Umschrieben wird ein einzelnes Schriftzeichen. Können Sie herausfinden, welches?
A 倒 B 灭 C 全
Unser Tipp: Denken Sie um die Ecke, nehmen Sie ruhig alles wörtlich und vor allem: Immer mit Geduld!
Die Lösung finden Sie auf Seite 81.
人 都 到 了
rén dōu dào le
Wörtlich: Alle sind da.
Vielfalt gewünscht
In diesem Magazin wird die Inklusion aller Geschlechter angestrebt und zugleich soll die deutschsprachige Realität unterschiedlicher Formen des Genderns abgebildet werden. Den Autorinnen und Autoren bleibt es überlassen, ob und wie sie gendern.
Das Magazin Konfuzius Institut gibt’s auch auf WeChat zu lesen. QR-Code scannen und los geht’s: 请用微信扫码阅读 《孔子学院》期刊
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus
In China ist der Wald weniger ein Ort der Innerlichkeit als ein Raum der Planung. Traditionell wurde der Wald als Element harmonischer Weltordnung begrifen und steht konfuzianisch für Ruhe, Disziplin und Rückbindung an das große Ganze. Wenn Deutsche einen Wald begehen, wünschen sie sich vermutlich Ursprung und authentische Naturerfahrung. Der Wald ist zentraler Bestandteil der Identität – die deutsche Romantik basiert auf nationalen Mythen und Märchen und hat das Verständnis nachhaltig geprägt, und auch verklärt. Kulturell kodiert wächst der Wald für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen im Interesse zukünftiger Generationen bis ins Grundgesetz hinein. Das Bundeswaldgesetz regelt Erhalt und Bewirtschaftung, Betretungsrechte und Erholung. Dem steht das Waldgesetz der Volksrepublik China in nichts nach und regelt umfassend Schutz, Auforstung und nachhaltige Nutzung (zuletzt 2020 überarbeitet). Das spiegelt sich bis heute im staatlich or ga nisierten Forstsystem wider. Einig sind wir uns wohl alle darin, dass wir vor der gemeinsamen Herausforderung seiner Bewahrung stehen – ökologisch, kulturell und politisch. Während Deutschland auf kleinteilige Pflege, rechtliche Rahmenbedingungen und zivilgesellschaftliches Engagement setzt, verfolgt China großmaßstäbliche Auforstung und zentral gesteuerte Planung.
Wenn wir den Wald schon nicht in Ruhe lassen können, müssen wir wenigstens sorgsam mit ihm umgehen. Wie steht es also mit dem Wald in China? Welche Ideen werden umgesetzt, welche Ansätze verfolgt? Begleiten Sie mit uns Stefan Trogisch und sein Gradu iertenkolleg in den Wald und auf ihrer Waldforschung in China bei der Frage, wie stabile, zukunftssichere Wälder angelegt werden können. Entdecken Sie einen magischen Wald und urbane sogenannte Taschenparks, eine Aufforstungskampagne in der Provinz Gansu sowie chinesische Baumartenvielfalt in Deutschland. Und fühlen Sie sich in Qiu Shihuas Malerei zur Entschleunigung eingeladen: Was zunächst wie ein leeres Bild wirkt, eröfnet nach ein paar Minuten der Betrachtung Baumgruppen und Wälder.
Mit dieser Ausgabe verabschieden wir uns von Thomas Rötting, der das Magazin aufgebaut und elf Jahre lang geführt hat. Als Leitung der deutschen Redaktion heißen wir Benjamin Creutzfeldt willkommen, den Geschäftsführer des Konfuzius-Instituts Leipzig. Beide empfehlen: Dieses Heft liest sich besonders gut auf einer Bank unter Bäumen …
Straßeninterview: Welche Bedeutung hat der Wald für Sie persönlich?
街头采访:森林对于你个人来说有什么意义?
Wissenschaft: Wald und Waldforschung in China
科学:中国的森林与森林研究
Stefan Trogisch und Helge Bruelheide 施特凡和贺海德
18
Steckbriefe: Der globalisierte Wald –Bäume aus China in Deutschland
资料卡:国际化森林档案——扎根在德国的中国树
Gabriele Thiedig
22
Kunst: Ein Refugium in nur scheinbarer Leere
艺术:虚空中的避世之所
28
Bericht: Minqin im Wandel – Die grüne Erfolgsgeschichte einer »wasserlosen Oase« 报道:“无水绿洲”民勤的今昔之别
Li Lixin 李立欣
34
38
Reportage: Mit den Tigern unterwegs –Das Naturschutzengagement eines internationalen Studenten in China
发现:与虎同行——一位来华留学生的野生动物 保护情结
Yu Lingshuang 于灵爽
Trend: Taschenparks in Fujian – Überall erblühen kleine Oasen 趋势:福建“口袋公园”处处“开花”
Gezi 格子
43
46
Tradition: Das Zhongnan Gebirge –Ein Paradies für Eremiten 传统:终南山——隐士的乐园
Mo Shangchen 陌上尘
Tierschutz: Hommage an das Leben –Eine PanoramaDokumentation über die große NordSüdWanderung der Asiatischen Elefanten in Yunnan
动物保护:致敬生命——云南亚洲象北上南归全 景纪实
Xu Zipei, Forst- und Graslandamt der Provinz Yunnan 徐自霈 云南省林业和草原局
53
58
62
64
Unterwegs: Das Gaoligong Gebirge
路上:我们的高黎贡
Wang Erkuan und Li Yulin 汪二款和李雨霖
Kultur: »Der Magische Wald« in Shanghai 文化:城市中的“魔法森林”
Fan Yanping 范彦萍
Empfehlungen 推荐
Hao Chi!: Mit Paprika gebratene Kartoffelstreifen 好吃!:青椒土豆丝
68
Chinesisch 汉语学习
• Chinesisch einfach erklärt 简说汉语
• Ein Bild – viele Wörter 一图多词
• Chinesischer Netzjargon 汉语中的网络热词
• Klassenzimmer 汉语课堂
Zhao Ying 赵莹 74
76
79
Chinesisch als Fremdsprache: Interkultureller Ansatz des ChaF-Unterrichts –
Ein Erfahrungsbericht aus der Praxis 国际中文教育:国际中文教育课堂中的跨文化小 案例
Ohrwurm: Sanmao und ihr Olivenbaum 耳虫:三毛和她的《橄榄树》
HSK-Termine 汉语水平考试时间表
Kalender 日历 80
Impressum 版权说明 81
Mit dem Boot durchs »Matcha-Meer« 乘船穿梭于“抹茶海”
Die Region im Hinterland der Fünf-Millionen-Metropole Yangzhou in Jiangsu war lange Zeit ein übernutztes Habitat mit einer geringen Biodiversität, wo ehemalige Marschflächen für die Fischzucht entwässert wurden. Um die nahe Stadt vor Hochwasser und Überschwemmungen zu schützen, wurde diese Fläche Teil des Sponge-City-Programms, welche die natürlichen Wasserspeicherkapazitäten fördert. So entstand das Feuchtgebiet, in dem sich Metasequoia-Bäume dicht aneinanderreihen. Die besonders gern in Wasser wachsende Baumgattung galt bis 1941 als ausgestorben und war nur durch Fossilien bekannt – bis lebende Exemplare in einem abgelegenen Dorf entdeckt wurden. Im Frühsommer bedeckt ein Teppich aus Entengrütze die Oberfläche. Dann sind die Bootsfahrten durch das inzwischen wieder vogelreiche Gebiet des Parks besonders fotogen.
Ich bin jemand, der immer aktiv und auf Achse ist, früher war ich alleine unterwegs, und jetzt mit Frau und Kind. In die Natur und in den Wald zu gehen, ist dabei immer meine erste Wahl! Es ist nicht nur eine gute Möglichkeit, Körper und Geist zu entspannen, sondern auch eine Chance, gemeinsam zu wachsen – an Wissen, Erfahrung und Zusammenhalt. Im Wald kann man wandern, zelten und die Natur beobachten, und dieser Prozess hat mir und meinem Kind viel gegeben: Wir nehmen die Großzügigkeit der Natur entgegen, dehnen Körper und Geist, stellen uns mutig Herausforderungen und stärken unsere Liebe zum Leben!
Yan Kai, 35 Jahre, Produktmanager aus Bozhou, Provinz Anhui 燕凯, 35岁,安徽亳州人,产品经理
Yi Rong, 46 Jahre, Hochschullehrerin aus Liling, Provinz Hunan 易蓉,46岁,湖南醴陵人,高校老师
Um etwas als Wald zu bezeichnen, braucht es meiner Ansicht nach vor allem sehr viele große und kleine Bäume, die gemeinsam wachsen. Und außerdem noch andere Arten von Pflanzen, die zusammen mit den Bäumen ein vitales Biotop bilden. Bestenfalls kommt noch Wasser hinzu, denn mit Wasser gibt es eine Seele – wobei das im Norden etwas schwieriger ist. Ich bin in einem Bergbaubezirk aufgewachsen, wo Fabrikanlagen, Schul- und Krankenhausgebäude und Wohnhäuser an Hängen gebaut und die Wege über die bewaldeten Hügel Alltag sind. Daher ist mir der Wald sehr vertraut. Beim Spazieren im Wald kann ich mich gut entspannen. In Peking gibt es viele sogenannte »Waldparks« und egal, wie groß sie sind oder wie weit weg, macht es mich glücklich, dass es sie gibt. 我觉得要能称之为森林,首先,要有非常多的树, 高低错落的树生长在一起。其次,还有其他各种 伴生的植物,它们和树木在一起构成一个非常有 生机的区域。最好还要有水,这一点在北方可能 不容易,但是有水才有灵性。我从小在矿区长大, 我们矿区的厂房、校舍、居民楼、医院等建筑都是 依山而建,穿行山林是家常便饭,所以森林让我 感觉非常亲切。最后,走进森林会让我感到放松。 北京有不少冠名“森林”的公园,它们的存在都给 了我们幸福感。
Text / 文 : Hu Yue 胡月 Fotos / 图 : Wei Yao 魏尧
Aus dem Chinesischen / 德文翻译 : Maja Linnemann 马雅
Für mich ist ein Wald ein Platz mit vielfältigem Baumbewuchs, allem möglichen Getier dazwischen und unbedingt Pilzen am Boden. Wenn ich mir jetzt einen Wald vorstelle, dann ist es dort kühl, der Wind weht durch die Baumkronen und die Blätter rascheln leise. Die Luft ist sehr frisch. Was ich sonst noch mit Wald assoziiere: Er ist ziemlich groß und geheimnisvoll. In einer Gruppe in den Wald zu gehen, macht Spaß, aber alleine würde ich es nicht tun, das wäre mir etwas unheimlich.
Han Bing, 47 Jahre, Bauingenieur aus Hegang, Provinz Heilongjiang 韩冰,47岁,黑龙江鹤岗人,建筑工程师
Sun Xiangyun, 72 Jahre, Rentnerin aus Hegang, Provinz Heilongjiang 孙相云,72岁,黑龙江鹤岗人,退休职工
Früher habe ich im Forstamt der Stadt Hegang gearbeitet und ich erinnere mich gut an hohe Kiefernwälder, in denen man auf einer dicken Schicht aus Kiefernnadeln läuft und den Duft der Kiefern atmet – das machte immer gute Laune. Ganz besonders nachmittags an klaren Tagen, wenn die Sonnenstrahlen durch die Baumkronen fallen – als ob sie dir direkt ins Herz scheinen. Seit ich in Rente bin, lebe ich in Peking, bin aber trotzdem immer noch gerne im Wald. Um den 1. Mai war ich in Zhejiang und habe die Wälder Südchinas kennengelernt, die Landschaft war überall wunderschön, ich konnte mich während der Fahrt kaum vom Fenster losreißen. Dieses Gefühl ist schwer zu beschreiben, die Natur macht mich einfach glücklich.
Ich f nde, im Wald sollte es Blumen, Gras und Bäume geben. Ich freue mich immer sehr, wenn ich im Wald bin und habe viel Spaß, weil ich dort kleine Tiere beobachten und viele verschiedene Pflanzen entdecken kann.
Wälder bedecken die Landfläche der Erde zu fast einem Drittel und zeichnen sich als Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten durch eine hohe Artenvielfalt aus. Für den Menschen erfüllen Wälder viele wichtige Funktionen und haben die Menschheitsgeschichte nachhaltig geprägt. Dies zeigt sich besonders eindrucksvoll in China während der letzten Jahrtausende. Als Lieferant von Bauholz ermöglichten Wälder die Errichtung ganzer Städte und den Bau von Handelsflotten. Energieholz wurde seit frühester Zeit nicht nur zum Kochen und Heizen, sondern auch in großen Mengen für die Herstellung von Ritualbronzen in der Shang- und der Zhou-Dynastie (ca. 1600–256 v. u. Z.) und später für das Brennen von Porzellan benötigt. Viele Baum- und Straucharten wie der Papiermaulbeerbaum, die Weiße Maulbeere für die Seidenraupenzucht, der Lackbaum oder auch der Teestrauch sind untrennbar mit der Kulturgeschichte Chinas verbunden.
Neben ihrer Bedeutung als Rohstofflieferant spielen Wälder eine Schlüsselrolle für efektiven Hochwasserschutz, da sie Wasser speichern und langsam wieder freisetzen können. Darüber hinaus verhindert das dichte Wurzelwerk Bodenerosion und schützt vor Erdrutschen. Durch die Verdunstungskälte, Beschattung, Sauerstof produktion und das Binden von Stäuben aus der Atmosphäre tragen Bäume, besonders in Städten, zu einer erheblichen Verbesserung der Lebensqualität bei. Für den Klimaschutz haben Wälder eine sehr hohe globale Bedeutung als Kohlenstof senke. Das von den Bäumen aus der Atmosphäre aufgenommene Kohlendioxid wird dabei als Kohlenstof in der Biomasse aber auch zu einem Großteil im Waldboden gespeichert. Wälder stellen also für den Menschen viele wichtige Dienstleistungen bereit und sind von globaler Bedeutung.
ÖKOSYSTEMDIENSTLEISTUNGEN: VORTEILE, DIE MENSCHEN VON ÖKOSYSTEMEN BEZIEHEN, WIE ZUM BEISPIEL FILTERUNG VON WASSER, BODENBILDUNG UND BESTÄUBUNG
生态系统服务:指人类从生态系统中获得的各项惠益, 例如水体净化、土壤形成及传粉作用等
China verfügt aufgrund seines ausgedehnten Nord-SüdGradienten von rund 5500 Kilometern über mehrere Klima- und damit Vegetationszonen mit charakteristischen Waldformationen: Die kaltgemäßigten borealen Nadelwälder an der Grenze zu Sibirien, die gemäßigten gemischten Nadel- und Laubwälder, die warm-gemäßig-
BOREALE ZONE: GEBIET AUF DER NORDHALBKUGEL, IN DEM DIE DURCHSCHNITTSTEMPERATUR NUR EIN BIS VIER MONATE IM JAHR ÜBER ZEHN GRAD CELSIUS LIEGT
ten laubabwerfenden Wälder und die subtropischen immergrünen Laubwälder, welche ganz im Süden in tropische Regenwälder übergehen. Die klimatischen Bedingungen in den Steppen- und Wüstenregionen weiter im Westen sowie auf dem Qinghai-Tibet Plateau schließen dabei aufgrund des zu geringen Niederschlags oder der Kürze der Vegetationsperiode größere Waldbestände aus.
Die Wälder in China beherbergen eine bemerkenswerte Vielfalt an Pflanzenarten. Von den insgesamt circa 30 000 Gefäßpflanzenarten in China sind 3165 Baumund 6735 Straucharten bekannt. Dazu kommen noch 470 Bambusarten und mehr als 1000 Arten verholzte Kletterpflanzen. Lediglich für einige tropische Länder sind noch mehr Baumarten nachgewiesen. Erklärt wer-
den kann diese Pflanzenvielfalt durch die kontinuierliche Abfolge mehrerer Klimazonen, die geringe Vergletscherung während der letzten Eiszeiten sowie durch die hohe topograf sche und geologische Komplexität, vor allem im südlichen China. So bildet zum Beispiel das Hengduan-Gebirge im Südosten des Tibetischen Hochlandes ein wichtiges Diversitätszentrum für viele Pflanzengattungen. Auch werden jedes Jahr immer noch neue Baum- und Straucharten in China entdeckt.
