Kammermusikfest Sylt 2022 | ZEHN

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PROGRAMM




„Das Kammermusikfest Sylt ist eine unbeschreibliche Bereicherung für uns während des Sommers. Wir leben sozusagen daraufhin. Es ist entspannt gehalten, an verschiedenen Orten immer sommerlich legère. Und die Musik ist nicht das, was man sonst in den Konzertsälen der Welt hört. Individuell zusammengestellte Programme unter einem Festival Motto. Und wunderbare Künstler.“

Susanne & Klaus Hasselmann, Nobelpreisträger „…ein unglaublich konzentriertes, hinreißendes Konzert, das mich auf wunderbare Art und Weise nicht nur für den Rest des Tages und meiner Reise begleiten sollte.“

Ben Becker, Schauspieler „Ein Genuss für Ohren und Herz“

Ulla Kock am Brink, Fernsehmoderatorin


DIE 10. EDITION DES KMFSYLT


DANKE

Das Kammermusikfest Sylt bedankt sich herzlich bei allen Sponsor*innen, Partner*innen und Freund*innen, die an die unerlässliche Rolle der Kultur für die Gesellschaft glauben, das Festival unterstützen und ihm helfen, weiter gesund zu wachsen.


GEFÖRDERT VON

FREUNDESKREIS

CORPORATE FRIENDS

PARTNER


LIEBE FREUND*INNEN

musikalischer Vielfalt ein ganzes Universum voller Musik – 10 Jahre Kammermusikfest Sylt – von Herzen Glückwunsch für diese beeindruckende Leistung. Traditionen finden ihren Ursprung in einer Idee. Danke für diesen phantastischen Gedanken, Musik und Kunst in die Welt der Sylter zu bringen. Der Mikrokosmos Sylt wird bereichert durch ein vielfältiges Universum aus Musik, mit Werken aus einer Spanne von fast 400 Jahren und das seit nunmehr 10 Jahren.

„Besondere Sterne“ werden zur Jubiläumsausgabe versprochen – wie passend zu einer Insel, deren sternenklaren Nächte jedes Jahr aufs Neue verzaubern. Wie Sternschnuppen werden uns vielfältige Konzerte präsentiert, inspiriert aus der Vergangenheit, mit kreativen Ideen neu interpretiert. Das klingt spannend und ich freue mich sehr, wieder an diesem Zauber teilhaben zu dürfen und bedanke mich herzlich dafür. Allen Besucher*innen, Zuhörer*innen, Künstler*innen, Organisator*innen und Mitwirkenden wünsche ich wundervolle Erlebnisse sowie ein Universum voller Eindrücke bei diesen hochkarätigen musikalischen Veranstaltungen auf Sylt.

IHR NIKOLAS HÄCKEL BÜRGERMEISTER DER GEMEINDE SYLT


LIEBE FESTIVALFREUNDINNEN UND FREUNDE Besondere Konzerterlebnisse an besonderen Orten, außergewöhnliche, kreative Konzertprogramme mit Liebe zum Detail und erstklassige Künstlerinnen und Künstler: dieses und vieles mehr macht das Kammermusikfest seit zehn Jahren unserem Sylter Kulturleben zum Geschenk. So viele besondere und individuell unterschiedliche Musik-Momente bei uns Zuhörerinnen und Zuhörern – sie sind unzählbar wie die Sterne am Himmel. Wie schön, dass dieses Universum an wunderbaren Erlebnissen in diesem Jahr weiter wachsen darf mit einer aufregenden Zeitreise in die vergangenen Festivaljahre. Als evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Westerland freuen wir uns sehr, dass das Kammermusikfest auch in diesem Jahr mit drei Konzerten in unseren Kirchen Gast ist. Besonders freue ich mich, dass seit letztem Jahr auch unsere Stadtkirche St. Nicolai Teil dieses großartigen Festivals ist. Nach der beeindruckenden farbigen Lichtgestaltung des Kirchinnenraums und der wunderbaren Musik im letzten Jahr bin ich schon sehr gespannt, was uns in diesem Jahr erwarten wird. Ich wünsche uns allen ein wunderbares Jubiläumsfestival! Auf dass das Kammermusikfest in Zukunft noch viele große Jubiläen mit uns feiern wird.

IHR CHRISTIAN BECHMANN KANTOR u. ORGANIST EV. KIRCHENGEMEINDE WESTERLAND


ZEHN Editionen des Kammermusikfestes Sylt! Zehn Mal Pläne machen, Hindernisse überwinden, neue Menschen kennenlernen. Zehn Mal schwitzen, ob alles fertig wird und funktioniert, Musiker*innen und Gäste empfangen und eine unglaublich intensive Woche erleben. Und danach einfach voller Glücksgefühle auf die Edition zurückschauen! Vor zehn Jahren hätte ich nicht gedacht, was daraus wird, als Claude und ich das KmfSylt aus einer Laune heraus gegründet haben. Geboren mit viel Enthusiasmus (und wenig Erfahrung), ist es von Anfang an ein Festival mit sehr familiärer Atmosphäre gewesen. Wir sind sehr froh und stolz, dass es sich, vor allem in den letzten Jahren, enorm entwickelt hat und größer geworden ist.


LIEBE MUSIKBEGEISTERTE Zur spannenden Entwicklung des KmfSylt gehört auch, dass es seit zwei Jahren nun Teil des Netzwerks der Nordmetall-Stiftung ist und sich darin gemeinsam mit einer Auswahl Norddeutscher Festivals nicht nur der Weiterentwicklung der Kulturlandschaft widmet, sondern besonders auch der Gewinnung und Förderung der nächsten Generationen. Packen Sie also gerne ihre Kinder und Enkel, Nichten und Neffen ein und bringen Sie sie mit ins Konzert, der Eintritt für sie ist kostenlos! Zum ersten Mal hat das KmfSylt dieses Jahr mit seinem neuen Education-Format „Next Wave“ nicht nur ein Kinderkonzert in der Musikschule Westerland und einen Workshop für die Mitarbeitenden der Sylter Werkstätten angeboten, sondern hat auch ganz gezielt die Sylter Grundschulen besucht und dort Konzerte für ganze Schulklassen gespielt.

Ohne die Unterstützung von vielen helfenden Händen wäre solch eine Festivalgeschichte und -entwicklung niemals möglich gewesen. Und so möchte ich mich bei allen bisherigen Wegbeleiter*innen bedanken: Unserem tollen Team, das mit unermüdlicher Energie alles auf die Beine stellt. Unserem Freundeskreis, der dem Festival mit seiner kontinuierlichen Hilfe eine große Planungssicherheit gibt. Unseren Sponsor*innen und Förderer*innen, ohne deren Unterstützung das Festival so nicht umsetzbar wäre. Unseren Festivalbotschafter*innen, die ihre Freude und ihren Enthusiasmus für das Festival mit anderen teilen. Den vielen fantastischen Künstler*innen, die uns über die Jahre ihre Leidenschaft und ihr Können geschenkt haben. Und natürlich dem begeisterten Publikum, ohne das es kein Festival gäbe. Sie und ihr alle seid das Kammermusikfest Sylt und ihr macht es zu dem, was es ist!

IHR MALTE RUTHS GESCHÄFTSFÜHRER KAMMERMUSICA E.V., TRÄGER DES KMFSYLT

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LIEBES PUBLIKUM Here we are! Und das zum zehnten Mal. Was für eine Ehre, ein Stolz - aber vor allem: was für eine riesige Freude! Mein großer Dank gilt allen, die dazu beigetragen haben, sei es von der ersten Stunde an oder erst seit letztem Jahr, das Festival bis zu dieser ZEHNten Edition zu bringen. In diesem Jahr blicken wir festlich auf eine Dekade sommerlicher Musik zurück und machen im Universum unendlicher Musik in jedem Konzert einen Stopp auf einem von zehn besonderen Sternen. Diese Sterne sind die zehn Planeten der ersten zehn FestivalJahre. Jeweils ein Thema der vergangenen Ausgaben wird in jeweils einem der diesjährigen Konzerte in neuem Licht erklingen, neu interpretiert und ge-remixed.

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Freuen Sie sich auf eine Woche, in der sich der rote Faden dramaturgisch zu einer großen Jubiläums-Konzertgeschichte verdichtet. Mit Stücken, die es damals nicht ins Programm geschafft haben und mit der Rückkehr einiger grandioser Werke der vergangenen Editionen. ZEHN sind natürlich die Konzerte und für jede*n ist etwas dabei: Es erklingt ein wahrhaftiges und vielfältiges Universum aus Musik, mit Werken aus einer Spanne von fast 400 Jahren. Verschiedenste Musikstile sind zu hören, große Namen stehen neben weniger bekannten Komponist*innen und ikonische Stücke sind mit Raritäten kombiniert. Ein großer europäischer Bogen stellt sich dar: der Reichtum der Themen und Traditionen und das enorme Spektrum des Kontinents in seiner Diversität und Individualität. Dies alles in friedlicher Vereinigung und Verbindung, denn der Austausch der Kulturen und Musiker*innen sind das Herz der Musik, die die Jubiläumsedition feiern möchte. – In diesen Zeiten wohl wichtiger denn je…


ZEHN Bilder aus der KmfSylt-Geschichte mit Momenten sowohl auf der Bühne als auch hinter ihr, sind in einer Fotoausstellung im Beachhouse Sylt zu sehen. Um den Blick bei diesem Rückblick gleichzeitig nach vorne zu richten, geht der Verkaufserlös direkt an verschiedene Hilfsorganisationen (Mehr dazu auf S.64). Erwerben Sie ein Stück Geschichte des KmfSylt und geben Sie damit jemandem ein Stück Zukunft und Perspektive. ZEHN großartige Künstler*innen aus verschiedensten Künsten – Pantomime, Lichtkunst, Tanz, Literatur, Malerei...- werden sich in dieser festlichen Edition zum Festivalensemble gesellen, die Musik begleiten und die Konzerte bereichern. Und wenn das nicht schon genug wäre: Nicht zehn, aber drei musikalische Momente „Kammermusik to go“ hier und da auf der Insel, zu denen Sie einfach so dazukommen können, und ein einzigartiger Pantomime-Workshop runden das Musikfest ab. Seien Sie gespannt auf neue Entdeckungen! Ein zehntes Zusammenspiel aus schönster (Kammer)Musik und einmaliger Sylter Sommer-Natur wartet auf Sie. Lassen Sie uns in diesem Sinne gemeinsam feiern und auf zehn Jahre Festival anstoßen!

IHR CLAUDE FROCHAUX KÜNSTLERISCHER LEITER KMFSYLT

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SAMSTAG 24.07

WESTERLAND Kirche St.Nicolai 20 Uhr

WERNER PIRCHNER ° 1940–2001 Heute…war Gestern Morgen. Heute…ist Morgen Gestern ° 1997 Gestern? Heute? Drein sein – beinander bleibn…

EZIO BOSSO ° 1971-2020 Danza Rumba verso il buco ° 2003 ALESSANDRO MARCELLO ° 1673-1747 Oboenkonzert in d-moll ° 1717 Adagio

FRANZ LISZT ° 1811-1886 Harmonies poétiques et religieuses ° 1845-52 Ave Maria

BÉLA BARTÓK ° 1881-1945 Auswahl aus 44 Duos für zwei Violinen ° 1931 MAURICE RAVEL ° 1875-1937 Alborada del gracioso aus „Miroirs“ ° 1904-05 Bearbeitung für Oboe und Klavier von Elaine Douvas

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COLOURS

MIT INGO WENDT ° LICHTKUNST

ERÖFFNUNGSKONZERT HENRY PURCELL ° 1659-1695 Chacony in g-moll Z.730

Bearbeitung für Streichquartett von Benjamin Britten ° 1913-1976 ° arr.1948, rev.1963

JOHANNES BRAHMS ° 1833-1897 Klavierquartett Nr. 1 in g-moll ° 1857-61 Rondo alla Zingarese Giorgini, Marmén, Daniel, Frochaux, Mommertz, King, Mitchell, Ticciati, Steichert, Zemtsov

° pause ° ANTONÍN DVORAK ° 1841-1904 Klavierquintett in A Dur Op. 81 ° 1887 Allegro ma non tanto Dumka. Andante con moto - Vivace Scherzo (Furiant). Molto vivace - Trio. Poco tranquillo Finale. Allegro Mitchell, Ticciati, Zemtsov, Arp, Mommertz

2019.

Farben wecken unweigerlich viele Gefühle. Während der Festival-Tage tauchte das Publikum in jedem abendlichen Konzert physisch in eine Farbe ein, die es hörte und spürte in einem komplett farbig ausgeleuchteten Raum. Neben einem großen Werk am jeweiligen Abend brachte das Festival Colours eine Zusammenstellung von Einzelsätzen oder kürzeren Stücken den Zuhörer*innen möglichst viele verschiedene Emotionen der Farbe nahe. 15


Alles begann 2012 mit „Heimat?“, einer Komposition für Klaviertrio des österreichischen Komponisten Werner Pirchner. Eine Dekade und zehn Festivals später kommt er zurück, um die zehnte Edition des KmfSylt zu eröffnen. Der Titel eines seiner weiteren Klaviertrios „Heute... war Gestern Morgen. Heute... ist Morgen Gestern“ spielt mit der Dimension der Zeit und die Bezeichnungen der ersten drei Sätze scheinen wie gemacht für dieses Jubiläum, das einen vorwärtsschauenden Rückblick auf die KmfSylt-Geschichte geben will. Fragile und reminiszente Klänge im ersten Satz schauen gedanklich in die Vergangenheit; kraftvoll und freudig scheinen die folgenden Sätze das Hier und Jetzt zu feiern und sich des Zusammenseins zu erfreuen. Der vielseitige Komponist, Dichter und Zeichner Werner Pircher, der auf ungewohnte Weise Elemente aus Jazz, Unterhaltungs- und sogenannter Ernster Musik auslotet, leitet mit seiner Musik den ersten Teil des Konzerts bestens ein mit all seinen Farben und Emotionen.

