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Vielfalt gewünscht
In diesem Magazin wird die Inklusion aller Geschlechter angestrebt und zugleich soll die deutschsprachige Realität unterschiedlicher Formen des Genderns abgebildet werden. Den Autorinnen und Autoren bleibt es überlassen, ob und wie sie gendern.
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jiǔ liàng chē
Wörtlich: neun Fahrzeuge
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in Thema, bei dem man sich in Deutschland un gewöhnlich einig ist, ist die Unzuverläs sigkeit der Deutschen Bahn. Mittlerweile hört man aus der Bevölkerung immer einmal wieder die Überlegung, chinesische Ingenieur:innen und Pla ner :in nen einzuladen, um sich den unzähligen Baustellen hierzulande anzunehmen. Man spricht vom maroden Streckennetz, von zahlreichen Weichenstörungen, den sanierungsbedürftigen Brücken, dem Schienenersatzverkehr – und träumt von Chinas gāotiě 高铁 , den Hochgeschwindigkeitszügen.
Die Entwicklung hin zur Gaotie verlief in drei Schüben: Der Technologieakkumulation bis 2004 folgte der Technologieimport zwischen 2004 und 2008 und schließlich die eigenständige Innovation seit 2009. Die 2004 eröf nete, 30 Kilometer lange Transrapidstrecke der Shanghai Maglev blieb, auch aus Kostengründen, ein einmaliges Experiment. Stattdessen wurde 2008 zwischen Peking und Tianjin die erste Schnellverbindung eröf net, eine auf eine Geschwindigkeit bis 350 km/h ausgelegte Strecke. Seither ging es rapide weiter: Ein wichtiger Meilenstein war 2012 die Inbetriebnahme der Triebzugserie von CRH (China Railway High-Speed 中国高速铁路, kurz: gāotiě 高铁). 2017 folg-
te mit der Serie »Fuxing 复兴«, Erneuerung, eine schrittweise Einführung eigenständiger Technologie. 2020 wurde das chinesische Hochgeschwindigkeitsnetz weiter verdichtet und der umfassende Einsatz intelligenter Technologien kam hinzu.
Mit einer Gesamtlänge von über 48 000 Kilometern liegt Chinas Gaotie-Netz weltweit auf dem ersten Platz. Es deckt mehr als 95 Prozent der Städte mit einer Bevölkerung von mehr als 500 000 Einwohner:innen ab und befördert jährlich 4,28 Milliarden Fahrgäste (Stand: Ende 2024). Inzwischen steht Gaotie sinnbildlich für die Adern, die ganz China miteinander verbinden. Dies hat das Leben und den Alltag der Menschen im Land nachhaltig verändert.
Begeben Sie sich mit uns auf Erkundungsfahrt in wahrgewordene Träume: Wir gehen den aktuellen Phänomenen von Chunyun nach, der sich wandelnden Reise welle zum Neujahrsfest, sowie dem heute unter jungen Leuten populären Reisen im Stil von »Spezialeinheiten«. Unser Autor Henrik Bork vergleicht seine ersten tagelangen Zugreisen in China von 1986 mit denen der Gegenwart, die auf wenige Stunden geschrumpft sind.
Reportage: Mit dem Schnellzug durch China – Eine persönliche Reise von 1986 bis 2025
发现:乘高速列车穿越中国——一位德国旅客从 1986年到2025年的旅程
Henrik Bork 亨利克·包克
16
Reportage: Hochgeschwindigkeitszüge –
Am Puls der Zeit in China
发现:“神速”高铁——感受中国时代脉动
Chen Shishen 陈氏深
20
Fotostrecke: Reise in die Vergangenheit
摄影杂文:时光之旅
Wang Fuchun 王福春
28
Unterwegs: Eine Reise durch Qilu im Stil der »Spezialeinheiten«
路上:“特种兵”式游齐鲁
Luobosi 萝卜丝
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Transport: Der TransEurasiaExpress in der Provinz Gansu 运输:中欧班列在甘肃
Bai Chake 百茶客
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45
50
Kultur: Verkehrsboom zum Frühlingsfest –Die Geschichte eines chinesischen Bahnhofs während der Reisewelle
文化:春运背后的故事
Han Yi und Zhang Mengze 韩毅 张梦泽
Bericht: Mit dem Zug nach Lhasa 报道:坐火车去拉萨
He Zhiyi 何芷翌
Trend: Die Hängebahn von Guanggu –Eine Aussicht für oben und unten 趋势:光谷空轨——俯仰皆风景
Mo Shangchen 陌上尘
Kalligrafie: Ein Streifzug durch die chinesische Kalligrafie – Von den »vier Schätzen des Studierzimmers« zu vergleichenden
Kalligrafiestudien
书法:中国书法漫谈——从“文房四宝”到比较书 法研究
Huang Jianqin 黄健秦
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Senkrechtstarter 垂直奇迹
Um die spitzen Sandstein-Felsnadeln im Zhangjiajie National Forest Park zu erklimmen, bräuchte es außergewöhnliche Kletterfähigkeiten. Doch nicht nur Sportler wollen die spektakulären geologischen Formationen mit den rund 3000 bizarren Säulen besuchen. Sie dienten als Inspiration für die Welt von Pandora im Film »Avatar« und gehören seit 1992 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Deshalb gibt es seit 2002 den Bailong Elevator, einen vertikalen Zug also, der Besucher mit Leichtigkeit 330 Meter nach oben bringt. Der hydraulische Aufzug entstand in einer Kooperation der chinesischen Zhangjiajie Tianmen Mountain Development Company und des deutschen Unternehmens Thyssenkrupp. Selten passt der Spruch »Der Weg ist das Ziel« so gut wie bei einer Fahrt mit dem höchsten Außenaufzug der Welt: Für die 50 Personen, die in jede der drei Glaskabinen passen, sind die Ausblicke während der Fahrt berauschend schön.
Chinas Hochgeschwindigkeitsschienennetz ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten aus dem Nichts entstanden und zu substantieller Größe angewachsen, was die Art und Weise, wie Chines:innen lange Strecken zurücklegen, stark verändert und auch ihren Alltag in mancher Weise beeinflusst hat. Heute sind Hochgeschwindigkeitszüge eng mit dem Leben der Menschen verwoben und so hat unser Reporter dieses Mal an einem der Pekinger Bahnhöfe Passagiere nach ihren Reiseerfahrungen befragt.
Wang Linlin, 29 Jahre, aus Xuchang in der Provinz Henan, Beraterin für Auslandsstudierende
王琳琳,29岁,河南许昌人,留学顾问
Ich bin vor ein paar Tagen beruflich nach Peking gereist und fahre heute mit meinen Kolleg:innen im Hochgeschwindigkeitszug zurück nach Shijia zhuang. Obwohl ich beruflich nicht viel unterwegs bin, fahre ich mindestens vier- oder fünfmal im Jahr mit einem Schnellzug, wenn ich nachhause in die Provinz Henan fahre oder Urlaub mache. Meine Toleranz grenze für Zugfahrten liegt bei etwa vier Stunden, und von Shijia zhuang, wo ich wohne, kann man mit dem Schnellzug in dieser Zeit im Grunde halb China erreichen. Hochgeschwindigkeitszüge haben bei Chines:innen das Gefühl für Entfernungen stark verändert. Heute ist der Hochgeschwindigkeitszug def nitiv meine erste Wahl, wenn ich verreise. Nur bei besonders weit entfernten Zielen würde ich das Flugzeug nehmen.
Zhang Hongli, 43 Jahre aus Weinan in der Provinz Shaanxi, Bauarbeiter im Ausland 张红利,43岁,陕西渭南人,海外建筑工人
Ich arbeite seit 13 Jahren auf Baustellen der China Road and Bridge Corporation im Ausland. In den letzten drei Jahren war ich in Paris, wo ich an Hochstraßen mitgebaut habe, und dies ist das erste Mal seit drei Jahren, dass ich wieder in China bin. Ich bin von Paris nach Peking geflogen und werde jetzt mit dem Hochgeschwindigkeitszug in meine Heimatstadt Weinan in Shaanxi fahren. Ich habe meine Familie lange nicht gesehen und vermisse sie sehr. Jedes Mal, wenn ich aus Europa zurückkomme, staune ich über die Entwicklung des chinesischen Hochgeschwindigkeitsschienenverkehrs. Ich f nde, dass Zugfahren in China bequemer und schneller ist als in Europa, und obwohl die Hochgeschwindigkeitszüge in China zu Anfang französische Technologie genutzt haben, denke ich, dass sie jetzt besser sind als die in Frankreich.
Ich bin heute auf dem Weg von Xiling Gol, wo ich zuhause bin, nach Nanning, wo ich die Uni besuche. In Peking steige ich um. In meiner Heimat Xilin Gol in der Inneren Mongolei gibt es noch keine Hochgeschwindigkeitsstrecke, deshalb habe ich für 200 RMB (ca. 25 Euro) eine Mitfahrgelegenheit nach Peking genommen. Ximeng soll Ende 2026 an das Hochgeschwindigkeitsnetz ange schlossen werden, darauf freue ich mich schon, denn dann habe ich mein Studium noch nicht beendet und werde noch in den Genuss der neuen, bequemen Verbindung kommen. Ich studiere Automatisierung und viele meiner Kom militon:innen arbeiten nach ihrem Abschluss im Eisenbahnsektor, daher fühle ich mich diesem Bereich sehr verbunden und werde vielleicht nach meinem Master auch in einem entsprechenden Job arbeiten.
Shan Chong, 23 Jahre, aus Xilin Gol in der Inneren Mongolei, Masterstudent 单翀,23 岁,内蒙古锡林郭勒盟人,研究生
Liu Pinghan, 60 Jahre, aus Wuhan in der Provinz Hubei, Rentnerin
刘萍汉,60 岁,湖北武汉人,退休职工
Ich bin heute mit dem Hochgeschwindigkeitszug aus Wuhan gekommen. Zum Frühlingsfest war ich mit meiner Enkelin in Wuhan, und jetzt, da das Laternenfest vorbei ist und ihr Kindergarten wieder anfängt, habe ich sie wieder zurückgebracht. Eigentlich lebe ich bei meiner Tochter in Peking und helfe ihr mit den Kindern, aber ein paar Mal im Jahr muss ich nach Wuhan fahren, da kommen schnell mehr als zehn Fahrten zwischen den beiden Städten zusammen. Der Hochgeschwindigkeitszug hat mein Zuhause in Wuhan und das meiner Tochter in Peking einander nähergebracht, sodass ich bequem und schnell zwischen beiden Orten hinund herreisen kann.
Dieses Mal bin ich mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Qiqiha’er nach Peking gefahren. Hier steige ich in einen anderen Hochgeschwindigkeitszug nach Shijiazhuang um, wo ich zur Schule gehe. Meine Eltern sind ganz entspannt, weil der Zug bequem und sicher ist und ich zusammen mit Klassenkamerad:innen fahre – und sie mich deshalb nicht begleiten müssen. Ich fahre die Strecke, seit ich 13 bin. Wenn ich in den Ferien nachhause fahre, mache ich manchmal einen Zwischenstopp in Städten wie Shenyang oder Harbin. Ich f nde den Hochgeschwindigkeitszug toll, nur die Tickets sind etwas teuer. Aber es ist billiger als Fliegen, deshalb fahre ich lieber mit dem Zug.
Chen Jinyang, 17 Jahre, aus Qiqiha’er in der Provinz Heilongjiang, Schüler 陈金阳,17岁,黑龙江齐齐哈尔人,高二学生
Eine persönliche Reise von 1986 bis 2025 一 位 德 国 旅 客 从 1986 年 到 2025 年 的 旅 程
Text / 文 : Henrik Bork 亨利克·包克 Aus dem Deutschen / 中文翻译 : Wang Pan 王盼
Mit dem Schnellzug durch China 乘 高 速 列 车 穿 越 中 国
Vor mehr als hundert Jahren hatte der große Sun Zhongshan, im Westen als »Sun Yat-sen« bekannt, einer der Gründerväter des modernen China, eine Vision. Er stellte sich seine Heimat, dieses wunderschöne, aber damals noch sehr arme Land, in dem Fernreisen eine Qual waren, mit einem modernen Eisenbahnnetz in einer Länge von 160 000 Kilometern vor. Das war im Jahr 1919.
ie Vision Sun Yat-sens ist gerade Realität geworden. Bis Ende 2024 ist Chinas Eisenbahnnetz auf eine Länge von 162 000 Kilometern gewachsen, berichtet die Nachrichtenagentur Xinhua. Das sind rund 70 Prozent der globalen Länge vergleichbarer Schienennetze. Was sich Sun damals nicht hatte vorstellen können, ist das jetzt ebenfalls existierende Spinnennetz der »Gaotie«, des chinesischen Hochgeschwindigkeitszuges, vergleichbar mit dem deutschen ICE oder dem japanischen Shinkansen.
Ein Teil der nun fertig gebauten 162 000 Kilometer besteht aus 48 000 Kilometern Schnellzugtrassen, auf denen pfeilschnelle Geschosse mit spitzer Schnauze mit mehreren hundert Stundenkilometern dahinfegen, auf manchen Strecken mit einer Betriebsgeschwindigkeit von 350 km/h. Was ein solches hochmodernes Schienennetz, das längste der Erde, das Chinas riesige Entfernungen zwar nicht aufhebt, aber die zu ihrer Überwindung nötigen Zeiten schrumpfen lässt wie eine Rakete den Flug zum Mond, was all das also für die Entwicklung Chinas bedeutet, kann vielleicht nur jemand intuitiv begreifen, der wie der Autor dieser Zeilen hier zuerst im Jahr 1986 mit der Bahn durch die Volksrepublik gereist ist.
1986 RECHNETE MAN IN TAGEN –HEUTE IN STUNDEN
Man rechnete damals in Tagen, nicht wie heute in Stunden, um von Peking aus nach – sagen wir – Guangzhou zu fahren. Auf manchen Strecken, ich erinnere mich an eine Fahrt von Xining nach Xi’an auf der Rückreise von Lhasa nach Peking, waren die Züge so voll, dass
Bequem und pünktlich reist man heutzutage in modernen Schnellzügen zwischen den chinesischen Metropolen. Die zeitlichen Entfernungen sind deutlich geschrumpft. 如今,人们可以乘坐现代化的高速列车,在中国各大都市之间 舒适而准时地旅行,时间上的距离显著缩短
man manchmal stundenlang »stehen« musste, die eigenen Füße dabei aber den Boden nicht mehr berührten, so dicht drängten sich die Menschen aneinander – und das waren die Glücklichen, die überhaupt eine Fahrkarte ergattert hatten. Junge Männer kletterten damals gerne in die Gepäcknetze. Da konnte man sich ausstrecken und schlafen. Wer aussteigen musste, kraxelte oft durch eines der ofenen Fenster der Waggons, weil der Weg bis zur Tür zu qualvoll war. War jemand erfolgreich
herausgesprungen, reichten ihm freundliche Mitreisende seine Kofer und sonstigen Habseligkeiten durch das Fenster hinaus auf den Bahnsteig.
Heute steige ich in Peking in die Gaotie und bin 7 Stunden und 17 Minuten später in Guangzhou. Die Züge sind geräumig. An jeder Station kann ich mir in einer App auf meinem Smartphone etwas zum Essen bestellen, das mir dann beim nächsten Stopp an den Sitzplatz gebracht wird. Niemand kommt mehr auf die
Gewaltige Investitionen wurden für die Bahninfrastruktur innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums getätigt. 在相对较短的时间内,铁路基础设施得到了巨额投资
Idee, ins Gepäcknetz zu steigen. Wie viele Begegnungen, wie viele geschäftliche Projekte im Zuge der seit 1999 laufenden Erschließung Westchinas, die zeitgleich mit dem Bau dieses Schnellzugnetzes begonnen hat, wie viel wirtschaftliche Entwicklung haben die Gaotie bis heute wohl schon ermöglicht? Wie viel neuen Wohlstand werden sie ab jetzt noch schafen?
