KOLT Mai 2018

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HERR MEYER, WIR SIND IN DER SCHWEIZ, UND ÃœBER GELD WIRD HIER NICHT GESPROCHEN .

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EDITORIAL Mai 2018

Liebe LeserInnen

Bis zum nächsten Monat Nathalie Bursać

IMPRESSUM VERLAG / HERAUSGEBER Verlag 2S GmbH, Leberngasse 17, 4600 Olten, verlag@v2s.ch, www.v2s.ch VERLAGSLEITUNG Yves Stuber (ys) REDAKTIONSLEITUNG Nathalie Bursać (nb), redaktion@kolt.ch FINANZEN Matthias Gubler INTERNETAUFTRITT Roger Burkhard LAYOUT / SATZ Christoph Haiderer REDAKTIONELLE MITARBEIT Kilian Ziegler, Marc Gerber, Daniel Kissling, Pierre Hagmann, Ueli Dutka (ud), Fabio Lüdi, Sara Bagladi, Isabel Hempen ILLUSTRATION Petra Bürgisser, Anna-Lina Balke FOTOGRAFIE Janosch Abel, Roman Gaigg, Yves Stuber KORREKTORAT Mirjam Läubli, Jan Kohler LESERBRIEFE leserbriefe@kolt.ch, www.kolt.ch/leserbriefe AGENDA agenda@kolt.ch, www.kolt.ch/agenda ABO Jahresabonnement CHF 99.—(inkl. MwSt), Gönnerabonnement CHF 170.— (inkl. MwSt), abo@kolt.ch, www.kolt.ch/abo INSERATE inserate@kolt.ch, www.kolt.ch/inserieren KONTAKT www.kolt.ch, hallo@kolt.ch AUFLAGE 1'800 ISSN 1664-0780 DRUCK Dietschi AG Druck und Medien, Ziegelfeldstrasse 60, CH-4600 Olten. © 2018, Verlag 2S GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung. Die Urheberrechte der Beiträge bleiben beim Verlag. Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen.

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Cover fotografiert von Yves Stuber

Zum ersten Mal ihren Namen gelesen habe ich auf Facebook. Es ist erst wenige Wochen her, da rief sie via Socialmedia zum Spenden auf. Sie reise nach Syrien, um dort Kleider, Medikamente und Babynahrung an die vom Krieg versehrten Menschen zu verteilen. Als wir Aylin Duran anfragten, ob sie uns über sich erzählen wolle, war sie zuerst skeptisch. Doch dann sagte sie zu – unter einer Bedingung: «Ich will aber nicht, dass ihr mich als Heldin darstellt». Als ich das zweite Mal mit ihr telefonierte, um den den Zeitpunkt des Interviews mit ihr zu besprechen, meinte sie: «Ich bin noch nächste Woche da. Danach buche ich das erste günstige Ticket und bin weg.» Als wir dieses Heft abschliessen, befindet sich Aylin Duran seit zwei Tagen in Syrien. Trotzdem postet sie auf Facebook Bilder und Texte, die Bilder sind schrecklich, die Texte in fremder Sprache. In ihren Voicemessages, die sie uns schickt, um noch ein paar Fragen zu beantworten, spricht sie mit ruhiger Stimme, aber man hört, dass sie müde ist. Wie also bezeichnet man einen Menschen, der freiwillig in eines der schlimmsten Kriegsgebiete der Welt reist, dort Grausames sieht, sich in Gefahr begibt, nicht schläft, kaum isst, und trotzdem die Kraft findet, Pläne für die Zukunft zu schmieden? Lest das Porträt auf Seite 12 und entscheidet selbst.


INHALT

6 Im Gespräch

GENUSS

Sam Mosimann behält die Übersicht

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KOLUMNEN

Film

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Ein Junge verschwindet. Und seine Eltern finden die Liebe.

Kilian Ziegler

12 Helfen in der Schusslinie

Sie hat erst gerade eine Hilforganisation gegründet, um in Syrien Nothilfe zu leisten. In den Krieg reist Aylin Duran jedoch schon seit sieben Jahren.

So weit, so bueno

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Guter alter Punkrock

Musik

Petra & Sascha

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«Kants Zehen. Eine Liebesgeschichte.»

Literatur Erzählung auf Züridütsch

STADT

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Der koltige Monat Vier Orte, kurz nach Mitternacht

Meinung Befreite Plätze

22 Über Geld reden

Im Juni stimmen wir über die Vollgeldinitiative ab. Markus Meyer hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit Leuten über das Finanzsystem zu diskutieren. Ein Interview.

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DAS GESPRÄCH

«Der Landesstreik hat auch mit mir zu tun» Sam Mosimann ist Regieassistent und Abendspielleiter beim Theaterprojekt «1918.CH», das diesen Sommer in Olten aufgeführt wird und vom Landesstreik erzählt. Erst später fand Sam heraus, dass sein Ururgrossvater vor einem Jahrhundert selber Teil des Streiks war. Interview von Isabel Hempen Foto von Janosch Abel

Sam Mosimann, was ist deine Aufgabe beim Theaterprojekt «1918.CH»? Ich arbeite eng mit der künstlerischen Leiterin und Regisseurin Liliana Heimberg zusammen. Eine meiner zentralen Aufgaben als Regieassistent ist es, den Probeplan zu koordinieren und dafür zu sorgen, dass die richtigen SpielerInnen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort stehen. Als Abendspielleiter sorge ich dafür, dass während der Vorstellung alles funktioniert. In einem anderen Stück verstauchte sich einmal eine Spielerin während der Vorführung hinter der Bühne den Fuss. Weil es inhaltlich passte, haben wir sie dann im Bürostuhl auf die Bühne geschoben. Man muss improvisieren können. Das Ensemble zählt rund 100 Leute. Wie behältst du bei einem Projekt dieser Grösse die Übersicht? Der Probeplan ist sehr komplex und ausgeklügelt, da braucht es eine Menge Koordination. Aber ich muss ehrlich sagen: Excel is my friend (lacht). Ich arbeite gern mit Listen. Bleibt da neben der Arbeit überhaupt noch Zeit für anderes? Mein grösstes Hobby ist Theater schauen, das ergänzt sich gut mit meinem Beruf. Meistens bin ich um sieben wach, dann trödle ich zwei Stunden herum, diese Zeit gehört mir. Um neun beginne ich zu arbeiten: E-Mails beantworten, an Sitzungen teilnehmen. Da alle SchauspielerInnen Laien sind, finden die Proben abends statt, von halb sieben bis etwa halb zehn. Samstags proben wir von zehn Uhr morgens bis vier Uhr nachmittags. Ihr probt in der ehemaligen Hauptwerkstätte, wo 1918 auch dein Ururgrossvater streikte. Das ist ein total lustiger Zufall, ja. Meine Mutter erzählte mir davon, als ich schon für «1918» engagiert war. Mein Ururgrossvater, Gottlieb Schumacher, war Stationsvorsteher in Olten und Kantonsrat. Weil er 1918 streikte, musste er einen Tag ins Gefängnis. Seinen Sohn, meinen Urgrossvater, kannte ich noch. Auch er lebte in Olten, in der Nähe der Gösgerstrasse. Ich erinnere mich, dass wir bei ihm im-

mer Brombeeren pflückten. Hier bin ich auch das erste Mal in der Aare geschwommen. Hat sich aufgrund deiner Familiengeschichte deine Sicht auf den Landestreik verändert? Ja, tatsächlich. Plötzlich habe ich einen ganz persönlichen Bezug dazu, der Landesstreik hat auch mit mir zu tun, er ist nicht nur ein Kapitel im Geschichtsbuch. Durch das Projekt tauche ich ganz anders in die Geschichte der Schweiz und des Kantons ein. Vorher wusste ich lediglich, dass es einmal einen Landesstreik gab, weil wir das Ereignis in 20 Minuten im Geschichtsunterricht abgehandelt hatten. Um mich genauer zu informieren, habe ich

«Durch das Projekt tauche ich ganz anders in die Geschichte der Schweiz und des Kantons ein.» erst mal ganz banal Google und Wikipedia konsultiert. Danach las ich Bücher und dabei kamen immer mehr Geschichten zutage. Wie kamst du überhaupt dazu, bei „1918“ mitzuwirken? Das ist die Fortführung einer langen Zusammenarbeit mit der Regisseurin Liliana Heimberg, der Choreografin Gisa Maria Frank und der Kostümbildnerin Eva Butzkies. 2013 arbeiteten wir im appenzellischen Hundwil gemeinsam an der Produktion «Der dreizehnte Ort» im Rahmen der 500-Jahr-Feier des Beitritts Appenzells zur Eidgenossenschaft. Liliana begegnete ich zum ersten Mal, als ich an der ZHdK Theaterpädagogik studierte, sie war eine meiner Dozierenden. Aktu-

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ell sind wir auch mit dem szenografischen Stück «Verschiebungen 18/18» im ganzen Kanton Solothurn unterwegs. Es setzt sich ebenfalls mit dem Landesstreik auseinander. Liliana war es auch, die mich für «1918.CH» anfragte. Ich bin jetzt seit Januar 2018 dabei. Liliana arbeitet aber schon einige Jahre daran. Eine Produktion dieser Grösse braucht einen langen Vorlauf. Ihr vier arbeitet nicht nur miteinander, ihr lebt quasi zusammen in Olten. Sozusagen: Ich wohne in einer Wohnung auf der rechten Aareseite. Liliana Heimberg und Gisa Maria Frank sind ebenfalls gemeinsam hergezogen. Es ist reiner Zufall, dass wir einander ins Küchenfenster sehen. Für das Team ist das super. Abends kann man gemeinsam noch etwas kochen und Dinge besprechen. Man taucht voll ein. Ich gebe gerne hundert Prozent und Vollgas. Das ist bei einem komplexen künstlerischen Projekt wie diesem auch notwendig. Wie wird es für dich sein, wenn das Projekt Ende September zu Ende geht? Fällst du da nicht in ein Loch? Ich werde wohl denken: Jesses Gott, was mache ich jetzt? Die ganze Tagesstruktur ist dann weg. In ein Loch werde ich aber nicht fallen. Obwohl: Man wächst mit den SchauspielerInnen und HelferInnen zusammen. Es wird merkwürdig sein, diese Leute vom einen Tag auf den anderen nicht mehr zu sehen.

Sam Mosimann (35) stammt aus Niederbipp und wohnt seit acht Jahren in Zürich. Für das Theaterprojekt «1918.CH» ist er für ein paar Monate extra nach Olten gezogen. Nach seiner KV-Lehre studierte er Theaterpädagogik an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK und arbeitet seither frei als Theaterpädagoge, Produktionsleiter und Regieassistent.


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Videokameras am Ländiweg wohl bald Realität Letztes Jahr erteilte das Oltner Gemeindeparlament dem Stadtrat den Auftrag, Sicherheitsmassnahmen für den Ländiweg zu prüfen. Und was viele Jahre lang trotz mehrerer Vorstösse im Parlament auf grossen politischen Widerstand gestossen war, scheint nun greifbar nah: Videokameras am Ländiweg. Doch wie geht es nun weiter? KOLT hat nachgefragt, was der Stand der Dinge ist. Text von Nathalie Bursać

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it ihrer Motion im Gemeinderat rannte die SVP letzten Frühling offene Türen ein: Genau einen Monat zuvor, Anfang März 2017, hatte der Stadtrat nämlich beschlossen, eine Arbeitsgruppe damit zu beauftragen, sich zum Thema «Sicherheit im öffentlichen Raum» Gedanken zu machen und Massnahmen vorzuschlagen, mit denen sich die Sicherheit u.a. am Ländiweg erhöhen liesse. Vor allem die kurzfristig realisierbaren Massnahmen seien voranzutreiben, schrieb die Arbeitsgruppe in ihrem Zwischenbericht. Eine Videoüberwachung am Ländiweg ist eine davon. Dies schien ganz im Sinne der Motionärin Doris Känzig (SVP) zu sein, die dem Stadtrat genau das nahe legte: «Womöglich ist man in der Zwischenzeit zur Einsicht gekommen, dass Videoüberwachung als eine von möglichen Massnahmen am Ländiweg Sinn machen kann», steht im Motionstext.