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Süditalien im Sommer: Kinder, die in der flirrenden Hitze in die gelben Kornfelder rennen im Film „Io non ho paura“, vertont von Ezio Bosso in seiner minimalistischen Manier. Alessandro Marcello, Vertreter des italienischen Barocks, bringt uns mit dem erhebenden Klang der Oboe im Adagio zum Schweben. Von der klassischen Vokalpolyphonie und gregorianischen Weisen ist Franz Liszts „Ave Maria“ geprägt. Ein meditatives Gebet und Ausdruck einer Geistigkeit aus dem Zyklus der zehn „Harmonies poétiques et religieuses“. Osteuropäische Folklore in den kurzen und amüsanten Miniaturen für zwei Violinen Bela Bartoks. Lebhafte Tanzmusik, kecke Übermütigkeit und Spanisches Flair in der „Alborada del gracioso“ des Franzosen Maurice Ravel. Die Klarheit in der Musik Henry Purcells, stets bewundert von seinem Landsmann Benjamin Britten, der dessen Chaconne für Streichquartett arrangierte. Die von Johannes Brahms so geliebten „zigeunerischen“ Rythmen münden in ein feuriges, jugendlich-forsches rondo alla zingarese, letzter ungeheuer mitreißender Satz seines Klavierquartetts in g-moll.


COLOURS Wo welche Farben in dieser extrem konzentrierten Vielfältigkeit zu hören sind, ist Ihnen überlassen, denn die Empfindung für die Farben ist letztendlich subjektiv. Aber eins ist sicher: Der Austausch der Kulturen und die friedliche Vereinigung so vieler verschiedenen Traditionen, Stile, Länder, Epochen beweisen so stark, wie bunt und bereichernd die Diversität ist. Und so feiert die Jubiläumsedition die kulturelle Fülle des europäischen Kontinents wie die Farben in einem großen Spektrum. Ebensolch eine Komposition voller Farben stellt der bildende Künstler Ingo Wendt visuell mit seiner poetischen Lichtkunst dar. Die Essenz der Farben, ihre Transformation in entschleunigten Dynamiken und die Mischungen, die mit der Zeit zwischen ihnen entstehen, ermöglichen eine weitere Wahrnehmungsebene.

Das großartige Dvořák-Quintett schließt den Auftakt zu dieser Jubiläumsedition, wie es auch die allererste Festivaledition 2012 abgeschlossen hat. Bereits zu seiner Zeit sehr beliebt, ist es bis heute zu Recht eines der meistgespielten Stücke des Komponisten. Dvořák knüpft dabei an sein neun Jahre älteres Streichsextett an, in diesem Festival ebenso zu erleben in der Matinée in St. Niels. Er verschafft im zweiten Satz einer Dumka Gehör - einem ukrainischen Volkstanz - , die zwischen langsamen Abschnitten und raschen Tanzrythmen alterniert. Hier, wie auch im gesamten Werk, sind unzählige Farben zu spüren: reiche melodische Themen, Melancholie und euphorische Freude, volkstümliche Tänze mit böhmischen Sprengseln, spätromantischer Pathos, inniger Zauber und prachtvolle Klangfülle.

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SONNTAG 24.07

KEITUM Kontorhaus 14 Uhr

Dieses Konzert findet exklusiv für den Freundeskreis des KmfSylt statt

2012.

Der typische Stil der Wiener Klassik, slawische Themen, französische Klangimpressionen oder charakteristische Farben spanischer Melodien, die italienische Opernwelt, Musik der Sinti und Roma bis hin zum Argentinischen Tango ... Die erste Edition des KmfSylt beschäftigte sich mit dem Ausdruck von Heimat in der Musik. Ganz nebenbei suchte es auch nach der eigenen Verortung und fragte sich, ob es eine Heimat auf der Insel finden würde. Ein Werk des österreichischen Komponisten Werner Pirchner – Heimat? – lieferte dem Festival dabei den Titel zu seiner ersten Edition.

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HEIMAT?

MIT SOPHIA LOTH - MALEREI

KONZERT FÜR DEN FREUNDESKREIS GUSTAV JENNER ° 1865-1920 Ballade in e moll für Klavier Giorgini

MYKOLA LYSSENKO ° 1842-1912 Elegie „La Tristesse” Op. 39 Nr. 3 ° 1901 Frochaux, Giorgini

PJOTR TSCHAIKOWSKI ° 1840-1893 Valse sentimentale ° 1882 Frochaux, Giorgini

BEDŘICH SMETANA ° 1824-1884 Aus der Heimat ° 1879-80 Moderato Andantino - Allegro vivo Mitchell, Mommertz

JOHANNES BRAHMS ° 1833-1897 Ungarische Tänze (Auswahl) ° 1868 ANTONÍN DVOŘÁK ° 1841-1904 Slawische Tänze (Auswahl) ° 1878 Giorgini, Mommertz

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Seine Heimat fand das Kammermusikfest Sylt 2012 auf der Insel Sylt. Die Freund*innen des Kammermusikfestes haben entscheidend dazu beigetragen, dass das Festival nun erfolgreich seine zehnte Ausgabe auf der Nordseeinsel feiern kann. Danke Euch und Ihnen allen dafür! Heimat ist so vielfältig, sie kann so verschiedene Formen und Bedeutungen annehmen. Wo ist man geboren? Wo fühlt man sich „zu Hause“? Wo ist man Teil der Community eines Ortes oder Landes? Ist es einfach ein „Gefühl“ von Identität oder auch ein starker Ausdruck der Identität, die in der Musik des bestimmten Landes oder Kulturkreises zugrunde liegt? Grundsätzlich ist es aber immer eine starke Verbundenheit, die zu einem bestimmten Gebiet zu spüren ist. Für die Leipziger Malerin Sophia Loth ist Heimat der Ort, an dem man sich wohlfühlt und gerne immer wieder zurückkehrt. Und dieser Ort ist für sie die Natur als tiefe Inspirationsquelle ihrer künstlerischen Arbeit, von der die Freund*innen des Festivals ein exklusives, kleines Präsent erhalten werden. Die Ballade für Klavier Solo stammt von einem gebürtigen Sylter Komponisten! Gustav Jenner, am 3. September 1865 in Keitum auf Sylt zur Welt gekommen, gilt als einziger Schüler von Johannes Brahms – eine ganz besondere Ehre. Seine ersten fünf Lebensjahre verbrachte Gustav Jenner auf der Insel, bevor er in Kiel die Schule besuchte und nach dem Abitur über eine Empfehlung des Dichters Klaus

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Groth zu dessen Freund Johannes Brahms im Jahr 1888 nach Wien reiste. Die Begegnung mit Johannes Brahms hielt Jenner selbst für „das entscheidende Glück seines Lebens“. Seine Musik steht in enger Verbindung zu der Klangwelt seines Lehrers, hat aber doch zu einem ganz eigenen Klang gefunden. In den oft sehr gesanglichen Themen wird Jenners intensive Beschäftigung mit dem Volkslied spürbar. Was wir mit dem aktuellen Krieg erleben, den Russland gegen die Ukraine führt, stimmt uns nachdenklich zum Thema „Heimat“. Die plötzliche Entwurzelung aus der Heimat durch Vertreibung, Angriffe, Gewalt und Zerstörung ist ein ungeheures Schicksal. Die Musik des Ukrainers Mykola Lysenko und des Russen Pjotr Iljitsch Tschaikowsky, beides musikalische Überväter ihrer jeweiligen Länder, treten hier in einen engen, friedvollen Dialog. In Lysenkos Elegie „La Tristesse“ erklingt eine langsame Valse, deren Charakter und Stimmung eine Verbindung zu der „Valse sentimentale“ Tschaikowskys findet, die nicht harmonischer sein könnte. Dieses „Gespräch“ will betrachtet sein als ein Symbol des Friedens: Denn Musik und musikalische Strömungen vermögen es, sich über Ländergrenzen hinweg zu vereinigen. Sehnsuchtsorte werden zum Ausdruck gebracht, ohne nationalistische Trennungen oder Konflikte herbeizuführen. Musik ist seit jeher eine universelle Sprache, der es


HEIMAT? immer gelingt, Grenzen zu überwinden. Auch Bedřich Smetanas „Aus der Heimat“ schreit buchstäblich danach, in dieses Konzertprogramm aufgenommen zu werden. Nicht nur aufgrund des Titels, sondern gleichzeitig ist die Musik auch eine Liebeserklärung an die heimatliche böhmische Landschaft und deren Bewohner*innen in ihrer authentischen Musikalität. Und Johannes Brahms? Als Lehrer Jenners gehört er natürlich in dieses Konzert. Aber auch vertonte er in den berühmten und vom Publikum geliebten „Ungarischen Tänzen“ die exotische Ungezügeltheit der damals sogenannten „Zigeunermusik“, die von einer sehr starken Heimatverbundenheit geprägt

ist. Insgesamt komponierte er 21 Ungarische Tänze für Klavier vierhändig, in denen er ungarische und „Zigeunermelodien“, aber auch eigene Themen „nach ungarischer Art“ verarbeitete. – Volkstümliche Kunstmusik wird Ausdruck von Heimat… Ebenso in den „Slawischen Tänzen“ Dvořáks, die in enger Verwandtschaft mit jenen von Brahms stehen und sich auch inhaltlich - mit ihren charakteristischen Anleihen an die Rhythmik böhmischer und mährischer Volkstänze - stark an ihrem Vorbild orientieren. Überhaupt war es erst Brahms, der seinen Verleger auf den damals noch unbekannten jungen Komponisten aufmerksam machte.

WIR DANKEN SEHR HERZLICH UNSEREN GESCHÄTZTEN FREUND*INNEN Alexander Winter & Christiane Winter-Thumann · Ursel Hodapp Ulla Kock am Brink & Dr. Peter Fissenewert · Dr. Harald & Friederike Ruths Inge Klein · Jean-Marie & Gabriella Frochaux · Jan Scharfe Werner & Nanne Durth · Susanne & Klaus Hasselmann · Roy & Simone Komorr Dr. Gerd Rathjen · Roland & Maria Baumgartner-Zegg · Dr. Manfred & Helga Semmer Harry & Christian Askitis · Ulrich Ehricke & Georg Reimann · Rita Rückert Dr. Thomas Hübner & Ulrich Zimmermann · Sibylle & Norbert Scheewe Dr. Peter Frellesen & Tobias Bange · Lydia & Dr. Michael Wingenfeld Dr. Moritz Alexander & Thorsten Schmitz-Wippermann und Weitere, die nicht genannt werden möchten 21


FREUNDESKREIS WERDEN AUCH SIE TEIL DES FREUNDESKREISES! In der Familie des KmfSylt profitieren Sie von Vorteilen rund um das Festival wie besonderen Kartenkontingenten und exklusiven Veranstaltungen. ENTSCHEIDEN SIE, WELCHER FREUND SIE WERDEN MÖCHTEN!

BRONZE

150 Euro Paare 200 Euro pro Jahr

SILBER

ab 500 Euro pro Jahr

GOLD

ab 1.000 Euro pro Jahr

Fragen Sie uns gerne nach dem Freundeskreis-Formular. ODER SPENDEN SIE DIREKT ONLINE

KLASSISCH KammerMusica e.V. IBAN: DE51 2175 0000 0165 8464 11 BIC: NOLADE21NOS Nord-Ostsee-Sparkasse

Das Kammermusikfest Sylt ist gemeinnützig und stellt für Spenden ab 300 Euro Spendenbescheinigungen aus. Für Spenden bis 300 Euro finden Sie einen vereinfachten Spendennachweis auf unserer Webseite, den Sie gemeinsam mit der Überweisung beim Finanzamt einreichen können. 22


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SONNTAG 24.07


KAMMERMUSIK TO GO

WESTERLAND Strandhotel Wyn 20 Uhr Ein musikalischer Moment mit Meerblick! Wyn ist Söl’ring, also Sylterfriesisch, und heißt nichts anderes als Wind. Und genauso ungezwungen, intensiv und lebendig wie der Wind selbst ist das Haus und seine Gastgeber*innen. Ganz oben befindet sich die Lounge mit einer herrlichen Aussicht. Hier schweift das Auge frei über die Nordsee, während durchaus mal eine steife Briese draußen vorbeiwehen kann. Im modernen, hyggeligen Ambiente wird man hier einem Kammermusik to go lauschen können, während die Sonne langsam gen Meer sinkt.

Foto: Musikalischer Moment in der Vogelkoje - Kampen 2017

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MONTAG 25.07

2018.

KLAPPHOLTTAL Akademie am Meer 11.30 Uhr

Eine Festivaledition, die ihr Publikum in ein musikalisches Spiegelkabinett mitnahm. Die Konzerte von Mirrors erzählten von doppelten Identitäten, Selbstporträts oder Trugbildern, versteckten Chiffren und Zitaten oder gespiegelten Geschichten.

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MIRRORS

MIT TÄNZER*INNEN DER PALUCCA HOCHSCHULE FÜR TANZ DRESDEN OSVALDO GOLIJOV ° 1960* Last Round für Streichnonett ° 1996 Movido, urgente „Muertes Del Angel“ - Lentisimo Ticciati, Bezrodny, Zemtsov, Arp, Franz, King, Cassidy, Mitchell, Marmén

ROBERT SCHUMANN ° 1810-1856 Adagio e Allegro in As Dur op. 70 ° 1849 Adagio. Langsam, mit innigem Ausdruck Allegro. Rasch und feurig Fegran, Giorgini

ARVO PÄRT ° 1935* Spiegel im Spiegel ° 1978 Frochaux, Mommertz Studierende des Bachelorstudiengang Tanz der Palucca Hochschule für Tanz Dresden Künstlerisches Konzept: Katharina Christl

GYÖRGY KURTÁG ° 1926* Hommage à R. Sch. für Klarinette, Viola und Klavier ° 1990 1. Vivo (Merkwürdige Pirouetten des Kapellmeisters Johannes Kreisler) 2. Molto semplice, piano e legato (Eusebius: der begrenze Kreis…) 3. Feroce, agitato (… und wieder zuckt es schmerzlich Florestan um die Lippen…) 4.Calmo, scorrevole (Ich war eine Wolke… jetzt scheint die Sonne) 5. Presto (In der Nacht) 6. Adagio, poco Andante (Abschied: Meister Raro entdeckt Guillaume de Machaut) Hunt, Cassidy, Giorgini

MAURICIO KAGEL ° 1931-2008 Match für drei Spieler ° 1964 Frochaux, Arp, Riefer

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Ein Spiegel-Spiel – programmatisch als Spiegel konzipiert: Dieses Konzert ist ein Spiegelbild in sich. Auch jedes der Stücke an sich zeigt eine Idee von Reflektion, Dualität, trägt Widmungen oder Zitate, konfrontiert mit musikalischen Messages und spielt ebenfalls mit dem Bild des Spiegels.