VOM AUFBAU DES SCHNELLZUGNETZES
Neuer Streckenrekord hin oder her, das Schnellzugnetz wächst immer weiter. Dafür werden technische Leistungen erbracht, die weltweit ebenfalls ihresgleichen suchen. 70 Tunnel, bis zu 40 Kilometer lang, mussten für die schon zweite Schnellzugtrasse auf das tibetische
Hochland gebohrt werden, die rund 1600 Kilometer lange Strecke von Chengdu nach Lhasa. Die Strecke führt durch abgelegenes, sehr raues Terrain. Die Ingenieure mussten beim Bohren der Tunnel mit lokalen »Hotspots« in den Gesteinsschichten kämpfen, wo geologisch Verwerfungslinien die Temperatur im Berg auf bis zu 89 Grad Celsius ansteigen lassen. Draußen, an der Luft und im eisigen Wind, galt es dagegen, die Schienen trotz Permafrost stabil zu verlegen. Anderswo bohren sich die chinesischen Ingenieure gerade unter dem Meeresboden hindurch. Für den gut 16 Kilometer langen Tunnel von der Küstenstadt Ningbo zur Insel Zhoushan fressen sich aktuell die zwei Tunnelbohrmaschinen »Ding hai« und »Yongzhou« voran. Sie sind von beiden Endpunkten aus gestartet und sollen sich ungefähr in der Mitte der Strecke trefen. Oben fahren Containerschiffe auf dem Jintang-Seeweg, einer der meist befahrenen Seerouten im Ostchinesischen Meer. Unten werden sich schon bald Zugpassagiere entspannt zurücklehnen können, während sie mit einem Tempo von mehreren hundert Stundenkilometern durch den Tunnel gefahren werden. Die Insel Zhoushan mit mehr als einer Million Einwohnern ist mit ihren großen Seeund Flusshäfen ein wichtiger Transporthub, der mit Hilfe der neuen Gaotie besser an die Industrieregion im Yangzi-Delta rund um Shanghai angebunden wird. Neben der Verringerung von Reisezeiten und dem Nutzen solcher Infrastrukturprojekte für das wirtschaftliche Wachstum des Landes geht es den Planern in Pe -
king bei solchen Prestigeprojekten – man baut unter anderem gerade auch an einem Autobahntunnel, der unter einem Gletscher hindurchführt – immer auch um die Exportförderung.
Früher musste China alle großen Tunnelbohrmaschinen (TBM) aus dem Ausland importieren, etwa aus Deutschland. Heute sind die heimischen TBM-Hersteller selbst auf dem Weltmarkt aktiv, etwa die »China Railway Construction Heavy Industry Corporation« mit ihren Bohrmaschinen. Während in Deutschland und anderen Ländern oft Fragen nach der Rentabilität solcher Tunnel und Hochgeschwindigkeits-Trassen gestellt werden – und die Projekte dann nicht selten eingeschläfert werden – hat man in Peking den Vorzeigeefekt von großen Ingenieurleistungen im Blick. Potenzielle Käufer chinesischer TBM aus dem Ausland können zu solchen Baustellen oder fertigen Strecken gebracht und von der Reife des chinesischen Maschinenbaus überzeugt werden. Wenn dann noch ein Weltrekord im Spiel ist, wie vor Ningbo der des »längsten Unterseetunnels für einen Hochgeschwindigkeitszug der Erde«, umso besser.
Der gesamtwirtschaftliche Nutzen von Wissenschaft und Technologie wird in China nicht über diese oder jene Erbsenzählerei definiert, etwa die Bau- und Betriebskosten relativ zum Passagieraufkommen und die zu erwartenden Einnahmen aus Fahrkarten. Stattdessen geht es stets im Zusammenhang mit dem Imagegewinn um technische Fortschritte für die Fertigungsindustrie des Landes, um deren Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt und die Entwicklung ganzer Teile des eigenen Landes.
Aus ähnlichen Gründen setzt man in China alles daran, die neuen Schnellzüge nicht nur schnell fahren, sondern auch pünktlich ankommen zu lassen. In Peking ist eine hochmoderne Schaltzentrale eingerichtet worden, in der neuerdings mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz das gesamte Schnellzugnetz des Landes überwacht wird. Riesige Mengen an Daten, die mit Sensoren, Kameras oder von Streckenarbeitern entlang der eigens für die Gaotie gebauten Schienentrassen gesammelt werden, können so beinahe in Echtzeit ausgewertet und oft schon zur Planung einer proaktiven Wartung genutzt
(《Methoden und Strategien zum Aufbau des Landes》)的 一部分以德文出版。这位现代中国的奠基者之一恐怕当时也 很难想象中国的铁路网有一天会变得如此“现代”。如今,我 们也几乎无法想象,如果孙中山先生能乘坐这样一列高铁从 北京前往广州,他会感到多么自豪。
werden, bevor es überhaupt zu Unterbrechungen des Zugverkehrs oder Verspätungen gekommen ist. Temporeduzierungen seien dank des Einsatzes von KI in jüngster Zeit sehr selten geworden, berichtete Niu Dao’an, Stellvertretender Geschäftsführer der »China Academy of Railway Sciences Corporation Limited« kürzlich gegenüber chinesischen Journalisten eines Fachmagazins. Die Idee des Einsatzes von KI für die Streckenwartung ist übrigens zuerst in Deutschland entwickelt worden. China hat sie aufgegrifen und mit landestypischer Ef zienz und Schnelligkeit perfektioniert. Zuerst hat man 195 Terabyte an Daten gesammelt, von »dynamischen Wellenformwerten« aus Sensoren an den Zugrädern über Schienen-Vibrationswerte bis hin zu meteorologischen Beobachtungen. Dann haben sich chinesische Computerwissenschaftler daran gemacht, die anfangs chaotisch erscheinenden Datensets mit Hilfe von Algorithmen zu sortieren und nutzbar zu machen. Das Ergebnis ist schon jetzt, nach etwas mehr als einem Jahr, dass es im chinesischen Schnellzugverkehr kaum noch zu nennenswerten Verspätungen kommt.
DIE REALITÄT ÜBERSTEIGT DIE VISION
Sun Yat-sen hatte seine Vision eines modernen Eisenbahnnetzes komplett mit der exakten Vorgabe von 160 000 Kilometern damals übrigens in seinem Buch »The International Development of China« beschrieben.
Das Buch ist in deutscher Sprache als Teil des Werkes »Methoden und Strategien zum Aufbau des Landes« erschienen. Wie »modern« dieses Eisenbahnnetz eines Tages sein wird, hatte sich der Gründervater des modernen China wohl kaum vorstellen können. Und wir können uns heute kaum vorstellen, wie stolz Sun Yat-sen wäre, könnte er heute einmal mit einer dieser Gaotie von Peking nach – sagen wir – Guangzhou fahren. Daran musste ich kürzlich denken, als ich wieder einmal in der Gaotie von Peking nach Shanghai saß. Das ist für mich einfacher und zuverlässiger als eine Reise mit dem Flugzeug. Im Zug habe ich Wif und kann arbeiten. Der Blick aus dem Fenster ist auch interessanter als im Flieger und ich kann hin- und herlaufen, wenn ich mir mal die Füße vertreten will. Oft muss ich auf solchen Fahrten wieder an meine ersten Bahnreisen durch China in den Jahren ab 1986 im »Hardseater«, »Hardsleeper« oder »Softsleeper« zurückdenken. Und ab und zu kommt mir dabei auch der Gedanke, dass der Glaube an Wissenschaft und Technologie in China ungebrochen ist und das hofentlich noch lange so bleiben wird.
Henrik Bork war mehr als ein Jahrzehnt lang als Auslandskorrespondent und Büroleiter der Süddeutschen Zeitung in Tokio und Peking tätig. Heute arbeitet er als freier Journalist und berät als Gründer der Agentur Asia Waypoint in Peking ausländische Unternehmen bei ihrer Chinastrategie und chinesische Unternehmen auf dem Weg nach Europa.
AmPulsderZeit
Hochgeschwindigkeitszüge
inChina
速神“
铁高”
a mich die chinesische Kultur schon immer interessierte, entschied ich mich für ein Studium an der Chinesischen Fakultät der Universität Hanoi in Viet nam und verfolge seither sehr aufmerksam die Entwicklungen und Veränderungen in China. Der Hochgeschwindigkeitszug gilt als eine der »vier neuen Erfindungen« des modernen China und als ein epochales Symbol für chinesische Wertarbeit und Weisheit. »Einmal sehen ist besser als hundertmal hören« lautet ein altes chinesisches Sprich -
wort. Ich hatte das Glück, in meinem dritten Studienjahr 2019 von meiner Uni für die Teilnahme an einem Sommercamp der Dalian University of Foreign Languages ausgewählt zu werden und damit die Gelegenheit zu bekommen, eine Fahrt in einem Hochgeschwindigkeitszug, der Gaotie, zu erleben.
Ein Programmpunkt des Summercamps war eine Fahrt mit so einem Zug nach Peking. Die Abwicklung im Bahnhof war unkompliziert: Das Gepäck musste nicht aufgegeben werden, Sicher heits- und Fahrkartenkontrolle verliefen schnell und reibungslos, und das Zug ticket war mit 400 RMB (heute etwa 52 Euro) deutlich billiger als ein Flugticket.
Begeistert saßen wir im Zug und betrachteten die an uns in rasantem Tempo vorbeiziehenden Ortschaften. Ich ver suchte mit meinem Handy ein Video aufzunehmen, doch der Zug fuhr so schnell, dass mir keine scharfen Bilder gelangen.
Laut Internationalem Eisenbahnverband (UIC) werden Züge ab einer Mindestgeschwindigkeit von 250 km/h als Hochgeschwindigkeitszüge bezeich net. Doch in dem Abteil, in dem ich saß, betrug die auf dem Geschwindigkeitsdisplay angezeigte Echt zeitgeschwindigkeit oft mehr als 300 km/h! In weniger als vier Stunden erreichten wir nach einer rasanten Fahrt über 963 Kilometer wohlbehalten Peking!
Mein Aufenthalt in China hinterließ einen tiefen Eindruck. Ich staunte über Chinas Modernisierungsprozess und genoss die malerische Verschmelzung von alter und neuer Architektur in Peking und Dalian. Doch am meisten blieb mir der chinesische Hochgeschwindigkeitszug im Gedächtnis, er verbindet alle meine positiven Erinnerungen an China.
Bei Chines:innen weckt der Hochgeschwindigkeitszug besondere kulturelle und emotionale Empfindungen. Wenn von diesen Zügen die Rede ist, imaginieren die Menschen voller Stolz sofort Züge, die Tausende von Kilometern die wunderschönen Landschaften in dem riesigen Land durchqueren. Oder sie erinnern an die Zuverlässigkeit und Gewissheit, mit der der Zug die in der Ferne arbeitenden Menschen wieder in ihre Heimat zurückbringt.
Für mich ist der Hochgeschwindigkeitszug der Inbegriff der chinesischen Modernisierung. Sein Tempo spiegelt die enormen Veränderungen in diesem Land: Von den ehemals langsamen grünen Zügen hin zu den modernen Hochgeschwindigkeitszügen, die heute zu den schnellsten der Welt gehören. Ende 2024 umfasste das chinesische Hochgeschwindigkeitsstreckennetz etwa 48 000 Kilometer und ist damit das längste der Welt.
Meine Begegnung mit dem chinesischen Hochgeschwin digkeitszug hat meine Lebensentscheidungen maßgeblich beeinflusst. Ich war zutiefst beeindruckt von dem Tempo der Züge und der dafür aufgebotenen Produktivität, weshalb ich mich entschied, nach meinem Abschluss in Hanoi in China weiterzustudieren, um noch mehr in das authentische, facettenreiche China einzutauchen.
Nach meinem Bachelorabschluss erhielt ich von der Universität Qingdao die Zulassung für das Masterstudium im Fach Internationale Beziehungen. Der Grund für meine
Ortswahl war nicht nur die wunderschöne Küstenlandschaft und der Ruf von Qingdao als »Hauptstadt der Segelboote« und als »Hauptstadt des Bieres«, sondern auch die berühmte China Railway Rolling Stock Corporation (CRRC) Qingdao Sifang, dem größten Schienenfahrzeughersteller der Welt. Sie produzierte die ersten Züge mit Geschwindigkeiten von 250, 300 und 380 Stundenkilometern. Und sie war es auch, die 2021 das weltweit erste und mit 600 km/h schnellste Magnetschwebebahnsystem vom Band laufen ließ.
Das chinesische Hochgeschwindigkeitsnetz erstreckt sich über das ganze Land. Die Züge erleichtern den Menschen nicht nur das Reisen, sie fungieren auch als Brücken, die große und kleine Städte und Wirtschaftszentren unterein ander vernetzen und somit wirtschaftliche und soziale Chancen schaffen. Für mich verkörpern sie den Geist der »Konnektivität, Kooperation und des gemeinsamen Nutzens« in China und tragen zur Förderung des wirtschaftlichen Wachstums und der Verbesserung des Lebensstandards bei.
Als Masterstudentin im Fach Internationale Beziehungen weiß ich um die Bedeutung der »Brückenfunktion« von Hochgeschwindigkeitszügen für die rasante Entwicklung Chinas. Wenn die Strecke der Neuen Seidenstraße durch meine Heimatstadt führt, möchte ich ein Teil dieser die Welt verbindenden »Brücke« sein und mit meinem Studium dazu beitragen, die freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen China und Vietnam zu fördern.
Ich hoffe sehr, dass der Hochgeschwindigkeitszug bald auch in meiner Heimatstadt einen Halt einlegt!
Über 40 Jahre lang war Wang Fuchun als Fotograf auf allen Zugstrecken Chinas unterwegs. Auf über 100 000 Kilometern schuf er ein ergreifendes Portrait der chinesischen Gesellschaft.
s gab eine Zeit, so erinnerte sich Wang Fuchun (1943–2021), als die Menschen auf den Bahnhöfen in China mehr oder weniger gleich aussahen. In den späten 1970er Jahren, als er mit dem Fotograferen begann, schienen sie allesamt grüne Anzüge und Mützen zu tragen. Auf dem Bahnsteig wirkten sie homogen und geordnet. Das löste sich jedoch in Luft auf, sobald ein Zug einfuhr.
Sie packten Essen, Spiele, Instrumente und Bücher aus und machten es sich bequem. Sie legten die Kinder zum Mittagsschlaf auf die harten Pritschen und sich selbst am Abend dazu. Das gleichmäßige Rattern des geduldig kilometerfressenden Zuges wiegte sie in den Schlaf. Es begannen Gespräche zwischen Un-
bekannten, Freundschaften entstanden und manche fanden auch die große Liebe auf den oft mehrtägigen Fahrten durchs Land.
Durch Wangs Bilder erleben wir den tiefgreifenden Wandel, der sich in der zweiten Hälf te des 20. Jahrhunderts in China vollzog. Die älteren Aufnahmen zeigen überfüllte, dampf- oder dieselbetriebene Personenzüge, mit denen die Wanderarbeiter in die aufstrebenden Großstädte pendelten. Auf den neueren Fotos sehen wir das rasante Tempo des Fortschritts, welches China das längste Hochgeschwindigkeits-Bahnnetz der Welt bescherte. Wangs Bilder berühren uns so stark, weil er die Menschen in ihren vertrautesten und alltäglichsten Momenten zeigt. »Ich bin ein professioneller Dieb. Ich stehle den Menschen ihre Bilder«, sagte er gern in Interviews. Doch Aufnahmen wie seine entstehen nicht mit Leichtigkeit. Sie erfordern den Mut, immer wieder auf die Protagonisten zuzugehen. Das konnte ihm nur deshalb so gut gelingen, weil er kein Außenseiter war, sondern einer von ihnen – ein Reisender. Wang widmete sein berufliches Leben den Zügen, zuerst als Eisenbahn-Mitarbeiter, später als professioneller Fotograf.
Hinter seinem Handy konnte man sich damals noch nicht so leicht verstecken wie heute.
那时,人们还不像今天这样能
轻易躲在手机后面
Eine Reise durch Qilu im Stil der »Spezialeinheiten«
“特种兵” 式游齐鲁
Text / 文 : Luobosi 萝卜丝 Aus dem Chinesischen / 德文翻译 : Yelin 叶林
Jinan
Weifang 潍坊
er Tourismus im Stil der »Spezialeinheiten« ist eine aktuell unter jungen Menschen populäre Art des Reisens und zeichnet sich durch folgende Merkmale aus: Am frühesten aufstehen, die weitesten Strecken zurücklegen, das wenigste Geld ausgeben, die berühmtesten Sehenswürdigkeiten besuchen und so viele Orte wie möglich abhaken. Berichten zufolge bereiste ein junger Mann aus Chengdu während der Maifeiertage 2023 in nur fünf Tagen alle fünf heiligen Berge, was im Internet für viel Aufsehen sorgte. Für diejenigen, die in kürzester Zeit die Kultur von Qilu in der Provinz Shandong, seine Geschichte und lokalen Besonderheiten erleben möchten, ist die beste Wahl, mit dem Hochgeschwindigkeitszug durch Shandong zu reisen.
