Osterfingen-Haafpünte, Band 2. Schaffhauser Archäologie 13

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Osterfingen-Haafpünte, Siedlungen und Werkareal der Bronze- und Eisenzeit

Band 2: Die spätlatènezeitlichen Töpferöfen

Florian Ter-Nedden Johannes Wimmer Regula Herzig Jonas Nyffeler Mit einem Beitrag von Pierre Alain Capt

Schaffhauser Archäologie 13


Abb 1: Die Fundstelle mit Blick nach Süden. Auf der vorderen linken Bildhälfte liegt der Eingang ins Haarteltal mit dem Rossberg im Hintergrund.

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Osterfingen-Haafpünte, Siedlungen und Werkareal der Bronze- und Eisenzeit

Band 2: Die spätlatènezeitlichen Töpferöfen Florian Ter-Nedden Johannes Wimmer Regula Herzig Jonas Nyffeler Mit einem Beitrag von Pierre-Alain Capt

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Osterfingen Haafpünte. Die spätlatènezeitlichen Töpferöfen Schaffhauser Archäologie 13 Publiziert mit Unterstützung des kantonalen Lotteriegewinnfonds. Herausgeber: KANTON SCHAFFHAUSEN Amt für Denkmalpflege und Archäologie; ADA Kantonsarchäologie Redaktion: Jonas Nyffeler Lektorat: Jonas Nyffeler, Katharina Schäppi, Kantonsarchäologie Korrektorat: Korrekturbüro Kommazwerg Fundzeichnungen und Tafeln: Monika Krucker, Dani Pelagatti/bunterhund Gestaltung: Katharina Bürgin, Kantonsarchäologie ©Kantonsarchäologie Schaffhausen Schaffhausen 2022 ISBN 978-3-9523689-8-5

3


Inhaltsverzeichnis 1.

Einleitung (Jonas Nyffeler)

2.

Die Befunde (Jonas Nyffeler/Florian Ter-Nedden)

9 11 11 12 12 12 18 20 22 23

3.

Die Kleinfunde (Florian Ter-Nedden)

24 24 27 27 28

4.

Die Keramik (Johannes Wimmer)

Klassifikation der Gefässkeramik Die Gattungen Gefässformen und Verzierungen Die Keramik aus den Töpferöfen Taphonomische Beobachtungen Spektrum der Gefässformen Geochemische Keramikuntersuchungen Die Keramik aus den Gruben und Wegen Taphonomische Beobachtungen Spektrum der spätlatènezeitlichen Gefässkeramik Töpfereibetrieb oder Siedlungsareal?

29 29 29 31 38 38 38 40 45 45 46 47

5.

Der chronologische Rahmen (Johannes Wimmer)

49

6.

Untersuchungen der grauen Feinkeramik aus handwerklicher Sicht (Regula Herzig)

50 50 50 50 50 50 51 51 52 52 54 56 60 67 68 69 69 70 70

2.1 2.2 2.3 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.3.4 2.4 2.5

3.1 3.2 3.3 3.4

4.1 4.1.1 4.1.2 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.3 4.3.1 4.3.2 4.4

6.1 6.1.1 6.1.2 6.1.3 6.1.4 6.2 6.2.1 6.2.2 6.2.3 6.3 6.3.1 6.3.2 6.3.3 6.3.4 6.4 6.4.1 6.4.2 6.5

Pfostengruben Gruben Die Töpferöfen Einleitung Befundvorlage Befundinterpretation Typologische Einordnung und Verbreitung des Ofentyps Wege Zusammenfassung

Fibeln Lanzenspitze Messer Münze

Einleitung Ausgangslage Materlialbasis Fragestellung Methode Produktions- und Brennfehler Produktionsfehler Brennfehler Fazit Handwerkliche Spuren Handwerkliche Spuren ausserhalb von Formengruppen Handwerkliche Spuren innerhalb von Formengruppen Einzelstücke Fazit Synthese Das Töpferhandwerk in Osterfingen Möglichkeiten und Grenzen der Arbeit mit dem FBO Zusammenfassung

7

4


7.

Die spätlatènezeitlichen Töpferöfen im Experiment

71

7.1 7.2 7.3 7.3.1 7.3.2 7.4 7.4.1 7.4.2 7.4.3 7.4.4 7.5 7.5.1 7.5.2 7.5.3 7.5.4

(Jonas Nyffeler/Florian Ter-Nedden/Pierre-Alain Capt) Einleitung Fragestellungen Aufbau des Töpferofens Der Kuppelofen Der Schachtofen Brennexperimente Grundlagen des Keramikbrennens in Töpferöfen Reduzierender Brand im Kuppelofen (Brand 1) Oxidierender Brand im Schacht (Brand 2) Reduzierender Brand im Schacht (Brand 3) Diskussion Zur Funktionsweise des Ofens Vergleich des experimentellen Ofens mit den Originalbefunden Vergleich der experimentell hergestellten Keramik mit den Originalfunden Zusammenfassung

71 71 71 71 74 75 75 76 78 79 81 81 82 84 86

8.

Synthese (Florian Ter-Nedden/Johannes Wimmer)

87

Anhang

Anmerkungen Glossar zur Beschreibung von Keramik (Kap. 6) Fragekatalog zur Beurteilung eines keramischen Objekts (Kap. 6) Abbildungsnachweis Literatur

Kataloge und Fundtafeln

Befundkatalog Katalog der handwerklichen Spuren an grautoniger Feinkeramik (Kap. 6) Fundkatalog Fundtafeln

92 95 96 97 98

102 110 115 118

5


Vorwort und Dank Die 2015 entdeckte Fundstelle Osterfingen-Haafpünte war so ergiebig, dass dazu gleich drei Publikationen erscheinen. In ihnen werden die Funde und Befunde der drei wichtigsten Nutzungsperioden vorgestellt. Der Band über die späthallstatt-/ frühlatènezeitliche Besiedlung ging im August 2021 online. Als Zweites folgen nun die Auswertungsergebnisse zur Spätlatènezeit. Dabei gilt den beiden Töpferöfen die grösste Aufmerksamkeit. Der in ihnen gefundene Produktionsabfall zeigt das Spektrum der vor Ort produzierten Keramik und zeugt vom damaligen handwerklichen und technologischen Stand. Diesen drei Aspekten – der typochronologischen Einordnung, der Herstellungsweise und dem technologischen Know-how – wurde bei der Auswertung gleichermassen Beachtung geschenkt. Im Rahmen einer Masterarbeit wertete Florian Ter-Nedden die Ofenbefunde aus. Für die Publikation ergänzte er das Manuskript unter Einbezug der zwischenzeitlich vorliegenden Ergebnisse der Befundauswertung aller eisenzeitlichen Strukturen und der Experimente zu den Töpferöfen. Für die Experimente bauten Florian Ter-Nedden und Jonas Nyffeler unter der kundigen Anleitung und aktiven Beteiligung des Keramikers Pierre-Alain Capt einen Ofen auf Grundlage der Osterfinger Befunde nach. Sie testeten ihn auf Herz und Nieren und sammelten während drei Brennvorgängen unzählige Daten. Deren Auswertung führte zu einer detaillierten Ansprache von Befunddetails, zu neuen Vorschlägen für die Rekonstruktion spätlatènezeitlicher Öfen und einem besseren Verständnis der Arbeitsprozesse und technischen Möglichkeiten. Die Methode der experimentellen Archäologie wird bislang noch viel zu wenig bei der Fund- und Befundauswertung eingesetzt. Ihr Potenzial ist gross, wenn die Experimente fachgerecht durchgeführt werden, wie das vorliegende Beispiel zeigt.

Neben den beiden Töpferöfen liessen sich auf dem untersuchten Areal weitere Befunde aus der Spätlatènezeit fassen. Deren Auswertung übernahm Jonas Nyffeler. Er identifizierte ein Werk­areal, von dem bei der Grabung nur ein Ausschnitt gefasst wurde. Jonas Nyffeler hielt ausserdem als Projektleiter die Fäden der verschiedenen Auswertungsarbeiten in der Hand. Er koordinierte die Arbeiten und fügte alle Beiträge zu einem stimmigen Ganzen zusammen. Dani Pelagatti (bunterhund) und Monika Krucker erstellten die Fundzeichnungen. Das Korrektorat der Manuskripte nahm Petra Winterhalter (Korrekturbüro Kommazwerg) vor. Die Bildbearbeitung und Umzeichnung der Pläne lagen bei Katharina Bürgin. Sie fotografierte zudem die auf der Keramik sichtbaren Handwerksspuren und fügte Text und Bild im Layout zusammen. Ohne den Einsatz und das Engagement zahlreicher weiterer Beteiligter, die an den Grabungen, der Nachbereitung und der Auswertung mitarbeiteten, wäre diese Publikation nicht möglich geworden. Sie sind im Vorwort zu Band 1 genannt. Die Auswertungsarbeiten und die Erstellung der Publikation wurden finanziert durch den Lotteriegewinnfonds des Kantons Schaffhausen. Allen Beteiligten gilt ein grosser Dank!

Katharina Schäppi, Kantonsarchäologin

Die Produktionsabfälle aus den Osterfinger Töpferöfen untersuchte die gelernte Töpferin EFZ und Archäologin Regula Herzig auf Herstellungsspuren hin. Durch ihre Analysen können wir nun den keltischen Töpfernden quasi bei der Arbeit über die Schulter schauen und sehen, wie sie die Gefässe geformt und angefasst haben und welches die Knackpunkte beim anschliessenden Trocknungsprozess und beim Brennvorgang waren. Die typochronologische Einordnung des aussergewöhnlichen Keramikkomplexes übernahm Johannes Wimmer. Er vermochte Bezüge zu anderen gleichzeitigen Fundstellen herauszuarbeiten, aber auch lokalspezifische Gefässformen zu erkennen. Mit Osterfingen-Haafpünte wird somit erstmals die Produktion von Feinkeramik ausserhalb der grossen Zentren im Detail vorgestellt.

6


1. Einleitung Jonas Nyffeler Die Ortschaft Osterfingen liegt im Haarteltal, einem Seitental des Südrandens im Kanton Schaffhausen. Eingefasst vom Wannenberg im Norden und dem Rossberg im Süden, öffnet sich das Tal gegen Westen zum Wangental hin, welches in die Klettgauer-Ebene führt (Abb. 2). Im Jahr 2015 wurde am westlichen Ende des Dorfes beim Bau einer Rennbahn für Islandpferde der Fundplatz Osterfingen-Haafpünte entdeckt. Er liegt auf dem Schwemmfächer des Haartelbaches. Der Bau der horizontal verlaufenden Rennbahn erforderte im hangseitigen Bereich einen umfangreichen Geländeabtrag. Die Kantonsarchäologie begleitete die Baggerarbeiten. Dabei wurden mehrere prähistorische Strukturen und eine fundführende Schicht entdeckt und in der Folge eine Rettungsgrabung durchgeführt. Die freigelegten Funde und Befunde zeigten, dass der Schwemmfächer des Haartelbachs bereits in der Urgeschichte ein beliebter Siedlungsplatz war. Auf der dokumentierten Fläche liessen sich drei verschiedene Nutzungsperioden aus der Spätbronzezeit, der Späthallstatt-/Frühlatènezeit sowie der Spätlatènezeit nachweisen. Weitere Befunde stammten aus dem Spätmittelalter (Abb. 3).1 Von besonderem Interesse waren die Überreste von zwei spätlatènezeitlichen Töpferöfen. Diesen und weiteren Befunden und Funden der Spätlatènezeit ist die vorliegende Publikation gewidmet. Es ist der zweite Band der insgesamt dreiteiligen Reihe zur prähistorischen Nutzungsgeschichte des Areals von Osterfingen-Haafpünte. Der erste Band bietet einen umfassenden Überblick zur Fundstelle mit Informationen über die Geologie der umgebenden Landschaft, die Grabungstechnik, den allgemeinen Schichtaufbau, die Erhaltung und die Datierung der verschiedenen Nutzungsperioden und ihrer Strukturen.2 Des Weiteren sind im ersten Band die Siedlungsspuren und Funde der späten Hallstatt- und frühen Latènezeit vorgelegt. Im dritten Band folgt die Auswertung der spätbronzezeitlichen Besiedlung.3

1400 1200

Hochmittelalter

1000

Hochmittelalterliche Nutzung

800 Frühmittelalter

600 400 200

Römerzeit

0 Spätlatènezeitliches Werkareal

- 200

LT D Latènezeit

LT C LT B

- 400

Eisenzeit

- 600

LT A

Späthallstatt-/ frühlatènezeitliche Siedlung Hallstattzeit

Ha D3 Ha D2 Ha D1 Ha C

- 800 - 1000 Spätbronzezeit

- 1200

Spätbronzezeitliche Siedlung

- 1400

Abb 3: Übersicht über die Belegung der Fundstelle Osterfingen-Haafpünte.

7


Schleitheim

Siblingen

Gächlingen Neunkirch Hallau

Osterfingen Wilchingen

Osterfingen-Haafpünte

Quartär Holozän - Pleistozän

Tertiär Oligozän

Jura Malm

1000 m

Trias Keuper

u.a. Stubensandstein Bachschuttkegel Obere MeeresWeissjura molasse Gehänge-, Schwemm-, Dogger Muschelkalk & Verwitterungslehm Eozän Bolustone Trigonodus-Dolomit Braunjura Schwemmlehme Hauptmuschelkalk Opalinus-Ton Pleistozän Wellenkalk Lias Moräne - Riss Posidonienschiefer Rinnenschotter - Riss Obliqua-Schichten & Jüngerer Deckenschotter Obtusus-Ton

Abb 2: Topografisches Geländemodell der Umgebung von Osterfingen (Grundlage: Swisstopo: DHM25) mit geologischer Karte (Geologischer Atlas der Schweiz, Blatt 74, Hofmann 1981). Grafik: R. Jagher.

8


2. Die Befunde Jonas Nyffeler In der Spätlatènezeit bestand im Bereich der Grabungsfläche ein Werkareal mit mehreren Gruben und zwei Töpferöfen (Abb. 4). Nordwestlich davon erstreckten sich verschiedene Wegabschnitte. Ein zu den Wegen gehöriges Gehniveau liess sich nicht feststellen. Jedoch dürfte dieses nur geringfügig über der erhaltenen Oberkante der Wege gelegen haben. Aufgrund von Erosionsprozessen lagen die Oberkanten der spätlatènezeitlichen Befunde auf demselben Niveau wie diejenigen der späthallstatt-/frühlatènezeitlichen Befunde, dem Schichtpaket Pos. 764/790 (Abb. 5).4 Sie zeichneten sich im stark bioturbierten Boden oft nur diffus ab. Zum Teil wurden sie erst auf tieferen Niveaus innerhalb Pos. 764/790 oder in der darunterliegenden Schicht Pos. 18 erkannt (Befundkatalog), ab deren Oberkante spätbronzezeitliche Befunde erhalten waren. Die Datierung aller Befunde in die verschiedenen Nutzungsperioden der Bronze- und Eisenzeit erfolgte deshalb hauptsächlich über Fundmaterial. Wiesen Befunde aus dem Schichtpaket Pos. 764/790 keine diagnostischen Funde in ihren Verfüllungen auf, liessen sie sich auf Basis der Stratigrafie nur generell in die Eisenzeit datieren. Für Befunde ohne aussagekräftiges Fundmaterial aus der darunterliegenden Pos. 18 kommt nebst der eisenzeitlichen sogar eine spätbronzezeitliche Datierung infrage.5 Diese sind in den Plänen und im Befundkatalog als prähistorisch datiert (Abb. 4). Die spätlatènezeitlich datierbaren Gruben und Pfostengruben wurden in zwei eng begrenzten Bereichen angetroffen. Befundüberschneidungen wurden keine festgestellt. Wir dürfen deshalb von einer zeitlich und räumlich eng begrenzten Nutzung

dieses Areals ausgehen (Kap. 5). Dasselbe Bild zeigt die Verteilung der spätlatènezeitlichen Funde im eisenzeitlichen Schichtpaket Pos. 764/790: Sie konzentrieren sich auf dieselben Flächen wie die Befunde (Abb. 6).6 Ausserhalb dieser Bereiche, wo keine sicheren Hinweise für eine spätlatènezeitliche Nutzung vorliegen, datieren eisenzeitliche Strukturen mit hoher Wahrscheinlichkeit späthallstatt-/frühlatènezeitlich. Sämtliche Befunde sind im Befundkatalog mit den wichtigsten Angaben aufgelistet. Im Lauftext werden nur spätlatènezeitlich datierte Befunde mit speziellem Aussagewert erwähnt, der Fokus liegt auf der Präsentation der Töpferöfen. Sicher in die Spätlatènezeit datieren liessen sich 24 Befunde. 89 Strukturen konnten generell der Eisenzeit zugeordnet werden, und weitere 72 Strukturen liessen sich keiner auf dem Fundplatz nachgewiesenen prähistorischen Periode sicher zuweisen. 200 195 190 185 180

175

170

1

165 160 95

150

145

155

90

5

85

4

1

1

3 2

1

80

1

3 2

6

1

N

3

12

2

12

23

3

2

23 5

75

32

38 70

6

7 65

2

2

1

60

Abb. 6: Verteilung der diagnostischen spätlatènezeitlichen Scherben aus dem Schichtpaket 764/790 pro Feld im Vergleich mit der Lage der spätlatènezeitlichen Befunde (gelb). 55

180

Nord-Profil, Aufschluss, Feld 31

Situation während der Ausgrabung

1

2

*

<

421.00 790

18

19

101

Oberkante späthallstatt-/ frühlatènezeitliche sowie spätlatènezeitliche Befunde

*

421.00 <

764

Oberkante spätbronzezeitliche Befunde

+

+ Datierung ohne diagnostische Funde: prähistorisch

*

Datierung ohne diagnostische Funde: Eisenzeit

3

Abb. 5: Schematischer Aufbau der Schichten aus dem Nord-Profil von Feld 31: (3) C-Horizont; (101) steriler, alter Humus; (19) Verwitterungslehm; (18) Verwitterungslehm, Oberkante bronzezeitliche Befunde; (790/764) Verwitterungslehm, Oberkante der späthallstatt-/frühlatènezeitlichen sowie spätlatènezeitlichen Befunde; (2) Verwitterungslehm mit neuzeitlichen Funden; (1) rezenter Humus.

9


190 185 180

200 195 190 185 170 165 160 95

2

3 7

4

80

75

70

65

175

170

8

38 36 5 12 13 14 50 10 11 155 45 44 43 150 17 18 19 55 15 16 52 53 54 21 22 23 57 58 20 25 26 27 60 61 24 29 30 64 65 28 31 32 33

85

145

1

180

6

90

95

155

150

145

175

165 160

85

N

75

Legende Spätlatènezeit Eisenzeit prähistorisch

1202

60

65

Abb. 4: Die Befunde der spätlatènezeitlichen Nutzungsperiode sowie eisenzeitliche und prähistorisch datierte Strukturen. M. 1:200.

70

806

797

80

55

60

90

471

10


2.1 Pfostengruben

2.2 Gruben

Jonas Nyffeler

Jonas Nyffeler

Für die Auswertung der spätlatènezeitlichen Nutzungsperiode standen vier Pfostengruben und eine Pfostenstandspur zur Verfügung. Eindeutige Hausgrundrisse liessen sich auch unter Einbezug der eisenzeitlich und prähistorisch datierten Strukturen (Kap. 2) nicht erkennen.7 Möglicherweise waren die Pos. 801, 852 und 1212 (Abb. 4, Feld 15/16) Teil desselben Gebäudes. Die viereckige Pfostenstandspur Pos. 671 (Feld 5) steht wohl in Bezug zum Weg Pos. 599 (Kap. 2.4).

Anhand der enthaltenen Funde liessen sich 14 Gruben in die Spätlatènezeit datieren. Zur Funktion der Gruben sind kaum Aussagen möglich. Die Gruben Pos. 46, 77 und 425 lieferten umfangreichere Keramikinventare, die in Kap. 4.3 näher besprochen werden. Die untere Verfüllung Pos. 857 von Grube Pos. 841 (Abb. 4, Feld 15/16) wies oberflächlich Hitzespuren auf, die gegen das Zentrum hin zunahmen (Abb. 7). Dies weist auf ein Feuer in der Grube hin. Die darüber liegende Verfüllschicht Pos. 840 war stark holzkohlehaltig. Fragmente sekundär verbrannter Feinkeramik und das enthaltene Formenspektrum zeigen einen chronologischen Bezug zu den Töpferöfen (Kap. 4.4) auf. Insgesamt enthielten acht weitere Gruben grössere Anteile sekundär gebrannter Feinkeramik (Kap. 4.3.1).8 Möglicherweise stand die Primärnutzung dieser Strukturen mit der Keramikproduktion in Zusammenhang (Kap. 4.4). Denkbar wäre eine Verwendung der Gruben zur Aufbereitung oder Lagerung von Töpferton.

Abb. 7: Pos. 841 im Ostprofil.

11


69

Legende: Ofen 1 ganz ausgenommen

2.3 Die Töpferöfen

verziegelter Lehm in situ (Ofenkonstruktion gerötete Erde gerötete Ofenwand

M 1:10

Florian Ter-Nedden

N

x 1.23

2.3.1 Einleitung

212

In der ersten Grabungskampagne wurden die Substruktionen zweier Töpferöfen freigelegt (Abb. 4, Pos. 213 und 348). Anhand der Keramik, einiger Fibeln und einem Kaletedou-Quinar kann das Werkareal von Osterfi ngen mit den Öfen in die Stufe LT D1b datiert werden (Kap. 5).9 Es sind die ersten spätlatènezeitlichen Töpferöfenbefunde in der Region Schaffhausen.

x 1.44

68 1.48 x

1.30 x x 1.38 1.43

Die gut erhaltenen Substruktionen geben Rückschlüsse auf die Bau- und Funktionsweise spätlatènezeitlicher Töpferöfen. Gleichzeitig verweisen sie durch ihre Bauart auf Kontakte zur Region am Oberrhein, wo ähnliche Öfen gefunden wurden. Zur Interpretation der Befunde und zur Diskussion möglicher Rekonstruktionsvarianten wurde ein Ofen experimentalarchäologisch nachgebaut und erprobt (Kap. 7). Einige der Fragen, die während der Bearbeitung der Ofenbefunde aufgeworfen wurden, konnten durch den experimentellen Nachbau und Brand beantwortet werden. Ebenfalls von grossem Interesse ist die in den Öfen gefundene Feinkeramik, die mit grosser Wahrscheinlichkeit in Osterfi ngen hergestellt wurde (Kap. 4.2).

x

1.32

x

x 1.41 1.43 x

67

x 1.41

x

1.30

15

x

x

1.25

1.30

x 1.40

15

98

98

x 1.27 x 1.24

2.3.2 Befundvorlage Von beiden Öfen wurden nur die in den Boden eingetieften Substruktionen aufgefunden. Von der aufgehenden Konstruktion hat sich nichts erhalten. Die beiden Befunde setzten bereits ab der Oberkante des Schichtpakets Pos. 764/790 (Kap. 2) an und waren in dieses und die darunterliegenden Schichten eingetieft. Das Konstruktionsprinzip der Substruktionen ist bei beiden Öfen dasselbe: In eine ovale Grube werden zwei halbmondförmige Lehmwulste gesetzt (Abb. 8 und Abb. 9). Um sie herum und zwischen ihnen verlaufen die Heizkanäle. An den beiden Schmalseiten der Ofengrube liegt je eine Schüröffnung, von der aus eingefeuert wurde. An diese beiden Schüröffnungen schliessen Bedienungsgruben an.

x 421.42

66

x 1.41 213 x 1.22

1.41 x

x 1.23

155

x 1.36

65

2.3.2.1 Ofen 1 (Pos. 213) Der Unterbau von Ofen 1 wurde bereits beim ersten Baggerabtrag angekratzt. Er war nach Nordnordwest ausgerichtet. Das Negativ der Ofengrube (Pos. 98) war auf der Grabung nur schwer fassbar. Sohle und Wandung der Grube waren nicht mit Lehm verkleidet, und die Wandung war nur teilweise leicht hitzegerötet und verziegelt, während die Sohle nur eine184leicht verhärtete, grau verfärbte Oberfl 69äche aufwies. Die ovale Ofengrube (Pos. 98) hatte eine Länge von 140 cm und eine Breite von 125 cm Ofen 1 ganz ausgenommen (Abb. 8). Die bis zu 15 cm hoch erhaltene Grubenwand verlief M 1:10 fast senkrecht. Die südliche Bedienungsgrube nahm etwa eine Fläche von ca. x 160 mal 160 cm ein. Ihre ebene Sohle war in etwa gleich tief wie 1.23

x 1.36

64 185

Legende: verziegelter Lehm in situ (Ofenkonstruktion) gerötete Erde gerötete Ofenwand

Abb. 8: Ofen 1 nach Entfernen der Verfüllung aus Heizkanälen und BedieN nungsgruben. M.1:20.

212 x 1.44

68 1.48 x

12


jene der Ofengrube, und ihre Wandung war steil. Die nördliche Bedienungsgrube war mit ca. 100 mal 125 cm kleiner als ihr Gegenüber und ca. 5 cm weniger tief als die Ofengrube. Die beiden Wulste (Pos. 15, Abb. 8) waren aus Lehm geformt, der zahlreiche Kiesel und Kalksteinstücke enthielt. Das Material wirkte nicht aufbereitet, unterschied sich aber deutlich vom Schichtmaterial in Befundnähe. Wahrscheinlich wurde oberflächennaher Lehm verwendet. Der östliche Lehmwulst war besser erhalten, obwohl er vom Bagger leicht touchiert wurde, wohingegen der westliche Wulst besonders am südlichen Ende abgebröckelt war. Beide Lehmwulste waren hitzegerötet und verziegelt; in den äussersten Zentimetern hellrot bis orange, weiter innen dunkelbraun. Die ursprüngliche Oberfläche hatte sich teilweise erhalten (Abb. 11). Hier war das grobe Material einigermassen glatt verstrichen. Zur Grubenwandung hin fielen die Wulste senkrecht ab, während sie an ihren Stirnseiten und zum mittleren Heizkanal hin überhängend geformt waren (Abb. 12). Somit öffnete sich der mittlere Heizkanal nach oben nur in einem schmalen Schlitz, der in der Mitte ca. 15 cm breit war und sich nach aussen auf ca. 8 cm verengte. An der Grubensohle war er deutlich breiter. Der Querschnitt zeigt, dass beide Wulste nach mindestens einem Brennvorgang überarbeitet worden waren (Abb. 13). Sie wurden durch eine weitere Lehmschicht von 2 bis 6 cm verbreitert, erhöht und zur Mitte hin stärker überhängend ausgebildet. Dadurch verstärkte sich die Unterschneidung der nach innen bereits leicht überhängenden Seiten, und der mittlere Heizkanal wurde verengt.

Abb. 13: Die Lehmwulste von Ofen 1: Nach dem Abtrag der äusseren Schicht zeigt sich die ursprüngliche, überarbeitete Oberfläche der Lehmwulste.

Abb. 11: Ofen 1 nach Entfernen der Verfüllung aus Heizkanälen und Bedienungsgruben, Blick nach Südwesten: Im Zentrum des Bildes die brandgeröteten Lehmwulste in der Ofengrube. Unten rechts und oben links sind im Ansatz die beiden Bedienungsgruben erkennbar.

13


421.50 <

421.50

<

Nord-Profil in Ofen 1

verziegelter Lehm in situ (Ofenkonstruktion) gerötete Erde

verziegelter Lehm in situ (Ofenkonstruktion)

gerötete Erde

421.50

421.50 421.50

421.50

98

98

äusserer Lehmwulst äusserer Lehmwulst 15

15 15

98 innerer Lehmwulst innerer Lehmwulst

98

98

98 Ofensohle

9

Ofensohle

9

18

8

18

8

213

N

8

N

213

65

8

S

764/790

421.20

421.50

764/790 421.20

<

764/790

764/790 421.20

95

155

15

65

Nordprofi l Ofen11 Nord-Profil in Ofen

95

Abb. 9: Vereinfachte Darstellung der Substruktion von Ofen 1.

65

< Ideal-Profil

S

Bedienungsgrube Süd

65

Schüröffnung

Idealprofi Grundlage der Grabungsdokumentation, Schnitt durch Ofen 1 Ideal-Profil aufl auf Grundlage der Grabungsdokumentation, Schnitt

durch Ofen 1

Ideal-Profil auf Grundlage der Grabungsdokumentation, Schnitt durch Ofen 1

8

l

8

Keramik

l

gerötete Erde

Hüttenlehmbrocken

l

Nord-Profil

kana Heiz

ana Heizk

Lehmwulst

Keramik

>

ana Heizk

Lehmwulst

Hüttenlehmbrocken gerötete Erde

96

96

68

Schüröffnung

68

68

212

212

Bedienungsgrube Nord

421.20

Abb. 16: Westprofil durch Ofen 1, Idealprofil auf Grundlage der Grabungsdokumentation. M. 1:20.

14

55

Abb. 12: Nordprofil durch Ofen 1: Die Lehmwulste wurden nach mindestens einem Beheizen des Ofens verbreitert. M. 1:20.


gerötete Ofenwand gerötete Erde 184

Die Heizkanäle waren mit grossformatigen Keramikscherben verfüllt, die beinahe alle (97%) sekundär verbrannt waren (Kap. 4.2.1, Abb. 14 und 15). Das Material zwischen den Scherben (Pos. 8, 9, Abb. 16) war ein siltiger, dunkelbrauner bis orangeroter Lehm, in dem sich viele kleine und einzelne etwas grössere Stücke verziegelten Lehms befanden. Dasselbe Material lag auch im oberen Bereich der beiden Bedienungsgruben, wobei die hier gefundene Keramik deutlich kleinteiliger war. Die Verfüllungen der beiden Bedienungsgruben bestanden aus einer hellen, harten und fast fundleeren Schicht (Pos. 95, 96, Abb. 16) mit vielen Kalksteinchen.

68

x 1.40

N

x 1.33

x 1.36

184

x 1.35

1.42 x

67

8

15

Die Sohle der nördlichen Schüröffnung war stark gerötet und verziegelt (Abb. 11). Beide Schüröffnungen wurden seitlich von hochkant gestellten Nagelfluhbrocken flankiert. Von diesen hitzegeröteten Steinen befanden sich drei noch in situ, ein weiterer lag im oberen Bereich der Verfüllung der südlichen Bedienungsgrube. Er war also erst nach bereits begonnener Verfüllung der Grube in diese abgerutscht. Auf den Nagelfluhbrocken dürfte ursprünglich wohl noch ein weiterer Stein oder eine Lehmbrücke gelegen haben, die die Schüröffnungen überdachte. Trotz genauer Beobachtung konnten rund um die Ofengrube keine Spuren des Oberbaus festgestellt werden. Weder liessen sich Verfärbungen noch Ansätze eines Aufbaus wie Staketenlöcher einer Stützkonstruktion ausmachen. Vergleiche mit anderen Öfen zeigen, dass das Gehniveau jeweils auf gleicher Höhe 1 10 oder nur wenig höher als die Oberkante der SubstruktionMOfen lag. 1:10 Somit ist in Osterfingen von einer nicht im Boden verankerten Konstruktion des Oberbaus auszugehen.

185

x 1.45

x 1.42

x

1.38 15

98

98 1.38

x

8 1.32 x x 421.42

66

x 1.41 155

Legende: Keramik verziegelter Lehm in situ (Ofenkonstruktion) Hüttenlehmbrocken gerötete Ofenwand gerötete Erde 185

Abb. 15: Ofen 1 ohne Bedienungsgruben vor dem Entfernen der Verfüllung. In den Heizkanälen und Schüröffnungen liegen zahlreiche hitzegerötete Scherben grauer Feinkeramik. M. 1:20.

68

x

1.40 Abb. 14: Ofen 1 nach der ersten Reinigung der Oberfläche. Grossformatige, hitzegerötete Scherben verfüllen die Heizkanäle und Schüröffnungen.

N

x 1.33

x 1.36

x 1.35

1.42 x

67

8

15

x 1.45

x 1.42

x

1.38 15

98

98 1.38

x

8 1.32 x

66

x 421.42 x 1.41 155

15


Keramik verziegelter Lehm in situ (Ofenkonstruktion) Hüttenlehmbrocken gerötete Erde

Ofen 2 M 1:10

2.3.2.2 Ofen 2 (Pos. 348) x 421.49

73

N

347

Der zweite Töpferofen wurde bei der Reinigung der Fläche nach dem Baggerabtrag aufgedeckt. Ofen 2 befindet sich ca. 4,8 m nordwestlich von Ofen 1 (Abb 4, Pos. 348). Die Konstruktionsweise war dieselbe wie bei Ofen 1, nur dass die Ofengrube (Pos. 398) fast rund ausgeführt wurde, während sie bei Ofen 1 oval war. Ausserdem war sie mit einem Durchmesser von ca. 1 m etwas kleiner als bei Ofen 1 (Abb. 17). Die Ausrichtung weicht von derjenigen von Ofen 1 um etwa 20° nach Westen ab. Wie bei Ofen 1 wurde die Substruktion in den anstehenden, lehmigen Boden eingetieft und auf eine zusätzliche Auskleidung mit Lehm 72 verzichtet. Durch die Hitze war die Grubenwandung gerötet und stellenweise leicht gehärtet.

263 x 1.49

x 1.54 488

709

x

1.51

x 1.33 x 1.45 x 1.47

348

1.44 x

x 1.42

x 1.30

44 43

x 1.33

Im südlichen Bereich der Substruktion von Ofen 2 befand sich eine Störung, vermutlich ein Tierbau, der die Lehmwulste Pos. 44 teilweise zerstört hatte (Abb. 18). Diese bestanden wie bei x 1.38 Ofen 1 aus einem mit Kiesel- und Kalksteinen durchsetzten Lehm. Es fanden sich keine Hinweise, dass die Wulste nach einem 1.45 x ersten Brand angepasst wurden. Sie waren mit 27–30 cm etwa gleich breit wie bei Ofen 1 nach dessen Überarbeitung. An den 346 Aussenseiten waren die Wulste leicht überhängend geformt; 182 181 71 zum zentralen Heizkanal hin verliefen sie senkrecht (Abb. 20). 345 Der umlaufende Heizkanal war mit 6–12 cm schmaler als bei Legende: x Ofen 1. Die Heizkanäle waren mitOfen einem kompakten, feintonigKeramik 1.45 2 verziegelter Lehm in situ (Ofenkonstruktion) M 1:10 Keramik verfüllt (Pos. 43). en Sediment und spätlatènezeitlicher Hüttenlehmbrocken Es handelte sich aber um deutlich weniger Scherben als in Ofen gerötete Erde 1. Etwa drei Viertel der grauen Feinkeramik aus den Heizkanälen war sekundär verbrannt (gegenüber 97% bei Ofen 1). Auch x 421.49 Abb. 17: Der Plan zeigt die freigelegte Ofensubstruktion mit den Bedienungs73 N gruben. Ofen 2 entspricht demselben Bauprinzip wie Ofen 1, ist aber etwas 347 war das Verhältnis zwischen Grobkeramik und grauer Feinkerakleiner undrunder. M. 1:20. mik im gesamten Ofenbefund ausgeglichener. Die beiden Bedienungsgruben waren deutlich kleiner als bei 263 Ofen 1 (Abb. 17, 19, 20). Ihre Verfüllung enthieltx 1.49 ebenfalls Keramik, die aber kleinteiliger und grösstenteils nicht sekundär ver709 x x 1.54 brannt war.Von den Schüröffnungen war nur die nördliche 1.51 weit488 gehend erhalten. Wie bei Ofen 1 bildeten hochkant gestellte Nagelfluhbrocken die seitliche Begrenzung. Einer von beiden x 1.33 (Pos. 709) stand noch in situ. Seitlich und über dem Brocken bex fand sich gebrannter Lehm, der wohl zur Verkittung und Stabi- 1.45 x 1.47 lisierung des Steins diente. Eine brandgerötete Kalksteinplatte 72 348 (Pos. 488), die über dem Nagelfluhbrocken lag, wurde zuerstx als 1.30 x Überdachung der Schüröffnung angesprochen (Abb. 17). Wie 1.44 x 44 1.42 x 43 1.33 sich beim Abtragen des Befundes zeigte, lag zwischen der Plat44 te und dem Brocken aber eine feine Schmutzschicht, ohne Spuren von Hitzeeinwirkung. Der Kalkstein gelangte also erst nach x 1.38 Auflassung des Ofens an seinen Fundort, und seine ursprüngliche Verwendung in der Ofenkonstruktion ist unklar. Der Na1.45 x gelfluhbrocken der gegenüberliegenden Seite war bei seiner Abb. 18: Ofen 2 nach Entfernen der Verfüllung, Blick nach Südwesten: Links Auffindung nicht mehr in situ, sondern ins Innere der Schüröffder teilweise zerstörte Lehmwulst, unten rechts die sich noch in situ befindnung abgesackt. 346 44

71

Obwohl dieser Ofen erst beim Handabtrag aufgedeckt wurde, liessen sich auch hier vom Oberbau keine Spuren feststellen. Wiederum fehlen Staketenlöcher, der Ansatz eines Oberbaus oder Verfärbungen, die Rückschlüsse auf die oberirdische Konstruktion zulassen würden.

liche seitliche Abdeckung der Schüröffnung. 345 x 1.45

16


N

Bedienungsgrube Nord

kan

Heiz al

Lehmwulst

kan

Heiz al

Lehmwulst

kan

Heiz

>

al

Nord-Profil

Schüröffnung

< West-Profil Bedienungsgrube Süd

Abb. 19: Vereinfachte Darstellung der Substruktion von Ofen 2.

West-Profil durch Ofen 2 West-Profil durch Ofen 2 70

71

S

West-Profil durch Ofen 2

71 2 Westprofil Ofen 70

71

S

N S

70

421.50

West-Profil durch Ofen 2 488

44

S

44

Tiergänge

346

346

Tiergänge

346

263 348 764/790

263

348

W

W

W

Nord-Profil348durch Ofen 2

348 44 421.50

O

348

182.50

348

348 44

44

44

421.50

764/790

348

gerötete Erde

421.50

421.50

421.50

verziegelter Lehm in situ (Ofenkonstruktion)

18

764/790

verziegelter Lehm in situ (Ofenkonstruktion) 764/790

182.50

44

verziegelter Lehm in situ (Ofenkonstruktion)

421.50

347

182.50

180.50

50

263 348

O 182.50 W

44

44

348

347

O

Nord-Profil durch Ofen 2

O

Tiergänge 347

Tiergänge

346

348 180.50

421.50421.50

764/790

421.50

764/790

764/790

gerötete Erdeverziegelter Lehm in situ (Ofenkonstruktion)

gerötete Erde

18

gerötete Erde 18

18

N 488

345

Nord-Profil durch Ofen 2

488

Keramik

44

764/790

Ofen 2

44

488

345

Nordprofil Ofen 2

73

Hüttenlehmbrocken

345

345

.50

Keramik

N

71

421.50

73

N

Hüttenlehmbrocken

Abb. 20: Westprofil (oben) und Nordprofil (unten) durch Ofen 2. M. 1:20

17


2.3.3 Befundinterpretation 2.3.3.1 Rückschlüsse auf Errichtung und Funktionalität der Öfen Der Bau der Ofensubstruktionen lässt sich anhand des Befundes gut rekonstruieren. Begonnen wurde mit dem Aushub der Ofengrube und der beiden Bedienungsgruben, die durch die Schüröffnungen miteinander verbunden wurden. An ihre seitlichen Wände wurde Nagelfluhbrocken gestellt und zumindest bei Ofen 2 mit Lehm angekittet. Neben dem statischen Effekt für die Überdachung der Schüröffnungen dürften diese Nagelfluhbrocken auch als Hitzereflektoren gewirkt haben. Auf der flachen Sohle der Ofengrube wurden nun die Lehmwulste geformt. Die Gestalt und Bauweise des Oberbaus der Öfen ist nicht gesichert. Mögliche Rekonstruktionsvarianten wurden experimentell erprobt. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf Vor- und Nachteile beim Bau und beim Betrieb der unterschiedlichen Aufbauten gelegt (Kap. 7). Beide Öfen stehen in etwa senkrecht zum Verlauf des Haartelbachtals, das mit seiner Westsüdwest-Ausrichtung in der Hauptwindrichtung liegt.11 Wahrscheinlich wurden sie gezielt so ausgerichtet, um die Schüröffnung bestmöglich vor Wind zu schützen, der den Brand sonst willkürlich beeinflusst hätte. Die Ausrichtung anderer latènezeitlicher Töpferöfen ist nicht einheitlich, ein Bezug zur Hauptwindrichtung wird selten gemacht.12 Beheizt wurden die Öfen von zwei Seiten. Die Feuerstellen selbst befanden sich in der Schüröffnung und waren damit nicht in unmittelbarem Kontakt mit dem Brenngut, was zu Brandflecken auf der Keramik geführt hätte. Von den Bedienungsgruben aus liessen sich die Feuer überwachen. Spannend ist der Nachweis einer nachträglichen Überarbeitung der Lehmwulste von Ofen 1. Bei keinem anderen Ofen dieses Bautyps konnte eine ähnliche Anpassung beobachtet werden. Durch die Verengung des mittleren Heizkanals wurde der Luftstrom durch den Ofen verringert. Dadurch wurde wohl einerseits das Erreichen der Brenntemperatur verlangsamt und andererseits die Menge des benötigten Brennstoffs verringert. Möglicherweise wurde mit der Veränderung des Unterbaus auch auf einen neuen, veränderten Oberbau reagiert, der nur noch einen geringeren Luftstrom benötigte.13 Bei der Beschickung des Ofens, also dem Aufstapeln der ungebrannten Gefässe, musste darauf geachtet werden, dass das Brenngut nicht in die Heizkanäle abrutschen konnte. Die gewölbte Form der Lehmwulste dürfte hierbei im Vergleich zu Öfen mit einer ebenen Plattform oder Lochtenne nicht von Vorteil gewesen sein (Kap. 2.3.2). Dafür begünstigte diese Form wohl einen besseren Luftzug und eine gleichmässigere Verteilung der Hitze als die rechtwinkligen Kanten eines Ofens mit ebener Plattform wie in Muttenz-Stettbrunnen (Abb. 21). Bei den Scherben aus den Heizkanälen von Ofen 1 handelt es sich fast durchwegs um grosse Stücke mit einem Gewicht von über 100 g. Obwohl die Erhaltung der Keramik abgesehen vom sekundären Brand sehr gut ist, konnte im gesamten Inventar aus den Osterfinger Öfen kein einziges Gefäss auch nur annähernd komplett zusammengesetzt werden. Nur eine einzige Schüssel

(Kat. 25) verfügt über ein komplettes Profil. Dass es sich bei den Gefässen in Ofen 1 um die Reste eines letzten, vielleicht gescheiterten Brandes handelt, die man in der Ofensubstruktion zurückgelassen hat, kann daher ausgeschlossen werden. Selbst wenn ein Teil des Brennguts gemeinsam mit dem Oberbau des Ofens abgeräumt und entsorgt worden wäre, müssten in den Heizkanälen zumindest einige halbwegs komplette Gefässe zu finden sein. Vielmehr müssen die grossformatigen Scherben bereits als Scherben und nicht als komplette Gefässe in den Ofen eingebracht worden sein. Da dies offensichtlich intentional geschah, erfüllten die Scherben im Ofen sehr wahrscheinlich einen Zweck. Sie könnten als Unterlage des Brennguts auf den gerundeten Lehmwulsten des Ofens, als Abstandhalter zwischen einzelnen Gefässen einer Charge, als Füllmaterial zum Bremsen der Abkühlung nach dem Brand oder zur Abdeckung eines nach oben hin offenen Schachtofens gedient haben. Im Experiment wurde deshalb der Einsatz grosser Keramikfragmente als Abstandhalter und Unterlage für das Brenngut getestet (Kap. 7.5.3). Passscherben eines Topfes oder einer Flasche (Abb. 22, Kat.47) zeigen, dass die Keramik aus den Heizkanälen von Ofen 1 zumindest teilweise gleichzeitig in die Ofensubstruktion gelangt ist wie jene in den Bedienungsgruben. Von den zehn Passscherben des Gefässes fanden sich einige sekundär verbrannte und durchgehend rot oxidierte Scherben in den Heizkanälen von Ofen 1 (Pos. 8, Abb. 16 ). Weitere Fragmente desselben Gefässes wurden in der südlichen Bedienungsgrube gefunden. Sie wiesen noch die ursprüngliche, grauschwarze Oberfläche und den roten Kern der grauen Feinkeramik auf und wurden nie der Hitze eines zweiten Brandes ausgesetzt (Kap. 4.1.1.2).

Abb. 22: Der Boden Kat. 47 zeigt an einem Gefäss den unterschiedlichen Zustand der Keramik aus den Öfen. Die im Heizkanal von Ofen 1 gefundenen Scherben wurden sekundär gebrannt und sind dabei rot oxidiert. Weitere Fragmente sind ohne sekundären Hitzeeinfluss gut erhalten und zeigen die ursprüngliche dunkle Farbe und polierte Oberfläche der grauen Feinkeramik.

18


Die oxidierten Substruktionen beider Öfen und die ebenfalls rot gebrannten Keramikfragmente aus Ofen 1 belegen, dass der jeweils letzte Brand oxidierend gewesen sein muss. Wie die Versuche im Ofennachbau gezeigt haben, wären die Lehmwulste und Grubenwände anderenfalls schwarz reduziert (Kap. 7.5.2). Da es sich aber bei der überlieferten Keramik fast ausschliesslich um graue Feinkeramik handelt (die reduzierend gebrannt wurde) und da es gute Gründe gibt anzunehmen, dass diese Ke-ramik vor Ort in diesen Öfen hergestellt wurde (Kap. 4.2.2.1), wur-den die Öfen vermutlich sowohl für die Herstellung reduzie-render wie auch oxidierender Keramik genutzt. Dass das in derselben Ofenkonstruktion möglich ist, wurde experimentalar-chäologisch überprüft (Kap. 7.5.2). In der näheren Umgebung der Öfen befinden sich mehrere (undatierte) Pfostenlöcher (Abb. 4). Aus ihnen kann jedoch keine Überdachung rekonstruiert werden. Dass die Öfen, dem Wetter ausgesetzt, lange überdauert hätten, darf bezweifelt werden. Wahrscheinlicher ist, dass man sich die Oberbauten der Osterfinger Öfen nicht als dauerhafte Konstruktionen vorstellen muss, sondern als temporäre Aufbauten, die nur für einen Brand oder eine Serie von Bränden in kurzer Abfolge erstellt wurden. Die im Boden besser geschützte Substruktion hingegen hätte auch eine Saison später wiederverwendet werden können. Spuren von Arbeitsschritten der Keramikproduktion, die im Arbeitsablauf vor dem Brand erledigt werden müssen, konnten in Osterfingen nicht identifiziert werden. Diese Arbeitsschritt beinhalten die Gewinnung des Rohtons, dessen Reinigung (Schlämmen) und Sedimentation in Gruben, die Zugabe von Magerung, die Lagerung, das Formen der Gefässe auf der Töpferscheibe und das anschliessende Trocknen. Abgesehen von der Aufbereitung des Tons und von überdachten Werkplätzen hinterlassen diese Arbeitsschritte kaum Spuren im Boden. Andererseits können entsprechende Befunde auch gut ausserhalb der begrenzten Untersuchungsfläche liegen. Denkbar ist auch, dass die Gruben im direkten Umfeld des Ofens (Abb. 4) für die Aufbereitung und Lagerung des Töpfertons genutzt wurden (Kap 2.2). Da es nicht sinnvoll ist, ungebrannte Gefässe weit zu transportieren, kann man davon ausgehen, dass auch alle übrigen Herstellungsschritte nach der Gewinnung des Rohmaterials vor Ort und in der Nähe der Öfen durchgeführt wurden. Folglich muss sich im Bereich der Öfen ein spätlatènezeitliches Werkareal befunden haben, in dem diese Arbeiten durchgeführt werden konnten.

Die Frage, ob die beiden Öfen nach der letzten Nutzung planvoll abgerissen wurden oder ob man sie stehen liess und der aufgehende Bereich mit der Zeit zerfiel, lässt sich nicht beantworten. Zumeist kleinere Brocken verziegelten Lehms fanden sich im Schichtpaket Pos. 764/790 (Kap. 2) auf der gesamten Grabungsfläche. Sie könnten vom Oberbau der beiden Töpferöfen stammen. Die Lehmbrocken sind allerdings nicht so gut erhalten, als dass man Passstücke zusammenfügen könnte. Grössere Fragmente mit erhaltener Oberfläche, die durch ihre Wölbung als Bruchstücke einer Ofenkuppel identifiziert werden könnten, fehlen. Einige der Brocken zeigen fingerdicke Staketenabdrücke (Abb. 23). Der Fragmentierungsgrad lässt aber leider keine Aussagen zur ursprünglichen Form der Lehmkonstruktion zu. Zahlreiche derselben Hüttenlehmfragmente fanden sich in der Verfüllung der Heizkanäle von Ofen 1 (Pos. 8, 9, Abb. 16) und lassen sich hier mit grosser Wahrscheinlichkeit als Versturz des Ofenoberbaus ansprechen. Direkt darüber, aber auch in den Bedienungsgruben fand sich ein kompaktes, feintoniges Material (Pos. 95, 96), das sich als Sediment nach der Auflassung des Platzes in der Spätlatènezeit abgelagert haben dürfte. Die Heizkanäle von Ofen 2 verfüllte wiederum ein feintoniges, hartes Sediment (Pos. 43, 45, Abb. 20), das sich vermutlich mit Pos. 95 und 96 gleichsetzen lässt und durch eine natürliche Einschwemmung nach Auflassung der Öfen entstand. Die Analyse der Passscherbenverbindungen aus den Öfen zeigt kaum Auffälligkeiten. Passscherben stammen bei beiden Öfen meist aus denselben Schichten der Ofen- oder Bedienungsgrubenverfüllung. Bei Ofen 1 lassen sich vier Gefässfragmente aus Scherben aus unterschiedlichen Heizkanälen zusammensetzen, drei Passscherben verbinden die Heizkanäle mit den Bedienungsgruben, von einem Gefäss fanden sich Scherben in beiden Bedienungsgruben, nicht aber in der Ofenverfüllung. Dies bestätigt den schon durch die Stratigrafie entstandenen Eindruck, dass die Bedienungsgruben und die Ofensubstruktion im gleichen Vorgang verfüllt wurden. Eine Passscherbenverbindung zwischen den beiden Öfen gibt es nicht.

2.3.3.2 Auflassung und Taphonomie der Öfen In den Bedienungsgruben beider Öfen fanden sich kaum nennenswerte Holzkohlereste, sondern nur geringe Mengen von feinem Kohleflitter. Während der Grabung entstand daher der Eindruck, dass man die Bedienungsgruben nach der letzten Benutzung des Ofens sorgfältig gereinigt habe. Bei beiden Öfen konnten in den Bedienungsgruben keine Spuren einer regen Benutzung festgestellt werden wie beispielsweise ein sichtbarer Gehhorizont oder der Eintrag humosen Materials.

Abb. 23: Die Brocken gebrannten Lehms mit Negativabdrücken von Ruten wurden im Umfeld von Ofen 1 gefunden und gehörten vielleicht zu seinem Oberbau.

19


2.3.4 Typologische Einordnung und Verbreitung des Ofentyps Zur Klassifikation latènezeitlicher und allgemein antiker Töpferund Ziegelöfen gibt es erstaunlich viele unterschiedliche Systeme. Eine Übersicht über ein gutes Dutzend Typologien findet sich bei L. Pastor.14 B. Dufay unterteilt in seiner Klassifikation nach Ein- und Zweikammeröfen.15 Er beschreibt die gallischen Einkammeröfen wie folgt: «Es handelt sich um kleine runde oder ovale Öfen mit zwei einander gegenüberliegenden Schüröffnungen. Das Brenngut ist in direktem Kontakt mit dem Brennmaterial, durch Lehmfundamente nur leicht abgehoben, um den Luftabzug zu fördern …»16 Dufay hält die Form der Lehmfundamente für unwesentlich zur Klassifikation. Sie werden in der Literatur als «Würstchen», «Bohnen», «Bananen», «Kaffeebohnen» oder «Orangenschnitze» bezeichnet. Die Formen variieren geringfügig, wobei die häufigste, wie in Osterfingen, stark an eine Kaffeebohne erinnert. Dieser Begriff «en grain de café» hat sich in der französischen Archäologie durchgesetzt und wird im Folgenden auch für die Osterfinger Öfen verwendet.17 Vom Typ «en grain de café» typologisch abgegrenzt werden in diesem Text Öfen mit einer Substruktion aus einem umlaufenden Heizkanal und einem ebenen, zentralen, runden Podest, das durch einen weiteren Heizkanal mittig halbiert wird. Beispiele für solche Öfen finden sich u.a. in Bad Nauheim (D) und Muttenz BL (Abb. 21). Im Vergleich dazu sind die Wulste des Typs «en grain de café» oben gerundet ausgeführt. Auch Öfen mit drei parallel verlaufenden Wulsten, wie der Ofen IV in Sissach BL, werden nicht dem Typ «en grain de café» zugeordnet.18

Einkammeröfen mit zwei einander gegenüberliegenden Bedienungsgruben erscheinen zum ersten Mal in der Stufe LT D1 und bestehen dann unverändert über die Latènezeit hinaus. Der Ursprung dieser Bauweise wurde in verschiedenen Regionen Frankreichs vermutet.19 Mit neueren Funden zeichnet sich aber der Oberrhein als Herkunftsgebiet ab, wo sie weitaus am zahlreichsten vertreten sind.20 Mit einzelnen Fundorten streuen sie weit über den Latèneraum, von Barbezieux im Poitou (F) im Westen bis nach Manching (D) im Osten und Bad Nauheim (D) im Norden. Zwei Ofenfunde aus Dieskau und Röcken in SachsenAnhalt (D) stellen weit abgelegene Ausreisser dar. Eine Ausweitung des Verbreitungsgebiets vom Oberrhein her während der Spätlatènezeit lässt sich allerdings nicht belegen. Der Ofentyp scheint etwa zeitgleich an verschiedenen Fundstellen aufzutauchen. Allerdings sind viele der Ofenbefunde nicht sehr präzise datiert. Öfen vom Typ «en grain de café» (Abb. 24) sind von zehn Fundorten bekannt, wobei sich bis auf Osterfingen alle in Frankreich befinden, die Hälfte davon im Elsass. Bei den Öfen von Osterfingen handelt es sich um die am weitesten im Osten liegenden Vertreter. Die verschiedenen Ofentypen spiegeln nicht nur zeitliche und regionale Unterschiede wider. So kommen unter den zwölf Öfen der «Töpfersiedlung» Sissach-Brühl die unterschiedlichsten Ofentypen vor.21 Ebenso verhält es sich im elsässischen Bourgheim (F), wo in der grossen Siedlung Burggartenreben von fünf latènezeitlichen Töpferöfen nur einer vom Typ «en grain de café» dabei ist.22 Es ist also naheliegend, entweder von einer funktionalen Differenzierung der Öfen oder von mehreren, gleichzeitig bestehenden Ofenbautraditionen auszugehen.

