine Schüssel (wie Kat. 8.61). Rand nach aussen schräg abgestrichen, konisch ausladende Wandung, Standboden, Schlingenspuren. Orange. I: grauer Belag. H. 4 cm. MA 6278 (ohne Abb.). 63 Kleine Schüssel (wie Kat. 8.61). Rand nach aussen schräg abgestrichen, konisch ausladende Wandung, Standboden, Schlingenspuren. Grau. H. 3.5 cm. MA 6280 (ohne Abb.). 64 Kleine Schüssel. Einfacher Rand, steile konische Wandung, Standboden, Schlingenspuren. Grau. I: schwärzliche Glasur, rauher, grauer Belag. H. 4.5 cm. MA 6263. 65 Kleine Schüssel (wie Kat. 8.64). Einfacher Rand, konische Wandung, Standboden eingewölbt, Schlingenspuren. Grau. I: olivgrün glasiert. H. 5.5 cm. MA 6262 (ohne Abb.). 66 Kleine Schüssel. Einfacher Rand, zylindrische Wandung, Standboden eingewölbt. Orange. I/A: mittelgrün glasiert. A: Wandung mit zwei doppelten Leistenverzierungen. H. 4 cm. MA 6733 (Abb. 167, ganz vorne rechts). 67 Kleine Schüssel. Einfacher Rand, konische Wandung, Standboden eingewölbt. Rötlichbeige. I: mittelgrün glasiert. A: Wandung mit zwei Leisten verziert. H. 5.5 cm. MA 6781 (Abb. 167, zweiter von links). 68 Kleine Schüssel. Gewellte Randleiste. I: grün glasiert. H. 5.6 cm. Verschollen. MA 6732 (ohne Abb.). 69 Kleine Schüssel, mit Henkel. Verdickter leistenartiger Rand, konische Wandung, ein randständiger Bandhenkel, Standboden, Schlingenspuren. Orangebraun. I: braun glasiert. H. 4.5 cm. MA 6261. 70 Schüssel, mit Henkel. Umgelegter Rand, konische Wandung, Fusszone leicht abgesetzt, ein randständiger. Bandhenkel, mit Fingerdruckmulde. Orange. A/I: grün glasiert, weisse Engobe. Bodenunterseite mit zahlreichen Glasurflecken. H. 5 cm. MA 6731. 71 Schüssel. Beinahe horizontal abstehender Leistenrand, steile konische Wandung. Rötlichbeige. A: Glasurabriss, Glasurstreifen auf Wandung. H. 6 cm. MA 6697. 72 Schüssel. Beinahe horizontal abstehender Leistenrand, steile konische Wandung, Standboden flach. Orange. A: Wandung mit Rillenverzierung. H. 5 cm. MA 6698. 73 Schüssel. Beinahe horizontal abstehender Leistenrand, steile konische Wandung, Standboden eingewölbt. Rötlichbeige. I: Boden mit Kreisverzierung, A: Wandung mit Rillenverzierung. A: grüne Glasurtropfen. H. 5.5 cm. MA 6748.

297


74 75

76

77

78

79

80

81

82

83

84

85

86

87

88

89

90

298

Schüssel. Breiter Leistenrand, unterschnitten, breiter Ausguss, konische Wandung. Orange. I: geglättet. H. 13.5 cm. MA 6702. Schüssel, mit Henkel. Leichter Karniesrand, konische Wandung, Standboden flach, ein randständiger Bandhenkel. Rötlichbeige. I: hellgrün glasiert auf weisser Engobe. A: zweizeilige Rillenverzierung. Ein Glasurabriss auf Bodenunterseite. H. 12 cm. MA 6715 (Abb. 167, ganz hinten). Schüssel, mit Henkel. Leistenrand mit lippenartigem Randabschluss, konische Wandung, Standboden flach, ein randständiger Bandhenkel. Orange. I: hellgrün glasiert auf weisser Engobe. Ein Glasurabriss auf Bodenunterseite. H. 12 cm. MA 6714. Schüssel. Verkröpfter Rand, steile konische Wandung, Standboden eingewölbt, ein randständiger Bandhenkel, Fingerdruckmulde. Gelblichbeige. I: hell- bis dunkelgrün glasiert, fleckig, weisse Engobe. I: Boden mit Kreisverzierung, A: dreizeilige Rillenverzierung auf Wandung. H. 6.5 cm. MA 6682 (Abb. 168, vorne links). Schüssel. Verkröpfter Rand, Standboden eingewölbt, ein randständiger Bandhenkel, Fingerdruckmulde. Gelblichbeige. I: kräftig mittelgrün glasiert, weisse Engobe. A: dreizeilige Rillenverzierung auf Wandung. H. 7 cm. MA 6695. Schüssel, mit Henkel (wie Kat. 9.78). Verkröpfter Rand, steile konische Wandung, Standboden eingewölbt, ein randständiger Bandhenkel. Gelblichbeige. I: mittel- bis dunkelgrün glasiert, weisse Engobe. I: Boden mit zwei Kreisverzierungen, A: dreizeilige Rillenverzierung auf Wandung. A: Glasurstreifen, Oberfläche erodiert. H. 7.5 cm. MA 6701 (ohne Abb.). Schüssel, mit Henkel. Leicht verkröpfter Rand, steile konische Wandung, Standboden eingewölbt, ein randständiger Bandhenkel. Gelblichbeige. I: mittel- bis dunkelgrün glasiert, weisse Engobe. A: zweizeilige Rillenverzierung auf Wandung. A/I: grauer Belag. H. 7.5 cm. MA 6696. Schüssel. Kragenrand, konische Wandung, Fusszone abgesetzt, Standboden flach. Gelblichbeige. I: grün glasiert, glänzend, weisse Engobe. H. 11.5 cm. MA 6703. Schüssel. Breiter Leistenrand, konische Wandung. Beige. I: dunkelgrün mit mittelgrünem Sternmuster über weisser Engobe, Boden mit Kreisritzung. H. 9.5 cm. MA 6694. Schüssel. Kragenrand, konische Wandung, Standboden flach. Orange. I: hell- bis mittelgrün glasiert, weisse Engobe. A: grössere Glasurflecken, Glasuranflug auf Wandung. H. 10.5 cm. MA 6713 (Abb. 168, hinten links). Schüssel (wie Kat. 9.83). Kragenrand, konische Wandung, Fusszone geschwungen abgesetzt, Standboden. Orange. I: hell- bis mittelgrün glasiert, weisse Engobe. A: Glasurtropfen. H. 11 cm. MA 6704 (ohne Abb.). Schüssel. Verkröpfter Rand, konische Wandung, zwei randständige tordierte Henkel, Fusszone leicht abgesetzt. Beige. A/I: glasiert, grün, weisse Engobe, Stempelmuster: A: auf Rand, Wandungsmitte, Fusszone, I: Spiegel mit konzentrischen Kreisen mit Stempelmuster (wie Aussenseite). H. 10.5 cm. MA 6743 (Abb. 168, Mitte links). Schüssel, mit Henkel. Verkröpfter Rand, steile konische Wandung, Standboden flach, zwei tordierte Henkel. Gelblichbeige. A/I: mittelbis dunkelgrün glasiert, weisse Engobe. A: Stempeldekor auf Fusszone (dreieckig), Wandung (rund/Band) Randzone (dreieckig), I: Boden mit zwei Kreisverzierungen. H. 7 cm. MA 6724 (ohne Abb.). Schüssel, mit Henkel. Verkröpfter Rand, steile konische Wandung, zwei tordierte Henkel, Standboden flach. A/I: mittelgrün glasiert auf weisse Engobe. A: Schnureindruck auf Wandung, Rand und Fuss. I: Kreisverzierung auf Boden. Ein grosser Glasurabriss auf Fusszone. H. 13 cm. MA 6745 (ohne Abb.). Schüssel, mit Henkel. Horizontal abstehender kurzer Rand, steile konische Wandung, Standboden flach, zwei randständige Bandhenkel. Gelblichbeige. A/I: hell- bis dunkelgrün glasiert, leicht fleckig, weisse Engobe. A: Boden mit mehreren Glasurstreifen. H. 9.5 cm. MA 6744. Schüssel. Konische Wandung, Randabschluss nach innen abgeschrägt, Boden abgesetzt, zwei randständige tordierte Bügelhenkel. Orange. A/I: glasiert, mittelgrün, weisse Engobe, breite Zierleiste unterhalb Rand. Glasurabrisse auf Bodenunterseite. H. 6 cm. MA 6723 (Abb. 168, vorne rechts). Schüssel. Verkröpfter Rand, steile konische Wandung, eine Seite abgeflacht, zwei asymmetrische angeordnete Bandhenkel, mit Fingerdruckmulde, Standboden flach. Rötlichbeige. I: glasiert auf weisser Engobe. Rillenverzierung auf Wandung. Mehrere Glasurreste

auf Bodenunterseite. H. 9 cm. MA 6712 (Abb. 168, hinten rechts). 91 Schüssel. Rand mit schmaler Fahne, Leiste unterhalb Rand, Standboden flach. Gelblichbeige. A/I: hell- bis dunkelgrün glasiert auf weisser Engobe. Fusszone mit Fingerknubben verziert. H. 9.5 cm. MA 6742. 92 Schüssel (wie Kat. 11.91). Verkröpfter Rand, Bodenunterseite verstrichen. Orangebraun. A/I: grün glasiert über weisser Engobe, glänzend, stellenweise bräunlicher Belag. Ritzdekor: Boden mit drei konzentrischen Rillenbändern. H. 5 cm. MA 6746.01 (ohne Abb.). 93 Schüssel. Rand mit schmaler Fahne. A/I: hell- bis dunkelgrün glasiert, fleckig, weisse Engobe. Spiegel mit breiter kreisförmiger Rille. H. 7.5 cm. MA 6757. 94 Schüssel (wie Kat. 11.93). Rand mit schmaler Fahne, konische Wandung, Standboden flach. A/I: mittel- bis dunkelgrün glasiert, fleckig, weisse Engobe. Spiegel mit breiter kreisförmiger Rille. H. 9.5 cm. MA 6741 (ohne Abb.). 95 Schüssel. Konische Wandung, schmale Fahne, aufgestellter Randabschluss. Beige. Braun glasiert, Dekor gelb, Fahne mit s-Motiv, A: Eine Rille auf Wandungsmitte, Boden mit Fischwirbel. A: breiter Glasurstreifen mit drei Glasurabrissen, bräunliche Flecken auf Wandung. H. 12.5 cm. MA 6708 (Abb. 169). 96 Schüssel. Steilwandige Schüssel, nach aussen verkröpfter Rand. Orangebraun. A/I: dunkelbraun glasiert, glänzend, bestossen. Zwei Gesichtsmasken mit Rollwerk, alternierend angeordnet. H. 11.5 cm. MA 6705 (Abb. 171). 97 Schüssel. Steilwandige Schüssel, Rand nach aussen verkröpft, profiliert, Schlingenspuren. Rötlichbraun. A/I: mit transparenter Glasur versehen. Auf der Wandung aussen ein dunkelbraunes Band, abwechselnd mit weissen Punkten und hellbraunem H-Motiv verziert, Rand- und Fussteil mit weisser Streifenverzierung. H. 9.5 cm. MA 6706 (Abb. 170). Teller (Taf. 12) 98 Teller. Schmale Fahne, Wandung und Bodenunterseite abgedreht. Gelblichbeige. I: dunkelgrün glasiert über weisser Engobe. Glasur mit kleinen Bläschen übersät. Kreuzförmige Bodenmarke. H. 4 cm. MA 6756 (Abb. 172, hinten links). 99 Teller. Verkröpfter Rand, steile konische Wandung, Standboden flach. A/I: grün glasiert über weisser Engobe. Kreisförmige Rillenverzierung auf Spiegel. H. 5 cm. MA 6746 (Abb. 172, hinten rechts). 100 Teller. Schräge, mittelbreite Fahne, aufgestellter Randabschluss. Bodenunterseite mit zwei konzentrischen Rillenpaaren, die stellenweise mit grüner Glasur bedeckt sind. Gelblichbeige. A/I: grün glasiert über weisser Engobe, glänzend, stellenweise grauer Belag. Ritzdekor: Fahne mit Eichenlaub, an der Wandung Dreiecksmuster, in der Mulde ein Frauengesicht. H. 4 cm. MA 6699 (Abb. 168, Mitte rechts; Abb. 172, vorne rechts; Abb. 173). 101 Teller. Schmale Fahne, mit aufgestelltem Randabschluss. Rand rechts unten mit zweifacher Durchlochung, mit Glasur verstopft. Boden mit Standring, abgedreht und mit mehreren, zum Teil deutlich hervortretenden konzentrischen Rillenbändern. Rötlichbeige. A/I: grün glasiert über weisser Engobe. Glasur zum Teil matt und von hell- bis dunkelgrün reichend. Herstellungsbedingte Glasurverdickung an einer Stelle der Bodeninnenseite. Stellenweise mit braunem und weisslichem Belag. Spiegel mit variantenreichem Blüten- und Blattwerk verziert (Ritzdekor). H. 3.5 cm. MA 6747 (Abb. 172, vorne links). 102 Teller. Kurze Fahne und aufgestellter Randabschluss, zur Mulde kantig abgesetzt, Bodenunterseite mit Rillenbändern. Orange. A/I: grün glasiert über weisser Engobe. Ritzdekor, Fahne und Wandung mit SElementen verziert, im Spiegel drei verschränkte Fische, die aus einen Rillenband herauswachsen. Glimmerhaltig. H. 4 cm. MA 6700. Lämpchen (Taf. 13) 103 Lämpchen. Einfacher horizontal abgestrichener Randabschluss mit Schnabel, Boden mit Quellrand, Ausguss. Orange. Glimmerhaltig. H. 3 cm. MA 6265 (Abb. 174, ganz hinten). 104 Lämpchen. Kantig einziehender Rand mit Schnabel, nach aussen schräg abgestrichen, Standboden flach, Schlingenspuren, geschwärzt. Gelblichbeige. H. 3 cm. MA 6281 (Abb. 174, rechts aussen). 105 Lämpchen. Einziehender Rand mit Schnabel, Schlingenspuren, Ausguss geschwärzt. Rot. H. 3 cm. MA 6264 (Abb. 174, hinten links).


106 Lämpchen. Einfacher horizontal abgestrichener Randabschluss, Griffdorn durchbohrt. Grau. H. 3 cm. MA 6679. 107 Lämpchen. Kantig einziehender Rand, nach aussen schräg abgestrichen mit Schnabel, Grifflappen umgelegt, mit seitlicher Lochung. Grau. H. 2.7 cm. MA 6674 (Abb. 174, vorne links). 108 Lämpchen (wie Kat. 13.107). Kantig einziehender Rand, nach aussen schräg abgestrichen mit Schnabel, Schlingenspuren. Grau. H. 2.5 cm. MA 6266 (ohne Abb.). 109 Lämpchen. Einziehender Rand, mit Schnabel, Boden eingewölbt wohl mit Schlingenspur. Orange. I: dunkelgrün glasiert. H. 2.5 cm. MA 6677 (Abb. 174, ganz vorne). 110 Lämpchen (wie Kat. 13.109). Einziehender Rand mit Schnabel, Grifflappen fragmentiert, mit Lochung. Orange. H. 2.5 cm. MA 6675 (ohne Abb.). 111 Lämpchen. Einziehender Rand, mit Schnabel, geschwärzt, Standboden, mit Schlingenspuren. Grau. H. 3 cm. MA 6678. 112 Lämpchen. Gelblich beige. I: glasiert. H. 2.5 cm. Verschollen. MA 6676 (ohne Abb.).

türkis. A: horizontal umlaufende Streifenverzierung. Herkunft Faenza oder Deruta (ca. 1480-1510). H. 3.5 cm. MA 6710 (Abb. 178). 130 Teller. Fayence. Schmale Fahne mit leicht aufgestelltem Rand, Boden mit Standring, abgedreht, Fahne mit zweifacher Durchlochung. Teller verzogen. Gelblichbeige. Oberseite weitgehend mit opaker, leicht bläulicher Zinnglasur bedeckt, stellenweise ist die gelblichbeige Engobenunterlage freiliegend. In der Mulde schwebender Putto über Landschaft mit See und Stadt, in den Farben blau, grün, gelb. Fahne und Muldenrand mit gelber, manganvioletter und blauer Streifenverzierung. H. 3 cm. MA 6721 (Abb. 224).

Sparhäfen (Taf. 14) 113 Sparbüchse. Kugeliger Oberteil, einziehender kurzer Unterteil, Schlitz, Schlingenspuren, Boden eingewölbt. Orange. Drei Rillenbänder auf Oberteil. H. 14 cm. Dm. 14 cm. MA 6749. 114 Sparbüchse. Kugeliger Oberteil, einziehender Unterteil, Schlitz, Schlingenspuren, Boden eingewölbt. Grau. H. 7.3 cm. Dm. 7.8 cm. MA 6683. 115 Sparbüchse. Braungrau. H. 7 cm. Dm. 7 cm. Verschollen. MA 6684 (ohne Abb.). 116 Sparbüchse. Gelblich. Grün glasiert. H. 10.5 cm. Dm. 9 cm. Verschollen. MA 6750 (ohne Abb.). 117 Sparbüchse. Oberseite mit Wellenband. Gelblichrot. H. 9 cm. Dm. 8.5 cm. Verschollen. MA 6685 (ohne Abb.). Schröpfköpfe (Taf. 14) 118 Schröpfkopf. Napfartig, Rand horizontal abgestrichen, Boden geglättet und leicht abgeflacht. Grau. H. 3.4 cm. MA 6688. 119 Schröpfkopf. Zylindrischer Hals, Rand horizontal abgestrichen, bauchig mit regelmässig gewölbtem Boden. Grau. H. 3.7 cm. MA 6689. 120 Schröpfkopf. Konischer langer Hals, Rand horizontal abgestrichen, leicht abgesetzt nach aussen biegend, Boden regelmässig gewölbt. Orange. H. 3.2 cm. MA 6690. 121 Schröpfkopf. Grau. H. 3.9 cm. Verschollen. MA 6686 (ohne Abb.). 122 Schröpfkopf. Gelblichbeige. Glasurreste. H. 3 cm. Verschollen. MA 6691 (ohne Abb.). 123 Schröpfkopf. Grau. H. 3.4 cm. Verschollen. MA 6687 (ohne Abb.).