Keine neue Forderung Kurzer Rückblick: Bereits 2012 verlangte ein Postulat von Christian Werner (SVP) vom Stadtrat, den Einsatz von Videokameras am Ländiweg zu überprüfen. Damals antwortete Iris Schelbert

(Grüne) – zuständig für die Direktion Öffentliche Sicherheit – im Namen des Stadtrats, dass eine Videoüberwachung am Ländiweg aus gesetzlichen Gründen nicht gerechtfertigt sei. Die wirklich gefährlichen Orte in der Stadt seien bereits videoüberwacht, namentlich die Winkelunterführung sowie der Bahnhof. Am Ländiweg setze man deshalb auf Präsenz der Sicherheitskräfte, wie bis anhin. Damit war die Sache erledigt. Rund fünf Jahre später scheint sich der Wind also gedreht zu haben, obwohl gemäss offizieller Kriminalitätsstatistik 2017 die Anzahl der strafgesetzlich relevanten Delikte in der Stadt Olten im Vergleich zu 2016 nahezu identisch geblieben ist.

Videoüberwachung lag zwar noch nicht vor, die Kosten würden sich jedoch geschätzt auf ungefähr 100’000 Franken belaufen, hiess es. Ebenso hatte die Stadt bereits einen Entwurf für ein entsprechendes Reglement für die Videoüberwachung ausgearbeitet. Ein solches existierte nämlich noch nicht. «Es braucht eine Vollzugsregelung», erklärt Patrik Stadler, Rechtskonsulent der Stadt Olten auf Anfrage. Darin stehe, wer zuständig sei für die Überwachung, wo überwacht werde und in welchem zeitlichen Umfang. Und natürlich müsse dieses Reglement alle Bedingungen des kantonalen Datenschutz- und Informationsgesetzes erfüllen.

Ende Januar dieses Jahres erklärte das Gemeindeparlament die Motion «Sicherheit am Ländiweg» als erheblich und bestärkte somit den Stadtrat darin, die Videoüberwachung als Option in Erwägung zu ziehen. Die Mehrheit im Parlament war eindeutig: 26 Stimmen von Links bis Rechts stimmten Ja, 8 waren dagegen, 2 ParlamentarierInnen enthielten sich. Zu jenem Zeitpunkt hatte die Direktion Bau den Einsatz von Videokameras bereits überprüft, die Kostenabklärungen waren gemäss Bericht der Arbeitsgruppe (Stand September 2017) schon im Gange. Eine definitive Offerte für die

Wann es weiter geht

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Aktuell laufen die Überprüfungen bezüglich einer Videoüberwachung am Ländiweg, federführend dabei ist die Baudirektion. Daneben läuft zurzeit noch eine Sozialanalyse, welche die Direktion Soziales unter Marion Rauber (SP) in Auftrag gegeben hat. Die Sozialanalyse soll primär abklären, ob und in welchem Rahmen eine aufsuchende Sozialarbeit (SIP) Sinn macht. Sobald die Ergebnisse der Analyse vorliegen, würde die Sozialdirektion zusammen mit der Baudirektion einen Antrag an den Stadtrat stellen,


teilt der für die Baudirektion zuständige Stadtrat Thomas Marbet (SP) auf Anfrage mit. Im Rahmen der «Gesamtschau» werde der Stadtrat dann entscheiden, wie es am Ländiweg weitergehe und welche Massnahmen umgesetzt werden sollen. Gemäss Auskunft von Thomas Marbet wird dies in der zweiten Jahreshälfte geschehen. Dass die Videokameras bereits diesen Sommer zum Einsatz kommen, ist somit unwahrscheinlich. «Ich gehe davon aus, dass die Massnahmen erst ab 2019 realisiert werden», so Marbet. Somit könne der Stadtrat die Installationskosten der Videoüberwachung wie auch die Massnahmen der SIP im Rahmen des Budgets 2019 dem Parlament an im November ordentlich unterbreiten. Ob die Videoüberwachung definitiv eingeführt wird, darüber kann der Stadtrat alleine entscheiden. Voraussichtlich werde dem Parlament kein separater Bericht oder Antrag unterbreitet. Dies sei «aufgrund der Finanzkompetenz des Stadtrats nicht nötig». Sollten sich die Gesamtkosten der Videoüberwachung auf unter 400’000 Franken belaufen, braucht es nämlich keine Einwilligung des Gemeindeparlaments.

Offerten sind eingeholt Dennoch erteilt der zuständige Stadtrat auf Anfrage Auskunft darüber, wie die Videoüberwachung aussehen könnte. Er betont jedoch, dass die definitiven Kosten, die genauen Standorte sowie die Anzahl der Kameras von mehreren Faktoren abhängen: «Bei der Definition von möglichen Standorten und dem notwendigen Ausmass allfälliger Kameras wird das Resultat der laufenden Sozioanalyse sicher zur Entscheidungsfindung beitragen können.» Aktuell beträgt die Offerte für die Videoüberwachung des Ländiwegs rund 40’000 Franken, hinzu kommen ungefähr 10’000 für die Montage der Einzelteile, das Verlegen der benötigten Glasfaserleitung kostet zusätzlich geschätzt mehrere 10’000 Franken, weitere 5000 Franken seien für die Kameras bei der Holzbrücke vorgesehen. Insgesamt fünf Kameras wurden offeriert, drei für den Ländiweg, zwei bei der Holzbrücke, so Marbet. «Nach dem Brand der alten Brücke werden im Zuge der Sanierung Gespräche mit der Gebäudeversicherung des Kantons Solothurn nötig.» Es sei nicht auszuschliessen, dass die Versicherung der Stadt zusätzliche Auflagen mache. Dazu könne eine Videoüberwachung gehören, so Marbet.

Premiere im Kanton Solothurn Videokameras in Olten sind kein neues Thema. Seit ihrer Erbauung 1985 verfügt beispiels-

weise die Winkelunterführung über insgesamt zehn Überwachungskameras. Dass die Kameras in der Winkelunterführung montiert wurden, schien Mitte der Achtziger niemanden zu kümmern. «Aufgrund der Länge der Unterführung waren die Videokameras bereits vor dem Bau eingeplant. Vor über zehn Jahren haben wir die Schilder montiert, die auf die Kameras hinweisen. Viele Leute haben wohl gar nicht bemerkt, dass es dort Kameras gibt», sagt Franco Giori, Leiter der Direktion Sicherheit und Ordnung der Stadt Olten. Videoüberwacht sind im Kanton Solothurn vor allem Schulgebäude und Entsorgungsstellen, weiss Judith Petermann, Datenschutzbeauftragte beim Kanton. Die Überwachungen seien örtlich jeweils stark eingeschränkt und meist zeitlich befristet. Flächendeckende Überwachungen des öffentlichen Raums gebe es im Kanton Solo-

Ist die öffentliche Sicherheit am Ländiweg wichtiger als die Privatsphäre einer Person, die dort vorbeigeht oder auf der Mauer verweilt und ein Bier trinkt? thurn keine, so Petermann. Sollten die Kameras am Ländiweg also Realität werden, wäre das eine Premiere im Kanton Solothurn.

Streng geregelt Grundsätzlich ist eine Videoüberwachung dann erlaubt, wenn gemäss kantonalem Datenschutzund Informationsgesetz die Verhältnismässigkeit der Videoüberwachung stimmt. An öffentlichen Orten können Behörden zum Schutz von Personen und Sachen vor strafbaren Handlungen und zur Identifizierung von Straftätern also visuelle Überwachung einsetzen, Schilder müssen jedoch laut Gesetz auf die Videoüberwachung hinweisen. Im Falle einer Videoüberwachung am Ländiweg lautet also die Frage: Ist die öffentliche Sicherheit am Ländiweg wichtiger als die Privatsphäre einer Person, die dort vorbeigeht oder

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auf der Mauer verweilt und ein Bier trinkt? Diese Fragen muss der Stadtrat vorab überprüfen klären, will er eine Videoüberwachung in Erwägung ziehen. Ebenso streng geregelt ist der Umgang mit den gemachten Aufnahmen: «Bei der Kantonspolizei Solothurn (KAPO) haben nur bestimmte Beamte Zugang zu den Aufnahmen. Diese dürfen auch nur dann verwendet werden, wenn eine Aufklärung erforderlich ist. Es ist nicht so, dass da jemand 24 Stunden vor dem Bildschirm sitzt, erklärt Franco Giori. Die KAPO schreibt auf Anfrage: «Sollte eine Videoinstallation am Ländiweg erfolgen, würden die Daten, analog der Winkelunterführung und dem Hauptbahnhof, bei der Polizei Kanton Solothurn für 72 Stunden gespeichert und nur im Zusammenhang mit einem Delikt gesichtet.» Gesetzlich erlaubt wären 96 Stunden.

Videoüberwachung ist kein Tabu mehr Im Zwischenbericht der vom Stadtrats eingesetzten Arbeitsgruppe steht, dass die Videoüberwachung am Ländiweg «aus polizeilicher Sicht sinnvoll und wünschenswert» sei. Dies veranlasste die Junge SP Olten dazu, auf ihrer Homepage in einer Stellungnahme zu schreiben, dass der Eindruck entstehe, dass die Videoüberwachung nur dafür da sei, die Arbeit der Polizei zu erleichtern. Giori verneint. «Die Forderung nach Videokameras kam nicht zuerst von der Polizei», weiss er, der sich in regelmässigen Abständen zu Sitzungen mit der Kantonspolizei Solothurn trifft. Dank der Kameras könne die Polizei besser eingreifen. «Das scheint mir legitim», so Giori. Allerdings: «Es ist schon fraglich, ob die Kameras zwingend nötig sind oder ob es nun einfach eine gute Gelegenheit und geeigneter Zeitpunkt ist, weil die Videoüberwachung mittlerweile politisch von allen Seiten gefordert wird.» Franco Giori, seit 20 Jahren Leiter der Direktion Sicherheit und Ordnung, erinnert sich, dass die Politik in Bezug auf das Thema Videoüberwachung am Ländiweg bisher sehr vorsichtig war. «Auch die Polizei hat früher eher zurückhaltend auf das Thema reagiert. Ich denke, die Akzeptanz gegenüber der Videoüberwachung ist allgemein gestiegen, da man über die letzten Jahre das Problem mit dem Ländiweg nicht befriedigend lösen konnte».


LESERPOST

OFF THE RECORD

Wie es in den Wald hineinruft «Jetzt endlich kenne ich das Gesicht, welches zum Namen Hanspeter Zünd gehört. Ich erinnere mich an ihn, ich war noch ein Kind, und er ging durch die Stadt, mit seinem speziellen Hut auf dem Kopf.»

Eine Leserin zum Porträt über den verstorbenen Oltner Künstler Hanspeter Zünd im April-KOLT. Feedback zu unserem Magazin nehmen wir übrigens gerne unter redaktion@kolt.ch entgegen.

