Produktion, Dokumentation und Strategie für die Produktionsschule

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Grænseløst samarbejde Fehmarnbeltregion Grenzenlose Zusammenarbeit EFRE Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung EFRU Den Europæiske Fond for Regionaludvikling

Produktion, Dokumentation und Strategie für die Produktionsschule Gesammelte Erfahrungen aus ProNet 2010 - 2012

ProNet Workpackage 2 Verankerung der Produktionsschulen im System der (beruflichen) Bildung Maiken Carstens, CJD Eutin ,Produktionsschule Ostholstein Gert Møller, Korsør ProduktionsHøjskole Preben Hammer Jensen, Korsør ProduktionsHøjskole




Einleitung

• • •

Dieses Dokument ist die schriftliche Dokumentation der Arbeit in der Pro-Net Arbeitsgruppe/Workpackage 2. Laut der ursprünglichen Projektbeschreibung soll die Arbeitsgruppe sich mit der Verankerung der Produktionsschulen im System der beruflichen Bildung beschäftigen. Im Laufe der Arbeit hat die Gruppe außerdem gewählt, auch die Einordnung der Produktionsschulen im generellen Bildungssystem in Dänemark und in Deutschland zu betrachten, damit die vorliegende Dokumentation die Auffassung der Gruppe über die folgenden Themen wiederspiegelt: Die gegenwärtige Einordnung/Position (Bestandsaufnahme/Festlegung) Die gewünschte Einordnung/Position (die Visionen) Der Weg dazu und die Verankerung darin (die Strategie) Während der Arbeit hat die Gruppe sich mit den anderen Arbeitsgruppen des Projekts ausgetauscht, besonders Arbeitsgruppe 1, die sich mit Erfahrungsaustausche und Konferenzen beschäftigt, und Arbeitsgruppe 4, die mit Austausch zwischen den Schulen befasst ist. Dabei hat die Gruppe bei der Planung der Konferenz in Korsør beigetragen, wo gerade dieses Dokument als Teil der Diskussionsgrundlage war. Darüber hinaus formen die Dokumente „Charter for Produktionsskoler“ (auf dänischer Seite) sowie „Eckpunkte für die Produktionsschulentwicklung“ (auf deutscher Seite) ein wesentlicher Teil der Grundlage der Arbeitsgruppe.


Inhaltsverzeichnis 1. 1.1 1.2 1.3

ProNet und Produktionsschulen in Dänemark und Deutschland Allgemeine Information über die Produktionsschulen in Dänemark Allgemeine Information über die Produktionsschulen in Deutschland Die 6/7 ProNet Schulen/Einrichtungen

2 2 6 8

2 2.1 2.2

Gewünschte Einordnung/Position der Produktionsschulen im System der Bildung 11 Wie ist die Rolle der Produktionsschulen im System der Bildung 11 Die zukünftige Einordnung/Position in Dänemark und in Deutschland 14

3 3.1 3.2 3.3

Strategische Zusammenfassung Dänemark Deutschland Das weitere Ausland (EU)

20 22 24 27

Anlage Charter (DK) 28 Eckpunkte (D) 36 Zusammenfassung von Qualitätsstarndards für produktionsschulen (D) 39


1. ProNet und Produktionsschulen in Dänemark und Deutschland In diesem Abschnitt stellen wir in drei Abschnitten die Ausganglage dar. Zuerst beschreiben wir grundlegend das System der Produktionsschulen in Dänemark in ihrer historischen Form und schuljuristischen und finanziellen Situation. Anschließend folgt ein äquivalenter, jedoch etwas kürzerer Abschnitt über Deutschland. Und zuletzt - neben einigen generellen zusammenfassenden Bemerkungen über die Erfahrungen aus dem Projekt - ein Abschnitt über die 6/7 Schulen bzw. Organisationen, die als Partner in ProNet auftreten.

1.1 Grundlegende Fakten über Produktionsschulen in Dänemark In Dänemark entstanden Produktionsschulen als eine von vielen Reaktionen auf die Jugendarbeitslosigkeit Mitte der 1970er Jahre. Um mehr als eine reine Beschäftigungsmaßnahme zu sein, wurden die Schulaktivitäten so ausgerichtet, dass die Jugendlichen durch Produktionsarbeit zeitgleich weitere Kenntnisse erlangen konnten. In diesem Lernprozess suchte man u.a. in der dänischen Heimvolksschulbewegung (”højskolebevægelse”) Inspiration und so heißt ein Teil der Produktionsschulen nach wie vor ”produktionshøjskole”. In dieser Frühphase waren die Schulen noch Teil des Beschäftigungsprogramms und formal dem Arbeitsministerium (heute Beschäftigungsministerium) unterstellt. Mitte der 1990er Jahre wurde erstmals ein grundsätzlicher rechtlicher Rahmen für diese Schulform geschaffen, indem der Staat die primäre Finanzierung übernahm. Die Verantwortung und Schulaufsichtspflicht wurden dem Bildungsministerium1 übertragen, jedoch muss jede Schule in ihrer Daseinsberechtigung nach wie vor (durch einen Grundzuschuss) von einer Kommune anerkannt werden. Die Zielgruppe der Schulen wird dem Gesetz nach im Verhältnis zur Position im Bildungssystem und nicht primär im Verhältnis zur sozialen Lage oder Beschäftigungssituation des Einzelnen bestimmt.

1 Dass diese Schulform eine kurze Zeit lang dem Kulturministerium unterstellt war, ist in diesem Zusammenhang nicht mehr als eine historische Wirrung. 2


Es gab zeitweise weit über 100 Produktionsschulen in Dänemark. Aktuell beträgt die Anzahl rund 80, was teils in den Anforderungen an eine Mindestgröße und teils in der Kommunalzusammenlegung in Dänemark vor einigen Jahren begründet ist. Die Schulen liegen über das ganze Land verstreut, aber nicht geographisch gleichmäßig verteilt und es existiert keine Verpflichtung für die Kommunen, eine Produktionsschule einzurichten. Alle Schulen haben sich in einem Dachverband, dem Verein der Produktionsschulen, organisiert (PSF - http://psf.nu). Der Verband hat seine Prinzipien für die Produktionsschulreform in Dänemark in der CHARTA FÜR DIE DÄNISCHEN PRODUKTIONSSCHULEN veröffentlicht (siehe Anlage). Gesetze und Regeln zum Betrieb einer Produktionsschule und ihre inhaltliche Ausrichtung Die Produktionsschulen sind selbsttragende Institutionen, deren Vorstände sich aus Kommunalpolitikern, Repräsentanten der Wirtschaft usw. zusammensetzen. Die Schulvorstände formieren sich nach den Satzungen der einzelnen Schulen, welche wiederum von den lokalen Kommunalräten anerkannt werden müssen. Die aktuell geltenden Richtlinien für Produktionsschulen sind ausführlich in den Zweckbestimmungen 1, 3 und 3a im Gesetz über Produktionsschulen geregelt (LBK Nr. 887 vom 05/07/2010, am 22/12/2010 in LOV Nr. 1616 revidiert). Sie sind im Folgenden wiedergegeben: § 1. Produktionsschulen bieten Ausbildungsprogramme an, die auf praktischer Arbeit und Produktion basieren. Das Bildungsangebot ist für Jugendliche unter 25 Jahren bestimmt, die noch keine Berufsausbildung durchlaufen haben und die nicht die unmittelbaren Voraussetzungen für den Beginn einer solchen besitzen. Abs. 2. Das Bildungsangebot soll die persönliche Entwicklung des Teilnehmers verbessern und seine Möglichkeiten im Bildungssystem und auf dem herkömmlichen Arbeitsmarkt - hierunter Beschäftigung in flexibleren oder die Gesundheit schonenden oder ähnlichen Arbeitsformen - vergrößern. Das Bildungsangebot soll zudem dazu beitragen, das Interesse der Teilnehmer sowie ihre Fähigkeiten zur aktiven Teilnahme an einer demokratischen Gesellschaft zu entwickeln. Abs. 3. Das Bildungsangebot ist besonders darauf auszurichten, dass der Jugendliche Qualifikationen erlangt, die zur Teilnahme an einer berufsqualifizierenden Ausbildung führen können. 3


Abs. 4. Das Bildungsangebot ist als Ganztagsunterricht auszurichten. Das Bildungsministerium kann hierzu nähere Regelungen erlassen. Abs. 5. Annahme und Freistellung der Teilnehmer findet laufend unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des einzelnen Teilnehmers statt. Bei Annahme ist ein Plan über den Ausbildungsverlauf des einzelnen Schülers zu erstellen. Das Bildungsministerium erlässt hierzu nähere Regelungen. Abs. 6. Eine Produktionsschule kann Teilnehmer mit Bezuschussung nach Kapitel 3 des Gesetzes nur dann annehmen, wenn der Kommunalrat in der Meldekommune des Jugendlichen in Gestalt der Ausbildungsberatung für Jugendliche („Ungdommens Uddannelsesvejledning“) festlegt, dass der Jugendliche von der Zielgruppenvereinbarung der Produktionsschule nach Abs. 1 umfasst ist. [Kommentar: Die Auswahl liegt an den Schulen (diese können selbst entscheiden, ob Teilnehmer angenommen oder abgelehnt werden), Teilnehmer müssen jedoch seitens der Ausbildungsberatung für Jugendliche als zielgruppenkonform eingestuft worden sein]. § 3. Eine Produktionsschule kann ihre Produktion zu Bedingungen, die für private Anbieter keine unlautere Konkurrenz darstellen, absetzen/anbieten. § 3 a. Die Produktionsschulen müssen in ihrem Informationsmaterial und in ihren Annoncen, hierunter auch den Internetseiten der Schulen, über die Zielgruppe informieren, vgl. § 1, Abs. 1. Die Schulen müssen zudem darüber informieren, dass eine Produktionsschule kein formell qualifizierendes Ausbildungsangebot darstellt. [Kommentar: Produktionsschulen sind somit derzeit nicht berufsqualifizierend und müssen dieses nach wie vor deutlich kenntlich machen. Derzeit wird daran gearbeitet, ein ministerial anerkanntes Ausbildungszertifikat für Produktionsschulaufenthalte zu erhalten.] Die Bedingungen sind darüber hinaus in der so genannten Inhaltsbekanntmachung präzisiert (BEK nr 683 af 11/07/2000), aus der die Paragraphen 5 und 7 nachfolgend wiedergegeben sind: § 5. Ausgangspunkt des Werkstattunterrichts sind die praktische Arbeit und das Lösen von Aufgaben im Hinblick auf reale Produktion und den Absatz von Waren und Dienstleistungen. Abs. 2. Der Werkstattunterricht und der integrierte Unterricht sollen das fachliche Lernen sowie die persönliche und soziale Entwicklung fördern, zudem sollen sie die Basis für den Beratungseinsatz der Schulen bilden, vgl. §§ 8-10. Abs. 3. Der Werkstattunterricht ist so auszurichten, dass dem einzelnen 4