Nach Russland, Brasilien, Kanada und den Vereinigten Staaten ist China mit 220 Millionen Hektar Waldfläche das fünft-waldreichste Land der Erde. Zusammen verfügen diese fünf Länder bereits über 54 Prozent der globalen Waldfläche. Diese Länder haben somit eine große Verantwortung für den Erhalt und
Zartrosa Rhododendron und eine giftige grüne Bambusotter – die Artenvielfalt in Chinas Wäldern ist beeindruckend hoch. 淡粉色的杜鹃花与有毒的绿色竹叶青蛇—— 中国森林中的物种多样性令人印象深刻
DER HOLZVORRAT BE ZEICHNET DIE MENGE DES STEHENDEN,ALSO VORRÄTIGENOBERIRDISCHEN HOLZES EINSCHLIESS LICH RINDE IM WALD
Feldarbeit des BEF-Forschungsteams: Es wird viel gesammelt, gezählt und ausgewertet.
Schutz der Wälder, wobei China aktuell etwa fünf Prozent zur globalen Waldfläche beisteuert. Von 1990 bis 2020 konnte China seine Waldfläche innerhalb von nur dreißig Jahren von 16,4 auf 22,9 Prozent steigern und nimmt damit eine weltweite Vorreiterrolle ein. Dies wurde durch den ef zienten Schutz bestehender Wälder, die Renaturierung von Waldflächen und insbesondere durch große Wiederauforstungsprogramme und die Ausweitung von Baumplantagen erreicht. Neben der Zunahme der Waldfläche, erhöhte sich auch der Gesamtholzvorrat in China zwischen 1990 und 2020 um fast 100 Prozent.
Allerdings stehen Wälder heutzutage vor neuen, oftmals parallel auftretenden Herausforderungen. Durch den vom Menschen verursachten Klimawandel nimmt nicht nur die globale Durchschnittstemperatur zu, sondern auch die Häufgkeit von Stürmen, Starkniederschlägen und ausgeprägten Dürreperioden. Die durch Trockenheit bereits geschwächten Waldbestände werden dabei noch anfälliger für Schadinsekten und Pilzkrankheiten und können viele für den Menschen wichtige Funktionen nicht mehr erfüllen. Daher bedarf es in der Zukunft konkrete Lösungen, wie bereits bestehende Wälder besser geschützt und neue klimafeste Wälder angelegt werden können. Insbesondere Plantagenwälder, die nur aus einer Baumart und Altersklasse bestehen, haben sich in der Vergangenheit als anfällig und wenig resistent erwiesen.
Wie stabile, widerstandfähige und zukunftssichere Wälder aussehen und angelegt werden können, ist daher Gegenstand aktueller waldökologischer Forschung in China und weltweit. Insbesondere die Rolle der
Baum artenvielfalt für zahlreiche Leistungen des Waldes wie Holzproduktion und Kohlenstof speicherung wird dabei untersucht. Es soll aber auch herausgefunden werden, wie Nährstof- und Wasserkreisläufe von der Anzahl der Baumarten beeinflusst werden und welche weiteren Wechselwirkungen es zum Beispiel mit Bodenmikroorgansimen und Insekten gibt. Die Biodiversität bildet dabei die Grundlage für die ökologischen Interaktionen und Prozesse. Erst durch Kenntnis der zahlreichen Wechselwirkungen zwischen Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen untereinander und ihrer Umwelt ist die Funktionsweise des Ökosystems Wald besser zu verstehen.
Diese wichtige Fragestellung lässt sich sehr gut mit speziell angepflanzten Baumdiversitätsexperimenten erforschen. Dazu werden Untersuchungsflächen mit jeweils einer unterschiedlichen Anzahl an Baumarten bepflanzt, wobei alle weiteren Umweltbedingungen wie zum Beispiel die Bodenqualität möglichst konstant gehalten werden. Das weltweit größte Experiment dieser Art bef ndet sich in der Provinz Jiangxi und wird seit
Lektüreempfehlungen
Food and Agriculture Organization of the United Nations (Hg.): Society, Economy and Forests: The Unfolding Forest Transition in China and Lessons for the Future. Bangkok: FAO 2021.
因此,如何营造稳定、抗逆且能够适应未来的森林,正成 为中国乃至全球森林生态学研究的重要议题。这些研究尤其 聚焦于树种多样性对森林多项功能,如木材生产和碳储存的 影响。但同时也需探究树种数量如何影响养分与水循环,以及 与土壤微生物和昆虫等其他相互作用机制。生物多样性是这 »BIODIVERSITY ECOSYSTEM FUNCTIONING«, DAS BEF CHINA EXPERIMENT: BEF CHINA.COM BEF CHINA 实验:中国生物多样性与生 态系统功能实验研究基地,详情请访问: BEF CHINA.COM
2009 zusammen von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus China, Deutschland und der Schweiz durchgeführt. Auf mehr als 38 Hektar Fläche wurden im sogenannten BEF-China Experiment mehr als 220 000 Bäume und 88 000 Sträucher von 42 Baumund 18 Straucharten gepflanzt. Neben Monokulturen aus nur einer Baumart wurden Mischungen aus 2, 4, 8, 16 und 24 Baumarten angelegt. Viele Forschungsteams haben seit der Anpflanzung vor 16 Jahren zahlreiche
TREEDÌ: INTERNATIONALES KOLLEG ZUR ERFORSCHUNG DER INTER AKTIONEN ZWISCHEN BÄUMEN TreeDì 国际博士研究项目项目:致力于研究树木间相互作用的
Messungen durchgeführt und die Untersuchungsergebnisse in internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht.
So konnte die internationale Forschungsgruppe zeigen, dass artenreiche Wälder in ihrer oberirdischen Biomasse bereits nach acht Jahren doppelt so viel Kohlenstof speichern wie Wälder, die nur aus einer Baumart bestehen. Wachsen unterschiedliche Baumarten zusammen, können diese die zur Verfügung stehenden Nährstofe und das Wasser im Boden efektiver nutzen. Auch bilden artenreiche Wälder ein dichteres und komplexeres Kronendach, wodurch mehr Lichtenergie für die Photosynthese von den Blättern aufgenommen werden kann. Weiterhin zeigen die Ergebnisse, dass artenreiche Wälder bei Trockenheit widerstandsfähiger als
Gruppenbild des TreeDì-Forschungsteams im Qianjiangyuan Nationalpark.
TreeDì 科研团队在钱江源国家公园合影留念
Monokulturen waren. Baumarten, die besser an Trockenheit angepasst sind, konnten das geringere Wachstum trockenheitsempf ndlicher Arten ausgleichen und so für ein stabileres Waldwachstum sorgen. Als einziges Baumdiversitätsexperiment untersucht das BEF- China Experiment auch den Einfluss von Sträuchern auf das Baumwachstum. Hier zeigten die Ergebnisse, dass Sträucher das Baumwachstum fördern und zur Gesamtproduktivität beitragen können. Als wichtiges Strukturelement ist die Strauchschicht darüber hinaus wichtig für die Artenvielfalt und sollte daher auch bei der Neuanpflanzung von Wäldern berücksichtigt werden.
Um die genauen Mechanismen der Interaktionen zwischen den einzelnen Baumarten im Detail zu verstehen, wurde 2018 ein internationales Graduiertenkolleg von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Universität der Chinesischen Akademie der
Wissenschaften gegründet. Doktorandinnen und Doktoranden der chinesischen und deutschen Seiten untersuchen dabei gemeinsam die konkreten Prozesse und Wechselwirkungen zwischen benachbarten Bäumen im BEF-China Experiment. Ergänzend bietet das Kolleg ein Qualif zierungsprogramm mit Kursen, Workshops und Summer Schools an und organisiert wechselseitige Forschungsaufenthalte in Deutschland und China. Dadurch soll nicht nur der internationale Austausch, sondern auch der Ausbau der bilateralen Beziehungen zwischen China und Deutschland nachhaltig gestärkt werden.
Wie die gewonnen Ergebnisse aus dem BEF-China Experiment bereits zeigen, würde eine Mischung aus mehreren Baumarten im Vergleich zu Monokulturen viele Vorteile mit sich bringen. Neben der erhöhten Produktivität und Widerstandfähigkeit, könnte zudem auch die Vielfalt vieler weiterer biologischer Arten proftieren. Das Ziel von Wiederauforstungsprogrammen sollte es daher sein, möglichst multifunktionale und klimaangepasste Wälder anzulegen, die mehrere Ökosystemleistungen erbringen und den Verlust biologischer Vielfalt entgegenwirken können.
Dr. Stefan Trogisch ist wissenschaftlicher Koordinator des Internationalen Graduiertenkollegs TreeDì an der MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg, s. www.treedi.de.
Prof. Helge Bruelheide ist Professor für Geobotanik, Mitbegründer des BEF-China Experiments und Sprecher der deutschen Seite des Internationalen Graduiertenkollegs TreeDì an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Ich bef nde mich derzeit im dritten Jahr meiner Doktorarbeit an der Universität der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking. Mein Projekt befasst sich mit der Frage, wie Sträucher die strukturelle Komplexität von Pflanzengemeinschaften erhöhen und wie sich dies auf die Mikroorganismen und Fadenwürmer im Boden und damit auf weitere Ökosystemprozesse auswirkt. Meine Arbeit verknüpft die Bodenökologie und die Mikrobiologie und versucht zu verstehen, wie die Pflanzen die Interaktionen der Bodenorganismen und damit die Funktionsweise des gesamten Ökosystems beeinflussen.
Für mich ist der Waldboden mit seinem verborgenen Leben und den unsichtbaren Netzwerken faszinierend, weil diese unterirdische Welt für die Erhaltung gesunder Wälder und die Unterstützung vieler natürlicher Prozesse unerlässlich ist. Als Doktorandin in einem deutsch- chinesischen Graduiertenkolleg schätze ich die Möglichkeit, von beiden Ländern zu lernen und mit Menschen zu arbeiten, die unterschiedliche Ideen und Ansätze in die Wissenschaft einbringen. Als Forscherin bewundere ich die reiche biologische Vielfalt der Wälder und die unterschiedlichen Landschaften meines Landes sehr – ich möchte einen Beitrag zur Forstwissenschaft leisten und helfen, diese wertvollen Ökosysteme zu schützen.
Ich bin Doktorandin an der Universität Leipzig. In meinem Promotionsprojekt geht es um die Efekte der Baumartenvielfalt auf verschiedene Bodenfunktionen, wobei ich herausfinden möchte, wie diese Efekte räumlich zwischen einzelnen Bäumen verteilt sind. Zusammen mit meinen Kollegen an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften erforschen wir interdisziplinär die komplexen Prozesse im Waldboden und deren Bewohner wie Fadenwürmer, Bakterien und Pilze. Dieses Forschungsgebiet begeistert mich, weil Böden und Wälder eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen, da sie große Mengen an Kohlenstof speichern. An Wäldern fasziniert mich besonders, dass sie Lebensraum für mehr als achtzig Prozent der Tier-, Pflanzen- und Insektenwelt bieten und immer einen sehr beruhigenden Efekt auf mich haben, egal ob beim Arbeiten oder Wandern. Als Doktorandin in einem internationalen Projekt gefällt mir besonders der vielfältige wissenschaftliche und kulturelle Austausch und natürlich auch die gegenseitigen Besuche und Kooperationen. In China habe ich bereits einige Zeit verbracht und mag vor allem die ofene und freundliche Art der Menschen, die Vielfalt an Pflanzen und Insekten, den guten Tee und die damit verbundene Kultur sowie das leckere Essen.
Profile von Doktorandinnen und Doktoranden des Graduiertenkollegs
Ich bin seit 2024 Doktorand an der an der MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg. Ich erforsche, wie Fadenwürmer, sogenannte Nematoden, im Waldboden von der Anzahl der Baumarten in einem Wald beeinflusst werden. Fadenwürmer sind dabei nicht nur wichtig für die Nährstof kreisläufe im Wald, sondern auch essentielle Indikatoren für die Gesundheit von Ökosystemen. Wälder sind für mich lebende Archive. Sie durch die Linse der Fadenwürmer auf der mikrosko pischen Ebene zu studieren, kann unser Verständnis dieser faszinierenden Ökosysteme verbessern.
Besonders der globale Charakter gefällt mir in unserer Zusammenarbeit sehr. Die Arbeit über zwei Kontinente hinweg bedeutet, dass ich Einblicke in unterschiedliche wissenschaftliche Traditionen und ökologische Zusammenhänge erhalte, was nicht nur meine Methoden, sondern auch meine Denkweise erweitert. Im Rahmen unseres Forschungsaustauschs habe ich bereits einige Zeit in China verbracht und war besonders von der Artenvielfalt in den chinesischen subtropischen Wäldern fasziniert. Ich habe nicht nur den wissenschaftlichen Austausch genossen, sondern auch die kulturellen Erfahrungen, das Essen, die Landschaften und die Herzlichkeit der Menschen, die ich getrofen habe.
Aktuell bin ich im dritten Jahr meiner Doktorarbeit am Institut für Botanik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking. In meinem Promotionsprojekt geht es darum, wie sich die Baumartenvielfalt auf die Kohlenstofspeicherung des Waldes auswirkt. Konkret untersuche ich, ob die Vielfalt der Baumarten und deren Eigenschaften das Baumwachstum und den Kohlenstofgehalt im Boden beeinflussen. Dieses Forschungsthema interessiert mich, weil es sich sowohl mit grundlegenden ökologischen Fragen als auch mit dringenden Umweltproblemen wie dem Klimawandel und der Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen befasst. Wälder sind die wichtigsten terrestrischen Kohlenstofsenken. Die Erforschung der Rolle der Artenvielfalt bei der Verbesserung der Kohlenstoffbindung kann daher wichtige Erkenntnisse für die Wiederaufforstungspolitik im Zusammenhang mit dem globalen Klimawandel liefern.
Die Arbeit in einem bilateralen Graduiertenkolleg ermöglicht mir einen interkulturellen Austausch, der meinen akademischen und persönlichen Horizont erweitert. Diese Erfahrung ermutigt zu innovativem Denken und hilft mir dabei, besser zu kommunizieren und efektiver zusammenzuarbeiten.
DER GLOBALISIERTE WALD: BÄUME AUS CHINA IN DEUTSCHLAND
Die Welt der Pflanzen kennt keine Grenzen. Wir stellen einige Bäume Chinas vor, die längst in europäischen Gefilden heimisch geworden sind. Die Fotos wurden Ende April im Loki-SchmidtGarten, dem Botanischen Garten der Universität Hamburg, aufgenommen; von dort stammen auch die Pflanzenangaben.
植物世界不分疆界。我们在此介绍若干早已在欧洲大
地扎根的中国树种。这些照片摄于四月底的汉堡大学植 物园(洛基·施密特花园),植物信息亦由该园提供。
Text / 文 : Gabriele Thiedig
Fotos / 图 : Stefanie Thiedig
Aus dem Deutschen / 中文翻译 : Wang Pan 王盼
BIENENBAUM 蜜源树
auch 别名: Samthaarige Stinkesche 臭檀吴萸 (Tetradium daniellii )
Familie 科属: Rautengewächse 芸香科 (Rutaceae)
Herkunft 原产地: Nordchina, Korea 中国北方、朝鲜半岛
Der Bienenbaum wird bis zu 10 Meter hoch. Weil er ungewöhnlich lange, von Ende Juni bis Mitte Oktober, blüht, bietet er die wichtigste Pollenproduktion für die späte Jahreszeit. Daher stammt sein Name Bienenweide. Das Stinkende im alternativen Namen der Esche bemerkt, wer die Blätter zerreibt. Doch wer sich ihm nur nähert, kann den holunderartigen Duft der weißen Dolden genießen. Das wissen auch die Wespen, die vom Baum angelockt ihn umschwirren – weshalb er gern an Spielplätzen gepflanzt wird, um die Insekten von den Kindern fernzuhalten. Es wird noch praktischer: Zusätzlich liefert er mit seinen Samenständen bis November wichtiges Vogelfutter. Der Baum ist erst seit den 1980er Jahren in Deutschland und Europa verbreitet, zuvor war er als Exot nur in botanischen Gärten zu finden.