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n Olten gibt’s zwei Sorten Leute: diejenigen, die mit dem EHC Olten sympathisieren und diejenigen, die es nicht tun. Letztere schimpfen den Verein einen Günstling der Stadt. Der EHCO ist in ihren Augen der grosse Sportverein, der profitiert. Ob das stimmt, lässt sich bezweifeln. Es geht um viel Geld – das hingegen stimmt. Vor allem aber geht’s für die Stadt um viel Geld. Der EHCO ist einer der grösseren Mieter der Stadt Olten, denn das Stadion gehört der Sportpark AG und diese wiederum gehört der Stadt. Im Interview mit dem Oltner Tagblatt vom 14. April 2018 sagt der Verwaltungsratspräsident des EHC Olten, Marc Thommen, dass die Anforderungen an den Mietvertrag nicht erfüllt würden. Herr Thommen verlangt von der Stadt Olten ein klares Bekenntnis zum Klub. Es geht wahrscheinlich mehr um ein Zeichen des guten Willens und die Art und Weise der Kommunikation als um Geld. In diesem Zusammenhang erfahren wir trotzdem, dass Rapperswil-Jona gar keine Stadionmiete an die Stadt zahlen muss und dass dem EHC Visp der vereinbarte Mietbetrag von 350’000 Franken vom Visper Stadtrat jeweils Ende Saison erlassen wird. Der EHCO spielte dieses Jahr gar im Final gegen Rapperswil-Jona und zählte in seinen Heimspielen über 6000 ZuschauerInnen. Die Stadt Olten verlangte aufgrund des erhöhten Publikumsaufmarsches, dass der EHCO mehr Parkplätze zur Verfügung stellt und machte dem Verein sogleich ein Angebot von 500 Franken pro Tag auf dem Areal Station Hammer.

geschild deklariert das ambitionierte Ziel, mittelfristig in die oberste Liga aufsteigen zu wollen und erreicht nach einer eher mittelmässigen Qualifikation tatsächlich überraschend das Finalspiel. Die Stadt und gleichzeitig die Vermieterin, die den Mietvertrag gegenüber dem EHC Olten noch nicht mal einhalten kann, verhält sich ihm gegenüber in etwa so wie gegenüber einem auswärtigen Boxveranstalter, dem ein paar Parkplätze fehlen. What you give is what you get. In besonderen Momenten eine grosszügige Geste zu zeigen, schafft ein gutes Verhältnis im Hinblick auf die Zukunft. Und die ist wichtig. Für die Stadt und den Verein. Es gibt für die Eishalle Kleinholz wohl kaum einen vergleichbaren Mieter wie den Eishockeyclub Olten, welcher der Sportpark AG einige Hunderttausend Franken Miete zahlen will und kann. Und es gibt andere Eishallen, die um einen solchen Mieter buhlen würden. Es scheint bezeichnend zu sein, dass im Oltner Stadtrat mit Benvenuto Savoldelli der ehemalige EHCO-Verwaltungsratspräsident sitzt und der aktuell amtierende im Oltner Tagblatt davon spricht, dass die internen Abläufe im Verein professionalisiert werden müssten, dass der wichtige Budgetierungsprozess verbessert wurde und dass in der Vergangenheit strategische Themen vergessen gegangen seien. Die benötigten Parkplätze wurden dem Verein dann auf dem Areal Olten SüdWest zur Verfügung gestellt. Von privater Seite. Kostenlos, versteht sich.

Beides ist natürlich ihr gutes Recht. Es ist aber vor allem kleinlich, kleinbürgerlich und kleinkariert. Der grösste Sportverein der Region Olten und womöglich das grösste städtische Aushän-

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MEINUNG

Nils Loeffel (28) arbeitet als Sozialarbeiter in Solothurn und veranstaltet daneben regelmässig Kultur im Coq d’Or. Er ist Präsident von «Olten jetzt!».

Mehr Platz! I

ch möchte mich gleich zu Beginn outen. Ich besitze kein Auto. Ich bin meistens mit den ÖV, zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs. Wenn ich mal ein Auto brauche, organisiere ich mir eines via Mobility. Wenn ich das Auto fertig gebraucht habe, kann ich es wieder auf den reservierten Mobility-Parkplatz stellen. Ich bin also auch selten auf einen Parkplatz irgendwo in der Stadt Olten angewiesen. Du kannst dich nun entscheiden, ob du weiterlesen willst, wenn ich über Parkplätze in der Stadt Olten schreibe. Das Thema ist zurzeit brandheiss. Überall wird über den im Dezember 2017 veröffentlichten neuen Mobilitätsplan und das Parkierungsreglement diskutiert. Die Fronten sind klar: Auf der einen Seite die bürgerlichen Kräfte und das Gewerbe. Auf der anderen Seite die Linken und die VelofahrerInnen. Die einen wollen mehr oder wenigstens gleich viele Parkplätze. Die anderen weniger oder aber wenigstens mehr Veloparkplätze. Die einen sehen weniger Parkplätze und weniger Verkehr als grosse Chance für das innerstädtische Gewerbe. Die anderen sind überzeugt, dass weniger Parkplätze zu Umsatzverlusten in Millionenhöhe führen würden. Ein Konsens ist weit weg. Ich finde das schade. Ich glaube nämlich, man müsste nur nach dem gemeinsamen Nenner suchen, um Lösungen zu finden!

Wie bereits erwähnt, bin ich in meinem Alltag kaum auf Parkplätze angewiesen. Trotzdem habe ich eine Meinung zu Parkplätzen. Am liebsten sind mir unterirdische Parkplätze. Oder Parkplätze an Orten, an denen sie sich idealer-

«Ein parkplatzbefreiter Munzingerplatz würde Platz bieten für Neues. Für innovative Ideen und Projekte.» weise anbieten. An Bahnhöfen zum Beispiel. Bei Firmen, die aufgrund ihrer Tätigkeit auf Parkplätze angewiesen sind. Oder bei Einkaufszentren. Weniger mag ich Parkplätze mitten in der Stadt. Zum Beispiel auf dem Munzingerplatz. Diesen Platz mag ich nämlich richtig gut. Vor allem, wenn Chilbi ist, oder das Streetfood-Festival seine Stände dort aufbaut und keine Autos herumstehen.

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Ich kann nicht verstehen, wieso dieser Platz nicht schon lange verkehrsfrei ist. Ideen, was man auf dem parkplatzbefreiten Munzingerplatz alles machen könnte, wären nämlich genug da. Eine Sommerbuvette mit kleinen Konzerten, Lesungen und anderen Kulturveranstaltungen vielleicht? Ein Platz für Kunst im öffentlichen Raum? Eine kleine Minigolf-Anlage? Das Openair-Kino im Grossformat? Im Winter eine Eisbahn für alle? Ich bin überzeugt, den OltnerInnen würde das gefallen! Und ich bin überzeugt, auch dem Gewerbe würde das gefallen! Nach einer Partie Minigolf auf dem Munzingerplatz noch kurz in der Stadt ein Buch kaufen und vielleicht noch schnell eine neue Sonnenbrille abholen? Oder einfach die Chance nutzen und noch etwas durch die Altstadt schlendern. Wenn man ja schon einmal da ist! Ein parkplatzbefreiter Munzingerplatz würde Platz bieten für Neues. Für innovative Ideen und Projekte. Und er würde die Region um die verkehrsbefreite Kirchgasse noch mehr beleben. Vielleicht findet sich ja auf dem Munzingerplatz der gemeinsame Nenner. Und vielleicht diskutieren wir doch einfach wieder einmal über ein unterirdisches Parkhaus. Wenn’s dafür den befreiten Munzingerplatz gibt. Wieso nicht!


Das Bild mit dem Foto ihrer, bei einem Luftangriff getรถteten besten Freundin Saba, gibt ihr Kraft: Aylin Duran, freiwillige Helferin in Syrien.

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Text von Sara Bagladi Fotos von Roman Gaigg

Zwischen hier und Hölle Aylin Duran reist seit sieben Jahren in die Kriegsgebiete Syriens. Meistens auf eigene Faust, mit dem einzigen Ziel zu helfen.

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er Frühling zeigt sich an diesem Samstagvormittag in Olten von seiner besten Seite: Die Sonnenstrahlen lassen die Aare glitzern, Vögel pfeifen munter vor sich hin, die Leute packen ihre kurzärmligen T-Shirts aus und reden von Grillabenden. Aylin Duran, gerade 30 geworden, sitzt auf einer Bank in der Sonne und schaut auf die schnell dahinfliessende Aare; für sie scheint der Frühling weit weg zu sein. In wenigen Tagen wird sie wieder in den Flieger nach Syrien steigen. Seit der Bürgerkrieg 2011 begonnen hat, ist sie regelmässig ehrenamtlich oder auf eigene Faust nach Syrien gereist, um in den Kriegsgebieten Hilfsgüter zu verteilen und erste Hilfe zu leisten. Sie pendelt hin und her – zwischen der Hölle auf Erden und der scheinbar heilen Welt in der Schweiz. Auch wenn die in Olten aufgewachsene Türkin in der Schweiz weilt, ist sie in Gedanken ständig mit Syrien beschäftigt. Neben ihrer 40%-Stelle als Betreuerin für minderjährige Asylsuchende sammelt sie Spenden und koordiniert Transporte, Noteinsätze und Übergaben in Syrien sowie an der türkisch-syri-

«In Syrien rede ich Englisch oder mit Händen und Füssen. Das ist etwas, was mich der Krieg gelehrt hat: Man braucht keine Sprache, um sich zu verständigen.»

schen Grenze. Mittlerweile hat sie sich ein breites Netzwerk an Kontakten aufgebaut. Ihr Handy blinkt auf – eine Whatsapp-Nachricht aus dem Krieg. Sie stammt aus einem Chat mit ÄrztInnen und HelferInnen, die in ganz Syrien verteilt sind, und sich Informationen über Angriffe schicken. In der Chatgruppe dabei sind auch die Weisshelme, eine private Zivilschutzorganisation von Freiwilligen in Syrien, zu denen Aylin eben-

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falls gehört. Sie scrollt durch die letzten Nachrichten: «Du bekommst sofort eine Nachricht, wenn etwas explodiert; zum Beispiel gerade gestern Nacht habe ich dieses Video erhalten.» Sie zeigt eine Aufnahme von Bombenangriffen, ein Foto von verletzten Kindern in Blutlachen, eine Liste von Namen toter Menschen. «Die HelferInnen versuchen herauszufinden, wie die toten Menschen heissen, um Angehörige zu informieren», erklärt Aylin. Der Chat ist in Arabisch, sie kopiert die Nachricht und übersetzt sie in einem Programm auf Deutsch. «In Syrien rede ich Englisch oder mit Händen und Füssen. Das ist etwas, was mich der Krieg gelehrt hat: Man braucht keine Sprache, um sich zu verständigen.» Aylins Handgriffe sind flink, sie redet schnell, energetisch, ohne Punkt und Komma. Eine Erinnerung jagt die nächste, und die Sätze sprudeln aus ihr heraus. Trotzdem sind die Worte präzise und messerscharf, sie gehen unter die Haut. Aylins Augen blitzen, sie scheint mitten im Geschehen zu sein, obwohl um sie herum träge Vormittagsstimmung herrscht und nur ab und zu jemand gemächlich vorbeispaziert.


Aylin ist von zierlicher Gestalt. Wenn sie länger als eine Woche in Syrien bleibt, nimmt sie als Vorbereitung für die Reise nur 80 Gramm Nahrung pro Tag zu sich. So hat sie keine Mühe, ohne Essen auszukommen, spürt kein Zittern und keine Zuckerschocks.