Von diesem Stück ausgehend, „spiegeln“ sich dann zunächst die beiden Kompositionen von Robert Schumann und György Kurtág, die jeweils ein Spiegelspiel in sich tragen und sich wiederum gegenseitig an zweiter und vierter Stelle im Konzert spiegeln.

„Mirrors“ ist achsensymmetrisch aufgebaut – alles dreht und spiegelt sich um das zentrale Stück „Spiegel im Spiegel“. Es ist vielleicht das bekannteste Stück des estnischen Komponisten Arvo Pärt, dessen Ausdruck von Klarheit und Reflektion durch die körperliche Darstellung der Tänzer*innen der Palucca Hochschule Dresden unterstützt wird. „Spiegel im Spiegel“ ist die klare Mitte, von der aus sich das Konzert zu beiden Seiten hin entwickelt. Das Werk ist eines der Letzten, das Arvo Pärt vor seinem Weggang aus Estland komponiert hat. 1978 gab der renommierte russische Geiger Spivakov das Stück für Violine und Klavier bei ihm in Auftrag. „Das musikalische Material ist von äußerster Klarheit und Strenge geprägt. Es besteht nur aus der Melodie des Soloinstruments und der dreitönigen Klavierbegleitung. Die Struktur des Stücks folgt einer strengen Formel, bei der keine Note dem Zufall überlassen wird. Der Titel spiegelt direkt das Geschehen in der Musik wider: Auf jede aufsteigende melodische Linie folgt eine absteigende Spiegelphrase", wie es das Arvo Pärt Centre beschreibt.

Kurtágs „Hommage à Robert Schumann“ findet eine Verbindung zu Schumanns „Adagio und Allegro“ nicht nur durch seine direkte Ansprache und seine Widmung. In seiner Hommage verwendet er das romantische Modell des Fantasiestücks und die Besetzung der „Märchenerzählungen“ von Schumann (Klarinette, Viola und Klavier) und zitiert in der Musik die Trinität der Alter Egos Schumanns ganz direkt: den extrovertierten und stürmischen Florestan, den reservierten, kontemplativen Eusebius und den bedachten Meister Raro. Robert Schumann komponierte 1849 eine Gruppe von Kompositionen für Bläser und Klavier – das „Adagio und Allegro“ op. 70 für Horn und Klavier schrieb er im Februar, parallel zu den Fantasiestücken für Klarinette und Klavier. Die zwei Sätze - benannt nach den italienischen Satz- bzw. Tempoanweisungen - bilden in sich ein Gegensatzpaar, wie es eindeutiger nicht sein könnte. Eine zeitgenössische Kritik beschreibt diesen Kontrast überaus treffend als „Stellen innigsten, zartesten Ausdrucks, wie auch andere der feurigsten Leidenschaftlichkeit“


MIRRORS Das erste und das letzte Stück dieses Konzerts bilden die letzte und vielleicht größte Spiegelung. Kagels „Match“ und Golijovs „Last Round“ könnten jeweils als „sportliche Duelle“ betrachtet werden, die eine gewisse Performance in sich tragen. Beide Komponisten legten viel Wert auf die visuell-theatralische Wirkung ihrer Werke. Der aus Argentinien stammende Komponist Mauricio Kagel verbrachte die längste Zeit seines Lebens in Deutschland und entwickelte ein „Konzept des Instrumentalen Theaters“, für das ein experimenteller Umgang mit Klängen und Klangkörpern wesentlich ist – sowohl kompositorisch als auch thematisch. „Match“ passt gut in diese Gattung hinein. Laut Kagel geht die Idee auf einen seiner Träume zurück: Gleich dreimal habe er ihn geträumt und alles ganz klar und in allen Einzelheiten gesehen. Die beiden Streicher sitzen sich dabei als Opponenten gegenüber. Getrennt vom Schlagzeug, mal als Schiedsrichter, mal ins Geschehen eingreifend, tragen sie ihren berauschenden und teils amüsanten Zweikampf aus. Auch bei Golijovs „Last Round“ gibt es durch die Instrumentation quasi einen „Kampf zwischen zwei Ensembles“ – und wieder eine Spiegelung! In Kagels „Match“ ist es der sportliche Zweikampf zwischen zwei Cellisten, die sich den Ping-Pong-Ball gegenseitig zuspielen. In der „Last Round“ sind es zwei Quartette, die sich ebenso ein wenig theatralisch duellieren und wiederum verbunden sind durch eine zen-

trale Position, diesmal in der Figur eines Kontrabasses. Golijovs „Last Round“ für Streichnonett wurde von der Birmingham Contemporary Music Group in Auftrag gegeben und 1996 uraufgeführt. „Ich komponierte Last Round (der Titel ist einer Kurzgeschichte über das Boxen von Julio Cortázar entlehnt) als eine imaginäre Chance für Piazzollas Geist, ein letztes Mal zu kämpfen“, schrieb Golijov. „Das Stück ist als ein idealisiertes Bandoneón konzipiert. (…) ‚Last Round‘ ist aber auch ein sublimierter Tango-Tanz: Zwei Quartette stehen sich gegenüber, getrennt durch den zentralen Bass, wobei die Geigen und Bratschen wie in den traditionellen Tango-Orchestern aufrecht stehen. Die Bögen fliegen in der Luft wie umgedrehte Beine in einer kreuz und quer verlaufenden Choreographie, immer anziehend und abstoßend, immer in der Gefahr, aufeinander zu prallen, immer vermeidend mit der Unveränderlichkeit, die man nur erlangen kann, wenn man heiße Leidenschaft in reine Muster verwandelt.“

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MONTAG 25.07

MORSUM Kirche St. Martin 20 Uhr

LUDWIG VAN BEETHOVEN ° 1770-1827 Klaviersonate Nr. 14 in cis-Moll op. 27 „Mondscheinsonate“ ° 1795-96

Bearbeitung für Streichquartett von Johannes Marmén Adagio sostenuto Marmén, Ticciati, Zemtsov, Arp

Die Poesie der Stille JOMI

LUDWIG VAN BEETHOVEN ° 1770-1827 Violinsonate Nr. 5 in F-Dur op. 24 „Frühlingsonate“ ° 1800–1801

Bearbeitung für Streichtrio von Anssi Karttunen Allegro Adagio molto espressivo Scherzo. Allegro molto Rondo. Allegro ma non troppo Mitchell, Cassidy, Frochaux

Die Befreiung des Ausdrucks JOMI

LUDWIG VAN BEETHOVEN ° 1770-1827 Große Fuge in B-Dur op. 133 ° 1825–1826 Ticciati, Marmén, Zemtsov, Arp

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FERMATE REPRISE BEETHOVEN FREEDOM

MIT JOMI - PANTOMIME

2020. Juli

Das Pause-Zeichen in der Musikschrift, „Fermate“, kurioserweise auch „Corona“ genannt, gab dem einzigen realisierbaren Konzert jenen Jahres seinen Titel und betonte den abrupten Stopp im kulturellen und allgemeinen Leben aufgrund der Pandemie.

2020. Oktober

Eine Sonderediton, die doch noch den großen Meister Beethoven und sein 250-jähriges Jubiläum feiern konnte. Sie feierte auch die Hoffnung für die Zukunft und einen Wiederbeginn -oder musikalisch gesagt: eine Reprise - der Kultur und des Zusammenkommens.

2021.

Freedom: Fünf Festivaltage, die sich der Freiheit widmeten in all ihren Facetten. Freiheit als kontinuierliche Manifestation in unserem Zusammenleben und in den Spielregeln unserer Gesellschaft. Freiheit als Beschreibung physischer und virtueller Grenzen. Freiheit als Einfluss auf die Natur, auf Wirklichkeit und Vorstellungskraft, die Fragen an Religionen und Politik stellt bis hin zur Revolution als radikalster Schritt gegen alle Widerstände.

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Musik und Pantomime! Der zauberhafte Pantomime-Künstler JOMI untermalt die besondere Dramaturgie dieses Konzertabends in St. Martin mit seiner Kunst – mit drei der populärsten Stücke Ludwig van Beethovens wird die Geschichte der letzten zwei Jahre nicht nur des Festivals, sondern in gewisser Weise auch der ganzen Welt erzählt. Das Konzert „Fermate – Reprise Beethoven – Freedom“ fasst drei vergangene Editionsthemen zusammen und präsentiert damit einen großen Teil der KmfSylt-Konzerthistorie. „Freedom“ war ursprünglich dem Freigeist Beethoven gewidmet und wegen seines großen Jubiläums eigentlich für das Jahr 2020 geplant. Doch der abrupte Stopp durch die Pandemie machte die Durchführung des Festivals in seiner ursprünglichen Planung unmöglich. Diese Zwangspause brachte den sinnbildlichen Titel „Fermate“ für das verbliebene und einzige Konzert hervor, das in jenem Sommer realisiert werden konnte. Im darauffolgenden Herbst war es dem KmfSylt dann doch noch möglich, den großen Komponisten zu feiern: in der verkleinerten Sonderedition „Reprise Beethoven“, die den großen Wunsch nach der Rückkehr zu einer baldigen Normalität zum Ausdruck brach-

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te. 2021 konnte dann letztendlich eine revisionierte Ausgabe der Edition „Freedom“ stattfinden. – Das ist der Grund, warum diese drei Themen in der Festivalgeschichte des KmfSylt zusammengehören und diese in einem gemeinsamen Jubiläumskonzert zum Klingen gebracht werden sollen. Die Stimmung der ikonischen „Mondscheinsonate“ leitet den Abend ein mit ihrem Bild von der Verlorenheit und Ratlosigkeit in stiller Nacht, die nur vom Sichelmond blass beleuchtet wird. Der Satz „Mondnacht“ in einer Bearbeitung für Streichquartett von Johannes Marmén des ursprünglich als Klaviersonate (op.27) komponierten Stückes, erklingt in der außergewöhnlichen Tonart cis-Moll und drückt musikalisch den jähen Stopp der Welt und dessen eigentümliche Stille aus. Ausgehend von dieser Stille leitet Jomi pantomimisch in den Frühling über. Die „Poesie der Stille“ ist eine Darstellung über diese Jahreszeit und seine zu neuem Leben erblühende Natur. Sie erzählt metaphorisch von einem ersehnten Leben „nach der Pandemie“. Auch musikalisch macht sich der Frühling bemerkbar und erklingt mit Licht, Hoffnung und Bewegung in Beethovens Violinsonate Nr. 5, die aufgrund ihres frischen und erwachenden Charakters später dann auch den Beinamen „Frühlingssonate“ erhielt– hier in einer Bearbeitung für Streichtrio. Beethoven vollendete die Sonate im Jahr 1801, natürlich im Frühling! Angeblich habe das Werk


FERMATEFERMATE REPRISE BEETHOVEN REPRISE BEETHOVENFREEDOM FREEDOM

auch Frühlingsgefühle ausgelöst – und so gelingt damit ein Schritt in Richtung wiedergewonnene Freude durch eine gedanklich wiedererlangte Normalität.

In einer Kritik wurde die Fuge seinerzeit als „chinesisch“ bezeichnet und weiterhin geschrieben: „Wenn die Instrumente in den Regionen des Süd- und Nordpols mit ungeheuren Schwierigkeiten zu kämpfen haben, wenn sie sich unter einer Unzahl von Dissonanzen durchkreuzen, dann gibt es ein Concert, woran sich allenfalls die Marokkaner ergötzen können.“ Dies zeigt, wie groß die Beethovensche Bereitschaft war, traditionelle „Grenzen“ zu überwinden in einer solch konservativen und voreingenommenen Zeitgenossenschaft…Das ist Freedom!

Mitten in dieser „wiedergewonnenen Normalität“ feiert JOMI die Freiheit und die „Befreiung des Ausdrucks“ so wie er sie fühlt, sich vorstellt und sie darstellt: eben ganz frei. Eine große Freiheit nahm sich auch Beethovens Individualismus, der radikal alles in Frage stellte. Sein revolutionäres Denken kam auch in der „Großen Fuge“ op. 133 zum Ausdruck, in Form einer völlig neuartigen Tonsprache. Die Fuge ist einer dieser Fälle innovativer Kammermusik, die die damaligen Zuhörer*innen, sowohl Publikum als auch Kritiker *innen und Verleger*innen, heillos überforderte.

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DIENSTAG 26.07

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LIST Erlebniszentrum Naturgewalten 10.30 Uhr


DIE POESIE DER STILLE

WORKSHOP MIT JOMI

Körpersprache macht den Großteil unserer Kommunikation aus und JOMI will sie uns verständlich machen. Als hörbehinderter Künstler ist JOMI Augenmensch, der gelernt hat, genau zu beobachten. So konnte er unter anderem auf besondere Weise erfahren, dass eine gute Körpersprache die Wärme in der Kommunikation verbessert. Damit kann derjenige schnell Vertrauen gewinnen, der seine eigene Körpersprache beherrscht. JOMI macht uns mit der Sprache des Körpers vertraut und weckt so in jedem das Bewusstsein für seine eigene Körpersprache. Er hilft dabei, diese Sprache bewusst sprechen zu können und vermittelt den Teilnehmer*innen des Workshops, wie die Körpersprache anderer auf einen selbst wirkt.

