Planungshilfe Klimaanpassung

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Planungshilfe Klimaanpassung

Kanton Schaffhausen Planungs- und Naturschutzamt

Impressum Herausgeber

Kanton Schaffhausen

Planungs- und Naturschutzamt (PNA)

Beckenstube 11

8200 Schaffhausen

Telefon: +41 52 632 73 25

E-Mail: pna.planung@ktsh.ch

Erarbeitung, Konzept und Gestaltung

EBP Schweiz AG

Mühlebachstrasse 11

8032 Zürich

Rebecka Hischier

Jonas Hunziker

Cyril La Monica

Daniel Ruiz Gomez

Titelbild von Michael Kessler, Neuhausen

Die Planungshilfe ist in elektronischer Form erhältlich auf www.sh.ch

Stand: 23. Mai 2025

Der Klimawandel betrifft den Kanton Schaffhausen unmittelbar. Bis 2060 werden mehr Hitzetage und höhere Temperaturen, längere Trockenperioden und stärkere Niederschlagereignisse erwartet.

Die Planungshilfe Klimaanpassung unterstützt Städte und Gemeinden bei der Anpassung an den Klimawandel und zeigt auf, was Planende, Bauherrschafften und die Bevölkerung zur Klimaanpassung beitragen können. Im Fokus steht die Anpassung an die Hitze im Siedlungsgebiet.

Die Planungshilfe besteht aus drei Teilen:

▪ Der erste Teil erläutert, wie sich der Klimawandel auf den Kanton Schaffhausen auswirkt.

▪ Der zweite Teil zeigt auf, wie sich die Gemeinden gegen den Klimawandel wappnen können. Die folgenden Themen stehen im Fokus: Analyse, Massnahmen und Instrumente.

▪ Der dritte Teil stellt weitere Grundlagen und Hilfsmittel zur Anpassung an den Klimawandel vor.

Die Planungshilfe richtet sich an Fachleute, Politikerinnen und Politiker sowie an alle weiteren am Thema interessierten Personen.

1

Klimawandel im Kanton Schaffhausen

1.1

Auswirkungen und Risiken des Klimawandels

Die Jahresmitteltemperatur im Kanton Schaffhausen hat sich seit 1864 um ca. 2°C erhöht. Mit dem Klimawandel wird ein weiterer Anstieg der Durchschnittstemperaturen erwartet. Gleichzeitig werden stärkere Hitzeextreme und längere Hitzewellen vorausgesagt Neben den steigenden Temperaturen führt der Klimawandel auch zu einer Veränderung der Niederschlagsmengen, was zu sommerlichen Trockenperioden sowie Stark- und Extremniederschlägen führen kann.

Die Klimaszenarien des Bundes beschreiben und quantifizieren die wichtigsten Auswirkungen des Klimawandels in der Schweiz und im Kanton Schaffhausen.

Abbildung 1 Die Grafik zeigt die wichtigsten Auswirkungen des Klimawandels im Kanton Schaffhausen und stellt die Abweichungen bis 2060 gegenüber dem Zeitraum 1981 – 2010 dar.

Die Auswirkungen des Klimawandels haben Risiken für Mensch und Natur zur Folge. Der Klimawandel bietet aber auch Chancen Drei Auswirkungen des Klimawandels und die damit verbundenen Risiken sind für den Kanton Schaffhausen besonders relevant:

Mehr Hitzeextreme und längere Hitzewellen

Mit dem Klimawandel steigen die durchschnittlichen Temperaturen weiter an Ohne erfolgreiche Klimaschutzmassnahmen wird es bis 2060 im Kanton Schaffhausen um 1.9 bis 3.0 Grad Celsius wärmer im Vergleich zur Durchschnittstemperatur im Zeitraum zwischen 1981 und 2010. Dies bewirkt mehr Hitzeextreme und längere Hitzewellen Hitzetage mit Temperaturen von über 30 Grad Celsius traten zwischen 1981 und 2010 im Kanton Schaffhausen etwa neun Mal pro Jahr auf. In Zukunft können solche Ereignisse zwischen 12- bis 25-mal pro Jahr auftreten (NCCS, 2021)

Die steigenden Temperaturen sind ein Gesundheitsrisiko für Menschen und beeinträchtigen das Wohlbefinden. Vor allem für alte oder sehr junge Menschen können sehr hohe Temperaturen eine Gefahr darstellen. Gleichzeitig können mit den steigenden Temperaturen Leistungseinbussen bei der Arbeit zunehmen und der Kühlenergiebedarf steigen

Zunehmende sommerliche Trockenperioden

Die mittleren Niederschlagsmengen im Sommer werden langfristig abnehmen. Dabei geht auch die Häufigkeit von Niederschlägen zurück. Die Perioden ohne Niederschlag im Sommer werden länger. Die längste sommerliche Trockenperiode kann 2060 bis zu 9 Tage länger dauern als im Zeitraum von 1981 bis 2010 (NCCS, 2021)

Während Trockenperioden steht Pflanzen weniger Wasser zur Verfügung, was ihr Wachstum beeinträchtigt und Ernteerträge verringert. Der Wassermangel beeinflusst sowohl die Quantität als auch die Qualität der Ernte. Lokal kann es während Trockenperioden ausserdem zu Wasserknappheit kommen. Das Risiko einer zunehmenden Wasserknappheit in Trockenphasen kann Nutzungskonflikte für die Trinkwasserversorgung, die Landwirtschaft, die Biodiversität und Freizeitnutzung haben. Zudem können sinkende Abflussmengen das Risiko einer Einschränkung der Wasserkraftproduktion erhöhen.

Häufigere Stark- und Extremniederschläge

Mit dem Klimawandel häufen sich Stark- und Extremniederschläge, bei denen sehr grosse Niederschlagsmengen in kurzer Zeit anfallen. Die Niederschlagsmengen können so gross werden, dass sie von den Böden oder von der Kanalisation nicht vollständig aufgenommen werden können. Bis 2060 wird erwartet, dass die maximale Niederschlagsmenge, die an einem einzelnen Tag fällt, 10 Prozent höher ist als im Zeitraum zwischen 1981 und 2010. Bei Jahrhundertniederschlägen, die statistisch nur alle 100 Jahre vorkommen, kann bis zu 20 Prozent mehr Niederschlag anfallen als bisher Trotz tendenziell abnehmenden Niederschlagssummen können Einzelereignisse also stärker ausfallen (NCCS, 2021)

Stark- und Extremniederschläge können zu übersättigten Böden führen. Das verringert die Stabilität von Hängen, erhöht das Risiko von Erdrutschen und Bodenerosionen und gefährdet die Infrastruktur. Gleichzeitig können starke Oberflächenabflüsse oder Hochwasser auftreten und grosse Schäden bewirken

1.2

Klimaschutz und Klimaanpassung im Kanton Schaffhausen

Der Klimawandel stellt eine grosse Herausforderung für den Kanton Schaffhausen dar Um dieser zu begegnen, müssen sowohl Klimaschutzmassnahmen ergriffen als auch die Klimaanpassung vorangetrieben werden.

Der Klimaschutz zielt darauf ab, die Ursachen des Klimawandels zu bekämpfen, indem Treibhausgasemissionen reduziert und klimaschonende Aktivitäten gefördert werden. Die Klimaanpassung konzentriert sich darauf, die Auswirkungen des bereits stattfindenden Klimawandels zu bewältigen. Beide Ansätze sind unerlässlich. Nur wenn gleichzeitig Klimaschutz und Klimaanpassung vorangetrieben werden, können die Risiken minimiert und die Chancen genutzt werden Klimaschutzmassnahmen helfen, die Geschwindigkeit und das Ausmass des Klimawandels zu verringern, während Anpassungsmassnahmen sicherstellen, dass der Kanton widerstandsfähiger gegenüber den klimabedingten Veränderungen wird

Der Kanton Schaffhausen hat 2020 eine Klimastrategie erarbeitet. Es handelt sich um eine Doppelstrategie, die sowohl den Klimaschutz als auch die Klimaanpassung behandelt. Die Ziele der Strategie orientieren sich an den nationalen Klimazielen Der Kanton Schaffhausen strebt demnach bis 2030 eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 50 % an. Bis 2050 will er Netto-Null erreichen Das heisst, dass er nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre ausstösst, als durch natürliche und technische Speicher aufgenommen wird Die Strategie beinhaltet fünf Schwerpunkte sowie Massnahmen in unterschiedlichen Sektoren, mit denen die Ziele erreicht werden sollen. Für die Umsetzung der Massnahmen ist in erster Linie der Kanton verantwortlich.

Abbildung 2 Schwerpunkte der Klimastrategie Schaffhausen (Kanton Schaffhausen, 2020)

1.3

Klimaanpassung im Siedlungsgebiet

Der Klimawandel wirkt sich auf den ganzen Lebensraum aus. Siedlungsgebiete sind aber besonders betroffen, da der Grossteil der Bevölkerung dort lebt. Gleichzeitig verstärken die steigenden Temperaturen dort den sogenannten Hitzeinseleffekt. Gerade im Siedlungsgebiet müssen darum spezifische Massnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und insbesondere an die Hitze umgesetzt werden

Der Hitzeinseleffekt beschreibt die nächtliche Abweichung der Lufttemperatur in dicht bebauten Gebieten gegenüber dem ländlichen Umland. Gebäude und versiegelte Flächen absorbieren Sonnenenergie und heizen die Umgebung tagsüber auf. Gleichzeitig speichern Asphalt, Beton und andere Baumaterialien die Wärme und geben sie nachts langsam wieder ab Das führt zu einer höheren Lufttemperatur im Vergleich zum ländlichen Umland, wo die Abstrahlung aufgrund der fehlenden Bebauung grösser ist Das Fehlen von Vegetation, die in der Regel kühlend wirkt, verstärkt den Effekt zusätzlich

Auch die Oberflächenbeschaffenheit und Farbe spielen eine Rolle für den Hitzeinseleffekt Dunkle Materialien reflektieren weniger Sonnenstrahlung und erwärmen sich schneller. Helle Oberflächen werfen viel Strahlung zurück und erwärmen sich weniger stark. Das Mass der Reflektionsfähigkeit einer Oberfläche wird «Albedo» genannt Eine hohe Albedo bedeutet, dass eine Oberfläche viel Strahlung reflektiert und sich weniger erwärmt, während eine niedrige Albedo darauf hinweist, dass sie wenig Strahlung zurückwirft und sich entsprechend stärker erwärmt.

Der Hitzeinseleffekt tritt nicht nur in grossen Städten auf, sondern auch in kleineren Gebieten mit einer räumlich begrenzten dichten Bebauung. Aufgrund des Hitzeinseleffekts sind die Jahresmitteltemperaturen in solchen Gebieten 0.5 bis 1.5°C höher als im ländlichen Umland (BAFU, 2018).