«God is love» Selten sitzt Aylin ruhig auf der Bank. Jetzt springt sie wieder auf, geht in die Hocke – sie zeigt vor, wie sie beim ersten Kontakt mit Kindern vorgeht. Sie zeigt mit dem Finger auf sich: «Ich Aylin, du, Hasan, Mohammed, Mustafa? Doktor, hamhamham, medicine, come come.» Dann zeigt sie den Menschen, was sie dabeihat: Nahrung, Kleidung und Medikamente. So entsteht langsam Vertrauen. «Wenn sie meine Tattoos sehen, wissen sie, dass ich nicht von hier bin», sie krempelt ihre Ärmel hoch und zeigt die verschlungenen Schriftzüge, die ihre zierlichen Arme schmücken: «God is love», «Allah» und die Namen ihrer Familie. Hastig nimmt sie einen Zug von ihrer Zigarette. Aylin ist es wichtig, nicht als Heldin dargestellt zu werden. Es wirkt, als wäre ihr Lob zu wenig pragmatisch. Statt sie zu bewundern, soll man aktiv werden: «Man kann den Menschen nicht sagen, was sie tun sollen, man kann nur als Beispiel vorangehen, damit die anderen es dir nachmachen können.» Ihre Katze tappt über die Strasse und schmiegt sich laut schnurrend an ihre Beine. «Sie ist schwanger vom hässlichsten Kater von Olten», sagt Aylin laut lachend und beschreibt seine schiefen Zähne. So ist Aylin, resolut und direkt. Sie hat immer einen lockeren und frechen Spruch auf den Lippen und bringt die Leute gerne zum Lachen.

Doktor Hisham Ist sie in Syrien, entscheidet sie nach Bauchgefühl, wer was bekommt und wer es am meisten benötigt. Narkosemittel für Tiere zu besorgen gehört auch zu ihrer Mission. Normalerweise reist sie zuerst nach Cilvegözü, einem Grenzort in der Türkei. Am Grenzposten, wo man sie mittlerweile gut kennt, lässt sie die Güter kontrollieren. In Syrien angekommen, wird sie von Doktor Hisham, einem syrischer Kinderarzt und Chirurgen, abgeholt. Er ist Teil des Teams von «Kriegshilfe Schweiz», der humanitä-

ren Hilfsorganisation, die Aylin im Jahr 2012 gegründet hat. Doktor Hisham lebt in Idlib, ist Vater von vier Kindern und arbeitet ehrenamtlich in den Krisengebieten. Seit Beginn des Krieges operiert er verletzte ZivilistInnen im Krankenhaus und behandelt Verwundete. Sein Haus wurde bei einem Luftangriff zerstört, jetzt lebt er mit seiner Familie im Keller des Krankenhauses. Aylin ist keine diplomierte Krankenschwester oder Ärztin. Wie man Wunden zunäht, Blutungen stoppt und bei Geburten mithilft, hat sie in Syrien bei Doktor Hisham gelernt. Wenn es zu gefährlich wird oder sie alleine unterwegs ist, bleibt Aylin im Gebiet der syrischtürkischen Grenze und verteilt Nahrungsmittel in den Camps. Auf ihrer persönlichen Facebook-Seite sind Fotos und Videos von ihren Einsätzen zu sehen. Bilder davon, wie sie umringt von Kindern Medikamente verteilt, mit Doktor His-

«Man kann den Menschen nicht sagen, was sie tun sollen, man kann nur als Beispiel vorangehen, damit die anderen es dir nachmachen können.»

ham operiert, Essenspakete herausgibt. Bilder von Häuserbarracken, Rauch und Bombenangriffen, dann wieder Momente, in denen sie mit den Menschen redet und lacht: «Kein Geld kann diese Liebe und diese Beziehung zu den Menschen bezahlen.» Aylin postet diese Bilder nicht, um sich zu profilieren. Es geht ihr darum, den Menschen zu zeigen, was in Syrien passiert und wer die ihr anvertrauten Spenden erhält. «Ein Like auf Facebook bringt mir nichts - ich möchte, dass die Menschen etwas tun.» Tun können sie vieles: Mit ihr mitkommen, spenden, Events organisieren, um über die Zustände in Syrien zu informieren oder Druck auf die Schweizer Regierung auszuüben, um auf politischer Ebene etwas zu bewirken. Mit Aylin mitgegangen ist bisher noch niemand.

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Spendenaufruf per Facebook Für sie ist es unverständlich, wie die Menschen, die in Frieden leben, trotz Wissen über dieses Gemetzel tatenlos bleiben können. Manche denken vielleicht, ihre Arbeit sei ein Tropfen auf den heissen Stein. Doch für Aylin zählt jedes einzelne Leben, das sie retten, jeder Mensch, den sie unterstützen kann. Nach ihren Aussagen sind es mittlerweile schon Hunderte. Je mehr Menschen etwas unternehmen, desto grösser wird der Tropfen. Deshalb ist sie vor Kurzem mit einem Aufruf auf Facebook an die Öffentlichkeit gegangen und hat zahlreiche Sachspenden wie Babynahrungsmittel, Hygieneartikel und Medikamente von OltnerInnen erhalten: «Dafür bin ich unglaublich dankbar», sagt sie. Sie wurde derart mit Spenden überhäuft, dass sie diese daheim im Treppenhaus zwischenlagern musste. Nun wurde ihr die Wohnung gekündigt. Momentan organisiert sie einen Lastwagen, mit dem sie alle Gegenstände in die Türkei transportieren kann, bereitet sich auf die nächste Reise vor, zwischendurch besichtigt sie Wohnungen – Aylin ist 24 Stunden im Einsatz für Syrien. Die Menschen spenden auch Geld. Mit diesen kann sie Bedarfsgüter in der Türkei kaufen und spart so den Transportaufwand. Es haben sich kürzlich auch einige Firmen gemeldet, die ihr beispielsweise Milchpulver in grossen Mengen spenden. Gerade ist sie dabei, ihre Hilfsorganisation «Kriegshilfe Schweiz» von der Stiftung ZEWO zertifizieren zu lassen. ZEWO ist eine schweizerische Stiftung, die Spenden sammelnde Organisationen prüft und vertrauenswürdigen Institutionen das ZEWO-Gütesiegel verleiht.

In der Schusslinie Wenn Aylin in Syrien ankommt, reagieren die Menschen normalerweise positiv. Diejenigen, die sie nicht kennen, sind anfangs skeptisch. «Viele Kinder wurden während des Krieges geboren, sie kennen nichts Anderes. Sie sind wie Geisterkinder. Ihre Blicke sind leer, sie streunen in den Kriegsgebieten verloren und hungernd umher und reagieren gar nicht, wenn ich mit ihnen rede.» Sie sind verletzt, stehen unter Schock, werden als Soldaten rekrutiert, zu Sexarbeit gezwungen, zwangsverheiratet, vergewaltigt, an die Organmafia verkauft. Vor Aylins innerem Auge spielt sich eine Erinnerung


Seit Kriegsbeginn vor sieben Jahren reist Aylin Duran regelmässig nach Syrien.

an ihren letzten Einsatz ab: «Es lagen etwa 20 Leichen auf einem Haufen. Meiner Schätzung nach waren diese Menschen vor etwa drei bis vier Tage gestorben. Jemand muss es gut gemeint und die Leichen so angeordnet haben, denn sie waren nicht alle auf die gleiche Weise umgebracht worden.» Einige wiesen Kopfschüsse auf, andere sahen aus, als ob man sie aus einem Trümmerhaufen geborgen hätte. Aylin springt von der Bank auf, und ihre Stimme wird lauter: «Plötzlich sehe ich, wie sich etwas bewegt. Jetzt habe ich einen Knall, denke ich und schaue mit dem Feldstecher noch einmal genau hin. Ich sehe zwei Kinder, die einfach auf dem Leichenhaufen spielen.» Sie erzählt, wie die Kinder versuchten, die Leichen zu wecken: «Sie zogen sie an den Ohren und begriffen nicht, dass sie tot waren.» Doch das Gebiet stand unter Beschuss, und die HelferInnen konnten nichts unternehmen: «Wir Kriegs-

helferInnen stehen besonders in der Schusslinie, denn sind wir weg, stirbt die Bevölkerung schneller. Wir geben Leben, das darf nicht passieren.» Manchmal hinterlassen die HelferInnen nach einem Angriff Medikamente und Kleidung vor Ort. Wenn sie auf Kinder ohne Begleitung treffen, bringen sie diese mit dem Auto in provisorische Camps. Dort wird abgeklärt, ob die Kinder Waisen sind, und wenn es möglich ist, werden sie in die Türkei transportiert und den Behörden gemeldet. Doch es ist eine heikle Angelegenheit, denn die HelferInnen könnten wegen Kindesentführung und Kindeshandel angezeigt werden. Aylin improvisiert ständig, denn wenn sie etwas plant, klappt es sowieso nie. «Du hörst ständig iuuiuuuiuuu, die ganze Zeit fliegen Flugzeuge herum und Drohnen kreisen über dir. Ausserdem vibriert die Erde

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ständig.» Um sich gegenseitig zu warnen, haben die Menschen eine Pfeifkommunikation entwickelt, mit der sie sich verständigen können: «Wenn das Pfeifen näherkommt, weisst du, dass die Bodentruppen kommen und du dich verstecken musst.» Kraft und Halt für diese Einsätze zieht sie aus ihrem Glauben: «Wenn ich mit Gott kommuniziere, gibt mir das Kraft und stärkt meine Taten, ich brauche ihn. Er schützt mich. Plötzlich wird Unmögliches möglich», erklärt sie. Ihre Stimme wird ruhig. Sie habe schon immer an Gott geglaubt, doch durch ihre Einsätze und Erfahrungen im Krieg sei ihr Glaube noch stärker geworden. «Als ich das erste Mal in der Nähe eines Bombenangriffs war, dachte ich, ich gehe drauf. Ich hatte solche Angst.» Heute überkommen sie zwar noch manchmal Panikattacken, doch diese beinhalten keine Todesangst mehr. Im Gegenteil.


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Irgendwann einmal will sie ein Heim für kriegsversehrte Kinder gründen: Aylin mit ihrem Neffen Yassin.

«Ich habe viele Menschen beim Übergang in den Tod begleitet. Zuerst leiden sie unendliche Qualen, doch kurz vor dem Übergang sind sie voll von Liebe, und viele sprechen von diesem unglaublichen Licht.» Der Tod bedeutet für sie Erlösung. «Für mich gibt es auf dieser Erde keine Gerechtigkeit, sie kommt nach diesem Leben.» Ihre beste Freundin in Syrien ist vor drei Wochen bei einem Luftangriff mit ihrer ganzen Familie umgekommen. Der Tod ist Teil von Aylins Alltags.