Bis auf 30 Meter wächst der Baum, die herzförmigen Blätter sind bis 30 Zentimeter groß, die Blütenstände pyramidenförmig und traubenartig gebildet, lilafarben duften sie nach Vanille. In der Blütenzeit von April bis Mai ist auch dieser Baum bei Bienen sehr beliebt. Er gehört zu den Klimabäumen, ist also besonders wider standsfähig. Trotz seines schnellen Wachstums ist der Blauglockenbaum schwer entflammbar und auch das Holz trotz seiner Leichtigkeit sehr stabil. So wird es etwa für Möbel und Surfboards verwendet. Außerdem handelt sich um ein Klangholz und ist damit gut für Musikinstrumente geeignet, beispielsweise für den Korpus von E-Gitarren. Der Blauglockenbaum wird in ganz Deutschland zur Holzproduktion in Plantagen angebaut, in Schleswig-Holstein etwa in Elsdorf-Westermühlen von Forstwirt Sascha Koslow.
BLAUGLOCKENBAUM 蓝花楹 auch 别名: Kiribaum 毛泡桐 (Paulownia tomentosa)
Familie 科属: Braunwurzgewächse 玄参科 (Scrophulariaceae)
Herkunft 原产地: China 中国
FÄCHERAHORN 鸡爪槭
auch 别名: 红槭树 (Acer palmatum)
Familie 科属: Seifenbaumgewächse 无患子科 (Sapindaceae)
Herkunft 原产地: China, Korea, Japan 中国、朝鲜半岛、日本
Diese Art wird bis zu 15 Meter hoch oder wächst auch als Strauch und hat bis 8 Zentimeter große, 5oder 7- lappige Blätter. Die Blütezeit ist April und Mai und erfolgt gleichzeitig mit dem Blattaustrieb. Als rotblättriger Ahorn treibt er rot aus, kann im Sommer grün werden und strahlt im Herbst schließlich purpurrot. Aufgrund seiner leuchtenden Herbstfärbung sind viele seiner Artgenossen in Gärten weit verbreitet. Und entgegen mancher Angaben sind sie alle schnittfähig, sodass sie den verschiedenen Gartengrößen angepasst werden können. Gut 500 Sorten des Fächerahorns sind bekannt und in seinen Heimatländern wachsen sie teils zu großen Bäumen heran. Aber in Ostasien findet man ihn auch häufig als Bonsai, wenn man Glück hat, gar Jahrhunderte lang in seiner Form verfeinert.
auch 别名: chinesischer Wildapfel 湖北海棠 (Malus hupehensis)
Familie 科属: Rosengewächse 蔷薇科 (Rosaceae)
Herkunft 原产地: China, Nordindien 中国、印度北部
Bis zu 10 oder mehr Meter kann die Dornulme erreichen, wächst aber auch als ausladender Strauch und bis auf 2000 Höhenmetern. Ihre Blütezeit ist im April und Mai. In Deutschland ist der Baum eher selten außerhalb von botanischen Gärten anzutreffen. Aber vielleicht ändert sich das bald, denn er ist insektenfreundlich und besonders resistent gegen Staub und Abgase. Aufgrund seiner auffälligen Dornen ist er eine besondere Rarität: An seinen starren Zweigen wachsen sie bis zu 10 Zentimeter lang und kräftig. Auch die gelbe Herbstfärbung macht ihn zu einer Augenweide. Sein Holz ist hart und wird in China gern für Geräte genutzt, während die Fasern der Borke etwa der Herstellung von Säcken dienen. Aus den Samen kann Öl extrahiert werden und das frische Laub wird zur Verfeinerung von Getränken verwendet.
Der Teeapfelbaum kann bis 8 Meter hoch werden, die Blütezeit ist April bis Juni, am Anfang mit rosafarbenen und später weißen, stets aber mit zahlreichen rispenförmigen Blüten, die wie ungefüllte Rosenblüten aussehen. Die Blätter können für einen wohlfeinen, durststillenden Tee aufgebrüht werden und werden in China gern als Ersatz für schwarzen und grünen Tee verwendet. Die nur etwa 1 Zentimeter großen, gelb bis roten Äpfel schmecken säuerlich. Wenn die Vögel einem welche übriglassen, kann man sie zu Gelee oder Spirituosen verarbeiten. Allerdings ist er in Deutschland nur schwer zu erwerben. Sein Pendant, der europäische Wildapfel, ist eher als Zierbaum verbreitet, dessen Früchte für Menschen nicht genießbar sind. In erster Linie werden sie wegen der vielfältigen Farben ihres Laubes und der bunten Früchte gepflanzt.
Weder Nadel- noch Laubbaum, ist der Ginkgo die älteste aller Samenpflanzen und der letzte von 250 Ginkgoales – Zeugen sind 300 Millionen Jahre alte Fossilien. 1000 Jahre soll der Baum alt werden können. Kein Wunder, dass er in der chinesischen Medizin bei Gedächtnisproblemen benutzt wird, kauen sollte man aber lieber auf den jungen Blättern. Nach zwanzig Jahren erblüht der Baum erstmals. Bevorzugt werden männliche Bäume gepflanzt, da die Früchte und Samen nur an weiblichen Bäumen entstehen und, wenn sie im Winter herunterfallen, einen beißenden Geruch abgeben. Seine Borke ist schwer entflammbar und ihm wird extreme Toleranz gegen Luftverschmutzung zugesprochen. In Deutschland ist der Ginkgo unweigerlich mit Goethe verbunden: »Sind es zwey? die sich erlesen, / Daſs man sie als eines kennt.« dichtete er 1819 des Baumes Blatt zum Inbegriff der Freundschaft.
WEBSITE UND APP EMPFEHLUNGEN ZUR PFLANZENBESTIMMUNG:
识别植物,我推荐以下网站和应用程序: bienenbaum.com pflanzmich.de
App »Flora Incognita«
Ein Refugium in nur scheinbarer Leere
Qiu Shihua
Qiu Shihua untitled, 2005 (Qiu Sh3971) Öl auf Leinwand
238 × 128 cm
邱世华 《无题》,2005 年(Qiu Sh3971) 布面油画 238×128 厘米
untitled , 1998 (Qiu Sh50429)
Öl auf Leinwand
84 × 140,5 cm 邱世华
》,1998年(Qiu Sh50429)
84×140.5 厘米
Qiu Shihua
iu Shihuas Werke wollen zunächst ein paar Minuten betrachtet werden, bevor sich einem die subtilen Landschaften eröffnen. Dann treten aus der scheinbar fast monochromen Malerei Berge und Wälder, Schneelandschaften und Seen hervor. Oder tritt man in sie hinein? Zugleich scheinen sie sich der tatsächlichen Erfassung durch das Auge laufend zu entziehen. Sichtbarwerden und Entschwinden charakterisieren den Zugang zu den Werken, bei welchen der antrainierte Prozess des motiverkennenden Sehens redundant wird. Die Werke verweigern sich der heute geläufigen visuellen Aufnahmegeschwindigkeit und fordern mit ihrem entschleunigenden Moment Konzentration, Kontemplation und Geduld.
Stück für Stück trägt Qiu Shihua kaum mit Öl verdünnte Pigmente auf die Leinwand auf und lässt so die Umrisse von inneren Landschaften entstehen, welche Ausdruck sowie Resultat seiner daoistischen Praxis sind. Die sich entfaltenden und verschwimmenden Motive entspringen einer Mischung aus Erinnerung und durch Meditation entleertem Geist. Sie sind Zeugnis für den Werdegang des Künstlers auf seinem Weg des Dao.
Qiu Shihua gilt als Phänomen in der zeitgenössischen Kunstszene: Ausbildung im Stil des Sozialistischen Realismus, Interesse an diversen französischen und deutschen Stilrichtungen, schließlich ein prägender Aufenthalt in Paris in den 1980er Jahren.
Seine Gemälde sind im klassischen Sinne nicht zu verstehen. Sie sind Spiegel seiner Lebenserfahrungen, Ergebnis tiefer Meditation und zugleich ein Zufluchtsort vor den Herausforderungen, die sein Leben geprägt haben. In einer Welt, die zunehmend von marktorientierter Kunstproduktion und standardisierter Kunst aus bildung bestimmt wird, steht Qiu Shihuas Werk sinnbildlich für eine bewusste Abkehr von diesen Strömungen. Es erinnert an die bleibende Kraft der Kunst als Ort der Einkehr. Seine Malerei stellt unsere Wahrnehmung infrage und lädt dazu ein, über eine andere Dimension der Kunst nachzudenken – eine, die Zeit überwindet, sich gängigen Kategorien entzieht und schließlich sowohl für den Künstler als auch für das Publikum zur Zuflucht wird. Und so widmet sich Qiu Shihua unerschütterlich der ursprünglichen Idee der Kunst als Refugium – selbst in unserer heutigen Welt, die sich immer weiter von diesen Ursprüngen zu entfernen scheint.
Qiu Shihua (*1940 in Zizhong, Provinz Sichuan) wird von der Galerie Urs Meile vertreten, jüngst mit der Soloausstellung in ihrer Zürcher Galerie an der Rämi strasse.
»Wenn ich male, denke ich nicht an Struktur oder Thema; wonach ich suche, ist ein gewisser ›Geschmack‹ – eine Rhythmisierung von Geist und Energie, so als ob die Seele, einem Schatten des Geistes gleich, durch das Gemälde driftet. Alles ist flach und ruhig. ›Form‹ ist nicht von Bedeutung.«
Qiu Shihua im Ausstellungskatalog anlässlich der 23. Internationalen Biennale von São Paulo, Hanart TZ Gallery 1996.
Die grüne Erfolgsge schichte einer »wasserlosen Oase« “ 无 水 绿 洲
”
马爱彬 Aus dem Chinesischen / 德文翻译 : Peter Ren 任斌
李立欣 Fotos / 图 : Ma Aibin
Text / 文 : Li Lixin
MINQIN IM WANDEL
m östlichen Ende des Hexi-Korridors in der chinesischen Provinz Gansu liegt eine Ortschaft namens Minqin – umgeben von den goldglimmenden Dünenmeeren der Tenggeli- und Badain- Jaran-Wüsten im Osten, Westen und Norden. Im Jahr 2012 warnten Geografen mit düsteren Prognosen, dass Minqin bald vom Antlitz der Erde getilgt sein würde. Nun ist mehr als ein Jahrzehnt vergangen: Wie präsentiert sich die Oase heute?
Schmerzhafte Vergangenheit:
»Der Sand drängt die Menschen zurück«
Der Kreis Minqin, der der bezirksfreien Stadt Wuwei unterstellt ist, ist ein wahrhaft weites und dünn besiedeltes Gebiet: Auf einer Fläche von rund 15 000 Quadratkilometern – etwa so groß wie Schleswig-Holstein – halten nur rund 200 000 Einwohner das Land am Leben.
Vor über 2800 Jahren florierte hier zur späten Bronzezeit die »Kultur der Sandquelle« (沙井文化 shājı ˇ ng wénhuà), die Gansu den Beinamen »Land der Kultur« einbrachte. 121 v. u. Z. errichtete die Han-Dynastie in Minqin Regierungsbehörden und organisierte Einwanderung zur landwirtschaftlichen Erschließung. Man rühmte die Gegend als »außerhalb der Großen Mauer gelegen, aber kulturell fortschrittlich«. Im Jahr 1928 erhielt die Region den Namen Minqin (民勤 Mínqín) zu Ehren ihrer »einfachen und unverfälschten Sitten und ihrer fleißigen Bevölkerung«.
Einst verhinderte die grüne Oase des Hexi-Korridors das Zusammenwachsen der beiden Wüsten. Doch durch geologische Veränderungen und Flussumleitungen trocknete Minqin immer weiter aus. Der steigende Wasserverbrauch für die Landwirtschaft am Oberlauf des Shiyang-Flusses verschärfte die Situation zusätzlich. Bereits um 1500 rückten Sandstürme immer näher an die Kreisstadt heran und das Gebiet begann unaufhalt-
sam zu verdorren. Zwischen 1850 und 1950 verschlang die Wüste über 6000 Dörfer der Region. Ein lokales Volkslied klagt:
Vom Hügel aus erblickt man nur Sand, Zum Windstoß sieht man keine Wand. Staub begräbt Acker und Feld, Heimatlos wandert man durchs Land.
Und die Zahlen lügen nicht: In Minqin werden im Jahresdurchschnitt nur rund 110 Millimeter Niederschlag gemessen, während die Verdunstung das 24-fache beträgt – der Wassermangel treibt also die ökologische Krise gnadenlos voran.
Grün dringt vor, Sand zieht sich zurück
An diesem Ort sagt man: »Die Chronik Minqins ist zur Hälfte eine Geschichte des Kampfs gegen die Wüstenbildung.« Um ihre Lebensgrundlage zu erhalten, haben die dortigen Bewohner vor über siebzig Jahren eine unermüdliche Gemeinschaftsinitiative gegen Wind und Sand gestartet. Sie pflanzen trockenresistente Gehölze wie Saxaul, Erbsensträucher und Süßklee an, um den vorrückenden Dünen Einhalt zu gebieten. Unterstützt werden sie dabei von Freiwilligen aus allen Teilen des Landes. Doch der Kampf ist ein Marathon, kein Sprint. Viele Einheimische bekennen: »Ob die Oase in zwanzig Jahren noch existiert, liegt in der Hand des Himmels. Aber wir, die gebürtigen Minqiner, haben die Verantwortung, es zumindest zu versuchen. Denn nur so können wir ohne Reue in die Zukunft blicken.«
Durch großflächige Bepflanzungen, den Einsatz von Strohmatten als Sandfang und ständige Nachpflanzungen konnte die bedrohte Landschaft nach und nach stabilisiert werden. Im Jahr 2006 kam es zu einem symbolischen Akt: Ma Junhe, ein Bewohner des Dorfes Guodong, startete über das Internet eine landesweite Rettungsaktion für die Minqin-Oase. Dafür gab er seinen Job in Lanzhou (Hauptstadt der Provinz Gansu) auf
民勤采用全民参与机制,通过种植梭梭、沙棘等耐旱植物, 使用麦草方格阻沙固沙,在压沙造林过程中,反复补植补 栽。2006年,国栋村的马俊河借用互联网的力量,采用“互联 网治沙”的方式,发起了拯救民勤绿洲行动。随后,他毅然辞 去在兰州的工作,回到村里种梭梭。2007年,年仅26岁的吕曲 红和30位来自全国各地的志愿者并肩作战,在沙漠中种下了 und kehrte in seine Heimat zurück, um zunächst im Dorf Saxaul-Sträucher zu pflanzen. Ein Jahr später gelang es der damals 26-jährigen Einheimischen Lü Quhong zusammen mit 30 Freiwilligen aus anderen Gebieten, den ersten Saxaul auch im unwirtlichsten Dünengebiet gedeihen zu lassen. In den folgenden 17 Jahren entstanden auf der über 4000 Hektar großen
Die langjährigen Anpflanzungsbemühungen von trockenresistenten Gehölzen wie Saxaul-Sträuchern zeigen Erfolge.
Wüste fast eine Million Saxaul-Sträucher mit einer Anwuchsrate von 85 Prozent. Doch damit gab sich die Umweltpionierin nicht zufrieden. Ihr Lebenstraum ist es, bis zu ihrem 60. Lebensjahr die gesamte Sandfläche von über 11 000 Hektar mit dem widerstandsfähigen Gewächs zu begrünen.
In jüngster Zeit kommen moderne Innovationen zum Einsatz: Präzise ökologische Bewässerungssysteme, wassersparende Bewässerungstechniken und Schutz sperrungen, die vor allem dank 5G-basierter Sensornetzwerke eine ökologische Überwachung und Datenlieferung in Echtzeit ermöglichen. Die Ergebnisse sind bahnbrechend: In einigen Gebieten geht die Wüste bereits zurück. Und die Zahlen sprechen für sich: War Minqin 1950 nur zu 3 Prozent bewaldet, sind es heute 18,28 Prozent – eine Versechsfachung in sieben Jahrzehnten.
Wassersparende Landwirtschaft gewinnt
»Gold aus Sand«
Nach erfolgreicher Sandf xierung setzten die Bewohner Minqins auf moderne Bewässerungsmethoden wie Tropf- und Sprinkleranlagen, um eine wassersparende Landwirtschaft zu etablieren. Sie nutzen zudem die intensive Sonneneinstrahlung und die starken Tag-NachtTemperaturschwankungen des kargen Gebiets und pflanzen trockenresistente Arten wie Sandlauch und Honigmelonen im großen Stil an. Durch jahrelange Bemühungen gelang es ihnen schließlich, Wohlstand zu erreichen.