Abbildung 3 Hitzeinseleffekt im Siedlungsgebiet: Wenig durchgrünte, dicht bebaute Siedlungsgebiete erwärmen sich stärker als das Umland

Kaltluftströme sind wesentliche Elemente zur Verbesserung des Siedlungsklimas und können dem Hitzeinseleffekt entgegenwirken Kaltluftströme entstehen, wenn die Luft in der Nacht über offenen Grünflächen oder in Wäldern abkühlt Dort, wo ein Gefälle vorhanden ist, setzt sich kühle Luft aufgrund ihres höheren Gewichts in Bewegung und fliesst hangabwärts Wird die kühle Luft gebündelt, etwa entlang von Flussläufen, spricht man von Kaltluftleitbahnen. Durchlässige Grünflächen und offene Bebauungsstrukturen ermöglichen die ungehinderte Zirkulation kühlender Luftströme. Die Kaltluftströme tragen zur Minderung des Hitzeinseleffekts bei, belüften das Siedlungsgebiet und schaffen angenehme Aufenthaltsqualitäten, insbesondere während den Sommermonaten

Abbildung 4 Kaltluftströme können wesentlich zur Hitzeminderung im Siedlungsgebiet beitragen.

Auch Grünräume innerhalb des Siedlungsgebiets sind Elemente zur Verbesserung des Siedlungsklimas. Sie tragen zur Kühlung von Quartieren bei, wenn sie klimawirksam gestaltet sind. Das ist etwa der Fall, wenn sie viel Vegetation und möglichst viele grosskronige Bäume aufweisen. Sie dienen daneben als sogenannte «Entlastungsräume». Das sind öffentlich zugängliche, klimawirksame Räume, in denen sich Personen an heissen Tagen aufhalten und abkühlen können.

Als Indikator zur Bewertung der Hitzebelastung wird die physiologisch äquivalente Temperatur (PET) verwendet. Die PET ist ein Mass, das die gefühlte Temperatur beschreibt. Sie berücksichtigt neben der Lufttemperatur auch die Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit und Strahlungseinflüsse. Sie gibt an, wie angenehm oder belastend das Klima für den menschlichen Körper ist. Fachpersonen bezeichnen das Zusammenspiel aller klimatischen Faktoren – wie z. B. Temperatur und Luftfeuchtigkeit – und die Wirkung auf den Menschen und andere Lebewesen als Bioklima. Bei der Beschreibung der bioklimatischen Situation werden also jene klimatischen Faktoren berücksichtigt, die für das Wohlbefinden für den Menschen wichtig sind.

1.4

Klimaanpassung als Gemeinschaftsaufgabe

Die Anpassung an den Klimawandel betrifft den Kanton, die Gemeinden, Grundeigentümer- und Bauherrschaften, Planende wie auch die ganze Bevölkerung. Diese Akteure tragen unterschiedliche Rollen bei der Klimaanpassung. Damit die Klimaanpassung gelingt, müssen alle ihren Beitrag leisten.

▪ Der Kanton Schaffhausen setzt die gesetzlichen und planerischen Rahmenbedingungen für die Klimaanpassung. Mit der Revision des kantonalen Richtplans formuliert er konkrete Anforderungen Gleichzeitig unterstützt der Kanton die Gemeinden, Planenden oder Bauherrschaften mit Grundlagen wie z. B. den Klimaanalysekarten (siehe Kapitel 3) Darüber hinaus besitzt der Kanton eigene Gebäude, Strassen oder öffentliche Räume, bei denen er mit gutem Beispiel vorangehen kann

▪ Die Gemeinden verfügen über eigene Planungsinstrumente, mit denen sie die Klimaanpassung vorantreiben können. Das umfasst behördenverbindliche Instrumente wie die Siedlungsentwicklungsstrategie oder grundeigentümerverbindliche Instrumente wie Bauordnung und Zonenplan oder Quartierpläne Auch die Gemeinden besitzen eigene Liegenschaften, darunter Schulareale, Verwaltungsgebäude oder Strassenräume, auf denen sie die Klimaanpassung umsetzen können

▪ Die Grundeigentümer- und Bauherrschaften beeinflussen die Gestaltung ihrer eigenen Liegenschaften direkt, in dem sie die kantonalen und kommunalen Bauvorschriften umsetzen und eigene, weitergehende Massnahmen zur Klimaanpassung vornehmen Die klimaangepasste Gestaltung von Grundstücken und Gebäuden erhält und steigert langfristig den Wert und kann einen Beitrag an Ökologie und Ortsbild leisten. Die Klimaanpassung kann sich so langfristig auch finanziell auszahlen.

▪ Planende im Hoch- und Tiefbau sowie in der Raum- und Verkehrsplanung setzen die Vorgaben von Kanton oder Gemeinden in ihren Projekten um. Dabei leisten sie auch Sensibilisierungsarbeit. Sie zeigen etwa auf, welche konkreten Massnahmen zur Klimaanpassung nötig und möglich sind, welche Konsequenzen diese für Planungsprojekte haben und wie sie sich umsetzen lassen.

▪ Die Bevölkerung kann sich bei der Mitwirkung oder öffentlichen Auflage von Planungsprojekten einbringen und ihre Bedürfnisse zur Klimaanpassung äussern oder – je nach Art des Mitwirkungsprozesses –Vorschläge zur Klimaanpassung machen Daneben kann sie auch durch zivilgesellschaftliche Initiativen und Projekte sowie mit der Sensibilisierung von Mitmenschen einen wichtigen Beitrag zur Klimaanpassung leisten

2

Massnahmen zur Klimaanpassung

Verschiedene bauliche und planerische Massnahmen tragen zur Klimaanpassung bei Die nachfolgend beschriebenen Massnahmen leisten in erster Linie einen Beitrag zur Hitzeminderung Dabei gibt es häufig Synergien zu anderen Bereichen. So kann mit Massnahmen zur Hitzeminderung auch eine Verbesserung des Regenwassermanagements erreicht oder die Biodiversität gefördert werden. Die Massnahmen zur Hitzeminderung leisten damit auch einen Beitrag zur Anpassung an Starkniederschläge oder gegen die zunehmende Trockenheit.

Die Massnahmen können aber auch Konflikte mit anderen Themenbereichen aufweisen Zum Beispiel reduziert die Entsiegelung von asphaltierten Parkflächen mit Rasengittersteinen zwar die Hitzebelastung und verbessert die Versickerung von Regenwasser. Sie bringt aber Einschränkungen in der Begehbarkeit mit sich, was v.a. für mobilitätseingeschränkte Personen ein Problem darstellt

Abbildung 5 Mögliche Synergien und Konflikte von Massnahmen zur Hitzeminderung mit anderen Themenbereichen

Bestehende Bäume erhalten und neue pflanzen

Bäume sind für das Siedlungsklima von grosser Bedeutung, da sie Freiräume beschatten und die Luft durch Verdunstung kühlen. Das macht den Aufenthalt unter Bäumen an heissen Tagen angenehmer. Der Erhalt grosser, bestehender Bäume ist ideal. Beim Pflanzen neuer Bäume sollten grosskronige, standortgerechte, langlebige und klimaresistente Arten gewählt werden. Dies sichert ihre zukünftige ausgleichende Funktion und fördert die lokale Biodiversität. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Bäume ober- und unterirdisch ausreichend Platz für das Wachstum haben Baumstandorte sollten aus diesem Grund nicht unterbaut werden. Das Pflanzen von Bäumen ist eine einfache, aber effektive Massnahme, die sowohl von privaten Grundeigentümerschaften wie auch von der öffentlichen Hand bei eigenen Bauprojekten umgesetzt werden kann

Abbildung 6 Die Schiffländi in Stein am Rhein wird umgestaltet Die bestehenden Bäume werden erhalten und neue werden gepflanzt. Gleichzeitig wird der Belag entsiegelt und chaussiert (Bild: LINEA landscape architecture, 2024).

Mögliche Synergien

▪ Luftqualität

▪ Biodiversität

▪ Regenwassermanagement

▪ Aufenthaltsqualität

Mögliche Konflikte

▪ Grundstückausnutzung

▪ Städtebau

Mehr grüne, unversiegelte und klimaangepasste Flächen schaffen

Grüne und unversiegelte Oberflächen kühlen die Umgebung, weil Wasser im Boden und in Pflanzen verdunsten kann. Darüber hinaus kann Regenwasser auf unversiegelten Flächen besser versickern und zurückgehalten werden. Auch die tendenziell höhere Albedo von Vegetation gegenüber asphaltierten Flächen vermag das Lokalklima positiv zu beeinflussen Für intensiv genutzte Flächen empfehlen sich wasserdurchlässige, feste Oberflächen (z. B. Chaussierung, Pflasteroder Plattenbeläge mit wasserdurchlässigen Fugen, offenporiger Asphalt). Für Freiflächen eignen sich Begrünungsmassnahmen wie z. B. Blumenwiesen. Sie fördern im besten Fall auch die Biodiversität und tragen zu einer Verbesserung der Luftqualität bei. Wichtig ist, dass Grünräume nicht unterbaut sind. Dadurch können Pflanzen und v.a. grosskronige Bäume besser gedeihen. Der natürliche Bodenaufbau speichert zudem Wasser und trocknet dadurch weniger schnell aus.

Abbildung 7 Mit der Sanierung des Seniorenzentrums in Thayngen wurde der Aussenraum neu gestaltet: Unversiegelte Wege und Rasenflächen sowie neue Bäume tragen dazu bei, dass sich das Lokalklima nicht zu stark erhitzt (Bild: Gemeinde Thayngen, 2018)

Mögliche Synergien

▪ Regenwassermanagement

▪ Biodiversität

▪ Aufenthaltsqualität

Mögliche Konflikte

▪ Nutzungsflexibilität und Barrierefreiheit

▪ Städtebau

▪ Ausnützung

Materialien mit hoher Albedo einsetzen

Materialien mit hoher Albedo, also Materialien, die einen hohen Anteil des einfallenden Sonnenlichts reflektieren, erwärmen sich weniger stark. Diese Materialien – oft in hellen Farben – können so die Oberflächentemperatur reduzieren und das Mikroklima verbessern. Dunkle Materialien wie Asphalt haben demgegenüber eine tiefe Albedo und erhitzen sich stark. Helle Materialien können vor allem im Strassenraum sowie auf öffentlichen Plätzen, wo es sich um grosse Flächen handelt, einen messbaren Temperaturunterschied bewirken. Aber auch bei privaten Bauvorhaben können helle Beläge statt Asphalt gewählt werden. Weil helle Flächen mehr Sonnenlicht reflektieren, können solche Flächen allerdings stärker blenden. Die reflektierte Sonnenstrahlung kann ausserdem dazu führen, dass es sich auf solchen Flächen aufgrund der Strahlungswärme heisser anfühlt als auf dunklen Flächen.