Zukunftspläne Mit jedem Einsatz verändert sie sich: «Ich kann es nicht beschreiben. Die Leute dort unten verstehen mich. Der Krieg hat uns so gemacht. Wir sind müde. Ich kenne keine Worte für meinen Zustand.» Vor ein paar Tagen hat sie sich dabei erwischt, wie sie ihr Leben nach dem Krieg baut und plant. «Doch ich überlege nicht einmal mehr, wann dieser Krieg fertig ist. Wir haben uns daran gewöhnt. Das ist so krass.» Sie weiss nicht, ob sie schon angefangen hat, ihre Eindrücke zu verarbeiten. Ginge sie diesen Prozess ein, würde sie morgens wahrscheinlich nicht mehr aufstehen, sagt sie. «Ich mache einfach mit jedem Tag weiter, gehe zu den Leuten, hole Spenden, organisiere weiter, lenke mich damit ab. Ich funktioniere nur noch, aber davon zehre ich.» Sie möchte weitermachen für alle Menschen, die durch diesen Krieg ihr Leben verloren haben, damit sie nicht für nichts gestorben sind. «Ich mache weiter, damit es für die Kinder aus Kriegsgebieten eine bessere Zukunft gibt. Alle Kinder, die bombardiert wurden – die Blinden, die Tauben, diejenigen ohne Beine, ohne Arme.» Ihr Traum ist es, ein Kinder- und Tierheim im türkischen Grenzgebiet zu eröffnen. Jetzt sitzt sie ganz ruhig auf der Bank und redet

mit sanfter und klarer Stimme. Sie möchte eine Übergangsnotschlafstelle eröffnen, wo sie Kindern einen sicheren Schlafplatz bieten möchte, bevor sie weiterreisen. Ausserdem will sie Tiere aufnehmen, damit sich die Kinder um diese kümmern können: «Das wäre sowohl für die Kinder als auch für die Tiere eine Therapie.» Und die Kinder sollen dort lernen zu kochen, zu teilen, sozial zu sein. Es soll ein Ort sein, wo sich die

«Viele Kinder wurden während des Krieges geboren, sie kennen nichts Anderes. Sie sind wie Geisterkinder. Ihre Blicke sind leer, sie streunen in den Kriegsgebieten verloren und hungernd umher und reagieren gar nicht, wenn ich mit ihnen rede.» Kinder sicher fühlen und schöne Momente erleben. «Viele Kinder haben kein Feingefühl mehr, sie sind traumatisiert. Die meisten leiden unter Epilepsie, da ihr Nervensystem durch den ständigen Stress und Angst vor Bomben überbelastet ist.» Sie sagt, mit 25 000 Franken könne sie ein solches Heim eröffnen. Aylins Devise: Mit wenigen Mitteln vieles bewirken.

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Langsam neigt sich der erste warme Frühlingstag dem Ende zu. Es ist ein lauer Samstagabend in einem Trimbacher Wohnquartier. Morgen wird Aylin die Tickets für ihre kommende Reise buchen. In einer Woche geht’s los. Sie plant einen Aufenthalt von ein paar Tagen, damit sie wieder rechtzeitig zurück ist, wenn die werdende Katzenmama wirft. Ihr Handy leuchtet auf: Videos von einem Angriff mit Chemiewaffen am 7. und 8. April. „Wir schreiben das Jahr 2018, und ganze Familien werden vergast, es ist ein Riesenmassaker, und es stehen keine medizinischen Hilfsgüter zur Verfügung. So schlimm war es noch nie“, sagt Aylin. Doch mit politischen Einschätzung in der Öffentlichkeit hält sie sich zurück. In zahlreichen Medien wird nun die Rolle der Grossmächte diskutiert. Der Politologe Markus Kaim sagte in einem Interview mit dem Tages-Anzeiger vom 11. April, dass eine offene Konfrontation zwischen Russland und den USA drohe: «Ich kann es angesichts der schrecklichen Bilder aus Duma nachvollziehen, wenn nun im Westen der Ruf erschallt, es müsse jetzt endlich etwas geschehen, man könne dem Grauen nicht länger zuschauen.» Weiter sagt der Politologe: «Aber zum einen haben die USA sowie viele andere westliche Staaten es schon bisher hingenommen, dass in Syrien chemische Waffen eingesetzt worden sind. Und wie bei jedem militärischen Engagement stellt sich die Frage nach der politischen Ordnungsvorstellung, die umgesetzt werden soll, sowie nach der Geduld bei deren Verwirklichung.» Während acht Jahren Krieg mussten die Menschen in Syrien lernen, was es heisst, geduldig zu sein. In Aylins Whatsapp-Chat hat jemand irgendwo zwischen all diesen Bildern des Elends ein Foto einer Blume geschickt. Eine rosarote Knospe im Trümmerhaufen.


SERIE

FILM

From Moscow without Love Ein 12-Jähriger verschwindet. Und niemand weint.

I

m Februar 1940 feierte ein Zeichentrickfilm mit dem Titel «Puss Gets the Boot» (was so viel heisst wie «Die Katze kriegt aufs Dach») in den amerikanischen Kinos Premiere. Der Film dauert neun Minuten und erzählt vom Kater Jasper, der die Maus Jinx jagt und ihr Streiche spielt. Und weil Jasper zwar ziemlich clever ist, aber die Maus ein bisschen cleverer, schafft er es nicht, seine ihm von der Evolution bestimmte, einzige Aufgabe zu erfüllen: die Maus zu killen. So fing sie also an, die Erfolgsgeschichte jenes Trickfilms, den wir Kinder der Achtziger dann am TV schauen durften – oder mussten, gehörten wir zu der sensiblen Sorte. Heute gibt’s sämtliche Episoden als Premium-Collection zu kaufen, die besonders gewalttätigen Szenen sind mittlerweile rausgeschnitten, die rassistischen Elemente aus den Anfangsjahren ersetzt. Was bleibt, sind grandiose Slapstick-Einlagen, liebevolle Ideen und ziemlich schräge Szenen – da kann man gar nicht anders, als loszulachen. Und wird’s zu lärmig oder musikalisch doch ein wenig zu anstrengend: einfach den Ton ausschalten. Die Serie funktioniert nämlich auch im Stillen ganz wunderbar. (nb)

Tom and Jerry

1940 - 1967, 161 Episoden, Trickfilm Metro-Goldwyn-Mayer / USA

DIE

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von Pierre Hagmann

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s ist kalt in Russland. Der Schnee liegt schwer auf den Ästen und zuhause streiten Mutter und Vater. Sie hassen sich sehr, eine Beziehungskrise ist das nicht mehr. Sondern nur noch das verbitterte Warten auf den Vollzug der Scheidung, auf den Verkauf der gemeinsamen Wohnung und vor allem auf die Antwort auf die Frage: Wer kümmert sich nun um Alexei? 12 Jahre alt ist der stille Sohn und für Mutter wie Vater ist er das ungewünschte Relikt einer Beziehung, die keine mehr ist. «Er riecht schon wie der Vater», sagt die Mutter in ihrem Beauty-Salon zur Kollegin. Und zuhause schreit sie den Vater an, der Sohn solle doch ins Internat, doch der Vater sagt, der Sohn solle doch zu ihr, und sie schreit noch lauter und beide wissen nicht, dass er hinter der Tür steht, der Sohn, und lauscht und weint. Und Andrey Zvyagintsev, der russische Regisseur, bestätigt drei Jahren nach «Leviathan», dass keiner so schön den sozialen und moralischen Zerfall seiner Heimat einfangen kann wie er. «Loveless» heisst das aktuelle Werk, in dem ein 12-Jähriger plötzlich verschwindet. Am Filmfestival in Cannes gewann der Film den Spezialpreis der Jury.

ALBEN MEINES LEBENS

Fever Ray Fever Ray Das ist der goldene Schuss. Nebst einer atemberaubenden Atmosphäre und chirurgischem Songwriting findet man auf dieser Platte DEN Harmoniewechsel.

Es folgt nun kein rasanter Thriller über einen Verschollenen und auch keine Geschichte über ein Paar, das in der Tragik des verlorenen Sohnes die Liebe wiederentdeckt. Stattdessen, viel raffinierter, zeigt Zvyagintsev in aller Konsequenz, wie das ist, wenn schon zu viel zerstört ist. Ein Vorort von Moskau, obere Mittelschicht, die koordinierte Suche beginnt, sie ist seltsam in ihrer Mischung aus ernst gemeinter Sorgfalt und mechanischer Kälte. Es ist grau, niemand weint. In langen Sequenzen, die oft an Altmeister Michael Haneke erinnern, durchforstet der Suchtrupp dann einen zerfallenen Betonbau im nahegelegenen Wald, dringt ins Innere des Verwahrlosten? ein und findet doch nichts. Der Film zelebriert eine Poesie der Trostlosigkeit, Mutter liebt einen Neuen, Vater liebt eine Neue, manchmal haben sie Sex, doch lieben sie wirklich? Alle sind tolle SchauspielerInnen und niemand lacht.

«Loveless»

läuft am 18. Mai im Kino Lichtspiele

von Christian von Blind Butcher

Suicide Suicide Hat den Rock ‘n’ Roll paradoxerweise unsterblich gemacht.

David Bowie Aladdin Sane A lad insane! Tausend Ideen werden zusammengewurstelt, und das Resultat klingt phantastisch. Mehr ist immer mehr!

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Portishead Third Zu oft beim Einstudieren von neuen Blind ButcherSongs müssen wir sagen: Leider nein, schon wieder von Portishead gestohlen. Grandios!

Joy Division Closer Dieses Album hat mich beim ersten Durchhören wie nichts zuvor stark in den Bann gezogen, in eine unglaublich dunkle, verborgene Welt geführt und zu einem Musikjunkie gemacht. «This is the way, step inside.» Eine Traumnovelle


MUSIK

ICH TRAGE B A RT L O M E .

Volle Dröhnung ZiRKA aus Bern machen guten alten Punkrock – und das ziemlich gut.

von Marc Gerber

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ie geil ist das denn eigentlich: Wir leben im Jahr 2018, und immer noch gibt es wöchentlich irgendwelche Hardcore- und Punk-Konzerte zu sehen. Die meisten Altpunks haben mittlerweile nicht mehr genug Haare auf dem Kopf, um einen Iro zu formen, und trotzdem sind die Konzerte, die ich besuche, immer rappelvoll! Und auch der Deutschpunk hat sich seit WIZO und Konsorten nicht abgemeldet. Im Gegenteil: Diesen Monat gibt es Musik aus Münsingen! Straight out of the Agglo of Bern City! Als Anhänger von Gitarrenklängen kann ich mich definitiv nicht mehr an alle Konzerte erinnern, doch ich erinnere mich noch gut (Nein, ich bin noch nicht 80 Jahre alt) an mein erstes Deutschpunk-Konzert von Die Kassierer. Wolfgang Wendland war dezent angetrunken, seine Texte schön aufgeschrieben auf Papier, so dass er sie nicht vergass, und ja, Herr Wendland urinierte auch noch in die erste Reihe, bevor er sich komplett auszog. Ich stand zum Glück ganz weit hinten im Zürcher Club Abart und beobachtete das Schauspiel aus einer gewissen Distanz. Dank viel, viel, viel, viel Bier wurde der Abend zum

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Erlebnis, denn bei Die Kassierer geht es definitiv um das grosse Ganze, die Massage, wie man so schön sagt. Wirklich viel Platz auf dem MP3-Player nahm bei mir das Genre Deutschpunk aber nie ein; WIZO, Turbostaat – das war’s auch schon. Zehn Jahr später ist der Punk immer noch nicht tot. Gerade in der Schweiz hat sich während all dieser Jahre eine loyale Fan-Basis erhalten. Insbesondere im Rössli in Bern gibt es unzählige Punk-Konzerte, u.a. mit einer der Stammbands: ZiRKA aus Münsingen, Kanton Bern. Die fünf Jungs machen seit mehr als einem Jahrzehnt ihr Ding. Alles begann mit Ska-Punk, Bläsern und Violinistin, heute sind die Berner eher im Punkrock anzusiedeln. Die Bläser und die Violinistin mussten sich einen neuen Job suchen. Die aktuellste Scheibe von ZiRKA, die es sogar auf Spotify geschafft hat, (Wie Punk ist das denn?) nennt sich «Wir sterben leise» und liefert die volle Dröhnung Punkrock für Fans von WIZO, Turbostaat, The Nutcutters, Rantanplan und Fjord.