Teilnehmer ein kontinuierlicher und zusammenhängender Lernprozess ermöglicht wird, dieser sollte im größtmöglichen Umfang in einer verbindlichen Arbeitsgemeinschaft stattfinden. Abs. 4. Produktionsschulen müssen in ihrem Werkstattunterrichtsangebot mindestens drei Beschäftigungsbereiche abdecken. Die angebotenen Zweige müssen vorzugsweise einen gewissen inhaltlichen Deckungsgrad mit den berufsqualifizierenden Ausbildungen besitzen, so dass es den Teilnehmern ermöglicht wird, sich zwischen mehreren Beschäftigungsmöglichkeiten entscheiden zu können. Abs. 5. Im integrierten Unterricht sind die praktische Arbeit und Aufgabenlösung mit der dazugehörigen Theorie zu verbinden. Durch die Ausrichtung und Durchführung des Werkstattunterrichts ist sicherzustellen, dass die Teilnehmer auf Situationen stoßen, die die theoretischen Kenntnisse des Teilnehmers innerhalb des entsprechenden Fachbereiches erweitern. Finanzierung Eine Kommune, die einer Produktionsschule die Anerkennung ausstellt, leistet einen verminderten jährlichen Grundzuschuss in Höhe von derzeit 450.000 DKK. Die Finanzierung der Teilnehmeraufenthalte geschieht nach dem Prinzip eines Taxameters, anders ausgedrückt heißt dies, dass im Falle der Produktionsschulen eine Zählung der Stunden jedes einzelnen Teilnehmers erfolgt. Diese Stunden werden nach einer Reihe komplizierter Regeln errechnet und ergeben eine „Jahresschülerzahl“ (”årselevtal”), welche wiederum vom Bildungsministerium vergütet wird. Nachfolgend bekommt das Ministerium einen Teil dieses Betrages von den Heimatkommunen der Teilnehmer erstattet. Der Schülerbeitrag, den die Schule auszahlt, wird vom Ministerium erstattet. Im Regelfall werden nur Aufenthalte von maximal einem Jahr Dauer finanziert. Sollte es gute pädagogische Gründe für die Verlängerung einzelner Schüler geben, verfügt die Schule über eine Quote von 10% der Jahresschülerzahl des Vorjahres, also eine gewisse Anzahl von Stunden, um diese abdecken zu können. Sollte es darüber hinaus Bedarf für eine weitere Verlängerung geben, kann die Kommune in besonderen Fällen die Finanzierung übernehmen. Trotz dieser genannten Möglichkeiten zwingt die Ein-Jahres-Regel in gewis5


sen Fällen die Schulen, Teilnehmer zu verabschieden, die noch nicht in der Lage sind, an anderen Stellen im Bildungssystem fortzusetzen. Man arbeitet daher daran, dass diese Regeln abgeschafft oder dahingehend verändert werden, beispielsweise dadurch, dass die Möglichkeit zur Dispenserteilung an die Ausbildungsberatung für Jugendliche übertragen werden könnte, da diese bereits die anfängliche Zielgruppenfestlegung durchführt. Das ‚Taxameterprinzip’2 ist natürlich wie viele andere feste Ausgaben auch Einschnitten und Einsparungen ausgesetzt und es findet ein kontinuierlicher Kampf um die Anhebung des Betrages statt.

1.2 Generelle Information über Produktionsschulen in Deutschland Seit den 90er Jahren existieren Produktionsschulen in Deutschland, wie z.B. Kassel (1992), Altona (1999), Hannover (2004). Der Aufbau wurde durch die erfolgreiche Arbeit des dänischen Ansatzes und durch die Unterstützung der dänischen Produktionsschulen angeregt. Nach Angaben des Bundesverband Produktionsschulen e.V. existieren inzwischen mehr als 50 Produktionsschulen in der gesamten Bundesrepublik. Die Landschaft der deutschen Produktionsschulen ist gekennzeichnet durch die Verschiedenartigkeit der Konzepte und der praktischen Umsetzungen. In Deutschland steht die Bezeichnung für das pädagogisches Konzept und nicht für eine Schulform oder etablierte Bildungseinrichtung. In den Bundesländern sind die ministeriellen Zuständigkeiten unterschiedlich. Es existieren weder ein rechtsverbindlicher Rahmen zum Betrieb von Produktionsschulen, noch gibt es ein einheitliches Finanzierungsmodell, sondern „Mischfinanzierungen“ , wie z.B. durch den Europäischen Sozialfonds, Mittel der Bundesagentur für Arbeit, aus Landesmitteln der Arbeits-, Sozial-, Jugend- und Kultusministerien, aus kommunalen Mitteln der Jugendberufshilfe oder der JobCenter, private Finanzmittel von Stiftungen oder Sponsoren aus der Wirtschaft.

2 Der Vorteil einer Verankerung im Gesetz liegt natürlich in einer gewissen Sicherheit gegen eine plötzliche Schließung. Allerdings wird eine Schule hierdurch auch schneller Opfer von generellen Sparrunden. 6


Förderkulisse der Produktionsschulen in Deutschland Schulgesetze der Länder

Sozialgesetzbücher SGB II, SGB III, SGB VIII

Bildungsträger Jugendberutshilfe

Berutsbildungsgesetz

Zum Teil In Kooperation

Verordungen Europ. Union

Bildungsträger Jugendberutshilfe

Umsetzung Von Produktionsschulen

Bundesministerien mit Programmen

Jugendrille/ Arbeitsförderung

Landesministerien mit Programmen

Bundesagentur für Arbeit

ARGEn (SGB III)

Kommunen und Kreise

Optionskommune (SGB II) Frank Schodes (2010)

7


1.3 Die 6/7 ProNet-Schulen/-Organisationen 5 der Schulen füllten zum Projektstart (”starting point”) Fragebögen mit grundlegenden Angaben aus. Diese Angaben sind in der folgenden Zusammenfassung dargestellt. Grænseløst samarbejde Fehmarnbeltregion Grenzenlose Zusammenarbeit EFRE Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung EFRU Den Europæiske Fond for Regionaludvikling

MCS

KPH

KPS

PSOH CJD

LernWerk BFW/inab

Founded

1983

1984

1977

2007

2006

Number of workshops (2010)

9

11

9

4

5

Number of students 1/1/2010

160

106

97

40

64

Expected number 31/12/2012

120

105

100

50

65

Male/Female ratio

55/45

60/40

72/28

50/50

97/3

Staff (employed by the school)

29

18

20

10

11

Student/Staff ratio

5,5

5,9

4,8

4,0

5,8

Finance 2009 (1000 euro)

3.616

2.508

2.047

1.508

ARGE

Finance/Student ratio (1000 euro)

22,6

23,7

21,1

37,7

-

Der 6. Projektteilnehmer, BQL, betrieb eine Produktionsschule bzw. produktionsschulähnliche Bildungsverläufe während der Projektperiode. Desweiteren ist Folgendes anzumerken: MCS: Das MultiCenter Syd in Nykøbing F verfügte bereits über große Erfahrung mit internationalen Kooperationen, u.a. durch mehrere große Projekte im norddeutschen Bereich. Zum Projektstart verfügte die Schule über folgende Werkstätten: Küche&Kantine, Holzwerkstatt, Metallwerkstatt, Autowerkstatt, Musik, Internationales&Transport&Logistik, Kreative Werkstatt, Baugruppe, Vandtårnet: Café, Kunst, Kultur und Tourismus, Hausmeister- und Gartenservice. 8


KPH: Korsør ProduktionsHøjskole verfügte bereits über breite Erfahrung aus internationalen Kooperationen. Zum Projektstart verfügte die Schule über folgende Werkstätten: Metall, Musik, Hoch-&Tiefbau, Büro, IT Druck&Technik, IT Web&Design, Maler, Küche&Kantine, Textil, Laden&Service, Holz&Segel, Pädagogik. KPS: Kalundborgegnens Produktionsskole, in Svebølle etwas außerhalb von Kalundborg gelegen, hatte bereits früher eine Reihe internationaler Kooperationen. Zum Projektstart verfügte die Schule über folgende Werkstätten: Büro, Küche&Kantine, Kinderpflege/Pädagogik, Design und Floristik, Hoch&Tiefbau, Mechaniker, Metall, Innovation, Schilder und Werbung. Alle drei genannten Schulen nahmen an einem Versuch teil, komplette Lehrlingsausbildungen an Produktionsschulen durchzuführen, dieser Versuch ist nun gesetzlich verankert und zu einem festen Angebot geworden. PSOH: Produktionsschule Ostholstein liegt in Malente, ist organisatorisch jedoch an das CJD in Eutin gebunden. Die Schule verfügte im Vorfeld bereits über einige internationale Kooperationen, hauptsächlich jedoch auf Leitungsebene. Zum Projektstart verfügte die Schule über folgende Werkstätten: Küche/Catering, Zimmerei, Gartenbau, Soziale Arbeit. das LernWerk: wurde vom BFW/inab betrieben und verfügte zum Projektstart über folgende Werkstätten: Küche, Holzwerkstatt, Metallwerkstatt/Metallrecycling, Forstwirtschaft. Das Projekt, das zu 100 % seitens der ARGE/Jobcenter finanziert war, verlor den Zuschuss und wurde Ende August 2011 geschlossen. Während des Projektverlaufs wurden die Aktivitäten des maritimen Verlaufs (Arbeitsgruppe 3) vom BQL übernommen, die Austauschaktivitäten hingegen wurden vom JAW Koppelsberg in Plön übernommen. Das JAW Koppelsberg verfügte über mehrjährige Jahre internationaler Erfahrung durch verschiedenen Projekte. BQL/JuMa: Die JugendManufaktur wurde von der BQL betrieben und lag im Zentrum Lübecks. Die JuMa litt unter einer finanziell schwierigen Lage und es wechselte zudem die Leitung im ersten Projektjahr. Die JuMa schloss Ende Märts 2011. Die BQL begann in 2011 eine Lübecker Jugendwerkstatt, die die Aktivitäten der JuMa mit drei Werkstätten fortführte. Die BQL verfügte mehrjährige internationaler Erfahrung, u.a. mit Dänemark.