Abb. 21: Der Töpferofen von Muttenz-Stettbrunnen BL: Die zentrale, runde Plattform wird von einem Heizkanal umgeben und von einem weiteren mittig durchschnitten.

20


8 7 6 5 4 3 2

1

9 10

Abb. 24: Verbreitung der Öfen des Typs «grain de café»: 1. Osterfingen, 2. Sierentz, 3. Benfeld, 4. Bourgheim, 5. Marlenheim, 6. Saverne, 7. Vermand, 8. Bruay-la-Buissière, 9. Lezoux, 10. Barbezieux-Saint-Hilaire.

Zur Rekonstruktion der Öfen von Osterfingen-Haafpünte Spätlatènezeitliche Töpferöfen werden fast ausnahmslos als Kuppelöfen rekonstruiert. Zumindest für die Schweiz geht diese Interpretation wohl auf Emil Vogt zurück, der Funktion und Form der Sissacher Öfen rekonstruierte.23 Häufig werden die Rekonstruktionszeichnungen von Ofen 1 aus Basel-Gasfabrik von P. Jud abgebildet.24 Demgegenüber finden sich kaum Rekonstruktionen als Schachtöfen, obwohl die Form eines nach oben hin offenen, senkrechten Schachtes zeitgleich im ganzen Mittelmeerraum geläufig war.25 Geht man den tatsächlichen Belegen für einen kuppelartigen Ofenaufbau nach, sind die Ergebnisse eher ernüchternd. Bis heute wurde kein latènezeitlicher Ofen ausgegraben, bei dem sich der Oberbau zu einem grösseren Teil erhalten hätte. Im Fall des gut erhaltenen Sissacher Ofens VI (Abb. 25) spricht der Ausgräber F. Pümpin von einem erhaltenen Kuppelansatz.26 Schaut man sich die im Block gehobenen und über lange Zeit in Liestal ausgestellten Ofen an, ist am äusserst kurzen «Kuppelansatz» aber kaum eine Krümmung zu erkennen. Es könnte sich genauso gut um einen Schachtofen handeln. Der einzige spätlatènezeitliche Ofenbefund mit offenbar teilweise erhaltener Kuppel wird von G. Weber-Jenisch zitiert.27 Der Fund wurde 1980 beim Bau von elektrischen Verteilerkästen in Ensisheim (F) unter grossem Zeitdruck gemacht, und die entsprechende Fundbeschreibung beschränkt sich auf wenige Zeilen.28 Fotos oder Zeichnungen existieren offenbar keine.

Abb. 25: Ofen VI von Sissach-Brühl (BL): Der «Kuppelansatz» des konservierten Ofens lässt kaum Rückschlüsse auf seinen Oberbau zu. Gut erhalten ist dagegen die Lochtenne.

21


Der vielleicht beste Beleg eines Kuppelofens findet sich bei einem sehr gut erhaltenen, spätlatènezeitlichen Zweikammerofen von Saint-Cizy, Occitanie (F). Der Brennraum über der Lochtenne ist hier bis in eine Höhe von ca. 60 cm erhalten.29 Zwar verlaufen die mindestens 20 cm breiten Wandungen bis in diese Höhe absolut senkrecht, doch ist an ihrem Ende der Ansatz einer etwa 35 cm langen Öffnung in der Ofenwand erkennbar. Dabei handelt es sich offenbar um eine Einsetzöffnung zur Beschickung und Leerung des Ofens. Eine solche Öffnung wird für einen Kuppelofen zwingend vorausgesetzt, will man die Kuppel nicht nach jedem Brand einreissen. Einer der wenigen latènezeitlichen Ofenbefunde, die als Schachtofen interpretiert werden, stammt aus Bourgheim-Burggartenreben (F). Bei dem Ofen vom Typ «en grain de café» war nach der Auflassung ein grosser Teil der seitlichen Wandung des Oberbaus in den äusseren Heizkanal abgerutscht. Dieses Wandstück weist nur eine horizontale Krümmung auf und ist vertikal absolut senkrecht. E. Kern rekonstruiert daraus einen Schachtofen mit einem Brennraum von mindestens 95 cm Höhe.30 Gewissermassen einen Kompromiss in der Frage der Rekonstuktion von Ofenoberbauten findet P. Jud.31 Er argumentiert, dass sich für den reduzierenden Brand die Schüröffnungen und die Einsetzöffnung luftdicht verschliessen lassen müssen, was bei einem Schachtofen kaum möglich sei. Ein Schachtofen sei dagegen durchaus geeignet, um darin oxidierende Keramik zu brennen. Widerlegt wurde diese Annahme von P. Capt, dem in einem rekonstruierten gallorömischen Schachtofen problemlos die Herstellung reduzierend gebrannter Keramik gelang32 und erneut im experimentellen Nachbau von Ofen 2 (Kap. 7).

2.4 Wege Jonas Nyffeler Im nordwestlichen Bereich des Grabungsareals wurden knapp unter der Oberfläche des Schichtpakets Pos. 764/790 mehrere linear verlaufende Strukturen freigelegt (Abb. 4). Sie setzten sich aus einer wenigen Zentimeter dicken Konzentration aus Grobkies und Kalksteinbrocken zusammen (Abb. 26) und waren 0,8 bis 1,3 m breit. Aufgrund ihres Verlaufs und der Kofferung werden sie als Wegabschnitte gedeutet. Die Funddichte im Bereich dieser Strukturen war hoch (Kap. 4.3). Verbrannte Feinkeramik der Töpferproduktion im Bereich aller drei Wege zeigt, dass diese zur selben Zeit wie die Töpferöfen genutzt wurden. Daneben fanden sich verlagerte Altfunde aus der Späthallstatt-/ Frühlatènezeit. Ob mit der Kofferung die Oberkante des Weges und damit ein spätlatènezeitliches Gehniveau gefasst werden konnte, steht nicht mit Sicherheit fest. Ausserhalb der Grabungsfläche konnte der Weg Pos. 599 gegen Südwesten beim Baggerabtrag auf einigen Metern weiterverfolgt werden. Der lineare Verlauf und die symmetrische Anordnung zu den beiden weiteren Wegen lassen eine grösseres, durch die Wege untergliedertes Areal vermuten. Die fundreichen Wege stehen in Kontrast zur Befund- und Fundarmut in den dazwischenliegenden Flächen (Abb. 4 und 6). Für Letztere ist eine Nutzung vorauszusetzen, die kaum sichtbare archäologische Spuren hinterlässt wie Garten- oder Feldbau. Eine entsprechende Deutung wurde aufgrund geoarchäologischer Untersuchungen für eine Fläche der Fundstelle Basel-Gasfabrik postuliert. Die Autoren gehen dort aufgrund des sehr homogenen Sediments und dessen Anteil an Mist, Kohle- und Aschepartikel davon aus, dass die untersuchte Fläche gepflügt und gedüngt wurde.33

Abb. 26: Die freigelegte Oberfläche des Weges Pos. 599 in Feld 3.

22


2.5 Zusammenfassung Jonas Nyffeler/Florian Ter-Nedden In der Spätlatènezeit bestand in Osterfingen ein Werkareal mit mehreren Gruben, Pfostengruben, Wegabschnitten sowie zwei Töpferöfen. Ein den Befunden zugehöriges Nutzungsniveau liess sich nicht feststellen. Da keine Befundüberschneidungen vorliegen, darf man von einer kurzen Nutzungszeit mit einmaliger Bebauung ausgehen. Anhand typologischer Leitfunde sowie der Keramik aus den Töpferöfen lässt sich das Werkareal in die Stufe LT D1b datieren (Kap. 5). Eine Siedlung, zu der das Werkareal gehörte, ist zu vermuten (Kap. 4.4). Ihr Standort ist jedoch nicht bekannt. Die gut erhaltenen Substruktionen der Töpferöfen geben Rückschlüsse auf ihre Bau- und Funktionsweise. Es handelte sich um Einkammeröfen mit zwei gegenüberliegenden Schüröffnungen, die sich dem Typ «en grain de café» zuordnen lassen. Für die Region Schaffhausen sind es die ersten bislang entdeckten Töpferöfen der Spätlatènezeit. Die Konstruktion verweist auf Kontakte zur Region am Oberrhein, wo ähnliche Befunde bekannt sind. Dass der Rhein als verbindende Verkehrsachse gedient hat, ist mit zahlreichen Importfunden im nahe gelegenen Oppidum von Altenburg/Rheinau schon lange belegt.34 Zur Diskussion möglicher Rekonstruktionsvarianten und der Funktionsweise wurde ein Töpferofen experimentalarchäologisch nachgebaut und erprobt (Kap. 7). Für die auf dem Werkareal dokumentierten Gruben liegen keine Hinweise zu ihrer Funktion vor. Über das Fundmaterial lässt sich ein chronologischer Zusammenhang mit den Töpferöfen herstellen. Eine Nutzung im Rahmen der Keramikproduktion ist aufgrund von Produktionsabfällen, die aus den Gruben stammen, anzunehmen. Befunde von Wegabschnitten auf dem Grabungsareal weisen auf das Vorhandensein eines grösseren Wegnetzes hin, das die Fläche in kleinere Parzellen untergliederte. Da in diesen keine weiteren Strukturen oder Fundkonzentrationen nachgewiesen werden konnten, wird eine Nutzung für den Garten- oder Feldbau vermutet.

23


3. Die Kleinfunde Florian Ter-Nedden Aus dem gesamten Grabungsareal stammen neun Kleinfunde, die sich typologisch in die Spätlatènezeit datieren lassen. Mit drei Ausnahmen stammen alle aus dem Schichtpaket Pos. 764/790 (Kap. 2) und lassen sich somit keinem Befund zuordnen.

3.1 Fibeln Die drahtförmige Eisenfibel nach Mittellatèneschema Kat. 66 (Abb. 27) ist bis auf den Fuss und das Ende der Nadel vollständig erhalten. Die Bügelwölbung verläuft mit einem rahmenartigen Knick. Der Bügel trägt noch die runde Klammer, an der der umgeschlagene Fibelfuss angebracht war. Die beidseitige Spirale mit oberer Sehne verfügt über vier Windungen. Die Fibel stammt aus dem Kiesweg Pos. 595 (Kap. 2.4, Abb. 4). Vergleiche für diesen Fibeltyp finden sich in Engen-Anselfingen (D).35 Die Fibel entspricht dem Typus der Variante B nach Kostrzewski.36 Eine zweite Eisenfibel (Kat. 65, Abb. 28) ist vom Typus ähnlich. Es handelt sich ebenfalls um eine drahtförmige Eisenfibel nach Mittellatèneschema. Die Nadel ist nicht erhalten und von der Klammer, die den umgeschlagenen Fuss mit dem Bügel verband, ist lediglich noch ein Abdruck am Bügel erkennbar. Der Bügel selbst ist nicht geknickt, sondern rund gewölbt und leicht verdickt. Gute Vergleiche finden sich in Merishausen SH37 und Engen-Anselfingen.38 Die Fibel entspricht dem Typus Variante A nach Kostrzewski.39 Beide Eisenfibeln lassen sich anhand der oben aufgeführten Vergleiche in die Stufe LT C bis D1 datieren. Ihr häufiges Auftreten in den Horizonten 3 und 4 von Basel-Gasfabrik BS und ihr Fehlen in Altenburg (D)/Rheinau ZH machen eine Datierung in die Stufe LT D1b wahrscheinlich (Kap. 5). Bei der dritten eisernen Drahtfibel Kat. 67 sind der Fibelfuss und die Verbindung zum Bügel nicht erhalten, was eine genauere Zuweisung oder Datierung unmöglich macht. Sie verfügt über eine breite Spirale mit oberer Sehne und 10 Windungen. Ein durchbrochener Fibelfuss (Kat. 68) mit Nadelhalter gehört zu einer bronzenen Fibel nach Spätlatèneschema. Der vom Bügel erhaltene Abschluss ist seitlich mit feinen Punzierungen verziert. Die restliche Fibelform lässt sich nicht rekonstruieren. Anhand des Fusses kann die Fibel aber in die Stufe LT D datiert werden. Bei der Nauheimer Fibel Kat. 69 (Abb. 29) fehlen der Fuss und das Ende der Nadel. Das Bügelfeld ist etwas schmaler als die Spirale und an seinen Längsseiten durch zwei Rillen eingerahmt. Das Bügelfeld macht den Eindruck, als schliesse es nicht direkt an die Spirale mit vier Windungen an. Dieser Eindruck entsteht aber nur, weil der Bügel etwas aus der Spirale herausgezogen wurde, was man daran erkennt, dass die betreffende Windung in der Spirale nun stark verkürzt ist. Die Nauheimer Fibel gilt als der wichtigste Leitfund der Stufe LT D1 und eignet sich bei weiterer Typologisierung zu noch feinerer Datierung. Die hier

Abb. 27: Eisenfibel Kat. 66 nach Mittellatèneschema. Nur der Fuss mit dem Nadelhalter und das Ende der Nadel fehlen.

Abb. 28: Eisenfibel Kat. 65 nach Mittellatèneschema. Ein Abdruck am Bügel lässt erkennen, wo der umgeschlagene Fuss am Bügel befestigt war.

Abb. 29: Nauheimer Fibel Kat. 69 mit seitlicher Rillenverzierung auf dem Bügelfeld.

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gezeigte Fibel gehört zum Nauheimer Typus Striewe B3.1. Striewe datiert diesen Typus an den Beginn der Stufe LT D1; einerseits weil ein Exemplar aus der älteren Siedlungsphase von Bern-Engehalbinsel stammt, andererseits weil sie in Basel-Gasfabrik vorkommt, während sie in Basel-Münsterhügel BS fehlt.40 Ein nahezu identisches Stück fand sich in einem Grab von ElggBreiti ZH,41 was sich mit der Datierung in LT D1 deckt. Ein weiteres Exemplar stammt aus der Grabenanlage von BenkenHämmenriet ZH,42 die in die Stufe LT D1b datiert. Für AltenburgSchwaben (D), wo anhand von Halbfabrikaten der Beleg für eine Produktion von Nauheimerfibeln erbracht ist, sind vier Exemplare dieses Subtyps publiziert.43 Ein weiterer recht gut zu datierender Fund ist die fast komplett erhaltene Bronzefibel d es T yps B eltz V ariante J b zw. T yp Kostrzewski Variante G (Kat. 70, Abb. 30). Die drahtförmige Fibel verfügt über einen stark gewölbten Bügel, der mit einem Knick in den Fuss übergeht. Zwischen dem kurzen Nadelhalter, dem geknickten Bügel und dem zurückgebogenen Fussende liegt eine dreieckige Aussparung, wie sie von Fibeln des Mittellatèneschemas bekannt ist. Das Fussende läuft über den gesamten Bügel, ist mit einer ringförmigen Verdickung verziert und wird erst kurz vor der Spirale am Bügel festgeklammert. Die Spirale hat sechs Windungen und eine obere Sehne. Die Fibel wurde beim Abtrag des Kieswegs Pos. 874 gefunden (Kap. 2.4, Abb. 4). Fibeln des Typs Beltz Variante J werden der Frauentracht zugeschrieben, weil sie in Gräbern oft paarweise und häufig gemeinsam mit einer dritten Fibel gefunden werden.44 Interessant ist das Verbreitungsgebiet dieser Fibeln, das zuletzt durch T. Völling kartiert wurde (Abb. 31).45 Der Schwerpunkt der Verbreitung und die Herkunft der Fibel liegt in Brandenburg, SachsenAnhalt und Thüringen – einer Region, die in der Forschung als Kontakt- oder kulturelle Mischzone zwischen Kelten und Germanen gesehen wird.46 Im Norden streut dieser Fibeltyp bis nach Südschweden, im Osten bis über die Weichsel und im Süden über die Donau hinaus nach Bayern und Österreich. Trotz dieser weiten Verbreitung stellt der Fund in Osterfingen einen entfernten Ausreisser dar.47 Rieckhoff deutet die Verbreitung der Fibel Beltz Variante J als Beleg für eine Mobilität aus dem Kernverbreitungsgebiet hinaus: «Ob sie einen Handelsweg markieren oder die fortschreitende germanische Kolonisation anzeigen, mag zunächst dahingestellt bleiben...» 48 Der Fibeltyp erscheint nach Rieckhoff in Mitteldeutschland erstmals in der Stufe LT C2 und gilt als Leitfund der Stufe LT D1.49 Einzelne Exemplare reichen bis in die Stufe LT D2a.50

Abb. 30: Fibel Kat. 70 des Typs Beltz Var. J.

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Abb. 31: Verbreitung der Fibel Typ Beltz Var. J: Das Hauptverbreitungsgebiet dieser Fibel liegt in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Osterfingen ist mit einem roten Punkt markiert.

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3.2 Lanzenspitze

3.3 Messer

Die eiserne Lanzenspitze (Kat. 90, Abb. 32) ist abgesehen von leichten Beschädigungen durch Korrosion gut erhalten. Sie verfügt über eine lange Tülle und ein schmales, lang gezogenes Blatt mit rhombischem Querschnitt. Am Übergang von der Tülle zum Blatt ist sie um etwa 50° verbogen. Über die Aussenseite dieses Knicks gemessen, ergibt sich eine Länge von 41,5 cm. Das Blatt ist mit 3,7 cm nahe der Tülle am breitesten und läuft dann in gerader Linie auf die Spitze zu, woraus sich ein tief liegender Schwerpunkt ergibt. Die Mittelrippe ist nicht abgehoben, sondern ergibt sich lediglich aus dem rhombischen Querschnitt der Waffe. Aufgrund ihrer Länge und spitz zulaufenden Form lässt sie sich als Stosslanze ansprechen. Die lange Tülle verfügt über ein seitliches Loch, in dem sich ein Metallstift erhalten hat. Ob es sich um einen Nagel handelt oder eine Niete, die auf der gegenüberliegenden Seite durch ein weiteres Loch in der Tülle hindurchreichte, lässt sich aufgrund des Erhaltungszustands nicht beurteilen. Der konische Querschnitt des Stifts spricht eher für einen Nagel. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass das korrodierte Eisen an der Aussenseite des Knicks der Lanzenspitze stärker abgeblättert ist als an anderen Stellen. Dies ist ein klarer Hinweis darauf, dass die Spitze bereits stark verrostet war, als sie gebogen wurde. Somit kann ein intentionelles Verbiegen, wie man es in der Latènezeit häufig beobachten kann, ausgeschlossen werden. Wahrscheinlich wurde die Lanzenspitze lange nachdem sie in den Boden gelangte, von einer Pflugschar erfasst und verbogen. Gleich mehrere ähnliche Lanzenspitzen finden sich in Manching (D).51 Sievers datiert diese vorsichtig ab LT C2. Die Datierung latènezeitlicher Lanzenspitzen ist mit grossen Unsicherheiten behaftet. Es lassen sich zwar typologische Tendenzen, aber keine typologisch chronologische Ordnung mit eindeutigen Datierungen ableiten.52 Das Verschwinden einer abgehobenen Mittelrippe zugunsten eines rhombischen Querschnitts macht eine mittel- bis spätlatènezeitliche Datierung wahrscheinlich.53

Das eiserne Messer Kat. 71 stammt aus der spätlatènezeitlichen Grube Pos. 795, die auch sekundär gebrannte Feinkeramik enthielt (Kap. 2.2). Es handelt sich um ein 10,5 cm lang erhaltenes Ringriffmesser mit konvex gebogener Klinge. Der Griff ist gegenläufig zur Klinge gebogen und wird von einem fragmentarisch erhaltenen Ring abgeschlossen. Ähnliche Ringgriffmesser sind aus Manching bekannt. Dort werden die kleineren Varianten, die bezüglich der Grösse mit dem Osterfinger Exemplar vergleichbar sind, als Rasiermesser angesprochen.54 Allerdings weisen die Manchinger Rasiermesser oft breitere Klingen und nur schwach gebogene oder gestreckte Rücken auf. Bessere Vergleichsfunde zum Osterfinger Messer bezüglich Grösse und Form finden sich in den Gräberfeldern von Putensen und Hornbek an der Niederelbe55 sowie Bernburg und Brücken an der Saale56, die ebenfalls spätlatène- bis kaiserzeitlich datieren.57 Damit ist das Messer wahrscheinlich wie die oben erwähnte Fibel vom Typ Beltz Variante J germanischer Herkunft.

Abb. 32: Die Lanzenspitze Kat. 90 lässt sich aufgrund ihrer Länge und spitz zulaufenden Form als Stosslanze ansprechen.

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3.4 Münze Bereits in den ersten Tagen der Grabung wurde beim Absuchen der abhumusierten Grabungsfläche mit dem Metalldetektor die spätlatènezeitliche Münze Kat. 72 entdeckt. Es handelt sich um einen silbernen Kaletedou-Quinar (Abb. 33), der bereits in einem eigenen Artikel vorgelegt wurde.58 Auf dem Avers zeigt er einen schematisierten, nach links blickenden Romakopf mit Helm. Das Vorbild für diese keltische Münzprägung ist der römische Denar. Auf dem Revers ist ein Pferd dargestellt und die namensgebende Umschrift KAΛEΤΕDOΥ in griechischem Alphabet. Bei Kaletedou dürfte es sich um den Namen einer realen oder auch nur legendären keltischen Persönlichkeit handeln, über die aber nichts weiter bekannt ist. Die Kaletedou-Quinare haben ihren Hauptverbreitungsraum im östlichen Mittelgallien. Man findet sie aber weit über den Latèneraum verstreut, von Nordfrankreich bis nach Süddeutschland und im ganzen schweizerischen Mittelland. Wegen der weiten Verbreitung, der langen Umlauf-

zeit und der unterschiedlichen Stempelvarianten ist mit mehreren Prägezentren zu rechnen. In Altenburg-Schwaben ist der Kaletedou-Quinar mit 219 Exemplaren alleine unter den Neufunden die häufigste Fundmünze.59 Die Kaletedou-Quinare haben eine lange Umlaufzeit von ca. 100 Jahren, vom letzten Drittel des 2. Jahrhunderts bis ins letzte Drittel des 1. Jahrhunderts. Leichte Variationen der Motive auf der Vorder- und Rückseite erlauben aber die Unterteilung in verschiedene Untergruppen, die sich genauer datieren lassen. Beim Osterfinger Exemplar ist es vor allem die Vorderseite, die eine genauere Zuteilung erlaubt. Kinn, Wange und Schläfe werden durch einen Halbmond gebildet, was das Charakteristikum des Typus A1 ist.60 Somit ist die Prägung des Osterfinger Kaletedou-Quinars in die Stufe LT D1b zu datieren. Das besondere an der Münze ist, dass er eine enge Verbindung zu einem auf dem Mont Vully FR gefundenen Prägestempel hat. Die Münze, die als Gussvorlage für den Prägestempel diente, wurde offenbar mit demselben Stempel geprägt wie das Avers des Osterfinger Quinars.61

Abb. 33: Der Kaletedou-Quinar Kat. 72 von Osterfingen. Die Vorderseite zeigt den Kopf einer Roma, die Rückseite ein Pferd und die Umschrift KAΛEΤΕDOΥ.

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4. Die Keramik

4.1.1.1 Grobkeramik

Johannes Wimmer

Spätlatènezeitliche Grobkeramik weist im Gegensatz zur hallstatt- und frühlatènezeitlichen Grobkeramik64 eine in der Regel mineralische Magerung mit geringeren Korngrössen von meist weniger als 1,5 mm auf.65 Ausnahmen sind bei kalk-, fossilien-, organik- oder tongallenhaltiger Keramik mit bis zu doppelt so grosser Korngrösse möglich.66 Dennoch ist eine Grobdatierung alleine anhand des Scherbens in vielen Fällen nicht zweifelsfrei möglich. Eindeutig spätlatènezeitlich ist hingegen das nachträgliche Überdrehen von Rand- und Schulterpartie.67 Diese Überarbeitung tritt insbesondere bei den grobkeramischen Töpfen häufig auf, seltener bei Schüsseln (Kap. 4.1.2.1). 68 Sie ist beispielsweise beim Gefäss Kat. 53 gut sichtbar. Das Überdrehen deckt die Bandbreite zwischen einem einfachen Überstreichen bis hin zu einer starken Glättung ab. Es führt am Übergang zum nicht überdrehten Gefässrumpf zu einem leichten Absatz. Da die Arbeitsspuren horizontal umlaufen, dürfte dieser Arbeitsschritt auf einer langsam drehenden Scheibe erfolgt sein.69 Spätlatènezeitliche Grobkeramiktöpfe lassen sich im Osterfinger Fundgut oft nur anhand überdrehter Ränder und charakteristisch verzierter Schultern sicher von frühlatènezeitlicher Keramik unterschieden. Bei den grobkeramischen Schüsseln ist eine gesicherte Datierung ohne datierenden Befundkontext praktisch nicht möglich (Kap. 4.1.2.1). Der Umstand, dass die spätlatènezeitliche Grobkeramik in der Fundstelle nur selten auftritt (Kap. 4.4), ist ihrer Erkennbarkeit ebenfalls nicht zuträglich.

4.1 Klassifikation der Gefässkeramik Für die Vorlage der spätlatènezeitlichen Keramik aus den beiden Töpferöfen (Kap. 4.2) sowie aus den Gruben und Wegen (Kap. 4.3) wird vorgängig deren Klassifikation vorgestellt. Diese orientiert sich stark an den keramischen Funden aus dem Doppeloppidum von Altenburg/Rheinau, das vornehmlich LT-D2-zeitlich datiert, sowie aus der in Luftlinie 4 km entfernten Siedlung von Oberhallau-Überhürst SH (LT C/D1).62 Dies mit dem Ziel, eine bestmögliche Vergleichbarkeit zwischen den Fundstellen der Region zu gewährleisten (Abb. 34).

4.1.1 Die Gattungen Die Differenzierung der spätlatènezeitlichen Keramikgattungen folgt weitgehend der Klassifikation nach Stephan Schreyer zum oppidum von Rheinau.63 Grundsätzlich wird zwischen handaufgebauter und scheibengedrehter Keramik unterschieden. Erstere wird aufgrund der hergebrachten Terminologie «Grobkeramik», letztere «Feinkeramik» genannt.

10 km

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Abb. 34: Karte der jüngerlatènezeitlichen Siedlungen (schwarze Punkte) und oppida (weisse Punkte) am oberen Hochrhein. 1 Osterfingen-Haafpünte, 2 Altenburg, 3 Rheinau, 4 Benken-Hämmenriet, 5 Marthalen-Steinacker, 6 Oberhallau-Überhürst, 7 Schleitheim-Brühlgarten/Auf der Egg, 8 Merishausen-Bodenwiesen/Steinäcker, 9 Merishausen-Barmen, 10 Hüfingen-Galgenäcker, 11 Engen-Anselfingen/Welschingen, 12 Mühlhausen-Ehingen, 13 Singen-Hausen, 14 Singen-Reckholderbühl, 15 Hilzingen-Steppbachwiesle, 16 Gottmadingen-IPG, 17 Konstanz, 18 Gottlieben-Rheinweg, 19 Berlingen-Haus Gruber, 20 Weinfelden-Egelsee/Härigstrasse, 21 Elgg-Breiti, 22 Vindonissa (nach Wimmer et al. 2018, 60, Abb. 1, mit Literatur zu den Fundstellen). Kartengrundlage: Reliefkarte des Landes Baden-Württemberg.

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Innerhalb der Grobkeramik lassen sich zwei Qualitäten erkennen, die sich allerdings nicht in jedem Fall zweifelsfrei voneinander abtrennen lassen. Erstere umfasst nicht plastische Komponenten der Grobsand- und selten der Feinkiesfraktion (vereinzelt bis 4 mm). Sie wird unter dem Begriff «Handaufgebaute Grobkeramik» (HGK) erfasst. Die mittelfein gemagerte Keramik beinhaltet feinkörnigere minerogene Komponenten, die in einigen Fällen nur unwesentlich grösser sind als die Magerung von Feinkeramik (Kap. 4.1.1.2). Oft ist eine merkliche Porosität und/oder das Vorhandensein von Schamotte festzustellen; insbesondere bei Schüsseln sind die Oberflächen häufig geglättet. Diese Qualität wird «Handaufgebaute, mittelfeine Grobkeramik» (HMK) genannt. Innerhalb der handaufgebauten Grobkeramik fällt eine kleine Anzahl an Gefässen auf (z.B. Kat. 7 und 53), die makroskopisch grosse Ähnlichkeiten zur Ware «GK3» aus Oberhallau-Überhürst zeigt.70 Diese wird durch rote oder schwarze, verrundete und teilweise grobe Magerungsbestandteile (vermutlich Tongallen) charakterisiert. Aufgrund der geochemischen Untersuchung dürfte es sich dabei um eine ortsfremde, aber vermutlich in der Region produzierte Grobkeramik handeln (Kap. 4.2.3.6). Da ihre Herstellung demnach ausserhalb von Oberhallau-Überhürst und Osterfingen-Haafpünte stattgefunden hat, kann sie eine längere Laufzeit als besagte Fundstellen aufweisen. Zu ihrem Auftreten in Altenburg liegen keine Informationen vor.

4.1.1.2 Feinkeramik Die Scherben der spätlatènezeitlichen Feinkeramik sind grundsätzlich fein gemagert, weisen aber in der Regel einen beachtlichen Fein- und Mittelsandanteil (bis ca. 0,5 mm Korngrösse) auf, der bei erodierten Oberflächen haptisch gut bemerkbar ist. Zudem lassen sich vereinzelt kleine, rötlich-braune Punkte beobachten, die als Schamotte angesprochen werden. Durch ihren Aufbau auf der schnell drehenden Scheibe weist diese Keramik oftmals sichtbare Drehrillen auf. Diese sind besonders auf der Innenseite von geschlossenen Gefässen und/oder in Bodennähe stark ausgeprägt und gut sichtbar. Auf der Aussenseite oder bei offenen Gefässen können sie durch das nachträgliche Glätten oder Polieren der Oberfläche verschwinden. In solchen Fällen ist für diese Herstellungstechnik charakteristisch, dass die Gefässe in der Horizontalen eine gleichbleibende Wandstärke aufweisen. Zwar ist durch die häufige Hitzeüberprägung der Feinkeramik

(Kap. 4.2.1) die originale Farbe des Scherbens oft nicht mehr festzustellen. Die nicht überprägten Funde sind aber makroskopisch der Oberhallauer Ware «GFF1» ähnlich.71 Aufgrund dieser einheitlichen Scherbenqualität und der regelhaften Hitzeüberprägung gelingt eine Unterscheidung zwischen früh- und spätlatènezeitlicher Feinkeramik im Osterfinger Fundmaterial im Gegensatz zur Grobkeramik in den meisten Fällen problemlos, insbesondere wenn es sich um diagnostische Scherben handelt.72 Innerhalb der scheibengedrehten Feinkeramik wird zwischen einer reduzierenden und einer oxidierenden Atmosphäre in der letzten Brennphase unterschieden. Erstere führt zu einer dunkelgrauen Gefässoberfläche, letztere zu einer rötlich bis braunen. Unabhängig davon zeigt die Keramik im Kern meist einen bis zwei Farbwechsel, was auf sich verändernde Atmosphären während des Brennens zurückzuführen ist («Wechselbrand»). Reduzierend gebrannte Keramik wird im Folgenden entsprechend der Rheinauer Terminologie «Graue Feinkeramik und Feinkammstrichware» (GFF) genannt. Sie weist ein breites Spektrum an Gefässformen auf – insbesondere Schüsseln werden in der Regel ausschliesslich reduzierend gebrannt73 – und wird mit horizontal umlaufenden Rippen und Wülsten sowie Glättlinien verziert (Kap. 4.1.2.2). Oxidierend gebrannte Keramik wird demgegenüber als «Rote Feinkeramik» (RFK) bezeichnet. Sie verfügt über ein reduziertes Spektrum an Gefässformen und wird regelhaft mit Bemalung verziert. Ist die ursprüngliche Brennatmosphäre beispielsweise aufgrund der Hitzeüberprägung nicht mehr erkennbar und sind keine typologischen Hinweise zu deren Rekonstruktion erhalten geblieben, werden entsprechende Funde als «Feinkeramik unbestimmt» (FK unbest.) aufgenommen. Bei der Feinkammstrichware (FKSW) handelt es sich um eine Untergattung der reduzierend gebrannten Feinkeramik, die sich in der Herstellungstechnik nicht von dieser unterscheidet.74 Ihre Sonderstellung resultiert aus einer standardisierten Kombination von Gefässform und Verzierungstechnik, wie sie sich in der spätlatènezeitlichen Keramik nur selten findet.75 Die Verzierungstechnik besteht aus gleichmässig, flächig und vertikal angebrachtem Kammstrich am Gefässrumpf, der durch nachträgliches Glätten der Boden- und Randpartie einen sauberen, horizontalen Abschluss aufweist. Im Doppeloppidum von Altenburg/Rheinau und dem gesamten Schweizer Mittelland tritt diese Verzierungstechnik fast ausschliesslich an tonnenförmigen Töpfen mit hoch liegendem Schwerpunkt und runder Randlippe auf (Abb. 35).76 Die Randform und die Proportionen der Feinkammstrichtöpfe variieren im überregionalen Vergleich. 77

1

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Abb. 35: Tonnenförmige Töpfe der Feinkammstrichware mit feiner Randlippe aus Osterfi ngen-Haafpünte und ein Vergleichsfund aus Rheinau ZH (nach Schreyer 2005, Kat. 53). Die Nummerierung der Osterfi nger Funde entspricht dem Katalog. M. 1:3.

Rheinau

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4.1.2 Gefässformen und Verzierungen

des Randes.81 Dabei handelt es sich allerdings um eine graduelle Entwicklungstendenz, die bei handaufgebauten Gefässen zusätzlich Schwankungen innerhalb desselben Gefässes unterliegt. Da das Überdrehen des Randes schwer fassbar und anhand des Scherbens eine spätlatènezeitliche Datierung der Grobkeramik in der Regel nicht möglich ist (vgl. Kap. 4.1.1.1), führt dieser Umstand dazu, dass lediglich acht grobkeramische Schüsseln eindeutig der Spätlatènezeit zugewiesen werden können. Typisch für die Spätlatènezeit ist das Verdicken des Randes, wie dies beispielsweise bei Kat. 80 der Fall ist.82 Ebenfalls nachgewiesen ist ein stark nach innen gebogener Rand (Kat. 81; Sü65) sowie eine Schüssel mit gestreckter Wandung und leicht eingebogenem Rand (Kat. 82; Sü64). Im spätlatènezeitlichen Formenspektrum ist eine grosse Bandbreite an Randformen zu erwarten, die in Osterfingen-Haafpünte nur ausschnitthaft fassbar ist. Dies betrifft insbesondere die Schüsseln mit gestreckter Wandung und stark eingebogenem Rand (Sü65), die in der Fundstelle meist nur unpräzise in die Latènezeit datiert werden können.83 Grobkeramische Schüsseln weisen Flachböden auf. Auf der Gefässaussenseite können sie eine flächig angebrachte Verpichung aufweisen. Sie zeigen in der Regel keine Verzierung.84 Eine Ausnahme stellt die Schüssel Kat. 81 dar, bei der auf der Innenseite eine vertikale Glättlinie angebracht wurde.

Die spätlatènezeitliche Keramiktypologie orientiert sich an derselben Struktur wie diejenige der Hallstatt- und Frühlatènekeramik,78 da die meisten Gefässformen in einer frühlatène-, (spät)hallstatt- oder gar bronzezeitlichen Tradition stehen. In der Fundstelle treten in der Spätlatènezeit als neue Gefässformen lediglich Tonnen (Kat. 78) und die tonnenförmigen Töpfe der Feinkammstrichware (Abb. 35) auf.

4.1.2.1 Die grobkeramischen Formen Da spätlatènezeitliche Grobkeramik in Osterfingen-Haafpünte nur in geringer Stückzahl auftritt, ist ihr Formenspektrum nicht umfassend bekannt. Einige der Keramikformen zeigen gute Entsprechungen zum nahe gelegenen Oberhallau-Überhürst,79 sodass dieses umfangreichere Fundensemble als Ergänzung der typologischen Beschreibung herangezogen werden kann. Schüsseln80 Schüsseln werden definiert als Breitformen mit einem nach innen gebogenen Rand (Abb. 36). Diese Gefässform entstand in der Hallstattzeit und entwickelte in der Latènezeit zusehends eine gestrecktere Gefässwandung sowie ein stärkeres Einbiegen

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Abb. 36: Auswahl der vermutlich und nachweislich spätlatènezeitlichen Schüsseln der handgeformten Grobkeramik aus Osterfingen-Haafpünte. Die Nummerierung entspricht dem Katalog. M. 1:4.

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halb dieses Umbruchs an. Am häufigsten sind Eindruckverzierungen, die mit Fingern, Spachteln oder Kämmen angebracht wurden; etwas seltener sind Verzierungen, die durch eine ziehende Bewegung mit einem Spatel oder Kamm erzeugt wurden.85 Der Gefässrumpf weist oft Kamm- oder Besenstrich auf. Dieser kann allerdings bereits in späthallstatt- und frühlatènezeitlichem Kontext auftreten, sodass diese Oberflächengestaltung kein eindeutiges Datierungskriterium darstellt.86 Grobkeramische Töpfe weisen Flachböden auf. Auf der Aussenseite der Topfränder kann eine Verpichung angebracht sein, die aus Birkenpech oder Harz besteht.87 Die Funktion dieser Verpichung ist nicht abschliessend geklärt, es erscheint aber naheliegend, dass sie dem Verschliessen der Gefässe, beispielsweise mit einem organischen Deckel, gedient haben könnte.

Töpfe Grobkeramische Töpfe sind insbesondere aufgrund der oft überdrehten Ränder (Kap. 4.1.1.1) und charakteristischen Schulterverzierungen (siehe unten) besser fassbar (Abb. 37). Diese Merkmale sind bei 14 Gefässen nachweisbar. Unter der Berücksichtigung des Befundkontexts und der Scherbenqualität kann bei gesamthaft 40 Töpfen eine spätlatènezeitliche Datierung wahrscheinlich gemacht werden. Weitere 20 Individuen können lediglich allgemein der Latènezeit zugewiesen werden. Bei den überdrehten Rändern (Typ Tg23) handelt es sich um vergleichsweise hohe, leicht ausgebogene Ränder, die teilweise eine Verdickung der Randlippe aufweisen. Charakteristisch ist zudem ein leichter Absatz, der sich durch das Überdrehen am Übergang zwischen Rand und Gefässrumpf bildete. Die häufig auftretende Schulterverzierung dieser Töpfe setzt direkt unter-

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Abb. 37: Auswahl der spätlatènezeitlichen Töpfe der handgeformten Grobkeramik aus Osterfingen-Haafpünte. Die Nummerierung entspricht dem Katalog. M. 1:4.

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4.1.2.2 Die feinkeramischen Formen Das Spektrum der feinkeramischen Gefässformen ist merklich durch den Töpfereikontext beeinflusst (Kap. 2.3 sowie 4.2.2.1). Aus diesem Grund müssen für die Beschreibung seltener Gefässformen Funde aus Vergleichsfundstellen herangezogen werden.88

Schüsseln Die feinkeramischen Schüsseln sind in den Töpferöfen gut vertreten (Abb. 38). Sie verfügen über stark einbiegende, verdickte Ränder (Sü66). Im Querschnitt ist die Verdickung meist länglich-oval beziehungsweise linsenförmig. In Fundkontexten ausserhalb der Töpferöfen treten ebenfalls verdickte Ränder auf, die stärker dreieckige oder rundliche Querschnitte aufweisen. Zusätzlich sind unverdickte Ränder vorhanden, wovon einige leicht nach innen biegen (Sü64), andere stark (Sü65). Des Weiteren sind unverdickte, nach innen geknickte Ränder oder Randlippen zu beobachten (Sü63). Die Schüsseln verfügen über Flachböden (Abb. 38, Kat. 32–38). Die Schüsseln aus den Vergleichsfundstellen weisen immer eine reduzierende Brennatmosphäre auf, weshalb die Exemplare aus Osterfingen-Haafpünte trotz Feuerüberprägung der Gattung GFF zugewiesen werden können.

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Abb. 38: Auswahl der spätlatènezeitlichen Schüsseln der Feinkeramik aus Osterfingen-Haafpünte. Die Nummerierung entspricht dem Katalog. M. 1:4.

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Schalen Bei den Schalen handelt es sich ebenfalls um eine Breitform, die allerdings einen nach aussen gebogenen Rand oder eine Randlippe aufweist (Abb. 39). In der Spätlatènezeit treten zwei Varianten auf: eine mit S-förmigen Profil (Sa) und eine mit halbkugeliger Gefässform (Sh). Während erstere häufig auftritt, ist letztere nur mit einem Exemplar in der Fundstelle vertreten. Die Mehrheit der Schalen mit S-förmigem Profil weist einen gestreckten, leicht nach innen geneigten, unverzierten Hals auf, der von einem leicht verdickten Rand abgeschlossen wird (Kat. 8–16, 19, 56 und 57). Charakteristisch ist, dass der Hals mit einem abrupten Knick in den Gefässrumpf übergeht («Knickwandschale», Typ Sa51). In den Vergleichsfundstellen zeigen die Schalen mit S-förmigem Profil in der Regel rundlich ausbuchtende Schulterbildungen und in einigen Fällen Rippen am Hals.89 Entsprechend wenige Vergleichsstücke lassen sich für die Osterfinger «Knickwandschalen» finden (Abb. 40): Aus Anselfingen-Eulenloch sind neben den gängigen Schalen mit rundlich ausbuchtender Schulterbildung drei Exemplare mit markantem Wandknick bekannt.90 Bei diesen Exemplaren ist die Halspartie allerdings mit flachen Rippen verziert, vergleichbar mit Kat. 17 und 73 aus Osterfingen-Haafpünte. Die spätlatènezeitliche Siedlung von Hüfingen-Galgenäcker, die durch ein römisches Kastell stark überprägt worden ist, verfügt neben weiteren Schalenformen auch über solche mit auffällig starkem Schulterknick.91 Ferner ist aus der «Töpfersiedlung» von Sissach-Brühl

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ein einziges Vergleichsstück mit Schulterknick bekannt; die überwiegende Mehrheit der Schalen mit S-förmigem Profil besitzt dort einen abgesetzten Zylinderhals mit rundlich ausbuchtender Schulter.92 Die halbkugelige Schale Kat. 75 der Gattung GFF weist einen geraden, nicht weiter ausgearbeiteten Randabschluss auf (Typ Sh61). In Altenburg/Rheinau treten vergleichbare Gefässformen, wenn auch mit rundlicher Randlippe und der Gattung RFK zugehörig, häufig auf und werden «Bols Roannes» genannt.93 An Schalenränder anpassende Böden sind auch in den Vergleichsfundstellen selten.94 Mit Kat. 21 ist mindestens einmal der Boden einer Breitform nachgewiesen, der über einen feinen Standring mit innenseitiger Kehlung («Standringkehlung») verfügt (Abb. 39).95 Da bei den Schüsseln von Flachböden auszugehen ist (siehe oben), liegt es nahe, diese Bodenform den Schalen zuzuweisen. Mindestens 14 Schalen zeigen Hinweise auf eine reduzierende Brennführung und können deshalb eindeutig der Gattung GFF zugewiesen werden. Bei allen übrigen Exemplaren ist die Feuerüberprägung so stark, dass die ursprüngliche Brennatmosphäre nicht mehr bestimmt werden kann (FK unbest.; vgl. Kap. 4.1.1.2). Da aus Altenburg/Rheinau einige oxidierend gebrannte, bemalte Schalen bekannt sind, kann eine Zugehörigkeit zur Gattung RFK im Einzelfall nicht ausgeschlossen werden.96 Aufgrund fehlender Hinweise auf Bemalung erscheint dies allerdings unwahrscheinlich.

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Abb. 39: Auswahl der (möglicherweise mittel- und) spätlatènezeitlichen Schalen der Feinkeramik aus Osterfingen-Haafpünte. Die Nummerierung entspricht dem Katalog. M. 1:4.

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Osterfingen-Haafpünte

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Hüfingen-Galgenäcker

Anselfingen-Eulenloch

Abb. 40: Auswahl der «Knickwandschalen» (Sa51) aus Osterfingen-Haafpünte und der Vergleichsfunde aus Hüfingen-Galgenäcker (nach Revellio 1927, Abb. 9, 2.8.12, umgezeichnet) und Anselfingen-Eulenloch (nach Kellner-Depner 2017, 578–580). Die Nummerierung der Osterfinger Funde entspricht dem Katalog. M. 1:4.

35


Töpfe Den feinkeramischen Töpfen sind die tonnenförmigen Varianten der Feinkammstrichware (FKSW) anzurechnen (Abb. 35). Sie verfügen über eine feine, runde Randlippe und einen mit regelmässigem, sauber abgeschlossenem Kammstrich versehenen Gefässrumpf. Sie weisen typischerweise Flachböden auf.97 Beim Gefäss Kat. 39 ist eine Ansprache als Topf mit hochsitzendem Bauch nicht gesichert, da auch eine Schale mit S-förmigem Profil infrage kommt.98 Mögliche Vergleichsobjekte für solche Töpfe sind aus Anselfingen-Eulenloch und Oberhallau-Überhürst bekannt, allerdings auch dort in fragmentiertem Zustand und mit teilweise stark ergänztem Profil (Abb. 41).99 Flaschen Bei Flaschen handelt sich um Hochformen mit einem deutlich ausgebildeten Hals und ausbiegendem Rand (Abb. 42). Aus Töpferofen 1 liegt eine Handvoll grossteilig erhaltener Exemplare dieser Gefässform vor (Kat. 40–46). Diese verfügen über einen hohen, zylindrischen Hals und eine verdickte, nach aussen gebogene Randlippe. Am Übergang zwischen Hals und Schulter finden sich regelmässig Rippen. Horizontale und wellenförmige Glättlinien im oberen Teil des Gefässrumpfes sind ebenfalls häufig. Auch wenn die originale Brennatmosphäre dieser Gefässe wegen der Feuerüberprägung nicht mehr bestimmt werden kann, lassen sie sich aufgrund dieser Verzierungen der Gattung GFF zuordnen.100 Soweit feststellbar, handelt es sich bei den meisten dieser Gefässe um bauchige Flaschen; einzig bei der Hochform ohne erhaltenem Rand Kat. 47 könnte es sich um eine schlanke Gefässvariante handeln. Anpassende Böden sind in der Fundstelle nicht vorhanden. Da Töpfe vergleichsweise sel-

Oberhallau

ten auftreten, dürfte die Mehrheit der Hochformböden zu Flaschen gehören. Es ist deshalb davon auszugehen, dass Flaschenböden sowohl mit Standringkehlung (Kat. 47–49, 61) als auch mit Standring (Kat. 50–51) auftreten können. Dies deckt sich mit den Funden aus den Vergleichsfundstellen und dem Umstand, dass diese Bodenformen in der Spätlatènezeit weit verbreitet sind.101 Die einheitliche Hals- und Randausformung der Osterfinger Flaschen ist ungewöhnlich. Soweit sich dies anhand der fragmentierten Siedlungsfunde aus den Vergleichsfundstellen feststellen lässt, weisen die Flaschenhälse in der Regel eine konstante Biegung auf und sind weniger hoch (Abb. 42). Entsprechend selten sind Vergleichsbeispiele.102 An sicher bestimmbaren Flaschen treten Rippen und Glättverzierungen gehäuft auf. Wandscherben von Hochformen, die mit diesen Verzierungselementen geschmückt sind, lassen sich deshalb in der Regel ebenjener Gefässform zuordnen. Tonnen Aus der Fundstelle liegt eine kleine GFF-Tonne mit komplett erhaltenem Profil vor (Kat. 78). Bei dieser Gefässform handelt es sich um eine Hochform, die im Gegensatz zu den Flaschen keinen Hals aufweist und sich zur Gefässöffnung hin verengt. Das Osterfinger Exemplar verfügt über eine feine Randlippe und einen Flachboden, sodass es sich gut mit den Vergleichsstücken aus Altenburg und Oberhallau-Überhürst in Verbindung bringen lässt.103 Reduzierend gebrannte Tonnen sind in der Regel nicht verziert.104 Neben dem Gefäss mit komplettem Profil lässt sich in Osterfingen-Haafpünte lediglich eine einzige weitere Randscherbe dieser Gefässform zuweisen (Kat. 79).

Osterfingen

39

Anselfingen

Abb. 41: Möglicher Topf mit hochsitzendem Bauch aus Osterfingen-Haafpünte und entsprechende Vergleichsfunde aus Anselfingen-Eulenloch (nach Kellner-Depner 2017, Kat. 3) und Oberhallau-Überhürst (nach Wimmer et al. 2018, Kat. 4.6). Die Nummerierung des Osterfinger Fundes entspricht dem Katalog. M. 1:4.

36


Osterfingen

44 40

Oberhallau

Altenburg

Abb. 42: Vergleich der Osterfinger Flaschen mit Oberhallau-Überhürst (nach Wimmer et al. 2018, Kat. 64-65) und Altenburg (Rau 1989, Kat. 307). Die Nummerierung der Osterfinger Funde entspricht dem Katalog. M. 1:4.

37


4.2 Die Keramik aus den Töpferöfen Die Keramik aus den beiden Töpferöfen (Kap. 2.3) wurde von Florian Ter-Nedden im Rahmen einer Masterarbeit an der Universität Zürich ausgewertet.105 Das folgende Kapitel stellt einen Zusammenzug der wichtigsten Ergebnisse hinsichtlich der taphonomischen Überprägung und des typologischen Spektrums dar.

4.2.1 Taphonomische Beobachtungen Während spätlatènezeitliche Keramik im Bruch oft einen «Wechselbrand» aufweist (Kap. 4.1.1.2), zeigt die Feinkeramik aus den Töpferöfen von Osterfingen-Haafpünte in den meisten Fällen eine durchgehend orange-rötliche bis braune Farbe von der Oberfläche bis in den Kern. Zudem fällt bei genauer Betrachtung auf, dass die äusserste Lage der typischerweise geglätteten Oberflächen an vielen Stellen fehlt und dadurch die Magerung haptisch spürbar wird. Zusammen mit vereinzelten Fragmenten, die fleckige Flammen- und Russspuren aufweisen, wird klar, dass diese Fragmente eine regelhafte Hitzeüberprägung aufweisen. Bei der Feinkeramik sind knapp 90% der Gefässe verbrannt, bei der Grobkeramik ungefähr 60%. Dies hat zur Folge, dass bei den meisten Gefässen die ursprüngliche Brennatmosphäre nicht mehr erkennbar ist. Die Gefässfragmente der Feinkeramik aus Ofen 1 sind merklich grösser erhalten als in den übrigen Befunden (Kap. 4.3.1) und erreichen regelmässig die Grösse einer Hand. Sie zeigen mit einem durchschnittlichen Fragmentgewicht von 20,4 g eine rund doppelt so grossteilige Erhaltung auf wie vergleichbare Siedlungsinventare.106 Gleichzeitig lässt sich keines der Gefässe komplett zusammenfügen; lediglich bei einer einzigen Schüssel (Kat. 22) kann ein durchgehendes Profil dokumentiert werden. Im sehr viel kleineren Fundinventar von Ofen 2 beträgt das durchschnittliche Fragmentgewicht nur 8,9 g, sodass die Erhaltung hier merklich schlechter ist. Passscherben finden sich bei beiden Öfen innerhalb derselben Schichten der Ofen- oder Vorgrubenverfüllung. Bei Ofen 1 lassen sich vier Gefässfragmente mit Scherben aus unterschiedlichen Luftkanälen zusammensetzen, drei Passscherbenverbindungen verbinden Luftkanäle und Vorgruben. Von einem Gefäss fanden sich Scherben in beiden Vorgruben, nicht aber in der Ofenverfüllung. Dies legt nahe, dass die Bedienungsgruben und die Ofensubstruktion der einzelnen Öfen im gleichen Vorgang verfüllt wurden. Zwischen den beiden Öfen liessen sich keine Passscherben finden. GFF HGK Ältere Funde Total

RS 238 4

BS 118 8

WS 979 120*

Alles in allem weicht insbesondere in Ofen 1 die Erhaltung der Keramik stark von derjenigen in regulären Siedlungsinventaren ab. Besonders die regelhafte Hitzeüberprägung und die fehlende Oberflächenerhaltung sind ungewöhnlich. Letzteres spricht dafür, dass die Ofenkeramik wiederholt erhitzt und durch die – möglicherweise etwas unstetig verlaufenden – Temperaturänderungen Spannungen auftraten, die zum Ablösen der Oberfläche geführt haben. Das Fehlen von kompletten Gefässen schliesst eine Interpretation als Überrest eines letzten (fehlgeschlagenen) Brennvorgangs aus. Gegen diese Hypothese spricht zudem, dass gleichartig erhaltene Feinkeramik auch in den umliegenden Gruben auftritt (Kap. 4.3.1), sodass diese Erhaltung nicht auf ein einmaliges Ereignis zurückgeführt werden kann. Bemerkenswerterweise konnten vergleichbare Erhaltungszustände auch in Basel-Gasfabrik beobachtet werden.107 Stattdessen fällt die bewusste Auswahl von grossen, eher schwach gewölbten Gefässpartien auf. Es ist deshalb gut vorstellbar, dass es sich bei der Ofenkeramik um Brennhilfen handelt (vgl. Kap. 7.5.3), mit welchen beispielsweise der Heizkanal abgedeckt und das Brenngut vor den Flammen geschützt wurde.108 An diversen Fragmenten liessen sich Produktions- und Brennfehler nachweisen (Kap. 6.2.1 und 6.2.2), sodass diese Gefäs-se als Ausschussware angesprochen werden können.