Entlang der Hochgeschwindigkeitszuglinie G5556 erstreckt sich eine Rundreise, auf der Natur- und Kulturschätze wie die »Quellenstadt« Jinan, der Taishan als »Heiliger Stätte des Ostens« und die mystische Küstenlandschaft zu bewundern sind. Die Route bildet einen geschlossenen Kreis mit den Stationen: Jinan – Tai’an –Qufu Ost – Linyi Nord – Rizhao West – Qingdao Nord –Weifang – Jinan. Selbst ein Wochenendtrip im Stil der »Spezialeinheiten« ermöglicht eine gezielte Erkundung Shandongs.
Die Reise beginnt in Jinan. Jinan ist als »Stadt der 72 Quellen« bekannt und bietet Sehenswürdigkeiten wie die Baotu-Quelle, die Schwarze-Tiger-Quelle (Heihuquan) und den Fünf-Drachen-Teich (Wulongtan). Starten Sie am Daming-See mit einer Bootsfahrt und bewundern die Lotosblüten. Spazieren Sie dann durch die Altstadt von Jinan (Fucheng, gebaut in der MingZeit, 1368–1644) und durch Baihuazhou, wo sich tradi-
Die nächste, die zweite Station führt nach Tai’an. Die Besteigung des Taishan ist ein absolutes Muss, besonders das nächtliche Besteigen des Berges stellt eine echte Herausforderung dar. Man sollte früh genug im Taishan-Gebiet ankommen, um das nächtliche Abenteuer zu beginnen. Die klassische Route führt von Hongmen über den Zhongtianmen und das Nantianmen bis zum Yuhuang-Gipfel, wobei man auf dem Weg auf viele Mitwanderer:innen trif t. Für den nächtlichen Aufstieg ist eine vollständige Ausrüstung erforderlich:
Beleuchtung und Hilfsmittel zum Klettern sowie warme Kleidung. Die schwierigste Strecke ist der Abschnitt
第二站到泰安。登泰山是泰安行必选的行程,尤以夜爬 泰山最具挑战。凌晨前到达泰山景区,验完票就可以开启夜爬 泰山的体验。最经典的路线是红门—中天门—南天门—玉皇 顶,一路上同行者甚多。夜爬泰山装备要齐全:一是用以照明、 辅助攀登的设备;二是保暖衣物。途中,最难的一段要属“泰 山十八盘”,弯弯曲曲,陡峭异常,经过这段到了南天门,夜爬 tionelle Architektur mit sprudelnden Quellen verbindet. Anschließend geht es weiter zur Baotu-Quelle, um das beeindruckende Schauspiel von »Baotu, das in den Himmel springt«, zu bestaunen. Die Quelle perlt sanft vor sich hin, und seit jeher ist die Szenerie ein Markenzeichen des Ausspruchs »In jedem Hof sprudelnde Quellen, an jedem Haus herabhängende Weiden«. Eine Tasse Jasmintee, aufgebrüht mit dem bei den Ein heimischen so beliebten klaren Quellwasser – was für ein Genuss! Wenn noch Zeit ist, ist der Tausend-BuddhaBerg (Qianfoshan) zu empfehlen. Seit der Sui-Dynastie (581–618) wurden hier Tausende Buddhastatuen in die Felsen gemeißelt. Die 500 Meter lange Höhle der Zehntausend Buddhas (Wanfodong) dokumentiert die Entwicklung des Buddhismus in China. Wenn man den Gipfel erreicht und nach Norden blickt, kann man die gesamte Aussicht auf die »Stadt der Quellen« genießen und die Schönheit der »Lotusblumen in vier und Weiden in drei Richtungen, einer Stadt, umgeben von Bergen und einem See« in vollen Zügen erleben.
Jinan 济南 1
der »Achtzehn Kurven« des Taishan, er ist sehr kurvig und steil. Hat man diesen Abschnitt überwunden und das Nantian-Tor erreicht, ist bereits die halbe Strecke geschaf t. Die gesamte Strecke dauert etwa vier Stunden, und wenn man den Gipfel erreicht, geht gerade die Sonne auf. Dies ist der perfekte Augenblick, um den Sonnenaufgang zu genießen. Zu dieser Zeit drängen sich die Menschen am Riguan-Gipfel, und warten auf den Moment, wenn die rote Sonne den Wolken entsteigt und in voller Pracht erstrahlt. Mit einem ehrfürchtigen Herzen kann man das wunderbare Schauspiel der Natur erleben. Nach dem Sonnenaufgang geht es zum »Ehrwürdigsten der Fünf Berge« (Wuyueduzun), wo man überall Inschriften berühmter Persönlichkeiten aus verschiedenen Dynastien auf den Steinen f nden kann. Beim Abstieg kann man noch ein Foto unter der »Kiefer des Hohen Beamten« (Wudafusong) machen. Der Legende nach suchte Kaiser Qin Shihuangdi während seines heiligen Opfers auf dem Taishan in einem plötzlichen Regenschauer Schutz unter diesem Baum und verlieh ihm anschließend persönlich einen Ehrentitel.
Tai’an 泰安 2
Dann geht es drittens weiter nach Qufu, in die Heimat von Konfuzius und Menzius. Hier bef nden sich die UNESCO-Weltkulturerbestätten Konfuziustempel, Residenz der Familie Kong und Wald der Familie Kong. Der Konfuziustempel ist eine Ahnenhalle zu Ehren von Konfuzius. Seit der Westlichen Han-Dynastie (206 v. u. Z.–9 u. Z.) verliehen ihm die Kaiser immer wieder neue Ehrentitel, wodurch der Tempel stetig erweitert wurde. Heute zählt er neben der Verbotenen Stadt in Peking und der Sommerresidenz in Chengde zu den
»Drei großen historischen Baukomplexen Chinas«. Zu den wichtigsten Bauwerken des Tempels gehören das Kuiwen-Gebäude, die Halle der Großen Vollkommenheit (Dachengdian) und die Halle der Heiligen Wunder (Shengjidian). Das Kuiwen-Gebäude, auch als »Bibliothekspavillon« bekannt, beherbergte kaiserliche Handschriften und kalligraf sche Werke. Die Dacheng-Halle, das Hauptgebäude des Tempels, beeindruckt mit ihrer goldglänzenden, majestätischen Architektur. Zehn Marmorsäulen an der vorderen Veranda sind mit kunstvollen Reliefs von je zwei Drachen verziert. Der Legende nach wurden sie bei Besuchen des Kaisers stets mit gelbem Seidenstof verhüllt. Die Residenz der Familie Kong war der Wohnsitz der direkten Nachkommen von Konfuzius. Die heutige Anlage stammt größtenteils aus der Ming- und Qing-Dynastie und wird als »die erste Familie unter dem Himmel« bezeichnet. Der KonfuziusWald ist die exklusive Begräbnisstätte für Konfuzius und seine Familie.
Die vierten und fünften Stationen sind Linyi und Rizhao. Linyi ist bekannt als »die alte Präfektur Langya« und beherbergt das Geburtshaus von Wang Xizhi (307–365), einem Meister der Kalligrafe. Hier lebte der »Heilige der Kalligrafe« und es gibt viele historische Sehenswürdigkeiten wie den Reibstein-Teich (Xiyanchi), den Puzhao-Tempel, den Tempel von Wang Youjun und die Langya-Akademie. Außerdem f ndet sich hier das Mengshan-Naturschutzgebiet, das mit fünf Sternen als nationaler Geopark ausgezeichnet wurde.
Rizhao, auch »die östliche Sonnenstadt« genannt, ist ein weiteres Highlight. Ein Besuch in Rizhao sollte einen unbedingt zum Nationalen Küstenwaldpark füh-
ren, um sich von Sonne und Meeresbrise in vollen Zügen verwöhnen zu lassen. Man kann durch den Küstenwald spazieren und ein üppiges Mahl Meeresfrüchte genießen. Wer in Rizhao übernachtet, kann nicht nur den zauberhaften Mondaufgang über dem Meer erleben, sondern auch den majestätischen Sonnenaufgang am nächsten Morgen bewundern.
Die sechste Station führt nach Qingdao, der »Perle des Meeres«. Hier verschmelzen Berge, Meer, Buchten und Stadt zu einer harmonischen Einheit, geprägt von dem einzigartigen Landschaftsbild aus roten Ziegeldächern, grünen Bäumen, blauem Meer und blauem Himmel. Die 440 Meter lange Zhanqiao-Seebrücke, die eine Geschichte über hundert Jahre hat und als Wahrzeichen der Stadt gilt, erstreckt sich ins Meer hinaus –ein perfekter Ort, um Möwen zu beobachten. Eine weitere Attraktion ist die malerische Gegend Badaguan, deren Name ursprünglich von acht Straßen stammt, die nach berühmten alten chine sischen Pässen benannt sind. Die Architektur hier stammt aus dem 20. Jahrhundert und umfasst Gebäude sowohl im chinesischen Stil als auch in deutschen, amerikanischen, russischen und über 20 weiteren internationalen Ar -
chitekturstilen. Aufgrund dieser Vielfalt wird das Viertel auch als »Architektur-Weltausstellung« bezeichnet. An siebter Stelle steht Weifang. Neben der traditionsreichen Drachenkultur ist die Altstadt von Qingzhou, die als »die erste Präfektur unter dem Himmel« bekannt ist, ein absolutes Muss. In der Altstadt von Qingzhou verbreiten schwarze Ziegel, grüne Backsteine, rote Geländer und weiße Wände einen starken historischen Charme. Außerhalb der Stadt liegt Huanghuaxi, das als »die größte mystische Schlucht unter dem Himmel« gilt. Mit den dramatischen Bergformationen und dem sanft plätschernden Wasser am Talgrund bietet es eine beeindruckende, fast poetische Szenerie.
Zum Schluss kehrt man wieder nach Jinan zurück, um die Tour der »Spezialeinheiten« durch Qilu damit abzuschließen. Shandong bietet unzählige reizvolle Landschaften und reichhaltige kulturelle Schätze. Um die Kultur und Geschichte dieser Region noch tiefer zu verstehen, braucht man jedoch mehr Zeit zum Erkunden, Erleben und Genießen.
Qingdao 青岛 6
Der Trans-Eurasia-Express in der Provinz Gansu
Vor über zweitausend Jahren durchquerten Karawanen den Hexi-Korridor in Gansu – beladen mit Seide, Porzellan, Tee und anderen Waren. Der Austausch von Waren und Kultur zwischen Asien und Europa führte zu einem nie dagewesenen Wohlstand. Heute, mit der Entwicklung der chinesischen Initiative der »Neuen Seidenstraße«, wird Gansu aufgrund seiner einzigartigen geografischen Lage erneut zu einem strategischen Knotenpunkt, der den eurasischen Kontinent verbindet. Der »Trans-EurasiaExpress« ist dabei ein wichtiges Transportmittel, das diese Zusammenführung ermöglicht.
In Gansu werden die zwischen China und Europa verkehrenden Züge wie der »Tianma-Express« und der »Lanzhou-Express« oft bildhaft als »stählerne Karawane« bezeichnet. Diese Züge fördern nicht nur den Export von Gütern wie Nichteisenmetalle, chemische Rohstofe und landwirtschaftliche Spezialprodukte aus der nordwestlichen Region Chinas, sondern bringen auch Waren aus den Ländern und Regionen entlang der »Neuen Seidenstraße« nach China, und bieten den Menschen damit mehr Auswahl im täglichen Leben. Derzeit hat Gansu bereits internationale Güterzüge auf den Strecken nach Europa, Zentral- und Südasien sowie zum neuen »Land-Meer-Korridor« im Westen in Betrieb genommen, der eine Verbindung der Provinzen im Westen Chinas mit den Ländern bis nach Südostasien herstellt. Auch Kirgisistan und Usbekistan sind in das Streckennetz eingebunden, womit insgesamt ein umfassendes, mehrdimensionales und ofenes System von »vier Richtungen und fünf Routen« etabliert wurde.
Im Dezember 2014 startete der erste »Tianma-Express« mit 40 Containern und etwa 1200 Tonnen Fracht (bestehend aus lokalen landwirtschaftlichen Produkten, Maschinen, Spielzeug, Haushaltsgeräten und anderen Waren aus Ningbo, Lianyungang und Wuxi und anderen Städten) vom Südbahnhof Wuwei in Gansu und erreichte nach einer Gesamtstrecke von 2646 Kilometern schließlich Almaty in Kasachstan. Der »Tianma-
Express« folgt dem Modell »lokale Deklaration und Grenzübergangsprüfung«, bei dem die Import- und Exportgüter im Verbundlogistikzentrum Wuwei jeweils einmal deklariert, überprüft und freigegeben werden, was die Transportzeit erheblich verkürzt.
Lanzhou, Hauptstadt der Provinz Gansu, liegt an einem entscheidenden Knotenpunkt. Von diesem wichtigen Dreh- und Angelpunkt der »Neuen Seidenstraße« wurde der Nordwesten Chinas erschlossen, die Verbindung mit dem Südwesten Chinas hergestellt und eine Verknüpfung mit Zentral-, West- und Südostasien geschafen. Im August 2015 startete der erste nach der Hauptstadt der Provinz benannte »Lanzhou-Express« der Linie. Abfahrtsort war Lanzhou-Neustadt, der Zug passierte den Grenzübergang Alashankou in Xinjiang und erreichte schließlich Hamburg. Die vom Zug zwischen Lanzhou und Hamburg zurückgelegte Strecke betrug insgesamt 8961 Kilometer, für die Zugreise wurden etwa 14 Tage benötigt. Transportiert wurden auf der Strecke hauptsächlich Waren wie CNC-Werkzeugmaschinen, Reifen, Konvektionsheizungen und Feuersteinton.
PREMIEREN DER »STÄHLERNEN KARAWANE«
Die Züge des Trans-Eurasia-Express in Gansu haben darüber hinaus mehrere »Premieren« geschaffen. Zum Beispiel startete im Juni 2020 in Lanzhou der erste Trans-Eurasia-Express, der die multimodale Transportmethode »Schiene-Straße-Schiene« nutzte. Die Güter
wurden zunächst per Eisenbahn nach Kaschgar in Xinjiang transportiert, dann per LKW über den Grenzübergang Irkeshtan nach Osch in Kirgisistan gebracht und schließlich wieder per Bahn in die usbekische Hauptstadt Taschkent befördert. Für die gesamte Strecke wurden etwa sieben bis zehn Tage benötigt. Transportiert wurden auf der Hinreise Waren wie Elektrogeräte und auf der Rückreise Baumwollgarn. Diese multimodale Transportmethode, die die Transportvorteile verschiedener Regionen nutzt, spart in der Regel etwa fünf Tage im Vergleich zum reinen Schienentransport.
Mit Hilfe des digitalen Wandels hat Lanzhou-Neustadt auch den ersten »digitalen Zug« in Betrieb genommen. Der »digitale Zug« basiert auf Frachtinformationen, Zolldaten und internationalen Transportinformationen in der Cloud-Plattform. Kund:innen müssen lediglich den Start- und Zielpunkt festlegen. Das System ist dann in der Lage, automatisch die beste multimodale Lösung vorzuschlagen mit den optimalen Routen und Kosten für den Transport auf dem Wasser-, Schienenoder Landweg. Außerdem kann der Versandstatus der Waren online in Echtzeit verfolgt und abgefragt werden.
Im September 2023 wurde am Westbahnhof von Lanzhou das erste Geschäft für importierte Waren (unter Zollverschluss) auf der Trans-Eurasia-Expresslinie of ziell eröf net. Die Waren in diesem Zollverschlussgeschäft stammen hauptsächlich aus Ländern, die von dem Trans-Eurasia-Express durchquert werden, wie Russland, Belgien, Türkei, Italien, Frankreich und Deutsch land. Das Sortiment umfasst über ein Dutzend Kategorien wie Kosmetik, Artikel für Mütter und Babys, Güter des täglichen Bedarfs im Haushalt, Lebensmittel,
Getränke und einfache Luxusartikel mit insgesamt mehr als tausend Artikeln, deren Qualität garantiert ist. Reisende, die am Westbahnhof von Lanzhou Züge besteigen, proftieren nun auch von den vielfältigen Waren, die der Trans-Eurasia-Express mitgebracht hat. So lassen sich die Vorzüge dieses Zuges bequem erleben.
