100 jahre wandelhalle eisenach

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Inhalt

Seite 04 Grußwort Peter Bock Vorsitzender der Wandelhalle Eisenach-Stiftung Seite 05 Grußwort Prof. Dr. Gottfried Kiesow Vorsitzender der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Seite 06 Die Geschichte der Wandelhalle 1906 bis 2006 Seite 16 Der Ehrentrunk Die köstliche Geschichte von der Eröffnung Seite 22 Die Wandelhalle Eisenach-Stiftung Portrait und Ansprechpartner Seite 24 Die Sanierung der Wandelhalle Die einzelnen Bauabschnitte Seite 26 Die kulturelle Nutzung der Wandelhalle Impressionen Seite 27 Impressum

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Wandelhalle, als vor einigen Jahren die Wandelhalle EisenachStiftung auf Initiative des Eisenacher Verkehrsvereins und des Oberbürgermeisters Gerhard Schneider gegründet wurde, war die Sanierung der Wandelhalle und deren anschließende Bewirtschaftung durch die Wandelhalle Eisenach-Stiftung Vision und Ziel zugleich. Inzwischen ist ein Teil dessen für uns alle augenscheinliche Realität geworden. Die Stadt Eisenach und die Stiftung haben sich in den letzten Jahren gemeinsam mit zahlreichen Partnern und unter persönlichem Einsatz vieler Eisenacher und Gäste diesem ehrgeizigen Ziel genähert.

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Wir alle wollen, dass die Wandelhalle in altem Glanz erstrahlt und wieder zu dem wird, was sie einmal war: ein beliebter Ort vielfältiger kultureller Ereignisse. Einen Vorgeschmack darauf haben wir in den letzten Jahren bekommen. Ob Ausstellungen, Konzerte, Themenabende und -schauen, ausgelassene Partys oder Feste; eines ist allen Aktivitäten schon heute gemeinsam: die Eisenacher mögen ihre Wandelhalle und nehmen die Angebote gerne an.

Ich danke allen Veranstaltern der letzten Jahre für ihre tatkräftige Unterstützung. Sie alle tragen maßgeblich dazu bei, dass dieses Kleinod in der Wartburgstadt auch im 2. Jahrhundert ihres Bestehens eine Zukunft haben wird. Die Wandelhalle lebt von diesem Engagement für Kunst und Kultur; ein Ort, der Begegnung von Menschen, generationsübergreifend, offen für alle, international verbindend und auch als ein Ort, der Traditionen und Werte lebendig bewahren hilft. Mein besonderer Dank gilt darüber hinaus vor allem allen Spendern und Förderern, die es überhaupt erst ermöglicht haben, dass wir heute dieses Jubiläum begehen können und die Wandelhalle ihre Renaissance erlebt. Es grüßt Sie ganz herzlich Ihr Peter Bock Vorsitzender der Wandelhalle Eisenach-Stiftung


Grußworte

Der Ausbau des botanischen Gartens zum Park des Kurund Mineralbades 1906 bezeichnet den Höhepunkt des Kurbetriebes in Eisenach. Zum sonntäglichen Besuch mit Promenadenkonzerten gehörte der Genuss des Heilwassers der Karolinequelle. Erst 1938 wurde der Kurbetrieb eingestellt. Seither werden die als architektonischer Blickpunkt dienenden Bauten der Wandelhalle – Halle, Mittel- und Seitenpavillons – für kulturelle Zwecke genutzt. Dass sich nun Bürger der Stadt für den Bau einsetzen, gibt dieser Tradition neue Perspektiven. Gebäude sind ja wie Menschen: je älter sie werden, desto mehr Fürsorge und Pflege brauchen sie. Erfreulicherweise hat die Wandelhalle durch die Errichtung der Wandelhalle Eisenach-Stiftung 2001 diese Zuwendung nach längerem Leerstand und Verfall gefunden. Engagierte Bürger übernahmen vor Ort in vorbildlicher Weise die Aufgabe, die Wandelhalle auch für die kommenden Generationen zu erhalten. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz steht ihnen dabei als Partner für dieses bürgerschaftliche Engagement zur Seite. Als private Stiftung, finanziert aus Spenden und Mitteln der Fernseh-Lotterie GlücksSpirale, haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, bedrohte Baudenkmale zu

retten – und möglichst viele Bürger für den Gedanken des Denkmalschutzes zu begeistern. Für die Pflege von Denkmalen werben wir auch um Stifter, die für ein bestimmtes Bauwerk ein Kapital zur Verfügung stellen, um aus dessen Erträgen den Erhalt dauerhaft zu sichern. Als Treuhänder verwalten wir bereits über 160 derartiger „Pflegeversicherungen“. Wenn Bürger und Kommune sich gemeinsam für Bewahrung und Nutzung eines Bauwerks einsetzen, sollte es für weitere 100 Jahre eine Zukunft haben. Prof. Dr. Gottfried Kiesow Vorsitzender der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

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„Verregnete Eröffnung“

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Graue Wolken verschleierten den Eisenacher Himmel. Es regnete; nein: Es goss in Strömen. Von den zum Schmuck aufgehängten Flaggen und Girlanden triefte inzwischen das Wasser. Doch wollten sich die Honoratioren und Gäste den Tag durchaus nicht vermiesen lassen. Endlich rollte das Automobil heran, dem der Großherzog entstieg. Nun schlug des Oberbürgermeisters Schmieder große Stunde. Nach formeller Begrüßung des Landesherren konnte er in einer Ansprache seine Wünsche und Ziele, die er mit der heutigen Eröffnung „seines Kurbades“ verband, darlegen. So hoffte er, dass die nun in Eisenach sprudelnde Quelle ein Mittel sei, „lang verweilende Gäste anzuziehen, denn der bisherige „schnell fließende Touristenstrom“ brachte noch nicht die erwarteten Gewinne. Mit dem Kurbad aber könne „nun ein Strom neuen Wohlstandes in unsere Stadt fließen.“ Eisenach, so forderte Schmieder, solle „ein würdiges Gegenstück zu den Weltbädern anderer Staaten“ werden. Denn man habe ja einiges zu bieten: ein Waldgebirge, reich an Bergwegen, die Wartburg, eine Lage an den wichtigsten Verkehrsadern Deutschlands und ein auf der Höhe stehendes Hotelwesen.


Die Geschichte der Wandelhalle Die Vorgeschichte

Bis auf das schlechte Wetter am Tage der Eröffnung der Wandelhalle schien alles gut. Eisenach erlebte am 9. Juli 1906 den vorläufigen Höhepunkt auf einem Weg, den man bereits einige Jahrzehnte zuvor eingeschlagen hatte. Hochfliegend waren sie schon, die Pläne, die einige Visionäre formulierten, als sich 1884 das „Komitee zur Gestaltung Eisenachs zu einem klimatischen Kur- und Badeort“ konstituiert hatte. Kaufmann Hentze schlug vor, sogleich mit dem Bau eines Kurhauses, einer Kaltwasserheilanstalt sowie aller zugehörigen Badeeinrichtungen zu beginnen, wofür zunächst 100.000 Mark notwendig seien. Allerdings folgte man seinen Vorschlägen nicht, sondern entschied sich für eine behutsame Entwicklung der Kurbadidee. Sie blieb latent, auch wenn sich das Komitee nur zwei Jahre nach seinem Entstehen wieder auflöste. An seine Stelle trat der Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs, der ähnliche Ziele im Auge hatte. Doch so recht wurde es vorerst nichts, obwohl man schon 1885 mehr als 100 Namen in der Kurgastliste zählte und es auch zweimal pro Woche Kurkonzerte am Prinzenteich gab. Private Initiativen brachten die Idee nun voran. 1889 entstand die Kuranstalt auf dem Hainstein, sieben Jahre später die Naturheilanstalt „Johannisbad“, das spätere Wartburg-Sana-