4.2.2 Spektrum der Gefässformen Aus den beiden Töpferöfen liegen 1528 Scherben mit einem Gesamtgewicht von gut 28 kg vor (siehe Abb. 43). Dabei stammen 1294 Fragmente aus Ofen 1 und 234 Fragmente aus dem Ofen 2. Durch die Passscherbensuche liessen sich daraus 992 Gefässteile bilden, wovon sich 197 anhand von Rand-, Bodenoder verzierten Wandscherben als Gefässindividuen mit bestimmbarer Gefässform ansprechen lassen. Eine Bestimmung von Mindestindividuen ist aufgrund der einheitlichen Formgebung (siehe unten) nicht möglich. Gut 87% der Fragmente und 91% des Gewichts sind der scheibengedrehten, spätlatènezeitlichen Feinkeramik zuzuweisen. Auch anhand der Individuen mit bestimmbarer Gefässform liegt der Anteil in dieser Grössenordnung. Die übrigen Fragmente sind der spätlatènezeitlichen Grobkeramik und verlagerter Keramik älterer Datierung zuzuweisen. Da anhand von unverzierten, grobkeramischen Wandscherben eine genaue Datierung meist nicht möglich ist (Kap. 4.1.1.1), kann der Anteil spätlatènezeitlicher Grobkeramik lediglich anhand der diagnostischen Scherben abgeschätzt werden. Er dürfte in der Grössenordnung von 8% liegen; die kleinteiliger erhaltenen, älteren Funde erreichen ungefähr 4% der Gefässindividuen und nur 1% des Gewichts.

Total 1335 132*

87.4 % 8.6 % 4.0 %

3

3

55*

61*

245

129

1154

1528

Gew. 25.89 kg 2.25 kg*

91.0 % 7.9 %

0.33 kg*

1.2 %

28.45 kg

Gef. 561 63*

Ind. 176 12

89.4 % 6.0 %

43*

9

4.6 %

667

197

Abb. 43: Fundumfang der Keramik aus den beiden spätlatènezeitlichen Töpferöfen. Gef. = Gefässteile, Ind. = Gefässindividuen mit bestimmbarer Gefässform, * = Anhand von Wandscherben ist die Unterscheidung zwischen spätlatènezeitlicher und älterereisenzeitlicher Grobkeramik oft nicht eindeutig möglich, sodass die hier aufgeführten Zahlen als grobe Schätzung zu verstehen sind.

38


4.2.2.1 Die Feinkeramik Durch die regelhafte Feuerüberprägung muss die ursprüngliche Brennatmosphäre der Feinkeramik über typologische Merkmale rekonstruiert werden. Hierbei fällt auf, dass als Verzierungselemente an der Feinkeramik Rippen und Glättmuster nachgewiesen sind, Bemalung hingegen fehlt. Zwar weist Bemalung – die ausschliesslich auf oxidierend gebrannter Keramik, aber auf deren gesamtem Formenspektrum auftritt109 – auf den angegriffenen Oberflächen geringe Erhaltungschancen auf. Dennoch erscheint deren konsequentes Fehlen110 bei der vorliegenden Fundmenge bemerkenswert. Das Verzierungsspektrum spricht deshalb für eine Zuweisung zur Gattung GFF (vgl. Kap. 4.1.2.2). Zudem ist im Formenspektrum eine grosse Anzahl an Schüsseln vorhanden, die in den Vergleichsfundstellen ausschliesslich reduzierend gebrannt wurden.111 Ein weiteres Indiz stellt eine unverbrannte Passscherbe aus einer Bediengrube zum Boden Kat. 47 dar, die eine reduzierend gebrannte Gefässoberfläche aufweist (Abb. 44). Alles in allem liegt somit eine Reihe von Indizien vor, die es erlauben, für die Feinkeramik aus den Töpferöfen eine ursprünglich reduzierende Brennweise zu rekonstruieren. Da die Häufigkeit der Gefässformen anhand der Individuen mit Rand-, Boden- oder verzierten Wandscherben erfasst wurde (Abb. 45), dürften die Schüsseln und Schalen aufgrund ihrer grossen Mündungsdurchmesser resp. der daraus resultierenden grossen Randscherbenanzahl überrepräsentiert sein. Um einen einzelnen Topf mit hochsitzendem Bauch könnte es sich bei Kat. 39 handeln (vgl. Kap. 4.1.2.2). Eine grössere Anzahl an Gefässteilen kann aufgrund der Fragmentierung lediglich als Hochform angesprochen werden. Da von anderen Hochformen nur vereinzelte Ränder sicher nachweisbar sind, dürfte es sich bei den meisten dieser Hochformen um Flaschen handeln. Daraus ergibt sich ein Produktionsspektrum aus drei Fünfteln Schüsseln, einem Fünftel Schalen und einem Fünftel Flaschen sowie möglicherweise vereinzelten Töpfen mit hochsitzendem Bauch. Im Vergleich zu den umliegenden Fundstellen erscheinen die Schüsseln aus den Töpferöfen sehr einheitlich. Einzig in Bezug auf die Mündungsdurchmesser ist eine merkliche Variabilität vorhanden. Die Schüsseln verfügen über einen Flachboden, eine gestreckt ausladende Wandung und einen stark nach innen gebogenen, linsenförmig verdickten Rand. Bemerkenswert ist die ungewöhnlich grosse Wandungsstärke bei gleichzeitig dünnem Boden der Schüsseln Kat. 22 und 35–37. Auch die Schalen mit S-förmigem Profil sind einheitlich geformt (Kap. 4.1.2.2). Die Wandung geht mit einem scharfen Knick in einen vertikalen bis leicht nach innen geneigten, ebenfalls gestreckten Hals über. Der ausgebogene Rand ist leicht verdickt; die Gefässe weisen keine Verzierungen auf. Drei Gefässe weichen von dieser Form leicht ab: Kat. 17 weist am Hals eine leichte Rippe auf, Kat. 18 weist keinen Wandknick sowie einen nach aussen gebogenen Rand auf und Kat. 19 besitzt einen verkürzten Hals. Für alle diese Gefässe sind Vergleichsfunde aus anderen Fundstellen selten (Kap. 4.1.2.2). Die Flaschen aus Ofen 1 weisen zylindrische, vergleichsweise hohe Hälse sowie ausgebogene, leicht verdickte Randlippen auf. Sie sind regelhaft mit Rippen und Glättverzierungen geschmückt.

Abb. 44: Verbrannte und unverbrannte Passfragmente des feinkeramischen Bodens Kat. 47. Nicht massstäblich.

Gefässformen Feinkeramik Gefässformen Feinkeramik 5% 17%

5%

17% Schüssel

Schüssel 1%

19%

19%

Schale

1%

Schale Topf 58%

58%

Topf Hochform Flasche Hochform

Flasche

Abb. 45: Gefässformen der Feinkeramik aus den Töpferöfen. Berücksichtigt wurden alle Gefässindividuen mit bestimmbarer Gefässform und erhaltenen Rand-, Boden- oder verzierten Wandscherben.

Sie erscheinen im Vergleich zu Siedlungsinventaren ebenfalls sehr einheitlich in der Formgebung und finden nur vereinzelte Vergleichsstücke (Kap. 4.1.2.2). Gegenüber den Schüsseln und Schalen aus den Töpferöfen zeigen sie aber eine variantenreichere Formgebung, was ihr Fassungsvermögen und die Kombination der Verzierungselemente betrifft. Die Mehrheit der 35 Flachböden ist den Schüsseln zuzurechnen (Kat. 32–38), auch wenn in einigen Fällen die Rekonstruktion einer Breitform nicht gesichert ist. 23 Böden weisen eine Standringkehlung auf (Kat. 47–49, 61). Sie gehören mehrheitlich zu Hochformen, treten aber auch bei Schalen auf. Ausschliesslich bei Hochformen sind Standringe zu beobachten (Kat. 50–51). Mit fünf Nachweisen sind sie aber vergleichsweise selten. Abgesehen von fehlenden Flaschenrändern in Ofen 2 liessen sich in beiden Ofenverfüllungen dieselben Gefässformen nachweisen; die Formenspektren der beiden Töpferöfen sind weitgehend identisch. Dabei sind die Rand- und Halspartien inner-

39


halb der jeweiligen Gefässformen ungewöhnlich einheitlich ausgeführt. Es bestehen lediglich Variationen in der Gefässgrösse. Eine vergleichbare Einheitlichkeit des Formenspektrums lässt sich auch in zwei nebeneinanderliegenden Töpferöfen aus BaselGasfabrik feststellen.112 Neben der einheitlichen Formgebung fällt gegenüber regulären Siedlungsinventaren (vgl. Kap. 4.4) das Fehlen von bemalter Feinkeramik (RFK) sowie von gewissen Gefässformen (z.B. Tonnen) auf. Auch geochemisch (vgl. Kap. 4.2.3.3) und haptisch erscheint die Feinkeramik aus den Öfen weitgehend uniform. Diese Beobachtungen untermauern die Hypothese, wonach es sich bei diesen Gefässen um reduzierend gebrannte Feinkeramik des Osterfinger Töpfereistandorts und somit um lokal hergestellte Produkte handelt (vgl. Kap. 8). Diese liegen in Form von aus­ gesuchten Gefässpartien vor, die zumindest teilweise von Ausschussware stammen (Kap. 6.2.3) und als Brennhilfen wiederverwendet wurden (Kap. 7.5.3). Durch zu hohe Brenn­temperaturen entstandene Verformungen oder Blasenbildungen sind allerdings selten. Nicht aus dem Töpfereikontext stammen dürften hingegen gewisse Einzelstücke wie beispielsweise die grobkeramischen Gefässe (Kap. 4.2.2.2). Vermutlich widerspiegelt die vorliegende Keramik nur wenige Brennereignisse; auch wenn keine Passscherbenverbindungen nachgewiesen werden konnten, stehen sich die beiden Ofenverfüllungen aus typologischer Sicht sehr nahe.

4.2.2.2 Grobkeramik und ältere Funde Neben der Feinkeramik tritt in den Öfen ein geringer Anteil an spätlatènezeitlicher Grobkeramik auf. Da unter dem Fundmaterial zusätzlich ältere Funde auftreten, unterliegt die Datierung der Einzelstücke denselben Unsicherheiten wie den Funden aus den umliegenden Gruben (vgl. Kap. 4.1.1.1). Als zusätzliches Datierungsindiz kann eine der Feinkeramik ähnliche taphonomische Überprägung dienen (gleichmässige Hitzeüberprägung und grossteilige Erhaltung). Diese Überprägung findet sich insbesondere bei zwei Topfböden mit auffällig grossem Durchmesser113 und dem grobkeramischen Topf Kat. 53, welcher einen überdrehten Rand und auf der Schulter angebrachte Fingereindrücke ausweist. Dieser Topf findet eine typologisch verblüffend gute Entsprechung in Oberhallau-Überhürst und kann makroskopisch derselben Ware «GK3» (Kap. 4.1.1.1) zugeordnet werden.114 Auch geochemisch sind sich die beiden Funde sehr ähnlich (Kap. 4.2.3.6). Eine identische Datierung ist dennoch nicht zwingend. Unter den übrigen vier Topfindividuen weist Kat. 54 einen hohen, stark nach aussen gebogenen Rand auf. Einige dieser Gefässe weisen eine kalkhaltige, teilweise Fossilien (Schalenfragmente?) beinhaltende Magerung auf;115 selten sind zudem die roten Körner der Ware GK3 (Kap. 4.1.1.1) zu beobachten. Zwei Wandscherben mit Kammstrich sind ebenfalls der spätlatènezeitlichen Grobkeramik zuzuweisen (Kat. 62–63). Zwei kleinteilig erhaltene Schüsseln datieren ebenfalls spätlatènezeitlich.116 In der Spätlatènezeit dürfte Grobkeramik in der Regel nicht in Töpferöfen, sondern im Grubenbrand gebrannt worden sein.117 Auch wenn Ausnahmen denkbar sind, ist davon auszugehen,

dass die grobkeramischen Funde nicht in den Osterfinger Töpferöfen hergestellt wurden. Stattdessen dürfte es sich um ausgesuchte Siedlungsabfälle handeln, die beispielsweise als Brennhilfen in den Ofenkontext gelangt sind. Für Letzteres spricht ihre der Feinkeramik ähnliche Hitzeüberprägung (siehe oben). Zu den verlagerten Funden aus älteren Epochen gehören zwei bronzezeitliche Gefässe sowie zwei hallstattzeitliche Schalen mit leicht einziehendem Rand, eine kerbreihenverzierte Topfschulter, zwei grob gemagerte Topfböden und der Trichter Kat. 64.118

4.2.3 Geochemische Keramikunterschungen Geochemische Untersuchungen vermögen einen Beitrag zur Rohstoff- und Herkunftsbestimmung von Keramik zu leisten. In Töpfereikontexten bieten sie deshalb ein vielversprechendes Aussagepotenzial.119 Aus der nahe gelegenen Siedlung Oberhallau-Überhürst liegt bereits eine geochemische Untersuchung von Siedlungskeramik ähnlicher Zeitstellung vor.120 Ein Vergleich mit den dortigen Messergebnissen ermöglicht einen Einblick in die kleinräumige, spätlatènezeitliche Keramikdistribution. Die Feinkeramik aus den Töpferöfen kann ferner als geochemische Referenzgruppe für zukünftige Untersuchungen dienen. Zu diesem Zweck wurden gesamthaft 33 Keramikproben untersucht. Sie stammen zum grössten Teil von gezeichneten Gefässen aus dem Töpferöfen 1 (Abb. 46). Der Fokus auf diesen Befundkontext wurde gewählt, weil für die dort aufgefundene Feinkeramik die Hypothese einer lokalen Herstellung bestand (Kap. 4.2.2.1). Gefässe der Feinkammstrichware (FKSW) und der Grobkeramik (HGK) wurden nur vereinzelt beprobt. Die Messwerte werden als Online-Anhang bereitgestellt.121

Anzahl Proben

GFF Ofen 1

FKSW (Weg Pos. 599)

HGK (Ofen 1 und Weg Pos. 599)

Total

29

2

2

33

Abb. 46: Probenumfang der geochemischen Keramikanalysen.

4.2.3.1 Methodik Die geochemischen Untersuchungen wurden mit dem vergleichsweise jungen Verfahren der portablen Röntgenfluoreszenzanalyse (p-ED-RFA) durchgeführt.122 Gegenüber den stationären Verfahren besitzt es den Vorteil, kostengünstig in kurzer Zeit grössere Probenserien untersuchen zu können, wenngleich geringe Abstriche bei der Messpräzision und den detektierbaren Elementen zu nennen sind.123 Für die vorliegenden Analysen wurde dasselbe Messgerät und -prozedere verwendet wie für die Keramik von Oberhallau-Überhürst, sodass die Vergleichbarkeit der beiden Messserien gegeben ist.124 Eine ausführliche Beschreibung der Messmethode und der statistischen Auswertungsverfahren erfolgten bereits an anderer Stelle.125 Die Probenaufbereitung wurde durch das Erzeugen eines frischen Bruchs mit einer Zange vorgenommen. Um die negativen Auswirkungen der unebenen Messstellen zu reduzieren, wurden beide Messserien nachträglich einer Feinkalibration nach Stapfer et al. unterzogen.126

40


4.2.3.2 Effekte der Bodenlagerung

werden.133 Das öfter von Bodenlagerungseffekten betroffene Magnesiumoxid (MgO) zeigt hingegen keine Auffälligkeiten. Obwohl bei Kalk ebenfalls starke Bodenlagerungseffekte zu vermuten sind,134 hat weder der saure Boden von Oberhallau diesen übermässig stark ausgelöst noch ist im kalkreichen Osterfingen eine Anreicherung zu beobachten – zumindest nicht bei der kaum porösen, kalkarmen Feinkeramik. Dies legen zumindest die geochemischen Resultate nahe (Abb. 47). Allerdings können gekoppelt an hohe Phosphatkonzentrationen karbonatisch-phosphatische An- und Einlagerungen entstehen, die möglicherweise trotz des sauren Bodens in Oberhallau zu einer Zunahme des Kalkgehalts führen könnten.135 Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Elemente Phosphorpentoxid (P2O5), Cl und S stark von Kontamination betroffen sind. Bei MnO und Ba ist dies ebenfalls zu vermuten, möglicherweise aber in einem geringeren Ausmass. Nicht zu klären ist anhand der vorliegenden Daten, ob und in welchem Mass zusätzlich Kalziumoxid (CaO), MgO, Cr und V von Bodenlagerungseffekten betroffen sind. Sicherheitshalber sind all diese Elemente vom geochemischen Vergleich der Feinkeramik aus den beiden Fundstellen auszuschliessen. Dennoch zeigen diese Beobachtungen, dass die Feinkeramik aus den Töpferöfen von Osterfingen nur in sehr geringem Mass von Kontamination beeinträchtigt ist. Dies macht die vorliegenden Messdaten zu einer wertvollen, nur in geringem Mass von Bodenlagerungseffekten betroffenen Referenzgruppe für künftige geochemische Keramikuntersuchungen.

0.5

10

Obwohl in Bezug auf die Messmethodik die Vergleichbarkeit mit Oberhallau-Überhürst gegeben ist, können sich aufgrund der unterschiedlichen Bodenlagerung taphonomisch zu erklärende Abweichungen ergeben.127 Solche «Kontaminationen» werden beispielsweise durch das Einsickern von Dünger oder das Auslösen von Kalk in saurem Boden verursacht. In Oberhallau-Überhürst dürfte das Bodenmilieu sauer sein, was sich an der schlechten Erhaltung der Tierknochen zeigt.128 Durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung ist ein hoher Düngereintrag anzunehmen. Im Gegensatz dazu ist der Boden in Osterfingen-Haafpünte stark kalkhaltig.129 Das Areal wurde bis zur Grabung als Weide genutzt, sodass mit einem geringeren Düngereintrag zu rechnen ist. Die Unterschiede in der Bodenchemie lassen sich an den geochemischen Messwerten der Feinkeramik gut nachvollziehen. So liegen die Phosphorgehalte in Oberhallau 4- bis 30-mal höher als der Grenzwert für nicht kontaminierte Proben von 0,5 Gew.-%, während die Konzentrationen in Osterfingen maximal 0,97 Gew.-% erreichen (Abb. 47).130 Ähnliches gilt für Chlor (Cl) und Schwefel (S), welche in Osterfingen meist in nicht messbarer Konzentration auftreten.131 In geringerem Mass stehen auch Barium (Ba) und Manganoxid (MnO) im Verdacht, sich im Boden mobil zu verhalten.132 Erstaunlicherweise kann bei Chrom (Cr) und Vanadium (V) ebenfalls eine verstärkte Streuung in Oberhallau festgestellt werden, obwohl diese Elemente üblicherweise nicht mit Kontamination in Verbindung gebracht

Oberhallau

0.3

MnO (Gew%)

0.1

0.2

6 4

0.0

2 0

P2O5 (Gew%)

8

0.4

Osterfingen

0.8

1.0

1.2

1.4

CaO (Gew%)

1.6

1.8

2.0

200

400

600

800

1000

Ba (ppm)

Abb. 47: Vergleich der oft durch Bodenlagerungseffekte betroffenen Elemente Phosphoroxid (P2O5) und Kalk (CaO) sowie der möglicherweise betroffenen Elemente Manganoxid (MnO) und Barium (Ba) zwischen den Fundstellen Oberhallau-Überhürst und Osterfingen-Haafpünte.

41


Pb

Zr

As

MgO

Fe2O3

SiO2 Sr

0

PC2 (21%)

Rb

V

TiO2

Al2O3

Cr

MnO CaO

−2

Zn

K2O

Ba

−6

−4

−2

0

2

PC1 (30%) Abb. 48: Hauptkomponentenanalyse (PCA) der Feinkeramik aus OsterfingenHaafpünte. Abgesehen von den beiden Proben der Feinkammstrichware (FKSW) stammen alle beprobten Gefässe aus dem Töpferofen 1. Die ersten beiden Hauptkomponenten erklären 51% der Varianz. Die dritte Hauptkomponente zeigt mit 19% ebenfalls einen hohen Varianzanteil. Sie wiedergibt aber keine interpretierbaren Resultate. Die roten Pfeile geben Faktor und Richtung wieder, mit denen die PCA die einzelnen Elemente gewichtet.

Abb. 49: Hauptkomponentenanalyse (links) und CaO-SiO2-Diagramm (rechts) der Feinkeramik aus den Töpfereibetrieben von Osterfingen-Haafpünte, Sissach-Brühl und Houssen-Am Ostheimerweg (F).

Houssen Osterfingen Sissach

SiO2 (Gew%)

68

2 1

66

0 −1 −2

PC2 (28.2 %)

70

3

72

Houssen Osterfingen Sissach

4

Nb

−4

Die 29 beprobten feinkeramischen Gefässe aus Ofen 1, für welche eine lokale Herstellung angenommen wird, zeigen aus geochemischer Sicht ein einheitliches Bild. In der Hauptkomponentenanalyse (principal component analysis, PCA) lassen sich keine Differenzen zwischen den verschiedenen Gefässformen feststellen (Abb. 48). Dies deutet darauf hin, dass für die Herstellung aller beprobten Gefässe dieselben Rohmaterialquellen verwendet wurden. Die Homogenität der Osterfinger Keramikproduktion lässt sich mit anderen spätlatènezeitlichen Töpfereistandorten vergleichen. So liegen von Sissach-Brühl BL136 und Houssen-Am Ostheimerweg (F)137 im Elsass geochemische Vergleichsdaten vor. Bezüglich der Kalibration dieser Messdaten mit dem hier verwendeten Messgerät wird auf die Vorarbeit von Corina Gottardi zurückgegriffen.138 Aufgrund dieser notwendigen Kalibration steht ein reduzierter Satz an chemischen Elementen zur Verfügung.139 Bei allen drei Fundstellen kann eine lokale Herstellung der Feinkeramik angenommen werden. Die Keramik aus den drei Töpfereibetrieben unterscheidet sich anhand der Hauptkomponentenanalyse geochemisch stark voneinander (Abb. 49, links). Dies lässt darauf schliessen, dass – wie zu erwarten – unterschiedliche Rohmaterialien Verwendung gefunden haben. Die Produktion von Sissach erscheint dabei vergleichsweise heterogen. Im Wesentlichen lässt sich das auf erhöhte Kalkanteile von mehr als 2 Gew.-% CaO zurückführen, die ein Teil der dortigen Keramik aufweist (Abb. 49, rechts). Dies zeigt, dass in Sissach-Brühl unterschiedliche Rohmaterialien resp. Tonrezepturen verwendet wurden. Möglicherweise lässt sich dies mit einer grösseren zeitliche Tiefe der zwölf Öfen umfassenden Fundstelle oder mehreren involvierten Töpfereibetrieben erklären. Im Gegensatz dazu weist die Keramik aus Houssen-Am Ostheimerweg eine mit Osterfingen vergleichbare Einheitlichkeit auf. Dies bedeutet, dass die Keramik aus Osterfingen auch im fundstellenübergreifenden Vergleich als geschlossene Produktionseinheit gelten darf. Dies untermauert

Hochform Schale Schüssel FKSW-Topf

2

4

4.2.3.3 Die Feinkeramik aus Töpferofen 1

42 −4

−2

0

PC1 (42.1 %)

2

1

2

3

CaO (Gew%)

4

5


Oberhallau GFF1 GFF4 übrige Feinkeramik

4

Im Siedlungsmaterial von Oberhallau-Überhürst konnten zwei feinkeramische Produktionsserien unterschieden werden.142 Der Vergleich mit Osterfingen-Haafpünte erfolgt anhand der beiden daraus gebildeten Referenzgruppen, wobei von den zugehörigen Waren GFF1 (mineralische Feinsandmagerung) und GFF4 (schwächer gemagert, «tonig») jeweils die geochemischen Ausreisser ausgeschlossen wurden.143 Der Vergleich mit der Osterfinger Feinkeramik erfolgt mithilfe einer Hauptkomponentenanalyse – unter Auslassung aller in Oberhallau nachweislich oder möglicherweise durch Bodenlagerungseffekte betroffenen Elemente (vgl. Kap. 4.2.3.2). Die Feinkeramik aus den beiden Fundstellen grenzt sich geochemisch klar voneinander ab (Abb. 50). Dafür verantwortlich sind im Wesentlichen die Elemente Niob (Nb), Strontium (Sr), Arsen (As) und Zink (Zn).144 Damit lässt sich die Oberhallauer Ware GFF1 – trotz makroskopischer Ähnlichkeit – nicht mit der Osterfinger Produktion gleichsetzen. Dies wird geochemisch durch einen höheren SiO2- und einen geringeren Al2O3-Gehalt der Osterfinger Keramik klar unterstrichen. Es kann deshalb als gesichert gelten, dass die Keramik aus Osterfingen trotz der geringen Distanz von 4 km (Luftlinie) nicht nach Oberhallau gelangt ist. Naheliegenderweise ist dies damit zu begründen, dass der Graben Str. 30 von Oberhallau einige Jahrzehnte älter datieren dürfte als die Töpferöfen von Osterfingen (vgl. Kap. 5). Der Vergleich zwischen den Fundstellen zeigt aber auch, dass die Keramik aus den Töpferöfen geochemisch um einiges einheitlicher ist als die Keramik aus dem Siedlungskontext:145 Während die Ware GFF4 – abgesehen von einigen Ausreissern – eine ähnliche Einheitlichkeit aufweist wie die Töpferofenkeramik, ist die Ware GFF1 merklich heterogener.

Osterfingen GFF Töpferofen 1 FKSW

Zr

2

4.2.3.5 Vergleich mit der Siedlungskeramik von OberhallauÜberhürst

PC2 (17.3 %)

Zusätzlich wurden zwei Wandscherben der Feinkammstrichware (FKSW) aus dem Weg Pos. 599 beprobt. Die zugehörigen Proben liegen in der Hauptkomponentenanalyse klar abseits von der Feinkeramik aus Ofen 1 (Abb. 48). Dies lässt sich anhand einer höheren Aluminiumoxid(Al2O3)- und einer tieferen Siliziumdioxid (SiO2)-Konzentration nachvollziehen, was einen höheren Tonanteil vermuten lässt.141 Die Feinkammstrichproben grenzen sich zusätzlich durch die Elemente Manganoxid (MnO), Kaliumoxid (K2O), Zirkonium (Zr) und Zink (Zn) von der Feinkeramik aus dem Töpferofen ab. Es kann deshalb als erwiesen betrachtet werden, dass die Feinkammstrichware aus einer anderen Produktion stammt. Eine ortsfremde Herstellung dieser Gefässe erscheint zwar wahrscheinlich, kann aber aufgrund der kleinräumigen Geologie im Umfeld von Osterfingen und fehlender Vergleichsdaten nicht mit Sicherheit festgestellt werden.

Die Osterfinger Grobkeramik wurde lediglich exemplarisch anhand von zwei Gefässindividuen, die makroskopisch der Ware GK3 aus Oberhallau sehr ähnlich sehen (Kap. 4.1.1.1), untersucht. Probe 36 (Kat. 53) stammt aus Ofen 1; Probe 81 (Kat. 7) wurde aus dem Weg Pos. 599 geborgen (Kap. 2.4). Die beiden Gefässe aus Osterfingen grenzen sich in der Hauptkomponentenanalyse klar von der lokalen Grobkeramik aus Oberhallau ab (Abb. 51). Sie liegen stattdessen im Umfeld der in Oberhallau nicht lokal hergestellten Ware GK3, wenn auch leicht randlich. Dies lässt sich insbesondere anhand der Hauptelemente Titanoxid (TiO2) und Kaliumoxid (K2O), aber auch anhand der Spurenelemente Zirkonium (Zr) und Rubidium (Rb) nachvollziehen.146 Die leicht randliche Lage ist auf eine vergleichsweise tiefe Konzentration von Nb zurückzuführen. Ferner sind grosse Unterschiede bei den Elementen Ba, Cr und V auszumachen, die hier aufgrund möglicher Bodenlagerungseffekte ausgeklammert worden sind (Kap. 4.2.3.2). Alles in allem ergeben sich neben den makroskopischen und typologischen Parallelen (Kap. 4.2.2.2) auch aus geochemischer Sicht überzeugende Argumente für eine Zuweisung der beiden Osterfinger Gefässe zur Oberhallauer Ware GK3. Insbesondere aufgrund der geringen Abweichungen bei Nb und der unsicheren Beurteilung der möglicherweise von Bodenlagerungseffekten betroffenen Spurenelemente ist eine exakt identische Herkunft – möglicherweise aufgrund der leicht abweichenden Datierung (Kap. 5) – allerdings nicht zu beweisen. Zumindest eine Herkunft aus einem Produktionsumfeld, das vergleichbare Rohstoffe verwendet, kann als gesichert gelten.147

TiO2

Nb Sr

As

Fe2O3 SiO2

0

4.2.3.4 Feinkammstrichware

4.2.3.6 Die Grobkeramik

Al2O3

Zn

Pb

−2

die lokale Herstellung der Osterfinger Ofenkeramik (vgl. Kap. 8) und macht die 29 untersuchten Gefässe zu einer geochemischen Referenzgruppe für ebendiese Produktion geltend.140

Rb K2O

−6

−4

−2

0

2

PC1 (51.4 %)

Abb. 50: Hauptkomponentenanalyse der Feinkeramik aus Osterfingen-Haafpünte und Oberhallau-Überhürst. Alle von Bodenlagerungseffekten betroffenen Elemente wurden ausgeschlossen. Die ersten beiden Hauptkomponenten widerspiegeln 68,7% der Varianz. Die roten Pfeile geben Faktor und Richtung wieder, mit denen die PCA die einzelnen Elemente gewichtet.

43


4.2.3.7 Fazit zu den geochemischen Untersuchungen

6

5

Die Methode der portablen Röntgenfluoreszenzanalyse macht mit einem geringen Aufwand geochemische Daten zugänglich, die die makroskopische und typologische Beurteilung der Keramik zu ergänzen vermögen. So kann bei der Feinkeramik aus den Töpferöfen die Verwendung einheitlicher Rohmaterialien aufgezeigt werden. Diese Feinkeramik steht für zukünftige Provenienzuntersuchungen als vergleichsweise kaum durch die Bodenlagerung kontaminierte Referenzgruppe zur Verfügung. Bei der Grobkeramik scheint sich für den Klettgau zu bestätigen, dass Gefässe von gewisser Qualität in der Spätlatènezeit regelhaft verhandelt wurden; dies konnte auch für die Nordwestschweiz gezeigt werden.148 Anhand der kleinen Messserie zur Keramik von Osterfingen ist dasselbe auch für die Feinkammstrichware in Betracht zu ziehen.

3

2

Nb Al2O3 Fe2O3

0

SiO2

Zn

Rb

Osterfingen Grobkeramik −8

−6

As

1

−2

Oberhallau GK3 übrige Grobkeramik

2

K2O Pb

−4

PC2 (20.9 %)

Zr

K2O (Gew%)

4

4

TiO2

Sr

−4

−2

PC1 (36.6 %)

0

2

4

1.0

1.5

2.0

2.5

3.0

TiO2 (Gew%)

Abb. 51: Hauptkomponentenanalyse und TiO2-K2O-Punktediagramm der Grobkeramik aus Oberhallau-Überhürst und der beiden Grobkeramikgefässe aus Osterfingen-Haafpünte. Alle von Bodenlagerungseffekten betroffenen Elemente wurden ausgeschlossen. Die ersten beiden Hauptkomponenten widerspiegeln 57,5% der Varianz. Die roten Pfeile geben Faktor und Richtung wieder, mit denen die PCA die einzelnen Elemente gewichtet.

44


4.3 Die Keramik aus den Gruben und Wegen Im Folgenden wird der Fokus auf eine Reihe von spätlatènezeitlichen Gruben und Wegen gelegt (Kap. 2.2 und 2.4). Die keramischen Funde gleicher Zeitstellung aus dem Schichtpaket Pos. 764/790 werden aufgrund des fehlenden Befundkontextes nicht berücksichtigt. 18 dieser Befunde weisen Fundinventare mit typologisch bestimmbaren Gefässindividuen auf (Abb. 52). Die Vermischung mit älteren Funden ist regelhaft und kann in gewissen Fällen sehr stark sein (z.B. Gruben Pos. 279 oder Pos. 795). Lediglich 10 dieser Fundinventare beinhalten mehr als fünf spätlatènezeitliche Gefässindividuen. Über grössere spätlatènezeitliche Fundinventare verfügen lediglich die Gruben Pos. 46, 77, 164 und 425 sowie die Wege Pos. 595 und 599.

diesen Gruben und Wegen angegriffene Oberflächen. Gegenüber den Töpferöfen weisen sie in vielen Fällen nochmals eine merklich schlechte Erhaltung auf. Dies zeigt sich auch bei der Fragmentierung, die besonders in den Wegen und in der Grube Pos. 46 sehr stark ist. Zwischen den einzelnen Befunden konnten keine Passscherben beobachtet werden. Diese taphonomischen Beobachtungen zeigen, dass die spätlatènezeitlichen Funde aus den berücksichtigten Befunden zwar mit den Töpferöfen in einem Zusammenhang stehen und zumindest teilweise in diesen hergestellt wurden (vgl. Kap. 4.2.2.1). Im Gegensatz zur Keramik aus Töpferofen 1 wurden sie aber stärker überprägt; vermutlich wurden sie nicht in einem geschützten Milieu abgelagert und deshalb im Rahmen anthropogener Aktivitäten mehrfach umgelagert sowie mechanischen Belastungen ausgesetzt.149

Hitzeüberprägung Feinkeramik

100%

4.3.1 Taphonomische Beobachtungen Im Gegensatz zur Keramik aus den Töpferöfen (Kap. 4.2.1) finden sich in den Gruben und Wegen regelmässig unverbrannte Keramikfragmente, die eine reduzierend gebrannte Oberfläche und im Bruch einen Wechselbrand zeigen. Dennoch weist auch hier ein beträchtlicher Teil der Feinkeramik eine Hitzeüberprägung auf. Deren Häufigkeit liegt je nach Befund zwischen 28 und 85%; im Durchschnitt sind drei Fünftel der Gefässindividuen betroffen (Abb. 53). Die tiefsten Werte weisen die Wege Pos. 874, 595 und 599 auf. Die hitzeüberprägte Feinkeramik zeigt auch in

Befund

SBZ

Grube Pos. 46 Weg Pos. 599

2 1

Grube Pos. 77 Weg Pos. 595 Grube Pos. 164 Weg Pos. 874 Grube Pos. 425 Grube Pos. 504 Grube Pos. 841 Grube Pos. 797 Grube Pos. 279 Grube Pos. 795 Grube Pos. 1202 Grube Pos. 1048 Grube Pos. 234 Grube Pos. 578 Grube Pos. 772 Grube Pos. 174 Total

2 1 3 1 1 11

HA / FLT 5 13

2 3 3 6 3 2 2 4 10 4 1 2 1 1 1 63 24.8%

Eisenzeit unbest. 9 9 3 4 5 4 3 5 1 6 3 1 1 54 18.1%

RFK 1 1

80% 60% 40% 20% 0%

046 077 599 425 164 595 (n=54) (n=21) (n=17) (n=13) (n=11) (n=10)

841 (n=8)

874 (n=7)

504 (n=7)

Abb. 53: Häufigkeit von Hitzeüberprägung an der Feinkeramik aus spätlatènezeitlichen Befunden mit mindestens fünf Gefässindividuen.

Spätlatènezeit GFF Feinker. unbest. HMK 36 9 14 4 1 (3x FKSW) 16 5 6 2 4 7 4 3 3 9 3 3 2 1 7 1 3 2 2 1 1* 1* 2* 2 1 1 1 114 37 6

HGK 2 4

tot.SLT 47 23

2 1 1 1 1 12

21 14 12 7 12 7 8 6 2 2 2 2 2 1 1 1 170 57%

0.3%

38.3%

12.4%

2.0%

4.0%

0.6%

67.1%

21.8%

3.5%

7.1%

Gesamt tot. 63 46 26 23x§ 21 20 18 14 11 10 19 9 5 4 3 2 2 2 298

Abb. 52: Anzahl der Gefässindividuen aus spätlatènezeitlichen Gruben und Wegen (vgl. Abb. 4). Nicht aufgeführt sind Befunde, die alleine aufgrund von Wandscherben datiert wurden. * = sekundär verbrannte Keramik aus Töpferofenkontext (nur bei Inventaren mit weniger als 3 spätlatènezeitlichen Gefässen angegeben).

45


4.3.2 Spektrum der spätlatènezeitlichen Gefässkeramik Innerhalb der spätlatènezeitlichen Keramik dominiert die Feinkeramik mit 90% der Gefässindividuen (Abb. 52), was einen ungewöhnlich hohen Anteil darstellt (Kap. 4.4). Bemalte, oxidierend gebrannte Feinkeramik (RFK) ist nur mit einer Wandscherbe nachgewiesen und findet auch ausserhalb der untersuchten Befunde lediglich einen weiteren Nachweis.150 Die überwiegende Mehrheit der Feinkeramik lässt sich trotz der regelhaften Hitzeüberprägung eindeutig der Gattung GFF zuweisen, sodass auch die unbestimmbare Feinkeramik in den meisten Fällen ursprünglich reduzierend gebrannt gewesen sein dürfte. Aus dem Weg Pos. 599 – wie auch dem Schichtpaket Pos. 764/790 – liegt der Nachweis von Feinkammstrichware (Kap. 4.1.1.2) vor. Die grobe und mittelfeine, handaufgebaute Keramik (HMK und HGK) erreicht einen Anteil von 10%. Dieser Anteil ist als Minimalwert zu verstehen, da eine Reihe grobkeramischer Gefässe nicht zweifelsfrei der Spätlatènezeit zugewiesen werden können. Aus Osterfingen-Haafpünte sind keine Amphorenfragmente bekannt, wie sie als Einzelstücke aus benachbarten Fundstellen ähnlicher Grösse und Zeitstellung nachgewiesen sind.151

4.3.2.1 Die Grobkeramik Die spätlatènezeitlich datierenden Grobkeramiktöpfe lassen sich durch vier überdrehte Ränder, drei Flachböden und drei Wandscherben mit Kammstrich fassen. Kat. 83 verfügt über einen leicht ausladenden Rand mit schwach verdicktem Abschluss und diagonalen Kammeindrücken auf der Schulter. Der Scherben gleicht der Ware GK7 von Oberhallau-Überhürst.152 Auch Kat. 85 verfügt über eine verzierte Gefässschulter. Dort handelt es sich um rechteckige Stempeleindrücke, unterhalb derer der flächige Kammstrich einsetzt. Wie der Boden Kat. 7 könnte dieses Gefäss der Oberhallauer Ware GK3 angehören (Kap. 4.1.1.1). Erwähnenswert ist zudem eine kammstrichverzierte Wandscherbe, da sie einen Scherben mit groben Poren, ähnlich der Ware GK1 von Oberhallau-Überhürst, aufweist.153 Seltener treten mit drei Gefässindividuen gesichert spätlatènezeitlich datierende Schüsseln auf. Neben einem Flachboden154 liegen lediglich zwei Ränder vor. Die Verdickung von Rand Kat. 4 wurde durch ein innenseitiges Abstreichen geformt. Bei der mittelfein gemagerten Schüssel Kat. 81 biegt ein kurzer Rand stark nach innen. Die geringe Anzahl an spätlatènezeitlichen Schüsseln dürfte im Wesentlichen der problematischen Datierbarkeit dieser Gefässform geschuldet sein (Kap. 4.1.2.1). So erreichen die Schüsseln unter Einbezug der nur unpräzise der Latène- oder Eisenzeit zuweisbaren Gefässindividuen einen Anteil von rund 40% der Grobkeramik, wie er in Siedlungsinventaren üblicherweise zu beobachten ist.155 Ebenfalls der Grobkeramik zuzuweisen ist der durchlochte Rundel Kat. 89.

4.3.2.2 Die Feinkeramik Bei zwei Dutzend der 153 feinkeramischen Gefässindividuen handelt es sich um stark fragmentierte Böden oder verzierte Wandscherben, bei denen sich die Gefässform nicht bestimmen lässt. Unter den 60 GFF-Schüsseln verfügen zwei Drittel der Ränder über eine Verdickung und sind dem Typ Sü66 zuzurechnen. Sie lassen sich gut mit den Schüsseln aus den Töpferöfen vergleichen. Gut zwei Dutzend weitere Schüsselränder sind nach innen geknickt oder unterschiedlich stark eingebogen, verfügen aber über keine Verdickung.156 Sie finden i n d en T öpferöfen keine direkten Entsprechungen (Kap. 4.2.2.1), weisen aber ebenfalls regelhaft Hitzeüberprägung auf. Aufgrund der stärkeren Fragmentierung ist der Schulterbereich der 24 Schalen in den meisten Fällen nicht erhalten, weshalb der Typ nicht mit Sicherheit bestimmt werden kann. Bei mindestens sechs Gefässen handelt es sich um die charakteristischen «Knickwandschalen», wie sie in den Töpferöfen auftreten. Aufgrund einer geschwungeneren Rand-Hals-Partie sind bei drei Gefässen andersartige Schulterformen zu erwarten, wie sie etwa aus den Vergleichsfundstellen bekannt sind (Kap. 4.1.2.2). Bei einer Schale gelingt der Nachweis von Glättverzierung, von einer zweiten ist eine Rippe erhalten. Auch bei den Flaschen erschwert die stärkere Fragmentierung die typologische Beschreibung der Gefässe. Acht Ränder lassen sich dieser Gefässform zuweisen. Ob sie allerdings dieselben zylindrischen Halsformen wie die Flaschen aus den Töpferöfen aufweisen, kann nicht beurteilt werden. Auch anpassende Wandscherben mit Verzierung fehlen. Bei einer Wandscherbe157 könnte es sich aufgrund eines leichten Wandknicks um eine doppelkonische Flasche handeln. 30 Gefässindividuen lassen sich über Boden- oder verzierte Wandscherben lediglich unspezifisch den Hochformen zuordnen. Da unter den Rändern die Flaschen das Spektrum der Hochformen dominierten, dürften diese Boden- und Wandscherben zur überwiegenden Mehrheit dieser Gefässform zuzuweisen sein. Sieben Wandscherben weisen Rippen oder Wülste auf, sechs Exemplare eine Glättverzierung in Form von horizontal oder wellenförmig umlaufenden Linien. Ein Einzelstück158 zeigt eingeglättete Rhomben mit darunterliegenden Wellenlinien und stellt möglicherweise eine Entsprechung zur schlechter erhaltenen Verzierung der Flasche Kat. 43 dar (Kap. 6.3.1.3). Den Töpfen der Feinkammstrichware ist der Rand Kat. 1 mit feiner Lippe aus dem Weg Pos. 599 zuzuweisen. Aus demselben Befund stammen zudem zwei Wandscherben mit Feinkammstrich (Kat. 2–3). Ein weiterer FKSW-Topfrand liegt aus dem Schichtpaket Pos. 764/790 vor (Kat. 77). Als Einzelstück liegt aus der Grube Pos. 77 eine Tonne vor. Das kleine Gefäss Kat. 78 ist rund zur Hälfte erhalten und verfügt über eine für diese Gefässform typische, feine Randlippe und einen Flachboden. Da das Gefäss keine Hitzeüberprägung aufweist und der Scherben makroskopisch von der restlichen Keramik abweicht, dürfte dieses Gefäss nicht im untersuchten Töpfereibetrieb hergestellt worden sein. 159 46


Böden Mit Ausnahme der Tonne Kat. 77 sind alle 22 Flachböden den Schüsseln zuzuweisen (vgl. Kap. 4.2.2.1). Drei dieser Böden weisen ungewöhnlich dickwandige Wandungsansätze auf; es dürfte sich um Produktionsausschuss handeln.160 Über eine Standringkehlung verfügen weitere 19 Böden, die von Hochformen und Schalen stammen. Bei einem kleinteilig erhaltenen Fragment dürfte es sich um die Bodenplatte eines Standringbodens handeln.161

FK unbest.

Im Folgenden werden die Keramikinventare der Töpferöfen mit denjenigen der Gruben und Wege verglichen. In diesen Befunden findet sich regelhaft ein hoher Anteil hitzeüberprägter Feinkeramik (Kap. 4.3.1). Auch bezüglich der Häufigkeit der Keramikgattungen sind sich die Töpferöfen und die Gruben sehr ähnlich (Abb. 54): Die reduzierend gebrannte Feinkeramik dominiert mit rund 90% der Gefässindividuen. Bemalte Feinkeramik fehlt bis auf ein einzelnes Fragment aus der Grube Pos. 1202. Im Gegensatz dazu liegen bei den Wegen trotz der geringeren Fundmenge ein merklich höherer Anteil an Grobkeramik sowie der Nachweis von Feinkammstrichware vor. Dennoch unterscheidet sich auch dieses Spektrum grundlegend von ländlichen Siedlungsinventaren ähnlicher Zeitstellung, hier exemplarisch vertreten durch Oberhallau-Überhürst.162 Dort stellt die Grobkeramik rund 60% der Keramik. Bemalte Feinkeramik und Amphoren sind in kleinen Stückzahlen ebenfalls vorhanden. In Bezug auf die Gefässformen dominieren innerhalb der Feinkeramik in den Gruben und Wegen dieselben Gefässformen wie in den Töpferöfen (Abb. 55): Schüsseln, Schalen und Flaschen.

Wege (n=43)

Gruben (n=130)

Töpferöfen (n=188)

RFK

4.4 Töpfereibetrieb oder Siedlungsareal?

GFF

FKSW

HGK

Oberhallau - Überhürst (n=453)

Import Abb. 54: Häufigkeiten der spätlatènezeitlichen Keramikgattungen in Osterfingen-Haafpünte (Töpferöfen sowie Gruben und Wege) verglichen mit dem Siedlungsinventar aus dem Graben Str. 30 von Oberhallau-Überhürst (Wimmer et al. 2018, Abb. 30). Zählweise nach Gefässindividuen.

Töpferöfen (n=176)

Schüssel

Schale

Gruben (n=103)

Topf

FKSW-Topf

Wege (n=26)

Hochform

Flasche

Oberhallau -Überhürst

(n=178)

Tonne

Abb. 55: Häufigkeiten der feinkeramischen Gefässformen in OsterfingenHaafpünte (Töpferöfen sowie Gruben und Wege) verglichen mit dem Siedlungsinventar aus Oberhallau-Überhürst (Wimmer et al. 2018, 83–89). Zählweise nach Gefässindividuen mit bestimmbarer Gefässform.

47


Zu Letzteren dürften zusätzlich die meisten der nicht genauer bestimmbaren Hochformen gehören (Kap. 4.3.2.2). Ihr merklich höherer Anteil hängt vermutlich mit der stärkeren Fragmentierung ausserhalb der Töpferöfen zusammen. Weitere Gefässformen treten lediglich als Einzelstücke auf. Gegenüber Oberhallau-Überhürst fällt das weitgehende Fehlen von Töpfen mit hochsitzendem Bauch und von Tonnen auf. Gleiches gilt für den hohen Anteil von mindestens zwei Dritteln an Breitformen. Einige dieser Unterschiede – insbesondere bezüglich der Topfformen – dürften auf die unterschiedliche Zeitstellung der beiden Fundstellen zurückzuführen sein (vgl. Kap. 5).163 Dennoch reicht diese Begründung als Erklärung für das Ausmass dieser Abweichungen nicht aus. In den vorangehenden Kapiteln konnte gezeigt werden, dass die Uniformität der feinkeramischen Randausformungen in den Töpferöfen sehr ungewöhnlich ist (Kap. 4.2.2.1) und dass diese Randformen auch in den übrigen Befunden gehäuft auftreten (Kap. 4.3.2.2). Insbesondere die für die Töpferöfen charakteristische, linsenförmige Verdickung der Schüsselränder lässt sich auch in den Gruben und Wegen an der Mehrheit dieser Gefässe beobachten. Daneben sind zusätzlich unverdickte, in den Öfen nicht nachgewiesene Ränder gut vertreten. Bei den übrigen Gefässformen ist der Vergleich aufgrund der stärkeren Fragmentierung nur eingeschränkt möglich: Insbesondere bei den Schalen scheinen ausserhalb der Öfen neben den «Knickwandschalen» zusätzlich stärker geschwungene Varianten aufzutreten. Erwähnenswert sind zudem die drei ungewöhnlich dickwandigen Bodenpartien aus Gruben (Kap. 4.3.2.2). Zur Beurteilung typologischer Unterschiede zwischen den Gruben und Wegen ist die Fundmenge nicht ausreichend gross. An Verzierungen dominieren in den Töpferöfen Glättverzierungen, während in den übrigen Befunden mehrheitlich Rippen und Wülste auftreten. Dieser Unterschied ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass als Brennhilfen bewusst grossteilige, wenig gewölbte Gefässteile ausgesucht wurden, die bei den Flaschen aus Gefässpartien stammen, die regelmässig mit Glättverzierungen versehen sind. Dies dürfte zu einer Überrepräsentation dieser Verzierungsart in den Öfen geführt haben. Die Summe dieser Beobachtungen macht klar, dass alle Gruben und Wege, die über ein aussagekräftiges Fundinventar verfügen (Kap. 4.3), in engem Zusammenhang mit dem spezifischen Fundmaterial aus den Töpferöfen stehen. Die grautonige Feinkeramik aus diesen Befunden dürfte deshalb grösstenteils im Töpfereibetrieb hergestellt worden sein (vgl. Kap. 4.2.2.1). Der wichtigste Unterschied liegt darin, dass ein Teil der feinkeramischen Gefässe eine Formgebung aufweist, die in den Töpferöfen nicht nachgewiesen ist. Diese Gefässe zeigen ebenfalls eine regelhafte Hitzeüberprägung und stammen mehrheitlich aus den Gruben, wo Grobkeramik sehr selten ist. Aus diesem Grund erscheint es wenig überzeugend, sie als von ausserhalb des Töpfereibetriebs eingebrachte Abfälle zu interpretieren. Vielmehr sind sie ebenfalls im Töpfereikontext zu verorten. Denkbar ist, dass sie von älteren Brennchargen oder aus Töpferöfen, die ausserhalb des Grabungsperimeters liegen, stammen. Des Weiteren ist festzuhalten, dass die Keramik aus dem Töpferofen 1 taphonomisch weniger stark überprägt und insbesondere grossteiliger erhalten ist. Dies kann vermutlich auf ihre Lage im

aufgelassenen Ofen zurückgeführt werden, wo die Funde vor nachfolgenden anthropogenen Aktivitäten geschützt waren. Alles in allem unterscheiden sich die Fundinventare der Osterfinger Befunde derart grundlegend von regulären Siedlungsinventaren, dass das hier untersuchte Töpfereiareal ausserhalb einer eigentlichen Siedlung zu verorten ist. Zwischen den Befunden sind allerdings graduelle Unterschiede festzustellen: Während in den Gruben nur geringe Differenzen gegenüber den Töpferöfen auszumachen sind, zeigen die Wege einen merklichen Anteil an Keramik aus anderen Quellen (z.B. Grobkeramik und Feinkammstrichware). Vermutlich stammt dieser Teil der Funde aus einer nahe gelegenen, bisher nicht bekannten Siedlung (Kap. 8).