Abbildung 8 Bei der Neugestaltung des Herrenackers mitten in der Altstadt von Schaffhausen wurde die Klimaanpassung berücksichtigt. Der helle Belag, das Wasserspiel und neue Bäume reduzieren an heissen Tagen die Hitzebelastung Mobile Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein (Bild: Roberta Fele, 2023)

Mögliche Synergien

▪ Aufenthalts-, Erholungs- und Erlebnisqualität

Mögliche Konflikte

▪ -

Klimaangepasste, öffentlich zugängliche Entlastungsräume schaffen

Öffentlich zugängliche, nutzungsflexible und klimaangepasste Grün- und Freiräume innerhalb des Siedlungsgebiets – sogenannte Entlastungsräume – sind für die Klimaanpassung besonders wichtig. Dank Grünflächen und grosskronigen Bäumen dienen sie als kühle Aufenthaltsräume und können bei ausreichender Grösse Kaltluft zur Kühlung des Siedlungsgebiets produzieren Bestehende Entlastungsräume können zugänglich gemacht und lokalklimatisch aufgewertet werden. Bei grösseren öffentlichen oder privaten Bauvorhaben können auch neue Entlastungsräume geschaffen werden. Wichtig ist, dass solche Entlastungsräume in geringer Distanz zu Wohn- und Arbeitsorten vorhanden sind und Fuss- und Velowege dorthin direkt und möglichst klimaangepasst gestaltet sind. Mit einer artenreichen, standortgerechten Bepflanzung kann auch die Biodiversität gefördert werden.

Abbildung 9 Der Bettli-Park in Dübendorf ist multifunktional gestaltet und dient als Entlastungsraum innerhalb des Siedlungsgebiets Obstbäume, Blumenwiesen oder Stein- und Altholzhäfen fördern die Biodiversität und beeinflussen das Lokalklima positiv (Bild: Stadt Dübendorf, 2023)

Mögliche

Synergien

▪ Aufenthalts-, Erholungs- und Erlebnisqualität

▪ Regenwassermanagement

▪ Biodiversität

▪ Luftqualität

Mögliche Konflikte

▪ Grundstücksausnützung

Beschattungselemente in öffentlichen Räumen erstellen

Schattenspendende Elemente schaffen eine angenehme Aufenthaltsqualität an heissen Tagen. Das ist v.a. wichtig in öffentlichen oder stark frequentierten Räumen wie z. B. entlang von Fuss- und Velowegen oder auf öffentlichen Plätzen. Die Beschattung reduziert die Erhitzung von Oberflächen und senkt die Lufttemperatur Es können Bäume gepflanzt, Pergolen angelegt oder technische Verschattungselemente wie Sonnenschirme und -segel verwendet werden. Bäume sind für die Hitzeminderung in der Regel effektiver, weil sie im Vergleich zu Sonnensegeln die Wärmestrahlung stärker reduzieren. Auch mit einer geeigneten Stellung von Gebäuden, können öffentliche Räume, Fuss- und Velowege oder andere Gebäude beschattet werden.

Abbildung 10 Bei der Neugestaltung des Hofplatzes der Kantonsschule Schaffhausen wurde eine schattenspendende Pergola mit mobilen Sitzgelegenheiten erstellt, die zum Verweilen und Erholen einladen (Bild: Bösch Landschaftsarchitektur, 2023).

Mögliche Synergien

▪ Aufenthalts-, Erholungs- und Erlebnisqualität

Mögliche Konflikte

▪ Nutzungsflexibilität und Barrierefreiheit

Dächer und Fassaden begrünen und klimaangepasste Materialien verwenden

Dächer und Fassaden können sich mit der Sonneneinstrahlung stark erwärmen. Das kann die Umgebung zusätzlich erhitzen und kann Auswirkungen auf das Innenraumklima haben. Klimaoptimierte Dächer und Fassaden wirken dem entgegen. Dazu können Dächer und Fassaden begrünt oder Materialien mit niedriger Wärmeleitfähigkeit verwendet werden. Bepflanzte Flachdächer können ausserdem für die Regenwasserspeicherung genutzt werden und die Biodiversität und Luftqualität verbessern Neben der Begrünung können auch bauliche Elemente wie Dach- und Fassadenvorsprünge der Erwärmung entgegenwirken. Materialien mit hoher Albedo reduzieren die Erwärmung der Umgebung, indem sie die Erwärmung der Fassaden durch Sonneneinstrahlung mindern.

Abbildung 11 Neubau Einfamilienhaus Löhningen: Mit dem begrünten Satteldach und der Verwendung von klimaangepassten Materialien für die Fassade- und Dachkonstruktion wird das Lokalklima im und um das Gebäude positiv beeinflusst (Bild: Hübscher Holzbau, 2016).

Mögliche Synergien

▪ Wasserhaushalt- und Regenwassermanagement

▪ Biodiversität

Mögliche Konflikte

▪ Denkmalpflege und Ortsbildschutz

Kaltluftentstehungsgebiete erhalten und Kaltluftzirkulation sicherstellen

Kaltluftströme können sich positiv auf das Lokalklima auswirken. Kaltluftströme entstehen, wenn kalte Luft aus höher gelegenen Kaltluftentstehungsgebieten, etwa aus umliegenden Wäldern und grösseren Grünräumen, hangabwärts in Siedlungsgebiete fliesst. Das wirkt dem Hitzeinseleffekt entgegen. Wichtig ist, dass ausreichend grosse Kaltluftentstehungsgebiete vorhanden sind und dass Kaltluftströme nicht durch bauliche Hindernisse oder sehr dichte Vegetation gebremst oder gestoppt werden. Mit der Anordnung von Gebäuden kann der Durchfluss von Kaltluft beeinflusst werden. Positiv sind offene bauliche Strukturen mit geringerer Dichte und bauliche Strukturen, die längs zur Hauptdurchlüftungsrichtung ausgerichtet sind. Hangparallele Gebäude hingegen können als Barrieren wirken und die Kaltluftzirkulation behindern Die offene Bauweise und die Gebäudestellung können private und die öffentliche Hand bei ihren Bauvorhaben selbst beeinflussen. Für den Erhalt von Kaltluftströmen ist es aber v.a. wichtig, dass Kaltluftentstehungsgebiete sowie Kaltluftleitbahnen planerisch gesichert werden. Dies ist in erster Linie die Aufgabe der öffentlichen Hand.

Variante 1

Variante 2

Abbildung 12 Im Projektwettbewerbs «Stadtstück Triemli – Goldacker» in der Stadt Zürich wurde in einem Pilotprojekt der Einfluss der Gebäudestellung auf die Ausbreitung der Kaltluftströme modelliert. Die Modellierung zeigt, dass Bauten, die quer zur Fliessrichtung stehen (Variante 2), die Wirkung der Kaltluftströme beeinträchtigen. Bei Bauten, die längs zur Fliessrichtung stehen (Variante 1) ist die räumliche Wirkung der Kaltluftströme grösser (Bild: geonet, 2019).

Mögliche Synergien

▪ Luftqualität

▪ Aufenthalts- und Erholungsqualität

Mögliche Konflikte

▪ Städtebau

▪ Grundstücksausnützung

Regenwassermanagement vorsehen und Wasser im Siedlungsraum einsetzen

Die Versiegelung und Überbauung führt dazu, dass Regenwasser nicht mehr im Boden gespeichert und über die Vegetation verdunstet, sondern häufig in die Kanalisation geleitet wird. Ein vorausschauendes Regenwassermanagement belässt Niederschlagswasser im natürlichen Wasserkreislauf Regenwassermanagement heisst, dass Regenwasser zwischengespeichert, versickert, verdunstet oder für die Bewässerung genutzt wird Das trägt zu einem kühleren Lokalklima bei, reduziert die Gefahr von Starkniederschlägen und reduziert den Wasserverbrauch für die Bewässerung Private Bauherrschaften können einen Beitrag zum Regenwassermanagement leisten, indem sie die versiegelten Flächen möglichst klein halten und ein begrüntes Dach vorsehen. Für das Regenwassermanagement im öffentlichen Raum ist die öffentliche Hand in der Pflicht. Auch (temporäre) Wasseroberflächen wirken sich positiv auf das Lokalklima aus Offene Wasserflächen kühlen die Umgebung und sind ein gestalterisches Element. Wasserflächen können etwa durch das Öffnen von Wasserläufen zugänglich und erlebbar gemacht werden.

Abbildung 13 Mit der Revitalisierung des Herblingerbach in der Stadt Schaffhausen wurde nicht nur ein neuer Lebensraum für die Flora und Fauna geschaffen, sondern auch eine Naherholungsmöglichkeit innerhalb des Siedlungsgebiets (Bild: michaelschmid.photo Schaffhausen).

Mögliche Synergien

▪ Regenwassermanagement

▪ Aufenthalts, Erholungs- und Erlebnisqualität

Mögliche Konflikte

▪ Nutzungsflexibilität

▪ Grundstücksausnützung

3

Lokalklimatische Analyse

3.1

Klimaanalyse- und Planhinweiskarten

Der Kanton Schaffhausen hat die lokalklimatische Situation im gesamten Kantonsgebiet untersucht und Klima- und Planhinweiskarten erarbeitet Die Karten zeigen, wo die Hitzebelastung am Tag besonders hoch ist, wo es in der Nacht zum Hitzeinseleffekt kommt und wo Kaltluftströme bestehen, die zur nächtlichen Abkühlung beitragen.

Die Klimaanalyse- und Planhinweiskarten sind wichtige Planungsgrundlagen, um die lokalklimatische Situation an einem Ort zu verstehen und geeignete Massnahmen zur Hitzeminderung zu identifizieren. Die Karten sind online abrufbar.

Abbildung 14 Ausschnitt aus map.geo.sh.ch mit der Planhinweiskarte Nacht: Im Suchfeld (oben rechts) können die Klima- und Planhinweiskarten gesucht und eingeblendet werden. Mit dem Button «Kartenlegende» (oben links), lassen sich einzelnen Elemente darstellen sowie Legenden und weitere Informationen öffnen.

Es bestehen drei unterschiedliche Karten. Die Karten lassen sich über die Suchmaske im Geoportal des Kantons Schaffhausen unter www.map.geo.sh.ch auffinden und einblenden:

▪ Klimaanalysekarte

▪ Planhinweiskarte Nacht

▪ Planhinweiskarte Tag

Die Klimaanalyse- und Planhinweiskarten basieren auf einer Modellierung des Lokalklimas mit vorab festgelegten klimatischen Parametern. Sie stellen also nicht tatsächlich gemessene Werte dar. Sie modellieren einen typischen Sommertag mit stabiler Hochdruckwetterlage ohne grössere Windströmungen. Die Aussagen gemäss den Klima- und Planhinweiskarten müssen mit den konkreten Bedingungen und der Situation vor Ort abgeglichen und verifiziert werden.

Die Klimaanalysekarte sowie die Planhinweiskarten Nacht und Tag bestehen aus unterschiedlichen Teilkarten, die zusammen eine Gesamtkarte bilden Bei spezifischen Fragenstellungen können diese Teilkarten auch einzeln betrachtet werden. Detaillierte Informationen zur Klimaanalyse können im Fachbericht sowie in der Lesehilfe zu den Klimakarten eingesehen werden (siehe Kapitel Grundlagen).