Die Erfolgsgeschichte begann im Jahr 2008, als der Bauer Ye Changlian aus dem Dorf Bayi auf wild wachsenden Sandlauch in der Wüste stieß. Von dessen Delikatesse, Nährstof reichtum und Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit und Kälte fasziniert, kam Ye auf die Idee, Sandlauch in der Wüste anzubauen. Allerdings war dieser Weg nicht ohne Hindernisse. In der Anfangszeit musste er gemeinsam mit Agrarexperten zahlreiche Schwierigkeiten bewältigen. Heute ist der Sandlauch eine landwirtschaftliche Spezialität von Minqin.
Ein Nachbar von Ye namens Zhen Shilong trieb die Entwicklung weiter voran: Er perfektionierte den Anbau im Gewächshaus und gründete im Jahr 2013 eine Produktions- und Vertriebsgenossenschaft. Damit ebnete er den Weg zum Wohlstand und schuf neue Arbeitsplätze in seiner Heimat. Inzwischen erstrecken sich die Sandlauchkulturen über mehr als 667 Hektar und generieren einen Jahresumsatz von über 300 Millionen Yuan (etwa knapp 37 Millionen Euro). Aus der einst unscheinbaren Wildzwiebel ist der »Goldesel« Minqins geworden.
Die lokalen Bauern verstehen es zudem sehr gut, Licht, Wärme, Wasser und Bodenressourcen geschickt zu kombinieren, um auf umweltfreundliche Weise Ökoprodukte – darunter Fenchel, Honigmelonen, Pepinos, Datteln und Goji-Beeren – anzubauen. Vor allem die Honigmelonen und Pepinos erreichen einen jährlichen Absatz von jeweils mehr als 10 000 Tonnen und genießen einen guten Ruf auf dem nationalen und sogar internationalen Markt. Ein Beispiel für den »Bauern des neuen Typs« ist der 28-jährige Zhang Yuwen. Er hat mitten auf seinem Melonenfeld ein Live-Shopping-Studio
errichtet, über das er die Früchte direkt vermarktet.
»Während viele junge Menschen das Land verlassen, bin ich bewusst zurückgekehrt, um die Landwirtschaft neu zu gestalten«, sagt der »Trend-Bauer«, wie er sich stolz nennt.
Und die Veränderung im Kreis Minqin ist enorm: 2012 waren 94 Prozent der Fläche von Wüstenbildung
oder Sandbedeckung betrofen. Heute liegt der Anteil der Desertif kation und der Sandbedeckung jeweils bei 88,18 beziehungsweise 75,57 Prozent. Der Kreis ist also keineswegs »vom Antlitz der Erde getilgt« – im Gegenteil: Die Menschen in Minqin schafen seit Generationen das Wunder der »wasserlosen Oase« und setzen es noch immer fort.
Der junge Bauer Zhang Yuwen hat auf seinem Melonenfeld ein Live-Shopping-Studio eingerichtet und vermarktet von da aus seine Früchte.
Das Naturschutzengagement eines internationalen Studenten in China
Mit den Tigern unterwegs
Wieder ist es Zeit für Nathan Roberts, sich auf die Suche nach Tigern zu machen. Obwohl bereits die ersten Frühlingstage angebrochen sind, liegt in den nordostchinesischen Wäldern noch immer ein Hauch von Winter in der Luft. Roberts, ein britischer Doktorand an der Fakultät für Wildtiere und Naturschutzgebiete der Northeast Forestry University in China, erforscht die Beziehung zwischen Tigern und Waldkohlenstoffvorrat in Ökosystemen. An das raue Klima des Nordens hat sich der Student längst gewöhnt. In seine dicke Daunenjacke gehüllt, begibt er sich mit seinem Team in die dichten Wälder – auf der Suche nach einer vom Aussterben bedrohten Art: dem Amurtiger.
2017 kam Roberts nach China, motiviert von seiner Begeisterung zur chinesischen Kultur und seiner Leidenschaft für den Naturschutz. Er begann ein Masterstudium im Fach Wildtierschutz und -management an der Northeast Forestry University. »Ich habe Tiere schon immer geliebt und auch mein Bachelorstudium drehte sich um Artenschutz. China verfügt über eine besonders hohe Biodiversität – das ist für meine Forschung äußerst wertvoll«, erklärt Roberts.
Um die Populationen und Lebensräume der Großkatzen besser zu verstehen, scheute Roberts weder extreme Wetterbedingungen noch entlegene Gebiete. Immer wieder reiste er in Schutzgebiete wie das Hunchun Amur Tiger National Nature Reserve oder den Northeast
到了纳森(Nathan James Roberts )出发寻虎的日 子。虽然已是早春,但东北林区似乎还停留在寒冬 季节。纳森是东北林业大学野生动物与自然保护 地学院的博士研究生,他的研究方向为“老虎与生态系统碳汇 的关系”。这名来自英国的留学生早已适应了北国的寒冷天气, 他裹上厚厚的羽绒服,和团队一起朝密林进发,寻觅濒危动 物——东北虎。
China Tiger and Leopard National Park. Dort drang er tief in die Berge und dichten Wälder vor, um Feldforschung zu betreiben. Jede Tabelle, jede Zahl dokumentiert seine mühevolle Arbeit.
Die Suche nach dem Amurtiger ist alles andere als einfach: Nicht selten kämpfen sich Roberts und seine Kollegen stundenlang durch kniehohen Schnee. »Das hier könnten Spuren eines Amurtigers sein!«, ruft er, als wir uns tief im Wald bef nden. Während er die Abdrücke fotografiert, erklärt er uns die charakteristischen Merkmale: faustgroß und geformt wie eine Pflaumenblüte.
»Dass sich die Amurtiger-Population stabil vermehrt, beweist, dass ihr Lebensraum intakt, zusammenhängend und großflächig ist. Es zeigt auch, dass die Biodiversität hoch und die Nahrungskette funktionsfähig ist«, erklärt Roberts. Der Zustand der Tiger sei ein maßgeblicher Indikator für den Zustand des regionalen Ökosystems. Indem wir die Tiger – als Spitzenprädatoren – schützen, bewahren wir zugleich die Artenvielfalt des gesamten Lebensraums.
In den letzten Jahren wurden in der Provinz Heilongjiang immer häuf ger seltene Tier- und Pflanzenarten gesichtet: Der Amurtiger »Wandashan Nr. 1« zeigte sich im Dorf Linhu bei Mishan; in Heihe wurde die streng geschützte und hochgradig bedrohte Orchideenart Cypripedium guttatum entdeckt; und in den Feuchtgebieten des Duluhe-Flusses hat sich der unter nationalem Schutz stehende Orientalische Weißstorch niedergelassen. Diese Entwicklungen belegen ein gesundes und vollständiges Ökosystem vor Ort – und schafen ideale Bedingungen für die Forschung.
Für Roberts steht fest: Kein Lebewesen existiert isoliert – ein gesundes Ökosystem ist überlebenswichtig. Artenschutz ist daher auch Menschenschutz, denn ein stabiles ökologisches Gleichgewicht kommt letztlich uns allen zugute.
Dass Nathan Roberts sich für ein Studium in Heilongjiang entschieden hat, bereut er keine Sekunde. Er
hat viele Gleichgesinnte kennengelernt und fühlt sich rundum wohl: »Egal, welches Problem ich habe – meine Professoren, Kommilitonen und Freunde helfen mir jederzeit. Heilongjiang ist wunderschön: die Landschaft, der Schnee, alles. Ich könnte mir sogar vorstellen, für immer hierzubleiben, um mich dem Wildtierschutz zu widmen.«
Taschenparks«, 口袋公园 ko ˇ udai gōngyuán , sind kleine öffentliche Grünflächen direkt neben Wohngebieten, die Freizeit-, Erholungsund Landschaftsfunktionen miteinander verbinden. Sie laden Anwohner zum Spielen, Entspannen oder zu Gesprächen ein. Ob in belebten Einkaufsstraßen oder stillen Gassen – in Fujian begegnet man diesen grünen Inseln an jeder Ecke. Manche von ihnen verschmelzen durch kunstvolle Gestaltung mit historischen Bauwerken und lokalen Traditionen und werden so zu greifbaren Wohlfühloasen.
DIE MASKENBILDNER STÄDTISCHER WINKEL
Taschenparks schafen wertvolle Erholungsräume in hochverdichteten Städten und wirken zugleich wie geschickte Maskenbildner, die dem urbanen Umfeld Glanz und Farbe verleihen.
Mitten im Taijiang-Distrikt von Fuzhou erstreckt sich am Minjiang-Fluss der Jugendplatz, der über eine Fußgängerbrücke das historische Viertel mit dem Uferbereich verknüpft und dabei eine großzügige Aussichtsplattform bildet. Auf wellenförmig angelegten knapp 6000 Quadratmetern Grünfläche genießen Besucher den Blick auf historische Backsteintürme und den Flusslauf. Sobald die Dämmerung einsetzt, taucht eine dynamische Lichtshow das Ensemble in eine stimmungsvolle Szene. Rote Backsteintürme, elegante Säulengänge, leuchtend orangefarbene Treppen und europäische Arkaden
kontrastieren mit dem satten Grün des Rasens und garantieren an jeder Ecke neue Blickfänge. Nicht nur Einheimische flanieren hier, auch Touristen kommen gerne für einen Abstecher vorbei.
In der Wohnsiedlung Tangfayang in Fu’an wurde auf kleinstem Raum ein liebevoll gestalteter Taschenpark geschafen: Ein überdachter Laubengang, punktuell platzierte Grüninseln sowie Bereiche zum Trainieren und Entspannen verleihen dem Areal besondere Atmosphäre. Bewohner schwärmen: »Früher dominierte hier ein schmuddeliger Blechverschlag; heute blicken wir direkt aus der Haustür auf einen gepflegten Park – das hebt sofort die Laune!« Stadtverschönerung zeigt sich also im Detail.
Ganz anders präsentiert sich der Taschenpark in der Xucuocheng-Straße in Quanzhou. Auf 800 Quadratmetern, umgeben von Wohnhäusern, zwei historischen Bürgerhäusern und einer katholischen Kirche, verschmelzen Architektur und Natur zu einem harmonischen Ganzen. An jedem Blumenbeet lädt eine Sitzbank aus südchinesischen roten Ziegeln zum Verweilen ein. Wer sich dort niederlässt, wird von Flammenbäumen, Korallenbäumen und Magnolien umringt und genießt ungestörte Ruhe.
ERHOLUNGSOASEN IN DER HITZEINSEL
Mit der globalen Erwärmung verstärkt sich der urbane Hitzeinseleffekt, doch die dichte Begrünung der Taschenparks wirkt wie eine natürliche Klimaanlage.
In Fuzhou übernehmen der Guanglufang-Park, der Xihong-Park und der Wuta-Park diese Funktion: Sie ver bessern das Mikroklima, filtern Schadstoffe und spenden kühlen Schatten. An einigen Standorten sorgen Flussplattformen für erfrischende Wasserkontakte, während biologische Retentionsstreifen Regenwasser auf angen und für die Bewässerung nutzen. Die Planer betonen: »Unser Design folgt den Leitlinien Menschenorientierung, Wissenschaftlichkeit, Naturverträglichkeit und CO₂-Ef zienz. Wir wollen das harte Stadtbild mit frischen Grüntönen auflockern sowie Mensch und Natur in Einklang bringen.«
Am Kreuzungspunkt der Longwen-Südstraße und der Xinpu-Straße in Zhangzhou befand sich früher eine von Unkraut überwucherte, mit Müll übersäte Brache, auf der sich Mücken und anderes Ungeziefer tummelten. Sobald die Temperaturen stiegen, hielten sich die Menschen beim Vorübergehen die Nase zu und suchten rasch das Weite. Bei der Umgestaltung durch die Taschenpark-Planer wurde das Gelände nicht nur begrünt, neuer Rasen verlegt und frische Blumen gepflanzt, sondern zwischen den Beeten auch solarbetriebene Mückenlampen installiert, damit die Bürger vor Insektenstichen geschützt sind. So ist die einstige »Brache« in eine kleine »Sommerfrische« verwandelt – eine kühle Oase an heißen Tagen.
Ein am Bau der Taschenparks Beteiligter berichtet: »Früher waren die kleinen Grünflächen meist nur zum Anschauen da – man konnte sie nicht wirklich betreten. Jetzt, mit den Taschenparks, werden viel mehr Menschen eingeladen, sie tatsächlich zu nutzen.« Taschenparks gleichen dabei fast der Zaubertasche des katzenartigen Roboters Doraemon (japanisches Anime): Obwohl sie wenig Platz einnehmen, bergen sie eine Fülle an Möglichkeiten – ob Begegnung, Erholung, Spiel oder Sport, für jeden ist etwas dabei.
In der Nähe der Caféstraße am Ufer des YundangSees in Xiamen wurde ein »Thermal-Taschenpark« angelegt. Im Zentrum des Parks bef nden sich zwei Becken, ein großes rundes und ein kleineres, die durch ei-
nen geschwungenen Wasserlauf miteinander verbunden sind, wobei ein Höhenunterschied besteht. Nach Angaben der Mitarbeiter handelt es sich bei dem Wasser um eine natürliche Thermalquelle mit einer Temperatur von etwa 38 Grad Celsius und einer geringen Menge an Wasser. Früher wurde das Thermalwasser einfach über eine Leitung in den Yundang-See abgeleitet. Nach der Umgestaltung ist der »Thermal-Taschenpark« nun auf etwa 1000 Quadratmeter erweitert, mit verbesserten Serviceeinrichtungen ausgestattet, wird die Thermalquelle optimal genutzt – der Park steht nun allen Bürgern ofen.
Auch die 44 neuen Taschenparks, die kürzlich in Zhangzhou eröf net wurden, sind konsequent auf die Bedürfnisse der Menschen ausgerichtet: Sie bieten kindersichere, langlebige Spielgeräte, barrierefreie Zugänge für Senioren und umweltfreundliche Toiletten. So f nden sowohl Kinder als auch ältere Menschen passende Bewegungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten. Manche Taschenparks verfügen zudem über beleuchtete Nachtwege, einen Käfgfußballplatz für Kinder oder eine kleine Parkbibliothek – und sie erfreuen sich großer Beliebtheit bei den Bürgern.
Während die Taschenparks das Stadtbild unauf ällig, aber stetig verändern, schafen sie für die Anwohner neue Räume zur Erholung und vermitteln ein Gefühl von Wärme und Gemeinschaft. Hier werden Sonnenstrahlen, sattes Grün und Vogelgezwitscher zu einfachen, aber echten Freuden. Kinderlachen, das Plaudern der Älteren und das zwanglose Gespräch unter Freunden – all das ist in den überall in Fujian erblühenden Taschenparks Tag für Tag zu erleben.
In der chinesischen Kultur lassen sich zwei grundlegende Lebenshaltungen unterscheiden: die aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben oder der bewusste Rückzug. Dieser Gegensatz prägte das Leben zahlreicher Gelehrter im alten China. Sie waren hochgebildet und ambitioniert, jedoch nicht bereit, sich um des Ruhmes oder der Karriere willen zu verbiegen. Wenn ihre Laufbahn im Staatsdienst ins Stocken geriet, entschieden sie sich oft für den Rückzug in die Einsamkeit.
Etwa vierzig Kilometer südlich der Stadt Xi’an erstreckt sich das endlose Bergmassiv des Zhongnan-Gebirges. Schon der legendäre Laozi soll hier im 6. Jahrhundert v. u. Z. gelehrt haben, weshalb das Gebirge im Daoismus als heiliger Ort gilt. Mit seinen unwegsamen Pfaden und tiefen Schluchten war es seit jeher ein Sehnsuchtsort für Gelehrte und berühmt als Rückzugsort für Eremiten. »Wer im Einklang mit dem Dao leben will, für den ist das ZhongnanGebirge die erste Wahl«, heißt es. Zahlreiche namhafte Persönlichkeiten – darunter die Dichter Li Bai und Wang Wei – lebten im 8. Jahrhundert zeitweise als Einsiedler in diesen Bergen.