48


5. Der chronologische Rahmen Johannes Wimmer In den letzten Jahren sind mehrere Fundvorlagen erschienen, die eine differenziertere Betrachtung der Spätlatènechronologie am Hochrhein erlauben.164 Hierbei sind die chronologische Gliederung des nahe gelegenen Doppeloppidums von Altenburg/Rheinau sowie die Neubewertung dessen Siedlungsbeginns von zentraler Bedeutung.165 Für die vorliegende Publikation kann deshalb auf die aktuelle Ober- und Hochrhein-Chronologie zurückgegriffen werden.166 Der spätlatènezeitlichen Belegung von Osterfingen-Haafpünte lassen sich nicht weniger als 6 Fibeln zuordnen (Kap. 3.1). Abgesehen von Kat. 66 (Weg Pos. 599) und Kat. 70 (Weg Pos. 874) stammen alle aus dem Schichtpaket Pos. 764/790. In drei Fällen handelt es sich um eiserne Drahtfibeln mit äusserer, tiefliegender Sehne. Davon sind Kat. 65 und 66 dem Mittellatèneschema mit zurückgebogenem und am Bügel befestigtem Fuss zuzurechnen (Typ 1AC-11/12).167 Bei der dritten Eisenfibel Kat. 67 ist das Schema aufgrund der Fragmentierung nicht bekannt. Sie verfügt über eine breite Spirale mit 10 Windungen. Die drei übrigen Fibeln bestehen aus Buntmetall. Mit Kat. 68 ist der Rahmenfuss einer Drahtfibel erhalten, die seitlich am Bügel eine Punzierungslinie aufweist und dem Typ 1AD-4 angehören könnte.168 Die Nauheimer Fibel Kat. 69 verfügt über randparallele Linien auf dem Bügel (Typ 2B-1). Komplett erhalten ist die Fibel des Typs Beltz Var. J (Kat. 70). Abgesehen von der letztgenannten Fibel, die aufgrund ihrer Herkunft aus dem nord- oder ostdeutschen Raum ein Einzelstück darstellt (Kap. 3.1), treten diese Typen in den Horizonten 3 und 4 von Basel-Gasfabrik auf.169 Aufgrund des Übergewichts an eisernen Drahtfibeln und des Nachweises einer breiten Spirale mit mehr als 8 Windungen erscheint eine Datierung in den Gasfabrik-Horizont 3 am naheliegendsten. In Altenburg (D) hingegen fehlen unter den Drahtfibeln vom Mittellatèneschema die Varianten mit äusserer, tiefliegender Sehne – dort treten solche Fibeln nur mit hochgezogener, nahezu den Bügel berührender Sehne auf. Auch die Verzierung der Nauheimer Fibel Kat. 69 ist dort mit nur 4 Nachweisen sehr selten; in Basel-Gasfabrik sind es bei vergleichbarer Fundmenge deren 53.170 Damit datieren die Osterfinger Fibeln älter als das Doppeloppidum von Altenburg/Rheinau, genauer in einen frühen Abschnitt der Stufe LT D1b. Der Kaletedou-Quinar Kat. 72 (Kap. 3.4) passt in den zeitlichen Rahmen;171 dieser Münztyp besitzt aufgrund der Imitation eines römischen Denars einen terminus post quem von 151 v. Chr. Durch den Nachweis von Töpfen der Feinkammstrichware (Kap. 4.3.2.2), deren Auftreten allgemein zu Beginn der Stufe LT D1 angesetzt wird,172 kann gegenüber der nahe gelegenen Siedlung von Oberhallau-Überhürst eine jüngere Zeitstellung aufgezeigt werden; in Oberhallau fehlen neben dieser Keramikgat-

tung auch präziser datierbare Leitfunde.173 Ähnliches zeigt die Bodengestaltung bei den Hochformen: Hier fällt die Seltenheit von Flachböden (n = 2) und Standringen (n = 6) bei einer gleichzeitigen Dominanz der Böden mit Standringkehlung (n = 37) auf (vgl. Kap. 4.1.2.2). Dies legt eine Zwischenstellung zwischen Oberhallau-Überhürst (Dominanz der Standringe) und Altenburg/Rheinau (Dominanz der Flachböden) nahe.174 Allgemein für eine LT-D1-zeitliche Datierung sprechen zudem die in grösserer Anzahl vorliegenden Schalen mit S-förmigen Profil (Kap. 4.2.2.1), die in Altenburg/Rheinau weitgehend durch halbkugelige Schalen abgelöst werden.175 Andere chronologisch sensible Eigenschaften der Feinkeramik können nur bedingt als Datierungsargumente herangezogen werden, da durch den Töpfereikontext ein stark eingeschränktes, nicht repräsentatives Formenspektrum vorliegt (Kap. 4.4).176 Zwar liegen aus Osterfingen-Haafpünte nur wenige grobkeramische Töpfe vor. Ihre Randformen und das breite Spektrum an Schulterverzierungen (vgl. Kap. 4.1.2.1) finden aber in Oberhallau-Überhürst bedeutend bessere Entsprechungen als in Altenburg/Rheinau, wo kurze Ränder und eine vergleichsweise einheitliche Verzierung der Schultern mit kurz gezogenen Kammgrübchen dominieren.177 Bemerkenswert ist zudem, dass die grobkeramischen Scherbenqualitäten makroskopisch und geochemisch in einigen Fällen mit Oberhallau gut vergleichbar sind (Kap. 4.2.3.6 und 4.3.2.1). Töpferöfen werden allgemein ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. in grosser Anzahl fassbar.178 Die ältesten Töpferöfen vom Typ «Grain de Café» sind aus der Stufe LT D1 bekannt.179 Im Elsass scheinen sie etwas später, ab dem Beginn des 1. Jahrhunderts v. Chr., aufzutreten und sind bis in die Augusteische Zeit nachgewiesen.180 Da für alle chronologischen Leitfunde eine Gleichzeitigkeit denkbar ist, liegen keine Hinweise auf eine längere Belegungsdauer vor. Ebenso wenig wurden sich schneidende Befunde (Kap. 2) oder umfangreiche Siedlungsaktivitäten (Kap. 4.4) dokumentiert, die auf eine Mehrphasigkeit der spätlatènezeitlichen Nutzung des Areals hinweisen würden. Zudem könnte die Konstruktionsweise der Töpferöfen auf eine kurze Nutzungsdauer hindeuten (vgl. Kap. 7.5.4). Vermutlich kann das spätlatènezeitliche Fundinventar der Fundstelle deshalb als zeitlich vergleichsweise geschlossen gelten. Anhand der Leitfunde wie auch der Gefässkeramik lässt sich die spätlatènezeitliche Belegung von Osterfingen-Haafpünte chronologisch zwischen Oberhallau-Überhürst und Altenburg-Rheinau in einen frühen Abschnitt der Stufe LT D1b verorten (Abb. 140). Nach der gängigen absolutchronologischen Kalibration entspricht dies einem Zeitraum von 130 bis 100 v. Chr., wobei eine kurze Belegung um 120 v. Chr. am wahrscheinlichsten erscheint. Dieser Zeitraum war am Hochrhein bisher lediglich über kleine Fundinventare bekannt.181 Ungefähr gleichzeitig dürften die Siedlungen von Hüfingen-Galgenäcker und MarthalenSteinacker datieren.182 Osterfingen-Haafpünte gehört damit zu den jüngsten rechtsrheinischen Spätlatène-Fundstellen der Region (Kap. 8). 49


6. Untersuchungen der grauen Feinkeramik aus handwerklicher Sicht Regula Herzig

6.1 Einleitung 6.1.1 Ausgangslage In den spätlatènezeitlichen Töpferöfen von Osterfingen fanden sich zahlreiche Fragmente grauer Feinkeramik. Der hohe Anteil dieser Gattung am Gesamtspektrum (Kap. 4.3.2.2), die morphologische Einheitlichkeit der Gefässe (Kap. 4.3.2.1) und die übereinstimmenden Ergebnisse der Tonanalysen (Kap. 4.2.3.7) liessen darauf schliessen, dass der Grossteil dieser Warengattung vor Ort produziert wurde. Um Fragen zum Herstellungsprozess der grauen Feinkeramik beantworten zu können, wurde diese auch aus handwerklicher Sicht untersucht. Dabei wurde gezielt nach Fehlern aus dem Herstellungsprozess gesucht, um die These einer lokalen Keramikproduktion zu überprüfen.183 Weiter wurde geprüft, ob durch eine vertiefte Auswertung der handwerklichen Spuren eine Zuordnung der Keramik zu einzelnen Handwerkern oder Werkstätten bzw. Arbeitskonventionen möglich ist. Eine unabdingbare Voraussetzung, um Keramik in diesem Zusammenhang angemessen beurteilen zu können, ist die handwerkliche Praxis; die laufende Tätigkeit in einer Töpferei, die ein hohes Niveau handwerklichen Könnens bewirkt. Meine langjährige Berufserfahrung als gelernte Töpferin184 ermöglicht es mir, Funde antiker Keramik aus dem Blickwinkel der Handwerkerin umfassend aus ihrem Herstellungskontext heraus zu beurteilen. Mein Bezug zur Archäologie hat sich durch das Studienfach Klassische Archäologie ergeben. Während meines Studiums habe ich eine Methode zur Integration handwerklichen Wissens in archäologische Untersuchungen entwickelt. Sie kommt seit 2013 bei der Erstellung keramischer Gutachten zur Anwendung und bildet auch die methodische Grundlage der vorliegenden Arbeit (Kap. 6.1.4).

6.1.2 Materialbasis Die Grundlage dieser Untersuchung bilden 1334 gebrannte Keramikscherben aus den zwei Osterfinger Töpferöfen. Davon stammen 1147 Scherben aus Ofen 1 und 187 Scherben aus Ofen 2. Die Scherben sind wenig bis stark verwittert bzw. abgegriffen und gehören zur Materialgattung der Irdenware. Es handelt sich um niedrig gebrannte Keramik (unter 1000 °C). Die Keramik ist sekundär oxidierend gebrannt, teilweise mit Reduktionsspuren. Der Ton ist mager, der Scherben wirkt sandig, die Körnung ist mittel bis fein, allenfalls geschlämmt. Die Gefässe sind scheibengedreht.

Die vorliegende Keramik wurde im Original untersucht, ohne Öffnung der Oberfläche. Als optische Hilfsmittel wurden Lupe, Binokular sowie Streiflicht verwendet. Die gemachten Beobachtungen wurden unter Nennung der betreffenden Inventarnummer im Fundkatalog aus handwerklicher Sicht protokolliert, an exemplarischen Stellen bildlich dokumentiert und parallel textlich beschrieben.

6.1.3 Fragestellung Folgende Fragen wurden gestellt: – Welche Fehler kommen vor im Herstellungsprozess? – Welche handwerklichen Spuren sind lesbar im Herstellungsprozess? Auf der Basis der gefundenen Informationen wurde dann untersucht, ob die beobachteten Fehler und handwerklichen Spuren Rückschlüsse auf individuelle Arbeitsweisen einzelner Handwerker ermöglichen. Zudem wurde nach Hinweisen auf Arbeitskonventionen und nach Bezügen zwischen Ofen 1 und Ofen 2 gefragt.

6.1.4 Methode Die folgende Auswertung basiert auf dem ©Fragenkatalog zur Beurteilung eines keramischen Objekts (im Folgenden FBO genannt). Dieser gibt Anleitung zur Untersuchung von Keramik aus handwerklicher Sicht.185 Er eignet sich zur Auswertung handwerklicher Experimente, zur Beurteilung von Einzelobjekten sowie zur Bildung von Objektgruppen und Typologien. Folgende Überlegungen liegen dem Aufbau des Fragenkatalogs zugrunde: Für meine Arbeit als Töpferin im archäologischen Kontext müssen zum Kategorisieren von Keramik Begriffe wie zum Beispiel «Gruppe» und «Typus» nach handwerklichen Gesichtspunkten ausgelegt werden. Aus dem Blickwinkel der Handwerkerin, die auf den Verkauf ihrer Produkte angewiesen ist – das gilt heute noch gleich wie vor 2150 Jahren – ergibt sich bei der Herstellung eines keramischen Objekts die Zielsetzung minimaler Energieaufwand für optimale Funktion. Diese Zielsetzung führt zu fünf voneinander abhängenden Kriterien zur Untersuchung von Keramik aus handwerklicher Sicht: Funktion, Form, Materialwahl, Herstellungstechnik und technisches Niveau. Die genannten fünf Kriterien werden auch in der Archäologie zum Ordnen von Keramik angewendet. Dort findet dies aber nicht in einer Fragestellung statt, welche die Kriterien strikt in Abhängigkeit zueinander setzt und aus konsequent handwerklicher Sicht beurteilt. Der Fragenkatalog gliedert sich in eine Gruppe konstanter und in eine Gruppe variabler Fragen. Die oben genannten fünf Kriterien werden als konstante Fragen an jedes keramische Objekt gestellt. Auf dieser Basis ist die Bildung von Gruppen und Typologien innerhalb einer Gattung möglich. Auf dieser Grundlage können aber zum Beispiel auch gattungsübergreifende Vergleiche gleich aufgebauter Typologien angestellt werden. 50


Die variablen Fragen, die für jede Objektgruppe neu zu definieren sind, erlauben eine Anpassung an spezifische und somit nicht für jede Objektgruppe relevante Details. Dies ist wichtig, um Eigenheiten zu erfassen, die nur eine bestimmte Gattung oder nur eine bestimmte Fragestellung betreffen. Der FBO macht somit den aus handwerklicher Sicht intuitiv ablaufenden Beurteilungsprozess keramischer Objekte in Teilschritten bewusst. Dies ermöglicht Kontrolle und Rückfragen an Schlüsselstellen und verweist auf Zusammenhänge in einem erweiterten Kontext. Begriffsdefinition und Sprachgebrauch:186 Da Begriffe wie Gruppe, Typus sowie verschiedene technische Begriffe in der Archäologie unterschiedlich ausgelegt werden, ist ihre Bedeutung im Glossar zur Beschreibung von Keramik im Anhang festgelegt.

6.2.1 Produktionsfehler188 Der Produktionsfehler «Luft im Ton» führt dazu, dass die Gefässe beim Brand reissen (Abb. 56 und 57). Spannungsrisse durch mangelhaft gleichmässige Verarbeitung des Tons entstehen durch Unregelmässigkeiten bei der Formgebung. Sie können an allen Gefässteilen in Erscheinung treten, dies bereits beim Trocknen oder auch erst später beim Brand (Abb. 56). Horizontal der Gefässwand entlang verlaufende Spannungsrisse (Abb. 57) verdienen hier besondere Beachtung, da sie Hinweise auf die Herstellungstechnik des Gefässes geben können. Diese Fehler entstehen tendenziell an Gefässen, die schrittweise und in Aufdrehtechnik gedreht werden. Die Aufdrehtechnik wird auf der schnell rotierenden Drehscheibe praktiziert und ist nicht mit dem Handaufbau zu verwechseln. Horizontale Spannungsrisse verlaufen

6.2. Produktions- und Brennfehler Während des Herstellungsprozesses von Keramik können eine Reihe von Fehlern entstehen, die sich grob in zwei Kategorien unterteilen lassen: Produktionsfehler und Brennfehler. Die Ursache für Produktionsfehler findet sich in der Phase von der Tonaufbereitung bis zum Abschluss der Trocknung. Betrifft ein Produktionsfehler einzelne Keramikstücke, wird von Produktionsfehlern gesprochen, betrifft der Fehler eine gesamte Keramikproduktion, spricht der Töpfer von einer Fehlproduktion. Brennfehler hingegen entstehen während des Brennens von Keramik. Einzelne Fehler in einem Keramikbrand werden als Brennfehler angesprochen, betrifft der Brennfehler den gesamten Brand, handelt es sich um einen Fehlbrand. Im Folgenden werden lediglich diejenigen Produktions- und Brennfehler vorgestellt, die für die untersuchte Keramik in einer Weise qualitätsmindernd waren, dass sie als Ausschuss galt.187 Auch von der Untersuchung ausgeschlossen sind Fehler, die bereits am ungebrannten Werkstück sichtbar wurden. Dies können beispielsweise Fehler beim Drehen sein, die beim Trocknen zu Rissen im Gefäss führen. Da die betreffenden Gefässe schon in ungebranntem Zustand entsorgt wurden, sind sie archäologisch nicht erhalten.

Spannungsriss Lufteinschluss länglich

Abb. 56: Länglicher Lufteinschluss und Spannungsriss, Kat. 49.

Luft im Ton horizontal verlaufender Spannungsriss

horizontal verlaufender Spannungsriss

Abb. 57: Lufteinschluss und zwei horizontal verlaufende Spannungsrisse, Kat. 46. Die schwarzen Linien zeigen die ungefähre Breite der beim Aufdrehen verwendeten Tonwulste.»

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immer entlang der schwächsten Stelle. Beim Aufdrehen ist das die Ansatzstelle für den nächsten Tonwulst (Abb. 57). Bei sehr vorsichtiger Brennweise kommt diese Art des Spannungsrisses weniger zur Ausprägung, aber die Aufdrehtechnik bringt diese Schwachstellen grundsätzlich mit sich. Daher zählt dieser Fehler zu den Produktions- und nicht zu den Brennfehlern. Fremdkörper im Ton (in Abgrenzung zur gewollten Magerung) haben zur Folge, dass die Gefässe reissen (Abb. 58). Fremdkörper im Ton können während des Brandes, aber auch erst nach dem Brand zur Zerstörung des Gefässes führen; der Ton vermag die Spannungsdifferenz zum Fremdkörper manchmal noch für Tage oder Monate zu tolerieren.

6.2.2 Brennfehler Zu schnelles Anheizen bis 300°C bewirkt, dass die Gefässe aufgrund des zu plötzlich entweichenden Anmach- und Kapillarwassers bersten oder reissen. Es entstehen Anheizrisse, die sich klar von aus anderen Gründen gerissener Keramik unterscheiden. Anheizrisse verlaufen vertikal vom Gefässrand her Richtung Gefässmitte (Abb. 59). Weiter führt zu schnelles Anheizen bis 300 °C zu typischen Abplatzspuren (Abb. 59) und deren Vorstufe, netzartigen, meist nur auf einer Seite der Gefässoberfläche sichtbaren Rissen (Abb. 59). Da es sich bei der untersuchten Keramik nicht um Oberflächenfunde handelt, können Frostschäden ausgeschlossen werden. Frostschäden sind ansonsten bei der Bestimmung von Abplatzspuren eine Grauzone. Eine zu lange Brenndauer in höheren Temperaturbereichen bewirkt, dass der Ton zuerst aufweicht, sich dann verformt, Blasen bildet und schliesslich schmilzt. Dasselbe geschieht bei einer zu hohen Endtemperatur. Stücke mit diesem Fehler werden als «überbrannt» angesprochen.

6.2.3 Fazit

Abb. 58: Fremdkörpereinschluss im Ton Kat. 91.

Abb. 59: Verschiedene Brennfehler: Anheizrisse mit vertikalem Verlauf vom Gefässrand her nach unten (Kat. 20, unten), Abplatzungen (Kat. 101, oben links) und netzartige Risse (Kat. 96, oben rechts)

Bei der archäologischen Fundauswertung konnten die 1334 verfügbaren Scherben zu 561 Gefässteilen zusammengesetzt werden, davon liessen sich 179 Gefässformen bestimmen (Kap.4.3.2). Insgesamt konnten bei der Untersuchung aus handwerklicher Sicht 75 Fehler nachgewiesen werden, die so gravierend waren, dass sie zur Zerstörung des gesamten Gefässes führten. 74 Fehler stammen aus Ofen 1 und 1 Fehler aus Ofen 2.

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Total gesichteter Produktionsfehler: 41 – Luft im Ton: 21 – Spannungsriss durch mangelhaft gleichmässige Verarbeitung des Tons: 12 aus Ofen 1: 11 Stück, davon 5 horizontal verlaufend aus Ofen 2: 1 Stück – Fremdkörper im Ton: 8 Total gesichteter Brennfehler: 34 – Abplatzspur: 17 – Anheizriss: 17 Bei den Produktionsfehlern überwiegt der Fehler «Luft im Ton», der an 21 Gefässen festgestellt wurde. Grundsätzlich kommt dieser Fehler auch bei Töpferinnen mit hohem Können vor. Die Häufigkeit spricht jedoch für eine unsorgfältige Arbeitsweise sowohl beim Tonschlagen als auch beim Drehen. Bei der Durchsicht der Scherben zeigt sich, dass die Tonqualität gut ist. Auch gemagerte Versätze189 sind von konsequent gleichmässiger Qualität, Fremdkörper im Ton liegen nur bei 8 Stücken vor. Spannungsrisse durch mangelhaft gleichmässige Verarbeitung des Tons sind mit 12 Stücken deutlich vertreten. Dies zeigt, dass an der Drehscheibe öfter ungenau gearbeitet wurde. Der Fehler «Luft im Ton» ist auf dieselbe Ursache zurückzuführen. 5 der 12 Spannungsrisse zählen zu den horizontal verlaufenden Spannungsrissen. Im Inventar sind somit regelmässig Gefässe vertreten, die nicht in einem Zug, sondern in der Technik des Aufdrehens hergestellt wurden (Kap. 6.2.1). Sämtliche 34 Brennfehler sind auf die entscheidende Anheizphase (bis 300 °C) zurückzuführen. Sie stammen alle aus Ofen 1 und weisen auf Schwierigkeiten bei der Kontrolle des Temperaturanstiegs im Anfangsstadium des Brandes hin. Es wird davon ausgegangen, dass die Brennfehler aus der Anheizphase und nicht bei der sekundären Verbrennung der Scherben entstanden.190 Es fanden sich keine Anhaltspunkte für eine zu hohe Brenntemperatur (Fehler «überbrannt»), was zeigt, dass das Temperaturmaximum gut kontrolliert werden konnte. Hinweise auf einzelne Handwerkerinnen und/oder Arbeitskonventionen gibt es bei den Brennfehlern keine. Zusammenfassend lässt sich anhand der untersuchten Funde sagen, dass der Hauptgrund für den Ausschuss beim handwerklichen Können in der Verarbeitung (33 Fehler) und bei der Brenntechnik (Anheizphase: 34 Fehler) liegt. Die Materialwahl und die Tonaufbereitung hinsichtlich der Reinigung vor dem Drehen wurden hingegen gut beherrscht (8 Fehler). Die Überprüfung der Ergebnisse durch den FBO bringt im Zusammenhang mit den Produktionsfehlern spannende Informationen.191 Das Ziel, beim Arbeiten Energie zu sparen, erklärt hier die Herstellungstechnik und ermöglicht Rückschlüsse auf das technische Niveau: Die horizontal der Gefässwand entlang verlaufenden Spannungsrisse (Abb. 57) verweisen auf Gefässe, die in Aufdrehtechnik hergestellt wurden. Diese Arbeitsweise ist auf der Ebene der Arbeitskonventionen zu verorten. Sie erfüllt das Ziel «Energie sparen» primär nicht, daher muss für ihr Auftreten nach Ursachen gesucht werden. Die schnellste Art, ein Gefäss herzustel-

len, ist, dieses in einem Zug auf der schnell rotierenden Scheibe zu drehen. Nur wenn dies aufgrund handwerklichen Könnens nicht beherrscht wird und/oder der Zugang zu einer starken schnell rotierenden Drehscheibe192 fehlt (Kap. 6.2.1), wird die aufwendigere, langsamere und fehleranfälligere Methode der Aufdrehtechnik gewählt. Die Aufdrehtechnik ist nur unter diesen Umständen als optimale Methode einzustufen, die das Ziel «Energie sparen» erfüllt. Folglich gibt das Auftreten der Aufdrehtechnik einerseits Auskunft über die Physiognomie und das Können der tätigen Handwerkerinnen: Die maximale Höhe eines Gefässes, das eine Töpferin in einem Zug drehen kann, hängt unter anderem von der Länge ihrer Arme ab; je kürzer der Arm, desto «kürzer» das Gefäss. Weiter braucht eine Töpferin mit der Aufdrehtechnik vor allem für anspruchsvolle Formen oder grössere Gefässe ab einem Drehgewicht von ca. 3 kg feuchtem Ton weniger körperliche Kraft. Daher erfordert die Aufdrehtechnik auch weniger Können an der Drehscheibe. Andererseits kann die Aufdrehtechnik Hinweise auf die Einrichtung einer Töpferei geben; so lässt sie das Fehlen einer starken Drehscheibe mit schwerem Schwungrad oder einer Hilfskraft, die sie antreibt, vermuten. Da sich die Aufdrehtechnik in Osterfingen auch an Schüsseln mit geringer Höhe nachweisen liess, ist der Grund für die Wahl dieser Technik hier nicht bei der Physiognomie der Töpferin zu suchen. Viel eher verweist die Aufdrehtechnik auf begrenztes handwerkliches Können und auch darauf, dass es möglicherweise kleine und leichte Drehscheiben gab, die transportiert werden konnten. Vom technischen Niveau her ist folglich eine Töpferin denkbar, die ihre Scheibe in eine bereits vorhandene Infrastruktur193 mitbrachte. Bezüge zwischen Ofen1 und Ofen 2 bestehen hinsichtlich der Brenn- und Produktionsfehler keine. Der Produktionsfehler «Spannungsriss durch mangelhaft gleichmässige Verarbeitung des Tons», der sich in Form einer zu dicken Gefässwand im Verhältnis zu einem zu dünnen Gefässboden zeigt, kommt zwar in beiden Öfen vor, unterscheidet sich aber in der Herstellungstechnik in einer Weise, dass Bezüge nicht denkbar sind. Dieser Produktionsfehler wird im Zusammenhang mit den handwerklichen Spuren noch einmal aufgegriffen (Kap. 6.3.2.3).

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6.3. Handwerkliche Spuren Die Auseinandersetzung mit der Herstellungstechnik ermöglicht es, an Keramik Spuren zu lesen. Handwerkliche Spuren entstehen bewusst oder unbewusst und mit oder ohne Werkzeugeinsatz. Wenn ein Werkzeugeinsatz stattfindet, kann unterschieden werden zwischen fakultativem oder notwendigem Werkzeugeinsatz (Fragenkatalog). Aufgrund handwerklicher Spuren können somit Aussagen über Handwerker und Produktionsumstände gemacht und im besten Fall Keramiken einzelnen Handwerkern und/oder einer Arbeitskonvention zugeordnet werden.

vention einzelne Handwerker voneinander abgegrenzt werden. Zum Beispiel sind innerhalb einer Arbeitskonvention beim Formen eines Standrings für ein Gefäss vier Arbeitsschritte in einer festgelegten Reihenfolge üblich. Während der Töpfer A nun alle vier Arbeitsschritte im selben Tempo durchführt, verweilt der Töpfer B immer etwas länger beim letzten Schritt. Ergebnis: Beide Standringe sind technisch genau gleich aufgebaut (Ebene Konvention), aber der Standring, den der Töpfer B geformt hat, weist auf der Aussenseite eine markant tiefere Rille auf, weil der Töpfer B dort immer etwas länger arbeitet (Ebene Handwerker).

Ein Töpfer hat beispielsweise bestimmte Gewohnheiten beim Arbeiten. Er gleitet oft an derselben Stelle mit dem Werkzeug ab (Abb. 60). Weiter fasst er Gefässe häufig in derselben Handstellung an und hinterlässt daher einen Nagelabdruck (Abb. Abb. 65). Dies sind unbewusste Arbeitsspuren, anhand deren ein bestimmter Handwerker erkannt werden kann, falls sich die Spuren an mehreren Keramikstücken konsequent wiederholen. Wenn Keramik auf diese Art einem spezifischen Handwerker zugewiesen werden kann, wird dies auch als Töpferhand bezeichnet. Weiter haben Töpfereien gewisse Arbeitsweisen (Arbeitskonventionen). Eine in einem kulturellen Kontext gängige Gefässform oder Verzierung wird zum Beispiel in der einen Werkstatt immer mit derselben Art von Werkzeug ausgeführt, während in einer anderen Werkstatt ein anderer Werkzeugtyp für dieselbe Form oder Verzierung verwendet wird (Abb. 61 im Vergleich mit Abb. 70). Der Werkzeugeinsatz beim Verzieren hinterlässt bewusste Arbeitsspuren, anhand deren Werkstätten bzw. Gruppen umherziehender Handwerker unterschieden werden können. Je nach Ausprägung können auch innerhalb einer ArbeitskonAbb. 61: Umlaufende Verzierungslinie und Wellenlinie, mit Rundhölzchen ausgeführt, Kat. 45.

Abb. 60: Von Glättlinien überdeckter Werkzeugabrutscher, Kat. 44.

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Bei der Unterscheidung, ob eine Arbeitsspur einer Arbeitskonvention oder der Gewohnheit eines Handwerkers zuzuordnen ist, muss der jeweilige Kontext berücksichtigt werden. Je höher die Ansprüche an optische Effekte sind, desto strikter ist die Arbeitsweise auf Konventionsebene festgelegt und umso weniger Spielraum besteht für individuelle Eigenarten.194 Die hier untersuchte graue Feinkeramik weist zwar festgelegte Grundformen auf, die jedoch unterschiedlich genau umgesetzt sind und daher mehr Spielraum für individuelle Spuren zulassen. Die folgenden Spuren werden auf ihre Lesbarkeit hin geprüft: - Rillen und Linien von Fingernägeln, Fingerkanten, Werkzeugen oder unklarer Herkunft (Abb. 62)195 - Prell- und Pressspuren vom Hantieren mit feuchten Gefässen (Abb. 63) - Verstreichspuren (Abb. 64) - Finger- und Nagelabdrücke (Abb. 65) - Verzierungen (Abb. 61). Nagelabdrücke und Pressspuren, Richtungswechsel beim Glätten und Verzierungen werden einführend gruppenübergreifend betrachtet (Kap. 6.3.1), weil sie erfahrungsgemäss auf unterschiedlichen Gefässformen vorkommen. Weitere handwerkliche Spuren werden innerhalb von Formgruppen beschrieben, weil ihr Auftreten mit der spezifischen Form von Gefässen oder Gefässteilen zusammenhängt (Kap. 6.3.2). Bei den Gefässformen sind dies Schalen und Schüsseln, bei den Gefässteilen, die zu unterschiedlichen Gefässformen gehören, Böden mit Standring, Flachböden und Randlippen. Bei der Beurteilung der handwerklichen Spuren mit dem Fragenkatalog wird bei den variablen Fragen ergänzt: Differenzierung des Werkzeugeinsatzes hinsichtlich Form, Oberfläche und Verzierung. Die Ordnungskriterien sind: Arbeitskonvention, Individuum (einzelne Handwerker), Gruppe, Typ. Handwerkliche Spuren werden qualitativ beschrieben und daher nicht gezählt. Massgebend für die Aussagekraft (zum Beispiel eine Gruppenbildung) ist hier nicht ihre Häufigkeit, sondern die Ausprägung wesentlicher Merkmale. Jede handwerkliche Spur wird anhand einiger Beispiele erläutert. Eine Übersicht zu den gesamthaft festgestellten Spuren pro Gefäss findet sich im Katalog zur Untersuchung der grauen Feinkeramik aus handwerklicher Sicht.

Abb. 62: Schüssel mit Nagelrille auf der Innenseite, Kat. 32.

Abb. 63: Standring mit Prellspur, im feuchten Zustand angestossen, Kat. 47.

Abb. Abb. 64: Verstreichspuren auf der Gefässaussenseite, Kat. 46.

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6.3.1 Handwerkliche Spuren ausserhalb von Formgruppen 6.3.1.1 Nagelabdrücke und Pressspuren Abdrücke von Fingernägeln und Pressspuren von Fingern entstehen meist beim Hantieren mit den lederharten Tongefässen. Wenn sie an mehreren Gefässen immer an derselben Stelle oder in derselben Form auftreten, können sie auf einzelne Personen verweisen. Weiter kann anhand von Nagelabdrücken und Pressspuren rekonstruiert werden, wie die Handwerkerinnen die Keramik beim Arbeiten anfassten. Kat. 11 (Abb. 66) zeigt anhand zweier Nagelabdrücke und einer Pressspur, wie das Gefäss im lederharten Zustand zum Trocknen auf den Gefässrand gestürzt wurde.196 In derselben Weise ist an den vier Nagelabdrücken auf Kat. 44 an der Zugrichtung der mittleren beiden Nagelabdrücke erkennbar, dass das Gefäss auf den Gefässrand gestürzt wurde. Die Handwerkerin blieb beim Stürzen mit den Nägeln im Ton hängen (Abb. 65). Beide Gefässe geben somit Hinweise auf die Werkstatteinrichtung: Keramik wurde zum Trocknen gestürzt, was zwar sinnvoll, aber nicht zwingend ist.197

Abb. 65: Nagelabdrücke zeigen, dass die Flasche Kat. 44 gewendet wurde.

Abb. 66: Zwei Nagelabdrücke (links: Abdruck auf der Gefässwandung; Mitte: Abdruck auf dem Rand) und eine Pressspur (rechts) zeigen die Handstellung beim Wenden der Schale Kat. 11 (oben). Links: Ansicht von unten; Mitte und rechts: Gefässrand von oben aus zwei verschiedenen Winkeln.

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6.3.1.2 Richtungswechsel beim Glätten Beim Glätten lederharter Gefässoberfl ächen gehen Handwerker heute unterschiedlich vor. Wechselt die Form von konkav zu konvex und wieder zurück, muss beim Glätten aus technischen Gründen mehrmals abgesetzt werden (Abb. 67). Bei Gefässen mit gleichmässig gewölbter Wand ist es jedoch möglich, die Glättung ohne Unterbruch in einem Zug anzubringen (Abb. 68). Aber nicht alle Handwerker tun dies. Einige setzen auch hier ab bzw. nehmen einen Richtungswechsel beim Glätten vor. Die Gefässe Kat. 13, 91 und 100 weisen alle gleichmässig gewölbte oder gerade Wandungspartien auf. Die Kanten der Glättlinien stehen beim Anbringen der Glättung nur in eine Richtung vor, immer auf der Startseite, an der Zielseite werden sie überdeckt von der nächsten Glättlinie (Abb. 68). Bei zwei Stücken erfolgte aufgrund der Arbeitsgewohnheit des Handwerkers ein Richtungswechsel beim Glätten. Während Kat. 100 (Abb. 68) in einem Zug durchgehend geglättet wurde, ist bei Kat. 13 (Abb.69) und 91 und zu sehen, dass der Töpfer zweimal absetzte. Die Glättung erfolgte vom Boden her gegen oben und vom Rand her gegen unten. Angehalten wurde jedes Mal auf der breiten Linie in der Mitte des Scherbens, sichtbar an den Kanten der Glättlinien, die auf beiden Seiten vorstehen. Dieser Richtungswechsel beim Glätten wäre hier aufgrund der Gefässform nicht zwingend notwendig gewesen. Die Varianten beim Glätten von Gefässen mit gleichmässig gewölbter Wand können viele Gründe haben. Dies kann eine schnell rotierende Scheibe sein, die nicht ganz so leicht dreht und so die Arbeit beim Gebrauch des Glättwerkzeugs erschwert. Auch die Qualität des Glättwerkzeugs (zu klein, zu gross, zu schmal, zu breit für die entsprechende Form) und die Arbeitsgewohnheit des Töpfers, der sich zum Beispiel aufgrund

Abb. 68: Glättlinien der Schüssel Kat. 100, in eine Arbeitsrichtung verlaufend.

Abb.69: Glättlinien der Schale Kat. 13, in zwei Arbeitsrichtungen verlaufend.

Abb. 67: Glättlinien der Flasche Kat. 44 mit wechselnder Arbeitsrichtung. 57


seiner körperlichen Verfassung nicht allzu lange in derselben Stellung halten kann, sind mögliche Faktoren. Auf eine Arbeitskonvention verweist der Richtungswechsel beim Glätten nicht. Anhand dieses Merkmals können jedoch einzelne Töpfer erkannt werden, die diese Spur an unterschiedlichen Gefässformen hinterlassen haben. Um die hier gesichteten beiden Stücke (Kat. 13 und 91) derselben Töpferhand zuschreiben zu können, gibt es zu wenige Anhaltspunkte. Weitere Funde mit diesem Phänomen sind jedoch fundstellenübergreifend von Interesse.

6.3.1.3 Verzierungen Sämtliche beschriebenen Verzierungen wurden in lederhartem Zustand und mit freier Hand auf den Gefässen angebracht. Bei den Werkzeugen handelt es sich mit zwei Ausnahmen um Gegenstände mit glatten stumpfen Enden. Die schmalen und stark u-förmigen Verzierungsrillen und Wellenlinien (Abb. 61) wurden beispielsweise mit einem Rundhölzchen (Abb. 71) angebracht. Im Gegensatz dazu sind die Linien eines Glättwerkzeugs flach und breit (Abb. 71). Kat. 99 (Abb. 70) ist das einzige Gefäss,

Abb. 70: Umlaufende Verzierungslinie und Wellenlinie mit Glättwerkzeug, Kat. 99.

Abb. 71: Töpferwerkzeug aus Holz, Knochen und Stein. Zwei Rundhölzchen und ein Modellierwerkzeug (oben), verschiedene Drehschienen (unten) sowie ein Glättstein (unten rechts).

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auf dem für die Kombination umlaufender Verzierungs- und Glättlinien anstelle eines Rundhölzchens ein Glättwerkzeug verwendet wurde. Weitere Funde dieser Art würden auf eine grundsätzlich andere Arbeitskonvention bezüglich der Werkzeugwahl beim Verzieren verweisen. Dies würde zeigen, dass verschiedene Werkstätten das Muster kannten und unterschiedlich umsetzten. Bei Kat. 94 wurde die Verzierungsrille weder mit dem Rundhölzchen noch mit dem Glättwerkzeug angebracht. Verwendet wurde ein kantiges Werkzeug, zum Beispiel ein Modellierwerkzeug aus Horn (Abb. 71 und 72). Hier handelt es sich um die einzigen beiden gut erhaltenen Verzierungsrillen, die im Profil eckig sind. Beim Anbringen der Rillen wurde auch das Umfeld konsequent gleich gestaltet: Oberhalb der Rillen findet sich je eine Krümmung, dann folgt die Rille in Kantenform, anschliessend eine schräg angeschnittene Fläche. Kat. 94 könnte in derselben Art wie Kat. 99 auf eine abweichende Arbeitskonvention bezüglich der Werkzeugwahl beim Verzieren verweisen, falls sich diese Spuren in anderen Fundstellen wiederholen.

unbearbeiteter Teil Krümmung Rillenkante Fläche unbearbeiteter Teil Krümmung Rillenkante Fläche unbearbeiteter Teil

Abb. 72: Verzierungsrille von einem Werkzeug mit kantigem Profil, Kat. 94.

Beim Rautenmuster auf Kat. 43 ist der Aufbau des Musters erkennbar: Grundstriche (ockergelb) werden von Deckstrichen (blau) überlagert, die Striche zogen sich vermutlich um den ganzen Gefässhals (Abb. 73). Dass der Deckstrich über den Grundstrichen liegt, ist an den erhöhten Strichkanten des Deckstrichs bei den Überschneidungsstellen sichtbar. Die Arbeitsrichtung lässt sich am aufgeschobenen Tonrest am Ende der Striche ablesen, dort, wo mit dem Rundhölzchen angehalten wurde (Abb. 73). Die Handwerkerin hat beim Verzieren konsequent in eine Richtung gearbeitet. Es wäre aber auch möglich gewesen, die Arbeitsrichtung zu wechseln. Ein Richtungswechsel beim Verzieren wäre gut erkennbar. Daher wäre es spannend, solche Muster fundstellenübergreifend zu vergleichen. Dies könnte Rückschlüsse auf individuelle Arbeitsweisen und somit Hinweise auf einzelne Handwerkerinnen ergeben, die an mehreren Orten arbeiteten. Kat. 44 und Kat. 45 weisen denselben Aufbau der Verzierung auf: Bei Kat. 44 wurden der obere und der untere Teil des Gefässes geglättet, die Gefässmitte blieb ungeglättet. Den Übergang bildet ein Wellenband, das mit dem Rundhölzchen ausgeführt wurde (Abb. 74). Kat. 45 lässt dieselbe Vorgehensweise erkennen, wenn auch nur für ein Wellenband (Abb. 61 und 76). Hier ist interessant, dass zwei unterschiedliche Gefässe eine Verzierung desselben Aufbaus zeigen. Die Wellenbänder weisen in etwa dieselbe Breite auf und wurden alle mit einem Rundhölzchen angebracht, das ungefähr dasselbe Profil hatte. Das lässt auf eine Arbeitskonvention hinsichtlich des Aufbaus der Verzierung und der Werkzeugwahl schliessen. Die Umsetzung spricht jedoch dagegen, dass beide Verzierungen von derselben Hand stammen: Die Art der Glättung und der Rhythmus der Wellenlinien sind zu unterschiedlich.

Abb. 73: Aufbau des Rautenmusters von Kat. 43: Grundstriche (ocker) und Deckstriche (hellblau). Arbeitsrichtung erkennbar an Kanten des Deckstrichs und Tonresten an Strichenden.

Glättung Wellenband ungeglätteter Teil Wellenband Glättung

Abb. 74: Verzierungen auf Kat. 44 und 45.

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Das Muster auf Kat. 46 wurde ebenfalls mit einem Rundhölzchen ausgeführt. Es besteht aus einem Wellenband und zwei umlaufenden, horizontalen Rillen. Dazwischen liegt ein vertikaler Trenner, der mit einer senkrechten Wellenlinie gefüllt ist (Abb. 64 und 77). Unter dem Binokular ist das Muster gut als Vertiefung erkennbar. Es ist stellenweise optisch leicht dunkler gefärbt als der Rest des Scherbens und könnte auf Farbrückstände hin untersucht werden. Da Bemalung auf grauer Feinkeramik unüblich ist, könnte die dunklere Farbgebung jedoch auch auf eine besser erhaltene Oberfl äche zurückzuführen sein an den Stellen, wo die Oberfl äche durch den Druck des Rundhölzchens verdichtet wurde.

6.3.2 Handwerkliche Spuren innerhalb von Formgruppen198 6.3.2.1 Schalen Die im Folgenden untersuchten Schalen mit S-förmigem Profi l besitzen im oberen Gefässdrittel einen charakteristischen Wandknick, der bewusst gewollt ist und beim Drehen des Gefässes ohne Werkzeugeinsatz angebracht wird. Bewusste Spuren mit notwendigem Werkzeugeinsatz zeigen sich bei der Formgebung: Bei Kat. 13 wurde die Ausprägung des Wandknicks nach dem Abdrehen durch den Druck des Glättwerkzeugs bewusst verstärkt, die Kante des Knicks läuft sehr spitz zu (Abb. 69). Weiter sind an der Gefässaussenseite Glättlinien unterschiedlicher Ausprägung und Erhaltung erkennbar. Diese Glättlinien hatten bei ihrer Anbringung jedoch keinen Einfl uss auf die Gefässform. Unbewusste Arbeitsspuren fi nden sich bei einigen Stücken als verstärkte Glättlinien auf der Aussenseite der Gefässe, unterhalb der Randlippe. Bei Kat. 19 ist die Glättung verwittert, aber die vertiefte Linie unterhalb der Lippe aussen noch erhalten (Abb. 76). Die vertiefte Glättlinie entsteht, weil das Glättwerkzeug nicht exakt in jede Rundung passt und so die Gefässwand ritzt (Abb. 77). Dieser Fehler wird vom Töpfer selten korrigiert, da er unter der Randlippe kaum auffällt und die Korrektur nur zusätzlichen Arbeitsaufwand erfordert. Verstärkte Glättlinien unter der Randlippe kommen bei den Schalen mit Wandknick zwar regelmässig vor, sind in ihrer Ausprägung aber zu unklar für die Zuordnung zu einer Töpferhand. Hinsichtlich individueller Arbeitsspuren ist jedoch der Richtungswechsel beim Glätten auf Kat. 13 (Abb. 69) interessant (Kap. 6.3.1.2). Zwei Schalen unterscheiden sich im Profi l stark vom Rest (Kat. 9 und Kat. 18): Die Drehtechnik ist deutlich anders und bewirkt eine sehr dünne Gefässwand unterhalb der Randlippe sowie ein ellipsenförmiges Profi l der Randlippe. Im Vergleich dazu steht die bei dieser Gefässform ansonsten fast runde Randlippe mit anschliessend starker Wandung (Abb. 78). Die dünne Gefässwand und die ellipsenförmige Randlippe entstehen unbewusst, ein Werkzeugeinsatz ist nicht notwendig. Dies sind typische Spuren eines einzelnen Handwerkers. Hier handelt es sich um eine Unart beim Drehen, die darin besteht, einen Handgriff zu zögernd oder mit zu viel Kraft auszuführen. Die Gefässwand wird dadurch geschwächt und reisst entlang der dünnsten Stelle. Die-

Abb. 75: Mit Rundhölzchen ausgeführte Verzierung, Kat. 46.

Abb. 76: Aussenseite der Schale Kat. 19 mit verstärkter Glättlinie unterhalb der Randlippe.

Abb. 77: Flint in Beugung ritzt Gefässwand.

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se handwerkliche Spur sollte weiterverfolgt werden. Sie ist fundstellenübergreifend von Interesse für die Zuweisung zu einzelnen Töpferhänden. Die beiden Schalen mit Wandknick aus Ofen 2 (Kat. 56 und 102) haben morphologisch und bezüglich der Herstellungstechnik grosse Ähnlichkeit mit den Schalen aus Ofen 1 (siehe oben). Bei Kat. 56 findet sich eine sichtbare Glättlinie unter der Randlippe. Dennoch gibt es keinen Hinweis dafür, dass die Schalen aus Ofen 2 von derselben Töpferhand stammen, wie diejenigen aus Ofen 1.

6.3.2.2 Schüsseln An den erhaltenen Schüsselteilen sind alle eingebogenen Ränder in derselben Technik gedreht: Der Rand wurde beim Formen der obersten Krümmung nach innen gebogen.199 Dabei ist die oberste Krümmung unterschiedlich stark ausgeprägt, von leicht akzentuiert bis durchgehend rund (Abb. 38). Einige der Schüsseln zeigen im oberen Gefässviertel eine Nagelrille auf der Innenseite (Abb. 79). Die Nagelrille entsteht unbewusst, wenn die Töpferin beim Formen des eingebogenen Gefässrandes die Finger der innen arbeitenden Hand zu sehr schliesst. Wären die Schüsseln auf der Innenseite mithilfe einer Drehschiene (Abb. 71) geformt worden, könnte die Rille auch von einer Kante der Drehschiene stammen. Aber die noch sichtbaren Drehrillen zeigen, dass die Schüsseln innen nicht mit einem Werkzeug bearbeitet wurden (Abb. 79). Es fällt auf, dass sämtliche Stücke mit Nagelrille auf der Innenseite aus Ofen 1 stammen. Die Nagelrillen gleichen sich jedoch untereinander nicht genügend, um einzelne Töpferhände zu unterscheiden. Dennoch könnte dieses Phänomen fundstellenübergreifend weiterverfolgt werden, um zu sehen, ob noch weitere Töpferinnen aufgrund ihrer Handstellung beim Drehen eine Nagelrille auf der Gefässinnenseite hinterliessen. Bei zwei Gefässindividuen sind auf der Innenseite des Randes Verstreichspuren erkennbar, (z.B. Kat. 95, Abb. 80). Die Verstreichspuren lassen sich vorderhand nicht erklären; als Hinweis auf die Aufdrehtechnik (Kap. 6.2.1) kommen sie nicht infrage; beim Aufdrehen würde der aufzudrehende Tonwulst einige Zentimeter weiter unten am Gefäss aufgesetzt, um das Ausformen des eingebogenen Randes nicht durch die Nahtstelle zu behindern.

Abb. 78: Dünne Gefässwand unterhalb der ellipsenförmigen Randlippe (Kat. 9 und 18) im Vergleich zu weiteren Schalen von Osterfingen.

Abb. 79: Innenseite der Schüssel Kat. 32 mit Drehrillen und Nagelrille im oberen Gefässviertel.

Abb. 80: Schüssel Kat. 95 mit Verstreichspuren auf der Innenseite des Randes.

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An Kat. 28 ist sichtbar, dass die Gefässe abgedreht wurden (Abb. 81): Auf der Aussenseite befinden sich zwei Kratzer, die durch Magerungskörner entstanden. Beim Abdrehen blieben die Magerungskörner am Werkzeug hängen und hinterliessen eine Kratzspur. Diese ist nicht zu verwechseln mit einer Verzierungsrille. Kratzspuren vom Abdrehen gelten als optische Fehler. Die Kratzspuren wurden hier nicht korrigiert, obwohl sie sich an gut sichtbarer Stelle befinden. Die Gefässe sind geglättet, die Glättlinien sind unterschiedlich gut erhalten. Die Glättung fand nur auf der Aussenseite statt, gut sichtbar an den unbearbeiteten Drehrillen auf der Innenseite von Kat. 32 (Abb. 79).

6.3.2.3 Flachböden Der Aufbau der Flachböden ist konsequent gleich. Der Gefässboden ist mit einem Werkzeug, zum Beispiel einer Abdrehschiene aus Holz oder Horn (Abb. 71), flach abgedreht, ebenso die Aussenwand des Gefässes, die danach teilweise noch geglättet wurde. Für das Abdrehen von Gefässboden und Aussenwand ist ein Werkzeugeinsatz notwendig, ebenso für das Glätten. Anhand des Werkzeugeinsatzes lassen sich zwei Typen von Flachböden unterscheiden. Der Unterschied besteht dabei lediglich in der Reihenfolge des Werkzeugeinsatzes, die an der Form des Bodens erkennbar ist: Typ 1 mit gegen aussen leicht erhöhter Standfläche (Abb. 82) und Typ 2 mit ebener Standfläche und einer an der Gefässaussenwand liegenden Erhebung (Randbraue). Flachboden 1 Gefässboden Flachböden lassen sich diese Spuren nicht Bei stark verwitterten gegen aussen erhöht mehr erkennen. Gefässwand Die bei der Herstellung der Flachböden hinterlassenen Arbeitsspuren sind unbewusst entstanden. Sie sind optisch meist nur schwach erkennbar, jedoch taktil gut unterscheidbar. Die Reihenfolge des Werkzeugeinsatzes wirkt sich morphologisch aus wie folgt: Flachboden Typ 1 wird in zwei Arbeitsschritten hergestellt. Zuerst wird der Gefässboden abgedreht und eventuell nachgeglättet, danach wird die Gefässaussenwand abgedreht und eventuell nachgeglättet. Das hat zur Folge, dass sich die Standfläche gegen aussen leicht erhöhen kann. Die Erhöhung entsteht durch den Druck des Werkzeugs auf die Gefässwand, beim Boden. Da dies der letzte Arbeitsschritt ist, bleibt die Erhöhung sichtbar (Abb. 82). Flachboden Typ 2 wird ebenfalls in zwei Arbeitsschritten hergestellt, diese erfolgen aber in umgekehrter Reihenfolge als bei Typ 1: Zuerst wird die Gefässaussenwand abgedreht und eventuell nachgeglättet, und erst danach wird der Flachboden abgedreht und eventuell nachgeglättet. Als Folge dieser Arbeitsweise kann sich aufgrund des Werkzeugdrucks auf die Standfläche an der Aussenseite des Flachbodens eine leichte Erhöhung (Randbraue) bilden. Da dies der letzte Arbeitsschritt ist, bleibt die Randbraue sichtbar (Abb. 82). Bei Kat. 37 wurde die Randbraue nachträglich korrigiert (Abb. 83). Randbrauen sind zu schwach, um als bewusst gewollter Gefässteil bezeichnet werden zu können. Deshalb verweist die Reihenfolge des Werkzeugeinsatzes bei den Flachböden auf individuelle Eigenarten, die nicht als Arbeitskonvention anzusprechen sind (Kap. 6.3). Aus Ofen 2 stammt ein spannendes

Abb. 81: Kratzer auf Kat. 28 von beim Abdrehen mitgerissenen Magerungskörnern.

Flachboden 1

Gefässboden gegen aussen erhöht

Gefässwand

Flachboden 2

Gefässboden mit Randbraue

Gefässwand

Abb. 82: Flachboden Typ 1 mit gegen aussen leicht erhöhter Standfläche und Typ 2 mit ebener Standfläche und einer an der Gefässaussenwand liegenden Erhebung. Darstellung aus der Perspektive des Töpfers beim Abdrehen.

Abb. 83: Nachträglich korrigierte Randbraue, Kat. 37.

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Stück: Kat. 98 (Abb. 84). Es gehört zum Flachboden Typ 2 und zeigt eine starke Ausprägung der Randbraue. Stücke dieser Art sollten fundstellenübergreifend weiterverfolgt werden, weil sie aufgrund der sehr charakteristischen Arbeitsgewohnheit eines einzelnen Handwerkers Hinweise auf eine Töpferhand geben können. Kat. 34 und 37 weisen beide fünf Rillen eines Werkzeugs an der Gefässaussenwand auf, möglicherweise von Kammzinken mit rundem Profil. Vier von fünf Rillen sind deckungsgleich. Weiter wurde das Werkzeug beim Anbringen der Rillen nicht an beiden Gefässen gleich herum gehalten, sondern gewendet (Abb. 85). Die fünf Werkzeugrillen entstanden weder beim Glätten noch beim Abdrehen, sichtbar an der U-Form der Rillen. Ob sie Teil einer Verzierung sind, ist unklar. Aber sie sind wichtig für die Zuweisung zu einer Töpferhand: Die beiden Stücke, auf denen sie erscheinen, sind in der Herstellungsweise identisch. Sie zeigen dieselbe Tonverteilung am Gefäss, ein Merkmal, das auf die Drehgewohnheiten eines Handwerkers verweist. Zudem gehören beide Stücke zum Flachboden Typ 2. Zusammen mit der Beobachtung, dass nach dem Abdrehen an beiden Stücken die fünf Rillen mit dem gleichen Werkzeug angebracht wurden (Abb. 85), kann mit hoher Wahrscheinlichkeit gesagt werden, dass diese beiden Stücke von derselben Hand stammen.

Abb. 84: Flachboden Typ 2 mit stark ausgeprägter Randbraue, Kat. 98 .

Die drei Stücke Kat. 35, 36 und 38 fallen auf mit dem Produktionsfehler «Spannungsrisse durch mangelhaft gleichmässige Verarbeitung des Tons» (Kap. 6.2.1). Ihre Böden sind derart dünn gedreht, dass die Spannungsdifferenz zwischen dem dünnen Boden und der viel dickeren Gefässwand beim Brand zu Ris-

Abb. 85: Auf den beiden Gefässen Kat. 34 und 37 wurden je fünf deckungsgleiche Rillen angebracht.

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sen führte (Abb. 86). Die Gefässböden im Verhältnis zur Wand zu dünn zu formen, ist eine individuelle Unart beim Drehen und führt zu Ausschuss. Es gibt Töpfer, denen dies oft passiert, andere haben das Problem im Griff. Die drei genannten Stücke lassen sich nicht eindeutig einer Töpferhand zuordnen, auch nicht über ihre Zugehörigkeit zu den Bodentypen; Kat. 36 zählt zum Typ 1, Kat. 35 und 38 lassen sich wegen schlechter Erhaltung keinem Typ zuweisen.

6.3.2.4 Böden mit Standring Alle Standringe sind technisch gleich aufgebaut (Abb. 87). Am Rand des Gefässbodens ist gegen innen eine flache Kante200 (grün) angebracht, an die gegen aussen das herausgearbeitete Profil des Standrings anschliesst. Für die Herstellung von Kante und Profil des Standrings ist ein Werkzeugeinsatz notwendig, das Profil ist bewusst geformt. Bei einigen Stücken ist eine Glättung der Gefässaussenwand erkennbar. Anhand des Werkzeugeinsatzes können drei Typen von Standringen unterschieden werden. Ihre Herstellung erforderte drei bis fünf unterschiedliche Arbeitsschritte. Stark verwitterte und kleinfragmentierte Stücke lassen sich keinem Typ sicher zuweisen. Wie sich der Werkzeugeinsatz konkret auf die Form des Standrings auswirkt, wird im Folgenden beschrieben. Auch hier sind die Unterschiede, wie bei den Flachböden, optisch teilweise nur schwach erkennbar, aber taktil klar unterscheidbar. Standring Typ 1 weist eine leicht gewölbte Fläche auf der Innenseite auf (Abb. 87, rot) und läuft gegen aussen mehr oder weniger spitz zu. Er wird in vier Schritten hergestellt: Die Innenkante (grün) wird abgedreht, dann das Werkzeug über die Innenseite des Standrings gegen aussen gekippt (rot). Die Kippbewegung wird unterbrochen durch das Absetzen des Werkzeugs, wodurch das spitze Ende des Standrings entsteht. Dann wird die Aussenseite des Standrings mit dem Finger oder dem Glättwerkzeug nachgeglättet (schwarz). Standring Typ 2 besitzt eine ebene Fläche auf der Innenseite (Abb. 87, rot) und ist oben abgeflacht (blau). Er entsteht in vier bis fünf Schritten: Die Innenkante (grün) wird abgedreht, ebenso die Innenseite des Standrings (rot), wobei keine Kippbewegung ausgeführt wird. Daher ist die Innenseite des Standrings hier flach. Im Vergleich dazu ist die Innenseite bei Standring Typ 1 durch die Kippbewegung gewölbt. In einem weiteren Arbeitsschritt wird der Standring oben flach abgedreht (blau). Die Aussenseite des Standrings (schwarz) wird mit dem Finger oder mit dem Glättwerkzeug noch nachgeglättet. Bei drei Stücken wurde vor dem Glätten auch von aussen mit dem Werkzeug abgedreht (Kat. 49, 50 und 51). Standring Typ 3 besitzt ein rundes Profil (Abb. 87, rot). Zur Herstellung sind drei Schritte nötig: Die Innenkante (grün) wird abgedreht. Dann wird das Werkzeug über die Innenseite des Standrings gegen aussen gekippt. Die Kippbewegung verläuft dabei über die gesamte Rundung (rot), ohne dass das Werkzeug abgesetzt wird. Danach wird die Aussenseite mit dem Finger nachgeglättet (schwarz).