Durch die Unterstützung der Listland-Stiftung kann dieser einzigartige Workshop kostenlos angeboten werden. Profitieren Sie dazu von einem Besuch in den Naturgewalten, einem wahren Erlebniszentrum und entdecken Sie das neue spektakuläre 360° Kino!

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DIENSTAG 26.07

ERMENEGILDO DEL CINQUE ° 1700-1773 Sonata Nr. 1 in B-Dur für drei Celli ° 1795-96 Lento e con affetto Frochaux, Arp, King

JOSEPH DALL‘ABACO ° 1710-1805 Capriccio XI für Cello ° 1800–1801 King

MICHAIL GLINKA ° 1804-1857 Trio Pathétique ° 1832 Allegro moderato Scherzo: Vivacissimo Largo Allegro con spirito Bezrodny, Frochaux, Apekisheva

RODION SHCHEDRIN ° 1932* Drei heitere Stücke ° 1997 Gespräche (Rubato recitando) Spielen wir eine Oper von Rossini (Recitativo – Allegro assai) Humoreske (Sostenuto assai) Ticciati, Frochaux, Apekisheva

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MORSUM Muasem Hüs 15 Uhr


LA DOLCE VITA

MIT RONNY BERG - GELATO

NICCOLÓ PAGANINI ° 1782-1840 Capriccio für Violine ° 1795-96 Ticciati

NINO ROTA ° 1911-1979 Trio für Klarinette, Cello und Klavier ° 1973 Allegro Andante Allegrissimo Hunt, Arp, Apekisheva

2016.

Ein sommerlicher Ausflug ins Land des Dolce Vita, von Venedig bis Rom, von der Toskana bis nach Sizilien, dorthin, „wo die Zitronen blühen“. Das allererste kleine Jubiläum des KmfSylt waren Musiktage voller Barock, Belcanto und Film: drei Säulen, die dafür gesorgt haben, dass das musikalische Italien in den letzten drei Jahrhunderten in der erste Reihe der Kulturwelt vertreten sein sollte.

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Barock, Oper und Kino: sicherlich die drei besten Visitenkarten des musikalischen Italiens. Ein Land mit unglaublichen Kunstschätzen, zauberhaften Landschaften und Inspirationsquelle für Künstler*innen aus allen Bereichen: bildende Künste, Literatur, Kochkunst, Gelato... Aber auch die Heimat unzähliger Komponist*innen, die die europäische Musikgeschichte entscheidend geprägt haben. Hier natürlich nur eine kleine, aber besondere Kostprobe! Aus einer bis ins Mittelalter zurückreichenden adligen Familie aus dem Stadtviertel Trastevere in Rom stammend, ist der 1700 geborene Ermenegildo del Cinque der Einzige, der in Erinnerung geblieben ist. Als Dichter und Maler sehr kunstaffin und wenn auch „nur“ als Amateurmusiker, so war er doch kompositorisch überaus produktiv. Selbst unter Cellist*innen ist er immer noch weitgehend unbekannt, obwohl er ein enormes und beachtenswertes Repertoire an Cello-Sonaten hinterlassen hat.

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Ebenso der italienische Cellist Giuseppe Marie Clemens Dall’Abaco, der in seinem langen Leben – er wurde stattliche 95 Jahre alt - zahlreiche graziöse und dennoch dem Barockstil seiner jungen Jahre und seines Vaters verhaftete Stücke für sein Instrument schrieb. Die elf Capricci für Cello solo zeigen eine Virtuosität auf einem Instrument, dessen er ein wahrer Meister war und in seiner Zeit dafür sehr bekannt. Das lyrische Belcanto hat u.a. mit Rossini, Donizetti, Verdi und Puccini die italienische Oper in der Welt groß gemacht, so dass sie auch jetzt aus keinem Opernhausspielplan wegzudenken ist. Dieser Stil wurde Referenz und zugleich Gegenstand der Sehnsucht für viele Komponist*innen, die nach Italien reisten und dort Zeit verbrachten. So wird der Blick hier einmal „von außen“ auf die Italienische Oper gelenkt. Bis nach Russland hat die Ästhetik und der Gesangsstil des italienischen Belcanto auswärtige Komponisten wie Strawinski und Tschaikowski beeinflusst. Auch der russische Komponist Michail Glinka ging 1830 nach Italien und lebte dort drei Jahre lang. Er studierte in Neapel und lernte in Mailand Vincenzo Bellini und Gaetano Donizetti kennen. Das „Trio Pathetique“ zeigt seine dort erworbenen Kenntnisse über die italienische Oper und ist hörbar geprägt vom Belcanto: molto cantabile und theatralisch. Man


LA DOLCE VITA vermag geradezu der Handlung auf der Bühne zu folgen, mit allen Elementen, die stereotypisch sind für eine erfolgreiche italienische Oper: Ouvertüre und Schlussakt, leidenschaftliche Dialoge zwischen einer Sopranistin und einem vor Liebe dahinschmelzenden Tenor, der weise Bass, unterstützende Chormelodien, die große Arie, hinterhältige Strippenzieher, die flüsternd aus der Deckung hervorlugen... Der ebenfalls russische Komponist und Pianist Rodion Shchedrin bezieht sich im Satz „Spielen wir eine Oper von Rossini“ auf den ganz eigenen Stil des italienischen Opernkomponisten. Die „Drei heiteren Stücke“ sind, wie der Titel schon sagt, tatsächlich nicht ganz erst gemeint, sondern nehmen uns -und Rossini!- in ihrer augenzwinkernden Parodie liebevoll auf den Arm und regen uns zum Lachen an. Der „Vollblut-Italiener“ Nicoló Paganini, berühmtester Violinvirtuose seiner Zeit, war sicherlich auch ein großer Verfechter des “Dolce Vita” – mit Lebensfreude und Genuss. Es heißt, sein äußeres Erscheinungsbild und seine brillante Spieltechnik hätten ihn bereits zu Lebzeiten zu einer Ikone gemacht. Und mit seinen 24 Capricci hält er seitdem weltweit alle Violin-Solist*innen im wahrsten Sinne des Wortes beschäftigt.

International bekannte und preisgekrönte Komponisten wie Nino Rota oder Ennio Morricone sind untrennbar mit der Tradition des italienischen Kinos verbunden, mit der legendären Cinecittà und seinem KultRegisseur Fellini, dem wir auch den Titel der Festivaledition 2016 zu verdanken haben. Das brillante Trio für Klarinette, Cello und Klavier von Nino Rota, leider viel zu selten in den Konzertsälen gespielt, zeigt die „seriöse“ Seite des Komponisten und beweist sein Können über seine Genialität in der Filmmusik hinaus, in der er nicht zuletzt als Oscar-Preisträger sehr viel bekannter war. Rota lebte und arbeitete wie Ermenegildo de Cinque in Rom - und so schließt sich der Kreis in der italienischen Hauptstadt voll Geschichte und Tradition. Und der kulinarische Genuss darf natürlich nicht fehlen, wenn man über Italien erzählt: Genießen Sie ein Gelato, serviert von unserem geliebten und stets sonnig gelaunten Festivalkoch Ronny!

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DIENSTAG 26.07

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WESTERLAND Kirche St. Niels 20 Uhr


ZAUBERWELTEN

MIT MOÏRA GILLIÉRON - BÜHNENBILD

TAZUL TAJUDDIN ° 1969* Gamel-Rawak für Gamelan ° 2015 Riefer

Improvisationen über eine Zauberwelt ° 2022 Künstler des Festival-Ensemble

FRANZ SCHUBERT ° 1797-1828 Streichquintett in C Dur ° 1828 Allegro ma non troppo Adagio Scherzo. Presto - Trio. Andante sostenuto Allegretto Mitchell, Ticciati, Zemtsov, Frochaux, Arp

2017.

Unzählige Abenteuer, die das Publikum in dieser Edition in weite Ferne brachten. Die Konzerte der Zauberwelten erhoben sich zur Glückseligkeit des Paradieses und verloren sich in der Weite der Unendlichkeit; sie traten ein in die Welt der Träume oder in jene der Mythologie mit ihren Metamorphosen; in eine neue Dimension aus Halluzinationen und Fiktion fielen sie hinein; amüsiert betrachteten sie den Zirkus mit seinen Kunststücken und Clowns oder ließen sich von der Unterwasserwelt verzaubern...

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Es gibt Welten, deren Existenz der Vorstellung entspringen und die auf normalem Wege nicht erreichbar sind; zu weit entfernt, als dass man sie erleben könnte, scheinen sie unergründlich, doch sicherlich sind sie alle große Quellen von Neugier und Faszination. Der Musik gelingt es, die Gedanken und die Fantasie fliegen zu lassen und diese Welten beinahe berührbar zu machen. Sie verbindet die Wirklichkeit mit der nicht wahrnehmbaren Welt der Einbildung. Das Publikum begiebt sich bereits beim Eintritt in den Kirchenraum von St. Niels in eine ganz besondere Zauberwelt: Die Szenografie der jungen Bühnenbildnerin Moïra Gilliéron und glockenartige Klänge entführen bereits vom Beginn an in eine andere phantastische Welt. Der Raum füllt sich mit absurden Objekten und kleinen Wundern und wird anhand von Licht und Klang in Szene gesetzt. Sogar der spezielle Altar von St. Niels wird mit neuem Licht Teil der Szenerie.

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„Gamel-Rawak“ des malaysischen Komponisten Tazul Tajuddin, 2015 geschrieben und in Kuala Lumpur uraufgeführt, setzt sich inhaltlich aus den zwei Teilen seines Titels zusammen: Gamel von „Gamelan“ abstammend, einer südostasiatischen Musikform, die immer im Ensemble gespielt wird und „Rawak“, malaiisch für „zufällig“. Diese beiden stehen in völligem Kontrast zueinander, denn die Gamelan-Musik sieht solistische Performances traditionell nicht vor und gibt auch keinen Raum für Zufälligkeiten, alles ist detailliert strukturiert. Die graphische und text-basierte Partitur von „Gamel-Rawak“ jedoch stellt die Ansprüche an die Spielenden, das musikalische Material selbst zu organisieren, wodurch die Rollen zwischen Komponist und Aufführendem verschwimmen. Klanglich werden die Sonoritäten der Instrumente so verschmolzen, dass eine Textur entsteht, welche im Idealfall eine Identifikation des einzelnen Instrumentes nicht mehr ermöglicht. Es entsteht ein Klangteppich einer für uns fremden Klangsprache, die uns sphärisch in andere Welten bringt. Eine kleine freie Improvisation mit einigen Künstler*innen aus dem Festivalensemble wird zu einem einzigartigen Moment– in dem Sinne, dass er tatsächlich nie mehr so sein wird wie an diesem Abend. In einer Realität, in der wir gewohnt sind, alles digital abrufen zu können, was wir bereits einmal gehört haben, kann solch ein Moment in seiner Gesamtheit nur in dieser parallelen Konzertwelt passieren.


ZAUBERWELTEN

Franz Schuberts Streichquintett in C Dur: Dieses göttliche Streichquintett – das Einzige in der Besetzung mit zwei Celli – gehört unzweifelhaft in den Olymp der Kammermusik und entführt seine Hörer*innen in ein anderes Universum. Franz Schubert komponierte das viersätzige Stück im Jahr 1828, nur ein paar Monate vor seinem Tod. An seinen Bruder Ferdinand schrieb er 1824: „Freylich ist’s nicht mehr jene glückliche Zeit, in der uns jeder Gegenstand mit einer jugendlichen Glorie umgeben scheint, sondern jenes fatale Erkennen der miserablen Wirklichkeit, die ich mir durch meine Phantasie (Gott sey’s gedankt) so viel als möglich zu verschönern suche.“ Seine Worte zeigen die große Zerrissenheit, die Schubert in dieser Zeit geplagt haben muss. Ob er sich gerade wegen des „fatalen Erkennens der miserablen Wirklichkeit“ in eine Phantasiewelt flüchtet, wissen wir nicht, aber sicher ist, dass dieses Quintett nichts hat von irgendeiner banalen Realiät, sondern uns in phantastische kammermusikalische Höhen führt ... göttliche Phantasie, ganz besondere Klangfarben durch

die Besetzung, die perfekte Verwobenheit der fünf Stimmen, lange melodische Bögen. Besonders im zweiten Satz erscheint die Zeit derart musikalisch gedehnt und in ihren puren und perfekten stehenden Harmonien verliert man sich tatsächlich in der Unendlichkeit. Zurecht gilt er als einer der Höhepunkte in der Geschichte der Musikkomposition und als Synthese der emblematischsten Züge der Schubert‘schen Poetik. Emotional so überwältigt kann man sich nach solch einem Stück nicht mehr auf der Erde befinden, sondern muss in einer wahrhaften Zauberwelt angelangt sein.

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DIENSTAG 26.07


KAMMERMUSIK TO GO

WESTERLAND BeachHouse 22 Uhr Ein musikalischer Moment mit Wein! Das BeachHouse-Sylt ist eines der schönsten Restaurants der Insel, um das Leben in vollen Zügen zu genießen. Relaxte Atmosphäre mit Meerblick und hohe Kochkunst ohne viel Chichi ist hier die Kombi, in der sich auch die Künstler*innen des KmfSylt immer wieder rundum wohlfühlen. Beim Logenplatz hoch oben auf der Westerländer Düne ist nicht nur die große Sonnenterrasse ein Grund, um die Seele baumeln zu lassen, sondern auch das BeachHouse Motto: „Willkommen bei Freunden“. Der Gastgeber Jan Scharfe ist selber großer Fan und Unterstützer des KmfSylt. Gemeinsam mit seinem charmanten Team weiß er, was die Gäste lieben: das Gefühl, jetzt und hier genau richtig zu sein.