9


Zusammenfassende Bemerkungen: Obwohl diese sechs Schulen nicht typische Repräsentanten der jeweiligen nationalen Produktionsschullandschaft verköpern, zeichnet die Übersicht dennoch ein klares Bild der verschiedenen Bedingungen für diesen Schultyp in Dänemark und in Deutschland. Die drei dänischen Schulen haben jeweils bereits ihre 25. Jubiläen begangen und sie sind durchschnittlich doppelt so groß wie die deutschen Schulen. Zwei der deutschen Schulen mussten aufgrund mangelnder Finanzierung schließen. Die fehlende Anerkennung und Verankerung im Bildungssystem machen die Arbeit in diesen Produktionsschulen zu einer Art Nebelfahrt, bei der pädagogische und persönliche Schlüsselressourcen schnell verloren gehen können. Dieses kann in dem auffälligen Kontrast zu den „Eckpunkten zur Entwicklung der Produktionsschulen“ (siehe Anlage) gesehen werden. Es zeigte sich, dass eine Struktur, in der ein Teil des Schulpersonals gleichzeitig noch andere nicht-produktionsschulbezogene Rollen und Funktionen oder Anstellungen und Karrieren in der Träger-Organisation hatte, von Bedeutung sein konnte. So hatten die zuvor angesprochen Schließungen nicht die gleichen dramatischen Auswirkungen auf das Projekt wie es eine Schließung einer selbständigen Schule gehabt hätte. Dieses war natürlich praktisch für das ProNet-Projekt, da es so trotz der Schulschließungen fortsetzen konnte, dennoch ist es nicht von der Hand zu weisen, dass dieses gleichzeitig etwas für den Überlebensinstinkt und das Krisenmanagement der geschlossenen Schulen bedeutet hat3.

3 Dieses hatte nicht nur Konsequenzen für die Diskussion über die Organisationsform in Deutschland, sondern auch für jene in Dänemark. Es gibt bereits eine ganze Reihe dänischer Produktionsschulen, die Teile größerer organisatorischer Einheiten sind, und es gibt Berufsschulen, sie mit produktionsschulähnlichen Projekten arbeiten. Und tatsächlich gibt von Zeit zu Zeit Gedankenspiele darüber, der engen Zusammenarbeit zwischen Produktions- und Berufsschulen organisatorische Konsequenzen folgen zu lassen. So haben beispielsweise die Gewerkschaftsverbände der Angestellten bereits solchen Fusionen durchgeführt. 10


2. Gewünschte Platzierung der Produktionsschulen im Bildungssystem Dieser Abschnitt beschreibt, an welcher Stelle wir die Produktionsschulen im Bildungssystem Deutschlands und Dänemarks platzieren würden.

1. 2. 3.

Der erste Unterabschnitt begründet die Existenz der Schulform durch die Beantwortung der folgenden Fragen: Warum besteht der Bedarf an besonderen Bildungsansätzen? Warum ist Produktionsschulpädagogik eine der Lösungen? Warum kann Produktionsschulpädagogik gewinnbringend an einer Produktionsschule durchgeführt werden und was charakterisiert in diesem Sinne eine Produktionsschule? Der zweite Unterabschnitt zeigt sprachlich und graphisch, in welcher Weise wir die Produktionsschulen gerne im Bildungssystem platziert sähen.

2.1 Welche Funktion/Rolle Produktionsschulen im Bildungssystem haben In Produktionsschulen treffen wir auf Jugendliche, die im traditionellen Bildungssystem (noch) keine Ausbildung absolvieren können. Gründe gibt es hierfür viele: Schulmüdigkeit, abgebrochene Ausbildungen oder auch fehlende Kompetenzen, deren Besitz das traditionelle Bildungssystem von ihnen erwartet. Und diese Schüler können nicht ohne Schwierigkeiten in den Arbeitsmarkt von heute und schon gar nicht in den von morgen eintreten. Wenn wir alle Schüler - oder zumindest 95 Prozent von ihnen - erreichen möchten, müssen wir andere und verschiedene Wege wählen. Ein Weg, der sich als effektiv für viele erwiesen hat, muss nicht zwangsläufig für alle richtig und effektiv sein. Die Frage ist nicht, ob die Jugendlichen mehr lernen sollen, denn das können und müssen sie. Die Frage ist, wie sie das Lernen lernen können. Auch die Jugendlichen an Produktionsschulen müssen fachliche, soziale und persönliche Kompetenzen erlangen. Aber sie müssen dieses auf eine andere Art tun, als sie es bisher getan haben. Wir müssen grundsätzliche erkennen und verstehen, dass wir nicht plötzlich andere Jugendliche bekommen werden als jene, die wir haben. Statt nun anzunehmen, die Jugendlichen seien das Problem und folglich zu versuchen, aus 11


”unzureichenden” Jugendlichen ”richtige” zu machen, haben sich Unterrichtsformen, in denen die Teilnahme an echter Produktion die Unterrichtsbasis bildet, als brauchbarer Weg erwiesen. Wir müssen folglich die Begriffe ”Ausbildung” und ”Schule” breiter definieren, so dass sie nicht länger nur für Klassenräume mit Tafeln und Kreide oder für Lehrer mit pädagogischer oder universitärer Hochschulbildung stehen. Sie verkörpern hier ein Vorhaben bzw. einen Ansatz, dessen Ziel es ist, Lernprozesse und Bildung so zu unterstützen, dass diese ein Weg in die Gesellschaft sein können. Und das Wort Produktionsschule1 soll in dieser Bedeutung verstanden werden. Im Wort Produktionsschule besitzen die Worte Produktion und Schule gleichviel Gewicht. Nicht in dem Sinne der Gewichtung „50% von jedem“, sondern 100% Produktion und zugleich 100% Schule. Dieses bedeutet, dass man in idealer Hinsicht auch dann in der Lern-Aktivität/Arbeit einen Sinn sehen kann, wenn man von einem der beiden Aspekte absieht, und so sollen sowohl die Produktionsseite als auch die Lernseite in sich einen Sinn ergeben. Die Produktion ist ein Ziel in sich, sie zeigt unmittelbar Ergebnisse, sie ist notwendig und dient anderen Menschen. Sie ist keine gleichgültige Beschäftigung zum Selbstzweck (wie es zum Beispiel das Ausheben und spätere Zuschütten von Löchern wäre). Auch bringt sie nicht etwas hervor, das gebraucht werden kann, weil es nun vorhanden ist (beispielsweise als Weihnachtsgeschenk für die Mutter). Was sie hervorbringt, wird benutzt, weil es benötigt wird. Die Produktionsarbeit trägt die Notwendigkeit2 bereits in sich, und jene Kompetenzen, die für die Produktion notwendig sind, können und müssen notwendigerweise im Laufe der Zeit angeeignet werden, um ein vollwertiges Mitglied der Arbeitsgemeinschaft werden zu können. Der Arbeitseinsatz ergibt unmittelbar einen Sinn. Diese Art des Lernens war zu allen Zeiten die gewöhnliche und anerkannte Lernform außerhalb des Schulsystems und wird daher vermutlich nach wie vor in dieser Form praktiziert. Wenn nun diese Lehrform als Unterrichtsform an einer Schule etabliert wird, kann man beginnen, von Produktionsschulen zu sprechen, auch wenn es weitere 1 Wie man es im Übrigen auch bei den Wörtern Fahrschule, Tauchschule, Reitschule usw. tut. 2 Die konkrete Notwendigkeit der Produktion nimmt hier sozusagen jene Rolle ein, der im traditionellen Ausbildungssystem eine abstrakte innere Motivation zugewiesen wird. 12