Abb. 86: Spannungsrisse durch mangelhaft gleichmässige Verarbeitung des Tons, Kat. 38.

Standring 1 Gefässboden

Gefässwand

Standring 2 Gefässboden

Gefässwand

Standring 3 Gefässboden

Gefässwand

Abb. 87: Standringe Typ 1 bis 3. Darstellung aus der Perspektive des Töpfers beim Abdrehen. 64


Innerhalb von Typ 2 weisen drei Gefässe zusätzliche Ähnlichkeiten auf, die eine Zuweisung an eine Töpferhand nahelegen: Kat. 49, 50 und 51. Die drei Gefässe weisen dieselbe unsorgfältige Art des Drehens auf sowie den Produktionsfehler «Luft im Ton». Dann wurden sie vor dem Glätten auch von aussen mit dem Werkzeug abgedreht. Weiter sind bei Kat. 50 und 51 aussen am Boden dieselben Werkzeuglinien erkennbar (Abb. 88), zudem weisen sie dieselbe Tonverteilung am Gefäss auf. Innerhalb von Typ 1 weisen zwei Gefässe zusätzliche Ähnlichkeiten auf, die ebenfalls eine Zuweisung an eine Töpferhand nahelegen: Kat. 61 und 97. Beide Stücke stammen aus Ofen 2 und unterscheiden sich stark von allen Standringen aus Ofen 1. Im Profil sind sie in auffallender Weise schmaler, länglicher und weiter nach aussen gezogen als die restlichen Stücke desselben Typs. Dennoch ist die für Standring Typ 1 charakteristische Handhabung der Werkzeuge klar erkennbar. Weiter sind Missgeschicke beim Arbeiten zu beobachten, wie sie einer – aufgrund der beiden feinen Standringprofile zu urteilen – zwar geübten, aber unkonzentrierten Töpferin unterlaufen: So riss Kat. 61 wegen des im Verhältnis zur Wand viel zu dünnen Bodens (Abb. 89), bei Kat. 97 glitt die Töpferin beim Abdrehen mit dem Werkzeug im Standring ab. Sie hatte aber die Gewohnheit, diese langgezogenen Standringe zu formen. Übereinstimmungen beim Werkzeugeinsatz, hohe morphologische Ähnlichkeit sowie Fehler bzw. handwerkliche Spuren bei der Herstellung verweisen auch hier auf dieselbe Hand. Die Art des Werkzeugeinsatzes ist genau festgelegt und bewusst umgesetzt. Sie verweist hier auf die Ebene der Arbeitskonvention. Das bedeutet, dass die Standringe von mindestens drei verschiedenen Personen aus je einer Töpfergruppe oder Werkstatt angebracht wurden. Weiter lassen alle Böden mit Standring innen eine mehr oder weniger ausgeprägte Erhebung erkennen (Abb. 90). Oft ist diese so hoch, dass das Gefäss trotz Standring beim Stehen annähernd flach auf der Standfläche aufliegt. Wenn Standringe hergestellt werden, wird der Boden üblicherweise grosszügig und durchgehend abgedreht, um Ton zu sparen und das Gewicht des Gefässes insgesamt zu reduzieren. Weiter wird dadurch die Gefahr für Bodenrisse aufgrund zu dicker und/oder stellenweise aufliegender Standflächen verringert. Die Frage nach dem Grund für diese Arbeitsweise wird unter Kap. 6.3.4 bei der Überprüfung der Ergebnisse durch den FBO nochmals aufgegriffen.

Abb. 88: Auf der Aussenseite der Böden sind bei Kat. 50 und 51 identische Werkzeuglinien erkennbar. Darstellung aus der Perspektive des Töpfers beim Abdrehen.

Abb. 89: Kat. 61 mit Standring Typ 1 mit Kante (grün), leicht gewölbter Fläche auf der Innenseite (rot), gegen aussen schmal und spitz zulaufend.

Abb. 90: Die Profile von Kat. 47, 49 und 50 zeigen, dass die Gefässe trotz Standring beinahe mit der Standfläche auf dem Boden aufliegen.

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6.3.2.5 Randlippen von Töpfen und Flaschen Der letzte Arbeitsschritt beim Drehen, das Formen der Randlippe, kann in sehr unterschiedlicher Weise geschehen: bewusst oder unbewusst, mit oder ohne Werkzeugeinsatz. Während die einen Töpfer hier keine Spuren hinterlassen, ist bei anderen deutlich erkennbar, wie gearbeitet wird. Die im folgenden untersuchten Randlippen sind bewusst geformt, die dabei hinterlassenen Spuren sind unbewusst entstanden. Bei drei Flaschen (Kat. 41, 92 und 93) wurde die Randlippe beim Drehen unter Zuhilfenahme eines feuchten Lederbändchens geformt (Abb. 91), was eine heute noch übliche Arbeitstechnik ist. Der Einsatz des Lederbändchens gibt der Randlippe ein sehr regelmässiges und glattes Profil. Weiter verursacht er eine unverwechselbar typische Rille aussen an der Unterseite der Randlippe (Abb. 92). Randlippen mit Lederbändchen zu formen, ist eine Arbeitstechnik, die erlernt werden muss. Sie ist auf der Ebene der Arbeitskonventionen zu verorten. Die drei vorhandenen Stücke entstammen folglich derselben Arbeitskonvention. Belege dafür, dass sie auch vom selben Handwerker sind, finden sich keine. Dennoch ist es spannend, dass das Lederbändchen hier zum Einsatz kam. Diese Arbeitstechnik erfordert Geschick. Vor allem bei grossen Gefässen reicht ein Augenblick der Unachtsamkeit, um mit diesem letzten Handgriff das Gefäss zu zerstören. Hier wurde bewusst entschieden, Unregelmässigkeiten zu korrigieren, auch wenn dabei das Gefäss als Ganzes gefährdet wurde. Der Werkzeugeinsatz ist fakultativ und entspricht nicht der einfachsten Herstellungstechnik für ein keramisches Objekt. Weshalb diese Herstellungstechnik hier gewählt wurde, wird unter Kap. 6.3.4 weiter erörtert, bei der Überprüfung der Ergebnisse durch den FBO. Die Haltung von Hand und Finger kann beim Formen der Randlippe am Schluss auch sichtbare Rillen hinterlassen. Nicht immer werden diese Rillen mit dem Lederbändchen korrigiert. Bei Kat. 39 und 42 sind aus diesem Grund noch Nagelrillen erkennbar und die Spur von der rauen Stelle am Finger des Töpfers unterhalb der Nagelrille. (Abb. 93). Die Nagelrillen sind identisch und stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit vom selben Finger.

Abb. 91: Formen der Randlippe mit einem feuchten Lederbändchen an Kat. 41.

Abb. 92: Durch ein Lederbändchen verursachte Rille auf der Unterseite der Randlippe von Kat. 92.

Nagelrille Raue Stelle des Fingers

Nagelrille Raue Stelle des Fingers

Abb. 93: Identische Nagelrillen unter den Randlippen der Flaschen Kat. 39 und 42

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6.3.3 Einzelstücke Die folgenden beiden Einzelstücke treten aufgrund der Summe ihrer lesbaren Spuren hervor. Ihre Darstellung beinhaltet eine teilweise Wiederholung besprochener Aspekte, fasst jedoch die eingeführte Art des Lesens handwerklicher Spuren in anschaulicher Weise zusammen. 6.3.3.1 Topf Kat. 46 Der Topf Kat. 46 wurde auf der schnell rotierenden Drehscheibe gedreht. Dabei unterliefen der Handwerkerin Produktionsfehler. Bei der Verarbeitung gelangte Luft in den Ton (Abb. 57). Weiter wurde der Ton ungleichmässig verarbeitet, sodass Schwachstellen entstanden. Die Schwachstellen befinden sich immer dort, wo der nächste Tonwulst aufgesetzt wurde (Abb. 57). Dies führte beim Brand zu Spannungsrissen. Die Spannungsrisse verlaufen horizontal der Gefässwand entlang. Auf der Höhe der Spannungsrisse sind Verstreichspuren erkennbar (Abb. 57 und 64). Die horizontalen Spannungsrisse verweisen zusammen mit den Verstreichspuren auf ein in der Aufdrehtechnik gedrehtes Gefäss (Kap. 6.2.3). Die Verstreichspuren sind charakteristisch für diese Arbeitsweise, müssen aber nicht zwingend vorhanden sein. Das Aufdrehen als Herstellungstechnik entspricht einer Arbeitskonvention und ermöglicht Rückschlüsse sowohl auf das Können der Handwerkerin als auch auf ihre Werkstatteinrichtung; so stiessen entweder die Töpferin mit ihrem handwerklichen Können oder die vorhandene Drehscheibe an ihre Leistungsgrenze, was die Frage nach dem Vorhandensein einer mobilen Drehscheibe aufwirft (Kap. 6.2.3). Zur Veredelung der Oberfläche wurde das Gefäss in lederhartem Zustand abgedreht, geglättet und danach eine Verzierung angebracht (Kap. 6.3.1, Abb. 75). Beim Abdrehen hinterliess die Töpferin Kratzer durch vom Werkzeug mitgerissene Magerungskörner (Abb. 94), beim Glätten verfehlte sie die Gefässform stellenweise mit dem Glättwerkzeug (Abb. 94). Die Verzierung wurde mit einem Rundhölzchen ausgeführt und ist stellenweise leicht dunkler gefärbt als der umgebende Tonscherben (Abb. 75). Die Wahl eines Rundhölzchens für die Herstellung der Verzierung lässt auf eine Arbeitskonvention schliessen (Kap. 6.3.1). Obwohl Bemalung auf grauer Feinkeramik unüblich ist, stellt sich die Frage, ob sich in den dunkler erscheinenden Verzierungsrillen Farbrückstände finden. Trotz aufwendiger Herstellungstechnik und Verzierung wurden optische Fehler wie Kratzer vom Abdrehen und die mangelnde Genauigkeit beim Glätten nicht korrigiert – beides befindet sich an gut sichtbarer Stelle und wäre leicht zu beheben gewesen. 6.3.3.2 Flasche Kat. 44 Die Flasche Kat. 44 wurde auf der schnell rotierenden Drehscheibe gedreht und zeigt einen horizontal verlaufenden Spannungsriss aufgrund ungleichmässiger Verarbeitung des Tons, was ein Produktionsfehler ist (Kap. 6.2.1, Abb. 95). Obwohl Verstreichspuren fehlen, legt der horizontale Spannungsriss wie bei Kat. 46 die Herstellung in der Aufdrehtechnik nahe. Die Aufdrehtechnik verweist auf eine Arbeitskonvention und ermöglicht Rückschlüsse auf das handwerkliche Können des Töpfers und auf die Werkstatteinrichtung (Kap. 6.2.3). Im lederharten Zu-

Abb. 94: Kat. 46 weist Kratzer durch vom Werkzeug mitgerissene Magerungskörner auf (oben). Beim Glätten wurde die Gefässform stellenweise mit dem Glättwerkzeug verfehlt (unten).

Abb. 95: Horizontal verlaufender Spannungsriss auf der Innenseite von Kat. 44.

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stand wurde das Gefäss stellenweise geglättet sowie eine Verzierung angebracht (Kap. 6.3.1.3, Abb. 74). Die Verzierung könnte ebenfalls einer Arbeitskonvention entstammen, da sich derselbe Aufbau des Musters auch auf Kat. 48 findet. Ob der Aufbau des Musters lokal zu verorten ist oder Teil eines weiteren kulturellen Kontexts,201 müsste durch entsprechende Untersuchungen geklärt werden. Die Umsetzung der beiden Verzierungen spricht dagegen, dass sie von derselben Hand stammen. Auch zu sehen sind vier Nagelabdrücke auf der Gefässmitte (Abb. 65) und ein Werkzeugabrutscher am Gefässhals (Abb. 60), (Kap. 6.3). An zwei der vier Nagelspuren ist die Richtung deutlich erkennbar, in welche die Hand des Töpfers beim Anheben des Gefässes zog (Kap. 6.3.1.1, Abb. 65). Dieser Handgriff wird beim Wenden des Gefässes im lederharten Zustand durchgeführt und zeigt, dass das Gefäss zum Trocknen gestürzt wurde, was wiederum Aufschluss über die Werkstatteinrichtung geben kann (Kap. 6.3.1.1). Beim Werkzeugabrutscher handelt es sich um einen Schnitt, der durch ein Abdrehwerkzeug oder die Kante eines Glättwerkzeugs entstand (Abb. 60). Der Werkzeugabrutscher entstand vor dem Glätten oder zu Beginn des Glättens, wie an den beiden darüber hinweglaufenden Glättlinien erkennbar ist. Die Flasche Kat. 44 zeigt, wie handwerkliche Spuren die Unterscheidung nach Töpferhänden ermöglichen: Der Werkzeugabrutscher am Hals oder die Nagelspuren auf der Gefässmitte sind individuelle Spuren eines Handwerkers. Wiederholt sich solche Unachtsamkeit in derselben Ausprägung an mehreren Gefässen, lassen sich die Gefässe demselben Töpfer zuweisen. Auch bei diesem Gefäss fällt auf, dass einfach zu behebende und gut sichtbare optische Fehler nicht überarbeitet wurden. Dies, obwohl es sich um ein Gefäss mit erhöhtem Herstellungsaufwand handelt, was den zusätzlichen Zeitaufwand für eine Korrektur von Fehlern rechtfertigen würde.

6.3.4 Fazit Die handwerklichen Spuren an den 1334 Scherben der in Osterfingen produzierten grauen Feinkeramik geben zahlreiche Hinweise zum Herstellungsprozess. Dabei sind Rückschlüsse auf übergeordnete Arbeitskonventionen möglich und auch individuelle Spuren einzelner Töpferinnen fassbar. Bei den Verzierungen zeigen sich Arbeitskonventionen in Bezug auf den Werkzeugeinsatz. Hier überwiegt der Einsatz des Rundhölzchens als Werkzeug. Arbeitsspuren auf der Ebene von Arbeitskonventionen können auch nur sehr vereinzelt auftreten, wie in Kap. 6.3.1.3 unter Verzierungen angesprochen wurde. Zum Beispiel wurde bei der Werkzeugwahl anstelle eines Rundhölzchens für das Anbringen der Wellenlinie ein Glättwerkzeug verwendet. Dasselbe Vorgehen ist auch bei zwei Verzierungsrillen zu beobachten. Sie wurden statt mit dem Rundhölzchen mit einem kantigen Werkzeug ausgeführt. Ein Erklärungsansatz dafür ist, dass diese Spuren von Wandertöpferinnen stammen, die eine erlernte Arbeitstechnik mitbrachten, die jedoch lokal keine Akzeptanz fand.202 Bei den Randlippen von Töpfen und Flaschen finden sich drei Stücke, deren Randlippe mit dem Lederbändchen geformt wurde. Diese Arbeitstechnik entspricht einer Ar-

beitskonvention. Bei den Böden mit Standring verweist die Art des Werkzeugeinsatzes auf drei unterschiedliche Arbeitskonventionen (Kap. 6.3.2.4). Aufgrund individueller Eigenarten beim Arbeiten sind innerhalb dieser drei Arbeitskonventionen zusätzlich einzelne Töpferhände erkennbar. Die Materialbasis ist hier jedoch zu gering, um weiterführende Aussagen machen zu können hinsichtlich der Anzahl tätiger Handwerkerinnen oder einer differenzierteren Arbeitsteilung. Nagelabdrücke und Pressspuren ermöglichen Rückschlüsse auf die Werkstatteinrichtung und die Rekonstruktion individueller Arbeitshandgriffe (Kap. 6.3.1.1). Auch der Richtungswechsel beim Glätten ist eine individuelle Eigenart beim Arbeiten. Weiter sind bei den Verzierungen Spuren lesbar, die nicht auf Konventionsebene einzuordnen sind, sondern auf Gewohnheiten einzelner Handwerkerinnen verweisen: Der Aufbau des Rautenmusters auf Kat. 43 zeigt beispielsweise eine spezifische Eigenart beim Arbeiten. Weiter lassen die Schalen individuelle Gewohnheiten beim Arbeiten erkennen, teilweise mit markanter Ausprägung (Kap. 6.3.2.1), und an den Schüsseln hinterliessen einige Töpferinnen aufgrund ihrer Handstellung beim Drehen eine Nagelrille auf der Gefässinnenseite. Eine Zuordnung zu einzelnen Töpferhänden ist hier nicht möglich. Dennoch ist klar ersichtlich, dass nur ein Teil der Handwerkerinnen diese Arbeitsgewohnheit hatte. Die Randlippen von Kat. 39 und Kat. 42 zeigen identische Nagelrillen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von derselben Töpferin stammen. Und schliesslich lassen sich anhand des Werkzeugeinsatzes zwei Typen von Flachböden unterscheiden. Die Unterschiede beim Werkzeugeinsatz sind in diesem Kontext als individuelle Gewohnheiten und nicht als Arbeitskonventionen zu gewichten. Zwei Flachböden stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit von derselben Töpferhand. Beide Stücke gehören zum Typ Flachboden 2 und sind in der Herstellungsweise identisch. Zudem sind vier von fünf auf beiden Stücken vorkommende Werkzeugrillen deckungsgleich. Der Flachboden Kat. 98 gehört zum Typ 2 und stammt aus Ofen 2. Er zeigt die für diesen Typ charakteristische Randbraue in markanter Ausprägung. Er kommt auch in Ofen 1 vor, aber nicht in derart ausgeprägter Form. Die Überprüfung der Ergebnisse durch den FBO verweist im Zusammenhang mit handwerklichen Spuren auf zwei Themenkreise von Interesse: Die Frage nach der einfachsten Herstellungstechnik, mit dem Ziel, beim Arbeiten Energie zu sparen, gibt bei den Böden mit Standring Auskunft über das technische Niveau. Sie bestätigt eine Vermutung zur Beschaffenheit der für das Abdrehen verwendeten Werkzeuge (Abb. 71). Wenn die Werkzeuge dazu taugen, besteht die optimale Herstellungstechnik darin, die gesamte Bodenfläche eines Gefässes grosszügig abzudrehen (Kap. 6.3.2.4). Auf diese Weise wird am Gefäss Ton

Abb. 96: Standring von Kat.51

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und Gewicht eingespart und die Gefahr für Bodenrisse vermindert (z.B. Kat. 51, Abb. 96). Während flächendeckendes Abdrehen mit Werkzeugen aus Metall schnell und einfach zu bewältigen ist, nehmen Werkzeuge aus Holz oder Horn mangels Härte für dasselbe Ergebnis viel mehr Kraft und Zeit in Anspruch. Hier war also der Energieaufwand für konsequentes flächendeckendes Abdrehen höher als der Nutzen. Die übliche Bodenform der Standringe (Abb. 90) zeigt, dass keine Metallwerkzeuge zur Verfügung standen und dieser Arbeitsschritt auf ein Minimum begrenzt wurde, da er mit Holz- oder Hornwerkzeugen ausgeführt werden musste. Weiter fallen bei der Korrektur von «Fehlern» unterschiedliche Vorgehensweisen auf. An Topf Kat. 46 und Flasche Kat. 44 wurden optische Fehler nicht korrigiert, obwohl dies leicht auszuführen gewesen wäre (Kap. 6.3.3.1). Die Gefässe heben sich durch ihre anspruchsvollere Herstellungstechnik und Verzierung klar von der schlichteren Keramik ab. Dies würde grundsätzlich einen erhöhten Energieaufwand bei der Korrektur optischer Fehler rechtfertigen. Der Umstand, dass die optischen Fehler nicht korrigiert wurden, lässt sich jedoch erklären durch die insgesamt flüchtige Arbeitsweise, in der die Gefässe hergestellt sind. An den Randlippen von zwei Flaschen und einem Topf wurden hingegen Korrekturen vorgenommen (Kap. 6.3.2.5). Und dies erfolgte mit dem Lederbändchen, einer Arbeitstechnik, die beim Drehen mit einem erhöhten Risiko für Ausschuss verbunden ist. Der gut sichtbare und leicht zu korrigierende Fehler in Form eines Nagelabdrucks auf einem dieser Gefässe schliesst optische Ansprüche als Begründung für die Korrektur der Randlippen aus – wer aus optischen Gründen die Zerstörung eines Gefässes riskiert, um die Randlippe zu verschönern, korrigiert auch die viel einfacher zu behebenden Nagelspuren an der Gefässwand. Hier stellt sich die Frage nach der Gefässart, die den erhöhten Energieeinsatz bei der Herstellung rechtfertigt. Gemäss FBO bestimmt das Ziel der optimalen Funktion unter anderem die Gefässform, und das Ziel, Energie zu sparen, wirkt sich auf die Herstellungstechnik aus. Der Einsatz des Lederbändchens beim Formen der Randlippe bewirkt ein durchgehend regelmässiges Profil mit sehr glatter Oberfläche. Diese Herstellungstechnik ist zum Beispiel für Gefässe von Vorteil, die zwecks Vorratshaltung dicht verschliessbar sein müssen. Der Wert des Gefässes, der den erhöhten Herstellungsaufwand rechtfertigt, liegt also möglicherweise in einer besonderen Funktion. Da der Produktionsausschuss in Osterfingen nie in Gebrauch war, lässt sich die Funktion dieser Gefässe nicht weiter erforschen. Daher wäre es spannend, diese Frage in Siedlungsinventaren benachbarter Fundstellen weiter zu verfolgen. Bei Töpfen und Flaschen, deren Randlippe mit einem Lederbändchen bearbeitet wurde, könnte gezielt nach Resten von Dichtungsmitteln sowie Bruchstücken von Deckeln Ausschau gehalten werden. Auch könnten solche Scherben auf Rückstände von Fettsäuren untersucht werden, um Informationen zu aufbewahrten Lebensmitteln zu erhalten und somit mehr über die Funktion dieser Gefässe zu erfahren. Das Form- und Herstellungsspektrum der Keramik beider Öfen im Vergleich wirkt einheitlich. Es ist daher denkbar, dass in bei-

den Öfen Gefässe gebrannt wurden, die aus derselben Werkstatt bzw. Arbeitskonvention stammen. Konkrete Töpferhände innerhalb dieser Arbeitskonventionen treten jedoch nicht ofenübergreifend auf. Ausnahmen vom einheitlichen Erscheinungsbild der Keramik beider Öfen finden sich einerseits bei den Schüsseln: Hier fällt auf, dass sämtliche Stücke mit Nagelrille auf der Innenseite aus Ofen 1 stammen. Weiter gibt es in Ofen 2 zwei Böden vom Typ Standring 1, die ganz anders umgesetzt sind als jene aus Ofen 1. Aufgrund ihrer Machart verweisen sie eindeutig auf dieselbe Töpferhand.

6.4 Synthese 6.4.1 Das Töpferhandwerk in Osterfingen Die graue Feinkeramik aus Osterfingen wurde vor Ort produziert. Hinweise auf eine lokale Produktion geben die 75 Produktionsfehler, aufgrund derer die Keramik als Ausschuss anzusprechen ist (Kap. 6.2.3). Zudem ist das gesamte Material in Form und Haptik sehr homogen, und es ist eine Wiederholung von Arbeitskonventionen und Töpferhänden zu beobachten. Die Arbeitskonventionen, welche die Töpfer in Osterfingen befolgten, sind anhand von Produktionsfehlern und handwerklichen Spuren sichtbar. Ob eine Arbeitskonvention lokal zu verorten ist oder von einem Wandertöpfer stammt, könnte aufgrund der Verwendung von Werkzeug und Arbeitsgerät festgestellt werden (Kap. 6.2.3). Die Töpferhände sind anhand individueller Eigenarten beim Arbeiten erkennbar. Gewisse Töpferhände sind innerhalb der Fundstelle von Bedeutung, weil sich mehrere Stücke demselben Handwerker zuordnen lassen (Kap. 6.3.2.3). Weitere Töpferhände sind vorerst Einzelfunde (Kap. 6.3.1 und 6.3.3). Einige dieser Einzelfunde ermöglichen Hinweise auf die Werkstatteinrichtung (Kap. 6.3.1.1). In diesem Sinn stellt die Vorlage des Osterfinger Materials einen ersten Referenzkomplex dar, der mit weiteren Siedlungs- und Töpferkomplexen aus der Region abgeglichen werden sollte. Bei den Töpferöfen von Osterfingen wird von einer lokalen Werkstattproduktion ausgegangen, die möglicherweise von Wandertöpfern frequentiert wurde. Ein sicherer Beweis für Wandertöpfer könnte sich ergeben, falls sich die oben erwähnten Einzelspuren andernorts wiederholen. Das Gesamtbild der Herstellung der grauen Feinkeramik aus Osterfingen zeigt, dass Präzision nicht so wichtig war, solange dies die Funktionalität der Gefässe nicht beeinträchtigte. Man machte sich zwar die Mühe, zu verzieren, gleichzeitig korrigierte man kleinere optische Fehler nicht. Der Schwierigkeitsgrad für die Herstellung ist als mittel bis hoch, jener für die Verzierungen als tief einzustufen. Insgesamt entspricht das handwerkliche Niveau, gemäss heutiger Ausbildung, dem Können eines Töpfers im dritten Lehrjahr. Bezüge zwischen den beiden Öfen finden sich nicht anhand von Produktions- und Brennfehlern, sondern nur aufgrund handwerklicher Spuren (Kap. 6.3.4).

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6.4.2 Möglichkeiten und Grenzen der Arbeit mit dem FBO Das Anliegen zur theoretischen Ordnung handwerklichen Wissens trägt in sich einen Widerspruch: Handwerkliches Wissen erschliesst sich hauptsächlich empirisch. Der Zugang und auch die Arbeitsweise sind somit theoretischem Vorgehen genau entgegengesetzt. Daher kann eine allzu formelhafte Beurteilung dem Handwerk nicht gerecht werden. Für methodisch korrektes Vorgehen sind Regeln jedoch notwendig. Im Bewusstsein dieses Spannungsfeldes gilt es, diese Regeln mit einer gewissen Lockerheit zu handhaben; bei der Arbeit mit dem FBO sind meistens nicht alle Informationen am Objekt in der vorgegebenen Reihenfolge überprüfbar. Da die Kriterien des FBO in Wechselwirkung miteinander stehen, müssen sie nicht linear, sondern zyklisch betrachtet werden. Aus diesem Grund werden die Fragen des FBO an jedes beurteilte Objekt jeweils in mehreren Durchgängen gestellt. Zur Veranschaulichung noch einmal die Situation bei den Randlippen, wo zwei Durchgänge notwendig waren: Hier waren im FBO im ersten Durchgang unter 1) die Kriterien Form und Materialwahl ersichtlich, aber erst die Auseinandersetzung mit der Herstellungstechnik im zweiten Durchgang unter 2) erlaubte einen Rückschluss auf eine mögliche Funktion gewisser Randlippen als Mittel zum Verschluss eines Gefässes – was wiederum den erhöhten Herstellungsaufwand erklären könnte. Bei strikt linearem Durcharbeiten des FBO hätte das Unterfangen mangels ausreichender Informationen zum Kriterium Funktion bereits bei der ersten Fragestellung unter 1) abgebrochen werden müssen. Erst ein zweiter Durchgang mit angepasster Fragestellung brachte weitere Erkenntnis. Es können sich also gerade an Stellen, wo nicht alle Zielsetzungen oder Kriterien ab Beginn optimal erfüllt sind, wichtige Informationen und weiterführende Fragestellungen ergeben. So ermöglicht der FBO in dieser Untersuchung Rückschlüsse auf die Drehtechnik (horizontale Spannungsrisse, Kap. 6.2). Weiter gibt er Hinweise auf die Beschaffenheit von Werkzeugen, die zum Abdrehen verwendet wurden, und schliesslich bringt er auch Informationen zur möglichen Funktion von Gefässen (Kap. 6.3.4). Einerseits ist dies ein Gewinn an Erkenntnis innerhalb des beurteilten Fundkomplexes, andererseits ist auch eine methodische Basis für den Vergleich mit Funden aus anderen Fundstellen entstanden. Zur Integration handwerklichen Wissens in die Archäologie muss also, wie eingangs erwähnt, eine Brücke geschlagen werden von der Empirik zur Theorie. Damit dies gelingt, braucht es die Diskussion – den intensiven Austausch zwischen Handwerk und Wissenschaft.

6.5. Zusammenfassung In der vorliegenden Arbeit wurde Produktionsausschuss der grauen Feinkeramik aus den spätlatènezeitlichen Töpferöfen von Osterfingen auf Fehler aus dem Herstellungsprozess und handwerkliche Spuren hin untersucht. Die Arbeit basiert auf dem ©Fragenkatalog zur Beurteilung eines keramischen Objekts (FBO). Er dient als Analysewerkzeug und hinterfragt den aus handwerklicher Sicht intuitiv ablaufenden Beurteilungsprozess. Dadurch ermöglicht er Kontrolle und Rückfragen an Schlüsselstellen – vom Herstellungsprozess bis zum Gebrauch der Keramik. Hinsichtlich der Fehler aus dem Herstellungsprozess überwiegen bei den 1334 gesichteten Scherben Mängel an handwerklichem Können. Diese zeigen sich bei der Verarbeitung des Tons und bei der Brenntechnik. Die Materialwahl und die Tonaufbereitung wurden hingegen gut beherrscht. Die Untersuchung der handwerklichen Spuren ergab eine Fülle von Informationen über das Töpferhandwerk in Osterfingen. So bestehen klare Hinweise auf übergeordnete Arbeitskonventionen. Zudem lassen sich spezifische Arbeitsspuren einzelnen Handwerkern zuordnen. Die Überprüfung der Ergebnisse durch den FBO bringt bei den Produktionsfehlern Informationen zur Herstellungstechnik: Horizontal verlaufende Spannungsrisse bei mehreren Gefässen lassen erkennen, dass diese Gefässe in der Technik des Aufdrehens hergestellt wurden. Einerseits zeigt diese Technik, dass das handwerkliche Können begrenzt war, andererseits, dass es allenfalls kleine und leichte Drehscheiben gab, die sich transportieren liessen. Es wird von lokal vorhandenen Infrastrukturen wie zum Beispiel Lagerräumen und Schlämmbecken für die Keramikherstellung ausgegangen. Aufgrund der Machart der Drehscheiben ist denkbar, dass diese Infrastrukturen auch von Wandertöpfern benutzt wurden, die ihre Drehscheiben mitbrachten. Bei den handwerklichen Spuren erschliesst der FBO zwei weitere Themenkreise: So erlauben Böden mit Standring Aussagen über die Beschaffenheit der für das Abdrehen verwendeten Werkzeuge. Hier ist anzunehmen, dass keine Metallwerkzeuge zur Verfügung standen, sondern Holz- oder Hornwerkzeuge verwendet wurden. Weiter wurden Randlippen von Töpfen und Flaschen teilweise in einer Technik hergestellt, die ideal ist für Gefässe, die zwecks Vorratshaltung dicht verschliessbar sein müssen. Dies wirft Fragen bezüglich der Gefässfunktion auf, die in Siedlungsinventaren benachbarter Fundstellen weiterverfolgt werden könnten. Das handwerkliche Niveau der Töpfer, die in Osterfingen tätig waren, entspricht dem Können eines heutigen Töpfers im dritten Lehrjahr. Das Form- und Herstellungsspektrum der Keramik beider Brennöfen ist einheitlich. Die Keramik kann also aus derselben Werkstatt stammen. Es fanden sich aber keine Hinweise dafür, dass die Keramik beider Öfen auch vom selben Töpfer gefertigt wurde.

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7. Die spätlatènezeitlichen Töpferöfen im Experiment Jonas Nyffeler/Florian Ter-Nedden/ Pierre-Alain Capt

7.1 Einleitung Die Auswertung der zwei spätlatènezeitlichen Töpferöfen (Kap. 2.3) warf viele Fragen zu ihrem Aufbau und ihrer Funktionsweise auf, die sich auf Grundlage der Befunddokumentation und der Funde nicht beantworten liessen. Wir entschieden uns daher bereits früh zur Durchführung eines Experiments, um unsere Hypothesen in der handwerklichen Praxis zu testen. Hierzu sollte der Ofen 2 aus Osterfingen mit Kuppel- wie auch Schachtaufbau rekonstruiert und während mehreren Bränden getestet werden. Die Experimente führten wir mit dem erfahrenen Archäotechniker Pierre-Alain Capt durch. Seit über 25 Jahren beschäftigt er sich mit der Produktion spätlatènezeitlicher und römischer Keramik und besitzt grosse Erfahrung im Bau und Betrieb von Töpferöfen dieser Epochen. Einen spätlatènezeitlichen Ofen mit zwei gegenüberliegenden Schüröffnungen hatte er bis dahin jedoch noch nie gebaut. Die Experimente fanden auf Capts Aussengelände in Cuarny VD statt. An diesem Ort war bereits die benötigte Infrastruktur vorhanden, und die für die Brände benötigte Keramik konnte direkt vor Ort gefertigt werden. Weitere Unterstützung erhielten wir von Fiona Moro, die sich ebenfalls intensiv mit der Herstellung urgeschichtlicher und römischer Keramik befasst.

7.2 Fragestellungen An dieser Stelle möchten wir die in Kap. 2.3 aufgeworfenen Fragen noch einmal zusammenfassen, die durch das Experiment beantwortet werden sollten. Zentral war die Rekonstruktion des Brennraums. In der Literatur werden mit Kuppel und Schacht zwei mögliche Konstruktionsweisen diskutiert. Schachtöfen wurden bislang für die Herstellung von reduzierender Keramik als ungeeignet erachtet.203 Da in Osterfingen graue Feinkeramik produziert wurde (Kap. 4.2.2.1), wollten wir diese Annahme im Experiment überprüfen. Um für diese Thematik eine breitere Diskussionsgrundlage zu schaffen, sollte nebst dem Schachtofen auch der Kuppelofen im Experiment auf seine Vor- und Nachteile geprüft werden. Mit den Daten aus den Brennexperimenten sollten die verschiedenen Ofenkonstruktionen einander gegenübergestellt und mit den Originalbefunden (Kap. 2.3.2) verglichen werden. Untersucht wurden der Aufwand für den Aufbau und Betrieb der verschiedenen Konstruktionsweisen, deren Energieeffizienz, die erforderlichen Arbeiten während des Brennvorgangs, der Umgang mit zwei Feuerungsöffnungen und die Brennqualität der produzierten Töpferware. Anhand der Experimente wollten wir zudem den Zweck der Keramikfragmente aus der Verfüllung von Ofen 1 (Kap. 2.3.2.1)

klären. Dafür testeten wir Scherben in verschiedenen Funktionen während des Brandes und verglichen im Anschluss ihr Spurenbild mit den Originalfunden. Auch zwei Originalscherben aus Osterfingen kamen dabei zum Einsatz, um unterschiedliche Brennatmosphären am originalen Ton, der in Osterfingen für die Töpferei verwendet wurde, testen zu können. Schliesslich verfolgten wir auch das Ziel, mehr über den möglichen Produktionsumfang und die Personen hinter der Osterfinger Keramikproduktion zu erfahren. Dafür galt es den Aufwand abzuschätzen, der für den Ofenbau und einen Keramikbrand erforderlich ist: die benötigten Rohstoffe, Infrastruktur, Arbeitsaufwand und letztendlich auch der daraus resultierende Ertrag. Dafür dokumentierten wir die erforderlichen Ressourcen zum Aufbau der Töpferöfen, des Brandes sowie zum Töpfern des Brennguts. Weitere Informationen zu den Töpfern von Osterfingen lieferte die Analyse handwerklicher Spuren an grautoniger Feinkeramik aus den Verfüllungen der Öfen (Kap. 6).

7.3 Aufbau des Töpferofens 7.3.1 Der Kuppelofen Unser Versuchsgelände war eine Pferdeweide 100 m von PierreAlain Capts Atelier entfernt. Der Boden bestand aus Humus mit dichtem Grasbewuchs. Nach unten verdichtete sich das Sediment und wies weniger Durchwurzelung auf. Der humose Anteil blieb jedoch bis zur Unterkante der erstellten Ofengrube hoch. Damit unterschied sich der Boden von jenem in Osterfingen, der aus dichtem, siltigem Lehm bestand. Beim Grundriss des Töpferofens orientierten wir uns an Ofen 2. Die Brenngrube führten wir nach den exakten Massen des Originals aus (Abb. 97). Bei den Bediengruben erschien es uns ausreichend, lediglich grob die originalen Dimensionen zu übernehmen. Bei den Osterfinger Öfen war das dazugehörige Gehniveau nicht mehr erhalten. Aufgrund der Erhaltungsbedingungen gehen wir jedoch von einem geringen Sedimentverlust aus (Kap. 2.). Aus diesem Grund führten wir die Brenn- und Bediengruben lediglich um 15 cm tiefer aus, als sie im Original erhalten waren (Abb. 20). Zudem fügten wir einen 5 cm breiten Absatz in die Aussenwand der zentralen Grube ein, die der Ablage des Brennguts dienen sollte (Abb. 98). Der Absatz ist für den Ofentyp «en grain de café» vorauszusetzen, da andernfalls das Brenngut nicht über den äusseren Heizkanälen platziert werden kann. Im Original liess sich dieser Befund nicht nachweisen. Der Absatz hätte jedoch oberhalb des erhaltenen Niveaus gelegen und wäre somit erodiert. Die Schürkanäle zwischen den Bediengruben und dem Brennraum führten wir mit 40 cm länger aus als das Original. Die Breite betrug 25 cm. Mangels Steinplatten, die in der Region nicht verfügbar sind, deckten wir die Kanäle mit Ziegeln ab (Abb. 98). Die beiden Lehmwulste formten wir aus zwei Teilen Aushub von der Ofengrube und je einem Teil Lehm und Heu. Die Erstellung aller eingetieften Strukturen nahm für drei Personen ungefähr eine Stunde in Anspruch.

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N N

Abb. 98: Aufsicht der Ofengrube.

S = Position Temperatursonde S = Position Temperatursonde

S1 S1

S2 S2 S5 S5

> >

> >

S3 S3

Profilverlauf Profilverlauf

S4 S4

Referenzhöhe Referenzhöhe

0

1m

Abb. 97: Grundriss und Längsprofil des rekonstruierten Kuppelofens mit der Lage der Sonden für die Temperaturmessungen. Die randlichen Sonden befanden sich jeweils ca. 30 cm über der Ofensohle, die zentralen Sonden ca. 50 cm.

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Für den Bau der Ofenkuppel wurde der humose Untergrund um den Rand der Brenngrube befeuchtet und mit nassem Lehm bestrichen. Auf dieser Unterlage errichteten wir die Ofenkuppel in Wulsttechnik, wie es auch bei handaufgebauten Keramikgefässen üblich ist (Abb. 99). Eine Stützkonstruktion aus Weidenruten auf der Kuppelinnenseite war dafür nicht notwendig. Als Baumaterial verwendeten wir eine Mischung verschiedener Tone, unter anderem auch Töpfereiabfälle des Keramikateliers. Die Tonmischung vermengten wir grosszügig mit Heu. Während des Baus funktionierte das Heu wie eine Armierung und machte die Tonwulste weniger brüchig. Beim anschliessenden Keramikbrand verringerte es Spannungen und Rissbildung in der Ofenkuppel. Beim Kuppelbau wurden die Wulste miteinander verstrichen und mit sanften Schlägen eines Holzklopfers verdichtet (Abb. 100). Um die Kuppel bereits während des Baus anzutrocknen und damit zusätzlich zu stabilisieren, entzündeten wir in der Ofengrube ein Feuer. Die oberste Wulstlage schützten wir mit einem nassen Tuch, damit sie nicht austrocknete (Abb. 101). An diesem Tag herrschte eine hohe relative Luftfeuchtigkeit von 60–80%. Bei trocknerem Wetter und etwas mehr Wind wäre ein Feuer zur Trocknung nicht notwendig gewesen. Nach zehn Wulstlagen schütteten wir Erde an die Aussenseite der Kuppel (Abb. 102). Diese Massnahme stützte die Kuppel und verhinderte, dass sie in sich selbst kollabieren konnte. Die Fertigstellung der Kuppel erfolgte am darauffolgenden Morgen. Der Abzug wurde mit einem separaten Tonwulst zusätzlich verstärkt und wies einen Durchmesser von 12 cm auf. Die gesamte Konstruktion umfasste 20 Wulstlagen. Insgesamt wurden ca. 175 kg Lehm verbaut. Der Durchmesser der Ofenkuppel betrug 110 × 100 cm,

Abb. 99: Aufbau der Ofenkuppel mit ca. 5 cm dicken Lehmwulsten.

Abb. 100: Mit einem Holzklopfer und einem Gegenstück wurde die Ofenwand verdichtet und auf eine gleichmässige Wandstärke gebracht.

Abb. 102: Laufend fertigten wir neue Lehmwulste und verbauten sie in der Ofenkuppel. An die Aussenwand der Kuppel geschüttete Erde verhindert, dass die Kuppel in sich selbst zusammenfällt.

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7.3.2 Der Schachtofen

die Höhe 46 cm. Der Brennraum war im leicht geneigten Terrain im Durchschnitt 75 cm hoch (Abb. 97). Die Dicke der Kuppelwand betrug 5–6 cm. Der Bau wurde über eineinhalb Tage verteilt, da eine solche Konstruktion Zeit zum Trocknen benötigt. Noch am Tag der Fertigstellung trieben wir die Trocknung des Ofens mit einem kleinen Feuer in der Kuppel langsam voran. In den beiden darauffolgenden Tagen wurde dies wiederholt. Zudem erstellten wir eine 25 cm breite Beschicköffnung. Am Tag vor dem Ofenbrand trockneten wir die Kuppel vollständig mit einem grossen Feuer. Der Ofen war damit bereit für den ersten Keramikbrand (Abb. 103).

Um den Aufwand für den Ofenbau gering zu halten, entschieden wir uns dazu, die zuerst erstelle Kuppelkonstruktion für den Schacht wiederzuverwenden. Dazu brachen wir die Kuppelkonstruktion ab bis auf die Höhe von 20 cm (Abb. 104). Einen Teil der Bruchflächen und die noch vorhandene Beschicköffnung reparierten wir mit frischem Lehm (Abb. 105). Der Brennraum war dadurch 45 cm hoch. Der Schacht lief gegen oben leicht konisch zu und wies an der Öffnung einen Durchmesser von etwa 90 cm auf. N

S = Position Temperatursonde

S1

S2

>

>

S3

Profilverlauf

S5 Abb. 101: Jeder Arbeitsschritt wird dokumentiert: Antrocknen der erstenS4 sechs Wulstlagen der Ofenkuppel.

Referenzhöhe

Abb. 105: Der Brennraum in leerem Zustand nach dem Umbau vom Kuppelzum Schachtofen.

Abb. 103: Der Töpferofen mit Kuppel vor dem ersten Brand. Im Vordergrund ist die Beschicköffnung der Ofenkuppel zu sehen.

Referenzhöhe

0

1m

Abb. 104: Längsprofil durch den Schachtofen.

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7.4 Brennexperimente Gesamthaft führten wir drei Keramikbrände unter unterschiedlichen Bedingungen durch. Sie wurden von Pierre-Alain Capt und Fiona Moro geleitet. Da in den originalen Töpferöfen hauptsächlich graue Feinkeramik gefunden wurde (Kap. 4.3.2), lag der Fokus auf der Herstellung dieser Warengattung. Wir führten je einen reduzierenden Brand mit Kuppel- sowie Schachtkonstruktion durch. Ein oxidierender Brand mit Schachtkonstruktion sollte weitere spezifische Fragen zur Befundsituation in Osterfingen klären (Kap. 2.3). Während der Brennvorgänge zeichneten wir den Temperaturverlauf an verschiedenen Orten innerhalb des Ofens auf (Abb. 97). Dafür standen uns fünf Messsonden zur Verfügung, deren Werte wir im 15-Minuten-Takt notierten. Als Brennholz dienten zwei Jahre lang gelagerte Äste von ca. 5 cm Durchmesser aus Buche und Esche, deren Gewicht gesamthaft pro Brand erfasst wurde. Bei den Bränden wurden nicht immer dieselben Gefässformen gebrannt, da es sich bei der Produktion teilweise um Auftragsarbeiten handelte. Für jeden Durchgang lag deshalb eine unterschiedliche Mischung an Gefässen vor, welche den Brennraum jedoch in jedem Fall gut ausfüllten. Die Brandexperimente wurden im Sommer des Jahres 2020 während zwei Wochenenden durchgeführt. Die ersten zwei Brände (Kap. 7.4.2 und 7.4.3) fanden während zwei aufeinanderfolgenden Tagen statt, Brand 3 (Kap. 7.4.4) nach einer Pause von fünf Tagen. Bei allen Brennversuchen herrschte klares, sonniges Wetter mit sommerlichen Temperaturen.

7.4.1 Grundlagen des Keramikbrennens im Töpferofen In diesem Unterkapitel führen wir Hinweise und Möglichkeiten auf, die beim Brennen von Keramik von Bedeutung sind und auch in den folgenden Bränden zur Anwendung kamen. Wir gehen dabei von latènezeitlicher Keramik aus, die noch keinen Überzug aufwies.

Abb. 106: Das Auffüllen der Schürkanäle mit Fichtenholz und Rindenstücken kurz vor dem Verschliessen des Ofens sorgt für eine starke Rauchbildung im Innern des Brennraums.

Reduzierende, das heisst unter Sauerstoffabschluss gebrannte (grautonige) Keramik kann verschiedene, teils sehr dunkle Grautöne aufweisen. Beim Brand im Töpferofen wird dies erreicht, indem nach Erreichen der gewünschten Maximaltemperatur beim Beenden des Brandes alle Ofenöffnungen luftdicht verschlossen werden (Kap.7.4.2). Der restliche Sauerstoff im Brennraum wird verbrannt und es bildet sich eine reduzierende Atmosphäre, wodurch sich das Brenngut grau färbt. Der Brennraum muss dabei nicht komplett luftdicht sein. Ins Ofeninnere eindringender Sauerstoff muss jedoch vollständig durch glühende Kohle verbrannt werden, damit er nicht mit der Keramik reagieren und diese wieder oxidieren beziehungsweise sich rot färben kann. Fällt die Temperatur des Brennguts unter 400 °C, bleibt die reduzierende Farbe im Scherben bestehen. Um die Oberflächen des Brennguts nicht nur grau, sondern komplett schwarz zu färben, kann vor dem Verschliessen des Ofens stark russendes Brenngut in die Schürkanäle gelegt werden (Abb. 106). Dies kann beispielsweise harzhaltiges Holz sein. Der Russ legt sich auf der Oberfläche der Keramik ab und färbt diese schwarz. Während des Gebrauchs der Keramik kann sich diese oberste Russschicht über die Zeit wieder abnutzen, und die Keramikoberfläche färbt sich grau. Die wichtigste Aufgabe während eines Keramikbrandes ist das Steuern der Temperatur im Brennraum. Dies erfordert eine permanente Betreuung während des Brennvorgangs. Die für den Keramikbrand erforderliche Hitze wird mit einem Holzfeuer erreicht. Um die Temperatur halten oder steigern zu können, muss regelmässig Brennholz nachgelegt werden. Holzkohle erzeugt zwar kontinuierliche Wärme, jedoch nicht gleich viel Hitze wie die Flammen des Feuers. Während des Brennvorgangs füllen sich die Schürkanäle kontinuierlich mit Holzkohle. Um den Luftzug zu verbessern und die gewünschten Höchsttemperaturen zu erreichen, ist es deshalb manchmal erforderlich, die Holzkohle aus den Schürkanälen zu entfernen. Ein wichtiger Faktor beim Ofenbrand sind zudem die Witterungsverhältnisse. Diese muss man permanent beobachten, um rechtzeitig auf Veränderungen reagieren zu können. Besonders ein Wechsel der Windrichtung oder -intensität kann kurzfristig grosse Änderungen der Temperatur im Bereich der Schüröffnungen zur Folge haben. Ofenbrände im kühlen Herbst sind übrigens effizienter als solche im Hochsommer. Grund dafür ist die meist höhere Luftfeuchtigkeit im Herbst, welche die Wärme besser leitet und damit weniger Brennstoff für den Brand erfordert. Da kalte Luft dichter ist, enthält sie zudem mehr Sauerstoff pro Volumen. Das Einheizen des Ofens bis zur Temperatur von 250 °C erfolgt mit grösster Vorsicht. Eine rasche Erhitzung des Ofeninneren hätte Spannungsrisse am Brenngut zur Folge. Zurückbleibende Feuchtigkeit in der Scherbe, die sich schnell in Dampf verwandelt, kann zu schuppenartigen Abplatzungen führen (Abb. 59). Diese Temperaturgrenze lässt sich auf natürliche Weise überprüfen: Ab dieser Hitze schmilzt menschliches Haar. Zur Kontrolle dieser Marke reicht es, ein Haar über den Abzug der Ofenkuppel zu halten. Schmilzt es nicht, befindet man sich noch immer in der kritischen Aufwärmphase des Brandes. Eine weitere erkennbare Temperaturmarke stellen Russpartikel dar. Diese verbrennen ab einer Temperatur von 550 °C. Verbrennt vorhandener Russ beispielsweise auf der Innenwand des Ofen-

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schachtes, wurde an dieser Stelle die entsprechende Temperatur erreicht (Abb. 107). Glühen die Gefässe dunkelrot, beträgt die Temperatur ungefähr 700 °C. Bei orangem Glühen ist die für spät-latènezeitliche Keramik angestrebte Temperatur von ca. 780 °C erreicht (Abb. 108). Bevor der Brand beendet werden kann, sollte dieser Wert ca. 30 Minuten gehalten werden. Die Farbe der Keramik lässt sich am Abend oder in der Nacht einfacher einschätzen, weshalb ein Ofenbrand bevorzugt am späten Nachmittag begonnen wird. Ein Überschreiten von 780 °C sollte vermieden werden, da Kalk ab einer Temperatur von ca. 790 °C gebrannt wird. Kommt er bei einer späteren Nutzung mit Feuchtigkeit in Kontakt, werden die Kalkpartikel gelöscht und dehnen sich aus. Bei grösseren Körnern kann dies zu einer Abplatzung am Gefäss führen. Dieses Phänomen ist als «Kalkspatz» bekannt. Nicht nur das Erhitzen, auch das Abkühlen erfordert eine Steuerung der Temperatur. Diese lässt sich jedoch mit wenigen Massnahmen gewährleisten. Um ein zu schnelles Auskühlen des Brennguts zu verhindern, werden die Schüröffnungen verschlossen. Beim reduzierenden Brand (Kap. 7.4.2) ist dies ohnehin zwingend, um eine sauerstofffreie Atmosphäre zu schaffen. Jedoch empfiehlt sich das Verschliessen der Schüröffnungen auch bei oxidierenden Bränden, um den Luftfluss zu drosseln und das Abkühlen des Brennguts zu verlangsamen. Ob ein Gefäss nach dem Keramikbrand von Auge nicht erkennbare Mängel aufweist, lässt sich am besten über den Klang der Keramik herausfinden. Gut gebrannte Schalen oder Schüsseln ergeben einen glockenähnlichen Klang, wenn sie mit dem Fingerknöchel angeschlagen werden. Weist ein Gefäss einen Riss auf, ertönt beim Anschlagen ein leichtes Scheppern.

Abb. 107: Im mit dem weissen Pfeil markierten Bereich weist die Innenseite des Ofenschachtes bei Brand 2 Temperaturen von über 550 °C auf. Der Russ ist an dieser Stelle bereits vollständig verbrannt. Weiter rechts im Bild ist die Temperatur niedriger (hellblauer Pfeil).

Abb. 108: Glühende Gefässe im Brennraum, Blick durch die Ofenkuppel während Brand 1.

7.4.2 Reduzierender Brand im Kuppelofen (Brand 1) Den ersten Brennversuch führten wir im Ofen mit Kuppel durch. Das Brenngut wurde reduzierend gebrannt. Die erste Herausforderung war die Beschickung des Ofens, die durch die relativ kleine Öffnung in der Kuppel erschwert war. Nur mit Mühe konnte das Brenngut auf der gegenüberliegenden Seite der Kuppelöffnung sauber platziert werden (Abb. 109). Die unterste Gefässetage – hauptsächlich Kochtöpfe – wurde direkt auf die Wulste gelegt. Den mittleren Brennkanal deckten wir mit einem Ziegel ab (Abb. 110). Nach der Platzierung der Gefässe und Messsonden verschlossen wir die Kuppelöffnung und dichteten Risse in der Kuppel von aussen mit Lehm ab (Abb. 111). Darüber wurde als Isolation eine Schicht Erde geschüttet, die fast bis zum Abzug reichte. Den Brand begannen wir mit zwei kleinen Feuern am äusseren Ende der Schürkanäle, um eine langsame Hitzeentwicklung zu gewährleisten. Nach etwas mehr als 2 Stunden erreichten wir bei drei von fünf Sonden Temperaturen von über 250 °C (Abb. 112). Nach kontinuierlicher Steigerung der Temperatur entfernten wir nach 3:30 Stunden ein erstes Mal Holzkohle aus dem mittleren Brennkanal, um den Luftzug zu verbessern (Abb. 113). Die Temperatur lag zu diesem Zeitpunkt bei 570 °C

Abb. 109: Die Beschickung des Ofens erforderte zwei Personen.

Abb. 110: Zur Hälfte gefüllter Brennraum mit den ungebrannten Gefässen (Blick durch die Kuppelöffnung).