Foto: Musikalischer Moment in den Sylter Werkstätten - Tinnum 2017

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MITTWOCH 27.07

2014.

Eine Festivaledition, in der sich alles um Wunderkinder drehte, um jene Künstler*innen, die im frühen Alter bereits über eine unglaubliche Reife verfügen und mit ihrer unerklärlichen Frühbegabung seit jeher Musikwelt und Zuschauer*innen gleichermaßen faszinieren.

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KEITUM Sylt Museum 12 Uhr


WUNDERKINDER

MIT DER ALTEN WÄSCHEREI - FLORISTIK

WOLFGANG AMADEUS MOZART ° 1756-1791 Oboenquartett in F Dur KV 370 ° 1781 Allegro Adagio Rondeau. Allegro Daniel, Mitchell, Cassidy, Frochaux

ALMA DEUTSCHER ° 2005* Allegretto für Streicher ° 2012 Mitchell, Marmén, Zemtsov, King

FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY ° 1809-1847 Streichquartett in a moll Op. 13 ° 1827 Intermezzo. Allegretto con moto - Allegro di molto Mitchell, Marmén, Zemtsov, King

WOLFGANG AMADEUS MOZART ° 1756-1791 Hornquintett in Es Dur KV 407 ° 1782 Allegro Andante Rondo. Allegro Fegran, Marmén, Cassidy, Zemtsov, Arp

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Zweifelsohne waren viele der großen Komponist*innen auch schon in sehr jungen Jahren außergewöhnlich talentiert. Aber wenn man aufgefordert wird, „schnell mal ein Wunderkind aus der Musikgeschichte“ zu nennen, dann kann nur ein Name fallen: Mozart! Wenn man dann weiter fragt „wer noch“ – dann ist da Felix Mendelssohn zu nennen, der auch als „der Mozart des 19. Jahrhunderts“ bezeichnet wurde, wenn man Schumanns Worte über ihn zitieren will. Aber gibt es auch in unserer Zeit so etwas wie die Wunderkinder seinerzeit? Alma Deutscher, 2005 in England geboren, ist Komponistin, Pianistin und Geigerin, schrieb im zarten Alter von acht Jahren das kurze Stück „Quartettsatz“. Die Intention dabei ist nicht, einen Vergleich zwischen zwei „Riesen der Musikgeschichte“ und der jungen, britischen Komponistin herzustellen, sondern ihr außergewöhnliches Talent und die brennende Musikalität in so frühen Jahren zu feiern. Alma Deutscher komponierte dieses charmante Werk in einem Stil, angelehnt an den der beiden großen Meister. In Kombination dazu steht ein weiteres Zwischenspiel, Felix Mendelssohns „Intermezzo“ aus dem Streichquartett Op. 13, das liedhaft und leichtfüßig weder als Menuett noch als Scherzo daherkommt. Es ist der dritte Satz eines seiner bedeutendsten Frühwerke und erstaunliches Produkt eines 18-jährigen, das er 1827 komponierte – kurz nachdem er in Berlin die Nachricht

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vom Tode Ludwig van Beethovens erhielt, den er sehr verehrte. Und tatsächlich tritt im gesamten Quartett die enge Verbindung zum Beethovenschen Spätwerk mal verdeckt, mal ganz offen zu Tage. Nicht nur in der Tonart, in der man eine ganz direkte Anleihe an Beethovens a-Moll-Quartett op. 132 sehen kann, sondern auch in seinem Ausloten der Romantik, dessen großer Wegbereiter Beethoven war. Eingerahmt werden diese beiden vom Über-Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart. Neben den vier Flöten-Quartetten und dem einzigartigen Klarinettenquintett sind das Oboenquartett und das Hornquintett wohl seine wichtigsten Kammermusikwerke für Bläser. Das Oboenquartett komponierte Mozart 1870 in München für den ersten Oboisten der damals berühmten Mannheimer Hofkapelle – dem wohl besten Orchester seiner Zeit. Von dem Oboisten Friedrich Ramm schwärmten viele:


WUNDERKINDER „ ... man sagt nicht zu viel, wenn man behauptet, dass noch keiner den schönen, runden, sanften und wahren Ton auf der Oboe, verbunden mit der schmetternden Tiefe im Forte, sich so vorzüglich zu eigen gemacht habe als er“. Auch Mozart schätzte Ramms Qualitäten und ermöglichte im Quartett der Oboe wahrlich zu scheinen und sich im besten Licht zu präsentieren. Ebenso macht er es mit dem Horn: Geschrieben für einen ihm gut bekannten Musiker-Freund: dem alten Salzburger Bekannten seiner Familie, Hornist Johann Leutgeb. Nach dessen Zeit bei der Salzburger Hofkapelle hatte dieser völlig das Metier gewechselt und ein Geschäft als Käsehändler aufgebaut – und das mit der finanziellen Hilfe von Mozarts Vater! Doch dem Horn blieb er zeitlebens verbunden und so trägt es auch den Beinamen des „Leitgeb’schen Quintetts“. Die ungewöhnliche Besetzung mit nur einer Violine und dafür zwei Bratschen sorgt dabei für einen volleren und wärmeren Klang, der sich harmonisch vortrefflich mischt mit dem tieferen Horn. Die blühende Fantasie, die aus den Köpfen der Wunderkinder auf unserem Plakat seinerzeit wie deren musikalische Ideen herauswuchs und in einem Blumenbuquet geradezu bukolisch herausquillt, reflektiert sich in den wunderschönen Blumen von Johannes Philipson, kreativer Kopf der beliebten Alten Wäscherei in Keitum.

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MITTWOCH 27.07


KAMMERMUSIK TO GO

WESTERLAND roy 18.30 Uhr Ein musikalischer Moment mit Style! Der große und offene Multilabel-Store „roy“, praktisch auf dem Weg zum Meer, ist bei Gästen wie Syltern eine beliebte Adresse für Outfits fern des Mainstreams. Roy und Simone Komorr führen hier ein individuelles Bekleidungs- und Schuh-Sortiment von lässig bis angezogen. Mit viel Liebe und Spaß füllen die beiden Eigner und ihre Mitarbeiter*innen den Ort rundum mit guter Stimmung. Mit seiner großen Mitte und ans Theater erinnernden Scheinwerfern hat der Laden bereits selbst ein wenig die Anmutung einer Bühne. Dort, wo normalerweise Kleidung in Szene gesetzt wird, wird er beim Festival einfach mal für anderen Bühnenzauber genutzt.

Foto: Musikalischer Moment bei Roy - Westerland 2021

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MITTWOCH 27.07

2014.

KLAPPHOLTTAL Akademie am Meer 21 Uhr

Das Thema der zweiten Edition WahnsinnsLiebe war durchaus mehrdeutig zu lesen: als eine Liebe, die wahnsinnig groß ist, aber auch als eine Liebe, die in den Wahnsinn treiben kann. Als eine Liebe zur eigenen Muse, die den Komponisten zur genialen Schöpfung zwingt, aber auch als Sublimierung der Liebe, die man am eigenen Leib erfahren oder durch die Literatur mitempfunden hat.

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WAHNSINNSLIEBE

MIT MISHA LOEWENBERG - REZITATION ROBERT SCHUMANN ° 1810-1856 Mondnacht ° 1840

Arrangement für Oboe und Streichtrio von Colin Matthews

Daniel, Mitchell, Cassidy, Frochaux

JOHANNES BRAHMS ° 1833-1897 Intermezzo Nr. 2 in A Dur aus Klavierstücke op. 118 ° 1892 Mommertz

SERGEI PROKOFJEW ° 1891-1953 Stücke aus dem Ballet „Romeo und Julia“ ° 1936 Bearbeitung für Viola und Klavier von Max Knigge

Zemtsov, Mommertz

RICHARD WAGNER ° 1770-1827 Solo aus dem dritten Akt von Tristan and Isolde ° 1795-96 Daniel

CÉSAR FRANCK ° 1822-1890 Klavierquintett in f-moll ° 1878-1879 Molto moderato quasi lento Lento, con molto sentimento Allegro non troppo, ma con fuoco Bezrodny, Marmén, Cassidy, King, Apekisheva

Rezitationen zwischen den Stücken von Misha Loewenberg

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Alle Menschen haben sich mindestens einmal im Leben verliebt. Kein Wunder also, dass die Liebe der primäre Antrieb für allemöglichen Schöpfungen ist. Gedichte, Romane, bildende Kunst und eben Musik... Sie tragen so oft Geschichten tiefster Liebe in sich. Natürlich ist das traditionelle Nachtkonzert im Klappholttal die perfekte Szenerie für einen Abend, der über WahnsinnsLiebe erzählt. Ein später Abend, der mit dem aufziehenden Mond über den Dünen beginnt, wie die Nacht sich über die Felder gesenkt hat in Schumanns „Mondnacht“. Wohl eine der populärsten Schöpfungen Schumanns überhaupt, gehen Musik und Dichtung hier eine einzigartige Symbiose ein. „Meine geliebte Clara, ich möchte, ich könnte Dir so zärtlich schreiben, wie ich Dich liebe, und so viel Liebes und Gutes tun, wie ich Dir’s wünsche. Du bist mir so unendlich lieb, dass ich es gar nicht sagen kann. In einem fort möchte ich Dich Liebling und alles mögliche nennen, ohne satt zu werden, Dir zu schmeicheln. Deine Briefe sind mir wie Küsse“. Die Melancholie voller Zärtlichkeit des Brahmsschen „Intermezzo in A-Dur“ aus den Klavierstücken op. 118 scheint wie die Vertonung dieses Briefes und einer unmöglichen Liebe, die zeitlebens eine Liebe auf dem Papier blieb. Und so ist wohl Clara Schumann auch die heimliche Widmungsträgerin der Klavierstücke. Sie schrieb 1892 in ihr Tagebuch: „eine wahre Quelle 54


WAHNSINNSLIEBE

von Genuß, Alles, Poesie, Leidenschaft, Schwärmerei, Innigkeit, voll der wunderbarsten Klangeffekte […] In diesen Stücken fühle ich endlich wieder musikalisches Leben in meine Seele ziehen und spiele wieder mit wahrer Hingebung.“ Romeo und Julia: Sicherlich muss man über dieses Paar der Literaturgeschichte nicht viel sagen, ohne dass jeder ihre tragische Liebe kennt. Sergei Prokofjews op. 64, dessen Handlung treu der Theatervorlage William Shakespeares folgt, ist das längste und bekannteste Ballett des Komponisten und gilt weithin als dessen bedeutendster Beitrag zu dieser Gattung. Liebe und Tod sind sicherlich nicht erst seit dem Mittelalter Stoff der Volksliteratur, aber mit Tristan und Isolde haben sie prominente Vertreter*innen, die immer wieder bearbeitet wurden, auch von Richard Wagner.

Das feurige Klavierquintett in f-moll Cesar Francks mit seinem überwältigenden Pathos ist ein musikalisch-leidenschaftlicher Liebesbrief des Komponisten an seine Studentin, der nicht nur Francks Ehegattin eifersüchtig werden ließ. Das Stück wurde schon in seiner Entstehungszeit von Édouard Lalo als Explosion beschrieben und Franz Liszt war der Meinung, dass der vehemente Ausdruck des Quintetts die Grenzen der richtigen Kammermusik überschritten haben könnte. Die Premiere brachte eine der außergewöhnlichsten Szenen des französischen Musikbetriebs hervor, als Camille Saint-Saëns, Pianist der Uraufführung und Widmungsträger des Werks, am Ende des Stücks, erzürnt von der zu intensiven, fast fieberhaften Ekstase der Musik, von der Bühne stürmt. Liebende Komponist*innen, Komponistenlieben, Zweierbeziehungen, Mehrecksbeziehungen, Lieben auf den ersten Blick, lange Lieben – und das alles in der Musikwelt. Das ist der geistreiche Beitrag der Schauspielerin Misha Loewenberg, die uns mit ihrer fesselnden Stimme und ihrer erhellenden Zusammenstellung hinter die Kulissen der Musik schauen lässt.


WESTERLAND DONNERSTAG Kirche St. Niels 12 Uhr 28.07

2015.

Eine Reise von Tschechien bis Rumänien über die Slowakei und Ungarn: Ein gezielter Ausschnitt aus den weiten Gegenden Osteuropas, die einerseits den sogenannten Westen beeinflusst haben mit ihrer urwüchsigen Musik voller intensiver, melancholischer und freudiger Melodien. Gleichzeitig haben sich viele osteuropäische Komponist*innen gen Westen aufgemacht und andere Musikkulturen in ihre Kompositionen aufgenommen. Ein Ostwind, der alle Beteiligten befruchtet hat.

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OSTWIND

MIT JOCHEN MISSFELDT - LITERATUR

GEORGE ENESCU ° 1881-1955 Aubade ° 1899 Bezrodny, Cassidy, Frochaux

VINKO GLOBOKAR ° 1934* Toucher ° 1973 Riefer

ANTONÍN DVOŘÁK ° 1841-1904 Streichsextett in A Dur Op. 48 ° 1878 Allegro. Moderato Dumka. Poco Allegretto Furiant. Presto Finale. Tema con variazioni. Allegretto grazioso, quasi Andantino Mitchell, Bezrodny, Zemtsov, Steichert, Frochaux, King

JOCHEN MISSFELDT ° 1941* Zwischen Oben und Capo Frasca ° 2004 Ostwind oder die fünfzigste Flucht Missfeldt

BOHUSLAV MARTINŮ ° 1890-1959 Quartett für Klarinette, Horn, Cello und kleine Trommel ° 1924 Allegro moderato Poco Andante Allegretto ma non troppo Hunt, Fegran, King, Riefer

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Eine weite Gegend, die auf den Westen schon seit jeher eine große Faszination ausgeübt hat: Geographisch so nah und kulturell dann irgendwie doch so fern war und ist die osteuropäische musikalische Landschaft seit jeher inspirierend und vielseitig. Die Themen und Rhythmen, die von den westlichen Komponisten am meisten verwendet wurden um ihren Werken eine gewisse osteuropäische, exotische Atmosphäre zu verleihen, scheinen mehr aus der Musik der Sinti und Roma zu stammen, als aus der lokalen Volksmusik einer bestimmten osteuropäischen Region. Bereits in der Barockzeit inspirierte die traditionelle Musik des Fahrenden Volkes Komponisten wie Telemann, Haydn oder Brahms, der seine berühmten „Ungarischen Tänze“ komponierte. Und auch ohne die osteuropäischen Komponist*innen wäre das heutige musikalische Europa nicht vorstellbar: Man denke an Meister wie Dvořák, Smetana, Janáček oder Bartók, die mit ihrer unverkennbar „osteuropäischen“ Musik einen gewissen „Ostwind“ in die musikalischen Breiten Europas und später auch der USA brachten.