131 Teller. Fayence. Breite Fahne mit leicht aufgestelltem Rand. Bodenunterseite verstrichen. Gelblichbeige. I: leicht bläuliche, opake Zinnglasur, Unterseite unglasiert. Oberfläche teilweise mit orangen Anlagerungen. Fahne mit dunkelblauem Rankendekor, volutenartige Einrollungen. Mulde mit springendem Tier (dunkelblau). Randabschluss mit kurzen braunen Schrägstrichen verziert. Muldenrand mit dreifacher Streifenverzierung in den Farben blau, braun, blau. H. 3.5 cm. MA 6720 (Abb. 225).

Dosen (Taf. 14) 124 Dose, mit Deckel. Zylindrische Form, nach innen verkröpfter Rand, seitlicher Henkel, kantig, quadratischer Querschnitt. Orange. A/I: mittelgrün glasiert (Engobe). Zweizeiliges Rillenband auf Wandungsmitte. Ziffer «8» als Boden- und Deckelmarke. H. 14.5 cm. MA 6681. 125 Dose, ohne Deckel. Geschwungen einziehende Wandung, Rand nach innen verkröpft, leichte Schlingenspuren, Boden eingewölbt. Orange. A/I: glasiert, A: mittelgrün fleckig (Engobe), I: olivgrün. H. 6 cm. MA 6707. Bartmannkrug, Humpen, Pokal (Taf. 14) 126 Humpen. Mit Henkel, leicht konisch einziehende Form, Zierleisten bei Rand und Fusszone. Orange. Drei Reliefappliken (Voluten, Putto, Knospe), Bemalung blau, gelb, braun. H. 12.5 cm. MA6680 (Abb. 176). 127 Bartmannkrug. Orange. Drei runde Reliefappliken mit Wappendarstellungen, braun glasiert. H. 23 cm. MA 6716 (Abb. 175). 128 Pokal. Zwei s-förmige Henkel mit Schlangenköpfen, randständig, kugeliger Gefässkörper auf hochgestochenem Fuss. Beige. Beige Engobe, Transparentglasur. Bemalung in grün, blau, manganviolett, gelb. Rankendekor und geometrische Elemente (Oval, Girlande, Streifen). H. 23 cm. MA 6711 (Abb. 177). Teller und Schalen aus Fayence (Taf. 14) 129 Schale. Fayence. Einfacher Rand. Gelblichbeige. A/I: weissliche, opake Zinnglasur. I: mit Hase, zwei verschlungenen Wellenbändern und persisch beeinflussten Blütenmotiven verziert. Blau, weiss, hellbraun,

299


132 Teller. Fayence. Breite Fahne mit leicht aufgestelltem Rand. Rand leicht bestossen. Unterseite abgedreht. Bräunlichbeige. I: weissliche, opake Zinnglasur; gleichmässiger Auftrag. A: unglasiert. Fahne mit Rankendekor (blau, türkis, gelb). Mulde mit Resten eines Memento mori Schriftzugs (blau). Tellerrand und Muldenrand mit horizontal umlaufender Streifenverzierung (blau, gelb, manganviolett). H. 4.5 cm. MA 6718 (Abb. 179). 133 Teller. Fayence. Breite Fahne mit leicht aufgestelltem Rand. Boden leicht abgesetzt. Gelblichbeige. I: opake weissliche Zinnglasur, gleichmässig aufgetragen. Randscherben zum Teil bräunlich verfärbt. Fahne mit Eichenlaub (blau, türkis, gelb). In der Mulde eine Sündenfalldarstellung mit Adam und Eva, welche den Apfel von der sich um einen Baum windenden Schlange ergreift. Tellerrand und Muldenrand mit horizontal umlaufenden Streifen (blau, gelb, manganviolett). H. 7.5 cm. MA 6719 (Abb. 180). 134 Schale, mit Standfuss, Unterseite abgedreht, sekundäre Durchlochung am Standfuss. Gelblichbeige. Opake Zinnglasur, abgesehen von der Randzone ist die Aussenseite unglasiert. Beige Engobenunterlage. Glasur stellenweise erodiert. Innenseite mit Bartholomäusdarstellung in blauen Farbtönen. H. 5.5 cm. MA 6722 (Abb. 181). 135 Schale mit Fuss. Fayence. Gelblichrot. A/I: graublau glasiert mit blauem Dekor. Im Spiegel Vogel mit Blume (Guyan 1971, 168). H. 4.5 cm. Verschollen. MA 6709 (Abb. 226).

Salbtöpfchen (Taf. 14) 136 Salbtöpfchen. Fayence, Leicht aufragender Randabschluss, zylindrische Wandung und einziehender Fussteil. Bodenunterseite mit Schlingenspuren. Weiss. A/I: opake Zinnglasur, bläulichbeige. Unterteil mit zwei, Oberteil mit drei graublauen, horizontal umlaufenden Streifen. H. 7 cm. MA 6751 (Abb. 183, hinten links). 137 Salbtöpfchen. Fayence (wie Kat. 136), Gedrungene Gesamtform, Wandung leicht konisch, einziehender Hals und ausladende Randlippe, einziehender Fuss, Bodenunterseite mit exzentrischen Schlingenspuren. Weiss. A/I: leicht opake Glasur, weisslich. Oberteil mit zwei stellenweise zusammenlaufenden, horizontalen, dunkelblauen Streifen, Unterteil mit zwei Streifen. H. 5.5 cm. MA 6753 (Abb. 183, rechts aussen). 138 Salbtöpfchen. Abgesetzter Hals, kantig abgestrichene Randlippe einziehender Fussteil, Bodenunterseite verstrichen, dünnwandig verarbeitet. Gelblichbeige. Matt bis leicht glänzende Glasur, mit vereinzelt leicht opak wirkender Oberfläche. Oberteil mit drei, Unterteil/Fuss

300

mit zwei graublauen, horizontal umlaufenden Streifen verziert. H. 5 cm. MA 6755 (Abb. 183, ganz vorne). 139 Salbtöpfchen (wie Kat. 138). Leicht fragmentiert, kantig abgesetzter Hals und ausbiegende Randlippe, Wandung leicht konisch, einziehender Fussteil, Boden flach verstrichen, ganzes Gefäss dünnwandig. Beige. Eierschalenfarbig wirkende Transparentglasur. Unterteil und Oberteil der Wandung mit je drei graublauen, horizontal umlaufenden Streifen. H. 7 cm. MA 6752 (Abb. 183, hinten rechts). 140 Salbtöpfchen (wie Kat. 138). Ausladende, leicht umgelegte Randlippe, abgesetzter und einziehender Hals, Bodenunterseite verstrichen. Beige. Gelblichbeige, eierschalenfarbig wirkende Glasur, stellenweise leicht opak. Je zwei graublaue, horizontal umlaufende Streifen auf Ober- und Unterteil. H. 5 cm. MA 6754 (Abb. 183, links aussen). Ofenkeramik (Taf. 15) 141 Napfkachel. Verdickter Rand, nach innen schräg abgestrichen, leicht konisch, Standboden flach, Schlingenspuren. Orange. H. 11 cm. MA 6766 (Abb. 184, ganz hinten). 142 Napfkachel (wie Kat. 141). Verdickter Rand, nach innen schräg abgestrichen, leicht konisch, Standboden flach. Farbe uneinheitlich, gefleckt. H. 10.5 cm. MA 6767 (ohne Abb.). 143 Napfkachel (wie Kat. 141). Verdickter Rand, nach innen schräg abgestrichen, leicht konisch, Standboden leicht eingewölbt. Braunrot. H. 11 cm. MA 6776 (ohne Abb.). 144 Napfkachel. Verdickter Rand, nach innen schräg abgestrichen, leicht konisch, Standboden flach, Schlingenspuren. Rötlichbeige. z.T. grauer Belag. H. 10 cm. MA 6778. 145 Napfkachel. Einfacher Rand, leicht konisch, Standboden eingewölbt, Schlingenspuren. Gelblichbeige. H. 12 cm. MA 6765. 146 Napfkachel. Einfacher Rand leicht nach innen abgeschrägt, leicht konisch, Standboden flach, Schlingenspuren. Rötlichbeige. H. 12.5 cm. MA 6777 (Abb. 184, hinten links). 147 Napfkachel. Einfacher Rand mit Innenkehle, Standboden flach, Schlingenspuren. Orange. H. 10 cm. MA 6781.01. 148 Napfkachel (wie Kat. 147). Einfacher Rand mit Innenkehle, leicht konisch, Standboden eingewölbt, Schlingenspuren. Rötlichbeige. H. 10 cm. MA 6779 (ohne Abb.). 149 Napfkachel (wie Kat. 147). Einfacher Rand mit Innenkehle, leicht konisch, Standboden eingewölbt, Schlingenspuren. Rötlichbeige. z. T. grauer Belag. H. 8.5 cm. MA 6782 (Abb. 184, Mitte). 150 Napfkachel (wie Kat. 147). Einfacher Rand mit Innenkehle, Fusszone einziehend, Standboden, Schlingenspuren. Orange. H. 10 cm. MA 6780 (ohne Abb.). 151 Napfkachel. Verdickter ausbiegender Rand mit Innenkehle Fusszone einziehend. Rötlichbeige. I: hellgrün glasiert auf weisser Engobe. H. 11.5 cm. MA 6786.01 (Abb. 184, rechts aussen). 152 Napfkachel. Ausbiegender Rand mit Innenleiste, Standboden leicht eingewölbt. Rötlichbeige. I: mittelgrün, weisse Engobe. Boden mit konzentrischen Riefen. H. 9 cm. MA 6785 (Abb. 184, ganz vorne). 153 Napfkachel (wie Kat. 152). Ausbiegender Rand mit Innenleiste, leicht konisch, Standboden leicht eingewölbt. Rötlichbeige. Oberfläche mit fleckigen Anlagerungen. I: mittelgrün glasiert auf weisser Engobe. Boden mit konzentrischen Riefen. H. 9 cm. MA 6784. 154 Kachel mit quadratischer Mündung. Standboden leicht eingewölbt, Schlingenspuren. Orange. H. 9 cm. MA 6783 (Abb. 184, links aussen). Technische Gefässe (Taf. 16) 155 Steilwandiges Gefäss mit Leiste. Braun. H. 16 cm. MA 6240. 156 Schüssel. Rand leicht verdickt, Randabschluss schräg nach aussen abgestrichen, steile konische Wandung, Boden mit Quellrand. Grau. Glimmerhaltig, Rand z.T. mit schwarzem Belag. MA 6239 (Abb. 167, rechts aussen). Weitere Ofenkeramik 157 Tellerkachel. Einfacher Rand, Tubus fehlend. Orange. Glasur braun (o. Engobe). Fünfblättrige Rosette. MA 6775 (Abb. 185a). 158 Blattkachel. Untere Hälfte, Säulenbogen mit Masswerk, Tubus eckig, Tiefe 12 cm. Rötlichbeige. Glasur ursprünglich grün, hellgrün und grauer Belag, weisse Engobe. B. 18.5 cm. MA 6764 (Abb. 185b). 159 Blattkachel. Adler mit Krone, Blatt leicht konkav, Reliefhöhe ent-


160

161

162

163

164

165 166

167

168

169

170

171

spricht Randhöhe. Rötlichbeige. Glasur olivgrün, glänzend. Rückseite geschwärzt. B. 19.5 cm. H. 20.5 cm. MA 6759 (Abb. 185c). Blattkachel. Adler mit Krone, Blatt leicht konkav, Reliefhöhe entspricht Randhöhe. Rötlichbeige. Glasur mittelgrün, matt. Rückseite geschwärzt. B. 19.5 cm. H. 20.5 cm. MA 6758. Blattkachel. Einhorn, Reliefhöhe entspricht Randhöhe, Tubus oval, Tiefe 11,5 cm. Rötlichbeige. Glasur dunkelgrün, glänzend. B. 20 cm. H. 21 cm. MA 6762 (Abb. 185e). Blattkachel. Einhorn, Reliefhöhe entspricht Randhöhe, Tubus oval, Tiefe 12,0 cm. Rötlichbeige. Glasur dunkelgrün, glänzend. Einzelne Mörtelreste an Tubus. B. 20 cm. H. 21 cm. MA 6763. Blattkachel. Löwe, Reliefhöhe entspricht Randhöhe. Rötlichbeige. Glasur dunkelolivgrün, glänzend. Rückseite grau. B. 19.5 cm. H. 21 cm. MA 6760. Blattkachel. Löwe, Reliefhöhe entspricht Randhöhe. Rötlichbeige. Glasur mittelgrün, glänzend. Rückseite leicht geschwärzt. B. 19.5 cm. H. 21 cm. MA 6761 (Abb. 185d). Kranzkachel. Fragment, Löwenkopf neben Baumstamm. Rötlichbeige. Glasur hellgrün, weisse Engobe. MA 6787 (Abb. 185f). Blattkachel. Feines Waffelmuster aus Dreiecken, Rand schmal, Blatt gerade/flach, Tubus Tiefe 8 cm. Rötlichbeige. Glasur mittelgrün, weisse Engobe, glänzend. Tubus A: Lehmreste, I: geschwärzt. B. 15.5 cm. H. 15.5 cm. MA 6788 (Abb. 185g). Blattkachel. Feines Waffelmuster aus Dreiecken, Rand schmal, leicht konkav, Tubus oval, Tiefe 8 cm. Rötlichbeige. Glasur mittelgrün, weisse Engobe, glänzend. Tubus A: Lehmreste, I: deutlich geschwärzt. B. 16 cm. H. 16 cm. MA 6768. Blattkachel. Geometrisch-florales Tapetenmuster, bogenartige Öffnung im Blatt, Tubus hinten geschlossen, rund, Tiefe 9.5 cm. Rötlichbeige. Glasur mittelgrün, weisse Engobe, glänzend. B. 15 cm. H. 15 cm. MA 6790 (Abb. 185i). Blattkachel. Geometrisch-florales Tapetenmuster, Breite anderthalbfach, Tubus seitlich, eckig, Tiefe 7,0 cm. Rötlichbeige. Glasur mittelgrün, glänzend, weisse Engobe. Rückseite leicht geschwärzt. B. 21.5 cm. H. 14.5 cm. MA 6789 (Abb. 185h). Blattkachel. Geometrisch-florales Tapetenmuster, Tubus rund, Tiefe 7.5 cm. Rötlichbeige. Glasur mittelgrün, weisse Engobe, leicht glänzend. B. 14.5 cm. H. 14.5 cm. MA 6769 (ohne Abb.). Blattkachel. Geometrisch-florales Tapetenmuster, Tubus rund, Tiefe 7.5 cm. Rötlichbeige. Glasur, kräftiges grün, weisse Engobe, glänzend. Rückseite geschwärzt. B. 14.5 cm. H. 14.5 cm. MA 6770 (Abb. 185h).

Gläser Nuppenbecher vom «Schaffhauser Typ» (nach Ress 1968/69, 74–95) 172 Nuppenbecher. Hell blaugrün. H. 13 cm. MA 6282. 173 Nuppenbecher. Hell blaugrün. MA 6283. 174 Nuppenbecher. Hell blaugrün. MA 6284. 175 Nuppenbecher. Hell blaugrün. H. 11 cm. MA 6285 (Abb. 187, links). 176 Nuppenbecher. Hell blaugrün. H. 17 cm. MA 6286. 177 Nuppenbecher. Transparent, farblos. H. 7 cm. MA 6287 (Abb. 187, Mitte). 178 Nuppenbecher. Hell blaugrün. H. 9.5 cm. MA6793 (Abb. 187, rechts). 179 WS und BS von Nuppenbecher. Hell blaugrün. MA 6802. Weitere Nuppenbecher vom «Schaffhauser Typ» 180 Nuppenbecher. Schneckenhausförmige Nuppen, diagonal angeordnet. Hell blaugrün. MA 6796. 181 Nuppenbecher. Senkrecht angeordnete Nuppen. Blaugrau. MA6817.01. Warzenbecher 182 Warzenbecher. Hell grau, milchig, irisierend. H. 9 cm. MA 6851. 183 Warzenbecher. Umgelegter Fussring. Gräulich, milchig, irisierend. H. 9.2 cm. MA 6850 (Abb. 188, vorne rechts). 184 Warzenbecher. Bräunlich, milchig. H. 7.5 cm. MA 6852. (Abb. 188, vorne links) 185 Warzenbecher. Tropfenförmige Warzen. Bräunlich, milchig. H. 8 cm. MA 6853 (Abb. 188, links aussen). 186 Warzenbecher. MA 6839. 187 Warzenbecher. Umgelegter Fussring. Gräulich, milchig, irisierend. H. 8 cm. MA 6849 (Abb. 188, rechts aussen). Becher mit diversen Mustern

188 Becher. Profil. Standfuss. Farblos, transparent. Quadermuster. MA 6862. 189 Becher. Bodenteil. Farblos, transparent. Feines Quadermuster (Spechter). Bdm. 6 cm. MA 6859. 190 Becher. Zylindrisch, umgelegter Fussring. Rautenmuster. Transparent. H. 8.5 cm. MA 6863 (Abb. 195e). 191 Becher. Bodenteil. Unregelmässiges wurzelartiges Muster. Farblos, transparent. MA 6864. Becher unverziert 192 Becher. Zylindrisch, Boden mit umgelegtem Fussring. Beige, irisierend, milchig. H. 8.6 cm. MA 6866 (Abb. 190, vorne links). 193 Becher. Zylindrisch, Boden mit umgelegtem Fussring. Beige, irisierend, milchig. H. 10 cm. MA 6865 (Abb. 190, vorne Mitte). 194 Becher. Zylindrisch, einfacher Rand, Boden mit umgelegtem Fussring. Beige, irisierend, milchig. H. 10 cm. MA 6867 (Abb. 190, hinten rechts). 195 Becher. Annähernd zylindrisch, Boden mit umgelegtem Fussring. Beige, irisierend, milchig. H. 10 cm. MA 6869. 196 Becher. Profil. Milchiggrau. MA 6868. Diverse Becher / Sonstiges 197 Becher. Fast zylindrisch, Mündung ausladend, Zackenfuss, senkrechte Fadenauflage, alternierend bräunlich/blau. Bräunlich, milchig. H. 16.5 cm. MA 6797 (Abb. 195d). 198 Schaft von grösserem Gefäss in Form eines nackten Frauenoberkörpers. Grün irisierend. B. 8.5 cm. MA 6819 (Abb. 195a). 199 Becher/Stangenglas. Bodenteil, durchbrochen. Dunkelgrün. Bdm. 11.5 cm. MA 6814. Stangengläser 200 Stangenglas mit Warzendekor. Verbreiterter Fuss ohne Verzierung. Gräulich, milchig, irisierend. H. 17.5 cm. MA 6845 (Abb. 188, ganz hinten). 201 Stangenglas. Oberteil zylindrisch mit einziehendem Hals. Grosse Nuppen und spiralig umlaufender, gerippter Faden. Schwarzblau. Mdm. 9.5 cm. MA 6813. 202 Stangenglas. WS mit grossen Nuppen. Grünlich. MA 6816. Kelchgläser mit Löwenkopfrelief 203 Kelchglas. Tulpenförmiger Kelch, einfacher Rand. Bräunlich, milchig. Fuss mit Löwenkopfrelief. H. 16.5 cm. MA 6843. 204 Kelchglas. Transparent. Fuss mit Löwenkopfrelief. MA 6840 (Abb. 191, rechts aussen). 205 Kelchglas. Transparent, irisierend. Fuss mit Löwenkopfrelief. MA 6842 (Abb. 191, 2. von rechts). 206 Kelchglas. Transparent, farblos. Fuss mit Löwenkopfrelief. MA 6841 (Abb. 191, ganz vorne). 207 Kelchglas. Schlanker konischer Kelch. Gräulich, milchig. Fuss mit Löwenkopfrelief. MA 6835 (Abb. 191, ganz hinten). Kelchgläser mit Warzendekor 208 Kelchglas. Tulpenförmiger Kelch. Warzendekor. Bräunlich, milchig, irisierend. H. 14 cm. MA 6836 (Abb. 188, Mitte). 209 Kelchglas. Warzendekor. Milchig grau, leicht irisierend. MA 6838. Kelchgläser ohne Dekor 210 Kelchglas. Fuss trichterförmig. Milchig grau, irisierend. MA 6832. 211 Kelchglas. Konischer Kelch. Milchig hellgrau, irisierend. H. 10.8 cm. MA 6833 (Abb. 190, links aussen). 212 Kelchglas. Tulpenförmig. Milchig grau. MA 6837 (Abb. 190, ganz hinten). 213 Kelchglas. Glockenförmig ausladender Kelch. Bräunlich, milchig, irisierend. MA 6834 (Abb. 190, rechts aussen). Weitere Kelchgläser 214 Fuss von Flügelglas. Transparent, farblos. Durchbrochen. MA 6844 (Abb. 189). Kleine Salbfläschchen 215 Fläschchen. Bauch halbkugelig, Boden hoch eingestochen. Leicht grünlich, leicht irisierend. H. 5 cm. MA 6825 (Abb. 194, rechts aussen). 216 Fläschchen. Leicht grünlich, irisierend. H. 5.5 cm. MA 6826 (Abb. 194, links aussen).