Der heutige Glanz der »stählernen Karawane« im HexiKorridor wäre ohne das Mitwirken vieler Menschen unmöglich. Dazu gehören sowohl die Lokführer:innen, die Tag und Nacht unermüdlich unterwegs sind, als auch die fleißigen und aufmerksamen Mitarbeiter:innen an den Bahnhöfen und Zollstellen, die für die Überwachung und Lotsendienste verantwortlich sind. In der Regel durchquert ein Trans-Eurasia-Express mehrere Länder wie China, Russland, Polen, Deutschland, Frankreich und Spanien. Für die gesamte Strecke sind mehr als fünfzig Lokführende erforderlich, die zusammenarbeiten, um die Fahrt erfolgreich abzuschließen. In China wechselt der Lokführer jedes Mal, wenn der Zug in den Zuständigkeitsbereich einer neuen Eisenbahnbehörde gelangt. Im Ausland wird die Lokführerin an jeder Grenze gewechselt, um sicherzustellen, dass der Zug immer von einer Person gesteuert wird, die mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut ist.
Darüber hinaus steht der reibungslose Betrieb der Züge vor der Herausforderung des Spurwechsels. Da die Spurweiten in verschiedenen Ländern unterschiedlich sind, muss der Zug während der gesamten Strecke zweimal die Spur wechseln: Das erste Mal erfolgt der Spurwechsel an der chinesisch-kasachischen Grenze in Dostyk, wo die Fracht von einem Standardspurzug auf einen Breitspurzug umgeladen wird, um die Weiterfahrt durch Kasachstan, Russland und Weißrussland zu ermöglichen. Der zweite Wechsel f ndet an der weiß russischpolnischen Grenze in Brest statt, wo die Ladung erneut von einem Breitspurzug auf einen Standardspurzug umgeladen wird, um weiter ins europäische Binnenland zu gelangen. In diesen Phasen arbeiten Lokführer, Bahnhofsmitarbeiterinnen und Zollbeamte eng zusammen, um diesen wichtigen Transportkorridor zu schützen. In den letzten zehn Jahren haben die Züge des Trans- Eurasia-Express ein Transportnetz entwickelt, das »Punkte miteinander verbindet und zu einem Netz verknüpft«. Die Züge, die über den eurasischen Kontinent rasen, haben nicht nur reiche Früchte für die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen China und Europa gebracht, sondern auch den kulturellen Austausch zwischen China und anderen Ländern gefördert. Früher waren die alten Handelsrouten des Hexi-Korridors vom Klang der Kamelglocken und dem gelben Sand der Wüste geprägt, aber heute legt man die Strecke mit Zügen wie dem Trans-Eurasia-Express zurück und nutzt dabei Tunnel und Brücken. Das Pfeifen der Züge ist über Tausende von Kilometern hinweg zu hören. Diese wundersame Transportroute hat der Weltwirtschaft neue Impulse verliehen.
Die Geschichte eines chinesischen Bahnhofs während der Reisewelle
Jedes Jahr rund um das Frühlingsfest, dem chinesischen Neujahr nach dem Mondkalender, findet in China eine spektakuläre »Völkerwanderung« statt. Sie wird »Chūnyùn 春运« genannt und bezeichnet die Reisewelle während dieses traditionellen Festes. Während der rund vierzig Tage kehren Hunderte Millionen Chinesen wie Zugvögel von der Arbeit in ihre weit entfernten Heimatstädte zurück, um die Feiertage mit Familie und Freund:innen zu verbringen und die Wärme des Zusammenseins zu genießen.
Früher war der Bahnhof von Fuzhou nur 5600 Quadratmeter groß und der Warteraum bot nur einigen hundert Menschen Platz. Frau Ni, eine Rentnerin, die früher im Bahnhof von Fuzhou gearbeitet hat, erinnert sich: »Damals war der Bahnhof innen sehr klein, zumal nur ein Stockwerk für die Fahrgäste zugänglich war. Im engen Warteraum herrschte dichtes Gedränge – manchmal musste man sogar über die Stuhlreihen klettern, um sich fortbewegen zu können.«
早期的福州站,面积不过5600平方米,候车室仅能 容纳几百人。曾在福州站工作,现已退休的倪女士回忆 道:“当时车站的内部面积真的很小,实际对旅客开放的 Jahre sind vergangen, seit das Wort Chunyun 1980 zum ersten Mal in der People’s Daily erschien und damit Eingang in den chinesischen Wortschatz fand. Im Laufe der Zeit hat sich die Art und Weise, wie die Reisewelle verläuft, stark verändert. Bei der Bewältigung des enormen Verkehrsaufkommens spielt die Eisenbahn eine zentrale Rolle. Sie hat die technologische Entwicklung, die Chunyun geprägt hat, miterlebt und trägt mit ihrem umfangreichen Betriebsnetz und ihrer hohen Kapazität dazu bei, dass Hunderte Millionen von Menschen während des Frühlingsfestes mit ihren Familien zusammenkommen können. Die Geschichte des Bahnhofs von Fuzhou, der Hauptstadt der südostchinesischen Provinz Fujian, ist ein exemplarisches Beispiel für die Entwicklung und den Wandel der Eisenbahn während des Reisebooms zum chinesischen Neujahr in den letzten vierzig Jahren.
Im Jahr 2002 wurde das alte Gebäude des Bahnhofs stillgelegt und ein neues Kapitel seiner Geschichte aufgeschlagen. Zwei Jahre später wurden der Neubau fertiggestellt sowie der Bahnhof Fuzhou Süd renoviert. Seit 2024 verfügen die beiden Bahnhöfe über eine Gesamtfläche von fast 630 000 Quadratmeter, insgesamt 22 Bahnsteige und 44 Gleise und machen die Stadt zu einem der wichtigsten Drehscheiben der Provinz. Mit der Eröf nung der Waiyang-Fuzhou-Eisenbahn im Jahr 1959 endete die Zeit, in der Fuzhou als Provinzhauptstadt keinen Anschluss an das Eisenbahnnetz hatte. Seit 2009 wurden mehrere Hochgeschwindigkeitsstrecken in Betrieb genommen, darunter die Wenfu-Eisenbahn, die Wenzhou mit Fuzhou verbindet. Dadurch ist die Stadt stark in das nationale Eisenbahnnetz eingebunden und der Bahnhof zu einem der zehn wichtigsten regionalen Verkehrsknotenpunkte des Landes geworden.
Darüber hinaus haben sich die Zugmodelle grundlegend geändert. Die früheren »grünen Züge« wurden durch moderne Triebzüge und Hochgeschwindigkeitszüge ersetzt, die sowohl hinsichtlich der Fahrgeschwindigkeit als auch der Innenausstattung der Waggons deutliche Verbesserungen aufweisen. »Als ich das erste Mal von Nanping nach Fuzhou gefahren bin, hat die Zug fahrt acht Stunden gedauert! Es gab nur wenige Züge, die Waggons waren überfüllt und die Bedingungen an Bord bei weitem nicht so angenehm wie heute.
Um ehrlich zu sein, damals reisten wir nicht gern mit dem Zug«, erinnert sich Herr Zhang aus Nanping, der selbst bei der Bahn arbeitet. »Heute ist es viel bequemer: Die Fahrt von Nanping nach Fuzhou dauert nur noch eine Stunde, und die Bedingungen in den Waggons sind viel komfortabler als früher.«
Der Ausbau der Bahnhöfe zur Bewältigung des großen Fahrgastaufkommens, die Erweiterung des Streckennetzes in die verschiedenen Regionen des Landes, die Modernisierung der Züge mit höherer Geschwindigkeit und komfortablerer Ausstattung – all diese infrastrukturellen Fortschritte und verbesserten Fahrpläne haben die Heimreise zum Frühlingsfest deutlich schneller und angenehmer gemacht.
Während der Eisenbahnsektor bei der Entwicklung der »Hardware« erhebliche Fortschritte erzielt hat, wurden auch die »Softskills« wie Kundenservice und technische Ausstattung kontinuierlich verbessert, um den Reisenden ein noch komfortableres Erlebnis zu bieten.
Früher waren die Fahrpläne am Bahnhof handgeschrieben und vor den Fahrkartenschaltern bildeten sich oft lange Schlangen. Heute sieht man beim Betreten des Warteraums sofort auf dem LED-Bildschirm, wann der Zug fährt, und der Fahrkartenkauf an den Automaten ist einfach und bequem. Um auf die Gleise zu gelangen, kann die Papierfahrkarte entweder automatisch oder manuell vom Bahnhofspersonal entwertet werden – die meisten Reisenden ziehen es jedoch vor, einfach ihren Ausweis zu scannen oder direkt per Gesichtserkennung in den Zug zu steigen.
Außerdem reicht es heute, die App »12306« auf dem Handy zu installieren, um bequem alle Zugfahrpläne abzurufen und E-Tickets zu kaufen. Besonders bei hohem Fahrgastaufkommen, etwa in der Ferienzeit oder zu anderen Spitzenverkehrszeiten, bietet die App eine hilfreiche Funktion, die »Warteliste«: Sollten für den gewünschten Zug zunächst keine Tickets verfügbar sein, können sich Fahrgäste auf die Warteliste setzen lassen. Sobald weitere Waggons hinzukommen oder Tickets von anderen Fahrgästen storniert werden, vergibt das System die frei gewordenen Tickets in der Reihenfolge der Warteliste.
Kürzlich wurde auch die Funktion »Platzwechsel im selben Zug« in der App aktualisiert. Sie ermöglicht es den Reisenden, eine Alternative zu f nden, wenn die Direkttickets ausgebucht sind. Mit dieser Funktion können Reisende, die keinen durchgehenden Sitzplatz für die gesamte Fahrt erhalten, Fahrkarten für zwei oder mehr Abschnitte desselben Zuges buchen. Allerdings müssen sie während der Fahrt den Sitzplatz wechseln.
Früher war der Speisewagen die einzige Möglichkeit, sich während einer Zugfahrt mit Speisen und Getränken zu versorgen. Dieser Service konnte jedoch nicht den Bedarf aller Reisenden decken. Viele Fahrgäste brachten daher selbst viel Proviant mit an Bord. Heute bietet die »Essensmeile« in der Wartehalle des Bahnhofs Fuzhou eine große Auswahl an Speisen – von chinesischen bis zu westlichen Gerichten, von kompletten Mahlzeiten bis hin zu Kafee und Desserts –, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Reisenden gerecht zu werden.
Während der Zugfahrt können die Fahrgäste über die App »12306« sogar einen Lieferservice von Restaurants entlang der Strecke nutzen: Die Reisenden bestellen ihr Essen und bekommen es an ihren Sitzplatz geliefert, sobald der Zug an der entsprechenden Haltestelle hält. Im 12306-Essensverteilzentrum am Bahnhof von Fuzhou sieht man täglich Zusteller:innen in blauen Westen, die mit der Auslieferung der Mahlzeiten beschäftigt sind. Für den Lieferservice sortieren sie die Bestellungen sorgfältig und packen die Mahlzeiten in Isolierboxen, damit sie frisch und unversehrt ankommen.
Der gute Service ist jedoch oft komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Der Bahnhof von Fuzhou hat zwölf Bahnsteige, und die Haltestellen der Speisewagen unterscheiden sich je nach Zugtyp. Eine kleine Unachtsamkeit könnte dazu führen, dass das Essen an den falschen Ort geliefert wird. Der 48-jährige Herr Qian, einer der Lieferboten im Essensverteilzentrum, erklärt, vor jeder Lieferung müsse er präzise die Informationen nachprüfen, damit er genau wisse, an welchen Bahnsteig und in welchen Waggon das Essen geliefert wer -
den solle. Außerdem trage er eine Bodycam, um den gesamten Liefervorgang zu dokumentieren. »Damit soll sichergestellt werden, dass das Essen unversehrt bei den Reisenden ankommt«, erklärt er. Die Arbeit sei anstrengend, aber die Müdigkeit verfliege, wenn er das zufriedene Lächeln der Reisenden sehe, sobald sie ihre Mahlzeit erhalten, sagt er.
DAS UNERMÜDLICHE ENGAGEMENT DES EISENBAHNPERSONALS
Dank der Einführung intelligenter Selbstbedienungstechnologien, die die grundlegenden Abläufe des Bahnreisens und die Grundbedürfnisse der Fahrgäste abdecken, konzentriert sich das Bahnhofspersonal nun stärker auf die Bereiche, in denen persönliche Dienst-
leistungen am meisten nachgefragt werden. Im Bahnhof Fuzhou sind die Schilder des »Wang Wei Serviceschalters« inzwischen allgegenwärtig und zu einem echten Markenzeichen des Bahnhofs geworden.
Im Jahr 2002 startete der Bahnhof ein sogenanntes »Herzerwärmungsprojekt«, um die Servicequalität zu verbessern. Im daraufolgenden Jahr beschloss die Leitung, das Projekt nach Wang Wei zu benennen, einem herausragenden Mitarbeiter, der im Jahr zuvor von den Reisenden besonders gelobt worden war. So entstand der »Wang Wei Serviceschalter«. Im Laufe der Jahre hat diese Anlaufstelle immer wieder nach neuen Wegen gesucht, um den Anliegen der Reisenden gerecht zu werden – und dabei stets positive Resonanz von den Fahrgästen erhalten.
Heute ist der Service in »Cross-Strait Relations –Wang Wei Serviceschalter« umbenannt und zu einer modernen, intelligenten Anlaufstelle ausgebaut, die Informationen, umfassende Dienstleistungen und Fahrplanauskünfte vereint. Ein besonderer Schwerpunkt liegt unter anderem auf der Unterstützung von Reisenden mit besonderen Bedürfnissen. Senior:innen und mobilitätseingeschränkte Reisende erhalten beispielsweise Hilfe beim Betreten des Bahnhofs. Auch beim Gepäcktransport, bei der Suche nach verlorenen Dokumenten und bei vielen anderen Anliegen helfen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tatkräftig mit. Selbst wenn die meisten Aufgaben am Serviceschalter eher
klein erscheinen, sind sie für Reisende in Not oft von großer Bedeutung – und jede dieser Hilfsaktionen kann eine bewegende Geschichte für sie sein.
Für Zhao Jing, Mitarbeiterin am Serviceschalter, beginnt jeder Arbeitstag damit, die Anliegen der Fahrgäste in einem Notizbuch durchzusehen und die Reihenfolge der anstehenden Aufgaben festzulegen. Das Notizbuch enthält kurze Hinweise zu Zeit, Ort und Kontaktmöglichkeiten sowie Informationen zur Abholung von Fundsachen. Die Schlussbemerkungen lauten zum Beispiel: »Passagiere sind bereits eingestiegen« oder »Hilfesuchende haben ihre Familien wiedergefunden«. »Solange die Anliegen der Reisenden in unserer Notiz vermerkt sind, liegen sie uns am Herzen, bis die Probleme endgültig gelöst sind«, erklärt Zhao.
Um den Fahrgästen eine reibungslose Fahrt zu gewährleisten, sind auch die Mitarbeiter:innen an anderen Arbeitsplätzen – wie Fahrdienstleiter, Instandhalterin und Begleitpersonal – tagtäglich mit großer Verantwortung und Geduld im Einsatz. Schon an Wochentagen ist die Arbeit sehr anstrengend, aber während der Feiertage, vor allem in der Chunyun -Zeit, sind noch mehr Einsatz und Überstunden gefragt. Diese betriebsame Zeit hat den Bahnverkehr stark verändert – und auch die Art und Weise, wie man das Frühlingsfest verbringt: Während die einen in ihre Heimat zurückkehren, entscheiden sich andere für einen Urlaub mit der Familie. Inmitten all dieser Veränderungen bleibt die Eisenbahn ein unverzichtbares Rückgrat. Das unermüdliche Engagement aller Mitarbeitenden, einen exzellenten Service zu bieten, ist die beste Antwort auf das enorme Verkehrsaufkommen jedes Jahr zum Frühlingsfest.