Im alten China gab es zwei Arten von Eremiten im Zhongnan-Gebirge: Die einen lebten in völliger Abgeschiedenheit und hatten sich vollständig von der Welt losgesagt. Sie widmeten sich ganz dem Daoismus, strebten nach geistiger Vervollkommnung durch das Studium der Natur und des Lebens. Als »Weise jenseits der Welt« hielten sie Abstand zur Gesellschaft. Die anderen zogen sich nur zeitweise zurück. Sie nutzten die Nähe des Gebirges zur damaligen Hauptstadt Chang’an (dem heutigen Xi’an), um ein eremitisches Leben mit dem Kontakt zur politischen Elite zu verbinden. Für sie war das Leben in der Einsamkeit eine Phase der inneren Einkehr, der Selbstf ndung – verbunden mit der Hof nung auf Anerkennung und eine Rückkehr ins öfentliche Leben, sobald sich eine Gelegenheit bot.
Solidarität durch die Menschen vor Ort
Die Anziehungskraft der Zhongnan-Berge als Ort des Rückzugs hängt eng mit der dort entstandenen Eremitenkultur zusammen. Zwischen den in der Umgebung lebenden Bauern und den Einsiedlern herrschte eine stille Übereinkunft: Die Bauern unterstützten die Zurückgezogenen mit lebensnotwendigen Dingen und halfen beim Bau ihrer Hütten – eine Art von Solidarität, die andernorts selten zu f nden ist. Über Jahrhunderte riss der Strom der Eremiten nicht ab. Viele alte Behausungen, einst von daoistischen Meistern bewohnt, sind bis heute erhalten. Der Austausch zwischen Lehrern, Schülern,
Freunden und verschiedenen Generationen ist lebendig geblieben – eine Umgebung, in der alle voneinander lernen und sich gegenseitig inspirieren.
Doch das Leben als Einsiedler ist keineswegs idyllisch. Neuankömmlinge müssen sich zunächst mit der Einsamkeit und der Dunkelheit auseinandersetzen. Die menschenleere Umgebung und die beschwerlichen Wege stellen eine große Herausforderung dar. Der Abstieg ins nächste Dorf dauert über eine Stunde. In der Regenzeit werden die Pfade rutschig, Schlangen und Insekten erschweren das Leben zusätzlich. Es ist nicht leicht, sich an diese Bedingungen zu gewöhnen. Besonders die völlige Dunkelheit der Nächte verstärkt das Gefühl der Isolation von der Außenwelt – ein Umstand, der viele zum Aufgeben bewegt. Wer bleibt, rodet das Land in der Nähe seiner Hütte, um Gemüse und Obst anzubauen. Alles andere, was zum Leben notwendig ist, muss aus dem Dorf herangeschaf t werden. Die Lebensumstände sind hart – wer ihnen standhalten will, braucht eisernen Willen und Ausdauer.
Religiös motivierte Rückzügler
oder junge Leute auf der Suche nach den »Geheimnissen der Natur«
Heute ist die Gruppe jener, die sich für das Leben in der Einsamkeit entscheiden, vielfältiger geworden. Es gibt religiös motivierte Rückzügler, Menschen, die dem Lärm und der Hektik des Alltags entfliehen wollen, sowie junge Leute, die den Geheimnissen der Natur auf den Grund gehen möchten. Trotz der hochentwickelten Wirtschaft Chinas sind noch immer viele bereit, mate -
riellen Wohlstand hinter sich zu lassen, um in der Stille des Zhongnan-Gebirges ein asketisches Leben zu führen – ein bemerkenswertes kulturelles Phänomen.
Auch aus Japan, Südkorea und den USA zieht es Menschen hierher – sogenannte Laowai , die sich für den Daoismus begeistern. Internationale Bekanntheit erlangte das Zhongnan-Gebirge durch den Reisebericht »Road to Heaven: Encounters with Chinese Hermits« des US-amerikanischen Sinologen Bill Porter. In den 1980er und 1990er Jahren reiste er zu den Einsiedlern ins Gebirge, lebte zeitweise unter ihnen und schilderte ihr Leben auf eindrucksvolle Weise. Seine Beobachtungen vom harmonischen Dasein im Einklang mit der Natur machten das Gebirge und die noch lebendige chinesische Eremitenkultur weltweit bekannt.
In den letzten Jahren hat der Tourismus im Zhongnan-Gebirge stark zugenommen. Immer mehr Menschen besuchen die Region in der Hof nung, Lebensweisheiten von den Einsiedlern zu erlangen. Doch das wachsende Interesse bringt auch Unruhe mit sich. Denn Einsiedlertum bedeutet nicht nur die Suche nach Unsterblichkeit oder das Leben in Abgeschiedenheit –sein wertvollster Kern ist innere Harmonie und Ruhe. Es erinnert uns daran, dass selbst inmitten eines hektischen Alltags die Seele einen Ort der Stille braucht. In diesem Sinne ist das Zhongnan-Gebirge sowohl ein geistiges Symbol als auch ein Ausdruck praktischer Lebensweisheit.
m die Sicherheit von Mensch und Tier zu gewährleisten, reagierte die Regierung der Provinz Yunnan prompt. Vom 27. Mai bis zum 19. September 2021 stellte die zentrale Einheit für Waldbrandbekämpfung 59 Einsatzkräfte, 8 Fahrzeuge, 16 Droh nen, 6 Infrarot-Nachtsichtgeräte und umfassende Kommunikationsausrüstung bereit. Über 116 Tage hinweg wurden die Elefanten rund um die Uhr begleitet, geschützt und schließlich in ihre Heimat zurückgeleitet. Per Drohne wurde das Verhalten der Tiere in Echtzeit überwacht, ihre Wege wurden gezielt von dicht besiedelten Gebieten weggeleitet und es wurde eine Vielzahl von Maßnahmen ergrifen, um die Versorgung der Tiere mit Nahrung und Wasser sicherzustellen.
Der Ausgangspunkt:
Warum zog die »Kurzrüsselfamilie« los?
Anmerkung: »Kurzrüsselfamilie« ist ein Spitzname für diese Herde Asiatischer Elefanten – benannt nach einem weiblichen Jungtier mit angeborenem verkürztem Rüssel, das in der Gruppe besonders aufel. Im Chinesischen steht der Ausdruck »kurze Nase« zugleich metaphorisch für eine liebevolle, familiäre Beziehung.
Im März 2020 verließ eine Gruppe Asiatischer Elefanten das Mengyang-Naturreservat in Xishuangbanna und machte sich auf den Weg Richtung Norden, wobei sie den Bezirk Simao und den Kreis Ning’er in der Stadt Pu’er durchquerte. Unterwegs wurde sogar ein Elefantenbaby geboren. Doch warum verließen sie ihren vertrauten Lebensraum mit günstigen klimatischen Be -
dingungen und reichlich Nahrung, um sich in kühlere Regionen mit knapperen Ressourcen zu begeben? Diese Frage gab viele Rätsel auf.
Nach Angaben der nationalen Forstverwaltung und des Forst- und Graslandamtes der Provinz Yunnan hat die Population der Asiatischen Elefanten in China in den letzten dreißig Jahren stark zugenommen. Seit dem Jahr 1995 ist die Zahl von etwa 150 auf über 300 Tiere gestiegen. Die Route der Elefanten bei ihrer Wanderung nach Norden führte durch Regionen mit hoher Biodiversität, zusammenhängenden Wäldern und einer günstigen ökologischen Umgebung, die ihnen sichere Korridore und angenehme Rastplätze boten.
Laut Chen Fei, Direktor des Forschungszentrums für Asiatische Elefanten bei der Nationalen Forst- und Graslandbehörde, dient das Wandern der Tiere dazu, neue Futterquellen, Ressourcen und Lebensräume zu erschließen und den genetischen Austausch zwischen Populationen zu fördern. Dies helfe den Tieren, sich an verändernde Umweltbedingungen anzupassen. Professor Yan Xun von der China Wildlife Conservation Association (CWCA) hingegen sieht die Wanderung nicht als typische Migration: Diese verlaufe üblicherweise entweder in regelmäßigen Abständen oder ziel-
gerichtet in Gruppen zur Futtersuche oder Fortpflanzung. Die vorliegende Wanderung entspreche diesen Merkmalen nicht und es handle sich um ein plötzliches Ereignis.
Dies verdeutlicht: Das Wissen über die Asiatischen Elefanten und ihre Lebensräume ist nach wie vor lückenhaft. Auch in Zukunft können sich Wanderungen Asiatischer Elefanten ereignen. Regierungsstellen, Experten und Wissenschaftler müssen in ihrer Analyse verschiedene Faktoren wie etwa Verhaltensmuster, Wanderungsmerkmale, Populationsdynamik und die Erkundung neuer Wanderungsgebiete miteinander kombinieren, um tragfähige und wissenschaftlich fundierte Schutzmaßnahmen entwickeln zu können. Dies trägt nicht nur dazu bei, den Widerspruch zwischen Umweltschutz und ökologischer Tragfähigkeit besser zu bewältigen, sondern erleichtert auch den Umgang mit den Spannungen zwischen klimatischen Veränderungen und der Anpassung tierischer Lebensgewohnheiten.
Wandern, essen, ruhen – wenn eine Elefantenherde plötzlich ihre natürliche Heimat verlässt und 500 Kilometer durch bewohnte Gebiete wandert, hat die Polizei viel zu tun.
Beim Anblick eines friedlich vor sich hinschlummernden Elefantenkindes im Innenhof eines Hauses bemerkten die Bewohner während des Aufräumens der von der Elefantenherde durchwühlten Umgebung mit einem Augenzwinkern: »Unterschätzt nicht das abgelegene Yunnan – wir halten hier sogar Elefanten als Haustiere, und das schon seit langem.« Ähnliche Stimmen kamen auch aus dem Dorf Shijie im Kreis Yimen: »Ein Babyelefant ist wie ein naschhaftes Kind – ein bisschen gefräßig, aber nicht schlimm. Wenn unsere Ernte aufgefressen wird, dann können wir sie im nächsten Jahr wieder anpflanzen. Aber wenn es keine Elefanten mehr gäbe, wären sie für immer verloren.«
Wo auch immer die Herde inmitten der grünen Berge und des klaren Wassers vorüberzog, wichen die Menschen mit stillem Respekt zur Seite. Ob betrofene Dorfbewohner oder neugierige Internetnutzer – allen war eine bemerkenswerte Zuneigung und Toleranz für die Tiere gemeinsam. Betriebe schalteten bei der Annäherung der Elefanten freiwillig die Lichter aus und stellten ihre Produktion ein, um sie nicht zu stören. Manche Dorfbewohner sorgten sich, dass die Elefanten nicht genug zu fressen bekamen, und kontaktierten eigeninitiativ die örtlichen Behörden. Sie spendeten ihren selbst angebauten Mais in der Hof nung, dass die Elefanten unterwegs ausreichend Nahrung fanden und sicher zurückkehrten. Auf einem Bauernhof drehten die Elefanten mit ihren Rüsseln den Wasserhahn auf – und die
ganze Herde reihte sich zum Trinken ein. Während sich die Elefantenfamilie ausruhte, standen stets einige Tiere Wache und beschützten ihre Artgenossen wachsam.
Die Herausforderung:
Das feine Maß der »Elefantenwächter«
Für die Einsatzkräfte der Waldbrandbekämpfung war dieser erste Einsatz zur Bewältigung eines ökologischen Notfalls eine große Herausforderung. Sie mussten schnell eine heikle Balance f nden: einerseits direkten Kontakt mit den Elefantenherden vermeiden, andererseits deren Bewegungen wissenschaftlich fundiert und sicher überwachen.
Das Such- und Überwachungsteam für wilde Asiatische Elefanten der zentralen Einheit zur Waldbrandbekämpfung der Provinz Yunnan sah sich nach der Auftragserteilung vor der anspruchsvollen Aufgabe, sich rasch mit den ökologischen Verhaltensweisen der Elefanten vertraut zu machen. Dazu suchten die Einsatzkräfte den engen Austausch mit Fachleuten, werteten umfangreiche Fachliteratur aus und führten akribische Feldbeobachtungen durch.
Parallel eigneten sich alle an der Mission beteiligten Personen zügig den Umgang mit moderner Technik wie Drohnen und Infrarot-Nachtsichtgeräten an. Aufgrund der hohen Laufgeschwindigkeit und des ungestümen Temperaments der Elefanten barg die bodennahe Überwachung erhebliche Gefahren. Daher erfolgte die Beobachtung hauptsächlich aus der Luft mithilfe von Drohnen.
Tagsüber ruhten sich die Elefanten meist im dichten Wald aus – die üppige Vegetation erschwerte die Beobachtung vom Boden erheblich. Um die Spur der Herde dennoch verfolgen zu können, verringerten die Einsatzkräfte die Flughöhe ihrer Drohnen und passten den Fokus der Sensoren an. Nachts hingegen waren die Tiere deutlich aktiver und begaben sich gewöhnlich auf Nahrungssuche. Regentage stellten die Überwachung vor zusätzliche Herausforderungen: Drohnen und andere Überwachungsgeräte ließen sich bei ungünstigen Witterungsbedingungen oft nicht einsetzen. In solchen Fällen mussten sich die Beobachter ins Waldgebiet wagen und zu Fuß über Berge und durch dichtes Gelände gehen, um anhand von Spuren wie Fußabdrücken, abgebrochenen Ästen und Dung die Zugrichtung der Elefantenherde zu bestimmen.
Am Abend des 8. August 2021, exakt um 20 Uhr, über querte die »Kurzrüsselfamilie« unter Drohnenschutz sicher die Yuanjiang-Brücke – und kehrte unversehrt in ihr angestammtes Lebensgebiet zurück –ein Zeichen dafür, dass die wanderfreudige Elefantengruppe nun endlich wohlbehalten zu Hause angekommen war.
Rührende Momente: Weltweites Staunen über das »Elefanten-Roadmovie«
Auf ihrer langen Wanderung schien die Elefantenherde eine wundersame Reise zu genießen – unterwegs entdeckten die Tiere immer wieder kleine Freuden des Lebens. Die Drohnen hielten zahlreiche liebenswerte und
amüsante Momente fest: Elefanten, die sich mit dem Rüssel Strohhüte aufsetzen, ausgelassen im Matsch spielen oder sogar fröhlich einen Hang hinunterrutschen … Die Aufnahmen wirken lebendig und herzerwärmend. Bei großer Hitze grifen die Elefanten mit ihrem langen Rüssel nach etwas Erde oder ein paar Zweigen und warfen sie kraftvoll auf den Rücken – so setzten sie sich gewissermaßen eine Art »Sonnenhut« auf: Das kühlt, schützt vor Sonne und beugt Mückenstichen vor. Wenn sie eine Schlammpfütze entdeckten, war die Freude groß: In kleinen Gruppen oder hintereinander reihten sich die Tiere auf und tollten vergnügt im Matsch herum. Wer müde wurde, ließ sich einfach ins kühle Nass fallen und genoss ein entspanntes Schlammbad. Besonders die von einer Drohne eingefangene Aufnahme eines erschöpften kleinen Elefanten, der sich im Wald zusammengerollt zum Schlafen niederließ, verbreitete sich in Windeseile rund um den Globus und berührte die Herzen unzähliger Menschen.
Die Errungenschaften des chinesischen Wildtierschutzes wurden durch dieses Ereignis auf lebendige und berührende Weise einem breiten Publikum vermittelt und fanden große Beachtung in den Medien zahlreicher Länder, darunter in den USA, in Großbritannien, Frankreich und Südkorea. Die Reise der wilden Elefanten – ihr Weg nach Norden und ihre sichere Rückkehr nach Süden wurde damit nicht nur zu einem anschaulichen Beispiel für Chinas Bestreben, ein harmonisches Miteinander von Mensch und Natur sowie Mensch und Tier zu fördern, sondern lieferte auch einen chinesischen Ansatz für den weltweiten Schutz der Wildtiere.