301


217 Fläschchen. Leicht grünlich, leicht irisierend. H. 5.5 cm. MA 6827 (Abb. 194, hinten links). 218 Fläschchen. Leicht grünlich, leicht irisierend. H. 6.5 cm. MA 6828 (Abb. 194, vorne Mitte). 219 Fläschchen. Leicht grünlich, leicht irisierend. H. 4.5 cm. MA 6830 (Abb. 194, hinten rechts). Grosse Flaschen 220 Flasche. Bauchig, langer konischer Hals, hochgestochener Boden. Grünlich, irisierend. H. 25 cm. MA 6803 (Abb. 195b). 221 Flasche, Boden und Oberteil. Zylindrischer Hals, leicht abgeflachter kugeliger Bauch. Graublau. Einfaches Rautenmuster, vertikal und horizontal umlaufende, gerippte Fadenauflagen, Nuppen. Auf der Schulter zwei Ösen. MA 6804 (Abb. 195c). Kuttrolf 222 Kuttrolf. Langer Hals tordiert, zweirohrig, mit Ausguss. Grünlich. MA 6821 (Abb. 193, vorne). 223 Kuttrolf. Langer Hals tordiert, zweirohrig, mit Ausguss. Grünlich. MA 6822 (Abb. 193, hinten). 224 Kuttrolf. Langer Hals tordiert, zweirohrig, mit Ausguss. Grünlich. MA 6823 (Abb. 193, rechts aussen). 225 Kuttrolf. Langer Hals tordiert, mit Ausguss. Grünlich. MA 6824 (Abb. 193, links aussen). Verschollene Gläser (ohne Abb.) Vorbemerkung: Beschreibung nach Inventarbucheintrag; Möglicherweise befinden sich einige der verschollenen Gläser in den Fundkisten mit den nicht detailliert inventarisierten Glasfunden. 226 Stangenglas. Oberteil eines Stangenglases, etwas vertikal gewellt, besetzt mit Nuppen, Rand ausladend. Grünlich, matt. H. 15.5 cm. MA6806. 227 Stangenglas. Oberteil und Fuss eines hellen Stangenglases, schwach geriffelt. Die Buckel sind teilweise hohl, teilweise aufgesetzt, der ausladende Standfuss durch Parallelkreise ornamentiert. Grünlich, matt. H. 24.5 cm. MA 6805. 228 Stangenglas. Oberteil und Fuss eines hellen Stangenglases, schwach geriffelt. Die Buckel sind teilweise hohl, teilweise aufgesetzt, der ausladende Standfuss durch Parallelkreise ornamentiert. Grünlich, matt. H. 10 cm. MA 6805.01. 229 Stangenglas mit hohem Standfuss. Weiss. Der Glasleib mit ovalen Buckeln verziert. Fuss hohl und stark ausladend. MA 6846. 230 Randprofil eines Stangenglases. Grünlich. Unterhalb des glatten Randes Glasreif und kleine Buckel. MA 6847. 231 Bodenprofil von Kat. 230. Fuss stark ausladend. MA 6847.01. 232 Nuppenbecher. Profil erhalten. Grünlich und hell. H. 11 cm. MA 6794. 233 Nuppenbecher. Randprofil. Grünlich und hell. H. 7.5 cm. MA 6800. 234 Nuppenbecher. Seitenprofil. Grünlich und hell. H. 9.3 cm. MA 6799. 235 Nuppenbecher. Ganzes Profil. Grünlich und matt. H. 9.5 cm. MA6795. 236 Nuppenbecher. Bodenprofil. Hell grünlich. MA 6801. 237 Gotische Flasche. Etwas schräg laufende Rillen, Boden stark ins Innere des Glases eingebaucht. Grünlich. H. 9.5 cm. MA 6791. 238 Gotisches Glas. Ausladende Standfläche, Boden stark eingebaucht, als Ornament die Seiten gewellt. Rings um den Rand schmaler Streifen. Grünlich. H. 7 cm. MA 6792. 239 Gotisches Glas. Randprofil, weiss verziert mit zwei blauen und einem gewellten weissen Glasreif. H. 5.5 cm. MA 6798. 240 Kelchglas aus weissem opakem Glas, Kelch senkrecht gerippt, Schaft rund, dünn und glatt, Fuss etwas gerippt. MA 6831. 241 Stück eines Kelchglasschaftes, Kugel umfasst von Glasreif mit flach gedrückten Zwischengliedern, darauf Ansatz des Fusses. Stark irisierend. MA 6848. 242 Bodenprofil eines zylindrischen Trinkglases aus weissem und mattem Glas, um die Seitenwände horizontale Rillen und Buckel, der eingedrückte Boden mit Rosette. MA 6854. 243 Bodenprofil eines zylindrischen Trinkglases aus weissem Glas, Wände und Boden mit ovalen Buckeln. MA 6855. 244 Randprofil von 6855. MA 6855.01. 245 Randprofil eines zylindrischen Trinkglases aus weissem, stark oxydiertem Glas, als Ornament tropfenartige Buckel. MA 6856. 246 Zylindrisches Trinkglas aus sattgrünem Glas, Leib mit eingepresstem Rautenmuster, als Ornament tropfenartige Buckel. MA 6857.

302

247 Randprofil eines zylindrischen Trinkglases, aus weissem Glas mit vielen perlenartigen Buckeln, stark irisierend. MA 6858. 248 Profil eines zylindrischen Trinkglases, aus weissem hellem Glas, senkrecht gerippt, spiralig umgeben von länglichen Buckeln, Boden mit Rosette. MA 6860. 249 Profil eines zylindrischen Trinkglases, aus weissem Glas, etwas schräg gerippt, mit Diamantmuster. MA 6861. 250 Fläschchen. Bauch halbkugelig, Boden hoch eingestochen. Leicht grünlich. MA 6829. 251 Standfuss eines Pokals mit kleinem Ansatz der Seitenwand, Nuppen, hellgrünliches Glas, stark irisierend. MA 6815. 252 Gefäss, undefiniert. MA 6818. 253 Gefäss, undefiniert. MA 6820. Fensterglas (Abb. 192) 254 Butzenscheibe. Dreieckige Form, gleichseitig. Irisierend, undurchsichtig. Seitenlänge je 7 cm. D. 0.2 cm. MA 6811 (Abb. 192, hinten Mitte). 255 Butzenscheibe. Dreieckige Form. Matt grün. Vereinzelt irisierend. L. 10 cm. H. 5 cm. D. 0.3 cm. MA 6812 (Abb. 192, vorne links). 256 Butzenscheibe. Lanzettenform. Matt grün. Bemalung mit Blattmotiv (gezacktes Blatt und Mittellinie). L. 11.5 cm. B. 4.5 cm. D. 0.3 cm. MA 6808 (Abb. 192, vorne rechts). 257 Butzenscheibe. Lanzettenform. Olivgrün. Bemalung mit Blattmotiv, unten Schraffur. L. 11 cm. B. 4.5 cm. D. 0.3 cm. MA 6807 (Abb. 192, vorne Mitte). 258 Butzenscheibe. Rautenform. Matt grün, irisierend. L. 10 cm. B. 8.5 cm. MA 6810 (Abb. 192, hinten links). 259 Butzenscheibe. Rautenform. Matt grün. Leicht irisierend, verkalkt. L. 10.5 cm. B. 9 cm. MA 6809 (Abb. 192, hinten rechts). Baukeramik 260 Fliese. Quadratisch. Löwenmotiv (vgl. Landgraf D 52). Orange. L. 15 cm. B. 15 cm. D. 4 cm. MA 6774 (Abb. 186b). 261 Fliese. Quadratisch. Eichblatt (Landgraf 185c). Rötlichbraun. L. 15 cm. B. 14.5 cm. D. 4 cm. MA 6771 (Abb. 186a). 262 Fliese (wie Kat. 261). Quadratisch. Eichblatt (Landgraf 185c). Rötlichbraun. L. 15 cm. B. 14.5 cm. D. 4 cm. MA 6773. 263 Fliese (wie Kat. 261). Quadratisch. Eichblatt. Verschollen. MA 6772. Kleinfunde (Abb. 196a, b) 264 Tonkugel. Keramik. Hellbraun. Glatt. Dm. 1.7 cm. MA 6876.01. 265 Tonkugel. Keramik. Leichte weisslichgraue Kalkablagerungen. Glatt. Dm. 1.5 cm. MA 6876.02. 266 Angelhaken. Eisen. MA 6874 (ohne Abb.). 267 Behälter. Kupferlegierung (Legierung unbekannt). Kugelförmig, zweiteilig, Unterteil mit Standring und zwei Griffdornen. Z.T. erodiert. Rille. H. 4.5 cm. Dm. 6 cm. MA 6873. 268 Kettenschluss. Eisen. L. 12.5 cm. MA 6878. 269 Fragment von Dolch-/Schwertscheide mit Gesichtsmaske. MA 6877. 270 Zürcher (?) Markgewicht (Schwarz 1993, 102–107). MA 6870. 271 Siegel. Verschollen. MA 6871 (ohne Abb.). 272 Siegelstock. Rundliche Scheibe mit Öse. Inschrift (Lesevorschlag R. Hofer): S[igillum] Hans … [?] …eiser; Handwerkerwappen? H. 6 cm. Dm. 0.8 cm. MA 6872. 273 Würfel. Knochen. Verschollen. MA 6875 (ohne Abb.). 274 Bernsteinperle. Kugelig. Erdbeerrot. H. 0.6 cm. Dm. 0.8 cm. MA 6876. Römische Keramik (ohne Abb.) 275 RS und WS. Terra Sigillata, glatt. MA 6238. 276 RS von Schüssel. Drag. 43. Terra Sigillata, glatt. MA 6236. 277 RS von Teller. Terra Sigillata, glatt. MA 6234. 278 RS. Terra Sigillata, glatt. MA 6235. 279 RS. Terra Sigillata, glatt. MA 6237. Nicht aufgearbeitete Fundkomplexe (ohne detailliertes Inventar) Fundkiste. Scherben von verschiedensten Gläsern. Latrine II. MA 6879. Fundkiste. Scherben von verschiedensten Gläsern. Latrine II. MA 6880. Fundkiste. Scherben von Flaschen, Gläsern und Fensterscheiben. MA6883. Fundkiste. Scherben von unverzierten und nuppenbesetzten Bechern und Stangengläsern, ein Schröpfkopffragment. Latrine II. MA 6881. Fundkiste. Scherben von Hohl- und Fensterglas, Reste von Eisen- und Bronzegegenständen. MA 6882.


Untersuchungen vor 1990 Technische Keramik (Taf. 16–17) 280 Drei anpassende Scherben eines steilwandigen Leistengefässes mit nach innen verlängertem, horizontal abgestrichenem Rand. Leiste abgefallen. A: orange, beige, grau fleckig; I: orange; Bruch: orange und z.T. grau. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25680, 25742, 25831. 281 RS eines Leistengefässes mit nach innen verlängertem, horizontal abgestrichenem Rand. A/I: orange; Bruch: grau. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25912. 282 RS eines Leistengefässes mit verdicktem Rand. A: braun, beige fleckig; I: orange; Bruch: grau. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 26078. 283 RS eines Leistengefässes mit verdicktem, horizontal abgestrichenem Rand. Leiste abgefallen. A/I: orange; Bruch: grau und orange. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25730. 284 RS eines Leistengefässes mit nach innen verlängertem, horizontal abgestrichenem Rand. Leiste abgefallen. A: braun, beige fleckig; I: orange; Bruch: grau. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 26026. 285 RS eines Leistengefässes mit verdicktem, horizontal abgestrichenem Rand. A: orange, beige fleckig; I: grau; Bruch: grau und orange. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25501. 286 Zwei anpassende Scherben eines Leistengefässes mit nach innen verlängertem, horizontal abgestrichenem Rand. A/I: beige; Bruch: grau, z.T. orange und braun. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25236, 25747. 287 WS eines Leistengefässes. A/I: orange; Bruch: grau. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 26153. 288 WS eines Leistengefässes. A/I: beige; Bruch: orange und grau. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25264. 289 Zwei anpassende WS eines Leistengefässes. A/I: orange; Bruch: grau. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25826, 25882. 290 RS eines Gefässes mit nach innen verlängertem, horizontal abgestrichenem Rand. A/Bruch: orange; I: beige; Fundort: Kreuzgang und garten, 1963–65. MA 25312. 291 RS eines Gefässes mit verdicktem, horizontal abgestrichenem Rand. A/I: orange; Bruch: grau. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 26029. 292 RS eines Leistengefässes mit nach innen verlängertem, horizontal abgestrichenem Rand. Leiste abgefallen. A: beige; I: orange; Bruch: grau. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 26069. 293 RS eines Gefässes mit nach innen verlängertem, horizontal abgestrichenem Rand. A/I: beige; Bruch: orange. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25613. 294 WS eines Leistengefässes. A: orange, beige fleckig; I: orange; Bruch: grau. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 26075. 295 WS eines Leistengefässes. A: braun, grau fleckig; I: orange; Bruch: grau. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25825. 296 WS eines Leistengefässes. A: beige, grau fleckig; I: orange; Bruch: grau. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25851. 297 Abgefallene Leiste eines Leistengefässes. Fundort: Kreuzgang und garten, 1963–65. MA 26063. 298 Abgefallene Leiste eines Leistengefässes. Fundort: Kreuzgang und garten, 1963–65. MA 25338. 299 Abgefallene Leiste eines Leistengefässes. Fundort: Kreuzgang und garten, 1963–65. MA 25324. 300 Tonnenförmiges Gefäss mit verdicktem, horizontal abgestrichenem Rand. A/I: orange; Bruch: grau. Aus drei Fragmenten rekonstruiert. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25919, 25893, 25837. 301 RS eines tonnenförmigen Gefässes mit verdicktem, horizontal abgestrichenem Rand. A/I: braun; Bruch: grau. Fundort: Kreuzgang und garten, 1963–65. MA 26018. 302 Fragment des Randes oder des offenen Fussteils eines Gefässes unbekannter Form und Funktion. A/I: orange, Bruch: grau. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25905. 303 Gekehlte RS von konischem Gefäss. A/I: orange, braun, grau fleckig; Bruch: grau. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25326. 304 RS eines Gefässes unbekannter Form und Funktion (Destilierhaube?).

305

306 307

308

309

310

311

312

Orientierung unklar. Grau. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963– 65. MA 25390. Keramikplatte mit mehreren vor dem Brand angebrachten Löchern. Teil einer Seitenkante mit Umbruchwinkel erhalten. Orange. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25979. Fragment einer zweiteiligen Gussform. Oranger Scherben mit viel Schamott. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 26057. Spinnwirtel. Keramik. Doppelkonisch. Braun glasiert. Oberseite mit Einstichverzierungen, Umbruch mit Kerben. H. 2.3 cm. Dm. 3.2 cm. Fundort: Ausgrabungen Allerheiligen, 1921–22. MA 6900 (ohne Abb.). Spinnwirtel. Stein. Konisch. Hellgrau. H. 1.6 cm. Dm. 2.5 cm. Fundort: Ausgrabungen Allerheiligen, 1921–22. MA 6901 (ohne Abb.). Spinnwirtel. Keramik. Konisch-kugelig. Hellbraun. Horizontal umlaufende Rille am Umbruch H. 1.8 cm. Dm. 2.5 cm. Fundort: Ausgrabungen Allerheiligen, 1921–22. MA 6902 (ohne Abb.). Spinnwirtel. Keramik. Doppelkonisch. Grün Glasiert, im Bruch hellbis dunkelbraun. H. 1.8 cm. Dm. 2.7 cm. Fundort: Ausgrabungen Allerheiligen, 1921–22. MA 6903 (ohne Abb.). Spinnwirtel. Keramik. Doppelkonisch. Glasiert, blaue Streifen auf weissem Grund. H. 1.8 cm. Dm. 2.6 cm. Fundort: Ausgrabungen Allerheiligen, 1921–22. MA 6904 (ohne Abb.). Spinnwirtel. Keramik. Gerundet. Grau. Zwei horizontal umlaufende Rille am Umbruch H. 2.2 cm. Dm. 2.9 cm. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25270 (ohne Abb.).