76


und stieg danach weiter an. Im Verlauf des Brandes wurde diese Massnahme mehrere Male wiederholt. Nach 6:45 Stunden liessen sich durch den Abzug in der Ofenkuppel glühende Gefässe erkennen (Abb. 108): Das Zeichen, dass die gewünschte Maximaltemperatur von ca. 780 °C erreicht wurde. Um den Keramikbrand zu beenden, verschlossen wir den Abzug mit zwei Schamotteplatten und Lehm. Das brennende Holz, das noch aus den Schürkanälen in die Bediengruben hinausragte, stiessen wir tiefer in den Ofen hinein. Den noch verbliebenen Platz in den Schürkanälen über dem Brennholz füllten wir nun mit harzigem Fichtenholz (Abb. 106) und verschlossen die Schüröffnungen nacheinander mit Ziegeln. Die Zwischenräume dichteten wir mit frischem Lehm ab (Abb. 114). Um sicherzugehen, dass der Ofen relativ dicht verschlossen war, schütteten wir zusätzlich Erde an die Aussenseite der Ziegel. Im abkühlenden Ofeninnern bildete sich durch das schwelende Fichtenholz Russ, der die Keramikoberflächen schwarz färbte (Kap. 7.4.1). Das Schliessen des Ofens dauerte eine halbe Stunde. In diesem Zeitraum sank die Temperatur bereits um ca. 180 °C. Generell schwankten die Temperaturen direkt über den Schüröffnungen relativ stark während des Ofenbrandes, was auf eher windige Verhältnisse an diesem Tag zurückzuführen war. Die durchgehend tiefen Temperaturwerte von Sonde 4 sind darauf zurückzuführen, dass diese zwischen einem Topf und der Ofenwand eingeklemmt war (Abb.112). Insgesamt wurden für den Brand 89 kg Brennholz benötigt. Am Mittag des nächsten Tages öffneten wir den Ofen. Im Ofeninnern herrschten zu diesem Zeitpunkt noch immer über 100 °C. Der mittlere Brennkanal war mit relativ viel Holzkohle verfüllt. Diese wurde, weil sie zum Teil noch glühte, bereits vor der Entnahme des Brennguts über die Schürkanäle entfernt. Alle Gefässe hatten den Brand unbeschadet überstanden, waren sehr gut gebrannt und trotz Rissen in der Ofenkuppel ausnahmslos reduziert (Abb. 115). Es handelte sich um 13 Kochtöpfe, 4 Schalen, 15 Schüsseln mit einziehendem Rand mit einem Gesamtgewicht von 40 kg. Obwohl nicht das gesamte harzhaltige Fichtenholz verkohlte, reichte der Rauch für das Schwärzen der Gefässe aus. Das Ofeninnere war wie die Gefässe reduziert (Abb. 105).

Verschliessen des Ofens

Brand beendet

0:00 0:15 0:30 0:45 1:00 1:15 1:30 1:45 2:00 2:15 2:30 2:45 3:00 3:15 3:30 3:45 4:00 4:15 4:30 4:45 5:00 5:15 5:30 5:45 6:00 6:15 6:30 6:45 7:00 7:15 7:30

1000 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0

Sonde 1

Sonde 2

Sonde 3

Sonde 4

Abb. 113: Entfernen der Kohle mit einem Holzstab, der sich am vorderen Ende in einer Astgabel verbreitert.

Abb. 114: Die Schüröffnungen wurden mit Ziegelsteinen verschlossen und mit Lehm abgedichtet.

Stunden

Temp oC

Abb. 111: Der Brennofen ist mit dem Brenngut gefüllt und die Beschicköffnung (Eisenschraube, rechts im Bild) verschlossen. Die gesamte Kuppel wurde mit einem feinen Lehmauftrag versehen, um Risse zu schliessen

Sonde 5

Abb. 112: Temperaturverlauf während Brand 1.

Abb. 115 (rechts): Ofenkuppel am Tag nach dem Brand. Die Risse entlang der Kuppel sind reduzierend gebrannt und vom Russ geschwärzt. Die Eisenschraube markiert die Kuppelöffnung.

77


7.4.3 Oxidierender Brand im Schacht (Brand 2) Nach dem Umbau der Ofenkuppel zu einem Schacht (Kap. 7.3.2) war der Ofen am Tag nach dem ersten Brennexperiment bereit für das zweite. Im Schachtofen sollte unter oxidierenden Bedingungen Keramik gebrannt werden. Die Beschickung des Ofens verlief durch die grosse Öffnung des Schachtes ohne Schwierigkeiten. Vom Rand aus kniend erreichten wir mühelos jede Stelle innerhalb des Brennraums und füllten den Schacht bis zum Rand mit Brenngut auf. Darüber legten wir eine Abdeckung aus alten Ziegeln und grossteilig zerscherbter Keramik. Diese war so dicht, dass das Brenngut nicht mehr sichtbar war. Die seitlichen Messsonden platzierten wir durch Löcher im Schacht in den Brennraum, die zentrale durch die deckende Scherbenschicht hindurch (Abb. 116). Wie beim Kuppelofen bedeckten wir auch die Seiten des Schachtes mit Erde zur Isolation des Brennraums (Abb. 117). Beim Anzünden stieg die Temperatur trotz kleiner Feuer in den Schürkanälen zu Beginn relativ schnell (Abb. 118). Dies war wohl darauf zurückzuführen, dass der Ofen bereits am Tag zuvor genutzt wurde (reduzierender Brand in der Kuppel, Kap. 7.4.2) und im umgebenden Boden noch Restwärme gespeichert war. Die Temperatur von 250 °C erreichen wir nach 2:45 Stunden. Nach 3:45 Stunden entfernten wir Holzkohle aus dem Schürkanal. Bereits nach etwas mehr als 5 Stunden Brennzeit liess sich durch eine Lücke in der das Brenngut abdeckenden Keramikschicht die rötlich-orange glühende Keramik erkennen: Die angestrebte Höchsttemperatur war erreicht. Um den Brennprozess abzuschliessen, entfernten wir das Holz, das aus dem Schürkanal in die Bediengrube ragte, und verschlossen die Schüröffnungen mit Ziegeln. Auf eine Abdichtung aus Lehm verzichteten wir. Die Ziegel sollten den Luftstrom nicht komplett unterbrechen, jedoch soweit begrenzen, dass der Ofen weniger schnell auskühlt (Kap. 7.4.1). Dieser Arbeitsschritt dauerte dem geringen Aufwand entsprechend nur wenige Minuten. Der Brennprozess unterscheidet sich bei oxidierenden und reduzierenden Bränden damit erst beim Verschliessen des Ofens; der gesamte Heizprozess erfolgt bei beiden Brennweisen unter oxidierenden Bedingungen. In der ersten Stunde nach Abschluss des Brandes sank die Temperatur im Brennraum im Durchschnitt um ca. 400 °C (Abb. 118). Für den gesamten Ofenbrand benötigten wir 57,5 kg Brennholz.

Abb. 116: Pierre-Alain Capt platziert die letzten Scherben der das Brenngut abdeckenden Scherbenschicht.

Abb. 117: Der Schachtofen während des Brandes mit der südlichen Bediengrube im Vordergrund.

Verschliessen des Ofens und Brand beendet

0:00 0:15 0:30 0:45 1:00 1:15 1:30 1:45 2:00 2:15 2:30 2:45 3:00 3:15 3:30 3:45 4:00 4:15 4:30 4:45 5:00 5:15 5:30 5:45 6:00 6:15

1000 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0

Sonde 1

Sonde 2

Sonde 3

Abb. 118: Temperaturverlauf während Brand 2.

Sonde 4

Sonde 5

Stunden

Temp oC

Abb. 119: Ausgeräumter Ofen nach dem oxidierenden Brand 2. Vom Brennholz sind nur noch wenige Asche- und Holzkohlereste vorhanden. Der obere Rand der Ofenkuppel ist vom Russ geschwärzt.

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Beim Ausräumen am nächsten Tag liessen sich die teils sehr hohen Temperaturmesswerte auch am Befund ablesen. Die grosse Hitze sorge dafür, dass nur noch im südwestlichen Ofenviertel wenige Russspuren auf der Schachtinnenseite erkennbar waren. Das Brenngut – insgesamt 46 Gefässe – war generell gut gebrannt. Zwei Schüsseln, die jeweils direkt über den Schüröffnungen platziert waren, waren stark überbrannt und wiesen Risse auf. Diese könnten durch Spannungen beim schnellen Erhitzen oder auch beim Abkühlen entstanden sein. Im Ofen fand sich nur wenig Holzkohle, sondern vorwiegend Aschereste. Der Ofen selbst war im Innern erwartungsgemäss überall oxidierend gebrannt (Abb. 119). Ein Schnitt durch den einen Wulst und die Brenngrube im anstehenden Boden hingegen zeigte, dass im Bodenbereich nur der äusserste Zentimeter oxidierend gebrannt war (Abb. 129).

Abb. 120: Der mit Brenngut aufgefüllte Schachtofen.

7.4.4 Reduzierender Brand im Schacht (Brand 3) Als dritten und abschliessenden Brand führten wir einen reduzierenden Brand im Schachtofen durch. Dabei ist das Vorgehen bis kurz vor Ende des Brandes gleich wie beim oxidierenden Brand (Kap. 7.4.3). Aufgrund der grossen Menge des Brennguts füllten wir den Schacht in dessen Zentrum bis knapp über den Rand hinaus (Abb. 120). Mit Keramikscherben abgedeckt, wies der Brennraum so eine leichte Kuppelform auf. Erneut dauerte es 2:30 Stunden, bis der Ofen die Temperatur von 250 °C erreichte. Nach 4:20 und 5:30 Stunden entfernten wir Kohle aus den Schürkanälen, um den Luftzug zu verbessern. Das Erreichen der gewünschten Maximaltemperatur dauerte mit 5:45 Stunden bei diesem Brand etwas länger als beim letzten (Abb. 121). Dies könnte mit dem zusätzlichen Volumen des Brennguts zusammenhängen. Zudem war der umgebende Boden bei diesem Brennversuch noch nicht durch einen anderen Brand vom Vortag erwärmt (Kap. 7.4). Um den Brand abzuschliessen, dichteten wir die Scherbenabdeckung des Ofenschachtes mit einer Mischung aus Lehm, feuchter Erde und Heu ab. Dabei arbeiteten wir uns vom Schachtrand ins Zentrum vor, wobei wir ca. 3 cm dicke, tellergrosse Lehmstücke nebeneinandersetzten. Diese strichen wir mit nassen Händen zu einer zusammenhängenden Schicht (Abb. 122). Somit war der gesamte Schacht abgedichtet, und der Ofen wies eine Art «Einwegkuppel» auf, die mit geVerschliessen des Ofens

Abb. 122: Die Lehmstücke werden dicht aneinandergesetzt und mit den Händen zu einem durchgehenden Lehmmantel verstrichen.

Brand beendet

0:00 0:15 0:30 0:45 1:00 1:15 1:30 1:45 2:00 2:15 2:30 2:45 3:00 3:15 3:30 3:45 4:00 4:15 4:30 4:45 5:00 5:15 5:30 5:45 6:00 6:15 6:30 6:45 7:00 7:15 7:30 7:45

900 800 700 600 500 400 300 200 100 0

Sonde 1

Sonde 2

Sonde 3

Abb. 121: Temperaturverlauf während Brand 3

Sonde 4

Stunden

Temp oC

Sonde 5

Abb. 123: Die Ascheschicht auf der Schachtabdeckung mit einem verschlossenen Schürkanal im Vordergrund.

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ringem Aufwand erstellt werden konnte. Als Nächstes füllten wir wie beim reduzierenden Brand mit Kuppel (Kap. 7.4.2) die Schüröffnungen zur Russerzeugung mit Fichtenholz und dichteten sie mit Ziegeln, Lehm und Erde ab. Zum Schluss überdeckten wir die Lehmabdeckung des Schachtes mit feuchter Asche. Dies ist notwendig, da der Lehm durch die Hitze trocknete und mit der Zeit Risse entstanden. Die Ascheschicht dichtete diese Risse laufend ab und verhinderte so, dass während des Abkühlungsprozesses grössere Mengen frische Luft und damit Sauerstoff in den reduzierenden Brennraum gelangen konnten (Abb. 123). Das Schliessen aller Ofenöffnungen dauerte 45 Minuten. In dieser Zeit sank die Temperatur bereits um durchschnittlich 150 °C (Abb. 121). Beim Öffnen des Ofens am nächsten Morgen wies der Brennraum noch Temperaturen von über 150 °C auf. Die Schachtabdeckung aus Lehm zeigte Risse bis 5 mm Breite, schien jedoch insgesamt intakt (Abb.124). Die Holzkohle und das nicht vollständig verbrannte Fichtenholz in den Schürkanälen glühte zum Teil noch und musste als Erstes aus dem Ofen entfernt werden. Beim Aufbrechen der Schachtabdeckung zeigte sich, dass diese wie auch die darunterliegenden Scherben grösstenteils reduzierend gebrannt waren. Das Brenngut selbst war durchgehend reduziert gebrannt, wobei die obersten Gefässe nicht vollständig durch Russ geschwärzt waren (Abb. 125). Alle Gefässe waren intakt. Es handelte sich um 26 Schüsseln und Schalen, 6 Teller, 2 Dreibeintöpfe mit Deckel, 2 Krüge, 5 Flaschen und 14 Kochtöpfe mit einem Gesamtgewicht von 59,3 kg (Abb. 138). Die Ofenwände und die beiden Wulste waren ebenfalls komplett reduziert. Für Brand 3 benötigten wir 58 kg Brennholz.

Abb. 124: Der Lehmmantel zeigte am Tag nach dem Brand diverse Risse. Die darüberliegende Ascheschicht verhinderte jedoch, dass frische Luft in den Brennraum gelangen und das Brenngut oxidieren konnte.

Abb. 125: Das frisch gebrannte Brenngut im Ofen nach der Entfernung der Scherbenabdeckung.

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7.5 Diskussion 7.5.1 Zur Funktionsweise des Ofens Alle drei experimentellen Ofenbrände waren erfolgreich und verliefen ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Die produzierte Keramik wies nur wenig Ausschuss und kleinere Brennfehler auf, der Grossteil der Gefässe war hart und regelmässig gebrannt (Abb. 126). Die Dauer der Brände vom Anfeuern bis zum Verschliessen des Ofens variierte relativ stark. Der reduzierende Brand im Kuppelofen dauerte mit 7:15 Stunden am längsten, obwohl am wenigsten Brenngut eingesetzt wurde (Abb. 126). Dies dürfte verschiedene Gründe gehabt haben. Einerseits musste die Kuppel selbst erhitzt werden und absorbierte dadurch zusätzliche Energie, die bei den folgenden Bränden im Schachtofen nicht mehr aufgewendet werden musste. Andererseits konnte der Brennraum in der Kuppel nicht so platzsparend beschickt werden (Kap. 7.4.2) wie im Schachtofen, weshalb ein grösseres Leervolumen beheizt werden musste. Ausserdem handelte es sich um den ersten Brand. Der Ofen war zwar in den vorangegangenen Tagen durch wiederholtes Befeuern getrocknet worden, aber eine gewisse Restfeuchte in der umgebenden Erde und der Kuppel könnte den Temperaturanstieg ebenfalls verzögert haben. Der zweite, oxidierende Brand im Schachtofen war mit 5:10 Stunden der schnellste. Die Ofensubstruktion und der gekappte Kuppelrest (Kap. 7.3.2) waren zum Zeitpunkt des Anzündens immer noch warm und absolut trocken. Der dritte, reduzierende Brand im Schachtofen, der am darauffolgenden Wochenende durchgeführt wurde, dauerte 6:27 Stunden. Bei diesem Brand wurde der Ofen mit dem meisten Brenngut bestückt (Abb. 126). Die Arbeitsbelastung während des Brandes war eher gering. Von beiden Schüröffnungen aus wurde Holz nachgelegt und von Zeit zu Zeit Kohle aus den Heizkanälen gezogen. Dabei musste aufmerksam darauf geachtet werden, dass nicht zu schnell eingeheizt wurde. Am aufwendigsten waren aber das Wägen des Holzes und das Ablesen der Temperatursonden; Arbeiten, die ein latènezeitlicher Brennmeister nicht zu verrichten hatte. Bei einem Ofen mit zwei Schüröffnungen bietet sich die Bedienung zu zweit an, der Brand liesse sich aber auch alleine bewältigen. Die Temperaturmesskurven der drei Brände verlaufen generell recht parallel zueinander und spiegeln die wichtigsten Phasen des Brennprozesses wider (Kap. 7.4.1). Beim langsamen und möglichst gleichmässigen Anstieg wurde das Brenngut auf die kritische Temperatur von 250 °C erhitzt. Es folgte eine Phase mit schnellerer Erwärmung und dem Ziel, die angestrebte Maximaltemperatur zügig zu erreichen. Diese musste dann über einige Zeit konstant gehalten werden, bis der eigentliche Keramikbrand

abgeschlossen war. Nach dem Beenden der Brennstoffzufuhr und dem Verschliessen des Ofens sank die Temperatur zuerst relativ schnell, dann immer langsamer. Das Nachlegen von Holz, das Ausräumen der Kohle und plötzliche Windstösse führten direkt über den Schüröffnungen (Sonden 1 und 2) zu Temperaturschwankungen, die im Zentrum des Brennraums aber kaum noch bemerkbar waren (Abb.112, 118 und 121). Ein Vergleich zwischen Öfen mit einer oder zwei Schüröffnungen war im Experiment nicht möglich, da für alle drei Brände dieselbe Substruktion nach dem Osterfinger Vorbild verwendet wurde. Die jahrelange Erfahrung von Pierre-Alain Capt mit Öfen mit nur einer Schüröffnung erlaubt aber einige grundsätzliche Aussagen: Der Ofen von Cuarny VD brannte unabhängig von der oberirdischen Konstruktionsweise ungewöhnlich unregelmässig. Die Temperaturen schwankten relativ stark, und manchmal liessen sich Windböen unmittelbar an den Messsonden registrieren. Diese Temperaturschwankungen machten es schwieriger, den Ofen zu kontrollieren und das möglichst gleichmässige Ansteigen der Hitze zu gewährleisten. Im Vergleich zu Öfen mit einer Schüröffnung war der Ofen unseres Experiments dafür sehr leistungsfähig und erreichte schnell hohe Temperaturen. Mit beiden Rekonstruktionsvarianten liess sich problemlos reduzierte Keramik herstellen. Die Annahme, dass sich ein Schachtofen wegen der grösseren Öffnung nicht ausreichend luftdicht verschliessen liesse und damit zur Herstellung grauer Feinkeramik nicht geeignet wäre,204 konnte widerlegt werden. Das Verschliessen der horizontalen Schachtöffnung mit Scherben, einem Gemisch aus feuchter Erde, Lehm und Heu und einer Ascheschicht war nicht schwieriger und nur wenig aufwendiger als das Abdichten der vertikalen Einsetzöffnung und der Kuppel, in der sich zu Beginn des Brandes feine Risse öffneten. Ein Nachteil der Kuppelkonstruktion zeigte sich beim Bestücken des Ofens. Das Aufschichten der ungebrannten Gefässe durch die schmale Öffnung war aufwendig und nur zu zweit möglich (Kap. 7.4.2, Abb. 109). Dazu kam, dass der obere Bereich des Brennraums durch die Wölbung der Kuppel weit weniger effektiv ausgenutzt werden konnte als im Schachtofen. Zwischen den Gefässen und der Kuppel blieben Hohlräume, die einerseits das Fassungsvermögen des Brennraums verringerten und andererseits überflüssiges Volumen bildeten, das ebenfalls erhitzt werden musste. Die Luft in diesen Hohlräumen erhitzte sich schneller, kühlte schneller ab und vermochte Wärme weniger gut zu speichern als die Gefässe. Beim Keramikbrand, wo das langsame Erhitzen und Abkühlen für das Gelingen entscheidend ist, sind dies unvorteilhafte Eigenschaften. Beim Schachtofen hingegen war der Brennraum durch die grosse Schachtöffnung viel besser zugänglich. Dadurch liess sich die Keramik einfacher und kompakter stapeln, sodass weniger Hohlräume zwischen den Gefässen entstanden.

Konstruktion

Athmosphäre

Brenndauer Verschliessen Gesamtdauer Brennholzverbrauch

Anzahl Gefässe

Brand 1

Kuppel

reduzierend

6:45

0:30

7:15

89

32

Brand 2

Schacht

oxidierend

5:05

0:05

5:10

57.5

46

Brand 3

Schacht

reduzierend

5:45

0:45

6:30

58

55

Abb. 126: Die drei experimentellen Brände im Überblick.

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Mit 89 kg Holz für 46 Gefässe war der Brand im Kuppelofen am wenigsten effizient (Abb. 126). Der Holzverbrauch lag im Vergleich zu den beiden Bränden im Schachtofen über 30 kg höher. Dies einerseits, weil das Erwärmen der Kuppel selbst viel Energie absorbierte. Andererseits handelte es sich um den ersten Keramikbrand in diesem Ofen, und das Verdampfen vorhandener Restfeuchtigkeit in der Ofenkonstruktion forderte wohl zusätzliche Energie. Etwa doppelt so viel Holz wurde bereits einige Tage vor dem Brand für das Trocknen des Kuppelofens benötigt. Ein Vergleich zum Schachtofen ist hier nicht möglich, da dieser Arbeitsschritt bei der gekappten Ofenkuppel wegfiel (Kap. 7.3.2). Ohnehin lässt sich aus solchen Effizienzüberlegungen nur ein geringer Vor- oder Nachteil für die eine oder andere Konstruktionsweise ableiten. Die Unterschiede bezüglich des Brennstoffverbrauchs sind so klein (Abb. 126), dass sie nicht ins Gewicht fallen. Überhaupt war der Holzverbrauch für alle drei Brände überraschend gering. Im Vergleich zum beträchtlichen Aufwand des Töpferns und der Gewinnung und Aufbereitung des Tons für eine volle Ofencharge ist das Sammeln von einigen Kilo Holz irrelevant. Aus diesem Grund erscheinen Überlegungen, wonach der Standort einer Töpferwerkstatt von der Verfügbarkeit des Brennmaterials abhängig ist, abwegig. Der direkte Vergleich der zwei Bautypen Schacht- und Kuppelofen im Experiment lieferte Hinweise auf die wahrscheinlichere Form der Osterfinger Öfen (Abb. 127). Der Aufwand zur Konstruktion des Ofenschachts liess sich im Experiment nicht beurteilen, weil wir ihn durch Kappen des Kuppelofens erstellt haben (Kap. 7.3.2). Da unser Schacht aber aus einem Teilstück der Kuppelkonstruktion besteht (Abb. 105), ist es offensichtlich, dass Letztere mit oder ohne Rutengerüst mit deutlich grösserem Bauaufwand verbunden ist. Insgesamt lässt sich festhalten, dass ein Schachtofen im Aufbau wie auch im Betrieb mit geringerem Arbeitsaufwand verbunden ist. Lag bei der Wahl der Ofenkonstruktion das Ziel zugrunde, mit minimalem Energieaufwand eine optimale Funktion zu erreichen (vgl. Kap. 6.1.4), dürfen wir in Osterfingen von Töpferöfen mit Schachtkonstruktion ausgehen.

7.5.2 Vergleich des experimentellen Ofens mit den Originalbefunden Sowohl das Erdreich der Ofengrubenwandung als auch die Lehmwulste waren nach den reduzierenden Bränden deutlich geschwärzt, während sie nach dem oxidierenden Brand gerötet waren (Abb. 128). Das Experiment hat auch gezeigt, dass im gleichen Ofen sowohl reduzierte als auch oxidierte Keramik hergestellt werden kann (Kap. 7.5.1). Die Ofenwandung färbt sich dabei während jedes Brandes entsprechend der vorherrschenden Atmosphäre neu. Damit bestätigt das Experiment die Annahme, dass die oxidierten Substruktionen beider Originalöfen lediglich

Abb. 128: Die Substruktion des Experimentalofens nach dem zweiten, oxidierenden (oben) und dritten, reduzierenden Brand (unten).

Stärken

Schachtofen

Kuppelofen

- Einfacher und schneller Aufbau

- Einfaches Verschliessen des Ofens nach reduzierendem Brand

- Variables Brennvolumen - Einfaches Beschicken - Kompaktes Stapeln des Brennguts Schwächen - Etwas aufwändigeres Verschliessen des Ofens - Aufwändiger Aufbau mit höherem Materialbedarf nach reduzierendem Brand - Höherer Zeitaufwand und Brennstoffverbrauch durch Erhitzen der Kuppel - Brennvolumen vorgegeben, Ofen muss gefüllt werden - Umständliches Beschicken - Hohlräume direkt unter der Kuppel unvermeidlich -> erschweren langsames erhitzen und abkühlen Abb. 127: Stärken und Schwächen von Kuppel- und Schachtofen, wie sie sich bei Nachbau und Betrieb im Experiment gezeigt haben

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einen letzten oxidierenden Brand belegt, aber vorherige reduzierende Brände nicht ausschliesst (Kap. 2.3.3.1). In Kap. 4.2.2.1 und Kap. 6.4.1 wurden mehrere Hinweise aufgeführt, die es sehr wahrscheinlich machen, dass es sich bei der grauen Feinkeramik in Osterfingen um eine lokale Produktion handelt. Da im weiteren Perimeter der Grabung von Osterfingen Hinweise auf andere Töpferöfen fehlen,205 können wir davon ausgehen, dass die grautonige Feinkeramik in den ausgegrabenen Öfen gebrannt wurde. Der in Kap. 2.3.3.1 festgestellte Widerspruch, dass in einem durch Oxidation brandgeröteten Ofen eine reduzierend gebrannte Keramikgattung gefunden wurde, kann damit aufgelöst werden. An den Lehmwulsten der Substruktion liess sich ein Unterschied zu den Originalbefunden beobachten. Nach dem oxidierenden Brand waren diese beim experimentellen Ofen nur oberflächlich bis ca. 1 cm Tiefe gerötet. Im Inneren der Wulste war der Lehm durchgehend reduziert (Abb. 129). Dasselbe Bild zeichnete sich auch im umgebenden Erdreich der Ofengrube ab. Es war nach dem oxidierenden Brand ebenfalls ca. 1 cm tief oxidiert und weitere 5 cm tief reduziert gebrannt (Abb. 130). Dass die Wulste der Originalbefunde in Osterfingen (Abb. 131) etwas tiefer oxidiert waren, könnte darauf hindeuten, dass diese Öfen zuletzt für mehrere oxidierende Brände benutzt wurden. Ihre Wände waren dagegen nur stellenweise gerötet und oberflächlich leicht gehärtet. Dass die Hitzeeinwirkung beim nachgebauten Ofen tiefer in den Boden reichte, liegt vermutlich an dessen Zusammensetzung, da er viel leichter und damit durchlässiger ist als der lehmige Grund in Osterfingen. Nach Aussage von PierreAlain Capt ist die Grubenwandung eines oft benutzten Ofens 10–15 cm tief ins Erdreich gerötet. Die nur oberflächliche Rötung der Osterfinger Öfen lässt darauf schliessen, dass diese wie auch der Nachbau von Cuarny VD nur wenige Male benutzt worden sind. Während der Ausgrabung der originalen Öfen in Osterfingen stellte sich die Frage, weshalb sich an der Sohle der Bedienungsgruben kein erkennbarer Nutzungshorizont fand (Kap. 2.3.3.2). Im damaligen Verständnis waren diese während des Ofenbrandes ein regelmässiger Aufenthaltsort des Töpfers, von wo aus der Brennprozess kontrolliert wurde. Im Experiment zeigte sich dann, dass die Bedienungsgruben lediglich die Funktion hatten, einen Zugang zur Schüröffnung zu bieten und den Luftzug durch den Ofen zu gewährleisten. Zu keinem Zeitpunkt während des Brandes stand oder sass jemand in der Grube. Gelegentlich sassen wir an der Kante mit den Füssen in der Grube, um das Feuer zu schüren, wovon im trockenen Boden aber keine Spuren zurückblieben (Abb. 132). Ebenfalls schon während der Grabung war aufgefallen, dass sich im Originalbefund keine Holzkohle- oder Aschereste fanden (Kap. 2.3.3.2). Die Idee, dass die Kohle als nützlicher Rohstoff recycliert worden wäre, schien in Anbetracht der mit Scherben verfüllten Heizkanäle eher unwahrscheinlich. Man hätte sie zwischen den Scherben herausklauben müssen. Das Experiment zeigte, dass nach einem oxidierenden Brand nur wenig Kohle zurückbleibt, da diese fast komplett zu Asche verglüht. Die Erhaltungschancen für Asche wiederum sind schwierig zu beurteilen.

Abb. 129: Die Wulstprobe wurde nach dem oxidierenden Brand entnommen. Das Profil zeigt eine schmale, äusserliche Oxidierung, während das innere des Wulstes komplett reduziert ist.

Abb. 130: Ein Schnitt in die Wandung der Ofengrube nach dem oxidierenden Brand zeigt die oberflächliche Rötung, unter der das Erdreich durch den vorhergehenden, reduzierenden Brand geschwärzt ist.

Abb. 131: Nordprofil durch Ofen 1. Die Wulste sind deutlich tiefer gerötet als beim Nachbau. Die Grubenwandung (rechts) ist nur oberflächlich oxidiert.

Abb. 132: Die Nutzung einer Bedienungsgrube während des Anheizens des Ofens mit feinen Tannenscheiten.

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7.5.3 Vergleich der experimentell hergestellten Keramik mit den Originalfunden Wie nahe die nachgebauten Öfen der Funktionalität der Originalöfen kamen, lässt sich an der produzierten Keramik ablesen. Die im Experiment gebrannten Gefässe weisen viele Parallelen zur Osterfinger Keramik auf. Obwohl die drei Brände grundsätzlich gut gelungen sind, traten bei einigen Gefässen Brennfehler auf, die exakt denjenigen entsprechen, die an den Originalfunden beobachtet werden konnten (Kap. 6.2.2). Zwei grosse Schüsseln, die beim zweiten Brennversuch direkt hinter den Schüröffnungen platziert waren, wurden zu schnell und zu stark erhitzt (Kap. 7.4.3). Sie wiesen Anheizrisse auf und waren überbrannt (Abb. 133). Beim ersten, reduzierenden Brand erlitten mehrere Gefässe einen sogenannten Feuerschlag. Gelangen Flammen über längere Zeit direkt an den Topf, entstehen dadurch metallisch glänzende Flecken, an denen die schwarze Russung am Ende des Brandes nicht haften bleiben kann (Abb. 134). Auch hier handelt es sich um Keramik, die nahe der Schüröffnungen platziert war. Zu den zahlreichen oxidierten Scherben grauer Feinkeramik in den Heizkanälen von Ofen 1 wurde in Kapitel 2.3.3.1 und 4.2.1 vermutet, dass sie als Abstandhalter zwischen den Gefässen und Unterlage für das Brenngut gedient hatten. Diese Verwendung wurde im Experiment getestet. Das Überdecken der Heizkanäle mit grossen Scherben und Ziegeln (da nicht genügend grosse Scherben vorhanden waren) vereinfachte das Platzieren des Brennguts. Die Scherben in der Nähe der Schüröffnungen dürften zudem zu einer besseren Hitzeverteilung im Ofen beigetragen haben. Sie hinderten die heissen Gase am direkten Aufsteigen entlang der Innenwände und lenkten sie stattdessen ins Innere des Brennraums. Ausserdem konnte das Brenngut im Bereich der Schüröffnungen so weitgehend vor dem direkten Einfluss der Flammen geschützt werden. Die Brennversuche zeigten, dass diese Scherben mit jedem Brand ihre Färbung entsprechend der Brandatmosphäre änderten. Wurde beispielsweise eine graue, reduzierend gebrannte Scherbe erneut unter oxidierender Atmosphäre gebrannt, färbte sie sich dadurch orange. Nachvollzogen wurde diese Beobachtung anhand einer Originalscherbe grauer Feinkeramik aus Ofen 1: Das sekundär oxidierte Fragment färbte sich beim ersten experimentellen Brennversuch in der Ofenkuppel unter reduzierenden Bedingungen wieder schwarz (Kap. 7.4.2). Beim

Abb. 133: Eine der Schüsseln, die beim zweiten Brand unmittelbar hinter der Schüröffnung platziert war. Sie wurde zu schnell erhitzt und erlitt einen Anheizriss.

Abb. 134: Feuerschlag an der Replik einer Flasche mit Glättlinien. Die schwarze Russung haftet stellenweise nicht an (unten links), und im Licht entsteht ein metallischer Glanz (Bildzentrum).

Abb. 135: Eine sekundär oxidierte Originalscherbe aus Ofen 1 vor dem Experiment (links), nach reduzierendem Brand (Mitte) und nach erneutem oxidierenden Brand (rechts). Die Scherbe färbt sich beliebig oft je nach Bandatmosphäre rot oder grau.

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folgenden, oxidierenden Brand färbte es sich erneut orange und liess sich nicht mehr von den übrigen Originalfunden aus Ofen 1 unterscheiden (Abb. 135). Auch mit experimentell hergestellter Keramik liess sich dieses Muster reproduzieren. Eine im ersten Brand reduziert gebrannte Schüssel wurde zerbrochen, und während eine Scherbe ausserhalb des Ofens verblieb, wurde die zweite beim oxidierenden Brand zur Abdeckung eines Heizkanals genutzt. Die dadurch unterschiedlich gefärbten Passscherben entsprechen dem Gefässboden Kat. 47 (Abb. 136). Eine Verwendung der grauen Feinkeramik in den Osterfinger Öfen als Abdeckung der Brennkanäle und Abstandhalter zwischen dem Brenngut ist damit sehr plausibel.

Auch die Verwendung der originalen Scherben aus Ofen 1 als Abdeckung des Schachtofens wurde getestet. Wir verwendeten dafür reduzierend gebrannte Gefässfragmente aus dem ersten Brand und deckten damit den Ofenschacht während des oxidierenden zweiten Brandes ab (Kap. 7.4.3). Danach waren viele dieser Scherben nur teilweise oxidiert und wiesen eine fleckige, grau-orange Oberfläche auf. Auch dieses Spurenbild lässt sich unter den Originalfunden beobachten (Abb. 137).

Abb. 136: Das Spurenbild des Gefässbodens Kat. 47 mit einer original grautonigen und einer sekundär rot oxidierten Hälfte (rechts) konnte im Experiment nachvollzogen werden. Die graue Scherbe einer Replik aus dem ersten Brand wurde zerbrochen und eine Hälfte beim oxidierenden Brand zum Abdecken des Heizkanals benutzt (links).

Abb. 137: Die grautonige Scherbe einer Replik aus dem ersten Brand wurde zur Abdeckung der Schachtöffnung beim oxidierenden Brand wiederverwendet (rechts). Ihre nun nur unvollständig gerötete Oberfläche gleicht den sekundär oxidierten Scherben aus Ofen 1 (links).

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7.5.4 Zusammenfassung Den Experimenten in Cuarny VD verdanken wir Daten und Beobachtungen, die sich in der wissenschaftlichen Literatur bis anhin nicht finden lassen. Im Vergleich mit den Befunden der Osterfinger Töpferöfen und der darin ausgegrabenen Keramik lassen sich einige Fragen zum Bau und zur Nutzung der Öfen beantworten. Die Ofensubstruktion mit zwei Schüröffnungen erwies sich im Betrieb als etwas wild, aber durchaus kontrollierbar und sehr leistungsfähig. Die gelegentlich geäusserte Meinung, dass sich ein Schachtofen nicht zur Herstellung reduziert gebrannter Keramik eigne, konnte widerlegt werden. Beim oxidierenden Brennversuch nutzten wir Fragmente grauer Feinkeramik zur Abdeckung der Heizkanäle, als Abstandshalter zwischen den Gefässen und zur Abdeckung der Schachtöffnung. Das so produzierte Spurenbild entspricht exakt den sekundär oxidierten und hitzeversehrten Scherben aus Ofen 1 und macht damit deren identische Verwendung sehr wahrscheinlich. Auch die im Experiment hergestellte Keramik gleicht den Originalfunden, besonders auch was die gelegentlich aufgetretenen Brennfehler angeht, und belegt damit die Adäquanz der experimentellen Brände. Bei trockener Witterung sind der Bau und ein Brand in einem Schachtofen problemlos an einem Tag möglich, wobei der Ofen dann über Nacht abkühlt und die fertige Keramik am nächsten Morgen entnommen werden kann. Ein solcher Brand wäre alleine durchführbar, ist aber wegen der zwei Schüröffnungen zu zweit weit bequemer zu bewerkstelligen. Für das Töpfern einer

Charge ist gemäss Pierre-Alain Capt ein weiterer Tag notwendig. Der Abbau und die Aufbereitung des Tons kann von einer Hilfskraft ausgeführt werden, ebenso das Beschaffen von Brennholz. Einem erfahrenen Töpfer mit Gehilfen ist es somit möglich, alle zwei Tage einen Ofenbrand durchzuführen und etwa 50 Gefässe (Abb. 138) zu produzieren. Allerdings muss beachtet werden, dass die Gefässe nach dem Töpfern einige Tage trocknen müssen. Ein denkbarer Arbeitsablauf wäre beispielsweise das Töpfern von Gefässen für vier Ofenchargen während vier Tagen. Darauf folgt an einem Tag der Bau des Ofens und am Folgetag bereits der erste Brand. Somit ist es möglich, innerhalb von neun bis zehn Tagen 200 Gefässe zu produzieren – schönes Wetter während der Ofenbrände vorausgesetzt. Einen klaren Beleg für die oberirdische Konstruktion der Osterfinger Öfen als Kuppel- oder Schachtöfen konnten die Brennversuche nicht liefern. Die Erprobung beider Konstruktionsweisen liefert aber einige Hinweise und einen klaren Favoriten: Der Schachtofen ist einfacher zu bestücken und erlaubt ein kompakteres Stapeln der Gefässe, was einerseits effizienter ist und andererseits hilft, das Steigen und Sinken der Temperatur langsam und gleichmässig zu halten. Ausserdem ist der Brand im Schachtofen schneller und benötigt weniger Brennstoff. Dass der Bau eines Schachtes wesentlich einfacher ist als eine gewölbte Kuppelkonstruktion, ist offensichtlich. Aus diesen Gründen sind wir der festen Überzeugung, dass sowohl die Osterfinger Originale als auch die zahlreichen anderen latènezeitlichen Öfen, von denen nur die Substruktionen erhalten sind, als Schachtöfen konstruiert worden sind.

Abb. 138: Die Gefässe des reduzierenden Brandes im Schachtofen (Brand 3).

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8. Synthese Florian Ter-Nedden/Johannes Wimmer In Osterfingen-Haafpünte befand sich in der Spätlatènezeit das Werkareal einer Töpferwerkstatt. Den zentralen Befund bilden die Reste von zwei baugleichen Töpferöfen. Einige Gruben sind wohl ebenfalls mit dem Töpferhandwerk in Verbindung zu bringen. Vereinzelte Pfostengruben weisen auf wenige Gebäude auf dem Areal hin, die sich jedoch nicht rekonstruieren lassen. Durch das Areal verliefen ausserdem drei Wege. Das spätlatènezeitliche Gehniveau fiel der Erosion zum Opfer, dürfte aber nur wenige Zentimeter oberhalb der erhaltenen Befunde gelegen haben (Kap. 2). Aufgrund der wenigen Befunde und des Fehlens von Befundüberschneidungen kann von einer kurzen Nutzungszeit des Areals mit einmaliger Bebauung ausgegangen werden. Die Konstruktionsweise der Töpferöfen und das Fundmaterial datieren das Werkareal in die Spätlatènezeit. Anhand der Keramik, eines Kaletedou-Quinars und insbesondere anhand der Fibeln lässt sich Osterfingen-Haafpünte in einen frühen Abschnitt der Stufe LT D1b, um 120 v. Chr. eingrenzen (Kap. 5). Eine zum Werkareal gehörige Siedlung konnte bis anhin nicht lokalisiert werden. Im Vergleich zu den Töpferöfen zeigt das Fundspektrum der Wege aber einen merklichen Anteil an Keramik, die nicht aus der lokalen Produktion stammt. Vermutlich stammt diese aus einer Siedlung, die sich ganz in der Nähe der Töpferöfen befand (Kap. 4.4). Bei den beiden Öfen handelt es sich um Einkammeröfen mit zwei gegenüberliegenden Schüröffnungen vom Typ «en grain de café», einem Ofentyp, der vor allem am Oberrhein verbreitet war. Erhalten waren nur die Substruktionen; vom oberirdischen Aufbau der Öfen war nichts erhalten. Die Überarbeitung der Wulste von Ofen 1 zeigte, dass in diesem Ofen mindestens zweimal Keramik gebrannt wurde. Der letzte Brand in beiden Öfen war oxidierend, was sich an ihrer rötlichen Färbung zeigt (Kap. 2.3.2). In den Luftkanälen von Ofen 1 lagen zahlreiche Scherben grauer Feinkeramik, die grösstenteils sekundär oxidierend gebrannt waren. Da es sich mehrheitlich um grosse Scherben handelt, die sich nicht einmal annähernd zu ganzen Gefässen zusammensetzen lassen, ist klar, dass es sich bei dem Material nicht um liegen gelassene Ausschussware des letzten Brandes handelt. Um einen tieferen Einblick in das Osterfinger Töpferhandwerk zu erlangen, wurden die Öfen interdisziplinär ausgewertet. Neben der archäologischen Auswertung der Befunde (Kap. 2) und Funde (Kap. 3 und 4) wurden folgende Untersuchungen durchgeführt: - Die geochemische Zusammensetzung des verwendeten Rohmaterials von 29 Gefässen aus Ofen 1 wurde mittels Röntgenfluoreszenzanalyse (XRF) bestimmt (Kap. 4.2.3). - Die Keramik aus den Öfen wurde durch eine ausgebildete Töpferin auf Produktionsfehler und handwerkliche Spuren hin untersucht (Kap. 6).

- Ofen 2 wurde nachgebaut und seine Funktionsweise während drei Keramikbränden im Experiment getestet, um den Brennprozess, die aufgehende Konstruktion und weitere offene Fragen des Befundes besser zu verstehen (Kap. 7). Die Erkenntnisse aus diesen Untersuchungen ermöglichen ein detaillierteres Verständnis der Befunde und Funde; ursprünglich nur vermutete Sachverhalte lassen sich mit Beobachtungen aus den unterschiedlichen Disziplinen bestätigen und letztlich beweisen. So steht nun ausser Frage, dass es sich bei der grauen Feinkeramik, die in grossem Umfang in den beiden Töpferöfen und umliegenden Gruben geborgen wurde, um eine lokale Produktion handelt. Die Hinweise dafür sind vielfältig. Das Keramikinventar von Osterfingen-Haafpünte unterscheidet sich durch seine Einheitlichkeit in Gattung, Form und Material deutlich von gewöhnlichem Siedlungsinventar, was für die lokale Produktion eines begrenzten Formenspektrums spricht (Kap. 4.2.2.1). Die häufig beobachteten Produktionsfehler, aufgrund derer die graue Feinkeramik als Ausschussware anzusprechen ist, weisen ebenfalls in diese Richtung (Kap. 6.2.3). Und die geochemische Analyse der Scherben zeigt, dass alle untersuchten Gefässe grauer Feinkeramik mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Ton derselben Lagerstätte hergestellt wurden (Kap. 4.2.3.3). Die Experimente beweisen, dass die Produktion reduzierter und oxidierter Keramik sowohl in einem Kuppel- als auch in einem Schachtofen problemlos möglich ist (Abb. 139). Der direkte Vergleich der beiden Konstruktionsweisen zeigt aber, dass fast alle Vorteile beim Schachtofen liegen (Abb. 127). Er ist nicht nur deutlich einfacher zu bauen, sondern auch einfacher zu beschicken, variabler im Brennvolumen, benötigt weniger Brennstoff und ist wegen der geringeren Hohlräume im Brennraum beim Erhitzen und Abkühlen besser kontrollierbar. Die Rekonstruktion der Osterfinger Öfen als Schachtofen ist deshalb die wahrscheinlichere. Die während der Experimente gebrannte Keramik liefert wichtige Erkenntnisse für die Interpretation der Originalfunde. Einige der im nachgebauten Ofen hergestellten Gefässe weisen dieselben Brennfehler wie das Originalmaterial auf. So entstanden Spannungsrisse durch Schwierigkeiten während der Anheizphase, da die gegenüberliegenden Schüröffnungen die Temperaturkontrolle zu Beginn des Brandes erschwerten (Kap. 7.5.1). Die Scherben, die als Abstandhalter im Brenngut und als Abdeckung der Schachtöffnung verwendet wurden, zeigen Spuren von sekundärer Hitzeüberprägung, die auch an der originalen Keramik erkennbar sind (Abb. 137). Das vergleichbare Spurenbild macht die Nutzung dieser grossen Scherben als Abstandhalter und Schachtabdeckung sehr wahrscheinlich. Die Keramikproduktion bedingte eine Infrastruktur mit einem überdachten Lagerraum zur Trocknung der frisch gedrehten Keramik und Schlämmbecken zur Aufbereitung des Tons.206 Einige der Pfostengruben könnten zu einem solchen Trocknungsraum gehört haben. Ebenso könnten die 14 Gruben, die sich durch zahlreiche Funde grauer Feinkeramik mit der Töpfereiproduktion in Verbindung bringen lassen, zur Tonaufbereitung gedient haben.

87


Durch die verschiedenartigen Untersuchungen an Funden und Befunden lässt sich für das Werkareal eine minimale Nutzungsgeschichte rekonstruieren: Die Osterfinger Öfen wurden relativ kurz nacheinander erbaut, vielleicht während derselben Saison. Die Überarbeitung der Wulste von Ofen 1 zeigt, dass die Ofensubstruktion mindestens zweimal verwendet wurde (Kap. 2.3.2.1). Dabei wurde in reduzierender Brandatmosphäre graue Feinkeramik hergestellt. Ausschussware aus dieser Produktion wurde im letzten, oxidierenden Brand in Ofen 1 als Hilfsmittel wiederverwendet. An sich wiederholenden Produktionsfehlern und handwerklichen Spuren der Keramik lassen sich übergeordnete Arbeitskonventionen beobachten (Kap 6.3.4). Die Ergebnisse legen nahe, dass die gesamte in Osterfingen produzierte Ware aus derselben Töpferwerkstatt stammt. Es können individuelle Spuren unterschieden werden, sodass von mehreren Töpferinnen oder Töpfern ausgegangen werden kann, die an der Produktion beteiligt waren. Die verwendete Technik des Aufdrehens macht den Gebrauch einer mobilen Töpferscheibe wahrscheinlich (Kap. 6.2.3). Das handwerkliche Können dieser Töpfer war hoch genug, dass man von einem spezialisierten Handwerk sprechen kann. Verglichen mit der heutigen Töpferausbildung entsprach es etwa dem Niveau eines Lehrlings im dritten Lehrjahr (Kap. 6.4.1).

Die Verwendung einer mobilen Töpferscheibe und das professionelle Niveau der Arbeit lassen an mobile Töpfer denken, die in verschiedenen Siedlungen ihre Dienstleistung anboten. Für die Latènezeit wurde diese Idee immer wieder diskutiert.207 In römischer Zeit sind denn auch Wandertöpfer im Gebiet der heutigen Schweiz belegt.208 Aus den Erfahrungen der Experimente lassen sich folgende Überlegungen zur Arbeit eines wandernden Töpferbetriebs ableiten: Für das Drehen einer Ofencharge benötigt eine geübte Fachperson einen Tag. Der Bau des Schachtofens und der Brand einer Charge sind ebenfalls an einem Tag möglich. Zwischen dem Töpfern und dem Brand werden allerdings mehrere Tage zum Trocknen der Keramik benötigt. Um eine längere Arbeitspause zu verhindern, wäre es deshalb am effizientesten, gleich mehrere Ofenchargen Keramik zu töpfern und mehrere Brände nacheinander durchzuführen. Ein sinnvoller Ablauf wäre es deshalb, nach der Beschaffung und Aufbereitung des Tons während 4 Tagen genügend Gefässe für 4 Ofenchargen zu drehen. Ein Gehilfe könnte währenddessen mit der Aufbereitung des Tons für den jeweils nächsten Arbeitstag beschäftigt sein. Nach Abschluss der Töpferarbeiten wird an einem Tag der Ofen gebaut und in den folgenden 4 Tagen die Keramik gebrannt.209 Aus einem solchen Produktionsablauf würden innert 9 bis 10 Tagen ca. 200 Gefässe resultieren. Eine Menge, die für eine kleinere Siedlung sicher ausreichend wäre, sich aber auch mit einem Wagen noch transportieren und/oder zum Teil sogar noch weiterverhandeln liesse.

88 Abb. 139: Im nachgebauten Schachtofen gebrannte grautonige Feinkeramik.


Merishausen Oberhallau Hüfingen Osterfingen

Dangstetten

RHEIN Marthalen Benken Altenburg Rheinau LT C2

200

LT D1a

LT D1b „früh“

150

Das gleichzeitige Bestehen recht unterschiedlicher Ofentypen am Hoch- und Oberrhein, in denen sich das ganze Spektrum latènezeitlicher Keramik herstellen lässt, könnte ein Hinweis auf unterschiedliche Bautraditionen und vielleicht auf unterschiedliche Wandertöpfer oder Wandertöpferfamilien sein. Weitere Röntgenfluoreszenzanalysen oder die Untersuchung handwerklicher Spuren an spätlatènezeitlicher Feinkeramik anderer Fundstellen könnten helfen, diesen Töpfern auf die Spur zu kommen. Mit der Fibel Beltz Var. J (Kat. 70) und den Ringgriffmesser (Kat. 71) finden sich im Fundmaterial von Osterfingen-Haafpünte gleich zwei Kleinfunde, die klare Bezüge in den mittel- und norddeutschen Raum aufweisen (Kap. 3.1). Diese Funde können durch eine Korallenfibel vom «mitteldeutschen Typ» sowie einen Grobkeramiktopf, der ähnliche Merkmale wie die Keramik der Südostbayerischen Gruppe aufweist, aus dem Doppeloppidum Altenburg/Rheinau ergänzt werden.210 Möglichweise sind einige formal auffällige Keramikfunde aus dem Oppidum von Konstanz-Brückengasse (D) in einen ähnlichen Kontext zu verorten.211 Um diese Funde zu kontextualisieren, ist ein Blick ins benachbarte Süddeutschland notwendig. Mit dem Begriff der «Helvetiereinöde» wird das Abbrechen aller Fundstellen in BadenWürttemberg im Verlauf der Stufe LT D1b beschrieben. Dieses Phänomen hat zur Folge, dass – mit Ausnahme der direkt am Rhein gelegenen Fundstellen von Breisach und Altenburg – aus diesem Raum kein LT-D2-zeitliches Fundmaterial bekannt ist (Abb. 140).212 Jüngst wurde vorgeschlagen, dieses Phänomen nicht mit einer «Einöde», sondern mit der Zuwanderung von Germanen zu erklären, wie dies in Bayern anhand der südostbayerischen Gruppe gefasst werden kann.213 Allerdings ist zu be-

LT D1b „spät“ 100 v. Chr.

LT D2a

LT D2b

50

augusteisch

1

Abb. 140: Zeitliche Abfolge der jüngerlatènezeitlichen Fundstellen am Hochrhein. Ausgezogene Linie: Datierung anhand von Kleinfunden, gepunktete Linie: (Unsichere) Datierung anhand von Gefässkeramik. Die relativchronologische Datierung der Fundstellen basiert auf Wimmer et al. 2018, 104–110, die Einteilung und absolute Datierung der chronologischen Stufen auf Wimmer 2021, 261.

tonen, dass diese geopolitischen Verschiebungen in BadenWürttemberg kurze Zeit früher stattfanden als in Bayern.214 Da im Schweizer Mittelland eine Kontinuität zwischen der Latènezeit und der römischen Epoche ausser Frage steht, befindet sich der Hochrhein während der Stufe LT D2 gewissermassen in einem «Grenzgebiet», vermutlich zwischen «Germanen» und «Kelten»215. Diesbezüglich ist bemerkenswert, dass sich das weitgehend LT-D2-zeitliche Doppeloppidum von Altenburg/Rheinau (Abb. 141, 2/3) direkt am Rhein befindet, während alle nördlich davon gelegenen, jüngerlatènezeitlichen Fundstellen aus dem Kanton Schaffhausen in die Stufen LT C2 oder D1 datieren (Kap. 5). Einzig für das kleine Fundensemble von SchleitheimBrühlgarten (Abb. 141, 7) kann eine LT-D2-Datierung in Betracht gezogen werden.216 Allerdings werden dort Bezüge zur Keramik der südostbayerischen Gruppe ausgemacht, sodass es sich dabei um «germanische» Funde handeln könnte. Die Töpferöfen von Osterfingen-Haafpünte stellen deshalb die bisher jüngste «keltische» Fundstelle aus dem Kanton Schaffhausen dar. Die oben genannten Funde sind demnach als Hinweis auf Kontakte mit dem germanischen Raum zu werten und lassen vermuten, dass die «Grenze zwischen Kelten und Germanen» – trotz der geopolitischen Verschiebungen und möglicher damit einhergehender Konflikte – durchaus einen gewissen Austausch zugelassen hat. Vergleichbare Funde sind in kleiner Anzahl auch vom Basler Münsterhügel bekannt.217

89


Diese geopolitischen Verschiebungen dürften unter anderem auch auf die Verkehrswege schwerwiegende Auswirkungen gehabt haben. Ein Rekonstruktionsversuch derselbigen ist für die Region Schaffhausen Patrick Nagy zu verdanken.218 Um die Auswirkungen der «Helvetiereinöde» sowie den nach hinten zu verschiebenden Siedlungsbeginn auf der Altenburger Halbinsel219 (Kap. 5) zu berücksichtigen, werden im Folgenden zwei Zeitabschnitte unterschieden: A) Das 2. Jahrhundert v. Chr. (LT C2 bis LT D1b früh), während dem der gesamte Untersuchungsraum «keltisch» besiedelt ist. In diesen Zeitabschnitt datiert der Töpfereibetrieb von Osterfingen-Haafpünte. B) Die erste Hälfte des 1. Jahrhundert v. Chr. (LT D1b spät bis LT D2a), während der rechts des Rheins eine «germanische» Besiedlung zu vermuten ist. Für den Zeitabschnitt A lassen sich anhand italischer Weinamphoren überregionale Verkehrsverbindungen nachzeichnen: Während diese Gefässe im Schweizer Mittelland auffällig selten sind, treten sie in den Basler Zentralorten in grosser Anzahl auf.220 Dorthin gelangten sie via Rhone, Saône, Doubs und die Burgunderpforte. Gleichzeitig treten sie auch in den Zentralsiedlungen Süddeutschlands auf (z.B. in Manching),221 wohin sie über den Oberlauf der Donau transportiert wurden. Zwischen Basel und Donau durchquerten sie auch den hier untersuchten Raum, weshalb hier entsprechende Verkehrsverbindungen von überregionaler Bedeutung bestanden haben müssen. Hierfür sind zwei verschiedene Routen denkbar (Abb. 141, A): Am besten nachvollziehbar ist die Route durch den Schwarzwald, über den östlich von Freiburg i.Br. gelegene Zentralort Zarten-Rotacker.222 Vermutlich folgte diese Route im westlichen Schwarzwald nicht dem schroffen Oberlauf der Wutach, sondern verlief über Land via Hüfingen-Galgenäcker (10). Eine weitere Route dürfte via den Hochrhein bestanden haben. Um vom Hochrhein an die Donau zu gelangen, sind mehrere Wege denkbar:223 Ein erster folgt dem Unterlauf der Wutach. Ein zweiter durchquert den Hegau und das Ablachtal.224 Der dritte Weg verläuft via Konstanz (17) und den Überlingersee, bevor er ebenfalls in das Ablachtal eintritt. Leider ist die Datierung des Oppidum von Konstanz beim aktuellen Forschungsstand nicht mit ausreichender Präzision möglich, sodass eine Belegung im Zeitabschnitt A möglich, aber nicht gesichert ist.225 Auch für Altenburg/Rheinau (2/3) ist bisher keine zentralörtliche Vorgängersiedlung bekannt, auch wenn eine solche in Analogie zum Siedlungsrhythmus am Oberrhein denkbar ist.226 Die Belegung einer Grosssiedlung in diesem frühen Zeitabschnitt ist lediglich für Engen-Anselfingen/Welschingen (11) gesichert. Diese Fundstelle liegt an keiner der bisher skizzierten Verkehrswege; möglicherweise ist dort ebenfalls ein Übergang zur Donau in Erwägung zu ziehen. Damit muss zurzeit gänzlich unklar bleiben, wo sich die Stationen zum Umladen der Güter vom Wasser- auf den Landtransport dieser überregionalen Verkehrswege im 2. Jahrhundert v. Chr. befunden haben. Daneben dürften diverse Verkehrswege von untergeordneter Bedeutung bestanden haben, die die zahlreichen Siedlungen kleiner und mittlerer Grösse im Klettgau und Hegau miteinander verbunden haben.