torium. Um nicht allein Privatiers den Gewinn aus dem Kurbadgedanken abschöpfen zu lassen, gründete sich schließlich 1898 ein neues Kurkomitee. Doch so recht kam die Sache noch immer nicht in Gang. Erst das Jahr 1904 brachte eine entscheidende Wende. Ein neuer Oberbürgermeister löste den glücklos amtierenden Dr. Georg von Fewson ab. Hans Schmieder trat an seine Stelle, und er griff die Kurbadidee mit aller Konsequenz auf. Bisher hatten die Eisenacher Stadtväter die Offerten des Nikolaus von Dreyse beharrlich ignoriert. Dreyse war seit geraumer Zeit Besitzer einer bei Wilhelmsglücksbrunn befindlichen Heilquelle. Versuche, auf ihrer Grundlage aus dem nahegelegenen Creuzburg ein Heilbad zu machen, waren im 19. Jahrhundert gescheitert. Und so suchte von Dreyse nun nach einer anderen sinnvollen Verwendung des heilkräftigen Wassers. Bei Schmieder traf er auf offene Ohren. Der fertigte sogleich eine Denkschrift darüber, wie rosig Eisenachs Zukunft als Weltbad aussehen könnte. Er erkannte auch, dass eine Wandelhalle, in der das Wilhelmsglücksbrunner Heilwasser künftig sprudeln sollte, unverzichtbar sein würde.

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Der Bau der Wandelhalle

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Irgendwie schien die Zeit nun zu drängen, denn man wollte etwas abhaben vom großen Kurbadgeschäft. Aber schon in Thüringen selbst war der Markt heftig umstritten. Da gab es deutlich traditionsreichere Badeorte. In Bad Salzungen oder Bad Liebenstein sprudelten schon seit nahezu hundert Jahren die heilenden Quellen und lockten Jahr für Jahr mehr Besucher an. In Bad Berka war um 1810 ein „Bad“ entstanden und das erste Badehaus in Bad Tennstedt stammte aus dem Jahr 1812. Man musste in Eisenach also schnell handeln, wollte man noch zum Zuge kommen. Und dies gelang, zumindest was den Zeitraum von der Idee bis zur Realisierung betraf. Zu Beginn des Jahres 1906 waren ca. 40 Entwürfe für den Bau einer Kurhalle eingegangen, und die Zeitung mutmaßte, dass es wohl kein leichtes Unterfangen für die Preisrichter sein dürfte, „sowohl nach der ästhetischen Seite hin, als auch mit Rücksicht auf die finanziellen Verhältnisse den für Eisenach zur Ausführung geeignetsten Entwurf zu finden.“ Doch bereits Ende Januar 1906 hatte man sich entschieden. Der erste Preis ging an den unter dem Motto „Heilquelle“ stehenden Entwurf des Dresdener Architekten Johannes Bollert. Von Beginn an nahmen die Eisenacher Anteil am Geschehen. Die im Gewerbehaus am Theaterplatz

Anfang Februar 1906 ausgestellten Entwürfe wurden für einige Tage „ohne Unterbrechung von zahlreichen Schaulustigen besichtigt.“ Die Entscheidung für die Umsetzung des Bollertschen Entwurfes fiel am 6. Februar und der Zuschlag für den Bau der Rohrleitung wurde am 21. des Monats erteilt. Die Regie für den Bau der Halle lag in den Händen des Eisenacher Architekten Isidor Seifert; die Maurerarbeiten besorgte die Fa. Drews, während Bollert selbst die künstlerische Oberleitung übernahm. Bereits am 12. April vermeldete die Zeitung, dass der „Bau der Trink- und Wandelhalle ... schon ziemlich fortgeschritten“ sei. Mitte April hatte dann auch die Rohrleitung, durch die das sprudelnde Nass künftig nach hier gelangen sollte, Eisenach erreicht. Und wenige Tage vor der offiziellen Eröffnung erteilte die Stadtverwaltung dann in einem bewundernswerten Eilverfahren die Genehmigung für die Entwässerungsanlage der Wandelhalle. Sie hatte ihre erste Bewährungsprobe am Tage der Eröffnung zu bestehen, als es in Strömen regnete. Und weiterhin schien alles gut.


Die Geschichte der Wandelhalle Erste Euphorie – erste Skepsis

Schon bald nach Fertigstellung der Halle erschienen erste Schriften, die Elogen gleich die Unvergleichlichkeit des Eisenacher Kurbades priesen. Kein geringerer als der „wandernde Poet Thüringens“, August Trinius, schrieb damals: „Findet sich innerhalb der schwarzweiß-roten Grenzpfähle (hier meint Trinius die Grenzen des deutschen Reiches – R. B.) kaum ein ähnlicher Kurgarten wieder, der an Schönheit dem von Eisenach gleichkommt, so darf auch die neue Wandelhalle sich ähnlichen Ruhmes erfreuen.“ Doch wo euphorisch man ruft, sind auch die Spötter nicht weit. Ein damals kursierender, anonymer Reim persiflierte die ganze Idee: „Das Kurbad ist verdammt nicht übel. Ich vertrag‘ ja auch n‘ gehörigen Stiebel, doch diese Alexandrinenquelle ist nur für ganz besondere Fälle.“ Und der „Poet“ setzte fort: „Eisenach wird Weltbad, ganz ohne Zweifel, die Zweifler jag‘ ich einfach zum Teufel. Wie steh‘ n wir jetzt schon so glänzend da: Ein Kurbad, zwei Kapellen, drei Gäste – Hurra!“ Etwas mehr als drei Gäste dürfte die Wandelhalle in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wohl schon gesehen haben. Genaue Zahlen liegen nicht vor. Ob man jedoch den etablierten Badeorten Thüringens bzw. jenen, mit denen man sich ursprünglich messen wollte,

also Bad Kissingen oder Karlsbad, „das Wasser reichen konnte“, ist zumindest zweifelhaft. Wohl florierte der Betrieb. Doch hatte Eisenach neben seinem Kurbad ein zweites „wirtschaftliches Standbein“. Die Automobilproduktion etablierte sich fast zu gleichen Zeit wie der Badebetrieb. Und ob beide „wirtschaftlichen Standbeine“ bei ihrem rasanten Vorwärtsschreiten vor dem großen Krieg nicht manchmal übereinander stolperten, kann zumindest gemutmaßt werden. Den eigentlichen Bruch brachten dann aber der Krieg und der Nachkrieg. Nun rächte es sich, dass man mit dem Kurbad eigentlich nur Geld hatte verdienen wollen. Schon 1909 war der Badebetrieb an die Terrain- und Baugesellschaft von Bierschenk und Freitag verpachtet worden; 1919 ging es dann an einen anderen Pächter. Kurbadbetrieb und Versand des heilkräftigen Wassers wurden voneinander getrennt. Und am 5. Mai 1922 teilte die Kurbad-Eisenach GmbH dem Chefarzt des Wartburg-Sanatoriums, Dr. Peters, leicht resigniert mit: „Binnen kurzem wird das Kurbad Eisenach unter städtischer Leitung ... seinen Betrieb wieder eröffnen, wenn auch nur in bescheidenem Umfang.“ Seit 1923 lag der gesamte Kurbadbetrieb in den Händen der Stadtverwaltung Eisenach.