Aus dem Chinesischen / 德文翻译 : Andrea Schwedler 安雅莉
MIT DEM ZUG NACH LHASA
整条线路上的风景既壮丽又静谧,让人只想一直望向窗外欣赏美景
Die »Qinghai-Tibet-Eisenbahnstrecke« ist die längste und die am höchsten gelegene Bahnstrecke der Welt. Zusammen mit dem »Süd-Nord-Wasserumleitungsprojekt«, der »WestOst-Gaspipeline« und der »WestOst-Stromleitung« gehört sie zu den »Vier großen Projekten des neuen Jahrhunderts« in China. Am 1. Juli 2023 ist die Qinghai-Tibet-Bahnstrecke im ersten Abschnitt von Xining im Osten bis Golmud im Westen im Zeitalter der Schnellzüge angekommen. Die Zuggeschwindigkeit erhöhte sich von 140 auf 160 Kilometer pro Stunde, was Transportkapazität und Servicequalität erheblich verbesserte. »Eine Zugfahrt nach Lhasa« ist deshalb heute für viele Menschen eine Reise, die sofort losgehen kann.
Von Xining aus erreicht man nach etwa einstündiger Zug fahrt den größten Binnensee Chinas, den QinghaiSee. Im Farbton erscheinen Wasser und Himmel aus der Ferne zu einem unendlichen Horizont zu verschmelzen. Im Juli und August blüht rund um den See auf riesigen Flächen der Raps, der sich leuchtend gelb in der Wasseroberfläche spiegelt.
Vom Qinghai-See aus erreicht der Zug in drei Stunden die Station Delingha, mongolisch für »Goldene Steppe«. Draußen sieht man weite Salz- und Alkaliwüsten, ausgedehnte Tamariskenwälder und die öde Wüste Gobi – es ist, als befände man sich in einem Film.
Der Zug nach Westen überquert das Kunlun-Gebirge und erreicht weiter südlich die »schöne Jungfrau« Kokoxili, wie die Tibeter:innen die Region nennen. Kokoxili ist durchzogen von Flüssen und übersät mit Seen. Es ist das »Königreich« der in der Hochebene heimischen Wildtiere. Man sieht Herden von tibetischen Antilopen nach Nahrung suchen.
Zwischen Himmel und Erde
Menschen, die in niedrigeren Höhen leben, werden auf dem Qinghai-Tibet-Plateau leicht höhenkrank. Wenn der Zug von Xining nach Lhasa die Höhe von 3000 Metern erreicht, kann es vorkommen, dass einigen Passagier:innen schwindelig wird, sie Kopfschmerzen be -
kommen oder sogar unter Atemnot leiden. In diesen Momenten kann die Schönheit der vorbeiziehenden Landschaft helfen, die körperlichen Beschwerden zu lindern. Durch das weite Land schlängelt sich ein reißender Strom, und im Anblick dieses brausenden Flusses wirkt der lange Zug wie ein kleines Boot, das sanft auf dem Wasser gleitet. Schaut man in den blauen Himmel, scheinen die weißen Wolken zum Greifen nahe. Hin und wieder lassen sich große Vögel am Rande eines weiter entfernten Baches nieder, verweilen kurz im Wasser und steigen dann flügelschlagend wieder in den Himmel auf. Von Zeit zu Zeit erscheinen im Gras weit entfernt die Umrisse kleiner Tiere, die mit einem Sprung von einem Flussufer zum anderen hüpfen. Kleinen Elfen gleich tauchen sie plötzlich auf, um dann genauso schnell wieder zu verschwinden.
So saßen wir also in unserem Zugabteil, entfernten uns langsam von dem Trubel und der Enge der Stadt und nahmen die Ruhe und Weite der Natur in uns auf. Die Erhabenheit des Qinghai-Tibet-Plateaus entschleunigt. Der Stress des Alltags fel von uns ab und wir entspannten. Es ist die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft, die unzählige chinesische und ausländische Tourist:innen in diese Region lockt.
Allen Widrigkeiten zum Trotz
Seit der Inbetriebnahme des Qinghai-Tibet-Schnellzugs machen sich immer mehr Tourist:innen auf den Weg in diese einzigartige Landschaft, die dank der schnellen Zugverbindung nun leicht erreichbar ist.
Dazu strömen Geschäftsreisende in die Grenzregion und treiben die wirtschaftliche Entwicklung voran.
Doch was war der Grund, trotz der enormen Herausforderungen die Qinghai-Tibet-Eisenbahn zu bauen?
Seit jeher ist die tibetische Hochebene von großer Bedeutung für die Existenz und die Entwicklung der chinesischen Nation. Einige der bedeutendsten Flüsse Asiens entspringen hier, unter anderem der Gelbe Fluss, der Yangzi, der Indus und der Ganges. Das Plateau wird deshalb auch als »Wasserspeicher der asiatischen Zivilisation« bezeichnet. Tibet war auf natürliche Weise durch die imposante Hochebene und die schneebedeckten Berge von der Außenwelt abgeschirmt, weshalb die Region aufgrund schlechter Verkehrsanbindungen jahrhundertelang isoliert war – die Menschen konnten weder aus- noch einreisen.
Vor mehr als sechzig Jahren gab es auf dem Qinghai-Tibet-Plateau weit und breit keine Eisenbahnstrecke. Die auf der »Tee-Pferde-Route« über lange Strecken erklingenden Kamelglocken dokumentierten die schwierigen Bedingungen jener Zeit. Nach 1949 transportierten Kamelkarawanen mit 20 000 Kamelen die Waren zwischen der Zentralchinesischen Ebene und Tibet. Man sagt, dass aufgrund der extremen Naturbedingungen pro Kilometer zwölf Kamele verendeten. Selbst später, als Straßen nach Tibet gebaut wurden, war ihre Transportkapazität noch nicht ausreichend. Erst mit der Eisenbahn konnte das Verkehrsproblem wirklich gelöst werden.
Im Mai 1958 erfolgte der erste Spatenstich für den ersten Abschnitt der Eisenbahnstrecke Qinghai-Tibet. Die Arbeiten für diesen Streckenabschnitt begannen
zeitgleich in den beiden Orten Lanzhou-Hekou Süd in der Provinz Gansu und Xining in der Provinz Qinghai. Eisenbahnexpert:innen, Arbeiter:innen und über 50 000 Menschen aus der Qinghai-Region arbeiteten 16 Monate hart, bis schließlich im September 1959 die 188 Kilometer lange Lanzhou-Xining Strecke eröf net werden konnte und Qinghai damit erstmals eine Eisenbahnverbindung hatte.
Doch hinter der Fertigstellung dieser Bahn verbargen sich enorme technische Herausforderungen. Der amerikanische Reisende Paul Theroux behauptete einst: »Solange es das Kunlun-Gebirge gibt, wird es nie eine Eisenbahn nach Lhasa geben.«
Drei große Probleme stellten sich: Permafrost, extreme Kälte mit Sauerstof mangel und ökologische Unwägbarkeiten. Bei Permafrost taut der Boden im Sommer oberflächlich auf und gefriert im Winter wieder. Damit die Stabilität der Gleise nicht gefährdet wird, mussten Lösungen gefunden werden. Die extremen klimatischen Bedingungen führten dazu, dass die Bauarbeitenden bei der harten körperlichen Arbeit schnell an Sauerstof mangel litten. Viele von ihnen haben ihre besten Jahre in dieser entlegenen Gegend verbracht und etliche gaben sogar ihr Leben für dieses Projekt. Zudem verläuft die Eisenbahnstrecke über extreme Höhen und durch »lebensfeindliche Zonen« mit Ökosystemen, die besonders anfällig sind.
Die Qinghai-Tibet-Eisenbahn verläuft durch mehrere nationale Naturschutzgebiete, wobei die Streckenführung in diesen Schutzgebieten nach dem Prinzip »Vermeiden, wo immer es geht« geplant wurde. Zum Erhalt der Luft- und Wasserqualität und zum Schutz der
seltenen Wildtiere wurden erstmals spezielle Wanderkorridore zur Umsiedelung der Antilopenherden eingerichtet. Von Beginn der Bauarbeiten an wurde darauf geachtet, Permafrost, Vegetation, Feuchtgebiete, Landschaft und Wasserqualität gut zu schützen, so dass das Ökosystem des Qinghai-Tibet-Plateaus nicht nennenswert gestört wurde.
Für die Qinghai-Tibet-Eisenbahn brachten die Bauarbeiter:innen viele Opfer. Sie haben mit ihrem Wissen und ihrem Mut der Natur getrotzt und bautechnische Hindernisse überwunden. Mit den Expresszügen haben
Qualität und Geschwindigkeit noch einmal zugenommen. Doch man arbeitet weiter an einer Verbesserung des Bahnverkehrs. Die geheimnisvolle »Himmelsstraße« bringt die Wärme der modernen Zivilisation in die Grenzgebiete und sorgt dafür, dass von nun an »die Berge nicht mehr hoch und die Wege nicht mehr weit sind – und Menschen aller ethischen Gruppen vereint sind.«
Das buddhistische Tashilhunpo-Kloster in Shigatse ist der traditionelle Sitz des Panchen Lama in Tibet.
ann immer im Leben etwas Neues auftaucht, verspüren die Menschen Erwartung und Neugier. Spaziert man durch die GuangguStraße der Donghu New Technology Development Zone in Wuhan, reicht oft ein gelegentlicher Blick nach oben, um einen blauen Zug auf einer über Kopf schwebenden Schiene vorbeiflitzen zu sehen. Durch den transpa renten Glasboden des Aussichtswagens kann man den Fahrgästen zuwinken, während diese sich wie auf Wolken schwebend fühlen. Das Erlebnis gleicht einer Science-Fiction-Szene: Die Menschen oben laufen am Himmel, die Landschaft unten jagt am Boden hinterher.
URBANE HÄNGEBAHN
Die vollständige Bezeichnung dieser Hängebahn lautet »hängebasierte Einschienenbahn«. Wie der Name besagt, hängen die Züge unter einer einzigen Schiene. Diese Betriebsweise kehrt die traditionelle Positionierung von Fahrzeugen und Brücken um, wodurch die Schiene oben und das Fahrzeug unten angebracht sind. Auf den ersten Blick scheint der Zug unter der Schiene zu schweben. Der größte Vorteil der Hängebahn besteht darin, den Verkehr von der Erde in den Himmel zu verlegen, sodass sie nicht durch andere Verkehrsteilnehmerinnen oder Fußgänger behindert wird. Diese dreidimensionale Verkehrsstruktur erweitert den Lebensraum der Menschen erheblich und bietet vielfältige Mobilitätsoptionen.
Bereits 1901 wurde in Deutschland die weltweit erste Hängebahn errichtet, mit einer Gesamtlänge von
13,3 Kilometern. Die Wuppertaler Schwebebahn ist bis heute ein Bestandteil des öfentlichen Nahverkehrs. Japan war das zweite Land, das Hängebahnen in städtischen Verkehrssystemen einsetzte. 1957 wurde die Einschienenbahn Ueno-Zoo in Tokio eröf net, gefolgt von der Shonan Monorail und der Chiba Urban Monorail. Diese Hängebahnen wurden zu einer wichtigen Ergänzung der städtischen Infrastruktur. In den letzten Jahren hat China bemerkenswerte Fortschritte im Bereich der Infrastruktur erzielt und die öfentlichen Verkehrssysteme kontinuierlich ausgebaut. Mit der Inbetriebnahme im Jahr 2023 der kommerziellen Hängebahn im Wuhaner Guanggu ist China zum dritten Land geworden, das Hängebahnen in seine städtischen Verkehrssysteme integriert.
Die Optics Valley Sky Rail in der Donghu New Technology Development Zone in Wuhan wurde von CRRC Qingdao Sifang entwickelt. Sie erreicht eine maximale Betriebsgeschwindigkeit von 60 km/h. Momentan besteht die Bahn aus zwei Waggons, die bis zu 200 Passagiere aufnehmen können. Später sollen bis zu sechs Waggons flexibel je nach Verkehrsaufkommen eingesetzt werden. Die Bahn fährt etwa zehn Meter über dem Boden, die niedrigsten Abschnitte liegen bei mindestens 6,5 Metern, was ausreichende Sicherheitsabstände garantiert. Das Design der Fahrzeuge basiert auf dem kreativen Thema »Flügel der Technologie«. Die äußere Erscheinung in »Technologieblau« verleiht dem Zug eine moderne Note. Im Inneren des Zuges wurden großflächige Panoramafenster eingebaut und der Boden der Waggons ist mit transparenten Aussichtsglasböden ausgestattet, ähnlich einem Glassteg. Mit einer
270-Grad-Aussicht bietet der Zug den Fahrgästen ein völlig neues Erlebnis. Einerseits können sie die Stadtlandschaft aus der Vogelperspektive genießen, andererseits wird die Hängebahn selbst zu einer beweglichen Attraktion in der Stadt.
MODERNSTE TECHNOLOGIE
Da die Bahn in der Luft hängt, ist ein möglichst geringes Eigengewicht entscheidend. Um dies zu erreichen, bestehen die Waggons der Optics Valley Sky Rail aus Aluminiumlegierungen, mit einem Aluminiumanteil von 89 Prozent – ein weltweit führender Wert. Im Bereich der Energierückgewinnung wurde ein Schwungradspeichersystem speziell für Hängebahnen entwickelt, das hervorragende Energieeinsparungs- und Spannungsstabilisierungsefekte bietet. Zudem ist die Bahn mit Künstlicher Intelligenz ausgestattet, was intelligente Wahrnehmung, autonomes Fahren sowie automatisierte Abläufe wie Start, Stopp und Türöf nung sowie -schließung ermöglicht. Diese Prozesse erfolgen vollständig automatisch, sodass das Personal nur für Notfälle an Bord sein muss.
Im Optical Valley von Wuhan sind Innovation und Modernität zu Hause. 在武汉的“光谷”,创新与现代化并存
ATEMBERAUBENDE
LANDSCHAFTEN
Derzeit ist die Strecke der ersten Bauphase der GuangguHängebahn mit einer Gesamtlänge von 10,5 Kilometern und sechs Haltestellen in Betrieb. Diese Haltestellen basieren auf kreativen Themen wie »Flügel von Guanggu«, »Wolkenbrücke von Guanggu« und »Chu-Tradition und Han-Kultur« und verbinden die Stationen mit dem Gesamtkonzept des Bezirks. Als unterstützende Tourismusinfrastruktur des Guanggu-Ökokorridors verbindet die Hängebahn landschaftliche und kulturelle Highlights wie den Nationalen Waldpark Jiufeng und den archäologischen Park Longquanshan mit den Grabstätten der Mingchu Könige aus der Ming-Dynastie (1368–1644). Die Hängebahn bietet nicht nur eine hervorragende Aussicht entlang der Strecke, sondern fungiert auch als ideale innerstädtische Verkehrslösung der Tourismusgebiete. Darüber hinaus ermöglicht sie bequeme Umstiege zu anderen Verkehrsmitteln wie U-BahnLinien und Straßenbahnen in Guanggu.
ZUKUNFTSAUSBLICK
Mit ihren geringen Bau- und Betriebskosten sowie dem großartigen Aussichtserlebnis bietet die Hängebahn vielversprechende Perspektiven als eine niedrigschwellige Verkehrsoption. Sie kann nicht nur als Ergänzung zu Hauptverkehrsmitteln in Metropolen dienen, sondern auch eine wirtschaftlichere und praktischere
Alter native zu U-Bahnen in Neubaugebieten und mittelgroßen Städten darstellen. Berichten zufolge prüfen derzeit Städte wie Chengdu, Changsha und Nanchang die Machbarkeit von Hängebahnen. Diese beliebte Verkehrstechnologie, die »hängende Züge«, »autonomes Fahren« und »Panorama-Waggons« miteinander vereint, wird schon bald zum festen Bestandteil des städtischen Lebensalltags werden.
Von den »vier Schätzen des Studier zimmers« zu vergleichenden Kalligrafiestudien
Ein Streifzug durch die chinesische Kalligrafie
“ 文 房 四 宝 ” 到 比 较 书 法 研 究
Das Erlernen der chinesischen Kultur kann im Wesentlichen auf drei Wegen erfolgen: Erstens durch das Studium der klassischen Schriften, um ihre Werte und Ideale zu erfassen; zweitens durch die Integration in den Alltag, um in den Genuss ihres Facettenreichtums zu kommen; und drittens durch das Studium der Kunst, um die chinesische Ästhetik zu verstehen. Das Erlernen der chinesischen Kalligrafie gehört zu dieser dritten Kategorie.