汪二款和李雨霖 Fotos / 图 : »Yunnan Pictorial« 《云南画报》 Aus dem Chinesischen / 德文翻译 : Thomas Zimmer 司马涛
我 们 的 高 黎 贡
Das Gaoligong-Gebirge
evor wir in das Gaoligong-Gebirge reisten, lasen wir ein Buch mit dem Titel »Das GaoligongGebirge: Ein Bücherregal der Menschheit mit zwei Gesichtern« von Fan Wen aus dem Jahr 2000. Dort stand folgendes: »Das gewaltige und ausgedehnte Gaoligong-Gebirgsmassiv entspringt der Baxoila-Bergkette am südöstlichen Rand des Qinghai-Tibet-Plateaus. An klaren Tagen kann man die Schneeberge Tibets sehen.« Wenn man auf dem Gipfel des majestätischen Gaoligong-Gebirges steht und einen Schritt nach Osten macht, steht man auf der eurasischen Kontinentalplatte. Einen Schritt nach Westen, und man steht auf der indischen. Vor Hunderten von Millionen Jahren drifteten diese beiden Platten aufeinander zu, kollidierten und verschmolzen, wodurch das Gaoligong-Gebirge aus den Tiefen des Meeres aufstieg und sich als stolzes, von Norden nach Süden erstreckendes Gebirge in den Himmel erhob.
Das Gaoligong-Gebirge an der Grenze zwischen China und Myanmar gehört zu den artenreichsten Biotopen der Welt. 位于中缅边境的高黎贡山,是全球生物多样性最丰富的地区之一
Der Gaoligong-Berg gleicht einer riesigen Brücke, die das tibetische Hochplateau mit der Indochinesischen Halbinsel verbindet. In den Augen von Experten für globale Ökologie gehört die Region des östlichen Himalaya zu den zehn artenreichsten Schlüsselgebieten der Welt und ist mit dem Amazonasgebiet in Südamerika vergleichbar. Das Gaoligong-Gebirge liegt genau an der östlichen Grenze der Himalaya-Region. Kein anderes Gebirge verfügt über so vielfältige und extrem kontrastreiche natürliche Bedingungen wie das Gaoligong-Gebirge.
Der Norden ist das ganze Jahr über mit Schnee bedeckt, während der Süden in subtropischen Dschungel übergeht. Die Westflanke wird vom warmen, feuchten Monsun des Indischen Ozeans beeinflusst, was zu reichlich Niederschlägen und üppiger Vegetation führt, während das Nujiang-Tal an der Ostflanke ein typisches trocken-heißes Flusstalklima aufweist. Diese klimatische Vielfalt bedingt eine enorme Artenvielfalt –hier sind Zehntausende von Tier- und Pflanzenarten beheimatet. Wissenschaftler bezeichnen die Region als »Nord-Süd-Korridor für Flora und Fauna«.
Die Bewaldungsrate des Gaoligong-Gebirges erreicht bemerkenswerte 93,67 Prozent. Durch die extremen Höhenunterschiede entsteht ein einzigartiges Muster verschiedenster Vegetationsstufen. Vom Fuß bis zum Gipfel lassen sich – mit zunehmender Höhe – unterschiedliche Ökosysteme beobachten: tropische Monsunwälder, subtropische immergrüne Laubwälder, Mischwälder aus
Nadel- und Laubbäumen, Nadelwälder, alpine Buschlandschaften und Hochgebirgsmatten. Dieses Phänomen wird oft als »Vier Jahreszeiten auf einem Berg, unterschiedliches Wetter alle paar Meter« beschrieben.
Das Gaoligong-Gebirge ist ein wichtiger Bestandteil der staatlichen Naturschutzgebiete in der Volksrepublik China, der UNESCO-Biosphärenreservate und des Weltnaturerbes »Drei Parallelflüsse«. Als ein bedeutendes Schlüsselgebiet für terrestrische Biodiversität stellt es einen äußerst seltenen Schatz an biologischen Ressourcen dar – sowohl für China als auch für die Welt. Hier sind zahlreiche seltene wildlebende Tierund Pflanzenarten beheimatet, und die Region zählt zu den drei globalen Zentren der biologischen Vielfalt. Sie wird auch als »Genpool der Arten« und »lebendiges Museum« bezeichnet. In diesem »Naturmuseum« gibt es ein intaktes Waldökosystem mit reicher Biodiversität, das viele seltene und endemische Arten beherbergt. Bisher sind 5135 Arten (und Varietäten) von Samen -
pflanzen aus 1521 Gattungen und 218 Familien bekannt, darunter 382 Arten, die ausschließlich im GaoligongGebirge vorkommen.
Zivilisationsspuren – Von den JingpoStämmen zur Südlichen Seidenstraße
Das Gaoligong-Gebirge verbirgt sich tief in den Wolken und Nebeln West-Yunnans. Der Legende nach lebte einst ein Jingpo-Stamm namens »Gaori« auf diesem Berg, der stolz den Namen »Gaori-Gong« trug. »Gong« bedeutet in der Jingpo-Sprache »Ort« – »Gaori-Gong« war also »der Ort, an dem der Gaori-Stamm lebte«. Nach unzähligen Jahren wandelte sich »Gaori-Gong« in »Gaoligong«. Den Gaori-Stamm gibt es längst nicht mehr, doch sein Name lebt ewig in Gestalt des GaoligongGebirges weiter.
Vor über 2000 Jahren bahnten sich unsere Vorfahren einen Weg, um mit der Außenwelt in Kontakt zu treten – die sogenannte »Shu-Shendu-Straße«, ein Handelskorridor zwischen Sichuan und Indien, der über das Gaoligong-Gebirge führte. Durch die weiten, undurchdringlichen Wälder zogen unablässig Karawanen, beladen mit Seide, Tee, Porzellan, Schmuck und Jade; eine Welle fremder Kulturen – Religionen, Bräuche und Wissen aus fernen Ländern – verbreitete sich über diese Gebirgskette. Zur Zeit des Nanzhao-Königreichs (738–902) erhielt das Gaoligong-Gebirge seinen prestigeträchtigsten Titel: »Westlicher Heiliger Berg«. In dem Bestreben, die Institutionen der zentralchinesischen Dynastien nachzuahmen, begann man auch in diesem Grenzland, den Bergen und Gewässern heilige Namen
zu geben. Doch mit dem Untergang des Nanzhao-Königreichs verblasste der Ruhm des Gaoligong-Gebirges, und es wurde nicht wie der Huashan in Shaanxi für die Ewigkeit berühmt.
Das Gaoligong-Gebirge ist eine Landschaft wie ein monumentales Gemälde, wo Berge ihre Seele und Gewässer ihre Melodie ofenbaren. Dort erwarten einen undurchdringliche Urwälder, unberechenbare Wildtiere, rauschende Wasserfälle in tiefen Tälern, dampfende
Bergquellen sowie ein einzigartiges Mikroklima, das »vier Jahreszeiten auf einem Berg und unterschiedliches Wetter alle paar Meter« hervorbringt. Das ganze Jahr über blühen Bergblumen, die so farbenprächtig wie Wolken und Abendrot leuchten. Schlendert man auf den moosbedeckten alten Pfaden, berühren einen die von Wind und Wetter gezeichneten Steininschriften und man kann den zeitlosen Zauber des Gaoligong-Gebirges in vollen Zügen genießen.
Im eleganten Ambiente des HKRI Taikoo Hui, einem Einkaufszentrum in Shanghai, entfaltete sich im Frühjahr 2025 ein »Magischer Wald«, der die Besucher in seinen Bann zog. Zu sehen war eine circa drei Meter hohe Baumskulptur, die vollständig aus Abfällen besteht. Ihr Gerüst setzt sich aus verwobenen Eisenbewehrungsstäben zusammen, ihre »Blätter« aus entsorgtem Glas. Zu Füßen dieser Wächter steht noch ein »Hirsch«, dessen Körper aus alten Jeansstoffen, Metall und Glasteilen zusammengesetzt ist. Wie der Titel »焕然 ( huànrán ) Reborn« andeutet, verwebt die Installation mit der Poesie von Recycling und Transformation das Thema »Wiedergeburt«. Ein eindrucksvolles Werk des jungen Künstlers Gu Tianyu.
Gu Tianyu, Jahrgang 1993, arbeitete zunächst zwei Jahre in der Luxusbranche, bevor er sich dem Ausstellungsdesign zuwandte. Als er den Auftrag erhielt, ein Projekt zum Thema ESG-Umweltschutz (Environmental, Social and Governance) zu realisieren, setzte er sich damit auseinander, wie sich Kunst und Nachhaltigkeit verbinden lassen. Bei seinen Recherchen stellte er fest, dass viele Umweltkünstler im In- und Ausland vor allem Sperrmüll oder weggeworfene Gegenstände sammeln und daraus Kunstwerke herstellen. Ein Gedanke ließ ihn jedoch nicht los:
»Was geschieht danach mit einer Skulptur aus alten Fahrradteilen oder einer Figur aus Plastikflaschen?
Wandert das Material in den Verkauf? Kommt es erneut in eine Aus stellung? Oder wird es am Ende doch einfach wieder entsorgt? Dann hätte ein ›umweltfreundliches ‹ Kunst projekt paradoxerweise nur neuen Müll produziert.«
Aus diesem Grund entschied sich der junge Künstler, einen anderen Weg einzuschlagen.
Ein Wald, der sich selbst erhält
Gus Idee war es, eine Waldlandschaft ausschließlich aus Abfallmaterialien zu schafen – als eindringliches Symbol für Umweltschutz und ökologische Entlastung. Besonders prägend war der Einfall, ausgedientes Glas für die Blätter der Bäume zu verwenden. Durch den starken Kontrast zwischen der kühlen, glatten Oberfläche des Glases und der natürlichen Textur von Laub wollte er die gewohnte Wahrnehmung von Altglas durchbrechen. Um dieses Konzept umzusetzen, sammelte der Künstler knapp 3000 Glasflaschen. Das fertige Kunstwerk bringt dadurch ein beeindruckendes Gewicht von einer Tonne auf die Waage. So haucht Gu dem Altglas, das von den meisten Recyclinghöfen in China nicht einmal angenommen wird, neues Leben ein. Das Altglas verwandelt sich schließlich in die glänzenden Blätter der Installation.
Auch die Bearbeitung der Glasstücke bereitete Gu Kopfschmerzen. Um zu vermeiden, dass das Glas in der belebten Einkaufszentrumshalle eine Gefahr darstellt, entschied er sich für Schmucktechniken: Der Künstler ließ das Glas galvanisieren und verkupfern, was im Juwe -
lierhandwerk üblich ist. So erhielt jedes Blatt eine schützende Metallschicht, die es widerstandsfähiger macht. Gu verlor den Grundsatz der Nachhaltigkeit nie aus den Augen. Er erklärt: »Obwohl Glas formal recycelbar ist, zerfällt es in der Natur nur sehr langsam. Daher musste ich mir genau überlegen, wie die einzelnen Teile auch nach der Ausstellung weitergenutzt werden können.« Seine Lösung: Die Glasblätter lassen sich nach Ende der Ausstellung auseinandernehmen und wie Bausteine in künftigen Projekten immer wieder neu zusammensetzen. So bleibt das Material im Kreislauf und erhält dauerhaft eine neue Gestalt.
Schönheit aus traditioneller Handwerkskunst
Beim Entwurf dieses Kunstwerks stand nicht nur das Recycling im Fokus. Gu bemühte sich außerdem, ökologisches Bewusstsein mit traditioneller chinesischer Handwerkskunst zu verbinden.
Für die Baumstämme verwendete er über 600 Kilogramm gebrauchten Bewehrungsstahl, der vor der Bearbeitung starr und leblos wirkte. Deshalb ließ er sie S-förmig biegen und wandte dabei traditionelle chinesische Filigrantechnik an. Durch den Einsatz dieser kunstvollen Technik der Drahtbiegung erfolgte die Verwandlung des Betonstahls in Baumstämme mit lebendiger Wirkung. Gleichzeitig fand er Inspiration in der Silberschmiedekunst aus der südwestchinesischen Provinz Guizhou: Mit dieser aufwendigen Schmucktechnik – ein immaterielles Kulturerbe der dortigen
Miao-Nationalität – verlieh er den Stahlstangen eine organisch wirkende Oberfläche.
Gu ließ sich unter anderem von der traditionellen chinesischen Gartenkunst leiten: Um das Kunstwerk herum installierte er drei Begrenzungswände, die Besucher zu einem »Spaziergang« durch den »magischen Wald« einladen. Je nach Blickwinkel – sei es vom Erdgeschoss oder von den oberen Ebenen – eröf net sich ein neuer, überraschender Ausblick, und immer wieder entdeckt der Betrachter weitere Details. Damit wollte der Künstler verdeutlichen: Jeder Lebensabschnitt enthüllt eine andere Perspektive, und manchmal genügt ein Wechsel des Standpunkts, um Neues wahrzunehmen.
Auch für den Künstler selbst ist dieser Perspektivwechsel essenziell. Gu ist überzeugt, dass man unter Kunst nicht nur traditionelle Gattungen wie Bildhauerei oder Öl- und Aquarellmalerei verstehen darf. »Kunst entsteht nicht im luftleeren Raum, sondern dort, wo verschiedene Kulturen und Materialien aufeinandertrefen. Ein großes Schmuckobjekt, recycelte Alltagsgegenstände oder eine dreidimensionale Installation –all das kann Kunst sein. Grenzen existieren nur in unseren Köpfen.«
Mit diesem Werk möchte Gu zudem zeigen, dass echte Umweltkunst die Materialien neu verwerten muss. Er erklärt: »Man kann nicht einfach behaupten, Müll sei per se schön, wenn man es nicht fühlt. Mein Ziel ist es, aus dem Abfall etwas Reines und Wertvolles, also etwas Luxuriöses und Glamouröses, zu schafen. Nur so kann sich die Sichtweise auf Recycling und vermeintlich nutzlose Abfälle grundlegend verändern.«
Ein langer Waldspaziergang macht hungrig. Unsere Empfehlungen bieten Möglichkeiten, was Sie in China an Bäumen und unter Sträuchern finden – und welche Gegenden Sie dafür als Reiseziele wählen können.
Anna Lowenhaupt Tsing: Der Pilz am Ende der Welt: Über das Leben in den Ruinen des Kapitalismus.
Der begehrte Wildpilz Matsutake, der Kiefernpilz 松茸 sōngróng , führe ein Leben inmitten von Unheil, da er sich vor allem in abgeholzten Kiefernwäldern verbreite. »Das unkontrollierte Leben der Pilze ist ein Geschenk – und eine Orientierung –, wenn die Kontrolle, die wir über die Welt zu haben meinen, versagt« (Seite 14). Tsing zieht die Verbindung prekärer Lebensverhältnisse mit prekären Lebenswelten. Allgemein geht es um Verflechtungen von Ökonomie und Ökologie, Mensch und Natur, ihren Lebensbedingungen und -räumen, die anhand des Mikrobereiches vom Pilz auf den Makrobereich des Lebens und dessen Prozesse insgesamt angewandt werden.
Rabias World: Auf Instagram und YouTube
In ihrer eigenen Welt zeigt Rabia in beeindruckenden Kurzf lmen, wie traditionelle chinesische Rezepte in Handarbeit hergestellt werden. Dafür geht sie in den Wald und auf Wiesen und sammelt etwa die Pollen aus den Blütenstämmen von Kiefern, 松花 sōnghuā . Es handelt sich um traditionelle chinesische Medizin, um das Qi zu fördern, Feuchtigkeit zu sammeln und Blutungen zu stoppen. In einer aufwendigen Prozedur extrahiert sie die Pollen und bereitet daraus eine Glasur für Süßigkeiten mit roter Bohnenpaste zu. Sie möchte damit die »Schönheit der Natur und das einfache, ruhige Leben auf dem Lande« vermitteln. Sie verspricht Entschleunigung und ihre Fans feiern sie in den Kommentaren dafür.
Instagram: #rabias_world1
YouTube: @Rabiasworld1
Berlin: Matthes & Seitz 2015.
Jörg Philipps und Wsana Woo
吴小娃
: Der chinesischen Weindrache: Eine besondere Reise durch Chinas Reich der Mitte.
Eine gute Weile ist es nun her, dass Wein aus China nicht den besten Ruf genoss. Philipps und Woo würden vermutlich sagen, man habe einfach keine Ahnung gehabt. Und so klären die beiden einen über die Geschichte des edlen Tropfens genauso auf wie über die heimischen Rebsorten und diverse Anbaugebiete. Man erfährt von ihren persönlichen Lieblingsweingütern und den wichtigsten Namen der Weinwelt des Landes. Ein eigenes Kapitel ist dem Biowein gewidmet. Zehn Jahre lang sind die zwei genießend durchs Land gereist, haben 25 000 Kilometer zurückgelegt, gut 150 Weingüter besucht und sich an der Verkostung Hunderter von Weinen gelabt.