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Kurbad und Wandelhalle in der Weimarer Republik und während des NS-Regimes

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Es kann nicht bestritten werden, dass sich die Stadt darum bemühte, auch in schweren Zeiten die Wandelhalle mit Leben zu erfüllen. Die einstige Kurkapelle wurde städtisches Orchester, behielt aber die vorrangige Aufgabe, die Wandelhalle zu „bespielen“. In der Saison 1921 sollte sie an allen Wochentagen zwischen 7.30 und 8.45 Uhr Morgenkonzerte und am Sonntag ein Mittagskonzert in der Zeit von 11 bis 12.30 Uhr geben. Die Aufführungen sollten den „Ansprüchen guter Musik entsprechen“, was, ob der Undurchsichtigkeit dieser Formulierung wegen, wohl einigermaßen problemlos realisierbar gewesen sein dürfte. Schwieriger gestaltete es sich, die Konzerte unter Anleitung eines „ansehnlichen, jugendlichen Konzertmeisters“ stattfinden zu lassen, was ebenfalls seitens der Stadt von der Kapelle gefordert worden war. Was tun, wenn der Mann schon alt war? Doch dürfte dies das geringste Problem gewesen sein. So scheiterten u.a. 1923 die Verhandlungen der Stadt mit den Restaurants „Erholung“, „Zum Löwen“ und „Fürstenhof“ wegen der Sicherstellung eines Gaststättenbetriebes in der Wandelhalle. Mancher wollte eben nicht nur heilendes Wasser trinken?! Trotz aller Schwierigkeiten gelang es, die Wandelhalle nach dem Krieg neu zu beleben.


Die Geschichte der Wandelhalle

Ein 1924 erschienener Prospekt zählte Eisenach „zu den besten und schönsten Luftkurorten Deutschlands“, der aber auch „als Mineralbad ... jährlich Hunderten Heilung“ bringt. Auch die Eisenacher selbst zog es nun mehr und mehr in die Wandelhalle. Im Juli 1926 erinnerte man mit einem Jubiläumskonzert an dieser Stelle an die zwanzig Jahre zuvor erfolgte feierliche Einweihung. Vor allem als Ort musikalischer Aufführungen profilierte sich die Halle nach dem Ersten Weltkrieg. Ausstellung wie jene im Juni 1923, als man Waren, Bedarfsartikel und Einrichtungsgegenstände für das Hotel- und Gastgewerbe präsentierte, blieben die Ausnahme. Dem „Fremdenblatt – Eisenach die schöne Wartburgstadt“ ist das Veranstaltungsprofil der Jahre nach 1933 zu entnehmen. Während der Saison gab es am Vormittag Promenadenkonzerte und am Abend Kurkonzerte. Mitunter erschienen die Musiker auch zu den Brunnenkonzerten, die bereits um 7.30 Uhr begannen. Ausnahmen blieben Veranstaltungen wie die Kindervorstellung „Ein Märchenabend im Kartausgarten“, veranstaltet vom städtischen Orchester in Verbindung mit der Tanzschule Lie im Juli 1936. Für das Leben in der Wandelhalle erwies sich die Be-

endigung aller Kurbadambitionen mit der Löschung der Kurbad-Eisenach GmbH am 21. Januar 1938 aus dem Handelsregister als wenig einschneidend. Die Kurkonzerte nannten sich nun eben Wandelhallenkonzerte. Manches Sonderkonzert gab es wie den Auftritt des Italienischen Heldentenors Battista Marchetto am 29. Juli 1939. Dass ein Wechsel in der Besucherklientel vom Kurgast zum Einheimischen stattgefunden hatte, zeigte ein Zeitungsartikel am 3. Juni 1941, in dem es hieß: „Zu einem der schönsten Aufenthalte, die der Sommer den Eisenachern zu bieten vermag, zählt der Kartausgarten.“ In der hier befindlichen Wandelhalle fand damals wieder einmal ein Sonderkonzert des städtischen Orchesters statt mit dem „Willen, deutsches Kulturgut zu vermitteln.“ Selbst dieser Ort also blieb damals nicht frei von ideologischer Indoktrination. In der Folge jedoch legte der fortschreitende Krieg jegliches kulturelles Engagement auch an dieser Stelle lahm.

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Die Wandelhalle nach dem Krieg

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„Vor allem aber“, so vermerkte eine Schrift über die Bäder Thüringens 1948, „konnten die Thüringer Kurorte nicht gegen die mächtige Konkurrenz der großen Weltbäder und Modekurorte wie Karlsbad, Marienbad ... aufkommen“. Dies galt auch und besonders für Eisenach. Was blieb, waren die baulichen Relikte dieser Zeit, vor allem die Wandelhalle, über deren veränderte Nutzung man sich nun Gedanken machen musste. Durch den Krieg war der Baukörper in Mitleidenschaft gezogen worden. Erste Ausbesserungen im Gesamtwert von ca. 15000 Mark nahm man bereits 1946 vor. Finanziert wurde das Ganze aus der Wiederaufbauspende. Bereits damals zeigte sich, dass die Halle eines besonderen Schutzes gegen Vandalismus bedurfte. „Während der Saison“, so forderte der seinerzeitige Kapellmeister Hans L’hermet in einem Schreiben von 1946, müsse „die Wandelhalle unter besonderem polizeilichen Schutz auch während der Nachtzeit stehen, da erfahrungsgemäß viel gestohlen und beschädigt wird.“ Im April 1946 nahm man die Konzerttätigkeit wieder auf, zunächst nur Samstag und Sonntag; im Juni dann auch Dienstag und Freitag. Man hielt die Eintrittspreis bewusst niedrig, so „dass es einem Jeden ermöglicht wird, diese Veranstaltungen zu

besuchen.“ Mehr und mehr etablierte sich die Wandelhalle nun als ein Ort städtischer Kultur. Ein gewisses Problem ergab sich, als 1952 das Eisenacher Orchester Landeskapelle wurde und nicht mehr in gewohnter Weise zur Bespielung der Halle zur Verfügung stand. Die Kreis-Kultur-Orchester aus Bad Salzungen und Mühlhausen übernahmen nun diese Funktion. Aus den Veranstaltungsprogrammen ist zu ersehen, dass das Angebot und die Nutzung der Halle immer breiter wurden. Neben Konzerten gab es Chorauftritte und Tanzveranstaltungen; 1955 wurde die Halle in das Wartburg-Sängertreffen einbezogen. Es gab Laternenfeste und das seit 1963 stattfindende „Fest der 1000 Lichter“, das seinen Ausgangspunkt am Prinzenteich hatte, aber auch die Wandelhalle mit einbezog. Die Schaufenster der Halle wurde für Ausstellungen genutzt, u.a. der Volkshochschule, der Bibliothek, des Theaters oder der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. Besonders aber die Sommerfilmtage lockten die Eisenacher zu Tausenden in die Halle. Allein 1963 gab es 67 Vorführungen des Kreislichtspielbetriebes mit nahezu 12000 Besuchern. Höhepunkt dabei war die Aufführung des Western „Die glorreichen Sieben“, die „geradezu Rekordbewunderung erregte“, als sich


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1500 Leute in der Wandelhalle drängten. Zeitweise hatte es Mitte der 1960er Jahre den Anschein, als würden nun Kinovorführungen die musikalische Nutzung der Halle in den Hintergrund treten lassen. Aber schon bald gab es Beschwerden der Anwohner „über den ruhestörenden Lärm bei Filmveranstaltungen“. Und wohl auch eine restriktivere Kulturpolitik in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre lenkte das Augenmerk hinsichtlich der Nutzung wieder stärker auf solche Veranstaltungen wie „Arbeiterfestspiele“ oder „Singendes, klingendes Eisenach“. Ein Problem, das nie ganz gelöste wurde, war die Versorgung der Besucher mit Imbis und Getränken. Seit 1928 gab es im Kartausgarten, nahe der Halle, ein kleines hölzernes Kaffeehäuschen, betrieben von Alma Hoßfeld und ihrer Tochter Gertrud. Deren Antrag aus dem Jahr 1951, weiterhin wie bisher auch Spirituosen ausschänken zu dürfen, wurde mit Hinweis darauf, dass es sich bei der Wandelhalle um eine Kulturstätte handele, endgültig angelehnt. Vielleicht führte das zum schrittweisen Niedergang dieser „Kleinwirtschaft“. Nachdem ein entsprechendes „Versorgungsprojekt“ 1971 nicht realisiert worden war, erfolgte 1974 ein nachhaltiger Eingriff in die historische Substanz, als man in den Südteil der Hal-

le einen Versorgungskiosk mit Verkaufsöffnungen zur Straßen- und zur Gartenseite hin einbaute. Und immer wieder machten sich bauerhaltende Maßnahmen nötig. Eine Zustandsanalyse hatte schon 1965 mit Erschrecken festgestellt: „Der Bauzustand gibt zu ernster Sorge Anlass.“