Die Klimaanalysekarte besteht aus den Teilkarten:

▪ Wärmeinseleffekt auf Siedlungs- und Verkehrsflächen

▪ Kaltlufteinwirkbereich

▪ Kaltluftleitbahnen

▪ Kaltluftvolumenstrom innerhalb von Grünflächen

▪ Windfeld (Windgeschwindigkeit und -rotation) in der Nacht

Die Planhinweiskarte Nacht besteht aus den Teilkarten:

▪ Bioklima von Siedlungs- und Verkehrsflächen in der Nacht

▪ Bioklimatische Bedeutung von Grünflächen in der Nacht

▪ Kaltlufteinwirkbereich in der Nacht

▪ Kaltluftleitbahnen in der Nacht

Die Planhinweiskarte Tag besteht aus den Teilkarten:

▪ Aufenthaltsqualität der Grün- und Freiflächen am Tag

▪ Bioklima von Siedlungs- und Verkehrsflächen am Tag

3.2

Lokalklima analysieren

Das Lokalklima bzw. die Klimaanpassung ist zunehmend ein integraler Bestandteil von Planungen. Erster Schritt zur Klimaanpassung ist die Analyse der lokalklimatischen Situation Dazu können die Klimaanalysekarten des Kantons zur Hilfe genommen werden Vier Aspekte stehen im Zentrum jeder Analyse

Abbildung 15 Vier Aspekte zur Analyse des Lokalklimas

Am Beispiel von vier konkreten Orten im Kanton Schaffhausen wird nachfolgend beispielhaft aufgezeigt, wie diese Aspekte analysiert und wie dazu die Klimaanalyse- und Planhinweiskarten verwendet werden können.

Hitzebelastung am Tag

Abbildung 16 Der Kartenausschnitt zeigt die lokalklimatische Situation am Tag im Ortszentrum der Gemeinde Neunkirch. Das Siedlungsgebiet weist eine starke Hitzebelastung auf, die Grünflächen besitzen eine geringe bis mässige Aufenthaltsqualität (Quelle: map.geo.sh.ch, 2024).

Die Hitzebelastung am Tag kann mit der Planhinweiskarte Tag analysiert werden (siehe Abbildung 16). Sie zeigt die bioklimatische Situation auf Siedlungs- und Verkehrsflächen am Tag auf. Je dunkelroter die Gebiete, desto höher ist die Hitzebelastung. Eine hohe Hitzebelastung kann sehr kleinräumig auftreten, zum Beispiel dort, wo viel direkte Sonneneinstrahlung und wenig Schatten vorhanden sind, kaum kühlende Grünflächen existieren oder wo Oberflächen stark versiegelt sind. In dicht bebauten Gebieten erhöht sich die Hitzebelastung zudem durch die Wärmeabstrahlung der umliegenden Bauten. Gleichzeitig bewertet die Planhinweiskarte die Hitzebelastung am Tag auf Grün- und Freiflächen. Je tiefer die Temperatur, desto höher wird die Aufenthaltsqualität in Grün- und Freiräumen bewertet.

Beispiele für Gebiete mit hoher Hitzebelastung am Tag

▪ Historische Ortskerne und Zentrumsgebiete

▪ Dichte Wohngebiete

▪ Arbeitsplatzgebiete

▪ Strassenräume

▪ Unverschattete, versiegelte Flächen wie Abstellplätze, Sportplätze

Abbildung 17 Luftbild des Ortszentrums von Neunkirch: Auf dem Bildausschnitt gut erkennbar ist die hohe bauliche Dichte und starke Versiegelung. Gleichzeitig lassen sich die einzelnen Grünräume im Zentrum und die stärkere Durchgrünung ausserhalb des Zentrums gut erkennen (Quelle: swisstopo, 2024)

Der Kartenausschnitt zeigt das Ortszentrum der Gemeinde Neunkirch. Der Ortskern weist eine dichte Bebauung und einen hohen Versiegelungsgrad auf. Um den Ortskern herum schliesst sich eine Art «Grün-Ring» mit Grünflächen und Bäumen. Es bestehen einzelne Grün- und Freiflächen Ausserhalb des Ortskerns ist die Siedlungsstruktur offener und durchgrünter. Nördlich des Ortskerns befindet sich der Siedlungsrand und der Übergang zum Landwirtschaftsgebiet.

Der Ortskern sowie einzelne weitere Gebiete weisen gemäss Planhinweiskarte eine sehr starke bis extreme Hitzebelastung am Tag auf. Diese kann auf die dichte Bebauung und den hohen Versiegelungsgrad zurückgeführt werden Auch die Strassenräume sind stark bis sehr stark hitzebelastet. Trotz der offeneren, durchgrünten Bauweise in den Gebieten um den Ortskern weisen diese Gebiete zum Teil auch eine starke Hitzebelastung auf. Grund dafür ist die geringe Verschattung etwa durch grosskronige Bäume. An Tagen mit starker Sonneneinstrahlung erhitzen sich so auch Gebiete mit einer geringeren baulichen Dichte.

Der «Grün-Ring» sowie die übrigen Grün- und Freiflächen weisen gemäss Planhinweiskarte eine geringe bis mässige Aufenthaltsqualität auf Sie eignen sich darum nur bedingt als Entlastungsflächen. Grund dafür ist, dass sie häufig kaum Verschattet sind.

Die starke Hitzebelastung am Tag senkt die Aufenthaltsqualität im Ortskern von Neunkirch und den umliegenden Gebieten und kann z. B. für ältere Menschen eine gesundheitliche Gefahr darstellen. Ortszentren sind wichtige Aufenthaltsräume und Personen bewegen sich häufig zu Fuss oder mit dem Fahrrad, wo sie der Hitze stark ausgesetzt sind Massnahmen zur Hitzeminderung können einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität leisten Wichtig ist, dass ausreichend Grün- und Freiräume bestehen, mit genügend verschatteten Flächen und klimawirksamen Bäumen, so dass diese als Entlastungsräume genutzt werden können

Potenzielle Massnahmen

▪ Bestehende Bäume erhalten und neue pflanzen

▪ Beschattungselemente in öffentlichen Räumen erstellen

▪ Mehr grüne, unversiegelte und klimaangepasste Flächen schaffen

▪ Klimaangepasste, öffentlich zugängliche Entlastungsräume schaffen

▪ Dächer und Fassaden begrünen und klimaangepasste Materialien verwenden

▪ Regenwassermanagement vorsehen und Wasser im Siedlungsraum einsetzen

Potenzielle weiterführende Analysen

▪ Versiegelung: Um den Anteil an versiegelten Flächen herauszufinden, kann der Versiegelungsgrad aus den Daten der Amtlichen Vermessung berechnet oder mit Hilfe von Luftbildern abgeschätzt werden. Mit den gewonnenen Erkenntnissen können stark versiegelte Gebiete identifiziert werden.

▪ Einwohner- und Beschäftigtendichte: Die Analyse der Einwohnerund Beschäftigtendichte liefert Hinweise, in welchen Gebieten viele Menschen leben und arbeiten. Dies hilft, Orte zu erkennen, an denen viele Menschen von der Hitzebelastung betroffen sind. Es können die Daten der Statistik der Bevölkerung und der Haushalte (STATPOP) verwendet werden.

▪ Siedlungsentwicklung: Die Analyse der Siedlungsentwicklung zeigt, wo sich der Hitzeinseleffekt in Zukunft aufgrund der Verdichtung verstärken kann. Gleichzeitig liefert sie Hinweise, wo die Bautätigkeit genutzt werden kann, um die lokalklimatische Situation zu verbessern.

▪ Im Geoportal Kt. Schaffhausen finden sich weitere detaillierte und spezifische Analysekarten zu:

▪ Lufttemperatur am Tag

▪ Physiologisch äquivalente Temperatur (PET) am Tag

▪ Klimasensible Orte

▪ Hindernisfreier Zugang (v.a. zu Grün- und Freiräumen)

Hitzeinseleffekt in der Nacht

Abbildung 18 Die Planhinweiskarte Nacht zeigt den Hitzeinseleffekt, hier im Zentrum von Neuhausen Im Ausschnitt ist erkennbar, dass stark überbaute oder versiegelte Gebiete eine ungünstigere bioklimatische Situation gegenüber weniger dicht bebauten Gebieten aufweisen (Quelle: map.geo.sh.ch, 2024)

Mit der Planhinweiskarte Nacht kann der nächtliche Hitzeinseleffekt im Siedlungsgebiet abgeschätzt werden (siehe Abbildung 18). Die Karte zeigt, wie gross der nächtliche Hitzeinseleffekt an einem Ort im Vergleich zu den umliegenden Grünflächen ist Der Hitzeinseleffekt ist dort besonders ausgeprägt, wo sich Flächen tagsüber stark erwärmen und nachts eine hohe Wärmeabstrahlung besteht – z. B. durch versiegelte Flächen oder Gebäude. Die Planhinweiskarte Nacht bewertet zudem die bioklimatische Bedeutung von Grünflächen (siehe nächster Abschnitt).

Beispiele für Gebiete mit Hitzeinseleffekt in der Nacht

▪ Dichte historische Ortskerne und Zentrumsgebiete

▪ Dichte und stark versiegelte Wohngebiete

▪ Stark versiegelte, dicht bebaute Strassenräume

Abbildung 19 Rhytech-Quartier in Neuhausen: Die Transformation des Gebiets wurde zwischenzeitlich abgeschlossen. Aufgrund des Hitzeinseleffekts wurden verschiedene Grünstrukturen angelegt, welche die Hitzebelastung vor Ort reduzieren und die nächtliche Abkühlung unterstützen sollen (Quelle: swisstopo, 2024)

Die Karte zeigt das Rhytech-Quartier in Neuhausen sowie die angrenzenden Wohngebiete. Im Osten befinden sich Wohn- und Gewerbegebiete sowie der Ortskern von Neuhausen Südlich angrenzend befindet sich die Bahnlinie sowie die zum Rhein abfallende Grünfläche

Das Rhytech-Quartier und die östlich angrenzenden Wohn- und Gewerbegebiete weisen gemäss Planhinweiskarte in der Nacht eine ungünstige bis sehr ungünstige bioklimatische Situation auf. Das heisst, dass der Hitzeinseleffekt dort besonders ausgeprägt ist. Die Bereiche weisen eine Überwärmung von über 3 Grad gegenüber dem Umland auf. Verursacht wird dies durch die starke Versiegelung und die hohe bauliche dichte, die tagsüber Wärme speichert und diese nachts abgibt Zwar bestehen in diesen Gebieten Grünflächen und Bäume, die die nächtliche Abkühlung unterstützen. Sie reichen aber nicht aus, um dem Hitzeinseleffekt genügend entgegenzuwirken.

Die offenen Wohngebiete nördlich und westlich des Rhytech-Quartiers weisen deutlich mehr Grünräume und Bäume auf. Das Wohngebiet entlang der Brunnenwiesenstrasse liegt oberhalb des bewaldeten Hangs. Diese Umstände führen dazu, dass der Hitzeinseleffekt weniger stark ausgeprägt ist. Die nächtliche Überwärmung beträgt dort weniger als 3 Grad.