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Carmen Bröchin Brille von CHANEL

Bartlomé Optik AG Brillen und Kontaktlinsen Hauptgasse 33 - 4600 Olten www.bartlome-optik.ch


BUCH

..................... KOLT liest ..................... SOS BRUTALISMUS – EINE INTERNATIONALE BESTANDESAUFNAHME Wüstenrot Stiftung Seit einigen Jahren erfreut sich der Brutalismus auch ausserhalb von Fachkreisen grosser Beliebtheit. Zahlreiche Webseiten, Blogs und Instagram-Profile widmen sich vor allem der visuellen Ästhetik dieses Architekturstils. Mit diesem Buch gelingt dem Autorenteam eine Sammlung von brutalistischen Bauten rund um den Globus. Im Gegensatz zu vielen Internetseiten bietet die Publikation neben qualitativ hochstehendem Bildmaterial auch wertvolle Hintergrundinformationen, was sowohl ein Fachpublikum als auch interessierte Laien anspricht. Jan Kohler, Korrektor

ABSCHALTEN: DIE BUSINESS CLASS MACHT FERIEN von Martin Suter

Behäbig begeben sich Führungskräfte aufs Glatteis «Quality-Time» und scheitern kläglich. 13 amüsante Kurzgeschichten in bester Martin Suter-Manier mit Schmunzel-Garantie. Joshua Guelmino, Journalist

von Daniel Kissling

umwi beschisse släbe / asomene graue schiistag cha si Acht Stumpfo Züri empfernt von Dominic Oppliger

«Erzähl weiter!»

, diesen Satz habe ich eine Freundin von mir schon oft sagen hören, das Gesicht voller offenem Interesse und echter Freude an der Geschichte, die man gerade erzählt. Denn sie mag Geschichten, egal, wie klein oder banal, egal, ob man dabei irgendwohin abschweift. Und wenn man kurz stoppt und sich fragt, ob man es lassen soll, das Erzählen, sagt sie: «Und dann?» «Acht Stumpfo Züri empfernt» liess mich an diese Freundin denken. Die Geschichte, die der Zürcher Musiker (Doomenfels u.a.) und Autor Dominic Oppliger in seinem kleinen (und sehr feinen) Debüt von einem tragikomischen Ich-Erzähler berichten lässt, ist zwar alles andere als banal, aber genau so wenig aufsehenerregend. Ein Musiker in seinen Zwanzigern schlägt sich mit Gelegenheitsjobs in Zürich durch. Und mit der Liebe kämpft er, weil es mit ihr nicht so recht klappen will. Mehr oder weniger einvernehmlich hat er sich von Raffi getrennt, die ins Ausland zieht, eben in eine Stadt «acht Stumpfo Züri empfernt». Traurig und einsam fühlt er sich trotzdem, und als er sie dort besuchen geht, auf dem identitätslosen Bahnhofsplatz auf sie wartet, rekapituliert er, wie das alles so gekommen ist. Oppligers Ich-Erzähler erzählt sich seine Geschichte selber und ist dementsprechend ehrlich. Schonungslos inspiziert er seine Gefühlslagen und

EXKLUSIVE VORPREMIERE MI 09. MAI, 20:30 youcinema Olten

Taten, den Heulkrampf in aller Öffentlichkeit, wie er seine Nachbarn beim Toilettengang bespannert, wie er Lena, die hoffentlich Neue, zum Kuscheln drängt, obwohl sie Magendarm-Grippe hat und überhaupt alles irgendwie nicht wirklich passt. Und wir als LeserInnen fühlen, leiden und lachen mit ihm, diesem liebenswürdigen, vom Leben überforderten Millenial, der auf der Suche ist nach ein wenig Nähe. Und wenn er dann abschweift, in seiner so eigenen wie künstlerischen, zugegeben etwas gewöhnungsbedürftigen Züri-Mundart von seinen «füolette Liinehose fezelt» und Mohammed, einem Sans Papier aus Marokko, und dessen Ausschaffung gleich mehrere Kapitel einräumt, dann fragt man sich beim Lesen vielleicht, was das nun alles mit Raffi zu tun hat, wohin diese Geschichte geht, aber gleichzeitig denkt man auch: «Erzähl weiter!» Denn nur wer zuhört (oder liest), kann begreifen, dass «füoletti Liinehose» auch schon mal Sinnbild für eine ganze Generation sein können.

Dominic Oppliger

Acht Stumpfo Züri empfernt Der gesunde Menschenversand, Luzern, 2018. 144 S. ISBN: 978-3-03853-069-5


AM TRESEN

Was das Trinken eines «himmlisch duftenden» neapolitanischen Espressos (in Neapel!) so alles auslösen kann (in Olten!): In diesem konkreten Fall offenbar die Erschaffung eines italienischen Restaurants namens Olivo. Demjenigen, der die überschwänglichen Texte für die Homepage geschrieben hat, gehört jedenfalls ein Kränzchen gewunden, hat er doch richtig erkannt, dass Olten «immer besser» wird.

Denn wenn die Stadt etwas braucht, dann ist es mehr guten Kaffee ab 7 Uhr morgens, hausgemachte Pasta und – Achtung, haltet euch fest – einen Brunch am Sonntag! Oltner Gourmands halten sich vor Freude an den Händen und hüpfen aufgeregt im Kreis, so toll ist diese Neuigkeit. Beim ersten Besuch im Olivo gab’s zwar kein Frühstück, dafür ein schlichtes Birra zum Feierabend. Das Team hinter dem Tresen schien noch etwas geschafft vom stürmischen Eröffnungswochenende mit Cüpli, Antipasti-Buffet und Stadtprominenz und das Mobiliar war noch nicht ganz komplett. Dafür (und das ist wirklich beeindruckend) erstrahlten die Wände, die man auf dem Weg hinunter zum Gabinetto passieren muss, in einem Gold, das Olten so wahrscheinlich noch nie gesehen hat. Fantastico!

Ristorante Olivo Baslerstrasse 15

WO SPIELT DIE MUSIK?

Die Band Tame Impala ist vielen schon ein Begriff. Nicht zuletzt, weil sie mit ihrem dritten Album «Currents» eine breite Hörerschaft erreichten und mittlerweile Headliner von vielen Festivals sind. Vielleicht etwas weniger bekannt, aber deshalb keineswegs weniger interessant, ist die Band Pond. Die beiden Bands Tame Impala und Pond haben sich seit ihrer Gründung stets ergänzt und teilen sich eine gemeinsame musikalische Geschichte. Das neuste Pond-Album «The Wheather» (2017) zum Beispiel wurde von Tame Impalas Frontman Kevin Parker produziert. Die Musik von Pond hat hin und wieder ihre PopMomente und wird damit zugänglicher. Ihre letztjährige Album-Release-Tour unternahmen sie mit dem Schlagzeuger der Band Hamjam. Diese wiederum stammt wie Tame Impala und Pond aus dem australischen Perth. Hamjam ist jedoch neben dem Star Tame Impala immer noch ein Geheimtipp. Ihr neustes Album «a/s/l?» hat definitiv das Potenzial, deine Musik für den Sommer 2018 zu werden. (ud)

Strom. GaS. WaSSer. WWW.aen.ch

MOST WANTED

Jugendbibliothek «Gaaah!», ruft Lotta, wenn sie genervt ist. Sie bezeichnet ihre Geschwister als «Blödbrüder», und «Wie belämmert ist das denn?» gehört in ihr Repertoire an rhetorischen Fragen. Lotta ist noch nicht einmal ein Teenager, redet aber wie einer. Das finden die jungen LeserInnen in der Jugendbibliothek gerade voll lustig. Deshalb stehen sie momentan Schlange (metaphorisch) für den 13. Band von , der den Titel

«Mein Lotta-Leben» «Wenn die Frösche zweimal quaken» trägt. Stadtbibliothek

Manchmal gibt’s nicht viel Neues am Horizont. Wie diesen Monat in der Stadtbibliothek: Dort wird nämlich wieder ganz fleissig

«Die Geschichte des verlorenen Kindes» von Elena Ferrante gele-

sen. Immerhin etwas ist gewiss: Dies ist der letzte Band der weltberühmten «Neapolitanischen Saga», allzu viele Comebacks auf dem Siegertreppchen wird Ferrante also nicht mehr feiern. (nb)


Geld treibt ihn um Der Oltner Markus Meyer arbeitet als Mediator im Wirtschaftsbereich. Nebenbei versucht er seit drei Jahren Menschen davon zu überzeugen, dass sie am 10. Juni für die Vollgeldinitiative abstimmen sollen. KOLT traf den 62-Jährigen zum Gespräch über eine Frage, die ihn schon lange beschäftigt: Wie man das Schweizer Finanzsystem verbessern könnte.

Interview von Fabio Lüdi Fotos von Yves Stuber

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arkus Meyer, wir sind in der Schweiz, und über Geld wird hier nicht gesprochen. Wie schaffen Sie es, dies trotzdem zu tun? Tatsächlich reden die SchweizerInnen nicht gerne über Geld. Das liegt vor allem daran, dass Geld in Bezug auf seine verschiedenen Wirkungsweisen und Funktionen eigentlich immer einer Klärung bedarf. Das macht es schwierig, in diesem Bereich überhaupt eine Veränderung anzustossen, weil die Leute alle irgendwo anders abgeholt werden müssen. Sie sind in Ihrem beruflichen Leben Mediator im Wirtschaftsbereich. Hilft Ihnen diese Tätigkeit, wenn Sie für die Vollgeldinitiative weibeln? Auf jeden Fall. Alle Menschen haben ihre eigene Sichtweise. Es geht nicht darum, Recht zu haben, sondern darum, die Leute vom Vorteil der Vollgeldinitiative zu überzeugen. Ich versuche, die Sorgen der Leute zu erkennen und aufzuzeigen, dass ein Teil dieser Sorgen eventuell mit unserem Geldsystem zusammenhängt. Ist unser Geldsystem nicht viel zu komplex, als dass der Souverän einfach mit einem Zettelchen an der Urne über die Zukunft des Finanzsystems entscheiden könnte?

Es macht diesen Anschein. Eigentlich ist unser Geldsystem nicht so arg kompliziert. Aber diejenigen, die dieses System zu ihren Gunsten erschaffen haben, tun alles dafür, es möglichst kompliziert darzustellen. Das sind in erster Linie die Grossbanken. Die haben kein Interesse daran, dass Kreti und Pleti mitreden können. Die Vollgeldinitiative (VGI) kritisiert vor allem, dass die Geschäftsbanken Geld aus dem Nichts erschaffen. Wie soll das möglich sein? Spricht man von einem Kredit, geht man normalerweise davon aus, dass die eine Partei einen Teil ihres Geldes weg gibt, an eine Partei, die zu wenig hat. Eine Partei verzichtet also auf etwas und geht ein Risiko ein. Holt man heute auf einer Bank einen Kredit, verzichtet die Bank auf nichts. Wie das? Die Bank macht im Prinzip nur eine Buchung in ihrem System. Diese Buchung – das sogenannte Giralgeld – ist quasi ein Versprechen, Bargeld in der Höhe dieses Betrags zur Verfügung zu stellen. Doch nimmt man einen Kredit auf, wird dieser praktisch nie in Bargeld eingelöst. Das Geld wird also nicht am Bankomaten abgehoben. Mit dem Kredit werden vielmehr Rechnungen bezahlt. Das Versprechen auf Bargeld wird somit von einem

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«Ich versuche, die Sorgen der Leute zu erkennen und aufzuzeigen, dass ein Teil dieser Sorgen eventuell mit unserem Geldsystem zusammenhängt.»