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George Enescu, musikalischer Vater Rumäniens, und Antonín Dvorak, Ikone Tschechiens, verkörpern in ihren Biografien wahrhaft die Bewegung von Ost nach West und den Austausch verschiedener Kulturen in ihrem Schaffen. Beide Komponisten wanderten nach Westen - der rumänische Komponist fand eine zweite Heimat in Paris, der böhmische Komponist verbrachte drei Jahre in den USA. Auch wenn sie stark an ihre Musik-Tradition gebunden blieben, so nahmen sie doch die musikalischen Stile ihrer (vorübergehenden) Wahlheimaten in ihre Kompositionen auf: Enescu die impressionistische französische Farbigkeit, Dvořák die amerikanische Folklore. Die „Aubade“, ein morgendliches Liebeslied, wurde 1899 während George Enescus frühen Jahren in Paris komponiert, wo der Komponist von 1895 bis zu seinem Tod mit Unterbrechungen lebte. Das Trio ist eine funkelnde Hommage an den Pariser Salon, aber greift auch subtil auf die rumänische Volksmusik zurück: Die Melodie über gezupfte untere Seiten erinnert in seiner Textur an eine Taraf, ein kleines Volksmusikensemble aus Rumänien oder Moldawien, zu der auch das typische Saiten-Schlaginsturment der Region, das Zymbal, gehört.


OSTWIND

Vor der amerikanischen Periode schrieb Antonin Dvořák 1878 sein Streichsextett in A-Dur, vollkommen geprägt und vollgesogen von böhmischer Folklore. Eine Sprache, die Dvořák auch später nie vollständig ablegen sollte; ganz im Gegenteil sagen einige, dass er vor allem in der Fremde ganz besonders böhmisch komponiert habe, trotz der großen Anleihen an die neuen amerikanischen Einflüsse. Im Streichsextett manifestiert sich das „Böhmische“ in vielen Facetten: mal melancholisch singend wie zu Beginn des ersten Satzes und in der Dumka, mal mitreißend tänzerisch wie im Scherzo. Gerade die böhmischen Komponisten verbinden nämlich auf höchster künstlerischer Ebene den urwüchsigen Charme tschechischer Volksmelodien, ihren wechselnden Charakter zwischen tiefer Melancholie und spontaner ehrlicher Freude, mit den monumentalen formalen Konstrukten der mitteleuropäischen Romantik. In diesem Konzert, in dem die Literatur das Programm und Konzept bereichert, wird Jochen Missfeldt sinnfällig seine Erzählung „Ostwind oder die fünfzigste Flucht“ lesen. Selbst in Nordfriesland lebend, ist er Preisträger des Wilhelm-

Raabe-Literaturpreises, des Kunstpreises des Landes Schleswig-Holstein sowie des Italo-Svevo-Preises. Passend dazu gesellt sich der Slowenische Komponist und Improvisator Vinko Globokar, der in seinem Schaffen viel Wert auf das Verhältnis von Musik und Sprache legt. Toucher basiert auf dem Theaterstück „Das Leben des Gallileo“ von Berthold Brecht, ursprünglich auf Deutsch geschrieben. Globokar extrahiert sechs Szenen aus diesem Stück und übersetzt sie ins Französische. Er bittet das Schlagzeug, die Rollen im Stück zu sprechen, während er sich selbst auf Schlaginstrumenten begleitet, die die Klänge im Französischen imitieren sollen. Insgesamt spricht der Schlagzeuger sechzehn Rollen sowie alle Regieanweisungen. Langsam aber stetig übernehmen die Instrumente immer mehr das Sprechen für den Schlagzeuger, bis dieser vollständig verstummt. Das Quartett für Klarinette, Horn, Cello und kleine Trommel wurde 1924 vom tschechischen Komponisten Bohuslav Martinu komponiert, der gerade nach Paris gezogen war und auch im weiteren Verlauf seines Lebens in verschiedenen Ländern Westeuropas und den USA leben sollte, aber nie mehr dauerhaft nach Osteuropa zurückkehrte. Auch er nimmt in seiner Musik Bezüge zur Volksmusik seines Landes – mit tänzerischen Melodien, einer differenzierten Rhythmik und einer reizvollen Spannung zwischen den verschiedenen Elementen, durch welche neue Zusammenhänge und Klangfarben entstehen.

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DONNERSTAG 28.07

Konzertsponsor

KEITUM Friesensaal 20 Uhr


ZEHN

MIT MADELEINE FROCHAUX - VISUAL DESIGN

WOLFGANG AMADEUS MOZART ° 1756-1791 Sinfonia concertante in Es-Dur KV 364 ° 1779 Bearbeitung für Violine, Viola und Streichsextett von David Lundblad Allegro maestoso Andante Presto Mitchell, Zemtsov - Ticciati, Marmén, Cassidy, Steichert, Frochaux, King

ERIK GRISWOLD ° 1969* Action Music ° 2013 Riefer, Daniel, Hunt, Fegran, Mommertz

° pause ° DMITRI SCHOSTAKOWITSCH ° 1906-1975 Fünf Stücke für 2 Violinen und Klavier Arrangement von Levon Atovmyan

Präludium Gavotte Elegie Walzer Polka Mitchell, Ticciati, Mommertz

ERNST VON DOHNÁNYI ° 1877-1960 Sextett in C Major Op.37 ° 1935 Allegro appassionato Intermezzo Allegro con sentimento Finale. Allegro vivace, giocoso Apekisheva, Marmén, Cassidy, Frochaux, Hunt, Fegran

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Nach einer Woche voller Rückblicke auf die vergangenen Festivaleditionen in ihren jeweils ganz unterschiedlichen Charakteren, die im großen europäischen musikalischen Bogen dennoch im regen Austausch standen und sich gegenseitig immer bereichert und gegenseitig vorangetrieben haben, feiert das Gran Finale im festlichen Abschlussprogramm genau diese Vielfalt und den unermesslichen Reichtum der Musik. Wie auch schon in den ganz verschiedenen Gestaltungen der vergangen Editionen, die heute Abend zum festlichen Anlass das erste Mal alle gemeinsam zu erleben sind, schafft es die Illustratorin Madeleine Frochaux, dieses enorme Universum im Plakat der diesjährigen Festivaledition grafisch zu transportieren. Denn die Welt der Musik ist tatsächlich ein unendliches Universum, in dem ein Anfang und ein Ende oder die zwei äußersten Punkte zu finden nicht möglich ist. Wolfgang Amadeus Mozarts und Erik Griswolds Stücke, zwei Musikerlebnisse, die unterschiedlicher kaum sein könnten, miteinander zu kombinieren, ist ein Versuch, zwei Extreme dieser Vielfalt hörbar zu machen.

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Schönste Melodien, perfekteste Harmonien, treffendste Balance zwischen den Stimmen, Eleganz in ihrer natürlichsten Form. Mozart schrieb die künstlerisch außergewöhnlich reife „Sinfonia Concertante“ 1779 in Salzburg. Die klangprächtige und beschwingten konzertante Gattung als konzertähnliche Form für zwei oder mehrere Solo-Instrumente und Orchester, war zu dieser Zeit in aller Munde. Mozart schafft hier fein austarierte Dialoge, sowohl zwischen Violine und Viola als auch zwischen ihnen und dem Orchester. Im Gegensatz dazu hat „Action Music“ Griswolds keine feste Besetzung, es kann von einer beliebigen Anzahl von Instrumenten in jeder Kombination gespielt werden, von Solist*in bis zum Orchester. In den meisten Abschnitten des Stücks spielen die Interpret*innen in einem engen rhythmischen Unisono zusammen. Allerdings entscheidet jede*r Spieler*in selbst, welche Tonhöhen, Klänge und Instrumentaltechniken verwendet werden. Die Harmonien, die entstehen, sind zufällig und Dialoge im klassischen Sinne


ZEHN entwickeln sich nicht. Die Wirkung ist vielmehr enorm durch seine wahnsinnig starke Rhythmik und seinen einzigartigen Zusammenklang. Die „Fünf Stücke“ von Schostakowitsch entsprechen so gar nicht der Niedergeschlagenheit und dem Schrecken, den so Mancher bei seiner Musik erwarten würde. Sie sind größtenteils spaßig und gut gelaunt: Ursprünglich einigen seiner weniger bekannten kleinen Filmmusiken und Bühnenstücken entstammend, wurden sie von Schostakowitschs Freund Levon Atowmyan zusammengefasst. In ihrer verführerischen Ohrwurmqualität verwendet er die verschiedenen Tänze aus der europäischen Tradition – Gavotte, Walzer, Polka – zum Genuss der Zuhörer*innen einfach weiter.

nànyis gesehen werden kann. Auch klassische feinsinnige Texturen eines Mendelssohns scheinen durch. Doch Dohnànyi schöpft nicht nur aus seinen Vorbildern, sondern wirft einen Blick auf das weite Stilpanorama der 1930er Jahre. Er experimentiert mit neuen Ausdrucksformen, die zeitweilig bis ins Skurrile driften und an Schostakowitsch erinnern. Im vierten Satz reflektiert er die musikalischen Entwicklungen des Jazz, der in dieser Zeit in ganz West- und Mitteleuropa Fuß fasste. Die ungewöhnliche Besetzung wirkt auf den ersten Blick recht eklektisch und hat wesentlich dazu beigetragen, dass es in den Konzertsälen wenig vertreten ist. Wenn man das Stück jedoch hört, kann man nichts anderes denken, als dass es genau dafür gemacht ist – und genau für das Festivalfinale von ZEHN!

Das spektakuläre Sextett in C-Dur Dohnànyis, sein letztes kammermusikalisches Werk und letztes Stück des Festivals ZEHN, verkörpert den reichen Austausch der Kulturen und Stile vortrefflich. 1935 geschrieben und in Budapest uraufgeführt, sind die Anleihen an die Vergangenheit zahlreich: An die symphonische Tradition eines Gustav Mahlers mit einem Sinn für opulente Klangfarben – der erste Satz startet mit einem epischen und heroischen Thema, das vom Horn eingeleitet wird. An den romantischen Korpus eines Brahms, der als der Ausgangspunkt des Schaffens Doh-

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WESTERLAND BeachHouse

ZEHN BILDER FÜR DIE UKRAINE Das Kammermusikfest feiert seine ZEHNte Edition auch in einer Foto-Ausstellung im Beachhouse Sylt. Spontane Momente, träumerische Portraits, Einblicke hinter die Bühne ... Das alles ist das Kammermusikfest Sylt. Für das KmfSylt ist dieses Jahr ein Jahr zum Feiern. Seit Februar ist es dies für viele jedoch nicht. Daher wollen wir mit dem Erlös der Verkäufe einen kleinen finanziellen Beitrag dazu leisten, Not dort zu lindern, wo es nötig und möglich ist. Wir freuen uns, wenn das KmfSylt mit einem Bild bei Ihnen zu Hause Einzug hält und dafür auch noch etwas Gutes tut.

SOFORTHILFE für die Ukraine

Gemeinnützige Hilfsorganisation Stützpfeiler.org e.V. www.stuetzpfeiler.org

PSYCHOLOGISCHE HILFE für vom Krieg traumatisierte Kinder

Voices of Children Charitable Foundation www.voices.org.ua/de/

HILFE DURCH KUNST Kreativität fördern und Mut machen

ARTHELPS gGmbH www.arthelps.de

Der Verkaufserlös aller verkauften Bilder wird einer dieser Organisationen zugute kommen. Entscheiden Sie sich gerne, welche Sie am liebsten unterstützen möchten. Wir werden Sie über den Fortgang informieren. 64


AUSTELLUNG

ZEHN BILDER DER KMFSYLT-GESCHICHTE

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KÜNSTLER*INNEN

KATYA APEKISHEVA KLAVIER Die Preisträgerin des internationalen Klavierwettbewerbs von Leeds wurde in Moskau in eine Musikerfamilie hineingeboren. Sie trat weltweit mit führenden Orchestern unter Dirigent*innen wie Sir Simon Rattle, David Shallon, Jan Latham-Koenig auf. Neben gefeierten CD-Einspielungen gehören zu den derzeitigen Höhepunkten Auftritte beim Bath Mozart Fest, St. George's Bristol und der renommierten Wigmore Hall, wo sie regelmäßig zu Gast ist. Als gefragte Pianistin tritt sie mit Künstler*innnen wie Janine Jansen, Natalie Clein, Maxim Rysanov und Boris Brovtsyn auf. Gemeinsam mit ihrem Klavierduo-Partner Charles Owen, ist sie künstlerische Leiterin des London Piano Festivals.