Ein ausgeprägter nächtlicher Hitzeinseleffekt schmälert die Lebensqualität – v.a. in Wohngebieten – und kann ein gesundheitliches Risiko bedeuten Dies ist vor allem in dicht bebauten Gebieten ein Problem, wo viele Menschen leben, die von der nächtlichen Überwärmung betroffen sind. Damit sich Siedlungen in der Nacht ausreichend abkühlen können, müssen genügend grosse klimawirksame Grünräume sowie unversiegelte Flächen bestehen Auch eine offene Gebäudestellung, die den Luftaustausch fördert, kann dem Hitzeinseleffekt entgegenwirken (siehe Abschnitt Kaltluftströme).

Potenzielle Massnahmen

▪ Bestehende Bäume erhalten und neue pflanzen

▪ Mehr grüne, unversiegelte und klimaangepasste Flächen schaffen

▪ Klimaangepasste, öffentlich zugängliche Entlastungsräume schaffen

▪ Dächer und Fassaden begrünen und klimaangepasste Materialien verwenden

▪ Kaltluftentstehungsgebiete erhalten und Kaltluftzirkulation sicherstellen

▪ Regenwassermanagement vorsehen und Wasser im Siedlungsraum einsetzen

Potenzielle weiterführende Analysen

▪ Versiegelung: Um den Anteil an versiegelten Flächen herauszufinden, kann der Versiegelungsgrad aus den Daten der amtlichen Vermessung berechnet oder mit Hilfe von Luftbildern abgeschätzt werden. Mit den gewonnenen Erkenntnissen können stark versiegelte Gebiete identifiziert werden.

▪ Einwohner- und Beschäftigtendichte: Die Analyse der Einwohnerund Beschäftigtendichte liefert Hinweise, in welchen Gebieten viele Menschen leben und arbeiten. Dies hilft, Orte zu erkennen, an denen viele Menschen von der Hitzebelastung betroffen sind. Es können die Daten der Statistik der Bevölkerung und der Haushalte (STATPOP) verwendet werden.

▪ Altersstruktur: Mit der Untersuchung der Altersstruktur der Bevölkerung lässt sich herausfinden, wo besonders viele ältere oder sehr junge Menschen leben. Besonders für Personen über 80 Jahre und unter 6 Jahre kann die Hitzebelastung in der Nacht ein gesundheitliches Risiko darstellen.

▪ Siedlungsentwicklung: Die Analyse der Siedlungsentwicklung zeigt, wo sich der Hitzeinseleffekt in Zukunft aufgrund der Verdichtung verstärken kann. Gleichzeitig liefert sie Hinweise, wo die Bautätigkeit genutzt werden kann, um die lokalklimatische Situation zu verbessern.

▪ Im Geoportal Kt. Schaffhausen finden sich weitere detaillierte und spezifische Analysekarten zu:

▪ Klimasensible Orte

▪ Lufttemperatur in der Nacht

Bioklimatische Bedeutung von Grünflächen

Abbildung 20 Die Planhinweiskarte Nacht zeigt, wo Grün- und Freiflächen eine hohe bioklimatische Bedeutung für Siedlungs- und Verkehrsflächen aufweisen oder Teil einer Kaltluftleitbahn sind Im Ausschnitt erkennbar ist der Ortskern von Thayngen, wo verschiedene Grünflächen eine hohe oder sehr hohe bioklimatische Bedeutung haben (Quelle: map.geo.sh.ch, 2024).

Die bioklimatische Bedeutung von Grünflächen ist in der Planhinweiskarte Nacht ersichtlich Je dunkler die grünblauen Flächen eingefärbt sind, desto höher ist ihre bioklimatische Bedeutung Grünflächen weisen eine hohe oder sehr hohe Bedeutung auf, wenn sie Teil einer Kaltluftleitbahn (siehe nächster Abschnitt) oder in der Umgebung einer bioklimatisch ungünstigen Siedlungsfläche liegen (siehe Abschnitt Hitzebelastung am Tag und Hitzeinseleffekt in der Nacht) Die bioklimatische Bedeutung zeigt damit auf, wie wichtig eine Grünfläche ist für die Kühlung von stark belasteten Gebieten, als Entlastungsraum während heissen Tagen und Nächten oder für den Erhalt von Kaltluftströmen.

Beispiele für Grünflächen mit hoher bioklimatischer Bedeutung

▪ Grünflächen, die in der näheren Umgebung von Flächen mit starkem Hitzeinseleffekt in der Nacht liegen

▪ Grünflächen, die im Korridor einer Kaltluftleitbahn liegen

Abbildung 21 Luftbild des Ortskerns von Thayngen: Der Grünraum entlang der Biber weist gemäss Planhinweiskarte eine sehr hohe bioklimatische Bedeutung auf und dient als Kaltluftleitbahn In den umliegenden Quartieren sind weitere Grünräume gut erkennbar (Quelle: swisstopo, 2024)

Der Kartenausschnitt zeigt den Ortskern von Thayngen. Östlich und westlich des Ortskerns befinden sich Wohngebiete. Der Ortskern weist eine historische Bebauung mit einigen zusammengebauten Gebäuden auf. Die bauliche Dichte und der Versiegelungsgrad sind hoch. Es bestehen nur wenige Grünflächen. Die umliegenden Wohngebiete sind dagegen stärker durchgrünt. Die Biber fliesst östlich des Ortskerns durch die Gemeinde und weist auf beiden Seiten grössere Grün- und Freiflächen auf.

Der Grün- und Freiraum entlang der Biber weist eine sehr hohe bioklimatische Bedeutung auf. Grund dafür ist, dass er im Einflussbereich eines Kaltluftstroms liegt (siehe nächster Abschnitt). Der Erhalt dieser Fläche ist für die Kaltluftversorgung von Thayngen entsprechend wichtig. Die Grün- und Freiflächen bzw. die Kaltluftströme wirken der teils sehr ungünstigen bioklimatischen Situation im Ortskern von Thayngen entgegen. Auch die weiteren Grün- und Freiräume östlich und westlich des Ortskerns weisen eine sehr hohe bioklimatische Bedeutung auf Sie können ausgleichend auf das Lokalklima in den angrenzenden Gebieten wirken. Gleichzeitig können sie als Entlastungsraum genutzt werden

Die bioklimatische Bedeutung von Grünflächen kann mit der Aufenthaltsqualität von Grünflächen am Tag (siehe Planhinweiskarte Tag) verglichen werden. Dieser Vergleich in Thayngen zeigt, dass einzelne Grünflächen zwar eine hohe lokalklimatische Bedeutung haben, aber nur eine geringe Aufenthaltsqualität am Tag aufweisen, etwa weil sie kaum Vegetation und Schatten haben. Eine Aufwertung dieser Grünräume würde ihre bioklimatische Bedeutung weiter verbessern. Grün- und Freiräume mit einer sehr grossen lokalklimatischen Bedeutung sind besonders empfindlich gegenüber einer Nutzungsintensivierung. Bauliche Eingriffe sollten möglichst vermieden werden Bei der Überbauung von unüberbauten Flächen sollte die bioklimatische Bedeutung berücksichtigt werden. Beispielsweise indem Grünflächen und Bäume erhalten werden

Potenzielle Massnahmen

▪ Kaltluftentstehungsgebiete erhalten und Kaltluftzirkulation sicherstellen

▪ Bestehende Bäume erhalten und neue pflanzen

▪ Mehr grüne, unversiegelte und klimaangepasste Flächen schaffen

▪ Klimaangepasste, öffentlich zugängliche Entlastungsräume schaffen

Potenzielle weiterführende Analysen

▪ Versiegelung: Um den Anteil an versiegelten Flächen herauszufinden, kann der Versiegelungsgrad aus den Daten der amtlichen Vermessung berechnet oder mit Hilfe von Luftbildern abgeschätzt werden. Mit den gewonnenen Erkenntnissen können stark versiegelte Gebiete identifiziert werden.

▪ Siedlungsentwicklung: Die Analyse der Siedlungsentwicklung zeigt, wo bestehende Grünräume potenziell aufgrund der baulichen Entwicklung gefährdet sind. So können jene Gebiete identifiziert werden, wo Massnahmen zum Erhalt von Grünflächen nötig sind.

▪ Qualitative Analyse von Grünflächen: Neben der Planhinweiskarte Nacht kann die qualitative Untersuchung von Grünflächen vor Ort weitere Erkenntnisse liefern. Zum Beispiel: Sind die Grünräume öffentlich zugänglich? Gibt es Sitzgelegenheiten? Sind sie nutzungsflexibel, so dass sie auch tatsächlich als Entlastungsraum genutzt werden können?

▪ Im Geoportal Kt. Schaffhausen finden sich weitere detaillierte und spezifische Analysekarten zu:

▪ Klimasensible Orte

▪ Lufttemperatur in der Nacht

Kaltluftströme

Abbildung 22 Der Ausschnitt zeigt die Gemeinde Schleitheim: Die Lage von Schleitheim in einer Senke führt dazu, dass grosse Teile des Dorfs in der Nacht von Kaltluftströmen gekühlt werden. Entlang des Schlaatemerbachs besteht eine Kaltluftleitbahn, in der die kühle Luft gebündelt wird (Quelle: map.geo.sh.ch, 2024).

Hinweise zu Kaltluftströmen können aus der Planhinweiskarte Nacht entnommen werden. Sie zeigt einerseits, wo Kaltluftleitbahnen liegen Kaltluftleitbahnen verbinden Freiräume, in denen Kaltluft entsteht, mit den Siedlungsflächen. Dabei handelt es sich häufig um Talungen, in denen der Kaltluftstrom gebündelt wird. An Hanglagen fliessen Kaltluftströme häufig flächig hangabwärts Solche Kaltluftströme werden nicht in der Karte angezeigt. Die Planhinweiskarte zeigt andererseits Siedlungsgebiete, die von ausreichend grossen Kaltluftströmen gekühlt werden. Diese sogenannten Kaltlufteinwirkbereiche sind in der Karte schraffiert dargestellt.

Beispiele für Gebiete mit Kaltluftströmen

▪ Hanglagen unterhalb von grösseren Grün- und Freiräumen oder Wäldern, in denen Kaltluft entsteht

▪ Gebiete in Talsenken, entlang von Bächen oder entlang linearen, offenen Freiräumen, wo Kaltluft zu Kaltluftleitbahnen gebündelt werden kann

▪ Gebiete am Siedlungsrand sind stärker von Kaltluftströmen betroffen als Gebiete im Innern des Siedlungsgebiets

Abbildung 23 Luftbild von Schleitheim: Entlang der Beggingerstrasse und des Schlaatemerbachs ist im Luftbild der lineare Freiraum erkennbar, entlang dem die Kaltluft zu einer Kaltluftleitbahn gebündelt wird und bis ins Innere des Siedlungsgebiets vordringen kann (Quelle: swisstopo, 2024).