Keramik des 11./12. Jahrhunderts (Taf. 17) 313 RS von Topf. Wellenlinie. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25100. 314 RS von Topf. Wellenlinie. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25945. 315 RS von Topf. Wellenlinie. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25202. 316 RS von Topf. Wellenlinie. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25954. 317 RS von Topf. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25003. 318 RS von Topf. Wellenlinie. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25250. 319 WS von Topf. Wellenlinie und Verstrichspuren. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 26088. 320 WS von Topf. Wellenlinien. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963– 65. MA 26087. 321 RS von Topf. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25206. 322 RS von Topf. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25205. 323 RS von Topf. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25204. 324 RS von Topf. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25959. Becherkacheln (Taf. 17) 325 Becherkachel mit Rädchenverzierung. Fundort: Südseitiger Anbau an die Münsterkapelle (R. 71), 1927 (Inventarbucheintrag K. Sulzberger: «…an der Südwestecke der Münsterkapelle Reste eines Ofens …»). MA 16043 (Abb. 197, ganz hinten). 326 Becherkachel. Fundort: In den Fundamenten des Pfaffengangs (R. 93, 94). MA 6895 (Abb. 197, vorne links). 327 Becherkachel. Fundort: In den Fundamenten des Pfaffengangs (R. 93, 94). MA 6895.01 (Abb. 197, rechts aussen). 328 Becherkachel. Fundort: Sodbrunnen, auf welchem die Ostmauer des Heizraumes der Münsterkapelle steht (R. 66), 1927. MA 6912 (Abb. 197, vorne rechts). 329 Becherkachel. Fundort: Südseitiger Anbau an die Münsterkapelle (R. 71), 1927 (Inventarbucheintrag K. Sulzberger: «…an der Südwestecke der Münsterkapelle Reste eines Ofens …»). MA 16044 (Abb. 197, links aussen). Keramische Giessgefässe und Becken (Taf. 18) 330 Aquamanile, Kopfteil fehlt. Grau. Geglättet. Fundort: Alte Abtei, Südwand der Kapelle über der Johanneskapelle, 1921. MA 6884. 331 Aquamanile, Körper und Beine fehlen. Pferdekopf mit kammförmiger Mähne und Knopfaugen, ein Ohr und Ausgussmund abgebrochen. Auf scheibengedrehten zylindrischen Körper modeliert. Orange.

303


Fundort: Tieferlegen des Hofes vor der Münsterkapelle (Infirmerieflügel/Kräutergarten), 1927. MA 6913. 332 Grosses Becken. Aus mehreren Fragmenten rekonstruiert. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25042, 25221, 25225, 25227, 25255, 25309, 25323, 25333, 25650, 25684, 25892, 26011, 26062, 26176. 333 Drei anpassende Fragmente eines Auffangbeckens mit abgeflachter Rückseite. Grau. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25111, 25241, 25942. Becher (Taf. 18) 334 Becherfuss. Auf einer Seite zwei stilisierte Vogelbeine. Orange. Feingeschlämmter Ton, von Auge keine Magerungsbestandteile erkennbar. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 26038. 335 Becherfuss mit feiner Abschlussleiste. Mit vier eingestempelten Beerenknuppen und Wellenband verziert. A/I ohne Bodenunterseite: dünner, grauer, metallisch glänzender Überzug; im Bruch heller, graubeiger Scherben. Feingeschlämmter Ton, von Auge nur wenige feine Magerungsbestandteile erkennbar. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 25274. Engel und andere Tonfigürchen 336 Figürchen. Weiblicher Engel, vollständig bekleidet. Fundort: Kreuzgarten (R. 54), 1921–22. MA 6926 (Abb. 198a, vorne 1. von links). 337 Figürchen. Engel, mit Lendentuch bekleidet, Drahtöse im Rücken. Fundort: Kreuzgarten (R. 54), 1921–22. MA 6923 (Abb. 198a, vorne 2. von links). 338 Figürchen. Engel, mit Lendentuch bekleidet, Drahtöse im Rücken . Fundort: Kreuzgarten (R. 54), 1921–22. MA 6925 (Abb. 198a, vorne 3. von links). 339 Figürchen. Engel, nackt, am Rücken Drahtöse mit Metalllasche. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 54548 (Abb. 198a, vorne 4. von links). 340 Figürchen. Engel, mit Lendentuch und diagonal verlaufendem Brustband bekleidet. Fundort: Kreuzgarten (R. 54). MA 6894 (Abb. 198a, vorne 5. von links). 341 Figürchen. Engel, mit Lendentuch und diagonal verlaufendem Brustband bekleidet. Drahtöse am Rücken Fundort: Kreuzgarten (R. 54), 1921–22. MA 6922.01 (Abb. 198a, vorne 4. von rechts). 342 Figürchen. Engel, mit Lendentuch und diagonal verlaufendem Brustband bekleidet. Drahtöse am Rücken. Fundort: Kreuzgarten (R. 54). MA 6894.01 (Abb. 198a, vorne 3. von rechts). 343 Figürchen. Engel, nackt. Fundort: Kreuzgarten (R. 54), 1921–22. MA 6930 (Abb. 198a, vorne 2. von rechts). 344 Figürchen. Engel, nackt, tordierter Metalldraht um Hals und Bauch gewickelt. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 54549 (Abb. 198a, vorne 1. von rechts). 345 Figürchen. Engel, nackt, mit rechter Hand Blume(?) haltend, Füsse mit Draht umwickelt, Drahtöse am Rücken. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 54547 (Abb. 198a, hinten links). 346 Figürchen. Engel, nackt, mit linker Hand Blume(?) mit rechter Hand Blasinstrument am Mund haltend. Drahtöse im Rücken. Fundort: Kreuzgarten (R. 54), 1921–22. MA 6924 (Abb. 198a, hinten rechts). 347 Figürchen. Flügel von Engel. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963– 65. MA 54552 (ohne Abb.). 348 Figürchen. Wohl Engel, mit Lendentuch und diagonal verlaufendem Brustband bekleidet. Ev. zu MA 54551. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 54550 (Abb. 198b, 1. von links). 349 Figürchen. Wohl Engel. Brustpartie, diagonal verlaufendes Band. Rötlichbeige. Ev. von MA 54550. Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963–65. MA 54551 (ohne Abb.). 350 Figürchen. Torso mit Rüstung. Fundort: Kreuzgarten (R. 54). MA 6892 (Abb. 198b, 2. von links). 351 Figürchen. Bekleideter Oberkörper mit Kopf, Vorderseite fehlt. Fundort: Kreuzgarten (R. 54). MA 6893 (Abb. 198b, 3. von links). 352 Figürchen. Frauenkopf mit Zöpfen und Hut. Fundort: Kreuzgarten (R. 54). MA 6890 (Abb. 198b, 3. von rechts). 353 Figürchen. Nackter Mann auf kleinem Sockel stehend, in linker Hand Kugel(?) haltend. Fundort: Loggia, Erdgeschoss (R. 62, 77), 1921. MA 6885 (Abb. 198b, 2. von rechts). 354 Figürchen. Nackter Mann, in linker Hand Kugel mit Kreuz haltend. Fundort: Kreuzgarten (R. 54). MA 6891 (Abb. 198b, 1. von rechts).

304

355 Figürchen. Frauenkörper, gewandet, mit Tasche. Fundort: Kreuzgarten (R. 54). MA 6889 (Abb. 198c). 356 Figürchen. Bärtiger Männerkopf. Fundort: Münstervorhalle (R. 39), 1921. MA 6886 (Abb. 198d). 357 Figürchen. Pferdekopf von ehemaliger Reiterfigur. Grau. Fundort: Tieferlegen des Hofes vor der Münsterkapelle (Infirmerieflügel/ Kräutergarten), 1927. MA 6914 (Abb. 198e, links). 358 Figürchen. Pferdekopf von ehemaliger Reiterfigur. Grün glasiert. Fundort: Tieferlegen des Hofes vor der Münsterkapelle (Infirmerieflügel/Kräutergarten), 1927. MA 6915 (Abb. 198e, rechts). Ziegel 359 Flachziegel mit Spitzschnitt. A: Sichtbereich glasiert. L. 48 cm, B. 23 cm. Leistennase B. 13.5 cm, Winkel an der Spitze 58°. Fundort: Münsterdach? (Alter Bestand). MA 22447 (Abb. 105.2). 360 Flachziegel mit Spitzschnitt. Stempeleindrücke von zwei verschiedenen Motiven auf der gesamten Unterseite. L. 47.5 cm, B. 23 cm. Leistennase abgebrochen, B. 10.8 cm. Winkel an der Spitze 60°. Fundort: Beim Umdecken des Münsterdaches, 1932. MA 6938 (Abb. 200). 361 Flachziegel mit Spitzschnitt. A: Sichtbereich glasiert, Textilabdrücke. Fundort: Münsterdachboden (Ersatzziegel für Münsterdach). MA 54569 (ohne Abb.). 362 Flachziegel mit Rechteckschnitt. A: Textilabdrücke, Vorderteil (26 cm) glasiert. L. 57.4 cm, B. 23 cm. Leistennase B. 11.8–11 cm. Fundort: Münsterdachboden (Ersatzziegel für Münsterdach). MA 54570 (Abb. 104.1, 105.3). 363 Flachziegel mit Rechteckschnitt. Halbformat. Mit Nagelloch. Nase abgebrochen. Glasurtropfen an Stirn und Unterseite. L. 48.3 cm, B. 11.3–12.3 cm. Fundort: Münster, Giebelwand über Chor (im Mauerwerk eingemauert), 1953. MA 54684 (Abb. 105.5). 364 Flachziegelfragment. Halbformat. A: z. T. glasiert. B. 11.3 cm. Fundort: Münster, Giebelwand über Chor (im Mauerwerk eingemauert), 1953. MA 54567 (ohne Abb.). 365 Flachziegelfragment. Giebelförmiger Firstziegel. A: glasiert, I: Textilabdrücke. Fundort: Alte Abtei, Westgiebel Kreuzsaal, 1937. MA 18302 (Abb. 105.6). 366 Flachziegelfragment. Giebelförmiger Firstziegel. A: glasiert, I: Textilabdrücke. Fundort: Münster, Giebelwand über Chor (im Mauerwerk eingemauert), 1953. MA 54568 (ohne Abb.). 367 Leistenziegelfragment. Römisch. Fundort: Südlich vom Chor der Münsterkapelle, 1927. MA 6905 (ohne Abb.). 368 Leistenziegelfragment. Römisch. Fundort: Südlich vom Chor der Münsterkapelle, 1927. MA 6905.01 (ohne Abb.). Eisen 369 Eiserner Hammerkopf, vermutlich Zweispitz. Vier Schmiedemarken und vierstellige Jahrzahl(?). Fundort: Kreuzgang und -garten, 1963– 65. Verschollen. MA ohne Nr. (Abb. 227).

Ausgrabungen der 1990er Jahre Stadtbibliothek 1993 Latrinengrube G1 Nicht abgebildet: Flachziegelfragment. MA 51854. 1 Scheibenkopfnagel und 1 amorphes Fragment. Eisen. MA 51855. Latrinengrube G2 (Taf. 19) 370 RS von Topf. 1. Abstich. MA 51788.


371 372 373 374 375 376 377

RS von Topf. 1. Abstich. MA 51787. Ausgusstülle. 1. Abstich. MA 51791. Tüllengriff von Pfanne(?) 1. Abstich. MA 51790. WS. Wellenlinie. 3. Abstich. MA 51802.01 WS. Wellenlinie. 7. Abstich. MA 51807. BS. 8. Abstich. MA 51856. BS. Drei Eindrücke am Boden = Werkzeugspuren vom Abheben des ungebrannten Gefässes von der Unterlage. 5. Abstich. MA 51806. 378 BS. Quellrand. 2. Abstich. MA 51797. 379 BS. Quellrand. 2. Abstich. MA 51796. Nicht abgebildet 13 WS. MA 51789, 51798, 51802. BS. I: gesandet. MA 51795. BS. Quellrand. MA 51801. 2 Flachziegelfragmente. MA 51792, 51799 Baukeramik, undefinierte Bruchstücke. MA 51803. 13 Mörtelfragmente. MA 51793, 51800, 51804, 51805. Sodbrunnen G3 (Taf. 19–20, 22) 380 RS von Topf. Leistenrand. Orange. 2. H. 13. Jh. MA 51816. 381 Topf. Karniesrand. Grau. Riefenband und Rippe. MA 51808/ 51814/ 51829. 382 RS von Deckel. Grau. MA 51818. 383 Henkelfragment von Flasche. Grau. MA 51843. 384 Henkelfragment. Orange. MA 51827. 385 WS. Grau. Zwei Rippen. MA 51825. 386 WS. Orange. Leiste. MA 51849. 387 Fuss von Dreibeinpfanne. Orange. I: grün glasiert über weisser Engobe. MA 51842. 388 WS. Orange. I: oliv glasiert. A: Riefenband. MA 51824. 389 BS. Orange. I: oliv glasiert. MA 51813. 390 RS von Schüssel. A: grau; I: orange. A: oliv glasiert. MA 51831. 391 BS. Orange. I: oliv glasiert. MA 51821. 392 RS von Schüssel. Orange. I: oliv glasiert. MA 51835. 393 RS von Schüssel. Orange. I: oliv glasiert. MA 51832. 394 RS von Schüssel. Orange. I: oliv glasiert. MA 51823. 395 RS von Napfkachel. Orange. MA 51815. 396 RS von Napfkachel. Orange. MA 51830. 397 RS von Napfkachel. Orange. I: oliv glasiert. MA 51834. 398 RS von Napfkachel. Orange. I: grün glasiert über weisser Engobe. MA 51817. 399 BS von Napfkachel. Orange. I: grün glasiert auf weisser Engobe; A: Glasurschlenker. MA 51819/51841. 400 RS von Tellerkachel. Orange. A: oliv glasiert. MA 51809. 401 RS von Tellerkachel. Orange. A: grün glasiert über weisser Engobe. MA 51810. 402 RS von Tellerkachel. Orange. A: grün glasiert über weisser Engobe. MA 51846. 403 Leistenziegelfragment. MA 51822 (Taf. 22). Nicht abgebildet 1 RS, 18 WS. MA 51811, 51820, 51821, 51826, 51836, 51837, 51852. 2 BS. MA 51839, 51851. 7 Ofenkachelfragmente. MA 51820, 51833, 51838, 51840, 51847, 51848, 51850. 2 Hohlziegelfragmente. MA 51852. 4 Hohlziegelfragmente, 1 Flachziegelfragment mit Nase. MA 51812. 1 Flachziegelfragment, 2 Flachziegelfragmente gesandet, 3 Hohlziegelfragmente mit weisser Glasur, 24 Hohlziegelfragmente. MA 51844. 1 Flachziegelfragment, 1 Flachziegelfragment (Halbformat), 1 Hohlziegelfragment glasiert, 10 Hohlziegelfragmente. MA 51853. 1 Hohlziegelfragment, 3 Flachziegelfragmente. MA 51828. 4 Hohlziegelfragmente, 2 Leistenziegelfragmente. MA 51822. 7 Nägel und Objekte unbekannter Funktion. Eisen. MA 51845. Flächenfunde 404 RS von Topf. 2. H. 11.–1. H. 12. Jh. MA 51878. 405 Flachziegelfragment mit quadratischer Nase. I: gesandet. MA 51907 (Taf. 22). 406 Flachziegelfragment mit rechteckiger Nase. I: gesandet. MA 51912 (Taf. 22).

Pfalzhof 1994/95 Sodbrunnen G1 (Taf. 21) 407 Henkeltopf. Ansatz eines Henkels. Orange. I: grün glasiert über weisser Engobe. MA 51649. 408 RS. A: weisse Engobe; I: braune und weisse Engobe, Rand grün glasiert. MA 51654. 409 Blattkachel. Grün glasiert über weisser Engobe. MA 51647/51655. 410 Blattkachel, glatt. Braun glasiert. MA 51659. 411 RS von Lampe mit durchlochtem Griff. Grau. MA 51650. Rechenpfennig. Vgl. Münzkatalog Katnr. 66. Bronze. MA 51653. Nicht abgebildet: WS. I: oliv glasiert. MA 51660. BS. Grau. MA 51651. Flachziegelfragment. MA 51643. 3 Backstein- und 8 Hohlziegelfragmente. MA 51645, 51656, 51661. Ton/Lehm, gebrannt. MA 51646. Gefäss, undefiniert. Glas. Nicht vorhanden. MA 51652. Objekt undef. Sandstein. Bearbeitet, spitzwinklig zulaufende Flächen. MA 51662. 1 Nagel und 4 Objekte undef. Eisen. MA 51644, 51648, 51657, 51663. 1 Ofenwandfragment, 1 Verhüttungsschlacke. MA 51658. Kalkbrenngrube G2 Nicht abgebildet: WS. Grau. MA 51673. Flachziegelfragment. MA 51664. Ziegelstein. MA 51665. 4 Backsteinfragmente. z. T. modern. MA 51668. Ton/Lehm, gebrannt. MA 51674, 51666, 51671, 51669. Objekt undef. Eisen. MA 51675. 24 Fliess- und Herdschlacken. MA 51676. 3 Fliessschlacken. MA 51667. 20 Schlacken, darunter grosse Fliessschlacken. MA 51672. 1 rostende Schlacke. MA 51670. Grube 3 (Taf. 21) 412 RS von Schüssel. MA 51677. Nicht abgebildet: Ton/Lehm, gebrannt; 3 Backstein- oder Ziegelfragmente; 1 Flachziegelfragment. MA 51678. 1 Ofenwandfragment, 16 Verhüttungsschlacken. MA 51679. Glockengussgrube G4 (Taf. 22) Oberflächenabtrag Nicht abgebildet: 12 Flachziegel. A: z. T. engobiert, 2 mit Textilabdrücken, 1 Halbformat mit Glasurspuren; 2 Hohlziegel. MA 51680. Ton/Lehm, gebrannt. MA 51681. Nagel mit dachförmigem Kopf. Eisen. MA 51686. Schlacke. MA 51682. Schichtabtrag (Taf. 22) 413–415 193 Flachziegelfragmente. A: z. T. engobiert oder glasiert, z. T. Textilabdrücke. MA 51683 (Abb. 104.2), 51687, 51690, 51693 (Taf. 22.415), 51695, 51698 (Abb. 105.4), 51701, 51704, 51707 (Taf. 22.414, Abb. 105.4), 51710 (Abb. 199), 51714, 51717 (Taf. 22.413), 51719, 51722. Nicht abgebildet: WS. MA 51718. Ton/Lehm, gebrannt. MA 57689, 51691, 51696, 51699, 51702, 51705, 51708, 51711, 51715, 51720, 51723. 2 Nagelfragmente. Eisen. MA 51685. Schlacke, z. T. mit verschlackter Keramik, verbackenen Steinen und Dreck. Oberflächlich häufig grüne Korrosionsprodukte von Kupfer. MA 51684, 51688, 51692, 51694, 51697, 51700, 51703, 51706, 51709, 51712, 51716, 51721, 51724.