Aspekte beinhaltet. Es existieren Anforderungen an die Produktion und die Produktionsplanung, an die Werkstattleiter und –lehrer, an die Werkstättenvielfalt und auch an das Jugendmillieu. Die Notwendigkeit der Produktion muss sichtbar sein und für alle Beteiligten nachvollziehbar erscheinen, das heißt für Leiter, Teilnehmer und die Umwelt außerhalb der Schule. Das Ambitionsniveau sollte so hoch sein, dass es den Teilnehmern zu Recht ermöglicht wird, auf ihre Arbeit stolz zu sein, auf diese Art wird der pädagogisch begründete ”Lohn” nicht nur erarbeitet, sondern verdient und sogar wohl verdient. Und gleichzeitig sollten Verläufe so geplant werden, dass alle die Möglichkeit haben, an ihnen teilzunehmen und sich zu entwickeln. Werkstattleiter und -lehrer, die für die Produktion verantwortlich sind, sollten in ihrem Fach außerordentlich qualifiziert sein und hierdurch die Produktionsqualität sichern sowie aus ihrer Rolle heraus eine Autorität erlangen. Und sie müssen gleichzeitig aus tiefstem Herzen daran glauben, dass die Teilnehmer die Möglichkeit haben, sich fachlich und menschlich weiterzuentwickeln. Eine Produktionsschule und das Produktionsschulensystem als solches müssen ein breites Spektrum an Fächern und Werkstätten anbieten, so dass Teilnehmer, die ihr Interessenfeld noch nicht gefunden haben, verschiedene Möglichkeiten ausprobieren können. Es muss ein Jugendmilieu in der Schule und ihrem Umfeld herrschen, das für jeden Teilnehmer gleichzeitig Sicherheit und ihm oder ihr Herausforderungen bietet. Dieses stellt Anforderungen an die physischen Rahmen, an Schul- und Werkstättengröße und die Kultur an der jeweiligen Schule. Es sind enorme Anforderungen, die gleichzeitig diejenigen sind, die man versuchen sollte zu erfüllen, wenn man sich Produktionsschule nennen möchte. Eine tiefer gehende Ausführung der Anforderungen findet man unter anderem in der CHARTA DER DÄNISCHEN PRODUKTIONSSCHULEN (CHARTER FOR DE DANSKE PRODUKTIONSSKOLER), siehe Anlage. Es soll an dieser Stelle jedoch darauf hingewiesen werden, dass eine Produktionsschule nur dann die obengenannte Funktion im Bildungssystem einnehmen kann, wenn sie eine Schule ist, die sich fundamental von anderen Schulen im Bildungssystem unterscheidet. Vereinfacht und leicht polemisch ausgedrückt: Je mehr sich eine Produktionsschule an das normale Schulbild im Bildungssystem anpasst (organisatorisch, administrativ, kulturell, in der Rekrutierung von Perso13


nal), desto schlechter wird sie ihre spezielle Rolle im System ausfüllen können. Daher ist die beschriebene und gewünschte Verankerung als ein Angebot zur Synergie oder Symbiose und eben nicht als weiterer Wunsch zur Assimilation und Anpassung zu verstehen.

2.2 Die zukünftige Platzierung in Dänemark und Deutschland Sowohl in Dänemark als auch in Deutschland gibt es zu jeder Zeit Weiterentwicklungen im Bildungssystem. Die hier präsentierten Visionen sind in diesem Zusammenhang zu sehen. Sie können einerseits als Input in dieser Bewegung verwendet werden und andererseits werden sie im Zuge jener durchgeführten Änderungen wahrscheinlich ihre Gestalt verändern. Heutzutage werden in Dänemark die Produktionsschulen als Teil der Ausbildungsmöglichkeiten für Jugendliche3 (oder als ein möglicher Weg in diese) gesehen. Und es zeichnet sich ein dreigeteiltes Bild in diesem Bereich ab. •

Der gymnasiale Weg, der auf akademische Ausbildungen abzielt (inkl. der Fachausbildungen, die in Dänemark auf Bachelorniveau liegen). Diesen Weg gehen cirka 50% eines Jahrgangs. In der Graphik auf der nächsten Seite anhand der roten Figur gezeigt. Die Berufsausbildungen, die auf die Ausübung eines bestimmten Berufes abzielen. Diesen Weg gehen cirka 30% eines Jahrgangs. In der Graphik auf der nächsten Seite anhand der gelben Figur gezeigt. Und die ”individuellen” Ausbildungen mit individuell ausformulierten Zielen. Diese sollten jenen Teil des ”Restes” abdecken, die eine Ausbildung

3 Das bedeutet nicht, dass Produktionspädagogik nicht auch Gewinn bringend im Grund- oder Mittelschulzusammenhang angewendet werden kann. Aber die Bedingungen zur Durchführung von echter Produktion sind in den zwei Altersstufen (Arbeitsschutzgesetzgebung usw.) so verschieden, dass eine institutionelle Vermischung ungünstig wäre. Produktionsschulen bieten Jugendausbildungen für (fast) ”erwachsene Menschen”, die Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen können oder es zumindest können sollten und die selbstverständlich einen ”Lohn” für ihre Teilnahme, d.h. die echte Produktion, erhalten sollten. Aber Produktionsschulen möchten durchaus auch eine Inspiration für produktionspädagogische Ansätze im Grundschulbereich sein. 14


durchlaufen sollen, die Zielsetzung beläuft sich auf 15% eines Jahrgangs. In der Graphik als grüne Figuren dargestellt. Die graphische Darstellung fokussiert auf die individuellen Ausbildungen im Zusammenspiel mit den Berufsausbildungen und ist daher im Verhältnis zur obengenannten Prozentverteilung etwas verzerrt. Es besteht ein gewisser Zusammenhang zwischen den verschiedenen Ausbildungs- und Schulformen. Es gibt auch weiterhin Gymnasien und gymnasiale Zweige an Berufsschulen, die gymnasiale Ausbildungen anbieten, und es sind grob betrachtet die Berufsschulen, die die Berufsausbildungen anbieten. Aber es gibt gleichzeitig Möglichkeiten im Rahmen einer Berufsausbildung, in die verschiedene und hierunter auch akademische Weiterbildungen einfließen können. Und Berufsausbildungen können auch in Form der Ausbildung durch einen Meister (”ny mesterlære”) oder an Produktionsschulen erlangt werden, auch wenn diese von den Berufsschulen koordiniert, aber mehr oder weniger an anderen Orten durchgeführt werden. Die individuellen Ausbildungen sind institutionell gesehen breiter verteilt und in vielen Fällen liegt die formale Verantwortung nicht bei einer Ausbildungsinstitution, sondern z.B. bei den Kommunen, die in vielen Fällen die Leistungen, beispielsweise bei einer Produktionsschule, einkaufen.

15


Die zukünftige Platzierung in Dänemark: Vidergående uddannelse

Gymnasiale uddannelser

Arbejdsmarked

2 EGU

Erhvervs1 uddannelser

4

Efteruddannelse

F L E X 6

Produktionsskole

S T U 3

UU Frivillig 10. klasse

(10. klassecenter, ungdomsskole, efterskole, VUC...)

9 års grunduddannelse

5

Es gibt zweigübergreifend Jugendliche, die von einer Jugendausbildung zu einer anderen wechseln. Dieser Wechsel ist seitens der Produktionsschulen und teils der EGU Teil des Ausbildungsplanes oder wird zu diesem. UU ”Ungdommens Uddannelsesvejledning” (’Ausbildungsberatung für Jugendliche’) ist eine kommunenübergreifende (?) und schulunabhängige Beratungsinstitution, die auch Behördenaufgaben wahrnimmt, z.B. in Verbindung mit der dänischen ”Ausbildungspflicht”. UU steht für die Anerkennung der Jugendlichen, das heißt ob diese der Zielgruppe für Produktionsschulenaufenthalte angehören/entsprechen. Produktionsschulen können als Institution, über den Betrieb eines normalen Produktionsbetriebes hinaus, andere Rollen im Ausbildungssystem in Kooperation mit anderen Institutionen wahrnehmen. Typischerweise durch Aktivitäten, die sich in den normalen Betrieb der Produktionsschule einfügen. Die wichtigsten sind hier genannt:

16


1. 2.

3. 4.

5. 6.

Produktionsschulbasierte Berufsausbildung, bei der der Großteil der Ausbildung in der Produktionsschule stattfindet. Produktionsschulenaufenthalte können einen Teil der BerufsGrundAusbildung (”EGU”) sein/ausmachen. In vielen Kommunen ist der Betrieb der EGU zudem in die Produktionsschule ausgelagert. Produktionsschulenaufenthalte können Teil der ’Speziell Zusammengestellten Ausbildung’ (”Særligt Tilrettelagt Uddannelse”) sein. Teile der Berufsausbildung können als Zusammenarbeit von Berufs- und Produktionsschulen durchgeführt werden, teilweise als Kombinationsverlauf, teilweise in der Form, dass Teile der Grundausbildung an Produktionsschulen absolviert werden. ”Folkeskoleloven” §33 In der geplanten Flexausbildung sind die Produktionsschulen als Anbieter von Schulverläufen gedacht. Man kann sich durchaus vorstellen, dass Produktionsschulen, wie bei der BerufsGrundAusbildung (”EGU”), enger in die Durchführung dieser Ausbildung eingebunden werden können, d.h. dass der grüne Zirkel hier stattdessen ein grünes Rechteck sein sollte.

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Die zukünftige Platzierung in Deutschland:

(Kilde: Berufsbildungsbericht 2010)

• • • • •

In Deutschland haben 2010 insgesamt 865.316 Schüler die Allgemeinbildenden Schulen verlassen1: 6,1 % ohne Schulabschluss 20,8% mit dem Hauptschulabschluss (15 -17 Jahre) 40,5% mit Realschulabschluss (16 -18 Jahre) 1,6 % mit Fachhochschulereife (18 -21 Jahre) 31% mit der Allgemeinen Hochschulreife/Abitur (18 -21 Jahre)

1 Destatis; Statistisches Bundesamt; https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/ GesellschaftStaat/BildungForschungKultur/Schulen/Tabellen/AllgemeinBildendeBeruflicheSchulenAbschlussartInsgesamt.html Stand: 07.06.2012 18


1. 2. 3.

