Heimspiel

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Hauptsache, es schmeckt! Wie sich der zweifache Weltmeister im Säbelfechten ernährt und welchen Stellenwert eine Expertin in Sport-Kost sieht

Johannes Zimmermann Gesunde Ernährung – für den Durchschnittsbürger ein großes Ziel auf der Liste alljährlicher Vorsätze, für den Leistungssportler eine Bedingung zum Erfolg. Wer Marathon läuft oder sich einen Boxkampf liefert, der kommt mit den üblicherweise empfohlenen 2.000 Kalorien pro Tag nicht über die Runden. Leistungssportler verbrauchen bis zu viermal so viele Kalorien und müssen diesen Bedarf decken. Dazu braucht es nicht nur eine gesunde, sondern vor allem eine sehr energiereiche Ernährung. Nicolas Limbach ist siebenfacher deutscher Meister und zweifacher Weltmeister im Säbelfechten und weiß, was das bedeutet. Wenn er einkaufen geht, dann landet garantiert kein Low-Carb-Brot im Einkaufswagen. Für einen Sportler wie ihn ist es wichtig, kohlenhydrat- und proteinreich zu essen. Seine Wahl fällt daher eher auf Nudeln und Vollkornbrot. Auf die ein oder andere Sahne-Soße hingegen verzichtet er, auch wenn es ihm schwerfällt. Das wichtigste für Limbach ist, sich bewusst zu ernähren. „Ich liebe Essen und ich koche sehr gerne.“ Das dauere zwar länger

als Fastfood oder Pizzaservice. „Aber so weiß ich wenigstens, was drin ist“, sagt der 31-Jährige. Seinen Marmeladen-Konsum musste Limbach allerdings herunterfahren. Als er vor einigen Jahren begann, sich intensiv mit seiner Ernährung auseinanderzusetzen, wollte er weniger Zucker zu sich nehmen. Seitdem isst er außerdem keine Süßigkeiten mehr während der Fastenzeit. Sein Fachwissen über Ernährung hat er sich zum großen Teil selbst angeeignet. „Bevor ich in die Weltspitze kam, hatte ich nur Laienwissen als Jugendlicher“, sagt der Kölner. Zwar hätten ihm seine Trainer einige Tipps gegeben. „Aber einen fertigen Ernährungsplan haben sie mir nicht hingelegt“, sagt er. Im Laufe seiner sportlichen Karriere sprach Limbach daher auch mit Ernährungsberatern. In Maßen sei alles möglich, auch mal ein Bier oder eine Tafel Schokolade, sagt Judith von Andrian-Werburg, die als Ernährungswissenschaftlerin an der Deutschen Sporthochschule in Köln arbeitet. Regelmäßig berät sie Leistungssportler wie Limbach. Rund um einen Wettkampf, so ihr Rat, sollten die Sportler auf kleine Sünden verzichten. Wichtig seien dann hochwertige und schnelle

„Wenn man um zwei Uhr nachts mit Freunden zur Döner-Bude geht, dann isst man halt einen mit.“ –Nicolas Limbach

Kohlenhydrate. Bei extremen Ausdauer-Belastungen wie einem Radrennen genügten die allerdings nicht. Dann müsse der Kalorienbedarf zusätzlich mit Fetten gedeckt werden. Bei fünf bis sechs Trainingstagen pro Woche müsse auch für eine optimale Regeneration der Muskeln gesorgt werden. Dafür brauche es Proteine. Steht mal kein Wettkampf bevor, könne man sich dann auch etwas erlauben. „Das ist alles eine Frage des Timings“, sagt von Andrian-Werburg. Ohnehin sei Ernährung auch eine Frage der Persönlichkeit. Dass die Athleten sich in der Realität oft anders ernähren würden, als sie sich das wünsche, kann sie durchaus nachvollziehen. „Für viele ist Essen ein großer Teil ihrer Lebensqualität. Die Athleten opfern so viel, man kann sie nicht komplett einschränken“, sagt sie. Doch nicht nur auf den ein oder anderen Döner gilt es als Leistungssportler zu verzichten, weiß Nicolas Limbach. Während der Vorbereitungen für große Meisterschaften musste er seinen Freunden oftmals eine Absage erteilen, wenn sie freitagsabends mit ihm losziehen wollten. Für Trainings und Wettkämpfe am

Wochenende musste er schließlich fit sein. Trotzdem findet Limbach heute, dass er nichts verpasst hat. „Den Titel Weltmeister zu tragen ist etwas ganz Besonderes“, sagt er. 2014 hat er ihn zum letzten Mal im russischen Kasan mit seiner Mannschaft errungen. Heute arbeitet Limbach an seinem Master in International Business Administration und hat sich aus dem Sport zurückgezogen. Dennoch hält sich der 31-Jährige fit. Fünf Mal die Woche macht er Sport, ganz egal ob Fitness-Studio, Joggen oder Fußballspielen mit Freunden. So will sich Limbach endlich wieder schmerzfrei trainieren. Bereits vor zehn Jahren hatten Ärzte Arthrose in seiner linken Schulter festgestellt – die Seite, die in all den Jahren um Siege kämpfte. Blessuren, die auch seine bewusste Ernährung nicht verhindern konnte. Mit dem Essen hält es der zweifache Weltmeister nun auch nicht mehr ganz so streng: „Wenn man um zwei Uhr nachts mit Freunden zur DönerBude geht, dann isst man halt einen mit“, sagt Limbach heute. Früher hat er das nicht gemacht. Doch schon in seiner aktiven Zeit galt für Limbach: „Das Wichtigste ist, dass es schmeckt. Wer sich nicht gut fühlt, ist auch nicht erfolgreich.“

Herausgeber Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft e.V. Im Mediapark 6 50670 Köln Redaktion Naomi Bader Marlena Bodewein Sedef Buacan Jerome Busch Helke Ellersiek Annika Enning Julius Fiedler Judith Henke Maximilian Hübner Carolin Jackermeier Maren Jensen Leon Kirschgens Maik Mosheim Lisa Oder Carlos Pohle Vazquez Lidia Polito Maximilian Rösgen Daniel Rottländer Jan Schroeder Julian Wessel Niklas Zehbe Johannes Zimmermann

Foto oben (Porträt): Privat

Die Fotos ohne Quellenangaben wurden von Schülern der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft (Jahrgang 2016) geschossen.

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