305


Bohnerz, nicht geröstet. MA 51784.

kachel. I: grün glasiert über weisser Engobe. MA 51739.

Blockbergung Gussform Nicht abgebildet: 11 Flachziegel. A: z. T. engobiert, z. T. Textilabdrücke. MA 51745. Glockengussform. MA 51713.

Ofen G9 (Taf. 22) 420 2 Hohlziegel. MA 51786.

Latrinengrube G6 (Taf. 21) Über Fäkalschicht 416 RS von Topf. 1. H. 12. Jh. MA 51726. 417 WS von Topf. Wellenlinie. MA 51728. 418 BS. MA 51727. Nicht abgebildet: Ton/Lehm, gebrannt. MA 51729. Abschlag. Silex. MA 51730. Verhüttungsschlacke. MA 51731. Fäkalschicht 419 Sporn. Eisen. Leicht geschwungene Schenkel, pyramidenförmiger, nach unten geneigter Stimulus. 1. H. 12. Jh. MA 51735. Nicht abgebildet: 2 Nägel. Eisen. MA 51732, 51733. Schlackenklumpen mit verschlackter Keramik, verbackenen Steinen und Dreck. Mit darin vermutlich enthaltenen Metallresten. Ähnliches Material wie aus der Glockengussgrube, oberflächlich jedoch keine grünen Korrosionsprodukte von Kupfer. MA 51734. Grube 7 Vermutlich Gerüstloch des Fassadenneubaus von 1646 (R. 61, oben, Bänteli Anm. 596). Nicht abgebildet: RS. Orange. I: grün glasiert über weisser Engobe. MA 51736. BS. Orange. I/A: grün glasiert über weisser Engobe. MA 51737. BS. Orange. MA 51738. 3 WS. Orange; 2 WS. I/A: grün glasiert über weissr Engobe; 1 WS. Napf-

306

Nicht abgebildet: 3 Flachziegelfragmente; 2 Hohlziegelfragmente. MA 51740. Ton/Lehm, gebrannt. MA 51741. Gussabfall. MA 51742. Fliessschlacke. MA 51743, 51741. Grube 10 Nicht abgebildet: 4 WS. Orange-braungrau, fleckig. MA 51744.

Ostflügel (Pfarrhäuser) 1997 Füllung Feuerkanal Ofen (R. 65) (Taf. 22) 421 2 gebogene Gratziegel. A/I: Textilabdrücke. MA 54584 (Abb. 104.3). Nicht abgebildet: 2 RS von glatter Blattkachel. Grau, geglättet, Oberfläche metallisch glänzend. MA 54613. Diverse Geschirrkeramik (54589-54596) und Ofenkeramik (54597-54612). Ca. 15.-19. Jh. Flachziegel. A: rot engobiert. MA 54585. 3 Flachziegel. A: z. T. olivgrün glasiert. MA 54586. 14 Hohlziegel. MA 54588.


3. Katalog der Fundmünzen Vorbemerkung Die Fundmünzen sind innerhalb des Katalogs nach ihren Ursprungsländern gegliedert, wobei als Ursprungsland jener Staat gilt, innerhalb dessen heutigen nationalen Grenzen die emittierende Münzstätte lag. Diese Länderunterteilung beginnt mit der Schweiz und setzt sich dann in alphabetischer Reihenfolge fort, um mit der Rubrik «Münzähnliche und andere Objekte» zu enden. Innerhalb dieser nationalen Gruppen gliedert sich der Katalog wiederum in alphabetischer Weise nach den verschiedenen Münzherrschaften und innerhalb dieser nach chronologischen Kriterien. Angegeben werden bei den Einzelmünzen jeweils Prägeherrschaft, Münzstätte, Nominal, Datierung, Vorder- und Rückseitenbeschreibung mit den Münzlegenden, Referenzzitat, Gewicht, Maximal- und Minimaldurchmesser, Stempelstellung (Abweichung der Rückseite zur Vorderseite in Winkelgraden, übertragen auf einen 360°-Kreis), Erhaltung und Korrosion (s. Werteskala am Schluss der Vorbemerkung) und Bemerkungen verschiedener Art. In runde Klammern gesetzte Bemerkungen wie «Röschen» oder «Dreiecklein» innerhalb der aufgeführten Münzlegenden nennen die Zeichen, die häufig an Stelle der Punkte zur Unterteilung der Münzlegenden benutzt wurden. Eckige Klammern innerhalb der Münzlegenden oder der Münzbildbeschreibungen hingegen beinhalten Ergänzungen von Fehlstellen auf den betreffenden Münzen, die aufgrund der Angaben aus der Fachliteratur ergänzt worden sind. Ein, zwei oder drei waagrechte Striche innerhalb der eckigen Klammern bei den Münzlegenden bezeichnen das Fehlen eines, zweier, dreier oder mehrerer Buchstaben, die infolge fehlender Angaben in der Fachliteratur oder aufgrund mehrerer verschiedener Ergänzungsmöglichkeiten nicht ergänzt worden sind. Ein waagrechter Strich ohne eckige Klammern innerhalb einer aufgeführten Münzlegende kennzeichnet jene Stelle, wo die Münzlegende durch einen Teil des Münzbildes, wie etwa ein in die Legende ragendes Kreuz, unterbrochen wird. Die Bestimmung der Abnutzung und Korrosion bei den Einzelmünzen erfolgte nach den Richtlinien des IFS (Inventar der Fundmünzen der Schweiz). Vgl. dazu: Bulletin IFS/ITMS/IRMS 2, 1995, Supplément: Usure et corrosion/Abnutzung und Korrosion; dabei wurde jeweils die folgende Skala benutzt: Abnutzung (A): 0 unbestimmt 1 nicht bis kaum abgenutzt 2 leicht abgenutzt 3 abgenutzt 4 stark abgenutzt 5 sehr stark bis ganz abgenutzt

Korrosion (K): 0 unbestimmt 1 nicht bis kaum korrodiert 2 leicht korrodiert 3 korrodiert 4 stark korrodiert 5 sehr stark bis total korrodiert

Anmerkungen, siehe S. 313f. Fundtafeln 23–25, S. 338ff.

Die Fundmünzen aus dem Umbau der Alten Abtei und aus dem Pfaffengang (1921/1922) Schweiz 1 Basel, Stadt Basel, Rappen (2. Hälfte 16. Jh.) Basler Wappen in Schild mit gebogenem Schildabschluss und nach aussen strebenden Seiten; in Wulstreif und Perlkreis. Dettwiler-Braun 1988, 12; IFS 2 1994, SFI 1711-17.1:1. 0,17 g; 15,3/14,8 mm; einseitig. Billon. A 3, K 3; starke Randausbrüche und Durchbrüche. MA 54614. 2 Chur, Bistum, Ulrich VII. von Federspiel (1692–1728) Chur, 2 Pfennig o. J. Reichs-, Bistums- und Bischofswappen, je in einem spanischen Schildchen dreieckförmig angeordnet und darunter Wertziffer mit Punkt; in Gerstenkornkreis. Divo/Tobler 1974, 874b var. (Wertziffer mit Punkt); Trachsel 1866– 1898, 231. 0,27 g; 13,7/13,6 mm; einseitig. Billon. A 2, K 1. Fundort: Kreuzgarten;1772 Funddatum: 13.3.1922. MA 54615.

3 Luzern, Stadt Luzern, Angster (ca. 1430–ca. 1440) Bischofshaupt von vorn mit Mitra und Kragen; in Wulstreif. Wielandt 1969, 28a; Zäch 1988, A 3.4. 0,20 g; 14,6/14,2 mm; einseitig. Billon. A 2, K 1; beschnitten. Fundort: Kreuzsaal (2.OG.);1773 Funddatum: 9.3. oder 20.3.1922. MA 54616. 4 Luzern, Stadt Luzern, Angster (ca. 1430–ca. 1440) Bischofshaupt von vorn mit Mitra und Kragen; in Wulstreif. Wielandt 1969, 28a; Zäch 1988, A 3.4. 0,23 g; 13,7/12,7 mm; einseitig. Billon. A 2, K 1; leicht ausgebrochen, beschnitten und Stempelbeschädigung (beim rechten Kragen). Fundort: Kreuzsaal (2.OG.);1774 Funddatum: 9.3. oder 20.3.1922. MA 54617. 5 Schaffhausen, Stadt Schaffhausen, Heller (Ende 15. Jh.–anfangs 16. Jh.) Vorderteil eines n. l. springenden Widders mit offenem Mund und Zunge; in Wulstreif. Wielandt 1959, 22a. 0,20 g; 14,4/12,9 mm; einseitig. Billon. A 2, K 1; Schrötlingsriss und Stempelbeschädigung (beim oberen Huf). MA 54618. 6 Schaffhausen, Stadt Schaffhausen, Heller (Ende 15. Jh.–anfangs 16. Jh.) Vorderteil eines n. l. springenden Widders in Wulstreif. Wielandt 1959, 22b. 0,12 g; 13,8/13,1 mm; einseitig. Billon. A 3, K 2; ausgebrochen. MA 54619. 7 Schaffhausen, Stadt Schaffhausen, Vierer o. J. (Mitte 16. Jh.) Vs.: ·[M]O · NO[ ·SC]A[FVS]ENSIS Aus Stadttor n. l. springender Widder in Kreislinie. Rs.: · OR[EX ·]GLOR XP[---]A Einköpfiger Reichsadler n. l. in Kreislinie. Wielandt 1959, 65–78. 0,42 g; 15,3/15,1 mm; 90°. Billon. A 3/3, K 1/1; unregelmässiger Schrötling und Schrötlingsriss. In der Legende fällt teilweise ein unsorgfältiger Stempelschnitt auf (verutschte Buchstaben; auf der Rückseite durchbrechen die Adlerschwingen die Kreislinie und ragen in die Legende hinein). MA 54620. 8 Schaffhausen, Stadt Schaffhausen, Vierer o. J. (Mitte 16. Jh.) Vs.: MO NO SCAFV[SEN]SIS Aus Stadttor n. l. springender Widder in Kreislinie. Rs.: O REX GLO XP VEC PA Einköpfiger Reichsadler n. l. in Kreislinie. Wielandt 1959, 77 var. ( Rs.-Legende). 0,31 g; 15,5/15,0 mm; 120°. Billon. A 3/3, K 1/1; unregelmässiger Schrötling, leicht ausgebrochen, Risse sowie gewellt. MA 54621. 9 Schaffhausen, Stadt Schaffhausen, Vierer o. J. (2. Hälfte 16. Jh.–anfangs 17. Jh.) Vs.: + MO ·NO ·SCAFVSENSIS Aus Stadttor n. l. springender Widder in Kreislinie. Rs.: DEVS ·SPES NOSTRA EST Einköpfiger Reichsadler n. l. in Kreislinie. Wielandt 1959, 88 var. (kein Punkt vor DEVS). 0,43 g; 16,3/15,7 mm; 180°. Billon. A 2/2, K 1/1. MA 54622. 10 Schaffhausen, Stadt Schaffhausen, Pfennig o. J. (um 1700 bzw. 1715/16)1775 Aus Stadttor über Grasbüschel n. l. springender Widder in feinem Gerstenkornkreis.

307


Divo/Tobler 1987, 1396; Wielandt 1959, 27 var. (Rundfenster) / 28 var. (nur ein Rundfenster). 0,19 g; 12,2/12,1 mm; einseitig; Billon. A 1, K 1; Schrötlingsfehler am Rand. MA 54623. 11 Schaffhausen, Stadt Zusammengebackener Münzklumpen (Kat. 11) wahrscheinlich weitgehend aus Schaffhauser Vierern, Pfennigen, Hellern und eventuell einem Halbbatzen bestehend; dazu noch zwei dazugehörende Konglomerate (Kat. 11a und 11b) aus zusammengebackenen Schaffhauser Vierern, Pfennigen und Hellern; Gesamtgewicht (inklusive den beiden dazugehörenden Konglomeraten): 13,51 g. Münzklumpen (MA 54624): Aufgrund des ungetrennten Zustands des Münzklumpens lassen sich nur sehr bedingt Aussagen über die darin enthaltenen Münzen und deren Datierung machen. Beim näheren Betrachten desselben lassen sich an der Oberfläche vereinzelt folgende Nominale mit Vorsicht bestimmen: Vermutlich Schaffhauser Pfennige und Heller mit Perlreif (Wielandt 1959, 23 oder 24 (16. Jh.–anfangs 17. Jh.)); Schaffhauser Vierer vom Typ «DEVS SPES NOSTRAEST» (Wielandt 1959, 79–123 (2. Hälfte 16. Jh.–1630)) und eine etwas grössere Münze, die der Grösse nach dem Schaffhauser Halbbatzen von 1573 bzw. 1626 (Wielandt 1959, 371–372) entsprechen könnte, wobei offen bleibt, ob es sich zwingend um eine Schaffhauser Münze handeln muss. 11,65 g; ca. 35 mm lang / ca. 18 mm breit / ca. 18 mm dick. Bei den zwei dazugehörenden Konglomeraten lassen sich im einzelnen folgende Münzen bestimmen: 11a Konglomerat (MA 54625): 1) Schaffhauser Vierer, dessen Vorderseite teilweise noch zu erkennen ist und dessen Legende mit «MON ·N [---]» beginnt. Dieses Fragment lässt sich nahtlos an ein anderes Fragment der gleichen Münze anfügen, das sich an der Oberfläche des grossen Münzklumpens befindet. Auf diesem Fragment auf der Oberfläche des Münzklumpens lassen sich noch die Reste der Rückseitenlegende «[---]A ·ES[-] erkennen. Somit gehört dieser Vierer zum Typ mit der Rückseitenlegende «DEVS SPES NOSTRA EST» wie er seit der 2. Hälfte des 16. Jh.–1630 geprägt worden ist. MA 54625.01. 2) Schaffhauser(?) Heller: Wielandt 1959, 22? (Ende 15. Jh.–anfangs 16. Jh.) MA 54625.02. 3) Vorderseite eines Schaffhauser Vierers (Mitte 16. Jh.–1. Hälfte 17. Jh.), von dessen Legende noch folgendes erkennbar ist: MO [---] O ·SC[---]. 0,97 g; ca. 20 mm lang / ca. 15 mm breit. MA 54625.03. 11b Konglomerat (MA 54626): 1) Zwei zusammengehörende Fragmente (davon eines vom Konglomerat abgelöst) eines Schaffhauser Hellers: Wielandt 1959, 22 (Ende 15. Jh.–anfangs 16. Jh.). MA 54626.01. 2) und 3) Zwei leicht schüsselförmige Schaffhauser(?) Pfennige mit Perlkreis: Wielandt 1959, 23 oder 24? (16. Jh.–anfangs 17. Jh.) 0,89 g; 15,5/15,2 mm. MA 54626.02 und MA 54626.03. Bemerkung: Der aus gut zwei Dutzend Kleinmünzen bestehende Münzklumpen und die zwei dazugehörenden Konglomerate können auf Grund ihrer Form wahrscheinlich als Inhalt eines Geldbeutels aus organischem Material interpretiert werden, wobei sich der aus organischem Material bestehende Geldbeutel mit der Zeit völlig aufgelöst hat. Der Münzklumpen besteht vermutlich weitgehend aus Schaffhauser Kleinmünzen der 2. Hälfte des 16. und eventuell des beginnenden 17. Jh. Als Verlust- bzw. Verbergungszeit des Geldbeutels kommt so frühestens die 2. Hälfte des 16. und spätestens die 1. Hälfte des 17. Jh. in Frage. 12 St. Gallen, Stadt St. Gallen, Groschen 1564 Vs.: (Hexagramm) MOuNO[uCIu]SANGA[L]ENSu64

308

Aufrechter n. l. schreitender Bär mit Halsband; in Kreislinie. Rs.: [VNIu7uSOLIu]DEOuGLOR[I]A Von einer Krone überhöhter doppelköpfiger Reichsadler mit Reichsapfel auf der Brust; in Kreislinie. Iklé-Steinlin 1911, 296. 1,13 g; 21,7/20,7 mm; 180°. Billon. A 3/3, K 1/1. MA 54627. 13 Uri und Nidwalden (Münzgemeinschaft), Stände Altdorf, Schilling o. J. (1600–ca. 1605) Vs.: [V]RANI (Punkt oder Kreuz) V[NDERV]A[LD]E : Von einem bekrönten [Doppeladler] überhöhte Wappenschilder von [Uri] und Nidwalden; in Schnurkreis. Rs.: SANCT - MARTIN Von vorn stehender heiliger Martin in Bischofsornat mit [Schwert] und Krummstab; in Schnurkreis. Püntener 1980, 74, 1 (Variante f?). 0,49 g; 18,0/16,3 mm; 180°. Billon. A 3/3, K 1/1. Die Münze besteht aus zwei Fragmenten, wobei noch gut ein Sechstel der Münze fehlt. MA 54628. 14 Zürich, Stadt Zürich, Angster o. J. (17. Jh.) Von einem Z überhöhtes Zürcher Wappen in spanischem Schild zwischen zwei Halbmonde oder Häkchen; in Wulstreif. Divo/Tobler 1987, 1105; Hürlimann 1966, 1146. 0,29 g; 16,2/16,2 mm. einseitig. Billon. A 3, K 1. MA 54629. Belgien 15 Burgundische Niederlande, Grafschaft Flandern, Philipp der Gute (1419–1467) Brügge oder Gent, Mite o. J. (Brügge: 1454–1459 oder Gent: 1434– 1447/1459–1461/1466–1467) Vs.: [---]E[---] Das ganze Münzfeld ausfüllende burgundische Wappen in einer Kreislinie. Rs.: [---] Umschriftteilendes befusstes Kreuz in Kreislinie; in der Mitte eine Lilie(?) in einer Raute. Van Gelder/Hoc 1960, 17-2. 0,48 g; 17,5/16,4 mm; Ausrichtung nicht feststellbar. Billon. A 4/4, K 3/3. MA 54630. Deutschland 16 Augsburg, Bistum, Marquard I. von Randeck (1348–1365) und Burkhard von Ellenbach (1373–1404) Dillingen, Heller (Handheller) (ab 1356/1357–1396)1776 Vs.: Hand mit D auf der Handfläche. Rs.: Gabelkreuz mit je einem Punkt in den Gabeln; in Fadenreif. Förschner 1984, 214 Nr. 36. 0,43 g; 16,1/15,0 mm; unbestimmt (Ausrichtung nicht festgelegt). Billon. A 3/2, K 1/1; Vierschlag. MA 54631. 17 Baden, Markgrafschaft, Bernhard I. (1372–1431) Pforzheim, Pfennig (ab 1409) (Heidelberger Konvention) Das badische Wappen in deutschem Schild zwischen zwei Punkten, überhöht von den Buchstaben BP; in Perlkreis (21 Perlen). Wielandt 1955, 30b. 0,35 g; 15,3/14,7 mm; einseitig. Silber. A 3, K 1; leicht schüsselförmiger Schrötling und eingerissen. MA 54632. 18 Breisach, Stadt Breisach, Rappen (2. Hälfte 16. Jh.) Breisacher Wappen in kleinem spanischen Schild in Wulstreif und Perlkreis. Doswald 1988, 5; IFS 2 1994, SFI 1711-5.1: 8 var. (gedrungeneres Wappenschild). 0,24 g; 16,0/14,7 mm; einseitig. Billon. A 3, K 2; Korrosionslöcher. MA 54633.