Das deutsche Berufsbildungssystem gliedert sich in drei Sektoren2: Das duale System der Beruflichen Bildung (Betriebliche und Schulische Unterweisung) (47,9% der Schulabgänger und Altbewerber) Das Schulberufssystem, in dem vorrangig Berufe des Dienstleistungsbereiches ausgebildet werden (18,1 % der Schulabgänger und Altbewerber) Das Übergangssystem , ohne vollqualifizierenden Abschluss zur Vermittlung berufsvorbereitender Kompetenzen (34,1 % der Schulabgänger und Altbewerber) Zur Zeit befinden sich ca. 350.000 junge Menschen in diesem Übergangssystem3. Die Kosten hierfür betragen jährlich 4,3 Milliarden Euro. Mit dem demographischen Wandel lässt sich bereits heute ein deutlicher Rückgang der Auslastung immanenter Angebote feststellen, jedoch werden 2025 immer noch 238.000 junge Menschen in diesem System erwartet4, in dem heute jeder 2. Jugendliche über einen Hauptschulabschluss und jeder 5. Jugendliche über einen Realschulabschluss verfügt. Das Übergangssystem ist gekennzeichnet durch ”durch eine unüberschaubare und unabgestimmte Ansammlung von Maßnahmen…”5 Die Initiative Übergänge mit System, an der sich mit der Bertelsmann-Stiftung 8 Ministerien auch die Bundesagentur für Arbeit beteiligen, zielt auf eine Vereinfachung des Maßnahmedschungels durch Minderung, Bündelung sowie der Abstimmung der Angebotsvielfalt und damit auf den vereinfachten Zugang zu Ausbildung und Beschäftigung. Produktionsschulen sind ein unverzichtbarer Bestandteil in diesem Übergangssystem, denn sie wenden sich insbesondere an junge Menschen ohne Schulabschluss, die nicht über eine hinreichende berufliche Orientierung verfügen, die erhebliche Vermittlungshemmnisse aufweisen oder die durch die lokal vorhandenen Angebote am Übergang von Schule und Beruf nicht erreicht werden. Für die einzelnen jungen Menschen zielt die Produktionsschule auf den Ausgleich sozialer Benachteiligungen und die Überwindung individueller Beeinträchtigungen und auf die Arbeitsmarktintegration. Produktionsschulen ermöglichen mit ihrem Angebot personale, soziale und fachliche Kompetenzentwicklung, berufliche Orientierung sowie Ausbildungs- und Beschäftigungsfähigkeit - sie sind damit Teil der individuellen, systematischen Berufswegeplanung.

2 Berufsbildungsbericht 2010 3 mit System, 2011, Bertelsmann-Stiftung, 4 Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010: 313 5 siehe 7 19


3. Strategische Konklusion Produktionsschulen sind grundlegend ein Teil des Bildungssystems und diese Platzierung möchten wir verdeutlichen und verankern. Wir sind keine Schulen im traditionellen Sinne, sondern orientieren uns an einer umfangreicheren Bedeutung, wie wir sie in Abschnitt 2.1 beschrieben haben. Die Produktsionsschulen ist somit kein Projekt für Arbeitssuchende, kein Schulfreizeitangebot und keine medizinisch-therapeutische Einrichtung.

Unsere Motivation besteht nicht darin, aus einer ”unzureichenden” Jugend eine ”richtige” machen zu wollen, sondern ihr Zugänge und Wege anzubieten, die Lernprozesse ”auf eine andere Art” ermöglichen und somit dazu beitragen, dass hierdurch eine so große Anzahl Jugendlicher wie möglich die bestmögliche Ausbildung bekommt. Und hier können Produktionsschulen oder man selbst als Angestellte einer solchen mindestens drei Dinge tun. Als Produktionsschule soweit möglich in der Praxis nach den Hauptpunkten der Charta, den Eckpunkten und Qualitätsstandards (wie sie in den Anlagen zu diesem Dokument zu finden sind) arbeiten. An einer Produktionsschule sollte zu jeder Zeit das Ziel angestrebt werden, dass Produktion Lernen und Lernen Produktion bedeutet. Die Produktion darf dem Lernprozess nicht im Weg stehen, was selbstverständlich auch umgekehrt gilt. Eine genaue Beschreibung der Institution vornehmen, sowohl nach außen im Verhältnis zur lokalen Gemeinschaft und dem politischen System als auch schulintern, da beide Beschreibungen in einem Wechselverhältnis stehen. Dies gilt sowohl für die Beschreibung der Aktivitäten als auch für die der Zielgruppen und Schüler. Und die Beschreibung sollte selbstverständlich die reale Praxis widerspiegeln. Den Einsatz und die Wirkung in einem deutlichen und verständlichen System, das die Schul- und Produktionsseite beachtet, dokumentieren. Wie im vorherigen Abschnitt gezeigt wurde, unterliegen die Schulen in Dänemark und Deutschland unterschiedliche Bedingungen. In Dänemark ist die Schulform älter und bereits institutionalisiert und unterliegt zudem einem gesetzlichen Rahmen, die finanziellen Bedingungen sind äußerst verschieden und die Schulen agieren in verschiedenen Bildungssystemen und Bildungskulturen. Aber im Verhältnis zu den Kernwerten gibt es keinen Grund Unterschiede zu sehen. Weder zwischen Dänemark und Deutschland noch im Verhältnis zum Rest der EU.

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Die Kernwerte der Charta und die Beschreibung der Qualitätsstandards dieser Schulform sind aus einem handwerklichen Zugang (in einer breiten Bedeutung des Wortes „Handwerk“) und einem humanistischen Menschenbild und zu einem gewissen Grad auch aus der dänischen Heimvolksschultradition abgeleitet. Diese Werte können in folgenden konkreten Anforderungen an die Praxis und durch die Bedingungen, unter denen gearbeitet werden soll, verdeutlicht werden: Die Produktion: Die Produktion sollte behutsam ausgewählt und koordiniert werden, in gleicher Weise im Verhältnis zu den Absatzmöglichkeiten wie zum pädagogischen Inhalt. Das Ambitionsniveau sollte hoch sein, sowohl auf die Qualität als auch auf die Quantität/Produktivität bezogen, - sofern Produktion und Lernerfolg jeweils als Voraussetzung des anderen angesehen werden, muss das Ambitionsniveau gleich hoch angesetzt werden. Verhinderungen von echter Produktion (z.B. Kultur, Einstellung, Gesetzgebung, ungeschriebene Regeln) müssen identifiziert und bearbeitet werden. Die Werkstatt: Die Werkstatt sollte professionell eingerichtet und ausgestattet sein, das Tragen von Arbeitskleidung (mit Logo) wird stärkstens empfohlen. Der Meister/Werkstattleiter/Lehrer: Wie in Abschnitt 2.1 beschrieben, sollte der Werkstattmeister zu allererst ein hervorragender Handwerker in seinem Fachbereich (Zimmerer/Musiker/Buchhalter/Seemann/Koch) und selbstverständlich auch ein guter Lehrer sein. Wir sprechen somit von einem pädagogischen Zugang, der sich in hohem Maße an der traditionellen Auffassung des Meisters orientiert [..]. Und gleichzeitig sollte der Werkstattmeister an die Möglichkeiten der Jugendlichen glauben und die Stärke/Widerstandskraft haben, Erfolge aber auch Misserfolge zu tragen. [..]. Und in Bezug auf die Aus- und Weiterbildung dieser Meister muss die Produktionspädagogik sich selbst fachlich ernst genug nehmen, auch ihre eigenen Lernprozesse auf die reale Praxis zu stützen. Entlohnung: Die Entlohnung der Schüler sollte von allen (Schülern, Lehrern, Umgebung) als Bezahlung für den geleisteten Einsatz verstanden werden und nicht als Unterhalt oder Unterstützung – und insbesondere nicht als Almosen. Dies setzt jedoch voraus, dass wirklich etwas geleistet wurde und daher sollte es im Vorwege eine faire Chance geben, auch etwas leisten zu können. Verläufe: Zeitgleich zur täglichen (notwendigen) Produktion darf zu keiner Zeit der individuelle Lernverlauf des einzelnen Teilnehmers aus den Augen verloren werden. Pläne sind schriftlich festzuhalten und sie müssen kontinuierlich durch Absprachen und Anpassungen justiert werden, ohne dass hier21


bei umfassende Dossiers verfasst werden. Die Pläne sollen eher als konkrete Zielsetzungen angesehen werden. Pläne ohne großen Handlungsspielraum haben sich in der Praxis als gute Methode bewährt, ähnlich sind auch fest vereinbarte Abläufe und Fristsetzungen für diesen Teil der Arbeit eine gute Idee. Dokumentation: Aus Rücksicht auf das Verständnis der Teilnehmer, der Schule und der Umwelt für die Aktivitäten sollte das Gelernte in Form eines Kompetenznachweises dokumentiert und vermittelt werden. Ein solches Zeugnis sollte seine Autorität ausschließlich aus den dokumentierten und folglich in der Praxis anwendbaren Kompetenzen erlangen. Und gleichzeitig sollte ein solches Dokumentationssystem so gestaltet und implementiert sein, dass es auf natürliche Weise ein Bestandteil der Aktivitäten einer Schule und ihrer Werkstätten wird. Sprache: Eine Produktionsschule sollte bewusst wählen, wann sie ihre Terminologien aus der Arbeitsplatzkultur, aus traditionellen oder akademischen Diskursen und wann sie sie aus dem Mentor-, Therapie- oder Pflegeumfeld entlehnt. Sollte es Schüler oder Teilnehmer oder Klient heißen, heißt es Lehrer oder Meister, welchen Begriff wählt man für die Pause? Wie spricht man einander an und wie über einander, wie sprechen die Angestellten über die Teilnehmer? Die interne Sprache färbt auf die externe Sprache ab und die Sprache wiederum beeinflusst die tägliche Arbeit.