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Ein neuer Anfang

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Doch die Wandelhalle blieb erhalten, und sie ist aus dem Kanon kultureller Orte Eisenachs nicht mehr wegzudenken. Seit 1990, vor allem aber seit dem Ende der 1990er Jahre, nahm man sich ihrer wieder verstärkt an. Bereits 1991 erwies sich die Neueindeckung des Daches als dringend notwendig. Die folgenden Jahre waren bestimmt von der Suche nach einer sinnvollen Verwendung des Objektes. Die fehlende Nutzung hatte dazu geführt, dass Kinder und Jugendliche mehr und mehr Besitz von der Halle ergriffen mit allen Folgen wie Vandalismus und Ruhestörung. Seit 1999 arbeitete man intensiv an einem soliden Nutzungskonzept, in dessen Ergebnis die Gründung der „Stiftung Wandelhalle“ unter dem Dach der „Deutschen Stiftung Denkmalschutz“ im Jahr 2001 vollzogen wurde. Seit dieser Zeit erfährt die Wandelhalle nicht nur eine umfassende Sanierung, die im Juni 2004 begann. Noch wichtiger ist, dass nun wieder Leben in die Halle einzog. Veranstaltungen unterschiedlicher Art locken alljährlich Tausende von Besuchern an diesen Ort. Lichterfeste, Gottesdienste, Diavorträge, Gartenausstellungen, Veranstaltungsreihen wie „So klingt der Sommer“, regelmäßige Konzerte wie die „Reggae-Night“ und die „Rock‘n‘Roll-Party“, Benefizkonzerte, Chorkonzerte

oder Sommerfeste verschiedener Träger beleben seit dem die Wandelhalle, die im Lauf ihres Bestehens damit eine Umnutzung erfahren hat. Doch sie lebt und sie wird belebt, auch und besonders von den Eisenachern selbst, was nicht zuletzt in der Spendenbereitschaft zu Gunsten dieser Halle zum Ausdruck kommt.


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Die Einwohnerschaft der kleinen herzoglichen Residenz an der Hörsel war in großer Aufregung. Ein Festtag von Bedeutung stand unmittelbar bevor. Fiederhaft arbeitete man an allen Ecken und Enden des weitverzweigt liegenden Bergstädtchens, die großartige Feier würdig zu gestalten. Der Herzog von Marksuhl hatte sein Erscheinen zugesagt. Die Kur- und Wandelhalle, den modernsten Vorbildern ihrer Art prächtig nachgebaut, glänzte mit ihren Säulen und Vestibülen herrlich in den Kurgarten hinein. Zwei Orchester standen mit gezücktem Violinbogen und zu Fanfaren erhobenen Trompeten bereit, den Feiertag gebührend einzugeigen und einzublasen. Auf den Straßen sah man Fahnen des Landes, des Reiches und aller mitteldeutschen Städte; über die Feststraße hinweg spannten sich Girlanden mit Schildern, die überall ein herzliches „Willkommen“ und ein „Grüß Gott“ boten. Der Verkehr in der Residenz grenzte an das Fabelhafteste; von allen Seiten war man herbeigeeilt, den Tag zu einem außerordentlichen zu gestalten. Eine köstliche Geschichte von der Eröffnung der Wandelhalle, so, wie sie sich 1906 abgespielt haben mag und vom damaligen Burghauptmann Herrmann Nebe später aufgeschrieben wurde. Die Geschichte wurde 1932 in einem kleinen Büchlein mit dem Titel „Lachende Heimat – Heitere Geschichten aus Thüringen“ veröffentlicht und spart nicht mit feinsinnigem Spott über so manche Provinzposse jener Tage.

Was war der Anlaß zu diesem festlichen Treiben? Die herzogliche Residenz Stahlborn hatte einen Griff getan, das Glück bei den Hörnern zu packen und dem Ruhm einer Touristenstadt einen neuen Glanz als Kurstadt hinzuzufügen. Der Gemeinderat und der Stadtvorstand hatten beschlossen, eine seit Jahrhunderten bekannte heilsame Quelle aus

dem Werratal herüberzuleiten und das kostbare Naß in der neuen Kurstadt den sicherlich zahlreich herbeieilenden Kurfremden anzubieten. Erprobte Hygieniker, bedeutsame Badeärzte hatten sich denkbar günstig über die Quelle geäußert. Für eine ganze Reihe von Krankheiten war sie als Gegenmittel erkannt und gepriesen worden. Der berühmte Hygieniker Dr. Bernfeld in Wiesbaden hatte eine Broschüre überzeugendster Art vom Stapel gelassen und die neue Quelle als Ausrottungsmittel aller Erkrankungen des Magens und der Därme, gegen Nierenleiden, Gicht, Rheumatismus, Fettsucht, Zuckerkrankheit, Ischias und ein halb Dutzend anderer Hemmungen körperlicher Gesundheit gepriesen. Ein ausgezeichneter Architekt hatte, nachdem er die Kur- und Wandelhallen erster, moderner Bäder studiert, einen Bau in den wundervollen Kurpark gesetzt, dessen Schönheit noch künftige Geschlechter unbedingt loben könnten. Man hatte einen alten erprobten Offizier außer Dienst Kurdirektor engagiert. Die Überleitung der Quelle vom nahen Werratale war gut vonstatten gegangen und die beiden Orchester hatten bereits mehrfach elegante Proben ihres Könnens abgelegt. Es schien alles sich zu einem festlichen Tage erster Ordnung in Thüringer Landen vereinen zu wollen. Ja, wie schon gesagt, sogar der regierende, jugendliche Herzog von Marksuhl, der sonst nur auf


Paraden, Auerhahnbalzen und Rotwild-Jagden zu glänzen pflegte und der nur selten sich dem Volke zu zeigen beliebte, hatte sein Erscheinen in sichere Aussicht gestellt; und wenn auch der Termin der Kurbad-Eröffnung schon einmal vom 1. Juni zum 1. Juli, anläßlich der unerwarteten, plötzlichen Absage des Herzogs, hatte verschoben werden müssen, so machte doch der Kurdirektor mit sicherer Miene jetzt überall bekannt, daß nunmehr am 8. Juli des Jahres 1906 definitiv und sicher die Eröffnung des neuen Kurbades stattfinden würde, und zwar, todsicher beim seligen Schliffen!, in Gegenwart des regierenden Herzogs. Aber diese kleinen, immerhin peinlichen Verschiebungen des Termins waren nicht die einzigen Gefahren, die den Tag doch noch im letzten Augenblick in seiner großartigen Wirkung ernstlich und angelegentlich bedrohten. Das war zuerst die Quelle selbst. Die zunächst namenlose Quelle war, zum Entsetzen sämtlicher am Kurbad A. G. beteiligten Personen, kurz vor der Einmündung in die Wandelhalle explodiert. Das Zuleitungsrohr war geplatzt und die Straße vor der Wandelhalle stand Dezimeterhoch unter Quellwasser. Nachdem man mit Mühe den Schaden repariert und in den nächsten Tagen nach diesem Ereignis die Quelle beinahe argwöhnisch betrachtet hatte, sprudelte sie plötzlich in merk-