Der Kartenausschnitt zeigt den östlichen Teil des Dorfs Schleitheim, das in einer Senke zwischen zwei Hügelketten liegt. Durch den Ausschnitt verläuft von Nordost nach Südwest die Beggingerstrasse sowie der Schlaatemerbach. Entlang der Strasse und des Bachs ist ein Freiraum erkennbar, der beidseits eine dichte Bauweise aufweist Ausserhalb des Siedlungsgebiets liegen Grün- und Freiflächen, die vorwiegend landwirtschaftlich genutzt werden.

Die umliegenden landwirtschaftlichen Flächen, die Waldgebiete nördlich von Schleitheim sowie die Hügelzüge des Lang Randen sind Kaltluftentstehungsgebiete. Aufgrund der Topografie setzt sich die kühle Luft in Bewegung und strömt hangabwärts, sammelt sich in der Talsenke von Schleitheim und bildet dort eine Kaltluftleitbahn talabwärts Diese versorgt den nordöstlichen Ortseingang von Thayngen in der Nacht mit Kaltluft Von den Hängen bewegen sich ausserdem flächige Kaltluftströme ins Siedlungsgebiet. Die Beggingerstrasse und der Schlaatemerbach bilden eine offene «Schneise» im Siedlungsraum. Dank dieser Schneise, der offenen Bebauungsstruktur sowie den Frei- und Grünräumen am Siedlungsrand von Schleitheim, dringt die Kaltluft weit in das Siedlungsgebiet vor. Sie wirkt so dem Hitzeinseleffekt im Ortskern entgegen und führt zu einer sehr günstigen bioklimatischen Situation am Siedlungsrand Die Planhinweiskarte zeigt, dass der Einwirkbereich von Kaltluft das ganze Siedlungsgebiet von Schleitheim betrifft.

Damit die Versorgung mit Kaltluft in Schleitheim beibehalten werden kann, müssen die bestehenden Kaltluftentstehungsgebiete erhalten werden. Daneben sind die Gestaltung des Siedlungsrands und die Ausrichtung der Gebäude entlang des Strömungsfelds für die nächtliche Abkühlung von Bedeutung. Insbesondere am Siedlungsrand sollten offene Gebäudestrukturen und die bestehenden Grün- und Freiräume erhalten werden. Auch die Schneise entlang des Bachs und der Strasse

sollte baulich nicht beeinträchtigt werden. Zusätzliche Grünräume oder Bäume entlang des Bachs und der Strasse könnten die Wirkung der Kaltluftleitbahn zusätzlich unterstützen.

Potenzielle Massnahmen

▪ Bestehende Bäume erhalten und neue pflanzen

▪ Mehr grüne, unversiegelte und klimaangepasste Flächen schaffen

▪ Klimaangepasste, öffentlich zugängliche Entlastungsräume schaffen

▪ Kaltluftentstehungsgebiete erhalten und Kaltluftzirkulation sicherstellen

Potenzielle weiterführende Analysen

▪ Siedlungsentwicklung: Die Analyse der Siedlungsentwicklung zeigt, wo bestehende Grünräume potenziell aufgrund der baulichen Entwicklung gefährdet sind. So können jene Gebiete identifiziert werden, wo Massnahmen zum Erhalt von Grünflächen nötig sind.

▪ Bauliche und freiräumliche Struktur: Die bauliche und freiräumliche Struktur ist entscheidend dafür, ob Kaltluftströme ins Siedlungsgebiet vordringen können oder unterbrochen werden Eine qualitative Analyse bringt hier ergänzende Erkenntnisse: Stehen grosse Gebäude quer zur Fliessrichtung von Kaltluftströmen und könnten so Kaltluftströme blockieren? Begünstigt eine offene Gebäudestellung oder Freiräume die Kaltluftversorgung?

▪ Im Geoportal Kt. Schaffhausen finden sich weitere detaillierte und spezifische Analysekarten zu:

▪ Windfeld in der Nacht

▪ Windgeschwindigkeit in der Nacht

▪ Kaltluftvolumenstrom in der Nacht

4

Umsetzung der Klimaanpassung

4.1

Umsetzungswege

Massnahmen zur Klimaanpassung lassen sich auf unterschiedliche Weise umsetzen. Die Umsetzungswege können in vier Kategorien unterteilt werden (siehe Abbildung 24)

▪ Bauvorhaben

▪ Planerische und gesetzliche Rahmenbedingungen

▪ Planungsprozesse

▪ Unterstützung, Förderung, Sensibilisierung

Mit Bauvorhaben können sowohl Private als auch die öffentliche Hand Massnahmen zur Klimaanpassung umsetzen. Die übrigen drei Kategorien «Rahmenbedingungen», «Planungsprozesse» und «Unterstützung, Förderung und Sensibilisierung» richten sich in erster Linie an die öffentliche Hand.

Abbildung 24 Vier Kategorien von Umsetzungswegen für Massnahmen zur Klimaanpassung

Nicht alle Umsetzungswege und Instrumente eignen sich gleichermassen zur Umsetzung von Massnahmen zur Klimaanpassung. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick darüber, mit welchen Umsetzungswegen und Instrumenten die verschiedenen Klimaanpassungsmassnahmen umgesetzt werden können

Umsetzungsweg

Bestehende Bäume erhalten und neue pflanzen 2

Bauvorhaben ▪ Wertvollen bestehenden Baumbestand erhalten und neue Bäume pflanzen bei eigenen Hochbauprojekten (z. B. Verwaltungsliegenschaften) und Tiefbauprojekten (öffentlicher Raum oder Strassenräume)

▪ Baumschutz und -pflanzung in Planungs- und Bauprozessen als Thema aufnehmen: Siehe «Qualitätssichernde Verfahren»

▪ Eigene Standards für Baumschutz und -pflanzungen bei Hoch- und Tiefbauprojekten definieren

Mehr grüne, bepflanzte und unversiegelte Flächen schaffen 3

▪ Eigene Strassen, Wege und öffentliche Räume entsiegeln und begrünen

▪ Bei eigenen Liegenschaften und Hochbauprojekten Versiegelung minimieren und Begrünung maximieren

▪ Eigene Standards für Klimaanpassung bei Hoch- und Tiefbauprojekten definieren

Beschattungselemente in öffentlichen Räumen erstellen 4

▪ Strassen, Wege und Plätze betreffend Verschattung analysieren und konkrete (bauliche) Massnahmen definieren bzw. umsetzen

▪ Sofort-Massnahmen zur Verschattung bzw. Kühlung umsetzen (Sonnensegel und Schirme, mobile Pocket-Parks mit Bäumen, Sprühnebel, etc.)

▪ Klimaanpassung in Planungsprozessen von Strassenbauvorhaben institutionalisieren (z. B. im Zusammenhang mit Sanierungszyklus oder Strassenraumaufwertungen)

▪ Eigene Standards für Klimaanpassung bei Hoch- und Tiefbauprojekten definieren

Klimaangepasste, öffentlich zugängliche Entlastungsräume schaffen

▪ Bestehende Grünräume, Parks oder andere potenzielle Entlastungsräume wie z. B. Schulhausareale klimatisch aufwerten

▪ Fuss- und Velowegnetz von und zu Entlastungsräumen verbessern und klimatisch optimiert gestalten (siehe Massnahme «Beschattungs- und Kühlelementen im öffentlichen Raum»)

▪ Eigene Standards für Klimaanpassung bei Hoch- und Tiefbauprojekten definieren

Rahmenbedingungen:

Siedlungsentwicklungsstrategie

Bestehende Bäume erhalten und neue pflanzen 2

Mehr grüne, bepflanzte und unversiegelte Flächen schaffen 3

Beschattungselemente in öffentlichen Räumen erstellen 4

Klimaangepasste, öffentlich zugängliche Entlastungsräume schaffen

Rahmenbedingungen:

▪ Allgemeine Ziele und Strategien formulieren, dass Bäume erhalten oder neu gepflanzt werden sollen

▪ Konkrete, quantitative Ziele zum Baumschutz formulieren: z. B. Anzahl neu gepflanzte Bäume in den nächsten 5 Jahren

▪ Gebiete bezeichnen, die über erhaltenswerten Baumbestand verfügen

▪ Gebiete bezeichnen, in denen Baumbestand verdichtet werden soll (z. B. entlang von Strassen oder im öff. Raum)

▪ Vorgaben oder Zielwerte für Umsetzung in Grundordnung oder Sondernutzungsplanung formulieren

▪ Konkrete Massnahmen der öffentlichen Hand festlegen

▪ Allgemeine Ziele und Strategien formulieren zur Minimierung von versiegelten Flächen (z. B. angestrebter Versiegelungsgrad) bzw. zur Begrünung von Flächen (z. B. Grünanteil auf Privatgrundstücken oder in öffentlichen Räumen)

▪ Gebietsspezifische Ziele und Vorgaben formulieren: z. B. Gebiete mit Erhalt oder Erhöhung des bestehenden Grünraumanteils bezeichnen; Gebiete festlegen, wo Versiegelung begrenzt werden soll; qualitative Vorgaben für Grünflächen aufstellen

▪ Vorgaben oder Zielwerte für Umsetzung in Grundordnung oder Sondernutzungsplanung formulieren: z. B. für Überbauungsziffer oder Grünflächenziffer

▪ Konkrete Massnahmen der öffentlichen Hand festlegen

▪ Allgemeine Ziele und Strategien formulieren zur Verschattung von Fuss- und Veloverkehrsachsen oder von Plätzen

▪ Strassen, Wege oder öffentliche Räume mit besonderem Handlungsbedarf bezeichnen

▪ Konkrete Massnahmen der öffentlichen Hand festlegen

▪ Qualitative oder quantitative Ziele und Strategien formulieren zu Entlastungsräumen: z. B. ausreichende Versorgung mit Entlastungsräumen, Aufwertung von Entlastungsräumen oder Zugänglichkeit von Entlastungsräumen sicherstellen

▪ Bezeichnung bestehender Entlastungsräume als Grundlage für nutzungsplanerische Sicherung

▪ Bezeichnung von neuen Entlastungsräumen (z. B. neue Parks bei grösseren Gebietsentwicklungen) oder von Entlastungsräumen, die klimatisch aufgewertet werden sollen

▪ Verbesserungspotenzial der Zugänglichkeit von Entlastungsräumen festhalten

▪ Konkrete Massnahmen der öffentlichen Hand festlegen

▪ Strassenrichtplan / Erschliessungsplan: Qualitative Aussagen zur Erschliessung ergänzen, z. B. zur Gestaltung der Strassen mit Bäumen, Beschattung von Fusswegachsen, Erhalt von Kaltluftströmen

Kommunaler Erschliessungsplan, kommunaler Strassenrichtplan

Rahmenbedingungen:

Informelle strategische Instrumente (z. B. Masterpläne, Leitbilder, Gebietsplanungen)