3.1 Dänemark Aufgrund der oben angeführten Punkte und einiger Empfehlungen aus der ProNet-Konferenz im November 2011 können Produktionsschulen für ihre Organisation folgende konkreten Vorschläge gegeben werden: In Dänemark ist der Unterstützungsbeitrag für Teilnehmer über 18 Jahre seit 2011 davon abhängig, ob die Jugendlichen noch bei den Eltern wohnen oder dieses nicht mehr tun. In der Praxis sieht es nicht danach aus, dass dieser „Lohnunterschied“ einen Einfluss auf die Teilnehmerzahl einer Produktionsschule hat, aber es herrscht kein Zweifel daran, dass das Selbstverständnis der Teilnehmer und die Wahrnehmung der Außenwelt hiervon beeinflusst werden1. Für den imaginären Wert der Zahlung als konkrete Anerkennung 1 Dass das Schüler-Bafög (”Statens uddannelsesstøtte”) für noch zu Hause wohnende Schüler über 18 Jahre den Spitznamen ”Cafégeld” bekommen hat, ist ein deutlicher Ausdruck hierfür. 22


eines Produktionseinsatzes kann diese Tatsache jedoch kontraproduktiv sein. Falls man den Unterstützungsbeitrag differenzieren möchte, sollte dieses eher in Bezug zur Arbeitsleistung geschehen2. Es wird an der Abschaffung der Ein-Jahres-Regel gearbeitet, die in einigen Fällen individuelle Verläufe stark sabotiert. Man könnte sich hier eine Arte verlängerte Zielgruppenbewertung seitens der Ausbildungsberatung für Jugendliche vorstellen. Die Rolle der Produktionsschulen ist als ein wesentlicher Einstiegsweg in individuelle Ausbildungen festzulegen, dieses auch in Bezug auf neue flexiblere Ausbildungsformen. Die negative Zielgruppendefinition muss aus dem Produktionsschulgesetz und den Selbstbeschreibungen der Schulen gestrichen werden. Es gibt keine Garantie dafür, dass positive Erwartungshaltungen funktionieren, wenn die Chancen für einen Misserfolg größer sind. Die Zielgruppen sind so zu beschreiben, dass die erreichbaren und nicht die unerreichbaren Kompetenzen hervorgehoben werden3. Ausbildungen und Weiterbildungen der Produktionsschulangestellten müssen permanent von der Produktionsschulpraxis mit Schwerpunkt auf Handwerk, Leitung und Menschenbild ausgehen. Und bei allen Teilnehmern muss das Resultat sich in den fachlichen Kompetenzen sowie den persönlichen und sozialen Parametern widerspiegeln. Die Sprache beschreibt nicht nur die Wirklichkeit, sie färbt und beeinflusst diese auch. Es ist daher bedeutend, intern wie extern, ein bewusstes Verständnis für die verwendete Sprache zu besitzen. Dieses sowohl – wie oben beschrieben – im Verhältnis zur Zielgruppe als auch in Gesprächen über die Aktivitäten der Schule. Inwieweit die Sprachen der unterschiedlichen Mitarbeitergruppen und Teilnehmer Bestandteil der Schulsprache sein sollten, ist eine bewusste Wahl, die dazu beiträgt, die jeweilige Schule und die Schulform auf lange Sicht zu definieren. 2 Ein Modell, mit dem 2012 an einer Produktionsschule in Leipzig experimentiert wird. 3 Dieses gilt auch dann, wenn die Schulformen für sich und um notwendige Finanzierungen werben. 23


Produktionsschulen müssen sich zusammen mit dem übrigen Bildungssystem an der kulturellen Erweiterung beteiligen. Internationale Zusammenarbeit ist wichtig und es gibt andere Sprachen und Kulturen als die dänische und englische oder amerikanische. Das Kompetenzzertifikat für Produktionsschulen, das 2012 per Gesetz eingeführt wird, soll unterstützt werden. Dessen Gültigkeit ist zu unterstützen, indem der Bekanntheitsgrad vergrößert wird und indem in der Praxis gezeigt wird, dass dieses die tatsächlich erworbenen Kompetenzen dokumentiert, mit anderen Worten, dass die Teilnehmer auch das können, was sie zu können behaupten. Die Ergebnisse der Schulform sind kontinuierlich zu dokumentieren. Es wird daran gearbeitet, dass die Verabschiedungsstatistik so gründlich und verlässlich wie möglich geführt wird, zudem kann so daran gearbeitet werden, dass die „Langzeitwirkung“ sowohl in quantitativen als auch qualitativen Studien wieder dokumentierbar wird.

3.2 Deutschland Die Geschichte „Die Ursprünge der Produktionsschuldiskussion in Deutschland reichen in die 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück. Pädagogen im Bund entschiedener Schulreformer um Paul Oestreich diskutierten 1920 auf der Reichsschulkonferenz über die Produktionsschulen. Ihnen ging es um eine neue Schule in einer neuen Gesellschaft. Sie propagierten die „Elastische Einheitsschule“ als Vision einer demokratischen Schule und wandten sich gegen die bisherige Lernschule mit ihrer einseitigen „Wissensbildung“. Die neue Schule sollte „die intellektuelle, technisch-werktätige und künstlerische Veranlagung gleichmäßig bewerten und fördern.“ Anders als Paul Oestreich vertrat der Münchner Stadtschulrat Georg Kerschensteiner das Konzept einer Arbeitsschule mit einer Ausrichtung auf die staatsbürgerliche Erziehung der Zöglinge, auf eine Idee eines sittlichen Gemeinwesens in einem nationalen Ideal. Gemeinsam ist beiden die scharfe Kritik an der Lern- oder Buchschule einerseits, die Betonung der praktischen Arbeit in Werkstätten der Schulen andererseits.“... “Die gegenwärtige Diskussion um Produktionsschulen ist weniger ideologisch. Durch diesen Schultyp soll die Gesellschaft nicht verändert werden, die Diskussionen sind eher pragmatisch über das Verhältnis 24


von Pädagogik und Ökonomie, über politische Durchsetzungsstrategien und, schon kontroverser, darüber, ob Produktionsschulen allein ein Instrument der Benachteiligtenförderung oder ein pädagogisches Prinzip darstellen, das für viele Jugendliche eine geeignete Form des Lernens darstellt.“4 Die Produktionsschulen in Deutschland orientieren sich an den Produktionsschulen in Dänemark. Die politische Situation. In den 1990er Jahren wurden in Deutschland die ersten Produktionsschule nach dem dänischen Vorbild gegründet. Der Begriff ist in Deutschland jedoch nicht einheitlich definiert, was u.a. mit den uneinheitlichen Finanzierungsmodellen und ministeriellen Zuständigkeiten (Bildung – Arbeitsmarktpolitik und Jugend-(Berufs)hilfe) zusammenhängt. Produktionsschule in Deutschland versteht sich als fester Bestandteil im Übergangssystem „Schule-Beruf“, ist dort jedoch noch eine Option in einer unüberschaubaren Vielzahl von Angeboten.

1.

2.

3.

4.

Aktuell werden in der fachlichen Diskussion von unterschiedlichen bildungssystemischen Ansätzen genannt5: In Mecklenburg-Vorpommern bestimmt die Zielgruppe (vorrangig 15-20 Jährige; Ausnahmen im Land vorhanden) die Einordnung in den Bereich Jugendberufshilfe Hamburg ist das einzige Bundesland, in dem aufgrund eines Parlamentsbeschlusses Produktionsschulen eingerichtet wurden. Es sind keine Schulen im Sinne des Hamburger Schulgesetzes, sondern Einrichtungen, die von Bildungsträgern in freier Trägerschaft betrieben werden. Gleichwohl sind die Hamburger Produktionsschulen Bestandteil der Schulstruktur (im Übergangssystem Schule – Beruf) und werden entsprechend über den Bildungshaushalt finanziert6. In mehreren Bundesländern werden zur Zeit Produktionsschulen über das SGB II finanziert (§ 16d SGB II; § 45 SGB II) und als fester Bestandteil der Arbeitsmarktpolitik verstanden Im Rahmen einer Einigung im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat zu dem Gesetz zur Verbesserung der Eingliederungschancen am

4 http://de.wikipedia.org/wiki/Produktionsschule_Altona 5 Meier, Gentner, Bojanowski (Hrsg.)”Produktionsschule verstetigen” Handlungsempfehlungen für die Bildungspolitik, Münster, 2011, Waxmann; S. 22 -24 6 http://www.hamburg.de/berufsorientierung/3031508/produktionsschule.html 25


Arbeitsmarkt wurde folgende Protokollerklärung verfasst: „Die Bundesregierung stimmt mit den Ländern in der Einschätzung überein, dass die Bundesagentur für Arbeit bei der Umsetzung berufsvorbereitender Bildungsmaßnahmen (§ 51 SGB III)7 im Sinne größerer Flexibilität passgenauere Lösungen vor Ort erarbeiten sollte. Dies gilt für Produktionsschulen und Jugendwerkstätten gleichermaßen wie für vergleichbare Angebote auf Landesebene. Die Bundesregierung ist mit den Ländern im „Runden Tisch Produktionsschulen“ in einem konstruktiven Dialog. Zudem wurde eine Arbeitsgruppe zu Fragen der Förderung von Jugendwerkstätten gebildet. Die Bundesregierung sagt verbindlich zu, auf eine dem Anliegen der Länder entsprechende Anpassung des Fachkonzeptes der Bundesagentur für Arbeit zeitnah hinzuwirken.“ Bei der Entwicklung und dem Aufbau von Produktionsschulen haben die Betreiber in der Vergangenheit unterschiedlichste Fördermöglichkeiten genutzt, je nach lokaler, regionaler und landesweiter Gegebenheit. Meist wurden ESF (Europäischer Sozialfonds)-Mittel - in Verbindung mit Landesmitteln – genutzt, um Produktionsschulen zu gründen. Seltener erfolgte dies mit Bundesmodellmitteln. Entscheidend dabei war, der Wille aller am Entwicklungsprozess Beteiligten, die vorhandenen (gesetzlichen) Möglichkeiten zu nutzen, um ein solches „pädagogisches Experiment“ ins Leben zu rufen. Der Bundesverband Produktionsschulen e.V. (BV PS) vertritt seit 2007 die Interessen von ca. 80 Produktionsschulen in Deutschland. Es existiert in Deutschland kein einheitlicher Typus von Produktionsschulen; gleichwohl gibt es zentrale Gemeinsamkeiten. So können aus Sicht des BV PS in PS die Schulpflicht der allgemein bildenden Schule bzw. der Berufsschule erfüllt werden. PS nehmen in einigen Bundesländern z.B. von Ausgrenzung bedrohte Schülerinnen und Schüler (Schulverweigerer) ab Klasse 8 auf, bereiten sie auf die Rückkehr in Regelschulen vor oder vermitteln ihnen außerhalb des Regelschulangebotes einen Schulabschluss. PS bieten auch anderen noch nicht voll ausbildungsfähigen jungen Menschen, die im ersten Arbeitsmarkt weder eine Berufsausbildung noch eine Beschäftigung finden oder eine Ausbildung abgebrochen haben, arbeitsmarktliche Anschlussperspektiven. PS können auch als außerbetriebliche Ausbildungsstätten und als soziale Betriebe des zweiten Arbeitsmarktes im Rahmen der Nachqualifi7 eingefügt 26