würdiger Färbung aus dem glänzenden Rohr unter der Kuppel der Wandelhalle hervor. War die Farbe der Quelle bislang undefinierbar gelb braun bis ockerfarben gewesen, so zeigte sie plötzlich eine klare bläulich-blaue Tinte. Der Kurdirektor, der Kurbadearzt, der berühmte Nahrungsmittelchemiker der nahen Landesuniversität, sie wurden herbeigeholt, um das Phänomen zu begutachten. Es stellte sich heraus, dass freche Bengels der nahe gelegenen alten Stadt Kritzeberg in den Hochbehälter der Quelle bei Ramsborn nach Zertrümmerung der Tür eingedrungen waren, und daß sie das Wasser mit einer ungeheuren Ladung ausgequetschter Blaubeeren gestaunlich gefärbt hätten. Aber diese Hemmung war nicht die einzige. Eine Kette weiterer Störungen stand wie ein Gewitter über dem kommenden, sonnigen Feste. Die Stadt Stahlborn hatte ihre Stadtmusiker zu einer Kurkapelle zusammengestellt unter Führung ihres Kapellmeisters Bonsack, und das der Wandelhalle nahe gelegener Kurhotel hatte ebenfalls ein Orchester engagiert, diesem den Namen KurOrchester gegeben und paradierte ebenso mit einem Orchesterleiter, dem Musikdirektor Hartleder. Seit dem 1. Juli war dieser Zustand gewissermaßen zweier Kur-Kapellen akut geworden und es war nicht zu vermeiden gewesen, dass die beiden Orchester sich wie grimme Feinde behandelten. Der Kurkapellmeister Bonsack hielt sich

allein für den einzig berechtigten Kapellmeister, während der Kurmusikdirektor Hartleder, der mit einem größeren Orchester aufwarten konnte, sich für den künstlerischen Generalmusikdirektor der Residenz- und Kurstadt Stahlborn wertete. Man sprach bereits in allen Gassen der kleinen Residenz von handgreiflichen Meinungsäußerungen, die zwischen beider Orchester gefallen seien, und schilderte mit eindringlichen Worten, wie die beiden Dirigenten gleichsam wie Turnierritter gegeneinander häufig geladen seien. Vor allem aber war ein Streit entbrannt: wessen Orchester bei der Weihe der Quelle die Ehre haben sollte, die Kurmusik in Gegenwart des Herzogs auszuführen. Nach langen, schwierigen Verhandlungen, deren Vorsitz der Oberbürgermeister Dr. Fabrizius führte, war es gelungen, die beiden musikalischen Kämpen durch eine mittlere Proportionale zu einen: erst sollte beim Empfang des Herzogs die Kurkapelle, denn das Kurorchester und dann weiterhin abwechselnd in der gleichen Weise, und endlich, hoffentlich vereint, beide Orchester spielen. Doch alle diese Schwierigkeiten waren nichts gegen eine Erscheinung, deren Überwindung beinahe unmöglich schien. Es war ja, wie die kurfreundlichen Bürger frohlockten, alles da. Der Oberbürgermeister hatte seinen Willen durchgesetzt und den Gemeinderat von der geradezu glänzenden Zukunft des neuen Kurbades

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Der Ehrentrunk überzeugt. Man sah schon im Geiste Kurfremde, Kranke wie Gesunde, Scharen nach Stahlborn einziehen, um die Wunderquelle zu genießen und sich im Kurpark, in der Wandelhalle und im Kurhotel zu erquicken. Es war ja wirklich schon alles da, der Kurdirektor von Sander, ein gesellschaftlich äußerst vornehmer und gewandter Herr, die Kurkapelle, das Kurorchester, die Quelle selbst nicht zu vergessen, die man unter technischen Schwierigkeiten außerordentlich fein in die Stadt hineingeleitet hatte, und, gar nicht auszulassen, die prächtige Wandelhalle mit einem Säulenportikus von elegantester Wirkung. Endlich war ja auch noch das Kurhotel da, mit seinen famosen Terrassen und Estraden und seinem Festsaal, der zu den schönsten Sälen Mitteldeutschlands zählte.

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Aber, aber! Eines fehlte und vielleicht das wichtigste. Das war eine gewisse Zahl von Kurgästen! Was sollte man dazu sagen, wenn in den ersten Wochen der Saison sich vielleicht ein Dutzend als richtiggehende Kurgäste in die Listen hatte eintragen lassen, und daß bei jeder Verschiebung des Eröffnungstermines die Zahl der Kurgäste sich um die Hälfte verminderte! Was soll man dazu sagen, daß der Kurdirektor von Sander schließlich seine Hauptaufgabe darin sah, die einzelnen Kurgäste zu ermahnen, doch ja bei der Stange zu bleiben und bis zum festlichen Termin unbedingt durchzuhalten. Es half nichts, die

Zahl der Kurgäste verminderte sich immer wieder, wurde langsam wieder aufgefüllt, durch verwegene Werbungen vermehrt, um dann wieder zurückzufallen. Ja, der Kurdirektor war bereits soweit gesunken, um die Zahl der Kurgäste zu heben, daß er die Kurtaxe fallen ließ und das Ausharrenden noch vielerlei Vergünstigungen pekuniärer Art in Aussicht stellte. Nur sollten sie doch da bleiben, auf daß der regierende Herzog neben anderen Schönheiten des jungen Kurbades auch wirkliche und echte Kurgäste zu sehen bekäme. Man sprach in der Bürgerschaft bereits davon, daß abreisende Kurgäste von Herrn von Sander wieder vom Bahnhof unter den glühenden Versprechungen zurückgeholt worden seien, und dass auch der Herr Oberbürgermeister nicht verschmähe, durch persönliche Besuche die Kurgäste an die Fahne des Kurbades zu fesseln. Und in der Tat, am Eröffnungstage sprach man in der raunenden Bürgerschaft von zwölf, nach anderen Mitteilungen sogar von fünfzehn Kurgästen, die aus den entlegendsten Teilen Deutschlands herbeigeeilt seien, das Fest durch ihre Anwesenheit zu verschönen. Einige Zeitungsreporter verstiegen sich sogar, die Zahl auf das fabelhafteste bis zu fünfundzwanzig zu steigern, während ein Redakteur der vielgelesenen „Abendpost“zynisch lächelnd davon sprach, daß die Zahl der Kurgäste unter Brüdern die Zahl der Finger an der Hand nicht übersteige!

Unter diesen Umständen war es nicht verwunderlich, dass der Morgen des 8. Juli mit ungeheurer Spannung von der Bewohnerschaft der Residenzstadt nicht nur, sondern auch von der herbeigeeilten Fremden aus den Nachbarorten, erwartet wurde. Um zehn Uhr sollte die Eröffnung in feierlicher Weise erfolgen. Die Straßen, die zur Wandelhalle führten, waren von tausenden von Menschen besetzt, vor der Wandelhalle selbst herrschte ein ungeheures Gedränge, dessen die Schutzleute der Residenz nur mit Mühe Herr zu werden versuchten. Ein Kanonenschuss von der nahe Burg sollte das Eintreffen des Herzogs verkünden. Hinter der Wandelhalle standen in Schlachtordnung die beiden Heerhaufen der Musizi, die Kurkapelle und das Kurorchester; an der Spitze der einen Legion kampfbereit Kurkapellmeister Bonsack, an der Tete der anderen Kohorte der Kurmusikdirektor Hartleder. Beide funkelnden Blicks, mit angezogenem Dirigentenstab bereit, ihre Tonwellen über die festliche Versammlung ergießen zu lassen. An der Freitreppe der Wandelhalle waren die Honoratioren der Stadt aufgestellt, an der Spitze der