Ludwigsburg: Nikros 2025.
5 botanische Gärten in China, die Sie unbedingt besuchen sollten
Eingebettet zwischen den Duftbergen und dem Jadequellenberg finden Sie diese AAAAA-Attraktion. Im Südgarten, der zum Institut für Botanik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften gehört, geht es etwas ruhiger als im Nordgarten zu.
Erstreckt sich auf bescheidenden 668 Hektar um den Fairy Lake in wunderschöner Landschaft. Wer gern wandert oder sich für Palmfarne interessiert, ist hier richtig. Letztere wachsen auf zehn Hektar im Nationalen Zentrum zum Schutz der Palmfarne.
Die tropische Pflanzenvielfalt lässt sich hier bei mehr als 13 000 Arten bestaunen – nicht nur ein Garten, sondern auch eine international renommierte Forschungseinrichtung.
Grüne Großstadtoase in der Megacity. Nicht verpassen: Der Penjing-Garten mit faszinierenden Einblicken in die traditionelle chinesische Gartenkunst.
Ein Tag reicht kaum aus, um diesen botanischen Garten mit mehreren Tempeln und fantastischen Ausblicken auf die Skyline von Xiamen zu erkunden. Besonders sehenswert: Die in nebelgehüllten chinesischen Miniaturlandschaften aus fleischfressenden Pflanzen im Gewächshaus.
Dr. Stefan Trogisch ist wissenschaftlicher Koordinator des Internationalen Graduiertenkollegs TreeDì an der MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg, www.treedi.de.
Der Gastkoch unserer RezepteSerie – Thomas Wrobel aus Leipzig – erlernte seine ersten Sichuan-Gerichte bei den Straßenköchinnen und -köchen von Chengdu, indem er ihnen einfach beim Kochen zuschaute. Später führte er zehn Jahre lang das legendäre »Chinabrenner«Gasthaus in Leipzig. Neuerdings agiert er als »Drunken Master« in seinem »Speiseatelier«, einer Versuchsstätte für chinesische Kulinarik und Gastlichkeit. Für diese Rezepte-Serie erinnert sich Thomas Wrobel an die prägendsten Begegnungen mit seinen Lieblingsgerichten. Weil er die Rezepte möglichst kontraststark präsentieren wollte, haben wir uns für ein Koch- Shooting in den italienischen Alpen entschieden. Stein, Holz und die Keramik des Südtiroler Labels Portamor passen in ihrer Schlichtheit perfekt zu den intensiven Gerichten der Sichuan-Küche.
In der chinesischen Küche werden Kartofeln anders verwendet als in der westlichen Küche. Die Kartofel ist in China ein Gemüse und wird auch so behandelt, nicht wie eine Sättigungsbeilage ähnlich Reis, Brot oder Nudeln. Diese andere Art der Behandlung zeigt sich beispielsweise in dem vorliegenden Gericht, das für westliche Kartofelfans sicher eine neue Erfahrung im breiten Spektrum der Kartofelgerichte ist. Die in dünne Streifen geschnittene Kartofel wird relativ kurz gebratenen und darf dabei keine Farbe annehmen. Wie bei Gemüse üblich, liebt man es knackig, fast kurz nach roh. Diesen Zustand empfnden westliche Gourmets für eine Kartofelspeise erst mal eher ungewöhnlich.
Ich liebe dieses Gericht, weil es für mich als westlichen Kartoffelfreund die ideale Ergänzung eines chinesischen Mahls ist. Verhaftet in der chinesischen Aromenwelt und eindeutig chinakulinarischem Charakter, zeigt sich das Gericht zwar selbstbewusst, aber angenehm zurückhaltend und überlässt die Bühne den anderen Gerichten auf dem Tisch. Die Kartof elstreifen können sowohl mit leicht scharfen Peperoni oder Paprika zubereitet werden, wie hier im Rezept, oder mit getrockneten Chili, die nicht zu scharf sein sollten. Dann kommt das Gericht unter dem Namen 酸辣土豆丝 suānlà tu ˇ dòu sī , Sauer-scharfe Kartofelstreifen, daher.
Zum Abschluss meiner kleinen Rezepte-Serie möchte ich noch einmal zu den »Drei Frauen« zurückkehren, jenem Lokal in Chengdu, das in meiner Studentenzeit für mich den Ursprung meiner chinesischen Kochleidenschaft def niert. Wenn die jüngste der drei Frauen die Bestellung aufnahm, schrie sie in dem Moment, indem sie sich die Wahl notierte, den Namen des Gerichtes lautstark in Richtung Küche, wo sofort mit der Arbeit begonnen wurde. Im vorliegenden Fall f ng gleich jemand an, Kartofeln zu schälen.
Damals wurde in diesem wie in anderen Lokalen in China insgesamt viel geschrien. Die Gäste wurden schreiend vom Personal begrüßt, die Gäste ihrerseits schrien laut durch den Gastraum nach der Xiaojie , der weiblichen Bedienung, und bei den Drei Frauen schrie man die Bestellung den Köchinnen zu. Ach, waren das schöne Zeiten.
Rezept & Text /食谱与文: Thomas Wrobel
Fotos / 图: Thomas Rötting 岳拓
Z U T A T E N
• 1–2 große Kartoffeln (vorwiegend festkochend)
• eine grüne Peperoni
• Salz
• 1–2 EL heller Reisessig
MIT PAPRIKA GEBRATENE KARTOFFELSTREIFEN
Die Kartoffeln schälen und in möglichst lange, sehr dünne Streifen von etwa 1 × 1,5 mm schneiden. In kaltes Wasser geben, durchmischen, das erste Wasser weggießen und mit frischem Wasser bedecken. Etwa zehn Minuten wässern lassen.
Die Peperoni ebenfalls in dünne Streifen schneiden.
Öl im Wok oder in einer Pfanne erhitzen. Als erstes die Peperonistreifen dazugeben und kurz braten. Die Kartoffelstreifen aus dem Wasser nehmen, abtropfen lassen und zu den Peperoni geben. Alles zügig, auf großer Hitze und unter ständigem Rühren braten. Falls die Kartoffeln drohen anzubraten, kann man ein Löffelchen Wasser zugeben. Während des Prozesses salzen. Zum Abschluss mit hellem Essig ablöschen, unterrühren, kurz verdampfen lassen und das Gericht auf einen Teller geben.
Wichtig ist, den Garprozess nicht in die Länge zu ziehen, damit die Kartoffeln noch knackig sind. Das sollte keine zwei Minuten dauern.
CHINESISCH
森林
Text / 文: Panda Read 熊猫嘟嘟
Aus dem Chinesischen / 德文翻译 : Meng Dong 孟冬
森林
CHINESISCHERKLÄRTEINFACH
森 林
Das chinesische Schriftzeichen 森 sēn wurde zuallererst in der Kleinen Siegelschrift festgestellt und als assoziatives Kompositum in der Form von geschrieben. Das Kompositum besteht aus den drei selbständigen Zeichen 木 mù (Baum) und soll zahlreiche Bäume oder dichten Wald darstellen. Glyphisch gesehen handelt es sich um eine Struktur, die einen oberen und einen unteren Teil aufweist.
Im 说文解字 Shuōwén jiězì , dem ältesten chinesischen Zeichenlexikon, steht, das Zeichen 森 beschreibe einen Zustand, in dem zahlreiche Bäume dicht beieinander wachsen – was dem Zeichen seine ursprüngliche semantische Bedeutung gibt, zum Beispiel 森林 sēnlín (Wald) oder 森然 sēnrán (dicht). Im übertragenden Sinne kann es auch 1. »große Massen« meinen, wie in der Redewendung 森罗万象 sēnluó wànxiàng (vielfältige Dinge oder Phänomene im Universum), oder 2. »mürrisch, grauenhaft«, wie 阴森 yīnsēn , oder auch 3. »streng bewacht«, wie 森严 sēnyán
Das chinesische Schriftzeichen 林 lín wurde zuallererst in der Orakelschrift festgestellt und als assoziatives Kompositum in der Form von geschrieben. Das Kompositum besteht aus zwei nebeneinander geordneten Zeichen 木 mù (Baum) und soll Bäume auf einer Fläche darstellen. Glyphisch gesehen handelt es sich um eine Struktur, die einen linken und einen rechten Teil aufweist.
Laut dem ältesten chinesischen Zeichenlexikon 说文解字 Shuōwén jiězì bedeutet das Zeichen 林 lín , dass es auf einem Grundstück massenhaft Bäume gibt. Daher stammt auch die ursprüngliche semantische Bedeutung des Zeichens, zum Beispiel 树林 shùlín (Baumwald) oder 林海 línhaˇi (Waldgebiet). Im übertragenden Sinne bedeutet es »Menge von gleichartigen Menschen oder Dingen«, zum Beispiel bei 山林 shānlín (Bergwald), 碑林 bēilín (Stelenwald) oder 艺林 yìlín (Literaten, Künstler).
Die Redewendung bedeutet: Ein einzelner Baum bildet keinen Wald. Im übertragenden Sinne heißt dies, dass die Kraft einer einzelnen Person begrenzt ist und erst Zusammenschluss und Kooperation Menschen zu großen Erfolgen bringen können. Die Redewendung entstammt philosophischen Gedanken des alten China, die die Wichtigkeit kollektiver Kraft unterstreichen.
Ein einzelner Mensch, selbst wenn er so stark sein sollte wie Herkules, kann nur schwerlich allein Großartiges zustande bringen. Nur durch gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten gelangt man zum Erfolg. 一个人的力量再大,也是独木不成林,只有大家一起努力,才能成功。
Redewendungen mit Wald
森林警察
sēnlín jǐngchá Forstpolizei
植树造林 zhíshù zàolín Aufforstung
林场 línchǎng forstwirtschaftlicher
Betrieb 森
EIN BILD — VIELE WÖRTER
只见树木,不见森林
zhǐ jiàn shùmù, bù jiàn sēnlín
Man sieht nur den Baum, nicht aber den Wald. Mit dieser Redewendung beschreibt man die einseitige, isolierte Sichtweise, bei der nur ein begrenzter Teil, nicht aber das Ganze ins Auge gefasst wird. Mit diesem Sprichwort kann man auch Kurzsichtigkeit bezeichnen.
In Mao Zedongs Schrift »Über den Widerspruch« heißt es: »Das bedeutet eben, eine Frage einseitig zu betrachten oder mit anderen Worten, nur den Teil, aber nicht das Ganze, nur die einzelnen Bäume, aber nicht den Wald zu sehen.«
比喻看问题片面、孤立,只看到局部,看不到整体或 全部,也形容目光短浅。
出自毛泽东的《矛盾论》:“或者叫做只看到局部,不 看见全体,只看见树木,不看见森林。”
十年树木,百年树人 shínián shùmù, bǎinián shùrén
Dieses chinesische Sprichwort sagt aus, dass man zehn Jahre braucht, um hohe Bäume aus Stecklingen zu ziehen, und hundert Jahre für die Heranbildung junger Menschen. Damit wird ausgedrückt, dass die Ausbildung eine langjährige und schwierige Aufgabe ist.
Mit diesem Sprichwort wird die Relevanz der Ausbildung unterstrichen sowie die Geduld und die Weitsicht der Chinesen bei der Talentausbildung hervorgehoben.
Bildung ist ein langjähriger Prozess, genauso wie es die alte chinesische Weisheit besagt: »Planst du für ein Jahrzehnt, so pflanze Bäume, planst du aber für ein Jahrhundert, so lehre deine Kinder.«
教育是一项长期工程,正所谓“十年树木,百年树人”。
Beispiel
Er begriff diese Fragestellung zu einseitig, denn er hat nur ein paar banale Einzelheiten in Betracht gezogen, während die Ganzheit vernachlässigt wurde. Vor lauter Bäumen sah er den Wald nicht.
他对这个问题的理解太片面,只关注几个小细 节,却忽视了整体,只见树木,不见森林。
CHINESISCHER
拉 满
lāmǎn
例句
Beispiele
Zum Netzjargon gehören Wörter und Formulierungen, die im Internet entstanden sind, aber nicht nur im virtuellen Raum benutzt werden. Sie spiegeln häufig die soziale, politische und wirtschaftliche Entwicklung eines Landes oder einer bestimmten Region wider und sind unter jungen Menschen, also den Digital Natives, besonders beliebt.
Der chinesische Netzjargon 拉满 lāmaˇn (wörtlich: voll ziehen) drückt einen Superlativ aus. Ursprünglich wurde der Ausspruch häuf g bei Computerspielen verwendet. Damit meint man, dass Körperkraft, Skill-Level oder Health Point ihre höchsten Werte erreicht haben. Die Redewendung wird heute häufig in der Umgangssprache junger Menschen verwendet, und man meint damit, dass der Efekt seinen besten Zustand erreicht hat.
Bei den Olympischen Winterspielen in Peking konnte eine intelligente Maschine in nur 20 Sekunden einen Hamburger herstellen. Das ist wirklich beeindruckend!
主播这波操作失误,节目效果拉满,弹幕全在哈哈哈。
Zhǔbō zhè bō cāozuò shīwù, jiémù xiàoguǒ lāmǎn, dànmù quán zài hāhāhā. Das Fehlverhalten des Moderators macht die Show voller unerwarteten Effekte. Am Bildschirm sind lauter lustige Kommentare zu lesen.
SATZSTRUKTUR ZUR BESCHREIBUNG
DER EXISTENZ ODER DES ERSCHEINENS
BEZIEHUNGSWEISE VERSCHWINDENS
Diese Satzstruktur beschreibt, dass an einem bestimmten Ort eine Person oder ein Gegenstand existiert, erscheint oder verschwindet.
Grundstruktur:
Ortsangabe + Verb + Objekt
Die Satzstruktur besteht aus einer Angabe, die den Ort bestimmt; einem Verb, dessen Typ je nach semantischer Bedeutung unterschiedlich sein kann; und einem Objekt, das häufg mit einer Mengenangabe oder einem weiteren Attribut modif ziert wird.
Beispiele
Zur Beschreibung der Existenz
Das Verb beschreibt den Zustand einer Person oder eines Gegenstandes, wie zum Beispiel 坐 zuò (sitzen), 停 tíng (stehen), 住 zhù (wohnen, leben), oder auch die Folge des Platzierens von Gegenständen, wie etwa 放 fàng (hinlegen, hinstellen), 种 zhòng (pflanzen) usw. – oft gefolgt vom Hilfswort 着 zhe, welches unmittelbar hinter dem Verb steht und die Dauer einer Handlung oder eines Zustandes anzeigt.
花园里种着许多美丽的花。
Huāyuán lǐ zhǒngzhe xǔduō měilì de huā. Im Garten wachsen viele schöne Blumen.
森林里住着一位老人。
Sēnlín lǐ zhùzhe yī wèi lǎorén. Im Wald lebte ein alter Mann.
Zur Beschreibung des Erscheinens beziehungsweise Verschwindens
树上飞走了两只鸟。
Shù shàng fēi zǒu le liǎng zhī niǎo. Vom Baum sind zwei Vögel weggeflogen.
雨后的天空出现了一道彩虹。
Yǔ hòu de tiānkōng chūxiànle yīdào cǎihóng.
Nach dem Gewitter erschien ein Regenbogen am Himmel.
Das Verb beschreibt die Bewegung einer Person oder eines Gegenstandes, wie zum Beispiel 来 lái (kommen), 出(来)chū (lái) (herauskommen) oder das Erscheinen beziehungsweise Verschwinden von Personen oder Gegenständen, wie etwa 飞 fēi (fliegen), 出现 chūxiàn (erscheinen), 消失 xiāoshī (verschwinden) usw. – oft gefolgt von einer Richtungs- oder einer konsekutiven Angabe und dem Hilfswort 了 le, welches das Ende einer Handlung oder einer Zustandsänderung anzeigt.