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Konto auf ein anderes Konto übertragen. Das heisst, die Banken erfahren durch die Gewährung von Krediten nie eine Minderung ihres Vermögens. Denn diese Versprechen auf Bargeld sind aus dem Nichts erschaffen und wandern als Versprechen von Bank zu Bank. In dem Augenblick, in dem ein Kredit zurückbezahlt wird, verschwindet dieses Versprechen. Was will die VGI denn konkret verändern? Heute gibt die Schweizerischen Nationalbank SNB lediglich unser Bargeld aus. Das Giralgeld, das über 90 Prozent der heutigen Geldmenge ausmacht, wird hingegen von den Geschäftsbanken erzeugt. Wir wollen, dass alles Geld ausschliesslich durch die Nationalbank geschaffen und schuldenfrei in Umlauf gebracht wird. Bei der Umstellung findet an einem festgelegten Stichtag eine Buchung zwischen den Geschäftsbanken und der Nationalbank statt. Dabei wird alles von den Geschäftsbanken aus dem Nichts geschöpfte Giralgeld durch Vollgeld-Darlehen

der Nationalbank ersetzt. Gleichzeitig werden die Zahlungsverkehrskonten, also unsere Lohnkonten, aus den Bilanzen der Banken ausgegliedert. Diese Guthaben werden damit zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel im Eigentum der KontoinhaberInnen, sprich: Der Kontostand, der zuvor nur ein von der Geschäftsbank erschaffenes Versprechen auf Geld war, ist nun zu Vollgeld geworden, quasi zum persönlichen, elektronischen VollgeldPortemonnaie. Im Vollgeld-System bleibt das Geld auf dem Zahlungsverkehrskonto – also dem Lohnkonto – somit auch dann sicher, wenn die Bank in Konkurs gerät. Warum soll dieses neue System besser sein? Die heutige Art der Kreditvergabe durch die Geschäftsbanken führt zu einer unkontrolliert wachsenden Geldmenge, also des gesamten Geldbestandes in der Volkswirtschaft. Die Kreditvergabe ist für die Banken ein zu gutes Geschäft, als dass sie sich hier freiwillig einschränken würden. Als private Unternehmen haben sie die eigenen Ge-

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«Im VollgeldSystem bleibt das Geld auf dem Zahlungsverkehrskonto – also dem Lohnkonto – somit auch dann sicher, wenn die Bank in Konkurs gerät.»


winne im Blick, nicht die Balance der gesamten Volkswirtschaft. So kommen das Wirtschafts- und das Geldmengenwachstum aus dem Gleichschritt, was Blasenbildungen mit darauffolgenden Krisen begünstigt. Die VGI führt zu einer klaren Gewaltentrennung: Die Nationalbank schafft das Geld und bestimmt die Geldmenge, die Banken vergeben Kredite. Damit erlangt die Nationalbank wieder die Kontrolle über die Geldmengensteuerung und kann so ihren Auftrag, die Kaufkraft des Schweizer Frankens stabil zu halten, erfüllen. Das klingt sehr nach Enteignung: Den Banken wird Eigentum weggenommen und an den Staat überführt. Die Geschäftsbanken schulden ihren Kunden das Guthaben auf deren Konten. Mit dem Ersetzen dieser Giralgelder durch Vollgeld erhalten die Banken gesetzliche Zahlungsmittel in Form eines Darlehens der Nationalbank. Für die Kontoinhabenden ändert sich in der Praxis also nichts. Sämtliche Kreditverträge, Verbindlichkeiten und auch die Geldmenge bleiben unverändert. Mit der Umstellung auf Vollgeld wird niemandem etwas weggenommen.

Wäre dem so, würden sich die Banken wohl kaum so vehement gegen die Initiative stellen. Für die Banken ist das heutige System eine lukrative, leistungslose Einnahmequelle. Sie riskieren nichts und binden die Kreditnehmer an sich, denn die Zinsen können ja in Summe nie zurückbezahlt werden. Vergibt eine Bank heute einen Kredit von 100 Franken, vergrössert sie damit die Geldmenge um diesen Betrag. Da eine Bank die Geldmenge stets nur um den Kredit, nie aber auch um die verlangten Zinsen erhöht, fehlt in diesem Geldsystem stets die nötige Menge an Geld für die Zinszahlungen. Um den Zins zurückzahlen zu können, muss also wieder ein Kredit aufgenommen werden. Damit begibt man sich in einen Kreislauf der Abhängigkeit von den Banken. Dann möchten Sie also auch den Zins abschaffen? Das Ziel der VGI ist, ein System zu etablieren, in dem der Zins erarbeitet werden kann. Erzeugen die Geschäftsbanken kein Giralgeld mehr, müssen sie, um einen Kredit zu vergeben, auf ihr eigenes oder auf das Geld aus den Konten ihrer Kunden zurückgreifen, das heute brach liegt. Für diese echte Ausleihe,

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Der Oltner Markus Meyer ist Mediator im Wirtschafts- und Familienbereich, verheiratet und hat vier Kinder. Der 62-Jährige sass von 1989 bis 1994 als Vertreter der «Offene Liste» im Oltner Gemeinderat sowie von 1999 bis 2001 als Vertreter der Grünen im Kantonsrat. Von 2005 bis 2009 war er Mitglied der Oltner Rechnungsprüfungskommission, daneben hat er sich in verschiedensten Kommissionen der Stadt Olten engagiert. Seit 10 Jahren strebt er keine parlamentarischen Ämter mehr an, kandidiert zur Unterstützung der Grünen jedoch weiterhin auf deren Liste. In seiner Freizeit widmet sich Meyer der Philosophie, der Lyrik und der Geopolitik. Er ist überzeugt, dass die Vollgeldinitiative ein Kernproblem der Gesellschaft behandelt. Seit Ende 2015 engagiert er sich darum für die Initiative, seit Anfang dieses Jahres waltet er im Vorstand deren Trägervereins Monetäre Modernisierung MoMo.


«Die Vollgeldreform ist ein uraltes, ja urliberales Anliegen. Unser heutiges Geldsystem hingegen ist ein Schneeballsystem, welches zu Vermögenskonzentration und Verschuldung führt.»

was eine Kreditvergabe ja ist, können die Banken in einem Vollgeld-System auch einen marktüblichen Zins verlangen. Im Gegensatz zur heutigen Situation vergrössert die Kreditgewährung im Vollgeld-System nicht die Geldmenge. Sie machen mit Ihrer Initiative vollmundige Versprechungen: Krisensicheres Geld, 140´000 neue Arbeitsplätze während 10 Jahren und 300 Milliarden Franken für Bund und Kantone. Mal ehrlich: Wie realistisch sind diese Szenarien? Sehr realistisch. Diese Schätzung von 300 Milliarden Franken stammt aus der Anfangszeit der Initiative, um das Jahr 2007. 300 Milliarden entsprechen 140 000 neuen Arbeitsplätzen während zehn Jahren. Damals lag die gesamte Giralgeldmenge bei etwa 340 Milliarden Franken. Heute sprechen wir von rund 1000 Milliarden Franken. Jedenfalls werden die Geschäftsbanken die Darlehen, die ihnen die Nationalbank für das Ersetzen des Giralgeldes gewährt, irgendwann zurückzahlen müssen. Jede Rückzahlung verringert

Doch die haben nichts dafür getan. Niemand hat irgendwas getan für dieses Geld, weder die Geschäftsbanken noch die SNB. Aber es braucht diese Geldmenge, damit die Wirtschaft funktioniert und die Kaufkraft stabil bleibt. Dazu muss das Geld geschaffen und in Umlauf gebracht werden. Es kann nun wie heute als Kredit schuldenbelastet in das System eingespeist werden, oder man bringt es eben schuldenfrei in Umlauf. Beispielsweise, indem es die Nationalbank an den Bund oder an die Kantone auszahlt. Bei Münzen ist das schon immer der

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KUNSTHAUS ZÜRICH

F A S H I O N E X T R E M E I N

die Geldmenge, die sich in Umlauf befindet. Denn mit der Rückzahlung an die Nationalbank wird das Geld vorerst aus dem Geldkreislauf genommen. Das kann die Menge an verfügbarem Geld und damit den Wert des Franken beeinflussen. Die Nationalbank muss dann entscheiden, wie viel Geld sie von diesen Darlehensrückzahlungen wiederum schuldenfrei in Umlauf bringen will. Das kann sie beispielsweise durch direkte Ausschüttung an Bund und Kantone tun.

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D R I V E M O D E K U N S T 5 . MAI FAS H I O N BALL

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Jakob Lena Knebl, Chesterfield, 2014 (Detail), Courtesy of Jakob Lena Knebl Faltenrockharnisch, um 1526 (Detail), Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer William Larkin, Portrait of Diana Cecil, later Countess of Oxford, um 1614–1618 (Detail), English Heritage, The Iveagh Bequest (Kenwood, London)

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Fall gewesen. Die werden vom Bund geprägt und ohne, dass jemand einen Zins darauf bezahlen müsste, in Umlauf gesetzt. Stellen sie sich Geld als eine Infrastrukturleistung für die Gesellschaft vor, wie etwa die Nationalstrassen, die von der Öffentlichkeit erstellt werden. In der Schweiz werden keine direkten Strassengebühren erhoben. Anders beim Geld. Hier stellen die Banken, ohne eigene Leistung zu erbringen, ihr Giralgeld als Infrastruktur zur Verfügung und verlangen dafür eine Nutzungsgebühr, die Zinsen. Das wäre, wie wenn ein Privater auf den Nationalstrassen Nutzungsgebühren für sich selbst eintreiben könnte. Kritik kommt nicht nur aus der BankenEcke. Auch die Universität Zürich urteilt: Eine «schlüssige» Prognose sei nicht möglich. Die Initiative wird kritisiert, weil man das System selbst nicht kritisieren will, denn schliesslich zahlen die Banken ganz erhebliche Beiträge an die Universität Zürich. Nirgendwo wird erwähnt, dass in erster Linie unser momentanes System ein Hochrisikosystem ist, weil darin der Zwang zu immer

mehr Schulden angelegt ist. Die Vollgeldreform ist ein uraltes, ja urliberales Anliegen. Unser heutiges Geldsystem hingegen ist ein Schneeballsystem, welches zu Vermögenskonzentration und Verschuldung führt. Davon profitieren die Banken. Die VGI stellt sich diesem Schneeballsystem entgegen, das ist alles. Um für Ihre Sache zu werben, reisen Sie von Anlass zu Anlass. Woher spüren Sie am meisten Gegenwind? Wir haben die ganze Bankenlobby gegen uns, und die ist nicht auf den Kopf gefallen. Aber was mich wirklich verblüfft, sind die PolitikerInnen von links bis rechts, die mittlerweile Wort für Wort die Argumentation dieser LobbyistInnen übernommen haben. Ich durfte an einem SP-Parteitag im Kanton Aargau auftreten und hatte fünf Minuten Zeit, über die VGI zu reden. Ich sagte, es gibt zwei Sensationen: Erstens das Zustandekommen der Initiative, zweitens den Erfolg der Bankenlobby, die es geschafft hätte, dass sämtliche Partei- und Verbandsoberen die Initiative mit den genau gleichen Argumen-

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«In der Schweiz werden keine direkten Strassengebühren erhoben. Anders beim Geld. Hier stellen die Banken, ohne eigene Leistung zu erbringen, ihr Giralgeld als Infrastruktur zur Verfügung und verlangen dafür eine Nutzungsgebühr, die Zinsen.»


Die Volksinitiative «Für krisensicheres Geld: Geldschöpfung allein durch die Nationalbank! (Vollgeld-Initiative)» VGI kommt am 10. Juni zur nationalen Abstimmung. Die InitiantInnen fordern, dass nur noch die Schweizerische Nationalbank SNB Schweizer Frankenschaffen darf, die Geschäftsbanken nicht mehr. Deren sogenannte «Giralgeldschöpfung» kritisieren die InitiantInnen als «Geldschöpfung aus dem Nichts», von der alleine die Geschäftsbanken profitierten.

ten bekämpfen wie die Bankiervereinigung. Nach mir kam eine SP-Vertreterin auf die Bühne, um gegen die Initiative zu sprechen. Ihr Vortrag begann mit dem Werbevideo der Schweizerischen Bankiervereinigung. Das ist doch äusserst bemerkenswert.

schaffen und schuldenfrei in Umlauf zu setzen, keine Neuerfindung ist, sondern eher eine Wiederentdeckung. Ich bin sehr optimistisch. Bei einem Resultat von über 30 Prozent haben wir eine Grundlage, auf der wir aufbauen können.