In Teil 1 dieses Aufsatzes sprachen wir darüber, dass die chinesische Kalligrafe eine tief in der Ästhetik verwurzelte Kunstform ist. Ein Pinselstrich ofenbart nicht nur die Beschafenheit und Stärke der Linie, sondern auch die raf nierte Struktur der chinesischen Schriftzeichen. Die Pinselführung in der Kalligrafe ist von philosophischen Prinzipien durchdrungen – das Zusammenspiel von Sichtbarem und Verborgenem, Geradlinigkeit und Schrägstellung, Festigkeit und Sanftheit, Fülle und Leere.
Mit der Entwicklung der Schriftformen bildete sich in der chinesischen Kalligrafie von der Jin- bis zur Tang- Dynastie (265–907) eine fließend-dynamische Pinseltechnik heraus. Sie vereint Winkel und Rundungen, Ruhe und Bewegung, Trennung und Verbindung – und verwirklicht auf diese Weise die »Freiheit des Pinselstrichs«. Dies f ndet besonderen Ausdruck in der meisterhaften Grasschrift. Ein herausragendes Bei-
spiel ist Huaisus (737–799) mehr als tausend Jahre altes Werk »Bittere Bambussprossen«. Ursprünglich als Brief verfasst, erscheint die kursive Pinselführung abgerundet und kräftig, mit Strichen voller Anmut und Eleganz, getragen vom Geist der Schreibkunst der Meister der Kalligrafe Wang Xizhi und Wang Xianzhi.
Die Schreibwerkzeuge der Kalligrafie
Die Grundausstattung in der Kalligrafe besteht aus den sogenannten »vier Schätzen des Studierzimmers« –Pinsel, Tusche, Papier und Reibstein. Das wichtigste Werkzeug ist der Pinsel, dessen Spitze aus Tierhaaren gefertigt wird. Man unterscheidet drei Haupttypen von Pinseln: Ziegenhaarpinsel ( yángháo 羊毫), die sich mit ihrer weichen und elastischen Pinselspitze ideal für große Schriftzeichen in Regelschrift eignen; sogenann-
te »Wolfshaarpinsel« (lángháo 狼毫), die von festerer und weniger elastischer Beschafenheit sind und für kleine Schriftzeichen in Kursiv- und Grasschrift verwendet werden; und Mischhaarpinsel ( jiānháo 兼毫), eine Kombination aus Ziegen- und Wolfshaarpinsel, die durch ihren mittleren Grad an Weichheit und Elastizität besonders vielseitig sind. Im Vergleich mit »harten« Schreibwerkzeugen wie Bleistift oder Füllfederhalter, tritt die Besonderheit des Pinsels besonders deutlich zutage: Pinsel sind flexibler, erlauben eine Vielfalt an Strichstärken und erzeugen eine plastische Tiefe. Der Pinsel kann sowohl diskret seine Spitze verbergen (cángfēng 藏锋) als auch jede seiner acht Seiten nutzen (bāmiàn chūfēng 八面出锋).
Die Tusche existiert entweder in flüssiger Form (mòzhī 墨汁) oder als feste Reibetusche (mòkuài 墨块).
Die Wahl zwischen Tusche aus Kiefernholzruß (sōngyān mò 松烟墨) und Tusche aus Ölruß ( yóuyān mò 油烟墨) ist hingegen weniger entscheidend. Das wesentliche Element der chinesischen Kalligrafe ist die perfekte Abstimmung von Pinsel und Tusche. Anders als bei Füllfedern erfolgt der Tintenfluss nicht gleichmäßig. Die gleichmäßige Bewegung des Pinsels ist in der Tat eher selten. Meist werden Schwünge, Drehungen, Hebungen, Druckvariationen und Richtungswechsel vollzogen. Dadurch entstehen nicht nur Unterschiede in der Strichstärke, sondern auch Abstufungen in Intensität und Feuchtigkeit. Deshalb sollte man neben Pinsel und Tusche auch stets einen Wasserbehälter oder ein Pinselwaschgefäß zur Hand haben. Vor dem Auftrag der Tusche wird der Pinsel in Wasser getaucht, um lebendige und ausdrucksstarke Linien zu erzeugen.
Für die Kalligrafe wird in der Regel Xuan-Papier, eine Spezialanfertigung aus Xuancheng in der Provinz Anhui, verwendet. Es kann in zwei Hauptarten unterteilt werden: unbehandeltes Xuan-Papier (shēngxuān 生宣), das sehr saugfähig ist und sich für große Schriftzeichen in Regelschrift eignet; und behandeltes Xuan-Papier (shúxuān 熟宣), das Wasser langsamer aufnimmt, Tinte langsam durchsickern lässt und aufgrund dieser Eigenschaften ideal für feine, kleine und detaillierte Schriftzeichen in Kursiv- und Grasschrift ist. Anfänger:innen können zu halb behandeltem Papier greifen, das eine bessere Kontrolle des Pinsels zulässt. Gewöhnliches, A4-formatiges Büropapier (in der Regel 70 g/m²) ist hingegen ungeeignet, da es weder Tusche aufnimmt noch den Pinselstrich zur Geltung bringt.
Der Reibstein ( yàntái 砚台) besteht meist aus Stein und dient zum Zerreiben fester Tusche. Berühmte Sorten sind der Duan-Stein (duānyàn 端砚) aus Guangdong, der She-Stein ( shèyàn 歙砚 ) aus Anhui und der TaoStein (táoyàn 洮砚) aus Gansu. Die Erläuterung im lexikalisch-semantischen Werk (shìmíng 释名) des Han-zeitlichen Gelehrten Liu Xi (Kaiser Xian von Han, 181–234) sagt aus, dass der Reibstein bei der Erzeugung von Tinte sowohl Werkzeug als auch Behälter ist. Eine gute Ausstattung kann durch eine Filzunterlage oder Zeitungspapier als Unterlage ergänzt werden. Ausländer:innen, die sich in der Kalligrafe üben, können auf eine einfache Ausstattung zurückgreifen. Pinsel und Xuan-Papier sind unverzichtbar. Für den Start genügt ein mittelgroßer oder kleiner Mischhaarpinsel von mittlerer Härte
und passender Größe, um gute Kontrolle der Pinselführung zu gewährleisten. Xuan-Papier ist vergleichsweise teuer, sodass zum Üben in der Regel preisgünstigeres Bambuspapier (máobiānzhıˇ 毛边纸 oder yuánshūzhıˇ 元书纸 ) zum Einsatz kommt. Die Reibetusche kann durch flüssige Tinte ersetzt und anstelle des Reibsteins eine kleine Schale verwendet werden. Diese Maßnahmen sind nicht nur praktisch, sondern auch zeitsparend. Als Pinselwaschgefäß können ein kleiner Plastikbecher, eine kleine Flasche oder sogar ein Pappbecher dienen. Die Filzunterlage ist idealerweise aus Wollf lz. Sie sind in Schreibwarengeschäften erhältlich und zum Teil mit verschiedenen Rastern versehen. Aber auch alte Zeitungen, die unter das Xuan-Papier gelegt werden, können als Unterlage verwendet werden – die chinesische Kultur ist sehr anpassungsfähig. Sobald alle Werkzeuge bereitliegen, kann das Üben beginnen.
Vergleichende Kalligrafiestudien
Jede Kultur strebt danach, ihre Schrift kunstvoll zu gestalten. In Europa gab es beispielsweise eine lange Tradition des handschriftlichen Kopierens von Texten, die jedoch durch den Buchdruck und den Einsatz von Metallfedern und Schreibmaschinen abgelöst wurde. Da europäische Schriftkunst meist von kleinem Format ist, wird sie nur selten hängend als Kunstwerk präsentiert und gewürdigt. Die auf chinesischen Schriftzeichen und die auf Alphabeten basierenden Kalligrafen verfügen jeweils über ihre eigenen Stile und spezifischen Merkmale. Ausgehend von den unterschiedlichen verwendeten Schreibwerkzeugen und Materialien haben sie verschiedene kulturelle Wege eingeschlagen.
Japan, Korea und Vietnam gehören dem ostasiatischen »Kulturkreis chinesischer Schriftzeichen« an und haben sich durch den starken Einfluss chinesischer Schriftzeichen und den Einsatz von Pinseln die Tradition der Kalligrafe und Pinselführung bewahrt. In Japan kennt man diese Kunst unter dem Begrif »Shodō«, in Korea wird sie »Seoye« genannt. Die Kalligraf:innen dieser Länder beherrschen sowohl chinesische Schriftzeichen als auch ihre eigenen nationalen Schriften. Dies veranschaulicht, wie die Kalligrafe auch jenseits Chinas im Dialog mit dem Ausland Früchte trägt und sich allmählich zu einem umfassenden Konzept entwickelt, das weiter an Bedeutung und Ausdehnung zunimmt.
Auch in England gibt es Kalligrafe. Diese widmet sich jedoch vor allem der kunstvollen Typografe. Beispielsweise in Form der gotischen Schrift, welche die mystische Atmosphäre der magischen Welt Harry Potters entstehen lassen kann. Auch in der arabischsprachigen und türkischsprachigen Welt sowie in anderen Regionen gibt es reiche Traditionen der Kalligrafe mit Formen wie beispielsweise der kuf schen Schrift, die den Geist der islamischen Kultur eindrucksvoll vermittelt. Das Schreiben aller Arten von Schriftzeichen vermittelt eine bewundernswerte Symbolik. Aus diesem Grund ist die Kalligrafe eine Kunstform mit weltweiter Anziehungskraft.
Kalligrafiekünstler:innen aller Länder verfügen über eine gemeinsame Sprache der Kunst und können miteinander in Dialog und Ideenaustausch treten. Der weltberühmte Künstler der Moderne Pablo Picasso war auf den ersten Blick von der chinesischen Kalligrafe begeistert. Er sagte einst: »Würde ich in China leben,
wäre ich Kalligraf, nicht Maler.« Er blickte mit den Augen der westlichen Malerei auf die abstrakte Ästhetik der chinesischen Kunst und war zutiefst von dieser fasziniert.
Der »Bogen« (wān 弯), den wir in Teil 1 besprochen hatten, wird von der Kalligrafie der alphabetischen Schriften fortlaufend gestützt. Europäische sowie auch vietnamesische Kalligraf:innen verwenden beim Schreiben lateinischer Buchstaben in großem Ausmaß geschwungene Linien. Tatsächlich weisen Siegelschrift, Kanzleischrift, Grasschrift und Kursivschrift alle eine große Anzahl geschwungener Striche und Linien auf, entsprechend der »Drehung« ( jiaˇozhuaˇn 绞转), also der »drehenden Pinselführung«. Nur in der Regelschrift, insbesondere bei der gedruckten Form der SongSchrift, sind die Kurven nicht augenscheinlich. Man kann sagen, dass die Entdeckung des Bogens in der chinesischen Kalligrafe ein Fenster des weltweiten Dialogs der Schriftkunst öf net.
Huang Jianqin ist außerordentlicher Professor und akademischer Betreuer von Masterstudierenden an der School of International Cultural Exchange der Shanghai International Studies University, Mitglied der Chinese Linguistic Society, Mitglied der International Society for Chinese Language Teaching sowie Mitglied der Shanghai Calligraphers Association.
Liang Zhiping: Rechtsherrschaft und Tugendherrschaft: Beobachtungen zur chinesischen Rechtsmodernisierung.
In der Reihe »China: Normen, Ideen, Praktiken« analysiert der Rechtswissenschaftler Liang Zhiping in diesem Band Fragen danach, was den sozialistischen Rechtsstaat chinesischer Prägung auszeichnet und wie das Konzept der Tugendherrschaft und die Tradition des Konfuzianismus dort eingebunden sind. Die Modernisierung des chinesischen Rechts bettet er in den historischen, politischen und soziokulturellen Kontext. Im chinesischen Original 2020 in Peking publiziert, übersetzt von Blandina Brösicke und als E-Book mit Open Access verfügbar.
Zum Eintauchen auf langen Zugreisen
Wann, wenn nicht auf langen Zugreisen, kann man besser Ohrstöpsel oder Kopfhörer aufsetzen und sich entspannt einem Buch oder einem Film widmen? Im Wandel der vorbeisausenden Landschaften empfehlen wir Ihnen hier einen Wechsel zwischen Unterhaltung und Wissenschaft.
Liu Cixin: 3 Body Problem.
Liu Cixins Trisolaris-Trilogie ist nicht nur ein eigenes Universum, sondern inzwischen zu einem eigenen Franchise geworden. Neu: Eine Manhua-Adaption, die von Liu selbst beaufsichtigt wird. Band 1 von 10 erschien Ende März, mit den Bänden 2 und 3 soll es im Sommer weitergehen. Die herausragendsten Wissenschaftler:innen der Welt begehen reihenweise Selbstmord, und niemand weiß, warum. Nachforschungen führen zu einer mysteriösen Organisation und einer als Videospiel getarnten Parallelwelt namens »3 Body Problem« …
Zeichnung: Cai Xudong, Übersetzung: Sarah Ozolnieks. Splitter 2025.
Campus 2024.
Ne Zha 2 (哪吒之魔童闹海)
Über das Frühlingsfest in China angelaufen, hat die Fortsetzung von »Ne Zha« (2019) bereits alle Blockbuster-Rekorde gebrochen: Als umsatzstärkster Film innerhalb eines Binnenmarktes erzielte »Ne Zha 2« alsbald ein Einspielergebnis von über zwei Milliarden US-Dollar und gilt als erfolgreichster Animationsf lm aller Zeiten. Nachdem die mythologische Figur des dreijährigen Dämons Ne Zha im ersten Teil aus ihrem Dorf verstoßen wurde, begibt sie sich nun in den Kampf mit dem Drachenkönig Longwang und verbündet sich dafür mit den Bewohner:innen des Meeres. Bis der Familienf lm in Europa in die Kinos kommt, kann man sich die wunderbare Verf lmung von 1979 auf YouTube ansehen: »Ne Zha Conquers the Dragon King (哪吒闹海)«.
5 Tipps
für das ZugreiseninChina
Zugreisen ist in China beinahe wiefiegen, fast von der Geschwindigkeit, besonders aber von den Sicherheitskontrollen:
Planen Sie vor Abfahrt ein wenig Zeit ein und schauen sich an, wie die anderen unterwegs sind – werden die Zugänge bereits mit Gesichtserkennung geöffnet?
Kaufen Sie Ihr Ticket am besten bis 15 Tage vorab über die Apps 12306 oder Trip.com – die Verknüpfung der eigenen Kreditkarte mit Alipay funktioniert inzwischen reibungslos.
Stefanie Thiedig ist Sinologin und seit 2009 mit ihrer Kulturvermittlung und Plattform freischaffender Kreativer tätig für Kunst- und Kulturprojekte zwischen China und Deutschland.
Sollten Sie kein Chinesisch sprechen, können Sie auf Hannah Arendt hören und es lernen – oder die ÜbersetzungsApp FeloLive für 1:1Synchronisation nutzen.
Falls Sie Ihre Mahlzeiten nicht online bestellen mögen und Teekanne oder Instantnudeln weiterhin dabeihaben – an kochendes Wasser kommt man immer noch in jedem Zug.
Vielleicht treffen Sie sogar auf den KIZugbot namens Xiaotie, eine humanoide Servicehilfe, die Anfang 2025 gelauncht wurde.
Regie: Jiaozi (Yang Yu), China 2025.
Der Gastkoch unserer RezepteSerie – Thomas Wrobel aus Leipzig – erlernte seine ersten Sichuan-Gerichte bei den Straßenköchinnen und -köchen von Chengdu, indem er ihnen einfach beim Kochen zuschaute. Später führte er zehn Jahre lang das legendäre »Chinabrenner«Gasthaus in Leipzig. Neuerdings agiert er als »Drunken Master« in seinem »Speiseatelier«, einer Versuchsstätte für chinesische Kulinarik und Gastlichkeit. Für diese Rezept-Serie erinnert sich Thomas Wrobel an die prägendsten Begegnungen mit seinen Lieblingsgerichten. Weil er die Rezepte möglichst kontraststark präsentieren wollte, haben wir uns für ein Koch- Shooting in den italienischen Alpen entschieden. Stein, Holz und die Keramik des Südtiroler Labels Portamor passen in ihrer Schlichtheit perfekt zu den intensiven Gerichten der Sichuan-Küche.
Ich habe bereits von den »Drei Frauen« erzählt, die das Lieblingsrestaurant meiner Studienzeit in Chengdu betrieben. Die älteste von ihnen, die ich außerhalb der Küche immer nur rauchend erlebte, sprach mit rauer Stimme und machte eine sensationelle kalte Küche. Viele ihrer Gerichte haben in meiner Erinnerung Kultstatus. Der heilige Schrein ihres Portfolios war für mich ihre kaltgemischte Gurke.