Beispiele
CHINESISCH ALS FREMDSPRACHE
Interkultureller Ansatz des ChaF-Unterrichts — Ein Erfahrungsbericht aus der Praxis 国际中文教育课堂
中的跨文化小案例
In der Praxis des Unterrichts für Chinesisch als Fremdsprache (ChaF) greifen die Lehrkräfte häuf g auf vereinfachte visuelle Hilfsmittel wie Strichmännchen, Grafken, Symbolzeichen oder ähnliches zurück, um die Wortschatzlehre zu fördern. Dieser methodische Ansatz veranschaulicht nicht nur abstrakte Lehrinhalte, sondern belebt auch die Atmosphäre des Unterrichts und hilft den Lernenden, sich vermittelte Lernstofe gut zu merken. Diese Lehrmethode verzeichnet gute Erfolge bei der Gestaltung des ChaF-Unterrichts für ausländische Sprachlernende in China und stößt bisher selten auf Verständnisprobleme. Doch wenn unsere ChaF-Lehrkräfte außer Landes gehen, etwa nach Italien an Konfuzius-Institute wie das der Università di Firenze, und dort Chinesisch lehren, werden sie mit der dort heimischen Kultur unmittelbar konfrontiert. Die erlebten Kulturunterschiede bringen sie zu neuen Einsichten. Der Methodenansatz ist zutiefst eingebettet in das kulturelle Umfeld der Lerner und die visuellen Hilfsmittel müssen an die jeweilige kulturelle Tradition an-
Text / 文 : Zhao Ying 赵莹 Aus dem Chinesischen / 德文翻译 : Meng Dong
In einem Anfängerkurs Chinesisch in Italien ist mir folgendes passiert: Bei der Vermittlung des chinesischen Begrif s 医院 yīyuàn , dt. Krankenhaus, zeichnete ich wie gewohnt ein großes rotes Kreuz an die Tafel und fragte die Lernenden im Unterrichtsraum, was für eine Einrichtung das sein könnte. Dieses Symbol, welches im chinesischen Sprachkontext üblicherweise für ärztliche Behandlungsanstalten steht, ruft bei italienischen Chinesischlernenden mit katholischem Kulturhintergrund völlig andere Assoziationen hervor. Einstimmig riefen sie »Church!« aus. In diesem Moment fel mir unmissverständlich auf, dass das Kreuz in Florenz, dem geistigen Mittelpunkt der italienischen Renaissance mit Kirchgebäuden an fast jeder Straßenecke, die Menschen logischerweise vor allem an das Gotteshaus erinnert. Als ich meinen Kopf schüttelte und erneut fragte, was sich hinter dem Kreuzzeichen sonst noch verbergen könnte, sagte eine Studentin begeistert auf Italienisch: »Farmacia!« Kein Wunder, dass die Italiener das überall zu sehende grüne Kreuz der Apotheken verinnerlicht haben. Erst nach meinem abermaligen Hinweis brachte jemand aus dem Publikum zögernd das Wort »Hospital« über die Lippen, das ich vor dem Unterricht als »völlig korrekte Lösung« vordef niert hatte.
Dieses Erlebnis bewegte mich als ChaF-Lehrkraft zutiefst: Ich bin in einer Arztfamilie aufgewachsen und habe die unumgängliche Verbindung des roten Kreuzes mit dem Krankenhaus nie in Frage gestellt. Diese »Selbstverständlichkeit« wird aber in meiner interkulturellen Lehrpraxis mit kultureller Diferenz konfrontiert. Meine Erfahrung in Italien veranschaulichte mir, wie tief der kulturelle Kontext die Interpretation von Zeichen und Symbolen beeinflussen kann. Sie erinnert uns gleichzeitig auch daran, dass wir selbst beim Einsatz von einfachsten Lehrmethoden im ChaF-Unterricht kulturell sensibilisiert bleiben müssen. Man muss das kulturelle Umfeld der Sprachlernenden kennen, verstehen und auch respektieren.
Was ich in Italien erlebt habe, hat meine spätere Lehrtätigkeit unheimlich bereichert. Bei der Unterrichtsgestaltung achte ich verstärkt auf die kulturelle Adaption: Wenn ich nun in Italien den Begrif 医院 yīyuàn vermittle, werde ich zuerst reale Fotos von lokalen Kliniken zeigen. Als vereinfachte visuelle Hilfsmittel nehme ich auch öfentliche Symbole oder Zeichen als Referenz, die vor Ort häufg anzutrefen sind.
Ich ermutige sogar meine Sprachlernenden, bei der Gestaltung von landesspezifischen visuellen Symbolzeichen mitzuwirken. Diese methodische Anpassung vermeidet nicht nur potentielle kulturbedingte
Missverständnisse, sie macht auch das Chinesischlernen zu einer Brücke für den kulturellen Austausch.
Das Lied »Olivenbaum« gilt heute als Oldie, aber für diejenigen, die Anfang der 1980er Jahre jung waren, war es damals voller Romantik, und somit etwas völlig Neues. Unbedingt erwähnt werden muss dabei die Verfasserin der Textzeilen, die taiwanische Schriftstellerin und Dichterin Sanmao. 1943 in Chongqing geboren, gingen ihre Eltern 1949 mit ihr nach Taiwan. 1967 reiste sie zu Studienzwecken nach Europa und in die USA. 1973 heiratete sie den Spanier José María Quero, mit dem sie sich auf den Kanarischen Inseln niederließ. Als ihr Ehemann 1979 bei einem Tauchunfall ums Leben kam, ging für Sanmao eine unvergessliche Liebe zu Ende. Die Schriftstellerin hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, als sie sich 1991 aus dem Leben verabschiedete. Viele ihrer Texte handeln von ihrem Leben mit Quero und f nden bis heute bei chinesischen Lesern und Leserinnen großen Anklang.
Die Musik zu »Der Olivenbaum« stammt von Li Taixiang, gesungen wurde der Song von Qi Yu. Die ansprechende Melodie hat ihn zu einem zeitlosen Klassiker gemacht. Als ich das Lied zum ersten Mal hörte, hatte ich noch nie einen Olivenbaum gesehen. Als ich 2008 für einen Reiturlaub nach Marokko reiste, musste ich feststellen, dass Olivenbäume gar keine so wunderschöne Baumart ist. Vereinzelt standen sie am Rande der Wüste in der trockenen Wildnis und kämpften mit ihren spärlichen graugrünen Blättern ums Überleben. In diesem Moment ergab das Lied einen neuen Sinn – ich erkannte, dass Sanmao in der Wüste ihrer Seele nach grünem Leben suchte. In der ersten Zeile heißt es: »Frag mich nicht, woher ich komme«, und man sagt, das sei eine häufge Antwort von Geflüchteten auf den Kanarischen Inseln gewesen, wenn sie nach ihrer Herkunft gefragt wurden. Diese Antwort mag für Sanmao die Inspiration zu ihrem Lied gewesen sein.
Bú yào wèn wo ˇ cóng na ˇ lı ˇ lái Frag mich nicht, woher ich komme,
我的故乡在远方
Wo ˇ de gùxiāng zài yua ˇ nfāng meine Heimat liegt in weiter Ferne.
为什么流浪
Wèishénme liúlàng Warum ich umherziehe,
流浪远方
Liúlàng yua ˇ nfāng in der weiten Welt umherziehe,
流浪
Liúlàng umherziehe …
为了天空飞翔的小鸟
Wèile tiānkōng fēixiáng de xia ˇ onia ˇ o
Für die Vögel, die am Himmel kreisen,
为了山间轻流的小溪
Wèile shānjiān qīngliú de xia ˇ oxī für die murmelnden Bäche in den Tälern
为了宽阔的草原
Wèile kuānkuò de ca ˇ oyuán und die weiten Steppen,
流浪远方
Liúlàng yua ˇ nfāng ziehe ich in der weiten Welt umher,
流浪
Liúlàng umher …
还有还有
Háiyo ˇ u háiyo ˇ u Und auch, auch
为了梦中的橄榄树
Wèile mèngzhōng de ga ˇ nla ˇ nshù für den Olivenbaum in meinen Träumen,
橄榄树
Ga ˇ nla ˇ nshù den Olivenbaum.
不要问我从哪里来
Bú yào wèn wo ˇ cóng na ˇ lı ˇ lái Frag mich nicht, woher ich komme,
我的故乡在远方
Wo ˇ de gùxiāng zài yua ˇ nfāng meine Heimat liegt in weiter Ferne.
为什么流浪
Wèishénme liúlàng warum ich umherziehe,
为什么流浪远方
Wèishénme liúlàng yua ˇ nfāng warum ich in den Weiten der Welt umherziehe,
为了我梦中的橄榄树
Wèile wo ˇ mèngzhōng de ga ˇ nla ˇ nshù für den Olivenbaum meiner Träume.
Wiederholung dieser Zeilen
Text / 作词: Sanmao 三毛 (Chen Mao-ping 陈懋平) Musik / 作曲: Li Taixiang 李泰祥 Gesang / 原唱: Qi Yu 齐豫 Aus dem Chinesischen / 德文翻译 : Maja Linnemann 马雅
HSK-Prüfungstermine 2025
Die HSK-Prüfung (Hanyu Shuiping Kaoshi 汉语水平考试 ) ist die offizielle internationale Standardprüfung zum Nachweis der Chinesischkenntnisse von Nicht-Muttersprachlern. Die HSKK- Prüfung (Hanyu Shuiping Kouyu Kaoshi 汉语水平口语考试 ) ist dagegen eine rein mündliche Prüfung.
KI Bonn
HSK 1–6, HSKK alle Stufen: 18.10.
KI Düsseldorf
HSK 1–6, HSKK alle Stufen: 15.11.
KI Frankfurt a.M.
HSK 1–6, HSKK alle Stufen: 15.11. in Frankfurt
HSK 1–6, HSKK alle Stufen: 7.12. in Kassel
KI Hamburg
HSK 1–6, HSKK alle Stufen: 18.10.
STRALSUND
BREMEN
HAMBURG
HANNOVER
DUISBURGESSEN
DÜSSELDORF
TRIER
BONN
BERLIN
PADERBORN
GÖTTINGEN
LEIPZIG ERFURT
FRANKFURT
HEIDELBERG
FREIBURG
NÜRNBERGERLANGEN
INGOLSTADT
MÜNCHEN
GENF
KI Hannover
HSK 1–6, HSKK alle Stufen: 7.12.
KI Heidelberg
HSK 1–6, HSKK alle Stufen: 7.12.
KI Leipzig
HSK 1–6, HSKK alle Stufen: 19.10. in Leipzig
HSK 3–6, HSKK alle Stufen: 6.12. in Zwickau
KI Nürnberg-Erlangen
HSK 1–6, HSKK alle Stufen: 7.12.
GRAZ
KonfuziusInstitute
Weltweit gibt es mehr als 550 KonfuziusInstitute. Das erste wurde 2004 in Seoul eröffnet. Seit 2006 gibt es sie auch im deutschsprachigen Raum. Die Konfuzius- Institute widmen sich der Vermittlung der chinesischen Sprache und Kultur.
WIEN
bis 19.9.
26.9.
bis 5.10.
Ausstellung – letzte Möglichkeit be.longing.home: The Worlds of Composer Lam Bun Ching
Lam Bun-Ching (*1954) ist eine der erfolgreichsten und umtriebigsten Komponistinnen unserer Zeit. Das Institut für Chinastudien der Universität Heidelberg blickt auf eine lange Zusammenarbeit mit Lam zurück und fragt in dieser Ausstellung: Was ist Heimat? Wo ist Heimat? Kann Heimat lokalisiert oder gefunden werden? Kann eine Gemeinschaft entstehen und zur Heimat werden? Kann die Natur Heimat sein? Wem kann Heimat zugeschrieben werden? Kann eine Person adoptiert werden, adoptiert von einer Gemeinschaft oder einer politischen Institution?
Im ersten Teil seiner Wüsten-Trilogie erzählt Xue Mo die Geschichte von Laoshun, einem Falkner in einem kleinen Dorf am Rande der Wüste im Nordwesten Chinas. Die Geschichte handelt von Hoffnung und Verzweiflung, Leid und Erlösung und von immer wiederkehrenden Prüfungen, die es zu meistern gilt. Hinter allem steht die Frage nach dem Sinn oder Unsinn des Lebens in einer Landschaft, die zugleich lebensfeindlich und grausam, aber auch erfüllend und faszinierend ist. Aus dem Chinesischen übersetzt von Hans-Peter Kolb, 2020.
Yin Xiuzhen, Su Xinping, Yang Song, Miao Xiaochun und viele weitere bekannte chinesische Künstler:innen werden im Sonderprogramm »Zeitgenössische Kunst aus China« dieses Jahr auf der NordArt in Büdelsdorf bei Rendsburg präsentiert. In den Hallen der ehemaligen Eisengießerei »Carlshütte« und im zugehörigen Park finden sich aktuell Werke von 22 chinesischen Gegenwartskünstler:innen neben insgesamt 200 ausgewählten internationalen Künstlerinnen und Künstlern. Zu sehen gibt es neben Malerei und Videoarbeiten raumgreifende Installationen und Skulpturen.
Su Xinping: The Walking Man. 600 × 670 × 194cm, Bronze, 2025.
RÜCKSEITE
Vom Stein zum Pixel 从石版到帧
Steinabreibungen sind Reproduktionen der dargestellten Texte und Bilder durch das Abreiben mit Tusche auf Papier und damit eine der ältesten Techniken der Vervielfältigung. Die Berliner Künstlerin Wu Yimeng greift die sen Prozess auf und fügt den exakten Reproduktionen ihrer Linolschnitte als gegenwärtige Dimension eine animierte Erzählperspektive mit Augmented Reality hinzu. Eine Auswahl ist bis Ende August 2025 im Leipziger Museum für Druckkunst zu erleben. Aus diesem Anlass zeigen wir seit der letzten Ausgabe einige ihrer Werke, in die Sie per QR- Code wiederum digital einsteigen können.
Das dritte Werk, das wir aus dieser Serie aufnehmen, ist der »Wagen der Beamten« (功曹车). 功曹 gōngcáo ist eine Bezeichnung für Beamte. Während der HanDynas tie, also zur Zeit der mutmaßlichen Entstehung der Steintafeln vor zweitausend Jahren, sollen diese Beamten besonders mächtig gewesen sein und teils über nicht unwesentlichen politischen Einfluss verfügt haben. Das Original stammt neben weiteren Dutzenden Steintafeln aus einer Grabanlage der Familie Wu in Shandong des Jahres 147 und ist das Detail einer Prozessionsszene, deren insgesamt vier Wägen neben unseren Beamten mit Würdenträgern, Gelehrten und gar Buchhaltern an den Seiten und der Rückwand des Opferschreins dargestellt waren. Wo speziell diese beiden herkamen oder hinwollten, darüber lässt sich nur spekulieren. Vielleicht haben sie jemandem der Familie des Schreins eine Auszeichnung verliehen? Wu Yimeng fantasiert sie in eine bewegte Landschaft, die sie nach getaner Arbeit in ihre Amtsstube zurückbringt.
Alle Inhalte, Copyrights und Nutzungsrechte dieser Publikation befinden sich im rechtmäßigen Besitz unserer Zeitschrift. Sobald eingereichte Textbeiträge von uns angenommen werden, gilt, dass der Autor folgende Rechte seines Werks für mehrere Sprachen an unsere Zeitschrift abgetreten hat: das Änderungsrecht, das Recht zur Vervielfältigung, das Recht zur Publikation, das Recht zur Umarbeitung, das Recht zur Kompilation, das Recht zur Übersetzung, das Recht zur Verbreitung in Informationsnetzwerken, das Copyright für digitale Produkte sowie andere Urheberrechte (mit Ausnahme des Namenszeichnungsrechts und des Rechts, die Unversehrtheit des Werkes zu schützen). Jede Einrichtung oder Einzelperson, die einen Beitrag nachdrucken möchte, hat mit der Redaktion des Magazins Konfuzius Institut Kontakt aufzunehmen. Wenn die in dieser Zeitschrift veröffentlichten Artikel, Bilder, Formate, Logos, Schriftarten und sonstigen Inhalte die legitimen Rechte und Interessen anderer verletzen, haftet der Anbieter der genannten Inhalte für die unerlaubte Handlung. 期刊版权页声明
Die Lösung des Schriftzeichenrätsels vom
Anfang des Hefts ist: A 倒 dǎo umfallen Schriftzeichenrätsel