Oberbürgermeister Dr. Fabrizius, der Kurdirektor von Sander, der Kreisdirektor und, nicht zu vergessen, die Aktionäre des jungen Kurbades, unter ihnen der populäre Herr Weinschenk. In der Reihe der Honoratioren befand sich auch der lockenumwallte Nahrungsmittel-Chemiker der nahen Landesuniversität, Dr. Kiosk, mit heimlich unter dem Frack gezücktem Manuskript eines wissenschaftlichen Vortrags. Es fing an zu regnen, erst leise und kaum wahrnehmbar, dann eindringlich und immer eindringlicher, schließlich goß es wie aus Mulden vom Himmel. Die versammelten, gewaltigen Menschenmassen sahen aus wie eine Testudo der Römer. Schirm an Schirm gelagert, war aller Farbenglanz aus der Menge gewichen, und man sah nur eine dunkle Masse glänzender Spannungen. Da, ein Kanonenschuss - noch einer und ein dritter! Der Fürst hatte die Burg seiner Väter verlassen und strebte mit seinem schnellen 60-PS-Benz dem Ort der Feier zu. Die Schirme begannen zu wippen und sich zu bewegen, der Regen wurde fest noch intensiver. Da, an der Krümmung der Straße tauchte das weiße Automobil des Herzogs von Marksuhl auf. Wie ein weißer Leopard hetzte er durch die Spalier bildenden, schirmbedeckten dunklen Massen. Dumpfe Hochrufe wurden laut. Die Schirme der Vornstehenden senkten sich zur Erde, damit

die Spritzer des Automobils sie nicht trafen, die Dahinterstehenden hoben hier Schirme hoch, um besser sehen zu können und schimpften über die Vorderleute. Das Automobil spritzte, der Regen prasselte und fast wie eine Fanfare des Hohns klang das bekannte fürstliche Tatütata des brausenden Wagens weit in die Menge und in die Straßen hinein. Das Auto hielt vor dem Portal, ein Kurdiener und ein herzoglicher Diener machten den Schlag frei, und unter den Hochrufen der Menge strebte der Herzog von Marksuhl, begleitet von dem Oberhofmarschall von Pfutsch, der Wandelhalle zu. Der Oberbürgermeister begrüßte den Fürsten und stellte den Kurdirektor, den Professor der Landesuniversität und sonstige Honoratioren dem Fürsten vor. Der Fürst drängte zum Portal, wandte sich dann und grüßte, nun zurück sich wendend, die dunkle Wand der brandenden Schirme. Die Rufe verstärkten sich. Der Herzog trug die Galauniform seines Regiments mit wallendem Helmbusch. Nachdem die Ovationen der Menge verrauscht waren, schritt der Fürst, begleitet vom Oberbürgermeister und dem Kurdirektor in die Halle. Der Kreisdirektor mit dem Oberhofmarschall folgten in den Raum, in dem die Rücken der dienernden Kurgäste - es waren wohl ein sogenanntes Bäderdutzend - auf und abwogten.

In diesem Augenblick ereignete sich etwas Seltsames. Die beiden Beherrscher der spielbereiten Musizi erhoben á tempo ihre Dirigentenstäbe und setzten, jenseits aller Abmachungen, gleichzeitig mit einem freurigen Marsch ein. Es war etwas überraschend für Musikfreunde, hier gewissermaßen einen musikalischen Versuch zu hören, der sich mit der Frage beschäftigte: in welcher Weise ist der Stregdaer Nationalmarsch musikalisch vereinbar mit den Klägen des Marsches aus Judas Makkabäus: „Tochter Zion freue dich.“ Der Oberbürgermeister sowohl, wie der Kurdirektor sandten entsetzte Blicke gen Himmel und geradezu vernichtende Augen auf die beiden Dirigenten. Es nützte nichts, beide Kapellen spielten schwungvoll weiter. Der Fürst (Herzog) schritt unterdessen unbeirrt durch die Wandelhalle und blieb unter der hohen Kuppe der Portikushalle stehen. Die Suite der geladenen Gäste bildete in respektvollem Abstande einen Kreis um den hohen Herrn. Der Oberbürgermeister Dr. Fabrizius trat dem Fürsten (Herzog) entgegen und verbeugte sich tief. Es warf, nachdem er sich aufgerichtet hatte, wiederum tödliche Blicke in die Gegend, wo die beiden Orchester noch immer lärmten, sah aber das Nutzlose seiner Bemühungen endlich ein und begann mit dröhnender Stimme dem Fürsten

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Der Ehrentrunk herzliche Begrüßungsworte zu sagen. Er bat um die Erlaubnis, dem Fürsten einen Ehrentrunk reichen zu dürfen, den er aus den Händen des Kurdirektors von Sander entgegenzunehmen bitte. Zu gleicher Zeit aber auch erbat er sich von dem Herzog die Genehmigung, die Quelle nach der hohen Gemahlin des Fürsten der Herzogin Alexandra, - Alexandrinenquelle nenen zu dürfen.

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Der Herzog sprach in kurzen Worten den Bitten Gewährung und erkundigte sich huldvollst nach der Zahl der bereits vorhandenen Kurgäste. Der Kurdirektor stammelte errötend, dass bereits das erste Dutzend wesentlich überschritten sei. Er winkte zu gleicher Zeit dem Kurdiener Wilß, der durch die Menge der Kurgäste mit einem Becher schwankend sich den Weg zu bahnen versuchte. In diesem Augenblick verstimmten die beiden Kapellen, und man hörte deutlich den angstvollen Ruf eines Wissenden: „Donnerwetter, der Becher ist ja viel zu voll!“ Es nutzte nichts, der Becher nahm seinen Unglücksweg durch die Menge der Honoratioren und der Kurgäste, er wurde von dem Kurdirektor genommen und dem Fürsten gereicht. Der aber nahm seinen federumwallten Helm ab, ergriff mit fester Hand und starren Auges den gefüllten Becher und rief mit starker Stimme in die Festversammlung: „Ich leere den Becher auf das Wohl der hohen Frau, deren Namen die Quelle tragen soll!“

Ein donnernder Tusch der Musikkapellen begleitete, vereint mit brausenden Hochrufen der Umstehenden, die Worte des Fürsten. Der aber stürzte mit hastigen Zügen den Becher hinunter, machte die Nagelprobe und reichte den Pokal unter großem Beifall der festlichen Korona dem Kurdirektor zurück, der dem Vorgang nur mit bleichem Entsetzen folgen konnte. Wußte er doch wohl allein von allen Festteilnehmern, daß der Becher nicht etwa einen Ehrentrunk edlen Rheinweines dem Fürsten geboten hatte, daß vielmehr der Pokal mit Alexandrinenquelle bis zum Rande gefüllt war. Das war der verdammte Kurdiener Wilß gewesen, der entgegen seinem Befehl, den Becher in so riesigem Ausmaße gefüllt hatte.

werden könnte. Mit glühenden Worten entwarf er eine Schilderung aller Krankheiten, die mit Hilfe der Quelle unbedingt zu vertreiben wären. Vor allem aber pries er ihre geradezu überwältigende, fast augenblicklich einsetzende durchschlagende Wirkung, so zwar, daß...