Ich habe keine Ahnung, was genau das Geheimnis ihres Rezeptes war, vielleicht eine ungewöhnliche Zutat?
Diesen »Gurkensalat« gibt es im Grunde in jedem Restaurant zwischen Ürümqi und Shanghai und Harbin und Guangzhou. Das Besondere daran: Die Gurke wird nicht einfach geschnitten, sie wird geschlagen. Mit der flachen Seite eines breiten chinesischen Küchenmessers wird auf die Gurke im wahrsten Sinne des Wortes eingedroschen, bis das Fruchtfleisch aufplatzt und der Saft spritzt. Geschickt dreht die Kaltmamsell darauf ihr Messer in der Hand um neunzig Grad in die Schneidposition und vollendet die Zerstörung mit dem schnellen Zuschnitt in stäbchengerechte Stücke.
Dann kommen nur noch ein paar Gewürze hinzu und fertig ist der »Salat«. Jede Region, jeder Koch, jede Hausfrau hat ihr eigenes Rezept, ohne dass die meisten wahrscheinlich jemals darüber nachgedacht hätten. Ist doch nur eine Beilage, ein belangloses Gericht, ein Tischfüller, … oder?
Die Koreaner sagen, im Kimchi schmeckt man die Hausfrau. Daran glaube ich auch und denke, das gilt für jedes Essen. Die geheime Zutat eines Gerichts ist doch immer der Mensch, der es zubereitet.
Rezept & Text /食谱与文: Thomas Wrobel Fotos / 图: Thomas Rötting 岳拓
KALTGEMISCHTE GURKE
• eine Salatgurke
• 1 EL Knoblauch, gehackt
• 2 EL helle Sojasauce
• 2 EL dunkler Reisessig
• 1 EL Zucker
• 1 EL Sesamöl
• 1 TL Chiliöl
• geröstete Sesamsaat zur Deko
liángbàn huángguā
Mit der flachen Seite eines breiten chinesischen Küchenmessers oder ersatzweise einem kleinen Stieltopf beherzt auf die Gurke schlagen damit sie aufplatzt. Diese dann um neunzig Grad drehen und noch einmal, nun etwas leichter anschlagen, bis sie vollends der Länge nach aufbricht.
Die vergrößerte ungleichmäßige Fläche der Stücke, die durch das Schlagen im Vergleich zum glatten Schnitt entsteht, führt zu einer besseren Aufnahme der Gewürze.
Um zu verhindern, dass Gurkensäfte samt Gurkenpartikeln umherspritzen, kann gern ein Küchentuch über die Gurke gelegt werden. Das Ergebnis in mundgerechte Stücke schneiden und, möglichst ohne das Gurkenwasser, in eine Schüssel geben.
Nun die Saucenzutaten zur Gurke geben und mischen. Auf einem Teller anrichten, mit etwas gerösteter Sesamsaat bestreuen und servieren.
CHINESISCH
轨 轨 轨轨
Text / 文: Chen Chen 晨辰 Aus dem Chinesischen / 德文翻译: Meng Dong 孟冬
CHINESISCHERKLÄRTEINFACH
Das Schriftzeichen 轨 ( guı ˇ ) setzt sich aus den zwei links und rechts nebeneinander angeordneten Teilen chē 车 und jiu ˇ 九 zusammen und gehört laut dieser Wortbildung zu den piktophonetischen Zeichen – wobei der linke Teil 车 (traditionelle Schreibweise: 車) als sinntragendes Signif kat für »Wagen« steht und somit dem ganzen Wort seine semantische Bedeutung verleiht, während der rechte Bestandteil 九 die Aussprache des Zeichens bestimmt.
Das Schriftzeichen 轨 ist mehrdeutig. Das älteste chinesische Wörterbuch Shuōwén jiězì 说文解字 interpretiert das Zeichen als chēzhé 车辙, was auf Deutsch so viel heißt wie »Wagenspur«. Auch das berühmte Kāngxī zìdia ˇ n 康熙字典 , ein im Jahr 1716 herausgegebenes Wörterbuch der chinesischen Sprache, def niert 轨 als wèi 轊, das die »Kupferkappen« an beiden Enden der Radachse einer Kutsche bezeichnet – woraus wiederum die Bedeutung »Spurweite« abgeleitet wurde. In der späteren Verwendung wird die Bewegungsbahn eines Gegenstandes oder der Entwicklungsweg eines Menschen ebenfalls als 轨 bezeichnet, wie bei »koorbitaler Himmelskörper« ( 共轨天体) oder »Lebensweg« ( 人生轨迹). Im modernen Chinesisch wurde die Bedeutung des Zeichens erweitert, man verwendet es für »gesetzliche Regelung«, beispielsweise bedeutet die Redewendung túmóu bùguı ˇ 图谋不轨 den Versuch, ein Ziel mit illegalen Mitteln zu erreichen.
Die Redewendung mǎnzuǐ pǎo huǒchē 满嘴跑火车 bedeutet wortwörtlich »voller fahrender Züge im Mund« zu sein. Sie wird meist negativ gebraucht und deutet an, dass jemand zwar in der Lage ist, wie ein Wasserfall zu reden, das Gesagte dabei aber nicht verantworten kann – also kein vertrauenswürdiger Mensch ist.
Einzelteile auf einer Drehbank bearbeiten 机车 jīchē Lokomotive 跑车
pǎochē Rennwagen
纺车 fǎngchē Webstuhl
mǎchē Pferdekutsche
前车之鉴 qiánchē zhījiàn
wörtlich: vorfahrende Kutsche als Bronzespiegel sinngemäß: eine Lektion aus dem Scheitern einer anderen Person ziehen
EIN BILD — VIELE WÖRTER
tóngchē Kinderwagen
车床 chēchuáng Drehbank
车水马龙 chēshuǐ mǎlóng
wörtlich: Kutschen wie fließendes Wasser, Pferde wie schwebende Drachen sinngemäß: endloser Verkehrsstrom auf Straßen
杯水车薪 bēishuǐ chēxīn
wörtlich: das Feuer einer Wagenladung voller Reisigbündel mit einem Becher Wasser löschen sinngemäß: eine völlig unzureichende Maßnahme Redewendungen mit 车
1. mit Rädern ausgerüstete Konstruktion zur Beförderung von Personen und Lasten 用来运送人或物的陆上轮式结构
车到山前必有路
chē dào shānqián bì yǒu lù
wörtlich: Kommt der Wagen vor die Berge, findet man sicherlich Wege. sinngemäß: Kommt Zeit, kommt Rat.
2. mit Rädern und Achse betriebene Geräte 用轮轴转动的器具
3.
Werkstücke mit Drehbewegungen maschinell bearbeiten (als Verb) 通过机械设备的旋转运动加工工件 (作动词用)
Grundbedeutungen
Beispiele 例句
特 种 兵 式 旅 游
tèzhǒngbīng
shì lǚyóu
CHINESISCHER
Zum Netzjargon gehören Wörter und Formulierungen, die im Internet entstanden sind, aber nicht nur im virtuellen Raum benutzt werden. Sie spiegeln häufig die soziale, politische und wirtschaftliche Entwicklung eines Landes oder einer bestimmten Region wider und sind unter jungen Menschen, also den Digital Natives, besonders beliebt.
Dieser Netzjargon setzt sich aus tèzho ˇ ngbīng shì 特种兵式 (dt. im Stil der Spezialeinheiten) und lü ˇ yóu 旅游 (Tourismus) zusammen und bezeichnet das »Reisen im Stil der Spezialein heiten«. Damit meint man ein aktuell besonderes Reiseverhalten junger Studierenden: Sie wollen in möglichst begrenz ter Zeit mit möglichst wenig Mitteln möglichst viel sehen und sich durch diese harten, aber realen Erlebnisse bereichern. Ohne das weite Netz der modernen Hochgeschwindigkeitszüge oder die vielen Billigflieger wäre dieses Reisemodell nicht realisierbar.
Nǐ zěnme kàndài niánqīngrén de tèzhǒngbīng shì lǚyóu?
Was hältst du von den Reisen im Stil der Spezialeinheiten der jungen Menschen?
当下流行的特种兵式旅游对时间管理能力的要求很高。
Dāngxià liúxíng de tèzhǒngbīng shì lǚyóu duì shíjiān guǎnlǐ nénglì de yāoqiú hěn gāo.
Die derzeit beliebte Art, wie Spezialeinheiten zu reisen, erfordert eine hohe Kompetenz an Zeitmanagement.
Querstange (an der sich ein Fahrgast in einer Pferdekutsche festhalten kann)
GRUNDSTRUKTUR EINES CHINESISCHEN SCHRIFTZEICHENS
Ein chinesisches Schriftzeichen setzt sich in der Regel aus einem bedeutungstragenden und einem lauttragenden Bestandteil zusammen. Der meist linke oder obere Teil des Zeichens gibt die Bedeutung an, während der andere Teil die Aussprache bestimmt. In dieser Ausgabe stellen wir das Signifikum chē 车 vor.
车
Signifikum für Wagen
Schriftzeichen mit diesem Signif kum weisen semantisch oft auf eine Beziehung zum »Wagen« hin.
Orakelknochenschrift
Siegelschrift
Achsnagel; etwas regieren (etwa ein Verwaltungsgebiet xiáqū 辖区)
Regelschrift
GRUNDSTRUKTUR EINES
CHINESISCHEN SATZES
Das Hauptmerkmal eines chinesischen Satzes ist, dass er keine morphologischen Veränderungen in Person, Zeitform, Geschlecht, Numerus und Kasus im engeren Sinne aufweist. Deshalb ist die Wortstellung so wichtig, dass sie häufig über die semantische Bedeutung des Satzes entscheidet.
Satz mit Doppelobjekten: Subjekt + Verb + Objekt 1 + Objekt 2
Bei der Doppelobjekt-Konstruktion im modernen Chinesisch geht es um einen Satz mit zwei Objekten, wobei das unmittelbar auf das Verb folgende Objekt 1 in aller Regel ein Substantiv-Objekt ist und Personen beschreibt, Objekt 2 dann Dinge. Ausnahmen sind in bestimmten Kontexten zulässig. Das Objekt 2 können sogar nicht-substantivische Ausdrücke sein. In allen Fällen beantwortet Objekt 1 aber die Wer-Frage und Objekt 2 die Was-Frage.
老师教我们汉语。
Lǎoshī jiāo wǒmen Hànyǔ. Die Lehrerin unterrichtet uns Chinesisch.
教育行政部门分给这所中学两 位汉语教师。
Jiàoyù xíngzhèng bùmén fēngěi zhè suǒ zhōngxué liǎng wèi Hànyǔ jiàoshī. Die Bildungsadministration teilt diesem Gymnasium zwei Chinesischlehrer:innen zu.
Xuéyuán wèn lǎoshī rúhé zhèngquè fāyīn. Eine Kursteilnehmerin fragt den Lehrer nach der richtigen Aussprache.
2
Anregungen für die Vermittlung von Grammatik im ChaF-Unterricht
浅谈国际中
Mein erster Teil dieses Aufsatzes in der letzten Ausgabe beschäftigte sich mit dem Thema »Didaktik des Grammatikunterrichts im ChaF-Unterricht«. Aus dem vorgestellten Vier-PhasenModell behandelte ich ausführlich die beiden Phasen »Einführung grammatischer Phänomene« und »Erklärung der Grammatik«, die die Lernenden in die Lage versetzen sollen, grammatische Phänomene zu erkennen und ihre Regeln zu verstehen. In diesem vorliegenden zweiten Teil konzentriere ich mich auf die Phasen »Üben« und »Gesamtüberblick«, in denen die Lernenden die erworbenen Grammatikkenntnisse flexibel anwenden können.
Die vier Phasen ergänzen einander. Wenn Lehrkräfte sie geschickt einsetzen, können sie den Grammatikunterricht efektiver gestalten und den Lernenden helfen, ein tiefes und umfassendes Grammatikwissen zu erwerben.
Das Üben ist wichtig, um die Grammatikregeln zu festigen. Wir unterscheiden zwischen automatisierenden, halbofenen und kommunikativen Übungen.
练习语法点是巩固语法知识的重要环节,一般包 括机械性练习、有意义的练习和交际性练习等。
Automatisierende Übungen 机械性练习
Automatisierende Übungen (pattern drills) sind Wiederholungsübungen (Nachsprechen, Satzwiederholung, Dialogwiederholung), Ersetzungsübungen (Übungen mit nur einer oder mehreren Ersetzungen sowie Ersetzungen von Satzteilen) und Ergänzungsübungen (Wortergänzung, Satzergänzung, Dialogergänzung), durch die die Lernenden die grammatischen Strukturen festigen und ihre sprachliche Flüssigkeit verbessern.
Zu den halbofenen (halbkommunikativen) Übungen gehören Dialoge, Satzergänzungen und -erweiterungen sowie die Bildung von Sätzen, die die sprachliche Realität widerspiegeln. Diese Übungen befähigen die Lernenden, ihr grammatisches Wissen in sprachwirklichen Kontexten anzuwenden und ihre Sprachkompetenz zu verbessern.
Die Dialoge zu Themen der Alltagskommunikation werden von den Lehrenden mit den Studierenden oder von den Studierenden untereinander geführt. Es ist wichtig, dass die Dialoge ofen und fließend sind, ohne lange Pausen.
Der:die Lehrer:in kann zum Beispiel die »是 的« Konstruktion mit folgendem Dialog üben:
教师:你是跟谁一起看的?(根据学生的回答进行追问) L: Hast du den Film mit jemanden zusammen angeschaut?
(Lehrer:in reagiert auf die Antwort des Schülers, der Schülerin.)
学生:……
教师:你们是几点看的? L: Um wie viel Uhr habt ihr ihn euch angeschaut?
学生:……
教师:你们是在哪儿看的? L: Wo habt ihr ihn euch angeschaut?
学生:……
Übungen zum Beenden oder Ergänzen von Sätzen können mit Bildern oder szenischen Spielen unterstützt werden. Die Bildung authentischer Sätze erfordert die Schaf ung einer authentischen Umgebung.
完成或扩展句子可利用图片、利用课堂情景或者利用动作来进行。情景造句需利 用或者创设真实有效的情景。
Kommunikative Übungen
Ausgangspunkt für kommunikative Übungen sind Situationen, Spiele und Rollenspiele, die die Lernenden dazu anregen, ihr grammatisches Wissen in realen oder simulierten Kommunikationssituationen anzuwenden und ihre kommunikative Kompetenz zu erweitern. Bei der Entwicklung dieser Kommunikationssituationen ist darauf zu achten, dass sie in der Lebenswirklichkeit und Kommunikationspraxis der Lernenden relevant sind (Alltagsabläufe, Tätigkeiten wie Einkaufen, nach dem Weg fragen, Essen bestellen, ein Paket aufgeben). Grundlage für die Erstellung dieser Sprechanlässe sollte das im Lehrbuch angebotene Material sein, das nicht unnötig erweitert werden sollte, da dies den Schwierigkeitsgrad erhöhen könnte. Es sollte darauf geachtet werden, dass neu erworbenes Wissen in bereits gelernte Inhalte eingebettet wird, um den Lernenden eine abwechslungsreiche und angemessene Lernumgebung zu bieten. Darüber hinaus können durch den gezielten Einsatz von Multimedia Kommunikationsanlässe geschafen werden, ebenso wie durch Spielen Gefühle ge weckt und Eindrücke gefestigt werden können. Ein geschickter Einsatz der im Klassen raum vorhandenen Materialien verstärkt den Realitätsbezug, ohne dass landeskundliche Faktoren zu kurz kommen. Beispielsweise können die Lernenden durch Aktivitäten wie das Dekorieren des Klassenraums vor einem Feiertag oder das Einrichten eines Zimmers in einem neuen Haus die Anwendung von »ba« 把 -Sätzen üben.
Drückt aus, dass etwas bereits geschehen oder vollendet ist.
表示已经发生或者完成。
Beispiele 例如:
F: 昨天晚上你去哪儿了?
Wo warst du gestern Abend?
A: 我去图书馆了。
Ich bin in die Bibliothek gegangen.
F: 你去商店了没有?
Bist du in den Laden gegangen?
A: 我没去商店。
Nein.
Drückt eine Veränderung aus. 表示变化。
Beispiel 例如: 天冷了。(以前不冷)
Es ist kalt geworden. (Vorher war es nicht kalt.)