Im Zeitabschnitt B ändert sich das Siedlungsbild grundlegend (Abb. 141, B): Während insbesondere dank dem Oppidum von Altenburg/Rheinau die Zentralsiedlungen nun gut fassbar sind, lassen sich im Untersuchungsgebiet keine kleineren Siedlungen gesichert in diesen Zeitabschnitt zuweisen. Bei Letzteren ist allerdings eine Datierung mit ausreichender Präzision oft nicht möglich.227 Zudem sind rechts des Rheins alle «keltischen» Siedlungen verschwunden – ein Bild, das auch vom südlichen Oberrhein bekannt ist.228 Entsprechend bestehen auch keine Verkehrsverbindungen vom Hochrhein an die Donau mehr. Ebenso scheint die Route durch den Schwarzwald aufgegeben worden zu sein, was die befestigte, aber nie bewohnte Nachfolgesiedlung des Zentralorts Zarten-Rotacker nahelegt.229 Dies deckt sich mit der Hypothese, wonach der Amphorenimport in Manching merklich vor dessen Siedlungsende abbricht.230 Dadurch beschränken sich die Verkehrswege im Wesentlichen auf den Hochrhein; der Handel mit dem südlichen Oberrhein bleibt wichtig, was sich insbesondere an den Fundmünzen zeigt.231 Diese Veränderungen haben zur Folge, dass das Wirtschafts- und Handelszentrum Altenburg/Rheinau232 – entgegen der bisherigen Annahme – als Umladestation lediglich für das möglicherweise gleichzeitige Konstanz von Bedeutung war. Ins Alpenrheintal gelangten keine Amphoren;233 die wenigen übrigen Importe könnten dorthin auch über die Alpenpässe gelangt sein. Einzelne Kleinfunde aus Altenburg (Anhänger, Gürtelhaken und Riemenzunge) zeigen aber, dass nach wie vor Kontakte in den ostkeltischen Raum bestanden haben.234 Möglicherweise erfolgte dieser Austausch nicht mehr über die Donau, sondern über den (mühsameren) Landweg via Alpenvorland.235

90


A: 2. Jh. v. Chr. (LT C2 bis LT D1b «früh») A: 2. Jh. v. Chr. (LT C2 bis LT D1b «früh»)

zur Donau

nach A: 2.Zarten Jh. v. Chr. (LT C2 bis LT D1b «früh») nach Zarten

10 10

(via Ablachtal) zur Donau (via Ablachtal)

nach Zarten

10

(via Ablachtal)

zur Donau

12

11 9 9 9

15 15

8 8

16 15 16

8

13 13 13

14 14 14

16

67 6 6 1 1

nach Basel nach Basel

10 km

12 12

11 11

7 7

10 km 10 km

1

nach Basel

4 4

19 19

4 5 5

19

? ? 18 18 ? 18

5 ? ? 20 20 ? 20

? ?

17 17 ? ? 17 ?

ins Alpenvorland/ ins Alpenrheintal Alpenvorland/ ins Alpenrheintal Alpenvorland/ Alpenrheintal

21 21

22 22

nach Zürich nach Zürich nach Zürich

ins Mittelland ? 22 ins Mittelland ins Mittelland

B: Erste Hälfte 1. Jh. v. Chr. (LT D1b «spät» bis LT D2a) B: Erste Hälfte 1. Jh. v. Chr. (LT D1b «spät» bis LT D2a)

21

B: Erste Hälfte 1. Jh. v. Chr. (LT D1b «spät» bis LT D2a)

10 km 10 km 10 km

? 7 ? 7 ?

nach Basel nach Basel nach Basel

7

2 3 2 3 2 3

4 ? 4 ? ?

? ? 18 18 ? 18

4

? ? 20 20 ? 20

? ?

22 22

17 17 ? ? 17 ?

ins Alpenvorland/ ins Alpenrheintal Alpenvorland/ ins Alpenrheintal Alpenvorland/ Alpenrheintal

21 ? 21 ? 21 ?

nach 22 Zürich nach ins Mittelland ? Zürich v. Chr. (A) sowie in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. (B) ins Mittelland Abb. 141: Verlauf der vermuteten Verkehrswege (lila) im 2. Jahrhundert nach Zürich ins Mittelland (nach Nagy 2019, 241–242, Abb. 252; ergänzt). Weisse Punkte: Zentralsiedlungen, schwarze Punkte: kleinere Siedlungen (Nummerierung entspricht Abbildung 4-23). Die Datierung der in dieser Publikation nicht diskutierten Fundstellen orientiert sich an Wimmer et al. 2018, 108–110. Das dunkelgraue Band repräsentiert den Verlauf der heutigen Landesgrenzen; rechts auf der Karte ist der Untersee sichtbar.

91


Anhang

Anmerkungen 1 2 3 4

5 6 7

8 9 10 11 12 13 14

Ein chronologischer Abriss zu den verschiedenen Nutzungsperioden und Streufunden findet sich in Nyffeler/Wimmer 2021, 9. Nyffeler/Wimmer, 2021, 10 ff. Hauser/Nyffeler in Vorbereitung. Ein Überblick zur gesamten Stratigrafie der Fundstelle Osterfingen-Haafpünte mit einem detaillierten Beschrieb der verschiedenen Schichten und ihrer Genese wurde bereits an anderer Stelle vorgelegt (Nyffeler/Wimmer 2021, 12 f.). Nyffeler/Wimmer 2021, 14. Nyffeler/Wimmer 2021, 14 f. Zwei Gebäudegrundrisse, deren Pfostengruben mit Funden nicht genauer datiert werden konnten, wurden aufgrund ihrer Lage und dem Bezug zu Strukturen der Späthallstatt-/ Frühlatènezeit der eben genannten Siedlungsperiode zugewiesen (Nyffeler/Wimmer 2021, 14, Gebäude 5 und 6). Da die Datierung dieser Pfostengruben und ihre Zuweisung zu den Gebäuden nicht gesichert ist, sind sie auch im Befundplan der Spätlatènezeit und dem Befundkatalog abgebildet. Es handelt sich um die Positionen 103, 118, 120, 124. 126, 128, 194, 200, 239, 295, 305, 320, 359 und 515. Pos. 77, 164, 279, 424, 504, 742, 795, 797. Der Anteil gebrannter Keramik betrug jeweils mindestens 30%, in 6 Fällen über 50%. Nach der Chronologie Rieckhoffs entspricht das einem Zeitraum von 125 bis 85 v. Chr. (Rieckhoff 2019, 187). Duhamel 1979, 54. Windatlas Schweiz: www.uvek-gis.admin.ch/BFE/storymaps/EE_Windatlas. Zugriff: 13.7.2021. Jud 2008, 37. Herzig, Gutachten im Auftrag der Kantonsarchäologie Schaffhausen zur spätlatènezeitlichen Keramik aus den Osterfinger Töpferöfen 2019, 4. Pastor 2010, 126 ff. Dankenswerterweise hat sie in ihrer Dissertation kein weiteres System aufgestellt.

53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65

66 67 68 69

70 71 72 73 74

Brunaux 1988, 95; Brandt 2001, 134. Jacobi 1974, 91–94, 116–121, Taf. 17–21. Rangs-Borchling 1963, 34; Wegewitz 1972, 253; Eger 1999, 100. Müller 1985, 95. Brandt 2001, 192–194; Völling 2005, 45, 51–53; Döhlert-Albani 2014, 238. Nick/Schäppi 2019, 79–84. Nick 2012, 502. Nick/Schäppi 2019, 82. Nick/Schäppi 2019, 83. Rau 1989; Schreyer 1994; Schreyer 2005; Wimmer et al. 2018, 78–103; Nagy 2019. Zur Datierung des Doppeloppidums siehe Wimmer 2021, 261–264. St. Schreyer, unpubl.; vgl. Huber 2011, 124, Anm. 84. Ein weiterführender Vergleich der Keramikklassifikationen in der Region ist Wimmer et al. 2018, 78, zu entnehmen. Nyffeler/Wimmer 2021, 47-48. Der Begriff «Magerung» wird hier zur sprachlichen Vereinfachung als Synonym für «nicht plastische Bestandteile» verwendet. Inwiefern diese Bestandteile bewusst zugefügt wurden oder aber bereits im Rohton enthalten waren, kann aufgrund einer makroskopischen Untersuchung meist nicht beurteilt werden. Der Begriff «Tongallen» bezeichnet verrundete Einschlüsse von tonigem Sediment. Wimmer et al. 2018, 91. Wimmer et al. 2018, 91–96. Ein langsames Drehen der Töpferscheibe wird angenommen, da die Ränder trotz des Überdrehens nicht gänzlich rotationssymmetrisch sind und weil so die gröbere und scharfkantigere Magerung – zumindest bei den ohne Werkzeug von Hand überdrehten Rändern – wohl zu weniger Abrieb an den Fingern führte. Wimmer et al. 2018, 81. Wimmer et al. 2018, 80. Nyffeler/Wimmer 2021, 47-48. Wimmer et al. 2018, 82–89. Zur Verbreitung der Feinkammstrichkeramik siehe Trebsche 2010. Dabei gilt es zu beachten, dass P. Trebsche die Feinkammstrichkeramik leicht abweichend definiert: Bei ihm handelt es sich um «Keramik mit feinem Kammstrich», während sie in der Rheinauer Klassifikation als «Feinkeramik (= Drehscheibenkeramik) mit Kammstrich» verstanden wird.

75

15

Bei einem Einkammerofen sind Feuer und Brennraum räumlich nicht voneinander getrennt. Bei einem Zweikammerofen befindet sich zwischen Feuer und Brennraum eine hitzedurchlässige Barriere, zum Beispiel eine Lochtenne.

Eine solche Standardisierung ist ebenfalls bei der Grafittonkeramik (Kappel 1969; Trebsche 2011, 461–462), der Grobkeramik vom «type Besançon» (Barral et al. 2013) oder den Dolien vom Typ Lindenhof (Bonaventure 2014) festzustellen.

76

16

Dufay 1996, 297. Eine andere, oft zitierte Klassifikation ist die nach Duhamel. Hier wären die Osterfingen Öfen als Zweikammeröfen mit nicht fest installiertem Trennelement einzuordnen (Duhamel 1979).

77 78 79 80

Vgl. Schreyer 1994, Kat. 51–53; Wimmer 2021, 56–57. Trebsche 2010, 333–334; Wimmer 2021, 56–57. Nyffeler/Wimmer 2021, 49. Wimmer et al. 2018, 82–99. Die charakteristischen eisenzeitlichen Breitformen mit einziehendem Rand werden in der Literatur unterschiedlich benannt (Wimmer 2021, 131). So werden sie als Näpfe (FurgerGunti/Berger 1980; Schreyer 1994, 110–112), Schalen (Scheyer 2005, 143–145; Wimmer et al. 2018, 89) oder Schüsseln (Pingel 1971, 14–18) angesprochen.

17

18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48

Frey 1935. Dufay 1996, 298. Le Dreff 2017, 162. Frey 1935. Bonaventure 2011, 866. Frey 1935, 71. Jud 2008, 38. Dufay 1996, 304. Pümpin 1935, 223. Weber-Jenisch 1995, 79. Pétry 1982, 349. Manière 1978, 26. Kern 2003, 165. Jud 2008, 40. Capt 2013. Brönnimann et al. 2020, 538. Zuletzt bei Nagy 2019, 242. Kellner-Depner 2016, Kat. 168. Kostrzewski 1919, 14. Nach der Typologie nach Demierre/Wimmer (in Vorb.) handelt es sich um eine Fibel Typ 1AC-12 (Wimmer 2021, 83 ff.). Höneisen 1989, Taf. 2, 1. Kellner-Depner 2016, Kat. 802. Kostrzewski 1919, 14. Nach der Typologie nach Demierre/Wimmer (in Vorb.) handelt es sich um eine Fibel Typ 1AC-11 (Wimmer 2021, 83 ff.). Striewe 1996, 52. M. Maute bezweifelt die chronologische Entwicklung der Nauheimer Verzierungstypen: Maute 2018, 251. Mäder 2002, Kat. 587. Huber 2011, Kat. 4. Maute 2018, 251. Völling 2005, 97. Völling 2005, Karte 3. Völling 2005, 98. Bei der von P. Nagy für Altenburg-Schwaben aufgelisteten Fibel Typ «Beltz» handelt es sich um eine Korallenfibel. Nagy 2019, 242.

81 82 83 84 85 86 87 88

89 90 91

92 93 94 95 96 97 98 99 100 101

Nyffeler/Wimmer 2021, 59. Ein weiteres Beispiel für einen verdickten Rand stellt Inv. 108680 (nicht gezeichnet) dar. Zum Beispiel Nyffeler/Wimmer 2021, Kat. 201, 204 und 205. Wimmer et al. 2018, 99. Wimmer et al. 2018, 93–99. Zu den technischen Unterschieden zwischen den Verzierungstechniken siehe Wimmer 2021, 164–166. Nyffeler/Wimmer 2021, 54. Zur Verpichung an spätlatènezeitlichen Gefässen siehe Wieland 1996, 155; Jud 2008, 112; Wimmer et al. 2018, 99. Bei den berücksichtigten Vergleichsfundstellen handelt es sich um Anselfingen-Eulenloch (Kellner-Depner 2016), Oberhallau-Überhürst (Wimmer et al. 2018), Altenburg (Rau 1989) und Rheinau (Schreyer 1994; Schreyer 2005). Vergleiche Oberhallau-Überhürst (Wimmer et al. 2018, 85–89, Kat. 9, 303) und Altenburg (Rau 1989, Kat. 517, 526, 527). Kellner-Depner 2017, Kat. 578–580. Revellio 1927, Abb. 9, 2.8.12. Aufgrund einer drahtförmigen Eisenfibel vom Mittellatèneschema, einer Nauheimer Fibel mit randparallelen Linien auf dem Bügel und einer Reihe von Potin-Münzen datiert Hüfingen-Galgenäcker identisch wie die Töpferöfen von Osterfingen (vgl. Kap. 5). Zur Datierung der Münzen vgl. Nick 2009, 181–182. Müller-Vogel 1986, Kat. 14. Rau 1989, Kat. 547–549; Schreyer 1994, 110; Schreyer 2005, 141. In Rheinau ist der Boden einer halbkugeligen Schale mit feiner Standringkehlung erhalten (Schreyer 2005, Kat. 22). Weitere mögliche Böden mit Standringkehlung von Breitformen sind Kat. 20 und Inv. 110180 (nicht gezeichnet). Schreyer 1994, 110, Kat. 128. Schreyer 2003, 61. Dasselbe trifft auch auf Inv. 108351 (nicht gezeichnet) zu. Vgl. Kellner-Depner 2017, Kat. 3, 4, 37, und Wimmer et al. 2018, 84–86, Kat. 4, 6, 74. Wimmer et al. 2018, 89–90. Wimmer et al. 2018, 84–89. In Altenburg sind zusätzlich Flachböden nachgewiesen (Rau 1989, Kat. 275, 288, 305–307, 334). Dieselben Bodenformen finden sich beispielsweise auch am südlichen Oberrhein (Wimmer 2021, 159–161).

49 50 51

Rieckhoff 1995, 114. Rieckhoff 1995, 115; Rieckhoff 2008, 6. Völling 2005, 154. Sievers 2010, Kat. 490, 495 und 497; evtl. auch weniger gut erhaltene Spitzen, Kat. 521– 524.

102

Je eine Flasche mit abgesetztem, zylindrischem bis trichterförmigem Rand ist aus Altenburg (Rau 1989, Kat. 306) und Oberhallau-Überhürst bekannt (Wimmer et al. 2018, Kat. 63).

52

Brandt 2001, 134.

103

Rau 1989, 28–29; Wimmer et al. 2018, 84–86.

92


104

105 106

107

108 109 110 111 112

113 114 115

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Patrick Rau spricht einige glättverzierte Gefässe aus Altenburg als Tonnen an (Rau 1989, Kat. 440–443). Diese verfügen allerdings über grosse Randradien, sodass es sich dabei vermutlich um Töpfe mit hochsitzendem Bauch oder halbkugelige Schalen handeln dürfte. Ter-Nedden 2019. Vergleiche dazu die mittleren Scherbengewichte von rund 10 g aus dem Graben Str. 30 von Oberhallau-Überhürst (Wimmer at al. 2018, 69). Auch die spätlatènezeitliche Grobkeramik aus den Osterfinger Töpferöfen zeigt eine ähnlich grossteilige Erhaltung, während die verlagerte Funde der späthallstatt-/frühlatènezeitlichen Siedlung (vgl. Nyffeler/ Wimmer 2021, 47-65) mit einem mittleren Gewicht von ungefähr 5 g sehr stark fragmentiert sind. Jud 2008, 115; Steiner 2012, 147. In weiteren, älter untersuchten Töpferöfen wird die schlechte Oberflächenerhaltung auf die Bodenlagerung zurückgeführt (Müller-Vogel 1986, 12; Tauber 1985, 68), ohne die Möglichkeit einer wiederholten Hitzeeinwirkung zu diskutieren. Vgl. Steiner 2012, 147. Wimmer 2021, 161–163. Dies gilt bis auf eine einzige Ausnahme auch für die übrigen Befunde (Kap. 4.3.2.2). Rau 1989, 32–33; Schreyer 1994, 110; Wimmer et al. 2018, 89. Jud 2008, 114–117, Taf. 123–136. In diesen Töpferöfen wurden im Wesentlichen nur Schüsseln, Flaschen und Tonnen aufgefunden. Sie weisen ebenfalls eine oxidierende letzte Brennatmosphäre auf, dürften aber weitgehend zur Gattung GFF gehören. Alle Gefässformen zeigen eine ungewöhnlich einheitliche Randausformung verglichen mit dem Siedlungsspektrum. Am auffälligsten ist dies bei den Tonnen mit einfachem Randabschluss, die unter den Siedlungsfunden sehr selten sind (Wimmer 2021, 234–235). Inv. 108403 und 108404 (nicht gezeichnet). Wimmer et al. 2018, Kat. 17. Mit Fossilien (v.a. Muschelschalenfragmenten) gemagerte Keramik ist aus Basel-Gasfabrik bekannt und dürfte aus dem Jura stammen, zu dem geologisch auch der Randen gehört (Wimmer 2021, 139–141). Diese Gefässe wurden nicht gezeichnet. Es handelt sich um eine Schüssel mit oben abgestrichenem Rand und porösem Scherben (Inv. 108680) sowie einen Schüsselboden (Inv. 108503). Wimmer 2021, 133–134. Vgl. Nyffeler/Wimmer 2021, 52-55. Siehe z.B. Helfert 2010, 142–163. Wimmer et al. 2018, 114–119. Die ausführliche Auswertung der geochemischen Untersu-

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chungen ist auf www.archaeologie.sh.ch unter «Begleitmaterialien» zu den Publikationen der Kantonsarchäologie Schaffhausen verfügbar. Die Messwerte sind als Tabelle auf www.archaeologie.sh.ch unter der Rubrik «Publikationen» frei zugänglich. Holmqvist 2017. Gottardi 2021, 286. Wimmer et al. 2018, 114. Zur Vergleichbarkeit und Kalibration von Messdaten, die mithil-

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fe unterschiedlicher Geräte erhoben wurden, siehe Gottardi 2021, 291. Wimmer et al. 2018, 114–115. Stapfer et al. 2019, 221–224. Zur Problematik der Messung an unebenen Bruchstellen si-

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ehe Gottardi 2021, 287. Schneider 2017. Wimmer et al. 2018, 112. Nyffeler/Wimmer 2021, 7. Schneider 2017, 7–8; Wimmer et al. 2018, 115. Bei den Elementen Cl und S sind in Oberhallau starke Anreicherungen zu beobachten, während in Osterfingen die Konzentrationen nur selten über der Nachweisgrenze des Messgeräts liegen. Die beiden Elemente weisen in der Oberhallauer Keramik eine merklich stärkere Streuung auf als in den Osterfinger Proben (Abb. 47). Die beiden Elemente Cr und V weisen mit einem Bestimmtheitsmass von R2 = 92,6% eine starke Gleichläufigkeit auf. Schneider 2017, 16. Vgl. Schneider 2017, 8. Dies liesse sich mithilfe von mikromorphologischen Analysen klären, indem die Porenräume untersucht werden. Vogel 1968; Maggetti/Galetti 1981; Müller-Vogel 1986; Maggetti et al. 1988. Roth-Zehner 2015; Thierrin-Michael 2015. Gottardi 2021, 291. Da zum einen diese Kalibration der unterschiedlichen Messserien nicht bei jedem Element mit der notwendigen Zuverlässigkeit möglich ist und zum anderen nicht derselbe Satz an Elementen gemessen werden konnte, steht für den Fundstellenvergleich lediglich eine verschmälerte Datengrundlage aus sieben Haupt- und vier Spurenelementen zur Verfügung. Bezüglich der Definition geochemischer Referenzgruppen siehe Helfert 2013, 21. Ein erhöhter Tonanteil muss makroskopisch nicht zwingend sichtbar sein, da sich der nicht plastische Quarzanteil, der für einen hohen SiO2-Anteil verantwortlich ist, in der von Auge nicht sichtbaren Siltfraktion «verbergen» kann und so nicht zwangsläufig zu einem merklich gröber gemagerten Scherben führen muss. Wimmer et al. 2018, 116. Wimmer et al. 2018, 80. Einige Gefässe der Feinkeramik aus Oberhallau, die nicht den Waren GFF1 und GFF4 angehören (graue Punkte), liegen bei den ersten beiden Hauptkomponenten der PCA zwar nahe bei der Osterfinger Feinkeramik, anhand der dritten und vierten Hauptkomponente lassen sie sich aber ebenfalls klar von derselbigen abgrenzen.

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Dies lässt sich beispielsweise auch in Basel-Gasfabrik feststellen (Wimmer 2021, 182–183). Vgl. Wimmer et al. 2018, 116–117. Aufgrund fehlender mikromorphologischer Untersuchungen kann zu den für Ware GK3 verwendeten Rohstoffen wenig ausgesagt werden. Anhand der roten nicht plastischen Komponenten wäre eine Verwendung der eisenhaltigen, im Südranden anstehenden Bolustone denkbar. Wimmer 2021, 184. Zur Interpretation taphonomischer Merkmale an spätlatènezeitlicher Keramik siehe Brönnimann et al. 2020, 11–14, und Wimmer 2021, 194–200. Beide Fragmente wurden nicht gezeichnet. Aus Grube Pos. 1202 stammt ein Fragment mit weisser Bemalung (Inv. 109792). Ein zweites Fragment mit charakteristischer roter Bemalung auf weissem Untergrund wurde vermischt mit dem hallstattzeitlichen Graben Pos. 104 abgebaut (Inv. 112461). So aus Marthalen-Steinacker (Ruoff 1964, 58; Leckebusch 1991, Taf. 32–33), Benken-Hämmenriet (Huber 2011, 123) und Oberhallau-Überhürst (Wimmer et al. 2018, 102). Es handelt sich um einen kompakten, mit mineralischem Mittelsand gemagerten Scherben (vgl. Wimmer et al. 2018, 81). Inv. 110595 (nicht gezeichnet); vgl. Wimmer et al. 2018, 81. Inv. 110588 (nicht gezeichnet). Wimmer et al 2018, 91. Vier dieser Ränder sind dem Typ Sü63, drei dem Typ Sü64 und sieben dem Typ Sü65 zuzuweisen. Inv. 108786 (nicht gezeichnet). Inv. 110044 (nicht gezeichnet). Aufgrund der ungewöhnlich grossteiligen Erhaltung könnte möglicherweise ein Deponierungskontext vorliegen. Folgende Böden wurden nicht gezeichnet: Inv. 108814 und 108815 (Grube Pos. 46) sowie Inv. 109266 (Grube Pos. 841). Als Vergleich aus den Töpferöfen siehe Kat. 22, 35, 36 und 38 (Kap. 4.2.2.1). Inv. 108794 (nicht gezeichnet). Wimmer et al. 2018, 104–105. Wimmer at al. 2018, 106. Lauber 2012; Maute 2018; Wimmer et al. 2018; Nagy 2019. Schreyer 2005, 140–142; Nick 2015, 138–140; Wimmer 2021, 261–265. Wimmer 2021, 271. Zur verwendeten Fibeltypologie siehe Wimmer 2021, 83–94, und Demierre/Wimmer in Vorb. Vgl. Wimmer 2021, Kat. 146 und Müller et al. 1999, Abb. 33, B.8. Wimmer 2021, 227–231. Maute 2018; Wimmer 2021, 261–263. Nick 2015, 36–43; Nick/Schäppi 2019. Trebsche 2010, 335; Wimmer 2021, 222–223. Wimmer et al. 2018, 104–105. Wimmer et al. 2018, 106, Abb. 85. Schreyer 1994, 120. Solche Eigenschaften sind der häufige Nachweis von umlaufenden Verzierungselementen an der grautonigen Feinkeramik sowie die ausgesprochene Seltenheit rottoniger Feinke-

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ramik (vgl. Wimmer et al. 2018, 106). Wimmer et al. 2018, 107, Abb. 90–91. Le Dreff et al. 2017, 169–170. So ein Töpferofen aus Bad Nauheim (D) (Kull 2003, 122) und aus Muttenz-Stettbrunnen

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BL (Tauber 1985, 72). Bonaventure et al. 2011, Ill. 3. Vgl. Wimmer et al. 2018, 104–108. Literatur zu diesen Fundstellen: Revellio 1927; Nick 2009, 181–182 sowie Ruoff 1864; Le-

ckebusch 1991. 183 Da Ausschuss kein Handelsgut ist und somit nicht transportiert wird, verweist er auf eine lokale Keramikproduktion. 184 1988 Lehrabschluss als Töpferin EFZ, 1993 Eröffnung der eigenen Töpferei. 185 Hierzu auch Herzig 2014, 9–51; Herzig 2019, 59–65. 186 Zur sprachlichen Gleichstellung der Geschlechter findet ein Wechsel zwischen männlichen und weiblichen Formen statt: Es wird von der Töpferin und vom Archäologen die Rede sein, vom Handwerker und der Forscherin usw. Nach Schmitz 2006, 23. 187 Kohlenstoffzonen sind zum Beispiel nicht relevant, da die damalige Brenntechnik dies kaum anders ermöglichte. 188 Nach Fehr 2009, 143–148; Lehnhäuser 2009, 67 f.,142. 189 «Versatz» hier: Tongemisch. 190 Abplatzspuren kommen nur im ersten Brand vor. Der Grund dafür ist, dass die Keramik nach dem ersten Brand poröser ist als im ungebrannten Zustand. Daher kann eingedrungene Feuchtigkeit bei erneuter Erhitzung besser entweichen, und eine Zerstörung des Scherbens durch den Druck des entweichenden Wasserdampfs bleibt aus. Anheizrisse aus der sekundären Verbrennung haben ein anderes Erscheinungsbild als die hier beschriebenen Anheizrisse. Sie sind meistens durchgehend, verlaufen oft sehr kurvig und zeigen sich dort, wo durch das ungleichmässige sekundäre Feuer die grösste Spannung am Gefäss entstand. 191 Hierzu auch Anhang VI., Fragenkatalog zur Beurteilung eines keramischen Objekts. 192 Die Kraft einer schnell rotierenden Drehscheibe hängt von ihrem Antrieb ab: das Gewicht des Schwungrads, Helferinnen, welche die Drehscheibe antreiben. 193 Die aufgrund der Ofengrösse vermutete Produktionsmenge an Keramik setzt eine gut organisierte Infrastruktur voraus. Dies betrifft einerseits räumliche Anforderungen: genügend Platz, um auch grössere Mengen an aufbereitetem Ton, der verdreht werden soll, mittelfristig zu lagern (feucht, frostsicher) sowie eine grössere Anzahl an Gefässen kontrolliert

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langsam zu trocknen. Weiter wichtig ist die Möglichkeit, fertige lufttrockene Gefässe bis zum Brand aufzubewahren. Auch notwendig sind Lagerungsmöglichkeiten grosser Mengen an Brennstoff für den Brand und Baumaterial für laufende Anpassungen und Reparaturen am Ofen (Sand, Lehm, Steine, Keramikabfälle). Andererseits sind Tonvorkommen in Werkstattnähe von Vorteil. Falls der Arbeitston geschlämmt (Kap. 6.1.2) wurde, sind ein Schlämmbecken im Boden oder grosse Bottiche (mindestens 100 l Volumen) und genügend Wasser zentral. Dies wäre zum Beispiel der Fall bei der Herstellung römischer Terra Sigillata. Rillen vs. Linien: Die Terminologie in der archäologischen Literatur deckt sich nicht immer mit der Fachsprache des Töpferhandwerks. Hier wird Letztere verwendet, was zur Folge hat, dass gewisse Termini nicht mit denjenigen im Beitrag von Johannes Wimmer (Kap. 4) übereinstimmen. Dieser schreibt beispielsweise in jedem Fall von «Glättlinien», während hier nur von einer «Glättlinie» die Rede ist, wenn eine Linie mit einem Glättwerkzeug hergestellt wurde. Andernfalls wird von einer «Rille» gesprochen. Weiter werden hier Rillen und Linien genauer unterschieden, wenn ihre Herkunft eindeutig ist. Bsp.: Begriff «Rille» (Herkunft unklar) vs. Begriff «Nagelrille». Beim Trocknen von Keramik muss zur Vermeidung von Verformungen und Rissen darauf geachtet werden, dass der Gefässrand gleich schnell trocknet wie der Rest des Gefässes. Dazu können die Gefässe auf den Gefässrand gestellt (gestürzt) werden. Bei grossen Gefässen oder fragilen Formen besteht die Gefahr, dass sie beschädigt werden beim Stürzen. Daher ist es einfacher, solche Gefässe zum Kontrollieren der Trocknung abzudecken oder in einen feuchten Raum zu stellen. Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Abdeckmaterial oder feuchte Räume vorhanden sind. Die Terminologie der Keramikformen wird in Kap. 4.1.2.2 besprochen. Eine Krümmung des Randes kann auch durch Stauchen erreicht werden. Dies wäre eine andere Drehtechnik. Gestauchte Ränder sind von gekrümmten Rändern morphologisch klar unterscheidbar. Diese «flache Kante» wird in der Archäologie als «Standringkehlung» bezeichnet (Kap. 4.1.2.2). Der Terminus «Kehlung» wird im Töpferhandwerk hingegen für konkav gewölbte Formen verwendet. Kultureller Kontext: Die Unterscheidung zwischen Werkstattkreis und Kulturkreis ist nicht immer sogleich klar möglich. Muster und Motive sind erstens Teil einer Kultur, zweitens werden sie innerhalb einer Kultur entsprechnend der Arbeitskonvention einer Werkstatt bzw.Töpfergruppe umgesetzt. An «wandernden» Mustern und Motiven wird zum Beispiel sichtbar, wenn Kulturen untereinander Kontakt hatten. Gewisse Arbeitskonventionen können im selben Mass wie Muster und Motive Teil einer Kultur sein und kulturübergreifend weitergegeben werden. Während meiner Gesellenjahre in Irland und Italien liess man mich als Neuling in einer Töpferei meistens für einige Tage arbeiten und beobachtete meine Drehtechnik. Bei gewissen Handgriffen zeigte man mir dann freundlich, aber bestimmt: «Bei uns macht man das anders.» Es kam aber auch vor, dass eine meiner Techniken als zielführender eingestuft wurde als die lokal bekannte Vorgehensweise und man mich bat, meine Version an die Werkstatt weiterzugeben. Bauer/Weiss 199, 196; Jud 2008, 40. U.a. bei Bauer/Weiss 1999, 196; Jud 2008, 40. In geomagnetischen Untersuchungen im Umfeld des Grabungsareals zeichneten sich keine Befunde ab, die als weitere Töpferöfen gedeutet werden können (Hübner 2016). Zeiler 2009, 263 f. U.a. Röder 1995, 127–129; Zeiler 2009, 272; Bonaventure 2011, 867. Jauch 2014, 192 f. Dass es möglich ist, einen typengleichen Schachtofen an einem Tag zu bauen und am

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nächsten bereits Keramik zu brennen, hat ein zweites Experiment durch J. Nyffeler bewiesen. Maute 2018, 243-247; Schreyer 1994, Kat. 198; Schreyer 2003. Cordie-Hackenberg/Oexle 1985, Abb. 61. Nick 2006, 239–253, mit Verweisen auf ältere Literatur. Stöckli 2018, 33. Unklar bleiben muss, warum auch im germanischen Raum weit verbrei-

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226 Am südlichen Oberrhein datieren die offenen Zentralsiedlungen Basel-Gasfabrik und Breisach-Hochstetten in den Zeitabschnitt A (2. Jahrhundert v. Chr.). Danach verlagern sich diese Zentren im Zeitabschnitt B – also während der Belegung von Altenburg/Rheinau – an topografisch geschützte Lagen und werden befestigt, so auf dem Basler Münsterhügel und auf dem Breisacher Münsterberg (Blöck et al. 2012; Wimmer 2021, 256–258). 227 Die Datierung dieser Fundstellen orientiert sich an Wimmer et al. 2018, 108–110, mit weiterführender Literatur zu den einzelnen Fundstellen. Dort basiert die Datierung von Altenburg allerdings auf dem veralteten Wissensstand (vgl. Kap. 5). 228 Blöck et al. 2012, 401–404. 229 Wagner 2009. 230 Sievers 2004, 69. 231 Nick 2012, 556. 232 Nagy 2019, 242. 233 Olmer et al. 2013, Fig. 4. 234 Lauber 2012, 723–729. 235 Dort wird eine Kontinuität zwischen Spätlatène- und römischer Zeit diskutiert (Rieckhoff 2018, 184).

tete Typen wie die geknickte Fibel (Kostr. Var. K), die geschweifte Fibel (Almgren 18a) sowie der Typ Almgren 65 in Baden-Württemberg weitgehend fehlen (Demetz 1999, Karten 1 und 16; Völling 2005, Karten 6 und 8). In Bayern finden diese Verschiebungen zum Ende der Stufe LT D1b statt; in Baden-Württemberg hingegen noch vor dem Auftreten der Fibeln vom Typ Almgren 65, also noch innerhalb der genannten Stufe (Wimmer 2021, 259). In diesem Sinne auch Stöckli 2018, 31. W. E. Stöckli (2018, 8–9) sieht die Sprache als wichtigstes Unterscheidungskriterium zwischen «Germanen» und «Kelten». Entsprechend schwierig gestaltet sich die Übertragung dieser Begriffe auf die archäologische Sachkultur. Auf die Diskussion dieser Problematik kann in der vorliegenden Publikation allerdings nicht weiter eingegangen werden. JbSGUF 72, 1989, 319; Stöckli 2018, 223, Abb. 33. Deschler-Erb 2011, 102-104; Ackermann in Vorb. Nagy 2019, 241–242, Abb. 252. Wimmer 2022, 146-147. Wimmer 2021, 51. Eine Kartierung der Dressel-1-Amphoren findet sich bei Olmer et al. 2013, 671, Fig. 5. Für

Baden-Württemberg ist diese Karte durch Stöckli 2018, Abb. 26, zu ergänzen. 222 Wagner 2001, 14–17; Wagner 2006, 47–48. 223 Vgl. Nagy 2019, 242. 224 Wieland 2002, 370. 225 Vgl. Wimmer et al. 2018, 110. Der Website des Landesamts für Denkmalpflege ist zu entnehmen, dass aus dieser Fundstelle umfangreiche Fundinventare für eine Auswertung vorliegen (www.denkmalpflege-bw.de/service/fundkomplexe-fuer-auswertungen; zuletzt abgerufen am 3. März 2021). Möglicherweise wird sich demnach die Datierung dieser Fundstelle in den nächsten Jahren präzisieren lassen.

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Glossar zur Beschreibung von Keramik

«Gruppe» (Duden 10 (1985) 314 s. v. Gruppe; Duden 7 (2001) 306 s. v. Gruppe) dient zur Benennung einer Anzahl von Objekten mit mindestens einer gemeinsamen Eigenschaft, in Abgrenzung zum streng gefassten Begriff «Typus».

Zur allgemeinen Erläuterung der hier verwendeten Begriffe sind die Wörterbücher Nr. 5, 7 und 10 von Duden aufgrund ihrer klaren Darstellungen geeignet. Auf eine komplexere Formulierung der Definitionen aus Literaturwissenschaft und Philosophie wird bewusst verzichtet.

«Handwerkliches Niveau» wird angegeben mit den Begriffen «tief», «mittel», «hoch», «Meisterstufe».

«Abdrehen» (Weiss 2003, 17) bezeichnet das spanabhebende Bearbeiten eines lederhart getrockneten Gefässes. Dies erfolgt auf der schnell rotierenden Drehscheibe und betrifft meistens das Bearbeiten des unteren Drittels des Gefässes und des Gefässbodens. Dazu sind scharfe Werkzeuge aus Metall, Knochen oder Holz notwendig. «Arbeitskonvention» beschreibt eine Gruppe von Handwerkern, die nach bestimmten innerhalb dieser Gruppe festgelegten Kriterien arbeiten. Diese Arbeitsweise ist in dem Mass charakteristisch für die Gruppe, dass sie sowohl an Auszubildende vermittelt als auch von ausgelernten neu eintretenden Arbeitenden übernommen werden muss. Die «Aufdrehtechnik» wird auf der schnell rotierenden Töpferscheibe praktiziert und ist nicht mit dem Handaufbau zu verwechseln. Der unterste Gefässteil wird in einem Stück gedreht. Nachdem dieser Gefässteil so weit angetrocknet ist, dass er sich beim Bearbeiten nur noch wenig verformt, wird ein Tonwulst daraufgesetzt. Dieser wird bei laufender Scheibe angedreht. Der Trocknungsvorgang wird wiederholt, ebenso das Aufsetzen und Andrehen des nächsten Tonwulstes, bis zur gewünschten Gefässgrösse. Auf diese Art können Gefässe von weit über 1 m Höhe gedreht werden. Wenn beim Aufsetzen und Andrehen der Tonwulste unsorgfältig gearbeitet wird, kann das Gefäss beim Trocknen oder beim Brennen entlang der Ansatzstellen der Tonwulste reissen. Es entstehen horizontale Spannungsrisse. «Brennfehler»: Fehler mit Entstehung im Brennvorgang, der einzelne Keramikstücke betrifft (vgl. «Fehlbrand»). «Energie» umfasst hier den gesamten Aufwand an menschlicher und tierischer Arbeitskraft, der notwendig ist zur Herstellung eines keramischen Objekts, von der Tonaufbereitung bis zum fertig gebrannten Stück. Mit eingeschlossen sind dabei die Materialien zum Bau und zur Beheizung des Brennofens. «Fehlbrand»: Fehler mit Entstehung im Brennvorgang, der einen ganzen Ofeninhalt betrifft (vgl. «Brennfehler»). «Fehlproduktion»: Fehler mit Entstehung in der Phase von der Tonaufbereitung bis zum Abschluss der Trocknung, der eine ganze Keramikproduktion betrifft (vgl. «Produktionsfehler»). «Funktion» (Ruby 1993, 289–320) ist ein umstrittener Begriff. Hier spricht er die Gebrauchsabsicht an, die dem Objekt bei der Produktion zugrunde lag. Diese Absicht ist nicht immer offensichtlich, auch kann sich der spätere Gebrauch von der ursprünglich beabsichtigten Funktion unterscheiden: Zum Beispiel kann ein Gefäss, das für die Benutzung im Haus konzipiert war, als Grabbeigabe verwendet werden.

Erläuterung: Das handwerkliche Niveau im Töpferhandwerk bemisst sich an der Arbeitserfahrung. Ein Jahr Arbeitserfahrung im Töpferhandwerk beinhaltet in der modernen Töpferausbildung 48 Arbeitswochen zu 8,5 Stunden pro Tag, die hauptsächlich an der Drehscheibe geleistet werden. Etwa ein Viertel der Zeit wird eingesetzt für das Garnieren von Gefässen, die Tonaufbereitung sowie das Brennen. Bei Arbeitsteilung erhöht sich die Zeit an der Drehscheibe, da die Dreher geübt und daher schwierig zu ersetzen sind. Die Bemalung der Gefässe wird hier nicht mitgerechnet. Sie wird oft von einer anderen Person ausgeführt, da sie ebenfalls technisch sehr anspruchsvoll sein kann und erlernt werden muss. «tiefes Niveau»: unter 1 Jahr Arbeitserfahrung im Umgang mit Ton, Oberflächenveredelung, Brenntechniken, stark beschränkte Fähigkeit zu präziser Serienarbeit. «mittleres Niveau»: 1 bis 2 Jahre Arbeitserfahrung im Umgang mit Ton, Oberflächenveredelung, Brenntechniken, Fähigkeit, mit kleineren Tongewichten (1–2 kg) präzise Serien zu drehen. «hohes Niveau»: mindestens 3 Jahre Arbeitserfahrung im Umgang mit Ton, Oberflächenveredelung, Brenntechniken. Abschluss Töpferlehre: Fähigkeit nach einer Lernzeit von drei Jahren, mit einem Gewicht von 3 kg Ton sämtliche Gefässformen in Serie und mit einer Genauigkeit von 2 mm Toleranz herzustellen. «Meisterstufe»: mehrere Jahre bis Jahrzehnte Arbeitserfahrung im Umgang mit Ton, Oberflächenveredelung, Brenntechniken, Fähigkeit, anspruchsvollste Formen auf Mass und mit höheren Tongewichten herzustellen, meistens mit Vertiefung in einem Gebiet oder bestimmten Formen. «Herstellungsprozess für Keramik» bezeichnet die Phase von der Tonaufbereitung bis zum Abschluss des Brennvorgangs. «Produktionsfehler»: Fehler mit Entstehung in der Phase von der Tonaufbereitung bis zum Abschluss der Trocknung, der einzelne Keramikstücke betrifft (vgl. «Fehlproduktion»). «Töpferhand»: Keramik kann aufgrund der an ihr sichtbaren Arbeitsspuren einer spezifischen Handwerkerin zugewiesen werden. «Tonverteilung am Gefäss»: Am Querschnitt eines Gefässes ist sichtbar, wie der Töpfer den Ton beim Arbeiten verteilt hat: gleichmässig oder je nach individueller Gewohnheit an bestimmten Stellen etwas mehr oder weniger. «Typus» (Duden 10 (1985) 651 s. v. Typus): Sache, die aufgrund ihrer Eigenschaften einer bestimmten Kategorie zuzuordnen ist, diese besonders deutlich erkennen lässt. 95


©Fragenkatalog

zur Beurteilung eines keramischen Objekts (FBO)

Die Frage an das keramische Objekt mit dem FBO erfolgte in zwei Durchgängen (Kap. 6.4.2). Das Vorgehen wird hier am Beispiel der Fundstücke Kat. 41, 92 und 93 vorgezeigt: 1: Antwort aus dem ersten Durchgang 2: Antwort aus dem zweiten Durchgang keine Zahl: Antwort gilt für beide Durchgänge

Untersuchte Objektgruppe: Spätlatènezeitliche Keramik aus den Osterfinger Töpferöfen: handwerkliche Spuren an Randlippen von Töpfen und Flaschen, die mit dem Lederbändchen geformt wurden. Anzahl: 3 Stück, Kat. 41, 92 und 93. Handwerkliche Zielsetzung: Mit kleinstmöglichem Energieaufwand ein keramisches Objekt mit optimaler Funktion herstellen. a) Wie muss das Objekt beschaffen sein, um seine Funktion optimal zu erfüllen? Ziel: optimale Funktion Abgeleitete Information: Funktion bestimmt Form und Materialwahl Fragen konstant: Übereinstimmen von Funktion, Form und Materialwahl?

1: Unklar 2: Ja, die optimale Funktion der Randlippe als Übergang zum Gefässverschluss erfordert bei der Form ein regelmässiges und glattes Profil, auf Materialbasis erreichbar mit feinkörnigem Ton.

Ziel optimale Funktion erreicht?

1: Unklar 2: Ja

Fragen variabel: (für jede untersuchte Objektgruppe neu zu definieren) Welche Idee liegt der Form zugrunde?

1: Randlippe als oberster Gefässteil 2: Randlippe als Übergang zu einem Gefässverschluss

b) Welches ist die einfachste Herstellungstechnik für dieses Objekt? Ziel: Energie sparen: Abgeleitete Information: Herstellungstechnik und technisches Niveau Fragen konstant: Technik?

Die Randlippe wurde am Schluss mit einem feuchten Lederbändchen nochmals geformt und geglättet.

Werkzeugeinsatz? Wenn ja: notwendig oder fakultativ?

Ja, notwendig, feuchtes Lederbändchen

Schwierigkeitsgrad?

Hoch

Ziel Energie sparen erreicht?

1: Nein, der Herstellungsaufwand ist im Verhältnis zur Gefahr für Ausschuss zu hoch bei einem Gefäss, an dem andere optische Fehler nicht korrigiert wurden. 2: Ja, die Funktion rechtfertigt den erhöhten Energieaufwand.

Unterscheidung nach Töpferhänden?

Nein

Bewusste Spuren?

Ja: sehr regelmässiges und glattes Profil der Randlippe

Unbewusste Spuren?

Ja: die Rille aussen an der Unterseite der Randlippe ist charakteristisch für den Einsatz des Lederbändchens.

Fragen variabel: (für jede untersuchte Objektgruppe neu zu definieren) Werkzeugeinsatz differenziert bezüglich Einsatz an Form, Oberfläche, Verzierung

Der Werkzeugeinsatz fand an Form und Oberfläche statt.

Ordnungskriterien innerhalb der Herstellungstechnik: Arbeitskonvention, Individuum, Gruppe, Typ

Arbeitskonvention, mangels Vergleichsmaterial sind keine weiteren Unterteilungen möglich.

Ist der erhöhte Energieaufwand für die Herstellung der Randlippe mit dem Lederbändchen aus optischen Gründen erklärbar?

1: Nein, andere optische Fehler mit geringerem Korrekturaufwand wurden an diesen Gefässen nicht korrigiert.

Ist der erhöhte Energieaufwand für die Herstellung der Randlippe mit dem Lederbändchen aus funktionalen Gründen erklärbar?

1: Ja, optische Fehler mit geringerem Korrekturaufwand an anderen Gefässteilen als der Randlippe wurden an diesen Gefässen nicht korrigiert, der Grund muss in der Funktion der Randlippe liegen.

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Abbildungsnachweis KASH: 1, 7, 11, 13, 14, 18, 22, 23, 26, 98–103, 105–111, 113–117, 119, 120, 122–125, 128, 130–135, 138 R. Jagher: 2 KASH (K. Bürgin): 3, 5, 8, 9, 12, 15, 16, 17, 19, 20, 27, 28, 29, 30, 32, 33, 44, 56–65, 68, 69, 70, 72, 73, 75, 76, 79–89, 92, 94, 95, 97, 104, 129, 136, 137, 139 KASH (K. Bürgin, J. Nyffeler): 4, 6, 112, 118, 121, 126 Tauber 1985, Abb. 1, 67: 21 KASH (F. Ter-Nedden, K. Bürgin) Kartengrundlage: EDK: 24 Frey 1935, 72: 25 KASH (F. Ter-Nedden, K. Bürgin) nach Völling 2005, Karte 3: 31 KASH (J. Wimmer nach Wimmer et al. 2018, 60, Abb. 1): 34 KASH (J. Wimmer, M. Krucker; Fund aus Rheinau nach Schreyer 2005, Kat. 53): 35 KASH (J. Wimmer, M. Krucker, F. Ter-Nedden): 36–39, KASH (J. Wimmer, F. Ter-Nedden; Funde aus Hüfingen-Galgenäcker umgezeichnet nach Revellio 1927, Abb. 9, Nr. 2.8.12; Funde aus Anselfingen-Eulenloch nach Kellner-Depner 2017, Kat. 578-580): 40 KASH (J. Wimmer, F. Ter-Nedden; Fund aus Anselfingen nach Kellner-Depner 2017, Kat. 3; Funde aus OberhallauÜberhürst nach Wimmer et al. 2018, Kat. 4.6): 41 KASH (J. Wimmer, F. Ter-Nedden; Funde aus Oberhallau-Überhürst nach Wimmer et al. 2018, Kat. 64-65; Funde aus Altenburg nach Rau 1989, Kat. 307): 42 KASH (J. Wimmer): 43, 46–52, 140 KASH (J. Wimmer, K. Bürgin): 45, 53, 54, 55, KASH (R. Herzig, K. Bürgin): 66, 93 KASH (M. Krucker, K. Bürgin): 67, 74, 90, 91, 96 R. Herzig: 66, 71, 77, 78 KASH (F. Ter-Nedden, K.Bürgin): 127 KASH (J. Wimmer nach Nagy 2019, 241-242, Abb. 252, mit Ergänzungen): 141 Fundkatalog Kleinfunde Metall: KASH (D. Pelagatti/bunterhund) Gefässkeramik und Kleinfunde Keramik: KASH (M. Krucker)

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101


Kataloge und Fundtafeln Befundkatalog Im Befundkatalog werden die wichtigsten Daten zu den archäologischen Strukturen in tabellarischer Form zusammengefasst. Unter «Bemerkungen» sind relativstratigrafische Verhältnisse und die Zugehörigkeit einzelner Strukturen zu Gebäuden erfasst. Die Grundrisse aller Strukturen sind auf der Abbildung Abb. 4 ersichtlich. Diverse in die Eisenzeit datierbare Pfostengruben wurden im Zuge der Gesamtauswertung Gebäudegrundrissen der Späthallstatt-/Frühlatènezeit zugewiesen (Nyffeler/Wimmer 2021, Kap. 2.6 und 3.5). Die Information ist jeweils in der Spalte Bemerkungen erwähnt. Da sich die Zuweisung dieser Pfostengruben weder über stratigrafische Beobachtungen noch über datierendes Fundmaterial bestätigen lässt, muss sie als unsicher erachtet werden. Aus diesem Grund sind diese Strukturen auch im hier vorliegenden Katalog aufgelistet. Die Profilform der Gruben und Pfostenlöcher wurde in flache, gerundete und runde Sohlen gegliedert. Die Wandung der Gruben wurde in schräg, steil und senkrecht unterteilt (Spalte «weiteres»). Erfolgt der Umbruch zwischen Sohle und Wandung mit einem scharfen Knick, wird dies explizit erwähnt, ansonsten wird von einem abgerundeten Übergang ausgegangen. Die Wandungen von Pfostengruben sind per definitionem senkrecht. Um die Übersichtlichkeit der Tabelle zu fördern, wird diese Information nicht in der Tabelle dargestellt. Beispiele: 1. Pfostengrube mit runder Sohle 2. Pfostengrube mit gerundeter Sohle 3. Pfostengrube mit flacher Sohle 4. Pfostengrube mit flacher, geneigter Sohle 5. Grube mit flacher Sohle und schräger Wandung 6. Grube mit gerundeter Sohle 7. Grube mit flacher Sohle, steiler Wandung mit scharfem Übergang zur Sohle

1

2

5

3

6

4

7

102


Position

Interpretation

Sohlentiefe m ü. M.