19 Freiburg im Breisgau, Stadt Freiburg, Rappen (15. Jh.) (Vertrag von 1425; evtl. nach den Verträgen von 1478/80?) Adlerkopf in spanischem Schild in Wulstreif und Perlkreis (30 Perlen). Koch 1994, M 2/7 var. (gerade Halsfedern); Münzen und Medaillen AG (Sammlung Wüthrich) 1971, 65b var. (gerade Halsfedern); Schweizer 1969, 15 var. (gerade Halsfedern). 0,44 g; 19,1/18,9 mm; einseitig. Silber. A 2, K 1. MA 54634. 20 Hanau, Grafschaft, Friedrich Casimir (1641–1685) Hanau, 2 Kreuzer (Albus) 1670 Vs.: HANAWISCHE (fünfblättrige Rosette) MVNTZ Mehrfeldiges Wappen mit Herzschild in eingebuchtetem bekröntem Schild; in den Einbuchtungen des Schildes die Münzmeisterinitialen M und G. Rs.: Reichsapfel mit Wertziffer 2 die bogig verlaufende Jahreszahl 16–70 teilend; das Ganze von einem Lorbeerkranz eingefasst. Krause/Mishler 1996, 477 Nr. 51; Suchier 1897, 567. 0,76 g; 18,7/17,2 mm; 360°. Billon. A 1/1, K 1/1; ovaler Schrötling mit Schrötlingsriss. Fundort und Fundumstände: Gefunden bei Abgrabungsarbeiten für Treppe und Stützmauer im Münstervorhof;1777 Funddatum: 17.5.1922. MA 54635. 21 Hanau-Lichtenberg, Grafschaft, Johann Reinhard I. (1599–1625) Wörth? Groschen 1604 Vs.: [(Rosette) IO]AN ·REINH ·COM ·I[N ·HANA]W Von der Jahreszahl 1604 überhöhtes vierteiliges Wappen mit Herzschild in spanischem Schild; in Kreislinie. Rs.: RVD[OL · II ·R]O ·IMP ·AVG ·P ·F ·DE[---] Von einer Krone überhöhter nimbierter Doppeladler, auf der Brust Reichsapfel mit Wertziffer 3; in Kreislinie. Suchier 1897, 371–372. 0,85 g; 22,2/15,5 mm; 360°. Billon. A 3/3, K 1/2. Die Münze besteht aus zwei Fragmenten und weist eine Lötspur am Rande auf (Henkelspur? Lot?). MA 54636. 22 Konstanz, Stadt Konstanz, Vierer o. J. (1535) Vs.: + MONETA CIVITATIS CONST[’(?)] Bogig umrahmtes Konstanzer Wappen in spanischem Schild in feiner Kreislinie; in Gerstenkornkreis. Rs.: + TIBI ·SOLI ·GLORIA ·ET ·HONO’ Einköpfiger Reichsadler n. l. in Gerstenkornkreis. Cahn 1911, 108 var. (abweichende Interpunktion sowohl bei der Vs.wie Rs.-Legende). 0,54 g; 16,2/15,7 mm; 180°. Billon. A 3/3, K 1/1; Vs. leicht dezentriert. Fundort: Gefunden beim Entfernen des gotischen Holzbodens des Kreuzsaals (2.OG);1778 Funddatum: 20.3.1922. MA 54637. 23 Montfort, Grafschaft, Hugo IV. (1619–1662) Langenargen, halber Kipperdicken (12 Kreuzer) o. J. (um 1621/22) Vs.: ·MO ·NO ·HVGON ·C[OM IN M]ONTFORT · Nimbierter Freiherr im Harnisch n. r.; in der rechten Hand ein geschultertes Schwert haltend, in der Linken ein Kreuz; unter der linken Hand das Montforter Wappen; in Schnurkreis. Rs.: [FER]DINAN ·II ·D[ ·(?)]G ·RO ·IM ·S ·AV[G] [Von einer Krone überhöhter] nimbierter Doppeladler mit Wertziffer IZ in Reichsapfel auf der Brust; in Schnurkreis. Kunzmann 1991, 33, 3b var. (abweichende Legende). 2,69 g; 26,6/26,4 mm; 160°. Billon. A 3/3, K 1/2; leicht dezentriert geprägte Rs.; Stempelbeschädigung auf der Rs. (bei der Wertziffer IZ); Justierspuren auf der Vs.? MA 54638. 24 Nürnberg, Burggrafschaft, Johann IV. und Albrecht von Brandenburg (1440–1464) Nürnberg, Heller (ab 1457–1463)1779 Vs.: Löwenschild mit gestücktem Bord auf Gabelkreuz. Rs.: Umgekehrtes N mit scharfen Enden.

von Roten 1993, 738; Schrötter 1927, 310. 0,32 g; 13,7/11,7 mm; 90°. Billon. A 1/1, K 1/1; Vierschlag. MA 54639. 25 Passau, Bistum, Wigileus Fröschel von Marzoll (1500–1517) Passau, Batzen 1517 Vs.: + ·WIGILEVS ·EPS ·PATAVIENS Von der Jahreszahl 1517 (die Ziffer 7 als Dreieck ohne Basis geschrieben) überhöhter Wappenschild; in Gerstenkornkreis. Rs.: SV[B (Ringel) T]VO (Ringel) PRESIDIO Heiliger Stephan mit Attributen als Halbfigur über Wappenschild; in Gerstenkornkreis. Saurma-Jeltsch 1892, 1005 / Tafel XV, 442. 1,62 g; 23,7/23,5 mm; 300°. Silber. A 3/3, K 2/2. MA 54640. 26 Pfalz, Kurfürstentum, Ludwig III. (1410–1436) Heidelberg, Pfennig (ab 1424) (Aschaffenburger Münzeinung) Von einem kleinem gotischem h überhöhter Pfälzer Löwenschild in Perlkreis (ca. 24 Perlen). Buchenau 1916, 131 Nr. 86 / Tafel 226, 39–40. 0,34 g; 15,6/15,2 mm; einseitig. Silber. A 3, K 1; leicht schüsselförmiger Schrötling und Schrötlingsrisse. MA 54641. 27 Pfalz-Zweibrücken-Veldenz, Fürstentum, Johann I. (1569–1604) Zweibrücken, Groschen (1600–1604) Vs.: [---] ·DG . C[---] Von der Jahreszahl [1]60[-] überhöhtes dreiteiliges Wappen von PfalzZweibrücken-Veldenz in spanischem Schild; in Kreislinie. Rs.: [---] [Von einer Krone überhöhter und nimbierter Doppeladler mit Wertziffer in Reichsapfel auf der Brust; in Kreislinie]. Saurma-Jeltsch 1892, 2013–2017 / Tafel XXXIII, 993 (Typ). 2,15 g; 23,5/22,4 mm; Ausrichtung nicht bestimmbar. Billon. A 4/4, K 4/5; geknickt an ehemaliger Bruchstelle. Die Münze besteht aus zwei Fragmenten, die nachträglich wieder zusammengefügt worden sind. Zugleich weist sie starke Fundverkrustungen auf, so dass auf der Rückseite nichts zu erkennen ist. MA 54642. 28 Ravensburg, Stadt Ravensburg, Hälbling? (1. Viertel 15. Jh.?)1780 Torturm mit drei Zinnen in Wulstreif und feinem Perlkreis. Gerhard Hirsch Nachfolger 1989, 1833; Nau 1964, -. 0,28 g; 14,5/14,0 mm; einseitig. Billon. A 2, K 1. MA 54643. 29 Rottweil, Stadt Rottweil? (teilweise auswärts geprägt), Hohlheller (ab 1506–vielleicht 1546) Adler n. l. in Wulstreif. Nau 1964, 113 Nr. 14 var. (gröbere Adlerzeichnung); Schulten 1974, 2945 var. (schmale Brust). 0,11 g; 13,7/13,1 mm; einseitig; Billon. A 2, K 1. Fundort: Sitzbank an der Nordseite des Westflügels des Kreuzsaals (2.OG.);1781 Funddatum: 4.3.1922. MA 54644. 30 Sachsen, Kurfürstentum, Albertinische Linie, August (1553–1586) Dresden, Groschen 1563, 1573 oder 1583. Vs.: ·AVG[---]A ·RO Doppelwappen von Reichsapfel überhöht, der die Jahreszahl [-]-3 trennt; in Gerstenkornkreis. Rs.: IMP ·ARCHIMARS[---] Behelmtes kartuschenförmiges Schild mit den gekreuzten Kurschwertern; in Gerstenkornkreis. Haupt 1974, S. 223 / Tafel 72, 6. 0,98 g; 22,9/17,8 mm; 300°. Billon. A 3/3, K 1/1; Fragment. Die Bruchkante der Vorderseite weist einen schmalen Streifen münzfremdes Material (Lot?) auf. Lötspur? MA 54645.

309


31 Schwäbisch-Hall, Reichsmünzstätte Schwäbisch-Hall, Heller (Handheller) (4. Viertel 13. Jh.) Vs.: Flachgezeichnete tatzenförmige Hand. Rs.: Gleichschenkliges Kreuz mit dicken Balken und mit je einer Kugel in den Gabeln. Raff 1986, 17 (Balkenkreuz-Typ). 0,38 g; 17,7/15,7 mm; unbestimmt (Ausrichtung nicht festgelegt). Billon. A 3/3, K 1/1; Vierschlag. Weder auf der Vorder- noch auf der Rückseite sind Reste eines Fadenreifs zu erkennen. MA 54646. 32 Schwäbisch-Hall, Reichsmünzstätte Schwäbisch-Hall, Heller (Handheller) (4. Viertel 13. Jh.) Vs.: Hand, kleiner Finger und Daumen gebogen; in Fadenreif. Rs.: Gleichschenkliges Kreuz mit tiefen und breiten Gabeln mit je einer Kugel darin; in Fadenreif. Raff 1986, 14 (Breitgabel-Typ). 0,51 g; 18,7/16,7 mm; unbestimmt (Ausrichtung nicht festgelegt). Billon. A 3/3, K 1/1; Vierschlag. MA 54647. 33 Schwäbisch-Hall, Reichsmünzstätte Schwäbisch-Hall, Heller (Handheller) (1. Hälfte 14. Jh.) Vs.: Hand in Fadenreif. Rs.: Radkreuz mit je einer Kugel in den Gabeln; in Fadenreif. Raff 1986, 18 (Radkreuz-Typ). 0,47 g; 17,4/15,8 mm; unbestimmt (Ausrichtung nicht festgelegt). Billon. A 3/3, K 1/1; Vierschlag. MA 54648. 34 Schwäbisch-Hall, Reichsmünzstätte Schwäbisch-Hall, Heller (Handheller) (1. Hälfte 14. Jh.) Vs.: Hand in Fadenreif. Rs.: Radkreuz mit je einer Kugel in den Gabeln; in Fadenreif. Raff 1986, 18 (Radkreuz-Typ). 0,53 g; 16,5/15,1 mm; unbestimmt (Ausrichtung nicht festgelegt). Billon. A 2/2, K 1/1; Vierschlag. Die Rückseite der Münze weist sowohl rötliche Fundverkrustungen als auch spärliche Fragmentreste eines weiteren Handhellers(?) auf. MA 54649. 35 Schwäbisch-Hall, Reichsmünzstätte Schwäbisch-Hall, Heller (Handheller) (1. Hälfte 14. Jh.) Vs.: Hand in Fadenreif. Rs.: Radkreuz mit je einer Kugel in den Gabeln; in Fadenreif. Raff 1986, 18 (Radkreuz-Typ). 0,59 g; 17,5/15,4 mm; unbestimmt (Ausrichtung nicht festgelegt). Billon. A 3/3, K 1/1; Vierschlag. Das Stück weist auf der Rückseite noch ein kleines Fragment einer weiteren Münze (Handheller?) auf. MA 54650. 36 Schwäbisch-Hall, Reichsmünzstätte Schwäbisch-Hall, Heller (Handheller) (1. Hälfte 14. Jh.) Vs.: Hand in Fadenreif. Rs.: Radkreuz mit je einer Kugel in den Gabeln; in Fadenreif. Raff 1986, 18 (Radkreuz-Typ). 0,55 g; 17,0/14,5 mm; unbestimmt (Ausrichtung nicht festgelegt). Billon. A 3/3, K 1/1; dezentrierte Prägung und Vierschlag. Auf der Rückseite sind rötliche und weissliche Fundverkrustungen sowie spärliche Fragmentreste einer weiteren Münze (Handheller?) vorhanden. MA 54651. 37 Schwäbisch-Hall, Reichsmünzstätte Schwäbisch-Hall, Heller (Handheller) (1. Hälfte 14. Jh.) Vs.: Hand in Fadenreif. Rs.: Radkreuz mit je einer Kugel in den Gabeln; in Fadenreif. Raff 1986, 18 (Radkreuz-Typ). 0,46 g; 17,0/16,8 mm; unbestimmt (Ausrichtung nicht festgelegt). Billon. A 2/2, K 1/1; Vierschlag. Die Münze weist auf der Vorderseite noch Fragmente von ein bis zwei

310

weiteren Handhellern(?) auf (einst mit mehreren Münzen zusammen gebacken?). MA 54652. 38 Schwäbisch-Hall, Reichsmünzstätte(?) Schwäbisch-Hall(?), Konglomerat aus mehreren zusammengebackenen Hellern (Handheller) (4. Viertel 13. Jh.–Mitte 14. Jh.?) Das Konglomerat besteht ziemlich sicher aus drei Handhellern, vermutlich aus der Reichsmünzstätte Schwäbisch-Hall und dem Fragment eines vierten Handhellers. Sowohl auf der einen wie auf der anderen Seite sind jeweils die Vorderseite solcher Handheller mit der offenen Hand zu erkennen. Da es nicht möglich ist, die Rückseite der Einzelmünzen zu betrachten, muss eine genaue Bestimmung nach Raff 1986 entfallen. Meinen Bestimmungs- und Datierungsvorschlag für dieses Konglomerat habe ich an die übrigen Handheller aus diesem Fund angelehnt. Besonders auffallend ist, dass diese Handheller schön hintereinander zusammengebacken sind, so dass eine Herkunft aus einer Münzrolle denkbar ist. 1,36 g; 17,3/16,9 mm; unbestimmt (Ausrichtung nicht festgelegt). Billon. A 3/0, K 1/1; Vierschlag. MA 54653. 39 Schwäbisch-Hall, Reichsmünzstätte(?) Schwäbisch-Hall(?), mehrere zusammengebackene Heller (Handheller) (4. Viertel 13. Jh.–Mitte 14. Jh.?) Das Konglomerat besteht aus zwei zusammengebackenen Handhellern, sehr wahrscheinlich aus Schwäbisch-Hall, und dem Fragment eines dritten Stücks, ziemlich sicher ebenfalls ein Handheller. Auf der einen Seite ist das typische Münzbild der Handheller, die offene Hand in einem Fadenreif, zu erkennen, während auf der anderen Seite des Konglomerats durch das anhaftende Fragment nichts zu erkennen ist. Da die Rückseitendarstellungen der Einzelmünzen nicht bestimmt werden können, muss eine genaue Datierung nach Raff 1986 entfallen. Auffallend ist wie ebenfalls bei Nr. 38 bereits erwähnt, dass die Stücke schön hintereinander zusammengebacken sind, so dass ebenfalls eine Herkunft aus möglicherweise derselben Münzrolle denkbar ist. 0,93 g; 16,7/15,2 mm; unbestimmt (Ausrichtung nicht festgelegt). Billon. A 3/0, K 1/1; Vierschlag. MA 54654. 40 Speyer, Bistum, Raban Freiherr von Helmstädt (1396–1439) Speyer oder Trier, Pfennig (ab 1409) (Heidelberger Konvention) Von einem R überhöhter Wappenschild mit einem Punkt links vom Schild; in Perlkreis (23 Perlen). Ehrend 1976, 5/13. 0,33 g; 16,0/15,5 mm; einseitig. Silber. A 1, K1; schüsselförmiger Schrötling. MA 54655. 41 Ulm, Stadt Ulm, Pfennig (ab 1423; evtl. nochmals 1501–1503?) (Riedlinger Vertrag) Ulmer Wappenschild in Perlkreis. Häberle 1935, 82; Nau 1964, 69 Nr. 8. 0,28 g; 14,4/13,9 mm; einseitig. Silber. A 3, K 1. MA 54656. 42 Ulm, Stadt Ulm, Heller (ab 1423) (Riedlinger Vertrag) Vs.: Spitz zulaufender Ulmer Wappenschild in Kreislinie. Rs.: Reichsadler n. l. in Kreislinie. Häberle 1935, 86; Nau 1964, 69 Nr. 10. 0,38 g; 13,3/11,5 mm; 340°. Billon. A 3/3, K 1/1. MA 54657. 43 Württemberg, Grafschaft, Ludwig I. (1419–1450) Stuttgart, Pfennig (ab 1423) (Riedlinger Vertrag) In einem Perlkreis (23 Perlen) flächig dargestelltes Jagdhorn mit Band aus gedrückten Perlen; im Feld drei Punkte. Klein/Raff 1993, 16.