zierung fungieren. Wir finden in deutschen Produktionsschulen Jugendliche und junge Erwachsene in einer Altersspanne von 14-25 Jahren. Die Zielgruppen lassen sich noch präziser fassen: Produktionsschulen in Deutschland wenden sich insbesondere an junge Menschen ohne Schulabschluss, die nicht über eine hinreichende berufliche Orientierung verfügen, die erhebliche Vermittlungshemmnisse aufweisen oder die durch die lokal vorhandenen Angebote am Übergang von Schule und Beruf nicht erreicht werden. Für die einzelnen jungen Menschen zielt die Produktionsschule auf den Ausgleich sozialer Benachteiligungen und die Überwindung individueller Beeinträchtigungen und auf die Arbeitsmarktintegration. Produktionsschulen ermöglichen mit ihrem Angebot personale, soziale und fachliche Kompetenzentwicklung, berufliche Orientierung sowie Ausbildungs- und Beschäftigungsfähigkeit - sie sind damit Teil der individuellen, systematischen Berufswegeplanung8.

3.3 Weitergehender Ausblick (EU) Produktionsschulen in der EU haben eine gemeinsame Organisation gebildet, die auch zu einem gemeinsamen Verständnis von Produktionsschulen beiträgt. Dänemark und Deutschland sind stark in dieses Projekt eingebunden und dieses Papier kann zu einem selbstverständlichen Teil dieser Bestrebungen werden.

8 Positionspapier des Bundesverbandes Produktionsschulen e.V., 2011 27


Anlag

CHARTA DER DÄNISCHEN PRODUKTIONSSCHULEN Der Verband der dänischen Produktionsschulen proklamiert hiermit den folgenden Text als die Charta für die grundlegenden Prinzipien der dänischen Produktionsschule als selbständige Schulform

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CHARTA DER DÄNISCHEN PRODUKTIONSSCHULEN

Vorwort Das übergeordnete bildungspolitische Ziel besteht in Dänemark darin, es allen Jugendlichen zu ermöglichen, eine anerkannte Ausbildung zu erwerben. Mit dieser Charta unterstützen die dänischen Produktionsschulen die nationalen Strategien”Bildung für alle” und”Lebenslanges Lernen” und sie arbeiten auf deren Grundlagen. Als Produktionsschulen wollen wir den Jugendlichen, die eine andere Lernweise als die schulische bevorzugen, einen zweiten Weg zu einer Ausbildung anbieten. Das traditionelle Bildungssystem ist hauptsächlich theoretisch fundiert und beruht in hohem Grad auf projektorientiertem und individualistischem Unterricht. Die Produktionsschulen bieten eine Alternative mit klaren und übersichtlichen Zielen und Rahmenbedingungen, die sich an die Jugendlichen wenden, die einen praxisnahen Bildungsverlauf brauchen oder wünschen.

Das zentrale Prinzip im Lernraum und in der Pädagogik der Produktionsschulen ist das Lernen durch praktische Arbeit und das Lösen von Aufgaben in einer Arbeitsgemeinschaft im Hinblick auf authentische Produktion und den Absatz von Waren und Dienstleistungen am Markt Das ist eine Lernmethode, die Praxiserfahrungen voraussetzt, mit dem Ziel, die fachlichen, sozialen und persönlichen Kompetenzen des Jugendlichen zu fördern und zu klären.

Diese Charta entspricht den Bestimmungen, welche im Gesetz über die dänischen Produktionsschulen beschrieben sind, und bestätigt zudem die Standpunkte, die in den bestehenden Publikationen des Verbands der dänischen Produktionsschulen dargelegt sind. Die Charta soll die gemeinsamen Werte und die Ideengrundlage der dänischen Produktionsschulen proklamieren um in der Folge dafür zu arbeiten, entsprechende gemeinsame Prinzipien für die europäischen Produktionsschulen in einer gesamteuropäischen Charta proklamieren zu können. Mit dieser Charta wollen wir die Prinzipien hervorheben, die wir in den dänischen Produktionsschulen gemeinsam haben und die wir präzisieren und verteidigen wollen. Der Verband der dänischen Produktionsschulen anerkennt hiermit die nachstehenden Prinzipien als besondere Kennzeichen für die dänischen Produktionsschulen. Juni 2010 VERBAND DER DÄNISCHEN PRODUKTIONSSCHULEN

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CHARTA DER DÄNISCHEN PRODUKTIONSSCHULEN

PRINZIPIEN FÜR DIE DÄNISCHEN PRODUKTIONSSCHULEN 1 Das grundlegende Merkmal der Produktionsschulen besteht in praktischer Arbeit und Produktion. 2 Das Lernen findet in einer verbindlichen Arbeitsgemeinschaft statt. Zweck ist die persönliche, soziale und fachliche Entwicklung des Jugendlichen. 3 Der theoretische Unterricht wird mit der praktischen Arbeit und der Produktion verbunden.

4 Die Teilnehmer gehören zu einer Werkstatt und einem Lehrer, der die Teilnehmer sowohl in die Produktion als auch in die übrigen Aktivitäten der Schule einbezieht.

5 Die Schulen bieten Werkstätten mit einer fachlichen Vielfalt und Qualität an, die den aktuellen Arbeitsmarkt widerspiegeln. 6 Die Schulen bieten den Teilnehmern Unterricht in schulischen Fächern, sowie in kultureller Bildung und Gesellschaftskunde an.

7 Die Teilnehmer werden von den Produktionsschulen individuell aufgenommen und wieder ausgeschleust. Beides geschieht laufend und mit Rücksicht auf die Bedürfnisse des einzelnen Teilnehmers. 8 Die Teilnehmer erhalten für ihr aktives Mitmachen eine Schulleistung.

9 Die Produktionsschulen unterstützen den einzelnen Teilnehmer bei der Formulierung realistischer Ziele und helfen ihm, diese Ziele im Verlaufe seines Schulaufenthaltes zu erreichen.

10 Die Kompetenzentwicklung der Jugendlichen wird in einem Produktionsschulzeugnis dokumentiert. 11 Die Schulen sind rechtsfähige und unabhängige Stiftungen.

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CHARTA DER DÄNISCHEN PRODUKTIONSSCHULEN

PRINZIPIEN FÜR DIE DÄNISCHEN PRODUKTIONSSCHULEN 1 Das grundlegende Merkmal der Produktionsschulen besteht in praktischer Arbeit und Produktion. Praktische Arbeit und Produktion stehen im Zentrum des Lernmilieus in den Produktionsschulen. Die Produkte und Dienstleistungen, welche die Teilnehmer produzieren, werden zu Marktbedingungen abgesetzt. Dies gibt dem Lehrer in der einzelnen Werkstatt die Möglichkeit, Arbeitsaufträge anzubieten, die in einer konkreten Situation einen unmittelbaren Wert und eine unmittelbare Funktion haben, sowohl für den Teilnehmer selbst, als auch für die Schule und für die Kunden. Die Teilnehmer erkunden und sammeln Erfahrungen mit allen wichtigen Prozessen, die zur Arbeit und Produktion gehören – vom Entwurf über Beschluss, Planung, Ausführung und Wertschätzung bis zur Lieferung des fertigen Produktes.

Zum Selbstverständnis der Produktionsschulen gehört, dass Arbeit und Produktion gemeinsame Erlebnisse und Anerkennung erzeugen. Die Teilnehmer werden damit zu gemeinsamen, verbindlichen Zielen verpflichtet und erwerben einen definierten persönlichen Status und eine Identität; dies erfordert eine aktive Teilnahme, wodurch sich ihr Sinn für Zeitstruktur entwickelt. 2 Das Lernen findet in einer verbindlichen Arbeitsgemeinschaft statt. Zweck ist die persönliche, soziale und fachliche Entwicklung des Jugendlichen. In einer Produktionsschule ist die Produktionen nicht nur ein Zweck an sich, sondern das pädagogische Werkzeug, das die Grundlage für eine andere Form des Lernens bildet. Unter anderem. deshalb ist es wichtig, die Produktion als Ziel festzuhalten, damit sie als Mittel zum Zweck funktionieren kann.

Wenn die Teilnehmer einer Werkstattpraxis gegenüberstehen, wo die Dinge getan werden müssen, weil sie notwendig sind, dann werden bei der Ausführung der Aufgaben ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Kooperationsfähigkeit herausgefordert. Deshalb muss die Arbeit so organisiert werden, dass der Teilnehmer in eine Arbeitsgemeinschaft einbezogen wird; eine Gemeinschaft die auf realer Zusammenarbeit und Mitverantwortung beruht und gleichzeitig für jeden einzelnen sinnvoll ist.

Das Lernen vollzieht sich von daher in einer sozialen Praxis, welche die Jugendlichen fachlich, sozial und persönlich mit einbezieht und entwickelt, z. B. durch das Lernen von mehr erfahrenen Teilnehmer. Dies ist eine wertvolle Methode, um soziale, persönliche und fachspezifische Kompetenzen zu erzielen.