Der Fürst stülpte wieder den Helm auf sein jugendliches Haupt und schaute sich die festliche Menge interessierten und unbefangenen Auges an. Da trat, wie das Programm es befahl, der Professor der Landesuniversität Dr. Kiosk, aus dem Kreis der Harrenden heraus, lüftete das knisternde Manuskript und begann eine Vorlesung über die Großartigkeit der Quelle, ihre vortreffliche chemische Zusammensetzung und ihre geradezu epochalen Heilwirkungen. Es sei eine vulkanische Kochsalzlösung mit Schwefelsäure und Chlorkalzium, Lithium; von solcher hervorragenden Zusammensetzung, dass sie selbst bekannten Quellen ebenbürtig an die Seite gestellt

Unter den Klängen des Lieblingsmarsches seiner Hoheit: „Weidmannsheil“ - der diesmal nun wirklich und endlich vereint von beiden Kapellen gespielt wurde - setzte sich der Zug in Bewegung, in dessen Mitte man einen Schatten wanken sah, den Kurdirektor von Sander, der beinahe seinen Tod vor Augen fühlte. Mein Gott, mein Gott, was sollte das werden? Er hatte soeben den verdammten Kurdiener Wilß gefragt, und der hatte im eingestanden, dass er dem Pokal mindestens ein halbes Liter Alexandrinenquelle einverleibt hätte. Mein Gott, mein Gott, was sollte das werden! Wie konnte auch nur der Fürst glauben, es sei ein Ehrentrunk edlen Weines, was man ihm

Der Professor konnte nicht weitersprechen, der Herzog von Marksuhl wandte sich mit einer dem Redner gewidmeten kurzen Verbeugung zur Seite ab und bat dann den Oberbürgermeister, ihn in die Frühstückshalle zu führen, allwo ja programmgemäß ein Dejeuner von der Stadt geboten werden sollte, gleichsam zur Erfrischung, zur Erholung von dem Aktus und zur Erhöhung der festlichen Stunden.


böte; da es doch ein halbes Liter Alexandrinenquelle gewesen war! Mein Gott, mein Gott, wie sollte das enden? Und dazu noch der blöde Vortrag des Dr. Kiosk. Unterdessen hatte die Kavalkade den Frühstücksraum erreicht und sich an dem Tisch hinter den Stühlen placiert. Der Herzog nahm an der Spitz der Tafel, eingerahmt vom Oberbürgermeister und dem Kurdirektor, Platz. Man ließ sich möglichst geräuschlos nieder, die Bilde dem Herzog zugewandt. Der sprach kein Wort. Neben ihm, ein Schatten seiner selbst, der Kurdirektor, der nicht wagte, den Fürsten anzusehen. Die ganze Tafelrunde schwieg, als ob ein Leutnant seine Schulden bezahle. Diener traten herzu und reichten eine Schildkrötensuppe. Wie wesenlos starrte der Fürst auf seinen Teller. Man bemerkte, wie ihm der Schweiß aus allen Poren seinen Antlitzes hervorbrach, und wie der Herzog vergeblich sich mühte, mit seinem Taschentuch die Spuren zu verwischen. Ein plötzlicher Wink nach dem Oberhofmarschall; der lief zu seinem Fürsten und dann hinaus. Man hörte draußen das Donnern des ankurbelten Motors des großen Wagens. Dann stürzte der Oberhofmarschall zurück zur Tafel. Da erhob sich wie ein Blitz der Fürst, griff nach seinem Helm und mit irren Augen, beinahe drohend, die Gesellschaft streifend, preßte er

hervor: „Es ist mir leider unmöglich, meine Herren, hier länger zu verweilen, ich danke !“ Und während alles entsetzt von den Stühlen aufgesprungen war und dem enteilenden Fürsten auf das tiefste erschüttert nachschaute, stöhnte in die furchtbare Stille der erstarrten Korona eine verzweifelte Stimme: Ein halbes Liter Alexandrinenquelle, mein Gott, mein Gott, wie soll das enden!

In diesem Augenblick setzten wiederum die vereinten Kapellen ein und schmetterten jauchzend in die Halle, in den Saal und in die davor harrenden Menschen hinein, es klang wie zum Hohn, dem abreisenden Fürsten nach: „Wohlauf noch getrunken, den funkelnden Wein, ade nun ihr Lieben, geschieden muß sein...“

Der Herzog aber fuhr im 80-km-Tempo durch die erstaunten, noch immer harrenden Massen auf die Burg seinen Ahnen und während nun in dem Eßraum der Wandelhalle des Kurbades Stahlborn eine grenzenlose Verwirrung unter den Festteilnehmern eingerissen war, und während man nicht wußte, ob man die Feier abbrechen oder mit höchstem Galgenhumor weiterführen sollte, da mußte - mußte -der Herzog von Marksuhl, in seiner Burg, auf dem Throne seiner Väter sitzend, viele Stunden darüber nachdenken, wie sehr doch der Professor Dr. Kiosk Recht hatte, wenn der von einer fast augenblicklich einsetzenden, durchschlagenden Wirkung der Quelle gesprochen hatte... Das ist nunmehr denn 25 Jahr her; aber es steht alles noch so deutlich vor mir, als ob es gestern geschehen sei. Den damals so jugendlichen Herzog von Marksuhl deckt längst der Rasen. Die Alexandrinenquelle aber sprudelt noch und ebenso lebt die Wandelhalle, der Ort des Geschehens ist die kleine Residenzstadt Stahlborn. Nur nennt man das segenspendende Naß nicht mehr Alexandrinenquelle, sondern etwas modernisierend und nach ihrer außenordentlichen Wirkung sie wertend: Nurmi-Sprudel Aus „Lachende Heimat“ von Herrmann Nebe

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Damit Vergangenheit Zukunft hat

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Im Jahr 1985 wurde die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit dem Motto „Damit Vergangenheit Zukunft hat“ unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten gegründet. Sie ist heute die größte private Initiative für den Denkmalschutz in Deutschland und konnte seit 1991 mehr als 3000 Denkmale bewahren helfen. Über 150.000 private Förderer und Unternehmen vertrauen der Stiftung ihre Spenden an, allein seit 1991 erhielt sie über 98 Millionen EURO. Die Stiftung ist Destinatär der Fernsehlotterie GlücksSpirale und erhielt zeitweilig Zuwendungen des Bundes. Mehr als 330 Millionen EURO konnte sie seit ihrer Gründung für die Rettung des bedrohten Kulturerbes zur Verfügung stellen. Bereits 160 treuhänderische Stiftungen wurden in der Obhut der Deutschen Stiftung Denkmalschutz für Denkmalbauten errichtet, wie zum Beispiel die Wandelhalle Eisenach-Stiftung. Die Errichtung einer Treuhandstiftung dient der Restaurierung, Erhaltung und dauerhaften Pflege eines Denkmals – eine Pflegeversicherung für ein Stück Kulturgeschichte. Die Wandelhalle Eisenach-Stiftung wurde am 9. September 2001 gemeinschaftlich von der Stadt Eisen-

ach, der Eisenacher Versorgungs-Betriebe GmbH, der Wartburg-Sparkasse, dem Verkehrsverein Wartburgstadt Eisenach e.V., der Süd-Thüringen Bahn GmbH und Herrn Peter Mädler errichtet. Bis heute sind zahlreiche Eisenacher Bürger dem Engagement der Gründungsstifter gefolgt und haben sich mit Zustiftungen und Spenden für die langfristige Bewahrung der Wandelhalle und für die aktuell anstehenden Instandsetzungsmaßnahmen dieses für die Kulturgeschichte Eisenachs wichtigen Bauwerkes eingesetzt. Am 8. Juli 1906 wurde in Eisenach die Wandelhalle eröffnet. Wenn Sie im Juli dieses Jahres ihr 100-jähriges Jubiläum feiert, kann die Wandelhalle auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken.