Bestehende Bäume erhalten und neue pflanzen 2

Mehr grüne, bepflanzte und unversiegelte Flächen schaffen 3

Beschattungselemente in öffentlichen Räumen erstellen 4

Klimaangepasste, öffentlich zugängliche Entlastungsräume schaffen

▪ Erschliessungsplan: bei neuen Erschliessungsplänen ausreichende Dimensionierung vorsehen, z. B. für Baumpflanzungen, Kaltluftkorridore. Neue Erschliessung an Kaltluftleitbahnen ausrichten

▪ Strassenrichtplan: Fuss- und Velowegnetz in Bezug auf Klimaanpassung überprüfen und ggf. anpassen, z. B. Erreichbarkeit von Entlastungsräumen mit Fuss und Velo sicherstellen

▪ Siehe Siedlungsentwicklungsstrategie

▪ Spezifische Konzepte zum Baumschutz erarbeiten wie z. B. Alleen- / Baumkonzept

▪ Siehe Siedlungsentwicklungsstrategie

▪ Spezifische Konzepte zur Begrünung und Entsiegelung erarbeiten wie z. B. Entsiegelungskonzept (siehe auch Massnahme «Regenwassermanagement vorsehen»)

▪ Siehe Siedlungsentwicklungsstrategie

▪ Spezifische Konzepte zur Verschattung von Strassen und öffentlichen Räumen bzw. Strassenraumgestaltung formulieren

▪ Bei Betriebs- und Gestaltungskonzepten Klimaanpassung mitberücksichtigen

▪ Siehe Siedlungsentwicklungsstrategie

▪ Spezifische Konzepte zu Entlastungsräumen wie z. B. Freiraumkonzept

Rahmenbedingungen:

Inventare

Rahmenbedingungen:

Nutzungsplanung (Grundordnung / Rahmennutzungsplan)

▪ Kommunale Naturschutzinventare überprüfen und ggf. ergänzen mit Naturschutzobjekten, die auch klimarelevante Funktion haben: z. B. Einzelbäume, Baumgruppen, Grünflächen

▪ Kommunale Naturschutzinventare überprüfen und ggf. ergänzen mit Grünflächen, die neben Naturschutz auch Beitrag an Klimaanpassung leisten

▪ Siehe Massnahme «Bäume erhalten und neue pflanzen»

▪ Kommunale Naturschutzinventare überprüfen und ggf. ergänzen mit Grünflächen, die neben Naturschutz auch Beitrag an Klimaanpassung leisten

▪ Baumschutzgebiete bezeichnen (z. B. Schutz von Bäumen mit Stammumfang > 100 cm, Bewilligungspflicht und Kriterien für Fällung definieren, Ersatzpflanzung vorschreiben)

▪ Grünflächenziffer festlegen (ggf. in Kombination mit Vorgaben zur ökologischen Qualität und/oder Vorgaben zur Begrenzung der Unterbauung der Grünflächen)

▪ Siehe Massnahme «Bäume erhalten und neue pflanzen»

▪ Vorgaben oder Ziele für Gebiete mit Quartierplanpflicht festlegen: z. B. Verschattung

▪ Entlastungsräume mit Rahmennutzungsplan sichern, z. B. als Grünzone oder Freihaltezone.

▪ Vorgaben oder Ziele für Gebiete mit Quartierplanpflicht

Rahmenbedingungen:

Sondernutzungsplanung (Quartierplan)

Bestehende Bäume erhalten und neue pflanzen 2

▪ Baumpflanzpflicht festlegen

(z.B. pro 300 m2 Grundstücksfläche Neupflanzung von mind. 1 Baum mit definierter Art)

▪ Fällbewilligung für Bäume festlegen, Kriterien für Fällung definieren und zusätzliche Ersatzpflanzung vorschreiben

(z. B. Fällung von inventarisierten Baumbeständen ist bewilligungspflichtig)

▪ Unterirdische Grenzabstände gegenüber Privatgrundstücken einführen oder bestehende Abstände erhöhen

▪ Vorgaben oder Ziele für Gebiete mit Quartierplanpflicht festlegen

Mehr grüne, bepflanzte und unversiegelte Flächen schaffen 3

▪ Begrünungsregelung für Vorzonen bzw. Strassenanstosslänge einführen

▪ Versickerungsfähige Oberfläche für Parkplätze vorschreiben

▪ Vorgaben oder Ziele für Gebiete mit Quartierplanpflicht festlegen

Beschattungselemente in öffentlichen Räumen erstellen 4

Klimaangepasste, öffentlich zugängliche Entlastungsräume schaffen

von Strassen, Wegen oder Plätzen. festlegen: z. B. Sicherung von neuem klimatisch wirksamem Grünraum im Umfang von XY m2 oder zur Qualität von Entlastungsräumen

▪ Vorgaben oder Ziele für Gebiete mit Quartierplanpflicht festlegen

▪ Siehe Grundordnung / Rahmennutzungsplan

▪ Ergänzend zu Grundordnung / Rahmennutzungsplan sind spezifischere Bestimmungen zum Baumschutz möglich: z. B. Erhalt von spezifisch bezeich-

▪ Siehe Grundordnung / Rahmennutzungsplan

▪ Ergänzend zu Grundordnung / Rahmennutzungsplan sind spezifischere Bestimmungen zur Begrünung und Entsiegelung möglich: z. B. Begrünung von spezifisch bezeichneten

▪ Siehe Grundordnung / Rahmennutzungsplan

▪ Ergänzend zu Grundordnung: Vorgaben zur Verschattung von Strassen, Wegen oder Plätzen machen

▪ Siehe Grundordnung / Rahmennutzungsplan

▪ Ergänzend zu Grundordnung: Neue Grünräume bzw. Entlastungsräume räumlich spezifisch sichern und qualitative Vorgaben (Anzahl Bäume, Pflanzenarten, Zugänglichkeit,

Rahmenbedingungen:

Baulinienpläne

Planungsprozesse:

Qualitätssichernde Verfahren (Ideenwettbewerb, Testplanung, Studienauftrag)

Planungsprozesse:

Qualitätssichernde Begleitgremien (Fachbeirat, Ortsbildkommission)

Unterstützung, Förderung, Sensibilisierung

Bestehende Bäume erhalten und neue pflanzen 2

neten Einzelbäumen vorschreiben. Oder Pflanzen von spezifischen Bäumen an definierten Standorten vorschreiben

▪ Baulinienpläne erlassen oder anpassen, so dass bestehender Baumbestand innerhalb Baulinie liegt oder, dass neue Bäume im Baulinienbereich angeordnet werden können

Mehr grüne, bepflanzte und unversiegelte Flächen schaffen 3

Flächen und Vorgaben zur Gestaltung dieser Flächen

Beschattungselemente in öffentlichen Räumen erstellen 4

Klimaangepasste, öffentlich zugängliche Entlastungsräume schaffen

Möblierung, etc.) dazu formulieren

Keine Relevanz

Keine Relevanz

Keine Relevanz

▪ Allgemeine oder konkrete Anforderungen zum Thema Klimaanpassung in Aufgabenstellung für Planende aufnehmen

▪ Teamzusammensetzung des/der Planungsteams vorgeben: Expertise im Bereich Klimaanpassung integrieren

▪ Fachperson mit Expertise im Bereich Klimaanpassung beiziehen oder in Jury aufnehmen

▪ Klimaanpassung als Bewertungskriterium für Bewertung der Planungsentwürfe / Teambeiträge aufnehmen

▪ Fachpersonen mit Expertise im Bereich Klimaanpassung in Gremien ergänzen bzw. aufnehmen

▪ Sensibilisierung: Informationskampagnen, Info-Broschüren, Merkblätter, Veranstaltungen zum Thema durchführen

▪ Förderung: Finanzielle Förderung einführen, z. B. Finanzielle Beiträge an Klimaanpassungsmassnahmen, Gratis-Abgabe z. B. von Bäumen für Private

▪ Unterstützung: Beratungsangebot zur Klimaanpassung für Bauherrschaften einführen, siehe Sensibilisierung

Umsetzungsweg

Bauvorhaben

Kaltluftentstehungsgebiete erhalten und Kaltluftzirkulation sicherstellen

▪ Gebäudestellung und -dimensionierung so wählen, dass Kaltluftzirkulation zugunsten des Mikroklimas genutzt werden kann und erhalten bleibt

▪ Eigene Standards für Klimaanpassung bei Hoch- und Tiefbauprojekten definieren

Massnahmen zur Klimaanpassung (zweiter Teil)

Dächer und Fassaden begrünen und klimaangepasste Materialien verwenden

▪ Dach- und oder Fassadenbegrünung realisieren

▪ Eigene Standards für Klimaanpassung bei Hoch- und Tiefbauprojekten definieren

Regenwassermanagement vorsehen und Wasser im Siedlungsraum einsetzen

▪ Versickerungsflächen und Dachbegrünung vorsehen, Entsiegelte Flächen realisieren, Wasserrückhaltemöglichkeiten realisieren und Grundstücks-spezifisches Entwässerungs-konzept darauf anpassen

▪ Schwammstadtmassnahmen im Strassenraum prüfen

▪ Eigene Standards für Klimaanpassung bei Hoch- und Tiefbauprojekten definieren

Materialien mit hoher Albedo einsetzen

▪ Verwendung von Materialien mit hoher Albedo prüfen und ggf. umsetzen

▪ Eigene Standards für Klimaanpassung bei Hoch- und Tiefbauprojekten definieren

Rahmenbedingungen:

Siedlungsentwicklungsstrategie

▪ Allgemeine Ziele und Strategien zu Kaltluftströmen formulieren

▪ Kaltluftentstehungsgebiete und Kaltluftleitbahnen bezeichnen und Ziele dafür festhalten

▪ Aussagen zu baulicher Dichte und Gebäudetypologie (z. B.