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CHARTA DER DÄNISCHEN PRODUKTIONSSCHULEN 3 Der theoretische Unterricht wird mit der praktischen Arbeit und der Produktion verbunden. Der theoretische Unterricht ist von bedeutendem Umfang und wird in der einzelnen Werkstatt in größtmöglichem Umfang mit der praktischen Arbeit und der Produktion verbunden.

Wenn die Teilnehmer Situationen ausgesetzt werden, die praktische Aufgabenlösungen mit dazugehöriger Theorie verbinden, wird das Interesse für die Theorie bei den Jugendlichen geweckt, und sie vertiefen dadurch ihre Kompetenzen auf dem entsprechenden Fachgebiet. 4 Die Teilnehmer sind einer Werkstatt und einem Lehrer zugeordnet, der die Teilnehmer sowohl in die Produktion als auch in die übrigen Aktivitäten der Schule mit einbezieht. Die Produktionsschulen beruhen auf der Idee, einen Bildungsraum für Jugendliche zu schaffen, die eine andere Form des Lernens brauchen als diejenige, die das ordinäre Bildungssystem kennzeichnet.

Die Teilnehmer bringen die verschiedensten Erfahrungen und Erlebnisse aus dem traditionellen Schulsystem mit. Für viele gilt aber, dass sie oft Misserfolge und Niederlagen erlitten haben.

Um die Teilnehmer in einem weiterführenden Entwicklungsprozess festzuhalten, müssen die Produktionsschulen einer Reihe von Fürsorge- und Anknüpfungsbedürfnissen der einzelnen Teilnehmer entgegenkommen. Ein integrierendes Umfeld für die Teilnehmer zu schaffen, erfordert Präsenz und Engagement bei den Erwachsenen, die sowohl als Meister als auch als Mentoren agieren. Eine wesentliche Voraussetzung dafür besteht darin, dass die Anzahl der Teilnehmer pro Werkstattlehrer nie so hoch wird, dass man keine individuelle Rücksicht mehr nehmen kann. 5 Die Schulen bieten Werkstätten mit einer fachlichen Vielfalt und Qualität an, die den aktuellen Arbeitsmarkt widerspiegeln.

Die Produktionsschulen haben mehrere Werkstätten, die verschiedene Fachgebiete wie z.B. Handwerk, Dienstleistung, Fürsorge, Medien, kreative Berufe vertreten. Die Fachgebiete sollten sich jedoch vorrangig auf qualifizierende Jugendausbildungen beziehen, so dass die Teilnehmer die Möglichkeit haben, sich in mehreren Beschäftigungsgebieten zu orientieren.

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CHARTA DER DÄNISCHEN PRODUKTIONSSCHULEN 6 Die Schulen bieten den Teilnehmern Unterricht in schulischen Fächern, sowie in kultureller Bildung und Gesellschaftskunde an Die Produktionsschulen sorgen für den Unterricht von Teilnehmern, die ihre grundlegenden Kompetenzen in Fächern wie Dänisch, Mathematik und Informationstechnik (IT) verbessern sollten. Die Produktionsschulen sollten Unterrichtsformen anstreben, welche individuelles Lernen unter Rücksicht auf die Voraussetzungen und das Potenzial der Teilnehmer sichern. Der Unterricht sollte möglichst in direkter Verbindung mit oder im Anschluss an die praktische Arbeit in den Werkstätten stattfinden.

Es kann sich z. B. um kleinere Aufgaben, wie Aufzeichnungen, Kalkulationen und Buchführung in den Werkstätten handeln. Bei den Aufträgen können der Materialverbrauch und die Kosten berechnet werden, Auch der Verkauf und das Registrieren von Lohn und Lohnstunden sind wertvolle Lernobjekte. Diese sind Aufgaben, deren Bedeutung die Teilnehmer unmittelbar begreifen können, und die keine umfassenden Lese- und Rechenfertigkeiten erfordern, da sie gemeinsam mit den anderen Teilnehmern in der Werkstatt ausgeführt werden können.

Die Schulen bieten auch Unterricht in Gesellschaftskunde, Geschichte, Psychologie, Natur, Sport u.a.m. 7 Die Teilnehmer werden von den Produktionsschulen individuell aufgenommen und wieder ausgeschleust. Beides geschieht laufend und mit Rücksicht auf die Bedürfnisse des einzelnen Teilnehmers.

Die Jugendlichen können einzeln aufgenommen und ausgeschleust werden, entsprechend ihrer Bedürfnisse. , d.h. das ganze Jahr über. Es gibt keine im Voraus festgelegte Grenze für die Dauer des Verlaufs für den einzelnen Teilnehmer. 8 Die Teilnehmer erhalten für ihr aktives Mitmachen eine Schulleistung. Die Teilnehmer erhalten eine Schulleistung, die steuerpflichtig ist.

Die Schulleistung wird für Teilnehmer im Verhältnis gekürzt, wenn sie zu spät kommen, nicht aktiv teilnehmen oder dem Unterricht ganz fernbleiben.

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CHARTA DER DÄNISCHEN PRODUKTIONSSCHULEN 9 Die Produktionsschulen unterstützen den einzelnen Teilnehmer bei der Formulierung realistischer Ziele und helfen ihm, diese Ziele im Verlauf seines Schulaufenthaltes zu erreichen. Die Produktionsschule sorgt für Beratung, um dem einzelnen Teilnehmer die Möglichkeit zu geben, seine persönlichen, sozialen und fachlichen Kompetenzen zu klären, entwickeln und perspektiveren.

Die Beratung soll den Teilnehmern helfen, Ziele mit realistischen Ausforderungen aufzustellen, und diese Ziele in ihrem Schulverlauf auch zu erreichen. Die Verantwortung für die tägliche Beratung und Betreuung, die ein Teil der sozialen und arbeitsmäßigen Prozesse sind, liegt bei dem einzelnen Lehrer.

Beratungsgespräche werden regelmäßig durchgeführt, um den Schulverlauf des einzelnen Teilnehmers zu evaluieren.

Viele Schulen haben mittlerweile eigentliche Berater, die sich besonders um die formale Studien- und Berufsberatung kümmern, auch zum Thema Sozial-und Arbeitsmarktgesetze u.a.m. 10 Die Kompetenzentwicklung der Jugendlichen wird in einem Produktionsschulzeugnis dokumentiert. Es ist von großer Bedeutung, dass die Kompetenzen, welche die Teilnehmer in der Produktionsschule erwerben, anerkannt werden, so dass der Jugendliche sich geschätzt fühlen kann.

Bei der Entlassung stellt die Produktionsschule ein Zeugnis aus, das die Kompetenzstufe des Teilnehmers in ausgewählten Bereichen dokumentiert, und das den vorwärts gerichteten Such- und Wahlprozess des Teilnehmers mit Hinblick auf weitere Ausbildung und Beschäftigung unterstützt. 11 Die Schulen sind rechtsfähige und unabhängige Stiftungen. Die Produktionsschulen sind als rechtsfähige Stiftungen organisiert, die eine Reihe von Forderungen erfüllen müssen, die im dänischen Gesetz zu den Produktionsschulen festgelegt sind. Es geht um Richtlinien für Stiftung und evtl. Auflösung, die Fassung der Satzung, die Zusammensetzung und Aufgaben des Vorstands, die pädagogische und verwaltungsmäßige Leitung, die Finanzierung der Schule, die Buchhaltung und die Buchprüfung samt Aufsicht des zuständigen nationalen Ressortministeriums. 7

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CHARTA DER DÄNISCHEN PRODUKTIONSSCHULEN Mehre Information: Produktionsskoleforeningen (Verband der dänischen Produktionsschulen) Dæmningen 33, 2.tv. DK-7100 Vejle Tlf. (++45) 75 82 20 55 Fax. (++45) 75 82 14 12 E-mail: psf@psf.nu

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Anlag Zusammenfassung von Qualitätsstarndards für produktionsschulen (Bundesverband produktionsschulen)

Die Produktionsschule ist ein Lernarrangement für junge Menschen , in dem über einen kooperativ

organisierten Arbeitsprozess individuelle Lernprozesse nachhaltig gefördert werden.

Basierend auf diesem konstituierenden Element von Produktionsschulen bilden folgende sechs Qualitätsdimensionen den Rahmen für die Vergabe des

„Qualitätssiegel Produktionsschule“:

1. Lern- und Arbeitsort bilden in Produktionsschulen eine Einheit. Sie sind betrieblich strukturiert und entlohnen ihre jungen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Produktionsschulen stellen in ihren Werkstätten marktfähige Pro-

dukte her oder bieten mit ihren Arbeitsbereichen Dienstleistungen für re ale Kunden an.

2. Im Mittelpunkt der Produktionsschulen stehen junge Menschen (von 14 bis

27 Jahren), die auf freiwilliger Basis und mit flexiblen Ein- bzw. Ausstiegen

individuell gestaltete Bildungs- und Qualifizierungsangebote nutzen – mit dem Ziel der Integration in Ausbildung und Beschäftigung.

3. Die Produktionsschule ist eine pädagogisch gestaltete Gemeinschaft jun-

ger Menschen in einer förderlichen und anregenden Lern- und Arbeitsatmosphäre.

4. Produktionsschulen sind auf Dauer angelegt und werden durch systemati-

sche Netzwerkarbeit und Kooperationen zu einem festen Bestandteil des regionalen Wirtschafts-, Bildungs- und Sozialraums.

5. An Produktionsschulen arbeitet ein multiprofessionelles Team mit Herz

welches ü ber berufsfachliche, betriebswirtschaftliche und pädagogische

,

Kompetenzen verfügt und in der Lage ist, den Besonderheiten des Bildungsund Erziehungsanspruchs des Produktionsschulansatzes

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gerecht zu werden. 6. Jede Produktionsschule pflegt ein Qualit채tsmanagement oder Selbstevaluationssystem.

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