29 30 46 51 77 103

Pfostengrube Pfostengrube Grube Pfostengrube Grube Pfostengrube

421.10 421.25 421.54 421.41

erhaltene Tiefe in cm 43 25 10 max. 23 15

108

Pfostengrube

421.42

25

Sohlenform

weiteres

gerundet flach flach, geneigt flach

dokumentiertes Niveau 3 18 764 764 764 764 764

Pfostenstandspur, 26 cm DM

Bemerkungen

jüngster Fund

Datierung

Feld

Eisenzeit nur oberflächlich untersucht fundleer Profil nicht dokumentiert SLT fundleer Profil nicht dokumentiert SLT Gebäude 5, Ha D1 - LT A fundleer (Nyffeler/Wimmer 2021)

Eisenzeit prähistorisch SLT Eisenzeit SLT Eisenzeit

18 18 21/22/25/26 17 16 12

Gebäude 4, Ha D1 - LT A (Nyffeler/Wimmer 2021)

Eisenzeit

Eisenzeit

11

110

Pfostengrube

421.08

44

rund

764

fundleer

Eisenzeit

12

114 118

Pfostengrube Pfostengrube oder Pfostenstandspur

421.13 421.64

42 4

gerundet -

764 764

SBZ nicht datierbar

Eisenzeit Eisenzeit

11 7

120

Pfostengrube

421.46

26

flach

764

Gebäude 6, Ha D1 - LT A (Nyffeler/Wimmer 2021)

Tendenz SBZ

Eisenzeit

7

124

Pfostengrube

421.62

21

gerundet

764

Gebäude 6, Ha D1 - LT A (Nyffeler/Wimmer 2021)

Tendenz SBZ

Eisenzeit

7

126

Pfostengrube

421.70

10

gerundet

764

Gebäude 6, Ha D1 - LT A (Nyffeler/Wimmer 2021)

nicht datierbar

Eisenzeit

7

128

Pfostengrube

421.66

14

gerundet

764

Gebäude 6, Ha D1 - LT A (Nyffeler/Wimmer 2021)

fundleer

Eisenzeit

7

131 136

Grube Pfostengrube

421.45 421.38

20 26

gerundet flach

764 764

fundleer Tendenz SBZ

Eisenzeit Eisenzeit

11 12

140 143 151 158 162 164 165 174 194

Pfostengrube Gräbchen Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube Grube Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube

421.55 421.34 421.22 421.16 420.88 420.96 421.38 421.41

15 6 20 9 50 28 34 4

flach flach flach flach flach gerundet gerundet gerundet

764 790 790 790 790 764 790 764 790

fundleer nur oberflächlich untersucht fundleer fundleer Eisenzeit fundleer SLT Eisenzeit Eisenzeit Gebäude 6, Ha D1 - LT A fundleer (Nyffeler/Wimmer 2021)

Eisenzeit Eisenzeit Eisenzeit Eisenzeit Eisenzeit SLT Eisenzeit Eisenzeit Eisenzeit

6 31 17 17 29 26/29 28 7 7

196

Pfostengrube

421.30

12

-

18

nicht datierbar

schräge Wandung

senkrechte Wandung

Pfostenstandspur, 20 cm DM

Gebäude 6, Ha D1 - LT A (Nyffeler/Wimmer 2021) . Profil nicht dokumentiert

prähistorisch

7

103


Position

Interpretation

Sohlentiefe m ü. M.

200

Pfostengrube

421.27

erhaltene Tiefe in cm 20

Sohlenform

weiteres

jüngster Fund

Datierung

nicht datierbar

Eisenzeit

7

203

Pfostengrube

421.22

19

gerundet

764

Gebäude 4, Ha D1 - LT A (Nyffeler/Wimmer 2021)

Eisenzeit

Eisenzeit

11

213 229 239

Töpferofen Pfostengrube Pfostengrube

421.25 421.04 421.18

19 8 22

gerundet gerundet

764 230 764

Töpferofen 1

SLT fundleer fundleer

SLT Eisenzeit Eisenzeit

25/28 29 12

244 246

Pfostengrube Pfostengrube

421.33 421.30

17 22

flach flach

790 790

fundleer nicht datierbar

Eisenzeit Eisenzeit

6 6

248

Pfostengrube

421.42

11

flach

790

nicht datierbar

Eisenzeit

6

253

Grube

421.20

21

flach

790

nicht datierbar

Eisenzeit

2/6

259 268

Grube Pfostengrube

421.05 421.35

42 16

gerundet rund

764 790

fundleer nicht datierbar

Eisenzeit Eisenzeit

11 12

276

Pfostengrube

-

-

Eisenzeit

12

279

Grube

420.34

90

SLT

32

284

Pfostengrube

-

-

295

Pfostengrube

421.22

301 303

Pfostengrube Pfostengrube

305

Pfostengrube

flach

schräge Wandung

flach

dokumen- Bemerkungen tiertes Niveau 790 Gebäude 6, Ha D1 - LT A (Nyffeler/Wimmer 2021)

790 senkrechte Wandung mit scharfem Übergang zur Sohle

Gebäude 5, Ha D1 - LT A (Nyffeler/Wimmer 2021)

Stützpfosten zu Pos. 270? fundleer Nur oberflächlich untersucht

230

SLT

Feld

-

790

Stützpfosten zu Pos. 270? fundleer Nur oberflächlich untersucht

Eisenzeit

12

21

rund

18

Gebäude 5, Ha D1 - LT A (Nyffeler/Wimmer 2021)

fundleer

prähistorisch

12

421.22 421.22

19 18

gerundet rund

18 18

fundleer nicht datierbar

prähistorisch prähistorisch

17 17

421.23

15

gerundet

18

fundleer

prähistorisch

17

Pfostenstandspur, 16 cm DM

Gebäude 5, Ha D1 - LT A (Nyffeler/Wimmer 2021)

314

Pfostengrube

421.00

36

gerundet

18

fundleer

prähistorisch

11

316

Pfostengrube

421.16

42

gerundet

764

nicht datierbar

Eisenzeit

11

320

Pfostengrube

421.34

3

flach

18

fundleer

prähistorisch

11

324

Grube

421.15

20

flach

fundleer

prähistorisch

11

steile Wandung

18

Gebäude 5, Ha D1 - LT A (Nyffeler/Wimmer 2021)

104


Position

Interpretation

Sohlentiefe m ü. M.

348 357 359

Töpferofen Pfostengrube Pfostengrube

421.30 421.25 421.24

erhaltene Tiefe in cm 15 4 6

Sohlenform

weiteres

361

Pfostengrube

421.06

23

flach

18

363 368 370 386 392 400 402 404 409

Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube

421.20 421.44 421.44 421.45 421.57 421.50 421.03

9 14 12 10 7 25

flach gerundet gerundet flach flach flach rund

18 18 18 18 18 18 18 18 230

411 413 415

Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube

421.22 421.11 421.13

16 25 14

flach gerundet flach

230 230 230

419 421

Grube Pfostengrube

421.15 421.14

11 12

flach gerundet

425

Grube

420.83

40

flach

429

Pfostengrube

421.17

10

flach

431 435

Pfostengrube Pfostengrube

420.97 420.82

26 35

rund gerundet

437 439 441

Pfostengrube Pfostengrube Grube

421.25 421.01 420.96

11 17 26

flach rund gerundet

449 451

Pfostengrube Pfostengrube

421.12 421.12

8 16

flach, geneigt rund

gerundet flach

Unterlagstein

mit Unterlagstein

steile Wandung mit scharfem Übergang zur Sohle

dokumen- Bemerkungen tiertes Niveau 764 Töpferofen 2 18 18 Gebäude 5, Ha D1 - LT A (Nyffeler/Wimmer 2021)

jüngster Fund

Datierung

Feld

SLT fundleer nicht datierbar

SLT prähistorisch prähistorisch

21 16 16

nicht datierbar

prähistorisch

16

fundleer nur oberflächlich untersucht fundleer nur oberflächlich untersucht fundleer fundleer fundleer fundleer fundleer Verhältnis zu Pos. 20 unklar fundleer Tendenz Ha D1 - LT A

prähistorisch prähistorisch prähistorisch prähistorisch prähistorisch prähistorisch prähistorisch prähistorisch Eisenzeit

16 26 26 19 19 19 19 19 30

Schneidet Pos. 490

fundleer fundleer Tendenz SLT

Eisenzeit Eisenzeit Eisenzeit

30 30 30

230 230

fundleer nicht datierbar

Eisenzeit Eisenzeit

30 30

230

SLT

SLT

230

nicht datierbar fundleer Tendenz SLT

Eisenzeit

29/30

Eisenzeit Eisenzeit

29 29

29/30/32/33

Pfostenstandspur, 30 cm DM

230 230

schräge Wandung

230 230 18

fundleer Eisenzeit nicht datierbar

Eisenzeit Eisenzeit prähistorisch

29 29/32 33

18 18

fundleer fundleer

prähistorisch prähistorisch

33 33

105


Position

Interpretation

459 461 463 469

Pfostengrube oder Pfostenstandspur Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube

471 475 490

Sohlentiefe m ü. M. 421.06

erhaltene Tiefe in cm 22

Sohlenform

weiteres

jüngster Fund

Datierung

rund

fundleer

Eisenzeit

29

420.88

32

rund

18 18 18

nur oberflächlich untersucht fundleer nur oberflächlich untersucht fundleer nicht datierbar

prähistorisch prähistorisch prähistorisch

21 21 32

Pfostengrube Pfostengrube Grube

421.10 421.02

12 32

flach, geneigt flach

230 18 230

SLT nur oberflächlich untersucht fundleer von Pos. 513 geschnitten, fundleer Verhältnis zu Pos. 411 unklar.

SLT prähistorisch Eisenzeit

32 21 30

500 502

Pfostengrube Grube

421.40 421.29

11 18

gerundet flach

230 230

fundleer fundleer

Eisenzeit Eisenzeit

27 27

504

Grube

421.14

40

flach

schräge Wandungen mit scharfem Übergang zur Sohle

230

SLT

SLT

506 507 509 510

Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube Grube

421.20 421.45 421.44 421.18

20 4 9 22

flach flach flach flach

Keilsteine

230 230 230 230

fundleer fundleer fundleer fundleer

Eisenzeit Eisenzeit Eisenzeit Eisenzeit

70 27 27 27

513

Grube

420.97

32

flach

515

Pfostengrube

421.30

4

526 537 539 541 543 556 558 560 562 564 568 570

Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube Grube Grube Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube

421.30 421.58 421.24 421.34 421.14 421.35 421.22 421.26 421.16 421.28 421.30 421.22

4 4 16 8 14 10 18 12 20 12 6 24

steile Wandung mit scharfem Übergang zur Sohle

Pfostenstandspur, 23 cm DM

steile Wandung mit scharfem Übergang zur Sohle

Feld

30/71

230

schneidet Pos. 490

Tendenz SLT

Eisenzeit

30

flach

18

Gebäude 5, Ha D1 - LT A (Nyffeler/Wimmer 2021)

fundleer

prähistorisch

16

gerundet

764 18 18 3 18 18 18 18 18 18 18 764

SBZ fundleer fundleer Eisenzeit fundleer fundleer fundleer fundleer fundleer fundleer fundleer nicht datierbar

Eisenzeit prähistorisch prähistorisch Eisenzeit Eisenzeit prähistorisch prähistorisch prähistorisch prähistorisch prähistorisch prähistorisch Eisenzeit

22 13 22 18 22 30/71 27 26 26 27 26 26

flach gerundet gerundet gerundet flach flach gerundet flach flach flach

senkrechte Wandung mit scharfem Übergang zur Sohle

dokumen- Bemerkungen tiertes Niveau 230 Schneidet Pos. 427

von Pos. 46 geschnitten

106


Position

Interpretation

574 578 595 597

Pfostengrube Grube Weg Pfostengrube

599

Weg

622 630 642

Sohlentiefe m ü. M. 421.21 421.12 421.38

erhaltene Tiefe in cm 18 16 30

Sohlenform

-

-

Pfostengrube

421.16

19

gerundet

Pfostengrube Pfostengrube

420.94 421.54

39 15

flach flach

644 647

Pfostengrube Grube

421.42 421.38

6 17

flach flach

659

Pfostengrube

421.09

33

flach, geneigt

Pfostenstandspur, 18 cm DM

790

671 677 690

Pfostenstandspur Grube Pfostengrube

421.34 421.18 421.25

20 10 18

flach rund flach

rechteckiger Querschnitt

764 18 18

698

Pfostengrube

421.30

12

flach

708 711 724 742

Grube Pfostengrube Grube Grube

421.32 421.07 421.33 420.85

48 30 14 30

falch gerundet gerundet flach

795

Grube

421.34

10

flach

797 801

Grube Pfostengrube

421.32 421.18

8 28

flach flach

806 809 811

Grube Pfostengrube Grube

421.18 421.12 421.10

16 20 27

gerundet gerundet flach

813

Grube

421.18

29

falch

825

Pfostengrube

420.82

34

flach

flach flach flach

weiteres

schräge Wandung

Pfostenstandspur, 17 cm DM

schräge Wandung mit scharfem Übergang zur Sohle

dokumen- Bemerkungen tiertes Niveau 18 18 764 764 Gebäude 7, Ha D1 - LT A (Nyffeler/Wimmer 2021) 764

jüngster Fund

Datierung

Feld

fundleer SLT SLT Eisenzeit

prähistorisch SLT SLT Eisenzeit

27 29 36/38 5

SLT

SLT

764

fundleer

Eisenzeit

35/36

230 764

fundleer nicht datierbar Eisenzeit Eisenzeit

Eisenzeit Eisenzeit

26 8

Eisenzeit Eisenzeit

13 8

Eisenzeit

36

SLT prähistorisch prähistorisch

5 38 5

prähistorisch

5

18 764

nicht datierbar SLT fundleer nicht datierbar

18

2/3/5/6/10/ 45/50/53/54

790 764 18 230

nicht datierbar Eisenzeit fundleer Eisenzeit SLT

Eisenzeit Eisenzeit Eisenzeit SLT

764

SLT

SLT

15

764 764

SLT SLT

SLT SLT

15 15

764 764 764

schneidet Pos. 813

fundleer Eisenzeit fundleer

SLT Eisenzeit Eisenzeit

58 58 20/58

schräge Wandung mit scharfem Übergang zur Sohle

764

von Pos. 811 geschnitten

Eisenzeit

58

Pfostenstandspur, 22 cm DM

18

Verhältnis zu Pos. 781 unklar

Eisenzeit

55

schräge Wandung schräge Wandung steile Wandung mit scharfem Übergang zur Sohle schräge Wandung mit scharfem Übergang zur Sohle Pfostenstandspur, 20 cm DM schräge Wandung schräge Wandung mit scharfem Übergang zur Sohle

Eisenzeit

3/7 21 1 29/32

107


Position

Interpretation

Sohlentiefe m ü. M.

833

Pfostengrube

421.13

erhaltene Tiefe in cm 17

Sohlenform

841 845 847

Grube Pfostengrube Pfostengrube

421.22 421.12 421.16

22 13 12

gerundet flach gerundet

852

Pfostengrube

421.03

18

854 856

Pfostenstandspur Pfostengrube

421.12 421.06

14 18

874 877 879 886 888

Weg Pfostengrube Grube Pfostengrube Pfostengrube

-

-

420.92 420.70 420.86 421.02

11 26 25 10

895

Pfostengrube

420.92

897 911 958

Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube

963

weiteres

flach schräge Wandung

dokumen- Bemerkungen tiertes Niveau 18

jüngster Fund

Datierung

Feld

nicht datierbar SLT fundleer nicht datierbar

prähistorisch

15

SLT prähistorisch prähistorisch

15/16 10 10

764 18 18

schneidet 1222

gerundet

18

schnitt aufgrund der enthal- SLT tenen Funde 781, im Feld nicht erkannt. Verhältnis zu 825 unklar

flach flach

18 18

fundleer nicht datierbar

prähistorisch prähistorisch

10 10/15

gerundet gerundet gerundet flach

790 790 18 18 18

SLT fundleer fundleer fundleer nicht datierbar

SLT Eisenzeit prähistorisch prähistorisch prähistorisch

39/40/42/43 43 60 61 61

24

flach

349

nicht datierbar

Eisenzeit

58

421.02 420.87

19 19

gerundet flach

349 19 19

fundleer nur oberflächlich untersucht fundleer nicht datierbar

Eisenzeit prähistorisch prähistorisch

58 50 15

Pfostengrube

420.87

26

flach

19

nicht datierbar

prähistorisch

15

969 981

Pfostengrube Pfostengrube

421.02 420.85

8 20

gerundet flach

19 19

fundleer fundleer

prähistorisch prähistorisch

15 50

984 986 988 1033 1035 1045

Pfostengrube Pfostengrube Pfostenstandspur Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube

420.97 421.02 420.89 420.48 420.63 -

14 12 27 30 28 -

rund gerundet flach rund flach -

1048 1050

Grube Pfostengrube

420.38 420.57

18 32

flach flach

Pfostenstandspur, 10 cm DM

Pfostenstandspur, 18 cm DM

12 cm DM

Pfostenstandspur, 17 cm DM

SLT

55

19 19 19 19 19 18

fundleer fundleer fundleer fundleer fundleer nur oberflächlich untersucht nicht datierbar

prähistorisch prähistorisch prähistorisch prähistorisch prähistorisch prähistorisch

10 10 10 57 57 54

764 19

Profil nicht dokumentiert von Pos. 882 überlagert

SLT prähistorisch

11/16 61

SLT fundleer

108


Position

Interpretation

Sohlentiefe m ü. M.

1054

Pfostengrube

420.67

erhaltene Tiefe in cm 23

Sohlenform

weiteres

1056 1058 1063

Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube

420.90 420.70 420.76

4 24 15

flach flach flach

19 19 19

1066 1073 1078

Pfostenstandspur Grube Pfostengrube

420.75 420.84 420.77

17 10 12

gerundet flach

19 19 18

1086 1096 1124

Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube

420.85 421.04 420.81

8 12 34

rund rund gerundet

18 764 790

1126 1128 1130 1134 1136 1138

Pfostengrube Grube Gräbchen Pfostengrube Pfostengrube Grube

420.88 421.10 420.98 421.05 421.17

26 7 11 14 8 16

flach flach gerundet flach gerundet flach

790 790 790 790 790 790

1176 1178 1180 1192 1200

Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube Pfostengrube

420.88 420.88 420.85 420.94 420.83

18 20 9 15 26

flach flach flach flach, geneigt flach

1202 1212 1214 1236

Grube Pfostengrube Pfostengrube Grube

420.73 421.02 421.24 421.03

38 28 10 17

flach flach flach gerundet

1240 1250 1253

Pfostenstandspur Grube Grube

421.11 421.11 420.96

8 14 26

rund gerundet flach

gerundet

quatratisch, senkrechte Wandung mit scharfem Übergang zur Sohle

dokumen- Bemerkungen tiertes Niveau 19

790 790 790 790 790 steile Wandung

schräge Wandung

790 790 790 18 18 18 18

Profil nicht dokumentiert

von 1130 geschnitten schneidet 1128

Grundriss mutet nicht prähistorisch an

jüngster Fund

Datierung

nicht datierbar

prähistorisch

61

fundleer fundleer nicht datierbar

prähistorisch prähistorisch prähistorisch

61 61 61

fundleer fundleer fundleer

prähistorisch prähistorisch prähistorisch

61 58 52

fundleer fundleer nicht datierbar

prähistorisch Eisenzeit Eisenzeit

53 31 24

fundleer fundleer Eisenzeit fundleer fundleer Tendenz Ha D1 - LT A

Eisenzeit Eisenzeit Eisenzeit Eisenzeit Eisenzeit Eisenzeit oder jünger

24 24 24/65 24 24 25

fundleer Eisenzeit fundleer fundleer nicht datierbar SLT SLT fundleer nicht datierbar

Eisenzeit Eisenzeit Eisenzeit Eisenzeit Eisenzeit

31 64 64 65 65

SLT SLT Eisenzeit prähistorisch

28 16 20 54

prähistorisch prähistorisch prähistorisch

54 45 45

fundleer fundleer nicht datierbar

Feld

109


Katalog der handwerklichen Spuren an grautoniger Feinkeramik (Kap. 6)

Katalognr

Inventarnr Form

8 9 11

108394 108496 108259

Schale Schale Schale

12 13

108353 108490

Schale Schale

14 15 16

108354 108491 108499

Schale Schale Schale

17 18 19 20

108326 108082 108386 108321

21 22

108349 108228

23 24 26 27 28 29 32 33

108387 108364 108335 108330 108282 108311 108042 108312

34

108038

Randlippe Schale Schale Hochform, Standring 1 Standring 3 Schüssel, Flachboden (Typ unbestimmt) Schüssel Schüssel Schüssel Schüssel Schüssel Schüssel Schüssel Schüssel, Flachboden (Typ unbestimmt) Schale, Flachboden 2

35

108313

Schüssel, Flachboden (Typ unbestimmt)

36

108376

Flachboden 1

37

108408

Flachboden 2

38

108365

Flachboden (Typ unbestimmt)

39 40

108337 108626

Topf, Randlippe Flasche, Randlippe

41 42 43

108343 108374 108294

Flasche, Randlippe Randlippe Flasche, Randlippe

Produktionsfehler

Brennfehler

Luft im Ton

Handwerkliche Spuren auffallend dünne Wand unter Lippe Glättlinie unter Lippe aussen, 2 Nagelabdrücke, davon 1 oben auf Lippe, dahinter Pressspur an Lippe aussen Glättlinien, Richtungswechsel beim Anlegen der Glättlinien Glättlinien Glättlinie unter Lippe, (Abdruck ist kein Nagel sondern Holzrestchen)

Anheizriss Anheizriss

keine Rille aussen auffallend dünne Wand unter Lippe Glättlinie unter Lippe Boden abgedreht Boden abgedreht, Glättlinien Boden abgedreht, Glättlinien

Spannungsriss durch mangelhaft gleichmässige Verarbeitung des Tons Anheizriss

Nagelrille innen Glättlinien, keine Nagelrille innen keine Nagelrille innen Glättlinien, keine Nagelrille innen Nagelrille innen, Abdrehrillen aussen keine Nagelrille innen Nagelrille innen Boden abgedreht, Glättlinien

Luft im Ton, Fremdkörper im Ton

Boden abgedreht, Glättlinien, 5 Werkzeugrillen mit rundem Profil

Spannungsriss durch mangelhaft gleichmässige Verarbeitung des Tons (dicke Wand vs. dünner Fuss) Spannungsriss durch Anheizriss mangelhaft gleichmässige Verarbeitung des Tons (dicke Wand vs.dünner Boden) Luft im Ton

Boden abgedreht, Glättlinien

Spannungsriss durch mangelhaft gleichmässige Verarbeitung des Tons (dicke Wand vs. dünner Boden)

Boden abgedreht, Glättlinien

Boden abgedreht

Boden abgedreht, Glättlinien, 5 Werkzeugrillen mit rundem Profil

Nagelrille aussen Rille aussen (verwittert), Wellenlinie mit Rundhölzchen

Luft im Ton

Abplatzspur durch zu schnelles Anheizen

Rille aussen (Lederbändchen), 1 Nagelabdruck Glättlinien, Nagelrille aussen Rille aussen, Rautenmuster mit Rundhölzchen

110


Katalognr

Inventarnr Form

Produktionsfehler

Brennfehler

Handwerkliche Spuren

44

108338

Flasche

Spannungsriss durch mangelhaft gleichmässige Verarbeitung des Tons, horizontal verlaufend

Glättlinien, 2 Wellenlinien, 2 umlaufende Verzierungsrillen mit Rundhölzchen, 4 Nagelabdrücke, Werkzeugabrutscher am Gefässhals

45

108322

Tonne

Luft im Ton

Glättlinien, Wellenlinie, umlaufende Verzierungsrille mit Rundhölzchen

46

108625

Topf

47

108049

Standring 3

Luft im Ton, Spannungsriss durch mangelhaft gleichmässige Verarbeitung des Tons, horizontal verlaufend Luft im Ton, Spannungsriss durch mangelhaft gleichmässige Verarbeitung des Tons

Verstreichspuren, Abdrehrillen, Glättlinien, Muster mit Rundhölzchen: 4 umlaufende horizontale Verzierungsrillen, die beiden oberen mit Wellenlinie gefüllt, vertikaler Trenner, mit senkrechter Wellenlinie gefüllt Prellspur, Boden abgedreht, Glättlinien

48 49

108398 108340

Standring 1 Hochform, Standring 2

50 51

108385 108357

Standring 2 Standring 2

56 58 59 60 61

108690 108666 108692 108686 108668

Schale Schüssel Schüssel Schüssel Standring 1

91

108260

92 93 94

108511 108574 108185

Schüssel, Flachboden (Typ unbestimmt) Flasche, Randlippe Topf, Randlippe Hochform

95 96

108476 108319

Schüssel Hochform

97

108736

Standring 1

98

108737

Flachboden 2 (Randbraue)

99

108529

100 101

108302 108336

Schüssel

102

108726 108000 108015 108016 108017 108018 108030

Schale Schüssel

Luft im Ton, Spannungsriss durch mangelhaft gleichmässige Verarbeitung des Tons Luft im Ton Luft im Ton, Fremdkörper Anheizriss im Ton, Spannungsriss durch mangelhaft gleichmässige Verarbeitung des Tons, horizontal verlaufend (betrifft 2/3 des Gefässumfangs, vermutlich wurde gesamter unterer Gefässteil abgetrennt)

Boden abgedreht, Glättlinien Boden abgedreht, Glättlinien

Boden abgedreht, Glättlinien Boden abgedreht, Glättlinien

Glättlinie unter Lippe Glättlinien, keine Nagelrille innen Glättlinien, keine Nagelrille innen Glättlinien, keine Nagelrille innen Boden abgedreht, Glättlinien

Spannungsriss durch mangelhaft gleichmässige Verarbeitung des Tons (dicke Wand vs. dünner Boden) Luft im Ton, Fremdkörper im Ton

Boden abgedreht, Glättlinien, Richtungswechsel beim Anlegen der Glättlinien Rille aussen (Lederbändchen) Rille aussen (Lederbändchen) Pressspur in Verzierungsrille, einzige gut erhaltene kantige Verzierungsrille Verstreichspuren Lippenrundung innen Abplatzspur durch zu schnelles Anheizen Boden abgedreht, Werkzeugabrutscher in Standringkehlung Boden abgedreht, Glättlinien 1 Wellenlinie, 2 umlaufende Verzierungslinien mit Glättwerkzeug Glättlinien Abplatzspur durch zu schnelles Anheizen Glättlinien aussen keine Nagelrille innen

Fremdkörper im Ton Schüssel Schüssel Schüssel

keine Nagelrille innen keine Nagelrille innen keine Nagelrille innen Boden abgedreht, Werkzeugabrutscher in Standringkehlung

111


Katalognr

Inventarnr Form 108039 108043 108044

Schüssel Schüssel

108045

Standring 2

108046

Flachboden (Typ unbestimmt) Schüssel Schale Standring 3 Standring 3

108048 108052 108115 108117 108118

108130

Flachboden (Typ unbestimmt) Flachboden 1 Schüssel Flachboden (Typ unbestimmt)

Glättlinien keine Nagelrille innen

Fremdkörper im Ton (Standring) ist Grund für Riss

Abdrehrillen, Glättlinien Glättlinien Boden abgedreht, Glättlinien Boden abgedreht

Boden abgedreht, Glättlinien Boden abgedreht, Glättlinien keine Nagelrille innen Boden abgedreht, Glättlinien Boden abgedreht, Glättlinien Abplatzspur durch zu schnelles Anheizen Luft im Ton, Fremdkörper im Ton Fremdkörper im Ton

108240 108243 108257 108258 108262 108267 108285 108286 108287

108290

Boden abgedreht, Glättlinien Boden abgedreht, Glättlinien keine Nagelrille innen Boden abgedreht

Spannungsriss durch mangelhaft gleichmässige Verarbeitung des Tons, horizontal verlaufend

umlaufende Verzierungsrille mit Rundhölzchen Nagelrille innen Boden abgedreht, Glättlinien

Schüssel Flachboden (Typ unbestimmt) Anheizriss Abplatzspur durch zu schnelles Anheizen

108208 108218

108229

Boden abgedreht Boden abgedreht

108194 108203

108220 108226

Handwerkliche Spuren

Abplatzspur durch zu schnelles Anheizen Standring 1 Flachboden 2 Schüssel Flachboden 1 Standring 3

108184 108188 108189

Brennfehler

Abplatzspur durch zu schnelles Anheizen

108119 108120 108121 108124 108125 108126

108131 108180 108182

Produktionsfehler

Glättlinien

Luft im Ton Abplatzspur durch zu schnelles Anheizen Luft im Ton Standring (Typ unbestimmt) Schüssel, Flachboden (Typ unbestimmt) Schale Flachboden 1 Schüssel Schüssel Schüssel

Boden abgedreht Anheizriss

Boden abgedreht, Glättlinien Glättlinie unter Lippe aussen Boden abgedreht, Glättlinien Glättlinien, keine Nagelrille innen keine Nagelrille innen Glättlinien

Luft im Ton

Luft im Ton Schüssel Standring (Typ unbestimmt) Schale

Standring (Typ unbestimmt)

Anheizriss (251.2) Spannungsriss durch mangelhaft gleichmässige Verarbeitung des Tons, horizontal verlaufend Fremdkörper im Ton

keine Nagelrille innen Boden abgedreht

Boden abgedreht 112


Katalognr

Inventarnr Form 108291 108296 108304 108305 108309 108310 108315

Schüssel Flachboden 1 Flachboden 2 Schale Schale Schale Schale

108317

Hochform, Standring 1

108323

Flachboden (Typ unbestimmt)

108333

Schüssel

Produktionsfehler

108350 108356

Abplatzspur durch zu schnelles Anheizen Spannungsriss durch Abplatzspur durch mangelhaft gleichmässige zu schnelles Verarbeitung des Tons, Anheizen Luft im Ton

Boden abgedreht, Glättlinien Glättlinien

Flachboden (Typ unbestimmt) Standring 1

Luft im Ton

Anheizriss Anheizriss

Boden abgedreht

Luft im Ton

Anheizriss

Boden abgedreht, Glättlinien Wellenlinie mit Rundhölzchen

Luft im Ton

Abplatzspur durch zu schnelles Anheizen Abplatzspur durch zu schnelles Anheizen Anheizriss

108358

108368 108369 108379

Flachboden (Typ unbestimmt) Flachboden (Typ unbestimmt) Schale Schüssel

108383

Schüssel

108388

Schale

108395

Flachboden (Typ unbestimmt) Flachboden 1

108399

108409

Flachboden (Typ unbestimmt)

108410

Flachboden (Typ unbestimmt) Flachboden (Typ unbestimmt) Flachboden 1 Flachboden 1 Standring 2 Standring 2

108413 108416 108417 108418

Boden abgedreht Glättlinien, Schlickerrille innen Abplatzspur durch zu schnelles Anheizen

Nagelrille innen keine Nagelrille innen

Boden abgedreht, Glättlinien Anheizriss

Flachboden (Typ unbestimmt) Schüssel

108401

108412

Boden abgedreht

Luft im Ton, Spannungsriss durch mangelhaft gleichmässige Verarbeitung des Tons, horizontal verlaufend

108392

108396

Wellenlinie mit Rundhölzchen

Anheizriss

108382

108397

Boden abgedreht, Glättlinien

Anheizriss

108356

108366

Handwerkliche Spuren Glättlinien, keine Nagelrille innen Boden abgedreht, Glättlinien Boden abgedreht, Glättlinien Glättlinien Glättlinien Glättlinien

108339 108341 108342

Brennfehler

Boden abgedreht, Glättlinien Boden abgedreht, Glättlinien Nagelrille innen, Verstreichspuren Lippenrundung innen, Glättlinien, 1 Nagelabdruck

Abplatzspur durch zu schnelles Anheizen Abplatzspur durch zu schnelles Anheizen

Boden abgedreht Boden abgedreht, Glättlinien Boden abgedreht, Glättlinien

Anheizriss

Boden abgedreht, Glättlinien Boden abgedreht, Glättlinien Boden abgedreht, Glättlinien Boden abgedreht

113


Katalognr

Inventarnr Form

Produktionsfehler

Brennfehler

Handwerkliche Spuren

108419

Standring (Typ unbestimmt)

Boden abgedreht, Glättlinien, Nagel- oder Werkzeugrille am Boden aussen

108420 108421 108427

Standring 1 Standring 1

Boden abgedreht, Glättlinien Boden abgedreht, Glättlinien Abplatzspur durch zu schnelles Anheizen Abplatzspur durch zu schnelles Anheizen

108441 108446 108456 108468 108469 108470 108471 108472 108473 108474 108475 108477 108478 108479 108481 108486 108492 108493 108508 108510 108512 108513 108514 108524 108554 108566 108572 108630 108633 108652 108653 108654 108660 108661 108664 108680 108688 108698 108711 108735 108738

Luft im Ton Schale Schüssel Schüssel Schüssel Schüssel Schüssel Schüssel Schüssel Schüssel Schüssel Schüssel Schüssel Schüssel Schüssel Schale Schale

Abdrehrillen, 5 umlaufende Verzierungsrillen mit Rundhölzchen

Anheizriss

Randlippe Standring 1 Flasche, Randlippe Topf, Randlippe

Glättlinien Glättlinien, keine Nagelrille innen keine Nagelrille innen Glättlinien, keine Nagelrille innen keine Nagelrille innen Glättlinien, keine Nagelrille innen keine Nagelrille innen Nagelrille innen keine Nagelrille innen Glättlinien, keine Nagelrille innen keine Nagelrille innen Glättlinien, keine Nagelrille innen Nagelrille innen keine Nagelrille innen Glättlinien Glättlinien keine Rille aussen Boden abgedreht Rille aussen Rille aussen Nagelrille innen

Luft im Ton Flachboden (Typ unbestimmt) Randlippe Schüssel Schüssel Schüssel Randlippe Randlippe Schüssel Schüssel Schüssel Schüssel, Flachboden (Typ unbestimmt) Schüssel Schüssel Schüssel Flachboden (Typ unbestimmt)

überbrannt

überbrannt

Rille aussen keine Nagelrille innen Glättlinien, keine Nagelrille innen Glättlinien, keine Nagelrille innen Rille aussen (verwittert) Rille aussen Glättlinien, keine Nagelrille innen keine Nagelrille innen Glättlinien, keine Nagelrille innen Nagelrille innen schwach sichtbar durch Stauchung (Hinweis auf andere Drehtechnik), Boden abgedreht Glättlinien, keine Nagelrille innen keine Nagelrille innen Glättlinien aussen, 6 Nagelabdrücke innen keine Nagelrille innen Boden abgedreht

114


Fundkatalog Erläuterungen Der Fundkatalog gliedert sich in eine Auswahl der wichtigsten Fundensembles sowie eine Reihe ausgesuchter Fundgattungen aus dem Schichtpaket Pos. 764/790 des spätlatènezeitlichen Töpfereibetriebs von Osterfingen-Haafpünte. Der Katalogtext beschränkt sich auf Objekteigenschaften, die in der Zeichnung nicht ersichtlich sind. Betreffend der typologischen Ansprache der keramischen Gefässformen respektive der verwendeten Typenkürzel (z.B. «Sü21») sei auf Nyffeler/Wimmer 2021 (Kap. 4.3.2.1) verwiesen. Die Artefakte werden im Fundarchiv der Kantonsarchäologie Schaffhausen aufbewart und lassen sich über die angegebene Inventarnummer lokalisieren. Die Gefässkeramik wird im Massstab 1:3 abgebildet, alle übrigen Funde im Massstab 2:3. Ausnahmen sind entsprechend ausgewiesen. Die Kleinfundzeichnungen wurden von Daniel Pelagatti erstellt. Die Zeichnungen der Keramikgefässe aus den Töpferöfen stammen von Florian Ter-Nedden. Monika Krucker zeichnete die übrige Gefässkeramik und setzte die Tafeln. Abkürzungen Bdm. Bodendurchmesser BS Bodenscherbe FKSW Feinkammstrichware (Drehscheibe) FK unbest. Feinkeramik mit unbestimmbarer Brennatmosphäre (Drehscheibe) GFF Grautonige Feinkeramik (Drehscheibe) Henkel HE HGK Handaufgebaute Grobkeramik HMK Handaufgebaute, mittelfeine Keramik Inv. Inventarnummer Kantonsarchäologie Schaffhausen Os-Ha Osterfingen-Haafpünte Pos. Position Rdm. Randdurchmesser RFK Helltonige Feinkeramik (Drehscheibe) RS Randscherbe Spätbronzezeit SBZ sHA-FLT Späthallstatt-/Frühlatènezeit WS Wandscherbe

Kiesweg Pos. 599 1 1 RS, FKSW, tonnenförmiger Topf. Oberfläche aussen dunkelgrau, innen dunkelgrau, Kern braun. Rdm. 12,5 cm. – Inv. 109034. 2 1 WS, FKSW, tonnenförmiger Topf. Oberfläche aussen dunkelgrau, innen dunkelgrau, Kern grau und braun. – Inv. 110487 (pXRF-Probe Os-Ha83). 3 1 WS, FKSW, tonnenförmiger Topf. Oberfläche aussen dunkelgrau, innen dunkelgrau, Kern braun. – Inv. 110488 (pXRF-Probe Os-Ha82). 4 1 RS, HMK, Schüssel, Sü66. Sekundär verbrannt. Oberfläche aussen hellbraun bis grau, innen graubraun, Kern dunkelgrau. Rdm. 40 cm. – Inv. 109578. 5 3 RS, HMK, Schüssel (sHA-FLT), Sü63. Oberfläche aussen dunkelgrau, innen dunkelgrau, Kern braungrau. Rdm. 18 cm. – Inv. 110470. 6 1 BS, HMK, Schüssel (Datierung unklar). Oberfläche aussen graubraun bis dunkelgrau, innen dunkelgrau, Kern graubraun. – Inv. 110482. 7 1 BS, HGK, Grobkeramiktopf. Sekundär verbrannt. Oberfläche aussen dunkelgrau, innen dunkelgrau, Kern grau. Bdm. 14,5 cm. – Inv. 110479 (pXRF-Probe Os-Ha81). Töpferofen 1 8 4 RS, FK unbest., Schale mit S-förmigem Profil, Sa51. Sekundär verbrannt. Rdm. 20 cm. – Inv. 108394 (pXRF-Probe Os-Ha19). 9 1 RS, FK unbest., Schale mit S-förmigem Profil, Sa51. Sekundär verbrannt. Rdm. 21 cm. – Inv. 108496 (pXRF-Probe Os-Ha18). 10 2 RS, FK unbest., Schale mit S-förmigem Profil, Sa51. Rdm. 21 cm. – Inv. 108771 (pXRF-Probe Os-Ha15). 11 2 RS, 1 WS, FK unbest., Schale mit S-förmigem Profil, Sa51. Sekundär verbrannt. Rdm. 18 cm. – Inv. 108259 (pXRFProbe Os-Ha17). 12 1 RS, 1 WS, FK unbest., Schale mit S-förmigem Profil, Sa51. Sekundär verbrannt. Rdm. 25 cm. – Inv. 108353 (pXRFProbe Os-Ha21). 13 6 RS, 4 WS, FK unbest., Schale mit S-förmigem Profil, Sa51. Sekundär verbrannt. Rdm. 20 cm. – Inv. 108490 (pXRFProbe Os-Ha14). 14 3 RS, 4 WS, FK unbest., Schale mit S-förmigem Profil, Sa51. Sekundär verbrannt. Rdm. 23 cm. – Inv. 108354 (pXRFProbe Os-Ha16). 15 1 RS, FK unbest., Schale mit S-förmigem Profil, Sa51. Sekundär verbrannt. Rdm. 19 cm. – Inv. 108491 (pXRF-Probe Os-Ha22). 2 RS, 1 WS, FK unbest., Schale mit S-förmigem Profil, Sa51. 16 Sekundär verbrannt. Rdm. 31 cm. – Inv. 108499 (pXRFProbe Os-Ha20). 17 2 RS, 1 WS, FK unbest., Schale mit S-förmigem Profil, Sa51. Sekundär verbrannt. Rdm. 23 cm. – Inv. 108326 (pXRFProbe Os-Ha09). 18 1 RS, 1 WS, FK unbest., Schale mit S-förmigem Profil, Sa51. Sekundär verbrannt. – Inv. 108082. 19 3 RS, 6 WS, FK unbest., Schale mit S-förmigem Profil, Sa51. Sekundär verbrannt. Rdm. 34 cm. – Inv. 108386.

115


20

21 22

23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39

40 41 42 43 44 45

5 BS, FK unbest., Schale oder Hochform, Boden mit Standringkehlung. Sekundär verbrannt. Bdm. 9 cm. – Inv. 108321. 2 BS, FK unbest., Schale, Boden mit Standringkehlung. Sekundär verbrannt. Bdm. 8 cm. – Inv. 108349. 1 RS, 3 BS, 7 WS, FK unbest., Schüssel, Sü66. Sekundär verbrannt. Rdm. 20 cm, Bdm. 9 cm. – Inv. 108228 (pXRF-Probe Os-Ha25). 3 RS, 1 WS, FK unbest., Schüssel, Sü66. Sekundär verbrannt. Rdm. 30 cm. – Inv. 108387 (pXRF-Probe Os-Ha31). 1 RS, FK unbest., Schüssel, Sü66. Sekundär verbrannt. Rdm. 25 cm. – Inv. 108364 (pXRF-Probe Os-Ha26). 4 RS, 1 WS, FK unbest., Schüssel, Sü66. Sekundär verbrannt. Rdm. 20 cm. – Inv. 108400 (pXRF-Probe Os-Ha32). 4 RS, 2 WS, FK unbest., Schüssel, Sü66. Sekundär verbrannt. Rdm. 20 cm. – Inv. 108335 (pXRF-Probe Os-Ha33). 1 RS, FK unbest., Schüssel, Sü66. Sekundär verbrannt. Rdm. 22 cm. – Inv. 108330 (pXRF-Probe Os-Ha27). 3 RS, 1 WS, FK unbest., Schüssel, Sü66. Rdm. 23 cm. – Inv. 108282. 1 RS, 1 WS, FK unbest., Schüssel, Sü66. Sekundär verbrannt. Rdm. 29 cm. – Inv. 108311 (pXRF-Probe Os-Ha35). 1 RS, 2 WS, FK unbest., Schüssel, Sü66. Sekundär verbrannt. Rdm. 30 cm. – Inv. 108042 (pXRF-Probe Os-Ha34). 1 RS, 3 WS, FK unbest., Schüssel, Sü66. Sekundär verbrannt. Rdm. 30 cm. – Inv. 108383 (pXRF-Probe Os-Ha29). 1 BS, FK unbest., Schüssel. Sekundär verbrannt. Bdm. 9 cm. – Inv. 108342. 3 BS, FK unbest., Schüssel. Sekundär verbrannt. Bdm. 7 cm. – Inv. 108312 (pXRF-Probe Os-Ha28). 1 BS, FK unbest., Schüssel. Sekundär verbrannt. Bdm. 9 cm. – Inv. 108038. 1 BS, FK unbest., Schüssel. Sekundär verbrannt. Bdm. 8 cm. – Inv. 108313. 1 BS, FK unbest., Schüssel. Sekundär verbrannt. Bdm. 9 cm. – Inv. 108376. 2 BS, 2 WS, FK unbest., Schüssel. Sekundär verbrannt. Bdm. 8 cm. – Inv. 108408. 3 BS, 1 WS, FK unbest., Gefässform unbest. Sekundär verbrannt. Bdm. 10 cm. – Inv. 108365. 2 RS, 7 WS, FK unbest., Topf mit hochsitzendem Bauch? Sekundär verbrannt. Rdm. 19 cm. – Inv. 108337 (pXRFProbe Os-Ha08). 4 RS, 18 WS, GFF, Flasche, Fl51. Sekundär verbrannt. Rdm. 11 cm. – Inv. 108626 (pXRF-Probe Os-Ha02). 1 RS, 2 WS, GFF, Flasche, Fl51. Sekundär verbrannt. Rdm. 12 cm. – Inv. 108343 (pXRF-Probe Os-Ha01). 3 RS, 26 WS, GFF, Flasche, Fl51. Sekundär verbrannt. Rdm. 13 cm. – Inv. 108374 (pXRF-Probe Os-Ha07). 3 RS, 27 WS, GFF, Flasche, Fl51. Sekundär verbrannt. Rdm. 12 cm. – Inv. 108294 (pXRF-Probe Os-Ha03). 1 WS, GFF, Flasche, Fl51. Sekundär verbrannt. – Inv. 108338 (pXRF-Probe Os-Ha04). 3 WS, FK unbest., Flasche. Sekundär verbrannt. – Inv. 108322 (pXRF-Probe Os-Ha06).

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8 WS, FK unbest., Flasche. Sekundär verbrannt. – Inv. 108625. 9 BS, 15 WS, GFF, Hochform, Boden mit Standringkehlung. Sekundär verbrannt. Bdm. 11 cm. – Inv. 108049 (pXRFProbe Os-Ha11). 1 BS, FK unbest., Hochform, Boden mit Standringkehlung. Sekundär verbrannt. Bdm. 12 cm. – Inv. 108398 (pXRFProbe Os-Ha05). 3 BS, 1 WS, FK unbest., Hochform, Boden mit Standring. Sekundär verbrannt. Bdm. 14 cm. – Inv. 108340. 6 BS, FK unbest., Hochform, Boden mit Standring. Sekundär verbrannt. Bdm. 12 cm. – Inv. 108385. 4 BS, 1 WS, FK unbest., Hochform, Boden mit Standring. Sekundär verbrannt. Bdm. 13 cm. – Inv. 108357. 2 RS, HGK, Schüssel, Sü66. Rdm. 20 cm. – Inv. 108725. 1 RS, HGK, Grobkeramiktopf, Tg23. Rdm. 17 cm. – Inv. 108281 (pXRF-Probe Os-Ha36). 1 RS, HGK, Grobkeramiktopf, Tg23. Rdm. 21 cm. – Inv. 108500. 1 RS, HGK, Schüssel (Späthallstattzeit), Sü21. Sekundär verbrannt. Rdm. 14 cm. – Inv. 108506.

Töpferofen 2 56 3 RS, 2 WS, FK unbest., Schale mit S-förmigem Profil, Sa51. Sekundär verbrannt. Rdm. 23 cm. – Inv. 108690. 11 RS, 5 WS, FK unbest., Schale mit S-förmigem Profil, 57 Sa51. Sekundär verbrannt. Rdm. 25 cm. – Inv. 108691. 5 RS, 6 WS, FK unbest., Schüssel, Sü66. Sekundär ver58 brannt. Rdm. 26 cm. – Inv. 108666. 59 1 RS, 1 WS, FK unbest., Schüssel, Sü66. Sekundär verbrannt. Rdm. 18 cm. – Inv. 108692. 60 1 RS, FK unbest., Schüssel, Sü66. Sekundär verbrannt. Rdm. 26 cm. – Inv. 108686. 61 1 BS, FK unbest., Hochform. Bdm. 12 cm. – Inv. 108668. 62 1 WS, HMK, Grobkeramiktopf. – Inv. 108659. 63 1 WS, HMK, Grobkeramiktopf. Sekundär verbrannt. – Inv. 108681. 1 BS, HGK, Trichter (Späthallstatt-/Frühlatènezeit). Rdm. 6 64 cm. – Inv. 108637. Einzelfunde aus dem Schichtpaket Pos. 764/790 und weiteren Befunden (*) Drahtfibel vom Mittellatèneschema, Eisen. – Inv. 88731. 65 66 Drahtfibel vom Mittellatèneschema, Eisen. – Inv. 88704 (Weg Pos. 599). 67 Drahtfibel, Eisen. – Inv. 88775. 68 Fibelfuss vom Spätlatèneschema, Buntmetall. – Inv. 88561. 69 Nauheimerfibel, Buntmetall. – Inv. 88799. Fibel Beltz Var. J, Buntmetall. – Inv. 88572 (Weg Pos. 874). 70 71 Messer, Eisen. – Inv. 88782. 72 Kaletedou-Quinar, Silber. – Inv. 88889. 73 1 RS, GFF, Schale mit S-förmigem Profil, Sa51. Sekundär verbrannt. Oberfläche aussen grau, innen grau, Kern grau und dunkelgrau. Rdm. 15 cm. – Inv. 111982. 1 RS, GFF, Schale mit S-förmigem Profil. Sekundär ver74 brannt. Oberfläche aussen braun, innen braun bis graubraun, Kern hellbraun. Rdm. 16,5 cm. – Inv. 109767.

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1 RS, GFF, halbkugelige Schale, Sh61. Sekundär verbrannt. Oberfläche aussen dunkelgrau, innen nicht erhalten, Kern braun und dunkelgrau. Rdm. 23 cm. – Inv. 112371. 2 RS, 1 BS, 1 WS, GFF, Schüssel, Sü66. Oberfläche aussen dunkelgrau, innen dunkelgrau, Kern braun bis dunkelgrau. Rdm. 14,5 cm, Bdm. 7 cm, Höhe 4,7 cm. – Inv. 109700. 1 RS, FKSW, tonnenförmiger Topf. Sekundär verbrannt. Oberfläche aussen dunkelgrau, innen dunkelgrau, Kern braun und graubraun. Rdm. ca. 13 cm. – Inv. 109024. 5 RS, 7 BS, 14 WS, GFF, Tonne. Sekundär verbrannt. Oberfläche aussen braungrau bis dunkelgrau, innen dunkelgrau, Kern dunkelgrau. Rdm. 9,7 cm, Bdm. 6 cm. – Inv. 108805 (Grube Pos. 77). 1 RS, GFF, Tonne. Oberfläche aussen dunkelgrau, innen dunkelgrau, Kern braun und dunkelgrau. Rdm. 10,5 cm. – Inv. 111211. 1 RS, HMK, Schüssel, Sü66. Oberfläche aussen braun, innen braun, Kern braun. Rdm. ca. 27 cm. – Inv. 109743. 1 RS, HMK, Schüssel, Sü65. Oberfläche aussen braungrau bis dunkelgrau, innen dunkelgrau, Kern dunkelgrau. Rdm. 21 cm. – Inv. 110288. 1 RS, 1 WS, HMK, Schüssel, Sü64. Oberfläche aussen dunkelgrau, innen braungrau bis dunkelgrau, Kern dunkelgrau. – Inv. 109387. 1 RS, 1 WS, HGK, Grobkeramiktopf, Tg23. Oberfläche aussen dunkelgrau, innen dunkelgrau, Kern braun und grau. – Inv. 110579. 1 RS, HGK, Grobkeramiktopf, Tg23. Oberfläche aussen braun, innen braun bis dunkelgrau, Kern braun. Rdm. 19 cm. – Inv. 111251. 1 RS, HGK, Grobkeramiktopf, Tg23. Farbe unbest. – Inv. 110285. 1 RS, HGK, Grobkeramiktopf, Tg23. Sekundär verbrannt. Oberfläche aussen hellgrau bis braun, innen hellbraun bis rotbraun, Kern grau. Rdm. ca. 23 cm. – Inv. 112212. 1 WS, HMK, Gefässform unbest. Oberfläche aussen grau, innen dunkelgrau, Kern dunkelgrau. – Inv. 109392. 1 WS, HMK, Grobkeramiktopf. Oberfläche aussen dunkelgrau, innen dunkelgrau, Kern braungrau. – Inv. 112699. 1 WS, HMK, Rundel mit Durchlochung. Sekundär verbrannt. Oberfläche aussen dunkelgrau, innen braun bis dunkelgrau, Kern dunkelgrau. – Inv. 110596. Lanzenspitze, Eisen. – Inv. 88904.

Nicht gezeichnete Gefässe 91 3 BS, 2 WS, FK unbest., Schüssel. Sekundär verbrannt. Bdm. 10 cm. – Inv. 108260 (Töpferofen 1; Abb. 58). 92 2 RS, 3 WS, FK unbest., Flasche. Sekundär verbrannt. Rdm. 12 cm. – Inv. 108511 (Töpferofen 1; Abb. 92). 93 2 RS, FK unbest., Flasche. Sekundär verbrannt. Rdm. 11 cm. – Inv 108574 (Umfeld Töpferöfen). 94 2 WS, FK unbest., Hochform. Sekundär verbrannt. – Inv. 108185 (Töpferofen 1; Abb. 72). 95 1 RS, FK unbest., Schüssel. Sekundär verbrannt. Rdm. 22 cm. – Inv. 108476 (Töpferofen 1; Abb. 80). 96 3 WS, FK unbest., Gefässform unbest. Sekundär verbrannt. – Inv. 108319 (Töpferofen 1; Abb. 59). 97 1 BS, FK unbest. Gefässform unbest. Sekundär verbrannt. Bdm. 9 cm. – Inv. 108736 (Töpferofen 2). 98 1 BS, FK unbest., Gefässform unbest. Bdm. 10 cm. – Inv. 108737 (Töpferofen 2). 99 2 WS, FK unbest., Gefässform unbest. Sekundär verbrannt. – Inv. 108529 (Töpferofen 1; Abb. 70). 100 1 RS, FK unbest., Schüssel. Sekundär verbrannt. Rdm. 18 cm. – Inv. 108302 (Töpferofen 1; Abb. 68). 101 1 WS, FK unbest., Gefässform unbest. Sekundär verbrannt. – Inv. 108336 (Töpferofen 1; Abb. 59). 102 1 RS, 1 WS, FK unbest., Gefässform unbest. Sekundär verbrannt. – Inv. 108726 (Töpferofen 2).

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Kiesweg Pos. 599

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17 Tafel 1: 1–3 Feinkammstrichware; 8–18 Feinkeramik unbestimmt; 4 handaufgebaute, mittelfeine Keramik; 7 handaufgebaute Grobkeramik; 5 Späthallstatt-/Frühlatènezeit; 6 Datierung unklar. M. 1:3.

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29 Tafel 2: 19–29 Feinkeramik unbestimmt. M. 1:3.

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Tafel 3: 30–38 Feinkeramik unbestimmt. M. 1:3.

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46 Tafel 4: 40–44 grautonige Feinkeramik; 39, 45, 46 Feinkeramik unbestimmt. M. 1:3.

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Tafel 5: 47 grautonige Feinkeramik; 48–51, 56–61 Feinkeramik unbestimmt; 62, 63 handaufgebaute, mittelfeine Keramik; 52–54 handaufgebaute Grobkeramik; 55, 64 Späthallstatt-/Frühlatènezeit. M. 1:3.

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Einzelfunde aus dem Schichtpaket Pos. 764/790 und weiteren Befunden(*) Fibeln und Kleinfunde

67 65 66*

68 69

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Tafel 6: 65–67, 71 Eisen; 68–70 Buntmetall; 72 Silber. 65-71 M. 2:3, 72 M. 1:1.

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Einzelfunde aus dem Schichtpaket Pos. 764/790 und weiteren Befunden(*) (Vermutlich) Spätlatènezeitliche Keramik

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Tafel 7: 77 Feinkammstrichware; 73–76, 78, 79 grautonige Feinkeramik; 80–82, 87–89 handaufgebaute, mittelfeine Keramik; 83–86 handaufgebaute Grobkeramik. M. 1:3.

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Einzelfunde aus dem Schichtpaket Pos. 764/790 und weiteren Befunden(*) Lanzenspitze

Tafel 8: 90 Eisen. M. 2:3.

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