0,33 g; 14,9/14,4 mm; einseitig. Billon. A 2, K 1. Fundort: Sitzbank an der Nordseite des Westflügels des Kreuzsaals (2.OG.);1782 Funddatum: 4.3.1922. MA 54658. 44 Württemberg, Herzogtum, Karl Friedrich von Württemberg-Oels als Administrator (1738–1744) Stuttgart, Kreuzer 1742 Vs.: (sechsstrahliger Stern) CARO ·FRID ·DUX WUR ·O ·T ·& ·A · In einem ovalen verzierten Schild die Rauten von Teck. Rs.: Vom Schriftzug ·I (sechstrahliger Stern) K · überhöhte zwei nebeneinander gestellte ovale Wappenschilde zwischen den Buchstaben L - M; darunter die Jahreszahl 1742. Klein/Raff 1992, 245. 0,61 g; 16,9/15,3 mm; 180°. Billon. A 2/2, K 1/1; Schrötlingsfehler am Rande. Fundort: Unter dem Bretterboden der Wohnung Späni (1.OG, Klausurwestflügel);1783 Funddatum: 14.3.1922. MA 54659. Frankreich 45 Besançon, Erzbistum, anonyme Prägung Besançon, Denier (Pfennig) (14. Jh.–15. Jh.) Vs.: [P]THOMARTI[R] Segnende Hand. Rs.: + [BISVN]TIVM Kreuz in Gerstenkornkreis. Poey D’Avant 1862, 5377 / Tafel CXXII, 8. 0,83 g; 18,5/17,2 mm; ca. 30°. Billon. A 3/3, K 2/2; leicht dezentrierte Rückseite und leicht ausgebrochen. Einhieb auf der Rückseite. Sowohl die Vorder- als auch die Rückseite weisen Kratzer auf. MA 54660. 46 Murbach-Lüders, Abtei, Kolumban von Andlau (1663–1665) Gebweiler, Rappen o. J. (1663–1665) Dreigeteiltes Wappen von Lüders, Murbach und Andlau in Wulstreif und Perlkreis (28 Perlen). Engel/Lehr 1887, 138 Nr. 105 / Tafel XXIII, 13; Schärli 1985, 2.3.1. und 2.3.2. 0,38 g; 17,3/16,8 mm; einseitig. Billon. A 3, K 2; ausgebrochen und Korrosionslöcher. MA 54661. 47 Strassburg, Stadt Strassburg, 2 Kreuzer o. J. (um 1640) Vs.: (fünfblättrige Rosette) MON ·NOV ·ARGENTINENSIS Vom Schriftzug ·2 K · überhöhter Strassburger Wappenschild; in Kreislinie. Rs.: (Blume mit Stiel) GLORIA ·IN ·EXCELSIS ·DEO Lilie in Kreislinie. Saurma-Jeltsch 1892, 1982 / Tafel XXXII, 979 (Typ); Engel/Lehr 1887, 189 Nr. 358. 1,04 g; 20,9/20,2 mm; 180°. Billon. A 2/2, K 1/1. Fundort: Unter dem Bretterboden der Wohnung Späni (1.OG, Klausurwestflügel);1784 Funddatum: 14.3.1922. MA 54662. Italien 48 Kirchenstaat, Gregor XIII. (1572–1585) Bologna, Bianco o. J. (1572–1585) Vs.: [(Dreiecklein)]GREGORIVS (Dreiecklein) XIII (Dreiecklein) PONT (Dreiecklein) MAX[(Dreiecklein)] Brustbild Gregors XIII. n. r. im Ornatsgewand. Rs.: (Dreiecklein) BONONIA (Dreiecklein) MA[TER (Dreiecklein) STV]DIO[RVM (Dreiecklein)] Aufrecht schreitender Löwe mit Banner n. l. in einer feinen doppelten Kreislinie. CNI X 1927, 111 Nr. 23 var. (andere Ausrichtung der Dreiecklein in der Legende). 3,89 g; 29,2/27,7 mm; 150°. Silber. A 3/3, K 1/1. Feine Kratzer sowohl auf der Vorder- wie auf der Rückseite. MA 54663.

49 Mailand, Herzogtum, Filippo Maria Visconti (1412–1447) Mailand, Sesino (1412–1447) Vs.: + FI[LIPVS (Blumenkreuz) MARI]A Bekrönte Schlange mit einem Menschen im Mund; in Gerstenkornkreis. Rs.: + DVX (Blumenkreuz) ME[DIOLAN(umgekehrtes N)I ·3C’] Blumenkreuz in Gerstenkornkreis. CNI V 1914, 136 Nr. 174; Crippa 1986, 130 Nr. 10 var. 0,62 g; 16,5/16,3 mm; 280°. Billon. A 3/3, K 1/1; unregelmässiger und zu kleiner Schrötling. Fundort: Gefunden beim Entfernen des gotischen Holzbodens des Kreuzsaals (2.OG);1785 Funddatum: 20.3.1922. Infolge des zu kleinen Schrötlings erweist sich die Münze als stark untergewichtig. MA 54664. 50 Mailand, Herzogtum, Karl V., Römisch-Deutscher Kaiser, als Herzog von Mailand (1535–1556) Mailand, Denaro da 8 soldi e denari 3 o. J. (ab 1539) Vs.: ·C[AR]OL - VS ·V ·IM[ ·oder P ·] Die von einer Krone überhöhten Säulen des Herkules umschlungen von einem Schriftband. Rs.: [---] - [--]IVS Der stehende heilige Ambrosius in Bischofsornat von vorn; [in seiner Linken einen Bischofsstab haltend; in seiner Rechten eine Geisel schwingend]. CNI V 1914, 238 Nr. 75–80; Crippa 1990, 64 Nr. 16. 1,86 g; 24,3/23,1 mm; 360°. Silber. A 3/4, K 2/3. Die Münze weist ein deutliches Untergewicht von gut 1g in bezug auf das Durchschnittsgewicht dieses Nominals von ca. 2,8 g auf. MA 54665. 51 Tirol, Grafschaft, Albrecht III. (1386–1395) Meran, Vierer (1386–1395) Vs.: + [AL]B[E (Zeichen) RTVS] Kreuz mit je einer Rosette in den Kreuzwinkeln; in Gerstenkornkreis. Rs.: + [CO]NE[S] (Rosette)[T]IROL (Rosette) Adler n. l. in Gerstenkornkreis. Koch 1994, J 35 var. (CONES statt COMES). 0,52 g; 14,9/14,1 mm; 360°. Billon. A 4/3, K 2/2; Rand teilweise weggebrochen. MA 54666. Spanien 52 Spanien, Königreich, Isabella und Ferdinand (1474–1504) Zeitgenössische Fälschung(?) eines Reals (ab 1497) Vs.: [---] · V[---] [Gekröntes] mehrfeldiges Wappen in Gerstenkornkreis; links im Feld ein kreuzartiges Zeichen (Symbol des Münzprüfers). Rs.: Legende nicht mehr erkennbar. Pfeilbündel und [Joch] in Gerstenkornkreis. Castán/Cayón 1980, 335 Typ 17. 1,16 g; 21,9/20,7 mm; Ausrichtung unbestimmbar. Kupfer-SilberLegierung. A 3/4, K 2/3; Rand mit Legende weitgehend weggebrochen bzw. weggeschnitten; zu kleiner Schrötling? MA 54667. Münzähnliche und andere Objekte 53 Rechenpfennig (Minerva-Typ), Nürnberg, Werkstatt des Ernst Ludwig Sigmund Lauer (1783–1829) Nürnberg, Rechenpfennig auf die Göttin Minerva (1783–1793) Vs.: MINE - RVA Behelmte Büste der Minerva n. l. Rs.: I . E[.] L[.]S[.]LAUER[.]RECHEN[.]PFENING Zwei Vögel auf Zweig sitzend und n. r. blickend. Mitchiner 1988, 1959 var. (kein Punkt nach MINE-RVA). 0,85 g; 20,5/20,0 mm; 360°. Messing. A 1/1, K 1/1; Stempelbeschädigungen (Rs.-Legende). MA 54668. 54 Bergwerksmarke, Eisenschmelze Eberfingen Stuttgart? Bergwerksmarke zu 2 1/2 Kreuzer o. J. (1757–1761) Vs.: Zweizeilige Schrift: BERGWERK / EBERFiNGEN.

311


Rs.: Wertziffer 2 1/2 K im Feld. Kirchheimer 1967, 210 Nr. 82 / 211 Abb. 89a. 2,2 g; 25,2/24,9 mm; 180°. Messing. A 1/1, K 1/1; einpunziertes B auf der Rs. der Bergwerksmarke unterhalb der Wertziffer. Fundort und Fundumstände: Im Bauschutt auf dem Münstervorplatz;1786 Funddatum: 29.11.1921. Bemerkung: Die seit 1624 bestehende Eisenschmelze Eberfingen, an der Wutach unterhalb von Stühlingen gelegen, musste 1761 infolge Mangels an Kohlholz aufgelassen werden. Die Werkarbeiter waren verpflichtet, ihren gesamten Lebensbedarf vom Werk zu beziehen. Die Werksmarken dienten zur Abrechnung des Lohnes und zum Einkauf in den werkseigenen Wirtschaftsbetrieben.1787 Zur Datierung: Die Bergwerksmarke stammte wahrscheinlich aus der letzten Betriebszeit der Eisenschmelze Eberfingen (1.3.1757– 30.2.1761) als diese von H.J. Oschwald aus Schaffhausen gepachtet worden war. Nach Kirchheimer könnte sich das einpunzierte B auf den nicht ermittelten Namen des Bergverwalters und Schankberechtigten beziehen.1788 MA 6931. 55 Marke(?) (vermutlich 18. Jh.) Rechteckiges Metallplättchen mit gekappten Enden. In zwei Ecken gelocht. Zweizeilig eingepunzter Schriftzug: HCP / 705. 2,46 g; 25,8 x 22,5 mm; einseitig eingepunzte Buchstaben und Ziffern. Bronze/Messing? A 1, K 2/2. Das Metallplättchen ist leicht gewellt und weist auf der Rückseite ein völlig abgescheuertes Feld auf. MA 54669. 56 Marke(?) (18. Jh.?) Annähernd quadratisches Metallplättchen mit gekappten Enden. In zwei Ecken gelocht. Auf mittlerer Höhe einpunzierte Ziffern I 0 0; darüber zwei einpunzierte lilienförmige Gebilde mit einem ebenfalls einpunzierten unbestimmten Ornament dazwischen. 1,64 g; 22,0 x 21,6 mm; einseitig eingepunzte Ziffern und Ornamente. Bronze/Kupfer/Messing? A 1, K 2/2. Etwa in der Mitte des Metallplättchens verläuft von oben nach unten eine Falzspur, die von einem Falten des Metallplättchens herrührt. Bemerkung: Ein relativ ähnliches Objekt wie die beiden hier vorgestellten Metallplättchen findet sich sowohl in IFS 2 1994, SFI 1707-1.1: 34, wo es als Kontroll- oder Versendermarke für Handelswaren gedeutet wird als auch bei Zäch/Warburton-Ackermann 1996, 114, wo es als Marke oder Bezeichnungsschildchen aufgeführt wird. MA 6932. 57 Tuchplombe (15. Jh.? evtl. 1. Hälfte 16. Jh.?) Ovale Tuchplombe; in der Mitte monogrammartiger Schriftzug mit kleinem Tatzenkreuz und einem gotischen M(?), die mittels eines Steges miteinander verbunden sind; umgeben von Resten eines Gerstenkornkreises. 4,89 g; Länge: 25,5 mm / Breite: 14,9 mm; Dicke: 3,7 mm; einseitig. Blei. A 2, K 2. Bemerkung: Ein in der Monogrammart verwandtes Stück findet sich bei Mitchiner 1991, 2974, wo es als «merchant mark» bezeichnet und provisorisch als Herkunftsort Deventer (Niederlande) vorgeschlagen wird. Als Ursprungsort der hier vorgestellten Tuchplombe muss jedoch nicht zwingend Deventer in Frage kommen, da ähnlich aufgebaute Monogramme ebenfalls in anderen Gebieten West- und Mitteleuropas vorkommen.1789 MA 54670. 58 Unbestimmtes Objekt (16. Jh.–18. Jh.) Gegossenes quadratisches Metallplättchen. Vs.: Unbestimmte Darstellung in hohem Relief; diagonal verlaufende Buchstabenfolge von der linken oberen zur unteren rechten Ecke: : T - AV . Rs.: Ein n. l. sitzender Bär mit offenem Mund und ausgestreckter Pranke? 1,33 g; 11,9 x 10,7 x 2,1 mm; 270°? Bronze? A 2/0, K 1/3. Funktion?

312

MA 54671.

Die Fundmünzen aus der Kreuzganggrabung von 1964 Schweiz 59 Bern, Stadt Bern, Haller (ca. 1400–ca. 1420)1790 [Von einem Adler] überhöhter n. l. schreitender Bär in Wulstreif. Blatter 1928, Typentafel Nr. 21 / Münztafel Nr. 33. 0,15 g; 13,8/12,9 mm; einseitig. Billon. A 3, K 1; am Rand teilweise weggebrochen. MA 54672. 60 Schaffhausen, Stadt Schaffhausen, Pfennig o. J. (16. Jh.–anfangs 17. Jh.) Aus Stadttor springender Widder n. l.; in engem Perlkreis. Wielandt 1959, 23a. 0,23 g; 14,8/14,0 mm; einseitig. Billon. A 4, K 1; verschlagener schüsselförmiger Schrötling mit Schrötlingsriss; Doppelschlag. MA 54673. Deutschland 61 Baden, Grossherzogtum, Karl Friedrich (1806–1811) Mannheim, halber Kreuzer 1809 oder 1810 Vs.: Bekrönter Wappenschild (Wappenfigur nicht mehr erkennbar). Rs.: Dreizeilige Schrift im Lorbeerkranz: 1/[2]/K[REU]Z:/[1809 oder 1810] Arnold/Küthmann/Steinhilber 1985, 23 Nr. 22 var. (KREUZ: anstatt KREUZ·). 2,62 g; 21,2/20,4 mm; 360°. Kupfer. A 4/4, K 4/4; Schrötlingsfehler am Rand. MA 54674. 62 Brandenburg-Ansbach, Markgrafschaft, Christian Friedrich Karl Alexander (1757–1791) Schwabach, 2 1/2 Kreuzer (1766–1779) Vs.: [NACH] D[EM CONVENTIONS FVS·] Adler n. l. [mit Hohenzollernschild auf der Brust in bekrönter Kartusche], darunter das Münzstättezeichen S. Rs.: Vierzeilige Schrift: [BR·/ONOLZB·/L]AN[D·M·]/1[---] Schön 1984, 109 Nr. 126. 0,61 g; 18,5/17,6 mm; 360°. Billon. A 5/5, K 1/1; verschlagen und verbogen. MA 54675. 63 Vorderösterreich, Maria Theresia (1740–1780) Günzburg, halber Kreuzer 1772 Vs.: M ·THER ·D ·G ·R ·I ·H ·B ·R ·A ·A ·M ·BURG · Gekrönter girlandenbehangener Wappenschild von Oesterreich-Burgau. Rs.:Vierzeilige gebogene Schrift in Kartusche: 1/2 / KREUTZER / 1772 / G Eypeltauer 1973, 400. 3,5 g; 21,1/20,8 mm; 360°. Kupfer. A 3/3, K 2/2; Schrötlingsfehler am Rand. MA 54676. Lettland 64 Livland, Herzogtum, unter schwedischer Herrschaft, Karl XI. (1660– 1697) Riga, Kronschilling 1662 Vs.: [CAROLVS D·]G·R[EX·S·] Bekröntes Monogramm aus den ineinander verschlungenen Buchstaben CR; in Kreislinie. Rs.: (langstielige Blume mit zwei Blättern) SOLIDVS [LIVO]NIAE (A und E ligiert) ·6 ·2 · Livländisches Wappen in Kartusche; in Kreislinie. Platbärzdis 1968, 431 Nr. 31 var. (Punkt zwischen den Ziffern 6 und 2 der Jahreszahl) / 430 Abb. 85. 0,53 g; 15,9/15,6 mm; 360°. Billon oder Kupfer. A 3/2, K 4/2; dezentrierte Prägung und ausgebrochen. Bemerkung: In den frühen 60er-Jahren des 17. Jahrhunderts wurden auf Schloss Suczawa (Moldau; heute Rumänien) in grossen Mengen Schillinge der schwedischen Besitzungen im Baltikum gefälscht und anschliessend in Polen in Umlauf gebracht. Darunter befand sich auch dieser Schilling-Typ.1791


MA 54677. Münzähnliche Objekte 65 Rechenpfennig («rose/orb»-Typ), Nürnberg, Hans Krauwinckel (1586– 1635) Nürnberg, Rechenpfennig Vs.: (Rosette) HANNS ·KRAVW[ ·]I[C]KEL ·IN ·NV[R]ENBE Sechsblättrige Rosette umgeben von drei Lilien und drei Kronen (miteinander abwechselnd); in Gerstenkornkreis. Rs.: (Rosette) VEREVM · DOMINI [ ·M]ANET · IN ·ETERN Reichsapfel in doppeltem Dreipass mit Nasen; in Gerstenkornkreis. Stalzer 1989, 166 Nr. 470 / Tafel 42 Nr. 470; Mitchiner 1988, 1516– 1517 var. (VEREVM statt VERBVM und abweichende Interpunktion in den Legenden). 1,78 g; 25,7/24,7 mm; 360°. Messing. A 1/2, K 2/2; Zainende und Stempelbeschädigung (beim zweiten E von ETERN). MA 54678.

Fundstück aus der archäologischen Untersuchung des Pfalzhofes 1994 Münzähnliches Objekt 66 Rechenpfennig («Christus Dominus Laudetus»-Ausgabe),1792 Frankreich, wahrscheinlich Tournai (heute Belgien)1793 Tournai, Rechenpfennig (1497–1515) Vs.: (Krone) XP’C (Lilie) D’NS (Dreiblatt) LAVDE[T]V’ Schriftzug Ihs in gotischen Buchstaben; der Hals des Buchstaben h bildet zusammen mit einem kurzen waagrechten Balken noch zusätzlich ein Kreuz; in Gerstenkornkreis. Rs.: + CONTES ·ANCOIS [·] M[I]E Befusstes Kreuz mit je einer Lilie in den Kreuzwinkeln; in Gerstenkornkreis. Mitchiner 1988, 771 (Typ Vs.) var. (Dreiblatt in der Vs.-Umschrift); Rouyer 1897, 340 Nr. 43. 3,01 g; 26,7/26,6 mm; 180°. Bronze. A2/2, K 1/1; leichter Doppelschlag. Fundort: In der Auffüllung eines aufgelassenen Sodbrunnens im Pfalzhof; Feld/Schnitt: G1. MA 51653. Das Stück weicht mit seinem Gewicht von 3,01 g deutlich von der Gewichtsangabe von 1,85 g des bei Mitchiner 1988 aufgeführten Exemplars (Nr. 771) ab.