JULIAN ARP CELLO Julian Arp gehört zu den letzten Schülern von Boris Pergamenschikow. Er schloss zwei Konzertexamen mit David Geringas und Eberhard Feltz mit Auszeichnung ab. Als Solist und Kammermusiker konzertiert er weltweit an Konzertorten wie der Wigmore Hall oder der Carnegie Hall in New York und ist regelmäßig zu Gast bei renommierten internationalen Kammermusikfestivals. Bereits seit zwanzig Jahren bildet er mit dem Pianisten Caspar Frantz das Duo Arp/Frantz, mit dem er zahlreiche Wettbewerbe gewann, u.a. Felix Mendelssohn Bartholdy, den Deutschen Musikwettbewerb und "Premio Vittorio Gui“ in Florenz. Julian Arp ist Professor in Graz und ein gefragter Dozent bei internationalen Meisterkursen. 66


RONNY BERG GELATO Im Herzen Berlins geboren, entwickelte er schon in jungen Jahren eine tiefe Verbundenheit mit der Natur und ihren Produkten. Nach der Lehre zum Koch und einem Feinschliff auf der MarineVersorgungs-Schule in List breitete sich die Neugier auf kulinarische Abenteuer in unbekannten Ländern aus. So verschlug es ihn ins Ausland, wo er in renommierten Häusern, u.a in Sorrento und Edinburgh nicht nur seine Fähigkeiten, sondern auch seinen Gedankenpalast ausbaute. Wieder zuhause angekommen, studierte er Lebensmitteltechnik und ist seither mit mit dem Entwickeln von Produkten beschäftigt. Seit 2014 verwöhnt Ronny Künstler und Team des KmfSylt rund um. Nun sind Sie dran...

ANNA LIISA BEZRODNY

VIOLINE

Anna-Liisa Bezrodny, in Moskau geboren, wuchs in Finnland auf. Das Studium führte sie nach London, wo sie die prestigeträchtigste Auszeichnung der Guildhall School of Music, die Goldmedaille, erhielt. Sie ist Trägerin zahlreicher Preise, u.a. „Heifetz“ und „Brahms“ International Competition und den Ehrenpreis der Pro Musica Foundation Finnland. Sie ist als Solistin mit Orchestern wie dem Philharmonia und Royal Philharmonic London, dem Moskauer Sinfonieorchester und dem Gewandhaus und MDR-Orchester Leipzig unter Dirigenten wie Leif Segerstam, Neeme Järvi, Leonid Grin und Paavo Järvi aufgetreten. Sie spielt auf einer Amati Violine.

MEGHAN CASSIDY VIOLA Die gebürtige Londonerin Meghan Cassidy studierte an der Royal Academy. In dieser Zeit gewann sie den „Sydney Griller Award“ und den „Sir John Barbirolli memorial prize“. Sie führte ihre Studien in Leipzig mit Tatjana Masurenko, in Hamburg mit Nobuko Imai und mit Hartmut Rohde in Prussia Cove weiter. Mit ihrem Ensemble Solstice Quartet wurde sie ausgezeichnet vom Tillet Trust and Park Lane Group und der Royal Overseas League. Sie ist Gast-Solobratschistin u.a. im BBC National Orchestra of Wales, Royal Liverpool Philharmonic, Opera North und Royal Scottish National Orchestra. Meghan ist Gründerin des Marylebone Chamber Music Festival in London. 67


KATHARINA CHRISTL

CHOREOGRAFIE

Nach ihrer internationalen Karriere als Solistin und Choreografin unter anderem am Ballet National de Marseille, dem Bayerischen Staatsballett, BoD und Charleroi Danse / Plan K, kehrte die ehemalige Palucca-Schülerin Katharina Christl zurück nach Dresden und übernahm als Professorin die Leitung des Masterstudiengangs Choreografie an der Palucca Hochschule für Tanz Dresden, welcher aktiv in der freien Szene Sachsens und darüber hinaus agiert. Ihre Erfahrungen in der künstlerischen Praxis sind weltweit gefragt und generieren interessante, interdisziplinäre Kooperationen.

NICHOLAS DANIEL OBOE Nicholas Daniels ausgezeichnete Karriere begann, als er im Alter von 18 Jahren den BBC Young Musician of the Year Wettbewerb gewann. Als einer der bedeutendsten Solisten Großbritanniens ist er ein wichtiger Botschafter für Musik in vielen verschiedenen Bereichen geworden. Er wurde mit der renommierten Queen‘s- Medal ausgezeichnet. Er hat solistisch mit weltweit führenden Orchestern konzertiert und hat Werke von Komponist*innen wie Harrison Birtwistle, Henri Dutilleux, John Tavener und Michael Tippett uraufgeführt. Er ist Solo-Oboist der Britten Sinfonia, künstlerischer Leiter des Leicester International Festivals und Professor in Trossingen.

SIMEN FEGRAN HORN Der deutsch-norwegische Hornist war bereits Jungstudent in Hannover und studierte sodann in Rostock bei Michael Höltzel und Leipzig bei Thomas Hauschild und Bernhard Krug. Er sammelte früh Orchestererfahrung im Gustav Mahler Jugendorchester, an der Staatsoper Hannover und ist mittlerweile tiefer Hornist im Gewandhausorchester Leipzig. Simen ist regelmäßig zu Gast bei Orchestern wie dem Mahler Chamber Orchestra, City of Birmingham Symphony Orchestra, Staatskapelle Dresden, Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und Royal Concertgebouw Orchestra sowie großen Musikfestivals. Er ist Gründungsmitglied des Alma Mahler Kammerorchester. 68


MADELEINE FROCHAUX

VISUAL DESIGN

Die Kinderbuch-Illustratorin Madeleine Frochaux arbeitete zunächst in verschiedenen Kommunikationsagenturen, bildete sich mit Illustrationsworkshops beruflich weiter und spezialisierte sich auf die digitale Postproduktion für Werbung. 2009 gründete sie mit Alberto Bonetti das "Studio imperfect", das sich mit visueller und multimedialer Identität für Unternehmen und Agenturen beschäftigt. Als Mitbegründerin der Projekte That's a Mole!, Associazione Circolarte und Pagina37 entwickelt und verfolgt sie kulturelle Kommunikationsprojekte. Seit 2008 unterrichte sie am IED in Turin in den Kursen Illustration, Fotografie und Schmuckdesign.

CLAUDE FROCHAUX CELLO Der in Turin geborene Claude Frochaux absolvierte sein Studium mit der Bestnote bei Michael Sanderling und erhielt Master-Abschlüsse mit Auszeichnung in Essen und Madrid. Solo- und Kammermusikkonzerte führten ihn neben Italien und dem europäischen Ausland nach Nord- und Südamerika, Indien, China in die bedeutensten Konzertsäle. Als gefragter Kammermusiker ist er zu Gast bei zahlreichen renommierten Festivals. 2008 gründete er das Monte Piano Trio, mit dem er wichtige internationale Preise gewann, u.a. Maria Canals Barcelona, Schumann Frankfurt, Europäischer Wettbewerb Karlsruhe und Brahms Österreich. Er spielt ein Celoniatus aus Turin von 1720.

MOÏRA GILLIÉRON

BÜHNENBILD

Die in Berlin lebende Schweizerin Moïra Gilliéron studierte Szenografie in Zürich und Wien und war von 2013 bis 2015 Bühnenbildassistentin am Maxim Gorki Theater Berlin. Weitere Stationen ihrer Arbeit sind das Neumarkt Theater Zürich, die Schauspiele Düsseldorf, Graz, Bochum, Dresden und Zürich, die Staatstheater Braunschweig und Karlsruhe, Kaserne Basel, Ballhaus Ost und Hebbel am Ufer Berlin sowie das Market Theatre in Johannesburg. Sie war vertreten an den Autorentheatertagen Berlin, dem Radikal Jung, Heidelberger Stückemarkt und Schweizer Theatertreffen. Mit Ariane Koch und Zino Wey bildet sie die freie Gruppe GKW. 69


SASKIA GIORGINI KLAVIER Saskia Giorgini ist spätestens seit ihrem Gewinn des Internationalen Mozartwettbewerbs Salzburg regelmäßig von Kritikern gepriesen. Sie gastiert in den renommiertesten Häusern und Festivals, wie Teatro La Fenice Venedig, Elbphilharmonie, Mozarteum Salzburg, Konzerthaus & Musikverein Wien, Muziekgebouw Amsterdam, Seoul Arts Center. Als Solistin trat sie mit Orchestern wie dem Tokyo Metropolitan Symphony, Lodz Philharmonie, CBC Radio Orchestra Kanada unter Dirigent*innen wie Simon Gaudenz, Eliahu Inbal, Antonello Manacorda auf. Kammermusikalisch arbeitet sie zusammen mit renommierten Partner*innen wie Ian Bostridge, Martin Fröst und Janine Jansen.

MATTHEW HUNT

KLARINETTE

Matthew Hunt, einer der führenden Klarinettisten Europas, ist ein unverwechselbarer Musiker, der für die stimmliche Qualität seines Spiels und seine Fähigkeit mit dem Publikum zu kommunizieren, bekannt ist. Er genießt eine internationale Karriere als Solist und Kammermusiker. Derzeit ist er Soloklarinettist der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, Mitglied des britischen Bläserensembles Orsino und Professor für Kammermusik in Essen. Zu den nächsten Höhepunkten gehören Zusammenarbeiten mit dem ChiarascuroQuartett und mit den Komponist*innen Thomas Adès, Huw Watkins, Roxanna Panufnik und Thomas Larcher.

JOMI PANTOMIME JOMI, Josef Michael Kreutzer, zählt trotz seiner Hörbehinderung weltweit zu den Spitzenkünstlern seines Faches. Er studierte beim weltberühmten Pantomimen Marcel in Paris. Neben der Pantomime lernte er dabei u.a. auch Modern Dance, Schauspiel, Akrobatik, Fechten und Maskenspiel wodurch er für die unterschiedlichsten Stilrichtungen offen ist. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen wurden ihm zugedacht, Auftritte führten ihn auf fast alle Kontinente. JOMIs hervorragende Darstellungskunst äußert sich in enormer Wandlungsfähigkeit, hoher Sensibilität und großer Präzision. Neben Solovorstellungen gibt JOMI auch Workshops in Pantomime, Körpersprache und Kommunikation. 70


EDWARD KING CELLO Der in Berlin lebende Neuseeländer Edward King hat sich schnell als einer der hervorragendsten jungen Cellisten aus Austral-Asien etabliert, mit umfassender Konzerttätigkeit in seinem Heimatland wie im Ausland. Er ist Preisträger mehrerer renommierter Wettbewerbe, u.a. dem Witold Lutoslawski-Cello-Wettbewerb in Warschau, dem Cello Wettbewerb Markneukirchen und dem Krzysztof Penderecki-Cello-Wettbewerb. Edward ist Absolvent der Universität von Waikato, sowie des Leopold-Mozart-Zentrums Augsburg (Prof. Julius Berger) und der Universität der Künste Berlin (Prof. Wolfgang Emanuel Schmidt). Seit 2019 unterrichtet er an der Universität Augsburg.

MISHA LOEWENBERG

REZITATION

Misha Loewenberg studierte in München Theaterwissenschaft, Germanistik und Schauspiel. Es folgten Engagements in der Schweiz und am Oldenburgischen Staatstheater; dann aber studierte sie Medizin und wurde Frauenärztin – der Bühne blieb sie immer treu und spielte Rollen wie Marlene Dietrich von Ernest Walterson oder Annie Wilkes in Stephen Kings Misery. Die große Liebe zur Musik zeigt sie in eigenen Programmen mit Brechtliedern und Chansons von Boris Vian. Auf Sylt ist sie bekannt u.a. durch Lesungen von Arthur Schnitzlers Fräulein Else, der Marquise von O von Heinrich Kleist und A.R. Gurneys Love Letters.

SOPHIA LOTH MALEREI In Leipzig geboren, lebend und arbeitend, studierte sie an der Kunstakademie Münster bei Cornelius Völker und der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig als Meisterschülerin bei Heribert C. Ottersbach. Einzelaustellungen führten sie ins Forum Kunst Rottweil, die Städtische Galerie Bad Reichenhall, den Kunstverein Recklinghausen und die Galerie Tobias Naehring Leipzig. Sie wurde an zahlreichen Ausstellungen beteiligt, darunter im Erholungshaus Bayer Kultur Leverkusen, bei Beck & Eggeling Düsseldorf, der Triumph Gallery Moskau, im Forum Kunst Rottweil sowie der Kunsthalle Recklinghausen und im Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen. 71


JOHANNES MARMÉN

VIOLINE

Johannes Marmén genießt eine vielfältige, internationale Karriere als Kammermusiker und Orchesterleiter. Er studierte bei Radu Blidar und Carolin Widmann. Seit dem Gewinn der Streichquartett-Wettbewerbe in Banff und Bordeaux 2019 ist das Marmen Quartett eines der gefragtesten jungen Quartette mit Konzerten in der Berliner Philharmonie, Wigmore Hall und der Amsterdamer Quartett-Biennale sowie in Japan, Neuseeland und Nordamerika. Als Komponist zeitgenössischer Musik erhält er regelmäßig Kompositionsaufträge, die am Kings Place und im Berliner Konzerthaus aufgeführt wurden und bei Signum Records und Orchid Classics zu hören sind.

JOCHEN MISSFELDT

LITERATUR

Jochen Missfeldt, geboren 1941 in Satrup bei Schleswig, war Fliegeroffizier bei der Luftwaffe und studierte dann Musikwissenschaft und Philosophie. Er veröffentlichte die Romane „Solsbüll“, „Gespiegelter Himmel“, „Steilküste“ und „Sturm und Stille“, außerdem Erzählungen, Gedichte und die Biographie „Du graue Stadt am Meer. Der Dichter Theodor Storm in seinem Jahrhundert“. Im Jahr 2002 erhielt er den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis, später auch den Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein, sowie den Italo-Svevo-Preis. Jochen Missfeldt lebt in Nordfriesland.

