KOLT #6

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ICH WAR DAS SIEB MEINER KUNDEN Che, du bist mit deinem Plattenladen Mitte der achtziger Jahre an die Solothurnerstrasse 22 gekommen. 1978 eröffnete ich BRO Records weiter vorne an der Solothurnerstrasse 5. Da gab’s aber oft Schwierigkeiten mit dem Vermieter: zu laute Musik, zu viele Mofas vor der Tür. 1985 zügelte ich an die Solothurnerstrasse 22 und mietete drei Räume im Haus. Ins Flachdach waren damals noch Fenster eingelassen: Im Sommer war der Plattenladen ein einziger Backofen. Vorderhand benötigte ich nur den Raum im Parterre; die anderen beiden Räume habe ich dann

weitervermietet, an François mit seinem Comic-Shop und an die Vonesch AG, die mit ihrem HiFi-Angebot natürlich gut dazu passte.

Mir schwebte schon von Beginn weg ein Musikhaus vor, mit Plattenladen, einer Bar, einer kleinen Bühne – ein Ort für alle Liebhaber. Das hat sich dann später auch erfüllt, als Marc und Roman Ende der neunziger Jahre den Nebenraum vollständig renovierten und die Vario-Bar eröffneten. So kamen die Zeiten, als am Donnerstagabend zu Jimi Hendrix alle zwischen Vario-Bar und BRO hin und her liefen. Ja. Viele Leute, nicht nur ich, haben viele Stunden ihres Lebens im BRO verbracht. Ich glaube, es war sicher die persönliche Beratung, die sehr geschätzt wurde.

Mein Standpunkt als Plattenverkäufer lautete immer: Ich siebe den persönlichen Geschmack meiner Kunden und versuche, das Beste für sie herauszufiltern. Aber irgendwann ging das nicht mehr auf. Das ganze Underground-Angebot an Lager zu haben, aber immer nur eine oder zwei Platten verkaufen zu können – unmöglich.

Leute einen Verein gegründet und eine kostengünstige Lösung gesucht. Mit den Billard-Tischen haben wir diese gefunden. So bleibt für zukünftige Ideen alles offen.

Du hast dich aber trotz Musikdiscountern und Internet lange über Wasser gehalten. Rentiert hatte es sich schon früher nicht mehr. Nun haben ja auch in den grösseren Städten viele Plattenläden dichtgemacht. Nachdem du das BRO schliessen musstest, kam der Billard-Salon. Das war in erster Linie ein Rettungsanker, um das Ladenlokal neben der Vario-Bar zu „schützen“. Wir wollten da keine weitere Kebap-Bude, sondern eine Nutzung, die zum Stil der Bar passt. Deshalb haben einige

Christian „Che“ Dietiker führte von 1978 bis 2007 den Plattenladen BRO Records, ab 1985 an der Solothurnerstrasse 22.


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