Schiff auf vier Wellenbögen; in den Bögen acht Punkte; in Kreislinie. Rs. (Trugschrift): (Krone) VON[I(?)] : VONID : VO[---] VONE In doppelter Raute vier Lilien ins Kreuz gestellt; den Rautenseiten entlang im Feld jeweils «Punkt-Ringel-Punkt» als Verzierung; in Kreislinie. Vgl. Mitchiner 1988, 1177–1180 und 1182. 1,77 g; 26,5/24,4 mm; 190°. Messing. A 2/2, K 1/1; beschnitten. Fundort: Baumgarten; Funddatum: 1738. MA 54681. 70 Rechenpfennig («Large orb»-Typ), Nürnberg, anonyme Prägung Nürnberg, Rechenpfennig (ab ca. 1500–ca. 1550) Vs.: Legende aufgrund der schlechten Erhaltung kaum lesbar. [Fünfblättrige Rosette umgeben von drei Lilien und drei Kronen (miteinander abwechselnd)]; in Kreislinie. Rs. (Trugschrift): [---]BVOB[---]VO[---] Grosser Reichsapfel in doppeltem Dreipass mit Nasen; in Kreislinie. Vgl. Mitchiner 1988, 1190–1221. 0,89 g; 23,3/22,9 mm; unbestimmt (Ausrichtung nicht feststellbar). Messing. A 3/3, K 2/2; mehrere Einhiebe. Fundort: Baumgarten; Funddatum: 1738. MA 54682. 71 Rechenpfennig («Normal orb»-Typ), Nürnberg, anonyme Prägung Nürnberg, Rechenpfennig (16. Jh.–anfangs 17. Jh.) Vs. (Trugschrift): [---]V[---]BEVOB[-]OBEVOV Fünfblättrige Rosette umgeben von drei Lilien und drei Kronen (miteinander abwechselnd); in Kreislinie. Rs. (Trugschrift): [-]V[-]BO[-]VOBOBV[---]O Reichsapfel in doppeltem Dreipass mit Nasen; bei jeder Nase zwei Punkte; in Kreislinie. Vgl. Mitchiner 1988, 1234 und 1279 (Rs.-Umschrift). 1,91 g; 25,5/24,6 mm; unbestimmt (Ausrichtung nicht feststellbar). Messing. A 3/3, K 2/2. Fundort: Baumgarten; Funddatum: 1738. MA 54683.

Anmerkungen Katalog 1772

Einzelfunde im Klosterareal von Allerheiligen Schweiz 67 Zürich, Stadt Zürich, Angster o. J. (17. Jh.) Von einem Z überhöhtes Zürcher Wappen in spanischem Schild zwischen zwei Punkten oder zwei Röschen; in Wulstreif. Divo/Tobler 1987, 1105 var. (zwei Punkte oder Röschen); Hürlimann 1966, 1147 oder 1148. 0,22 g; 15,9/13,8 mm; einseitig. Billon. A 3, K 2; beschnitten. Fundort und Fundumstände: Umbau im Johannes von Müller-Haus; Funddatum: 23.9.1942. MA 54679. Deutschland 68 Schwäbisch-Hall, Reichsmünzstätte Schwäbisch-Hall, Heller (Handheller) (1. Hälfte 14. Jh.) Vs.: Kleine Hand in Fadenreif. Rs.: Radkreuz mit je einem kleinen Ringel in den Gabeln; das Ganze in Fadenreif. Raff 1986, 18a (Radkreuz-Typ). 0,45 g; 16,6/15,6 mm; unbestimmt (Ausrichtung nicht festgelegt). Billon. A 2/2, K 1/1; Schrötlingsriss; Vierschlag. Fundort: Kreuzgang? Funddatum: ? MA 54680. Münzähliche Objekte 69 Rechenpfennig («Ship-Penny»-Typ), Nürnberg, anonyme Prägung Nürnberg, Rechenpfennig (ab 1490–1550) Vs. (Trugschrift): (Krone) [-]VB(?)[-]OV[-]NV : OVB(?)

Am 13. März 1922 vermerkt Sulzberger in seinem Grabungstagebuch den Fund einer Münze im Kreuzgarten, die er unter Vorbehalt der Münzherrschaft Haldenstein in Graubünden zuweist. Vgl. dazu Tb. 48. Unter den Schweizer Fundmünzen aus Allerheiligen findet sich jedoch nur dieses 2-Pfennig-Stück o. J. des Churer Bischofs Ulrich VII. von Federspiel (1692–1728) aus Graubünden. Da sowohl das Familienwappen der Federspiel als auch jenes der Herrschaft Haldenstein ein Horn aufweisen, dürfte Sulzberger dieses 2-Pfennig-Stück auf den ersten Blick irrtümlicherweise der Herrschaft Haldenstein zugewiesen haben, so dass es sich bei der im Grabungstagebuch aufgeführten «Haldensteiner» Münze in Wirklichkeit um die oben beschriebene Münze des Bistums Chur handelt. 1773 Trotz der spärlichen Notizen in bezug auf Fundmünzen im Grabungstagebuch von Sulzberger lassen sich die Fundstellen der beiden Luzerner Angster (Kat. 3 und 4) genau ermitteln, wobei die genaue Zuweisung der Einzelmünze zur jeweiligen Fundstelle offen bleibt. In seinem Eintrag vom 9. März 1922 notiert Sulzberger den Fund von einem Luzerner Angster und einer unbekannten zweiseitigen Münze. Als Fundort gibt er die Sitzbank an der Nordseite des Westflügels des Kreuzsaals im 2. OG. an. Knapp zwei Wochen später, am 20. März 1922, kommt beim Entfernen des gotischen Holzbodens des gleichen Kreuzsaals neben einem Konstanzer Vierer von 1535 und einer Mailänder Münze, ein weiterer Luzerner Angster zum Vorschein. Vgl. dazu Tb. 46 und 49. 1774 Siehe Anm. 1773. 1775 Zur Datierung: Vgl. Wielandt 1959, 121–122. 1776 1356/57 erhielt der Augsburger Bischof Marquard I. von Randeck (1348–1365) von Kaiser Karl IV. (1346–1378) das Privileg, Heller nach dem Vorbild der Handheller aus Schwäbisch-Hall zu schlagen. Dieses Privileg wurde auch von seinem Nachfolger Burkhard von Ellenbach (1373–1404) genutzt. 1396 einigte sich Burkhard von Ellenbach mit benachbarten Münzherren und Städten, neben der Einführung des

313


1777 1778 1779 1780

1781 1782 1783 1784 1785

Schillings auch einen neuen Hellertyp ausprägen zu lassen. Folglich lässt sich die Prägezeit des oben angeführten Hellers in die Zeit zwischen der Privilegserteilung von 1356/57 und dem Abschluss der Konvention von 1396 legen. Vgl. dazu Förschner 1984, 205–206 und 214. Tb. 57. Tb. 49. Zur Datierung: Vgl. Schrötter 1927, 71–74. Zur Datierung und Nominalbestimmung: Freundliche Mitteilung von Herrn B. Zäch (Münzkabinett Winterthur). Tb. 44. Tb. 44. Tb. 48. Tb. 48. Sulzberger erwähnt im Grabungstagebuch den Fund von drei Münzen (Luzerner Angster, Konstanzer Vierer von 1535 und eine Mailänder Münze) beim Entfernen des gotischen Holzbodens des Kreuzsaals (2.OG) am 20. März 1922. Dabei erwähnt er eine Mailänder Münze, ohne sie jedoch genauer zu beschreiben. Vgl. dazu Tb. 49. Unter den Fundmünzen aus Allerheiligen befinden sich zwei Mailänder Münzen (Kat. 49 und 50). Da aber die Kat. 50 aufgrund des schlechten Erhaltungszustands der Rückseite (hl. Ambrosius) und dem Fehlen des

314

Mailänder Wappens nicht unbedingt auf ersten Blick als Mailänder Münze zu erkennen ist, so handelt es sich bei der von Sulzberger erwähnten Münze sehr wahrscheinlich um den Mailänder Sesino Filippo Maria Viscontis (Kat. 49), der auf der Vorderseite als Münzbild das Mailänder Wappen mit der einen Menschen verschlingenden Schlange aufweist und so leicht als Mailänder Münze zu erkennen ist. 1786 Tb. 19. 1787 Kirchheimer 1967, 204–205. 1788 Kirchheimer 1967, 212. 1789 Freundliche Mitteilung von Herrn Prof. Dr. Kaiser (Zürich). 1790 Zur Datierung: Freundliche Mitteilung von Herrn Prof. Dr. Geiger (Zürich). 1791 Platbärzdis 1968, 273–314. 1792 Erstmalige Publikation des Stücks mit Mitchiner-Zitat im JbSGUF (78) 1995, 236. 1793 Während Mitchiner in seiner Einleitung zu den französischen Rechenpfennigen der Zeitspanne 1497–1515 einzig vermerkt, dass der grösste Teil der französischen Rechenpfennige dieser Epoche in Tournai hergestellt wurde und somit schlussendlich die Zuweisung dieses Stücks nach Tournai offen lässt, hält Rouyer die Zuweisung dieses Typs nach Tournai als sehr wahrscheinlich. Vgl. dazu Mitchiner 1988, 236 und Rouyer 1897, 336–337. Feuardent führt diesen Typ in seinem Katalog unter den Prägungen aus Tournai auf. Vgl. dazu Feuardent 1915, 338 Nr. 14926.


1 3

2 4

5

Tafel 1: Töpfe. Abts-/Gästelatrinen. M. 1:3.

316

6


9

7

10

8 11

12

13

Tafel 2: Töpfe. Abts-/Gästelatrinen. M. 1:3.

317


14

16

15 17

18

19

Tafel 3: Töpfe. Abts-/Gästelatrinen. M. 1:3.

318


20

25

21

26

22

24

27

30

Tafel 4: Henkelkanne (20) und Henkeltöpfe. Abts-/Gästelatrinen. M. 1:3.

319


31

32

33

Tafel 5: Henkeltöpfe. Abts-/Gästelatrinen. M. 1:3.

320

35

36

37


38

42

39

43

40

44

41

Tafel 6: Henkeltöpfe. Abts-/Gästelatrinen. M. 1:3.

321


49 51

53

54

52

57 56 55

Tafel 7: Henkeltöpfe, Dreibeingefässe, Deckel. Abts-/Gästelatrinen. M. 1: 3.

322


61

66

67

64

59

69

70

71

72

60

73

74

Tafel 8: Krug, Flasche, Schüsseln. Abts-/Gästelatrinen. M. 1:3.

323


77

75

78

76

80

81

82

Tafel 9: Schüsseln. Abts-/Gästelatrinen. M. 1:3.

324

83


85

89

88

90

Tafel 10: Schüsseln. Abts-/Gästelatrinen. M. 1:3.

325


91

93

95

96

97

Tafel 11: Schüsseln. Abts-/Gästelatrinen. M. 1:3.

326


98

99

100

101

102

Tafel 12: Teller. Abts-/Gästelatrinen. M. 1:3.

327


105

104 103

106 107

109

111

Tafel 13: Lämpchen. Abts-/Gästelatrinen. M. 1:3.

328


113

118

114

119

126

129

120

130

131

124 132

133

134

125

136

138

Tafel 14: Sparbüchsen, Schröpfköpfe, Dosen, Humpen, Fayenceteller/schalen, Salbtöpfchen. Abts-/Gästelatrinen. M. 1: 3.

329


141 145

144

146

147

154 151

152

Tafel 15: Ofenkacheln. Abts-/Gästelatrinen. M. 1:3.

330


156

155

290

285

291

280

286

293

292

281 287 294

282 295 288

296

283

297 284

298

299

289

Tafel 16: Technische Keramik. Abts-/Gästelatrinen (155–156), Kreuzgang und Kreuzgarten (280–299). M. 1:3.

331


302

303

304

300

306

305 301

318

321

313

322 323 314

324

315

319

316 320

317

325

Tafel 17: Technische Keramik (300–306), Töpfe des 11./12. Jahrhunderts (313–324). Kreuzgang und Kreuzgarten. Becherkachel mit Rädchenverzierung (325). Südseitiger Anbau an die Münsterkapelle. M. 1:3.

332


330

331

332

334

335

333

Tafel 18: Aquamanilien (330–331), Wasserbecken (332–333), Becher (334–335). Verschiedene Fundorte des Klosterareals. M. 1:3.

333


370

371 376

377

372 373

378

375

374

380

379

382

385

386 383

381

384

Tafel 19: Keramik Latrinengrube G2 (370–379), Sodbrunnen G3 (380–387). Stadtbibliothek 1993. M. 1:3.

334

387


395 388

389

396

397

398

390

391 399

400

392

393

401

394

402

404

Tafel 20: Keramik Sodbrunnen G3 (388–402), Flächenfund (404). Stadtbibliothek 1993. M. 1:3.

335


409

407

410

408

411

412

416

417

418

Tafel 21: Funde Sodbrunnen G1 (407–411), Grube 3 (412), Latrinengrube G6 (416–419). Pfalzhof 1994/95. M. 1:3.

336

419


413 414

415

405

403

406

421

420

Tafel 22: Breite Leistennasen von Flachziegeln aus der Glockengussgrube G4 (413 – 415), Flachziegel mit schmalen Nasen aus der Grabung Stadtbibliothek 1993 (405–406), Leistenziegelfragment aus dem Sodbrunnen G3, Stadtbibliothek 1993 (403), gebogenes Gratziegelfragment, Ostflügel 1997 (421), Hohlziegel aus Ofen G9, Pfalzhof 1994/95 (420). M. 1:3.

337


2

1

3

7

4

5

6

9

8

10

11b

11a

11

15

13

12

14

16

20 17

18

19

22 21

23

24 25

Tafel 23: Münzen. Alte Abtei. M. 1:1.

338

26


30 27

29

28

31

33

32

34

36

35

39

38

37

42

44 43

41

40

45

47 46

48

49

50

Tafel 24: Münzen. Alte Abtei. M. 1:1.

339


51

53

52

58 54 56

55

57

59

60

63

61

62

64 65

66

69

Tafel 25: Münzen. Alte Abtei. M. 1:1.

340

68 67

70

71


Publikationen zur Archäologie im Kanton Schaffhausen Schaffhauser Archäologie – Monographien der Kantonsarchäologie Schaffhausen Markus Höneisen (Hrsg.) Frühgeschichte der Region Stein am Rhein. Archäologische Forschungen am Ausfluss des Untersees. Schaffhauser Archäologie 1. Schaffhausen 1993. ISBN 3-908006-18-X. Markus Höneisen/Sabine Peyer Schweizersbild – Ein Jägerlager der Späteiszeit. Beiträge und Dokumente zur Ausgrabung vor 100 Jahren. Schaffhauser Archäologie 2. Schaffhausen 1994. ISBN 3-907066-06-5. Kurt Bänteli/Markus Höneisen/Kurt Zubler Berslingen – ein verschwundenes Dorf bei Schaffhausen. Mittelalterliche Besiedlung und Eisenverhüttung im Durachtal. Schaffhauser Archäologie 3. Schaffhausen 1999. ISBN 3-9521868-1-3. Kurt Bänteli/Rudolf Gamper/Peter Lehmann Das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Zum 950. Jahr seiner Gründung. Schaffhauser Archäologie 4. Schaffhausen 1999. ISBN 3-9521868-0-5.

In Vorbereitung: Das frühmittelalterliche Schleitheim. Siedlung, Kirche und Friedhof. Schaffhauser Archäologie 5. Das römische Schleitheim. Vicus Iuliomagus und umliegende Gutshöfe. Schaffhauser Archäologie 6. Bezug: Kantonsarchäologie Schaffhausen, Herrenacker 3, 8201 Schaffhausen; Museum zu Allerheiligen, Baumgartenstr. 6, 8200 Schaffhausen oder im Buchhandel.

Weitere Publikationen Jost Bürgi/Radana Hoppe Schleitheim-Iuliomagus. Die römischen Thermen. Antiqua 13. Basel 1985. Thomas Mäglin/Jörg Schibler/Jürg Sedlmeier (Hrsg.) Neue Untersuchungen am Kesslerloch bei Thayngen SH. Antiqua 17. Basel 1988. Jost Bürgi/Radana Hoppe/Hans Lieb Iuliomagus-römisch Schleitheim. Die öffentlichen Thermen. Archäologische Führer der Schweiz 11, 2. Auflage. Basel 1989. Bezug: Schweiz. Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, Postfach, 4001 Basel oder im Buchhandel.

Schaffhauser Beiträge zur Geschichte Herausgeber: Historischer Verein des Kantons Schaffhausen Daniel Gutscher Schaffhauser Feingerberei im 13. Jahrhundert. Ergebnisse der Grabungen im Areal der Häuser zum Bogen und zum Kronsberg in der Vorstadt. Band 61. Schaffhausen 1984. Jost Bürgi/Kurt Bänteli/Markus Höneisen Archäologische Forschung im Kanton Schaffhausen. Band 61. Schaffhausen 1984. Albin Hasenfratz/Kurt Bänteli Die archäologischen Untersuchungen in der Bergkirche Hallau. Band 63. Schaffhausen 1986. Kurt Bänteli Zur Baugeschichte der Schaffhauser Stadtbefestigung. Ergebnisse baugeschichtlicher Untersuchungen 1982–1989. Band 66. Schaffhausen 1989. Kurt Bänteli/Andreas Cueni/Hansueli Etter/Beatrice Ruckstuhl Die Stadtkirche St. Johann in Schaffhausen. Ergebnisse der Ausgrabungen und Bauuntersuchungen 1983 –1989. Band 67. Schaffhausen 1990. Bezug: Kantonsarchäologie Schaffhausen, Herrenacker 3, 8201 Schaffhausen und Staatsarchiv, 8201 Schaffhausen.

344


Kurt Bänteli Rudolf Gamper Peter Lehmann

Das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen

Das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen

Schaffhauser Archäologie 4


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.