PRIYA MITCHELL VIOLINE „Eine wunderbare, ebenso hochemotionale wie intellektuell neugierige Geigerin“ befand der Süddeutschen Zeitung über die in Oxford geborene Priya Mitchell, die ihren ersten Geigenunterricht an der Yehudi Menuhin School erhielt. Als Rising Star der European Concert Halls Organisation gab Priya bereits Konzerte in der Carnegie Hall, Wigmore Hall, Wiener Konzerthaus, Concertgebouw Amsterdam, Cité de la Musique Paris unter anderen. Priya Mitchell gründete das Oxford Chamber Music Festival, dessen Künstlerische Leiterin sie ist. „Dieses Festival sollte Oxford auf die Landkarte der klassischen Musikwelt bringen.“ (The Independent) 72


DIRK MOMMERTZ KLAVIER Dirk Mommertz studierte in Karlsruhe, Frankfurt, Paris und Köln. Er ist Gründungsmitglied des renommierten und preisgekrönten Fauré Quartetts mit welchem er weltweit konzertiert – u. a. in der Wigmore Hall, Berliner Philharmonie, Musikverein Wien, Teatro Colon Buenos Aires, Concertgebouw Amsterdam, in Tokio, Paris, New York. CDs bei Deutsche Grammophon und Sony Classical wurden mehrfach mit dem ECHO Klassik und von der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Er war Professor in Essen und Nürnberg, bevor er als Professor an die Münchner Hochschule berufen wurde. Er ist ein gefragter Dozent bei internationalen Meisterkursen.

PALUCCA HOCHSCHULE

TANZ

Als Pionierin des deutschen Ausdruckstanzes gründete Gret Palucca 1925 eine Schule auf der Grundlage ihrer Lehren. Die heutige Palucca Hochschule für Tanz Dresden hat eine langjährige, bedeutende Geschichte und ist Deutschlands einzige eigenständige Hochschule für Tanz. Sie verfügt über internationale Lehrende und renommierte Gastchoreograf*innen. Die Studierenden kommen aus über 30 Nationen, das Curriculum umfasst Klassischen und Zeitgenössischen Tanz sowie Improvisation. Ziel ist es, die traditionellen Grenzen zwischen den Tanzbereichen und -techniken zu überwinden und einen gemeinsamen Zugang zu finden.

MAXIMILIAN RIEFER

SCHLAGZEUG UND MARIMBA

Maximilian Riefer, Leiter des Profils Neue Musik an der Musikhochschule Lübeck, ist Percussionist und Dirigent. Zuvor war er Leiter der Schlagzeugabteilung an der Universiti Teknologi Mara Malaysia, Coach am Yong Siew Toh Conservatory Singapur und Gastdozent. Zudem ist er Leiter des Jakarta Modern Ensemble. Seine Schwerpunkte liegen auf der zeitgenössischen Musik Südostasiens, Improvisationen und neuen Konzertkonzepten. Er konzertierte u.a. beim Tokyo Experimental Festival, Wien Modern, Soundbridge Malaysia, two days and two nights of new music Ukraine und arbeitete u.a. mit Dieter Mack, Steven Schick und Johannes Fischer zusammen. 73


FRAUKE STEICHERT VIOLA Frauke Steichert begeisterte sich schon früh für alle künstlerischen Ausdrucksformen, sei es Musik, Tanz oder bildende Kunst. Mehr und mehr rückte jedoch die Musik in den Mittelpunkt. Ihr Studium führte sie nach Berlin, Cremona und Danzig. Derzeit ist sie stellvertretende Solobratschistin im Philharmonischen Orchester Bremerhaven und spielt regelmäßig bei Orchestern wie der Deutschen Oper oder Komischen Oper Berlin. Kammermusikalisch trat sie bei Festivals wie dem Warschauer Herbst, O/Modernt und Davos Festival auf. Langstreckenlauf, Vogelbeobachtung, Indisch kochen und Lesen von Mumin-Büchern gehören zu ihren vielfältigen Hobbys.

HUGO TICCIATI VIOLINE Als Geiger, Leiter und Dirigent nimmt Hugo Ticciati alle möglichen Formen der Kreativität in sich auf: Sei es bei Uraufführungen in den renommiertesten Konzertsälen der Welt, bei Improvisationen mit Mönchen in Indien oder bei der Erarbeitung innovativer Programme für seinen O/Modernt Festival und Chamber Orchestra, 2011 gegründet. Neben seiner Leidenschaft, die Musik früherer Epochen und nicht-westlicher Traditionen zu entdecken, widmet sich Hugo auch der Welt der zeitgenössischen Musik; mehr als vierzig Werke wurden ihm von einer Reihe bedeutender Komponist*innen gewidmet, darunter Erkki-Sven Tüür, Pēteris Vasks, Victoria Borisova-Ollas, Albert Schnelzer und Dobrinka Tabakova.

ALTE WÄSCHEREI

FLORISTIK

Herzensangelegenheiten. Gefühle. Das Unerwartete. Überraschungen. Besonderheiten. Das Außergewöhnliche. Dafür steht die ALTE WÄSCHEREI.Sylt mit Leib und Seele. Sie legen sich nicht fest, haben es sich genau deswegen zur Aufgabe gemacht, immer wieder Neues zu zeigen. Sie mischen und gestalten, wie es sie beliebt, am Keitumer Kreisel. Hier wird rotiert, hier entstehen Kreationen, Phantasien und Momente. Hier laufen die Möglichkeiten, wie sie sollen, garantiert in verschiedene Himmelsrichtungen. Eines haben sie gelernt, umgeben von all den Blumen und schönen Teilen: Liebe und Glück sind die einzigen Dinge, die mehr werden, wenn man sie teilt. Sie teilen gern. 74


INGO WENDT LICHTKUNST Ingo Wendt lebt und arbeitet in Ebertsheim/Pfalz und hat sich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Licht beschäftigt. Seit 2011 ist er künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule der Bildenden Künste Saarbrücken. Tätigkeitsschwerpunkte sind Kunst mit Licht, Kunst am Bau und kinetische Objekte sowie Lichtgestaltung. Es entstehen beispielsweise benutzbare Skulpturen oder skulpturale Stadtmöbel. Mit der Bewegung in seinen Arbeiten wird die Dimension der Zeit eingefangen. Gerne beweist er, dass mit einfachen Prinzipien hochwertige Bildprozesse abgerufen werden können. Auch kräftige Formen und Farben zeigt er mit einfachen Techniken.

DANA ZEMTSOV VIOLA Dana Zemtsov ist Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe und eine der vielversprechendsten internationalen Bratschensolistinnen ihrer Generation. Zu derzeitigen Höhepunkten gehören die Aufführung des Bartok-Bratschenkonzerts unter Daniel Raiskin, Auftritte im Concertgebouw mit dem Niederländischen Philharmonischen Orchester und ein Konzert in der Carnegie Hall. Dana wurde zum Internationalen Bratschenkongress als Ehrengast eingeladen, zusammen mit bekannten Bratschist*innen wie Ettore Causa, Bruno Giuranna und Tabea Zimmerman. Im Alter von 19 Jahren unterzeichnete sie einen exklusiven Plattenvertrag mit Channel Classics Records, mit dem sie seither fünf Alben veröffentlicht hat.

WOLLEN SIE MEHR WISSEN? Scannen Sie den QR Code, um noch mehr über die Musiker*innen und Künstler*innen des KmfSylt zu erfahren.

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KONZERTE und ZEITEN SAMSTAG 23.07 COLOURS

20 Uhr ° WESTERLAND Eröffnungskonzert ° Stadtkirche St. Nicolai ° Musik und Lichtkunst Seite 12

SONNTAG 24.07 HEIMAT?

14 Uhr ° KEITUM Freundeskreiskonzert ° Kontorhaus ° Musik und Malerei Seite 16

MONTAG 25.07 MIRRORS

11.30 Uhr ° KLAPPHOLTTAL ° Akademie am Meer ° Musik und Tanz Seite 24

FERMATE REPRISE BEETHOVEN FREEDOM

20 Uhr ° MORSUM ° Kirche St. Martin ° Musik und Pantomime

Seite

28

KAMMERMUSIK TO GO

20 Uhr ° WESTERLAND ° Strandhotel Wyn ° Seite 22

Die Tageskasse und die Festival-Bar öffnen jeweils 45 Minuten vor den Konzerten. Genießen Sie ein erfrischendes Getränk und einen gemeinsamen Moment vorm Musikgenuss. Der Einlass beginnt ca. 20 Minuten vor Konzertbeginn. Das Eröffnungs- und Abschlusskonzert haben eine Pause, alle anderen Konzerte nicht.

FREUNDESKREIS-EXTRA:

Sind Sie Teil des Freundeskreises des KmfSylt? Dann reservieren wir gerne Plätze für Sie. Bitte geben Sie uns Bescheid, zu welchen Konzerten Sie kommen möchten. 76


MITTWOCH 27.07 WUNDERKINDER

DIENSTAG 26.07 DIE POESIE DER STILLE

10.30 Uhr ° LIST ° Erlebniszentrum Naturgewalten ° Workshop mit JOMI Seite 32

LA DOLCE VITA

15 Uhr ° MORSUM ° Muasem Hüs ° Musik und Gelato Seite 34

ZAUBERWELTEN

20 Uhr ° WESTERLAND ° Dorfkirche St. Niels ° Musik und Bühnenbild Seite 38

KAMMERMUSIK TO GO

22 Uhr ° WESTERLAND ° BeachHouse ° Seite 42

12 Uhr ° KEITUM ° Sylt Museum ° Musik und Floristik

Seite

44

KAMMERMUSIK TO GO

18.30 Uhr ° WESTERLAND ° roy ° Seite 48

WAHNSINNSLIEBE

21 Uhr ° KLAPPHOLTTAL ° Akademie am Meer ° Musik und Rezitazion Seite 50

DONNERSTAG 28.07 OSTWIND

12 Uhr ° WESTERLAND ° Dorfkirche St. Niels ° Musik und Literatur Seite 54

ZEHN

20 Uhr ° KEITUM Gran Finale ° Friesensaal ° Musik und Visual Design

Seite

58

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LIST ° Naturgewalten

KLAPPHOLTTAL ° Akademie am Meer

WESTERLAND ° Strandhotel Wyn ° Stadtkirche St. Nicolai ° Dorkirche St. Niels ° Roy

KEITUM ° Sylt Museum ° Kontorhaus ° Friesensaal

MORSUM ° Kirche St. Martin ° Muasem Hüs

NACHHALTIG ZUM KONZERT Komm doch mal mit Bus oder SyltRIDE zum nächsten Konzert. Einfach Start- und Zielpunkt in der SyltGO! App eingeben, Verkehrhrsmittel und Tarif auswählen und bequem in der App bezahlen. Und schon fährst du umweltfreundlich mit dem ÖPNV oder gemeinsam mit anderen im Minibus zum Musikgenuss. 78


ORTE und PREISE FESTIVALPASS

nur 129 Euro

Erhältlich direkt beim Kammermusikfest Sylt info@kmfsylt.de 04651 44 95 33 3 und an der Tageskasse.

KONZERTPREISE ERÖFFNUNG & ABSCHLUSS KONZERTE WORKSHOP TEA TIME KONZERT KAMMERMUSIK TO GO

25 EURO 20 EURO FREI 12 EURO SPENDE

BIS 29 JAHRE EINTRITT FREI KARTEN ERHÄLTLICH an allen VVK-Stellen auf der Insel (u.a. Kurhäuser) online unter www.insel-sylt.de telefonisch unter 0465199 80 sowie an der Tageskasse. 79


DANKE folgenden Personen für ihre Hilfe

Harald und Friederike Ruths, Gabriella und Jean-Marie Frochaux, Gerd Rathjen, Renate Frank-Kruse, Familie Bonetti, Familie Meineri, Norbert und Sibylle Scheewe, Anja Lochner, Regine Erken, Christian Bechmann, Simon Ulrich, Roy und Simone Komorr, Jan Scharfe, Lukas Fendel, Barbara Bentlage, Matthias Strasser, Melanie Steur, Maren Ehmke, Sven Lappoehn, Alexander Römer, Christiane Winter-Thumann und Alexander Winter, Susanne Brunner, Gesa Michahelles, Bettina Jensen, Ingo Pohl, Sylter Werkstätten, Nikolas Häckel, Frauke Wehrhahn, Holger Bünte, Sylt Marketing GmbH, Tobias Enkelmann, Joachim Wussow, Christian Dieditz.

Werden auch Sie FESTIVALBOTSCHAFTER*IN UND GEBEN SIE DIE FREUDE AM FESTIVAL WEITER!

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TEAM claude frochaux künstlerische leitung malte ruths geschäftsführung kathrin rusch presse & öffentlichkeit juliane tegtmeyer fundraising friederike hecker künstlerbetreuung anahí pérez produktion ronny berg küche yona sophia jutzi, leander dietel organisation ralph kühn klavierstimmung imperfect.it grafik acid rain house foto & video

KAMMERMUSIKFEST SYLT

Das Kammermusikfest Sylt ist ein Projekt des gemeinnützigen KammerMusica e.V., entstanden 2012 auf Sylt.

KammerMusica e.V. Norderheide 16a | 25999 Sylt tel & whatsapp: 04651 44 95 33 0 info@kmfsylt.de | www.kmfsylt.de 81


ZEHNJAHREKMFSYLT





DIE SCHWESTER DES KMFSYLT IN FRANKFURT Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst

WAS IST MUSICA+ Mitten in der Stadt und doch im Grünen, zwischen spielenden Kindern, spazierenden Rentner:innen und schwitzenden Jogger:innen liegt die wunderschöne Orangerie. Inspiriert von diesem einzigartigen Ort haben Claude Frochaux, Cornelia Walther und Malte Ruths MUSICA+ in der Orangerie ins Leben gerufen, die Kammermusikreihe für alle Generationen. So wird die Orangerie zu einem kulturellen Treffpunkt über das ganze Jahr hinweg.

WILKOMMEN IN DER WELT VON MUSICA+ Nach der Gründung 2018, feiert MUSICA+ 2022 sein fünfjähriges Jubiläum mit fünf Konzertprojekten im März, Mai, Juli, September und November: fünf Jahreszeiten, die ihr Publikum in fünf ganz verschiedene Welten eintauchen lässt. Bei Kerzenschein im Abendkonzert, mit Sonnenschein beim Familienkonzert und mit Offenheit für alle, die Klassik entdecken wollen und auf abwechslungsreiche Formate neugierig sind.


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