▪ Allgemeine Ziele und Strategien zu Dach- und Fassadenbegrünung formulieren

▪ Allgemeine Ziele und Strategien zum Regenwassermanagement formulieren

▪ Potenzialgebiete für Regenwassermanagement bezeichnen und Ziele dafür festhalten

▪ Allgemeine Ziele und Strategien zur Materialwahl formulieren

Rahmenbedingungen:

Kommunaler Erschliessungsplan, kommunaler Strassenrichtplan

Kaltluftentstehungsgebiete erhalten und Kaltluftzirkulation sicherstellen 6

Dächer und Fassaden begrünen und klimaangepasste Materialien verwenden

Regenwassermanagement vorsehen und Wasser im Siedlungsraum einsetzen 8

Materialien mit hoher Albedo einsetzen

Rahmenbedingungen:

Informelle strategische Instrumente (z. B. Masterpläne, Leitbilder, Gebietsplanungen)

Rahmenbedingungen:

Inventare

offene Bauweise) auf Kaltluftsituation anpassen

▪ Strassenrichtplan / Erschliessungsplan: Qualitative Aussagen zur Erschliessung ergänzen, z. B. zur Gestaltung der Strassen mit Bäumen, Beschattung von Fusswegachsen, Erhalt von Kaltluftströmen, Entsiegelung von Flächen, Realisierung von Schwammstadtelementen

▪ Erschliessungsplan: bei neuen Erschliessungsplänen ausreichende Dimensionierung vorsehen, z. B. für Baumpflanzungen, Kaltluftkorridore; neue Erschliessung an Kaltluftleitbahnen ausrichten; Oberflächenabfluss berücksichtigen und Schwammstadtelemente umsetzen

▪ Strassenrichtplan: Fuss- und Velowegnetz in Bezug auf Klimaanpassung überprüfen und ggf. anpassen, z. B. Erreichbarkeit von Entlastungsräumen mit Fuss und Velo sicherstellen

▪ Siehe Siedlungsentwicklungsstrategie

▪ Siehe Siedlungsentwicklungsstrategie

▪ Siehe Siedlungsentwicklungsstrategie

▪ Spezifische Konzepte zum Thema Regenwassermanagement: z. B. Schwammstadtkonzept

▪ Siehe Siedlungsentwicklungsstrategie

▪ Kommunale Naturschutzinventare überprüfen und ggf. ergänzen mit Objekten, die neben Naturschutz auch Beitrag zu Klimaanpassung leisten: z. B. Kaltluftentstehungsgebiete oder Grünflächen im Bereich von Kaltluftströmen

▪ Keine Relevanz

▪ Kommunale Naturschutzinventare überprüfen und ggf. ergänzen mit Objekten, die neben Naturschutz auch Beitrag zu Regenwassermanagement leisten: z. B. Grünflächen

▪ Keine Relevanz

Rahmenbedingungen:

Nutzungsplanung (Grundordnung / Rahmennutzungsplan)

Kaltluftentstehungsgebiete erhalten und Kaltluftzirkulation sicherstellen

Dächer und Fassaden begrünen und klimaangepasste Materialien verwenden

Regenwassermanagement vorsehen und Wasser im Siedlungsraum einsetzen 8

Materialien mit hoher Albedo einsetzen

Rahmenbedingungen:

Sondernutzungsplanung (Quartierplan)

▪ Kaltluftentstehungsgebiete und kaltluftrelevante Frei- und Grünräume mit entsprechender Zonierung sichern

▪ Vorgaben in Bauordnung zu Ausnützung (geringe Dichte), Gebäudelänge (Vermeidung langer Gebäude), Bauweise (offene Bauweise), Gebäudestellung und -ausrichtung (Vermeidung hangparallele Stellung) überprüfen, so dass Kaltluftströme erhalten werden können

▪ Vorgaben oder Ziele für Gebiete mit Quartierplanpflicht festlegen

▪ Siehe Grundordnung / Rahmennutzungsplan

▪ Ergänzend zu Grundordnung / Rahmennutzungsplan sind spezifischere Bestimmungen zur Kaltluftsituation möglich: z. B. Spezifische gestalterische Vorgaben zur Gebäude-

▪ Begrünungspflicht für Flachdächer vorschreiben inkl. qualitative Aussage z. B. zur ökologischen Qualität von Gründächern

▪ Begrünungsempfehlung für geeignete Fassadenteile formulieren

▪ Vorgaben oder Ziele für Gebiete mit Quartierplanpflicht festlegen

▪ Grünflächenziffer festlegen (ggf. in Kombination mit Vorgaben zur Begrenzung der Unterbauung der Grünflächen)

▪ Versickerungsfähige Oberfläche für Parkplätze vorschreiben

▪ Begrünungspflicht für Flachdächer vorschreiben

▪ Vorgaben oder Ziele für Gebiete mit Quartierplanpflicht festlegen

▪ Keine Vorgaben möglich

▪ Siehe Grundordnung / Rahmennutzungsplan

▪ Ergänzend zu Grundordnung / Rahmennutzungsplan sind spezifischere Bestimmungen zur Fassaden- und Dachbegrünung möglich: konkrete Ausgestaltung von Gründächern oder konkrete Begrünungsvorgaben für Fassaden

▪ Siehe Grundordnung / Rahmennutzungsplan

▪ Ergänzend zu Grundordnung / Rahmennutzungsplan sind spezifischere Bestimmungen zum Regenwassermanagement möglich: räumlich spezifische Festlegung von Retentionsflächen, Vorgaben zur

▪ Spezifische Vorgaben zu Materialwahl festlegen

Rahmenbedingungen:

Baulinienpläne

Kaltluftentstehungsgebiete erhalten und Kaltluftzirkulation sicherstellen

Dächer und Fassaden begrünen und klimaangepasste Materialien verwenden

Regenwassermanagement vorsehen und Wasser im Siedlungsraum einsetzen

stellung und zur Ausgestaltung von kaltluftrelevanten Grünflächen

▪ Baulinienpläne erlassen oder anpassen, so dass Strassenraum der Zirkulation von Kaltluftströmen dient

Planungsprozesse:

Qualitätssichernde Verfahren (Ideenwettbewerb, Testplanung, Studienauftrag)

Planungsprozesse:

Qualitätssichernde Begleitgremien (Fachbeirat, Ortsbildkommission)

Unterstützung, Förderung, Sensibilisierung

Entsiegelung, Dachbegrünung, etc.

Materialien mit hoher Albedo einsetzen

▪ Allgemeine oder konkrete Anforderungen zum Thema Klimaanpassung in Aufgabenstellung für Planende aufnehmen

▪ Teamzusammensetzung des/der Planungsteams vorgeben: Expertise im Bereich Klimaanpassung integrieren

▪ Fachperson mit Expertise im Bereich Klimaanpassung beiziehen oder in Jury aufnehmen

▪ Klimaanpassung als Bewertungskriterium für Bewertung der Planungsentwürfe / Teambeiträge aufnehmen

▪ Fachpersonen mit Expertise im Bereich Klimaanpassung in Gremien ergänzen bzw. aufnehmen

▪ Sensibilisierung: Informationskampagnen, Info-Broschüren, Merkblätter, Veranstaltungen zum Thema durchführen

▪ Förderung: Finanzielle Förderung einführen, z. B. Finanzielle Beiträge an Klimaanpassungsmassnahmen, Gratis-Abgabe z. B. von Bäumen für Private

▪ Unterstützung: Beratungsangebot zur Klimaanpassung für Bauherrschaften einführen, siehe Sensibilisierung

4.2

Controlling

Das Klima verändert sich kontinuierlich und damit auch die Auswirkungen und Risiken. Die Anpassung an den Klimawandel ist darum eine Daueraufgabe, die nicht nach einmaliger Umsetzung abgeschlossen ist. Für eine wirkungsvolle Klimaanpassung braucht es darum ein Controlling. Dieses umfasst insbesondere zwei Aspekte:

▪ Entwicklung beobachten: Die Veränderung des Klimas (bzw. der Klimaszenarien) muss laufend beobachtet und die veränderten Konsequenzen müssen abgeschätzt werden. Gestützt darauf müssen gegebenenfalls bestehende Massnahmen justiert oder neue Massnahmen ergriffen werden.

▪ Umsetzung überprüfen: Gleichzeitig gilt es den Umsetzungsstand und die Wirkung von ergriffenen Massnahmen zu prüfen Dies kann zum Beispiel im Rahmen einer regelmässigen Berichterstattung zur Klimaanpassung erfolgen.

Der Kanton überprüft die Umsetzung der Massnahmen der kantonalen Klimastrategie im Rahmen einer periodischen Erfolgskontrolle Für die Gemeinden bestehen aktuell keine Vorgaben zur Berichterstattung betreffend die Klimaanpassung. Der Kanton plant aber, dass die Gemeinden dereinst im Rahmen von kommunalen Planungsgeschäften aufzeigen müssen, wie sie die Klimaanpassung im Rahmen der Planung angehen

5

Grundlagen und weiterführende Informationen

Grundlagen

Erläuterungen zu den Klimakarten des Kantons Schaffhausen

▪ GEO-NET (2024): Erläuterungen zur Stadtklimaanalyse für den Kanton Schaffhausen: Lesehilfe Klimaanalysekarte und Planungshinweiskarten Lesehilfe Kanton Schaffhausen

▪ GEO-NET (2024): Modellbasierte Klimaanalyse für den Kanton Schaffhausen - Abschlussbericht Fachbericht Klimaanalyse SH

Grundlagenberichte

▪ BAFU (2017): Klimabedingte Risiken und Chancen Bericht Klimabedingte Risiken und Chancen

▪ BAFU (2018): Hitze in Städten: Grundlagen für eine klimagerechte Stadtentwicklung

Publikation Hitze in Städten

▪ BAFU (2022): Starkniederschlag und Regenwasserbewirtschaftung in der klimaangepassten Siedlungsentwicklung

Publikation Regenwasser im Siedlungsraum

Beispielsammlungen für Massnahmen zur Klimaanpassung

▪ Kanton Argau (2021): Hitzeangepasste Siedlungsentwicklung Leitfaden für Gemeinden (Kapitel 4, Beispiele für konkrete Massnahmen) Leitfaden Hitzeangepasste Siedlungsentwicklung^

▪ RZU Beispielsammlung zu klimaangepasster Innenentwicklung Datenbank klimaangepasste Innenentwicklung RZU

▪ OST (2020): Regenwasser länger an der Oberfläche halten, gestalten und nutzen (Anhang; Sammlung der Praxisbeispiele) Bericht Regenwasser länger an der Oberfläche halten

Quellenverzeichnis

Grundlagenberichte

▪ BAFU (2018): Hitze in Städten: Grundlagen für eine klimagerechte Stadtentwicklung

▪ Kanton Schaffhausen (2020): Klimastrategie Kanton Schaffhausen

▪ NCCS (2021): Faktenblatt Klimawandel im Kanton Schaffhausen – Was geschah bisher und was erwartet uns in Zukunft?

Fotos und Abbildungen

▪ Bösch Landschaftsarchitektur (2023): Umgestaltung Kantonsschule Schaffhausen

▪ Gemeinde Thayngen (2018): Sanierung Seniorenzentrum Thayngen

▪ Geonet (2019): Stadtklimatische Anliegen in der Projektentwicklung von städtischen Hochbauten, Amt für Hochbauten Stadt Zürich

▪ Hübscher Holzbau (2016): Neubau Einfamilienhaus, Dachbegrünung auf Satteldach

▪ LINEA landscape architecture (2024): Neugestaltung Schiffländi Stein am Rhein

▪ map.geo.sh.ch (2024): Klima- und Planhinweiskarten

▪ Michael Kessler (2022): Drohnenfoto Thayngen

▪ michaelschmid.photo Schaffhausen (2023): Revitalisierung Herblingerbach, Stadt Schaffhausen

▪ Roberta Fele (2023): Herrenacker, Altstadt Schaffhausen

▪ Stadt Dübendorf (2023): Bettli-Park

▪ Swisstopo (2024): Orthofoto

▪ Wo nicht anders vermerkt: EBP (2024)

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Planungshilfe Klimaanpassung by Informatik Schaffhausen - Issuu