Sie brennen für das Anliegen, aber wie schätzen Sie die Chancen der Initiative an der Urne ein? Wird in der Schweiz eine Initiative angenommen, ist das ein kleines Wunder. In der Regel werden jene gutgeheissen, die den Status quo bereits abbilden. Will eine Initiative etwas ändern, hat sie es unglaublich schwierig. Für mich ist darum alles, was über 30 Prozent liegt, eine absolute Sensation. Wofür dann der ganze Aufwand einer Initiative? Für mich geht es vor allem darum, dass sich im Zuge dieser Initiative breitere Schichten überhaupt mit dem Thema auseinandersetzen. Schauen Sie sich an, was alleine in den letzten fünf Jahren an neuen Fachbüchern zu diesem Thema erschienen ist. Ein Blick in die Bibliotheken zeigt, dass das Anliegen, Geld alleine durch die öffentliche Hand zu

Zudem soll die SNB Geld «schuldfrei» in Umlauf bringen, also ohne Gegenleistung, indem sie es direkt an den Bund, die Kantone oder die Bevölkerung verteilt. Damit sollen die Vermögen der BankkundInnen geschützt und Finanzkrisen verhindert werden. Würde die Initiative angenommen, wäre die Schweiz das erste Land der Welt, das das Vollgeldsystem einführt. GegnerInnen werfen der Initiative darum u.a. vor, die Schweiz zum Versuchskaninchen zu machen. BefürworterInnen argumentiere, das Vollgeldsystem sei nichts Neues: 1891 beschloss der Schweizer Souverän, der SNB das Banknotenmonopol zu übertragen, womit der Bund wieder alleiniger Währungsproduzent war. Zuvor konnte jede Bank eigene Noten drucken, die bei anderen Banken aber nur bedingt akzeptiert wurden. Die InitiantInnen argumentieren darum, mit ihrer Initiative lediglich das vom Volk beschlossene Banknotenmonopol auf das elektronische Buchgeld auszuweiten und damit an die digitale Entwicklung anzupassen. Sowohl der Bundesrat als auch das Parlament empfehlen, die Initiative abzulehnen.

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Wird in der Schweiz eine Initiative angenommen, ist das ein kleines Wunder. In der Regel werden jene gutgeheissen, die den Status quo bereits abbilden. Will eine Initiative etwas ändern, hat sie es unglaublich schwierig.

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KILIAN ZIEGLER

Ein Kammerspiel

La calefacción central

von Lina Kirchhofer

Szene: Ein Paar um die 30, noch nicht lange zusammen, tritt in das Zimmer der Frau. Es ist spät. Die Mitbewohner der Frau schlafen schon. Sie scheint das nicht zu interessieren. Er hingegen tritt behutsam auf die alten Holzdielen, verzieht das Gesicht, wenn eine trotzdem knarzt. Sie ziehen sich aus, machen sich bettfertig. Er (nuschelt): «Ich hätte dich vorhin in den Arm nehmen sollen.» Sie: «Was? Du nuschelst wieder.» Er (sich anstrengend, deutlich zu sprechen): «Ich nuschle immer. Daran solltest du dich gewöhnt haben.» Sie: «Was hast du vorhin gesagt?» Er: «Ich hätte dich vorhin umarmen sollen. Auf der Strasse. Als du wütend warst oder traurig. Das kann ich manchmal nicht ganz unterscheiden. Ich hätte dich anhalten und umdrehen und dich halten und dich küssen sollen.» Sie (von ihm abgewandt): «Ja, das hättest du tun sollen.» Er: «Jetzt ist es zu spät.»

Lina Kirchhofer (*1997), stammt aus der Ostschweiz, studiert an der Uni Zürich Germanistik und schreibt u.a. fürs Narr und an ihrem ersten Theaterstück. Dies ist ein Auszug aus selbigem. www.dasnarr.ch

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edesmal, wenn ich mit Spaniern spreche, und nein, das kommt nicht besonders oft vor, dann versuche ich meine Vokabeln, die ich damals an der Kanti Olten im Schwerpunktfach Spanisch mehr oder minder hart erlernte, zusammenzukratzen und daraus Sätze zu bilden. Früher oder später (und damit meine ich: so schnell wie möglich) werde ich dann zu dem Wort greifen, das ich wirklich, also so wirklich, wirklich verinnerlicht habe. Wahrscheinlich erwartet jetzt die Leserin, der Leser ein Wort spektakulären Ausmasses, ein (mindestens im neunten Monat) bedeutungsschwangerer Begriff, eine aus Buchstaben geformte Wucht. Aber nein, es ist doch eher banal, das Wort lautet «la calefacción central». Für diejenigen die des Spanischen nicht mächtig sind, oder gerade dieses eine Wort nicht kennen sollten (Schande!), lassen Sie es mich übersetzten. Es ist ein Ausdruck, der einem im hitzeverwöhnten spanischsprachigen Raum, egal ob in Lateinamerika oder Spanien, das Überleben sichert, es bedeutet nämlich «die Zentralheizung». Gut, das bedarf wohl einer Erklärung: Jedes Kapitel unseres Spanischlehrmittels widmete sich einer eigenen Thematik (die Küche, der Strassenverkehr, der Zoo, und so weiter und so fort). Ein Kapitel, ungefähr in der Mitte des Buches, befasste sich mit dem Strand. Dessen Vokabular-Liste mit zu lernenden Wörtern sah erwartungsgemäss sonnig aus: Das Meer (el mar), der Sonnenschirm (la sombrilla), der Liegestuhl (el stulo de ligo), etc. Und da stand unverhofft sie! Schwarz auf weiss, völlig fehl am Platz:

«La calefacción central». Eine Zentralheizung am Strand? Das ergab (und ergibt) so wenig Sinn, dass ich das Wort bis heute nicht vergessen habe. So weit, so bueno. Vor ein paar Jahren war ich eingeladen, an der Maturfeier meiner ehemaligen Kanti aufzutreten. Stolz erzählte ich auf der Bühne die Anekdote mit der unter der Sonne im Sand liegenden Zentralheizung. Am Buffet, nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung, (Apéro – connecting people since 1291) kam meine Spanischlehrerin von früher auf mich zu. Ich wurde nervös. Was würde sie sagen? Wurde ihr ob der Zentralheizung warm ums Herz? Nun... nein. Sie meinte, ich hätte «la calefacción central» falsch ausgesprochen. Bitte, was? Ich war mehr als nur bisschen gereizt (Stichwort: Zentral-Reizung). Das hiess also, dass ich das Wort, das ich wirklich, also so wirklich, wirklich verinnerlicht hatte, das ich jahrelang mit mir herumgetragen und, zwar nicht besonders oft, aber mit Freude, im Spanisch-Small-Talk eingeflochten hatte, stets falsch prononciert hatte? Es war vielleicht nicht schlecht, dass ich all die spanischen Flüche, die ich in diesem Moment hätte aussprechen wollen, nicht kannte.

«Eine Zentralheizung am Strand? Das ergab so wenig Sinn, dass ich das Wort bis heute nicht vergessen habe.»

Eine verheizungsvolle (haha!) Zeit Señor Ziegler PS: Das Lügenpresse- und Fake-News-Zeitalter hat seine Spuren nun auch am Strand hinterlassen, man denke an den Lügestuhl.

www.bijouterie-maegli.ch

AnziehungskrAft

liegt in unserer nAtur.


PETRA & Sascha

Kants Zehen. Eine Liebesgeschichte von Sascha Garzetti (Text) und Petra Bürgisser (Illustration)

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Man kann sich einen Mann und eine Frau vorstellen, die an einem See sitzen, die Füsse baden, vor sich hinsehen und sich etwas denken. Genauer: Er weiss nicht recht. Und sie sieht hinab auf ihre Zehen. Und sie sieht, und wendet den Fuss, und sieht ganz deutlich, dass sie – also ihre Zehen – aussehen wie Ausserirdische. Sie erinnert sich an eine Passage bei Kant über ein Gespräch unter Läusen. Eine der Läuse sieht aus dem Haarwald eines Bettlers hervor, sieht den Kopf eines Edelmanns und ruft aus: Wir sind nicht die einzigen belebten Wesen der ganzen Natur; sehet hier ein neues Land, hier wohnen mehr Läuse. Sie sieht also auf ihre Zehen hinab und denkt an Kant. Im April 1766 schreibt dieser in einem Brief an Mendelssohn, dass ihn «sein Leichdorn peinigt». Ansonsten ist zu Kants Zehen nichts überliefert. Überliefert ist lediglich, dass Kant jeden Abend um sieben durch Königsberg spazierte.

Die Königsberger sahen aus dem Fenster und dann – wenn sie solche hatten – auf ihre Uhren. Hie und da waren sie genötigt, die Zeiger neu zu stellen. Wenn sie wieder aufblickten, trug der Professor seine gepuderte Haarbeutelperücke bereits um die nächste Ecke. Es war jeden Abend dieselbe Ecke. Was paradox war: Ging Kant doch lediglich und immerzu seinen Gedanken nach. Im Alter tat er dies zunehmend allein. Aus Rücksicht auf seine Gesundheit. Beim Spazieren und

Sprechen durch den Mund Atem zu schöpfen, konnte dieser – also der Gesundheit – nur abträglich sein. Am Philosophendamm übrigens sah Kant zu, wie die Spitzen der Weiden ins Wasser tauchten. Dabei habe er die Kritik der reinen Vernunft skizziert. Beim Betrachten von Weidenkätzen, denkt sie, als sie auf ihre Zehen hinabsieht. Den Mann kümmert Kant wenig. Er sitzt nebendran und sieht, wie sie auf ihre Füsse schaut. Sie hat schöne Zehen, denkt er. Doch es fällt kein Wort. Zumindest nicht jetzt. Man will es ihnen nicht verdenken. Nur: Wer von ihnen lesen will, muss einem leid tun.

Sascha Garzetti *1986, Studium der Germanistik, Geschichte und Nordistik an der Universität Zürich, unterrichtet an der Kantonsschule Baden, schreibt Gedichte und Prosa. Zuletzt erschien der Gedichtband «Und die Häuser fallen nicht um» (2015).

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DER KOLTIGE MONAT

Nathalie, Belgrad

Roger, Dresden

Christoph, La Spezia

Yves, Olten

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s ist Mittwoch, der 18. April, 39 Minuten nach Mitternacht, und wir sind fast fertig mit dieser Ausgabe. Es fehlt noch diese letzte Seite. Die Situation will es, dass in Olten einzig der schwindlige Stuber sitzt, im deutschen Dresden unser Roger (Layout, Ausgehen in Olten) ganz konzentriert (sagt er selbst über sein Selbstporträt) arbeitet und in La Spezia, Italien, unser Christoph (Layout KOLT) fast einschläft, während Nathalie (Redaktion/ Produktion KOLT) in Belgrad den letzten Schluck Kaffee trinkt. Es ist unübersehbar: Diese Arbeit geht an die Substanz. Nun gut, weitermachen!

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Nationale Hautkrebswoche 2018

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Der Gebrauch des Geldes ist dem Besitz des Geldes vorzuziehen. Benjamin Franklin, u.a. Erfinder des Blitzableiters

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