Drückt aus, dass bald etwas geschieht. 表示动作即将发生。
Struktur 结构:(就/快)要……了。/ 快……了。
Beispiele 例如: 下星期就要放假了。
Nächste Woche beginnen die Ferien.
快要放假了。
Bald beginnen die Ferien.
Beachte 注意:
Vor 就要 kann eine Zeitangabe stehen, vor 快 oder 快要 steht keine Zeitangabe. “就要”前面可以有时间词,“快”“快要”前不能 有时间词。
Gesamtüberblick 归纳语法点
Diese Phase dient dazu, die formalen, semantischen und pragmatischen Merkmale der vermittelten Grammatik zusammenzufassen und es den Lernenden zu ermöglichen, ihr grammatisches Wissen zu systematisieren und zu erinnern sowie die Korrektheit ihres Sprachgebrauchs zu verbessern. Bei der Zusammenfassung der grammatischen Regeln sollte ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt werden: Vom Einfachen zum Schwierigen, Vorher-Nachher-Vergleich, Zusammenfassung relevanter grammatischer Phänomene, die bereits vermittelt wurden, und Vergleich mit ähnlichen grammatischen Phänomenen sowie die häuf gsten Fehler mit Vermeidungsstrategien aufzulisten. Zum Beispiel könnten die drei Grammatikerscheinungen »了«, »过 « und »是 的 « nach Abschluss des Grammatikthemas »Vergangenheit« zusammengefasst und verglichen werden, wodurch die Lernenden ein tieferes Verständnis und Wissen erlangen.
Struktur: Verb + 了 + Zählwort + Nomen 结构:动词+了+数量词+名词
Beispiel 例如: 我买了一本书。
Ich habe ein Buch gekauft.
Struktur: Verb 1 + 了 + Objekt 1 + 就 + Verb 2 + Objekt 2 (drückt aus, dass nach Vollendung der ers ten Handlung sofort die nächste Aktion folgt) 结构:动词1+了+宾语1+就+动词2+宾语2 (表示做完第一件事马上做第二件事。)
Beispiel 例如: 我下了课就回宿舍。
Nach dem Unterricht kehrte ich sofort ins Wohnheim zurück.
Sonstiges 其他
Struktur 结构:都……了
drückt aus, dass etwas schon geschehen ist
表示已经发生了某事
Beispiel 例如: 都十二点了,该睡觉了。
Es ist schon 12 Uhr nachts, Zeit ins Bett zu gehen.
Struktur 结构:该……了
drückt aus, dass der Zeitpunkt zu handeln gekommen ist
表示到了做某事的时间。
Beispiel 例如: 都十二点了,该睡觉了。
Es ist schon 12 Uhr nachts, ich sollte schlafen gehen.
Struktur 结构:别……了
drückt aus, dass etwas nicht geschehen soll
表示不要做某事
Beispiel 例如: 别难过了。
Sei nicht traurig.
Es ist zu beachten, dass der Gesamtüberblick über den vermittelten Stof den kognitiven Fähigkeiten, dem Wissensstand, dem Alter und der Aufnahmefähigkeit der Studierenden entsprechen sollte. Die Vermittlung sollte deshalb schrittweise vorgehen und auf das richtige Maß achten. Die Studierenden beteiligen sich mit eigenen Beobachtungen und Überlegungen, die von der Lehrkraft ergänzt und vertieft werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass im ChaF-Unterricht Theorie und Praxis verbunden werden sollten. Um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Chinesischlernenden gerecht zu werden, sollten die Lehrkräfte ihre Lehrmethoden kontinuierlich reflektieren und anpassen, um einen efektiven Grammatikunterricht zu gewährleisten.
Wir sind letztes Jahr im September nach China geflogen. (Zeitpunkt)
我们(是)从德国去的。(地点)
Wir sind von Deutschland abgeflogen. (Ort)
我们不是坐火车去的,是坐飞机去的。(方式)
Wir sind nicht mit dem Zug gereist, sondern geflogen. (Art und Weise)
我们不是去玩儿的,是去留学的。(目的)
Wir sind nicht zum Herumreisen dorthin geflogen, sondern zum Studieren. (Ziel)
Beachte 注意:
Das Objekt kann auch hinter »的« stehen, zum Beispiel: 我们(是)去年九月去的中国。
宾语也可以放在“的”后,如“我们(是)去年九月去的 中国”。
Zhao Ying ist Dozentin an der International School der Tongji Universität. Sie betreut Masterstudierende und ist Ausbilderin für ChaF-Lehrkräfte am Center for Language Education and Cooperation (CLEC).
赵莹,同济大学国际文化交流学院讲师,硕士研究生导师, (语合中心)国际中文教育教师能力培训师。
Herzlichen Dank an Panda Read für die Unterstützung dieser Chinesisch-Kolumne.
感谢熊猫嘟嘟对汉语栏目的大力支持。
Ohrwurm 耳虫
2004 erschien ein neuer Stern am Himmel der chinesischen Popmusikszene. Das Album »Der erste Schnee des Jahres 2002« machte den Musiker Daolang landesweit berühmt.
Daolang, eigentlich Luo Lin, wurde 1971 in der Gemeinde Luoquan in der Provinz Sichuan geboren. Mit 17 Jahren brach er die Schule ab, um Musiker zu werden. 1995 zog er mit seiner Frau nach Xinjiang, wo sie gemeinsam das Northwest Music Studio gründeten. Seitdem schreibt er Musik und tritt mit großem Erfolg auf, sodass einige Medien seine Musik bereits als »legendär« bezeichnet haben.
Daolang: »Blumengeist«
刀郎《花妖》
Text / 文: Laodu 老杜
Illustration / 图: Laodu 老杜
Aus dem Chinesischen / 德文翻译: Maja Linnemann 马雅
Nachdem er nach 2013 eine Zeitlang aus dem Rampenlicht verschwunden war, kehrte er 2023 plötzlich mit einem talentierten Ensemble zurück und traf mit dem Soloalbum »Einsame Berg balladen« und mit dem Song »Rakshasa’s Sea Market« den Nerv der Zeit. Der Titel des Albums erinnert an die Sammlung von mysteriösen Erzählungen »Seltsame Geschichten aus dem Studierzimmer der Muße«, dem Liaozhai zhiyi von Pu Songling (1640–1715). Bei den Auftritten lässt sich Daolang von mehreren jungen Musiker:innen begleiten, die zusammen einen originellen Sound erzeugen. Ihr Online-Konzert am 30. August 2024 erhielt 52 Millionen Views und mehr als 600 Millionen Likes und belegt seine immense Popularität.
Hier stellen wir Ihnen den Song »Blumengeist« vor. Er ist –wie auch »Rakshasa’s Sea Market« – von den »Seltsamen Geschichten aus dem Studierzimmer der Muße« inspiriert. Eine junge Frau aus reicher Familie verliebt sich in einen armen jungen Mann und jagt ihm von Reinkarnation zu Reinkarnation hinterher. Der mehrdeutige, oft verwirrende Text hat viele Chines:innen im Internet zu Interpretationen angeregt.
Wo die Sterblichen mich beleidigen, mich verleumden, hat mir ihr Spott weiße Haare beschert.
你看那天边追逐落日的纸鸢 nıˇ kàn nà tiānbiān zhuīzhú luòrì de zhı ˇyuān Siehst du den Papierdrachen, der der untergehenden Sonne nachjagt?
像一盏回首道别夤夜的风灯 xiàng yī zhaˇn huíshoˇu dàobié yínyè de fēngdēng Wie ein Lampion, der zurückschaut und sich in die tiefe Nacht verabschiedet.
我的心似流沙放逐在车辙旁 woˇ de xīn sì liúshā fàngzhú zài chēzhé páng Mein Herz wie Treibsand am Wegesrand.
他日你若再返必颠沛在世上 tārì nıˇ ruò zài faˇn bì diānpèi zài shìshàng Wenn du eines Tages wiederkommst, wirst du heimatlos umherziehen.
1 Hangzhou und Yuhang sind Bezeichnungen für denselben Ort in unterschiedlichen Epochen.
若遇那秋夜雨倦鸟也淋淋
ruò yù nà qiūyè yuˇ juàn niaˇo yě línlín
Wenn der Regen in jener Herbstnacht fällt, werden auch die müden Vögel durchnässt.
那却是花墙下弥留的枯黄 nà quèshì huāqiáng xià míliú de kūhuáng
Was bleibt, sind die welken Blätter am Fuße einer berankten Mauer.
君住在钱塘东
jūn zhù zài Qiántáng dōng
Du lebtest im Osten von Qiantang,
妾在临安北
qiè zài Lín’ān běi und ich im Norden von Lin’an.
君去时褐衣红
jūn qù shí hèyī hóng
Als du mich verlassen hast, war dein braunes Gewand rot,
小奴家腰上黄
xiaˇo nújiā yāo shàng huáng und ich trug um die Taille meinen gelben Gürtel.
寻差了罗盘经
xún chà le luópánjīng Bei unseren Wiedergeburten
错投在泉亭 cuò tóu zài Quántíng sind Fehler geschehen.
奴辗转到杭城
nú zhaˇnzhuaˇn dào Hángchéng Mich verschlug es nach Hangzhou,
君又生余杭
jūn yòu shēng Yúháng und dich nach Yuhang.1
Text & Musik / 作词与作曲: Daolang 刀郎 Aus dem Chinesischen / 德文翻译 : Maja Linnemann 马雅
HSK-Prüfungstermine bis Juli 2025
Die HSK-Prüfung (Hanyu Shuiping Kaoshi 汉语水平考试 ) ist die offizielle internationale Standardprüfung zum Nachweis der Chinesischkenntnisse von Nicht-Muttersprachlern. Die HSKK- Prüfung (Hanyu Shuiping Kouyu Kaoshi 汉语水平口语考试 ) ist dagegen eine rein mündliche Prüfung.
KI Bonn
HSK 1–6, HSKK alle Stufen: 22.6., 18.10.
KI Düsseldorf
HSK 1–6, HSKK alle Stufen: 21.6., 15.11.
KI Frankfurt a.M.
HSK 1–6, HSKK alle Stufen: 15.11. in Frankfurt
HSK 1–6, HSKK alle Stufen: 7.12. in Kassel
KI Hamburg
HSK 1–6, HSKK alle Stufen: 19.7., 18.10.
KI Hannover
HSK 1–6, HSKK alle Stufen: 17.5., 7.12.
KI Heidelberg
HSK 1–6, HSKK alle Stufen: 22.6. , 7.12.
KI Leipzig
HSK 2–6, HSKK alle Stufen: 16.5. in Dresden
HSK 1–6, HSKK alle Stufen: 19.10. in Leipzig
HSK 3–6, HSKK alle Stufen: 6.12. in Zwickau
KI Nürnberg-Erlangen
HSK 1–6, HSKK alle Stufen: 22.6., 7.12.
GENF
DUISBURGESSEN
DÜSSELDORF
TRIER
BONN
HAMBURG
HANNOVER
PADERBORN
GÖTTINGEN
STRALSUND
BREMEN LEIPZIG ERFURT
FRANKFURT
HEIDELBERG
FREIBURG
NÜRNBERGERLANGEN
INGOLSTADT
MÜNCHEN
BERLIN
KonfuziusInstitute
Weltweit gibt es mehr als 550 KonfuziusInstitute. Das erste wurde 2004 in Seoul eröffnet. Seit 2006 gibt es sie auch im deutschsprachigen Raum. Die Konfuzius- Institute widmen sich der Vermittlung der chinesischen Sprache und Kultur.
WIEN
GRAZ
16.–22.6. Ausstellung
21.6.
5.7.
9.–13.7.
Jin Haofan 金浩钒 : Islands
Parallel zur Art Basel präsentiert Liste Art Basel jährlich die jüngere Generation von Galerien und ihren Künstler:innen. So zeigt Vanguard Gallery die erste Einzelpräsentation von Jin Haofan in Europa, ein exklusiv für Liste 2025 konzipiertes ortsspezifisches Projekt. Wie ein Puzzle zusammengestellt, geht es um die feinen Unterschiede, die sich in den Einzelbildern eröffnen, und im Gesamtbild eine Landschaft ergeben.
Ort: Liste Art Fair Basel, Messe Basel, Halle 1.1, Maulbeerstraße / Ecke Riehenring 113, Basel liste.ch vanguardgallery.com
Gartenkunst
Langer Tag der Stadtnatur: Auf den Spuren Chinas im Hamburger Stadtpark
In den letzten zwei Jahrhunderten brachten Pflanzensammler wie Ernest Wilson, Robert Fortune und Frank Kingdon Ward viele Pflanzen aus China nach Europa. Im Hamburger Stadtpark finden sich Zierkirschen, Magnolien, Azaleen und Rhododendren, der Blauglockenbaum und viele andere alte wunderbare Bäume. Haben Sie gewusst, dass die Forsythie, die Kiwi, die Rose und der Taschentuchbaum aus China stammen?
9. Theaterfestival der Europäischen KonfuziusInstitute, Haus Sindlingen
Das jährlich stattfindende studentische Theaterfestival ist seit 2017 stetig gewachsen und hat inzwischen internationale Ausmaße angenommen. In diesem Jahr treten Theatergruppen aus Deutschland, Frankreich, Belgien und China auf, um Stücke in chinesischer Sprache zu präsentieren. Die Teilnehmenden aus verschiedenen Ländern mit sehr unterschiedlichen Hintergründen vereint die Liebe zum Theater und zur chinesischen Sprache. Es wird eine Mischung aus Live-Auftritten und Video-Beiträgen zu sehen geben.
Ort: Haus Sindlingen, Sindlinger Bahnstraße 124, Frankfurt am Main Zeit: 13:30–17:30 Uhr konfuzius-institut-frankfurt.de/05-07-2025-theaterfestival-der-europaeischenkonfuzius-institute
Sommerrundgang
Haiqing Wang: Abschlussausstellung
Auf dem Sommerrundgang präsentieren die Absolventinnen und Absolventen der Kunstakademie Düsseldorf des Sommersemesters 2025 ihre Abschlussausstellungen. Mit dabei ist Haiqing Wang (*1994 in Longyan, Provinz Fujian). Sie nutzt Autobiografie als Methode und verbindet persönliche Erfahrungen mit Fiktion, Popkultur und Geschichte. Ihre Arbeiten umfassen zeit- und raumbasierte Medien wie Texte, Performance, Musik und räumliche Installationen. Sie möchte den Übergang zwischen Realität und Fiktion erforschen, traditionelle Familienstrukturen hinterfragen und das Konzept von Heimat neu definieren.
Zeit: jeweils 10–20 Uhr kunstakademie-duesseldorf.de/en/akademie/67-n-a
Vom Stein zum Pixel 从石版到帧
Steinabreibungen sind Reproduktionen der dargestellten Texte und Bilder durch das Abreiben mit Tusche auf Papier und damit eine der ältesten Techniken der Vervielfältigung. Die Berliner Künstlerin Wu Yimeng greift diesen Prozess auf und fügt den exakten Reproduktionen ihrer Linolschnitte als gegenwärtige Dimension eine animierte Erzählperspektive mit Augmented Reality hinzu. Eine Auswahl ist bis Ende August 2025 im Leipziger Museum für Druckkunst zu erleben. Aus diesem Anlass zeigen wir in den folgenden Ausgaben einige ihrer Werke, in die Sie per QR-Code digital einsteigen können.
Das Werk auf der Rückseite nennt sich »Baum des Lebens«. Es handelt sich um den Fusang Baum (扶桑樹), Chinas mythischen Lebensbaum, der tief in der Erde wurzelt und hoch in den Himmel emporragt. Auf seinen Ästen wachen neun Raben als Begleiterinnen der neun Sonnen, die einst am chinesischen Himmel hingen. Auf diesem Bild sehen wir nur sechs Vögel, vielleicht hat der sagenumwobene Schütze Houyi bereits drei von ihnen abgeschossen? Denn nach seinem heroischen Akt soll nur eine Sonne übrigbleiben, um das Gleichgewicht zwischen Tag und Nacht herzustellen. Das Original stammt neben weiteren Dutzenden Steintafeln aus einer Grabanlage der Familie Wu in Shandong aus dem Jahr 147 und verbindet den Ursprungsmythos um Houyi durch die ineinander verschlungenen Äste des Baumes mit dem vorbildlichen Verhalten einer herrschenden Familie.
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