Wandelhalle Eisenach-Stiftung

Mit der Errichtung der treuhänderischen Wandelhalle Eisenach-Stiftung in der Obhut der DEUTSCHEN STIFTUNG DENKMALSCHUTZ unternahmen die sechs Gründungsstifter einen entscheidenden Schritt zur Erhaltung dieses Denkmals. Vorausgegangen war ein Grundsatzbeschluß des Eisenacher Stadtrates vom 6. Juni 2000, der die Errichtung der treuhänderischen Wandelhalle Eisenach-Stiftung zum Ziel hatte. Die Gründung der Stiftung erfolgte am 9.9.2001 zum „Tag des offenen Denkmals“. Als erste Maßnahme unterstützte die Wandelhalle Eisenach-Stiftung den Einbau der Sanitäranlage in die vorhandene Architektur, wodurch ein wichtiger Schritt zur besseren Bespielbarkeit der Wandelhalle geleistet werden konnte. Im Frühjahr des Jahres 2005 konnte als erster Bauabschnitt die Festigung des Fundaments und die Renovierung der Sanitäranlage beendet werden. Im jetzigen zweiten Bauabschnitt ist die Restaurierung der Fassaden erfolgt, damit die Wandelhalle zu ihrem 100-jährigen Jubiläum im Juli 2006 – fast – wieder im alten Glanz ihrer Erbauungs- und Blütezeit erstrahlen kann. Die Wandelhalle Eisenach-Stiftung fördert diese Maßnahme mit Stiftungsmitteln in beträchtlicher Höhe.

Wandelhalle Eisenach-Stiftung c/o Deutsche Stiftung Denkmalschutz Koblenzer Straße 75 · 53177 Bonn Tel.: 0228 – 390 63 980 Fax: 0228 – 390 63 43 Ansprechpartner vor Ort: Stadtverwaltung Eisenach, Herr Ralf Päsler Markt 2 · 99817 Eisenach Tel.: 03691/67 05 26 Fax: 03691/67 09 50 Bankverbindung: DSD Wandelhalle Eisenach-Stiftung Dresdner Bank AG Kontonr.: 2 127 994 04 Bankleitzahl: 370 800 40 Spenden dienen der zeitnahen Verwendung für aktuelle Instandsetzungsmaßnahmen.

Die uneingeschränkte Nutzung der Wandelhalle rückt nach Abschluss der Sanierung durch das Engagement der Eisenacher Bürgerschaft immer näher. Nur durch das Engagement zahlreicher Freunde und Förderer kann die Wandelhalle langfristig den Einwohnern und Besuchern von Eisenach als ein lebendiger Treffpunkt erhalten bleiben.

Mit Zustiftungen steigern Sie das Stiftungskapital der Wandelhalle Eisenach-Stiftung. Sie tragen damit zur Erhöhung der jährlich ausgeschütteten Stiftungserträge bei und helfen den dauerhaften bauliche Erhalt der Wandelhalle zu sichern.

www.wandelhalle-eisenach.de 23


Die Sanierung der Wandelhalle

Am 6. Juni 2000 hatte der Stadtrat der Stadt Eisenach den Grundsatzbeschluß gefaßt, eine treuhänderische Wandelhalle Eisenach-Stiftung unter dem Dach der Deutschen Stiftung Denkmalsschutz zu errichten. Eine der formulierten Voraussetzungen hierfür ist neben der Ansammlung des erforderlichen Stiftungskapitals, die Sanierung der Wandelhalle. Erst nach der grundhaften Sanierung wird das Bauwerk an die Stiftung übertragen. Zunächst war deshalb eine umfangreiche Bestandsaufnahme und entsprechende Vorplanung nötig. Die Kosten hierfür beliefen sich auf 65.000 EUR.

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Die Sanierungsarbeiten wurden in vier Bauabschnitte untergliedert. Wichtig war für alle Beteiligten möglichst schnell einen hohen Nutzungskomfort für Künstler wie auch für die Besucher zu erreichen. Am Anfang stand jedoch die Stabilisierung des gesamten Fundamentes, da die Wandelhalle an einigen Stellen starke Setzungserscheinungen aufwies und die daraus resultierenden Schäden bereits unübersehbar waren. Am 24.6.2004 war Startschuß für den ersten Bauabschnitt. Der zweite Bauabschnitt begann im Herbst 2005.


Die Sanierung der Wandelhalle

1. Bauabschnitt Kosten: 422.000 EUR » Einbau der Toilettenanlage im Südflügel » Sanierung der Außenfassade Südflügel » Sanierung der Sockelbereiche, Herstellung der Horizontalabdichtung 2. Bauabschnitt Kosten: 410.000 EUR » Sanierung der Außenfassade zur Wartburgallee » Sanierung der Bühne » Sanierung der Sockelbereiche, Herstellung der Horizontalabdichtung » restauratorische Neuerstelllung der Treppenanlage und Podeste vor den Zugängen

4. Bauabschnitt Kosten: 522.000 EUR » Restaurierung der Hauptkuppel und des Wandgemäldes in der Südhalle » Einbau Fußboden im gesamten offenen Innenbereich und Sanierung der Naturstein- bzw. Putzsockel » Herstellung der Außenanlagen zum Kartausgarten (Entwässerungs- und Schlammfangrinne, Änderung Stützwand vor Toiletteneingang, Oberflächenbefestigung) Die geschätzten Gesamtkosten belaufen sich derzeit auf ca. 1.8 Mio EUR. Die Maßnahme wird von Bund und Freistaat Thüringen derzeit zu 80% gefördert.

3.Bauabschnitt Kosten: 380.000 EUR » Fertigstellung der ehemaligen Kioske entlang der Wartburgallee (Abstell- und Umkleidebereich, schließen der offenen Längswand) » Sanierung der Fassade zum Kartausgarten » Sanierung des gesamten Innenraumes der Wandelhalle » Außenanlagen zur Wartburgallee 25


Die kulturelle Nutzung der Wandelhalle

Nach der Stiftungsgründung 2001 rückte die Nutzung der Wandelhalle wieder in den Mittelpunkt. Vereine, Künstlergruppen, aber auch professionelle Veranstalter entdeckten das Bauwerk und nutzten die vielen Möglichkeiten, die es bietet. Alte Traditionen lebten wieder auf, neue Veranstaltungen kamen hinzu. Das Wartburgensemble, das die Wandelhalle in den letzten Jahrzehnten regelmäßig als „Open-Air-Bühne“ genutzt hatte, stand genauso wieder auf der Bühne wie das Landestheater mit der Landeskapelle. Eisenacher Chöre fanden wieder eine von guter Akustik getragene Bühne. Aber der Bogen der kulturellen Vielfalt wurde nun weiter gespannt. „Tag des Tanzens“, Rock’n’Rollund Reggae-Night, Schulball und „Tag der Musikschulen“, das Weinfest im Herbst, der Wartburglauf – die Wandelhalle war und ist der richtige Ort für all diese attraktiven Veranstaltungen.

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Die Besucherresonanz bestätigt, dass dieses Konzept aufgeht. Die Wandelhalle soll ein Hort der Breitenkultur sein. Sie soll Vereinen und Bürgern der Stadt und der Region die Möglichkeit geben, sich zu engagieren und ihr Können zu zeigen. Durch dieses Engagement lebt die Wandelhalle und hat eine Zukunft.


Impressum

Herausgeber: Wandelhalle Eisenach-Stiftung c/o Stadtverwaltung Eisenach Markt 1 · 99817 Eisenach Ansprechpartner: Ralf Päßler Redaktion:

Stadtverwaltung Eisenach, Stadtarchiv Eisenach, Herr Dr. Reinhold Brunner, Büro des Oberbürgermeisters

Fotos:

Stadtarchiv Eisenach, setzepfandt&partner, Eisenach

Gestaltung:

setzepfandt&partner, Eisenach

Druck:

Eckenfelder GmbH & Co. KG, Wenigenlupnitz

Auflage:

3000 (1. Auflage, Juli 2006)

Schutzgebühr: 5,00 EUR Die Einnahmen aus der Festschrift kommen in vollem Umfang der Wandelhalle Eisenach-Stiftung zu Gute.

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Die Festschrift entstand mit freundlicher Unterst端tzung von: Stadt Eisenach Wartburg-Sparkasse Eisenacher Versorgungs-Betriebe GmbH Verkehrsverein Wartburgstadt Eisenach e.V.


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